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SCHLUSSBERICHT DES PROJEKTS NETZWERK FISCHRÜCKGANG SCHWEIZ – «FISCHNETZ»

DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR

Januar 2004 Impressum

Fischnetz Schlussbericht

Herausgeberin Trägerschaft des Projekts «Fischnetz»: Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) Fürstentum Liechtenstein (FL) und alle Kantone: Aargau (AG), Appenzell Innerrhoden (AI), Appenzell Ausserrhoden (AR), Bern (BE), Basel-Landschaft (BL), Basel-Stadt (BS), Freiburg (FR), Genf (GE), Glarus (GL), Graubünden (GR), Jura (JU), Luzern (LU), Neuenburg (NE), Nidwalden (NW), Obwalden (OW), St. Gallen (SG), Schaffhausen (SH), Solothurn (SO), Schwyz (SZ), Thurgau (TG), Tessin (TI), Uri (UR), Waadt (VD), Wallis (VS), Zug (ZG), (ZH) Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie (SGCI) Schweizerischer Fischerei-Verband (SFV) Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI), Universität Bern Universität Basel

© Projekt Fischnetz, 2004

Text Projektleitung Fischnetz

Journalistische Bearbeitung Claudia von See, Mannheim

Redaktion Monika Meili, EAWAG Karin Scheurer, EAWAG Ori Schipper, EAWAG Patricia Holm, EAWAG und Universität Basel

Grafiken Yvonne Lehnhard, EAWAG

Illustrationen Karin Seiler, Zürich unter Verwendung von Fotos von Patricia Holm, Patrick Faller, Thomas Wahli, Matthias Escher, Eva Schager, ARA Surental

Satz und Layout Peter Nadler, Küsnacht

Druck Mattenbach AG, Winterthur

Auflage 1000 Exemplare

Hinweis Dieser Bericht wird auch in französischer Sprache erscheinen.

Bezug EAWAG, Postfach 611, CH-8600 Dübendorf, Tel. +41 1 823 50 32, www.fischnetz.ch BUWAL, Dokumentation, CH-3003 Bern, Fax +41 (0)31 324 02 16, [email protected], www.buwalshop.ch Fischnetz-Schlussbericht Vorwort

Vorwort

Im Januar 1998 trafen sich die Vertreter von kantonalen fischereibiologischen und ökologischen Fragen Auskunft ge- Fischereibehörden, um die Entwicklung bei den Fischfängen geben. Wichtig sind ebenso der fortzusetzende Dialog mit zu besprechen. In fast allen Kantonen wurden deutlich ab- WissenschafterInnen im In- und Ausland und die Kommuni- nehmende Fangzahlen festgestellt. Völlig unklar war jedoch kation der in Fischnetz erarbeiteten Ergebnisse. der Auslöser für diesen Rückgang. Ideen, wie dass die Kana- lisierung der Flüsse, die unzureichend gereinigten Abwässer Alexander J.B. Zehnder, Direktor EAWAG oder die Chemikalien an allem schuld seien, forderten eine Philippe Roch, Direktor BUWAL Aktion. An die Adresse der anwesenden Vertreter der Bun- desinstitutionen BUWAL und EAWAG wurde die Aufforderung gerichtet, sie sollten sich möglichst rasch des Phänomens annehmen, die Ursachen analysieren und Handlungsvor- schläge entwickeln. EAWAG und BUWAL griffen den Ball auf. Einige Monate später bildete sich der Kern der Projektleitung,und im Dezem- ber wurde das Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz», kurz «Fischnetz», ins Leben gerufen. Die Zielsetzung, nämlich die Dokumentation der Situation abnehmender Fischfänge und -bestände sowie der Fisch- gesundheit, die Ursachenanalyse und die Entwicklung von Lösungsvorschlägen, machte gewissermassen einen «Rund- umschlag» erforderlich: den Einbezug vieler Disziplinen, Kenntnisse aus der Praxis, die Beobachtungen der Fischer und Fischerinnen und die Einbindung in das Netzwerk der nationalen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft. Um den möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen, wurden aus einer Vortragsreihe der bernischen Fischereiver- waltung die dabei aufgestellten Hypothesen als inhaltliche Grundlage für die Konzeption eines Untersuchungsplans herangezogen. Für die Beantwortung der dort zusammen- gestellten Fragen wurde über 5 Jahre und mit mehr als 70 Projekten zusammengearbeitet. Die in dieser Zeit geführten intensiven und problemlösungsorientierten Diskussionen in der Projektleitung und mit den TeilprojektleiterInnen waren die Basis der Schlussfolgerungen und bilden gleichzeitig einen Pfeiler des Erfolges dieses inter- und transdisziplinären Projektes: Es wurde auf diese Art ein Netzwerk geschaffen, das Vertrauen und Akzeptanz zwischen allen Beteiligten mit zum Teil doch recht unterschiedlichen Interessen zustande brachte und sicher das Projektende von Fischnetz über- dauern wird.

Wie geht es nach Fischnetz weiter? Dank der Unterstützung von Kantonen, dem SFV, dem BUWAL und der EAWAG wird das entstandene Netzwerk in der Fischereiberatung FIBER und dem Projekt «Optimie- rung der Fischfänge und Gewässerqualität» weiter ausge- baut und gepflegt. Um der Umsetzung von Massnahmen den Weg zu ebnen, werden durch die genannten Projekte Aus- und Weiterbildungskurse und Beratungen bei der Umset- zung gewährleistet, aber auch zu grundlegenden fisch- und

Fischnetz-Schlussbericht Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1. Motivation und Ausgangslage 1 5.12 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat eines veränderten Abflussregimes und einer veränderten Geschiebeführung 117

2. Ziele und Struktur von Fischnetz 3 5.13 Hypothese: Verschiedene, regional unter- 2.1 Ziele 3 schiedliche Faktoren sind Ursache für den Rückgang von Fischbeständen und Fischfang 123 2.2 Projektorganisation, Vernetzung 3 5.14 Synthese: Abschliessende Bewertung 133 2.3 Finanzen 4

6. Empfehlungen für Massnahmen 135 3. Aktivitäten im Projekt Fischnetz 7 6.1 Massnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität und des Fischfangertrags 135

6.2 Forschungsbedarf 137 4. Dokumentation Fischrückgang 9 4.1 Entwicklung der Forellenfänge 9 6.3 Aus- und Weiterbildung 137

4.2 Entwicklung der Forellenbestände 11 6.4 Ausblick 137

4.3 Literaturnachweis 11

7. Anhang 139 7.1 Abkürzungsverzeichnis, Glossar 139 5. Ursachenanalyse 13 5.1 Hypothese: Die Fische leiden an einer 7.2 Grafische Darstellung der Forellenfänge Fortpflanzungsschwäche 15 und -bestände 143

5.2 Hypothese: Den Fischbeständen fehlen 7.3 Lebenszyklus der Bachforelle – genügend nachwachsende Fische 25 ökologische Bedürfnisse der verschiedenen Entwicklungsstadien 146 5.3 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat 7.4 Methodenkatalog 148 a) einer Beeinträchtigung der Gesundheit der 7.5 Liste der Teil- und Kontaktprojekte 149 Fische und somit ihrer Fitness, b) von Gesundheitsschäden, welche zum 7.6 Pressespiegel 2000–2003 153 vorzeitigen Tod von Fischen führen 33 7.7 Publikationen Fischnetz 157 5.4 Hypothese: Die Belastung der Gewässer durch Chemikalien ist Ursache für beeinträchtigte 7.8 Vorträge 2000–2003 162 Fischgesundheit und den Fischfangrückgang 45 7.9 Verdankung 165 5.5 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das 7.10 Aussagen der internationalen Experten 166 Resultat einer ungenügenden morphologischen Qualität der Gewässer 61 7.11 Porträts 176

5.6 Hypothese: Ein erhöhter Feinsedimentanteil ist 7.12 Adressliste 178 verantwortlich für den Fischfangrückgang 71

5.7 Hypothese: Geringere Verfügbarkeit von Fischnahrung führt zum Fischfangrückgang 79

5.8 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer zu wenig angepassten fischerei- lichen Bewirtschaftung 87

5.9 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer geringeren Befischungsintensität 95

5.10 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer gesteigerten Fischentnahme durch Fisch fressende Vögel 101

5.11 Hypothese: Veränderungen der Wasser- temperatur haben zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fischfangertrages geführt 109

Fischnetz-Schlussbericht Motivation und Ausganslage

1. Motivation und Ausgangslage

Der Fischfang ist in der Schweiz seit den 1980er Jahren Darüber hinaus ist die Erhaltung oder Wiederherstellung zurückgegangen. Eine Umfrage bei den Fischereiinspektora- einer guten Wasserqualität aus verschiedenen umweltpoli- ten zu möglichen Veränderungen der Fischbestände unter- tischen Gründen von grosser Bedeutung: Die Gewässer sind stützte diese Beobachtung in 20 der 26 Kantone (Abbildung Lebensraum für eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen 1.1, [1]). Im Fischverbreitungsatlas von 1990, der Daten zum und stehen in intensiver Wechselbeziehung mit ihrer ober- Forellenbestand der 1980er Jahre umfasst, wurde der Be- und unterirdischen Umgebung. Fliessgewässer werden aus stand noch als mittel bis gut eingeschätzt [2]. Darüber hinaus diesem Grund als das ökologische Rückgrat unserer Land- mehrten sich Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Ge- schaft bezeichnet. Eine schlechte Wasserqualität hat zur sundheit frei lebender Fische aus verschiedenen Einzugs- Folge, dass die Fliessgewässer ihre ökologischen Funk- gebieten. Vor allem bei Bachforellen wurden häufig Krank- tionen nur teilweise wahrnehmen können. Zudem können heiten und Organveränderungen festgestellt [3–6]. die erst teilweise bekannten, sehr verschiedenartigen Belas- Aus dieser Situation entstand aus gesundheits-, fischerei- tungen zu additiven oder synergistischen Wirkungen führen, und umweltpolitischer Perspektive Handlungsbedarf. Ge- die für Wasserlebewesen und den Menschen als Wasserkon- sundheitspolitisch ist zu beachten, dass ein grosser Teil der sumenten schädlich sind. Gesetzlich ist deshalb ein ökolo- Bevölkerung Wasser aus Uferfiltrat trinkt, das aus Ober- gisch guter Zustand der Gewässer als Schutzziel festgelegt; flächengewässern stammt. Der Fisch ist als sensitiver und Störungen in Fischbeständen und bei der Fischgesundheit früh reagierender Bioindikator für die Wasserqualität in Pra- zeigen an, dass dieses Ziel nicht erreicht wird. Daraus leitet xis und Wissenschaft akzeptiert und sein Einsatz für ent- sich Handlungsbedarf zur Erforschung der Ursachen und sprechende Abklärungen hat sich deshalb angeboten [7]. Entwicklung von Massnahmen zur Verbesserung der Was- Aus fischereibiologischer Sicht besteht die Gefahr, dass Be- serqualität ab. Zu guter Letzt wecken kranke Fische und einträchtigungen des Lebensraumes und der Wasserqualität fischleere Gewässer im Menschen Emotionen: Der Fisch ist zu einer weiteren Abnahme der Artenzahl der Fische führt. «das» Tier, das für den Menschen eine Verbundenheit mit Von den 54 einheimischen Arten sind nur zwölf Arten nicht dem Medium «Wasser» symbolisiert. Dementsprechend wird bedroht oder gefährdet. Eine Verbesserung der Situation auch ein Rückgang der Fische als Verlust von Lebensqualität wird allerorts gefordert [8]. Fischereiwirtschaftlich ist der betrachtet. Rückgang der Fangerträge unerwünscht, da bereits Ende Das Fischereiinspektorat des Kantons Bern veranstaltete der 1980er Jahre ein Rückgang von Patenterwerbungen eine Seminarreihe zum Thema, die auf breites Interesse verzeichnet wurde und Verpachtungsprobleme auftraten. Ein stiess. Bei einem Treffen der Fischereiverwaltungen mehre- sich daraus ableitender Einnahmeausfall für die kantonalen rer Kantone am 15.1.1998 wurde das Bedürfnis nach einem Fischereiverwaltungen sollte ebenfalls vermieden werden. koordinierten Vorgehen bei der Ursachenabklärung und de-

Rückgang um mehr als 30%

Abb. 1.1: Fliessgewässer in der Schweiz, in denen der Rückgang des Fischbestandes 50 km auf mehr als 30% geschätzt wird [1]. © Swisstopo

1 Motivation und Ausganslage Fischnetz-Schlussbericht

ren Behebung formuliert: Die Bundesinstitutionen Eidgenös- sische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) und Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) sollten sich des Problems annehmen und ein Projekt starten, das für die gesamte Schweiz die beobachteten Veränderungen dokumentiert, die Ursachen für den vermuteten Populationsrückgang der Fische in den einheimischen Fliessgewässern ergründet und Massnahmen zu deren Behebung entwickelt. EAWAG und BUWAL initiierten daraufhin gemeinsam mit einigen Kanto- nen das Projekt Netzwerk Fischrückgang Schweiz, kurz «Fischnetz». Wenig später schlossen sich alle übrigen Kan- tone, das Fürstentum Liechtenstein, der Schweizerische Fischerei-Verband und die Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie dem Projekt an.

Literaturnachweis

[1] Frick E, Nowak D, Reust C & Burkhardt-Holm P (1998) Der Fisch- rückgang in den schweizerischen Fliessgewässern. Gas Wasser Abwasser 4: 261–64.

[2] Pedroli JC, Zaugg B & Kirchhofer A (1991) Verbreitungsatlas der Fische und der Rundmäuler in der Schweiz. Schweizerisches Zent- rum für kartografische Erfassung der Fauna, Neuenburg. pp. 206.

[3] Schneeberger U (1995) Abklärungen zum Gesundheitszustand von Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss), Bachforelle (Salmo trutta fario) und Groppe (Cottus gobio) im Liechtensteiner-, Werden- berger- und Rheintaler-Binnenkanal. Dissertation, Universität Bern, Bern. pp. 68.

[4] Burkhardt-Holm P, Escher M & Meier W (1997) Waste water man- agement plant effluents cause cellular alterations in the skin of brown trout Salmo trutta. Journal of Fish Biology 50: 744–58.

[5] Escher M (1997) Abklärungen zum Einfluss von Abwasser aus einem ARA-Auslauf auf den Gesundheitszustand von Bachforellen (Salmo trutta fario). Dissertation. Veterinär – Medizinische Fakultät, Univer- sität Bern, Bern. pp. 25.

[6] Escher M, Wahli T, Büttner S, Meier W & Burkhardt-Holm P (1999) The effect of sewage plant effluent on brown trout (Salmo trutta fario). Aquatic Sciences 61: 93–110.

[7] Burkhardt-Holm P (2001) Der Fisch – wie lässt er sich als Indikator für die Qualität seiner Umwelt einsetzen? GAIA 10: 6–15.

[8] OECD (1998) OECD Umweltprüfberichte. Schweiz. OECD, Paris. pp. 243.

2 Fischnetz-Schlussbericht Ziele und Struktur von Fischnetz

2. Ziele und Struktur von Fischnetz

2.1 Ziele 2.2 Projektorganisation, Vernetzung

Ziele, Vorgehen, Erfolgskriterien sowie die angestrebten Pro- Projektorganisation dukte sind in Tabelle 2.1 zusammengefasst. Das Projekt wurde am 14. Dezember 1998 ins Leben gerufen und Ende Dezember 2003 abgeschlossen. Die Projektorga- nisation setzte sich aus dem Lenkungsausschuss, der Pro-

Ziele Erfolgskriterien mögliche Wege Produkte

Übersicht zur gesamtschwei- Zusammenhang zwischen Auswertung Anglerstatistiken Berichte zur zeitlich-räumlichen zerischen und regionalen Ent- Fangstatistik und Fischbestän- Entwicklung und zur aktuellen Erhebung Anglerverhalten wicklung der Anglerfänge und den erfasst Lage der Fischfänge, der Fischbestände sowie der Auswertung und Datenerhebun- Bestandesdichte, des Angler- Zeitliche Veränderungen be- Fischgesundheit in den letzten gen zum Fischbestand verhaltens und des Gesund- züglich Fischbestand und Fisch- 20–30 Jahren heitszustandes sowie Synthese- gesundheit mit geografischem Erhebung des Gesund- dokument zu diesen Bereichen Bezug erhoben heitsstatus und Ermittlung der wichtigsten Parameter Fischbestand und -gesundheit in repräsentativen Gewässern mit einer Genauigkeit erfasst, die für grosse Effekte statistisch gesicherte Aussagen erlaubt

Grundlagen für standardisiertes System zur quantitativen Er- Bestehende Methoden evaluie- Methodendokument Überwachungssystem schaffen fassung von Fischbeständen ren und eventuell adaptieren, in Ausgebildete Fachleute und Fischgesundheit ist wissen- Praxis einführen schaftlich fundiert und prak- Felduntersuchungen mit stan- tikabel dardisierten Methoden

Erfolgskontrolle: künftige Er- Sollzustand und Defizite Anwendung von Modellen zur Konzept für Erfolgskontrolle hebungen zu Fischbeständen bekannt biologischen Integrität der und Fischgesundheit in Fliess- Fischbestände gewässern vorbereitet Wichtigste Einflussfaktoren Ursachen, die hauptsächlich Modellierung und Quantifi- Dokument zur Bedeutung beschreiben und verstehen, die Veränderungen bewirken, zierung von Stoffflüssen (soweit der einzelnen Einflussfaktoren Handlungsspielraum erfassen identifiziert möglich und sinnvoll) (Ursache-Wirkungs-Ketten und Anteil) Wichtigkeit einzelner Faktoren Vernetzung punktueller Ergeb- bei Wissenschaft, Öffentlichkeit nisse, Prioritätensetzung, Res- Methodenzusammenstellung und Verursachern akzeptiert sourcenzuteilung, Zeitplanung Anthropogene Faktoren unter- Hypothesenworkshops schieden in flächenhafte und Experimentelle Studien diffuse Effekte

Korrekturmassnahmen Massnahmen identifiziert und Massnahmenworkshop mit Massnahmenkatalog (inkl. vorschlagen adressatengerecht kommuni- Betroffenen Massnahmen zur Erfolgs- ziert kontrolle) Publikationen und Vorträge Massnahmen in internationale Gremien eingebracht

Laufende Information über Bekanntheit von Fischnetz Kommunikationsplan fischnetz-info Projektverlauf so, dass Koordination und Homepage, Networking Sitzungen von Projektleitung gegenseitige Information bei Teilprojekt-Konferenzen und Lenkungsausschuss Fischereikreisen und Entschei- Workshops, Fachseminarien dungsträgern funktioniert Internationale Vernetzungen Publikationen, Vorträge

Synthese und Vernetzung Erkenntnisse generiert, die über Multivariate Analysen, Synthesedokumente die Ergebnisse der Teilprojekte Meta-Analyse hinausgehen Qualitative Synthesearbeit

Tabelle 2.1: Ziele und Vorgehen des Projekts Fischnetz (gemäss Businessplan).

3 Ziele und Struktur von Fischnetz Fischnetz-Schlussbericht

Lenkungsausschuss (politisch) Koordination und Vernetzung Alexander Zehnder, Direktor EAWAG (Vorsitz) In Kenntnis der zahlreichen Studien, die zu dieser Zeit bereits Kaspar Eigenmann, SGCI an den Forschungsinstitutionen, dem BUWAL und in den Philippe Roch, Direktor BUWAL Peter Schönenberger, Regierungsrat SG Kantonen liefen, erschien es besonders wichtig, die Integ- Werner Widmer, SFV ration der bereits vorhandenen Daten und die Vernetzung Elisabeth Zölch, Regierungsrätin BE des Know-hows aller Beteiligten anzugehen, und erst in Projektleitung (fachlich) einem zweiten Schritt zusätzliche Projekte zu initiieren, um Patricia Holm, Projektleiterin, EAWAG (Vorsitz) Fach- Forschungslücken zu schliessen. Eine kontinuierliche, enge seminar Roman Bucher, EAWAG (2000–2002) (informativ) Peter Dollenmeier, SGCI Zusammenarbeit und ein rascher, informeller Austausch über Karl Fent, EAWAG (1999) Walter Giger, EAWAG Ergebnisse, Ideen, Schlussfolgerungen und neue Prioritä- Herbert Güttinger, EAWAG ten wurden zur Grundvoraussetzung für den Erfolg dieses Ueli Ochsenbein, GSA BE Armin Peter, EAWAG hochgradig vernetzten Projekts. Damit nach Möglichkeit alle Heinz Renz †, SFV (2001–2003) vorhandenen Kenntnisse, Daten und Kontakte einbezogen Karin Scheurer, EAWAG (ab 2002) Helmut Segner, FIWI, Universität Bern wurden, hat die Projektleitung sofort nach dem Start alle Erich Staub, BUWAL relevanten Projekte zur Mitarbeit in Fischnetz eingeladen. Marc Suter, EAWAG Für Know-how und Erfahrungen, die nicht aus den Teilpro- jekten oder der Projektleitung beigesteuert werden konnten, TeilprojektleiterInnen wurden externe Experten zu Rate gezogen. Je nach Frage- stellung stammten diese aus der fischereilichen Praxis, der Wissenschaft und Forschung, den Behörden oder der Privat- wirtschaft. Darüber hinaus wurden Austausch und Zusam- Teilprojekt Teilprojekt Teilprojekt Teilprojekt menarbeit mit Projekten im Ausland gepflegt, ihre Resultate Abb. 2.1: Organisation von Fischnetz (BUWAL: Bundesamt für oder Erfahrungen wurden in unsere Diskussionen einbezo- Umwelt, Wald und Landschaft; EAWAG: Eidgenössische Anstalt gen. Es wurden sechs nationale (insgesamt 89 TeilnehmerIn- für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz; nen) und vier internationale (insgesamt 48 TeilnehmerInnen) FIWI: Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin; GSA: Amt für Gewäs- serschutz und Abfallwirtschaft des Kantons Bern; SFV: Schweize- Expertenhearings durchgeführt, bei denen spezifische Fra- rischer Fischerei-Verband; SGCI: Schweizerische Gesellschaft für gen an ausgewählte ExpertInnen gerichtet und methodische chemische Industrie). Ansätze und Vorgehensweisen erörtert, sowie Massnahmen- vorschläge entwickelt und diskutiert wurden (siehe Hypo- these «verschiedene Faktoren»). jektleitung, den TeilprojektleiterInnen und ihren MitarbeiterIn- nen zusammen (Abbildung 2.1). Der Lenkungsausschuss fungierte als Aufsichtsgremium, das den Projektverlauf aktiv verfolgte, die Projektziele be- 2.3 Finanzen stätigte und das Erreichen der Ziele kontrollierte. Er entschied über die zu treffenden politisch-strategischen Massnahmen Die finanzielle Basis war durch einen Vertrag zwischen und unterstützte die Projektleitung bei der Beschaffung von BUWAL und EAWAG gewährleistet, der die Kontinuität über Mitteln für die Durchführung der Teilprojekte. die Laufzeit sicherte. Einzelne Kantone waren von Anfang an Die Projektleitung bildete das operative Gremium. Sie setz- te sich aus der Projektleiterin und Fachpersonen aus den Ge- bieten Fischbiologie, Ökotoxikologie, Abwassertechnologie 1000 und Chemie zusammen; als Erfahrungshintergrund waren 800 Forschung, Verwaltung und chemische Industrie vertreten. 600 Dieses Organ war für die Detailplanung, fachliche Leitung und technische Umsetzung der vom Lenkungsausschuss 400 vorgegebenen Gesamtziele verantwortlich und sorgte für die [in 1000 CHF] 200 finanzielle Beiträge Kommunikation und die integrativen Arbeiten. 0 1999 2000 2001 2002 2003 In den Teilprojekten wurden die vorrangigen Fragestellun- Chemische Industrie BUWAL gen bearbeitet. Für die Arbeit von Fischnetz war deshalb Kantone EAWAG diese Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung. Die Teilpro- jekte wurden anhand von Kriterien begutachtet, die durch die Abb. 2.2: Finanzierung des Projektes Fischnetz durch die verschie- denen Akteure (finanzielle Beiträge; Eigenleistungen sind hier nicht Projektleitung erarbeitet und mit den TeilprojektleiterInnen dargestellt). Die Beiträge des Fürstentum Liechtensteins sind unter diskutiert wurden. den Kantonen aufgeführt.

4 Fischnetz-Schlussbericht Ziele und Struktur von Fischnetz

beteiligt, vor allem aufgrund ihrer spezifischen Aktivitäten in Forschungsprojekten (beispielsweise SG, BE, LU). Von 1999 an unterstützten alle 26 Kantone der Schweiz, das Fürsten- tum Liechtenstein sowie die Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie (SGCI), der Schweizerische Fischerei- Verband (SFV) und die Universität Bern, später auch die Universität Basel, das Projekt finanziell, ideell oder mit tat- kräftiger, praktischer Hilfe (Abbildung 2.2). Die finanziellen Beiträge der Kantone setzten sich aus einem Sockelbeitrag von 10 000 CHF pro Kanton und einem variablen Beitrag zu- sammen, der zu 50% aus dem Flächenanteil und zu 50% aus der Finanzkraft des jeweiligen Kantons errechnet wurde.

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Fischnetz-Schlussbericht Aktivitäten im Projekt Fischnetz

3. Aktivitäten im Projekt Fischnetz

Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit tigen Fragestellungen herangezogen wurden. Darüber hinaus Es war ein wichtiges Anliegen von Fischnetz, die Öffentlich- hat Fischnetz selbst Teilprojekte initiiert und finanziert. Aus- keit laufend über die neuen Erkenntnisse und den Fortschritt serdem bestand noch Kontakt zu thematisch weiter entfern- des Projektes zu informieren. Dazu diente die Informations- ten Projekten, den so genannten Kontaktprojekten. Teilpro- broschüre «fischnetz-info», die elfmal erschien und einem in- jektleiterInnen wurden in die Vernetzung und Synthese- teressierten Publikum in deutscher und französischer Spra- bildung einbezogen. che Ergebnisse aus Teil- und Kontaktprojekten präsentierte. Für jedes Teilprojekt übernahm ein Mitglied der Projekt- Auf der Homepage des Projektes (www.fischnetz.ch) waren leitung die Verantwortung als Coach. Der Coach befand sich alle wichtigen Angaben zur Organisation und Struktur des laufend in Kontakt mit den TeilprojektleiterInnen, informierte Projektes abrufbar. Dieser Internetauftritt wurde laufend mit die Projektleitung über den Fortschritt und die Ergebnisse Informationen zu den Teilprojekten, Publikationen und Ver- des Teilprojektes und stellte die Vernetzung mit den anderen anstaltungen aktualisiert, und wird auch über das Ende von Teilprojekten sicher. Während der Laufzeit von Fischnetz Fischnetz hinaus Informationen zu den weiterlaufenden Teil- wurden sechs TeilprojektleiterInnenkonferenzen mit insge- projekten aufführen. Einmal pro Jahr wurde ein Fachseminar samt 185 TeilnehmerInnen durchgeführt. Ein Material- und veranstaltet, bei dem ReferentInnen über Ergebnisse und Methodenmarkt wurde eingerichtet, um möglichst intensiv Projektfortschritte informierten. An diesen Fachseminaren von den Projekten und Proben zu profitieren. Probenahmen nahmen jährlich 120 bis 170 Personen teil. Daneben hat die wurden nach Möglichkeit im Voraus bekannt gegeben, so Projektleitung das Projekt Fischnetz bei zahlreichen Veran- dass sich andere interessierte Forschergruppen anschlies- staltungen und internationalen Tagungen in Vorträgen oder sen konnten – sei es, um selbst zusätzliches Material zu mit Postern vorgestellt. Die Öffentlichkeit wurde ausserdem nehmen, sei es um die gesammelten Proben ihren Bedürfnis- durch diverse Publikationen, Zeitungsartikel, Radio- und sen entsprechend aufzubereiten. Auf diese Weise wurde für Fernsehbeiträge sowie Berichte über die Arbeit von Fisch- acht Projekte eine umfassendere Bearbeitung und Bewer- netz informiert (siehe Anhang). tung ermöglicht. Insgesamt waren an Fischnetz 77 Teilprojekte beteiligt. Teilprojekte 19 Teilprojekte wurden ganz oder teilweise von Fischnetz Im Projekt Fischnetz liefen verschiedene Arten von Teilpro- finanziert (der zeitliche Aufwand, den die Projektleitungsmit- jekten zusammen. Einerseits waren das von Fischnetz un- glieder in die Betreuung der Teilprojekte als Coach investier- abhängig initiierte, durchgeführte und finanzierte Projekte, ten, ist nicht mitgerechnet). Die Teilprojekte waren in Bezug deren Resultate für die Beantwortung von für Fischnetz wich- auf Umfang und Laufzeit allerdings sehr unterschiedlich, so dass die reine Anzahl von Teilprojekten nur eine beschränkte Aussagekraft hat. 3000 Um einen Überblick über die Wichtigkeit der verschie- andere Fischnetz denen Aktivitäten zu erhalten, wurden die einzelnen Teilpro- 2500 jekte in verschiedene Kategorien aufgeteilt (Abbildung 3.1): In Monitoring-Studien wurden zahlreiche Fliessgewässer

2000 oder Abschnitte betrachtet, um einen Überblick über die Ver- breitung bestimmter Phänomene zu erhalten. In Fallstudien wurden wenige ausgewählte Fliessgewässer, zu denen be- 1500 reits zahlreiche Daten vorlagen, detailliert und umfassend untersucht. Zusätzliche Auswertungen von Daten aus be- 1000 reits abgeschlossenen Studien wurden vorgenommen, um Sythesen zu bilden und so projekt- und regionenübergrei- in Prozent-Summe aller Teilprojekte in Prozent-Summe 500 fende Hinweise zu erhalten. Der Hauptanteil der von Fisch- netz finanzierten Teilprojekte lag im Bereich der Synthese-

0 berichte. Hier konnten – mit einem relativ geringen Aufwand Methode Labor Feld Monitoring Synthese – vorhandene Daten vernetzt und unter Berücksichtigung Abb. 3.1: Finanzierung von Teilprojekten unterschiedlicher Kate- des internationalen Wissensstandes und der für die Schweiz gorien durch Fischnetz oder andere Geldgeber (beispielsweise wichtigen Fragestellungen zu einer übergreifenden Betrach- SNF, BUWAL etc.). Einzelne Teilprojekte wurden prozentual aufge- splittet, dargestellt ist die Summe dieser Teilprojekt-Anteile in jeder tung zusammengeführt werden. Auf diese Synthesearbeiten Kategorie. sind wesentliche Teile des Schlussberichts aufgebaut.

7 Aktivitäten im Projekt Fischnetz Fischnetz-Schlussbericht

Bereits erzielte Erfolge Den Beteiligten in Fischnetz ist es gelungen, Vertreter von Gruppierungen aller wesentlichen Akteure einzubeziehen, die durch die verringerten Fischfangerträge und beeinträch- tigte Fischgesundheit betroffen sind oder dafür verantwort- lich gemacht wurden. Dies ist ein guter Erfolg der kontinuier- lichen und offenen Kommunikation während der ganzen Projektlaufzeit. Es wurde damit eine Gesprächskultur und eine Vertrauensbasis geschaffen, die zur Vernetzung aller be- teiligten Akteure geführt haben. Der Austausch von neuen Resultaten erfolgte rasch und formlos, das Identifizieren von Ursachen wurde gemeinsam vorangetrieben und ebenso wurden Massnahmenvorschläge in Zusammenarbeit mit Teil- projektleiterInnen und weiteren Experten entwickelt. An der Alten (BE) konnten in Teilprojekten die Ur- sachen der massiven Fischrückgänge und der aufgetretenen Fischkrankheiten identifiziert und Massnahmenvorschläge unterbreitet werden. Dank der konzentrierten und gemein- schaftlichen Anstrengung mit anderen Akteuren (Gewässer- schutzämter, Fischereiinspektorat, Projekt «Ökostrom» der EAWAG) wurden verschiedene Handlungsempfehlungen bereits umgesetzt: Bauliche Veränderungen am Kraftwerk Aarberg wurden vorgenommen, die eine Dynamisierung des Abflusses und die Fischdurchgängigkeit in Aarberg gewähr- leisten. Die ARA Lyss wird saniert, was die Wasserqualität in der Alten Aare unterhalb des Einlaufs verbessern wird. Eine Verbesserung der morphologischen Gerinnestruktur ist im Rahmen von Massnahmen der Auenschutzverordnung vor- gesehen. Fischnetz ermöglichte erstmalig eine schweizweite Erhe- bung zur PKD sowie Untersuchungen zur Pathogenität von PKD bei Bachforellen. Die Ergebnisse dieser von Fischnetz finanzierten Studien machten die mögliche kausale Rolle von PKD beim Fischrückgang deutlich. Auf der Basis dieser Resultate wurde diese parasitäre Fischkrankheit vom Bun- desrat am 28. März 2001 als zu überwachende Seuche in die Tierseuchenverordnung aufgenommen. Damit sind Bund und Kantone verpflichtet, den Stand der PKD-Verbreitung regelmässig zu erfassen und eine Methodik zu entwickeln, mit der die Krankheit bereits erkannt werden kann, bevor sie das akute Stadium erreicht. Ein weiterer Erfolg von Fischnetz liegt auch in der Zusam- menführung und Auswertung bisher fragmentierter Daten- sätze. Die Identifikation von Defiziten und die Aufstellung von Standards wurden so erleichtert.

8 Fischnetz-Schlussbericht Dokumentation Fischrückgang

4. Dokumentation Fischrückgang

Bei dem Begriff «Fischrückgang» müssen zwei Aspekte ge- 1500 trennt werden: Fangrückgang und Bestandesrückgang. Es 1000 900 wird oft angenommen, dass rückläufige Fangerträge auf 800 abnehmende Bestände zurückzuführen sind. Da sich jedoch 700 600 während der Jahre die Befischungsintensität (beispielsweise 500 die Zahl der AnglerInnen, die beim Fischen verbrachte Zeit, 400 die Angeltechnik und -geräte) verändert hat, kann man von 300 den Fangzahlen nicht zwingend auf den Bestand schliessen.

Bei der Suche nach Ursachen des Fangrückgangs müssen 200 deshalb der Zusammenhang zwischen Befischungsintensi- tät und Fangertrag sowie die Beziehungen zwischen Fang [Anzahl in Tausend] Forellenfang und Bestand ebenfalls untersucht werden (siehe Hypothese 100 90 «Befischungsintensität»). 80 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Jahr rekonstr. (25 Kant.) 23 Kant. 18 Kant. 9 Kant. 25 Kantone 21 Kant. 12 Kant.

4.1 Entwicklung der Forellenfänge Abb. 4.1: Entwicklung der Forellenfänge in den Fliessgewässern der Schweiz. Berücksichtigt sind alle Fänge von Bach-, Fluss-, See- Gemäss dem Bundesgesetz über die Fischerei vom 21. Juni und Regenbogenforellen. Je nach Länge der Zeitreihen sind die Daten von neun bis 25 Kantonen erfasst. Da die bei den Kantonen 1991, Art. 11, sind die Kantone verpflichtet, eine Fischerei- verfügbaren Datenreihen unterschiedlich weit in die Vergangenheit statistik zu führen. Die Auswertung dieser Angelfangstatis- zurückgehen, entstehen bei deren Einbezug jeweils neue Gesamt- tiken ist Aufgabe des BUWAL, das die Fänge pro Kanton kurven. Die rekonstruierte Kurve orientiert sich am Verlauf der Kantone mit bekanntem Fang. Die logarithmische Darstellung der jeweils zu einer schweizerischen Gesamtsumme zusammen- Zeitreihen ergibt, unabhängig vom Fangniveau, für gleiche prozen- zieht. Die Fragen zum Fangrückgang machten aber eine tuale Veränderungen eine gleiche Steilheit (Quelle: BUWAL, Sektion regionalisierte, nach Gewässern aufgeschlüsselte Daten- Fischerei). erfassung notwendig, wobei man sich auf die Forellen kon- zentrierte. Die erste derartige Auswertung wurde 1999 vom BUWAL publiziert [1] und bestätigte die Umfragen bei den die Temperatur und das Abflussregime eines Gewässers kantonalen Fischereifachstellen [2]. Die aktuellen Zahlen des einen Einfluss auf die Verbreitung einer bestimmten Fischart. BUWAL zeigen einen relativ stetigen Fangrückgang bei den Gegebene natürliche Verhältnisse (Grundwasser, Seeaus- Bachforellen für 25 Kantone seit Beginn der 1980er Jahre flüsse) und anthropogene Eingriffe (Staustufen) können zu- (Abbildung 4.1). Die auf schweizerischer Ebene sichtbare dem die Fischregion kleinräumig verändern. stetige Abnahme ist das Resultat von Rückgängen, die in Neben den Bachforellen scheinen auch andere Arten einen den verschiedenen Gewässern unterschiedlich rasch ver- Rückgang zu erfahren. Markante Fangrückgänge wurden laufen und unterschiedlich früh begonnen haben. Die Fang- ebenfalls bei Nasen festgestellt [5]. Die Äschenfänge weisen rückgänge müssen daher lokal geprüft und interpretiert wer- den, wozu auch Kenntnisse über Anglerzahlen, Lizenzen und Lizenzgebühren, Fangmindestmassänderungen und Forel- 8,0 lenbesatz notwendig sind [1]. 7,0 Forellenregion Zudem muss bei der Beurteilung der Forellenfänge die 6,0 5,0 Fischregion eines bestimmten Fliessgewässers berücksich- 4,0 tigt werden – so haben ein Fliessgewässer der Barben- Äschenregion

Gefälle [‰] 3,0 /Brachsmenregion oder ein alpines Gewässer natürlicher- 2,0 weise einen kleinen Forellenbestand. Die Einteilung eines 1,0 Barbenregion Fliessgewässers in die vier Fischregionen (Abbildung 4.2) ba- Brachsmenregion 0,0 siert auf dem Vorkommen gewisser Charakterarten, die auf- 0 1 5 10 20 30 40 50 60 Breite [m] grund ihrer unterschiedlichen Umweltansprüche bestimmte Bereiche eines Gewässers besiedeln [3]. Die Bestimmung Abb. 4.2: Einteilung in die Fischregionen anhand des Gefälles und der Breite eines Fliessgewässers (nach Huet [4]). In der entspre- der Fischregion erfolgt nach Huet [4] anhand des Gefälles chenden Fischregion dominieren die für diese Region typischen und der Breite eines Fliessgewässers. Zusätzlich haben auch Fischarten [3].

9 Dokumentation Fischrückgang Fischnetz-Schlussbericht

80 ten A1–A5 im Anhang). Für die rezenten Fänge liegen Daten von 416 erfassten Gewässerstrecken vor, was einer Fliess-

60 gewässerlänge von rund 5000 km entspricht. Aufgrund der unterschiedlichen Datenlage bei den Kantonen sind für die Dekade von 1980–1989 hingegen nur noch Daten von 145 40 Gewässerstrecken (rund 1200 km) verfügbar. Das aktuelle Äschenfang Fangniveau ist bei 28% der Strecken mit maximal 30 Forel- [Anzahl in Tausend] 20 len Jahresfang pro Hektar niedrig, weitere 30% der Strecken erreichen Werte zwischen 30 und 60 und die restlichen Stre- 0 cken bis über 450 Forellen Jahresfang pro Hektar (Abbildung 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Jahr 4.4; Karte A1 im Anhang). 10 Kantone 17 Kantone rekonstruiert Die Fläche der Gewässer mit bis zu 30 Forellen beträgt gut 13 Kantone 21 Kantone die Hälfte der gesamten erfassten Fläche. In diesen Gewäs- Abb. 4.3: Entwicklung der Äschenfänge in den Fliessgewässern sern entsprechen die Erträge bis zu 6 kg/ha. Dieses Ertrags- der Schweiz. Je nach Länge der Zeitreihen sind die Daten von zehn niveau ist als gering zu beurteilen. Der grosse flächenmässi- bis 21 Kantonen erfasst. Die rekonstruierte Kurve orientiert sich ge Anteil der ertragsarmen Gewässer ist dadurch zu erklären, am Verlauf der Kantone mit bekanntem Fang. Die logarithmische Darstellung der Zeitreihen ergibt, unabhängig vom Fangniveau, für dass die breiten Flüsse einen hohen Flächenanteil, aber nur gleiche prozentuale Veränderungen eine gleiche Steilheit (Quelle: wenig Forellenfang beisteuern. Die niedrigen Forellenerträge BUWAL, Sektion Fischerei). sind in einigen Gewässern (Gewässer der Barben-/Brachs- menregion oder solche mit alpinem Charakter) natürlich sowohl Phasen mit Rückgängen als auch Anstiege auf (Ab- bedingt. Weiter wird das aktuelle Fangniveau auch durch bildung 4.3). Im Gegensatz zur Zeitreihe der Forellen, wo die Besatzmassnahmen beeinflusst, was sich insbesondere bei Fänge aus sehr vielen Gewässern stammen, wird die Fang- eingesetzten Fischen, die grösser als das Fangmindestmass entwicklung bei den Äschen durch wenige Populationen und sind, stark auf den Fang auswirkt (zum Beispiel im Wallis mit den dort wirksamen Rahmenbedingungen geprägt [6]. einem jährlichen Einsatz von 25–30 t Massfischen). Für Rotaugen wurde seit Anfang der 1980er Jahre ein Be- Fangveränderungen wurden in den Jahren 1990–1999 in standesrückgang beschrieben, für den wohl verschiedene 305 Gewässerstrecken mit einer Gesamtlänge von 3100 km Faktoren verantwortlich sind. Dabei stehen Hypothesen zum erfasst (Abbildung 4.5; Karte A2 im Anhang). Die Fänge nah- Lebensraum, zu Gesundheit, Fortpflanzungsstörungen und men in 85% der erfassten Gewässerstrecken ab, grössere Prädatoren im Vordergrund [7]. Fangerträge wurden nur in 15% beobachtet. Auf der Ebene Regionale Auswertungen mittels GIS ergänzten diese die der einzelnen Gewässer und Gewässerstrecken der Schweiz gesamte Schweiz betreffenden Fangstatistiken [8]. Dabei zeigt sich ein vielfältiges, durch Zu- und Abnahmen gepräg- wurden für die relevanten Jahre von 1980 bis 2001 sowohl tes Bild. Der Schwerpunkt liegt jedoch deutlich im Bereich das rezente Fangniveau (Mittel von 2000 und 2001) als des negativen Trends. In den Jahren 1980–1989 (Abbildung auch die Veränderung in der ersten (1980–1989) und zweiten 4.5; Karte A3 im Anhang) sind die Abnahmen noch ausge- Dekade (1990–1999) dargestellt (Abbildungen 4.4–4.6; Kar- prägter als in den 1990er Jahren.

1600 1800 500 Abnahme Zunahme 1500 400 1200 1200 300 800 900 200 600 400 100 Streckenlänge [km] Streckenlänge 300 1990–99 [km] Streckenlänge 1980–89 [km] Streckenlänge 0 0 0 <30 30– 60– 90– 120– 150– 300– >450 >15 10–15 5–10 0–5 0–5 5–1010–15 >15 60– 90– 120 150– 300– 450– zeitliche Veränderung des Fanges rezenter Fang [Anzahl Forellen/(km·Jahr)] [Anzahl Forellen/(km·Jahr)]

Abb. 4.4: Rezenter Forellenfang in der Schweiz (Mittel der Jahre Abb. 4.5: Veränderung des Forellenfangs in der Schweiz in den 2000–01; n = 416 erfasste Fangstrecken); dargestellt ist die sum- Jahren 1980–1989 (n = 145 erfasste Fangstrecken) und 1990–1999 mierte Gewässerlänge für verschiedene Fangklassen für den auf (n = 305 erfasste Fangstrecken); dargestellt ist die summierte die Gewässerlänge standardisierten Forellen-Jahresfang (Forellen Gewässerlänge für verschiedene Klassen des jährlichen Fangrück- pro km und Jahr) (Karte A1 im Anhang; Quelle: FISTAT, BUWAL/ gangs pro km (Karten A2 und A3 im Anhang; Quelle: FISTAT, Sektion Fischerei). BUWAL/Sektion Fischerei).

