Wie klingt unsere Stadt? CD-Pressung: Projekt der Medienpädagogik, Klangkunst und record-factory, Hamburg Inklusion in und Tönning Druck: ©+℗ by Thomas Engel, Ingrid Ebinal, 2017/18 pixartprinting, Italien

Konzept und Realisation Team StadtKlang Friedrichstadt & Tönning K9 Koordination für regionale Kultur e.V. Projektleitung: Ingrid Ebinal + Thomas Engel im KulturBahnhof Viktoria K9 Koordination für regionale Kultur e.V. Bahnhofstr. 32, 25524 Itzehoe in Kooperation mit: 04821.9565610, [email protected] --Schule (ETS) www.stadtklang.city Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 7 www.kuba-viktoria.de www.k9-kultur.de Pädagogische Leitung: Susanne Paulsen und Horst Hansen (Friedrichstadt) und Nina Rother (Tönning) Redaktion: Thomas Engel Sehbeeinträchtige Begleiter: Hela Michalzik, Regina Thoms-Zander, Anna Woltering, Tobias Dose Texte: © bei den Autoren Offener Kanal Westküste: Andreas Guballa

Fotos: SoundTechnik: Ben Heuer K9 Koordination für regionale Kultur e.V. ETS, Dirk SoundDesign: Joszi Sorokowski Bertram, Daniel Hofmann Gruppenbegleitung Exkursion und Computerraum:

Gestaltung: Dirk Bertram und Daniel Hofmann Fontador, Arne Freytag Blinden- und Sehbehinderten Verein SH, :

Label: Elka Andresen Werner Lauf Beratung Inklusion: Dietrich Haeberlein, Beauftrag-

CD Mastering: ter für Menschen mit Behinderung Audio-Video-Produktion, Elmshorn

4 Künstlerisch kulturelle Bildung und Inklusion

„Wir alle haben Konzepte davon, wie die Welt funktioniert. Unsere Erfahrungen sind grundlegend davon geprägt. Die große Entdeckungsreise Leben beginnt aber erst da, wo wir uns wagen, diese Konzepte los zu lassen und uns mit allen Sinnen dem ‚nicht wissen wie‘ spielerisch hingeben.“

(Irene, Theaterpädagogin aus Burgdorf/Bern, in „Schule, inklusive Bildung“, Berlin 2017

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Ingrid Ebinal & Thomas Engel Wie klingt unsere Stadt?

Projekt der Medienpädagogik, Klangkunst und Inklusion in Tönning und Friedrichstadt

Schirmherr: Dieter Harrsen, Der Landrat Kreis

K9 Koordination für regionale Kultur e.V. in Kooperation mit: Eider-Treene-Schule (ETS) Tönning und Friedrichstadt Offener Kanal Westküste Blinden- und Sehbehinderten Verein SH Bez.Gr. Husum

Gefördert vom Land Schleswig-Holstein (Kulturministerium)

5 Inhalt

1 - Das Projekt Einführung & Grundlagen Einstimmung 7 Grußworte 9 So viele Töne allerorten 14 2 - Klangwerkstatt Orientierung & Perspektiven Friedrichstadt Doppelpack Nordfriesland 16 Klasse 7c 17 WorkShop TimeTable 20 Kleine Hörlehre 21 Nicht sehen können: Schülererlebnisse 24 Feldphase Stadt an der Pinnwand und Exkursionen 28 Auswertung Friedrichstadt Klänge einer beschaulichen Stadt 36 Unterschiedliche Arbeitsweisen 42 Schülerstimmen aus der 7c 44 3 - Raum-Klang-Erfassung Zwischenbemerkung Erklärungsmodelle 48 4 - Klangwerkstatt Tönning Planen & Entdecken Und weiter geht es in Tönning 49 Klasse 7b 50 Pädagogenblicke Vielfalt: Das ist unsere Stärke! 51 Selbstversuch „Blindsein“ 53 Okay! Inklusion 55 Feldphase Stadtrouten und Klangerforschung 57 Digitale Gestaltung 62 Auswertung Tönning Kreativ und experimentierfreudig 64 Schülerstimmen aus der 7b 66 5 - Nachklang Pastoren an der Orgel - Stadtgeklappere - Noch mehr Küstenklänge 72 Danksagung 78 CD Einleger 79

6 1 → DAS PROJEKT

Einstimmung

Klangbildung aus dem Gefüge von Ge- fragt. Mal waren Züge ausgefallen und die räuschen und Lärm, zurückgegeben als Blinden oder andere Begleiter mussten mit Sounds an die Stadt, die sie erzeugt hat, dem Auto abgeholt oder per Taxi gebracht die Frage „Wie klingt unsere Stadt?“ ist mit werden, mal war die Autobahn vereist und dem Dreiklang der Westküste beantwortet. der Weg musste über Umwege und Fähre Genau so oder auch ähnlich klingen Itze- genommen werden, Hindernisse gab es vie- hoe, Meldorf, Tönning und Friedrichstadt, le, aber immer war der Spaß und die Freude aufgenommen von Schülern, begleitet am Projekt für alle ein starker Motor, sie zu von Sehbeeinträchtigten und Medienpäd- überwinden. agogen. Was hier als CD produziert wurde und in der Dokumentation beschrieben An der pädagogischen Konzeption wurde wird, ist der dritte und letzte Teil des Stadt- lange gefeilt, da hier ein Stück Pionierar- klang-Projektes. beit zu leisten war. Welche Altersgruppen sind geeignet? Wie groß darf die Gruppe Zu Beginn der Planung stand neben dem oder Klasse sein? Wie viel der notwendigen Grundkonzept das Ziel, die Westküste Technik-Kenntnis lässt sich in überschau- klanglich in den Fokus zu nehmen und barer Zeit vermitteln? Wie kann der Inklu- mit einem Kulturprojekt in der ländlichen sionsanspruch gestaltet werden? Wie fin- Region neue Akzente zu setzen. Als der det man die geeigneten Partner? Diese ganz Entschluss gefällt wurde, alle drei Kreise praktischen Fragen haben viele Grundide- Steinburg, Dithmarschen und Nordfries- en und -Ziele auf einen harten Prüfstand land aufzusuchen und dabei breit gefächert gestellt. In vielen Bereichen musste ein- verschiedene Schultypen anzusprechen, fach gehandelt werden, ausprobiert und war der Gesamtradius zwar überschaubar, gemeinschaftlich getestet. Oft kamen auch aber viele Tücken - durch die Entfernungen Zufälle zu Hilfe, die Abwägungen überflüs- verursacht - noch nicht absehbar. Wie bei sig machten wie zuletzt in Nordfriesland vielen anderen konzeptionellen Ideen war die Entscheidung zwischen zwei Schulen auch hier ein hohes Maß an Flexibilität ge- dann hieß: beide! Sie haben eine Direktorin

7 und zwei unterschiedliche Ausprägungen, die jüngsten Teilnehmer den unbefangens- beides wichtig. ten Zugang zu unseren blinden Begleitern fanden und mit sehr viel Empathie den Um- So haben wir in Itzehoe ein Gymnasium gang pflegten. mit einem 10. Jahrgang und einer 7. Klas- se unter Beteiligung der Steinburg-Schule, dem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, in Meldorf einen 9. Jahrgang einer Gemeinschaftsschule und in Tönning und Friedrichstadt jeweils eine 7. Klasse einer Gemeinschaftsschule, eine mit und eine ohne gymnasiale Oberstufe. Gemäß den Erwartungen könnte man die Gymnasial-Erfahrungen auf einem höhe- ren Schwierigkeitsgrad und entsprechen- dem Produkt ansiedeln, das wäre aber voreilig und ist nicht Schwerpunkt des Er- gebnisses. Vielmehr hat sich gezeigt, dass das Konzept in allen Schultypen und auch Klassenstufen gleichermaßen gut funkti- oniert, alle haben die Technik gelernt, alle waren sehr kreativ bei den Aufnahmen, der Funke ist irgendwann in jeder Klasse übergesprungen, Spaß am Projekt zu ent- wickeln. Und die Inklusion, der Umgang mit Sehbeeinträchtigung, der gesamte so- ziale Aspekt, ist an keiner Stelle zu kurz Ingrid Ebinal gekommen. Auffällig war allerdings, dass K9-Projektleitung

8 1 → DAS PROJEKT

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler,

ich freue mich, dass sich der „Dreiklang trächtigungen gefördert. der Westküste“ nun akustisch vervollstän- Ich danke dem regionalen Projektträger, digt: Nach Itzehoe (Steinburg) und Meldorf der Initiative K|9 Koordination für regiona- (Dithmarschen) erschließen sich hiermit le Kultur e.V., die sich intensiv für die Koor- Tönning und Friedrichstadt (Nordfriesland) dination und Vernetzung dieses Projektes in einem ungewohnten künstlerischen eingesetzt hat. Ich wünsche den jungen Format. Wer wissen will, wie seine Stadt Akteuren einen guten Verlauf in der dritten klingt, wie die Region schwingt, der findet Projektphase, viel Spaß und viel Erfolg. hier eine „auditive Landkarte“. Dies ist das Verdienst und die Leistung von Schülerin- nen und Schülern, die auf vorbildliche Wei- se miteinander kooperiert haben. Gemein- sam mit Blinden und Sehbeeinträchtigten haben sie in Exkursionen und in Feldstu- Herzliche Grüße dien Hörfilme und akustische Szenarien Ihre entstehen lassen, die die Region ganz neu erlebbar werden lassen. Die Akteure stammen aus Gemeinschafts- schule, Förderzentrum, Gymnasium und Blindenzentrum - wichtige Träger einer Bildungslandschaft über Kreisgrenzen hi- naus. Diese Kooperation hat sich im Ver- laufe des Projektes vertieft, das Verständ- nis und den Respekt füreinander gefestigt. Für die einzelnen Akteure hat sie die Wahr- nehmung der eigenen Erlebnisumgebung Karin Prien gestärkt - und künstlerisch wie sozial den Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des verantwortungsvollen Umgang mit Beein- Landes Schleswig-Holstein

9 Liebe Leserinnen und Leser,

Nordfrieslands kleine Städte haben Ein- gendlichen bei mancher Gelegenheit nicht heimischen und Besuchern viel zu bieten. nur die Augen, sondern auch die Ohren öff- Auch Friedrichstadt und Tönning können neten. auf eine ganze Reihe von Attraktionen ver- Diese höchst interessante Broschüre do- weisen – die eine Gemeinde beispielsweise kumentiert das Projekt und sei allen Inter- auf ihre denkmalgeschützte Innenstadt, essierten hiermit wärmstens empfohlen. die andere auf ihren historischen Hafen. Sie zeigt, wie moderne Medienpädagogik Über beide Orte sind bereits Bücher er- funktioniert und welche Einsichten und Er- schienen. Aber die Idee, die Aufmerksam- kenntnisse alle Beteiligten daraus gezogen keit zur Abwechslung einmal auf den Klang haben. Nicht minder faszinierend ist die statt auf das Bild eines Ortes zu lenken, ist dazu gehörende CD mit den Klängen der neu. jeweiligen Stadt. Wer im Ort zuhause ist, Das Verdienst, diesen originellen Gedan- wird manches sofort erkennen, an anderen ken in die Tat umgesetzt zu haben, gebührt Stellen aber auch Überraschungen erleben. der Stadtsoziologin und Kulturmanagerin Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Hö- Ingrid Ebinal und dem Projektentwickler ren! und Autor Thomas Engel. Unterstützt vom Land Schleswig-Holstein und dem Offenen Kanal Westküste, sind sie auf Schulen zu- gegangen, um solche Klänge mit professi- oneller Ausstattung und Anleitung einzu- fangen. Dabei ging es ihnen nicht nur um die Förderung der Medienkompetenz der beteiligten Schülerinnen und Schüler, son- dern auch um den Gedanken der Inklusion und des besseren Verständnisses für Blin- Dieter Harrsen de und Sehbehinderte, die sich dann auch Landrat gern an dem Projekt beteiligten und den Ju- Kreis Nordfriesland

10 1 → DAS PROJEKT

Liebe Leserinnen und Leser,

als uns am Anfang des Jahres 2018 die An- hervorragende Medienausstattung für die frage des K9-Koordinationsteams erreich- technische Umsetzung des Projektes zur te, ob die Eider-Treene-Schule Interesse an Verfügung zu stellen, ist für unsere Schü- der Durchführung eines besonderen medi- lerinnen und Schüler ein besonderer An- enpädagogischen Projekts hätte, hatten wir reiz gewesen, ihre Medienkompetenz bei- zunächst keine genauen Vorstellungen, um nahe en passent auszubilden. Besonders was es sich handeln könnte. Doch es reich- bedeutsam erweist sich das Einbeziehen ten ein paar Schlagwörter in einem Telefo- des Blindenvereins Schleswig-Holstein, in nat, die uns bewogen, Herrn Engel und Frau dessen Folge sehbeeinträchtigte Menschen Ebinal zu uns einzuladen, damit sie uns in das Projekt begleiten. Die Siebtklässler un- ihre Planung einweihen: Inklusion, Medi- terhalten sich mit ihnen und entwickeln in en und „unsere Stadt“. Mit ihrem Konzept den gemeinsamen Streifzügen durch „ihre treffen die Akteure von K9 den Kern des Stadt“ ein erweitertes Verständnis für die schulischen Bildungsauftrags. Die Erfah- Wahrnehmung der Welt mit anderen Sin- rungen, die die Jungen und Mädchen zwei- nen. Dabei setzen sie sich auf eine ihnen er 7. Klassen in Tönning und Friedrichstadt neue Art und Weise mit ihrer Heimat aus- im Verlauf des Projektes machen, indem einander und betrachten ihre Schulstadt sie Geräuschaufnahmen planen, durchfüh- nun sicherlich aus einer anderen Perspek- ren und technisch verarbeiten, bis daraus tive. Die Schülerinnen und Schüler der Ei- schlussendlich ein Ton-Kunstwerk ent- der-Treene-Schule haben somit zwischen steht, eignen sich vortrefflich dazu, kultu- den Osterferien und den Sommerferien relle und gesellschaftliche Orientierung zu eine kreative Antwort formuliert auf die vermitteln. Junge Menschen werden künst- Frage: „Wie klingt unsere Stadt?“ lerisch in einem Bereich tätig, der sie zuvor noch nicht tangierte. Dass es der Projekt- Stephanie Heß leitung darüber hinaus gelingt, durch eine Oberstudiendirektorin fruchtbare Kooperation mit dem Offenen Schulleiterin Kanal Westküste fachliche Expertise und

