ORTSINNENTWICKLUNG IN DER REGION WETTERAU/OBERHESSEN DORFDORF UNDUND DUDU

Mitmachen erwünscht Die Qualifizierungsmaßnahmen

Beispiele aus der Region, die Mut machen

Was ist überhaupt Innenentwicklung? Interview Der Projektleiter im Gespräch

Das Rezept »Dorfgemeinschaftsaktivierung nach Vonhäuser Art«

Das Projekt

Innenentwicklung in der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen

Ein Blick in die LEADER-Region Wetterau/Oberhessen zeigt: vielfältige Innenentwicklungspotenziale in den Bevölkerungswachstum im Ortskernen, Bevölkerungswachstum und zeitgleicher demografischer Wandel, steigende Kosten für

INNENENTWICKLUNG IN DER den Unterhalt von Infrastruktureinrichtungen und Münzenberg der wachsende Siedlungsdruck aus der Metropol- LEADER-REGION WETTERAU/ Nidda region FrankfurtRheinMain sowie das 30-Hek- Wölfersheim tar-Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie OBERHESSEN S. 1 der Bundesregierung fordern die Dörfer der Region Ober-Mörlen zur Beschäftigung mit Ortsinnenentwicklung auf. Ortenberg (Wetterau) Kefenrod Daher beschäftigt sich die LEADER-Region Wetterau/ DAS VORHABEN »DORF UND DU« S. 3 Friedberg (Hessen) Oberhessen seit vielen Jahren mit Fragen der Innenent- wicklung und hat mit dem vom Bundesministerium für Rosbach v.d. Höhe Büdingen Altenstadt Bildung und Forschung geförderten Vorhaben »DORF Wöllstadt

WAS IST ÜBERHAUPT UND DU« intensiv an dem Thema Innenentwicklung ge- arbeitet. S. 4 INNENENTWICKLUNG? Bevölkerung am 30.06.2017 2.711 bis 4.999 Die Beschäftigung mit Innenentwicklung hat mehrere 5.000 bis 9.999 Gründe. Zum einen gilt es »Flächen zu sparen« und 10.000 bis 19.999 GELUNGENE INNENENTWICKLUNGS- 20.000 bis 29.999 die wertvolle Ressource Boden und Natur zu schonen. 30.000 bis 33.661 PROJEKTE AUS DER REGION, DIE Deutschland hat sich im Rahmen der Nationalen Nach- haltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, den Flächenver- Die Dörfer in der LEADER-Region wachsen. In der Region ist es Ziel, dieses Wachstum qualitativ MUT MACHEN S. 7 brauch auf unter 30 ha/ Tag im Jahr 2030 zu reduzieren. hochwertig zu gestalten. Der Charakter der Dörfer ist zu bewahren und weiterzuentwickeln, denn Zum anderen zielt Innenentwicklung auf die Attrakti- auch in Zukunft wollen die Kommunen der LEADER-Region Orte mit Atmosphäre sein. Doch At- vierung und die hochwertige Weiterentwicklung der mosphäre und Charakter von Orten ist davon abhängig, dass die Stadt- und Dorfkerne attraktiv MITMACHEN ERWÜNSCHT – Ortskerne. Durch die Konzentration auf Potenziale im und vital gehalten werden und eine Entwicklung nicht alleine im Außenbereich stattfindet. Bestand kann Innenentwicklung dem demographischen DIE QUALIFIZIERUNG Wandel und dem Siedlungsdruck aus der Metropol- region FrankfurtRheinMain bzw. dem Bevölkerungs- Nebengebäude Baulücke EHRENAMTLICHER S. 12 wachstum wirkungsvoll begegnen.

Potenzieller Leerstand Mit Abschluss des BMBF-Vorhabens DORF UND DU im Geringfügig bebautes Grundstück REZEPT ZUR GELUNGENEN November 2018 liegen nun neben einer »Regionalstra- tegie Ortsinnenentwicklung« vielfältige Erkenntnis- AKTIVIERUNG VON DORF- se und Instrumente zur Beförderung der Innenentwick- GEMEINSCHAFTEN lung auf lokaler, kommunaler und regionaler Ebene vor. Mit diesen Ergebnissen können wichtige Entwicklungs- Langfristig zu entwickelnde »NACH VONHÄUSER ART« S. 14 impulse hinsichtlich der Attraktivität der Dörfer sowie Leerstand Potenzialflächen dem Schutz der wertvollen Kulturlandschaft in den 17 LEADER-Kommunen gesetzt werden. DIE ARBEITEN VOR ORT S. 16 Die Ergebnisse werden im Magazin sowie auf der Homepage www.dorfunddu.de vorgestellt.

VERSTETIGUNG S. 19 Die Dörfer verfügen auch über eine Vielzahl von Baulücken, geringfügig bebauten Grundstü- cke, AbbildungPotenzialflächen, 19: Vielfalt der Innenentwicklungspotenziale, Neben- und Quaiser Ökonomiegebäude. 2017. Bildquelle: LfU BW 2003 und IfR 2017.Die Potenziale für die Flächennachfra- ge und die Wohnraumversorgung zu aktivieren, stellt eine zentrale Entwicklungsaufgabe in der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen dar. Denn sie ermöglicht nicht nur eine Entlastung der Situation in der Metropolregion FrankfurtRheinMain, sondern stellt einen wichtigen Entwick- lungsimpuls für die Kommunen der LEADER-Region dar.

1 Innenentwicklung in der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen Das Vorhaben »Dorf und Du«

Amt für Bodenmanagement Büdingen Laubach

Linden Automatisiertes Pohlheim Leerstandskataster Hüttenberg Schotten Hessen Lich Stornfels Schöffengrund Hungen Kirch-Göns Ulfa Langgöns Trais-Münzenberg Gambach Ober-Hörgern Kommune innovativ Leerstandsquote Siebzehn Kommunen in der Ebersgöns Pohl-Göns Eichelsdorf Münzenberg Rabertshausen II Griedel Münzenberg Ober-Schmitten Münzenberg Harb Region Wetterau/Oberhessen Waldsolms Butzbach Borsdorf Unter-Schmitten Ober-Seemen ButzbachButzbach Rockenberg Unter-Widdersheim NiddaNidda Glashütten Gedern Wohnbach Kohden Michelnau wollen die Innenentwicklung Hausen-Oes RockenbergRockenberg Ober-Widdersheim Berstadt Nieder-Weisel Oppershofen Bad Salzhausen Fauerbach Ober-Lais Steinberg GedernGedern WölfersheimWölfersheim Grund-Schwalheim und damit die Attraktivität ihrer Hoch-Weisel Nidda Wölfersheim Mittel-Seemen Bodenrod Ostheim Geiß-Nidda Merkenfritz Södel Echzell Bisses Hirzenhain Dörfer stärken. Mit dem For- Münster Wallernhausen Schwickartshausen Hirzenhain Hirzenhain

