Im Kreml Bald Wachablösung? Die Nachfolger Breschnews in Den Startlöchern

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Im Kreml Bald Wachablösung? Die Nachfolger Breschnews in Den Startlöchern Landsleute vormerken: Pfingsten Bundestreffen in Köln ^£>as £>fiprtu0m(jJatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 33 — Folge 11 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V Postvertriebsstück Gebühr bezahlt 13. März 1982 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C 5524 CX Sowjetunion: Im Kreml bald Wachablösung? Die Nachfolger Breschnews in den Startlöchern Wer immer die Fotos von Leonid Breschnew davon abhängig sein, was von dem Politbüro als sieht, wird den Eindruck gewinnen, daß Alter und zweckdienlich angesehen wird. Schon mit dem Krankheit hier ihr Werk getan haben. Das war bei Tode des kommunistischen Chef-Ideologen Mi• Besuchen des sowjetischen Parteichefs in Bonn au• chail Suslow, der Ende Januar dieses Jahres ver• genfällig und die aus Moskau über das Fernsehen starb, wurde deutlich, daß die Zeit der alten Männer überspielten Bilder zeigen einen Mann, von dem sich ihrem Ende nähert und damit die Frage der schwerlich zu glauben ist, daß er die Sowjetunion in Nachfolge in den Vordergrund tritt. das nächste Jahrhundert führen wird. Politische Beobachter zweifeln daran, daß auf So ist es kein Wunder, wenn Sowjetexperten bei Breschnew sogleich eine Persönlichkeit mit glei• Analyse der jüngsten aus Moskau vorliegenden cher Machtfülle folgen wird. Sie schließen vielmehr Nachrichten zu der Annahme kommen, daß sich im nicht aus, daß sich die „Anwärter zunächst mitein• Kreml in aller Kürze Änderungen vollziehen wer• ander engagieren müssen" und daß sich erst im den. Nicht zuletzt wird im Zusammenhang mit die• Laufe der Zeit herauskristallisiert, wer der eigentli• sen Meldungen auf verstärkte Aktivitäten der Po• che Nachfolger Breschnews sein wird. Es werden litbüromitglieder hingewiesen und man macht auf verschiedene Namen genannt. gewisse Symptome aufmerksam, die im Jahre 1953 Die meisten Chancen werden heute dem 68jähri- beim Tode Stalins und 1964 kurz vor dem Sturz gen Politbüro-Mitglied J. Andropow eingeräumt, Chruschtschows augenfällig waren. der im Jahre 1956 für die Niederlage des Ungarn- Es ist zwar nicht zu leugnen, daß Gerüchte über Aufstandes zeichnete und lange Jahre für die Be• einen Sturz oder Rücktritt Breschnews in den letz• ziehungen zwischen den kommunistischen Par• ten Jahren mehrfach kursierten, ohne daß das vor• teien zuständig war. Entscheidend dürfte sein, daß ausgesagte Ereignis eingetreten wäre. Jetzt jedoch, Andropow seit 1967 als Chef des allmächtigen Ge• so heißt es, stelle sich das Problem der Nachfolgere• heimdienstes fungiert und mit dem KGB eine gelung sozusagen dringend, denn Breschnew sei ein Hausmacht besitzt, gegen die ein anderer Bewerber gesundheitlich schwer angeschlagener Mann, der schwerlich aufzukommen vermag. Es sollte hier nur unter ständiger ärztlicher Betreuung in der Lage daran erinnert werden, daß nach dem Tode Stalins sei, wenige Stunden am Tag zu arbeiten. Ein gele• der damalige KGB-Chef Berija fast zur No. 1 der So• wjethierarchie geworden wäre. Ihm ist damals gentliches „Aufflackern" könne über den Ernst des Polens Regierungschef Jaruzelski, mehr Polit-General