JOURNAL 28|2010 | WINTERSEMESTER « Y D L O H T R A B N H O S S L E D N E M X I L E F » HMT der an Max-Reger-Forum Julia und Romeo E Sommertheater T H C I R E B HMT der an N E T H Alumni-Treffen 2. C I R H C A N I N M U L A Bildung Musikalischen zur Aktionstag HMT der an Gremien Geänderte Irrfahrt auf Büste Mendelssohn- Gestohlene L L E U T K A T M H

R Ü F E L U H C S H C O H R E D R E T A E H T D N U K I S U M

T F I R H C S T I E Z 2009 November 4. am HMT der Stiftung der Gründung E G A L I E B Taiwan in tonalrausch Eirich Katharina für B Musical L A Förderpreis H R E S S U E A T H C I R E B Huber Klaus Prof. für doktorwürde HMT-Ehren- Erste Presse der Spiegel im dahin“ sind Wünsche „Alle produktion Musiktheater- G I Z P I E L

Foto: Wolfgang Zeyen INHALT

Editorial 3

HMT AKTUELL Stiftung der HMT Leipzig am 4. November 2009 gegründet 4 Gewandhauskonzert des HSO und CD-Neuerscheinung 5 Geänderte Strukturen und Gremien an der HMT 6 Mendelssohn-Büste auf Irrfahrt zum Friedhof 8 Aktionstag zur Musikalischen Bildung – ein Interview 9 CMM und CEKM – 500 neue Notenbände in der Bibliothek 14 DAAD-Preisträger und Bayreuth-Stipendiaten der HMT gekürt 14 Vergessene Jubiläen 16 Musikgeschichte(n) 17 „Höre Er und konzentriere sich!“ – Die Anekdote 19

28|2010 | WINTERSEMESTERALUMNI NACHRICHTEN 2. Alumni-Treffen am 4. November 2009 in der HMT 20 Zum „Zehnjährigen“ des Vocalconsorts Leipzig 24 Alumni hinter den Reglern – die FWL Tonstudios in Wachau 25

BERICHTE MAI – Reger-Forum an der Hochschule 26 JUNI – Die Musiktheaterproduktion Alle Wünsche sind dahin im Spiegel der Presse 28 JUNI – City of Angels in der Musikalischen Komödie 30 JUNI – Improvisationsfestival an der HMT 31 JULI – Romeo und Julia – Sommertheater der Schauspielstudierenden – eine Bildergeschichte 32 JULI/AUGUST – Euro Music Festival und Academy an der Hochschule 35 AUGUST – 2. Europäische Orgelakademie 36 SEPTEMBER – Singing Day 37 OKTOBER – Scatworkshop mit Norbert Gottschalk 38 NOVEMBER – Song-Interpretationsworkshop mit Musicalstar Ethan Freeman 38 OKTOBER/NOVEMBER – Orgelimprovisationswettbewerb 39 NOVEMBER – Arbeitstagung der FR Dramaturgie 40 NOVEMBER – Ehrendoktorwürde für Prof. Klaus Huber 42 NOVEMBER – Workshop Beatboxing und Vocalarranging 43

BERICHTE AUSSERHALB Jazzabende im Schille-Theaterhaus 44 Jugend kulturell Förderpreis 2009 „Musical“ in Hamburg

JOURNAL für Katharina Eirich (HMT) 45 Interview mit den Jazz-Nachwuchsstipendiaten der Marion-Ermer-Stiftung von 2008 und 2009 46 Das Ensemble tonalrausch in Taiwan 47 Impressionen vom 2nd Solhi Al Wadi Piano Competition for the Youth in Damaskus 48 Zu Gast beim 5. Kongress für interdisziplinäre Musikologie in Paris 49

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 1 INHALT

20. Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender vom 21. bis 27. Juni 2009 in Zürich 50 Wagner-Stipendiat und Dirigierstudent als Tastenzauberer: Cheng Jie Zhang 51 Über vergangene und zukünftige Gewinner des a-cappella-Festivals 52 Preis für Ausstellung Musik in der Bibel in Bad Elster 53 Einblicke in den Internationalen Aeolus-Bläserwettbewerb 2009 an der Hochschule Düsseldorf 54

AUS DEM FREUNDESKREIS Herausgeber: Bericht von den Jahreshauptversammlungen 2009 56 Der Rektor der Hochschule für Musik und Theater, Prof. Robert Ehrlich NOTIZEN 57 Dr. Katrin Schmidinger/Leitung (KS) PERSONALIA Gilda Abbey Neu an der HMT: Prof. Hartmut Hudezeck, Matthias Maierhofer, Martina Föhrig Steffen Reinhold und Jörg Singer 60 Johanna Steinborn Neue Personalia aus der Bibliothek 62 Christian Fischer Prof. em. Gerd Schlotter zum 80. Geburtstag am 15. Januar 2010 63 25-jährige Dienstjubiläen 63 Redaktionsschluss: Zum Gedenken an Prof. Achim Beyer 64 1. Dezember 2009

NEUERSCHEINUNGEN Anschrift der Redaktion: CD von Pianistin Alexandra Oehler 66 Grassistraße 8, 04107 Leipzig Hochschulschriftenreihe öffentlich präsentiert 67 Telefon (0341) 2144 645 Das Mendelssohn-Werkverzeichnis 68 Fax (0341) 2144 521 Briefedition zu Robert und Clara Schumann 69 [email protected] www.hmt-leipzig.de VORSCHAU Leipziger Musikgeschichten am 8./9. Mai 2010 70 Layout: graphik/design Jürgen B. Wolff Die Zauberflöte im Schloss Brandis – Premiere am 8. Juni 2010 71 Herstellung: PögeDruck Leipzig-Mölkau Die Lybische Talestris in Bad Lauchstädt und Leipzig im Juni 2010 72 Improwinter an der Palucca-Schule Dresden vom 8. – 12. Februar 2010 72 Hinweis: Mit vollem Namen gekenn- zeichnete Artikel geben nicht unbedingt BEILAGE die Meinung des Herausgebers oder Zur Gründung der Stiftung der HMT Leipzig am 4. November 2009 der Redaktion wieder. Kürzungen und Rede von HMT-Rektor Prof. Robert Ehrlich 2 redaktionelle Änderungen behält sich Grußworte der Präsidenten und Porträts der Stiftungsgründer 8 die Redaktion vor.

2 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 EDITORIAL

Ende Neu – auch in der HMT?

Liebe Leserinnen und Leser, Sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des MT-Journals, der 4. November 2009 war im jetzt zu Ende gehenden Wintersemester ein bedeutender Tag für unsere Hoch- da ich in der Beilage zur Stiftungsgründung ausführlich zu schule: Am 162. Todestag von Konservatoriumsgründer Wort komme, fasse ich mich an dieser Stelle absichtlich und Namenspatron Felix Mendelssohn Bartholdy wurde kurz. Sie halten die bislang umfangreichste Ausgabe des die Stiftung der Hochschule für Musik und Theater MT-Journals in Ihren Händen, in der Sie neben vielen Leipzig ins Leben gerufen. Vom Gründungsakt berichtet anderen Beiträgen Hinweise auf die folgenden Verände- die Beilage dieses MT-Journals ausführlich. rungen finden werden: Doch auch noch andere wichtige Veranstaltungen hatte jener Tag zu bieten: Am Vormittag fand das 2. Alumni- „ENDE“ Treffen statt, worüber Sie sich in der Rubrik Alumni Kuratorium Nachrichten informieren können. Und am Abend lud das Vorläufiger Senat Hochschulsinfonieorchester (HSO) wie schon seit einigen Diplomstudiengänge Jahren üblich in den Großen Saal des Gewandhauses ein. Fachrichtung Musikwissenschaft/ Premiere dabei: Alle Besucher erhielten eine Geschenk- Musikpädagogik/Sprachen CD mit einer Aufnahme des HSO, die bei dem Konzert Fachrichtung Schulmusik im Jahr zuvor entstand. Über diesen Abend und die CD Fachrichtung Schauspiel lesen Sie bitte in der Rubrik HMT aktuell. Eine Veranstaltung ganz anderer Art fand am 19. „ N E U “ November 2009 statt. Die HMT beteiligte sich wie alle Hochschulrat anderen deutschen Musikhochschulen auch am bundes- Senat weit stattfindenden Aktionstag Musikalische Bildung. Kanzler In einem farbenfrohen musikalischen Marsch zogen Bachelor- und Masterstudiengänge Studierende und etwa 270 Schüler Leipziger Schulen zu Institut für Musikpädagogik Musik von Michael Jackson, Wolfgang Amadeus Mozart Institut für Musikwissenschaft und Samba-Rhythmen vom Bachdenkmal in die Hochschu- Schauspielinstitut Hans Otto le. Über Hintergründe und Details dieser Kampagne gibt Stiftung der HMT ein ausführliches Interview nebst zahlreichen Fotos ebenso in HMT aktuell Auskunft. Falls Sie sich fragen, ob die HMT bei so vielen Neuig- Selbstverständlich finden Sie in diesem Heft auch keiten ihre Bodenhaftung zu verlieren droht, so hoffe ich, wieder zahlreiche andere Berichte – dieses Mal aus dass die vielseitigen Beiträge des Journals Sie beruhigen Syrien, Taiwan oder aus Zürich sowie eine bebilderte werden. Am Besten überzeugen Sie sich jedoch selbst Übersicht zu neuen Gremien an der Hochschule und in Person: Die Ergebnisse unserer Arbeit stellen wir und und und ... während der Unterrichtszeit jeden Tag in mehreren – Eine angenehme, bereichernde Lektüre und eine meist kostenlosen oder sehr günstigen – öffentlichen erholsame, studienfreie Zeit wünscht Ihnen Veranstaltungen unter Beweis. Nach wie vor bleibt die HMT der größte Kulturträger der Stadt und Region Ihre Pressereferentin Leipzig. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Dr. Katrin Schmidinger

Ihr Prof. Robert Ehrlich Rektor

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 3 HMT AKTUELL

100 000 € als kapitaler Grundstock „Stiftung der Hochschule für Musik und Theater Leipzig“ gegründet

v.l.n.r.: Die Gründungsstifter Dr. Peter Syska (3. Vorsitzender des Freundes- kreises der Hochschule für Musik und Theater), Dr. Wulff O. Aengevelt (Aengevelt Immobilien & Co. KG Düsseldorf), Klaus-Dieter Barbknecht (Vorstand Kaufmännisches Personal VNG – Verbundnetz Gas AG), Patrik Fahrenkamp (Vorstand Leipziger Stadt- bau AG und 1. Vorsitzender des Freun-

n deskreises), Olaf Krüger (Academic

g Zeye Relations „Stiftung 100 Jahre Yamaha n ga

f e.V.“) sowie Prof. Robert Ehrlich (Hoch- schulrektor und 2. Vorsitzender des

Foto: Wol Freundeskreises)

it einem öffentlichen Festakt Monarchen für die Schaffung eines werden konnte, war wieder bürgerli- wurde am 4. November 2009, Conservatoriums der Musik – dem da- ches Engagement ausschlaggebend: Der Mdem 162. Todestag von Hoch- mals ersten in Deutschland – zu gewin- Freundeskreis der HMT brachte da- schulnamenspatron Felix Mendelssohn nen. mals eine Summe von einer Million DM Bartholdy, die „Stiftung der Hochschu- Nach der Unterstützung von Lehre auf, die als Voraussetzung für eine Bau- le für Musik und Theater Leipzig“ ins und Studium durch private Stiftungen finanzierung durch den Freistaat Sach- Leben gerufen. Als deren Präsidenten auch während der folgenden 100 Jahre sen galt. konnten die Schauspielerin Nadja Uhl bedeutete die Zeit des NS-Regimes ei- Auch wenn jetzt die Häuser, Säle, und der Dirigent Fabio Luisi gewonnen nen dramatischen Einschnitt für die Bühnen und das Instrumentarium wei- werden. Als Gründungsstifter beteilig- Hochschule: Durch den Krieg wurden testgehend wiederhergestellt sind, steht ten sich neben dem Freundeskreis der wichtige Gebäude, Instrumente und an- die Leipziger Bildungsstätte heute vor Hochschule, der zugleich Träger der dere Bestände zerstört. Auch fand die einer neuen großen Herausforderung: Stiftung ist, die namhaften Unterneh- frühere Art der privaten Förderung Für die Sicherung von Lehre und Stu- men Verbundnetz Gas AG, Aengevelt dort ebenso wenig Platz wie im späteren dium muss sie erneut mit einem unab- Immobilien GmbH & Co. KG Düssel- Staatssystem der DDR. hängigen Vermögen ausgestattet wer- dorf, Leipziger Stadtbau AG und die Als 2001 der Neubau des Großen den, um Stipendien, Stiftungsprofes- Stiftung 100 Jahre Yamaha e.V. Saals in der Hochschule eingeweiht suren und Stiftungslehraufträge finan- Mit der Stiftungsgründung schloss zieren zu können. sich historisch gewissermaßen ein Bo- Als kapitaler Grundstock steht dafür gen: Als Mendelssohn 1843 das dama- Ausführlicher befasst sich mit der jetzt ein Vermögen von 100 000 Euro lige Conservatorium der Musik ins Stiftungsgründung die BEILAGE zur Verfügung. Damit wurde ein deut- Leben rief, spielte privates Stiftungska- dieses MT-Journals. Dort finden liches Zeichen für die Zukunft der HMT pital eine Rolle. Denn 1839 hinterließ Sie die Rede von Hochschulrektor gesetzt. Oberhofgerichtsrat Heinrich Blümner Prof. Robert Ehrlich anlässlich des Professoren der Hochschule um- für König Friedrich August II. eine Festaktes, Grußworte der Präsi- rahmten den Festakt musikalisch. Dar- Summe von 20 000 Talern zur Förde- denten der Stiftung sowie Porträts geboten wurden einige Sätze aus Schu- rung eines Instituts für Kunst oder Wis- der Gründungsstifter. berts Forellenquintett. senschaft. Mendelssohn gelang es, den RE/KS

4 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 HMT AKTUELL

Düsseldorfer Uraufführung und Leipziger CD-Geschenk

999 Besucher beim Gewandhauskonzert des Hochschulsinfonieorchesters ert Mothes

G am 4. November 2009 Foto:

eit 2006 ist es unterdessen Tradi- erfüllen: So wies das Booklet auf die kurz Zum Abschluss er- tion, dass das Hochschulsinfonie- zuvor gegründete Stiftung hin. Und ein klangen Modest Mus- Sorchester (HSO) sich an einem dezent hinter dem Booklet verborgener sorgskis Bilder einer Abend pro Jahr im Großen Saal des Überweisungsträger wird unterdessen Ausstellung in der In- Leipziger Gewandhauses hören lässt. vielleicht den Einen oder Anderen dan- strumentierung von Konzerttag ist meist der 4. November, kenswerterweise zu einer Spende für die Maurice Ravel. Wie also der Todestag von Konservatoriums- Stiftung animiert haben. auch schon nach den gründer, Namenspatron und – in die- Besonders erfreulich an diesem Abend: einzelnen Werken sem Zusammenhang nicht zu vergessen Offiziell erschienen 999 Besucherinnen (und besonders nach – Gewandhauskapellmeister Felix Men- und Besucher zum Konzert. Auf dem Tschaikowski) gab delssohn Bartholdy. Programm stand zunächst Mendels- es großen Jubel im Saal, vor allem 2009 gab es jedoch eine Premiere: Je- sohns Konzertouvertüre Die Hebriden durch die zahlreichen Kommilitonen, der Konzertbesucher erhielt an den Ge- op. 26, danach das immer wieder gern die zuhörten. wandhaus-Saaltüren von Studierenden gehörte 1. Klavierkonzert b-Moll op. 23 Von den insgesamt 1 300 CDs sind der Hochschule eine CD geschenkt. In von Peter Tschaikowski. Den an- übrigens bereits 1 200 verschenkt wor- diesen Genuss gekommen waren am spruchsvollen Solopart übernahm der den – so auch auf der kleinen Konzert- Vormittag schon die Teilnehmer des erst 20-jährige Südkoreaner Da Sol tournee, die das HSO am 5. November 2. Alumni-Treffens (siehe Alumni-Nach- Kim, der an der HMT bei Prof. Gerald nach Dresden (Hochschule für Musik richten, S. 20f.) und am Nachmittag das Fauth studiert und die Medien sogar im Carl Maria von Weber) und am 6. No- Publikum, das zur Stiftungsgründung Nachhinein noch interessierte. Nach vember nach Berlin (Universität der anwesend war (siehe S. 4 und die MT- der Pause (dieser zweite Konzertteil Künste) unternahm. Journal-Beilage). Eingespielt ist – quasi war der Universität anlässlich ihres Ein Gewandhauskonzert gibt es si- als Erinnerung an das Gewandhauskon- 600-jährigen Jubiläums gewidmet) hob cherlich wieder im November 2010 zu zert vom 8. November 2008 – das Kon- das HSO die Zwei Orchesterstücke des hören. Vielleicht dürfen sich die Besu- zert für Orchester (Sz 116) von Béla Bartók Düsseldorfer Komponisten und Profes- cher dann auch über eine neue CD des unter der Leitung von HSO-Chef Prof. sors Manfred Trojahn aus der Taufe, Orchesters freuen. Ulrich Windfuhr. Natürlich sollte die der an diesem Abend gemeinsam mit Dr. Katrin Schmidinger CD auch einen gewissen Werbezweck seiner Frau anwesend war.

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 5 HMT AKTUELL

Hochschulrat statt Kuratorium, erweiterter Senat statt Konzil und umbenannte Institute

uswirkungen des neuen Sächsi- (Generalbundesanwältin des Bundes- bewerben können (vgl. § 82 Abs. 3). A schen Hochschulgesetzes (Sächs gerichtshofes), Prof. Frithjof Martin So soll einer der vorgeschlagenen HSG), das bereits am 10. Dezember Grabner (unterrichtet an der HMT Kandidaten auch ein Nicht-HMT- 2008 erlassen wurde, zeigen sich im Fach Kontrabass) und Dr. Martin Angehöriger sein. durch geänderte Strukturen und Krumbiegel (unterrichtet am HMT- Mit dem Hochschulrat an der HMT Gremien nun auch an der HMT. Institut für Musikwissenschaft). hat sich unter den vier Leipziger staat- So gibt es künftig statt des Kura- Der Hochschulrat ist in der Art lichen Hochschulen das erste Gremium toriums einen fünfköpfigen Hoch- eines Aufsichtsrates einer Aktienge- dieser Art etabliert. schulrat. Die Ernennungsurkunden sellschaft in grundlegende wirtschaft- überreichte Rektor Prof. Robert liche und strategische Entscheidungen udem wurde am 24. und 25. Ehrlich im Beisein der beiden Pro- eingebunden. Laut § 86 Abs. 6 des Z November 2009 für fünf Jahre rektoren Prof. Dirk Vondran und SächsHSG tagt er im Grundsatz ohne Amtszeit ein neuer Senat gewählt. Prof. Hanns-Martin Schreiber und das Rektoratskollegium. Dessen Tätigkeitsbereiche umfassen des Kanzlers Wolfgang Korneli am Die erste Sitzung fand im Anschluss u. a. den Erlass von fakultätsübergrei- 3. Dezember im Rektorat. Die an die Ernennung statt. Bei dieser wur- fenden Ordnungen, Stellungnahmen Mitglieder des Hochschulrates sind de ein Zeitplan für die Rektorenwahl zur Einrichtung und Aufhebung von bekannte Persönlichkeiten des öffent- im Sommer 2010 erstellt und die Ent- Studiengängen, gemeinsame Sitzungen lichen Lebens und beraten künftig scheidung getroffen, welche Mitglieder mit dem Hochschulrat einmal jährlich, unter der Leitung von Dr. Eckart Hien des Hochschulrates mit zur Auswahl- Wahl der Prorektoren oder Stellung- (Präsident des Bundesverwaltungsge- kommission gehören sollen, die nach nahmen zum Jahresbericht des Stu- richts a. D.): Iris Weidinger (Finanz- § 82 Abs. 5 eine Vorschlagsliste er- dentenwerks und zum Tätigkeitsbe- vorstand European Energy Exchange stellen soll. Erstmals wird sich auch ein richt der Gleichstellungsbeauftragten. AG Leipzig), Prof. Monika Harms Außenstehender auf das Rektorenamt Mitglieder sind:

Hochschullehrer:

Prof. Roland Schubert, Prof. Dr. Constanze Prof. Werner Neumann, Prof. Dr. Petra Stuber, Prof. Ulf Manhenke, Prof. Jörg Michael Gesang Rora, Musikpädagogik Jazz/Popularmusik (instr.) Dramaturgie Schauspiel Thomé, Fagott

Mitarbeiter: Studierende:

Dr. Ute Fries, Ltr. Referat Kornelia Pfau, Ltr. Referat Prof. Frank Peter, Philipp Richter, Julia Keiling, Studienangelegenheiten Finanzen/Haushalt/Personal Klavier/Musikpädagogik Jazzklavier Schauspiel

6 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 HMT AKTUELL

Geänderte Strukturen und Gremien an der Hochschule

em erweiterten Senat, der die D Aufgaben des früheren Konzils wie die Abstimmung über die Grund- ordnung und die Wahl des Rektors übernimmt, gehören zusätzlich an: die Hochschullehrer und Professoren Berthold Schmid, Stefan Engels, Silvia Zygouris, Dr. Christopher Wallbaum, Uta Ernst, Rainer Lautenbach, Dietmar Nawroth, Ulrich Windfuhr, die HMT-Mitarbeiter Stefan Schön- knecht, Martina Thomasius, Prof. Helga Sippel, Dr. Barbara Wiermann und die Studierenden Charlotte Hacker, Felix Görg, Milena Schuster und Nedime Ince.

uch einige Umbenennungen A traten in Kraft: S

So sind die Fachbereiche I bis III Foto: K jetzt als Fakultäten I bis III zu bezeich- nen. Die Leipziger Schauspieleraus- Der neue Hochschulrat: Dr. Eckhart Hien, bildung, die vormalige Fachrichtung Fakultät I Prof. Monika Harms, Dr. Martin Krumbiegel, Schauspiel der HMT, ist jetzt das Dekan: Prof. Wolfgang Mäder Iris Weidinger und Prof. Frithjof Martin Schauspielinstitut Hans Otto. Damit – FR Streichinstrumente/Harfe Grabner (v.l.n.r.) kehrt der Name des deutschen – FR Blasinstrumente/Schlagzeug Schauspielers, der 1933 im Alter von – FR Jazz/Popularmusik nur 33 Jahren von den Nazis ermor- (instrumental) ußerdem neu gewählt wurden det wurde – ein Fenstersturz sollte – FR Dirigieren/Korrepetition A die Fakultätsräte, die Gleichstel- einen Selbstmord vortäuschen – nach – FR Klavier lungsbeauftragten, die Fachschaftsräte Leipzig zurück. Bis 1992 trug die und der Studentenrat. Leipziger Theaterhochschule diesen Ehrennamen und wurde dann der Fakultät II eu im Amt ist auch Oliver damaligen Musikhochschule „Felix Dekanin: Prof. Anne-Kathrin Gummich N Grimm. Der Jurist trat die Mendelssohn Bartholdy“ angegliedert. – FR Gesang/Musiktheater Nachfolge von Wolfgang Korneli – Schauspielinstitut Hans Otto an, der vom 1. Januar 2002 bis 31. mbenannt worden sind zudem – FR Alte Musik Dezember 2009 an der Hochschule U die Fachrichtung Schulmusik – FR Jazz/Popularmusik (vokal)/ tätig war. Eine ausführlichere Vorstel- (jetzt: Institut für Musikpädagogik) Musical lung des neuen und eine Verabschie- und die Fachrichtung Musikwissen- dung des alten Kanzlers finden Sie schaft/Musikpädagogik/Sprachen im nächsten MT-Journal. (jetzt: Institut für Musikwissenschaft). Fakultät III KS Außerdem wurde die Fachrichtung Dekan: Prof. Martin Kürschner Jazz/Popularmusik/Musical geteilt – Institut für Musikpädagogik (siehe Kasten), und auch die Zuord- – Kirchenmusikalisches Institut nung der Fachrichtungen bzw. – FR Dramaturgie Institute zu den einzelnen Fakultäten – FR Komposition/Tonsatz hat sich geändert: – Institut für Musikwissenschaft

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 7 HMT AKTUELL

Nach Raub vom Hof des HMT-Gebäudes Dittrichring: Mendelssohn-Büste auf Irrfahrt zum Friedhof

urz vor Weihnachten Bürger um ihre Mithilfe und setze 1000 € Belohnung zur Er- Ksorgte der wohl erste greifung der Täter und hoffentlich Wiederbeschaffung aus. Kunstraub in der Geschich- Gemeinsam können und müssen wir erreichen, dass die von dem renommierten Bildhauer Karl-Heinz Klein geschaffene te der HMT für gehörige Mendelssohn-Büste an ihren Platz zurückkehrt.“ Aufregung – und einen ent- Als dieser Aufruf am Freitag und Sonnabend (18. und 19. sprechenden überregionalen Dezember) in den Medien erschien, nahmen die Ereignisse Medienrummel gab’s gratis ihren Lauf: Noch am Sonnabend ging ein anonymer Anruf bei der Krinminalpolizeiinspektion Leipzig ein, und Beamte dazu: Die Mendelssohn- konnten den Mendelssohn-Kopf gegen 17 Uhr auf dem Con- Büste des Düsseldorfer newitzer Friedhof sicher stellen. Die Büste war in einen Kar- Bildhauers Karl-Heinz Klein rchiv ton verpackt worden und glücklicherweise unversehrt ge- A war in der Nacht vom 15. blieben. Nach einem Montag mit wieder viel Medienrummel Foto: zum 16. Dezember 2009 in der Pressestelle rief am Dienstagmorgen bereits um 7.05 Uhr Kriminalhauptkommisar Günter Gehrke an und hin- vom Hof des Gebäudes Dittrichring 21 gestohlen terließ als Nachricht auf dem Anrufbeantworter: „Die Büste worden. In der Regel ist dieses Areal bis 22 Uhr frei kann wieder abgeholt werden.“ Wie der HMT-Pressestelle zugänglich. Der oder die Täter hatten den etwa 15 knapp vier Stunden später außerdem mitgeteilt wurde, Kilogramm schweren Bronzeguss vom Granitsockel konnten keine Fingerspuren, jedoch durch den Hand- fachmännisch abgeschraubt, vermutlich sofort in ein schweiß der Täter DNA-Spuren gesichert werden. Außer- dem lag dem Karton ein Bekennerschreiben bei – ein mit Auto geladen und abtransportiert. Den Wert des zittriger Schrift verfasster Aufruf an die Leipziger Bürger, Kunstwerks schätzte die Polizei auf etwa 9 000 Euro. wachsam mit ihren Kunstwerken umzugehen ... Die Spurenauswertung wird nun etwa vier Monate in An- oben: Der Rektor Prof. Robert Ehrlich sprach von einem „unermess- spruch nehmen. Bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse den Düssel- lichen ideellen Verlust“. Denn die Hochschule hatte die Bü- Untersuchungen folgen. dorfer Bild- ste anlässlich der Einweihung des Zweitgebäudes im No- Inzwischen herrscht natürlich Erleichterung – sowohl an hauer Karl- vember 2002 als Geschenk erhalten. Spender und Sponsor der Hochschule als auch bei Aengevelt Immobilien in Düs- Heinz Klein war Dr. Wulff Aengevelt (Aengevelt Immobilien Düssel- seldorf. Und aufgrund des (nur) anonymen Hinweises kann mit dem dorf), der der HMT schon seit vielen Jahren als enger Freund Dr. Wullf Aengevelt die ausgelobten 1 000 Euro nun gerne Gipsmodell und Förderer verbunden ist – nicht zuletzt durch seine Mit- anderweitig verwenden. der Mendels- gliedschaft im Kuratorium des Freundeskreises der Hoch- Ja, und die Büste? Da das HMT-Referat Innerer Dienst sohn-Büste schule, dem er seit 2009 vorsteht. erst zum neuen Jahr wieder vollzählig besetzt war, musste sie Aengevelt reagierte ebenfalls mit Entsetzen, als er von dem das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel auf dem Polizei- Diebstahl erfuhr: „Gleichgültig, ob Kunst- oder Buntmetall- revier verbringen. Doch dort war sie wenigstens eines: in raub: Der Raub der Büste aus solch niederen Motiven macht absoluter Sicherheit. mich fassungslos und wütend. Ich bitte deshalb die Leipziger Dr. Katrin Schmidinger

8 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 HMT AKTUELL S W/K AC

Fotos: „Jackson groovt Mozart“

Eine experimentelle Massenimprovisation anlässlich des bundesweiten Aktionst ages Musikalische Bildung

eutschlandweit begingen alle Hochschulen für Musik (und Theater) am 19. November 2009 den Aktionstag Musikalische Bildung. Dazu hatte die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen (RKM) aufgerufen, Ddie mit einem Aktionsjahr – wenngleich erst 2010 – ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Die RKM wirbt mit dieser Kampagne engagiert für die Musik als ein konstitutives Element des Lebens und möchte damit auch in Zukunft auf die wichtige Rolle der künstlerisch ausbildenden Hochschulen aufmerksam machen. Die Initiatoren erhoffen sich davon, dass mit einigen ungewöhnlichen, medienwirksamen Aktionen das öffentliche Interesse für dieses Thema geweckt wird – und das nicht nur 2009 sondern auch in den folgenden Jahren. Prof. Dr. Christopher Wallbaum, Leiter des Instituts für Musikpädagogik, Ideengeber und weiß behandschuhter „Dirigent“ der HMT-Aktion an diesem Tag ließ einige Wochen danach mit Pressereferentin Dr. Katrin Schmidinger den Leipziger Kampagnenbeitrag Revue passieren.

MT-Journal: Was halten Sie überhaupt von der tenten Musikern, sondern auch von sich nicht verlassen. Auch entspricht das Kampagne Aktionstag Musikalische Bildung, Pädagogen für alle Bereiche der musi- Datum nicht der Semesterlogik: Alle, die in den nächsten Jahren fortgesetzt werden kalischen Bildung geht. Den Aktions- die etwas aufführen wollen, kriegen das soll? tag selbst halte ich für eine geeignete normalerweise am Ende eines Seme- C.W. Ich finde es sympathisch, dass Idee, wenngleich der Termin am 19. sters fertig und nicht am Anfang. Wir die Musikhochschulen sich mit einer November 2009 eher suboptimal war. mussten die Planung also bereits im Se- Kampagne positionieren wollen. Und Wir mussten bei der Planung damit mester davor anschieben und die Span- dass sie darauf aufmerksam machen, rechnen, dass es in Strömen regnet und nung über die Sommerferien halten. Es dass es in diesen Institutionen nicht al- kalt ist. Petrus blieb uns dann zwar gnä- wäre schön, wenn der Aktionstag künf- lein um das Hervorbringen von kompe- dig gesonnen, aber darauf konnte man tig im Sommer stattfinden könnte.

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 9 HMT AKTUELL

Wie sind Sie überhaupt als HMT-Professor Ich habe deutliche Hilfssignale erhal- praktischen Studien in die Schulen. Ich dazu gekommen, ein Projekt im Rahmen die- ten, besonders von den Kollegen in der hatte die Idee, dass alle dort mit dem- ser Aktion zu realisieren? Musikpädagogik, aber auch vom Fach- selben Musikstück erscheinen. 16 Studis Unser Rektor hatte den Auftrag für gebiet Musical und Tanz. Alle anderen haben im Sinne von projektorientierter die Hochschule erhalten, dass wir uns haben sich zurückgehalten. Konkret Teamarbeit Aufgaben übernommen. an dieser Aktion beteiligen und hat fanden schließlich Steffen Reinhold, Diese reichten von der Kontaktaufnah- dann sogleich mich damit betraut … Prof. Frank Peter und Vivian Hanner me mit Lehrern, Schulklassen, Schullei- eine Gelegenheit, sich in die Gestaltung tungen, Passagenbetreibern, mit der … weil der Weg von musikalischer Bildung zum des Aktionstages einzuklinken. Da ich Thomaskirche und dem Ordnungsamt Bereich Musikpädagogik halt nicht weit ist … mich selbst gerade in einem For- über die Beschaffung von Regencapes … genau, bei dem Wort „Bildung“ schungssemester befand, wollte ich den bis zur Herstellung der Klassen- fällt einem das Wort „Pädagogik“ ein, Ball flach halten. Nach einigen Vorge- Schilder, die für die musikalische Ori- obwohl eigentlich jeder Lehrende einer sprächen hatte ich mir vorgenommen, entierung wichtig waren. Außerdem Hochschule und jeder Künstler mit Bil- das Projekt im Wesentlichen aus der wurde die Aktion mit drei Kameras do- dungsprozessen zu tun hat. Fachrichtung Schulmusik heraus zu be- kumentiert; ein weiterer Student mit streiten und zwar aus Kontexten, die professionellen Vorkenntnissen erstellt Hatten Sie denn genügend Mitstreiter, oder dort sowieso anliegen. So müssen unsere aus dem Material einen Kurzfilm ... Als fühlten Sie sich eher als Einzelkämpfer? Studierenden im Rahmen der schul- Arbeitsbegriff entstand das Wort „Mas- sengroove“, also ein Groove, an dem sich alle Schüler beteiligen können. Und diesen Groove sollten die Studierenden dann in den Schulen erarbeiten.

Beschreiben Sie doch bitte für diejenigen, die nicht dabei waren, was am 19. November zu- nächst in der Leipziger Innenstadt zu sehen war! Die Grundform, die wir uns vorge- stellt haben, könnte man als Rondoform beschreiben. Dabei war der Refrain ein Stück Musik, das alle Beteiligten ge- meinsam in live arrangierten Varianten musizieren sollten. Wir haben uns von einem Stück von Michael Jackson – They Don’t Care About Us – anregen lassen, von dem es auf youtube die „Pri- son-Version“ zu sehen gibt ...

