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Meinungen Dezember 1975 und Informationen aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU

Heft 12/1975

Wir leben in einer Zeit des Außer- und sich um andere Ziele und Sinn- Der Christ gewöhnlichen; jedenfalls empfinden gebung müht, als viele Fortschritts- in der Spannung wir viele Ereignisse als ganz unge- apostel uns glauben machen wol- wöhnlich, vielleicht auch deshalb, len? Könnte es nicht sein, daß er zwischen weil es das Selbstbewußtsein frei, aber nicht das Produkt eman- stärkt, Zeuge nicht alltäglicher Vor- zipatorischer Erziehung sein will, persönlicher kommnisse zu sein. Die berau- daß er soziale Sicherheit will, aber Freiheit und schende Kraft des Neuen ist so stark, daß das noch nicht Dagewe- Verantwortung sene schlechthin als fortschrittlich für das Ganze* erscheint, daß ein kritisches Be- trachten des Neuen Verdacht er- regt. Bislang gültige Maßstäbe wer- Aus dem Inhalt Albrecht Martin, MdL den belanglos, weil vor dem Neuen Der Christ In der Spannung jedes Fragen, das Überkommenes zwischen persönlicher Freiheit und für die Beurteilung heranzieht, be- Verantwortung für das Ganze 1 stenfalls als hoffnungslos veraltet, Aus unserer Arbeit 5 in vielen Fällen aber mit tödlicher Wirkung als rückschrittlich verurteilt Leserbriefe 6 wird. Erst allmählich bemerken wir, Zum 20. Todestag daß wir mitunter einen hohen Preis von Robert Tillmanns 8 zahlen für einen maßlosen Fort- Aus christlicher Verantwortung schrittsglauben, der sich übrigens zu praktischer Mitarbeit 9 nicht auf das 19. Jahrhundert be- Kai-Uwe von Hassel rufen sollte, weil er damals durch In eigener Sache 10 noch vorhandene Substanz am Ausufern gehindert wurde. Wir ent- Buchbesprechungen 11 decken, daß der soziale Fortschritt, wie man ihn verstanden hat, ganze Gruppen hat liegen lassen, das Entstehen neuer Randgruppen nicht sich zunächst durch seine Arbeit verhindert hat. Wir entdecken, daß ernähren will, daß er Verantwor- die Auflösung verbindlicher ethi- tung tragen und nicht nur durch scher Normen keineswegs mehr gesellschaftliche Bindungen be- Freiheit gebracht hat, sondern in stimmt sein will? vielen Fällen mehr Not, ja daß wir Erschwert wird das alles durch in den Terroristen der radikalen eine beispiellose und in den Fol- Umkehr schlechthin aller Werte be- gen kaum zu überschätzende Ver- gegnen. Aber nur sehr zögernd wilderung und Verwirrung unserer beginnt man nach tieferen Ursa- Sprache. chen zu fragen. Könnte es nicht Gefährlich ist es auch, wenn wir sein, daß bei all diesem rasanten zentrale Begriffe unseres politi- Fortschrittsbemühen ein Irrtum un- schen Denkens in ihrer Bedeutung terlaufen ist, daß nämlich der verkürzen. Unmerklich fast haben Mensch nicht mitmacht, weil er an- wir uns daran gewöhnt, mit dem ders ist, aus anderen Kräften lebt Wort Freiheit nur die Abwesenheit von Zwang zu bezeichnen. Und so scheint es gerade widersprüchlich, Pfand, der Welt, gemacht habe, wie zahlt auch die Formulierung des daß das Bekenntnis der ersten Ge- er denn dem hohen Wert des Mit- gestellten Themas der inhaltlichen meinde lautete: „Herr ist Christus". menschen als einem Kind Gottes Verkürzung des Begriffes Freiheit Paulus nennt sich geradezu einen in seinem — nicht zuletzt politi- ihren Tribut. Denn wenn der „Sklaven Christi". Freiheit und An- schen — Handeln gerecht gewor- Mensch in der Spannung zwischen erkennung des Herrn schließen sich den sei. Christen mögen noch so Freiheit und Verantwortung steht, also für den Christen des NT nicht oft diese Verantwortung nicht ge- dann gehören Freiheit und Verant- aus, sondern das Bekenntnis „Herr sehen, gegen sie in schrecklichster wortung offenbar zunächst einmal ist Christus" begründet die Freiheit Weise sich vergangen haben — es nicht zusammen, dann kann jeden- des Glaubenden. Wie ist das mög- bleibt dabei, daß ohne diese Ver- falls einmal der Versuch gemacht lich? antwortung kein Glaube glaubwür- werden, Freiheit ohne Verantwor- Das Bekenntnis zu Christus band dig, keine persönliche Freiheit tung zu denken. Ähnlich steht es den Einzelnen ganz unmittelbar denkbar ist. Ja wir müssen sagen, um das Verhältnis von Person und und persönlich an den „Herrn aller daß nur im Wahrnehmen dieser Gemeinschaft, was immer wir dar- Herren, den König der Könige" Verantwortung sowohl Glaube wie unter im Einzelfall verstehen. So und hob ihn damit aus allen Bin- persönliche Freiheit überhaupt werden wir uns bei Behandlung dungen zu weniger mächtigen Ge- greifbar werden. unseres Themas zunächst mit der walten, machte ihn persönlich frei. Bisher haben wir von der Ver- Klärung der Begriffe beschäftigen Paulus hat im Philemonbrief ge- antwortung für die Welt, für die müssen. zeigt, daß diese persönliche Frei- Menschen gesprochen; was bedeu- heit grundsätzlich auch durch die tet das konkret, was bedeutet es Rechtsstellung des Sklaven nicht politisch? Das Thema spricht von infrage gestellt werde, daß aber die der Verantwortung für das Ganze, Neubewertung des Menschen durch wählt also einen sehr wenig be- stimmten Begriff. Sehe ich recht, Unser C bedeutet Verpflichtung Christi Heilstat auch zur Änderung der tatsächlichen Verhältnisse, min- so liegt in der Unbestimmtheit eine destens unter Christen, führen bestimmte Aussage. Denn sind Auf den ersten Blick, und für viele müsse. Der Wert des Menschen, nicht Anzeichen der Unregierbar- Zeitgenossen überhaupt, kann es der besondere Charakter seiner keit der demokratisch geordneten als anmaßend erscheinen, wenn Personalität, beruht für das bibli- Industriestaaten, sind nicht viele darüber nachgedacht wird, in welch sche Bild vom Menschen nicht auf höchst aktuelle Schwierigkeiten besonderer Weise sich den Chri- der an sich gegebenen Einmalig- auch in unserem Land darauf zu- sten die Frage nach Freiheit und keit, sondern darauf, daß Gott die- rückzuführen, daß man die Verant- Verantwortung stellt. Aber der sen Menschen in ganz besonderer wortung für einen jeweiligen Teil- heute viel beschworene Pluralismus Weise innerhalb der Schöpfung bereich sehr deutlich sieht, aber muß es ja noch erlauben, daß Mit- herausgehoben hat und durch die sich um die anderen Teile sehr glieder und Freunde einer Partei, Erlösung diese Nähe erneuert