Ein Abstecher an Den Rhein
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REGIOnalteil VELOTOUR Ein Abstecher an den Rhein Das Thurgauer Rheinufer ist für das Velofahren äusserst attraktiv und das Städtchen Diessenhofen bietet sich mit seiner schmucken Altstadt und altehr- würdige Holzbrücke als Sommerdestination bestens an. Für Schlagzeilen sorgt das malerische lassen wir für heute sein, denn wir sind Ein Grossteil des Gebietes unterliegt den Städtchen Diessenhofen eher selten, und nun schon ein bisschen aufgewärmt und Naturschutzregeln, und schwimmen darf auch aus Vereinssicht gehört die südliche es warten ein paar Höhenmeter, wo wir man im Hasensee nicht; die Nutzung des Flanke des Rheins nicht unbedingt zu unseren Schwung nicht verlieren möch- Wassers ist den Vögeln und dem Fische- den Gebieten, wo wir den Schwerpunkt ten. In Warth verlassen wir den Radweg reiverein Andelfingen vorbehalten. Zum setzen, auch wenn einige Mitglieder im und biegen ab, um unser erstes Etappen- Schwimmen kommen wir noch, aber erst tiefen Westen zu Hause sind. Doch die ziel, die Kartause Ittingen, zu erreichen. auf dem Rückweg. gemütliche Atmosphäre und der zügige Der altklösterliche Gutsbetrieb ist weit Auf dieser Seite des Seebachtals sucht Strom des tiefblauen Wassers ziehen uns herum als kulturelles Zentrum bekannt man vergebens nach Baukranen, und immer wieder dorthin. Ein geringes Ver- und beherbergt das Kunstmuseum Thur- vieles scheint noch so, wie es zu alten kehrsaufkommen, viele kleinere Land- gau, einen Hofladen mit Spezialitäten, Zeiten war. Der Weiler Uerschhausen mit strässchen und die Fahrt durch das See- Seminar- und Tagungsräume und natür- seinen fünfzig Einwohnern sorgt nicht bach- und Stammertal machen diese lich ein velofreundliches Restaurant. Da wirklich für viel Aufregung. Der Verkehr Strecke zu einer unseren Favoriten, wel- weitere Höhenmeter folgen, kann man ist also minimal und die Ruhe ist fast che wir Ihnen gerade im Frühsommer sich hier eine Verschnaufpause gönnen. meditativ. Wir umrunden den oberen wärmstens empfehlen können. Teil des Nussbommersees, dort wo vor Als Ausgangspunkt dient der Bahnhof in Wie zu alten Zeiten langer Zeit die Pfahlbauer ihre Pflöcke Frauenfeld. Dieser ist natürlich mit der Beim Verlassen der Anlage bleiben die einschlugen, und fahren der Moräne ent- SBB, mit Thurbo und mit der FW Bahn Wegweiser der Route 33 unsere treuen lang, welche die letzte Eiszeit hinterlas- aus allen Richtungen bestens erschlossen Begleiter. Nachdem wir in etwa der Hö- sen hat. Bevor der Gletscher damals ver- und auch für unsere Zürcher Leserschaft henkurve folgen und sich das Thurtal zu schwand, entleerte er sich in umgekehrter bequem zu erreichen. Da wir uns an die unserer Linken in der Ferne ausbreitet, Richtung wie heute. Das Wasser floss Wegweiser von Schweiz Mobil halten, ist biegen wir rechts ab. Die Strasse ist ver- nicht Richtung Thur, sondern direkt in es auch einfach, aus der Stadt herauszu- kehrsarm und führt durch den Wald und den Rhein, also in etwa in die Richtung, finden. Wir meistern die mühsame Kreu- an einigen Höfen vorbei. Als wir oben welche wir nun weiter verfolgen. Der zung der Rheinstrasse und folgen der ankommen, ist aber das Strengste für Übergang über die Moräne