Arbeitsgemeinschaft Natürliche Ressourcen

Naturschutzfachliches Managementkonzept Seevorgelände Neusiedler See 2Titelseite und Seite 2: Graurinderherde, Foto: Archiv Nationalpark Neusedler See Naturschutzfachliches Managementkonzept Seevorgelände Neusiedler See

Editiert von Dipl. Ing. Stefan Weiss und Mag. Dr. Thomas Zechmeister

Mit Beiträgen von Horst Bobits Mag. Eva Csarmann Mag. Barbara Dillinger Dr. Michael Dvorak Mag. Regina Fleischanderl Dr. Barbara Herzig Dipl. Ing. Dr. Helmut Höttinger Dipl. Ing. Karin Schroll Dipl. Ing. Stefan Weiss Mag. Dr. Thomas Zechmeister Bakk. Veronika Zukrigl Dipl.-Ing. Thomas Zuna-Kratky

Herausgeber: AGN - Arbeitsgemeinschaft natürliche Ressourcen, Amt der bgld. Landesregierung, Abt. 4 – III, Eisenstadt

Projektverantwortlichkeit: Mag. Dr. Thomas Zechmeister, Dipl. Ing. Stefan Weiss

Zitierung: Weiss, S. & Zechmeister, T., ed. (2017): Naturschutzfachliches Managementkonzept Seevorgelände Neusiedler See. Arbeitsgemeinschaft natürliche Ressourcen (AGN), Eisenstadt.

Lektorat: Victoria Werner, BSc; Carina Suchentrunk, BSc

Juni, 2017

Die Grundlagen dieser Publikation basieren auf Erhebungen und Berichten im Rahmen des EU-Projekts EuLakes

3 er Neusiedler See und sein Umland stellt ein naturschutzfachlich überregional bedeutsames Gebiet dar.D Als Teil einer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft treffen hier Lebensraumvielfalt und unterschiedliche Interessensgruppen verschiedenartige Nutzungsansprüche aufeinander. Anthropogene Aktivitäten wie intensive landwirtschaftliche und touristische Nutzung

Mag. Dr. Thomas Zechmeister, stellen die wesentlichen Einflussgrößen auf den ökologischen Zustand Obmann Arbeitsgemeinschaft des Neusiedler Sees dar. Natürliche Ressourcen (AGN) Das Seevorgelände ist ein traditionell extensiv bewirtschafteter teilweise mehrere Kilometer breiter Wiesengürtel um den Neusiedler See, der heute jedoch durch intensive Ackerwirtschaft und andere Nutzungsformen in seiner Ausdehnung verringert ist.

Der Neusiedler See und sein Umfeld stellt des Weiteren ein Refugium für bedrohte pannonische Pflanzen- und Tierarten der Burgenländischen „Roten Listen“ und der europäischen FFH-Richtlinie dar. Von großer naturschutzfachlicher Bedeutung in den Seerandzonen ist der Lebensraum der Salzsteppen und Salzsümpfe.

Aufgrund der vielfältigen Ansprüche ist ein Managementplan mit Handlungsempfehlungen für zukünftige Managementmaßnahmen für das Gebiet umso wichtiger.

Es ist erfreulich, dass in der vorliegenden Publikation der Arbeitsgemeinschaft natürliche Ressourcen (AGN) die wissenschaftlichen Erkenntnisse speziell für die lokalen Entscheidungsträger, aber auch für das naturschutzfachliche Management anwenderorientiert aufbereitet wurden. Kurzum: eine Einladung zur Bewahrung eines verbliebenen Naturschatzes – bitte tragen auch Sie Ihren Teil dazu bei!

4 er Neusiedler See umfasst auf burgenländischer Seite eine Fläche von etwa 240 km², wobei hier 17 Gemeinden FlächenanteileD haben. Das Umfeld des Sees zeichnet sich durch eine vielfältige Natur- und Kulturlandschaft aus. Weingärten, Streuobstbestände, Wiesen, Weiden, Ackerflächen, und Wälder bilden die Lebensgrundlage Landesrätin Mag. Astrid Eisenkopf für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Allein mehr als 300 Vogelarten finden hier ihren Lebensraum. Vielen Arten dient dieser Übergangsbereich zwischen Land und See als Lebensraum. Aufgrund dieser einzigartigen Gegebenheiten wurde das Gebiet durch unterschiedliche Schutzgebietskategorien ausgezeichnet. Ein Teil des Neusiedler Sees befindet sich seit den Jahr 1993 im grenzüberschreitenden Nationalparks „Neusiedler See - Seewinkel“, das Gebiet ist zudem Ramsar-Gebiet, Europaschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark und UNESCO Welterbe.

Der Neusiedler See und sein Umland bieten viele Nutzungsmöglichkeiten und ist ökologisch, ökonomisch und sozio-kulturell für die Bevölkerung und Besucher bedeutsam. Alle Bürgerinnen und Bürger profitieren direkt oder indirekt von dem, was der See zu bieten hat. Umso wichtiger ist es, einen fundierten Managementplan umzusetzen, der möglichst viele Interessen vereint.

Die vorliegende Publikation zum naturschutzfachlichen Management des Seevorgeländes Neusiedler See ist die notwendige Veröffentlichung, um einerseits einen Überblick über die ökologische Bedeutung des Gebiets zu geben, andererseits, um die Grundlage für eine zukünftige nachhaltige Entwicklung zu liefern.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit der vorliegenden Broschüre.

5 Inhalt

Einleitung ...... 7 Ausgangssituation ...... 8 Daten und Methodik ...... 9 Untersuchungsgebiet ...... 10 Landnutzung, Landbedeckung und Entwicklung Nutzungsgeschichte des Neusiedler See-Gebiets ...... 12 Landnutzungs- und Landbedeckungsveränderungen ...... 13 Vorkommende Arten und Lebensraumstypen/Biotope Vegetationsökologie ...... 26 Lebensraumtypen nach Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG ...... 27 Sonstige Lebensraumtypen des Seevorgeländes (Karin Schroll und Stefan Weiss) ...... 32 Zoologie ...... 39 Indikatorgruppe Heuschrecken (Orthoptera), Thomas Zuna-Kratky ...... 39 Indikatorgruppe Säugetiere (Mammalia) (Barbara Herzig) ...... 44 Indikatorgruppe Amphibien (Amphibia) und Reptilien (Reptilia) (Eva Csarmann) ...... 46 Indikatorgruppe Schmetterlinge (Lepidoptera) und Libellen (Odonata) (Helmut Höttinger) ...... 48 Indikatorgruppe Schmetterlinge (Lepidoptera) – Nachtfalter (Thomas Zechmeister und Horst Bobits) . . 51 Indikatiorgruppe Vögel (Michael Dvorak) ...... 55 Erhaltungsziele und Managementmaßnahmen ...... 68 Abschnitt 1: Seevorgelände Mörbisch - Rust ...... 69 Abschnitt 2: Seevorgelände Rust - Oggau ...... 72 Abschnitt 3: Oggauer Heide und Steinriegel ...... 75 Abschnitt 4: Wulkamündung Donnerskirchen ...... 78 Abschnitt 5: Seevorgelände Donnerskirchen - Purbach ...... 80 Abschnitt 6: Seevorgelände Purbach - Breitenbrunn ...... 83 Abschnitt 7: Seevorgelände Breitenbrunn - Winden - ...... 86 Abschnitt 8: Seevorgelände ...... 89 Abschnitt 9: Seevorgelände Neusiedl am See - ...... 92 Abschnitt 10: Zitzmannsdorfer Wiesen ...... 94 Abschnitt 11: Seevorgelände Golser Kanal - Podersdorf ...... 97 Abschnitt 12: Seevorgelände Podersdorf Karmazik - Illmitzer Seewäldchen ...... 99 Abschnitt 13: - Sandeck ...... 102 Abschnitt 14: - Ried Darscho - Neudegg ...... 104 Literatur ...... 107 Abbildungsverzeichnis ...... 109

6 Einleitung

Blick vom Leithagebirge auf Jois und den Neusiedler See, 2006, Foto: Stefan Weiss

er vorliegende Bericht behan- terlinge und Vögel beschrieben und Die Entwicklung einer ge- delt das Seevorgelände des deren Ansprüche an den Lebens- schlossenen Zone der See- NeusiedlerD Sees mit seinen Äckern, raum erörtert. Die naturschutzfach- wiesen und die Erarbeitung ei- Weiden, Weingärten und Wiesen so- lichen Grundlagen führen in Folge nes Managementplanes für das wie die Ränder des Schilfröhrichts. zu Empfehlungen für ein Manage- Seevorgelände wurde bereits Die einleitenden Kapitel befassen ment des Seevorgeländes. Im Kapitel in den Jahren 1991 bis 1993 im Auftrag des Landes vom sich mit der Ausgangssituation und 7 werden auf Ebene von einzelnen Institut für Landschaftspla- der Abgrenzung des Untersuchungs- Abschnitten im Seevorgelände Er- nung und Gartenkunst (Univ. gebiets. Danach wird auf die Ent- haltungsziele und Pflegemaßnahmen Prof. Dr. Gälzer) der TU Wien wicklungen der Landnutzung und formuliert. Ziel ist es, Handlungs- erstellten „Regionalen Land- Landbedeckung im historischen empfehlungen für zukünftige Ma- schaftskonzept Neusiedler See Kontext eingegangen. Die Analysen nagementmaßnahmen in diesem Ge- West“ vorgeschlagen. Entspre- sollen Anhaltspunkte für die Fest- biet zu geben. Dieser Teil ist an alle chende Festlegungen wurden legung zukünftiger Bewirtschaf- Personen adressiert, die sich mit dem in das derzeit rechtswirksame tungsformen geben. Ein wichtiger naturschutzfachlichen Management Landesentwicklungsprogramm Teil im Bericht ist die Vorstellung auseinandersetzen. Angesprochen , LEP 2011, aufge- der im Gebiet vorkommenden Ar- werden unter anderem die Vertreter nommen und finden sich auch ten und Lebensraumelemente. Im der Landesregierungsabteilungen im Managementplan für das Modul Vegetationsökologie werden und regierungsnaher Institutionen UNESCO Welterbe „Kultur- die FFH-Lebensräume nach Natura sowie NGO´s. landschaft Fertö-Neusiedler 2000 und alle sonstigen Lebensräume Es handelt sich hierbei aber nur um See“. Das vorliegende Manage- im Untersuchungsgebiet beschrieben einen Grundlagenbericht, der keinen mentkonzept ist daher ein we- sowie erste Ziele und Management- Anspruch auf Vollständigkeit hat. Die sentlicher Schritt zur Verwirk- vorschläge definiert. Im Modul Zoo- Ausführungen sollen auch als Grund- lichung der überörtlichen Ziele logie werden Arten der Indikator- lage für zukünftige weiterführende des Landes für das Seevorgelän- de Neusiedler See. gruppen Heuschrecken, Säugetiere, Untersuchungen, insbesondere im Amphibien und Reptilien, Schmet- Bereich der Zoologie, dienen.

7 Ausgangssituation

Lokalaugenschein mit Naturwissenschaftlern im Seevorgelände bei Illmitz, 2013, Foto: Stefan Weiss

as Seevorgelände stellt zum reichen Perioden steigt die Belastung See, der heute durch intensive Acker- einen ein naturschutzfachlich des Sees mit Nitraten und Phosphaten wirtschaft und andere Nutzungsfor- überregionalD bedeutsames Gebiet sowie Sediment- und Bodeneintrag men räumlich stark fragmentiert dar, zum anderen entstehen durch an. Als ein im Mittel nur 1,5 m tiefer worden ist. Dadurch ist das heutige unterschiedliche Interessensgruppen Steppensee ohne natürlichen Abfluss Seevorgelände in seiner Funktion als verschiedenartige Nutzungsansprü- ist das Gewässer als Nährstoff- und Nährstoffpuffer eingeschränkt. che. Anthropogene Aktivitäten, wie Sedimentfalle prädestiniert. In Folge Das Seevorgelände stellt des Wei- intensive landwirtschaftliche und des Eintrages ist mit einer beschleu- teren ein Refugium für bedrohte pan- touristische Nutzung im Umland, nigten Verlandung, mit Schilfausbrei- nonische Pflanzen- und Tierarten stellen die wesentlichsten Einfluss- tung sowie mit einer schlechteren der Burgenländischen „Roten Listen“, größen auf den ökologischen Zu- Wasserqualität im Freiwasser zu rech- Anhang II, IV, V der FFH- Richtlinie stand des Neusiedler Sees dar. nen. Aktuell sind bereits rund 50 % und Anhang I der Vogelschutzricht- Der See wird zu knapp 6⁄7 durch der Wasserfläche mit Schilf bedeckt. linie sowie prioritäre Lebensräume Niederschläge gespeist, zu knapp 1⁄7 Eine wesentliche Funktion in der laut Anhang I der FFH-Richtlinie von Oberflächenwässern und oberir- Klärung der Oberflächenwässer und dar. Durch diese naturschutzfachli- dischen Zuflüssen (Wulka-Bach, eini- der Wulkawässer im Mündungsbe- che Bedeutung wurden die Seerand- ge Leithabäche, Kroisbach). Die Nie- reich kommt dem sogenannten See- wiesen gemeinsam mit Schilfgürtel derschlagswässer haben eine große vorgelände zu. Das Seevorgelände ist und Neusiedler See, zumindest zum Bedeutung für den Nährstoffeintrag der ehemalig extensiv bewirtschafte- Teil, auch in die unterschiedlichs- in den See. Insbesondere bei Starkre- te, teilweise mehrere Kilometer brei- ten Schutzgebiete nach nationalen genereignissen und in niederschlags- te Wiesengürtel um den Neusiedler und internationalen Schutzkonven-

8 tionen integriert (Natura 2000, Ramsar-Konvention, UNES- CO-Weltkulturerbe, National- Daten park, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark, Naturschutzgebiet). Von großer naturschutz- und Methodik fachlicher Bedeutung in den Seerandzonen ist der Lebens- in Hauptaugenmerk im vorliegenden konnte vollständig auf die Ergebnisse der raum der Salzsteppen und Bericht wird auf die Erfahrungswerte Natura 2000 Erhebung (durchgeführt Salzsümpfe. Die kleinflächigen vonE Experten unterschiedlicher Bereiche von: AVL – Arge Vegetationsökologie Primärgesellschaften wurden gelegt. Um eine erste Übersicht über das & Landschaftsplanung, 2011) und der durch extensive Bewirtschaf- Untersuchungsgebiet zu erhalten und Feuchtgebietsinventarisierung (durchge- tung gefördert. In Folge der in grundlegende Daten zu sammeln wur- führt von: Naturschutzbund Burgenland, den letzten Jahrzehnten erfolg- den drei Lokalaugenscheine organisiert. 2006) zurückgegriffen werden. Darauf- ten großflächigen Aufgabe der Im Rahmen dieser Exkursionen erfolge hin wurden für die Pflanzengesellschaf- Wiesenbewirtschaftung, dehn- die Gebietsabgrenzung, die Sammlung ten und Arten Erhaltungsmaßnahmen ten sich wesentlich artenärmere von Daten über bedeutsame Tier- und definiert. Für die Erstellung der Ziele Gesellschaften auf Kosten von Pflanzenarten, eine Übersicht über die und Erhaltungsmaßnahmen wurde auf Salzsumpfwiesen aus. Bewirtschaftung, Eruierung von Gefähr- vorhandene Literatur, die Ergebnisse der Nach der Aufgabe der Be- dungsursachen und die Festlegung erster Experten und die Erfahrungen während wirtschaftung setzte vielerorts Erhaltungsziele, sowie die Auswahl von der Feldbegehungen zurückgegriffen. die Verbrachung begleitet von Flächen für etwaige Pflegemaßnahmen. Nach der ersten Zusammenstellung von Verbuschung und Verschilfung Darauf folgte die Auswahl von Indikator- Zielen und Maßnahmen wurden diese ein. In den letzten Jahren wurde arten, die für das Gebiet bedeutsam sind zur Diskussion an die Experten ausge- die Bewirtschaftung im Rah- und eine gute Aussagekraft bezüglich des sendet. In Folge kam es zu persönlichen men des ÖPUL- Programmes Erhaltungszustandes ihres Lebensraums Gesprächen und E-Mail-Kontakten, in auf vielen Flächen wieder auf- haben sowie empfindlich gegenüber denen die Ziele definitiv festgelegt wur- genommen. Mit Pflegemaßnah- Pflegemaßnahmen reagieren. Bei den den. men in Form von Beweidung Tierarten umfassen die Indikatorgrup- Für die Analyse der Landnutzungs- und Mahd wurde ein wichti- pen Heuschrecken, Säugetiere, Amphi- änderungen wurden Karten aus 1872 ger Schritt zur Erhaltung und bien, Reptilien, Schmetterlinge und Vö- (Dritte Franziszeische Landesaufnah- Verbesserung des ökologischen gel, die europaweit geschützt sind oder me), 1960 (Luftbilder + Katasterpläne) Zustandes der Wiesen gesetzt. eine große Bedeutung für die Seeregion und 2005 (Orthofotos) verglichen. Die Im Untersuchungsgebiet haben. In der Abhandlung zur Vegetati- Bearbeitung erfolgte mittels der Soft- kommen mehrere Schutzka- on sind sämtliche Lebensraumtypen im ware ArcGIS von ESRI. In einem ersten tegorien zur Geltung. Die ge- Seevorgelände angeführt, wobei aber Schritt wurden das Bildmaterial georefe- samte Fläche liegt im Natur- wiederum das Augenmerk auf europa- renziert und danach die einzelnen Land- und Landschaftsschutzgebiet, weit geschützte Biotope liegt. Für die nutzungsformen digitalisiert. Nach der Natura 2000 Gebiet nach der Bearbeitung der Gruppen wurde jeweils Digitalisierung erfolgte die Auswertung FFH-Richtlinie, Natura 2000 ein Fachexperte beauftragt. Die Daten nach Hektar pro Landnutzungskategorie Gebiet nach Vogelschutz-Richt- stammen aus den Ergebnissen von Pro- und dem prozentuellen Anteil an der linie, Ramsar-Gebiet und UN- jekten, der Literatur oder, bei fehlenden Gesamtfläche in Microsoft Excel. ESCO-Welterbe. Teile haben Informationen, aus Nacherhebungen im In allen Kapiteln wurde auf Daten- den Schutzstatus Nationalpark, Gelände. Die Geländeerhebungen der grundlagen aus der vorhandenen Li- Naturpark und/oder Natur- Zoologie fanden jeweils in den Sommer- teratur und persönlichen Recherchen schutzgebiet. monaten statt. Beim Teil „Vegetation“ zurückgegriffen.

9 Untersuchungsgebiet

Neusiedler See und Seevorgelände, Foto: www.aufsichten.com

as Untersuchungsgebiet umfasst Die Abgrenzung erfolgte von der siedl am See bis Podersdorf entlang die Seefläche samt Schilfgürtel Gemeinde Mörbisch bis Rust ent- der Bahnstrecke und der See-Land- undD das Seevorgelände des heutigen lang der Ruster Straße (B52) bzw. straße (L205) bis zum Golserkanal, Neusiedler Sees. Diese Bereiche liegen Mörbischerstraße (B52); von Rust bis weiter auf einem Güterweg Rich- im direkten Einflussbereich des Sees Oggau entlang der Oggauer Straße tung See zur Podersdorfer-Gabel bis und sind durch periodische Über- (L209); von Oggau bis Donnerskir- ins Ortsgebiet ; von Podersdorf bis schwemmungen und die Abhängig- chen entlang eines Güterwegs östlich Illmitz parallel zum Seedamm, weiter keit der Vegetation vom Grundwas- der L209; von Donnerskirchen bis entlang der Seegasse und der Alte serspiegel des Sees gekennzeichnet. Neusiedl entlang der Bahnstrecke; in Mühle-Gasse und vorbei am Unteren Besonderes Augenmerk wurde auf Neusiedl am Radweg entlang (Sied- Schrändlsee in Richtung Südwesten das Gebiet der heutigen Seewiesen lungsgrenze: Obere Wiesen, Gar- bis zur Österreichisch-Ungarischen und des heutigen Schilfgürtels gelegt. tenstraße, Hauptsraße); von Neu- Grenze (Abb.1).

10 Abb. 1. Übersichtskarte Untersuchungsgebiet

11 Landnutzung, Landbedeckung und Entwicklung

Schilfschneidergruppe um die Jahrhundertwende. Foto: Archiv NP Neusiedler See - Seewinkel

m Folgenden Kapitel wird auf die Nutzungsgeschichte Iaktuelle Landnutzung und deren geschichtliche Entwicklung einge- des Neusiedler-See-Gebiets gangen. Im ersten Teil wird auf die Geschichte der Landnutzung im Ge- Zu den bedeutsamsten Phänome- des Sees. Zu dieser Zeit war der See- biet des Neusiedler Sees eingegangen. nen am Neusiedler See gehören boden mit Vegetation bedeckt und Danach wird die Landnutzungs- und die periodischen und episodischen Teile der heutigen Seefläche wurden Landbedeckungsveränderung durch Wasserstandsschwankungen, die für die Landwirtschaft genutzt. In Analyse der Jahre 1872, 1960 und von weitläufigen Überschwemmun- Folge kam es in den Jahren 1891 – 2005 dargestellt. Die Kenntniss über gen bis hin zu völliger Austrocknung 1892 und 1929 – 1936 zu niedrigen die Entwicklungen der Nutzungen reichen können. Der Seewasser- Wasserständen, die zu einer Aus- erleichtert die Auswahl der natur- spiegel hat einen entscheidenden trocknung weiterer Uferabschnitte schutzfachlichen Maßnahmen, da für Einfluss auf die Nutzung des Sees führten. In den Jahren 1908 – 1910 den Erhalt vieler Lebensräume die und seines Umlandes. In den der wurde, mit dem Ziel den See zu Fortführung der historischen Bewirt- Phase von 1865 – 1871 kam es zur entwässern, ein Kanal gebaut („Ein- schaftung von großer Bedeutung ist. letzten vollständigen Austrocknung serkanal“). Seit 1965 ist der Was-

12 serabfluss durch eine Schleuse ge- In den letzten Jahrzehnten hat Zu großflächigen Veränderungen regelt, wodurch große natürliche die Seewiesenzone als traditionel- in der Landnutzungsverteilung kam Wasserstandsschwankungen bis les Weidegebiet stark an Bedeutung es im Rahmen der Kommassierungen heute unterbunden werden. Bis zur verloren. Es kam zu einer Umwand- in den 1970er und Folgejahren. Vor Regelung durch die Schleuse nahm lung der Wiesen in Ackerflächen und allem in den Gemeinden Purbach die Schilffläche stark zu. Heute ist zu einem landseitigen Vordringen und Oggau führten die Maßnahmen mehr als die Hälfte der Seefläche des Schilfgürtels. In den 1950er und zu weitreichende Änderungen. verschilft, wobei der südliche Seeab- 60er Jahren fand der Weinbau seine Auf der ungarischen Seite ist die schnitt besonders betroffen ist. Der größte Ausbreitung und erreichte Ausdehnung der Wiesenflächen stärkste Zuwachs an Schilf wurde vorallem im Seewinkel auch Land- weitgehend erhalten. Zugenommen um 1900 (südlicher Seeabschnitt) schaftsteile, in denen traditionell hat der Anteil an Weingärten, der und von 1935 – 1958 (nordwestli- Weiden, Trockenwiesen und Äcker Waldbestand hat sich kaum verän- cher Abschnitt) verzeichnet. dominierten. In den 1980er Jahren dert. Die größten Veränderungen in der brach der Weinbau ein, heute ent- Tabelle 1 gibt einen Überblick Landschaft des Neusiedler See-Ge- spricht die Fläche weitgehend den über die wichtigsten geschichtlichen biets erfolgten seit Mitte des 18. traditionellen Lagen. Ereignisse am Neusiedler See. Jahrhunderts durch hydrologische Maßnahmen, Veränderung der Ag- Neuzeit (1800-1900) rarstruktur (Umstellung von Weide- 1811-1813 Austrocknung wirtschaft auf Acker- und Weinbau) 1820-1835 Bau des Kanals im Hansag und Entwässerung großer Feuchtwiesengebiete sowie in der Siedlungs- und Infra- 1838 Gewaltiges Hochwasser struktur (Aufgabe der traditionellen 1865-1871 Der See fällt bis auf einen schmalen Streifen trocken; Versuch der Bauweise, touristische Erschließun- Kultivierung mit Nutzpflanzen; der Seeboden ist mit salzresistenten Pflanzen gen). In den letzten Jahrzehnten ha- bewachsen ben touristische Einrichtungen und 1872 Auffüllung des Seebeckens mit Wasser deren Infrastruktur einen großen 1878 See bis zu drei Meter tief Anteil am Wandel des Landschafts- 1891/92 Geringste Wassermenge seit 1871 bildes. Auswirkungen ergeben sich 1895 Beginn der Bauarbeiten zum „Einserkanal“ hauptsächlich durch die Errichtung Moderne (1900-2000) von Badeanlagen, Campingplätzen 1901 Aufnahme der Fischerei und Feriensiedlungen. Betroffen sind 1909 Der Kanal wird an den See angeschlossen und der Wasserspiegel sinkt um davon auch ökologisch wertvolle Ge- 60 cm; als Folge dieser Maßnahme nimmt die Salzkonzentration zu und der biete wie der Schilfgürtel und der Fischbestand wird weitgehend vernichtet; das Schilf breitet sich aus Seewinkel (BEKESI, 2007). 1921 Pläne zur Trockenlegung des Neusiedler Sees werden durch Jäger, Durch die Errichtung des „Ein- Naturschützer und die Bevölkerung verhindert serkanals“ und dem darauf folgen- 1926 Erste Seebäder in Rust und Neusiedl am See den Ausbleiben der Wasserstands- 1935 Erste Forderung, einen Nationalpark Neusiedler See zu errichten schwankungen, wurde die Nutzung 1965 Beginn der Schleusenregelung am Wehr in „Mekszikópuszta“; das Schilfwachs- von landwirtschaftlichen Flächen tum wird verlangsamt; durch die rückläufige Viehwirtschaft geht die Weide- im Seevorgelände ermöglicht. So und Heunutzung fast auf Null zurück und das Schilf breitet sich landseitig aus wurden zum Beispiel in der Oggauer 1977 Erklärung des Neusiedler Sees mit dem Schilfgürtel zum „Biosphären Heide die Ackernutzung erst ab den Reservat“ 19. Jahrhundert möglich. In Folge 1983 Erklärung zum „Ramsar-Schutzgebiet“ wurden viele Ackerflächen angelegt 1992 Beschluss des Gesetzes über den Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel und die Beweidung in seenahe Riede Tab. 1: Übersicht über die Geschichte des Neusiedler Sees. verdrängt (RAINPRECHT, s.a.). Quelle: Burgenländischer Yacht-Club (s.a.): Revierinformation Neusiedler See – Chronik.

13 Landnutzungs- und Landbedeckungsveränderungen In diesem Kapitel werden die Land- nutzungsformen aus 1872, 1960 und 2005 gegenübergestellt. In Tabelle 2 werden die einzelnen Anteile der Nut- zungsformen mit ihrer Ausdehnung in Hektar und deren prozentueller Anteil an der Gesamtfläche aufge- listet. Die Flächenanalyse in Prozent wird in einem Diagramm (Abb.2) dar- gestellt. Vergleicht man die drei Land- bedeckungskarten (Abb. 3-5) lässt sich eine Entwicklung in Richtung Abb. 2: Prozentueller Anteil der ein- klein strukturierter Flächen erkennen, zelnen Landnutzungsformen an der die die Vielfalt an Nutzungstypen auf Einen starken Rückgang verzeich- Gesamtfläche des Untersuchungsge- engsten Raum zur Folge hat. Es kann nen insbesondere die Weideflächen, biet zwischen 1872, 1960 und 2005 aber davon ausgegangen werden, dass auch die Mähwiesen haben sukzes- danach aufgrund agrarpolitischer einzelne kleinere Nutzungseinheiten sive abgenommen. Die Ackerflächen Maßnahmen wieder ab, gleichzeitig in den alten Karten nicht oder nur erreichten 1960 noch eine große nahmen die Ackerbrachen zu. Einen schlecht ausgewiesen wurden. Flächenausdehnung, nahmen aber starken Zuwachs, vor allem zwischen Summe der Flächen in ha Prozent 1960 und 2005, verzeichnen Kategorien 1872 1960 2005 1872 1960 2005 die Erholungs- und Sied- lungsgebiete, Straßen sowie, Anbaugebiete/Ackerland 1336,22 1473,88 813,78 4,62 5,10 2,82 auf den aufgelassenen Wie- Brachen 0,00 13,84 396,86 0,00 0,05 1,37 sen, der Wald. Die Fläche der Eisenbahn 0,00 15,23 15,24 0,00 0,05 0,05 Weingärten nahm im See- Freizeiteinrichtungen 0,00 9,57 362,16 0,00 0,03 1,25 vorgelände zwischen 1872 Gehölze und Wäldchen 1052,21 882,61 409,36 3,64 3,05 1,42 und 1960 sprunghaft zu und Obst- und Gemüseanbau 40,10 68,11 39,03 0,14 0,24 0,14 wurde bis 2005 weiter ver- Schilf 2768,92 10158,46 10607,51 9,58 35,15 36,70 größert. Die flächenmäßige Siedlungen 12,58 90,11 236,67 0,04 0,31 0,82 Ausdehnung des Schilfröhr- Straßen 6,33 8,49 40,36 0,02 0,03 0,14 richts nahm in Folge der Wasserstandsregulierung Wasser 309,51 13152,61 13030,67 1,07 45,51 45,09 Anfang des 20. Jahrhunderts Wald 0,00 43,78 348,79 0,00 0,15 1,21 stark zu und stagniert aktu- Weingärten 72,38 258,20 302,24 0,25 0,89 1,05 ell. Durch die Akkumulation Mähwiesen 2970,44 2677,89 2247,41 10,28 9,27 7,78 von Wasser im Seebecken Schlammiger Seeboden 20310,74 0,00 0,00 70,28 0,00 0,00 nach 1872 verschwand der Keine Kategorie 20,16 0,00 49,52 0,07 0,16 0,17 sumpfige Seeboden. Klein- Gesamt Untersuchungsgebiet 28899,60 100,00 100,00 100,00 flächige Änderungen gab es Tab. 2: Prozentueller Anteil der einzelnen Landnutzungsformen an der Gesamtfläche bei den Obst- und Gemü- des Untersuchungsgebiet in den Jahren segärten und der Eisenbahn 1872, 1960 und 2005 (Abb. 2, Tab.2)

14 Abb.3: Landbedeckung 1872

15 Abb. 4: Landbedeckung 1960

16 Abb. 5: Landbedeckung 2005

17 Abb. 6: Vergleich der Landbedeckung, Ackerland Ackerland Das Ackerland erreichte 1960 mit 1.473,88 ha die größte Ausdehnung. Im Jahr 1872 umfasste die Fläche 1.336,22 ha, bis 2005 sank sie auf 813,78 ha (Tab. 2). Somit kam es Ende des 20.Jahrhunderts zu einer deutlichen Abnahme der ackerbau- lich genutzten Fläche. Im Zeitraum von 1872 bis 1960 wurden vor allem in den Gemeinden Illmitz, Mörbisch und Rust viele Ackerflächen in Wein- gärten umgewandelt. In Oggau ent- standen Wiesen-und Bracheflächen. Im Gegensatz dazu wurden in Jois Wiesen in Ackerflächen umgewan- delt wurden. In Donnerskirchen ging eine große Ackerfläche durch die Er- richtung des Golfplatzes verloren. In den Gemeindegebieten von Don- nerskirchen und Purbach wurden viele Bracheflächen vom Schilfröh- richt eingenommen. In den Gemein- den Illmitz (Sandeck und Hölle) und Weiden am See (Zitzmannsdorfer Wiesen) kam es im Rahmen des geförderten Nationalparkprogram- mes zur Flächenstilllegung zu einer Umwandlung von Ackerflächen in Mähwiesen. Unverändert blieb der Anteil an Ackerflächen in Apetlon.

