Große Kreisstadt Radolfzell am Bodensee

Bebauungsplan und Teiländerung Flächennutzungsplan „Reichenauerwiesen Ost“, Böhringen

UMWELTBERICHT

Entwurf vom 28.08.2019

meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH Otto-Lilienthal-Straße 4 88046 Friedrichshafen

Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

ZMS-19-A008 – PV-Anlage Reichenauerwiesen Ost

Auftraggeber: Große Kreisstadt Radolfzell a.B. Oberbürgermeister Martin Staab Marktplatz 2 78315 Radolfzell am Bodensee

Auftragnehmer: meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH Otto-Lilienthal-Straße 4 88046 Friedrichshafen Tel.: 07541 3887520 E-Mail: [email protected] meixnergeerds-stadtentwicklung.de

Bearbeitung: Alexandra Ueber M.Sc. Landschaftsökologie und Naturschutz Nicole Schneider Landschaftsarchitektin meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH

1 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeinverständliche Zusammenfassung ...... 4 2. Einleitung - Allgemeines ...... 7 2.1 Anlass und Aufgabenstellung des Umweltberichts ...... 7 2.2 Rechtliche Grundlagen ...... 7 2.3 Methodik und Grundlagen ...... 7 2.4 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben ...... 9 3. Allgemeine Grundlagen ...... 10 3.1 Berücksichtigung der Umweltschutzziele übergeordneter Planungen ...... 10 3.2 Lage im Naturraum ...... 13 3.3 Schutzgebiete und Schutzobjekte ...... 13 4. Angaben zum Vorhaben ...... 17 4.1 Plangebiet ...... 17 4.2 Inhalt und Ziele des Vorhabens ...... 18 4.3 Alternative Planungen ...... 19 4.4 Ermittlung der Wirkfaktoren ...... 21 4.5 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung .. 22 5. Bestands- und Wirkungsanalyse ...... 23 5.1 Fläche ...... 23 5.2 Geologie und Boden ...... 23 5.3 Wasser ...... 26 5.4 Klima/Luft ...... 27 5.5 Arten, Biotope und Biodiversität ...... 28 5.6 Landschaft ...... 30 5.7 Mensch ...... 31 5.8 Kultur- und Sachgüter ...... 32 5.9 Wechselwirkung zwischen Schutzgütern ...... 32 6. Artenschutzrechtliche Prüfung ...... 33 6.1 Rechtliche Grundlagen ...... 33 6.2 Avifauna ...... 33 6.3 Tagfalter...... 34 6.4 Libellen ...... 34 6.5 Heuschrecken ...... 34

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6.6 Schmale und Bauchige Windelschnecke ...... 35 6.7 Fledermäuse ...... 35 6.8 Sonstige planungsrelevante Arten ...... 36 7. Maßnahmenkonzept ...... 37 7.1 Vermeidungsmaßnahmen ...... 37 7.2 Minimierungsmaßnahmen ...... 39 7.3 Kompensationsmaßnahmen ...... 41 7.4 Geplante Maßnahmen zur Überwachung erheblicher Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt (Monitoring) ...... 41 8. Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung ...... 42 8.1 Schutzgut Geologie und Boden ...... 42 8.2 Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität ...... 43 8.3 Zusammenfassung des Eingriffs ...... 43 9. Literatur und Quellen ...... 44 10. Anlagen ...... 46 10.1 Artenschutzgutachten ...... 46 10.2 Erhebungsbogen Ökokonto Stadt Radolfzell, Waldrefugium Maßnahme 83 ...... 70

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1. Allgemeinverständliche Zusammenfassung

Gebietsbeschreibung Das Plangebiet umfasst eine Größe von ca. 0,97 ha und befindet sich am südöstlichen Siedlungsrand des Stadtteils Böhringen südlich der Bahnlinie Radolfzell-. Das Plangebiet ist eben und wird derzeit als Grünland genutzt. Im Westen trennen Gehölzstrukturen das Gebiet von den Grünlandflächen der Reichenauerwiesen ab. Dort grenzt auch das FFH-Gebiet „Mettnau und unterhalb Singen“ an. Östlich verläuft das Wiesenbächle mit begleitenden Feuchtgebüschen. Dahinter grenzt das Gewerbegebiet „Hundertjauchert“ an, in dem sich bereits eine Photovoltaik-Freilandanlage befindet. Südlich des Plangebietes befindet sich Grünland, daran angrenzend liegt die Schrebergartensiedlung der Kleingärtner Radolfzell. An der Grenze stocken mehrere Laubbäume entlang eines schmalen Entwässerungsgrabens. Vorhabensbeschreibung Die Stadtwerke Radolfzell beabsichtigen die Errichtung einer Photovoltaik-Freiflächenanlage. Vorgesehen sind 2412 Solarmodule, sieben Wechselrichter, eine Trafostation sowie ein 4 m breiter Weg um das Modulfeld. Die 2.412 PV-Module werden in langen parallelen Reihen installiert und auf Metallgestelle 40 bis 70 cm hoch aufgeständert. Durch diese Ständerwerke wird eine minimale direkte Bodenversiegelung erreicht. Die Befestigung erfolgt über Schraubanker gegen Windsog und verursacht ebenfalls wenig Bodenversiegelung. Die Errichtung der Anlage erfolgt zur besseren Lastverteilung auf einem Geogitter. Aus Sicherheitsgründen wird das Gelände mit einem 2,20 m hohen Zaun eingezäunt. Flächenbilanz Größe in ha % Sondergebiet (SO) 0,88 90,72 „Photovoltaik- Freiflächenanlage“ Öffentliches Grün 0,07 7,22 Verkehrsflächen 0,02 2,06 Gesamtfläche 0,97 100

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Umweltrelevante Auswirkungen

Tabelle 1: Auswirkungen auf die unterschiedlichen Schutzgüter; *** = Hoch, ** = Mittel, * = Gering, - = Keine Beeinträchtigung, + = Positive Wirkung

Schutzgut Beschreibung der Auswirkung Erheblichkeit

Fläche Die Stadt Radolfzell verfügt nur noch über wenige bereits * erschlossene Grundstücke, für die sich eine Photovoltaik-Anlage eignen. Das Vorhaben ist so geplant, dass möglichst wenig Fläche in Anspruch genommen wird und ein Großteil der unverändert bleibt.

Geologie und Flächenversiegelung durch die Trafo-Station, Bodenverdichtung und ** Boden -auftrag im Bereich der Trafo-Station. Punktuelle Befestigung der Solarmodule auf einem Geogitter mit geringer Versiegelung. Durch die Solarmodule kommt es zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Niederschlagswassers auf der Fläche. Wasser Reduzierung der Grundwasserneubildung durch Versiegelung. Durch * die Solarmodule kommt es zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Niederschlagswassers auf der Fläche.

Klima/Luft Die Offenlandflächen werden durch die Bebauung minimiert. * Unterhalb der PV-Module wird weniger Wasser verdunsten können. Auf den PV-Paneelen werden Temperaturen von 60-70°C erreicht. Die Versiegelung durch die Trafostation ist mit einer zusätzlichen geringen Erhöhung der lokalen Temperaturen verbunden. Die Bebauung mit den niedrigen PV-Modulen führt jedoch dazu, dass der Wind wenig Bremswirkung erfährt und die Durchlüftung der angrenzenden Gebiete weiterhin erhalten bleibt.

Arten, Biotope Durch Versiegelung, Bodenumlagerungen und -verdichtung gehen ** und Vegetationsstrukturen verloren. Die mechanische Störung durch das Biodiversität Geogitter, weniger Wasserverfügbarkeit sowie Beschattung durch die PV-Module nehmen negativen Einfluss auf die Vegetationsstrukturen unterhalb der Solar-Paneelen. Die Pflege der Wiesenfläche erfolgt durch Mahd (kein Mulchen) und ohne Einsatz von Pestiziden. Landschaft Veränderung des Erscheinungsbildes. Das Gebiet ist jedoch kaum * einsehbar. Mensch Keine Beeinträchtigungen zu erwarten. - Kultur- und Keine Kultur- und Sachgüter betroffen. - Sachgüter

Maßnahmenkonzept Maßnahmenkonzept Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen: V1 Schutz des Grundwassers V2 Rodung von Gehölzen außerhalb der Vegetationsperiode V3 Baumschutz V4 Hochwasserrisikoangepasste Bauweise V5 Altlasten

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M1 Extensive Dachbegrünung M2 Herstellung von Pflegewegen M3 Pflege des Sondergebietes M4 Öffentliche Grünflächen M5 Gestaltung von Einfriedungen M6 Behandlung von Niederschlagswasser M7 Schutz des unbelasteten Bodens M8 Denkmalschutz

Kompensationsmaßnahmen: Abbuchung vom Ökokonto der Stadt Radolfzell: Ausgleichsmaßnahme Nr. 83 „Waldrefugium Bord, Bordreuten 2“ - Kompensiert wird der Eingriff durch den Erwerb von 84.403 Ökopunkten vom Ökokonto der Stadt Radolfzell - Die Maßnahme stellt hierbei die Entwicklung eines Waldrefugiums auf drei Teilflächen dar. Die Maßnahmen erfolgen auf Teilbereichen der Flurstücke 969, 720 und 831 der Gemarkung Liggeringen auf einer Fläche von 21.992 m². - Das Datenblatt der Maßnahme aus dem Ökokonto der Stadt Radolfzell mit der Abbuchung für den Bebauungsplan „Reichenauerwiesen Ost“ befindet sich in den Anlagen (Kapitel 10.2).

(Festsetzung § 9 Abs. 1a Satz 2 i.V.m. § 1a Abs. 3 BauGB) Schutzgut Arten und Biotope

Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung Für die folgenden Schutzgüter ergibt sich ein Kompensationsbedarf in Ökopunkten:

Schutzgut Ökopunkte Geologie und Boden 5.416 Arten, Biotope und Biodiversität 78.987 Gesamt 84.403

Der Kompensationsbedarf von 84.403 Ökopunkten wird durch den Erwerb von 84.403 Ökopunkten des Ökokontos der Stadt Radolfzell ausgeglichen (Kapitel 8.3). Damit ist der Eingriff fachlich ausgeglichen.

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2. Einleitung - Allgemeines

2.1 Anlass und Aufgabenstellung des Umweltberichts Die Aufstellung des Bebauungsplans dient der Nutzung nachhaltiger Energien. Die Stadtwerke Radolfzell beabsichtigen die Errichtung einer Photovoltaik-Freilandanlage südlich der Bahnlinie Radolfzell-Singen im Anschluss an die bestehende Photovoltaik-Freilandanlage nördlich der Werkstraße. Zur Realisierung dieser Vorhaben ist die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig. Das Planungsbüro meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH wurde beauftragt für dieses Vorhaben neben den Leistungen zur Bauleitplanung einen Umweltbericht mit integriertem Grünordnungsplan, eine Eingriffs-/ Ausgleichsbilanzierung sowie eine artenschutzfachliche Untersuchung zu erstellen.

2.2 Rechtliche Grundlagen Gemäß § 2 Abs. 4 und § 2a Satz 2 Nr. 2 BauGB [2] ist ein Umweltbericht für die Aufstellung von Bebauungsplänen zu erstellen. Im Umweltbericht sind die aufgrund der Umweltprüfung ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes darzulegen. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. Als Teil der Begründung ist der Umweltbericht zusammen mit dem Entwurf des Bebauungsplans öffentlich auszulegen. Weiterhin ist die Eingriffsregelung nach § 1a BauGB in Verbindung mit § 15 BNatSchG [4] bzw. § 21 NatSchG BW [9] anzuwenden. Nach § 14 BNatSchG vom 01.03.2010 stellt die geplante Baumaßnahme einen Eingriff in die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und in das Landschaftsbild dar.

2.3 Methodik und Grundlagen

2.3.1 Untersuchungsraum Der Untersuchungsraum umfasst den Geltungsbereich des Bebauungsplans und die nähere Umgebung. Funktionsbeziehungen werden so erläutert, dass ihr Zusammenhang ersichtlich ist und die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens abgegrenzt sind.

2.3.2 Untersuchungsumfang Im Rahmen des Umweltberichtes erfolgt eine Bestands- und Wirkungsanalyse, die den Umweltzustand der Schutzgüter Fläche, Geologie und Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität, Landschaft, Mensch sowie Kultur- und Sachgüter sowie die voraussichtlich zu erwartenden Auswirkungen durch das Vorhaben auf diese beschreibt. Zur Beschreibung und Bewertung der Bestandssituation im Planungsraum werden vorhandene Daten und Informationen ausgewertet und eigene Untersuchungen durchgeführt. Die verwendeten Informationen sind unter Angabe von Datenquelle und Datenstand in Tabelle 2 aufgelistet.

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Die Vegetationsaufnahme der Biotoptypen wird gemäß der Kartieranleitung der Offenland- Biotopkartierung Baden-Württembergs durchgeführt [13]. Auf den Grünlandflächen werden bei einer Transektbegehung alle Arten auf einem Erhebungsbogen erfasst. Zusätzlich werden auf zwei 25 m² großen repräsentativen Flächen alle Arten aufgenommen, die in ca. 15-20 Minuten erfasst werden können. Die Deckungsgrade werden anhand einer 5-Stufigen Skala abgeschätzt. Die Erfassungsbögen werden dem Umweltbericht beigefügt (Kapitel 10.1.2). Zur Erfassung der relevanten faunistischen Arten werden im Frühjahr und Sommer 2019 Kartierungen zur Avifauna, Tagfaltern, Libellen und Heuschrecken durchgeführt. Außerdem werden die Vorbelastungen des Raumes ermittelt. Anschließend werden die umweltrelevanten Wirkfaktoren des Vorhabens aufgezeigt. Die Eingriffswirkungen werden hierbei in bau-, anlage- und betriebsbedingte Belastungen unterteilt. Zusätzlich werden Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung dieser Wirkungen dargestellt. Verbleibende Beeinträchtigungen müssen durch Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden. Die Eingriffs-/Ausgleichsbilanz bezieht sich auf die Fläche des Geltungsbereichs und erfolgt nach der Ökokontoverordnung (2010) [20].

Tabelle 2: Daten für die Bestandserfassung und -bewertung Information Quelle Stand Allgemeines Kataster Stadt Radolfzell 03/2019 Orthophotos LUBW [16], Hr. Löderbusch 03 und 06/2019 Schutzgebiete (Natura 2000-Gebiete, LUBW [16] 03/2019 NSG, LSG, etc.) Regionalplan Regionalverband Hochrhein- 1998 Bodensee [21] Flächennutzungsplan Stadt Radolfzell 2015 Angrenzende Bebauungspläne Stadt Radolfzell 1984, 1966 Geologie und Boden Geotope LUBW [16] 03/2019 Geologische Karte (GK 50) LGRB [12] 03/2019 Bodenkarte (BK 50) Bodenschätzung LUBW [14] 03/2019 Moorkataster LUBW [16] 03/2019 Baugrunderkundung Stadtwerke Radolfzell 05/2019 Wasser Wasserschutzgebiete, LUBW [16] 03/2019 Überschwemmungsgebiete, wassersensible Bereiche Hydrogeologische Karte LGRB [12] 03/2019 Retentionsvermögen LGRB [12] 03/2019

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Erläuterungsbericht Stadt Radolfzell 03/2019 Überflutungsflächen Klima / Luft Klimadaten (Temperaturen, etc. Klimaatlas [15] 03/2019 Kaltluft-/ LUBW [16] Frischluftentstehungsgebiete, Leitbahnen für Kalt- und Frischluft Arten, Biotope und Biodiversität Geschützte und sonstige Biotope Amtl. Biotopkartierung, LUBW 03/2019 Biotoptypenkartierung nach Eigene Erhebungen 05/2019 LUBW-Schlüssel Faunistische Daten Eigene Erhebungen 03 bis 08 2019 Landschaft Landschaftsprägende Eigene Geländeerhebung 08/2019 Strukturelemente (z.B. Ortslagen, Baumreihen, Bahnlinie) Vorbelastungen des Landschaftsbildes Eigene Geländeerhebung 08/2019 und der Erholungsfunktion Mensch Freizeit-, Sport und Eigene Geländeerhebung 08/2019 Erholungseinrichtungen, Flächennutzungsplan Erholungszielpunkte, Rad- und Freizeitkarten Wanderwege Kultur- und Sachgüter Kulturdenkmale Freizeitkarten 03/2019

2.4 Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben Keine.

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3. Allgemeine Grundlagen

Im Folgenden werden die örtlichen und überörtlichen Planungen im Untersuchungsgebiet zur Erfassung der naturräumlichen Ausstattung dargestellt. 3.1 Berücksichtigung der Umweltschutzziele übergeordneter Planungen

3.1.1 Regionalplan 2000 Hochrhein-Bodensee Der Regionalplan konkretisiert die Ziele und Grundsätze des Landesentwicklungsplanes räumlich und stellt eine fachlich bindende Vorgabe für die anzustrebende räumliche Entwicklung und Ordnung der Region dar. Im Regionalplan des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee von 1998 ist die Stadt Radolfzell gemäß dem Landesentwicklungsplan als Mittelzentrum ausgewiesen. Ziel 4.2.5.2 Solarenergienutzung:

• In den Gemeinden der Region ist die verstärkte Nutzung der Solarenergie – auch durch entsprechende Vorgaben in Bebauungsplänen – zu unterstützen. Der Regionalplan weist das Plangebiet als Siedlungsfläche für Gewerbe aus (Abbildung 1). Das Vorhaben nimmt das genannte Ziel des Regionalplans auf. Nördlich und westlich an das geplante Baugebiet grenzt ein Regionaler Grünzug (PS 3.1.1) an. Den Grundsätzen und Zielen der Regionalen Grünzüge sowie der schutzbedürftigen Bereiche für Naturschutz und Landschaftspflege steht die Planung nicht entgegen.

Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Regionalplan 2000 Hochrhein-Bodensee, Plangebiet rot umkreist, Karte o.M. [21]

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3.1.2 Flächennutzungsplan Stadt Radolfzell Der rechtswirksame Flächennutzungsplan der Stadt Radolfzell aus dem Jahr 2015 sieht für den Bereich ein geplantes Gewerbegebiet „Reichenauerwiesen Ost“ vor (Abbildung 2). Für die Ausweisung als Sondergebiet bedarf es einer Flächennutzungsplanteiländerung im Parallelverfahren.

Abbildung 2: Auszug aus dem Flächennutzungsplan Radolfzell, Plangebiet rot umkreist, Karte o.M. [23]

3.1.3 Angrenzende Bebauungspläne Südlich des Plangebietes grenzt der rechtskräftige Bebauungsplan „Reichenauerwiesen“ vom März 1984 an (Abbildung 3). Der Bebauungsplan setzt eine öffentliche Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Dauerkleingärten“ fest. Zulässig sind eingeschossige Gartenlauben und zweckgebunden bauliche Anlagen. Es ist festgesetzt, dass pro Parzelle nur eine Gartenlaube zulässig ist. Das Maß der baulichen Nutzung wird auf eine überbaubare Grundfläche durch Gartenlaube und überdachten Freisitz von 24 m² begrenzt.

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Abbildung 3: Bebauungsplan „Reichenauerwiesen“, 1984, Karte o.M. [23]

Im Osten des Plangebietes schließt der Geltungsbereich des rechtskräftigen Bebauungsplans „Hundertjauchert“ vom 01.10.1966 an (Abbildung 4). Die Art der baulichen Nutzung wurde als Industriegebiet festgelegt. Das Maß der baulichen Nutzung ist mit einer Grundflächenzahl von 0,7 und einer Baumassenzahl von 5,0 festgelegt. Für die Dachgestaltung sind flachgeneigte Dächer mit höchstens 32 Grad Dachneigung vorgesehen.

