Fledermäuse Im Naturpark Nassau Naturpark Im Im Naturpark Nassau
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Fledermäuse Fledermäuse im Naturpark Nassau Naturpark im im Naturpark Nassau 01.08.17 08:49 01.08.17 1 Fledermäuse.indd *RZ_Titel *RZ_Titel Fledermäuse.indd 1 01.08.17 08:49 VORWORT DER MINISTERIN Viel hat sich getan auf dem Gebiet der Fledermausforschung, seit die erste Broschüre über Fledermäuse des Naturparks Nassau im Jahr 1992 erschienen ist. Durch die Weiterentwick- lung von Ultraschalldetektoren konnten vertiefende Untersuchungen im Freiland durchge- führt werden. Zudem erfolgen alljährliche Besatzkontrollen von Fledermauskästen. Dadurch ist das Wissen über das Vorkommen der Arten im Naturpark gewachsen, wodurch auch die Entwicklung verdeutlicht wird. So zeigt sich beispielsweise, dass zwar einige Arten aus dem Gebiet des Naturparks verschwunden sind, aber auch neue entdeckt wurden. Die naturkundliche Forschung ist nur ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Natur- parks Nassau. Ebenso wichtig ist es, das Interesse einer breiten Öffentlichkeit für die unge- wöhnlichen Tiere zu wecken. Zahlreiche der Legenden, die sich um die nachtaktiven Flat- termänner ranken, konnten inzwischen wissenschaftlich widerlegt werden. Die Furcht, die früher in der Bevölkerung allgemein verbreitet war, ist heute einer gesteigerten Faszination gewichen. Das ist nicht verwunderlich, sind Fledermäuse doch ganz besondere Lebewesen. Die Säugetiergruppe bildet mit den Flughunden die Ordnung der Fledertiere. Diese sind die einzigen Säugetiere und neben den Vögeln die einzigen Wirbeltiere, die aktiv fliegen können. Weltweit gibt es rund 1.100 Fledermausarten. In Deutschland flattern 25 unterschiedliche Fledermausarten durch die Nacht. Von 22 Arten in Rheinland-Pfalz sind 19 im Naturpark Nassau nachgewiesen. Die neu konzipierte Broschüre stellt die im Naturpark Nassau vor- kommenden Fledermausarten vor, beschreibt deren Lebensräume und zeigt Möglichkeiten auf, wie sie geschützt werden können. Es freut mich sehr, dass es dem Zweckverband Naturpark Nassau seit mehr als zwei Jahr- zehnten ein großes Anliegen ist, der Bevölkerung diese faszinierende Tiergruppe näher zu bringen. Und es freut mich auch, dass dies mit großem Einsatz und viel Engagement erfolg- reich gelingt. Auch die Neuauflage der Broschüre, die wir gerne unterstützt haben, wird einen wertvollen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für Fledermäuse zu stärken. Gleichzeitig verdeutlicht sie auch, wie vielfältig und wundervoll die Region ist, die wir unsere Heimat nennen dürfen. Ulrike Höfken Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz FLEDERMÄUSE IM NATURPARK NASSAU Manfred Braun, Ursula Braun, Rolf Klenk 1. Einleitung Von Interesse ist auch der Jahresrhyth- mus der Fledermäuse, der in Mitteleuropa Zu den attraktivsten Tiergruppen bei Na- bestimmt ist von den klimatischen Verhält- turfreunden und weiten Kreisen der Bevölke- nissen und der Verfügbarkeit von Insekten- rung gehören die Fledermäuse. Dies hängt nahrung. sicherlich mit ihrer in der Regel nachtaktiven Der Naturpark Nassau mit seiner viel- Lebensweise zusammen. „Wenn die Sonne gestaltigen Landschaft ist als „fledermaus- untergeht, beginnt die Zeit der Flattertiere“, reich“ zu bezeichnen. 