Veränderungen der Beteiligungsverhältnisse bei der Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG und bei der Premiere On Demand GmbH

Aktenzeichen: KEK 471/481/483 (-1 und -2)

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG, vertreten durch die Komplementärin AFV Abonnementfernsehen Verwaltungs-GmbH, diese vertreten durch den Geschäftsführer Michael Börnicke, Medienallee 4, 85774 Unterföhring, und

der Premiere On Demand GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Hans Seger, Medienallee 4, 85774 Unterföhring,

– Veranstalterinnen – w e g e n

mittelbarer Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf die Vorla- gen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vom 17.01.2008, 03.03.2008 und 06.03.2008, die auch im Namen der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) erfolgte, sowie auf die Vorlage der MA HSH vom 14.03.2008 in der Sitzung am 08.04.2008 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Sjurts (Vorsitzende), Prof. Dr. Dörr, Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert und Dr. Schwarz entschieden:

Die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) auch im Namen der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) mit Schreiben vom 17.01.2008, 03.03.2008 und 06.03.2008 sowie von der MA HSH mit Schreiben vom 14.03.2008 zur Beurteilung nach dem Rundfunkstaatsvertrag (RStV) vorgelegten mittelbaren Beteiligungsveränderungen bei der Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG und der Premiere On Demand GmbH werden nach den Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrags über die Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen als unbedenklich bestätigt. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Gegenstand der Anzeigen

Für die Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG („Premiere“) wurden Beteiligungsver- änderungen angemeldet, wonach die News Corporation („News Corp.“), New York/USA, mittelbar 14,58 % der Anteile an der Premiere AG erwirbt (Az.: KEK 471- 1), diesen Anteil auf 19,90 % erhöht (Az.: KEK 481-1) und die Taube Hodson Sto- nex Partners Limited („Taube Hodson Stonex“), London, einen Anteil von 5,07 % an der Premiere AG erwirbt (Az.: KEK 483-1). Dem Schreiben der Premiere AG vom 29.02.2008 an die MA HSH, das die MA HSH der KEK mit Schreiben vom 14.03.2008 übermittelt hat, ist zu entnehmen, dass sich die Anzeigen dieser Beteili- gungsveränderungen auch auf die Premiere On Demand GmbH („Premiere OD“) erstrecken sollen (Az.: KEK 471-2, 481-2 und 483-2).

1.1 Anzeige vom 07./08.01.2008 (Az.: KEK 471-1 und -2)

1.1.1 Mit Schreiben vom 07.01.2008 an die BLM und an die MA HSH haben die News Armenia B.V. („News Armenia“), Amsterdam/Niederlande, und News Corp. mitge- teilt, dass News Armenia beabsichtige, Aktien in Höhe von 14,58 % des Gesamtka- pitals der Premiere AG zu erwerben. Sie haben zugleich die damit zusammenhängende mittelbare Beteiligungsveränderung bei der Premiere Fernse- hen GmbH & Co. KG („Premiere“) angemeldet. Mit Schreiben vom 08.01.2008 hat auch die Premiere AG diese Beteiligungsveränderungen angemeldet. Die BLM hat, auch namens der MA HSH, der KEK die Anmeldung mit Schreiben vom 17.01.2008 vorgelegt.

1.1.2 Danach erwirbt News Armenia vom Grundkapital der Premiere AG in Höhe von 112.460.000 €, eingeteilt in ebenso viele nennwertlose Stückaktien, 16.400.000 Akti- en, entsprechend einem Anteil von 14,58 %, die zuvor von der Pictet & Cie. („Pictet“), Genf/Schweiz, gehalten wurden. Pictet hielt die Anteile treuhänderisch für die Arena Sportrechte & Marketing GmbH („Arena“), Köln. Aufgrund von Vereinbarungen zwi- schen Arena und Premiere war Pictet verpflichtet, diese Aktien bis spätestens 3

30.06.2009 zu veräußern. Sie war aufgrund einer gesonderten Vereinbarung nicht zur Ausübung der mit den Aktien verbundenen Stimmrechte berechtigt (vgl. Be- schluss der KEK, Az.: KEK 402/403/447/462, I 1).

1.1.3 XXX ...

1.2 Anzeige vom 21./29.02.2008 (Az.: KEK 481-1 und -2)

Mit Schreiben vom 21.02.2008 zeigten News Armenia und News Corp. an, dass News Armenia beabsichtigt, weitere 5,32 % des Aktienkapitals der Premiere AG un- ter Zuhilfenahme einer Investmentbank über den Börsenhandel zu erwerben und ih- ren Anteil an der Premiere AG hierdurch auf insgesamt 19,90 % zu erhöhen. Die Premiere AG hat dies mit Schreiben vom 29.02.2008 angezeigt. Die Anzeige hat die BLM mit Schreiben vom 03.03.2008 der KEK zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

1.3 Anzeige vom 03.03.2008 (Az.: KEK 483-1 und -2)

Die Premiere AG hat ferner mit Schreiben vom 03.03.2008 angezeigt, dass die Taube Hodson Stonex Partners Limited („Taube Hodson Stonex“), London, laut Mit- teilung nach dem Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) vom 04.03.2008 einen Stimm- rechtsanteil an der Premiere AG von 5,07 % erworben hat. Diese Anzeige hat die BLM mit Schreiben vom 06.03.2008 der KEK vorgelegt.

1.4 Weitere Anzeigen

Mit Schreiben vom 21.02.2008 hat die Premiere AG zudem angezeigt, dass die Morgan Stanley, The Corporate Trust Company, Delaware/USA, einen Stimm- rechtsanteil von 5,46 % erworben hat (Mitteilung nach dem WpHG vom 12.02.2008), diesen jedoch wieder auf 0,26 % reduziert hat (Mitteilung nach dem WpHG vom 14.02.2008). Die Veräußerung der Aktien steht nach Auskunft der an- waltlichen Vertreter von News Corp. nicht im Zusammenhang mit der unter I 1.2 dargestellten Anteilserhöhung der News Corp.

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2 Beteiligungsübersicht

Demnach stellen sich die Beteiligungsverhältnisse bei Premiere nunmehr wie folgt dar:

Erste Beteiligungsstufe Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG Premiere AG 100 %

Zweite Beteiligungsstufe Premiere AG News Armenia B.V. 19,90 % Classic Fund Management AG 5,09 % Taube Hodson Stonex Partners Limited 5,07 % Eton Park Capital Management L.P. 5,06 % Franklin Mutual Advisers LL.C. 5,02 % Streubesitz 59,86 %

Dritte Beteiligungsstufe News Armenia B. V. News Netherlands B.V. 100 %

Vierte Beteiligungstufe News Netherlands B.V. News Corporation Europe, Inc. 100 %

Fünfte Beteiligungsstufe News Corporation Europe, Inc. News America, Inc. 100 %

Sechste Beteiligungsstufe News America, Inc. News Publishing Australia Ltd. 100 %

Siebte Beteiligungsstufe News Publishing Australia Ltd. 5

News Corporation 70,99 % Newscorp Investments 27,60 % (eine 100%ige Tochtergesellschaft der News Corporation) News America, Inc. 1,41 % (s. o. sechste Beteiligungsstufe)

Achte Beteiligungsstufe News Corporation News Corporation ist ein börsennotiertes Unternehmen, dessen Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden. Folgende Aktieninhaber halten jeweils mehr als 5 % der stimmberechtigten „Class B“ Aktien:

K. Rupert Murdoch 1,3 % Murdoch Family Trust 37,2 % Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdulaziz Alsaud 7,0 % Streubesitz 54,5 %

Premiere OD ist, ebenso wie Premiere, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Pre- miere AG.