Wenings Nieder-Seemen Maibach Fauerbach v. d. Höhe Melbach Gettenau EchzellEchzell schungsvorhaben DORF UND Dauernheim Ranstadt Eckartsborn Bingenheim Bobenhausen I Usenborn Lißberg Bad Nauheim Heuchelheim Burgbracht DU, das von Juni 2016 bis Beienheim Weckesheim Bellmuth Gelnhaar Usingen Blofeld OrtenbergOrtenberg RanstadtRanstadt WippenbachOrtenberg KefenrodKefenrod Reichelsheim Hitzkirchen Bindsachsen Kefenrod November 2018 vom Bundes- ReichelsheimReichelsheim (Wetterau) Ober-Mockstadt Bergheim Ober-Mörlen Selters Leidhecken Effolderbach Dorn-Assenheim Bleichenbach Helfersdorf ministerium für Bildung und Stockheim Wolferborn Nieder-Florstadt Nieder-Mockstadt Dudenrod Friedberg (Hessen) Staden Michelau Ober-Florstadt Glauberg Aulendiebach 0 bis <5% Leerstand Forschung gefördert wurde, FlorstadtFlorstadt GlauburgGlauburg Rinderbügen Stammheim Rohrbach Wolf Wehrheim Heegheim Brachttal 5 bis <8% Leerstand haben die Kommunen das Rodenbach Büches BüdingenBüdingen Neu-Anspach Altenstadt Lindheim Niddatal Büdingen 8 bis <15% Leerstand Thema Ortinnenentwick- Rosbach v. d. Höhe AltenstadtAltenstadt Düdelsheim Wöllstadt Orleshausen

Oberau >15% Leerstand Hainchen Calbach Lorbach Wächtersbach lung aufgegriffen. Zusammen Friedrichsdorf Höchst a. d. Nidder Rommelhausen mit der Justus-Liebig-Univer- LimeshainLimeshain Vonhausen Himbach Eckartshausen Diebach am Haag

Karben Amt für Bodenmanagement Büdingen sität Gießen, dem Amt für Bad Homburg v.d.Höhe Nidderau Gründau FB 13 -Geoinformationsmanagement- Bahnhofstraße 33 Hammersbach Bodenmanagement Büdingen und dem Regionalverband - und Ortenberg. Hier wurden pilothaft für die weiteren 14 beteiligten Ronneburg 63654 Büdingen Tel: (06042) 9612 - 0 Email: [email protected] RheinMain sowie Partnern aus Architektur, Marketing und Regionalma- Städte und Gemeinden neue Ideen entwickelt, die nun in die Umsetzung Datengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation nagement haben sie ein regionsspezifisches Instrumentenset entwickelt gebracht werden. In den Modellstadtteilen wurden spezifische Fragen und erprobt, um die Dörfer attraktiv zu halten und gestalten sowie eine betrachtet. qualitätsvolle Innenentwicklung zu befördern. Ziel war es, in der gesamten Region die Ortsinnenentwicklung zu Die Dörfer der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen verfügen über beträchtliche Innenentwicklungspotenziale: Die Auswahl der am Projekt beteiligten Partner zeigt bereits, dass befördern und als Daueraufgabe in die Umsetzung zu bringen. For- knapp 1.400 Leerstände (Leerstandquote von 2,7%, 2017), knapp 3.700 zukünftige bzw. potenziellen Leerstände dabei in den vielfältigen Bereichen der Innenentwicklung gearbei- schungsrelevante Fragen der Ortsinnenentwicklung wurden dabei auch (Quote von 7,3%, 2017). tet wird: Kataster, Architektur, Städtebau, Öffentlichkeitsarbeit, soziale bearbeitet, wie z. B. die Übertragung des Instrumentes der Standort- Dorfentwicklung, Ortsdurchfahrten und Forschung. Innenentwick- eigentümergemeinschaften auf Wohnimmobilien oder Strategien im lung ist eine Querschnittsaufgabe, die nur im Zusammenspiel mehrerer Umgang mit Schrottimmobilien. Am Ende des Forschungsprojektes steht Amt für Bodenmanagement Büdingen Laubach Akteure gelingen kann. Gefragt sind aber nicht nur Planer, Architekten, nun im Ergebnis für die Region eine ausgearbeitete Regionalstrategie utomatisiertes Linden A Geodäten, Kommunalpolitiker oder Immobilienentwickler, sondern auch Ortsinnenentwicklung, die jetzt in die Umsetzung gelangen soll. Pohlheim Leerstandskataster Hüttenberg die Menschen, die vor Ort leben und wirken. Schotten Hessen Lich Stornfels Im Mittelpunkt des Projektes standen die intensive wissenschaftliche und Schöffengrund Hungen Kirch-Göns die praktische Arbeit in den drei Modellkommunen Butzbach, Nidda Ulfa Langgöns Trais-Münzenberg Gambach Ober-Hörgern Kommune innovativ potenzielle Leerstandsquote Ebersgöns Pohl-Göns Eichelsdorf Münzenberg Rabertshausen II Griedel Münzenberg Ober-Schmitten Münzenberg Harb Waldsolms Butzbach Borsdorf Unter-Schmitten Ober-Seemen ButzbachButzbach Rockenberg Unter-Widdersheim NiddaNidda Glashütten Gedern Wohnbach Kohden Michelnau Hausen-Oes RockenbergRockenberg Ober-Widdersheim Berstadt Nieder-Weisel Oppershofen Bad Salzhausen Fauerbach Ober-Lais Steinberg GedernGedern WölfersheimWölfersheim Grund-Schwalheim Hoch-Weisel Nidda Wölfersheim Mittel-Seemen Bodenrod Ostheim Geiß-Nidda Merkenfritz Södel Echzell Bisses Birstein Hirzenhain Münster Wallernhausen Schwickartshausen Hirzenhain Hirzenhain

Wenings Nieder-Seemen Maibach Fauerbach v. d. Höhe Melbach Gettenau EchzellEchzell Dauernheim Ranstadt Eckartsborn Bingenheim Bobenhausen I Usenborn Lißberg Bad Nauheim Heuchelheim Burgbracht Beienheim Weckesheim Bellmuth Gelnhaar Usingen Blofeld OrtenbergOrtenberg RanstadtRanstadt WippenbachOrtenberg KefenrodKefenrod Reichelsheim Hitzkirchen Bindsachsen Kefenrod ReichelsheimReichelsheim (Wetterau) Ober-Mockstadt Bergheim Ober-Mörlen Selters Leidhecken Effolderbach Dorn-Assenheim Bleichenbach Helfersdorf Stockheim Wolferborn Nieder-Florstadt Nieder-Mockstadt Dudenrod Friedberg (Hessen) Staden Michelau Ober-Florstadt Glauberg Aulendiebach 0 bis <5% Leerstand FlorstadtFlorstadt GlauburgGlauburg pot. Rinderbügen Stammheim Rohrbach Wolf Wehrheim Heegheim Brachttal Rodenbach 5 bis <8% pot. Leerstand Büches BüdingenBüdingen Neu-Anspach Altenstadt Lindheim Niddatal Büdingen 8 bis <15% pot. Leerstand Rosbach v. d. Höhe AltenstadtAltenstadt Düdelsheim Wöllstadt Orleshausen

Oberau Hainchen >15% pot. Leerstand Calbach Lorbach Wächtersbach Friedrichsdorf Höchst a. d. Nidder Rommelhausen LimeshainLimeshain Vonhausen Himbach Eckartshausen Diebach am Haag

Karben Amt für Bodenmanagement Büdingen Bad Homburg v.d.Höhe Nidderau Gründau FB 13 -Geoinformationsmanagement- Bahnhofstraße 33 Hammersbach Ronneburg 63654 Büdingen Tel: (06042) 9612 - 0 Email: [email protected]

Datengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation

2 3 Was ist überhaupt Innenentwicklung? Wa s ist überhaupt Innenentwicklung?