20 Arten konnten bis- ist eine Aussage, die in weiten Teilen des her nachgewiesen werden; nur wenige Arten Jahresverlaufes ihre Gültigkeit hat. Dazu fehlen zur vollständigen Fledermausfauna kommt das Interesse an der genialen Ultra- von Rheinland-Pfalz. Doch von den aktuell schallortung, dem Beutefang und der Orien- 19 Arten fallen nur wenige auf und diese sind tierung durch von Menschen nicht hörbaren im Fokus der an der Natur interessierten Be- Lauten. völkerung. Bemerkenswert ist auch das Leben der Schon seit fast zwei Jahrzehnten ist es ein Fledermäuse in direktem menschlichem Um- großes Anliegen des Naturparks, der Bevöl- feld. Viele Arten sind Kulturfolger und fliegen kerung diese Tiergruppe näherzubringen. So nachts um die Häuser und durch die Gärten wurden bisher weit über 100 Fledermaus- und sind beliebt, zumindest interessant. Dies exkursionen angeboten und mit jeder Veran- gilt auch für den vom Menschen genutzten staltung wird auch für den Schutz der Tier- Wald, wo sich zahlreiche Arten aufhalten. gruppe geworben. Abb.1: Braunes Langohr im Flug. Foto: Rolf Klenk 1 Abb. 2: Von Blutgefäßen durchzogene Flughaut des Mausohres. Foto: Rolf Klenk 1993 erschien ein erstes Heftchen über Weltweit sind rund 1.100 Fledermausarten „Fledermäuse im Naturpark Nassau“. Mitt- beschrieben, damit sind sie nach den Nage- lerweile ist unser Wissen um das Vorkom- tieren die artenreichste Säugetierordnung. men der Arten im Naturpark gewachsen. Verwandte Arten sehen immer sehr ähnlich Grund genug, die seit vielen Jahren vergrif- aus und sind oft nur molekulargenetisch si- fene Broschüre in der Naturparkreihe neu zu cher zu unterscheiden. konzipieren. Es hat sich bei den Fledermäusen eine Leichtbauweise entwickelt, was z. B. für die aktiven Flugbewegungen von erheblichem 2. Biologie und Ökologie Vorteil ist. Betrachtet man die stark durch- der Fledermäuse bluteten und elastischen Flughäute, so fal- len direkt die Säugetiermerkmale ins Auge. Der Daumen besitzt eine Kralle, die ein 2.1. Körperbau der Fledermäuse Klettern ermöglicht. Zudem gibt es vier wei- tere Finger. Unterarm, Oberarm, Unterschen- Fledermäuse begegnen dem Naturfreund kel und Oberschenkel sind zusammen mit in der Regel als lautlos in der Dämmerung Füßen und Krallen säugetiermäßig entwi- oder in der Nacht flatternde Tiere, häufig an ckelt. Zwischen den Knochen in Leicht- Gewässern oder im Garten, manchmal auch bauweise ist die Flughaut ausgebildet, die an der Straßenlaterne. Optisch wahrgenom- bezeichnenderweise Handflughaut genannt men wird der zackige Flug. wird. Zwischen den Beinen befindet sich Fledermäuse sind vor ca. 70 Millionen die Schwanzflughaut. Die Flughäute dür- Jahren, also am Ende der Kreidezeit, zu flie- fen nicht austrocknen und spröde werden. genden Säugetieren geworden. Die ältesten Sie werden beim Reinigen, einer wichtigen Fledermausfossilien sind 50 Millionen Jahre Tätigkeit von Fledermäusen, mit einem alt und stammen aus der Grube Messel bei Sekret aus Fettdrüsen eingerieben. Blut- Darmstadt. Vermutlich waren die „ersten“ gefäße, Nerven, Sinneszellen und Muskeln Fledermäuse schon damals Insektenfänger. sind in der Flughaut zu finden. Dadurch 2 Abb. 3 und 4: Ein spezieller Sehnenmechanismus lässt die Fledermäuse, hier Mausohren, ohne Muskelspannung kopfüber hängen. Fotos: Rolf Klenk wird ein weicher Flug möglich; die Fle- lichen Paarungsphase die stark vergrößerten dermaus kann sogar stehend in der Luft Nebenhoden auf. fliegen und z. B. ein Blatt nach Insekten ab- Durch einen großen Magen und einen suchen. kurzen Darm ist eine schnelle Verdauung Das geringe Körpergewicht ermöglicht möglich. Sie ist notwendig, um bei der hoch- ein schnelles und gewandtes Fliegen. Der aktiven Lebensweise der Fledermaus eine Abendsegler kann z. B. als Spitzenge- dauernde Energieverfügbarkeit zu gewähr- schwindigkeit durchaus 50 km/Stunde er- leisten. reichen. Daneben ist die Zwergfledermaus Fledermäuse besitzen kleine Augen und in mit einem Gewicht von drei, im Herbst sie- der Regel große Ohren; letztere sind bei der ben Gramm, das leichteste Säugetier un- Echoortung von Wichtigkeit. Die Flughunde serer Region; die Hummelfledermaus mit besitzen dagegen keine Echoortung und fal- einem Gewicht von zwei Gramm das welt- len durch große Augen und kleine Ohren auf. weit leichteste Säugetier. Durch die großen Nasenlöcher stoßen einige Fledermäuse hängen in den Quartieren Arten Ultraschalllaute zur Orientierung aus. mithilfe ihrer Fußkrallen ohne Anstrengung Die starke Kaumuskulatur ermöglicht einen kopfüber, was ein einfaches Abfliegen durch kräftigen Biss. Fallenlassen ermöglicht. Selten werden die Fledermäuse sehen schwarz-weiß und Tiere liegend angetroffen, etwa im Winter- sind in der Lage, sich auf dem Zug nach quartier in Schutthalden oder in Bohrlöchern. dem Erdmagnetfeld zu orientieren. Sie ha- Eine schnelle Fortbewegung am Boden ist ben zudem ein großes Herz, viele rote Blut- für die Tiere möglich. körperchen und ihre Lunge ist ein Hochleis- Beim Weibchen sind vor allem in der Jun- tungsorgan. Fledermäuse sind durch ein Fell genaufzuchtphase die Zitzen gut zu erken- geschützt und führen im Herbst einen Haar- nen; beim Männchen fallen in der herbst- wechsel durch. 3 Abb. 5: Mausohr im Flug. Foto: Rolf Klenk 2.2. Echoorientierung hohe Frequenzen, etwa von 40 Kilohertz, und Jagdstrategien notwendig. Alle Fledermausarten senden kurze Peilrufe aus, nur bei den Hufeisen- Schon vor über 200 Jahren, exakt 1794, nasen sind konstante Frequenzen feststell- wurden in Italien Experimente mit Fleder- bar. Das Echo kommt zu der Fledermaus mäusen durchgeführt, um das damals un- zurück und sie erhält dadurch Informationen bekannte System der Orientierung zu erkun- über Flughindernisse, Beute, die Entfernung den. Bei völliger Dunkelheit konnten in einem zu Hindernissen oder zur Beute, zur Rich- Raum Fledermäuse Hindernissen auswei- tung und auch zur Raumveränderung eines chen. Doch erst 1938 wurde der Nachweis fliegenden Insektes. Fledermäuse registrie- von für das menschliche Ohr nicht hörbaren ren nur die eigenen Peillaute und blenden Rufen erbracht. andere störende Echos aus. So entsteht die Nunmehr gibt es ein Hilfsmittel, die Rufe Beobachtung von einer sich lautlos bewe- hörbar zu machen: den Ultraschalldetektor. genden Zwergfledermaus im dunklen Gar- Dessen Mikrofon nimmt die für den Men- ten, zwischen den Bäumen hindurchfliegend schen nicht hörbaren Ultraschalllaute