NR. 2/2008 ZEITSCHRIFT DES 51. JAHRGANG KÖLNER ZOOs

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B88LQGG8 8KU Liebe Freunde des Kölner Zoos!

Sie sind mitunter sehr klein, farbenprächtig oder unscheinbar gefärbt, sie gelten als kalt und glit- schig oder als faszinierend und bizarr. Die Rede ist von Amphibien. Rund 6.000 Arten dieser Tier- gruppe sind uns bekannt und rund ein Drittel, also 2.000 Arten, gilt derzeit global als gefährdet. Das Gleiche trifft für die 21 heimischen Amphi- bienarten zu, auch bei ihnen gilt ein Drittel als bedroht. Wir haben es hier mit einem Artenster- ben zu tun, das es seit dem Verschwinden der Dinosaurier von dieser Welt nicht mehr gegeben hat. Dies ist aber so nur wenigen Fachleuten bekannt. Daher hat der Weltzooverband WAZA erstmals zu einer globalen Naturschutz-Bewusst- seinskampagne aufgerufen. Weltweit engagieren hat. Wir hoffen, dass wir Ihr Interesse wecken sich Zoos für Amphibien und machen auf die Pro- können, dass Sie etwas über die Situation der blematik aufmerksam. Im Rahmen dieser Bemü- Amphibien, speziell in und um unsere Heimat- hungen, die auch vom europäischen Zooverband stadt Köln, erfahren und wir Ihnen unsere Akti- EAZA verfolgt werden, ist der Kölner Zoo eben- vitäten, auch in den Tropen, verdeutlichen kön- falls aktiv. Mit diesem Schwerpunktheft zu den nen. Zoologische Gärten haben als wesentliche Amphibien, über ihre Bedrohung und die Bemü- Aufgabe die Funktionen des Aufklärens, des hungen zu ihrer Erhaltung sowie Erforschung Weckens von Begeisterung und Interesse an der wollen wir einen weiteren Beitrag liefern, auf Natur. diese immense Problematik hinzuweisen. Wenn Sie die Artikel der verschiedenen Autoren gelesen Der Kölner Zoo handelt nach dem Motto: Natur haben, so werden Sie wissen, was es mit Viviparie, erleben, Natur erfassen, Natur bewahren – machen Sensillen, Kahnstellung oder Amplexus auf sich Sie mit !

Ihr

Theo Pagel, Zoodirektor

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BB9RUZRUWLQGG 8KU NR. 2/2008 ZEITSCHRIFT DES 51. JAHRGANG KÖLNER Inhalt ZOOs „In situ“- und „ex situ“-Amphibienprojekte des Kölner Zoos: Forschung und Nachzucht als unser Beitrag zur Arterhaltung 67 Thomas Ziegler

Die Amphibien im Kölner Raum: Entwicklung und Perspektiven 91 Achim Jonas, Theo Pagel, Matthias Piontek und Klaus Simon

Aufbau einer Ausstellung mit einheimischen Amphibien im Kölner Aquarium 105 Karin van der Straeten und Detlef Karbe

Haste mal 'n paar Kröten?! Amphibien in Gefahr! Eine Ausstellung und Kampagne im Kölner Zoo 115 Ruth Dieckmann

Titelbild: Eine Erdkröte in der neuen Letzte Umschlagseite: Zipfelkrötenfrösche wurden bereits mehrfach im Aquarium des Ausstellung über einheimische Amphibien. Kölner Zoos nachgezogen. A common toad in the new local Malayan horned were already bred several times in the Aquarium of the Cologne Zoo. exhibition. Fotos: Rolf Schlosser Zooführungen für „Freunde des Kölner Zoos e.V.“

Sonntag, 6. Juli 2008, 10.00 Uhr „Vogelwelt Madagaskars – einzigartig und bedroht“ Dipl.-Biol. Bernd Marcordes

Sonntag, 10. August 2008, 10.00 Uhr „Mit dem Tierarzt unterwegs“ Dr. Olaf Behlert

Sonntag, 7. September 2008, 10.00 Uhr „Vom Greifschwanz bis zur Hangelhand – Affenpersönlichkeiten im Kölner Zoo“ Dr. Alex Sliwa

Treffpunkt: Haupteingang. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine telefonische Anmeldung erforderlich. Telefon: 0221/7785100 Veranstaltungen im Kölner Zoo

26. Juli bis 31. August: „Pantanal – ein Paradies in Gefahr“ (Sonderausstellung in der Mehrzweckhalle des Tropenhauses)

13. Juli 2008: Froschkönig & Co. – Ein Aktionstag im Rahmen der WAZA-Bewusst- seinskampagne zur Amphibienkrise im „Jahr des Frosches“

16. August 2008: Sommernacht in Zoo und Flora (17.00 – 24.00 Uhr)

24. August 2008: Konzert des Orchesters der Kölner Verkehrsbetriebe (12.00 – 13.00 Uhr)

7. September 2008: Konzert des Orchesters der Kölner Verkehrsbetriebe (12.00 – 13.00 Uhr)

13. + 14. September 2008: Familientage im Kölner Zoo

21. September 2008: Froschkönig & Co. – Ein Aktionstag im Rahmen der WAZA-Bewusst- seinskampagne zur Amphibienkrise im „Jahr des Frosches“

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BB,QKDOW)XŴKUXQJHQLQGG 8KU Abb. 1: Im neuen Amphibien-Nachzuchtraum des Kölner Aquariums in Fortpflanzungsstimmung geratenes Tomatenfrosch-Pärchen aus Madagaskar. Malagasy tomato frogs in breeding mood in the new amphibian breeding station of the Cologne Zoo. (Foto: T. Ziegler)

„In situ“- und „ex situ“- Amphibienprojekte des Kölner Zoos: Forschung und Nachzucht als unser Beitrag zur Arterhaltung

Thomas Ziegler

Bereits vor etwa 360 Millionen Jahren nen Tier abgeschlossen ist. Diese so zur Verteidigung genutzt. Man unter- gingen die ersten Amphibien an Land. genannte Metamorphose (= Umgestal- scheidet drei Ordnungen von Amphi- Damit bildeten die Amphibien oder tung, Verwandlung) unterscheidet die bien: die mit weit über 5.000 Arten Lurche nicht nur die ersten bzw. ältes- Amphibien von allen anderen Wirbel- zahlenmäßig dominierenden Frosch- ten Landwirbeltiere, sondern auch die tieren. Im Gegensatz zu der drüsenar- lurche (Anura), die etwa 500 Arten ersten Vierfüßer in der Evolution. Ihr men, mit Hornschuppen geschützten umfassenden Schwanzlurche (Urode- Name leitet sich aus dem Griechischen und von daher trockenen Haut der la) und die ca. 170 Arten enthaltenden, „amphi“ (= beide, doppelt) und „bios“ Reptilien ist die der Amphibien drü- immer noch kaum bekannten Blind- (= Leben) ab und bedeutet so viel wie senreich. Durch die Abgabe schleimi- wühlen (Gymnophiona). doppellebig. Dies rührt daher, dass die gen Sekrets wird die Oberhaut feucht meisten Amphibien zunächst ein Lar- gehalten und giftige Hautsekrete beu- Im Terrarium des Kölner Zoos wurden venstadium im Wasser durchlaufen, gen in erster Linie einem Bakterien- in den letzten 37 Jahren seit der Eröff- bevor die Entwicklung zum erwachse- und Pilzbefall vor, werden aber auch nung des Kölner Aquariums bereits

Zeitschrift des Kölner Zoos · Heft 2/2008 · 51. Jahrgang 67

BB=LHJOHULQGG 8KU zoologische Einrichtungen und bei Überschüssen – um den teils hohen Importzahlen von Wildtieren entge- gen zu wirken – für den Liebhaberbe- darf an den Tierhandel abgegeben wer- den.

Für einen wissenschaftlich geführten Zoo ist es aber nicht nur von Bedeu- tung, die optimale Pflege und besten- falls Nachzucht unserer Pfleglinge zu erreichen, sondern dies auch zu doku- mentieren. Nur so können auch andere zoologische Einrichtungen sowie Ter- rarianer davon profitieren und besten- falls können wir im Rahmen wissen- schaftlicher Begleituntersuchungen ebenfalls zur Grundlagenforschung und so zum besseren Verständnis der bei uns gepflegten Arten beitragen. Kombiniert mit einem zeitgemäßen Abb. 2: Erdbeerfröschchen (Oophaga pumilio) im Kölner Aquarium Informationssystem und einer weiter Strawberry poison-dart in the Cologne Aquarium. (Foto: R. Schlosser) führenden Öffentlichkeitsarbeit wird so dem Besucher die Welt der Am- phibien mitsamt ihren faszinierenden Facetten, aber auch deren Bedrohungs- status näher gebracht. Denn Auf- klärungsarbeit ist einer der wichtigsten Schritte, um mit zur Verbesserung des Natur- und Artenschutzes beizu- tragen.

Um nun aber die im Kölner Zoo ge- pflegten Tiere nicht nur den Besuchern näher zu bringen und innerhalb der Zoogemeinschaft zu vermehren, son- dern auch, um aktiv zum Schutz ihrer Lebensräume beizutragen, ist es von großer Bedeutung, so genannte „ex si- tu“- mit „in situ“-Projekten zu verbin- den. In der Tiergartenbiologie bzw. Zoologie versteht man unter „ex situ“- Projekten Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt außerhalb des eigent- lichen Lebensraumes einer Art (z. B. durch Reproduktionsprojekte im Am- Abb. 3: Separate Kaulquappenaufzucht beim Gelbgebänderten Pfeilgiftfrosch (Dendro- phibien-Nachzuchtraum des Kölner bates leucomelas). Separated tadpole rearing in the yellow banded poison-dart frog. (Foto: T. Ziegler) Zoos), während „in situ“-Projekte die Erhaltung oder Wiederansiedelung von Arten in der natürlichen Umge- bung, in der sie sich entwickelt haben, beinhalten. Demnach spielt im Natur- etliche Amphibien gepflegt und auch fünf Jahren dafür, neben der Amphi- schutzprojekt des Kölner Zoos in Viet- einige von ihnen nachgezüchtet. In bienhaltung im Schaubereich des Ter- nam auch die Erforschung und damit Anbetracht des in den letzten Jahren rariums einen eigenen, nur auf Amphi- letztlich die Erhaltung der Amphibien zu beobachtenden Rückgangs zumin- bien zugeschnittenen Pflegebereich vor Ort eine tragende Rolle. Im nach- dest einiger Amphibienarten erschien hinter den Kulissen des Kölner Aqua- folgenden Artikel möchte ich diese zu- es uns jedoch angebracht, sich noch riums aufzubauen. Dank dieses letzt- vor genannten Aspekte aufgreifen und stärker für sie einzusetzen. Gemäß lich im Jahr 2005 fertig gestellten Am- im Detail erläutern. dem vom ehemaligen Zoodirektor, phibien-Nachzuchtraumes konnten Professor Dr. Gunther Nogge, gepräg- dort allein in den letzten drei Jahren Die globale Amphibienkrise ten Leitspruch „Von der Menagerie sieben verschiedene Arten von Frosch- zum Naturschutzzentrum“ entschie- und Schwanzlurchen nach- und aufge- Durch die diesjährige, internationale den wir uns daher bereits vor knapp zogen sowie anschließend an andere Kampagne zum Schutz der Amphibien

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BB=LHJOHULQGG 8KU rückgänge bei ca. 2.500 Arten zu beob- achten. Nach der Roten Liste der In- ternational Union for Conservation of Nature (IUCN) gilt etwa ein Drittel der weltweit rund 6.000 Amphibienar- ten als vom Aussterben bedroht. Wenn lokale Bestände oder gar Arten von Amphibien verschwinden, hat dies nicht nur den Verlust einer einzigarti- gen Vielfalt zur Folge, sondern es ge- hen auch wesentliche Faktoren in ei- nem Ökosystem verloren, dessen Komplexität wir immer noch nicht vollständig erfasst haben. So gehören Amphibien in ihrer Umwelt nicht sel- ten zu den häufigsten Wirbeltieren und spielen in der Nahrungskette eine we- sentliche Rolle, ob nun als Beutetiere oder Beutegreifer. Ihre Bedeutung in terrestrischen Ökosystemen wird häu- fig unterschätzt: So übertreffen in eini- Abb. 4: Erwachsener Gelbgebänderter Pfeilgiftfrosch. gen Wäldern der östlichen Vereinigten Adult yellow banded poison-dart frog. (Foto: R. Schlosser) Staaten die Salamander deutlich die Vögel und Säuger in der Individuen- rückt die globale Amphibienkrise auch Nun ist es so, dass wir auf der einen zahl und auch in der Biomasse (HAAS, in den Medien in den Vordergrund und Seite Bestandsrückgänge und Ausster- 2004). dadurch auch in das öffentliche Be- beszenarien bestimmter Arten zu ver- wusstsein (u. a. MENDELSON et al., zeichnen haben; auf der anderen Seite Welch bedenkliche Folgen das Ver- 2006; MCCALLUM, 2007). Aller- sind wir aber noch weit entfernt davon, schwinden der Amphibien für die Na- dings existiert das Rätsel des weltwei- alle Amphibien überhaupt zu kennen, tur und demnach für uns alle hätte, ten Amphibiensterbens bereits seit län- wie regelmäßig neu entdeckte Arten mag derzeit keiner vorauszusehen. gerem (BLAUSTEIN & WAKE, 1995). bzw. aktuelle Hochrechnungen zeigen Auch gehen der Menschheit mit dem Die Ursachen für das Aussterben bzw. (u. a. KÖHLER et al., 2000; FOU- Aussterben der Amphibienarten bei- den Rückgang vieler Arten scheinen QUET et al., 2007). Wir müssen also spielsweise wertvolle medizinisch vielfältig und sind nicht leicht zu er- rasch handeln, damit die Arten nicht nutzbare Substanzen verloren. So gilt kennen. Zu ihnen zählen z. B. die aussterben, bevor wir ihre Ökologie der erst 1973 in Australien entdeckte Zerstörung lokaler Lebensräume, verstanden oder sie überhaupt erst ent- magenbrütende Frosch Rheobatrachus regionale Umweltverschmutzung u. a. deckt haben. Nach STUART et al. silus mitsamt der elf Jahre später ent- durch Pestizideinsatz, saurer Regen (2004) sind teils massive Populations- deckten, zweiten Art der Gattung (R. und Schäden durch verstärkte Ultra- violett-Einstrahlung infolge der Aus- dünnung der stratosphärischen Ozon- schicht. Aktuell ist insbesondere der Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) in den Vordergrund gerückt, der ganze Amphibienpopula- tionen vernichten kann und sich immer weiter ausbreitet (SIMONCELLI et al., 2005; BOSCH et al., 2006; siehe auch www.spatialepidemiology.net/ bd). Das Bedrohliche hierbei ist, dass man mit Schutzmaßnahmen im Le- bensraum allein anscheinend nicht weiter kommt, da Chytridiomykose, wie die Infektion mit dem Pilz bezeich- net wird, auch in scheinbar unberühr- ten bzw. ungestörten Habitaten zum plötzlichen Erlöschen ganzer Amphi- bienbestände führen kann. Neuere Studien deuten auf eine Verbindung zwischen dem Ausbruch von Chytri- Abb. 5: Im Kölner Aquarium vermehrte Färberfrösche (Dendrobates tinctorius) in ver- diomykose und klimatischen Verände- schiedenen Farbvarianten. rungen hin (u. a. RÖDDER, 2007; Different colour morphs of dying poison frogs that were bred in the Cologne Aquarium. LIPS et al., 2008). (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Bild zu machen, kann man eine Liste der zahlreichen internationalen Mit- glieder der „IUCN/SSC Amphibian Specialist Group” unter www.amphi- bians.org/global_network.php einse- hen. Wie weiter unten noch gezeigt werden wird, ist von einer kopflosen Entnahme von Arten aus der Natur zu Nachzuchtzwecken nur abzuraten. Oftmals können wir selbst heutzutage unterschiedliche Arten noch gar nicht sicher äußerlich voneinander unter- scheiden oder haben aus mehreren Ar- ten bestehende Artenkomplexe noch gar nicht als solche erkannt, so dass u. a. neben veterinärmedizinischen Un- tersuchungen systematische Vor- bzw. Begleituntersuchungen ganz beson- Abb. 6: So sah der noch unfertige Amphibien-Nachzuchtraum hinter den Kulissen des ders mittels moderner molekularbiolo- Kölner Aquariums Ende 2004 aus. gischer Methoden mehr als wün- The early beginnings of the amphibian breeding room behind the scenes of the Cologne schenswert erscheinen. Oft zeigt uns Aquarium in 2004. (Foto: T. Ziegler) nämlich erst der genetische Fingerab- druck oder beispielsweise der nur zur Paarungszeit vernehmbare männliche vitellinus) mittlerweile als ausgestor- Wo beginnt man? Welche Arten wählt Paarungsruf an, ob wir es mit einer ben, so dass dieses besondere Phäno- man aus? Wie geht man vor? Wie kann einzigen Art oder zwei äußerlich nur men für die Entwicklung wirksamer die Gesundheit der Tiere garantiert sehr ähnlichen, doch ansonsten ver- Medikamente, z. B. für Magenkranke, und eine weitere Verbreitung des Chy- schiedenen Arten zu tun haben. nicht mehr genutzt werden kann. Die tridpilzes verhindert werden? Dies Weibchen des magenbrütenden Fro- sind nur einige der vielen sich aufdrän- Mittels ihrer Schauanlagen und der sches verschluckten nämlich als beson- genden Fragen. Es ist klar, dass dies zoopädagogischen Infrastruktur kön- dere Brutfürsorge die befruchteten nicht ohne ein Netzwerk international nen Zoologische Gärten Besucher be- Eier und spuckten Wochen später fer- zusammenarbeitender Spezialisten – geistern und auch bereits auf die Be- tig entwickelte Jungtiere aus, ohne dass u. a. bestehend aus Amphibienkund- drohungsproblematik hinweisen. Be- diese in der Zwischenzeit Schaden ge- lern, Taxonomen, Molekularbiologen sucher können zu Spenden oder sogar nommen hätten. und Tierärzten – möglich ist (MEN- zur aktiven Mitarbeit im Amphibien- DELSON, 2007). Um sich ein besseres schutz animiert werden. Noch viel Was können Zoologische Gärten tun?

Angesichts der Amphibienkrise stellt insbesondere die sich weltweit immer weiter ausbreitende Chytridiomykose die Natur- und Artenschützer vor ein zuvor ungekanntes Problem, denn Ha- bitatschutz allein scheint nun nicht mehr zu reichen. Um zum jetzigen Zeitpunkt das plötzliche Erlöschen ganzer Amphibienbestände selbst in ungestörten Lebensräumen zu verhin- dern, heißt es, dem Eintreffen des Chy- tridpilzes nach Möglichkeit zuvor zu kommen. Gemäß dem „Arche-Noah- Prinzip“ können einige wenige der Na- tur entnommene Vertreter akut be- drohter Amphibienarten helfen, eine Reservepopulation in Menschenhand aufzubauen. Bestenfalls stehen dann deren Nachkommen später – d. h. wenn die Probleme im Lebensraum wieder behoben worden sind – für die Stär- kung der natürlichen Populationen oder gar Neubesiedlungen des Habi- tats zur Verfügung. Natürlich hört sich Abb. 7: Der Amphibien-Nachzuchtraum des Kölner Zoos so, wie er heute aussieht. dies einfacher an, als es tatsächlich ist: The amphibian breeding room of the Cologne Zoo as it looks today. (Foto: D. Karbe)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 8: Bei dieser im Kölner Aquarium aufgezogenen Kaulquappe des Maki-Greiffro- Abb. 9: Frisch umgewandelte Maki-Greif- sches (Phyllomedusa hypochondrialis) bilden sich gerade die Vorderbeine aus. frösche im Kölner Aquarium (bei dem un- Bred in the Cologne Aquarium: tadpole of the tiger leg monkey tree frog with developing teren Jungfrosch sind noch die letzten Res- forelegs. (Foto: T. Ziegler) te des Kaulquappenschwanzes zu erken- nen). Freshly metamorphosed tiger leg monkey wichtiger ist aber die Erfahrung der Amphibien-Nachzuchtprojekte im tree frogs in the Cologne Aquarium (in the Zoomitarbeiter mit der Haltung und Kölner Aquarium lower froglet, remains of the tadpole tail Vermehrung von Amphibienarten, are still discernible). (Foto: T. Ziegler) einhergehend mit professionell geführ- Bereits in der Gründungszeit des Köl- ten und veterinärmedizinisch betreu- ner Aquariums gelang die Vermehrung ten Quarantäne-, Haltungs- und Auf- von Amphibien wie beispielsweise die und Terrarien für Larven, frisch umge- zuchtanlagen. Dank dieser Infrastruk- des Neuguinea-Riesenlaubfrosches wandelte und erwachsene Amphibien tur kann so nämlich ein Netzwerk für (Litoria infrafrenata) (JES, 2006). Platz. Spezielle Terrarien sind mit Be- das Management der Haltung und Ver- Auch der mexikanische Laubfrosch regnungsanlagen versehen, um die für mehrung bedrohter Arten geschaffen Pachymedusa dacnicolor und der afri- den Fortpflanzungserfolg vieler Am- werden. Auch der Kölner Zoo beteiligt kanische Riedfrosch Hyperolius punc- phibienarten so wichtige Simulation sich an solchen Projekten, da eine Ver- ticulatus konnten erfolgreich in Köln einer Regenzeit zu gewährleisten. So teilung der nachzuziehenden Arten auf nachgezogen werden (P. KLAAS, mdl. kommen viele Frösche erst nach vor- verschiedene Institutionen hilft, den Mitt.). In der jüngeren Zeit gelangen im hergehender kühler und / oder trocke- Nachzuchterfolg zu optimieren und Aquarium diverse Nachzuchten von ner Haltung mit zunehmender Luft- die Reproduktivität unter teils unter- Pfeilgiftfröschen wie die von Dendro- feuchtigkeit und einsetzender Bereg- schiedlichen Bedingungen näher zu bates auratus, D. leucomelas, diversen nung in Paarungsstimmung, da dann erforschen. So konnte im Kölner Zoo Farbformen von D. tinctorius und des in der Natur die Überlebenschancen Dank der Unterstützung von RON Erdbeerfröschchens Oophaga pumilio für ihren Nachwuchs – d. h. ausrei- GAGLIARDO vom Atlanta Botanical (KLAAS & ZIEGLER, 2004; BEHR- chendes Wasser- und Nahrungsange- Garden in den USA und Dr. STEFAN MANN et al., 2005). Dies ist nicht nur bot – am größten sind. Zum erfolgrei- LÖTTERS von der Universität Trier insofern erfreulich, weil seitens ande- chen Aufziehen der Larven braucht ein erster Grundstein zum Aufbau ei- rer Zoologischer Gärten stets ein gro- man zunächst kleine, später größere ner Population aus dem Atelopus flaves- ßes Interesse an Nachzuchten dieser Aquarien und kurz vor der Umwand- cens-Komplex (A. „barbotini“) in tagaktiven und attraktiv gefärbten lung zum landlebenden Amphib einen Menschenhand gelegt werden. Speziell Frösche besteht, sondern weil sie wei- Übergangsbereich zum Land, der den die Stummelfuß- oder auch Harlekin- terhin allesamt unter internationalem Landgang erleichtert und ein Ertrin- frösche genannten Froschlurche aus und nationalem Schutz stehen (siehe ken der frisch metamorphosierten der Gattung Atelopus sind ganz beson- Tabelle 1). Amphibien verhindert. Mit dem Land- ders von der rasanten Ausbreitung des gang allein ist es aber längst noch nicht Chytridpilzes im Lebensraum be- Dank des kürzlich fertig gestellten getan, da die jungen Frosch- oder droht, wie neuere Studien zeigten Amphibien-Nachzuchtraumes im Schwanzlurche meist noch empfind- (LÖTTERS et al., 2004; LA MARCA Kölner Aquarium konnten wir die licher als die Erwachsenen sind und et al., 2005), und im Falle eines Schre- Voraussetzungen für erfolgreiche spezielle Terrarien brauchen, die aus- ckensszenarios im Habitat könnten Nachzuchtprojekte deutlich optimie- reichende hygienische Verhältnisse, solche Reservepopulationen künftig ren. In diesem speziell klimatisierten hinreichende Klimabedingungen und helfen, die Naturbestände später wie- und nur über Desinfektionsmatten be- eine stets hohe Futterdichte gewähr- der aufzubauen. gehbaren Raum finden ca. 40 Aquarien leisten. Hinzu kommt, dass man Kaul-

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BB=LHJOHULQGG 8KU quappen zwar meist gemeinsam in Kleingruppen aufziehen kann, viele Schwanzlurche als Larven aber kanni- balisch veranlagt sind, weswegen man zumindest ab einer bestimmten Lar- vengröße um eine Einzelhaltung nicht mehr herum kommt, will man größe- ren Verlusten vorbeugen. Kurzum – mit dem neuen Amphibien-Nach- zuchtraum haben wir nun die techni- sche Grundvoraussetzung für eine professionelle Aufzucht von Amphibi- en geschaffen.