KOMMUNIKATIV ...weil sie den Dialog ermöglicht und auf vitale Nachbarschaften baut KREATIV ÖKOLOGISCH INNENENTWICKLUNG ist INNENENTWICKLUNG ist

...weil sie kreative ...weil sie Landschaft ökologisch – baulich – Räume und individuelle und Natur schützt Sie schützt die Kulturlandschaft und spart Flächen Sie entwickelt attraktive Flächen und Gebäude in der Ortslage Wohn- und Arbeitsmög- sowie Flächen spart und spart Flächen lichkeiten schafft Die Entwicklung von Kommunen ist oft mit der Inan- Innenentwicklung beschäftigt sich mit dem Bestand. spruchnahme von Flächen im Außenbereich verbunden. In Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf der Entwicklung einer ländlich geprägten Region bedeutet dies meist, dass der Ortskerne, ihrer städtebaulichen Situation sowie dem wertvolle Kulturlandschaft verloren geht. Diese Kulturland- Ortskern. Baulücken, Entwicklungsflächen oder geringfü- schaft steht dann nicht mehr für die land- und forstwirt- gig bebaute Grundstücke sind dabei ebenso Gegenstand der schaftliche Produktion, für Natur- und Umweltschutz oder Betrachtung wie leerstehende und potenziell leerstehende INNEN für Freizeit und Erholung zur Verfügung. Innenentwicklung Wohngebäude sowie Gewerbeimmobilien. Hierbei gilt: auch IDENTI- ENTWICKLUNG FUNKTIONAL TÄTSSTIFTEND ermöglicht somit den Erhalt und die qualitätsvolle Entwick- Freiräume müssen in den Ortslagen erhalten werden, Nach- ist ...... weil sie Infrastruktur, lung der Kulturlandschaft einer Region. verdichtung um jeden Preis ist nicht im Sinne der Innenent- ...weil sie historische Funktionen und Versor- wicklung. Der Gebäudebestand ist qualitativ weiter zu ent- Bausubstanz weiterent- gungsangebote stärkt, wickeln, dies trägt auch zum Werterhalt von Immobilien bei. wickelt und lokale auslastet und erhält Identität fördert

LEBENSWERT ZENTRAL ...weil sie Gebäude und ...weil sie Flächen und Flächen aufwertet sowie Gebäude innerorts das Ortsbild und Frei- entwickelt räume verbessert

INNENENTWICKLUNG ist INNENENTWICKLUNG ist funktional – sozial – Sie stärkt Infrastruktur und Versorgungsangebote im Dorf Sie baut auf vitale Dorfgemeinschaften und Nachbarschaften Innenentwicklung ist vielfältig. Ihre Effekte liegen kommunikativ. Nicht zuletzt wird so dem Ziel des Lebensqualität in Dörfern ist mit dem Vorhandensein von Innenentwicklung geht alle an. Sie muss Rückhalt in der nicht nur im baulichen Bereich, sondern auch in Flächensparens und damit dem Schutz der wert- Leistungen der Daseinsvorsorge verbunden. Läden, Gastro- Dorfgemeinschaft und Nachbarschaft haben. Mitwirkungs- einer Stärkung der Funktionen der Ortskerne. Diese vollen Kulturlandschaft in der Wetterau Rechnung nomie, Cafés, Büchereien, Bürgerhäuser, Kindertagesstät- und Beteiligungsprozesse sind daher für eine erfolgreiche In- ten, Grundschule, Pflege- und Betreuungseinrichtungen und nenentwicklung unerlässlich, bereiten sie doch den Boden Effekte sind in vitalen Nachbarschaften und Dorf- getragen. Innenentwicklung befördert damit eine vieles mehr stärken Orte in der Entwicklung. Aufgabe der In- für einzelne Maßnahmen. Zudem muss es gelingen, die Ei- gemeinschaften zu sehen wie in der Weiterent- qualitativ hochwertige Entwicklung der Region nenentwicklung ist es, die mit diesen Einrichtungen verbun- gentümer von Flächen und Gebäuden mit ins Boot zu holen. denen Funktionen effizient zu sichern und für die Zukunft Denn sie sind es letztendlich, die mit ihrem Eigentum im wicklung der historischen Bausubstanz. Innen- mit ihren Städten, Gemeinden und zugehörigen weiter zu entwickeln. Dabei sind neue Wege bspw. mit multi- Sinne der Innenentwicklung agieren müssen. entwicklung stärkt die Infrastruktur und Versor- Dörfern. funktionalen Lösungen zu gehen und auch die Chancen der Digitalisierung zu berücksichtigen. gungsangebote in den Orten, sie ist kreativ und

4 5 Wa s ist überhaupt Innenentwicklung? Gelungene Innenentwicklungsprojekte aus der Region, die Mut machen

INNENENTWICKLUNG ist INNENENTWICKLUNG ist INNENENTWICKLUNG ist identitätsstiftend – kreativ – kommunikativ – Sie entwickelt historische Bausubstanz weiter und Sie schafft innovative Räume und individuelle Sie beginnt im Kopf und erfordert den integrie- fördert lokale Identität Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten renden Dialog

