72 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006

Strandvermüllung im Bereich der südlichen Nordsee, Mellum und 1991-2002

Thomas Clemens und Eike Hartwig

Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e.V., Zum Jadebusen 179, D-26316 Varel-Dangast; E-Mail: [email protected]

1. Einleitung als deutscher Beitrag zur Müll erfassung im Es liegen inzwischen weltweit Berichte über Geltungsbereich des Oslo-Paris-Abkommens/ angespülten Abfall und Müll an Stränden vor OSPAR (FLEET 2003), ausgewertet. (z. B. COLEMAN et al. 1984, BENTON 1991, GABRIELIDES 1995, CONVEY et al. 2002, KUSUI & 2. Material und Methode NODA 2003). Dabei wird immer wieder deut- Es wurden in den Jahren 1991 bis 2002 auf der lich, dass die Hauptquelle dieser Verschmut - Insel Mellum (53°43’N, 08°09’E) am ex- zung zum überwiegenden Teil die Seeschiff - ponierten Nordstrand und am Jade exponier- fahrt ist (z. B. SCHREY 1987, HARTWIG 1994, ten Südstrand an einem jeweils 100 m langen DERRAIK 2002). Auch die Deutsche Bucht ist er- Strandabschnitt systematische Müllzählun - heblich durch Müll von Schiffen belastet, wie gen durchgeführt. Mellum ist eine etwa 750 dies z. T. schon langjährige Untersuchungen ha große Düneninsel an der Spitze des Hohe- an Stränden auf Scharhörn, Helgoland, Weg-Watts, die ausschließlich natürlicher Norderoogsand, , Mellum, Minsener Oog Dynamik unterliegt (Abb. 1). und am Seedeich des Hauke-Haien-Koogs in Nordfriesland belegen (NASSAUER 1981, VAUK et In den Jahren 1995-2002 wurden ebenfalls auf al. 1989, CLEMENS 1992, 2003, GERLACH 1994, der Insel Minsener Oog (6 km nordwestlich 1999, HARTWIG & CLEMENS 1999, HARTWIG 2000, von Mellum) am zum Seegatt „Blaue Balje“ 2001a, b, CLEMENS et al. 2002). Für die vorlie- exponierten Weststrand (Rückseitenwatt der gende Arbeit wurden die Ergebnisse über die Ost friesischen Inseln) an einem 100 m langen Müllbelastung der Inseln Mellum in den Jah - Strandabschnitt systematische Müllzäh lun- ren 1991-2002 und Minsener Oog in den Jah- gen durchgeführt. Minsener Oog ist eine etwa ren 1995-2002 im Rahmen des vom Umwelt - 250 ha große künstliche Insel - entstanden als bundesamt Berlin finanzierten For schungs- Strombauwerk und durch Sandaufspülungen und Entwicklungs-Vorhabens „Unter suchung aus dem Jadefahrwasser. Beide Inseln, die im der Verschmutzung der Spül säume durch Nationalpark „Nie dersächsi sches Watten- Schiffsmüll an der deutschen Nordseeküste“, meer“ liegen, sind Brut- und Rastgebiete für See- und Küstenvögel von inter- nationaler Be deutung (HART WIG & HECKROTH 2004, HECKROTH & HARTWIG 2004).

Zur Auswertung für diese Unter - suchung gelangten alle Erfas- sungen, die kontinuierlich, i.d.R. im Zeitraum März bis Oktober eines jeden Jahres, er- hoben wurden. Lediglich auf Minsener Oog wurde in 2001 bereits im Februar mit der konti- nuierlichen Erfassung begon- nen. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes. Clemens, T. & E. Hartwig: Strandvermüllung 73

