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Leserstimmen

»Spektrum der Wissenschaft«, »Sterne und Weltraum«, »Gehirn&Geist«, »epoc« und natürlich die Onlinezeitung »spektrumdirekt«: Derzeit produzieren, bewerben und vertreiben rund 65 Mitarbeiter die Magazine des Verlags. Die meisten davon sind auf diesem Foto versammelt. Obere Galerie von links nach rechts: Reinhard Breuer, Martin Neumann, Uwe Reichert, Joachim Schüring, Robin Gerst, Andreas Jahn, Carsten Könneker, Ursula Wessels, Christiane Gelitz, Dominik Wigger, Klaus-Dieter Linsmeier, Erika Eschwei, Holger Schmidt, Rabea Rentschler, Markus Schlierfstein, Christina Meyberg, Daniel Lingenhöhl, Anke Lingg, Christian Wolf,

s ch Sandra Czaja, Steve Ayan, Antje Findeklee, Alice Krüssmann, Annette Baumbusch, Eva Kahlmann, Claus Schäfer, Anke Heinzelmann, Axel Quetz, Thilo Körkel, Karsten Kramarczik (mit Redaktionshund Cooper), Marc Grove, Oliver Gabriel. Treppe von links nach rechts: Hartwig Hanser, Adelheid Stahnke, Sabine Häusser, Christoph Pöppe, Vera Spillner, Markus Bossle, Anja Blänsdorf, Richard Zinken, Frank Olheide, Karin Schmidt, Elisabeth Stachura, Anja Albat-Nollau, Christa Winter-Fedke, Sibylle Franz, Ronald Berger, Thomas Bleck, Inge Hoefer, Katja Gaschler, Jan Hattenbach, Gerhard Trageser, Michael Springer. Nicht im Bild: Tilmann Althaus, Süleyman Ciçek, Ann-Kristin Ebert, Britta Feuerstein, Martin Huhn, Andrea Jamerson, Ilona Keith, Barbara Kuhn, Jan Osterkamp, Michaela Pyrlik, Gabriela Rabe, Marianne Reger, Elke Reinecke, Christoph Roloff, Natalie Schäfer, Günther Schultz, Sigrid Spies, Stefan Taube, Anke Walter, Bärbel Wehner, Katharina Werle

Spektrumen s chaft der Wi ss / M anfred Zent Danke! 2 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 3 Die Extraseite Liebe Leserinnen nur für Abonnenten und Leser, Unter www.spektrum-plus.de haben wir ir feiern – und zwar das 30-jährige Ju- »Spektrum« hat sich verändert in diesen drei exklusiv für unsere Abonnenten viele Vorteile Wbiläum von »Spektrum der Wissen- Jahrzehnten – nicht nur in seiner Gestaltung. schaft«. Das ist der Anlass für diese Verlagsbei- Auf den Seiten 22/23 können Sie die wich- und Vergünstigungen zusammengestellt. lage im 361. Heft von »Spektrum«. Vor exakt tigsten Stadien der Veränderungen im Layout 30 Jahren erschien im November 1978 das er- erkennen. Auch die Inhalte haben sich entwi- ste reguläre Exemplar der deutschen Ausgabe ckelt. Denn Wissenschaft ist heute komplexer von »«. Das Besondere un- und vielfältiger geworden, und darüber berich- Spektrum Plus+ Mitgliedsausweis seres schon 1845 gegründeten Mutterblatts: In ten wir laufend. Viele Auswirkungen – Bei- ihm berichten zumeist Spitzenforscher, nicht spiel Klimawandel – greifen unmittelbar in selten auch spätere Nobelpreisträger, über die unser tägliches Leben ein. Kostenlos Preisvorteil Max Mustermann Kunden-Nummer: Ausweis-ID 1sd145dg4637834hd aktuellen Resultate und Probleme ihres Fachs. Redaktionen und Verlag stellen sich Ihnen Der Ausweis ist nur in Verbindung mit dem Personalausweis gültig. Dieser Tradition ist auch »Spektrum« bis heute in dieser Beilage persönlich vor. Wir haben die gefolgt, übrigens mehrheitlich mit deutschen Verlagsgeschichte zusammengestellt, aber auch Online-Archiv Spektrum-Plus-Mitgliedsausweis Wissenschaftlern. die Sicht und Situation der Redakteure: Wie Hier finden Sie alle bisher erschienenen Mit Ihrem Mitgliedsausweis, den Sie sich arbeiten sie? Was halten sie für die wichtigsten Spektrum-Ausgaben seit 1993. ganz einfach herunterladen können, erhal- Artikel der vergangenen Jahre? Mit diesem ten Sie Vergünstigungen bei vielen Museen, Einblick wollen wir uns bei Ihnen bedanken: Filmtheatern und wissenschaftlichen Ein- für treue Leserschaft und Ihren ständigen, mal Plus-Artikel lobenden, mal kritischen Zuspruch. Jeden Monat wählen wir einen Artikel aus, richtungen. der nicht im Heft steht und den Sie online Herzlich Ihr lesen können. Im Plus-Archiv finden Sie die Produkt des Monats Zusatzartikel der vergangenen Monate. Wir bieten Ihnen jeden Monat ein ausgewähltes Produkt an, das Sie Reports mit Preisvorteil beziehen können. Lesen Sie kostenlos unsere Reports zu »Jugend und Gewalt« und »Sucht«. Sonderhefte Ab sofort können Sie die Hörmagazin aktuellen Sonderhefte Unser Partner Audible erstellt jeden Monat der Reihe Spektrum aus ausgewählten Spektrum-Artikeln ein Spezial und Spektrum Hörbuch. Als Abonnent können Sie dieses Dossier mit Preisvorteil Mehr zum Jubiläum finden Sie auf Die Erstausgabe vom Hörbuch-Abo für ein Jahr beziehen. beziehen. Oktober 1978 und das www.spektrum.de/jubilaeum aktuelle Jubiläumsheft.

