Süßwassermollusken (Gastropoda & Bivalvia)
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Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen Band 22, S. 165-176, 1996 Süßwassermollusken (Gastropoda & Bivalvia) in Spülsaum und Baggeraushub an drei Fließgewässern der Elseniederung bei Meile Falko Drews Kurzfassung: In drei Fließgewässern der Stadt Meile im südöstlichen Landkreis Osnabrück wur- den bei Untersuchungen in den Jahren 1993 und 1994 insgesamt 20 Süßwassermolluskenarten festgestellt. Eine Gesamtartenliste mit Angaben zur Häufigkeit der einzelnen Arten wird vorgelegt. Die Ergebnisse werden mit ähnlichen Untersuchungen verglichen und die Erfassungsmethodik wird diskutiert. Die betrachteten Gewässerabschnitte weisen eine weitgehend ähnliche Artenzu- sammensetzung mit verschmutzungstoleranten Organismen auf. Die regelmäßigen Gewässer- unterhaltungsmaßnahmen sowie die ungenügende Wasserqualität beeinträchtigen die Lebens- räume der Süßwassermollusken. Abstract: In 1993 and 1994 20 species of freshwater molluscs were found in three running waters in the area of Meile in the south-eastern district of Osnabrück (Western Lower Saxony). A comple- te species list with specimen frequency is given. The results are compared with similar investigati- ons, inciuding a discussion on methods employed. The species composition between sites was fairly similar, with dominating species being characteristic for poltuted waters. The regularly imple- mented mechanical cleaning of the water beds and the insufficient water quality both impair the habitats of freshwater molluscs. Key words: freshwater molluscs, species composition, frequency Autor: Falko Drews, Osterkamp 36, 49324 Meile 1 Einleitung wässeruntersuchungen (Hoffmeister 1976, 1980). Die Molluskenfauna von Fließgewässern der Dabei sind Süßwassermollusken nicht nur Stadt Meile (Landkreis Osnabrück) ist eben- wichtige Bioindikatoren, sondern sie sind so wie die gesamte Tiergruppe der Weichtie- auch für die natürliche Selbstreinigung der re bislang lokal nur in sehr geringem Umfang Gewässer von Bedeutung (Tischler 1993). untersucht worden. Aus den letzten Jahren Mittlerweile haben aber gerade auch Maß- liegen lediglich einige wenige Arbeiten zu nahmen wie Flurbereinigungen, Gewässer- diesem Thema aus der naturräumlichen verschmutzungen, wasserbauliche Maß- Region des Osnabrücker Hügellandes vor nahmen oder auch Pestizide bei Mollusken (Späh 1981, Ehlert 1995). Häufig waren zu einem erheblichen Rückgang bezüglich Weichtiere bislang auch nur eine miter- Artenzahl und Populationsgröße geführt faßte Gruppe im Zuge umfassenderer Ge- (Rannenberg & Zucchi 1982). 165 Falko Drews Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 22 1996 Es war daher ein Ziel der vorliegenden Untersuchung, zunächst einen Überblick über die im Untersuchungsgebiet vorkom- menden Arten und deren Häufigkeiten zu erhalten. Diese Arbeit ist dabei als eine vor- läufige Bestandsaufnahme der drei betrach- teten Fließgewässer Else, Gerdener Rand- graben und Violenbach zu verstehen, der nicht der Anspruch auf Vollständigkeit zu- kommt. Ferner soll durch die Betrachtung von Spülsaum- und Aushubfunden der Einfluß von Gewässerunterhaltungsmaßnahmen auf das Fließgewässerökosystem der Else abgeschätzt sowie