Die Wiederbelebung und Weiterentwicklung Die Umnutzung z.B. von Hofreiten ermöglicht Erfolgreiche Innenentwicklung beginnt mit von denkmalgeschützten Gebäuden ist vie- es vor Ort, vollkommen neue Funktionen in den einer intensiven Auseinandersetzung mit der In den Dörfern der LEADER-Region Wetterau/ TKI Bücherei in Bleichenbach. Innenentwicklung lerorts eine große Herausforderung. Innen- Bestand zu integrieren. Aus alten Scheunen Thematik und der Sensibilisierung für ein Oberhessen gibt es bereits viele gute Innenent- heißt auch, die Dorfgemeinschaft stärken und das entwicklung ist sich der Geschichte der Orte werden z.B. moderne Wohngebäude mit hohem Umdenken. Erst wenn Bürger und Akteure ver- bewusst. Sie sieht in ortsbildprägenden histo- Wohnkomfort, aus Nebengebäuden Co-Wor- standen haben, warum die Innenentwicklung wicklungsprojekte, die zeigen, wie Ortsinnent- Dorf attraktiv halten: »Lesen an ungewöhnlichen rischen Gebäuden die Chance, Ortskerne mit king-Spaces, Werkstätten, Labs und Ateliers. wichtig ist, erst wenn sie erkennen, welche wicklung funktioniert. Orten« in Echzell, Obstbaumlehrpfad in Ulfa. Die Charakter und Atmosphäre zu entwickeln und Kulturschaffende befördern die Innenentwick- Potenziale vor Ort verfügbar sind und wie die Identität eines Ortes zu stärken. Auch das lung – bringen sie doch Weltoffenheit, Moder- sie diese persönlich nutzen können, können »Diese Projekte zeigen nicht nur, dass Innenent- Wettbewerbsbeiträge zeigen, wie lokale Potentia- Brauchtum als gemeinsame Geschichte, die nität und Reflexion sichtbar in die Dörfer und Maßnahmen erfolgreich greifen. Kommunika- wicklung auf verschiedene Art möglich ist und be- le für die Innenentwicklung genutzt werden kön- weiter mit Leben gefüllt werden muss, wird in Nachbarschaften. Die Beschäftigung mit beste- tion ist daher zentrales Element von Innenent- der Innenentwicklung aufgegriffen. henden Gebäuden und Flächen schafft somit wicklung und muss breit, intensiv, integrierend, reits jetzt schon praktiziert wird, vielmehr machen nen. Ermöglichungsräume für den Einzelnen. für jeden verständlich und langfristig angelegt sie auch Mut, Projekte für den eigenen Ort anzu- Die vielen Helfer und Unterstützer der Projekte sein. Denn eine Veränderung im Handeln setzt eine Veränderung im Denken voraus. stoßen«, so Ulrike Pfeiffer-Pantring, Bürgermeiste- verdeutlichen, dass in der LEADER-Region en- rin aus Ortenberg. gagierte und motivierte Akteure vorhanden Im Rahmen des »Wettbewerbs von liebsten Or- sind. »Beeindruckend sind dabei die Eigeninitia- Bevölkerungswachstum ten und Aktionen« wurden 2017 die Projekte be- tive und das Engagement, das die rund 200 Bür- im Wetteraukreis kannt gemacht. »Die thematische Bandbreite der gerinnen, Bürger und Helfer der Region an den Projekte ist vielfältig. Sie reicht von klassischen In- Tag legen, um ihren Ort zu stärken, attraktiv zu nenentwicklungsprojekten bis zu Bürgerinitiativen halten und so Innenentwicklung zu betreiben«, sowie Vereinen, die neue Begegnungsstätten für ergänzt Michael Merle, Bürgermeister aus ihre Orte schaffen«, erläutert Hans-Peter-Seum, Butzbach. »Hinter jedem Beitrag stehen Ehren- Bürgermeister aus Nidda. Sie zeigen, wie vielfäl- amtliche, regionale Firmen, Vereine und viel Ei- tig Innenentwicklung angegangen werden kann: genleistung – mit der Mission, den eigenen Ort von der Haussanierung in Echzell und dem Umbau lebenswerter zu machen«, sagt Klaus Karger der GenussScheune in Reichelsheim über die Um- von der Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH. wandlung des alten Postamts in Echzell, dem Um- bau des Gemeindehauses in Ulfa und dem Umbau des Glauberger Trödelhauses bis zur Schaffung von Kommunikationsorten: die drei Backhäuser, Rentners Ruh in Echzell, Aussichtspunkt in Storn- fels, Gipfelkreuz Scharberg in Usenborn oder die

6 7 G elungene Innenentwicklungsprojekte aus der Region, die Mut machen

Der Wettbewerb, die Gewinner und andere gute STRAUSSENWIRTSCHAFT * Innenentwicklungsprojekte aus der Region …

Die Straussenwirtschaft am Himbacher Backhaus ist ein Kommunika- tionsort für Himbacher und Wanderer. Renate Schmidt, Limeshain Himbach

NEUBAU EINES ÖFFENTLICHEN BACKHAUSES IN NIDDA SANIERUNG DES BACKHAUSES * IN ORTENBERG - GELNHAAR

Mit viel Engagement wurde das schmucke Gebäude instand ge- … mit viel Engagement und ehrenamtlichen Helfern – eine Stamm- setzt und jetzt wird hier regelmäßig gebacken und gefeiert. tisch-Aktion Stirwelser Tafelrunde e.V., Nidda Stornfels Freiwillige Feuerwehr, Ortenberg Gelnhaar

8 9 … die die Dorfgemeinschaft aktivieren … und den Ort attraktivieren.

STRAUSSENWIRTSCHAFT DENKMALGERECHTE SANIERUNG EINES FACHWERKHAUSES TREFFPUNKT FÜR DIE STORNFELSER UND WANDERER EIN ALTER UNTERSTAND WIRD ZUR BEGNUNGSSTÄTTE UMBAU EINER LAGERHALLE ZU EINEM GEMEINDEHAUS

Vorher I Nachher Sanierung und Umbau I Echzell

»Wir wollten ein altes Haus im Ortskern, um Ressourcen zu schonen Aus einem ehemaligen Schandfleck wurde mit viel Eigenleistung Die Grillhütte und der Unterstand wurden von einer Bürgerinitiative, Mitten im Ort, dort, wo vorher Leerstand war, entstand ein reges und damit unsere Kinder zu Fuß zur Schule gehen können.« ein origineller Treffpunkt geschaffen, sogar mit Gipfelbuch. freiwilligen Helfern und regionalen Firmen in Eigenleistung instand Gemeindeleben mit Angeboten für Kinder, Teenager, Jugendliche, Echzeller Familie »Berge und Bärte«, Ortenberg Usenborn gesetzt. Hans J. Hahn, Echzell Familien und Senioren. Evang. Gemeinde Ulfa e.V., Nidda Ulfa

UMBAU EINER SCHEUNE ZU EINEM WOHNHAUS MIT DAS KAISERLICHE POSTAMT NEUBAU EINESOBSTBAUMLEHRPFAD ÖFFENTLICHEN BACKHAUSES … TKI »FREIE« BÜCHEREI UND KOMMUNIKATIONSZENTRUM VERANSTALTUNGSRÄUMEN * WURDE ZU EINEM WOHNHAUS

Rund um Ulfa wurden verdornte historische Obstbaumbestände im Rahmen eines Lehrpfades den Bürgern zugänglich gemacht und »Mein Traum war, eine Hofreite mit gepflastertem Innenhof, Bauern- Eine Bücherei, in der man sich trifft, unterhält, Informationen aus- Das zentral in Echzell gelegene Gebäude, das Teil des denkmalschutz- »neue« alte Sorten (8 Äpfel, 2 Birnen, 3 Steinfrüchten) gepflanzt gärtchen und ein Nebengebäude für Berufliches zu besitzen. Das ist tauscht – ein Dorfmittelpunkt und Veranstaltungsraum in Bleichen- oder als Ausgleichspflanzung gesetzt. Interessensgruppe Ulfa, rechtlichen Gesamtensembles ist, wurde 2 Jahre lange saniert und zu nun unser Kraftort.«GenussScheune Reichelsheim-Weckesheim Nidda Ulfa bach. TKI Bücherei Ortenberg Bleichenbach einem Wohnhaus mit hohen Decken umgebaut. Echzeller Familie

