Impulse Aus Den Elementen Die Initiative ›Summer School Iona and Isle of Mull‹
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74 Feuilleton Renatus Derbidge Impulse aus den Elementen Die Initiative ›Summer School Iona and Isle of Mull‹ Es begann mit einer Intuition, vor Ort, bei sie seelisch beobachtend und meditativ erwei- einem Besuch der west-schottischen Insel Iona ternd. Innerlich erlebten die Beteiligten die vor einigen Jahren: Hier muss anthroposo- Tage als initiatorischen Prozess, der ihnen Welt phisch etwas passieren! Bald entwickelte sich und Selbst näher brachte. 2017 gelang es, dies der Gedanke weiter. Was passt zu diesem Ort? noch zu intensivieren, durch kleinere Arbeits- Wie soll gearbeitet werden? Ganz konkret: im gruppen (insgesamt waren es 32 Menschen) Geiste des iro-schottischen Christentums und – und durch – was für ein Geschenk – überwie- im weiteren Sinne – gemäß des westlichen Mys- gend sonnig-schönes Wetter! Die gemachten terienstromes, welcher in der Natur den Geist Erfahrungen vom Jahr zuvor wirkten positiv sucht, und diese durch den Menschen vergeis- und entspannend ins Soziale hinein. Größeres tigen möchte. Das wurde zum Programm: Eine Vertrauen und eine gewisse Selbstverständlich- Woche Geistesschulung in der Natur aus der keit waren stimmungsprägend. Wahrnehmung des Gegebenen. Denn Iona ist So gestalteten sich die Erlebnisse tiefer, näher, ein Welt-Ort dieser Geisteshaltung, nicht nur aber auch stiller und unspektakulärer. Sie er- historisch gesehen, sondern – so erleben es griffen mehr den Willen, sodass jetzt etwa die immer wieder Menschen – auch heute noch. Hälfte der Teilnehmenden an dem Zustande- Es gesellten sich in der Genese des ›Summer kommen der Tagung 2018 mitwirkt und immer Camps‹ – wie die Tagung gerne genannt wird, noch miteinander im Kontakt steht. Es wurde denn »Camp« betont noch mehr das Abenteuer begriffen, dass Anthroposophie über Erkennt- und die Naturnähe – weitere Mitstreiter dem nis hinausgehen muss in eine tatkräftige Verän- Vorhaben hinzu, genauso wie weitere inhalt- derung, die biographisch verortet, also existen- liche Ideale: Es sollte ganz kosmopolitisch of- ziell ist. Kein Vorwärtskommen auf dem Schu- fen sein, ohne Einschränkungen, und als Grup- lungsweg ohne biographische Transformation. penprozess stattfinden. Und letztere, die Transformation, die Wandlung Das gelang 2016 mit 50 Teilnehmenden überra- und Neuwerdung, ist Kern der Initiation. Ob schend gut. Alle waren gebend und nehmend, und wie dies gelingt, hat viel mit Ortsqualitäten ob Kursgeber, Organisatoren, Koch oder Teil- zu tun. Die Qualität Ionas scheint Milde und nehmer. Wir waren bei Wind und Wetter auf Segen zu spenden, was eine sanfte Öffnung er- Iona, auf der Einweihungsinsel Staffa mit der möglicht und Prozesse anregt, ohne dass diese Fingalshöhle und auf der vielfältigen, wild- konfrontativ wirken. Iona macht durchlässig romantischen Insel Mull unterwegs, immer und ermöglicht, tiefe und alte Wunden anzu- wieder vertieft in Wahrnehmungen der Natur, schauen, sodass man eine Änderung auch be- die Drei 1-2/2018 www.diedrei.org Feuilleton 75 wältigen kann! Die Tagungsstruktur der Sum- Penmaenmawr«.1 Das Einbeziehen der Orts- mer School greift initiatorische Thematiken auf qualitäten als geistige Realität in die inhaltliche und begleitet den Prozess, wobei die Gruppe Arbeit erkannte er als wegweisend für eine zu- hier eine wichtige Rolle spielt. In Zukunft wer- künftige anthroposophische Arbeit. den wir versuchen den ersten und den dritten Obwohl Ita Wegman und Elisabeth Vreede die Aspekt der Initiation stärker zu berücksichti- späteren Summer Schools – etwa die von 1927 gen: die