10 Fischnetz-Schlussbericht Dokumentation Fischrückgang

1200 500 Abnahme Zunahme werden. Geringe beziehungsweise hohe Bestandesdichten 1000 lassen sich dabei nicht einer bestimmten geografischen Re- 400 gion zuordnen. Dies wohl deshalb, weil der Fischbestand in 800 300 einem Fliessgewässer durch eine Vielzahl von Faktoren be- 600 einflusst wird, unter anderem durch die jeweilige Fischregion 200 400 (Abbildung 4.2), die Höhenlage und den Jungfischbesatz

100 (siehe Hypothese «fischereiliche Bewirtschaftung»). 200 1980–89 [km] Streckenlänge 1990–99 [km] Streckenlänge Zusätzlich und getrennt von dieser regionalisierten Aus- 0 0 >10 5–10 0–5 0–5 5–10 >10 wertung wurden bei den Kantonen Daten mit quantitativen zeitliche Veränderung des Fanges [%/Jahr] Bestandesaufnahmen (Elektroabfischungen mit mindestens

Abb. 4.6: Fangertragsrelative Veränderung des Forellenfangs in der zwei Durchgängen) zusammengezogen und ausgewertet [9]: Schweiz in den Jahren 1980–1989 (n = 145 erfasste Fangstrecken) Von insgesamt 52 zur Verfügung gestellten Datensätzen, die und 1990–1999 (n = 305 erfasste Fangstrecken); dargestellt ist die vorwiegend aus den 1990er Jahren stammen, bestanden summierte Gewässerlänge für verschiedene Klassen des prozen- tualen, jährlichen Fangrückgangs (Karten A4 und A5 im Anhang; aber 35 aus nur zwei Abfischungen und waren somit für sta- Quelle: FISTAT, BUWAL/Sektion Fischerei). tistisch abgesicherte Aussagen nicht relevant. In den weni- gen Gewässern mit brauchbaren Datensätzen wurden sehr unterschiedliche Entwicklungen beobachtet; so nahm bei- Relativ zum Fangniveau lagen die jährlichen Abnahmen spielsweise im Kanton Bern in der Schüss (bei La Heutte) des Forellenfangs für zwei Drittel der Gewässerlänge zwi- der Forellenbestand ab, nicht aber im Chirel (bei Grund) und schen 0 und 10% in beiden Dekaden (Abbildung 4.6; Karten in der Urtenen (bei Schalunen). Weiter sind die wenigen Ge- A4 und A5 im Anhang). wässer mit brauchbaren Datensätzen auch nicht repräsenta- tiv für die Schweiz, weder bezüglich der Grösse der beprob- ten Gewässer noch bezüglich der geografischen Verteilung. Zusammenfassend lässt sich aus den Resultaten von Zaugg 4.2 Entwicklung der Forellenbestände et al. [9] folgern, dass mit dem zurzeit in der Schweiz vor- handenen Datenmaterial nur unbefriedigende Schlüsse über Zur Abschätzung von Bestandesveränderungen können Veränderungen des Fischbestandes gezogen werden kön- Fangzahlen dienen, sofern sie in Zusammenhang mit dem nen. Da die Fischbestände natürlicherweise eine grosse Va- zum Angeln betriebenen Zeitaufwand untersucht werden. riabilität aufweisen und zusätzlich durch Besatz beeinflusst Dieser Zeitaufwand wird als «catch per unit effort» (CPUE) werden können, müssen die erhobenen Zeitreihen in der Re- beschrieben. Der CPUE bezieht sich auf den Fang pro Zeit- gel mindestens zehn Jahre umfassen, um Aussagen über einheit. Zu seiner Berechnung müssen alle Angelausflüge langfristige Trends zu machen. berücksichtigt werden, auch solche, die nicht erfolgreich Abschliessend lässt sich aus den verschiedenen Befun- waren. Derartige Zahlen liegen nur für Tessin und Grau- den zusammenfassen, dass der Fangrückgang bei den bünden vor, welche als letzte Kantone eine Fangstatistik für Bachforellen ein unbestrittener Sachverhalt ist, der jedoch in Fliessgewässer eingeführt haben. Die Interpretation der übri- seiner Ausprägung, im Ausmass und in seiner räumlichen gen vorhandenen Fangstatistiken, welche nur die Jahres- Verteilung unterschiedlich ist. fänge angeben, muss deshalb mit Vorsicht erfolgen. Aus die- sem Grund wurde auch die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Befischungsintensität und dem Fangertrag als Hypothese in die Ursachenanalyse von Fischnetz aufgenom- 4.3 Literaturnachweis men. [1] Friedl C (1999) Fischfangrückgang in schweizerischen Fliess- Eine weitere Methode zur Beurteilung der Bachforellen- gewässern. BUWAL, Bern. pp. 32. bestände sind die regionalisierten Auswertungen mittels GIS [2] Frick E, Nowak D, Reust C & Burkhardt-Holm P (1998) Der Fisch- der Fangdaten von 2500 Elektroabfischungen während der rückgang in den schweizerischen Fliessgewässern. Gas Wasser Jahre 1991–2001 [8]. Diese Auswertungen zeigen, dass ein Abwasser 4: 261–64. Viertel der Stellen Bestände von weniger als 350 Forellen pro [3] Schager E & Peter A (2003) Methoden zur Untersuchung und Be- Hektare aufweist (Karte A6 im Anhang). Da die Elektrofang- urteilung der Fliessgewässer: Fische Stufe F. Mitteilungen zum Gewässerschutz Nr. 44. BUWAL, Bern. pp. 65 methode sich auf kleinere (watbare) Gewässer beschränkt und somit weitgehend nur die Forellen- und Äschenregion [4] Huet M (1949) Aperçu des relations entre la pente et les populations piscicoles des eaux courants. Schweizerische Zeitschrift für Hydro- beproben kann, wären grössere Forellendichten zu erwar- logie 11: 332–51. ten. Immerhin konnten in rund 30% der Stellen auch hohe [5] Zbinden S & Hefti D (2000) Monitoring der Nase in der Schweiz. Bestände mit mehr als 3000 Forellen pro Hektare erhoben Mitteilungen zur Fischerei Nr. 67. BUWAL, Bern. pp. 18.

11 Dokumentation Fischrückgang Fischnetz-Schlussbericht

[6] Kirchhofer A, Breitenstein M & Guthruf J (2002) Äschenpopulationen von nationaler Bedeutung. Mitteilungen zur Fischerei Nr. 70. BUWAL, Bern. pp. 120.

[7] Gerster S (1998) Hochrhein. Rückgang der Rotaugenbestände; mögliche Ursachen. Mitteilungen zur Fischerei Nr. 60. BUWAL, Bern, pp. 139–215.

[8] Staub E, Blardone M, Droz M, Hertig A, Meier E, Soller E, Steiner P & Zulliger D (2003) Angelfang, Forellenbestand und Einflussgrössen: eine regionalisierte Auswertung mittels GIS. BUWAL, Bern. pp. 104.

[9] Zaugg C, Dönni W, Kaufmann R & Staub E (2003). Zeitreihen von Bachforellenbeständen in repräsentativen Gewässerstrecken der Schweiz. BUWAL, Bern. pp. 33.

12 Fischnetz-Schlussbericht Ursachenanalyse

5. Ursachenanalyse

Für die Ursachenforschung von Fischnetz wurden verschie- sich bei einigen der Faktoren nicht um Ursachen, sondern dene Arbeitshypothesen (Tabelle 5.1) aufgestellt und unter- um Auswirkungen ursächlicher Faktoren handelt. Das Auftre- sucht. Die letzte Hypothese bezieht sich nicht auf einen ein- ten solcher Auswirkungen liefert dementsprechend noch kei- zelnen Faktor, sondern auf das Resultat vieler kleiner Effekte, nen Hinweis auf ursächliche Beziehungen, im Gegenteil, es die regional unterschiedlich bedeutend sind. Diese Einfluss- kommen mehrere ursächliche Faktoren in Frage. Ausserdem faktoren sind zum Teil ursächliche Faktoren (Chemikalien, erschwert die Vernetzung zwischen den Einflussfaktoren die Lebensraum, Feinsedimente, fischereiliche Bewirtschaftung, Identifizierung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen enorm, Befischungsintensität, Fisch fressende Vögel, Wassertem- da sich teilweise Folgeeffekte mit unerwarteten Rückkopp- peratur und Winterhochwasser), zum Teil handelt es sich um lungen ergeben. Dieses Zusammenwirken von Faktoren Auswirkungen ursächlicher Faktoren (Fortpflanzung, nach- erfordert interdisziplinäre Forschungsansätze. Die meisten wachsende Fische, Gesundheit und Fischnahrung). Sie ste- Teilprojekte, die unabhängig von Fischnetz durchgeführt hen untereinander in vielfältigen Wechselwirkungen und kön- worden waren, stellten jedoch gerichtete Untersuchungen nen letztlich einzeln oder im Zusammenspiel zum Rückgang dar, die meist einzelne Fragestellungen monokausal ins Zent- der Populationen und des Fangs beitragen (Abbildung 5.1). rum stellten (beispielsweise «Verursachen die geklärten Ab- Die Hypothesen «Feinsedimente», «Wassertemperatur» und wässer der ARA xy gesundheitliche Beeinträchtigungen bei «Winterhochwasser» beziehen sich vor allem auf Bachforel- Fischen unterhalb der ARA»). len, da diese durch ihre Biologie (kälteliebend, kieslaichend, Generell erschwert die unvollständige Datenlage die Be- Fortpflanzung im Winter) durch Veränderungen wie Kolma- antwortung der offenen Fragen: Bei vielen Faktoren reichen tion, Erhöhung der Wassertemperaturen und Winterhoch- die Daten unterschiedlich weit in die Vergangenheit zurück, wasser besonders gefährdet sind (siehe Anhang «Lebens- Erhebungen wurden verschieden häufig durchgeführt und zyklus der Bachforelle»). die Messpunkte oft für Fragen von Fischnetz nicht repräsen- Zur Bearbeitung der Hypothesen wurde ein detaillierter tativ ausgewählt, die Stichproben sind oft zu klein für statis- Untersuchungsplan aufgestellt. Den dort zusammengestell- tische Aussagen und nicht selten wurden im Laufe der Jahre ten Forschungsfragen wurde im Rahmen von Teilprojekten Probenahmedesign oder Methodik geändert. Einzelfallstu- nachgegangen. Die Auflistung der Hypothesen verleitet zur dien erlauben jedoch weder für die gesamte Schweiz gültige Annahme, es handle sich um ein sukzessives «Abarbeiten» Aussagen, noch können sie für einen stichhaltigen Vergleich von möglichen Einflussfaktoren. Kritisch ist jedoch, dass es mit anderweitig erhobenen Daten herangezogen werden.

Hypothesen Kurzbezeichnung

Die Fische leiden an einer Fortpflanzungsschwäche Fortpflanzung Den Fischbeständen fehlen genügend nachwachsende Fische nachwachsende Fische Der Fischfangrückgang ist das Resultat a) einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Fische und somit Gesundheit ihrer Fitness und b) von Gesundheitsschäden, welche zum vorzeitigen Tod von Fischen führen Die Belastung der Gewässer durch Chemikalien ist Ursache für beeinträchtigte Fischgesundheit und den Chemikalien Fischfangrückgang Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer ungenügenden morphologischen Qualität der Gewässer Lebensraum Ein erhöhter Feinsedimentanteil ist verantwortlich für den Fischfangrückgang Feinsedimente Geringere Verfügbarkeit von Fischnahrung führt zum Fischfangrückgang Fischnahrung Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer zu wenig angepassten fischereilichen Bewirtschaftung fischereiliche Bewirtschaftung Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer geringeren Befischungsintensität Befischungsintensität Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer gesteigerten Fischentnahme durch Fisch fressende Vögel Fisch fressende Vögel Veränderungen der Wassertemperatur haben zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fisch- Wassertemperatur fangertrages geführt Der Fischfangrückgang ist das Resultat eines veränderten Abflussregimes und einer veränderten Winterhochwasser Geschiebeführung Verschiedene, regional unterschiedliche Faktoren sind Ursache für den Rückgang von Fischbeständen verschiedene Faktoren und Fischfang

Tab. 5.1: Die Arbeitshypothesen von Fischnetz. Die Kurzbezeichnungen dienen den Querverweisen zwischen den Kapiteln.

13 Ursachenanalyse Fischnetz-Schlussbericht

chemische Verschmutzung

Lebensraum Reproduktions- beeinträchtigt schwäche

mehr zu wenig nach- Feinsedimente wachsende Fische

unangepasste Bewirtschaftung

veränderte beeinträchtigte Temperatur Gesundheit

veränderte Population Hydrologie weniger Nahrung reduziert

Fang ab- Fischentnahme genommen

Abb. 5.1: Verknüpfungen der Arbeitshypothesen im Fischnetz. Die Befischungsintensität und die Fisch fressenden Vögel sind hier in Fischentnahme zusammengefasst. Die Hypothese «verschiedene Faktoren» ist hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt. Die Ursachen (helle Rechtecke) wirken direkt oder über Intermediäreffekte (dunkle Rechtecke) auf die Abnahme des Fangs.

14 Wachstumsrate

Körpergrösse der Weibchen

Abwasserbelastung

Fruchtbarkeit

Winter- hochwasser

Überlebens- rate Inkubation

Kolmation

Laicherfolg

Dichte der abgelegten Eier Fischbrutdichte ARA

5.1 Hypothese: Die Fische leiden an einer Fortpflanzungsschwäche

Zusammenfassung der Qualität der Eier vor. An rund zwei Drittel aller untersuch- Mit dieser Hypothese wird angenommen, dass die Fortpflan- ten Stellen ist der Schlüpferfolg im aktiven oder passiven zung wilder Fische in der Schweiz beeinträchtigt ist und dass Monitoring gut bis sehr gut. Im Verhältnis dazu ist ein deshalb die Zahl der Nachkommen zu gering ist, um popula- schlechter Schlüpferfolg an wenigen Stellen beobachtet tionserhaltend zu sein. Das Fortpflanzungsgeschehen lässt worden. Unterhalb von ARA besteht ein höheres Risiko für sich in Abschnitte unterteilen, die im Rahmen verschiedener eine beeinträchtigte Entwicklung des Laiches. Die Schlüpf- Projekte studiert wurden: Untersucht wurden die Fitness der rate ist in landwirtschaftlich stark genutzten Gebieten eben- Elterntiere, die Zahl der fortpflanzungsfähigen Tiere und die falls schlechter. Kläranlagen und Landwirtschaft haben zu- Zahl der Eier pro Muttertier (Rogner) sowie der Schlüpferfolg mindest in einigen der untersuchten Fliessgewässer einen in der Zucht oder im Gewässer. nachteiligen Einfluss auf die Fortpflanzung der Fische. Emp- Bei der Auswertung der vorliegenden Daten ergibt sich fehlenswert sind Massnahmen zur Vermeidung oder Vermin- ein uneinheitliches Bild, das durch regionale Unterschiede derung von Stossbelastungen und hohen Konzentrationen geprägt ist: In einigen Fliessgewässern gibt es weniger laich- kritischer Stoffe. reife Elterntiere und auch weniger Eier pro Rogner, während deren Anzahl in anderen Gewässern konstant geblieben 5.1.1 Einleitung und Fragestellung ist. Es liegen nur wenige Hinweise auf eine Beeinträchtigung Die Reproduktion ist wie Wachstum und Sterblichkeit einer der fundamentalen Prozesse in der Dynamik jeder Popula-

Abb. 5.1.1: Zusammenwirken der für die Fortpflanzung wichtigen tion. Selbst ein moderater chronischer Stress kann zu einer Faktoren. Die Fruchtbarkeit der Weibchen hängt von deren Körper- Beeinträchtigung der Fortpflanzung und schliesslich zu einer grösse ab und wird, indirekt über die Fischgesundheit via Wachs- Abnahme der Population führen [1, 2]. Mit dieser Hypothese tumsrate, auch von der Wasserqualität beeinflusst. Eine Kolmation der Gewässersohle beeinträchtigt sowohl den Laicherfolg als auch wird angenommen, dass die Fische unserer Gewässer die Überlebensrate der inkubierten Eier. Schwierigkeiten damit haben, quantitativ ausreichende und

15 Fortpflanzung Fischnetz-Schlussbericht

qualitativ hochwertige Gameten zu erzeugen. Hintergrund sind aber meist nur punktuell von Bedeutung (siehe Hypo- für diese Annahme waren verschiedene Beobachtungen und these «Chemikalien»). Aufgrund von Experimenten werden Aussagen von Fischereiexperten, so zum Beispiel der Ver- für die bekanntermassen estrogen wirksamen Stoffe fol- dacht, dass es kaum noch reine Wildfischpopulationen (ohne gende Schwellenwerte angenommen: Ethinylestradiol (LOEC

Einfluss von Besatz) in den Schweizer Fliessgewässern gibt; 0,1 ng/l) [3], Nonylphenol (PNECFisch 0,6 µg/l) [4], Octylphenol die Vermutung, dass Naturverlaichung nicht mehr stattfindet; (LOEC 4,8 µg/l) [5]. der Hinweis auf seit Jahren abnehmende Laichfischfänge Das natürliche Sexsteroid Estradiol stimuliert die Bildung in verschiedenen Gewässern sowie die Beobachtung sehr des Dotter-Vorläuferproteins Vitellogenin (VTG) in der Leber, niedriger Sömmerlingsdichten in bestimmten Bächen. Aus- das über das Blut in die Gonaden transportiert wird und dort serdem zeigten Resultate von Studien, dass in dicht be- den Dotter des entstehenden Eies bildet (Abbildung 5.1.2). siedelten Räumen hormonell wirksame Substanzen in die VTG wird in nennenswerten Mengen nur von Eier legenden Gewässer gelangen können, die sich nachteilig auf die Fort- weiblichen Wirbeltieren gebildet. Eine Bildung kann jedoch pflanzung der Fische auswirken. auch in juvenilen und männlichen Tieren durch Estrogen oder Diese Hypothese untersucht demnach folgende Fragen: Exposition an ähnlich wirkende Stoffe ausgelöst werden, 1. Können sich die Fische heute weniger erfolgreich fort- weshalb es seit einigen Jahren als spezifischer Biomarker für pflanzen als früher (vgl. Lebenszyklus Bachforellen im An- eine vorangegangene Exposition dient [6]. hang)? VTG gilt als Kurzzeit-Indikator, da bereits zwei Wochen a) Gibt es genügend fortpflanzungsfähige Elterntiere in einer nach der Exposition eine Konzentrationserhöhung messbar Population? ist und in einer etwa gleichen Zeitspanne nach dem Ende b) Sind die Elterntiere physiologisch in der Lage, Gameten der Exposition der Ausgangszustand wieder erreicht wird [6]. in ausreichender Qualität und Quantität zu bilden und Für den Einsatz als Indikator ist es wichtig zu wissen, welche abzugeben (physiologischer Status der Elterntiere, nicht Werte als normal und welche als kritisch erhöht gelten, um bezogen auf beispielsweise das Vorhandensein von Laich- damit einen Hinweis auf das Vorkommen unerwünschter habitaten)? Substanzen im Gewässer zu haben. Die Normalwerte sind für c) Da sich die Qualität der Gameten teilweise erst durch die verschiedenen Fischarten unterschiedlich und schwan- die Schlüpfrate und eventuell im Laufe der weiteren Ent- ken je nach Versuchsbedingungen. Bei der relativ gut unter- wicklung zeigt, werden diese Stadien ebenfalls mit in die suchten Bachforelle kann für die männlichen Tiere ein Wert Betrachtungen eingeschlossen: Ist die Entwicklung der <1000 ng/ml als normal angenommen werden [7]. Ebenso Embryonen bis zum Schlupf beeinträchtigt? ist es wichtig zu wissen, ob mit erhöhten VTG-Werten eine 2. Lassen sich beobachtete Effekte oder nachteilige Ver- Beeinträchtigung der Fortpflanzung verknüpft ist. In Labor- änderungen mit dem Fangrückgang beziehungsweise mit versuchen treten erhöhte VTG-Konzentrationen gemeinsam Bestandesveränderungen oder gesundheitlichen Beein- mit verringerten Schlüpfraten bei den Nachkommen [8], einer trächtigungen in einen Zusammenhang bringen? Unterdrückung des Hodenwachstums und der Spermien- Eine Fortpflanzungsschwäche tritt nicht spontan auf, son- entwicklung [5], einer Reduktion des Wachstums der Juveni- dern kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. len, einer Verzögerung des Zeitpunkts der ersten Laichreife Diese möglichen Ursachen sind Inhalt anderer Hypothesen sowie einer Verringerung der Fekundität, der Befruchtungs- (siehe Hypothesen «Chemikalien», «Lebensraum», «Fein- rate und des Reproduktionsverhaltens auf [9]. Darüber hi- sedimente», «fischereiliche Bewirtschaftung», «Befischungs- naus ist wenig über die Bedeutung einer Erhöhung der VTG- intensität», «Fisch fressende Vögel», «Wassertemperatur», Werte und praktisch nichts über die Konsequenzen für «Winterhochwasser»). Freilandpopulationen bekannt. Zumindest stellt die Synthese von VTG für männliche Tiere eine «unnötige Investition» dar, Die Fortpflanzung bei Fischen der entsprechende Energiebedarf geht Wachstum und Re- Hormone spielen bei der Entwicklung der Geschlechtsorga- produktion verloren. ne (Gonaden) eine wichtige Rolle und unterliegen art-, alters- Durch die Sexsteroide wird auch die Entwicklung der und geschlechtsspezifischen sowie saisonalen Zyklen. Ver- Gonaden gesteuert, die unterschiedlich früh im Embryonal- änderungen der im Blut messbaren Hormonkonzentrationen stadium angelegt und ausgebildet werden. Eine Exposition geben Hinweise auf entsprechende Störungen. an (Xeno)estrogene löst in diesem so genannten «kritischen Als in der Umwelt vorhandene Auslöser werden heute Fenster» besonders leicht langwierige, eventuell auch besonders die natürlichen und synthetischen Estrogene irreversible Effekte aus. Die Geschlechtsorgane können als (Estradiol, Estriol, Estron, Ethinylestradiol) kritisch betrach- männliche, zwittrige (gleichzeitig oder nacheinander) und tet. Industrielle Chemikalien wie Nonylphenol und die ent- weibliche Gonaden ausgebildet werden. Bei einigen Grup- sprechenden Ethoxylate haben ebenfalls estrogenes Poten- pen wird die Ausbildung von zwittrigen Gonaden (auch als zial und können zu einer estrogenen Belastung beitragen, Ovotestis oder Intersex bezeichnet) sowohl unter natürlichen

16 Fischnetz-Schlussbericht Fortpflanzung

Bedingungen als auch durch bestimmte Umwelteinflüsse während der Gametenbildung. Die Eiqualität ist einerseits ausgelöst (zum Beispiel durch Temperaturveränderungen durch die genetische Ausstattung festgelegt, andererseits oder durch Chemikalien). Bei Karpfenverwandten geschieht aber auch durch die Fitness des Muttertieres, die wiederum dies beispielsweise recht häufig, bei anderen Gruppen wie auf dem Stressstatus, dem hormonellen und dem ernäh- bei Salmoniden scheint Zwittrigkeit eher selten vorzukom- rungsbedingten Zustand des Tieres basiert. Hohe Tempera- men [10, 11]. turen können ausserdem die Lebensfähigkeit der Eier nega- Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist bei vielen tiv beeinflussen (siehe Hypothese «Wassertemperatur») [15, Fischarten 1:1. Abweichungen kommen vor, ohne dass im 16]. Darüber hinaus können lipidlösliche toxische Substan- Einzelfall die Bedeutung für die Population klar ist. Manch- zen, die im Muttertier akkumulieren, in die Oocyten transpor- mal sind diese Unterschiede nur durch ein geschlechts- tiert werden und während der Wachstums- und Reifezeit des spezifisch unterschiedliches Wanderungsverhalten, Habitat- Eies abgelagert werden oder sich dort weiter anreichern und bevorzugung oder Schwankungen über die Jahre bedingt schliesslich das Ei, den Embryo, spätere Lebensstadien oder [12, 13]. Wichtig ist eine ausreichende Zahl an fortpflan- sogar erst nachfolgende Generationen schädigen [8, 17]. zungsfähigen Elterntieren in einer Population. Die Verände- Generell sind Eier und frühe Lebensstadien eines Fisches rung der Zahl der fortpflanzungsfähigen Tiere einer Popula- (so genannte early life stages ELS) besonders empfindlich tion kann durch regelmässige Laichfischfänge abgeschätzt gegenüber bestimmten nachteiligen Einflüssen aus der Um- werden. Sofern diese Tiere gestreift und die Nachkommen welt, wie zum Beispiel endokrine Disruptoren [2, 18]. Der Be- künstlich erbrütet werden, liefern derartige Untersuchungen griff «ELS» ist bei toxikologischen Arbeiten in der Regel auf auch brauchbares Zahlenmaterial zur Menge der Eier pro die Embryonalentwicklung bis zum Schlüpfen beschränkt, Rogner und zur Qualität der Eier. Die Qualität und Menge der während andere, eher ökologisch orientierte Arbeiten auch abgegebenen Keimzellen ist sowohl eine Funktion der Grös- die Zeit danach (in der Regel bis zur Emergenz aus dem Kies se und des Alters der Elterntiere (je grösser das Weibchen, oder inklusive Sömmerling) umfassen, in der die sexuelle Dif- desto mehr Eier) [14], als auch der Umweltbedingungen ferenzierung stattfindet [19, 20]. Einflüsse in diesem Lebens-

1. Eibildung 2. Laichgeschäft Anzahl Östrogenaktive Temperatur Eier/Rogner Substanzen

Gehirn

Ernährung

Leber VTG Anzahl StressGonade Photoperiode befruchteter Eier

3. Eientwicklung 4. Schlupf und Emergenz

passives Monitoring aktives Monitoring Überlebensrate Brütlinge

Vibertbox Lochplatte Eier Eier Laichgrube

Abb.5.1.2: Indikatoren zur Beurteilung einer möglichen Reproduktionsschwäche und ihre Zuordnung zu den Stadien im Reproduktionsgesche- hen. (1) Vitellogenin (VTG) ist ein Dotter-Vorläuferprotein, das bei estrogener Belastung des Gewässers auch bei Männchen gefunden wird. (2) Die Anzahl Eier pro Rogner und die Zahl befruchteter Eier geben Auskunft über das natürliche Fortpflanzungspotenzial einer Bachforellen- population. (3) Beim aktiven Monitoring werden beispielsweise Lochplatten auf den Kies gesetzt, oder Vibertboxen in den Kies versenkt, um die Entwicklung der Eier an spezifischen Stellen im Gewässer zu testen. Beim passiven Monitoring werden natürliche Laichgruben kartiert und beobachtet. (4) Die Anzahl der geschlüpften Larven und der emergierenden Brütlinge wird mit der Zahl befruchteter Eier verglichen, um die Überlebensrate der Brütlinge zu berechnen.

17 Fortpflanzung Fischnetz-Schlussbericht

stadium bewirken Entwicklungsstörungen, die zum Teil irre- Keimzahl ein Problem [24]. Diese kann zu einem verstärkten versibler Natur sind und oft verzögert auftreten. Besonders Pilzbefall und einer Infektion der Eier führen. kritisch ist, dass diese Effekte bereits bei Konzentrationen Die Ergebnisse der verschiedenen Studienansätze sind ausgelöst werden, die für Adulte unbedenklich sind. Dadurch nur bedingt miteinander vergleichbar, da die natürlichen Pro- kann die Lebens- und Fortpflanzungsfähigkeit der folgenden zesse in unterschiedlicher Weise beeinflusst werden: Der Generation betroffen sein, ohne dass die Adulten sichtbar Nachteil des passiven Monitorings liegt darin, dass nicht alle geschädigt werden [17]. Als zusätzlich kritisch erweist sich, Brütlinge erfasst werden können, während im aktiven Moni- dass ein Effekt durch endokrine Disruptoren die Empfindlich- toring beispielsweise die Sedimentierungsprozesse anders keit gegenüber direkten toxischen Effekten anderer Chemi- sind und Sauerstoffgehalte beeinflusst werden. Dennoch kalien erhöht [17]. geben die Werte eine grobe Vorstellung davon, ob überhaupt Durch Erbrütungsversuche im Gewässer können Aussa- eine Naturverlaichung im Gewässer stattfindet, beziehungs- gen über die Qualität der Gameten und deren Beeinflussung weise erfolgreich wäre. durch die Umweltbedingungen in den jeweiligen Gewässern Was ist nun ein für die Population kritischer Wert für die gewonnen werden. Dabei werden entweder natürlich vor- Schlüpfrate, der nicht unterschritten werden darf, um eine handene Laichgruben kartiert und beobachtet und die ge- sich selbst erhaltende Population zu gewährleisten? Dies schlüpften und emergierten Brütlinge abgefangen (passives ist abhängig von der Population und der Habitatskapazität. Monitoring) [21], oder es werden Brutboxen unterschiedli- Bei den meisten der einheimischen Fischarten wird eine chen Typs im Kies versenkt oder auf den Kies gesetzt und re- hohe Eizahl produziert, ein Überschuss, der anschliessend gelmässig kontrolliert (aktives Monitoring; Abbildung 5.1.2). in Abhängigkeit von der Dichte vermindert wird: Wenn die In diesen Studien wird meist die Schlüpfrate und gelegent- aus den Eiern schlüpfenden Brütlinge aus dem Kies emer- lich auch die Rate an Missbildungen untersucht. Die Ge- gieren und Territorien besetzen, schrumpft ihre Anzahl in schwindigkeit der Entwicklung ist ein weiterer interessanter Abhängigkeit ihrer Dichte entweder durch Abwanderung Punkt: Sie hängt neben der Temperatur (siehe Hypothese oder Tod [19]. Nur wenn die Zahl überlebender Eier oder «Wassertemperatur») auch von der Wasserqualität ab [22, Brütlinge so niedrig ist, dass ihre Zahl unter der Habitats- 23]. Im Freiland sind neben den genannten Faktoren zusätz- kapazität liegt, gerät die nachwachsende Generation in einen lich die Kolmation, die Sedimentation während der Inkuba- kritischen Bereich. tion (und in deren Folge oft die Schädigung der Embryonen durch Sauerstoffmangel) und ungenügende Laichgründe 5.1.2 Befunde in der Schweiz häufige Gründe für schlechte Reproduktionsraten. Unterhalb Ob und wie sich die Fortpflanzung der Fische in Schweizer von ARA ist neben der Sedimentierung auch die erhöhte Fliessgewässern im Laufe der Zeit und in den verschiedenen

Parameter Studien in CH (n) untersuchte Arten Anzahl Gewässer (Anzahl Stellen)

VTG: ELISA 6 Bachforelle 12 (21) Regenbogenforelle 3 (3) Gründling 2 (6)

VTG: Immunhistochemie (IHC) 1 Bachforelle 30 (66) VTG: ELISA und IHC 7 Bachforelle 37 (79) Regenbogenforelle 3 (3) Gründling 2 (6)

Ovotestis 3 Bachforelle 30 (66) Rotauge 11 (15) Gründling 2 (3)

Laichfischfang 9 Bachforelle 9 (11) Anzahl Rogner, Anzahl Eier/Rogner Zahl erfolgreicher Fortpflanzungsstellen 1 1980–1990 Bachforelle 2070 1991–2001 4965 ELS-Test (passives Monitoring) 2 Bachforelle 9 (22) Äsche 1 (3) Tab. 5.1.1: Übersicht über Untersuchungen ELS-Test (aktives Monitoring) 15 Bachforelle 42 (105) in der Schweiz, die für Äsche 3 (10) diese Auswertung heran- Seeforelle 10 (27) gezogen wurden [7].

18 Fischnetz-Schlussbericht Fortpflanzung

Regionen verändert hat, ist nur ungenügend bekannt, da die die Zahl der gefangenen Rogner pro Fangtag nimmt in bekannten Daten punktuell an einzelnen Gewässern erhoben den untersuchten Berner Gewässern seit Anfang/Mitte der worden sind, unter unterschiedlichen Eingangshypothesen 1980er Jahre fast überall ab (Ausnahme ist der Kiesenbach). und meist mit unterschiedlichen Methoden (Tabelle 5.1.1). In den untersuchten Zürcher Gewässern (Töss und Kempt) schwanken die Zahlen der gefangenen laichreifen Rogner Vitellogenin-Konzentrationen in Bachforellen sehr stark. Die Schwankungen der Rognerzahlen in einigen An fünf Standorten wurden erhöhte, jedoch stark streuende Fliessgewässern könnten mit einem Wechsel in den Fang- VTG-Konzentrationen bei Bachforellen gemessen: bei Buss- anstrengungen zusammenhängen: in Jahren guter Bestände wil unterhalb ARA Lyss (Alte Aare), unterhalb ARA Theufen- wurden in den beiden Zürcher Gewässern bewusst nur ältere thal (Wyna), oberhalb ARA Theufenthal (Wyna), unterhalb Laichtiere angelandet, in anderen Jahren hingegen alle ARA St.Imier/Villeret (Schüss), unterhalb ARA Eschenbach Laichtiere dem Gewässer entnommen (M. Straub Kanton ZH, (Winkelbach). An diesen Standorten muss aufgrund der VTG- schriftliche Mitteilung). Konzentrationen im Blutplasma männlicher Bachforellen von die Eier pro Rogner zeigen in den Berner Fliessgewässern einer estrogenen Belastung im Vorfluter ausgegangen wer- bis etwa 1990 sehr hohe Variationen, dann verstetigen die den. Von den positiven Beprobungsstellen liegen vier direkt Zahlen etwas. In Aare, Kiesenbach und Biberebach lässt sich unterhalb von Kläranlagen, eine liegt oberhalb (Wyna, ober- über den Verlauf der 1970er bis zur Mitte der 1980er Jahre halb ARA Teufental). Dort enthält der Vorfluter jedoch bereits eine teilweise markante Abnahme feststellen, in beiden Ab- die geklärten Abwässer von drei weiter oberhalb gelegenen schnitten der Emme sind die Zahlen gleich geblieben oder ARA. Ausserdem wurden erhöhte VTG-Konzentrationen bei sogar leicht gestiegen (Abbildung 5.1.3). Bei der Aare könn- Gründlingen festgestellt [25]. Die Beurteilung der VTG-Daten te die starke Abnahme nach 1972 mit einer vorangegange- ist schwierig, da die Zahl der Messungen an einzelnen Ge- nen grossen Vergiftung zusammenhängen (P. Friedli Kanton wässerstellen relativ gering und die individuelle Variabilität BE, schriftliche Mitteilung). Wie bei den veränderten Fang- der VTG-Konzentrationen recht hoch ist. Für einen Vergleich anstrengungen in Zürich wird ähnlich für die Berner Ge- der VTG-Konzentration mit den estrogenaktiven Einträgen wässer vermutet, dass in guten Laichfischfangjahren etwas ins Gewässer wurden die Estrogenäquivalente aller Vorfluter grosszügiger gefischt wurde und eher kleinere Weibchen berechnet, bei denen oberhalb und/oder unterhalb der ARA- nicht mit letzter Anstrengung gekeschert wurden, während Einläufe VTG in männlichen Forellen gemessen wurde. Es man sich in schlechten Jahren bemühte, auch kleinere Tiere zeigt sich dabei keine klare Korrelation zwischen den VTG- noch zu keschern (P. Friedli Kanton BE, schriftliche Mit- Werten und den Estrogenäquivalenten unterhalb von ARA teilung). In der Flon de Carrouge lag die Zahl der Eier pro [26], was vor allem auf die enorm hohe Variabilität in der Ant- Kilogramm Biomasse Rogner in den Jahren von 1983 bis wort der Fische zurückzuführen ist. 1987 gleichbleibend bei rund 2700 [27]. In den untersuchten Zürcher Gewässern (Kempt, Töss; M. Straub, unveröffent- Ovotestis lichte Daten) unterliegt auch die Anzahl Eier pro Rogner sehr Ovotestis wurde bei Bachforellen in keinem Fall festgestellt. Rotaugen wurden an insgesamt 15 Stellen in zwei Flüssen und neun Seen untersucht und Tiere mit Ovotestis kamen in 2500 Häufigkeiten von 0 bis zu 22% vor. Dies sind signifikante Standortunterschiede, die jedoch aufgrund unzureichender 2000 Hintergrundinformationen (Estrogenbelastung der Standorte und der normale Prozentsatz von Ovotestis bei Schweizer Rotaugen) nicht interpretiert werden können. In Gründlingen 1500 wurde dieses Phänomen an drei Stellen beobachtet, davon an einer Stelle unterhalb einer ARA (14–24% Häufigkeit, 1000 nicht signifikant) [25].

Fortpflanzungsfähige Elterntiere und Anzahl Eier 500 Um die Veränderungen in der Zahl der fortpflanzungsfähigen

Elterntiere und deren Eiern zu untersuchen, eignen sich 0 langjährige Datenreihen aus den Laichfischfängen verschie- 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 dener Kantone. Exemplarisch werden hier die Resultate aus- Aare Biberebach Emme oben gewählter Fliessgewässer vom Kanton BE (Emme, Bibere- Kiesenbach Emme unten bach, Kiesenbach und Aare), Kanton VD (Flon de Carrouge) Abb. 5.1.3: Anzahl Eier pro gefangenen Rogner aus ausgewählten und Kanton ZH (Töss, Kempt) zusammengefasst: Berner Fliessgewässern.

19 Fortpflanzung Fischnetz-Schlussbericht

Herkunft Jahr mittlere SD Datenquelle Schlüpfrate [%]

Aare BE 1990–2002 93 3,2 T. Vuille, FI Bern Kiesenbach BE 1997–2002 95 2,5 T. Vuille, FI Bern Biberebach BE 1990–2002 95 4,2 T. Vuille, FI Bern

Kempt ZH 1975–2002 (nicht jährlich) 94 1,2 M. Straub, FJV ZH Tab. 5.1.2: Erbrütungserfolg von Bachforelleneiern aus Töss ZH 1970–2002 (nicht jährlich) 93 1,3 M. Straub, FJV ZH Laichfischfängen verschiede- Aare (Thun-Bern) BE 1998 97 (einmalig) – Guthruf-Seiler [30] ner Fliessgewässer (T. Vuille, M. Straub; je unveröffentlichte Seitengewässer 1996 94 (einmalig) – Schmidt-Posthaus [31] Daten). Langeten BE SD = Standardabweichung.

hohen Schwankungen. Ein genereller Trend kann daraus Die Schlüpferfolge mit Eiern aus dem Laichfischfang und nicht abgelesen werden. nachfolgender Aufzucht unter kontrollierten Bedingungen (meist kantonale Fischzuchten) waren in der Regel gut bis Zahl erfolgreicher Fortpflanzungsstellen sehr gut, Ausnahmen waren teilweise auf eine schlechte Für die Erstellung des Fischatlas [28] wurde auch nach der Eiqualität zurückzuführen (beispielsweise in der Allaine; [29]). Wahrscheinlichkeit der Fortpflanzung von Bachforellen in Die Überlebensrate von Eiern und Brütlingen wurde für die den jeweiligen Gewässern in den beiden Erfassungsperioden Auswertung der Resultate aus aktivem und passivem Moni- (1980 bis 1990 und 1991 bis 2001) gefragt. Dabei wird an- toring gemäss Tabelle 5.1.3 beurteilt. genommen, dass die Beobachtung von Laichgruben und/ Bei der Beurteilung und Interpretation muss zwischen den oder Sömmerlingen einen sicheren Hinweis auf die erfolgrei- Ergebnissen im aktiven und passiven Monitoring unterschie- che Fortpflanzung der jeweiligen Population liefert (E. Staub, den werden. Die Bedingungen im aktiven Monitoring können mündliche Mitteilung). In 15% der Gewässer, die in der jüngs- im Allgemeinen besser kontrolliert werden, ausserdem kön- ten Erfassungsperiode beurteilt worden sind, wird eine Fort- nen gewisse negative Faktoren wie beispielsweise Abfluss pflanzung der Forelle als unwahrscheinlich und in 85% der weniger stark wirken, weil die Eier durch Behälter besser vor Fälle als wahrscheinlich bis sicher eingeschätzt. Prozentual einer mechanischen Schädigung geschützt werden. betrachtet ergibt sich demnach kein Unterschied zwischen Weil die Erbrütungsraten im passiven Monitoring erwar- der ersten und der zweiten Erfassungsperiode. Die Mess- tungsgemäss immer etwas schlechter sind, sollten sie nicht stellen sind aber unterschiedlich [28] und es handelt sich 1:1 mit den Resultaten des aktiven Monitorings verglichen um subjektive Beobachtungen ohne quantifizierte Resultate, werden. Die Schlüpferfolge aus Laichgrubenuntersuchungen die zudem keine Aussage über den Umfang der Naturver- (passives Monitoring) sind niedriger als in den Zuchten und laichung erlauben. streuen sehr stark, wie Tabelle 5.1.4 zu entnehmen ist. Einer- seits treten sehr grosse Schwankungen zwischen aufeinan- Gibt es Hinweise auf reduzierten Bruterfolg der folgenden Jahren auf, die von den Untersuchenden bei- in Schweizer Gewässern? spielsweise durch Hochwasser oder Sedimentierung erklärt Dazu können die protokollierten Bruterfolge aus Laichfisch- werden. Andererseits zeigt der Vergleich mit der Literatur, fängen (Tabelle 5.1.2), Untersuchungen zu Naturverlaichun- dass nur in Fällen mit konstant schlechtem Erbrütungserfolg gen (passives Monitoring) sowie Daten aus Experimenten unter 50% (Great Lakes aus [17]) eine Gefährdung der (aktives Monitoring, entweder mit Eiern aus Naturverlaichung Population wahrscheinlich ist, was nach den ausgewerteten oder aus Zuchten) herangezogen werden. Schweizer Studien nur für fünf Stellen zutrifft. Von diesen fünf Probestellen an der Aare (bei Bremgarten unterhalb ARA Worblental) und an der Urtenen (verschiedene Stellen ober- Überlebensrate [%] Bewertung halb und unterhalb der ARA Moossee) wurden zwei Stellen an zwei aufeinander folgenden Jahren beprobt und haben ein 80–100 sehr gute Entwicklung schlechtes Ergebnis gezeigt (an der Urtenen). Hier besteht 60–80 gute Entwicklung also die Möglichkeit, dass ARA-Einläufe tatsächlich die Ei- 40–60 mässige Entwicklung entwicklung beeinträchtigen und die Population gefährden. 20–40 schlechte Entwicklung Die mögliche Kompensation durch Besatz ist hierbei jedoch 0–20 sehr schlechte Entwicklung noch nicht berücksichtigt. An neun Stellen – also an circa

Tab. 5.1.3: Beurteilung der Überlebensraten von Eiern bis zum einem Drittel aller Standorte – wurde eine Überlebensrate bei Augenpunktstadium oder bis zum Schlüpfen. Bachforellen im passiven Monitoring von >80% für Bach-

20 Fischnetz-Schlussbericht Fortpflanzung

Überlebensrate von Eiern/Brütlingen pro Standort Tab. 5.1.4: Anzahl von Studien zu Laich- Fischart 0–20% 20–40% 40–60% 60–80% 80–100% Total grubenuntersuchungen im freien Gewässer (passives Monitoring) seit 1997, klassifiziert Bachforelle 5 3 10 6 24 nach der Überlebensrate der Eier/Brütlinge Äsche 1 3 4 (bei mehreren Ergebnissen pro Standort wurde der Median berücksichtigt) und unter- Total 5 1 3 10 9 28 teilt nach der Fischart [7].

forellen und Äschen festgestellt. Hier gibt es also zumindest nahmen (Rhein, Ron) um Bereiche unterhalb von Kläranlagen für die untersuchten Jahre keine Hinweise auf einen schlech- (Distanz zur Kläranlage 30–7000 m: ARA Porrentruy, ARA ten Erbrütungserfolg. Einsiedeln, ARA Hagnau-Birsfelden, ARA Villars sur Glâne, Aktives Monitoring mit Bachforelleneiern wurde in der ARA Sion-Châteauneuf, ARA Wartau, ARA Hochdorf, ARA Schweiz seit 1997 vorwiegend an Strecken mit geringen Po- Rain, ARA Villeret-St.Imier, ARA Densbüren, ARA Unterehren- pulationsdichten unbekannter Ursache (Langeten, Necker, dingen, ARA Echallens, ARA Buttisholz, ARA Reinach, ARA Emme, Venoge, Wyna, Kleine Saane, Allaine) oder unter- Teufenthal). Ein Vergleich von Ei-Expositionen unterhalb und halb problematischer oder erwarteter Punktquellen [32–34] oberhalb von Kläranlagen zeigte, dass unterhalb von ARA durchgeführt. Die Überlebensrate wurde teilweise in unter- gelegene Ei-Exponate ein sechsmal höheres Risiko für eine schiedlichen Entwicklungsstadien der Embryonen (nach der schlechte bis sehr schlechte Überlebensrate (<40%) hatten Fertilisation, vor dem Augenpunktstadium, zum Augenpunkt- als Ei-Exponate oberhalb von ARA [7]. stadium und nach dem Schlüpfen) erhoben. Die gewonne- Für die abschliessende Bewertung des Einflusses von ge- nen Resultate geben Hinweise auf Beeinträchtigungen durch klärtem Abwasser auf die Bachforellenpopulationen in unse- die Wasserqualität oder andere Rahmenbedingungen (Sedi- ren Gewässern muss in Zukunft zusätzlich darauf geachtet mente, Hochwasser). Im aktiven Monitoring wurden teilweise werden, in wie vielen der untersuchten Standorte natürlicher- höhere Bruterfolge erreicht als im passiven Monitoring: 40% weise Bachforellen vorkommen und auch laichen und ob aller ELS-Tests wiesen am Ende der Experimente eine sehr sich diese Standorte erst in den vergangenen 20 Jahren der- gute Überlebensrate mit 80 bis 100% Bebrütungserfolg auf artig negativ entwickelt haben. Die biologische Relevanz für (Tabelle 5.1.5). die Population kann – beispielsweise wegen der Schwankun- gen zwischen aufeinander folgenden Jahren – kaum beurteilt Wodurch sind die Standorte charakterisiert, die werden. einen guten beziehungsweise schlechten Bruterfolg Biologisch relevante Ausfälle in der Eientwicklung müss- aufweisen? ten in der Populationsstruktur des Forellenbestandes er- Standorte mit sehr guten Schlüpfraten (>90% im aktiven kennbar werden. Escher [32] hat unter- und oberhalb von Monitoring und >80% im passiven Monitoring) wurden vor- 41 ARA ELS-Untersuchungen durchgeführt und gleichzeitig wiegend ausserhalb des Einflussbereichs von ARA beobach- die Populationsstruktur der Fischfauna erhoben. Dabei war tet. Allerdings wurden auch gute Erbrütungserfolge unter- keine Korrelation zwischen der Populationsstruktur und der halb von ARA festgestellt (circa ein Drittel aller untersuchten Überlebensrate der exponierten Bachforelleneier erkennbar. Stellen, [7]). Für die zuletzt genannten Stellen kann postuliert Schwankungen im Bruterfolg in aufeinander folgenden Jah- werden, dass die Wasserqualität im Vorfluter und damit die ren, Migration und Besatzmassnahmen sind gleichermassen ARA-Belastung zumindest in den untersuchten Jahren nicht unbekannte Grössen, die die Herstellung eines Zusammen- zu einer Beeinträchtigung der Embryonalentwicklung geführt hangs nicht erlauben. haben. Über die Anzahl der Brütlinge im freien Gewässer ist kaum Bei Standorten mit schlechten oder sehr schlechten Über- etwas bekannt. Da ihr Lebenszyklus eine längere Aufent- lebensraten (<40%) handelt es sich mit wenigen Ausnahmen haltszeit im Kies beinhaltet, können sie dort nicht untersucht um Mittellandgewässer, und bei diesen mit wenigen Aus- werden. Nach der Emergenz können sie dann aber schon

Überlebensrate von Eiern/Brütlingen pro Standort

Fischart 0–20% 20–40% 40–60% 60–80% 80–100% Total Tab.5.1.5: Ergebnisse der ELS-Tests im akti- Bachforelle 15 5 14 20 51 105 ven Monitoring seit 1997: Anzahl untersuch- ter Probestellen in verschiedenen Flüssen, Äsche 0 6 4 10 klassifiziert nach der Überlebensrate der Seeforelle 2 3 10 15 6 36 Eier/Brütlinge (bei mehreren Ergebnissen pro Standort wurde der Median berücksich- Total 17 8 24 41 61 151 tigt) und unterteilt nach der Fischart.