Die Anzahl der Müllerfassungen des Erfas- auflaufendes Hochwasser auch bereits abgela- sungszeitraumes im Zählgebiet schwanken gerte Müllteile wieder wegspült. Es ist zu be- von Jahr zu Jahr, entsprechend dem unter- rücksichtigen, dass natürlich nur schwim- schiedlichen Zeitraum der Besetzung und mender bzw. treibender Müll angeschwemmt Betreuung der Gebiete. Für Mellum-Nord und wird. Es kann zudem auch zum Einsanden Mellum-Süd schwanken sie zwischen 52 und und Ausspülen von zuvor angespültem Müll 71 Zählungen. Zu Beginn der Müllerfassung kommen, wie Untersuchungen von WILLIAMS auf Mellum im Jahre 1991 wurden lediglich & TUDOR (2001) an gekennzeichneten Müll- 27 Zählungen durchgeführt (CLEMENS 1992). teilen eindrucksvoll belegen. Aus dem Jahre 1995 liegen keine Daten vor. Die Müllerfassung wurde in ca. 7.000 h ehren- 3. Ergebnisse amtlicher Arbeit von Naturschutzwarten des Für das Untersuchungsjahr 1991 wurden die Mellumrates erbracht. Ergebnisse vom Nord- und Südstrand der Insel Mellum bereits publiziert (CLEMENS 1992). Der Auf Mellum erfolgten die Zählungen in drei- Übersichtlichkeit halber werden die Daten tägigem Abstand (etwa jedes sechste Niedrig - von 1991 in diese Auswertung übernommen wasser), auf der Minsener Oog wöchentlich. und in die Beurteilung einbezogen. Ebenso Dabei wurde der Müll nach Anzahl der Teile wurde mit den bereits publizierten Ergebnis- und Gewicht (auf die Wiedergabe und Dis- sen der Müllbelastung der Insel Minsener Oog kussion der Ergebnisse aus der Gewichts- in den Jahren 1995-2000 (CLEMENS et al. 2002) analyse wird hier verzichtet, da sie generell verfahren. wenig über das Ausmaß der Müllbelastung aussagen) erfasst und in acht Hauptkategorien 3.1 Mellum-Nord (Plastik, Papier, Metall, Glas, Fischereigerät, Auf der Zählstrecke am Nordstrand der Insel Bekleidung, Nahrungsmittel, Holz) eingeteilt. Mellum wurden in den Jahren 1991-2002 ins- Die Hauptkategorien sind in weitere Unter- gesamt 10.456 Müllteile mit einem Gesamt - kategorien eingeteilt. Zusätzlich gibt es die gewicht von 2.058 kg registriert. Der Anteil Hauptkategorie „Sonstiges“. Darin wurden der Müllteile schwankt von Jahr zu Jahr er- Strandfunde vermerkt, die keiner der acht heblich, unabhängig von der Anzahl der Hauptkategorien zugeordnet werden konn- Zählungen. So wurden 1991 bei lediglich 27 ten, z. B. Baustoffe, Kohle, Putzlappen, Auto- Zählungen 1.665 Teile, 1999 bei 52 Zählun - räder, Tierkadaver, in einigen Fällen auch gen aber nur 352 Teile erfasst. Paraffin- und Teerklumpen. Die mittlere prozentuale Zusammensetzung Nach der Registrierung wurde der Müll so am des Mülls nach Anzahl je Kategorie über den Rand von Dünen abgelegt, dass er bei höheren Untersuchungszeitraum von 1991-2002 zeigt, Wasserständen nicht doppelt gezählt werden dass „Plastik/Styropor/Schaumgummi“ mit konnte. Gebinde mit Öl oder anderen wasser- etwa 69 % die Masse des Strandmülls stellt. verschmutzenden, giftigen Stoffen wurden in Es folgen „Holz“ (16 %), etwa gleichstark luftdicht verriegelbaren Kunststofftonnen ans „Fischereigerät“ (4,6 %) und „Glas/Porzellan“ Festland zu Sondermülldeponien geschafft. (4,5 %). Die Kategorien „Papier/Pappe“ stellen Munitionsfunde verblieben an Ort und Stelle 1,9 %, „Metall“ 1,1 %, „Bekleidung“ 0,9 % oder wurden von der Wasserschutzpolizei ent- und „Nahrungsmittel“ 0,6 % des Strandmülls. sorgt. Eine vollständige Entsorgung des ge- Unter „Sonstiges“ fielen 1,4 % des Mülls (Abb. sammelten Mülls von der Insel, die nach 2). Studien in Amerika zu hohen Kosten zu Lasten des Gemeinwesens führt (OFIARA & Auf die einzelnen Untersuchungsjahre bezo- BROWN 1999), war aus logistischen Gründen gen stellt die Kategorie „Plastik/Styropor/ nicht möglich. Schaumgummi“ in zehn von elf Jahren den Hauptanteil des Strandmülls. Bis auf das Jahr Bei allen Zählungen handelt es sich um Min - 1991 mit lediglich 35 % lag der Anteil am destwerte, da z. B. ein zwischendurch höher Müllaufkommen immer über 65 %, in drei 74 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006

Abb. 2: Mittlere prozentuale Verteilung der Müll-Kategorien am Nordstrand der Insel Mellum in den Jahren 1991-2002 nach Anzahl.