und wenig kümmert. Ein Politiker findet daß nachdenkliche Bürger über ent- bestätigt hat. Das alttestamentliche leicht Zustimmung und Anhänger- scheidende Fragen auch unserer „Ich habe Dich bei Deinem Namen schaft, wenn er dazu aufruft, die politischen Zukunft nachdenken im gerufen, Du bist mein" begründet Verantwortung für die Wirtschaft, ganz bewußten Bezug auf den die Personalität des Menschen, wie für die sozialen Randgruppen, für Glaubensgrund, der sie trägt. Die der Glaube an den erhöhten Chri- den Frieden, für die Resozialisie- Unionsparteien haben das C in stus seine Freiheit. Die persönliche rung der Strafgefangenen, für die ihrem Namen immer als Verpflich- Freiheit des Christen ist also das 3. Welt usw. ernstzunehmen. Es tung verstanden, ihre politischen Ergebnis der von Gott gesetzten liegt mir fern, irgendeines dieser Entscheidungen am Ausspruch des und vom Menschen im Glauben Aufgabengebiete abzuwerten oder Evangeliums zu orientieren. Das begriffenen und ergriffenen Bin- unsere Verantwortung dafür gering schützt nicht vor Irrtum und Ver- dung an diesen Herrn. einzuschätzen. Vielmehr geht es sagen, aber es befreit auch dazu, An dieser Stelle müssen wir die mir um die Tatsache, daß wir - sie zu sehen und nach immer andere Seite des Themas, die auch und gerade als Politiker - neuen Wegen zu suchen; womit wir Frage der Verantwortung ins Spiel oft in der Gefahr sind, unsere Ver- übrigens wieder bei der Freiheit bringen. Denn die persönliche Frei- antwortung für einen Bereich so in wären. heit des Christen unterscheidet sich den Vordergrund zu schieben, daß vom Individualismus nicht nur durch andere Verantwortlichkeiten zu kurz die Bindung zu einem Herrn, son- kommen. dern ebenso durch die Hinwendung zur Welt und zu den Mitmenschen. Über die Freiheit des -Glaubenden Freiheit der Person zeigt, ja ver- wirklicht sich in der Fähigkeit, Ant- wort zu geben, verantwortlich zu Unsere Verantwortung Jeder von uns kennt zahlreiche sein. Die Bibel sieht den Menschen für das Ganze Worte des Neuen Testamentes, die von Anfang an nicht als den willen- dem an Christus Glaubenden Frei- losen Knecht, sondern als den Part- heit zusprechen. „So bestehet nun ner, mindestens den Gesprächs- Wir alle wissen, daß die Diskus- in der Freiheit, zu der uns Christus partner Gottes. Antwort muß der sion der Frage, wie man konkret befreit hat" ruft Paulus den Gala- Mensch geben auf die Frage, was die Verantwortung für das Ganze tern zu. Auf den ersten Blick er- er denn mit dem ihm anvertrauten als Christ wahrzunehmen habe, sich in der evangelischen Kirche che Freiheitsrechte nicht einräumt. Evangelische Verantwortung 12/75 nicht nur an der Problematik Ich meine, daß die Radikalität des aktueller Fragen entzündet hat. Anspruches des Evangeliums uns Das Ringen um die Antwort auf nicht erlaubt, die Dinge einfach zu die Frage „Wie nehme ich als ein sehen, sondern uns im Gegenteil in Christus Gebundener und da- verpflichtet, die Probleme sehr durch Befreiter die Verantwortung sorgfältig zu prüfen. Die uns als wahr?" ist eines der erregendsten Worte Jesu überlieferten Weisun- Themen der Kirchengeschichte und gen in den Evangelien setzen ja bildet ein wichtiges Kapitel der eine sehr differenzierte Prüfung der aber es sind doch Werte von ho- abendländischen Geschichte. Wir konkreten Situation voraus — in hem Rang, für die sich einzusetzen können ihm hier nicht nachgehen. den differenzierten Verhältnissen lohnt. Aber kurz sei das Problem an der modernen Welt können wir uns Oder ist man der Meinung, daß zwei Fragenkomplexen angespro- die Prüfung noch weniger schen- die kommunistische Welt ein höhe- chen, die heute durchaus aktuell ken. res Maß an menschlicher Freiheit sind und von denen ich bekennen 2. Während des Kirchentages in gewähre als der Staat der parla- muß, daß mir die Spannung zwi- Frankfurt wurde bei einer Podiums- mentarischen Demokratie mit sei- schen der Freiheit des Glaubens- diskussion die Frage gestellt, nen auch bestehenden mancherlei gehorsams und der Verantwortung warum die evangelischen Christen Abhängigkeiten und Unvollkom- für das Ganze in meinem eigenen in der CDU/CSU sich als reformeri- menheiten? Es gehört zu den rät- politischen Handeln immer neu Not scher Flügel nicht durchsetzen selhaften Gegebenheiten, daß Glie- macht. könnten. Nun verrät schon diese der der Gemeinde in ihrer berech- 1. Wir erinnern uns, daß die Frage eine erschütternde Unkennt- tigten Kritik an Verletzungen der Diskussion um die Bildung und nis der letzten zwei Jahrzehnte, Freiheit im demokratischen Westen Rüstung der Bundeswehr nicht nur denn die Koalition von SPD und blind werden gegenüber der prin- im politischen Raum geführt wurde, FDP hat seit 1969 keine einzige zipiellen und organisierten Unfrei- Reform durchgeführt, die sich mit sondern unsere evangelische Kir- heit des Kommunismus. Auch hier che bis an die Grenze des Ausein- den großen Reformwerken Soziale hat die Sprachverwirrung schon er- anderbrechens führte. Wie ist das Marktwirtschaft, dynamische Rente, schreckende Ergebnisse gebracht. Friedensgebot Christi zu erfüllen, Vermögensbildung messen könnte, Freiheit als Einsicht in die histori- so daß nicht nur ich gehorsam und die oft gepriesene Neuorien- sche Notwendigkeit ist etwas radi- bleibe, sondern daß auch mein tierung der deutschen Ostpolitik kal anderes als die Freiheit, die an Nachbar die Freiheit behält, in Frie- besteht für mich darin, daß die die Verantwortlichkeit appelliert. den leben zu können? Ich weiß deutsche Seite das von Gerhard Uns trennen nicht unterschiedliche sehr wohl, daß der Christ nicht Schröder seinerzeit vorsichtig ab- gesellschaftliche Systeme, sondern fragen darf, ob der Gehorsam ihn tastend eingeleitete Spiel so wei- uns trennt das Bild vom Menschen, terführt, daß die andere Seite einen in Gefahr bringe - aber darf ich der entweder die Chance zur Ver- die Entscheidung, notfalls bereit Stich nach dem anderen gewinnt. antwortung hat, oder in die histo- zum Martyrium zu sein, auch für Aber die Frage des Kirchentags- rische Notwendigkeit eingespannt teilnehmers hat tiefere Bedeutung. den Nachbarn fällen? Gewiß, es ist ist. Nur um diese Frage geht es, eine große Aufgabe des Christen, Von der Sucht nach Neuerung