21 Fortpflanzung Fischnetz-Schlussbericht

bald als Sömmerlinge gefangen und gezählt werden. Die 3500 Abundanz an Sömmerlingen ermöglicht es, die Naturverlai- 3000 2500 chung grob abzuschätzen. Allerdings haben die jungen Tiere 2000 dann bereits die erste von der Dichte abhängige Mortalitäts- 1500

phase hinter sich (30–70 Tage nach Emergenz und Beginn Anzahl Eier 1000 der Nahrungsaufnahme). 500 Im Wahrscheinlichkeitsmodell der Hypothese «Fortpflan- 0 100 200 300 400 500 zung» wird die Fortpflanzung der Bachforellen durch die Fak- Totallänge [mm] toren Eiproduktion, Eiablage, Befruchtung und Schlüpferfolg Abb.5.1.4: Eiproduktion im Verhältnis zur Körpergrösse der beschrieben. Da keine getrennten Daten zu Eiablage und weiblichen Bachforelle [35]. Befruchtung existieren, werden diese beiden Parameter als Laicherfolg zusammengefasst. Die Eiproduktion pro Jahr ergibt sich aus der Anzahl laichreifer Weibchen und der – nicht signifikanten – Trend für eine geringere Überlebens- Fruchtbarkeit der Weibchen. Es wird von einem Geschlech- rate der Eier, die unterhalb von ARA exponiert waren im Ver- terverhältnis von 1:1 ausgegangen. Die Fruchtbarkeit der gleich zu den Eiern, die an oberhalb liegenden Stellen aus- Weibchen wird im Modell in Anlehnung an Peter [35] in Ab- gesetzt wurden. In vielen Fällen ist anzunehmen, dass auch hängigkeit von der Grösse der Fische berechnet (Abbildung exponierte Eier oberhalb der untersuchten ARA anderen Ein- 5.1.4). Mögliche Einflussfaktoren wie estrogenaktive Stoffe flüssen ausgesetzt waren (weiter aufwärts gelegene ARA, konnten aufgrund der unzureichenden Kenntnis über ihre landwirtschaftliche Einträge, diffuse Einträge etc.) [26]. Ein Auswirkung auf die Fruchtbarkeit bei Bachforellen nicht in Bezug zur Fischgesundheit besteht offensichtlich ebenfalls: das Modell einbezogen werden. Dementsprechend wurde Die besten Erfolge der Naturverlaichung wurden dort fest- im Modell eine beeinträchtigte Wasserqualität nur in ihrer gestellt, wo die Forellen die geringsten Veränderungen an Wirkung – via verringerte Wachstumsrate – auf die Frucht- Organen wie Leber und Niere zeigten. Umgekehrt war die barkeit berücksichtigt. Eientwicklungsrate dort schlechter, wo der histologische Der Laicherfolg wird durch den Kolmationszustand des Zustand am stärksten beeinträchtigt war [7]. Ein Zusammen- Gewässers beeinflusst (siehe Hypothese «Feinsedimente»). hang zwischen Fischgesundheit und Reproduktionsgesche- Die Eientwicklung wird als Überlebensrate des Laiches an- hen kann deshalb auch für andere Fliessgewässer angenom- gegeben und im Modell durch die Kolmation der Gewässer- men werden. sohle sowie durch die Wasserqualität (% Abwasseranteil im

Vorfluter bei dem Niedrigwasserabfluss Q347) bestimmt. 5.1.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen Die Zahl der Stellen mit natürlicher Bachforellenfortpflanzung 5.1.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten [28] hat unserer Kenntnis nach in den vergangenen 20 Jah- Der Versuch einer Korrelation zwischen VTG, Ovotestis und ren nicht wesentlich abgenommen. Die Eiqualität der Bach- Fangdaten ist aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht forellen scheint in Ordnung zu sein. Die Zahl der Laichtiere möglich. hat sich in den verschiedenen untersuchten Fliessgewässern Eine statistische Analyse wurde zwischen den Daten zu unterschiedlich entwickelt, eine Abnahme in einigen Einzugs- den Stellen natürlicher Fortpflanzung [28] und den Fang- gebieten steht einem fehlenden Trend in anderen gegenüber. daten (siehe Dokumentation Fischrückgang [36]) durchge- Die Ei- und Embryonalentwicklung scheint in vielen Strecken führt. Es ergibt sich eine positive Korrelation (ohne Hinweis eine natürliche Fortpflanzung zu erlauben, an einigen Stellen auf kausale Zusammenhänge) zwischen diesen Parametern: Dort, wo natürliche Fortpflanzung beobachtet wird, sind die 100 Fangerträge höher. Ein Zusammenhang zwischen Bruterfolgen (ELS, im akti- 80 ven Monitoring) und Fangrückgang konnte nicht gefunden 60 werden. Ein Vergleich zwischen dem Bruterfolg und dem 40

Anteil der landwirtschaftlichen Fläche im Einzugsgebiet Brütlinge [%] Überlebensrate 20 zeigt, dass der Schlüpferfolg tendenziell abnimmt bei zuneh- 0 mender Grösse der landwirtschaftlich genutzten Fläche im 30 40 50 60 70 80 Einzugsgebiet des jeweiligen Fliessgewässers (Abbildung Anteil Landwirtschaftsfläche [%] an der gesamten Fläche im Einzugsgebiet 5.1.5). Es konnte keine generelle Korrelation zwischen den Über- Abb. 5.1.5: Schlüpferfolg in ELS-Tests [7] im Vergleich zum prozen- tualen Anteil landwirtschaftlicher Nutzflächen im Einzugsgebiet. lebensraten von Eiern und den geschätzten Abwasserantei- Jeder Punkt gibt die durchschnittliche Überlebensrate von Bach- len im Vorfluter festgestellt werden. Allerdings gibt es einen und Seeforellen pro Standort wieder (Daten: GEOSTAT, BFS).

22 Fischnetz-Schlussbericht Fortpflanzung

ist sie beeinträchtigt. Bei einer statistischen Betrachtung zu schlechten Bruterfolgen in ELS-Tests vorzunehmen. Eben- ergibt sich ein höheres Risiko für einen niedrigeren Schlüpf- so erscheint es uns vordringlich, die Auswirkung endokriner erfolg unterhalb von ARA und eine Korrelation zwischen Disruptoren und anderer Stressfaktoren auf die Qualität und einem schlechtem Schlüpferfolg und einem zunehmenden Quantität von Gameten zu studieren. Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen im Einzugsgebiet. Wechselwirkungen mit anderen Faktoren sind wahrschein- 5.1.6 Literaturnachweis lich. Wenn das histologische Bild von Leber und Niere in Ord- [1] Donaldson EM (1990) Reproductive indices as measure of the nung ist, wird oft auch ein guter Reproduktionserfolg festge- effects of environmental stressors in fish. American Fisheries Society Symposium 8: 109–22. stellt. Veränderungen auf der biochemisch-physiologischen Ebene des Individuums (Ovotestis, Vitellogenininduktion) [2] Power M (1997) Assessing the effects of environmental stressors on fish populations. Aquatic Toxicology 39: 151–69. sind lokal vorhanden, ihre Bedeutung für Populations- oder [3] Purdom CE, Hardiman PA, Bye VJ, Eno NC, Tyler CR & Sumpter JP Fangrückgänge ist jedoch unklar. (1994) Estrogenic effects of effluents from sewage treatment works. Zusammenfassend lässt sich folgern, dass es an aus- Chemistry and Ecology 8: 275–85. gewählten Stellen – vor allem im Mittelland – Hinweise auf [4] Chèvre N (2003) Synthese Ökotox: Risk assessment of 6 different Reproduktionsprobleme gibt: Dort sind teilweise die Zahl der substances occurring in the Swiss rivers. EAWAG, Dübendorf. pp. 29. Laichtiere, der Erbrütungs- und der Schlupferfolg unbefrie- digend. Nicht zu beantworten ist, ob diese Beeinträchtigun- [5] Jobling S, Sheahan D, Osborne JA, Matthiessen P & Sumpter JP (1996) Inhibition of testicular growth in rainbow trout (Oncorhynchus gen für die Populationsrückgänge verantwortlich sind und mykiss) exposed to estrogenic alkylphenolic chemicals. Environmen- wodurch sie letztendlich verursacht werden. tal Toxicology and Chemistry 15: 194–202. [6] Arukwe A (2001) Cellular and molecular responses to endocrine- 5.1.5 Massnahmen modulators and the impact of fish reproduction. Marine Pollution Bulletin 42: 643–55. Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und [7] Bernet D (in Vorbereitung) Effektstudie. Zentrum für Fisch- und der Gewässerqualität Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. Vorbeugend sollten Stossbelastungen von ARA und Entlas- [8] Schwaiger J, Mallow U, Ferling H, Knoerr S, Braunbeck T, Kalbfus tungen oberhalb bekannter Laichplätze von empfindlichen W & Negele RD (2002) How estrogenic is nonylphenol? A trans- Arten (Bachforelle, Seeforelle, Äsche) durch bauliche Mass- generational study using rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) as a test organism. Aquatic Toxicology 59: 177–89. nahmen eingeschränkt oder vermieden werden. In land- wirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten sind nachhaltige [9] Segner H, Caroll K, Fenske M, Janssen CR, Maack G, Pascoe D, Schäfers C, Vandenbergh GF, Watts M & Wenzel A (2003) Identifica- Verbesserungsmöglichkeiten wie eine Ökologisierung der tion of endocrine-disrupting effects in aquatic vertebrates and inver- Landwirtschaft, die Wiederherstellung oder Aufwertungen tebrates: report from the European IDEA project. Ecotoxicology and Environmental Safety 54: 302–14. des Uferbereichs und des Uferrandstreifens (zur Verminde- rung von Abschwemmungen und Erosion) und das Überprü- [10] Devlin RH & Nagahama Y (2002) Sex determination and sex differ- entiation in fish: An overview of genetic, physiological, and environ- fen von Drainagesystemen auf Pestizideinträge umzusetzen. mental influences. Aquaculture 208: 191–364. Die natürliche Fortpflanzung der Fische sollte in repräsen- [11] Ackermann GE, Schwaiger J, Negele RD & Fent K (2002) Effects tativen Gewässern gründlich überwacht werden, vorzugs- of long-term nonylphenol exposure on gonadal development and weise in solchen, zu denen bereits mehrjährige Datenreihen biomarkers of estrogenicity in juvenile rainbow trout (Oncorhynchus mykiss). Aquatic Toxicology 60: 203–21. vorliegen. Wichtige Faktoren sind dabei die Altersstruktur, [12] Rüfenacht HU & Spörri M (1988) Chemisch-physikalische sowie Gewicht und Länge der Laichtiere sowie der Schlüpferfolg, fischereibiologische und makrofaunistische Untersuchungen in der eine Kartierung der Laichgruben und eine Erhebung der Alten Aare. Lizentiatsarbeit. Zoologisches Institut, Universität Bern, Sömmerlingsdichte aus Naturverlaichung. Um naturver- Bern. pp. 153. laichte von besetzten Fischen unterscheiden zu können, [13] Gerster S (1998) Hochrhein. Aufstiegkontrollen 1995/96; Vergleich empfiehlt sich die regelmässige Markierung der Besatzfische mit früheren Erhebungen. Rückgang der Rotaugenbestände; mögliche Ursachen. Mitteilungen zur Fischerei 60. BUWAL, Bern. [37]. Letzteres bedeutet zwar einen zusätzlichen Arbeits- pp. 215. aufwand, wird aber in anderen Ländern durchaus erfolgreich [14] Elliott JM (1984) Numerical changes and population regulation und in grossem Massstab praktiziert (A. Peter, mündliche in young migratory trout Salmo trutta in a lake district stream, Mitteilung). 1966–83. Journal of Animal Ecology 53: 327–50. [15] Pankhurst NW, Purser GJ, Van Der Kraak G, Thomas PM & Forteath GNR (1996) Effect of holding temperature on ovulation, egg fertility, Forschungsbedarf plasma levels of reproductive hormones and in vitro ovarian steroido- Um das Reproduktionsgeschehen von Fischen und die Wir- genesis in the rainbow trout Oncorhynchus mykiss. Aquaculture kung anthropogener Einflüsse verstehen zu können, müssen 146: 277–90. noch viele offene Fragen beantwortet werden. So empfiehlt [16] King HR, Pankhurst NW, Watts M & Pankhurst PM (2003) Effect of elevated summer temperatures on gonadal steroid production, vitel- Fischnetz, Untersuchungen zur Bedeutung einer erhöhten logenesis and egg quality in female Atlantic salmon. Journal of Fish Vitellogenin-Expression, dem Auftreten von Ovotestis oder Biology 63: 153–67.

23 Fortpflanzung Fischnetz-Schlussbericht

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24 «natürliche» Mortalität Nahrung für Bachforellen

PKD-Mortalität Überlebensrate Brütlinge

Lebensraumvariabilität

Nahrungsangebot

Sömmerlings- kapazität Fischbrutdichte Fischregion

Sömmerlingsdichte

5.2 Hypothese: Den Fischbeständen fehlen genügend nachwachsende Fische

Zusammenfassung morphologisch und/oder hydrologisch stark beeinträchtigten Verschiedene Forschungsprojekte haben die Bedeutung Fliessgewässern ein Problem mit dem Fischnachwuchs be- der kleinen Fliessgewässer (Gewässeroberläufe und Seiten- steht. Auch in der Sömmerlingsstudie liess sich nachweisen, gewässer) für die natürliche Reproduktion der Bachforelle dass die Dichte des Fischnachwuchses im Fliessverlauf ab- aufgezeigt. Ein Teilprojekt von Fischnetz, die Sömmerlings- nimmt. Mittel- und Unterläufe der schweizerischen Fliess- studie, konzentrierte sich vor allem auf diese Gewässer- gewässer sind als Reproduktionsorte stark beeinträchtigt typen. Die natürliche Reproduktion wurde in 97 Gewässer- (Abwasserbelastung, abnehmende Habitatsqualität, erhöhte abschnitten, vorwiegend im Mittelland gelegen, untersucht Temperaturen), durch die fehlende Längsvernetzung der und kann für mehr als die Hälfte der Strecken als gut be- Flüsse wird dieses Problem verschärft. zeichnet werden. Für die kleineren, weniger als 5 m breiten Fliessgewässer trifft die Hypothese der fehlenden nachwach- 5.2.1 Einleitung und Fragestellung senden Fische mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht zu. Wei- Überlegungen zu den möglichen Ursachen für den Fisch- tere Beobachtungen in schweizerischen Fliessgewässern fangrückgang in Schweizer Fliessgewässern führten unter (beispielsweise Untersuchungen in den vier Testgebieten anderem zu der Vermutung, dass in vielen Gewässern nicht von Fischnetz, Wigger, Vierwaldstätterseezuflüssen) zeigen, genug nachwachsende Fische aus der natürlichen Repro- dass in den Gewässermittel- und -unterläufen sowie in den duktion am Populationsaufbau beteiligt sind. Eine Analyse soll die Situation in Schweizer Fliessgewäs- sern darlegen. Der Fokus richtet sich auf die Bachforelle, weil Abb. 5.2.1: Zusammenwirken der für die nachwachsenden Fische sie aufgrund der topografischen Verhältnisse die Charakter- wichtigen Faktoren. Die Sömmerlingsdichte wird von der Sömmer- art vieler Schweizer Fliessgewässer ist, ihre Fänge stark lingskapazität begrenzt und hängt von der Fischbrutdichte und der Überlebensrate der Brütlinge ab, wird aber auch von der PKD rückgängig sind und diese zumeist mit langjährigen Fang- Mortalität beeinflusst. statistiken belegt sind.

25 nachwachsende Fische Fischnetz-Schlussbericht

Indikator für den Fischnachwuchs ist die Dichte der Söm- Eier Dottersacklarve merlinge. Dies ist insofern sinnvoll, als dass die wesentlichen Mortalitätsfaktoren zu diesem Zeitpunkt an Bedeutung ver- loren haben. In den davor liegenden Phasen der Inkubation und der Emergenz haben abiotische Faktoren wie Wasser- temperatur, Sauerstoffsättigung und pH-Wert, aber auch Brütling mechanische Einwirkungen auf das Laichsubstrat (beispiels- weise durch Hochwasser) sowie Feinsedimentakkumulatio- nen im interstitialen Porenraum Einfluss auf Entwicklung und Überleben der inkubierten Eier und Larven. Unmittelbar nach der Emergenz setzen dichteabhängige Regulationsmecha- Sömmerling nismen ein, denn die Brütlinge müssen sich in ihrer Um- gebung gegen ihre gleichaltrigen Konkurrenten behaupten. Innerhalb von zwei Monaten (spätestens nach circa 70 Tagen) ist diese erste «Ausdünnung» abgeschlossen. Die Morta- litätsraten sind nach dem ersten Sommer nicht mehr dichte- abhängig [1]. Als jüngste Alterskohorte bilden Sömmerlinge die Basis einer Population [2] und geben Hinweise auf deren Selbst- Abb. 5.2.2: Ökologische Bedürfnisse der jungen Bachforellen. Die erhaltungspotenzial. Bei Erhebungen im Sommer/Herbst im Kies inkubierten Bachforelleneier benötigen circa zwei bis vier Monate (je nach vorhandener Temperatur) bis zum Schlüpfen der sind sie im Allgemeinen bereits gross genug, um mit Hilfe Larven. Die geschlüpften Larven verbleiben zunächst im Substrat, der Elektrofischerei repräsentativ erfasst zu werden. bis ihr Dottersackvorrat nahezu aufgebraucht ist. Danach emergie- Die Fragestellungen zu dieser Hypothese lauteten dem- ren sie aus dem Kies und beginnen mit der Nahrungsaufnahme. (Fotos: E. Schager) nach: Kommen in den untersuchten Gewässern Bachforellen- sömmerlinge aus der natürlichen Reproduktion vor? Wie ist ihr Beitrag zum Populationsaufbau einzuschätzen, strömungsgeschützten Uferzonen aufhalten [8], begeben reicht ihre Abundanz für eine sich selbst erhaltende Popula- sich die grösseren Jungfische (0+, 1+) in schneller fliessende, tion? gut strukturierte Fliessgewässerbereiche mit Fliessgeschwin- Wie ist die Situation in der gesamten Schweiz einzuschät- digkeiten von weniger als 20 cm/s [9]. zen? Hat sie sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, Beim weiteren Heranwachsen der Fische (Abbildung 5.2.2) beziehungsweise bestehen regionale Unterschiede? vergrössert sich deren Territoriumsanspruch. Die Nutzung Für die Emergenz ist ein durchgängiges Porensystem in der verschiedenen hydraulischen Habitate hängt von Habi- der Gewässersohle notwendig. Die Akkumulation von Fein- tatbedürfnissen (je nach Fischgrösse und Aktivität) und der sedimenten während der Inkubation kann neben möglichen intraspezifischen Konkurrenz ab [10]. So sind die jungen negativen Auswirkungen auf die frühen Entwicklungsstadien Bachforellen in schnell fliessenden, seichten Gewässerberei- (wie beispielsweise verzögerte Schlupfzeiten oder geringe chen mit heterogenem Strömungsmuster (Riffles) und relativ Dottersackverwertung, beides eine Folge des Sauerstoff- seichten Bereichen mit homogener Strömung (Glides) zu mangels) durch Verstopfung des Porenraumes die Larven finden, während die adulten Tiere die tiefen Stellen (Pools) auf ihrem Weg nach oben behindern [3–5]. Die Brütlinge bevorzugen. Die Dichte der jungen Bachforellen ist grund- nutzen die Substrathohlräume als Rückzugsmöglichkeit, sie sätzlich negativ mit der Tiefe eines Gewässers korreliert [11], benötigen ein heterogenes Substrat mit Korngrössen zwi- in den tiefen Bereichen sind also weniger Jungfische vorhan- schen Erbse und Baumnuss. den. Diese räumliche Auftrennung wird auch als Strategie zur Mit der beginnenden Nahrungsaufnahme setzt auch das Vermeidung der Konkurrenz zwischen den verschiedenen Territorialverhalten ein, das bei Salmoniden stark ausge- Grössenklassen interpretiert [12]. prägt ist. Das Aggressionspotenzial sowie die Territoriums- In einer umfassenden Studie im Gewässersystem des grösse wird von verschiedenen Faktoren wie Lichtintensität, Scorff (Bretagne) wurde festgestellt, dass vor allem Seiten- Strömungsgeschwindigkeit, Temperatur, Verfügbarkeit von bäche und kleinere Gewässer für die natürliche Reproduktion Futter und durch die Dichte der Fische beeinflusst. Hetero- von Bedeutung sind [13]. Die Reproduktions- und Aufwuchs- gene Bachbettstrukturen führen durch erhöhte visuelle Iso- orte der Bachforellen liegen im Hauptfluss selbst im Bereich lation zu einer Dämpfung des Aggressionsverhaltens [6, 7]. des Oberlaufes und in den Seitenbächen, im Unterlauf hin- Während sich die frisch emergierten Brütlinge aufgrund gegen werden nur die Seitengewässer für die Fortpflanzung ihrer noch geringen Schwimmleistung vorwiegend in den aufgesucht. Damit wird die ökologische Wichtigkeit, aber

26 Fischnetz-Schlussbericht nachwachsende Fische

auch die Notwendigkeit der Längsvernetzung sowie der Beitrag zum Populationsaufbau wird in 55% der untersuch- Anbindung der Seitengewässer unterstrichen. Die kleinen ten Strecken mit einer Dichte von mehr als 1000 Ind./ha als Gewässer wurden in der Sömmerlingsstudie stark gewichtet ausreichend für die Aufrechterhaltung der Population einge- (die Mehrheit der untersuchten Gewässer gehört zur Kate- schätzt. Die mittlere Sömmerlingsdichte betrug 2607 Ind./ha, gorie kleine und mittelgrosse Bäche). ihr Anteil an der Gesamtdichte lag zwischen 0 und 100%. Junge Bachforellen ertragen einen weiten Temperatur- Im Einzugsgebiet des Scorff in der Bretagne lagen die bereich von 0–25 °C [1] Temperaturen oberhalb von 20 °C Sömmerlingsanteile an der Gesamtpopulation bei circa 5% wirken sich jedoch nachteilig aus. Mittels Tankexperimenten im Unterlauf, rund 30% im Oberlauf und 65% in einem sehr konnte dokumentiert werden, dass der Appetit der Bach- produktiven Seitengewässer (Kernec) [13]. In den besonders forellen zwischen 10 und 19 °C gross ist, ober- und unterhalb geeigneten Sömmerlingshabitaten (Riffles und Schnellen) dieser Grenzen jedoch scharf abfällt [14]. Das Wachstums- des Oberlaufs wurden Dichten von 70–290 0+-Forellen pro optimum für juvenile Bachforellen wird mit 12 °C angegeben. Hektar festgestellt, in den weniger geeigneten Habitaten 0–20 Ind./ha. Zuflüsse des Oberlaufes wiesen Sömmerlings- 5.2.2 Befunde in der Schweiz dichten von 7290 Ind./ha auf. Im Mittellauf des Scorff waren Fischökologische Bestandeserhebungen in zahlreichen die Dichten in den Riffles gering (0–110 Ind./ha) und auch Fliessgewässern der Schweiz liefern eine umfassende Da- in den Zuflüssen nicht mehr allzu hoch (510–2330 Ind./ha). tengrundlage, die zur Einschätzung der Situation beitragen. Die Zuflüsse niedriger Ordnung hingegen wiesen 690–5000 Sömmerlinge pro Hektar auf. Die Studien in diesem Gewäs- Sömmerlingsstudie [15–17] sersystem erstreckten sich über 25 Jahre (1972–1997). Die In diesem Fischnetzteilprojekt wurden gezielt Datenerhebun- Gesamtbachforellendichten im Vergleich zwischen den Jah- gen und -auswertungen zum Aspekt des fehlenden Fisch- ren schwankte stark (bis zu Faktor 10) und waren hauptsäch- nachwuchses durchgeführt. Die Fragestellung lautete: «Kom- lich auf den Sömmerlingsjahrgang (Schwankungen bis 1:16) men in den Untersuchungsgewässern 0+-Bachforellen aus zurückzuführen. In einigen Seitenbächen existierte eine Ge- der natürlichen Reproduktion vor und wie wird ihr Beitrag neration zwischen den migrierenden Laichfischen und den zum Populationsaufbau eingeschätzt?» juvenilen Fischen, die die nötige Rekrutierung für die mitt- Jeweils im Spätsommer 2000 und 2001 fanden quantita- leren und weiter flussabgelegenen Abschnitte des Haupt- tive Elektrobefischungen zur Erhebung des Fischbestandes flusses sichern konnte. Trotz der in manchen Jahren sehr statt. Insgesamt wurden in den beiden Untersuchungsjahren geringen Sömmerlingsdichten war anscheinend im unter- 97 Gewässerstrecken in vierzehn Kantonen beprobt. Der suchten Zeitraum die natürliche Aufrechterhaltung der Bach- Grossteil der Gewässer befindet sich im Mittelland, wo die forellenpopulation im Scorffsystem gesichert. Beim Vergleich Rückgänge der Fischfangerträge am häufigsten dokumen- der Dichteangaben aus dem Scorff ist zu berücksichtigen, tiert sind. Die Gewässerauswahl knüpfte sich eng an die dass die Zahlen sich auf Mesohabitate (beispielsweise Rif- Bedingung, dass bis zum Zeitpunkt der Befischungen kein fles) beziehen und nicht die gesamte Fläche eines Baches Fischbesatz in den Teststrecken stattfinden sollte. Die Kan- beinhalten. Es wurden also vor allem die für Sömmerlinge tone wurden eingeladen, entsprechende Gewässer vorzu- geeigneten Mesohabitate befischt. Deshalb fallen die Dichte- schlagen. angaben im Scorff in den besonders geeigneten Zuflüssen In 97% der beprobten Strecken konnten Sömmerlinge aus des Oberlaufs – im Vergleich zu den Sömmerlingsdichten in der Naturverlaichung gefangen werden (Abbildung 5.2.3). Ihr den von uns untersuchten Gebieten – eher hoch aus.

22 589 Ind./ha

15

10

5

ausreichendes Reproduktionspotenzial

Sömmerlingsdichte [Ind./ha in Tausend] 1 0 110203040506070809097 Gewässerstrecken Abb. 5.2.3: Sömmerlingsdichten in den 97 befischten Gewässerstrecken der Sömmerlingsstudie [7].

27 nachwachsende Fische Fischnetz-Schlussbericht

21 der 97 Untersuchungsstrecken (22%) erreichten auch Sömmerlingsstudie zu folgender Interpretation: je geringer in der Sömmerlingsstudie (Untersuchungsjahre 2000 und die mittlere Breite, die mittlere maximale Tiefe sowie die 2001) sehr hohe Dichten von mehr als 4000 Sömmerlingen innere Kolmation und je höher der Variationskoeffizient der pro Hektar. Dies verdeutlicht nochmals, dass die Situation mittleren maximalen Tiefe, der Anteil der Riffleflächen sowie der Naturverlaichung hier als sehr gut einzustufen ist. Diese der Anteil der Bachforellen >0+, desto höher ist die Söm- Gewässer weisen mittlere Breiten von 0,8–4,9 m auf, der merlingsdichte. Diese Parameter waren die bestimmenden Anteil von Riffles und Glides beträgt durchschnittlich 81%, Grössen in den als statistisch signifikant (p <0,05) ausge- jener der Pools 19%. Die Fische waren mit Ausnahme einer wiesenen Hauptkomponenten. Mit diesem Modell konnten Strecke PKD-frei, mögliche Abwasserbelastungen waren 79% der Varianz der Sömmerlingsdichten erklärt werden. in drei dieser Strecken gegeben. Die Gesamtbachforellen- Verbauungsgrad und Abwasserbelastung zeigten in den dichte und die Gesamtbiomasse betrugen im Durchschnitt multivariaten Auswertungen keinen signifikanten Einfluss. 10 645 Ind./ha beziehungsweise 220 kg/ha. Univariat betrachtet ist jedoch erkennbar, dass Gewässer Für die La Houille in den Ardennen (Belgien) wurde gezeigt, mit diesbezüglich stark zunehmenden Gradienten in Fliess- dass mit geschätzten mittleren Sömmerlingsdichten von richtung eine Abnahme der Sömmerlingsdichte aufweisen. 250 Ind./ha die Bachforellenpopulation 16 Jahre lang relativ Gewässer ohne zunehmende Verbauung aber ebenfalls mit stabil blieb (mittlere Biomasse 69 kg/ha) [18]. Der Ruisseau abnehmender Sömmerlingsdichte sind durch eine markante d’Hauval (Ardennen) wies acht Jahre lang eine mittlere Bio- Zunahme der Breite charakterisiert, so dass die höheren masse von 107 kg/ha bei einer geschätzten mittleren Söm- Sömmerlingsdichten in den kleineren Oberläufen vorzufin- merlingsdichte von circa 1200 Ind./ha auf. Diese Zahlen be- den sind. Gewässer mit einem im Längsverlauf ähnlichen legen, dass langfristig auch mit relativ geringen bis mässigen Charakter weisen generell geringe Dichten auf. Sömmerlingsdichten mittlere (>60 kg/ha) bis gute Bachforel- Die Sömmerlingsstudie zeigte, dass die natürliche Fort- lenpopulationen (>100 kg/ha Biomasse) erhalten werden pflanzung in vielen Gewässern gut funktioniert und dass die können. Die in der Studie untersuchten Gewässer der Arden- natürlich produzierten Fische einen wichtigen Beitrag zum nen sind bezüglich Dimension und Abfluss mit denen der Aufbau der Population leisten. Sömmerlingsstudie durchaus vergleichbar. In den insgesamt 16 Strecken mit positivem PKD-Befund Unter Einbeziehung dieser beiden Studien kann für die lagen die Sömmerlingsdichten in zwölf Strecken deutlich Bäche der Sömmerlingsstudie davon ausgegangen werden, unterhalb von 1000 Ind./ha, in vier Strecken zwischen 1160– dass mit 1000 Sömmerlingen pro Hektar ein ausreichendes 4306 Ind./ha (siehe Hypothese «Gesundheit»). Alle PKD- Reproduktionspotenzial vorhanden ist. Für kleinere Bäche positiven Strecken lagen unterhalb von Kläranlagen oder mit sehr guten Fortpflanzungsmöglichkeiten (hot spots) sind waren mit Strecken vernetzt, in denen PKD vorhanden war. allerdings erst höhere Dichten (circa ab 3000 Sömmerlingen pro Hektar) als gut einzustufen. Studie im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees [19] Multivariate statistische Analysen (Hauptkomponenten- Von 61 quantitativ befischten Strecken lagen 35 unterhalb analyse) unter Einbeziehung zahlreicher abiotischer und bio- einer Meereshöhe von 1000 m (Abbildung 5.2.4). Strecken tischer Parameter führten für die beprobten Gewässer der oberhalb 1000 m wurden hier nicht betrachtet, da sie aus

3000 2787 6618

2500 5763 2064 1965 2000 1957

1500 1325

1000 1020 658 531 408 Sömmerlingsdichte [Ind./ha] 500 325 313 159 119 109 88 77 42 40 32 16 15 12 8 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Lauibach 40 Lauibach 41 Kleine Melchaa 19 Kleine Melchaa 20 Melchaa 32 Grosse Sarner Aa 57 25 Schliere Grosse 26 Schliere Grosse Melbach 39 Sarner Aa 58 Isitalerbach 12 Muota 29 Kleine Melchaa 18 Reuss 28 Steiner Aa 14 Giessen UR 43 Chli Schlierli 35 Reuss 51 Gerisbach 21 Aa 56 Engelberger Reuss 52 Reuss 27 Gerisbach 22 Mülibach 47 Melchaa 31 Grosse Mülibach 46 Würzenbach 61 Steiner Aa 15 Würzenbach 60 Mülibach 45 Chlausenbach 33 Chlausenbach 34 Aa 55 Engelberger Mülibach 44 42 Chlostergraben Gewässerstrecke (n = 35) Abb. 5.2.4: Sömmerlingsdichten in den Zubringern des Vierwaldstättersees (<1000 m ü.M.). Die verschiedenen Untersuchungsstandorte sind mit Nummern hinter den Gewässernamen bezeichnet.

28 Fischnetz-Schlussbericht nachwachsende Fische

der Perspektive des Fangrückganges nicht relevant sind. Der 2000

Mittelwert der naturverlaichten Sömmerlinge in diesen Stre- 2156 2995 cken betrug 756 Ind./ha (Bereich 0–6618, der Wert 0 wurde 1600 1556 an neun Stellen beobachtet). Circa 50% der Strecken waren 1200 1216 1013 verbaut oder Restwasserstrecken. Ein Wert von mehr als 800 1000 Sömmerlingen pro Hektar wurde in acht Strecken erreicht (also in rund einem Viertel der Fälle), der Wert von 400 332 157 146 123 84 72 70 48 40 29 24 20 mehr als 2000 Sömmerlingen in vier Strecken. Es handelte Sömmerlingsdichte [Ind./ha] 0 E3 LBK1 LBK2 LBK3 N1 N2 N3 V1 V2 V3 sich dabei zu gleichen Anteilen um morphologisch wenig Gewässerstrecken oder aber stark beeinträchtigte Gewässerstrecken. Die Rest- August 2002 Okt.– Dez. 2002 wasserstrecken wiesen mit Ausnahme einer Strecke generell Sömmerlingsdichten von mehr als 1000 Ind./ha auf. Abb. 5.2.5: Sömmerlingsdichten in den quantitativ befischten Bei einem Vergleich dieser Ergebnisse mit jenen der Söm- Teststrecken der Testgebiete Emme (E 3), Liechtensteiner Binnen- kanal (LBK 1–LBK 3), Necker (N 1–N 3) und Venoge (V 1–V 3). In der merlingsstudie muss in Betracht gezogen werden, dass Venoge konnten aufgrund von widrigen Abflussverhältnissen im diese Zuflüsse zum Vierwaldstättersee in den Voralpen liegen Herbst 2002 keine Befischungen durchgeführt werden. und naturgemäss geringere Sömmerlingsdichten aufweisen als Gewässer im Mittelland beziehungsweise Jura. Liechtensteiner Binnenkanal (LBK): Die Bachforelle nahm Weitere Gewässer in den stark verbauten Untersuchungsstrecken (LBK 1+ Im Zuge des Fischnetzprojektes Testgebiete fanden in den LBK 2) an der insgesamt sehr hohen Fischdichte nur einen vier Gewässern Emme (BE), Liechtensteiner Binnenkanal geringen Anteil ein. Sömmerlinge konnten nur in sehr gerin- (LBK, Fürstentum Liechtenstein), Necker (SG) und Venoge ger Dichte festgestellt werden, während die Regenbogen- (VD) quantitative Fischbestandesaufnahmen und Lebens- forelle die dominante Fischart war. In der Referenzstrecke raumcharakterisierungen statt [20]. Es wurden jeweils drei (LBK 3) setzte sich der Fischbestand vorwiegend aus Bach- Teststrecken im Längsverlauf beprobt, wobei die oberste forellen zusammen. Die Population war dort gut strukturiert Strecke als Referenz bezüglich Lebensraum und Wasser- und wies sowohl eine hohe Sömmerlingsdichte als auch qualität diente. In allen Gewässern lag gemäss den Fisch- einen hohen Sömmerlingsanteil auf. fangstatistiken ein Rückgang der Bachforellenfänge vor. Für Necker: Im Necker liegen zum Grossteil natürliche mor- die Projektdauer von zwei Jahren (2002 und 2003) wurde in phologische Verhältnisse vor. Die Sömmerlingsdichte war LBK, Necker und Venoge auf Fischbesatz verzichtet. In der vor allem in der untersten Strecke gering, der Anteil an der Emme waren mögliche Beeinflussungen der Ergebnisse Gesamtpopulation war mit 44 beziehungsweise 39% jedoch durch Besatz aufgrund der Pufferzonen rund um die Test- relativ hoch und weist auf eine funktionierende natürliche strecken gering, zudem fand auch hier oberhalb der Refe- Reproduktion hin. Die Bachforellenbestände waren in den renzstelle kein Besatz statt. Nach zwei Befischungsterminen beiden unteren Strecken gering (N 2, 31–38 kg/ha) bis sehr im Jahr 2002 können zu den einzelnen Gewässern folgende gering (N 1, 6–12 kg/ha). In der Referenzstrecke war unter Aussagen gemacht werden (Abbildung 5.2.5): Berücksichtigung des Gefälles und der Höhenlage ein relativ Emme: Die beiden unteren Teststrecken in der Emme guter Bachforellenbestand vorhanden. Sömmerlinge konn- sind durch starke Beeinträchtigungen des Lebensraumes in ten nur vereinzelt gefangen werden, Inkubationsversuche mit Form von Uferverbauungen, Unterbrechungen des Längs- ausgesetzten Eiern zeigten nur in der Referenzstrecke (N 3) kontinuums, teilweise massive Wasserausleitungen und Ab- sehr hohe Überlebensraten. Für den Necker muss die Hypo- wasserbelastungen gekennzeichnet. Der Fischbestand ist these «verschiedene Faktoren» geprüft werden. Dies ist extrem gering. Aufgrund der Datenlage kann keine Aussage jedoch erst nach Abschluss der Felduntersuchungen in den zum Sömmerlingsaufkommen gemacht werden, es ist je- Testgebieten möglich. doch anzunehmen, dass die natürliche Reproduktion der Venoge: In der Venoge konnten in allen drei Untersu- Bachforelle, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Ausmass chungsstrecken hohe Bachforellensömmerlingsdichten fest- erfolgreich ist. In der Referenzstrecke (E 3) waren die Bach- gestellt werden. Im Gegensatz zur Referenzstrecke (V 3), forellendichten (>0+)mässig, die Sömmerlingsdichten gering, wo die Bachforellenpopulation eine gut ausgeprägte Alters- die Sömmerlingskohorte mit einem Anteil von 10 (August strukturierung zeigte, waren weiter unterhalb (V 1 und V 2) 2002) beziehungsweise 22% (November 2002) des Gesamt- nahezu ausschliesslich Sömmerlinge – möglicherweise bestandes deutet jedoch auf eine funktionierende Naturver- Nachkommen von Seeforellen – vorhanden. Die Gesamtbio- laichung hin. Allerdings ist möglich, dass vor dem Zeitpunkt masse war in diesen Bereichen gering. der Sömmerlingsbefischungen bereits eine Abwanderung Wiggersystem: In der Wigger bei Schötz wurden seit 1999 aus den Laichgebieten erfolgte. erneut quantitative Abfischungen durchgeführt, um sie mit

