Enztal“ – Ein Portrait Der Umweltakademie Baden-Württemberg Zur VVS – Nahtour
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Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour Enztal Allgemeine Beschreibung: Eigentlich müsste die Enz Nagold heißen. Denn an der Einmündung in Pforzheim führt die Nagold normalerweise mehr Wasser als die Enz und hat auch schon eine längere Strecke durchflossen. Doch weil das dortige breite Tal von der Enz gebildet wurde und sie auch an dieser Stelle ihren Lauf nicht ändert, bleibt es bei der Bezeichnung Enz. Zwei Quellflüsse, die Große und Kleine Enz, vereinigen sich bei Calmbach zur Enz. Insgesamt 105 Kilometer schlängelt sie sich dann durch den Nordteil des Heckengäus, ehe sie bei Besigheim in den Neckar mündet. Neben der Nagold nimmt sie dabei unter anderem die Glems und die Metter auf und fließt durch bedeutende Städte wie Pforzheim, Mühlacker, Vaihingen und Bietigheim- Bissingen. Bis Mühlacker nimmt der Fluss einen ziemlich geraden Verlauf. Ab Lomersheim unterhalb von Mühlacker aber bildet die Enz weite Schlingen, und die hohen Talwände rücken an manchen Stellen recht eng zusammen. Der Grund dafür: Erdinnere Kräfte hoben lange nach Entstehung des Flusses das Gestein an und türmten eine Barriere aus hartem Fels auf, durch die sich der Fluss einen Weg sägen musste. Dabei schuf er wunderschöne Tallandschaften, an deren Südhängen zudem ein sehr guter Wein wächst. Einst hatte die Enz eine große wirtschaftliche Bedeutung. Denn über 3000 Jahre lang diente sie als Transportweg für Holz aus dem Nordschwarzwald: In früheren Zeiten, als die Überlandstraßen schlammige Wege waren, beförderte man die schweren Stämme auf dem Wasserwege. Besonders der Aufstieg Hollands zur Seemacht im 17. Jahrhundert ließ den Holzhandel und die Flößerei auch auf der Enz aufblühen. Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour Heute ist die Enz in vielen Teilen ein wichtiger Lebensraum. Die weiträumigen Auwiesen und die Altarme des Flusses sind Heimat oder Raststation für unzählige Vögel. In den Flachwasserzonen laichen Fische, leben Kleintiere wie Muscheln, Käfer, Libellen und vielerlei Insektenlarven. Im Enztal und in den Seitentälern wurden zudem Wasserläufe und Feuchtgebiete renaturiert, Feuchtwiesen und Halbtrockenrasen gepflegt, Hecken und Feldgehölze teils neu angelegt und alles zu einem Biotopverbund zusammengeschlossen. Die artenreichen Naturräume an der Enz sind daher auch Bestandteil des europäischen Schutzgebiets Natura 2000. EN_Schleifefluss Bild: Archiv Köthe Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour EN_Enz Bild: Archiv Köthe Naturziele: • Geologischer Lehrpfad Bietigheim-Bissingen Am Fuße einer über 18 Meter hohen Muschelkalkwand entstand 1989 bei einer Gartenschau ein Lehrgarten, der mit Gesteinsproben und neun bebilderten Tafeln die Erdgeschichte Baden-Württembergs anschaulich macht. Der Besucher wandert entlang eines geologischen Profils, das vom Oberrheinischen Tiefland über Schwarzwald und Alb bis zum Alpenvorland reicht und in der Natur 180 Kilometer misst, hier aber auf bequeme 150 Meter zusammengedrängt ist. Der geologische Lehrgarten ist leicht vom Bahnhof aus zu erreichen – auf einem Fußweg durch den grünen „Bürgergarten“ der Stadt. • Enztalschlinge bei Mühlhausen Eine landschaftliche Besonderheit hohen Grades. Hier hat sich die Enz bis zu 80 Meter tief in die harten Muschelkalkschichten geschnitten. Die nach Süden Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour weisenden Hänge sind terrassiert und seit über 900 Jahren mit Rebstöcken besetzt. Sie profitieren von der geschützten Lage im Talkessel. Ihre Trockenmauern bilden wertvolle Lebensräume für Wärme liebende Arten. Neben zahlreichen teils seltenen Pflanzen leben hier etwa Eidechsen, Feuersalamander und Insekten, darunter allein 180 Arten von Wildbienen. Ein Teil der Fläche ist daher als Naturschutzgebiet „Roter Rain“ (etwas unterhalb der Ruine Altroßwag) unter Schutz gestellt. An mehreren Stellen unterbrechen breite Felsbänder die Weinbergterrassen. Neben den Flechten blühen hier Mauerpfeffer und Fetthenne. An mehreren Stellen haben sich Halbtrockenrasen mit ihrer speziellen Flora entwickelt. Umrahmt sind die Felsbänder von ausgedehntem Gebüsch mit Holzbirnen, Berberitze, Schlehen, Wildkirschen. Es zieht zahlreiche Vogelarten an, etwa Turmfalke, Pirol, Nachtigall und Waldkauz. Ein Blick aus der Höhe auf den Enzlauf, etwa von den Aussichtspunkten am „Roten Rain“, verrät viel über die Erosionsarbeit der Strömung. Man erkennt deutlich die Prallhänge, wo das fließende Wasser mit der Zeit die Felsen unterspült, zum Einsturz bringt und so die Schlingen erweitert. An den Gleithängen dagegen fließt der Fluss gemächlicher. So lagerte sich hier Kies ab. Im Süden kommen sich die beiden Teile des Flusslaufs auf 250 Meter nahe. Die Strecke ist seit 1911 untertunnelt; das durch einen Stollen strömende Wasser speist ein Wasserkraftwerk. Die Enztalschlinge ist von Mühlhausen aus bequem zu Fuß erreichbar, etwa von der Haltestelle Rathaus der Buslinie 576. Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour EN_Enztal schlMuehlh – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56 EN_Enzta lschMuehlh2 – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56 Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour EN_Schleife Bild: Archiv Köthe EN_Roter Rain – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56 • Enzaue bei Roßwag Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour An manchen Stellen des Unterlaufs setzte der Fluss Kies und große Mengen abgespülten Bodens als Auelehm ab. Hier haben sich Auewiesen gebildet. Steigt der Fluss an, überschwemmt er sie. In anderen Zeiten werden sie künstlich bewässert. Sie dienten jahrhundertelang zur Heugewinnung. Die schönsten und größten dieser ehemaligen Wässerwiesen liegen bei Roßwag. Hier existiert noch das ausgeklügelte Be- und Entwässerungssystem aus Gräben und Schiebern, das den Wasserstand reguliert. Die Enzauen und ihre Gräben und Grabenränder sind Heimat einer Vielzahl von Wildblumen und teils seltenen Insektenarten, die sich an die speziellen Verhältnisse angepasst haben. EN_EnzaueRosswag – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56 Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour EN_Wiesen_Weide Bild: Archiv Köthe Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour EN_Wiesen Bild: Archiv Köthe Fußweg von der Haltestelle Roßwag-Mühlhäuser Straße der Buslinie 576 • Schlosswiesen bei Roßwag In dieser weiten Enzniederung kann man an prächtigen knorrigen Kopfweiden entlang spazieren. Sie wurden einst zum Teil gepflanzt, um Grundstücksgrenzen zu markieren. Unbeeinflusst vom Menschen sehen solche Weiden aus wie andere Bäume. Aber in früheren Zeiten wurden ihre dünnen Triebe, die Weidenruten, meist abgeschnitten. Die „geschneitelten“ Bäume trieben aus der Schnittfläche rasch neue Ruten, wobei sich der obere Teil des Stammes auf typische Art verdickte. Aus den Weidenruten flocht man Körbe, außerdem dienten sie gemischt mit Lehm als Baumaterial für die Häuserwände der Fachwerkbauten. Auch zur Herstellung von Besen- und Werkzeugstielen eignete sich das Weidenholz. Und schließlich nutzte man die Äste gerne als Weidezaunpfähle. Das wuchskräftige Holz trieb dann meist wieder aus, und der Zaunpfahl wurde zum Baum. Weil Weidenstämme oft Hohlräume bilden, in Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Enztal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour denen Fledermäuse, Hohltauben, Bilche, Eulen, Wespen oder Ameisen Unterschlupf finden, werden sie heute möglichst geschützt. Fußweg von der Haltestelle Roßwag-Mühlhäuser Straße der Buslinie 576 • Forst bei Bietigheim Der Bietigheimer Forst nordöstlich der Stadt ist ein beliebtes Erholungs- und Sportgebiet und bietet dazu bemerkenswerte geologische Phänomene. So gibt es dort mitten im Wald ein rund 200 Meter langes System aus zahlreichen Felsspalten. Die einzelnen Spalten sind bis zu drei Meter breit und teils mehrere Meter tief. Sie entstanden durch Nachsacken und Abkippen der Talflanke, nachdem Lösungsvorgänge im darunter liegenden Kalkgestein Hohlräume geschaffen hatten. Südlich der Spalten liegen die Felskanzeln Eberstein und Fürstenstand – sie sind wegen der atemberaubender Aussicht übers Enztal ebenfalls einen Besuch wert. Wandert man vom „Lusthaus“, einem zentralen Wegepunkt, nach Nordwesten, erreicht man einen mächtigen Trichter von rund 20 Metern Durchmesser und etwa 7 Metern Tiefe. Das ist kein Bombentrichter, sondern eine Doline – ein ebenfalls durch unterirdische Lösungsvorgänge entstandener Erdfall. Bus 559 Bietigheim HS Pleidelsheimer Straße oder Bus 567 Poststräßle • Akademie-Naturgarten Bietigheim-Bissingen Ein kleiner Bauerngarten mit alten, kaum noch bekannten Gemüsesorten und Zierpflanzenarten, eine Natursteinmauer als Lebensraum vieler Kleintiere, eine grüne Hainbuchenlaube, ein Miniatur-Weinberg und ein Fledermausstollen in der steilen Muschelkalkwand – das und mehr bietet der „Lehrgarten“, den die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg