1545 Die Schutzbundemigranten in Der Sowjetunion
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Verena Moritz Julia Köstenberger Aleksandr Vatlin Hannes Leidinger Karin Moser Gegenwelten Aspekte der österreichisch-sowjetischen Beziehungen 1918–1938 Residenz Verlag Herausgabe und Druck wurden gefördert von: Austrian Science Fund (FWF): P 20477-G15 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. www.residenzverlag.at © 2013 Residenz Verlag im Niederösterreichischen Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH St. Pölten – Salzburg – Wien Alle Rechte, insbesondere das des auszugsweisen Abdrucks und das der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten. Umschlaggestaltung: Matthias Mendietta, Ekke Wolf Grafische Gestaltung/Satz: Lanz, Wien Schrift: Minion Pro Gesamtherstellung: CPI Moravia Books ISBN 978-3-7017-3306-4 auch als Zum Geleit Begleitet man ein Forschungsprojekt von Anfang an aktiv und vor allem mit größtem Interesse, so freut es doppelt, wenn eine ausgezeichnete Arbeit vor- liegt. Die Recherchen zur Thematik waren nicht immer einfach, aber es fanden sich Wege, die Schwierigkeiten zu überwinden, und dafür sei der allgemeine Dank ausgesprochen. Es handelte sich bei diesem Projekt um erstmalige Ein- blicke in ein sehr wesentliches Kapitel der österreichischen Geschichte in ihren Beziehungen zur Sowjetunion. Beide Staaten befanden sich im behandelten Zeitraum in einer Um- und Neustrukturierung, beobachteten einander sehr intensiv. Die vorliegende Publikation arbeitet präzise sowie informativ auch die Hintergründe des bilateralen Verhältnisses aus und gibt dadurch erstmalig Einblicke in bislang eher weniger beachtete Bereiche. Es geht in der Geschichtsforschung/-schreibung nicht immer um die großen Ereignisse, mit denen Geschäft gemacht werden kann. Die kleinen Bausteine zum Ganzen finden sich durch Forschungsarbeiten wie die, deren Ergebnisse nun in Form dieser Publikation vorliegen und die weiterhin von möglichst vielen Stellen gefördert werden sollten. Daher darf diesem Buch ein breitester Leserinnen- und Leserkreis gewünscht werden, der den Autorinnen und Autoren zeigen möge, wie hoch geschätzt ihre Arbeit wird. Dank und Gratulation sowie viel Kraft und Vergnügen bei den weiteren Forschungsarbeiten, nicht nur in dieser Richtung. Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs i. R. Vorwort Die Forschungen zu den österreichisch-russischen / sowjetischen Beziehungen haben seit der partiellen Öffnung der russischen Archive zu Beginn der 1990er Jahre einen großen Aufschwung erlebt: thematisch, methodisch und organisa- torisch. Erstmals wurde es möglich, an Akten und Materialien in russischen Archiven heranzukommen, die als unauffindbar galten, unter Dauerverschluss waren (»aufbewahren auf ewig!«) oder bis dahin als Tabu geltende Thematiken darstellten. Verwiesen sei insbesondere auf die großen Forschungsprojekte zu den ös- terreichischen Kriegsgefangenen und Internierten in sowjetischer Hand, auf die Edition und schließlich Restitution der umfassenden österreichischen Bestände im Moskauer Sonderarchiv, die dort als »Beute-Dokumente« des Krieges gesammelt waren, auf die Bearbeitung der politischen Emigration in die Sowjetunion, auf die gemeinsame Bearbeitung des komplexen Themas der Roten Armee in Österreich oder auf den Gipfel Kennedy-Chruščëv in Wien. 2012 konnte überdies von Verena Moritz und Hannes Leidinger der größte Spionagefall Österreichs vor dem Ersten Weltkrieg, jener von Oberst Alfred Redl, auf Basis nunmehr zugänglicher russischer Akten neu bewertet werden. Seit 2008 wurde die kooperative Zusammenarbeit von russischen und ös- terreichischen Historikern auch bilateral institutionalisiert. Die Außenminis- ter Ursula Plassnik und Sergej Lavrov richteten eine österreichisch-russische Historikerkommission ein mit dem Ziel, die wissenschaftlichen Projekte durch Kontakte und Erfahrungen von Kommissionsmitgliedern zu befördern, neue zu initiieren und laufenden Projekten Impulse zu geben. Auch das vorliegende Buch, das das Ergebnis eines vom FWF geförderten Forschungsprojektes ist, entstand im breiten Bereich der Kommission, wofür insbesondere den Autoren und Autorinnen ein besonderer Dank gebührt. Sie behandeln unter dem Buchtitel »Gegenwelten« wichtige Aspekte der österrei- chisch-sowjetischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit: den Beginn der diplomatischen Beziehungen mit dem jungen Sowjetstaat, den Umgang mit Kriegsfolgen, wenn die Fragen um die Kriegsgefangenen des Weltkrieges auf der Agenda standen, ideologische Fragen sowie Spezialthemen der Kultur und Wissenschaft. Dabei werden gegenseitige Feindbilder und Propagandavor- würfe nicht ausgespart, sondern in den historischen Kontext gestellt – insge- samt Themenkomplexe, die bislang nur unzureichend belichtet werden konn- ten und deren erste Aufarbeitung nunmehr mit diesem Buch vorliegt. Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner Co-Vorsitzender der Österreichisch-Russischen Historikerkommission INHALTSVERZEICHNIS Einleitung und Ausblick: Zu den Themen und zur Gliederung (Verena Moritz) . 11 Teil 1: Skizzen einer »Diplomatiegeschichte« 1918–1933/34 . 25 Von Brest-Litowsk bis Kopenhagen – Die Anfänge der bilateralen Beziehungen 1918–1920 (Verena Moritz) 27 Die »Ära Pohl« – Von der Kriegsgefangenenmission in der RSFSR bis zur Abberufung des ersten österreichischen Gesandten in der UdSSR 1920–1927 (Verena Moritz) 69 Krisen und Diskrepanzen – Die bilateralen Beziehungen in den Jahren 1928–1932/33 (Verena Moritz) 133 Teil 2: Raumkonzepte . 159 Österreich und Mitteleuropa in internationalen Spannungsfeldern – Unter besonderer Berücksichtigung der Sowjetunion 1918–1938 (Verena Moritz / Hannes Leidinger) 161 Teil 3: Weltanschauungskämpfe . 201 Die Alpenrepublik als »Lernort« der Kommunistischen Internationale (Hannes Leidinger) 203 Teil 4: Kultur und Wissenschaft . 229 Österreichisch-sowjetische Kulturkontakte im Überblick (Julia Köstenberger) 231 Fallbeispiele: 1 »Bolschewikeneinbruch in die Salzburger Festspiele« – das Lenin- grader Opernstudio in der Mozartstadt 1928 (Julia Köstenberger) 251 2 »Ich bin glücklich alles gesehen zu haben …« – Stefan Zweig bei den Tolstoj-Feierlichkeiten in der UdSSR 1928 (Julia Köstenberger) 261 3 Otto Neuraths »Wiener Methode« im Dienste der sowjetischen Propaganda (Julia Köstenberger) 275 »Rotes Kino«: Die Rezeption der »Sowjetfilme« in Österreich (Verena Moritz / Karin Moser) 283 Teil 5: Perspektiven: Bewertungen, Feindbilder, Propaganda . 307 »Die Karausche im Rahm« – Österreichbilder in der sowjetischen Propaganda (Aleksandr Vatlin, Übersetzung: Verena Moritz) 309 »So sympathisch uns natürlich eine Diskreditierung Russlands wäre …«: Antisowjetische Propaganda im »Ständestaat« – mit Staatsräson (Julia Köstenberger) 347 Teil 6: »Im Schatten des Faschismus«: Österreich und die Sowjetunion 1933/34–1938 . 363 »Wir haben es mit sehr gutem Menschenmaterial zu tun« Die Schutz- bundemigranten in der Sowjetunion (Aleksandr Vatlin unter Mitarbeit von Verena Moritz, Übersetzung: Verena Moritz / Julia Köstenberger) 365 Die österreichisch-sowjetischen Beziehungen unter dem Gesichtspunkt der »Anschluss«-Problematik 1933/34–1938 (Julia Köstenberger) 393 Kurzbiografien historischer Akteure . 443 Diplomatische Vertreter in Österreich und in Sowjetrussland bzw. in der UdSSR sowie die betreffenden Volkskommissare und Staatssekretäre / Bundesminister zwischen 1918 und 1938 . 457 Österreichisch-sowjetische Kulturbeziehungen: Liste der wichtigsten Veranstaltungen / »Österreichische Gesellschaft zur Förderung der geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR« . 461 Abkürzungsverzeichnis . 473 Quellen- und Literaturverzeichnis . 479 Die Autorinnen und Autoren . 515 Personenregister . 517 Einleitung und Ausblick: Zu den Themen und zur Gliederung Einleitung und Ausblick: Zu den Themen und zur Gliederung In den letzten Jahren kamen auch im deutschsprachigen Raum Diskussionen über die Art und Weise, wie eine Geschichte der internationalen Beziehungen, aber auch »Geschichten« einer jeweils »nationalen« Außenpolitik oder aber bilateraler Beziehungen zu schreiben seien, in Schwung. Davon ausgehend er- gaben sich wichtige Impulse für eine Historiografie, die als theoriefern und methodenarm gescholten sowie ganz allgemein als verstaubt vorgeführt wurde. Während manch einer die »Standpauke« an die HistorikerInnen, die sich mit Außenpolitik im weitesten Sinne beschäftig(t)en, mitunter für überholt hielt, stellte sich den Kritikern die bisher betriebene »Diplomatiegeschichte« bezie- hungsweise Geschichte der internationalen Beziehungen als ein oftmals und weitgehend analysefreies Kompilieren beziehungsweise Reproduzieren von Dokumenten aus verschiedenen Archiven dar. Moniert wurde insbesondere, dass außenpolitisches Handeln und vorangegangene Entscheidungsfindungs- prozesse fernab gesellschaftlicher Einflüsse und verschiedentlich gelagerter In- terdependenzen und Interaktionen politischer, wirtschaftlicher, aber auch kul- tureller Natur präsentiert worden waren. Zu wenig Augenmerk sei aber auch auf die »Akteure« der Außenpolitik gelegt worden, ihre weltanschaulichen Hal- tungen oder ihren Handlungsspielraum. Im Gegensatz dazu habe man sich viel- mehr auf ein mehr oder weniger abstraktes »Kollektiv« entscheidungsbefugter »Eliten« konzentriert, ohne ihr Tun entsprechend zu hinterfragen. Die Vielfalt an Faktoren, die Außenpolitik und Diplomatie beeinflussen, so der Tenor, sei demgemäß oft ausgeblendet oder zumindest vernachlässigt worden.1 Es ist