Jahren sogar über 80 %. Mit 88 % in 1999 „Fischereigerät“. Nach Teilen/Zählung lässt wurde ein Maximum an Teilen aus „Plastik/ sich für den Nordstrand der Insel Mellum kei- Styropor/Schaumgummi“ registriert. Eine sta- ne Abnahme von „Fischereigerät“ erkennen, tistische Überprüfung mit Rank-Korrelations- was auch die statistische Überprüfung ergibt Tests lässt über den Untersuchungszeitraum (FLEET 2003). Für den Anteil „Netze“ konnte bis 2002 keinen Trend erkennen (FLEET 2003). dagegen eine statistisch abgesicherte Zunah- me festgestellt werden. Abgesehen von 1991 mit 51 % schwankt der Anteil „Holz“ am Gesamtmüllaufkommen Für die Kategorie „Glas/Porzellan“ lässt so- von Jahr zu Jahr sehr stark. Lediglich in drei wohl die prozentuale, als auch die mengen- von 11 Jahren lagen die Werte deutlich unter mäßig Verteilung im Untersuchungszeitraum 10 % (1999: 4 %, 2000: 2,7 % und 2002: 1 %). eine Abnahme erkennen. Dieser Trend wird Die Betrachtung der tatsächlich gezählten anhand der Teile/Zählung besonders deutlich Müllteile sowie ein Vergleich der Anzahl Holz- und ist signifikant nach Überprüfung mit teile je Zählung und Jahr lassen eine deutliche Rank-Korrelations-Tests (FLEET 2003). Flaschen Abnahme von Holz am Müllaufkommen er- und Gläser können für Fische oder andere ma- kennen; diesen negativen Trend bestätigt rine Organismen zur Todesfalle werden auch die statistische Überprüfung (FLEET (HARTWIG et al. 1992); obwohl hierzu nur rela- 2003). tiv wenige Funde vorliegen, dürfte die Dunkelziffer aber erheblich sein. Glasscher- Auch beim „Fischereigerät“ sind auffallende ben bergen potenziell Verletzungsgefahr für Schwankungen von Jahr zu Jahr zu verzeich- Mensch und Tier. Auffallend ist innerhalb der nen, z. B. 0,3 % in 1999 und 9,5 % 1992. Auch Kategorie „Glas/Porzellan“ der hohe Anteil hier ist die Betrachtung der realen Müllmenge noch vollständig erhaltener Flaschen und von Bedeutung. Nur in zwei von elf Jahren Gläser. Eine statistische Überprüfung von waren es weniger als zehn Teile Fischerei - FLEET (2003) mit Rank-Korrelations-Tests ergab gerät/Jahr. In sechs Jahren waren es über 30 für Glasflaschen einen negativen, d. h. abneh- Teile/Jahr. In 1992 wurde mit 119 Teilen ein menden Trend in den jährlichen Erfassungen. Maximum festgestellt. Es stellen „Taue“ und „Netze“ mit 44,3 % bzw. 43,7 % den deutlich Die Anteile von „Papier/Pappe“, „Beklei- größten Anteil innerhalb der Kategorie dung“ und „Nahrungsmittel“ sind am Clemens, T. & E. Hartwig: Strandvermüllung 75

Abb. 3: Mittlere prozentuale Verteilung der Müll-Kategorien am Südstrand der Insel Mellum in den Jahren 1991-2002 nach Anzahl.

Strandmüllaufkommen relativ gering: Im Den prozentual höchsten Anteil des Mülls langjährigen Mittel sind das je Zählung 0,3 nach Anzahl über den Untersuchungszeit - Teile Papier/Pappe, 0,2 Teile Bekleidung und raum stellt wiederum die Kategorie „Plastik/ 0,1 Teile Nahrungsmittel. – Bis auf Nahrungs - Styropor/Schaumgummi“ mit 88,6 %. In mittel sind diese Müllkategorien hinsichtlich acht von elf Untersuchungsjahren betrug der ihres mengenmäßigen Aufkommens weitge- Anteil der Kunststoffe am Gesamtmüllauf - hend zu vernachlässigen. Für Nahrungsmittel kommen annähernd oder mehr als 90 %. dagegen können beträchtliche Mengen be- sonders auf Schiffen mit einer großer Zahl an Die nächst häufige Müllkategorie ist „Fische - Fahrgästen anfallen (POLGLAZE 2003: zwischen reigerät“ mit 3,9 % im Mittel. Jedoch lag die 0,54 und 0,98 kg/Person), die überwiegend Zahl der gefundenen Teile pro Zählung in über Bord gegeben werden. Ein dramatischer manchen Jahren, besonders 1998-2002, bei negativer Einfluss auf die Umwelt ist wegen nur 0,2 bzw. 0,3 Teilen. Obwohl dieses nach der biologischen Abbaubarkeit für die drei ge- einer Abnahme der Belastung aussieht, ergab nannten Müllkategorien nicht zu erwarten, die Überprüfung mit dem Rank-Korrelations- soweit es sich nicht um Kunststoffe oder Tests keinen Trend (FLEET 2003). Der Grund Verbundprodukte handelt. Der hohe Eintrag dafür kann in der zu geringen Zahl von Teilen an Nährstoffen stimmt aber bedenklich. je Zählung liegen, die keine statistische Absicherung ermöglichen. 3.2 Mellum-Süd Am Südstrand der Insel Mellum wurden in Auch hier muss wieder darauf verwiesen wer- den Jahren 1991-2002 insgesamt 17.577 Müll- den, dass die auf 100 m Zählstrecke am teile mit einem Gesamtgewicht von 1.004 kg Südstrand der Insel Mellum in elf Jahren registriert. Die Müllmenge schwankt von Jahr registrierten 685 Teile „Fischereigerät“ – fast zu Jahr teilweise erheblich, z. B. 721 Müllteile alles Netze und Tampen – das Ausmaß der bei 52 Zählungen in 1999 und 2.939 Müllteile Gefährdung von marinen Organismen sowie bei 58 Zählungen in 1994. Die mittlere pro- See- und Küstenvögeln überdeutlich machen zentuale Verteilung der Müllteile je Kategorie (z. B. UNEPUTTY & EVANS 1997, ANONYMUS 2000, über den Untersuchungszeitraum ist der Abb. CADÉE 2002). 3 zu entnehmen. 76 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006

Abb. 4: Mittlere prozentuale Verteilung der Müll-Kategorien auf der Insel Minsener Oog in den Jahren 1995- 2002 nach Anzahl.