Abbildung 1 : Bisherige Beteiligungsverhältnisse bei Premiere

Classic Fund 4,24 Management AG arena Unitymedia GmbH Franklin Mutual Advisers Arena Sport Rechte 100 (Z) 5,02 LL.C. und Marketing GmbH Eton Park Capital Streubesitz 5,06 Management L.P. Treuhandvertrag 71,10 Premiere Direkt Pictet & Cie. Premiere AG (Pay-per-View) 14,58 (als Treuhänder) 100 Premiere On Demand keine Ausübung der Stimm- 100 GmbH rechte

Discovery Channel Premiere (Premiere 1 – 4, - Serie, - Junior Discovery Geschichte Filmclassics, - Nostalgie, - Filmfest, Animal Planet - Krimi, - Sport, - Start, - HD, Big (E) Junior.TV GmbH Discovery HD Brother) (E) & Co. KG Discovery Communications Premiere Fernsehen Deutschland GmbH GmbH & Co. KG

(E) (E) (E) (E) (E) Romance TV Hit24 beate-uhse.tv Classica Focus Gesundheit Romance TV GmbH Hit24 Television Beate Uhse TV GmbH Classica GmbH Focus TV Produktions & Co. KG i. G. GmbH & Co. KG GmbH 60 (Z) 100 E: Zurechnung aufgrund der Möglichkeit der Z: Zwischengesellschaften ausgeklammert GoldStar TV Einflussnahme auf wesentliche Heimatkanal Programmentscheidungen durch die Veranstalter, dessen Programm Mainstram Media AG (E) Plattformbetreiberin Premiere Fernsehen GmbH Premiere zuzurechnen ist & Co. KG (§ 28 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 2 RStV) Stand: 01/2008

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Abbildung 2 : Aktuelle Beteiligungsverhältnisse bei Premiere

aufgrund von Auslandslizenzen veranstaltete K. Rupert Murdoch Prinz Alwaleed 1,3 7,0 in Deutschland empfangbare Programme: National Geographic Murdoch Family Trust Channel (100 %) 37,2 Sky News (über BSkyB)

54,5 Streubesitz News Corporation Fox Channel Fox lnternational Channels Germany 100 (Z) 70,99 100 GmbH i. G. 1,41 News Publishing Australia Newscorp Investments Limited 27,60 100 Classic Fund Management AG News America, Inc. 5,09 Taube Hodson Stonex 100 5,07 Partners Limited News Corp. Europe, Inc. Eton Park Capital 5,06 Management L.P. 100 Franklin Mutual Advisers Streubesitz News Netherlands B.V. 5,02 LL.C. 100 59,86 Premiere Direkt News Armenia B.V. (Pay-per-View) 19,90 Premiere AG 100 Premiere On Demand GmbH

100 100 Premiere Fox Türk Discovery Channel Giga Digital (Premiere 1 – 4, - Serie, - Discovery Geschichte Plus Medien TV Filmclassics, - Nostalgie, - Filmfest, GIGA Digital - Krimi, - Sport, - Start, - HD, Big Animal Planet und Handels Televisions GmbH 100 (V) Brother) Discovery HD GmbH (E) Premiere Fernsehen Discovery Communications GmbH & Co. KG Deutschland GmbH

(E) (E) (E) (E) Focus Gesund- Romance TV Hit24 beate-uhse.tv heit Romance TV GmbH Hit24 Television Beate Uhse TV Focus TV GmbH & Co. KG & Co. KG i. G. GmbH Produktions GmbH 60 (Z) 100 GoldStar TV Junior (E)Classica (E) (E) Junior.TV GmbH Heimatkanal Classica GmbH Mainstram Media & Co. KG AG E: Zurechnung aufgrund der Möglichkeit der Einflussnahme auf wesentliche Programmentscheidungen durch die Z: Zwischengesellschaften ausgeklammert Plattformbetreiberin Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG (§ 28 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 2 RStV) Veranstalter, dessen Programm Premiere zuzurechnen ist V: vorbehaltlich medienkonzentrationsrechtlicher Genehmigung Stand: 04/2008

3 Antragstellerinnen und beteiligte Unternehmen

3.1 Premiere, Premiere OD und Premiere AG

3.1.1 Premiere veranstaltet aufgrund von Zulassungen der MA HSH (ehemals HAM) für acht Programme (Premiere 1 - 4, Premiere Filmfest, Premiere Filmclassics, Premie- re Nostalgie sowie Premiere Start) und der BLM für fünf Programme (Premiere Kri- mi, Premiere Serie, Premiere Sport, Premiere HD und Big Brother) derzeit auf ihrer Pay-TV-Plattform insgesamt 13 digitale Pay-TV-Programme (einschließlich der im 7

Multiplexverfahren verbreiteten Programme) und nutzt digitale Programmschienen für Pay-per-View-Angebote. Das Pay-per-View-Angebot Premiere Direkt, das von der MA HSH lizenziert wurde, wird von einer weiteren 100%igen Tochtergesellschaft der Premiere AG, der Premiere OD, veranstaltet (vgl. Beschluss der KEK vom 09.10.2007, Az.: KEK 446). Die Zulassungen der BLM sind bis zum 18.03.2015 und diejenigen der MA HSH bis zum 31.07.2009 befristet. Ferner hat Premiere mit Wir- kung zum 31.12.2007 sämtliche Anteile an der Veranstalterin von GIGA Digital übernommen. Das diesbezügliche medienkonzentrationsrechtliche Verfahren ist derzeit bei der KEK anhängig (Az.: KEK 487).

Bei Premiere Sport handelt es sich um ein Sportportal über das einzelne, in ver- schiedene Pakete aufgeteilte Angebote ausgewählt werden können. Das Programm umfasst u. a. Live-Spiele sowie redaktionelle Beiträge der Fußball-Bundesliga, der Champions League und ausländischer Ligen. Die von Premiere verantworteten Bundesliga-Sendungen werden unter der Bezeichnung „Premiere Fußball Bundesli- ga“ im Rahmen des einheitlichen Sportprogramms einzeln vermarktet. Der Pro- gramminhalt ist dabei identisch mit dem von der Deutsche Telekom AG über IPTV verbreiteten und vermarkteten Produkt „Bundesliga auf Premiere powered by T- Home“. Die Übertragung von Spielen der britischen Premier League erfolgt auf der Grundlage einer Lizenz, die Premiere und Arena unmittelbar von der Premier Lea- gue für den deutschsprachigen Raum erworben haben. Die Rechte liegen nunmehr allein bei Premiere (vgl. Beschluss der KEK, Az.: KEK 402/403/447/462, I 1.1.7.2).

Premiere vermarktet auf ihrer Plattform auch Fernsehprogramme von Drittveranstal- tern und den Telemediendienst BLUE MOVIE, der Erwachsenen in geschlossenen Benutzergruppen zur Verfügung gestellt wird. Die Premiere-Programme werden über Kabel und Satellit verbreitet . Darüber hinaus bietet Premiere seit dem 13.09.2007 auch ein Programmbouquet auf der Satellitenplattform „entavio“ unter dem Namen „Premiere Star“ an. An der Anbieterin, der Premiere Star GmbH, hält Premiere derzeit 66,3 % der Anteile (vgl. Angaben unter http://info.premiere.de). Ferner hat sich Premiere im August 2007 in Höhe von 14,4 % an der Anbieterin des Teleshopping-Programms 1-2-3.tv beteiligt (vgl. Angebots- und Zulassungsprospekt von Premiere vom 07.09.2007, S. 107).