11 Anstiftung zum Hören

Die Lebenswelten von Kindern und Ju- rem Kopf. Jeder Ort klingt anders, auch zu gendlichen sind – wie die der meisten Er- unterschiedlichen Zeiten – ein ganzes Ge- wachsenen auch – in erster Linie voll von misch von Klängen. visuellen Eindrücken. Ein „Denken mit den Wer Klänge der Umwelt aufnimmt, kann Ohren“ fällt daher manchmal schwer. Mit sie dokumentieren und so eine Sounddo- seinem Buch „Anstiftung zum Hören“ lud kumentation herstellen. Komponisten und der Soundscape-Pionier R. Murray Schafer Soundkünstler, die Klänge der Umwelt in schon in den 1960er-Jahren erstmals spie- ihren Werken verwenden, bearbeiten die lerisch zum „gezielten Hören“ ein: „Ganz realen Klänge und kombinieren sie mitein- offensichtlich hören wir verschiedene Din- ander. Sie können in einem künstlerischen ge auf verschiedene Weisen. Es gibt auch Prozess aus dem chronologischen Zusam- viele Hinweise darauf, dass nicht nur In- menhang gelöst und in einer neuen Rei- dividuen, sondern ganze Gesellschaften henfolge montiert werden. Darüber hinaus verschiedenartig hören. Warum konzen- versehen Klangkomponisten manche Klän- trieren wir uns auf bestimmte Klänge und ge mit tontechnischen Effekten, sie bear- hören andere bloß zufällig, wenn über- beiten die Klänge, verändern und variie- haupt?“ fragte der Vorreiter der „Hörden- ren sie. Der Übergang vom ursprünglichen ker“. „soundscape“ (einer reinen Klangdoku- Als Hörer haben wir ganz unterschiedliche mentation) zu einer „soundscape composi- Hörwahrnehmungen, denn alle Klänge und tion“ ist dabei fließend. Geräusche finden im Kopf statt: Der eine Die Stadtklang-Projektteams der Ei- hört in einer Landschaft verschiedene Gril- der-Treene-Schule in Tönning und Fried- len, einem anderen fallen die Vogelstim- richstadt hatten nun die Chance, mit men mehr auf, der dritte hört andere Ein- gestalterischen, journalistischen und tech- zelheiten. Die Schallwellen transportieren nischen Experimenten ihre ganz eigenen zwar die gleichen Schwingungen an unser Erfahrungen zu machen und sich mit of- Ohr, aber nicht die Physik macht die Klän- fenen Ohren durch die ihnen so vermeint- ge aus, sondern die Verarbeitung in unse- lich wohlbekannten Städte zu begeben. Mit

12 1 → DAS PROJEKT

Mikrofon, Kopfhörern und Aufnahmegerät haben sie aufgenommen, was die ETS Regi- on an Geräuschen produziert und vermut- lich so manche Überraschung erlebt. Das Poltern der übers Kopfsteinpflaster fah- renden Autos, das Plätschern der Eider ans Ufer oder der ‚stille‘ Lärm im Wald, auf dem Friedhof, in der Bücherei und in der Kirche - jeder Klang ist gleichermaßen wichtig. Dabei ist eine vieltönige Collage entstan- den, die typisch und einmalig für die Kul- turlandschaft ist. Als Offener Kanal Westküste freuen wir uns, Partner des Stadtklang-Projekts ge- wesen zu sein und nun den „Dreiklang der Westküste“ „im Kasten“ zu haben. Das Pro- jekt hat zahlreiche Heranwachsende dazu angeregt, Medien einmal anders zu erle- ben: nicht zu konsumieren, sondern selber aktiv mitzuwirken und zu gestalten. Das ist angewandte Medienkompetenz – eine der wichtigsten Säulen unserer Arbeit.

Andreas Guballa Leiter OK Westküste

13 So viele Töne allerorten - so viel Grundlage muss sein -

Orte sind geprägt durch zeitlich begrenz- sich gewandelt. Mit dem Wachsen der Städ- te Klangphänomene und konstituieren te und dem Fortschreiten der Komplexi- Raumbilder. Diese Klangorte werden von tät des Alltags ist auch ein Anwachsen des uns permanent decodiert und identifiziert. Lärmpegels um uns herum zu beobachten. Will man sich in ihnen auskennen, bedeu- Diese akustische „Umweltverschmutzung“ tet jedes Erkennen ein Wiedererkennen be- hat das Gehör entsprechend konditioniert, reits bekannter Einflüsse. Es gibt gewohn- auf bestimmte Signale und Geräusche zu te, vertraute Abläufe. So strukturieren reagieren oder aber den vielschichtigen Klangrhythmen den Alltag. Zur Mittags- Klangteppich unserer Umgebung auszu- zeit herrscht beispielsweise ein sinkender blenden. Dennoch ist es nicht möglich, Klangpegel vor, der nach der Mittagsruhe den dauerhaften und durchgängigen Ge- wieder ansteigt. Weiter wird das Innen und räuscheinwirkungen zu entkommen. Wir Außen für den Hörenden durch Schall- können die Ohren nicht einfach verschlie- schutzmaßnahmen in unterschiedliche ßen, wie wir die Augen schließen, wenn Räume getrennt. In diesen Räumen ent- wir etwas nicht sehen wollen. Gehört wird stehen Bilder (Raumbilder) und in diesen immer – gesundheitliche Einschränkungen Raumbildern sammeln sich Vorstellungen ausgenommen, ja selbst die Stille wird ge- - ein Prozess in Anwendung eines Codes, hört. der die Entschlüsselung von Informatio- nen, aber auch den emotionalen Gehalt Orientierung in Klanglandschaften der Botschaft identifizierbar macht. Diese Die Ausgestaltung dieses StadtKlang-Pro- Dechiffrierung der Codes bedeutet Inter- jekts folgt den Spuren einer neuen Kultur aktion zwischen den kognitiven Wahrneh- des Hörens. mungsprozessen und den auditiven Ele- Durch das Erfassen und Gestalten klangli- menten in unserer Umgebung. cher Phänomene aus unserer Umgebung, wird das Bewusstsein für unsere Klang- Die Ohren nicht verschließen umwelt geschärft und die Bedeutung der Unsere Hör- und Wahrnehmungspraxis hat auditiven Ebene bewusst. Denn neben der

14 1 → DAS PROJEKT

visuellen Erfahrbarkeit unserer Umwelt es beim StadtKlang-Projekt - um bewusste werden insbesondere durch Klänge wich- Wahrnehmung und Decodierung von Chiff- tige Informationen an uns übertragen. ren der Lebensumgebung und manchmal Durch die auditive Ergänzung des Visuel- auch um die Choreographie wahrgenom- len gelingt es uns schneller, Ablaufprozes- mener Klänge. Durch das Neu-Zusammen- se zu erlernen und uns im „Lern- und Le- setzen der dokumentierten Klangland- bensraum Stadt“ zu orientieren. schaften, werden neue Klangräume kreiert Klang, Umwelt und Mensch bilden ein kom- und künstlerisch bearbeitet. Diese Art der plexes System, das in den Rezipienten mit „Choreophonie“ bietet unseren Projekt-Ak- einer Vielzahl an codierten Chiffren der teuren eine spannende Möglichkeit zur Er- Klangumwelt konfrontiert. Fortan steht probung eigener Selbstwirksamkeit im au- die Entwicklung von Methoden und geeig- ßerschulischen Raum. neten Instrumenten zur Beschreibung und Analyse der akustischen Umwelt und deren Erleben im Fokus. Im Hören geht es immer auch um die Entschlüsselung von Klang- architekturen im Raum. Insbesondere für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen ist dies von besonderer Bedeutung. Hier geht es um Identifizierung und Orientie- rung von klanglichem Widerhall der Umge- bung. Eine erfolgreiche Identifikation des Klangraums ist jedoch nur in dem Maße möglich, wie gut ausgeprägt das auditi- ve Gedächtnis des Rezipienten ausgestat- tet ist. D.h. fortwährende Erfahrung führt Franca Engel zum Lernen und begründet das Wissen M.A. Integrated Media zum eigenen Standort. Auch hierum geht K9-KoordinationsTeam

15 Doppelpack in Nordfriesland

Wir freuen uns, mit dieser Dokumentation len Programm an den Schulcomputern zu den dritten Teil der Stadtklänge präsentie- kleinen klingenden Kostbarkeiten - ganz ren zu können. Nach den Kreisen Steinburg individuell, einzigartig, komisch, überra- (Itzehoe) und Dithmarschen (Meldorf) führ- schend und immer „künstlerisch wertvoll“. te uns das StadtKlang-Projekt nun nach Da kann dann schon mal eine Katze bellen Nordfriesland - im Doppelpack, denn wir und ein Vogelschwarm wie ein Düsenjäger steuern gleich zwei wunderschöne Städte klingen oder der Wind sogar richtig sin- an: Friedrichstadt und Tönning. Dies ha- gen - wenn man denn will. Diese Perlen ben wir unserer Partnerschule zu verdan- städtischer Geräusche und Sounds sind als ken, der Eider-Treene-Schule (ETS), der als „akustische Denkmäler“ beider Städte auf Gemeinschaftsschule in Tönning auch eine einer dieser Broschüre beiliegenden CD zu Außenstelle in Friedrichstadt angeschlos- hören - und ebenso als Klangpfade durch sen ist. Zwei siebte Klassen erkunden nun beide Städte über eine App im Internet zu ihre Städte mit ihren Ohren und Aufnahme- erleben - zum Nachhören der von den Schü- geräten - und das gemeinsam mit blinden lerinnen und Schülern ausgewählten Orte Begleitern. Die StadtKlänge sind ein ech- unserer SoundsScapes in Friedrichstadt tes Gemeinschaftsprojekt von sehenden und Tönning. mit blinden Menschen - ist ein Projekt der Erst erforschen wir Friedrichstadt, dann inklusiven kulturellen Bildung. Ziel ist es, Tönning ! gemeinschaftlich „Hörfilme“ (akustische Szenarien) aus der Perspektive von Blinden und Sehbeeinträchtigten herzustellen, um sich ein Bild von unserer Umgebung aus dokumentierten Geräuschen und gestalte- ten Klängen zu machen. Wir sehen die Stadt mit unseren Ohren. Aber nicht nur das: Die Schülerinnen und Schüler verarbeiten ihre Klänge anschließend mit einem speziel-

16 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

Unsere Akteure der dritten Projekt-Stufe der StadtKlänge stammen aus dem 7. Jahrgang der ETS, der Ge- meinschaftsschule mit Oberstufe der Stadt Tönning mit Außenstelle in Friedrichstadt (Foto). Eine gute Wahl, denn hier gibt es u.a. „pädagogische Inseln“ für besondere Betreuung der Schülerinnen und Schüler - hier wir niemand zurückgelassen. Hier geht es um Medien und Methoden (eigenes schulinternes Methodencur- riculum für die 5. bis 10. Klassen für die Bereiche Texte, Plakate, Gruppenarbeit, Lernstrategien etc.). Und hier gibt es eine aufgeschlossene Schulleitung und tolle LehrerkollegInnen - drei von ihnen durften wir für das StadtKlang-Projekt gewinnen: Susanne Paulsen, Nina Rother und Horst Hansen. Vielen Dank, dass wir an beiden Orten an der ETS zu Gast sein durften.

17 Visionen des Wahrnehmens und Lernens

Friedrichstadt ist auf einem guten Weg zu swingt die Region? Stadtraum wird zum einer Modellstadt für unser nördlichstes Lernraum. Exkursionen wurden geplant Bundesland. Hierfür gibt es auch ein Kon- und durchgeführt, bei denen Geräusche zept: „Vision 2030+ | Holländerstadt – Brü- aufgenommen werden, die den Ort zu cha- cken in die Zukunft“ nennt es sich und ent- rakterisieren vermögen. In der zweiten wirft eine Vision des Wahrnehmens und Phase werden dann diese Geräusche zu flä- Lernens. Es geht um eine noch intensivere chigen bzw. rhythmisch pointierten Kom- Wahrnehmung der Stadt. Dabei kann sich positionen, die stilistisch nicht eindeutig Friedrichstadt gerade in den Sommermo- zu lokalisieren sind, zusammengeführt. naten kaum attraktiver zeigen. Die Stadt Gemeinsam mit Blinden und Sehbeein- strahlt aber auch bei Restschnee, wie wir trächtigten erschaffen die Schülerinnen erleben konnten, als wir mit dem Projekt und Schüler über Exkursion, Feldstudie „Wie klingt unsere Stadt“ in Friedrichstadt und neu gelernter Anwendung des Schnitt- starteten. Reich an Superlativen: Einma- programms am Computer Hörfilme und lige Architektur, Wasser wohin das Auge akustische Szenarien aus der Region in pe- reicht, Historie pur, ein Ort religiöser To- ripherer Lage. Dokumentiert wird die visu- leranz und nicht zu vergessen die netten elle Erfahrungswelt aus ganz persönlicher Menschen, die hier leben und ihre Stadt Perspektive in der Rhythmik und Metrik lieben. Friedrichstadt ist wirklich einma- auditiver Bilder. Elemente der Musik wer- lig. Vielleicht können die Schülerinnen den auf den Erlebnisraum Stadt/Region und Schüler der ETS gemeinsam mit den übertragen - die Töne veranschaulichen sehbeeinträchtigten Akteuren des Stadt- die Umgebung. Der Projektweg ermöglicht Klang-Projekts noch etwas ganz Eigenes diese neue Lebensweltorientierung. zur Einzigartigkeit und Attraktivität ihrer Lebensumgebung beitragen. Im Fokus steht die akustische Auseinan- dersetzung mit dem scheinbar tagtäglich Bekannten: Wie klingt meine Stadt? Wie