UMNUTZUNG EINES LEERSTEHENDEN HAUSES LESEN AN UNGEWÖHNLICHEN ORTEN … NEUER AUSSICHTSPUNKT AUCH SCHÖNE GÄRTEN VERSCHÖNERN DEN ORT ALS TRÖDELHAUS UND BEGEGNUNGSORT

Der eigene Garten genießt eine hohe Wertschätzung in der Das alte, leerstehende Schullehrerhaus an der Ortsdurchfahrt ist … bringt Kindern Geschichten an regionalen Orten nahe. So lernen Neuer Aussichtspunkt mit Ruhebank und Tisch als neuer Treffpunkt Bevölkerung und ist Teil der Lebensqualität – somit auch Teil der nun ein Treffpunkt für Jung und Alt. Kinder nicht nur Geschichten, sondern auch die Region kennen. im Ort Stornfels Ortsbeirat, Nidda Stornfels Innenentwicklung. Mitarbeiter des Glauberger Trödelhauses, Glauburg Glauberg Claudia Lang u.a., Echzell und Region Gelnhaarer Familie, Ortenberg Gelnhaar

10 11 Mitmachen erwünscht MITMACHEN ERWÜNSCHT – DIE QUALIFIZIERUNG EHRENAMTLICHER Die Qualifizierung Ehrenamtlicher

Der Erfahrungsaustausch findet auch nach dem Projekt statt. Engagierte Teilnehmer tauschen sich im Rahmen eines Stamm- tisches über ihre Erfahrungen bei der Aktivierung der Dorfgemein- schaft und diskutieren Maßnahmen zur Beförderung der Innen- entwicklung.

Infos gibt es bei [email protected]

Die Materialen der Qualifizierungsmaßnahme finden Sie auf www.dorfunddu.de

Sich für das Dorf und seine Entwicklung einzusetzen und dabei die Innenentwicklung in den Orten zu befördern, ist in vielen Dörfern der Region die Zukunftsaufgabe.

Um lokale Akteure in ihrem Engagement zu unterstützen, wurde das Das erste Modul »Herausforderung Innenentwicklung« behan- Die Exkursion führte zu Beispielen der Innenentwicklung in der LEA- ersten Schritte in meinem Dorf« wurde im letzten Modul disku- Qualifizierungsangebot »Gemeinsam fürs Dorf« 2017 angeboten. Die delte Themen wie den gesellschaftlichen Wandel und die Herausforde- DER-Region Wetterau/Oberhessen: Rockenberg – Ortskernbesichtigung tiert, welche Partner für die Dorfentwicklung zur Verfügung stehen und Resonanz war groß. Viele Aktive nahmen an der Maßnahme teil. rung Ortsinnenentwicklung. Auch die Bedeutung der Innenentwicklung mit Impuls u.a. zu Vorkaufsrechtssatzung; Limeshain/ Hainchen: Wohnen Mitstreiter aktiviert werden können. aus städtebaulicher Sicht und die Notwendigkeit der frühzeitigen Ein- für Senioren im Dorf und belebte Kommunikationsorte; Mittagspause in »Das war klasse! Zu hören, was andere bereits geschafft haben und neue beziehung des Denkmalschutzes wurden diskutiert. Außerdem wurde der Genussscheune in Reichelsheim – Beispiel eines Scheunenumbaus; Aus der Qualifizierungsmaßnahme haben sich vielfache Impulse für die Ideen für das eigene Dorf mitzunehmen, das hat mir an ›Gemeinsam fürs Notwendigkeit von Leerstands-, Freiflächen- und Alterskataster als Ortenberg: Besichtigung umgebauter Scheunen und Butzbach: Neubau Dörfer in der Region ergeben. So wurde beispielsweise in Büdingen Dorf‹ besonders gut gefallen«, so Herr Stelter, Teilnehmer der Maßnahme. Grundlage für die Arbeiten im Dorf angesprochen. Für jedes Dorf liegen im Bestand. Vonhausen ein breit aufgestellter Beiteilungsprozess initiiert mit Dorf- dank dem Amt für Bodenmanagement Leerstandskarten vor – diese gilt picknick und Wanderung. Schließlich konnten über eine Stiftung Förder- Gerade auf das gemeinsame Lernen wurde in der Qualifizierungsmaßnah- es für das eigene Dorf zu validieren. »Ortsinnenentwicklung praktisch und konkret« war das mittel zur Gestaltung des Dorfplatzes generiert werden. me großen Wert gelegt. In einem bunten, dichten Programm aus fachli- Thema des dritten Moduls. Die praktische Auseinandersetzung mit chen Impulsen durch Referenten, der gemeinsamen Diskussion und der Das zweite Modul »Wie aktiviere ich mein Dorf für einen Problemen und Lösungsansätzen der Innenentwicklung wurde fortge- Besichtigung von umgesetzten Projekten und guten Beispielen, wurde Prozess in der Innenentwicklung?« befasste sich mit dem Hand- führt. Es wurden Fördermöglichkeiten bei Stiftungen erläutert sowie den Teilnehmenden inhaltliches und methodisches Rüstzeug übermittelt, werkszeug zur Durchführung einer Ortsbegehung und einer Bürger- Möglichkeiten zur Aktivierung von Leerstand und alter Bausubstanz und um beispielsweise Begeisterung für das Leben im Ortskern zu wecken werkstatt. Außerdem erfolgte die praktische Auseinandersetzung mit Baulücken diskutiert: Test-Entwürfe, Nutzungsideen, Identifizierung von und Mitbürger zu aktivieren sowie Initiativen umzusetzen und anzusto- Problemen und ersten Lösungsansätzen der Innenentwicklung, wie z.B. Baulücken und Vermarktung von Baulücken. Schließlich war auch die ßen. »Der Raum für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ort, der Problemgebäuden, Ortsdurchfahrten, Scheunenkranz und potenziellen Kinder- und Jugendbeteiligung im Dorf Thema. Austausch mit Gleichgesinnten und die Vermittlung von Grundwissen zur Wohnbauflächen der Innenentwicklung. Schließlich berichtete Pfarrer Innenentwicklung waren gelungen«, so ein weiterer Teilnehmer. Häbel von seiner Arbeit in Feienseen: Dorfentwicklung mit Vision. Unter »Meine Partner in der Innenentwicklung und die

12 13 Dorfpicknick: Das Rezept DAS DORFPICKNICK

so GELUNGENE AKTIVIERUNG VON DORFGEMEINSCHAFTEN gelingt's »NACH VONHÄUSER ART« Zubereitungszeit: Außerdem: 4 Wochen Vorbereitung, gutes Wetter 2-3 Stunden Spaziergang, selbstgefertigte Handzettel 1 Woche Nachbereitungszeit, gute Kamera 2-3 Stunden Dorfwerkstatt, blanke Notizbücher 1 Woche Nachbereitungszeit gerollte Karte oder Stadtplan

Zutaten: Schwierigkeitsgrad:

1 Portion Engagement, unaufwändig 1 Prise Kreativität, geringe Kosten lokale Aktive und schnell umsetzbar mehrere Interessierte

Das Dorfpicknick eignet sich, um zwanglos mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und sich gemeinsam mit der Gruppe einem lokalen Thema, z.B. Stärken und Schwächen des Dorfes, anzunähern. Gemeinsame Themen schaffen Zusammenhalt und bedingen Engagement!