3.1.2 Der Unternehmensgegenstand von Premiere ist unverändert gemäß XXX ... des Gesellschaftsvertrags XXX ...: „a) Der Betrieb eines Abonnementfernsehprogramms (durch Teilnehmerentgelte finanziertes Fernsehen – Pay-TV) unter Anwerbung von 8

Abonnenten im deutschsprachigen Markt; b) die Erstellung und Vermarktung von digitalen Pay-TV-Kanälen; c) die Veranstaltung von pay-per-view, near video on demand, video on demand sowie das Angebot von sonstigen Medien, Tele- und On- linediensten jeglicher Art in allen Übertragungsmedien; d) der Ausbau des Abonne- mentfernsehprogrammes zu einer digitalen Programm- und Vermarktungsplattform; e) der Ankauf, Verkauf und Verleih von Rechten an Filmen, Hörfunk und Fernseh- produktionen sowie der Erwerb, Verkauf und Verleih der Übertragungsrechte öffent- licher Veranstaltungen; f) der Verkauf von Programmzeitschriften und die Vermittlung von Programmzeitschriftenabonnements.“ Einzige Kommanditistin und Alleingesellschafterin der geschäftsführenden Komplementärgesellschaft AFV A- bonnementfernsehen Verwaltungs-GmbH ist die Premiere AG. XXX ... Die Ge- schäftsführer der Premiere-Komplementärin sind personenidentisch mit den Vorständen der Premiere AG.

3.1.3 Gesellschaftszweck von Premiere OD ist das Angebot, die Planung, Konzeption und Vermarktung, der Aufbau und Betrieb von Programm-Abrufdiensten sowie die Kon- fektionierung, Bereitstellung und der Betrieb einer Plattform für Programm- Abrufdienste zur Verbreitung über verschiedene Distributionswege und Endgeräte XXX ... Am Stammkapital der Antragstellerin XXX ... hält die Premiere AG sämtliche Anteile.

3.1.4 Das Grundkapital der Premiere AG beträgt 112.460.000 € und ist in auf den Namen lautende nennwertlose Stückaktien in gleicher Höhe eingeteilt (§ 4 Abs. 1 und 2 der Satzung in der Fassung vom 19.09.2007, abrufbar unter www.premiere.de). Jede Aktie gewährt eine Stimme in der Hauptversammlung; Beschlüsse werden grund- sätzlich mit einfacher Mehrheit der abgegebenen Stimmen gefasst (§ 4 Abs. 1, 2, § 16 Abs. 1, § 18 Abs. 1). Die Gesellschaft hat einen dreiköpfigen Aufsichtsrat; nach Maßgabe einer von ihm erlassenen Geschäftsordnung bedürfen bestimmte Ge- schäfte seiner Zustimmung (§ 6 Abs. 3 und § 8). Derzeit gehören dem Aufsichtsrat Rainer Grosskopf, Dr. Stefan Jentzsch und Richard Roy an. News Corp. strebt nach eigener Auskunft ein Aufsichtsratsmandat an.

3.1.5 Laut Angaben der Premiere AG waren vom Grundkapital der Premiere AG bei der ordentlichen Hauptversammlung am 17.05.2006 44,92 % und bei der ordentlichen Hauptversammlung am 15.06.2007 29,61 % der Stimmrechte vertreten. Zum Zeit- punkt der Hauptversammlung vom 15.06.2007 war die größte Einzelaktionärin Pictet nicht zur Ausübung von Stimmrechten berechtigt. Außerordentliche Hauptversamm- 9

lungen haben bislang nicht stattgefunden.

3.2 News Corp.

Der von K. Rupert Murdoch geführte Medienkonzern News Corp. gehört zu den weltweit größten Medienkonzernen. Die wichtigsten Geschäftsfelder des Konzerns liegen in den Bereichen Film- und Fernsehproduktion, Veranstaltung von werbefi- nanzierten Fernsehprogrammen, Pay-TV sowie dem Betrieb von Pay-TV- Plattformen, Buchverlage, Magazine und Zeitungen.

3.2.1 Aktivitäten im Medienbereich in Deutschland

News Corp. hält mittelbar auch sämtliche Anteile an der Plus Medien TV und Han- dels GmbH, die im bundesweiten privaten Fernsehen aufgrund einer Zulassung der LPR Hessen vom 20.10.2004, abgeändert durch Bescheid vom 08.06.2007 (Be- schluss der KEK vom 09.01.2007, Az.: KEK 387) das türkischsprachige Vollpro- gramm FOX Türk (vormals TGRT Europe) veranstaltet. Das Programm wird in digitaler Form über Satellit (Türksat 2A) sowie im Kabel als Bestandteil der Fremd- sprachenpakete der Kabel Deutschland Vertrieb & Service GmbH („Kabel Deutsch- land“), der Unitymedia GmbH („Unitymedia“), der Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG („Kabel BW“), der PrimaCom AG („PrimaCom“) und der Eutelsat VisAVi- sion GmbH (im Angebot KabelKiosk) verbreitet. Des Weiteren ist das Programm über die IPTV-Plattformen der Arcor AG & Co. KG („Arcor-Digital TV“) und der Deutsche Telekom („T-Home“) zu empfangen.

News Corp. plant zudem, in Deutschland das Unterhaltungsspartenprogramm Fox Channel zu starten. Das Programm soll von der in Gründung befindlichen Fox In- ternational Channels Germany GmbH, einer mittelbaren 100%igen Tochtergesell- schaft von News Corp., veranstaltet werden (vgl. Beschluss der KEK vom 08.04.2008, Az.: KEK 485).

Ferner hält News Corp. mittelbar sämtliche Anteile an der Fox International Channel Italy S.r.l., die das Pay-TV-Programm National Geographic Channel veranstaltet. Das Programm ist in Deutschland in einer deutschsprachigen Fassung über die Sa- tellitenplattform arenaSat, über die Kabelnetze von Kabel Deutschland, Kabel BW, Unitymedia, PrimaCom und im Programmangebot von Eutelsat (KabelKiosk) sowie über die IPTV-Plattformen der Deutsche Telekom AG („T-Home“), der HanseNet Te- 10 lekommunikation GmbH („Alice homeTV“) und der Arcor AG & Co. KG („Arcor- Digital TV“) zu empfangen. Die englischsprachige Version des National Geographic Channel ist in Deutschland über Kabel als Bestandteil der Fremdsprachenpakete von Kabel Deutschland und Kabel BW zu empfangen.

Des Weiteren wird in Deutschland das von BSkyB veranstaltete englischsprachige Programm Sky News über Satellit (Astra), Kabel (Kabel Deutschland, Kabel BW, Unitymedia) und die IPTV-Plattform der HanseNet Telekommunikation GmbH ver- breitet.

Darüber hinaus ist News Corp. auf dem deutschen Medienmarkt über die 100%ige Tochtergesellschaft Twentieth Century Fox mit der Twentieth Century Fox of Ger- many GmbH (Kinofilmverleih) und Twentieth Century Fox Home Entertainment Germany GmbH (Vertriebsgesellschaft von Filmen und TV-Programmen auf DVD und Video) vertreten. Zudem hat die Fox Mobile Entertainment 51 % der Anteile am Berliner Anbieter für mobile Unterhaltungsdienstleistungen Jamba übernommen. Die Jamba GmbH betreibt den Telemediendienst Jamba! TV, der hauptsächlich Musik- clips ausstrahlt und Klingeltöne anbietet. Jamba! TV wird digital über Satellit (Astra) ausgestrahlt.

News Corp. ist ferner in Höhe von 73 % der Anteile an der NDS Group beteiligt (vgl. Geschäftsbericht von News Corp., S. 3), die im Bereich der Verschlüsselungstech- niken für digitale Fernsehdienste tätig ist. In Deutschland wird ihre Verschlüsse- lungstechnik NDS VideoGuard von den Plattformbetreibern Kabel BW, Tele Columbus GmbH und Arcor AG & Co. KG verwendet. Premiere verwendet derzeit das Verschlüsselungssystem Nagravision.