1818 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

Und hier sind sie nun

... unsere Stars - die Hauptdarsteller des nach Arbeit aus - hat aber reichlich Spaß Projekts - die Klasse 7 c in Friedrichstadt mit gemacht, unter die Entdecker zu gehen ihren Lehrern Susanne Paulsen und Horst und neue Perspektiven aus dem Stadtplan Hansen. Dazu unsere Sehbeeinträchtigten herauszulesen. - Und wer übrigens glaubt, vom Blindenverband Schleswig-Holstein dass Jungs und Mädels in Nordfriesland und die Stadtführerin Christiane Thomsen, alle Fiete, Piet und Tjark heißen oder Rieke, die uns erst die Stadtgeschichte und dann Wiebke und Bente - der irrt gewaltig. Unse- bekannte wie auch manch unentdeckte re Akteure lassen sich Joline, Gillian, Vilius, Sehenswürdigkeit in Friedrichstadt näher Auri und Dania rufen - um nur ganz wenige brachte. Dies alles in einem eng getakte- zu nennen. Später lernen wir sie alle noch ten Workshop zu Beginn unserer Exkursi- näher kennen. onen durch die Stadt. Sieht alles mächtig

19 TimeTable

StadtKlang: Wie klingt unsere Stadt? • WorkShop I, ETS • 5 Stunden

Stadtrundgang Sehen + Hören + Inklusion Technik Gruppeneinteilung Sehenswürdigkeiten Blinde hören anders Vorstellung der und Zuweisung je Stadt erlebbar Aufnahmegräte eines Begleiters machen Blindsein: + der Mikrofone Einführung + Vorstellung + der Beschluss: Vorstellung Hela, Anna, Tobi Anwendungen Gemeinsame Route - Stadtführerin keine Alleingänge! BH alle Pause 9:20

7:55 9:40 09:40 10:10 10:55 Pause 13:00 Ende

8:15 09:55 10:30 11:20

Begrüßung An der Pinnwand mögliche Klangwelten: Nicht richtig sehen können - Aufnahmen Exkursion Themeneinführung + diese Brille macht blind Selbstversuche mit Ausblicke Was wollen wir aufzeichnen? Selbstversuche mit der Gerät - Besprechung Aufnahme Arbeitschritte heute Stadtroute festlegen Simulationsbrille der Resultate Moderation IE + ETS + BH alle Danach Gruppenfoto! IE + H,A,T + ETS IE + ETS IE + ETS

Wie klingt unsere Stadt? • Projekt der Medienpädagogik, KlangKunst und Inklusion in Friedrichstadt

20 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

Kleine Hörlehre: Ton - Klang - Geräusch

Bevor wir zu den einzelnen Verortungen existieren, indem wir uns erfolgreich mit- der Stadt anhand des Stadtplans und vor hilfe unseres Gehörs in ihr orientieren. allem der sehr hilfreichen Anregungen der Stadtführerin Christiane Thomsen über- Große Klappe gingen, stand noch ein wenig Theoretisches Alles was klingt, kann das nur durch die auf dem Programm: Was ist das eigentlich, Schwingungen, die ein Hörerlebnis erst was wir hören? Sind das Klänge oder Töne möglich machen. Alles was wir hören, sind oder Geräusche? Grundsätzlich gehen wir schwingende Hörereignisse. Hören ohne von der Beobachtung aus, dass die ganze Schwingungen geht nicht. Dabei unter- Welt Klang ist und wir als Menschen in ihr scheiden wir zwischen Tönen, Klängen und

21 Geräuschen. Ein Ton ist ein einfaches Schal- Obertönen. Es entsteht ein Klangkörper. So lerereignis, ein einfaches Audiosignal - mit ist der Klang schon komplexer als der Ton. genau einer Schwingung. Hier stellt man Noch viel komplexer sind die Geräusche. Sie sich am besten eine Stimmgabel vor. Die sind „Ton-Haufen“ - auch Cluster genannt. Steigerung ist ein Klang. Er ist ein Hörer- Sie enthalten zahlreiche Schwingungen - eignis, das in mehr als einer Schwingung unreguliert, ohne ein ordnendes Verhält- tönt. Ein Klang ist definiert durch eine har- nis - tendenziell chaotisch. Den bestimm- monische Überlagerung des Grundtons mit ten Charakter eines Geräusches prägt die

22 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

stärkste und dominierende Schwingung meinschaftlichen Selbstversuche war dann im Cluster, die alles überlagert. Man könn- allerdings der eigentliche Höhepunkt, te auch sagen: Das Geräusch hat die größte denn manch eine nicht unbedingt für öff- Klappe im Chor. fentliche Ohren gedachte Aufnahme fand sich auf den Geräten wieder. Selbstversuch Die anschließende Einweisung in die tech- nischen Geräte für Aufnahme und Inter- view führte die Akteure direkt ans Aus- probieren. Den richtigen Knopf zweimal gedrückt, den Ausschlag im Display der Ge- räte streng beobachtet und immer hübsch in den Popschutz gesprochen: Aufnehmen ist ganz leicht, auch wenn man noch nicht viel zu sagen hat. Auf jeden Fall kommt bei den Probedurchgängen fast jeder mit jedem ins Gespräch vor laufendem Mikro- phon. Das gemeinsame Abhören der ge-

23 Nicht sehen können

Ein großes Anliegen ist es, den Akteuren gesetzt. Aus einer experimentellen Vermu- die inklusiven Effekte ihres Projekts erfahr- tung wurde tatsächliche Betroffenheit mit bar zu machen. Dazu gehört die Entwick- direkter Auswirkung auf das eigene Ver- lung einer wechselseitigen Verantwortung halten. Schritte wurden „überlegter“, der - geprägt von Respekt und Partnerschaft. Gang suchte ständig nach Anlehnung zur Unsere Akteure aus Friedrichstadt sind da eigenen Sicherheit, Hindernisse und Hö- - zu unserer großen Freude - schon sehr henunterschiede wurden mit dem Blinden- weit. Der Umgang mit Beeinträchtigung stock ertastet. Der Blindenstock wirkt wie ist nichts Befremdliches für sie - die po- eine Richtungsnadel auf einem Kompass. sitive Einstellung bemerkenswert. Was Und wie so oft, auch hier macht Übung den fehlt, ist die Vorstellungskraft, wie denn Meister. eigentlich wahrgenommen wird, wenn das Sehvermögen nachlässt. Wohin führt uns die Orientierung? Wie empfindet sich die Selbstwirksamkeit unter diesen Umstän- den? Antworten auf diese und viele andere wollten wir finden im Intensivworkshop zum Projekt. Hierbei halfen unsere blinden Begleiter Anna, Hela, Regina und Tobi.

Nach einer anregenden Diskussion über Inklusion und deren Bedeutung für das ge- sellschaftliche Miteinander kam es dann zur ersten Selbsterfahrung der Schüle- rinnen und Schüler mit einer Sehein- schränkung. Simulationsbrillen zu unterschiedlichen Stärkegraden von „Nicht-richtig-sehen-können“ wurden auf-

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Schülererlebnisse zum Selbstversuch

Was bedeutet eine Sehbeeinträchtigung können und dann noch einen Beruf auszu- oder die vollständige Erblindung für den üben, hat bei den Schülern und Schülerin- Menschen? Die Klasse hat sich sofort mit nen großen Respekt hervorgerufen. Dass dieser Frage ohne Vorbehalte befasst und auch zu einem langen Berufsleben noch nach der Vorstellung unserer sehbeein- eine Familiengründung trotz Erblindung trächtigten Teilnehmer diese befragt. Anna möglich ist, wie sie Hela M. schilderte, hat und Tobi stellten sich und ihre Tätigkeit für dann auch die Vorstellungskraft vieler der den Husfunk vor, das Außenstudio des Offe- jungen Zuhörer überfordert. Fragen über nen Kanals für Menschen mit Behinderung Fragen, wie das alles geht und Assistenzen bei den Husumer Werkstätten. Die Ahnung dazu notwendig sind, wurden mit viel Witz davon, was es heißt, den Alltag zu meistern, und Humor und auch Selbst-Ironie von un- ohne sich mit den Augen orientieren zu seren Gästen beantwortet. Die erste Hürde

25 zur Inklusion wurde genommen – die An- erforderlich durchlebt worden. Der erste näherung fand ohne Scheu, dafür mit Neu- Schritt zur Inklusion ist gelungen. gier statt. Im zweiten Stepp ging es um Sen- Die Brillen-Versuche lesen sich bei den sibilisierung, das Sich-Hinein-Versetzen Schülerinnen und Schülern durchaus un- in den anderen, das Gefühl für das Ausmaß terschiedlich, doch harmlos oder gar banal der Beeinträchtigung und das Verstehen wurde es von niemandem befunden. der Probleme im Alltag. In einem Selbstver- „Es war verschwommen und für mich hat such sollten die Schülerinnen und Schü- es sich so ähnlich wie beim Tauchen ohne ler mit Simulationsbrillen zunächst in der Taucherbrille mit offenen Augen angefühlt, Klasse und im Dialog miteinander ein Ge- als wären die Schulflure bis oben mit Was- fühl für die verschiedenen Formen der Seh- ser gefüllt“ (Aurelia). • „Mir wurde schwin- beeinträchtigung bekommen. Danach ging delig, und ohne meine Freunde wäre ich es mit Langstock und Simulationsbrille bestimmt hingefallen“ (Yanneck). • „Es war über den Flur zur Treppe, vorbei an vielen merkwürdig, nichts zu sehen, man wusste Schülern und Ranzen vor den Klassenräu- nicht, wer vor dir steht... Es ist bestimmt men, Hindernisse allerorts und wenig Ent- schwer für sie, den Tag zu bewältigen. Gro- gegenkommen oder Hilfen von anderen auf ßer Respekt gegenüber den Sehbeeinträch- dem Wege. Diese ganz neuen Erfahrungen tigten“ (Leo). • „Es war etwas seltsam, da haben tiefen Eindruck bei allen Beteiligten man sich auf das Hören und Fühlen verlas- hinterlassen und fanden ihren Ausdruck sen musste. Es war auch ein bisschen lustig, in den ersten Berichten der Klasse hier- dass man so orientierungslos war“ (Svenja). zu. Die Dialoge mit den sehbeeinträchti- • „Es fühlt sich an, als rennt man jeden Mo- gen Gästen nahm eine neue Wendung, die ment irgendwo gegen...man fühlt sich auch Fragen wurden intensiver und einfühlsa- nach hinten gezogen. Ich hatte auch eine mer. Der Langstock als Hilfsmittel wurde Angst in mir....z.B. wenn du beklaut wirst viel elementarer wahrgenommen und die oder dich jemand schubst“ (Joline). • „Also Rücksichtnahme in der Außenwelt war im ich dachte, dass sie immer einen Begleiter eigenen Erfahren hautnah als unbedingt dabei haben, Mensch oder Hund“ (Finn). •

26 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

„Ich fühlte mich sehr unwohl, es war sehr komisch, der Orientierungssinn war weg. Mir tat es auch sehr leid, weil ich da begrif- fen habe, wie sich so etwas anfühlt“ (Rila- na). Um nicht in Betroffenheit zu verhar- ren, war es wichtig, das positive Erlebnis anzuschließen, der Langstock als Hilfsmit- tel wurde sofort von den Testern als große Hilfe erkannt. • „...aber als ich den Stock bekommen habe, habe ich mich schon viel sicherer gefühlt ...und ich finde es gut, dass es so viele Hilfen für Blind gibt (Henning). Schmecken und Hören besonders wichtig“. • „Die Sehbeeinträchtigten brauchen nicht (Aliya) immer Hilfe, sie kleben sich Punkte und Die Selbstversuche haben sich als sehr gute orientieren sich damit, weil sie es fühlen, Vorbereitung für die weiterführenden Auf- ...und bei den Gleisen ist auf dem Boden gaben herausgestellt. Die Anleitung durch ein komisches Muster, damit sie wissen, die sehbeeinträchtigten Begleiter beim dass hier Stopp ist und sie hören dabei die Umgang mit dem Langstock und die dar- Töne.“ (Verona) • „Es ist bestimmt schwer aus resultierenden Gespräche haben Sor- für sie, den Tag zu bewältigen. Großer Res- gen abgebaut und Nähe zugelassen. Bei pekt gegenüber den Sehbeeinträchtigten!“ den Exkursionen wurde in jeder Gruppe (Leo) • „Ich war mit allem vorsichtiger und erheblich aufgepasst, ein „Sich-Hineinver- hörte auch viel mehr Geräusche um mich setzen“ in die Hörwelt entwickelte sich bei herum. Ich denke, dass Sehbeeinträchtig- den Teilnehmern zunehmend und die Ge- te viel aufmerksamer leben als gesunde räusche wurden aus anderer Perspektive Menschen, sie müssen die Umwelt viel be- fokussiert. Der erste Stepp zur Inklusion in wusster wahrnehmen und sich viel mehr dieser Gruppe wurde gelegt. konzentrieren. Für sie ist Tasten, Riechen,

27 Die Stadt an der Pinnwand

Nachdem die erste Vertrautheit mit dem die Akteure sofort Thema, mit der Inklusion und auch mit der alle gewünschten Technik hergestellt wurde, geht es direkt Klang-Orte in der rein in die Planung der Klänge, die aufge- Stadt zuordnen nommen werden sollen, und in den Aufriss und auf vier Gup- einer Stadtroute, die von den Gruppen der pen von Schülern Akteure erforscht werden sollen. Behilf- und Schülerinnen lich bei der Auswahl möglicher Anlauforte aufteilen. in der Stadt ist die Stadt- und Museums- führerin in Friedrichstadt, Frau Christia- ne Thomsen. Gemeinsam mit ihr konnten

StadtRouten und Forschergruppen

Gemeinsam sind wir überrascht, wie viel- schiede, sich für eine Autowerkstatt oder fältig sich ein Gang durch Friedrichstadt den Friedhof zu entscheiden oder den Pfer- gestalten kann. Der Anlauf zu den Sehens- destall oder die Polizei, das Touristbüro, würdigkeiten vervollständigt sich durch die Goldschmiede, die Kirche oder das die auditive Dimension einer Wegberei- Museum aufzusuchen. Jeder wollte eine tung. Die lokalen Stationen und die dazu- spannende Tour haben und jeder bekam gehörigen möglichen Klangereignisse sind sie auch. Nachfolgend sind den Gruppen festgehalten auf der Pinnwand. Jetzt gilt die jeweiligen Stadtrouten mit Stadtplan es, dass sich die Gruppen zusammen fin- zugeordnet. Insgesamt 4 Gruppen machen den - nicht jeder hat gleichermaßen Lust sich auf den Weg. Unsere sehbeeinträchti- auf die jeweiligen Ziele und Sounds - da gen Akteure verteilten sich und tauschten gibt es schon Vorlieben, die heiß diskutiert wechselseitig die jeweiligen Gruppen, so werden. Schließlich sind es Riesenunter- dass jeder mal bei jedem dabei war.