So konnten wir in den letzten Jahren bereits drei neotropische Laubfrosch- arten, nämlich Hyla cinerea, Phyllo- medusa hypochondrialis und Trachyce- phalus resinifictrix erfolgreich vermeh- Abb. 10: Bei diesem jungen Maki-Greiffrosch sieht man schön, wie er sich morgens zum ren. Über die Haltung und erfolgreiche Schutz vor den Sonnenstrahlen mit Hautsekreten einschmiert – sozusagen die hauseigene Nachzucht der ersten beiden Arten be- Produktion von Sonnencreme. richteten wir bereits in Fachzeitschrif- As sun-ray protection, this tiger leg monkey tree frog greases its body with skin secretions ten (ZIEGLER et al., 2004; VAN DER in the early morning hours – quasi a self-made suncream. (Foto: T. Ziegler) STRAETEN et al., 2007a), um auf die- se Weise weitere Nachzuchterfolge in wünschenswert erscheint (u. a. NOR- sem internationalen Netzwerk zur anderen Zoologischen Gärten oder RIS, 2007). Zu letzteren Zwecken er- Aufrechterhaltung einer Population in auch in Privathand anzuregen. Speziell hielten wir daher kürzlich eine Gruppe Menschenhand zu leisten. zum im Südosten der USA vorkom- von Nachzuchttieren dieser Art aus Pa- menden und zu den in der Terraristik nama, die persönlich von RON GAG- Bedingt durch das Naturschutzprojekt bekanntesten Laubfröschen zählenden LIARDO vom Atlanta Botanical Gar- des Kölner Zoos in Vietnam liegt einer Amerikanischen Laubfrosch (Hyla ci- den zusammen mit Stummelfußkröten unserer Forschungsschwerpunkte auf nerea) existieren nämlich nur wenige aus dem Atelopus flavescens-Komplex der asiatischen Amphibienfauna. So Nachzuchtberichte. Beispielsweise (A. „barbotini“) aus den USA nach gelingt uns schon seit einiger Zeit die sind innerhalb Deutschlands in den Deutschland überbracht wurde. Wir regelmäßige Nachzucht des Zipfelkrö- letzten 20 Jahren nur zwei Fortpflan- hoffen, diese Frösche bald nachziehen tenfrosches (Megophrys nasuta) (VAN zungserfolge dieser Art veröffentlicht zu können, um unseren Beitrag in die- DER STRAETEN et al., 2007b) und worden, und zwar der 15 Jahre zurück- liegende Bericht von GRECKHA- MER (1992) sowie der erst kürzlich publizierte Nachzuchterfolg von KUNZ (2005) – unseren eigenen, jüngsten Bericht (VAN DER STRAE- TEN et al., 2007a) einmal ausgenom- men. Angesichts der hohen Einfuhr- zahlen von Wildfängen dieser Art aus den USA und in Anbetracht der Tat- sache, dass nur selten Nachzuchttiere im Tierhandel angeboten werden, er- scheint uns das Fördern von Nach- zuchtprojekten bzw. die Abgabe von nachgezogenen Individuen in den Tier- handel durchaus sinnvoll, um den Be- darf vernünftig zu decken. Zwar gilt der Amerikanische Laubfrosch noch nicht als gefährdet, doch kann es unse- rer Meinung nach nicht schaden, früh- zeitig Initiativen zu ergreifen. Ganz anders verhält es sich mit dem hüb- schen Lemurenlaubfrosch (Hyloman- tis lemur), der ehemals in Costa Rica und Panama häufig war, doch jetzt nur Abb. 11: Amerikanischer Laubfrosch (Hyla cinerea) mitsamt Nachwuchs im Beregnungs- noch kleinräumig verbreitet ist, wes- terrarium – allerdings nur zum Fototermin zwecks Größenvergleich zusammengesetzt. wegen die Aufrechterhaltung einer Po- Green tree frog with offspring in the sprinkling terrarium (however, brought only to- pulation in Menschenhand mehr als gether for a photo opportunity). (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 12: Aus der Nachzucht des Atlanta Botanical Garden stam- Abb. 13: Rufendes Stummelfußkröten-Männchen im Kölner Aqua- mender Lemurenlaubfrosch (Hylomantis lemur). rium (Atelopus flavescens „barbotini“). Offspring of the lemur leaf frog from the Atlanta Botanical Garden. Calling harlequin toad male in the Cologne Aquarium. (Foto: T. Ziegler) (Foto: T. Ziegler)

die des Schwarzseitenfrosches (Hylara- eher an Würmer, kleine Aale oder der männlichen Tiere, der als Kopula- na nigrovittata). Zur Haltung und Schlangen als an Amphibien. Ihre Au- tionsorgan dient – sind die Gymnophi- Vermehrung ersterer Art wird in Kür- gen sind aufgrund der grabenden Le- onen zu einer inneren Befruchtung ze ein Buch in der „Art für Art-Reihe“ bensweise meist rückgebildet und sie befähigt. So sind die Männchen auch des Natur und Tier-Verlages erschei- orientieren sich vornehmlich mittels anhand ihrer größeren und schildför- nen (ZIEGLER et al., 2008b) und zur Riech- und Tastsinn. Sie werden im mig verbreiterten Kloaken von den Vermehrung und Kaulquappen-Mor- Kölner Aquarium durch bis zu 80 cm Weibchen zu unterscheiden. Schwimm- phologie letzterer Art führte jüngst die lange, wasserlebende Schwimmwüh- wühlen sind lebendgebärend und mit Studentin ANNA GAWOR ihre Ba- len (Typhlonectes compressicauda sen- etwas Glück kann man Zeuge der Ge- chelorarbeit an der Universität zu Köln su lato) repräsentiert. Diese südameri- burt von kleinen Schwimmwühlen durch. Wie bereits erwähnt helfen sol- kanische Art ist seit kurzem in den werden, wie schon des öfteren im Köl- che Daten, die Fortpflanzungsbiologie neuen Wandterrarien in der Schmet- ner Aquarium geschehen. Die Tragzeit dieser Arten besser zu verstehen, auch terlings-Freiflughalle des Insektari- beträgt sieben bis neun Monate, die um dies künftig in Schutzmaßnahmen ums zu beobachten. In der Natur er- zwei bis 14 voll entwickelten Jungen umsetzen zu können. Eine weitere asi- nährt sie sich von diversen Kleinkreb- messen im Durchschnitt 11,5 cm. Be- atische Art, die wir bereits im Kölner sen, Wasserinsekten, Froschlaich und merkenswert ist, dass die Jungen im Aquarium nachziehen konnten, ist die Kaulqappen, die mit den verhältnismä- mütterlichen Eileiter schlüpfen, sich Chinesische Rotbauchunke (Bombina ßig kräftigen Kiefern erbeutet werden. dort zunächst vom Dotter ernähren orientalis), die wir im Schaubereich des Dank des so genannten Phallodaeums und später dann Eileitergewebe der Terrariums in Vergesellschaftung mit – ein vorstülpbarer Enddarmabschnitt Mutter mit speziellen Zähnen abscha- Chinesischen Krokodilschwanzhö- ckerechsen (Shinisaurus crocodilurus) halten. Angesichts unserer engen Ko- operationen mit vietnamesischen Be- hörden und Institutionen versuchen wir uns in unserem Amphibien-Nach- zuchtraum auch in der Vermehrung und Erforschung der Reproduktions- biologie vietnamesischer Froschlurche wie beispielsweise derzeit an Chiro- mantis vittatus, doch sind diese Pro- jekte gerade erst im Aufbau begriffen.

Auch wenn die Froschlurche weltweit die bei weitem höchste Anzahl an Am- phibienarten darstellen, gibt es weiter- hin noch die Schwanzlurche (Salaman- der und Molche) und die kaum be- kannte dritte Amphibiengruppe der Gymnophiona (Blindwühlen). Letzte- Abb. 14: Zipfelkrötenfrösche (Megophrys nasuta) im Kölner Aquarium. re sind extremitätenlos und erinnern Malayan horned frogs in the Cologne Aquarium. (Foto: R. Schlosser)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 15: Zipfelkrötenfroschterrarium im Amphibien-Nachzuchtraum des Kölner Aqua- riums; links im Bild ein Ausschnitt des großen Beregnungsterrariums. Abb. 16: Sich paarende Zipfelkrötenfrö- Malayan horned frog terrarium in the amphibian breeding room of the Cologne Aquari- sche inmitten bereits abgelegter Eier. um; on the left, the large sprinkling terrarium is well discernible. (Foto: T. Ziegler) Mating Malayan horned frogs inmidst al- ready deposited eggs. (Foto: A. Heidrich)

ben. Während dieser Zeit atmen sie mit Entwicklungsstadien dieser Art zu be- Aquariums gehalten. Während erstere überdimensionalen Kiemen, die gleich schreiben. Um künftige Fehlbestim- Riesensalamanderart in den USA zu nach der Geburt abgeworfen werden. mungen zu vermeiden bzw. das Zu- finden ist und „nur“ bis knapp über 70 sammenstellen von Zuchtgruppen zu- cm lang werden kann, lebt zweitere An Schwanzlurchen vermehrten wir in einander passender Arten zu erleich- Art im Südosten Chinas und kann unserem noch jungen Amphibiennach- tern, entwickelten wir weiterhin einen durchaus über 1,5 m Länge und ein zuchtraum bereits zwei Arten. Zum Bestimmungsschlüssel für die ostasia- Gewicht von über 30 kg erreichen. Das einen den Axolotl (Ambystoma mexi- tischen Gattungen Echter Salamander größte bekannt gewordene Tier maß canum), der schon in der Beschreibung bzw. für die derzeit acht anerkannten sogar 1,8 m Gesamtlänge! Bevorzugte des tropischen Süßwasserbereichs in Arten der Gattung Tylototriton Nahrung der urtümlichen Riesensala- dieser Zeitschrift vorgestellt wurde (ZIEGLER et al., 2008a). mander sind Fische und Krebse, doch (ZIEGLER, 2005). Obwohl weltweit werden auch Schnecken, Würmer und als Labor- und Aquarientier beliebt, Sozusagen als „ererbter Altbestand“ Insektenlarven erbeutet. Da sie an gehört der Axolotl in der Natur zu den werden schon seit vielen Jahren nord- kühle Bachsysteme in bewaldeten Mit- am stärksten bedrohten Amphibienar- amerikanische Schlammteufel (Cryp- telgebirgen angepasst sind und eine ten Lateinamerikas. Bekannt ist dieser tobranchus alleganiensis) und Chinesi- eher versteckte Lebensweise – etwa in Querzahnmolch auch für die Neote- sche Riesensalamander (Andrias davi- der unterspülten Uferböschung – füh- nie, d. h. er wird bereits im Larvensta- dianus) hinter den Kulissen des Kölner ren, haben sie es nie in den tropischen dium geschlechtsreif, weswegen auch die Erwachsenen noch die sonst für Larven typischen Kiemenbüschel tra- gen. Der zweite in jüngster Zeit ver- mehrte Schwanzlurch ist der Gelbe Krokodilmolch (Tylototriton shan- jing). Diese überaus attraktiven Tiere wurden erst in jüngerer Zeit als eigen- ständige Art erkannt und vom weit verbreiteten, von Nordindien bis Nordthailand und Südchina vorkom- menden Krokodilmolch T. verrucosus abgegrenzt. Da die meisten bisher er- schienenen Publikationen nicht oder nur ungenau zwischen beiden Arten unterschieden haben, sind Daten zur Biologie und Vermehrung des nur im westlichen Yunnan (China) vorkom- menden T. shanjing rar. Dies war für uns Grund genug, uns in der Nach- zucht von T. shanjing zu versuchen und Abb. 17: Trichtermundkaulquappen des Zipfelkrötenfrosches. anschließend die noch nicht bekannten Funnel mouth tadpole of the Malayan horned frog. (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU derungen und Optimierungen sind wir dann aber durchaus in der Lage, inter- nationalen Standards zu genügen, uns langfristig für den Amphibienschutz und – getreu dem Motto „Von der Menagerie zum Naturschutzzentrum“ – für Erhaltungszucht- und For- schungsprojekte ein setzen zu können.

Abschließend findet sich in Tabelle 1 eine Übersicht über die 26 derzeit im Kölner Aquarium gehaltenen Amphi- bienarten, von denen 11 bereits mehr- fach in Köln nachgezogen werden konnten. Noch fehlende Nachzuchtre- sultate sind nicht immer dadurch zu begründen, dass dies bislang noch nicht gelungen ist, sondern zu einem über- wiegenden Teil auch dadurch, dass es noch nicht versucht worden ist. Trotz der uns nun für die Amphibienhaltung und -nachzucht zur Verfügung stehen- den professionellen Räumlichkeiten Abb. 18: In solchen Kaulquappenaquarien ziehen wir die Zipfelkrötenfroschlarven auf. reichen Terrarien und Aquarien sowie In such tadpole aquaria Malayan horned frogs are raised. (Foto: D. Karbe) der Pflegeaufwand immer nur für die Gewährleistung von Reproduktion und Aufzucht einiger weniger Arten.

Aufbau einer Amphibien-Aufzucht- station in Hanoi, Vietnam

Oben aufgeführte Nachzuchtprojekte im Amphibien-Nachzuchtraum des Kölner Zoos sind in erster Linie wichtig für die Grundlagenforschung (d. h. wie kann man die entsprechende Art zur Reproduktion animieren und unter welchen Bedingungen lässt sich der Nachwuchs am besten aufziehen) und damit einhergehend natürlich für den Aufbau bzw. die Aufrechter- haltung einer Reservepopulation in Menschenhand. Im Falle späterer Auswilderungsmaßnahmen sollte al- lerdings nicht nur die Herkunft der Elterntiere bzw. der Tiere, die die Po- Abb. 19: Frisch metamorphosierte Zipfelkrötenfrösche. Freshly metamorphosed Malayan horned frogs. (Foto: T. Ziegler) pulation in Menschenhand gegründet haben, bekannt sein, sondern es müsste auch ein enormer und zeitaufwändiger bürokratischer und Schaubereich des Kölner Aquariums lichkeiten, die später dann als spezielle logistischer Aufwand, einhergehend geschafft. Es existieren aber bereits seit Kaulquappen-Aufzuchtanlagen und – mit veterinärmedizinischen Vorsorge- längerem Pläne, die in Kürze auch um- noch viel wichtiger – als geschlossene und Begleituntersuchungen, betrieben gesetzt werden sollen, deren Kaltwas- Quarantäne für neu in den Bestand ge- werden. Man denke nur einmal daran, seranlagen hinter den Kulissen des kommene oder kranke und daher von was passieren könnte, wenn bei einer Aquariums zusammenzulegen und zu der Gruppe abzutrennende Amphibi- voreilig durchgeführten Auswil- optimieren, um diese imposanten und en dienen sollen. U. a. angesichts der derungsaktion unbeabsichtigt fremde in Form des Chinesischen Riesensala- Bedrohung durch den Chytridpilz Krankheiten in das Ursprungsland manders international zudem höchst können nicht genug Sicherheitsvor- eingeführt und dann erst recht für geschützten Tiere nach Möglichkeit zu kehrungen getroffen werden, um den Probleme sorgen würden. Sollte es Erhaltungszucht- und Forschungs- eigenen Bestand an Amphibien im später also einmal zur Auswilderung zwecken vermehren zu können. Bereits Kölner Zoo und die bereits mühsam nachgezogener Amphibien kommen, im vollen Gang sind Renovierungen erzielten Nachzuchten nicht zu gefähr- halten wir es daher für sehr wichtig, zuvor als Stellflächen genutzter Räum- den. Mittels dieser technischen Verän- obige Nachzuchtprojekte u. a. wegen

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BB=LHJOHULQGG 8KU Name WA EG BV BG Nachzuchterfolg GYMNOPHIONA (BLINDWÜHLEN) Caeciliidae Typhlonectes compressicauda s.l.*, ** + (Amazonas-Schwimmwühle) CAUDATA (SCHWANZLURCHE) Ambystomatidae (Querzahnmolche) Ambystoma mexicanum*, ** II B b + (Axolotl) Cryptobranchidae (Riesensalamander) Andrias davidianus** IA s - (Chinesischer Riesensalamander) Cryptobranchus alleganiensis** - (Schlammteufel) Salamandridae (Echte Salamander) Pachytriton sp.** - (Kurzfußmolch) Tylototriton asperrimus** - (Stacheliger Krokodilmolch) Tylototriton shanjing*, ** + (Gelber Krokodilmolch) ANURA (FROSCHLURCHE) Amphignathodontidae (Beutelfrösche) riobambae** - (Riobamba-Beutelfrosch) (Unken) Bombina orientalis* 1b + (Chinesische Rotbauchunke) Bufonidae (Kröten) Atelopus flavescens („barbotini“)** - (Gelber Stummelfußfrosch) Rhinella marina* - (Agakröte) Dendrobatidae (Baumsteigerfrösche, Pfeilgiftfrösche) Adelphobates galactonotus* II B b - (Orangefarbener Baumsteiger) Dendrobates auratus** II B b + (Goldbaumsteiger) D. leucomelas*, ** II B b + (Gelbgebänderter Pfeilgiftfrosch) D. tinctorius*, ** II B b + (Färberfrosch) Epipedobates tricolor* II B b - (Dreistreifen-Blattsteiger)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Name WA EG BV BG Nachzuchterfolg Oophaga pumilio*, ** II B b + (Erdbeerfröschchen) (Laubfrösche) Hyla cinerea*, ** + (Amerikanischer Laubfrosch) Hylomantis lemur** - (Lemurenlaubfrosch) Phyllomedusa bicolor* - (Riesenmakifrosch) Phyllomedusa boliviana* - (Bolivianischer Makifrosch) Trachycephalus resinifictrix** + (Baumhöhlen-Krötenlaubfrosch) (Krötenfrösche) Megophrys nasuta*, ** + (Zipfelkrötenfrosch) (Engmaulfrösche) Dyscophus guineti*, ** - (Tomatenfrosch) Ranidae (Echte Frösche) Hylarana nigrovittata** + (Schwarzseitenfrosch) (Ruderfrösche) Chiromantis vitattus** - (Gestreifter Ruderfrosch)

Tabelle 1: Die derzeit (d. h. vor Drucklegung des Artikels) im Aquarium des Kölner Zoos vor (*) und hinter den Kulissen (**) zu Schau- und Nachzuchtzwecken längerfristig gehaltenen Amphibienarten. Der jeweilige Schutzstatus wurde anhand des wissenschaftlichen Informationssystems zum internationalen Artenschutz ermittelt (Artenschutzdatenbank des Bundesamtes für Naturschutz, siehe www.wisia.de): WA = Washingtoner Artenschutzübereinkommen; EG = EG Verordnung 1332/05; BV = Bundesartenschutzverordnung Novellierung; BG = streng bzw. besonders geschützt nach Bundesna- turschutzgesetz). Die verwendete Systematik richtet sich nach „Amphibian species of the world 5.1, an online reference“ (siehe www.research.amnh.org/ herpetology/amphibia/index.php).

The currently (i. e. before printing) for exhibition and breeding purposes long-term kept in the public area of the Aquarium of the Cologne Zoo (*) as well as behind the scenes (**). The conservation status was determined referring to the scientific information system for the international species conservation (species conservation database of the Federal Agency for Nature Conservation, see www.wisia.de): WA = Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES); EG = European Community Decree 1332/05; BV = Amendment of the Federal Species Conservation Decree; BG = strict and particular protected, respectively, according to the Federal Nature Conservation Law). Systematics follow “Amphibian species of the world 5.1, an online reference” (see www.research.amnh.org/herpetology/amphibia/index. php).

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 20: Eines unserer vielen Nachzuchtexemplare des Schwarz- Abb. 21: Im Kölner Aquarium nachgezogene Chinesische Rot- seitenfrosches (Hylarana nigrovittata). bauch unke (Bombina orientalis). One of our numerous bred specimen of the black sided frog. Chinese fire bellied toad bred in the Cologne Aquarium. (Foto: T. Ziegler) (Foto: T. Ziegler)

der Einfachheit späterer Auswilderun- Beziehungen zu Naturschutzorganisa- Jahr 1980 bis heute insgesamt 43 Am- gen unbedingt auch – wenn nicht sogar tionen, Behörden und zoologischen phibien aus Vietnam als neue Arten primär – in den Ursprungsländern der bzw. anderen wissenschaftlichen Insti- beschrieben (u. a. NGUYEN, 2006; Arten selbst durchzuführen. Hierzu tutionen bestehen, war es nur folge- ORLOV & HO, 2007), davon ein müssen wir unsere Erfahrungswerte richtig, sich in dieser Sache weiter in Salamander und 42 Froscharten (elf und bereits erlangtes Wissen weiterge- Vietnam einzusetzen. Krötenfrösche, vier Engmaulfrösche, ben sowie Gelder für den Auf- und 16 Echte Frösche, ein dicroglossider Ausbau lokaler Forschungs- und Dass die Artenvielfalt Vietnams lange Frosch und zehn Ruderfrösche). Nachzuchtstationen bereitstellen bzw. Zeit unterschätzt worden ist, belegen Drei der Echten Frösche stellten sich akquirieren. Da der Kölner Zoo bereits die Neuentdeckungen zahlreicher zwar etwas später als Synonyme be- seit nahezu einem Jahrzehnt ein Na- Wirbeltiere in den letzten Jahrzehnten, reits bekannter Arten heraus (siehe turschutzprojekt in Vietnam unterhält darunter auch diverse neue Arten OHLER, 2007) – d. h. diese drei „neu- – worauf weiter unten noch eingegan- und selbst Gattungen von Großsäuge- en“ Arten aus Vietnam waren bereits gen werden wird –, in dem die Erfor- tieren (u. a. STERLING et al., 2006). zuvor aus China beschrieben worden, schung und Erhaltung der Amphibien Nimmt man einmal nur die Amphi- weswegen die nachträglichen Art- und Reptilien von Anfang an eine gro- bien Vietnams heraus, so ist das beschreibungen aus Vietnam hinfällig ße Rolle gespielt haben (u. a. ZIEG- Ausmaß der bisher übersehenen Diver- wurden –, was unter dem Strich aber LER, 2004) und mittlerweile stabile sität beträchtlich. So wurden seit dem immer noch 40 neu entdeckte Am-

Abb. 22: Die Amazonas-Schwimmwühle (Typhlonectes compressi- Abb. 23: Aufzuchtanlage für Axolotl-Larven. cauda sensu lato) erinnert eher an einen Aal als an ein Amphib. Breeding aquarium for axolotl larvae. (Foto: T. Ziegler) The Cayenne caecilian looks more like an eel than like an amphibian. (Foto: R. Schlosser)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 24: Für die Haltung und Vermehrung des Gelben Krokodil- Abb. 25: Ab einer bestimmten Größe separieren wir die Larven des molches (Tylototriton shanjing) bedarf es eines großzügigen Terra- Gelben Krokodilmolches in solch speziellen Anlagen, um Verluste riums mit Wasserteil, wie hier im Schaubereich des Kölner Aquari- durch Kannibalismus zu vermeiden. ums. For raising the emperor crocodile salamanders, larvae should be For the keeping and breeding of the emperor crocodile salamander separated from a certain size onwards to prevent cannibalism; here a large terrarium with sufficient water access is necessary, like here special breeding facilities for salamander larvae. (Foto: D. Karbe) in the visitor’s area of the Cologne Aquarium. (Foto T. Ziegler)

phibienarten innerhalb der letzten eingehen werde, doch kann dies im zu einer professionellen Nachzucht- drei Jahrzehnte bedeutet. Bedenkt begrenzten Rahmen, z. B. auch unter station für bedrohte Amphibien- und man, dass dies aber lediglich 40 Namen Terrarienbedingungen, erfolgen. auch Reptilienarten umgerüstet wer- von Arten sind, die meist nur durch den. Zum einen, um wie oben beschrie- ein oder wenige in Alkohol konser- So kam es im vorletzten Jahr zusätzlich ben, weitere Grundlagenforschung an vierte Museumsexemplare belegt sind, zu unserem Naturschutzprojekt im kaum bekannten Arten durchführen über deren tatsächliche Verbreitung, Phong Nha – Ke Bang-Nationalpark in zu können, zum anderen natürlich, um Verhalten und Ökologie bislang aber Zentralvietnam zu einem Vertragsab- eine Basis für gezielte Nachzuchten kaum etwas bekannt ist, tun weitere schluss mit dem Institut für Ökologie nur lokal verbreiteter und / oder ge- Schritte not. Dazu gehört selbst- und Biologische Ressourcen (IEBR) fährdeter Arten zu schaffen. verständlich auch deren weitere Erfor- der Vietnamesischen Akademie für schung, um erste Grundlagen für Wissenschaft und Technologie. Zu- Mittlerweile konnte die Aufzuchtstati- nachfolgende Schutzmaßnahmen zu sammen mit IEBR-Zoologen um den on schon weiter ausgebaut werden und schaffen. Dies sollte in erster Linie Herpetologen NGUYEN QUANG besteht derzeit aus 24 Terrarien-Anla- natürlich in der Natur selbst gesche- TRUONG sollte eine bereits beste- gen hauptsächlich für Amphibien. Mo- hen, worauf ich weiter unten noch hende Anlage am Stadtrand von Hanoi mentan werden dort zu Nachzuchtzwe-

Abb. 26: Larve des Gelben Krokodilmolches. Abb. 27: Frisch umgewandelte, junge Gelbe Krokodilmolche. Larva of the emperor crocodile salamander. (Foto: T. Ziegler) Freshly developed, juvenile emperor crocodile salamanders. (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 28: Schlammteufel (Cryptobranchus alleganiensis) zählen zu den Riesensala- mandern. Hellbenders belong to the giant salaman- ders. (Foto: D. Karbe) Abb. 29: Riesensalamander (Andrias davidianus) machen ihrem Namen alle Ehre. Giant salamanders live up to their name. (Foto: T. Ziegler)

cken zwölf unterschiedliche Arten aus tieferen Erkenntnissen zur Biologie einer seiner Mitarbeiter, NGUYEN Vietnam gehalten, allesamt beim „Ha- der vietnamesischen Population füh- THIEN TAO, u. a. aufgrund der Un- noi Forest Protection Department“ ren, die sich jüngsten morphologischen terstützung durch den Weltverband registriert. Die Anlage umfasst weiter- und molekularen Untersuchungen der Zoos und Aquarien (WAZA) An- hin einen Arbeitsraum und zwei Fut- zufolge als gleiche Art wie in China fang dieses Jahres an einer Fortbildung terküchen, in denen auch Futtertiere herausgestellt hat (ZIEGLER et al., rund um die Amphibienhaltung im wie Wachsmotten und Käferlarven ge- 2008a). Derzeit ist eine großzügige Kölner Zoo teil. So bestand für sie auch halten bzw. gezüchtet werden sowie Anlage für vietnamesische Krokodil- die Möglichkeit, an einem – nach den eine noch auszubauende Quarantäne- schwanzhöckerechsen in Arbeit und Beschlüssen des 2007 in Chemnitz station. Geleitet wird die Station von Dr. DANG THAT THE und seine stattgefundenen WAZA-Amphibien- Dr. DANG THAT THE, der in ersten Mitarbeiter hoffen künftig auch hier kurses (DOLLINGER, 2007) – vom Nachzuchtprojekten bereits die Krö- auf Nachzuchterfolge. Um in der Sta- Berufsverband für Zootierpfleger e. V. tenfroschart Xenophrys major und die tion möglichst effektiv und mit moder- (BdZ) und dem Kölner Zoo ausgerich- Ruderfrösche Theloderma corticale nen Standards arbeiten zu können, teten Amphibien-Workshop in Köln und vor allem Rhacophorus dennysi nahmen Dr. DANG THAT THE und teilzunehmen. sehr erfolgreich nachziehen konnte. Nun gehören diese Arten zwar nicht zu den nur lokal verbreiteten oder akut gefährdeten Froscharten, doch taucht insbesondere letztere Art regelmäßig im Tierhandel auf. Mit der Nachzucht solcher Arten, wie zuletzt auch in Deutschland geglückt (DOST, 2007), könnte künftig der Ausfuhr von Wild- fängen vorgebeugt werden und die Sta- tion in Hanoi könnte langfristig auf diesem Weg dazu beitragen, sich selbst zu finanzieren. Der Schwerpunkt der Station sollte aber dennoch auf wenig bekannten oder bedrohten Arten lie- gen. So befinden sich derzeit auch Ex- emplare des erst jüngst beschriebenen und für Vietnam endemischen Sala- manders Tylototriton vietnamensis (BÖHME et al, 2005) vor Ort sowie vietnamesische Krokodilschwanzhö- ckerechsen. Diese zuvor nur aus dem südlichen China bekannte Echse (Shi- nisaurus crocodilurus) wurde erst vor kurzem auch für Vietnam nachge- Abb. 30: Karin van der Straeten und Detlef Karbe bei der Einrichtung des neuen Auf- wiesen (LE & ZIEGLER, 2003). Ihre zuchtraumes für Amphibienlarven. Haltung und nachfolgend möglichst Karin van der Straeten and Detlef Karbe while setting the new amphibian larvae room. auch Vermehrung in der Station soll zu (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 32: Die erst kürzlich in Vietnam ent- deckte Salamanderart Tylototriton vietna- mensis. The recently discovered salamander spe- cies Tylototriton vietnamensis from Viet- nam. (Foto: T. Ziegler) Abb. 31: Amphibien-Nachzuchtstation am Stadtrand von Hanoi. Amphibian breeding station on the outskirts of Hanoi. (Foto: T. Ziegler)

„Phong Nha – Ke Bang“ – Das Na- fangstation für beschlagnahmte Tiere fauna, da diese wertvolle Bioindikato- turschutzprojekt des Kölner Zoos in sowie in Gemeinschaftsarbeit mit der ren darstellen. Aufgrund eigener Feld- Vietnam Zoologischen Gesellschaft Frankfurt forschung konnten wir die Gesamtzahl ein Wiedereinbürgerungs-Programm der aus diesem einzigartigen Karst- Wer tatsächlich Naturschutz betreiben für gefährdete Primaten aufgebaut waldökosystem bekannten Herpeto- will, kommt nicht darum herum, sich werden. Als Basis für die Erhaltung fauna auf ca. 140 Arten bringen, direkt vor Ort - sprich im Lebensraum und den Schutz ist die Erfassung der darunter zahlreiche Neunachweise der Arten - einzusetzen. Zwar kann Biodiversität ein weiterer wesentlicher und Neuentdeckungen (u. a. ZIEG- sich ein Zoo oder eine andere vergleich- Projektaspekt. Seit zehn Jahren kon- LER et al., 2006; 2007). Im Oktober bare zoologische Institution kaum zentrieren wir uns insbesondere auf 2006 wurde dem Kölner Zoo für mehr als um ein einziges Projekt oder die lokale Amphibien- und Reptilien- seine Naturschutzbemühungen in eine zumindest sehr überschaubare Anzahl wirklich ernsthaft kümmern, doch insgesamt betrachtet können die- se zusammen doch sehr viel bewirken. So hat es sich der Kölner Zoo bereits mit dem Bau seines Tropenhauses DER REGENWALD im Jahr 1998 vorge- nommen, nicht nur seinen Besuchern die Artenvielfalt der asiatischen Re- genwälder näher zu bringen, sondern auch vor Ort etwas zu bewegen. Dies war der Grundstein des seit dem Jahr 1999 zusammen mit der Nationaluni- versität Hanoi/CRES, dem Volksko- mitee der Provinz Quang Binh und der Schutzgebietsdirektion koordinierten Naturschutzprojektes "Phong Nha - Ke Bang" in Zentralvietnam. Inzwi- schen wurde das nahe der laotischen Grenze gelegene Schutzgebiet zu ei- nem Nationalpark erweitert, der zu- dem als UNESCO-Weltnaturerbe de- klariert wurde. Wie zuletzt von VOGT et al. (2006) in dieser Zeitschrift im De- tail erläutert wurde, setzt sich der Köl- Abb. 33: Eine der vielen neu entstehenden, großräumigen Terrarienanlagen in der Amphi- ner Zoo in Phong Nha – Ke Bang mit bienstation in Hanoi; links NGUYEN THIEN TAO und NGUYEN QUANG TRU- Hilfe von Sponsoren wie „GEO schützt ONG sowie rechts Dr. DANG THAT THE, die von Februar bis März 2008 an einer Fortbildung im Kölner Zoo teilnahmen. den Regenwald e. V.“ für den Wald- One of the numerous nascent, spacious facilities in the Hanoi amphibian station; on the schutz ein, z. B. durch die Unterstüt- left, NGUYEN THIEN TAO and NGUYEN QUANG TRUONG, and on the right, zung und Verbesserung der Rangerar- Dr. DANG THAT THE, who participated in an advanced training in the Cologne Zoo beit. Weiterhin konnte eine Auf- from February till March 2008. (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Phong Nha – Ke Bang seitens der eu- ropäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien der „EAZA Conservation Award“ verliehen.

Amphibienforschung in Vietnam als Grundlage für weiter führende Schutzmaßnahmen

Greift man einmal die Amphibien von Phong Nha – Ke Bang heraus, so sind nach der dritten aktualisierten Liste der Herpetofauna dieser Region (ZIEGLER et al., 2006) mittlerweile 42 Arten für den Nationalpark bekannt, wovon wir 36 Amphibienarten selbst nachweisen konnten: eine Unkenart, fünf Arten von Krötenfröschen, zwei Abb. 34: Einige der zahlreichen in der Amphibien-Nachzuchtstation in Hanoi vermehr- Krötenarten, eine Laubfroschart, neun ten Frösche, hier die Ruderfroschart Rhacophorus dennysi. Arten von Engmaulfröschen, sechs Some of the numerous bred anurans in the Hanoi amphibian breeding station; here, the flying frog Rhacophorus dennysi. (Foto: T. Ziegler) Arten dicroglossider Frösche, acht Ar- ten der Echten Frösche und zehn Ru- derfroscharten. Doch ist selbst nach unseren fast zehnjährigen amphibien- kundlichen Forschungen in Phong Nha – Ke Bang und auch nach unserer dritten für diese Region publizierten Artenliste eine vollständige Bearbei- tung noch nicht in Sicht. So liegen uns seit dem letzten Jahr diverse noch nicht veröffentlichte Neunachweise von Froschlurchen aus dem Nationalpark vor und selbst neue Amphibienarten von dort harren noch ihrer wissen- schaftlichen Neubeschreibung. Darü- ber hinaus bleiben noch viele weitere Fragen ungeklärt, die weitere Untersu- chungen auch mittels moderner, mole- kularer Untersuchungsansätze in der Abb. 35: Dr. FRANK MUTSCHMANN referierte anlässlich des Amphibienworkshops Zukunft klären müssen. Denn es gilt für Zootierpfleger im Kölner Zoo über Amphibienkrankheiten. nach wie vor: Wir können nur schüt- Dr. FRANK MUTSCHMANN gives a lecture about amphibian diseases during the zen, was wir auch kennen. Insbesonde- amphibian workshop for zoo keepers in the Cologne Zoo. (Foto: T. Ziegler) re aber die Erkennung kryptischer, al- so äußerlich sehr ähnlicher Arten be- reitet uns immer noch Probleme, wes- wegen man heutzutage um moderne, z. B. molekularbiologische Methoden nicht mehr herum kommt. Erschwe- rend kommt hinzu, dass sich die Gat- tungsnamen mit wachsender Kenntnis über die systematischen Beziehungen ändern, so dass man heutzutage fast nur noch als Spezialist eine Chance hat, halbwegs einen Überblick über die Artenvielfalt der Amphibien zu behalten.

Trotz aller Bemühungen um Fort- schritte in der Erfassung der Amphibi- envielfalt und des Wissenszuwachses Abb. 36: Erst vor kurzem von uns für Phong Nha – Ke Bang nachgewiesen: der mit seinen um deren systematische Beziehungen weit spreizbaren Schwimmhäuten zwischen den Zehen zu den Flugfröschen zählende – die Biologie bzw. Ökologie der meis- Rhacophorus annamensis. ten Arten ist zumeist nach wie vor un- Only recently recorded by us from Phong Nha – Ke Bang: the flying frog Rhacophorus zureichend bis gar nicht bekannt. So annamensis with its extended, expandable webbing. (Foto: T. Ziegler)

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BB=LHJOHULQGG 8KU verfügbaren und zumeist auch älteren Literatur aus den unterschiedlichsten Gründen kaum möglich ist. Falls Lar- venbeschreibungen existieren, sind die morphologischen Beschreibungen und / oder Zeichnungen nicht immer diag- nostisch und auch die Zuordnung zu den erwachsenen Fröschen ist nur sel- ten schlüssig nachvollziehbar. Daher führen wir derzeit gemeinsam mit Pro- a b fessor Dr. MIGUEL VENCES von der Technischen Universität Braunschweig Abb. 37: Erstmals aus Phong Nha – Ke Bang beschrieben: die Kaulquappe von Rhacopho- u. a. im Rahmen von an den Universi- rus annamensis; a) Draufsicht und Seitenansicht; b) Mundfeld mit charakteristischen täten von Bonn und Köln durchge- Zähnchenreihen. führten Examensarbeiten molekulare For the first time described from Phong Nha – Ke Bang: the tadpole of Rhacophorus annamensis ; a) topview and lateral view; b) mouth region with characteristic teeth rows. Untersuchungen durch, um Kaulquap- (Zeichnungen: Ralf Hendrix) pen eindeutig erwachsenen Fröschen zuordnen, ihre Morphologie beschrei- ben und so erst Bestimmungshilfen kennt man noch von zu wenigen Am- Wissen ist aber für einen sinnvollen oder gar Bestimmungsschlüssel für phibien ihre Fortpflanzungsökologie, Naturschutz unabdingbar, da Kaul- künftige ökologische Folgeunter- ihre Paarungsrufe oder die Lebens- quappen zumeist ganz andere Ansprü- suchungen entwickeln zu können, raum ansprüche ihrer Larven. Ein gu- che an ihre Umwelt haben als erwach- wo raus erst angemessene Naturschutz- tes Beispiel ist der bereits im Jahr 1937 sene Amphibien. Um aber die Ökolo- maßnahmen resultieren können vom französischen Forscher RENE gie der Kaulquappen untersuchen zu (ZIEGLER et al., 2007). Erste Kaul- BOURRET beschriebene Echte Frosch können, müssen diese erst äußerlich quappenbeschreibungen aus dieser Hylarana maosonensis, von dem bis bestimmbar sein, was mit der wenigen Region liegen bereits vor (ZIEGLER vor kurzem nur wenige Individuen und Fundorte bekannt waren. Bis heu- te gibt es keinerlei veröffentlichte In- formationen zu seinem Ruf oder zu seinen Kaulquappen. Gerade letzteres

Abb. 38: Die arme Landbevölkerung Zen- tralvietnams fängt Frösche, wie hier auf einen Draht aufgezogene Echte Frösche (Fejervarya limnocharis, Hylarana guen- theri) und die Ruderfrösche Polypedates leucomystax und P. mutus, um sich davon zu ernähren. Central Vietnam’s poor rural population catches frogs for nutrition, like here trans- fixed ranid frogs (Fejervarya limnocharis, Abb. 39: Tagtäglicher Kampf ums Überleben im vietnamesischen Regenwald: hier ein von Hylarana guentheri) and the flying frog einer Wassernatter erbeuteter Ruderfrosch der Gattung Polypedates. species Polypedates leucomystax and P. Day-to-day struggle for life in Vietnam’s rain forest: here a flying frog captured by a mutus. (Foto: T. Ziegler) water snake. (Foto: T. N. Vu)

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BB=LHJOHULQGG 8KU Abb. 40: Dieser Ruderfrosch (Rhacophorus orlovi) aus Zentralviet- Abb. 41: Eine der von uns in Vietnam erforschten Froscharten: der nam wurde erst im Jahr 2001 entdeckt. vor 70 Jahren beschriebene, aber immer noch kaum bekannte Mao- This flying frog species from central Vietnam was discovered in the Son-Frosch (Hylarana maosonensis). year 2001 only. (Foto: T. Ziegler) One of the frog species studied by us in Vietnam: the 70 years ago described but still poorly known Mao Son frog. (Foto: T. Ziegler)

& VENCES, 2002; HENDRIX et al., „Zeitschrift des Kölner Zoos“ berich- magazin „Ozon“), und die schriftliche 2007, 2008) und zahlreiche weitere, tet wird. Auch war der Kölner Amphi- Berichterstattung führte uns bis zum hauptsächlich aus der Diplomarbeit bien-Nachzuchtraum bereits zu Be- „Magazin zur Entwicklungspolitik“ von RALF HENDRIX resultierende ginn des Jahres oftmals Schauplatz der Bundesregierung (ZIEGLER, Befunde werden in Kürze veröffent- für TV-Dokumentationen über das 2008). Was aber in dieser Hochphase licht – so auch die Beschreibung der globale Amphibiensterben, angefan- nicht vergessen werden darf ist, dass Kaulquappe des oben erwähnten gen von der ARD („W wie Wissen“) bis die Amphibien auch nach dem „Year of Hylarana maosonensis. hin zum Berliner RBB (Wissenschafts- the Frog“ unserer Hilfe und der Zu-

Ausblick

Sicherlich ist das Jahr der Amphibien eine besondere Gelegenheit, in der Öf- fentlichkeit auf diese faszinierenden Tiere, aber auch auf die Bedrohungssi- tuation der oftmals übersehenen und nicht selten einfach überfahrenen, „schleimigen“ Zeitgenossen hinzuwei- sen und Gelder für weiter führende Forschungs- und Schutzmaßnahmen zu akquirieren. Im Kölner Zoo wurde kurzerhand eigens zu diesem Anlass in Gemeinschaftsarbeit mit der Stadt- gruppe Köln des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und dem Zoo- logischen Forschungsmuseum Alexan- der Koenig in Bonn eine Sonderaus- stellung über heimische Amphibien entwickelt, deren Entstehung und Zielführung ein eigener Artikel in die- sem Heft gewidmet ist. Auch war das Abb. 42: Mobiles Kryolabor des Fraunhofer-Institutes für Biomedizinische Technik, „Year of the Frog“ Anlass genug, sich vertreten durch Dr. THOMAS FIXEMER (2. v. r.) und Dipl.-Ing. FLORIAN KUNZ zusammen mit der Stadtgruppe Köln (rechts) zusammen mit DOMINIK LERMEN (Biogeographie, Universität Trier, 2. v. l.) des NABU noch intensiver mit der und dem Autor (links) vor dem Aquarium des Kölner Zoos; Ziel war die Kryokonser- heimischen Amphibienfauna ausein- vierung von Froscheiern zur Erhaltung bedrohter Arten. anderzusetzen, nämlich in Form einer Mobile cryo laboratory of the Fraunhofer Institute for Biomedical Engineering, repre- sented by Dr. THOMAS FIXEMER (second from right side) and graduate engineer langfristigen Patenschaft über ein FLORIAN KUNZ (right) together with DOMINIK LERMEN (Biogeography, Trier Amphibienlaichgewässer vor den To- University, second from left side) and the author (left) in front of the Cologne Zoo Aqua- ren des Zoos in Köln, worüber eben- rium; goal is the cryo preservation of frog eggs as conservation approach for threatened falls in der vorliegenden Ausgabe der species. (Foto: Petra Domres)

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BB=LHJOHULQGG 8KU sammenarbeit bei der Fortsetzung un- schiedenen Familien nachgezüchtet: rerseits nicht bedrohte Arten für den serer hoch gesteckten Ziele bedürfen, BLINDWÜHLEN (n = 1): Caeciliidae Handel gezüchtet werden, um so die denn jede Behörde, jede Naturschutz- (Typhlonectes compressicauda sensu Nachfrage ohne das Absammeln von organisation oder jeder Zoo kann ein- lato); SCHWANZLURCHE (n = 2): Wildfängen in der Natur decken zu zeln betrachtet nur ein bisschen, ge- Ambystomatidae (Ambystoma mexi- können, und um so die Station auch meinsam aber sehr viel bewirken. Wir canum), Salamandridae (Tylototriton dauerhaft finanzieren zu können. In freuen uns jedenfalls darauf, im Kölner shanjing); FROSCHLURCHE (n = der Aufzuchtstation in Hanoi konnten Amphibien-Nachzuchtraum noch vie- 13) Bombinatoridae (Bombina orien- bereits binnen kürzester Zeit mehrere le Amphibien vermehren und aufzie- talis), Dendrobatidae (Dendrobates Arten von Amphibien erfolgreich nach- hen und zusammen mit unseren viet- auratus, D. leucomelas, D. tinctorius, gezogen werden und weitere Vermeh- namesischen Kollegen unsere Natur- Oophaga pumilio), Hylidae (Hyla ci- rungserfolge stehen schon in Aussicht. schutzarbeit in Vietnam fortsetzen zu nerea, Litoria infrafrenata, Pachyme- können. Vielleicht kommt es aber gar dusa dacnicolor, Phyllomedusa hypo- Summary nicht in den Tropen Asiens zur ersten chondrialis, Trachycephalus resinific- Wiederaussetzung im Kölner Amphi- trix), (Hyperolius punc- The present paper gives an overview bien-Nachzuchtraum vermehrter be- ticulatus), Megophryidae (Megophrys over the „in situ“ and „ex situ“ amphi- drohter Frösche, sondern in Nord- nasuta), Ranidae (Hylarana nigrovit- bian projects of the Cologne Zoo, ac- rhein-Westfalen selbst. Gemeinsam tata). Um internationalen Standards cording to the motto „research and mit dem Fachbereich Artenschutz des zu genügen und um für die vielen uns breeding as our contribution towards Landesamtes für Natur, Umwelt und selbst auferlegten Aufgaben in Sachen species conservation in times of the Verbraucherschutz NRW und dem Forschung und Nachzucht gerüstet zu global amphibian crisis“. Due to a se- Haus der Natur – Biologische Station sein, wird der derzeit ca. 40 Terrarien parate amphibian breeding area with im Rhein-Kreis Neuss e. V. prüfen wir und Aquarien umfassende Amphibi- about 40 terraria and aquaria behind derzeit, ob die neuen Nachzucht- ennachzuchtraum um einen weiteren the scenes of the Cologne Zoo’s Aqua- Räumlichkeiten im Kölner Aquarium Raum zur Aufzucht der Entwick- rium, which was completed in the year auch dafür geeignet sind, Restpopula- lungsstadien (Larven, Kaulquappen) 2005, we could distinctly improve the tionen bedrohter heimischer Amphi- und eine separate Amphibien-Quaran- keeping of amphibians and their repro- bienbestände wieder aufzustocken. täne erweitert. Im Rahmen unseres duction rate. Subsequently, we were Zusammen mit der Biogeographischen Naturschutzprojektes in Vietnam er- able to breed seven anuran and sala- Abteilung der Universität Trier versu- forschen wir die Amphibienfauna des mander species in the last three years chen wir uns derzeit auch an einem Phong Nha – Ke Bang-Nationalparks only. We provide an overview over the Kryokonservierungsprojekt lebender seit nunmehr zehn Jahren: Man kann long-term kept amphibians in the Amphibienzellen zum Schutz bedroh- nur schützen, was man kennt. Mittler- Aquarium of the Cologne Zoo (1 cae- ter Amphibien, doch wären all die zu- weile sind aus Phong Nha – Ke Bang 42 cilian, 6 salamanders, 19 frogs). To letzt genannten, noch ganz jungen An- Amphibienarten bekannt, wovon wir date, we could breed the following 16 sätze sicher einen eigenen Artikel wert 36 im Rahmen unserer Feldforschung species from nine different families in und sollen daher hier nicht weiter be- selbst nachweisen konnten. Zu unserer the Cologne Zoo’s Aquarium – of handelt werden. Grundlagenforschung in Vietnam ge- which 14 (88 %) were bred in the last hört das Beschreiben neuer, wissen- six years only: CAECILIANS (n = 1): Zusammenfassung schaftlich noch nicht bekannter Arten Caeciliidae (Typhlonectes compressi- ebenso wie die molekulare Identifizie- cauda sensu lato); SALAMANDERS Vorliegender Artikel stellt die „in situ“- rung und morphologische Beschrei- (n = 2): Ambystomatidae (Ambystoma und „ex situ“-Amphibienprojekte des bung der zumeist noch gar nicht be- mexicanum), Salamandridae (Tyloto- Kölner Zoos vor, nach dem Motto kannten Larvenstadien von Amphibi- triton shanjing); FROGS (n = 13) Bom- „Forschung und Nachzucht als unser en. Anhand solcher Basisforschung binatoridae (Bombina orientalis), Beitrag zur Arterhaltung angesichts entwickelte Bestimmungsschlüssel er- Dendrobatidae (Dendrobates auratus, der weltweiten Amphibienkrise“. möglichen erst die Identifizierung im D. leucomelas, D. tinctorius, Oophaga Dank eines im Jahr 2005 fertig gestell- Rahmen nachfolgender ökologischer pumilio), Hylidae (Hyla cinerea, Lito- ten Amphibien-Nachzuchtbereiches Studien, denen letztendlich erst ent- ria infrafrenata, Pachymedusa dacni- hinter den Kulissen des Kölner Aqua- sprechende Maßnahmen im Natur- color, Phyllomedusa hypochondrialis, riums konnte die erfolgreiche Haltung schutz folgen können. Um uns ver- Trachycephalus resinifictrix), Hypero- von Amphibien und deren Vermeh- stärkt für die noch wenig bekannte liidae (Hyperolius puncticulatus), Me- rungsrate deutlich optimiert werden. Amphibienfauna Vietnams einsetzen gophryidae (Megophrys nasuta), Rani- Allein in den letzten drei Jahren ver- zu können – seit dem Jahr 1980 wurden dae (Hylarana nigrovittata). To fulfil mehrten wir sieben verschiedene Ar- bis heute 40 Amphibienarten aus Viet- international standards and to be pre- ten von Frosch- und Schwanzlurchen. nam als neue Arten beschrieben! – pared for reaching our objectives rela- Es wird eine Übersicht von derzeit im bauen wir zusammen mit dem Institut ted to research and breeding, we cur- Aquarium des Kölner Zoos längerfris- für Ökologie und Biologische Res- rently extend our amphibian breeding tig gehaltenen Amphibienarten bereit- sourcen der Vietnamesischen Akade- station in building an additional bree- gestellt (1 Blindwühle, 6 Schwanzlur- mie für Wissenschaft und Technologie ding room for larvae and a separate che, 19 Froschlurche). Bislang wurden eine Nachzuchtstation für Amphibien quarantine station for amphibians on- im Kölner Aquarium die folgenden 16 in Hanoi auf. Hier sollen einerseits ly. Within the framework of our nature Arten – davon 14 (88 %) allein in den kaum bekannte und / oder bedrohte conservation project in Vietnam, we letzten sechs Jahren – aus neun ver- Arten gezielt vermehrt werden, ande- study the amphibian fauna of the Phong

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BB=LHJOHULQGG 8KU Nha – Ke Bang National Park since a TE SCHULZ, KARIN VAN DER Nachzuchtprojekte. An dieser Stelle decade because we can only protect STRAETEN, DETLEF KARBE und sei weiterhin NZZ Format, Zürich, für what is well known to us. Meanwhile PETER KLAAS (Kölner Zoo). Für ih- ihre Unterstützung gedankt. we are aware of 42 amphibian species ren maßgeblichen Beitrag zum Aufbau from Phong Nha – Ke Bang, of which des Amphibien-Nachzuchtraumes und Literatur 36 were recorded within the frame- erweiternder Aufzucht- und Quaran- BEHRMANN, H.-J., P. KLAAS & T. work of our own field research. Our täneeinrichtungen möchte ich mich ZIEGLER (2005): Köln – Pfeilgiftfrosch- basic research in Vietnam comprises neben den respektiven Tierpflegerin- Nachwuchs. – D. Aquar. u. Terr. Z. the description of new, scientifically nen und Tierpflegern bei den Zootech- (DATZ), Stuttgart 58(7): 36-37. not yet known species, as well as the nikern, -handwerkern und -gärtnern molecular identification and morpho- bedanken. Für die hervorragende Ko- BLAUST EIN, A. R . & D. B. WAK E (1995): logical description of previously un- operation hinsichtlich der Amphibien- Das Rätsel des weltweiten Amphibienster- known amphibian larval stages. Iden- aufzuchtstation in Hanoi gebührt un- bens. - Spektrum der Wissenschaft, 6: tification keys developed from such ser Dank den Herren Professor Dr. LE 58-63. research principally enable the proper XUAN CANH, Dr. DANG THAT allocation of species in subsequent eco- THE, NGUYEN QUANG TRU- BÖHME, W., T. SCHÖTTLER, Q. T. logical studies, which are the prerequi- ONG und NGUYEN THIEN TAO NGUYEN & J. KÖHLER (2005): A new site for improved nature conservation (IEBR). Am Zustandekommen des an species of salamander, genus Tylototriton measures. To lobby for the poorly Zootierpfleger gerichteten Amphibi- (Urodela: Salamandridae), from northern known amphibian fauna of Vietnam – enworkshops im Kölner Zoo vom 22. Vietnam. – Salamandra 41(4): 215-220. 40 amphibian species have been descri- bis 23.2.2008 hatten neben LOTHAR BOSCH, J., L. M. CARRASCAL, L. DU- bed from that country since 1980! – we PHILIPS, KARIN VAN DER STRA- RAN, S. WALKERS & M. C. FISHER develop a breeding station in Hanoi to- ETEN und DETLEF KARBE die (2006): Climate change and outbreaks of gether with the Institute of Ecology Herren MARKUS JUSCHKA (Aqua- amphibian chytridiomycosis in a montane and Biological Resources of the Viet- zoo Düsseldorf) und RALF TERLIS- area of central Spain; is there a link. – Proc. namese Academy of Sciences and Tech- TEN (Berufsverband der Zootierpfle- R. Soc. B., first site e-publishing. nology. Here, we intend to breed rarely ger e. V., Dortmund) großen Anteil. known and / or threatened species on Für ihren unermüdlichen Einsatz in DOLLINGER, P. (Hrsg., 2007): Amphi- the one hand, and commercially im- Phong Nha – Ke Bang gebührt weiter- bien brauchen unsere Hilfe. Ein Beitrag portant species should be bred on the hin Dr. MARTINA VOGT und zur Umsetzung der WAZA-Resolution other hand, in order to decrease the BERNHARD FORSTER und natür- über Massnahmen gegen das Amphibien- numbers of wild-caught trade speci- lich allen unseren hier nicht genannten sterben. – WAZA Meetings, Verhand- men and dur ably self-financing the sta- vietnamesischen Projektpartnern gro- lungsbericht des Amphibienkurses, ge- tion. Several species of amphibians al- ßer Dank. Für die wissenschaftliche meinsam organisiert mit den Zooverbän- ready have been bred shortly in the Zusammenarbeit möchte ich den Pro- den im deutschsprachigen Raum, Chem- Hanoi amphibian station and further fessoren Dr. HARTMUT ARNDT nitz, 27.-30. Juni 2007: 124 S. breeding successes are foreshadowing (Zoologisches Institut, Universität zu already. Köln), Dr. WOLFGANG BÖHME DOST, U. (2007): Nachzucht des Chinesi- schen Riesenflugfrosches gelungen. - (Zoologisches Forschungsmuseum DATZ 60(12): 68-71. Danksagung Alexander Koenig, Bonn), Dr. MIGU- EL VENCES (Abteilung Evolutions- FOUQUET, A., A. GILLES, M. VEN- Mein Dank geht an die mit der Amphi- biologie, Zoologisches Institut, Tech- CES, C. MARTY, M. BLANC & N. J. bienhaltung betrauten Tierpflegerin- nische Universität Braunschweig) so- GEMMEL (2007): Underestimation of nen und Tierpfleger des Kölner Aqua- wie ANNA GAWOR (Köln), RALF species richness in neotropical frogs re- riums – namentlich KARIN VAN HENDRIX (Abteilung Tierverhalten, vealed by mtDNA analyses. – PLoS One DER STRAETEN, SIMONE HOLST, Universität Bielefeld) und Dr. STE- 10(e1109): 1-10. NORBERT RÜTZ, DETLEF KAR- FAN LÖTTERS (Biogeographische BE, PETER KLAAS, HANS OBER- Abteilung der Universität Trier) mei- GRECKHAMER, A. (1992): Bemerkun- REUTER und SVEN OLBORT –, nen Dank aussprechen. Die jüngsten gen über die Zucht des Amerikanischen ohne deren teils über den Dienst hin- batrachologischen Studien in Phong Laubfrosches Hyla cinerea (SCHNEI- ausgehende Bemühungen und tatkräf- Nha - Ke Bang wurden durch die Eu- DER, 1799). – Herpetofauna 14(78): tigen Einsatz oben genannte Nach- ropäische Union der Aquariumskura- 17–20. zuchterfolge nicht möglich gewesen toren (E.U.A.C.), die Alexander-Koe- HAAS, A. (2004): Lissamphibia, Amphi- wären. Nicht minder sei den Herren nig-Gesellschaft (AKG), die Alexan- bien. S. 311-340. In: WESTHEIDE, W. & Professor Dr. GUNTHER NOGGE der-Koenig-Stiftung (AKS) und die R. RIEGER (Hrsg.): Spezielle Zoologie. und THEO PAGEL dafür gedankt, Deutsche Gesellschaft für Herpetolo- Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. – Spek- die Amphibienerhaltung innerhalb des gie finanziert. Der World Association trum Akad. Verlag, Heidelberg, Berlin: 712 Kölner Aquariums und innerhalb un- of Zoos and Aquariums (WAZA) und S. seres naturschützerischen Engage- erneut der E.U.A.C. danke ich für die ments in Vietnam zu fördern und so finanzielle Unterstützung unserer Na- HENDRIX, R., A. GAWOR, M. VEN- vorbildlich „ex situ“- mit „in situ“- turschutzaktivitäten in Vietnam sowie CES & T. ZIEGLER (2008): The tadpole Maßnahmen zu verbinden. Für Hin- die Unterstützung des Ausbaus der of the narrow-mouthed frog Microhyla weise zum Manuskript danke ich HEI- Amphibien-Nachzuchtstation in Ha- fissipes from Vietnam (Anura: Microhyli- DI OEFLER-BECKER, LIESELOT- noi und respektiver Forschungs- und dae). – Zootaxa 1675: 67-68.