1. Vorbereitungsteam zusammenstellen – Sprechen Sie mit Nachbarn, Mitgliedern aus Vereinen etc. 2. Termin festkneten (möglichst bei gutem Wetter, wenn es noch hell ist) 3. Ort auswählen (Wiese oder Bürgerhaus) 4. E inladungen zuschneiden: Ort, Datum auf einem Blatt bzw. Handzettel vermerken und natürlich nicht vergessen, den Initiator zu nennen. Anschließend den Handzettel im Ort an geeigneten Stellen, wie z.B. schwarzem Brett, aufhängen. 5. A ußerdem Nachbarn und Mitglieder aus Vereinen einladen – gerne auch die Ortsvorsteher oder Vertreter der Kommune. Absprechen, wer was für das Picknick mitbringt und wer für Unterhaltung sorgen kann, z.B. Musik – hier: ggf. Ortsbeirat einbinden 6. A m Termin: Teilnehmer begrüßen, kurze Vorstellungsrunde, Ziel erläutern: über das Dorf ins Gespräch kommen 7. Zum Schluss: Adressen austauschen für weiteren Prozess

Im Anschluss an das Dorfpicknick empfehlen wir als Hauptspeise einen Dorfspaziergang und eine Dorfwerkstatt.

Der Spaziergang eignet sich, um mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und sich gemeinsam mit der Gruppe die Stärken und Schwächen des Dorfes anzusehen. Auf einer vorab festgelegten Route werden zentrale Orte im Dorf abgelaufen und dokumentiert. Im Anschluss können mit der Dorfwerkstatt können lokale Themen in entspannter Kaffeehaus-Atmosphäre diskutiert werden und Strategien zur Entwicklung des Dorfes erarbeitet werden.

15 Die Arbeiten vor Ort oder Di e Arbeiten vor Ort oder "Was bisher geschah …" "Was bisher geschah …"

Zwischen 2016 und 2018 haben 17 Kommunen eine regionale Strategie Die kommunalen Arbeiten wurden wiederum rückgekoppelt auf die zur qualitätsvollen Innenentwicklung erarbeitet – mit dem Ziel: quali- regionale Ebene und es wurde zusammen mit regionalen Partnern, tätsvolle Innenentwicklung zu befördern und in der Region zu versteti- wie der Wirtschaftsförderung Wetterau, eine Regionalstrategie erar- gen. Dafür wurde auf verschiedenen Ebenen gearbeitet und geforscht: beitet. Auch sie enthält Maßnahmen und Instrumente zur Beförderung im Dorf, in der Kommune und in der Region. der Innenentwicklung auf regionaler Ebene. Sie gilt es – wie auch die Maßnahmenkataloge und Kommunalstrategien – im Anschluss an das Der Schwerpunkt der Arbeiten fand in den drei Modellkommunen Vorhaben zusammen mit kommunalen, regionalen und bürgerschaft- Butzbach, Nidda und Ortenberg statt. In deren Modellstadtteilen lichen Akteuren Schritt für Schritt umzusetzen. Hierbei sind nicht nur wurden spezifische Fragestellungen bearbeitet, wie der Umgang mit Region und Kommunen gefragt, sondern auch die lokalen Akteure, die potenziellem Leerstand oder Baulücken und die Gestaltung von Orts- Impulse setzen können. durchfahrten. Die Arbeit erfolgte durch Werkstätten mit Bürgern und lokalen Akteuren sowie Forschungsarbeiten der Universität. Aus den Erkenntnissen wurden Maßnahmen zur Innenentwicklung vor Ort ent- wickelt.

Auch auf kommunaler Ebene wurde an der Beförderung der Innenent- wicklung gearbeitet. Zusammen mit der Universität, Ortsvorstehern und kommunalen Akteuren aus allen Stadtteilen wurden Maßnahmen erprobt, Instrumente entwickelt und kommunale Strategien erarbei- tet. Zugleich wurde eine Vision für die Innenentwicklung erarbeitet. Ergebnis ist die Kommunalstrategie! Modellkommunen mit Maßnahmenkatalog In den Modelldörfern wurden zusammen mit Bürgern und lokalen Akteuren Maßnahmenka- taloge erarbeitet, um die Innenentwicklung zu befördern. Wie der Name bereits verdeutlicht, enthält der Katalog einzelne Maßnahmen zur Beförderung der Innenentwicklung vor Ort. So Übertragbare Maßnahmen zum Beispiel Testentwürfe zur Aktivierung von Leerständen in Nidda. Die Maßnahmen sind für andere Dörfer übertragbar. So zum Beispiel auch die im kooperativen Planungsprozess erarbeiteten Gestaltungsmöglichkeiten für Ortsdurchfahrten aus Fauerbach.

Für die Kommunalstrategien wurden neben der Bevölkerungsentwicklung auch die Versor- gungsstruktur betrachtet. Außerdem wurden die Innenentwicklungspotenziale in Fußballfel- der, Wohneinheiten und Bewohnern umgerechnet.

Innenentwicklungsflächen

34,4 Felder 625 WE 1280 Menschen 8,6 Felder 156 WE 320 Menschen Leerstehende Gebäude

Ca. 145 WE Plus Nebenerwerbsgebäude, Ca. 297 Menschen Plus Nebenerwerbsgebäude & potenzieller Leerstand ´ 3,5 WE potenzieller Leerstand 74 Menschen

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17 Di e Arbeiten vor Ort oder "Was bisher geschah …" Verstetigung – Otfried Herling im Interview

DER PROJEKTLEITER

Der Projektkoordinator des Verbundvorhabens »Ortsinnenentwicklung« spricht über die Projekt- monate