www.spektrum-plus.de SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 5 Die Redaktion stellt sich vor Was macht »Spektrum« aus? Seine Autorinnen und n der Schule war Deutsch mein schwächs­ Forschung in Artikeln darzustellen und meine Ites Fach und Mathematik mein liebstes. Diplom- und Doktorarbeit niederzuschrei- Autoren natürlich. Die Redakteure hingegen Journalist werden zu wollen wäre mir damals ben. So kam ich auf die Idee, meine Neugier nie in den Sinn gekommen. Es verstand sich auf wissenschaftliche Entdeckungen und die wirken vor allem im Hintergrund. Zum Jubiläum von selbst, dass ich ein naturwissenschaft- Lust am Formulieren zu verbinden. Das aber lüften wir – ein wenig – den Schleier. liches Fach studieren würde. Aus verschie- Glück wollte es, dass genau zu der Zeit »Spek- denen Erwägungen heraus entschied ich mich trum der Wissenschaft« einen Redakteur für für die Chemie. Chemie suchte und ich mich gegen 200 Mit- Allerdings hatte die Schule durchaus mein bewerber durchsetzen konnte. ie wollen gerne wissen, was ich gerade so uns für Version 12 entscheiden oder brauchen Interesse an Literatur geweckt; nur mich weit- Smache? Gut, also ... ja, ich lese! Lesen ist wir noch einen Plan B? Ist mein Editorial schweifig interpretierend darüber zu verbrei- sogar eine meiner Hauptbeschäftigungen: zu- schon in der Schlussredaktion (und von dort ten lag mir nicht. Während des Studiums aber erst die Wissenschaftsseiten in der Tages- und wieder mit zahlreichen Rotstiftgarnierungen entwickelte ich – quasi als Gegenpol zu der Wochenpresse, regelmäßig etliche Fachmaga- zurückgekommen)? Dann sind Treffen zu ab- nüchtern-rationalen Wissenschaft – für mich zine, bei mir beispielsweise neben »Nature« solvieren: Wie waren die Heftverkäufe? Was selbst überraschend literarische Neigungen. und »« etwa »Physics Today«, »New ist die Strategie? Brauchen wir eine neue Leser- Dr. Gerhard Trageser Ich entdeckte die Lust am Schreiben – an der Scientist« oder das »Physik-Journal«, und umfrage? stellvertretender Schönheit, die sich in Worte kleiden lässt – dann noch die liebe »Konkurrenz«. Chefredakteur und ging ihr in den späten Abend- und Meine Kaffeetasse ist schon zweimal geleert, Nachtstunden­ nach. bis ich auch meinen E-Mail-Berg und diverse Parallel dazu zeigten sich während der Di- Webseiten durchforstet habe; unsere Blogs plom- und Doktorarbeit die Mühen der For- Das war vor fast dreißig Jahren. Seither von www.wissenslogs.de wollen ebenfalls ge- schung. Die Natur lässt sich ihre Geheimnisse muss ich nicht mehr selbst mühsam im Stein- sichtet werden, wenn ich nicht gerade selbst nicht leichthin entreißen. Das tägliche Brot bruch der Natur an abgelegenen Stellen nach mal »Den Forschern auf der Spur« war. Doch des Jungforschers war Frustration. Immer wie- verborgenen Goldklümpchen schürfen, son- Dr. habil. das sind eigentlich nur Präliminarien. Denn der verliefen schier endlose Versuche negativ, dern spüre täglich aufregende Entdeckungen Reinhard Breuer nun geht es richtig los! bis schließlich die Lösung des Rätsels gefun- in wissenschaftlichen Journalen und anderen Chefredakteur Zuerst mache ich meinen Rundgang durch den war. Das überwältigende Glückgefühl des Quellen auf. Das Schönste aber ist, den Fun- die Redaktion – und warte oft direkt mit mei- Erfolgs konnte mich für die Durststrecke da- ken der Begeisterung auf die Leser übersprin- nen neuen Lesefrüchten auf: Wäre das nicht Dann sitze ich wieder am Schreibtisch und vor nie wirklich entschädigen. gen zu lassen, so dass sie die eigene Faszinati- ein tolles Thema für uns? Kann das stimmen, sortiere das Chaos, kontrolliere Layouts, be- Allerdings machte es mir als einzigem unter on teilen können. Die Freude daran ist mir in was die Stammzellenforscher da wieder be- antworte E-Mails. Und schon lese ich wieder, meinen Kollegen Spaß, die Ergebnisse meiner all den Jahren nie vergangen. haupten? Welcher Forscher wäre ein guter Au- bis ich mich schließlich auf mein Rad schwin- tor dafür? Wer geht auf die nächste Tagung? ge, vielleicht auf dem Weg zum Physika- Jetzt naht bereits die Arbeit am aktuellen lischen Kolloquium – und danach alles wie- eim Vorstellungsgespräch hatte Albrecht ten und vor allem gehorsam den sehr detail- Heft. Wie weit ist das Titelbild? Können wir der ausschwitze. BKunkel, der damalige Chefredakteur, lierten Anweisungen des Chefs folgen. ernsthafte Bedenken, ob ich auf die Dauer mit Das ist jetzt ziemlich genau zwanzig Jahre dem Job zufrieden sein würde. Ich war Mathe- her, und ich bin immer noch dabei. Das mit ch wollte nie am Schreibtisch sitzen – und mals einen Biologen (m/w) für die Redaktion: matiker mit erkennbar ungebrochener Liebe der dienenden Tätigkeit hat sich als zutreffend Ischon gar nicht den ganzen Tag schreiben. Berufserfahrung nicht nötig, man werde ein- zu meinem Fach; die würde ich als Redakteur herausgestellt (»nicht die eigenen Ideen schön Forschen wollte ich, möglichst im Freien an gearbeitet. bei »Spektrum« nur unvollkommen ausleben rausbringen, sondern die des Autors«). Das Tieren. Der Wunschtraum ging in Erfüllung. Wissenschaft pur, aber verständlich aufbe- können. Im Übrigen handele es sich um eine Aufpassen auf die Kleinigkeiten hat sich zu Aber wie das Leben so spielt, machten mir reitet für Wissenshungrige – ob mir das wirk- sehr dienende Tätigkeit, die wenig Gelegen- einem Sport entwickelt (»Muss der Index nicht Allergien einen Strich durch die Rechnung. lich lag? Und konnte eine solche Arbeit mir heit zu spektakulärer Selbstdarstellung biete. doch einen Zehntelmillimeter höher sitzen?«). Kein beruflicher Kontakt mehr mit Tieren, gar Spaß machen? Was mir erst als Notlösung Man müsse auf unzählige Kleinigkeiten ach- Mit dem Gehorsam gibt es hin und wieder Pflanzen und Chemikalien, hieß die Empfeh- erschien, entpuppte sich als Glücksfall. Es Schwierigkeiten – keine Sorge, nichts Ernstes. lung der Allergologen. »Spektrum« suchte da- machte Spaß. Und es befriedigte meine Neu- Und das Ausleben der mathematischen gier. Statt als Spezialistin für einen schmalen Neigungen? Auf die Dauer geht da mehr, als Bereich biologischer Forschung zu enden, ursprünglich vorgesehen war. Die Angst vor konnte ich die Fortschritte auf der ganzen dem Ekel des Publikums grassiert auch in un- Dr. Christoph Pöppe Breite der Biowissenschaften bis hin zur Bio- serer Redaktion; aber es gelingt immer häu- medizin verfolgen. Selbst meinen Hang zum figer, sie durch schöne Bilder zu beschwichti- Historischen durfte ich ausleben. So betreue gen. Oder denen, die es wirklich genau wissen ich auch den »Rückblick«. Dr. Inge Hoefer wollen, die Sache entsprechend ausführlich Und das mache ich nun seit fast 29 Jahren: stellvertretende darzustellen – mit dem dann unvermeidlichen redigieren, korrigieren, recherchieren und Chefredakteurin Formelkram. schreiben. Ich wollte doch nie ...

6 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 7 Die Redaktion stellt sich vor

ach all den Jahren empfinde ich diesen im Prinzip von der Psychologie bis zur Medi- anche Schriftsteller bekennen stolz, sie großzügig gestaltet und penibel redigiert. Was NJob immer noch als Herausforderung. zin, von der Anthropologie bis zur Biologie in Mseien regelmäßige Leser des »Scientific mir aber am meisten gefiel, war der frische Während meines Biologiestudiums hätte ich allen Fassetten. American« oder einer seiner europäischen Geist des ganzen Unternehmens, personifi- nie gedacht, dass ich mich einmal in wer weiß Aber nicht nur das Gehirn bekommt hier »Töchter«; ich weiß von Italo Calvino und ziert im damals schon emeritierten Chefre- wie viele wissenschaftliche Fächer, Teildiszipli- stets viel zu tun. Die Arbeit produziert auch John Updike. Während ich hintereinander dakteur von »Scientific American«, Gerard nen und Spezialgebiete hineinkämpfen wür- ulkige Nebeneffekte. Bei Medizinthemen drei Romane über Physik, Chemie und Bio­ Piel. Es war ein durch und durch amerika- de, Monat für Monat in neue. Die meisten denke ich mitunter an eine Geschichte logie fabrizierte, abonnierte ich »Spektrum nischer Geist, der da aus der Neuen Welt in Artikel aus den so genannten Lebenswissen- Ephraim Kishons – der von einer Krankheit der Wissenschaft«, das damals – in den frühen den akademischen Muff Europas fuhr und die schaften landen nun einmal auf den Schreib- nur lesen musste, um sich einzubilden, genau 1980er Jahren – noch eine fast getreue Kopie urdemokratische Forderung erhob und gleich tischen von Inge Hoefer oder mir. Das reicht diese Symptome zu haben. Und noch nie des amerikanischen Originals war. Erst lud auch erfüllte, das akkumulierte Wissen in ver- habe ich so viel gegähnt wie damals, als ich man mich ein, Buchrezensionen zu schreiben, ständlicher Form preiszugeben, statt es als Bil- den Gähnartikel für unser Juliheft 2004 in und später, 1986, Mitglied der Redaktion zu dungsmonopol zu horten. Heute, da wir alten Angriff nahm. Denn Gähnen lässt sich auch werden. So lernte ich die Zeitschrift von au- Europäer so viel berechtigte Kritik an der US- sozial auslösen, sogar durch Lesen darüber, ßen und innen kennen. Politik der letzten Jahre üben, sollten wir was übrigens nicht in dem Artikel steht. dieses andere Amerika nicht vergessen. Schleunigst muss ich nun einen »schweren« Dr. Adelheid Stahnke Die Tendenz der Zeitschrift war und ist auf- Dr. Michael Springer Fehler am Anfang des letzten Absatzes korri- klärerisch. Früh erschienen Artikel, die vor gieren: Denn natürlich bringt mein Gehirn einem Klimawandel warnten. Fachleute nah- auch die Nebeneffekte zu Stande. Logische men die Pläne der Reagan-Ära, über den USA Unstimmigkeiten in Texten zu beheben, ge- einen Raketenschild aufzuspannen, kritisch hört auch zu unseren zentralen Aufgaben. unter die Lupe. Der spätere Wirtschaftsnobel- preisträger Amartya Sen erinnerte daran, dass der wichtigste Indikator des Lebensstandards eulich, auf einer Bahnfahrt, komme ich lange die Raketen in den Silos blieben. Mit sei, wie lange man überhaupt am Leben bleibe. Nmit einem Mitreisenden ins Gespräch. übermüdeten Augen verfolgte ich die erste Nicht jedem Leser behagen hochspekula- Wir plaudern über dieses und jenes, bis er Mondlandung und bereitete mich durch in- tive Artikel über Multiversen und parallele fragt: »Und was machen Sie so?« Ich zögere. tensive Lektüre der »Perry Rhodan«-Romane Quantenwelten. Aber auch hier geht es da- »Ich bin Redakteur. Bei ›Spektrum der Wis- auf meine eigene Laufbahn als Raumfahrer rum, zu erforschen, wie weit man mit den senschaft‹.« Zögern nun beim Gegenüber. vor. Begeistert verschlang ich aber auch Bü- Ihr Image war das eines Edelprodukts: ge- Mitteln des Verstands ins Unbekannte vor- »Aha, und – was machen Sie da so?« cher wie »Götter, Gräber und Gelehrte« und schrieben von den Ersten ihres Fachs – nicht dringen kann. Auf eine Grenze sind wir bis- Gute Frage. Zumal wir Redakteure quasi träumte von der Welt der alten Griechen und selten erhielten sie später einen Nobelpreis –, her nicht gestoßen. undercover arbeiten. Denn der Fachmann für Römer. Dünnschichttechnologie wie der Experte für die Neolithisierung Mitteleuropas ist selten im Nebenberuf Wissenschaftsjournalist. Kennt sein Forschungsfeld en détail, doch weiß im ie Arbeit bei »SdW« besitzt ihren ganz schein nach sitzen wir bei dieser Arbeit allein Allgemeinen nicht, es für Laien spannend und Deigenen Reiz. Der Idealfall: ein renom- vor dem Computer. Tatsächlich fallen unab- gut verständlich zu präsentieren. Also lese ich mierter Autor und Experte, ein großes Thema, lässig kritisch prüfende Blicke über unsere Dr. Klaus-Dieter Linsmeier sein Manuskript, frage nach, ergänze, stelle ein spannender und verständlicher Text (oder Schultern – der Leser ist immer mit dabei. klar, formuliere um, baue die Dramaturgie einer, den man dazu machen kann). Dann ge- neu auf und stimme mich mit dem Autor ab. winnt der Redakteur exklusive Blicke auf die- »Mönchisches Arbeiten« nannte ein früherer jenigen, die (manchmal bahnbrechende) Ent- Chefredakteur diese Arbeit. wicklungen in Physik und Astronomie voran- Redigieren als Dienstleistung, Journalismus Schließlich entschied ich mich für das Studi- treiben – und darf sich von genau diesen die ohne den Hauch von Abenteuer, die Vorstel- um der Physik, lernte die geheimnisvolle Welt Welt erklären lassen. Anschließend folgt die lung überrascht. Wie man so etwas wird, lau- der Quanten kennen. Doch bald wurde mir handwerkliche Feinarbeit: Welche Sätze drü- tet die nächste Frage, und ein bisschen klingt klar: Statt zu forschen, wollte ich mich für For- cken am besten aus, was der Autor sagen will, sie auch nach: »Warum überhaupt?« schung begeistern. Und so kehrte ich zurück in und sind darüber hinaus unmissverständlich Natürlich, ich hätte auch Verkehrsminister die etwas buntere Welt des Wissenschaftsjour- und verständlich, elegant und prägnant und in werden können wie Wolfgang Tiefensee oder nalismus. Das beantwortet aber noch nicht die der Summe möglichst auch noch lebendig und Multimilliardär wie Bill Gates. Wir drei wur- Frage: Warum trete ich selten als Autor auf, ar- Thilo Körkel unterhaltsam? Und nur dem äußeren An- den 1955 geboren, im Jahr der Wiederbewaff- beite lieber als Redakteur im Hintergrund? nung Deutschlands, der Gründung des War- Antwort: Weil mich das so dicht an Forscher schauer Pakts, der ersten Atomuhr, des milli- und Forschung heranbringt, wie es einem frei- onsten VW-Käfers. In eine Welt des Kalten en Autor nur selten möglich ist. Und weil jede Kriegs, des Wirtschaftswunders und der Tech- »Spektrum«-Ausgabe das Ergebnis eines Teams nikeuphorie. Nichts schien unmöglich – so- ist. Genauso wie ein Raumflug.