Abbildung 4: Bebauungsplan „Hundertjauchert“, 1966, Karte o.M. [23] 12 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

3.2 Lage im Naturraum

Aus naturräumlicher Sicht liegt das Plangebiet in der Großlandschaft Nr. 3 „Voralpines Hügel- und Moorland“ im Naturraum Nr. 30 „Hegau“ [17][24]. Charakteristisch für den Naturraum Hegau ist die in hohem Maße durch tertiären Vulkanismus entlang tektonischer Bruchzonen gestaltete Beckenlandschaft, die von der letzten Eiszeit stark überformt wurde. Er besitzt die einzigen größeren Basaltvorkommen Baden-Württembergs und wird aufgrund der stark wechselnden Böden sowohl ackerbaulich als auch für Grünland genutzt.

3.3 Schutzgebiete und Schutzobjekte

3.3.1 Natura 2000 Westlich des Plangebietes in ca. 50 Metern Entfernung befindet sich das FFH-Gebiet Nr. 8219341 „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ (Abbildung 5). Das FFH-Gebiet ist von großen Riedkomplexen entlang der Aach, einem natürlichen Mündungsbereich, Auwald, Verlandungs- und Streuwiesenkomplexe der Mettnau sowie Flachwasserzonen des Zeller Sees geprägt. Die eiszeitlich geprägte Grundmoränen-Landschaft mit Aachlauf ist erdgeschichtlich bedeutsam. Südwestlich in etwa 350 m Entfernung zum Plangebiet befindet sich das Vogelschutzgebiet „Untersee des Bodensees“ (Nr. 8220401). Das Vogelschutzgebiet ist ein großer Flachwassersee mit periodischen Schlickflächen, mächtigen Schilfröhrichten, Schwemmgutflächen und Kiesufern. Geprägt wird das Schutzgebiet außerdem von Seggenrieden, Pfeifengraswiesen, Extensivgrünland, Halbtrockenrasen und Resten von Weich- und Hartholzauen. Eine Beeinträchtigung des Vogelschutzgebietes durch das Vorhaben ist nicht zu erwarten. Um eine mögliche Beeinträchtigung des Natura 2000 - Gebietes durch das Vorhaben zu untersuchen, wurde eine FFH-Vorprüfung durchgeführt. Diese kommt zum Ergebnis, dass bei Umsetzung der Planung unter Berücksichtigung der empfohlenen Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen keine erheblichen Beeinträchtigungen auf die Erhaltungs- und Entwicklungsziele des FFH-Gebietes „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ zu erwarten sind. Das Vorhaben ist mit den Schutzzweck des geprüften Natura 2000 -Gebietes verträglich.

3.3.2 Naturschutzgebiet (§ 23 BNatSchG) Das Naturschutzgebiet „Radolfzeller Aachried“ befindet sich ca. 350 m südwestlich des Plangebietes. Diese kaum berührte Riedlandschaft im Bereich der Einmündung der Radolfzeller Aach in den Bodensee ist durch ausgedehnte artenreiche Pfeifengraswiesen mit floristischer Seltenheit und einer reichen Vogelwelt geprägt. Negative Auswirkungen auf das Naturschutzgebiet sind durch das Vorhaben nicht zu erwarten.

3.3.3 Landschaftsschutzgebiete (§ 26 BNatSchG) Landschaftsschutzgebiete werden durch das Vorhaben nicht berührt.

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3.3.4 Naturdenkmal (§ 28 BNatSchG) Naturdenkmale sind vom Vorhaben nicht betroffen.

3.3.5 Geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG) Westlich des Plangebietes in ca. 50 bis 1000 Metern Entfernung befindet sich das nach § 30 BNatSchG geschützte Offenlandbiotop „Gehölze und Röhrichte in den Reichenauerwiesen“ (Biotop-Nr.: 182193350540). Gemäß der Biotopbeschreibung aus dem Jahr 2012 handelt es sich um ein Biotop aus gewässerbegleitendem Auwald, Feuchtgebüschen und Schilf- Röhrichten im Bereich der Reichenauerwiesen, westlich von Radolfzell. Der Auwaldstreifen ist extrem schmal ausgebildet, er säumt die Ufer eines naturfernen Baches entlang eines befestigten Weges im Westen. Der Aufbau ist uneinheitlich mit abschnittweise dominierender Schwarz-Erle und vereinzelten Silber-Weiden, Hybrid- und Pyramiden-Pappeln in der Baumschicht. Die Strauchschicht ist reichhaltig, kennzeichnende Arten sind insbesondere Purpur-Weide, Faulbaum, Wasser-Schneeball, Kreuzdorn und Roter Hartriegel. Die begleitende krautige Vegetation besteht vor allem aus Schilf und Hochstauden. Viele der erfassten Feuchtgebüsche und Röhrichte säumen Gräben, der Rest entwickelte sich im Bereich von Senken (ehemals Biotop 182193350543), die so nass sind, dass die landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben wurde. Hauptarten der Gebüsche sind Grau- und Purpur-Weide. Bei den Röhrichten handelt es sich um Land-Schilfröhrichte, die in den Gräben gelegentlich in Ufer- Schilfröhrichte übergehen. Begleitarten der Gebüsche sind ebenfalls vor allem Schilf und Stauden (Blutweiderich, Mädesüß, Zottiges Weidenröschen), gelegentlich aber auch Land- Reitgras oder Pfeifengras. Zudem weisen auf vielen Teilflächen Zaun-Winde, Kleb-Labkraut und/oder Große Brennnessel auf Eutrophierung hin. Das geschützte Biotop wird vom Vorhaben nicht beeinträchtigt. Südwestlich des Plangebiet in ca. 50 Metern Entfernung befindet sich das geschützte Offenlandbiotop „Feldhecke westlich Radolfzell in den Reichenauerwiesen“ (Biotop-Nr.: 182193350544). Es handelt sich um eine stockende lange Feldhecke mittlerer (bzw. wechselfrischer) Standorte. Das Feldgehölz besteht aus einer lockeren Baumschicht aus Silberpappel, Zitterpappel, Silberweide und Traubenkirsche, mit einer hochwüchsigen Strauchschicht aus Schlehe und Grauweide. Zudem kommt häufig eine Hartriegel- Zierstrauchart vor und entlang des Saumes entlang der Wiese im Westen treten einige Nährstoffzeiger auf. Negative Auswirkungen auf das Biotop sind nicht zu erwarten Das geschützte Offenlandbiotop „Naßwiesen Reichenauerwiesen“ (Biotop-Nr.: 182193350545) liegt in ca. 50 Metern Entfernung westlich des Plangebietes und nordöstlich des Plangebietes in etwa 50 Metern Entfernung befindet sich das geschützte Offenlandbiotop „Feldgehölz, Feuchtgebüsche und Röhrichte westlich Radolfzell“ (Biotop-Nr.: 182193350552). Nordwestlich des Plangebietes in ca. 50 Metern Entfernung befindet sich das Offenlandbiotop „Röhrichte und Gehölze am Bahndamm südlich Böhringen“ (Biotop-Nr.: 182193350546). Negative Auswirkungen auf die Biotope durch das Vorhaben sind nicht zu erwarten.

14 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Abbildung 5: Schutzgebiete und geschützte Biotope im Umkreis des Plangebietes (schwarz umkreist), Karte o.M. [16]

3.3.6 Landesweiter Biotopverbund / Wildtierkorridor Das gesamte Plangebiet liegt im 1.000 m Suchraum feuchter Standorte des landesweiten Biotopverbunds (Abbildung 6). Eine Teilfläche im Nordwesten befindet sich im 500 m Suchraum feuchter Standorte. Die nordwestlichen und südwestlichen Strukturen des Biotopverbundes bleiben erhalten (s.o.) und damit auch die Anbindung des 1.000 m Suchraumes feuchter Standorte an den 500 m Suchraum feuchter Standorte des landesweiten Biotopverbundes.

Abbildung 6: Landesweiter Biotopverbund im und im Umkreis des Plangebietes (schwarz umkreist), Karte o.M. [16] 15 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

3.3.7 Wasserschutzgebiete / Überschwemmungsgebiete / wassersensible Bereiche Wasserschutzgebiete werden durch das Bauvorhaben nicht berührt. Das Plangebiet liegt gemäß der Hochwasserrisikokarte innerhalb der kontinuierlichen

Überflutungsfläche HQ100 von Bodensee und Mühlbach/Wiesenbächle und im Norden des

Plangebietes innerhalb der kontinuierlichen Überflutungsflächen von HQextrem (Abbildung 7).

Abbildung 7: Hochwasserrisikokarte, Plangebiet schwarz umkreist, Karte o.M. [16]

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4. Angaben zum Vorhaben

4.1 Plangebiet Das Plangebiet umfasst eine Größe von ca. 0,97 ha und befindet sich am südöstlichen Siedlungsrand des Stadtteils Böhringen südlich der Bahnlinie Radolfzell-Singen. Der Geltungsbereich umfasst teilweise die Flurstücke 1585, 1428/30 und 1428/19 (Werkstraße). Das Plangebiet ist eben und wird derzeit als Grünland genutzt. Im Westen trennen Gehölzstrukturen das Gebiet von den Grünlandflächen der Reichenauerwiesen ab (Abbildung 8). Dort grenzt auch das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolfzeller Aach“ an. Östlich verläuft das Wiesenbächle mit begleitenden Feuchtgebüschen. Dahinter grenzt das Gewerbegebiet „Hundertjauchert“ an, in dem sich bereits eine Photovoltaik-Freilandanlage befindet. Südlich des Plangebietes befindet sich Grünland, daran angrenzend liegt die Schrebergartensiedlung der Kleingärtner Radolfzell. An der Grenze stocken mehrere Laubbäume entlang eines schmalen Entwässerungsgrabens.

Abbildung 8: Luftbild des Plangebietes (rot markiert) [23]

17 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

4.2 Inhalt und Ziele des Vorhabens Die Stadtwerke Radolfzell beabsichtigen die Errichtung einer Photovoltaik-Freiflächenanlage mit einer Gesamtleistung von 747,72 kWp. Vorgesehen sind 2412 Solarmodule, sieben Wechselrichter, eine Trafostation sowie ein 4 m breiter Weg um das Modulfeld. Die 2.412 PV- Module werden in langen parallelen Reihen installiert und auf Metallgestelle 40 bis 70 cm hoch aufgeständert. Durch diese Ständerwerke wird eine minimale direkte Bodenversiegelung erreicht. Die Befestigung erfolgt über Schraubanker gegen Windsog und verursacht ebenfalls praktisch keine Bodenversiegelung. Die Errichtung der Anlage erfolgt zur besseren Lastverteilung auf einem Geogitter. Aus Sicherheitsgründen soll das Gelände mit einem 2,20 m hohen Zaun eingezäunt werden. Der Flächenbedarf beträgt ca. 8.000 m² brutto. Die Zuwegung der Anlage erfolgt über das südöstlich anschließende Gewerbegebiet und die benachbarte Kleingartenanlage. Zudem ist die Errichtung einer Trafostation mit 4 m Höhe geplant. Diese wird auf Grund des Hochwasserrisikos im Plangebiet nicht, wie sonst üblich, eingegraben, sondern ebenerdig aufgestellt. Die notwendigen Kabel werden eingeleitet und von Erdreich bedeckt, so dass es um die Trafostation zu Bodenauftrag kommt. Der Bodenauftrag erfolgt in einem Winkel von 45° und wird mit Rasengittersteinen und Kalkschotter befestigt. Grundlage des Bebauungsplanes ist der Entwurf der solare technik klinkenberg GmbH und Stadtwerke Radolfzell GmbH vom 30.03.2019. (Abbildung 9, Abbildung 10).

Abbildung 9: Lageplan der Photovoltaik-Anlage, Entwurf von solare technik klinkenberg GmbH, Stadtwerke Radolfzell GmbH [23], Karte o.M., geändert meixnergeerds Stadtentwicklung 26.08.2019

18 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Abbildung 10: Querschnitt der Photovoltaik-Anlage, o.M. [23]

Die Erschließung der Anlage erfolgt über das südöstlich anschließende Gewerbegebiet und die Wegeflächen der bestehenden Kleingartenanlage. Eine technische Infrastruktur besteht derzeit noch nicht, da das Plangebiet bislang als Grünfläche genutzt wird. Nördlich der Kleingartenanlage verläuft in Ost-West Richtung ein Entwässerungsgraben. Dieser Graben wird im Rahmen der Anlieferung der Trafo-Station temporär für einen Tag überbaut. Das nicht verunreinigte Niederschlagswasser wird auf natürliche Weise versickert.

4.3 Alternative Planungen Die Stadt Radolfzell verfügt nur noch über wenige bereits erschlossene Grundstücke, die sich für eine Photovoltaik-Anlage eignen. Die natürlichen Standortfaktoren bieten insgesamt günstige Standortvoraussetzungen für die Errichtung einer Photovoltaik-Freiflächenanlage. Zum einen sind die zur Verfügung stehenden Flächen durch angrenzende Flächen weitestgehend unverschattet, so dass gute Voraussetzungen für die Ausnutzung der Sonnenstrahlung bestehen. Hinzu kommt der günstige Einstrahlwinkel auf die nach Süden ausgerichteten Kollektoren. Östlich des Plangebietes befindet sich bereits eine Photovoltaik- Freianlage. Die Zuwegung kann über das südöstlich anschließende Gewerbegebiet und die Wegeflächen der bestehenden Kleingartenanlage erfolgen. Durch diese benachbarten Strukturen ist eine Anbindung an die benötigte Infrastruktur gut umzusetzen. Im Rahmen der Planung wurde darauf geachtet, dass die Zuwegung am „Wiesenbächle“ unter Einhaltung des Gewässerrandstreifens und ohne die Rodung der für Fitis und Nachtigall wertvollen Gehölzstrukturen östlich des „Wiesenbächle“ erfolgt. Der Geltungsbereich wurde generell so angepasst, dass keine Gehölzflächen mit Biotop-Charakter (westliche Gehölze) sowie andere hochwertige Biotoptypen wie Schilfröhrichte oder das „Wiesenbächle“ innerhalb des Geltungsbereiches liegen. Die tiefe Aufständerung der Module von 40 bis 70 cm ist auf Grund der fehlenden Möglichkeit zur Gründung (zu weicher und feuchter Boden) und um möglichst wenig Windwiderstand zu erfahren erforderlich. Die Gestaltung der Zuwegung sowie der Pflegeweg um die PV-Anlage

19 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen herum werden nur oberflächig als Grasweg angelegt, um beim Wegebau die Seekreide nicht anzuschneiden und eine Absenkung des Grundwasserspiegels zu vermeiden. Aus ökologischen Gründen wurde sich außerdem für die Variante ohne Vlies entschieden (s. Testfelder Abbildung 11). Die Verwendung des Vlieses hätte zur Folge, dass die Bodenfunktionen (z.B. Luftaustausch) verloren gehen würden und von einer Vollversiegelung der Fläche ausgegangen werden müsste. Auch könnten durch das Vlies selbst Schadstoffeinträge ausgehen (evtl. Polypropylen). Durch die Verwendung des Vlieses würde Pflanzenaufwuchs unterhalb der PV-Anlage außerdem weitestgehend verhindert und die Fläche wäre zudem für alle bodenlebenden Arten (Laufkäfer, die meisten Heuschreckenarten, die meisten Wildbienenarten) nicht mehr als Lebensraum geeignet. Durch den Verzicht des Vlieses, ist ein Pflanzenwachstum in eingeschränkter Form weiterhin gewährleistet. Die Pflege erfolgt durch eine maximal fünfschürige Mahd mit einem Rasenmäher oder Freischneider. Es kommt kein Mähroboter zum Einsatz und um eine Eutrophierung zu vermeiden, wird das Mahdgut abtransportiert. In dieser Form können die Nutzung erneuerbarer Energien auf der Fläche sowie der Teilerhalt des Lebensraums Wiese kombiniert werden.

Abbildung 11: Fotodokumentation der Testfelder zur Alternativenprüfung, Fotos A. Ueber, 21.08.2019

20 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

4.4 Ermittlung der Wirkfaktoren Als Wirkfaktor wird die Eigenschaft eines Vorhabens bezeichnet, die Ursache für eine Auswirkung auf die Umwelt bzw. ihrer Bestandteile ist. Diese Beeinträchtigungen werden nach § 15 Abs. 1 und § 44 BNatschG aufgeteilt in bau-, anlagen- und betriebsbedingt. Im Folgenden werden die Wirkfaktoren aufgeführt, die in der Regel Beeinträchtigungen und Störungen der europarechtlich geschützten Tier- und Pflanzenwelt verursachen können.

Baubedingte Wirkfaktoren Baubedingte Wirkfaktoren treten nur während der Bauphase auf und sind somit zeitlich beschränkt. Ihre Auswirkungen sind meist reversibel, können unter Umständen aber auch über die Bauzeit hinauswirken. • Vorübergehende Flächeninanspruchnahme, z.B. durch Baustelleneinrichtung, Zufahrten, etc. (Schutzgüter Fläche, Geologie und Boden, Wasser, Landschaft, Arten, Biotope und Biodiversität, Mensch). • Schadstoff- und Lärm-/Schallimmissionen, Licht, Erschütterungen und sonstige Beunruhigung während der Bauzeit (Schutzgüter Landschaft, Arten, Biotope und Biodiversität, Mensch) • Unsachgemäße Lagerung des Oberbodens (Schutzgut Geologie und Boden) • Absenkung des Grundwasserspiegels durch Anschneiden der Seekreide, baubedingte Schadstoffimmissionen in das Grundwasser (Schutzgut Wasser) • Schädigung von Vegetationsstrukturen, insbesondere Gehölzen (Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität)

Anlagebedingte Wirkfaktoren Als anlagebedingte Wirkfaktoren werden Beeinträchtigungen bezeichnet, die dauerhaft sind, da sie in der Regel von dem Bauwerk selbst ausgehen. Sie wirken mit der Fertigstellung und sind unabhängig von der Nutzung. • Dauerhafte Flächeninanspruchnahme durch Überbauung und Versiegelung und damit Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und Lebensraum (Schutzgüter Fläche, Geologie und Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaft, Arten, Biotope und Biodiversität, Mensch) • Bodenverdichtung, -abtrag und -auftrag (Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Arten, Biotope und Biodiversität) • Zusätzliche Barrierewirkungen durch die Solarmodule (Schutzgüter Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität) • Verlust von Vegetationsstrukturen und damit mögliche Beeinträchtigung der Brut- und Nahrungshabitate von Vögeln und anderen Tieren (Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität) • Veränderung des Erscheinungsbildes, visuelle Störungen (Schutzgut Landschaft und Mensch)

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Betriebsbedingte Wirkfaktoren Die betriebsbedingten Wirkfaktoren entstehen durch den Betrieb der Anlage. Sie beschreiben also sämtliche Auswirkungen der Nutzung und sind unabhängig von der Ausformung. • Störungen durch Instandsetzungsarbeiten (Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität, Mensch) • Störungen durch Pflegearbeiten (Schutzgut Mensch, Arten, Biotope und Biodiversität)

4.5 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung Bei Nichtdurchführung des Vorhabens wird die bestehende Nutzung mit ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild sowie für den Menschen bestehen bleiben.