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BB=LHJOHULQGG 8KU HENDRIX, R., S. GROSJEAN, LE MENDELSON, J. R. III (2007): Primary STERLING, E. J., M. M. HURLEY & LE KHAC QUYET, M. VENCES, VU research directions to confront the global DUC MINH (2006): Vietnam – a natural NGOC THANH & T. ZIEGLER (2007): amphibian crisis. - Proceedings 6th Inter- history. Yale University Press, New Haven Molecular identification and description of national Zoo and Wildlife Research Con- & London: 423 S. the tadpole of the Annam Flying Frog, ference on Behaviour, Physiology and Ge- Rhacophorus annamensis SMITH, 1924 netics, Berlin 2007, Leibniz Institute for STRAETEN V. D., K., D. KARBE, S. OL- (Anura: Rhacophoridae). – Salamandra Zoo and Wildlife Research (IZW): 7. BORT & T. ZIEGLER (2007a): Die Nach- 43(1): 11-19. zucht des Amerikanischen Laubfrosches, MENDELSON, J. R. III, K. R. LIPS, R. Hyla cinerea (Schneider, 1799), im Aquari- JES, H. (2006): Allgemeine Pflege-, Zucht- W. GAGLIARDO, G. B. RABB, J. P. um des Kölner Zoos. – Reptilia 12(2): und Sicherheitsmaßnahmen. In: Engel- COLLINS, J. E. DIFFENDORFER, P. 56-63. mann, W. E. (Hrsg): Zootierhaltung – Tie- DASZAK, R. IBANEZ, K. C. ZIPPEL, D. re in menschlicher Obhut: Reptilien und P. LAWSON, K. M. WRIGHT, S. N. STU- STRAETEN V. D., K., D. KARBE, S. OL- Amphibien. – Verlag Harri Deutsch, ART, S. C. GASCON, H. R. DE SILVA, P. BORT & T. ZIEGLER (2007b): Erste Frankfurt am Main: 49-56. A. BURROWES, R. L. JOGLAR, E. LA Nachzucht des Zipfelkrötenfrosches, Me- MARCA, S. LÖTTERS, L. DU PREEZ, gophrys nasuta, im Aquarium des Kölner KLAAS, P. & T. ZIEGLER (2004): Fär- C. WELDON, A. HYATT, J. V. ROD- Zoos. - Terraria Nr. 62(4): 45-51. berfrösche, Dendrobates tinctorius. - D. RIGUES-MAHECHA, S. HUNT, H. Aquar. u. Terr. Z. (DATZ), Stuttgart 57(5): ROBERTSON, B. LOCK, C. J. RAX- STUART, S., J. S. CHANSON, N. A. 18-19. WORTHY, D. R. FROST, R. C. LACY, R. COX, B. E. YOUNG, A. S. L. ROD- A. ALFORD, J. A. CAMPBELL, G. RIGUES, D. L. FISCHMAN & R. W. KÖHLER, J., F. GLAW & W. BÖHME PARRA-OLEA, F. BOLANOS, J. J. C. WALLER (2004): Status and trends of am- (2000): Diversity in Amphibians: 32-35. In: DOMINGO, T. HALLIDAY, J. B. MUR- phibian declines and extinctions worldwi- HOFRICHTER, R. (Hrsg.): The Encyclo- PHY, M. H. WAKE, L. A. COLOMA, S. de. – Science 306: 1783-1786. pedia of Amphibians. - Key Porter, Toron- KUZMIN, M. S. PRICE, K. M. HOW- to: 264 S. ELL, M. LAU, R. PRTHIYAGODA, M. VOGT, M., B. FORSTER, T. PAGEL & T. BOONE, M. J. LANNOO, A. R. BLAU- ZIEGLER (2006): Neues vom Natur- KUNZ, K. (2005): Liebenswerte Kläffer ST EI N, A. DOBSON, R . A. GR IF FI T HS , schutzprojekt des Kölner Zoos in Vietnam. im Terrarium. Vom Karolinen-Laubfrosch, M. L. CRUMP, D. B. WAKE & E. D. – Zeitschrift des Kölner Zoo 49(1): 35-49. Hyla cinerea (SCHNEIDER, 1799). – BRODIE Jr. (2006): Biodiversity. Con- DRACO 6(23): 60–65. fronting amphibian declines and extinc- ZIEGLER, T. 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(2007): Field surveys and fonidae: Atelopus). – Biotropica 37(2): collection management as basis for herpe- 190-201. NORRIS, S. (2007): Ghosts in our midst: todiversity research and nature conservati- Coming to terms with amphibian extinc- on in Vietnam. In: Ho Chi Minh City LE KHAC QUYET & T. ZIEGLER tions. – BioScience 57(4): 311-316. (2003): First record of the Chinese croco- People’s Committee, Vietnam Union of Science and Technology Associations, dile lizard from outside of China: Report OHLER, A. (2007): New synonyms in Colivam, PTC (Hrsg.): Development of on a population of Shinisaurus crocodilurus specific names of frogs (Raninae) from the Ho Chi Minh City Museum of Natural AHL, 1930 from North-eastern Vietnam. border regions between China, Laos and History: 230-248. – Proceedings Internati- – Hamadryad, Tamil Nadu 27(2): 193-199. Vietnam. – Alytes 25(1-2): 55-74. onal Conference, Ho Chi Minh City, Sept. LIPS, K. R., J. DIFFENDORFER, J. R. ORLOV, N. L. & HO THU CUC (2007): 12-15: 389 S. MENDELSON III & M. W. SEARS Two new species of cascade ranids of Amo- (2008): Riding the wave: reconciling the lops genus (Amphibia: Anura: Ranidae) ZIEGLER, T. (2008): Biologische Vielfalt: roles of disease and climate change in am- from Lai Chau Province (Northwest Viet- Amphibienvielfalt bewahren. - Die Bun- phibian declines. – PLoS Biology 6(3): nam). – Russ. J. Herpetol. 14(3): 211-228. desregierung informiert, Magazin zur 0441-0454. Entwicklungspolitik 03/2008, Nr. 062: RÖDDER, D. (2007): Das Schweigen der 27-29. LÖTTERS, S., E. LA MARCA, S. STU- Frösche. – Koenigiana 1(2): 77-85. ART, R. GAGLIARDO & M. VEITH ZIEGLER, T., T. HARTMANN, K. V. D. (2004): A new dimension of current biodi- SIMONCELLI, F., A. FAGOTTI, R. STRAETEN, D. KARBE & W. BÖHME versity loss? – Herpetotropics 1(3): 29-31. DALL’OLIO, D. VAGNETTI, R. PAS- (2008a): Captive breeding and larval mor- COLINI & I. DI ROSA (2005): Evidence phology of Tylototriton shanjing Nuss- MCCALLUM, M. (2007): Amphibian de- of Batrachochytrium dendrobatidis infec- baum, Brodie & Yang, 1995, with an upda- cline or extinction? Current declines dwarf tion in water frogs of the Rana esculenta ted key of the genus Tylototriton (Amphi- background extinction rate. – J. Herpetol. complex in central Italy. – EcoHealth 2: bia: Salamandridae). – Der Zoologische 41(3): 483-491. 307-312. Garten, N.F. 77: 246-260.

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BB=LHJOHULQGG 8KU ZIEGLER, T., LE KHAC QUYET, VU Anschrift des Verfassers: NGOC THANH, R. HENDRIX & W. BÖHME (2008): A comparative study of Dr. Thomas Ziegler crocodile lizards (Shinisaurus crocodilurus Leitung Aquarium und Koordinator AHL, 1930) from Vietnam and China. - Naturschutzprojekt Vietnam Raffl. Bull. Zool. 56(1): 177-183. AG Zoologischer Garten Köln ZIEGLER, T., A. OHLER, VU NGOC Riehler Straße 173 THANH, LE KHAC QUYET, 50735 Köln NGUYEN XUAN THUAN, DINH E-mail: [email protected] HUY TRI & BUI NGOC THANH (2006): Review of the amphibian and reptile diversity of Phong Nha – Ke Bang National Park and adjacent areas, central Truong Son, Vietnam. In: VENCES, M., J. KÖHLER, T. ZIEGLER & W. BÖHME (Hrsg.): Herpetologia Bonnensis II: 247-262. – Proceedings of the 13th Ordina- ry General Meeting of the Societas Euro- paea Herpetologica, Bonn: 262 S. ZIEGLER, T., A. SCHMITZ, A. HEIDRICH, VU NGOC THANH & NGUYEN QUANG TRUONG (2007): A new species of Lygosoma (Squamata: Sau- ria: Scincidae) from the Central Truong Son, Vietnam, with notes on its molecular phylogenetic position. – Revue Suisse de Zoologie 114(2): 397-415. ZIEGLER, T., K. V. D. STRAETEN & D. KARBE (2008b): Der Zipfelkrötenfrosch Megophrys nasuta. – Art für Art, NTV Verlag, im Druck. ZIEGLER, T., K. V. D. STRAETEN, H. OBERREUTER & S. OLBORT (2004): Erstmalige Nachzucht des Maki-Greiffro- sches, Phyllomedusa hypochondrialis (DAUDIN, 1800), im Aquarium des Köl- ner Zoos. - Elaphe 12(1): 29-34. ZIEGLER, T. & M. VENCES (2002): The tadpole of Rhacophorus verrucosus BOU- LENGER, 1893, from Vietnam (Amphi- bia: Anura: Rhacophoridae). - Faunistische Abhandlungen, Staatliches Museum für Tierkunde, Dresden 22(2): 319-327.

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B$Q]HLJHQLQGG 8KU Abb. 1: Die ursprüngliche Auenlandschaft am Rhein bot Amphibien einen optimalen Lebensraum. The former pristine meadows of the Rhine were optimal habitats for amphibians. (Foto aus: Werner Böcking: So fischte man am Niederrhein)

Die Amphibien im Kölner Raum: Entwicklung und Perspektiven

Achim Jonas, Theo Pagel, Matthias Piontek und Klaus Simon

Historische Amphibienlebensräume Bevor der Mensch massiv in die Land- geschwindigkeit gering war, mäan- im Kölner Raum schaftsgestaltung eingriff, war der drierte der Fluss in natürlichen Schlei- Rhein nach dem Durchbruch des fen. Durch fortwährende Erosion der Von den 21 heimischen Amphibien gilt Schiefergebirges am Siebengebirge ein Mäander bildeten sich ökologisch heute ein Drittel als gefährdet. Um die ungezähmter, wilder Strom. Er floss wichtige Altwasser aus. Die Uferzonen Ursachen zu verstehen und Schutz- nicht in einem stetigen Bett, sondern dieser Stillwasserbereiche boten nicht maßnahmen zu planen und umzuset- suchte sich in der weiten Ebene zwi- nur den Amphibien wichtige Laich- zen, ist es sinnvoll, sich den ehemaligen schen Bergischem Land und Ville im- plätze, sondern auch der Fischbrut ru- Lebensraum der Amphibien im Rhein- mer neue Flussbetten. Besonders nach hige Freiwasserzonen zum Entwi- tal – der Kölner Bucht – vorzustellen. Frühjahrshochwässern änderte sich ckeln. Zudem müssen die Lebensansprüche der Lauf des Hauptstroms immer wie- der verschiedenen Amphibienarten be- der. Es entstanden neue Flussbetten, Wenn die regelmäßige Überschwem- kannt sein, will man ihnen wirkungs- die vorhergehenden Hauptrinnen wur- mung dieser Bereiche ausbleibt, fallen voll helfen. den zu Nebenarmen und später zu ab- sie trocken oder verlanden mit der getrennten Altrheinarmen. Der Mit- Zeit. Wie sah es früher links und rechts ent- tellauf des Rheins entwickelte sich zu lang des Rheines aus, ehe er kanalisiert einem stark strukturierten, fein veräs- Ein Beispiel für einen Altarm des Rhei- und sein Umland immer intensiver telten und mit vielen Sandbänken nes ist der Worringer Bruch im Nor- genutzt wurde? durchsetzten Flusslauf. Da die Fließ- den von Köln.

Zeitschrift des Kölner Zoos · Heft 2/2008 · 51. Jahrgang 91

BB3DJHOLQGG 8KU reichen Gewässern entwickelte sich eine reiche Vegetation.

Vom Rheinufer bis an die Ränder des Bergischen Landes sowie der Ville konnte sich in diesem Mosaik von Biotopen eine Vielzahl verschiedener Lurche in großen Populationsdichten ansiedeln.

Die Erdkröte (Bufo bufo) ist wohl die häufigste Krötenart in Deutschland. Sie ist sehr anpassungsfähig und kommt in den ökologisch unterschiedlichsten Habitaten vor. Auch die Laichgewässer weisen ein breites Spektrum auf, doch werden mittelgroße Gewässer mit Un- terwasservegetation deutlich bevor- zugt (GÜNTHER, 1996). Der Landle- bensraum umfasst Laub- und Misch- wälder, Trockenrasen bis zu Sumpf- wiesen, Feldgebüsch und Waldränder. Ein großes Angebot dieser Art von Abb. 2: Die heutigen Auen am Rhein sind von Hybrid-Pappeln geprägt. Habitaten konnte die Erdkröte im Today the Rhine meadows are dominated by hybride poplars. Rheintal bis zum Anfang des 20. Jahr- (Foto aus: S. Kutter/V. Späth: Rheinauen. Bedrohtes Paradies am Oberrhein) hunderts finden (JANSON, 1922).

Landschaftselemente mit einer natür- lichen Dynamik wie großflächige Kiesbänke, den Fluss begleitende Dü- nen, Überschwemmungsräume und flache Altarme sind der Lebensraum der Kreuzkröten (Bufo calamita). Die- se Biotoptypen boten früher die Rheinauen. Die Kreuzkröte besiedelt als Pionierart oft Gewässer, die den Habitatansprüchen vieler anderer Ar- ten nicht genügen (GÜNTHER, 1996). In den vegetationslosen oder -armen flachen Gewässern laichten die Kröten in sonnenexponierten Lagen ab. In den Rheinauen, im vegetationsarmen Gelände, den Ruderalflächen und Wie- sen verbrachten die Kröten den Som- mer und den Winter.

Das Habitat der Wechselkröte (Bufo viridis) unterscheidet sich nicht sehr von dem Lebensraum der Kreuzkröte. Sie liebt noch mehr das sonnenexpo- nierte, trockenwarme Gelände. Eine Vergesellschaftung mit den anderen in Abb. 3: Der Worringer Bruch ist der letzte intakte Altrheinarm im Kölner Raum. The Worringer Bruch is the last intact Rhine oxbow near Cologne. (Foto: Klaus Simon) der Rheinaue vorkommenden Amphi- bien ist häufig, besonders trifft man sie zusammen mit der Kreuzkröte an.

Auf der Niederterrasse des Rheins bil- Diese jährlich neu geformten, sandigen Somit war die frühere Rheinauen- deten sich neben dem eigentlichen oder kiesigen Uferbereiche waren fast landschaft für Wechsel- sowie Kreuz- Fluss viele solcher Stillgewässer, die vegetationslos. kröten ein idealer Lebensraum (JAN- teils noch vom Rhein oder durch das SON, 1922). Grundwasser gespeist wurden. In In den Stillgewässern dagegen sanken der Nähe der Flussrinne entstanden die Sedimente zu Boden und über Jah- Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) durch das Hochwasser neue Kiesbänke re bildete sich auf dem Grund eine ist eine Art der osteuropäischen Step- und temporäre Flachwasserzonen. Schlammschicht. In diesen nährstoff- pen und siedelte hauptsächlich entlang

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BB3DJHOLQGG 8KU einen sehr variablen und robusten möglichst hohem Grundwasserstand, Froschkomplex. Ihr ganzjähriger Le- die seine Biotopansprüche im Hinblick bensraum findet sich in fast allen klei- auf Paarungs- und Laichgewässer im nen und großen Gewässern mit starker Frühjahr sowie Aufenthaltsorte im Vegetation, mitunter auch in langsam Sommer und Winter erfüllt (GÜN- fließenden Gewässern. Sie halten sich THER, 1996). Im buschreichen Gelän- tagsüber hauptsächlich am Ufer oder de, Grünland, an Waldrändern mit den auf Wasserpflanzen auf. Wasserfrösche in der Nachbarschaft vorhandenen waren wohl früher überall anzutreffen, Weihern, Teichen und Altwässern die Rheinauen für sie ein idealer Le- können sich Laubfroschpopulationen Abb. 4: Die Geburtshelferkröte kommt bensraum. gut entwickeln. Früher gab es diese nur in höheren Lagen im Bergischen Land Voraussetzungen in der Rheinaue. vor. Der Moorfrosch (Rana arvalis) hat sei- Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts The obstetrician toad only occurs at higher ne westliche Arealgrenze teilweise in wurde der Laubfrosch in und um Köln altitudes in the “Bergisches Land”. NRW. Er lebt hauptsächlich in Gebie- nachgewiesen (JANSON, 1922). (Foto: Gerhard Kriso) ten mit hohem Grundwasserstand oder staunassen Flächen wie auf Nasswie- Heute gibt es nur noch wenige größere der großen Flüsse. In den Ebenen sen und sumpfigem Gelände, in Zwi- Populationen im Rheinland, aber keine finden sich Böden, die aufgrund der schen-, Nieder- und Flachmooren so- mehr in der Kölner Bucht. sandigen und lockeren Beschaffenheit wie Erlen- und Birkenbrüchen (GÜN- der Grabaktivität der Knoblauch kröte THER, 1996). Dies sind Biotoptypen, Die vier Molcharten, die in Deutsch- ausgezeichnete Bedingungen bieten. die in großer Zahl im Rheintal vorhan- land vorkommen, konnten und kön- Dagegen meidet sie Hügel- und Berg- den waren (JANSON, 1922). Heute ist nen noch heute in Köln und Umgebung land sowie dichte Wälder. Tiefe Teiche, der Moorfrosch in der Kölner Bucht gefunden werden. Da eine Vergesell- Altrheinarme, vegetationsarme und nicht mehr nachgewiesen. schaftung aller vier Arten des Öfteren sonnenexponierte Tümpel und Gräben vorkommt, kann man davon ausgehen, sind favorisierte Laichgewässer. Solche Der Springfrosch (Rana dalmatina) dass die Ansprüche an die Laichgewäs- Voraussetzungen waren zum Teil im lebt im Flach- und Hügelland. Er be- ser sowie den Landlebensraum ähnlich Rheintal gegeben (JANSON, 1922). vorzugt überwiegend lichte Laubwäl- sind. Obwohl die einzelnen Molchar- Laut KÖHLER (mündliche Überliefe- der, Waldränder und Waldwiesen. Als ten bestimmte Habitattypen bevorzu- rung) existierte ein Vorkommen noch Laichgewässer nutzt er verschiedene gen, sind sie in fast allen Gewässerty- nach 1950 im linksrheinischen Norden Gewässertypen wie Weiher, kleine pen zu finden. in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Teiche, Waldtümpel und Wassergrä- Hier nutzte die Population Wassergrä- ben, die auch temporär trocken fallen Im hügeligen Gelände, auf der Mittel- ben, Wiesentümpel, kleine Weiher und können. Aufgrund dieses breiten Spek- terrasse und weitergehend im Bergi- Überschwemmungswiesen als Laich- trums war das Rheintal um Köln ein schen Land ist der Bergmolch (Triturus gewässer (nach KLEWEN & MITT- guter Lebensraum. Aber JANSON alpestris) in lichten Wäldern gut vertre- MANN, 1988). hatte schon 1922 keine Vorkommen in ten. Die Flussaue, also auf der Nieder- den Rheinterrassen nachweisen kön- terrasse des Rheins, ist nicht sein be- Für die Geburtshelferkröte (Alytes ob- nen. Erst in der Ville sind heute wieder vorzugter Lebensraum, er kommt aber stetricans) ist die Flussebene kein typi- die ersten Populationen zu finden. auch hier vor. scher Lebensraum. Sie bewohnt haupt- sächlich das Hügel- und Bergland. Die Der Verbreitungsschwerpunkt des Der Verbreitungsschwerpunkt des Habitate sind sonnenexponierte, mit Laubfrosches (Hyla arborea) liegt in Kammmolchs (Triturus cristatus) liegt lockerem Gestein und Kies durchsetz- den Tieflandgebieten. Er benötigt eine im Bereich des Rheinischen Tieflandes te, vegetationsarme Flächen. Die Ge- reich strukturierte Landschaft mit und dort überwiegend im Flachland burtshelferkröte kam zwar in der Rheinebene vor, doch ist sie heute nur noch in höher gelegenen Biotopen am Rand des Bergischen Landes und der Ville zu finden (JANSON, 1922).

Die Gelbbauchunke (Bombina varie- gata) ist überwiegend im Hügel- und Bergland zu finden, für diese Art ist die Flussaue untypisch. Im nördlichen Rheinland kommt sie in Höhen zwi- schen 140 und 300 m vor. Im Kölner Stadtgebiet existiert keine sich selbst Abb. 5: Obwohl die Flussaue nicht sein Abb.6: Anhand der Bauchmuster lassen erhaltende Population der Gelbbauch- typischer Lebensraum ist, kommt der sich nicht nur Molcharten, sondern auch Bergmolch hier vor. Individuen voneinander unterscheiden, unke. Although the meadows are not its typical hier ein Kammmolch. habitat the alpine newt is common here. The different newt species can be distingu- Die Wasserfrösche (Rana lessone, Ra- (Foto. Gerhard Kriso) ished by the belly marking as well as diffe- na esculenta, Rana ridibunda) bilden rent species. (Foto: Klaus Simon)

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49321_091-102_Pagel.indd 93 26.06.2008 11:55:29 Uhr Durch die schnellere Strömung wurde Wasser aus dem Umland entzogen, immer mehr natürliche Kleingewässer und Feuchtgebiete fielen trocken und gingen für die Amphibien verloren.

Auch die Landlebensräume, Ruderal- flächen und Ödländer, die wichtige Sommerhabitate für die Amphibien darstellen, wurden im Zuge der In- tensivierung der Landwirtschaft zu Feldern umgewandelt. Mulden und Senken, die das Oberflächenwasser nicht durchließen, fungierten früher als Laichplätze für die Amphibien mit einer schnellen Larvalentwicklung wie z. B. die Kreuzkröte. Für die Land- wirtschaft waren diese Stellen völlig unbrauchbar, die Staunässe sorgte immer wieder für Ernteausfälle. Daher wurden die Mulden verfüllt und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Abb. 7: Für die Schifffahrt ist der Rhein stark begradigt worden. The Rhine has been regulated for increasing ship navigation. (Foto: KölnTourismus) Die vielfältigen Feldgehölze am Rande der Felder wurden gerodet und Hecken vernichtet, damit große Maschinen und der Flussaue. Aber er dehnt seinen Solche Quellbäche finden wir noch im ausreichend Platz haben. Somit fielen Lebensraum auch ins Bergische Land Königsforst und im Bergischen Land. Jagdreviere und Überwinterungs- aus. So war er auch schon immer im In Rheinnähe war der Feuer salamander plätze für die Tiere aus. Königsforst und der Wahner Heide zu wohl nicht vorhanden, nach JANSON Hause. gab es aber Bestände am Rand der Tief- Die Intensivierung der Landwirt- ebene (Thielenbruch, Paffrath, Mer- schaft brachte auch einen erhöhten In den Waldlandschaften der Mittel- gelsberg, Tütberg und Steinberg im Dünger- und Gifteinsatz mit sich. gebirge lebt der Fadenmolch (Triturus Königsforst; JANSON, 1922). Beides beeinträchtigt stark die na- helveticus). Hier werden kleine Ge- türlichen Laichgewässer der Am- wässer mit kühlem, klarem Wasser Veränderungen der Amphibienbiotope phibien. Über den Regen und das bevorzugt, daher ist der Fadenmolch Oberflächenwasser gelangen die in direkter Rheinnähe nicht anzu- Die Kölner Bucht als Lebensraum mit Stoffe in die Gewässer hinein. Dort treffen. ihren natürlichen Flussauen hat sich in führen sie zu Veränderungen in der den letzten 50 bis 100 Jahren gravie- Vegetation und im Artenspektrum Die wohl häufigste Molchart in Köln rend verändert und als Biotop für die der Kleinlebewesen, die Amphibien und Umgebung ist der Teichmolch Amphibien verschlechtert. Von den als Nahrung dienen. Die Gewässer (Triturus vulgaris). Er hat die breiteste großen Mäanderschlingen blieb in „kippen um“ und verlanden sehr ökologische Valenz der heimischen Köln nur der Worringer Bruch erhal- schnell. Molcharten und kommt daher in den ten. Durch die Deichbaumaßnahmen unterschiedlichsten Gewässern vor, entlang des Flussbettes wurde der Eine weitere Gefahr geht vom Stick- wobei kleine bis mittelgroße, pflan- Rhein immer mehr zu einem Kanal. stoffdünger aus, der auf die Felder aus- zenreiche, besonnte Weiher und Teiche Die Entwässerung des Umlandes und gebracht wird und als Granulat längere außerhalb der Wälder optimal sind die schnelle Zuführung des Regenwas- Zeit liegen bleibt. Kommen Amphibi- (FELDMANN et al.,1981a). Deshalb sers in den Rhein verwandelten die Au- en auf ihren Laichwanderungen mit hat das Rheintal von der Flussaue bis enlandschaften in eine intensiv genutz- dem Dünger in Kontakt, verätzt er ihre ins Bergland die besten Voraussetzun- te Agrarsteppe. Haut. gen für eine starke, flächendeckende Besiedlung durch den Teichmolch. Auch die Ufer von zulaufenden Bächen Zudem geht den Amphibien durch den wurden begradigt, um möglichst kos- Gifteinsatz in der Landwirtschaft die Der wohl bekannteste Vertreter unter tengünstig und effizient mit Maschi- Nahrungsgrundlage verloren bzw. ge- den einheimischen Amphibien ist nen gemäht werden zu können. langt das Gift über die Nahrungskette der Feuersalamander (Salamandra in die Amphibien und reichert sich salamandra). Er ist weitgehend an das Die schnellere Fließgeschwindigkeit dort an. Landleben angepasst und benötigt des Rheins erhöhte die Erosion des für die Fortpflanzung – das Absetzen Flussbettes, der Flusslauf grub sich Die noch vorhandenen Freiflächen der ca. 20-50 Larven – klare, sauer- stärker in die Landschaft ein, der wurden versiegelt und für Wohnungs- stoff reiche und kühle Gewässer. Grundwasserspiegel senkte sich. bau und Industrieansiedlung genutzt.

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BB3DJHOLQGG 8KU Amphibienbiotope im Kölner Raum

Im Raum Köln stehen den Lurchen heute teilweise noch großflächige na- turgeprägte Lebensräume zur Verfü- gung. In Siedlungsgebieten sind die Grünbereiche zumeist isoliert. Da die Vielfalt aufeinander treffender Natur- räume relativ groß ist, ist auch die Zusammensetzung der Amphibien- fauna vielfältig. Der Kölner Raum hat nach wie vor eine große Bedeutung für das Vorkommen von selteneren Arten wie Kreuz- und Wechselkröte sowie Kammmolch.