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Die Klangforscher und ihre Stadtrouten

Ein echter Höhepunkt des WorkShops ist Exkursionen erforscht. Doch vorher noch immer wieder die Findung der verschie- das lautstarke Zusammenstellen der ein- denen Stadtrouten an der Pinnwand mit zelnen Gruppen unserer Klangforscher. Stadtplan und individueller Stadtkennt- Wer mit wem ist natürlich die erst gestellte nis. Diese Strecken werden dann auf den Frage, doch bald schon stellt sich ein offe-

29 nes Miteinander „jeder mit jedem“ ein. Und Motorengeräusche von vorbeifahrenden selbstverständlich immer dabei unsere Autos und Motorrädern. Zu hören ist das blinden Akteure Anna, Tobi, Hela und Re- sogenannte Grundrauschen einer Stadt, gina - Energie geladen und gut gelaunt. Die das auch die Stille auf dem parkähnlichen Diskussion der Schülerinnen und Schüler Friedhof durchsetzt. Allerdings muss mit ihnen über Blindsein und Orientierung schon ganz genau hingehört werden. Dazu in einem geräuschvollen Dunkel hat ganz natürlich die selbst erzeugten Klänge beim schnell Früchte getragen und ein verant- Gehen und der Blindenstock, der rhyth- wortungsvolles Miteinander ermöglicht. misch regelmäßig tackert und die Metrik Großartig! einer Orientierung abbildet. Bisher kaum Sehende wie nicht sehende Akteure stellen bemerkte Sounds werden hörbar, eine neue ihre Stadt-Route zusammen und gehen sie Wahrnehmungsform wird den Akteuren hörend gemeinsam ab. Dabei erhöhen ge- immer vertrauter - scheinbar ganz bekann- rade die ungewöhnlichen Orte die Erwar- te Orte klingen plötzlich in einem ganz tungshaltung der Schülerinnen und Schü- anderen Licht. So etwas nennt man auch ler. Geräusche und Klänge und ein gewisser Transformation der Sinne. Dabei lenkt das Swing vor dem Stadtarchiv, in der Kirche, neue offene Ohr die Gruppe immer wieder an der Wasserpumpe auf dem Marktplatz in ganz andere Richtungen als die bekann- - zum Beispiel - und sogar im sonst so stil- ten Pfade. Und das ist erst der Anfang. Wei- len Museum und, ja auch dies, die Stille auf tere Stadterkundungen stehen an. Ziele dem Friedhof und bei der Feuerwehr, die sind u.a. der Bootsanleger, eine Autowerk- gerade nicht im Einsatz ist. Neue Erkennt- statt, eine Kunstschmiedewerkstatt, eine nisse allenthalben jetzt schon nach der Töpferei und ein echter Gedönsladen mit ersten Expedition. Wie bereits im Vorgän- Kleinkunst und Andenken und natürlich gerprojekt in Meldorf erkannt, klingt der der Bootsanleger. Die genauen Routen wer- Friedhof auch in Friedrichstadt eben nicht den jetzt festgelegt. einzig in Stille - wir hören „Ausläufer“ des regen Stadtlebens, Vögel sowieso und

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Hallo Friedrichstadt, wir kommen! So viele attraktive Stellen in dem Holländerstädtchen sind auf einmal gar nicht zu bewältigen - auch für unsere StadtKlang-Forscher der ETS nicht. Insgesamt vier Exkursio- nen haben die Akteure unternommen und markante Orte wie Stadtarchiv, Museum, Kirche, Bootsanleger, Friedhof und viele mehr in „Ohrenschein“ genommen. Alles wurde aufgezeichnet - und was nicht von alleine klingt, wurde vor dem Mikrophon zum Klingen gebracht. Eine wunderbare Stadt - überall hätten wir viel, viel länger verweilen müssen ...

31 Expedition I

Klangforscher Leo, Paul, Pascal und Dania mit Anna und Gruppenbegleiter Daniel Hofmann

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Expedition II

Klangforscher Niklas I, Niklas II, Finn, Ayleen und Sophie mit Gruppenbegleiter Ben Heuer

33 Expedition III

Klangforscher Leonie, Gillian, Alex, Chantal und Sarina mit Hella und Gruppenbegleiterin Susanne Paulsen

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Expedition IV

Klangforscher Hanna, Svea, Kira und Cath- rine mit Ingrid, Tobi und Gruppenbegleiter Dirk Bertram

35 Klänge einer beschaulichen Kleinstadt

Nachdem Ingrid Ebinal und Thomas Engel im Rahmen einer Lehrerkonferenz ihre Projektidee vorgestellt hatten, ließ mich die Frage „Wie klingt unsere Stadt?“ nicht mehr los. Schnell hatte ich Bilder und Ge- räusche der beschaulichen Kleinstadt im Kopf: Grachtenboote, die durch die Grach- ten tuckern, begleitet von lockeren, lusti- gen Sprüchen der Kapitäne und lachenden, Beifall klatschenden Touristen; gefüllte Terrassen vor den Lokalen, Geschirrge- klapper, Stimmengewirr; im Hintergrund deutlich zu hören: Krähen. Ich war gefesselt von der Frage „Wie klingt unsere Stadt?“ und von der Frage „Wie klingt Friedrichstadt für Menschen mit Sehbeein- trächtigung? Denn das Projekt sollte als Inklusionsprojekt mit Schülerinnen und Schülern und einer Gruppe von Menschen mit Sehbeeinträchtigung durchgeführt werden. Mir war sofort klar, dass ich mit meiner lebhaften Klasse daran teilnehmen wollte. Bereits in der 5. und 6. Klasse hatten wir uns unterschiedliche Herausforderun- gen gesucht und uns ihnen gestellt. Einige Schülerinnen und Schüler äußerten durch- aus Bedenken und sagten, dass ihnen die Zusammenarbeit mit Blinden Angst ma-

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che. Aber gerade das reizte mich. In mei- beschaulichen Kleinstadt dahin – es lag ner Klasse haben wir eine Autistin und in Schnee! Die Grachten waren teilweise zu den letzten zwei Jahren konnten wir fest- gefroren und es fuhr natürlich auch kein stellen, dass jeder etwas hat, was ihn hin Grachtenboot. Wir wollten ganz viele Ge- und wieder beeinträchtigt, man aber vieles räusche im, am und mit Wasser aufneh- mit Hilfe anderer und in der Gemeinschaft men, da dieses Element das Stadtbild so schaffen kann. entscheidend prägt. Der Tag würde also Im ersten Teil des Projekts ging es darum, spannend werden, welche Geräusch wür- Orte in der Stadt aufzusuchen und dort den wir aufnehmen können? „typische“ (?) Geräusche mit den professi- Ich begleitete auf der Exkursion eine Mäd- onellen Aufnahmegeräten aufzunehmen. chengruppe und unser erster Stopp war Gemeinsam mit Christiane Thomsen, Lei- bereits ein besonderer Moment – mit ei- terin des Stadtarchivs und des städtischen ner Schülergruppe still auf einem Fleck Museums, wurden Orte in der Stadt bespro- stehend, innehaltend, hörend, zunächst chen, die die Schülerinnen und Schüler auf etwas ängstlich, weil keiner durch Neben- verschiedenen Routen aufsuchen wollten. geräusche die Aufnahme gefährden woll- Anschließend lernten wir die Sehbeein- te. Dann ein kurzer Austausch mit unserer trächtigten kennen, die uns bei der Ex- Begleiterin und noch einmal hören. Dieses kursion durch die Stadt begleiten würden. Mal noch genauer, ruhiger, aufmerksamer. Und mich reizte wieder die Frage, wie ich Die Arbeit mit den Aufnahmegeräten ging eigentlich meine Stadt höre und wie meine den Schülerinnen zunehmend leicht von Schülerinnen und Schüler. Hören unsere der Hand und wir wurden mutiger, ex- sehbeeinträchtigten Begleiter mehr als ich, perimentierfreudiger. Zunächst wurde weil sich mir vieles verschließt, weil ich se- aufgenommen, was wir hörten: Vogelge- hend bin? zwitscher, das Krächzen der Krähen, das Am 22.März machten wir uns mit den Auf- Vorbeifahren eines Autos. Aber war da nahmegeräten auf den Weg. Und schon nicht noch mehr? Der Straßenbelag hat- am Morgen war mein verklärtes Bild der te sich geändert, der Langstock hörte sich

37 auf den verschiedenen Straßenbelägen Türen wurden wieder und wieder geöffnet anders an, unsere Schritte aber auch. Und und geschlossen, genauso wie Briefkasten- wurde da nicht gerade eine Bustür geöff- deckel. net? Innehalten, hören, aufnehmen, do- In der zweiten Projektphase bestand die kumentieren. Schnell kam eine Vielzahl Aufgabe darin, am PC die Vielzahl der Ge- unterschiedlicher Geräusche zusammen. räusche zu bearbeiten. Geräusche mussten Im Miteinander mit den sehbeeinträchtig- wiedererkannt werden und aus dem gro- ten Gruppenmitgliedern wurde deutlich, ßen Geräuschpool herausgesucht, kombi- wie wichtig Hören ist. Aber es versetzte die niert und bearbeitet werden. Dazu muss- Schülerinnen und Schüler auch in Erstau- ten sich die Schülerinnen und Schüler von nen, dass trotz Sehbeeinträchtigung ein ihren „Plätzen im Kopf“ lösen, um die ver- Alltag mit Familie und Berufsleben mög- schiedenen Geräusche der Stadt zu etwas lich ist. Danke an Frau Michalski, Anna und Neuem zu komponieren. Für einige Schü- Tobi, dass sie uns an ihren Erfahrungen lerinnen und Schüler eine schwierige Auf- teilhaben ließen. gabe, andere konnten aber auch abtauchen Die Routen wurden trotz des winterlichen in das kreative Gestalten mit Tönen am PC Wetters abgelaufen und ich war erstaunt, und hatten Spaß am Probieren, Verändern, was die Schüler alles aufnehmen konnten. Verzerren und Komponieren. Das Projekt Die Unterstützung durch die Friedrich- war vielfältig und ich kann sagen, dass städter war groß. Die Schülerinnen und Friedrichstadt nicht nur ein touristischer Schüler wurden durch gesamte Betriebe Ort voll Wasser- und Bootsgeräuschen ist, geführt, auf der Suche nach typischen, aber sondern auch in der Nebensaison ein klin- auch besonderen Geräuschen. Es wurde gender Ort mit sehr netten Menschen. auf das Anspringen einer Kühlung gewar- tet, Espresso gebrüht, Waren in raschelnde Susanne Paulsen Papiertüten verpackt, Ton geschlagen, Si- Lehrerin an der Eider-Treene- renen ausgelöst, telefoniert, gehämmert, Schule Friedrichstadt genagelt und geschraubt, Orgel gespielt,

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Dynamik im Computerraum

Die Klänge und Geräusche sind aufgenommen und im SoundPool abgelegt. Dies ist wie ein Archiv, worauf jeder unserer Akteure über den Server und das Netzwerk Zugriff hat. Alle können sich aus dem SoundPool für die eigene Klangbearbeitung individuell bedienen. Dafür erlernen die Schülerinnen und Schüler das Schnittprogramm Audacity. Und dann wird komponiert bis Kopf und Rechner qualmen.

39 Der praktische Vorteil im PC-Raum in Audacity war Neuland für die Schülerinnen Friedrichstadt bestand in den Laptops, die und Schülern, doch auch hier wurde sich problemlos zwischen Gruppen getauscht bei Unverständnis untereinander geholfen oder hin- und hergereicht werden konnten. oder bei den Medienpädagogen nachge- Dementsprechend bot sich hier auch ein fragt. dynamisches Bild in der Arbeitsaufteilung So dauerte es nicht lange, bis die einzelnen innerhalb der einzelnen Gruppen und der Arbeitsabläufe verstanden wurden. Das Austausch untereinander wurde angeregt. Übereinanderlegen verschiedener Spuren Die Arbeit mit der freien Audiosoftware und diese zu etwas Neuem zusammenzu-

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mischen wurde - als Prinzip - eine verin- nach immer mehr Vorgänge aus der profes- nerlichte Herangehensweise. Das Schnitt- sionellen Audiobearbeitung geknüpft und programm wurde fast spielerisch gelernt. die Akteure erlangten ein Verständnis für Hilfreich auch hier unsere blinden Pro- die Möglichkeiten und verschiedenen Ein- jektbegleiter Anna und Tobi vom HusFunk, satzfelder von Audio- und Schnittsoftware. dem Inklusions-Radio aus Husum. An die- se Art der Annäherung wurden nach und