Mähwiese Die Mähwiesen betreffend kann eine kontinuierliche Abnahme der Flächengröße festgestellt werden. So nahmen diese Flächen 1872 noch 2970,44 ha, 1960 2677,89 ha und 2005 2247,41 ha ein (Tab.2). Im Jahr 1872 wurden, bedingt durch den niedri- gen Wasserstand, große Flächen des Seevorgeländes als Mähwiesen ge- nutzt. Die größten Flächen befanden sich in Oggau, gefolgt von den Zitz- mannsdorfer Wiesen und dem Gebiet südlich von Rust sowie in Jois und

18 Apetlon. Um 1960 verschob sich die Wiesenzone, aufgrund des höheren Abb. 7: Vergleich der Landbedeckung, Wasserstandes, landeinwärts. Ehe- Mähwiese mals ackerbaulich genutzte Flächen wurden in dieser Zeit in Wiesen um- gewandelt. Im Gegensatz dazu brei- tete sich in Apetlon, Jois und Oggau die Ackernutzung aus. Wiesenflächen waren noch in jeder Gemeinde zu finden, wobei der Schwerpunkt in Jois, Mörbisch, Oggau und den Zitz- mannsdorfer Wiesen lag. In den Fol- gejahren kam es aufgrund des land- wirtschaftlichen Wandels zu einer starken Abnahme der von Mähwiesen eingenommenen Fläche. Erst in den 90er Jahren und später konnte dieser Entwicklung, durch die Etablierung von Förderungen, entgegengesteu- ert werden. In Folge kam es zu einer Stabilisierung bestehender Flächen und einer Ausweitung im National- parkgebiet und in den Gemeinden Breitenbrunn und Oggau.

Brache Im Jahr 2005 nahmen Bracheflächen im Untersuchungsgebiet eine Fläche von 396,86 ha ein (Tab. 2). Ein direk- ter Vergleich mit den Jahren 1872 und 1960 ist nicht möglich, da die- se Kategorie aus dem vorhandenen Kartenmaterial nicht herausgelesen werden kann. Nach dem Wegfallen der Förderung für Ackerbrachen, dürfte der Flächenanteil wieder abge- nommen haben. Ein hoher Anteil an ungenutzten Flächen besteht immer noch im Bereich der Weingärten.

Eisenbahn Die Bahnstrecke (Gleise + Bahn- damm) nahm 1960 und 2005 eine Fläche von 15,24 ha ein (Tab.2). In den letzten Jahren wurde der Stre- ckenabschnitt weitgehend moder-

19 Abb. 8: Vergleich der Landbedeckung, nisiert, aktuell sind keine Erweite- Obst- und Gemüsebau rungsmaßnahmen geplant.

Freizeiteinrichtungen Eine sehr große Zunahme erfuhr die Fläche der Freizeiteinrichtungen. So nahmen Freizeiteinrichtungen um 1960 noch eine Fläche von 9,57 ha und 2005 bereits 362,16 ha ein (Tab.2). Um 1960 entstanden die ersten Seebäder in Mörbisch, Neu- siedl am See und Rust. Der Tou- rismus wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region, in Folge wurden Hafen- und Badeanla- gen sowie Wochenendhäuser in den Gemeinden Breitenbrunn, Illmitz, Jois, Oggau, Podersdorf und Wei- den am See gebaut. Zu erwähnen sind auch die Golfplatzanlagen in Donnerskirchen und in Neusiedl am See. In den letzten Jahren kam es zu keinem weiteren Ausbau der Freizeit- anlagen. 2011 war eine Erweiterung der Hafenanlage in Oggau geplant, die mittlerweile umgesetzt wurde.

Obst- und Gemüsebau Die Fläche für Obst- und Gemüse- bau ist von 1960 (68,11 ha) bis 2005 (39,03 ha) stark zurückgegangen. Im Jahr 1872 waren im Seevorgelände noch 40,10 ha ausgewiesen (Tab.2). Zu einer gravierenden Flächenab- nahme kam es im Gemeindegebiet von Neusiedl am See, wo ein Großteil der Fläche verbaut wurde. Ein Zu- wachs ist in den Gemeinden Mör- bisch und Rust zu verzeichnen.

20 Schilfröhricht Im Jahr 1872 nahm das Schilfröhricht Abb. 9: Vergleich der Landbedeckung, 9,58% der Gesamtfläche ein. Grund Schilfröhricht dafür war der geringe Wasserstand nach Jahren starker Schwankungen. Rund 90 Jahre später waren es 1960 bereits 35,15%. Seit dieser Zeit kam es nur zu einer geringfügigen Steige- rung auf 36,70% bis zum Jahr 2005 (Tab.2). Ein starkes Schilfwachstum setzte mit der Errichtung des „Eins- erkanals“ 1909 ein. Die Schleusenre- gelung 1965 verlangsamte dann den Prozess. Einen weiteren Faktor stellte die Aufgabe der Nutzung im Bereich der Seewiesen dar, die eine Ausbrei- tung des Schilfes landeinwärts mit sich zog. Heute ist die flächenmäßige Ausbreitung des Schilfes relativ ein- gedämmt.

Sumpfiger Seeboden Im Jahr 1872 war der Neusiedler See bis auf eine kleine Restfläche weit- gehend ausgetrocknet. Der Seebo- den war zu dieser Zeit locker mit Salzvegetation bedeckt. Im Nordteil des Sees wurde versucht den offe- nen Boden ackerbaulich zu nutzen. Mähwiesen und Weiden reichten zu dieser Zeit weit in den See hinein. Heute ist diese Fläche zur Gänze von Wasser bedeckt.

Straße Das Straßennetz wurde in den letzten Jahrzehnten beständig erweitert. Vor allem mit dem Aufkommen des Tou- rismus wurden umfangreiche Stra- ßenprojekte umgesetzt. Um 1960 wa- ren es noch 8,49 ha und 2005 bereits 40,36 ha, die von Straßen bedeckt waren (Tab.2). Ein weiterer Ausbau des Straßennetzes ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.

21 Siedlungsgebiet Die Siedlungsgebie- te wuchsen von 12,58 ha (1872) auf 90,11 ha (1960) weiter auf 236,67 ha (2005) an (Tab. 2). Waren die An- siedlungen 1872 noch weit vom See entfernt, verzeichnen die Ort- schaften Neusiedl am See, Mörbisch, Purbach, Rust, Oggau und Wei- den ab 1960 eine starke Siedlungsentwicklung in Richtung Seevorge- lände. Der Siedlungs- ausdehnung sind vor al- lem Ackerflächen, aber auch Mähwiesen und Weideland zum Opfer gefallen.

Wasserfläche In den Jahren 1960 und 2005 betrug der Anteil der Wasserflä- che rund 45 % der Un- tersuchungsfläche. Im Vergleich dazu war es 1872 nur 1 % (309,51 ha) der Fläche. Seit dem Bau des „Einserkanals“ sind wesentlich gerin- ge Schwankungen des Wasserspiegels zu ver- zeichnen.

Abb. 10: Vergleich der Landbedeckung, Siedlungsgebiet

22 Wald Einen starken Zuwachs im Seevorgelände ver- zeichnet die Flächen- ausdehnung des Wal- des. Im Jahr 1872 war keine Waldfläche im Untersuchungsgebiet vorhanden. 1960 waren es bereits 43,78 ha, bis 2005 stieg der Bestand auf 348,79 ha an (Tab.2). Hauptsächlich handelt es sich um Auffor- stungsflächen mit Pap- peln (Populus canaden- sis) und Schwarzerlen (Alnus glutinosa), die in den Gemeinden Don- nerskirchen, Neusiedl, Oggau, Purbach und Rust zu finden sind. Na- türliche Sukzessionssta- dien von Auwäldern mit Salix sp. befinden sich an der Wulkamündung und nördlich von Rust. Nach der Abnahme des Viehbestandes und in Folge der Aufgabe der Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden wurden große Bereiche in den 1970er Jahren aufgeforstet oder der natürlichen Entwick- lung überlassen. Die Ausbreitung der Wald- bestände schreitet mit zunehmender Exten- sivierung noch heute voran.

Abb. 11: Vergleich der Landbedeckung, Wasserfläche

23 Weideland Die Fläche des Weide- landes ging von 1052,21 ha im Jahr 1872 auf 409,36 ha im Jahr 2005 zurück. Bis zum Jahr 1960 (882,61ha) war der Flächenrückgang vergleichsweise gering, bald darauf kam es aber aufgrund des landwirt- schaftlichen Wandels zu einer starken Abnahme der Viehzahlen und somit der benötigten Weidefläche (Tab.2). Erst durch Förderungs- maßnahmen seitens des Naturschutzes im letz- ten Jahrzehnt nehmen die Viehzahlen und so- mit auch die Weideflä- che wieder zu. Im Jahr 1872 waren die größten Weidegebiete in den Gemeinden Apetlon, Illmitz und Neusiedl am See zu finden. Im Jahr 2005 lagen die größten Flächen im National- park Neusiedler See - Seewinkel (Apetlon, Illmitz) und in Oggau. Kleinere Weideflächen fanden sich in Don- nerskirchen, Mörbisch und Rust.

Abb. 12: Vergleich der Landbedeckung, Weideland

24 Weingarten Die Fläche, die von Weingärten einge- nommen wird, ist von 72,38 ha im Jahr 1872 auf 258,20 ha 1960 sprunghaft angestie- gen. Bis zum Jahr 2005 erfolgte eine moderate Steigerung auf 302,24 ha (Tab.2). Weingär- ten wurden vor allem in den Gemeinden Illmitz, Mörbisch und Rust angelegt. Die Flä- chen randlich der Zitz- mannsdorfer Wiesen wurden nach der Ein- gliederung in den Nati- onalpark zum Großteil in Mähwiesen umge- wandelt. Die Weingär- ten entstanden auf ehemaligem Ackerland und, am östlichen Ufer, in Weidegebieten. Der Rückgang des Weinbaus in den 1980er Jahren hatte nur geringen Ein- fluss auf die Flächennut- zung im Seevorgelände.

Abb. 13: Vergleich der Landbedeckung, Weingarten

25 Weichholzau im Bereich der Wulkamündung, 2013, Foto: Stefan Weiss

Vorkommende Arten und Lebensraumstypen /Biotope

m folgenden Abschnitt werden die Lebensräume Vegetationsökologie des Seevorgeländes beschrieben. Sie werden in Lebensraum-TypenI nach Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG und in sonstige Lebensräume geglie- dert. Es erfolgt jeweils eine Kurzbeschreibung, das Vorkommen, Erhaltungsziele und mögliche Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen.

26 Lebensraumtypen nach Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG Weichholzauen (91E0) Mögliche Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen Kurzbeschreibung: Dieser Lebens- • Außernutzungstellung repräsenta- raumtyp umfasst Auenwälder mit tiver naturnaher Waldflächen, ins- Alnus glutinosa und Fraxinus excel- besondere in flussnahen Bereichen sior (Alno-Padion, Alnion incanae, • Förderung einer naturnahen Be- Salicion albae), welche im Über- wirtschaftung flutungsbereich von Flüssen oder • Zurückdrängen invasiver Arten in sumpfigen Tälern vorkommen. • Entfernen standortfremder Gehölze Besonders gut ausgebildet ist dieser und Rückführung sekundärer Be- Lebensraumtyp dort, wo Flüsse und stände Bäche nicht reguliert werden, so dass • Förderung von Altbaumbeständen Salzrasen im Seewinkel, 2013, es zu regelmäßigen Überschwem- und Totholz Foto: Stefan Weiss mungen kommen kann. Da es sich • Rückbaumaßnahmen an hydrolo- um forstwirtschaftlich nur marginal gisch veränderten Standorten winkel stark aus, was einen Rückgang interessante Bereiche handelt, sind • Rückzug intensiver Nutzungen aus der Salzsumpfwiesen zur Folge hatte. die Silberweidenauen oft sehr natur- den Überschwemmungsbereichen Als typische Extremstandorte sind nahe Wälder. die pannonischen Salzlebensräume Pannonische Salzseen, nicht besonders artenreich – sie be- Vorkomme: Der einzige Auwald Salzsteppen und herbergen unter Miteinbezug von im Uferbereich des Neusiedler Sees Salzwiesen (1530) salzindifferenten Formen, die am findet sich im Bereich der Wulka- Aufbau der oben genannten Subty- mündung. In diesem sehr flachen Kurzbeschreibung: Der Lebens- pen des Lebensraumtyps beteiligt Gelände hat sich ein sehr naturna- raumtyp umfasst Salzstandorte am sind, rund 130 Gefäßpflanzenarten. her Silberweidenauwald etabliert, Ufer des Neusiedler Sees, Salzlacken der von Schilf und Seggenbeständen und ihre Uferzonen, Salzwiesen und Vorkommen: Die meisten Flächen durchsetzt ist. Neben der Silberweide Alkalisteppen. Diese unterschei- der Salzlebensräume liegen im Be- als dominante Art kommen auch Sil- den sich von den salzbeeinfluss- reich des Ost- und Südostufers des berpappeln und in der Strauchschicht ten Lebensräumen am Meer durch Neusiedler Sees, allerdings existie- hauptsächlich Holunder vor. die Art der Salzanreicherung im ren auch am Westufer bei Oggau Boden. Diese Salzanreicherung in nennenswerte Bestände und ein Erhaltungsziele den sogenannten Solontschak- und großes Vorkommen von Salicornia • Sicherung des bestehenden Flä- Solonetz-Böden ist ein natürlicher prostrata. Kleinere Bestände finden chenausmaßes aller in diesem Le- Vorgang. Durch jahrhundertelange sich entlang des Seeufers bei Jois bensraumtyp zusammengefassten Beweidung auf ursprünglich locker sowie nördlich von Purbach. Weichholzauwälder mit ihrer je- bewaldeten Standorten, wurde die Rund die Hälfte der Flächen war in weiligen charakteristischen Arten- Entfaltung der Salzvegetation in den letzten Jahrzehnten von einer zusammensetzung den wasserferneren Bereichen be- Form der Nutzungsänderung betrof- • Sicherung (Entwicklung) einer na- günstigt. In Folge der in den letzten fen (zeitweilige Ackernutzung, Ver- turnahen Baumartenmischung Jahrzehnten erfolgten, großflächigen brachung, Mahd statt Beweidung, • Sicherung (Entwicklung) einer na- Aufgabe der Weidenutzung, dehnten Schilfbewirtschaftung, punktuelle turnahen Gewässerdynamik sich Brackwasserröhrichte im See- Aufforstung).

27 Erhaltungsziele • Sicherung des bestehenden Flä- chenausmaßes des Lebensraum- typs mit seiner charakteristischen Artenzusammensetzung • Sicherung bzw. Wiederherstellung der für diesen Lebensraumtyp cha- rakteristischen hydrologischen Be- dingungen, insbesonders die Anhe- bung des Grundwasserspiegels und die Verringerung der Ableitung von Grund- und Oberflächenwasser durch die ausgedehnten Drainagen. • Sicherung eines auf hohem Niveau schwankenden Wasserspiegel des Neusiedler Sees • Sicherung (Entwicklung) der zu- Halbtrockenrasen bei , 2010, sammenhängenden Komplexland- Foto: Stefan Weiss schaft des Seevorgeländes mit sei- nen charakteristischen Salzlebens- Trocken- und einmal jährliche Mahd oder extensive räumen und Feuchtwiesen Halbtrockenrasen (6210) Beweidung.

Mögliche Erhaltungs- und Kurzbeschreibung: Der Lebens- Vorkommen: Trockenrasen und Entwicklungsmaßnahmen raumtyp umfasst naturnahe Kalk-Tro- Halb-Trockenrasen sind in vielen • extensive Beweidung bei sekundär- ckenrasen und deren Verbuschungs- Teilgebieten des Untersuchungsge- en Beständen von Salzwiesen oder stadien (Festuco-Brometalia). bietes zu finden. Größere Bestände -sümpfen, eventuell auch Mahd Halbtrockenrasen sind Wald-Ersatz- befinden sich im Bereich der Oggau- (1 x jährlich, oder alle 2 Jahre), keine gesellschaften, welche einzig durch er Heide (Steinriegel), ebenso im Düngung kontinuierliche Bewirtschaftung oder Nordteil der Zitzmannsdorfer Wie- • Restauration verschilfter bzw. ver- Pflege in Form von Beweidung oder sen bei Weiden am See. Im östlichen brachter Salzwiesen; insbesondere Mahd erhalten werden können. Wer- Teil des Untersuchungsgebietes tritt im Übergangsbereich zum Schilf- den diese Eingriffe ausgesetzt, entwi- der Lebensraumtyp vor allem am gürtel des Neusiedler Sees ckeln sie sich über verschiedene Ver- Seedamm auf. • Rückführung von Acker- oder buschungsstadien wieder zu Wald- Weingartenflächen annsalzigen lebensräumen. Natürlich baumfrei Erhaltungsziele Standorten sind lediglich die Felstrockenrasen, • Sicherung des bestehenden Flä- • Rückbau hydrologischer Regelungs- welche daher in der Regel auch keiner chenausmaßes des Lebensraum- anlagen wie Entwässerungsgräben Pflege bedürfen. In den Halbtrocken- typs mit seiner charakteristischen rasen dominieren Aufrechte Trespe Artenzusammensetzung (Bromus erectus) oder Fiederzwenke • Sicherung (Entwicklung) von Be- (Brachypodium pinnatum). Die tra- ständen mit gefährdeten oder ge- ditionelle Nutzung erfolgt beim über- schützten Arten wiegenden Teil der Bestände durch • Sicherung (Entwicklung) eines für den genetischen Austausch funkti- onstüchtigen Verbreitungsmusters im Gebiet

28 • Sicherung (Entwicklung) von Be- sen kommt es zur Ausbildung ver- ständen mit offenem Charakter und schiedener Pflanzengesellschaften. maximal vereinzelten Baum- und Pfeifengraswiesen Es werden Typen auf kalkhaltigen, Strauchbewuchs (Molinion caeruleae) 6410 basischen und sauren Böden sowie • Sicherung (Entwicklung) der ty- ein wärmeliebender, pannonischer pischen Strukturausstattung (z.B. Kurzbeschreibung: Der Lebens- Typ unterschieden. randliche Saumbereiche) raumtyp der Pfeifengraswiesen um- fasst Streuwiesen auf wechselfeuch- Vorkommen: Im Uferbereich des Mögliche Erhaltungs- und ten bis nassen, nährstoffarmen Bö- Neusiedler Sees kommen Pfeifen- Entwicklungsmaßnahmen den. Die Bezeichnung Streuwiesen graswiesen hauptsächlich westlich • Einschürige Mahd bzw. extensive ergibt sich aus der für diesen Wiesen- der Zitzmannsdorfer Wiesen, im Beweidung, keine Düngung typ charakteristischen späten Mahd Seevorgelände im Raum Neusiedl • Entbuschung bei verbrachten Be- der Wiesen, die eine schlechte Futter- am See und Weiden am See, sowie ständen qualität des Schnittgutes bedingt, so- nördlich von Illmitz vor. • Restauration von Acker- bzw. Wein- dass dieses traditionell als Pferdeheu gartenflächen auf geeigneten Stand- oder Einstreu verwendet wurde. Je Erhaltungsziele orten nach Klima und Bodenverhältnis- • Sicherung des bestehenden Flä- chenausmaßes des Lebensraum- typs mit seiner charakteristischen Artenzusammensetzung • Sicherung des Wasserhaushaltes • Entwicklung verarmter oder ver- brachter Bestände zu artenreichen Wiesen • Entwicklung verbuschter Bestände zu artenreichen Wiesen

Mögliche Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen • Mahd entweder sehr früh oder ab Mitte September, keine Düngung • Bei sehr stark verschilften Pfei- fengraswiesen ist eine zweimalige Mahd erforderlich, da sonst nur das Schilf gefördert wird. Dazu sind ein früher Mahdtermin und eine sehr späte zweite Mahd erforderlich. • Anlage von Pufferflächen • Maßnahmen zur Sicherung (Wie- derherstellung) d. Wasserhaushaltes • Wiederherstellung durch Wieder- aufnahme der Wiesennutzung an geeigneten Standorten, z.B. im See- vorgelände (durch Beweidung) Massenvorkommen des Kanten-Lauchs (Allium angulosum) in einer • Schwenden von verbuschten Berei- Pfeifengraswiese der Zitzmannsdorfer Wiesen, 2011, Foto: Ingo Korner. chen

29 Brenndolden-Auenwiesen er Heide zwischen Seemühle und der Blüte der Sommerkräuter. (Cnidion dubii) (6440) Steinriegel. Die Artenzusammensetzung, das Verhältnis von Gräsern und Kräu- Kurzbeschreibung: Die Brenn- Erhaltungsziele tern bzw. Hochgräsern und Unter- doldenwiesen kommen meist im • Sicherung des bestehenden Flä- gräsern ist neben dem Abstand zum Überschwemmungsbereich von chenausmaßes des Lebensraum- Grundwasser von der Dünge- und Tieflandflüssen vor. Im Gebiet um typs mit seiner charakteristischen Mahdintensität abhängig. den Neusiedler See ist dieser Lebens- Artenzusammensetzung raumtyp im Bereich der Seewiesen, • Sicherung (Entwicklung) der natür- Vorkommen: Der Lebensraumtyp die von den unterschiedlichen Was- lichen Wasserstandsschwankungen ist im gesamten Natura 2000 Ge- serständen des Sees geprägt werden, des Neusiedler Sees mit regelmäßi- biet Neusiedler See - Seewinkel zu zu finden. Sie werden regelmäßig gen Überschwemmungen finden. Im Uferbereich befinden überschwemmt bzw. überstaut und • Sicherung kleinräumiger Niveauun- sich die meisten Flächen im Bereich so ausreichend mit Nährstoffen ver- terschiede nördlich von Oggau und zwischen sorgt. Die Brenndoldenwiesen wur- Purbach und Neusiedl am See. den traditionell extensiv durch Mahd Mögliche Erhaltungs- und bewirtschaftet - in Abhängigkeit vom Entwicklungsmaßnahmen Erhaltungsziele Wasserstand ein- bis zweimal pro • 1- oder 2-malige Mahd/Jahr, keine • Sicherung des bestehenden Flä- Jahr. Ohne Mahd tendieren sie stark Düngung chenausmaßes des Lebensraum- zu Verbuschung mit Esche, Pappel • Wiederaufnahme der Nutzung auf typs mit seiner charakteristischen und Birke. verbrachten Beständen, gegebenen- Artenzusammensetzung falls vorheriges Schwenden • Sicherung (Entwicklung) der Habi- Vorkommen: In den Seerandwie- • Wiederherstellung durch Exten- tatqualität (Artenreichtum an cha- sen wurden einige Flächen diesem sivierung der Wiesennutzung an rakt. Pflanzenarten, Eignung für Typ zugeordnet. Die großflächigs- geeigneten Standorten charakt. Tierarten) ten Bestände finden sich in den See- • Rückführung von umgebrochenen • Entwicklung verarmter und ver- wiesen zwischen Oggau und Rust. Beständen brachter Bestände zu artenreichen Die typischsten Bereiche finden sich Wiesen kleinflächig im Nordteil der Oggau- Glatthaferwiesen (6510) • Erhaltung natürlicher kleinflächiger Magere Flachland-Mähwiesen Geländestrukturen wie Bodenwel- (Alopecurus pratensis, Sanguisorba len, Mulden, Böschungen, usw. officinalis) Mögliche Erhaltungs- und Kurzbeschreibung: Dieser Lebens- Entwicklungsmaßnahmen raumtyp umfasst extensiv bewirt- • 1- oder 2-malige Mahd pro Jahr, schaftete, artenreiche Heuwiesen der keine oder nur mäßige Düngung ebenen Lagen bis in die Hangberei- • Wiederherstellung durch Extensi- che des Leithagebirges. Sie werden vierung der Wiesennutzung an ge- ein- bis zweimal jährlich, das erste eigneten Standorten, insbesondere Mal nach der Hauptblüte der Gräser, in Grünlandgebieten in Flusstälern gemäht. Je nach dem lokalen Jahres- • Wiederaufnahme der Nutzung auf zeitenverlauf erfolgen die erste Mahd verbrachten Beständen, ev. vorher im Juni und der zweite Schnitt im Schwenden August oder Anfang September nach • Förderung d. Vernetzung durch Er- Auenwiese bei Donnerskirchen, 2013, höhung des Grünlandanteiles in ge- Foto: Stefan Weiss eigneten Gebieten (z. B. Flusstäler)

30 Schneidbinsenried (Cladium mariscus) 7210

Kurzbeschreibung: Der Lebens- raumtyp umfasst von der Cladium mariscus dominierte, artenarme Röhrichte, welche eine Höhe von bis zu 2 m erreichen können. Die- se treten in Verlandungszonen von Gewässern oder als Entwicklungs- stadien (so genannte Sukzessions- stadien) in Kalkflachmooren und Feuchtwiesen auf. Glatthaferwiese bei Breitenbrunn, 2008, Foto: Stefan Weiss

Vorkommen: Großflächig finden • Sicherung (Wiederherstellung) des • evtl. Streunutzung (gelegentliche sich Schneidbinsenbestände vor Wasserhaushaltes Mahd im Spätsommer) bei sekun- allem zwischen Neusiedl am See dären Beständen und Weiden am See (z. B. zwischen Mögliche Erhaltungs- und Eisenbahnlinie und Radweg), süd- Entwicklungsmaßnahmen Kalkreiche Niedermoore lich von Illmitz und nördlich von • Anlage von Pufferzonen zu intensiv (7230) Podersdorf. landwirtschaftlich genutzten Flä- chen Kurzbeschreibung: Dieser Lebens- Erhaltungsziele • Entfernen einzelner Gehölze bei raumtyp umfasst in erster Linie Nie- • Sicherung des bestehenden Flä- verbuschten Beständen dermoorwiesen, die von Kleinseggen chenausmaßes des Lebensraum- • Maßnahmen zur Sicherung (Wie- oder anderen niedrigwüchsigen Sau- typs mit seiner charakteristischen derherstellung) des Wasserhaushal- ergräsern dominiert werden. Die Bö- Artenzusammensetzung tes den unter diesen Pflanzengesellschaf- ten sind die meiste Zeit des Jahres von basenreichem, oft kalkhältigem Grundwasser durchnässt. Typische Standorte sind Verlandungsbereiche von Seen und nasse Stellen in Wie- senhängen, an denen Hangzugwasser austritt. Einige Kalkflachmoore sind von Natur aus baumfrei, zumeist sind sie aber unter dem Einfluss des Men- schen anstelle von Bruchwäldern entstanden. Die wenig produktiven Bestände wurden nicht gedüngt und meist als Streuwiesen genutzt.

Vorkommen: Niedermoorwiesen finden sich im Uferbereich des Neu- siedler Sees nur östlich des Seeparks Schneidbinsenried, 2004, Foto: Stefan Weiss von Weiden am See, sowie westlich der Biologischen Station bei Illmitz.

31 Erhaltungsziele • Sicherung des bestehenden Flä- chenausmaßes des Lebensraum- typs mit seiner charakteristischen Artenzusammensetzung • Sicherung (Wiederherstellung) des Wasserhaushaltes

Mögliche Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen • jährliche oder 2-jährige Mahd im Spätsommer oder Herbst bzw. extensive Beweidung mit leichten Weidetieren • Maßnahmen zur Sicherung (Wie- derherstellung) des Wasserhaushal- tes Aschweidengebüsch bei Purbach, 2013, Foto: Stefan Weiss • Anlage von Pufferzonen zu intensiv landwirtschaftlich genutzten Flä- chen Sonstige Lebensraumtypen • Besucherlenkung zur Vermeidung von Trittschäden des Seevorgeländes (Karin Schroll und Stefan Weiss)

Aschweiden-Gebüsch Einzelne Gruppen treten im gesam- ten Gebiet als Verbuschungsstadium Kurzbeschreibung: Das Aschwei- verbrachter Streuwiesen auf. den-Gebüsch ist eine von strauch- förmigen Weiden bestimmte Sumpf- Erhaltungsziele gesellschaft. Es bildet Gebüsche an • Sicherung des bestehenden Flä- Rändern von Gräben, Bächen und chenausmaßes des Lebensraumtyps Seeufern, vereinzelt auch in Streu- • Minimierung des Nährstoffeintra- wiesen. Die Aschweide bevorzugt ges aus dem Umfeld Standorte, die fast ganzjährig vom • Verhinderung der weiteren Aus- Grundwasser überflutet sind. Es breitung in Richtung artenreicher bildet bis zu 4 m hohe, dichte, aber Feuchtwiesen relativ kleinflächige Gebüsche, die von der Aschweide dominiert wer- Mögliche Erhaltungs- und den (Mucina et al., 1993). Entwicklungsmaßnahmen • Natürliche Sukzession zulassen Vorkommen: Ein großflächiges Vor- • Begünstigung der Ausbreitung im kommen des Aschweidengebüsches Schilfgürtel durch Verminderung befindet sich im Gemeindegebiet von der Nutzungen im Umfeld Purbach im Bereich des „Bründels“. • Verhinderung der Ausbreitung auf Breitblättriges Wollgras (Eriophorum lati- artenreiche Wiesengesellschaften folium) in einem Kopfbinsenbestand der Zitz- durch Entbuschungsmaßnahmen mannsdorfer Wiesen, 2011, Foto: Ingo Korner.