Dabei sind die Kiesgruben von besonderer Bedeutung. Sie sind die Abb. 8: Während die Mittelterrasse weitgehend unverändert geblieben ist, hat die Nieder- wichtigsten Habitate für die ande- terrasse starke Umwandlungen erfahren. renorts selteneren Kreuz- und Wech- The middle terrace has not changed much whereas the landscape of the lower terrace has selkröten. Diese weit umherschwei- changed significantly. fenden Pionierarten bevorzugen dieses (Grafik aus SIMON, MITTMANN: Die Amphibien und Reptilien im Raume Köln) künstlich geschaffene, offene Gelände mit den grabfähigen Böden, den Amphibien sind nicht nur auf intakte mehr gewährleistet. Durch die beschrie- Böschungen und Laichgewässern. Feuchtgebiete angewiesen. Nach dem benen Veränderungen wurde die faunis- Solche Sekundärbiotope entsprechen Ablaichen wandern sie in Landlebens- tische und floristische Vielfalt stark ein- in mancher Hinsicht den natürlichen räume, in denen sie den Sommer ver- geschränkt, viele Lurche verschwanden Flussauen. bringen und je nach Art auch überwin- oder mussten neu geschaffene Lebens- tern. Vielfach sind Feucht- und Land- räume besiedeln. Auch die Nutzung großräumiger habitate zerstückelt und die Amphibi- Landschaftsflächen für militärische en müssen auf ihrer Wanderung von Im Kölner Raum änderte sich noch am Übungen hat für die Amphibien durch- einem zum anderen Lebensraum Stra- wenigsten auf den Flächen der sandi- aus Vorteile mit sich gebracht. Sie bil- ßen überqueren. So verzeichnen viele gen, weniger intensiv nutzbaren Mit- den vielfach kleine Naturoasen für Bestände hohe Verluste durch den telterrasse mit den großen Waldgebie- Pflanzen und Tiere, die sich hier un- Straßentod. ten Königsforst, dem Wald um Dell- gestört entwickeln können. In den brück und Dünnwald und der Wahner Fahrrinnen der schweren militärischen Mit zunehmender Infrastruktur werden Heide. Im Bereich der Niederterrasse Gerätschaften bildeten sich nach Re- Amphibienpopulationen stärker vonein- dagegen erfuhr die Landschaft ent- genfällen immer wieder Pfützen, in ander isoliert, eine ausreichende Durch- scheidende Veränderungen. Entspre- denen Amphibien ablaichen können. mischung der Gene ist auf Dauer nicht chend arm ist sie heute an Amphibien. Werden die Übungsaktivitäten wieder eingestellt, erobert sich die Vegetation die Fahrrinnen nach und nach zurück und die vielen temporären Gewässer verschwinden. Im gleichen Maße schrumpfen die Populationen der dort anwesenden Amphibien.

Größere Laubwaldflächen liegen in Chorbusch und im Grüngürtel. Ähn- liche mikroklimatische Bedingungen wie im Wald herrschen in den zahlrei- chen spontan entstandenen oder ge- pflanzten Kleingehölzen (Hecken und flächige Gehölze). Erdkröte, Gras- frosch und Teichmolch nehmen diese besonders im Rechtsrheinischen gern als Ersatzlebensräume an. Im Bereich einer längst verfüllten Kiesgrube in Porz-Urbach hat sich sogar – neben Abb. 9: Die Wechselkröte ist eine Pionierart, die sich schnell in neuen Biotopen ansie- dem Teichmolch – eine große Populati- delt. on des sonst eher in höheren Bereichen The green toad is a pioneer species which settles quickly in new habitats. verbreiteten Bergmolches in einem (Foto: Gerhard Kriso) solchen Biotoptyp halten können.

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BB3DJHOLQGG 8KU Golfplätze sind offene, meist in der Nähe von Ackerfluren gelegene Stand- orte. Hier wurden oft auch Biotoptei- che angelegt, die aber zumeist schnell wieder verlanden.

Gewerbegebieten und ihren Brach- flächen traut man keine Bedeutung für die Lurchfauna zu. Doch finden sich auch hier lokale Populationen von Wechselkröten, die sich überall da, wo es sommerwarm und frei von zu dichter Vegetationsdeckung ist, sehr anpassungsfähig zeigen. Nur ein Laich- gewässer muss in der Umgebung ver- fügbar sein.

Die rechtsrheinische Mittelterrasse weist noch großflächige naturnahe Be- reiche auf. Dazu gehören im nördlichen Bereich vor allem die Laub- und Misch- waldflächen des Königsforstes und die Forstgebiete um Dünnwald und Dell- Abb. 10: Stillgelegte Kiesgrube im Kölner Raum mit Freiwasser und Ruderalflächen. brück mit ihren Bächen und angestau- Closed gravel-pits in the Cologne surroundings with open water and secondary vegetation. ten Teichen. Hier kommen die typi- (Foto: Klaus Simon) schen Waldarten Feuersalamander, Berg- und Fadenmolch, Erdkröte und Grasfrosch sowie in den Stauteichen die häufigen Grünfrösche regelmäßig vor.

Bemerkenswert sind vereinzelte, klei- ne Vorkommen der Geburtshelferkrö- te (Schluchter Heide, Thielenbruch), die als Art der Mittelgebirge auf der Mittelterrasse der Kölner Bucht ihre Verbreitungsgrenze erreicht.

Die südlich an die Waldflächen angren- zende Wahner Heide ist ein Natur- schutzgebiet von bundesweiter Bedeu- tung. Sie weist verschiedene, zum Teil seltene Biotoptypen auf. Laub- und Mischwälder, offene Bereiche, Abgra- bungen (Kiesgruben, Tongrube), Teiche und Kleinstgewässer kommen hier vor. Besonders Erdkröte und Grasfrosch, Abb. 11: Fahrrinnen bilden temporäre Laichgewässer z.B. für Kreuzkröten. Water filled wheel ruts offer temporary spawning areas i. e. for natterjack toads. aber auch Wasserfrösche und Teichmol- (Foto: Klaus Simon) che sind hier häufig, in den offenen Be- reichen bilden Kreuzkröten kopfstarke Populationen. Stellenweise kommen Die weiten Ackerfluren bieten Amphi- chen. Dies ist ein Beispiel dafür, dass noch Bestände von Berg-, Kamm- und bien kaum geeignete Lebensbedingun- Naturschutzmaßnahmen zwar vielen Fadenmolch dazu. Der Moorfrosch ist gen. Nur die wanderfreudige Wechsel- Tierarten Lebensräume schaffen, be- hier längst verschwunden, doch werden kröte kommt auch in ausgeräumten stimmten Spezialisten jedoch hier ein immer wieder vereinzelte Funde der sel- Ackergebieten vor, wenn Laichgewäs- Überleben unmöglich machen. tenen Arten Laubfrosch, Geburtshelfer- ser in der weiteren Umgebung liegen. kröte und Knoblauchkröte gemeldet. Das liegt an der in mancher Beziehung Städtische Grünflächen wie Parks, Diese Populationen sind aber klein und ökologischen Ähnlichkeit dieser Flä- Friedhöfe und Kleingärten können isoliert und in ihrem Bestand ständig be- chen mit Steppen, an deren Lebensbe- recht abwechslungsreich strukturiert droht. dingungen die Wechselkröte angepasst sein. Für die Amphibienfauna haben ist. Seit wenigen Jahren verliert sie im sie höchstens lokal eine Bedeutung für Interessanterweise fehlt die an offenen Porzer Süden aufgrund von Gehölz- ohnehin häufige Arten wie Teich- Standorten sonst so flexible Wechsel- pflanzungen große Lebensraumflä- molch, Grasfrosch und Wasserfrosch. kröte. Wegen ihrer physiologischen

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BB3DJHOLQGG 8KU Abb. 12: Auch in Industriebrachen können geeignete Laichgewäs- Abb. 13: Waldbäche sind bevorzugter Lebensraum von Feuersala- ser gefunden werden. mander und Kammmolch. Even in former industrial areas one may find spawning areas for Forest streams are favourite habitat for fire salamander and great amphibians. (Foto: Klaus Simon) crested newt. (Foto: Klaus Simon)

Anpassungen an stärker salzhaltiges maßnahmen wirkungsvoll geschützt, Heute gibt es im Kölner Raum wieder Wasser hat sie offenbar Probleme nachdem zuvor eine Abnahme der Be- zahlreiche Laichgewässer: Seen der mit dem geringen Härtegrad der Ge- stände festgestellt worden war. Abgrabungsflächen, Stauteiche der wässer auf den Quarzsandböden der Waldbäche, angelegte Biotopteiche, Heide. Im Linksrheinischen stellt die Ville Altrheinarme, Regenrückhaltebecken, noch einen Landschaftsraum dar, der Absetz- und Versickerungsbecken, In den Randbereichen der Mittelter- von Waldgebieten und Abgrabungsse- Gräben, Tümpel und Pfützen. Im rasse zu den bergischen Höhen kom- en (Braunkohle) geprägt ist und ein Königsforst hat eine Anzahl wasser- men noch Steinbrüche als Biotoptyp reiches Vorkommen an Amphibien gefüllter Bombentrichter Bedeutung hinzu. Hier werden noch Vorkommen aufweist. Hier finden sich Feuersala- vor allem für die Fortpflanzung der Geburtshelferkröte und der Gelb- mander, Kamm-, Berg-, Faden- und der Molche und Grasfrösche. Hier bauchunke festgestellt. Bei Bensberg Teichmolch, Gelbbauchunke, Erd-, spielen auch die Bäche eine Rolle werden Populationen beider Arten seit Kreuz- und Wechselkröte, Spring- als Laichplatz für den Feuersala- Jahren durch gezielte Naturschutz- frosch, Wasserfrosch und Grasfrosch. mander.

Abb. 14: Der Feuersalamander laicht seine Larven in die kühlen Abb. 15: Eine Jugendgruppe des NABU befreit ein Amphibienge- Waldbäche des Königsforstes. wässer von Müll. The fire salamander is spawning in the cold streams of the Königs- A youth group of NABU removes garbage from an amphibian ha- forst. (Foto: Klaus Simon) bitat. (Foto: Klaus Simon)

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BB3DJHOLQGG 8KU Abb. 16: Kröten legen ihre Laichschnüre um die Ufervegetation. Abb. 17: Wird ein Gewässer sich selbst überlassen, wächst es bald Toads are spawning in the vegetation of banks. zu. (Foto: Klaus Simon) A pond is quickly reclaimed by plants when it is not maintained. (Foto: Klaus Simon)

Aktuelle Gefährdungen von der Folge bewaldet sich die Fläche wie- wässern für den eigenen Teich entnom- Amphibien der. Mit fortschreitender Sukzession men. Vielfach sind diese Teiche auch verändert sich auch die Ufervegetation. noch mit Zierfischen besetzt. So endet Die meisten Abbaugruben haben heute Es entstehen für Amphibien ungünsti- der Laich als Fischfutter, geschlüpfte ausgedient, wurden trocken gelegt und ge Lebensräume und die Lurche ver- Kaulquappen wird man in solchen Tei- zu Müll- oder Altlastdeponien umge- schwinden nach und nach. Still gelegte chen vergeblich suchen. Viele größere wandelt. Sie gehen als potentielle Kiesgruben müssen daher als Amphi- Gewässer werden von Angelvereinen Laichgewässer für die Amphibien ver- bienbiotope gepflegt und immer wie- genutzt. Der Fischbesatz ist entspre- loren und gefährden darüber hinaus der renaturiert werden. chend hoch, das Gewässer für die Am- weitere Kleingewässer in ihrer näheren phibien nicht nutzbar. Umgebung. Zudem sind sie dem Frei- Auch im Siedlungsbereich konnten zeitdruck der Stadtmenschen ausge- Amphibien immer wieder Lebensräu- Auch eingeschleppte Neozoen, also setzt. Bei warmem Wetter „laden“ sie me finden. In „wilden Gärten“ fanden Tiere, die hier nicht heimisch sind zum Zelten, Grillen und Schwimmen sie Nahrung, einen Unterschlupf unter wie zum Beispiel der Ochsenfrosch ein und es werden nicht selten Berge Steinhaufen und unter aufgeschichte- (Rana catesbeiana), gefährden die von Müll hinterlassen. Da nutzt es oft- tem Totholz für den Winter oder auch heimische Amphibien-Fauna. Oft - mals wenig, dass die Kiesgrube als Na- Tagesverstecke, um die heißen Tagespe- mals haben sie ähnliche Lebens- turschutzgebiet ausgewiesen wird und rioden im Sommer zu überstehen. Mit raumansprüche wie unsere heimischen allein schon das Betreten derselben dem Trend zu aufgeräumten, klar Frösche. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge verboten ist. durchstrukturierten und am Reißbrett von etwa 20 cm ist der Ochsenfrosch entworfenen Gärten mit englischem nicht nur viel größer und massiger Um ins Wasser zu gelangen, durchwa- Kurzrasen und akkurat gestutzten He- als unsere heimischen Amphibien, ten die Schwimmer die Ufervegetation, cken entsteht ein für die Lurche feind- sondern ernährt sich auch von diesen. die dadurch empfindlich gestört und licher Lebensraum, der auch nicht durch Auch verschiedene Schnecken- und oft auch willentlich zerstört wird. Ge- einen oftmals falsch angelegten Garten- Insektenarten bis hin zu Kleinsäugern rade die Ufervegetation ist aber für die teich aufgebessert wird. Auch unge- (z. B. Mäuse) und gelegentlich auch Amphibien besonders wichtig, weil sie schützte Schächte und Gruben im Sied- Küken von Wasservögeln und junge dort ablaichen. Kröten legen ihre lungsbereich werden für viele Amphibi- Schlangen stehen auf seinem Speise- Laichschnüre wie Girlanden an und en zur Todesfalle. Sie können sich dort plan. So können schon wenige Ex- um Wasserpflanzen, Molche legen ihre in den heißen Tagesperioden im Som- emplare ein ganzes Biotop völlig leer Eier einzeln in gefalteten Blättern ab. mer nicht mehr verstecken und sterben fressen, was verheerende Folgen für Für die Kaulquappen bieten die Blätter an Austrocknung. Denn Amphibien at- ganze Feuchtgebiete hat. einen natürlichen Sichtschutz gegen- men zu einem großen Teil über ihre über Fressfeinden. Haut, die dafür feucht gehalten werden Als eine neuere Gefahr für unsere hei- muss. Trocknet sie aus, kommt die mischen Amphibien stellt sich der Wird der Abbau in einer Grube einge- Hautatmung zum Erliegen. Chytridpilz dar. Bis jetzt ist noch kein stellt, beginnt die natürliche Sukzessi- Fall in Köln offiziell bekannt. Aber on. Auf der Brachfläche siedeln sich Obwohl es rechtlich verboten ist, wird über kurz oder lang wird er sich auch verstärkt Gräser und Büsche an und in heutzutage immer noch Laich aus Ge- hier einfinden.

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BB3DJHOLQGG 8KU Erholungssuchende aus dem Gebiet ausschließen muss oder nur begrenz- ten Zugang gewähren kann. Solche Maßnahmen können jedoch von der Bevölkerung nur akzeptiert werden, wenn sie über die Tiere und die Schutz- bemühungen konsequent informiert werden. Für den lokalen Natur- und Umweltschutz muss daher noch eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit ge- leistet werden.

Um die vielen Maßnahmen durchzu- führen und langfristig zu betreuen, braucht man nicht nur viele ehrenamt- liche Helfer, die vor Ort kartieren oder Straßen kontrollieren, sondern auch größere Partner. Ein solcher Partner kann Maschinen, Material, Arbeits- kräfte oder finanzielle Unterstützung Abb. 18: Die Bestandsaufnahme von Amphibien ist für die Planung von Schutzmaßnah- men unerlässlich. bereit stellen oder auch Fachwissen in The survey of amphibians is crucial before planning conservation measures. das Projekt einfließen lassen. (Foto: Volker Brinkmann) So gehen im rechtsrheinischen Süden von Köln die Firmen BASEL Polyole- Erhaltung maßnahmen durch eine Straße voneinander ge- fins GmbH und SHELL AG mit gu- trennt. Um den Kröten dauerhaft zu tem Beispiel voran und unterstützen Bevor Erhaltung- und Verbesserungs- helfen, ist es daher sinnvoll, auf der die Pflegearbeiten im Naturschutzge- maßnahmen für Amphibienbiotope Seite des Landlebensraumes einen neu- biet „Am Vogelacker“ und den ge- ergriffen werden können, muss zu- en Teich anzulegen, in den die Kröten schützten Landschaftsbestandteil am nächst der „Ist-Zustand“ dokumen- ablaichen könnten. Die Überquerung Kiesgrubenweg in Köln-Hahnwald fi- tiert werden. Es ist wichtig zu wissen, der Straße müsste durch L-Steine nanziell. wo überhaupt noch Amphibien vor- verhindert werden, das Problem wäre kommen und wie deren Habitate aktu- endgültig gelöst. Der Kölner Zoo steht für die Ziele der ell aussehen. Hierzu werden viele Hel- Welt-Zoo-Aquarien-Naturschutzstra- fer benötigt. Meistens sind sie über Auf Grundlage der Kartierungen kön- tegie (WZANS 2004). Hier sind neben viele Jahre hinweg aktiv, um auch Ten- nen folgende langfristige Maßnahmen der Erholung vor allem Bildung, For- denzen in der Bestandsentwicklung eingeleitet werden: der Erhalt beste- schung und Naturschutz festgeschrie- und den Habitatveränderungen zu do- hender Amphibienbiotope und die ben. Seit vielen Jahren engagiert sich kumentieren. Ohne ausreichende Da- Schaffung neuer Lebensräume mit der Kölner Zoo daher sowohl ex situ tenmenge können Maßnahmen nicht Laichgewässern als Ersatz für verloren sinnvoll geplant und durchgeführt gegangene Biotope. werden. Dies ist aber notwendig, um die geringen Haushaltsmittel der Lan- Sekundär geschaffene Lebensräume desregierung effektiv für den Erhalt für Lurche müssen ständig gepflegt der Amphibien einsetzen zu können. werden. Überlässt man das Gelände sich selbst, erobert sich die Natur den Zur Zeit der Amphibienwanderungen Lebensraum wieder zurück. Tümpel sind auch verschiedene kurzfristige verlanden und bieten kein Laichgewäs- Maßnahmen sinnvoll. So können Ge- ser mehr. An still gelegten Kiesgruben schwindigkeitsbegrenzungen dort entwickelt sich in fünf bis zehn Jahren durchgesetzt werden, wo Amphibien ein undurchdringlicher Auwald ohne sehr häufig den Straßentod erleiden. die notwendigen Ruderalflächen für Dies kann sogar kurzfristig zu einer Lurche. Die natürliche Sukzession ver- Vollsperrung des entsprechenden drängt somit die Amphibien. Straßenabschnittes führen. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung auf Damit die Gebiete als Amphibienle- solche Gefahrenstellen ist für den Er- bensraum Bestand haben, müssen sie halt der Amphibien sehr hilfreich im Ruderalzustand erhalten bleiben. (www.nabu- koeln.de). Krötenzäune Dazu sind fortwährend Pflegemaß- stellen bei Amphibienwanderungen nahmen nötig. Bereits bestehende Abb. 19: Erdkröten sind sehr wanderfreu- nur eine temporäre Lösung dar. Laichgewässer für Amphibien müssen dig und erleiden oft den Straßentod. Zumeist sind in einem solchen Fall unbedingt erhalten werden. Dies kann Common toads are highly mobile and thus Laichhabitat und Landlebensraum mancherorts dazu führen, dass man often killed by traffic. (Foto: Archiv)

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BB3DJHOLQGG 8KU Thomas Titz, der Zoopädagoginnen Ruth Dieckmann und Lucia Schrö- der, zahlreicher freiwilliger Helfer des Zoos und vom NABU und des Zoodirektors Theo Pagel selbst re- naturiert. Zudem hatten die Gärtner des Zoos bereits die Obstbäume aus- gelichtet und beschnitten. Die Frei- willigen entfernten einen Großteil der Pflanzen und baggerten den Teichgrund aus. Unterstützt wurden sie dabei von der Firma Baurent, die einen Minibagger, einen Dumper und eine Grabenwalze zur Verfügung stellten. In einem weiteren Schritt wurde mit 60 Tonnen Ton eine neue Abb. 20: Trocken gefallener Amphibienteich im Nüssenberger Busch. Schicht aufgebracht, die nun das Was- An dried out amphibian pond in the Nüssenberger Busch. (Foto: Klaus Simon) ser zuverlässig zurückhält. Eine Sand- und Kiesauflage auf dem Ton verhin- dert, dass das Wasser durch die Ver- (Europäische Erhaltungszuchtpro- In diesem ehemaligen Militärgelände bindung zum Ton eintrübt. Ende gramme, EEP) als auch in situ, zum wurden Anfang der 80er Jahre von ei- April 2008 füllte sich der Teich schon Beispiel in Vietnam (ZIEGLER, 2008; ner Arbeitsgruppe des NABU Köln mit klarem Oberflächenwasser. Er- VOGT et al., 2006) und diversen an- mehrere Teiche und Tümpel für Am- freulich ist, dass bei einer Nach- deren Projekten in aller Welt. Im Jahr phibien angelegt. Bis vor ein paar besichtigung im Mai 2008, die durch 2008 entstand nun erstmals auch eines Jahren hatten dort regelmäßig Gras- Herrn Simon (NABU) und Herrn vor der eigenen Haustür, im Land- frösche, Erd- und Kreuzkröten sowie Pagel (Zoo) erfolgte, bereits erste schaftsschutzgebiet Nüssenberger Teich- und Bergmolche abgelaicht. Kaulquappen der Erdkröte gesichtet Busch in Köln. Wie auch das Engage- Ein Teich fiel jedoch trocken. Die werden konnten. ment in anderen Naturschutzprojekten Weiden und Birken am Teichrand und ist der Einsatz hier langfristig geplant. der Rohrkolben im Teichinneren hat- Schaffung neuer Lebensräume ten die Tonschicht mit ihren Wurzeln Der Nüssenberger Busch beheimatet und Rhizomen durchlöchert, das In anderen Gebieten müssen Amphi- einen 200 Jahre alten Eichen- und Bu- Wasser konnte sich nicht mehr im bienlebensräume erst geschaffen wer- chenwald, der ein Überbleibsel der Teich halten. den. So können in bestehenden Land- natürlichen Vegetation darstellt. Ein- schaftsschutzgebieten, die für eine gebettet ist er in ein Mosaik aus Ma- Der besagte Teich wurde unter Mit- Neuansiedlung von Lurchen geeignet ger- und Trockenrasen, Hecken, arbeit der Kölner Zoogärtner unter sind, Laichgewässer eingerichtet wer- Kleingewässer und Streuobstwiesen. Leitung von Herrn Gärtnermeister den. Solche in der Vergangenheit künstlich angelegten Tümpel und Tei- che sind für die Lurche immer ein Gewinn gewesen. Die Pionierarten Kreuz- und Wechselkröte würden solche neuen Biotope bei einer vorhan- denen Verbindung zu anderen Am- phibienlebensräumen bald besiedeln. Auch in schon vorhandenen, größeren Amphibienbiotopen sollten zur Siche- rung der Bestände zusätzlich Tümpel, Teiche und/oder Weiher für Lurche angelegt werden.

Das Projekt Nüssenberger Busch, das anlässlich der Amphibienkampagne des europäischen und des Weltzoo- verbandes auf den Weg gebracht wur- de, ist langfristig angelegt. Neben der Pflege des oben beschriebenen Teiches und der Obstbaumwiesen, die auch für viele andere Tierarten eine Heimstatt bieten, werden wir noch Abb. 21: Freiwillige von Zoo und NABU befreien den Teich vom Bewuchs. ein weiteres Biotop anlegen. Der neue Volunteers of NABU and Cologne Zoo help to free the pond from vegetation. Tonteich soll noch größer werden als (Foto: Klaus Simon) der renaturierte Teich und wird in der

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BB3DJHOLQGG 8KU Nähe des Nüssenberger Hofes ange- legt. Im Vorfeld sind eine enge Ab- sprache und gemeinsame Planung mit der Stadtgruppe Köln des NABU, der Unteren Landschaftsbehörde und natürlich dem Kölner Zoo notwendig. Die Baumaßnahme ist für den Sommer 2008 geplant.

Bei der Planung eines solchen Gewäs- sers sind folgende Aspekte zu beach- ten:

Die Lage des Teiches – die Wasserflä- che darf nicht von Bäumen beschattet werden.

Das Gewässer sollte im weiteren Umkreis durch heimische Sträucher Abb. 22: Eine Tonschicht hält das Wasser im Teich zurück. geschützt werden. A layer of clay holds back the water. (Foto: Thomas Titz) Im Umfeld des Teiches sollte ein Tro- cken- Magerrasen vorhanden sein.

In einer Entfernung von 50 bis 100 Metern erstreckt sich ein Waldsaum mit anschließendem Hochwald, der von den Amphibien gut zu erreichen ist.

Nach Fertigstellung darf der Tonteich nicht mit Wasserpflanzen bepflanzt werden. Die natürliche Vegetation kommt von alleine und meistens viel zu schnell, so dass man den Bewuchs im Wasser schon bald reduzieren muss.

Etwa die Hälfte des Teichufers sollte ein Flachwasserbereich sein. Dieser Abb. 23: Der Amphibienteich nach der Fertigstellung. Teil des Wasserkörpers erwärmt sich The finished amphibian pond. The vegetation will recover the bank soon. schneller und somit können sich zum (Foto: Klaus Simon) Beispiel die Laichschnüre der Kreuz- kröten schneller entwickeln.

In einem Gelände, in dem viele Hunde ausgeführt werden, kann nicht auf einen Zaun um den Teich verzichtet werden. Badende Hunde gefährden den Laich und die Kaulquappen, sie wühlen das Wasser auf und trüben es, so dass eine Ei- und Larvenent- wicklung verzögert oder sogar verhin- dert wird.

Wiederherstellung ursprünglicher Lebensräume

Was für den Erhalt der Lurche im Kölner Raum noch weitaus interes- santer sein könnte, ist die teilweise Wiederherstellung ihrer ursprüng- Abb. 24: Die ersten Bewohner sind bereits in den Teich zurückgekehrt. lichen Lebensräume: die großen First amphibians returned already to the pond. (Foto: Ruth Dieckmann) Rheinuferbereiche mit den anschlie-

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BB3DJHOLQGG 8KU Literatur BLAB, J. (1986): Grundlagen des Biotop- schutzes für Tiere. Bonn-Bad Godesberg. GÜNTHER, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Jena. JANSON, O. (1922): Natur- und heimat- kundlicher Führer von Köln und Umge- bung. Köln. JEDICKE, E. (1994): Biotopverbund – Grundlagen und Maßnahmen einer neuen Naturschutzstrategie. Stuttgart. KLEWEN, R. & R. MITTMANN (1988): Die Amphibien und Reptilien Duis- burgs. Münster. LAUFER, H. (2004): Zum Beutespektrum Abb. 25: Die „Düvels Kau“ am Weißer Bogen könnte wieder in den primären Zustand einer Population von Ochsenfröschen versetzt werden. nördlich von Karlsruhe – Faunistische Ab- The “Düvels Kau” at Weißer Bogen could be transformed into the original condition. handlungen, Dresden, 25: 139-150. (Foto: Klaus Simon) MITTMANN, R. & K. SIMON (1991): ßenden Auenwäldern (siehe Kapitel 1 phibienarten verschwanden oder be- Die Amphibien und Reptilien im Kölner in diesem Artikel). Für die Wieder- siedeln nun Sekundärlebensräume Raum. Frechen. herstellung primärer Landschaften in wie Kiesgruben oder Steinbrüche. Im NÖLLERT, C. & A. NÖLLERT (1992): Köln würden sich mehrere Bereiche Kölner Raum gibt es heute noch eine Die Amphibien Europas – Franckh-Kos- anbieten: Reihe wertvoller Amphibienbiotope, mos Stuttgart. die seltenen Arten wie der Kreuz- – Sürther Aue und Wechselkröte, aber auch dem VENCES, M., J. BECKER, H. SAUER & – Weißer Bogen Kammmolch Lebensraum bieten. F. GLAW (2003): Verbreitung und Be- – Cranach-Wäldchen Diese müssen teilweise gepflegt wer- standssituation der Wechselkröte (Bufo – Merkenicher Rheinufer den, oftmals müssen Laichgewässer viridis) in Nordrhein-Westfalen. In: Mer- – Groov, Porz künstlich angelegt werden. So bemü- tensiella 14: 77-84. – Flittarder Rheinaue hen sich der NABU Köln und der VOGT, M., B. FORSTER, T. PAGEL & Kölner Zoo seit Anfang des Jahres T. ZIEGLER (2006): Neues vom Natur- An manchen Stellen der Aue könnten 2008 um Laichgewässer und Som- schutzprojekt des Kölner Zoos in Vietnam. alte, zugeschüttete Rheinarme wieder merhabitate im Nüssenberger Busch. Zeitschrift des Kölner Zoo (49): 35-49. renaturiert werden. Mit weniger Auf- In manchen Gebieten des Kölner wand könnten in verschiedenen Auen Raums könnten langfristig sogar Pri- WELTVERBAND DER ZOOS UND Tümpel und Teiche angelegt werden, märlebensräume wieder hergestellt AQUARIEN (WAZA) (2005): Zoos wie schon vor Jahren im Weißer Bogen werden. und Aquarien für Naturschutz. Die Welt- geschehen. Der Landlebensraum für Zoo- und Aquarium-Naturschutzstra- tegie. Bern. die Tiere ist an fast allen angesproche- Summary nen Gebieten vorhanden. ZIEGLER, T. (2008): „Ex situ“- und „in The meadow lands around Cologne situ“-Amphibienprojekte des Kölner Zoos: So bleibt zu hoffen, dass es den Kölnern were an optimal habitat for amphibians Nachzucht und Forschung als unser Bei- auch in Zukunft vergönnt sein wird, in former times. With increasing navi- trag zur Arterhaltung. Zeitschrift des Köl- dem sommerabendlichen Froschkon- gation, intensive agriculture and grow- ner Zoos (51): 67-88. zert zuhören zu können. Auch unsere ing settlement the original meadows Enkelkinder sollten noch Frösche, Krö- disappeared. Many amphibian species Anschrift der Verfasser ten und Molche aus dem Freiland ken- were lost or adapted to secondary ha- nen und nicht als ausgerottete Tierarten, bitats such as gravel-pits or quarries. Achim Jonas, Matthias Piontek, die als Alkoholpräparate nur noch in Today there are still some suitable am- Klaus Simon einem Museum zu bewundern sind. phibian habitats around Cologne, even NABU Köln for rare species like green toad, natter- Geschäftsstelle Zusammenfassung jack toad and great crested newt. These Georg-Kaiser-Str. 5 habitats must be maintained, spawning 50829 Köln Die Rheinauen um Köln boten den areas must be installed where necessa- www.nabu-koeln.de Amphibien früher einen optimalen ry. NABU Cologne and Cologne Zoo Lebensraum. Durch den Ausbau der are active in this way in Nüssenberger Theo Pagel Schifffahrt, die Intensivierung der Busch since the beginning of 2008. In Kölner Zoo Landwirtschaft und die zunehmende some areas of Cologne it even might be Riehler Str. 173 Besiedlung sind die ursprünglichen possible to restore the primary habi- 50735 Köln Auen verloren gegangen. Viele Am- tats. www.koelnerzoo.de

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B$Q]HLJHQLQGG 8KU Abb. 1: Die vorhandene Ausstellungsfläche im Insektarium vor dem Umbau. The exhibition space available in the Insectarium before alteration.