die hier benutzte Art und Weise der Probennahme diskutiert werden. Darüber hinaus wird versucht, mit den ge- Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes bei Meile wonnenen Ergebnissen und den bekannten in Nordwestdeutschland. Bioindikationswerten einzelner Arten, eine Aussage über die Wasserqualität der be- trachteten Gewässerbereiche zu erhalten. nicht berücksichtigt. Ebenso unterblieb ein Lebendfang. Die Erfassungsmöglichkeiten richteten sich nach dem Vorliegen von zumeist frisch 2 Material und Methoden ausgebaggertem Material im Zuge von Ge- wässerunterhaltungsmaßnahmen sowie bei Die Untersuchungen wurden in den Jahren den Spülsaumfunden nach den vorausge- 1993 bis zum Spätsommer 1994 an drei gangenen Hochwasserperioden und dem Fließgewässern der Elseniederung bei Meile ungehinderten Zugang zum Spülsaum. Der (südöstlicher Landkreis Osnabrück) durch- Zeitraum und die Häufigkeit der Begehun- geführt (Abb. 1). Die Probenentnahme er- gen ist Tabelle 1 zu entnehmen. folgte beim beidseitigen Abgehen von je- Die Bestimmung der Schneckengehäuse weils 200 Meter langen Uferabschnitten an und Muschelschalen erfolgte mit Hilfe einer der Else, dem Gerdener Randgraben und 10-fachen Lupe nach Schaefer (1994) und dem Violenbach (Abb. 2). An der Else wur- Glöer et al. (1992) sowie vereinzelt nach den sowohl im Spülsaum als auch im tem- Stresemann (1992) und Falkner & Fechter porär auftretenden Baggeraushub die offen (1990). Die wissenschaftliche Benennung, liegenden und intakten Gehäuse und Scha- Systematik und die deutschen Artnamen len von Süßwassermollusken erfaßt. Am richten sich nach Glöer et al. (1992) und wur- Gerdener Randgraben und am Violenbach den nach Jungbluth (1996) aktualisiert. konnten lediglich die Baggeraushübe auf Eine genaue Artbestimmung der Gattung der Erfassungsstrecke am Ufer nach voll- Pisidium (Erbsenmuscheln) sowie der Gat- ständigen Gehäusen und Schalen abge- tung Stagnicola (Sumpfschnecken) wurde sucht werden. Landgastropoden wurden aufgrund von Verwechslungsmöglichkeiten 166 i (f) Gesmold v:Jc' tus (f) (f) (1) Q.3 C (f) Ä (1) :::l tu :::l ::!! Cii· v:J (Q 1 km (1) ::: tu' (f) (f) ~ :::l 0- ~. Abb. 2: Elseniederung bei Meile; Lage der Probestellen. s:: 0) ~ '-J P 1: Else; P 2: Gerdener Randqraben; P 3: Violenbach. CD Falko Drews Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 22 1996 Tab. 1: Zeitpunkt und Häufigkeit der Probenentnahme. 1993 1994 Frühling Herbst Frühling Herbst Else, Spülsaum Else, Aushub Gerdener Randgraben, Aushub Violenbach, Aushub sowie der schwierigen Bestimmbarkeit, die Neben einer Entwässerungsfunktion für eventuell Genitalpräparationen notwendig die überwiegend angrenzenden Grünland- gemacht hätte, nicht durchgeführt, so daß bereiche nimmt der Gerdener Randgraben diese Funde lediglich unter der Gattung Pisi- hauptsächlich das abfließende Wasser des dium spp. und Stagnicola spp. aufgeführt Regenrückhaltebeckens auf. Die Untersu- werden. Es muß also durchaus davon aus- chungsstrecke beginnt an diesem Ausfluß gegangen werden, daß sich die Gesamtar- und führt Richtung Norden auf die Else zu. tenzahl noch erhöht. Der Graben hat auf dieser Strecke eine Brei- Die Else, das wichtigste und auch größte te von rund 1,20 Metern und eine Tiefe von Fließgewässer im Bereich der