Literatur Und Ihre Zeit. Don Carlos Von Friedrich Schiller
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Medienbegleitheft zur DVD 12452 LITERATUR UND IHRE ZEIT Don Carlos von Friedrich Schiller Medienbegleitheft zur DVD 26 Minuten, Produktionsjahr 1999 Inhaltsverzeichnis Seite Kurzbiographie 2 Schillers dramatisches Schaffen 3 Der äußere Handlungsverlauf 4 Die Personen 5 Die innere dramatische Entwicklung 5 Tipps und Anregungen für die Unterrichtsarbeit 6 Kleine Vorüberlegung 6 Empfehlung 6 Mögliche „Lernziele“ 6 Lehrplanmäßige Vorgaben 6 Fachspezifische methodische Bausteine 7 1. Methoden zur Vorstellungsaktivierung 7 2. Methoden text- und sprachanalytischer Arbeit 10 3. Operative, produktiv-verändernde Verfahren 13 Einige Literaturhinweise 16 - 1 - Kurzbiographie: 1759 Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf. 1773-80 Schiller kommt auf Befehl des württembergischen Herzogs in die Karls- schule, eine militärische Eliteanstalt. Der ursprüngliche Wunsch, Theologie zu studieren, wird zugunsten eines Medizinstudiums auf- gegeben. 1782 Triumphaler Erfolg seines ersten Dramas „Die Räuber“. Aufgrund eines vom Herzog erlassenen Schreibverbots Flucht aus Stuttgart. Es folgen Jahre beruflicher und persönlicher Schwierigkeiten, bedingt durch die ungesicherte Existenz. 1785-87 Schiller wohnt bei seinem Freund Christian Gottfried Körner in Leipzig, später in Dresden. Arbeit am „Don Carlos“ und mehrere Umarbeitun- gen. 1786 Ode „An die Freude“, vertont von Beethoven als Schlusschor seiner 9. Symphonie 1824. 1787 „Don Karlos“ in Hamburg uraufgeführt (Hamburger Bühnenfassung in Jamben). 1787 Erste Buchausgabe „Don Karlos, Infant von Spanien“ bei Göschen in Leipzig. 1788 Professur für Geschichte an der Universität Jena, doch ohne Bezahlung. 1789 Berühmte Antrittsvorlesung: „Was heißt und zu welchem Ende studieren wir Universitätsgeschichte?“ 1790 Heirat mir Charlotte von Lengefeld. 1791 Schwere Erkrankung mit Spätfolgen. 1794 Beginn der Freundschaft zwischen Schiller und Goethe, einmalig in der Literatur- und Geistesgeschichte. 1799-1804 Vollendung der klassischen Dramen. 1805 Tod Schillers am 9. Mai 1805 in Weimar. - 2 - Schillers dramatisches Schaffen in Bezug zu seiner Zeit Die Jahrzehnte vor und nach der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert waren durch umwälzende Veränderungen und durch eine Neugestaltung Europas gekennzeichnet. Die Französische Revolution von 1789 und die Kriege, die Napoleon mit fast allen europäischen Ländern führte, gestalteten die politischen Verhältnisse zunächst völlig um, ehe sie im Wiener Kongress 1814/15 im Sinne der Restaurationspolitik wieder hergestellt wurden. Die klassischen Dichter Deutschlands reagierten auf die gesellschaftlichen Verhält- nisse damit, dass sie neue Ideale entwarfen. An Stelle der nationalen Ideologien ent- wickelten sie die Idee des Weltbürgertums weiter. Ihr Postulat der Selbstbestimmung und Selbstvollendung des Menschen brachte eine neue Aufwertung der Kultur und ihrer gesellschaftlichen und ethischen Voraussetzungen mit sich. Natur und Kultur erschienen im Gegensatz zur Sturm- und Drang-Zeit in harmonischer Weise aufeinan- der bezogen. Nach seiner Distanzierung von der „Sturm und Drang“-Bewegung wendet sich Schiller vom bürgerlichen Trauerspiel ab. Geschichtliche Themen bestimmen seine klassischen Dramen. Schiller belebt die höfisch-aristokratische Tragödienform wieder und signali- siert den Beginn der restaurativen Phase der bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland, während in Frankreich noch nachrevolutionäre Kämpfe toben. Die in der Geniezeit so nachdrücklich geforderte künstlerische, individuelle und politische Freiheit entwickelt sich zur Idee der „inneren Freiheit“. „Don Carlos“ steht den Jugenddramen – „Die Räuber“, „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“, „Kabale und Liebe“– inhaltlich noch nahe, doch der Übergang zur Klassik zeigt sich u.a. in der Verwendung des Blankverses. Am Vorabend der Französischen Revolution, deren Ehrenbürger Schiller gewesen ist, kleidet der Dichter die Forderung nach den Menschenrechten, die dann erst die franzö- sische Nationalversammlung formuliert hat, in die Form eines exemplarischen Dra- mas, in dem der Konflikt zwischen Jugend und Alter, Befreiung und Beherrschung, Liebe und Staatsraison sich unweigerlich zuspitzt. Schillers umfangreiches Dramenschaffen baut auf historischen Vorarbeiten auf, und zwar in Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit als Professor für Geschichte in Jena. Der spanische Hof des 16. Jahrhunderts ist für Schiller der geschichtliche Inbegriff von autoritärem Absolutismus und totalitärer Macht. Wo Unterdrückung und tyrannische - 3 - Willkür herrschen, da nimmt der Schrei nach Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit bei Schiller in „Don Carlos“ dramatische Gestalt an. Die