32 Großseggenried

Kurzbeschreibung: Großseggen- Erhaltungsziele ried kommen auf Standorten mit • Sicherung des bestehenden Flä- hohen Wasserständen vor, sind ge- chenausmaßes des Lebensraum- nerell aber trockener angesiedelt typs mit seiner charakteristischen als Schilfröhrichte. Meist handelt es Artenzusammensetzung sich um artenarme Reinbestände, die • Erhaltung natürlicher kleinflächiger oft fließend in Schilfröhricht oder Geländestrukturen wie Mulden und Feuchtwiesenbestände übergehen Senken. (Mertz, 2002). Charakteristisch sind • Verhinderung der Verbachung, ins- im Neusiedler See-Gebiet Bestände besondere Verschilfung mit Carex riparia, die feuchte, nähr- • Sicherung bzw. Wiederherstellung stoff- und kalkreiche schlammige Bö- der für diesen Lebensraumtyp cha- den unterhalb der Mittelwasserlinie rakt. hydrologischen Bedingungen bis etwa 40 cm Wassertiefe besiedelt (Mucina et al., 1993). Mögliche Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen Vorkommen: Im Untersuchungs- • Extensive Mahd von sekundären gebiet sind die Flächen hauptsäch- Großseggenbestände im 2- bis lich im Vorfeld des Schilfgürtels zu 4-jährigen Turnus finden. Einzelne Bereiche liegen in • Keine Bewirtschaftung von primä- Queckenflur bei Mörbisch, 2013, flachen Mulden im Seevorgelände. ren Beständen Foto: Stefan Weiss Generell ist eine zunehmende Ver- • An sehr stark verschilften Standor- schilfung zu erkennen, die auf die ten ist eine 2-malige Mahd erfor- Vorkommen: Die Gesellschaft fehlende Nutzung zurückgeführt derlich, da sonst nur die Schilfaus- kommt im gesamten Untersuchungs- werden könnte. breitung gefördert wird. Dazu sind gebiet auf wechselfeuchten und tro- ein früher Mahdtermin und eine ckenen Standorten vor. sehr späte 2. Mahd erforderlich. • Rückbau erfolgter hydrologischer Erhaltungsziele Regulationsanlagen wie Entwässe- • Umwandlung der verbrachten und rungsgräben zunehmend verarmten Bestände in typische Seevorgeländewiesen Queckenflur • Erhaltung der Flächen als Vernet- (Elymus repens-Flur) zungsbiotope

Kurzbeschreibung: Bei den Gesell- Mögliche Erhaltungs- und schaften handelt es sich um artenar- Entwicklungsmaßnahmen me, mehr oder weniger anthropogen • Erstpflege mittels Entbuschung und beeinflusste, Standorte im Bereich Streuentfernung von Aufschüttungen, ehemaligen • Rückführung in Wiesengesellschaf- Schilflagerplätzen, Weideflächen ten durch 2- bis 3-mal jährliche oder anderen Flächen unter anth- Mahd oder Kombination von Mahd ropogenem Einfluss. Dominant sind und Beweidung Großseggenried bei Neusiedl am See, die Gräser Elymus repens und das • Sicherung der nachhaltigen Bewirt- 2006, Foto: Stefan Weiss Poa angustifolia. schaftung

33 Reitgrasflur (Calamagrostis epigejos- Flur)

Kurzbeschreibung: Calamagrostis epigejos besiedelt im Seevorgelände wechselfeuchte, vor allem grundwas- serzügige Acker- und Wiesenbrachen auch auf leicht salzigen Böden. Die Pflanze bildet mit ihren langen un- terirdischen Ausläufern ein dichtes Wurzelsystem, wodurch andere Ar- ten verdrängt werden. Das Reitgras Rohrschwingelwiese bei Rust, 2013, Foto: Stefan Weiss ist gänzlich schnittunverträglich bis schnittempfindlich, somit wird die Erhaltungsziele weidung zur Ausbreitung (Faller, Pflanze durch regelmäßigen Schnitt • Umwandlung der verbrachten und 1999). zurückgedrängt. (Faller, 1999). zunehmend verarmten Bestände in typische Seevorgeländewiesen Vorkommen: Es handelt sich wahr- Vorkommen: Die Pflanzengesell- • Erhaltung der Flächen als Vernet- scheinlich um die am weitesten schaft ist im gesamten Gebiet des zungsbiotope verbreitete Pflanzengesellschaft im Neusiedler Sees verbreitet und be- Untersuchungsgebiet, die im See- findet sich in Acker- und Weingar- Mögliche Erhaltungs- und vorgelände die Wiesen über weite tenbrachen in Ausbreitung. Entwicklungsmaßnahmen Bereiche prägt. • Erstpflege mittels Entbuschung und Streuentfernung Erhaltungsziele • Rückführung in Wiesengesellschaf- • Sicherung des bestehenden Flä- ten durch 2- bis 3-mal jährliche chenausmaßes des Lebensraum- Mahd oder Kombination von Mahd typs mit seiner charakteristischen und Beweidung Artenzusammensetzung • Sicherung der nachhaltigen Bewirt- • Entwicklung verarmter oder ver- schaftung brachter Bestände • Entwicklung verbuschter Bestände Rohrschwingel-Wiese (Dactylido-Festucetum Mögliche Erhaltungs- und arundinaceae) Entwicklungsmaßnahmen • 2-malige Mahd/Jahr, keine Dün- Kurzbeschreibung: Festuca arundi- gung nacea ist resistent gegenüber Über- • Extensive Beweidung flutungen, schwach salzverträglich • Wiederaufnahme der Nutzung auf und gilt als Zeiger für verdichtete und verbrachten Beständen, ev. vorher nasse Böden. Die harten Blätter wer- Schwenden den von Weidetieren nicht gefressen, • Extensivierung der Nutzung auf in- somit kommt es bei extensiver Be- tensiv bewirtschafteten Flächen • Rückführung von Ackerflächen Reitgrasflur bei Oggau, 2013, zur Schaffung von Vernetzungs- Foto: Stefan Weiss biotopen

34 Röhricht mit Schmalblättrigem Rohrkolben (Bolboschoeno- Phragmitetum typhetosum angustifoliae)

Kurzbeschreibung: Die tieferen Bereiche des Brachwasserröhrichtes mit einer Wassertiefe von 0,5 bis 3 m werden von Typha angustifolia ein- genommen.

Vorkommen: Im Neusiedler See treten die Bestände hauptsächlich Schilfbrache bei Purbach, 2013, Foto: Stefan Weiss dort auf, wo es nach unsachgemäßer Schilfernte zum Absterben des Schil- Mögliche Erhaltungs- und • Verhinderung der weiteren Schilf- fes gekommen ist (Faller, 1999). Entwicklungsmaßnahmen ausbreitung • Keine Bewirtschaftung • Erhaltung von Bracheflächen als Erhaltungsziele • Zulassen einer natürliche Entwick- Vernetzungsbiotop • Sicherung des bestehenden Flä- lung chenausmaßes des Lebensraum- • Verhinderung von Maßnahmen, die Mögliche Erhaltungs- und typs mit seiner charakteristischen eine Veränderung des Wasserhaus- Entwicklungsmaßnahmen Artenzusammensetzung haltes nach sichziehen • Erstpflege mittels Entbuschung und • Sicherung des Wasserhaushaltes Streuentfernung Schilfbrache • Rückführung in Wiesengesellschaf- ten durch 2- bis 3-mal jährliche Kurzbeschreibung: Phragmites aus- Mahd oder Kombination von Mahd tralis kann neben überschwemmten und Beweidung oder anhaltend vernäßten Stand- • Sicherung der nachhaltigen Bewirt- orten auch wechselfeuchte bis tro- schaftung ckene Standorte besiedeln. Dies ist möglich, wenn das Schilf mit seinem Schilfröhricht weitläufigen Rhizomsystem nahege- legene Fechtgebiete erreichen kann Kurzbeschreibung: Die Ufer von (Mucina et al.,1993). nährstoffreichen, langsam fließenden Gewässern und verlandenen Seen, Vorkommen: Phragmites australis Stillwasserbereichen, Altwässern, besiedelt alle brachgefallene Flächen Gräben, vernässten Senken oder im Seevorgelände und breitet sich Flußmündungen wird häufig von vor allem im Gemeindegebiet von Schilfbeständen eingenommen. Sie Mörbisch auch in den Weingärten bevorzugen mineralische, schlamm- aus. bedeckte Böden sowie Torfböden. Dabei ist ein steter Grundwasseran- Erhaltungsziele schluss oder ein stehendes Gewäs- Röhricht mit Schmalblättrigem • Umwandlung der verbrachten und ser mit einer Maximaltiefe von 120 Rohrkolben (Typha angustifolia), zunehmend verarmten Bestände in cm für das Aufkommen notwendig 2006, Foto: Stefan Weiss typische Seevorgeländewiesen (Mertz, 2002).

35 Vorkommen: Beim Neusiedler See findet man die größte zusammen- hängende Schilffläche Mitteleuropas. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte die explosionsartige Ausbreitung des Schilfgürtels am Neusiedler See ein (Faller, 1999).

Erhaltungsziele • Erhaltung eines geschlossenen Schilfgürtels im gesamten Neusied- ler See • Verhinderung der weiteren Aus- breitung des Schilfbestandes in Schwarzerlenbruchwald bei Purbach, 2010, Richtung Seevorgelände und in Foto: Josef Weinzettl größeren Feuchtwiesengebieten • Unterstützung der Pufferfunktion • Reduzierung des Nährstoffeintrags Erhaltungsziele gegenüber Einträgen aus dem Um- in den See durch einen, dem Schilf- • Sicherung des bestehenden Flä- land gürtel vorgelagerten, Wiesengürtel chenausmaßes des Lebensraumtyps • Erhaltung als Lebensraum für un- • Etablierung einer nachhaltigen • Erhaltung der charakteristischen terschiedliche Tiergruppen Schilfnutzung in den Wintermo- Artenzusammensetzung naten • Sicherung (Wiederherstellung) des Mögliche Erhaltungs- und Wasserhaushaltes Entwicklungsmaßnahmen Schwarzerlenbruchwald • Minimierung des Nährstoffeintra- • Unterbindung von Baumaßnahmen ges aus dem Umfeld im Seegelände Kurzbeschreibung: Schwarzerlen- • Wiederaufnahme der Bewirtschaf- bruchwälder kommen auf extrem Mögliche Erhaltungs- und tung mittels zweimal jährlicher nassen und nährstoffreichen Böden Entwicklungsmaßnahmen Mahd oder Beweidung in der See- mit ganzjährig oberflächennahem • Keine forstwirtschaftliche Nutzun- wiesenzone Grundwasser vor. Die Wasserstands- gen schwankungen sind im Jahresver- • Verhinderung von Aufforstungen lauf geringer als in Auwäldern. Vom und anderwärtigen Eingriffen in die Herbst bis zum Frühjahr steigt der Bestandesstruktur Grundwasserspiegel kontinuierlich • Maßnahmen zur Sicherung (Wie- an, im Sommer sinkt er ab. Eine derherstellung) des Wasserhaus- langanhaltende sommerliche Über- haltes wie Rückbau von Entwässe- stauung erträgt die Schwarzerle nur rungsgräben und Dränagen schlecht (Mertz, 2002). • Anlage von Pufferzonen zu intensiv landwirtschaftlich genutzten Flä- Vorkommen: Die größte Ausdeh- chen nung erreichen die Schwarzerlen- bruchwälder im Bereich von Pur- bach. Kleinere Vorkommen sind in Neusiedl am See zu finden. Schilfröhrricht im Neusiedler See, 2013, Foto: Stefan Weiss

36 Strand-Simsen-Bestände Entwässerungsgraben mit Rohrglanzgras und (Juncus maritimus- Schilf bei Donnerskirchen, 2013, Foto: Stefan Weiss Bestände)

Kurzbeschreibung: Die Vorkom- men im Neusiedler See-Gebiet liegen häufig im Bereich von gemähten Zu- fahrtwegen zu Jagdhochsitzen. Meist sind die Bestände auf schweren san- dig-tonigen, verdichteten Böden zu finden (Faller, 1999).

Vorkommen: Der Biotoptyp kommt im gesamten Untersuchungsgebiet innerhalb des jagdlich genutzten Schilfgürtels vor.

Erhaltungsziele Uferbegleitende • Erhaltung von Strukturelementen • Sicherung des bestehenden Flä- Gesellschaften • Erhaltung von Saumstrukturen chenausmaßes beziehungsweise Ausweitung des Lebensraumtyps Kurzbeschreibung: Uferbegleiten- Mögliche Erhaltungs- und mit seiner charakteristischen Ar- de Gesellschaften sind im Seevor- Entwicklungsmaßnahmen tenzusammensetzung gelände vor allem entlang von Ent- • Mahd der Grabenränder und Neo- • Renaturierung von verschilften Be- wässerungsgräben und regulierten phytenbestände in den Sommer- ständen Bachläufen sowie Teichen zu finden. monaten Die Vegetation ist zum Teil ziemlich • Herbstliche Pflegemahd in 3- bis Mögliche Erhaltungs- und divers und setzt sich hauptsächlich 5-jährigem Turnus Entwicklungsmaßnahmen aus Phragmites australis, Spargani- • Anlage von Pufferzonen zu intensiv • Mahd im Frühsommer um spp., Typha spp., Solidago spp., landwirtschaftlich genutzten Flä- • Erweiterung der Fläche durch zwei- Lythrum spp. aber auch Gehölzen chen malige Mahd der angrenzenden wie Alnus glutinosa und Salix alba • „Auf Stock setzen“ der Gehölze alle Schilfflächen zusammen. 10 bis 15 Jahre • Erhaltung von Strukturelementen Vorkommen: Die Gesellschaft kommt an Entwässerungsgräben im Verbuschte gesamten Seevorgelände vor, wobei Feuchtgrünlandbrache der Schwerpunkt in den Gemeinden Mörbisch und Neusiedl am See liegt. Kurzbeschreibung: Verbuschte Feuchtgrünlandbrachen sind zumeist Erhaltungsziele stark strukturiert. Oftmals wechseln • Erhaltung des bestehenden Flä- Gebüschgruppen, einzelne Bäume, chenausmaßes mit der typischen Hochstauden und Seggenbestände Struktur als lineares Landschafts- einander ab. Der dichte Bewuchs von Strand-Binsenbestand bei element in der Kulturlandschaft Hochstauden verhindert das Auf- Weiden am See, 2013, • Reduzierung des Nährstoffeintrages kommen von Gehölzen. Generell Foto: Stefan Weiss • Entwicklung verbrachter Bestände sind diese Standorte waldfähig, bei

37 der Verbuschung spielt Salix cinerea eine große Rolle (Holzner, 1989).

Vorkommen: Feuchtgrünlandbra- chen mit zunehmender Verbuschung sind im gesamten Neusiedler See-Ge- biet zu finden und nehmen zum Teil große Flächen ein. Die Abgrenzung zu anderen Biotoptypen ist fließend.

Erhaltungsziele • Umwandlung der verbrachten und zunehmend verarmten Bestände in typische Wiesen des Seevorgeländes • Entwicklung naturnaher Au- Bruchwaldbestände

Mögliche Erhaltungs- und Aufforstung mit Eschen und Pappeln bei Oggau, 2006, Foto: Stefan Weiss Entwicklungsmaßnahmen • Erstpflege durch Entbuschung und • Sicherung der nachhaltigen Bewirt- stand in Neusiedl am See und eine Streuentfernung schaftung Eschen-Eichenforst –Aufforstung in • Rückführung in Wiesengesellschaf- • Zulassen natürlicher Sukzession Donnerskirchen. ten durch jährliche Mahd bezie- hungsweise Beweidung Wälder, Forste Erhaltungsziele auf feuchtem Standort • Entwicklung einer naturnahen Baumartenmischung Kurzbeschreibung: Es handelt sich • Verhinderung weiterer Aufforstun- um künstlich angelegte Wälder und gen Forste verschiedener Artenzusam- • Sicherung (Entwicklung) einer na- mensetzung auf feuchten Standor- turnahen Gewässerdynamik ten. Beispiele sind Hybridpappelfors- te, Forste mit einheimischen Weiden Mögliche Erhaltungs- und oder Silber-Pappeln, Eschenforste Entwicklungsmaßnahmen und Laubbaummischforste aus ein- • Entfernen standortfremder Gehöl- heimischen Baumarten. ze und schrittweise Rückführung sekundärer Bestände in natürliche Vorkommen: Hybridpappelforste Waldgesellschaften sind in Purbach und Donnerskir- • Förderung einer naturnahen Be- chen zu finden. In Neusiedl am See wirtschaftung mit Einzelstamm- und Purbach gibt es zusätzlich auf- nutzung geforstete Schwarzerlenbestände. • Zurückdrängen invasiver Arten Eschen-Pappelforste finden sich in • Förderung von Altbaumbeständen Neusiedl am See und Oggau. Klein- und Totholz flächig gibt es einen Silberpappelbe- • Restauration hydrologisch verän- Verbuschte Grünlandbrache bei Purbach, derter Standorte 2013, Foto: Stefan Weiss

38 Zoologie

m Modul Zoologie werden die Indika- torgruppen Heuschrecken, Säugetiere, Amphibien,I Reptilien, Schmetterlinge und Vögel beschrieben. Die Ausführungen um- fassen für jede Art eine Kurzbeschreibung, den Bestand, die Siedlungsdichte und die Lebensräume im Untersuchungsgebiet, Ge- fährdungsursachen und Schutzmaßnahmen.

Indikatorgruppe Heuschrecken (Orthoptera) Aufforstung mit Eschen und Pappeln bei Oggau, 2006, Foto: Stefan Weiss Thomas Zuna-Kratky Die Heuschrecken und Fangschrecken sind wichtige Indikatoren für die naturschutz- fachliche Qualität der jeweiligen Seerand- Breitstirnige Plumpschrecke (Isophya costata), Foto: Günther Wöss bereiche.

Arten Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG Breitstirnige Plump- terreich. In der aktuellen Roten Liste Gefährdungsursachen: Die Art re- schrecke (Isophya costata) wird sie als „Endangered“ geführt. agiert sehr empfindlich auf die Ver- Im Neusiedler See-Gebiet besiedelt schilfung von Grünland, sodass bei Kurzbeschreibung: Isophya costata die Breitstirnige Plumpschrecke einer zu flächigen Nutzungsaufgabe ist einer der größten Vertreter der extensiv genutzte Grünlandgebiete die Vorkommen rasch zurückgehen. sogenannten Phaneropteridae in Ös- und Brachen am Süd-, West- und Eine regelmäßige Nutzung zuvor ver- terreich. Sie wird knapp 30 mm lang Nordufer des Sees. Schätzungen der brachter Standorte fördert die Art. und ist überwiegend grün gefärbt. Anzahl singender Männchen errei- Im Vergleich zu den meisten anderen chen jeweils Werte von 1.000-2.000 Schutzmaßnahmen: Bedeutendste Heuschrecken im Untersuchungs- (Winden – Purbach) und mind. 1.000 Schutzmaßnahme ist die Sicherung gebiet entwickelt sie sich früher und (Zitzmannsdorfer Wiesen, Oggauer eines Mosaiks an unterschiedlich ist vor allem im Juni als Adulttier Heide). Das wahrscheinlich individu- intensiv genutzten Grünlandflächen anzutreffen. Sie sind gute Kletterer enstärkste Vorkommen beherbergt im Nahbereich des Schilfrandes des und in der dichten Krautschichtnur die Oggauer Heide. Isophya costata Neusiedler Sees. Bereiche, die be- schwer zu finden. benötigt als Lebensraum produktive, reits im Mai und Juni gemäht wer- krautreiche Grünlandstandorte, die den, müssen über ungenutzte Saum- Bestand, Siedlungsdichte und nicht zu früh gemäht werden bzw. strukturen verfügen. Weideflächen Lebensräume im Untersuchungs- über einen ausreichend großen An- sollten wenn möglich spät ab Mitte gebiet: Isophya costata gehört zu teil an ungenutzten Säumen oder Juni bestoßen werden. den seltenen Heuschrecken in Ös- Brachestrukturen verfügen.

39 Charakterarten „Rote Liste Burgenland“ nordwärts entlang des Schilfgürtels sind durch ein auffällig konisches, bis zu den „Bründln“ bei Purbach. „spitzes“ Kopfprofil gekennzeichnet, Das Vorkommen umfasst ein Areal die Grundfärbung ist grün und die von knapp 200 ha, das an geeigneten Körperform sehr schlank. Der Ge- Stellen in geringer Dichte besiedelt sang von Conocephalus dorsalis ist ist. ein leises perlendes Sirren, das zwei deutlich unterschiedlich beschleu- Gefährdungsursachen: Ungünstig nigte Elemente aufweist. für diese Art ist – ähnlich wie bei der Isophya costata – eine flächige frühe Kurzflügelige Schwertschrecke Mahd vor dem 1. 7., sofern nicht aus- (Conocephalus dorsalis) reichende Saumstrukturen erhalten Foto: Anton Koschuh Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) bleiben. Auch eine Beweidung wird Foto: Johannes Laber von Polysarcus denticauda nicht ver- tragen. Wanstschrecke (Polysarcus denticauda) Schutzmaßnahmen: Bedeutendste Schutzmaßnahme ist, wie bei Iso- Kurzbeschreibung: Polysarcus den- phya costata, die Sicherung eines ticauda ist mit bis zu 36 mm Körper- Mosaiks an unterschiedlich intensiv länge und ihrer massigen, eindrück- genutzten Grünlandflächen im Nah- lichen Gestalt eine der größten und bereich des Schilfrandes des Neu- schwersten heimischen Heuschre- siedler Sees, soweit möglich erwei- cken. Die Flügel sind stummelartig tert durch die Rückführung von see- Bestand, Siedlungsdichte und kurz, das Halsschild beim Männchen nahen Ackerflächen in Mähwiesen. Lebensräume im Untersuchungs- auffällig hochgebogen. Der Gesang Bereiche, die bereits im Mai und Juni gebiet: Die Vorkommen von Co- wird tagsüber sehr ausdauernd vor- gemäht werden, müssen über un- nocephalus dorsalis sind in den getragen. genutzte Saumstrukturen verfügen. Niederungen Ostösterreichs auf Weideflächen sollten wenn möglich die letzten großen Feuchtgebiete Bestand, Siedlungsdichte und spät ab Mitte Juni bestoßen werden, beschränkt, wobei dem Neusiedler Lebensräume im Untersuchungs- um der Art eine Entwicklung im Vor- See-Gebiet eine große Bedeutung gebiet: Im Nordburgenland ist Po- feld zu ermöglichen. zukommt. Hier besiedelt diese an- lysarcus denticauda sehr spärlich spruchsvolle Feuchtgebietsart die verbreitet, die Populationen in den Kurzflügelige schmale, nasse Übergangszone zwi- Seerandwiesen des Westufers stel- Schwertschrecke schen dem Schilfgürtel und dem wie- len in dieser Region eines der wich- (Conocephalus dorsalis) senartig bewirtschafteten Seevor- tigsten Vorkommen dar. Polysarcus land. Die derzeit vorliegenden aktu- denticauda besiedelt am Westufer Kurzbeschreibung: Conocephalus ellen Nachweise erstrecken sich über Mähwiesenreste und wiesenartige dorsalis ist eine Vertreterin der vor- drei zusammenhängende schmale wechselfeuchte Ackerbrachen mit wiegend tropisch verbreiteten Fami- Bänder am West- und Ostufer des einem hohen Krautanteil von der lie der Conocephalidae, die in Öster- Sees. Das flächenmäßig ausgedehn- Seemühle bei Donnerskirchen, über reich mit drei Arten vorkommt. Alle teste Vorkommen reicht von Rust die Wulkamündung und das Are- über Oggau und die Wulkamündung al des Golfplatzes Donnerskirchen, weiter bis zum Seedamm Winden.

40 Gefährdungsursachen: Die histo- Sumpfgrille rischen Befunde zeigen, dass die Art (Pteronemobius heydenii) noch vor 30 Jahren deutlich wei- mittellange, deutlich gemusterte Flü- ter verbreitet war. So wurden ehe- gel gekennzeichnet. Der Gesang ist Kurzbeschreibung: Pteronemobius malige Vorkommen am Nordufer ein mäßig lautes, scharfes Sirren. heydenii ist eine eine kleine schwarz- wahrscheinlich durch den massiven braune Grillenart, die als Bodentier Siedlungsdruck zerstört. Weitgehend Bestand, Siedlungsdichte und sehr versteckt in Feuchtlebensräumen verschwunden ist die Art auch zwi- Lebensräume im Untersuchungs- lebt und sich fast ausschließlich durch schen Rust und Mörbisch, deutliche gebiet: Gampsocleis glabra wird in ihren Gesang bemerkbar macht. Rückgänge dürfte es ebenso entlang Österreich nach einem starken Rück- des Ostufers gegeben haben. gang in der Roten Liste als „Endange- Bestand,Sumpfgrille Siedlungsdichte (Pteronemobius heydenii)und red“ eingestuft. Das Vorkommen im Foto: Manuel Denner Schutzmaßnahmen: Die entschei- Neusiedler See-Gebiet beschränkt dende Maßnahme zur Sicherung sich auf das Ostufer des Sees. Die Art des Vorkommens von Conocephalus besiedelt lückige Trockenrasen sowie dorsalis am Neusiedler See ist die wechselfeuchte Steppenwiesen. Ent- Förderung von Seggenrieden sowie scheidend für das Vorkommen der seggenreicher Gründlandstandorte Art dürfte ein kleinräumiges Mosaik unterschiedlicher Ausprägung im unterschiedlich dichter Vegetations- nassen Übergangsbereich zwischen strukturen sein. Nach dem gravieren- Kulturland und Schilfgürtel. Dies den Rückgang und dem unmittelbar wird in fast allen Fällen durch eine drohenden Aussterben der Heide- Zurückdrängung des Schilfes zu er- schrecke in den 1990er-Jahren, kam reichen sein. die Ausdehnung der Beweidung in den Seedammbereichen und See- Heideschrecke vorgeländen bei Illmitz gerade noch (Gampsocleis glabra) rechtzeitig für den Erhalt dieser Art. Lebensräume im Untersuchungs- gebiet: Pteronemobius heydenii ist Kurzbeschreibung: Gampsocleis Gefährdungsursachen: Als Ge- wärme- und feuchtigkeitsliebend glabra gehört zu der Familie der fährdungsursache kann die Aufgabe und in den pannonischen und illy- Heupferde und ist durch eine mar- der großflächigen Beweidung in den rischen Klimagebieten Österreichs kante Zeichnung am Halsschild und 60er-Jahren und die darauf folgende recht weit verbreitet. Ihren Ver- Verbrachung gesehen werden. breitungsschwerpunkt im Nord- burgenland hat sie im Neusiedler Schutzmaßnahmen: Die Aufrecht- See-Gebiet. Die Art ist hier eine Cha- erhaltung der extensiven Beweidung rakterart des von regelmäßigen See- des Lebensraumes mit Pferden in spiegelschwankungen beeinflussten, der gegenwärtigen Form ist die ent- feuchten Schilfrandes und ist, mit scheidende Maßnahme zur Siche- Ausnahme einiger weniger größerer rung von Gampsocleis glabra im Lücken, an allen geeigneten Stand- Neusiedler See-Gebiet. Anzustreben orten rund um den See anzutreffen. ist eine Ausweitung dieser Bewirt- Die Sumpfgrille lebt im Gebiet in schaftungsform auf weitere geeignete seicht gefluteten Verlandungszo- Gebiete im Übergangsbereich des nen, Grünlandstandorten, aber auch Heideschrecke (Gampsocleis glabra) Seedammes zum salzbeeinflussten Äckern und Ackerbrachen mit ho- Foto: Thomas Zuna-Kratky Seevorgelände. hem Grundwasserspiegel, die über

41 halboffene, eher niedrig bewachsene Bereiche mit fleckenweise nacktem Boden verfügen.

Gefährdungsursachen: Generell kann der Rückgang der Art auf die Aufgabe der Bewirtschaftung der seenahen Wiesen zurückgeführt werden.

Schutzmaßnahmen: Die Aufrecht- erhaltung sowie Förderung einer zu- mindest unregelmäßigen Mahd bzw. Beweidung des nassen, seeseitigen Randes der Seewiesen an der Grenze zum geschlossenen Schilfgürtel ist Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) Foto: Thomas Zuna-Kratky für den Erhalt des Sumpfgrillen-Vor- kommens besonders wichtig. Die Weibchen sind wie bei den meis- Neusiedler Sees konnte die Sumpf- ten Heuschrecken deutlich größer als schrecke bisher in acht Gemein- Sumpfschrecke die schlankeren und unauffälligeren den des West-, Nord- und Ostufers (Stethophyma grossum) Männchen. nachgewiesen werden. Der Großteil dieser Nachweise ist jedoch als his- Kurzbeschreibung: Stethophy- Bestand, Siedlungsdichte und torisch einzustufen. Aktuell konn- ma grossum gehört zu den großen Lebensräume im Untersuchungs- te die Sumpfschrecke nur noch in Kurzfühlerschrecken. Sie ist trotz gebiet: Die Art ist in Österreich weit den Gemeinden Donnerskirchen, ihrer grünen Grundfärbung eine ver- verbreitet, hat durch den massiven Oggau, Rust und Illmitz nachgewie- gleichsweise kontrastreich und bunt Rückgang von Feuchtgebieten aber sen werden. Die Bestandsgrößen der gezeichnete Heuschrecke, die durch stark abgenommen. In der Roten aktuellen Vorkommen sind offenbar ihre langen Flügel über ein ausge- Liste wird sie als „Vulnerable“ be- durchwegs sehr klein, es konnten je- zeichnetes Flugvermögen verfügt. zeichnet. In den Seerandwiesen des weils maximal fünf Individuen auf- gefunden werden. Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Foto: Josef Weinzettl Gefährdungsursachen: Eine exten- sive Nutzung ist Voraussetzung für das Vorkommen der Sumpfschrecke. Verschilfung versträgt Stethophyma grossum nicht.

Schutzmaßnahmen: Wichtigste Pfle- gemaßnahme ist die Aufrechterhal- tung der extensiven Bewirtschaftung der salzarmen Grünlandstandorte im Bereich der Wulkamündung. Potenti- al für die Wiederherstellung geeigne- ter Sumpfschreckenhabitate besteht vor allem im Bereich der ausgedehn-

42 ten Pfeifengrasbrachen zwischen siedler See-Gebiet, wo sie vor allem Neusiedl am See und Weiden am See. an den Salzlacken des Seewinkels, Schutzmaßnahmen: Bedeutends- aber auch in stark salzbeeinflussten Grüne Strandschrecke te Maßnahme zum Schutz der Art Seerandwiesen und -weiden des Ost- (Aiolopus thalassinus) ist die Erhaltung und das Offenhal- und Westufers des Neusiedler Sees ten der Salzwiesenbereiche durch vorkommt. Die Vorkommen von Kurzbeschreibung: Aiolopus thalas- regelmäßige Mahd und/oder Be- Epacromius coerulipes sind sehr selten sinus gehört zu den größten heimi- weidung und die Restauration der geworden. Die einstmals große Popu- schen Kurzfühlerschrecken und ist Salzstandorte durch Anhebung des lation im Seevorgelände bei Oggau durch die überkörperlangen Flügel Grundwasserspiegels sowie durch hat einen starken Rückgang erfahren. ausgesprochen gut flugfähig. Sie die erneute Nutzung bisher brach lie- Aktuell konnten insgesamt max. 20 kommt in zwei Färbungsvarianten gender bzw. in Äcker umgewandelter Individuen in zwei Teilbereichen ge- vor – in einer grünen (meistens Weib- Wiesenstandorte. zählt werden. chen) und in einer braun-grauen Va- riante (meistens Männchen). Pannonische Gefährdungsursachen: Im Gegen- Strandschrecke satz zur Grünen Strandschrecke Bestand, Siedlungsdichte und (Epacromius coerulipes) benötigt die Pannonische Strand- Lebensräume im Untersuchungs- schrecke nicht nur intakte offene gebiet: Die Art kommt in Österreich Kurzbeschreibung: Epacromius Salzsteppen, sondern in mosaikarti- in wenigen Regionen des pannoni- coerulipes ist eine sehr flugfreudige ger Verzahnung auch frühe Verbra- schen Raumes vor. Aufgrund ihrer Kurzfühlerschrecke mit einer un- chungsstadien dieses Lebensraumes. speziellen Lebensraumansprüche gewöhnlich blaugrauen, scheckigen wird sie in der Roten Liste als „En- Färbung. Sie ist eine vorwiegend am Schutzmaßnahmen: Ein auf diese dangered“ geführt. Aiolopus thalas- Boden lebende Art offener Lebens- Art angepasstes Management ist nur sinus besiedelt am Neusiedler See vor räume. schwer greifbar. Prinzipiell sind die allem die noch bestehenden salzbe- Erhaltung und das Offenhalten der einflussten Mähwiesen und Weiden, Bestand, Siedlungsdichte und Salzwiesenbereiche entlang des ge- wobei der Schwerpunkt am Ostufer Lebensräume im Untersuchungs- samten Seerandes notwendig, wo- des Sees liegt, das offenbar durchge- gebiet: Das einzige österreichisches bei jedoch auch ein gewisser Ver- hend von Weiden am See bis Apetlon Vorkommen der Pannonischen brachungsanteil gewährleistet sein besiedelt wird. Am Westufer ist die Strandschrecke befindet sich im Neu- muss. Art auf die wenigen, deutlich kleinflä- chigeren salzbeeinflussten Seewiesen beschränkt. Die meisten Vorkommen der Grünen Strandschrecke entlang des Seerandes betreffen relativ kleine Populationen in der Größenordnung von max. 30 Individuen. Die Grüne Strandschrecke benötigt sehr offe- ne, wechselfeuchte Grünlandhabitate mit lückig bewachsenen bis nackten Bodenstellen.