8 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 9 Chronik Die 1980er

1978 Jürgen Kreuzhage und Dr. Achim Schneider wollen eine Juni 1978 Der Verlags- Oktober 1978 Die Januar 1979 Mit Aaron April 1979 Dr. Helmut Ende 1980 Der Verlag Januar 1981 Dr. Achim deutsche Ausgabe von Scientific American herausgeben und betrieb beginnt mit fünf Erst-Edition von Spektrum Klug (Chemie-Nobelpreis Grünewald ist ab dieser zieht nach Heidelberg, in Schneider ist ab dieser kontaktieren Gerard Piel, den damaligen Chefredakteur des Angestellten. der Wissenschaft erscheint, 1982) schreibt der erste Ausgabe Chefredakteur. die Mönchhofstraße. Ausgabe erneut Chef­ »New Yorker«. Der Verlag Spektrum der Wissenschaft wird in ab November monatlich. zukünftige Nobelpreisträger redakteur. Weinheim gegründet; Achim Schneider fungiert als Chef­ Die Anfangsauflage beträgt für den Verlag (»Wie bildet redakteur. rund 30 000 Exemplare. sich ein Virus?«).

Highlights 4/1982 10/1982 Ein Streifzug durch drei Jahrzehnte: die Chemie treibhauseffekt Das chemische Weltklima: wichtigsten oder schönsten Artikel oder Innenleben Wärmer und schlicht diejenigen, die uns selbst am meisten einer Flamme feuchter durch SdW 6/1981 beeindruckten – stöbern Sie mit! Genetik William C. Gardiner jr. Kohlendioxid? Ursprung der genetischen Information Kein Laie ahnt, dass in einer Roger Revelle 5/1979 2/1981 Manfred Eigen, William Gardiner, Peter Schuster und Ruthild Winkler-Oswatitsch harmlosen, kleinen Flamme Heute ist Revelle weltbe- Physik Physik Hunderte von Reaktionen rühmt. Er hat als einer der Die Entstehung des Lebens ist eines der größten Rätsel der Wissen- ablaufen. Die genaue Kennt- Ersten vor dem gewarnt, was schaft. Chemie-Nobelpreisträger Manfred Eigen und Kollegen entwer- Das Spektrum 4/1980 Materie und nis der Chemie von Verbren- nun in aller Munde ist und fen hier ein Szenario, wie sich die ersten Gene bildeten, im Konkur- nungsvorgängen war unver- renzkampf verbesserten und mit primitiven Enzymen in Wechselwir- des atomaren Technik Antimaterie im die Weltpolitik bewegt: eine zichtbar für die Entwicklung verhängnisvolle Erwärmung kung traten. Ihr Fazit: Nicht der Zufall, sondern die Naturgesetze Wasserstoffs Universum moderner hocheffizienter und der Erde durch die unge- haben die Entstehung des Lebens gesteuert. Metallhydride umweltschonender Motoren. Theodor W. Hänsch, Arthur L. Frank Wilczek hemmte Verbrennung fossiler Schawlow und George W. Series als Wasserstoff- Rohstoffe. speicher Der Nobelpreisträger von Erkennt man große Wissen- 2004 stellt hier die Frage, schaftler daran, dass sie das J. J. Reilly und Gary D. Sandrock warum das Universum voller vermeintlich Einfache – näm- Vor drei Jahrzehnten fragten Materie ist, während wir – lich das bereits seit 1885 glücklicherweise – kaum erforschte Spektrum des unsere Autoren bereits, welcher Brennstoff einst Antimaterie antreffen. Noch einfachsten aller Atome – neu heute treibt dieses Rätsel die betrachten? Schawlow erhielt unsere Autos antreiben werde. Aus ihrer Forschung, bei der Physiker um, denn wer seine den Nobelpreis im Jahr 1981, Lösung findet, wird grundle- Hänsch folgte 2005. sie Wasserstoff in den Lücken der Kristallgitter von Metallen gende Einsichten in die Natur speicherten, gingen zahlreiche des Kosmos gewinnen. 11/1979 Patente hervor. Biologie/Medizin 8/1981 Verarbeitung 6/1980 Physik visueller Werkstoffe Der Zerfall Informationen Metallische des Protons David H. Hubel und Gläser Steven Weinberg Torsten N. Wiesel Praveen Chaudhari, Bill C. Zerfällt es – oder nicht? Mit Die beiden Autoren gehören Giessen und David Turnbull seinen Arbeiten lotete Wein- zu den berühmtesten Neuro- Damals waren sie die neuen berg (Nobelpreis 1979) das biologen. Sie fanden heraus, Stars am Werkstoffhimmel. Wesen der Naturgesetze neu wie das Gehirn visuelle Reize Mit ihrer ungewöhnlichen aus und leistete mit der stufenweise verarbeitet, bis Kombination von Eigen- Vereinigung der elektroma- hin zu deren Repräsentation schaften weckten sie hohe gnetischen und schwachen in der Sehrinde. Dank ihrer Erwartungen. Die haben sich Wechselwirkung einen großen Arbeiten ist auch klar, dass die bisher leider nicht erfüllt – Beitrag auf dem Weg zu einer Hirnregionen bei Reizentzug wohl weil es nicht gelang, vereinheitlichten Physik. unwiederbringlich verküm- kompakte Werkstücke daraus mern. 1981 erhielten sie den zu fabrizieren und nicht nur Medizin-Nobelpreis. dünne Bänder.

10 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 11 Chronik Die 1990er

1981 Der Verlag wird 1983 Albrecht Kunkel 1983 Die Auflage von 1984 Start der Buchreihe 1986 Die Stuttgarter Ver- 1988 In zehn Jahrgängen 1990 Das erste Sonderheft 1992 Der Verlag zieht in die 100-prozentige Tochter von übernimmt die Chef­ Spektrum der Wissenschaft »Verständliche Forschung«. lagsgruppe Georg von von Spektrum der Wissen- (»Digest«) erscheint. Heidelberger Vangerow- Scientific American Incor- redaktion. überschreitet 100 000 Für die Buchveröffentli- Holtzbrinck übernimmt schaft sind rund 50 Artikel straße. porated. Exemplare. chungen wird 1991 das Scientific American und von Nobelpreisträger(inne)n Unternehmen Spektrum den angegliederten Verlag erschienen. Akademischer Verlag ge- Spektrum der Wissenschaft. gründet.

2/1991 Highlights 6/1983 1/1987 Chemie Meeresforschung 9/1990 Teilchenphysik ERderwärmung Heiße Quellen 12/1984 Der Augenblick 5/1983 Das Higgs- 9/1988 10/1990 der Molekül­ am Grund Biochemie Die große Chemie Boson Geophysik Werkstoffe der Ozeane Prionen Klima-Debatte bildung Martinus J. G. Veltman Keramische Ahmed H. Zewail Oszillierende John M. Edmond und Der Super- Robert M. White Stanley B. Prusiner Mittlerweile geistert das »Got- chemische Karen von Damm kontinentzyklus Lange bevor die Klimadiskus- Supraleiter Atomen und Molekülen bei Infektiöse Eiweißstoffe, die testeilchen« sogar durch die der Reaktion zuzusehen war Reaktionen Die Entdeckung war eine sich ohne Erbmaterial ver- Weltpresse. Zwar nicht, weil R. Damian Nance, Thomas R. sion die Öffentlichkeit Robert J. Cava ­Riesensensation: In der erreichte, wurde sie auf den ein uralter Traum der Chemi- mehren – viele Biologen es den krönenden Abschluss Worsley und Judith B. Moody Es war die wohl überra- Irving R. Epstein, Kenneth nachtschwarzen Tiefe der Seiten von »Spektrum der ker. Der Autor entwickelte Kustin, Patrick De Kepper und fanden das undenkbar. Doch des Standardmodells der schendste Entdeckung in der Ozeane fand sich exotisches Dieser faszinierende und Wissenschaft« intensiv ge- Wege zu seiner Verwirkli- Miklós Orbán Prusiner bewies ihre Existenz Teilchenphysik darstellen zweiten Hälfte des 20. Jahr- Leben, das nicht von der inzwischen weithin anerkann- führt. Diesem bahnbrechen- chung und wurde dafür 1999 und erhielt dafür den Nobel- würde, sondern weil der hunderts: Keramiken, norma- mit dem Chemie-Nobelpreis Reaktionen, die sich schein- Sonne abhängt. Heute te Mechanismus für die den Beitrag zum Thema preis. Seit dem BSE-Skandal LHC-Beschleuniger, der es lerweise exzellente Isolatoren, ausgezeichnet. bar im Kreis drehen, gehören glauben viele, dass dort das Entwicklung der Erde be- sollten bis heute viele weitere sind Prionen eine Realität von finden soll, einen Boom können elektrischen Strom zum Wundersamsten in der Leben überhaupt entsprang. sagt, dass sich alle Kontinen- folgen. hoher Brisanz. erlebt. Schon vor zwanzig verlustfrei leiten – und das bei Chemie. Heute weiß man, te zyklisch vereinigen und Jahren jedoch nahmen es viel höheren Temperaturen als dass sie große Bedeutung bei wieder zerfallen – mit gra- Gerardus ’t Hooft und Metalle. Bis heute ist der katalytischen Prozessen ha- vierenden Folgen für Klima 2/1986 Veltman (beide Nobelpreis Mechanismus allerdings 5/1992 ben. Auch in Autokatalysato­ und . 1999) zum Anlass, über eine unklar. ren können sie sich abspielen. Mathematik tiefere Struktur der Elemen- Medizin Die Klassifika- tarteilchen nachzudenken. Die Patch- 12/1984 tion der end- SdW 9/1989 Clamp-Technik geophysik lichen einfachen Mathematik Erwin Neher und Bert Sakmann Gruppen Seismische Tomographie: 4/1988 Fraktale - eine neue Sprache Die Deutschen Neher und 3D-Bilder des Erdmantels Daniel Gorenstein Sakmann erhielten für ihre Elektronik für komplexe Strukturen geniale Erfindung 1991 den Don L. Anderson und Adam M. Dziewonski Die Mathematiker sind Hartmut Jürgens, Heinz-Otto Peitgen und Dietmar Saupe Medizin-Nobelpreis. Mit win- überzeugt davon, dass sie über Elektrisch Es war ein sensationeller Durchbruch, als es erstmals zigen Pipetten saugten sie gewisse Strukturen – die leitende Anfang der 1990er Jahre, als PCs große Verbreitung erlangten und ihre kleine Ausschnitte der Außen- gelang, den Erdball mittels Erdbebenwellen zu »endlichen einfachen Grup- Bildschirme Farbe bekamen, wurde Fraktaleprogrammieren zum Massen- durchleuchten. All die Strukturen unter der Erdkru- membran von Nervenzellen pen« eben – den vollständigen Kunststoffe phänomen. Alle Welt staunte, welch bunte, unendlich vielgestaltige und an und maßen nun die Ionen- ste, welche die Theorie der Plattentektonik postu- Überblick haben. Der Beweis attraktive Muster aus einem einfachen Bildungsgesetz entstehen. Peitgen lierte, ließen sich nun direkt sichtbar machen. Richard B. Kaner und ströme an einzelnen Ionen­ dieser Behauptung verteilt Alan G. MacDiarmid trieb mit seinen damaligen Assistenten Hartmut Jürgens und Dietmar kanälen. So ließ sich endlich sich über 5000 Seiten voll Saupe, die inzwischen längst selbst Professoren sind, die Erforschung und das elektrochemische Gesche- schwierigster mathematischer Viele Kunststoffe sind ausge- Verbreitung der Fraktale massiv voran. Aus ihrem damaligen Artikel ist die hen an Zellmembranen bis Abhandlungen, und angeb- zeichnete Isolatoren. Die »Mehrfach-Verkleinerungs-Kopier-Maschine« in den Sprachgebrauch in Feinheiten ergründen. lich gab es auf der ganzen Entwicklung von Polymeren, übergegangen – zumindest unter Fraktalfans. Welt nur einen einzigen die elektrischen Strom so gut Menschen, der ihn zur Gänze leiten wie Metalle, war daher verstand. Das war Daniel eine Sensation. Sie finden sich Gorenstein. Leider ist er 1992 heute in Handys, Digital­ gestorben. Seinen Kollegen kameras und MP3-Playern. bleibt die Aufgabe, den

Mammutbeweis in eine

I erträgliche Form zu bringen.

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12 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 13 Chronik Die 2000er

1995 www.spektrum.de 1998 Neuer Chefredakteur 2000 Spektrum der Wissen- 2001 Der Verlag zieht in die 2001 Spektrum der Wissen- 2002 Das neue Magazin 2003 Die ersten internatio- 2004 Lizenzausgaben von geht online. Zwei Jahre seit Oktober ist Dr. habil. schaft startet das Wissen- Heidelberger Slevogtstraße. schaft übernimmt die Gehirn&Geist kommt nalen Ausgaben von Gehirn&Geist erscheinen in später folgt der Spektrum Reinhard Breuer. schaftsportal Zeitschrift Sterne und heraus. Gehirn&Geist erscheinen den USA und Brasilien. Das Ticker, aus dem schließlich www.wissenschaft-online.de Weltraum vom Heidelber- in Spanien, Frankreich Magazin Abenteuer­ Archäo- die Onlinezeitschrift ger Hüthig-Verlag. und Italien. Im März startet logie feiert sein Debüt. spektrumdirekt hervorgeht. Astronomie heute.