Aufbau einer Ausstellung mit einheimischen Amphibien im Kölner Aquarium

Karin van der Straeten & Detlef Karbe Fotos: Detlef Karbe

Einleitung mit Spinnentieren aufzubauen, diese hatte, die aus seiner Sicht wichtigen zuerst für Amphibien zu nutzen. Im Punkte – Besucherfreundlichkeit, art- Im Besucherbereich des Insektariums „Jahr des Frosches“ sollten sich näm- gerechte Tierhaltung und technische des Kölner Aquariums befindet sich lich so viele Zoos wie möglich an die- Erfordernisse – berücksichtigt zu se- seit der Eröffnung im Jahr 1971 im hin- sem einmaligen Projekt zur Rettung hen. Es ergab sich folgende Logistik: teren Bereich eine bisher nur spora- der Amphibien beteiligen. Damit war disch genutzte Ausstellungsfläche. Um die „Grundsteinlegung“ zur Erneue- Der Leiter des Aquariums, Dr. Ziegler, diese stärker in das Aquarium einzu- rung der Ausstellungsfläche gelegt. In übernahm den Rohentwurf und die binden und noch besucherfreundlicher Zusammenarbeit mit dem zoologi- Organisationsleitung der Amphibien- zu gestalten, entstand die Idee, dort ei- schen Direktor, dem Leiter des Aqua- ausstellung, die er später dann an die ne Dauerausstellung über Spinnentiere riums – zugleich auch Organisations- verantwortlichen Tierpfleger übergab, zu präsentieren, die sich mit anderen, leiter der Amphibienausstellung –, den u. a. weil es parallel einen deutschland- periodischen Ausstellungen abwech- entsprechenden Tierpflegern, Zoo- weiten Amphibienkurs für Zootierpfle- seln sollte (ZIEGLER, pers. Mittei- handwerkern und natürlich den ger im Kölner Zoo vorzubereiten galt. lung). Im Herbst 2007 wurde vom Zoopädagogen wurde in mehreren Sit- Weltzooverband (WAZA) für 2008 das zungen eingehend über das Vorgehen Die Zoopädagogik, vertreten durch „Jahr des Frosches“ ausgerufen, so dass und die einzelnen Arbeitsschritte be- Frau Dieckmann und Frau Schröder, es sich anbot, statt eine Ausstellung ratschlagt, so dass jeder Gelegenheit entwickelte zusammen mit dem

Zeitschrift des Kölner Zoos · Heft 2/2008 · 51. Jahrgang 105

49321_105-113_Karbe.indd 105 26.06.2008 12:23:50 Uhr Grafikbüro Alsleben-Design das äu- ßere Erscheinungsbild, d. h. Design und Beschriftung.

Das Handwerkerteam rund um Herrn Springborn übernahm die Renovierung der Ausstellungsfläche, die Beschaffung des Schwerlastregals, die Koordination des Trockenbaus sowie die elektrischen Belange und andere noch kurzfristig anfallende technische Arbeiten.

Die Autoren des Artikels, Tierpfleger im Amphibienrevier des Kölner Aqua- riums, waren mit der Aus- und Ein- richtung der Terrarien und deren tech- nischem Equipment betraut sowie später mit Koordination der beim Aufbau der Ausstellung erforderlichen Arbeitsschritte.

Um die vorhandene Fläche von ca. 6 x Abb. 2: Die eingebauten Tankverschraubungen im vorderen Landteil und im hinteren 9 m (54 m²) optimal auszunutzen, d. h. Wasserbecken. Tank screwings in the anterior land part and in the back of the water part. den Besuchern noch möglichst viel Raum zu lassen, Tieren und Pflegern aber dennoch ausreichend Platz zur Aufbau (Laubfrösche) zuzüglich dicht schlie- Verfügung zu stellen und auch, um der ßender Abdeckungen. Damit der Be- nötigen Sicherheit (Beachtung der Für die Planung der Terrarien, die zur sucher einen ungestörten Blick in die Fluchtwege) nachzukommen, ent- Aufnahme unterschiedlicher Lurche Schaubehälter mitsamt natürlichem schloss man sich, die Ausstellung in dienen sollten, legten wir die Hal- Hintergrund hat, wurden diese so L-Form entlang der Wand aufzubauen. tungsrichtlinien für Amphibien der entworfen, dass sie von den Tierpfle- Dadurch entstand ein Abstand zur Deutschen Gesellschaft für Herpeto- gern nur von oben zugänglich sind Wand von insgesamt ca. 170 cm, für logie und Terrarienkunde (DGHT) und auch kein Entweichen der Bewoh- pflegerische Arbeiten – für die Besu- zugrunde. Von der Zoohandlung ner möglich ist. Dann wurde in allen cher nicht ersichtlich – stand hinter Kalthoff (Köln) erhielten wir dann Becken auf dem Glasboden im Land- den Terrarien ein 1 m breiter Arbeits- sieben den Ausstellungsanforderungen teil je eins, sowie im Wasserteil je zwei gang mit integrierter Technik zur Ver- passgenau angeglichene Glasbehälter Löcher á 32 mm Durchmesser für fügung. Die Schwerlastregale haben mit den Maßen 100 x 80 x 50 cm (L x H den Ab- und Zulauf des Wassers zur eine Tiefe von 60 cm, die Wandverklei- x B) und zwei weitere Becken á 70 x 80 Filterung vorgesehen (siehe auch das dung zusätzlich eine Stärke von 10 cm. x 50 cm (Unken) bzw. á 90 x 110 x 70 cm Kapitel Technik). Die Anzahl der Terrarien wurde auf 9 Schaubecken beschränkt, um den aus- gewählten Arten möglichst viel Raum bieten zu können. Insgesamt betrach- tet, erstreckt sich demnach die Aus- stellung bei nahezu der gesamten Raumhöhe auf einer Fläche von 9 m Länge und 1,7 m Tiefe.

Da die Besucher des Kölner Aquari- ums in der Regel nur die fertigen Aqua- rien und Terrarien zu Gesicht bekom- men bzw. deren Fertigstellung nur aus Besuchersicht verfolgen können, soll sich dieser Artikel der Entstehung ei- ner größeren Terrarienanlage auch aus der unseren Besuchern sonst nicht er- sichtlichen Perspektive widmen. Im Folgenden wollen wir dem interessier- ten Besucher daher Schritt für Schritt den Aufbau der aktuellen Amphibien- ausstellung erklären und einen Ein- blick in die teils aufwändiger als ge- Abb. 3: Die ersten Schwerlastregale stehen bereits. dachte technische Gestaltung geben. Heavy duty shelves.

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BB.DUEHLQGG 8KU Auf diese Beckenmaße wurde weiter- hin das Schwerlastregal ausgerichtet und wenige Tage später war es auch schon aufgebaut. Damit die Glasbehäl- ter einen sicheren Stand haben, wurde auf die Einlegeböden der Schwerlast- gestelle jeweils eine 1 cm dicke Holz- platte gelegt und zusätzlich eine gleich starke flexible Unterlegscheibe ange- bracht (um Unebenheiten bzw. un- gleichmäßig verteilten Druck auszu- gleichen). Dann kam der große Mo- ment: die Terrarien wurden angeliefert. Unter Mithilfe der Lieferfirma Terra- Shop-Wesel wurden die Becken mit dem hauseigenen Personenaufzug in die oberste Etage, also in das Insekta- rium gebracht und dort sofort in die Abb. 4: Anlieferung der Terrarien für die Froschausstellung. dafür vorgesehenen Regalabteile ge- Delivering of the first terraria for the amphibian exhibition. stellt. Alle Becken waren – so wie wir uns das erhofft hatten – perfekt. Nur von pflegerischer Seite stellen sie hohe Anforderungen an uns, da deren Ein- richtung bzw. Säuberung nicht einfach ist. Anschließend wurde jedes Becken so ausgerichtet wie es im fertigen Zu- stand stehen sollte. Unter der Mithilfe von Stefan Over (Zoohandwerker), Arnold Kaczmarczyk (Elektriker), Sa- bine Ommer und Anna Hövel (Tier- pflegerinnen) konnten die im Glas ge- bohrten Löcher auf die flexible Unter- legscheibe übertragen werden. Nun mussten die Becken heraus gehoben werden, um die Löcher durch Unter- legscheibe und Holzplatte bohren zu können. Anschließend wurden die Be- cken wieder ins Regal gestellt, erneut ausgerichtet und die Tankverschrau- bungen (PVC) befestigt. Abb. 5: Einsetzen der ersten Terrarien. Fixing the first terraria. Nun begannen die Trockenbauer (Firma Prause) ihre Arbeit. Aus Alu- minium-U-Profilen wurde erst einmal die Rohkonstruktion des zweiteiligen Schauelementes aufgebaut. Anschlie- ßend wurde im rückwärtigen Bereich (Pflegerbereich) eine doppelte Lage Regipsplatten befestigt. Danach wur- den die Regalelemente mit Terrarien bis an die fertig gestellte Vorderwand heran geschoben. Nun konnten die einzelnen Fensterausschnitte für die Behälter heraus geschnitten werden. Die Terrarienaufstellung wurde so ge- wählt, dass nicht alle Becken in ein und derselben Höhe stehen, sondern besu- cherfreundlicher und von der Gestal- tung her spielerischer im Versatz (d. h. eins höher bzw. tiefer als das andere). Jetzt konnte von der Besucherseite aus ebenfalls eine doppelte Lage Regips- Abb. 6: Die Helfer der Ausstellung. platten angebracht werden. Der Hohl- Exhibition assistants. raum wurde wegen der isolierenden

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BB.DUEHLQGG 8KU kon noch ausdunsten musste, befes- tigten wir schon einmal die Tankver- schraubungen (aus PVC) an den dafür vorgesehenen Löchern. Die Lochboh- rungen im Landteil haben die Auf- gabe, überschüssiges Wasser im Erd- substrat zu entsorgen. Das hat den Vorteil, dass man den Bodenbereich immer dort gut anfeuchten kann, wo es nötig erscheint, ohne dass dieser versumpft. Es kann sogar bei Bedarf eine mobile Regenanlage angeschlos- sen werden, die wir ohne Bedenken ein paar Stunden in Betrieb nehmen können. Um ein vorzeitiges Verstop- fen zu verhindern, wurde über den Abfluss ein Sieb gelegt und eine zwei Zentimeter dicke Kiesschicht aufge- tragen. Jetzt konnten die ersten Be- cken mit den unterschiedlichsten Materialien bestückt werden. Ver- Abb. 7: Langsam nimmt die Ausstellung Formen an. wendete „Hölzer“ bestehen zum Step by step, the exhibition grows. größten Teil aus künstlichen Wurzeln (Keramik). Sie lassen sich nach Been- Wirkung mit Dämmmatten ausgefüllt beendet waren, konnten wir die digung der Ausstellung desinfizieren (siehe Technik). Gestaltung der einzelnen Becken in und dann wiederverwenden. Da alle Angriff nehmen. Amphibien die unterschiedlichsten Da der Trockenbauer noch eine Weile Ansprüche an ihren Lebensraum stel- beschäftigt war, machten wir uns mit Einrichtung len, mussten wir das natürlich bei der dem Gärtner Klaus Potthoff auf den Planung, der Einrichtung, Besetzung Weg, um für die Beckengestaltung Damit der Besucher einen ungestör- und vor allen Dingen bei der Technik unterschiedliche Einrichtungsgegen- ten Blick in die Schaubehälter genie- hinreichend berücksichtigen. So orga- stände zu beschaffen (siehe Ein- ßen kann, wurden Seiten- sowie nisierten wir für die Kreuzkröte extra richtung). Diese Idee entstand wäh- Rückwände der Behälter mit einer Steinbrucherde und für die Wechsel- rend der Planungsvorbereitung für künstlichen Strukturrückwand (Fels- kröte ein Sand-Kiesgemisch, da beide diese Ausstellung. Da Amphibien motiv, Firma Juwel-Aquaristik) von Arten einen eher trockeneren Biotop- die unterschiedlichsten Lebensräume innen beklebt. Die zum Teil entstan- typ bevorzugen. Für die Erdkröten besiedeln, suchten wir auch für diesen denen Spalten wurden mit Silikon wurde hingegen ein Laubwaldbiotop, Zweck das passende Erdsubstrat oder mit Moos ausgefüllt, damit sich für Grasfrösche und Kammmolche plus Dekorationsmaterial zusammen. später keine Futtertiere unbemerkt ein Teichausschnitt, für die Unken ein Nachdem die Trockenbauarbeiten verstecken können. Während das Sili- Kleingewässer (Wegrandbiotop), für

Abb. 8: Anschlüsse für den Außenfilter zur Wasserklärung. Abb. 9: Die ersten Terrarien mit eingeklebter Rückwand. Filter connections for the water clearing. The first terraria with glued rear panels.

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BB.DUEHLQGG 8KU ren Heimat eigentlich Australien ist, als Alternative in den Bodengrund ein- gepflanzt, da entsprechende heimische Wasserpflanzen sich noch in der Win- terruhe befanden. Das aufwändigste Becken hatten wir aber noch vor uns. Es war schon sehr anstrengend, die acht Terrarien von oben her einzurich- ten, doch war nun als Krönung noch das Laubfroschterrarium an der Reihe. Das eingeklebte Wasserbecken war bei einer Beckenhöhe von 1,10 m kaum er- reichbar, so dass wir es kurzerhand mit einer dicken Schicht Lauberde zu- schütteten und es durch ein heraus- nehmbares, aufgesetztes Becken er- setzten. Keine zuvor noch so gut durchdachte Ausstellung zeigt nach- träglich keine Kinderkrankheiten, doch nahmen wir es mit Humor. So konnten alle Arbeiten an diesem Be- Abb. 10: Karin van der Straeten beim Bepflanzen des Erdkrötenbehälters. hälter nur nach Verlängerung der vor- Karin van der Straeten while cropping the common toad enclosure. gesehenen Arbeitsgeräte ausgeführt werden. Mit Kletterästen mussten wir unsere Knoblauchkröten eine Heide- Tankverschraubungen wird das feuch- weiterhin etwas sparsam sein, um uns landschaft, für die Laubfrösche ein te Element von einem Außenfilter nicht selber den etwas beengten Raum Gebüschstreifen sowie für die Feuer- (Eheim, Typ – 2224) angesaugt und zum Scheibenputzen zu verbauen – salamander ein schwach fließender gereinigt, um anschließend über die zumal es das einzige Terrarium ist, das Waldbach eingerichtet. Bei der Be- zweite Verschraubung wieder ins besucherattraktiv von zwei Seiten pflanzung wurden ausschließlich ein- Wasserbecken gedrückt zu werden. einsehbar ist. Dafür wurde als Ersatz heimische, biotopgerechte Gewächse Ein auf die Saugleitung aufgesteckter an der Rückwand eine kleine Klein- verwendet (siehe unten). Filteransaugkorb verhindert unnötige blättrige Buche eingepflanzt und der Verletzungen der Amphibien und de- Bodengrund wurde wie fast bei allen Um den bei uns gehaltenen Amphibien ren Larven. Zusätzlich lässt sich die Behältern mit pflegeleichtem Moos Störungen durch all zu häufige Was- Wasserströmung über einen Hebel am bedeckt. serwechsel zu ersparen, entschieden Filter den Bedürfnissen der einzelnen wir uns für eine hygienische Filterung Bewohner anpassen. In den beiden Be- Während wir mit dem Einrichten der durch Außenfilter, wozu zuvor jeweils cken mit der größeren Wassermenge Becken und den letzten Handgriffen zwei Lochbohrungen im Wasserteil (Grasfrosch und Kammmolch) wur- beschäftigt waren, klebte die Firma angebracht wurden. Über eine der den große und kleine Vallisnerien, de- Mausklick über längere Zeit und in aufwändiger Klein- und Feinstarbeit die entsprechende Beschriftung und Bilder an die dafür vorgesehenen Wandflächen. So langsam nahm unsere Froschausstellung Gestalt an.

Auflistung der verbauten Materialien (lediglich Terrarieneinrichtung):

– 15 Kartons Rückwände (á 2 Stck. pro Karton)

– 10 Tuben Silikon schwarz (für den Aquaristikbedarf)

– 3 Eimer Kies (Dränage in allen Becken)

– 4 Eimer Rheinsand (Grasfrosch, Kammmolch, Unken, Abb. 11: Die erschwerte Einrichtung des Abb. 12: Geschafft: der fertige Laubfrosch- diverse Wasserbecken) Laubfroschbehälters. behälter. Somewhat complicated setting of the tree Ready: the completed tree frog enclosure. – 2 Eimer Sand-Kiesgemisch frog enclosure. (Wechselkröte)

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BB.DUEHLQGG 8KU Abb. 13: Teilansicht der fast fertigen Ausstellung. Partial view of the nearly finished exhibition.

– 2 Eimer Steinbrucherde – 8 Paletten einheimische Pflanzen wurden Land- und Wasserteil mit (Kreuzkröte) (Efeu, Hainsimse, Immergrün, Lochbohrungen für Tankverschrau- Nieswurz, Waldsegge, bungen versehen. Die Verschraubung – 8 Eimer Lauberde Falsche Erdbeere, Blaugras, vom Landteil und eine vom Wasser- (Erdkröte, Grasfrosch, Feuersala- Rippenfarn, Hirschzungenfarn, teil (Druckleitung) wurde an eine mander, Kammmolch, Laubfrosch) Heidekraut, kurze kleine Gräser Ringleitung (gilt für alle Becken) und eine Kleinblättrige Buche) an ge schlossen, die vorher schon an- – 2 Eimer Spargelerde gefertigt wurde und in einen Ka- (Knoblauchkröte) – echtes und künstliches Holz nalanschluss mündet. Beide An- schlussrohre wurden zusätzlich noch – 2 Eimer Buchenlaub Technik mit einem Absperr hahn versehen. (Erdkröte, Feuersalamander, Während der Hahn vom Landteil im- Laubfrosch) Damit nun solch eine Ausstellung mer offen ist, damit überschüssiges auch reibungslos funktioniert und Wasser abgeführt wird, wird der – 2 Eimer Gestein dabei alle erdenklichen Haltungs- Hahn am Wasserbecken nur dann ge- (Bachlauf, Feuersalamander) richtlinien und Anforderungen be- öffnet, wenn ein Wasseraustausch dacht werden, bedarf es manchmal stattfinden soll. Die Druckleitung – 3 Kisten Moos einer etwas aufwändigeren Technik. selber wurde oberhalb vom Absperr- (für fast alle Terrarien) Da Besucher bekanntlich Tiere sehen hahn nochmal durch ein T-Stück ge- wollen und die Technik nur stören teilt, um dort den Druckschlauch – 8 Filtersiebe würde, wurde sie im hinteren be- vom Filter anzuschließen. Die Saug- (für die Ansaugleitung vom Filter) gehbaren Ver sorgungsteil unter und leitung vom Filter hat keine Verbin- über den einzelnen Becken aufgebaut. dung zu anderen Rohren, sondern ist – 8 Siebe (für die Bodenabläufe) Die Ver rohrung (für das Abwasser) separat für sich montiert. Beim führte die Firma Wölk aus Köln-Porz Feuersalamander wurde noch ein – 3 Bund Wasserpflanzen nach unseren Vorgaben durch. Wie zusätzliches Kühlaggregat (Aqua (Wasserpest, Vallisnerien) bereits in der Einleitung erwähnt, Chill 100) von der Firma Aquatic

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BB.DUEHLQGG 8KU Abb. 14: Die Verrohrung der einzelnen Behälter. Abb. 15: Aufwändige Wasserkühlung für die Feuersalamander. Piping of the single enclosures. Complicated water cooling system in the fire salamander enclosure.

Nature zwischen den Filter geschal- sie nicht nach hinten in den Pfleger- Besatz tet, um den Bachlauf auf ca. 15-18°C gang durchschieben können. Um Wassertemperatur zu halten und so für ein gutes Raumklima zu sorgen Als wir in den „letzten Zügen lagen“ Hitzepeaks während der Sommerzeit und damit es im Sommer dem einen (es waren immerhin nur noch drei Tage standhalten zu können. Damit beim oder anderen Frosch nicht zu warm bis zur Eröffnung), konnten dann end- täg lichen Arbeiten die Beleuchtung ums „Herz“ wird, wurden noch zwei lich die Hauptdarsteller, d. h. die aus- nicht stört, wurde diese an Ketten transportable Klimageräte in den zustellenden heimischen Amphibien befestigt und kann so nach Belieben Arbeitsgang gebracht. Zurzeit haben einziehen, die wir in Zusammenarbeit nach oben gehängt werden. Als wir eine durchschnittliche Tempera- mit dem Zoologischen Forschungs- Leuchtkörper wurden einflammige tur von 20°C. Sollte es im Sommer museum Alexander Koenig (ZFMK) T-5-Lampen über den Terrarien an- dennoch zu warm werden, kann und der Stadtgruppe Köln des Natur- gebracht. Die Glasbehälter selber zusätzlich noch die hauseigene Kli- schutzbundes Deutschland (NABU) wurden an verschiedenen Stellen noch maanlage hinzu geschaltet werden. erhielten: zwei Erdkröten (Bufo bufo), gesichert, damit sie einerseits nicht Dank der guten Wand isolierung eine Kreuzkröte (Epidalea calamita), zur Besucherseite verrutschen kön- gab es bis zum heu tigen Zeitpunkt je- drei Wechselkröten (Pseudepidalea vi- nen, und andererseits die Betrachter doch keinerlei Pro bleme. ridis), vier Feuersalamander (Salaman-

Abb. 16: Ankunft der ersten Amphibien im Wagen des Aquariums- Abb. 17: Der Leiter des Aquariums, Dr. Thomas Ziegler, bei der kurators. Vorbereitung zum vorsichtigen Einsetzen der ersten Bewohner. Arrival of the first amphibians in the car of the aquarium curator. The head of the Aquarium, Dr. Thomas Ziegler, while preparing the cautious transfer of the first terrarium inhabitants.

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BB.DUEHLQGG 8KU Abb. 18: Der erste Feuersalamander bezieht sein Minibiotop. Abb. 19: Die fertig gestellte Bepflanzung von Ken Reise. The first fire salamander moves into its new mini biotope. The completed planting, done by Ken Reise.

dra salamandra), einen Kammmolch tretender Direktor, Leiter der Abt. Zoohandlung Bernd Kalthoff danken (Triturus cristatus), zwei Gelbbauch- Wirbeltiere u. Kurator Herpetologie) wir für die immer gute Zusammenar- unken (Bombina variegata), zwei vom Zoologischen Forschungsmuse- beit und für das Erstellen der Terrari- Knoblauchkröten (Pelobates fuscus) um Alexander Koenig (ZFMK) in enzeichnungen. Dem Terra-Shop-We- sowie drei Laubfrösche (Hyla arborea) Bonn danken wir für die Bereitstellung sel danken wir für die gute Verarbei- (Frosch des Jahres 2008). Nach Been- der lebenden Tiere und für die Unter- tung der Glasbehälter und für pünktli- digung der Ausstellung – voraussicht- stützung des Projekts. Klaus Simon che Lieferung. Anica Alsleben danken lich im Herbst 2008 – werden die Tiere (NABU) und seinen Mitarbeitern vom wir für ihren überzeugenden Entwurf wieder an das Museum Koenig zu- Stadtverband Köln danken wir für die der Ausstellung. Unseren Zoopädago- rückgegeben bzw. zurück in die Natur hervorragende Unterstützung. Bei der gen danken wir für die gute Zusam- gebracht. Schließlich wurde, um die Unteren Landschaftsbehörde (ULB) menarbeit, ebenso den Zoohandwer- ganze Ausstellung noch etwas freund- bedanken wir uns für die gute Zusam- kern, von denen zu nennen sind: Ro- licher zu gestalten, vom Gärtner Ken menarbeit. Ein Dank gilt auch allen nald Springborn, der uns unterstützte, Reise im hinteren freien Teil ein attrak- Sponsoren. Unser Dank geht auch an wo es nur ging, obwohl er zu diesem tives Pflanzbeet angelegt sowie das an- Sabine Ommer und Anna Hövel Zeitpunkt noch drei andere Baustellen grenzende Treppenhaus mit einheimi- (Aquarium), die immer zur Stelle wa- zu betreuen hatte; Stefan Over und Ar- schen Pflanzen begrünt. ren, wenn Hilfe gebraucht wurde und nold Kaczmarczyk danken wir für ih- die uns moralisch unterstützten. Der ren uneingeschränkten Einsatz, auch Am Donnerstag, dem 14. Februar 2008 war es dann soweit. Die Ausstellung wurde vom Zoodirektor Theo Pagel, dem Stellvertretenden Direktor des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig, Professor Dr. Wolf- gang Böhme und Klaus Simon von der Stadtgruppe Köln des NABU eröff- net.

Danksagung

Unserem Direktor Theo Pagel danken wir für seine Zustimmung, ohne die es keine Amphibienausstellung gegeben hätte. Bei Dr. Thomas Ziegler bedan- ken wir uns für sein uneingeschränk- tes Vertrauen, das er uns beiden gegen- über zeigte, für seine Planungsarbeit und Koordination. Dank auch für Hinweise zum Manuskript sowie die Abb. 20: Prof. Dr. Wolfgang Böhme (ZFMK), Klaus Simon (NABU) und Zoodirektor Übersetzung der englischen Zusam- Theo Pagel Sekunden vor Eröffnung der Amphibienausstellung. menfassung und der Bildlegenden. Prof. Dr. Wolfgang Böhme (ZFMK), Klaus Simon (NABU) and the zoo director, Theo Prof. Dr. Wolfgang Böhme (Stellver- Pagel, seconds before opening the amphibian exhibition.