Gefährdungsursachen: Aufgabe der Pannonische Strandschrecke (Epacromius coerulipes). Beweidung im Seevorgelände und Foto: Robert Vlk Verschilfung der Salzstandorte.

43 Indikatorgruppe Säugetiere (Mammalia) Barbara Herzig

Als Vertreter der Gruppe der Säugetiere kommen für den Neusiedler See zwei Mäusearten als Indika- torarten in Betracht. Microtus oeconomus mehelyi, ist in Österreich, Ungarn und der Slowakei durch gla- ziale Relikt- Vorkommen vertreten. Die Verbreitung der Unterart in Österreich ist um den Neusiedler See konzentriert und reicht im Osten des Verbreitungs- gebiets vermutlich bis in den Hanság. Die Unterart ist im Anhang IV der FFH-Richtliniegenannt, in der Roten Liste gefährdeter Tiere Österreichs wird sie als gefährdet eingestuft (Spitzenberger, 2005). Micromys minutus ist in der Paläarktis weit ver- breitet. Die Zwergmaus bewohnt hauptsächlich Sumpfwühlmaus (Microtus Schilfbestände und ist an Feuchtigkeit gebunden. In oeconomus mehelyi) ausreichend feuchten Klimaten werden auch Wiesen Foto: www.naturfoto.cz (No. 7853) und Felder bewohnt. Arten Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG

Sumpfwühlmaus (Microtus oeconomus mehelyi)

Kurzbeschreibung: Es handelt sich um eine große Wühlmaus mit relativ langem, zweifärbigem Schwanz und bräunlichem Fell mit einer stark ver- dunkelten Zone in der Rückenmitte.

Bestand und Siedlungsdichte im Untersuchungsgebiet: Wenn wir die Verbreitung der Sumpfwühlmaus nach alten Gewöllauswertungen und frühem Sammlungsmaterial des Na- turhistorischen Museums Wien be- urteilen, so war die Art um 1960 noch rund um den See mit Ausläufern im Norden bis in das Teichbachtal und Abb. 14: Aktuelle (2011) Fangpunkte von Microtus oeconomus mehelyi im im Osten bis in den Hanság verbrei- Seewinkel bzw. auf den Zitzmannsdorfer Wiesen, sowie Gewöllnachweise tet. In den letzten Jahrzehnten konn- von 2005 bis 2011 am Ostufer und 1980 bis 1990 am Westufer mit einge- ten nur mehr wenige Nachweise der zeichneten, ungefähren Aktionsradien der Art im Gebiet erbracht werden. Schleiereulen (r = 2 km). Kartenquelle: BEV – Bundesamt für Eich und Vermessungswesen in Wien, T2011/79907. 44 Lebensräume: Das Hauptvorkom- Zwergmaus (Micromys minutus). men liegt in Schwarzerlen und Foto: kleinsaeuger.at Aschweidenbestände, Hochstau- • Mahd der randseitigen Wiesen un- denfluren aus Grosseggen (Carex ter Mitnahme dieser Carex- und riparia und C. vulpina), Rohrkolben Lycopus-Bestände (Typha angustifolia), Blutweiderich • Schilfernte vom Randbereich aus- (Lythrium salicaria), Gilbweiderich gehend mit weitgehender Zerstö- (Lysimachia vulgaris), Wolffuß (Lyco- rung des Bestandes bis zur Bo- pus europaeus). In geringerer Dichte denoberfläche im nur zeitweise überschwemmten • Lagerung von Altschilf Teilen des Phragmitetums, so wie bei • „Säuberung“ = Mahd entlang von großer Gesamtdichte in weiter land- Dammstraßen und Kanälen seitig liegenden Knopfbinsen (Schoe- • Anschüttungen für weitere Anla- nus nigricans)- und feuchten Pfei- gen bzw. Bauvorhaben fengras (Molinia caerulea)-Wiesen. Microtus oeconomus mehelyi lebt als Schutzmaßnahmen: Nicht nur im Niedermoorbewohner im Neusiedler unmittelbaren Bereich des Schilfgür- See Bereich heute noch zumeist in tels, sondern auch bei in den Seewie- siedler See verbreitet. Zwergmäuse nassen bis feuchten Phragmites-Be- sen liegenden Feuchtgebieten (z.B. können ein relativ weites Feld an Ha- ständen, mit reichlich Unterwuchs, Viehhüter nördlich von Podersdorf), bitaten bewohnen. In dichten, ho- und in Carex-Beständen. Die Pflanzen sollten bei der Mahd darauf geachtet hen Phragmites-Beständen haben dienen zum Teil der Ernährung die- werden, Randbereiche mit reichlich sie kaum Konkurrenz durch andere ses praktisch reinen Pflanzenfressers, Krautunterwuchs zu erhalten. Nagetiere. Im Bearbeitungsgebiet schaffen aber auch die nötigen klein- findet man sie offenbar nur in den klimatischen Verhältnisse zum Über- Verlandungszonen, Hochgrasbestän- leben an diesen Reliktstandorten. Charakterart „Rote den und feucht/frische Hochstau- denfluren. Erhaltungszustand der Populati- Liste Burgenland“ onen: Es bleibt dabei, dass wir zum Gefährdungsursachen: Die Art ist jetzigen Zeitpunkt zu wenig über Zwergmaus durch den Verlust von großflächigen die Art am Neusiedler See wissen. (Micromys minutus) Röhricht- und Großseggenbeständen Derzeit sind für das Neusiedler See gefährdet. Reine Schilfbestände wer- Gebiet keine seriösen Aussagen über Kurzbeschreibung: Die kleine den als Lebensraum oftmals gemie- Bestandszahlen und -entwicklung Maus hat einen knapp körperlangen den. Ein großes Problem ist ebenfalls von Microtus oeconomus mehelyi Schwanz, die Ohren sind verschließ- die Fragmentierung ihres Habitats. möglich. bar und weitgehend im Fell verbor- gen, die Färbung der Oberseite ist Schutzmaßnahmen: Nach Analyse Gefährdungsursachen ockerfarben und die Unterseite weiß, der Präferenzen der Art im Bearbei- Für Microtus oeconomus mehelyi der Schwanz ist zweifärbig (Böhme, tungsgebiet wäre beim Management sind die ungestörten Randbereiche 1978). im Bereich der Wiesen im Seevorge- des Schilfgürtels sowie Großseggen- lände darauf zu achten entsprechen- bestände wichtig. Derzeit werden Bestand, Siedlungsdichte und de hochwüchsige Schilf-, Carex- und gerade diese Bereiche vielfach redu- Lebensräume im Untersuchungs- Staudenbestände nicht zur Gänze zu ziert durch: gebiet: Nach Gewöllauswertungen entfernen, sondern in Abständen im- • Beweidung bis in den seeseitigen und Fangerfolgen ist die Zwergmaus mer wieder Streifen oder Inseln über Schilfbestand im behandelten Gebiet um den Neu- das Jahr oder länger stehen zu lassen.

45 Indikatorgruppe Amphibien (Amphibia) und Reptilien (Reptilia) Eva Csarmann Reptilien und Amphibien benöti- Für den vorliegenden Bericht wurden als Zielarten Triturus dobrogicus, gen aufgrund ihrer Lebensweise und Rana arvalis wolterstorffi und Zootoca vivipara pannonica ausgewählt. Fortpflanzungsbiologie einen gut strukturierten, abwechslungsreichen Arten Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG Lebensraum. Aufgrund dieser hohen Habitatansprüche und wegen ihrer Donaukammmolch (Triturus dobrogicus), Empfindlichkeit gegenüber Umwelt- Foto: Stefan Weiss giften eignen sich diese Tiergruppen sehr gut als Indikatororganismen. Ihr Vorkommen oder Fehlen kann Aufschluss über den ökologischen Erhaltungszustand eines Gebiets geben. Das Seevorgelände stellt ein bedeutendes Refugium dar, in dem rund die Hälfte der heimischen Ar- ten vorkommt. Insgesamt konnten zehn Amphibien- und sieben Rep- Donaukammmolch nen handeln dürfte. Bei allen Fund- tilienarten in dieser Region nachge- (Triturus dobrogicus) standorten handelt es sich um seich- wiesen werden. te, temporäre Vernässungsstellen, Kurzbeschreibung: Triturus dob- die vom eigentlichen See abgetrennt Folgende Arten kommen im Projekt- rogicus ist die kleinste europäische sind. gebiet vor (Cabela et al., 2001): Kammmolchart. Die relativ schlan- Amphibien: ken, zierlichen Tiere erreichen eine Gefährdung: Die stärkste Gefähr- • Triturus dobrogicus Länge von ungefähr 13 cm. Typisch dungsursache ist wohl der laufende • Lissotriton vulgaris ist der orangerote Bauch mit dunk- Lebensraumverlust. Die Zerstörung • Bombina bombina len, scharf abgegrenzten Flecken. bzw. Entwertung der Laichgewässer • Pelobates fuscus Der Donaukammmolch bevorzugt durch Trockenlegung oder Fisch- • Bufo bufo temporäre stehende Gewässer, wie besatz hat auch in Österreich zu • Bufo viridis Altwässer, Sümpfe und Gräben, in einer weitreichenden Gefährdung • Hyla arborea denen er von Ende März bis Mitte der Bestände geführt. Die verblei- • Rana arvalis wolterstorffi Juni zu finden ist. benden Kammmolchpopulationen • Rana dalmatina unterliegen einer zunehmenden • Pelophylax spp. Bestand, Siedlungsdichte und Isolation, so dass die Wieder- oder Lebensräume im Untersuchungs- Neubesiedlung geeigneter Lebens- Reptilien: gebiet: Für das gesamte Westufer ist räume nur noch eingeschränkt statt- • Anguis fragilis die Besiedlung durch Triturus dobro- findet. Im Untersuchungsgebiet ist • Lacerta agilis gicus als sehr gering anzunehmen. In der Kammmolch auf die Erhaltung • Lacerta viridis weiten Bereichen fehlt die Art völlig, von Feuchtstandorten in Form von • Zootoca vivipara pannonica sodass es sich bei den Funden um Überschwemmungsflächen ange- • Coronella austriaca recht kleine und isolierte Populatio- wiesen, die leider selten in entspre- • Elaphe longissima chender Ausdehnung und Dichte zu • Natrix natrix finden sind. Einen weiteren starken

46 Gefährdungsfaktor stellt der Stra- ßenverkehr dar. Durch den regel- mäßigen Wechsel der Lebensräume Charakterarten „Rote Liste Burgenland“ und die damit verbundene Wander- aktivität, ist die Mortalität auf den Balkan-Moorfrosch Gefährdung: Da die Art in Öster- Straßen für fast alle heimischen Am- (Rana arvalis wolterstorffi) reich in ihrer Verbreitung auf den phibienarten ein großes Problem. Osten beschränkt ist (Cabela et al., Im Landlebensraum kann auch die Kurzbeschreibung: Der Moorfrosch 2001), kommt dem Gebiet rund um Wiesenmahd eine ernstzunehmen- ist ein zierlich gebauter, eher kleiner den Neusiedler See besondere Be- de Bedrohung darstellen. Frosch mit spitzer Schnauze. Mar- deutung zu. Dieses Areal stellt einen kant sind der helle Mittelstreifen, Verbreitungsschwerpunkt der hei- Schutzmaßnahmen: Die geringe sowie die hellen Drüsenbänder bei- mischen Population dar und somit Siedlungdichte bzw. das Fehlen der derseits am Rücken. Die hellgelbe ein wichtiges Refugium für deren Art in weiten Bereichen des west- oder weiße Bauchseite ist immer Erhalt. Die Abhängigkeit von einem lichen Seevorgeländes dürfte vor ungefleckt. Männchen in Paarungs- hohen Grundwasserspiegel (Blab & allem auf den Mangel an geeigne- stimmung zeigen eine auffällige, him- Vogel, 1996) macht Rana arvalis ten Laichhabitaten zurückzuführen melblaue Färbung. wolterstorffi empfindlich gegenüber sein. Die Wiederherstellung von Rana arvalis wolterstorffi besie- Entwässerungsmaßnahmen und ehemaligen Habitaten bzw. Schaf- delt, seinem Namen entsprechend, Grundwasserabsenkungen. fung neuer Lebensräume ist im häufig Moorgebiete. Als besondere Einzugsbereich der noch bestehen- Anpassung weisen Laich und Kaul- Schutzmaßnahmen: Hier gelten den Populationen sinnvoll. Wobei quappen eine Toleranz gegenüber dieselben Empfehlungen wie für bei der Neuanlage von Gewässern leicht erhöhten Säurewerten des Triturus dobrogicus. Da es sich um mehrere kleinere besser sind als ein Laichgewässers auf. Moorfrösche grundlegende, allgemeine Lebens- größeres. Generell wird der Rückbau kommen aber auch in anderen Bio- raumverbesserungen für Amphibien von Entwässerungsmaßnahmen im topen vor, sofern die Bedingung eines handelt, profitieren beide Arten von Seevorgelände empfohlen. gleichbleibenden, hohen Grund- und diesen Maßnahmen, die die Schaf- Da alle Amphibienarten sehr Stauwasserstands erfüllt ist (Blab & fung von neuen Laichgewässern (in empfindlich auf Pestizide reagie- Vogel, 1996). Temporäre, flache und Verbindung mit dem Rückbau von ren, sollte bei der Schaffung neuer stark besonnte Standorte werden zur Entwässerungsanlagen), verbesser- Feuchtstandorte auf entsprechen- Fortpflanzung bevorzugt. ten Straßenschutz und eine amphibi- de Pufferzonen zu konventionell enfreundliche Mahd umfassen. bewirtschafteten Ackerflächen ge- achtet werden. Amphibienschutz an Straßen wird im Projektgebiet und dem Umland betrieben. Bei der Wiesenmahd im Seevorgelände sollte unbedingt auf eine möglichst amphibienfreundliche Methode zu- rückgegriffen werden. Generell sind langsame Maschinen vorzuziehen. Mit einer Mindestschnitthöhe von zirka 10 cm kann die Überlebens- wahrscheinlichkeit für Amphibien Moorfrosch (Rana arvalis wolterstorffi) und Reptilien bereits erhöht werden. Foto: Eva Csarmann

47 Pannonische Bergeidechse (Zootoca vivipara pannonica)

Kurzbeschreibung: Zootoca vivipara pannonica erreicht eine durchschnittliche Körperlänge von 140 mm. Sie besitzt rela- tiv kurze Gliedmaßen und einen kräftigen Schwanz mit kurzer Spitze. Die Färbung ist recht variabel, der Rücken ist meist hell- bis dunkelbraun.

Bestand, Siedlungsdichte und Lebensräume im Untersuchungsgebiet: Aus neuerer Zeit gibt es keinerlei Hinweise auf ein Vorkommen von Zootoca vivipa- Große Moosjungfer ra pannonica am Westufer. Leider blieb (Leucorrhinia pectoralis), Foto: Helmut Höttinger eine Suche auch im Zuge dieser Arbeit ohne Ergebnis. Der Lebensraum von Zoo- toca vivipara pannonica umfasst Sümpfe, Indikatorgruppe Feuchtwiesen und wechselfeuchte Wiesen ebenso wie Trocken-, Halbtrocken- und Schmetterlinge (Lepidoptera) und bodensaure Magerrasen. Wichtig ist die Libellen (Odonata) Helmut Höttinger enge Verzahnung von Feucht- und Tro- ckenstandorten. Schmetterlinge stellen eine hervorragende Indikatorgruppe dar, da sie sehr sensibel auf Veränderungen ihres Lebensraumes reagieren. Erhaltungszustand der Populationen: Im Rahmen der Kartierungen 2013 gelang innerhalb von acht Kar- Da keine gesicherten Daten zum Vorkom- tierungstagen der Nachweis von 30 Libellen- und 44 Tagfalterarten men der Art vorliegen, kann über den Er- (inkl. Familie der Hesperiidae). haltungszustand keine Aussage gemacht werden. Es ist aber zu befürchten, dass Arten Anhang II die ausbleibenden Funde tatsächlich einen der Richtlinie 92/43/EWG Rückgang bzw. ein Fehlen in diesem Gebiet anzeigen. Große Moosjungfer Verbreitung / Bestand: Aus dem Leucorrhinia pectoralis Burgenland stammten aktuelle Fun- Gefährdung: Der zunehmende Lebens- (Charpentier, 1825) de bisher nur aus dem Neusiedler raumverlust ist im Tiefland die vorranige See-Gebiet und dem angrenzenden Gefährdungsursache. Trockenlegung bzw. Leucorrhinia pectoralis ist in Leithagebirge (Raab, 2005a; Raab et Düngeeintrag beeinträchtigen die Habitat- den Anhängen II und IV der al., 2006). Die Art ist im Burgenland qualität für Zootoca vivipara pannonica. FFH-Richtlinie verzeichnet und aber wesentlich weiter verbreitet, als in Österreich „vom Aussterben bisher bekannt war (Höttinger, Schutzmaßnahmen: Da isolierte Rest- bedroht“. Das Burgenland be- unveröffentlicht). Dies hat sich auch vorkommen nicht auszuschließen sind, herbergt im und um den Neu- im Rahmen des EuLakes-Projektes wäre es wichtig, potentielle Lebensräume siedler See einen national be- durch die Funde im Seevorgelände zu erhalten bzw. zu schaffen. Dies sind deutenden Bestand dieser Art. auf der Westseite des Neusiedler vor allem Feuchtbiotope und trockene, Sees bestätigt. besonnte Magerrasen.

48 Lebensraum / Biologie: Leucorr- Hecken-Wollafter (Eriogaster catax) hinia pectoralis lebt hauptsächlich Raupennest, Foto: Helmut Höttinger in Moorgebieten mit Weihern, werden kann. In einem „Rotations- Tümpeln und Torfstichen. Sie be- modell“ mit partieller Entfernung der siedelt aber auch eutrophe Teiche, Vegetation werden wichtige Sukzes- Weiher, Seen und nährstoffarme sionsstadien geschaffen und erhalten. Abgrabungsgewässer in Sand- oder Schottergruben. Viele der Entwick- Hecken-Wollafter lungsgewässer liegen windgeschützt, Eriogaster catax umgeben von lichten Wäldern. Die (Linnaeus, 1758) Art besiedelt vor allem wärmebe- günstigte, kleinere, nährstoffarme Verbreitung / Bestand: Im Rah- Gewässer mit einer geringen Vege- men des EuLakes-Projektes wurde tationsbedeckung. Eriogaster catax im Untersuchungs- gebiet (Seevorgelände westlich und Gefährdung: Die Hauptursache des nördlich des Neusiedler Sees) trotz Rückgangs ist die Zerstörung (z.B. gezielter Nachsuche in allen potenti- durch Verfüllung, Entwässerung, ellen Habitaten nur an einer einzigen Grundwasserabsenkung) oder na- Stelle nachgewiesen. türliche Verlandung ihrer Larvenge- wässer. Eine zusätzliche Gefährdung Lebensraum: Eriogaster catax besie- ergibt sich aus der Bindung an ein delt in Österreich hauptsächlich son- stung, Überbauung, Überschüttung, mittleres Sukzessionsstadium der nenexponierte und windgeschützte Anlage von Deponien, Erweiterung Vegetation. Eutrophierung (Nähr- Gebüsche (Prunus spinosa und Cra- von Schottergruben, Änderung der stoffeinträge), Fischbesatz und zu taegus), verbuschende Mager- und Waldbewirtschaftung, insbeson- starke Beschattung der Entwick- Halbtrockenrasen, strukturreiche dere der Rückgang der Mittel- und lungsgewässer engen ihren Lebens- Waldränder und im Nieder- oder Niederwaldbewirtschaftung und raum ebenfalls ein. Mittelwaldbetrieb bewirtschaftete möglicherweise auch der Waldwei- Wälder. Zahlreiche Nachweise aus de (Freina, 1996; Weidemann & Handlungsbedarf: Da diese Art Österreich gibt es allerdings auch Köhler, 1996), Entfernung von He- weder weder vegetationslose Ge- von Böschungen und Dämmen ent- cken, Gebüschen, Feldgehölzen und wässerabschnitte noch bereits stark lang von Straßen, Wegen und Bahn- Waldsäumen, z.B. im Rahmen von verlandende Bereiche besiedelt, son- dämmen. Kommassierungen (Freina, 1996) dern nur Gewässer, die sich in den und Einsatz von Dimilin und an- Zwischenstadien der Verlandung Gefährdungsursachen: Während E. deren Insektiziden im Rahmen von befinden, besteht für diese Art be- catax in Osteuropa nicht gefährdet „Schädlingsbekämpfungsmaßnah- sonderer Handlungsbedarf. Prakti- ist, kommt die Art in Mitteleuropa men“ (Freina, 1996; Weidemann sche Erfahrungen aus Deutschland meist nur mehr lokal und kleinflächig & Köhler, 1996). (z.B. Schiel & Buchwald, 1998; vor (Drews & Wachlin, 2003). Vie- Sternberg & Buchwald, 2000) le Populationen sind durch direkte Handlungsbedarf / Monitoring: und der Schweiz (z.B. Wildermuth, anthropogene Eingriffe in die Hab- Besonders wichtig ist die Berück- 1992) zeigen, dass gerade bei dieser itate verschwunden oder entschei- sichtigung der Ansprüche der Art bei Art durch gezielte Pflegemaßnahmen dend dezimiert worden. Dazu zählen Pflegemaßnahmen, bei denen in Ge- an den Fortpflanzungsgewässern die beispielsweise: hölzbestände (insbesondere verbu- Populationen gestärkt und deren Zerstörung von Trocken- und schende Halbtrockenrasen, Hecken Ausbreitung erfolgreich gefördert Halbtrockenrasen, z.B. durch Auffor- und Gebüsche) eingegriffen wird.

49 Charakterarten „Rote Liste Burgenland“

Gefleckten Smaragdlibelle seltensten Tagschmetterlingsarten Somatochlora flavoma- und kommt nur mehr sehr lokal im culata (Vander Linden, nördlichen Landesteil vor. 1825) Verbreitung / Bestand: Im Zuge des Bestand, Siedlungsdichte und EuLakes-Projektes gelang ein Nach- Lebensräume im Untersuchungs- weis mehrerer Raupennester auf ei- gebiet: Somatochlora flavomaculata ner großflächigen, verbuschenden, besiedelt seichte Bereiche stehender feuchten Brachfläche im Bereich des und langsam fließender Gewässer mit Seevorgeländes bei Purbach. Der Fal- dichter Vegetation, vor allem niedrige ter neigt besonders nach Massenver- Streuobstwiese Röhrichte, Niedermoore und Seggen- mehrungen zu Wanderungen, dann Foto: Josef Weinzettl und Binsensümpfe. Die Imagines sind kann er auch in Gebieten angetrof- auch häufiger abseits von Gewässern fen werden, in denen er zuvor jahr- Gefährdung: Die Gefährdungs- zu beobachten. Die Art tritt, unter zehntelang nicht beobachtet wurde faktoren sind hauptsächlich in der anderem auf Grund der vermutlich (Eckstein, 1892; Schulte et al., Strukturverarmung der Landschaft dreijährigen Larvalentwicklung, in 2007; Reinhardt et al., 2007). ). Die und den noch immer anhaltenden zyklischen Häufigkeitsschwankun- letzte Massenvermehrung im Bur- Intensivierungstendenzen in der gen auf (Kuhn & Burbach, 1998; genland fand in den 1950er-Jahren Land- und Forstwirtschaft zu su- Wildermuth, 1992). Im Bereich des statt (Höttinger, unveröffentlicht). chen. Dazu zählen z.B. die Dezi- Neusiedler Sees wurde die Art 2011 mierung von Hecken, Feldgehölzen, erstmalig beobachtet. Lebensraum: Aporia crataegi tritt in Streuobstwiesen, Brachen und auf- Ost-Österreich je nach Lokalität, Hö- gelockerten Waldrändern sowie die Erhaltungszustand der Populatio- henlage und Witterung in einer lang- Schädlingsbekämpfung. Auch die nen: Die wichtige Frage, ob es sich gestreckten Generation von Ende Aufforstung von Brachflächen mit bei den aktuellen Nachweisen im Bur- April bis Anfang August auf. Die Nadelgehölzen, die vermehrte An- genland und im östlichen Niederös- Art benötigt struktur- und blüten- pflanzung fremder Gehölze und die terreich um eine Ausbreitung in den reiche, offene bis halboffene, strauch- Sukzession von halboffenen Flächen letzten Jahren handelt, oder die Art bzw. baumbestandene Landschaf- in der Kulturlandschaft zu dichten bisher nur übersehen wurde, ist wohl ten (Koschuh & Gepp 2004) und Gehölzbeständen schränkenden Le- derzeit nicht eindeutig zu beantwor- besiedelt eine Vielzahl von Lebens- bensraum zusätzlich ein. ten. Aufbauend auf weitere Forschun- räumen, z.B. Brachen, Grünstreifen gen kann eine eventuelle Gefährdung von Autobahnen und Schnellstraßen, Handlungsbedarf: Extensive Be- eingeschätzt und Schutzmaßnahmen lichte Wälder, Gebüsche, Alleen und wirtschaftung von halboffenem abgeleitet werden. Hecken, Streuobstwiesengebiete, Kulturland mit lockerem Baum- Halbtrockenrasen, Gebüsch- und und Heckenbestand, Erhaltung bzw. Baum-Weißling Saumgesellschaften an Böschungen, Neuanlage buschiger Waldränder Aporia crataegi Dämmen, Waldrändern und Tro- und Säume, Schonung von Hecken, (LINNAEUS, 1758) ckenhängen, Gärten und Friedhöfe. Gebüschen, Feldgehölzen und Bra- chen bei Kommassierungen und Dieser früher weithin gefürchtete Infrastrukturprojekten, Förderung „Schädling“ an Obstbäumen ge- extensiver Formen der Land- und hört heute im Burgenland zu den Forstwirtschaft.

50 Indikatorgruppe Schmetterlinge (Lepidoptera) – Nachtfalter Thomas Zechmeister und Horst Bobits Laelia coenosa

Wie Tagfalter stellen auch Nacht- an Trägspinnern (Lymantriinae). Das falter eine hervorragende Indi- Seevorgelände des Neusiedler Sees katorgruppe für die Qualität von stellt somit Lebensraum für gut ein Lebensräumen dar, da die Arten Viertel der österreichischen Nacht- Foto: András Szabadfalvi sehr sensibel auf Veränderungen ih- falterfauna (Macrolepidoptera) dar. res Lebensraumes reagieren. Es finden sich 3 Arten des An- Der Falter fliegt im Juli bis Anfang Aus dem 8. Umweltkontrollbe- hangs II und 2 Arten des Anhangs August, die Raupe findet man von richt, UMWELTBUNDESAMT IV der Richtlinie 92/43/EWG. September bis Juni auf Poaceae und 2007 – Umweltsituation in Öster- Als Indikatorarten für das Seerand- Cyperaceae, Cladium mariscus, fer- reich, geht hervor, dass ein Anteil gebiet zwischen Mörbisch und Apet- ner an Phragmites, Festuca, Carex, von 20% der rund 1200 heimischen lon wurden folgende Arten nominiert: Scirpus spp. Nachtfalterarten (Macrolepidoptera) Kasi konnte die Art in den 1950er eine Gefährdung aufweisen. Es sollte Gelbbein- oder Jahren in Neusiedl, Illmitz und Apet- somit das Bestreben sein, die ver- Schilf-Bürstenspinner lon gehäuft auffinden, vorher war bliebenen Lebensräume durch Pflege Laelia coenosa Hb. die Art kaum bekannt. Sie konnte und Management bestmöglich für (Lymantriidae) auch 2011 am Seevorgelände des die Zukunft zu sichern. Neusiedler Sees, an einigen Stellen, Die Kartierungen fanden alle 2012 nachgewiesen werden. in 24 Erhebungsnächten, an insge- Zur Arterhaltung sind Pflege und samt 12 Standorten statt, wobei 6 der Schutz von großräumigen Nass- Standorte im Bereich Rust, Oggau, wiesen in der Seerandzone entschei- Donnerskirchen, Winden und Wei- dend. den im Bereich der Seewiesen lagen. 4 weitere Standorte lagen im Bereich Nationalpark Neusiedler See im Ge- Foto: András Szabadfalvi Striemen-Schilfeule biet von Neusiedl am See, Illmitz und Senta flammea Curtis Apetlon. Um potenzielle Nachweise Rote Liste Österreichs 1994: (Noctuidae) für das Gebiet zu erfassen, wurden 2, stark gefährdet noch 2 weitere Standorte, allerdings Rote Liste Deutschland: gefährdet abseits des Seebeckens in Winden Die hygrophile Art kommt in Euro- Rote Liste Österreichs 1994: und bearbeitet. Es ge- pa sehr lokal an feuchten bis sump- 2, stark gefährdet lang der Nachweis von 124 Arten figen Standorten (Röhrichten und an Eulen (Noctuidae), 57 Arten an Großseggensümpfen, nasse Wiesen, Diese hygrophile Art findet sich eu- Spannern (Geometridae), 2 Arten Randzonen der stehenden Gewäs- ropaweit sehr lokal an sumpfigen an Pfauenspinnern (Saturiidae), 10 ser) vor. Die Art ist in Skandinavien Stellen um Gewässer, Niedermoore, Arten an Schwärmern (Sphingi- nur in Dänemark und Südschweden Nasswiesen und Streuwiesen. Die dae), 7 Arten an Sichelflügler (Dre- bekannt, in Tschechien fehlt sie gänz- Art fehlt in Böhmen und Mähren, in panidae), 6 Arten an Zahnspinnern lich. Laelia coenosa ist in Österreich Polen tritt sie an wenigen Stellen auf. (Notodontidae), 6 Arten an Glucken nur in der Neusiedler See – Niede- Senta flammea kommt in Österreich (Lasiocampidae), 14 Arten an Bären- rung und wahrscheinlich im öst- nur am Neusiedler See und im öst- spinnern (Arctiidae), sowie 6 Arten lichsten Niederösterreich verbreitet! lichsten Niederösterreich vor!