Im Jahr 2005 übernahm News Corp. das Social-Network-Angebot MySpace.com, bei dem sich die Nutzer mit ihren Freunden zusammenschließen und über diese neue Kontakte knüpfen können. MySpace hat weltweit über 140 Mio. Mitglieder und verzeichnet ca. 30 Mio. Seitenzugriffe pro Monat. Im Kernmarkt USA erreicht MySpace die meisten PageViews und zählt in Bezug auf die Zahl der Unique Visi- tors weltweit zu den ersten Fünf (Stand: September 2007). MySpace verfügt über länderspezifische Communities in den USA, Großbritannien, Japan, Australien, Me- xico, Kanada, Italien, Spanien, Irland, Frankreich und Deutschland. MySpace.com Deutschland (http://de.myspace.com) startete 2006 und zählt inzwischen über 2,5 Mio. Mitglieder. Nach eigenen Angaben kommen täglich rund 4.000 Nutzer hinzu 11

(vgl. Werben & Verkaufen vom 08.01.2007). MySpace.com Deutschland wird be- trieben von der Fox Interactive Media Germany GmbH mit Sitz in Berlin.

Des Weiteren ist die News Corp. im Zeitungsbereich aktiv. Zu den wichtigsten von News Corp. in Europa herausgegebenen Zeitungen zählen „The Times“, „The Sun- day Times“, „The Sun“ und „News of the World“, die jeweils in Großbritannien er- scheinen. Diese Titel sind zum Teil auch in Deutschland erhältlich. Das von der News Corp. im Jahr 2007 übernommene Verlagshaus Dow Jones & Co. gibt mit dem „Wall Street Journal Europe“ eine europäische Ausgabe des U.S.-amerika- nischen „Wall Street Journal“ heraus. Außerdem vertreibt Dow Jones einige seiner internationalen Zeitschriften in Deutschland, nämlich „Barron’s“, „Financial News“, „Private Equity News“ und die beiden Newsletter „Dow Jones Finanz- und Wirt- schaftsspiegel“ und „Dow Jones Europe“.

3.2.2 Internationale Medienaktivitäten

Die Geschäfte von News Corp. zeigen eine breite internationale Ausrichtung auf die USA, Kanada, Australien, Lateinamerika, Südostasien und Europa. Schwerpunkte der europäischen Aktivitäten von News Corp. sind Großbritannien und Italien.

In Großbritannien ist News Corp. mittelbar mit 39,1 % der Anteile an dem Unter- nehmen British Sky Broadcasting plc. („BSkyB“) beteiligt und verlegt zudem einige der auflagenstärksten Zeitungen des Landes. BSkyB, das 1990 aus der Fusion von Sky Television plc. und British Broadcasting Limited hervorgegangen ist, betreibt die digitale Pay-TV-Satellitenplattform Sky Digital und veranstaltet eine Vielzahl von Programmen, wie zum Beispiel Sky News, Sky One und Sky Travel, selbst. Eine große Anzahl von weiteren Programmen werden von News Corp. und von Gemein- schaftsunternehmen veranstaltet, bei denen BSkyB oder News Corp. einer der Partner ist. Insgesamt führt BSkyB weit über 300 digitale Fernsehprogramme auf, die über Sky Digital erhältlich sind. Die meisten Kanäle werden im Rahmen von Programmpakten angeboten.

Der Zuschaueranteil der Sky-Programme lag im Dezember 2007 in Großbritannien bei 8,1 % (vgl. http://www.barb.co.uk/viewingsummary/monthreports.cfm?report= monthgmulti&requesttimeout=500&flag=viewingsummary). Die beiden öffentlich- rechtlichen Fernsehsender BBC 1 und BBC 2 erreichten in dieser Zeit zusammen einen Zuschaueranteil von 28,6 %. Der Zuschaueranteil von ITV1, dem größten pri- 12 vaten Free-TV-Sender Großbritanniens, betrug im Dezember 2007 17,2 %. Zum 31.12.2007 verzeichnete die Pay-TV-Satellitenplattform Sky Digital 8,832 Mio. Abonnenten in Großbritannien und Irland (vgl. http://media.corporate-ir.net/media_ files/irol/10/104016/press/bskyb_q42007_FINAL.pdf). Somit nutzen über 30 % der britischen Fernsehhaushalte das Angebot von Sky Digital. Virgin Media, der größte Kabelnetzbetreiber Großbritanniens und Konkurrent von BSkyB im Pay-TV-Bereich, verfügte im dritten Quartal 2007 lediglich über rund 3,4 Mio. angeschlossene Fern- sehhaushalte. Nur rund 13 % der britischen Fernsehhaushalte empfangen ihre Fernsehprogramme über Kabel. Der Empfang über Terrestrik (analog und digital) macht nach wie vor einen Großteil aus (über 50 %).

BSkyB produziert unter anderem auch eigene Programminhalte und betreibt die technischen und administrativen Zugangsdienste wie Abonnentenverwaltung und Conditional-Access-System. Die technischen Dienstleistungen zum Betrieb des digi- talen Empfangs wie Smart Card und Verschlüsselungssystem (VideoGuard/NDS) werden von der NDS Group bezogen (s. auch o. I 3.2.1). Für den Empfang der Pro- gramme über Sky Digital ist eine Set-Top-Box notwendig. Dem Abonnenten von Sky Digital wird eine Sky Digibox inklusive Installation zur Verfügung gestellt, welche in verschiedenen Varianten (Sky Box, Sky+ Box, Sky HD Box, Sky Multiroom) erhält- lich ist. Das Conditional-Access-System ist bei allen Boxen fest eingebaut. Somit hat der Abonnent keine Wahlmöglichkeit bezüglich des Decoders.

Ferner bietet BSkyB mit Sky Mobile TV auch Handy-Fernsehen an. Im Jahr 2006 startete BSkyB mit Sky HD seinen HDTV-Service und schloss den Erwerb des Breitband-Internetproviders Easynet ab. Easynet betreibt ein europaweites Glasfa- sernetz und deckt nach eigenen Angaben ca. 4,4 Mio. Haushalte sowie 700.000 Un- ternehmen ab. Zusammen mit Easynet versorgt das BSkyB-Breitbandnetzwerk somit rund 70 % der Haushalte in Großbritannien (vgl. http://library.corporate- ir.net/library/10/104/104016/items/258443/AR07.pdf, Stand: 30.06.2007). Der Kauf von Easynet ermöglichte BSkyB den Einstieg in den Triple-Play-Markt.

Ende 2006 erwarb BSkyB 17,9 % der Anteile an der ITV plc., der größten privaten Free-TV-Sendergruppe Großbritanniens. ITV veranstaltet die frei empfangbaren Fernsehprogramme ITV1, ITV2, ITV3, ITV4, Men and Motors, CITV, ITV 2+1 sowie ITV 3+1 und hält 75 % der Anteile an GMTV Ltd., dem Veranstalter von GMTV (Good Morning Television). Am 29.01.2008 entschied jedoch das Department for Business Enterprise & Regulatory Reform (BERR), dass BSkyB seine Beteiligung 13 an ITV aus Wettbewerbsgründen auf 7,5 % der Anteile reduzieren muss. Es stützte sich dabei u. a. auf den Bericht der Competition Commission vom 14.12.2007. Die- se hatte festgestellt, dass BSkyB angesichts der absoluten und relativen Höhe ihrer Beteiligung an ITV sowie ihrer Marktstellung und Branchenkenntnisse in der Lage ist, wesentlichen Einfluss („material influence“) auf die Geschäftspolitik von ITV zu nehmen und BSkyB und ITV deshalb nicht mehr als getrennte Unternehmen i. S. v. § 26 Enterprise Act 2002 anzusehen sind. Die Competition Commission hielt es für wahrscheinlich, dass dies zu einer wesentlichen Verringerung des Wettbewerbs im Markt der Fernsehdienste („all-TV market“, umfasst Free- und Pay-TV) führt, z. B. durch Anreize für BSkyB, Investitionen von ITV im Bereich der Inhalte-Produktion und des Programmeinkaufs zu reduzieren, um den Wettbewerbsdruck durch das frei empfangbare Fernsehen zu mildern. Der Verlust an Rivalität zwischen ITV und BSkyB könne zu einem Verlust an Qualität, Innovation sowie zu ansteigenden Prei- sen für audiovisuelle Dienste führen (vgl. Report der Competition Commission vom 14.12.2007, S. 4 ff.).