spra- und wir sollten wachsam sein ge- chen wir schon, die jedes Neue durch sein Verhalten der Welt das genüber Kräften auch in unserer schlechthin schon als Reform be- Beispiel, das Zeugnis der neuen Gesellschaft, die mit dieser oder trachtet. Sehe ich recht, so hat die Welt zu geben, — aber darf der jener scheinbar einleuchtenden Be- Bereitschaft zur Veränderung beim Politiker das einem ganzen Volk gründung die persönliche Verant- Christen zwei Wurzeln. Einmal för- zumuten? Und es stimmt ja ein- wortlichkeit des Menschen und da- dert die Befreiung von den Mäch- fach nicht, daß es nur des Beispie- mit seine Freiheit einengen wollen. les radikaler Friedensliebe bedürfe, ten der Welt diese Bereitschaft zur um zum Weltfrieden zu kommen. Veränderung, andererseits kann sie Oder glaubt jemand im Ernst, die auch zu einer so starken Relativie- 23000 Panzer auf östlicher Seite rung des Bestehenden führen, daß stünden bereit aus Furcht und die überkommene Ordnung gleich- Sorge vor den 6000 Panzern des gültig wird. Ganz gewiß sind Ord- Gemeinsame ethische Grundsätze Westens? Aus der Verantwortung nungen des Staates, der Gesell- für die persönliche Freiheit des Ein- schaft, des Rechtes vor dem An- zelnen, die ja auch und in beson- spruch Gottes ihrer Letztgültigkeit Die Spannung zwischen persön- derem Maße die Freiheit seines entkleidet; aber sind sie darum licher Freiheit und Verantwortung Gewissens ist, sichert unser Staat gleichgültig? Natürlich weiß ich, für das Ganze muß in dem Augen- die Freiheit des Kriegsdienstver- daß auch unter dem Zwang der blick eine neue Dimension erhalten, weigerers. Wer dieses Recht wahr- Unfreiheit, unter der kommunisti- in dem es keine von allen Gliedern nimmt, der wird gewiß im Ersatz- schen Diktatur sich Freiheit des einer Gemeinschaft anerkannten dienst Gutes leisten, aber er muß Christen bewähren kann; aber ent- Grundlagen der Ordnung mehr sich vor Augen halten, daß er selbst hebt mich das der Pflicht, alles zu gibt. Vor dieser, besser in dieser dieses nur tun kann, weil ein an- tun, um solche Unfreiheit abzuweh- Lage sind wir. Wir nennen diese derer Wehrdienst leistet und damit ren? Gewiß sind die Freiheits- geistige Situation Pluralismus. Oft den Freiraum absichert gegen rechte, wie unsere Verfassung sie bezeichnet man damit die Vielfalt einen möglichen Gegner, der sol- gewährleistet, keine letzten Werte, der gesellschaftlichen Gruppen und Evangelische Verantwortung 12/75 aussetzung für gemeinsam gese- Persönliche Freiheit und Verant- hene Verantwortung, sind aus dem wortung für das Ganze — beide BHck verschwunden. Forderungen gilt es jeweils zu sehen, nicht in der Addition, so Daher müssen wir erneut nach als träte die Verantwortung zur der Verantwortung des Christen persönlichen Freiheit hinzu, son- für das Ganze fragen, denn wir dern in der gegenseitigen Bedingt- wissen ja nicht nur um die Welt- heit: Persönliche Freiheit bewährt lichkeit der Welt, sondern haben sich in der Verantwortung für das es ernst zu nehmen, daß die Mehr- Ganze, die Ordnung des Ganzen Interessen, ihre oft unvereinbar ge- heit auch in unserem Volk Ord- sichert die Freiheit des Einzelnen. geneinanderlaufenden Absichten nungen nicht deshalb festhält, weil Diese Freiheit erst hebt das und Ziele. Das alles macht heute sie z. B. von der christlichen Ethik „Ganze" aus der Masse zur Ge- viel Mühe und oft auch Not, wie geprägt sind. Darf man, selbst meinschaft. Diese Gemeinschaft in schon angedeutet wurde. Aber die wenn Mehrheiten es erlauben, Ge- den Gemeinden, im Staat und in Rivalitäten der Gruppen sind so- setze verabschieden, die z. B. das überstaatlichen Organisationen zu lange harmlos, als die Gruppen biblische Menschenbild vorausset- ordnen, ihr Weg und Ziel zu set- durch weitgehend übereinstimmen- zen? Trete ich damit nicht der Frei- zen, heißt politisches Handeln. In de Grundüberzeugungen verbun- heit des Menschen mit anderen der Demokratie ist das Aufgabe den sind. Die Väter des Grundge- Überzeugungen zu nahe? Darf ich aller Bürger, keineswegs nur der setzes konnten sich — über die durch Gesetze einen anderen hin- Politiker. Grenzen der Parteien hinweg — dern zu „sündigen", wenn dieser So sind wir aufgefordert, Antwort von gemeinsam anerkannten ethi- andere sein Tun keineswegs als zu geben, wie wir unsere Freiheit schen Grundsätzen getragen wis- Unrecht empfindet, sondern als verwirklichen, wie wir unsere Ver- sen. Daß menschliches Leben un- sein „gutes Recht"? Ich meine, antwortung begreifen, unter wel- bedingt zu schützen sei, was daß diese Frage nur beantwortet chem Bezugspunkt wir unser Han- menschliches Leben sei, daß Ge- werden kann im Aushalten der deln verstehen. Als freie Menschen waltanwendung nicht erlaubt sei, Spannung, von der unser Thema wissen wir um die Möglichkeit des daß Ehe und Familie zu schützen ausgeht. Bedroht die Wahrneh- Irrtums, wissen auch, daß wir nur seien, das war in ganz erheblichem mung eines Rechtes eine Ordnung Antwort geben können, weil Gottes Ausmaß gemeinsame Überzeugung. des Ganzen, die ja wieder die Vor- Zuspruch uns Pflicht und Recht Es war eben sehr wohl begründet, aussetzung meiner persönlichen dazu gab. Aus dieser Freiheit ver- daß die Präambel des Grundsatzes Freiheit ist, so darf sie nicht durch- suchte dieser Vortrag Fragen zu die politische Grundlegung unseres gesetzt werden. Ein zu wenig be- stellen und Antworten anzudeuten. Staates unter die Verantwortung achteter Gesichtspunkt dabei ist die vor Gott stellte. Die Formulierung Frage nach den Folgen für unser der Präambel wäre heute wohl Rechtsdenken. Es ist eben eine ebenso unmöglich, wie es heute immer neu bestätigte Erfahrung, unmöglich geworden ist, sich über daß kein Halten ist, wenn bestimmte entscheidende Grundlagen zu eini- Schranken einmal eingerissen sind. gen. Wir sind uns nur noch darin Emanzipation ist eben Befreiung Zu diesem Thema sprach Albrecht Martin einig, daß wir uns nicht mehr einig zum Bewähren in der Rechtsord- auf der Mitte September 75 in Baden-Baden stattgefundenen EAK-Reglonaltagung Süd. sind; die einmal von fast allen an- nung und nicht Befreiung von der Der hier veröffentlichte Artikel gibt sein erkannten Bezugspunkte, eine Vor- Rechtsordnung. Referat — in leicht gekürzter Form — wieder.