…, ja, ein beeindruckendes Video … Die Rondostrophen bestritten dann unterschiedliche Gruppen und Beset- zungen. Die Idee war, es ähnlich zu ma- chen, wie ich es von der Samba-Batuca- da kenne: Der Bandleiter gibt Handzeichen, die mit bestimmten Pat- terns verbunden sind und diese werden dann live kombiniert. Die Schüler hat- ten selbst Patterns und wechselnde Rufe, die wir Solobreaks nannten, ein- studiert. Was tatsächlich stattgefunden hat, nahm am Bachdenkmal seinen Be- ginn. Wir zogen danach in die Thomas- kirche, in der beispielsweise ein Bläser- quartett aus der FR Schulmusik spielte, und marschierten anschließend durch die Innenstadt – etwa 270 Schüler und

10 MT -JOURNAL No 28 Januar 20102010 HMT AKTUELL mittendrin eine Samba-Batucada. Zu- „Schwanengesang“ – nächst gingen wir durch die Burgstraße, dann in das Sporergäßchen, wo es durch eine Annäherung die eng beieinander stehenden hohen Häuser akustisch unterstützt gut groovte. Das haben viele Teilnehmer im Nachhinein als besonders schönen Mo- ment beschrieben. Dann sind wir von der Petersstraße in den Petersbogen musizierend hineingegangen. 15 Strei- cher vom Collegium musicum der Szenenfoto von Fachrichtung Schulmusik, die im Raum der Aufführung verstreut „Cage-mäßig“ vor sich hin ge- am Aktionstag spielt hatten, waren dort bereits positio- im Großen Saal niert. Mirga Grazinyte hat mit ihrer Leitung des Collegiums wunderbar den Geist der ganzen Aktion gestützt. ei- nuar 2010 Gegenstand einer Unter - [Anm. d. Red.: siehe ihre Wahrneh- enn Schulmusikstudierende und einer Klavier- richtsstunde im Musikalisch-Sportli- mungsbeschreibung, S. 13] Im Peters- W ner Gesangs- zu chen Gymnasium Leipzig wird, sind wir bogen verstummte die Samba-Band klasse Schuberts Schwanengesang Aufführung brin - sicher, dass unsere Studierenden in der und der Jackson-Refrain mündete in ei- einer gemeinsamen zwar schon nichts Lage und motiviert sein werden, nach - nen Summton, während die Streicher gen können, ist das aber vielleicht folgenden Generationen Schönheit und den Refrain-Rhythmus aufgenommen Selbstverständliches, Erwähnung im Tiefe Schubertscher Musik zu erschlie - hatten und den dann harmonisch wei- nicht unbedingt einer l Wenn diese Annä - ßen und damit seelische Erfahrungs - terführten. Als weitere Strophe des MT-Journa wert. der bedeutendsten horizonte der Schüler weiten können. Rondos folgte der erste Satz aus Mo- herung an eines Liedliteratur jedoch Vivian Hanner zarts Divertimento KV 136, zwischen- Meisterwerke der persönliche (LA Gesang/Institut für Musikpädagogik) durch von „Ja!“-Rufen aus 250 Kehlen auf unübliche, besonders verfertigte Colla - Prof. Frank Peter ergänzt, für die es ein Handzeichen gab. Weise durch selbst und Prosastücke (Klavier/Institut für Musikpädagogik) So kam es auch zu unserem Aktionstitel gen, Bilder, Gedichte aus der Sicht des Tau- Jackson groovt Mozart … (köstlich: eines benpostillons), umfangreiche Reflexi - gemeinsame Erarbeitung Am Projekt beteiligt waren: … wobei der Bezug zu Michael Jackson durch onen und die begleitet wird, Uta Habbig ( Gesang), Michèle seinen Tod im Juni 2009 klar ist. Aber wieso einer Bewegungsstudie Wenn die Aufführung des Drautz, Melanie Heide, Maria Jauck, kombinierten Sie seinen Song ausgerechnet schon eher. anlässlich des Aktion s- Friederike Mühl, Susanne Nentwig, mit Mozart? Doppelgängers lische B ildung in Verbin - Viola Rötzsch, Carolin Schweizer Das war ein bisschen Zufall, so wie tage s M usika von Jana Ressel be- (Gesang und Bewegung), Katrin Ast, einiges andere an dem Konzept auch. dung mit der mehr als 100 Martin von der Ehe, Kilian Komma, Das Collegium musicum hatte das Di- treuten Choreographie Stille und Aufmerk- Julia Kopczak, Jenny Kühl (Klavier), vertimento ohnehin in seinem Reper- Schüler zu größter umso mehr. Und wenn Simon Leisterer und Sebastian toire und wollte es bei der Aktion auf- samkeit führt, Schwanengesang im Ja- Büttner ( Sprecher) führen. Dazu überlegten sich die Musi- schließlich der ker dann noch spezielle Übergänge: Zum Beispiel wie man aus dem Jack- son-Refrain in den Mozart kommt und auch wieder zurück. und allen anderen gelang noch aus dem wir zum Beispiel die Rockband und un- Augenblick ein Ruf-Antwort-Wechsel. sere „Doppelgänger-Präsentation“, also Nach der Station im Petersbogen ging der Um- Danach sind wir dann ohne Musik – Schuberts bekanntes Lied aus dem Zy- zug durch die Innenstadt ja noch weiter ... man muss sich ja auch mal ein bisschen klus Schwanengesang mit Sologesang, Ja, in der Passage des Bauwens- erholen – zur Hochschule in die Grassi- Flügelbegleitung und Tänzergruppe Hauses sang eine Schülergruppe aus der straße gelaufen. (Anm. d. Red.: siehe Beitrag oben) auf Waldorf-Schule mehrstimmig What Shall der Straße nicht hätten realisieren kön- We Do With The Drunken Sailor, und Und was haben Sie dort veranstaltet? nen. Ebenso gab es im Großen Saal die die Samba-Band präsentierte ihre Stro- Ursprünglich sollte alles noch einmal Möglichkeit, die Ursprungsidee zu die- phenteile, womit sie ganz allein im Vor- wiederholt werden, aber dieser Plan hat ser Aktion, nämlich ein Kartonkonzert dergrund stand. Zwischen Sambistas sich mit der Zeit etwas gewandelt, da zu veranstalten, zu verwirklichen.

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diese Form des Musikma- chens für einige Kollegen doch wohl recht fremd, so dass unsere Studierenden nicht alle von Wogen der Un- terstützung getragen worden sind, wie sie mir erzählten. Ein reines Kartonkonzert- Festival mit den Schulklassen wäre sicher noch gewöh- nungsbedürftiger gewesen. Dafür hätte man vermutlich nicht mehr als drei Lehrer ge- wonnen. Zu Ihrer Frage: Un- sere Schulmusiker veranstal- teten mit ihren Klassen im Schnitt drei Musikstunden nach den Schulferien. Zu- sammen hatten wir eine ein- zige Probe im Großen Saal, zu der etwa 150 Schüler ka- men. Wir wollten ja einmal Was hat man sich unter einem Kartonkonzert pfeife mit zwei verschiedenen Tonhö- ein Gespür für das Ganze bekommen. vorzustellen? Da raschelt es oder wie? hen, mit der gleichsam akustisch diri- Da groovte es auch richtig, was mit der Im Prinzip geht das Kartonkonzert giert werden kann. Durch die weißen großen Menge am 19. November nur auf eine Performance des Künstlers Handschuhe wurden meine vielen stellenweise gelang. Denn die Schüler Akio Suzuki zurück, der dies für eine Hand- und Fingerzeichen weithin sicht- konnten sich auf der Straße nicht gut einzige Person konzipierte. Wir haben bar. hören und waren bei der Ankunft in es für eine größere Gruppe arrangiert. der Hochschule nach dem langen Stadt- Dabei werden große Klebeband-Rollen Die Einbindung von etwa 270 Schülern aus marsch, der aus guten Gründen uner- abgezogen. Das allein gibt schon ein be- etwa zehn verschiedenen Leipziger Grund- wartet lange dauerte, ein bisschen sonderes Geräusch. Dann wird das schulen, Mittelschulen und Gymnasien von der müde. Obendrein war einiger Unter- braune Band um Kartons gewickelt, dritten bis zur neunten Klasse war ja sicher- richt wegen Grippe ausgefallen, so dass wobei diese wie Resonanzkörper wir- lich schon rein organisatorisch eine schwierige zwei Schulklassen am Morgen vor dem ken. Auf der Bühne wuchsen die 24 Aufgabe? Wie ging das konkret vonstatten? Groove noch einmal intensiv proben Umzugskartons allmählich zu einem Haben Sie vor dem 19. November mehrmals mussten. Es gab also ein paar Widrig- einzigen, riesigen Karton zusammen. miteinander geprobt? keiten, vermeidbare und unvermeid- Ich hätte gern einen klaren Quader ge- Nicht ganz. Die Studenten haben die bare. Aber nach der schön konzen- habt, aber wie man auf dem Foto sieht, Proben in den Schulen übernommen, trierten Tanz- und Gesangsdarbietung wollten die Schüler eine andere Form. unterstützt von den Schulleitungen. des Doppelgängers vor dem Hinter- Das alles ist im Grunde ZEN-orientiert, Und auch die Musiklehrer haben sich grund des Karton-Monuments ging es indem es um das Zelebrieren von All- insofern darauf eingelassen, indem sie auch noch richtig los, als die Rockband tagsklängen als Musik geht und gelang die Aktion unterstützt oder zumindest mit Kai Schweiger (g), Wolfgang Bret- bei der Aufführung recht gut. Sonst nicht boykottiert haben. Allerdings war schneider (b) und Günter Janocha (dr) lässt die Aufmerksamkeit bei Schülern erst in den Refrain einstieg, dann eine ja irgendwann nach und die Unruhe furios ins Rauschen sich steigernde wächst, aber bei dem Kartonkonzert im Strophe im passenden Tempo hinlegte Großen Saal lief es anders herum. und schließlich – die Musiker kannten die Handzeichen – Wechselspiele mit Sie selbst sahen an diesem Tag fast ein biss- allen anderen Akteuren machte, bis alle chen mystisch aus – mit den weißen Hand- auf den Punkt zusammen verstummten. schuhen und der goldenen Trillerpfeife um den Hals, die aus der Ferne an ein großes Kreuz Auf die zahlreichen spontanen Zuschauer in erinnerte … der Innenstadt hat sicher die Samba-Band (Lacht) Das war eine Samba-Pfeife, eine besondere Wirkung ausgeübt. Das Leip- auch Apito genannt, also eine Triller- zig-Fernsehen brachte eine Sendung, die LVZ

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veröffentlichte ein großes Bild der jungen Leute Die Studis haben sogar diese Kampa- Tag schafft bei den Schulmusik-Studie- am nächsten Tag. Waren das auch Schüler? gnen-Schlagworte „Feuer – Wasser – renden auf jeden Fall eine Grundatmo- Ja, das waren Schüler aus verschie- Erde – Luft – Musik“ noch gut in den sphäre, die ich als sehr positiv betrachte: denen Klassen des Brockhaus-Gymna- Refrain-Rahmen gerappt, aber das war Speziell diese experimentelle und im- siums, die unser Schulmusik-Student alles sehr kurzfristig. Vielleicht könnten provisatorische Refrain-Aktion mit ih- Simon Kutzner leitete. Die Band grün- Transparente oder Spruchbänder wie ren offenen Überlappungen und Ver- dete sich etwa vor zwei Jahren, ausge- auf einer Demo helfen? Ich bin nicht knüpfungen zu den Strophen erlaubt es, hend von einem Seminar, das ich gab. sicher. Wahrscheinlich war der Akti- ganz verschiedene Stilrichtungen und Ich selbst habe früher mal einige Jahre onstag 2009 auch erst einmal nur als Fähigkeiten zu integrieren und ist dem eine solche Samba-Band geleitet, auch Testballon anzusehen. Hören und der Bewegung zugewandt, mit Schülern. Für Auftritte draußen, dem aufmerksamen Vernehmen der Umzüge etc. ist sie ideal, denn der Können Sie sich denn vorstellen, einen solchen Gegenwart. Rhythmus macht Druck, ist populär, Kampagnenbeitrag 2010 wieder auszurichten entspricht den Hörgewohnheiten der oder sollte das dann jemand anderes in die Vielen Dank für das interessante Gespräch! Menschen auf der Straße. Von den üb- Hand nehmen? lichen Spielmannszügen unterscheidet Ich hätte nichts dagegen, sie sich dadurch, dass die Musik groo- wenn es nächstes Jahr jemand viger ist. Dass die Samba-Band bei un- anderes macht. So etwas bindet serem Umzug schon so früh eine tra- doch Ressourcen – fürs nächste gende Rolle bekam, war zwar nicht Jahr arbeitet die Schulmusik an geplant, aber doch sehr willkommen. einem großen Zauberflöten- Wir haben als Basisgroove einen ge- Projekt mit Beteiligung von stampften Rhythmus gehabt, der im Schülern (siehe Vorschau, S. 71). Saal wunderbar klingt. Auf einer as- Vielleicht danach wieder. Wir phaltierten Straße kommt da aber nicht haben viele Ideen für einen viel mehr als ein „Tiptappetip“ – das Aktionstag entwickelt. Dieser war’s. Vielleicht lässt sich ja ein Leser dieses Interviews zu einer Erfindung in- spirieren: Es müsste eine preiswerte ildung Möglichkeit geben, Schuhsohlen mit Nachlese zum Aktionst ag M usik alische B entsprechendem Material zu präparie- ren, um bass-drum-mäßige Klänge zu Mozart mit Nachwuchs – „Ein guter Moment!“ erzeugen, wenn man auf der Straße da- von Mirga Grazinyte mit stampft – ich meine analog zu den - Schellenkränzen von Straßenmusikern, ch stehe im petersbogen, von der mittagssonne, die gerade durch die fen die an den Knöcheln getragen werden. ster großzügig eindringt, beleuchtet, die augen fast zu ... die leisen und - Nur: Schellen haben nicht den richtigen liebevollen, im raum zerstreuten klänge kommen durch das chaos der ge Sound. Der Erfinder dieser Klang- schäfte und vieler menschen gerade durch. das sind die verträumten, im schuhe wird reich, das verspreche ich! i universum wandernden collegen, die gerade eine aleatorische improvisation kreieren und an die ewige harmonie erinnern. nicht nur ein guter, ein gesegneter moment. An die Pressestellen der deutschen Musik- nach einigen sekunden/minuten (vielleicht noch anderen zeitmaßen) nimmt man einen hochschulen wurden im Vorfeld Plakate und rhythmus wahr. ganz in der ferne, so dass man zuerst noch gar nicht weiß – gab’s das Flyer geschickt, die aufgrund ihrer allgemeinen wirklich, oder war das nur eine illusion. das wahrgenommene wird aber immer stärker, Schlagworte kaum zu verwenden waren. Auch man versteht sogar, dass es trommeln sind, und hände, die klatschen vielleicht. man fehlte es an speziellen Werbemitteln, um den spürt jedenfalls eine masse, die sich nähert. Zuschauern beispielsweise in der Innenstadt und die beiden ebenen, die beiden sphären überlappen sich langsam. zerschmelzen. das mit einem Blick vermitteln zu können, wa- verträumte der einsamen streicher und das bestimmte marschieren der jungen menge. rum hier eigentlich ein solcher musikalischer besser hätte stockhausen es nicht geschafft ... - Umzug stattfindet. Zum Glück waren Presse, von diesem treffen im petersbogen, von dieser berührung, wird dann der mozart gebo Radio und Fernsehen da. So haben einige Zu- ren. wolfgang amadeus. und an selbem tag, nur eine gute stunde später dann der neue Amadeus Klaußner, der an die welttür schauer im Nachhinein zumindest aus den Me- W. A., der unserer hmt gehört – der Wieland dien erfahren, was los war. Hätten Sie da für geklopft hat, als er seinen vater matthias im großen saal das divertimento dirigieren die Zukunft Verbesserungsvorschläge? hörte ... Die Plakate könnten Freiräume las- das sind doch göttliche momente! sen für die regionale Konkretion. Zum anderen müssten sie früher eintreffen.

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CMM und CEKM 500 neue Notenbände in der Bibliothek

nde des Jahres 2008 musste dieser Zeit von Agricola bis Willaert man sich als Besucher der Biblio- sind darin zu finden, zudem auch An- E thek an einem Stapel von etwa thologien und Werke anonymer Her- 80 Kartons vorbei winden, um ins kunft. Die Reihe Corpus of Early Key- Foyer zu gelangen. Nachdem mehrere board Music (CEKM) umfasst Musik für Hände stundenlang ausgepackt und Tasteninstrumente aus dem 14. und sortiert hatten, kamen knapp 500 No- 15. Jahrhundert. Die Werke haben tenbände zum Vorschein – teils gebun- ihren Ursprung in Italien, Spanien, den, teils zur großen Verwunderung Deutschland und Polen. In beiden Fäl- als Einzelseiten in Plastiktüten. Bei der len handelt es sich um wissenschaft- Neuerwerbung aus den USA handelt lich-kritische Ausgaben, die unter Ver- es sich um zwei zentrale Denkmäler- wendung der Originalquellen, Hand- reihen: Corpus Mensurabilis Musicae schriften und Frühdrucke, entstanden. (CMM) und Corpus of Early Keyboard Sie werden vom American Institute Music (CEKM). of Musicology verlegt. Die Reihe Corpus Mensurabilis Musi- Die knapp 500 Notenbände wurden cae (CMM) beinhaltet ein umfang- im Laufe des Jahres 2009 katalogisiert reiches Repertoire an polyphoner Mu- und gebunden. Sie sind nun im Online- sik vom 14. bis zu den Anfängen des Katalog verzeichnet und befinden sich 17. Jahrhunderts aus Europa. Bedeu- im Präsenzbestand des Ausleihbe- tende italienische, französische, flä- reichs der Bibliothek. mische und spanische Komponisten aus Lilian Hertel, Bibliothekarin

Verleihung des DAAD-Preises 2009

en diesjährigen DAAD-Preis für D ausländische Studierende erhielt am 9. Juli 2009 Takahiro Nagasaki. Er studiert jetzt Dirigieren im 3. Semester seines Ergänzungsstudiums bei Prof. Ulrich Windfuhr, außerdem Klavierkammermusik/Liedgestaltung vokal im Aufbaustudium (ebenfalls 3. Semester von insgesamt vier) bei Prof. Philipp Moll. Rektor Prof. rich nd e Robert Ehrlich übergab die Urkunde H im Kammermusiksaal innerhalb der

Absolventenfeier. Foto: Birgit

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HMT-Bayreuth-Stipendiaten 2009 gekürt

um 17. Mal vergab der Richard- Z Wagner-Verband Leipzig e.V. in Kooperation mit der Richard-Wagner- Stipendienstiftung Bayreuth ein Stipendium an Studierende der HMT. Am 20. Mai 2009 wurden die Urkun- den an die diesjährigen Stipendiaten Cheng Jie Zhang (Dirigieren), Steffi Agnes Selma Lehmann (Gesang) und Agnes Selma Weiland, Steffi Weiland (Gesang) von dem Vorstands- rich Lehmann, Cheng nd e vorsitzenden des Richard-Wagner-Ver- H Jie Zhang, Stefan bandes Thomas Krakow und Stefan Aust, Thomas

Aust als Vertreter der Sparkasse Foto: Birgit Krakow (v.l.n.r.) Leipzig feierlich übergeben. Die Verleihung fand im Rahmen der wurden musikalisch umrahmt von 2009 (siehe dazu auch den unten Festveranstaltung anlässlich des 196. Marie-Luise Dreßen (Sopran), Johannes stehenden Kurzbericht von Agnes Geburtstages von Richard Wagner Weinhuber (Bariton) und Henri Selma Weiland). Damit knüpft die und des 600-jährigen Jubiläums der Bonamy (Klavier). Förderung an einen Gedanken Universität Leipzig im Mediencampus Das Bayreuth-Stipendium ermög- Wagners an, der die Festspiele für Villa Ida statt. lichte den Stipendiaten den kosten- jedermann kostenlos zugänglich Die Stipendien-Übergabe sowie der losen Besuch von Opernaufführungen machen wollte. Festvortrag von Dr. Nike Wagner im Festspielhaus Bayreuth im August Birgit Hendrich

Der Ring des Nibelungen in Bayreuth

ines jeden Sängers und Dirigenten vorträge, aber auch die Stadt mit E Traum ist es wohl, einmal in ihrem wunderschönen Opernhaus, seinem Leben eine Wagner-Oper live dem Schloss und nicht zuletzt Haus im Festspielhaus Bayreuth erleben zu Wahnfried, wo man den Geist der können. Diesen konnten die beiden Familie Wagner noch förmlich spüren Sopranistinnen Steffi Lehmann und kann. Seien wir nun gespannt, welcher Agnes Selma Weiland und der der drei diesjährigen Stipendiaten das chinesische Dirigierstudent Cheng Jie Festspielhaus als erster durch den Zhang im Sommer 2009 verwirkli- Bühneneingang betreten wird. chen. Nicht nur wie üblich drei Opern Agnes Selma Weiland durften die diesjährigen Stipendiaten Studentin FR Gesang des Wagner-Verbandes-Leipzig nd a besuchen, sondern hatten durch den b er V

Ring des Nibelungen sogar vier erleb- er- Lesen Sie dazu auch in den Berichten n nisreiche Abende im Bayreuther außerhalb (S. 51 f.) über ein Matinee- -Wag Festspielhaus. Die bildhafte Inszenie- d konzert, das Stipendiat Cheng Jie Zhang ichar rung von Tankred Dorst, das bemer- R in Leipzig gab.

kenswerte Sängerensemble, der Foto: Alle drei Stipendiaten werden sich in einem beeindruckende Orchesterklang unter Konzert am 13.2.2010, 19.30 Uhr im dem Dirigat von Christian Thielemann machte diese knappe Woche auch der Kammermusiksaal der HMT hören lassen. und das Festspielflair an sich boten Austausch mit den anderen Stipendi- Es erklingen Werke von Catalani, Cilea, viel Diskussionsstoff. Einzigartig aten, die unterhaltsamen Einführungs- Mendelssohn, Schumann, Verdi und Wagner.

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 15 HMT AKTUELL VergesseneVergessene JubiläenJubiläen

Manche(r) wird beim Lesen dieser Auswahl vielleicht ratlos feststellen, as Jahr 2009 war vor nicht einmal die Namen zu kennen. Stilmerkmalen und ungewohnten stili- allem als Haydn-, Und doch waren all die hier genannten stischen Herausforderungen für Inter- DHändel- und Mendels- Komponisten und Komponistinnen preten. Zudem wird deutlich, welch sohn-Jahr im Bewusstsein – (und noch etliche mehr) zu ihrer Zeit reiche Palette an tonal orientierten Jubiläen, die in der Musikwelt berühmte Namen, gehörten zur „ersten Kompositionsstilen die Zeit zwischen mit Recht ausgiebig gefeiert Garnitur“ – und gerieten aus Gründen 1900 und 2000 hervorgebracht hat. All wurden. Auch Bohuslav Mar- in Vergessenheit, die nichts mit ihrem diese Stile können sich mit gleichem tin˚u wurde bedacht (wenn Können zu tun hatten. Bei einer ganzen Recht „Musik des 20. Jahrhunderts“ auch in wesentlich beschei- Reihe von ihnen wurde sogar versucht, nennen wie atonale Strömungen. denerem Umfang). Daneben sie gewaltsam aus der Musikgeschichte Es ist mir ein besonderes Anliegen, wären aber weitere wichtige zu tilgen – dieses Geschichtskapitel ist dazu beizutragen, dass für die nächste „runde“ Komponisten-Gedenktage zu schon vielfach und gründlich erörtert Musikergeneration die Gruppe der Mélanie Bonis würdigen gewesen, die meinem Ein- worden. Warum jedoch ihre Rehabilita- oben angesprochenen Tonsetzer und druck nach jedoch völlig vergessen tion teilweise bis heute auf sich warten Tonsetzerinnen keine unbekannten

v.l.: F. Schreker wurden: Maria Theresia von Paradis lässt – die Erörterung darüber steht im- Namen mehr sind und dass deren G. Bacewicz (250. Geburtstag), Grazyna Bacewicz mer noch aus. Werke wieder ihren gebührenden Platz E. Wellesz (100. Geburtstag) und Franz Schreker Allzu lang wurde auf dem Gebiet der im Konzertleben zurückbekommen – M. Monnot (75. Todestag). Komponistinnen wie auch der einst ver- nicht nur zu Jubiläumsterminen. Und I. Fromm-Michaels Auch 2010 stehen Tonsetzer-Jubiläen femten Komponisten teils überhaupt da freue ich mich über jeden Mitstreiter. E. Toch ins Haus, an die man sich neben denen nicht informiert, teils Desinformation Prof. Hartmut Hudezeck M.T. von Paradis von Schumann, Chopin, Mahler und betrieben. FR Dirigieren/Korrepetition Wolf wohl nicht automatisch erin- nern wird: z. B. v.l.: J. Lang Leopoldine Bla- M. v. Martinez hetka und Egon H. Gál Wellesz. Im Jahr V. Kaprálova darauf gilt es, u.a. É.-C. Jaquet de Ilse Fromm-Mi- la Guerre chaels und Mar- guerite Monnot zu würdigen, 2012 Mélanie Bonis, Marian- Ich befasse mich schon sehr lange mit ne von Martinez, Hans Gál und Ernst beiden Gebieten. Es ist für mich immer Toch und – um einmal weiter voraus zu wieder faszinierend festzustellen, dass Prof. Hartmut Hudezeck ist seit dem greifen – 2015 Viteslava Kaprálova, man – entgegen einem landläufigen 1. September 2009 neu an der Hoch- Josephine Lang und Élisabeth-Claude Vorurteil – hier tatsächlich unbekannte schule (siehe dazu auch die Rubrik Per- Jaquet de la Guerre. Genies entdecken kann, mit eigenen sonalia, S. 60).

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Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI gesammelt und erläutert von Prof. Dr. Thomas Schipperges Im Kaminfeuer verbrannt oder am Kern einer Weinbeere erstickt Merkwürdige Todesfälle und andere Notizen aus dem Musicalischen Lexicon von Johann Gottfried Walther (Leipzig 1732)

er blättert zuweilen noch in alten Lexika? Man stößt dort auf Funde wie Platos Vergleich sei- nes allzu eigensinnigen Schülers Aristoteles mit einem jungen Maul-Esel, „der, wenn er sich satt gesoffen,W sich umzukehren und seine Mutter zum gratial mit den Hinder-Füssen in die Ribben zu schlagen pfleget“. So steht es in Johann Gottfried Walthers Musicalischem Lexicon (Leipzig 1732), dem ersten universalen Musiklexikon überhaupt. Walther war Organist, Komponist und Musikwis- senschaftler, mit Bach befreundet und entfernt auch verwandt (seine Großmutter war eine Halbschwester von Bachs Mutter). Die Ergebnisse seiner umfassenden Bemühungen finden sich in zahlreichen späteren Lexika weitergeführt. Das eine oder andere freilich fiel in den Zeitläuften zumindest als unabding- bares Basiswissen auch wieder heraus. Nicht mehr geläufig etwa ist der Zusammenhang der Erfindung der Musik mit dem Durst der Kantoren: Luceia, eine berühmte Sängerin beym Plinio, welche hundert Jahre lang sich auf dem Theatro soll haben hören Die Music sey nach der Sündfluth von den Egyptern lassen. zu allererst am Fluss Nilo wiederum erfunden und ange- Oesterreich (Georg) ist zu Magdeburg anno 1664 ge- richtet worden; von selbigen halten sie nachgehends die boren, Schüler des Leipziger Thomascantors Schelle, hat Griechen und von diesen die Lateiner und andre Nationen zu dessen Verwunderung die ihm zu singen gegebene Partie überkommen. Etliche fügen, als eine Neben-Ursache, noch das unterste oben gekehret und solche also weggesungen. folgendes hinzu: weil die Music ohne Feuchtigkeit nicht be- stehen könne: allein, hierdurch wolle niemand das bekann- Außergewöhnliche Gewohnheiten finden sich zuweilen auch te Sprichwort: cantores amant humores, entschuldigen oder bei Instrumentalisten oder Komponisten: rechtfertigen. Aspendius, ein Citharist, ist dadurch berühmt worden, Walthers Lexikon weiß von eigenartigen Gesangsmanieren und weil er sein Instrument nur mit der lincken Hand allein, einzigartigen Sängereigenschaften zu berichten: und zwar so leise soll tractirt haben, daß es niemand, als er selbst, hören können. Ardire ist ein zitternder Tremul und schlechte Bewe- Crispus, ein Pater und Music-Director bey den Jesuiten gung, oder Nicken des Halses und der Gurgel bey der letzten zu Hildesheim, hat so viele Noten geschrieben, daß selbige Note einer Clausul, welches mehr ein vitium, als ein Kunst- wegzutragen kaum ein Pferd vermögend seyn soll, und ist Stück des Singens ist, und gemeiniglich von alten Sängern, um’s Jahr 1722 gestorben. welche wegen des sielen Athems die Gurgel nicht wohl mehr regieren können, gebraucht wird, absonderlich von denen Walther gibt zahllose Beispiele der Nützlichkeit und Wirkungs- Baßisten, die von Natur kein gut trillo im Halse haben. macht von Musik und Musikern: Bodinus (Michael) ist ein sehr guter Musikus und Can- tor zu Coburg gewesen, der bey ziemlichen Jahren nicht Antigenidas, ein zu Alexandri Magni Zeiten berühmt nur einen starken Baß, sondern auch noch den Discant sin- gewesener Pfeiffer, als er einst den Modum Harmatium ge- gen können. spielet, Alexander dadurch dergestalt sey aufgebracht wor-

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den, daß er die Waffen ergriffen und schier die Hände an gefallen und sich selbst entleibt hat, handelt im 5ten Buche die Anwesenden gelegt hätte. de rerum natura etwas weniges vom Ursprunge der Music. Demarets, ietziger Capellmeister des Hertzogs von N. hat sich 1721 den 12. Januarii in der Pariser Capelle aus Walthers Lexikon enthält immer wieder aber auch Dinge, die Dankbarkeit hören lassen, daß Seine Majestät ihn, da er man so genau wirklich nicht (oder modern gesprochen: nicht wegen Entführung eines jungen Frauenzimmers zum Tode wirklich) wissen will: verurtheilet gewesen, pardonirt haben. Empedocles, ein 444 vor Chr. berühmt gewesener Gräfenthal (Martin) ist 43 Jahr Organist in Zwickau, Philosophus, Medicus, Poet und Redner, soll durch einen hat auch daselbst, nachdem er mit seinem ersten Weibe 34 wohlgesetzten Gesang einen unsinnigen Jüngling wieder- Jahr gelebt, und 6 Söhne und 3 Töchter gezeuget, mit dem um zurechtgebracht haben. zweiten Weibe aber ins 12te Jahr gehauset und anno 1604 Hipparchion, ein berühmter Griechischer Citharœ- im 72. Jahre seines Alters gestorben. dus, welcher, als das Theatrum einfallen wollen, dergestalt Grave, ein blinder, aber berühmter Organist auf dem erschrocken, daß er kein Wort mehr singen können. Daher Dom zu Amsterdam. Nach Bericht eines sichern Freundes das Sprüchwort: Mutus Hipparchion entstanden, so von de- heisset er Johann Jacob; ist aus Amsterdam gebürtig, ohn- nen gebraucht wird, welche, wenn man etwas grosses und gefehr 60 Jahr alt und hat rothe trieffende Augen. sonderliches von ihnen erwartet, gehling stille schweigen. Jacobi (Christian Gothilff) ist gebohren in Magde- Jsmenias, ein sehr guter Pfeiffer von Theben aus Boeo- burg anno 1696. Im 2. Jahre seines Lebens hat er die Bo- tien gebürtig, hat, wie Boëthius meldet, mit der Musik vielen cken bekommen. Nachdem er 19 Wochen beständig blind seiner Lands-Leute vom Hüfften-Wehe geholffen. gelegen, ist das lincke Auge ausgeschworen, und nach Ver- lauff eines Viertel-Jahres der Stern aus dem rechten Auge Musik heilt Krankheiten und schützt vor allerlei Ungemach. der Wärterin, die ihm eben eine Suppe geben wollen, in Zuweilen aber kommt es auch unter Musikern zu merkwür- den Löffel gefallen. Diesen äusserlichen Sinn-Verlust aber digen Todesfällen: hat Gott mit einem lebhafften Geiste und einer unvergleich- lichen Memorie desto reichlicher ersetzet. Innerhalb 2 Jah- Anacreon, ein lyrischer Poet. Soll sonsten ein lustiger ren hat er es durch göttliche Hülffe dahin gebracht, daß er Bruder und Liebhaber eines guten Glas Weins gewesen, ziemlich praeludiren und die Chorale auf der Orgel [hat] auch an einem Weinbeer-Kern im 85ten Jahr seines Alters mitspielen können. erstickt sein. Beer, oder Bähr (Johann) war Hochfürstlicher Säch- Halten wir uns zum Schluss lieber noch an ein paar Sach- sischer Weissenfelsischer Concert-Meister und wurde anno artikel: 1706 bei einem im August-Monat angestellten Vogelschies- sen, durch übele Vorsicht eines unweit von ihm mit der Capistrum (lat.), also hieß ehemahls die Binde, welche Büchse gestandenen Hauptmannes erschossen. Seine Schrif- die Musicanten, so sich bey öffentlichen Festen und Schau- ten sind: Ursus murmurat, oder der Bär brummet, 1697 ge- Spielen starck mit Blasen angreiffen mußten, um den Mund druckt. Ursus saltat, der Bähr tantzet. Ursus triumphat, der zu binden pflegten, damit sie die Backen nicht allzu sehr Bähr triumphiret. Ursus vulpinatur, List wider List, oder die aufblasen oder sich sonsten Schaden thun möchten. Musicalische Fuchs-Jagd, 1697 gedruckt. Sämtlich wider den Giga (ital), Gigue (gall.). Es kann seyn, daß dieser Tantz Gothaischen Rectorem Herrn Vockerodt seel. gerichtet. vom Schlenckern der Beine, dessen sich so wohl die Seil- Bellum Musicum oder Musicalischer Krieg, 1701. Der Wohl- Täntzer als andere bedienen, und giguer genennet wird, die Ehren-Veste Bier-Fiedler. Benennung bekommen hat. Wie denn auch im Teutschen Gosselin (Jean), Königs Caroli IX. und Henrici III. das Wort giguen nicht unbekannt ist, sondern vom unge- in Franckreich Bibliothecarius hat anno 1571 La Main wöhnlichen Gehen eines Menschen gebraucht wird. Harmonique, ou les principes de Musique antique & moderne Menestriers, also hiessen ehemals bey den alten Frant- herausgegeben, und darinnen die Eigenschafft, so die Music zosen die Instrumentisten, so die Sänger accompagnirten. von den 7 Planeten herhaben soll, bemercket. Ist in sehr In Frischens Lexico bedeutet Menestrier einen Bier-Fied- hohem Alter ins Camin-Feuer gefallen und also verbrannt. ler, Kirchweih-Geiger, Spielmann. Lucretius Carus, der 68 Jahr vor Christi Geburt be- rühmt gewesene Römische Poet und Philosophus von des Gewiss: Lexika dienen der Information, nicht Amüsement und Epicuri Secte, welcher durch einen Liebes-Trunck, welchen Abschweifung. Zuweilen freilich geht es einem mit ihnen wie ihm seine Maitresse Lucillia soll gegeben haben, in Raserey mit dem Wein: je älter, desto genussreicher!

Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI Musikgeschichte(n) XI

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Fortsetzung einer Rubrik, die zuletzt im MT-Journal 24 | 2007/08 erschien „Höre Er und konzentriere sich!“

Anekdote aus der Feder von Prof. Peter Herrmann (FR Komposition/Tonsatz)

ie so oft schlenderte ich versprachen den Menschen das Paradies nach unserer Orchesterpro- auf Erden. Und was wurde daraus? Wbe durch den nahe gele- Die Hölle!“ genen Stadtpark. Es war schon dunkel „Verzeihen Sie“, unterbrach ich und man begegnete kaum noch Spa- schüchtern, „aber ich verstehe nicht ganz, ziergängern. Die alten großen Bäume bleiben Sie doch bitte bei der Musik, warfen lange Schatten auf Wege und Herr Mozart!“ Und weiter wagte ich Wiesen. In Gedanken war ich noch bei hinzu zufügen: „Nach Ihrer Zeit kam unserer Probe, als plötzlich ein kleiner dann aber doch auch die wunderbare zierlicher Mann fast tänzerisch über die Chromatik, kamen die ausdrucks- große Parkwiese kam. „Na, wieder flei- starken enharmonischen Modulationen ßig musiziert, Herr Musikante, tapfer, und Sequenzen.“ tapfer.“ „Dummes Zeug, dummes Zeug! Empört dachte ich: Wer wagt es, Die Chromatik haben schon Gesualdo mich, einen bekannten Kammervirtuo- und Bach äußerst wirkungsvoll ver- ff Ich zuckte zusammen. Neben mir sen dieser Stadt, so burschikos anzu- wendet, und von mir gibt es da auch auf dem Nachttisch lag mein Handy B. Wol sprechen. Eigentlich wollte ich einfach einige beachtliche Sachen.“ n und spuckte immer wieder diese

weitergehen, ohne diese sonderbare Mozarts Stimme wurde immer g: Jürge fratzenhaften Verzerrungen der wun-

Gestalt zu beachten. Dann sah ich doch kälter und distanzierter: „Höre Er das nun derbaren g-Moll Sinfonie aus. Schnell eich kurz auf und erschauerte. Das Gesicht Finale meiner C-Dur Sinfonie, das An- z nahm ich das Ding in die Hand – mein des Mannes, sein Profil, seine Augen, dante con moto im Es-Dur Streichquar- Kollege rief an: „Ich wollte Dich nur die Frisur – alles das entsprach genau tett, die große Fantasie in c-Moll und daran erinnern, dass unsere General- der bekannten Silberstiftzeichnung von natürlich die Szene des Komturs in probe heute schon eine Stunde früher Dora Stock, dem berühmten Mozart- meinem Don Giovanni. Höre Er und beginnt.“ bild. konzentriere sich. Alles erklingt in der Wie in Trance sprang ich hoch und „Hast schon richtig gesehen, ich richtigen Dosis, nicht zu viel, nicht zu lief zum Notenschrank. Schnell hatte bin’s, wollte wieder mal sehen, wie es wenig. Hier ist die zersetzende Kraft ich alle Partituren, über die dieser klei- mit der Musik so steht. Ist ja alles so der Chromatik gebändigt, beherrscht. ne unheimliche Mann eben noch ge- geworden, wie ich’s ahnte. Nichts Nach mir konnten die Komponisten sprochen hatte, in der Hand: die c-Moll- Neues wird mehr gespielt, das 19. Jahr- dem Rausch der Chromatik nicht mehr Fantasie mit ihren vagierenden Sept- hundert überwuchert alles. Es wird widerstehen. Die entfesselten Kräfte akkorden, die Tristan-artige Chromatik immer lauter, größer, perfekter. Kein zerstörten dann unsere jahrtausendalte im Es-Dur Streichquartett, in der Kom- Maß, keine Proportionen, alles aufge- Diatonik und vor allem dieses göttliche tur-Szene die freitonalen Sequenzen – bläht. Aber am schlimmsten ist dieses Wunder, den Dreiklang. Wohin das alles schwarz auf weiß, wie er’s gesagt Pathos, dieses messianische Sendungs- führte, weiß Er.“ hatte. Wie war das nur möglich, wie bewusstsein.“ Diese Anrede in der dritten Person konnte ich bisher das alles überhören ... „Aber Herr Mozart“, wagte ich ehr- ärgerte mich. Ich ließ mir aber nichts Die Zeit verging wie im Fluge, und furchtsvoll zu sagen, „da gibt es doch anmerken und fragte im neugierigen ich eilte zur Generalprobe. Unser Chef auch Beethoven.“ Ton: „Aber Herr Mozart, das mag ja klopfte ans Dirigentenpult: „Guten „Weiß schon, weiß schon – mit ihm alles sein. Aber was sagen Sie denn nun Morgen allerseits, wir machen jetzt ei- fing ja alles an. Dieser messianische zur Musik der Gegenwart?“ nen Durchlauf, am Anfang die g-Moll Eifer infizierte nicht nur die Musik, Statt einer Antwort hörte ich hölli- von Mozart, dann das Violinkonzert sondern auch die Philosophie und die sches Gelächter, und aus Mozarts – und nach einer kurzen Kaffeepause Wissenschaft. Es kam Marx, es kam Mund kamen keine Worte, sondern als krönenden Abschluss die Vierte von Lenin. Beide sahen sich als Propheten, unerträglich schrille Klingeltöne. Tschaikowski.“

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2. A lu m n i -T r e f f e n a m 4. N ov e m b e r 2009 i n d e r H o c h s c h u l e Einblicke in die Vorbereitungen sowie auf die Bühne am Tag selbst Nach dem Treffen ist vor dem Treffen oder Ein Blick in das Alumni-Zimmer der HMT

ach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ – Was für Fußballer richtig ist, gilt für die Alumni-Arbeit an der HMT erst recht: So ging es bald nach dem 1. Alumni-Treffen am 1. April 2007 und der nach- N folgenden Auswertung an die Vorbereitung der nächsten großen Zusammenkunft unserer Absolven- tinnen und Absolventen. Bereits im Herbst 2007 entstand das Konzept für das 2. Alumni-Treffen, in dem die Wünsche der Teilnehmer des ersten Treffens (die am 1. April 2007 per Fragebogen ermittelt worden waren) Berücksichtigung fanden. So wollten beispielsweise viele Alumni einmal das Hochschulsinfonieorchester (HSO) im Konzert erleben.

Und auch der Termin stand bald fest: stine Hantke verschickte 2 650 Einla- ab 10 Uhr Anmeldung und Sekt- Felix Mendelssohn Bartholdys Todestag dungen für das Treffen am 4. November empfang für die Alumni im Foyer des am 4. November im Mendelssohn-Jahr 2009 per Post und e-Mail an die HMT- HMT-Gebäudes Grassistraße 8 2009. Dieses Datum, an dem die Hoch- Alumni und hatte fortan alle Hände 11 Uhr Begrüßung durch den Rektor schule für Musik und Theater Leipzig voll zu tun: mit Rückmeldungen, Aus- Prof. Robert Ehrlich und Prof. Gunhild alljährlich ihres Namenspatrons ge- künften, einem Erinnerungsschreiben Brandt mit musikalischer Umrahmung denkt, bot sich nachgerade an für ein im September und dem Versand von im Großen Saal zweites, allumfassendes Treffen der Bestätigungsschreiben im Oktober oder 11.30 Uhr Vorlesung von Prof. Dr. Ehemaligen, zumal das HSO an jenem der Erstellung der Teilnehmerliste. Thomas Schipperges Bruno Maderna: Tag ein Sinfoniekonzert im Gewand- Diese Aufgaben standen natürlich ne- Serenata per un satellite mit Musik (Mu- haus zu Leipzig geben sollte. ben den täglich anfallenden Arbeiten sikalische Leitung: Reinhard Schmiedel) Nachdem das konzeptionelle Gerüst einer Alumni-Betreuerin wie beispiels- im Großen Saal erstellt war, machten sich die Beauftrag- weise das Einpflegen von An- und Ab- ab 12 Uhr Kaffee und Kuchen im Foyer te für Alumni-Arbeit Prof. Gunhild meldungen in die Alumni-Datenbank. der ersten Etage Brandt, Alumni-Betreuerin Sylvia Im September 2009 begann dann die 14.30 Uhr Führung von Bibliotheks- Schmidt und Heike Bronn von der „heiße Phase“: Die geplante Führung leiterin Dr. Barbara Wiermann Schätze Alumni- und Projektbetreuung daran, „Auf Mendelssohns Spuren“ musste aus dem Hochschularchiv dieses mit Inhalten zu füllen: Der Ta- neu disponiert werden, denn Gewand- 15.30 Uhr Das bürgerliche Musikleben gesablauf wurde konkretisiert, Füh- hauskontrabassist Eberhard Spree, der um 1800: Programm mit Alumna Ulrike rungen geplant, angefragt und koordi- ursprünglich die Alumni durch Leipzig Richter im Museum für Musikinstrumente niert. führen wollte, nahm an der Tournee des 15.30 Uhr Gesang der Zugvögel: Liedpro- Im Januar 2009 gab es dann perso- Gewandhausorchesters nach China und gramm der FR Schauspiel im Dittrichring 21 nelle Veränderungen im Zimmer 002, teil. Zusätzlich wurde der öffent- 15.30 Uhr Führung Auf den Spuren dem Alumni-Zimmer im Kellerge- liche Festakt zur Gründung der Stif- Mendelssohns mit Prof. Dr. Hans-Dieter schoss der HMT: Heike Bronn verließ tung der Hochschule für Musik und Pöhland (Bustour mit Besuch des Men- die HMT, und Sylvia Schmidt musste Theater Leipzig, eine Veranstaltung delssohn-Denkmals, der Thomaskirche ihre Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Freundeskreises der HMT, in den sowie des Mendelssohn-Hauses) (ABM) beenden, dafür kam Christine Tagesablauf integriert. Ab jetzt ver- 17 Uhr Festakt zur Gründung der Stiftung Hantke, die seitdem ebenfalls als ABM- stärkte Birgit Hendrich das Team in der der HMT im Goßen Saal, Grassistraße 8 Kraft diese Tätigkeit fortführt. Alumni-Stelle. 20 Uhr Konzert des Hochschulsinfonie- Mitte Juni 2009 ging es in die arbeits- Und so sah letztendlich das Pro- orchesters im Großen Saal des Gewand- reiche Phase der Vorbereitungen: Chri- gramm aus: hauses zu Leipzig

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Der „Endspurt“ im Oktober bedeutete: der Grassistraße bald erfüllt von der letzte Absprachen im Rektorat, mit Wiedersehensfreude der Absolventin- dem Inneren Dienst, dem Künstle- nen und Absolventen, von anregenden S

rischen Betriebsbüro, der Pressestelle Gesprächen … rich/K nd e und allen Mitwirkenden und Helfern, Einziger Wermutstropfen: Die Men- H Rede vorbereiten (Prof. Gunhild delssohn-Führung musste in gekürzter Brandt), Bustransfer organisieren, Pro- Form stattfinden – die Zeit reichte nicht grammheft erarbeiten, Namensschilder für den Besuch des Mendelssohnhauses, Fotos: Birgit drucken, Listen aktualisieren, Ein- denn das Busunternehmen hatte es lei- Fotos: Anmeldung bei Sylvia Schmidt, kaufsliste für Sekt, Saft, Kaffee, Kuchen der versäumt, das bestellte Fahrzeug zu Irene Matz und Christine Hantke, Eintrag usw. erstellen und erledigen, Leihgläser entsenden. ins Gästebuch, Wiedersehensfreude und ordern, und und und … Zwölf Stunden später traten Christi- Bibliotheksführung ne Hantke und Birgit Hendrich er- Dann war es soweit: Am 4. November schöpft, aber glücklich den Weg ins begannen Christine Hantke und Birgit Gewandhaus an und konnten das H inweis Hendrich um 7.30 Uhr den „großen Alumni-Treffen beim HSO-Konzert Tag“ in der Hochschule – da stellten (siehe MT-Journal, S. 5) dienstfrei aus- Wer in die Alumni-Datenbank Hausmeister Thomas Schubert und Be- klingen lassen. aufgenommen, die Alumni-Nach- leuchtungsmeister Jens Gratzke schon richten sowie fachrichtungsspezi- die letzten Tische auf. Ganz selbstver- Und jetzt heißt es wieder: Nach dem fische Einladungen zu HMT-Veran- ständlich hatten sich Sylvia Schmidt Treffen ist vor dem Treffen. Die auch staltungen erhalten und/oder sich und Irene Matz bereit erklärt, zum dieses Mal verteilten und nun von den in anderer Form an der Gestaltung Alumni-Treffen unentgeltlich mitzu- Alumni ausgefüllten Fragebögen har- des Alumni-Netzwerks der HMT helfen: An dieser Stelle ein herzliches ren ihrer Auswertung und werden An- Leipzig beteiligen möchte, melde Dankeschön an die beiden! regungen geben für die nächste Ein- sich bitte bei Alumni-Betreuerin Und der Tag belohnte für die Vorar- ladung der HMT Leipzig an alle Christine Hantke, Grassistraße 8, beit: Schon bald konnten die ersten der Ehemaligen. Zimmer 002, Tel. 0341 2144 663 etwa 200 Alumni begrüßt werden, Birgit Hendrich und Christine Hantke oder unter [email protected] schenkte Martina Thomasius (Referat Alumni-Betreuung der HMT oder bei der Beauftragten für Finanzen/Haushalt/Personal – eine Alumni-Arbeit, Prof. Gunhild weitere fleißige Helferin!) den ersten Brandt (Postfach 076). Sekt aus, war das Hochschulgebäude in

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Verständnisschwierigkeiten humorvoll aus dem Wege geräumt ­­­— Zu einer vergnüglichen Vorlesung zur Modernen Musik

ür das 2. Alumni-Treffen hatte Izabela Kaldemska – Violine und Ka- Prof. Schipperges das Wort und machte sich neben allen anderen Organi- nako Sekiguchi – Klavier (Foto rechts) es sich zur Aufgabe, Verständnisschwie- Fsatoren auch Prof. Dr. Thomas unter der Leitung von Reinhard Schmie- rigkeiten humorvoll aus dem Weg zu Schipperges (Institut für Musikwissen- del zeigte sich etwas, das sich auch beim räumen. schaft) ein hohes Ziel gesteckt: Ange- Konzert des Hochschulsinfonieorche- Dabei zog er zuerst eine überra- kündigt war eine „heitere Vorlesung“, sters am Abend im Gewandhaus be- schende Parallele zum Gründer der und besprochen werden sollte ein Werk stätigen sollte: Das, was man so gerne Hochschule, indem er das Werk als aus dem Jahr 1969 – die Serenata per un landläufig unter dem Begriff „Moderne „Albumblatt“ bezeichnete und damit satellite von Bruno Maderna. Musik“ zusammenfasst, kommt selbst auf die zahlreichen gleichnamigen Gleich zu Anfang bei der Präsenta- bei hochmusikalischem Publikum nicht Stücke Mendelssohns hinwies. Die Se- tion eines Werkausschnitts durch ein so an wie in diesem Falle die vorher ge- renade Madernas besteht aus mehreren Ensemble von Hochschulstudenten Jill spielten Werke eines Felix Mendelssohn Teilmotiven, die sich aber auf dem Jeschek – Flöte, Lotta Göttsche – Klari- Bartholdy. Eher mageren Applaus gab Notenblatt kreuzen und schlangen- nette, Christian Scholz – Trompete, es für die Solisten. Dann aber ergriff gleich umeinander winden. Das sei, laut

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nämlich, und es entstand aus Anmerkungen“. Es scheint, als hätten Anlass eines himmelwärts ge- auch die Alumni nicht jede Vorlesung schossenen Satelliten. Wid- als an- und aufregend empfunden … mungsträger ist folgerichtig ein Bruno Maderna schaffte es trotz Himmelsforscher namens Um- sehr wahrscheinlichen Alkoholgenusses, berto Montalenti, und nicht von gleich zwei Referenzen in diesem Gele- ungefähr erinnern auch die genheitswerk zu verstecken. Es existiert oben angesprochenen Noten- eine Zwölftonreihe, die die gleichen Töne zeilen an konzentrische Him- enthält wie die Grundreihe des ersten melsbahnen. Einzelne der vor- vollständigen Zwölftonwerks – Schön-

ARCHIV geschriebenen Musikaktionen bergs Serenade op. 24. Schönberg been- Bruno

Foto: ließ Prof. Schipperges von den det die Reihe mit den Tönen B A C H, Maderna Instrumentalisten vorführen. Maderna seine mit H C A B. Schipperges, eine „Einladung zum Stö- Da vor der Vorlesung das Notenblatt Hochgeistiges Wirken und geistige ren und Mitmachen“. Obwohl es zuerst (siehe Abbildung) an das Publikum aus- Getränke sind wohl doch oft eng mit- den Eindruck erweckte, als würde jede geteilt worden war, war es nun möglich, einander verbunden. Stimme willkürlich einsetzen, nehmen die Stimmen sehr viel besser mitzuver- Die Gesamtaufführung des Werkes sie durchaus Bezug aufeinander. folgen. Humoristischer Höhepunkt des zum Vorlesungsende begann mit einem Bruno Maderna (1920 – 1973) – damit lockeren Vortrags war auf jeden Fall die Motiv, das auf Zuruf aus dem Publikum leitete der Referent seine Analyse ein – Idee, die Stimme der linken Hand in bestimmt werden durfte, und mit dem ist heute sicher nicht mehr für jeden ein Chopins Ges-Dur-Prélude mit einer Verklingen der Musik endete die Ver- Begriff. Dabei zählt er zu den Zentralfi- Orange auf der Tastatur zu rollen. Min- anstaltung so, wie sie es verdiente – mit guren der Musik im Deutschland der destens genauso gut gefiel den gebannt viel Applaus und Blumen für alle Betei- Nachkriegszeit. Der Italiener lebte in lauschenden Zuhörern aber auch die ligten. Darmstadt, war aber eigentlich Kosmo- Anfangsbemerkung, es handele sich Johanna Steinborn polit und kannte keine kulturellen Bar- keineswegs um eine vollständige Werk- Studentin FR Alte Musik rieren. Luigi Nono, Karlheinz Stock- analyse, sondern dies seien „nur ein paar hausen und Pierre Boulez zählten zu seinen Schülern. Musik war für diesen Tausendsassa ein akustischer Sinn, ge- eignet vor allem zur Kommunikation (die er auch als einzigen Grund für die Existenz der fünf Sinne ansah). Kom- munikativ war wohl auch der Ort der Stückentstehung: Es entstand dort, wo Musiker – nach der Übkammer natür- lich – am liebsten sind, im Wirtshaus

Hinweis in eigener Sache Für die Alumni-Betreuung wurde die ABM-Stelle von Christine Hantke bis zum 13. Dezember 2010 verlängert. Vorgesehen ist zudem, dass Dr. Peter Zahn, vormals IT-Systemadministrator an der HMT und jetzt in der Freistellungsphase zur Altersteil- zeit, ehrenamtlich im Rahmen der Alumni-Arbeit tätig werden wird. S Foto: K

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Chorleiter bekam nach einem entspre- chenden Auswahlkonzert die ersehnte Förderung – zusammen mit dem Kla- vierstudenten Igor Gryshyn.

m Jahr 2009 feierte das Vocalconsort ILeipzig sein zehnjähriges Bestehen. Die Zusammenstellung seiner Konzert- programme ist immer besonders reiz- voll und durchdacht und reicht von vergessenen Schätzen mitteldeutscher Musik bis hin zu „schlagertauglichen“ Arrangements von Gregor Meyer. Das Kernrepertoire indes rankt sich um mitteldeutsche Barockmusik bis 1700. Doch auch von der HMT bezieht das Ensemble immer wieder Anregungen: Auf Anfrage von Prof. Stefan Engels wurde 2007 ein ganzes Konzert mit Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert ert Mothes G bestritten. Dieses Projekt, wie auch das

Foto: Sethus-Calvisius-Symposium, das Prof. Dr. Gesine Schröder und Dr. Martin Immer wieder Krumbiegel (beide HMT) 2006 durch- führten, diente als Anstoß für zwei CD- Anregungen sikstudiums an der HMT mit dem Fach Aufnahmen, jeweils mit Werken der Chorleitung auf Kriegsfuß und erwog beiden Leipziger Komponisten – da- ernsthaft einen Wechsel. Ausgerechnet runter zahlreiche Ersteinspielungen. von der HMT – in dieser Zeit kam er zu einem eigenen Ergänzt wird die Diskografie des VCL Chor wie die Jungfrau zum Kinde: vom Weihnachts-Album Frohlocket so- zum „Zehnjährigen“ Viele seiner Freunde, darunter etliche wie einer Scheibe mit frischen Volks- Mitglieder des Ehemaligen-Chores vom lied-Arrangements. des Vocalconsorts Clara-Wieck-Gymnasium Zwickau, wollten auch in Leipzig zusammen sin- m Jubiläumsjahr präsentierte das Vo- Leipzig gen. Und da Gregor fachlich am ehesten Icalconsort Leipzig gleich zwei neue geeignet erschien, wurde er auserkoren, CDs und führte – gleichsam als ein den neu gegründeten Chor unter dem Höhepunkt der bisherigen Arbeit – Namen Les Jeunes Musiciens zu leiten. Mozarts Krönungsmesse und Bachs eit seiner Gründung hat sich das Langsam wuchsen sowohl das Reper- Magnificat auf. Ausruhen auf bereits Vocalconsort Leipzig zu einem toire, der „Konzertradius“ als auch die verdienten Lorbeeren wollen sich aber homogenen Ensemble mit ausge- Erfahrung des Chorleiters. 2004 taufte weder Gregor Meyer noch das Vocal- zeichneten stimmlichen und musika- sich das Ensemble, das zum großen Teil consort Leipzig: 2010 wird es im Rah- lischen Qualitäten entwickelt, die mit durch Studierende der HMT getragen men der Schumann-Woche im Septem- frischer Musizierfreude gepaart wer- wurde und wird, in Vocalconsort ber ein Konzert zum Hochzeitstag der den. Der Kammerchor singt regelmä- Leipzig (VCL) um. Schumanns geben. Und als neues, aus- Foto: HMT- ßig in der Leipziger Thomaskirche, im Im Jahr darauf bewarb sich Gregor gefallenes Projekt ist eine Hommage an Alumnus Gewandhaus und in der Dresdner Meyer um das Stipendium des Freun- Anna Magdalena Bach in Planung. Gregor Meyer Kreuzkirche, tritt u. a. beim Bachfest deskreises der Hochschule. Während Heike Bronn (Mitte) Leipzig und in den großen Kirchen andere kurzerhand ihre Geige auspa- Dreh- und Angelpunkt Leipzig mit seinem Hamburgs oder Erfurts auf. Doch be- cken oder den Klavierdeckel öffnen, Ensemble gonnen hat alles viel bescheidener: war es für den mittlerweile Chorleitung weitere Informationen: Vocalconsort Im Herbst 1999 nämlich stand Gre- im Aufbau studierenden Gregor recht www.vocalconsort-leipzig.de Leipzig gor Meyer innerhalb seines Kirchenmu- aufwändig, sein „Instrument“ VCL in www.dreh-und-angelpunkt.de die Hochschule zu bestellen. Letztlich lohnte sich die Mühe: Der ambitionierte

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Alumni hinter den einzelnen Aufnahmeräumen und teilzuhaben, ohne sich als Künstler von den Reglern: zur Regie herrscht Sichtkontakt. In der Labels diktieren zu lassen. Das verwun- Patrick Gertis und Regie befindet sich sowohl analoge als dert nicht, denn schließlich sind sie selbst auch digitale Aufnahmetechnik, u.a. eine auch musikalisch aktiv und sehen sich in Kai Mäder leiten analoge Surround-Konsole. Für Produkti- ihrem Schaffen von Musiker zu Musiker. heute die onen, welche auswärts stattfinden, sind die FWL Studios mit mobiler Technik FWL Tonstudios ausgestattet. in Wachau Solch hervorragende Voraussetzungen sprechen sich herum, und so haben Künst- ler der verschiedensten Stilrichtungen ls im Juni 2009 der Leipziger wie Jazz, Klassik, Pop oder Filmmusik Jazznachwuchspreis der bereits Alben bei Gertis und Mäder Marion-Ermer-Stiftung an das eingespielt. Die Referenzliste ist lang: die Duo Stiehler/Lucaciu verliehen Vokalensembles Calmus (auch die soeben Awurde (ein Interview mit den HMT-Stu- ECHO-preisgekrönte CD Lied:gut! wurde dierenden siehe S. 46), erwähnte Sascha hier aufgenommen) und amarcord, die Stiehler in seiner Dankesrede auch die Hochschul-Bigband, Richie Beirach, FWL Studios. Und Pianist Richie Beirach, Michael Wollny, die Klazz Brothers, Cuba Nova, Cristin Claas, das Gewand-

Professor an der HMT Leipzig, sagt über L

seine Aufnahme des Albums Crossing Over hausquartett, Edson Cordeiro – gerade : FW OTOS in den FWL Studios: „ … one of the best war der argentinische Starbariton Victor F solo piano recordings I’ve ever done and Torres zu Aufnahmen hier. really a great recording studio with a Aber die technischen Möglichkeiten sind So bieten die FWL Studios z. B. nach Kai Mäder phenomenal Hamburg Steinway … That’s nur ein Aspekt und „Mittel zum Zweck“ erfolgter Aufnahme den Support, selbige (vorn) und the best one, ever!” für eine gelungene CD-Produktion, so zu veröffentlichen. Damit wird den Patrick Gertis Da wird es höchste Zeit, die FWL Stu- Gertis. Gefragt sind „Erfahrung, Wissen, Künstlern angeboten, dass deren Alben im Regieraum dios in Wachau im Leipziger Süden einmal Geschmack, auch psychologisches Gespür nicht nur ordnungsgemäß abgewickelt vorzustellen, denn schließlich haben auch und gepresst werden, sondern dass sie die Studiogründer Patrick Gertis und auch im Handel und auf den Download- Kai Mäder an der HMT Leipzig studiert: plattformen, wie iTunes, erhältlich sind. Patrick Gertis absolvierte zunächst Außerdem kümmern sich die FWL-Mit- eine Ausbildung zum Bankkaufmann arbeiter direkt um die Bemusterung von und studierte dann von 1999 bis 2004 Schallarchiven, Radios und Magazinen. Jazzpiano an der HMT Leipzig, ab 2001 Dabei stehen sie auch mit Rat und Tat bei Prof. Richard Beirach, und schloss mit bei organisatorischen Fragen des Business dem künstlerischen und pädagogischen zur Verfügung – auch aus diesem Grund Diplom ab. Gertis’ Kompagnon, Tonmei- haben die FWL Studios ihre Tätigkeit ster Kai Mäder – die beiden kennen sich ausgeweitet. So ist Gertis als Seminar- schon von Kindesbeinen an –, studierte referent zum Thema „Existenzgründung zwei Jahre Jazz-Kontrabass an unserer im Umgang mit den Künstlern“. Der Be- als freiberufliche(r) Musiker(in) und Hochschule. sucher der Homepage wird gleich auf das Musikbusiness“ im Auftrag des Wirt- Der Tonstudioneubau in Wachau wurde Fenster „Big Support für Musikstudenten“ schaftsministeriums, unter anderem an im Juli 2006 eröffnet. Er ist ausgestattet aufmerksam. Dahinter verbirgt sich ein Musikhochschulen, tätig. mit drei akustisch komplett getrennten Angebot für Studierende zu besonders „Heutzutage, wo sich das Berufsbild der Aufnahmeräumen – Herzstück ist die 117 günstigen Konditionen, welches sich nicht Musikschaffenden im Wandel befindet, ist qm große und 6 m hohe, technisch top- allein auf das Bewerkstelligen der Aufnah- es unerlässlich, dass diese umfassendes ausgestattete und akustisch exzellente Re- men beschränkt. Denn schließlich sollen Wissen erhalten und Möglichkeiten aufge-

cording Hall (z.B. mit einem selektierten junge Musikerinnen und Musiker auch die zeigt bekommen – auch dafür wollen wir weitere Infos unter: www.fwlstudios.com Hamburg Steinway D Konzertflügel) mit professionelle Seite des Künstlerdaseins etwas tun“, resümiert Gertis. Aufnahmemöglichkeiten für alle Ensem- erfahren. Birgit Hendrich blegrößen: vom Solokünstler bis zur Als Reaktion auf den Strukturwandel Bigband und Kammerorchester. Zwischen in der Musikindustrie bieten Gertis und Mäder Möglichkeiten an, am Musikmarkt und dem professionellen Geschehen

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Wider die Schafe und Affen......

Wissenswertes zu Max Reger und bei welchem die Pianistin Clara Birg- feld und er als Liedbegleiter und Kam- Leipzig anlässlich des Max-Reger-Forums mermusikpartner im Kammermusik- saal des Centraltheaters mit der Kla- vom 30. April bis 3. Mai 2009 rinettensonate As-Dur und den Beet- hoven-Variationen für zwei Klaviere zu hören waren. Am 19. November erleb- ten ihn die Leipziger im Gewandhaus s ist dem künstlerischen Leiter des Max Reger Forums mit seiner Violinsonate C-Dur, der be- ELeipzig 2009, Prof. Hanns-Martin Schreiber, zu danken, rühmten, den Musikkritikern zugedach- mit einem beeindruckenden Programm* die immer noch ten, mit den Motiven S-C-H-A-F-E und A-F-F-E, die er mit einem Geiger schwierige Pflege des Regerschen Werkes auch in Leipzig des Gewandhausquartetts spielte. befördert zu haben – in der Hochschule, in der Stadt, in Max Regers Bindung an Leipzig – der Thomaskirche, im Musikinstrumentenmuseum, im Schumann-Haus seine Lehrtätigkeit am Konservatorium und im Gohliser Schlösschen: Es gab Vertrautes zu genießen, selten behielt er zeitlebens bei, seine Stellung Gehörtes zu entdecken! Über vieles Interessante und Wichtige kann als Universitätsmusikdirektor gab er schon nach einem Jahr auf – machte die hier nicht berichtet werden: über die Vorträge, den Meisterkurs mit Stadt in diesen Jahren zur Max-Reger- Harald Feller, über den Besuch des Musikinstrumentenmuseums, den Stadt, und er selbst stand auf der Höhe Roundtable zur Reger-Interpretation, über die Lehrveranstaltungen seines Ruhmes. Neben Richard Strauss zum Thema Reger, die im Sommersemester in der Hochschule stattfan- war er zum bedeutendsten deutschen den und über vieles Andere. Für den Teilnehmer bleibt aber ein großes Komponisten avanciert und durch seine umfangreiche Konzerttätigkeit in vie- Hörerlebnis, das zu weiterer und intensiver Beschäftigung mit dem len Ländern Europas bekannt. Sein Ruf Thema Max Reger einlädt. Erlaubt seien jedoch an dieser Stelle einige als Komponist zog viele talentierte Bemerkungen zu Max Reger in Leipzig. Kompositionsstudenten nach Leipzig, die später wichtig und einflussreich wa- ren, wenngleich von manchen die Na- Im Jahr 1907 erreichte Max Reger die Übertreibung sagen: er ist einer der al- men fast vergessen sind: Joseph Haas, Nachricht von der Berufung zum Uni- lerersten lebenden Musiker und er kön- Othmar Schoeck, Regers Lieblings- versitätsmusikdirektor und Professor ne durch eine Lehrtätigkeit am Kon- schülerin Johanna Senfter und Her- am Königlichen Konservatorium in servatorium diesem neuen Glanz ver- mann Grabner, der heute noch als Mu- Leipzig. Dieser vorausgegangen waren leihen.“ So wurde Reger dann am 22. siktheoretiker geläufig ist. Einer seiner kontroverse Diskussionen, aus denen Februar 1907 zum Universitätsmusik- radikalsten und experimentierfreudig- allerdings ersichtlich ist, welchen hohen direktor und Kompositionslehrer am sten Schüler war der Pianist und Kom- Stellenwert im Musikleben der 34-jäh- Leipziger Konservatorium berufen – ponist Erwin Schulhoff, der als Jude rige Max Reger zu diesem Zeitpunkt und er nahm die Berufung an. von den Nationalsozialisten deportiert hatte. Das Zögern der Kommission – es Natürlich war Max Reger als Kom- wurde und 1942 im Lager Wülzburg ging wohl dabei nicht in erster Linie um ponist und Pianist in Leipzig schon lan- bei Weißenburg (Bayern) starb. Er stu- künstlerische Gesichtspunkte – kom- ge kein Unbekannter mehr. Sein erstes dierte bei Max Reger von 1907 bis 1910, mentierte Reger mit einem Telegramm: Konzert in Leipzig bestritt er bereits am setzte sich für die Wiener Schule ein „ ... bin durch zoegern sehr verletzt die 27. Februar und am 3. März 1903 als und integrierte den Jazz in die europä- herren scheinen nicht zu wissen, wen sie Liedbegleiter eigener Werke mit den ische Kunstmusik. vor sich haben, deshalb meine absage – Sängern Ludwig Hess und Franz Ber- Regers Musik und seine Tätigkeit als gruss reger.“ Einer seiner Befürworter gen im Hôtel de Prusse und Werken Pianist und Kammermusiker war in setzte sich aber für ihn mit folgendem von Hugo Wolf. Am 4. März besuchte Leipzig vor allem nach 1908 präsent: Argument ein: „Herr Max Reger nun er ein Konzert des neuberufenen Tho- Liederabende und Chorkonzerte mit ist eine solche Kraft, man darf ohne masorganisten Karl Straube mit einem eigenen Kompositionen, aber auch mit Reger-Programm in der Thomaskirche. Kammermusikwerken anderer Kom- *) Nachzulesen unter http://www.hmt- Schon am 17. November 1904 gab es ponisten, Reger als Dirigent, z.B. der leipzig.de/index.php?aid=11800 in Leipzig wieder einen Reger-Abend, Meistersinger-Ouvertüre Wagners, dann

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...... Wider die Schafe und Affen die Uraufführungen des Violinkonzerts kurzen Leben nicht möglich war, eine durch den berühmten Geiger Henry Interpretationstradition zu begründen Marteau und des Klavierkonzertes durch und dass die Verbreitung seiner Musik Frieda Kwast Hodapp unter Arthur zu seinen Lebzeiten hauptsächlich sei- Nikisch, die Uraufführungen des Kla- nem Engagement und dem einer ver- viertrios, der geistlichen Gesänge op. hältnismäßig kleinen Gruppe von aus- 110 durch den Thomanerchor, des übenden Künstlern vorbehalten blieb. Streichsextetts op. 118 und des Klavier- So sind seine Lieder, vieles von seiner quartetts a-Moll. Daneben lesen wir von Klaviermusik und die meisten seiner Aufführungen des Symphonischen Pro- Kammermusikwerke vergessen und logs zu einer Tragödie, der Hiller-Varia- gehören nicht zum Repertoirekanon tionen, von Streichquartetten, der Intro- der Hochschulausbildung, geschweige Reger-Büste duktion, Passacaglia und Fuge für zwei denn zum Repertoire der Wettbewerbe, von W. Andreas Klaviere, von Violinsonaten, von Bach- auf die sich jene Ausbildung mehr und im Hochschul- Reger-Abenden, von Konzerten zum mehr fokussiert hat. Eine Ausnahme gebäude Grassi- 100. Geburtstag Mendelssohns und zu bilden dabei Kompositionen, wie z.B. straße 8 Gunsten der Richard-Wagner-Stiftung. die Solowerke für Viola oder die Aus dem königlichen Konservatori- Streichtrios. Seine Orgelmusik jedoch, um ist nach manchen Metamorphosen die schon nahezu ein Synonym für Max Woehl-Orgel, der „Bach-Orgel“, die die Hochschule für Musik und Theater Regers Schaffen geworden ist, hat einen einem authentisch-barocken Klang- „Felix Mendelssohn Bartholdy“ hervor- festen Platz im Musikleben erobert. Die ideal verpflichtet ist, hätte allerdings gegangen. Ihr Gründer Felix Mendels- Bedeutung seiner Werke für dieses In- sicher nicht Regers Bach-Ideal entspro- sohn Bartholdy führt eine beein- strument steht natürlich außer Frage, chen. Gerade Karl Straube, der Tho- druckende Ahnengalerie bedeutender hat es doch in Deutschland nach Bach masorganist und Förderer Max Regers Komponisten an, die an diesem Haus keinen Komponisten gegeben, der auf in dessen „wildester“ Zeit, entwickelte lehrten: Robert Schumann, der aller- ein vergleichbares Œuvre für die Orgel sich aber später zum Hauptvertreter der dings nur kurz als Klavierlehrer tätig verweisen kann. Orgelbewegung in Deutschland, deren war, Nils Wilhelm Gade, Sigfrid Karg- Gerade Leipzig, die Thomaskirche Programm – die Abkehr vom roman- Elert, Ignaz Moscheles, Carl Reinecke, und natürlich sein Freund und Förde- tischen Klang und die Hinwendung zu Johann Nepomuk David und eben Max rer, der Thomasorganist Karl Straube einem barocken Klangideal – sich so- Reger, um nur einige zu nennen. sind aus Regers Orgelschaffen nicht wohl auf die Interpretation als auch auf Nahezu ein Jahrhundert ist seit Max wegzudenken, und so verlangt der Ge- die Akzeptanz der Werke Max Regers Regers frühem Tod im Jahr 1916 – er nius loci Leipzigs einfach nach einem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- wurde 43 Jahre alt – vergangen. Gerade Schwerpunkt mit Orgelmusik! derts und letzten Endes bis heute aus- Leipzig ist der Ort, den Spuren, die Max Reger kannte den Klang der wirkte. Max Reger und seine Musik hinterlas- großen, romantischen Sauerorgel in der Im Repertoire der Thomaner-Motet- sen haben, nachzugehen. Das 2. Max- Thomaskirche, die er am 4. März 1903 ten der Jahre 1907 bis 1911 ist Max Re- Reger-Forum „Aufbruch in die Moder- zum ersten Mal, kurz nach der Beru- gers Orgelwerk mit vielen bedeutenden ne“ der drei Hochschulen München, fung Karl Straubes zum Thomasorga- Werken häufig vertreten, mehrfach Leipzig und Bremen, das turnusmäßig nisten, mit einem Reger-Programm auch die Symphonische Phantasie und von einer der drei Beteiligten, diesmal hörte. Straube spielte die Sonate fis- Fuge, die zwar dem Organisten Gustav der Leipziger, federführend veranstal- Moll, die Phantasie Ein feste Burg ist un- Beckmann zugeeignet ist, aber von Karl tet wird, bot nun vom 30. April bis ser Gott und die Symphonische Phantasie Straube im Jahr 1902 uraufgeführt und 3. Mai 2009 diese Chance. und Fuge op. 57 – ein Programm, das häufig gespielt wurde. Sein Vokalwerk Bedarf es denn angesichts solcher heute wie damals neben den großen war jedoch nur mit zwei Werken prä- Traditionen einer Hommage à Reger? Schwierigkeiten für den Interpreten sent, darunter allerdings mit der Urauf- Um es vorwegzunehmen: Ja, unbe- auch einem interessierten Publikum führung der geistlichen Gesänge op. 110 dingt! Die Musik Max Regers ist im nicht ohne weiteres zuzumuten ist. im Jahr 1909, die „dem Thomanerchor kommerziellen Musikleben an den 1908, ein Jahr nach der Berufung Max und seinem Dirigenten Prof. Dr. phil. Rand gedrängt worden. Die Gründe Regers nach Leipzig, wurde die Orgel h.c. Gustav Schreck zu eigen“ sind. hierfür sind vielfältig, einer davon ist von 63 auf 88 Register erweitert. Der Prof. Kurt Seibert, sicher auch, dass es ihm in seinem Klang der im Jahr 2000 neu erbauten Klavier, Hochschule für Künste Bremen