Highlights

3/1995

erdgeschichte 2/1997 10/1993 6/2000 Die Erde Chemie Werkstoffe 1/2000 Quantenphysik vor Pangäa 9/1996 Grundlagen Hirnforschung Intelligente Gele Ian W. D. Dalziel Quanten- meteorologie heterogener Yoshihito Osada und 5/1994 Vor 200 Millionen Jahren Das Sehen – Teleportation Simon B. Ross-Murphy bildeten alle Festlandmassen Die Entstehung Katalyse Genetik ein Fenster zum Anton Zeilinger Intelligenten Werkstoffen einen riesigen Kontinent. von Tornados Gerhard Ertl gehört die Zukunft. Ein Doch was war davor? In einer Bewusstsein Beamen – die instantane Gezielter Austausch Robert Davies-Jones Ein Großteil der chemischen Fernübertragung von purer großes Potenzial bergen Gele, spannenden Spurensuche Nikos K. Logothetis von Genen die auf äußere Reize hin rekonstruierte der Autor den Die rotierenden Luftschläu- Produkte wäre ohne Katalysa- Information – ist seit Zeilin- schrumpfen oder schwellen. vorletzten in einer Reihe che erreichen die höchsten toren gar nicht oder zumin- Dem komplexen Phänomen gers Arbeiten keine Science- Mario R. Capecchi Maschinen könnten dank solcher Superkontinente, die Windgeschwindigkeiten auf dest nicht wirtschaftlich her- des Bewusstseins näherte sich fiction mehr. Der Österrei- ihrer angemessen auf Umge- in der langen Geschichte der der Erde. Die Physik dahinter stellbar. Diese Stoffe beschleu- der Autor mit einer einfachen cher hatte das Kunststück, bei Der 2007 mit dem Nobelpreis geehrte nigen Reaktionen, ohne selbst Autor berichtete hier über die von ihm und bungsbedingungen reagieren Erde entstanden sind. ist höchst kompliziert. Der Fragestellung: Wie merken dem exotische Quanten­effekte und geschmeidig wie Mus- Artikel berichtete über die verbraucht zu werden. Früher wir, was wir sehen? Dazu eine Rolle spielen, an Licht- Kollegen entwickelte Methode zum fand man geeignete Kata- gezielten Ausschalten von Genen, die keln werden. erste gelungene Computer­ untersuchte er die Hirnvor- quanten demonstriert; dabei simulation eines Tornados. lysatoren im Wesentlichen gänge beim Wahrnehmen kommen exotische Quanten- mittlerweile zum Standardrepertoire der durch Ausprobieren. Mittler- Gentechniker gehört. Wegen der globalen Erwär- doppeldeutiger Testbilder. effekte ins Spiel. mung treten die Luftwirbel weile aber sind die zu Grunde vermehrt auch in Europa auf. liegenden Mechanismen 6/1999 immer besser bekannt, und neue Katalysatoren lassen sich Ozeanologie gezielter entwickeln. 12/1997 Brennendes Eis – Methan-

Technik hydrat am Meeresgrund Elektronen- 11/1998 Erwin Suess, Gerhard Bohrmann, Jens Greinert und Erwin Lausch werkstoffe Energiereserve oder Zeitbombe? So fragen die Forscher musik von Geomar in ihrem Artikel über die Entdeckung Klaus-Dieter Linsmeier Beton riesiger Methanhydratfelder. Bevor das Gas nutzbar wird, Bernard Clavaud, François Saucier droht es aus den sich erwärmenden Meeren zu entwei- »Spektrum«-Redakteur und chen und den Treibhauseffekt massiv zu verstärken. Musikliebhaber­ Linsmeier und Laurent Barcelo verfolgte hier die Entwicklung Dieser Werkstoff hat kein elektronisch erzeugter oder gutes Image. Doch ohne ihn veränderter Klänge, suchte gäbe es weder moderne Archi- nach den Ursprüngen der tektur noch Wolkenkratzer. Synthesizer und fragte Exper- Grund genug für »Spektrum«, ten nach den Konsequenzen in einem zeitlosen Artikel der Technisierung von Musik. darzulegen, was dem Beton seine Ausnahmestellung im Bausektor verleiht.

14 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 15 Chronik

Herbst 2007 Aus Aben- Ende 2007 www.scilogs.de Mai 2008 Astronomie 2008 Der Verlag feiert sein

teuer Archäologie wird geht online und wird schnell heute wird mit Sterne und 30-jähriges Jubiläum . K ama j ian epoc. zur größten deutschen Weltraum fusioniert. und freut sich über 91 Wissenschaftsblogplattform. Artikel von 70 Nobelpreis- Al fred T träger(inne)n, die bisher bei Spektrum der Wissen- schaft erschienen sind.

5/2002

vulkanismus 1/2001 Archäologie 4/2001 Wird der Ätna 8/2003 zum Pulverfass? 1/2007 Kosmologie Wracksuche PHYSIKGESCHICHTE im Bodensee 100 Jahre Tom Pfeiffer Onkologie Paralleluniversen Europas aktivster Vulkan Krebs – sind Klaus-Dieter Linsmeier Quantentheorie Max Tegmark spuckt regelmäßig Feuer, ist Stammzellen Jahrhundertelang war das Max Tegmark und John Archibald insgesamt aber doch eher Nicht nur in Sciencefiction-Romanen ist unser Univer- Schwäbische Meer Verkehrs- Wheeler harmlos. Allerdings zeigt er schuld? sum bloß eines unter vielen. Auch ernst zu nehmende straße und Drehscheibe für einen Trend zu bedrohliche- kosmologische Theorien und Interpretationen der Quan- Keine physikalische Theorie ren Ausbrüchen, der auf Michael F. Clarke und tentheorie postulieren parallele Welten. Die Existenz den Handel. Ein Überblick ist präziser – und keine wirft Michael W. Becker über die Schiffsarchäologie längere Sicht bedenklich ist. solcher Multiversen könnte fundamentale Fragen beant- zur Frage, was da eigentlich Stammzellen gelten als worten – etwa die nach dem Wesen der Zeit. rund um den Bodensee und gemessen wird, ähnlich gleichzeitig eine Reportage 1/2004 Hoffnungsträger der Medizin. knifflige Interpretationspro- Doch nach jüngsten Erkennt- über die gefährliche Arbeit bleme auf. Nach einem von Forschungstauchern, die Medizin nissen sind sie bei mehreren Jahrhundert der Erforschung Arten von Krebs die verbor- Meldungen von Wracksich- dieser fundamentalen Fragen tungen überprüfen. Warum schlafen gene Wurzel allen Übels. Für zogen zwei führende Vertreter wir? eine völlige Heilung müssten der Disziplin umfassend diese Todeszellen erkannt und Und das gibt es Bilanz. Jerome M. Siegel ausgemerzt werden. zu gewinnen: Verlosung für Abonnenten Das dürfte sich jeder schon 7/2006 einmal gefragt haben. Der 6/2007 Wir sagen »Danke« und laden Sie Archäologie Autor präsentierte dazu eine Fülle von hochinteressanten kosmologie zu unserer Jubiläumsverlosung ein. Das Omen Befunden und Hypothesen. Kosmos ohne von Ugarit Dennoch steht eine völlig zufrieden stellende, umfas- Anfang r 300 × ein Frühstücks- Joachim Bretschneider und Klaus-Dieter Linsmeier sende Antwort bisher aus. brettchen Thomas Thiemann r 3 × eine Reise zu einer Schwesterausgabe Eine Keilschrifttafel, neu gedeutet, wirft ein anderes Licht und Markus Pössel von Spektrum der Wissenschaft: zur Wahl r 30 × ein auf den Untergang Ugarits, einer blühenden Handelsme- 10/2005 stehen Paris, Rom oder Barcelona (der Regenschirm tropole an der Levanteküste der Späten Bronzezeit. Mit neuen Modellen wagten »Sonnenspirale« DIE WELT IM JAHR 2050 junge Quantentheoretiker Gewinn beinhaltet Hin- und Rückflug sowie Aussagen über vor drei Übernachtungen mit Frühstück für je 2 Menschheit am dem Urknall. Der Ursprung Personen) Scheideweg der Welt wird zum Prüfstein r 30 × ein Spektrum-T-Shirt für bestimmte Theorien der George Musser, Joel E. Cohen r 3 × eine Fortis Quantengravitation. Zum r und Armory B. Lovins Damenuhr 300 × ein Spektrum- ersten Mal wurde damit ein Sonderheft Bevölkerungswachstum und ernsthafter Versuch unter- Spacematic SL zunehmender Wohlstand nommen, die physikalisch un- Wert € 905,– sinnigen Anfangssingulari- führen zu einer steigenden r Bedrohung des Lebensraums täten im kosmischen Stan- 3 × eine Fortis Erde. Damit steht die dardmodell zu umgehen. Herrenuhr Menschheit an einem Wende- Spacematic Eco punkt ihrer Geschichte. Die Wert € 780,– Autoren zeigten, wie die Weichen für die kommenden Wenn Sie teilnehmen möchten, senden Sie einfach eine Mail an [email protected], ein Fax an 06221 9126-751 oder Jahrzehnte auf Nachhaltigkeit Briefpost an Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Slevogtstr. 3 – 5, 69126 Heidelberg. Teilnahmeberechtigt sind alle gestellt werden müssen. Abonnenten der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft. Bitte geben Sie Ihren Namen, Ihre Adresse und das Stichwort »30 Jahre Spektrum« an. Teilnahmeschluss ist der 31. 12. 2008 (es gilt das Datum des Poststempels). Die Preise werden unter allen Teilnehmern 16 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 verlost. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Leserstimmen »Es ist schön, Einzigartige Leserbindung Außerhalb des Spezialgebiets auf dem Laufenden bleiben wenn man seinen Kin- eit 1993 lese ich »Spektrum«. Damals be- stroms durch kaltes Süßwasser der beeindru- erzlichen Glückwunsch zum 30-jährigen Die notwendigen Anpassungen an den (ver- Skam ich ein Ein-Jahres-Abo geschenkt und ckendste. Es war das erste Mal, dass ich davon HJubiläum! Ich selbst bin 1983 als Che- meintlichen?) Publikumsgeschmack beim Lay­ dern im habe es seither fortgeführt. Ich lese in jeder hörte. Mich faszinierte auch, dass ein kleiner miestudent eingestiegen und seither mit Abon- out Ihrer Zeitschrift haben mich nicht immer Ausgabe mehrere Artikel, »Spektrum der Wis- Doktorand namens Hartmut Heinrich an der nement dabei und habe – manchmal mit et- erfreut. Bilder können illustrieren, bleiben Grunde alles senschaft« ist meine Hauptzeitschrift. Wir ha- Uni Göttingen dieses Event gefunden hatte – was Verzögerung – alle (!) Artikel gelesen. aber bei wissenschaftlichen Themen inhaltlich erklären ben noch viele Zeitschriften abonniert, von und nicht eine Arbeitsgruppe nach zehn Jah- »Spektrum« ermöglicht dem Leser, sich ein wis­ untergeordnet. Dem ist die »Spektrum«-Re- »Spiegel« und »Zeit« bis zu den »Blättern für ren Forschung. senschaftliches Allgemeinwissen zu erarbeiten, daktion in den letzten Jahren wieder mehr kann« deutsche und internationale Politik« (BdiP). Ich weiß aus der Auswertung früherer und das auch in Bereichen, die sonst kaum ­gefolgt. Norbert Schrenk Politische und wirtschaftliche Analysen suche ­Leser­umfragen um die einzigartige Leser­ verfolgbar wären. Das kann anfangs zum Teil Inhaltlich würde ich mir mehr zum beherr- und erwarte ich nicht im »Spektrum«, mich bindung von »Spektrum«. In diesem Sinn schwere Arbeit sein. Bei den ersten Artikeln schenden gesellschaftlichen Thema dieses interessieren astronomische und geologische wünsche ich Ihnen weitere 30 Jahre gutes aus dem Bereich Molekularbiologie musste ich Jahrhunderts, dem Klimawandel, wünschen. Themen. Für mich war der Artikel von Wal- Gelingen. mich in ein völlig neues Vokabular einarbei- Handlungsempfehlungen erwarte ich hier be- lace S. Broecker über die Blockade des Golf- Jürgen Koch, Hamburg ten. Aber nach einiger Zeit geht es dann besser sonders von den Wirtschaftswissenschaften. und wird damit auch immer interessanter. Leo Nick, Bad Dürkheim