29 nachwachsende Fische Fischnetz-Schlussbericht

einer Datenreihe aus den Jahren von 1981–1984 zu ver- Seitenbäche – sie sind im Sommer bis zu 5 °C kälter als der gleichen [21]. Hauptfluss – weisen in Sommerabfischungen hingegen eine In den Seitenbächen Rykenbach und Rotbach (untersucht auffallend gute Dichte an Bachforellen auf (bis 50 Bach- in der Sömmerlingsstudie) liessen sich bislang keine, im forellen/100 m Fliessstrecke, eigene Beobachtungen [23, 24]. Oberlauf der Buechwigger geringe Probleme mit dem Nach- wuchs der Jungfische erkennen. Die Dichte der naturver- 5.2.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten laichten Sömmerlinge in der Buechwigger betrug im Jahre Basierend auf den Befischungsdaten 2002 konnten für Ve- 2000 577 Ind./ha, im Jahre 2002 410 Sömmerlinge pro Hek- noge sowie für die Referenzstrecken vom Necker, der Emme tar. Dies entspricht ungefähr dem in den Jahren 1981–1983 und des Liechtensteiner Binnenkanals eine erfolgreiche festgestellten tiefsten Wert. Es liegen hier allerdings leichte Naturverlaichung nachgewiesen werden. Die Sömmerlings- bauliche Veränderungen im Bereich der Teststrecke vor. Die dichten waren zum Teil sehr hoch (LBK 3, V1–3). In der Refe- mittlere Biomasse der Buechwigger hat sich heute gegen- renzstrecke des Neckers konnten zwar keine hohen 0+-Dich- über früher geringfügig verändert: Von 1981–1983 lag sie ten festgestellt werden, Inkubationsversuche zeigten hier bei 128 kg/ha, von 1999–2002 bei 93 kg/ha. Allerdings muss allerdings, dass hohe Überlebensraten der Eier bis zum berücksichtigt werden, dass durch das extreme Hochwasser Augenpunktstadium gegeben sind. In den unteren beiden im Jahr 1999 der gesamte Jahrgang 1999 vernichtet wurde. stark verbauten und zum Teil chemisch belasteten Strecken In der Enziwigger war die Sömmerlingsdichte im Oberlauf der Emme und des Liechtensteiner Binnenkanals lagen ge- mit circa 2500 Ind./ha im Jahr 2001 recht hoch und in der nerell geringe bis sehr geringe Bachforellendichten vor. Es Fliessrichtung stark abnehmend, was vor allem auf die zu- konnten nur wenige Sömmerlinge gefangen werden. In die- nehmende Gewässerverbauung zurückzuführen ist [16]. sen Gewässerbereichen liegt also ein Defizit an nachwach- In dem Hauptfluss Wigger ist aufgrund der starken Kolma- senden Bachforellen vor. Die Populationen in den Oberläufen tion die natürliche Reproduktion der Bachforelle praktisch der Gewässer sind intakt, gravierende Probleme treten erst nicht möglich. in den Mittel- und Unterläufen auf. Zusammenfassend betrachtet bestehen im Hauptfluss In den Gewässern der Sömmerlingsstudie wurden die Er- demzufolge massive Reproduktionsdefizite, die Seitenbäche wartungen bezüglich des Vorkommens von Sömmerlingen scheinen hingegen nicht von Veränderungen betroffen zu bei weitem übertroffen. In mehr als 50% der befischten sein, die Oberläufe (Enziwigger und Buechwigger) kaum oder Strecken kann die Sömmerlingsdichte als ausreichend für höchstens in einem geringeren Ausmass. eine natürliche Aufrechterhaltung der Population betrachtet Die Zahlen aus dem Wiggersystem zeigen, dass ein Haupt- werden. Diese Resultate bestätigen die hohe Bedeutung der gewässer – ähnlich oder meist deutlicher als im Scorff – kleinen Gewässer für die natürliche Reproduktion. Es ist da- für die Reproduktion von untergeordneter Bedeutung ist. Die von auszugehen, dass in diesen Gewässertypen (Oberläufe Seitenbäche und Gewässeroberläufe sind jedoch die «hot und Seitenbäche) in der Schweiz keine wesentlichen Repro- spots» für die Naturverlaichung. duktionsprobleme vorhanden sind. Eine zahlenmässige Ab- Rhone: Die Untersuchungen im Rhone- Projekt der nahme dieser kleinen Seitengewässer ist jedoch gegeben EAWAG/WSL ergaben, dass die Rhone als Hauptfluss für die (siehe Hypothese «Lebensraum»). Gewässer(strecken) mit natürliche Reproduktion praktisch keine Bedeutung hat. Nur beobachtetem Fangrückgang (38 von 97 Strecken) wiesen im Pfynwald und direkt unterhalb davon konnten naturver- sowohl hohe als auch geringe Sömmerlingsdichten auf, ein laichte Brütlinge in geringen Dichten nachgewiesen werden. diesbezüglicher Zusammenhang ist nicht erkennbar. Untersuchungen in den Seitengewässern der Rhone zeigten, Populationen mit geringen Individuendichten spiegeln die dass auch dort die natürliche Reproduktion nur eine gerin- Effekte von dichteunabhängigen Faktoren wider [25]. So ist ge Bedeutung aufweist [22]. Von 21 befischten Gewässern die Wasserqualität ein typisches Beispiel für einen dichte- waren nur in zehn Gewässern Brütlinge vorhanden, in sieben unabhängigen Faktor, der das Überleben von Larven be- davon nur in geringen Dichten. Die Situation an der Rhone einflusst [26]. Weil diese Auswirkungen anfänglich oft als und in ihren Seitengewässern ist daher als sehr problema- Gesundheitsbeeinträchtigungen auftreten, wurden in den tisch einzustufen. Sömmerlingsbächen und Testgebieten auch Fischgesund- Thur: Die bisherigen Abfischungen im Rahmen des Rhone- heitsuntersuchungen durchgeführt (siehe Hypothese «Ge- Thur Projekts zeigen, dass die Thur im Mittel- und Unterlauf sundheit»). als Hauptgewässer für die natürliche Reproduktion der In vielen Populationen befindet sich ein grosser Anteil der Bachforelle nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dies Individuen regelmässig in so genannten Sink-Habitaten, in ist allerdings nicht überraschend, da die Thur als Äschenge- denen die Reproduktion unzureichend ist. Populationen kön- wässer (Mittellauf) und Äschen-Barben-Gewässer (Unterlauf) nen in solchen Habitaten nur fortbestehen, indem sie durch einzustufen ist. In diesen Abschnitten werden hohe Sommer- kontinuierliche Immigration von benachbarten produktive- temperaturen von mehr als 25 °C erreicht. Die einmündenden ren Source-Habitaten aufrechterhalten werden. Ein Source-

30 Fischnetz-Schlussbericht nachwachsende Fische

Habitat ist ein Habitat, das über eine lange Zeitperiode produktionskapazität der Oberläufe und Seitengewässer (beispielsweise über mehrere Generationen) keine grosse sogar relativ gross ist. Ein Problem besteht allerdings in den Änderung in der Populationsgrösse zeigt, aber dennoch morphologisch und/oder hydrologisch sehr stark beeinträch- Individuen «exportiert». Sink-Habitate können sehr grosse tigten Gewässern (Rhone, Thur, Wigger, Gewässer des Ein- Populationen aufweisen, trotz der offensichtlichen Tatsache, zugsgebietes des Vierwaldstättersees) sowie in den Mittel- dass die Sink-Population verschwindet, wenn keine Immi- und Unterläufen vieler Flüsse. Die nur in geringem Ausmass granten mehr nachkommen [27]. Aufgrund ihrer Mobilität vorhandene Längsvernetzung verschärft diese Situation. Ein können Fische durch Verteilung auf verschiedene Habitate kausaler Zusammenhang mit dem seit 1980 festgestellten ihre Reproduktions- und Mortalitätsraten zu einem gewissen Fangrückgang ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht zu Ausmass kontrollieren [28]. Voraussetzung dafür ist eine beweisen. Die Vernetzung der Kleinbäche verschlechterte uneingeschränkte Ausbreitungsmöglichkeit: Oberläufe und sich in diesem Zeitabschnitt tendenziell (siehe Hypothese Seitenbäche können ihre Rolle als Source-Habitat nur spie- «Lebensraum»). len, wenn sie longitudinal (nach oben und unten) vernetzt In den Strecken der Sömmerlingsstudie weisen circa zwei sind. Diesbezüglich bestehen in schweizerischen Gewässern Drittel der Untersuchungsstrecken keine erkennbaren oder erhebliche Mängel (siehe Hypothese «Lebensraum»). Viele nur lokale Verbauungsmassnahmen auf und bilden somit Seitengewässer sind für aufwandernde Laichtiere nicht eine gute Basis für die natürliche Reproduktion. mehr erreichbar, weil beispielsweise durch Verbauungen Diese Hypothese trifft aufgrund der vorliegenden Daten oder einer Eintiefung des Hauptgewässers eine Mündungs- und den in der Literatur angegebenen Werten für Söm- barriere entstanden ist. merlingsdichten für die kleinen und mittleren Gewässer nur Die Beobachtungen in den Mittel- und Unterläufen eingeschränkt zu. Für grössere Gewässer ist hingegen wahr- schweizerischer Gewässer deuten auf Probleme mit der scheinlich, dass wesentliche Einschränkungen bei der Abun- Jungfischdichte hin. Wichtige Forellengewässer wie die danz der Sömmerlinge bestehen. Necker, Emme sowie die Emme, der Liechtensteiner Binnenkanal, der Necker und die Wigger weisen klar darauf hin. Wigger weisen nur geringe Dichten juveniler Fische in den Mittel- und/oder Unterläufen auf. 5.2.5 Massnahmen In den Zuflüssen zum Vierwaldstättersee liegen zum über- Massnahmen zu Verbesserung der Fangerträge wiegenden Teil geringe Sömmerlingsdichten vor. Von 35 Ge- und der Gewässerqualität wässerstrecken weisen 27 zum Grossteil bedeutend weniger Vernetzung der Seitengewässer und der Gewässerober- als 1000 0+-Bachforellen pro Hektar auf. Circa die Hälfte der läufe: Herstellung der Durchwanderbarkeit: Gewährleistung Untersuchungsstrecken ist morphologisch und/oder hydro- der Aufwanderung für adulte Fische sowie der Abwanderung logisch stark beeinträchtigt. Im Vergleich zu Mittelland- und für Jungfische. Entgegenwirken der Tiefenerosion der Ge- Juragewässern ist in den Voralpen im Allgemeinen aufgrund wässer, weil diese zu einer Abkopplung der Seitengewässer der geringeren Produktivität mit geringeren Fischbeständen führt. Tiefenerosion wird durch eine Sanierung des Geschie- zu rechnen. Die hier festgestellten geringen Sömmerlings- behaushaltes sowie durch den Bau von Aufweitungen ver- dichten deuten jedoch darauf hin, dass es zu wenig hindert. Fischnachwuchs gibt. Herstellen der strukturellen Vielfalt in den Gewässern: Ein ausgewogener Wechsel zwischen Pools und Riffles erhöht 5.2.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen die Dichte der Jungfische und der adulten Tiere. Vielfältige Den kleinen Gewässern (Seitenbächen und Oberläufen mit Lebensräume sind zu schützen, monotone Gewässer sollten einer Breite bis circa 3 m) kommt für die natürliche Repro- revitalisiert werden. Im Gewässer belassenes Totholz wird duktion der Bachforelle eine Schlüsselrolle zu. Damit sich von Jungfischen gern als Unterstand benutzt. fortpflanzende Bachforellen in diese Seitengewässer ein- Wiederherstellung des Uferrandstreifens: Uferrandstreifen wandern können, muss die Vernetzung der Gewässer funk- tragen wesentlich zur Strukturierung des Gewässers bei und tionieren. Dies ist in sehr vielen Gewässern nicht der Fall vergrössern den Lebensraum für Jungfische. (beispielsweise Töss Oberlauf [29], Sitter [30]) und ist eines der wichtigsten Defizite unserer Gewässer. Die Situation wird Forschungsbedarf sich künftig eher noch verschlimmern, da die Eintiefung der Langjähriges Bestandesmonitoring mit speziellem Fokus Hauptgewässer aufgrund des anhaltenden Geschieberück- auf die Sömmerlinge in Gewässern, die nicht mit Jungfischen halts in den Zubringern weiter fortschreiten wird. besetzt werden. Die Resultate der Sömmerlingsstudie deuten nicht darauf hin, dass es in den untersuchten kleinen Gewässern an 5.2.6 Literaturnachweis natürlicher Reproduktion der Fische fehlt. Erfahrungen aus [1] Elliott JM (1994) Quantitative ecology and the brown trout. Oxford den Testgebieten und aus der Wigger zeigen, dass die Re- University Press, Oxford. pp. 286.

31 nachwachsende Fische Fischnetz-Schlussbericht

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[20] Schager E (2003) Zwischenbericht Testgebiete – Fischbestand & Lebensraum. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 74.

[21] Peter A (in Vorbereitung) Bachforellenpopulationen im Wigger- system.

[22] Küttel S (2001) Bedeutung der Seitengewässer der Rhone für die natürliche Reproduktion der Bachforelle und Diversität der Fisch- fauna im Wallis. Diplomarbeit, ETH, Zürich, pp. 68.

32 hohe Temperatur

Nahrung für Brütlingsbesatz Bachforellen

PKD-Auftreten Konditions- faktor

PKD-Mortalität

«natürliche» Mortalität

Wachstumsrate histologische Wertung

Sömmerlingsdichte

5.3 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat a) einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Fische und somit ihrer Fitness, b) von Gesundheitsschäden, welche zum vorzeitigen Tod von Fischen führen

Zusammenfassung Ausbruch der PKD, der mit hohen Mortalitäten verbunden Diese Hypothese untersucht die Frage, ob sich der Gesund- sein kann. Besonders die Sömmerlinge sind betroffen; ent- heitszustand von Forellen aus Schweizer Fliessgewässern sprechend wurden in der Sömmerlingsstudie in PKD-befal- verschlechtert hat und ob dies mit dem Fangrückgang in lenen Gewässern signifikant niedrigere Sömmerlingsdichten einem Zusammenhang steht. Für diese Fragestellung wur- beobachtet. Weiterhin besteht, wie die Auswertung der den Ergebnisse sowohl zu infektiösen Krankheiten wie zum Fangdaten aus fünf Kantonen zeigte, eine signifikante nega- allgemeinen Gesundheitszustand ausgewertet. tive Korrelation zwischen der PKD-Präsenz in einem Gewäs- Unter den infektiös bedingten Erkrankungen ist vor allem ser und dem Fang (ausgedrückt als «catch per unit effort», die proliferative Nierenkrankheit («proliferative kidney dis- CPUE). Die vorhandenen Befunde zeigen, dass die PKD ein ease», PKD) der Bachforellen auffällig, sie tritt gehäuft in Faktor ist, der die Bachforellenbestände auf regionaler oder Gewässern des Mittellandes auf. Der Krankheitsverlauf ist gar nationaler Ebene beeinträchtigen kann. Es wird daher von der Temperatur abhängig: Überschreiten die mittleren empfohlen, die Überwachung des PKD-Status von Bach- Tagestemperaturen einen Wert von 15 °C über einen Zeit- forellenpopulationen in Schweizer Gewässern fortzusetzen raum von zwei bis vier Wochen, kommt es zum klinischen sowie Massnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbrei- tung der Krankheit zu verhindern.

Abb. 5.3.1: Die Nahrung und die Wasserqualität bestimmen den Der allgemeine Gesundheitszustand von Fischen kann allgemeinen Gesundheitszustand der Fische, der im Wahrschein- über Parameter wie den Konditionsfaktor oder Organver- lichkeitsnetzwerk (siehe Kapitel 5.13) in Konditionsfaktor und änderungen festgestellt werden. Histopathologische Unter- histologische Wertung aufgeteilt ist. Die Wasserqualität ist auch mit dem Auftreten der Nierenkrankheit PKD verknüpft, die bei suchungen an der Leber von Bachforellen zeigten, dass erhöhten Temperaturen zu hoher Sterblichkeit führt. an insgesamt 57% von 113 untersuchten Standorten in der

33 Gesundheit Fischnetz-Schlussbericht

Schweiz mittlere bis hochgradige Leberveränderungen vor- gene führen zu relativ spezifischen Krankheitssymptomen lagen. Bezogen auf die Zahl der untersuchten Tiere zeigten und lassen sich mittels spezifischer Diagnoseverfahren 47% (von insgesamt 566 Bachforellen) mittlere bis hoch- nachweisen. Mit dem Nachweis des pathogenen Erregers gradige Leberveränderungen. Inwieweit diese Ergebnisse ist in der Regel auch die Ursache der Erkrankung geklärt. repräsentativ für die untersuchten Gewässer beziehungs- Schwieriger ist die Bewertung von Gesundheitsveränderun- weise Gewässereinzugsgebiete sind, ist jedoch eine offene gen, bei denen keine infektiöse Ursache vorliegt. Für einige Frage. Eine Korrelation zwischen dem allgemeinen Gesund- Umweltstressoren, beispielsweise bestimmte Schadstoff- heitszustand und ARA-Einleitungen konnte in Einzelfällen, gruppen, gibt es spezifische Indikatoren, die eine Exposition aber nicht generell aufgezeigt werden. Beeinträchtigungen des Fisches an diese Faktoren und/oder eine Wirkung dieser des allgemeinen Gesundheitszustandes der Fische scheinen Faktoren auf den Fisch anzeigen [8]. Als Beispiel für einen mehrheitlich ein auf lokaler Ebene auftretendes Problem zu derartigen Indikator oder Biomarker sei das Enzym 7-Ethoxy- sein. Massnahmen zur Förderung des Gesundheitszustan- resorufin-O-Deethylase (EROD) genannt: erhöhte EROD- des der Fische müssen daher standortspezifisch sein. Enzymaktivitäten in der Leber von Fischen zeigen eine Be- lastung mit Dioxinen, Furanen, polychlorierten Biphenylen 5.3.1 Einleitung und Fragestellung oder polyaromatischen Kohlenwasserstoffen an [9]. Häufig Im Rahmen von Fischnetz ist die Frage nach Beeinträchti- sind die Symptome jedoch nicht oder nur bedingt spezifisch gungen des Gesundheitszustandes von Fischen in zweierlei für den auslösenden Faktor, beispielsweise kann eine redu- Hinsicht von Bedeutung: zierte Kondition gleichermassen durch ein schlechtes Nah- Veränderungen in Gesundheitsparametern können ein rungsangebot wie durch eine Belastung mit toxischen Stof- Indikator für die Qualität des Lebensraums sein und damit fen bedingt sein. Mit Hilfe von (statistischen) Korrelationen Hinweise auf Ursachen für einen Bestandes- beziehungs- kann versucht werden, eine Beziehung zwischen Umwelt- weise Fangrückgang geben. faktor und Gesundheitszustand des Fisches herzustellen. Eine Beeinträchtigung der Fischgesundheit kann sich auf Problematisch ist dabei, dass die Ursache-Wirkungs-Bezie- Überleben, Wachstum und Fortpflanzung der Individuen hung von zahlreichen Faktoren abhängt, so beispielsweise auswirken und darüber den Fischbestand beziehungsweise von der zeitlichen Dimension (wie lange braucht es, bis -fang nachteilig beeinflussen. Gesundheitsschäden manifest werden?), Nachteilige Veränderungen der Gesundheit entstehen aus von der Dosis-Dimension (was ist der natürliche Schwan- der Interaktion zwischen einem schädlichen Stimulus und kungsbereich der gemessenen Gesundheitsparameter; wel- dem biologischen System. Der schädliche Stimulus kann che Schwellenwerte müssen erreicht werden, damit Schä- ein pathogener Erreger sein, der zur Ausbildung einer spe- den am Organismus manifest werden?), zifischen Krankheit führt. Im Rahmen der Fischnetz-Unter- vom Einfluss von Störgrössen («confounding factors»), die suchungen steht hier die proliferative Nierenerkrankung einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen überlagern und (PKD) im Vordergrund. Der schädliche Stimulus kann jedoch modifizieren und dadurch die Diagnose erschweren. auch ein nichtinfektiöser Umweltstressor sein. Beispielswei- Die Aufklärung der Ursachen von Gesundheitsverände- se können eine schlechte Wasserqualität, toxische Substan- rungen bei Fischpopulationen wird im Freiland dadurch zen, erhöhte Temperaturen, hohe Schwebstoffgehalte oder erschwert, dass die Fische in ihrem natürlichen Lebensraum unzureichendes Nahrungsangebot den Gesundheitszustand multiplen Faktoren ausgesetzt sind, so dass eine nachteilige von Fischen nachteilig verändern. Veränderung des Gesundheitszustandes meist auf eine Zur Beschreibung des Gesundheitsstatus von Fischen Kombination verschiedener Stressoren zurückzuführen ist. werden eine Reihe unterschiedlicher Messgrössen genutzt. Ähnlich schwierig wie die Suche nach den Ursachen einer Vielfach verwendete, integrative Parameter zur Erfassung Gesundheitsveränderung kann sich die Frage nach den Kon- des Gesundheitszustandes sind: Wachstum, relative Organ- sequenzen für die Fischpopulation erweisen. In der Regel ist indices (Organgewicht im Verhältnis zum Körpergewicht), es nicht möglich, das Ausmass einer beobachteten Gesund- histologische Veränderungen von Organen, biochemische heitsveränderung, beispielsweise einer histopathologischen Kenngrössen wie beispielsweise der Gehalt an Energiereser- Organveränderung, unmittelbar und deterministisch in eine ven oder Serumparameter wie beispielsweise Stresshormon- erhöhte Mortalitätsrate oder eine reduzierte Wachstums- Gehalte [1–6]. Vielfach werden auch Kombinationen solcher leistung zu «übersetzen». Ob und in welchem Masse die Einzelparameter eingesetzt, beispielsweise in dem von Gesundheitsveränderung die Fitness des Individuums und Adams [7] vorgeschlagenen «health assessment index». der Population beeinflusst, hängt von vielen Faktoren ab, Wenn bei Fischen eine nachteilige Veränderung des Ge- unter anderem von der Adaptationsfähigkeit des einzelnen sundheitszustandes beobachtet wird, stellt sich die Frage Fisches, der Einwirkung von zusätzlichen Stressoren und nach den Ursachen. Hierbei muss zwischen infektiösen und kompensatorischen Prozessen auf der Populationsebene. nichtinfektiösen Krankheiten unterschieden werden. Patho- In der Literatur gibt es eine Reihe von Berichten über Zu-

34 Fischnetz-Schlussbericht Gesundheit

sammenhänge zwischen Fischgesundheit und Änderungen den Gesundheitsveränderungen möglicherweise einherge- im Fischbestand, insbesondere im Hinblick auf eine Ver- henden Veränderungen des Fischbestandes untersuchten. schlechterung der Wasserqualität. Beispielsweise wurde in Der Frage nach den Ursachen wird in dieser Hypothese einer Reihe von skandinavischen und kanadischen Studien nur eingeschränkt nachgegangen. Im Falle von infektiösen gezeigt, dass Fische aus Vorflutern von Papierfabrik-Abwas- Krankheiten ist die Ursachenfrage klar und muss nicht wei- sern unter physiologischem Stress stehen, und dass dies ter erörtert werden. Im Falle von anderen, nichtinfektiösen assoziiert mit Störungen in Entwicklung, Reproduktion und Faktoren erlaubt die vorhandene Datenlage in der Regel kei- Populationsstruktur war [6, 10, 11]. Bei Lachsen aus der Ost- ne tiefergehende Analyse. Daher wird lediglich am Beispiel see wurde ein Zusammenhang zwischen pathologischen der ARA-Einleitungen eine vorläufige Analyse zur Beziehung Veränderungen der frühen Lebensstadien und einem Rück- zwischen Abwassereinleitungen und Fischgesundheit durch- gang der Population beobachtet [12]. Für das Gewässer- geführt. system der Oak Ridge Reservation in den USA wurde eine Korrelation zwischen nachteiligen Veränderungen in einer 5.3.2 Befunde in der Schweiz Reihe von Gesundheitsparametern der Fische und einer Ver- Im Rahmen der an Fischen aus Schweizer Gewässern durch- armung der Fischgemeinschaft berichtet [13, 14]. Negative geführten Untersuchungen wurden folgende Parameter er- Korrelationen zwischen Gesundheitsindikatoren von Fischen fasst, die Hinweise zum Gesundheitszustand der Fische und der Speziesdiversität wurden auch von Schlenk et al. erbringen: Nachweis infektiöser Krankheiten, speziell von [15] in einer Studie an kanadischen Flüssen beschrieben. Die Furunkulose, Viruskrankheiten [22] und PKD (Teilprojekte VALIMAR-Studie, die zwei chemisch unterschiedlich stark 99/01, 99/16, 00/02, 00/09, 00/12, 01/04, 01/12, 01/23); belastete Gewässer in Süddeutschland untersuchte, fand in Körper- und Organindices (TP 99/16, 99/17, 99/19, 99/36, jenem Gewässer, in dem die Bachforellen den schlechteren 00/06, 00/09, 01/19, 02/02); histopathologische Parameter Gesundheitszustand aufwiesen, auch einen geringeren Be- (TP 99/02, 99/03, 99/04, 99/16, 99/17, 99/36, 00/06, 00/09, stand und einen schlechteren Altersaufbau der Forellen- 00/17, 00/19, 01/19, 01/24, 01/26, 02/02); biochemische population [16, 17]. Es muss allerdings betont werden, dass Parameter wie beispielsweise EROD-Aktivität (TP 99/03, die Mehrzahl der publizierten Studien lediglich Korrelationen 99/16, 00/06) und immunologische Parameter (TP 99/17). und keine Kausalbeweise für den Zusammenhang zwischen Eine über einzelne, lokale Studien hinausreichende Daten- Fischgesundheit und Fischbestand anbieten. Zudem existie- basis liegt lediglich für die PKD und für die Histopathologie ren Arbeiten, die keine Korrelationen zwischen Gesundheits- vor. Die Daten zur PKD und zur Histologie wurden zudem parametern und Populationsparametern von Fischen fanden einheitlich von einer Arbeitsgruppe (Zentrum für Fisch- und [18, 19] und damit darauf hinweisen, dass individuelle Ge- Wildtiermedizin, FIWI) erhoben, was eine Abweichung durch sundheitsparameter nicht in jedem Fall Indikatoren für den eine unterschiedliche Bearbeitung ausschliesst. Die folgen- Populationszustand sind. den Ausführungen zum Gesundheitszustand von Bachforel- Im Falle von infektiösen Erkrankungen sind die Auswirkun- len aus Schweizer Gewässern konzentrieren sich daher auf gen auf den Fischbestand wesentlich von der Pathogenität die beiden Parameter «PKD» und «Organpathologien». Nicht des Erregers sowie von Umweltfaktoren abhängig, die eine diskutiert werden dagegen die Befunde zu Furunkulose, Infektion verstärken oder abschwächen können. So ist bei- Viruskrankheiten, Körper- und Organindices, Biochemie und spielsweise die Furunkulose eine Erkrankung, die im Freiland Immunologie, da hierzu vergleichsweise wenige Daten aus offensichtlich eher geringe Verluste auslöst, während der wenigen Gewässersystemen vorliegen, die nur bedingt Erreger der Drehkrankheit – Myxosoma cerebralis – zu hohen Rückschlüsse auf die generelle Situation in der Schweiz Verlusten bei Forellenpopulationen in Nordamerika führte erlauben. [20]. Ein Beispiel für den Einfluss von Umweltfaktoren ist die PKD, bei der die krankheitsbedingten Mortalitäten direkt von Die proliferative Nierenkrankheit (PKD) der Wassertemperatur abhängen [21]. Pathogene, die bei Bachforellen aus Schweizer Gewässern Diese Hypothese versucht folgende Fragen zu klären: nachgewiesen wurden, umfassen bakterielle Erreger (bei- Wie ist der Gesundheitszustand von Fischen aus Schwei- spielsweise Furunkulose), virale Erreger (insbesondere VHS; zer Gewässern? Gibt es Hinweise auf einen schlechten Ge- [22]) und eine Reihe von Ekto- und Endoparasiten (beispiels- sundheitszustand und/oder das Auftreten von infektiösen weise den die Schwimmblase befallenden Nematoden Cys- Krankheiten? todicola farionis). Allerdings war die Prävalenz dieser Krank- Gibt es Belege für einen Zusammenhang zwischen Fang-/ heiten meist gering, mit Ausnahme von Cystodicola farionis, Bestandes-Rückgang und veränderter Fischgesundheit? der Prävalenzen bis zu 100% aufwies, sowie dem häufigen Dieser Frage kann nur retrospektiv nachgegangen werden, Auftreten von Furunkulose bei Forellen aus aktiven Biomoni- da die für diese Hypothese ausgewerteten Studien nur Mes- toring-Untersuchungen. Man muss bei der Interpretation der sungen zur Fischgesundheit durchführten, aber nicht die mit Daten zu infektiösen Erkrankungen der Bachforellenpopu-

35 Gesundheit Fischnetz-Schlussbericht

lationen jedoch bedenken, dass erkrankte Tiere oft schnell zwei bis vier Wochen lang überschritten, kam es zu Morta- sterben und deshalb bei Beprobungen nicht mehr erfasst litäten von nahezu 90% (Abbildung 5.3.2). Dieser Befund werden können. Die beobachteten Häufigkeiten infektiöser korreliert mit Beobachtungen, dass im Sommer in der Lan- Krankheiten dürften daher eher eine Unter- als eine Über- geten gefundene tote Bachforellen häufig starke PKD-Sym- schätzung darstellen. ptome aufweisen. Die PKD ist in Schweizer Gewässern weit verbreitet. Aus- Tiere, die eine Erstinfektion mit PKD überleben, scheinen gelöst wird diese Infektionskrankheit von Fischen durch den gegenüber einer Re-Infektion resistent zu sein [24]. Innerhalb einzelligen Parasiten Tetracapsuloides bryosalmonae [21]. eines Bachforellenbestandes sind daher vor allem die Söm- Reservoir für die Infektion der Fische mit dem PKD-Erreger merlinge von der PKD-bedingten Mortalität betroffen. sind Moostierchen. Befallene Fische zeigen eine markante In der Schweiz wurde der PKD-Erreger bisher in Bach- Vergrösserung der Niere, bedingt durch eine massive Pro- forellen, Regenbogenforellen und Äschen nachgewiesen [25, liferation von Blut bildendem Gewebe in der Niere und einer 26, 27]. Der erstmalige Nachweis von PKD in der Schweiz Anhäufung von Entzündungszellen; der damit verbundene erfolgte im Jahr 1979. Im Rahmen von Fischnetz wurde in Funktionsverlust der Nieren kann zum Tod der Tiere führen. den Jahren 2000 und 2001 eine die gesamte Schweiz umfas- Die Krankheit führt zu wirtschaftlich bedeutsamen Verlusten sende Studie zur Verbreitung der PKD in Bachforellen durch- in den kommerziellen Regenbogenforellen-Aquakulturen in geführt. Die Ergebnisse aus dieser Untersuchung sind in Europa und in den Lachszuchten in Nordamerika [23]. Ergeb- Abbildung 5.3.3 zusammengefasst. Wie aus Abbildung 5.3.3 nisse zu PKD-bedingten Mortalitäten in Freilandpopulationen ersichtlich, tritt die PKD vor allem in den Gewässern des Mit- von Fischen wurden bisher nicht publiziert. tellandes auf. Dabei ist zu bedenken, dass die PKD zwar im Die Entwicklung der klinischen Symptome der PKD und gesamten Bachverlauf vorhanden sein kann, aber nur in je- der PKD-bedingten Mortalität sind temperaturabhängig. nen Gewässerabschnitten, die im Sommer die 15 °C-Marke Nach bisherigem Kenntnisstand müssen Bachforellen zwei für zwei bis vier Wochen überschreiten, kritisch ist. Ausser- bis vier Wochen lang Wassertemperaturen von mehr als halb des Mittellandes wurde PKD lediglich je einmal im Kan- 15 °C (Tagesmittelwerte) ausgesetzt sein, damit es zum Aus- ton Wallis und im Kanton Tessin nachgewiesen sowie einmal bruch der Krankheit kommt. Bleiben die Wassertemperatu- in einer montanen Lage. Insgesamt erwiesen sich von 462 ren unterhalb von 15 °C, bleiben Mortalitäten aus. Beispiels- untersuchten Standorten 190 (41%) als PKD-positiv. Die Prä- weise zeigten Bachforellen aus der Versoix (GE), in der die valenz betrug an den meisten Gewässern weniger als 40%, Wassertemperaturen im Sommer stets unter 15 °C bleiben, nur an wenigen Stellen wurden höhere Prävalenzen be- zwar einen Befall mit dem PKD-Parasiten, jedoch lagen die obachtet. Diese Ergebnisse stimmen recht gut mit den Be- Mortalitäten bei unterhalb von 10% (Schubiger, unveröffent- funden einer englischen Studie überein, in der 14 Forellen- licht) und entsprachen damit den normalen Hintergrund- Gewässer untersucht wurden, wobei fünf Gewässer (36%) Werten. In der Langeten (BE) hingegen, in der in den Jahren PKD-positiv waren und die Prävalenzen zwischen 11 und 2001 und 2002 die Sommertemperaturen die 15 °C-Marke 43% lagen [28]. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die PKD in Forellen aus Schweizer Gewässern weit verbreitet ist, und dass sie in Ge-

100 18 wässern beziehungsweise Gewässerabschnitten, in denen Temperatur Langeten die Sommertemperaturen für zwei bis vier Wochen über

80 16 C] ° 15 °C liegen, bei Sömmerlingen klinisch ausbricht. Eine zu- verlässige Einschätzung, wie hoch diese Mortalitäten ausfal- 60 14 len, ist beim derzeitigen Kenntnisstand nicht möglich. Erste 40 12 Untersuchungen zeigen, dass die Mortalitäten bis zu 90%

Mortalität [%] betragen können. 20 10 assertemperatur [

kumulierte Mortalität W

0 8 Histopathologische Organveränderungen Fische reagieren auf nachteilige Umweltbedingungen mit

31.05. 07.06. 21.06. 28.06. 05.07. 12.07. 19.07. 26.07. 02.08. 09.08. 16.08. 23.08. 30.08. 06.09. 13.09. 20.09. 14.06. Veränderungen ihrer molekularen, zellulären und physio- Datum im Jahr 2001 logischen Funktionen. Für eine Reihe von Umweltfaktoren Abb. 5.3.2: PKD-bedingte Mortalität in der Langeten (BE). Bach- wurde gezeigt, dass sie sich auf Zell- und Organstrukturen forellen aus der Fischzucht Reutigen wurden im Juni 2002 in Teiche, die von Langeten-Wasser durchflossen waren, eingesetzt und die von Fischen negativ auswirken können, hierzu zählen das kumulative Mortalität aufgezeichnet. Die Wassertemperatur wurde Nahrungsangebot [29], die Jahreszeit [30], die Temperatur mittels Datenlogger aufgezeichnet. Auf der linken y-Achse ist die (TP 01/33) und Schadstoffe [31]. Die Reaktionen des Fisches Sterblichkeit der Forellen aufgetragen (untere, ansteigende Kurve), auf der rechten y-Achse ist die mittlere Tagestemperatur des Was- auf eine Umweltveränderung sind zunächst adaptiv, gehen sers (obere, gezackte Kurve) zu sehen. (Quelle: C. Schubiger, FIWI). jedoch bei zunehmender Dauer oder Intensität der Belastung

36 Fischnetz-Schlussbericht Gesundheit

PKD positiv PKD negativ

Abb. 5.3.3: Standorte mit PKD-positi- ven und PKD-negativen Fischen in der Schweiz (Stand November 2002). Die Daten zum Auftreten der PKD beruhen auf dem histologischen Nachweis des Erregers im Nierengewebe. Mit dieser Methodik kann der Erreger vor allem im klinischen Stadium nachgewiesen werden [21]. Das Auftreten von PKD in den Gewässern ist ohne Angabe

50 km von Prävalenzen als positiv (gefüllte Kreise) oder negativ (leere Kreise) dargestellt (Quelle: T. Wahli, FIWI).

in pathologische Effekte über. Als Indikator für die Umwelt- keit vom jeweiligen Untersuchenden. Um solche subjektiven einwirkung dienen histologische Veränderungen von zentra- Fehler zu vermeiden, haben sich alle Personen, die sich an len Stoffwechselorganen wie Leber und Niere oder Organen, den im Rahmen von Fischnetz durchgeführten histologi- die wie Kiemen und Haut in direktem Kontakt zur Umwelt schen Untersuchungen beteiligten, abgesprochen und durch stehen [5, 32, 33]. Doppelauswertungen gegenseitig überprüft. Ein Nachteil histologischer Auswertungen liegt darin, dass Der quantitative histologische Index ermöglicht es, die un- sie keine quantitativen, sondern nur beschreibende Ergeb- terschiedlichen Studien oder verschiedenen Untersuchungs- nisse liefert, die in einer vergleichend epidemiologischen standorte miteinander zu vergleichen. Man muss sich jedoch Auswertung, wie sie im Rahmen von Fischnetz erforderlich darüber im Klaren sein, dass er, da er viele Einzelinforma- ist, nur bedingt nutzbar sind. Bernet et al. [34] haben des- tionen in einer einzigen Zahl zusammenfasst, auch einen halb ein Auswertungssystem vorgeschlagen, das eine Über- Informationsverlust mit sich bringt. Dies könnte dazu führen, führung der qualitativen histologischen Beobachtungen in dass vorhandene Standortunterschiede in den Indizes nicht einen quantitativen Index ermöglicht. In den im Rahmen von voll widergespiegelt werden. Die bisherigen Erfahrungen mit Fischnetz-Teilprojekten durchgeführten histologischen Aus- dem Index haben jedoch keine Hinweise erbracht, dass dies wertungen wurde durchwegs dieser Index eingesetzt. Auf der Fall ist. der Basis von Untersuchungen an Forellen aus belasteten In der Tabelle 5.3.1 werden einige der histopathologischen Gewässern sowie an in Trinkwasser gehälterten Forellen ha- Befunde zur Fischgesundheit aus verschiedenen Fischnetz- ben sich folgende Klasseneinteilungen ergeben: Teilprojekten zusammengefasst. Einschränkend ist darauf – Histologischer Index unterhalb von zehn: hinzuweisen, dass nur für wenige Standorte mehrjährige Normalzustand des Organs, Beprobungsreihen vorliegen; in der Regel wurden nur eine – Histologischer Index zwischen zehn und 20: oder zwei Probenahmen pro Standort durchgeführt. Auch leichte Veränderungen, Untersuchungen zur saisonalen Variation des Gesundheits- – Histologischer Index zwischen 20 und 30: zustandes – ein für die poikilothermen Fische ganz wesent- mittlere Veränderungen, licher Aspekt – liegen nur für eine geringe Anzahl an Stand- – Histologischer Index zwischen 30 und 40: orten vor. Die Stichprobengrösse betrug in den meisten starke Veränderungen, Fällen n = 20. – Histologischer Index oberhalb von 40: In der Effektstudie [40] wurden die Ergebnisse der ver- hochgradige Veränderungen. schiedenen histopathologischen Studien zur Fischgesund- Es muss betont werden, dass die Übergänge zwischen den heit in der Schweiz zusammengefasst und nach einheitlichen Klassen zwar fliessend sind, dass es aber für die Auswertung Kriterien ausgewertet. Danach zeigte die Leber die stärkste der vorliegenden Daten aus praktischen Gründen erforder- Reaktion von allen untersuchten Organen. Insgesamt wurde lich ist, solche Grenzen zu ziehen. Zudem variieren die Er- bei 566 Bachforellen aus der gesamten Schweiz die Leber- gebnisse der histologischen Auswertung auch in Abhängig- histologie untersucht, und bei 14% der Tiere fanden sich

37 Gesundheit Fischnetz-Schlussbericht

Studie Befunde

Gesundheitszustand der Untersuchungen in den frühen 1990er Jahren wiesen bei Bach- und Regenbogenforellen aus verschiedenen Fische im Rheintal [35] Gewässern des Rheintals chronische Leber- und Nierenerkrankungen nach. Vertiefte Untersuchungen in den Folgejahren zeigten, dass die histologischen Organveränderungen ausschliesslich in Fischen aus den Ge- wässern der Talsohle auftraten. Die Organveränderungen standen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit ARA-Einleitungen, waren aber, wie Expositionsversuche zeigten, offensichtlich durch Wasserinhaltsstoffe bedingt: während an Bachwasser exponierte Forellen deutliche Organveränderungen entwickelten, traten bei in Trinkwasser gehaltenen Forellen keine derartigen Effekte auf.

Problemfaktoren für die Fische aus der Alten Aare wiesen deutliche Organveränderungen in Haut, Kieme, Niere und Leber auf. Die Alte Aare und ihren stärksten Reaktionen traten in Leber und Kieme auf. Teilweise waren die histologischen Veränderungen durch Fischbestand [36] infektiöse Erkrankungen bedingt (Furunkulose, PKD), es liess sich aber auch ein direkter Einfluss der ARA Lyss nachweisen: Forellen im Einflussbereich des ARA-Abwassers zeigten stärkere Organschäden als Forellen oberhalb der ARA. Die Mehrzahl der histopathologischen Organreaktionen wurde als leicht bis mittel eingestuft.

Einfluss von Kläranlagen In einer Monitoring-Studie wurden die Effekte von ARA auf den Gesundheitszustand von Fischen in den Vor- auf den Gesundheits- flutern untersucht. Dabei wurde bei 31 ARA der Gesundheitszustand unter- und oberhalb der ARA-Einleitung zustand von Bachforellen untersucht, um aus dem Vergleich unterhalb/oberhalb zu erkennen, inwieweit die Einleitung des ARA-Wassers [37] mit einer Verschlechterung der Fischgesundheit verbunden ist. Wurden alle untersuchten Forellen betrachtet, so traten keine Unterschiede in den histologischen Leberindex-Mittelwerte unter- und oberhalb der ARA-Einlei- tungen auf. Wurden die ARA einzeln für sich betrachtet, fand sich bei 21 ARA kein deutlicher oben/unten-Unter- schied, bei sieben ARA war der histologische Leberindex unterhalb besser als oberhalb der ARA-Einleitung, und bei drei ARA waren die Werte unterhalb der ARA-Einleitung schlechter. An 22 der untersuchten Standorte fanden sich Individuen mit hochgradigen (histologischer Index >40) Leberveränderungen. Weder die niedrigen noch die hohen Leberindexwerte der Forellen können mit der Belastungsstärke oder dem Verdünnungsgrad der Abwasser in Verbindung gesetzt werden. Insgesamt deuten die Ergebnisse an, dass die ARA sich sehr unter- schiedlich auf die Gesundheit der Fische auswirken. Jede ARA muss für sich betrachtet werden, eine allgemeine Aussage zur Auswirkung der ARA auf die Fischgesundheit ist nicht zulässig.

Biomonitoring in Fliess- In den Jahren 1996–1999 wurden in verschiedenen Projekten Untersuchungen zum Gesundheitszustand der gewässern des Kantons Bachforellen in Gewässern des Kantons Bern durchgeführt. Forellen aus Gewässern des Mittellandes wiesen Bern [38] vielfach schlechtere Organindices auf als Forellen aus alpinen und jurassischen Gewässern. Die untersuchten Forellenpopulationen waren teilweise mit PKD befallen. Die histologischen Organveränderungen waren einer jahreszeitlichen Schwankung unterworfen: Im Herbst waren die Veränderungen ausgeprägter als im Frühjahr. Auch Effekte von ARA-Einleitungen auf den Gesundheitszustand der Forellen waren verstärkt im Herbst und weniger im Frühjahr deutlich.

Problem Fischrückgang An Fischen aus der Langeten wurden im Zeitraum von 1996–1999 sowohl im passiven als auch im aktiven Bio- Langeten [39] monitoring vor allem degenerative Leber-, Kiemen- und Nierenveränderungen beobachtet. Die Effekte erreichten Indices von mehr als 30. Weiterhin wurde die PKD in Bachforellen nachgewiesen. Sowohl die Schwere der Organveränderungen wie die PKD-Prävalenz nahmen flussabwärts zu. Eine direkte Exposition von Bachforellen in verdünntem Wasser der ARA Lotzwil rief deutlich weniger starke Veränderungen hervor als die Exposition in Flusswasser, was darauf hindeutet, dass im Flusswasser zusätzliche Schadpotenziale vorhanden sein müssen. Ein Zusammenwirken von Umweltstressoren und PKD als Auslöser der pathologischen Veränderungen ist anzu- nehmen, eine Gewichtung der beiden Faktoren ist mit dem vorliegenden Datenmaterial jedoch nicht möglich.

