Die Deutschen
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Die Deutschen Dokumentarreihe in zehn Folgen Ab 26. Oktober 2008 sonntags um 19.30 Uhr und dienstags um 20.15 Uhr Materialien für den Unterricht – Folge 8: Robert Blum und die Revolution Die Deutschen - Folge 8: Robert Blum und die Revolution 1. Inhalt des Films Im Mittelpunkt der achten Folge der Serie „Die Deutschen“ steht die Revolution von 1848/49. Thematisiert werden kurz die Ursachen, ausführlicher dagegen Verlauf und Begleiterscheinungen sowie die Folgen. Eng verknüpft werden die Ereignisse mit einem wichtigen Protagonisten der damaligen Zeit, dem Revolutionär Robert Blum (1807-1848), einer Symbolfigur der demokratischen Bewegung in Deutschland. Die wichtigsten Schauplätze sind Leipzig, der deutsche Südwesten, Berlin, Frankfurt am Main und schließlich Wien, wo Blum am 9. November 1848 erschossen wurde. Die Verkündung und der Vollzug des Todesurteils bilden die Rahmenhandlung der achten Folge. Die Darstellung beginnt mit einer Szene, die Robert Blum in einer Gefängniszelle beim Schreiben des Abschiedsbriefes an seine Ehefrau Eugenie, genannt „Jenny“, (geb. 1810) zeigt. Bevor das Todesurteil vollstreckt wird, erfolgt ein Rückblick in das Leipzig des Jahres 1844, wo Blum seit 1832 am Stadttheater beschäftigt und wegen eines kritischen Zeitungsartikels schon einmal verhaftet worden war. Als Autor und Herausgeber der regimekritischen Zeitung „Sächsische Vaterlandsblätter“ versuchte er seine Kritik gegen die erstarrte Herrschaftsordnung in den deutschen Ländern durch die Zensur zu bringen. Damit wird auf die innenpolitische Situation des Deutschen Bundes und insbesondere auf die Zensurmaßnahmen in Folge der Karlsbader Beschlüsse von 1819 angespielt. Da die Zeit ab 1815 nur gestreift wird, diese aber für das Verständnis des Filmes wichtig ist, müssten folgende Ereignisse vorab durch die Lehrkraft geklärt werden und den Schülerinnen und Schülern bekannt sein: Verlauf und Ergebnisse des Wiener Kongresses 1814/15, vor allem Errichtung und Struktur des Deutschen Bundes, Unzufriedenheit liberaler und nationaler Vertreter mit der Struktur des Deutschen Bundes, insbesondere den weitgehend nicht eingelösten Verfassungsversprechen, Attentat Karl Ludwig Sands (1795-1820) auf August von Kotzebue (1761-1819) als Anlass Metternichs für die Karlsbader Beschlüsse, Reaktionsmöglichkeiten der Bevölkerung von offenem Widerstand (Frankfurter Wachensturm) über mehr oder wenige versteckte literarische Kritik (Junges Deutschland) bis zum Rückzug ins vertraute Heim (Biedermeier). Neben der politischen Unterdrückung liberaler und nationaler Strömungen geht der Film auch kurz auf die Wirtschaftskrise der 30er Jahre ein. Angesprochen werden die Verarmung weiter Bevölkerungskreise (Pauperismus) im Zuge der Industriellen Revolution sowie die Folgen der Kinderarbeit. Die daraus resultierende Unzufriedenheit vieler Menschen bildete den Nährboden für revolutionäre Ideen. Während des Hambacher Festes im Frühling 1832 wurden Forderungen nach Freiheit und nationaler Einheit erhoben, doch unterlagen solche Veranstaltungen der Überwachung; die Hauptredner, der Publizist Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789- 1845) und der Jurist Johann Georg August Wirth (1798-1848), wurden verfolgt und www.zdf.de (2008) - 2 - ZDF/Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V mussten ins Ausland fliehen. Auch Robert Blum, der die Krise der 30er und 40er Jahre sehr genau beobachtete, blieb die Zensur auf den Fersen. Für den endgültigen Ausbruch der Revolution in Deutschland bedurfte es wieder einmal eines kräftigen Impulses aus Frankreich. Dort war es im Februar 1848 wegen der Hungersnot und politischer Unterdrückung zu Massendemonstrationen gekommen, die sich rasch zu einem Volksaufstand ausweiteten. König Louis Philippe (1773-1850) musste abdanken und begab sich ins Exil nach England; eine provisorische Regierung rief am 25. Februar die Republik aus. Wie schon 1830, so schwappte der revolutionäre Gedanke auch 1848 von Frankreich aus auf das Gebiet des Deutschen Bundes über. Dort lösten die Erfolge des Februaraufstandes in Paris eine Kette von revolutionären Ereignissen aus, die allerdings eine eigene Entwicklung nahmen. Eine erste Revolutionswelle erfasste im März 1848 unter anderem die preußische Rheinprovinz und dann auch Berlin, wo es zu blutigen Straßen- und Barrikadenkämpfen mit mehreren hundert Toten kam. Der König, Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861), hinterließ zunächst den Eindruck, als wolle er die Forderungen der Revolution unterstützen. Zur gleichen Zeit, am 5. März 1848, wurde in Heidelberg der Beschluss gefasst, bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu einem „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main einzuladen. Vom 31. März bis zum 3. April versammelten sich 574 Abgeordnete zuerst im