Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe l(1998) 5-20 19.11.1998

Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum fur Naturkunde zu Teil 1: Aus der Vorgeschichte bis zur Grundung der Berliner Bergakademie im Jahre 1770

Gunter Hoppel

Mit 3 Textabbildungen

Zusammenfassung

Die Geschichte der beiden Institute fur Mineralogie und fur Palaontologie des Berliner Museums fur Naturkunde mit ihren sehr groDen Sammlungen beginnt mit ihrer direkten Vorgangerin, der Berliner Bergakademie, die 1770 gegrundet worden ist. Aber bereits vor dieser Zeit hat es in Berlin geowissenschaftliche Interessen und Betatigungen gegeben. Diese Vorgeschichte wird mit einer Zeit begonnen, in der es den Ort Berlin noch Iangst nicht gab. Aus der La-Tene-Zeit, die der Zeit der griechischen Antike entspricht, stammt eine Aschenurne mit einer Sammlung fossiler Mollusken, die im norddeutschen Flachland bei Bernburg gefunden wurde. Die Zusammensetzung dieser Sammlung lai8t bereits ein wissen- schaftliches Herangehen erkennen. Fur Berlin selbst ist kurz nach Georg Agricola eine Personlichkeit der Renaissance zu verzeichnen, Leonhard Thurneysser zum Thurn, in dessen vielfaltigen Aktivitaten auch Mineralien einen Platz hatten. In gleicher Zeit war in Berlin am branden- burgischen Hofe eine Raritatenkammer vorhanden, die spatere Kunst- und Naturalienkammer. Sie existierte bis uber das Jahr 1770 hinaus und enthielt auch Mineralien und Versteinerungen. Das sich hierdurch zeigende Interesse an solchen Objekten war noch recht oberflachlich. Erst die Sammlungen privater Personen, die in Berlin seit Ende des 17. Jahrhunderts entstanden sind, zeigen ein tieferes und wissenschaftliches Interesse, wenn auch in verschiedenem MaDe und in unterschiedlicher Spezialisierung. Unter ihnen ragt besonders Johann Gottlob Lehmann heraus. Als vielseitiger Naturwissenschaftler und Bergrat hielt er privat Vorlesungen in Mineralogie und Bergbaukunde. Der Siebenjahrige Krieg verhinderte den Ausbau und die Fortsetzung. Erst Jahre danach, 1768, reorganisierte Konig Friedrich 11. das preuDische Bergwesen und richtete 1770 die Berliner Bergakademie ein. Hierbei kam dem Arzt und Bergrat Carl Abraham Gerhard bei der Einrichtung und als Lehrkraft eine wesentliche Rolle zu.

Abstract

History of the Geoscience Institutes of the Natural History Museum in Berlin. Part 1. The Geoscience Institutes of the Natural History Museum in Berlin have their roots in the Mining Academy which was founded in 1770. Geoscientific interest, however, goes back as far as to prehistoric times which is, e.g., evidenced by a collec- tion of mollusks from the Iron Age. From the Renaissance, similar interests were developed by Leonhard Thurneysser zum Thurn. The contemporaneous cabinet of arts and curiosities of the Prussian Dynasty is also known to have housed geoscienti- fic pieces which, however, turned out to be of only subordinate significance later. Much more important were the efforts of Berlin citizens in the 17th and 18'h century who established remarkable collections of geoscientific objects. Among these collectors, Johann Gottlob Lehmann was the most outstanding personality. He gave not only lectures but also wrote textbooks on geoscientific topics. However, not before the end of the Seven Years-War Carl Abraham Gerhard was authorized to found the Mining Academy.

Einleitung 1883 bis 1888 erbauten Museumsgebaude in Ber- lin-Mitte, InvalidenstraBe 43. Das Berliner Museum fur Naturkunde ist als Die beiden geowissenschaftlichen Institute des naturhistorisches Forschungsinstitut mit seinen Museums fur Naturkunde gehen gemeinsam mit Sammlungen geowissenschaftlicher und zoologi- ihren Sammlungen direkt und in luckenloser Fol- scher Objekte ein Zentralinstitut der Humboldt- ge auf die Lehranstalt des preul3ischen Berg- Universitat, das die drei Institute fur Mineralo- und Huttendepartements, die Berliner Bergaka- gie, fur Palaontologie und fur Systematische demie, zuruck, die 40 Jahre friiher als die Berli- Zoologie umfal3t. Es ist untergebracht in dem ner Universitat im Jahre 1770 gegrundet wurde.

Museum fur Naturkunde, Institut fur Mineralogie, Invalidenstr. 43, D-10115 Berlin, Germany. Erhalten Januar 1998, angenommen Juli 1998 6 Hoppe, G.. Geschichte der Geowissenschaften Berlin

Ihre Lehr- und Forschungssammlung en twickelte wie als Schmuck oder als Grundstoffe fur Ke- sich als Konigliches Mineralienkabinett zu einer ramik und Metallgewinnung ermoglichten. Zeug- bedeutenden Sammlung, die 1801 zusammen mit nisse fur ein daruber hinausgehendes Interesse, anderen Institutionen ein eigens erbautes Haus, das nicht direkt mit der Nutzlichkeit bzw. unmit- die sogenannte Neue Munze, erhielt, wo sie auch telbaren Verwendung der Objekte zusammen- in musealer Weise genutzt wurde. Im Jahre 1810 hangt und gegebenenfalls geradezu wissenschaft- gelangte das Konigliche Mineralienkabinett ent- lich genannt werden konnte, gibt es nur selten. sprechend der Konzeption Wilhelm von Hum- Ein besonders uberzeugendes Beispiel fur boldts einschlieljlich der Lehrfunktion der Berg- letzteres aus dem norddeutschen Flachland, in akademie als Mineralogisches Museum in die dem auch Berlin liegt, bietet ein Fund von neugegrundete Berliner Universitat und wurde Grolj-Wirschleben bei Bernburg an der Saale 1813 in das Gebaude der Universitat, Unter den (Merkel 1904), der aus der La-Tene-Zeit stammt Linden, uberfiihrt. (fruhe Eisenzeit, vor etwa 2500 bis 2000 Jahren). Bereits im Koniglichen Mineralienkabinett ent- Dieser Fund besteht aus einer Aschenurne mit hielten die Sammlungen nicht allein Minerale im der Beigabe einer Sammlung von uber SO heutigen Sinn, sondern, dem damaligen weiten Molluskenschalen, vorwiegend Gehiiusen von Umfang des Mineralogiebegriffes entsprechend, (Turm-) Schnecken und einigen Muschel- und geowissenschaftliche Sammlungsobjekte aller Art, GrabfiiBlerschalen. Die Schneckengehause ah- wobei allerdings zunachst das Hauptaugenmerk neln sich untereinander, gehoren aber mehreren auf die Minerale im engeren Sinn gerichtet war. Arten an. Eine moderne Untersuchung (Tem- Die Entwicklung anderer Zweige der Geowissen- brock 1982) bestatigte und prazisierte, dalj die schaften und damit auch die darauf ausgerichtete Sammlung, von zwei rezenten Exemplaren abge- Spezialisierung der Sammlungen begann erst all- sehen, rnit zahlreichen fossilen Artcn aus ver- mahlich, machte aber im Laufe des 19. Jahrhun- schiedenen Stufen des Tertiars bestuckt ist, die derts, vor allem mit der Herausbildung der Pala- groljtenteils aus der Umgebung des Fundortes ontologie, grolje Fortschritte. Dies hatte die stammen konnen. Es sind aber immer nur ein Konsequenz des verstarkten Ausbaues der Samm- oder zwei Exemplare jeder Art in der Sammlung lungen und des erhohten Raumbedarfs, was sich vertreten, gleichgultig wie haufig die betreffen- zu einem dringenden Problem im Universitatsge- den Arten in den Tertiarsedimenten vorkom- baude entwickelte und schlieljlich durch den Bau men. Einige Arten sind hochst selten zu finden des Gebaudes fur das Museum fur Naturkunde und einige wenige kommen sogar in der Umge- gelost wurde. Der entstandenen Spezialisierung bung uberhaupt nicht vor, dafur aber in Sud- wurde dadurch Rechnung getragen, daB das Mi- frankreich bzw. am Niederrhein. Man muB des- neralogische Museum beim Bezug des neuen Ge- halb annehmen, dalj die Sammlung von einem baudes in zwei Teile getrennt wurde, in das Insti- genauen, hoch interessierten Beobachter mit gro- tut fur Mineralogie und Petrographie sowie in das Bem Bedacht zusammengetragen worden ist, Institut fur Geologie und Palaontologie mit den zum Teil wohl auch auf Reisen oder auf dem jeweiligen Sammlungen. Sie sind die Vorstufen Tausch- oder Kaufwege. der heutigen zwei geowissenschaftlichen Institute Die La-The-Zeit, in der die Sammlung ent- des Museums fur Naturkunde. standen ist, fallt etwa mit der Entwicklungszeit Im folgenden sol1 zunachst die vor der Grun- der hochstehenden Kultur des griechischen Al- dung der ersten geowissenschaftlichen Vorlaufer- tertums am Mittelmeer zusammen. Von den grie- institution liegende Vorgeschichte von den fruhe- chischen Philosophen wissen wir aus ihren iiber- sten Wurzeln an behandelt werden. lieferten Schriften, daB sie die Natur aufmerksam beobachtet haben. Am umfang- reichsten sind Nachrichten hieruber in den Prahistorische Wurzeln Schriften des Atheners Theophrastos, der von 372 bis 286 v. u. Z. gelebt hat, zu finden, eines Das Interesse an Naturobjekten, die wir heute zu Schulers und Freundes von Aristoteles. In seiner dem Bereich der Geowissenschaften zahlen (im Schrift uber die Steine (peri lithon) stellte Theo- folgenden: geowissenschaftliche Objekte), hat phrastos Kenntnisse iiber die damals bekannten sich bereits in sehr fruhen Zeiten der Mensch- und verwendeten Gesteine und Minerale, wie heitsgeschichte entwickelt. Es war an Eigenschaf- Bau- und Bildhauergesteine, Erze, Schmuckstei- ten dieser Objekte geknupft, die die Verwendung ne und andere, zusammen und machte Angaben bzw. Herrichtung als Waffen und Werkzeuge so- uber ihre Herkunft, Verwendung und Eigen- Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe l(1998) 7