20. Bundestagung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU

5. bis 7. März 1976 Stuttgart, Liederhalle

Wir bitten um Vormerkung dieses Termines — die Zusendung der Einladung erfolgt recht- zeitig an alle Leser der Evangelischen Verantwortung. Weisen Sie bitte jetzt schon auf diese Veranstaltung in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis hin. des Polnischen Ökumenischen Ra- zum 1. Vorsitzenden gewählt, Hans- tes an einem Symposium über die Gerhard Willing, der 12 Jahre Vor- Aus unserer Arbeit deutsch-polnischen Beziehungen sitzender des EAK Köln war, hatte teilgenommen, das vom 13.—15. nicht mehr kandidiert. Der Evange- Oktober 1975 in Warschau statt- lische Arbeitskreis dankt Herrn Wil- fand. ling für seine langjährige aufopfe- Salzgitter: In Fortführung einer rungsvolle Tätigkeit. bereits begonnenen Veranstaltungs- Kronach: Im Mittelpunkt des Be- Erftstadt: Auf einer Veranstaltung reihe veranstaltete der Evangeli- zirkstreffens des Evangelischen Ar- des EAK der CDU Erftkreis, die in sche Arbeitskreis der CDU Salz- beitskreises der CSU Oberfranken Erftstadt-Lechenich stattfand, wurde gitter am 7. November 1975 eine stand das Referat des Landesvor- Wolfgang Grabmann zum EAK- Podiumsdiskussion zum Thema sitzenden und stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt; zu sei- „Was soll aus unseren Kindergär- Bundesvorsitzenden des EAK, Bun- nem Stellvertreter wählte die Ver- ten werden". Vor ca. 350 interes- desminister a. D. Dr. Werner Dollin- sammlung EAK-Landesgeschäfts- sierten Teilnehmern hielt der Frei- ger „Die geistige Auseinanderset- führer Rolf Wollziefer. burger Wissenschaftler Professor zung unserer Zeit". Nach einem Neben den Wahlen stand ein Dr. Hans-Herbert Deißler das Abriß der geistesgeschichtlichen Referat des EAK-Landesvorsitzen- Hauptreferat. In seinem Vortrag Entwicklung des letzten Jahrhun- den Dr. Hans-Ulrich Klose, MdL, setzte sich der Pädagoge leiden- derts führte Dr. Dollinger aus, daß zum Thema „Evangelische Verant- schaftlich für die Beibehaltung der man bei der Betrachtung der gei- wortung in» der Krise" im Mittel- Kinder bis zu sechs Jahren im Kin- stigen Auseinandersetzung der heu- punkt der Veranstaltung. dergarten ein. Er warnte vor einer tigen Zeit die Kirchen nicht aus- frühzeitlichen Überforderung der lassen dürfe. Im kirchlichen Be- Bonn: Zu Gesprächen und Dis- Kinder. Mit fünf Jahren würden die reich, so sagte er, gibt es oft Ent- kussionen trafen Ende November Kleinen dem spielerischen und wicklungen, die die Probleme der in Bonn Vertreter des Evangeli- spontan-kreativen Umgang mit der Zeit nicht auffangen. Das Feld der schen Arbeitskreises der CDU/CSU Welt entrissen, ehe sie zur Lern- öffentlich-kirchlichen Veranstaltun- sowohl mit dem Leiterkreis der pflicht und allem, was damit zu- gen kann nicht irgendwelchen Evangelischen Akademie in Deutsch- sammenhängt, fähig seien. Denn Gruppen überlassen werden. Die land als auch mit der Evangeli- schon im Wechsel von der Familie Kirche muß in politischen Fragen schen Aktionsgemeinschaft für Ar- in den Kindergarten lägen Über- eine klare Aussage treffen und beitnehmerfragen zusammen. gangsprobleme. Auf alle Fälle seien eine deutliche Sprache finden. Im An den Gesprächen nahmen u. a. Brüche der frühkindlichen Bildung politischen Bereich liefen sehr viele teil: Bundestagsvizepräsident Kai- beim Wechsel in die Institutionen Fragen auf die Auseinandersetzung Uwe von Hassel MdB, Pfarrer Man- zu vermeiden. Das Spiel in jegli- mit dem christlichen Gewissen zu. fred Schmidt MdB, Hans-Adolf de cher Form sei die fundamentale Dr. Dollinger erklärte weiter, daß Terra MdB, Dr. Georg Gölter MdB, Form des Lernens in der Familie das „C" im Parteinamen eine ganz Dr. Peter Egen, Dr. Volkmar Köhler und im Kindergarten. Wenn Kinder besondere Verpflichtung habe. Bei MdB, Dr. Jürgen G. Todenhöfer nicht durch ihre Neugier, ihre Er- der politischen Arbeit gehe es vor MdB, Ursula Benedix MdB, Dr. kundungslust und ihren Spieltrieb allem um den Menschen, der im MdB, Adolf Müller die Lernprozesse steuern dürfen, Mittelpunkt aller Überlegungen ste- (Remscheid) MdB und Rechtsan- sondern die Erwachsenen ihnen hen müsse. Man solle den Mut wältin Modersohn, Mitglied des dauernd Lernauflagen nach ihren haben, die Wahrheit zu sagen und Bundesvorstandes der Mittelstands- Vorstellungen zumuten, wenn sie gleichzeitig auch bereit sein, viel- vereinigung der CDU/CSU. die Erwartungen physisch und psy- leicht unbequeme Entscheidungen Neben allgemeinen politischen chisch nicht zu erfüllen vermögen zu treffen. Fragen wurden Probleme aus dem und sie deshalb bei ihren Erzie- Anschließend sprach der Bezirks- Bereich der Entwicklungspolitik, hern weniger gelten, kommen sie vorsitzende des EAK der CSU der beruflichen Bildung sowie der in Zwangslagen, die aufs ganze Oberfranken, Franz-Dieter Bley, Aufgabenstellung des Evangeli- Leben wirken. über die Aufgaben und Ziele des schen Arbeitskreises behandelt. An den Vortrag schloß sich eine Evangelischen Arbeitskreises, wo- rege Diskussion an, an der Horst bei er dazu aufrief, die Verständi- Leer: Ist Sterbehilfe eine straf- Horrmann, MdL, Stadtrat Dr. Kottke, gung zwischen kirchlichen Reprä- bare Handlung oder eine solidari- staatlicher Schulrat Bramer und sentanten und politischen Füh- sche Begleitung in den letzten Ta- Frau Schulte vom evangelischen rungskräften zu fördern und auch gen? Mit dieser Frage wurde eine Landesverband für Kinderpflege der Jugend die Möglichkeit zu ge- Podiumsdiskussion des Evangeli- Diskussionspartner waren. CDU- ben, durch kritische Fragen eine schen Arbeitskreises der CDU in Kreisvorsitzender Helmut Sauer offene Klärung der sie bewegenden Leer eingeleitet. Damit wurde die MdB, dankte dem Vorsitzenden des Probleme durch fundierte Ausspra- Aufmerksamkeit auf einen Fragen- EAK Salzgitter, Ernst von Essen, chemöglichkeiten herbeizuführen. komplex gelenkt, der in unserer für die Initiative dieses Forums. Zeit mit dem medizinisch-techni- Köln: Auf der Jahresversammlung schen Fortschritt einhergeht und Warschau/Bonn: Der Evangeli- des EAK der CDU Köln sprach zunehmend drängender wird. sche Arbeitskreis der CDU/CSU hat EAK-Landesvorsitzender Dr. Hans- Die außerordentlich gut besuchte — vertreten durch den Leiter der Ulrich Klose, MdL. Bei der anschlie- Versammlung unter der Gesprächs- Hermann-Ehlers-Akademie Kiel Dr. ßenden Neuwahl des EAK-Vorstan- leitung von Dr. Wilhelm Wübbena Walter Bernhardt - auf Einladung des Köln wurde Lutz Bergemann zeigte auf: Die Problematik ist weit- hin bekannt; es wird nach Lösun- Aber Leben muß nicht um jeden wie sehr auch heute noch die gei- gen in einer Situation gesucht, die Preis verlängert werden (Pastor stige Situation in weiten Teilberei- Grenzsituation im wahrsten Wort- Höppner). chen der christlichen Demokraten sinn ist. Es geht um Fragen wie Der Gesetzgeber muß dem Arzt sowohl von der evangelischen So- diese: Darf oder muß das mensch- ermöglichen, nach seiner Standes- zialethik als auch der katholischen liche Leben unter allen Umständen ethik handeln zu können (Rechts- Soziallehre geprägt sei. Demgegen- solange wie möglich erhalten wer- anwalt de Vries). über habe die SPD nicht die Wende den? Oder ist es geboten, von Fall Das Ergebnis der Aussprache vom Marxismus zum demokrati- zu Fall anders zu entscheiden? läßt sich in dem Satz zusammen- schen Sozialismus in ganzer Breite Und wer kann, darf oder muß sol- fassen: Sterbehilfe ist nicht Pflicht vollzogen. Eine Fülle der zum che Entscheidung treffen? oder Privileg von Arzt und Seel- Mannheimer Parteitag der SPD ein- Der Film „Sterbehilfe — Mord sorger allein; Sterbehilfe geht alle gebrachten Anträge beweise „un- oder Möglichkeit" und drei Kurz- an. verkennbar marxistisches Gedan- referate führten in die Thematik kengut aus der Klamottenkiste des ein: Der Arzt Dr. Dohrn, der Theo- Bonn: Mit Nachdruck widerspro- vergangenen Jahrhunderts". loge Uwe Höppner und der Jurist chen hat der Bundesgeschäftsfüh- Jan de Vries gaben je aus ihrer rer des Evangelischen Arbeitskrei- Wesel: Über „Ziele und Aufga- Sicht hilfreiche Beiträge, so u. a.: ses der CDU/CSU, Dr. Peter Egen, ben des EAK" sprach auf einer Ver- Der Arzt hat nicht nur das Mög- der von dem Referenten für Kir- anstaltung des Evangelischen Ar- liche, sondern auch das Sinnvolle chenfragen beim SPD-Parteivor- beitskreises in Wesel unter Vorsitz zu bedenken. Nicht alles, was mög- stand, Rüdiger Reitz, auf der Jah- von Dr. Dieter Beisecker EAK-Bun- lich ist, kann als erlaubt gelten. In restagung der „Aktionsgemein- desgeschäftsführer Dr. Peter Egen. der Pflichtenkollision stellt sich die schaft Dienst für den Frieden" auf- An das Referat schloß sich eine Gewissensfrage (Dr. Dohrn). gestellten Behauptung, wonach die intensive Aussprache an, in der ins- Der Fortschritt ist fähig, das Le- Elemente der christlich-sozialen besondere jenen Fragen nachge- ben zu verlängern, aber das Ster- Bewegung in der CDU/CSU zurück- gangen wurde, die sich mit einer ben macht er unmenschlicher. gedrängt worden seien. Egen er- verstärkten Tätigkeit des Evange- Trotzdem: Aktive Sterbehilfe kommt klärte in Bonn gegenüber dem lischen Arbeitskreises in den vor- einem Urteil über Wert und Un- Evangelischen Pressedienst, daß politischen Raum hinein beschäftig- wert gleich. Sie ist zu verwerfen. sich unschwer nachweisen lasse, ten.