Quelle der Inspiration Nach allen Seiten gehen Immer auf dem Laufenden sein ch weiß nicht mehr, seit wann ich ls Kind (ich bin Jahrgang 1921) brachte ür mich als Studentin der Biologie war mich als beste Lösung an, eine Zeitschrift zu Ischon »Spektrum« Monat für Monat Amich meine Mutter des Öfteren in die Fund ist es immer wichtig, gerade in der abonnieren, die mir Monat für Monat aktu- lese. Es muss wohl seit 1981, eventuell Wiener Urania, die in den 1930er Jahren Ex- schnelllebigen Biowissenschaft neue Verfahren elle Erkenntnisse aus vielen naturwissenschaft- auch 1983 sein. Es ist schön, dass man peditionsfilme vor allem aus Afrika brachte. und neue Kenntnisse zu erwerben. Ein Teil lichen Bereichen auf den Küchentisch bringt. im Lauf der Jahre des Lesens und des Über der Filmleinwand befand sich ein Zitat dieser Informationsgier lässt sich mit Sicher- Zudem bietet »Spektrum der Wissenschaft« Mehrfachschmökerns seinen Kindern Goethes, das mich damals schon sehr beein- heit über den Besuch von Seminaren und die Möglichkeit, die Fahrt zu den Eltern sinn- im Grunde alles erklären kann, bis ins druckte: Vorlesungen bewerkstelligen, in denen die ak- voll zu gestalten, auch wenn die Bahn etwas Kleinste. tuellsten Forschungsergebnisse Gegenstand länger braucht. Ich kann jedem Studenten der Willst du ins Unendliche schreiten, Norbert Schrenk, Nürnberg von Vorträgen sind. Naturwissenschaften nur empfehlen, sich eine geh’ nur im Endlichen nach allen Seiten. Nun kann ein Student nicht alle Seminare solche Zeitschrift öfter mal zu kaufen, um Nachdem ich mich beruflich einigermaßen besuchen, die ihn interessieren. Zudem wer- über den Tellerrand des Universitätsstoffs hin- etabliert hatte, begann ich populär-wissen- den nicht immer Seminare angeboten, welche wegschauen zu können. schaftliche Zeitschriften zu begutachten. Die das Steckenpferd bedienen. So sehe ich es für Christina Albus, Bonn meisten waren mir etwas zu populär und oft Blick über den Tellerrand sehr spekulativ ausgerichtet. Andere waren für mein Interesse zu wissenschaftlich. Und so ür mich bedeutet Ihre Zeitung den Blick über den Tellerrand in an- kam ich an Ihre Zeitschrift. Sie entsprach Ihre Themenvielfalt fesselt Fdere Wissenschaften. Tschüss, und auf die nächsten 30 Jahre! vollkommen meinem Bemühen, »nach allen Hubert Kreft, Berlin Seiten« zu gehen. n der Schule wurde ich von einem wunder- ist. Als es mir 1983 mit dem Englischen zu Seither habe ich alle Ausgaben erworben Ibaren Physiklehrer zu den Naturwissen- mühselig wurde, abonnierte ich die deutsche und nach (zeitlicher) Möglichkeit und Interes- schaften hingeführt. Und 1968 war ich dann Ausgabe. senschwerpunkten auch gelesen oder wenigs­ ein 25-jähriger Physikstudent an der Uni Vor sieben Jahren bin ich nun Weinhändler tens überflogen. In den letzten Jahren ist Karlsruhe. Ich demonstrierte wie fast alle ge- geworden, ich freue mich am Ende des Mo- Leser der durch das Internet allerdings eine gewisse gen Vietnam und war erschrocken, wie aus nats immer noch auf »Spektrum«, und auch ersten Stunde Konkurrenz aufgetreten, und ich selektiere dieser Zeit heraus die RAF entstehen konnte. meine ältere Tochter hat ein Abonnement. auch etwas mehr, konzentriere mich auf Astro- Damals blätterte ich im Lesesaal im Biblio- Es ist die Themenvielfalt, die mich fesselt. as »Spektrum« sammle ich seit der nomie und Evolution. Molekularbiologie und theksturm schon im »Scientific American«. Besonders haften geblieben ist aber ein Son- Dersten Ausgabe. Was es für mich Raumfahrt deckt das Internet etwas breiter ab. Nach dem Studium war es diese Zeitschrift, derheft über Entwicklungen der Waffentech- bedeutet? Eine Sammlung des aktuellen Aber ich freue mich immer noch, wenn die mir eine Brücke zu den Naturwissen- nik (Rüstung und Abrüstung: 1983) und ein naturwissenschaftlichen Wissens. zum Monatsende das neue Heft im Briefkas­ schaften baute – ich war Lehrer geworden. Als Artikel in SdW 2/2008, »Wozu neue Kern- Dr. Rüdiger Rodloff, Meinersen ten liegt. Ihre Zeitschrift gibt mir die Mög- dann 1981 die Erst-Edition von »Spektrum waffen?«, über die US-amerikanische Strate- lichkeit, nach wenigstens einigen Seiten zu ge- der Wissenschaft« erschien, war ich neugierig. gie, das Knowhow zur Produktion von Kern- hen, und vermittelt mir ein wenig von dem, Das Heft liegt vor mir, und der Artikel über waffen zu erhalten. Die Welt sollte davon »was die Welt im Innersten zusammenhält«. »Optische Nachrichtensysteme« lässt mich mehr erfahren. Dr. Hubert Mayer, Payerbach staunen über das, was inzwischen geworden Wolfgang Hellemanns, Himmelpforten