schaften (Schmieder 1807; Lenz 1861). Derart detailliertes, wie wir es aus dem Bernburger Fund kennen und herauslesen, ist aus der Antike je- doch nicht uberliefert. Theophrastos nennt auch nur sehr wenige Versteinerungen organischer Ent- stehung (Korallen, Luchsstein, Bernstein), auch in seiner Schrift uber die Tiere (Lenz 1856) findet man an fossilen Tierresten nur ElephantenstoB- zahne. Gleiches trifft im wesentlichen auch auf die 3% Jahrhunderte spateren Darstellungen des Ro- mers Plinius d. A. (23-78 u. Z.) zu. Andererseits sind im griechischen und romischen Altertum durchaus Sammlungen und Schatzkammern er- wahnt worden, die unter anderem auch Minerale enthielten (Niedermayr 1988). Von den fruhen Zeugnissen des Interesses an steinernen Naturobjekten mu13 man sehr weit in der Geschichte der Menschheit voranschreiten, bis sich nach den Sturmen der Volkerwanderung und der folgenden Stagnation etwas zeigt, das einen neuen Anfang darstellt. Der Neubeginn Abb. 1. Leonhard Thurneysser zum Thurn (1531-1596). Por- und das Anknupfen an die Kenntnisse der Anti- trat im Alter von 41 Jahren mit allegorischem Holzschnitt in ke wurden gestort durch das Aufkommen mysti- seiner Schrift ,,Praeoccupatio" (1571) scher Vorstellungen und auch durch die Annah- me magischer Krafte, die u. a. Edelsteinen an geowissenschaftlichen Gegenstanden erst an- zugeschrieben wurden, sowohl in der Heilkunde schlieBend an die Zeit Agricolas bekannt. Sie wie in der entstehenden Alchemie. Die ersten sind geknupft an den aus Base1 stammenden wahren Fortschritte stellten sich ein, als der Leonhard Thurneysser zum Thurn (1531-1596, Bergbau, besonders im Erzgebirge und im Harz, Abb. l), einen Anhanger des beruhmten Arztes in voller Blute stand und sich im Zeitalter der und Philosophen (1493-1541), der Renaissance und des Humanismus eine freiere auf der Suche nach einer Druckerei fur seine Geisteshaltung durchsetzte. Es war die Wir- Schriften uber Munster und an der kungszeit des sachsischen Arztes und mehrmali- Oder im Jahre 1571 nach Berlin kam. Da er es gen Chemnitzer Burgermeisters Georgius Agri- erreichte, Leibarzt des im gleichen Jahr zur Re- cola (1484-1555), der zugleich und vor allem ein gierung gelangten brandenburgischen Kurfursten beruhmter Bergbaukundiger und Mineraloge Johann Georg (1525-1598) in Berlin zu werden war. Er ful3te auf den antiken Kenntnissen uber und dessen Vertrauen zu gewinnen, eroffneten die Steine und verband dies mit seinen eigenen sich ihm sehr gunstige Moglichkeiten fur mannig- Erfahrungen, die er im erzgebirgischen Bergbau fache Tatigkeiten, zumal er vielerlei Kenntnisse als Arzt und kritischer Beobachter der Natur und Erfahrungen als gelernter Goldschmied, als und der Technik gewonnen hatte. In einigen sei- Bergwerks- und Schmelzhuttenbetreiber in Tirol, ner Schriften legte er dies nieder (Agricola 1530, als Alchemist sowie als Arzt und Apotheker, so 1546, 1556). Sie sind so bedeutend, da13 sie in zuletzt in Munster beim dortigen Bischof, mit- heutiger Zeit neu herausgegeben worden sind brachte. Im sakularisierten (,,Grauen") Franzis- (u. a. Prescher 1955/92). Daneben betatigte sich kanerkloster, von dem heute nur noch die Ruine Agricola auch als Sammler von Mineralen. An- der Klosterkirche existiert, stellte ihm der Kur- dere folgten ihm darin nach, wie zum Beispiel furst Raume zur Verfugung. Hier entfaltete er der Pfarrer Johannes Mathesius (1504-1565) in eine geradezu ungeheure Tatigkeit, die sich auf St. Joachimsthal (Prescher 1955; Bartnick 1992). verschiedene Gebiete erstreckte. Er grundete die erste Berliner Buchdruckerei, die seine zahlrei- chen Bucher und Kalender in grol3en Auflagen Leonhard Thurneysser zum Thurn in Berlin und mit dem angestrebten hohen Niveau heraus- brachte. Weiterhin betatigte er sich als Arzt bzw. Fur Berlin sind die ersten, durch Uberlieferun- als Apothekerarzt und betrieb dies auch uber gen nachgewiesenen Anzeichen des Interesses Ferndiagnosen und Ferntherapie, wohl trotz sei- 8 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin ner Erfolge oft zweifelhaft. Dank der Werbung Was seine mineralogischen Angaben, unter an- durch seine Schriften und Kalender nahm diese derem in seinem Werk ,,Pison" (Thurneysser Tatigkeit einen groBen Umfang an. Ahnlich ar- 1572), angeht, wo er z.B. von der - und beitete er auch als Astrologe und Horoskopstel- Edelsteinfuhrung in Flussen, wie der Spree ler. Er war ferner Alchimist, Geldverleiher und spricht, so zeichnen sich diese z. T. durch anderes mehr. Zeitweilig beschaftigte er hierfur Ubertreibungen aus, die aber als relativ harmlos uber 200 Personen. Auf diese Weise erwarb er betrachtet werden konnen. Thurneysser war sich in wenigen Jahren ein groBes Vermogen. zweifellos in manchem seiner Zeit voraus. Aber Sein Reichtum ermoglichte ihm die Schaffung seine Vielfalt an Tatigkeiten und die Sucht, dar- einer Bibliothek und einer Gemaldesammlung. aus groRtmoglichen Gewinn zu ziehen, haben es Wohl als erster in Berlin schuf er sich auch ein verhindert, da13 er eine Bedeutung erlangte, die Naturalienkabinett. Schon auf seinen Reisen ihn naher an die Agricolas gebracht hatte. hatte er mit Aufsammlungen begonnen. Spater geht aus seinen Schriften (Thurneysser 1580 u. a.; Moehsen 1783) hervor, was er alles zusam- Naturalien in der Kunstkammer mengetragen hat: eine Sammlung von Schalen des Berliner Schlosses des Meeres- und Landgetiers, ein Herbar, eine Sammlung von Pflanzensamen aus aller Welt mit Die nachste Spur fruhen Interesses an uber 2000 Arten, von denen im Jahre 1681 schon geowissenschaftlichen Objekten fuhrt zu den 1689 Arten ,,eingeleimt" waren, etliche Tausend Sammlungen, die an Furstenhofen seit Mitte des getrocknete tierische und menschliche Teile bzw. 16. Jahrhunderts entstanden sind. Das beruhmte Zeichnungen und Modelle davon sowie schlieB- Vorbild war die groBartige Kunst- und Wunder- lich eine Mineralsammlung. Uber diese heifit es kammer auf SchloB Ambras bei Innsbruck in Ti- bei Moehsen (1783): ,,Seine Schreiber, die er her- rol, die von dem osterreichischen Erzherzog Fer- umschickte, sammelten fur ihn aus Sachsen, Boh- dinand (1520-1 595) angelegt wurde. Sie enthielt men, Ungarn, Schlesien und Italien alle Minera- in gr6Rter Vielfalt, was durch menschlichen lien, Siegelerden und seltene Steine, die zu der Geist und Kunst- und HandwerksfleiU geschaffen Zeit bekannt waren, und seine Korrespondenten wurde und sich in Sammlungen zusammentragen in Ungarn waren ihm sonderlich dazu behilflich." lie6 (Schlosser 1908) und reichte von Rustungen Thurneyssers glanzende Zeit in Berlin ging und Waffen uber Gemalde, Zeichnungen, Bu- nach 14 Jahren zu Ende. Bereits zuvor hatten cher, Musikinstrumente, Uhren bis zu Kleinodien seine Arbeitsfahigkeit und sein Elan infolge ei- und anderen kunstgewerblichen Gegenstanden nes Schlaganfalls nachgelassen, und er war aus den verschiedensten Materialien. Kostbar- schlieRlich Nachrichten aus gefolgt, die keit, Seltenheit und Schonheit der Objekte hat- ihm dort, von wo er vor Jahrzehnten fliehen ten zum Sammeln angereizt. Auch einige Natur- muBte, gunstige Aufnahme versprachen. Er fie1 objekte, Silbererze und zu sogenannten aber Neidern und Feinden in die Hande, die sei- Handsteinen praparierte Mineralstufen waren nem Rufe durch boswillige Auslegung seiner darunter. Die Liebhaberei des Sammelns ver- Schriften und Tatigkeiten sehr schadeten. Auch breitete sich an vielen Furstenhofen, zumal da- verlor er durch Gerichtsurteil bei der Auflosung mit auch ein Reprasentationsbedurfnis befriedigt seiner unglucklichen zweiten Verheiratung sein werden konnte. Auch Bibliotheken dienten letz- gesamtes Vermogen. Trotz Weggang von Basel terem und wurden in Besichtigungen vorgewie- konnte er sich nicht wieder richtig emporarbei- sen. Beruhmt waren ferner die Sammlungen in ten. Berlin hat er nicht wieder gesehen, obwohl Dresden, die unter dem sachsischen Kurfursten der Kurfurst ihm gewogen geblieben war. August I. (1526-1586) entstanden. Dessen ausge- Auch nach dem Tode Thurneyssers setzten pragt praktischer Sinn hatte anfangs mehr fur sich die Verleumdungen fort und lieBen ihn in ,,eine Art Magazin mathematisch-physikalischer der Folgezeit meist als Scharlatan, betrugeri- Instrumente" (Fischer 1939) gesorgt, in dem schen Goldmacher, Quacksalber, Wucherer und kunstlerische Gegenstande noch in der Minder- dergleichen mehr erscheinen. Aber bereits zahl waren, was sich aber in der Folgezeit iinderte. Moehsen (1783) und vor allem genauere mo- Auch am brandenburgischen Hofe wurde man derne Studien (Boerlin 1970, Morys 1982, Spit- von der Liebhaberei des Sammelns angesteckt. zer 1996 u. a.) erkennen ihm eine weit hohere Wahrscheinlich grundete der Vorganger von Jo- Seriositat zu, naturlich im Rahmen und in der hann Georg, der kunst- und prachtliebende Kur- Begrenztheit des Erkenntnisstandes seiner Zeit. furst Joachim 11. (1505-1571), die Berliner Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe l(1998) 9