Tab. 5.3.1: Histopathologische Befunde zur Fischgesundheit aus verschiedenen Fischnetz-Teilprojekten.

mittlere, bei 5% starke und bei 3% hochgradige Veränderun- Eine Studie, in der die Gewässer nicht nur nach ihrer Be- gen. Auf die Standorte bezogen, waren die Mittelwerte des lastung, sondern auch als Repräsentanten unterschiedlicher histologischen Leberindex der Bachforellen an 10% der Lebensräume ausgesucht wurden, war die Biomonitoring- untersuchten Standorte normal (Index <10), 33% zeigten Studie im Kanton Bern [38]. Hier zeigte sich, dass der histo- leichte Veränderungen (Index 10–20), 37% mittlere (Index logische Zustand der Organe von Bachforellen aus dem 20–30), 19% starke (Indexwert 30–40) und 1% hochgradige Berner Oberland, wo eher naturnahe Gewässer vorliegen, oft (Indexwert >40) Leberveränderungen (insgesamt wurden besser war als der Gesundheitszustand von Bachforellen aus 113 Standorte untersucht). Für die Wertung dieser Ergebnis- anthropogen stärker belasteten Gewässern des Berner Mit- se muss beachtet werden, dass die Auswahl der Unter- tellandes. Die stärkere Gesundheitsbeeinträchtigung der suchungsstandorte beziehungsweise -gewässer bei der Bachforellen im Berner Mittelland könnte andeuten, dass Mehrzahl der Studien nicht zufälligerfolgte, sondern selektiv, tatsächlich anthropogene Faktoren die Ursache für die Ge- indem besonders jene Gewässer untersucht wurden, die als sundheitsveränderungen sind. Allerdings muss man beden- Problemgewässer bekannt waren oder die zumindest als ken, dass die Mittellandgewässer oft kein ökologisch opti- solche angenommen wurden. Die Befunde könnten daher maler Lebensraum für Bachforellen sind (Wassertemperatur, das Ausmass von Organschäden in Forellen aus Schweizer Ökomorphologie etc.), was sich nachteilig auf die Gesund- Gewässern überschätzen. heit der Forellen und ihre Toleranz gegenüber Stressoren

38 Fischnetz-Schlussbericht Gesundheit

auswirken kann. Der Oberland-/Mittelland-Gradient in der (2700–7750 EGW) ebenso gefunden, wie niedrige Leber- Fischgesundheit wurde interessanterweise nur im Herbst indices unterhalb von ARA mit geringem Verdünnungsver- beobachtet, nicht jedoch im Frühjahr. Dieser Befund könnte hältnis (Abwasseranteile 45–71%) und hoher Belastungs- sich daraus erklären, dass die kranken und damit ge- stärke (22 500–186 600 EGW). Offensichtlich lässt sich aus schwächten Tiere im Laufe des Winters sterben, so dass im der Belastungsstärke der ARA und der Abwasserverdünnung Frühjahr nur die gesunden Individuen überlebt haben. keine Vorhersage zur Auswirkung auf die Fischgesundheit Das Beispiel der Biomonitoring-Studie Bern verdeutlicht treffen. Entscheidender als die quantitativen Parameter dürf- die Probleme bei der Suche nach den Ursachen der Organ- te die Qualität – also die chemische Belastung des Abwas- schädigungen in Bachforellen. Ein Problem liegt darin, dass sers – sein. Leider liegen jedoch keine Daten zu den Inhalts- die Fische im Gewässer nicht einzelnen, isoliert wirkenden, stoffen der ARA-Abwasser vor, so dass diese Hypothese sondern multiplen Faktoren ausgesetzt sind. So verändern nicht verifiziert werden kann. sich mit dem Übergang vom Oberland zum Mittelland nicht Die Aussage, dass sich keine Korrelation zwischen dem nur die Wasserbelastung mit anthropogenen Stoffen, son- quantitativen ARA-Eintrag ins Gewässer und der Fischge- dern auch beispielsweise die Wassertemperatur, die Hydro- sundheit ergibt, wird weiter erhärtet, wenn man die Gesund- logie, die Gewässermorphologie oder die Intensität der kli- heitsdaten von Fischen ober- und unterhalb der ARA-Einlei- nischen Manifestation von PKD. Ein weiteres Problem liegt tungen vergleicht. Wenn man die histologischen Daten von in der Festlegung von Effekt-Schwellenwerten. So sind bei- allen 31 untersuchten ARA zusammennimmt, unterscheidet spielsweise für eine Reihe von toxischen Wasserinhalts- sich der Leberindex-Mittelwert der Fische unterhalb der stoffen Grenzwerte festgelegt, bei deren Einhaltung keine ARA-Einleitungen nicht signifikant von dem Mittelwert der nachteiligen Folgen für den Fisch auftreten sollen. Es wird Fische oberhalb der Einleitung. Unterschiede zeigen sich jedoch zunehmend deutlich, dass auch bei Einhaltung sol- allerdings in einigen Fällen, wenn man die einzelnen Kläran- cher Grenzwerte nachteilige Gesundheitsveränderungen bei lagen für sich betrachtet (gepaarter Vergleich). Unterschiede Fischen auftreten können [4, 41]. Das kann daran liegen, zwischen ober- und unterhalb der ARA-Einleitung wurden dass bestimmte Stoffgruppen nicht in der Expositionsana- als «auffallend» beurteilt, wenn sich die Mittelwerte um min- lyse erfasst werden – beispielsweise ist gerade die Exposi- destens zehn Indexpunkte unterschieden (ein statistischer tion mit episodisch auftretenden, nicht bioakkumulierenden Vergleich war auf Grund der geringen Stichprobengrössen Pestiziden oft nur schwer abzuschätzen [42]. Andere mög- nicht möglich). Dabei zeigte sich, dass bei drei ARA unterhalb liche Ursachen sind, dass Kombinationswirkungen nicht der Einleitung ein auffallend höherer Leberindex vorlag als berücksichtigt werden oder dass Grenzwerte, die meist von oberhalb, während bei sieben ARA die Werte unterhalb der letalen Wirkkonzentrationen abgeleitet wurden, nicht aus- Einleitung auffallend niedriger waren (hier war also der Ge- reichen, um vor subletalen Effekten zu schützen. sundheitszustand der Fische oberhalb der ARA schlechter Ein Beispiel für eine Untersuchung, in der versucht wurde, als unterhalb). Bei den restlichen ARA traten keine auffallen- die Bedeutung eines einzelnen Faktors – ARA-Einleitungen den ober-/unterhalb-Unterschiede auf. – auf den Gesundheitszustand der Forellen im Vorfluter zu Faller et al. [43] untersuchten den Einfluss von ARA-Ein- erfassen, ist die Studie «Einfluss von Kläranlagen auf den leitungen auf den Gesundheitszustand von Fischen anhand Gesundheitszustand von Bachforellen» [37]. Dabei wurden von Gründlingen. Untersuchungsgewässer waren die Suhre an 31 ARA sowohl oberhalb wie unterhalb der ARA-Einleitun- (LU/AG) und die Ron (LU); beide Flüsse erhalten chemische gen Forellen entnommen und auf histologische Veränderun- Belastungen (unter anderem Pestizide) aus diffusen Quellen, gen von Leber und Gonaden untersucht. Die histologischen in die Suhre entwässert ausserdem eine ARA. Der Gesund- Leberindices der untersuchten Fische (n = 187) streuten zwi- heitszustand der Gründlinge wurde mit einer breiten Palette schen 7 und 52, der Mittelwert lag bei 27± 9,6. Als «hohe» von Parametern untersucht: Cytochrom P4501A-Protein, Leberindices wurden in dieser Studie jene Werte bezeichnet, EROD-Aktivität, Konditionsfaktor, Lipidgehalt, Gonado-so- welche einen Indexwert aufwiesen, der über dem 75%- matischer Index, Leber-somatischer Index, Milz-somatischer Quantil lag; das 75%-Quantil entsprach 33 Indexpunkten. Index, Parasitenbefall, Leberhistologie, Plasma-Vitellogenin Als quantitative Parameter zur Charakterisierung der ARA und Gonadenhistologie. Zusätzlich wurden die Populations- wurden die Belastungsstärke (angegeben in Einwohner- struktur und die Speziesdiversität erfasst. In beiden Gewäs- gleichwerten, EGW) und die Verdünnung des Abwassers im sern zeigten die Gründlinge nachteilige Organveränderun- Vorfluter genommen. Eine Beziehung zwischen den quan- gen, wobei sich kein signifikanter Einfluss der ARA-Einleitung titativen Charakteristika der ARA und dem Auftreten von erkennen liess. Unterhalb der ARA war die Populations- hohen oder niedrigen Leberindices konnte nicht aufgezeigt struktur der Gründlinge nachteilig verändert, dies war jedoch werden. So wurden hohe Leberindices unterhalb von Klär- offensichtlich durch eine frühere akute Nitrit-Intoxikation anlagenausflüssen mit guten Verdünnungsverhältnissen bedingt und somit nicht direkt auf die chronischen Gesund- (Abwasseranteil 2–39%) und geringen Belastungsstärken heitsbeeinträchtigungen zurückzuführen.

39 Gesundheit Fischnetz-Schlussbericht

Insgesamt lässt sich aus den Untersuchungen zum ARA- PKD-bedingte Mortalitäten betreffen vor allem die Alters- Einfluss folgern, dass ARA-Einleitungen im Einzelfall mit ne- gruppe der Sömmerlinge. Dabei können die durch die Krank- gativen Veränderungen der Fischgesundheit assoziiert sein heit ausgelösten Verluste in den Forellenpopulationen einen können. Diese Aussage darf aber nicht generalisiert werden, deutlichen Längsgradienten innerhalb des Gewässers auf- sondern muss für jede ARA spezifisch betrachtet werden. weisen: Wird die kritische Temperaturschwelle von 15 °C nur Dabei eignen sich generelle ARA-Kennwerte (beispielsweise im Unterlauf des Gewässers erreicht, so werden auch nur Verdünnungswerte) nicht, um das Belastungspotenzial der dort Fische an der PKD sterben, während im kälteren Ober- ARA-Einleitungen für die Fische vorherzusagen. lauf trotz PKD-Befall keine Mortalität auftreten wird. Daher Die meisten Untersuchungen zum allgemeinen Gesund- könnten eventuell krankheitsbedingte Verluste im Unterlauf heitszustand von Fischen in Schweizer Gewässern gingen durch Zuwanderung aus dem Oberlauf kompensiert wer- der Frage nach, ob sich die Belastung des Wassers mit den. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass ein PKD-Befall nicht toxischen Chemikalien nachteilig auswirkt (siehe Hypothese zwangsläufig zu einem messbaren Bestandes- oder Fang- «Chemikalien»). Es können jedoch auch physikalische Um- rückgang führen muss. weltfaktoren, insbesondere UV-Strahlen und Temperatur, Räumliche Assoziation von PKD und Fangdaten: Nach einen nachteiligen Einfluss auf die Fischgesundheit nehmen. bisherigem Kenntnisstand ist die PKD vor allem in den Ge- Temperaturerhöhung führt zu einem reduzierten Sauerstoff- wässern des Mittellandes verbreitet. Im Mittelland wurden gehalt im Wasser und kann Krankheiten fördern – wie bei- auch die deutlichsten Fangrückgänge beobachtet. Diese spielsweise PKD – und darüber indirekt den Fischbestand Beobachtung ist jedoch noch zu allgemein, um auf eine kau- beeinflussen. UV dringt vor allem in die oberflächennahen sale Rolle der PKD beim Fangrückgang zu schliessen. Etwas Wasserschichten ein, wo sich am ehesten Jungfische auf- spezifischere Korrelationen lassen sich aus der Sömmer- halten. Der UV-Effekt sollte vor allem in den montanen und lingsstudie (siehe Hypothese «nachwachsende Fische») alpinen Bereichen relevant sein; da hier jedoch in der Regel ableiten, bei der parallel zur Untersuchung der Dichte der keine Bestandes- oder Fangrückgänge zu verzeichnen sind, Sömmerlinge auch deren PKD-Status erfasst wurde. Wie in scheint UV kein relevanter Faktor für den Fischrückgang zu Abbildung 5.3.4 gezeigt, sind die Sömmerlingsdichten in den sein. Bächen mit PKD signifikant niedriger als in den PKD-freien Gewässern. Diese Aussage gilt unabhängig davon, ob Kol- 5.3.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten mation – als weiterer nachteiliger Faktor für das Überleben Korrelation von PKD und Fangdaten der jungen Forellenstadien – vorliegt oder nicht. Diese Be- Die PKD führt zu Mortalitäten in Gewässern oder Gewässer- obachtungen aus der Sömmerlings-Feldstudie korrelieren abschnitten, in denen die Wassertemperaturen – nach der- gut mit den Experimenten an der Langeten. Die Frage ist, ob zeitigem Kenntnisstand – durchgehend zwei bis vier Wochen sich die PKD-bedingten Verluste letztlich auch in den Fang- oder länger einen Tagesmittelwert von 15 °C erreichen oder daten widerspiegeln. Eine statistische Auswertung der Daten überschreiten. Die Untersuchungen an der Langeten zeigten, aus fünf Kantonen zu den Anglerfängen (ausgedrückt als dass Mortalitäten bis zu 90% auftreten können. Ob diese «catch per unit effort», CPUE) und dem Auftreten der PKD Werte auf andere Gewässer mit anderer Wasserqualität und belegt eine negative Korrelation zwischen PKD-Präsenz und anderen Umweltbedingungen übertragbar sind, kann derzeit Fangrückgang [44]. Die Krankheit beeinträchtigt also die nicht beantwortet werden. Fänge. Zeitliche Assoziation von PKD und Fangdaten: Die PKD wurde in der Schweiz erstmals 1979 beobachtet, also zu 400 400 einem Zeitpunkt, zu dem auch der Fangrückgang deutlich wurde. Allerdings kann nicht abgeschätzt werden, wie ver- 300 300 breitet diese Krankheit in den 1980er und 1990er Jahren war, da damals keine gezielten Untersuchungen zur PKD-Häufig- 200 200 keit durchgeführt wurden, sondern nur zufällige Beobach- tungen im Rahmen diagnostischer Abklärungen zu anderen [Ind./100m] 100 100 Erkrankungen vorliegen. Auf der Basis des vorhandenen Da- Sömmerlingsdichte tenmaterials ist daher keine Aussage zur zeitlichen Assozia- 0 0 negativ positiv negativ positiv tion möglich. PKD-Vorkommen PKD-Vorkommen Abbildung 5.3.4: Sömmerlingsdichte in PKD-positiven und -negati- Korrelationen von Organpathologien und Fangrückgang ven Gewässern unter Einbeziehung aller Gewässer (links) oder nur Wie eingangs dargelegt, gibt es eine Reihe von Beispielen, jener Gewässer mit geringer oder niedriger Kolmation (rechts). Die Daten-Auswertung und die Abbildung wurden freundlicherweise in denen eine Korrelation zwischen histopathologischen von Dr. Mark Borsuk (EAWAG) zur Verfügung gestellt. Organveränderungen von Fischen und Bestandesrückgän-

40 Fischnetz-Schlussbericht Gesundheit

gen beobachtet wurde, ohne dass in jedem Fall eine kausale guten Fangergebnissen beziehungsweise gutem Fisch- Rolle der Organveränderungen in der Bestandesreduktion bestand auf. nachgewiesen worden wäre. Eine direkte Übersetzung des – Die Auswahl der Untersuchungsgewässer erfolgte nicht Grades der Organveränderungen in Veränderungen auf zufällig. Organismus- oder gar Populationsniveau ist nicht möglich, – Bei vielen der untersuchten Gewässer liegt eine zu geringe da die Beziehung zwischen den biologischen Organisations- Dichte an Probenahmestellen und Probenahmezeitpunk- ebenen oft nicht linear ist. Es kann jedoch davon ausgegan- ten vor, um auf den Gesundheitszustand des Fischbestan- gen werden, dass leichte bis mittlere Organveränderungen des im Gesamtgewässer oder über längere Zeiträume zu nicht zum unmittelbaren Tod der Tiere führen. Leichte Ver- schliessen. Die Fangdaten dagegen beziehen sich meist änderungen dürften auch in einem naturnahen Lebensraum auf das Gesamtgewässer oder zumindest auf grössere auftreten und sind wohl weitgehend Bestandteil der norma- Gewässerabschnitte sowie auf längere Zeiträume. Die un- len physiologischen Anpassungsfähigkeit. Mittlere, starke terschiedliche Erhebungsgrundlage der beiden Messgrös- und hochgradige Veränderungen haben diesen Bereich je- sen macht einen korrelativen Vergleich problematisch. doch überschritten und dürften zu einer Schwächung der – Durch Besatzmassnahmen können mögliche Effekte von Fische führen, verbunden mit reduziertem Wachstum, redu- nachteiligen Gesundheitsveränderungen auf den Fisch- zierter Fortpflanzungsleistung und einer geringeren Resis- bestand maskiert werden. tenz gegen Pathogene. So gibt es beispielsweise Hinweise, Zeitliche Assoziation von Organpathologien und Fang- dass PKD-bedingte Mortalitäten bei schlechter Wasser- daten: Ergebnisse zur zeitlichen Korrelation zwischen Organ- qualität höher ausfallen als bei guter Wasserqualität [45]. Mit pathologien und Fischfangrückgang liegen nicht vor. zunehmendem Schweregrad der Organschädigung kann schliesslich der Tod der Tiere eintreten. 5.3.4. Schlussfolgerungen und offene Fragen Räumliche Assoziation von Organpathologien und Fang- Infektiöse Krankheiten: Die vorliegenden Daten zeigen, daten: Organpathologien wurden sowohl in Gewässern mit dass die PKD das Potenzial hat, den Nachwuchserfolg von Fangrückgang wie in Gewässern ohne Fangrückgang be- Bachforellen in Gewässern oder Gewässerabschnitten mit obachtet. So wurde beispielweise für die Gewässer in der entsprechendem Temperaturregime (Wassertemperaturen Talsohle des Rheintals – wo deutliche Organpathologien vor- im Sommer zwei bis vier Wochen lang oberhalb von 15 °C) lagen – ein Fangrückgang bei den Bachforellen berichtet, deutlich zu reduzieren. Die PKD ist daher ein Faktor, der auf während sich in den Bächen am Hang des Rheintals – in regionaler (Gewässer-Einzugsebene) bis nationaler Ebene denen die Organe keine oder nur leichte Veränderungen zum Fangrückgang beitragen kann. aufwiesen – noch mehrheitlich gute Bachforellenbestände Allgemeiner Gesundheitszustand: In einer Reihe von fanden [35]. Auch in der Langeten, deren Bachforellen deut- Schweizer Gewässern, vor allem im Mittelland, ist ein be- liche Organschäden zeigen, liegt ein ausgeprägter Rückgang einträchtigter allgemeiner Gesundheitszustand der Fische der Forellenerträge vor. In der Biomonitoring-Studie im Kan- zu beobachten. Die Ursachen für die Organschäden sind ton Bern [38] fanden sich im Oberland, wo die Fänge kon- offensichtlich nicht einheitlich; in Einzelfällen gibt es Hin- stant geblieben sind, überwiegend geringere Organschäden weise auf eine Korrelation zu ARA-Einleitungen. Bei mittleren als im Mittelland, wo grundsätzlich stärkere Rückgänge ver- bis schweren Veränderungen kann davon ausgegangen zeichnet werden. Im Berner Mittelland gibt es jedoch auch werden, dass die Fitness der Tiere reduziert ist und dass Gewässer wie den Lyssbach, in dem Bachforellen deutliche sich dies nachteilig auf Überleben, Wachstum und Repro- Organschäden aufwiesen, ohne dass der Forellenfang zu- duktion auswirkt und damit zu einem Rückgang der Fisch- rückgegangen wäre. bestände beiträgt. Allgemeine Gesundheitsveränderungen Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei dem Versuch, Kor- von Fischen scheinen vor allem ein lokales Problem darzu- relationen zwischen Organschädigungen und Fang- oder stellen, aber die Datenbasis ist insgesamt noch lückenhaft Bestandesrückgang herzustellen, entsteht aus dem Besatz und erlaubt keine allgemeine Aussage. der Gewässer mit Bachforellen. Die Besatzmassnahmen können mögliche nachteilige Wirkungen von Stressoren auf 5.3.5 Massnahmen den Bestand überdecken und dadurch verhindern, dass Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und Ursache-Wirkungs-Beziehungen deutlich werden. der Gewässerqualität Insgesamt erlauben die vorliegenden Daten zur Fisch- Als erste Massnahme ist vorzusehen, eine weitere Aus- gesundheit aus folgenden Gründen keine Aussage zu den breitung der PKD in bisher nicht befallene Gewässer zu ver- möglichen nachteiligen Folgen für den Fischfang oder -be- hindern. Diesem Ziel dient die bereits beschlossene Aufnah- stand. Die Gründe sind folgende: me der PKD in die zu überwachenden Krankheiten sowie die –Organpathologien sind nicht auf Gewässer mit Fangrück- Empfehlung an die Fischereivereine und kantonalen Fische- gang beschränkt, sondern treten auch in Gewässern mit reibehörden, PKD-positive Fische auf keinen Fall in bisher

41 Gesundheit Fischnetz-Schlussbericht

PKD-freie Gewässer einzusetzen. Bevor weitergehende several rivers in Southern England that meet the freshwater direc- tives. Ecotoxicology 11: 467–79. Massnahmen empfohlen werden können, ist es erforderlich, [5] Wahli T (2002) Approaches to investigate environmental impacts on das Wissen zur PKD durch entsprechende Untersuchungen fish health. Bulletin of the European Assciation of Fish Pathologists zu verbessern. 22: 126–32.

An Standorten, an denen bekanntermassen Gesundheits- [6] Porter CM & Janz DM (2003) Treated municipal sewage discharge beeinträchtigungen auftreten, sind die Ursachen festzustel- affects multiple levels of biological organization in fish. Ecotoxicol- len und dann entsprechende, lokal angepasste und abge- ogy and Environmental Safety 54: 199–206. stimmte Massnahmen zur Verbesserung zu treffen. Wichtig [7] Adams SM, Brown AM & Goede R, W. (1993) A quantitative health assessment index for rapid evaluation of fish condition in the field. ist dabei, jeweils entsprechende Erfolgskontrollen durchzu- Transactions of the American Fisheries Society 122: 63–73. führen, um die Wirksamkeit der getroffenen Massnahmen [8] Peakall DB (1992) Animal biomarkers as pollution indicators. Chap- beurteilen zu können. man and Hall, New York. pp. 291.

[9] Whyte JJ, Jung RE, Schmitt CJ & Tillitt DE (2000) Ethoxyresorufin- Forschungsbedarf O-deethylase (EROD) activity in fish as a biomarker of chemical Dringender Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der PKD. exposure. Critical Reviews in Toxicology 30: 347–570. Insbesondere zu klären sind Fragen zum Krankheitszyklus [10] Munkittrick KR, McMaster ME, McCarthy LH, Servos MR & Van Der Kraak GJ (1998) An overview of recent studies on the potential of und zur Auswirkung unterschiedlicher Umweltkonditionen pulp-mill effluents to alter reproductive parameters in fish. Journal (Wasserqualität, Morphologie etc.) auf das Ausmass der of Toxicology and Environmental Health, Part B 1: 347–71.

PKD-induzierten Mortalität sowie zum optimalen Besatz- [11] Karels A, Markkula E & Oikari A (2001) Reproductive, biochemical, Zeitpunkt für eine Reduktion PKD-bedingter Verluste. Auf physiological, and population responses in perch (Perca fluviatilis L.) and roach (Rutilus rutilus L.) downstream of two elemental chlorine- längere Sicht ist bei Gewässern mit Naturverlaichung zu free pulp and paper mills. Environmental Toxicology and Chemistry überlegen, ob durch Verzicht auf Besatz die Resistenz- 20: 1517–27. entwicklung gegenüber der PKD gefördert werden kann. [12] Lundstroem J, Boerjespon H & Norrgren L (1999) Histopathological Ein weiteres wichtiges Ziel sollte sein, im Rahmen von studies of yolk-sac fry of Baltic salmon (Salmo salar) with the M74 syndrome. Ambio 28: 16–23. Monitoringstudien einen besseren Wissensstand zum Aus- mass, zur Verbreitung und zur zeitlichen Entwicklung des [13] Suter GW, Barnthouse LW, Efroymson RA & Jager H (1999) Eco- logical risk assessment in a large river-reservoir: 2. Fish community. Gesundheitszustandes in Fischpopulationen aus Schweizer Environmental Toxicology and Chemistry 18: 589–98. Gewässern zu erhalten. Diese Aufgabestellung muss auf der [14] Adams SM, Beveljimer MS, Greeley MS, Levine DA & Teh SJ (1999) Ebene der Kantone und/oder des Bundes wahrgenommen Ecological risk assessment in a large river reservoir. 6. Bioindicators werden. of fish population health. Environmental Toxicology and Chemistry 18: 628–40. Ausserdem besteht Forschungsbedarf bei der Kalibrie- [15] Schlenk D, Perkins EJ, Hamilton G, Zhang YS & Layher WG (1996) rung der Messgrössen zur Fischgesundheit: Durch kontrol- Correlation of hepatic biomarkers with whole animal and population- lierte Freiland- und Laborversuche sollte geklärt werden, wie community metrics. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic empfindlich diese Messgrössen auf Störungen in der Umwelt Science 53: 2299–309. des Fisches ansprechen, wie stark die induzierte Antwort [16] Triebskorn R, Böhmer J, Braunbeck T, Honnen W, Köhler H-R, ausfällt, wie die Antwort bei akutem und chronischen Stress Lehmann R, Oberemm A, Schwaiger J, Segner H, Schüürmann G &Traunspurger W (2001) The project VALIMAR: objectives, experi- ist und wie schnell sie sich wieder zurückbilden kann. Letzt- mental design, summary of results, and recommendations for the lich geht es darum, dass wir, vergleichbar der Humanmedi- application of biomarkers in risk assessment. Journal of Aquatic Ecosystem Stress and Recovery 8: 161–78. zin, Richtwerte erhalten, um eindeutig «gesund» und «krank» unterscheiden zu können. Mit diesem Wissen wird die Aus- [17] Siligato S & Böhmer J (2001) Using indicators of fish health at multi- ple levels of biological organization to assess effects of stream pol- sagekraft von Monitoring- und Überwachungprogrammen lution in southwest Germany. Journal of Aquatic Ecosystem Stress sehr stark gewinnen. and Recovery 8: 371–86. [18] Kloepper-Sams PJ, Swanson SM, Marchant T, Schryer R & Owens 5.3.6. Literaturnachweis JW (1994) Exposure of fish to biologically treated bleached-kraft effluent. 1. Biochemical, physiological and pathological assessment [1] Beitinger TL & McCauley RW (1990) Whole-animal physiological of rocky mountain whitefish (Prosopium williamsoni) and longnose processes for the assessment of stress in fishes. Journal of Great sucker (Catostomus catostomus). Environmental Toxicology and Lakes Research 16: 542–75. Chemistry 13: 1469–82.

[2] Niimi AJ (1990) Review of biochemical methods and other indicators [19] Roy LA, Armstrong JL, Sakamoto K, Steinert S, Perkins E, Lomax to assess fish health in aquatic ecosystems containing toxic chemi- DP, Johnsson LL & Schlenk D (2003) The relationship of biochemical cals. Journal of Great Lakes Research 16: 529–41. endpoints to histopathology and population metrics in feral flatfish species collected near the municipal wastewater outfall of Orange [3] Cash KJ, Gibbons WN, Munkittrick KR, Brown SB & Carey J (2000) County, California, USA. Environmental Toxicology and Chemistry Fish health in the Peace, Athabasca, and Slave river systems. Jour- 22: 1309–17. nal of Aquatic Ecosystem Stress and Recovery 8: 77–86. [20] Modin J (1985) Whirling disease in California: a review of its history, [4] Handy RD, Runnals T & Russell PM (2002) Histopathologic bio- distribution, and impacts, 1965–1997. Journal of Aquatic Animal markers in three spined sticklebacks, Gasterosteus aculeatus, from Health 10: 132–42.

42 Fischnetz-Schlussbericht Gesundheit

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[39] Schmidt-Posthaus H (2003) Problem Fischrückgang Langeten. Synthesebericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Univer- sität Bern, Bern. pp. 94.

43

Fruchtbarkeit Konditionsfaktor

Abwasserbelastung PKD-Auftreten

Histologische Wertung

Nahrungsangebot

Überlebensrate Inkubation

Nahrung für Bachforellen

5.4 Hypothese: Die Belastung der Gewässer durch Chemikalien ist Ursache für beeinträchtigte Fischgesundheit und den Fischfangrückgang

Zusammenfassung rig. An besonders exponierten Stellen wird jedoch mit einem Die Einträge von Siedlungs- und Industriechemikalien über Effekt auf die Fischgesundheit gerechnet. Fischnetz betrach- die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) sowie Abschwem- tet deshalb Massnahmen zur Reduktion von Spitzenbelas- mungen von Strassen und landwirtschaftlich genutzten tungen mit Nitrit, Ammonium, Pestiziden und anderen Schad- Flächen führen zu ständigen chemischen Belastungen der stoffen, die Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit Gewässer. Diese Belastungen sind in den letzten 30 Jahren von freigesetzten Chemikalien sowie die Einführung und Um- markant zurückgegangen. Trotzdem stellen Spitzenkonzent- setzung von Qualitätszielen als notwendig, um eine nach- rationen, meist nach Regenereignissen, lokal und kurzzeitig haltige Verbesserung der Wasserqualität zu erreichen. ein erhöhtes Risiko für das Ökosystem dar. Im Bereich von ARA mit grossem Einzugsgebiet und geringer Verdünnung 5.4.1 Einleitung und Fragestellung erreichen estrogen aktive Substanzen Konzentrationen im Gewässer werden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu- Bereich der Wirkschwelle. Auf Grund der schlechten Daten- nehmend mit synthetischen Stoffen belastet. Da viele dieser lage zur chemischen Belastung der Fliessgewässer und zu Stoffe nicht vollständig abbaubar sind, kommen diese den Langzeiteffekten der Stoffe ist eine Einschätzung des zusammen mit den verschiedensten Abbauprodukten im Einflusses der Wasserqualität auf den Fischbestand schwie- Wasser und im Sediment vor. Hinzu kommen als Folge land- wirtschaftlicher Aktivitäten zusätzliche Einträge von Stoffen natürlichen Ursprungs (beispielsweise Phosphat, das heute Abb. 5.4.1: Die im Abwasser enthaltenen Chemikalien wirken durch Austragen von Jauche in die gewässer gelangt). Da- auf das Nahrungsangebot und auf den Gesundheitszustand (den raus ergibt sich eine Belastung der Gewässer mit hunderten Konditionsfaktor und die histologische Wertung) der Fische ein. Ausserdem beeinflussen die Chemikalien die Fruchtbarkeit der von Stoffen, von denen nur wenige chemisch identifiziert Weibchen und die Überlebensrate der inkubierten Eier. oder gar toxikologisch untersucht sind. Dieses fehlende

45 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

Wissen führt zu einem Unbehagen gegenüber dieser Belas- Für diese Hypothese zur Belastung der Gewässer durch tung, einerseits im Hinblick auf schädigende Folgen für den Chemikalien standen folgende Zielsetzungen im Vorder- Menschen, andererseits wegen der möglichen langfristigen grund: Wirkungen in der Umwelt. Störungen in einem Ökosystem, Bestandsaufnahme von möglichen Problemstoffen, die ins die auf toxische Wirkungen durch Stoffe im Wasser zurück- Wasser gelangen können. Problemstoffe sind insbesondere geführt werden, sind auch als Warnhinweis auf Gefahren zu langlebige (persistente) Substanzen, die sich in den Organis- sehen, die die menschliche Gesundheit beeinträchtigen men anreichern, sowie besonders toxische Substanzen. können. Analytischer Nachweis von Problemstoffen in den Fliess- Im Rahmen dieser Hypothese galt es abzuklären, ob vom gewässern oder in Fischen und Untersuchung des Zusam- Menschen freigesetzte Stoffe im Wasser bei Bachforellen menhangs zwischen Belastung und biologischen Effekten, und anderen wasserlebenden Organismen zu Krankheiten Abschätzung des Risikos für Gewässerorganismen. und zum Populationsrückgang geführt oder zumindest bei- Vorschläge von Massnahmen zur Verringerung des Risikos getragen haben. für Gewässerorganismen und zur Verbesserung der Gewäs- Neben Fischnetz untersuchen weltweit hunderte von serqualität. Wissenschaftlern die Wirkung chemischer Stoffe auf Fische und Wasserorganismen. Mehr als bei den anderen Hypo- Toxische Wirkung von Stoffen thesen konnte Fischnetz deshalb bei der Bearbeitung dieser Vermutlich führt jede Exposition gegenüber Stoffen in irgend- Fragestellung von der Arbeit anderer profitieren. Umgekehrt einer Form zu einer biologischen Reaktion des Organismus. trugen Wissenschaftler von Fischnetz wesentlich zum Erfolg Die Erfahrung zeigt, dass diese Reaktion in den meisten von Gemeinschaftsprojekten bei (beispielsweise beim EU- Fällen durch die vorhandenen Schutz- und Kompensations- Projekt COMPREHEND) [1]. mechanismen aufgefangen werden kann. Der Effekt wird als «physiologisch» bezeichnet, er ist also reversibel und zeigt keine erkennbare Auswirkung auf den Organismus und sei- ne Leistungsfähigkeit. Für Fischnetz sind jedoch die Aus- Akute Akut toxische Wirkungen treten bereits innerhalb nahmen wichtig, wie beispielsweise hormonwirksame Sub- Effekte von wenigen Stunden nach der Substanzeinwir- kung auf. Akut toxische Effekte verursachen Mor- stanzen oder biologisch hochreaktive Stoffe. Erreicht die talität oder auffällige Verhaltensänderungen. Stoffe, Exposition eine kritische Grösse, können sich Effekte ent- die im Gewässer eine akut toxische Wirkung ent- wickeln, die zu einer funktionellen Störung oder einer patho- falten, stammen meist von Freisetzungen, die logischen Organveränderung im Organismus führen, welche durch Unfälle verursacht wurden (beispielsweise Jauche, Leckagen). seine Leistungsfähigkeit oder seine Fähigkeit, auf eine zu- Subakute Subakut toxische Wirkungen treten erst nach einer sätzliche Anforderung zu reagieren, mindern. In vielen Fällen Effekte über mehrere Wochen anhaltenden Exposition sind die Effekte auch nicht mehr reversibel. Solche Effekte auf. Sie sind zumeist die Folge einer längeren Sub- werden als «toxische» oder «adverse» Effekte bezeichnet. stanzeinwirkung, der Biokonzentration und eines Die Kenngrössen einer Exposition (Stoffkonzentration, durch die anfallende Fremdstoffmenge überforder- ten Metabolismus. Typische subakute Befunde Dauer und Abstand zwischen den Expositionen sowie die sind Reizwirkungen und Teilausfälle in Organen Nebenbedingungen Wassertemperatur, Art, Ernährungs- (beispielsweise Entzündungen, «langsame» neuro- zustand, Gesundheitszustand und Alter des Fisches) be- toxische Effekte), hormonabhängige Effekte oder vergrösserte Organe. Subakute Effekte werden in stimmen mit, ob ein Stoff im Wasser auf einzelne Organismen der Natur von Stoffen mit mindestens saisonaler toxisch wirkt. In der Toxikologie wird zwischen akuter, sub- Exposition verursacht (beispielsweise Pestizide, akuter und chronischer Wirkung unterschieden (Tabelle Dünger). 5.4.1). Chronische Chronisch toxische Wirkungen treten nach Mo- Wirkschwellen: Untersuchungen an hunderten von Stoffen Effekte naten bis Jahren anhaltender Exposition auf. Sie zeigen die langfristigen Folgen einer Substanz- haben gezeigt, dass für die meisten Stoffe unterhalb der einwirkung. Neben den subakuten Effekten werden Konzentration von weniger als 1 µg/l keine toxischen Wirkun- «versteckte», zellschädigende Effekte infolge von gen bei Wasserorganismen auftreten (99% Aussage). Diese genetischen Schäden oder Störungen des Immun- systems erkennbar. Die chronischen Befunde Faustregel ermöglicht bei der Risikoabschätzung von Um- zeigen das gesamte toxische Potenzial einer Sub- weltexpositionen eine erste Prioritätensetzung. Ausnahmen stanz auf. Stoffe, die in der Natur eine chronisch von dieser Regel sind Chemikalien mit spezifischer Wirkung, toxische Wirkung verursachen, treten ganzjährig wie etwa Biozide, Pharmazeutika oder Agrarchemikalien. auf. Sie stammen meist aus Haushaltsprodukten und Gewerbebetrieben oder werden kontinuierlich Mischungseffekte: Expositionsexperimente im Labor spie- aus Zwischenspeichern (Deponien, Sedimente) geln die Situation im natürlichen Umfeld nur teilweise wider, herausgewaschen. denn Fische sind im Wasser einer Vielzahl von natürlichen Tab. 5.4.1: Expositionsszenarien. und anthropogenen Schadstoffen ausgesetzt. Eine Mischung

46 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

Hauptanwendungs- – Siedlungen und Haushalte nen (siehe Hypothesen «nachwachsende Fische» und «Was- bereiche – Landwirtschaft sertemperatur»), beeinflussen auch Stoffe aus der ARA den – Industrie Fischbestand. In einer durch das BUWAL initiierten Unter- – Flächendeckende Nutzung (beispiels- suchung wurde gezeigt, dass bei der Mehrheit von 41 unter- weise Verkehr) suchten ARA die Bachforellenbiomasse unterhalb der ARA- Entsorgung über – Abwasserreinigungsanlage (ARA) – Deponien (DEP) Einleitung kleiner war als oberhalb [3]. Andererseits gibt es – häusliche oder industrielle Kehricht- auch Fischarten, die von ARA-Einleitungen profitieren. So verbrennungsanlage (KVA) war die Fischbiomasse (ohne Forellen und Äschen) unterhalb – Diffuse, flächendeckende, oft unkontrol- der ARA um 24% grösser als oberhalb, was auf das erhöhte lierte Umwelteinträge (DUE) Nährstoffangebot, den geringeren Prädationsdruck oder feh- Tab. 5.4.2: Anwendungsbereiche und Eintragswege von anthropo- lende Konkurrenz zurückgeführt wurde [3]. Ausserdem konn- genen Stoffen. te ein signifikant höheres Auftreten bakterieller Infektionen bei unterhalb der ARA exponierten Bachforellen beobachtet von mehreren Stoffen mit gleichem Wirkungsmechanismus werden [4]. kann einen Effekt bewirken [2], obwohl die Einzelkomponen- ARA sind auch als Punktquellen von Nitrit, Ammonium ten in so geringer Konzentration vorhanden sind, dass sie und organischen Spurenstoffen von Bedeutung. So gelan- noch keine Wirkung zeigen würden. Für eine Risikoabschät- gen zum Beispiel Waschmittelinhaltsstoffe, Korrosionsinhibi- zung müssen Stoffe mit ähnlichem Wirkungsmechanismus toren, Pharmazeutika und natürliche/synthetische Steroid- daher gemeinsam beurteilt werden. hormone über die Kanalisation in die ARA. Nichtpersistente Verbindungen werden in Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit Quellen chemischer Belastung der Anlage abgebaut. Die Zusammensetzung des häuslichen Anthropogene Stoffe werden in vier Hauptanwendungsberei- Abwassers kann aufgrund von Verbrauchszahlen und der chen eingesetzt und über vier Hauptverfahren wieder «ent- Kenntnis von Verhalten und Verbleib von Spurenstoffen ge- sorgt» (Tabelle 5.4.2). schätzt werden (Teilprojekte 99/24, 00/21, 02/01) [5, 6]. Die Da Emissionen über die Entsorgungswege «Deponie» und Menge an häuslichem Abwasser kann über die Zahl der im «Verbrennung» für die Gewässerbelastung nicht im Vorder- Einzugsgebiet lebenden Personen errechnet werden. Die Dif- grund stehen, sind vor allem jene Stoffe für die Fliessgewäs- ferenz zu den Einwohnergleichwerten einer ARA entspricht ser von Belang, die über eine ARA und diffuse Freisetzung ins dem industriellen Abwasseranteil. Dieser lässt sich durch Wasser gelangen (Tabelle 5.4.3). eine detaillierte Analyse der angeschlossenen Betriebe cha- rakterisieren. Stoffeinträge ins Wasser aus diffusen Quellen In den Bächen und Flüssen lässt sich der Anteil an gerei- Die durch diffuse Quellen ins Wasser gelangenden Stoffe nigtem häuslichem Abwasser mittels konservativen Tracern machen einen Grossteil der analytisch nachweisbaren Stoffe aus. Die Einträge stammen vorwiegend aus der Landwirt- schaft, aber auch von Siedlungen, Strassen und dem Bahn- Quelle Substanzgruppen (Beispiele) Entsorgung und Automobilverkehr. Eine wichtige diffuse Quelle von Stof- fen ist der weit reichende, atmosphärische Transport von Siedlungen Biologische Einträge (Lebensmittel, ARA und Haus- Ausscheidungen), Kosmetika und DUE Schadstoffen, beispielsweise der polychlorierten Biphenyle halte Reinigungsmittel, Pharmazeutika, DEP (PCB) und von Perfluorooctylsulfonsäuren (PFOS). Bauchemie (Farben, Lacke, Binder, KVA Ein Teil der diffus freigesetzten Stoffe gelangt in die Fliess- Holzschutz), Gartenchemie gewässer, ein Teil wird abgebaut, und ein Teil verbleibt über Landwirt- Biologische Einträge (Ausscheidun- ARA einen längeren Zeitraum im Boden. Durch Erosion können schaft gen), Dünger, Pflanzenschutzmittel DUE (Insektizide, Herbizide, Fungizide), die derart gebundenen Stoffe später ebenfalls in Fliess- Veterinärpharmaka gewässer gelangen (siehe Hypothese «Feinsedimente»). Industrie Industriechemikalien (Kunststoffe, DEP Die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide werden Farben, Lacke, Oxidations- und ARA saisonal und spezifisch auf bestimmte Kulturen ausgebracht. Reduktionsmittel, Metallsalze, KVA Ausserhalb der Landwirtschaft werden teilweise identische Detergenzien, Korrosionsschutz- mittel, Biozide) Wirkstoffe in Gärten, als Aussenfarben oder zum Schutz vor Motorenöle, Autoreifen, Kunst- DUE Wurzeleinwuchs in Flachdachabdeckungen eingesetzt. Flächen- deckende stoffe, Verbrennungsprodukte, KVA Nutzung Bauchemikalien DEP Stoffeinträge ins Wasser im Bereich einer ARA Tab. 5.4.3: Beispiele von Herkunft, Art und Entsorgungswegen Neben Temperatur, Sauerstoffsättigung und pH-Wert, die anthropogener Stoffe. Der Hauptentsorgungsweg ist durch Fett- einen Einfluss auf die Entwicklung von Fischen haben kön- druck hervorgehoben.