41 Auswertung Friedrichstadt

Bereits zu Beginn des Stadtklang Projekts den, was zur Motivation der Schüler auf in Friedrichstadt fiel das große Interesse „ihrem“ Weg so viel Material wie möglich zu der Schüler an den interaktiven Aktionen sammeln, beitrug. Über die Beschäftigung des ersten Workshops auf. Besonders die mit den eigenen „Soundscapes“ bestimm- Brillen, die den Trägern einen Eindruck ter Orte (Feuerwehr, Töpferei u.a.) wurden der visuellen Wahrnehmung Sehbeein- auch die Locations selbst anders betrachtet trächtigter vermitteln sollen, regten zum und den dort arbeitenden Menschen eine Austausch untereinander an. Schnell wur- Fülle an Fragen über Beruf, Abläufe, Erfah- de so der Zugang zur Erlebniswelt unserer rungen usw. gestellt. eingeschränktsehenden und blinden Teil- Bei der Sichtung der gesammelten Geräu- nehmer hergestellt und die Schüler began- sche fiel als erstes die Vielzahl an Sounds nen frei und selbstbewusst Fragen an ihre (über 100 Audiodateien!) auf, welche die Gäste zu richten. Der Umgang mit den Auf- Schüler zusammen mit ihren sehbeein- nahmegeräten war nach einer kurzen Zeit trächtigten Begleitern aufgespürt hatten. zum Eingewöhnen und Experimentieren Nun sind Quantität und Qualität ja be- kein Problem. Beim Ausprobieren zeigte kanntlich nicht dasselbe. Doch auch qua- die Klasse viel Kreativität bei kleinen In- litativ waren die Ergebnisse der Exkursion terviews untereinander. Als die Ergebnis- mehr als zufriedenstellend. Nun sollte es se beim nächsten Workshop angehört und daran gehen, die eigenen Geräuscharran- besprochen wurden, nahmen die Schüler gements zu erstellen. Die meisten Schüler Ratschläge und Verbesserungsvorschläge kamen an diesem Punkt das erste Mal mit an, fragten aber auch nach dem Grund für Audiobearbeitung in Berührung, und die Aufnahmen, die in der Qualität nicht den Begeisterung für dieses Thema hielt sich Ansprüchen genügten. Dem entsprechend bei einigen anfangs in Grenzen. Dies än- wurde bei den weiteren Aufnahmen auf ein derte sich aber, als Töne verändert und Ge- gutes Ergebnis geachtet. Die Exkursionen räusche zusammengemischt wurden. Es waren klar strukturiert und im Vorfeld mit stellte sich heraus, dass verschiedene He- den Schülern gemeinsam entwickelt wor- rangehensweisen in den Gruppen gewählt

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wurden. Von kreativem Chaos bis hin zu sorgfältig vorbereiten Geschichten fand man alles. Vieles wurde ausprobiert und vor allem trauten sich die Akteure zu fragen, wenn es Unklarheiten gab. Trotz dieser gu- ten Einstellung blieb aber dennoch der ein oder andere Frust nicht aus. Manche Pro- jekte klangen nicht so wie vorher gedacht oder geplant, wurden umgeschmissen oder so lange verändert, bis sich etwas völlig Neues daraus entwickelte. Nach und nach bauten die Schüler eine Beziehung zu ihren Audioprojekten auf. Die Erfahrung wie viel Arbeit in den eigenen Produktionen steckt, stärkte das Selbstbewusstsein und zeigte den Akteuren die Wertigkeit von derartigen künstlerischen Produkten. Bei den Kompositionen aus Friedrichstadt fallen vor allem die unterschiedlichen Ar- beitsweisen der einzelnen Gruppen auf. Auch hier bewahrheitete sich wieder das „Viele Straßen führen nach Rom“-Prinzip. Zumal den Schülern eine große Freiheit in der Ausführung ihrer Projekte gelassen higkeit für das zukünftige Vorankommen wurde. Das war zu Beginn sicher etwas an- außerhalb der Schule. strengend, gab den Kids aber die Möglich- keit, für sich selbst den richtigen Weg zu Ben Heuer einem Ergebnis finden. Eine wichtige Fä- K9-Koordinationsteam

43 Kommentare aus der 7c

Aylin hat mit uns über interessante Orte in der Das Stadtklangprojekt fand ich sehr gut, Stadt gesprochen und Touren für einzelne weil ich viel über den Alltag der Sehbeein- Gruppen festgelegt. Dann kamen noch To- trächtigten erfahren habe. Sie haben uns bias, Anna und Frau Michalski. Das waren erzählt, warum sie kaum oder nichts mehr drei Sehbeeinträchtigte, die uns aus ihrem sehen können und wie sie ihren Alltag ge- Leben erzählt haben. Wir haben zwei Bril- stalten. Auch das Ausprobieren der Brillen len bekommen. Bei der einen Brille hat man am ersten Projekttag war spannend. Man in der Mitte einen kleinen Punkt gesehen sah entweder nur einen kleinen Punkt oder und bei der anderen habe ich nur am äuße- alles sehr verschwommen. Schade, dass ren Rand etwas gesehen. Viel sehen konnte diese Phase nicht etwas länger gedauert ich damit jedenfalls nicht! Am 22.März ha- hat. Ich hätte es gerne probiert, mit so einer ben wir uns in Gruppen aufgeteilt und viele Brille durch das Schulgebäude zu laufen. Si- Geräusche an den verschiedenen Orten in cherlich hätte ich auch einen Langstock be- der Stadt aufgenommen und diese alle am nötigt, um nicht zu stürzen oder irgendwo PC zusammen geschnitten. Mit Hilfe ei- gegen zu laufen. Als wir uns auf den Weg in nes Programms können wir die Geräusche die Stadt gemacht haben, war leider etwas auch noch bearbeiten. Negatives. Wir durften keine Musik hören, aber Ben, unser Betreuer, durfte rauchen. Sarina Trotzdem fand ich, dass es eine einzigarti- Anfangs war ich nicht so begeistert von ge Erfahrung in meinem Leben war. dem Projekt, aber mittlerweile ist es ganz okay . Seit wir mit dem Schneiden von den Finn Tönen angefangen haben, gefällt es mir. Ich bin Finn, 14 Jahre alt und ich finde das Die Blinden Tobi, Anna und Frau Michalski Projekt spannend. Am 19.03.2018 haben sind sehr nett. Sie haben uns am Anfang wir Herrn Engel, Frau Ebinal und Ben ken- kurz etwas von ihrem Leben erzählt und es nen gelernt. Die waren immer dabei. Frau war sehr interessant. Alle haben eine Ar- Thomsen war am ersten Tag auch da. Sie beit und ein normales Leben.

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Niklas S. uns erklärt, was wir machen werden. Frau Hallo, ich bin Niklas und bin 12 Jahre alt. Thomsen, die in Friedrichstadt Stadtfüh- Als ich das gehört habe, dachte ich, dass rungen anbietet und im Stadtarchiv und es voll langweilig wäre. Da habe ich mich im Museum arbeitet, hat mit uns interes- geirrt, ich fand es voll cool. Am 19.03.18 sante Orte und Plätze erarbeitet, an denen haben wir uns kennen gelernt, ich fand es wir am nächsten Projekttag die Aufnahmen voll interessant, wo wir die Brillen auf ge- machen sollten. Dazu haben wir auf einem setzt haben, da habe ich mich wie ein Blin- Stadtplan Touren festgelegt und uns in vier der gefühlt. Dann haben wir das Mikrofon Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe hat- kennengelernt. Als wir es einigermaßen te den Badestrand, das Seniorenheim, die konnten, sind wir damit durch die Schule Treene, die Gasanstalt und das Stadtarchiv, gelaufen und haben Geräusche aufgenom- die zweite Gruppe die Feuerwehr, die Auto- men und am Ende der Stunde angehört. Wir werkstatt, den Bahnübergang, die Töpfe- haben uns gegenseitig interviewt, ich fand rei, die Blaue Brücke und den Modellbahn- es voll witzig. Und am 22.03.18 sind wir zauber. Die dritte Gruppe ging zur Polizei, losgelaufen durch die Stadt und haben Ge- zum Dönerladen, in die Bücherei und in räusche aufgenommen. Wir waren zuerst das Bürgerbüro, das Tourismusbüro und beim Autohaus Tramsen, dann beim Bahn- in den Eisladen, die vierte und letzte Grup- hof und dann bei der Brücke und zu guter pe hatte die Kirchengeräusche, das Muse- letzt bei der Töpferei, das fand ich interes- um, den Marktplatz, die Schneiderei und sant. die Steinbrücke. Alle durften zum Fried- hof, zur Dänischen Schule, zum Kraftwerk Chantal und zu den Austernfischern bei uns an der Ich fand das Projekt Stadtklang sehr inte- Schule. An all diesen Orten haben wir Ge- ressant. Wir haben Frau Ebinal, Ben, Cle- räusche aufgenommen. Das hat mir sehr mens, Thomas, Daniel, Dirk, Frau Michal- viel Spaß gemacht. Jetzt gerade schneiden ski, Anna und Tobi und Frau Thomsen wir die Geräusche. Wir schneiden so lange, kennen gelernt. Frau Ebinal und Ben haben bis alle Geräusche passen, damit wir eine

45 CD daraus machen können. Ich hoffe, die interessant war. Am ersten Tag haben wir passenden Geräusche auf der CD sind gut Frau Ebinal, Ben, Herrn Engel, Dirk, Cle- für euch. mens, Tobi, Anna und Frau Michalski ken- nengelernt. Das war am 19.03.18, da haben Niklas wir alles für die Exkursion besprochen. Ich bin Niklas, 13 Jahre alt und hatte erst Am 23.03.18 sind wir in Vierer Gruppen nicht richtig Lust auf das Projekt. Aber losgelaufen. Meine Gruppe hat die Geräu- nachdem die Projektleiter das erste Mal da sche von einer Kühlung der Eismaschine waren, fand ich das Projekt ganz spannend. und die Orgel einer Kirche aufgenommen. Wir konnten uns mit Blinden unterhalten Wir haben auch andere Sachen aufgenom- und uns mit Brillen in die Lage versetzten, men z.B. das Geräusch von Pfützen oder blind zu sein. Am nächsten Projekttag wa- das Krähen der Krähen. Danach haben wir ren wir draußen und haben verschiedene noch weitere Sachen der Liste abgearbeitet. Töne aufgenommen und anschließend zu- Beim nächsten Treffen beginnen wir, die sammen geschnitten. Ich finde das Projekt Geräusche am PC zu schneiden und zu be- echt gut, denn man kann viel lernen über arbeiten. Blinde und ihren Alltag und auch über Ge- räte, die den Alltag der Blinden vereinfa- Anna chen, z.B. der Langstock, der dabei hilft, (sehbeeinträchtigt) dass die Blinden nicht gegen irgendwas StadtKlang-Akteurin vom HusFunk laufen. Die Blindenbinde binden sich die Blinden um den Arm, damit andere Leute sehen, dass das ein Blinder ist und man ein Ich fand es sehr interessant, mit den Schü- bisschen aufpassen soll. So ist das Projekt lern zusammen zu arbeiten. Bei einem ganz spannend und gut gewesen und ich Stadtrundgang durch die Innenstadt ha- habe viel gelernt. ben die Schüler viele Aufnahmen zu un- Svea terschiedlichen Themen gemacht. In der Ich finde, dass das Projekt spannend und Schule haben die Schüler dann die Au-

46 2 → KLANGWERKSTATT FRIEDRICHSTADT

dio-Dateien geschnitten und ich habe ih- nen geholfen, dass Schnittprogramm Au- dacity zu verstehen. Am häufigsten musste ich den Schülern sagen, welche Tasten- kombinationen sie drücken müssen, um zum Beispiel zu schneiden oder zu kopie- ren. Eine Gruppe, der ich auch viel gehol- fen habe, hat einen Stadtrundgang mit dem Blindenstock vertont. Zwischen den einzelnen Stationen (z.B. Eisdiele, Schnei- derei oder Töpferei) war immer wieder das Geräusch des Blindenstocks zu hören. An einem anderen Tag habe ich einem Jun- gen geholfen, der aus den Geräuschen, die typisch für die Stadt sind, einen Song ge- schnitten hat. Als Grundlage für den Song hat er eine Audio-Datei verwendet, auf der zu hören war, wie auf einem Mülleimer ge- trommelt wird. Eine weitere Gruppe, die ich unterstützt habe, hat eine Strand-Atmosphäre bearbei- tet. Hierfür haben Sie ganz viele Geräusche benutzt, in denen Wasser zu hören war. Es war eine schöne Zeit und ich habe einige Anna ist stark sehbeeinträchtigt - hat nur noch ein geringes Restsehvermögen. Sie arbeitet beim Hus- neue Erfahrungen gesammelt. Die Schüler Funk, dem Inklusionsradio sehbeeinträchtigten in sind sehr offen auf uns Sehbeeinträchtigte Husum. Um die StadtKlänge zu begleiten, ist Anna zu gegangen und haben oft für gute Laune jedesmal mit unserer FSJ-lerin Malin (Bild re.) aus gesorgt. Husum gekommen.

47 Zwischenbemerkung

Ausgehend von der Frage, inwiefern die grifflichkeiten nur scheinbar ein Zusam- akustische Umwelt mit ihren Klangräumen mengehen mit Projektverläufen und Ergeb- umfassend erlebbar und für eine Gestal- nissen aus StadtKlängen der ausgewählten tung beschreibbar werden kann, erforscht Orte. Doch immer sind Klangumwelten in auch in Nordfriesland der Projektverlauf einzelne Klangereignisse zerlegbar, die die für eine Systematisierung möglicher gewollt, ungewollt, vermeidbar oder ziel- Raum-Klang-Erfassung nutzbaren Wahr- gerichtet geplant sind. Auch hier sind die nehmungen. Ziel ist, weitere Antworten Zugänge individuell, teils sehr persönlich. auf Fragen nach der Wahrnehmung und Und das ist das Schöne an diesem Projekt: aktiven Gestaltung von Geräuschkulissen Persönliche und übergreifende Ansätze, zu finden - ganz besonders zur Orientie- Konzentration und kollektiver Spaß, schrä- rung in städtischen, verdichteten Räu- ge und lineare Perspektive in der räumli- men mit einem vielschichtigen Grund- chen Orientierung verbinden sich zu einem rauschen. Hier geht es um die Dechiffrie- einzigartigen Erlebnis in Gemeinschaft, in rung von Klangumwelten, wie sich in der dem auch die Beeinträchtigung in gegen- akustischen Umwelt der Klang mit seiner seitigem Vertrauen und wechselseitiger Wechselwirkung zum hörenden Individu- Verantwortung füreinander als Chance er- um verhält. Auch die Projektentwicklung lebt wird. Das sind allesamt stabile Prämis- in Friedrichstadt machte schnell klar, dass sen und Methoden für die Erforschung un- jeder einzelne Versuch unserer Akteure be- serer Klangumwelt und deren akustische reits ein individuelles, in sich schlüssiges Ausgestaltung. Insofern ist Friedrichstadt Erklärungsmodell für eine Raum-Klang-Er- erfolgreich mit den Ohren neu entdeckt in fassung darstellt. Das ist eine großartige einer sicheren Erlebnisgemeinschaft - un- Leistung unserer Akteure in Friedrichstadt voreingenommen mit kreativer Neugier und zieht sich durch den gesamten Projekt- und Inklusion. verlauf. Dabei erschweren die Vielfalt der Ansätze und der zuweilen uneinheitliche/ Thomas Engel unsystematische Sprachgebrauch der Be- K9-KoordinationsTeam

48 4 → KLANGWERKSTATT TÖNNING

Und weiter geht es in Tönning

Grün eingebettet, doch mitten drin im Herzen der Stadt: Die Eider-Treene-Schule in Tönning, unsere nächs- te Station der nordfriesischen Ausgabe des StadtKlang-Projekts. Die Schülerinnen und Schüler entdecken gemeinsam mit ihren blinden und sehbeeinträchtigten Begleitern das tönende Tönning!

