Rote Liste Der Laufkäfer Kärntens (Insecta: Carabidae)
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Publikationen Naturschutz Kaernten Jahr/Year: 1999 Band/Volume: 1999_RL Autor(en)/Author(s): Paill Wolfgang, Schnitter Peer Hajo Artikel/Article: Rote Liste der Laufkäfer Kärntens (Insecta: Carabidae). 369-412 © Amt der Kärntner Landesregierung W. E. HOLZINGER, P. M ILDNER, T. ROTTENBURG & C. WIESER (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Kärntens Naturschutz in Kärnten 15: 369 - 412 ? Klagenfurt 1999 Rote Liste der Laufkäfer Kärntens (Insecta: Carabidae) Wolfgang PAILL & Peer Hajo SCHNITTER unter der Mitarbeit von Thomas LEBENBAUER & Friedrich RASSE 232 Erforschungsstand gut Nachgewiesene Arten 474 (444) Erwartete Gesamtartenzahl ? 480 57 49 36 Anzahl der Fundmeldungen 9500 28 19 1 11 11 0 1 R 2 G 3 V ? - © Amt der Kärntner Landesregierung Laufkäfer 370 EINLEITUNG Als eine der artenreichsten Käferfamilien Rahmen von Eingriffsplanungen, besiedeln Laufkäfer nahezu alle Erfolgskontrollen und im Landlebensräume. In Kärnten reicht das Ökosystemmonitoring. Beachtliche Spektrum vom uferbewohnenden, zeitweise Siedlungsdichten von bis zu 200 Käfern pro unter Wasser Nahrung suchenden Schwarzen Quadratmeter an vegetationslosen Grubenlaufkäfer, dem ausschließlich Schotterbänken der Alpenflüsse (HERING & anthropogene Höhlensysteme besiedelnden PLACHTER 1997) oder sogar 1000 Individuen/m2 Kellerlaufkäfer über den auf Brand- an Ackerrändern (THOMAS et al. 1992) sind gute Sukzessionsflächen spezialisierten Vierpunkt- Voraussetzung zur Erfassung der Arten. Glanzflachläufer bis hin zum Österreichischen Ausgereifte, standardisierte Erhebungsmethoden Dammläufer, der subnivale Lagen in über 3000 erleichtern die Bearbeitung und m Höhe besiedelt. Vergleichbarkeit. Neben dem Auftreten weitverbreiteter Im Rahmen naturschutzfachlicher Arten ist die Fauna Kärntens aufgrund Flächenbewertungen gilt die Präsenz zahlreicher Endemiten von besonderem gefährdeter Arten als bedeutendes Kriterium. tiergeographischen Interesse. Einige Vertreter Rote Listen erreichen daher hohen, auch der Gattungen Nebria, Trechus, Orotrechus, gesellschaftspolitischen Stellenwert; ihre Anophthalmus und Pterostichus leben Nachvollziehbarkeit und Sinnhaftigkeit sinkt ausschließlich in den Ostalpen, den Südostalpen jedoch mit der Größe und Heterogenität des oder bleiben als Lo kalendemiten mit reliktären jeweiligen Bezugsraumes. Die für Österreich punktuellen Vorkommen überhaupt auf einen vorliegende aktuelle Rote Liste gefährdeter odere wenige Ge birgsregionen beschränkt (vgl. Laufkäfer (JÄCH 1994) differenziert nicht Karten). Zur Zeit sind sechs weltweit nur in zwischen den einzelnen Bundesländern und ist Kärnten vorkommende, und weitere sechs wohl nur in den Tieflagen Ost-Österreichs gut zusätzlich im Grenzgebiet zur Steiermark anwendbar. Erhöhte Aufmerksamkeit sollte (Koralpe, Seetaler Alpen) auftretende Arten daher der Verfassung (in Nordtirol für bzw. Unterarten bekannt. Charakterarten ausgewählter Lebensräume bereits vorhanden; KAHLEN 1987) bzw. Der gute Kenntnisstand zur Verbreitung Neubearbeitung bereits bestehender (KREISSL und Ökologie macht die Laufkäfer zu