von Inflationen und politischen prophylaktische Wirkung in Rech- Veränderungen, das konstante nung stellen muß. Wieviele Krisen Grundprinzip. Wenn diese entschei- werden durch ein Telefongespräch dende Barriere erst einmal durch- bei noch gesunden Menschen ver- Leser- brochen und die Zeitzählung über- hindert? haupt—einerlei zu welchem Preis — Briefe 4. Die Einführung der Zeitzählung eingeführt ist, wird der Ortsverkehr für Ortsgespräche schadet nicht nur einer im weiteren Verlauf mühelos den finanziell Schwachen, zu denen Die hier geäußerten Meinungen durchführbaren beliebigen Verteue- die psychisch Gefährdeten und Ein- brauchen nicht mit der Ansicht rung schutzlos ausgeliefert. samen zu einem großen Teil zäh- des Herausgebers oder der 2. Während die Bundesregierung len. Sie würde auch bei den besser Redaktion übereinzustimmen. ein einschneidendes Sparprogramm situierten Schichten eine nachhaltig zur Rettung der öffentlichen Finan- abschreckende Wirkung auf den Ge- zen und des Geldwertes verkündet brauch des Telefons als zwischen- und den Bürgern höhere Steuern menschliches Kommunikationsmittel und andere Opfer abverlangt, plant entfalten (die hemmende Wirkung die Bundespost gleichzeitig eine des auf-die-Uhr-schauens) und so- Über die Probleme und Schwierig- 1,6-Milliarden-Ausgabe, die zu einer mit das Telefon als Hilfe gegen keiten, die sich aus der Einführung der Zeitzählung im Telefonortsverkehr erge- Lähmung derTelefonseelsorge führt menschliche Nöte aller Art weit- ben, hat uns Frau Irmgard Rumpf, und in den Städten das Telefon in gehend unwirksam machen. 75 Karlsruhe 41, Elsa-B ran dström- seiner Funktion als wertvolles Kom- 5. Im Plan der Bundespost wird Straße 21, eine ausführliche Argumen- munikationsmittel für Alte und eine Tendenz deutlich, die auch auf tation zugesandt, aus der wir gekürzt Einsame weitgehend unbrauchbar anderen Gebieten zu beobachten einige wichtige Gedanken bringen. macht. ist, und die sich etwa folgender- Gleichzeitig weisen wir darauf hin, 3. Man kann den Plan einer Ein- maßen charakterisieren läßt: daß der ausführliche Wortlaut bei Frau Rumpf in Karlsruhe angefordert werden führung der Zeitzählung für Orts- Auf der einen Seite versuchen kann. gespräche geradezu als sozialpoli- der Staat und andere Körperschaf- tisch verantwortungslos charakteri- ten unter Einsatz von Milliarden sieren. verzweifelt — und weitgehend ver- 1. Für einen festen Tarif beliebig Hinzugefügt werden muß auch, geblich — die zunehmende körper- lange Ortsgespräche führen zu kön- daß sich der Kreis der in diesem liche, seelische und soziale Erkran- nen, war seit Einführung des Tele- Sinne Betroffenen noch dadurch kung unserer Gesellschaft in ihren fons bis zur Gegenwart, unabhängig erheblich vergrößert, daß man die Symptomen zu bekämpfen. Gleich- zeitig aber verzichtet derselbe In der Neujahrsnacht 1974 sind wurde und das die Feststellung ent- Staat nicht nur weitgehend auf eine mehr als 100 junge Menschen vor hielt „Rebellion ist gerechtfertigt". wirksame Ursachenbekämpfung, das Haus der ESG getreten und Anhand dieser langen Aufzäh- sondern plant wie im Beispiel der haben die Internationale gesungen. lung, die sicher noch fortzusetzen hier diskutierten Neuordnung auch Die Polizei der Stadt Frankfurt hat wäre, ist eindeutig, daß die ESG noch Maßnahmen, die die Ursachen Hinweise darauf, daß die Demon- Frankfurt auch zu denjenigen evan- dieser zunehmenden Erkrankung stration der iranischen Studenten- gelischen Studentengemeinden ge- verschärfen. Konföderation (CISNU) Anfang Ja- hört, die sich einer höchst einseiti- nuar 1974, bei der es zu Gewalt- gen politischen Tätigkeit verschrie- 6. Speziell die CDU müßte sich tätigkeiten kam, bezüglich der Tak- ben haben. Diese Entwicklungen dieses Problems annehmen. tik der Demonstranten auch im bedürfen unserer vollen Aufmerk- Als erste Bewährungsprobe in samkeit. Bezug auf die politische Konkreti- Dietrich-Bonhoeffer-Haus vorberei- sierung der „Neuen Sozialen Frage" tet worden ist. Arnulf Borsche MdL ergibt sich für die CDU die Aufgabe Die Psychologen-lnitiativ-Gruppe 6 Frankfurt 90, Lilienthalallee 19 einer wirksamen parlamentarischen (PIG) der Frankfurter Universität, Opposition gegen diesen unsozia- hinter der der KBW steht, tagte len Plan der Bundespost. regelmäßig im Dietrich-Bonhoeffer- Haus der ESG Frankfurt und wies darauf in Flugblättern hin, die sich Daß die Regionaltagung Süd des unter anderem auch mit der Gewalt- Evangelischen Arbeitskreises der CDU/ anwendung gegen Professoren CSU — über die wir in der letzten Aus- Zu dem Artikel „Evangelische Studen- (z. B. Sprengung der Engels-Vor- gabe der Evangelischen Verantwortung tengemeinde Köln — Einseitigkeit und lesung) identifizieren. Auch der KSB ausführlich berichteten — eine gute Re- ihre Folgen" (EV 10-11/75) erhielten wir hat wiederholt zu Veranstaltungen sonanz gefunden und eine rege Dis- von Arnulf Borsche, CDU-Abgeordneter im Dietrich-Bonhoeffer-Haus durch kussion angefacht hat, zeigt der fol- im Hessischen Landtag und stellvertre- Flugblätter eingeladen. Schüler- gende Leserbrief, der sich noch einmal tender Landesvorsitzender des EAK- mit den Problemen beschäftigt, die im Hessen, folgenden Leserbrief: gruppen, die gegen den Frankfurter Verkehrsverbund demonstrieren Arbeitskreis l — „Gesundheitsvorsorge — wollten und zur Bildung von Bewährungsprobe unserer eigenen Ver- antwortung" — abgehandelt wurden. Im Heft 10-11/1975 Ihrer Publi- Schwarzfahrerclubs auf den öffent- kation „Evangelische Verantwor- lichen Verkehrsmitteln aufriefen, tung" setzen Sie sich ausführlich haben nach mir vorliegenden Flug- Mit großem Erstaunen habe ich mit der politisch einseitigen Orien- blättern im Dietrich-Bonhoeffer- einen Vertreter der organisierten tierung der Evangelischen Studen- Haus regelmäßige Veranstaltungen Ärzteschaft auf dem Podium ver- tengemeinde in Köln auseinander. abgehalten. Im FrankfurterWestend, mißt. Eine so wichtige Gruppe, die Im Zusammenhang damit möchte in dem sich das Haus der ESG be- sich intensiv und verantwortungs- ich Sie darauf hinweisen, daß die findet, wurde mit Plakaten für eine voll seit Jahren mit gesundheits- ESG Köln kein Einzelbeispiel dar- Benefiz-Veranstaltung im Dietrich- politischen Fragen befaßt, gehört stellt. Bonhoeffer-Haus zugunsten „poli- einfach in den Gesprächskreis. Es Auch die ESG in Frankfurt ist in tischer Gefangener in der BRD" erscheint mir bedenklich, daß im der Vergangenheit stark ins Zwie- geworben. Als Veranstalter traten Mittelpunkt der Podiumsdiskussion licht geraten und war Gegenstand auf die hinlänglich bekannte „Rote die gesetzlichen Vorsorgeunter- öffentlicher Auseinandersetzungen. Hilfe" und ein „Komitee gegen die suchungen standen. Insbesondere während des Jahres Folter". Der „Häuserrat", der mit Die Wurzeln der zunehmenden 1974, aber auch 1975, haben im Hausbesetzungen und gewalttätigen Morbidität (Krankheit) wurden lei- Studentenhaus der ESG, dem Diet- Auseinandersetzungen mit der der jn der erst zu spät und zu kurz rich-Bonhoeffer-Haus, viele Veran- Frankfurter Polizei traurige Be- gekommenen Publikumsdiskussion staltungen stattgefunden, die den rühmtheit erlangt hat, hat das Diet- angerissen. Besonder Zustimmung Verdacht aufkommen ließen, daß rich-Bonhoeffer-Haus als Informa- beim Publikum fanden folgende An- hier die Prioritäten bei politischer tionszentrum und Annahmestelle für regungen: Aktivität und nicht bei seelsorge- Sachspenden zu seinen Gunsten a) Sozial gestaffelte Kostenbetei- rischer Tätigkeit liegen. angegeben. In der „Häuserrats- ligung des Patienten im ambulanten In einer langen Auflistung in zeitung" ist eine Presseerklärung Bereich der Krankenversorgung. einem ausführlichen Gespräch mit der ESG, unterzeichnet von zwei der evangelischen Kirchenleitung Studentenpfarrern, abgedruckt, mit b) Weg von dem Gedanken der habe ich auf diese Zusammenhänge der einseitig für die Hausbesetzer staatlichen Gesundheitsgarantie für hingewiesen und deutlich gemacht, Partei ergriffen wird. Im Dezember alle. Zurück zur persönlichen Ver- daß es der Öffentlichkeit schwer 1974 veröffentlichte eine große antwortung des einzelnen für seine verständlich erscheine, daß sich ein Frankfurter Tageszeitung eine Mel- Gesundheit. Wahl der Versiche- von der evangelischen Kirche getra- dung, wonach das Chile-Komitee im rungsmöglichkeit wie z. B. bei genes Studentenhaus durch Ge- Dietrich-Bonhoeffer-Haus residiert. der privaten Krankenversicherung währung von Gastrecht an extre- Diese Meldung wurde nie demen- und Kraftfahrzeughaftpflichtver- mistische Gruppierungen dem Ver- tiert. Im April 1975 schließlich sicherung. dacht aussetzen kann, Verfassungs- wurde zu einer Veranstaltung im c) Verbot von Werbung für ge- feinden direkt oder indirekt Unter- Dietrich-Bonhoeffer-Haus mit einem sundheitsschädigende Genußmittel stützung zu gewähren. Nachstehend Flugblatt eingeladen, in dem unser wie Alkohol und Nikotin (letzteres führe ich einige der Beispiele an: Staat als „Klassenstaat" qualifiziert wurde nicht einmal von der Bericht- erstatterin, Frau Dr. Neumeister, sene gesellschaftliche Kräfte, bringt und Genußmittel, bei unzureichen- erwähnt, obwohl dieser Vorschlag eine Flucht in die „körperliche der Aufklärung durch Massen- beim Publikum breite Zustimmung Krankheit", also auch Gesellschafts- medien und z.B. auch den Biologie- fand). politik als Gesundheitsvorsorge. unterricht. d) Die Entwurzelung des Men- e) Die zunehmend ungesunde schen aus der Religion, Familie und Lebensweise durch mangelnde kör- Dr. med. Wulf Rothenbächer positiver Autorität durch gewach- perliche Belastung, Überernährung 6252 Diez, Rosenstraße 7