„Holz“ stellt im Mittel nur 2,6 % der Müllteile 3.3 Minsener Oog an diesem Strandabschnitt. Der Anteil „Holz“ Am Weststrand der Insel Minsener Oog wurden ist damit, im Gegensatz zur Zählstrecke am in den Jahren 1995-2002 bei insgesamt 183 Nordstrand der Insel Mellum, deutlich gerin- Zählungen 5.164 Müllteile mit einem Gewicht ger. Ein signifikanter negativer Trend ist je- von 643 kg registriert. Die Müll menge doch zu erkennen (FLEET 2003). schwankt von Jahr zu Jahr erheblich: Bezogen auf die Müllteile pro Zählung wurde die ge- „Glas, Porzellan“ hat einen mittleren pro- ringste Müllmenge 2002 mit 11,7 Teilen pro zentualen Anteil von 1,7 % am Müllaufkom - Zählung (305 Teile bei 26 Zählungen), die größ- men. Während von 1991 mit 2,9 Teilen/ te 1995 mit 59,4 Teilen pro Zählung (594 Teilen Zählung bis 1994 mit 0,7 Teilen/Zählung in- bei zehn Zählungen) ermittelt. nerhalb dieser Kategorie ein relativ hoher Wert erreicht wird, sind es in der zweiten Über den gesamten Untersuchungszeitraum Hälfte des Untersuchungszeitraumes von betrachtet, ist die mittlere prozentuale Ver - 1996-2002 lediglich maximal 0,3 Teile pro teilung der Müllteile nach Kategorien (Abb. 4) Zählung , d. h. „Glas, Porzellan“ nimmt ab bei „Plastik, Styropor, Schaumgummi“ (55,8 %) Mitte der 1990er Jahre am Zählabschnitt am höchsten, gefolgt von „Holz“ (23,2 %), Mellum Süd deutlich ab. Dieser negative „Fischereigerät“ (6,1 %) und „Glas, Porzellan“ Trend ergibt sich auch durch Rank-Korrela - (5,3 %). Deutlich geringere Anteile haben „Me- tions-Tests (FLEET 2003). tall“ (3,5 %), „Papier, Pappe“ und „Nahrungs - mittel“ und “Bekleidung“ mit 1,1 bzw. 0,9 %. „Papier, Pappe“ sind 1,2 % des Mülls. Nach Anzahl Teilen pro Zählung ist ebenfalls ab „Plastik/Styropor/Schaumgummi“ stellt in Mitte der 1990er Jahre eine Abnahme statis - sieben von acht Jahren den größten Teil des tisch gesichert festzustellen (FLEET 2003). Die Strandmülls. Eine Ausnahme ist das Jahr Kategorien „Metall“, „Bekleidung“ und 1999, in dem diese Kategorie lediglich einen „Nahrungsmittel“ stellen weniger als 1% des Anteil von 39,4 % hatte. Der höchste Wert Mülls. Ein Trend ist möglicherweise bei wurde 1995 mit 82,8 % erreicht. Auch wenn „Nahrungsmitteln“ gegeben. Ab 1997 liegt auf Minsener Oog 1995 mit 49,2 hier die Anzahl Teile pro Zählung bei Null. Teilen/Zählung der höchste Wert erreicht wurde – in den Folgejahren lag der Wert um Clemens, T. & E. Hartwig: Strandvermüllung 77