Herr Herling, im Fokus des der Business Improvement Districts lokalen und kommunalen sowie Projektes »Dorf und Du« steht die übernommen wurde, sind Stand- politischen Akteure. Qualitätsvol- zukunftsfähige Entwicklung der orteigentümergemeinschaften. Die le Innenentwicklung beginnt mit Ortszentren. Welche neuen und großflächigen Gebäudestrukturen einer intensiven Auseinanderset- innovativen Wege haben Sie be- der Hofreiten sind für den Einzelnen zung und dem Bewusstsein für schritten? Innenentwicklung. Denn nur so zu teuer, daher wurde unter- OTD FRIE HERLING Parallel zu den Arbeiten an den Strategien »Ortsinnenentwicklung hat für uns sucht, ob Gemeinschaften eine setzen Umdenken und damit das und Maßnahmen fanden auch Kampagnen Vorfahrt.« Diese These bezeugt VERBUNDKOORDINATOR Option für die Entwicklung dieser Engagement für Innenentwicklung den Willen zur zukunftsfähigen ein. Dies ist uns im Projekt durch UND BAUAMTSLEITER IN zur Bewussteinsbildung statt. So wurde Gebäude sind. Auch die frühzeiti- BUTZBACH Entwicklung unserer Dorfzent- nicht nur die Facebook-Kampagne »Weißt ge Kooperation von Fachressorts, bereit angelegte Kommunikations- ren. Neu ist das Thema Innenent- du eigentlich, wie schön es hier ist«, wie dem Denkmalschutz und maßnahmen gut gelungen. wicklung freilich nicht, aber die Otfried Herling berichtet

sondern auch die bereits vorgestellte Qua- Erarbeitung eines auf die Region von den Herausforderun- Was haben Sie am Ende der För- lifizierungsmaßnahme und der Wettbewerb. abgestimmten Sets an Instrumen- dermaßnahme »Kommunen inno- gen der ländlichen Die Kampagne hatte das Ziel, zu zeigen, wie ten seitens der 17 Kommunen vativ« erreicht? Modellkommunen im lebenswert die Dörfer der LEADER-Region zusammen mit interdisziplinä- Der demografische Wandel ist Einzugsbereich einer Großstadt und gibt einen Wetterau/Oberhessen sind und was Innen- rer und universitärer Fachex- »EIGENSTÄNDIG, durch seine Folgen eine Heraus- pertise ist innovativ. Die Pro- forderung für die Kommunen. Einblick in die neuen entwicklung bedeutet. jektbeteiligten untersuchten ABER NICHT ALLEIN, Gleichzeitig erzeugt die geo- Lösungsideen, die im Instrumente und fügten HEISST HIER DIE KLARE grafische Lage in der Metro- Rahmen der Fördermaß- Die Arbeiten an den Strategien wurden durch die Forschungsarbeiten der Universität Gießen befruchtet. Die Univer- diese zu einer zukunftsfähi- BOTSCHAFT« polregion Frankfurt-Rhein-Main nahme »Kommunen sität hat im Rahmen des Vorhabens Verkehrszählungen und Befragungen durchgeführt sowie Forschungen und eine gen und an die lokalen Be- einen hohen Siedlungsdruck und innovativ« verfolgt werden. Doktorarbeit zum Thema erstellt. So konnte die LEADER-Region von fachlicher Expertise sowie von Innovativen pro- dürfnisse angepassten Regi- damit eine einmalige Chance mit onalstrategie zusammen. Diese vielfältigen Entwicklungsperspek- fitieren. zielt auf eine regionale Zusammen- tiven. Mit dem Projekt »Dorf und Zugleich fanden – immer arbeit zur Beförderung der Innen- Du« haben wir diese Themen auf- mit fachlicher Unter- entwicklung. »Eigenständig, aber lokalen Akteuren gegriffen und mit der Regional- stützung der Universi- nicht allein« heißt hier die klare bei Planungsprozessen ist ein Ins- strategie ein Instrumentenset zur Botschaft. trument, das wir für eine flexible qualitätsvollen Innenentwicklung tät – Workshops zu spe- und zeitnahe Planung erprobt Die erarbeiteten Instrumente und zum Umgang mit diesen Ent- zifischen Fragestellungen, haben. Die im Projekt durchgeführ- reichen von architektonischen Test- wicklungsperspektiven in unseren wie z.B. Bewusstseins- ten Workshops bestätigen die Idee entwürfen über Baulückenkatas- Dörfern entwickelt. des kooperativen Planungsprozes- bildung oder Baurecht, ter bis zu Qualifizierung von Eh- Die Kommunen haben vom AfB ses mit Erfolgsgarantie. statt. So konnte Innova- renamtlichen als Dorfkümmerer Kataster zum Leerstand, poten- Ein wesentliches Instrument ist die und sind in ihrem Zusammenspiel ziellem Leerstand, Alter und In- tion und Wissen ausge- Bewusstseinsbildung der Akteure innovativ. Ein neues Instrument, nenentwicklungsflächen erhalten. tauscht werden. – nicht nur der Eigentümerinnen das aus dem städtischen Kontext Dadurch konnte nicht nur aufge- und Eigentümer, sondern auch der zeigt werden, wie vielfältig das

18 19 Verstetigung – Otfried Herling im Interview V erstetigung – Otfried Herling im Interview