Neben der Beteiligung an BSkyB gehören News Corp. in Großbritannien auch die o. g. nationalen Zeitungen „The Times“, „The Sun“, „The Sunday Times“, „News of the World“, sowie die regionale Gratiszeitung „thelondonpaper“ und die Zeitschrift „love it!“. „News of the World“ und „The Sun“ stellten mit durchschnittlich 3,16 Mio. bzw. 2,98 Mio. Exemplaren in der Zeit vom 26.11.2007 bis 30.12.2007 die auflagen- stärksten Zeitungen dar (vgl. http://www.abc.org.uk/cgi-bin/gen5?runprog=nav/abc &noc=y). „The Sunday Times“ erreichte in dieser Zeit eine durchschnittliche Auflage von 1,14 Mio. Exemplaren. Die durchschnittliche Auflage von „The Times“ lag zwi- schen dem 26.11.2007 und dem 30.12.2007 bei 615.313 Stück.

In Italien betreibt News Corp. die Pay-TV-Satellitenplattform Sky Italia, die im Som- mer 2003 aus der Fusion der italienischen Pay-TV-Dienste Stream und Telepiú ent- standen ist. Sky Italia bietet insgesamt rund 200 Fernsehprogramme, 25 Radio- sender und mehrere interaktive Dienste an (vgl. http://www.digitalfernsehen.de/ specials/df_caps_80530.html). Ergänzt wird das Angebot durch verschiedene Pay- per-View-Kanäle. Für den Empfang der Programme über die Pay-TV-Satellitenplatt- form ist eine Set-Top-Box mit dem Verschlüsselungssystem VideoGuard notwendig. Im Juni 2007 verfügte Sky Italia über 4,2 Mio. Abonnenten (vgl. http://www.mediadb. eu/datenbanken/internationale-medienkonzerne/news-corp-ltd.html?no_cache=1&s word_list%5B0%5D=news&sword_list%5B1%5D=corp). Seit Jahren dominieren je- doch die private Mediaset-Gruppe mit Canale 5, Italia 1 und Retequattro sowie die 14

öffentlich-rechtliche Rai mit Rai Uno, Rai Due und Rai Tre den italienischen Fern- sehmarkt. Diese sechs Programme vereinen ca. 90 % der Fernsehnutzung auf sich.

3.2.3 Gesellschafter von News Corp.

3.2.3.1 Am stimmberechtigten Aktienkapital („Class B“ Aktien) der börsennotierten News Corp. halten ihr Chairman und Chief Executive Officer K. Rupert Murdoch 1,3 % und der Murdoch Family Trust , Reno/USA, 37,2 % der Anteile. Der Murdoch Fami- ly Trust wird von der Cruden Financial Services LL.C. verwaltet, die auch die mit den Anteilen verbundenen Stimmrechte ausübt. Da K. Rupert Murdoch einige der sechs Direktoren der Cruden Financial Services LL.C. bestimmen kann, könnten ihm nach US-amerikanischen Wertpapierrecht als „Beneficial Owner“ (Nießbrauchs- berechtigter, wirtschaftlicher Eigentümer) die Anteile des Murdoch Family Trust zu- zurechnen sein; Rupert Murdoch hat dem indes widersprochen (vgl. Proxy Statement 2007 der News Corporation, S. 21).

3.2.3.2 Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdulaziz Alsaud ist indirekt in Höhe von 7,0 % der Anteile an News Corp. beteiligt. Er hält die Mehrheit der Anteile an der Kingdom Holding Company, Saudi Arabien, die über die Kingdom 5-KR-11 Ltd. sämtliche An- teile an der Kingdom 5-KR 62 Ltd. und der Kingdom 5-KR 63 Ltd. hält. Letztere hal- ten die Anteile an News Corp. unmittelbar (vgl. Proxy Statement 2007 von News Corp., S. 22). Die Kingdom Holding Company zählt zu den weltweit größten Invest- mentgesellschaften. Im Medienbereich hält sie nach eigenen Angaben (vgl. www.kingdom.com.sa) auch Beteiligungen an der Time Warner, Inc., der Walt Dis- ney Company (unter 1 %), der Apple Computer, Inc. (ca. 5 %) und der eBay, Inc. (unter 1 %). Weitere Medienbeteiligungen von Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdula- ziz Alsaud sind den Antragstellern nicht bekannt.

3.2.3.3 Die restlichen Anteile (54,5 %) befinden sich in Streubesitz. Die Liberty Media Cor- poration, Englewood/USA, die zu Beginn des Verfahrens noch 19,1 % des stimmbe- rechtigten Aktienkapitals der News Corp. hielt, ist jüngst als Aktionärin ausgeschieden. Laut Pressemitteilung der News Corp. vom 27.02.2008 hat die Li- berty Media Corporation ihre Aktien an der News Corporation gegen eine Beteili- gung an einer Tochtergesellschaft der News Corporation eingetauscht. Die Aktien wurden von News Corp. zurückgekauft und eingezogen. Die Beteiligung von Rupert Murdoch erhöhte sich in diesem Zusammenhang von 1,1 % auf 1,3 %, die Beteili- gung des Murdoch Family Trust von 30,1 % auf 37,2 % und die Beteiligung von 15

Prinz Alwaleed Bin Talal Bin Abdulaziz Alsaud von 5,7 % auf 7,0 %. Der Anteil der in Streubesitz befindlichen Aktien stieg von 44,0 % auf 54,5 %. Die stimmberechtig- ten Class-B-Aktien verteilten sich zum 17.08.2007 auf ca. 1.600 Aktionäre (vgl. Ge- schäftsbericht 2007 von News Corp., S. 129).

3.3 Taube Hodson Stonex

Die von Nils Taube, John Hodson und Cato Stonex gegründete Fondsmanage- mentgesellschaft Taube Hodson Stonex hält ihre Anteile für große institutionelle Fonds. Sie hält nach eigener Auskunft keine weiteren Beteiligungen an Fernsehver- anstaltern in Deutschland.

3.4 Altaktionäre

Die Franklin Mutual Advisers LL.C., Short Hills/USA, und Eton Park Capital Ma- nagement L.P., New York/USA sind nach den Angaben der Premiere AG in unver- änderter Höhe (5,02 % bzw. 5,06 %) an ihr beteiligt. Die Classic Fund Management AG , Vaduz/Liechtenstein, ist entgegen der Darstellung der Premiere AG im Verfahren Az.: KEK 402/403/447/462 nicht mit 4,24 % (vgl. Schreiben der Premiere AG vom 08.02.2007 sowie die Darstellung der Premiere AG zum 05.03.2007 unter http://info.premiere.de), sondern weiter in Höhe von 5,09 % betei- ligt. Die KEK nimmt zur Kenntnis, dass diese Darstellung unzutreffend war und legt nunmehr erneut einen Anteil von 5,09 % zugrunde (so zuvor im Verfahren i. S. Premiere, Az.: KEK 378/379/399). Zu den Beteiligungsverhältnissen und Medienak- tivitäten dieser Aktionäre vgl. Beschlüsse der KEK, Az.: KEK 402/403/447/462, I 4.2.2 und 4.2.3, und Az.: KEK 348/350/359, I 2.2.3.