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BB.DUEHLQGG 8KU wenn es zeitlich nicht immer passte. Zusammenfassung Anschrift der Verfasser: Der Trockenbaufirma Prause ein recht herzliches Dankeschön für die geleis- Im „Jahr des Frosches 2008“ entschloss Karin van der Straeten tete Arbeit. Das gleiche gilt auch für sich der Kölner Zoo zum Aufbau einer Detlef Karbe die Firma Mausklick, die die Folienbe- Sonderausstellung für einheimische AG Zoologischer Garten Köln schriftung angebracht hat. Der Gärt- Amphibien. Es wird der Aufbau der Riehler Straße 173 nertruppe sind wir ebenfalls zu Dank Ausstellung sowie das Einrichten der 50735 Köln verpflichtet für das Anlegen eines Tei- Terrarien erläutert, ebenso die verwen- ches im Zoo in Zusammenarbeit mit dete Technik, die notwendig ist, um Mitarbeitern des NABU. Klaus Pott- für Grasfrösche, Erdkröten, Kreuz- hoff (Gärtner) unterstützte uns tat- kröten, Wechselkröten, Feuersalaman- kräftig bei der Beschaffung von Deko- der, Kammmolch, Gelbbauchunken, rationsmaterialien. Ken Reise (Gärt- Knoblauchkröten sowie den Laubfrös- ner) verwandelte die freigebliebene chen (Frosch des Jahres 2008) optimale Ausstellungsfläche in eine kleine grü- Bedingungen zu schaffen. ne Oase. Allen beteiligten Personen nochmals recht herzlichen Dank und Summary wir wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit. In the “Year of the Frog”, the Cologne Zoo decided to build up a special exhi- bition dealing with the local amphibian fauna. We provide insights into the building of the exhibition, the setting of the terraria, and the techniques used, to create optimum facilities for the kee- ping of grass frogs, common toads, natterjack toads, fire salamanders, great crested newts, fire-bellied toads, Eurasian spadefoot toads, and Euro- pean tree frogs (frog of the year 2008).

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BB.DUEHLQGG 8KU GmbH BAUMASCHINEN UND BAUGERÄTE Düsseldorfer Straße 183-193 · 51063 Köln Telefon (0221) 9 64 57-0 Fax (02 21) 9 64 57 24 Ein Begriff im Rheinland für Baumaschinen Baugeräte - Baueisenwaren Werkzeuge - Unterkünfte

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B$Q]HLJHQLQGG 8KU Abb. 1: Anlässlich des „Jahr des Frosches“ entstand im Aquarium eine Ausstellung mit lebenden heimischen Amphibien. The “year of the frog” at Cologne Zoo started with an exhibition of localy living amphibians. (Foto: Oliver Zinn, Maus-Klick)

Haste mal 'n paar Kröten?! Amphibien in Gefahr! Eine Ausstellung und Kampagne im Kölner Zoo

Ruth Dieckmann

Amphibien spielten bisher in der Jahren nicht mehr gesichtet worden. Eine weitere Ausbreitung wäre verhee- Zoopädagogik eine eher untergeord- Die Gründe sind vielfältig, aber eine rend, das Froschsterben wird bereits nete Rolle. Ganz interessant lassen sie Pilzerkrankung führt neuerdings mit dem Massensterben der Dinosauri- sich jedoch im Zusammenhang mit der dazu, dass Populationen, die bereits er verglichen. Evolution des Lebens vom Wasser ans durch andere Faktoren geschwächt Land darstellen. Viel Aufmerksamkeit sind, innerhalb kürzester Zeit ver- Unter dem Leitsatz „Building an Am- gilt auch noch den farbenfrohen Baum- schwinden. Der Pilz, Batrachochytri- phibian Ark“ hat die Welt-Natur- steigerfröschen Südamerikas. Mit der um dendrobatidis, grassiert bislang schutzorganisation IUCN Zoos und globalen Amphibienkrise rücken die zwar hauptsächlich in Mittel- und Privathalter aufgefordert, Zuchtpro- Lurche nunmehr in den Mittelpunkt. Südamerika sowie Australien und gramme für bedrohte Amphibien in Und die Situation ist dramatisch: Be- Neuseeland, doch ist eine Ausbreitung Menschenhand aufzubauen und hat reits ein Drittel der ca. 6.200 bekann- auch in gemäßigten Breiten nicht das „Jahr des Frosches“ ausgerufen. ten Amphibienarten gilt als „vom Aus- auszuschließen, zumal er auch schon Auch der Verband europäischer Zoos sterben bedroht“, 35 Arten sind bereits in Europa nachgewiesen wurde und Aquarien EAZA hat seine dies- ausgestorben, weitere 130 schon seit (ZIPPEL, 2007). jährige Naturschutzkampagne den

Zeitschrift des Kölner Zoos · Heft 2/2008 · 51. Jahrgang 115

49321_115-127_Dieckmann.indd 115 26.06.2008 12:24:58 Uhr tür“ im Norden Kölns, im Nüssenber- ger Busch. In diesem Landschafts- schutzgebiet müssen Amphibienbioto- pe gepflegt und teilweise neu angelegt werden (JONAS, 2008).

Neben unserem aktiven Engagement wollen wir den Zoobesuchern die kri- tische Situation der tropischen, aber auch der heimischen Amphibien näher bringen. Auch von den 21 heimischen Amphibienarten sind zwei Drittel akut gefährdet (BINOT et al., Rote Liste). Wir entschlossen uns daher, im Zoo eine Ausstellung mit lebenden heimi- schen Amphibien einzurichten.

Im hinteren Bereich des Insektariums wurde ein neuer Schauteil mit Terrari- en geschaffen, die von einem dahinter Abb. 2: Ein Drittel der weltweit vorkommenden Amphibien ist akut vom Aussterben bedroht, über viele Arten weiß man zu wenig. gelegenen Gang versorgt und gepflegt About one third of global amphibian species is threatened with extinction. The status of werden (KARBE & VAN DER STRA- many species is still unknown. (Grafik: verändert nach www.globalamphibians.org) ETEN, 2008).

Die räumliche Nähe tropischer und heimischer Amphibienarten im Aqua- rium bietet didaktisch viele Möglich- keiten. So können nicht nur heimische und tropische Amphibien in ihrer Ge- samtheit betrachtet, sondern auch im Vergleich zu den Reptilien und Fischen behandelt werden. Hier lassen sich un- ter anderem evolutionstheoretische Aspekte aufzeigen.

Denn es waren die Amphibien, die vor ca. 350 Mio. Jahren als erste Wirbel- tiergruppe den Übergang vom Wasser auf das Land schafften. Die Individu- alentwicklung eines Froschlurchs kann daher als „Modell“ für die Entwick- lung der Landwirbeltiere aus den Kno- chenfischen genutzt werden.

Als Vorfahren der Wirbeltiere galten lange Zeit die bis heute fast unverän- Abb. 3: Die Goldkröte (Bufo periglenes) aus den Bergnebelwäldern Perus ist eines der prominentesten Opfer des Chytridpilzes. dert gebliebenen Quastenflosser. Neu- The golden toad (Bufo periglenes) is one of the most prominent victims of chytridiomy- erdings werden die Lungenfische als cosis. (Foto: Hans-Joachim Herrmann) direkte Vorfahren favorisiert, da sie ge- netisch enger mit den Wirbeltieren ver- wandt sind. Im Aquarium kann diese Amphibien gewidmet („Amphibian lichkeiten hinter den Kulissen des Thematik am Australischen Lungen- Alarm. Year of the Frog Campaign Aquariums ermöglicht nun auch „ex fisch (Neoceratodus forsteri) aufgegrif- 2007/2008“). Ziel der Kampagne ist es, situ“ verstärkte Zuchtbemühungen fen werden. auf die dramatische Situation aufmerk- (ZIEGLER, 2008). sam zu machen und 750.000 Euro Die Bindung der Lurche ans Wasser ist Spendengelder für Schutzprojekte in Doch wollen wir unsere Aufmerksam- bis heute erhalten geblieben, zumin- Zoos und vor Ort zu sammeln. keit nicht nur auf tropische Amphibien dest zur Eiablage benötigen sie offene richten, sondern auch im lokalen Be- Wasserflächen, wo sich die Entwick- Der Kölner Zoo setzt sich auf ver- reich tätig werden. Gemeinsam mit lung der Larven bzw. Kaulquappen schiedenen Ebenen für die Amphibien dem NABU Stadtverband Köln und in zum adulten Tier vollzieht. Die Haut ein. In Vietnam betreiben wir schon Abstimmung mit der Unteren Land- der Amphibien ist so dünn und emp- länger Naturschutzaktivitäten für schaftsbehörde (ULB) initiierten wir findlich, dass sie ein Leben lang auf Amphibien. Ein Ausbau der Räum- ein Naturschutzprojekt „vor der Haus- feuchte Habitate angewiesen sind.

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU aber auch eine erstaunliche Wund- heilungskraft. Die verantwortliche Substanz erhielt den Namen Magainin und wird gegen vielfältige Infektionen eingesetzt. Aus der Haut einiger Phyl- lomedusa-Arten konnten erfolgreich Opiate gewonnen werden. Epipedoba- tes tricolor soll in seiner Haut ein Schmerzmittel produzieren, das 200 mal stärker als Morphin wirkt. Ver- schiedene Substanzen aus der „Frosch- apotheke“ sind bereits im medizini- schen Einsatz. So wird ein Eiweiß aus dem Australischen Weißen Baumfrosch (Litoria caerulea) bereits erfolgreich für den Einsatz bei Magen-Darmstö- rungen nachgebaut (BIRTSCH, 2008).

Abb. 4: Lungenfische gelten heute als „Vorfahren“ der Landwirbeltiere. Amphibien sind aber auch faszinieren- Nowadays lung fishes are considered as ancestors of the land vertebrates. de Lebewesen, die außergewöhnliche (Foto: Thomas Ziegler) Anpassungen und Fortpflanzungs- strategien entwickelt haben. Der Ma- genbrüterfrosch (Rheobatrachus silus) Als wechselwarme Tiere haben die „Haste mal 'n paar Kröten?!“ und ver- zum Beispiel bietet seinen Nachkom- Amphibien in den gemäßigten Breiten weist auf verschiedene Dimensionen. men im Magen Schutz während der als Anpassung an die kalte Jahreszeit Zum einen soll Geld für Amphibien- Entwicklung der Larven. Die Analyse die Winterruhe entwickelt (HENKEL projekte gesammelt werden, zum an- der Substanzen, die die Larven vor der & SCHMIDT, 1998). deren wird um Aufmerksamkeit für Magensäure schützen, hätte im Kampf die heimischen Amphibien geworben: gegen Magenkrankheiten hilfreich Eine solche Winterruhe ist in unserem „Haste mal Zeit für Kröten?“, „Haste werden können, doch ist der Magen- warmen Aquarium nicht möglich. Für auch 'nen Frosch im Garten“ sind brüterfrosch ausgestorben, bevor sol- die Ausstellung war es daher entschei- Spielarten des Leitspruchs, die auf An- che Untersuchungen durchgeführt dend, das Zoologische Forschungs- stecknadeln oder „Satellitenschildern“ werden konnten. museum Alexander Koenig (ZFMK) (s. u.) zur Geltung kommen. in Bonn als Partner zu gewinnen. Die- ses Museum verfügt über eine spezielle Anhand weiterer Cartoons werden die Abteilung mit Terrarien und Vivarien, Besucher dann in den eigentlichen auch mit heimischem Tierbesatz, und Ausstellungsbereich geführt. Die kom- ein eigenes Tierhaus mit Überwinte- plexe Problematik des Amphibienster- rungsmöglichkeiten. bens wird so auf anschauliche und hu- morvolle Weise eingeführt. Der Leiter der herpetologischen Ab- teilung, Prof. Dr. Wolfgang Böhme, Amphibien nehmen eine wichtige Rolle belieferte uns für die Dauer der Aus- im Ökosystem ein und liefern zudem stellung mit lebenden heimischen Am- wertvolle Ressourcen für die Pharma- phibien, einige Tiere erhielten wir vom zie. Amphibien spielen eine heraus- NABU Stadtverband Köln, der uns ragende Rolle bei der Bekämpfung von auch mit für Köln spezifischen Infor- Schadinsekten und ihre Haut enthält mationen zu den Arten versorgte. zahlreiche Substanzen, die medizinisch genutzt werden können. Die indigenen Die Ausstellung als Teil der Völker Südamerikas nutzen das Haut- Kampagne gift der Pfeilgiftfrösche schon lange zur Jagd, aber auch die moderne Phar- Amphibien genießen nicht allzu große mazie entdeckt immer mehr nutzbare Sympathien. Sie sind wenig bekannt Substanzen in der drüsenreichen oder mit negativen Attributen wie Amphibienhaut. Der Afrikanische „hässlich“ oder „glitschig“ behaftet. Krallenfrosch (Xenopus laevis) hat Be- Um die Besucher für die Thematik zu rühmtheit durch seinen Einsatz als Abb. 5: „Haste mal 'n paar Kröten?!“ ist gewinnen, setzen wir Frosch-Cartoons „Schwangerschaftstest“ erlangt und nicht nur der Titel der Ausstellung, son- ein, die uns vom Zoo Zürich zur Ver- wurde früher in den Hinterstuben der dern wirbt auch um Spenden für Amphi- bienprojekte. fügung gestellt wurden. Apotheken gehalten. Beträufelt man “Haste mal 'n paar Kröten?!” is not only die Haut eines weiblichen Tieres mit the title of the exhibition but also asks for Das Ausstellungsplakat zeigt einen dem Urin einer schwangeren Frau, so donations for amphibian projects. Froschkönig mit dem Ausspruch laicht es spontan ab. Die Tiere zeigen (Gestaltung: Anica Alsleben)

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Angesichts der neuen Bedrohung aufweisen. Aber auch der umgebende durch den Chytridpilz kommt den Landteil sollte amphibiengerecht ge- Zoologischen Gärten mit ihrer Erfah- staltet sein und genügend Versteck- rung im Aufbau von Ersatzpopulatio- möglichkeiten unter Totholz oder nen eine neue Bedeutung zu. Zusam- Steinhaufen bieten. men mit fachkundigen Privathaltern sind sie aufgerufen, Nachzuchtprojek- Im Rahmen der Kampagne macht auch te für bedrohte Amphibienarten ein- der benachbarte Botanische Garten zurichten (ZIPPEL, 2008). Köln an seinen Wasserflächen mit dem „Satellitenschild“ auf heimische Am- Die Ausstellung zeigt daher nicht nur phibien und die Ausstellung im Zoo das Engagement des Zoos in Vietnam, aufmerksam. sondern auch das lokale Projekt in Ko- Abb. 6: Die Nachkommen des Magenbrü- operation mit dem NABU im Nüssen- terfrosches entwickeln sich im Magen des Die Lebensweise heimischer berger Busch (JONAS, 2008). Muttertiers. Amphibien The offspring of Rheobatrachus develop in Bereits vor dem Eingang zur eigentli- the mother‘s stomach. Amphibien sind Bewohner zweier Le- (Foto: Hans-Joachim Herrmann) chen Ausstellung wird die Problematik bensräume, Wasser und Land, zwischen des Amphibiensterbens durch Plakate denen sie im Laufe des Jahres wandern. aufgegriffen, die von einer Kölner De- Sie sind daher auf vernetzte Biotope an- signschule entworfen wurden. Mit es Amphibien zu sehen gibt. So wim- gewiesen. Zudem sind sie wegen ihrer ganz unterschiedlichen Umsetzungen melt es im Frühjahr im Kamelgraben dünnen, durchlässigen Haut, durch die machen die Grafikstudenten in ihren von Teichfröschen (Rana kl. esculenta) sie einen großen Teil des Luftsauerstoffs Entwürfen auf das Froschsterben auf- und Molchen (Triturus spec.), im RE- aufnehmen, sehr empfindlich gegen merksam. Einen sehr kreativen Ansatz GENWALD, dem südostasiatischen Umweltveränderungen. Amphibien verfolgte Ingrid Claussen, die Kiesel- Tropenhaus, springen Schwarznarben- gelten daher als Bioindikatoren für eine steine mit den Hautmustern von Frö- kröten (Bufo melanostictus), Weißbart- intakte Umwelt. schen bemalte und sie in „natürlichen ruderfrösche (Rhacophorus leucomys- Lebensräumen“ fotografierte. Die Stei- tax) und Schwarzseitenfrösche (Rana Heimische Amphibien fanden früher ne werden mit einer Banderole „Rettet nigrovittata) frei herum. vor allem in Auenlandschaften mit ih- die Farben der Natur“ als Souvenir an- ren Überflutungsflächen natürlichen geboten. Wir haben die Idee für unsere Im hinteren Bereich des Zoos wurde in Lebensraum. Dieser ist heute weitge- Froschtage (s.u.) aufgegriffen, wo Kin- Zusammenarbeit unserer Gärtner mit hend verloren gegangen, viele Amphi- der ihre eigenen Froschmuster auf Stei- Mitarbeitern des NABU ein Folien- bienarten sind verdrängt worden oder ne aufbringen können. teich als „Modellteich“ angelegt. Die- nehmen mit Sekundärlebensräumen ser Teich soll den Besuchern zeigen, vorlieb. Einige Arten wie die Wechsel- „Satelliten“ was bei der Anlage eines amphibienge- kröte konnten sich durch die Besied- rechten Teiches beachtet werden muss. lung solcher Sekundärlebensräume Begleitend zur Ausstellung weisen wir So sollten die Ufer Flachbereiche mit sogar stärker ausbreiten (JONAS, im Zoo auf weitere Orte hin, an denen einer nicht zu wuchernden Vegetation 2008).

Abb. 7: Studenten einer Kölner Designschule entwarfen Poster für die Amphibienkampgane. Students of ecosign, a Cologne design school, designed posters for the amphibian campaign. (Entwürfe: ecosign Köln)

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU lurche nachweisen (MITTMANN & SIMON, 1991).

Als landlebender Schwanzlurch wird der Feuersalamander gezeigt, stellver- tretend für die an Wasser gebundenen Molche der Kammmolch.

Die Braunfrösche sind durch den Grasfrosch vertreten. Auf Grün- frösche haben wir in der Ausstellung verzichtet, da sich diese aufgrund der starken Gebundenheit ans Wasser schlecht in Schaubehältern zeigen lassen. Wir machen am Kamelgraben auf diese Froschlurche aufmerksam, die sich dort im Frühjahr zuhauf einfinden.

Beim Grünfrosch-Komplex werden der Kleine Wasserfrosch (Rana lesso- Abb. 8: Wo früher die alte Zooschule stand, ist jetzt ein Teich für Amphibien entstanden. nae), der Seefrosch (Rana ridibunda) At the location of the old zooschool a pond for amphibians was constructed. und der Teichfrosch (Rana kl. esculen- (Foto: Ruth Dieckmann) ta) unterschieden, wobei letzterer ein Bastard der beiden erst genannten Ar- Zur Fortpflanzungszeit suchen die Zur Laichzeit machen die Männchen ten ist. Paart sich ein Teichfrosch mit Froschlurche ungestörte Gewässer auf. der Froschlurche durch lautes Quaken einem See- oder Wasserfrosch, entsteht Nach dem Ablaichen verlassen die auf sich aufmerksam. Mit Ausnahme immer ein Teichfrosch. Der Teich- meisten Arten das Wasser wieder und der Unken, die den ganzen Körper als frosch „stiehlt“ den anderen gewisser- halten sich den Rest des Sommers in Schallorgan nutzen, werden die Laute maßen das genetische Material, daher wasser- oder waldnahen Gebieten auf. durch innere oder äußere Schallblasen rührt auch der Zusatz „klepton“ im In den Sommerhabitaten müssen aus- verstärkt und können sehr laut sein. Artnamen, was so viel wie „Dieb“ be- reichend Nahrung und Versteckmög- deutet (GÜNTHER, 1996). lichkeiten vorhanden sein, die Laich- Mit den Rufen grenzen die Männchen gewässer müssen günstige Bedingun- ihr Revier ab und machen die Weib- Alle in Köln vorkommenden Kröten- gen für die Entwicklung der Eier und chen auf sich aufmerksam. Finden sich arten sind in der Ausstellung vertreten: Kaulquappen bieten. Die heimischen Männchen und Weibchen, schultert Erdkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte. Amphibien setzen ihren Laich bzw. das meist größere Weibchen das Männ- Der gezeigte Grasfrosch steht stellver- der Feuersalamander seine Larven ins chen und trägt es im „Amplexus“, dem tretend für die Braunfrösche. Wasser ab. Lediglich der Alpensala- „Liebesgriff“ der Froschlurche, zum mander hat sich ganz vom Wasser ge- Gewässer. Dort laicht das Weibchen Die Ausstellung zeigt an den verschie- löst und bringt voll entwickelte Jung- die Eier ab, die direkt vom aufsitzen- denen Arten unterschiedliche Aspekte tiere an Land zur Welt (Viviparie), eine den Männchen besamt werden. Nach des Amphibienlebens und versucht, Anpassung an die extremen Bedingun- der Eiablage verlassen beide das Wasser die jeweils charakteristischen Beson- gen in der Höhe (GÜNTHER, 1996). und wandern getrennt in ihr Sommer- derheiten schon in der Überschrift quartier. hervorzuheben. Die Verbreitungskar- Schon am Laich lassen sich die unter- ten basieren auf den Karten des Ar- schiedlichen Gruppen unterscheiden. Fallen die Temperaturen im Spätherbst beitskreises Herpetofauna in NRW Während die Froschlurche Laichballen oder Winter unter 5°C, suchen die (www.herpetofauna-nrw.de). absetzen, legen die Kröten Laichschnü- Lurche ihr Winterquartier auf. Einige re aus. Die Molche wiederum wickeln Arten graben sich dazu ein, andere zie- Im Mittelpunkt der Ausstellung steht jedes Ei einzeln in Blätter von Wasser- hen sich auf den Grund der Gewässer der Laubfrosch (Hyla arborea), der pflanzen. Auch die Entwicklung der zurück oder verstecken sich unter Froschlurch des Jahres 2008. Er wurde Kaulquappen von Frosch- und Laubschichten. von der „Deutschen Gesellschaft für Schwanzlurchen verläuft unterschied- Herpetologie und Terrarienkunde lich. Zur Auswahl der gezeigten Arten e.V.“ (DGHT) gekürt, die Aktion wird vom NABU, der „Österreichischen Ein wichtiger Vorgang während der Wir entschieden uns, in der Ausstel- Gesellschaft für Herpetologie“ (ÖGH) Metamorphose ist die Rückbildung der lung Arten zu zeigen, die im Kölner sowie der Koordinierungsstelle für Außenkiemen sowie die Verlagerung Raum vorkommen oder früher vorka- Amphibien- und Reptilienschutz in der Atmung zur Lunge und zur men. Außerdem sollten sowohl Frosch- der Schweiz (KARCH) unterstützt. Hautoberfläche. Die Haut selbst ver- lurche als auch Schwanzlurche vertre- ändert sich auch, um an Land den Was- ten sein. In Köln lassen sich heute fünf Mit dieser Jahreskampagne soll auf den serverlust zu verringern. Schwanzlurcharten und sieben Frosch- bekanntesten Froschlurch aufmerk-

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Schwanzlurche Feuersalamander Salamandra salamandra Bergmolch Triturus alpestris Kammmolch Triturus cristatus Fadenmolch Triturus helveticus Teichmolch Triturus vulgaris Froschlurche Erdkröte Bufo bufo Kreuzkröte Epidalea calamita Wechselkröte Pseudepidalea viridis Kleiner Wasserfrosch Rana lessonae Seefrosch Rana ridibunda Teichfrosch Rana kl. esculenta Abb. 9: Die Entwicklung von Frosch- und Grasfrosch Rana temporaria Schwanzlurchen verläuft unterschiedlich. The development of frog and salamander tadpoles is different. Abb. 10: Amphibien im Raum Köln. (Grafik nach Thielcke, Rettet die Frösche) Amphibians in the surroundings of Cologne.

sam gemacht werden, der zugleich zu rend raue Oberflächen wie Baumrinde Die Knoblauchkröte gilt bundesweit den meist gefährdeten Amphibien eine bräunliche Färbung hervorrufen als „stark gefährdet“, in NRW sogar als Deutschlands zählt und dringend un- (GÜNTHER, 1996). „vom Aussterben bedroht“. Ihr Le- serer Hilfe bedarf (www.Ein-Koenig- bensraum wird vor allem durch die in- sucht-sein-Reich.de). Der Kölner Zoo Der Laubfrosch klettert gerne, wir ha- tensive Landwirtschaft zerstört. Frü- hat die Aktionsmaterialien, die die ben ihm daher ein extra hohes Becken her kam sie auch im südlichen Köln DGHT zum Laubfrosch entwickelt eingerichtet (h=1,10m), als Kletteräste sowie in der Mülheimer Heide vor, hat, finanziell unterstützt. dienen Zweige der Kleinblättrigen Bu- ein Gebiet, das linksrheinisch gegen- che (Fagus sylvatica „rotundifolia“) über von Mülheim lag, dann aber zu Als Busch- und Baumbewohner be- (KARBE & VAN DER STRAETEN, einem Hafengebiet ausgebaut wurde vorzugt der Laubfrosch Bereiche ex- 2008). Früher wurde der Laubfrosch (JANSON, 1922). Heute gibt es in tensiver Landwirtschaft mit Saumhe- gerne auch als „Wetterfrosch“ einge- NRW nur noch wenige Standorte, ei- cken und Waldrändern, wie sie heute setzt. In ein Einmachglas gesperrt, ner liegt in der Nähe von Neuss (Heid- noch im Münsterland anzutreffen sind. sollte das Klettern auf einer Leiter gu- bergmühle). Der Kölner Zoo will sich Dort findet sich auch das Hauptver- tes Wetter vorhersagen, tatsächlich war in Kooperation mit dem Landesamt breitungsgebiet des Laubfroschs. Ende der Froschlurch wohl nur auf der Su- für Natur, Umwelt und Verbraucher- des 19. Jahrhunderts war der Laub- che nach Insekten. Mit einer Lautstär- schutz NRW an der Aufzucht von frosch noch im rechtsrheinischen Köln ke von über 90 Dezibel gehört der Kaulquappen der Knoblauchkröte be- zwischen Mülheim und Deutz häufig Laubfrosch zu den lautesten Frosch- teiligen. Auf diese Weise könnten mehr anzutreffen (JANSON, 1922). lurchen und hat schon so manche Jungstadien aufgezogen und gezielt Nachbarschaftsklage ausgelöst. wieder ausgesetzt werden und damit Dass der Laubfrosch seine Farbe wech- der letzte niederrheinische Standort seln kann, konnte an den Tieren in der Als nächste Art schließt sich in der gesichert werden. Ausstellung gut beobachtet werden. Ausstellung die Knoblauchkröte (Pe- Die Tiere hielten sich zunächst über- lobates fuscus) an, die als Froschlurch Mit den Unken ist die ursprüngliche wiegend an der mit Strukturplatten des Jahres 2007 schon im Blickpunkt Gattung der Scheibenzüngler ver- beklebten Rückwand auf und waren der Öffentlichkeit stand. Die Situation treten, die sich u. a. dadurch ausweist, bräunlich gefärbt. Nachdem die einge- in der Ausstellung ähnelt der im Frei- dass sie weder sichtbare Trommelfelle setzten Kletterzweige die ersten Blät- land: Die Knoblauchkröte ist zumeist noch Ohrdrüsen hat. Die Männchen ter austrieben, verweilten die Frösche nicht zu sehen, da sie sich im Boden- haben innere Schallblasen, die sie im länger dort und nahmen ein grünes substrat eingräbt. Zum Graben ist die Wasser schwimmend aufblasen. Sie Farbkleid an. Der „physiologische Kröte mit einem Fersenhöcker ausge- stoßen melancholisch anmutende Rufe Farbwechsel“ der Tiere wird hormo- stattet. aus. Kennzeichnend für die Unken nell und nervös gesteuert und kann zu sind außerdem die herzförmigen Pu- einer gewissen Anpassung an die Um- Die Knoblauchkröte weiß sich zu ver- pillen. gebung führen. Experimentelle Unter- teidigen. Sie teilt Kopfstöße aus, beißt suchungen haben ergeben, dass glatte und schreit sogar. Bei Gefahr scheidet Ein typisches Verhalten ist der Unken- Oberflächen wie Blätter oder Glas- sie ein Sekret aus, das aber nicht so sehr reflex (Kahnstellung). Bei Gefahr biegt scheiben über Sensillen in den Haftbal- nach Knoblauch riecht, wie ihr Name die Unke Beine und Arme nach oben len eine Grünfärbung bewirken, wäh- vermuten lässt. und geht in ein starkes Hohlkreuz. Auf

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Abb. 11: Der Laubfrosch ist der „Frosch- lurch des Jahres 2008“. The European tree frog is “frog of the year 2008”. (Foto: Thomas Ziegler) Abb. 12: Der Laubfrosch zeigte im Ausstellungsbecken seine Fähigkeit des Farbwechsels. The European tree frog demonstrated its ability to change the skin colour. (Fotos: Detlef Karbe)

diese Weise wird die auffällig gefärbte 200 m ist („Tieflandunke“), kommt die Bauchseite sichtbar, die als Warnsignal Gelbbauchunke im Berg- und Hügel- dient: Vorsicht giftig! land Mittel- und Südeuropas vor. Das Vorkommen beider Arten überschnei- Ein weiteres ursprüngliches Merkmal det sich in einer Zone, die von Deutsch- ist der Amplexus (Klammerreflex) in land quer über den Balkan bis nach der Lendengegend (Amplexus inguina- Bulgarien verläuft. Dort bilden sie auch lis). Die 80 – 300 Eier werden in kleinen fruchtbare Hybride, die Merkmale bei- Laichklumpen von 20 – 30 Eiern an der Arten aufweisen (GÜNTHER, Wasserpflanzen geheftet. 1996).