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5. Bestands- und Wirkungsanalyse

5.1 Fläche Bestand Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie die Reduzierung des Flächenverbrauchs auf 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020 als Ziel formuliert. Im Zuge der Novellierung des Baugesetzbuches (03.11.2017) wurde das Schutzgut Fläche in die zu berücksichtigenden Belange der Umwelt neu aufgenommen (§ 1 Abs. 6 Nr. 7a). Das Plangebiet umfasst eine Größe von insgesamt ca. 0,97 ha und wird derzeit als Grünland genutzt. Grundsätzlich sollte die Errichtung von Photovoltaikfreiflächenanlagen auf Grünlandflächen vermieden werden, da diese ein sehr knappes und nicht vermehrbares Gut darstellen. Die Stadt Radolfzell verfügt jedoch nur noch über wenige bereits erschlossene Grundstücke, für die sich eine Photovoltaik-Anlage eignen.

Vorbelastungen Vorbelastungen bestehen im Bereich der bestehenden Schotterwegeflächen durch die Versiegelung.

Auswirkungen Durch das Vorhaben wird derzeit als Grünland genutzte Fläche von 0,97 ha in Anspruch genommen. Der Flächenbedarf der PV-Anlage liegt netto bei 6.000 m² und brutto bei 8.000 m². Das Vorhaben ist so geplant, dass möglichst wenig Fläche in Anspruch genommen wird und ein Großteil der Wiese unverändert bleibt.

Erheblichkeit des Eingriffs Das Plangebiet ist im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan der Stadt Radolfzell vom 31.05.2006 als Gewerbegebiet ausgewiesen. Die geplante Nutzung als Photovoltaik- Freilandanlage stellt dagegen einen weitaus geringeren Flächenverbrauch dar. Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Fläche sind in Kapitel 7 dargelegt.

5.2 Geologie und Boden Bestand Das Plangebiet befindet sich gem. der Geologischen Karte 1 : 50.000 im Verbreitungsbereich der Hasenweiler-Beckensedimente. Diese werden beschrieben als „Glaziolakustrine Feinsedimente (waterlain till) und eingelagerte gravitative Ablagerungen sowie ggf. auflagernde holozäne Seesedimente der Hasenweiler Formation“ [12].

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Der Boden des Plangebietes besteht gemäß der Bodenkarte BK 50 aus Kalkanmoorgley und Kalknassgley aus jungen Seeablagerungen (Seekreide). Charakteristisch für diese Bodenart ist eine tiefe Gründigkeit, mit einem schlecht bis sehr schlecht durchwurzelbaren Boden, ein anmooriger bis stark humoser Oberboden und humusfreien Unterboden [12]. Gemäß dem Moorkataster befindet sich das Plangebiet auf mineralischen Grundwasserböden, genauer gesagt liegt hier gemäß dem Moorkataster das „Radolfszeller-Aach-Seeried“ auf seekreidehaltigem Boden (Abbildung 12).

Abbildung 12: Auszug aus Moorkataster, Plangebiet schwarz umkreist, Karte o.M. [16]

Die Flächen werden derzeit landwirtschaftlich als Grünland genutzt. In der Wirtschaftsfunktionenkarte der Digitalen Flurbilanz Baden-Württemberg sind die Flächen als Vorrangflur II dargestellt. Dies sind überwiegend landbauwürdige Flächen mit mittleren bis guten Böden, die der landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten bleiben sollen. Die Bewertung der Bodenfunktionen gem. Heft 23 kann der Bodenschätzung (Regierungspräsidium , LGRB) in Tabelle 3 entnommen werden [14].

Tabelle 3: Bodenschätzung des LGRB mit den Bewertungsklassen und der Funktionserfüllung

Bodenfunktionen: Bewertung: NATBOD = Natürliche Bodenfruchtbarkeit 1 gering 4 sehr hoch AKIWAS = Ausgleichskörper im Wasserkreislauf 2 mittel 9 keine Angabe FIPU = Filter und Puffer für Schadstoffe 3 hoch

NATVEG = Sonderstandort für natürliche Vegetation 8 keine hohen oder sehr hohen Bewertungen 9 keine Angaben

Flur- Bodenzahl/ Acker-/ stücks- Klasse- Grünland- Grünland- Gesamt- nummer zeichen grundzahl zahl NATBOD AKIWAS FIPU NATVEG bewertung 1585 lS#2#a#2 35 - 59 35 - 59 2 3 2 8 2,33

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Die Böden im Plangebiet besitzen eine überwiegend hohe Funktionserfüllung als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf und verfügen damit über eine hohe nutzbare Speicherkapazität. Die Funktionserfüllung als Filter und Puffer für Schadstoffe sowie die natürliche Bodenfruchtbarkeit sind dagegen als mittel einzustufen. Die vorliegenden Boden- und Grünlandgrundzahlen von 35-59 lassen auf eine für die Landwirtschaft mittlere Eignung der Böden schließen. Insgesamt ergibt sich eine mittlere Gesamtbewertung (2,33). Böden mit besonderer Funktionserfüllung z.B. Böden mit sehr hoher Bedeutung für die natürliche Vegetation oder Geotope sind vom Vorhaben nicht betroffen.

Vorbelastungen Vorbelastungen bestehen im Bereich der bestehenden Schotterwegeflächen durch die Versiegelung.

Auswirkungen Das Schutzgut Boden ist empfindlich gegenüber Versiegelung durch Bebauung, da diese stets zu einer erheblichen Beeinträchtigung der natürlichen Bodenfunktionen führt. Die mögliche Flächenneuversiegelung inklusive Teilversiegelung durch die Trafo-Station und die geplanten Photovoltaik-Freilandanlage beträgt ca. 0,69 ha. Die Solarmodule werden nur punktuell auf einem Geogitter befestigt, so dass nur eine geringe Versiegelung notwendig ist. Allerdings wird das Niederschlagswasser durch die Solarmodule nur ungleichmäßig auf der Fläche verteilt. Dies stellt eine Beeinträchtigung für die Bodenfunktion „Ausgleichskörper im Wasserkreislauf“ dar. Der 4 m breite Weg zur Pflege der Anlage sowie die Zuwegung von Süden kommend werden als Grasweg angelegt und führen zu keiner Versiegelung der Fläche. Der Bau der Trafo-Station führt zu einer Vollversiegelung des Bodens und damit zu einem vollständigen und dauerhaften Verlust der Bodenfunktionen. Um die Trafo-Station herum wird eine Aufschüttung von ca. 50 cm erfolgen. Diese Fläche wird mit Rasengittersteinen und Kalkschotter befestigt und als teilversiegelt gewertet. Durch das Vorhaben werden landwirtschaftliche Produktionsflächen (Grünland) der Vorrangstufe II mit einer mittleren bis hohen landwirtschaftlichen Eignung überbaut. Ein gleichwertiger Ersatz von landwirtschaftlichen Flächen an anderer Stelle ist nicht realisierbar. Weiterhin ist die Bebauung mit Bodenauftrag und damit mit einem Eingriff in das natürliche Bodengefüge verbunden. Während der Bauphase besteht die Gefahr von baubedingten Bodenverdichtungen durch Baustelleneinrichtung.

Erheblichkeit des Eingriffs Im Plangebiet sind Böden mit einer überwiegend mittleren bis hohen Funktionserfüllung betroffen. Durch das Vorhaben werden Grünlandflächen der Vorrangflur II mit einer mittleren bis hohen landwirtschaftlichen Eignung (s.o.) überbaut.

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Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Geologie und Boden sind in Kapitel 7 dargelegt. Es verbleiben jedoch, insbesondere durch die Versiegelung, erhebliche Beeinträchtigungen. Die Ermittlung des Kompensationsbedarfs erfolgt im Rahmen der Eingriffs-/Ausgleichsbilanz gem. der Ökokontoverordnung (ÖKVO 2010) in Kapitel 8.1. Der verbleibende Kompensationsbedarf wird vom Ökokonto der Stadt Radolfzell abgebucht.

5.3 Wasser Bestand Grundwasser Das Plangebiet liegt innerhalb der hydrogeologischen Einheit der „Oberen Meeresmolasse“ (Heidenlöcher-Schichten). Hierbei handelt es sich um einen Kluft-/Porengrundwasserleiter mit mäßiger Durchlässigkeit und mittlerer bis mäßiger Ergiebigkeit [12]. Aufgrund der hohen Versickerungsfähigkeit der lehmigen Sandböden der oberen Bodenschichten ist eine hohe Grundwasserneubildungsrate anzunehmen (s. hohe Leistungsfähigkeit als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf). Im Plangebiet steht das Grundwasser hoch an (bis zu 60 cm unter der Geländeoberfläche). In Zusammenhang mit der mittleren Leistungsfähigkeit der Böden als Filter und Puffer für Schadstoffe ist das Grundwasser gegenüber Schadstoffeinträgen besonders empfindlich. In Anbetracht des angrenzenden FFH-Gebietes ist während der Baumaßnahmen gesondert auf einen geringen Eintrag von Schadstoffen zu achten. Oberflächenwasser Im Osten des Plangebietes verläuft das Fließgewässer „Wiesenbächle“ (Gewässer II. Ordnung), welches von einem schmalen Schilfröhrichtstreifen begleitet wird. Nördlich des Plangebietes südlich der Bahnlinie befindet sich ein Graben, Gewässer II. Ordnung (NN-TX3), welches von Gehölzen und Röhricht begleitet wird. Nördlich der Kleingartenanlage verläuft in Ost-West Richtung ein weiterer Entwässerungsgraben. Dieser Graben wird im Rahmen der Anlieferung der Trafo-Station temporär für einen Tag überbaut.

Das Plangebiet liegt innerhalb der kontinuierlichen Überflutungsfläche HQ100 und HQextrem von Bodensee und Mühlbach/Wiesenbächle.

Vorbelastungen Vorbelastungen bestehen im Bereich der bestehenden Schotterwegeflächen durch die Versiegelung sowie durch die Entwässerung des Gebietes.

Auswirkungen Durch das Vorhaben werden Flächen neu versiegelt wodurch die Grundwasserneubildung und das Retentionsvermögen der Flächen reduziert wird.

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Die Solarmodule werden nur punktuell auf einem Geogitter befestigt, so dass nur eine geringe Versiegelung notwendig ist. Allerdings wird das Niederschlagswasser durch die Solarmodule nur ungleichmäßig auf der Fläche verteilt. Dies stellt eine Beeinträchtigung für die Bodenfunktion „Ausgleichskörper im Wasserkreislauf“ dar. Baubedingt wird vorübergehend Fläche in Anspruch genommen und der Boden verdichtet, wodurch das Retentionsvermögen der Fläche weiter eingeschränkt wird. Baubedingt können außerdem Schadstoffimmissionen entstehen, die in das Grund- und Oberflächenwasser gelangen können. Die Stadt Radolfzell plante bereits im Jahr 2011 die Ausweisung des Plangebietes als Gewerbegebiet und gab hierfür ein Gutachten zum Hochwasserschutz beim Ingenieurbüro Langenbach, Sigmaringen, in Auftrag [8]. Zusammenfassend kam das Gutachten aus dem Jahr 2014 zu dem Schluss, dass durch die Überbauung des Plangebietes keine negativen Auswirkungen auf die Anlieger zu erwarten sind. „Da die Überflutungen durch die Wasserspiegellage des Bodensees (Untersee) vorgegeben werden, verteilt sich das

wegfallende Stauvolumen auf die sehr große Oberfläche des Untersees. Bei HQextrem folgt daraus eine Erhöhung des Wasserspiegels um 0,13 mm“. Der Grünstreifen entlang des Wiesenbächle östlich des Plangebietes bleibt erhalten, somit bleibt hier die Möglichkeit der laut Hochwassergefahrenkarte überstauten Fläche erhalten. Außerdem befindet sich nördlich der Bahnlinie Radolfzell-Singen ein Retentionsbecken, welches positiven Einfluss auf das Hochwasserrisiko nimmt.

Erheblichkeit des Eingriffs Auf Grund der wechselfeuchten Standortverhältnisse, der Lage in einem Hochwasserrisiko- Gebiet und dem hoch anstehenden Grundwasser werden die Grundwasserfunktionen als mittel gewertet. Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Wasser sind in Kapitel 7 dargelegt.

5.4 Klima/Luft Bestand Dem Klimaatlas Baden-Württemberg ist für das Plangebiet eine mittlere Jahrestemperatur von 9,1 - 9,5 °C und ein mittlerer Jahresniederschlag von 801 - 850 mm zu entnehmen [15]. Mit über 225 Tagen mit Inversionswetterlage im Jahr zählt Radolfzell auf Grund seiner Lage am Bodensee zu den Gebieten mit hoher Inversionshäufigkeit. Die Offenlandflächen im Plangebiet und seiner Umgebung stellen Kaltluftentstehungs- und Kaltabflussflächen dar, während die angrenzenden Gehölze als kleinklimatische Luft- und Staubfilter wirken. Die Siedlungszäsur zwischen Radolfzell und Böhringen stellt eine klimatische Ausgleichsfläche mit Kaltltuftströmungen von Nord nach Süd Richtung Bodensee dar. Das Plangebiet liegt am Rande dieser Grünzäsur.

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Die Wasserfläche des Bodensees südlich des Plangebietes besitzt zusätzlich eine klimatisch ausgleichende Funktion. Die Hauptwindrichtungen gem. LUBW sind West/Südwest und Nord/Nordost. Somit dient das Plangebiet in einem gewissen Maße der Durchlüftung der angrenzenden Gebiete.

Vorbelastungen Vorbelastungen bestehen im Bereich der bestehenden Schotterwegeflächen durch die Versiegelung.

Auswirkungen Die Offenlandflächen, welche der Kaltlufterzeugung dienen, gehen durch die Bebauung größtenteils verloren. Unterhalb der PV-Module wird weniger Wasser verdunsten können und auf den PV-Modulen werden Temperaturen von 60-70°C erreicht [3]. Die geplante Versiegelung durch die Trafostation ist mit einer zusätzlichen geringen Erhöhung der lokalen Temperaturen verbunden. Die Bebauung mit den niedrigen PV-Modulen führt jedoch dazu, dass der Wind wenig Bremswirkung erfährt und die Durchlüftung der angrenzenden Gebiete weiterhin erhalten bleibt.

Erheblichkeit des Eingriffs Durch die PV-Module sowie den Verlust von Offenlandflächen wird die Kaltlufterzeugung im Plangebiet reduziert. Die angrenzenden Offenlandflächen bleiben als großflächige klimatische Ausgleichsflächen erhalten. Eine bedeutende Verschlechterung der Durchlüftung in den angrenzenden Gebieten ist daher nicht zu erwarten. Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Wasser sind in Kapitel 7 dargelegt.

5.5 Arten, Biotope und Biodiversität Bestand Biotope Die potentielle natürliche Vegetation beschreibt einen gedachten Endzustand der Vegetation, der ohne die menschlichen Einflüsse aufgrund der aktuellen klimatischen, edaphischen und floristischen Bedingungen vorherrschen würde. Die potentiell natürliche Vegetation im Plangebiet entspricht einem Stieleichen-Eschen-Ulmen-Auenwald, einschließlich Silberweiden-Auenwald im Übergang zu und/oder Wechsel mit Eschen-Erlen-Sumpfwald. Örtlich kann sie auch Strandling-Gesellschaften und Röhrichte entsprechen [16]. Die Bestandserfassungen wurden am 15.04. (Biotoptypen) 21.04. und 26.05.2019 (Wiesenkartierung) durchgeführt. Die Beschreibung und Bewertung der Wiesen befinden sich in den Anlagen (Kapitel 10.1.2).

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Die Wiese lässt sich als mehr oder weniger extensive Feuchtwiese mit lokalen Anklängen an eine Nasswiese charakterisieren und ist als artenreiche Fettwiese mittlerer Standorte mit Feuchte-/Magerkeitszeigern zu bewerten. Entlang des Wiesenbächle sowie nördlich des Plangebietes sind Schilfröhrichtflächen zu finden. Nördlich des Plangebietes entlang der Bahnlinie befindet sich ein Weidengebüsch. Das Wiesenbächle wird östlich des Plangebietes von einem gut aufgebauten Weidengehölz begleitet, welches jedoch nicht in das Plangebiet hineinragt. Westlich des Plangebietes liegen größere Gehölzfläche, überwiegend Weiden, Zitter- und Silberpappeln, die gem. § 30 BNatSchG geschützt sind. Im Süden des Plangebietes befinden sich bereits versiegelte Flächen (Schotterflächen) sowie als Zuwegung genutzte Wiesenflächen, die einer häufigen Mahd unterliegen. Innerhalb des Plangebietes auf der Wiesenfläche befindet sich ein Gehölz aus Hartriegeln (Cornus sanguinea), welches durch die Planung entfällt. Außerdem befindet sich im Bereich der Zuwegung im Süden ein kleines Haselgehölz (Corylus avellana), welches durch die Planung ebenfalls entfallen wird. Durch die angrenzenden Biotopstrukturen (Gehölze, Feuchtwiesen im Westen) ist die Biodiversität im Plangebiet und seiner Umgebung hoch einzuschätzen. Fauna Der artenschutzrechtliche Untersuchungsumfang wurde anhand fachlicher Kriterien und den Empfehlungen aus dem BfN-Skript 247 „Naturschutzfachliche Bewertungsmethoden von Freilandphotovoltaikanlagen, Stand Januar 2006“ abgeschätzt. Es wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: • Vögel: 4 Begehungen (Dr. Hr. Fiedler) • Tagfalter, Libellen und Heuschrecken 4 Begehungen (Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch) • Einschätzung des Plangebietes auf potentiell weitere Artenvorkommen

Die Ergebnisse der Untersuchungen sowie die Abarbeitung der artenschutzrechtlichen Belange gem. § 44 BNatSchG sind in Kapitel 6 dargelegt.

Vorbelastungen Vorbelastungen für das Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität bestehen durch die vorhandene Versiegelung im südlichen Plangebiet, die Bahnlinie (Licht, Lärm, Bewegung) sowie die angrenzenden Photovoltaik- und Gewerbeflächen.

Auswirkungen Der Bau der Trafostation ist mit einer Neuversiegelung sowie Bodenumlagerungen und - verdichtung verbunden. Vegetationsstrukturen gehen dauerhaft verloren. Die Zuwegung sowie der Pflegeweg um die PV-Anlage herum erfolgen über einen Grasweg. Die Errichtung der PV-Anlage durch die punktuelle Befestigung der Solar-Module auf einem Geogitter lässt ein Pflanzenwachstum unterhalb der Module in eingeschränkter Form (mechanische Störung

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durch das Geogitter, weniger Wasserverfügbarkeit sowie Beschattung durch die PV-Module) weiterhin zu. Die Pflege erfolgt mit einer maximal fünfschürigen Mahd mit einem Rasenmäher oder Freischneider. Der anfallende Grasschnitt wird von Hand oder mit einem Rechen unter den Modulen hervorgeholt und abgefahren. Auf den Einsatz von Düngung und Pflanzenschutzmittel verzichtet. Durch die geänderte Nutzung wird sich die Vegetation unterhalb der PV-Paneelen verändern. Eine Prognose ist aufgrund mangelnder Erfahrungswerte mit tief aufgeständerten Modulen und der Verwendung des Geogitters schwierig. Aufgrund der jetzigen Artenzusammensetzung, der festgesetzten Pflegemaßnahmen und dem Verzicht auf Düngung und Pestizideinsatz, wird eine artenarme Fettwiese mittlerer Standorte prognostiziert. Die mit dem Baubetrieb verbundene Flächeninanspruchnahme sowie Immissionen sind vorübergehend und nicht erheblich.