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 27 BERICHTE

Sensation und Volltreffer Die Musiktheaterproduktion m 12. Juni 2009 hatte in Leipzig an der Hoch- Aschule für Musik und Theater (HMT) die zwei- „Alle Wünsche sind dahin“ teilige Musiktheaterproduktion „Alle Wünsche sind dahin“ unter der Regie von Jasmin Solfaghari Pre- im Spiegel der Presse miere. Der erste Teil des Abends „Wonne der Ein- samkeit“ war eine Collage aus Kompositionen Fanny Reaktionen zur Leipziger Erstaufführung am Hensels und Zitaten aus Briefen der Familie und 12. Juni 2009 in der HMT sowie zum Freunde. Als verbindende Zwischentexte gewähren diese Einblicke in wichtige Lebensabschnitte der Ge- Gastspiel bei den Ludwigsburger Schlossfest- schwister Fanny Hensel und Felix Mendelssohn. Den spielen / Internationale Musikfestspiele zweiten Teil bildete die Inszenierung des Singspiels Baden-Württemberg am 2. und 3. Juli 2009 „Die beiden Pädagogen“ von Felix MB. […] Die dra- maturgische Anlage der Produktion stellt folgende Aussage Fannys in den Mittelpunkt: „Dass man übri- gens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem Alle Wünsche sind dahin Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung Musiktheater mit Musik von vorgerückt bekommt, ist ein Punkt, der einen in Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy Wuth und somit um die Weiblichkeit bringen könnte, wenn nicht dadurch das Uebel ärger würde.“ Erstaufführung Angelika Horstmann, VivaVoce 85 / 2009

1. Teil – Wonne der Einsamkeit Solfaghari fand bei ihren Recherchen Collage aus Werken Fanny Hensels in der Staatsbibliothek Berlin das un- von Jasmin Solfaghari, Helmut Kukuk und Jörg Rothkamm veröffentlichte Lied, das der Fanny-

Collage den Namen gab: „Wonne der 2. Teil – Die beiden Pädagogen Einsamkeit“ und spricht von einer von Felix Mendelssohn Bartholdy „Rarität“. Doch eigentlich ist es eine Sensation. Darüber hinaus verwen- Musikalische Leitung – Helmut Kukuk/Cheng Jie Zhang det der Rahmen orchesterbegleitete Inszenierung – Jasmin Solfaghari Vokalkompositionen Fannys, die so- Bühne – Daniela Flügge / Kostüme – Katrin Neubert / Chor – Jens Petereit wohl in der Besetzung als auch text - Dramaturgie – Jörg Rothkamm, Miriam Konert, Carolin Seidl lich passen mussten. […] Szenisch spielt die HMT-Produktion im Büh- Abraham Mendelssohn/Herr von Robert – Karsten Müller nenbild Daniela Flügges und in den Felix Mendelssohn/Carl, sein Sohn – Simon Wallfisch, Stephan Scherpe Kostümen Katrin Neuberts mit dem Cécile Mendelssohn, geb. Jeanrenaud/Elise – Diana Kuznetsova, Anastasiya Peretyahina Biedermeier. Carl Friedrich Zelter/Lehrer Kinderschreck – Sindre Øgaard, Ezra Jung Peter Korfmacher, Leipziger Volks- Fanny Hensel, geb. Mendelssohn/Hannchen – Manuela Fraikin, Paula Rummel Wilhelm Hensel/Luftig – Alexander Voigt, József Gál zeitung, 12.6.2009

28 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE e (4) zk rat G s n l (3, 5), Je d ei S

n aroli C (1, 2, 6), d schil n e u a H

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Die Alte Kelter in Bietigheim war der Spielort, und dorthin hatte man das aufwendige und gelungene Bühnenbild einer guten Stube des 19. Jahrhunderts transportiert. Vor Fotos von den Proben (3, 5) der Bühne positionierte sich das Hochschulorchester und sowie den Aufführungen der Mendelssohn-Abend begann mit einer Collage zu in der HMT (1, 2, 6) und Fanny Hensels Werken. in Bietigheim (4) Helga Spannhake, Ludwigsburger Kreiszeitung, 4.7.2009

Und wieder eine Idee aus der Pro- werfen einen Blick in den Briefwech- grammkonzeptionsfraktion der Leip- sel innerhalb der Familie wie nach ziger Musikhochschule, die auf den extern [...] und erleben Fanny vor ersten Blick absonderlich anmutet, allem als extrem romantisch kompo- aber schnell ihre immanente Logik nierend […]. Manuela Fraikin spielt Fanny, bringt authen- preisgibt und sich nach der Auffüh- tische Bühnenpräsenz mit […]. Ganz anders rung dann sogar als Volltreffer he- [Es] stimmt […] die Dramatisierung, ihr Brüderchen Felix (Simon Wallfisch), der rausstellt […]. […]. Komponierende etwa der urplötzliche Stimmungs- Frauen waren in der ersten Hälfte sich gesanglich zurückhält […]. Hier über- schwenk in „Hero und Leander“, die des 19. Jahrhunderts noch eine Sel- zeugen eher die Nebenrollen Abraham und Helmut Kukuk und das studentische tenheit und hatten es gemäß dem Orchester problemlos stemmen, Cécile, in denen Karsten Müller und Diana traditionellen Rollenverständnis oder die Schizophrenieszene mit der Kuznetsova glänzen. schwer, sich durchzusetzen. Ebenje- Ghostsängerin am Fenster in der nes Rollenverständnis ist das zen- Maren Winterfeld, Leipziger Volkszeitung, gleichen Komposition […]. Die mei- trale Thema der Rahmenhandlung, 15.6.2009 sten Herren singen gut […] und Ale- die Regisseurin Jasmin Solfaghari xander Voigt als Wilhelm Hensel und ihre Kompagnons Helmut Ku- (Fannys Ehemann) sorgt mit seinem kuk, Jörg Rothkamm, Miriam Konert frustrierten Abgang nach einer miss- und Carolin Seidl um die Collage ge- Studierende an der Leipziger Hochschule glückten Gesangsprobe […] für Lach- strickt haben und die dann später wirkten höchst ambitioniert und voller Mu- stürme im gut gelaunten Publikum. auch noch auf „Die beiden Pädago- Selbige Gesangsprobe bildet die Brü- sizier- und Spielfreude […]. Die von einem gen“ übergreift: Fanny kämpft gegen cke zum zweiten Teil: Fanny probt achtköpfigen Ensemble […] sowie einem - die Hürden, die ihr besagtes traditi- mit ihrer Familie „Die beiden Päda- stimmstarken Chor dargebotenen Komposi onelles Rollenverständnis auf ihren gogen“ für eine Aufführung im Rah- kompositorischen Weg stellen, und tionen von Fanny Hensel waren jede für sich- men der Sonntagsmusiken im Hause schafft es tatsächlich, einige von ih- musikalische Delikatessen, die die außerge der Mendelssohns ein […], während nen aus dem Weg zu räumen – im- der zweite Teil dann [...] die General- wöhnliche Begabung dieser Tonschöpferin merhin selbst diejenige, die ihr die probe darstellt, denn da klappt im- des 19. Jahrhunderts unter Beweis stellten. eigene Familie aufbaut […]. Bis es merhin fast alles […]. aber soweit kommt, erleben wir […] Lang anhaltender Applaus erfüllte am rls, Crossover, 16.6.2009 auch noch viele erbauliche, manch- Ende der Vorstellung die Bietigheimer Kelter. mal auch dramatische Momente, Rudolf Wesner, Bietigheimer Zeitung, 4.7.2009

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 29 BERICHTE

Alles für die Kunst im Milieu der Dreissiger Jahre Das Musical „City of Angels“ in der Musikalischen Komödie

Und dann geschieht es: Ein Mord – oder zumindest scheint es so. Das Ende urz vor 20 Uhr, es mimt den Auftakt. Die Geschichte ent- schmilzt mit seiner Heldenfigur, dem ist der 12. Juni 2009. spinnt sich von nun an in zwei paral- Detektiv, und beginnt mit seiner großen K Freudige Erwar- lelen Welten, einer realen Filmwelt und Liebe ein neues Leben. Ein weniger tung und die letzten Toi- einer fiktiven Romanwelt. In der realen ruhmvolles, dafür aber vielleicht zufrie- Toi-Tois erfüllen die Luft Welt schreibt Autor Stine an einem deneres Leben. Kitschig? Kann sein, der Musikalischen Komödie. Noch ein neuen Kriminalroman, den er veröf- aber es ist eine der vielen möglichen Lö- paar Minuten, dann ist es soweit: Die fentlichen möchte, die fiktive zeigt die sungen jenes Kunst-Problems. Wahr- Premiere der Hochschulproduktion Kriminalgeschichte selbst. Er, Stine, bil- scheinlich gibt es so viele Lösungen, wie City of Angels kann beginnen. det die Mittlerfigur zwischen beiden es Künstler auf der Welt gibt. Hinter der Bühne werden letzte In- Welten. Sein größtes Problem – und da- Und gewiss, es gehören immer beide struktionen erteilt – ja, auch so spät mit auch der Leitfaden des Stückes – ist, Seiten dazu: Die schöne, glamouröse, noch! –, die Requisiten werden ein dass sein gesellschaftskritisches Stück gefeierte und die weniger strahlende, nur dann Absatz findet, wenn er sämt- von täglichen Proben und strenger liche Gesellschaftskritik entfernt. Doch Selbstdisziplin geprägte Seite. Das konn- dann verkauft er sich selbst. Ein Dilem- ten die probenden Studierenden und ma, das oft und gerne zum Thema in die mit ihnen probenden Professoren Stücken wird: Wie schaffe ich es, mit während der zwei Monate vor der Pre- igt k meiner ureigenen Kunst ein breites Pu- miere am eigenen Leib spüren: Tägliche

reas Bir blikum zu erreichen? Wie entgehe ich Proben von morgens früh um acht bis

And dem großen Kommerz und bestreite manchmal zwölf Uhr abends, Mittags-

Fotos: dennoch mein Leben mit dem Erlös? Es pausen, die mehr Mittag als Pause wa- ist ein leidiges Thema. Und höchst- ren, und durchsungene Nächte, weil ei- letztes Mal überprüft, und dann ... be- wahrscheinlich jedem halbwegs ernst- nen die Songs noch bis in die Träume ginnt die Band mit der Einleitungsmu- haften Musiker schon mal durch den verfolgten. Aber: Was tut man nicht al- sik. Sie erinnert an einen dieser alten Kopf gegangen. Ob das Stück eine Ant- les für die Kunst? Denn das steht fest: Kriminalfilme aus den Dreißigern, mit wort weiß? Nein, leider weiß es keine Auf den Kommerz hatte es hier keiner Humphrey Bogart oder Paul Newman, Allzwecklösung, aber es geht immerhin der Mitwirkenden abgesehen, ohne Gage und führt uns direkt in das Geschehen den Weg des größten Widerstandes: Sti- und neben all den wichtigen Prüfungen von Los Angeles: eine Stadt voll Krimi- ne emanzipiert sich von der Filmwelt in der Hochschule. Hier tat man alles neller und Reicher, an jeder Ecke lauert mit ihren unkünstlerischen Auflagen eben ... nur für die Kunst. Intrige und Mord. und macht sich unabhängig. Er ver- Luise Baur, Studentin Popularmusik Musical

30 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE er ub t S herese T A Fotos: A m Ende hatte es A sich herumge- AA sprochen, was Asich da Un-Erhörtes er- eignete – beim 1. Leip- Im Anfang war ... die Improvisation ziger Improvisationsfe- stival LivFe! vom 5. bis Konzerte und Workshops beim 8. Juni, für dessen Work- neuen Lei pziger i MProvisationsfes tival shops die HMT Leipzig in Kooperation mit dem Regionalverband Mittel- deutschland des Arbeits- kreises Musik in der Ju- LivFe! gend (AMJ) verantwort- LivFe! lich zeichnete. Beim Abschlusskonzert Partnerin Tara Bouman, deren „Intui- dene Markus Stockhausen, in der Moritzbastei drängte man sich, tive Musik“ die Weiten des Neuen der auch noch am Kinder- um zu sehen und zu hören, wie dort Bildermuseums mit teils ruhigen, teils konzert beteiligt war. Am Jazzpiano-Professor Richie Beirach mit scharf-dissonierenden Klängen füllte. Ende hatte es sich nicht nur dem Kölner Trompeter Markus Stock- Der bekannte schwedische Chorprofes- herumgesprochen, sondern man saß hausen und dem fabelhaften Vokaltrio sor Gunnar Eriksson, an der HMT be- auch nach dem Abschlusskonzert in der oben: Markus WeBe3 aus den USA um die Wette im- reits mehrfach zu Gast, animierte den Moritzbastei noch lange mit Künstlern Stockhausen und provisierte. Beim letzten von fünf HMT-Schulmusikerchor, die Vokal- und Veranstaltern zusammen und war Tara Bouman im Workshops tags darauf war der kleine fabrik, zu schwebenden Chorimprovi- sich einig, dass dieses Festival unbedingt Bildermuseum Chorraum im Haus Dittrichring der sationen oder überraschenden Quod- eine Fortsetzung erleben sollte. HMT Leipzig mit mehr als 50 Teilneh- libets, die wiederum vom Berliner C. Petri mern übervoll. Sie alle wollten die cha- Vokalquartett Wokim (des ehe- rismatischen drei Amerikaner, die sonst maligen HMT-Lehrbeauftrag- mit Bobby McFerrin auf der Bühne ste- ten Michael Betzner) mit sinn- hen, nochmals erleben und nachvollzie- lichen Tönen oder sinnfreien hen, wie sie ihre groovigen Circlesongs Texten kontrapunktiert wurden. und aberwitzigen Soli aufbauten. Vier der Künstler(gruppen), Das vom HMT-Dozenten Christian komplettiert vom westfälischen

Fischer initiierte und organisierte Im- Musikpädagogen Peter Auslän- LivFe! profestival (von der LVZ immerhin mit der, gaben ihre Improvisations- „Leipzig hat eine neue Festivalperle“ Ideen und -Erfahrungen in Ta- kommentiert) hatte am ersten Juni-Wo- gesworkshops an die Studieren- chenende internationale Künstler aus den, aber auch Dozenten der ganz verschiedenen Genres zusammen- HMT oder Gäste aus dem In- geführt, die – einem dialogischen Prin- und Ausland weiter. Das stärk- WeBe3 in der zip folgend – in Doppelkonzerten zu- ste Feedback bei den studenti- Moritzbastei nächst für sich und am Ende stets schen Teilnehmern bekamen die gemeinsam improvisierten. So traf amerikanischen WeBe3-Voka- WeBe3, Deutschlands bekannteste Gambistin listen, die sich um die Ausnah- Ritchie Beirach Hille Perl mit ihrem Partner, dem Lau- me-Künstlerin und Berklee- und Markus tenisten Lee Santana, auf den Kompo- Dozentin Rhiannon gruppie- Stockhausen nisten-Sohn und Trompeter Markus ren, sowie der vielseitige und in der Moritz- Stockhausen und dessen Klarinetten- zugleich sympathisch beschei- bastei

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 31 BERICHTE und nnacac h h W W i i l l l l i i a amm SShh a akkee s sppee a a r r e e

as älteste Sommertheater der Stadt Leipzig lud 2009 vom 3. bis zum 12. Juli mit der wohl ältesten Liebesgeschichte der Welt in den Innenhof des Grassi-Museums ein: Romeo und D Julia von – oder besser nach William Shakespeare. Es scheint fast verwunderlich, dass Dgerade dieses Stück noch nie gespielt wurde in der langen Tradition des Schauspielstudenten- Sommertheaters. Die Erklärung ist einfach: Es gibt zu wenige Rollen, wenn jeder Studierende eine gleichberechtigte Chance erhalten soll. Regisseur Wolf-Dietrich Rammler machte diese Geschichte aber spielbar, indem er fast alle Rollen doppelt vergab.

Warten auf Restkarten Alle Stühle, alle Halme besetzt!

Ball bei den Capulets (I) Ball bei den Capulets (II) Romeo und Julia (I) Balkonszene (Annett Krause/Henner Momann) (Alexander Pensel/Johanna Steinhauser)

Nach Tybalts und Mercutios Tod (Franziska Lorenzo hat einen anderen Plan Lorenzo gibt Julia das Betäubungsgift Reincke/J. Steinhauser/Cornelia Gröschel) (Benedikt Crisand/A. Krause/H. Momann) (Johanna Steinhauser/Eike Weinreich)

32 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE

Das traditionelle Sommertheater der Schauspielstudierenden 2009 [eine Bildergeschichte]

So traten die Schauspielstudierenden milien angehören: den Montagues und sie solle einen Schlaftrunk des zweiten Studienjahres in der Insze- den Capulets in Verona. Heimlich las- nehmen, um ihren Tod nierung von Wolf-Dietrich Rammler sen sie sich von Pater Lorenzo trauen. vorzutäuschen. Unbeab- (Regie), Silvia Zygouris (Choreogra- Doch die Fehde ist damit noch längst sichtigt findet Romeo seine phie), Claus Großer (Fechtszenen) und nicht beendet. So kommt es zwischen Julia und vergiftet sich an Barbara Schiffner (Ausstattung) in zwei Romeo und Tybalt, einem Capulet und ihrem offenen Sarg. Als Julia aus ihrem Besetzungen vor das Publikum. Cousin Julias, zum Kampf, in dessen Schlaf erwacht und die Tragödie be- Shakespeares Geschichte, die 1597 Verlauf dieser von Romeo getötet wird. merkt, tötet sie sich mit Romeos Dolch veröffentlicht wurde, handelt bekann- Romeo muss nach Manuta fliehen. Da ebenfalls. Erst am Grab ihrer Kinder termaßen von zwei jungen Liebenden, Julia nun mit einem gewissen Paris ver- versöhnen sich die verfeindeten Fami- die zwei miteinander verfeindeten Fa- heiratet werden soll, rät Pater Lorenzo, lien. KS

Romeo und Julias Freundinnen Die Capulets und … … die Montagues (Christian Clauß/Sophia Löffler/Ines Westernströer)

Romeo und Julia (II) Balkonszene Mercutio (Romeos Freund) und Tybalt (Cousin Julias) Mercutios Tod (Jeremias Koschorz/ (Annett Krause / Christian Clauß) kämpfen (Thomas Schumacher/Georg Strohbach) Moritz Löwe/Alois Steinmacher) ler mm a R hr/W. D. Gu /B. n ry u . D H : OTOS Romeo glaubt, Julia sei tot Julia beweint den toten Romeo F (A. Pensel / J. Steinhauser) (A. Krause/Ch. Clauß) … und Beifall ward der Mimen süßer Lohn

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 33 34 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE

Entgegen dem kulturellen Sommerl ch sic Festival u ro M Eu : OTOS Euro Music Festival begeisterte F wieder Leipziger Konzerthörer

he 23rd Euro Music Festival Thomas Church where full of people sors and listened then Twhich is held in Leipzig from from Leipzig. were challenged a lot in July 20, 2009 to August 15 is suc- The Academy is also taken impor- good way. cessfully finished.T he festival was tant part of the Euro Music Festi- The 23rd Euro Music absolutely abundant with about 300 val with concerts, more than 50 Festival was in a prosperous condi- Fotos: Konzert participants from , , well-known professors had classes tion, broadcasts, radios and news- in der Alten England, France, Greece, Spain etc. such as piano, violin, viola, cel- papers had interviews several times Börse, Unter- in Europe, Korea, Japan, China, lo, guitar, flute, clarinet, horn, during the festival, and all the richtsszenen Hong-Kong, Singapore etc. in Asia, trumpet, singing, chamber music for media praised Euro Music Festival und Teilnehme- USA, Canada in America, and Austra- participants who study music from as a well-organized-festival. rinnen nach lia etc. and also with about 50 all over the world. Every professor It was successfully finished, so Erhalt der professors. gave them inspirations and encoura- every participant, professors and Diplome Student Da Sol Kim, cellist Prof. ged them. After the festival many audiences of the festival were sore- Peter Bruns (both from University students of festival academy won ly missed to say good-bye, and they of Music and Theatre Leipzig) and several international competitions. promised each other to see again. his wife Annegret Kuttner who is a All the participants who had diffe- Audrey Oh, EuroArts pianist, and pianist Jan Gottlieb rent language and human species had Jiracek had performance at the ope- communication in music through the ning concert of the festival. After chamber music classes, beside few Anmerkung der Redaktion: the concert, more than 40 concerts of chamber music team had perfor- Auf Grund von Bauarbeiten im Hoch- were successfully performed by Euro mance at the chamber music concerts schulgebäude Grassistraße 8 findet im Music Festival. A lot of people and evening concerts as well. It Jahr 2010 kein Euro Music Festival from Leipzig enjoyed all the con- was meaning full to had chamber mu- statt. Gegenwärtig prüft die Hoch- certs which held in Leipzig Hoch- sic concerts with students and pro- schulleitung die Ausrichtung einer schule and also held in Mendelssohn fessors. They all amazingly played hauseigenen Sommerakademie. 2011 hall of Gewand House, old stock ex- different kind of chamber music and soll jedoch auf jeden Fall eine Orgel- change, Schumann House, Mendelssohn gave us high quality of music. The akademie veranstaltet werden. House, Music Instrument Museum and participants who play with profes-

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 35 BERICHTE n lei ub e H

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Unerschöpflicher Katalog von Kursen und Konzerten bei der 2. Europäischen Orgelakademie Leipzig 2009

ach einer Erstauflage im Jahre 2007 fand vom 16. bis Nzum 30. August 2009 die 2. Europäische Orgelaka- demie an der HMT Leipzig statt. Wie bereits bei der 1. Aka- demie versammelten sich Orgelstudierende und Organisten aus aller Welt in der Bachstadt.

Das große internationale Oortmerssen, Martin Schmeding, Kri- Ansehen dieser Veranstal- stian Wegscheider, Christoph Wolff tung wurde durch eine und Jean Claude Zehnder boten den 65 substantielle Förderung Teilnehmern einen schier unerschöpf- des Deutschen Akade- lichen Katalog von Themengebieten. mischen Austauschdienstes (DAAD) Meisterkurse, Dozenten- und Teilneh- weiter gestärkt. Alle ausländischen merkonzerte, Vorträge sowie viele per- Teilnehmer erhielten am Ende dieser sönliche Begegnungen füllten das zwei- zwei Wochen ein Stipendium zur De- wöchige Programm. Nebst den Hoch- ckung von diversen Ausgaben. Unter schulorgeln von Collon und Eule wur- der künstlerischen Leitung von Prof. den historische Instrumente in Leipzig Stefan Engels, Lehrstuhlinhaber für das und Umgebung mit in die Akademie Fach Künstlerisches Orgelspiel an der einbezogen. Dazu zählten u.a. die La- Leipziger Hochschule, repräsentierten degast/Eule-Orgel in der Nikolaikirche die Dozenten der Akademie einen viel- Leipzig, die Sauer-Orgel in der Michae- seitigen Querschnitt der internationalen liskirche Leipzig, die Richter-Orgel in Von oben rechts nach unten links: Orgelszene. Christopher Anderson, Ro- Pomßen und die Silbermann-Orgeln im Meisterkurse bei Martin Schmeding, land Börger, David Briggs, Hans-Ola Dom zu Freiberg und in Rötha. Die Olivier Latry, Jacques van Oortmerssen, Ericsson, Christoph Krummacher, Oli- dritte Auflage der Orgelakademie ist Jon Laukvik und Jean Claude Zehnder vier Latry, Jon Laukvik, Jacques van für Juli 2011 geplant. -ls

36 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE

Frischer Wind aus jungen Kehlen 3. Singing Day für Schul- und Jugendchöre an der HMT rivat p Foto:

m 26. September 2009, dem letzten dolf-Hildebrand-Gymnasiums Mark- insgesamt sieben Auf- und ASamstag in jenem Monat, war die kleeberg, Leitung: Detlef Ay) unter der Abtritte mussten koordi- HMT einmal wieder fest in der Hand Leitung von Christian Fischer Folklo- niert werden. Doch dank des singenden Nachwuchses. Die Stim- re-Sätze aus Europa sowie eine kleine der umsichtigen Abendlei- men von gut 200 Kindern und Jugend- Chorimprovisation. Im Atelier „Groove tung und Moderation von lichen aus vier verschiedenen Schulen and move“ lernte der Kammerchor des Uwe Moratzky (Zwickau) brachten frischen Wind in die Flure Sächsischen Landesgymnasiums für vom AMJ-Mitteldeutschland gelang Atelier beim und Säle der Grassistraße. Gut gelaunt Musik Dresden (Leitung: Uwe Witzel) dies reibungslos. Die klanglichen Er- Singing Day nahmen sie am 3. Leipziger Singing Jazz- und Poparrangements aus der Fe- gebnisse der Atelierproben, aber beson- unter der Day für Schul- und Jugendchöre teil, der des bekannten Berliner Chorarran- ders die Auftritte der am Singing Day Leitung von den der Regionalverband Mittel- geurs Carsten Gerlitz kennen, und beteiligten Chöre unter ihren eigenen Christian deutschland des Arbeitskreises Musik zwar gleich unter dessen eigener kom- Leitern boten eine erstaunliche Palette Fischer in der Jugend (AMJ) gemeinsam mit petenter und launiger Anleitung. Im an chorischem Repertoire und jugendli- der HMT veranstaltete. Austausch zwi- dritten Atelier schließlich, „Meister- cher Klangkultur. Stimmung und Bei- schen der schulischen Praxis „draußen“ werke des 19. und 20. Jahrhunderts“, fall steigerten sich zusehends im Verlauf und der Hochschulausbildung „drin- sollte der gemischte Chor des Rudolf- des Abends im fast vollbesetzten Gro- nen“, Repertoire-Erweiterung für die Hildebrand-Gymnasiums Markklee- ßen Saal (etliche Eltern der jugend- Chöre, aber auch Kontaktaufnahme für berg (Leitung: Roland Kramm) Werke lichen Chorsänger hatten sich eingefun- junge Nachwuchsmusiker waren die von Brahms und Fauré kennenlernen. den). Am Konzertende gut platzierter Leitmotive dieser Veranstaltung unter Da der Atelierleiter Philipp Amelung Höhepunkt war für viele sicher der Federführung von Christian Fischer. leider am Tag zuvor erkrankt war und Auftritt des gemischten Chors des Ru- In den drei Chorateliers sollten die kurzfristig kein Ersatz zu bekommen dolf-Hildebrand-Gymnasiums Mark- jungen Sängerinnen und Sänger ganz war, musste der Zeitplan umgebaut kleeberg, der überzeugend bewies, wa- unterschiedliche Literatur und Arbeits- werden: Dank studentischer Hilfe und rum er beim diesjährigen Sächsischen weisen kennenlernen: viel gutem Willen seitens des Chores Chorwettbewerb in seiner Kategorie Im Atelier „Sing and Chant“ erarbei- und seines Chorleiters konnte dieses zum 1. Preisträger gekürt worden war. teten zwei gleichstimmige Ensembles Atelier dann ebenfalls von Christian Fi- Christian Fischer, (der Kinder- und Jugendchor Ullrich scher betreut werden. Chordirigieren Kirchenmusikalisches Institut/ von Hutten aus Halle, Leitung: Klaus Am Abend wurde es für alle Betei- Institut für Musikpädagogik Rhode, und der Mädchenchor des Ru- ligten spannend: Die Vorbereitungszeit für das Workshop-Abschlusskonzert war recht knapp bemessen gewesen,

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 37 BERICHTE

Die L e i c h t i g k e i t des Scat Workshop mit Norbert Gottschalk im FG Jazz/Popularmusik (vokal)

shop auf wissbegierige der Fachgebietsleiterin Jazz/Popular- Sängerinnen und Sänger musik (vokal), nachgekommen war, um des Fachgebietes Jazz/Po- unser Studium auf diese Weise um wei- pularmusik (vokal) un- tere Aspekte zu bereichern. serer HMT. Wir erfuhren Am Abend des zweiten Tages trat wesentliche Inhalte seiner Norbert Gottschalk zusätzlich noch in verschiedenen Konzepte, einer „Special Stage Night“ auf und um als Sänger eine Impro- zeigte, begleitet von Prof. Werner Neu- visation anzupacken. Ob mann (g), Prof. Ralf Schrabbe (p), Prof. kleine Kniffe, um die rich- Pepe Berns (kb) und unserem Kommili- tigen Skalen zu finden, tonen Stan Neufeld (dr), sein geballtes orbert Gottschalk ist oder Tipps für die passenden Scat-Sil- Können. Kurz: Er brachte die Zuhörer Nseit Jahrzehnten ein ben – er wusste uns Studenten zu begeis- im Haus Dittrichring zum Staunen. Begriff in der Jazz-Szene. tern. Auch Ausflüge in andere Musik- Die Stimme, die Stilsicherheit, das Ein Sänger, der – als einer Richtungen (außerhalb des Jazz) kamen ausgewählte Tonmaterial und das der Ersten im deutschen ihm gelegen. So nahm er sich für Stücke rhythmische Verständnis verdeutlich- Jazz – seine Stimme wie ein Einzelner Zeit, wobei er allen Teilneh- ten einmal mehr, warum Norbert Gott- Instrument einzusetzen weiß, was viel- mern vermittelte, was man „besser“ schalk einer der besten Jazz-Sänger im leicht daran liegt, dass er auch hervorra- oder einfach anders machen könnte. deutschsprachigen Raum ist, und ich gend Gitarre und Trompete spielen Schnell war klar, dass nicht nur bei hoffe sehr, dass er uns bald wieder be- kann. Dieses Wissen um Harmonie und mir, sondern quer durch die Bank die- sucht. Rhythmus macht seine Improvisationen ser Workshop großen Anklang fand. Michael Fürstberger (Scatgesang) so besonders. Alle zeigten sich erfreut, dass Norbert Student Popularmusik Gesang Am 26. und 27. Oktober 2009 traf der Gottschalk (auf dem Foto: sitzend) der 55-Jährige bei einem intensiven Work- Einladung von Prof. Evelyn Fischer,

Vertikale Mundstellung beim Singen Song-Interpretationsworkshop mit Musicalstar Ethan Freeman

om 19. bis 21. November 2009 war Gespannt lauschten wir, was er darüber kale Mundstellung beim Singen“, sowie Vder Musicalstar Ethan Freeman zu zu berichten hatte. „mehr Energie notwendig bei melo- einem Workshop in der Hochschule zu Nachdem er erst in New York und disch nach unten führenden Phrasen“ Gast. dann in Wien seine klassische Gesangs- waren hilfreich. Grundsätzlich achtete Neben ausführlichen Ge- ausbildung abgeschlossen hatte, wurde er bei jedem Teilnehmer auf den Ansatz sprächen über den Beruf er durch die Rolle des Phantoms aus der Töne von oben und auf ein gesundes des Musicaldarstellers und dem Musical Das Phantom der Oper be- „Belting“ (Anm. d. Red.: Gesangstech- seinen eigenen Einstieg in kannt. Rollen wie das Biest in Die Schö- nik aus dem Pop-Musical-Bereich). Er diesen Traumberuf half er ne und das Biest sowie Luigi Lucheni in legte sein Augenmerk vor allem darauf, uns in Form von direktem Elisabeth folgten. die Emotion eines Songs von der Einlei- Coaching weiter. Er arbeitete mit uns Toll war, wie er auf jeden von uns tung bis zum Ausklang des letzten Musical-Studierenden an Stimme, Aus- ganz individuell, sowohl gesanglich als Tones zu halten. Beeindruckend veran- druck, Interpretation, Schauspiel und auch interpretatorisch, einging. Viel schaulichte Freeman, wie man eine Rol- Dramaturgie. Wert legte er auf eine deutliche Aus- le wirklich verinnerlicht und mit den Ethan Freeman erlebte viele Höhen sprache mit gut ausgearbeiteten Bögen. passenden Ausdrucksmitteln der eigenen und Tiefen im Musiktheater-Business, Tipps wie: „Keine sinnlosen Gänge ma- Stimme unterstreicht. Unter anderem aber vor allem spielte er große Rollen. chen, um Emotionen zu ballen“, „verti- bemerkte er immer wieder: „Package is

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everything“. Heißt: Nicht nur die gute seiner eigenen Einstiegs- gesangliche Präsentation, sondern auch zeit heute nicht mehr so Typ, Schauspiel und körperliche Prä- einfach wäre, einen Job senz in der Kombination sind wichtig. zu bekommen. Seine Erfahrungen zeigten, dass es oft Gesangliche Vielfalt nicht darauf ankam, wie gut er selbst im (Musical, Pop, Jazz, Vergleich zu anderen vorsang, sondern Klassik …) schloss er mit wie er sich als Gesamtpaket „verkauft“ ein. Außerdem fanden hatte. wir es alle sehr spannend, rry

Wir haben sowohl vom eigenen Coa- als er von Auditions in Cu ching als auch vom Zuschauen wunder- New York und Deutsch- a nnd y bar lernen können. land berichtete. L