als Armeeführer, versicherte der Chruschtschow zuvorgekommen, der, wie es heißt, Gesundheitszustandes des Parteichefs nicht hin• Sowjetführung bei seinem Moskaubesuch absolute Linientreue. Die Kranzniederlegung am wegtäuschen. Berija während einer Politbürositzung durch Gene• Lenin-Mausoleum ist mehr als eine formelle Pflicht; sie symbolisiert die Übereinstimmung Wechsel im Kreml sind immer mit einer Art »Ge• ral Moskalenkow erschießen ließ. der polnischen Führung mit den sowjetischen Erwartungen ap-Foto heimnis" umwittert. So weiß zum Beispiel ein In der letzten Woche kursierte in Moskau das Ge• Schweizer Nachrichtendienst zu berichten, der rücht, Breschnew sei bereits gestorben. Während ehemals zweite Mann der Sowjetunion und langjäh• der Kreml sonst auf derartige Gerüchte nicht zu rea• rige Ministerpräsident A. Kossygin sei unter ge• gieren pflegt, erfolgte in diesem Falle eine indirekte heimnisvollen Umständen gestorben. Der Dienst Reaktion dadurch, daß Breschnew beim Besuch Schleswig-Holstein: will aus zuverlässiger sowjetischer Quelle wissen, einer Frauenversammlung im Bolschoi-Theater ge• Kossygin habe begonnen, die Mitglieder des Polit• zeigt wurde. büros mit bissiger Kritik an der Wirtschaft zu Angesichts dieser Situation raten Ostexperten, schockieren. Zur Abhilfe der wirtschaftlichen Mise• die Entwicklung im Kreml abzuwarten und zu prü• Aufgalopp zu den Landtagswahlen re, so heißt es, habe Kossygin die Einführung fen, ob die nachfolgende Führungsgarnitur beweg• marktwirtschaftlicher Elemente vorgeschlagen. licher ist als Breschnew. Wir wagen jedoch daran zu H. W. — Wenngleich auch Kommunalwahlen fungieren, und mit Sicherheit werden die Bundes• Ferner habe sich Kossygin mit religiösen Überle• zweifeln, daß Breschnews Nachfolger, wer immer es nicht gleichwertig sind den Wahlen zu den Landta• tagsparteien das Ergebnis vom letzten Sonntag, da gungen beschäftigt, die er insbesondere nach sei• sein wird, das Rad der sowjetischen Politik um gen oder gar zum Bundestag, so sind sie mitunter die Schleswig-Holsteiner zur Wahl ihrer kommuna• nem Herzinfarkt intensivierte. Solche Regungen je• 180 Grad herumwerfen könnte. Rainer Probst dennoch geeignet, als Stimmungsbarometer zu len Parlamente aufgerufen waren, mit Sorgfalt regi• doch passen schwerlich in das Bild, daß der Öffent• striert haben. Bei Kommunalwahlen in den Kom• lichkeit von einem »kämpferischen Atheisten" munen, in Dörfern und kleinen Städten, handelt es vermittelt wird. Kossygin sei dann aus „gesundheit• sich vorwiegend um eine Persönlichkeitswahl. Dort lichen Gründen" zum Rücktritt gezwungen worden. kennt man den oder die Kandidaten aus dem Alltag Als er dann ernsthaft erwogen haben soll, sich dem Ost-Kredite: und vermag sich eher ein Urteil zu bilden als denn in Christentum zuzuwenden, sei er unter Hausarrest mittleren oder gar in Großstädten, wo die Kandida• gestellt und völlig isoliert worden. Sollten diese ten zwar einige Wochen auf Plakaten figurieren, Mutmaßungen zutreffen, wären die mit seinem Tod aber ansonsten dem Wähler nicht unbedingt per• in Zusammenhang stehenden Gerüchte verständ• Pleitegeier breitet seine Flügel aus sönlich bekannt sind. Man geht sicherlich nicht fehl, lich. wenn man sagt, daß gerade in den großen und kreis• Was nun Bresc hnew angeht, so