4 Plattformverträge

4.1 Im Rahmen von Prüfverfahren hat die KEK die Plattformverträge mit Veranstaltern der auf der Plattform von Premiere verbreiteten Programme 13th Street, Animal Planet, beate-uhse.tv, Body in Balance, Classica, Discovery Channel, Discovery Geschichte, Discovery HD, Disney Channel, Focus Gesundheit, GoldStar TV, Hei- matkanal, Hit24, Junior, lettra, MGM Channel, MTV Entertainment, Romance TV und Sci-Fi Channel im Hinblick auf Zurechnungstatbestände geprüft (zur Zurech- nung einiger dieser Programme zu Premiere s. u. III 2.2.2).

16

4.2 Premiere hat nunmehr auch die Plattformverträge für die Verbreitung der Program- me RTL Crime, Passion, RTL Living, e.clips, Kinowelt TV, classics, Sat.1 Comedy, Playhouse Disney und Toon Disney über die Plattform der Premiere Star GmbH („Premiere Star“, vormals Premiere Sky GmbH) vorgelegt.

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärungen der Veranstalterinnen liegen vor. Einem Vertreter der BLM und der MA HSH wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt

Gemäß § 29 Satz 1 RStV ist jede geplante Veränderung von Beteiligungsverhältnis- sen oder sonstigen Einflüssen bei der zuständigen Landesmedienanstalt vor ihrem Vollzug schriftlich anzumelden und erst nach Erteilung der medienkonzentrations- rechtlichen Unbedenklichkeitsbestätigung zu vollziehen. Der Erwerb von Aktien an der Premiere AG durch News Corp. wurde durch News Corp. zwar angemeldet, aber noch vor der Unbedenklichkeitsbestätigung vollzogen. Der Aktienerwerb erfolg- te ohne Beteiligung der Premiere AG. Diese hat die Beteiligungsveränderung nach Kenntniserlangung unverzüglich angezeigt. Gleiches gilt für Erwerb und Veräuße- rung von Aktien durch Morgan Stanley sowie für den Erwerb von 5,07 % der Stimm- rechte durch Taube Hodson Stonex.

Für den Fall, dass eine bereits vollzogene Beteiligungsveränderung nicht als unbe- denklich bestätigt werden kann, ist zwingend der Widerruf der Zulassung des betrof- fenen Programmveranstalters vorgesehen, § 29 Satz 4 RStV.

2 Zurechnung von Programmen

2.1 Zurechnung zu den Veranstalterinnen und zur Premiere AG

2.1.1 Die von Premiere veranstalteten gleichnamigen Programme und Premiere Direkt werden den Veranstalterinnen gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV und § 28 Abs. 1 Satz 17

3 und arg. e § 29 Satz 2 RStV zugerechnet. Ihrer Obergesellschaft Premiere AG werden sie ebenfalls gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV zugerechnet. Ferner sind ih- nen auch die Zuschaueranteile zuzurechnen, die die von Premiere produzierten Bundesliga-Sendungen unter der Bezeichnung Premiere Fußball Bundesliga im Angebot von der Unitymedia GmbH sowie unter der Bezeichnung Bundesliga auf Premiere powered by T-Home im Angebot der Deutsche Telekom AG erreichen. Ob Premiere Veranstalterin des – mit Premiere Fußball Bundesliga inhaltsgleichen Programms – Bundesliga auf Premiere powered by T-Home ist oder aber die Zu- rechnung nach § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 RStV erfolgt, weil Premiere das Programm der Deutsche Telekom AG als Auftragsproduzent vollständig zuliefert, hat die KEK offen gelassen (vgl. Beschluss i. S. Premiere, Az.: KEK 348/350/359, III 2.1 und 2.2). Künftig ist Premiere auch das Programm GIGA Digital zuzurechnen; die me- dienkonzentrationsrechtliche Prüfung der Übernahme sämtlicher Anteile an der Ver- anstalterin dieses Programms durch Premiere steht indes noch aus (Az.: KEK 487).

2.2.2 Nach § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV steht einer Beteiligung nach § 28 Abs. 1 RStV gleich, wenn ein Unternehmen allein oder gemeinsam mit anderen auf einen Veranstalter einen vergleichbaren Einfluss ausüben kann. Als vergleichbarer Einfluss gilt gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV auch, wenn das Unternehmen aufgrund vertraglicher Vereinbarungen eine Stellung innehat, die wesentliche Entscheidungen des Veran- stalters über die Programmgestaltung von seiner Zustimmung abhängig macht.

2.1.2.1 Bislang hat die KEK mehrere auf Pay-TV-Plattformen von Dritten veranstaltete Pro- gramme gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV dem Plattformbetreiber zugerechnet, weil der jeweilige Plattformvertrag dem Veranstalter wesentliche Abweichungen des Programms von einem vertraglich vereinbarten Sendekonzept ohne Zustimmung des Plattformbetreibers untersagt (vgl. Beschluss i. S. Kinowelt TV, Az.: KEK 204, III 2.2 mit weiteren Nachweisen unter III 2.2.2, i. S. tv.gusto, Az.: KEK 222, und Wein TV, Az.: KEK 233, jeweils III 2.2, The History Channel, Az.: KEK 235, III 2.1.7, Ga- mes TV, Az.: KEK 223 und 208-1, III 2.1.2, Focus TV, Az.: KEK 236, III 2.1.3, Spie- gel TV – xxp digital, Az.: KEK 254, III 2.1.4., beate-uhse.tv, Az.: KEK 338, III 2.1.2, e.clips – Der Entertainmentkanal, Az.: KEK 340, III 2.2, Dicovery, Az.: KEK 395, III 2.2.2, Just Four Music, Az.: KEK 411, III 2.5, i. S. Classica, Az.: 431, III 2.2, und i. S. Romance TV, Az.: KEK 466, III 2.3).

2.1.2.2 Sofern dagegen der Plattformvertrag keinen solchen Zustimmungsvorbehalt vorsieht und keine inhaltlichen Vorgaben für die Programmgestaltung enthält, die über eine 18

allgemein gehaltene Bezeichnung des Genres, ggf. die Pflicht des Veranstalters zur Qualitätssicherung und gewisse quantitative Mindestanforderungen hinausgehen (insbesondere: weder ein vertraglich vereinbartes Sendeschema, das den zeitlichen Ablauf des Programms vorgibt, noch sonstige konkrete Regelungen zu Inhalt und Ablauf des Programms), wird das Drittprogramm dem Plattformbetreiber nicht zuge- rechnet (vgl. die Nachweise im Beschluss i. S. Kinowelt TV, a. a. O., sowie Be- schlüsse i. S. Disney Channel, Playhouse Disney und Toon Disney, Az.: KEK 240, III 2.1.2 und 2.1.3, Discovery HD, Az.: KEK 300, III 2.1.2.3, Body in Balance, Az.: KEK 312, III 2.2, und MTV Entertainment, Az.: KEK 449, III 2.2.4).

2.1.2.3 Die KEK hat bislang Premiere und der Premiere AG gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV die auf ihrer Pay-TV-Plattform (bzw. auf der Plattform von Premiere Star) ver- anstalteten Drittprogramme Classica , Focus Gesundheit , GoldStar TV , Heimat- kanal, Hit24 , beate-uhse.tv, Junior, Discovery Channel, Animal Planet, Discovery Geschichte, Discovery HD und Romance TV zugerechnet (vgl. zuletzt Beschluss i. S. Romance TV, Az.: KEK 466, III 2.3).

2.1.2.4 Dagegen rechtfertigen die weiteren vorgelegten Plattformverträge (s. o. I 4) keine Zurechnung nach § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV zur Plattformbetreiberin Premiere Star. XXX ...

2.2 Zurechnung zu News Corp.

2.2.1 Der Zurechnungstatbestand gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV, der eine Betei- ligung an den Stimmrechten oder Kapitalanteilen der Veranstalterin von mindestens 25 % erfordert, ist im Hinblick auf die Beteiligung von News Corp. an der Premiere AG nicht erfüllt.