Abb. 5: Mittlere prozentuale Verteilung der Müll-Kategorien nach Anzahl auf den Inseln Mellum und Minsener Oog in den Jahren 1991-2002. mehr als Hälfte (2000: 19,6 Teile/Zählung) „Glas, Porzellan“ ist im Mittel mit 5,3 % (275 oder noch erheblich niedriger (2002 nur: 7,2 Teilen) am Müllaufkommen beteiligt. Davon Teile/Zählung) - kann eine Abnahme aber sind 64,7 % „Glasreste“ und 21,8 % dennoch nicht konstatiert werden; die statis- „Flaschen“. Dabei ist zu bedenken, dass „Glas - tische Überprüfung ergab keinen Trend (FLEET reste“ zahlenmäßig besonders auffällig sind. 2003). Ein klarer Trend ist innerhalb des Unter- suchungszeitraumes nicht erkennbar. „Me - „Holz“ stellt im Mittel mit 23,2 % (n=1.198) tall“ nimmt 3,5 % der Müllmenge nach der Gesamtmüllmenge den zweitgrößten Anzahl im Untersuchungszeitraum ein. Ein Anteil. Innerhalb dieser Kategorie hat der Trend ist aus den für Minsener Oog vorliegen- Anteil „Bäume, Äste, Faschinen“ mit 72 % den den Daten nicht erkennbar (FLEET 2003). höchsten Wert. Zwischen 1998 und 2002 (bei- de Jahre mit 0,9 Teilen/Zählung) liegt der Wert Die Kategorie „Papier, Pappe“ ist mit 2,1 % an Teilen pro Zählung bei maximal 15,8 in (n=108) für das Müllaufkommen von relativ 1999 und ist auch in 2000 mit 13,9 Teilen/ geringer Bedeutung. Nach Teilen pro Zählung Zählung und 2001 mit 7,4 Teilen/Zählung re- scheint es bei „Papier, Pappe“ nach den ersten lativ hoch. Bei diesen starken Schwankungen beiden Untersuchungsjahren (1995 und 1996 kann kein Trend ausgemacht werden (FLEET je 1,5 Teile/Zählung) eine Abnahme zu geben; 2003). die Überprüfung weist jedoch keinen Trend nach (FLEET 2003). „Nahrungsmittel“ neh- „Fischereigerät“ hat mit 6,1 % einen nen- men lediglich 1 % (n=57) der Müllmenge ein. nenswerten Anteil an Gesamtmüll aufkom - „Bekleidung“ hat weder prozentual (0,9 %) men. Von den 315 gefundenen Teilen waren noch hinsichtlich der tatsächlichen Müll- 148 Netze (47 %) und 142 Schiffstaue (45,1 %). menge (Anzahl: n=45) besondere Bedeutung. Nach Teilen pro Zählung lässt sich für In den Folgejahren liegt der Wert deutlich Minsener Oog innerhalb des Untersuchungs - niedriger und hat in 2002 mit 0,1 Teilen pro zeitraumes von 1995-2002 eine Zunahme fest- Zählung seinen Tiefststand. Die statistische stellen; die statistische Überprüfung weist je- Überprüfung ergibt keinen Trend (FLEET 2003). doch keinen Trend nach (FLEET 2003). 78 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006

3.4 Herkunftsländer von Müllteilen auf müll und ist der größte Müllanteil überhaupt. Minsener Oog Auffallend ist bei der Betrachtung des Kunst - Anhand der Beschriftung wurden auf Min- stoffmülls der relativ hohe Anteil von sener Oog in 2000 die Herkunftsländer von „Becher, Geschirrteilen“ mit 5,5 %, welches 100 Müllteilen bestimmt. Nach Häufig keit er- insgesamt 1.413 Müllteile ausmacht. Die sta- gibt sich folgende Reihenfolge: Deutschland tistische Überprüfung mit dem Rank-Korrela- (57 %), Holland (17 %), Großbritannien (8 %), tions-Test (FLEET 2003) ergab für diese Dänemark (4 %). Mit Anteilen von 1 % oder 2 Komponenten eine signifikante Reduktion im % folgen Produkte aus „Arabien“, Belgien, Verlauf des Untersuchungszeitraumes bis China, Zypern, Frankreich, Italien, Öster- 2002 für Mellum-Süd und Minsener Oog (und reich, UdSSR/Russland, Spanien und Thai- für Scharhörn in der Elbmündung), keinen land. Trend dagegen für Mellum-Nord, sowie , , Föhr und Büsum. 4. Diskussion und Schlussbemerkungen Die Zählstrecken Mellum-Nord und Mellum- „Holz“ nimmt mengenmäßig mit 10 % Süd sowie Minsener Oog liegen in einem (n=3.326) im langjährigen Mittel die zweite Seegebiet, dem Ausgang des Jadebusens, zu- Position ein. „Bäume, Äste, Faschinen“, die sammen (Abb. 1). Daher werden für eine nicht zum Müll aus dem Bereich des Gesamtbetrachtung die Ergebnisse dieser drei Menschen zu zählen sind, haben mit 56 % Zählstrecken zusammengefasst (Abb. 5) und den größten Anteil innerhalb dieser Kate- können so in einen größeren regionalen gorie, was möglicherweise auf Küstenschutz - Rahmen gestellt und mit anderen langjähri- arbeiten auf den Ostfriesischen Inseln zurück- gen Untersuchungsstrecken verglichen wer- zuführen ist. Anthropogenen Ursprungs und den (HARTWIG 2004). im engeren Sinne „Müll“ sind 791 Bretter und 249 Balken und Pfähle, die zusammen 31,3 % Die gesamte Müllmenge wies 1991 mit 49,7 der Kategorie umfassen. Betrachtet man beim Teilen/Zählung auf allen drei Strecken zusam- „Holz“ das Jahr 1991 als Ausnahme mit einem men den zweithöchsten Wert des Unter- besonders hohen Anteil (17,5 Teile/Zählung), suchungszeitraumes auf; der Höchststand lag so ergibt sich für den verbleibenden Unter - 1995 mit 59,4 Teilen/Zählung. In den Folge- suchungszeitraum zwischen 0,3 (2002) und jahren war es jeweils weniger als die Hälfte. 3,4 Holzteile/Zählung (1999) ein jährliches Der niedrigste Wert wurde 2002 mit 12,7 Auf und Ab, das keinen Trend erkennen lässt Teilen/Zählung ermittelt. Es bleibt aber festzu- für Minsener Oog, jedoch einen signifikanten halten, dass pro Zählung an einem 100 m lan- negativen Trend für Mellum- Süd und gen, offenen Strandabschnitt im langjährigen Mellum-Nord, sowie für Föhr und Scharhörn Mittel 22,5 Müllteile registriert wurden. (FLEET 2003).