Erheblichkeit des Eingriffs Für die vorkommenden Arten sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten (Kapitel 6). Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität sind in Kapitel 7 dargelegt. Es verbleiben jedoch, insbesondere durch den teilweisen Verlust der Wiesenfläche als Lebensraum sowie Teil- und Vollversiegelung, erhebliche Beeinträchtigungen. Die Ermittlung des Kompensationsbedarfs erfolgt im Rahmen der Eingriffs-/Ausgleichsbilanz gem. der Ökokontoverordnung (ÖKVO 2010) in Kapitel 8.2. Der verbleibende Kompensationsbedarf wird vom Ökokonto der Stadt Radolfzell abgebucht.

5.6 Landschaft Bestand Die übergeordneten Raumeinheiten sind in Kapitel 3.2 genauer beschrieben. Das Plangebiet befindet sich am südwestlichen Stadtrand von Radolfzell auf ca. 400 m ü. NN. Das Plangebiet ist eben und wird derzeit als Grünland genutzt. Es ist durch die bestehende Eingrünung mit Gehölzstrukturen und Einzelbäumen kaum einsehbar.

Vorbelastungen Vorbelastungen bestehen durch die nahe Bahnlinie und die bereits bestehende PV-Anlage im Osten. Für das Plangebiet selbst sind keine Vorbelastungen zu verzeichnen.

Auswirkungen Baubedingt wird es Veränderungen der Landschaft durch Baustelleneinrichtung sowie Bodenauf- und -abtrag geben. Die wertgebenden Gehölze werden durch das Vorhaben erhalten. Es findet jedoch eine Veränderung des Landschaftsbildes durch die Umwandlung von

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Grünlandfläche in ein Sondergebiet mit einer PV-Anlage statt. Die Solarmodule sind lediglich 40 bis 70 cm hoch und werden durch die bestehenden Gehölzstrukturen von der Umgebung nur begrenzt sichtbar sein. Die prägenden Biotope im Westen befinden sich außerhalb des Geltungsbereichs und bleiben daher bestehen. Dadurch finden eine Eingrünung und Einbindung in die Landschaft statt. Erheblichkeit des Eingriffs Die prägenden Biotope im Westen befinden sich außerhalb des Geltungsbereichs und bleiben daher bestehen. Die wertgebenden Gehölze und Röhrichte werden durch das Vorhaben ebenfalls erhalten. Dadurch finden eine Eingrünung und Einbindung in die Landschaft statt. Durch die Festsetzung der maximalen Höhe der PV-Module wird außerdem eine landschaftliche Einbindung sichergestellt. Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Landschaft sind in Kapitel 7 dargelegt.

5.7 Mensch Bestand Das Plangebiet hat keine Bedeutung für die Erholungsnutzung der Bewohner von Radolfzell, da die Fläche durch die Bahnlinie und die bestehenden Gehölze abgeschnitten ist und als Grünland genutzt wird. Lediglich die Besucher der Kleingartenanlage und Passagiere der Züge der Bahnlinie Radolfzell-Singen können das Gebiet einsehen, jedoch nicht betreten und somit nicht zur Tages- und Wochenenderholung nutzen. Im Plangebiet und im direkten Umfeld befinden sich keine Wohngebäude.

Vorbelastungen Da sich das Plangebiet an der Bahnlinie Radolfzell-Singen befindet, bestehen Geräuscheinwirkungen durch den Bahnverkehr.

Auswirkungen Für die Besucher der Kleingartenanlage und Passagiere der Züge findet eine Veränderung der Blickbeziehungen statt. Durch den Erhalt der Gehölzstrukturen und Biotope kann das Vorhaben in die Umgebung eingebunden werden. Baubedingt kann es zu zeitlich begrenzten Lärm-/Schallimmissionen, Licht, Erschütterungen sowie sonstigen Beunruhigungen kommen.

Erheblichkeit des Eingriffs Das Plangebiet besitzt keinen bedeutenden Erholungswert. Somit kann der Erholungs- und Gesundheitsfunktion eine geringe Bedeutung beigemessen werden.

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Die geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für das Schutzgut Mensch sind in Kapitel 7 dargelegt.

5.8 Kultur- und Sachgüter Bestand Für das Plangebiet und seine Umgebung sind keine Kulturdenkmale, archäologischen Fundstellen oder Bodendenkmale bekannt.

Vorbelastungen Keine.

Auswirkungen Aufgrund des Fehlens von Kulturdenkmale, archäologischen Fundstellen oder Bodendenkmalen wirkt sich das Vorhaben auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter nicht erheblich aus. Falls beim Umsetzen des Vorhabens archäologische Gegenstände gefunden werden, greift folgende Maßnahme: M8 Zufällige Funde gemäß § 20 Denkmalschutzgesetz [10]

5.9 Wechselwirkung zwischen Schutzgütern Zwischen verschiedenen Schutzgütern können Wechselwirkungen auftreten, sodass Wirkungen auf ein Schutzgut indirekt auch Auswirkungen auf ein anderes Schutzgut hervorrufen können. Durch diese Wechselwirkungen kann es auch zu Wirkungsverstärkungen oder -abschwächungen kommen. Der Verlust von Grünlandfläche übt eine mehrfache Wirkung auf verschiedene Schutzgüter aus: Zum einen gehen Biotope für Pflanzen und Tiere verloren, zum anderen ist die Teilversiegelung mit der Beeinträchtigung der Schutzgüter Boden und Wasser verbunden.

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6. Artenschutzrechtliche Prüfung

6.1 Rechtliche Grundlagen Die artenschutzrechtliche Prüfung behandelt die Ermittlung möglicher Verbotstatbestände nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 44 BNatSchG). Nach § 44 Abs. 1 BNatSchG ist es verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, (Tötungsverbot) 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert (Störungsverbot), 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, […] (Schädigungsverbot).

Nach § 44 Abs. 5 liegt kein Verbotstatbestand im Sinne des § 44 Abs. 1 Satz 3 BNatSchG vor, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt ist oder wenn dies durch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) erreicht werden kann. In diesem Fall sind auch unvermeidliche Beeinträchtigungen von Individuen durch die Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten vom Verbot in Satz 1 ausgenommen.

6.2 Avifauna Die Untersuchung der vorkommenden Vogelarten sowie die Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens auf diese wurde von Dr. Hr. Fiedler, Leiter der Vogelwarte Radolfzell, durchgeführt. Das vollständige Gutachten ist in den Anlagen zu finden (Kapitel 10.1.1). Das Spektrum an Vogelarten ist für eine Ortsrandlage außergewöhnlich gut und bildet bereits einen Übergang zu den Vogelgemeinschaften der Aachmündungs-Niederung, die in etwa 500m Entfernung ins NSG Radolfzeller Aachried übergeht. Das Plangebiet selbst ist nicht als Brutgebiet geeignet und die einrahmenden Gehölzstrukturen bleiben erhalten. Somit ist ein erheblicher Verlust an Fortpflanzungshabitaten und Ruhestätten sowie der Zerschneidung von linearen Verbindungselementen in der Landschaft auszuschließen. Im Ergebnis lässt die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage unter Schonung der bestehenden Gehölzstreifen angrenzend an das Plangebiet keine erheblichen Beeinträchtigungen lokaler Vogelpopulationen erwarten.

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6.3 Tagfalter Die Untersuchung der vorkommenden Tagfalterarten sowie die Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens auf diese wurde von Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch, Büro für Landschaftsökologie, durchgeführt. Das vollständige Gutachten ist in den Anlagen zu finden (Kapitel 10.1.2). Die Tagfalterfauna des Gebiets blieb bei den Untersuchungen 2019 unter den Erwartungen. Eine Überbauung der Fläche bedeutet wegen der damit verbundenen Beschattung der Wiese und des dadurch bedingten Rückganges des Blütenangebot für Tagfalter einen Verlust an Habitatfläche. Das gleiche gilt für weitere, im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht bearbeitete Artengruppen wie zum Beispiel Wildbienen und Laufkäfer. Im Ergebnis lässt die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage keine erheblichen Beeinträchtigungen lokaler Tagfalterarten erwarten, da das Plangebiet in einen größeren Feucht- und Nasswiesenkomplex eingebettet ist und ausreichend Ersatz-Habitatfläche vorhanden ist.

6.4 Libellen Die Untersuchung der vorkommenden Libellenarten sowie die Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens auf diese wurde von Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch, Büro für Landschaftsökologie, durchgeführt. Das vollständige Gutachten ist in den Anlagen zu finden (Kapitel 10.1.2). Innerhalb des Plangebietes befinden sich keine Gewässer oder sonstige Strukturen, die als Fortpflanzungshabitat genutzt werden können. Die strukturreichen Gehölze am West- und Ostrand bleiben als Winterquartier (Ruhestätte gem. §44, 1, Abs. 3 BNatSchG) erhalten. Eine Überbauung der Fläche bedeutet durch den Rückgang des Blütenangebotes auch eine Reduzierung des Insektenvorkommens und einen damit verbundenen Verlust an Jagdhabitat. Da das Plangebiet in einen größeren Feucht- und Nasswiesenkomplex eingebettet ist und die angrenzenden Gehölzstreifen bestehen bleiben, ist eine erhebliche Beeinträchtigung lokaler Libellenpopulationen durch das Vorhaben jedoch auszuschließen.

6.5 Heuschrecken Die Untersuchung der vorkommenden Libellenarten sowie die Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens auf diese wurde von Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch, Büro für Landschaftsökologie, durchgeführt. Das vollständige Gutachten ist in den Anlagen zu finden (Kapitel 10.1.2). Das Artenspektrum der Heuschrecken entspricht den Erwartungen an eine extensiv genutzte Feuchtwiese. Eine Überbauung der Fläche bedeutet wegen der damit verbundenen Beschattung der Wiese und des dadurch bedingten Rückganges des Blütenangebot für Heuschrecken einen Verlust an Habitatfläche. Im Ergebnis lässt die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage keine erheblichen Beeinträchtigungen lokaler Heuschreckenpopulationen erwarten, da das Plangebiet in einen größeren Feucht- und Nasswiesenkomplex eingebettet ist und ausreichend Ersatz- Habitatfläche vorhanden ist.

34 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

6.6 Schmale und Bauchige Windelschnecke Die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) ist eine landlebende Windelschnecke, die in nassen, nährstoffarmen Wiesen, entlang kleiner Wasserläufe oder in feuchtem Moos lebt. Sie kommt auch in Feuchtgebieten, wie Mooren, Röhrichten und Seggenrieden vor (Quelle: LUBW, Artensteckbrief). Optimallebensräume sind Kalkflachmoore, Sumpfwiesen und Verlandungszonen von Seen. Gemäß des Natura 2000-Managementplans „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ kommt sie vorrangig außerhalb des Bodenseeeinflussbereiches vor [19]. „Die Schwerpunkte der Lebensstätte liegen im Bereich gemähter Nass-/Streuwiesen im Westen des Radolfzeller Aachriedes und im Bohlinger Aachried“. Das Grünland innerhalb des Plangebietes wurde als eine mehr oder weniger extensive Feuchtwiese mit lokalen Anklängen einer Nasswiese eingestuft. Geeignete Lebensräume für die Schmale Windelschnecke sind innerhalb des Plangebietes nicht vorhanden. Die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage lässt keine erheblichen Beeinträchtigungen lokaler Populationen der Schmalen Windelschnecke erwarten. Die Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) besiedelt kalkreiche Moore und Sümpfe. Aktuelle Funde stammen aus Schilfröhrichten, Großseggenrieden und Pfeifengraswiesen (Quelle: LUBW, Artensteckbrief). Die Landschnecke lebt in unmittelbarer Gewässernähe, benötigt ein ausreichend feuchtes und warmes Mikroklima und meidet Staunässe. Gemäß des Natura 2000-Managementplans „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ kommt sie vorrangig in den großflächigen Ufer- und Wasserschilfröhrichten der Naturschutzgebiete „Radolfzeller Aachried“ und „Radolfzeller Aachmündung“ vor [19]. Innerhalb des Plangebietes sind keine Schilfröhrichte, Großseggenriede oder Pfeifengraswiesen vorhanden. Das Plangebiet ist aufgrund der Biotopausstattung für die Bauchige Windelschnecke nicht geeignet. Die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage lässt keine erheblichen Beeinträchtigungen lokaler Populationen der Bauchigen Windelschnecke erwarten.

6.7 Fledermäuse Die linearen Gehölzstrukturen dienen mit hoher Wahrscheinlichkeit Fledermäusen als Leitstruktur zur Jagd und Nahrungssuche. Gemäß den Untersuchungen von 2012 [25] sind potenzielle Quartiere in den Bäumen der Feldgehölze zwar nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich. Da die leitgebenden Gehölzstrukturen für Fledermäuse in ihrer Funktion erhalten bleiben, keine möglichen Quartiere vom Vorhaben betroffen sind, Fledermäuse die Randstrukturen des Plangebietes weiterhin als Nahrungshabitat nutzen können und westlich des Plangebietes große Flächen mit Eignung als Jagdhabitat vorhanden sind, sind erhebliche Beeinträchtigungen auf Grund des Wegfalls essentieller Nahrungsräume oder Flugrouten durch das Vorhaben nicht zu erwarten. Auf eine nähere Untersuchung des Fledermausvorkommens im Gebiet wird daher verzichtet.

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6.8 Sonstige planungsrelevante Arten Ein bedeutendes Amphibienaufkommen ist aufgrund der fehlenden relevanten Stillgewässer im Plangebiet auszuschließen. Am 23.08.19 wurde durch Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch, Büro für Landschaftsökologie, im südlichen Teil der Reichenauerwiesen Ost (südlich des Plangebietes) eine adulte Zauneidechse (Lacerta agilis) und ein heuriges Jungtier gefunden. Die Art ist nach BNatSchG streng geschützt und wird in der "Vorwarnliste" Baden-Württemberg geführt. In der überplanten Fläche fehlen sowohl geeignete Sonnenplätze (Totholz, größere Steine) als auch Eiablageplätze (grabbare Offenbodenbereiche); deshalb ist anzunehmen, dass die Tiere aus dem südlich angrenzenden Kleingartengebiet zugewandert sind und im Untersuchungsbereich keine dauerhafte, fortpflanzungsfähige Population lebt. Ein bedeutendes Reptilienaufkommen ist ebenfalls auszuschließen. Bei den Begehungen durch Dipl.-Biol. Hr. Löderbusch, Büro für Landschaftsökologie, im April und Mai 2019 wurde neben anderen Hummelarten mehrfach die Bunte Hummel (Bombus sylvarum) beobachtet; bei der Begehung im August war die Veränderliche Hummel (Bombus humilis) die mit Abstand häufigste Hummelart. Ebenfalls im August wurde ein Männchen der Blauen Holzbiene (Xylocopa violacea) beobachtet. Alle drei Arten werden in der baden- württembergischen "Vorwarnliste" geführt und sind – wie alle Wildbienen – besonders geschützt. Eine erhebliche Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Populationen ist jedoch auszuschließen, da um das Plangebiet herum ausreichend Ausweichflächen vorhanden sind.

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7. Maßnahmenkonzept

Damit ein Eingriff zulässig ist, muss er mit den Zielen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar sein, erhebliche Beeinträchtigungen müssen unterlassen werden und unvermeidbare erhebliche Auswirkungen ausgeglichen werden. Im Folgenden werden alle zumutbaren Maßnahmen aufgezeigt, die das Eintreten erheblicher Beeinträchtigungen ganz oder teilweise verhindern. 7.1 Vermeidungsmaßnahmen V1 Schutz des Grundwassers Um eine Absenkung des Grundwasserspiegels zu verhindern, ist bei Tief- und Wegebauarbeiten ein Anschneiden der Seekreide zu vermeiden. Während der Bauphase ist darauf zu achten, dass keine wassergefährdenden Stoffe (Öle, Fette, Diesel, etc.) in den Boden gelangen. Das Erschließen von Grundwasser im Zuge der Bauarbeiten (wassergesättigter Bereich), ist unverzüglich beim Landratsamt , Amt für Baurecht und Umwelt, Abteilung Wasser, anzuzeigen (§ 43 Abs. 6 WG). Unterhalb des höchsten Grundwasserspiegels sind Drainagen zur dauerhaften Regulierung des Grundwassers mit dauernder Ableitung/Absenkung des Grundwassers nicht zulässig (§ 9 WHG). Bauwerksteile im Grundwasser- und Grundwasserschwankungsbereich sind druckwasserdicht nach DIN 18 195, Teil 6, Abschnitt 8 oder als weiße Wanne auszuführen. Kanal- und Leitungsgräben unterhalb des Grundwasserspiegels sind mit Sperrriegeln so zu versehen, dass über die Gräben kein Grundwasser abgeführt wird. Tiefgaragen sind so herzustellen, dass ein Versickern von Löschwasser oder von Flüssigkeiten, die von den dort parkenden Kraftfahrzeugen abtropfen, in den Untergrund ausgeschlossen ist. Eine Wasserhaltung während der Bauzeit (Grundwasserabsenkung) und das Einbringen von Stoffen in das Grundwasser stellen eine Benutzung eines Gewässers (§ 9 WHG) dar und bedürfen einer wasserrechtlichen Erlaubnis, die beim Landratsamt Konstanz, Amt für Baurecht und Umwelt, Abteilung Wasser , zu beantragen ist (§ 8 Abs. 1 WHG). Die Herstellung und Nutzung von Erdwärmesonden bedarf einer wasserrechtlichen Erlaubnis nach § 8 WHG, die bei der unteren Wasserbehörde zu beantragen ist. Informationen zu Erdwärmesonden können dem „Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden“ aus dem Jahr 2005 und den „Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden“ (LQS EWS - Stand Sept. 2015) entnommen werden.

(Hinweis) Schutzgüter Wasser und Mensch

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V2 Rodung von Gehölzen außerhalb der Vegetationsperiode Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen auf wildlebende Tiere (z.B. Vögel und Fledermäuse) ist bei der Entfernung der Gehölzbestände § 39 BNatSchG zu beachten. Demnach ist es verboten in der Zeit vom 1. März bis 30. September Gehölzbestände zu entfernen.

(Hinweis) Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität

V3 Baumschutz Im gesamten Plangebiet gilt die Baumschutzsatzung der Stadt Radolfzell. Sind Eingriffe in den Baumbestand unumgänglich, muss eine Abstimmung mit der Abteilung Landschaft und Gewässer der Stadt Radolfzell erfolgen. (Hinweis) Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität

V4 Hochwasserrisikoangepasste Bauweise

Für Planvorhaben im HQextrem wird eine hochwasserrisikoangepasste Bauweise (z.B. Verzicht auf Unterkellerung, Nutzung wasserbeständiger Baustoffe etc.) empfohlen. Insbesondere der Schutz von Leben und Gesundheit und die Vermeidung erheblicher Sachschäden sind zu berücksichtigen. (Hinweis) Schutzgut Kultur- und Sachgüter

V5 Altlasten Im Bereich des Plangebietes befinden sich nach derzeitigem Kenntnisstand keine altlastenverdächtigen Flächen. Werden bei den Baumaßnahmen verdächtige Flächen festgestellt (z.B. Müllablagerungen, Verunreinigungen des Bodens, etc.) ist dies unverzüglich dem Landratsamt Konstanz anzuzeigen. (Hinweis) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Arten, Biotope und Biodiversität, Mensch

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7.2 Minimierungsmaßnahmen M1 Extensive Dachbegrünung Flachdächer von Nebenanlagen sind als begrünte Fläche auszubilden und auf mind. 12 cm Substratschicht so zu bepflanzen, dass dauerhaft eine geschlossene Vegetationsfläche gewährleistet ist. Zur Bepflanzung geeignet sind Arten der Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasen, Ansaatstärke: ca. 2 g/m². Beachtung der FLL- Richtlinien für Dachbegrünungen. (Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) Schutzgüter Wasser, Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität

M2 Herstellung von Pflegewegen Pflegewege sind als unbefestigte Graswege anzulegen. Der anfallende Grasschnitt ist abzufahren. (Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität

M3 Pflege des Sondergebietes Alle offenen (d.h. nicht durch (Gras-)Wege oder Gebäude verwendeten) Flächen sind zu pflegen und dauerhaft zu erhalten. Die Pflege der Wiese erfolgt mit einer regelmäßigen maximal fünfschürigen Mahd. Mulchen ist unzulässig. Der anfallende Grasschnitt ist abzufahren. Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel ist zu verzichten. (Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität

M4 Öffentliche Grünflächen Zweckbestimmung „Zuwegung“ Die öffentliche Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Zuwegung“ ist als unbefestigter Grasweg anzulegen. Der anfallende Grasschnitt ist abzufahren. (Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten, Biotope und Biodiversität

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M5 Gestaltung von Einfriedungen

Einfriedungen sind als Draht- oder Metallzäune bis zu einer Höhe von 2,20 m zulässig. Einfriedungen mit Zäunen müssen einen Mindestabstand zur Geländeoberfläche von 20 cm aufweisen.

(Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB und § 74 Nr. 1 LBO) Schutzgüter Arten, Biotope und Biodiversität, Landschaft und Mensch

M6 Behandlung von Niederschlagswasser Das anfallende unbelastete Niederschlagswasser wird innerhalb des Plangebietes auf natürliche Weise versickert. (Festsetzung § 9 Abs. 1 Nr. 14 und 16 BauGB) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser, Arten, Biotope und Biodiversität

M7 Schutz des unbelasteten Bodens Reduzierung von Erdmassenbewegungen und Versiegelung auf das notwendige Maß. Sachgemäße Behandlung von Oberboden bei temporärer Entnahme und Zwischenlagerung, bodenschonende Lagerung und Wiedereinbau. Fachgerechter Umgang mit Bodenmaterial bei Umlagerungen. Die DIN 19731 [7] ist anzuwenden. Flächensparende Ablagerung von Baustoffen, Aufschüttungen, Ablagerungen unter Beachtung der DIN 18915 [5] „Bodenarbeiten“ Bodenverdichtung und die Minderung von Deckschichten sind zu vermeiden. (Hinweis) Schutzgüter Geologie und Boden, Wasser

M8 Denkmalschutz Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes befinden sich unter Umständen archäologische Funde oder Befunde. Der Beginn von Erdarbeiten ist deshalb frühzeitig vor Baubeginn dem Landesamt für Denkmalpflege (Arbeitsstelle Hemmenhofen, Fischersteig 9, 78343 , Tel. 07735/93777-0) oder dem Kreisarchäologen (Am Schlossgarten 2, 78224 Singen, 07731/61229 oder 0171/3661323) mitzuteilen. Gemäß § 20 Denkmalschutzgesetz sind etwaige Funde (Scherben, Knochen, Mauerreste, Metallgegenstände, Gräber, auffällige Bodenverfärbungen) umgehend dem Kreisarchäologen oder dem Landesamt für Denkmalpflege zu melden und bis zur sachgerechten Dokumentation und Ausgrabung im Boden zu belassen. Mit Unterbrechungen der Bauarbeiten ist gegebenenfalls zu rechnen und Zeit zur Fundbergung einzuräumen. (Hinweise) Schutzgut Kultur- und Sachgüter

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7.3 Kompensationsmaßnahmen

Die planexterne Kompensation der Eingriffe durch den Bebauungsplan „Reichenauerwiesen Ost“ von 84.403 Ökopunkten (s. Kapitel 8) erfolgt durch den Erwerb von Ökopunkten vom Ökokonto der Stadt Radolfzell. Alle Maßnahmen sind bereits mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Konstanz abgestimmt und genehmigt. Die Ökokonto-Maßnahme Waldrefugium auf den Teilbereichen von Flst. Nr. 696, 720 und 831 der Gemarkung Liggeringen auf einer Fläche von ca. 21.992 m² wird dem Eingriff zugeordnet. Die Ökokonto-Maßnahme sieht die Errichtung eines Waldrefugiums vor. Das Ziel ist langfristig ein strukturreicher Waldbestand mit hohem Totholzanteil. Die Ausweisung von Waldrefugien trägt maßgeblich zum Erhalt und zur Stärkung der biologischen Vielfalt innerhalb der Waldgebiete bei. Der Erhebungsbogen Waldrefugium Maßnahme 83 mit der genauen Lage, Maßnahmenbeschreibung und Bilanzierung befindet sich in den Anlagen (Kapitel 10.2). Maßnahmen- Beschreibung Ökopunkte Nummer

Waldrefugium Bord, Bordreute 2 87.968 ÖP 83 Gemarkung Liggeringen, Stadt Radolfzell Abbuchung von 84.403 ÖP Verbleibender Rest von 3.565 ÖP Summe 84.403 ÖP

7.4 Geplante Maßnahmen zur Überwachung erheblicher Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt (Monitoring) Durch eine Überwachung der Umsetzung und des Erfolgs der festgesetzten Maßnahmen können Defizite frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen oder Anpassungen rechtzeitig geplant und umgesetzt werden. Folgende Maßnahmen zur Überwachung sind durchzuführen: - Kontrolle und Begleitung der fachgerechten Durchführung der Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen durch die Gemeinde oder ein beauftragtes Fachbüro - Regelmäßige Kontrolle des Erreichens des Entwicklungsziels der festgesetzten Maßnahmen durch die Gemeinde oder ein beauftragtes Fachbüro, ggf. Anpassung der Pflegemaßnahmen

Der Erfolg der Funktionalität der Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen hängt wesentlich von deren konsequenter Umsetzung ab. Eine dauerhafte, regelmäßige Kontrolle ihrer Entwicklungsstände ist während und nach dem Bauvorhaben erforderlich. Gegebenenfalls müssen zusätzliche, den Defiziten entgegensteuernde Maßnahmen eingeleitet werden.

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8. Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung

Die Eingriffs- / Ausgleichsbilanzierung erfolgt nach der Ökokontoverordnung 2010 [20].

8.1 Schutzgut Geologie und Boden

Tabelle 4: Übersicht des Eingriffs in den Boden Bestand Bewertungsklas se Werts Öko- Fläche Fläche / Zustand des Bodens Bilanzwert tufe punkte (in m²) NB WA FP

Unversiegelte Flächen 2 3 2 2,33 9,33 9.310 86.862 Teilversiegelte Flächen 1 1 1 1 4 437 1.748 Gesamt: 9.747 85.114 Planung Bewertungskla Wert- Öko- Fläche Bereich sse Bilanzwert stufe punkte (in m²) NB WA FP Versiegelte Flächen (Trafo-Station) 0 0 0 0 0 45 0 Teilversiegelte Flächen 1 1 1 1 4 432 1.728 (Schotterfläche) Teilversiegelte Flächen (Aufschüttung 1 1 1 1 4 5 20 um Trafo-Station)1 Teilversiegelte Fläche 2 22 2 2 8 6.385 51.080 Photovoltaik-Freianlage Unversiegelte Flächen 2 3 2 2,33 9,33 2.880 26.870 Gesamt: 9.747 79.698

Der Kompensationsbedarf für das Schutzgut Geologie und Boden beträgt 5.416 Ökopunkte.

1 Die Aufschüttung erfolgt mit Rasengittersteinen und Kalkschotter und wird daher als teilversiegelt gewertet. 2 Das Niederschlagswasser wird durch die Solarmodule nur ungleichmäßig auf der Fläche verteilt. Dies stellt eine negative Beeinträchtigung für die Bodenfunktion „Ausgleichskörper im Wasserkreislauf“ dar. 42 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

8.2 Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität

Tabelle 5: Übersicht der Eingriffe in das Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität Bestand Punkte / Fläche Nr. Biotoptyp Biotopwert m² (in m²) 12.61 Entwässerungsgraben 13 6 78 33.41 Fettwiese mittlerer Standorte, artenreich 16 9.259 148.144 41.10 Gehölze 17 50 850 60.23 Schotterfläche 2 432 864 Gesamt: 9.747 149.936

Planung Punkte / Fläche Nr. Biotoptyp Biotopwert m² (in m²) 12.61 Entwässerungsgraben 13 6 78 Fettwiese mittlerer Standorte, artenarm, 3-5 x Mahd 33. 41 8 6.385 51.080 (Flächen unterhalb Photovoltaik-Freianlage) 60.10 Von Bauwerken bestandene Fläche (Trafo-Station) 1 45 45 60.23 Schotterfläche 2 432 864 Aufschüttung um Trafo-Station herum mit 60.23 2 5 10 Rasengittersteinen und Kalkschotter 60.25 Grasweg (um die PV-Module herum sowie Zuwegung) 6 2.060 12.360 Kleine Grünflächen (Flächen zwischen Grasweg und 60.50 8 814 6.512 Zaun) Gesamt: 9.747 70.949

Der Kompensationsbedarf für das Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität beträgt 78.987 Ökopunkte.

8.3 Zusammenfassung des Eingriffs Schutzgut Geologie und Boden: 5.416 Ökopunkte Schutzgut Arten, Biotope und Biodiversität: 78.987 Ökopunkte Kompensationsbedarf gesamt: 84.403 Ökopunkte Abbuchung vom Ökokonto (s. Kapitel 7.3) 84.403 Ökopunkte Der Eingriff kann damit vollständig kompensiert werden.

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9. Literatur und Quellen

[1] Artenschutzrechtliche Vorprüfung nach § 44 BNatSchG, Planungsbüro 365° freiraum + umwelt [2] BAUGESETZBUCH in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) [3] BfN-Skript 247 „Naturschutzfachliche Bewertungsmethoden von Freilandphotovoltaikanlagen, Stand Januar 2006“ [4] BUNDESNATURSCHUTZGESETZ (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. September 2017 (BGBl. I S. 3434) geändert worden ist. [5] DIN 18915 - DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E.V. (2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau. Bodenarbeiten. – Ausgabedatum: 2002-08; Berlin (Beuth) [6] DIN 18920 - DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E.V. (2014): Vegetationstechnik im Landschaftsbau. Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen. – Ausgabedatum: 2014-07; Berlin (Beuth) [7] DIN 19731 - DEUTSCHES INSTITUT FÜR NORMUNG E.V. (1998): Bodenbeschaffenheit. Verwertung von Bodenmaterial. – Ausgabedatum: 1998-05; Berlin (Beuth) [8] Erläuterungsbericht Hochwasserrisiko, Ingenieurbüro Langenbach, Sigmaringen [9] GESETZ DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG ZUM SCHUTZ DER NATUR UND ZUR PFLEGE DER LANDSCHAFT (Naturschutzgesetz – NatSchG) vom 23. Juni 2015. [10] GESETZ DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG ZUM SCHUTZ DER KULTURDENKMALE (Denkmalschutzgesetz - DSchG) in der Fassung vom 6. Dezember 1983. [11] HORVÁTH, G. , BLAHÓ, M. , EGRI, Á. , KRISKA, G. , SERES, I. AND ROBERTSON, B. (2010), REDUCING THE MALADAPTIVE ATTRACTIVENESS OF SOLAR PANELS TO POLAROTACTIC INSECTS. CONSERVATION BIOLOGY, 24: 1644-1653. DOI:10.1111/J.1523-1739.2010.01518.X [12] LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU (LRGB): Geodatendienste. http://maps.lgrb-bw.de [13] LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (LUBW) (2016). Kartieranleitung Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg. https://www4.lubw.baden- wuerttemberg.de/servlet/is/66052/kartieranleitung_offenland- biotopkartierung.pdf?command=downloadContent&filename=kartieranleitung_offe nland-biotopkartierung.pdf [14] LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (LUBW) (2010). Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit, Heft 23, Karlsruhe. [15] LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (LUBW) (2007). Klimaatlas Baden-Württemberg. – DVD Karlsruhe. [16] LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (LUBW): Daten- und Kartendienst der LUBW (UDO). http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de [17] MEYNEN, E. et al. (1953-1962): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands – 2 Bd. 1339 S. Bad Godesberg.

44 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

[18] MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.) (2011): Innere Werte im Siedlungsbestand, Beschleunigte Planung mit § 13a BauGB – Handlungsleitfaden für Stadtplaner und kommunale Entscheidungsträger, Stuttgart [19] Natura 2000-Managementplan „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ [20] ÖKVO – ÖKOKONTO-VERORDNUNG (2010): Verordnung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr über die Anerkennung und Anrechnung vorzeitig durch- geführter Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen (Ökokonto-Verordnung – ÖKVO). [21] Regionalverband Hochrhein-Bodensee [22] SCHNITTER, P., EICHEN, C., ELLWANGER, G., NEUKIRCHEN, M. & SCHRÖDER, E. (2006): Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richtlinie in Deutschland. 370 S., Halle (Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Sonderheft 2). [23] Stadt Radolfzell [24] SSYMANK, A (1994): Neue Anforderungen im europäischen Naturschutz: Das Schutzgebietssystem Natura 2000 und die FFH-Richtlinie der EU, Natur und Landschaft 69 (Heft 9), S. 395-406 [25] Umweltbericht zum Bebauungsplan „Gewerbegebiet – Reichenauerwiesen Ost“, Planungsbüro 365° freiraum + umwelt

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10. Anlagen

10.1 Artenschutzgutachten

10.1.1 Avifauna - Dr. Wolfgang Fiedler Einleitung und Aufgabenstellung

In einem Teil des Gebietes „Reichenauer Wiesen II“ in Radolfzell ist eine Nutzung als Solarenergiefeld vorgesehen. Mit der vorliegenden Untersuchung soll die Bedeutung des Gebietes für Vögel und das Risiko von Verbotstatbeständen nach § 44 NatSchG abgeschätzt werden. Methodik der Bestandsaufnahme Untersuchungsraum Das Gebiet reicht von der Kleingartenanlage im Süden bis zur Bahnlinie im Norden und umfasste im Süden auch den derzeitigen Zufahrtsweg neben dem Kleingartengelände und die entsprechend innerhalb des Kleingartengeländes verlaufende Verkehrsfläche. Vor Laubaustrieb wurde außerdem eine Erfassung der Höhlenbäume durchgeführt. Die zahlreichen Höhlenbäume wurden zu Gruppen zusammengefasst um die Erfassung zu vereinfachen und zu beschleunigen, da derzeit ohnehin keine Eingriffe in die betroffenen Gehölzstrukturen geplant sind. Untersuchungszeitraum Die Untersuchung fand im Zeitraum März bis Mai 2019 statt.

Erfassungsmethoden Der Vogelbestand wurde anhand von Begehungen zu verschiedenen Tageszeiten am 17.3., 18.4., 26.4. und 18.5.2019 erfasst. Alle Begehungen und Erfassungen erfolgten bei guten und geeigneten Wetterbedingungen. Ergebnisse

Das Gebiet besteht derzeit aus feuchtem Grünland und im Westen und Osten einem dichten, breiten Gehölzgürtel mit Gebüschen und Bäumen sowie lockeren Gehölzreihen als nördliche Begrenzung entlang der Bahn und als südliche Begrenzung entlang der Kleingartenanlage. Höhlenbäume Die Höhlenbäume oder potenziellen Höhlenbäume wurden in 6 Gruppen eingeteilt (H1 bis H6, Abbildung 13). H1: Weiden als potenzielle Höhlenbäume, aber ohne sichtbare Höhlen. Die Bäume stehen östlich des Grabens und damit vermutlich außerhalb des Planungsgrundstücks. H2: 4 große Espen als potenzielle Höhlenbäume und eine Pyramidenpappel, die Höhlen aufweist (Brutplatz des Stars). Außerdem eine mehrstämmige Weide als potenzieller Höhlenbaum, der nicht von allen Seiten einsehbar ist. Alle Bäume über 15m hoch. H3: Weide als potenzieller Höhlenbaum. Es sind allerdings keine Höhlen sichtbar.

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H4: eine große Weide mit hohem Totholzanteil und ein Komplex aus 6-8 teils mehrstämmigen Espen, alle Bäume über 15m hoch. In diesen Bäumen müssen sich Höhlen befinden, da sie vom Star als Brutplatz genutzt werden. H5: große Weide, die als potenzieller Höhlenbaum zu werten ist, aktuell aber kaum Totholz und keine sichtbaren Höhlen aufweist. H6: Gruppe aus 5 stattlichen Espen, die vom Star als Brutplatz genutzt werden, also Höhlen aufweisen müssen, auch wenn diese vom Boden aus nicht sichtbar sind.

Abbildung 13: Höhlenbäume oder potenziellen Höhlenbäume in der Umgebung des Plangebietes, o.M.

Vögel Das Spektrum an Vogelarten ( Tabelle 6) ist für eine Ortsrandlage außergewöhnlich gut und bildet bereits einen Übergang zu den Vogelgemeinschaften der Aachmündungs- Niederung, die in etwa 500m Entfernung ins NSG Radolfzeller Aachried übergeht. Erläuterungen zur Tabelle: RL Rote Liste BW Gefährdungsstatus in Baden Württemberg (Rote Liste 2016) 3 Gefährdet D Daten unzureichend / (BW) Daten defizitär i (BW) gefährdete wandernde Tierart V Vorwarnliste / (BW) Arten der Vorwarnliste G Gefährdung unbekannten Ausmaßes / (BW) Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt * Ungefährdet

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Tabelle 6: Nachgewiesene Vogelarten im Gebiet „Reichenauer Wiesen II“ Deutscher Name § RL_BW RL-D Status Amsel b - - Brutvogel Blaumeise b - - Brutvogel Buchfink b - - Brutvogel Buntspecht b - - Brutvogel Elster b - - Brutvogel (Nest in H2) Erlenzeisig b - - 2 Reviere, wohl keine Brut Fitis b 3 - Brutvogel mit 3 Rev. Gartenbaumläufer b - - Brutvogel Gartengrasmücke b - - Brutvogel Graureiher b - - Gastvogel Grünfink b - - Brutvogel Grünspecht s - - Brutvogel Haussperling b V V Brutvogel Hausrotschwanz b - - Brutvogel Heckenbraunelle b - - Brutvogel Kohlmeise b - - Brutvogel Mauersegler b V - regelm. Gast (auch Brutzeit) Mehlschwalbe b V 3 regelm. Gast (auch Brutzeit) Mönchsgrasmücke b - - Brutvogel Nachtigall b - - Brutvogel Rauchschwalbe b 3 3 regelm. Gast (auch Brutzeit) Ringeltaube b - - Nahrungsgast Rotkehlchen b - - Brutvogel Singdrossel b - - Nahrungsgast Star b - 3 Brutvogel Stieglitz b - - Brutvogel Sumpfmeise b - - Brutvogel Teichrohrsänger b - - Gastvogel Turmfalke s - - Nahrungsgast Wacholderdrossel b - - Brutvogel Weißstorch s V 3 Nahrungsgast Zaunkönig b - - Brutvogel Zilpzalp b - - Brutvogel

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Sieben der nachgewiesenen 33 Vogelarten befinden sich auf der Roten Liste einschließlich Vorwarnliste der bedrohten Vogelarten in Baden-Württemberg oder Deutschland: Fitis: Der Fitis nutzt die östlich und westlich an der Gebietskante verlaufenden Gehölzstreifen, wo diese stark von Weiden dominiert sind. 2019 bestanden hier immerhin 3 Reviere. Haussperling: diese Art lebt im Kleingartengelände und profitiert von den dortigen Strukturen. Sie nutzt den anschließenden Rand des Planungsgebietes als Nahrungsfläche. Mauersegler: Als Gebäudebrüter findet der Mauersegler im Untersuchungsgebiet keine geeigneten Nistplätze, aber der Luftraum über dem Untersuchungsgebiet dient ihm als Jagdgebiet. Ein direkter Gebietsbezug ist schwer herstellbar, da die Vögel in Höhen jagen, in denen Insekten über größere Entfernungen verblasen werden können. Mehlschwalbe und Rauchschwalbe: Bezüglich der Jagdgebiete gilt dasselbe wie beim Mauersegler. Bede Arten haben keine Brutplätze direkt im Planungsgebiet. Ein bedeutendes Brutvorkommen der Rauchschwalbe ist etwa 500m entfernt (ehem. „Bodenseereiter“), Mehlschwalben leben in einigen Paaren im angrenzenden Industriegebiet. Star: Der Star ist Brutvogel im westlich angrenzenden Gehölzstreifen. Die Wiesenflächen werden als Nahrungsgebiet genutzt. Weißstorch: Im etwa 1,5 km entfernten Ort Böhringen besteht eine Weißstorchkolonie mit über 20 Brutpaaren. Die Untersuchungsfläche zählt zwar nicht zu den regelmäßig aufgesuchten Nahrungsflächen, jedoch können gelegentlich einzelne Individuen auf der Fläche auftauchen, insbesondere zur Mahd.