2.2.2 News Corp. sind die Premiere-Programme auch nicht nach § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. § 17 AktG zuzurechnen, da sie nicht über die Möglichkeit verfügt, auf die Premiere AG einen beherrschenden Einfluss auszuüben. Ein Einfluss ist als beherr- schend zu qualifizieren, wenn er seiner Art nach dem Einflusspotenzial einer Mehr- heitsbeteiligung entspricht. Zwar kann hierfür auch eine Minderheitsbeteiligung genügen, wenn sie tatsächlich wie eine Mehrheit wirkt, besonders aufgrund der Zu- sammensetzung des Aktionärskreises und der regelmäßigen Präsenz in der Haupt- versammlung. Eine Sperrminorität als solche genügt hierfür nicht, weil durch sie nur Entscheidungen blockiert werden können, erforderlich ist aber die Möglichkeit, die 19

Gesellschaft zu einem bestimmten Handeln zu veranlassen (vgl. Hüffer, Kommentar zum AktG, § 17 Rn. 9 und 10). Bei einer Hauptversammlungspräsenz von ca. 45 % der Stimmen verfügt News Corp. mit einem Anteil von 19,90 % demnach über keine Stimmrechtsmehrheit, sondern über ca. 44 % der Stimmrechte. Die aktienrechtliche Rechtsprechung erkennt darüber hinaus die sog. „kombinierte Beherrschung“ an, d. h. die Beherrschung durch einen Minderheitsgesellschafter, der zusätzlich über au- ßergesellschaftsrechtliche Beherrschungsmittel verfügt, etwa über ein wirtschaftli- ches Druckpotenzial, das die Minderheitsbeteiligung zu einem beherrschenden Einfluss verstärkt (vgl. Münchener Kommentar zum AktG, § 17 Rn. 31 f. mwN). Der Sachverhalt liefert hierfür keine Anhaltspunkte.

2.2.3 Vergleichbarer Einfluss nach § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV

2.2.3.1 Einer Beteiligung gemäß § 28 Abs. 1 RStV steht gleich, wenn ein Unternehmen al- lein oder gemeinsam mit anderen auf einen Veranstalter einen vergleichbaren Ein- fluss ausüben kann, § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV.

2.2.3.2 Aus der Bezugnahme auf § 28 Abs. 1 RStV folgt, dass der vergleichbare Einfluss demjenigen eines mit 25 % oder mehr am Kapital oder an den Stimmrechten des Veranstalters Beteiligten entsprechen muss. Erforderlich und ausreichend ist mithin das Maß der Interessenberücksichtigung, das ein Gesellschafter kraft der Veto- Position erwarten kann, die ihm die Sperrminorität für grundlegende Änderungen des Gesellschaftsverhältnisses einräumt (vgl. Beschlüsse i. S. ProSieben, Az.: KEK 007/029, I 3.2.3, und i. S. Premiere, Az.: KEK 070, III 2.1.3.2 a). Dabei kommt es nicht nur auf gesellschaftsrechtliche Beteiligungen an. Nach der amtlichen Begrün- dung zu § 28 Rundfunkstaatsvertrag (3. RÄndStV) sind vielmehr „sämtliche sat- zungsmäßigen, vertraglichen oder sonstigen Einflussmöglichkeiten eines Unternehmens auf ein anderes Unternehmen bzw. einen Veranstalter“ zu berück- sichtigen. Dafür sind alle maßgeblichen Umstände in eine Gesamtbeurteilung ein- zubeziehen (vgl. Beschlüsse i. S. K1010, Az.: KEK 262, und i. S. GIGA Digital, Az.: KEK 310-2, jeweils III 2.1.2).

2.2.3.3 Ob der mit einem Stimmenanteil von 19,90 % verbundene Einfluss von News Corp. auf die Geschäftspolitik der Premiere AG mit dem Einfluss eines Minderheitsgesell- schafters bei Premiere im Sinne von § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV vergleichbar ist, be- darf angesichts der geringen Zuschaueranteile der der News Corp. im Übrigen zuzurechnenden Programme vorliegend keiner Entscheidung (s. u. III, 2.2.4 und 20

3.1). Für einen solchen Einfluss sprächen indes folgende Argumente:

- News Corp. ist mit einem Anteil von 19,90 % der größte Einzelaktionär. Der An- teil ist annähernd viermal so groß wie der des nächstgrößten Aktionärs (5,09 %). - Insgesamt verfügen vier weitere Aktionäre über Anteile von mindestens 5 %. Zusammengenommen halten diese Aktionäre mit 20,24 % nur geringfügig mehr Stimmrechte als News Corp. Dabei liegen keine Hinweise vor, dass sich diese Aktionäre bei ihrer Stimmrechtsausübung abstimmen. - Die Präsenz in der Hauptversammlung lag 2006 bei 44,92 % und 2007 bei 29,61 %. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass im Jahr 2007 Pictet nicht be- rechtigt war, ihre Stimmrechte auszuüben. Zählte man für das Jahr 2007 die Stimmrechte von Pictet hinzu, läge die Hauptversammlungspräsenz bei 44,19 %. Geht man von einer durchschnittlichen Präsenz von 45 % der Stimmen in der Hauptversammlung aus, so entspricht die Beteiligung von News Corp. ei- nem Stimmengewicht in der Hauptversammlung von über 44 %; erst bei einer Hauptversammlungspräsenz von knapp 80 % läge der Einfluss von News Corp. unter 25 %. Selbst wenn man davon ausgeht, dass auch Taube Hodson Stonex künftig in der Hauptversammlung mitstimmt, entspräche das Stimmengewicht von News Corp. also immer noch mehr als 25 %. - News Corp. strebt nach Auskunft seiner anwaltlichen Vertreter eine „angemes- sene Vertretung im Aufsichtsrat der Premiere AG“ an. Dies würde News Corp. einen zusätzlichen Einfluss auf die Geschäftsführung und Unternehmenspolitik der Premiere AG verschaffen. - News Corp. verfügt über langjährige umfangreiche Branchenkenntnisse im Be- reich der Pay-TV-Veranstaltung, des Betriebs von Pay-TV-Plattformen und der technischen Dienstleistungen für digitales Fernsehen (s. o. I 3.2). Aufgrund der herausragenden Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Bereich könnte ein Ein- fluss von News Corp. auf das Abstimmungsverhalten der übrigen Aktionäre anzunehmen sein. - Bei den übrigen Aktionären mit Anteilen von über 5 % handelt es sich um Fi- nanzinvestoren, bei denen von Expertise in der Pay-TV-Branche auszugehen ist. Der weitaus größte Teil der Aktien der Premiere AG (59,86 %) befindet sich dagegen in Streubesitz.

2.2.3.4 Zwischen Premiere und der Premiere AG bestehen besonders enge Beziehungen, die bei der Zurechnung zu Gesellschaftern der Premiere AG zu berücksichtigen sind (vgl. bereits Beschluss der KEK, Az.: KEK 271-1, I 7.1.2 und III 2.1.2.2 c, sowie 21

oben I 3.1.2). XXX ... Demnach ist der Einfluss von News Corp. bei der Premiere AG mit einem Einfluss auf die Veranstalterin gleichzusetzen.

2.2.4 Ob News Corp. die Premiere-Programme unter Berücksichtigung der unter III 2.2.3.3 und 2.2.3.4 genannten Aspekte zuzurechnen sind, kann letztlich dahinste- hen: News Corp. sind derzeit im Übrigen nur die in Deutschland empfangbaren Pro- gramme National Geographic Channel , Sky News und Fox Türk sowie das noch nicht auf Sendung befindliche Programm Fox Channel zuzurechnen (§ 28 Abs. 1 Satz 1 RStV).