einer 1981 für die Steiermark und SCHWEIGER 1979 beliebten und vielfach eingesetzten für Wien, Niederösterreich und Burgenland) Modellgruppe in der Begutachtung der überregionaler Listen zuteil werden. Schutzwürdigkeit von Landschaftsteilen, im ERFORSCHUNGSGESCHICHTE, -STAND UND -DEFIZITE Die Erforschung der Laufkäferfauna Rahmen des Catalogus Faunae Austriae. Sie Kärntens hat lange Tradition. Erste diente als gute Basis für die vorliegende umfangre iche Aufsammlungen gehen auf die Checkliste, wenn auch zahlreiche Fehler eine Mitte des letzten Jahrhunderts zurück und möglichst vollständige Einbeziehung und wurden in Lokalfaunen veröffentlicht (z.B. Überarbeitung der Primärliteratur (siehe PACHER 1853, SCHASCHL 1854, GOBANZ 1855). Literaturverzeichnis) und eine Überprüfung von Um 1900 erschien eine zusammenfassende Liste Sammlungsbelegen notwendig machten. der bis dahin nachgewiesenen Käferarten, die Bis heute konzentrieren sich bereits einen Großteil der rezent aus Kärnten käferkundliche Aufsammlungen in Kärnten auf bekannten Laufkäfer anführt (HOLDHAUS & wenige, tiergeographisch attraktive Lokalitäten, PROSSEN 1902). Die bis heute fortgesetzte wie die endemitenreichen Gipfel der Koralpe Publikationsreihe enthält Funddaten aus und des Hochobir. Erhöhte Aufmerksamkeit aktuellen Aufsammlungen, Bearbeitungen und wurde auch anderen alpinen Regionen (Hohe Revisionen von altem Material (z.B. HÖLZEL Tauern, Nockberge, Karnische Alpen, 1940, KOFLER & MILDNER 1986) sowie Dobratsch) zuteil, während tiefer gelegene Teile vereinzelte Neunachweise (z.B. HÖLZEL des Landes mit Ausnahme des Klagenfurter 1951d). Beckens nur punktuell besammelt oder schlecht MANDL (1972) und MANDL & SCHÖN- dokumentiert („in tiefen Lagen überall häufig“) MANN (1978) faßten schließlich einen Großteil wurden (vgl. z. B. HOLDHAUS & PROSSEN 1900, der Daten zusammen und publizierten die bis 1902; PROSSEN 1910). heute aktuellste Liste der Laufkäfer Kärntens im © Amt der Kärntner Landesregierung 371 Laufkäfer Seit etwa 10 Jahren erfolgen gezielte Jahren auch neue Laufkäfer für das Bundesland Erhebungen in Form von Schutzgebiets- nachgewiesen werden (z.B. KOFLER 1996, Inventarisierungen in verschiedenen Teilen des PAILL 1998). Landes. Dabei konnten in den vergangenen GEFÄHRDUNGSURSACHEN Bewirtschaftung die Fauna von ausgeprägt Laufkäferkundliche Bearbeitungen nährstoffarmen, trockenen und feuchten konzentrierten sich im gebirgigen Kärnten lange Standorten. Auch die von zahlreichen Zeit auf die höchsten Lagen. Gute Bestände gefährdeten Arten genutzten, kleinflächigen und alpin lebender Arten mit zum Teil international zumeist kurzlebigen Rohbodenstandorte als bedeutenden Vorkommen täuschten dabei über Teillebensräume zahlreicher Ökosysteme die Gefährdungssituation der Fauna in den verschwinden infolge der Verhinderung und Lebensräumen der Tallagen hinweg. Dort hat Überprägung von dynamischen Prozessen (z. B. insbesondere die Reduktion und Degradation Brand, Überstauungen, Rutschungen etc.) funktionierender Auenlebensräume bereits zu einschließlich der nachfolgenden drastischen Verlusten geführt. Zahlreiche Sukzessionsvorgänge sowie durch Nivellierung spezialisierte Bewohner von