Zu erwartende Auswirkungen der Bebauungsplanung auf Vogelarten Flächeninanspruchnahme und Zerstörung von Fortpflanzungshabitaten und Ruhestätten (§ 44 Abs.1 Nr.3 BNatSchG) Fortpflanzungshabitate im eigentlichen Sinne sind die die Fläche einrahmenden Gehölze, während die Wiesenfläche selbst keine Vogelbruten beherbergt. Da nach Vorgabe der Stadt diese Gehölze zu schonen sind, ist nicht mit wesentlichen Verlusten von Fortpflanzungshabitaten zu rechnen. Auch mit dem Verlust von Ruhestätten ist nicht zu rechnen, wenn die Gehölze erhalten bleiben.

Lärm und Licht – akustische und optische Störungen (§ 44 Abs.1 Nr.2 BNatSchG) Beim Bau sind kurzzeitige Beeinträchtigungen durch Lärm unvermeidlich, im Umfang aber voraussichtlich nicht von erheblichem negativem Einfluss auf die Vogelarten. Belastungen durch Fremdlicht sind beim Bau nicht zu erwarten, da es keine Planung und keine Notwendigkeit zur Nachtarbeit gibt. Im Betrieb ist weder mit beeinträchtigendem Lärm, noch beeinträchtigendem Kunstlicht zu rechnen. Barrierewirkung, Zerschneidung oder Zerstörung von bedeutsamen Jagdhabitaten und Leitstrukturen (§ 44 Abs.1 Nr.3 BNatSchG)

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Die beiden für Vögel und zahlreiche andere Tiere zweifellos wichtigen Gehölzstreifen bleiben laut Planung erhalten. Daher ist mit keiner Zerschneidung von linearen Verbindungselementen in der Landschaft zu rechnen. Soweit Arten das Grünland als Nahrungsfläche nutzen, ist im Bau mit Beeinträchtigungen zu rechnen, sofern, wie geplant, großflächig mit einer Vliesabdeckung gearbeitet wird. Nach deren Einbau fallen die Flächen zunächst als Nahrungsgebiete aus. Allerdings schließt sich im Westen eine große Grünlandfläche an, die weiterhin als Nahrungsgebiet zur Verfügung steht und die Bauzeit bzw.- die erste Zeit danach überbrücken kann. Im Betrieb ist eine extensive Begrünung des Bodens unter den Solarzellen geplant bzw. ohne Gifteinsatz ohnehin unumgänglich. Die Vogelarten, die auf Sämereien und pflanzenbewohnende Insekten angewiesen sind, finden erwartungsgemäß durch bessere Zugänglichkeit dann sogar ein verbessertes Nahrungsangebot. Eine deutliche Verschlechterung des Nahrungsangebotes hätten nach Vlieseinbau Vögel, die im feuchten Boden lebende Insekten fangen. Solche Arten (z.B. Bekassine, Kiebitz, Brachvogel usw.) sind im Gebiet aber ohnehin bereits vor Jahrzehnten ausgestorben und mit einer Rückkehr ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Töten von Tieren (§ 44 Abs.1 Nr.1 BNatSchG) Bei Vögeln kann es während der Brutzeit durch Gehölzrodungen, Mähen von Staudenbereichen oder Entfernung anderer, zur Brut genutzter Strukturen zur Tötung von Tieren und damit zu einem Verbotstatbestand nach §44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kommen. Bei Durchführung solcher Arbeiten außerhalb der gesetzlich definierten Brutzeit können solche Tötungen ausgeschlossen werden.

Für Störche – und hier vor allem für wenig erfahrene Jungstörche, von denen alljährlich über 50 in Böhringen ausfliegen - könnte eine besondere Gefahr durch zu kleine, teilweise von hohen Zäunen begrenzte Grünlandzwickel ausgehen. Die Vögel können dort hineinfliegen, aber aus eigener Kraft evtl. nicht mehr heraus starten. Solche Situationen sind denkbar, wenn z.B. zwischen der Umzäunung und den verbleibenden Gehölzstreifen kleine Restflächen an Grünland (unter 10m Kantenlänge) verbleiben, die für Störche attraktiv sein könnten. Es ist darauf zu achten, dass solche Flächen, wenn sie bestehen bleiben sollten, von den Vögeln gefahrlos zu Fuß verlassen werden können, also z.B. nicht auf einer Seite durch Gebüsch, auf der zweiten durch hohen Maschendrahtzaun und auf einer dritten Seite durch die Bahntrasse begrenzt werden.

Bewertung Die geplante Einrichtung der Photovoltaikanlage unter Schonung der bestehenden Gehölzstreifen lässt keine erhebliche Beeinträchtigung lokaler Vogelpopulationen erwarten.

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10.1.2 Tagfalter, Libellen, Heuschrecken – Wilfried Löderbusch

Artenschutzrechtliche und naturschutzfachliche Bewertung von Flst. 1585 ('Reichenauer Wiesen') in Radolfzell

Einleitung und Aufgabenstellung Die Stadtwerke Radolfzell beabsichtigen die Errichtung einer Photovoltaik- Freilandanlage auf dem nördlichen Teil von Flst. 1585 ('Reichenauer Wiesen') im Anschluss an eine bestehende PV-Freilandanlage. Die überplante Fläche ist eine an drei Seiten von Hecken und Gebüschen eingerahmte, feuchte Mähwiese. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, zuletzt geändert am 13.5.2019) verlangt, dass bei allen genehmigungspflichtigen Planungs‐ und Zulassungsverfahren die Belange des Artenschutzes entsprechend den europäischen Bestimmungen geprüft und berücksichtigt werden. Das zu berücksichtigende Artenspektrum umfasst die nach BNatSchG streng geschützten Arten, die Arten des FFH‐Anhangs IV und alle europäischen Vogelarten. Wilfried Löderbusch Diplombiologe Für diese Arten gilt das Verbot der Tötung oder Verletzung von Individuen (§ 44 Abs. 1 Nr.1 BNatSchG), das Verbot der erheblichen Störung der lokalen Büro für Landschaftsökologie Population (§ 44 Abs. 1 Nr.2) und das Verbot der Zerstörung von Reute 7 Fortpflanzungs‐ oder Ruhestätten einzelner Individuen (§ 44 Abs. 1 Nr.3). 88677 Markdorf Die Vorgaben von §44, 1, Abs. 1 und 3 gelten auch für die nach BNatSchG StNr 87250 28021 besonders geschützten Arten. Tel. 07544-71653 [email protected] IBAN DE97 6906 1800 0060 6377 09 51 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Vor diesem Hintergrund wurde die überplante Fläche 2019 insgesamt vier Mal begangen. Dabei wurden Flora und Vegetation sowie Tagfalter, Heuschrecken und Libellen aufgenommen, darüber hinaus wurden alle Zufallsbeobachtungen von weiteren wertgebenden Arten notiert.

Methoden Die Begehungen erfolgten am 21.4., 26.5. und 23.8.2019 durch den Verfasser und am 26.7.19 durch Verena Medinger (M.Sc.Biol.). Neben der vollständigen Erfassung der Pflanzenarten wurde in zwei ausgewählten Quadraten von 5x5 m Größe die Vegetation entsprechend den Vorgaben der LUBW für die Mähwiesenkartierung quantitativ aufgenommen. Die Erfassung der Tagfalter und der Libellen erfolgte mit Sichtbeobachtungen; zur Bestimmung wurden in einigen Fällen Kescherfänge durchgeführt, dabei wurden die Tiere nach der Bestimmung an Ort und Stelle wieder freigelassen. Die Bestimmung der Heuschrecken erfolgte durch Sichtbeobachtungen und Verhören des artspezifischen Gesangs sowie ebenfalls durch Sichtbeobachtungen.

Beschreibung der Fläche Die überplante Fläche ist eine regelmäßig gemähte, frische bis feuchte Wiese von rund 3 ha Größe. Sie wird am Westrand begrenzt durch ein breites, vor allem im Norden weit in die Wiese hereinragendes Feuchtgebüsch aus Weiden, vor allem Grauweide, im Osten durch den schmalen, mehr oder weniger grabenartigen Wiesenbach, der auf seiner Ostseite von einem breiten, heckenartigen Gehölzbestand begleitet wird. Im Norden zur Bahnlinie hin wird die Wiese teils durch Heckenfragmente, teils durch einen schmalen Schilfstreifen begrenzt, im Süden gegen die angrenzende Kleingartenanlage durch einen schmalen, sommertrockenen Graben mit einzelnen Sträuchern und Bäumen.

Die Wiese selbst ist eine mäßig artenreiche, frische bis feuchte Fettwiese, die offenbar einmal im Jahr gemäht und abgeräumt wird. Im südlichen Teil sind noch einige inzwischen nicht mehr unterhaltene Gräben erkennbar. Vorherrschende Grasart ist Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), unter den Kräutern erreicht der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acer) hohe Deckungsgrade; kleinflächig eingestreut sind Feuchte- und Nässezeiger wie Mädesüß (Filipendula ulmaria), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Kohldistel (Cirsium oleraceum) und andere, daneben Arten der mäßig nährstoffreichen Mähwiesen wie Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) und Hornklee (Lotus corniculatus). Im zweiten Aufwuchs nehmen Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), lokal auch Wiesen-Silge (Silaum silaus) bereichsweise größere Flächen ein.

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Abbildung 14: Untersuchungsbereich. Luftbildgrundlage: GoogleMaps, abgerufen 23.8.19.

Ergebnisse Flora und Vegetation Innerhalb der Gesamtfläche wurden zwei jeweils etwa 5x5 m große Quadrate abgegrenzt und entsprechend den Vorgaben der LUBW für die Erfassung von Mähwiesen aufgenommen. Die Lage der Quadrate ist in Abbildung 14 dargestellt; die mit einem handelsüblichen GPS-Gerät auf etwa 2-3 m genau ermittelten Koordinaten sind beim jeweiligen Quadrat genannt. Die Angaben zur Deckung bedeuten d: dominant Deckungsanteil von über 25 %, s: sehr viele: Deckungsanteil von 15-25 %, z: zahlreich, Deckungsanteil von über 2 %, m: mehrere, 3-10 Exemplare oder Deckungsanteil von 0,5-2 %, w: wenige, 1-2 Exemplare oder Deckungsanteil von unter 0,5 %.

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Abbildung 15 Lage der beiden Aufnahmequadrate. Luftbildgrundlage: GoogleMaps.

Quadrat 1, Aufnahme am 26.5.2019 (Lage siehe Abbildung, südwestlichster Punkt 3496033, 5289315).

Name lat. Name dt. Häuf. Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse s Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras s Ranunculus acer Scharfer Hahnenfuß s Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz z Carex disticha Kamm-Segge z Carex muricata Stachel-Segge z Dactylis glomerata Knaulgras z Festuca pratensis Wiesen-Schwingel z Holcus lanatus Wolliges Honiggras z Plantago lanceolata Spitz-Wegerich z Taraxacum officinale agg Löwenzahn z- Trifolium pratense Roter Wiesenklee z Ajuga reptans Kriechender Günsel m Carex acutiformis Sumpf-Segge m Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume m Galium mollugo Wiesen-Labkraut m Myosotis palustris Sumpf-Vergissmeinnicht m Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß m

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Quadrat 2, Aufnahme am 26.5.2019 (Lage siehe Abbildung, südwestlicher Punkt: 3495940, 5289402)

Name lat. Name dt. Häuf. Ajuga reptans Kriechender Günsel z Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz z Carex acutiformis Sumpf-Segge z Carex disticha Kamm-Segge e Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume z+ Dactylis glomerata Knaulgras w Festuca pratensis Wiesen-Schwingel z Festuca rubra Rot-Schwingel s Holcus lanatus Wolliges Honiggras z Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse z Myosotis palustris Sumpf-Vergissmeinnicht m Plantago lanceolata Spitz-Wegerich m Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras m Ranunculus acer Scharfer Hahnenfuß s Ranunculus repens Kriechender Hahnenfuß m Silaum silaus Wiesen-Silge z Taraxacum officinale agg Löwenzahn m Trifolium pratense Roter Wiesenklee z Anthoxanthum odoratum Ruchgras m Vicia sp. (cf. cracca) Wickenart m

Die Wiese lässt sich charakterisieren als mehr oder weniger extensive Feuchtwiese mit lokalen Anklängen an eine Nasswiese. Sie ist, verglichen mit durchschnittlichen Mähwiesen des Alpenvorlandes. relativ artenreich, entspricht aber keinem nach §32 BNatSchG geschützten Biotoptyp und keinem FFH-Lebenraumtyp. Sie lässt sich nach dem LUBW-Code einstufen als Biotoptyp 33.41 (Fettwiese mittlerer Standorte) in überdurchschnittlich artenreicher Ausbildung mit Feuchtezeigern. Eine vollständige Liste aller im Gebiet gefundenen Pflanzenarten findet sich im Anhang. Die Liste enthält keine in der Roten Liste Baden-Württemberg aufgeführten und keine nach BNatSchG geschützten Pflanzenarten.

Tagfalter Im Gebiet wurden 16 Tagfalter-Arten gefunden. Drei der Arten – Colias hyale, Cyaniris semiargus und Leptidea sinapis – sind etwas anspruchsvollere Bewohner artenreicherer

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Wiesen, die in Folge der Grünlandintensivierung regional deutlich zurückgehen und deshalb in der "Vorwarnliste" geführt werden; die Larven aller drei Arten leben an Schmetterlingsblütlern, im Gebiet wohl vor allem an Rotklee, Hornklee, Wiesen-Platterbse und Vogelwicke. Alle übrigen Arten sind in Baden-Württemberg weit verbreitete, häufige und ungefährdete Arten des Offenlandes.

Tabelle 7: Im Gebiet 2018 beobachtete Tagfalterarten. Legende: BNatSchG: nach Bundesnaturschutzgesetz besonders (b) oder streng (s) geschützte Art. RL D: Status in der Roten Liste Deutschland (REINHARD & BOLZ 2011) ● RL BaWü, RL OSchw: Status in der Roten Liste Baden-Württemberg / Oberschwaben (EBERT 2005). Kategorien: 3: gefährdet, V: Art der "Vorwarnliste" . Häufigkeitsangaben: w: 1-2 Ex., m: 3-10 Ex, z: >11 Ex BNat RL RL RL Art 21.4. 26.5. 26.7. 23.8. SchG D BW Av Aglais urticae m Kleiner Fuchs Anthocharis cardamines m Aurorafalter Aphantopus hyperantus w m Schornsteinfeger Araschnia levana w Landkärtchen b Coenonympha pamphilus m m z Gew Wiesenvögelchen b V V Colias hyale w Goldene Acht b V V Cyaniris semiargus w z m Rotklee-Bläuling Cynthia cardui z w Distelfalter Gonepteryx rhamni m w Zitronenfalter V V Leptidea sinapis w Tintenfleck-Weißling Maniola jurthina z Großes Ochsenauge Pieris napi m Grünader-Weißling Pieris rapae m Kleiner Kohlweißling Polygonia c-album w C-Falter b Polyommatus icarus w Icarus-Bläuling b Zygaena filipendulae m Gew. Sechsfleck-Widderchen

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Libellen Bis auf das schmale, grabenartige 'Wiesenbächle' am östlichen Rand der überplanten Fläche gibt es im Gebiet keine Gewässer; bei den beobachteten Libellenarten handelt es sich deshalb überwiegend um nicht autochthone Arten, also Arten, die das Larvenstadium in Gewässern der Umgebung verbracht haben und im Plangebiet nach dem Schlupf den Reifungsfraß durchführen oder generell dort jagen. Nur bei der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) wurde am 23.8.2019 die Eiablage im Graben am Ostrand des Gebietes beobachtet. Insgesamt wurden die in Tabelle 8 aufgeführten 6 Arten gefunden. Alle Arten sind besonders geschützt, die Sibirische Winterlibelle ist zusätzlich auch streng geschützt.

Tabelle 8: Im Gebiet 2019 beobachtete Libellenarten. Legende: ● BNatSchG: nach Bundesnaturschutzgesetz besonders (b) oder streng (s) geschützte Art. ● RL D: Status in der Roten Liste Deutschland (OTT & PIPER 1998) ● RL BaWü: Status in der Roten Liste Baden-Württemberg (HUNGER & SCHIEL 2006). Kategorien: 3: gefährdet, V: Art der "Vorwarnliste". ● Beobachtung: P: Paarung, E: Eiablage. BNat RL RL Art (lat) Art (dt.) Beobachtung SchG D BaWü Calopteryx splendens Gebänderte Prachtjungfer b - - Enallagma cyathigerum Becher-Azurjungfer b - - Sympecma paedisca Sibirische Winterlibelle s 2 2 Ischnura elegans Gewöhnliche Pechlibelle b - - Orthetrum cancellatum Großer Blaupfeil b - - Sympetrum sanguineum Blutrote Heidelibelle b - - P, E Sympetrum fonscolombii Frühe Heidelibelle b - - P

Zwei Arten sind bemerkenswert:

Die streng geschützte, in der Roten Liste als 'stark gefährdet' geführte Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca) kommt in Baden-Württemberg nur im Naturraum Alpenvorland vor; dort besiedelt sie reich strukturierte Verlandungszonen mit starken Wasserstandsschwankungen (zum Beispiel in den Uferrieden des Bodensees). Von der Art wurde im Gebiet am 23.8.2019 ein Einzeltier gefunden (Abbildung 16). Es handelt sich mit Sicherheit um ein von außerhalb zugeflogenes Tier; die Art pflanzt sich im Gebiet nicht fort, es ist aber möglich, dass die gut strukturierten Gehölzbestände am West- und Ostrand der Fläche von der Art als Winterquartier genutzt werden (die Tiere überwintern als Imago, oft in größerer Entfernung vom Laichgewässer).

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Abbildung 16: Männchen der Sibirischen Winterlibelle im Gebiet am 23.8.2019.