47 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

abschätzen. Dafür werden der Waschmittelinhaltsstoff Bor, setzung solcher Stoffe ist deshalb zunehmend strengeren Koffein [7] oder auch der routinemässig gemessene nicht- Auflagen unterworfen. Die angestrebte Substitution solcher konservative Nährstoff Ammonium [8] verwendet. Stoffe wird jedoch Jahrzehnte dauern. Ein aktuelles Beispiel sind bromierte Diphenylether. Diese werden als Flamm- Verhalten von Stoffen in der Umwelt schutzmittel in Kunststoffen eingesetzt und diffundieren aus Organische und anorganische chemische Stoffe unterliegen diesen in einem sehr langsamen Prozess heraus. Infolge in der Umwelt einer Vielzahl von Transport-, Transfer- und der Bioakkumulation reichern sich diese Substanzen in der Transformationsprozessen, die die Konzentration der Verun- Leber von Bachforellen mehrere hundert Mal gegenüber der reinigungen in den verschiedenen Kompartimenten beein- Konzentration im umgebenden Wasser an [9]. flussen. Beim Transport mit einem Umweltmedium (Wasser, Krebs erzeugende, mutagene oder embryotoxische Stoffe Luft, Schwebstoffe, Luftstaub) und beim Transfer von einem oder ihre Abbauprodukte sind hochgradig reaktiv und rea- Umweltkompartiment zu einem anderen (beispielsweise gieren mit Zellbestandteilen von Organismen. Sie können Anlagerung an Feststoffe, Sedimentation, Austrag in die dadurch in den betroffenen Organismen genetische Schäden Atmosphäre) bleiben die Stoffe chemisch unverändert. Bei oder Krebs auslösen und die Entwicklung stören. In den den Transformationsprozessen erfolgen chemische oder bio- 1980er Jahren wurden in Deutschland in Gewässern unter- chemische Umwandlungen zu Zwischenprodukten (Metabo- halb von grösseren Industriebetrieben noch mehrfach solche liten) bis hin zu Endprodukten (Kohlendioxid, Nitrat, Methan, Substanzen wie zum Beispiel polyaromatische Kohlen- Ammoniak). Stoffe werden auch in die Biomasse eingebaut. wasserstoffe oder polychlorierte Biphenyle in erheblicher In der aquatischen und terrestrischen Umwelt dominieren Konzentration nachgewiesen. Es ist deshalb wahrscheinlich, biochemische Transformationen, in der Atmosphäre über- dass lokal Stoffe mit erbgutverändernder oder Krebs erzeu- wiegen photochemische Reaktionen. Die Transformations- gender Wirkung in Fliessgewässer gelangen. Mögliche Quel- prozesse (Reaktionswege und -geschwindigkeiten) unter- len sind Gewässerverunreinigungen mit aromatischen Koh- liegen Gesetzmässigkeiten, so dass qualitative Voraussagen lenwasserstoffen (beispielsweise von Teer, Dieselpartikel) möglich sind. oder die Einleitung von Nitrit, das die Bildung von Nitrosami- Ein wichtiger Faktor ist die Polarität einer Substanz, die nen fördert. Mutagene Stoffe wirken zwar in geringen Kon- auch durch die Wasserlöslichkeit angenähert angegeben zentrationen auf eine einzelne Zelle des Organismus, ihre werden kann. Gut wasserlösliche (hydrophile) Verbindungen Wirkung auf die Fischpopulation ist jedoch mit hoher Wahr- werden mit dem Wasser transportiert und können aus scheinlichkeit zu vernachlässigen. Feststoffen ausgewaschen werden. Schlecht wasserlösliche Umwelthormone sind chemische Verbindungen, die direkt (hydrophobe oder lipophile) Substanzen neigen zur Anrei- oder indirekt auf das Hormonsystem einwirken. Sie werden cherung an Festphasen wie Klärschlamm oder Boden und für eine ganze Reihe von Effekten – von der Auslösung der in biologischer Materie wie beispielsweise in Fettgeweben Vitellogeninsynthese in männlichen Fischen bis hin zu Ver- von aquatischen Organismen. Wurden toxische Stoffe im änderungen der Fischgonaden – verantwortlich gemacht Sediment abgelagert, besteht die Möglichkeit einer chroni- (siehe Hypothese «Fortpflanzung»). Fast die gesamte estro- schen Belastung des Gewässers durch Rücklösung. gene Aktivität unterhalb von ARA-Einläufen geht auf in der Kläranlage nicht vollständig eliminiertes natürliches Estro- Problemstoffe gen und synthetisches 17α-Ethinylestradiol (EE2), den Wirk- Stoffe mit tiefer Wirkkonzentration stoff von hormonellen Verhütungsmitteln, zurück. Mehrere Persistente, akkumulierende Stoffe sind biologisch nicht Untersuchungen haben gezeigt, dass Fische unterhalb von oder nur langsam abbaubar (vPvB-Stoffe). Sind solche Kläranlageneinläufen im Vergleich zu Kontrollfischen öfter Stoffe zudem niedermolekular (<700 Dalton) und fettlöslich, Intersex aufwiesen [10]. Ein Zusammenhang zwischen Re- lösen sie sich im Fettgewebe der Organismen und akkumu- produktionsschwäche und Aufenthalt im Bereich von Klär- lieren in der Nahrungskette: Je höher ein Organismus in der anlageneinläufen wurde in der freien Wildbahn schon auf- Nahrungskette steht, desto höher ist in seinem Fettgewebe gezeigt [11]. Ebenso führten Expositionsexperimente mit die Konzentration von bioakkumulierenden Stoffen (siehe EE2 zu reduzierter Fertilität bei juvenilen Regenbogenforellen TP 99/32 und 99/33). Wirken persistente und stark bio- [12]. Der Einfluss von Umwelthormonen auf die Fischpopu- akkumulierende Stoffe zudem toxisch, können Organismen lation konnte hingegen bisher nicht eindeutig aufgezeigt auch durch niedrige Konzentrationen im Wasser langfristig werden, auch wenn Modelle zum Beispiel für die Dickkopf- geschädigt werden (PBT-Stoffe). elritze ein Nullwachstum schon bei Konzentrationen von PBT und vPvB Stoffe werden als «die» Problemstoffe 3 ng/l EE2 vorhersagen [13]. angesehen. Weil ein einmal freigesetzter Stoff über Jahre Zurzeit stehen über 500 Chemikalien im Verdacht, das bis Jahrzehnte in der Biosphäre verbleibt, stellt er ein beson- endokrine System zu stören [14], wobei das natürliche Estro- deres Risiko dar. Der Gebrauch beziehungsweise die Frei- gen 17β-Estradiol (E2) und das synthetische 17α-Ethinylest-

48 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

radiol (EE2) die höchste Hormonaktivität aufweisen. Schon unwahrscheinlich. Die Konzentration der übrigen Biozide in 0,1 ng/l EE2, oder 1 ng/l E2 führten zu erhöhten Vitellogenin- Gewässern ist sehr gering und ihr Einfluss auf Fische zu ver- konzentrationen in männlichen Regenbogenforellen [15]. No- nachlässigen. nylphenol, das bekannteste anthropogene Umwelthormon, Ein Teil der in der Humanmedizin, Veterinärmedizin und hat gegenüber E2 eine relative estrogene Aktivität von bloss Mast eingesetzten Pharmazeutika gelangen in aktiver Form 2,5·10–5 [1]. oder als aktive Metaboliten über die Ausscheidungen ins Wasser. An einigen ARA-Einleitstellen können derart hohe Stoffe mit beabsichtigter biologischer Wirkung Konzentrationen auftreten, dass biologische Effekte möglich Pestizide (auch Pflanzenschutzmittel) gehören zu den sind [18]. Mit chemischer Analyse konnten im gereinigten Ab- Stoffgruppen, die bestimmungsgemäss in die Umwelt aus- wasser und in Oberflächengewässern Antibiotika, Lipidsen- gebracht werden. Je nach Stoffeigenschaften, Anwendungs- ker und andere, häufig verwendete Medikamente nachge- mengen und den lokalen Gegebenheiten können sie dabei wiesen werden. Die Konzentrationen waren jedoch zu gering, als diffuser Eintrag oder durch unsachgemässen Umgang um einen Effekt auf Fische bewirken zu können [19–21]. und in kleinerem Ausmass durch punktuelle Kontamination, beispielsweise über die ARA,in Oberflächengewässer ge- Weitere Problemstoffe langen. Da Pestizide die Nährtierfauna von Fliessgewässern Schwermetalle kommen natürlicherweise in Spuren in den beeinflussen können, ist ein indirekter Effekt auf Fische mög- Gewässern vor. Als Spurenelemente sind viele von ihnen lich. Im Rahmen einer umfangreichen Studie in Fliessgewäs- für das Leben essenziell. Ein Fehlen führt zu Mangelerschei- sern des norddeutschen Tieflandes konnte gezeigt werden, nungen. Schwermetalle, die über Abschwemmung von land- dass der Anteil der als physiologisch empfindlich eingestuf- wirtschaftlichen Nutzflächen oder mit dem Abwasser aus ten Wirbellosen in den pestizidbelasteten Gewässern deut- Siedlungen und aus Industrie und Gewerbe in die Gewässer lich geringer war als in den unbelasteten Gewässern [16]. gelangen, wirken dagegen ab bestimmten Konzentrationen Aufschlussreich ist ausserdem, dass Arten mit langer Gene- toxisch auf Fische und andere Wasserorganismen. Deshalb rationsdauer in den belasteten Gewässern weniger häufig sind in der Gewässerschutzverordnung für die verschiede- vorkamen als in unbelasteten Gewässern. Die in den Gewäs- nen Schwermetalle unterschiedliche Grenzwerte für Fliess- sern gemessenen Pestizidkonzentrationen lagen – gemes- gewässer festgelegt [22]. sen an den im Labor bestimmten Empfindlichkeiten von Wir- Tierische Organismen reagieren sehr unterschiedlich auf bellosen – im subletalen Bereich. Die Ergebnisse der Studie hohe Nitritkonzentrationen, wie sie unterhalb von Kläranlagen zeigen daher, dass durch subletale Konzentrationen von auftreten können: Fischlarven und Brütlinge sind gegenüber Pestiziden die Fliessgewässerzönosen verändert werden Nitrit empfindlicher als ältere Tiere [23]. Weiter ist zu be- können. Mit steigenden Pestizidkonzentrationen wird gene- achten, dass Nitrit mit nitrosierbaren Aminen und Amiden zu rell eine deutliche Verringerung der Zoobenthosdiversität be- karzinogenen N-Nitrosoverbindungen reagieren kann. Akut obachtet [17]. toxische Nitritkonzentrationen sind nur als Folge einer Pan- Biozide Wirkstoffe werden eingesetzt, um unerwünschte ne oder bei Regenentlastung zu erwarten. Organismen fernzuhalten oder zu töten. In der EU sind 850 Biozide bekannt. Die Zahl der Wirkstoffe wird in den kom- 5.4.2 Befunde in der Schweiz menden Jahren durch regulatorische Auflagen voraussicht- Gegenwärtige chemische Belastung lich stark zurückgehen. In der Kategorie der Fischgifte sind In den zehn Jahren zwischen 1989 und 1998 wurden in drei Wirkstoffe bekannt, die alle zur Substanzgruppe der der Schweiz 1697 Fälle von Fischsterben gezählt. Gülle und alkylierten, quaternären Ammoniumverbindungen gehören. Abwasser waren wie auch in früheren Jahren die Haupt- Fische können indirekt von biozidaler Wirkung betroffen sein: ursachen. Im langjährigen Trend zeigten die vergangenen Substanzen aus den Kategorien der Algizide, der Insektizide Jahre mit durchschnittlich 170 Fällen pro Jahr jedoch eine und anderer reduzieren das Nahrungsangebot von Fischen klare Verbesserung gegenüber früheren Zeitabschnitten [24]. und wirken so indirekt auf die Fischpopulation ein. Fischnetz Die Zahl der Unfälle ist zu gering, als dass der nationale hat allerdings keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass sich Fischfangrückgang auf solche Einzelereignisse zurückge- das Nahrungsangebot der Fische in den Fliessgewässern führt werden könnte. massgeblich verändert hat (siehe Hypothese «Fischnah- In einer umfangreichen Untersuchung des Flusses Allaine rung»). Einige Biozide, insbesondere die photosynthese- (JU) kommen die Autoren zum Schluss, dass die wichtigsten hemmenden Algizide, sind derart toxisch, dass selbst Kon- Störungen der aquatischen Biozönosen durch eine chroni- zentrationen unter 1 µg/l einen Effekt auf Algen zeigen. Die sche Verschmutzung des Gewässers sowie durch Stoss- für Schiffsanstriche zugelassenen Antifoulingstoffe sind ge- belastungen aus der Kanalisation und Abschwemmungen genüber tierischen Organismen im Bereich über 1 µg/l wirk- von Pestiziden aus landwirtschaftlichen Flächen hervorge- sam. Eine Beeinträchtigung der Fauna durch solche Stoffe ist rufen werden [25].

49 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

Chronische Grundbelastungen in der Allaine werden bei Tagessammelproben nur noch selten überschreiten, zei- gemäss der Studie durch verschiedene toxische Stoffe wie gen Kurzzeitproben deutliche Schwankungen und mehrmals Schwermetalle, polyzyklische aromatische Kohlenwasser- Spitzenwerte, die weit über dem Grenzwert liegen (Abbil- stoffe, Lösungsmittel, Insektizide, Herbizide und Fungizide dung 5.4.2). Erfüllt werden die Zielvorgaben praktisch nur hervorgerufen. Diese Stoffe sind teilweise am Sediment ad- in unbelasteten Gewässeroberläufen und unmittelbar nach sorbiert, können aber bei Hochwasser remobilisiert werden Seeausflüssen [27]. und eine zusätzliche toxische Wirkung auf Fische und andere Nitrat ist in den Konzentrationen, die in Oberflächenge- Wasserorganismen entfalten. wässern üblicherweise gemessen werden, auch für empfind- Entlastungsereignisse von ARA während eines Gewitters liche Wasserorganismen nicht toxisch [30]. In der Gewäs- führen in der Allaine nachweislich zu stark erhöhten Konzent- serschutzverordnung ist für Fliessgewässer, die der Trink- rationen an toxischen Stickstoffkomponenten und anderen wassernutzung dienen, ein Grenzwert von 5,6 mg/l NO3–N Stoffen. Die Autoren kommen zum Schluss, dass diese regel- festgelegt. mässig auftretenden Spitzenbelastungen für empfindliche Organismen sehr problematisch sind und für das Fehlen von Pestizide verschiedenen Arten in der Allaine verantwortlich gemacht Fischnetz hat im Jahr 2002 im Rahmen des Teilprojektes werden können. Gemäss der Studie sind neben dem Makro- Testgebiete (00/16) Pestizide in den Testgewässern Venoge, zoobenthos insbesondere auch empfindliche Jungfische von Emme, Necker und Liechtensteiner Binnenkanal (LBK) be- den negativen Auswirkungen der Entlastungen betroffen. stimmt [31]. Um die Pestizidbelastung der Testgewässer ab- schätzen zu können, wurde im Vorfeld der Untersuchungen Stickstoffverbindungen eine Charakterisierung der landwirtschaftlichen Nutzungs- Gemäss Gewässerschutzverordnung muss die Wasser- flächen vorgenommen. Auf offenen Ackerflächen, Rebland qualität so beschaffen sein, dass die Nitrit- und Ammonium- und in Obstkulturen ist der Pestizideinsatz am grössten, konzentrationen die Fortpflanzung und Entwicklung emp- wobei in den Testgebieten vor allem die Ackerflächen für die findlicher Organismen – wie beispielsweise Salmoniden – Pestizidbelastung von Bedeutung sind. Auf den von ihrer nicht beeinträchtigen [22]. Das BUWAL hat entsprechende Fläche her ebenfalls wichtigen Dauergrünflächen werden viel Nitrit-Zielvorgaben in Salmonidengewässern im Bereich von geringere Mengen an Pestiziden ausgebracht.

0,02–0,1 mg/l NO2–N in Abhängigkeit der Chloridkonzent- Der Anteil offener Ackerfläche an der landwirtschaftlichen rationen formuliert [26]. Die Nitritkonzentration ist in vielen Nutzungsfläche ist in den Testgebieten sehr unterschiedlich: Mittellandgewässern immer noch hoch und erfüllt diese Ziel- An Venoge und Emme liegen viele Äcker, während im Ein- vorgaben des BUWAL nicht. zugsgebiet des Neckers dieser Anteil nur gering ist. Aufgrund Insbesondere unterhalb von ARA ist häufig eine Zunahme dieser Daten kann erwartet werden, dass die Pestizid- der Nitritkonzentration und dementsprechend eine Ver- belastung in der Venoge und der Emme deutlich höher als schlechterung der Gewässerqualität erkennbar [25, 27–29]. im Necker ist. Vom LBK fehlen diese Daten. Während die Nitritwerte von modernen ARA den vorgegebe- In der Tat wurden in den Flüssen Venoge und Emme hohe nen Richtwert für die Auslaufkonzentration (0,3 mg/l NO2–N) Pestizidkonzentrationen ermittelt, während im Necker und dem Liechtensteiner Binnenkanal nur sehr kleine Gehalte gemessen wurden. Zum Beispiel wurde vom Maisherbizid 1,2 Atrazin in der Venoge ein Höchstwert von 0,76 µg/l und in der

1,0 Nitrit Emme von 0,73 µg/l ermittelt. Ammonium Um das Risiko einer Pestizideinwirkung auf die Fische und 0,8 das aquatische Ökosystem abzuschätzen, wurden die ver- 0,6 schiedenen PNEC («predicted no effect concentration») mit [mg/l] Grenzwert den höchsten gemessenen Konzentrationen (C , «worst 0,4 für Nitrit max Konzentration case scenario») und den mittleren Konzentrationen (Cmed, 0,2 Median) verglichen. Die Abschätzungen berücksichtigen je- 0,0 doch keine Effekte, die durch die Kombination verschiedener Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Juni 2002 (12.00) Pestizide auftreten können. Als zusätzliche Information wur- den die Qualitätszielwerte (EQS-Werte) zur Beurteilung des Abb. 5.4.2: Verlauf der Nitrit- und Ammoniumkonzentrationen in einem gereinigten Abwasser an 13 Tagen im Juni 2002. Die Spitzen- Risikos für das aquatische Ökosystem herangezogen. werte entstehen duch hydraulische Belastungsstösse oder Schwan- Für die meisten der untersuchten Pestizide konnte auf- kungen der Abwasserzusammensetzung im Zulauf zur ARA. Die grund der gemessenen Konzentrationen und der berechne- gestrichelte Linie entspricht dem geltenden Richtwert von 0,3 mg/l ten PNEC-Werte kein direktes Risiko für Fische festgestellt NO2–N (Quelle: Amt für Umweltschutz des Kantons St. Gallen, Messungen 2003). werden (Cmax/PNECFische<1). Einzig für das Pestizid Tebutam

50 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

Pestizid PNEC Fische Qualitätsziel Kanton Zürich Kanton Aargau Risikoschwelle Qualitätsziel (µg/l) (EQS) (µg/l) 1999–2001 (µg/l) 2001 (µg/l) überschritten (EQS) erreicht

Atrazin 20 0,2 1,49 0,66 nein nein Desethylatrazin * * 0,3 0,17 * * Terbuthylazin * * 1,23 0,15 * * Metamitron * * 2,58 2,24 * * Isoproturon 10 0,3 8,44 10,0 nein (ZH), ja (AG) nein Diuron 3,3 0,006 1,12 – nein nein Linuron * * 0,35 0,37 * * Ethofumesat * * 0,71 0,49 * * DEET * * 7,31 0,14 * * Diazinon 0,9 0,002 0,30 0,10 nein nein Propachlor * * 1,02 – * * Metazachlor * * 0,32 0,11 * * Metolachlor 10 0,1 1,34 0,22 nein nein

PNEC- und EQS-Werte stammen aus dem Pestizidbericht Testgebiete [31], * Keine PNEC- und EQS-Werte vorhanden Tab. 5.4.4: Gemessene Pestizidhöchstkonzentrationen in den Fliessgewässern der Kantone Aargau und Zürich und Risikoabschätzung für Fische (Risikoschwelle) und Ökosysteme (Qualitätsziel).

liegt das Risiko, berechnet mit Cmax, bei einer Stichprobe in Aufgrund mangelnder PNEC- und EQS-Werte können nicht der Venoge leicht erhöht bei 1,6. für alle gemessenen Wirkstoffe Risikoabschätzungen oder Ein erhöhtes Risiko für das aquatische Ökosystem besteht eine Beurteilung ihres Einflusses auf die Wasserqualität in Venoge und Emme bei den folgenden Pestiziden (berech- durchgeführt werden (Tabelle 5.4.4). Da es sich zudem um net mit Cmax): Atrazin, Diazinon, Diuron und Metolachlor. Mit Stichprobenerhebungen handelt, sind höhere Konzentratio- den Cmed-Konzentrationen berechnet, ergibt sich ein po- nen durchaus möglich. tenzielles Risiko für das aquatische Ökosystem bei Diuron Beim Pestizideinsatz in der Landwirtschaft können bei (Venoge) und Diazinon (Venoge, Emme). der Zubereitung der Spritzbrühe, der Beseitigung der Ver- Ein saisonales Risiko von Atrazin und Metolachlor sowie packung, dem Entsorgen überschüssiger Spritzbrühe und teilweise auch von Isoproturon für das aquatische Öko- dem Reinigen der Spritzgeräte Einträge in die Kanalisation system wurde auch in einer anderen Messkampagne ausge- stattfinden. Da Pestizide in ARA kaum abgebaut werden, sind wiesen [32]. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass eine ARA-Ausläufe eine entscheidende Quelle für die Pestizid- erhöhte Belastung mit Diazinon und Diuron häufig auftritt und belastung der Oberflächengewässer [38–40]. dadurch ein erhöhtes Risiko für das aquatische Ökosystem Um den Verlauf der Konzentrationen in ARA-Ausläufen zu besteht. erfassen und Frachtabschätzungen durchführen zu können, Auch in weiteren Fliessgewässern und ARA-Ausläufen wurden sieben ARA im Kanton Bern von April bis Oktober führen die Kantone seit einigen Jahren Pestiziduntersuchun- 2002 mittels 14-täglicher Mischproben durchgehend unter- gen durch. In voralpinen Gewässern wurden dabei kaum sucht. Tabelle 5.4.5 zeigt die entsprechenden Höchstkon- Wirkstoffe gefunden [33], während im Jura [25] und in Mittel- zentrationen [39]. Wie in Gerecke et al. [38] dargestellt, kön- landgewässern regelmässig Pestizide festgestellt wurden nen die relativ hohen Pestizidfrachten aus ARA nicht mit [17, 33–38]. Insbesondere während den Applikationsperio- einzelnen kleinen Verlusten erklärt werden, sondern spre- den von März bis Juni und bei Niederschlagsereignissen chen für eine unsachgemässe Entsorgung von überflüssiger können erhöhte Konzentrationen in den Gewässern auftre- Spritzbrühe in die Kanalisation. ten. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2001 des Kantons Aargau [34] zeigen, dass von 76 routinemässig analysierten Wirk- Wirkstoff stoffen 33 nachgewiesen werden konnten. Ähnliche Ergeb- nisse werden von den Kantonen Zürich [35–37] und Waadt [17] gemeldet. Die Risikoabschätzung für Zürcher und Aar- Atrazin Isoproturon Metamitron DEET Ethofumesat Metolachlor Simazin gauer Fliessgewässer zeigt, dass einzelne Pestizide für das Höchstkonzent- 25 64 35 2 12 12 7 aquatische Ökosystem ein nicht unerhebliches Risiko dar- ration [µg/l] stellen (Tabelle 5.4.4). Für die gleichen Pestizide wurde auch Tab. 5.4.5: Analyse von 14-täglichen Mischproben aus sieben ARA- in anderen Untersuchungen ein Risiko festgestellt [31, 32]. Ausläufen im Kanton Bern (Zeitspanne von April bis Oktober 2002).

51 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

Da es sich bei den Messungen um 14-tägliche Misch- wurden die natürlichen Steroidhormone Estron (E1), Estra- proben handelt, ist davon auszugehen, dass die Konzentra- diol (E2), Estriol (E3), das synthetische Ethinylestradiol (EE2), tionen zum Zeitpunkt des Ereignisses (beispielsweise der ein Wirkstoff von hormonellen Verhütungsmitteln, und die Entsorgung von Spritzbrühe) im ARA-Auslauf deutlich höher Industriechemikalien Nonylphenol (NP), Nonylphenolmono- sind, als in Tabelle 5.4.5 angegeben. Vor allem wenn ARA (NP1EO) und -diethoxylat (NP2EO) bestimmt. Da für alle Sub- in kleinere Vorfluter entwässern, können diese Pestizidstoss- stanzen die relative estrogene Aktivität bekannt ist, kann belastungen ein Risiko für Fische und das aquatische Öko- die Totalaktivität aller Substanzen in einer Umweltprobe be- system bedeuten. rechnet werden. Ein Vergleich mit der in denselben Proben mittels Hefetest bestimmten estrogenen Aktivität zeigte Bromierte Flammschutzmittel gute Übereinstimmung [1]. Dabei ist die Bedeutung von NP, Bromierte Flammschutzmittel, insbesondere die mehrfach NP1EO und NP2EO im Vergleich zu den Steroidhormonen bromierten Diphenyletherverbindungen, gehören zu den aufgrund der schwächeren Hormonaktivität gering. Die schwer abbaubaren Umweltverunreinigungen, die in den ver- höchsten in ARA-Ausläufen gemessenen Konzentrationen gangenen Jahren intensiv untersucht worden sind. Es hat waren 51 ng/l E1, 10 ng/l E2, 18 ng/l E3 und 4 ng/l EE2, die sich dabei gezeigt, dass sich einige dieser Stoffe in der mit dem Hefetest bestimmte maximale Hormonaktivität ent- Biosphäre anreichern. In der Schweiz sind Messungen an sprach der Wirkung von 53 ng/l E2. Fischen aus Seen und Fischzuchten durchgeführt worden An drei schweizerischen und zwei französischen ARA wur- [41]. den adulte männliche Regenbogenforellen exponiert und die Im Rahmen des Projektes Fischnetz wurden Forellen aus Veränderung der Vitellogeninkonzentration im Blut bestimmt. den vier Testgebieten auf die Anwesenheit von bromierten In zwei Fällen nahm die Konzentration im ARA-Auslauf zu, Flammschutzmitteln untersucht. Dabei wurden Filet, Leber während es bei den Fischen an der Referenzstelle im Fluss und Galle sowie Unterschiede zwischen weiblichen und oberhalb der ARA-Einleitung zu keiner Zunahme kam. In drei männlichen Fischen betrachtet [9]. Die Resultate ergaben weiteren Expositionsexperimenten wurde bei Fischen im unter anderem deshalb ein teilweise uneinheitliches Bild, weil ARA-Auslauf keine Vitellogenininduktion beobachtet, obwohl das Alter der Fische nicht berücksichtigt wurde. Die Gehalte in den Wasserproben mittels Hefetest eine hohe hormonelle in den Leberproben waren höher als die entsprechenden Aktivität bestimmt wurde. Gallenwerte, wesentlich niedrigere Belastungen wurden im Die Belastung der schweizerischen Gewässer mit Steroid- Filet gemessen. Die Fische aus Necker und Emme enthielten hormonen, speziell E2 und EE2, ist bei angemessener Ver- relativ niedrige Konzentrationen, die höchsten Gehalte fan- dünnung des ARA-Auslaufs im Vorfluter gering (Abbildung den sich in Fischen aus der Venoge und aus dem Liechten- 5.4.3), liegt aber im Bereich der niedrigsten Effektkonzentra- steiner Binnenkanal. Die Gegenüberstellung der gemesse- tion. nen Konzentrationen mit den Standorten der Probenahmen lässt den Schluss zu, dass die Belastungen vermutlich nicht Pharmazeutika über die Kläranlagenausläufe, sondern über diffuse Einträge Arzneimittel sind in den späten 1990er Jahren als Spuren- (eventuell Klärschlammabschwemmungen) in die Gewässer verunreinigungen in Abwässern und Gewässern analysiert gelangen. worden [19–21, 45, 46]. Die gemessenen Werte liegen in der gleichen Grössen- Viele in der Humanmedizin eingesetzte Arzneimittel, wie ordnung wie die von Fischen aus anderen europäischen zum Beispiel Antibiotika, gelangen über menschliche Aus- Gewässern [42]. Trotz vieler Studien zur Toxikologie der bro- scheidungen ins Abwasser. Durch unsachgemässe Ent- mierten Flammschutzmittel ist es heute nicht möglich, die sorgung werden zusätzliche Anteile eingetragen. Es wird Langzeiteffekte in der Umwelt zuverlässig abzuschätzen. befürchtet, dass eine chronische Antibiotikaexposition zur Dies liegt vor allem daran, dass die Akkumulation dieser per- Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen bei Bakterien sistenten Stoffe innerhalb der Nahrungspyramide zu wenig führen könnte. Um eine mögliche Gefährdung der Umwelt verstanden wird. Es wird davon ausgegangen, dass Fische beziehungsweise die Umweltexposition dieser bioaktiven durch die bromierten Flammschutzmittel in ihrer Gesundheit Verbindungen abzuschätzen, wurden an der EAWAG spezi- heute nicht beeinträchtigt sind. Die Europäische Union be- fische und quantitative Methoden für die Bestimmung von urteilt jedoch das langfristige Risiko durch einige bromierte mehreren Antibiotikaklassen im Abwasser, in Flusswasser Flammschutzmittel für Organismen, die zuoberst auf der und in Gülle entwickelt. Bislang wurden Fluorochinolone, Nahrungskette stehen, als hoch [43, 44]. Makrolide, Sulfonamide und β-Lactame erfasst. Im Einzugs- gebiet der im Kanton Zürich wurden Antibiotika im Steroidhormone und Substanzen mit estrogener Wirkung Abwasser aus verschiedenen ARA bestimmt. Die Tages- Mehrere Teilprojekte untersuchten die estrogene Aktivität frachten von Ciprofloxacin und Norfloxacin variierten im Zu- in ARA-Ausläufen (TP 99/15; 99/20 01/03; 02/02). Zusätzlich lauf der ARA zwischen 3,5 und 8,7 g/Tag und im Ablauf noch

52 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

E2-Äquivalente bezogen auf Q182 0 – 0,1 ng E2/l 0,1 – 1 ng E2/l 1 – 5 ng E2/l

Abb. 5.4.3: Belastung der Vorfluter

(Abflussmedian: Q182) durch gereinigtes Abwasser am Beispiel der hormonellen Aktivität, ausgedrückt in E2-Äquivalen- ten. Die hormonelle Aktivität wird auf- grund der im Einzugsgebiet der ARA lebenden Einwohner berechnet. Die grössten Punkte (1–5 ng E2/l) zeigen 50 km an, wo bei männlichen Forellen eine Vitellogenin-Induktion erwartet wird.

zwischen 0,1 und 1,3 g/Tag. In der Glatt wurden Spuren- können Aussagen über Pharmaka, Haushaltsprodukte, Bio- konzentrationen von 5–18 ng/l gemessen. Die Fracht des in zide oder die Nitratbelastung [50] gemacht werden. der Schweiz wichtigen Antibiotikums Clarithromycin betrug Eine Anwendung der Immissionsdatenbank von Fischnetz 2001 bei Rümlang und bei Rheinsfelden 26 beziehungsweise war die Modellierung der estrogenen Belastung in den vier 36 g/Tag. Diese Stofffrachten übertrafen die entsprechenden Testgebieten. Alle benötigten Daten (Abflussmessungen, Werte von Ciprofloxacin und Norfloxacin (10 und 7,9 g/Tag). technische Angaben zu den ARA, Einleitung in die Vorfluter, Die Konzentrationen von Antibiotika und Medikamenten sind Anzahl der angeschlossenen Einwohner, Messdaten über in den Fliessgewässern mit Ausnahme des sehr potenten estrogene Verbindungen) wurden zusammengestellt und in Ethinylestradiols (aus hormonellen Verhütungsmitteln) zu ge- der Immissionsdatenbank gespeichert. Die Auswertung ist ring, um in Fischen Effekte auszulösen. im Bericht von Strehler und Scheurer [6] beschrieben. Der Verlauf der Belastung im Vorfluter hängt vom Sorp- Räumliche Verteilung tionsverhalten, von der chemischen Stabilität sowie vom Immissionsdatenbank und Modellabschätzungen photo- und biochemischen Abbau ab. Modelle für die Elimi- Die Datenlage zu Stoffen in der Umwelt ist in der Schweiz nation von Estradiol und Ethinylestradiol in Fliessgewäs- mit Ausnahme der seit 1974 erhobenen Daten der NADUF sern existieren bereits [51, 52]. So wird für EE2 zum Beispiel (Nationale Daueruntersuchung der schweizerischen Fliess- eine Halbwertszeit von 6,3 Tagen angenommen, was bei gewässer) [47] und einigen längeren Messreihen zu Pesti- einer Fliessgeschwindigkeit von 1 m/s eine Abbaurate von ziden und Alkylphenolen eher schlecht (Immissionsdaten- 1,3 ·10–3/km ergibt. bank TP 01/14). Hinzu kommt, dass chemische Analysen in Um die Belastung an einer bestimmten Stelle im Einzugs- Fliessgewässern lokale Momentaufnahmen darstellen. Es ist gebiet eines Fliessgewässers bestimmen zu können, muss jedoch für Risikoanalysen möglich, durch Modellrechnung dort der mittlere Abfluss abgeschätzt werden. Wie Strehler die Belastung in einem ganzen Einzugsgebiet zu berechnen und Scheurer [6] zeigten, korreliert der Abfluss mit der Ge- und dabei vorhandene Messdaten zur Überprüfung des Mo- samtlänge der Fliessstrecken oberhalb einer bestimmten dells heranzuziehen. Bei der Modellierung muss zwischen Stelle im Gewässer. Die Konzentration an der interessieren- Punktquellen und diffusem Eintrag in die Fliessgewässer den Stelle ergibt sich dann aus der Konzentration beim Punkt unterschieden werden. der Einleitung abzüglich der Abbaurate (1,3·10–3/km für EE2; ARA-Ausläufe sind die in Bezug auf Fische besonders siehe oben) im Fliessverlauf des Gewässers. Abbildung 5.4.4 relevanten Punktquellen. Anhand der Anzahl der Einwohner zeigt den Verlauf der estrogenen Aktivität entlang der Emme, im Einzugsgebiet und der stoffspezifischen Elimination kann basierend auf dem Abflussmedian (Q182; grau) und Niedrig- die Konzentration von Stoffen im ARA-Auslauf geschätzt wasser (Q347; schwarz). werden. So wurden beispielsweise die Konzentrationen von Bei Kilometer 41 entlastet die ARA Langnau mit 11 000 natürlichen und synthetischen Steroidhormonen im ARA- Personen im Einzugsgebiet, gefolgt von den ARA Mittleres Auslauf mit guter Genauigkeit berechnet [48, 49]. Analog Emmental, Burgdorf-Fraubrunnen und Moossee-Urtenen-

53 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

a b ARA Moossee-Urtenenbach 0,7

ARA Bibern ARA Burgdorf-Fraubrunnen Wiler 0,6 ARA Messen ARA Burgdorf-Fraubrunnen

0,5

ARA Ballmoos Burgdorf ARA Mittleres Emmental ARA Mittleres Emmental 0,4 ARA Moossee- Urtenenbach ARA Langnau i.E.

ARA Langnau i.E. 0,3 E2- Äquivalente [ng/l]

0,2

angeschlossene Einwohner an ARA 0,1 0 –10 000 10 000 –50 000 0,0 Messstellen Bumbach 0 20 40 60 80 Fliessstrecke [km]

Abb. 5.4.4: a) Einzugsgebiet der Emme mit eingezeichneten ARA (Quadrate) und Abflussmessstellen (Kreise). b) Berechnete Hormonaktivität entlang der Fliessstrecke der Emme mit Q182 (grau), beziehungsweise Q347 (schwarz).

bach. Es wird ersichtlich, dass die erwartete estrogene Akti- Die Menge eingesetzter Pestizide ist zwischen den Jahren vität bei der Mündung in die Aare 0,2 ng/l erreicht (bei Q182, 1988 und 2000 um beinahe 40% zurückgegangen. Insbe- Mittelabfluss), also um den Faktor 5 unter der tiefsten Effekt- sondere bei Insektiziden und Herbiziden wird eine starke konzentration von E2 liegt (1 ng/l). Bei Niedrigwasser (Q347) Abnahme des Verbrauchs verzeichnet. Allerdings lässt sich liegt die estrogene Aktivität allerdings fast drei Mal höher und aus dieser Reduktion noch keine eindeutige Abnahme des somit im Bereich der Effektkonzentration. Die aus der Abbil- Umweltrisikos ableiten, da auch Toxizität und Schädlichkeit dung 5.4.4 ersichtliche kontinuierliche Zunahme der estro- der Wirkstoffe eine wichtige Rolle spielen [54]. Beispiels- genen Aktivität entlang der Emme nimmt erst bei der Ein- weise weist die relativ junge Substanzklasse der Pyrethroide mündung in die Aare durch Verdünnung stark ab (ein See eine um mehr als das Zehnfache stärkere Wirkung auf, als die hätte einen noch stärkeren Verdünnungseffekt). früher verwendeten Insektizidklassen [55]. Die diffusen Einträge lassen sich im Modell mit mehr Auf- wand abschätzen. Dazu muss das Einzugsgebiet mittels Dauerüberwachung Areal- und Agrarstatistik, sowie GIS (Hanglage etc.) charak- Die Phosphorkreisläufe wurden von der Mitte des 20. Jahr- terisiert werden. In einem bestimmten Einzugsgebiet kann hunderts an stark angekurbelt. Dies führte zu teilweise mas- aufgrund dieser Informationen das Belastungspotenzial siv erhöhten Konzentrationen in den Gewässern. Die Folge abgeschätzt werden [53]. In der Schweiz sind sowohl die waren unerwünschtes Wachstum von Algen und Sauerstoff- Arealstatistik als auch die Statistik der landwirtschaftlichen mangel im Tiefenwasser der Seen. Zur Verminderung der Nutzung (Ackerkulturen und Tierbestand) erhältlich. Phosphorbelastung wurden in den vergangenen Jahrzehn- ten grosse Anstrengungen unternommen. So haben die Kon- Zeitliche Entwicklung zentrationen in den Gewässern vor allem dank dem Bau und Verbrauchsdatenerfassung am Beispiel der Pestizide der laufenden Verbesserung der Reinigungsleistung der ARA Im Jahr 2001 wurden über 1500 Tonnen Pestizide in der und dem Phosphatverbot für Textilwaschmittel im Jahr 1986 Landwirtschaft eingesetzt, davon circa 700 Tonnen Fungi- stark abgenommen. Aber auch Massnahmen in der Land- zide, 650 Tonnen Herbizide und 180 Tonnen Insektizide. Bei wirtschaft haben zu einer Verringerung beigetragen: Die einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 15 800 Quadrat- Phosphateinträge in den Boden durch Gülle und Handels- kilometern (38,3% der Gesamtfläche der Schweiz) und einer dünger sanken in der Schweiz von rund 114 kg Phosphat pro mittleren Jahresniederschlagsmenge von 1000 mm ergibt Hektar im Jahr 1981 auf weniger als 70 kg im Jahr 2000 [54]. sich für das Gebiet der landwirtschaftlichen Fläche ein mitt- Dies hat zu deutlich verminderten Phosphorverlusten aus lerer Eintrag von annähernd 100 µg agrarchemischer Wirk- landwirtschaftlichen Flächen geführt. Im Rheineinzugsgebiet stoffe pro Liter Niederschlag. unterhalb der Seen sind im Zeitraum von 1985–2001 die an-

54 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

thropogenen diffusen Phosphorverluste (Landwirtschaft) in 2,0 die Gewässer um 47% gesunken [56]. Die heutige Phosphat- belastung der Gewässer stammt zum überwiegenden Teil 1,5 aus der Siedlungsentwässerung. In den grossen Flüssen beträgt die Abnahme der Phos- 1,0 phorkonzentrationen seit NADUF-Messbeginn Mitte der 1970er Jahre 3–8% pro Jahr [50]. Dementsprechend sind Rhein bei Rekingen 0,5

die Phosphorkonzentrationen in den grossen Flüssen heute Nitratkonzentration [mg/l] 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 klein und erfüllen weitgehend die Zielvorgaben des BUWAL Jahr [26]. Im Gegensatz dazu sind die Konzentrationen in vielen gleitendes Mittel n = 11 Trend 1974–98 Teiltrends 1984–88/89–93/94–98 kleinen Fliessgewässern weiterhin deutlich erhöht und erfül- len die Zielvorgaben nicht [27]. In den Seen ist der Phosphor- Abb. 5.4.5: Nitratkonzentration im Rhein bei Rekingen [50]. Die Stickstoffbelastung hat insgesamt von 1974 an zugenommen. gehalt wie in den grossen Fliessgewässern stark abneh- In den 1990er Jahren stagnierten die Konzentrationen jedoch und mend. nahmen teilweise auch wieder ab. Die Stickstoffbelastung der Schweizer Gewässer hat bis Ende der 1980er Jahre allgemein deutlich zugenommen (Ab- bildung 5.4.5). In den 1990er Jahren stagnierten die Konzent- der Wirksamkeit dieser Reduktionsmassnahmen. Insgesamt rationen und nahmen teilweise wieder in unterschiedlichem ist die Summe der Schwermetallfrachten im Klärschlamm Mass ab [27, 50, 57]. In kleinen Fliessgewässern und Klein- seit Beginn der 1980er Jahre in der gesamten Schweiz um seen werden die Anforderungen der Gewässerschutzverord- rund 50% gesunken. 1999 wurden noch circa 320 Tonnen nung (<5,6 mg/l NO3–N) heute teilweise nicht erfüllt. In den Schwermetalle in den Klärschlamm verfrachtet. Bei Kupfer grossen Fliessgewässern sind die Nitratkonzentrationen ist die abnehmende Tendenz relativ gering: Die Fracht fiel von durchwegs niedriger (beispielsweise Rhein bei Basel circa 79 Tonnen im Jahr 1984 auf 69,8 Tonnen im Jahr 1999 [59].

1,4 mg/l NO3–N). Die Zunahme der Stickstoffbelastung kann Dies ist möglicherweise auf den flächendeckenden Einsatz auf das Bevölkerungswachstum sowie auf eine Intensivie- von Kupfer (Dachentwässerung, Wasserleitungen) und auf rung der Landwirtschaft zurückgeführt werden. Über die natürliche Vorkommen zurückzuführen. Hälfte der Stickstoffbelastung im Rheineinzugsgebiet unter- Der allgemeine Trend zu sinkenden Schwermetalleinträ- halb der Seen stammt aus der Landwirtschaft [58]. gen zeigt sich auch in den Schwermetallkonzentrationen Die seit den 1990er Jahren beobachtete Stabilisierung der Gewässer. Im Rahmen des Projektes NADUF werden in beziehungsweise Abnahme der Stickstoffbelastung könnte grossen Flüssen seit den 1970er Jahren kontinuierlich und verschiedene Gründe haben: Ökologisierung der Landwirt- lückenlos die Schwermetalle Zink, Kupfer, Kadmium, Blei, schaft, Rückgang der Stickstoffdepositionen aus der Luft Chrom, Nickel und Quecksilber analysiert [47, 50, 60]. Bei der sowie Denitrifikation in den ARA. Die Stickstoffeinträge in den Mehrzahl der Messstationen sanken die gemessenen Boden durch Gülle und Handelsdünger sind gesamtschwei- Schwermetallkonzentrationen und -frachten seit dem Mess- zerisch seit Beginn der 1980er Jahre von 220 kg Stickstoff beginn im Jahr 1974 sehr deutlich und signifikant um bis zu pro Hektar auf 180 kg gesunken [54]. Die natürliche Stick- 7% pro Jahr. Im Gegensatz zur relativ geringen Abnahme der stoffhintergrundlast beträgt im Rheineinzugsgebiet unter- Kupferfracht im Klärschlamm (siehe oben) konnte im Rhein halb der Seen nur rund 14%, 55% stammen aus diffusen bei Basel eine Reduktion der jährlichen Kupferfracht von Quellen (hauptsächlich Landwirtschaft) und 31% aus ARA durchschnittlich 4,6% innerhalb von 19 Jahren beobachtet und Industrie [58]. Die natürlichen Kreisläufe sind dement- werden. Dies bedeutet eine massive Frachtverringerung um sprechend durch anthropogene Aktivitäten rund siebenfach insgesamt 87% gegenüber dem Anfangswert [50]. erhöht. Allgemein erfüllen die gemessenen Schwermetallkonzent- Zur Verminderung der Schwermetalleinträge in Gewässer rationen die in der Gewässerschutzverordnung festgelegten werden seit einigen Jahrzehnten grosse Anstrengungen un- Anforderungen. Diese Ergebnisse werden auch durch eine ternommen. So haben sich im Zuge des Baus und der lau- Untersuchung der Solothurner Gewässer bestätigt, in denen fenden Verbesserung der Reinigungsleistung der ARA sowie nur vereinzelte Überschreitungen bei Kupfer und Zink fest- insbesondere durch Sanierungen in Industrie- und Gewerbe- gestellt wurden [28]. betrieben die Schwermetalleinträge in die aquatische Um- welt deutlich vermindert. Schwermetalle sind nicht abbaubar Sedimente und reichern sich in der ARA vorwiegend im Klärschlamm Sedimente enthalten Umweltchemikalien, die sich gebunden an. Nur ein kleiner Anteil der Schwermetalle gelangt in die an einzelne Partikel abgelagert haben und die daher noch Gewässer. Die zeitliche Entwicklung der Schwermetalle im Jahrzehnte später als Archive für die Bestimmung vergan- Klärschlamm vermittelt daher einen guten Eindruck von gener Umweltverunreinigungen analysiert werden können.