Uferstandorten und des Bodenreliefs im Zuge verschiedener Auwäldern konnten infolge substantieller menschlicher Aktivitäten. Veränderungen der dynamischen Verhältnisse (v.a. durch Flußstaue), von Begradigungen und Neben dem direkten Flächenverbrauch Uferbefestigungen bereits seit langer Zeit nicht muß in Zukunft der fortwährenden mehr nachgewiesen werden und befinden sich Zerschneidung und Verinselung von möglicherweise am Rande des Aussterbens. In Landschaftsteilen als Faktor der der Kulturlandschaft bedrohen sowohl Artengefährdung vermehrt Be deutung Intensivierung (Nährstoffzufuhr, Drainung, beigemessen werden. Aufforstung) als auch die Aufgabe der ERLÄUTERUNGEN ZUR ARTENLISTE ungesicherten Vorkommen“ sind mit einem Die Nomenklatur der Checkliste richtet „?K“ versehen, und werden ebenfalls im sich nach TRAUTNER et al. (1997) und Anhang kommentiert. Dort finden sich auch berücksichtigt einige neuere von LORENZ Taxa („?T“), deren systematische Stellung (1998a) vorgeschlagene Änderungen. Auf eine ungeklärt erscheint. „N!“ kennzeichnet Anführung der aus dem Bezugsraum in großer schließlich Arten, die für das Bundesland neu Zahl beschriebenen und gemeldeten sind; für diese ist eine Veröffentlichung der infraspezifischen Taxa wird zumeist aufgrund Funddaten an anderer Stelle vorgesehen (Paill in allgemein unzureichender taxonomischer Vorbereitung). und/oder tiergeographischer Kenntnisse verzichtet; eine Ausnahme bilden die Die Nennung deutscher Käfernamen geht ausgezeichnet bearbeiteten subterranen oder auf TRAUTNER et al. (1997) zurück. Für Arten, höhlenbewohnenden Trechinae. die in Deutschland nicht vorkommen, werden keine neuen Namen geschaffen, sondern in Um die zukünftige Arbeit zu erleichtern, Einzelfällen eingebürgerte alte Namen aus der werden alle jemals für Kärnten genannten Arten Literatur (z.B. HÖLZEL 1967a) verwendet. In mit ihren derzeitig gültigen Namen aufgelistet; Zukunft sollen jedoch auch die fehlenden Arten die dazu notwendige Aufklärung alter deutsche Namen erhalten, da sich die Synonyme erfolgte mit Hilfe von BREZINA zusätzliche Verwendung deutscher Namen in (1994) und LORENZ (1998b). Jene Arten, die der Begutachtungs-Praxis als sehr sinnvoll aufgrund nachweislicher (Verifizierung der erweist; sie erleichtert die Arbeit mit Belegtiere) oder wahrscheinlicher (Areal- Auftraggebern und fachfremden Vertretern der Ausschlußprinzip) Fehler (Fehlbestimmungen, Behörden durch Verringerung der Fundortverwechslungen) in die Literatur Hemmschwelle gegenüber wissenschaftlich eingingen, werden in einer Liste fundierten Argumenten. „fehlinterpretierter Taxa“ geführt, während unsicher scheinende, aber durchaus Jeder Art sind Angaben zum Datenmaterial wahrscheinliche Artvorkommen in die beigefügt: „-!“ steht für einen einmaligen, Originalliste eingehen. Diese „Arten mit historischen (vor 1980, in der Regel jedoch vor © Amt der Kärntner Landesregierung Laufkäfer 372 1920) Nachweis, „+“ bedeutet weniger als fünf Taxa, die welt weit nur in Kärnten vorkommen, aktuelle (nach 1980) Funde, „++“ steht für mehr sind mit „!!!“ gekennzeichet. als fünf aktuelle Nachweise und eine fehlende Die ökologische Charakterisierung erfolgt Signatur deutet