2.2.5 Auf Grundlage der vorliegenden Informationen ist davon auszugehen, dass die ge- nannten Programme auch Rupert Murdoch zuzurechnen sind, da dieser durch Be- stimmung von Direktorenposten maßgeblich die Stimmrechtsausübung durch den Murdoch Family Trust bestimmt (§ 28 Abs. 2 Satz 1 RStV i. V. m. § 17 AktG).

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Zuschaueranteile

Nach § 27 Abs. 2 Satz 2 RStV muss die Ermittlung der Zuschaueranteile auf Grund repräsentativer Erhebungen bei Zuschauern ab Vollendung des dritten Lebensjah- res nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Methoden durchgeführt werden. In der Regel verwendet die KEK dafür die monatlichen Daten zu den Anteilen der Fernsehsender an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (Zuschauer ab drei Jahren, Mo. – So.). Die Sehdaueranteile werden im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) laufend von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Rahmen eines Fernsehpanels erhoben. Die AGF/GfK-Fernsehforschung be- zeichnet in ihren Veröffentlichungen die Sehdaueranteile als Marktanteile. Die Zu- schaueranteile der auf der Premiere-Plattform verbreiteten Programme werden von der AGF/GfK-Fernsehforschung nicht veröffentlicht. Für diese Programme werden der KEK Daten aus der Premiere-Marktforschung (Grundgesamtheit: 71,07 Mio. Personen ab drei Jahren) zur Verfügung gestellt, die nach Mitteilung von Premiere im Prüfverfahren Az.: KEK 271 zu den Daten der AGF/GfK-Fernsehforschung in Be- ziehung gesetzt werden können.

Mit Schreiben vom 28.01.2008, 08.02.2008 und 03.03.2008 übermittelte die Premie- re AG Daten für die Monate Oktober 2007 bis Februar 2008. Die Angaben für die 22

Monate Januar 2007 bis September 2007 liegen der KEK bereits aus dem Verfah- ren Az.: KEK 402/403/447/462 vor. Die Daten werden als interne und externe Marktanteile bei den Zuschauern ab drei Jahren bezeichnet und stammen aus der Premiere-Marktforschung. Mitgeteilt wurden die Daten für die Premiere zuzurech- nenden Programme Premiere 1 - 4, Premiere Filmclassics, Premiere Filmfest, Pre- miere Krimi, Premiere Nostalgie, Premiere Serie, Premiere Start, Premiere Sport, GoldStar TV, Heimatkanal, Hit24, beate-uhse.tv, Classica, Discovery Channel, Dis- covery Geschichte, Focus Gesundheit, Junior und Animal Planet. Zu den ebenfalls zuzurechnenden Programmen Premiere Direkt und Premiere Erotik wurden keine internen und externen Marktanteile übermittelt, da es sich hierbei um Pay-per-View- Angebote handelt und dazu im Rahmen des Premiere-Panels keine Marktanteils- werte berechnet werden. Zu dem ebenfalls Premiere zuzurechnenden IPTV- Programm Premiere powered by T-Home wurden keine Angaben gemacht.

Zum 31.12.2006 verzeichnete Premiere 3,4 Mio. direkte Abonnenten und erreichte einen Zuschaueranteil von 2,1 %, bezogen auf alle Fernsehhaushalte (vgl. Presse- mitteilung von Premiere vom 08.02.2007). Dieser mit den AGF/GfK-Daten ver- gleichbare Zuschaueranteil von 2,1 % lässt sich in Beziehung zu den internen und externen Marktanteilen der Premiere zuzurechnenden Programme setzen. Für wei- tere Informationen zu den Daten der Premiere-Marktforschung, zur Vergleichbarkeit mit der AGF/GfK-Fernsehforschung sowie zu der Berechnungsweise und Einschät- zung des zu veranschlagenden Zuschaueranteils wird auf die Beschlüsse i. S. Premiere, Az.: KEK 271, und i. S. Discovery HD, Az.: KEK 300, verwiesen.

Zum 31.12.2007 zählte Premiere 4.278.671 Abonnenten, davon sind 3.651.142 di- rekte Kunden und rund 628.000 indirekte Bundesliga-Kunden über arena und Uni- tymedia (vgl. Pressemitteilung von Premiere vom 14.02.2008).

XXX ... Bezogen auf die die Gesamtfernsehnutzung abbildende Grundgesamtheit der AGF/GfK-Fernsehforschung und verglichen mit dem Premiere-Zuschaueranteil für 2006 in Höhe von 2,1 % erreichten die Premiere zuzurechnenden Programme in der maßgeblichen Referenzperiode einen Zuschaueranteil von ungefähr 1,7 %.

Nach § 27 Abs. 1 Satz 1 RStV sind in die Ermittlung der Zuschaueranteile alle deutschsprachigen Programme einzubeziehen. Die Anforderungen an die Sicherung der Meinungsvielfalt, die sich aus dem Grundrecht der Rundfunkfreiheit ergeben, beziehen sich jedoch nicht ausschließlich auf deutschsprachige Sendungen. Zudem 23 ist bei der Beurteilung vorherrschender Meinungsmacht der Einfluss auf die öffentli- che Meinungsbildung und nicht der Sitz der Veranstalterin oder der lizenzierenden Aufsichtsbehörde ausschlaggebend. Daher berücksichtigt die KEK in ständiger Spruchpraxis auch bundesweit empfangbare fremdsprachige Programme sowie deutschsprachige Programme, die über eine ausländische Lizenz verfügen (vgl. u. a. Beschlüsse der KEK i. S. VIVA, Az.: KEK 199/215/219/230, III 2.1.2, Dügün TV, Az.: KEK 315, DTTV, Az.: KEK 318, und Iran Music, Az.: KEK 333, jeweils III 3).

Mit Schreiben vom 07.01.2008 teilte die Veranstalterin mit, dass der Zuschaueran- teil für das fremdsprachige Programm Sky News ebenso wie der des Senders Na- tional Geographic Channel (englischsprachige Version) im Jahr 2007 deutlich unter 1 % liegt.

Zuschaueranteile oder sonstige personenbezogene Reichweitenangaben für die Programme FOX Türk und National Geographic Channel (deutschsprachige Versi- on) wurden nicht mitgeteilt. In der Referenzperiode von Januar 2007 bis Februar 2008 erreichten die von der AGF/GfK-Fernsehforschung veröffentlichten Zuschau- eranteile der Fernsehsender ARD einschließlich ihrer Dritten Programme, ZDF, , , KI.KA und Phoenix sowie Sat.1, ProSieben, kabel eins, N24, 9Live, RTL Television, RTL II, Super RTL, VOX, n-tv, Comedy Central (VIVA Plus), Das Vierte, DMAX (XXP), DSF, , Eurosport, MTV, Nick, , TV 5 Europe, TV Bayern und VIVA einen Zuschaueranteil von insgesamt etwas 95,6 %. Der restliche Zuschaueranteil von ungefähr 4,4 % bezieht sich auf die Programme der Premiere- Plattform (2006: 2,1%) sowie auf eine Vielzahl von Programmen wie z. B. Bibel TV, Teleshoppingkanäle, privates Regionalfernsehen, Offene Kanäle, fremdsprachige Programme und weitere digitale Pay-TV-Programmpakete. Der Zuschaueranteil für die Programme FOX Türk und National Geographic Channel (deutschsprachige Version) kann somit nur einen Bruchteil des Anteils von 2,3 % für die nicht einzeln zuweisbare Programmnutzung ausmachen.

Für das Programm Fox Channel liegt mangels Ausstrahlung kein Zuschaueranteil vor.

24

3.2 Abschließende Feststellung

Die Premiere und News Corp. zuzurechnenden Zuschaueranteile liegen derzeit weitab von den medienkonzentrationsrechtlich relevanten Schwellenwerten. An- haltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht auf Grund der Be- teiligungsveränderungen bestehen nicht. Ihnen stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt somit nicht entgegen.

(gez.) Sjurts Dörr Huber Lübbert Schwarz