Auf allen drei Zählstrecken zusammengenom- Die Kategorie „Fischereigerät“ stellt im Mittel men haben Objekte der Kategorie „Plastik/ 4,5 % des Mülls auf den drei Zählstrecken mit Styropor/Schaumgummi“ mit 25.662 Teilen insgesamt 1.485 Teilen, die sich vor allem aus (77,8 %) den deutlich größten Anteil am 802 Netzen (54 %) und 505 Schiffstauen (34 Strandmüll auf Mellum und Minsener Oog im %) zusammensetzen. Netze und Schnüre lie- Untersuchungszeitraum. Auf 100 m gen häufig zu Haufen und verknotet am wurden rechnerisch bei jeder Zählung 17,4 Strand. Solche Netzhaufen und Seilbündel Teile Kunststoff angetroffen. Es sind dies vor können in ihren Teilen nicht einzeln erfasst allem „Plastiktüten, Planen, Folien“ (69,8 %, werden. Der zahlenmäßige Anteil an Netzen n=17.911 Teile), gefolgt von „Schnüren“ (8,5 und Schnüren liegt somit vermutlich deutlich %, n=2.184 Teile). „Sonstiges Verpackungs- höher. Im Jahre 1991 hatte die Kategorie material“ stellt 4,1 % (n=1.251 Teile) des „Fischereigerät“ mit 3,9 Teilen/Zählung den Kunststoffmülls. Damit hat Verpackungs - höchsten Stand des Untersuchungszeit- mate rial (ohne Flaschen und Kanister) einen raumes. Mit Schwankungen von Jahr zu Jahr mittleren Anteil von 82,4 % am Kunststoff - erreicht der Wert 1998 mit 0,3 Teilen/Zählung Clemens, T. & E. Hartwig: Strandvermüllung 79

Abb. 6: Häufigster Strandmüll ist mit 78 % Plastik/Kunststoff. Auf 100 m Strand kommen rechnerisch 17,4 Teile Plastik-Müll. (Fotos: T. CLEMENS). den niedrigsten Stand, um dann wieder leicht Porzellan“ liegt eine statistisch gesicherte anzusteigen (2002: 1,3 Teile/Zählung). Die Abnahme für Mellum-Süd und -Nord vor, wäh- Anzahl der erfassten Komponenten ist jedoch rend für Minsener Oog kein Trend zu erkennen zu gering, um eine statistische Überprüfung war (FLEET 2003). Negative Trends konnten mit zu ermöglichen; ein Trend konnte nicht fest- Rank-Korrelations-Tests auch für die Strecken gestellt werden (FLEET 2003). Selbiges gilt auch Sylt und Föhr festgestellt werden. für die Untersuchungsstrecken Sylt, Amrum, Föhr, Büsum und Scharhörn. Bei der Kategorie Objekte der Kategorie „Papier, Pappe“ stellen „Fischereigerät“ ist deutlich auf die besonders im langjährigen Mittel lediglich 1,5 % des ge- schädlichen Auswirkungen insbesondere auf samten Mülls mit 510 Teilen und sind damit Meerestiere hinzuweisen. Vor allem Netz- und als relativ gering einzustufen. 200 Milchtüten Taureste sind Todesursache und eine ständige stellen mit 38,9 % den größten Anteil, gefolgt Bedrohung für zahlreicher Wat- und Wasser - von Zigarettenschachteln und Kippen (30,7 vögel, aber auch anderer Meeresorganis men %, n=158). Papier- und Pappstücke nahmen (z. B. HARTWIG et al. 1985, 1992, CAMPHUYSEN 29,2 % ein. Die statistische Überprüfung ergab 1994, 2000, 2001, HANNI & PYLE 2000, für die Unterkategorie „Zigarettenschachteln DONOHUE et al. 2001, HARTWIG 2001a, b, und Kippen“ einen negativen Trend, d.h. MOORE & CLARKE 2002). Abnahme, außer für Mellum-Süd auch für die Insel Scharhörn (FLEET 2003). Milchtüten nah- „Glas, Porzellan“, über den gesamten Unter - men signifikant ab im Untersuchungszeit - suchungszeitraum im Mittel 3,2 % (n=1.043 raum bis 2002 auf Mellum-Nord sowie Schar - Teile), hat 1995 einen Höchstwert (4,5 Teile/ hörn, Sylt und Föhr. Zählung). In der zweiten Hälfte der Unter - suchungszeit fiel der Wert mit 0,3 Teilen/ Die Kategorie „Metall“ hat einen mittleren Zählung) auf seinen tiefsten Stand in den Anteil von 1,4 % der Müllmenge in allen drei Jahren 1998, 2000 und 2002, d. h. bei „Glas, Gebieten zusammengenommen. „Sonstige 80 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006

Abb. 7: „Holz“ stellt mit 10 % die zweithöchste Müllkategorie. (Fotos: ARCHIV MELLUMRAT).