18 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 19 Leserstimmen

abo« von meiner Familie geschenkt und zum ten, als ich freudestrahlend und mit bester Höhen und Tiefen Abitur 1981 dann die restlichen verfügbaren Note in die irritierten Augen den Wartenden Hefte, die mir in der Anfangszeit entgangen vor dem Prüfungsraum blickte. Dass eine war bin ich nicht Abonnent der ersten manujan, wie der Pottwal taucht, und vieles waren. Prüfung auch Spaß machen kann, versuche ZStunde (erst seit Juni 1980), doch liegen anderes mehr. Dienst: Während meines 18-monatigen Zi- ich seither immer wieder zu erreichen. mir, dank Nachbestellungen, neben der Erst- Seit einiger Zeit nehmen leider Artikel aus vildienstes in Essen blieb »Spektrum« mein Promotion: Während meines Aufenthalts ausgabe tatsächlich fast alle Hefte vor. Ich den Geisteswissenschaften einen zunehmenden »Bildungs-Anker«. Im Rettungsdienst gab es beim CNRS in Meudon bei Paris hatte ich hatte damals gerade mein Abitur gemacht und Platz ein, und zu allem Überfluss kommen mitunter lange Wartezeiten, die mit Aufräu- immer gut zehn Stunden Lesezeit auf der sah mit Missbehagen meiner nahen Zukunft auch noch die fruchtlosen »Dialoge« zwischen men, Putzen, Dösen, Fernsehen oder Karten- Rückreise von Paris. Anfangs meinte mein als Wehrpflichtiger entgegen. Da mich seit Naturwissenschaft und Theologie hinzu, die spiel überbrückt wurden. Ich dagegen hatte ja Doktorvater zwar, ich sei schlecht organisiert, meiner Jugend Naturwissenschaften inte­ ich immer überblättere. Auch möchte ich eine noch einige Hefte »Spektrum« nachzulesen weil normale Leute der Liebe wegen nach Pa- ressiert haben und ich meine berufliche Zu- Zeitschrift von hohem Standard, die von Wis- und nun genug Muße, um den Versuch zu ris fahren – und nicht von dort weg. Nach- kunft auch auf diesem Gebiet sah, suchte ich senschaftlern geschrieben ist und nicht von wagen, auch die Artikel über Biologie, Psy- dem aber meine Verteidigung »trés honora- nach einer Hilfe, die 15-monatige intellektu- Wissenschaftsjournalisten, die sich mehr oder chologie, Medizin und Gesellschaft zu verste- ble« ausfiel und meine Arbeit mit dem »Prix elle Durststrecke bis zum Studium zu über- minder in eine Materie eingelesen haben. hen. In dieser Zeit habe ich das mehrstufige de Thèse« ausgezeichnet wurde, änderte er sei- brücken. Was ich bei »Spektrum« vermisse, ist die »Querlesen« entwickelt, bei dem ich zunächst ne Meinung. Offenbar hatte ich bei den etwa Ihre Zeitschrift erfüllte diese Anforderung »Frische« des Inhalts und des Wesens der Zeit- über Bilder, Überschriften und Bildunter- 1400 Stunden Bahnreisen einen so großen voll und ganz. Ich habe damals jedes Heft von schrift, die ich im »Scientific American« finde. schriften zu verstehen suche, worum es geht Überblick in der Literatur erhalten, dass ich vorne bis hinten durchgelesen und die Artikel Feste Kolumnen wie der »Sceptic« von M. Beinahe 30 Jahrgänge von und was die Hauptaussagen sind. Dann jedem Professor der Prüfungskommission et- geradezu verinnerlicht. Da gab es welche aus Sharmer und die unterhaltsamen Seiten von »Spektrum« versammeln sich schraube ich mich irgendwie stichpunktartig was Interessantes zu bieten hatte. dem technischen Bereich, wie zum Beispiel Steve Mirsky fehlen Ihnen und wären eine hier im Schrank von Leser durch den Text, um herauszufinden, welche Arbeit: »Aufbereitungstechnik für Produk- über Festplattenspeicher, ähnlich nett ist mir willkommene Bereicherung. Auch stelle ich Karsten Löhr. Stellen, Begriffe oder Aussagen ich nicht ver- tionsabfälle« war meine erste Aufgabe in der auch ein Artikel über Tintenstrahldrucker in fest, dass der »Scientific American« couragiert stehe. Und dann versuche ich im Text oder Industrie. Und zugegebenermaßen hatte ich Erinnerung – beide aus der Frühzeit der Da- und engagiert nichtwissenschaftlichen Ten- durch Nachdenken dafür eine schlüssige Er- damals den Eindruck, »Spektrum« habe die- tenverarbeitung. Und viele, viele fallen mir denzen der Gesellschaft entgegensteht und klärung zu finden. sen Trend für Umwelt- und Recycling-Tech- aus allen Themen der Wissenschaft ein, an die eine klare Gegenposition zum Kreationismus Studium: Die ersten vier Jahrgänge »Spek- nologien ziemlich verpennt. Aber im August ich mich gerne erinnere: über römische Kata- einnimmt. Dennoch ist »Spektrum« seit na- trum« haben mich nach Kiel begleitet, wo ich 1996 gelang es mir, Ergebnisse meiner Disser- pulte und monoklonale Antikörper, Dino­ hezu 30 Jahren Teil meines Lebens, der meine zunächst Mathematik und Physik studierte. tation im Monatsspektrum unterzubringen, saurier in der Antarktis, das inflationäre Uni- Denkweise und damit auch meine Persönlich- Diese Zeit habe ich damals als »Streckentau- wo ich mich endlich selbst als aktiver Teil des versum (mehrere), den Ursprung der Schrift, keit mitgeprägt hat – ad multos annos! chen« empfunden, denn irgendwie tauchte »Spektrums« wiederfinden konnte. ­Absinth, chemische Waffen bei Termiten, Ra- Dr. Thomas Ebner, Ummendorf man zu Semesterbeginn ab und irgendwann Familie: Zur Arbeit und Dienstreisen ka- irgendwo wieder auf, um festzustellen, wie men noch mein Sohn und ein Hauskauf, so weit man gekommen war. Zur Orientierung dass manchmal große Zeitabstände vergin- diente mir das monatliche »Spektrum«, das gen, bevor ich mich dann einem ganzen Sta- ich in dieser Zeit von meiner älteren Schwes­ pel von »Spektrum«-Heften widmen konnte. 30 Jahrgänge »Spektrum der Wissenschaft« ter spendiert bekam. Mein Interessenfokus Deshalb haben mich Hefte in die USA oder verschob sich mehr zu den technischen An- nach Kanada begleitet. Oder es kam dazu, … eine persönliche Laudatio wendungen der Wissenschaft. So brach ich dass ich im Urlaub mehr als einen halben den mathematischen Studienzweig ab und Jahrgang »Spektrum« mitschleppte. beschloss nach dem Vordiplom in Physik, Lehre: Seit einigen Jahren gehe ich ehren- um neuen Jahr war es so weit: Die impro- Die ersten Ausgaben bekam er wohl noch von mich schwerpunktmäßig der Strömungsme- amtlich einem Lehrauftrag für »Umweltver- Zvisierten Ablagen mit kleineren oder grö- seinen Eltern geschenkt und lieh sie mir. Gut chanik zu widmen. Im Frühjahr 1985 ging es trägliche Produktion« an der TU Darmstadt ßeren Stapeln an Büchern und Zeitschriften erinnern kann ich mich noch an die Mathe- also – mit Bett, Schrank, Schreibtisch und in- nach. Und tatsächlich hat sich die Umwelt- mussten endlich aufgelöst und neue Regalflä- matischen Spielereien und das Experiment des zwischen etwa 78 Heften »Spektrum« – nach technik inzwischen in einem so weiten Rah- chen geschaffen werden. Diese fanden dann Monats, das wir auch manchmal nachmach- Göttingen, wo es für meine gefassten Vorsätze men etabliert, dass ich froh bin, einen Über- auch zum Glück noch Platz in einem Treppen- ten. Fasziniert haben mich außerdem die Arti- ein Max-Planck-Institut für Strömungsfor- blick durch das »Spektrum der Wissenschaft« aufgang zum Dach, und da stehen sie nun, die kel zur Kosmologie, Teilchenphysik, Wissen- schung gab. Unvergessen ist mir die Diplom- zu erhalten. Es ist doch ziemlich peinlich, (fast) 30 Jahrgänge »Spektrum der Wissen- schaftsgeschichte und Rüstung. Der Durch- prüfung in meinem Wahlnebenfach Geophy- wenn der Professor in der Vorlesung auf einen schaft«, die mich begleitet haben. Dies ist viel- bruch erfolgte mit einem Beitrag über »Nega- sik: Am Schluss fragte mich der Professor, was Sachverhalt hingewiesen wird, der bereits in leicht ein guter Anlass für einen persönlichen tive absolute Temperaturen«, den ich bei einer ich denn außerhalb des Lehrplans zur Prü- dieser Zeitschrift publiziert wurde. Seit ei- Rückblick auf meine »Hauszeitschrift«. Diskussion im Chemieunterricht spontan refe- fung vorbereitet hätte. Ich antwortete, dass niger Zeit schreibe ich regelmäßig Leserbriefe, Schule: Es war Oktober 1978 in der Pause rieren konnte, und damit Lehrer und Mit- ich die letzten Jahrgänge von »Spektrum« die auch oft abgedruckt werden, zuletzt im des Physikleistungskurses der 11. Klasse: Mein schüler begeisterte. Persönliche Begeisterung nochmals durchforstet hatte, um mich mit Februar 2008. Dann habe ich den Eindruck, Freund Jürgen fragte mich, welche wissen- für einen wissenschaftlichen Gedanken zu aktuellen geophysikalischen Themen auszu- dass ich auch etwas Geistiges zurückgeben schaftliche Zeitschrift ich kenne und ob ich empfinden, ist schön – aber diese auf andere kennen. So diskutierten wir über Kontinen- kann von dem, was mich die letzten gemein- schon von der neuerdings deutschen Überset- übertragen zu können, ist großartig. Zum Ge- taldrift, den Erdkern und die Ozonschicht. samen Jahrzehnte geprägt hat. zung des »Scientific American« gehört hätte. burtstag 1980 bekam ich selbst das »Schüler­ Die angesetzte Zeit war ziemlich überschrit- Prof. Dr. Karsten Löhr, Ulm