Die Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii) ist ein Bewohner von sonnigen, warmen, oft vegetationsarmen Flachwasserbereichen. Die Art gilt als "Invasionsart": sie pflanzt sich in Baden-Württemberg zwar regelmäßig fort, die Bestände werden aber alljährlich ab Mai durch aus dem Mittelmeergebiet einfliegende Tiere verstärkt. Im Zuge der Klimaerwärmung breitet sich die Art in den letzten Jahren deutlich aus. Deshalb und wegen ihres invasiven Charakters gilt sie trotz ihrer Seltenheit als nicht gefährdet. Im Plangebiet beobachtete V. Medinger am 26.7.19 insgesamt sieben Tiere, darunter ein Tandem.

Abbildung 17: Männchen von Sympetrum fonscolombii im Gebiet am 26.7.19. Foto: V. Medinger.

Heuschrecken Im Gebiet wurden 15 Heuschreckenarten nachgewiesen. Unter den gefundenen Arten sind zwei Arten der baden-württembergischen Roten Liste und zwei Arten der Vorwarnliste. Keine der gefundenen Arten ist nach BNatSchG geschützt.

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Tabelle 9: Liste der 2017 gefundenen Heuschreckenarten.. RL BW: Rote Liste Baden-Württemberg (DETZEL 1998); RL D: Rote Liste Deutschland (MAAS ET AL. 2011).

RL BW RL D Art Kommentar Chorthippus albomarginatus Charakteristische Arten der Feucht- und Nasswiesen - - Weißrand-Grashüpfer größerer Niedermoore. Chorthippus biguttulus Häufige, weit verbreitete Art des trockeneren und - - Nachtigall-Grashüpfer wärmeren Offenlands. Die Art bewohnt mehr oder weniger extensiv genutzte Wiesen. Er gehört zur charakteristischen Chorthippus dorsatus V - Artenausstattung der ober-schwäbischen Nass- und Wiesen-Grashüpfer Streuwiesen, kommt aber auch an trockeneren Standorten vor. Chorthippus parallelus - - anspruchsloser Grünland-Ubiquist. Gemeiner Grashüpfer Art des feuchteren Grünlands und dessen Chrysochraon dispar - - Brachestadien, vor allem in langgrasigen, Große Goldschrecke strukturreichen Stadien. Conocephalus discolor Bewohnt neben feuchteren Biotopen auch dichte, - - Langflügelige Schwert- hochwüchsige Brachen und Ruderalfluren. schrecke wärmeliebender "Kletterer" in dichter, Gomphocerippus rufus - - hochwüchsiger Saum- und Brachvegetation. Im Rote Keulenschrecke Gebiet in den Randbereichen. wärmeliebende Art in eher trockenen, Gryllus campestris V - sonnenexponierten Biotopen mit lückiger Feldgrille Vegetation. Die Art kam bis vor wenigen Jahren in Baden- Württemberg nur im Bodenseegebiet und im Oberrheintal vor; derzeit breitet sie sich im Zuge Mecostethus parapleurus V! 3 der Klimaerwärmung stark aus. Besiedelt werden Lauchschrecke extensiv genutzte Mähwiesen auf feuchten und mittleren Standorten, daneben auch frühe Brachestadien. Metrioptera roeseli - - Anspruchsloser, häufiger Grünland-Ubiquist. Roesels Beißschrecke Die in den letzten Jahren deutlich zurückgehende Omocestus viridulus Art bewohnt frische bis feuchte, nicht allzu intensiv (Av 3) - Bunter Grashüpfer genutzte Mähwiesen und Weiden vor allem im collinen und montanen Bereich. Pholidoptera griseoaptera Bewohnt vor allem Gebüsch und Gestrüpp im - - Gewöhnl. Waldrandbereich. – An der Süd-Böschung der B30 Strauchschrecke und in Fläche 11. Charakteristische Art der oberschwäbischen Niedermoore und Nass- und Streuwiesen. Stethophyma grossum 2 - Bevorzugt werden Bereiche mit niederwüchsiger Große Sumpfschrecke magerer Vegetation, aber sehr hoher Bodenfeuchte.

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RL BW RL D Art Kommentar Die winzigen, stummen Dornschrecken bewohnen kleinflächig offene, vegetationsarme Bodenstellen. Tetrix subulata - - Die Arten wurden nicht gezielt gesucht, Säbel-Dornschrecke möglicherweise kommen noch zwei weitere (häufige) Arten im Gebiet vor. Offenland-Ubiquist. Im Gebiet an allen stärker Tettigonia viridissima – - - bewachsenen Stellen in der Kiesgrube, auch südlich Großes Heupferd der B30 häufig.

Mit der Sumpfschrecke (Stethophyma grosseum), dem Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus), dem Bunten Grashüpfer (Omocestus viridulus) und der Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus) kommen im Gebiet vier anspruchsvolle, zum Teil gefährdete Charakterarten der Feucht- und Nasswiesen des Alpenvorlandes vor; einzig der sehr anspruchsvolle Sumpf- Grashüpfer (Chorthippus montanus) fehlt offenbar. Die übrigen Arten sind – bis auf die wärmebedürftige Feldgrille (Gryllus campestris) – anspruchslose, weit verbreitete und ungefährdete Arten.

Sonstige Beobachtungen Am 23.8. wurden im südlichen Teil der Fläche eine adulte Zauneidechse (Lacerta agilis) und ein heuriges Jungtier gefunden. Die Art ist nach BNatSchG streng geschützt und wird in der "Vorwarnliste" Baden-Württemberg geführt. In der überplanten Fläche fehlen sowohl geeignete Sonnenplätze (Totholz, größere Steine) als auch Eiablageplätze (grabbare Offenbodenbereiche); deshalb ist anzunehmen, dass die Tiere aus dem südlich angrenzenden Kleingartengebiet zugewandert sind und im Untersuchungsbereich keine dauerhafte, fortpflanzungsfähige Population lebt. Bei den Begehungen im April und Mai wurde neben anderen Hummelarten mehrfach die Bunte Hummel (Bombus sylvarum) beobachtet; bei der Begehung im August war die Veränderliche Hummel (Bombus humilis) die mit Abstand häufigste Hummelart. Ebenfalls im August wurde ein Männchen der Blauen Holzbiene (Xylocopa violacea) beobachtet. Alle drei Arten werden in der baden-württembergischen "Vorwarnliste" geführt und sind – wie alle Wildbienen – besonders geschützt. Bei den Begehungen am 21.4. und am 26.5. war aus dem Feuchtgebüsch im Nordwesten der Fläche eine Nachtigall zu hören; es ist anzunehmen, dass die Art dort brütet.

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Bewertung, planerische Konsequenzen, Empfehlungen In der untersuchten Fläche wurden zwei nach BNatSchG streng geschützte Arten gefunden. Davon ist die Zauneidechse (Lacerta agilis) mit Sicherheit biotopfremd und aus dem südlich angrenzenden Kleingartengebiet, in dem eine dauerhafte Population anzunehmen ist, eingewandert. Die ebenfalls streng geschützte Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca) pflanzt sich mangels geeigneter Gewässer im Gebiet nicht fort, nutzt aber möglicherweise die strukturreichen Gehölze am West- und Ostrand als Winterquartier, also als Ruhestätte im Sinne des §44, 1, Abs. 3 BNatSchG. Solange in diese Gehölze nicht eingegriffen wird sind Konflikte mit den Vorgaben von §44 BNatSchg nicht anzunehmen. Die Tagfalterfauna des Gebiets blieb bei den Untersuchungen 2019 unter den Erwartungen; bei den fünf gefundenen besonders geschützten Arten handelt es sich teils um häufige und relativ anspruchslose Arten, teils um Arten, die in Baden-Württemberg noch weit verbreitet sind, aber regional deutlich zurückgehen. Das Artenspektrum der Heuschrecken entspricht dagegen den Erwartungen an eine extensiv genutzte Feuchtwiese. Eine Überbauung der Fläche bedeutet wegen der damit verbundenen Beschattung der Wiese und des dadurch bedingten Rückgang des Blütenangebot für Heuschrecken und Tagfalter einen Verlust an Habitatfläche; das gleiche gilt für weitere Rahmen der vorliegenden Untersuchung die nicht bearbeitete Artengruppen wie zum Beispiel Wildbienen und Laufkäfer. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist ein möglichst weiterer Abstand und eine höhere Aufständerung der Panele zu empfehlen, so dass die Fläche zumindest noch teilweise besonnt wird und eine extensive Mahd weiterhin möglich bleibt, eventuell auch eine extensive Schafbeweidung. Ein Mulchen der Fläche führt in wenigen Jahren zur Verarmung der Vegetation und zu weiterer Entwertung der Fläche für wiesenbewohnende Insektenarten. Dies gilt erst recht, wenn die Standfläche – wie unter einem Teil der aufgestellten Musterpanele – mit einem Vlies bedeckt wird, das das Aufkommen von Vegetation verhindert und bodenlebenden und -brütenden Arten den Zugang versperrt. Die überplante Fläche ist eingebettet in einen größeren Feucht- und Nasswiesenkomplex: die westlich angrenzenden Wiesen sind in Teilbereichen als Nasswiesen geschützt, im Südwesten liegt in knapp 500 m Entfernung das NSG Aachried, ein großflächiger Niedermoorkomplex. Anspruchsvollere Arten dieses Niedermoorkomplexes nutzen die überplante Fläche zumindest als Nahrungshabitat, wie zum Beispiel die Vorkommen von mindestens sieben Libellenarten im Gebiet zeigen. Der Verlust der überplanten Wiesenfläche führt deshalb auch zu einer Beeinträchtigung des gesamten Niedermoorkomplexes.

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Literatur

DETZEL, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs. 580 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

EBERT, G., A. HOFMANN, J.-U. MEINEKE, A. STEINER & R. TRUSCH (2005): Rote Liste der Schmetterlinge (Macrolepidoptera) Baden-Württembergs (3. Fassung). In: EBERT, G. (Hrsg.), (2005): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 10 Ergänzungsband: Ulmer Verlag, Stuttgart.

HUNGER, H. & F. J. SCHIEL (2006): Rote Liste der Libellen Baden-Württembergs und der Naturräume, Stand November 2005 (Odonata). – Libellula Suppl. 7, S. 3-14. LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, 2014): Handbuch zur Erstellung von Managementplänen für die Natura2000-Gebiete in Baden-Württemberg. Anhang 1: Ergänzung zu den Kartieranleitungen für die Lebensraumtypen 6510 und 6520.

MAAS, ST., P. DETZEL & A. STAUDT (2011): Rote Liste der Heuschrecken. In: Bundesamt für Naturschutz (Hg.): Rote Liste gefährdeter Tier, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). S. 577-606.

OTT, J. & W. PIPER (1998): Rote Liste der Libellen. In: M. BINOT, R. BLESS, P. BOYE, H. GRUTTKE & P. PRETSCHER (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 55, S. 260-263.

REINHARDT, R. & R. BOLZ (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperoidea) Deutschlands. Stand Dezember 2008. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70(3), 167-194.

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Anhang 1: Bilddokumentation

Abbildung 18: Blick auf die überplante Fläche von Norden, 21.4.2019.

Abbildung 19: Blick auf die überplante Fläche etwa von Osten, erkennbar ist die Einbettung der Fläche in einen größeren Feuchtwiesen-Komplex. Im Vordergrund die bestehende PV-Anlage. 26.5.2019.

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Abbildung 20: Blick über die Fläche von Süden. 23.8.2019-

Abbildung 21: Im Sommer 2019 aufgebaute Musterelemente in der Wiese; linkes Element mit Textli-Vlies. Bild 23.8.19.

64 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Abbildung 22: Blick über die Fläche in südlicher Richtung, vor der ersten Mahd, mit blühendem Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acer), 26.5.19.

Abbildung 23: Blick über die Fläche in nördlicher Richtung, zweiter Aufwuchs mit blühender Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Wiesen-Silge (Silaum silaus), 23.8.19.

65 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Abbildung 24: Zauneidechsen-Weibchen (Lacerta agilis) in der Fläche am 23.8.2019; das Tier ist offenbar aus dem angrenzenden Kleingartengebiet zugewandert.

Abbildung 25: Veränderliche Hummel (Bombus humilis) auf einer Wiesen-Flockenblume in der Fläche am 23.8.2019. Die Art war im Spätsommer die häufigste Hummel-Art in der Fläche.

66 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Anhang 2: Pflanzen-Artenliste (Aufnahmen 2019) (FZ: Feuchtezeiger, MZ: Magerkeitszeiger)

FZ MZ

Gräser Alopecurus pratensis Wiesen-Fuchsschwanz x Anthoxanthum odoratum Ruchgras Bromus hordaceus Weiche Trespe x Carex acutiformis Sumpf-Segge x Carex disticha Kamm-Segge Dactylis glomerata Knaulgras Festuca pratensis Wiesen-Schwingel x Festuca rubra Rot-Schwingel Holcus lanatus Wolliges Honiggras x Phragmites australis Schilfrohr Trisetum flavescens Goldhafer

Kräuter Ajuga reptans Kriechender Günsel x Angelica sylvestris Wald-Engelwurz Bellis perennis Gänseblümchen Cardamine hirsuta Behaartes Schaumkraut Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut x Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume Cerastium holosteoides Gewöhnliches Hornkraut x Cirsium oleraceum Kohldistel Colchicum autumnale Herbst-Zeitlose Crepis biennis Wiesen-Pippau x Filipendula ulmaria Mädesüß Galeopsis tetrahit Stechender Hohlzahn Galium mollugo Wiesen-Labkraut x Galium palustre Sumpf-Labkraut x Geranium palustre Sumpf-Storchschnabel Geranium pratense Wiesen- Storchschnabel x Geum rivale Bach-Nelkenwurz Glechoma hederacea Gundermann Heracleum sphondyleum Bärenklau (wenig) x Knautia arvensis Witwenblume Lathyrus pratensis Wiesen-Platterbse x Lotus corniculatus Hornklee

67 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

FZ MZ x Lotus uliginosus Sumpf-Hornklee x Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke Lysimachia nemorum Hain-Gilbweiderich Lysimachia nummularia Pfennigkraut Lysimachia vulgaris Gewöhnlicher Gilbweiderich Lythrum salicaria Blutweiderich Medicago lupulina Schneckenklee x Myosotis palustris Sumpf-Vergissmeinnicht Pimpinella major Große Pimpernelle Plantago lanceolata Spitz-Wegerich Poa trivialis Gewöhnliches Rispengras Rancunculus ficaria Scharbockskraut Ranunculus acer Scharfer Hahnenfuß x Ranunculus repens Kriech-Hahnenfuß Rubus caesius Kratzbeere Rumex acetosa Wiesen-Sauerampfer Rumex crispus Krauser Ampfer Rumex obtusifolius Stumpfblättriger Ampfer (wenig) Sanguisorba officinalis Großer Wiesenknopf x Senecio aquaticus Wasser-Greiskraut x x Silaum silaus Wiesen-Silge Taraxacum officinale Löwenzahn Trifolium pratense Roter Wiesenklee Valeriana officinalis Arznei-Baldrian Vicia cracca Vogel-Wicke Vicia sp. Wicken-Art

Gehölze Acer pseudoplatanus Berg-Ahorn Aesculus hippocastanum Rosskastanie Betula pendula Hänge-Birke Carpinus betulus Hainbuche Cornus sanguinea Roter Hartriegel Corylus avellana Hasel x Frangula alnus Faulbaum x Populus alba Silber-Pappel Prunus padus Trauben-Kirsche x Salix alba Silber-Weide

68 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

FZ MZ Salix caprea Sal-Weide x Salix cinerea Asch-Weide x Salix purpurea Purpur-Weide x Salix triandra Mandel-Weide x Salix x tinctoria Färber-Weide Sambucus nigra Schwarz-Holunder x Viburnum opulus Wasser-Schneebal

69 Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

10.2 Erhebungsbogen Ökokonto Stadt Radolfzell, Waldrefugium Maßnahme 83

70

BPlan Reichenauerwiesen Ost

26.08.2019 N. Grundler Umweltbericht zum BPL und Teiländerung des FNP „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

aufgestellt: Friedrichshafen, den

i.A. ______

Auftragnehmer

anerkannt: Radolfzell, den

______

Auftraggeber

71 1427/11 Zeichenerklärung

Bahnlinie 12.61 Entwässerungsgraben

1498/1 33.41 Fettwiese mittlerer Standorte

1428/22 41.10 Gehölze

60.23 Schotterfläche

Grenze des räumlichen Geltungsbereiches 1585 (§ 9 Abs.7 BauGB)

1428/30

Schrebergartensiedlung

88046 Friedrichshafen Otto-Lilienthal-Str. 4 T. 07541/38875-0 M. [email protected] Werkstraße PROJEKT ZMA-20012-002 Bestandsplan MASSNAHME ZMS-19-A009 BPL und FNPä BEARBEITET 28.08.2019

0 10 20 30 4015 50 60 70 80 90 100 m "Reichenauerwiesen

Ost" Maßstab 1:1000

190828_UB_Reichenauerwiesen_Bestand_alue.dwg 1427/11 Zeichenerklärung

12.61 Entwässerungsgraben Bahnlinie

33.41 Fettwiese mittlerer Standorte unterhalb Solar-Panelen

60.10 Trafo-Station

60.23 Schotterfläche

60.23 Aufschüttung

1585 60.25 Grasweg

60.50 Kleine Grasfläche

1428/30

Zaun

Grenze des räumlichen Geltungsbereiches Schrebergartensiedlung (§ 9 Abs.7 BauGB)

88046 Friedrichshafen Otto-Lilienthal-Str. 4 T. 07541/38875-0 M. [email protected] Werkstraße PROJEKT ZMA-20012-002 Maßnahmen Plan MASSNAHME ZMS-19-A009 BPL und FNPä BEARBEITET 28.08.2019 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 m "Reichenauerwiesen

15

Ost" Maßstab 1:1000

190828_UB_Reichenauerwiesen_Massnahmen_alue.dwg

Große Kreisstadt Radolfzell am Bodensee

Bebauungsplan und Teiländerung Flächennutzungsplan „Reichenauerwiesen Ost“, Böhringen

NATURA 2000 - VORPRÜFUNG

28.08.2019

meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH Otto-Lilienthal-Straße 4 88046 Friedrichshafen

1

Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“. Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

1. Allgemeine Angaben 1.1 Vorhaben Errichtung einer Photovoltaik-Freilandanlage südlich der Bahnlinie Radolfzell- Singen im Anschluss an die bestehende Photovoltaik-Freilandanlage nördlich der Werkstraße. Das Plangebiet umfasst eine Größe von ca. 0,97 ha und befin- det sich am südöstlichen Siedlungsrand des Stadtteils Böhringen südlich der Bahnlinie Radolfzell-Singen. 1.2 Natura 2000-Gebiete Gebietsnummer(n) Gebietsname(n) 8219-341 Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen (bitte alle betroffenen Gebiete auflisten) 8220-401 Untersee des Bodensees 1.3 Vorhabenträger Adresse Telefon / Fax / E-Mail Große Kreisstadt Radolfzell a.B. 07732 81-0 OB Martin Staab Marktplatz 2 78315 Radolfzell am Bodensee

1.4 Gemeinde Radolfzell am Bodensee (Konstanz)

1.5 Genehmigungsbehörde Landratsamt Konstanz, Amt für Baurecht und Umwelt (sofern nicht § 34 Abs. 6 BNatSchG einschlägig)