eigentliche Hauptgestalt ist nicht der ungestüme Don Carlos, sondern eher sein Freund Marquis Posa. Dieser verkörpert das klassische Humanitätsideal des ausgehen- den 18. Jahrhunderts, indem er für die Abschaffung jeglicher Form der Unterdrückung eintritt und für die Verwirklichung einer natürlichen Freiheit kämpft. Er wird zum Ver- künder eines neuen Zeitalters, in dem die Menschen – nach den Idealen der Klassiker – frei und glücklich leben. In der Schlussszene des Dramas im dritten Akt fordert der Marquis von König Philipp die Freiheit des Denkens mit den Worten: „Gehn Sie Europens Königen voran. Ein Federstrich von dieser Hand und neu erschaffen wird die Erde. Geben Sie Gedankenfreiheit –„. Der äußere Handlungsverlauf Die Geschichte des „Don Carlos“ spielt im 16. Jahrhundert am spanischen Königshof. König Philipp II. von Spanien heiratet Elisabeth von Valois, die ursprünglich als Braut für seinen Sohn Don Carlos bestimmt gewesen ist. Carlos Jugendfreund, Marquis Posa, will den Kronprinzen für die Freiheitsbestrebun- gen der aufständischen niederländischen Provinzen begeistern. Auch Elisabeth rät Carlos, seine Liebe zu ihr zu vergessen und sich seinen zukünftigen Untertanen zu widmen. Als Carlos seinen Vater bittet, ihm ein Heer in Flandern anzuvertrauen, lehnt dieser kategorisch ab. Prinzessin Eboli, eine in den Prinzen verliebte Hofdame, informiert aus verschmähter Zuneigung den König von Carlos‘ Beziehung zur Königin. Marquis Posa sucht seinen Freund aus dieser tödlichen Gefahr zu retten, indem er sich selbst opfert: Er gewinnt das Vertrauen des Königs und lenkt dann den Verdacht auf sich selbst, indem er vorgibt, die Königin zu lieben. Auf diese Weise hofft er, Carlos die Möglichkeit zu geben, nach Flandern zu fliehen. - 4 - Die Granden des Königs, allen voran der ehrgeizige Herzog Alba und der intrigante Pater Domingo, vereiteln diese Pläne. Posa wird erschossen, Don Carlos der Inquisition übergeben. Die Personen Die Hauptpersonen stehen im Spannungsfeld zwischen Liebe und Hass, Misstrauen und Eifersucht, Freundschaft und Politik sowie blindem Fanatismus. - Phillipp II. von Spanien, König von Spanien - Elisabeth von Valois, seine Gemahlin - Don Carlos, sein Sohn und Kronprinz - Marquis von Posa, ein Malteserritter - Prinzessin Eboli, eine Hofdame - Herzog Alba, Feldherr - Domingo, Beichtvater des Königs - Kardinal Großinquisitor Die innere dramatische Entwicklung Die ursprüngliche Haupthandlung, die Liebesgeschichte zwischen Carlos und Elisabeth, weicht der politischen Tragödie des Marquis Posa, der den von seinen Familienmit- gliedern enttäuschten König für die Ideen der Freiheit und Menschenwürde gewinnen will. Aus den konfliktgeladenen Beziehungen der handelnden Personen zueinander lässt sich jeweils ein Drama der Freundschaft, ein Familiendrama und ein politisches Drama entwickeln. Neueren Interpretationen zufolge handelt es sich um „eine Familientragödie mit poli- tischen Auswirkungen... deren politische Konnotationen streng genommen nichts als eine Steigerung der Familienproblematik sind“. 1 Die Dramen Ende des 18. Jahrhunderts stellen individuelle Probleme dar, die allerdings mitunter politische Auswirkungen zeitigen, wenn sie im Kreis der Mächtigen ange- siedelt sind. 1 H. Koopmann, Don Carlos. In Schillers Dramen. Neue Interpretationen. Hg. Walter Hinderer. Stuttgart: Reclam 1979 - 5 - Tipps und Anregungen für die Unterrichtsarbeit Kleine Vorüberlegung In unserer Gesellschaft, in der die Informationsmedien einen entscheidenden und dominierenden Stellenwert einnehmen, ist die Beschäftigung mit Literatur, insbeson- dere mit Werken der Klassik, in der Schule nicht mehr selbstverständlich. Die Beschäftigung mit „schöngeistigen Texten“ gilt als Luxus, der für das wirkliche Leben keine Bedeutung mehr zu haben scheint. Darüber sollte man sich auch im Klaren sein, wenn man mit einem klassischen Werk wie Schillers „Don Carlos“ arbeitet. Empfehlung Auch wenn nur einzelne Dramenausschnitte gesehen bzw. besprochen werden, ist es natürlich empfehlenswert, das ganze Drama zu lesen. Nur so kennt man die Bedeu- tung der einzelnen Ausschnitte für das Gesamtdrama und nur so ergeben sich schlüs- sige Interpretationen. Mögliche „Lernziele“ dieser multimedialen Auseinandersetzung sind: - Die SchülerInnen werden sich über ihre Beziehung zur Literatur klar. - Sie reflektieren ihre Haltung zur Literatur, formulieren ihre Meinungen und begrün- den sie. - Sie informieren sich über die verschiedenen Motive des Dichters, über dessen Beweg- gründe zu schreiben, arbeiten seine Argumente heraus und lernen, diese gedanklich nachzuvollziehen und mit den eigenen Erfahrungen zu vernetzen. - Sie entwickeln eine differenzierte Meinung über die Rolle der Literatur als Teil der öffentlichen Kultur sowie im eigenen Leben. Die methodisch-didaktischen Impulse sind als Arbeitsanregungen für die Unterrichts- praxis