Kunstkammer (Ledebur 1831). Nach einem Ver- sind wohl Zugangskataloge fur Teilgebiete, einer zeichnis von 1603 waren Naturobjekte aber noch davon fur die "Naturalia" mit den Nummern 200 nicht vorhanden. Diese Kammer ging 1626 ganz- bis 349. Hieraus folgen einige Beispiele: lich in der Festung Kiistrin verloren, wohin sie Nr. 259: Eine runde gruhne Schachtel, . . . worinnen Kupffer- im 30jahrigen Krieg ausgelagert worden war. Schlacken, Blenden und Glantz Ertz. Der Neuaufbau begann unter Kurfurst Fried- Nr. 261: Ein Stuck gediegen Silber, eines Fingers groB, so rich Wilhelm (1640-1688), dem ,,GroBen Kur- wie es auR der mine gehauen; kompt auB einer am Hartz gelegenen mine worm unsere g[nadig]ste Churfurstin partici- furst". Er wahlte dafur Raume des Apotheken- pirt. flugels aus, der aus dem Rechteck des Schlosses Nr. 265: Ein Stuck Bern-Stein, worauff die Lupa, so Romu- an der Nordostecke des Berliner Schlosses her- lum und Remum gestillet hat, sich erzeiget. Nr. 274: Ein Stucklein Stein, welcher gestaltet wie ein Affen- ausragte. Dieses Gebaude war 1585 vom Nach- fuR. folger Johann Georgs, dem Kurfursten Johann Nr. 275: Zwei Adlersteine, davon einer eine St. Jacobsmu- Friedrich (gest. 1608) erbaut worden, um darin schel inwendig repraesentirt. Nr. 279: Der Stein Echinites; ist gestaltet wie ein geripter er- eine Apotheke unterzubringen, die seine erste habener Mantel-Knopf. Gemahlin, Katharina, eine Schulerin Thurneys- Nr. 304: Das Horn vom Einhorn, welches Christianus IV. Kii- sers, auf der Moritzburg in Halle, als er dort Ad- nig in Dannemarken bey der hiesigen Landschafft fur 18000 Thlr versetzet hat . . . ministrator war, eingerichtet und dann nach Ber- lin verbracht hatte. Uber den Apothekenraumen Die im Text der obigen Nummer 261 genannte richtete Kurfurst Friedrich Wilhelm die bis dahin Kurfurstin ist Sophie Charlotte (1668-1705), die nur privat genutzte SchloBbibliothek und die Frau Friedrichs III., Tochter des Herzogs Ernst ,,Raritatenkammer" (Geyer 1936) ein, wie die August von Braunschweig-Luneburg, spateren Kunstkammer zunachst hieB. Selbst in der Bi- Kurfiirsten von Hannover, dessen Staatsgebiet bliothek befanden sich Raritaten, unter anderem bis in den Harz reichte. Die Beziehung zum Har- die von Otto v. Guericke (1602-1686) ge- zer Bergbau erscheint naheliegend. schenkte Luftpumpe sowie die sog. Magdeburger Im (preukchen) Geheimen Staatsarchiv in Halbkugeln (Winter 1981), die sich jetzt in Mun- Berlin befindet sich ein weiterer auf Umgelter chen befinden, auch sogar einige Naturalien zuruckgehender, in weiBes Pergament eingebun- (Dohn 1981), die erst spater in die Kunstkammer dener Katalog mit dem Titel Jnventarium der kamen. Als Verwalter der Kunstkammer wurden Churfurstlich Brandenburgischen Kunst-Cammer 1663 Heinrich v. Heimbach und 168.5 Christian de Anno 1694". Er ist eine Reinschrift nach dem Albrecht v. Kunckel eingesetzt, die zugleich auch Tode Umgelters 1693, fortgeschrieben bis 1694 Bibliothekare waren. Die Kunstkammer nannte (GSTAB-1). Offenbar wurde der Bestand der sich zeitweilig auch Antiquitaten- und Rarita- Kunstkammer neu geordnet und die Objekte mit tenkammer. Auch Naturalien waren vorhanden, anderen Nummern versehen, wohl entsprechend die unter anderem aus Sendungen aus Batavia in der Unterbringung in den mehreren Raumen den Jahren 1671 und 1683 stammten und unter und Schranken. Auch bei diesem Verzeichnis anderem ,,Seegewachse" fur Grotten geliefert lohnt sich ein Blick in den Inhalt zur Charakteri- hatten (Ledebur 1831). sierung des Bestandes. Im Jahre 1688, beim Regierungsantritt von Kur- Das erste Kapitel ist das ,,VerzeichnuB der furst Friedrich 111. (1657-1713), dem spateren Naturalien". Es enthalt 155 Nummern und zwar Konig Friedrich I. ,,in" PreuBen (ab 1701), wur- zum weitaus groBten Teil zoologische Objekte, de die Verwaltung dem kurfurstlichen Berg- und wenige botanische, etwa 25 palaontologische und Munzrat Christoph Umgelter (Ungelter) ubertra- wenige mineralogisch-petrographische Objekte. gen. Sein erstes Verzeichnis umfaote nach Lede- Der Text gestattet die Zuordnung zu diesen Ka- bur 320 Nummern unter folgenden Positionen: tegorien nicht immer sicher, besonders bei den 1. gedrehte Sachen, 2. Naturalien, 3. Figuren, 4. Kunststucke Versteinerungen, zumal die Reihenfolge keiner- und Raritaten, 5. Grundrisse und Gemalde, 6. Ostindische lei Systematik erkennen laBt. Es folgen hieraus Gewehre, 7. Mineralien und 8. mechanische Modelle. einige geowissenschaftliche Objekte: Bis zum Tode Konig Friedrichs I. erhohte sich Nr. 27: Ein Podolisches Ochsen Horn, welches hier in der die Anzahl auf 1500 Nummern. Aus Umgelters Marck Anno 1679 auf des Commissarii Rochau seinem Guth in der Erden gefunden, und darin zu Stein worden. Zeit stammt noch ein Sammelband mit mehreren Nr. 66: Vier Tropfsteine, seynd im alten Inventario Eiszapf- Teilkatalogen der ,,Churfurstlichen Raritaten fen genennet worden, so im Sauerlandischen felsichten Ge- Cammer", der sich in der Handschriftenabtei- birge zu Stein worden. Nr. 84: Zwei Stucke Bernstein, ... in Pommern gefunden. lung der Staatsbibliothek PreuBischer Kulturbe- Nr. 86: Ein Donnerkeil, so Seiner Churfurstlichen Durch- sitz erhalten hat (HASTB-1; Dohn 1988). Es laucht von Herrn Martitio davor gegeben worden. 10 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin

Nr. 101: Ein Stein in Gestalt eines AffenfuR. sehr selten. Ein solcher Fall ist die Abgabe von ei- Nr. 122. Ein Stuck Cristall, repraesentirt inwendig Nadeln. nigen Dubletten zoologischer und mineralogischer Nr. 127: Eiii Stuck polirt Agat Stein. Nr. 129: 45 Stuck gefarbte Marmor-Stein und GipR Proben. Objekte an das (noch heute existierende) Natura- Nr. 144: Ein gar groR und zwey kleine ungearbeitete Jaspis, lienkabinett des bekannten Pfarrers und Padago- so Seine Churfiirstl. Durchlt. von Sachsen Sr. Churfiirstl. gen August Herrnann Francke (1673- 1727) in Durchlt. von verehrt. Nr. 155: Acht Stuck Bernstein. Halle, der den Kurfursten im Jahre 1698 urn eini- ge Stucke gebeten hatte (Ledebur 1831). Er Das zweite Kapitel des Kataloges von 1694 ist wollte die Objekte als Anschauungsmaterial im das ,,VerzeichniiD der Mineralien", das nur Me- Schulunterricht verwenden, ein anderes, zeitge- talle und Erze enthalt. Gegenuber der Unord- marjes Motiv fur die Benutzung naturkundlicher nung des Naturalienbestandes herrscht hier eine Sarnmlungsgegenstande, das in den furstlichen systematische Reihung, die offenbar von der Al- Naturalienkammern nicht im Vordergrund stand. chirnie vorgegeben wurde. Dieses Kapitel wird Francke erhielt die erbetenen Stucke, wie Eintra- vollstandig abgedruckt: gungen im nachstfolgenden Katalog zeigen. Goldt Ertzt Nr. 1: Eine Stuffe gewachsen Gold in weiRem Quartz. 1st aus Der nachste Katalog der Kunstkammer stamrnt Indien von der Insel Sumatra kommen, wiegt 5 Pfd., 7 Loth, aus dem Jahre 1716 und ist eine fortgeschriebene % Quint. Abschrift des Kataloges von 1694. Er befindet Nr. 2: Chinesische Goldarbeit und Goldkorner, wiegen zu- sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen sammen 6 Loth. Silber Ertzt Akademie der Wissenschaften (ABBA-1). Die Nr. 1: 13 Stiifflcin gewachsen Silber in weilkm Quartz, sey- Anzahl der Naturalien ist mit 406 angegeben. In end aus Norwegcn. Wiegen 2 Pfd., 14 ?hLoth. der Art der Bestandsordnung und Darstellung Nr. 2: Herr Cammerdiener Stochius hat in die Churfurstl. Kunstkaminer gcschenckt: Eine rar gewachsen Silber Stuffen, gibt es keine Anderung, auch die Nummern der wiegt 1 Pfd.. Objekte blieben die gleichen. Neue Objekte wur- EiRen den am SchluD zugefiigt und manche Texte zu den Nr. 1: Eine groRc Eisen Blume Nr. 2: Ein Stuck Eisen Blut. Stiicken wurden etwas gekurzt. Nr. 3: 23 Eisen Stuffen. Das gleiche trifft auf den Katalog von 1756 zu, Kupffer Ertzt der 466 Naturalien verzeichnet. Auskunft uber Nr. 1: Zwei Huff Eisen, welche in Kupffer verwandelt sind, in einem Brunnen der in Ungarn bey Neusohl ... seyn soll. diesen Katalog, der nicht eingesehen werden Davon eins zerbrochen konnte, gibt ein Artikel uber die Geschichte der Nr. 2: 24 Kupffer Stuffen. Sammlungen des Geologisch-Palaontologischen Zinn Nr. 1: 16 Zinn Stuffen. Ein Zinn graupe. Institutes der Humboldt-Universitat (Dietrich Mercurialische, Arsenicalische, Sulverische und dergl. Steine 1960). Danach stammt der Katalog von Wilhelm Nr. 1: 71 Stuffen Mineralien, Ertze und Gesteine. Stosch, der nach Degering (1922) zunachst als Nr. 2: 33 geschmelzte Sachen, Kies und Metall. Adjunkt der Koniglichen Bibliothek tatig war In allen ubrigen Kapiteln des Verzeichnisses und erst im Jahre 1765 die volle Anstellung be- von 1694, in denen die Namen von Naturalien kam. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Trennung und Mineralien genannt werden, handelt es sich der Kunstkammer von der Bibliothek und Stosch um solche Objekte, die bereits zu Schmuckge- erhielt die Aufsicht uber die Kunstkammer. Diet- genstanden oder dergleichen verarbeitet sind. rich war der Ansicht, darj dieser Katalog ,,wohl Sogar im dritten Kapitel, im ,,Verzeichniil3 aller- der alteste Katalog einer Berliner Naturalien- handt Edelgesteine", das dies nicht erwarten sammlung" sei. Er zitiert daraus insgesamt 7 Ob- la&, handelt es sich um geschliffene, skulptu- jekte, von denen die ersten vier in Nummer und rierte und zum Teil gefarjte Schmucksteine, wie Text mit den Nummern 27, 86, 101 und 129 des folgendes Beispiel zeigt: Kataloges von 1694 (siehe dort) iibereinstimrnen, Nr. 7: Ein Jaspis in Form eines Herzens, repraesentieret auf und folgende drei Objekte neu sind: einer Seiten einen alten Mannes Kopf, ist in Gold einge- fasset. Nr. 171: Ein Krotenstein, Bufonit oder Schlangenauge, auch Batrachit oder Crapaudine genannt (Dietrichs Anmerkung: In den 11 Nummern dieses Kapitels treten fol- Es sind Gaumenzahne von . . Fischen). gende Mineralnamen (mit der Schreibweise des Nr. 186: Em Stuck unicornu fossile. Verzeichnisses) auf Nr. 328: Eine Glossopetra so Markgraf Albrecht dem Konig verehret. Granat, Crystall, Chrysolil, hspis, Lapislazuli, Achat, bomi- scher-Diamant, Hyacinth, Ametyst, Carniol und Lapis Ne- Also auch bei den neueren Eintragungen wur- phriticus. den altertumliche Bezeichnungen verwendet. Wahrend es iiber die einzelnen Zugange des Be- Dietrich begleitet dies mit der Bemerkung: ,,Es standes durch Angaben im Verzeichnis manche sind die iiblichen Curiosa der Zeit." Einflusse Kenntnisse gibt, sind Nachrichten iiber Abgange Carl v. LinnCs (1707-1778) sind nicht zu spuren. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe l(1998) 11

Im Jahre 1769 erliel3 Konig Friedrich 11. Private Sammlungen in Berlin (1712-1786) die Weisung an das Bergwerks- und Hutten-Departement seiner Regierung, das Neben den furstlichen Kunst- und Naturalien- Naturalien-Kabinett der Kunstkammer ,,mit den kammern entstanden etwa von der Zeit Agrico- kunftig aufzufindenden Naturalien und den dem- las an auch Naturaliensammlungen privater Per- selben fehlenden Erzstufen zu versehen" (Lede- sonen. In Italien und Holland geschah dies sogar bur 1831). Friedrich 11. hatte inzwischen die drei vereinzelt schon fruher. Besonders waren es Schlesischen Kriege gefuhrt und dadurch war Apotheker, deren Materiallager ja zugleich Na- PreuBen im Jahre 1763 in den Besitz Schlesiens turaliensammlungen darstellten oder sich leicht mit seinen Bodenschatzen gelangt. Der Weisung zu solchen Kammern herrichten lieBen, die man von 1769 folgte ein Jahr spater die Grundung zu Fuhrungen und Besichtigungen offnen konnte der Berliner Bergakademie, worauf weiter unten (Jahn 1979). Verzogerungen dieser Entwicklung eingegangen wird. gab es in Landern, die besonders stark vom wirt- Das weitere Schicksal der geowissenschaftli- schaftlichen Niedergang infolge des DreiBigjahri- chen Bestande der Kunstkammer nach 1770 gen Krieges betroffen waren. Aber auch dort kann nur noch stark verkurzt im folgenden ange- zeigten sich im ausgehenden 17. Jahrhundert die deutet werden. Spuren des Auflebens, zum Teil in bemerkens- Nachdem die Kunstkammer im Jahre 1794 einen wertem MaBe. So schuf August Hermann neuen Verwalter, den Prediger der franzosischen Francke in Halle fur den Unterricht sein Natura- Gemeinde Jean Henry (1761-1831) erhalten lienkabinett. In Leipzig entstand in der Apothe- hatte (GSTAB-2) und der Akademie der Wis- ke von Heinrich Linck (gest. 1717) ein Natura- senschaften im Jahre 1798 mit letzterem unter- lienkabinett, das von Sohn und Enkel weiter stellt worden war, ordnete Konig Friedrich Wil- ausgebaut wurde (Fischer 1939) und das in Wal- helm 111. (1770-1840) im Jahre 1805 die Abgabe denburg erhalten geblieben ist. Als drittes Bei- samtlicher Mineralien an die inzwischen sehr gut spiel sei noch die Mineraliensammlung des Frei- entwickelte Sammlung der Bergakademie, das berger Bergrates Johann Friedrich Henkel Konigliche Mineralienkabinett, an (ABBA-2; (Henckel) (1679-1744) genannt, der sich einge- Reichl 1930), zumal in der Kunstkammer kein hend mit Mineralogie beschaftigte und diese wissenschaftlicher Gebrauch davon gemacht wur- durch seine ,,Kies-Historie" (Henkel 1725) und de (GSTAB-3). Die Uberfuhrung unterblieb andere Schriften stark gefordert hat. aber fur einige Jahre aus mehreren Grunden, so Auch in Berlin erwachte das Interesse an der wegen Uberfullung, wegen Protesten von Henry Beschaftigung mit Naturobjekten und es entstan- (GSTAB-2) und wegen der Lahmung des gesam- den vom Ende des 17. Jahrhunderts an die er- ten offentlichen Lebens infolge des Einfalls der sten Naturaliensammlungen von Burgern. Es Franzosen im Jahre 1806 und der Besetzung Ber- zeigten sich auch Spezialisierungen, indem be- lins. Im Jahre 1809 erfolgte schlieBlich die Abga- stimmte Objektgruppen bevorzugt wurden. Fol- be an das Konigliche Mineralienkabinett (AB- gende Liste gibt eine Ubersicht solcher Berliner BA-3), was dessen Bestande nach Umfang und Burger, die Mineralien einschlieBlich Versteine- Wert nur in recht bescheidenem MaBe ver- rungen ausschliefllich oder teilweise sammelten. mehrte. Als dann im Jahre 1810 die Vorstellun- Diese Zusammenstellung reicht bis etwa zur gen Wilhelm von Humboldts zur Errichtung der Grundungszeit der Berliner Bergakademie, was Berliner Universitat realisiert wurden, gelangte jedoch eine willkurliche Grenze darstellt, da sich das Konigliche Mineralienkabinett als Mineralo- das Sammeln weiter kontinuierlich entwickelte. gisches Museum in den Besitz der Universitat. Wie die Ubersicht zeigt, reichen die Berufe Von den ubrigen naturkundlichen Objekten der Mineralsammler uber einen groBen Spiel- der Kunstkammer und der Akademie der Wis- raum. Neben einem Bergrat sind ein hoher Berg- senschaften wissen wir, daB die zoologischen Ob- beamter, ein Prediger, ein Botaniker, zwei Apo- jekte 1810/11 ebenfalls der Universitat ubereig- theker, ein Chemiker und funf Arzte vertreten, net und zum Aufbau von deren Zoologischem wobei sich einige Arzte ebenso wie die Apothe- Museum verwendet wurden. ker auch intensiv als Chemiker betatigt haben.