1.6 Naturschutzbehörde Landratsamt Konstanz, Amt für Baurecht und Umwelt, Sachgebiet Naturschutz

1.7 Beschreibung des Vor- Die Stadtwerke Radolfzell beabsichtigen die Errichtung einer Photovoltaik-Frei- habens flächenanlage mit einer Gesamtleistung von 747,72 kWp. Vorgesehen sind 2412 Solarmodule, sieben Wechselrichter, eine Trafostation sowie ein 4 m breiter Weg um das Modulfeld. Die 2.412 PV-Module werden in langen parallelen Reihen installiert und auf Metallgestelle 40 bis 70 cm hoch aufgeständert. Durch diese Ständerwerke wird eine minimale direkte Bodenversiegelung erreicht. Die Be- festigung erfolgt über Schraubanker gegen Windsog und verursacht ebenfalls praktisch keine Bodenversiegelung. Die Errichtung der Anlage erfolgt zur bes- seren Lastverteilung auf einem Geogitter. Aus Sicherheitsgründen soll das Ge- lände mit einem 2,20 m hohen Zaun eingezäunt werden. Zudem ist die Errich- tung einer Trafostation mit 4 m Höhe geplant. Diese wird auf Grund des Hoch- wasserrisikos im Plangebiet nicht, wie sonst üblich, eingegraben, sondern eben- erdig aufgestellt. Die notwendigen Kabel werden eingeleitet und von Erdreich bedeckt, so dass es um die Trafostation zu Bodenauftrag kommt. Die Erschlie- ßung der Anlage erfolgt über das südöstlich anschließende Gewerbegebiet und die Wegeflächen der bestehenden Kleingartenanlage. Die geplante Photovoltaik-Anlage soll östlich der Grünlandflächen der Reiche- nauerwiesen errichtet werden. Im Westen trennen geschützte Offenlandbiotope das Plangebiet von den weitläufigen Grünlandflächen der Reichenauerwiesen und dem FFH-Gebiet „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ ab.

weitere Ausführungen: siehe Anlage

1

Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

2. Zeichnerische und kartographische Darstellung Das Vorhaben soll durch Zeichnung und Kartenauszüge soweit dargestellt werden, dass dessen Dimensi- onierung und örtliche Lage eindeutig erkennbar ist. Für Zeichnung und Karte sind angemessene Maß- stäbe zu wählen. 2.1 Zeichnung und kartographische Darstellung in beigefügten Antragsunterlagen enthalten 2.2 Zeichnung / Handskizze als Anlage kartographische Darstellung zur örtlichen Lage als Anlage

3. Aufgestellt durch (Vorhabenträger oder Beauftragter): Anschrift * Telefon * Fax * meixnergeerds Stadtentwicklung GmbH 07541 38875-0 07541 38875-19 Otto-Lilienthal-Straße 4

88046 Friedrichshafen e-mail * [email protected] * sofern abweichend von Punkt 1.3

28.08.2019 i.A. Datum Unterschrift Eingangsstempel Naturschutzbehörde (Beginn Monatsfrist gem. § 34 Abs. 6 BNatSchG) Erläuterungen zum Formblatt sind bei der Naturschutzbehörde erhältlich o- der unter http://natura2000-bw.de → "Formblätter Natura 2000"

4. Feststellung der Verfahrenszuständigkeit (Ausgenommen sind Vorhaben, die unmittelbar der Verwaltung der Natura 2000-Gebiete dienen)

4.1 Liegt das Vorhaben Vermerke der zuständi- gen Behörde in einem Natura 2000-Gebiet oder außerhalb eines Natura 2000-Gebiets mit möglicher Wirkung auf ein oder ggfs. meh- rere Gebiete oder auf maßgebliche Bestandteile eines Gebiets?  weiter bei Ziffer 4.2

4.2 Bedarf das Vorhaben einer behördlichen Entscheidung oder besteht eine sonstige Pflicht, das Vorhaben einer Behörde anzuzeigen? ja  weiter bei Ziffer 5 nein  weiter bei Ziffer 4.3

4.3 Da das Vorhaben keiner behördlichen Erlaubnis oder Fristablauf: Anzeige an eine Behörde bedarf, wird es gemäß § 34 Abs. 6 Bundesnaturschutzgesetz der zuständigen Naturschutzbehörde hiermit angezeigt.

(1 Monat nach Ein-  weiter bei Ziffer 5 gang der Anzeige

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg 2 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

5. Darstellung der durch das Vorhaben betroffenen Lebensraumtypen bzw. Lebensräume von Arten *) Lebensraumtyp (einschließlich charakte- Lebensraumtyp oder Art bzw. deren Le- Vermerke der zuständi- ristischer Arten) oder Lebensräume von bensraum kann grundsätzlich durch fol- gen Behörde Arten **) gende Wirkungen erheblich beeinträch- tigt werden:

3130 Nährstoffarme bis mäßig nähr- Im Wirkraum nicht vorkommend. stoffreiche Stillgewässer

3140 Kalkreiche, nährstoffarme Stillge- Im Wirkraum nicht vorkommend. wässer mit Armleuchteralgen

3150 Natürliche nährstoffreiche Seen Im Wirkraum nicht vorkommend.

3260 Fließgewässer mit flutender Was- Im Wirkraum nicht vorkommend. servegetation

6210 Kalk-Magerrasen Im Wirkraum nicht vorkommend.

6410 Pfeifengraswiesen Die nächstgelegenen Pfeifengraswiesen liegen mind. 500 m südlich des Plange- bietes. Negative Auswirkungen durch das Vorhaben können ausgeschlossen werden.

6430 Feuchte Hochstaudenfluren Im Wirkraum nicht vorkommend.

6510 Magere Flachland-Mähwiese Magere Flachland-Mähwiesen liegen ca. 50 m westlich des Plangebietes. Di- rekte Wirkungen, z.B. Flächeninan- spruchnahme oder Veränderungen des Grundwasserregimes, können ausge- schlossen werden. Das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolf- zeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ werden durch Feldgehölze vom Plange- biet abgeschirmt. Über die Dauer der Bauphase sind evtl. zusätzliche Schadstoffemissionen durch die Anlieferung der Trafo-Station zu er- warten. Diese sind temporär und nicht erheblich.

*7210 Kalkreiche Sümpfe mit Im Wirkraum nicht vorkommend. Schneidried

9130 Waldmeister-Buchenwald Im Wirkraum nicht vorkommend.

91E0* Auenwälder mit Erle, Esche, Im Wirkraum nicht vorkommend. Weide

91F0 Hartholzauenwälder Im Wirkraum nicht vorkommend.

1014 Schmale Windelschnecke Die nächstgelegenen Lebensstätten der Schmalen Windelschnecke befinden sich ca. 50 m westlich des Plangebie- tes. Direkte Wirkungen, z.B. Flächeninan- spruchnahme oder Veränderungen des 3 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Grundwasserregimes, können ausge- schlossen werden. Das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolf- zeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ werden durch Feldgehölze vom Plange- biet abgeschirmt. Über die Dauer der Bauphase sind evtl. zusätzliche Schadstoffemissionen, Er- schütterungen und Vibrationen durch die Anlieferung der Trafo-Station zu er- warten. Diese sind temporär und nicht erheblich.

1016 Bauchige Windelschnecke Die nächstgelegenen Lebensstätten der Bauchigen Windelschnecke befinden sich ca. 250m südwestlich des Plange- bietes. Direkte Wirkungen, z.B. Flächeninan- spruchnahme oder Veränderungen des Grundwasserregimes, können ausge- schlossen werden. Das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolf- zeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ werden durch Feldgehölze vom Plange- biet abgeschirmt. Über die Dauer der Bauphase sind evtl. zusätzliche Schadstoffemissionen, Er- schütterungen und Vibrationen durch die Anlieferung der Trafo-Station zu er- warten. Diese sind temporär und nicht erheblich.

4056 Zierliche Tellerschnecke Nicht im Wirkraum vorkommend.

1044 Helm-Azurjungfer Nicht im Wirkraum vorkommend.

1059 Heller Wiesenknopf-Ameisen- Nicht im Wirkraum vorkommend. Bläuling Ca. 30 m westlich des Plangebietes ist ein Bereich für die Aufwertung / Schaf- fung vorhandener / neuer Lebensräume für den Hellen Wiesenknopf-Ameisen- Bläuling als Entwicklungsziel im Ma- nagementplan dargestellt. Das Vorhaben steht diesem Ziel nicht entgegen.

1061 Dunkler Wiesenknopf-Ameisen- Nicht im Wirkraum vorkommend. Bläuling

1096 Bachneunauge Nicht im Wirkraum vorkommend.

1163 Groppe Nicht im Wirkraum vorkommend.

1166 Kammmolch Nicht im Wirkraum vorkommend.

1193 Gelbbauchunke Nicht im Wirkraum vorkommend.

1337 Biber Nicht im Wirkraum vorkommend. 4 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

1381 Grünes Besenmoos Nicht im Wirkraum vorkommend.

1670 Bodensee-Vergissmeinnicht Nicht im Wirkraum vorkommend.

1903 Sumpf-Glanzkraut Nicht im Wirkraum vorkommend.

A004 Zwergtaucher Das Vogelschutzgebiet 8220-401 Unter- see des Bodensees liegt ca. 500 m süd- A005 Haubentaucher lich des Plangebietes. Negative direkte und indirekte Auswirkungen auf die vor- A008 Schwarzhalstaucher kommenden Arten im Gebiet sind auf

A017 Kormoran Grund der Entfernung unwahrscheinlich.

A021 Rohrdommel

A022 Zwergdommel

A027 Silberreiher

A029 Pupurreiher

A037 Zwergschwan

A038 Singschwan

A050 Pfeifente

A051 Schnatterente

A052 Krickente

A053 Stockente

A054 Spießente

A055 Knäkente

A056 Löffelente

A058 Kolbenente

A059 Tafelente

A060 Moorente

A061 Reiherente

A062 Bergente

A067 Schellente

A068 Zwergsäger

A070 Gänsesäger

A073 Schwarzmilan

A081 Rohrweihe

A098 Merlin

A099 Baumfalke

A103 Wanderfalke

A118 Wasserralle

5 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

A119 Tüpfelsumpfhuhn

A120 Kleines Sumpfhuhn

A125 Blässhuhn

A136 Flussregenpfeifer

A142 Kiebitz

A145 Zwergstrandläufer

A149 Alpenstrandläufer

A151 Kampfläufer

A160 Großer Brachvogel

A166 Bruchwasserläufer

A176 Schwarzkopfmöwe

A177 Zwergmöwe

A197 Trauerseeschwalbe

A229 Eisvogel

A232 Wiedehopf

A234 Grauspecht

A249 Uferseeschwalbe

A276 Schwarzkehlchen

A298 Drosselrohrsänger

A338 Neuntöter

*) Sofern ein Lebensraumtyp oder eine Art an verschiedenen Orten vom Vorhaben betroffen ist, bitte geografische Bezeichnung zur Unterscheidung mit angeben. Sofern ein Lebensraumtyp oder eine Art in verschiedenen Natura 2000-Gebieten betroffen ist, bitte die jeweilige Gebietsnummer – und ggf. geografische Bezeichnung – mit angeben. **) Im Sinne der FFH-Richtlinie prioritäre Lebensraumtypen oder Arten bitte mit einem Sternchen kennzeichnen. weitere Ausführungen: siehe Anlage

6 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

6. Überschlägige Ermittlung möglicher erheblicher Beeinträchtigungen durch das Vorha- ben anhand vorhandener Unterlagen

mögliche erhebliche Beein- betroffene Le- Wirkung auf Lebensraumtypen oder Vermerke der zustän- trächtigungen bensraum- Lebensstätten von Arten (Art der Wir- digen Behörde typen oder Ar- kung, Intensität, Grad der Beeinträchti- ten *) **) gung) 6.1 anlagebedingt

6.1.1 Flächenverlust (Versiege- Keine. Durch das Vorhaben sind keine erhebli- lung) chen Wirkungen durch Flächenverlust, Flächenumwandlung und Nutzungsände-

6.1.2 Flächenumwandlung rungen zu erwarten. 6.1.3 Nutzungsänderung

6.1.4 Zerschneidung, Fragmentie- Keine. Durch das Vorhaben sind keine erhebli- rung von Natura 2000-Le- chen Wirkungen durch Zerschneidung, bensräumen Fragmentierung von Natura 2000-Lebens- räumen zu erwarten.

6.1.5 Veränderungen des (Grund-) Keine. Durch das Vorhaben sind keine erhebli- Wasserregimes chen Wirkungen durch Veränderungen des (Grund-) Wasserregimes zu erwarten. 6.2 betriebsbedingt

6.2.1 stoffliche Emissionen Keine. Keine.

6.2.2 akustische Veränderungen Keine. Keine.

6.2.3 optische Wirkungen Keine. Keine.

6.2.4 Veränderungen des Mikro- Keine. Keine. und Mesoklimas

6.2.5 Gewässerausbau Keine. Keine.

6.2.6 Einleitungen in Gewässer Keine. Keine. (stofflich, thermisch, hydrauli- scher Stress)

6.2.7 Zerschneidung, Fragmentie- Keine. Keine. rung, Kollision 6.3 baubedingt

6.3.1 Flächeninanspruchnahme Keine. Keine. (Baustraßen, Lagerplätze etc.)

6.3.2 Emissionen Magere Flach- Das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolfzel- land-Mähwiese ler Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes „Untersee“ werden Schmale Windel- durch Feldgehölze vom Plangebiet abge- schnecke, Bau- schirmt. Über die Dauer der Bauphase chige Windel- sind evtl. zusätzliche Schadstoffemissio- schnecke, Heller nen durch die Anlieferung der Trafo-Sta- Wiesenknopf- tion zu erwarten. Diese sind temporär und Ameisen-Bläuling nicht erheblich.

6.3.3 akustische Wirkungen Keine Keine

6.3.4 Barrierewirkung Keine. Keine.

7 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

6.3.5 Erschütterungen, Vibrationen Schmale Windel- Das FFH-Gebiet „Mettnau und Radolfzel- schnecke, Bau- ler Aach unterhalb Singen“ und Teile des chige Windel- Vogelschutzgebietes „Untersee“ werden schnecke, Heller durch Feldgehölze vom Plangebiet abge- Wiesenknopf- schirmt. Über die Dauer der Bauphase Ameisen-Bläuling sind evtl. zusätzliche Erschütterungen und Vibrationen zu erwarten. Diese sind tem- porär und nicht erheblich.

*) Sofern ein Lebensraumtyp oder eine Art an verschiedenen Orten vom Vorhaben betroffen ist, bitte geografische Bezeichnung zur Unterscheidung mit angeben. Sofern ein Lebensraumtyp oder eine Art in verschiedenen Natura 2000-Gebieten betroffen ist, bitte die jeweilige Gebietsnummer – und ggf. geografische Bezeichnung – mit angeben.

**) Im Sinne der FFH-Richtlinie prioritäre Lebensraumtypen oder Arten bitte mit einem Sternchen kennzeichnen.

8 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

7. Summationswirkung Besteht die Möglichkeit, dass durch das Vorhaben im Zusammenwirken mit anderen, bereits bestehen- den oder geplanten Maßnahmen die Schutz- und Erhaltungsziele eines oder mehrerer Natura 2000-Ge- biete erheblich beeinträchtigt werden?

ja weitere Ausführungen: siehe Anlage

betroffener mit welchen Planungen oder welche Wirkungen sind betroffen? Vermerke der zustän- Lebensraum- Maßnahmen kann das Vorhaben digen Behörde typ oder Art in der Summation zu erheblichen Beeinträchtigungen führen ?

7.1

7.2

7.3

7.4

7.5

Sofern durch das Vorhaben Lebensraumtypen oder Arten in mehreren Natura 2000-Gebieten betroffen sind, bitte auf einem separaten Blatt die jeweilige Gebietsnummer mit angeben. nein, Summationswirkungen sind nicht gegeben

9 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

8. Anmerkungen

(z.B. mangelnde Unterlagen zur Beurteilung der Wirkungen oder Hinweise auf Maßnahmen, die eine Be- einträchtigung von Arten, Lebensräumen, Erhaltungszielen vermeiden könnten)

Die für die Natura 2000 – Vorprüfung relevanten Lebensraumtypen, Arten und Lebensstätten wurden den Informationen zum Managementplan für das FFH-Gebiet 8219-341 „Mettnau und Radolfzeller Aach unterhalb Singen“ und Teile des Vogelschutzgebietes 8220-401 „Untersee“ (Regierungspräsi- dium Freiburg, Stand Februar 2019) entnommen.

weitere Ausführungen: siehe Anlage

10 Natura 2000 – Vorprüfung zum BPL „Reichenauerwiesen Ost“ Radolfzell-Böhringen

Stand: 01 / 2013 Formblatt zur Natura 2000 – Vorprüfung in Baden-Württemberg

9. Stellungnahme der zuständigen Naturschutzbehörde

Auf der Grundlage der vorstehenden Angaben und des gegenwärtigen Kenntnisstandes wird davon ausge- gangen, dass vom Vorhaben keine erhebliche Beeinträchtigung der Schutz- und Erhaltungsziele des / der oben genannten Natura 2000-Gebiete ausgeht.

Begründung:

Das Vorhaben ist geeignet, die Schutz- und Erhaltungsziele des / der oben genannten Natura 2000-Ge- biets / Natura 2000-Gebiete erheblich zu beeinträchtigen. Eine Natura 2000-Verträglichkeitsprüfung muss durchgeführt werden.

Begründung:

Bearbeiter Naturschutzbehörde (Name, Telefon) Datum Handzeichen Bemerkungen

Erfassung in Natura 2000 Eingriffsdatenbank durch: Datum Handzeichen Bemerkungen

Bearbeiter Genehmigungsbehörde (Name, Telefon) Datum Handzeichen Bemerkungen

11 50 Legende

1594 1427/13

FFH-Gebiet "Mettnau und 1593 69 Radolfzeller Aach unterhalb Singen"

1551/1

1427/10

1552

22/1

24 22/2 Geltungsbereich

1553 1427/6

22 1427/11

1555/1

1427/27

1498/1 1557

20

Reichenauerwiesen 1427/8

1428/22

1558 1585

1605

1561

1565

1428/30

1428/23

1566

1568

Werkstraße

15

1428/19 11

1428/39 1428

5

1428/14

1575

1428/24

7

Neu Bohlingen

1428/16

1576 7

1428/17 4

5

1577 1428/4 88046 Friedrichshafen Otto-Lilienthal-Str. 4 T. 07541/38875-0 M. [email protected] 50

5 1579 Neu Bohlingen 4 a PROJEKT ZMA-20012-002 1428/31 1428/12 1428/25 FFH-Vorprüfung MASSNAHME ZMS-19-A009

1583/1 1428/26 BEARBEITET 28.08.2019 1428/3

2 a zum BPL

1583/2

3/3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 m "Reichenauerwiesen 1428/27

3/1 1428/37 Ost" 1583/3 Maßstab 1:2000

3

3/2 190828_FFH_Vorpruefung_alue.dwg 1427/11 Zeichenerklärung

12.61 Entwässerungsgraben Bahnlinie

33.41 Fettwiese mittlerer Standorte unterhalb Solar-Panelen

60.10 Trafo-Station

60.23 Schotterfläche

60.23 Aufschüttung

1585 60.25 Grasweg

60.50 Kleine Grasfläche

1428/30

Zaun

Grenze des räumlichen Geltungsbereiches Schrebergartensiedlung (§ 9 Abs.7 BauGB)

88046 Friedrichshafen Otto-Lilienthal-Str. 4 T. 07541/38875-0 M. [email protected] Werkstraße PROJEKT ZMA-20012-002 Maßnahmen Plan MASSNAHME ZMS-19-A009 BPL und FNPä BEARBEITET 28.08.2019 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 m "Reichenauerwiesen

15

Ost" Maßstab 1:1000

190828_UB_Reichenauerwiesen_Massnahmen_alue.dwg