Stadt Meile, maximal 30 Zentimetern. Auf rund 160 Me- geht in einer Bifurkation bei Melle- Gesmold tern der Probenstrecke trifft man flächige aus der Hase hervor (Abb. 2) und mündet bei Bestände von Schilfrohr (Phragmites austra- Bad Oeynhausen in die Weser. lis) am Ufer und im Wasser an, so daß dieser Der betrachtete Abschnitt der Else liegt Bereich in der Regel als extrem beschattet östlich von Melle- Mitte (Abb. 2) in der Nie- gelten muß. derung, nördlich einem kleinen Waldgebiet. Der Violenbach entspringt bei Borgholz- Die Else weist hier ein konventionell ausge- hausen, fließt dann Richtung Norden und bautes Flußbett im Trapezprofil mit einer Brei- mündet im Bereich der Elseniederung öst- te in Wasserhöhe von rund fünf Metern auf. lich von Meile-Mitte (Maschwiesen) eben- Die Uferböschungen sind dementsprechend falls in die Else (Abb. 2). steil abfallend und auf der nördlichen Ufer- Der Ort der Proben nahme liegt kurz vor seite bereits stellenweise weggebrochen, so dieser Einmündung. Der Violenbach fließt daß sich dort eine ungleichmäßige Uferlinie hier in einem Trapezprofil mit einer Breite ausbilden konnte. Das Ufer ist frei von von rund drei Metern in Wasserhöhe. Die Baum- oder Strauch bewuchs. Im Gewässer Uferböschung ist wie an der Else frei von selbst ist das Echte Pfeilkraut (Sagittaria Baum- oder Strauch bewuchs und damit die sagittifolia) sowie in ausgedehnten Bestän- Wasserfläche in diesem Bereich unbeschat- den die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) an- tet. Im Violenbach findet sich vereinzelt Ech- zutreffen. tes Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) sowie Der Gerdener Randgraben beginnt in Hö- am Ufer stellenweise Schilfrohr (Phragmites he eines Regenrückhaltebeckens nahe der australis). Autobahn A 30 ebenfalls in der östlich von Eine umfangreiche Vegetationskartierung Meile-Mitte gelegenen Elseniederung (Ma- der Elseniederung wie auch des gesamten schwiesen) und mündet kurz darauf in die Stadtgebietes findet sich bei H.G. Wagner Else (Abb. 2). (1992). Nähere Einzelheiten zur Geologie so- 168 Süßwassermollusken an Fließgewässern bei Meile wie zu einzelnen Fließgewässern finden sich 3.1 Gastropoda bei Deutschmann & Hohnsträter (1990). Ei- nen Überblick über den Gewässerverlauf, Mesogastropoda die Entwässerungssituation und die lokalen Valvatidae Naturräume in Meile geben Mittelstädt 1. Valvata piscinalis (0. F. Müller 1774) (1986) und Tiemeyer (1994). (Gemeine Federkiemenschnecke) Hydrobiidae 2. Potamopyrgus antipodarum (Gray 3 Ergebnisse 1843) (Kleine Deckelschnecke) Insgesamt konnten in den Jahren 1993 und Bithyniidae 1994 an den drei Fließgewässern vier Mu- 3. Bithynia tentaculata (Linnaeus schelarten (Bivalvia) und 16 Schneckenarten 1758) (Gastropoda) oder jeweils höhere Taxa (Gemeine Schnautzenschnecke) nachgewiesen werden. Die Anzahl der Arten Basommatophora und erfaßten Individuen an den drei Ge- Lymnaeidae wässerabschnitten ist in Tabelle 2 darge- 4. Lymnaea stagnalis (Linnaeus 1758) stellt. (Spitz(horn- )Sch lam mschnecke) Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, wurden in 5. Stagnicola spp. Jeffreys 1830 der Else im Spülsaum insgesamt mehr Arten (Sumpfschnecken) festgestellt als im Aushub. Die Anzahl der 6. Galba truncatula (0. F. Müller Arten in