49 Und weiter geht es in Tönning. Hier sind unsere Hauptdarsteller, die 7 b der ETS mit ihrer nervenstarken Lehrerin Nina Rother. Eine wirklich tolle Truppe an einer super Schule in einer quirligen historischen Stadt mit Naturraum Wattenmeer am Tor zur Halbinsel Eiderstedt. Ideal für die Exkursionen der StadtKlänge, denn Tönning ist eine Stadt der kurzen Wege - alle Attraktionen fußläufig erreichbar. Klima und städtisches Feeling sind sehr angenehm, auch wird hier Dänisch gesprochen ...

50 4 → KLANGWERKSTATT TÖNNING

Vielfalt: Das ist unsere Stärke

Als an der Eider-Treene-Schule das Projekt Erkundungstour in der Stadt Tönning, „Stadtklang“ vorgestellt wurde, bot sich für brachte einigen ihre Heimatstadt einmal das Fach NAWI die Möglichkeit an, dieses auf eine Art und Weise nahe. Einige Schüler im Thema „Sich orientieren“ in Klassenstu- entdeckten Bekanntes neu und andere wa- fe 7 einzubetten. Schnell waren die Schüler ren von den vielfältigen Geräuschen beein- der Klasse 7b begeistert. Voller Spannung druckt. Das Fazit war eindeutig: Tönning wurde beim ersten gemeinsamen Treffen bietet außer Schule noch so viel mehr! eine wunderbare Arbeitsatmosphäre ge- Besonders motiviert waren die Schüler schaffen. Unsere sehbeeinträchtigten Gäs- beim Schneiden. Das kreative Ausprobie- te wurden sofort in die besondere Form des ren beim Arrangieren der einzelnen Geräu- Unterrichtsgeschehens miteinbezogen. sche zu einer Melodie wechselte sich mit Oder war es genau anderes herum? Lachen und Glucksen der Schüler ab. Die Die Offenheit der Sehbeeinträchtigten ließ Funktion „Effekte“ inspirierte die Schüler schnell die Distanz schmelzen. Mutig stell- und das Ausprobieren des Schneidepro- ten die Schüler ihre Fragen und sofort wur- gramms bildete den Höhepunkt. Selbst das de allen klar, dass die Sehbeeinträchtigten plötzliche Verschwinden einiger Ergebnis- sich nicht als behindert fühlen, sondern dateien auf den Rechnern hinterließ keine durch ihre besondere Art der Wahrneh- enttäuschten Spuren. Mit einer Leichtig- mung der Umwelt ihre Beeinträchtigung keit entstanden in Kürze neue melodische als Chance sehen. Immer wieder konnte Geräuschkunstwerke. Egal ob das Müll- man während der ganzen Projektzeit fest- trommeln, der Kiesweg oder das Hufge- stellen, dass genau dies einige Schüler sich räusch als Lieblingssound Einklang fand als Vorbild nahmen: Ihr Handicap als Chan- oder doch lieber die typischen Tönninger ce sehen und es vielfältiger im Unterricht, Geräusche wie Glockenspiel der Apotheke, in Pausensituation oder auch in den Nach- die Orgel in der Kirche oder das Wellenbe- mittagsangeboten in der Schule einsetzen! cken vom Multimar verwendet wurden. Die Das Aufnehmen der unterschiedlichsten Vielfalt der Geräusche konnte produktiv Geräusche in den Gruppen während der genutzt werden und führte zu wunderba-

51 ren phantasievollen Ergebnissen! Dieses übergreifende Projekt zeigt, dass das gemeinsame Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung vielfältig in Schu- le genutzt werden konnte. Es ermöglichte jedem, seine persönlichen Potenziale voll auszuschöpfen und somit ein aktiver Teil der Gemeinschaft sein zu dürfen. Die sonst manchmal „vorlauten“ Schüler wurden zu stillen Beobachtern und die Introvertierten konnten mit Hilfe der Sehbeeinträchtigten sich öffnen. Getragen wurde dieses Projekt von einem hohen Grad an gegenseitigem einmal anders betrachten. Vertrauen, Mut sich öffnen und vor allem Und zu guter Letzt ein dickes Dankeschön sich vielfältig entfalten zu dürfen! an die Klasse 7b in Tönning: Ihr habt euch Bedanken möchte ich mich bei dem K9 im wertschätzenden Umgang miteinander - Team, dessen Geduld sich auf uns über- geübt. Viele unterschiedliche respektvol- tragen hat. Ein besonderer Dank geht an le Gesten eurerseits und ein nachhaltiges Ben Heuer, der mit seiner witzigen, auf- Miteinander zeigen, wie offen ihr fürein- geschlossenen fröhlichen Art die Schüler ander da seid. Denn ihr akzeptiert das An- beim Schneiden der Geräusche stets moti- derssein und könnt nun dieses vielfältiger vieren konnte. Ebenso möchte ich mich bei nutzen und wisst es inzwischen zu schät- Ingrid Ebinal und Thomas Engel bedanken, zen. Denkt immer daran: Die Vielfalt ist durch die wir ein feines Gespür für Anderes eure Stärke! entdecken konnten und dieses als eine Be- reicherung für uns nutzen konnten. Auch Nina Rother den Sehbeeinträchtigten sei gedankt. Sie Lehrerin der 7b haben es geschafft, dass wir unsere Welt Fachschaftsleitung NAWI

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Selbstversuche vom Blindsein

Auf den zahlreichen Internetseiten, die stark behindert sehen zu können. Dieser sich mit dem Blindsein beschäftigen, sind Eindruck wird durch Gegenüberstellung sogenannte Sehbehinderungs-Simulato- entsprechender Bilder mit identischem ren zu finden. Durch sie kann der sehende Motiv in ungleicher Konturenschärfe und Mensch einen Einruck erhalten, was es be- Hell-Dunkel-Kontraste simuliert. Ganz deutet, nur noch eingeschränkt oder gar pragmatische Versuchsabfolgen ähnlicher

53 kam dann auch schnell die Ernüchterung. Das Selbstwertgefühl wurde zusehends geringer - Grundriss, Raum und Gegen- stände erschienen nur noch unpräzise bis nahezu vollständig verschwommen oder Natur bot das StadtKlang-Projekt seinen verdunkelt. Der Blick für das Gesamtge- Akteuren während eines intensiven Work- schehen mit seinen vielen Details ist den shops in Tönning, der neben inhaltlicher Probanden verschlossen. Versuche mit Projekteinführung und Erstbegegnung mit oder ohne Blindenstock den Parcours auf der Technik auch das Thema Inklusion be- dem Schulflur samt Treppenstufen erfolg- handelte. Am Anfang stand die erwähnte reich ohne Anstöße zu bestehen, endeten „Versuchsanordnung“ im pragmatischen meist im schiefen Gang der Orientierungs- Selbsttest. Jeder kennt natürlich die Mo- losigkeit mit dem einen oder anderen blau- mentaufnahme von nicht-sehen-können, en Fleck. Da ist es schon gut, die helfende wenn ich die Augen kurz schließe und Hand sehender Menschen zu haben. Auch trotzdem weiter gehe. Als Steigerung gab es reichten unsere blinden Projektteilnehmer jetzt Gelegenheit, das eigene Sehvermögen ihre helfende Hand, denn ihr individuelles durch Simulationsbrillen von schwach bis Vermögen, trotz Seheinschränkung er- stark einzuschränken. Diese Selbstversu- folgreich Perspektiven der Orientierung in che setzten die Schülerinnen und Schüler physischer Unversehrtheit zu erreichen, in den Stand, sich über einen längeren Zeit- kam für viele der Schülerinnen und Schüler raum ein eigenes Bild darüber zu machen, überraschend. So brachte diese Begegnung was Blindsein und eine dadurch erzeugte erste gemeinsame Bilder zustande. Der Abhängigkeit zu sehenden Menschen be- verantwortungsvolle Umgang miteinander deutet. Die Simulationsbrillen schränkten war fortan selbstverständlich. Er wurde ihre Träger nachhaltig ein. Nach einer ge- zur Prämisse des gemeinsam gestalteten wissen begeisterten Neugier der Akteure, Projektverlaufs. an diesen Selbstversuchen teilzunehmen,

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Okay ! Inklusion

Das Projektanliegen der StadtKlänge zielt Qualitäten des Miteinanders macht. Dieses auf ein solidarisches und emanzipatori- Ziel ist nach den hervorragenden Ergebnis- sches Gemeinschaffen, welches die Akteure sen in der Klangwerkstatt der ETS in Fried- nicht in der Gemeinschaft gleichschaltet, richstadt nun auch unter den ETS-Akteuren sondern das Einzigartige, das Andersarti- in Tönning erreicht. Das Zusammenwirken ge und das Besondere zu entscheidenden unserer sehbeeinträchtigten Projektbe-

55 gleiter mit den aufgeschlossenen Schüle- Bewegung des sozial-künstlerischen Pro- rinnen und Schülern des 7. Jahrgangs hat zesses des Projekts. Dementsprechend das eine durch und durch gelungene Inklusi- weite Spektrum der von den Akteuren in on erreicht: Die Akteure mit Einschrän- der Klangwerkstatt künstlerisch erzeugten kung verloren ihren besonderen Status Klangereignisse. Sie sind auf dem beilie- der Andersartigkeit und die Medienarbeit genden Tonträger nachhörbar und garan- kam - von jedweder „Leistungshomogeni- tiert nicht „leistungshomogenisiert“. Alles sierung“ befreit - problemlos zur Anwen- individuell und sehr anders, obwohl doch dung. Vielfalt ist normal, alle Akteure sind „nur“ die Wahrnehmung unserer aller und unterschiedlich, anders, einzigartig, in- einzigen Umwelt zur Anwendung kam. So dividuell. Es herrschte ein bekennender zeigte auch unsere aktuelle Projekterfah- Verzicht auf Gleichschaltung und „Nor- rung mit dem 7. Jahrgang der ETS weder malisierung“ unter den Akteuren. Nicht Züge von sozialer Kulturarbeit noch kultu- die Akteure werden im Projekt „passend“ reller Sozialarbeit. Weder wurde die künst- gemacht - das Projekt passte sich zu jeder lerische Arbeit überbetont, noch die künst- Zeit den Akteuren an. So ist den StadtKlän- lerischen Techniken ihren pädagogischen gen ein inklusives System von Flexibilität Zwecken und Zielen untergeordnet. Effekte implantiert, das mit unseren ETS-Akteuren sind vielmehr die Stärkung der Akteure in hervorragend funktioniert hat - gemeint ist ihrer Selbstkompetenz, Selbstbefähigung. das gemeinsame und intensive Lernen der Hierbei denken wir auch an Vertrauen Akteure mit und ohne Beeinträchtigung in und Akzeptanz und Teilhabegerechtigkeit unserem Projekt. Das inklusive System hat bei den teilnehmenden Schülerinnen und die Akzeptanz von Unterschieden und in- Schülern der ETS. dividueller Andersartigkeit thematisiert. Für Diversität gegen gegen Stillstand, gera- de in dieser Spitze sind die StadtKlänge ein echtes Projekt der Inklusion (und nicht der Integration). Die Inklusion zeigt sich in der

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Exkursionen

Bereits in den Unterrichtsstunden hatte die der Klasse waren schon beeindruckend, so Klasse mit ihrer Lehrerin Nina Rother die dass die Routen und Teilnehmergruppen Stadt fest im Griff. Gemeinsam diskutier- der fünf anstehenden Exkursionen schnell ten sie bereits Anlaufstellen und mögliche gefunden wurden. Klänge, die sich die Schülerinen und Schü- ler wünschten aufzunehmen. Dass einiges nun doch noch etwas anders kam, war das Resultat der Diskussion während des Work- Shops. Positive Aufregung und Disziplin

Klangforscher Regina (mit Begleitung), Auri, Mathis, Florian, Verona, und Vilius mit Gruppenbegleiter Daniel Hofmann

57 Klangforscher Henning, Kevin, Finn, Pari- mah, Leo und Carolin (nicht auf dem Bild) mit Tobi und Gruppenbegleiter Ben Heuer

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Klangforscher Henning, Kevin, Finn, Pari- mah, Leo und Carolin (nicht auf dem Bild) mit Tobi und Gruppenbegleiter Ben Heuer

59 Klangforscher Chantal, Joline, Rilana und Jordan mit Gruppenbegleiterin Ingrid Ebinal

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Klangforscher Kerry, Alicia, Mette, Elif und Yanneck (nicht im Bild) mit Anna und Grup- penbegleiter Dirk Bertram

61 Die Rechner im Visier

den On-Board-Effekten des Audiobearbei- tungsprogramms Audacity. Diese Freude an der Verfremdung der unterschiedlichen Sounds gipfelte bei einigen sogar in der in- tensivierten Auseinandersetzung mit den speziellen Effektparametern und somit dem Grundverständnis spezifischer Anker- punkte im Erstellen von Soundcollagen. Anfängliche Probleme in den Speichervor-

Die Tönninger Teilnehmer erarbeiteten ihre Projekte meist allein oder im Duo. Dabei wurde sich aber auch ausgetauscht und Tipps und neue Erfahrungen wurden schnell untereinander geteilt. Sätze wie „Probier mal das,“ oder „Hör mal wie das jetzt klingt,“ vernahm man erfreulich häu- fig. Die Schüler der ETS hatten ein beson- deres Interesse am Herumprobieren mit

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gängen nach den Unterrichtseinheiten – dem Serversystem geschuldet – brachten die Akteure nicht aus der Ruhe und wurden kreativ umgangen. So wurden die Schüler nebenbei auch an die in der Medienarbeit so wichtige Fähigkeit zu „Digitaler Impro- visation“ herangeführt. Ein schöner und wichtiger Nebeneffekt.