Am Mittwoch, dem 12. November 1975, jährte Zum 20. Todestag sich der 20. Todestag des ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Christ- von lich Demokratischen Union Deutschlands, Robert Tillmanns Dr. Robert Tillmanns. Mit ihm verlor die Union mehr als nur ihren Stellvertreter: Ein Mann von großer persönlicher Integrität - ein unerschrockener Vertreter gegen den Macht- anspruch totalitärer Systeme wurde den Unionsparteien genommen. Sein Lebensweg stand von frühester Jugend an unter einer vom Glauben her klar geprägten sozialen Verantwortung. Im Jahre 1896 in Barmen-Wupperfeld geboren, verbrachte er seine gesamte Jugendzeit in Wuppertal — später dann wurde Berlin nicht nur sein Wohnsitz, sondern ein Bestandteil seines Lebens und seiner politischen Aufgabe. Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus — als Mitglied der Bekennenden Kirche — verbrachte er, nachdem er 1933 aus dem Staatsdienst ausscheiden mußte, die Zeit des Dritten Reiches, um 1945 auf Initiative von • Probst Heinrich Grüber für Berlin und die sowjetische Besatzungszone das Hilfswerk der evangelischen Kirche aufzubauen. So konnte er seine in den zwanziger Jahren gesammelten Erfahrungen als Mitgründer des deutschen Studentenwerkes im organisato- rischen sozialen Bereich voll zur Geltung bringen. 1945 gründete er zusammen mit Jakob Kaiser und Ernst Lemmer die Berliner CDU; seit 1949 gehörte er für diese Stadt dem ersten Deutschen an. Als Befür- worter der Atlantischen Verteidigungsgemein- schaft trat Tillmanns als profilierter Protestant in scharfen Gegensatz zu der Gruppe um Heinemann, Niemöller und Eppler. Im Oktober 1953 wurde er — inzwischen Vorsitzender der Berliner CDU — Bundesminister für besondere Aufgaben im zweiten Kabinett Adenauer und nach dem allzufrühen Tode von Hermann Ehlers übernahm Robert Tillmanns den Vorsitz im Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU. Aus christlicher Verantwortung zu praktischer Mitarbeit Kai-Uwe von Hassel

einen gegen den allgemeinen Säku- Es wurde einmütig beschlossen, Anläßlich der am 10. Oktober In larismus, zum anderen im Blick auf Sie zu bitten, den Hermann-Ehlers- Hannover stattgefundenen Verleihung die in der evangelischen Kirche des Hermann-Ehlers-Preises 1975 an Preis als erster Träger anzuneh- Bischof D. Dr. Hermann Kunst sowie weithin herrschende Ablehnung, zu- men. der Verleihung des Hermann-Ehlers- mindest Abstinenz gegenüber der Bei diesem Entschluß bewegt Förderpreises an Dr. Gerd Langguth, Politik, ja teilweise gegenüber dem uns die Tatsache, daß Sie, wie sprach der Vorsitzende der Hermann- Staat, wie er sich darstellte. Her- kaum ein anderer, unter den jetzt Ehlers-Stittung und stellvertretende mann Ehlers hat das mit Mut und noch im öffentlichen Leben gestal- Bundesvorsitzende des Evangelischen Klarheit getan und hat dadurch - tend Tätigen, mit Hermann Ehlers Arbeitskreises der CDU/CSU, Kai-Uwe wiederum wie Gerstenmaier — die verbunden und ein weithin sicht- von Hassel MdB. Er führte u. a. aus: Christlich Demokratische Union in barer Vertreter jenes Wirkens sind, besonderer Weise geprägt. Wir wis- der seine Arbeit ganz aus seinem sen heute, was diese geistige und Glauben tat. So war es schon für Die erstmalige Verleihung des doch auch geistliche Leistung für Sie selbstverständlich, daß Sie sich Hermann-Ehlers Preises ist ein Er- uns bedeutet Daß an ihr auch in - vor mehr als zwanzig Jahren - eignis besonderer Bedeutung. Sie Zukunft weiter gearbeitet wird und an der Gründung der Hermann- erfolgt zum Gedächtnis ihres Na- so der feste Boden für eine frei- Ehlers-Gesellschaft beteiligten und mensgebers und zugleich als Aner- heitlich rechtsstaatliche Ordnung in ihr wesentliche Impulse gaben. Sie kennung einer Lebensleistung, die Deutschland erhalten bleibt, ist haben auch die Arbeit unserer Stif- dem Wollen und dem Handeln des- eine der vornehmsten Aufgaben tung, die um wesentliche Aufgaben sen entspricht, dem das Gedenken unserer Stiftung. erweitert, die Arbeit der Gesell- dieses Preises gilt. An seiner er- Hermann Ehlers bemühte sich schaft fortsetzt, aufmerksam ver- sten Verleihung wird sich einerseits um ein rechtes Zueinander von folgt und gefördert. Haltung und Leistung der verge- Staat und Kirche, das allerdings Die Akademien der Hermann benden Stiftung immer wieder mes- nicht nur in einem partnerschaft- Ehlers Stiftung sind keine evange- sen lassen müssen, andererseits lichen Miteinander zur Hilfe für den lischen Akademien. Aber dennoch setzt der erste Träger einen Maß- Menschen bestehen konnte, wie es bemühen sie sich bei ihren viel- stab, dem die in der Zukunft Aus- ein bekanntes Parteiprogramm fältigen Veranstaltungen, in denen zuzeichnenden entsprechen müs- einer großen Partei sieht, das aber sie Stellung nehmen zu den drän- sen. auch nicht, wie Karl Barth meinte, genden Fragen der Zeit und der Hermann Ehlers, dessen Name im Wesen zweier konzentrischer täglichen Aufgabenbewältigung, unsere Stiftung und der heute erst- Kreise um Christus als Mittelpunkt das auch aus der Verpflichtung zu malig von ihr vergebene Preis tra- auszudrücken sei, von denen der tun, die Sie damals so umschrie- gen, lebt in unserem Bewußtsein innere den kirchlichen Bereich, der ben: „Stätten zu fördern, in denen als der Mann, der unserer Gene- äußere den politischen abdecke, nicht nur Wissen vermittelt und ration in vielem Vorbild war und aber zugleich blind für den inne- Können gefördert werden soll, son- der es gleichermaßen der nachfol- ren sei. Bei dem Bemühen um ein dern in denen die gestaltenden und genden sein kann. Es ist zwar nicht rechtes Zueinander fand Ehlers prägenden Kräfte des christlichen meine Aufgabe, heute ein Bild von Helfer. Glaubens Männer und Frauen Hermann Ehlers zu zeichnen, doch Es genügt hier, nur einige Namen rüsten und uns allen die Ermuti- einige erinnernde Bemerkungen zu nennen, mit dankbarer Erinne- gung und das Handwerkszeug für werden Sie mir gestatten. rung zugleich an das, was die Ge- unsere öffentliche Verantwortung Hermann Ehlers war die erste nannten auch für die Hermann- geben sollen!" starke Persönlichkeit aus dem Ehlers-Stiftung bedeuten. Sie haben sich — ebenso wenig Raum der evangelischen Kirche in Aus dem politischen Bereich Lud- wie Hermann Ehlers — dabei ge- Deutschland, die sich der mühevol- wig Erhard und Robert Tillmanns scheut, auch von der nationalen len Arbeit unterzog, in einer neuen und aus dem kirchlichen Bereich Verantwortung zu sprechen, Sie Staatsordnung aus christlicher Ver- die Bischöfe Dibelius, Jacobi, Lilje, taten das wie jene Männer, die da- antwortung zu praktischer Mitarbeit Herntrich, die Professoren Künneth, mals in der evangelischen Kirche und wesentlicher Gestaltung als Thielicke und Gloege, vor allem in Deutschland in besonderer Politiker zu kommen. Daß er dabei aber unsere Preisträger, vor allem Weise Verantwortung trugen - Bi- manche Vorstellungen, in die er Bischof Dr. Hermann Kunst. schof Wurm, Dibelius, Lilje und nach Herkommen und Erziehung Hochverehrter Herr Bischof, als Herntrich. Sie haben zu einer Zeit hineingewachsen war, überwinden Vorstand und Kuratorium unserer davon gesprochen, daß auch ein mußte, läßt seine Leistung um so Stiftung berieten, wer als erster ge- deutsches Nationalgefühl notwen- anerkennenswerter erscheinen. Er beten werden könnte, dies Zeichen dig und selbstverständlich sei, als tat das - wie sein Nachfolger im der Verehrung, der Anerkennung das noch keineswegs nützlich oder Amt, Eugen Gerstenmaier — in und des Dankes entgegenzuneh- gar zweckmäßig schien. Daß aber einer doppelten Frontstellung: zum men, da wurde Ihr Name genannt. die Erinnerung daran, daß kein