Am dritten Tag bestand die Möglich- Eine der schönsten Be- Fotos: keit, in Form eines persönlichen Ge- merkungen war: „Meine sprächs viel über ihn und sein Privat- tägliche Motivation, jeden Abend auf Anleitung eines so offenen und freund- Studierende leben zu erfahren. „Es erfordert viel der Bühne das Gleiche zu spielen, sind lichen „Stars“ zu arbeiten. der Musical- Organisation und gute Absprachen!“, die Menschen, die die Show noch nie Wir danken Prof. Lynnda Curry für Ausbildung sagte er. Auch helfe es nicht, sich in gesehen haben, und die Dankbarkeit, die Herstellung des Kontaktes und hof- mit Ethan seine Musicalwelt zu vergraben. Seine diesen Job jeden Tag leben zu können.“ fen, Ethan Freeman bald wieder hier in Freeman Kollegen seien alle, über den Beruf hin- Obwohl Ethan Freeman schon viel unserer Hochschule begrüßen zu dür- aus, gebildete, intelligente Menschen. erreicht hat, war es für uns sehr auf- fen. Es wäre wichtig, auch für andere schlussreich, wie er „auf dem Boden“ Jennifer Siemann Zweige, wie zum Beispiel Film- und geblieben ist. Er selbst sprach von der Studentin Popularmusik Musical Fernsehen, Gigs und das Unterrichten Wichtigkeit solcher Eigenschaften im offen zu bleiben, da es im Vergleich zu Beruf. Es war sehr motivierend unter

Sieger beim 1. Orgelimprovisationswettbewerb an der HMT: Baptiste-Florian Marle-Ouvard (Frankreich)

er Sieger des 1. Internatio- nehmer aus Deutsch- ten. Seine Musikstudien ver- Dnalen Orgelimprovisations- land, Italien, den vollkommnete er schließ- wettbewerbs an der Hochschule Niederlanden, Polen, lich mit einem Diplom für für Musik und Theater „Felix Österreich und einen Orchesterleitung. Mendelssohn Bartholdy“ Leip- französischen Lands- Im Rahmen seines Studiums errang zig ist am 1. November 2009 ge- mann vor einer inter- Marle-Ouvard bislang acht premierte kürt worden. Der Wettbewerb nationalen Jury durch. Abschlüsse in den Fächern Orgelinter- selbst fand seit dem 29. Oktober Baptiste-Florian pretation, Improvisation, Harmonieleh- an der HMT und in der Nikolai- Marle-Ouvard, gebo- re, Polyphonie der Renaissance, Gene- kirche statt. ren 1982, studierte am ralbass, Kontrapunkt, Fugenkomposi- Gewinner nach drei Wettbe- Conservatoire Natio- tion sowie in Instrumentation/Orches- Sieger werbsrunden war Baptiste-Flo- nal Supérieur de Mu- trierung. Er erhielt mehrere Auszeich- Baptiste-Florian rian Marle-Ouvard. Er erhielt sique in Paris, wo u.a. nungen bei internationalen Wettbewer- Marle-Ouvard den mit 5000 Euro dotierten 1. Olivier Latry, Thierry ben wie dem Marcel-Dupré-Wett- Preis aus den Händen von Rektor Prof. Escaich, Philippe Lefebvre, Pierre bewerb in Chartres, war Preistäger Robert Ehrlich. Der französische Orga- Pincemaille und Jean-François Zygel zu beim Internationalen Improvisations- nist setzte sich gegen neun andere Teil- seinen maßgeblichen Lehrmeistern zähl- wettbewerb von Saarbrücken und dem

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Internationalen Improvisationswettbe- „Organist of the Year 2007“. Außerdem werb von Straßburg (1. Preis). hat der begeisterte Hobbypilot 2008 sei- Im September 2009 erhielt er den 2. nen Flugschein erworben. Preis für Improvisation und Interpreta- tion sowie den Publikumspreis beim Von den insgesamt 10 Teilnehmern Internationalen Orgelwettbewerb Lu-

er des 1. Internationalen Orgelimprovi- b rü

G xemburg. sationswettbewerbs kamen fünf in das

n Baptiste-Florian Marle-Ouvard ist Halbfinale. Nach der Finalrunde wurde otio m

ro Titularorganist an der Abbey-Orgel in als 2. Preisträger (3000 Euro) Stefan np St. Vincent de Paul in Clichy-la-Garen- Barberino (Italien) gekürt. Den 3. Preis rga O ne (bei Paris) und unterrichtet derzeit (1500 Euro) gewann Samuel Liegéon

Fotos: Improvisation, Harmonielehre und Kon- (Frankreich). trapunkt am Conservatoire von Viry- KS Die drei Preisträger v.l.n.r.: Stefan Barberino, Châtillon. – 2. Preis, Baptiste-Florian Marle-Ouvard – Das Orgelmagazin Organ – Journal 1. Preis und Samuel Liegéon – 3. Preis für die Orgel verlieh ihm den Titel

Rauchende Köpfe sinnierten nicht nur über dionysische Barbarei d ar n

Arbeitstagung der Fachrichtung Dramaturgie e R am 9. und 10. November 2009 zum Thema: Fotos: Felix

Leipziger Dramaturgie heute. v.l.: Verena Eitel (Studentin HMT Dramaturgie), Studium – Praxis – Forschung Christine Peters (freie Kuratorin), Barbara Büscher (HMT Dramaturgie)

rei Felder waren es, mit denen sich diese Tagung beschäftigte: Eine zweite Gesprächsrunde wandte Wie wird Dramaturgie hier und anderswo studiert, welche akuten Fra- sich der dramaturgischen Praxis zu. Als D gen stellen sich in der gegenwärtigen dramaturgischen Praxis und wie deren Vertreter konnten wir Carsten lässt sich das zusammendenken mit neueren philosophisch-ästhetischen For- Jenß, Musiktheater-Dramaturg am schungen? Prof. Dr. Petra Stuber und Prof. Dr. Carl Hegemann haben diese Ta- Staatstheater Mainz, Martin Heering, gung gemeinsam mit Dramaturgie-Studierenden des 5. Semesters konzipiert, or- künstlerischer Leiter des LOFFT Leip- ganisiert und durchgeführt. Eingeladen waren Experten aus allen drei Bereichen zig, und Johannes Kirsten, Vertreter der und sämtliche Gesprächsrunden wurden von den Studierenden moderiert. So Abteilung Denken und Handeln von war die Tagung selbst ein Teil dessen, womit sie sich beschäftigte, nämlich: mit der Leipziger Skala begrüßen. Sie er- dem Zusammenhang von Studium, dramaturgischer Praxis und Forschung. läuterten den praktischen Konflikt, das eigene künstlerische Denken zusam- Den Auftakt machten Dr. sion der Dramaturgie-Ausbildung vor, men zu bringen mit den Erwartungen Jörg Bochow, Chefdrama- die vom Konzept institutioneller „Ban- des Publikums und den Auslastungs- turg am Staatstheater Stutt- den“, der Kooperation mit Schauspiel- zahlen. Dabei macht es augenscheinlich gart und Mitbegründer des und Regiestudenten, medienpraktischer keinen wesentlichen Unterschied, ob neuen Dramaturgie-Studi- Ausbildung bis zum Erlernen text- und man sich in einem klassischen Stadt- engangs in Ludwigsburg, theatertheoretischer Fähigkeiten reich- theater-Betrieb oder in der Freien Prof. Dr. Jochen Kiefer von der Züri- ten. Besonders beeindruckend waren Theaterszene befindet. cher Hochschule der Künste, Prof. Dr. dabei die Schilderungen des israelischen Im Anschluss stellte die dänische Per- Günther Heeg vom Institut für Thea- Dramaturgen Gad Kaynar, der von der formance- und Installations-Künstlerin terwissenschaft an der Leipziger Uni- Notwendigkeit der künstlerischen Aus- Signa ihre Arbeiten vor, ihre letzte Pro- versität und Prof. Dr. Gad Kaynar, der einandersetzung mit der Gegenwart duktion – Germania Song – war in die- an der Universität Tel Aviv Dramatur- sprach, in einem Land, in dem das The- ser Spielzeit am Leipziger Centralthea- gie unterrichtet. Sie alle stellten ihre Vi- ater stets sofort politisch ist. ter zu sehen. Sie spezialisiert sich dabei

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auf begehbare Dauerinstallationen, in denen die Grenzen zwischen Darsteller und Zuschauer zunehmend aufgehoben Neue Rubrik >>> Speed-Dating werden. Als letzter Gast des Tages berichtete Mit dieser Ausgabe des MT-Journals führen wir eine neue Rubrik ein: Peter Spuhler, Intendant am Theater In Speed-Dating stellen Studierende für Studierende Fachrichtungen Heidelberg, von seiner Tätigkeit als der Hochschule vor. Wir beginnen mit der FR Dramaturgie. MT-Journal- Vorsitzender der Dramaturgischen Ge- sellschaft. Diese setzt sich für die dra- Redaktionsmitglied Johanna Steinborn (FR Alte Musik) befragte Paula maturgischen Interessen ein, organisiert Schumann und Marie Beulig (FR Dramaturgie). Tagungen und bringt Schriften heraus, die sich mit aktuellen thematischen Strömungen im Theater beschäftigen. Der Dienstag wurde eröffnet mit Drei Minuten mit >>> einer Diskussion über Kuratieren als dramaturgische Praxis. Zu Gast war Christine Peters, u.a. Kuratorin des Fes- ››› der FR Dramaturgie tivals Theater der Welt, die mit Prof. Dr. Barbara Büscher (HMT) und den Studierenden ein sehr offenes Gespräch Wir treffen Paula Schumann führte. Christine Peters betonte, dass die (rechts) und Marie Beulig in der Arbeit eines Dramaturgen oder eines HMT-Mensa am Dittrichring. Kurators niemals nur den aktuellen Trends unterworfen sein sollte, sondern MT-Journal: Die erste Frage müsst Ihr sicher- dass es vor allem wichtig sei, die eigenen lich oft beantworten: Was unterscheidet Dra- Interessen zu verfolgen und sich von ih- maturg und Regisseur? S nen leiten zu lassen. Nur so sei es mög- Marie: Der Dramaturg ist eher der lich, Entdeckungen zu machen und die- Baukitt, der… Fotos: J se mit dem Publikum zu teilen. Paula: … der Überarbeiter eben. Der letzte Teil der Tagung wurde Marie: Genau. Wir vermitteln unmittelbar zwischen Schauspiel und Regie. Dabei geben von den Philosophen Prof. Dr. Chris- wir aber keine Regieanweisungen, sondern arbeiten eher wissenschaftlich. toph Menke und Dr. Christiane Voss Paula: Wir erarbeiten die theoretische Konzeption des Theaterstückes, die der Regisseur bestritten, die mit den Studierenden dann umsetzt. und mit Carl Hegemann im Gespräch waren. Anhand Texten von Nietzsche, MT-Journal: Besteht Euer Studium eher aus Theorie oder aus Praxis? Hölderlin und ihren eigenen philoso- Paula: Momentan ist eher die Theorie dran. Es kann auch sein, dass das ein bisschen mit phischen Ansätzen ging es hier um ei- der Umstellung auf den Bachelor zu tun hat. Früher hatte man ein Vordiplompraktikum, nen „dramaturgischen Kraftbegriff“. In heute müssen wir das in den Semesterferien machen. Es gibt durchaus die Möglichkeit, unglaublichem Tempo lieferten sie sich größere Projekte anzustoßen, aber der Organisationsaufwand ist groß, und es ist nicht einen gedanklichen Schlagabtausch, in klar, wie das in den Studienplan passt. dem Theorien über das Können des Marie: Uns wird eher passiver Praxisbezug vermittelt – wir sollen lernen, Dinge zu sehen. Nicht-Könnens, die tote und lebendige Kraft, künstlerische Transformationen MT-Journal: Wann und wo besteht die Möglichkeit, sich mit Euren Projekten zu beschäftigen? und die dionysische Barbarei ebenso Paula: Wir als Erstsemestler stecken wie gesagt noch total in der Theorie. Aber die Dra- schnell aufgestellt wie widerlegt wurden. maturgiestudenten im fünften Semester haben eine eigene Website (www.artonauten.de) Mit rauchenden Köpfen fanden sich auf der Projekte und Ankündigungen zu finden sind. die zahlreichen Teilnehmer, zu denen neben den Dramaturgie-Studierenden MT-Journal: Wo findet man Euch, wenn man Euch braucht? auch Theaterwissenschaftler und freie Paula: Auf der Raucherinsel im Innenhof des Dittrichrings … Theaterschaffende zählten, jeden Abend Marie: … oder im Zimmer D 1.10. im Pub Pilot ein, wo bis in die Nacht hinein die Gedanken und Erkenntnisse MT-Journal: Letzte Frage: Wie oft geht ein Dramaturg durchschnittlich ins Theater? aus den Gesprächsrunden ausdiskutiert Marie: Keine Ahnung, der Dramaturg arbeitet ja dort, vermutlich vierzig Stunden in der wurden. Woche. Bei uns Studenten ist das sehr unterschiedlich, die Spanne reicht von einmal im Henrieke Beuthner Monat bis fünfmal in der Woche. Studentin FR Dramaturgie

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Der Ehre wegen: Komponist Klaus Huber besucht die HMT Leipzig und erhält die Ehrendoktorwürde n g Zeye n ga f Fotos: Wol

an darf es ein historisches Ereignis nennen, das sich da abspielte Im Jahr 1966 hatte Klaus Huber Aske- am 20. November 2009 im außerordentlich gut besuchten Großen se (Günter Grass) für Flöte, Sprechstim- Saal der Leipziger Hochschule für Musik und Theater: Im Rahmen me und Tonband komponiert, das eben- M falls zur Aufführung kam, interpretiert des Symposiumskonzerts Musik & Gegenwart verlieh Rektor Prof. Robert vom Schauspielstudierenden Benjamin Ehrlich dem Schweizer Komponisten Klaus Huber zur Ehrung dessen musika- Kiesewetter und der Flötistin Sarah lischen Verdienstes und Lebenswerks die Ehrendoktorwürde – Gruber. Als Höhepunkt der ersten der erste Doktortitel ehrenhalber dieser Hochschule überhaupt. Konzerthälfte musizierten das 17-köp- fige Ensemble Musik & Gegenwart so- Der gebürtige Berner Klaus wart unter der Leitung von Reinhard wie die Solopianistin Ayano Shimada Huber, Jahrgang 1924, der Schmiedel drei Werke Klaus Hubers Klaus Hubers großes viersätziges Kam- am 30. November – wenige auf, die aus dessen Schaffensperioden merkonzert Intarsi (1994), bei dem Hu- Tage nach dem Konzert – seinen 85. der 60er und 90er Jahre stammten. Als ber „von Mozarts letztem Klavierkon- Geburtstag feierte, hatte an der Freibur- älteste Komposition aus Hubers Feder zert“ ausgegangen war, das ihm „immer ger Musikhochschule 1973 bis 1990 un- erklang die Orgelkomposition In te do- im Rücken“ gestanden habe. terrichtet und eine große Zahl von Kom- mine speravi (1964), die Hye-In Um auf Im Anschluss an die Verleihung des ponisten geprägt. Viele seiner Schüler der Eule-Orgel interpretierte. Im An- Titels „Dr. philosophiae honoris causa“ erlangten Bekanntheit und sind heute schluss kam eine Solokomposition der durch Rektor Prof. Robert Ehrlich an selbst lehrend tätig, so beispielsweise ehemaligen Huber-Schülerin Younghi Prof. em. Klaus Huber (der bereits Wolfgang Rihm, Brian Ferneyhough – Pagh-Paan, die in Bremen lehrt und die Ehrendoktorwürde der Universität oder Claus-Steffen Mahnkopf, der seit Hubers Frau ist, zur Aufführung. Ta- Strasbourg trägt) und die Laudatio von 2005 an der HMT die Kompositions- Ryong IV (Die Kehrseite der Postmoder- Prof. Dr. Claus-Steffen Mahnkopf, ließ professur innehat. ne) für Schlagzeug solo, das 1991 ent- der Gewürdigte es sich nicht nehmen, Anlässlich der Verleihung an Huber standen war, wurde von Matthias Suter einige Dankesworte zu formulieren. führte das Ensemble Musik & Gegen- dargeboten. Das Publikum honorierte dies mit

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„Dm dm pff ts psssssschhh“ sehr kräftigem und sehr langem Ap- plaus. – Do the Beat. You Don’t Stop. Es schloss sich eine zweite Konzert- hälfte an, die zwei studentischen Urauf- führungen gewidmet war. Zunächst er- Intensiver Wochenstart klang Evohé für 7 Stimmen (2009) von Carlos Hidalgo (Klasse Prof. Dr. Claus- mit Indra Tedjasukmana Steffen Mahnkopf). Hierfür griff Carlos Hidalgo auf eine Passage aus dem Ro- man Rayuela des argentinischen, 1984 verstorbenen Schriftstellers Julio Cor- tázar zurück, die sich auszeichnet durch Kunstwörter einer erfundenen, fiktiven rung. Spätestens als die Sprache. Diese werden Bestandteil des Snare-Drum an der Reihe Gesangs. Unter der Leitung von Keigo war, gerieten wir in einen Okuda wurde die Uraufführung reali- derartigen Beatboxing-Sog siert von Marta Garcia Cadena, Stine (die Wortschöpfung sei mir Fischer, Lydia Moellenhoff, Sarah The- erlaubt), dass Indra uns ry, Benjamin Boresch, Thomas Seidel kaum noch bremsen konnte und Tobias Bader. und sein eigenes Wort nicht mehr ver- Ebenfalls in Septettbesetzung, jedoch s sollte kein gewöhnlicher Montag stand. Er brachte uns die Grundlagen der in instrumentaler statt vokaler, erklang Ewerden, das stand fest. Uns erwar- Geräuscherzeugung auf so einfach zu anschließend die Uraufführung von der tete ein ganzer Tag mit: Beatboxing! verstehende und direkte Art nahe, dass Komposition Die schreien Salz des Auf- Um Missverständnisse zu vermeiden, wir mit schnellen Erfolgserlebnissen die baustudenten Stefan Beyer (Klasse Prof. sei kurz erwähnt, dass es sich hier nicht Mensahallen schon in der Mittagspause Dr. Mahnkopf), einem zweisätzigen um den Austausch von körperlicher Ge- mit unseren neu erlernten Beats ver- Werk für Kammerensemble, das 2008/09 entstanden war. Nur ein Holz- blasinstrument, das Fagott, zählt zum Beatboxing und Vocal Arranging Ensemble, derweil Blechbläser (Trom- pete, Posaune) sowie Streicher (Violine, ein Workshop im FG Jazz/Popularmusik (vokal) Violoncello) doppelt vertreten sind. Harfe und Schlagwerk vervollständi- am 16. und 17. November 2009 gen die Besetzung. Die Uraufführung der rund 20-minütigen Komposition walt handelt, sondern um das Erzeugen sorgten. Am Nachmittag gab es dann leitete Reinhard Schmiedel. Die Instru- von Silben und Sounds, die nach Schlag- noch Einzelunterricht und besonders mentalisten waren: Josephine Chen, zeug klingen – und dies lediglich mittels schwere Percussion-Künste voller virtuo- Hui-Chun Lin (als Gast), Samuel San- menschlicher Stimme oder auch nur mit ser Varianten in Timing und Dynamik. tana, Viktor Hartobanu, Wolfgang Fi- dem Mund. Wir wurden zur lebenden Loopstation scher, Cheng-Hsuan Chien und Paul So saßen wir nun da – fünfzehn Sänge- und erkannten: Beatboxing = harte Arbeit Hübner (als Gast). rinnen und Sänger –, und vor uns stand und Spaß dabei. Ein gut angenommener, kommu- der Gewinner des Internationalen Vocal- Doch damit nicht genug. Es schloss nikativer und geselliger Sektempfang Percussion- und Beatboxing-Contests sich am Dienstag ein Workshop im Vo- schloss sich dem Festkonzert an. Der „King of the jam“ von 2002, um nur eine cal-Arranging an, in dem Indra uns zahl- Besuch Klaus Hubers an der HMT und seiner zahlreichen Auszeichnungen zu reiche Anregungen zum Arrangieren für dessen besondere Würdigung durch die nennen: Indra Tedjasukmana, der später a-cappella-Gesang im Stil Jazz/Rock/Pop Hochschule bildeten einen ausgespro- beiläufig erwähnte, er habe vor kurzem gab. Eine Hommage an die wundervolle chenen Höhepunkt des interdiszipli- mit Bobby McFerrin gearbeitet. Der Fleißarbeit des Arrangierens mit fantas- nären, nunmehr im dritten Jahr stattfin- Mund blieb uns offen stehen, womit wir tischen, aktuellen Hörbeispielen. denden Symposiums Musik & Gegen- auch schon die ideale lockere Grundhal- Zwei volle, gute Tage für die a-cappella- wart, welches Freitag und Samstag das tung für die Bass-Drum eingenommen Musik! Festkonzert umrahmte. hatten. Einfach mit leicht aufeinander lie- Christian Nolte Stefan Beyer genden Lippen die Kerze auspusten! Und Student NF Jazz/Popularmusik (vokal), Aufbaustudent FR Komposition das taten wir mit steigender Begeiste- HF Chordirigieren

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LEIPZIG

Querschnitt aus 100 Jahren Jazz und Popularmusik Jazz- Ensembleabende im Schille-Theaterhaus Leipzig nn a um er Ne n Fotos: Wer

m 17. und 18. Juni 2009 fanden noch über einen guten Flügel verfü- und Popularmusik auf die Bühne ge- A die Ensembleabende der FR Jazz/ gen. Mit anderen Worten: Die sen- bracht, der sich hören und sehen ließ: Popularmusik (instrumental) erstmalig siblen Jazzer suchten einen Raum, in New Orleans, Latin, Bebop, Fusion, im Schille-Theaterhaus (kurz: Schille) dem Jazz als Kunstform präsentiert Modern Jazz, Funk und Blechblas- statt. Damit geht eine lange Odyssee werden kann und in dem man/frau musik, eben das gesamte Spektrum, zu Ende, die die Fachrichtung über das spielen, zuhören und trinken kann. das in den Ensembles der Fachrichtung Studio im Dittrichring, das Polnische Irgendwie kamen wir dann auf die im Sommersemester geprobt wurde. Institut, den Raum 3.25 und den Gro- Schille. Termine wurden abgesprochen Der Dank geht an alle Beteiligten, ßen Probesaal (Blackbox) im Hoch- und dank der Unterstützung durch das die organisierend, leitend oder kon- schulgebäude in die Otto-Schill-Straße Rektorat und den Inneren Dienst wur- zertierend an diesen schönen Abenden führte. den die organisatorischen und logisti- beteiligt waren. Die hohe Qualität der studentischen schen Hürden genommen. HMT-Ton- Die Ensembleabende des Winterse- Ensembles ließ die Fachrichtungslei- meister Steffen Seifarth erklärte sich mesters finden übrigens am 27. und tung seit längerem über eine angemes- bereit, für einen guten Sound zu sor- 28. Januar 2010 jeweils um 19.30 Uhr sene Location für die zu jedem Semes- gen, und so lag es nur noch an uns, in der Schille (Otto-Schill-Straße 7, terende stattfindenden Ensemble- zwei unterhaltsame Abende zu gestal- Hinterhaus) statt. abende nachdenken. Der Raum sollte ten. Prof. Ralf Schrabbe nicht zu klein und nicht zu groß sein, Am Ende wurde in den beiden Tagen FR Jazz/Popularmusik (instrumental) sollte über eine gute Akustik und auch ein Querschnitt aus 100 Jahren Jazz

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HAMBURG

„Man kann alle vom Fleck weg engagieren!“ nk a b s

n Jugend kulturell Förderpreis erei V o p 2009 „Musical“ – y H e – © HypoVereinsbank suchte die nd ra G ie

n Musical-Stars der Zukunft Fotos: Mela

Fulminantes Finale Publikumspreis: „Ich bin einfach be- die Nachwuchstalente im Laufe des oben: im Hamburger geistert. Es war ein total spannender Wettbewerbs weiterentwickelt haben. Katharina Wettbewerb. Wir haben so viel bekom- Man kann alle Finalisten vom Fleck Eirich Operettenhaus: men. Der Workshop mit Pia Douwes, weg engagieren. Das künstlerische Ni- das Sedcard-Shooting. Diese Erfah- veau ist sehr hoch.“ HMT-Studentin rung, auf einer so großen Bühne vor so Katharina Eirich vielen Zuschauern singen und tanzen zu dürfen. Es ist für mich auch wich- errang den tig, in solch einem Wettbewerb die Publikumspreis Leipziger Hochschule, an der ich mei- ne Ausbildung absolviere, repräsentie- m Hamburger Operettenhaus gaben ren zu dürfen“, freute sich die Leipzi- am 23. November 2009 die sechs Fi- gerin. Inalisten des Jugend kulturell För- Strahlender Gewinner des Finales derpreises „Musical“ der HypoVereins- war David Jakobs von der Folkwang bank ihr Bestes. 1400 begeisterte Gäste Hochschule Essen. Er wurde mit einem feierten die jungen Künstler, die mit Preisgeld von 6000 Euro belohnt. Elissa Die diesjährige Jury setzte sich v.l.n.r.: die Tanz, Gesang und Schauspiel ihr Ta- Huber von der Bayerischen Theater- zusammen aus Ralf Schaedler, Casting Gewinner lent präsentierten. Prof. Dr. Karin von akademie August Everding München Director der Stage Entertainment; des Abends: Welck, Hamburger Senatorin für Kul- räumte den Sonderpreis der HypoVe- Matthias Davids, Regisseur und Cho- Elissa Huber tur, Sport und Medien, eröffnete das reinsbank und dem isFF (Institut für reograf; Dr. Wolfgang Jansen, Theater- (München), Musical-Event mit einem Grußwort. Schauspiel, Film- und Fernsehberufe, wissenschaftler und Kulturmanager; David Jakobs Insgesamt hatten 20 Nachwuchsta- Berlin) ab: ein Intensiv-Coaching- Thomas Georgi, ZAV Künstlervermitt- (Essen) und lente aus dem gesamten Bundesgebiet Workshop im Wert von 4000 Euro. lung; Kim Moke, Gesangspädagogin Katharina bei den vier öffentlichen Vorentschei- Für alle drei Gewinner war das Fina- und künstlerische Leiterin der Stage Eirich (Leipzig) den ihr Können bereits einmal bewie- le ein perfektes Sprungbrett in eine er- School Hamburg; Anja Launhardt, sen. Sie qualifizierten sich aus mehr als folgreiche Musicalkarriere. Der Jugend Regisseurin und Choreografin; Prof. 170 Bewerbern für den Wettbewerb. kulturell Förderpreis „Musical“ der Vicki Hall, Sängerin und Leiterin des Gewinnerin des letzten Vorentscheids, HypoVereinsbank ist mit insgesamt Musical-Studiengangs der Bayerischen der am 29. September im Studio des 20000 Euro dotiert. Durch den Abend Theaterakademie August Everding;

Admiralspalasts in Berlin stattfand, war führte TV-Journalist Markus Tirok. Prof. Norbert Aust, Geschäftsführer Katharina Eirich von der Hochschule Die Jury äußerte sich begeistert über Schmidts Theater, Schmidts Tivoli Infos: für Musik und Theater Leipzig. das hohe Gesamtniveau des Wettbewerbs und SeeLive sowie Christiane Gabor, Im Hamburger Finale errang sie und die Leidenschaft der Teilnehmer: Leitung Jugend kulturell der Hypo- www.jugend-kulturell.de schließlich den mit 4000 Euro dotierten „Es ist klasse zu beobachten, wie sich Vereinsbank. weitere

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LEIPZIG

sen, habe bald für eine Rockband und für Leipziger Jazznachwuchspreis eigene Bands Stücke geschrieben. In Köln der Marion Ermer Stiftung wieder lernte ich Werner Neumann kennen, hat- te dort Privatunterricht bei ihm und bin an HMT-Studierende vergeben ihm nach meinem Studium bei Frank Möbius in Weimar nach Leipzig gefolgt. Interview mit den Gewinnern Moritz Sembritzki (2008) Was macht Ihr mit dem Preisgeld? und Sascha Stiehler/Antonio Lucaciu (2009) Moritz: Ich werde das Geld in mein neues Projekt stecken: Das Septett Das m 23. Juni 2009 wurde im Leipziger Spizz der diesjährige Leipziger Alte Problem wird zur BigBand Das A Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung von Kulturbürgermeister Grosse Alte Problem erweitert. Michael Faber und Vertretern der Stiftung an das Duo Stiehler/Lucaciu Antonio/Sascha: Wir wollen unser Duo übergeben. Sascha Stiehler und Antonio Lucaciu, die aus 13 Bewerbungen mit einem Kammermusikensemble mit ausgewählt worden waren, begeisterten an diesem Abend das Publikum ebenso insgesamt 10 bis 13 Musikern vergrößern. wie Vorjahressieger Moritz Sembritzki mit seiner aktuellen Formation Moritz und Das Alte Problem. Alle drei sind bzw. waren Studierende der Fachrichtung Und wie sehen Eure nächsten Pläne aus? Jazz/Popularmusik (instrumental) der HMT: Moritz Sembritzki (Gitarre) Antonio/Sascha: In den Semesterferien lernte bei Prof. Werner Neumann, Sascha Stiehler (Klavier) studiert bei werden wir eine Woche in einem Pro- Prof. Richard Beirach und Antonio Lucaciu (Saxophon, Foto: rechts) bei Prof. benraum verbringen, arbeiten an Titeln Johannes Enders. Birgit Hendrich sprach im Sommer 2009 mit ihnen. für unser Duo und machen eine Tour mit einem Quartett nach Genf. Unser Lachende B.H.: Wie seid Ihr zur (Jazz-)Musik gekommen? Antonio: Meine Eltern sind Geiger, mit Hauptaugenmerk liegt aber auf Leip- Sieger des Sascha: Ich stamme aus einem musika- fünf Jahren begann ich Klavier zu spie- zig. Wir würden gern einen Jazzclub Jazznach- lischen Elternhaus, habe mit fünf, sechs len, bis der Funke zum Saxophon mit hier gründen, denn in Leipzig fehlt eine wuchs- Jahren angefangen Klavier zu spielen, 12, 13 Jahren bei mir übersprang. Da Lobby für den Jazz. preises 2009 mit 14 Jahren Jazzklavier. Antonio ken- wurde ich dann auch Mitglied der Lan- Moritz: Studium beenden, Moritz und – das Duo ne ich aus dem BundesJazzorchester. desjugendbigband. Ich war auch in der das Alte Problem, Trio Kniefte, un- Stiehler/ Ich war in der Nachwuchsförderklasse Nachwuchsförderklasse. terrichten, Zeit in Projekte investieren, Lucaciu bei Prof. Ralf Schrabbe. Dort wurden Moritz: Ich habe in einer Kinderrock- Geld damit verdienen … mir die Grundlagen vermittelt: Jazz ist band in Oldenburg angefangen, war im ja eine kommunikative Musik. Landesjugendjazzorchester Niedersach- Vielen Dank für das Gespräch!

Das Kulturamt informiert: Ausschreibung zum Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung 2010

um 14. Mal vergibt die Stadt Leipzig Wert legt. Der Preis kann nur an eine Per- Bisherige Stipendiaten bzw. Preisträger Zim Jahr 2010 den Leipziger Jazznach- son bzw. ein Ensemble vergeben werden. (von 1997 bis 2007 wurde der Preis als wuchspreis der Marion Ermer Stiftung Folgende Bewerbungsunterlagen müssen Leipziger Jazznachwuchsstipendium ver- in Höhe von 6500 Euro, der von der Stif- bis zum 31. Januar 2010 (Poststempel) in geben) waren: der Saxophonist Michael tung selbst zur Verfügung gestellt wird. dreifacher Ausfertigung im Kulturamt der Breitenbach, das Jazzduo Timm-Brockelt Bewerben können sich Musiker und Stadt Leipzig, Neues Rathaus, Martin-Luther- (David Timm – p, Reiko Brockelt – sax), Musikerinnen sowie Ensembles, die auf Ring 4-6, 04109 Leipzig, eingereicht das Großkopf-Schmidt-Duo, die Pianistin dem Gebiet des Jazz tätig sind und eine werden: Ulla Viol, der Gitarrist Ronny Graupe, die besondere künstlerische Entwicklung 1. Beschreibung eines konkreten jazzmusi- Sängerin Winnie Brückner, der Schlag- erwarten lassen, zum Zeitpunkt der kalischen Projektes zeuger Jan Roth, der Saxophonist Marcus Bewerbung nicht älter als 30 Jahre sind 2. Jazzmusikalische Arbeitsprobe Paul Kesselbauer, der Bassist Sascha Paul und ihren Wohnsitz im Regierungsbezirk (Demoband/Demo-CD) Stratmann, der Pianist Oliver Schwerdt, Leipzig haben. 3. Angaben zum künstlerischen Werdegang das Trio LU:V mit Johannes Moritz, Timo Der Preis soll ein vom Antragsteller kon- 4. Lebenslauf Klöckner und Philipp Rohmer, der Gitar- kret zu benennendes jazzmusikalisches Für Nachfragen steht Andreas Mehnert rist, Komponist und Arrangeur Moritz Projekt unterstützen, auf das die Jury, die im Kulturamt Leipzig, Tel 0341 123 4259, Sembritzki und 2009 das Duo Sascha über die Bewerbung befindet, besonderen zur Verfügung. Stiehler (p) und Antonio Lucaciu (sax).