55 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

Neben den Schwermetallen können vor allem lipophile, per- 100 sistente organische Verunreinigungen in Sedimentproben 10 nachgewiesen und der Zeitpunkt ihrer Ablagerung bestimmt g/l] µ werden. Auf diese Weise ist auch eine Erfolgsbeurteilung 1 PNEC verschiedener Reduktionsmassnahmen möglich – wie zum

Beispiel eine angepasste Produktzusammensetzung oder 0,10 eine verbesserte Leistung der ARA. Nonylphenol [ 0,01 1983 1984 1997 19981999 2000 2001 Fallbeispiele mit Risikoabschätzung Jahr

Industriechemikalien Abb. 5.4.6: Entwicklung der Nonylphenolkonzentration in Schweizer Vor In-Kraft-Treten der Schweizerischen Verordnung für um- Gewässern. Die horizontale Linie entspricht dem PNEC von 0,33 µg/l. weltgefährdende Stoffe (Stoff-Verordnung) im Jahre 1986 wurden in der Schweiz circa 5000 Jahrestonnen nichtioni- sche Tenside des Nonylphenolpolyethoxylat-Typs eingesetzt. 0,62 µg/l für die Larven von Regenbogenforellen und bei Diese wasch- und reinigungsaktiven Substanzen werden in 6,4 µg/l für juvenile Regenbogenforellen [61, 62]. Da Per- der Abwasserreinigung biologisch abgebaut, wobei schlecht methrin in der ARA nicht vollständig abgebaut wird und zu- abbaubare und giftige Metaboliten entstehen (Nonylphenol, dem sehr lipophil ist, reichert es sich im Klärschlamm an. Die Nonylphenolmono- und -diethoxylate). Insbesondere Nonyl- Permethrinkonzentrationen im Klärschlamm der ARA Huttwil phenol wird wegen seiner relativ hohen aquatischen Toxizität lagen 1992/93 bei 20–60 mg/kg Trockensubstanz. Im ARA- und estrogenen Aktivität als kritische Umweltverunreinigung Auslauf wurden noch 1–2 µg/l Permethrin gemessen [63]. betrachtet. Die EU-Risikobeurteilung für Nonylphenol ergab In Klärschlämmen anderer ARA wurden zu diesem Zeit- für Gewässer einen PNEC-Wert von 0,33 µg/l. punkt nur circa 0,5 bis maximal 1 mg/kg Permethrin ge- Die EAWAG hat die Abwasser-, Klärschlamm- und Gewäs- messen [64]. Diese Vergleichskonzentrationen wurden als serbelastung in der Schweiz bereits in den frühen 1980er Zielwert für die Verminderung der Permethrinemission im Jahren ausführlich untersucht. Insbesondere in den durch Textilbetrieb herangezogen. Die Prüfung und Umsetzung Abwasser stark belasteten Flüssen, beispielsweise die Glatt verschiedener betrieblicher Massnahmen erwies sich aber (ZH), wurden bis zu hundertfach über dem PNEC liegende als langwierig. Von 1994 bis zum Anfang des Jahres 1997 Konzentrationen gemessen. Nach den verschiedenen Mass- konnte Permethrin im Klärschlamm der ARA Huttwil zu- nahmen zur Reduktion des Einsatzes von Nonylphenol- nächst auf circa 2–10 mg/kg gesenkt werden. Erst von 1998 polyethoxylat-Tensiden werden in der Schweiz heute pro an lag dann der Permethringehalt schliesslich dauerhaft Jahr noch circa 500 Tonnen dieser Tenside hauptsächlich in unter dem festgelegten Zielwert. Der Erfolg dieser Mass- Industriereinigern eingesetzt. Die gegenwärtig in schweize- nahmen war auch im Fluss messbar: Wie Sedimentuntersu- rischen Flüssen gemessenen Nonylphenolkonzentrationen chungen zeigten, konnte Permethrin ab 1998 auch im Fluss- sind an den meisten Messstellen geringer als 0,33 µg/l (Ab- sediment der Langeten nicht mehr nachgewiesen werden bildung 5.4.6). Zwischen 1997 und 2001 wurde der PNEC (<25 µg/kg). bloss in 18 von 220 Proben überschritten, während dies in In der Folge hat sich der Fischbestand unterhalb der ARA den Messkampagnen der 1980er Jahre in 164 von 220 Pro- Huttwil erholen können. Dies zeigen Elektroabfischungen, ben der Fall war. Der schwerer abbaubare Säure-Metabolit die seit 2001 jährlich durchgeführt werden. Die Anzahl der (Nonylphenoxyessigsäure) tritt in höheren Konzentrationen Bachforellen lag in dieser Periode in der 100 m langen Kon- auf. Seine aquatische Toxizität und seine Hormonwirkung trollstrecke konstant bei ungefähr 80–90 Fischen [65]. sind jedoch deutlich niedriger. Zu Beginn der 1990er Jahre war in dem oberaargauischen Stoffe aus Haushalts- und Körperpflegeprodukten Fluss Langeten (BE) unterhalb der ARA Huttwil ein massiver Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) und die kürzlich an der Einbruch der Fischpopulationen beobachtet worden. Wie EAWAG als Problemstoffe untersuchten Benzotriazole gehö- Elektroabfischungen im Jahr 1991 zeigten, war die Langeten ren zu den schlecht abbaubaren und hydrophilen Abwasser- unterhalb der ARA praktisch fischfrei. Der Grund dieses inhaltstoffen, die in Restkonzentrationen von mehreren µg/l Einbruchs konnte erst nach intensiven Nachforschungen im in den Gewässern auftreten. Die Risikobeurteilungen für Einzugsgebiet der ARA Huttwil herausgefunden werden. Es diese beiden Komplexbildner sagen jedoch keine Schad- zeigte sich, dass in einem Textilbetrieb von 1989 an ein per- wirkung voraus. methrinhaltiges Produkt verwendet wurde. Permethrin ist ein synthetisches Pyrethroid-Insektizid mit einer extrem hohen 5.4.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten Giftigkeit gegenüber Arthropoden und Fischen. Die akuten Eine statistische Korrelation zwischen chemischer Belastung Toxizitäten liegen bei 0,17 µg/l für den Bachflohkrebs, bei und Fangrückgang besteht nicht. Die sehr kleine Datenbasis

56 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

(mit Ausnahme der NADUF-Daten) zur chemischen Belas- persistenter, ans Sediment gebundener Chemikalien, die tung verhindert eine derartige Auswertung. Es sind sowohl durch die Einschwemmungen teilweise nach Jahrzehnten Beispiele von stark belasteten Gewässern bekannt, die vom wieder freigesetzt werden. Hinzu kommen chemisch Forellenfangrückgang nicht betroffen sind, als auch solche schlecht charakterisierte Stoffe aus Dach- und Strassen- von eher wenig belasteten Gewässern mit einem starken abwässern. Rückgang. Beurteilung 5.4.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen Fischnetz betrachtet die insbesondere nach starken Regen- In den vergangenen Jahrzehnten sind die Einträge von Agrar- ereignissen akuten Spitzenbelastungen durch Nitrit und Am- und Industriechemikalien in die Umwelt durch Massnahmen monium sowie die saisonal hohen Belastungen durch Pes- an der Quelle zurückgegangen. Erkannte Problemstoffe wur- tizide als problematisch für das Ökosystem. Für genauere den teilweise durch umweltverträglichere Stoffe ersetzt, und Aussagen fehlen die Daten zur Toxikologie der überlagern- die Abbauleistung der Kläranlagen wurde verbessert. Diesen den Wirkung mehrerer Substanzen sowie detaillierte Feld- Verbesserungen in Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie beobachtungen. Aufgrund der schlechten Datenlage zur che- stehen zunehmende Belastungen durch den immer noch an- mischen Belastung der Fliessgewässer in der Schweiz und steigenden Verbrauch von chemischen Produkten im häus- zu den Langzeiteffekten der Stoffe können weitere wichtige lichen Bereich entgegen. Der Eintrag in die Gewässer ist von Stoffgruppen nicht umfassend beurteilt werden. der Menge her seit den 1970er Jahren zurückgegangen [47, Natürliche und synthethische Steroide, eventuell im Zu- 66]. Viele Gewässer sind jedoch vor allem im Bereich von sammenwirken mit bestimmten Industriechemikalien, indu- Einleitungen bei geringer Verdünnung noch weit vom öko- zieren unterhalb von ARA bei geringer Verdünnung in einzel- logisch erforderlichen Zustand entfernt. Zudem stellen diffus nen Fischen Hormoneffekte. Die Bedeutung dieser Effekte eingetragene Pestizide insbesondere in Ackerbaugebieten auf die Gesundheit und Reproduktion der Fischpopulation ist weiterhin ein Risiko für aquatische Organismen dar. nicht bekannt. Die schlechte Wasserqualität insbesondere unterhalb Lokale Einträge einzelner ARA beeinflusst in den betroffenen Gewässerab- Es ist unbestritten, dass Unfälle mit einer stossweisen Ein- schnitten das Ökosystem durch Effekte auf Benthosorganis- leitung von Chemikalien den Fischbestand schädigen kön- men und auf Fische. Bezüglich der Fische deuten die vor- nen. Solche Unfälle sind immer noch zahlreich, obwohl deren liegenden Studien auf einen schädigenden Einfluss auf die Anzahl in den vergangenen Jahren rückläufig war [24]. Eientwicklung, die Überlebensrate der Brut und die Gesund- Untersuchungen von Fischnetz und anderen haben ge- heit von juvenilen Tieren hin. zeigt, dass bei starken Regenfällen in ARA-Ausläufen hohe akute Konzentrationen von toxischen Stickstoffverbindun- 5.4.5 Massnahmen gen wie Nitrit und Ammonium auftreten können. Des weite- Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und ren können während der Applikationsperiode in den ARA- der Gewässerqualität Ausläufen hohe Pestizidkonzentrationen auftreten. Dies Fischnetz betrachtet Massnahmen zur Reduktion von Spit- zeigt, dass die entsprechenden Risikoreduktionsmassnah- zenbelastungen mit Nitrit, Ammonium, Pestiziden und ande- men nicht immer erfolgreich sind. ren Schadstoffen, die Verbesserung der biologischen Abbau- Die Überlebensrate von Fischeiern unterhalb von ARA ist barkeit von freigesetzten Chemikalien sowie die Einführung tendenziell schlechter als oberhalb. Die im Bereich einiger und Umsetzung von Qualitätszielen als notwendig, um eine ARA festgestellten Hormoneffekte (Vitellogenin-Induktion in nachhaltige Verbesserung der Wasserqualität zu erreichen. männlichen Forellen) sind hauptsächlich auf die Belastung Die Konzentration hormonaktiver Substanzen muss deutlich durch das natürliche Hormon Estrogen und synthetische unter die Wirkschwelle gesenkt werden. Hormonanaloge (Ethinylestradiol, EE2) zurückzuführen. Ob- wohl die Bedeutung dieser Effekte auf die Fischpopulation Massnahmen zur Reduktion der Belastung noch nicht geklärt ist, wird vermutet, dass solche Effekte auf Ist die Verdünnung von gereinigtem Abwasser bei der Einlei- lokaler Ebene für Populationen durchaus relevant sind. tung in ein Fliessgewässer klein oder die Abbauleistung ungenügend, kommt es im Pannenfall oder bei Regenentlas- Diffuse Einträge tung meist zu hohen Ammonium- und Nitritkonzentrationen. Nach Regenereignissen werden in den Gewässern typischer- Fischnetz empfiehlt den Betreibern von betroffenen ARA, weise erhöhte Konzentrationen von Pestiziden und persis- entsprechende Massnahmen zu ergreifen, um gefährliche tenten Chemikalien gemessen. Diese stammen einerseits Spitzenkonzentrationen zu vermeiden. von Abschwemmungen kurz zuvor ausgetragener Pflanzen- In landwirtschaftlich genutzten Gebieten können durch behandlungsmittel und Gülle, andererseits von Einträgen Abschwemmung oder über Drainagen beträchtliche Pesti-

57 Chemikalien Fischnetz-Schlussbericht

zidmengen und andere Schadstoffe in die Gewässer gelan- sind Massnahmen zur Risikominderung zu ergreifen, auch gen. Fischnetz empfiehlt als Massnahmen zur Verringerung wenn das Risiko nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist. des Eintrags dieser Stoffe das Anlegen von breiten Uferrand- streifen sowie die Überprüfung und gegebenenfalls Optimie- Forschungsbedarf rung von Drainagesystemen. Die untersuchten biologischen Endpunkte beschreiben Ein besonders Erfolg versprechender Ansatz, um die Be- Effekte auf der Ebene der Organismen (beispielsweise VTG- lastung von Fliessgewässern durch Pestizide zu verringern, Induktion, reduzierte Fertilität, Intersex, verzögerter Zeit- ist die weitere Verbreitung der ökologischen Landwirtschaft. punkt der Augenbildung bei Eiern). Die Verknüpfung zu einer Werden Pestizide eingesetzt, so sind ein optimierter Einsatz Beeinträchtigung der Populationsgrösse fehlt weitgehend. und die fachgerechte Entsorgung von Rückständen durch Die Bedeutung von Mischungseffekten wird zur Zeit in inter- die Anwender ein kostengünstiger und effektiver Weg, um nationalen Forschungsprojekten wie dem EU-Projekt EDEN unnötige Belastungen zu vermeiden. untersucht (http://www.edenresearch.info/). Es bestehen grosse Wissenslücken über die Bedeutung der in wasser- Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit lebenden Organismen gefundenen internen Konzentrationen Das Alter des Belebtschlammes einer ARA hat einen erheb- von Umweltchemikalien. lichen Einfluss auf den Abbau verschiedener organischer Mikroverunreinigungen. So werden natürliche und synthe- 5.4.6 Literaturnachweis tische Estrogene sowie gewisse Medikamente besser ab- [1] Aerni H-R, Kobler B, Rutishauser BV, Wettstein FE, Fischer R, Giger gebaut, wenn das Schlammalter hoch ist. Der vielerorts W, Hungerbühler A, Marazuela MD, Peter A, Schönenberger R, Vögeli AC, Suter MJ-F & Eggen RI (in press) Combined biological geplante oder bereits laufende Ausbau von mittleren und and chemical assessment of estrogenic activities in wastewater grösseren Anlagen zur Nitrifikation/Denitrifikation mit einem treatment plant effluents. Analytical and Bioanalytical Chemistry. totalen Schlammalter von 10–15 Tagen ist daher auch im [2] Silva E, Rajapakse N & Kortenkamp A (2002) Something from Hinblick auf eine Verringerung von Schadstoffen sinnvoll. Da «nothing» – eight weak estrogenic chemicals combined at concen- trations below NOECs produce significant mixture effects. Environ- jedoch auch die beste ARA keine persistenten Substanzen mental Science and Technology 36: 1751–56. abbauen kann, sind Hersteller, zulassende Behörden und [3] Escher M (1999) Einfluss von Abwassereinleitungen aus Kläranlagen Anwender gefordert, den Anteil solcher Substanzen am ge- auf Fischbestände und Bachforelleneier. Mitteilungen zur Fischerei samten Chemikalieneintrag deutlich zu senken oder durch Nr. 61. BUWAL, Bern. pp. 200. abbaubare Stoffe zu ersetzen. Dadurch kann eine signifi- [4] Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2001) Auswir- kante Verringerung der Gesamtbelastung der Umwelt durch kung von geklärtem Abwasser auf infektiöse Krankheiten bei der Bachforelle (Salmo trutta L.). Fischökologie 12: 1–16. Chemikalien erreicht werden. [5] Bachmann HJ, Berset JD, Candinas T, Chassot GM, Herren D & Kupper T (1999) Beobachtung des Stoffwechsels der Anthropo- Einführung und Umsetzung von Qualitätszielen sphäre im Einzugsgebiet ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen Im Hinblick auf die weitere Verbesserung der Wasserqualität (SEA). Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau und Institut für Umweltschutz und Landwirtschaft IUL, unterstützt Fischnetz die Ziele für die Wasserqualität im Leit- Bern. pp. 172. bild des Bundes für Fliessgewässer [67]. [6] Strehler A & Scheurer K (2003) Synthese Ökotox. Abschätzung Im Falle von erkannten Problemstoffen reicht das national der Konzentration östrogener Stoffe in Fliessgewässern. Fischnetz- vorhandene gesetzliche Instrumentarium aus, um eine effi- Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 18. ziente Umsetzung des Gewässerschutzgesetzes zu ermög- [7] Buerge IJ, Poiger T, Müller MD & Buser H-R (2003) Caffeine, an lichen. Als Ergänzung zu den bisherigen Grenzwerten sollten anthropogenic marker for wastewater contamination of surface waters. Environmental Science and Technology 37: 691–700. jedoch prioritär Qualitätsziele beziehungsweise Umwelt- [8] Schröder A & Matthies M (2002) Ammonium in Fliessgewässern qualitätsstandards (EQS) für umweltrelevante Stoffe festge- des Saale-Einzugsgebietes – Vergleich von Messwerten und Modell- legt werden. Diese geben eine Richtung vor, wie Gewässer rechnungen in GREAT-ER. UWSF – Zeitschrift für Umweltchemie insgesamt einen guten chemischen Zustand erreichen kön- und Ökotoxikologie 14: 37–44. nen. [9] Hartmann PC (in Vorbereitung) Polybrominated diphenyl ether flame retardants: Analytical methods and preliminary results in fish from Die Regulierung von Chemikalien wird vor allem über inter- Swiss rivers. nationale Organisationen (OECD, UNEP, EU) zwischenstaat- [10] Sumpter JP & Jobling S (1995) Vitellogenesis as a biomarker for lich koordiniert. Fischnetz empfiehlt, das heutige Chemika- estrogenic contamination of the aquatic environment. Environmental lienmanagement für Problemstoffe mindestens im bisherigen Health Perspectives 103: 173–78. Rahmen weiterzuführen und eine internationale Zusammen- [11] Jobling S, Coey S, Whitmore JG, Kime DE, Van Look KJW, McAllis- arbeit sicherzustellen. ter BG, Beresford N, Henshaw AC, Brighty G, Tyler CR & Sumpter JP (2002) Wild intersex roach (Rutilus rutilus) have reduced fertility. Falls deutliche Hinweise vorliegen, dass ein Stoff eine Biology of Reproduction 67: 515–24. nachteilige Wirkung auf die Umwelt ausübt und der Verdacht [12] Schultz IR, Skillman A, Nicolas J-M, Cyr DG & Nagler JJ (2003) nicht innerhalb einer sinnvollen Frist geklärt werden kann, Short-term exposure to 17α-ethinylestradiol decreases the fertility

58 Fischnetz-Schlussbericht Chemikalien

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[67] BUWAL (2003). Leitbild Fliessgewässer Schweiz – Für eine nach- haltige Gewässerpolitik. BUWAL, BWG, BLW, ARE, Bern. pp. 14.

60 Fischregion

Nahrung für Bachforellen Nahrungs- angebot

Lebensraum- variabilität

Sömmerlings- kapazität

5.5 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer ungenügenden morphologischen Qualität der Gewässer

Zusammenfassung zurückliegenden Zeitraum. In Betracht zu ziehen sind aller- Die Schweizer Fliessgewässer weisen vielfach unzureichen- dings Auswirkungen, die mit zeitlichen Verzögerungen ein- de morphologische Verhältnisse auf. Massive anthropogene treten. Bei den kleinen Gewässern und den abgekoppelten Eingriffe in Form von Flussbegradigungen, Uferverbauungen, Seitengewässern spielt diese Hypothese eine zentrale Rolle Wasserausleitungen oder die Entfernung von Ufergehölzen und passt zeitlich (1970–2000) zu der Periode des beobach- wurden bereits vor vielen Jahrzehnten durchgeführt. Der teten Fangrückganges. In Gewässersystemen mit Geschie- Lebensraum der aquatischen Fauna wird durch derartige Ein- bedefiziten schreitet eine Abkoppelung der Seitenbäche griffe auf problematische Weise fragmentiert und monotoni- weiter voran. siert. Die schweizerischen Fliessgewässer werden ausser- dem durch künstliche Abstürze und weitere Querbauwerke 5.5.1 Einleitung und Fragestellung massiv beeinträchtigt. Hydrologische Gewässereingriffe wie Durch den Bau von Siedlungen und die Intensivierung der Restwasser und Schwall-Sunk-Betrieb tragen ebenfalls zu Landwirtschaft wurde vor allem den grösseren Gewässern einer gravierenden Degradierung des Gewässerlebens- in den Talebenen immer mehr Raum genommen. Damit er- raumes bei. Diese Hypothese kann die Fangrückgänge der höhte sich auch das Bedürfnis nach Hochwasserschutz – vergangenen Jahre nicht umfassend erklären, denn die ent- die Gewässer wurden weiter eingeengt, die Ufer und Sohlen scheidenden Gewässereingriffe geschahen in einem länger stabilisiert. Auch die kleineren Flüsse und Bäche wurden zunehmend verbaut. Viele Fliessgewässer sind heute nicht mehr miteinander vernetzt [1]. Beeinträchtigt werden das Abb. 5.5.1: Zusammenwirken der für den Lebensraum wichtigen natürliche Längskontinuum (beispielsweise durch Barrieren Faktoren. Die Lebensraumvariabilität (oder morphologische Qualität) beeinflusst die Sömmerlingskapazität und das Nahrungs- im Längsverlauf oder durch Wasserentnahmen), seitliche angebot für Fische in einem Fliessgewässer. Ausuferungsmöglichkeiten (durch Uferverbauungen) sowie

61 Lebensraum Fischnetz-Schlussbericht

die vertikale Verbindung zum Grundwasser (durch Sohlen- Lebensraumansprüche von Flussfischen abpflästerungen). Als Folge sind dynamische Prozesse im Die Fischarten in den Fliessgewässern mit ihren verschie- Gewässer nur noch eingeschränkt möglich. denen Altersstadien stellen unterschiedliche Ansprüche an Natürliche Fliessgewässer zeichnen sich durch eine gros- ihren Lebensraum, wobei Bachforellen eine starke Präferenz se Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen aus. Tier- und für ufernahe Habitate zeigen [2]. Um sich selbst reproduzie- Pflanzenarten mit ganz unterschiedlichen Anforderungen an rende Populationen und für den jeweiligen Fluss typische ihre Umwelt finden hier geeignete Habitate vor. Anthropogen Artengemeinschaften zu erhalten, ist daher eine Vielzahl von beeinträchtigte Gewässer hingegen sind heute meist durch unterschiedlichen Habitaten und deren Vernetzung entschei- monotone Verhältnisse geprägt. dend. Für die natürliche Reproduktion der Bachforellen sind Datenerhebungen zum ökomorphologischen Fliessge- die kleinen Seitengewässer von entscheidender Bedeutung wässerzustand finden in der Schweiz vor allem im Rahmen [3]. Da die Bachforellen ihre Eier im Kies inkubieren, ist neben des Modul-Stufen-Konzepts statt. Die Dokumentation des der longitudinalen und lateralen auch die vertikale Vernetzung Ist-Zustandes soll den Handlungsbedarf in Bezug auf die ge- mit dem Grundwasser wichtig. setzlichen Vorgaben (Bundesgesetz über den Schutz der Ge- Je nach Alter und Grösse suchen Bachforellen unter- wässer 1991, Revidierte Gewässerschutzverordnung 1998) schiedliche Areale in einem Fluss auf. Während kleinere aufzeigen. Fliessgewässerlebensgemeinschaften sollen ge- Bachforellen Riffles mit gröberem Substrat bevorzugen, hal- mäss dieser Vorgaben eine Vielfalt und Häufigkeit aufweisen, ten sich die grösseren Fische vorwiegend in Pools mit gutem die typisch für den nicht oder nur schwach anthropogen be- Unterstandsangebot auf [4]. Die starke Strukturgebunden- einflussten Gewässerzustand sind. Ausserdem werden sich heit grösserer Bachforellen (älter als ein Jahr) wird unter an- selbst reproduzierende und regulierende Lebensgemein- derem von Baran et al. [5] erwähnt. Ganz speziell im Winter schaften von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen sowohl suchen alle Altersklassen Schutz in Unterständen und in im Gewässer selbst als auch in seinem unmittelbaren Um- langsam fliessenden Arealen [6]. Vehanen et al. [7] bestätigen land gefordert. die jahreszeitlich bedingten Änderungen bei den Unter- Bereits vorliegende Ergebnisse in einzelnen Kantonen be- standspräferenzen und betonen die Wichtigkeit der Habi- ziehungsweise Daten zu verschiedenen einzelnen Fliess- tatskomplexität und Verfügbarkeit von verschiedenen Unter- gewässern in der Schweiz sollen dazu beitragen, folgende ständen zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Baran et al. [8] Fragestellungen zu bearbeiten: und Roussel & Bardonnet [9] schreiben in ihren Studien Weisen die Schweizer Fliessgewässer eine für die Fische ebenfalls der Habitatdiversität und -vernetzung eine wichtige ungenügende morphologische Qualität auf? Rolle für den gesamten Lebenszyklus der Bachforelle zu. Hat sich der morphologische Zustand der Gewässer in der Dies wird in Abbildung 5.5.2 verdeutlicht. Schweiz nach 1970 verschlechtert beziehungsweise können Die Bedeutung von Gewässerstrukturen wie beispiels- sich gewisse Lebensraumveränderungen erst jetzt negativ weise Totholz wird von mehreren Autoren hervorgehoben. So auf Fischbestände und Fangertrag auswirken? weisen Bach- und Regenbogenforellen sowie Bachsaiblinge

Abb. 5.5.2: Überblick über die Bewegungen von juvenilen Bach- fluss- A D aufwärts forellen in einem kleinen Gewässer [9]. Verschiedene Altersklassen der Bachforelle haben ganz unterschiedliche Ansprüche. Während Ufer sich die Sömmerlinge tagsüber im flachen Wasser aufhalten, bevor- zugen die Juvenilen (älter als 0+) die tieferen Stellen in der Haupt- 0+-Fische B strömung. Es finden jedoch tägliche Bewegungen zwischen Ruhe-

Riffle und Fressplätzen statt. Pool: langsam fliessend und tiefer als 40 Zentimeter, Riffle: schnell fliessend und flacher als 20 Zentimeter. Graue Areale entsprechen den Ruhe-, weisse den Fressplätzen. C A–G: saisonale (gestrichelte Linie) und tägliche (durchgezogene Haupt- E strömung Linie) Bewegungen. A = Drift nach der Emergenz. B = tägliche Bewegungen zwischen Ufer und Habitaten im Fluss, F C = Wechsel vom Riffle in den Pool (0+-Fische). Pool D = Abwanderung von einjährigen Juvenilen im Frühling. + G Juvenile >0 E = tägliche Bewegungen zwischen Pool und Riffle (Sömmerlinge und Juvenile). flussabwärts, Hauptgewässer F = tägliche Wanderungen zwischen Habitaten mit hoher und niedriger Fliessgeschwindigkeit im Pool (Sömmerlinge und tägliche Bewegungen Nahrungsaufnahme Juvenile). saisonale Bewegungen Ruhezone G = flussaufwärts gerichtete Laichwanderungen im Herbst.

62 Fischnetz-Schlussbericht Lebensraum

in Fliessstrecken mit Totholz wesentlich höhere Dichten und Sauerstoffkonzentrationen im Interstitial sowie hohe Nitrit- Biomassen auf als in Strecken mit nur geringem Anteil an Tot- konzentrationen das Überleben kurz nach dem Schlüpfen holz [10]. Ein positiver Einfluss des Totholzes für Bachforel- aus dem Ei beeinträchtigen. Acornley & Sear [16] haben die len ist auch experimentell nachgewiesen worden [11]. Die ökologischen Auswirkungen des Feinsedimenteintrages auf Biomasse war in Abschnitten, die durch Holz strukturiert das Überleben von Bachforelleneiern untersucht. Auch Wal- wurden, deutlich höher als in unstrukturierten Vergleichs- ling & Amos [17] haben Sedimentationsprobleme in Fliess- strecken. Positive Effekte auf die Bachforellendichte nach gewässern Südenglands dokumentiert und als Hauptquelle Erhöhung des Totholzanteiles bringt Sundbaum [12] mit der den Eintrag von Erde von kultivierten Flächen genannt. Erhöhung der Habitatkomplexität in Zusammenhang. Ein Anstieg der Fischdichte nach Totholzzugabe konnte auch 5.5.2 Befunde in der Schweiz von Zika & Peter [13] festgestellt werden. Ökomorphologischer Gewässerzustand in den Auf Cypriniden wirken sich monotone Lebensräume eben- einzelnen Kantonen so nachteilig aus wie auf Salmoniden. Jungwirth [14] gibt an, Die ökomorphologischen Analysen (Modul-Stufen-Konzept dass verbaute Cyprinidengewässer im Vergleich zu natur- Ökomorphologie Stufe F, [18]) in den drei Kantonen Zürich nahen nur circa 3–6% der Fischbiomasse und nur rund 40% [19], Bern [20] und Solothurn [21] geben einen Überblick über der Arten aufweisen. die Lebensraumsituation in den schweizerischen Fliessge- Jungfische von Salmoniden und Cypriniden halten sich in wässern (Tabelle 5.5.1). strömungsgeschützten Flach- beziehungsweise Stillwasser- Zusammenfassend befinden sich circa ein Drittel der bereichen entlang der Uferlinien auf und werden durch Lauf- kartierten Fliessgewässerstrecken in einem natürlichen oder begradigungen, Uferverbauungen sowie Profileinengungen naturnahen Zustand, rund ein Viertel ist nur wenig, ein in ihrem erfolgreichen Aufkommen behindert, da die Folgen Sechstel hingegen stark beeinträchtigt und 6–9% sind solcher Eingriffe beispielsweise monotone Fliessgeschwin- künstlich oder naturfremd. 16–27% (circa 210–1090 km) digkeiten und Wassertiefen sowie Strukturarmut sind. der Gewässer sind eingedolt (total 2275 km für diese drei Anadrome (Meerforelle) und potamodrome Forellen (See- Kantone) und somit kaum mehr als Lebensraum für Fische forellen, wandernde Bach- und Flussforellen), die zum Ab- nutzbar. laichen vom Meer, von Seen oder von Hauptgerinnen in Über die zeitliche Entwicklung der Ein- und Ausdolungen die Seitengewässer beziehungsweise Zubringer aufsteigen, liegen Kenntnisse für drei Beobachtungsperioden vor [22]. legen auf der Suche nach geeigneten Laichgründen oft be- Abbildung 5.5.3 gibt einen Überblick über die jährlichen Ver- trächtliche Distanzen zurück. Sind diese Migrationen durch änderungen der Fliessgewässer in der Schweiz. Zwischen unüberwindbare Sohlschwellen, Wehre, Staubereiche oder 1972 und 1989 wurden in der Schweiz jährlich netto zwi- Kraftwerke verhindert, müssen die Fische auf weniger geeig- schen 71 und 76 km Fliessgewässer eingedolt, der grösste nete Standorte im Gewässer ausweichen oder können sich Teil davon im Mittelland (50–60 km pro Jahr). Daraus ergibt gar nicht fortpflanzen. sich, dass im schweizerischen Mittelland zwischen 1972 und Für kieslaichende Fische ist für eine erfolgreiche Repro- 1983 netto insgesamt etwa 650 km Fliessgewässer in Roh- duktion unter anderem die Qualität des Sohlsubstrates von ren verschwanden. In der letzten Beobachtungsperiode grosser Bedeutung. Veränderungen im Geschiebehaushalt, (1984–1995) hat sich das jedoch verändert und die Fliess- im Abflussregime (siehe Hypothese «Winterhochwasser») gewässerstrecken nehmen jährlich wieder um 2,5 km zu. oder ein vermehrter Feinsedimenteintrag (siehe Hypothese Hinsichtlich Verbauungen und Begradigungen waren in «Feinsedimente») können den Laichvorgang sowie die der Schweiz während der Beobachtungsperiode von 1984– frühen Entwicklungsstadien dieser Fische beeinträchtigen. 1995 jährlich 27 km Bäche (in 70 Abschnitten) betroffen, Massa et al. [15] haben gezeigt, dass vor allem niedrige ausschliesslich in Berggebieten und Agglomerationen. In der

Kanton Kartierte km Klasse 1 [%] Klasse 2 [%] Klasse 3 [%] Klasse 4 [%] Klasse 5 [%] Natürlich/ Wenig Stark Naturfremd/ eingedolt naturnah beeinträchtigt beeinträchtigt künstlich

Zürich 3615 31 20 14 6 27 Bern 6810 37 24 16 7 16 Solothurn 1100 28 29 15 9 19 Mittelwert 34 23 15 7 20

Tab. 5.5.1: Natürlichkeitsgrad der kartierten Fliessgewässer in den drei Kantonen Zürich, Bern und Solothurn. Im Kanton Zürich wurden 2% der Gewässer nicht klassifiziert. Der Mittelwert ist nach kartierter Kilometerlänge gewichtet.

63 Lebensraum Fischnetz-Schlussbericht

10 beprobten Gewässer mit zunehmendem Verbauungsgrad 0 geringere Sömmerlingsdichten auf. –10 Testgebiete [26]: Im Zuge des Fischnetzprojektes Test- –20 gebiete fanden in den vier Gewässern Emme (BE), Liechten- –30 steiner Binnenkanal (LBK, Fürstentum Liechtenstein), Necker –40 (SG) und Venoge (VD) neben quantitativen Fischbestandes- –50 aufnahmen auch grobe Lebensraumcharakterisierungen Mittelland –60 Gesamt statt. Es wurden jeweils drei Teststrecken im Längsverlauf [km Fliessgewässer/Jahr] Ausdolungen–Eindolungen –70 beprobt, wobei die oberste Teststrecke Referenzcharakter in –80 Bezug auf den Lebensraum und die Wasserqualität aufwies. 1972–1983 1978–1989 1984–1995 Beobachtungsperiode In allen Gewässern liegt gemäss der Fischfangstatistiken ein Rückgang der Bachforellenfänge vor. Abb. 5.5.3: Jährliche Veränderungen der eingedolten/ausgedolten Fliessgewässer für drei Beobachtungsperioden. Dargestellt sind die Die Emme weist massive Korrekturen in Form von Be- Nettobeträge (die ausgedolten km abzüglich der eingedolten km). gradigungen, Profileinengungen sowie Längs- und Quer- Bei negativen Werten handelt es sich daher um einen Verlust von verbauungen auf. Über weite Bereiche präsentiert sich die Fliessgewässerstrecken, bei positiven Werten um einen Gewinn. Emme als abgetrepptes Gewässer, dessen Durchgängigkeit für aquatische Organismen auf gravierende Weise beein- trächtigt ist. Zwischen den zahlreichen Sohlstufen haben Beobachtungsperiode von 1972–1983 wurden im Mittelland sich monotone, strukturlose Gewässerbereiche ohne Brei- 0,9 km Fliessgewässer pro Jahr verbaut und begradigt, in tenvariabilität ausgebildet, so dass bei Niedrigwasser sehr der Beobachtungsperiode von 1978–1989 0,7 km jährlich. Im geringe Tiefen über den gesamten Gewässerquerschnitt auf- Mittelland gibt es also seit 1972 keine wesentliche Zunahme treten können. Zusätzlich ist der Gewässerlebensraum durch der Bachbegradigungen mehr. massive Wasserentnahmen vor allem unterhalb von Burgdorf Zusammenfassend ergibt sich, dass durch Eindolungen stark geschädigt. Der Fischbestand ist in den beiden unteren zwischen 1972 und 1984 im Mittelland eine beträchtliche Beprobungsstrecken extrem gering. Diese Defizite wurden Anzahl an Fliessgewässern verschwunden ist (50–60 km pro vom Kanton Bern schon länger erkannt und führten zu Ver- Jahr), vor allem dürften davon die kleinen Bäche betroffen besserungen des Lebensraumes (Bau von Aufweitungen, sein. Auch Verbauungen und Begradigungen werden weiter- Umgestaltung von hohen Überfällen, Wiederanbindung von hin durchgeführt, jedoch ausschliesslich in Berggebieten Seitengewässern). Der Gewässerlebensraum befindet sich (23 km pro Jahr zwischen 1984 und 1995) und in den Agglo- in der obersten Teststrecke mit Ausnahme einiger lokaler merationen (3,9 km pro Jahr). Im Mittelland gibt es in der- Ufersicherungen in einem relativ natürlichen Zustand. Die selben Zeitperiode keine neuen Verbauungen und Begradi- Bachforellendichte ist auch hier als gering zu bezeichnen. gungen mehr. Dies liegt hauptsächlich daran, dass diese Strecke im relativ Staub et al. [23] fanden einen Zusammenhang zwischen steilen Oberlauf der Emme liegt und hier auf einer Höhe von dem ökomorphologischen Zustand eines Fliessgewässers rund 900 Meter über dem Meeresspiegel naturgemäss ge- und dem Fischfang. Der Fang nimmt mit zunehmender Ver- ringe Dichten zu erwarten sind. schlechterung der Ökomorphologie ab. Der Liechtensteiner Binnenkanal ist im Mittel- und Unter- lauf ein stark begradigtes Gerinne mit einheitlichem Querpro- Ökomorphologie in einzelnen Fliessgewässern fil. Breite, Tiefe sowie Strömungsverhältnisse sind homogen Sömmerlingsstudie [24, 25]: Lebensraumparameter, die ausgebildet. Die Gewässersohle ist zum Teil stark kolmatiert. einen signifikanten Einfluss auf das Vorkommen und die Fischunterstände sind in geringem Ausmass vorhanden. Der Dichte der Bachforellensömmerlinge haben, sind gemäss Fischbestand ist generell sehr hoch, wird allerdings im Unter- der erhobenen Daten die Substratqualität (ausgedrückt und Mittellauf von der nicht einheimischen sich hier selbst durch die innere Kolmation der Gewässersohle), das Vor- reproduzierenden Regenbogenforelle dominiert. Im Bereich kommen von Riffles sowie die Gewässerbreite und -tiefe. Der der Referenzstrecke ist das Gewässer unverbaut und durch Verbauungsgrad wirkt sich gemäss der multivariaten statisti- eine Vielzahl von verschiedenen Fischunterständen geprägt. schen Analysen zwar nicht signifikant auf die Sömmerlings- Der Fischbestand besteht praktisch ausschliesslich Bach- dichte aus, univariat betrachtet zeigten jedoch Gewässer forellen. Die Population weist eine gute Altersstrukturierung der ersten Untersuchungsphase im Jahre 2000 in den nicht auf, die Fischdichte und die Biomasse sind als hoch zu be- oder nur teilweise verbauten Strecken im Gegensatz zu werten. den durchgehend verbauten Strecken deutlich höhere Bach- Der Necker ist morphologisch vorwiegend unbeeinträch- forellendichten sowie Sömmerlingsdichten. In der zweiten tigt oder naturnah [27]. Drei künstliche Barrieren bei der Untersuchungsphase (2001) wiesen fünf der insgesamt elf Aachsäge, oberhalb des Dorfes Necker und in St. Peterzell

64 Fischnetz-Schlussbericht Lebensraum

unterbrechen das Fliesskontinuum. Es herrschen heterogene nahme der Flussdynamik. Wo die Thur einst in Mäandern Verhältnisse bezüglich Breite, Tiefenverteilung, Strömungs- und Verzweigungen in der breiten Talebene floss, präsen- bild und Lebensraumstrukturierung vor. Im Mittel- und Unter- tieren sich der Fluss und viele seiner Seitengewässer heute lauf stellt die Kolmation der Gewässersohle insbesondere als monotone, strukturarme Gewässer [30]. Durch gezielte während längeren Niedrigwasserperioden ein potenzielles Revitalisierungsmassnahmen (Flussaufweitungen) hat sich Problem für die Naturverlaichung der Bachforelle dar. Im die Habitatssituation streckenweise verbessert. Trotzdem Oberlauf hingegen liegt nur eine geringe innere Kolmation weist die Thur immer noch wesentliche fischökologische De- vor. Der Fischbestand allgemein sowie speziell der Bach- fizite auf. In den begradigten Abschnitten finden die Fische forellenbestand weisen hauptsächlich im Unterlauf eine ge- nur in Ufernähe die gewünschten Strukturen, in der Fluss- ringe Dichte auf, bei der Aachsäge (Mittellauf) ist der Bach- mitte befinden sich – wie viele elektrische Befischungen zeig- forellenbestand als mittel bis gering und im Oberlauf als ten – praktisch keine Fische. In der Thur leben 35 bis 40 ver- mittel einzuschätzen. schiedene Fischarten. Die Fänge der Bachforellen, Äschen In der Venoge liegt vor allem im Ober- und Unterlauf eine und Barben haben in den vergangenen Jahren deutlich ab- vorwiegend naturnahe beziehungsweise wenig beeinträch- genommen. tigte Gewässermorphologie vor. Der Mittellauf hingegen ist Gewässersystem Luthern –Wigger: Die ökomorphologi- über längere Abschnitte stark beeinträchtigt [27]. Das Ge- sche Gewässerkartierung des Wiggersystems (Wigger, Lu- wässerkontinuum ist von der Seemündung bis zum ersten thern, Enziwigger, Buechwigger, Mühlekanal, Seewag) zeigt, natürlichen Wanderhindernis beim Zusammenfluss mit dem dass mit Ausnahme der Buechwigger, wo mehr als die Hälf- Veyron durch insgesamt elf zum Grossteil unpassierbare te der kartierten Strecke als wenig beeinträchtigt bezeichnet Barrieren unterbrochen. Die Referenzstrecke weist einen werden kann, 75–90% der Gewässerlauflängen einen un- guten Bachforellenbestand mit heterogener Strukturierung zureichenden Zustand (eingedolt, naturfremd/künstlich oder auf. Die beiden unteren Strecken sind gemäss Gefälle und stark beeinträchtigt) aufweisen. Das Gewässerkontinuum Gewässerbreite bereits der Äschenregion zuzurechnen. Der ist fast über die gesamte Lauflänge durch Sohlschwellen Forellenbestand setzt sich hier nahezu ausnahmslos aus unterbrochen. Die Vernetzung der Hauptgewässer mit den Sömmerlingen zusammen, die eventuell Nachkommen von Seitenbächen ist schlecht oder unmöglich [31]. Gemäss eingewanderten Seeforellen sein könnten. Die Fischdichten den Fischbestandesaufnahmen an Enziwigger, Luthern und sind aufgrund der hohen Dichte von Kleinfischen wie Buechwigger im Rahmen der Sömmerlingsstudie sind die Schmerle, Elritze und Schneider sehr hoch, die Biomassen Bachforellenbestände in den Jahren 2000 und 2001 zum nehmen jedoch nur geringe bis mittlere Werte ein. Grossteil als gut zu bezeichnen (Enziwigger im Durchschnitt Rhone: Die systematische Korrektur der Rhone setzte mit 2956 Ind./ha und 147 kg/ha; Luthern 1410 Ind./ha und Ende des 19. Jahrhunderts ein. Das Gewässer wurde auf 140 kg/ha, Buechwigger 1242 Ind./ha und 85,4 kg/ha). In einen engen Korridor zwischen zwei Dämmen eingeschränkt, der Wigger selbst haben die Schmerlen in den vergangenen wodurch die natürlichen Gewässerlebensräume stark be- Jahren deutlich zugenommen [32], während die Bachforelle einträchtigt wurden und nur noch fragmentarisch vorhanden nur mässige Bestände aufweist. sind. Zudem liegen über weite Bereiche massive Überfor- Ron (LU) und ihre Seitenbäche: Die Ron weist eine Ge- mungen des Abflussregimes durch Schwall-Sunk-Betrieb samtlänge von rund 7 km auf. 70% davon sind stark be- und/oder Restwasser vor, die sich negativ auf den Lebens- einträchtigt, 5% sind künstlich beziehungsweise naturfremd. raum auswirken. Die natürlichen Lebensräume in der Rhone- Nur 7% können als natürlich/naturnah beziehungsweise ebene nehmen nur noch circa 6% der Gesamtfläche ein [28]. 18% als wenig beeinträchtigt bezeichnet werden. Die Seiten- Auch in den Seitengewässern liegen grossteils schlechte bäche der Ron sind im Bereich des Talbodens zumeist ent- morphologische sowie hydrologische Verhältnisse vor, so weder eingedolt oder stark beeinträchtigt, die Vernetzung mit dass ihre Funktion als Lebens- und Reproduktionsraum für dem Hauptgewässer ist somit unterbunden. Die Ron selbst die Bachforelle nur in sehr geringem Ausmass gegeben ist weist auf ihrer gesamten Lauflänge vom Rotsee bis zur Mün- [29]. Befischungen im Rahmen des Rhone-Thur-Projektes dung in die Reuss keine Kontinuumsunterbrechungen auf zeigen den extrem geringen Fischbestand in der Rhone auf [33]. Der Fischbestand in der Ron ist durch die Funktion (Bachforellenbiomassen <20 kg/ha, unveröffentlichte Daten, des Gewässers als Seeausfluss geprägt. In der Ron leben EAWAG). Ein grosser Anteil der gefangenen Fische konnte 14 Fischarten. Bestandeserhebungen in einer mittelmässig eindeutig als Besatz identifiziert werden (verkümmerte strukturierten, aber tiefen Fliessstrecke ergaben eine Fisch- Kiemendeckel und Flossen infolge naturferner Aufzucht- biomasse von 424 kg/ha [34]. Für ein Cyprinidengewässer ist methoden). dieses Resultat als mittel bis gut einzustufen. Thur: Flussbegradigungen und Uferverbauungen im Zuge Alpenrhein [35, 36]: Die Korrektur des Alpenrheins sowie der Thurkorrektion zu Beginn des 19. Jahrhunderts führten die Wasserkraftnutzung im Fluss und in seinen Zubringern vor allem im Mittel- und Unterlauf zu einer massiven Ab- führten zu einer starken Beeinträchtigung des aquatischen