wird sein weiteres Jetzt selbst Moskau und die „DDR" in Zahlungsschwierigkeiten freien Städten — wie in Kiel, Lübeck, Flensburg und Schicksal, das heißt sein Verbleiben in den Amtern Neumünster — das Image der Parteien für das Wirtschaftsfachleute weisen darauf hin, daß der So z. B. macht die dritte Getreidemißernte Einfuh• Votum der Wähler von Entscheidung ist. Ostblock, und zwar auch die Sowjetunion und die ren für 12 Milliarden Dollar unumgänglich. Doch Bonner Perspektiven: „DDR", zunehmend in wirtschaftliche Schwierig• selbst der Sowjetunion stehen Devisen keineswegs Gehen wir von der Tatsache aus, daß der Men• keiten geraten und daher die von westlichen Län• in unbeschränkter Höhe zur Verfügung. Es heißt schenstamm im nördlichsten Bundesland mehr un• dern gewährten Kredite problematisch und die fäl• vielmehr, daß diese Bestände bereits vor einem Jahr terkühlt kritisch, als emotionell entflammbar ist, so ligen Tilgungsraten akut gefährdet sind. Angesichts auf acht Milliarden Dollar zusammengeschmolzen ist zu dem Ergebnis der Kommunalwahlen zu sagen, der immer neuen Hiobsbotschaften, die sich jetzt seien und es wird befürchtet, daß sie alsbald er• daß die Unionsich als Sieger betrachten kann, wäh• selbst auf bisherige „Stabilitätssäulen" im Ostblock schöpft sein könnten, wenngleich die Sowjetunion rend die Sozialdemokraten erhebliche Verluste beziehen, ist verständlich, daß die Banken im We• auch versucht, durch massive Goldverkäufe in aller hinnehmen mußten und die FDP sozusagen noch sten wenig Neigung zeigen, neue Kredite für Ost• Welt ihren Devisenbestand aufzubessern. Interes• einmal mit einem blauen Auge davonkam. Fast länder zu gewähren. sant ist in diesem Zusammenhang auch, daß sowje• 43 000 Stimmen wurden für die „Grünen" abgege• tisches Diesel- und Heizöl auf den freien Märkten Gerade für die Sowjetunion ist die Situation ben, die im Landesdurchschnitt damit 3,1 %erreich- Westeuropas angeboten wird, während der Kreml ten. wenig erfreulich: Wenn Moskau die von ihm instal• die Lieferungen an seine Satelliten gleichzeitig lierten kommunistischen Pleitestaaten weiterhin kürzte. Davon ist die „DDR" mit zwei Millionen Man kann sicherlich davon ausgehen, daß bei „gesund" wissen will, muß man tief in die eigene Ta• Tonnen betroffen, wodurc h denn Ost-Berlin zu teu• Kommunalwahlen andere Gesichtspunkte gelten sche greifen. So kostet beispielsweise Kuba jährlich ren Importen gezwungen wird. als etwa bei der Wahl zum Bundestag. Da aber diese 1,5 Milliarden Dollar, während für die Polen sogar 4 Interessant ist, daß die amerikanischen Banken Kommunalwahl die erste Wahl nach der Bundes• Milliarden in Ansatz gebracht werden. Kenner der die „DDR"-Planwirtschaft jetzt auf ihrer Bonitätsli• tagswahl war, ist es nicht uninteressant zu untersu• wirtschaftlichen Situation Polens sind allerdings ste vom 37. auf den 44. Platz heruntergestuft haben chen, wie sich das Wählerverhalten seit 1980 ver• der Auffassung, daß der hier genannte Betrag in kei• und es ist anzunehmen, daß eine solche Entwick• ändert hat. Die Union, die 1980 nur 38,9% verbu• ner Weise ausreicht und daß man Warschau mit zu• lung zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der eu• chen konnte, kletterte um 11,2%, die
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