Metallteile“, wie Munitionsreste und Kronen- raum mit 0,5 % (n=161 Teile) den geringsten korken u. a., haben daran mit 306 Teilen Anteil am Strandmüll. Auf niedrigem Niveau (68,3 %) den größten Anteil. Insgesamt 92 gibt es jährliche Schwankungen, ein Trend ist Getränkedosen (20,5 %) sind verhältnismäßig nicht erkennbar (FLEET 2003). Seit Inkraft- wenig. Ein Trend ist bei dieser Kategorie ist für treten der Anlage V (Schiffsmüll) des MAR- Mellum-Süd, Minsener Oog, Büsum und POL-Übereinkommens zum 1. Januar 1989 ist Scharhörn bis 2002 nicht auszumachen; eine nur noch das Einbringen von Lebensmitteln, Abnahme war jedoch für Mellum-Nord sowie aber nicht näher als 12 Seemeilen von Land, für Sylt und Föhr festzustellen (FLEET 2003). Es erlaubt. Der geringe Anteil am Gesamt auf- bleibt abzuwarten, ob der Anteil an Getränke - kommen des Strandmülls darf jedoch nicht dosen nach Einführung des Dosenpfandes darüber hinwegtäuschen, dass bisher geringe und der Rücknahmepflicht noch weiter zu- Informationen über die Wirkung von auf rückgeht. Schiffen anfallenden und auf See entsorgten Lebensmittelresten auf das Meeresökosystem “Bekleidung“ ist mit 0,7 % Anteil am Müll - vorliegen (POLGLAZE 2003). aufkommen und 0,2 Teilen/Zählung von rela- tiv geringer Bedeutung. Die statistische Ab- Die Inseln Mellum und Minsener Oog sind sicherung durch Rank-Korrelations-Tests lässt aus zwei Gründen auch zukünftig für systema- sich, außer für Mellum-Süd (negativer Trend), tische Müll-Erfassungen besonders gut geeig- wegen des geringen Datenmaterials nicht net: durchführen (FLEET 2003). Für die Insel Sylt, (1) beide Inseln sind unbewohnt, d. h. es wird Amrum, Föhr, Büsum und Scharhörn ergeben auf den Inseln selbst kein Müll erzeugt, der die sich bis 2002 keine Trends. Erfassungen beeinflussen kann. Außerdem gibt es keinen Tourismus und somit auch kei- Objekte der Kategorie „Nahrungsmittel“ ha- ne Reinigung von Stränden für den Touris- ben im Mittel über den Untersuchungszeit - mus, d. h. der angespülte Müll bleibt liegen. Clemens, T. & E. Hartwig: Strandvermüllung 81