51 Der Falter bringt im Burgenland Falter kommt nur an wenigen Stellen in Oberweiden, Niederösterreich, zwei Generationen hervor, wobei in der Steiermark, im nordöstlichen nachgewiesen wurde, könnte mit die erste Generation von April bis Niederösterreich und Burgenland einem Einwandern aus dem Osten Mai und die zweite von Juni bis Juli vor. Die Goldeule fliegt im Burgen- erklärbar sein. Wichtig für die Arter- fliegt. Die Raupe lebt ausschließlich land in 2 Generationen von Mai bis haltung ist die Pflege der Nasswiesen im Schilfhalm Phragmites australis, Juni und von Juli bis August, Rau- durch eine späte Mahd. die Puppe überwintert. pen findet man im Juni/Juli und von September bis Mai ausschließlich an Euxoa segnilis Duponchel Blättern des Großen Wiesenknopfes (Noctuidae) (Sanguisorba officinalis). Die Rau- pe der 2. Generation überwintert. Nach Issekutz, 1971, ist auch noch eine dritte Generation im Septem- ber/Oktober möglich.Trotz mehr- facher Suche konnte der Falter im Striemen-Schilfeule, Senta flammea, Seevorgelände im Bereich Neusiedl – Foto: András Szabadfalvi Zitzmannsdorfer Wiesen 2011 nicht Foto: András Szabadfalvi Art ist im Neusiedler See-Gebiet nachgewiesen werden. immer wieder nachzuweisen, gilt Rote Liste Österreichs 1994: aber als selten. Nachweise aus dem 2, stark gefährdet Gebiet liegen von T. Zechmeister aus Oggau und Illmitz 2011 vor, von Bei dieser Art der Gattung Euxoa H. Bobits aus den 1970er und von handelt es sich um eine xerothermo- Kasi aus den 1960er Jahren im Gebiet phile Trockenlandart mit südöstli-

Weiden, Illmitz und Apetlon – alle- Diachrysia zosimi chem Verbreitungsschwerpunkt, die samt im Juli. Eine scheinbar positive Foto: András Szabadfalvi lokal und selten an warmen, sandigen Bestandsentwicklung ist auf Kartie- und steppenartigen Standorten vor- rungsdefizite der letzten Jahrzehnte D. zosimi wurde im Burgenland kommt. Die Nordgrenze des Areals in zurückzuführen. im Bereich der Zitzmannsdorfer Mitteleuropa verläuft durch Ungarn, Als Schutzmaßnahme sind groß- Wiesen durch Bobits und Kasi in die Südslowakei und Ostösterreich. flächig Feuchtwiesen, die mit dichten den 1970er Jahren wiederholt nach- Das einzige bekannte österreichische Schilfbeständen verzahnt sind, zu gewiesen, sodass eine Nachsuche Vorkommen liegt im Burgenland im erhalten. in den folgenden Jahren sicherlich Bereich zwischen Illmitz und Pod- sinnvoll wäre. Ältere Befunde liegen ersdorf. Der Falter fliegt im Burgen- Diachrysia zosimi Hb. aus dem Südburgenland von Issekutz land in der 2. Augusthälfte und im (Noctuidae) von Eberau, Kofidisch, Neumarkt i. September und konnte von H. Bo- d. Wart und Neumarkt a. d. Raab so- bits und T. Zechmeister 2012 in der Rote Liste Österreichs 1994: wie von Kasi von den Zitzmannsdor- salzigen Sandlandschaft des Illmitzer 2, stark gefährdet fer Wiesen, aus den 1960er Jahren, Gemeindewäldchens am Licht nach- vor. Der Falter wurde aktuell von T. gewiesen werden. Der letzte Beleg Bei dieser Art aus der Unterfami- Zechmeister im August 2009 auf den stammt von Höttinger und Huemer lie Plusiinae handelt es sich um eine „Winkelwiesen“ im Stremtal, Südbur- aus dem Jahr 2003. Abgesehen von hygrophile sowie thermophile Art, genland festgestellt. Dass der Falter fragwürdigen Fundorten im March- die in Mitteleuropa sehr lokal auf- erst in den 1950er Jahren von Reisser feld, Niederösterreich, ist diese Art tritt. Sie bevorzugt feuchte Wiesen, österreichweit aktuell nur mehr an Nasswiesen und Streuwiesen. Der wenigen tiefgründigen salz-sandigen

52 Stellen bei Illmitz im Seevorgelände vor allem an Kiesbettfluren, sowie nachzuweisen. Durch entsprechende sandige Trockengebiete gebunden. Biotoppflegemaßnahmen sollte dafür kein Nachweis erbracht werden. In Im Burgenland ist die Verbreitung Sorge getragen werden, dass dieses den Folgejahren muss hiernach im ausschließlich auf den sandigen See- Sand-Gebiet nicht durch Spontan- Seevorgelände und im Hanság wei- dammbereich zwischen Illmitz und bestockung einer schleichenden tergesucht werden. Belegte Funde Podersdorf beschränkt! Die über- Sukzession unterliegt und die Art wurden in den 1990er Jahren in der winternde Raupe lebt an Wurzeln gänzlich verschwindet. Steiermark von Habeler, Fauster und verschiedener Kräuter und Gräser Hamborg gemacht. (Poaceae spp.). Büttners Schrägflügeleule Nachweise aus dem Seevorgelän- Die Art wurde 2011 am Köder und Sedina buettneri Hering de liegen von Bobits aus den 1970er Licht zwischen Illmitz und Poders- (Noctuidae) Jahren vor, aus den 1960er Jahren dorf nachgewiesen. von F. Kasi bei Purbach und den Rote Liste Österreichs 1994: Zitzmannsdorfer Wiesen zwischen Lignyoptera fumidaria 2, stark gefährdet Neusiedl und Podersdorf. Da die Art Hbn. (Geometridae) bis 1958 in Österreich unbekannt war, könnte es bei dieser Art zu Po- Art des Anhangs II und IV der pulationsschwankungen oder Wan- FFH-Richtlinie derbewegungen kommen.

Kiefernsaateule

Foto: András Szabadfalvi Agrotis vestigialis Hufn. (Noctuidae) Diese hygrophile Art ist sehr verän- derlich. Sie kommt nur sehr lokal und Rote Liste Österreichs 1994: ausschließlich an sumpfigen Stellen 1, vom Aussterben bedroht rund um Gewässer (wie Röhrichte, Foto: András Szabadfalvi Flachmoore, Nasswiesen, Streuwie- sen, Großseggensümpfe) vor. Die Beim diesem ca. 30 mm großen Art fehlt in Böhmen. In Österreich Frostspanner handelt es sich um eine kommt die Art hauptsächlich in südöstliche Art, die sehr lokal in tro- Schutzgebieten in der Steiermark, ckenen, warmen Steppengebieten in dem östlichsten Niederösterreich SO-Mitteleuropa zu finden ist. Das und dem Nordburgenland vor. Der Weibchen ist flügellos. Die Raupe Falter fliegt im Burgenland erst in Foto: András Szabadfalvi ernährt sich von Achillea asplenifo- der ersten Oktoberhälfte. Die Eier lia, Aster spp. und Salvia pratensis. überwintern, die Raupen findet man Bei dieser xerothermophilen Offen- Der Falter fliegt fliegt in der ersten minierend in den Blättern, später in landart handelt es sich um eine sehr Novemberhälfte gegen Mittagszeit den Halmen der Sumpf-Segge (Ca- veränderliche Spezies, wobei das auf den Zitzmannsdorfer Wiesen rex acutiformis), seltener beim Gro- Weibchen fadenförmige, das Männ- zwischen Neusiedl und Podersdorf, ßen-Schwaden (Glyceria maxima). chen kammzähnige Fühler aufweist. sonst sind im Burgenland keine Trotz intensiver Suche durch Ab- Die Art ist europaweit nur lokal ver- Standorte bekannt. Ein Nachweis ge- leuchten der Vegetation einer feuch- breitet, wir finden sie nur stellenweise lang 2011 nicht, jedoch liegen seitens ten Stelle mit Carex-Sumpf zwischen häufiger an warmen, trockenen sandi- Wiener Entomologen Beobachtun- 8 und 11 Uhr abends, konnte 2011 im gen Standorten wie z.B. auch Kiefern- gen aus den letzten Jahren vor, die ein Bereich der Zitzmannsdorfer Wiesen wälden. Die Art ist in Ostösterreich Vorkommen der Art manifestieren.

53 Steppenfrostspanner Standorte oder Bruchwälder benötigt. Schmalflügeliger Fleckleib- Chondrosoma fiduciaria Im Burgenland findet sich die Art in Bär Spilosoma urticae Esp Anker (Geometridae) feuchten Lebensräumen, insbeson- (Arctiidae) dere in der Neusiedler See-Niede- rung. Der Falter fliegt im Burgenland von Ende Juni bis Ende August. Die Raupen fressen Lebermoose sowie Flechten; sie überwintern. Die Population vom Neusiedler See scheint phänologisch einen Übergang zum aus Ungarn beschriebenen ssp. Karvajszkyi DIÖSZ zu bilden. Auf- Foto: Thomas Zechmeister, 2016 grund der schwindenden Lebens- Art des Anhangs II und IV der räume ist diese Art in Österreich FFH-Richtlinie rückläufig. 2011 konnten allerdings einige Fundorte von T. Zechmeister Bei diesem 18 bis 24 mm großen um den See verzeichnet werden. Foto: Fvlamoen Steppenfrostspanner handelt es Vorrangiger Schutz ist nur durch sich um eine sehr seltene und lokale Erhaltung der genannten Lebens- Rote Liste Österreichs 1994: halophile Art, die in Europa nur in räume möglich. 3, gefährdet Ungarn und in Österreich, im Bur- genland (ev. Reliktstandorte in Nie- Schilf-Flechtbärchen Es handelt sich um eine hygrophile derösterreich) an einigen salzhaltigen Pelosia obtusa Herrich- Art mit lokaler Verbreitung. Die Spe- Stellen der Zitzmannsdorfer Wiesen Schäffer (Arctiidae) zies benötigt locker bestockte Ufer- zwischen Neusiedl und Podersdorf, bestände, sowie frische bis feuchte vorkommt. Das Weibchen ist flügel- Sehr lokale Art und sehr selten. Wiesen (Streuwiesen, Nasswiesen, los und unscheinbar. Die Eier über- Lokale Vorkommen sind bekannt in Auwälder, Flachmoore). In Skandina- wintern. Die Raupe frisst von Mai Norddeutschland, Polen, Mähren, vien ist die Art nur in Dänemark und bis Juli an den Blättern von Tithy- der Slowakei, Ungarn und Öster- Südschweden bekannt. Im Burgen- malus cyparissias, angeblich auch reich. In Skandinavien ist sie nur in land findet man sie fast ausschließ- Centaureas spp. Die Art fliegt laut F. Dänemark und Südschweden be- lich in der Neusiedler See-Niederung Kasi im letzten Oktoberdrittel und kannt. Der Lebensraum ist durch in mehreren Generationen von Mai Anfang November. 2011 wurde der sumpfige Flächen, die mit Phragmites bis Ende August. Steppenfrostspanner in den ersten spp. bewachsen sind, charakterisiert. Die Art ist aufgrund der Zerstö- Novembertagen gegen die Mittags- Im Burgenland liegen die Hauptvor- rung von Feuchtwiesen bzw. ihrer zeit auf den Zitzmannsdorfer Wiesen kommen in der Neusiedler See-Nie- Fragmentierung bzw. Trockenlegung durch H. Bobits nachgewiesen. derung, aber auch in verschiedenen stark rückläufig. 2011 konnten einige anderen Feuchtbiotopen. Der Falter Fundorte von T. Zechmeister um den Rundflügelflechtbärchen fliegt hier von Ende Juni bis Ende See verzeichnet werden. Thumata senex Hübner August. Die Raupe dürfte abgestor- Trotz intensiver Suche konnten (Arctiidae) bene Pflanzenteile z.B. auch Schilf- Charakterarten des Neusiedler See reste fressen. 2011 konnten von T. – Gebiets, wie Hyssia cavernosa EV. Rote Liste Österreichs 1994: Zechmeister einige Fundorte um den und Aegle kaekeritziana Hübner, im 2, stark gefährdet See verzeichnet werden. Jahr 2011 nicht mehr nachgewiesen Es handelt sich um eine lokale, aber werden. Hier ist eine Nachsuche in verbreitete Art, die sumpfige, moorige den kommenden Jahren notwendig.

54 Indikatorgruppe Vögel Michale Dvorak

Weißstorch (Ciconia ciconia), Foto: Michael Dvorak Während Bestand, Verbreitung und Ökologie der den Schilfgür- tel bewohnenden Arten bereits seit Arten Anhang I Jahrzehnten untersucht werden (z.B. Dvorak et al, 1997; Festetics & der Richtlinie 79/409/EWG Leisler, 1999; Nemeth et al., 2004) Weißstorch zumindest ein Brutpaar. In den meis- sind über die Vogelwelt der landsei- (Ciconia ciconia) ten Bereichen sind die Seewiesen im tigen Verlandungszonen nur weni- derzeitigen Zustand nur bedingt für ge Daten verfügbar. Dies ist umso Der Lebensraum von Ciconia ci- den Vogel als Nahrungshabitat ge- bedauerlicher, als dass es gerade im conia umfasst offene bis halboffe- eignet. Viele Bereiche sind zu stark Bereich des Seevorgeländes in den ne Kulturlandschaften. Bevorzugt verschilft, an anderen Stellen reichen letzten Jahrzehnten zu wesentlichen- werden ausgedehnte feuchte Fluss- die Ackerflächen bis unmittelbar an Veränderungen gekommen ist. An niederungen mit extensiv genutzten den Schilfrand. Sämtliche Maßnah- den See angrenzende Wiesenflächen Grünlandflächen. Vom Nistplatz aus men, die eine Zurückdrängung des wurden entweder in Äcker umgewan- können die Vögel über weite Distan- Schilfes bewirken, fördern daher die delt, in Freizeitanlagen integriert und zen ihre Nahrungsgebiete aufsuchen. Entwicklung geeigneter Nahrungs- damit nachhaltig verändert oder sie Die burgenländischen Störche ziehen flächen. verschwanden ab Mitte der 1960er über Osteuropa ins Winterquartier Beobachtungen des Weißstorchs Jahre nach der damaligen Anhebung nach Ost‐ und Südafrika. Die meis- im Untersuchungsgebiet in den Jah- des Seepegels und der damit verbun- ten Gemeinden am Westufer des ren 2006 und 2011 siehe Abb. 15 auf denen landseitigen Ausbreitung des Sees Neusiedler Sees beherbergen Seite 56. Schilfgürtels.

55 Foto: Archiv NP Neusiedler See

Rohrweihe (Circus aeruginosus)

Circus aeruginosus ist fast sogroß wie ein Mäusebussard, jedoch etwas schlanker und schmalflügeliger. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist die V‐förmige Haltung der Flügel beim Segeln und Gleiten. Die Nah- rung besteht aus Vögeln und Klein- säugern, die gewöhnlich im nied- rigen Suchflug erbeutet werden. Circus aeruginosus ist ein Zugvogel und überwintert von Südwesteuropa bis ins tropische Afrika. Die Rohr- weihe besiedelt offene Landschaften und brütet in Röhrichtbeständen. Die Art ist ein verbreiteter Brutvo- gel im Schilfgürtel des Neusiedler Sees und im Neusiedler See‐Gebiet die mit Abstand häufigste Weihe, in den meisten Bereichen ist sie auch der häufigste Greifvogel. Die be- vorzugten Nahrungsgebiete liegen Abb. 15: Beobachtungen des abseits des Schilfgürtels in der offe- Weißstorchs (Ciconia ciconia) im nen Kulturlandschaft, wo bevorzugt Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ kurzwüchsige oder kahle Flächen be- und Umgebung in den Jahren 2006 jagt werden. Sämtliche Maßnahmen, und 2011. die die Seewiesen offener machen und hier das Röhricht zurückdrän- gen erhöhen die Attraktivität dieser Flächen als Jagdgebiet für die Art.

56 Kornweihe Brachen. In den letzten Jahrzehnten (Circus cyaneus) sind im Gebiet keine Bruten der Art säugern (vor allem Feldmäusen), aber bekannt. Dennoch bietet dieses Ge- Die Männchen von Circus cyaneus auch aus Kleinvögeln, Insekten und biet augenscheinlich sehr gute Be- sind oberseits aschgrau gefärbt, Reptilien. Die Art ist ein Zugvogel, dingungen für ein Brutvorkommen, Weibchen und Jungtiere sind dun- der in Afrika südlich der Sahara über- weshalb in den kommenden Jahren kelbraun. Die Nahrung besteht vor wintert. Die Brutplätze liegen heutzu- hier verstärkt Kontrollen durchge- allem aus Kleinsäugern und Kleinvö- tage zumeist in Getreidefeldern und führt werden sollten. geln. Die Art ist im Nordburgenland regelmäßiger Durchzügler und Win- tergast. Als Schlafplätze werden im Winterregelmäßig größere Schilfröh- richte aufgesucht. Die Seewiesen selbst haben als Nahrungsraum für Circus cyaneus keine spezielle Bedeutung, doch machen sämtli- che Maßnahmen, die diese Flächen offener machen und das Röhricht zurückdrängen das Gebiet auch als Jagdhabitat attraktiver.

Wiesenweihe (Circus pygargus)

Foto: Heinz Kolland

Circus pygargus ist kleiner als Cir- cus aeruginosus und Circus cyaneus. Die Männchen sind überwiegend hell blaugrau gefärbt, die Flügelspit- zen sind schwarz, der Bürzelbereich weiß. Weibchen und Jungvögel sind braun gefärbt, der Bürzel ist ebenfalls weiß. Die Nahrung besteht aus Klein-

Abb. 16: Nachweise von Rohr‐ (Cir- cus aeruginosus), Korn‐ (C. cyaneus) und Wiesenweihe (C. pygargus) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und dessen weiterem Umfeld

57 Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana)

Porzana porzana ist ein Rallenvogel. Die nur versteckt lebenden und da- her nur schwer zu beobachtenden Vögel sind auf der Oberseite dunkel olivbraun mit hellen Streifen und Flecken gezeichnet. Die Flügel sind dunkelbraun, der kurze Schnabel ist gelblich gefärbt. Als Nahrung werden Kleintiere, vor allem Insekten, Spin- nen, kleine Schnecken und Würmer aus seichtem Wasser oder aus dem Schlamm erbeutet. Zur Brut benötigt die Art Feuchtwiesen mit niedrigem Wasserstand und dichter Boden- vegetation. Am landseitigen Rand des Neusiedler Sees besiedelt Por- zana porzana die Übergangszonen zwischen reinen Schilf‐Röhrichten und von Großseggen dominierten niederwüchsigen Schilfflächen mit niederem Wasserstand im zeitigen- Frühjahr. 2006 konnte die Art bei niederen Wasserständen am See an ca. 10 Stel- len derlandseitigen Verlandungszone festgestellt werden (Dvorak et al., 2008). Während die Wasserstände des Sees einen wesentlichen Einfluss auf die Habitateignung des Gebiets für die Art haben, könnte gezieltes Management durch Auflockerung des landseitigen Schilfgürtels zu ei- ner Lebensraumverbesserung füh- ren.

Abb. 17: Nachweise des Stelzenläufer Tüpfelsumpfhuhns (Porzana (Himantopus himantopus) porzana) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Mit dem langen, feinen Schnabel, Jahren 2006 und 2007. den rötlichen, überlangen namens- gebenden Beinen, der schwarzen Oberseite, dem weißen Bauch und der variablen schwarzen Gesichtszei-

58 Kampfläufer (Philomachus pugnax) Stelzenläufer (Himantopus himantopus), Foto: Archiv NP Neusiedler See Die Männchen von Philoma- chus pugnax entwickeln im Frühjahr ein farbenprächtiges Prachtkleid. Im Schlichtkleid weisen die sehr unterschiedlich großen Männchen und Weib- chen hingegen eine dunkle Schuppenzeichnung auf der braunen Oberseite auf. Im Neu- siedler See‐Gebiet ist die Art am Durchzug eine der häufigs- ten Limikolen, als Brutvogel ist er aber bereits seit den 1950er Jahren verschwunden. Als chung ist die Art unverkennbar. Seine Uferzone oder auf Inseln, die Schutz vor Rastgebiete nutzt Philomachus langen Beine erlauben die Nahrungssu- landgebundenen Beutegreifern bieten. pugnax nahrungsreiche Flach- che in tiefem Wasser. Der Nistplatz in Die Ansiedlungen von Recurvirostra wasserzonen und Schlammu- Form einer flachen Mulde wird auf dem avosetta und Himantopus himantopus fer an Stillgewässern. Geeignet Boden in flachen Wasserzonen oder auf im Bereich von Pferde‐ und Rinderkop- sind auch überschwemmte oder kleinen Inseln eingerichtet. pel zeigen deutlich, welches Potential in feuchte Grünland- und Acker- Das Brutvorkommen im Neusiedler der Einrichtung weiterer Viehkoppeln flächen. Wie andere rastende See‐Gebiet hat sich in den letzten Jah- stecken würde. Zentral ist hier vor al- Limkolenarten würde sicher- ren sprunghaft vergrößert und zählt lem die Entstehung vegetationsarmer lich auch diese Art von einer derzeit schon weit über 100 Brutpaare. Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft Ausweitung der Beweidung im Eine Ausweitung der Beweidung hätte zu Flachwasserbereichen, die von Wei- zeitigen Frühjahr in nasse Be- unzweifelhaft einen positiven Einfluss detieren frei gehalten werden. reiche hinein profitieren. auf die weitere Entwicklung des Bestan- des am Westufer.

Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta)

Recurvirostra avosetta ist auf Grund der Gefiederfärbung und der besonderen, nach oben gebogenen Schnabelform unverwechselbar. Die wichtigsten Le- bensraumelemente sind vegetationsar- me Flachwasserzonen und Uferbereiche mit feinem Sediment, wo er seiner spe- zialisierten Form der Nahrungssuche nachgehen kann. Die Brutplätze be- finden sich auf vegetationsarmen bis Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Foto: Michael Dvorak spärlich bewachsenen Bereichen der

59 Bruchwasserläufer lichgrünen Beinen, einer dunkelbrau- Flachseen, Teichen und Baggerseen. (Tringa glareola) nen, weiß gefleckten Oberseite und Darüber hinaus kommt die Art auch einem kräftigen weißen Augenstreif. auf überschwemmten Grünlandflä- Mit einer Körpergröße von nur Als Rastgebiete nutzt die Art nah- chen und Äckern vor. Die Brutgebiete 20 cm ist Tringa glareola ein eher rungsreiche Flachwasserzonen und liegen in Nordeuropa und Nordruss- kleiner Watvogel mit langen, gelb- größere Schlammufer von Flüssen, land, in Österreich ist Tringa glareola am Durchzug zu sehen. Im Bereich der Seewiesen sind seicht überflutet und gering bestockte Wiesen geeigne- te Rastplätze. Die Art würde von einer Ausweitung der Beweidung, vor allem auch im zeitigen Frühjahr in nassen Bereichen, profitieren.

Blaukehlchen (Luscinia svecica)

Das Männchen hat eine leuchtend blaue Kehle mit einem kleinen wei- ßen Fleck („Stern“). Das bräunliche Weibchen trägt nur einen schwarz gefleckten Hals auf cremefarbenem Untergrund. Die Art besiedelt Nass- standorte, wobei meist nicht nur ein hoher Grundwasserspiegel, sondern auch ein direkter Zugang zustehen- dem oder fließendem Wasser vor- handen ist. In den Revieren besteht ein Vegetationsmosaik mit sowohl freien oder gering bewachsenen Flä- chen, als auch mit dichter Vegetation. Luscinia svecica ist an den landseiti- gen Rändern des Neusiedler Sees ein nur sehr lokaler Brutvogel. Es besie- delt hier in erster Linie Störstellen wie frische Anschüttungen an Dämmen, Kanäle und Wege in den Schilfgürtel, stärker genutzte Schilflagerplätze mit größeren Flächen an offenem Boden

Abb. 18: Nachweise des Bruchwasserläufers (Tringa glareola) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 bis 2011.

60 und stellenweise auch Viehkoppeln tersuchungsgebiet profitieren würde, mit angrenzenden Schilfbeständen. bestehen in erster Linie in einer Aus- Starke Schwankungen im Bestand den kann. Eine Gefährdung liegt in weitung der Beweidung, die für eine und häufige Um‐ und Neuansiedlun- fortschreitender Sukzession und dem Auflichtung dichter Bodenvegetation gen charakterisieren daher die Po- damit verbundenen Zuwachsen von und damit auch für die Neuentste- pulationsdynamik der Art, weshalb Bereichen mit schütterer Vegetation. hung und die längerfristige Siche- der Erhaltungszustand dieses Vor- Schutz‐ und Managementmaß- rung günstiger Lebensräume sorgen kommens nur schwer beurteilt wer- nahmen, von denen die Art im Un- würde.

Neuntöter (Lanius collurio)

Das kontrastreich gefärb- te Männchen hat einen rostroten Rücken und rostrote Flügel, Scheitel und Bürzel sind grau. Der lange Schwanz ist schwarz mit einer weißen Seiten- zeichnung, das Gesicht trägt eine schwarze Au- genbinde. Das unschein- bare Weibchen hat einen rostbraunen Kopf und Rü- cken sowie eine hellbraune Unterseite. Lanius collurio ist ein Zugvogel, der in Ost‐ und Südafrika über- wintert. Die Art bewohnt extensiv genutzte, halboffe- ne Kulturlandschaften mit aufgelockertem Gebüsch- bestand, Einzelbäumen so- wie insektenreichen Saum- strukturen. Lanius collurio ist in der Seerandzone ein weit verbreiteter Brutvogel.

Abb. 19: Nachweise des Blaukehlchens (Luscinia svecica) im Untersu- chungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 bis 2011.

61 Der Bestand im Untersuchungsge- und zu pflegen. Davon würde auch biet scheint derzeit nicht gefährdet. diese Art durch die Entstehung in- Charakterarten Für viele andere Arten wird es not- sektenreicher kurzgrasiger Flächen wendig sein, diese Gebiete durch Be- profitieren. Kiebitz (Vanellus vanellus) weidung und Mahd erneut zu nutzen

Foto: Josef Limberger

Vanellus vanellus ist unverwechsel- bar, auffällig schwarz‐weiß gefärbt. Markant sind die akrobatischen Flug- spiele, die zur Balz im Frühjahr zu sehen sind. Als Kurz‐ und Mittel- streckenzieher überwintern Kiebitze vorallem in Westeuropa und im Mit- telmeergebiet. Die Art ist ein Cha- raktervogel offener Grünlandgebiete und bevorzugt feuchte, extensiv ge- nutzte Wiesen und Weiden, in vielen Gebieten brütet er aber überwiegend oder ausschließlich im Ackerland. Bei der Wahl des Neststandortes werden offene und kurze Vegetation bevorzugt. Vanellus vanellus ist die am weitesten verbreitete Limikolen- art am Westufer des Neusiedler Sees. Beweidung in Kombination mit Mahd könnte aber die Verfügbarkeit für den Kiebitz geeigneter Lebens- räume stark verbessern.

Neuntöter Bekassine (Lanius collurio) Weibchen (Gallinago gallinago) Foto: Michael Dvorak Abb. 20: Nachweise des Neuntöters Gallinago gallinago ist ein mittel- (Lanius collurio) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren großer Vogel mit einem sehr langen, 2006 und 2011. geraden Schnabel. Die Oberseite

62 ist bräunlich mit hellen Streifen, könnte durch Zurückdrängung des die Unterseite ist insgesamt heller Röhrichts und eine Wiederherstel- mit dunklen Bändern gezeichnet. nassem Untergrund am Boden ver- lung von nassen Seggenwiesen und Charakteristische Brutgebiete sind steckt angelegt. Als Kurz‐ und Mit- feuchten Weiden durch eine gezielte, Feuchtwiesen in oder am Rand von telstreckenzieher überwintert die Be- extensive Beweidung neuer Lebens- Nieder‐, Hoch- und Übergangsmoo- kassine vor allem in Nordwest‐ und raum entstehen oder der bestehende ren. Das Nest wird auf feuchtem bis Südeuropa. Für Gallinago gallinago verbessert werden.

Abb. 21: Verbreitung des Kiebitz (Vanellus vanellus) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 und 2011.

Abb. 22: Nachweise der Bekassine (Galli- nago gallinago) im Untersuchungsgebiet Bekassine (Gallinago gallinago) „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren Foto: Josef Limberger 2006 bis 2011.

63 Rotschenkel wo reichhaltig strukturierte und sehr gebiete in derzeitige Schilfflächen (Tringa totanus) nasse Feuchtwiesen besiedelt wer- eine wesentliche Lebensraumver- den. Zentrum der Verbreitung sind besserung bedeuten. Kennzeichen sind bei den Altvögeln die Feuchtwiesen und Salzflächen im vorallem die roten Beine und die Seevorgelände bei Oggau. An allen Großer Brachvogel rote Schnabelbasis. Die Oberseite aktuellen und potentiellen Brutplät- (Numenius arquata) ist braun‐grau mit unregelmäßiger zen am West‐ und Nordufer sollte Fleckung, die Unterseite ist heller mit die Zurückdrängung und nachfol- Numenius arquata hat einen langen, feinen dunklen Flecken gefärbt. Die gend die Kontrolle der Verschilfung sichelförmig nach unten gebogenen Brutvorkommen beschränken sich in die primäre Managementmaßnahme Schnabel, das Gefieder ist unschein- Österreich derzeit auf das Nordbur- darstellen. Für die Art würde eine bar graubraun gestreift. Die Art genland und die March‐Thaya‐Auen, Ausweitung der feuchten Grünland- besiedelt offene Niederungs‐ und Grünlandgebiete, Niedermoore so- wie Hochmoore mit hohen Grund- wasserständen. Das Nest wird am Boden in niedriger Vegetation und bevorzugt auf nicht zu nassem Un- tergrund angelegt. Im Neusiedler See‐Gebiet bestehen starke Brutvor- kommen auf den Zitzmannsdorfer Wiesen und im Hanság, in beiden Gebieten hat die Art in letzter Zeit zugenommen (Dvorak et al.,2010, 2011). Zur Förderung des Bestands ist das Mittel der Wahl die Bewei- dung und Mahd, am besten eine Kombination von beidem in einer auf die Bedürfnisse der Zielarten ab- gestimmten Abfolge.

Großer Brachvogel (Numenius arquata) Foto: Josef Limberger

Abb. 23: Verbreitung des Rotschenkels (Tringa totanus) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 und 2011.

64 Schwarzkehlchen Sitz‐ und Singwarte sowie kurzrasige (Saxicola torquata) und vegetationsarme Flächen zum dunkelbraun, die Brust leuchtet rost- Nahrungserwerb. Das Männchen hat zur Brutzeit braun. Es besiedelt magere Offen- Bei der Durchführung von Pflege‐ einen schwarzen Kopf mit weißen landbereiche mit kleinen Gebüschen, und Managementmaßnahmen in den Halsseitenflecken, die Brust ist oran- Hochstauden, strukturreichen Säu- derzeit stark verbuschten und ver- ge gefärbt. Das Weibchen ist ober- men und Gräben. Wichtige Habita- schilften Teilen der Seewiesen sollte seits braun, Wangen und Kehle sind te sind höhere Einzelstrukturen als auch darauf geachtet werden, dass an ausgewählten Stellen Ein- zelbüsche und Warten erhal- ten bleiben. Darüber hinaus würde die Art sicherlich auch von einer verstärkten Beweidung und Mahd, über das dadurch steigende Ange- bot und Erreichbarkeit von Beutetieren, profitieren.

Abb. 24: Nachweise des Schwarzkehlchens (Saxicola torquata) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 und 2011.

Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) Foto: Birdlife

65 Schafstelze beim Weibchen ist die Färbung und Mähwiesen, Viehweiden und - in (Motacilla flava) viel weniger intensiv. Motacilla zunehmendem Maße - Äcker. Die Art flava ist nicht so eng an Was- überwintert in Afrika südlich der Sahara. Kehle und Unterseite des Männchens ser gebunden wie die anderen Motacilla flava ist im Untersuchungsge- sind intensiv gelb, der Rücken oliv- Stelzenarten.In der heutigen biet nur vereinzelter Brutvogel. grün und der Kopfgrau mit einem Kulturlandschaft besiedelt sie Mögliche Managementmaßnahmen lie- weißen Überaugenstreif gefärbt; extensiv bewirtschaftete Streu‐ gen auch bei dieser Art in erster Linie bei einer Wiederaufnahme der Beweidung in dafür geeigneten Bereichen. Wo kei- ne Beweidung möglich ist sollten vor allem in den direkt an den Schilfgürtel angrenzenden Ackerparzellen vermehrt Stilllegungen vorgenommen werden.