Innenentwicklungspotenzial der Kommunen zu Fachthemen und Lösungsansätzen unser ein Nachschlagewerk für die Beförderung der ist, sondern auch ein Bewusstsein für In- Projekt bereichert. Die Begleitforschung durch Innenentwicklung. nenentwicklung geschaffen werden. Die das Difu bot zudem Erfahrungsgewinn für die Es sind »Netzwerke der Innenentwicklung« lokalen Akteure haben ein Bewusstsein für eigene Projektforschung. entstanden mit unterschiedlichen Partnern – die Relevanz der Ortsinnenentwicklung ent- z.B. das Netzwerk der Kommunen oder das wickelt, Verantwortung dafür übernommen Herr Herling, was geschieht mit den Ergeb- Netzwerk der Qualifizierung. Diese bilden und Impulse gesetzt. So wird beispielswei- nissen nach dem Förderprojekt? Wie geht es zusammen eine Struktur der Innenentwicklung se in Ober-Schmitten ein Leerstand aktiviert weiter? aus Akteuren, die sich gegenseitig unterstüt- oder in Vonhausen ein liebster Platz gestaltet. Ortsinnenentwicklung hat durch das Projekt zen. Zugleich sieht das Projekt eine Unterstüt- Das Ziel, einen Instrumentenkof- in der LEADER-Region Wetterau/Oberhes- zungsstruktur auf regionaler Ebene vor. So ist fer mit Maßnahmen für eine sen eine große Aufmerksamkeit erreicht. angedacht, zusammen mit einer Dorfakade- kontinuierliche Ortsin- Durch die vielfältigen Beteiligungs- mie sowie mit den Kompetenzen des Kreises nenentwicklung in und Veranstaltungsformate haben und der Wirtschaftsförderung Wetterau Inne- der Region, zu er- Bürgerinnen, Bürger, lokale nentwicklung in der LEADER-Region weiter zu arbeiten, haben »DÖRFER UND STÄDTE wie kommunale Akteure und befördern. Es gilt: »eigenständig – aber nicht wir erreicht. In SIND LEBENSQUELLEN Politiker einen neuen Zugang allein«! einer Vielzahl für die Zukunftsaufgaben der von Workshops, IM GESELLSCHAFTLICHEN Innenentwicklung festgestellt. Danke Bürgerwerkstät- DASEIN« Ortsinnenentwicklung geht uns Als Projektleiter bedanke ich mich ganz ten und Qualifizie- alle an! besonders bei den Bürgerinnen und Bürgern rungsmaßnahmen Die Einbeziehung vielfältiger sowie den lokalen Akteuren für das große En- haben wir mit lokalen Akteure – Bürger, Politiker und regi- gagement und die aktive Mitarbeit. Sie haben Akteuren Maßnahmenka- onaler Stakeholder – garantiert die Ver- gezeigt, dass Innenentwicklung möglich taloge, Kommunalstrategien und stetigung der gewonnenen Erkenntnisse sowie und machbar ist. Mein Dank gilt auch den die Regionalstrategie entwickelt. Sie enthält die Umsetzung der erarbeiteten Strategien. Kommunen, ihren Vertretern und Mitarbei- neben architektonischen Testentwürfen, Emp- In der Region wurde nicht nur ein Bewusst- tern. Auszeichnend bedanke ich mich bei fehlungen zur Kommunikation und Öffentlich- sein für Innenentwicklung gebildet, sondern Kerstin Quaiser für die Projektsteuerung. Sie v.l.n.r.: Dr. Andrea Soboth, Caroline Seibert, Otfried Herling, Klaus Karger, Bernd-Uwe Domes, Bürgermeister Hans-Peter Seum, Ulrike Jennen, Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring, Stadtrat Manfred Schütz, Bürgermeister Michael Merle, Prof. Dr. Christian Diller, Ute Klemens, Melanie Geier, Kerstin Alt, Dr. Reiner Enders. keitsarbeit und Ansatzpunkten zur sozialen auch ein Qualifizierungsprozess initiiert. Das alle haben das Projekt mitgestaltet. Natürlich Im Bild fehlen: André Haußmann, Rainer Tropp, Jörg Serba, Pia Heidenreich-Herrmann, Harald Bechstein, Jan Abt, Kerstin Quaiser Dorfentwicklung auch konkrete Maßnahmen Bewusstsein stellt die Basis und den Willen, möchte ich mich auch bei unseren Projektbe- und Instrumente zur Umsetzung einer qua- weiter an der Innenentwicklung zu arbeiten. teiligen und -partnern für die gute und erfolg- litätsvollen Innenentwicklung. Insgesamt Die Qualifizierung hat für diese Bearbeitung reiche Zusammenarbeit bedanken. bieten die erarbeiten Instrumente im Zusam- das nötige Rüstzeug bereitgestellt. Mit den Abschließend richte ich als Projektleiter und menspiel ein zukunftsfähiges Rüstzeug für Strategien steht nunmehr auch das nötige In- Verbundkoordinator im Namen der Projekt- die Kommunen, die lokalen Akteure sowie strumentarium zu Verfügung. Dieses gilt es partner den Dank an das Bundesministerium PROJEKTTRÄGER MODELLKOMMUNEN Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH die Bürgerinnen und Bürger zur Beförderung aktiv zu nutzen. Darüber hinaus bietet das För- für Bildung und Forschung, PTJ und Difu. Bernd-Uwe Domes der Innenentwicklung in der LEADER-Region derprogramm »Kommunen innovativ« mit den Projektträger Jülich (PTJ) Stadt Nidda Klaus Karger Wetterau/Oberhessen. Ergebnissen aus den 30 Forschungsvorhaben Deutsches Institut für Urbanistik Bürgermeister Hans-Peter Seum Dr. Reiner Enders Kerstin Alt BÜRO LÄNDLICHE STRUKTURENTWICKLUNG Was hat Sie im Projekt besonders beeindruckt? Harald Bechstein IfR Institut für Regionalmanagement GbR, Die JLU Gießen hat uns wissenschaftlich gut VERBUNDPARTNER Standort Gießen beraten. Sie hat Forschung ins Dorf gebracht. Stadt Ortenberg Dr. Andrea Soboth Das Engagement und das Interesse der JLU er- Stadt Butzbach Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring Caroline Seibert öffneten uns neue Perspektiven. Andersherum Federführung für 3 Modellkommunen Pia Heidenreich-Herrmann sehe ich den Bezug zur Praxis mit Echtdaten Bürgermeister Michael Merle ARCHITEKTURBÜRO auch als Gewinn und Qualität für Studentin- Otfried Herling (Projektleitung) ASSOZIIERTE PARTNER TROPP PLAN nen und Studenten. Kerstin Quaiser (Projektsteuerung) Rainer Tropp Zugleich hat mich das Engagement und die Amt für Bodenmanagement (AfB) Büdingen aktive Mitwirkung der lokalen Akteure beein- Justus-Liebig-Universität Gießen Dr. Andreas Schweitzer MARKETINGBÜRO druckt. Zusammen mit ihnen wurden Ansatz- Institut für Geographie, Professur Jörg Serba Marketing Effekt GmbH punkte zur Beförderung der Innenentwicklung für Raumplanung und Stadtgeographie André Haußmann herausgearbeitet. Sie bringen sich vielfältig Prof. Dr. Christian Diller Regionalverband FrankfurtRheinMain für ihr Dorf ein, setzen Impulse und initiieren Melanie Geier Bereich Kommunale Projekte Projekte. Ulrike Jennen Schließlich hat der querschnittsorientierte Austausch mit anderen Projekten im For- schungsvorhaben »Kommunen innovativ«

20 21 Bildnachweis Titel Gerti Kuhl 2017 U2 Gerti Kuhl 2017 S.1 Karte 1: Wetteraukreis 2018, Grafik: Quaiser 2017, Bilder: LfUBW 2003 und IfR 2017 S.2 Karten: Amt für Bodenmanagement Büdingen 2017 S.3 Karte oben: Quaiser 2017, Grafik unten: Marketing Effekt GmbH 2017 S.4 Grafik: Marketing Effekt GmbH 2017 S.5 Gerti Kuhl 2017 S.6 Gerti Kuhl 2017, Grafik: Quaiser 2018 S.7 Gerti Kuhl 2017 S.8-11 Fotos und Hintergrund: siehe Wettbewerbsgewinner und Gerti Kuhl 2017 S.12 IfR 2017 S.13 IfR 2017, unten: Dorfwerkstatt Vonhausen 2017 S.14 Dorfwerkstatt Vonhausen 2017 S.16-17 Hintergrund: Quaiser 2018, Grafik Maßnahmen: LK Argus 2017, Grafik Innenentwicklungsflächen, Quaiser 2018, Datengrundlage AfB 2017 S.18 Grafik: Quaiser 2018, Foto: Stadt Butzbach 2016, JLU Gießen 2017 S.19 Anja Gerauer 2018 S.20 IfR 2017 U3 Stadt Butzbach 2016 U4 Gerti Kuhl 2017

Das Vorhaben »Kommunen innovativ. Regionalstrategie Ort- sinnenentwicklung in der LEADER-Region Wetterau/Oberhes- sen« mit dem Aktionsnamen: »DORF UND DU« ordnet sich in die Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) »Kommunen innovativ«, die wiederum Teil des Rahmenprogramms »Forschung für nachhaltige Entwicklung« ist. Das Vorhaben leistet somit einen Beitrag zur Nachhaltigkeits- und Demografiestrategie der Bundesregierung.

WWW.DORFUNDDU.DE

Kontakt Otfried Herling Magistrat der Stadt Butzbach Tel. 06033 995-124 Schlossplatz 1 Kerstin Quaiser 35510 Butzbach Tel. 06033 995-121 [email protected]