9 Evangelische Verantwortung 12/75 dem 2. evangelischen Akademiker- wissen her als die komplementäre tag ausgesprochen hatte. „Wo das Erscheinung zum Opportunismus Nationalgefühl der Deutschen völlig gezeichnet. schwieg, da schiene mir ein War- Wir können in dieser kurzen nungszeichen dafür aufgerichtet zu Feierstunde nicht die Fülle der von sein, daß mit nationaler Indifferenz Ihnen in Angriff genommenen und eine ganze Schicht sozialethischer durchgeführten Aufgaben würdigen Wertsetzungen und Verhaltens- und ehren; es sind derer einfach weisen dahinstürben und damit ein zu viele. Uns liegt daran, Ihnen zu Stück Menschlichkeit überhaupt." sagen, wie sehr wir vor der Öffent- Volk, auch nicht das deutsche, ohne Sie haben mit der Bekundung lichkeit Ihr Wirken bekunden möch- die Bindung an seine Geschichte zum nationalen Bewußtsein ebenso ten für uns, für Ihre — für meine — leben könne, gerade von kirchlicher wie Hermann Ehlers oder Konrad Kirche, für die Ökumene, für den Seite her erfolgte, hätte eigentlich Adenauer in jener frühen Zeit eine anderen Teil Deutschlands und jenen unnützen Aufstand und die Voraussetzung erfüllt, die Bischof seine Menschen, für unseren Staat, verspätete Erinnerung an nebu- Lilje vor der Hermann-Ehlers-Ge- für seine Bundeswehr, deren Mili- löse Weltverbesserungsideen, wie sellschaft so umschrieben hat: „Wer tärbischof Sie waren. Uns liegt wir sie in den späten 60er Jahren nicht den Mut hat, auf Zeit oder daran, Ihnen zu danken, Ihnen, dem erlebten, überflüssig machen sol- auch auf lange Zeit eine Minder- Wegbegleiter von Hermann Ehlers, len. heit zu sein, wird niemals den Rang dem Zeugen und Mahner, der uns In dieser Erinnerung zeigt es eines echten Staatsmannes errei- immer wieder zu sagen vermag, sich, wie berechtigt die Warnung chen." Lilje hat das Bedürfnis, nach wozu uns dieser Name verpflichtet, war, die Professor Gerhard Gloege ständiger Bestätigung von anderer und Sie zu bitten, uns weiter schon 1955 in seinem Vortrag vor Seite als allein vom eigenen Ge- ratend und fördernd zu begleiten.

In eigener Sache Die Ausstrahlungskraft des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU wird weitgehend mitbestimmt durch das Engagement unserer regionalen Arbeitskreise. Diese Arbeit vor Ort bedarf daher einer besonderen Inten- sivierung, um erfolgreich in den vorpolitischen Raum hineinwirken zu können. In vielen Kreisverbänden der Union leisten regionale Evange- lische Arbeitskreise gute Arbeit. Dabei will der EAK evangelischen Christen helfen, Wege zur politischen Orientierung und zur Erfüllung ihrer politischen Verantwortung in der Welt zu finden und darüber hinaus das Grundsatzgespräch mit den Evangelischen Kirchen und ihren Ein- richtungen über gemeinsame politische Verantwortung zu wichtigen Fragen der Zeit führen. Wir alle wissen, daß diese Aufgabenstellung nur durch erhöhten Einsatz von uns allen Realisierbarkeit besitzt. Daher bitten wir unsere Leser und insbesondere auch die Vorstandsmitglieder örtlicher Arbeitskreise, der Redaktion der Evangelischen Verantwortung für die Berichterstattung über Einzelaktivitäten entsprechende Unterlagen zuzusenden. Die Evan- gelische Verantwortung will in ihrer Rubrik „Aus unserer Arbeit" Um- schlagplatz für Ideen und Informationen sein. Daneben sollte auch die Gründung neuer Arbeitskreise in einer Reihe von Fällen ernsthaft geprüft werden. Wenn die hierfür geeigneten Mitarbeiter zur Verfügung stehen und eine Gründungsnotwendigkeit vorliegt, sollte man in Zusammen- arbeit mit den jeweiligen Kreisparteien umgehend mit der Arbeit beginnen. Die Bundesgeschäftsstelle des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/ CSU, 53 Bonn, Oberer Lindweg 2 (Telefon [02221] 544306) ist gerne bereit, Sie in Fragen der Planung und Durchführung zu unterstützen.

10 wird erstmals seit fünf Jahren der Ver- heute die Frage: Ist Erziehung ohne such unternommen, Herkunft und poli- Autorität überhaupt möglich? Kann tische Zielsetzung der einzelnen Grup- Jugend ohne sie gesund aufwachsen, pierungen einer genaueren Analyse zu reif und mündig werden? Buch- unterziehen, wobei Namens- und Grup- Verblüffend ist, wie Beer in diesem penregister eine wertvolle zusätzliche Buch, neue Erkenntnisse mit alten Er- Hilfe darstellen. fahrungen verbindend, Theorie in Praxis besprechungen Deutlich wird hierbei der enge Zu- umsetzt und die Praxis für die Theorie sammenhang zwischen der Schüler- auswertet. Deshalb ist die hier aufge- rebellion und der studentischen Protest- zeigte, aus der Dialektik von Freiheit bewegung herausgearbeitet, da die und Ordnung gewonnene Alternative so Schülerrebellion nicht isoliert gesehen überzeugend, ist das gründlich gearbei- werden kann. Vor allem die ausführ- tete Buch so hilfreich für verunsicherte liche Darstellung des Aktionszentrums Eltern und Erzieher. Es zeigt ihnen kon- Hermann Kunst, Roman Herzog, Wil- Unabhängiger und Sozialistischer Schü- kret, wie sich Autorität in Freiheit ver- helm Schneemelcher: Evangelisches ler (AUSS) gibt doch einen deutlichen wirklichen läßt. Und es gibt ihnen Staatslexikon, Kreuz-Verlag, Stuttgart. Ausschnitt der geistigen Situation der Sicherheit, indem es deutlich sagt, was Die 2. völlig neu bearbeitete und jungen Generation in den Jahren 1967 Kinder brauchen. erweiterte Auflage des Evangelischen bis 1970. Staatslexikons liegt nunmehr vor. Sie Manfred Neun: Problem Angst. Wie hält, was man aufgrund der 1. Auflage Ursula Foertsch: Nächstenliebe war können wir sie überwinden? Quellverlag annehmen konnte: Ein ausgezeichnetes ihr Werk. Bedeutende Frauen in der Stuttgart, 1975, 88 Seiten, 9,80 DM. Sammelwerk, welches weit über das sozialen Arbeit. Mit einem Geleitwort Der Abteilungsleiter, die Psychagogin, hinausgeht, was man gemeinhin unter von Prof. Dr. Hans Achinger. Quellver- die Sozialarbeiterin, der Arzt und der einem Lexikon versteht. Die Bearbei- lag Stuttgart, 1975,184 Seiten, 18 DM. Theologe legen aus ihrer Praxis und tung wichtiger Themenkreise durch be- Zehn Lebensgeschichten bedeutender Alltag gewonnene Erfahrungen und Ge- kannte Experten liefert einen reichhal- Frauen. Beispielhaft für Frauen und danken zum Problem Angst dar. Kon- tigen Fundus für praktische und wissen- Männer. Aus Nächstenliebe und sozialer krete Lebenshilfe ist das Ziel dieser schaftliche Themenstellungen zugleich. Verantwortung haben diese Frauen Neuerscheinung. Den Herausgebern gelang es gleich- Pionierleistungen vollbracht. In allen zeitig, die erforderliche Bandbreite der Lebensgeschichten von Mathilda Wrede Themenkreise zu erreichen. So arbeite- Sozialwissenschaftliches Institut der bis Elly Heuss-Knapp, von Elsa Brand- evangelischen Kirchen in Deutschland, ten 300 Mitarbeiter an diesem Werke, ström bis Gertrud Kurz kommt zum Aus- das zuverlässig und schnell über Grund- Kurt Kaiser: Arbeitslosigkeit: Ursachen druck, wie sich der Realitätssinn in der - Fakten - Probleme, 45 Seiten, 2 DM. fragen aus Staat, Kirche, Gesellschaft, Liebe gerade in kritischen Situationen Recht und Wirtschaft informiert. Mehr bewährt. Auszüge aus Tagebüchern und Die neueste Folge des SWI-Material- als 60 neue Stichworte wurden ergänzt Briefen, verbunden mit Mitteilungen der dienstes geht dem vielfältigen Problem- und mehr als 90 Artikel neu verfaßt. nächsten Mitarbeiter und Freunde, ge- kreis der Arbeitslosigkeit nach. Die Wer in den vielfältigen Bereichen des ben den Biographien authentisches Schrift baut systematisch auf und ist Staates, der Kirchen und Parteien ar- Gewicht. Ihre Lebendigkeit spricht an. bemüht, neben den Möglichkeiten der beitet oder im Bildungsbereich enga- Ein Geschichtsbuch aus Diakonie und Sozialen Sicherung auch Wege zur Ver- giert ist, wird auf dieses wissenschaft- Sozialarbeit in Lebensgeschichten be- meidung von Arbeitslosigkeit darzustel- liche Nachschlagwerk nur ungern ver- deutender Frauen, bekannten und unbe- len. Es handelt sich bei dieser Publika- zichten. kannten aus ganz Europa. tion um eine u. E. ausgewogene Darstel- lung, die auch kirchliche Stellungnah- Gerd Langguth: Schulkampf als Klas- Ulrich Beer: Erziehen mit Autorität. men in ihre Überlegungen miteinbezieht. senkampf — Protestbewegung und Ca. 160 Seiten, Paperback, 14,80 DM. Schülerbewegung in der Bundesrepu- Reihe: Jugend, Bildung, Erziehung. Kurt Naumann: Kraftwerk 2000 - Ein blik. NBV - Neue Verlagsgesellschaft Katzmann-Verlag KG, Tübingen, 1975. energiepolitisches Forum. 212 Seiten, Weege, Bonn 1975, 168 Seiten, 9,80 DM. Die Forderung nach einer antiautori- 19,80 DM, Seewald Verlag. Ziel des vorliegenden Büchleins tären Erziehung hat viele Eltern und In diesem Buch diskutieren Vertreter „Schulkampf als Klassenkampf" ist es Erzieher ratlos gemacht. Manche haben der Verbände für Natur- und Umwelt- in erster Linie, Licht zu bringen in das es mit der neuen Freiheit versucht und schutz mit Bundes- und Landesmini- Dunkel der verwirrenden Vielfalt links- erlebten, wie sie von der Jugend miß- stern, Nobelpreisträgern, Physikern, extremer Schülergruppierungen, die an braucht wurde. Andere reagierten mit Ärzten, Biologen und Ingenieuren über den Schulen der Bundesrepublik — dem Ruf nach mehr Autorität und mein- Fragen gegenwärtiger und künftiger wenn auch in unterschiedlicher regio- ten eine Erziehung der festeren Hand. Energieversorgung. Es werden kontro- naler Gewichtung — aktiv sind. Damit Am Ende eines fruchtlosen Streits steht verse Standpunkte zu Fragen behandelt