Naturschutzfachliche Bewertung der Teilgebiete Zur Bewertung einzelner Teilgebiete aus Sicht des Vogelschutzes wurden die Vorkommen der folgenden Arten aus den Jahren 2006 und 2011, ergänzt mit Daten aus 2007‐2010, herangezogen: Wiesenweihe (Ww), Tüpfelsumpfhuhn (TüSu), Säbelschnäbler (Sä), Stelzenläu- fer (Stl), Bekassine (Bek), Kiebitz (Ki), Großer Brachvogel (GBv), Rotschenkel (Rs), Kampfläufer (Kal), Bruchwasser- läufer (BrWl), Schafstelze (Ss), Blaukehl- chen (Blk), Schwarzkehlchen (Sk) und Neuntöter (Nt). Die Gebietsnutzung durch den Weiß- storch konnte nur ungenügend doku- mentiert werden, Rohr‐ und Kornweihe nutzen die Seerandzone nur marginal, diese drei Arten wurden daher nicht in Schafstelze (Motacilla flava) die Bewertung einbezogen. Foto: Archiv NP Neusiedler See Zur Bewertung wurde als einfachster der möglichen Parameter die Anzahl der im jeweiligen Teilgebiet vorkommenden Indikatorarten herangezogen (Tab. 3): • acht und mehr vorkommende Arten: sehr hohe ornithologische Bedeutung Abb. 25: Nachweise der Schafstelze (Motacilla flava) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und • 5‐7 vorkommende Arten: hohe orni- Umgebung in den Jahren 2006 und 2011. thologische Bedeutung

66 • weniger als fünf vorkommende Ar- den allerdings nicht nur Wiesenarten ten: mittlere bis geringe ornithologi- sondern vielmehr auch eine ganze sche Bedeutung Seevorgelände zwischen Rust, Oggau, Reihe von Wasservögeln, sowohl zur Das derzeit mit Abstand wichtigste Donnerskirchen, Breitenbrunn und Brutzeit, aber besonders auch zu den Wiesengebiet beinhaltet die der ehe- Winden (Abb. 26). Zugzeiten, geeignete Lebensräume. maligen Oggauer Kaserne und der zu- Aus vogelkundlicher Sicht von Derzeit in sehr schlechtem Zu- künftigen Seevillen vorgelagerten See- hoher Bedeutung sind jedenfalls stand (und daher von mittlerer bis wiesen. Von hoher Bedeutung, aber in die beiden Weidekoppeln bei Rust geringer ornithologischer Bedeu- unterschiedlichem Ausmaß der Pflege („Storchenweide“) und bei Mörbisch tung) da weitgehend verschilft und/ bedürftig, sind die Wiesengebiete im (Abb. 26). In beiden Gebieten fin- oder in Ackerflächen und Weingär- ten umgewandelt sind das Seevorge- lände zwischen Mörbisch und Rust, zwischen Winden und Jois, sowie zwischen Neusiedl und Weiden am See (Abb. 26).

Tab. 3: Teilbereiche des Untersuchungs- gebiets Seewiesen, ihre Kurzcharakteristik, vorkommende Indikator‐Vogelarten und vogelschutz‐fachliche Bedeutung. Svg = Seevorgelände.

Abb. 26: Naturschutzfachliche Bedeutung von Teilbe- reichen der Seewiesen aus Sicht des Vogelschutzes.

67 Erhaltungsziele und Managementmaßnahmen

Seevorgelände bei Neudegg Foto: Archiv NP Neusiedler See/ m folgenden Kapitel werden für 14 Mähtechnik) naturschutzorientiert Medialand Abschnitte rund um den See Ziele durchgeführt werden sollten. Es ist undI Pflegemaßnahmen definiert. Die eine Umwandlung noch vorhande- naturschutzfachlich wertvollen Ge- Abschnitte umfassen Gebiete mit ner Ackerflächen und Weingärten biete um Ausbreitungskorridore für einheitlicher naturräumlicher Aus- in Grünland anzustreben, bezie- Arten zu schaffen. Dafür müssen in stattung. hungsweise ist deren Ausweitung das Seevorgelände hineinreichende Hauptziel für das Gesamtgebiet zu unterbinden. Um den Eintrag Gehölze entfernt und brachgefalle- ist es, die bestehenden Wiesen- und von Düngemittel und Pestizide in ne Seewiesen wieder bewirtschaftet Weideflächen zu erhalten und diese das Seevorgelände zu reduzieren, werden. Im Seevorgelände ist eine auf aktuellen Bracheflächen zu erwei- ist eine extensive Nutzung der land- weitere Umwidmung von Grünland tern. Generell gilt, dass die Bewei- wirtschaftlichen Flächen im Puffer- in Bauland und Erholungsgebieten dung (Viehbesatz, Beweidungszeit) zonenbereich sinnvoll. Von großer zu unterbinden. Es ist zu empfehlen, sowie die Mahd (Mahdzeitpunkt, Bedeutung ist die Vernetzung der bestehende Schilflagerplätze nicht zu

68 erweitern und Altschilf sowie Mül- Abschnitt 1: Seevorgelände lablagerungen von den Plätzen zu Mörbisch - Rust entfernen. Die Pflegemaßnahmen werden Allgemeine Beschreibung für den gesamten Abschnitt in Das Gebiet erstreckt sich von der übergeordnete und nutzungstyp- Staatsgrenze bei Mörbisch bis zum bezogene Maßnahmen eingeteilt. südlichen Ortsrand von Rust (ge- Nach einer Beschreibung werden samtes Gemeindegebiet von Mör- diese in einer Übersichtstabelle und bisch, südlicher Abschnitt Rust). in einer Karte dargestellt. Bei den Dieser Bereich ist gekennzeichnet Maßnahmen gibt es eine räumli- durch sehr kleine Grundstücke und che Unterteilung in Grünlandgür- einer vielfältigen Landnutzung. Im tel, Pufferzone, Naturschutzfachlich direkten Seevorgelände wechseln Weidefläche bei Mörbisch, 2013, bedeutsame Lebensräume, Sonder- kleinflächige Mähwiesen, Gemüse- Foto: Stefan Weiss standorte und sonstige Flächen. Der gärten, Weingärten und Bracheflä- Grünlandgürtel umfasst den Bereich chen einander ab. Südlich von Rust (Seevorgelände Mörbisch – Rust); der aktuellen und ehemaligen Wie- und im Nahbereich von Mörbisch Porzana porzana, Himantopus hi- sen- und Weidenzone vom Rand des werden Flächen mit Rindern (Rust) mantopus, Vanellus vanellus, Tringa Schilfgürtels landeinwärts bis zu den bzw. Pferden (Mörbisch) beweidet. totanus, Tringa glareola, Philoma- Acker- und Weingartenflächen. Das Ein Großteil der ehemaligen Seewie- chus pugnax, Motacilla flava, Co- Relief ist oftmals sehr divers und sen liegt jedoch brach und verschilft nocephalus dorsalis, Pteronetnobius somit kommen unterschiedliche zunehmend. Das Nutzungspotenzi- heydeni (Rust Beweidungsgebiet); Pflanzengesellschaften auf engen al der Flächen wäre groß, aber die Triturus dobrogicus, Rana arvalis Raum vor. Vorhandene Acker- und Umsetzung von Pflegemaßnahmen wolterstorffi, Microtus oeconomus Weingartenflächen sollten in diesem könnte schwierig werden. In nie- mehelyi, Micromys minutus (Ge- Gebiet in Grünland umgewandelt derschlagsreichen Perioden bleiben samtfläche) werden. Die Pufferzone beschreibt nur die aufgeschütteten Bereiche den an den Grünlandgürtel angren- nutzbar. Die etwas höher gelegenen Ziele zenden Bereich mit der Hauptnut- Teile des Seevorgeländes sind durch- • Erhaltung (Förderung) einer reich zung als Weingärten und Acker- wegs von Weingärten dominiert, die strukturierter Kulturlandschaft mit flächen, durchsetzt mit Brachen, durch einzelne Obstbäumen aber einzelnen Obstbäumen und Gehöl- Wiesen und Landschaftselementen reich strukturiert sind. Die größte zen (vor allem Dorngebüschen), Bra- sowie Obstbäumen. Hier steht die Gefährdung stellt die Verschilfung chestreifen und Saumgesellschaften, nachhaltige Nutzung der Kultur- nach der Aufgabe der Nutzungen dar. Acker- und Weinbrachen und Rainen landschaft im Vordergrund. Unter Punktuell kommt es zu einer Über- in den seefernen Rieden naturschutzfachlich bedeutsamen beweidung und zu Ablagerungen von • Verhinderung der punktuellen Lebensräumen fallen Flächen, bei Baumaterial im Schilfgürtel. Überbeweidung (Beibehaltung bzw. denen aufgrund seltener Tier- und Ausweitung der Beweidung nördlich Pflanzenvorkommen spezielle Pfle- Bedeutsame Tierarten von Mörbisch, leichte Extensivierung gemaßnahmen zu empfehlen sind. Himantopus himantopus, Recur- der Beweidung in Rust) Der Punkt Sonderstandorte und virostra avosetta, Tringa glareola, • Erhaltung bestehender Mähwiesen sonstige Flächen umfasst zum Groß- Motacilla flava, Luscinia svecica und Weiden teil Kulturlandschaftselemente wie (Mörbisch Viehkoppeln); Luscinia • Erhöhung des Grünlandanteils Feldgehölze, Gräben, Stillgewässer, svecica, Saxicola rubicola, Lanius durch Wiederaufnahme von Mahd Waldflächen und Saumgesellschaf- collurio, Leucorrhinia pectoralis, Aio- und Beweidung in Schilf- und Bra- ten. lopus thalassinus, Isophya costata cheflächen des Seevorgeländes

69 • Extensivierung der Nutzungen in Pflegemaßnahmen Kauf. In der Gemeinde ist die Tier- Ackerflächen und Weingärten Die Gemeinde Mörbisch ist ge- haltung stark zurückgegangen und • Schaffung von zusammenhängen- kennzeichnet durch eine sehr kleine es gibt nur wenig Bedarf an Heu und den Grünlandabschnitten im Seevor- Grundstücksstruktur, die bis weit in Weidefläche. Herr Wagner, der bis gelände (Vernetzungsbiotope) den See hineinreicht. Die Kleinst-Par- vor wenigen Jahren die größte Fläche • Umwandlung der Acker- und zellen stellen ein erhebliches Problem bewirtschaftete, hat den Rinderbe- Weinbauflächen im direkten See- dar, wenn es um eine großflächige stand stark reduziert. Mit der bishe- vorgelände in Grünland Bewirtschaftung geht. Eine Mög- rigen kleinflächigen Bewirtschaftung • Entwicklung des Gebietes als Puf- lichkeit größere Flächeneinheiten zu im Rahmen des ÖPUL-Programmes ferzone im Seevorgelände schaffen, wäre eine Art Kommassie- konnte die Ausbreitung des Schilfes rung durch Flächentausch, Pacht oder nicht verhindert werden. Ein weiteres

Tab. 4: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Mörbisch - Rust

Grünlandgürtel Mähwiesen Sanierungsmahd von mäßig ver- 1- 2-mal jährliche Mahd Juni / September brachten Wiesen Erhaltungsmahd von gering ver- 1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli brachten Wiesen Weideflächen Erhaltungsmaßnahme Mörbischer Beweidung Mai bis Oktober Seeweiden Erhaltungsmaßnahme Ruster See- Extensive Beweidung weiden Grünlandbrachen Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte, Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Bewei- vergraste Standorte dung); Extensive Nutzung von Saumstreifen Verbuschte Grünlandbrache Entbuschung und extensive Nutzung im mehrjährigen Turnus Acker- und Weinbauflächen Umwandlung in Grünland Pufferzone Wein- und Ackerbauflächen mit Gewährleistung eines mit Lebensraumelementen durch- hohen Bracheanteil und einzelnen setzten Mosaiks aus Acker- und Weinflächen sowie Brachen Wiesen und Mähwiesen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 1A Seggenried mit Vorkommen der 1-mal jährliche Mahd September / Oktober Grüne Strandschrecke Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement Feldgehölze Natürliche Entwicklung zulassen Obstanlage Extensive Bewirtschaftung des Obstbestands und Unter- wuchs Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirt- schaftung Ufer-Hochstaudenflur Nutzung im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten Verbaute Fläche Keine Ausweitung der bebauten Fläche

70 Hindernis für die Bewirtschaftung Die „Storchenwiese“ südlich von stellen der in manchen Jahren hohe Rust ist im Besitz der Gemeinde und Wasserstand und die einhergehende tümern, zu organisieren. Ein weiteres wurde an den Storchenverein zur Be- Überschwemmung der Flächen dar. Ziel ist es, alte Geräte, Weingartenma- wirtschaftung verpachtet. Um eine Für die nächsten Jahre plant die Ge- terialen (Drähte, Betonstützen) sowie Überbeweidung der Pflanzengesell- meinde die Mahd der Bracheflächen, Ablagerungen jeglicher Art aus dem schaften und den Nährstoffeintrag nach Absprache mit den Grundeigen- Gemeindegebiet zu entfernen. in den See zu minimieren, wurde Abb. 27: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Seevorgelände Mörbisch - Rust der Tierbestand im Jahr 2012 reduziert. Eine Ausweitung der Beweidung Rich- Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV) tung Süden bis zur Gemeindegrenze zu Mörbisch wäre sinnvoll, ist aber auf- grund der teilweise hohen Wasserstände und vielen Grund- besitzer nur schwer umzusetzen. Eine Bewirtschaftung die- ser Flächen könnten Hobbytierhalter der Gemeinde überneh- men.

71 Abschnitt 2: Seevorgelände Rust - Oggau

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 2 erstreckt sich vom nördlichen Ortsrand von Rust bis zum Hafen in Oggau (Leeweideck). Nördlich von Rust sind die natur- nahen Gehölzbestände an der Ge- meindegrenze zu Oggau von natur- schutzfachlicher Bedeutung. Um eine Biotopvernetzung mit den Oggauer Seewiesen zu ermöglichen, sollten je- doch die in das Seevorgelände hinein- reichenden Gehölze entfernt werden. An den Seegrünlandstreifen grenzen intensiv genutzte Ackerflächen. Salzsumpfwiese bei Oggau, 2013, Foto: Stefan Weiss Am nördlichen Rand des Waldstü- ckes sind im Bereich von Hangwasse- Bedeutsame Tierarten: Seevorge- thalassinus), Pannonische Strand- raustritten kleinflächige Niedermoor- lände Rust – Oggau: Tüpfelsumpf- schrecke (Epacromius coerulipes), standorte zu finden, die aber zum Teil huhn (Porzana porzana), Kiebitz Sumpfgrille (Pteronemobius heyde- bereits stark verbuscht sind. Südlich (Vanellus vanellus), Rotschenkel nii); Gesamtfläche: Balkan-Moor- von Oggau erstrecken sich großflächi- (Tringa totanus), Bruchwasserläu- frosch (Rana arvalis wolterstorffi), ge Mähwiesen, die in einem guten Er- fer (Tringa glareola), Schwarzkehl- Pannonische Bergeidechse (Zootoca haltungszustand sind und bedeutsa- chen (Saxicola rubicola), Neuntö- vivipara pannonica) Sumpfwühl- me Pflanzengesellschaften aufweisen. ter (Lanius collurio), Großer Moos- maus (Microtus oeconomus mehelyi), Im Bereich der „Kasernenwiese“ be- jungfer (Leucorrhinia pectoralis), Zwergmaus (Micromys minutus) finden sich überregional bedeutsame Kurzflügelige Schwertschrecke (Co- Lebensräume: Glatthaferwiesen, Salzsumpfwiesen mit dem größten nocephalus dorsalis), Grüne Strand- Pannonische Salzsteppen und Salz- Vorkommen des Queller (Salicornia schrecke (Aiolopus thalassinus), wiesen, Brenndolden-Auenwiesen, europaea) außerhalb des Seewinkels. Sumpfgrille (Pteronetnobius heyde- Schneideried Am etwas erhöht gelegenen Bereich ni), Sumpfschrecke (Stethophyma zwischen der Kaserne, Freibad und grossum); Seewiesen Oggau: Säbel- Ziele einem Entwässerungskanal sind zum schnäbler (Recurvirostra avosetta), • Erhaltung (Entwicklung) eines zu- Teil verbrachte Glatthaferwiesen, Kiebitz (Vanellus vanellus), Kampf- sammenhängenden Weiden- bzw. Halbtrockenrasen und Gehölzgrup- läufer (Philomachus pugnax), Bekas- Wiesengebiets durch extensive Be- pen anzutreffen. sine (Gallinago gallinago), Rotschen- weidung und Mahd (Biotoptvernet- Gefährdet ist vor allem der Bereich kel (Tringa totanus), Bruchwasser- zung) „Kasernenwiese“, wo der Bau einer Fe- läufer (Tringa glareola), Schafstelze • Etablierung von extensiv genutz- rienanlage mit Anschluss an den See (Motacilla flava), Schwarzkehlchen ten Brachestreifen und seggenreicher 2011 noch geplant war und heute be- (Saxicola rubicola), Neuntöter (La- Säume (Randstrukturen) reits umgesetzt ist. Eine weitere Ver- nius collurio), Kurzflügige Schwert- • Zurückdrängen des Schilf-Röh- größerung der Schilflagerplätze sollte schrecke (Conocephalus dorsalis), richts unterbunden werden. Teilbereiche des Grüne Strandschrecke (Aiolopus • Abstimmung der Nutzung auf den Grünlandes sind von Verbuschung Ansprüchen von Wiesenbrüter und und Schilfausbreitung betroffen. Heuschrecken

72 Tab. 5: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Rust - Oggau Grünlandgürtel Mähwiesen Sanierungsmahd von mäßig 1- 2-mal jährliche Mahd Juni/September verbrachten Wiesen Erhaltungsmahd von gering 1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli verbrachten Wiesen Intakte Salzsumpfwiesen 1-mal jährliche Mahd ab Mitte September Weideflächen Seewiesen nördlich von Rust Beweidung Mai bis Oktober Kasernenwiese Oggau Extensive Beweidung Grünlandbrachen Hochstaudenfluren, Schilfröh- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung); Exten- richte, vergraste Standorte sive Nutzung von Saumstreifen Gering verbrachte Standorte Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Extensive Beweidung bzw. (Kasernenwiese Oggau) 1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli) Verbuschte Grünlandbrache Entbuschung und extensive Nutzung im mehrjährigen Turnus (ab Okt.) Mäßig verbrachtes Schnei- Nutzung im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten debinsenried Feuchtwiesenbrache mit Beweidung Mai bis Oktober bzw. 2 - 3 mal jährliche Mahd Ende Goldrutenflur Mai/August Ackerland Umwandlung in Grünland Pufferzone Wein- und Ackerbauflächen Gewährleistung eines mit Lebensraumelementen durchsetzten Mosaiks mit hohen Bracheanteil und aus Acker- und Weinflächen sowie Brachen und Mähwiesen einzelnen Wiesen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 2A Verbrachter Niedermoor Entbuschung; Mahd in zweijährigemTurnus ab Oktober 2B Schneidebinsenried Keine Pflegemaßnahme erforderlich Sonderstandorte und sonstige Flächen Auwaldbestände und Auffor- Naturnahe Waldbewirtschaftung mittels Einzelstammentnahme; Erhal- stungen tung der Altbestände; Entfernung standortsfremder Gehölze; Rodung der Gehölze am Schilfgürtelrand Entwässerungsgraben Wiedervernässung des Umfelds durch Rückstaumaßnahmen Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen Bootskanäle Keine Maßnahmen erforderlich Klärbecken Keine Maßnahmen erforderlich Obstanlage Extensive Bewirtschaftung des Obstbestands und Unterwuchs Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilfla- gerplatzes Silberweidenau Erhaltung der Altbestände; Entfernung standortsfremder Gehölze Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirtschaftung Waldflächen Rodung der Gehölze am Schilfgürtelrand; Erhaltung der Altbestände; Entfernung standortsfremder Gehölze; Naturnahe Waldbewirtschaf- tung mittels Einzelstammentnahme Ufer-Hochstaudenflur Nutzung im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten Verbaute Fläche Keine Ausweitung der bebauten Fläche

73 • Erhaltung bestehender Kultur- dentwicklung (natürliche Sukzessi- • Verhinderung der weiteren Flä- landschaftselemente wie extensive on) chenausdehnung bzw. Reduzierung Grünlandflächen, Acker- und Wein- • Erhaltung (Entwicklung) der Nie- der bisherigen Schilflagerplätze brachen, Einzelbäume und Gehölz- dermoorstandorte • Verbesserung der hydrologischen gruppen, Saumgesellschaften • Neophytenmanagement Situation • Erhaltung von Altholzbeständen • Minimierung von Nährstoffeinträ- und zulassen der natürlichen Wal- gen aus dem Umland Pflegemaßnahmen Ein Großteil des Abschnittes wur- Abb. 28: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Seevorgelände Rust - Oggau de zur Zeit der Erhebung beweidet oder gemäht. Be- stehende Mähwiesen und Weideflächen sind weitge- hend zu erhalten. Um eine Biotopvernetzung zwischen dem Grünland in Rust und Oggau zu ermöglichen sind Entbuschungsmaßnahmen im Seevorgelände sinnvoll.

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Die Niedermoorstandorte Quelle: Orthofoto (BEV) sollten soweit wie möglich entbuscht und wieder be- wirtschaftet werden. Eine Be- wirtschaftung möglichst weit in den Schilfgürtel hinein ist anzustreben.

74 Abschnitt 3: Oggauer schrecke (Stethophyma grossum), Heide und Steinriegel Breitstirnige Plumpschrecke (Iso- Schilfgürtel befinden sich bedeut- phya costata), Grüne Strandschrecke Allgemeine Beschreibung same Salzsumpfwiesen. Im Bereich (Aiolopus thalassinus), Pannonische Der Abschnitt umfasst den Bereich vom Leeweideck kommt es auf einer Strandschrecke (Epacromius coeruli- der Oggauer Heide und des Oggauer ehemaligen Aufforstungsfläche zur pes), Kurzflügelige Schwertschrecke Steinriegels. Ausbildung von sehr artenreichen (Conocephalus dorsalis), Sumpf- Die Oggauer Heide war bis in Brachegesellschaften. Von der ur- grille (Pteronetnobius heydeni), Do- die 1960er Jahre ein großflächiges sprünglichen Aufforstung haben nur nau-Kammmolch (Triturus dobro- Weide- und Mähwiesengebiet. Heu- wenige Bäume überlebt, aber im Lau- gicus), Balkan-Moorfrosch (Rana te nehmen Ackerflächen zirka die fe der Sukzession setzten sich einige arvalis wolterstorffi), Pannonische Hälfte der Fläche ein. Zwei große Gehölzgruppen durch. Die Flächen Bergeidechse (Zootoca vivipara pan- Grünlandbereiche werden seit Jah- sollten sobald als möglich wieder nonica), Sumpfwühlmaus (Microtus ren nicht mehr bewirtschaftet und genutzt werden. Generell geht eine oeconomus mehelyi), Zwergmaus verbuschen zunehmend. Auf den Gefährdung von der Umwandlung (Micromys minutus) Grünlandflächen kommt es aufgrund von Wiesen in Ackerflächen und der des unregelmäßigen Reliefs zu einem zunehmenden Sukzession mit der FFH-Lebensräume: Brenndolden- Mosaik an Pfeifengraswiesen, Salz- Etablierung von Gehölzen aus. Auenwiesen, Glatthaferwiesen, Pfei- sumpfwiesen, Glatthaferwiesen und fengraswiesen, Halbtrocken- und Halbtrockenrasen. Der „Steinriegel“ Bedeutsame Tierarten: Wiesenwei- Trockenrasen, Pannonische Salz- weist eine große Vielfalt an Lebens- he (Circus pygargus), Großer Brach- steppen und Salzwiesen räumen auf. Das Gebiet ist übersät vogel (Numenius arquata), Kiebitz mit Bombentrichtern aus dem zwei- (Vanellus vanellus), Rotschenkel Ziele ten Weltkrieg, die mit Wasser gefüllt (Tringa totanus), Schwarzkehlchen • Erhaltung der aktuellen Grünland- sind. Sumpfige Bereiche und Halb- (Saxicola rubicola), Neuntöter (La- flächen bzw. Erhöhung des Wiesen-, trockenrasen wechseln einander auf nius collurio), Großer Moosjungfer Weidenanteils insbesondere in der engstem Raum ab. Im Übergangs- (Leucorrhinia pectoralis), Hecken- Oggauer Heide bereich zwischen Steinriegel und Wollafter (Eriogaster catax), Sumpf- •Wiederaufnahme der bestandes- prägenden Bewirtschaftung auf ver- brachten Flächen •Oggauer Steinriegel: Erhaltung des gering verbuschten Trockenrasen- komplexes mit einzelnen freistehen- de Weißdorn- und Wildbirnenge- büschen; Offenhaltung der Bomben- trichter •Erhaltung (Förderung) von Gehölz- gruppen, Einzelbäumen und Rand- strukturen •Erhaltung von einzelnen Brache- streifen •Rückbau von Entwässerungsmaß- nahmen •Verhinderung der weiteren Flächen- Bombentrichter als Lebensraumelement auf der Oggauer Heide, ausdehnung bzw. Reduzierung der 2013, Foto: Stefan Weiss bisherigen Schilflagerplätze

75 Pflegemaßnahmen Steinriegel durch eine Rinderherde Beweidung auf den stark verbrachten Zur Zeit der Erhebungen wurden der Esterhazy-Betriebe extensiv be- Standorten am Steinriegel zu intensi- der landseitige Schilfgürtel und der weidet. Es ist zu empfehlen, diese vieren. Auf der Oggauer Heide befin-

Tab. 6: Pflegemaßnahmen Oggauer Heide und Steinriegel Grünlandgürtel Sanierungsmahd von mäßig verbrachten 1- 2-mal jährliche Mahd Juni/September Wiesen Erhaltungsmahd von gering verbrachten 1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli Mähwiesen Wiesen (Halbtrockenrasen, Trockene Glatthaferwiesen, Salzsumpfwiesen) Brenndolden-Auenwiesen 1- 2-mal jährliche Mahd Juni/September Pfeifengraswiesen 1-mal jährliche Mahd ab Mitte September Weideflächen Beweidung Seevorgelände Beweidung in den Monaten Juni bis Oktober Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte, Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Bewei- vergraste Standorte dung); Extensive Nutzung von Saumstreifen Verbuschte Grünlandbrache Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Bewei- dung oder 1- 2-mal jährliche Mahd) Brachen mit Einzelgehölzen im Seevor- Natürliche Entwicklung zulassen Grünlandbrachen gelände Gering bis mäßig verbrachte Glatthafer- Wiederaufnahme der extensive Beweidung bzw. 1-mal jährli- wiesen, Halbtrocken- und Trockenrasen che Mahd ab Anfang Juli sowie Salzsteppen und Salzwiesen Ackerland Verstärkte Förderung der Umwandlung in Grünland Ackerbrachen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1- 2-mal jährl. Mahd) Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 3 A Steinriegel Extensive Beweidung; Mahd der stark verbrachten Flächen Ende Mai/ Anfang Juni; Offenhaltung der Gewässerränder 3 B Großseggenried Nutzung im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement; Wiedervernässung des Umfelds durch Rückstaumaßnahmen Feldgehölze Entfernung florafremder Gehölze; Natürliche Entwicklung zulassen Gehölze feuchter Standorte Erhaltung standortsgerechter Gehölze; Entfernung von Neo- phyten; Erweiterung der Freiflächen und Wiederaufnahme der Bewirtschaftung Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilflagerplatzes Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirt- schaftung Waldfläche Erhaltung der Altbestände; Entfernung standortsfremder Gehölze Verbaute Fläche Keine Ausweitung der bebauten Fläche

76 den sich großflächige Mähwiesen, die 1- bis 2-mal jährlich gemäht werden. Eine Wiederaufnahme der Bewirt- schaftung (Beweidung, Mahd) ist auf Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV) den Bracheflächen im Seevorgelände und im Umfeld der Feriensiedlung/ Freibad sinnvoll. Die vorhandenen Schilflagerplätze sollten nicht erwei- tert und auf den Plätzen vorhandenes Altschilf entfernt werden. Einzelne Gehölzgruppen und lineare Lebens- raumelemente wie Säume sind auf der Gesamtfläche zu erhalten.