(2) Mellum wird seit 1925, Minsener Oog seit den ständig Müllteile in Strandbereichen ein- 1949 von der Naturschutz- und Forschungs - bzw. ausgespült. D. h. würde ab sofort kein gemeinschaft Der Mellumrat e.V. betreut. Der „neuer“ Müll mehr ins Meer und damit an Verein entsendet von März bis Oktober Strände gelangen, gäbe es dennoch auf lange Mitarbeiter auf die Inseln. Ohne deren ehren- Zeit Strandvermüllung (WILLIAMS & TUDOR amtliche Tätigkeit wäre die Durchführung des 2001). relativ zeitaufwändigen Müll-Monitorings (ca. 7.000 h) nicht möglich gewesen. Die Objekte der Unterkategorien „Flaschen“ und „Kanister“ im Plastikmüll sind als Bei der Gesamtbetrachtung des Anteils der Mengenanteil eher zu vernachlässigen. Sie schwer abbaubaren, überwiegend als Ver - sind aber nicht immer leer, sondern enthalten packung aller Art verwendeten „Kunststoff- Reste von Flüssigkeiten (HARTWIG 2001b). mülls“ mit u. a. 2.184 Schnüren und des Häufig sind dies Stoffe, die besonders schädli- „Fischereigeräts“ (vorwiegend Kunststoff net - che Auswirkungen auf die Meeresumwelt ha- ze und Schiffstaue aus Kunststoff), ist über- ben (z. B. Ölprodukte, Detergenzien u. a. deutlich deren erdrückendes Ausmaß (rund Lösungsmittel). Gleiches gilt für Dosen mit 82 %) an der Strandvermüllung auf Mellum Lackresten und Spraydosen (HARTWIG 2001a). und Minsener Oog auszumachen. Die Verschmutzung des Meeres durch Müll ist Dieser hohe Anteil an der Gesamtmenge des zum größten Teil aufgrund der internationa- Plastik-Kunststoffmülls ist deshalb so bemer- len gesetzlichen Regeln vermeidbar und sie kenswert und bedenklich, weil es seit Jahren sollte aus ökonomischen Gründen vermieden internationale gesetzliche Regeln zur Eindäm - werden, denn sie stellt eine Bedrohung des mung des Müllproblems gibt: Die Anlage marinen Lebensraumes dar; sie darf nicht zu V/Schiffsmüll des MARPOL-Übereinkom- einem akzeptierten, obwohl unansehnlichen mens trat zum 1. Januar 1989 in Kraft, die Merkmal der Meeres- und Küstenökosysteme Erklärung der Nordsee zum Sondergebiet zum werden (FLEET 2003). 18. Februar 1991. Ferner gilt nach MARPOL- und Helsinki-Übereinkommen sowie nach 5. Zusammenfassung der EU-Direktive 2000/59/EC die Pflicht zur Im Rahmen des vom Umweltbundesamt fi- Bereitstellung von Auffanganlagen für Öl, nanzierten Projektes „Untersuchung der Ver- Schiffsmüll und Schiffsabwässer in den Häfen schmutzung der Spülsäume durch Schiffsmüll der Bundesrepublik und der Nordseeanrainer - an der deutschen Nordseeküste“ (FLEET 2003) staaten (BSH 2001, CARPENTER & MACGILL wurden langfristige Erfassungen des gestran- 2003). deten Mülls auf den vom Mellumrat betreuten Inseln Mellum (Nord und Süd: 1991-2002) Obwohl nach der statistischen Überprüfung und Minsener Oog (1995-2002) ausgewertet. der Ergebnisse mit Rank-Korrelations-Tests Mittels Rank-Korrelations-Test (FLEET 2003) auf den drei Untersuchungsstrecken kein werden die Ergebnisse auf Trends statistisch Trend und damit auch keine Abnahme des überprüft und in einem größeren regionalen Plastikmülls und des Fischereigerätes bis 2002 Rahmen mit anderen langjährigen Unter - zu erkennen ist (FLEET 2003), ist doch zu hof- suchungsstrecken an der deutschen Nordsee - fen, dass zukünftig die internationalen Rege - küste verglichen. lungen für die Nordsee ihre Wirkung zeigen werden. Die gegenwärtige Menge des Plastik - Die Kategorie „Plastik/Styropor/Schaumgum - mülls an unseren Küsten ist immer noch viel mi“ hat mit 25.662 Teilen (77,8 %) den deut- zu hoch und somit inakzeptabel. Bei der lich größten Anteil am Strandmüll auf den Betrachtung der Entwicklung ist zu berück- drei 100 m-Strecken im Untersuchungs - sichtigen, dass Kunststoffe teilweise eine zeitraum bis 2002. „Holz“ nimmt mengenmä- Lebensdauer von mehreren Hundert Jahren ßig mit 10 % (n=3.326) im Mittel die zweite haben und Millionen Müllteile im Meer her- Position ein, dabei haben Bretter und Balken, umdriften (ANONYMUS 1989). Außerdem wer- die eindeutig anthropogenen Ursprungs sind, 82 Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, Sonderheft 1, S. 72–83, 2006 zusammen einen Anteil von 31,3 %. „Fische- für Natur und Mensch, Oldenburg, Heft 27: reigerät“ stellt im Mittel 4,5 % (n=1.485) des 155-161. Mülls auf den drei Zählstrecken, wobei vor al- CLEMENS, T., Z. BEDNAROVA & E. HARTWIG (2002): lem Netze bzw. Schiffstaue 54 % bzw. 34 % Zur Müllbelastung der Insel Minsener Oog dieser Kategorie ausmachen. Am Gesamtmüll - (Außenjade) 1995-2000. Natur- und aufkommen aller drei Erfassungsstrecken be- Umweltschutz (Ztschr. Mellumrat) 1: 18- tragen im Mittel die Anteile für „Glas“ 3,2 %, 23. „Porzellan“ 1,5 %, „Papier, Pappe“ 1,4 %, COLEMAN, F. C. & D. H. S. WEHLDE (1984): Plas - „Metall“ 0,7 %, „Bekleidung“ und „Nahrungs- tic pollution: A worldwide problem. Parks mittel“ jeweils 0,5 %. 9: 9-12. CONVEY, P., D. K. A. BARNES & A. MORTON 6. Literatur (2002): Debris accumulation on oceanic is- ANONYMUS (1989): Garbage: A problem - also a land shores of the Scotia Arc, Antarctica. source of materials and energy. NEA 80: 1- Polar Biol. 25: 612-617. 2. DERRAIK, J. G. B. (2002): The pollution of ma- ANONYMUS (2000): Scotland’s seabirds snagged rine environment by plastic debris: a re- by marine litter. Scottish Bird News 58: 4-5. view. Mar. Pollut. Bull. 44: 842-148. BENTON, T. (1991): Oceans of garbage. 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