46 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE AUSSERHALB

TAIW an

ittlerweile kommen sie uns schon Mwieder etwas unwirklich vor, die Erlebnisse unserer Tournee durch Tai- wan. Zurückgekommen sind wir mit vielen Eindrücken: das ausgesprochen leckere Essen in seinen schier unendli- chen Varianten, die landschaftliche Viel- falt vom pazifischen Ozean bis zu gebir- gigen Schluchten, der Besuch des für Taiwan typischen Night Markets, das wackelige Gefühl während eines Erd- bebens und nicht zuletzt die enorme Gastfreundschaft und Freundlichkeit des taiwanesischen Volkes haben sich fest in unser Gedächtnis eingeprägt. „Wir fühlten uns Auch musikalisch waren diese knapp zwei Wochen für uns eine prägende wie kleine Rockstars“ Zeit. Frisch eingetroffen gaben wir gleich zwei Workshops für die Pop- Das Ensemble tonalrausch phone Singers sowie The Public Bath- house, beides Gruppen aus Taipeh. gewinnt im fernen Taiwan Letztere gewannen 2008 bei der Inter- national A-Cappella-Competition in einen 1. Preis den 1. Preis, waren also sozusagen unsere „Nachfolger“. Es war erstaun- lich zu hören, wie viel sich in den letz- ten Jahren im Bereich des A-Cappella- Gesangs in Taiwan getan hat. Dies ist sicherlich zu einem großen Teil der Verdienst Ray Yl Chus, des Organisa- gement (für Afro Blue), und Alexandra versity, einer buddhistischen Medizin- tonal- tors unserer Tournee sowie des gesam- Gruber konnte ihr Glück gar nicht fassen, Uni in der Nähe des wunderschönen rausch ten Festivals, ohne dessen enormen Ein- zum zweiten Mal (nach 2005 mit Niniwe) Taroko Nationalparkes, ein Konzert bei der satz an Zeit und Herzblut die Inter- den Preis für die beste solistische Leistung und durften auch hier wieder erleben, Auto- national Contemporary A-Cappella- verliehen zu bekommen. Danach war bei wie enorm begeisterungsfähig das junge gramm- Competition nicht zu einem solch uns erst mal ausgiebiges Feiern angesagt, Publikum in Taiwan ist. Wir fühlten stunde großen „Event“ geworden wäre. wobei anzunehmen ist, dass ein anderer uns wie kleine Rockstars beim tosenden 2009 nahmen über 20 Gruppen aus Ausgang der Competition daran nichts Applaus und den Schlangen vor dem Taiwan, Japan, China, Singapur bis hin geändert hätte. Autogrammtisch. Zum Abschluss ging zu Australien, den USA und Deutsch- Nach zwei weiteren Tagen in Taipeh es noch in Ylan auf die Bühne, bevor land teil. Wir traten zwar im Wettbe- und einem Konzert ging es weiter nach wir schweren Herzens Abschied von werb gegeneinander an, aber für alle Hualien an der taiwanesischen Ostkü- Taiwan, unseren wunderbaren Tourbe- Bands war es vielmehr das Gefühl eines ste. Dort gaben wir in der Zu Chi Uni- gleitern und unserem Grundnahrungs- großen „Familientreffens“. Rund um mittel, dem píjiuˇ (Anm. d. Red.: Bier), den Wettbewerb trafen sich alle Grup- nahmen. pen, sangen und feierten zusammen. tonalrausch ist eine Formation Wir freuen uns sehr über unsere Ein- Eine ganz besondere Atmosphäre und junger Sängerinnen und Sänger aus ladung zum A-Cappella-Festival 2010 für uns eine noch viel größere Freude Leipzig, Berlin und Dresden, die in Taiwan, auf dem sich alle Preisträger war es, als wir schließlich überrascht teilweise hier an der Hochschule der letzten Jahre treffen werden, um und im Freudentaumel über die Bühne studierten bzw. studieren. 2010 das zu tun, was sie am besten können: stürzend den 1. Preis entgegennehmen werden sie u.a. im Rahmen eines Singen und um die Wette Meeresfrüch- durften. Die Jury zeichnete uns darüber Projektes mit der Hochschul-Big- te und andere Leckereien essen. hinaus noch mit dem Preis für die beste band unter der Leitung Rolf von Alexandra Gruber Choreographie aus, Matthias Knoche Nordenskjölds zu hören sein. Diplomsängerin und Kulturmanagerin, gewann den Preis für das beste Arran- Berlin

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 47 BERICHTE AUSSERHALB

DAMASKUS

Das Musikleben einer Nahostnation im Aufbruch Impressionen vom 2nd Solhi Al Wadi Piano Competition for Youth Damaskus

Gastgeber boten eine gute Grundlage für einen interessanten Aufenthalt. Das Eröffnungskonzert gestaltete der syrische Komponist und Pianist Malek Jandali mit Stücken aus seinem Album Echoes from Ugarit, in dem es ihm ge- lang, die ältesten je ausgegrabenen Mu- siknotationen zu mitreißenden Klavier- stücken zu verarbeiten. Der Jubel des Publikums zeugte von großem Enthu- el n siasmus für das musikalische Erbe des

er Mei Landes und für schwungvoll-geschlif- nd fene Klaviervirtuosität. lexa A Im Wettbewerb selbst kam ein spezi-

Fotos: elles Punktesystem zur Anwendung. Die Juroren bewerteten verschiedene m Sommer 2009 erreichte mich aktiven syrischen Pianisten, Hochschul- Aspekte der Interpretation wie Rhyth- kurzfristig die Anfrage, in der Jury lehrer und Musikmediziner, der seine mus, Klangfarbenvielfalt oder Technik Ides 2nd Solhi Al Wadi Piano Com- Ausbildung u. a. an der Royal Academy eines jeden Stückes mit jeweils unter- petition, einem Wettbewerb für Schü- of Music in London erhielt. teilten Einzelnoten. Bei allem Mehrauf- ler und Jugendliche, in Damaskus mit- Für dieses Projekt – benannt nach wand an Schreibarbeit verhalf dies in zuarbeiten und am Ende einen Work- Solhi Al Wadi (1934 – 2007), dem Be- der Tat zu einem Maximum an Auf- shop für die Teilnehmer zu leiten. Dass gründer zentraler Einrichtungen des merksamkeit und Fairness seitens der in dieser Region, über die in den Nach- syrischen Musiklebens – vermochten Jury. richten häufig im Kontext politischer Dr. Kotoub und ein kleiner engagierter Entwicklungen im Nahen Osten be- Kollegenkreis sowohl die organisato- richtet wird, ein internationaler Kla- rischen Voraussetzungen zu schaffen als Nähere Informationen dazu unter vierwettbewerb stattfindet, überraschte auch Institutionen wie das Opernhaus www.musiccompetitions-sy.org dann doch etwas. von Damaskus, das Goethe-Institut Als bemerkenswert darf daher die Ini- und das British Council als einfluss- tiative von Dr. Waseem Kotoub be- reiche Förderer zu gewinnen. Die Teilnehmer aus zehn Nationen, trachtet werden, einem international So konnte der Wettbewerb unter her- vorwiegend aus den Nahostländern, vorragenden Bedingungen stattfinden: musizierten auf durchaus hohem Ni- Schnapp- Das Opernhaus mit seinen enormen veau. Festzustellen war dennoch eine schüsse trotz Raumkapazitäten und seiner großen deutliche Diskrepanz zwischen dem Bilderverbot: Auswahl von Steinway-D-Flügeln er- Spiel von Kandidaten, deren Ausbil- Omayyaden- wies sich als idealer Veranstaltungsort. dung sich an internationalen Maßstäben Moschee in Auch der Jury wurden keine Wünsche orientierte, und anderen, denen dieses Damaskus offen gelassen: Die Unterbringung Privileg noch zu wünschen blieb. Manch und römische im Hotel Arthouse, einem individuell ein Talent wäre unter gezielter pädago- Ruinen in gestalteten Meisterwerk traditionell gischer Anleitung und höherem sozi- Palmyra arabischer Architektur, und das durch- alen Wohlstand sicher noch stärker ent- (oben) weg freundliche Entgegenkommen der wicklungsfähig. Doch eben durch das

48 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE AUSSERHALB

PARIS

Zwischen Barbitos und Kantele Zu Gast beim fünften Kongress für interdisziplinäre Musikologie in Paris

Aufspüren und Erkennen dieser Unter- om 26. bis 29. Oktober 2009 fand in Forschungen dort schiede ist der Wettbewerb zu einem VParis der fünfte Kongress interdis- zu präsentieren. Aufbruchssymbol für die Musikkultur ziplinärer Musikologie (CIM09) mit Lu Wollny hielt der Region geworden. dem diesjährigen Thema La Musique et den gemeinsamen Zu den unvergesslichen Höhepunk- ses Instruments statt. Kongressorte wa- Vortrag in perfek- ten gehörten die Darbietungen der bei- ren die Cité de la Musique, die das be- tem Französisch, den Gewinner der Altersgruppe bis 16 eindruckende Pariser Instrumenten- und eine anschlie- Jahre: des in Paris lebenden Jules Dar- museum beherbergt, die Sorbonne und ßende Diskussion wish aus Syrien und Spartak Margaryan die Musée du Quai Branly, ein Muse- – auf Englisch – aus Armenien, der auch in Deutschland um für überseeische Kulturen, das ne- brachte weitere bereits erfolgreich konzertierte. ben anderem unzählige Musikinstru- Aspekte des The- Die Atmosphäre innerhalb der Jury mente besitzt. Prof. Dr. Gesine Schröder mas zur Geltung. gestaltete sich sehr sachlich und freund- (für den Bereich Instrumentenkunde Insgesamt war lich, in hohem Maße geprägt durch ih- und Musiktheorie), Elisabeth Sasso- die Teilnahme an ren Vorsitzenden Dr. Kotoub, der die Fruth (für den linguistischen Aspekt) dem Kongress für Beratungen mit ihren diversen Ge- und Lu Wollny (aus der Fachrichtung die Referentinnen rivat sichtspunkten in einer Weise leitete, die Alte Musik für den Bereich der histo- höchst bereichernd. p

die Unterstützung aller Mitglieder fand rischen Organologie und für die sprach- Speziell die Vor- Foto: und das Gefühl einer beglückenden Zu- liche Vermittlung, alle HMT) hatten führungen und Er- sammenarbeit hinterließ. sich mit einem Vortrag angemeldet, der läuterungen zu Instrumenten wie den Prof. Gesine Darüber hinaus gab es eine Reihe von der Jury des Kongresses als key note scordierten Gitarren, theorbierten Lau- Schröder großartiger Tage – trotz enorm heißer lecture (Hauptvortrag) ausgewählt ten, dem antiken Barbitos, aber auch die (links) und Temperaturen. Wir konnten das pulsie- wurde. Der Titel lautete: Balance – bril- dort vorgetragenen Forschungen zu Studentin rende Leben und die Kulturstätten lance – nostalgie: des inventions d’instru- Fragen des Instrumentierens waren be- Lu Wollny einer Jahrtausende alten Metropole er- ments d’orchestre vers 1880. Es ging um eindruckend. Viele Kongressbeiträge in Paris leben, einschließlich ihrer vielen Mo- Erfindungen neuer Orchesterinstrumen- konzentrierten sich auf akustische Un- scheen und dem Berg Dschabal Qa¯siyu¯n te oder neuer technischer Einrichtungen tersuchungen; und die Einbeziehung mit einer herrlichen Aussicht über die für selbige durch Orchestermusiker elektronischer Instrumente in den Ge- Stadt. An einem freien Tag bot sich so- (bzw. durch diese angeregt) und um die genstandsbereich erweiterte das Spek- gar die Gelegenheit zu einem Ausflug Reflexion solcher Innovationen in zeit- trum üblicher instrumentenkundlicher durch die Wüste zur antiken Ruinen- genössischen Instrumentationslehren. Fachtagungen auf willkommene Weise. stadt Palmyra. Dabei wurden speziell Neuerungen von An den Kongress waren zwei Konzerte Der dritte Solhi Al-Wadi Interna- ehemaligen Mitgliedern des Gewand- gekoppelt, eines mit dem alten fin- tional Piano Competition for Youth hausorchesters in den Blick genommen. nischen Zupfinstrument Kantele, ein in Damaskus mit Preisgeldern von ins- Die Untersuchung der Sprache, die für anderes mit einem Meta-Instrument, gesamt 580000 Syrischen Pfund (ca. die Neuerungen in den historischen das „alles kann“: ein computerrealisier- 10000 Euo) findet vom 22. bis 27. Juli Lehrwerken gefunden wurde, sorgte tes Ein-Mann-Orchester plus filmische 2010 statt. Teilnahmeberechtigt sind für den interdisziplinären Charakter des Duplikation des Gespielten. GS Kinder und Jugendliche aller Nationen Beitrags zwischen Organologie, Lingu- bis zum vollendeten 18. Lebensjahr. istik und Geschichte der Kompositions- Alexander Meinel lehre. FR Klavier Gesine Schröder und Lu Wollny fuh- ren nach Paris, um die gemeinsamen

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 49 BERICHTE AUSSERHALB

ZÜRICH

erbter oder eben entdeckter neuer GESCHICHTEN AUF DIE BÜHNE! Stücke, die immer in konkreter (Kunst) SPRACHE notiert oder überliefert sind. 20. Theatertreffen deutschsprachiger Das Niveau der Wettbewerbsbeiträge ist hoch, Not- oder Verlegenheitsnomi- Schauspielstudierender nierungen sind die Ausnahme. Zu se- hen gibt es viele bekannte, einige neue vom 21. bis 27. Juni 2009 in Zürich STÜCKE, zumeist in unkonventionel- ler, gegenwärtiger Interpretation. Die Reihe namhafter Regisseure, die mit dem künstlerischen Nachwuchs probie- ren, ist groß – und nicht von individu- ellem Ehrgeiz oder formaler Überfor- derung gekennzeichnet. Das „Betriebs- klima“ in der herrlichen Stadt Zürich – auch bei Nieselregen – ist ausneh- mend entspannt. Ich kann mich kaum einer offeneren, kollegial herzlicheren Zugewandtheit der Schulen und Kol- legen erinnern! Die vielen offiziellen und inoffiziellen Gesprächsrunden – z.T. mit geladenen namhaften Thea- terpraktikern – künden, neben einer vorzüglichen Broschüre mit anre- genden Beiträgen zur Theaterausbil- dung: gestern, heute, morgen davon, dass die Schauspielschulen sehr wach und gut gewappnet sind – für das Theater „So einfach ist Theater. Wenn man sich auf der Bühne zuhören kann, können der Zeit. Tenor: Keiner hat den Gol- auch wir zuhören. So einfach ist Theater, wenn Geschichten erzählt werden denen Schlüssel, keiner behauptet einen Vorteil, alle sind auf der Suche. und wenn man spielen kann, weil man sich vergisst im Raum des Stückes – Nach Chemnitz 1995 wird 2010 erst- eintauchen und aufgehen: Nichts Eitles ... Einfach nur zuschauen. Dasitzen und mals die HMT Leipzig Gastgeber schauen! Und staunen: es ist alles so selbstverständlich.“ des Theatertreffens zur Förderung des Schauspielnachwuchses sein und an o notiert der bekannte Film- und Der Tendenz des Treffens in Rostock Zürich anzuknüpfen versuchen. STheaterregisseur Markus Imboden, 2008 wird kräftig widersprochen: Eine Juror der auserlesenen und kompeten- vermeintliche Welt des Chaos muss auf er Wettbewerbsbeitrag des Studios ten Jury des Zürcher Schauspielschul- der Bühne nicht in der Vervielfachung DLeipzig Ego-Shooter: Generation treffens 2009. Die Laudatio gilt der be- des Chaos abgebildet werden. Entspre- Peer nach Hendrik Ibsen, in der Regie stechenden Räuber-Aufführung der chende Versuche gehen zwangsläufig mit Martina Eitner-Acheampongs, erhält Hochschule für Schauspielkunst Ernst unproportionalen theatralischen Grenz- indessen 2009 den mit 10 000 Euro Busch Berlin. Unter dem Jubel der Zu- und Genreüberschreitungen einher, un- dotierten Ensemble-Hauptpreis, den schauer wird ihr ein Ensemblepreis in ter auffälliger Reduzierung einer gedie- Vontobel-Preis der Familien-Vonto- Höhe von 6 000 Euro zugesprochen – genen, auf Wesentliches ausgelegten bel-Stiftung Zürich, der abwechselnd ebenso wie der Hochschule für Film Stückaneignung – unter Auslassung mit dem Max-Reinhardt-Preis Öster- und Fernsehen Konrad Wolf Potsdam eben von „Geschichten“ und Geschich- reichs alle zwei Jahre verliehen wird. für die subversive Aufführung von Sam te. Stattdessen Performances, Collagen, Die Leipziger sind mit ihrer 60-Minu- Shepards Lügengespinst sowie der Folk- Moden, Spielersatz, Stückwerk. ten-Fassung punktgenau zum richtigen wang Hochschule Essen für Shakes- Stücke mit Geschichten stehen in Zeitpunkt am Start, übertreffen sich peares spielwütige Komödie der Irrun- Zürich – wieder – im Mittelpunkt. GE- selbst – und überzeugen nahezu alle. gen. Außerdem gibt es vier Solopreise SCHICHTEN, die spielerisch neu er- „Die eindrucksvolle, dynamische und zu 1000 Euro. zählt werden auf der Grundlage er- empfindsame Ensemblearbeit der Stu-

50 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE AUSSERHALB

LEIPZIG

dierenden prägte die ganze Aufführung zu einem bedeutungsreichen und homo- Bei Konzert des Wagner-Verbandes: genen Bild der Welt ... Die präzisen und höchst wirksamen Einzelleistun- Wagner-Stipendiat und gen wurden durch das Ensemble-Den- ken aller Mitspielenden zum außer- Dirigierstudent als Tastenzauberer – ordentlichen Erlebnis gesteigert“, fasst Prof. Dr. Vaclav Cejpek das überein- der Chinese Cheng Jie Zhang stimmende Votum der Jury zusammen.

er mit 1000 Euro dotierte Preis der er im Sommer 2009 Jasmin Solfagharis Musiktheater- DStudierenden schließlich, der nach produktion Alle Wünsche sind dahin nach Quellen von Stimmzettel-Abgabe aller studentischen Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy an der Teilnehmer ausgezählt wird – 2001 ge- W Leipziger Hochschule für Musik und Theater besuchte (siehe dazu stiftet von Regine Lutz (81) und seitdem unverändert und unübertroffen von ihr auch S. 28 f.), konnte nur zu einem Schluss kommen: Der Tenor motivierend kritisch und liebevoll kom- Ming Cheng war vorgestern, der Pianist Lang Lang gestern. Leipzig mentiert – geht an: „Leipzig!“ Im Saal hat seinen neuen musikalischen Zauberkünstler, der aus dem Reich der Zürcher Hochschule der Künste der Mitte stammt – Cheng Jie Zhang. brennt die Luft ... Nicht nur, weil die Leipziger das Preisgeld des Publikums- preises für das Abschlussfest spenden.

leibt die Anmerkung: Erstmals in Bder Geschichte „20 Jahre Schauspiel- schultreffen“ ist unsere Hochschule in der Lage, zwei studentische Beiträge in den Wettbewerb zu schicken: Die Stu- dierenden des Studios Chemnitz müs- sen mit ihrer hochpolitischen Stück- entwicklung über Heiligendamm 2008 Widerstand zwecklos? (Regie: Jan Jo- ub

chymski) in Chemnitz bleiben – teilen o aber als „zweite Sieger“ neidlos den Er- bd Da ud folg ihrer Leipziger Kommilitonen. o m Zürich 2009 ist nach Wien 1994 – mit ee: Mah

Brian Friels Sprachstörungen – der er- n folgreichste Jahrgang unserer Hochschu-

le beim deutschsprachigen Schauspiel- Fotos Mati schulwettbewerb. Herzlichen Glück- wunsch! Geboren in Leipzigs chinesischer Partnerstadt Nanjing ist er heute in Shanghai Prof. Bernd Guhr familiär verwurzelt. Als er jene Aufführung im Juni dirigierte, zeigte er allen Schauspielinstitut Hans Otto mit erstaunlichem Körpereinsatz, dass seine gediegene Ausbildung in diesem Fach – gepaart mit Fleiß, Engagement und einer unglaublichen Verve – den Erfolg auf dem Fuße folgen lässt. Publikum und Künstler trugen den verheira- teten Vater einer Tochter auf Händen. Das nächste Schauspielschultreffen Von der Hochschule als Stipendiat der Richard-Wagner-Stipendienstif- findet vom 20. bis 27. Juni 2010 an tung Bayreuth für 2009 vorgeschlagen und vom Leipziger Richard-Wagner- der HMT Leipzig statt. Geplant sind Verband – finanziell dabei unterstützt von der Sparkasse Leipzig – als solcher Workshops, zahlreiche Aufführungen, am 20. Mai gekürt (siehe S. 15), brachte diese Auszeichnung dem jungen Künst- ein kulturelles Beiprogramm und an- ler einen tatsächlichen Erkenntnisgewinn, erschloss sich ihm doch ein Mikro- deres. Nähere Informationen unter kosmos, dem man sich – geprägt durch einen anderen Kulturkreis – nur schwer www.hmt-leipzig.de nähert. Die nächste Bewährungsprobe folgte auf dem Fuße, als er nach dem Aus-

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 51 BERICHTE AUSSERHALB

fall eines Stipendiaten spontan als Pia- niz auch Richard Wagner 1828 bis 1830 ferenz an die Zeit, als Leipzig musika- nist und Liedbegleiter bei der Verab- die Schulbank gedrückt hatte. Die mu- lisch die Hauptstadt der Romantik wur- schiedungsgala für den langjährigen sikalischen Erwartungen der Leipziger de und ein Frédéric Chopin auch gern Geschäftsführer der Stipendienstiftung lagen jetzt einzig auf Cheng Jie Zhang, bei deren lokalen Protagonisten zu Gast aushalf. der ja eigentlich Dirigierstudent ist, war. Wiegte Zhang das Publikum mit Nicht anders war es dann auch am 18. aber bei diesem Konzert ohnehin als Pi- dem Andante spianato des polnischen Oktober 2009, als der Richard-Wag- anist auftreten sollte, wenngleich erst Melancholikers noch in sonntäglicher ner-Verband Leipzig e.V. Mitglieder einmal nur mit einem reinen Chopin- Stimmung, so entfachte er mit der und Stipendiaten seines Frankfurter Programm ... Grande Polonaise brillante op. 22 ein Partnerverbandes zu Gast hatte. Der Es spricht sehr für den jungen Künst- wahres musikalisches Feuerwerk, das Virus hatte gnadenlos zugeschlagen, so ler, dass er die schwierige Situation er- den Raum klanglich so erfüllte, dass am dass beide Leipziger Sopranistinnen für kannte und ohne lange Überlegung zu- Ende kein Halten war und das Publi- die geplante sonntägliche Matinee kurz- sagte, nun seinerseits den Leipziger kum in Ovationen ausbrach. Verdienter fristig ausfielen. Die Frankfurter- er Beitrag zum festlichen Konzert nicht zu Lohn für einen bescheidenen, hilfsbe- schienen mit fünf sympathischen, etwas bescheiden aussehen zu lassen. Das hieß reiten Menschen, der es versteht, seine aufgeregten Könnern ihres Fachs, die natürlich, am Samstagnachmittag und Zuhörer künstlerisch zu bezaubern. nun die ganze Last der Verantwortung Sonntagvormittag ein paar zusätzliche Cheng Jie Zhang hat alle Vorausset- trugen, Leipzigs Fahne hochzuhalten. Übungsstunden anzusetzen. zungen für eine große künstlerische Denn Leipzig schien in dieser Situation Was dann folgte, war fulminant. Als Karriere. Ich wünsche sie ihm. mit der Alten Nikolaischule nicht viel Pianist bot er zusätzlich zu den vorge- Thomas Krakow, Vorsitzender des mehr als nur den Ort bieten zu können, sehenen Chopin-Werken den 3. und 4. Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V., der 1512 als erste städtische Bürgerschu- Satz der Sonate Es-Dur op. 31 Nr. 3 des Erster Vizepräsident des Richard–Wagner- le Leipzigs gegründet worden war und von Wagner hoch verehrten Ludwig Verband International e.V. an dem neben Gottfried Wilhelm Leib- van Beethoven. Später erklang eine Re-

LEIPZIG

Vocado klingt nach Eigenständigkeit! was sich schon im neuen Outfit nieder- schlägt – die Damen haben ihre creme- farbenen Sommerkleider mit magenta- Über vergangene und zukünftige farbenen getauscht, und auch die Her- Gewinner des a-cappella-Festivals ren bekennen sich zu mehr Farbe und lockeren Schnitten. Wann immer dann noch eine der witzigen Choreographien ine lange Schlange bildete sich am Gut anderthalb Stunden durfte das (à la Köp inte en Zebra) dazukommt, 15. Mai 2009 vor der Hochschule Publikum Vocado lauschen und konnte werden sie mit begeistertem Applaus Efür Musik und Theater „Felix dabei vor allem eines attestieren: Eigen- bedacht. Mendelssohn Bartholdy“. ständigkeit. Diese resultiert zum einen Ob Interaktion, Bühnenpräsenz, Grund war das „Comeback“ der jun- aus dem klaren und sanften Klang, zum Showablauf oder Klang – Vocado ma- gen schwedischen A-cappella-Gruppe anderen aus den frischen und span- chen an diesem Abend alles richtig und Vocado beim a-cappella-Festival 2009. nenden Gesangssätzen, die oft eng ge- beweisen, dass sie ganz zu Recht Ge- Comeback deshalb, weil die sechs sym- setzt und angejazzt, aber weder abge- winner waren, noch immer sind und pathischen Schweden 2008 den zum griffen noch streng sind. Mit Naturell ist auch weiterhin sein werden. Festival gehörenden Wettbewerb ge- das Programm überschrieben, und es Und sie sind nicht allein: Auch den wonnen hatten. Und wie es bei a cap- könnte nicht passender sein: Sanftmütig Franzosen Ommm steht mit Sicherheit pella so Brauch ist, bekommen die und träumerisch kommt die Musik da- noch Großes bevor. Französisches Erstplatzierten beim folgenden Festival her und ist dabei so ehrlich, wie es nur Chanson, Trip-Hop und Weltmusik die Möglichkeit, ein komplettes Kon- der schwedischen Wesensart entsprin- treffen sich in ihrer Musik, sie arbeiten zert zu gestalten. Schon damals hatte gen zu können scheint. Am Ende ent- mit Rap, Beatboxing und Obertonge- sich das Sextett in die Ohren und Her- stehen so betörend gute Songs und Ar- sang. Und als ob das nicht schon span- zen der Wettbewerbsjury und des Pu- rangements wie Empty Hearts oder A nend genug wäre, versehen die Franzo- blikums gesungen – und auch an jenem Cradle Song. Doch Vocado können noch sen ihre Show auch mit klug insze- Abend im Mai wurden die Erwar- mehr: Nach der Pause geht es ein gan- nierten Choreographien und passender tungen an das junge Ensemble erfüllt. zes Stück flotter und jazziger weiter, Bühnenkleidung. Das Auge isst schließ-

52 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE AUSSERHALB che u la G s u li u Fotos: J lich mit – und Ommm haben Ge- ner, die beiden Tenöre Martin und Chickpeas aus Markkleeberg wurden links: Vorjahres- schmack. Zu Recht gewannen sie des- Wolfram Lattke außerdem Studierende trotz eines Altersdurchschnitts von ge- sieger Vocado halb den a-cappella-Wettbewerb 2009 an der HMT. Mit Festival und Wettbe- rade einmal 15 Jahren Dritter. Wer also und kommen folgerichtig 2010 wieder werb wollen sie der Stadt etwas von in die Fußstapfen von Vocado und Ommm rechts: Ommm zum Festival. Ihr Konzert mit dem Ti- dem zurückgeben, was sie damals be- treten will, hat auch in diesem Jahr Ge- beim Abschluss- tel Vocal Trip Box findet am 21. Mai in kommen haben. Und das hat Erfolg: legenheit dazu: Im Rahmen des mittler- konzert am der Schaubühne Lindenfels statt. Das Festival hat sich seinen Platz im weile 11. Festivals a cappella findet der 16.5.2009, Die Förderung von jungen Talenten Kulturleben Leipzigs gesichert und der Internationale a-cappella-Wettbewerb wo sie sich als und die Möglichkeit, mit gestandenen Wettbewerb schon so manchem seiner am 20. und 21. Mai 2010 statt. Sieger mit ihrem Ensembles aus aller Welt auf der Bühne Teilnehmer die Tür zu weiteren Erfol- Nachwuchsensembles können alle Wettbewerbs- zu stehen, ist das Anliegen des Interna- gen geöffnet. Nicht nur der stets kosten- Informationen zur Teilnahme auf programm tionalen a-cappella-Wettbewerbs. Der lose Eintritt macht ihn beim Publikum www.a-cappella-wettbewerb.de nachle- vorstellten Initiator und gleichzeitig künstlerischer so beliebt – jedes Jahr aufs Neue können sen und sich noch bis zum 15. Februar Leiter des Festivals a cappella, das hier die potentiellen „Stars“ von morgen 2010 bewerben. Leipziger Vokalensemble amarcord, entdeckt werden. Bei der letzten Aus- Falk Mittenentzwei hat diese Idee nicht von ungefähr entwi- gabe bewies auch ein junges einhei- Dreieck Marketing Leipzig ckelt: Alle fünf Sänger waren Thoma- misches Ensemble sein Können: Die

BAD ELSTER

Preis für Ausstellung „Musik in der Bibel“ in Bad Elster

ie Ausstellung Musik in der Bibel sehen und dann vom 13. September D erhielt den Kunstpreis der Chur- bis 22. Oktober 2009 in der Kunst- sächsischen Festspiele. Sie wurde un- wandelhalle Bad Elster. Seit Mitte De- ter Anleitung von Prof. Dr. Thomas zember bis etwa Mitte Februar wird Schipperges von den Studierenden der sie im Hochschulgebäude Dittrichring Hochschule Baek Gyum Kim, Jing Qi, 21, 1. Etage gezeigt. Johanna Rinnert, Katharina Schröder, Außerdem erschienen von Prof. Dr. Ina Seifert und Nikolai Sonntag gestal- Thomas Schipperges jetzt bei Bären- tet. Layout und Druck oblagen Stefan reiter zwei Bücher zu diesem Thema: Schönknecht, Leiter des Künstlerischen Musik und Bibel, Band 1: Altes Testament Betriebsbüros der HMT. und Musik und Bibel, Band 2: Neues Te- Die Ausstellung war zunächst im stament. Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz zu

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 53 BERICHTE AUSSERHALB

DÜSSELDORF

„Musiker, die über den Horizont schauen“

Einblicke in Internationalen Aeolus Bläserwettbewerb 2009 an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

er Aeolus Bläserwettbewerb ist mittlerweile zu einer weltweit tät erst einmal einen anderen Eindruck anerkannten Institution geworden. Mit rekordverdächtigen machen. Im Saxophon-Jahr hat immer Teilnehmerzahlen lockt er immer wieder neue Talente an. Für das Saxophon gewonnen. Im Posaunen- viele junge Instrumentalisten, 2009 für Fagottisten, Klarinet- Jahr hat die Posaune gewonnen. Im Dtisten und Saxophonisten, ist er das Sprungbrett für eine internationale Vergleich der unterschiedlichen Instru- Solistenlaufbahn. mente liegen die Probleme, aber das ist Veranstalter des Internationalen Aeolus Bläserwettbewerbs ist die auch der Reiz. Das Saxophon hat ein- Sieghardt Rometsch Stiftung, deren Zweck die Förderung hochbegabter fach dieses Klangvolumen. Es füllt den junger Musiker ist. Während die Unterstützung des wissenschaftlichen Raum ohne Mühe, während die ande- Nachwuchses in unserer Gesellschaft weithin als notwendig anerkannt ist, ren dafür kämpfen müssen. Ein anderes gilt Gleiches keinesfalls für den hochbegabten künstlerischen Nachwuchs. Problem ist die Literatur: Wir landen Es ist das Ziel dieser Stiftung, einen Beitrag zu einer ausgewogenen immer wieder im 20. Jahrhundert. Die- Balance zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Erziehung zu se zwei kritischen Punkte gibt es – alles leisten. andere ist reizvoller gegenüber den zeit- Die Stiftung legt deshalb ihren Schwerpunkt auf die Entdeckung und lich lang gestreckten Wettbewerben. Förderung der musikalischen Begabung junger Menschen, „damit der Dass wir Äpfel mit Birnen verglei- Mensch sich selbst nicht versäume“, wie Schiller es in seinen Briefen zur chen und dass wir in der Literatur und ästhetischen Erziehung fordert. Denn Musik spricht Seele, Geist und Körper mit den Instrumenten immer wieder in gleichermaßen an. Sie begünstigt Intelligenz und Selbstsicherheit ebenso der Moderne ankommen, erfordert eine wie soziales Verhalten. aufgeschlossene und erfahrene Jury. Der Bläserwettbewerb steht im Zentrum der Hochbegabten-Förderung Nicht eine individualistische, künstle- dieser Stiftung. Er soll den Bläsern ein Ansporn zu überdurchschnittlicher risch stark egozentrische Jury, sondern Leistung sein. Er soll ihnen im Wettbewerb Leistungsmaßstäbe vermitteln Musiker, die über den Horizont schau- und ihnen schließlich eine Plattform für öffentliche Auftritte bieten. en und sagen, das ist in dem einen Fach Klarinettist Prof. Ralph Manno (Foto) von der Musikhochschule Köln so und in dem anderen eben so. Da müs- erlebte den Wettbewerb aus Jurorensicht. Mit ihm sprach Musikwissen- sen wir aufpassen. schaftlerin Juliane Bally aus Leipzig. Was kann ein junger Holz- oder Blechbläser Juliane Bally: Herr Manno, wie sind Sie zum ner Person und seinem Engagement für vom Aeolus Wettbewerb mitnehmen? Aeolus Wettbewerb gekommen? die Kultur überzeugt, sonst hätte ich Wer beim Aeolus Wettbewerb ei- Ralph Manno: Jeder kennt diesen Wett- nicht mitgemacht. nen Preis gewinnt, kann sich vor ein bewerb, das höre ich in Fachkreisen im- Orchester stellen und ist ein Solist, auch mer wieder. Er hat dasselbe Niveau wie Was ist das Besondere beim Aeolus Wettbe- wenn er noch nicht fertig ist. Denn ein bei der ARD oder in Genf. Bei Aeolus werb? Plus des Wettbewerbes ist, dass man das zu partizipieren ist einfach die oberste Das Besondere ist die Konstruktion: Finale vor einem Sinfonieorchester be- Kategorie für ein Blasinstrument. Zu- Der Wettstreit von jeweils drei ver- streitet. erst hatte ich abgesagt, weil ich kein schiedenen Blasinstrumenten, die Jury- Für mich sind schon diejenigen Ge- Freund von Musikwettbewerben bin. Zusammenstellung und die extrem winner, die zu diesem Wettbewerb ge- Aber Sieghardt Rometsch (Anm. der kurze Dauer – daraus ergeben sich viele kommen sind und sich dem Programm Red.: Bankier und Leiter der Sieghardt Vorteile. Es ist klar, dass die Instru- gestellt haben, weil das Repertoire die Rometsch Stiftung) hat mich mit sei- mente mit der größeren Sound-Quanti- große Hürde bei diesem Wettbewerb ist.