ist nicht be- Route 33 bis zur Laubgasse, wo wir nach heute bereits überwunden, und die rest- sonders anstrengend und gleich dahinter rechts abbiegen und die Bahngleise über- liche Fahrt gestaltet sich von den Stei- entfaltet sich das Stammertal, und das queren. Am Ende der Laubgasse machen gungen her äusserst gemütlich. Zuerst Zentrum Stammheim ist nicht mehr wir einen Links-rechts-Schwenker in die rollen wir hinunter nach Buch, einem ty- weit. Einige Meter durch das flache Kul- Auenstrasse hinein, fahren durch die pischen Bauerndorf, wo wir nach links turland führen uns zu einer Abzweigung Sportanlagen und lassen die Autobahn abbiegen und in das Seebachtal hinein- nach rechts, und schon tauchen die er- hinter uns. Dann geht es nach links, vor- fahren. Zu unserer Rechten befinden sten typischen Riegelhäuser des Zürcher bei an der Militärkaserne bis an die Thur sich die drei alten Gletscherseen, am und über die Rohrerbrücke, alles auf dem nächsten der Hasensee, der bei den Ein- Die bald 200-jährige Holzbrücke Radweg und schön flach. Die Thur-auen heimischen als Buchemersee bekannt ist. über den Rhein in Diessenhofen. VIII | 3/2013 velojournal 1 | Stein am Rhein: Hier gönnen wir uns eine Glace mit Blick auf den Rhein. 2 | Auf den Stegen am Hasensee ist es ruhig und idyllisch. Weinlands auf. Wer schon länger nicht garantiert und die Grenze zum grossen mehr in Stammheim war, merkt wie viel Kanton markiert. Ohne die Brücke wäre der Ort in den letzten Jahren gewachsen aus Diessenhofen wahrscheinlich nie eine ist. Doch entlang der Hauptstrasse ist wohlhabende Stadt geworden, denn die der dörfliche Charakter geblieben, und Wegverbindung sicherte Zolleinnahmen die Kulisse der schönen Wohnhäuser ist und damit Reichtum. Die erste Brücke charmant wie eh und je. Ohne es zu be- stammte aus dem Jahr 1292 und hielt merken, wechselt man vom oberen zum über 370 Jahre lang stand, bis eine neue unteren Dorfteil, welcher für Einheimi- errichtet werden musste. Diese wiederum sche jeweils so weit entfernt ist wie Asien fiel 1799 dem Rückzug der Russen zum und Afrika, biegt nach rechts ab und ge- Opfer und wurde 1816 ersetzt und zum winnt wieder ein wenig an Höhe, bevor ersten Mal überdacht. Im Wesentlichen es ausgangs Unterstammheim gleich besteht die heutige Konstruktion aus nach links wieder hinunter geht und die denselben Bestandteilen wie damals. Bahnlinie unterquert wird. Hier haben Damit aus der Tour eine Umrundung wir die Route 33 zum ersten Mal verlas- wird, fahren wir nun nicht so zurück, wie 1 sen und folgen nun den Wegweisern der wir gekommen sind, sondern lassen uns Route 82. vom Westwind unterstützen und folgen dem Seeradweg an Rheinklingen vorbei Alte Brücken und seltene Vögel und nach Stein am Rhein. Wer vom hohen Der Belag wechselt nun auf Kies, was Veloverkehrsaufkommen auf dem Seerad- aber höchstens für Rennradreifen pro- weg normalerweise abgeschreckt wird, blematisch sein könnte. Wir fahren um wird hier eine schöne Überraschung erle- Drumlins herum, klassische Überreste ben, denn der Tourismus macht norma- der letzten Eiszeit. Die Moränenland- lerweise bei Stein eine Kehrtwende und schaft fordert aber keinen Schweiss, der Rest verteilt sich auf beide Rheinufer. denn bald treten wir einem Bach entlang, In