20 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 21 Leserstimmen Meine 28 Jahre mit »Spektrum der Wissenschaft« Schwierige Themen verständlich dargestellt

Jahre, ein respektables Jubiläum, und ter mit diesem Thema und mit Solarfahrzeu- ch besitze sämtliche Ausgaben von »Spek- r Über Monstergruppen, August 1980 30davon immerhin 28 Jahre mit mir. gen beschäftigt. Itrum der Wissenschaft« von der Erst-Editi- r Georg Cantor und die Mächtigkeit von Mein erstes Heft ist vom November 1978, das Die schönsten und interessantesten Bücher on bis zur Gegenwart. Als Mathematiker bin Mengen, August 1983 (Kontinuums­ Abonnement habe ich mir ab 1980 geleistet. aus Ihren Rezensionen stehen in meinem Bü- ich sehr dankbar für Ihr Bemühen, schwierige hypothese) Damals war ich in der Ausbildung im 3. Lehr- cherregal. Manche Artikel habe ich inzwi- Themen in verständlichen Texten und Bildern r Die Lösung des Fermatschen Rätsels, jahr und erhielt eine monatliche Vergütung schen mehrfach gelesen, aber es gibt auch darzustellen. Als Beispiele möchte ich vor Januar 1998 (auch August 1993 und von 355 DM. Es war keine leichte Kost, Hefte, die habe ich nur kurz durchgeblättert. allem hervorheben: September 2004) durch manche Artikel musste ich mich quä- Mehrfach wollte ich schon das Abonnement r Die Lösung eines Jahrhundertproblems, len. Trotzdem kam es für mich nie in Frage, kündigen, aber mittlerweile gehören bereits r Beweis des Vierfarbensatzes, Erst-Edition 1978 September 2004 (Poincaré’sche Vermutung) auf alternative Zeitschriften umzusteigen. meine Kinder zu den Lesern. Und wie zu Be- r Das Fermatsche Theorem, Dezember 1978 Nachhaltig beeindruckt hat mich aber ein ginn ist das Geld knapp, der Hausbau und das (damals noch nicht bewiesen) Ich gratuliere den Redaktoren zu ihrer Arbeit, »einfacher« alltäglicher Artikel im Februarheft Studium der Kinder kosten Zeit und Geld. r Die Mathematik neuer Verschlüsselungs- sie bieten Aufklärung im besten Sinn. von 1984, der die Aerodynamik von Muskel- Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf die systeme, Oktober 1979 Andreas Rychen, Münchenbuchsee, Schweiz kraftfahrzeugen behandelte. Ausgehend von Jubiläumsausgabe. diesem Beitrag habe ich mich von da an wei- Karl Eitzenberger, Hohenpeißenberg

Wichtige Rolle in der Vermittlung von Wissen Sie schaffen es immer wieder …

ls »Leser der ersten Stunde« möchte ich Inzwischen habe ich alle meine Hefte ge- eit nunmehr etwa 15 Jahren bin ich deren Themen gelesen habe. Dies hat nicht A Ihnen recht herzlich zum Jubiläum gratu- bunden zu Hause stehen. Im Lauf der Zeit SAbonnent von »SdW«, und obwohl ich nur mein Allgemeinwissen sehr erweitert, lieren. Vor 30 Jahren war ich noch in der gym- kam noch »Astronomie heute« (beziehungs- mich eigentlich nur für Astro-, Teilchenphy- sondern auch mein Interesse für viele andere nasialen Oberstufe, und wir hatten zu dritt das weise »Sterne und Weltraum«) und »Abenteu- sik und Kosmologie interessiere, schaffen Sie wissenschaftliche Bereiche geweckt. Vielen »Spektrum« abonniert: Die Hefte wanderten er Archäologie« (»epoc«) dazu. es irgendwie immer wieder, dass ich noch vor Dank dafür! von einem zum anderen, manchmal dauerte es Ich glaube, dass Ihre Zeitschrift eine äu- Erscheinen des nächsten Hefts auch alle an- Jörg Markmann, Utecht ewig, bis ich endlich dran war. Allerdings gebe ßerst wichtige Rolle in der Vermittlung von ich zu, dass ich damals doch weniger Artikel Wissenschaft erfüllt, und wünsche mir noch gelesen habe als heute (die Hefte waren auch viele weitere Hefte. Ein bekanntes Phänomen: Je nach Titelbild spricht »Spektrum« auch Leser an, die noch umfangreicher und »trockener«). Franz Hardt, Ehningen am Kiosk sonst vielleicht nicht nach dem Magazin gegriffen hätten. JörgM arkmann vermutet bei seiner Katze aber auch ein Talent für Physik: »Sobald sie nämlich der Funktionsweise beispielsweise eines Spielzeugs auf den Grund gekommen ist«, schreibt er augenzwinkernd, »erlischt jegliches Interesse daran.« Das »Spektrum« als Fenster in die Welt der Wissenschaft

chon immer habe ich mich in der Schule Physik, viele Artikel über die sprachliche und Sfür die ernsthafte populäre Darstellung kulturelle Entwicklung der menschlichen Ge- von Wissenschaft interessiert. Zuerst hatte ich sellschaft – und natürlich die Anwendungen den »Kosmos« abonniert – der aber für mei- der Mathematik, die mathematischen Spiele- nen Geschmack zu stark auf den Bereich der reien und Rätsel und solche abenteuerlichen »Naturkunde« im klassischen Sinn ausgerich- Entdeckungen wie die der asymmetrischen tet war (Botanik, Zoologie, Geologie, etwas kryptologischen Verfahren Ende der 1970er Astronomie). Jahre, worüber ich zuerst in »Scientific Ameri- Für mich war der »Scientific American« seit can« erfuhr. der Oberstufe im Gymnasium ein Fenster zur Von daher war ich gespannt (und skeptisch) Wissenschaft und auch ein Fenster in die wei- auf das Projekt eines »deutschen Scientific te Welt. Besonders fasziniert war ich von dem American«. Das Konzept hat mich dann aber Die ungekürzten Leserbriefe finden Sie auf Sonderheft über »Mathematics«, da ich dort überzeugt, und seit fast 30 Jahren bin ich vieles erfuhr, worüber ich in der Schule noch Abonnent des »Spektrums« und lese weiterhin www.spektrum.de/jubilaeum nichts gehört hatte. die meisten Artikel. Weitere interessante Themenstellungen wa- Prof. Dr. Günter Matthiessen, ren für mich die Entwicklung der modernen Bremerhaven

22 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · NOVEMBER 2008 23 August 2004 November 2008 Die Zeit vor der Zeit Die neuen Welträtsel August 2003 Parallele Universen

Mai 2005 Februar 2006 November 2007 Urknall Das Geheimnis der Masse Raumfahrt Februar 1996 Staub im Universum Januar 1995 Ein Urknall oder viele?

Juli 2002 Herzinfarkt

Oktober 2001 Das unterschätzte Kleinhirn

März 2000 Neandertaler gegen Homo sapiens November 1999 Tyrannosaurus rex März 1998 Januar 1997 Architekturen des Lebens Klimageschichte des Mars März 1988 Das Ozonloch über der Antarktis März 1987 Aids-Virus

Dezember 1994 Begründung der Ägyptologie

Februar 1993 Altern – genetisch kontrolliert

Oktober 1992 Kilauea: der jüngste Ausbruch Juli 1991 April 1989 Juni 1990 Retina-Chip Das Raumfahrtprogramm der Tropenwald. Was bleibt zu tun? Sowjetunion

Oktober 1986 Fortschritte in der Laser-Fusion

Oktober 1985 Mandelbrot-Menge Oktober 1978 Fleischfressende Pflanzen Mai 1984 November 1979 Hominoiden und Hominiden Nervenzellen Mai 1983 Oktober 1980 Die Schrift der Indus-Kultur Februar 1982 Mai 1981 Plattenspeicher Wirbelstürme auf Jupiter Rubik-Würfel