Kaisersaal des Römers, dann aus Platzgründen in der Paulskirche. Robert Blum wurde von der Stadt Zwickau ins Vorparlament entsandt. Dieses Gremium beschloss, Wahlen für eine deutsche Nationalversammlung auszuschreiben, die wiederum eine Reichsverfassung ausarbeiten sollte. Bereits im Vorparlament zeigte sich der Gegensatz zwischen den Verfechtern einer konstitutionellen Monarchie und einer demokratischen Republik, wie sie auch von Blum bevorzugt wurde. Am 18. Mai 1848 trat in der Frankfurter Paulskirche erstmals ein frei gewähltes Parlament aller Deutschen zusammen. Robert Blum gehörte dazu, der „Einzug Blums in die Paulskirche war für ihn natürlich eine grandiose Sache“ (so der Frankfurter Historiker Ralf Zerback im Film). Von den insgesamt 585 Parlamentariern war weit mehr als die Hälfte Akademiker, darunter hundert Professoren, über 200 Juristen, Schriftsteller, Geistliche und Ärzte sowie Bürger und Industrielle. Bekannte Persönlichkeiten waren etwa der Germanist Jakob Grimm (1785-1863), „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und der Dichter Ludwig Uhland (1787-1862). 85 Abgeordnete waren adelig, nur vier Abgeordnete kamen aus dem Handwerk, drei aus der Bauernschaft, Arbeiter waren überhaupt nicht vertreten. In der ersten Sitzung wurde der hessische Ministerpräsident Heinrich von Gagern (1799-1880) provisorisch und zwei Wochen später endgültig zum Parlamentspräsidenten gewählt. Man hat das Paulskirchenparlament aufgrund seiner Zusammensetzung häufig als „weltfremd“ kritisiert, doch kommt die neuere Forschung angesichts der gewaltigen Fülle an Aufgaben, mit denen die unerfahrenen Abgeordneten konfrontiert waren, zu einer differenzierteren Beurteilung: das neue Deutschland musste territorial erst www.zdf.de (2008) - 3 - ZDF/Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V einmal definiert, eine Staatsform mit Staatsoberhaupt musste gefunden, eine Verfassung ausgearbeitet werden und vieles andere mehr. Robert Blum musste bald feststellen, dass seine linksliberale Position in der Nationalversammlung nicht mehrheitsfähig war. Die erste große Debatte der Nationalversammlung galt der Frage einer provisorischen Reichsregierung. Am 28. Juni wurde ein Gesetz verabschiedet, das die provisorische Zentralgewalt einem von der Nationalversammlung gewählten Reichsverweser zusprach. Dieser sollte den Ministerpräsidenten und die Minister ernennen, die dem Parlament politisch verantwortlich sein sollten. Am 29. Juni wählte die Nationalversammlung auf Vorschlag Heinrich von Gagerns mit großer Mehrheit den Habsburger Erzherzog Johann von Österreich (1782-1859) zum Reichsverweser. Dieser war einerseits im Volk beliebt, aber andererseits fest im Habsburger Traditionsgefüge verankert. Die Wahl des betagten Fürsten war somit eine Vorentscheidung zugunsten der konstitutionellen Monarchie. Die liberale Mehrheit der Nationalversammlung achtete von Anfang an darauf, es nicht mit den Monarchien im Lande, insbesondere Preußen und Österreich, zu verderben. Die erste Kraftprobe zwischen den Abgeordneten in Frankfurt und der Hegemonialmacht Preußen entstand schon bald während der internationalen Krise um Schleswig-Holstein. Von den beiden Herzogtümern gehörte nur Holstein zum Deutschen Bund. Als das Königreich Dänemark das teilweise dänisch besiedelte Schleswig annektierte, erhielt Preußen aus Frankfurt das Mandat für eine Bundesintervention und eroberte Schleswig zurück. Nun schalteten sich Großbritannien und Russland ein, der regionale Konflikt drohte sich auszuweiten, daran hatte aber Friedrich Wilhelm IV. kein Interesse. Am 26. August 1848 schloss er im schwedischen Malmö auf eigene Faust einen Waffenstillstand mit Dänemark ab, der die Räumung der Herzogtümer durch die Bundestruppen vorsah, ohne Rücksicht auf die Bedingungen des Frankfurter Reichsministeriums. Dieser einseitige Waffenstillstand rief heftige Proteste im Deutschen Bund hervor und zeigte die Grenzen der Frankfurter Zentralgewalt auf. Zunächst lehnte die Nationalversammlung am 5. September den Vertrag ab; da einige Abgeordnete der Mitte aber die Seite wechselten, widerrief das Parlament zwei Wochen später das Votum und billigte – gegen den Widerstand Robert Blums – Preußens Alleingang. Das politische Ansehen der Nationalversammlung hatte schweren Schaden erlitten. Das Schicksal der Revolution wurde in Österreich entschieden. Dort befand sich die Hauptstadt nach einem erneuten Aufstand im Oktober 1848 in der Hand des Volkes. Blum entschied, nach Wien zu reisen, um somit die Verbundenheit der Nationalversammlung zu demonstrieren. Zusammen mit dem Geologen Julius Fröbel (1805-1893), dem Dichter Moritz Hartmann (1821-1872) und dem Anwalt Albert Trampusch begab er sich in die von kaiserlichen Truppen belagerte Stadt, wo er von der Bevölkerung begeistert empfangen wurde, Ende Oktober ein militärisches Kommando erhielt und zur Verteidigung