63 Auswertung Tönning

Die Klasse der ETS in Tönning zeigte sich ren. Andere Gruppen wollten im Zuge des von Beginn an als sehr aufgeschlossen Projekts bekannte Orte aus einem anderen und wissbegierig. Es machte den Eindruck, Blick- (oder in diesem Fall „Hörwinkel“) als hätten die Schüler hier von Anfang an kennenlernen. eine Vorstellung von „Wie klingt unsere Die Aufnahmesessions in Tönning waren Stadt“ gehabt. Auch hier war der Umgang ähnlich kreativ wie in Friedrichstadt, wo- mit unseren Gästen vom Integrationsradio bei hier Aufnahmen so lange wiederholt „Husfunk“ und dem Blindenverband sehr wurden, bis das Ergebnis genau so klang, gut. In Gesprächen wurden viele Fragen, wie die Schüler es sich vorher vorgestellt im Besonderen aber Fragen zur auditiven hatten. Diese Zielrichtung war auch in der Wahrnehmung von Menschen mit einge- ersten Phase der Audiobearbeitung zu spü- schränkter Sicht, gestellt. Der Umgang ren und führte bei vielen Gruppen (oder mit den Aufnahmegeräten ging auch hier auch einzelnen Schülern) zu einem klaren schnell in Fleisch und Blut über. Während Bild davon, wie ihre Soundcollagen am der Experimentalphase wurde sich aber - Ende des Projekts klingen sollten. Nach neben kleinen Interviews – sehr schnell mit den ersten zwei Schnitteinheiten wurden der Aufnahme von Geräuschen und wie die- die Tönninger aber immer experimentier- se auf den Records wirken, auseinanderge- freudiger und erkundeten mit großem In- setzt. Auch in Tönning wurden die Exkursi- teresse die Möglichkeiten der einzelnen Ef- onsstrecken im Vorfelde mit den Schülern fekteinstellungen im Audioprogramm. So entwickelt. Hier hatte die Klasse aber von kamen Musiktitel und „Stadtspaziergänge“ vornherein eine Vorstellung, wer zu wel- zustande, die kaum an echte Kulissen, son- chem Ort gehen wollte, um Aufnahmen dern eher an Soundtracks oder Samples aus zu machen. Dafür gab es unterschiedliche SciFi- oder Horrorfilmen erinnern. Gerade Gründe. Manche hatten sich Gedanken das musikalische Interesse der Schüler in darüber gemacht, welche Orte sie schon Tönning war sehr ausgeprägt. Rhythmus kannten, deren Soundscapes besonders findet sich in vielen Projekten als Mittel interessant oder typisch für Tönning wa- der Wahl. Besonders erfreulich, dass den

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ETS-Akteuren von Unterrichtsstunde zu ausgegangen werden, dass der ein oder an- Unterrichtsstunde anzusehen war, wie die dere Projektteilnehmer nicht das letzte Mal Freude an der Fertigstellung der eigenen kreativ mit Medien gearbeitet haben wird. Projekte wuchs. Besonders auffällig, dass Es ist bei fast allen Schülern an der ETS ein einige Schüler hier nicht nur ein, sondern selbstbewusstes „Anpacken“ des neuen Be- teilweise zwei bis drei Projekte abgegeben tätigungsfeldes „Mach mal was mit Medi- haben. Dabei handelte es sich nicht um en“ zu spüren gewesen. Das spiegelt sich Kopien, die vom ersten Projekt einfach ab- in den Endergebnissen wider, die über eine geklatscht wurden, sondern um jeweils auffällig hohe Bandbreite verfügen. eigenständige Arrangements, die völlig andere Absichten verfolgten als die zuerst Ben Heuer fertig gestellten Audiofiles. So kann davon K9-Koordinationsteam

65 Schülerstimmen der 7 b zum Projekt

Zum Ende der Sound-Bearbeitungs-Phase Erfahrungen der letzten Wochen. Das hat kommt der in den Husumer Nachrichten uns alle gerührt - die Überraschung ist ge- eine Seite Zeitungsartikel über das Projekt. lungen. Die Kommentare der Schülerinnen Das gibt den Schülerinnen und Schülern und Schüler stellen wir aus Gründen be- noch einmal ordentlich Motivationsschub. grenzter Platzverhältnisse ausschnitthaft Kurzerhand werden die persönlichen State- auf den Folgeseiten vor - illustriert von den ments der Akteure zum Projekt noch ein- Schülerzeichnungen zum Projektverlauf. mal überarbeitet. Und dann entstehen Bilder, selbst gezeichnete Szenen aus den

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Schülerstimmen zum Projektverlauf

Die Workshops zur Vorbereitung der zwei andere Aspekte als die Fotos. Stadtklang-Phasen „Aufnahmetechnik und Exkursionen“ und „Soundbearbeitung mit Joline und Chantal dem Audacity-Programm“ basierten in „Wir wurden als Klasse ausgewählt, um ein beiden Schulen auf demselben Konzept. Projekt mitzumachen, wo wir Tönning ver- Es war nicht beabsichtigt, in einen Wett- klanglichen... Es war eigentlich voll cool bewerb beider Schulen um Quantität und und witzig, denn auch nur diese kleinsten Qualität zu treten. Vielmehr war es eine Geräusche konnte man manchmal selbst Prüfung des Stadtklang-Konzeptes, das nicht erkennen. An dem Tag, als wir los Maß an Flexibilität und Anpassung an die gingen, hatten wir auch später mit einer jeweiligen schulischen und städtischen Verhältnisse auszuloten, um Standards für die Fortführung zu entwickeln, wenn wei- tere Projekte von anderen Trägern durch- geführt werden. Werden die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler auf die Grundidee betrach- tet, ergibt sich ein ähnliches Bild wie bis- her. Die Berichte der Klasse sollen für sich selbst sprechen. Und dennoch ist auffällig, dass wir in Tönning erstmals eine ausge- sprochen positive Reaktion der Klasse auf die Presse erhalten haben: die Motivation zur weiteren Bearbeitung der eigenen Tex- te sowie eine künstlerische Ausgestaltung der Erlebnisse. Selbst gemalte Bilder sind erstmals ein zusätzliches, freiwilliges Pro- dukt der Schüler und dokumentieren noch

67 (der Experte) und aus Yanneck, Mette, Kerry Alicia, Elif und Svenja. Ich war derjeni- ge, der mit dem Gerät alles aufgenommen hat, Elif war diejenige, die alles notiert hat, wann wir das aufgenommen haben und wo und die wievielte Aufnahme das war. Und es war auch ganz toll, dass man mal ande- re Seiten von dem Schüler sieht. Ich fand es auch interessant wie Sehbeeinträchtigte auf unsere Umwelt reagieren. Das mit den Klängen fand ich schon sympathisch. Aber wenn man sich mal vorstellt, dass man aus anderen Gruppe getauscht, dass wir auch drei Tönen einen Song oder ein Lied ma- einmal die Erfahrung machten, einen Blin- chen kann, das hat mich irgendwie vom den dabei zu haben, und zwar Frau Michal- Hocker gehauen, ich fand es auch unglaub- ski, sie blieb auch öfters stehen und mein- lich, dass man sogar eine Ente zum Dino- te, dass wir mal hinhören sollten. Blinde saurier machen kann.“ hören Dinge, die wir schon gar nicht mehr wahrnehmen, z.B auf dem Friedhof hat sie Erik den Wind und die Vögel genossen. Wir lie- „Mir hat das Thema gut gefallen, weil ich fen gar nicht so langsam mit ihr, also man viel Neues gelernt habe und es mir Spaß kommt gut mit ihr voran. Auf dem Weg zur gemacht hat. An einem Tag sind wir durch Schule hatte Rilana Frau Michalski wieder die Stadt Tönning gelaufen und haben mit geführt.“ einem Tonaufnahmegerät die Klänge der Stadt Tönning aufgenommen. Wir waren Yanneck beim Zahnarzt und haben das Zähneput- „Ich fand es auch mega geil mit dem Rum- zen aufgenommen. Dann sind wir in den laufen in der Stadt. Meine Gruppe bestand Schlosspark gegangen und haben das Ge- aus Anna (die Sehbeeinträchtigte) und Dirk

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hen über die Steine und das Krähen von Vögeln aufgenommen. Daraufhin sind wir zur Polizei gegangen und haben das Dru- cken von wichtigem Papier, das Tippen auf der Tastatur und das Martinshorn (die Po- lizeisirene) aufgenommen. In den letzten Stunden hat uns Ben erklärt, wie man die Klänge schneidet. Ich habe es am Anfang nicht sofort verstanden, doch so langsam bekomme ich es hin und es macht mir auch Spaß.“ hatte, war sehr nett und kam erstaunlich Alicia gut klar. Ich dachte es wäre total schwer, „Das Projekt war mal was total Anderes. denn ein paar Tage zuvor durften wir mit Mir hat es wirklich sehr gefallen, auch der Blindenstöcken und verschiedenen Brillen Umgang mit den Seheingeschränkten. Am durch unsere Schulflure laufen. Doch die Anfang war es tatsächlich schwerer, aber Seheingeschränkten, die zu uns gekom- nach der Zeit haben wir immer mehr dazu men sind, haben normal Handys bedient gelernt, sodass wir uns immer gegenseitig und sind auch alleine Zug gefahren. Wenn helfen konnten. Unser Teamgeist kam bei ich mir vorstellen müsste, von heute auf dem Projekt auch sehr zum Tragen. Denn morgen mein Augenlicht zu verlieren, wür- als wir bei den verschiedenen Orten wie: de ich als erstes denken, dass ich gar nicht Campingplatz, Strand, Schule und Stadt klarkomme. Die Leute, die uns bei dem Pro- waren, mussten wir viel miteinander arbei- jekt geholfen haben, waren alle sehr nett ten. Der eine hielt das Mikro und der ande- und haben uns bei jeder Kleinigkeit gehol- re schrieb dann die Zahlen und Nummer fen. Sogar der Umgang mit dem PC läuft plus Geräusche auf. Anna, eine Seheinge- jetzt viel einfacher als vorher, also hat man schränkte, die unsere Gruppe begleitet auch für das Leben mehr gelernt. Ich wür-

69 wie man mit dem Schneideprogramm ar- beitet. Weil einige denken, dass wenn man blind ist, quasi das Leben zu Ende ist, das stimmt aber nicht. Am 2. Tag hat Anna uns immer noch geholfen und wir sind gut vor- an gekommen ... fand ich das Projekt echt cool. Ich fand es interessant, mit blinden Leuten zu arbeiten, und die Leute die das Projekt machten, waren sehr nett und wit- zig. Es war echt toll, mit denen zu arbeiten.“

Carolin „Beim Schneiden und Bearbeiten habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn man Töne aufnimmt und dann abspielt, sie sich de nochmal gerne Zeit mit den Seheinge- anders anhören, und mit Schnitten kann schränkten verbringen, denn es sind alles man die leere Tonspur vom Ton trennen sehr nette Leute. Und das Projekt könnte und dann entfernen, da man sie vor und ich auch jederzeit gerne wiederholen.“ hinter den Ton setzt ... Am meisten Spaß ... den Ton zu bearbeiten, da man mit dem Rilana Programm, mit dem wir arbeiten, viele Sa- „Die Zusammenarbeit war echt toll! Die chen mit dem Ton machen kann wie zum ersten 2 Tage haben Joline und ich mit ei- Beispiel, dass man ihn rückwärts abspie- ner sehbeschränkten Person namens Anna len kann. Das fand ich lustig. Womit ich gearbeitet. Trotz ihrer Sehbeschränkung aber Schwierigkeiten hatte, war, die richti- konnte sie uns das Schneideprogramm sehr gen Töne zu finden, da wir eine kleine Ge- gut erklären. Sie arbeitet beim HusFunk, schichte mit den Tönen erzählen sollten.“ das ist ein Radiosender, sie weiß deswegen,

70 4 → KLANGWERKSTATT TÖNNING

Jana „Als erstes habe ich das Geräusch genom- men, wo kleine Kinder klatschen und mit den Gummistiefeln gestampft haben. Dann haben wir einen Springbrunnen als Un- ter-Sound genommen und an der passen- den Stelle einen Schnittpunkt gesetzt. Als wir 3 Min.25 Sek. hatten, hat der Compu- ich mehr gehört habe als gesehen. Für mich ter sich ausgeschaltet und als er wieder an war die Herausforderung, die ganzen Töne war, war alles weg. Also fingen wir wieder zu Musik zusammen zu schneiden.“ von vorne an. Aber dieses Mal hatten wir den Zug genommen, wie er in den Bahnhof Henning einfuhr und zwar als Unter-Ton, wie die „... hatten ich und meine Gruppe sehr viel Zugtüren zugehen. Leider hatten wir nicht Glück, denn wir durften mit Ben rumlau- mehr soviel Zeit und hatten nur 25 Sekun- fen und durften sogar mit einem Nachrich- den am Ende. Sonst hat es mir sehr viel ten-Mikro arbeiten ... die Arbeit am Com- Spaß gemacht.“ puter hat mir sehr gefallen, denn wenn man alles verstanden hatte, lief es richtig Vilius gut. Jedoch das schwierigste war das Ar- „Ich und Flo haben aus Tönen, die wir in beiten mit den Effekten und das Schneiden Tönning aufgenommen haben, Musik zu- ... Am glücklichsten war ich, als das Pro- sammen geschnitten. Es war eine sehr in- jekt endlich fertig war und ich voller Stolz teressante Erfahrung, die auch viel Spaß nach vorne gehen konnte und es vorzeigen gemacht hat. Ich und Flo hatten bei dem konnte. Trotz der vielen Fehler am Compu- Thema keine Schwierigkeiten. Wir haben ter und des versehentlichen Löschen hat viel intensiver auf die verschiedenen Töne mir das Projekt gut gefallen.“ geachtet, auf die man normalerweise nicht so drauf achtet. Für mich war es neu, dass