54 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 BERICHTE AUSSERHALB

Für sich selbst haben die jungen Mu- Nervenstärke. Die Entscheidung für siker ihr Können auf den letzten Punkt, den ersten Preisträger ist wohl gekom- nicht den vorletzten, gebracht. Und für men, weil er den innersten Wunsch, zu alles, was sie danach machen, haben sie singen und zu berühren, ein bisschen einen neuen Qualitätsanspruch. Durch stärker hörbar machen konnte. so einen Wettbewerb wird eben eine höhere Messlatte provoziert. Auch der Wie kann man sich das Innenleben einer Jury Austausch unter den Kandidaten bringt während des Wettbewerbs vorstellen? sie weiter und ebenso die Beratung Alle Juroren sind Künstlertypen und durch die Juroren wird stark in An- stark emotional beteiligt. Sie haben Ver- spruch genommen. Der Wettbewerb ist antwortungsbewusstsein für die jungen eine Stufe in die Emanzipation: Die Menschen. Es sind alles Leute, die spie- Teilnehmer sind nicht mehr nur Schü- len und lehren, das ist ein entschei- ler oder Studenten, denn hier fängt die dendes Merkmal der Jury. Es werden Eigenverantwortung eines jungen Mu- bewusst Juroren eingeladen, die erfolg- sikers an. Schließlich kann der Pädago- reich in der Lehre sind und mit weni- ge nur freisetzen, er kann nicht füllen. gen anderen zu den Besten ihres Instru- Übrigens konnten die Preisträger schon ments gehören. Die Fairness gegenüber

je dreimal mit Orchestern verpflichtet den Kandidaten ist das Entscheidende. er n werden. Das ist eine Tür für die jungen Es wird gewertet ohne Diskussion. Der e Dies

Kandidaten ins Musikbusiness. heißeste Punkt bleibt jedoch der gat- nn sa

tungsübergreifende Instrumentenver- Su

Bei diesem Wettbewerb haben die Saxopho- gleich, das ist uns allen bewusst. Es ist Foto: nisten so richtig abgeräumt. Es gab zwei Preis- die spezielle Konstruktion des Wettbe- träger, die sich durchsetzen konnten ... werbs – und das geht dann hin bis zum Die Saxophonisten, die kein Orches- Finale. mitgewirkt. Jetzt würde ich sagen, dass 1. Preisträger ter hinter sich haben, müssen alles auf Man versucht es schon optimal zu man die modernen Stücke auch bei der 2009 – der eine Karte setzen. Diesen Kick, den machen, doch die Gefahr liegt links und Klarinette nicht festlegt, dass jeder 21-jährige manche von ihnen mitgebracht haben, rechts. Es kann durch einen kleinen Kandidat sein Lieblingsstück auswäh- russische und auch die sensationelle Bewerber- Vorfall plötzlich der ganze Wettbewerb len kann. Vivaldi gegen Slaptongue, das Saxophonist lage waren beeindruckend. Die Saxo- tremolieren, durch das Verhalten eines ist nicht einfach. Der Wettbewerb muss Nikita Zimin phonisten haben viel mehr Zeit, mehr Kandidaten, eines Juroren. Es gibt kei- sich an der Situation des Musikmarktes Leidenschaft in die Neue Musik ge- ne ideale Lösung für eine bestimmte orientieren und sein Repertoire auf an- steckt. Überrascht hat mich, dass es Form der Juryordnung, immer Vor- dere Wettbewerbe abstimmen. Mögli- große Leistungsunterschiede zur Alten und Nachteile und man muss abwägen: cherweise lässt sich das etwas entschärfen. Musik gab. Beim Saxophon waren die Entweder kommen die ersten drei einer ältesten Werke (Debussy und Sauguet) Runde weiter oder es geht nach be- Was macht den Gewinner eines Musikwettbe- die schwächsten. Das hat mich sehr stimmten Kriterien. Wir können nicht werbs aus? nachdenklich gestimmt. wie die Sportler einfach messen, ein ge- Am Ende gewinnt die Person, die al- Die beiden Preisträger waren zwei wisses Quantum an Geschmack, Sym- les in sich vereint. Das haben unsere bei- phänomenal gut vorbereitete Teilneh- pathie schwingen immer mit. Doch wir den Preisträger geschafft: Sie haben die mer. Sie hatten ein Riesenprogramm zu versuchen, durch eine große Jury und instrumentalistische Fähigkeit und die bewältigen und dazu ein äußerst an- unbestechliche Persönlichkeiten fair ge- künstlerische Persönlichkeit glücklich spruchsvolles. Der zweitplatzierte Fin- genüber den Kandidaten zu sein. zusammen gebracht. ne Joonatan Rautiola spielte alles aus- wendig. Am Ende war die Jury von Wie gehen Sie mit dem so unterschiedlichen beiden überzeugt, der kleine Abstand Repertoire für Klarinette, Saxophon und Fa- für den erstplatzierten Russen Nikita gott beim Vergleich um? Zimin (21 Jahre) kam durch die Inter- Ich denke, man muss die feine, be- pretation der alten Stücke. Da schuf er scheidene Musik in einem Wettbewerb Der nächste Wettbewerb findet vom auf einmal eine andere Welt. Beide sind schützen. Die trivialen Sachen hauen 15. bis 19. September 2010 in Düs- hervorragende junge Leute, gar keine immer erst mal rein. Ich habe an der seldorf statt. Nähere Informationen Frage. Sie hatten Stehvermögen und Gestaltung des Klarinettenprogramms unter: www.aeoluswettbewerb.de

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 55 AUS DEM FREUNDESKREIS

Neue Ära eingeläutet Bericht über die Mitgliederversammlungen des HMT-Freundeskreises im Januar und Juni 2009

Neu im Amt: Wolfgang Korneli (links) und wiederge- wählt: Patrik Fahrenkamp (Mitte) und Dr. Peter Syska (rechts)

ereits am 27. Januar 2009 hatte sich uf der Jahreshauptversammlung Wie jedes Jahr ist der Haushaltsplan Bdie Mitgliederversammlung des mitt- Aam 7. Juni 2009 traten zwei perso- für 2009 beschlossen worden. Wichtig- lerweile auf 266 Mitglieder angewach- nelle Veränderungen ein: Die bisherige ste Einnahme ist wie schon 2008 eine senen Freundeskreises entschlossen, Schriftführerin Dr. Katrin Schmidinger Spende der Ad Infinitum Foundation eine neue Ära einzuläuten: Nach der er- kandidierte nach ihrer Wahl 2003 nicht Lübeck in Höhe von 49 600 Euro für folgreichen Sammlung von 1 000 000 erneut. An ihre Stelle wurde Wolfgang Stipendien an hochbegabte Studierende DM für den Bau des Großen Saals der Korneli für die nächsten drei Jahre ge- der HMT. Die Vergabe erfolgt für je- Hochschule in den 1990er Jahren und wählt. Der erste und dritte Vorsitzende, weils ein Jahr an die Sieger eines Aus- einer anschließenden Phase der Be- Patrik Fahrenkamp und Dr. Peter Sys- wahlvorspiels der Hochschule. Eben- schränkung auf die Unterstützung der ka, wurden für den gleichen Zeitraum falls weitgehend für Stipendien, aller- Teilnahme von Studierenden der Hoch- im Amt bestätigt, die Schatzmeisterin dings für Aufenthalte von Sängern und schule an Meisterkursen und Wettbe- Ingrid Kröger auf eigenen Wunsch nur Korrepetitoren am Marinskij-Theater werben sowie die Vergabe von Stipen- noch für die Zeit bis zum Ende des Jah- St. Petersburg, stellt die Naumann- dien beteiligt sich der Freundeskreis res 2009. Für die Zeit danach ist der Etienne-Foundation dem Freundes- nun als Gründungsstifter. 30 000 Euro Vorstand, dem noch qua Amt der Rek- kreis wieder Mittel in Höhe von 8 500 lässt er der neuen Stiftung der HMT tor der Hochschule als zweiter Vorsit- Euro zur Verfügung. zukommen. Außerdem wird er Träger zender angehört, gerade auf der Suche Noch nicht gefolgt ist die Versamm- dieser vorerst rechtlich unselbststän- nach einem Nachfolger. lung dem Vorschlag eines Mitglieds, digen Stiftung, d.h. er vertritt sie nach Vom Vorsitz des Kuratoriums des den Beitrag insbesondere für natürliche außen und verwaltet ihr Vermögen. Die Freundeskreises hat der frühere Rektor Personen (20 Euro pro Jahr) deutlich zu Stiftungsgründung erfolgte am 4. No- der Hochschule, Prof. Siegfried Thiele, erhöhen, um dem Freundeskreis größe- vember 2009 (siehe S. 4 und Beilage des altersbedingt seinen Rücktritt erklärt. re Handlungsmöglichkeiten zu geben. MT-Journals). Neuer Vorsitzender ist das Kuratori- Wolfgang Korneli umsmitglied Dr. Wulff Aengevelt aus Kanzler und Schriftführer des FK Düsseldorf, der der Hochschule seit der Gründung des Freundeskreises im Jahr 1991 als aktiver Förderer verbunden ist.

56 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 NOTIZEN

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er deutsche Wettbewerbs- Seiffert, Michael Volle, Petra Maria (Sprecherziehung und Dialogstudium), beitrag Das weiße Band von Schnitzer, Simone Kermes, Lawrence der im Oktober gleichfalls seinen 70. D Regisseur Michael Haneke Brownlee, Max Raabe u. a. Die Geburtstag feierte. gewann die diesjährige Goldene Künstlerische Leitung lag bei Dr. Palme in Cannes. Eine Nebenrolle in Alard von Rohr, Uwe Arsand und Nach Philipp Löschau und Yu-Tung diesem Film, die Mutter der weib- Prof. Jasmin Solfaghari (FR Gesang/ Shih (Fagott, Klasse Prof. Jörg Michael lichen Hauptfigur, spielte Anne- Musiktheater). Thomé) ist auch Lukas Wiegert Kathrin Gummich, Professorin am dieses Jahr als festes Mitglied in die Schauspielinstitut Hans Otto. Konrad Fichtner (Kontrabass, Klasse Junge Deutsche Philharmonie Prof. Frithjof Martin Grabner) hat aufgenommen worden. Somit sind in Das Calmus Ensemble erhielt für die das Probespiel bei der Sächsischen diesem Orchester nun drei „Leipzi- CD Lied:gut! Die schönsten deutschen Staatskapelle Dresden für einen ger“ in der Fagottgruppe vertreten. Volkslieder (edition chrismon) den Jahresvertrag gewonnen. Echo Klassik 2009 in der Kategorie Zum Oktober 2009 ist eine Welt- „Klassik ohne Grenzen“. Christian Fischer (Chordirigieren/ Ersteinspielung der Cellokonzerte Nr. Die Leser der Zeitschrift chrismon Institut für Kirchenmusik) wurde 4 – 6 von J. L. Duport mit Prof. Peter waren im Mai 2008 aufgefordert, von der Hochschule für Musik und Hörr (Violoncello) als Solist und ihr liebstes deutsches Volkslied zu Theater Hamburg eingeladen, am Dirigent mit der Hofkapelle Weimar wählen. Mehr als 3 000 Einsendungen 6./7. November 2009 einen Work- bei dem deutschen Exklusivlabel gingen ein. Eingespielt wurden die shop zum Thema Improvisation in Dabringhaus & Grimm erschienen. „Top Ten“ der Umfrage sowie weitere Schule und Chor zu geben. Die gut bekannte und unbekannte Volks- besuchte Abschlusspräsentation des Hans Uhlmann (Kontrabass, Klasse lieder. Neben schlichten Liedsätzen Workshops fand im Rahmen der Prof. Frithjof Martin Grabner) konnte enthält die CD auch eine Reihe 3. Hamburger Nacht des Wissens in sich einen Platz in der Orchester- opulenter Arrangements. Zum der dortigen Hochschule statt. akademie der Staatskapelle Weimar Calmus Ensemble zählen die HMT- erspielen. Absolventen Ludwig Böhme (Chor- Annemarie Herfurth (Absolventin dirigieren), Tobias Pöche (Gesang) der Klasse Prof. Hanns-Martin Hannah Burchardt (Nachwuchs- sowie Anja Lipfert, die im Januar Schreiber) hat beim 28. Internationa- förderklasse Violine, Klasse Prof. 2010 ihr Examen ebenfalls im Fach len Hans Gabor Belvedere Gesangs- Mariana Sirbu) gewann in Frankfurt Gesang ablegt. Sebastian Krause und wettbewerb 2009 in Wien den am Main am 3. Oktober 2009 das Joe Roesler nahmen private Gesangs- Bösendorfer-Preis für Korrepetition Probespiel für das Bundesjugend- stunden bei Lehrkräften der Hoch- bekommen. orchester. schule. An der Uckermärkischen Bühne Hae Sung Yoon (Klavier, Klasse Prof. Schwedt feierte Regisseur Olaf Gerald Fauth) gewann beim European Hilliger, Dozent am Schauspielinstitut Music Competition Citta di Monca- Hans Otto, erfolgreich eine Premie- lieri (Torino) und beim 10. Internati- re: Er inszenierte die Uraufführung onalen Valsesia Music Competition von The Story of Bonnie and Clyde der Prof. Karl-Heinz Pick ist (Premio Monterosa – Kawai) jeweils Autorin Sandra Pagel. am 2. Oktober 2009 im Alter von den 1. Preis. 80 Jahren verstorben. Er erhielt Am 13. Juli 2009 wurde in der FR seine künstlerische Ausbildung an Die 16. Festliche Operngala der Gesang/Musiktheater der langjährige, der Hochschule für Musik „Felix Deutschen Aids-Stiftung an der hoch engagierte Lehrbeauftragte Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, Deutschen Oper Berlin, die am 7. Wolfgang Schmidt verabschiedet. Er an der er bis zu seiner Emeritierung November 2009 erfolgreich statt- unterrichtete an der Hochschule über 1994 als Professor für Klavier tätig fand, wurde im November und 30 Jahre lang und beging im Septem- war und mehr als ein Jahrzehnt die Dezember im rbb und auf 3sat ber seinen 70. Geburtstag. Außerdem Abteilung für Klavier leitete. ausgestrahlt. Es wirkten mit: Peter verabschiedet wurde Karl Zugowski

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Johann Clemens (Trompete, Klasse 2009 beim IX. Internationalen Mittelsächsischen Theater Freiberg Prof. Peter-Michael Krämer) hat seit Chopin-Wettbewerb in Darmstadt erspielt. August 2009 ein Engagement im unter 70 Teilnehmern den 3. Preis. Gewandhausorchester. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft Prof. Jasmin Solfaghari (FR Gesang/ für Musikforschung Sprachen und musi- Bei den Probespielen für die Junge Musiktheater) wurde in die USA kalische Gattungen an der Universität Deutsche Philharmonie im Juni zu Meisterkursen eingeladen. Im Tübingen hielt Doz. Dr. Jörg Roth- 2009 wurden folgende Studierende September 2009 unterrichtete sie am kamm (FR Dramaturgie) am 17. aufgenommen: Sangmin Park Boston University Opera Institute, September 2009 einen Vortrag zum (Violine, Klasse Aitzol Iturriagagoitia) der Iowa State University und dem Thema Gattungsmerkmale originärer und Margarethe Niebuhr (Violon- Waverley Wartburg College. Die Ballettmusik am Beispiel von Delibes cello, Klasse Prof. Peter Bruns). drei Institute haben ihr erneut eine und Saint-Léons Coppélia. Einladung ausgesprochen. Amanda Anderson (Violoncello, Yu-Tung Shih (Fagott, Klasse Prof. Klasse Prof. Peter Hörr) wurde im Nico Treutler (Violoncello, Klasse Jörg Michael Thomé) hat nach einem Sommer 2009 in die Orchesterakade- Prof. Peter Hörr) qualifizierte sich im erfolgreichen Praktikumsjahr beim mie des Symphonieorchesters des November 2009 für ein Engagement SWR-Sinfonieorchester Bayrischen Rundfunks aufgenommen. in der Jungen Deutschen Philharmonie. gleich danach das Praktikanten-Probe- spiel beim Radiosinfonieorchester Bernd Schumann (Aufbaustudium Mit Beginn der Spielzeit 2009/10 trat Berlin gewonnen. elektroakustische Komposition, Klasse Tünde Molnár (Klasse Prof. Irmela Prof. Ipke Starke) gewann beim inter- Boßler) nach gewonnenem Probespiel Die Mezzosopranistin Vivian Hanner nationalen Hoer.Spiel Wettbewerb ihren Dienst als Solopiccoloflötistin (LA Gesang) und Prof. Frank Peter den 3. Preis. Die Prämierung und im Gewandhausorchester Leipzig an. (Klavier) nahmen eine CD mit Liedern Präsentation der Hörspiele fand am Josefiina Dunder (Klasse Prof. Irmela von Robert Schumann (opp. 39, 42 19. Oktober 2009 im Rahmen des Boßler) spielt seit Beginn der Spielzeit und 104) auf. Sie wird im Frühjahr 2. Forums Medientechnik an der 2009/10 als Praktikantin am Solo- 2010 anlässlich des Schumann-Jahres Fachhochschule St. Pölten (Institut piccolo bei der Staatskapelle in Halle. beim Label Genuin erscheinen. für Medienproduktion) statt. Marek Rzepka (LA Historischer Steffi Lehmann (Künstlerisches Da Sol Kim (Klavier, Klasse Prof. Gesang) debütierte im Sommer 2009 Aufbaustudium, 1. Semester, Klasse Gerald Fauth) errang im Oktober beim Tonhalle Orchester in Zürich Dirk Schmidt) ist nach nur zweimona- und bei den Salzburger Festspielen. tiger Mitgliedschaft im Opernstudio Im Oktober 2009 übernahm er eine des Theaters Bremen ein Festengage- Gesangsklasse an der Musikhoch- ment an diesem Hause angeboten Prof. Dr. Gerhard Wappler ist am schule in Krakow/Polen. worden. Dieses wird sie mit Beginn 13. November 2009 im Alter von 78 der nächsten Spielzeit antreten. Jahren verstorben. Seit 1969 lehrte Ivan Lopez (Violine, Klasse Prof. er an der damaligen Hochschule für Mariana Sirbu) gewann das Probespiel Mayumi Ito (Violine, Klasse Prof. Musik „Felix Mendelssohn Barthol- beim Radioorchester Madrid im Mariana Sirbu) gewann das Probespiel dy“ Leipzig im Fach Korrepetition, August 2009. beim Orchester der Oper Madrid im 1984 wurde er zum außerplanmäßi- September 2009. gen Professor berufen. In den Jahren Michael Neumann (Kontrabass, 1970 bis 1973 sowie 1976 bis 1986 Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner) Als Gründungsmitglied des Mozart war er als Prorektor für Erziehung konnte sich beim Substitutenvorspiel Piano Quartet erhielt Prof. Peter und Ausbildung tätig. Prof. Wappler im Gewandhausorchester gegen die Hörr (Violoncello) für die Aufnahme hat maßgeblich zur Einrichtung der Konkurrenz durchsetzen. der Klavierquartette von Camille Fachrichtung Korrepetition beige- Peter Hannemann (Kontrabass, Saint-Saëns die Auszeichnung tragen. Klasse Prof. Frithjof Martin Grabner) „Editor’s Choice“ des englischspra- hat sich einen Aushilfsvertrag beim chigen Musikmagazins Gramophone.

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Sarah Wiederhold (Violoncello, Archives et Centres de Documenta- dort innerhalb des Festivals Mondi Klasse Prof. Peter Hörr) erhielt im tion Musicaux (AIBM) gewählt. Die sonori für zeitgenössische Musik Oktober 2009 eine Einladung an die Vereinigung setzt sich seit 1961 für einen Klavierabend, u. a. mit Werken Villa Musica (Rheinland-Pfalz), einer die internationale Vernetzung und von Berio, Ligeti und Messiaen. Stätte für Eliteförderung im Bereich den Fachaustausch musikbibliotheka- der Kammermusik. rischer Einrichtungen ein. Mit mehr Simon Klingner (Kontrabass, Klasse als 200 institutionellen und persön- Prof. Frithjof Martin Grabner) hat Der 2. Preis beim XIII. Hochschul- lichen Mitgliedern stellt Deutschland einen Substitutenvertrag an der wettbewerb für Ensembles der HMT nach den USA die zweitgrößte Dresdener Philharmonie erhalten. Leipzig am 27. November 2009 Sektion weltweit. wurde an das Klaviertrio mit Im Rahmen der Heinrich-Schütz-Tage Yun-Jung Choi (Barockvioline, Klasse Karoline Schulze (Violine, Klasse in Breslau (Polen) wurde Dr. Barbara Volker Mühlberg), Helga Schmidt- Prof. Mariana Sirbu), Constance Wiermann im Oktober 2009 in den mayer (Barockvioline, Klasse Prof. Ricard (Violoncello, Klasse Prof. Beirat der 1930 gegründeten Inter- Susanne Scholz), Benjamin Wand Peter Bruns) und Mi Na Park nationalen Heinrich-Schütz-Gesell- (Violone, Klasse Jörg Meder) und (Klavier, Meisterklassenstudentin schaft gewählt, die sich der Erfor- Bernadette Mészarés (Cembalo, der FR Dirigieren/Korrepetition, schung des Lebens und Wirkens des Klasse Prof. Nicholas Parle) gewan- Klasse Prof. Gudrun Franke) ver- Komponisten und der Pflege seiner nen im November den 1. Preis in der geben. Werke widmet. Kategorie Ensemble bei dem Inter- nationalen Wettbewerb um den Philipp Löschau (Fagott, Klasse Prof. Steve Karoschka (Klavier, Klasse Prof. Gebrüder Graun Preis der Sparkas- Jörg Michael Thomé) hat im Sommer Gerald Fauth) erhielt im Juni 2009 als senstiftung Zukunft Landkreis seine ein Jahr währende Substituten- erfolgreicher Teilnehmer die Auszeich- Elbe-Elster. tätigkeit im Leipziger Gewandhausor- nung Preisträger des 9. Münchener chester beendet. Klavierpodiums der Jugend sowie Marius Urba (Violoncello, Klasse außerdem den Publikumspreis und Prof. Peter Bruns) spielte erfolgreich Karoline Schulze (Violine, Klasse den Preis für den Schönen Klavierton. bei der Ottilie-Sellbach-Redslob- Prof. Mariana Sirbu) gewann den Der internationale Wettbewerb fand Stiftung, Berlin vor. Jury-Spezialpreis beim 37. Internatio- vom 18. bis 21. Juni 2009 statt. nal Music Competition for Women Edgar Heßke (Klarinette, Klasse Prof. in Lausanne im Oktober 2009. Sie Fabian Kunkel (Fagott, Klasse Prof. Wolfgang Mäder) absolviert nach erhielt ihn für die beste Aufführung Jörg Michael Thomé) wurde im August gewonnenem Probespiel jetzt sein eines Pflichtstücks Moderner Musik dieses Jahres nach gewonnenem Probe- Probejahr im Orchester der Musika- aus der Schweiz. spiel als Solo-Fagottist der Neuen Elb- lischen Komödie Leipzig. land Philharmonie in Riesa engagiert. Die Japanerin Masako Ono (Instru- mentale Korrepetition, Klasse Rodrigo Sebastian Nahuel Bauza Constanze Smettan) erhielt gemeinsam (Violine, Klasse Prof. Mariana Sirbu) Hans Schulze-Lenker, der mit dem Bassisten Milcho Borovinov wurde Mitglied des Ariaga-Quartetts. im Lehrauftrag mehrere Jahr- (Bulgarien) beim Meisterkurs „Lied- zehnte in der Fachrichtung Gestaltung“ im Schloss Husum, gehal- Tobias Tauber (Violoncello, Klasse Gesang/Musiktheater im Fach ten von den Professoren Ulf Bästlein Prof. Peter Bruns) hat im Oktober Sprecherziehung unterrichtete, und Charles Spencer, den Nordfriesi- das Probespiel zum Substituten im verstarb – wie erst jetzt bekannt schen Liedpreis. Gewandhausorchester gewonnen. wurde – bereits im Frühjahr 2009 im Alter von 74 Jahren. Er prägte Im September 2009 wurde Dr. Im Rahmen des Erasmus-Austausch- zahlreiche Studentengenerationen. Barbara Wiermann, Leiterin der programms leitete Alexander Meinel Enorme Sachkompetenz und Hochschulbibliothek, als Präsidentin (FR Klavier) im Mai 2009 einen Arbeitsintensität zeichneten ihn der deutschen Sektion der Associati- Meisterkurs am Conservatorio C. A. in besonderem Maße aus. on Internationale des Bibliothèques, Bonporti in Trento/Italien und gab

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Prof. Hartmut Hudezeck rere Liederabendtourneen nach Estland, u.a. in der Natio- nal-Philharmonie Tallinn. FR Dirigieren/Korrepetition Hudezeck spielte außerdem Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen ein. Bei Veranstaltungen der Oper Frank- furt und der Volksoper Wien brachte er eigene Liedkompo- um Wintersemester 2009/10 hat Hartmut Hudezeck die sitionen zur Aufführung. Bei Auftritten mit seiner Ehefrau ZProfessur für Vokale Korrepetition mit Schwerpunkt präsentiert er Klavierduo- und Chansonprogramme. Opernliteratur angetreten. Am 1. September 2009 über- Vor einigen Jahren hat Hartmut Hudezeck auch seine ka- reichte Rektor Prof. Robert Ehrlich die Berufungsurkunde. barettistische Ader entdeckt: Sein Georg-Kreisler-Solopro- Hartmut Hudezeck, geboren 1957, erhielt in seiner Hei- gramm sang und spielte er u.a. an der Oper Frankfurt und matstadt München Unterricht in den Fächern Klavier (bei der Wiener Volksoper.

Matthias Maierhofer Künstlerischer Mitarbeiter am Kirchenmusikalischen Institut

atthias Maierhofer, geboren 1979 in Graz/Österreich, Merhielt seine erste musikalische Ausbildung bei Karl rivat

p Schmelzer-Ziringer. Es folgten Orgel-, Alte Musik- und

Foto: Kirchenmusikstudien an den Hochschulen von Graz, Freiburg, Leipzig und an der Schola Cantorum in , Anna Stadler) und Komposition. Während seiner Gymna- wo er u. a. bei Arvid Gast, Lorenzo Ghielmi, Andrea sialzeit gewann er den Bundeswettbewerb Jugend musiziert Marcon, Kurt Neuhauser, Martin Schmeding und Wolfgang mit einem Klaviertrio und war jüngster teilnehmender Zerer Unterricht erhielt. Komponist beim Bayrischen Tonkünstlerfest in Regensburg. Seine Studien an den Musikhochschulen München und Salzburg schloss er mit zwei Mozarteums-Diplomen ab: 1982 Dirigieren, 1984 Klavierkammermusik und Liedbeglei- tung (Lehrer: Erika Frieser und Paul Schilhawsky) – dies mit Auszeichnung und Würdigungspreis des Österreichischen Forschungsministeriums. Im Sommer 1984 leitete er als Dirigent die Kammeroper Neuburg an der Donau. Danach war er bis 2009 an sieben Opernhäusern in der musikalischen Einstudierung tätig: Deutsche Oper Berlin, , Graz (dort auch als stellver- tretender Studienleiter), Düsseldorf, Frankfurt, Volksoper Wien; zuletzt – vor seiner Ernennung zum Professor an der HMT Leipzig – war er Studienleiter am Theater Gera/Al- rivat tenburg. Er arbeitete u.a. mit Renata Scotto, Martha Mödl, p

Heinz Zednik und Bernd Weikl zusammen. In den Jahren Foto: 2001/02 hatte er zwei Lehraufträge an den Musikhochschu- len Mannheim und Stuttgart inne, und 2007/2008 dirigierte 2007 konnte Matthias Maierhofer mit dem Pachelbel- er mehrere Orchesterkonzerte. Wettbewerb von Nürnberg einen der renommiertesten inter- Hartmut Hudezeck konzertiert als Solist, Kammermusik- nationalen Orgelwettbewerbe gewinnen. Außerdem war er und Liedpianist. Er spielte mit mehreren Orchestern Solo- Preisträger beim Internationalen Franz-Schmidt-Orgel- konzerte, zuletzt am 4. Mai 2009 im Wiener Musikverein wettbewerb von Kitzbühel 2008, beim Internationalen mit dem Ensemble Kontrapunkte das Klavierkonzert von Bachwettbewerb Arnstadt 2007, beim Internationalen Hans Gál. Als Liedpianist musizierte er u.a. mit Rita Streich Orgelconcours von Nijmegen 2006 sowie beim Internatio- und Angelika Kirchschlager als Partner. 2009 erfolgten meh- nalen Orgelwettbewerb M. K. Ciurlionis in 2003.

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Eine rege Konzerttätigkeit führte ihn zu bedeutenden chen Seminar aus und Festivals wie den Internationalen Orgeltagen im Stift St. betreute Studenten in Florian/Linz, der ION Nürnberg, den Mendelssohn-Fest- Schulpraktika. Ein we- tagen Leipzig, dem Bachfest Ansbach, der Birmingham sentlicher Schwerpunkt Symphony Hall, dem Musikfest Stuttgart sowie den Dom- seiner pädagogischen Tä- rivat

konzerten . p tigkeit liegt in der Ver- Im Dezember 2009 ging er mit der österreichischen Mezzo- mittlung zeitgenössischer Foto: sopranistin Ida Aldrian auf eine Tournee in Japan und Musik. So betreut er seit gastierte u.a. in den Konzerthallen von Osaka, Nagoya und 2004 Schülergruppen, die für das Mendelssohn Kammer- Tokio. 2010 wird Matthias Maierhofer bei den Bruckner-Ta- orchester Leipzig komponieren. gen Linz die Uraufführung einer in Auftrag gegebenen Or- Seine eigenen Kompositionen liegen im Bereich zeitgenös- gelsinfonie an der Bruckner-Orgel im Stift St. Florian spielen. sischer Kammermusik. Seine Werke wurden mehrfach im Als Solist und auch als Continuospieler trat Matthias Gewandhaus aufgeführt und er erhielt verschiedene Preise. Maierhofer bislang mit Ensembles wie dem Dresdner Kreuz- Reinhold ist zweiter Vorsitzender im Förderverein Mu- chor, dem Universitätschor Leipzig, der Kantorei Graz und sikProjektSachsen e.V. und ist Mitorganisator der Festival- der Staatskapelle Dresden auf. Er wirkte bei CD-Produkti- reihe für zeitgenössische Musik Spinnerei in der ehemaligen onen und Publikationen der Edition Helbling mit, und es Baumwollspinnerei in Leipzig-Plagwitz. liegen Aufnahmen von seinen Konzerten bei diversen Rund- funkanstalten (Bayern, Holland, Litauen, Norwegen) und Weitere Informationen unter www.steffenreinhold.de beim Label Ambitus vor. Von 2005 bis 2009 war Matthias Maierhofer Organist an St. Albertus Magnus in Freiburg und unterrichtete dort auch als Assistent von Martin Schme- ding an der Akademie zur Begabtenförderung der Musik- Jörg Singer hochschule Freiburg. An der Hochschule für Musik und Theater „Felix Men- Neuer IT-Systemadministrator delssohn Bartholdy“ Leipzig lehrt er seit September 2009 als an der HMT Künstlerischer Mitarbeiter am Kirchenmusikalischen Insti- tut in den Fächern Künstlerisches Orgelspiel und Liturgi- sches Orgelspiel/Improvisation. n Leipzig am 23. April 1978 gebo- Iren, absolvierte Jörg Singer seine Schulbildung an der Rudolf-Hilde- brand-Schule in Markkleeberg und Steffen Reinhold schloss diese erfolgreich mit dem Abitur ab. eit dem 10. August 2009 ist Steffen Reinhold an der Hoch- Von 1998 bis 2003 konzentrierte er Sschule (Institut für Musikpädagogik, Fach Musikdidak- sich auf sein Studium und seine Be- tik) fest angestellt. Er studierte von 1988 bis 1994 Lehramt rufsausbildung im Bereich Informa- für Musik und Deutsch an der Universität Leipzig. Ersten tionstechnik, erlernte den Beruf des Kompositionsunterricht erhielt er von Karl Ottomar Treib- Softwareentwicklers in Leipzig bei rivat mann und Bernd Franke. Während eines einjährigen Auf- p der Brokat AG und beendete seine

enthaltes in Edinburgh 1993 studierte er u.a. Komposition Foto: Berufsausbildung mit bestandener bei Nigel Osborne. Daran schloss sich ein Kompositions- und Abschlussprüfung. ein Aufbaustudium bei Dimitri Terzakis an der Hochschule Seinen beruflichen Werdegang setzte Jörg Singer von 2004 für Musik und Theater Leipzig an. bis 2009 in der IT-Branche fort und arbeitete bei der Inveda. Nach dem Referendariat begann Reinhold als Gymnasial- net GmbH als Administrator und im Customer Service. Seit lehrer zu arbeiten, zuletzt an der Thomasschule zu Leipzig. August 2009 ist er als Systemadministrator an der Hochschu- Über mehrere Jahre bildete er auch Referendare am Staatli- le für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ angestellt. Neben dieser Tätigkeit ist Jörg Singer seit fünf Jahren ne- Ursula Schönhals (Sologesang) und Knut Ratzlaff benberuflich als Fotograf mit eigenem Atelier in Leipzig tä- (Schulpraktisches Musizieren) sind am 1. Dezember tig. Abgesehen von seiner Leidenschaft für die Fotografie gilt 2009 von der Universität Leipzig an das Institut für sein Interesse der Musik. Seit vielen Jahren ist er Mitglied der Musikpädagogik der HMT versetzt worden. MSL Bigband und spielt dort Klavier. Er ist unverheiratet und hat keine Kinder.

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N eu an der H M T

Neue Gesichter in der Bibliothek

n der zweiten Hälfte des Jahres 2009 gab es einige personelle Veränderungen in der Bibliothek. IWährend Franziska Bohr und Anne Groh sich in Mutterschutz und Elternzeit verabschiedet haben, trat Berit Wales die Altersteilzeit an. Sie wird zukünftig nur noch 20 Stunden pro Woche vor Ort sein. Drei Kolleginnen sind neu hinzugekommen:

Christiane Schmidt war bereits seit mehreren Jahren als Katharina Vogel hat Bibliotheks- und Informations- studentische Hilfskraft bei uns tätig. Im Sommer dieses wissenschaften an der HTWK Leipzig studiert und ein Jahres hat sie an der HTWK Leipzig ihr Studium der Studium der Religionswissenschaften an der Universität Bibliotheks- und Informationswissenschaft abgeschlossen. Leipzig abgeschlossen. Ihr beruflicher Werdegang Nun übernimmt sie die Aufgabe der Retrokatalogisierung umfasste Stationen an der Bibliothek des Deutschen der Notenbestände. Filmmuseums Frankfurt an der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main und als Redakteurin beim Brockhaus- Verlag Leipzig. Sie wird bei uns in der Ausleihe tätig sein, den Hochschulschriftenserver Qucosa und die Lehr- und Lernplattform Opal betreuen und den Bereich der Führungs- und Schulungsangebote unterstützen.

Dr. Barbara Wiermann Bibliotheksleiterin k liothe b : Bi S Foto

Lydia Pötzsch hat ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste an der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig absolviert. Nach einer Tätig- keit am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle und einem Jahr Elternzeit ist sie seit Herbst in unserer Bibliothek für die Bearbeitung von Orchester- und Chormaterialien zuständig.

62 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 PERSONALIA

J ubil ä en

Prof. em. Gerd Schlotter zum 80. Geburtstag derer Hinwendung zum Fach Tonsatz (bei Prof. Weismann). Die Rundfunkarbeit ging neben dem Studium weiter. 1953 folgte Prof. Schlotter dem Ruf des Berliner Rund- am 15. Januar 2010 funks als Aufnahmeleiter für Kinder- und Jugendchöre, der sich eine lange freischaffende Zeit anschloss, in der er sowohl als Musikredakteur als auch als Arrangeur für das Rund- funk-Unterhaltungsorchester und rof. Gerd Schlotter gehörte der Hochschule seit 1973 das Rundfunk-Blasorchester Leip- an, zuerst als Lehrbeauftragter, ab 1974 als Dozent und zig arbeitete. Pvon 1990 bis 1995 als Professor für Tonsatz und Arran- Daneben produzierte er deutsche gement. Er übernahm die Abteilung für Tanz- und Unter- und internationale Volkslieder vo- haltungsmusik, kurz „TUM“, von Fips Fleischer und entwi- kal und instrumental mit kleinen ckelte sie mit leidenschaftlichem Einsatz und – auch gegen Orchestern als Dirigent im Rund- einige Akzeptanzprobleme in den Anfangsjahren – bestän- funk. dig weiter. Besonders zu erwähnen sind sei- Seine fachliche Kompetenz, sein unermüdlicher Einsatz ne Tätigkeiten für den Trickfilm: für die inhaltliche Entwicklung der Abteilung und nicht zu- Ohne Berührungsängste und mit letzt sein integerer und ausgleichender Charakter waren und großem Interesse für Neues be- sind den Kollegen stets Ansporn und Vorbild zugleich. schäftigte ihn die hinter der Trick- rivat Gerd Schlotter wurde im Januar 1930 in Leipzig geboren filmproduktion stehende Techno- p

und wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Vom logie und die daraus resultierenden Foto: sechsten Lebensjahr an erhielt er Unterricht im Klavierspiel, musikalischen Herausforderungen. zunächst beim Vater, später bei einer Musiklehrerin, die ihm Es entstanden etwa 100 Abendgrüße für den Sandmann, aber natürlich bei wachsenden technischen Fertigkeiten insbeson- auch Kino-Trickfilme wieBootsmann auf der Scholle und Der dere Bach und Beethoven abverlangte, aber auch Verständnis arme Müllerbursche und das Kätzchen. hatte für seinen Hang zur leichten, unterhaltenden Musik, Gerd Schlotter verstand es, über all die Jahre hinweg den etwa zu so genannten „Charakterstücken“, wie sie in dieser Anforderungen von künstlerischer Arbeit, Unterrichtstätig- Zeit von Kaffeehaus-Ensembles gespielt wurden. So wurde keit und Weiterentwicklung der Abteilung Rechnung zu Gerd Schlotter schon am Klavier zum Wandler zwischen ,E‘ tragen. So konnte er bei seinem Ausscheiden aus der Lehrtä- und ,U‘, was sich wie ein roter Faden durch sein Arbeitsleben tigkeit 1995 eine Fachrichtung übergeben, die sich gefestigt zog. hatte, aufgeschlossen war und sich im Hause zunehmender Musikalisch in Erscheinung trat Gerd Schlotter erstmals Anerkennung erfreute. 1946 als Komponist und Pianist für Kabarettsendungen des Am 15. Januar 2010 wurde Prof. em. Gerd Schlotter 80 „Jugendrundfunks“. Es folgten Kompositionen für Märchen- Jahre alt. Die Kollegen der FR Jazz/Popularmusik (instru- hörspiele mit kleinen Instrumentalbesetzungen. mental) wünschen dem Jubilar weiterhin beste Gesundheit Von 1948 bis 1953 absolvierte er das Studium der Schul- und alles Gute. musik an der Hochschule für Musik Leipzig mit beson- Prof. Ralf Schrabbe , FR Jazz/Popularmusik (instrumental)

25-jähriges Dienstjubiläum

Prof. Gerald Fauth (FR Klavier, vorn links) und Rainer Koch (FR Gesang/Musiktheater) begingen ihr 25-jähriges Dienstjubiläum. Rektor Prof. Robert Ehrlich überreichte ihnen am 23. September 2009 die Dankesurkunden.