Abb. 29: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Oggauer Heide und Steinriegel

77 Abschnitt 4: Wulka- mündung Donnerskirchen

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 4 umfasst die Wul- kamündung in der Gemeinde Don- nerskirchen. Das Wulkadelta beher- bergt einen großflächigen Silberwei- denwald, der über weite Teilbereiche aus alten Bäumen besteht. Die Wulka entfaltet im Bereich des Deltas ihre natürliche Flussdynamik mit Fluss- schlingen und Verlandungszonen und nährstoffreichen Böden. Aufgrund der hohen Nährstoffverfügbarkeit er- Wulka mit Silberweidenau im Bereich der Mündung, reicht der Schilfgürtel hier seine größ- 2013, Stefan Weiss te Ausdehnung. Die Grünlandflächen sind in diesem Bereich eher artenarm rio), Wanstschrecke (Polysarcus Ziele ausgebildet. Gefährdung für die Le- denticauda), Donau-Kammmolch • Schaffung eines Grünland-Vernet- bensräume geht vor allem durch die (Triturus dobrogicus), Balkan-Moor- zungsbiotops zwischen Donnerskir- zunehmende Schilfausbreitung aus. frosch (Rana arvalis wolterstorffi) chen und Oggauer Steinriegel über Tierarten: Neuntöter (Lanius collu- FFH- Lebensräume: Weichholzau die Wulkamündung

Tab. 7: Pflegemaßnahmen Wulkamündung Donnerskirchen Grünlandgürtel Weichholzau Entfernung von standorts- und florenfremden Gehölzen; Erhaltung von Alt- und Totholz; Keine forstwirtschaftliche Nutzung Mähwiesen Nährstoffreiche Feuchtwiesen 2-mal jährliche Mahd der Wiesen Anfang Juni / August - September Grünlandbrachen Schilfröhricht mit Gehölzgruppen Natürliche Entwicklung zulassen oder Wiederaufnahme der im Seevorgelände Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung) Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung oder Mahd) Verbuschte Grünlandbrache Natürliche Entwicklung zulassen Ackerland Umwandlung in Grünland Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement; Wiedervernässung des Umfelds durch Rückstaumaßnahmen Gehölzreihen Schaffung eines Vernetzungskorridors durch Rodung und nachfolgende Bewirtschaftung eines Flächenabschnitts Obstanlage Extensive Bewirtschaftung des Obstbestands und Unter- wuchs

78 • Erhaltung der aktuellen Grünland- nahme der Nutzung im Mündungs- flächen bzw. Erhöhung des Wiesen- bereich der Wulka. Oberstes Ziel ist und Weidenanteils durch Ackerstill- Wulkadelta nur schwer möglich. Eine es jedoch die natürliche Entwicklung legungen und Wiederaufnahme der Möglichkeit wäre die Stilllegung von ohne menschliche Eingriffe zu ge- Nutzung am Rande des Schilfröh- Ackerflächen oder die Wiederauf- währleisten. richts Abb. 30: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Wulkamündung Donnerskirchen • Erhaltung (Entwicklung) von Ent- wässerungsgräben als lineares Struk- turelement Karte: Barbara Dillinger, 2013 • Sicherung des bestehenden Flä- Quelle: Orthofoto (BEV) chenausmaßes des Auwaldes mit seiner charakteristischen Struktur und Artenzusammensetzung • Sicherung (Entwicklung) einer na- türlichen Baumartenmischung • Verbesserung der hydrologischen Situation

Pflegemaßnahmen Von großer naturschutzfachlicher Bedeutung ist die Erhaltung der Weichholzau. Hier sollte auch wei- terhin keine forstwirtschaftliche Bewirtschaftung durchgeführt wer- den. Eine Wiederherstellung der Flussdynamik der Wulka, im letzten Abschnitt vor der Mündung in den See, wäre durch die Entfernung der Regulierungsanlagen möglich. Die Vernetzung der Grünlandflächen in der Oggauer Heide mit den Flä- chen in Donnerskirchen ist über das

79 wolterstorffi), Sumpfwühlmaus (Microtus oeconomus mehelyi), Zwergmaus (Micromys minutus) FFH- Lebensräume: Glatthaferwie- se, Pannonische Salzsteppen und Salzwiesen

Ziele • Schaffung bzw. Erhaltung eines Mosaiks an unterschiedlichen Land- nutzungsformen mit Äckern, Bra- chen, Wiesen und Weiden • Erhaltung (Förderung) einer reich strukturierter Kulturlandschaft mit Obstbäumen, Einzelgehölzen (Dorn- gebüsche) und Saumgesellschaften in den seefernen Rieden • Schaffung von zusammenhängen- Überschwemmungswiese bei Donnerskirchen, 2013, Foto: Stefan Weiss den Grünlandabschnitten im Seevor- gelände (Vernetzungsbiotope) Abschnitt 5: Seevorgelände waldähnliche Strukturen aufweist. • Ausweitung der Beweidung bei Donnerskirchen - Purbach Eine Gefährdung geht hier durch Donnerskirchen (Golfplatz, Auffor- den Umbruch von Grünland in stungsfläche) Allgemeine Beschreibung Ackerflächen und die zunehmende • Sicherung (Entwicklung) einer na- Der Abschnitt erstreckt sich vom Verbrachung und Verschilfung der türlichen Baumartenmischung in Golfplatz in Donnerskirchen bis zum verbliebenen Grünlandreste aus. den Waldbeständen südwestlichen Ortsrand von Purbach • Verhinderung der weiteren Flä- und umfasst einen schmalen Strei- Bedeutsame Tierarten: Tüpfel- chenausdehnung bzw. Reduzierung fen mit Grünland bzw. Brachen und sumpfhuhn (Porzana porzana), Kie- der bisherigen Schilflagerplätze Ackerland im direkten Seevorgelän- bitz (Vanellus vanellus), Bekassine de. Im Bereich von Donnerskirchen (Gallinago gallinago), Schafstelze Pflegemaßnahmen befindet sich eine Aufforstung mit (Motacilla flava), Schwarzkehl- Eine Möglichkeit, um die Biotop- Pappeln und Eschen. Auf der bewei- chen (Saxicola rubicola), Neuntö- typen der Gemeinde Donnerskir- deten Fläche südlich der Ortschaft ter (Lanius collurio), Wanstschre- chen mit denen der Gemeinde sind mehrere Senken und alte Ent- cke (Polysarcus denticauda), Grüne Oggau zu vernetzen, wäre eine Be- wässerungsgräben vorhanden, die Strandschrecke (Aiolopus thalassi- weidung zwischen dem Golfplatz periodisch mit Wasser gefüllt und nus), Kurzflügelige Schwertschrecke und Esterhazy-Graben am Rande mit einer Sumpfwiesenvegetation (Conocephalus dorsalis), Sumpfgril- des Schilfgürtels. In weiterer Folge bestockt sind. Nordöstlich der Auf- le (Pteronetnobius heydeni), Grüne wäre eine Vernetzung mit Purbach forstungsfläche zeigt sich eine reich Strandschrecke (Aiolopus thalassi- durch eine abschnittsweise Rodung strukturierfte Landschaft mit Wie- nus), Gefleckte Smaragdlibelle So( - der Aufforstung in Donnerskirchen sen, Brachen und Ackerflächen. Das matochlora flavomaculata), Donau- anzudenken. Eine Umwandlung der Seevorgelände ist hier relativ sch- Kammmolch (Triturus dobrogicus), gesamten Pappel- Eschenaufforstung mal ausgebildet. Von Bedeutung ist Balkan-Moorfrosch (Rana arvalis in einen natürlichen Auwaldbestand der großflächige Schwarzerlenwald wäre anzustreben. Die Beweidung nahe Purbach, der zum Teil bruch- der Flächen im Seevorgelände

80 Tab. 8: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Donnerskirchen - Purbach

Grünlandgürtel Nährstoffreiche Feuchtwiesen; 2-mal jährliche Mahd der Wiesen Ende Mai -Juni / August - Sanierungsmahd von stark ver- September Mähwiesen brachten Wiesen Sanierungsmahd von mäßig ver- 1- 2-mal jährliche Mahd Juni / September brachten Wiesen Weideflächen Seewiese Donnerskirchen Beweidung Mai bis Oktober Ackerbrachen im Seevorgelände Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1- 2-mal jährliche Mahd) (Donnerskirchen) Schilfröhrricht östlich des Golf- Natürliche Entwicklung zulassen (zwischen Golfplatz und landsei- platzes Donnerskirchen tige Entwässerungsgraben); Wiederaufnahme der Bewirtschaftung Grünlandbrachen (zwischen landseitigen und seeseitigen Entwässerungsgraben) Hochstaudenfluren, Schilfröhrich- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung oder Mahd); te, Verbrachte Salzwiesen Extensive Nutzung von Saumstreifen Ackerland Umwandlung in Grünland Pufferzone Ackerbauflächen mit hohem Bra- Gewährleistung eines mit Lebensraumelementen durchsetzten cheanteil und einzelnen Wiesen Mosaiks aus Ackerflächen mit Brachen und Mähwiesen Gemüse- und Obstgärten mit ho- Erhaltung der reich strukturierten Flächen mit Gemüsegärten, hem Bracheanteil im Ortsverbund Obstbeständen, Brachen und Einzelgehölzen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 5 A Rohrkolben-Röhricht Natürliche Entwicklung zulassen 5 B Großseggenried Entbuschung und Nutzung im 2- 3 jährigen Turnus in den Win- termonaten 5 C Schwarzerlenbruchwald Keine forstliche Nutzung; Natürliche Entwicklung zulassen Sonderstandorte und sonstige Flächen Aufforstungen Rodung der Gehölze am Schilfgürtelrand; Erhaltung von standorts- gerechten Baumarten; Schrittweise Entfernung d. Pappelaufforstung Bootskanäle und Klärbecken Keine Maßnahmen erforderlich Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen Golfplatz Düngungs- und Pflanzenschutzmittelreduzierung; Erhaltung von Lebensraumelementen Obstanlage Extensive Bewirtschaftung des Obstbestands und Unterwuchs Saumgesellschaft Mahd in zweijährigemTurnus im Sept. oder extensive Beweidung Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilflagerplatzes Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirtschaf- tung; Nutzung von Schilfbeständen im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten; natürliche Entwicklung von Gehölzbestän- den zulassen

81 Abb. 31: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Abschnitt 5 Donnerskirchen sollte auf jeden Fall fortgeführt wer- den. Zwischen der Gemeinde- grenze zu Donnerskirchen und der Ortschaft Purbach liegt ein Großteil der ehe- maligen Feuchtwiesen brach und es breitet sich landsei- tig Schilf aus. Hier sollte die Nutzung wieder aufgenom- men werden. Unbewirt- schaftet sollte auch weiter- hin der Schwarzerlenwald südöstlich von Purbach bleiben.

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

82 Abschnitt 6: Seevorgelände Purbach - Breitenbrunn

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 6 erstreckt sich von der östlichen Gemeindegrenze Purbach bis zum Rosenberg in Breitenbrunn. Im Bereich des „Bründl“ (Quellaus- tritte aus dem Leithagebirge) findet sich die größte Ausdehnung von Grauweide (Salix cinerea) am See. Dem Gebüsch sind Aufforstungen mit Schwarzerle und Pappeln vor- gelagert. Die Jagd spielt in diesem Seeabschnitt eine große Rolle. Die Jägerschaft hält die Flächen mittels Mulchen und Mahd offen. Den- noch breiten sich die Aschweiden- gebüsche weiter in die Freiflächen aus und gefährden vor allem die Flä- chen mit Pfeifengraswiesen. Im Be- reich des Rosenberges befinden sich eine 6 Jahre alte Ackerbrache und mit Sträuchern durchsetzte Grün- landflächen, die für einige bedrohte Feuchtwiesenbrache am Unterhang des Rosenbergs, 2013, Foto: Stefan Weiss Tierarten bedeutsame Lebensräume darstellen. Gefährdung geht von der lis wolterstorffi), Sumpfwühlmaus Grünlandbereiche beim Rosenberg Nutzungsaufgabe, Ausweitung der (Microtus oeconomus mehelyi), • Förderung der natürliche Entwick- Schilflagerplätze und dem Umbruch Zwergmaus (Micromys minutus) lung der Bruchwälder (Schwarzerle, von Grünlandflächen aus. FFH- Lebensräume: Glatthaferwie- Grauweide) sen, Pannonische Salzsteppen und • Zurückdrängen des Schilf-Röh- Tierarten: Großer Brachvogel (Nu- Salzwiesen, Pfeifengraswiesen richts menius arquata), Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana), Kiebitz (Vanel- Ziele lus vanellus), Rotschenkel (Tringa • Schaffung eines Grünland-Vernet- Pflegemaßnahmen totanus), Blaukehlchen (Luscinia zungsbiotops zwischen Purbach und Naturschutzfachlich hochwerti- svecica), Schwarzkehlchen (Saxi- Breitenbrunn ge Flächen befinden sich vor allem cola rubicola), Neuntöter (Lanius • Erhaltung (Förderung) einer reich zwischen dem Schilfgürtel und der collurio), Baum- Weißling (Apo- strukturierter Kulturlandschaft mit Bahnlinie. Hier ist der schwanken- ria crataegi), Großer Moosjungfer Obstbäumen, Einzelgehölzen (Dorn- de Wasserstand ein Problem für die (Leucorrhinia pectoralis), Breitstir- gebüsche), Brachestreifen und Saum- Bewirtschaftung. Wichtig ist es die nige Plumpschrecke (Isophya cost- gesellschaften in den seefernen Rie- einzelnen Lebensraumelemente mit- ata), Kurzflügelige Schwertschrecke den einander zu vernetzen, um Wander- (Conocephalus dorsalis), Donau- • Bründl: Wiederherstellung des Nie- routen für die Arten zu schaffen. Kammmolch (Triturus dobrogicus), dermoors Eine weitere Ausbreitung der Balkan-Moorfrosch (Rana arva- • Erhaltung der strukturreichen Aschweidengebüsche auf die land-

83 seitigen Grünlandflächen im Bereich sen. Bei den ehemaligen Streuwiesen durch „auf Stock setzen“ im mehr- „Bründl“ sollte durch Entbuschungs- (Großseggenried, Pfeifengraswiese) jährigen Turnus und extensive Be- maßnahmen und nachfolgende Be- empfiehlt sich eine 1-mal jährliche wirtschaftung erhalten werden. Die wirtschaftung verhindert werden. Mahd September/Oktober. Das ak- angrenzenden Ackerbrachen sind als Der Kernbereich der Grauweiden- tuelle leicht verbuschte Sukzessi- Mähwiesen zu erhalten. Neben der und Schwarzerlenbestände ist der onsstadium der Bracheflächen am bisherigen Mahd würde sich das See- natürlichen Entwicklung zu überlas- Unterhang des Rosenbergs sollte vorgelände durchaus auch für eine Beweidung eignen. Tab. 9: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Purbach - Breitenbrunn Grünlandgürtel Sanierungsmahd von mäßig ver- 1- 2-mal jährliche Mahd Juni/September Mähwiesen brachten Wiesen Hochstaudenfluren, Schilfröhrich- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung oder Mahd); te, Verbrachte Salzwiesen Extensive Nutzung von Saumstreifen Grünlandbrachen Brachen auf Aufschüttungsflächen Natürliche Entwicklung zulassen im Seevorgelände Ackerland Umwandlung in Grünland Pufferzone Ackerbauflächen Förderung des Strukturreichtums durch Erhaltung und Entwick- lung von Lebensraumelementen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 6 A Unterhang Rosenhügel "Auf Stock setzen" eines Gehölzabschnitts alle 5 - 10 Jahre; Exten- sive Beweidung beziehungsweise Mahd der Offenlandbereiche im September 6 B Pfeifengraswiese Randliches Entbuschen und Ausweitung der Bewirtschaftung in den mähbaren Bereichen; 1-mal jährliche Mahd ab Mitte Sept. 6 C Großseggenried Randliches Entbuschen und Ausweitung der Bewirtschaftung in den mähbaren Bereichen; 1-mal jährliche Mahd Sept. / Okt. 6 D Strauchweidenbruchwald Verhinderung der weiteren landseitigen Ausbereitung des „Bründl“ Aschweidengebüsches; Keine forstwirtschaftliche Nutzung der Grauweiden-, Schwarzerlenbestände (Gewährleistung einer natürlichen Entwicklung der Weidengebüsche Richtung See) Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgraben Verhinderung der Verlandung; natürliche Entwicklung der Uferbe- reiche Gehölze feuchter Standorte Rodung der Gehölze in den mähbaren Bereichen; Erhaltung alter Gehölzgruppen Pappelaufforstungen Rodung und Umwandlung in Grünland Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilflagerplatzes Schwarzerlenwald Keine forstliche Nutzung; Natürliche Entwicklung zulassen Stillgewässer Nutzung der Gewässerränder im 2- 3 jährigen Turnus in den Wintermonaten; „Auf Stock setzen“ im mehrjährigen Turnus (5 - 10 Jahre) von Gehölzgruppen

84 Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

Abb. 32: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Abschnitt 6

85 Abschnitt 7: Seevorgelände Breitenbrunn - Winden - Jois

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 7 umfasst das See- vorgelände im Gemeindegebiet von Breitenbrunn, Winden und Jois. Die etwas erhöhten Bereiche werden im gesamten Abschnitt durch eine mit Grünland durchsetzen Ackerland- schaft geprägt. In Breitenbrunn be- findet sich ein großes zusammen- hängendes Mähwiesengebiet, das seit mehreren Jahren wieder bewirt- schaftet wird. Die Grünlandflächen beherbergen artenreiche Pflanzen- gesellschaften, die von überregio- naler Bedeutung sind. In Perioden mit viel Niederschlag ist hier keine Nutzung möglich und der Schilf- gürtel breitet sich aus. In Winden Ackerbrache mit Astern, 2013, Foto: Stefan Weiss befindet sich dem Schilfröhricht vorgelagert ein schmaler Streifen Bedeutsame Tierarten: Tüpfel- Ziele mit Feuchtgrünland und Großseg- sumpfhuhn (Porzana porzana), Kie- genrieden. Diese Flächen werden bitz (Vanellus vanellus), Bekassine • Schaffung eines zusammenhängen- seit einigen Jahren nicht mehr be- (Gallinago gallinago), Schafstelze den Grünlandgürtels (Vernetzungs- wirtschaftet und befinden sich in (Motacilla flava), Neuntöter (Lani- biotope) einem Zustand der fortschreitenden us collurio), Kurzflügelige Schwert- • Erhaltung bzw. Erhöhung des Bra- Verbrachung. In Jois handelt es sich schrecke (Conocephalus dorsalis), chen- und Grünlandanteils in der um einen sehr schmalen Grünland- Sumpfgrille (Pteronetnobius heyde- durch Ackerbau dominierten Land- bereich, da der Übergang zwischen ni), Breitstirnige Plumpschrecke (Iso- schaft Ackerland und Schilf sehr abrupt phya costata), Pannonische Strand- • Schaffung von Kleinstrukturen erfolgt. Bis in die 1960er-Jahre war schrecke (Epacromius coerulipes), wie Obstbäumen, Einzelgehölzen dieser Bereich ein großes zusam- Grüne Strandschrecke (Aiolopus (Dorngebüsche), Brachestreifen und menhängendes Grünlandgebiet, das thalassinus), Donau-Kammmolch Saumgesellschaften in den seefernen später in Ackerflächen umgewandelt (Triturus dobrogicus), Balkan-Moor- Rieden wurde. Seit einigen Jahren wird über frosch (Rana arvalis wolterstorffi); • Entwicklung als Pufferzone (Ack- die Wiederherstellung desGrünlan- Zwergmaus (Micromys minutus), erstilllegung in Jois) des diskutiert. Sumpfwühlmaus (Microtus oecono- • Zurückdrängen des Schilf-Röh- Eine Gefährdung geht von der mus mehelyi) richts Nutzungsaufgabe und folglich Ver- FFH- Lebensräume: Glatthaferwie- • Entwicklung (Erhaltung) der Ent- brachung des Grünlandes (Ölwei- sen, Pannonische Salzsteppen und wässerungsgräben als Lebensrau- den-, Schilfausbreitung), Ausweitung Salzwiesen melement der Schilflagerplätze und dem Um- • Entfernung florenfremder Gehölze bruch von Grünlandflächen aus.

86 Pflegemaßnahmen großflächigen „Joiser Seewiesen“ sind Oberstes Ziel ist die Wiederherstel- heute nur mehr einzelne Fragmente lung einer Biotopvernetzung. Im chung (Verschilfung, Verbuschung) vorhanden. Anzustreben wäre die ganzen Gemeindegebiet von Breiten- ein. Das Gebiet ist geprägt durch eine Ackerflächen im letzten Ried vom brunn werden die Seewiesen durch sehr schmale Parzellenstruktur, was Weg bis zum Schilfgürtel wieder in einen örtlichen Betrieb gemäht. Die- die Bewirtschaftung zusätzlich er- Grünland umzuwandeln. In trocke- se Bewirtschaftung sollte wie bisher schwert. Eine Wiederaufnahme der nen Perioden ist eine Bewirtschaf- fortgeführt werden. Das Seevorge- Nutzungen mittels Beweidung oder tung des Schilfgürtelrandes sinnvoll. lände in der Gemeinde Winden wur- Mahd wäre hier dringend notwen- Eine wichtige Maßnahme ist auch de bis vor wenigen Jahren mit Rin- dig. In der Gemeinde Jois reichen die Erhöhung der Strukturvielfalt dern beweidet. Nach der Aufgabe der die Ackerflächen bis an den Rand (Brachestreifen, Einzelbäume, Ge- Bewirtschaftung setzte die Verbra- des Schilfgürtels. Von den ehemals hölzgruppen, Wiesen) in der durch Ackerbau dominierten Landschaft.

Tab. 10: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Breitenbrunn - Winden - Jois

Grünlandgürtel Sanierungsmahd von stark ver- 2-mal jährliche Mahd Ende Mai - Mitte Juni / September; brachten Wiesen Etablierung einer dauerhaften Grünlandgesellschaft Mähwiesen Sanierungsmahd von mäßig ver- 1- 2-mal jährliche Mahd Juni / September brachten Wiesen Hochstaudenfluren, Schilfröhrich- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung); te, vergraste Standorte Extensive Nutzung von Saumstreifen; Entfernung Ölweiden Grünlandbrachen Ackerland Verstärkte Förderung der Umwandlung in Grünland Ackerbrachen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (2-mal jährliche Mahd) Pufferzone Ackerbauflächen mit einzelnen Gewährleistung eines mit Lebensraumelementen durchsetzten Brachen und Wiesen Mosaiks aus Ackerflächen mit Brachen und Mähwiesen Ackerbaudominierte Gebiete Förderung des Strukturreichtums durch Entwicklung von Lebensraumelementen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 7 A Pannonische Salzsteppen und 1- 2-mal jährliche Mahd Juni / September; Verhinderung von Salzwiesen Bodenumbruch und Umwandlung von Ackerflächen in Grünland; Rodung der Ölweidenbestände 7 B Unterhang Rosenhügel 1- 2-mal jährliche Mahd Juni / Sept.; Erhaltung von Gehölzgrup- pen (insbesondere Weißdorn); Rodung der Ölweidenbestände 7 C Großseggenried Extensive Beweidung oder 1-mal jährliche Mahd Sept. / Okt. Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen Saumgesellschaft Mahd in zweijährigemTurnus im September Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilflagerplatzes Stillgewässer Natürliche Entwicklung zulassen Straßenböschung Böschungsmahd

87 Abb. 33: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Seevorgelände Breitenbrunn - Winden - Jois

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

88 Abschnitt 8: Seevorgelände Neusiedl am See

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 8 umfasst das Seevor- gelände in der Gemeinde Neusiedl. Entlang der Eisenbahnlinie sind hier artenreiche Pfeifengraswiesen zu fin- den. Die sumpfigen, nährstoffarmen Standorte unterliegen einer langsa- men Sukzession. Im Seevorgelände sind großflächige Salzsumpfwiesen anzutreffen, die seit mehreren Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden. Der vorhandene Golfplatz darf laut Errichtungsbescheid nur unter natur- schutzfachlichen Gesichtspunkten betrieben werden. Im Seevorgelände unterhalb der Ortschaft ist ein gro- ßer Bereich künstlich angeschüttet und unterliegt einer zunehmenden Verbauung mit Wohnanlagen und Gewerbeflächen. Von den ehemali- gen Streuwiesen sind heute nur mehr Verbrachte Pfeifengraswiese am Bahndamm bei Neusiedl am See, kleine Teilflächen vorhanden. Der 2013, Foto: Stefan Weiss Großteil der Flächen ist von Wie- derbewaldung und Schilfausbreitung • Erhaltung extensiver Streuwiesen- liegt zurzeit brach. Zumeist liegt die betroffen. typen (Schneidebinse, Großsegge, Bewirtschaftung bereits mehrere Pfeifengras) Jahre zurück und ein Großteil der Bedeutsame Tierarten: Blaukehl- • Erhaltung bzw. Förderung von Flächen ist von Verschilfung und chen (Luscinia svecica), Grüne Einzelbäumen, Gehölzgruppen und Verbuschung betroffen. Eine intakte Strandschrecke (Aiolopus thalassi- Randstrukturen Wiesengesellschaft ist noch im Be- nus), Sumpfgrille (Pteronetnobius • Extensive Golfplatznutzung reich des Golfplatzes zu finden. Die heydeni), Donau-Kammmolch (Tri- • Entwicklung (Erhaltung) der Ent- ehemaligen Streuwiesen (Schneide- turus dobrogicus), Balkan-Moor- wässerungsgräben als Lebensrau- ried, Großseggenried, Pfeifengras- frosch (Rana arvalis wolterstorffi), melemente wiese) sollten nach traditionellem Zwergmaus (Micromys minutus), • Erhaltung von Amphibiengewässer Vorbild 1-mal jährlich ab September Sumpfwühlmaus (Microtus oecono- • Naturnahe Waldbewirtschaftung gemäht werden. Eine Beweidung ist mus mehelyi) (Erhaltung Altholzbestände) vor allem für die wechselfeuchten FFH- Lebensräume: Glatthaferwie- • Unterbindung des Abwasserein- Bereiche westlich der Bahnschlinge sen, Schneideried, Pannonische Salz- trages in das Seevorgelände bei Star- zu empfehlen. Im Vorfeld der Pflege- steppen und Salzwiesen kniederschlagsereignissen maßnahmen sind jedoch im gesam- ten Gebiet großflächige Entbuschun- Ziele Pflegemaßnahmen gen notwendig. • Wiederaufnahme der Bewirtschaf- Ein Großteil des Grünlandes im See- tung auf verbrachten Wiesenflächen vorgelände der Gemeinde Neusiedl

89 Tab. 11: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Neusiedl am See Grünlandgürtel Nährstoffreiche Wiesen, 2-mal jährliche Mahd Juni / September; Randliches Entbuschen Rohr-Schwingelwiesen Mähwiesen Sanierungsmahd von mäßig 1- bis 2-mal jährliche Mahd Mitte Juni/September verbrachten Wiesen Hochstaudenfluren, Schilfröhrich- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung); te, vergraste Standorte Extensive Nutzung von Saumstreifen Verbrachtes Großseggen- und Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1-mal Grünlandbrachen Schneidebinsenried jährliche Mahd September / Oktober) Verbuschte Grünlandbrache „Auf Stock setzen“ der Gehölze im mehrjährigen Turnus (5 - 10 Jahre); 1-mal jährliche Mahd der Offenbereiche Ackerland Verstärkte Förderung der Umwandlung in Grünland Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 8 A Glatthaferwiesen und Panno- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (2-mal jährliche Mahd Juni / nische Salzsteppen und Salzwiesen September bzw. Beweidung Mai bis Oktober) 8 B Verbrachte Pfeifengraswiese Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1-mal jährliche Mahd Mitte September / Oktober bzw. extensive Beweidung im September / Oktober) 8 C Schneideried Natürliche Entwicklung zulassen 8 D Wechselfeuchte Magerwiese Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli beziehungsweise extensive Beweidung) 8 E Großseggenried 1-mal jährliche Mahd Mitte September / Oktober 8 F Verbuschtes Großseggenried Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1-mal jährliche Mahd ab Oktober der Offenflächen); Erhaltung von alten Gehölzbeständen und Baumgruppen Sonderstandorte und sonstige Flächen Absetzteiche Natürliche Entwicklung zulassen Entwässerungsgräben Etablierung abgestufter Nutzungsintensitäten zur Erhaltung als vielfältiges Landschaftselement Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen Saumgesellschaft Mahd in zweijährigemTurnus im September oder extensive Beweidung Schilflagerplatz Entfernung von Altschilf; Keine Ausweitung des bestehenden Schilflagerplatzes Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirtschaftung; Entwicklung einer Pufferzone Auwaldbestände Erhaltung der Altbestände; Entfernung standortsfremder Gehölze

90 Abb. 34: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Abschnitt 8

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

91 Abschnitt 9: Seevorgelände Neusiedl am See - Weiden am See

Allgemeine Beschreibung Der Abschnitt 9 erstreckt vom östlichen Bereich der Seesiedlung Neusiedl am See bis zum Rand des Nationalparks in Weiden am See. In diesem Bereich befindet sich ein großflächiges Kopf- und Schneide- binsenried, das ein Brachestadium ehemaliger Streuwiesen darstellt und sich im Besitz der Gemeinde befindet. Nur ein kleiner Teil der Flä- che wird heute noch bewirtschaftet, somit unterliegen die Flächen einer natürlichen Sukzession mit Ausbrei- Pfeifengraswiese zwischen Neusiedl und Weiden am See, 2013, tung von Gebüschen und Schilf. Foto: Stefan Weiss Bedeutsame Tierarten: Blaukehl- chen (Luscinia svecica), Sumpfgril- FFH- Lebensräume: Schneideried, • Erhaltung unbewirtschafteter le (Pteronetnobius heydeni), Do- Pfeifengraswiese Teilflächen (Kopf-, Schneidebinsen- nau-Kammmolch (Triturus dobro- ried) gicus), Balkan-Moorfrosch (Rana Ziele • Erhaltung bzw. Förderung von Alt- arvalis wolterstorffi), Zwergmaus • Wiederaufnahme der Bewirtschaf- bäumen, einzelnen Gehölzgruppen (Micromys minutus), Sumpfwühl- tung auf verbrachten Grünlandflä- und Randstrukturen maus (Microtus oeconomus mehelyi) chen

Tab. 12: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Neusiedl am See - Weiden am See

Grünlandgürtel Mähwiesen Pfeifengraswiese 1-mal jährliche Mahd ab Mitte September; Randliches Entbuschen Schilfröhrichte Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung); Extensive Nutzung von Saumstreifen Grünlandbrachen Verbuschte Grünlandbrache Teilweise Entbuschung; Erhaltung von Altholzbeständen sowie einzelnen Gehölzstreifen; Feuchtwiesenreste Wiederaufnahme der 1-mal jährlichen Mahd ab Mitte September Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 9 A Schneideried Randliches Entbuschen; natürliche Entwicklung des Schneideried- bestandes ohne Nutzung 9 B Verbrachte Pfeifengraswiese, Wiederaufnahme der Nutzung (1-mal jährliche Mahd ab Mitte Schneideried September, Langfristig: Mahd in 2- bis 3-jährigem Turnus) Sonderstandorte und sonstige Flächen Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen

92 Pflegemaßnahmen Abb. 35: Karte und Legende Bis auf eine kleine Fläche Pflegemaßnahmen Abschnitt 9 am nordwestlichen Randbe- reich liegt die Fläche zurzeit brach. Die gemähte Fläche sollte auf angrenzende Be- reiche erweitert werden. Für die Pfeifengraswiesen ist eine 1-mal jährliche Bewirt- schaftung ab September zu empfehlen. Auf den Flächen südöstlich der Ortschaft sollte nach vorhergegange- ner Entbuschung ebenfalls die Bewirtschaftung mittels Mahd wieder aufgenommen werden. Bei einem Großteil der Fläche, die mit Kopf- und Schneidebinsenried bestockt ist, ist eine natür- liche Entwicklung ohne jeg- licher Nutzung anzustreben. Alte Gehölzbestände sind auf der Gesamtfläche zu er- halten.