Mineralien = Sammelbegriff im Sprachgebrauch der Zeit fur geowissenschaftliche Objekte. Slg. = Sammlung 12 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin

Sammler von Mineralien' in Berlin demie der Wissenschaften gekauft und fand eine reprasentative Aufstellung in Raumen der Aka- Stahl, Georg Ernst (1660-1734), Arzt und Chemiker, Leib- demie, dem Observatorium. arzt Friedrich Wilhelms I., Begriinder der Phlogiston- Theorie; Slg.2 von Mineralien, Katalog 1773 (Wilson Alle ubrigen Sammlungen zeigten eine mehr 1994). oder weniger starke Einengung des Sammelge- Spener, Christian Maximiliaii (1678- 1714), Arzt, Professor bietes, was finanziell bedingt sein kann, aber der Anatomic am Theatrum Anatomicum; Slg. von Natu- ralien allgemein, Katalog 1718 (Wilson 1994). wohl eher den speziellen Interessen der Sammler Neumann, Kaspar (1683-1737), Apotheker und Chemiker, entsprach. Bei den chemisch tatigen Sammlern Professor der praktischen Chemie beim Collegium medi- lag dies nahe, da die damalige Chemie vorwie- co-chirurgicum; Slg. von Mineralien, Katalog (Neumann 1767). gend eine Mineralchemie war. Der bedeutendste Eller, Johann Theodor (1689-1760), Arzt und Chemiker, Chemiker unter den Arzten war Georg Ernst Leibarzt Friedrichs II., Direktor des Collegium medico- Stahl. Er ist fur die Entwicklung der Chemie von chirurgicum; Slg. von Mineralien, Katalog 1723 (Neicke- lius 1727), nochmaliger Katalog (Eller 1761). erheblicher Bedeutung, da er die Phlogistontheo- Pott, Johann Heinrich (1692-1777), Arzt und Chemiker, Pro- rie, die bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts fessor der theoretischen und (ah 1737) der praktischen herrschend war, aufgestellt hat. Auch seine Schu- Chemie beim Collegium medico-chirurgicum, schlieRt 1746 auf eine besondere Erde in den verglasbaren Stei- ler Kaspar Neumann, Johann Heinrich Pott und nen (Si02); Slg. von Mineralien (Pott 1746154). Andreas Sigismund Marggraf, zugleich Schuler Marggraf, Andreas Sigismund (1709- 1782), Apolheker und Henkels, waren bedeutende Chemiker und dane- Chemiker, Chemiker der Akademie der Wissenschaften, entdeckt 1754 die ,,Alaun"- bzw. ,,Thonerde" (AIzO3); ben Mineraliensammler. Besonders traf dies auf Slg. von Mineralien, Verkaufsangebot (Bernoulli 1782). den letzteren zu. Und dies wurde im Verkaufs- Gleditsch, Johann Gottlieh (1714-1786), Botaniker, Lehrer angebot ausgenutzt, das ein Akademie-Kollege, am Collegium anatomico-cliiiirurgicum,Direktor des Bota- nischen Gartens; Slg. von Herbar, Versteinerungen, Kon- der Astronom Johann Bernoulli (1744-1807) im chylien (Sander 1784, Nicolai 1786). Jahre 1782 erscheinen lieB, um die Sammlung at- Lehmann, Johann Gottlob (1719-1767), Bergrat, schrieb mi- traktiv zu machen. Dort heifit es: ,,Eine von ei- neralogisch-geologisch-bergbaukundlichc Werke und Lehrbiicher, hielt private Vorlesungen (v. Freyberg 1955), nem so grofien Chymisten angelegte Sammlung ging 1761 nach St. Petersburg; Slg. von Mineralien (Leh- kann, wie leicht zu erachten, nicht andcrs als mann 1758). vorzuglich seyn", noch dazu, weil schon zu Leb- Redern, Sigismund Ehrenreich Graf von (1720-1789), Ober- hofmarschall; Slg. von Mineralien (Wilson 1994). zeiten Marggrafs 200 Louisdor dafur geboten Woltersdorf, Johann Lukas (1721 -1772), Prediger an Berli- worden waren. ner Kirchen; Slg. von Mineralien (Woltersdorf 1748), Ka- Von einem weiteren Arzt und Chemiker, Jo- talog 1772 (Wilson 1994). Bloch, Marcus Eliesar (1723-1799), praktischer Arzt und hann Theodor Eller, ist ein sehr detaillierter Ka- Zoologe, Arbeiten iiber Fische; Slg. von Naturalien, be- talog uberliefert, der nach seiiiem Tode erschie- sonders Fischen, auch Mineralien (Sander 1784). nen ist. Sehr viele Stucke dieser Sanimlung sind Kurella, Ernst Gottfried (1 725-1799, praktischer Arzt; Slg. von Mineralien, Konchylien (Sander 1784, Nicolai 1786). einzeln genau beschrieben, so zum Beispiel al- lein unter der Kategorie ,,Silber-Ertzte" 378 Nur eine dieser Sammlungen umfafite den ge- Stucke. Jedoch ist es, wie in dem als Vorwort samten Umfang der Naturalien in ahnlicher Wei- vorausgeschickten ,,Avertissement" des Katalo- se, wie es in der Kunst- und Naturalien-Kammer ges von dem anonymen Bearbeiter hingewiesen des koniglichen Schlosses der Fall war. Es ist die wird, ,,zu beklagen, dafi sich kein ordentlicher Sammlung des Arztes Christian Maximilian Spe- catalogus von dieser schonen Sammlung (hat) ner, eines Mitgliedes der bekannten Berliner finden wollen. Eben daher riihrt es, dal3 man bey Theologen- und Verlegerfamilie. Ihm haben of- denen wenigsten Pii?cen den locum natalem fenbar reiche Mittel fur ihren Aufbau zur Verfii- (hat) anfuhren konnen." Aber den meisten gung gestanden. Im Jahre 1692 wurde diese Sammlern machte das hier beklagte Fehlen des Sammlung vom Verwalter der Kunst-Kammer Fundortes nichts aus. Neben den Mineralen im des Berliner Schlosses Christoph Umgelter be- heutigen Sinn finden sich in der Sammlung auch gutachtet, wohl wegen eines moglichen Ankaufs mehrere Kategorien von Versteinerungen. Diese von Stucken. Umgelter notierte iiber die Bestan- sind vielfach ebenfalls einzeln beschrieben, aber de: ,,Von den Metal1 und Mineralischen Ertzen, auch gebundelt, wie zum Beispiel: ,,mehrere Gesteinen und in Stein verwandelten Sachen, Er- hundert versteinerte Muscheln und Schnecken den, Mineralien und Quartzen etzl. sind auch theils in matrice, theils extra matricem". Zum ohngefahr nur dreiJ3igster Teil dabey, welche bei Schlul3 folgt noch eine grofie Sammlung rezentei der Churfurstl. Cammer nicht vorhanden." zoologischer Objekte ,,Muscheln, Corallophytir (HASTB-2). Erst nach Speners Tod wurde der und andere Marinis" (Eller 1761). Der Verbleik grol3te Teil der Sammlung Speners von der Aka- der Sanimlung ist unbekannt. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe l(1998) 13