Vorbereitung und die Reintegration, – nach Steiners Tod durch Organisation und in welche die eigentliche Initiation als mittlere Teilnahme weiter unterstützten, ist der Impuls Phase eingebettet ist. Alle drei Schritte gehören durch verschiedene Gründe – nicht zuletzt we- nämlich zusammen und ohne sie wirkt Erneu- gen der Schwierigkeiten in der Zusammenar- erung nicht nachhaltig. Veränderung kann nur beit des Gründungsvorstandes in Dornach und eintreten, wenn das Alte losgelassen wird und Dunlops relativ frühem Tod 1935 – gewisserma- es gelingt, das Erlebte im Alltag und in die eige- ßen wieder untergetaucht. Anschließend an die nen sozialen Gefüge zu integrieren. Das bedeu- Summer School 2018, die vom 21. Juli bis zum tet für 2018, dass vor Beginn der eigentlichen 4. August stattfinden wird, wollen wir auf einer Tagung mehrere Tage »Ankommen und Loslas- achttägigen Reise diesem Impuls nachspüren, sen« geübt und nach Ende der Kernzeit ent- indem wir Dunlops Kindheits-Insel Arran besu- spannter »Verdauen und Reintegrieren« prakti- chen, iro-schottische und megalithische Stätten ziert werden soll. Die eigentliche Tagung (sie- besichtigen, nach Penmaenmawr und zuletzt ben Tage Transformationszeit) wird eingebettet nach Tintagel reisen. sein zwischen gemeinsamer Ankommenszeit, Als Rudolf Steiner das Erlebnis seines Tintagel- praktisch im gemeinsamen Vorbereiten der Besuchs während der Summer School 1924 kleinen Farm, auf der die Tagung stattfinden mitteilte, nennt er König Artus’ Tafelrunde als wird, und danach in gemeinsame Tage des Ab- historisches Vorbild einer anthroposophischen baus und Aufräumens, sowie des Nachklangs, Gemeinschaftsbildung im Sinne des »umge- bevor jeder in das Alt-Gewohnte abreist. kehrten Kultus«2. Die Tafelrunde steht für ein Ideal der Zusammenarbeit, wo durch das Zu- sammenwirken unterschiedlicher Individuali- Die Tafelrunde als Vorbild täten ein Mehr entsteht, sich geistige Wesen da- Für die Beteiligten ist diese Tagung ein Unter- zugesellen und mit in den Prozess eingebunden nehmen der Forschung. Nichts wird »geliefert«, werden können. Andererseits bezeichnet Stei- sondern alles aus der Wahrnehmung genom- ner Tintagel als den Ort, wo historisch durch men, aus der Natur, der Naturgeistigkeit, dem Eintauchen in die Naturgeistigkeit Impulse für Sozialen, den konkreten Menschen. Deshalb ist die Welt gewonnen werden konnten – etwas, das, was geschieht, nicht planbar oder reprodu- das haben wir 2016 und 2017 erfahren dürfen, zierbar, sondern abhängig von Gnade und Geis- das auch heute noch möglich ist und dem wir tesgegenwart. Iona hilft aber dabei! Eine ernst- uns, als spezifisch anthroposophische Aufgabe, hafte Forschungshaltung ist ebenfalls dienlich. auch im Sommer 2018 widmen werden. Die westliche, skythianische Mysterienkultur Anmeldung und weitere Informationen unter wird in anthroposophischen Zusammenhängen www.summerschool-iona.org immer noch wenig thematisiert und erforscht. Wir orientieren uns da bewusst an der Summer School Initiative, die Daniel Nicol Dunlop 1923 1 Vortrag vom 30. Dezember 1923 in Rudolf Steiner: in Penmaenmawr ins Leben rief und 1924 in ›Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allge- meinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24‹ Torquay fortsetzte. Steiner lobte ausdrücklich (GA 260), Dornach 1994, S. 197. diesen Impuls der »Inaugurierung einer Bewe- 2 Vgl. Vortrag vom 21. August 1924 in ders.: ›Esote- gung innerhalb der anthroposophischen, die so rische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. aussichtsvoll ist durch die Sommer-Schule von Sechster Band‹ (GA 240), Dornach 1992, S. 242f. die Drei 1-2/2018 www.diedrei.org.