Wir thematisieren in der Ausstellung Mit dem Kammmolch (Triturus crista- die Gelbbauchunke (Bombina variega- tus) ist ein überwiegend im Wasser le- ta), da diese für NRW und früher auch bender Schwanzlurch vertreten. Er ist für den Kölner Raum typisch gewesen die größte heimische Molchart. Zur ist. Sie kam in Thielenbruch und der Laichzeit legt das Männchen einen auf- Mülheimer Heide vor (JANSON, fälligen Kamm an, der ihn wie einen 1922). kleinen Drachen erscheinen lässt. Wie bei allen Molchen umtanzt das Männ- In der Ausstellung zeigen wir aber chen das Weibchen mehrfach, bevor er stellvertretend zwei Exemplare der ihr das Samenpaket übergibt. Die Eier Rotbauchunke (Bombina bombina), werden vom Weibchen einzeln in die die sich in ihrer äußeren Erscheinung Blätter von Wasserpflanzen gewickelt. und der Lebensweise kaum von der Dazu formt es mit den Hinterbeinen Gelbbauchunke unterscheidet. Ledig- aus den Blattenden eine Art Tüte. lich ein genauer Blick auf die Zeich- nung der Bauchunterseite zeigt bei der Zum Überwintern gehen die Molche Rotbauchunke jedoch viele weiße an Land. Dort bildet sich beim Kamm- Punkte, die bei der Gelbbauchunke molch der Kamm zurück, das Tier nicht vorhanden sind. Außerdem sind weist dann einen schwarzen Rücken die inneren Zehen und Finger nicht auf und sitzt gut getarnt zwischen gelb, sondern grau bis schwarz. Steinhaufen, Laub und Holz.

Während die Rotbauchunke im östli- Von den Kölner Amphibien sind die Abb. 13: Die Knoblauchkröte gräbt sich chen Europa bis nach Schleswig-Hol- Molche am stärksten von geeigneten mit ihrem Schaufelfuß im Sediment ein. stein und Sachsen vorkommt und ein Wasserflächen abhängig. Der Kamm- The common spadefoot burries itself in the typischer Bewohner der Tiefebene bis molch bevorzugt pflanzenreiche Tei- sediment. (Fotos: Gerhard Kriso)

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU che und Weiher, von denen es in Köln nicht mehr viele gibt. Der künstliche Besatz mit Fischen ist außerdem eine große Gefahr für die Molche und ihre Larven. Während der Kammmolch rechtsrheinisch noch häufiger zu fin- den ist, sind linksrheinisch nur isolier- te Vorkommen bekannt (MITT- MANN & SIMON, 1991).

Auch der Feuersalamander (Salaman- dra salamandra) gehört zu den Schwanzlurchen, ist jedoch kaum noch an das Wasser gebunden. Ledig- lich zur Laichzeit werden Gewässer aufgesucht, die Kaulquappen haben sich dann schon im Bauch des Weib- chens zu Larven entwickelt und wer- Abb. 14: Die Kaulquappen der Knoblauchkröte können bis zu 12 cm groß werden. den als solche in das Gewässer abgege- The tadpoles of the common spadefoot may reach 12 cm. (Foto: Axel Kwet) ben (Ovoviviparie oder Larviparie). Die Paarung findet in den Sommer- monaten an Land statt, die Larven werden meist erst im nächsten Früh- jahr abgesetzt. Die Samen bleiben im Körper des Weibchens weit über ein Jahr hinaus befruchtungsfähig.

Feuersalamander atmen hauptsächlich über die Haut. Dafür benötigen sie ei- ne feuchte Umgebung. Sie sind daher nachtaktiv und verstecken sich tags- über unter Holz und Laub.

Im Kölner Raum sind Feuersalaman- der nur im Königsforst zu finden.

Das schwarz-gelbe Muster hat die Vorstellungskraft der Menschen schon immer beflügelt. Früher glaubte man, Abb. 15: Die Unken gehen bei Gefahr in ein starkes Hohlkreuz, um ihre leuchtend gefärb- ihre Hautsekrete hätten feuerlöschen- te Bauchseite zu präsentieren. de Wirkung. Tatsächlich sind die gif- The bellied toads bow up their back to show their coloured abdomen when in danger. (Foto: Axel Kwet) tigen Hautsekrete aber eine gute Abwehr gegen Feinde, und sie schüt- zen die feuchte Haut vor Bakterien. Salamander müssen sich regelmäßig häuten.

In der Kunst und Literatur gibt es zahlreiche synonyme Verwendungen von „Salamander“ und „Molch“, auch im holländischen gilt die Bezeichnung „Salamander“ umgangssprachlich für Salamander und Molche.

Der Salamander kommt in Deutsch- land in den beiden Unterarten Sala- mandra s. salamandra und Salamandra s. terrestris vor. Die Unterscheidung der Unterarten wurde lange Zeit auf Grund der Zeichnungsmuster vorge- nommen, doch scheint dies ohne Abb. 16: Der Kammmolch erinnert mit seinem Rückenkamm an einen Drachen. Kenntnis der Herkunft der Tiere nicht The great crested newt resembles a dragon with the crest on its back. zuverlässig zu sein. In einigen Regio- (Foto: Gerhard Kriso) nen (Rhein-Main-Gebiet, Odenwald,

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Abb. 18: Der Feuersalamander gehört zu den prächtig gefärbten heimischen Amphi- bien. The fire salamander is a brightly coloured local amphibian. (Foto: www.herpetofauna.at)

Abb. 17: In der Landtracht ist der Kammmolch völlig unscheinbar. On land the great crested newt is very inconspicuous. (Foto: Thomas Ziegler)

Spessart) kommen auch Hybride bei- tellinie auf dem Rücken, die aber der Unterarten vor (GÜNTHER, nicht bei allen Tieren deutlich aus- 1996). geprägt ist. Als flinker Läufer ist sie jederzeit auch von der Wechselkröte Die Wechselkröte (Pseudepidalea zu unterscheiden, die sich hüpfend viridis , Nomenklatur nach FROST, fortbewegt. 2007) nimmt als Flaggschiff der Kölner Amphibien eine exponierte Stellung in Die Kreuzkröte benötigt zum Ablai- Abb. 19: Der Feuersalamander setzt bereits der Ausstellung ein. Diese Art gilt in chen unbewachsene, flache Gewässer. entwickelte Larven ins Wasser ab. NRW als hoch bedroht, hat aber in Sie laicht aber auch in großen Pfützen The fire salamander releases developed Köln einen Verbreitungsschwerpunkt, auf Feldwegen ab. larvae into the water. immerhin kommt hier ein Drittel des (Foto: Thomas Ziegler) nordrhein-westfälischen Gesamt- Obwohl die Kreuzkröte deutschland- bestandes vor. Die Wechselkröte ist weit auf der Roten Liste steht, ist sie in eigentlich in Südosteuropa verbreitet Köln häufig zu finden und kommt Als typischer Vertreter der Kröten hat und hat im Westen ihre Verbreitungs- meist gemeinsam mit der Wechselkröte die Erdkröte eine warzige Haut mit di- grenze am Rhein. Le diglich in Rhein- vor. Denn im Kölner Raum bieten cken Giftdrüsen hinter den Augen, die land-Pfalz und in Köln gibt es auch Kiesgruben gute Bedingungen. Da dem Menschen aber nicht schaden linksrheinisch Vorkommen. diese nach Stilllegung aber oft verfüllt können. Ihre Haut ist trocken, denn sie werden oder zuwachsen, schwankt der hält sich nach dem Ablaichen nur an Die Art bevorzugt Kiesgruben als Bestand der Kölner Kreuzkröten. Land auf. Sekundärlebensraum und ist relativ wenig anfällig gegen menschliche Die Erdkröte (Bufo bufo) ist der häu- Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist Störungen. Auch kommt ihr das figste heimische Froschlurch und gilt mit der Erdkröte zu Hunderten an den milde Klima der Köln-Bonner Bucht als „nicht gefährdet“. Dies verdankt sie Massenlaichplätzen anzutreffen. Wenn zugute. aber auch den zahlreichen Schutzbe- die Jungfrösche bei Starkregen zeit- mühungen der Naturschutzverbände, gleich die Laichgewässer verlassen, hat Sie hat eine auffällig marmorierte Fär- die zur Laichzeit Krötenzäune aufstel- es den Eindruck, es hätte Frösche gereg- bung, die je nach Stimmung kontrast- len, Tunnel zur Straßenüberquerung net. Die Männchen sind während der reicher hervortreten kann. Schon die oder Ersatztümpel einrichten. Auch Laichzeit auffällig gefärbt und ange- Kaulquappen zeigen das typische Fle- zeitweilige Sperrungen wenig befahre- schwollen. An den Fingern bilden sie ckenmuster. ner Straßen oder ein Tempolimit von auffällige Brunstschwielen aus, mit de- 30 km/h sind wirkungsvolle Schutz- nen sie die Weibchen zur Begattung Eine aktuelle Gefährdung der Wech- maßnahmen. Mit bis zu drei Kilome- umklammern (Amplexus). Der Gras- selkröte resultiert ausgerechnet aus tern legt die Erdkröte die weitesten frosch ist sehr anpassungsfähig. Trotz- einer Naturschutzmaßnahme: An- Entfernungen auf dem Weg zu ihren dem sind im linksrheinischen Köln nur pflanzungen von Gehölzen auf Brach- Laichgewässern zurück. noch isolierte Bestände anzutreffen, die land, die oft als „Ausgleichsmaß- meisten nur noch in Gartenteichen. nahme“ vorgenommen werden, neh- Die Erdkröte laicht schon früh ab. men der Kröte ihren Lebensraum. Zusammen mit dem Grasfrosch ist In der Ausstellung haben wir die sie die erste, die nach der Winterruhe Grasfrösche zum Ablaichen gebracht, Die Kreuzkröte (Epidalea calamita) herauskommt. Ihr Laich ist durch um dem Besucher auch die typischen hat ihren Namen von der hellen Mit- Giftstoffe vor Fressfeinden geschützt. Stadien der Metamorphose zeigen zu

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Lehrer statt, die die Bedeutung des Themas für den Schulalltag verschie- dener Schulformen und Jahrgangsstu- fen aufzeigten und Methoden der Auf- arbeitung vermittelten. Im Zentrum standen auch hier die heimischen Am- phibien. Anhand lebender Tiere konn- te der Unterschied von Amphibien und Reptilien anschaulich gemacht wer- den.

Der Verband der deutschsprachigen Zoopädagogen (VZP) hat zahlreiche Materialien zu Amphibien entwickelt und im Internet eingestellt (www.vzp. de; www.koelnerzoo.de). Die Stiftung Artenschutz, die die Maßnahmen der Kampagne im deutschsprachigen Raum koordiniert, wird zusammen mit dem VZP eine Broschüre mit Hin- tergrundinformationen und Arbeits- Abb. 20: Die Wechselkröte hat im Kölner Raum einen Verbreitungsschwerpunkt. materialien unter dem Motto „Sei kein The European green toad‘s distribution is centered in the surrounding of Cologne. Frosch – hilf uns!“ veröffentlichen (Foto: Rolf Schlosser) (STIFTUNG ARTENSCHUTZ und können. So konnten in einem Zeitraum Anschließend an die Ausstellung bie- VZP, 2008). von 8 – 10 Wochen die verschiedenen tet ein über Touchscreen gesteuerter Stadien von der Kaulquappe bis zum Computer Lernspiele, die vom NABU Die Zoobegleiter des Kölner Zoos ent- Jungfrosch beobachtet werden. Circa Stadtverband Köln entwickelt wurden. wickelten ein Programm „Amphibien- ein Dutzend Jungfrösche entwickelte Sie geben dem Besucher die Möglich- Botschafter“ für Schulen und Kinder- sich. keit, seine Kenntnisse über Amphibien gärten. Mit lebenden Amphibien und zu überprüfen oder zu vertiefen (www. Reptilien, zahlreichen Anschauungs- Viele Verhaltensweisen und auch Er- nabu-koeln.de). materialien und Tonbeispielen ausge- scheinungsformen heimischer Amphi- stattet, besuchen sie Schulklassen und bien sind von der Jahreszeit und der Pädagogische Aktivitäten im Kindergärten und vermitteln den Kin- Anwesenheit von Geschlechtspartnern „Froschjahr“ dern die faszinierende Lebensweise der abhängig. Die Ausstellung kann von Amphibien, ihre Bedrohung und zei- daher nur einen Ausschnitt der Vielfalt Um das „Jahr des Frosches“ über die gen Möglichkeiten auf, wie sich auch des Amphibienlebens zeigen. Mit aus- Ausstellung hinaus lebendig zu ma- Schulen und Kindergärten für heimi- gewählten Fotos z. B. von Entwick- chen, wurden zahlreiche pädagogische sche Amphibien engagieren können. lungsstadien, bestimmten Verhaltens- Maßnahmen initiiert. Dazu entwickelten sie interaktive Ma- weisen und Gefährdungsursachen ha- terialien, z. B. ein „Lebensraumspiel“, ben wir versucht, den Gesamteindruck So fanden bereits zwei Fortbildungs- das den Kindern die Problematik der zu vervollständigen. veranstaltungen für Lehrerinnen und Lebensraumzerstückelung vor Augen führt, sie aber auch in die Lage ver- setzt, mit Schutzmaßnahmen Lebens- räume wiederzugewinnen.

Im Zoo finden an drei Sonntagen Ak- tionstage unter dem Motto „Froschkö- nig und Co.“ statt. Mit einem Laufpass werden Stationen angesteuert, die über den ganzen Zoo verteilt sind. Hier gilt es, Wissenswertes über das Leben und die Bedrohung der heimischen und der tropischen Amphibien zu erfahren. Spezielle Führungen stellen die an- sonsten wenig beachtete Welt der Lur- che in den Vordergrund.

Der NABU stellt seine Amphibien- und Reptiliengruppe vor und gibt Tipps zur Anlage amphibiengerechter Abb. 21: Die Kreuzkröte bewegt sich oft laufend fort. Teiche und zu weiteren Möglichkeiten The natterjack toad is mainly progressing via walking. (Foto: Gerhard Kriso) des Engagements für heimische Am-

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Die Zooschullehrer und die Zoo- begleiter haben viele Anregungen ge- geben und mit ihren pädagogischen Aktivitäten die Ausstellung lebendig werden lassen.

Zusammenfassung

Angesichts der globalen Amphibien- krise haben die Weltnaturschutzorga- nisation IUCN, der Weltzooverband WAZA und der europäische Zoover- Abb. 23: Erdkröten legen ihre Laichschnü- band EAZA das „Jahr des Frosches“ re in Doppelreihen. ausgerufen und zum gemeinsamen Common toads lay their eggs in a double Kampf für den Erhalt der Amphibien layer. (Foto: Gerhard Kriso) aufgefordert. Der Kölner Zoo macht mit der Kampagne „Haste mal 'n paar Kröten?!“ auf die dramatische Situa- tion der Amphibien aufmerksam und leistet. Den Gärtnern sei für die Ge- sammelt Spenden für Schutzprojekte. Abb. 22: Aufgrund ihrer weiten Wande- rungen ist die Erdkröte ein prominentes staltung des „Modellteichs“ an der frü- Kernstück der Kampagne ist eine Aus- Verkehrsopfer. heren Zooschule gedankt, Ken Reise stellung heimischer Amphibien im Common toads often fall victim to road für die Begrünung des Ausstellungs- Aquarium, die in Kooperation mit dem traffic. (Foto: Rolf Schlosser) raumes. Die Ausstellung hätte nicht Forschungsmuseum Koenig und dem das Gesicht, das sie auszeichnet, ohne NABU Stadtverband Köln entstanden unsere Grafikerin Anica Alsleben. ist. Anhand neun ausgewählter Lur- phibien. Nachdem der erste Froschtag Dem Zoo Zürich danken wir für die che, die in Köln vorkommen oder vor- am 2. März erfolgreich startete, finden Überlassung der Cartoons, Gerhard kamen, wird das Leben der Amphibien weitere am 13. Juli und 21. September Kriso für die Fotos heimischer Amphi- anschaulich dargestellt. 2008 statt. bien. Die Ausstellung wird flankiert von Danksagung Besonderer Dank gilt unseren Koope- weiteren Standorten im Zoo, wo Am- rationspartnern, zum einen dem For- phibien beobachtet werden können: im Ein großes Dankeschön gilt der Lei- schungsmuseum Alexander Koenig, Kamelgraben, im Tropenhaus und in tung und den Pflegern des Aquariums, namentlich Prof. Dr. W. Böhme, für einem neuen Teich, der im hinteren Be- die nicht nur mit ihrem unermüdlichen die Überlassung der Tiere sowie dem reich des Zoos angelegt wurde. Zahl- Einsatz und über ihre Dienstzeit hin- NABU Stadtverband Köln, nament- reiche pädagogische Aktivitäten be- aus dazu beigetragen haben, die Aus- lich Herrn Klaus Simon und Frau Ka- gleiten das „Jahr des Frosches“. stellung aufzubauen, sondern auch in rin Stegemann für ihre Zulieferung der Folge für das Wohlergehen der Tie- von Informationen und die Koordina- Summary re sorgen. Auch die Werkstatt des Zoos tion und Mitarbeit am Zooteich, dem sowie die Firmen Kalthoff, Prause und Projekt Nüssenberger Busch und den The world faces a global amphibian Mausklick haben großartige Arbeit ge- Froschtagen im Zoo. crisis. The International Union for

Abb. 24: Die Grasfrösche haben im Ausstellungsbecken abgelaicht. Abb. 25: Ein junger Grasfrosch kurz nach der Metamorphose. The common frogs in the exhibit laid eggs. (Foto: Detlef Karbe) A young common frog shortly after metamorphosis. (Foto: Detlef Karbe)

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Literatur BINOT, M., R. BLESS, P. BOYE, H. RUTTKE & P. PRETSCHER (Bearb.) (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Schriftreihe für Land- schaftspflege und Naturschutz 55.

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DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARI- ENKUNDE (2008): Der Laubfrosch. Froschlurch des Jahres 2008. Aktionsbro- schüre. Rheinbach.

FROST, R. DARREL (2007): Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 5.1 (10 October, 2007). Electronic Database accessible at http://research. amnh.org/herpetology/amphibia/index. Abb. 26: Lehrerinnen und Lehrer erfahren bei der Amphibien-Fortbildung hautnah den php. American Museum of Natural Histo- Unterschied zwischen Amphibien und Reptilien. ry, New York, USA. Teachers learn the difference between amphibians and reptiles by handling living . (Foto: Lothar Philips) GÜNTHER, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Jena.

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Abb. 27: Zoobegleiter gehen als „Amphibien-Botschafter” in Schu- Abb. 28: Max Moorfrosch warb für den Aktionstag „Froschkönig len. und Co.” Volunteers visit schools and explain to children the amphibian way Max Moorfrosch made propaganda for the frog day at Cologne of life. (Foto: Christian Dienemann) Zoo. (Foto: Ruth Dieckmann)

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Abb. 29: An den „Froschtagen“ lernen die Besucher das Leben und die Probleme der Amphibien kennen. On “frog days” visitors learn about the life and problems of amphibians. (Foto: Ruth Dieckmann)

KARBE, D. & K. VAN DER STRAETEN STIFTUNG ARTENSCHUTZ & VER- WELTVERBAND DER ZOOS UND (2008): Aufbau einer Ausstellung für einhei- BAND DEUTSCHSPRACHIGER AQUARIEN (Hrsg.) (2008): Amphibien mische Amphibien im Kölner Aquarium. ZOOPÄDAGOGEN (Hrsg.) (2008): „Sei brauchen unsere Hilfe. Ein Beitrag zur Zeitschrift des Kölner Zoos, (51): 105-113. kein Frosch - Hilf uns! Materialien und Umsetzung der WAZA-Resolution über Hintergründe zum weltweiten Amphibi- Maßnahmen gegen das Amphibiensterben. KWET, A. (2005): Reptilien und Amphibien ensterben. Was wir dagegen tun können.“ Bern. Europas. Kosmos-Naturführer. Stuttgart. (im Druck). MITTMANN, R. & K. SIMON (1991): Die Amphibien und Reptilien im Kölner THIELCKE, G., C.-P. HERRN, C.-P. Raum. Frechen. HUTTER & R. L. SCHREIBER (1985): Rettet die Frösche. Dortmund. NABU BUNDESVERBAND (2003): Frösche, Kröten und Molche. Verwand- ZIPPEL, K. (2008): Die weltweite Amphi- lungskünstler on tour. NABU aktiv, bienkrise – eine Übersicht. Weltverband Bonn. der Zoos und Aquarien (WAZA): Amphi- SCHLÜPMANN, M. & A. GEIGER bien brauchen unsere Hilfe. Ein Beitrag (1999): Rote Liste der gefährdeten Kriech- zur Umsetzung der WAZA-Resolution tiere (Reptilia) und Lurche (Amphibia) in über Maßnahmen gegen das Amphibien- Nordrhein-Westfalen. In: Landesanstalt sterben. Bern: S. 53-54. für Ökologie, Bodenordnung u. Forsten/ Landesamt f. Agrarordnung Nordrhein- ZIEGLER, T. (2008): „Ex situ“- und „in Westfalen (Hrsg.): Rote Liste der gefährde- situ“-Amphibienprojekte des Kölner Zoos: ten Pflanzen und Tiere in Nordrhein- Nachzucht und Forschung als unser Bei- Westfalen. – LaÖBF-Schriftenreihe, Reck- trag zur Arterhaltung. Zeitschrift des Köl- linghausen 17: 375-404. ner Zoos, (51): 67-88.

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BB'LHFNPDQQLQGG 8KU Nachzuchten des Kölner Zoos 01.03.2008 Bred at Cologne Zoo bis 31.05.2008

Amphibien / Reptilien Vögel 22 Spitzkopfschildkröten (Emydura subglobosa) 5 Marabus (Leptoptilos crumeniferus) 3 Schlangenhalsschildkröten 4 Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus) (Chelodina longicollis) 6 Reisfinken (Padda oryzivora) 63 Leopardgeckos (Eublepharis macularius) 10 Humboldtpinguine (Spheniscus humboldti) 2 Taggeckos (Phelsuma madagascariensis) 3 Schamadrosseln (Copsychus malabaricus) 142 Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) 1 Rotkappen-Fruchttaube (Ptilinopus pulchellus) 18 Bartagamen (Pogona vitticeps) 3 Weißrücken-Flötenvögel 5 Laubnattern (Gonyosoma oxycephalum) (Gymnorhina tibicen hypoleuca) 29 Strumpfbandnattern 5 Balistare (Leucopsar rothschildi) (Thamnophis sirtalis tetrataenia) 3 Elfenblauvögel (Irena puella) 3 Königsnattern 3 Rotohrbülbüls (Pycnonotus jocosus) (Lampropeltis triangulum elapsoides) 7 Soldatenkiebitze (Vanellus miles) 2 Chihuahua-Königsnattern 2,1 Wüstenbussarde (Parabuteo unicinctus) (Lampropeltis pyromelana knoblochi) 1 Erzlori (Lorius domicella) 1 Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) 1 Weißstirnspint (Merops bullockoides)

Säugetiere 3 Erdmännchen (Suricata suricatta) 0,1 Muntjak (Muntiacus reevesi) 1,2 Bisons (Bison bison) 1 Großer Bambuslemur (Hapalemur simus) 0,1 Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis reticulata) 1 Roter Brüllaffe (Alouatta seniculus) 3 Hirschziegenantilopen (Antilope cervicapra) 1 Moschusochse (Ovibos moschatus wardi) 3 Rote Varis (Varecia variegata rubra) 4 Präriehunde (Cynomys ludovicianus)

Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft Impressum Die Zeitschrift erscheint seit 1958 vierteljährlich. Zoologischer Garten Köln Nachdruck von Text und Bildern nur mit ZEITSCHRIFT DES KÖLNER ZOOs Genehmigung des Herausgebers. WALTER GRAU früher FREUNDE DES KÖLNER ZOO Mitglied des Rates der Stadt Köln Lithos, Satz, Druck: Zoologischer Garten Vorsitzender Druckhaus Duisburg OMD GmbH, Riehler Straße 173, 50735 Köln 47053 Duisburg MONIKA MÖLLER Telefon (0221) 7785-0 · Telefax (0221) 7785-111 Mitglied des Rates der Stadt Köln E-Mail-Adresse: [email protected] Anzeigenannahme: 1. stellv. Vorsitzende Internet: www.koelnerzoo.de Heidi Oefler-Becker Postbankkonto Köln Nr. 28800-506, BLZ 37010050 c/o Zoologischer Garten PETER ZWANZGER Riehler Straße 173, 50735 Köln 2. stellv. Vorsitzender Herausgeber: Telefon (0221) 7785-101 · Telefax (0221) 7785-176 Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln, BETTINA HELBING Theo Pagel, Vorstandsvorsitzender Gedruckt auf holzfrei weiß, chlorfreiem Papier REINHARD HOUBEN Printed in Germany Redaktion: Imprimé en Allemagne BRUNO KUMMETAT Heidi Oefler-Becker, Theo Pagel, Dr. Alex Sliwa ISSN 0375-5290 Telefon (0221) 7785-195 MICHAEL NEUBERT E-Mail-Adresse: [email protected] Mitglied des Rates der Stadt Köln BERND STREITBERGER Beigeordneter BETTINA TULL Mitglied des Rates der Stadt Köln

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BB*HEXUWHQ,PSUHVVXPLQGG 8KU Immer schön auf der Sonnenseite bleiben! Mit den richtigen Partnern

Tiere im Kölner Zoo können wirklich nicht klagen. Zu fressen gibt’s reichlich, die Gehege-Kollegen sind klasse. Es sind die richtigen Partner da: ein nettes Rudel, aufmerksame Pfleger, zahlende Besucher...

Faire Partnerschaft finden wir auch unter Menschen wichtig. Wer beispielsweise den richtigen Versicherungspartner hat, kann die Sonnenseiten des Lebens unbeschwerter genießen. Und im Schadenfall scheint die Sonne schneller wieder. Dafür stehen wir.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Service Telefon 0180 2 757-757* oder unter www.devk.de

*6 Cent pro Anruf aus dem dt. Festnetz; aus Mobilfunknetzen ggf. andere Preise.

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