93 Abschnitt 10: Zitzmannsdorfer Wiesen

Gebietsbeschreibung Der Abschnitt 10 erstreckt sich von den Zitzmannsdorfer Wiesen mit der Ausdehnung von Weiden am See im Norden bis zum Golser Ka- nal im Süden und der Bundesstraße im Osten. Das Gebiet umfasst zirka 400 ha Wiesenfläche und stellt so- mit die größte zusammenhängende Wiesenfläche des Landes dar. Seit 1993 bilden die Wiesen einen Teil der Bewahrungszone des National- parks Neusiedler See – Seewinkel. Während das großflächige Zentrum Zitzmannsdorfer Wiesen, 2006, Foto: Stefan Weiss dieser Landschaft von extensiv be- wirtschafteten Mähwiesen und eini- schrecke (Conocephalus dorsalis), Kurzkopf-Kratzdistel (Cirsium gen Schilfbereichen dominiert wird, Sumpfgrille (Pteronemobius hey- brachycephalum), Lungen-Enzian findet man am Ostrand noch Reste denii), Breitstirnige Plumpschrecke (Gentiana pneumonanthe), Salz- von Wein- und Ackerbauflächen. (Isophya costata), Nasenschrecke wiesen-Schwertlilie (Iris spuria), Aufgrund des unregelmäßigen Re- (Acrida ungarica), Steppen-Beiß- Sumpfstendelwurz (Epipactis palus- liefs sind im Gebiet unterschiedliche schrecke (Platycleis montana), Perc- tris) Pflanzengesellschaften auf engstem nia fumidaria, Steppen-Frostspan- FFH- Lebensräume: Schneidried, Raum anzutreffen. Diese reichen von ner (Chondrosoma fiduciarium), Pfeifengraswiese, Kopfbinsenried, Niedermoorstandorten in den feuch- Lungenenzian-Ameisenbläuling Glatthaferwiese, Halbtrockenrasen ten Senken bis zu Halbtrockenrasen (Phengaris alcon), Dunkler Wiesenk- auf den Kuppen. Wechselfeuchte La- nopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea Ziele gen in flachen Senken und Mulden nausithous) und Heller Wiesenk- • Erhaltung (Entwicklung) eines zu- weisen einen erhöhten Salzgehalt auf. nopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea sammenhängenden, weiträumigen Aus zoologischer wie auch aus bo- teleius), Donaukammmolch (Tritu- und ausschließlich extensiv bewirt- tanischer Sicht sind die Zitzmanns- rus dobrogicus) Balkan-Moorfrosch schafteten Grünlandkomplexes dorfer Wiesen sehr artenreich. Im (Rana arvalis wolterstorffi), Panno- • Wiederherstellung des gebiets- Gebiet sind einige Arten zu finden nische Bergeidechse (Lacerta vivi- spezifischen Mosaiks an trockenen, die hier ihre Verbreitungsgrenze para pannonica), Sumpfwühlmaus feuchten, nassen und dauerhaft über- haben oder als Relikte der letzten (Microtus oeconomus mehelyi), schwemmten Flächen Eiszeit gelten. Zwergmaus (Micromys minutus) • Erhaltung (Förderung) der zahlrei- chen Reliktarten und spezialisierten Bedeutsame Tierarten: Bekassine Pflanzenarten: Österr. Kranzen- Lebensformen (Gallinago gallinago), Großer Brach- zian (Gentianella austriaca), Ech- • Entwicklung von zusammenhän- vogel (Numenius aquata), Kiebitz ter Haarstrang (Peucedanum offi- gende Trockenrasenflächen auf Kup- (Vanellus vanellus), Rotschenkel cinale), Grau-Aster (Aster canus), pen der Seerandzone und auf dem (Tringa totanus), Uferschnepfe (Li- Kanten-Lauch (Allium angulosum), Seedamm mosa limosa), Wiesenweihe (Circus • Verbesserung des Erhaltungszu- pygargus), Kurzflügelige Schwert- standes der Salzstandorte

94 • Soweit wie möglich Nutzung der de werden im Gemeindegebiet von verschilften Flächen und Schaffung Neusiedl am See beweidet, in Wei- offener Wasserflächen wässerungsgräben sind kleine Wehr- den liegen große Flächen brach. Auf • Ausweitung der extensiven Bewirt- anlagen eingebaut, um eine Vernäs- den verbrachen Niedermoor- und schaftung durch Mahd und Bewei- sung der Flächen zu gewährleisten. Pfeifengraswiesenstandorten süd- dung auf bisherigen Bracheflächen Die Staffelung der Mahd in räum- lich von Weiden sollte die extensive • Wiederherstellung der ursprüng- licher und zeitlicher Hinsicht wird Bewirtschaftung sobald wie mög- lichen hydrologischen Verhältnisse so gut wie möglich bereits realisiert. lich wieder aufgenommen werden. In die vorhandenen Schilfflächen Es wird empfohlen, die noch ver- Pflegemaßnahmen wird jedes Jahr soweit wie möglich bliebenen Äcker und Weingärten im Die hier empfohlenen Pflegemaß- hineingemäht, um unter anderen die östlichen Teil schrittweise in Wiesen- nahmen decken sich Großteiles mit Niedermoorflächen zu vergrößern. flächen umzuwandeln der aktuellen Nutzung. In den Ent- Der Seedamm und das Seevorgelän-

Tab. 13: Pflegemaßnahmen Zitzmannsdorfer Wiesen Grünlandgürtel Mähwiesen 2-mal jährliche Mahd der Wiesen Ende Mai -Juni / Aug. - Sept. Erhaltungsmahd von gering ver- Zeitlich und räumlich gestaffelte Mahd (1-mal jährliche Mahd von brachten Wiesen Juli bis September) Mähwiesen Sanierungsmahd von eutro- 2-mal jährliche Mahd Juni / September phierten Trockenstandorten und stillgelegten Pfeifengraswiesen und Salzsumpf- Extensive Beweidung von Juli bis August Weideflächen wiesen im Seevorgelände Seedamm (Gemeinde Neusiedl) Extensive Beweidung von Mai bis Oktober Gering verbrachte Pfeifengraswie- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Extensive Beweidung von sen und Niedermoore Juli bis August oder 1-mal jährliche Mahd ab Mitte September) Verbrachte Halbtrockenrasen Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung) (Seedamm Gemeinde Weiden) Grünlandbrachen Schilfröhricht Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (je nach Feuchtigkeitsver- hältnissen Mahd einer möglichst großen Fläche) Ackerbrachen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (2-mal jährliche Mahd) Weingärten und Ackerland Umwandlung in Grünland Pufferzone Gemüse- und Obstgärten mit Erhaltung der reich strukturierten Flächen mit Gemüsegärten, hohem Bracheanteil Obstbeständen, Brachen und Einzelgehölzen Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 10 A Schneideried Randliches Entbuschen; natürliche Entwicklung des Schneideried- bestandes ohne Nutzung 10 B Weichholzau Erhaltung des Altholzbestandes; Entfernung von florafremden Gehölzen; Schaffung von Biotopvernetzungsstrukturen durch Rodungen Sonderstandorte und sonstige Flächen Gehölze feuchter Standorte Natürliche Entwicklung zulassen Stillgewässer Offenhaltung d. Gewässerränder durch extensive Bewirtschaftung

95 Abb. 36: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Zitzmannsdorfer Wiesen

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

96 Abschnitt 11: Seevorgelände Golser Kanal - Podersdorf

Gebietsbeschreibung Der Abschnitt 11 erstreckt sich vom Golser Kanal bis zum nördli- chen Ortsrand von Podersdorf auf Flächen der Gemeinden und Podersdorf. Die Gemeinde Gols hat nur einen kleinen Anteil am Projekt- gebiet, wobei dieser die Flächen im Bereich Golser-Kanal, „Golser Lacke“ und ehemalige Seewiesen umfasst. Die Flächen am Golser-Kanal, die bereits zum Großteil Mähwiesen und Weideland sind, stellen eine Pufferzone zu den Zitzmannsdorfer Wiesen und dem Seevorgelände dar. Am Seedamm befindet sich ein Ge- Seedamm mit Robinienaufforstung nördlich von Podersdorf, hölzstreifen, der stark mit Neophy- 2014, Foto: Stefan Weiss ten (Robine, Götterbaum) durchsetzt ist. In Richtung See kommen stark Seedamm nördlich der Ortschaft Abschnitt wird beeinträchtigt durch verbrachte und verschilfte Reste ehe- ebenfalls ein Gehölzstreifen, der stark die Verbrachung und Schilfausbrei- maliger Streuwiesen vor. mit Neophyten durchsetzt ist, an- tung in Folge der Nutzungsaufgabe Das Gemeindegebiet von Pod- zutreffen ist. Richtung See befinden der Seewiesen und die Ausbreitung ersdorf ist geprägt durch ein relativ sich stark verbrachte und verschilfte von Götterbaum, Robinie und Ölwei- schmales Seevorgelände, wobei am Reste ehemaliger Streuwiesen. Der de am Seedamm.

Tab. 14: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Golser Kanal - Podersdorf

Grünlandgürtel Verbrachte Pfeifengraswiesen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Extensive Beweidung von Juli bis August oder 1-mal jährliche Mahd ab Mitte Septem- Grünlandbrachen ber) Hochstaudenfluren, Schilfröhrich- Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung) te, vergraste Standorte Sonderstandorte und sonstige Flächen 9 A Schneideried Randliches Entbuschen; natürliche Entwicklung des Schneideried- bestandes ohne Nutzung 9 B Verbrachte Pfeifengraswiese, Wiederaufnahme der Nutzung (1-mal jährliche Mahd ab Mitte Schneideried September, Langfristig: Mahd in 2- bis 3-jährigem Turnus) Sonderstandorte und sonstige Flächen Absetzteiche Natürliche Entwicklung zulassen Gehölzbestände Ausweitung bestehender Grünlandbereiche durch Entbuschung; Entfernung von florafremden Baumarten (Robinie, Götterbaum)

97 Abb. 37: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Abschnitt 11 FFH- Lebensräume: Schneidried, Pfeifengraswiese

Ziele • Wiederaufnahme der Bewirt- schaftung im Seevorgelände und am Seedamm nördlich der Ortschaft Podersdorf • Entwicklung (Sicherung) der Flä- chen am Golser Kanal als Pufferzone zu den Zitzmannsdorfer Wiesen und dem Seevorgelände • Entwicklung eines Vernetzungs- biotops

Pflegemaßnahmen Die Flächen am Golser Kanal sollten als Pufferzone zu den Zitzmanns- dorfer Wiesen als Grünland bewirt- schaftet werden. Eine Wiederauf- nahme der Bewirtschaftung in den verbrachten Seevorgeländewiesen ist anzustreben. Es wird empfohlen den Gehölzbestand am Seedamm zu re- duzieren und sämtliche florenfremde Baumarten (Robinie, Götterbäume) zu entfernen. Ein weiteres Ziel ist die Wiederaufnahme der Bewirt- schaftung an der etwas außerhalb des Seevorgeländes liegenden „Gol- ser Lacke“.

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

98 Abschnitt 12: schrecke (Aiolopus thalassinus), Seevorgelände Sumpfschrecke (Stethophyma gros- Podersdorf Karmazik - Am Seedamm sind im gesamten Ab- sum), Kurzflügelige Schwertschrecke Illmitzer Seewäldchen schnitt kleine Gehölzgruppen, He- (Conocephalus dorsalis), Flussregen- cken und Waldflächen natürlichen pfeifer (Charadrius dubius), Kiebitz Gebietsbeschreibung und anthropogenen Ursprungs zu (Vanellus vanellus), Rotschenkel Der Abschnitt 12 umfasst Flächen finden. Ein größeres zusammenhän- (Tringa totanus), Neuntöter (Lanius zwischen See und Seedamm vom gendes Waldstück befindet sich nörd- collurio), Schwarzkehlchen (Saxi- Karmazik bis zum Illmitzer Wäld- lich der Seebadstraße. Die Pflanzen- cola torquata), Donaukammmolch chen. Das Seevorgelände südlich gesellschaften am Seedamm sind (Triturus dobrogicus) Balkan-Moor- der Ortschaft Podersdorf ist geprägt von Verbrachung und Verbuschung frosch (Rana arvalis wolterstorffi), durch die Beweidung mit Pferden. betroffen, als problematisch kann die Sumpfwühlmaus (Microtus oe- Hier sind die kurzrasigen und teilwei- Ausbreitung von Robinie und Ölwei- conomus mehelyi), Zwergmaus se offenen Standorte ein, insbesonde- de gesehen werden. (Micromys minutus) re für die Vogelwelt, bedeutsamer Le- FFH- Lebensräume: Pannonische bensraum. Von der Gemeindegrenze Tierarten: Heideschrecke (Gampso- Salzsteppen und Salzwiesen, Pfei- Podersdorf bis zur Seebadstraße wird cleis glabra), Sumpfgrille (Pterone- fengraswiesen, Kopfbinsenried, das Gebiet durchgehend beweidet. mobius heydenii), Grüne Strand- Schneidried

Blick auf das Seevorgelände im Bereich Hölle, 2014, Foto: Stefan Weiss

99 Ziele • Schaffung offener Sandbereiche zewalski-Pferde und bezieht den Be- • Erhaltung (Wiederherstellung) ei- • Erhaltung schilffreier Uferbereiche reich „Hölle“ mit ein. Am Seedamm ner extensiv genutzten, baumarmen • Reduzierung des Gehölzanteils und sind Entbuschungs- und Reduzie- Weidelandschaft mit nur kleinräumi- Umwandlung standortsfremder Be- rungsmaßnahmen von florenfrem- gen Schilf-, Röhricht- bez. Gehölz- stände den Gehölzen (Ölweide, Robinie) beständen sinnvoll. • Erhaltung (Wiederherstellung) ei- nes Mosaiks von ausgedehnten Grün- Pflegemaßnahmen landflächen mit Niedermoorcha- Die Beweidung des Seevorgeländes rakter, trockenen Dünenrücken mit wirkt sich positiv auf die Tier- und Halbtrocken- und Trockenrasen so- Pflanzenarten des Gebietes aus. Die- wie eingestreute Salzstandorte se sollte auch weiterhin in diesem • Umwandlung der zahlreichen Umfang fortgesetzt werden, wobei Brachflächen auf den Kuppen der einige Abschnitte eher intensiv und Seerandzone und auf dem Seedamm andere extensiv beweidet werden in Halbtrockenrasen und Sandtro- sollten. Eine mobile Rinderherde ckenrasen unterstützt die Beweidung durch Pr-

Tab. 15: Pflegemaßnahmen Seevorgelände Podersdorf Karmazik - Illmitzer Seewäldchen Grünlandgürtel Sanierungsmahd von 2-mal jährliche Mahd Juni / September Mähwiesen eutrophierten Halbtrockenrasen Karmazik Beweidung von Mai bis Oktober mit 0,5-1 Pferd/ha Przewalski-Pferdekoppel Beweidung von Mai bis Oktober Weideflächen Illmitzer „Warmblutkoppel“ Beweidung von Mai bis Oktober Seevorgelände Bereich Extensive Beweidung von Juli bis August bzw. 1-mal jährliche Stinkerseen Mahd ab September Verbrachte Halbtrockenrasen Entbuschung; Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung) Grünlandbrachen (Seedamm) Weingärten Umwandlung in Grünland Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 12 A Salzwiesen nördlich Beweidung von Mai bis Oktober bzw. 1-mal jährlichen Mahd der Biologische Station südlichen Bereiche Anfang Juni und Nachbeweidung im Herbst 12 B Niedermoor und Wiederaufnahme der extensiven Bewirtschaftung (1-mal jährli- Schneideried chen Mahd im Oktober bzw. Beweidung in den Herbstmonaten) Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgraben Natürliche Entwicklung zulassen Gehölzbestände Entfernung von florafremden Baumarten (Robinie, Ölweide) und Förderung standortsgerechter Gehölze

100 Abb. 38: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Seevorgelände Podersdorf Karmazik - Illmitzer Seewäldchen

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

101 Abschnitt 13: Illmitz - Sandeck

Gebietsbeschreibung Der Abschnitt 13 umfasst das See- vorgelände im Bereich des Riedes Sandeck. Von der Seebadstraße bis zum Sandeck befinden sich auf Höhe des Seedamms einige Weingärten und Bracheflächen, die zunehmend von Ölweiden und artenarmen Grasfluren eingenommen werden. Das Kerngebiet des Sandecks wird von Eseln beweidet, das daran an- Sandtrockenrasen im Bereich Albersee – ein ähnlicher Lebensraum schließende Schilfröhricht von einer wie im Sandeck, 2014, Foto: Stefan Weiss Steppenrindherde. Nordöstlich vom Sandeck erstrecken sich einzelne schnitte südlich der Ortschaft sind Uferschnepfe (Limosa limosa), Weingärten, Mähwiesen und Bra- durchwegs Mähwiesen. Rotschenkel (Tringa totanus), Wie- cheflächen. Das Seevorgelände wird Bedeutsame Tierarten: Sumpfgril- dehopf (Upupa epops), Neuntöter hier mit der Steppenrindherde aus le (Pteronemobius heydenii), Grüne (Lanius collurio), Donaukamm- Apetlon beweidet. Die seefernen Ab- Strandschrecke (Aiolopus thalas- molch (Triturus dobrogicus), Bal- sinus), Kiebitz (Vanellus vanellus), kan-Moorfrosch (Rana arvalis wol- Tab. 16: Pflegemaßnahmen Abschnitt 13 Grünlandgürtel Sanierungsmahd von ehemaligen 2-mal jährliche Mahd Mitte Juni / September Weingartenflächen Sanierungsmahd von mäßig 1-2-mal jährliche Mahd Mitte Juni / September Mähwiesen verbrachten Wiesen Erhaltungsmahd von gering 1-mal jährliche Mahd ab Juli verbrachten Wiesen Eselweide Sandeck Beweidung von Mai bis Oktober Weideflächen Steppenrinderweide Sandegg-Neudegg Beweidung von Mai bis Oktober Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte, Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder Beweidung) vergraste Standorte Verbrachte Salzsteppen und Salzwiesen Wiederaufnahme der extensiven Bewirtschaftung (Mahd oder Grünland- Beweidung) brachen Weingärten Umwandlung in Grünland Weingartenbrachen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung oder 2-mal jährliche Mahd) Sonderstandorte und sonstige Flächen Gehölzbestände Erhaltung standortsgerechter Gehölzgruppen (Dornensträucher); Entfernung von florafremden Baumarten (Robinie, Ölweide) Unbefestigter Feldweg Erhaltung der offener Sandflächen in den Fahrspuren

102 terstorffi), Sumpfwühlmaus (Micro- den Brachen sollten die Flächen zur tus oeconomus mehelyi), Zwergmaus Pflegemaßnahmen Vorbereitung vollständig von Wein- (Micromys minutus) Ein Hauptaugenmerk in diesem Ab- gartenmaterial befreit und danach FFH-Lebensräume: Salzsteppen schnitt sollte auf die Wiederherstel- einige Jahre mindestens 2-mal jähr- und Salzwiesen, Schneidried, Halb- lung von Grünlandgesellschaften lich gemäht werden (Vergrasung und trockenrasen, Glatthaferwiesen auf ehemaligen Weingartenflächen Ölweiden zurückdrängen). Es ist zu liegen. Die Anzahl der Weingärten empfehlen, die bisherige Beweidung Ziele hat in diesem Bereich in den letzten mit Eseln und Steppenrindern im • Erhaltung (Wiederherstellung) einer Jahren stetig abgenommen und es Seevorgelände fortzuführen. Eine weiträumigen, extensiven Weideland- ist absehbar, dass diese weitgehend Ausweitung der Beweidung auf ver- schaft mit kurzgrasigen Trockenra- verschwinden werden. Bei einer brachte Bereiche zwischen der See- sen, offenen Sandstellen mit geringem Wiederaufnahme der Nutzung auf badstraße und Sandeck ist sinnvoll. Gehölzanteil • Erhaltung und Pflege der verbliebenen Trockenrasen- und Feuchtwiesenreste Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV) • Wiederherstellung von Tro- cken- und Halbtrockenrasen auf ehemaligen Weingarten- flächen • Aushagerung überdüngter Sandstandorte • Verbesserung der hydrolo- gischen Situation • Reduktion der Verschilfung (Seevorgelände) • Reduktion des Gehölzan- teils und Entfernung flora- fremder Gehölze

Abb. 39: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Abschnitt 13

103 Abschnitt 14: Apetlon - die fehlende Nutzung nimmt hier die Rotschenkeln (Tringa totanus), Sä- Ried Darscho - Neudegg Artenvielfalt ab. In diesem Bereich belschnäbler (Recurvirostra avoset- befinden sich auch zwei Waldbestän- ta), Kampfläufer Philomachus( pug- Gebietsbeschreibung de, die mit florenfremden Gehölzen nax), Pannonischen Bergeidechse Der Abschnitt 14 umfasst die Riede durchsetzt sind. Landeinwärts ist (Zootoca vivipara pannonica), Darscho und Neudegg in der Ge- das Gebiet durch ein Mosaik von Donaukammmolch (Triturus dob- meinde Apetlon. Im Bereich von Ackerflächen, Weingärten, Mähwie- rogicus), Balkan-Moorfrosch (Rana Darscho befindet sich ein großflächi- sen und Bracheflächen geprägt. Im arvalis wolterstorffi), Sumpfwühl- ges Weidegebiet mit Steppenrindern Bereich Neudegg kommt es zu einer maus (Microtus oeconomus mehelyi), und Wasserbüffeln, die das Seevorge- abschnittsweisen Verbrachung und Zwergmaus (Micromys minutus) lände offenhalten. Im Neudegg liegen Ausbreitung florenfremder Gehölze. FFH-Lebensräume: Salzsteppen große Grünlandflächen brach und Bedeutsame Tierarten: Grüne und Salzwiesen, Glatthaferwiese, Gehölze, Schilf sowie Hochstauden Strandschrecke (Aiolopus thalassi- Schneidried, Halbtrockenrasen sind in Ausbreitung begriffen. Durch nus), Kiebitzen (Vanellus vanellus),

Beweidung im Seevorgelände beim Neudegg, 2014, Foto: Stefan Weiss

104 Ziele • Erhaltung und Vergrößerung offe- res Augenmerk sollte auf die Entfer- ner Grünlandbereiche mittels exten- Pflegemaßnahmen nung der florenfremden Gehölze in siver Bewirtschaftung Die Beweidung und Mahd des See- Neudegg gelegt werden. Auf längere • Reduzierung des Waldanteils und vorgeländes sollte im Großen und Sicht ist ein Teil des Waldbestandes Entfernung florafremder Gehölze in Ganzen wie bisher fortgeführt wer- zu Gunsten von Wiesen- und Wei- Neudegg den. Dabei ist zu beachten, je nach deflächen zu entfernen. • Umbau der Waldflächen in Rich- Witterung, möglichst große Flä- tung standortstypischer, einheimi- chen zu bewirtschaften. Von gro- scher Artenzusammensetzung ßer Bedeutung ist die Umwandlung • Erhaltung der Salzstandorte des der verbliebenen Ackerflächen und Seevorgeländes Weingärten in Grünland. Ein weite-

Tab. 16: Pflegemaßnahmen Apetlon - Ried Darscho - Neudegg Grünlandgürtel Sanierungsmahd von mäßig verbrachten 1-2-mal jährliche Mahd Mitte Juni / September Wiesen Mähwiesen Erhaltungsmahd von gering verbrachten 1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli Wiesen (Halbtrockenrasen, Trockene Glatthaferwiesen, Salzsumpfwiesen) Weideflächen Steppenrinderweide Sandegg-Neudegg Beweidung von Mai bis Oktober Hochstaudenfluren, Schilfröhrichte, Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Mahd oder vergraste Standorte Beweidung) Gering verbrachte Salzsumpfwiesen Wiederaufnahme der extensiven Bewirtschaftung (Mahd Grünlandbrachen oder Beweidung); Teilweise Entbuschung Verschilfte Salzsumpfwiesen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (1-mal jährliche Mahd ab Anfang Juli); Teilweise Entbuschung Ackerflächen und Weingärten Umwandlung in Grünland Acker- und Weingartenbrachen Wiederaufnahme der Bewirtschaftung (Beweidung oder 2-mal jährliche Mahd) Naturschutzfachlich bedeutsame Lebensräume 14 A Schneideried Extensive Beweidung von September bis Oktober 14 B Schilfröhricht Verhinderung der Sukzession durch Nutzung im 2-3 jährigen Turnus in den Wintermonaten Sonderstandorte und sonstige Flächen Entwässerungsgraben Natürliche Entwicklung zulassen Gehölzbestände Abschnittsweise Rodung des Gehölzbestandes; Erhaltung standortsgerechter Gehölzgruppen (Dornensträucher) Schilfgürtel Keine Pflegemaßnahmen erforderlich Stillgewässer Offenhaltung der Gewässerränder durch extensive Bewirtschaftung

105 Abb. 40: Karte und Legende Pflegemaßnahmen Apetlon - Ried Darscho - Neudegg

Karte: Barbara Dillinger, 2013 Quelle: Orthofoto (BEV)

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108 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Übersichtskarte Untersuchungsgebiet ...... 11 Abb. 21: Verbreitung des Kiebitz (Vanellus vanellus) Abb. 2: Flächenanalyse in Prozent im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung 1872, 1960 und 2005...... 14 in den Jahren 2006 und 2011...... 63 Abb.3: Landbedeckung 1872...... 15 Abb. 22: Nachweise der Bekassine (Gallinago gallinago) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung Abb. 4: Landbedeckung 1960...... 16 in den Jahren 2006 bis Abb. 5: Landbedeckung 2005...... 17 2011...... 63 Abb. 6: Vergleich der Landbedeckung, Ackerland. . . . . 18 Abb. 23: Verbreitung des Rotschenkels (Tringa totanus) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung Abb. 13: Vergleich der Landbedeckung, Mähwiese. . . . 19 in den Jahren 2006 und 2011...... 64 Abb. 7: Vergleich der Landbedeckung, Abb. 24: Nachweise des Schwarzkehlchens (Saxicola Obst- und Gemüsebau ...... 20 torquata) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Abb. 8: Vergleich der Landbedeckung, Schilfröhricht. . . 21 Umgebung in den Jahren 2006 und 2011...... 65 Abb. 9: Vergleich der Landbedeckung, Siedlungsgebiet. . 22 Abb. 25: Nachweise der Schafstelze (Motacilla flava) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung Abb. 10: Vergleich der Landbedeckung, Wasserfläche . . . 23 in den Jahren 2006 und Abb. 11: Vergleich der Landbedeckung, Weideland. . . . 24 2011...... 66 Abb. 12: Vergleich der Landbedeckung, Weingarten. . . . 25 Abb. 26: Naturschutzfachliche Bedeutung von Abb. 14: Aktuelle (2011) Fangpunkte von Microtus oeconomus Teilbereichen der Seewiesen aus Sicht des Vogel- mehelyi im Seewinkel bzw. auf den Zitzmannsdorfer Wie- schutzes...... 67 sen, sowie Gewöllnachweise von 2005 bis 2011 am Ostufer Abb. 27: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 1. . . .71 und 1980 bis 1990 am Westufer mit eingezeichneten unge- Abb. 28: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 2. . . .74 fähren Aktionsradien der Schleiereulen (r = 2 km). Karten- quelle: BEV – Bundesamt für Eich und Vermessungswesen Abb. 29: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 3. . . .77 in Wien, T2011/79907...... 44 Abb. 30: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 4. . . .79 Abb. 15: Beobachtungen des Weißstorchs (Ciconia ciconia) Abb. 31: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 5. . . .82 im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 und 2011...... 56 Abb. 32: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 6. . . .85 Abb. 16: Nachweise von Rohr‐ (Circus aeruginosus), Korn‐ Abb. 33: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 7. . . .88 (C. cyaneus) und Wiesenweihe (C. pygargus) im Untersu- Abb. 34: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 8. . . .91 chungsgebiet „Seewiesen“ und dem Umfeld...... 57 Abb. 35: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 9. . . .93 Abb. 17: Nachweise des Tüpfelsumpfhuhns (Porzana porza- na) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in Abb. 36: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 10. . . 96 den Jahren 2006 und 2007...... 58 Abb. 37: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 11. . . 98 Abb. 18: Nachweise des Bruchwasserläufers (Tringa glareola) Abb. 38: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 12. . .101 im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Abb. 39: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 13. . .103 Jahren 2006 bis 2011 ...... 60 Abb. 40: Karte Pflegemaßnahmen Abschnitt 14. . .106 Abb. 19: Nachweise des Blaukehlchens (Luscinia svecica) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 bis 2011...... 61 Abb. 20: Nachweise des Neuntöters (Lanius collurio) im Untersuchungsgebiet „Seewiesen“ und Umgebung in den Jahren 2006 und 2011...... 62

109 Ansprechpartner im Burgenland Arbeitsgemeinschaft Natürliche Ressourcen (AGN) Der gemeinnützige Verein „Arbeitsgemein- an der naturwissenschaftlichen Erforschung lung, Betreuung oder Koordination zählt schaft Natürliche Ressourcen (AGN)“ mit und Erhaltung der natürlichen Ressourcen auch die Öffentlichkeitsarbeit zu den Auf- Sitz in Eisenstadt im Amt der Burgenländi- des Burgenlandes interessiert sind. Der Verein gaben der AGN. schen Landesregierung, Abteilung 4 – Länd- stellt in diesem Zusammenhang eine Schnitt- liche Entwicklung, Agrarwesen und Natur- stelle zu Einrichtungen des Landes oder Bun- Kontakt schutz, Hauptreferat Natur-, Klima- und des dar, welche die Forschungsergebnisse, Mag. Dr. Thomas Zechmeister, Vorsitzender Umweltschutz, hat seinen Wirkungsbereich Dokumentationen und Konzepte dann in die Tel.: +43 2175 / 23 28 im gesamten Burgenland. Umsetzung oder Anwendung bringen. E-Mail: [email protected] Zweck der AGN ist es, alle diejenigen zu Neben aktiver Unterstützung von For- Website: http://biologische-station.bgld.gv.at/ einer Arbeitsgemeinschaft zu vereinen, die schungsprojekten durch Vergabe, Vermitt- agn/

Amt der Burgenländischen Landesregierung Mag. Anton Koó und Dr. Andreas Ranner Biologische Station Neusiedler See Umweltanwaltschaft Burgenland Abt. 4 Ländliche Entwicklung, Agrarwesen Leiter Mag. Dr. Thomas Zechmeister wHR. Mag. Werner Zechmeister und Naturschutz Editor und Co-Autor Landesumweltanwalt Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt Seevorgelände 1, 7142 Illmitz Telefon: 057/6002192, Telefax: 057/60072193 Tel.: 02682/600-2810 und -2882, Fax: -2817 Tel.: 02682/6005412, Fax: 02682/6005410 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Website: biologische-station.bgld.gv.at/ Naturschutzbund Burgenland Österreichischer Naturschutzbund, Landesgruppe Burgenland DI Stefan Weiss, Editor und Autor Joseph-Haydn-Gasse 11, A-7000 Eisenstadt, Tel.: 0664/8453047, Fax: 02682/6228280, Schwabenberg 29, A-8291 Burgauberg Website: www.naturschutzbund-burgenland.at, E-Mail: [email protected] Mobil: 0676/6155928 Geschäftsführer Dr. Klaus Michalek, Mobil: 0664/8453048, E- Mail: [email protected] E- Mail: [email protected] Verein BERTA BERTA – Verein Burgenländische Einrichtung Ing. Kurt Grafl Daniela Stiegelmar zur Realisierung Technischer Agrarprojekte Natura 2000-Gebietsbetreuer Bezirke Gebietsbetreuerin Bezirk Neusiedl Esterházystrasse 15, 7000 Eisenstadt Eisenstadt und Mattersburg Landwirtschaftliches Bezirksreferat Tel.: 02682/702620, Mobil: 0676/6409145 Tel.: 02682/702620 Untere Hauptstr. 47 Fax: 02682/702690 Mobil: 0699/22705356 A-7100 Neusiedl am See E-mail: [email protected]; E-Mail: [email protected] Tel.: 02167/255110, Fax: 02167/255128 [email protected] E-mail: [email protected] Website: www.berta-naturschutz.at Verein der Burgenländischen Naturschutzorgane (VBNO) Mag. Hermann Frühstück, Obmann Marienweg 4, A-2443 Leithaprodersdorf, Tel.: 0664/1409600, Website: http://www.abnö.at/pages/burgenland.php Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel Nationalpark Fertö Hanság Informations- & Ökopädagogikzentrum Verwaltung Besucherzentrum Csapody István Hauswiese 1, A-7142 Illmitz Tel.: 02175/3442 Apetloner Hof, A-7143 Apetlon Természetiskola és Látogatóközpont E-Mail: info@nationalpark-neusiedlersee- Tel.: 02175/3365 Petöfi utca 23/a, H - 9436 Fertöújlak seewinkel.at E-Mail: verwaltung@nationalpark- Tel. 0036/99537520, Fax -521 Website: neusiedlersee-seewinkel.at Mail: [email protected] Organisationen im Natur- und Umweltschutzbereich Verein Welterbe Neusiedler See Naturpark Neusiedlersee-Leithagebirge BirdLife Österreich WWF Österreich Landhaus, Europaplatz 1, A-7000 Eisenstadt Regionalverband, Purbach am See 1070 Wien, Bildungswerkstätte DI Hannes Klein Tourismusbüro: Hauptg. 38 Museumsplatz 1/10/8 Seewinkelhof E-Mail: [email protected] Tel.: 02683/5920 Tel.: 01/5234651, 7141 Apetlon Tel.: 02682/6002531 E-Mail: info@neusiedlersee- E-Mail: [email protected] Tel.: 01/48817218 110 leithagebirge.at Website: www.birdlife.at Impressum

Naturschutzfachliches Managementkonzept Seevorgelände Neusiedler See. Projektträger, Eigentümer, Herausgeber und Bezugsquelle: Arbeitsgemeinschaft Natürliche Ressourcen (AGN) Amt der Burgenländischen Landesregierung - Abt. 4 - III, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt, http://biologische-station.bgld. gv.at/agn/ Projektverantwortlichkeit: Mag. Dr. Thomas Zechmeister, Dipl. Ing. Stefan Weiss. Textbeiträge: Horst Bobits Mag. Eva Csarmann Mag. Barbara Dillinger Dr. Michael Dvorak Mag. Regina Fleischanderl Dr. Barbara Herzig Dipl. Ing. Dr. Helmut Hottinger Dipl. Ing. Karin Schroll Dipl. Ing. Stefan Weiss Mag. Dr. Thomas Zechmeister Bakk. Veronika Zukrigl Dipl.-Ing. Thomas Zuna-Kratky. Layout: Baschnegger & Golub, 1180 Wien. Druck: MDH-Media GmbH, 1220 Wien. Urheberrechtlich geschützt, jede Form der Vervielfältigung – auch auszugsweise – zu gewerblichen Zwecken ohne Zustimmung des Herausgebers ist verboten. ISBN: 978-3-9504147-1-4 Juni 2017

111 ISBN: 978-3-9504147-1-4, Foto: Archiv Nationalpark Neusiedler See