Allen Lesern der „EvangelischenVerantwortung" wünschen wir eine gesegnete Weihnacht und ein glückliches neues fahr

11 wie: Gehen die fossilen Brennstoffe zu „Konrad Adenauer und die CDU der müssen folgen. Es ist notwendig, das Ende? Gibt es eine Energielücke, die britischen Besatzungszone 1946—1949". Adenauer-Bild von den Quellen, den zunächst nur durch Kernenergie zu Dokumente zur Gründungsgeschichte Dokumenten her weiter zu konkretisie- schließen ist? Geraten wir mit der Kern- der CDU Deutschlands. Herausgeber: ren, sowohl was seine Bedeutung in der energie von einer Energieabhängigkeit Konrad-Adenauer-Stiftung. Vorwort: Hel- CDU der britischen Besatzungszone in die andere? Sind Kernreaktoren mit mut Kohl und . Einleitung war, als auch welche Rolle er in der ihren Umweltrisiken eine zumutbare und Bearbeitung: Helmuth Pütz. Bonn weiteren Entwicklung der CDU und in Zwischenlösung bis zur Realisierung der 1975, 882 Seiten, 29,80 DM, Eichholz- der Politik insgesamt spielte." Kernfusion? Bedeuten Kernkraftwerke Verlag, Bonn, Argelanderstraße 173. mit ihren Uranvorräten nicht nur im Hier werden zum Geburtstag Konrad Buchinformationen — Neuerschei- Kriege, sondern bereits im Frieden in nungsdienst der Vereinigung Evange- einer durch Terror- und Sabotageakte Adenauers, der sich am 5. Januar 1976 zum 100. Male jährt, erstmals Doku- lischer Buchhändler 1/75. gefährdeten Gesellschaft nicht ein unzu- „Buchinformationen" kann kostenlos mutbares Risiko für ganze Völker? mente vorgelegt, die zur Erhellung der Rolle Konrad Adenauers in der CDU über jede Buchhandlung bezogen wer- den. Fazit: Wir leben gefährlich in einer der britischen Besatzungszone von 1946 mit Risiko belasteten Industriegesell- bis 1949 beitragen sollen. Die Dokumen- Mit diesem Informationsdienst wird schaft. Soziale Sicherheit und Wohl- tation (Wiedergabe von 26 original- künftig mindestens viermal jährlich über stand verlangen einen hohen Preis. Ob getreuen Dokumenten), die Einführung das breite Angebot christlicher und da- aber dieser Preis zu hoch und zukünfti- und Erläuterung der Sitzungsprotokolle bei vorwiegend evangelischer Neu- gen Generationen gegenüber vertretbar des Zonenausschusses der CDU „ist ein erscheinungen unterrichtet. Jedes Heft ist, muß der Bürger mitentscheiden. weiterer kleiner Schritt auf dem Feld enthält rund 150 Titel in systematischer Hierzu muß er rechtzeitig und umfas- der Adenauer-Forschung", schreiben Ordnung. Die bibliographischen Anga- send informiert werden. Das geschieht und Bruno Heck in ihrem ben werden durch kurze sachliche Infor- in vorbildlicherweise in diesem Buch. gemeinsamen Vorwort. „Weitere Schritte mationstexte ergänzt.

Kurz notiert

sonntags teilgenommen hatte. In verfallen sei und unter der die Bischof Petersen: Kirche muß sich dieser Diskussion hatte Schleswig- eigentliche kirchliche Arbeit leide. auch der Politiker annehmen Holsteins Justizminister Dr. Hen- Er traue auch einer Kirche, „die in ning Schwarz, Vorsitzender des Erfüllung ihres Sendungsauftrages Evangelischen Arbeitskreises der missionarisch tätig ist über den CDU in Schleswig-Holstein, Klage ganzen Erdkreis" und „die ihre Nach Ansicht des Bischofs für darüber geführt, daß sich Politiker Diakonie als eine Lebensäußerung Schleswig, Alfred Petersen, muß häufig von ihrer Kirche alleinge- ansieht, ohne die sie sterbende sich die Kirche auch der Politiker lassen fühlen müßten. Petersen er- Kirche wird". Die Kirche mache annehmen. Auf der Schlußkundge- klärte jetzt dazu, die Kirche müsse sich schuldig, wenn sie der Welt bung des Evangelischen Bundes, in wissen, daß ihre Botschaft auch die Liebe schuldig bleibe, von der Flensburg bezeichnete Petersen es eine politische Dimension habe. Die sie selbst lebe, sagte Petersen. Sie kürzlich als Aufgabe der Kirche, Kirche dürfe nicht ins Politisieren lebe nicht vom Echo in der Bevöl- „für die Verantwortlichen im Staat verfallen, aber das Wohl des Staa- kerung, auch nicht von der ge- vor Gott in der Fürbitte zu stehen". tes dürfe ihr nicht gleichgültig sein. schickten Politik ihrer Kirchenfüh- Die Kirche dürfe diesen Männern Zu der Frage „Welcher Kirche rer und auch nicht vom Beifall in und Frauen ihre Seelsorge nicht trauen wir?", meinte der Bischof, er der Welt. Die Kirche lebe allein von vorenthalten. traue einer Kirche, „die getragen von der Verheißung des Herrn und Petersen tat diese Äußerungen der Verheißung des Herrn von ihm könne den Beifall und die Miß- offensichtlich unter Bezug auf eine ihre Aufträge erfährt." Das bewahre fallenskundgebungen der Welt mit Podiumsdiskussion, an der er eine die Kirche vor jener hektischen Be- großer Gelassenheit über sich er- Woche zuvor anläßlich des Männer- triebsamkeit, in die sie stellenweise gehen lassen.

Haben Sie Anregungen und Vorschläge für die inhaltliche Gestaltung der Evangelischen Ver- antwortung? Wenn ja, dann schreiben Sie uns — kritisch und offen — damit die nächste EV noch besser wird.

Evangelische Verantwortung — Meinungen und Informationen aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU. Herausgeber: Dr. Gerhard Schröder, MdB; Dr. , MdB; Kultusminister Prof. D. Wilhelm Hahn, MdL; Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg, MdL; Dr. Walter Strauß. Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Peter Egen, 53 Bonn, Oberer Lindweg 2, Ruf (02221) 544306. Verlag: Unions-Betriebs- GmbH, 53 Bonn, Argelanderstraße 173. Abonnementspreis vierteljährlich 4 DM. Einzelpreis 1,50 DM. Konto: EAK - Postscheck Köln 1121 00-500 oder Sparkasse Bonn 56 267. Druck: Oskar Leiner, 4 Düsseldorf. Erkrather Straße 206. Abdruck kostenlos gestattet - Belegexemplar erbeten.

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