71 Pastoren an der Orgel - Stadtgeklappere - noch mehr Küstenklänge

Mit dem Abschluss der StadtKlänge in Nordfriesland ist auch der angekündigte Dreiklang der Westküste zu einer vorläu- figen Vollendung gekommen. 120 Schü- lerinnen und Schüler, 5 Schulen über 3 Landkreise (Steinburg, Dithmarschen und Nordfriesland) sind beteiligt - bis heute. Vorläufig deswegen, weil der Dreiklang eventuell noch ajoutiert wird um eine Sex- te (um in der Sprache der Musik zu bleiben), und diese Sexte könnte als Nachschlag des Projektes auf den Inseln zu finden sein. Vorerst noch alles Zukunftsmusik. Jetzt geht es um die Schülerinnen und Schüler der Eider-Treene-Schule. Sie sind unsere Klangforscher in der dritten Phase des Pro- jekts. Die ETS-Akteure in Friedrichstadt und Tönning haben überaus komplexe Er- gebnisse aus der Klangforschung ihrem unmittelbaren Lebensumfeld entlockt. Es ist eine große Freude, wie aus anfänglich diffusen Vorstellungen, was denn Klang sei und was mit ihm anzufangen sei, letztend- lich ein ganz konkretes Unterfangen von einem geräuschvollen Stadtbild gewach- sen ist. Am Ende die Erkenntnis, wie sub- stanziell doch unsere Wahrnehmung der Lebensumgebung und deren tatsächliches

72 5 → NACHKLANG

Bild von auditiven Ereignissen geprägt ist. spielt in der Projektarbeit eine Rolle. Doch Beide Klassen haben uns begeistert, denn geht es nicht darum, die Wohlklänge der sie waren neugierig, hatten Freude an der Stadt abzubilden. Vielmehr funktioniert gemeinsamen Zeit und brachten mit Bra- der Sound der Stadt als Impuls für die Ge- vour die notwendige Disziplin auf für ein staltung ganz eigener auditiver Perspekti- wirklich umfangreiches Programm auf ven - und das kann dann ganz schön laut dem Parcours im außerschulischen Raum und schräg klingen. Unsere Akteure sind wie auch im alltäglichen Schulalltag. Der allesamt Künstler und Zauberer des schrä- Weg war weit und zuweilen auch kompli- gen Klangs. ziert. Hier ein Resümee. Die Elemente Die Form Für die SoundScapes der Akteure sind so ge- Hörfilme und akustische Szenarien, sinfo- nannte „Denkmäler“ aus der persönlichen nisches Klangstück oder Klangdokumenta- Exkursion durch die Stadt klanglich insze- tion – es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich niert. Die individuellen Sehenswürdigkei- dem Thema „Wie klingt unsere Stadt?“ an- ten transformieren so zu „Hörenswürdig- zunähern. Wie kann das Endprodukt aus- keiten“. Schnell ist entschieden, welche sehen? Soll das Endprodukt dramaturgisch Sehenswürdigkeiten sich in der Praxis inszeniert (Hörfilm) oder „sinfonisch“ als interessant anhören und im Klangstück Form der Musik konzipiert sein? Die Teil- vorkommen sollen. Problemlos ist ein Ver- nehmer stimmen einer individuell und kre- ständnis zu den jeweiligen Klangatmo- ativ gestalteten musikalischen Konzeption sphären einzelner Plätze entworfen. Die des Endprodukts zu. Die aufgenommenen gesammelten Klangereignisse sind im ge- Klänge können sowohl natürlich als auch meinsamen SoundPool abgelegt, woraus verfremdet in einer eigenen „Komposition“ sich später dann die Kompositionen bedie- verarbeitet werden (Musique Concrète). nen - ein ziemlich komplexer Vorgang spä- Auch die dokumentarische Ausrichtung testens dann, wenn die jeweiligen Geräusch- für z.B. die Erstellung eines Audioguides - dateien wie beispielsweise Wasser und Wind

73 in Rhythmik und Metrik verändert werden. Menschen, Tiere, Hinweise auf „Leben“, Hier profitierten unsere ETS-Schülerinnen ebenso indirekte Geräusche wie Musik, Si- und Schüler von einer bemerkenswerten renen oder Baustellenlärm sind schnell Übersicht und Kreativität. ausgemacht. Wichtig für die Orientierung: Auch das städtische Grundrauschen und Das Bild hören die persönlich empfundene Atmosphäre Eine besondere Herausforderung an unse- der Umgebung sind dem ständigen Wech- re Akteure ist es , aus der Perspektive einer sel unterworfen - nix klingt zweimal genau Sehbeeinträchtigung die Stadt erfahren so wie vorhin. Bis in die letzte Feinheit sind und lernen zu wollen. Kein einfaches Un- Charakterisierungen von Klangplätzen ge- terfangen, denn jetzt müssen der Klanger- nerell schwer vorzunehmen, doch Kenn- fassung weitere Dimensionen und Über- zeichnungen wie Ruhe und Entspannung, setzungsformate des Wahrnehmungsaktes Bedrohung, Lärm, belebt oder fröhlich etc. zugeordnet werden. Dabei sind die Erfah- sind verhältnismäßig eindeutig zuzuord- rungsberichte unserer blinden Begleiter nen. Danach sind die für die Stadt prägen- Anna, Tobi, Hela und Regina eine gute Hil- den Plätze in ihrer Emotionalität ausge- fe. Sie halfen den Schülerinnen und Schü- macht. lern bei der gemeinsamen Erkundung der Klangräume. Auch später im Computer- Das Hören gestalten raum, als es an das Finden und Bearbeiten Die Vorstellungen von Klangwelten aus der aufgenommenen Sounds ging, half die Sicht unserer Klangkünstler und Aufnah- einzigartige Hörsensibilisierung unserer metechniker zeigen den Akteuren weitere blinden Freunde, die einzelnen Klänge und Aspekte. Ein Ansatz ist die „musikalische“ Atmosphären für die Aufnahmen zu selek- Gestaltung der Umgebung - die reine Doku- tieren und zu bewerten. So gab es immer mentation der Geräusche ein ganz anderer. wieder ein gemeinsames Hinwenden, Hin- In beiden Fällen gibt es allerdings die prä- hören und Weiterführen des Klangereig- genden Einflüsse auf das Klangereignis, die nisses. Verschiedene Geräuschquellen wie meistens vorher bereits zur Entdeckung

74 5 → NACHKLANG

feststehen. Bei der Entscheidung, welche „Hörenswürdigkeiten“ verarbeitet werden sollen, haben die Akteure sorgfältig nach- folgende Faktoren berücksichtigt (auch das haben wir in unseren WorkShops gelernt): • Zeitablauf der Geräusche (nacheinander) oder Gleichzeitigkeit (synchron) • Grund- schwingung der Geräusche - geht es um Mo- notonie oder um Spannung • Tageszeit der Aufnahme - bevölkerter Ort zur RushHour oder leerer Platz vormittags • die Jahreszeit sen intuitiv bei den Aufnahmen berück- - Stille im Winter bei Schnee oder das Rau- sichtigt. Spannend wäre noch gewesen, in schen der Bäume im Sommer • das Wetter: Anerkennung all jener Faktoren ein 360°- Bei Regen oder Nässe gibt es eine andere Klang-Panorama auf dem Kirchturm zu Dynamik und Vielschichtigkeit (Höhe, Tie- erleben. Als Höraussichtspunkt hätte hier fe etc). der Klangumwelt wahrzunehmen das Klangnetz des Stadtraums umfassend als bei trockenem Wetter (und die Technik eingefangen werden können. Leider ist dies ist zudem beeinträchtigt) • die Entfernung nicht umsetzbar gewesen. Jedoch bot sich zum Standort (Nahaufnahme oder fernlie- „ersatzweise“ der Innenraum der Kirche gendes Objekt?) • die Tiefenstaffelung der an mit seiner interessanten Klangatmo- Geräusche: Jede Klangumwelt besitzt eine sphäre aus Widerhall und Tiefe. Um dies Tiefenstaffelung – es gilt herauszufinden, eindrucksvoll zu demonstrieren, setzten was sich wo im Klangbild befindet (von nah sich in beiden Städten die Pastoren an die bis fern gleichermaßen oder bevorzugt Orgel - exklusiv spielten sie für die Schüle- ausgewählt) rinnen und Schüler. Was hier wie eine Gebrauchsanweisung des guten Hörens klingt, wurde von den Schü- Thomas Engel lerinnen und Schülern beider ETS-Klas- K9-KoordinationsTeam

75 Arbeitspakete und Effekte

Nr. Gegenstand Beschreibung Methodik

01 Aktives Zuhören ist Voraus- Einführung ins Thema „Wie klingt Narration, Inszenierung, Produk- setzung für persönlichen unsere Stadt?“ tion, Abbilden und beruflichen Erfolg. Ge- Schüler*Innen erstellen mit Blin- rade diese Fähigkeit droht den „Hörfilme“ und „Akustische aber unter der Flut von Reiz Szenarien“ und Information verloren zu gehen.

02 WorkShop I Was ist das Besondere an meiner Vermittlung von Thema, Partner Region? Was zeichnet den Ort aus, und Vorgehen an dem ich lebe? Was macht unsere Stadt unverwechselbar?

03 Moderne Medien Umgang mit dem Mikrophon, Technikvermittlung, Exkursion, Sprechtraining, Schneiden am Field-Recordings Laptop

04 Individualbezüge Themen-Recherche, Akustische Erlebnisraum Stadt, Gestaltung, um Fakten unterhalt- Entwicklungsraum Stadt, sam, informativ und spannend zu Exkursion vermitteln 05 Inklusion An der Hand der Blinden mit den „Streckendienste“, erweiterte Ohren sehen. So laut ist die Stadt. Exkursionen

06 WorkShop II Anpassung und Gestaltung von Korrepetitionen, Korrekturen Beiträgen, Tipps für das Erfassen und Herstellung der Skripte

07 StadtKlang Anleitung und Praxis Audioschnitt Produktion und Postproduktion und stimmliche Gestaltung 08 Abschluss – Öffentliche Erworbenes präsentieren und Feiern, Vermitteln, Vorstellen Veranstaltung weitergeben

76 5 → NACHKLANG

Produkt Effekte kurz Effekte mittel Effekte lang

1 Dokumentation Beitrag zur engagierten Auditive Stadtführung Auditive Stadtentwick- 2 StoryBoard Außendarstellung der lung 3 SoundScapes Stadt 4 Klangkarte Stadt

Leitfaden, Arbeitspa- Geöffnete Augen und Meinungsbildung, Bewusstsein - Herkunft - piere Ohren Bewegungsfreiheit, Ziel Entwicklung gerichtete Orientierung

Gebrauchsanweisung Bewusste Anwendung Webpräsenz von Berufsfindung moderner Medien Hörpfaden

Erlebnis Konzentration + Selbst- Kenntnisreiche Identifikation wirkung Orientierung Fit fürs Praktikum

Hörpfade Umgang mit Beeinträch- Integration Soziale Kompetenz tigung

Hörschule, Klangkarte, Selbstwirkung und Pro- Auditiver Stadtsteck- Geräuschvolle Stadt KlangPool fessionalisierung brief ohne Grenzen

Radiosendung, Klingendes Stadtbild, Geräuschvolle Lieblings- Auditive Stadtentwick- Komposition Klangfarben plätze lungsstrategie CD, Soundscapes, Doku- Öffentliche Wahrneh- Auditive Stadtführungen Inklusive kulturelle mentation, App mung, Aufmerksamkeit Bildung

77 Danksagungen

Ein Projekt wie StadtKlang erfordert nicht HusFunk sind alle Wege auf den Exkursi- nur eine intensive Planung und Organi- onen in mehreren Gruppen aufmerksam sation, es ist auch in hohem Maße abhän- mitgegangen und haben in den Workshops gig von dem Engagement und der Über- unterstützt. Inklusion? Gelungen! Ein rie- zeugung der Beteiligten. In Nordfriesland siges Dankeschön auch an Frau Andresen stieß das K9-Team in Frau Heß auf eine so- vom Blindenverband BSVSH in Husum. Ein fort aufgeschlossene Direktorin, die gleich großer Dank an unsere großen Jungs Dani- für zwei Schulen – die Eider-Treene-Schu- el, Dirk und Ben. Als Fachbegleiter machten le in Tönning und die Außenstelle der ETS sie alles Komplizierte ganz einfach - wie in Friedrichstadt - verantwortlich ist. Auf z.B. das Erlernen des Schneideprogramms Einladung stellten wir dem Kollegium an Audacity. Und dann natürlich der Offene beiden Schulen das Projekt vor. Volltreffer, Kanal Westküste, dessen Leiter Andreas das Interesse war sehr groß. Projekt- und Guballa sich für unsere professionelle Zusatzstunden für zwei 7. Klassen wurden technische Ausstattung einsetzte. Eine su- koordiniert. Eine weitere aus dem 10. Jahr- per Partnerschaft bereits seit Jahren. gang konnten wir als Projektteam leider Besonderer Dank geht an das Kulturminis- nicht mehr bewältigen. Mit großer Freude terium in Kiel. Die Förderung aus diesem fuhr das K9-Team zwei- bis dreimal Woche Haus machte das Gesamtprojekt „Dreiklang für Woche die beiden Schulen an. der Westküste“ erst möglich. Nichts aber Ein riesiger Dank an dieser Stelle für die wäre geschehen ohne die Hauptakteure - aktive Unterstützung an die Schulleiterin unsere Schülerinnen und Schüler. Ihr seid Stephanie Heß und die Lehrerinnen Nina klasse und habt uns riesige Freude bereitet. Rother (Tönning) und Susanne Paulsen so- Alles Gute auf Eurem weiteren Weg! wie Horst Hansen (beide Friedrichstadt) für den unermüdlichen Einsatz. Aber auch der Einsatz unserer sehbeeinträchtigten Be- gleiter war enorm: Hela Michalski, Regina Thoms-Zander sowie Tobi und Anna vom

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