Stein kommen wir nicht vorbei, ohne wo die Spuren von hungrigen Bibern an bei der Schifflände eine Glace zu genies- den Bäumen kaum zu übersehen sind, sen und uns für die Rückfahrt zu stärken. und dessen Name ohne erkennbaren Vom Bahnhof aus finden wir wieder die Grund plötzlich wechselt. Hiess der Bach Route 33 nach Etzwilen, von wo aus wir 2 zuerst noch Mülibach, so heisst er bei dem Bahntrassee entlang und um den Schlattingen plötzlich Geisslibach. Stammerberg fahren. Rhein Diessenhofen Immer der 82 und dem Geisslibach ent- Auf der anderen Seite der Gleise befindet DEUTSCHLAND lang werden wir durch Basadingen und sich das Etzwilerried, und wir zücken un- Stein am Rhein nach Willisdorf geführt, wo wir die Kan- seren Feldstecher, um zu schauen, ob sich Basadingen tonsstrasse unterqueren. Wer den Lärm ein seltener Vogel sichten lässt. Danach folgen wir den Wegweisern bis Stamm- S aushält, kann kurz vor der Brücke anhal- tammer berg ten und den Bach überqueren. Beim Wei- heim und durchqueren das Dorf. Doch Unterstammheim Mammern Oberstammheim her ist ein Steingarten aufgestellt mit an- anstatt ausgangs Stammheim wieder nach geschriebenen Findlingen, welche beim rechts abzubiegen, fahren wir der Route Nussbaumen TG Bau der Strasse ausgegraben wurden. 82 entlang weiter nach Nussbaumen. Sogleich folgt Diessenhofen, unser Etap- Nach Nussbaumen verlassen wir die Neunforn Hüttwilen penziel für den heutigen Ausflug. Ge- Route 82 und fahren der Hauptstrasse Buch mäss Wikipedia reicht die Siedlung bis entlang bis nach Hüttwilen weiter. Der Thur Warth zum Jahr 757 zurück, als sie noch Deo- Radweg erlaubt uns, den Blick nach zincova hiess. Später wurde aus den rechts zu halten, wo wir die Aussicht auf Uesslingen ZH START Höfen eine richtige Stadt, die ab 1260, den Hüttwilersee geniessen. Am Ende des Ellikon an als die Stadtrechte verliehen wurden, be- Sees, bei der Busstation Stutheien, führt der Thur Frauenfeld reits Diessenhovin hiess. Obschon auf eine Strasse zur Badestelle hinunter, die Thurgauer Boden, orientiert sich die nebst einer Abkühlung an heissen Tagen INFOBOX TOUR Stadt eher an Schaffhausen, das wenige auch einen Kiosk bietet. Uns ist es aber Distanz: ca. 60 km Kilometer rheinabwärts liegt. Zur Zeit heute zu kühl fürs Baden also bleiben wir Höhendifferenz: geringe bis mittlere Stei- der Helvetischen Republik Ende des 18. auf dem Radweg, der durch Hüttwilen gungen, für ältere Kinder geeignet Jahrhunderts gehörte es sogar zum Kan- für kurze Zeit unterbrochen wird, und Bahnhöfe: Frauenfeld, Diessenhofen, Stein am ton Schaffhausen, allerdings währte folgen ihm, mehr oder weniger immer an Rhein, THURBO-Linien mit Velo Selbstverlad diese «Ehe» nur gerade zwei Jahre lang. Höhe verlierend, bis wir wieder zur Thur Info / Weblinks: Naturschutzgebiet Seeb- Nebst der malerischen Altstadt mit vorstossen und schon bald in Frauenfeld achtal: www.stiftungseebachtal.ch; Kartause ihrem markanten Bogentor ist besonders eintreffen. n Ittingen: www.kartause.ch; Il Gelato, Unter- auch die Rheinbrücke sehenswert, die stadt 12, Stein am Rhein; Hüttwiler Badi, Fotos: Vera Zahner, Eddie Kessler Zahner, Vera Fotos: einen schönen Ausblick auf den Rhein Eddie Kessler, Vera Zahner www.huettwilen.ch IX | 3/2013 velojournal.