Die Sammlung des Predigers Johann Lukas Woltersdorf ist dadurch bemerkenswert, dalJ sich ihr Besitzer bemuht hat, ein Ordnungssystem zu schaffen, das er im Jahre 1748 gesondert publi- zierte. Es sollte dazu dienen, ,,damit nicht ein uneingerichteter Hauffe von Bergarten mir zur Last fallen und der, von der Sammlung gehofte Nutzen ausbleiben mochte. Zu dem Ende zog ich, so vie1 moglich, die Schriftsteller dieser Wis- senschaft zu Rathe." Er nannte dann folgende ,,zu ihren Zeiten beruhmten" Schriftsteller: den Zuricher Arzt Conrad Gesner (1516-1565), den Leibarzt des Kaisers Rudolf II., Boethius De Boot (um 1600) in Wien, den Londoner Medi- zinprofessor John Woodward (1665-1728) und den Zuricher Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer (1672-1733). Woltersdorf war aber enttauscht, da er bei ihnen nicht die Hilfe fand, die er suchte. Die beiden letzteren sind ubrigens sehr wichtig geworden, da sie die zuvor oft als Spiele der Natur angesehenen Tier- und Pflan- zenreste als Versteinerungen erkannten. Selbst Woltersdorfs Versuch mit dem System von Carl v. LinnC (1707-1778), das er nach 1740 kennen lernte, brachte ihm nicht das gewunschte Ergeb- nis, so da13 er sich eine Einteilung auf der Grundlage der ,,Mischung", also nach der chemi- schen Zusammensetzung wie folgt zurechtlegte (in seiner Orthographie): I Erden 1. Thonartige Erden (Ton, Humus) 2. Kalkartige Erden (Kreide, Mergel) Abb. 2. Johann Gottlob Lehmann (1719-1767). Portrat im I1 Steine 1. Glasartige Steine Alter von 41 Jahren am seinen ,,physikalischchymischen (u. a. Edelsteine, Quartz, FluBspat) Schriften" (1761) 2. Thonartige Steine (Asbest, Talck, Blende, Schiefer) 3. Gypsartige Steine zusammengetragen. Er hatte eine merklich ande- (Gypsstein, Alabaster, Gypsspath) re Einstellung zum Sammeln als zu seiner Zeit 4. Kalkartige Steine (Kalkstein, Marmor, Kalkspath u. a. ) ublich. Man kann dies aus seinen Lehrbuchern I11 Saltze und anderen Schriften entnehmen, die er in gro- IV Bitumina fler Zahl uber seine geowissenschaftlichen Arbei- V Seminietalle VI Metalle ten im Gelande und im Laboratorium herausge- Petrefakta bracht hat. Er legte vor allem solche Stucke in Der letzte Sammler, zu dem hier noch ge- seine Sammlung, von denen er es fur notwendig sondert Stellung genommen wird, ist Johann hielt, sie so zu haben, ,,wie sie gefunden werden, Gottlob Lehmann (Abb. 2). Er wurde in Lan- da denn ofters eine schlecht aussehende Pikce genhennersdorf bei Pirna geboren und war ur- instructivischer ist, als die kostbarste und reich- sprunglich Arzt, hatte sich aber in Dresden bald ste Schaustuffe" (Lehmann 1758). Diese und bergbaulichen und mineralogischen Studien zu- weitere Auflerungen Lehmanns zum Sammeln gewandt. Seit 1750 in Berlin, entwickelte er sich hat B. v. Freyberg (1955) zusammengetragen, zu einem bedeutenden Naturforscher, der sich hier noch ein Beispiel (Lehmann 1761a): sehr vielseitig betatigte, so da13 er im Titel seiner ,,Es ist wohl nichts abgeschmackter, als wenn ein Sammler Biographie (v. Freyberg 1955) als Arzt, Chemi- naturlicher Seltenheiten, solche bloR zu dem Ende sammelt, ker, Metallurg, Bergmann, Mineraloge und damit er sie haben miige, ohne sich weiter um eine nahere grundlegender Geologe bezeichnet wird. Seine und genauere ErkenntniB derselben zu bekummern, . . . Ge- wiB diese Leute verdienen unter denen Naturforschern wei- Mineraliensammlung hat er vornehmlich bei sei- ter keinen andern Rang, als bloR den Titel schoner Rarita- nen Arbeiten in Bergwerken und im Gelande tenkramer." 14 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin

Am hochsten stellte Lehmann also den wis- er ,,Versuch einer Geschichte der Fliizgebiirge" senschaftlichen Wert der Sammlungsstucke, was, (Lehmann 1756) nannte. Es ist ein grundlegen- wie v. Freyberg bemerkt, fur die asthetischen des Werk, das die stratigraphische und erdge- Grundsatze und Ziele der damaligen Sammler schichtliche Erforschung der Erdkruste einleite- unerhort war. te. Bei den Befahrungen der Berg- und Hiitten- werke erhielt Lehmann den Eindruck, dalj es Zur Griindung der Berliner Bergakademie mit dem fachlichen Wissen der Bergbeamten oft nicht zum Besten bestellt war, was ihn anregte, Der zuletzt als Mineralsammler dargestellte Jo- in Berlin Vorlesungen zu halten. Er schrieb auch hann Gottlob Lehmann leitet unmittelbar zur schon sehr fruh ein Lehrbuch, eine Einfiihrung Betrachtung der Entstehung der Berliner Berg- fur Anfanger im Bergwesen (Lehmann 1751). akademie uber, da Lehmanns Tatigkeit als Berg- Spater folgten sein Lehrbuch der Mineralogie, rat das Bergwesen der damaligen Zeit in Preu- das sehr gefragt war und eine zweite Auflage er- l3en charakterisiert. Trotz des vom Konig lebte (Lehmann 1758, 1760) sowie seine Probier- verliehenen Titels als Bergrat hatte Lehmann kunst (Lehmann 1761). keine feste Anstellung, auch nicht als Mitglied Von Mitte 1756 blieben ,,Commissionen" fur der Berliner Akademie der Wissenschaften, wo- Lehmann aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte Fried- zu er im Jahre 1754 vom Konig ebenfalls ernannt rich 11. mit dem Einfall in Sachsen und Biihmen worden war. In der Akademie hatte er durch die den dri tten Schlesischen Krieg, der schlieljlich Mitgliedschaft die ungewisse Aussicht auf eine 7 Jahre dauerte, begonnen, um den Besitz Schle- besoldete Stelle im Falle des Ausscheidens eines siens zu sichern. Da nun Gelder fur die Forde- Stelleninhabers erhalten. Allerdings wurden ihm rung des Bergwesens ausblieben, kam Lehmann des ofteren ,,Commissionen", zeitlich begrenzte in eine schwierige Lage. Durch Gratifikationen Arbeitsauftrage, zu bestimmten Untersuchungs- von der Akademie fur geleistete chemische Un- oder Erkundungsaufgaben erteilt, zunachst in tersuchungen wurde er nur notdurftig unter- kleinerem Umfang. Von 1752 an war er wieder- stutzt. Der Krieg verlief wechselhaft. Im Jahre holt fur jeweils mehrere Monate ,,auf allerhoch- 1759 war er nach der Niederlage in der Schlacht sten Befehl" in den relativ wenigen preuljischen von Kunersdorf fur Preuljen fast verlorcn, aber Bergbaugebieten unterwegs. Abgebaut wurden erneute Anstrengungen Preuljens glichen dies besonders Raseneisenerze, Alaunerden, Torfe wieder aus. Ein Ende war nicht abzusehen und und Kohlen, auch gab es Salzgewinnung in Sali- grolje Ungewifiheit herrschte. nen. Eine Ausnahme machte der Harz, jedoch In dieser Situation erhielt Lehmann den Ruf besalj Preuljen nur kleine Teile des bergbaulich nach St. Petersburg als Professor fur Mineralogie interessanten, aber in staatlicher Hinsicht stark an die dortige Akademie der Wissenschaften. Er zerstiickelten Harzes. Sie lagen am nordlichen nahm den Ruf an, was in seiner Lage nur zu ver- Harzrand bei Wernigerode, am Sudharz in der standlich ist, und verlielj Berlin Mitte 1761. In Grafschaft Hohnstein bei Nordhausen und in der St. Petersburg konnte er ohne finanzielle Sorgen Grafschaft Mansfeld im und am Ostharz. Dort- arbeiten, was er auch mit grol3em Elan und Er- hin wurde Lehmann mehrmals gesandt. An- folg tat (Barchatova & Raskin 1976). Ubrigens schlieljend bekam er den Auftrag, das vorlaufig machte Lehmann im russischen Bergwesen die eroberte Schlesien zu bereisen. Diese bergbau- gleiche Erfahrung wie in Preuljen uber die unzu- lich wertvolle Provinz hatte Friedrich 11. in zwei langliche Ausbildung des Personals und trat am Schlesischen Kriegen (1740/2 und 1744/5) muh- 27.4. 1766 mit einer Denkschrift auf, in der er sam erkampft, jedoch war der Besitz wegen der Vorschlage zur Verbesserung machte (Raskin politischen Lage in Europa noch nicht endgultig 1974; fur den Hinweis auf diese Publikation sei gesichert. Lehmann besuchte Schlesien 1755 und Herrn Dr. Peter Kriiger auch an dieser Stelle im Friihjahr 1756, d. h. vor Ausbruch des Sieben- herzlich gedankt). Lehmanns Schrift tragt den jahrigen Krieges, auch wieder ,,auf allerhochsten Titel: ,,Patriotkche Gedanken, wie dem Verfall Kgl. Befehl". derer Bergwerke durch Anlegung eines Berg-Ca- Auf seinen Reisen in PreuBen achtete Leh- detten-Corps zu helfen sey." Er wurde dadurch mann bei den bergbaulichen Befahrungen uber- zu einem der Grunder der Bergakademie in St. all auch auf die auftretenden Gesteine, auf deren Petersburg, die im Jahre 1773 eriiffnet wurde. Schichtenfolge und auf die Lagerungsverhalt- Lehmann erlebte dies aber nicht. Er starb be- nisse. Dies verarbeitete er in seinem Buch, das reits am ll. Januar 1767 an einem Gallenleiden Mitt. Mus. Nat.kd. Berl.. Geowiss. Reihe l(1998) 15 oder, wie auch iiberliefert ist, an einer Arsenik- alles verlassen, und NB. in schlechten Umstanden aus Wien vergiftung durch einen Laborunfall. gegangen, da er so gar selbst saget, man habe noch bin dato seine Meubles, Cabinet pp. in Wien rnit Arrest belegt. ... Bereits vor Lehmanns Weggang war im Jahre Hier formirt der Mann Projecte, welche sehr windig sind, 1758 ein Bewerber um die Verwendung im preu- und mir zur Untersuchung anvertraut sind. Was mich gegen denselben noch soupconneuser [argwohnischer] macht, ist Bischen Staatsdienst in Berlin aufgetreten, der daR er mir von seinen Ertzten, aus St. Annaberg einige Anspriiche auf eine hohere Position geltend kleine Proben gegeben, rnit dem Bedeuten, es hatten solche, machte und wohl auch wegen seines Adelstitels die beste Art 20 Mark Silber, die geringste aber 8 Mark; bey angestellter Probe aber in der besten nur 2 Mark und in der machen konnte, der Staats- und Wirtschaftswis- andern 1 Mark 13 Loth gefunden." senschaftler Bergrat Johann Heinrich Gottlob v. Justi (1720-1771) (Allg. Deutsche Biographie, Spatere Nachrichten zum Verhaltnis Leh- Bd. 14). Sein Antrag hatte Erfolg, wenn auch manns zu v. Justi sind nicht bekannt geworden, rnit Vertrostung auf die Zeit nach dem Kriegsen- auch nicht, ob es einen EinfluB v. Justis auf Leh- de. Jedoch erhielt v. Justi vom Konig sogleich manns Weggang von Berlin gegeben hat. eine Art Wartegeld in Gestalt eines kleinen, Bei der Einsetzung v. Justis war Friedrich 11. aber ,,verheerten" Landgutes bei Berlin. Er be- offenbar entschlossen, das Bergwesen PreuBens tatigte sich nun zunachst als hochst produktiver organisatorisch zu starken und eine einheitliche kameralistischer Schriftsteller. Auch zuvor war er Leitung zu schaffen. Der Titel Berghauptmann als solcher aufgetreten, hatte aber dabei ein deutet darauf hin, daB nicht nur die Glas- und recht unstetes Leben gefiihrt. So mul3te er seine Stahlfabriken, d. h. das Hiittenwesen, reformiert erste hervorragende Position als Professor der werden sollte. Jedenfalls wurden schon im Jahre Kameralwissenschaft und als Finanz- und Berg- 1766 erste Veranderungen auf dem Gebiet der rat in Wien aufgeben, als seine Silbergewinnung Bergordnungen und Berggesetzgebung einge- aus Kalken von Annaberg in Niederosterreich fiihrt (Daber 1970). In der Regierung PreuBens, 1753 scheiterte. Weitere, zunachst Erfolg verspre- das heil3t im General-Direktorium (genauer: Ge- chende Versuche, FuB zu fassen, unternahm er neral-Ober-Finanz-, Krieges- und Domanen-Di- in Gottingen, Hamburg und Kopenhagen. Auch rektorium), wurde dann im Jahre 1768 eine ge- eine Silbermiinzenaufarbeitung, die er 1763 in sonderte Abteilung geschaffen, das Bergwerks- Hamburg wahrend der Berliner Wartezeit ein- und Hutten-Departement. Es scheint auch schon richtete, gab er nach sehr gutem Anfangserfolg der Gedanke der Schaffung einer besonderen auf. Ein erneuter Antrag vom 14.2.1762 auf Lehranstalt entstanden zu sein, was nahelag, da Einstellung als Geheimer Finanzrat (GSTAB-6) eine solche bereits 1765 in Sachsen errichtet wor- hatte keinen Erfolg. Im Marz 1766 schliefilich den war. wurde er von Friedrich 11. zum Berghauptmann Im Jahr 1768 trat der in Berlin seit einigen und Ober-Aufseher der Glas- und Stahlfabriken Jahren praktizierende Arzt Carl Abraham Ger- ernannt und erhielt wegen seiner Sehschwache, hard (1738-1821, Abb. 3) an Konig Friedrich 11. die schnell zur Erblindung fiihrte, einen Beam- mit dem Antrag heran, ,,als Mitglied in die KO- ten als personlichen Helfer. Aber schon 1768 nigliche PreuBische Akademie der Wissenschaf- nahm seine Tatigkeit ein Ende, da er wegen des ten aufgenommen zu werden, um 'wiirdig seinen Kassendefizites von 46000 Thlr., nach eigener Konig zu vertreten', wenn er in Verhandlungen Angabe 2700 Thlr. (GSTAB-7), seines Postens beziiglich der beabsichtigten Griindung einer enthoben und auf die Festung Kiistrin gebracht Bergakademie treten muB" (Bielefeldt 1980). wurde. Dort starb er im Juli 1771. Gerhard stammte aus einer schlesischen Pa- Zum Auftreten v. Justis in Preuljen sei noch storenfamilie. Er studierte in Frankfurt an der nachgetragen, daB Lehmann rnit ihm Beriihrung Oder Medizin, befal3te sich aber dabei auch rnit gehabt hat. Lehmann auBerte sich dariiber ge- Mineralien und schlol3 das Medizinstudium 1760 genuber seinem Briefpartner Johann Ambrosius mit einer Dissertation iiber schlesische und boh- Beurer (1716-1754), einem in Berlin ausgebilde- mische Granate ab. In den Folgejahren trat Ger- ten Apotheker in Niirnberg am 16. 4. 1754 wie hard mit ,,physiko-medizinischen" Schriften auf, folgt (v. Freyberg 1955): die, wie seine Ubersetzung der franzosischen Pu- blikationen J. T. Ellers auch mineralogische Arti- ,,MuB Ihnen berichten, daB der so beruhmte und gliickliche Entdecker derer reichen Kalksteine in Niederosterreich zu kel enthielten. St. Annaberg, der H. von Justi sich in unseres Konigs Lan- Der Ausfall des Berghauptmanns v. Justi den aufhalt, nehmlich in der Stadt Mannsfeld. Es ist hiesiges scheint Konig Friedrich 11. bewogen zu haben, Ortes fast unbegreifl. warum dieser Mann, nachdem er doch seine Religion changirt, und eine Bedienung von 5000,- R. den Antrag Gerhards in Erwagung zu ziehen. gehabt, sein reiches Bergwerk, seinen ansehnl. Gehalt und Darauf deutet hin, daB das General-Direktorium 16 Floppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin

Nach diesem Zeitpunkt setzt die von P. Krusch im Jahre 1904 publizierte Darstellung der Geschichte der Bergakademie zu Berlin ein, die auf einem detaillierten Studiuni der preurjischen Staatsakten basiert. Dieser gewissenhaften Dar- stellung, die die verwendeten Akten allerdings leider nicht im einzelnen benennt, wird im we- sentlichen, Kurzungen und Erganzungen einbe- griffen, gefolgt. Am 12. 1. 1770 erlierj Friedrich 11. durch den Minister und Chef der Justiz Frh. v. Furst cine Anordnung, wonach auf allen preurjischen Uni- versitaten Mineralogie und Bergrechte ,,gehorig dociret werden" sollen. Weiterhin ertcilte er uber den Etats-, Krieges- und dirigierenden Mi- nister im General-Direktorium Ludwig Philipp Frh. von Hagen, der 1768 zugleich auch Chef des Bergwerks- und Hutten-Departements ge- worden war, dem Bergrat Gerhard den Auftrag, ,,den Plan zu einer vollstandigen Berg-lnforma- tion zu entwerfen und einen Kostenanschlag der einmaligen und laufenden Ausgaben eines be- Abb. 3. Carl Abraham Gcrhard (1738-1821). Portrat als KO- sonderen Berginstitutes aufzustellen," Gerhards niglich PreuBischer geheimer Obcr-Finanz-, Krieges- und Do- Plan wird von Krusch ausfuhrlich wiedergege- manen-Rat, zu dem er im Jahre 1786 ernannt wurde. Origi- nal im Markischen Museum, Berlin ben. Danach sol1 in funf Halbjahren die Theorie des Berg- und Hiittenwesens, die sich auf Mathe- matik, Physik, Mechanik, Hydraulik, Chemie, die Stelle eines Bergrats fur Gerhard bewilligte, Metallurgie, Bergbaukunde, Aufbereitungswesen, was am 21.4.1768 in der Sitzung der Akademie Huttenkunde und die Lehre von den Gebirgen der Wissenschaften mitgeteilt wurde (ABBA-4). griindet, gelehrt werden. Im AnschluB daran sol- Friedrich 11. bildete dann eine Immediat-Kom- len die Eleven noch ein Jahr auf Bergwerken zur mission, bestehend aus dem Geheimen Finanz-, praktischen Ausbildung verbringen. Krieges- und Domanen-Rat Heinrich Wilhelm Friedrich II. ging auf den Vorschlag Gerhards Reichard und Bergrat Gerhard. Ersterer war der ein und akzeptierte auch die erforderlichen hochste Beamte im Bergwerks- und Hutten-De- Geldmittel. Das zu griindende Institut erhielt partement unter dem Minister und hatte zuvor nun den vorlaufigen Namen ,,vollstandige Berg- der Jurisdiktions-Kommission des General-Direk- schule". Im Marz 1770 wurde Gerhard nach toriums angehort. Die Immediat-Kommission be- Freiberg geschickt, um die Einrichtung der dor- kam den Auftrag, das schlesische Bergwesen zu tigen, im Jahre 1765 gegriindeten Bergakademie untersuchen und Maonahmen zu treffen, um den kennenzulernen. Sein Bericht vom 24. 3. 1770 Bergbau zu beleben, was sie in erschopfender an Minister v. Hagen ist so intcressant, da13 er Weise erledigte. Untcr anderem veranlarjte sie die hier nach dem Original, das in den Bestanden Aufnahme neuer Grubenbetriebe (Serlo 1936). des Geheimen Staatsarchivs PreuBischer Kultur- Daraufhin wurde im folgenden Jahr das Schlesi- besitz uberliefert ist (GSTAB-4), wiedergegeben sche Oberbergamt in Reichenstein eingerichtet wird: und eine revidierte Bergordnung eingefiihrt. Am 18. 9. 1768 verfugte Friedrich 11. die Auf- ,,Da Ew. Hochfreiherrliche Excellenz mir gnadigst anbcfoh- len haben, mich nach denen Einrichtungen der Freibergi- nahme Gerhards als Mitglied in die Akademie schen im Jahre 1766 errichteten Berg Academie zu erkundi- der Wissenschaften (ABBA-5), was in den bei- gen, so habe die Ehre hierdurch unterthanigst anzuzeigen, den nachsten Sitzungen der Akademie vollzogen wie bey gedachter Academie 2 Professores sich befinden, nehnilich der Berg-Rath Gellert und der Professor Charpen- wurde (ABBA-4). Nachdem Gerhard einige tier. Ersterer liest die Metallurgie und Anweisung zum Hiit- Male nicht in den wochentlichen Sitzungen der tenwesen. Er ist zu dem Ende mit dem nothigen Laboratorio Akademie anwesend war, zeigte er am versehen, und sind zu denen Experimenten 200 Rthl. ausge- setzet. 17. 11. 1768 Mineralstufen vor, die er von seiner Der Professor Charpentier giebet Anweisung zu der practi- Reise nach Schlesien mitgebracht hatte. schen Geometrie, der Mechanic und der Zeichnungskunst. Mitt. Mus. Nat.kd. Berl., Geowiss. Reihe l(1998) 17

Es ist deshalb eine Anzahl von Modellen, Zeichnungen und Da auch die anderen Lehrkrafte bereit stan- Rissen angeschaft worden, zu deren Unterhaltung jahrlich 150 Rthl. bestimmt sind. den, begann der Lehrbetrieb im Herbst 1770. Ih- Die ordinairen Auditores sind 6 junge Leute die auf Lan- re Bezeichnung als Bergakademie wurde erst desherrliche Kosten studiren und Berg Cadetten heil3en. 1774 offiziell. Gerhard fing seine Vorlesungen Wenn sie zu Freiberg den Cursum, so 2 Jahre dauret, absolvi- ret, so gehen sie auf Reisen, wozu sie ein gewisses aus der am 1. 11. 1770 an und hatte grol3en Zuspruch. Berg Zehend Casse erhalten. Es werden dam bloR Landes Unter seinen Horern befanden sich auch 6 Be- Kinder und unter denen jederzeit 2 Freiberger angenommen. amte, die sich weiterbilden wollten. Als An- Wenn auRer diesen Berg Cadetten noch andere horen wol- len, so mussen sie bezahlen, doch werden nicht gern Fremde schauungsmaterial muflte Gerhard auf seine ei- dazu admittiret. genen Bestande zuriickgreifen, wie die anderen Im Grubenbau wird kein Unterricht ertheilet, sondern der- Lehrkrafte auch. Die Sammlung des Bergwerks- selbe ex Usu und bey der taglichen Befahrung derer Gruben erlerne t. und Hiitten-Departements, die sich durch Beleg- Ew. Hochfreiherrliche Excellenz werden hieraus gnadigst stucke im Zuge des Dienstbetriebs allmahlich zu vermerken geruhen, daR diese Einrichtung noch sehr in- bildete, war dafur kaum geeignet. complett sey, da in dem Wasser Bau, dem Forst Wesen und dem Bergbau selbst kein Unterricht gegeben, sondern der So war nunmehr die Institution geschaffen, in letztere bloR practisch erlernt wird, welches ein absolutes der bei der weiteren Entwicklung das Konigliche HinderniR abgibt, daR dieses wichtige Metier je in eine or- Mineralienkabinett entstand mit seinen systema- dentliche und systematische VerfaRung komme." tischen und regionalen Mineraliensammlungen Gerhard geht dann in seinem Schreiben noch einschliefllich der Bestande an Versteinerungen. ausfuhrlich auf die Kohlerei ein, die in Freiberg Diese Entwicklung und die darauf folgende, die nicht behandelt wurde, aber hochst notwendig zu Ubereignung an die Universitat als Mineralogi- lehren ware. Er habe sich, unter der zu ,,verhof- sches Institut und den Weg bis zum Museum fur fenden gnadigen Approbation", vorgenommen, Naturkunde, gehort in die kiinftigen Fortsetzun- dies mit vorzutragen. gen dieses Artikels. Zur weiteren Vorbereitung der neuen Ausbil- dungsstatte wurden geeignete Lehrkrafte ausge- wahlt. Es waren moglichst solche, die, zur Erspa- Verzeichnis der Archivalien rung staatlicher Kosten, eigene Hilfsmittel bzw. Laboratorien besaflen, fur die Physik der Pro- Geheimes Staatsarchiv PreuRischer Kulturbesitz fessor des Collegiums medicum Walter Berlin-Dahlem

(1749-1826), fur die Chemie der Apotheker Va- GSTAB-1 = I - Rep 36, Nr. 2710 lentin Rose (1762-1807), Professor de Chatillon GSTAB-2 = I - Rep 96A, Tit 1E (1747-1814) fur die Mathematik und Gerhard GSTAB-3 = I - Rep 121, Abt D, Tit 11, Sect 1, Nr. 101, vol 1, B1. 33 fur die Mineralogie und Berg- und Huttenkunde. GSTAB-5 = wie vor, B1. 117-121 Ubrigens war Gerhard keineswegs nur fur die GSTAB-6 = I -Rep 9, C1 b3, Fasc. 28, BI. 109 Bergakademie im Staatsdienst tatig, sondern GSTAB-7 = I - Rep 96 B, Nr. 135, 6.9.1768 hatte vorwiegend andere Aufgaben im Berg- Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie werks- und Hutten-Departement zu erfiillen, au- der Wissenschaften zu Berlin

Berdem daneben noch im Ober-Bau-Departe- ABBA-lz I - XV, Nr. 19 ment, nachdem er zurn Ober-Berg- und Bau-Rat ABBA-2 = I - XV, Nr. 32 ernannt worden war. Dadurch kam es auch da- ABBA-3 = I - XV, Nr. 10 ABBA-4 = I - IV, Nr. 32 (RBgistres de 1 'AcadCrnie) zu, daB er den Plan seiner Vorlesung, den er vor ABBA-5 I - 111, 3, B1.29 Eroffnung der Bergakademie, die fur den 1. Juli vorgesehen war, vorzulegen hatte, erst am 7. Au- Handschriften-Abteilung der Staatsbibliothek gust 1770 in Kleve, der preuflischen Besitzung Preuljischer Kulturbesitz Berlin am Niederrhein, niedergeschrieben hat. Dieser HASTB-1 = Mss. Boruss. fol. 740 HASTB-2 = Mss. Boruss. fol. 233 Plan, der bei Krusch (1904) zusammengefaflt dargestellt ist, besteht im Original (GSTAB-5) aus einem hochst detaillierten, nur aus Stichwor- ten bestehenden Inhaltsverzeichnis, das in 37 Pa- Schriftenverzeichnis ragraphen und diese wiederum in zahlreiche Un- Agricola, G. 1530. Bermannus sive de re metallica. Froben, terpunkte eingeteilt ist. Der Umfang reicht von Basel. Geologie iiber Mineralogie, Lagerstatten- und - 1.546. De natura fossilium. Froben, Basel. Bergbaukunde bis zu Huttenkunde und Techno- - 1556. De re metallica. Froben, Basel. Barchatova, N. N. & Raskin, N. M. 1976. Die Petersburger logie der Metallverarbeitung. Von Kohlerei ist Periode der wissenschaftlichen Tatigkeit J. G. Lehmanns. darin nicht die Rede. - Zeitschrift fur geologische Wissenschaften 4: 529-534. 18 Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften Berlin

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