Ebenfalls ihr 25-jähriges Dienstjubiläum beging bereits S : K am 30. Mai 2009 Prof. Gunhild Brandt (FR Dirigieren/ S

Korrepetition). Foto

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Urmusikant und Tausendsassa Erinnerung an den Kontrabassisten und HMT-Professor Achim Beyer

Die ihn kannten, gar mit ihm gespielt nicht wüssten, wohin mit ihren Hän- haben, erinnern sich lebhaft. „Er war den. Wer sich im klassischen Repertoire ein Ausnahmemusiker, ein Urmusikant“, als Bassist einen Blickfang erspielt, muss erzählt die Cellistin Anna Niebuhr. „Er wohl schon etwas Besonderes sein. Ach- spielte immer mit hundertprozentigem im Beyer selber sah das unaufgeregt: Einsatz, egal wo und wie seine Tages- „Eigentlich haben wir gar keinen form war. Und er hatte dieses wunder- richtigen künstlerischen, sondern einen bare Gespür für Musik. Setz den Beyer nachschaffenden Beruf.“ in irgendein Kammerorchester, hieß es, Anders als andere seines Standes und die ganze Musik wird gut. “ stammte er aus kargen Verhältnissen. Für den Beyer-Schüler Frithjof Grab- Klassische Musik kam daheim kaum ner, der sein Nachfolger als Bassprofes- vor, sein Vater tingelte als Bänkelsänger, sor an der HMT wurde, war es die un- und aus dem Weltkrieg kehrte er nicht bändige Energie, mit der „Bass-Beyer“ zurück. Wenigstens erbte der Sohn das musizierte: „Er war wahnsinnig gern musische Gen. Er lernte erklecklich auf der Bühne, suchte den Kontakt zum Klavierspielen, und so gab ihn die Mut- Publikum und hat sein Können unge- ter 1950 bei Blüthner in eine Klavier- niert gezeigt – eine richtige ‚Rampen- bauerlehre. Jahrzehnte später noch sprach sau‘, würden wir heute sagen.“ Die Mi- er ehrfürchtig von der trickreichen schung sei dabei das Besondere gewesen: Kunstfertigkeit seiner Lehrmeister und ein brillanter Musiker und ein boden- der so rüden wie effizienten Methode, nn

a ständiger Mensch dazu, der in allen jungen Menschen etwas beizubringen: m t

up Genres heimisch war, der keinerlei Be- „Die erklärten einem nichts. Mein a H rührungsängste hatte. „Er hat auch in Meister sagte: ‚Junge, du musst mit’n ilvia S verrauchten Jazzkellern gespielt (als Ooch’n mausen!‘ Das war eine harte

Foto: Jazzkeller noch verraucht sein durften) Schule, und ich hab dort einen Begriff und uns Studenten motiviert, es genau- von Leistung kennengelernt, der Mess- m 7. Juli 2009 verstarb so zu machen – im Gegensatz zu ande- latte für mein ganzes Leben wurde … – nach schwerer Krank- ren Lehrern, die uns streng an die Das müsste viel verbreiteter sein heute: heit – der Kontrabassist Hochschule binden wollten.“ Jungen Leuten zeigen, welch unglaub- Alltäglich ist es sicher nicht, wenn in liches Können in solidem Handwerk Achim Beyer. Einst zählte der „ernsten Muse“ einem Bassisten ge- steckt.“ Aer zu den besten seiner Zunft, huldigt wird. Diese betulichen Herren, Dennoch war bald klar: Spielen lag auch wenn seinen Stern am säch- die im Orchester hinten sitzen und ihm mehr als Bauen. Heimlich, die bei sischen Musikantenhimmel nur- meist zu mehreren gegen übermächtige Blüthner durften es nicht wissen, be- mehr Kenner orten können. Achim Streicher und Bläser anstreichen – wie gann Achim Beyer in einer Combo zu soll da einer sich Aufmerksamkeit er- spielen, Tanztee im Forsthaus Raschwitz. Beyer hat das Leipziger Musik- spielen können? Freilich, in kleinen Und nicht etwa Tasten, sondern Bass. leben einige Jahrzehnte lang be- Gruppen und bei den leichteren Musen Bassspieler waren rar, vielleicht, weil reichert. Er spielte in den großen kennt man weltberühmte „Basser“, die „Oma“ im Ringen um die Gunst der Orchestern der Stadt, hatte teil an Jazzer wie Charlie Mingus und Stanley Weiblichkeiten schlecht abschnitt. Sän- zahllosen Projekten von Alter bis Clarke oder Rocker wie Jack Bruce und ger, Pianisten, Saxophonspieler schie- Tony Levin, aber selbst die sind meist nen die besseren Partien. Nicht aber bei Neuer Musik, lehrte an der Musik- lichtscheue Typen, die verstohlen im Beyer. Er war 18, der Jüngste, ein Ado- hochschule und hat mit Lust und Hintergrund arbeiten und oft erst auf- nis am Bass, und das zu Zeiten chro- Laune „gemuggt“, wie es im Fach- fallen, wenn sie nicht spielen. Extrover- nischen Männermangels. Mühelos zog jargon heißt. tiertere Exemplare vom Schlage Lem- er die begehrten Blicke auf sich. Und er my oder Sting hingegen sind Sänger, lernte. Zusammenspielen, Extemporie- die, wenn sie nicht spielen würden, ren, Improvisieren und – mit dem Kör-

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per spielen. Die Bühne war sein Parkett. Neue Bachische Collegium Musicum sich positioniert. Das gehörte zu seiner „Das Visuelle spielt eine ganz große – mit dabei, weil unverzichtbar: Achim Persönlichkeit. In seiner Arbeit hat er Rolle. Ich habe mich nie an den Noten Beyer. Die Renaissance der Barockmu- gezeigt, wie man sich auch im Leisen festgehalten, die kannte ich ja … Und sik schien nur auf ihn gewartet zu ha- aufbäumen kann.“ aus der Zeit als Tanzmusiker habe ich ben, denn Barockmusik hieß General- Mit dem Wendewind wurde er Pro- viel gelernt. Bühnen- und Publikums- bassmusik. „Der Generalbaß ist das fessor an seiner einstigen Hochschule. bewusstsein. Ich wusste, was ich konnte vollkommenste Fundament der Music“, „Als Lehrer“, erinnert sich Grabner, und was ich tat.“ dozierte Bach einst höchstselbst, „wel- „hatte er die große Begabung, uns im- Dass er ein großes Talent war, blieb cher mit beyden Händen gespielt wird mer wieder zu motivieren, selbst bei nicht verborgen. Er wurde an der Leip- dergestalt, daß die lincke Hand die vor- kleinsten Erfolgen. Das war seine Per- ziger Musikhochschule immatrikuliert geschriebenen Noten spielet, die rechte sönlichkeit. Ich kann gar nicht genau – und auch hier waren „musikalische aber Con- und Dissonantien darzu greift, sagen, warum wir gern zu ihm gegan- Gelegenheitsgeschäfte“ verfemt. Beyers damit dieses eine wohlklingende Har- gen sind, aber ich weiß, wir haben für Nebenspielplan flog auf; man drohte, monie gebe zur Ehre Gottes und zuläs- ihn geübt. Er hat einen sehr plastischen ihn von der Schule zu werfen. „Die wa- siger Ergötzung des Gemüths … Wo Unterricht gemacht, hat vehement ges- ren da komisch, obwohl ich einen Groß- dieses nicht in acht genommen wird, da tikuliert, gesungen, Klavier gespielt, auf teil meiner Routine und Zusammen- ists keine eigentliche Music, sondern ein dem Kontrabass vorgeturnt.“ Dabei sei spielpraxis aus dieser Zeit hatte.“ Natür- Teuflisches Geplerr und Geleyr.“ er stets ein bodenständiger Typ gewe- lich wurde er nicht geext. Wer gut war, Beyer „hat das Continuo vom Kontra- sen, ganz Praktiker, immer ein wenig durfte auch aus der Reihe tanzen. Sogar bass aus angeschoben“, erklärt Frithjof den Schalk im Nacken, ein versierter in der DDR. Grabner, „und dabei immer sehr offen- Selbstdarsteller. „Er konnte sich Wahr- Unmittelbar nach dem Studium, das siv gespielt, dem Publikum zugewandt, heiten so zurechtmachen, dass sie völlig er bravourös abschloss, war Beyer ein das ist in dieser Musik schon etwas Be- glaubhaft im Raum standen, und es war gefragter Mann. Anfang der 60er wur- sonderes.“ Sein Spiel – harmonisches ganz unwichtig, ob sie stimmten, denn de er Gewandhaus-Bassist und über- Fundament und „Groove“ zugleich – Beyer war dabei vollkommen authen- zeugte – ganz Lebemann und Tausend- trug entscheidend zum Erfolg der Leip- tisch.“ sassa – auch im Frack. Er besaß Energie, ziger Bach-Einspielungen bei, die 1985 1996 heiratete er zum zweiten Mal. war versiert, ehrgeizig, offen Neuem den Preis der Deutschen Schallplatten- Mit seiner Frau spielte er zusammen in gegenüber. Die Neutöner lernten ihn kritik einheimsten. der Capella Fidicina, die Hans Grüß schätzen als experimentierfreudigen und Bisweilen geht das Leben verschlun- leitete und deren Mitglieder auf dem kooperativen Interpreten ihrer schrä- gene Wege, und nur Landvermesser Inventar des Musikinstrumentenmuse- gen Tonschöpfungen. „Man musste sich beharren darauf, dass die kürzeste Ver- ums der Leipziger Uni spielen durften in die Literatur einlesen, sie verstehen bindung zwischen zwei Punkten eine – bis mit dem Einzug westlicher Be- und umsetzen können, und das hat mir Gerade sei. So geradlinig Achim Beyers denkenträger diese paradiesischen Zu- nie Schwierigkeiten bereitet. Ich wurde Karriere durch die entspanntesten stände abrupt endeten. regelrecht Experte für die Auffüh- DDR-Jahrzehnte verlief, so überreif 2001 ging Achim Beyer von der Büh- rungspraxis Neuer Musik.“ Beyer ging bahnte sich zu Beginn der 80er Jahre ne und legte auch seine Professur nie- auch hier gewohnt pragmatisch und eine Zäsur an. War es Überdruss am ei- der. „Er hat mir die Schlüssel überge- hemdsärmelig vor: „Einmal sollten wir genen Erfolg, ein mephistophelischer ben“, erzählt Frithjof Grabner, „und etwas von Friedrich Schenker auffüh- Kitzel, das Schicksal herausfordern zu weg war er. Viele können nicht so los- ren, und das war so kompliziert, dass müssen? – Was auch immer. Nach lassen, aber er hatte keine Probleme da- ich ein halbes Jahr hätte üben müssen einem Gastspiel des Gewandhaus- mit. Dieses Sichrausnehmenkönnen und dann trotzdem nur ein Viertel von orchesters blieb Beyer 1981 im Westen war für mich das Größte.“ dem gekonnt hätte, was da stand. Also – kehrte aber nach einigen Monaten – Die letzten Jahre lebte Beyer gesund- spielte ich einfach nur das, was machbar geläutert? ernüchtert? – in die DDR heitsbedingt zurückgezogen, spielte – war. Und Schenker war vollauf zufrie- zurück. „Ein Fehler“, meinte er später im Alter wieder – täglich Klavier und den, er merkte gar nicht, was ich alles lakonisch. Vielleicht. Aber wohl auch unterrichtete seinen jüngsten Spross Jo- weggelassen hatte …“ ein notwendiger Einschnitt, um die hann, dessen Aufnahme in den Thoma- Zwischen 1970 und 1985 erschien in eigene Laufbahn noch einmal neu zu nerchor er voll Stolz noch erleben der Bundesrepublik unter Hellmuth justieren. Seine Gewandhauskollegen durfte. „Ich sollte nämlich einst auch Rilling eine erste Gesamtaufnahme der wollten dennoch kein Verständnis auf- Thomaner werden, aber mich haben sie Bachschen geistlichen Kantaten auf bringen. Er fand beim Rundfunksinfo- damals nicht genommen – weil ich Schallplatte. Die DDR-Kulturvorderen nieorchester ein Pult, und auch dort nur nicht getauft war.“ reagierten darauf mit einem eigenen ein zweites. „Aber Beyer hat die Kraft Jürgen B. Wolff Bach-Programm. Gewandhausmusiker nie verloren“, meint Anna Niebuhr. „Er nach einem Porträt in den Leipziger unter Max Pommer gründeten das schwamm nicht einfach nur mit, er hat Blättern 2007 (gekürzt)

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 65 NEUERSCHEINUNGEN

Ignaz Brüll: Impuls zu jener Aufnahme. Dazu iano orks Alexandra Oehler: „Brüll ist mir als P W enger Brahms-Freund im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände Neue CD von gefallen. Nach Sichtung des Noten- Alexandra Oehler materials fand ich den Komponisten sehr interessant. Besonders die (LA FR Klavier) Albumblätter erinnerten mich sehr an Schumann.“ Eingespielt sind die Sonate D-Dur m Sommer 2009 erschien bei cpo nur noch als Komponist der damals op. 73, die Suite op. 71 Nr. 2 für I in Koproduktion mit dem SWR vielfach gespielten Oper Das Goldene Klavier, Ausschnitte aus den Suiten die mittlerweile siebente CD von Kreuz oder als Pianist bekannt sein op. 67 und 80, Sieben Albumblätter für Pianistin Alexandra Oehler. Sie dürfte. Seine Freundschaft zu Brahms die Jugend op. 33 und die Romanze spielte Klavierwerke von Ignaz Brüll und seine Verbindung innerhalb aus den Fünf Klavierstücken op. 57. (1846–1907) ein, der heute wohl dieser Wiener Kreise gaben den KS

Discographie von Alexandra Oehler

Johann Sebastian Bach: Partiten BWV 828 und 830 (Freiburger Musikforum/ Koproduktion mit SWR)

Edward Alexander MacDowell: Spätromantische Klavierkompositionen (Freiburger Musikforum/ Koproduktion mit SWR)

Teresa Carreno: Klavierwerke – Ersteinspielung (Freiburger Musikforum/ Koproduktion mit SWR)

Eugen d’Albert: Klavierwerke (Freiburger Musikforum/ Koproduktion mit SWR)

Joseph Martin Kraus: Klavierwerke – Ersteinspielung (Freiburger Musikforum/ Koproduktion mit SWR)

Ferdinand Ries: Piano Sonatas (CPO/Koproduktion mit SWR)

Ignaz Brüll: Piano Works (CPO/Koproduktion mit SWR)

66 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 NEUERSCHEINUNGEN er Ebn a n Fotos: Fio

Neue Hochschulschriftenreihe öffentlich vorgestellt

enn man so will: Gleich zwei realen Musikstunden an allgemein- W Buchpremieren gab es am bildenden Schulen aus drei Bundes- 29. Oktober 2009 im Musiksalon ländern auf DVD vorgeführt. Drei (Raum 1.04) des HMT-Gebäudes DVDs zählen auch zum Band 3, der Dittrichring 21 zu erleben. Vorgestellt sich mit dem Thema Musikdidaktik wurde die neue Hochschulschriften- befasst. Er wird im Februar 2010 reihe mit ihren bisher erschienenen erscheinen. ersten zwei Bänden, die der Olms- Verlag Hildesheim herausbrachte. Zahlreiche Professoren und Professorinnen der Hochschule für Band 1 Musik und Theater hatten viele Jahre Thomas Schipperges (Hrsg.): lang dafür gearbeitet. Thematisch George Onslow. Studien zu befassen sich die Bücher mit dem seinem Werk, 321 Seiten, ISBN-10: französischen Komponisten George 348714221X, Preis 39,80 € Onslow, dem Theater im 19. Jahr- hundert und Perspektiven der Musik- Band 2 didaktik. Petra Stuber/Ulrich Beck (Hrsg.): Die öffentliche Vorstellung der Theater und 19. Jahrhundert Bücher begann mit einer Begrüßung 245 Seiten, ISBN-10: 3487142244, durch HMT-Rektor Prof. Robert Preis: 35 € Ehrlich (Foto links) und bot ein Rahmenprogramm. So erklang Musik Band 3 von George Onslow (1. Satz aus dem Christopher Wallbaum (Hrsg.): Klaviertrio a-Moll op. 3/1 aus dem Jahr Perspektiven der Musikdidaktik. 1807). Es folgte eine Autorenlesung. Eine Schulstunde im Licht ver- Caroline Seidl las aus ihrem Text in schiedener Theorien Band 2 (Foto rechts). Des Weiteren [erscheint im Februar 2010] wurden Filmausschnitte von drei

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 67 NEUERSCHEINUNGEN

Breitkopf & Härtel Neues Mendelssohn-Werkverzeichnis (MWV) im August erschienen Letzter großer Komponist des 19. Jahrhunderts ist damit katalogisiert

tiert. Es erschien im renommierten Musikverlag Breitkopf & Härtel. Bisher ließ sich nur ahnen, wie umfangreich das Œuvre Mendelssohns ist. Die tradi- tionell bekannten Werke tragen Opuszahlen (authen- tisch bis op. 72, von der Nachwelt vergeben bis op. 121). Die meisten der ca. 750 Kompositionen jedoch waren noch in den 1960er Jahren unveröffentlicht. Die Publikation zahlreicher Jugendwerke im Rahmen der Gesamtausgabe hat die öffentlichen Präsentation als „Weh- Musikpraxis seither dankbar ner-Bibel“ bezeichnete, basiert auf angenommen. Eine umfas- jahrelangen Recherchen seit 1992, sende Werkübersicht ließ bei denen Material und Informationen allerdings bislang auf sich aus mehr als 1500 Bibliotheken, warten. ca. 15 000 Auktionskatalogen und Im Mendelssohn-Jahr ca. 12 000 Briefdokumenten ausge- 2009 wurde diese Lücke im wertet werden konnten. Allein 2 500 Rahmen der Gesamtausgabe Quellen von Melbourne bis Tokio geschlossen. Das knapp 700 und von Oxford bis Los Angeles zu

a Seiten umfassende MWV unbekannten Werken und verschie- k os

z erschließt das Œuvre in 26 denen Werkfassungen sind verzeich- Br k Werkgruppen. Zusätzlich net. So wird der Katalog eine Fund- aufgenommen wurden Be- grube für Wissenschaftler, Musiker Foto: Dir schreibungen aller bekann- und Musikliebhaber sein. Die Sicht ten Sammelhandschriften auf den Komponisten wird sich durch Ralf m Rahmen des internationalen und -drucke. Im Anhang finden sich das MWV nachhaltig verändern. Wehner I Kongresses Felix Mendelssohn Informationen zu Werken zweifel- MB/KS mit dem Bartholdy – Kompositorisches Werk hafter Echtheit und zu Mendelssohns neuen und künstlerisches Wirken und der Bearbeitungen bzw. Editionen fremder MWV, der Mendelssohn-Festtage 2009 wurde Werke. Listete das Werkverzeichnis „Wehner- am 26. August 2009 im Mendelssohn- von 1882 nur 350 Werke, so verzeich- Bibel“ Haus in Leipzig das Mendelssohn- net das MWV mit seinen etwa 750 Werkverzeichnis (MWV) von Ralf Kompositionen mehr als das Doppelte. Wehner (Sächsische Akademie der Wehners Arbeit, die Gewandhaus- Wissenschaften zu Leipzig) präsen- kapellmeister Riccardo Chailly bei der Infos unter: www.saw-leipzig.de

68 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 NEUERSCHEINUNGEN

Neues Akademievorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ab 2010: Edition der Briefe Robert und Clara Schumanns mit Freunden und Künstlerkollegen

geschichte des 19. Jahrhunderts wie im Falle Clara Schumanns. nachhaltig geprägt. Die Kontakte zu Serie I: Familienbriefwechsel und fast allen bedeutenden Musikern Serie III: Verlegerbriefwechsel der seiner Zeit, aber auch zu Dichtern Schumann-Briefedition wurden (archiv)

nn und Malern, zu Verlagen, zu Freun- (und werden) durch die Deutsche a m e den und Familienangehörigen spiegeln Forschungsgemeinschaft finanziert. nd Be

d sich in einer umfangreichen Korre- Seit 2008 konnten von der ar

Edu spondenz, über die Robert Schumann Schumann-Briefedition bereits fünf

n akribisch Buch führte. Bände vorgelegt werden. Dies wurde e vo d

äl Sowohl Robert als auch Clara möglich durch die Zusammenarbeit m e G

m Schumann haben Sammlungen der an mit der Neuen Schumann-Gesamtaus- e d sie gerichteten Schreiben hinterlas- gabe, welche vom Ausschuss für ach n

g sen. Daher kann die Gesamtausgabe musikwissenschaftliche Editionen der

nun als Korrespondenzausgabe angelegt Union der deutschen Akademien der

Zeich werden, die nicht nur die Briefe Wissenschaften koordiniert wird. Robert und Clara Schumanns, son- b dem 1. Januar 2010 gehört dern auch die Gegenbriefe zugänglich A die Schumann-Briefedition mit macht. Als historisch-kritische Edition ihrer Serie II: Künstler- und Freundes- erschließt sie erstmals den Gesamt- briefwechsel (Künstlerbriefwechsel) bestand dieser Schriftstücke: vom zum Forschungsprogramm der Liebesbrief zur Geschäftsnotiz, von Sächsischen Akademie der Wissen- Nachrichten aus dem europäischen schaften zu Leipzig. Gefördert wird Musikleben zu Berichten über den das Langfristvorhaben in dem von Entwicklungsweg der Kinder, von Bund und Ländern gemeinsam Zuschriften mit Artikeln für die Neue finanzierten Akademienprogramm, Zeitschrift für Musik bis zu Details

das von der Union der deutschen von Vertragsverhandlungen mit einer 1847 (archiv) n Akademien der Wissenschaften kaum zu übersehenden Anzahl von hie vo koordiniert wird. Verlagen in ganz Europa. p Etwa 10 000 Briefe des Musiker- Die auf insgesamt ca. 40 Bände ithogra paares stehen in den nächsten veranschlagte Schumann-Briefedition L fünfzehn Jahren zur historisch-kri- wird in drei Reihen alle Korrespon- Die Schumann-Briefedition erscheint tischen Bearbeitung an; die Edition denzen von Clara und Robert im Verlag Christoph Dohr Köln, die des Künstlerbriefwechsels wird mehr Schumann mit der Familie, Freunden Publikation wird von der Kunststif- als 20 Bände umfassen. Geleitet wird und Künstlerkollegen sowie ihren tung NRW finanziell unterstützt. das Projekt von Prof. Dr. Michael Verlegern umfassen. Von ca. 15 000 Agnes Schaefer Heinemann, Hochschule für Musik insgesamt zu edierenden Briefen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Carl Maria von Weber Dresden, und entfallen jeweils etwa die Hälfte auf der SAW Leipzig Dr. Thomas Synofzik, Direktor des Robert und auf Clara Schumann, Robert-Schumann-Hauses in Zwickau. wobei im Falle Robert Schumanns Weitere Informationen: Das große Musikerpaar der allerdings mehr als doppelt so viele www.schumann-briefedition.de deutschen Romantik hat die Kultur- der empfangenen Briefe erhalten sind www.saw-leipzig.de

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 69 VORSCHAU

Zehn Kammerkonzerte nebst Kulinaria

Kammermusikfestival Leipziger Musik-Geschichte(n) lädt am 8. und 9. Mai 2009 an verschiedene Spielstätten

eipzig und seine nähere Umgebung verfügen über eine große Anzahl von Gebäuden und Einrichtungen, die für die Musikgeschichte von Bedeutung sind. In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von ihnen restauriert, L und jedes Jahr werden neue für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir besitzen damit einen Schatz in unserer Region, der weltweit kaum seinesgleichen findet. Die Vielfalt dieses Reichtums soll durch das Kammermusikfestival Leipziger Musik-Geschichte(n) sichtbar und vor allem hörbar gemacht werden. Alle Interessenten sind am 8. und 9. Mai 2010 an zehn verschiedene Spielorte zu Kammerkonzerten eingeladen. Die speziell ausgewählten Musikprogramme werden in einer besonderen Beziehung zu den jeweiligen Räumlichkeiten stehen. Ergänzende Texte (u. a. Briefe und Zeitzeugenberichte) sowie begleitende Moderationen werden diese besonderen Verbindungen deutlich werden lassen. Wählen Sie aus diesem großen Angebot und stellen Sie sich Ihr eigenes Programm zusammen. Erleben Sie am 8. und 9. Mai 2010 Leipziger Musik-Geschichte(n), und genießen Sie außergewöhnliche Konzerte.

Samstag, 8. Mai 2010, 15 Uhr Sonntag, 9. Mai 2010, 15 Uhr weitere Konzerttermine:

Hochschule für Musik und Theater Edvard-Grieg-Begegnungsstätte, „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Talstraße 10, 04109 Leipzig 8. Mai 2010, 15 Uhr, Alte Nikolai- Leipzig, Grassistraße 8, schule: „Ein besonderes Schulkonzert“ 04107 Leipzig, Kammermusiksaal m Leipziger Konservatorium stu- Adierte Edvard Grieg Klavier und 8. Mai 2010, 15 Uhr, Schloss ax Reger wird diese Treppen viele Komposition. In späteren Jahren ver- Güldengossa: „Konzert im Schloss“ MMale genutzt haben, wenn er sei- band ihn eine enge Bekanntschaft mit nen Verpflichtungen als Professor am den Verlegern Max Abraham und Hen- 8. Mai 2010, 15 Uhr, Musikalien- Leipziger Konservatorium nachkam. ri Hinrichsen vom Musikverlag C. F. handlung M. Oelsner: Von 1907 bis 1916 wirkte er hier. Viele Peters. Ein umfangreicher Briefwechsel „Aus der 150-jährigen Geschichte interessante und auch unterhaltsame legt davon Zeugnis ab. So kam Edvard einer Musikalienhandlung“ Geschichten verbinden sich mit seinem Namen. 8. Mai 2010, 19.30 Uhr, Kirche zu Studierende der Hochschule für Mu- Störmthal: „Besinnliches Abend- sik und Theater gestalten diesen Nach- konzert“ mittag musikalisch, und natürlich er- 9. Mai 2010, 15.00 Uhr, Instrumen- tenmuseum der Universität Leipzig: „Johann Sebastian Bach und die Tasten- instrumente“

9. Mai 2010, 15 Uhr, Mendelssohn- ree Sp Grieg oft nach Leipzig und war Gast im Haus: „Goethe und Felix Mendelssohn d Verlagshaus in der Talstraße. Bartholdy“ erhar

Eb Die Veranstaltung wird vom Grieg-

Fotos: Verein gestaltet, wobei Studierende der 9. Mai 2010, 15 Uhr, Kultur-Gut Hochschule für Musik und Theater für Ermlitz: „August Apel und Carl Maria klingen Werke des Meisters. In der die musikalischen Beiträge sorgen wer- von Weber“ Pause werden bisher unveröffentlichte den. Bei einem Stehimbiss in der Pause, Archivmaterialien aus dem Besitz der zu dem der Verein einlädt, stehen die 9. Mai 2010, 19.30 Uhr, Marienkirche Hochschule vorgestellt, die dieses The- Mitwirkenden für Gespräche zur Ver- zu Rötha: „Besinnliches Abendkonzert“ ma betreffen. fügung.

Karten zu 10 €, ermäßigt 5 € Karten zu 17 €, ermäßigt 7 €

70 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010 VORSCHAU

Zauberflöten-Projekt im Schloss Brandis Lebensgefühl des Übergangs

tudierende des Insti- ge einen Zugang zu Mozart, zur tuts für Musikpäda- Zauberflöte verschaffen? Kindern, die Sgogik der HMT in der Stadt des 21. Jahrhunderts führen in Zusammen- aufwachsen, viele von ih- arbeit mit Studenten nen mit wenigen Na-

rivat des Kunstpädago- turerfahrungen und p gischen Instituts der noch weniger histori- Foto: Universität Leipzig schen Kenntnissen, Eberhard Spree, Initiator der Leipziger eine eigene Fassung aber mit sehr viel Musikgeschichte(n) der Zauberflöte im Lust auf Abenteuer aus- Schlosspark Brandis gestattet. Vielleicht auf. Premiere wird am stimmt es, dass von man- ür praktisch orientierte Leser noch 8. Juni 2010 sein. chen historischen Orten Fein kleiner Hinweis: Die beiden Der Zauberflöte Energien ausgehen, de- Abendkonzerte haben keine Pause und von Mozart sagt ren Ereignisse auch nach sind gegen 20.30 Uhr zu Ende. Für die man nach, sie sei Jahrhunderten noch spür- Konzerte am Nachmittag sollten Sie göttlich. Auf jeden Fall ist bar sind. Wenn wir unsere ungefähr zwei Stunden Zeit haben. Wie sie ein abenteuerliches Märchen und Zauberflöte an einem Ort Sie den einzelnen Programmen schon steckt voller archetypischer Bilder. Die aufführen, der aus der entnehmen konnten, erwartet Sie bei Geschichte erzählt vom schmerzvollen, Entstehungszeit der Oper diesen Veranstaltungen auch in den mit Verlust verbundenen Übergang in stammt und der authentisch Pausen etwas Besonderes. Bei kulina- eine neue Zeit, in der der Verstand die wirkt, so können wir den Kindern rischen Angeboten sind Sie Gäste der Alleinherrschaft bean- über das Rationale hinaus viel- Veranstalter. sprucht. In das vorder- leicht eine Ahnung davon Der zentrale Kartenvorverkauf er- gründige Hohelied auf vermitteln, was dem Lebens folgt über die bekannten Vorverkaufs- die Aufklärung mi- gefühl an den Höfen des aus- einrichtungen. Karten für das jeweilige schen sich jedoch Irri- gehenden 18. Jahrhunderts Konzert können auch bei den entspre- tationen, Brüche, nahe kommt. Um so mehr, chenden Häusern erworben werden. Widersprüchliches, wenn die Kinder selbst Für Eltern, die mit ihren Kindern Verdrängtes. nicht nur als Zuschauer, diese Veranstaltungen besuchen wollen, Gerade die Viel- sondern auch als Darsteller wird eine Kinder/Schüler-Karte für ei- schichtigkeit macht in das Stück integriert nen Euro angeboten. Bei älteren Schü- den Reiz dieser werden. lern ist dabei der Schülerausweis vorzu- Oper aus. Der weisen. Dieses Angebot ist limitiert. Regisseur steht Anja-Christin Winkler Ermäßigte Karten können von Stu- vor der Wahl, LA Klangszene/Bewegung denten und Inhabern des Leipzig- die Szenen zu Institut für Musik- Passes erworben werden. interpretieren pädagogik Eberhard Spree oder die Bilder Gewandhausmusiker wirken zu lassen. Im Mittelpunkt un- serer Inszenierung geht es um die Fra- ge: Wie können wir Kindern heutzuta- weitere Informationen unter: www.leipziger-musik-geschichten.de Weitere Aufführungen Kontakt: Eberhard Spree finden am 9. und [email protected] 10. Juni 2010 statt.

Januar 2010 No 28 MT-JOURNAL 71 VORSCHAU

Amazonenoper „Die Lybische Talestris“ ImproWinter an der Palucca Schule von Johann David Heinichen in Bad Lauchstädt und Leipzig im Juni 2010 Dresden – Hochschule für Tanz as diesjährige Opernprojekt der Fachrichtung Alte Mu- sik steht ganz im Zeichen der Stadt: Gespielt wird die Interdisziplinärer Deinzige vollständig erhaltene Oper, die 1709 inmitten der kurzen Zeit des barocken Opernbetriebs in Leipzig (1693– Workshop für Tänzer, 1720) zur Aufführung gelangte: die Amazonenoper Die Lybische Talestris von Johann David Heinichen (1683–1729). Performer und Musiker Das „Besondere“ hierbei kann man hören und auch sehen, denn das Orchester besteht natürlich aus jungen Spielern mit 8.–12. Februar 2010 historisch nachgebauten Instrumenten unter der Leitung von Prof. Susanne Scholz, und die Sänger werden für diesen Auftritt von Sigrid T’Hooft, einer Expertin auf dem Gebiet der barocken Gestik, unterrichtet. Ehrensache ist, dass die Oper ungekürzt aufgeführt wird. Das Projekt wird musikwissenschaftlich von Dr. Michael Maul vom Bach-Archiv Leipzig betreut. Die Lybische Talestris (nach einem Libretto von Georg Chri- stian Lehms) kann man am 17./18. Juni 2010 im Rahmen des Bachfestes im Goethe-Theater Bad Lauchstädt erleben. Eine weitere Gelegenheit, zumindest Ausschnitte zu hören, bietet sich im Rahmen des Alte Musik Fests im Leipziger Museum für Musikinstrumente am 25. Juni 2010. Zugänglich ist auch die öffentliche Hauptprobe, jedoch ohne Bühnenbild, am 13. Juni 2010 im Großen Saal, Grassistraße 8.

Kurstermine in der Fachrichtung Alte Musik im Sommersemester 2010 in der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, Dittrichring 21 ehn Kurse rund um das Thema Improvisation 17./18. April 2010 Z werden von renommierten internationalen Jostein Gundersen (Oslo): Improvisationskurs Dozenten vom 8. bis 12. Februar 2010 an der Palucca Schule Dresden – Hochschule für Tanz 19./20. April 2010 geleitet. Adrian Brown (Amsterdam): Blockflöten-Spezialkurs Dieser vierte Winterworkshop von Tanzplan Dresden richtet sich an Tänzer, Tanzstudenten, Termin steht noch nicht fest: Tanzpädagogen, Performer, Musiker und Filme- Jörg-Andreas Bötticher (Basel): macher aus aller Welt und bietet neben interdiszi- Meisterkurs Basso Continuo für Cembalisten plinären Kursen wie Tanz und Text, Tanz und Vi- deo, Tanz und Musik oder Tanz und Komposition Alle Kurse sind selbstverständlich für Zuhörer geöffnet! auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit JAMs, Lecture Demonstrations und einer öf- fentlichen Abschlusspräsentation. Konzert für Blockflötenensemble und Elektronik Juni 2010, 19.30 Uhr, Dittrichring 21, Großer Das komplette Programm sowie Information Probesaal (-1.33) zur Anmeldung für die Kurse finden Sie unter Leitung: Antonio Politano/Lausanne (Aufführung www.tanzplan-dresden.de von Werken, die in den vergangenen Jahren für dieses jährlich stattfindende Projekt komponiert wurden)

72 MT -JOURNAL No 28 Januar 2010