65 Lebensraum Fischnetz-Schlussbericht

Lebensraumes. Der ehemals verzweigte bis gewundene Verbauungsgrad haben zentralen Einfluss auf die gewässer- Flusslauf ist heute in ein enges Profil gezwängt. Durch Eintie- ökologischen Auswirkungen des Schwallbetriebes. Je mo- fung der Gewässersohle entstanden an den Mündungen der notoner der Gewässerlebensraum, desto stärker können die Zubringer Höhenunterschiede bis zu mehreren Metern. Rund schwallbedingten Auswirkungen sein, da die Fische zu we- 50% der Zubringermündungen sind für Fische sowohl bei nig Rückzugsmöglichkeiten vorfinden [41–43]. Im Alpenrhein Niederwasser als auch bei Mittelwasser nicht passierbar. Im bewirkt der Schwallbetrieb massgeblich den nahezu voll- Oberlauf ist das Fliesskontinuum durch das Kraftwerk Rei- ständigen Ausfall der natürlichen Reproduktion von Bach- chenau unterbunden, zudem hat die Speicherkraftnutzung in und Seeforelle. Verschärfend wirkt sich die Abtrennung der einigen Zubringern zum Teil massive Wasserspiegelschwan- meisten Zubringer aus, diese Reproduktionsareale sind für kungen (Schwall-Sunk-Betrieb) zur Folge. Der Fischbestand die Fische dann nicht mehr zugänglich [36]. im Alpenrhein ist niedrig, die Forellenfänge der vergangenen Jahre sind stark rückläufig (Bach- und Regenbogenforelle). 5.5.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten Der starke Rückgang des Seeforellenbestandes im Alpen- Wie in den verschiedenen Datengrundlagen dokumentiert, rheintal wird mit der Abtrennung der angestammten Laich- ist der morphologische Zustand vieler Schweizer Fliessge- gründe in Vorder- und , Gewässerregulierung, wässer als nicht zufrieden stellend einzustufen. Sowohl die Schwall-Sunk-Betrieb, Restwasser und Abwassereinleitun- grösseren Flüsse in den Talebenen, als auch kleinere Ge- gen begründet. wässer und Gewässersysteme sind durch anthropogene Ein- griffe beeinträchtigt. Konnektivität – Längsvernetzung in Schweizer Die Fragmentierung des Gewässerlebensraumes bringt Fliessgewässern gravierende Einschränkungen bezüglich der Längsvernet- Schweizer Fliessgewässer sind mehrheitlich durch eine zung zwischen Haupt- und Seitengewässern und zwischen starke Fragmentierung des Gewässerlebensraumes geprägt. den verschiedenen Teillebensräumen im einzelnen Gewässer Im Kanton Bern wurden insgesamt 13 611 künstliche Ab- mit sich. Habitatfragmentierungen, wie sie in vielen Fliess- stürze auf einer Gewässerlänge von 6810 km kartiert, das gewässern vorliegen, stören die so genannte Source-Sink- entspricht zwei Abstürzen pro km [20]. Die Fliessgewässer Dynamik und wirken sich somit auf Populationen in ganzen im Kanton Zürich (kartierte Gewässerlänge 3615 km) weisen Gewässersystemen aus: Das Zuwandern von Fischen aus 28 467 künstliche Abstürze (7,8 pro km) sowie 10 557 Bau- Reproduktionsgebieten (Source-Habitate) in weniger pro- werke (2,9 pro km) auf. 68% aller vorhandenen Barrieren sind duktive Sink-Habitate ist unterbunden, viele Source-Habitate künstlich [19]. Das Gewässersystem der Töss zum Beispiel können durch die Laichtiere nicht mehr aufgesucht werden. wird auf einer Totallänge von 59,7 km durch 568 künstliche Die Vernetzung der Seitengewässer hat sich in den vergan- sowie 35 natürliche Barrieren unterbrochen. Die durch- genen 25 Jahren vermutlich verschlechtert, da natürliche schnittliche frei fliessende Strecke nimmt lediglich 105 Meter Sohlenerosionen der Hauptgewässer langsame Prozesse ein [37]. Im Rhein sind circa 20%, in der Rhone 19% und sind und zusätzlich bis 1989 immer noch beachtliche Ge- im Ticino 44% der jeweiligen Lauflänge frei fliessend. Die wässerstrecken eingedolt wurden. Durch diese Verände- wichtigsten Zubringer dieser Flüsse sind durch Dämme zur rungen wird auch der genetische Austausch zwischen Meta- Wasserkraftnutzung nicht passierbar [38]. populationen gestört, was im Lauf von Generationen zu Ein ganz besonderes Problem zeigt sich bei der Einmün- einem verminderten Anpassungspotenzial der Gesamtpopu- dung der Seitengewässer. Da die meisten grösseren Fliess- lation führt [44], die Fitness verringert und die Fischbestände gewässer begradigt sind, weisen sie eine Tendenz zur Soh- insgesamt negativ beeinträchtigt. lenerosion auf. Dadurch verschlechtert sich generell die Verbauungen der Ufer oder ein zu schmaler Uferbereich Vernetzung mit den einmündenden Seitenbächen. Tunesi führen zu einer Strukturverarmung dieser wichtigen ökologi- [39] und Gmünder [40] wiesen für die obere Töss und die Sit- schen Zone. Bei den Gewässerstrecken der Sömmerlings- ter auf die kaum mehr funktionierende Vernetzung der klei- studie Phase I konnten bei gut strukturierter Uferlinie höhere nen Seitengewässer hin. Sömmerlingsdichten beobachtet werden. Monotone morphologische Verhältnisse, wie sie aufgrund Schwallbetrieb – Auswirkungen auf Gewässer- von Begradigungen, Einheitsprofilen, Längs- und Querver- lebensräume bauungen sowie Wasserausleitungen zustande kommen, Die Schwall-Sunk-Problematik wird in der Hypothese «Win- führen zu einer verminderten oder fehlenden Flussdynamik terhochwasser» abgehandelt. Der Schwallbetrieb bewirkt in und haben negative Auswirkungen auf die Fischfauna. Mas- der Mehrzahl der untersuchten Gewässer (65–90%) eine sive Störungen beispielsweise in Form grosser Hochwasser Verminderung und eine veränderte Zusammensetzung von wirken sich in solchen Lebensräumen negativ auf die öko- Makrozoobenthos und Fischbestand. Dies steht in engem logische Widerstandsfähigkeit aus. Im Mittel- und Unterlauf Zusammenhang mit dem Habitatszustand. Morphologie und weisen die morphologisch und/oder hydrologisch stark be-

66 Fischnetz-Schlussbericht Lebensraum

einträchtigten Teststrecken an der Emme extrem geringe der Aufschwung der Wasserkraftnutzung in den Jahren von Fischbestände auf. Auch im Necker und in der Venoge liegen 1950–1970 die Fischbestände nicht abrupt, sondern schlei- in den unteren Teststrecken geringe bis sehr geringe Forel- chend beeinträchtigt haben. Prozesse der Sohleneintiefung lenbestände vor, obwohl dort naturnahe morphologische laufen äusserst langsam ab, auch die starke Verbauung hat Verhältnisse gegeben sind. In diesen Strecken sind deshalb in den vergangenen Jahrzehnten zu einer schrittweisen andere Einflüsse für den niedrigen Fischbestand verant- Abkopplung der Seitengewässer geführt. Die Situation der wortlich. Hier ergibt sich ein enger Zusammenhang zu den Seitenbäche und der kleinen Gewässer hat sich tendenziell Hypothesen «Chemie», «Temperatur» und «verschiedene verschlechtert. Dazu kommt, dass von 1972–1984 jährlich Faktoren». 50–60 km dieser Gewässer eingedolt wurden. Die morphologischen Defizite in der Thur liegen in einer Auch ohne klare Beweisführung halten wir eine Verbesse- Begradigung und massiven Einengung des Flussquerschnit- rung der Gewässermorphologie auf alle Fälle für dringend tes. Als Folge wurde die gewässertypische Flussdynamik nötig. In naturnah strukturierten und miteinander vernetzten unterbunden, die Gewässerstrukturierung ist monoton. Da- Lebensräumen, wo die Fische uneingeschränkte Ausbrei- mit wird vielen potenziell vorkommenden Fischarten bezie- tungsmöglichkeiten vorfinden, können zudem auch andere hungsweise deren verschiedenen Altersstadien die Lebens- negative Einflüsse abgefangen werden. Im naturnahen Ab- grundlage entzogen. Bei extremen Abflussverhältnissen sind schnitt des Alpenrheins bei Mastrils treten beispielsweise keine oder nur geringe Rückzugsmöglichkeiten für die Fische trotz eines Schwall-Sunk-Betriebes höhere Fischbestände vorhanden. Landnutzungen bis an den Gewässerrand er- auf als in den stark verbauten Bereichen. Das insgesamt höhen chemische und organische Einträge, schmale oder grosse und heterogene Lebensraumangebot gleicht hier die fehlende Ufergehölzstreifen verändern den natürlichen Tem- hydrologischen Widrigkeiten aus [36]. peraturhaushalt (siehe Hypothese «Wassertemperatur») und Eine ungenügende morphologische Qualität des Lebens- tragen zu einer Verminderung der Wasserqualität bei. Un- raumes kann nicht umfassend für die Fangrückgänge der passierbare Stauhaltungen und Sohlbauwerke machen eine vergangenen Jahre verantwortlich sein, weil die besonders Migration der Flussfische unmöglich. Auch in den Seiten- massiven Gewässereingriffe teilweise bereits Jahrzehnte flüssen ist die Durchgängigkeit zum Teil stark eingeschränkt, zurückliegen. In Betracht zu ziehen sind allerdings sich im zudem sind die Mündungen in die Thur oftmals aufgrund von Lauf der Zeit ansammelnde Auswirkungen von Störungen, Abstürzen für Fische nicht passierbar [30]. welche zu verzögerten Beeinträchtigungen der Gewässer Wasserkraftnutzungen wirken sich vor allem infolge von führen können. Bei den kleinen Fliessgewässern (Verlust von Kontinuumsunterbrechungen, Restwasser und Schwall ne- Bächen durch Eindolungen) und den auch weiterhin in zu- gativ auf den Gewässerlebensraum und das angrenzende nehmendem Masse abgekoppelten Seitengewässern wird Umland aus. Dies ist vor allem für die Rhone klar ersichtlich. dieser Hypothese jedoch eine zentrale Bedeutung zuge- Schwall-Sunk-Betrieb führt in einem Gewässer dazu, dass sprochen. sich Feinsedimente nachteilig auswirken und die natürliche Reproduktion stark beeinträchtigen, wie dies beispielsweise 5.5.5 Massnahmen im Alpenrhein der Fall ist. Für die Umsetzung der Massnahmen ist ein gemeinsames Vorgehen der zuständigen Behörden und Beteiligten in Was- 5.5.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen serbau, Naturschutz, Fischerei und Landwirtschaft nötig. Bezüglich der morphologischen Verhältnisse besteht für Schweizer Fliessgewässer dringender Handlungsbedarf. Er- Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge gebnisse aus drei Kantonen zeigen, dass 16–27% der und der Gewässerqualität Fliessgewässerlängen eingedolt beziehungsweise 6–9% Bei den Massnahmen zur Verbesserung der fischökologi- stark beeinträchtigt und naturfern sind. Die Konnektivität im schen Situation kommt dem Lebensraum eine grosse Be- Längsverlauf, zwischen Fluss und Umland sowie Fluss und deutung zu. Im Vorfeld von Lebensraumaufwertungen in und Grundwasser ist stark eingeschränkt. Flussdynamische Pro- an Fliessgewässern ist es sinnvoll, anhand von ökomor- zesse fehlen in vielen Gewässern oder sind von unterge- phologischen Zustandskartierungen Gewässer mit unzurei- ordneter Bedeutung. chenden Verhältnissen aufzuzeigen. Gewässer mit hohem Im Zusammenhang mit dem Fischfangrückgang ist festzu- Restrukturierungspotenzial können damit ausgewiesen und stellen, dass der Grundstein für die gravierenden Verände- die entsprechende Nutzung (Hochwasserschutz, Energie- rungen der Lebensräume oft bereits im 19. Jahrhundert ge- wirtschaft, Naturschutz, Erholung) in mögliche Verbesse- legt wurde. Gewässerbegradigungen wurden im Mittelland rungsmassnahmen einbezogen werden. Bereits durchge- in den vergangenen 25 Jahren kaum noch vorgenommen. führte Revitalisierungsprojekte sind mittels eines kurz- und Die vorangegangenen Eingriffe wirken sich jedoch mit zeit- langfristigen Monitoringprogrammes zu evaluieren [45], um licher Verzögerung heute noch aus. Beispielsweise könnte die Ergebnisse und Erfahrungen (auch die Entwicklung der

67 Lebensraum Fischnetz-Schlussbericht

Fischfänge) in neue Projekte einfliessen zu lassen. Einzig- Forschungsbedarf artige Fliessgewässer, die mehr oder weniger noch ihren Überblick über den Gewässerzustand gewinnen natürlichen Zustand aufweisen, sind unter Schutz zu stellen Durchführung der ökomorphologischen Kartierung nach und vor einschneidenden anthropogenen Beeinträchtigun- Stufe F (Modul-Stufen-Konzept), Defizite analysieren und gen zu bewahren. Die Auswirkungen auf die Fischpopulatio- Prioritäten zu deren Behebung setzen. nen und damit die Möglichkeiten zu Verbesserungen sind Dokumentation der Lebensraumverbesserungen sehr hoch. Hendry et al. [46] haben einen guten Überblick Erfolgreiche Beispiele von Lebensraumaufwertungen sind über mögliche Massnahmen zur Förderung von Salmoniden- zu dokumentieren und zu kommunizieren. Die Reaktion der populationen gegeben. Fische sollte aufgezeigt werden.

Massnahmen für eine Verbesserung der gewässer- 5.5.6 Literaturnachweis morphologischen Verhältnisse: [1] Ward JV (1989) The 4-Dimensional Nature of Lotic Ecosystems. Längsvernetzung wiederherstellen Journal of the North American Benthological Society 8: 2–8. – Entfernen oder Umbauen der Abstürze und Sohlenstufen [2] Bagliniere JL & Arribemoutounet D (1985) Microdistribution of (Aufwanderung der Fische ermöglichen), nicht mehr ge- populations of brown trout (Salmo trutta L.) and of juvenile Atlantic salmon (Salmo salar L.) and other species present in the upstream nutzte Wehre entfernen. part of the Scorff River (Brittany). Hydrobiologia 120: 229–39.

–Wenn Hindernisse nicht entfernt werden können: Einbau [3] Bagliniere JL, Prevost E & Maisse G (1994) Comparison of popu- von funktionstüchtigen, dem Stand der Technik entspre- lation dynamics of Atlantic salmon (Salmo salar) and brown trout chenden Fischaufstiegshilfen, Strassenüberführungen (Salmo trutta) in a small tributary of the River Scorff (Brittany, France). Ecology of Freshwater Fish 3: 25–34. passierbar gestalten. [4] Heggenes J (1988) Physical habitat selection by brown trout (Salmo –Mündungen von Seitengewässern passierbar gestalten. trutta) in riverine systems. Nordic Journal of Freshwater Research – Flussabwärts gerichtete Wanderungen erleichtern (Er- 64: 74–90. möglichen der Abwanderung bei Kraftwerken). [5] Baran P, Delacoste M, Lascaux JM & Belaud A (1993) Relationships Erhöhung der Strukturvielfalt between habitat features and brown trouts populations (Salmo trutta L.) in Neste-Daure Valley. Bulletin français de la pêche et de la pisci- – Strukturen ins Gewässer einbringen oder strukturierende culture 331: 321–40. Elemente (beispielsweise Totholz) darin belassen. [6] Cunjak RA & Power G (1986) Winter habitat utilization by stream – Sohl- und Uferbefestigungen entfernen. resident brook trout (Salvelinus fontinalis) and brown trout (Salmo – Aussetzen von Instandhaltungsmassnahmen, wo keine trutta). Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 43: 1970–81. direkte Hochwassergefahr besteht, Zulassen von Gewäs- [7] Vehanen T, Bjerke PL, Heggenes J, Huusko A & Maki PA (2000) serdynamik. Effect of fluctuating flow and temperature on cover type selection –Wasserbauliche Massnahmen zur Erhöhung der Struktur- and behaviour by juvenile brown trout in artificial flumes. Journal of vielfalt (beispielsweise Buhnen). Fish Biology 56: 923–37. Wiederherstellen der Ufer [8] Baran P, Delacoste M & Lascaux JM (1997) Variability of mesohabi- –Wiederherstellen von Uferstreifen mit Ufergehölzen in aus- tat used by brown trout populations in the French central Pyrenees. Transactions of the American Fisheries Society 126: 747–57. reichender Breite (gemäss Empfehlungen BWG). [9] Roussel JM & Bardonnet A (2002) The habitat of juvenile brown Revitalisierungen trout (Salmo trutta L.) in small streams: Preferences, movements, Alle der oben erwähnten Verbesserungen lassen sich durch diel and seasonal variations. Bulletin français de la pêche et de la Revitalisierungen (Aufweitungen, Strukturierungen, Bau von pisciculture (365–66): 435–54. Seitengerinnen) erreichen. Dabei ist darauf zu achten, dass [10] Flebbe PA & Dolloff CA (1995) Trout use of woody debris and habitat in Appalachian wilderness streams of North Carolina. North Ameri- möglichst viele Strukturen und Funktionen des Fliessgewäs- can Journal of Fisheries Management 15: 579–90. sers wiederhergestellt werden. Kürzlich erschienene Bücher [11] Lehane BM, Giller PS, O’Halloran J, Smith C & Murphy J (2002) Ex- können einen Überblick über Revitalisierung [47] und natur- perimental provision of large woody debris in streams as a trout nahen Wasserbau [48, 49], verschaffen. management technique. Aquatic Conservation-Marine and Fresh- water Ecosystems 12: 289–311. –Wiederherstellen eines dynamischen Geschiebehaushal- [12] Sundbaum K (2001) Importance of woody debris for stream dwelling tes. brown trout (Salmo trutta L.). Rapport 32. Vattenbruksinstitutionen, – Gezielte Substratverbesserungen in Laichgewässern. Umea.

– Auen wieder reaktivieren (sie sind «hot spots» für die [13] Zika U & Peter A (2002) The introduction of woody debris into a Artenvielfalt). channelized stream: effect on trout populations and habitat. River Research and Applications 18: 355–66. – Ausdolung durchführen. Verbesserung der hydrologischen Verhältnisse [14] Jungwirth M (1981) Auswirkungen von Fliessgewässerregulierungen auf Fischbestände. Bundesministerium für Land- und Forstwirt- – Ausreichende Restwasserdotationen, Dämpfen des schaft, Wien. pp. 104.

Schwallbetriebes, Verbesserung der Habitatsqualität in [15] Massa F, Grimaldi C, Bagliniere JL & Prunet C (1998) Physical and Schwallstrecken. chemical temporal variations in two spawning areas with contrasted

68 Fischnetz-Schlussbericht Lebensraum

sedimentation dynamics and preliminary results on the early life sur- tung. Diplomarbeit, Abteilung für Umweltnaturwissenschaften ETH, vival of brown trout (Salmo trutta). Bulletin français de la pêche et Zürich. pp. 135. de la pisciculture 350–351: 359–76. [40] Gmünder R (1995) Ökomorphologie und Durchgängigkeit im Bach- [16] Acornley RM & Sear DA (1999) Sediment transport and siltation of system der Sitter aus der Sicht der Fischökologie. Band 1. Diplom- brown trout (Salmo trutta L.) spawning gravels in chalk streams. arbeit, ETH Zürich. Hydrological Processes 13: 447–58. [41] Baumann P & Klaus I (2003) Gewässerökologische Auswirkungen [17] Walling DE & Amos CM (1999) Source, storage and mobilisation of des Schwallbetriebes: Ergebnisse einer Literaturstudie. Mitteilungen fine sediment in a chalk stream system. Hydrological Processes 13: zur Fischerei 75. BUWAL, Bern. pp. 112. 323–40. [42] Valentin S (1995) Variabilité artificielle des conditions d’habitat et [18] BUWAL (1998) Ökomorphologie Stufe F (flächendeckend). Mittei- consequences sur les peuplements aquatiques: Effets écologiques lungen zum Gewässerschutz 26. Bundesamt für Umwelt, Wald und des éclusées hydroélectriques en rivière. Etudes de cas (Ance du Landschaft, Bern. pp. 43. Nord et Fontaulière) et approches expérimentales. Thèse, Université Claude Bernard, Lyon. pp. 272. [19] http://www.gewaesserschutz.zh.ch. [43] Valentin S (1997) Effets écologiques des éclusées en rivière. Expé- [20] http://www.gsa.bve.be.ch. rimentations et synthèse bibliographique. Études du CEMAGREF, [21] AfU Solothurn (2002) Zustand Solothurner Gewässer 2000, pp. 112. série Gestion des milieux aquatiques 13: 79.

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[23] Staub E, Blardone M, Droz M, Hertig A, Meier E, Soller E & Steiner [45] Bryant MD (1995) Pulsed monitoring for watershed and stream P (in Vorbereitung) Angelfang, Forellenbestand und Einflussgrössen: restoration. Fisheries 20: 6–13. eine regionalisierte Auswertung mittels GIS. BUWAL, Bern. [46] Hendry K, Cragg-Hine D, O’Grady M, Sambrook H & Stephen A [24] Schager E & Peter A (2001) Bachforellensömmerlinge Phase I. (2003) Management of habitat for rehabilitation and enhancement Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 315. of salmonid stocks. Fisheries Research 62: 171–92.

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69

Winterhochwasser

Lebensraum- variabilität Konditions- Fischregion faktor Nahrungs- angebot Kolmation/ Feinsedimente Laicherfolg

histologische Wertung

Nahrung für Bachforellen Überlebensrate Inkubation

Fischbrutdichte

5.6 Hypothese: Ein erhöhter Feinsedimentanteil ist verantwortlich für den Fischfangrückgang

Zusammenfassung Daten zum heutigen Zeitpunkt nicht abschliessend beurteilt Schwebstoffeinträge in die Gewässer können direkt (durch werden. hohe Schwebstoffkonzentrationen) oder indirekt (über eine Kolmation der Gewässersohle) einen negativen Effekt auf 5.6.1 Einleitung und Fragestellung Fische haben. In den vergangenen Jahren hat die Erosion Die Hypothese «Feinsedimente» besagt, dass ein erhöhter von Feststoffen insbesondere auf landwirtschaftlich genutz- Feinsedimentanteil im Gewässer und in der Gewässersohle ten Flächen zugenommen. Ein Anstieg der Schwebstoffkon- für den Fischfangrückgang verantwortlich ist. zentrationen in den Fliessgewässern konnte jedoch aufgrund Studien aus der landwirtschaftlichen Forschung zeigen, des vorliegenden Datenmaterials für die vergangenen zwei dass durch die Zunahme der ackerbaulich genutzten Flächen Jahrzehnte nicht festgestellt werden. Die Schwebstoffkon- die Erosion von Feinsedimenten in den vergangenen Jahr- zentrationen, wie sie in den untersuchten Fliessgewässern zehnten zugenommen hat [1, 2]. Die Vermutung liegt , auftreten, haben kaum einen Einfluss auf die Fischgesund- dass als Folge davon ein erhöhter Anteil an Feinsedimenten heit. in die Fliessgewässer eingetragen und dort abgelagert wird. Eine kolmatierte Gewässersohle beeinträchtigt insbeson- Dort können bei entsprechenden hydraulischen Bedingun- dere die Entwicklung des Laiches. Der Zustand der Kolma- gen erhöhte Feinsedimentanteile zu einer Verfestigung der tion in schweizerischen Fliessgewässern ist jedoch weitge- Gewässersohle – einer Kolmation – führen. Beobachtungen hend unbekannt. Diese Hypothese kann aufgrund fehlender von Fischereifachleuten zufolge hat die Kolmation der Ge- wässersohle zugenommen. Eine Kolmation der Gewässer- Abb. 5.6.1: Die Konzentration der Feinsedimente hängt von der sohle kann jedoch die Fortpflanzung und die Eientwicklung Lebensraumvariabilität und der Häufigkeit und Stärke der Winter- kieslaichender Fische empfindlich stören: Einerseits, weil hochwasser ab. Sie beeinflusst ihrerseits den Laicherfolg und die Überlebensrate der inkubierten Eier, aber auch das Nahrungs- das geeignete Substrat für die Laichgruben fehlt, und ande- angebot und den Gesundheitszustand der Fische. rerseits, weil in den Kies abgelegte Eier nicht mit genügend

71 Feinsedimente Fischnetz-Schlussbericht

sauerstoffreichem Wasser versorgt und toxische Stoffe nicht kann deshalb lokal und saisonal sehr unterschiedlich sein. mehr weggespült werden, so dass als Folge die Eier ab- Der Feststoffabtrag steht im Zusammenhang mit der Grösse sterben [3, 4]. und der Art des Einzugsgebietes (siehe Tabelle 5.6.1) [14]. Die Anzeichen für eine Zunahme der Einträge von Fein- Gelangen die Feinsedimente in ein Gewässer, werden sie als sedimenten in die Gewässer und die möglichen Auswir- Schwebstoffe weiterverfrachtet oder an der Gewässersohle kungen auf kieslaichende Fische haben dazu geführt, dass abgelagert. Die Menge der natürlichen Einträge von Feinse- der Themenbereich Feinsedimente in die Untersuchungen dimenten in die Fliessgewässer ist schwierig abzuschätzen. zu den Ursachen des Fischfangrückgangs in der Schweiz Über den Feststoffabtrag können auch an Feinsedimente einbezogen wurde. adsorbierte Schadstoffe in die Fliessgewässer eingetragen Folgende Mechanismen der Schädigung sind denkbar und werden ([15], siehe Hypothese «Chemikalien») werden innerhalb des Kapitels näher behandelt: Eine Zunahme der natürlichen Einträge von Feinsedimen- eingeschwemmte Feinsedimente und Nährstoffe beein- ten ist bei einer Zunahme von starken Niederschlags- flussen die Nahrungsgrundlage der Fische (siehe Abschnitt ereignissen und erhöhten Erosionsraten (Verschiebung der «Einfluss auf die Nahrungsgrundlage» und Hypothese Permafrostgrenze, Rückzug der Gletscher) zu erwarten. «Fischnahrung») Auswertungen von Niederschlagsdaten des vergangenen eingeschwemmte Feinsedimente und daran adsorbierte Jahrhunderts (1901–1998) zeigen, dass sich die Nieder- Schadstoffe beeinträchtigen die Fischgesundheit direkt schlagsmengen während des Winterhalbjahres vom Ende (siehe Abschnitt «Effekte auf die Fischgesundheit» sowie die der 1970er bis zur Mitte der 1980er Jahre um über 20% Hypothesen «Gesundheit» und «Chemikalien») erhöhten [16]. Diese Erhöhung der Niederschlagsmengen eingeschwemmte Feinsedimente und wasserbauliche Ver- ist hauptsächlich auf eine Zunahme der Häufigkeit der be- änderungen führen zu einer erhöhten Kolmation und damit sonders erosionswirksamen Starkniederschläge (vor allem zu einer Störung der Eientwicklung (siehe Abschnitt «Effekte Regen; >70 Millimeter/Tag) auf der Alpennordseite um 13% der Kolmation auf die Fortpflanzung» sowie die Hypothesen seit den 1970er Jahren zurückzuführen [17, 18]. Es wird er- «Reproduktion» und «Lebensraum»). wartet, dass sich die veränderten Niederschlagsverhältnisse Zur Beantwortung der Fragestellung werden im Folgenden auch auf das Abflussregime und damit auf den Geschiebe- anhand von Grundlagendaten (von SBV, LHG und NADUF), transport auswirken (siehe Hypothese «Winterhochwasser»). des innerhalb von Teilprojekten erarbeiteten Wissens [5–10] Die natürlichen Vorgänge der Erosion und der Einträge von und weitergehender Literatur die zeitliche Veränderung der Feinsedimenten in die Fliessgewässer können durch anthro- entscheidenden Parameter Erosion, Schwebstoffkonzent- pogene Aktivitäten verstärkt werden. Zu diesen Einflüssen ration und Kolmation aufgezeigt sowie die beobachteten zählen Land- und Forstwirtschaft, Bergbau und Kiesabbau, Effekte auf Fische in schweizerischen Fliessgewässern dar- Bautätigkeiten, Kläranlagen und Versiegelung des Bodens. gestellt. Die Landwirtschaft ist von der Fläche her die bedeu- tendste Quelle für anthropogen bedingte Erosion. Dabei sind 5.6.2 Befunde in der Schweiz vor allem die Ackerkulturen (unbewachsene oder unvoll- Quellen der Feinsedimente ständig bewachsene Böden) und die Bewirtschaftungsart Feinsedimente sind feste Stoffe, die anorganischen oder (Verdichtung des Bodens) ausschlaggebende Faktoren. Die organischen Ursprungs sein können. In der Literatur werden Erosionsanfälligkeit der Ackerkultur ist abhängig von der Bo- Partikel mit einem Korndurchmesser von kleiner als 0,75 mm denabdeckung durch die Pflanzen: So sind beispielsweise [11], kleiner als 2 mm (nach DIN 4022 [10, 12]) oder kleiner Maisfelder besonders anfällig für Erosion [19]. als 5 mm [13] als Feinsedimente bezeichnet. Feinsedimente Durch die veränderte Nutzung (Zunahme der Ackerflächen entstehen durch Verwitterungsprozesse und werden durch und der erosionsanfälligen Ackerkulturen wie beispielswei- Wasser oder Wind abtransportiert. Das Ausmass dieser Ero- se Maisfelder; siehe Abbildung 5.6.2) und die veränderte sion ist abhängig von der Topographie, der Bodenstruktur, Bewirtschaftung (Bodenverdichtung durch maschinelle Be- der Vegetation sowie der Intensität der Niederschläge und arbeitung, Vergrösserung der Ackerschläge) hat die Boden-

Einzugsgebiet Feststoffabtrag % SS bei Schwebstoffgehalt im [t/(km2·Jahr)] Feststoffen Fliessgewässer EP [mg/l] Flachland 8,7±3,2 95 20–40 Tab. 5.6.1: Feststoffabtrag und Feinsedimentanteil Mittelgebirge 45±63 89 10–230 (% SS) des Feststoffabtrages in europäischen Hochgebirge 278±163 89 60–280 Fliessgewässern in verschiedenen Einzugsgebieten nach [14]. (EP: Einzelproben; SS: Schwebstoff- Gletschergebiet 1185±629 80 k.A. konzentration; k.A.: keine Angaben).

72 Fischnetz-Schlussbericht Feinsedimente

200 400 Innerhalb eines Fliessgewässers sind die Ufer- und Sohlenerosion natürliche Prozesse, die vor allem bei Hoch- 150 300 wasser auftreten. Bei normalem Abfluss ist der Anteil am 100 200 Feststoffabtrag meistens von geringer Bedeutung [14]. Durch Verbauungen zur Ufer- und Sohlenstabilisierung wur- 50 100 de die gewässerinterne Erosion zudem vermindert. total Ackerbau [1000 ha] Anbau Kulturen [1000 ha] Anbau Kulturen 0 0 39 45 50 55 60 65 69 75 80 85 90 95 98 Schwebstoffkonzentrationen im Fliessgewässer Kartoffeln Wintergetreide Acker- Mais Zuckerrüben baufläche Untersuchungen zu Schwebstoffkonzentrationen in den schweizerischen Fliessgewässern werden seit den 1960er Abb. 5.6.2: Entwicklung der gesamten Ackerbaufläche und der verschiedenen Ackerkulturen von 1939–1998 [20–24]. Jahren bei der LHG in 13 Gewässern (Abflussmenge Qmittel 19–183 m3/s) mit Einzelproben (2x wöchentlich) und seit den

1980er Jahren innerhalb der NADUF in 22 Gewässern (Qmittel erosion seit 1970 zugenommen [1]. Mit der Einführung von 8–443 m3/s) mit Sammelproben durchgeführt. Bei den unter- Direktzahlungen an die Landwirte zur Abgeltung gemein- suchten Fliessgewässern handelt es sich um grössere wirtschaftlicher und ökologischer Leistungen («Ökomass- Gewässer. Die Belastung durch Schwebstoffe in kleineren nahmen») im Jahr 1993 sollten die Erosion und damit auch Bächen, welche hauptsächlich Laich- und Aufwuchsgebiete die Phosphoreinträge in die Gewässer reduziert werden [2]. für juvenile Stadien darstellen (siehe Hypothese «nachwach- Ein Vergleich der Untersuchungen in einem Gebiet des Ber- sende Fische»), ist nicht bekannt. ner Mittellandes vor (1987–1989) und nach Einführung der In der Gewässerschutzverordnung vom 15. Dezember Massnahmen (1997–1999) ergaben zwar eine Verringerung 1998 (GSchV, SR 814.201) sind zu den Schwebstoffkonzent- der berechneten Erosionsgefährdung, jedoch nahmen auf- rationen keine Anforderungen definiert; die Einteilung und grund der veränderten Niederschlagsverhältnisse der beiden Beurteilung der Schwebstoffkonzentrationen erfolgt deshalb Untersuchungszeiträume die tatsächlichen Bodenabträge anhand von in der Literatur aufgefundenen Effektdaten bei um 22% zu [2]. Die veränderten Niederschlagsbedingungen den Fischen (siehe Abschnitt «Effekte auf die Fischgesund- führten zudem zu einer Verschiebung der überwiegenden heit»). Für einen Vergleich mit den Effektdaten wird der Erosionsereignisse vom Sommerhalbjahr ins Winterhalbjahr 80-Perzentil-Wert berechnet. Perzentilwerte geben an, ab (siehe Hypothese «Winterhochwasser»). Es wird geschätzt, welchem Wert ein bestimmter Prozentsatz der Ergebnisse dass rund 18% des erodierten Bodenmaterials im unter- erreicht oder überschritten wird. So sind beispielsweise bei suchten Gebiet in die Gewässer gelangen [2]. einem 80-Perzentil-Wert von 100 mg/l, 80% aller gemesse- Durch die Versiegelung des Bodens (Bauten, Strassen- nen Werte kleiner oder gleich 100 mg/l. flächen) kann Wasser nicht mehr im Boden versickern. Die Wie aus Abbildung 5.6.3 ersichtlich, sind hohe Schweb- Siedlungsfläche hat in den Jahren zwischen 1983 und 1995 stoffkonzentrationen (80-Perzentil-Wert zwischen 200 und um 13,3%, die versiegelte Fläche aber um rund 25% zuge- 400 mg/l) hauptsächlich bei Flüssen mit alpinem Einzugs- nommen [25]. Die auf versiegelten Flächen abgeschwemm- gebiet zu finden. Bei den Mittellandflüssen liegt der 80-Per- ten Feinsedimente gelangen zum grössten Teil in die Kana- zentil-Wert der Schwebstoffkonzentrationen der einzelnen lisation. Wird eine Gemeinde noch über das Mischverfahren NADUF-Messstellen unterhalb 100 mg/l, also unterhalb des entwässert, gelangen die Feinsedimente bei Regenereignis- kritischen Bereichs, der aufgrund von Untersuchungen auf sen in die ARA oder werden teilweise über die Regenüber- Gesundheitseffekte bei Forellen (siehe Abschnitt «Effekte auf läufe direkt in die Vorfluter abgegeben. Bei einem Trenn- die Fischgesundheit») erst oberhalb von 100 mg/l einsetzt. verfahren wird das Meteorwasser direkt in den Vorfluter Ausnahmen bilden der Ticino bei Riazzino (alpin) mit einem abgeleitet. 80-Perzentil-Wert <100 mg/l und die Thur bei Andelfingen Durch Forstwirtschaft, Bergbau und Kiesabbau und Bau- (Mittellandfluss mit alpinem Einzugsgebiet) mit einem 80- tätigkeiten sind meist lokal und zeitlich begrenzte Einträge zu Perzentil-Wert >100 mg/l. Die hohen Messwerte wurden erwarten. hauptsächlich in den Sommermonaten (hohe Abflüsse durch Der Eintrag von Schwebstoffen aus Kläranlagen ist jeweils Schneeschmelze und Niederschläge) festgestellt, im Winter im Vorfluter unterhalb der Einleitung von Bedeutung. Die liegt der 80-Perzentil-Wert bei allen Fliessgewässern unter- Schwebstoffkonzentrationen im Auslauf einer Kläranlage halb der 100 mg/l Grenze. liegen im Durchschnitt bei 5–15 mg/l. Im Vergleich zu natür- Für die innerhalb des NADUF-Programmes untersuchten lich bedingten Schwebstoffkonzentrationen im Fliessgewäs- Fliessgewässer wurde eine Trendanalyse der Schwebstoff- ser ist dieser Anteil gering, allerdings gelangen über die konzentrationen für den Zeitraum von 1974–1998 gemacht Regenentlastungen kurzfristig hohe Konzentrationen bis zu [27]. Die Analyse ergab für zwölf der untersuchten Fliess- 1000 mg/l in die Vorfluter [26]. gewässerstrecken Aare (Bern), Aare (Brugg), Aare (Hagneck),

73 Feinsedimente Fischnetz-Schlussbericht

Schwebstoffkonzentration [mg/l] 0 – 100 101 – 250 251 – 500 501 – 1000

Abb. 5.6.3: Die 80-Perzentil-Werte der innerhalb des NADUF- oder LHG- Untersuchungsprogramms gemesse- nen Schwebstoffkonzentrationen in 50 km den untersuchten Fliessgewässern während der Sommermonate.

Birs (Münchenstein), Glatt (Rheinsfelden), Kleine Emme (Lit- ringern örtlich die Fliessgeschwindigkeit, dadurch wird die tau), Inn (Martinsbrück), Rhein (Diepoldsau), Rhein (Reckin- Sedimentation der Schwebstoffe gefördert. Gleichzeitig wird gen), Rhone (Chancy), Saane (Gümmenen) und Thur (Andel- die Dekolmation weitgehend verhindert. Unterhalb von Stau- fingen keinen Trend. Für die beiden Mittellandgewässer- ungen entsteht ein Geschiebedefizit. Durch Wasserableitun- strecken Limmat (Baden) und Reuss (Mellingen) sowie bei gen nimmt in den Restwasserstrecken die Häufigkeit von der Rhone (Port du Scex, alpines Einzugsgebiet) ist eine Hochwasserereignissen und damit die Dekolmation ab. Bei leichte Zunahme, beim Rhein bei Village-Neuf (Mittelland) Stauraumspülungen werden innerhalb kurzer Zeit hohe und beim Ticino (alpines Einzugsgebiet) eine leichte Abnah- Schwebstofffrachten transportiert. Solche Ereignisse oder me der Schwebstoffkonzentrationen festzustellen. Trotz der Schwall-Sunk-Betrieb sind vor allem im Winterhalbjahr kri- Zunahme liegen die Werte in der Limmat und in der Reuss tisch, wenn natürlicherweise ein ungetrübter Niedrigwasser- immer noch unterhalb des kritischen Bereichs der Schweb- abfluss vorherrschend ist. Kanalisierungen führen zur Erhö- stoffkonzentrationen. Entgegen den Erwartungen spiegelt hung der Transportkapazität und gleichförmiger Strömung, sich die erhöhte Erosion nicht in einer Zunahme der Schweb- damit werden kleinräumige Strukturen aufgehoben und eine stoffkonzentrationen in den untersuchten Fliessgewässern flächendeckende Kolmation gefördert. In der Schweiz wur- wider. Der grösste Teil des erodierten Materials wird inner- den grosse Gewässerkorrekturen zur Landgewinnung, zum halb kurzer Zeit bei Starkregen weggeschwemmt, was nicht Hochwasserschutz und zur Sohlenstabilisierung am Ende unbedingt in einer Veränderung der langjährigen Trends er- des 19. und im 20. Jahrhundert durchgeführt. Noch bis in sichtlich ist. Ausserdem fehlen Untersuchungen bei kleineren die 1980er Jahre ist eine Zunahme der verbauten Fliessge- Mittellandbächen. wässerstrecken zu verzeichnen (siehe Hypothese «Lebens- raum»). Zum heutigen Zeitpunkt existieren keine langjährigen Kolmation der Fliessgewässersohle oder umfassenden Untersuchungen zur Kolmation in den Bei geringer Abflussgeschwindigkeit sedimentieren die als schweizerischen Fliessgewässern. In einigen wenigen Fliess- Schwebstoffe transportierten Feststoffe als Feinsedimente. gewässern wurde eine einmalige Erhebung zum Kolmations- Die Ablagerung von Feinsedimenten im Porenraum der Ge- zustand durchgeführt (siehe Abschnitt «Effekte der Kolma- wässersohle wird dabei als innere Kolmation bezeichnet, die tion auf die Fortpflanzung»). Ablagerung auf der Gewässersohle als äussere Kolmation. Eine innere Kolmation der Gewässersohle kann bei Ab- Einfluss auf die Nahrungsgrundlage flüssen mit hohen Schwebstofffrachten, einer in die Sohle Neben der Anflugnahrung tragen benthische Makroinver- gerichteten Sickerströmung und fehlenden regelmässigen tebraten zur Ernährung der Forellen bei (siehe Hypothese Hochwasserereignissen beziehungsweise Geschiebetrieb «Fischnahrung»). Ihr Habitat ist die Gewässersohle, wo sie auftreten [10]. sich von Aufwuchsorganismen ernähren oder Nahrungs- Anthropogene Eingriffe können die Feststoffdynamik und partikelaus dem Wasser filtrieren. Treten erhöhte Schweb- damit auch die Kolmation beeinflussen. Querbauten ver- stoffkonzentrationen auf, kann dies zu einer Schädigung des

74 Fischnetz-Schlussbericht Feinsedimente

Filterapparates oder der Verdauungsorgane führen oder sich 1000 000 auf ihr Verhalten auswirken (Drift, Rückzug in Interstitial- 100 000 räume) [3, 28]. Das Vorkommen von Makroinvertebraten ist 10 000 zudem abhängig vom Wachstum der Algen, welches bei er- 1000 höhten Schwebstoffkonzentrationen durch Trübung vermin- [mg/l] dert ist. Bei einer Kolmation der Gewässersohle wird ausser- 100 dem der Lebensraum der Makroinvertebraten beeinträchtigt, 10 dies führt zu einer Veränderung der Artzusammensetzung Schwebstoffkonzentration und zu einer Verminderung der als Fischnahrung relevanten 1 0,01 0,1 1 10 100 1000 Biomasse [12]. In der Regel erfolgt bei Ereignissen mit kurz- Expositionsdauer [d] fristig hohen Schwebstoffkonzentrationen eine schnelle NOEC Schädigung LC20 LC80 Wiederbesiedlung aus den Zuflüssen oder aus den Schutz- Verhaltensänderung LC50 LC100 räumen im Interstitial. Ist die Gewässersohle jedoch kolma- tiert, ist ein Rückzug ins Interstitial nicht möglich. Abb. 5.6.4: Resultate aus Untersuchungen zu Effekten bei Bach- forellen und Regenbogenforellen bei unterschiedlichen Schwebstoff- Es liegen nur wenige Untersuchungen zu den Einflüssen konzentrationen und Expositionsdauer (NOEC: Konzentration ohne von erhöhten Schwebstofffrachten auf die Abundanz der Effekte; LC: Letale Konzentration mit %-Mortalität) [3, 28, 32, 33]. Makroinvertebraten in schweizerischen Fliessgewässern vor. Bei Untersuchungen im Alpenrhein zeigte sich, dass im Ver- gleich mit anderen alpinen Fliessgewässern der Schwall- hohe Konzentrationen von 80 000 mg/l während eines Tages Sunk-Betrieb und die damit verbundene erhöhte Kolmation nicht unmittelbar letal sein, während bei einer Expositionszeit der Gewässersohle und der veränderte Geschiebetransport von 280 Tagen 80% der Regenbogenforellen bei relativ tie- eine langfristige Verschiebung der Artengemeinschaft und fen Konzentrationen (200 mg/l) starben [3]. Resultate aus Defizite bei der benthischen Fauna zur Folge hatte [29]. Ana- verschiedenen Studien deuten darauf hin, dass bei chroni- log ist auch unmittelbar oberhalb von Flusskraftwerken durch schen Schwebstoffkonzentrationen über 100 mg/l die Mor- die verminderte Fliessgeschwindigkeit und Feinsediment- talität der Forellen zunimmt [3, 28]; siehe Abbildung 5.6.4). ablagerung mit einer verminderten Biomasse der Fischnähr- Unterschiedliche Effekte bei gleichen Konzentrationen und tiere zu rechnen, wie Untersuchungen in der Limmat und im gleicher Expositionsdauer können durch das Alter der getes- Hochrhein zeigten [30, 31]. teten Fische, der Methode (u.a. Dauer der Akklimatisierung der Fische im Labor) oder durch die stoffliche Zusammen- 5.6.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten setzung der Schwebstoffe begründet sein. So hat beispiels- Effekte auf die Fischgesundheit weise Kohlenwaschwasser einen geringeren Effekt auf die Treten in einem Fliessgewässer erhöhte Schwebstoffkon- Fische als entsprechende Konzentrationen von Fichten- zentrationen auf, suchen die Fische nach Möglichkeit Un- fasern [3]. terstände auf oder weichen vorübergehend in unbelastete Ein Fangrückgang wurde in der Schweiz hauptsächlich in Seitengewässer aus. Dies ist jedoch nur möglich, wenn Un- den Flüssen des Mittellandes festgestellt. Erhöhte Schweb- terstände auch vorhanden sind und der Zugang in die Sei- stoffkonzentrationen über 100 mg/l treten aber vor allem in tengewässer nicht durch Flussverbauungen verwehrt wird alpinen Gewässern während der Sommermonate auf. Meist (siehe Hypothese «Lebensraum»). Erhöhen sich die Schweb- kommt es nur wenige Tage lang zu sehr hohen Konzentratio- stoffkonzentrationen sehr rasch oder ist ein Ausweichen auf nen, in manchen Gewässern werden solche Konzentrationen ein anderes Gewässer nicht möglich, sind Fische den erhöh- jedoch in bestimmten Jahren während einer kritischen Zeit- ten Konzentrationen direkt ausgesetzt. Brütlinge reagieren dauer von mehreren Wochen gemessen, beispielsweise dabei empfindlicher als adulte Tiere. Die im Wasser transpor- Kleine Emme (Littau), Rhein (Diepoldsau), Rhone (Porte du tierten Partikel beeinträchtigen die Sicht und haben Aus- Scex), Thur (Halden). In den Mittellandflüssen liegen die wirkungen auf das Verhalten der Fische. Zudem können sie Schwebstoffkonzentrationen in den untersuchten Fliessge- zu einer Schädigung des Gewebes, hauptsächlich der Haut wässern grösstenteils unterhalb des kritischen Bereichs von und Kiemen, und zu einem respiratorischen Stress führen. 100 mg/l (siehe Abbildung 5.6.3). Ein direkter Einfluss erhöh- Hautverletzungen sind mit einer verminderten Resistenz ter Schwebstoffkonzentrationen auf den Fischfang in der gegenüber Krankheitserregern verbunden. Die Intensität der Schweiz ist deshalb nicht wahrscheinlich, erhöhte Schweb- Schädigung ist nicht nur von der Konzentration der Schweb- stoffkonzentrationen könnten jedoch andere Effekte verstär- stoffe, sondern auch von deren Form und Zusammenset- ken. Bei einzelnen lokalen Ereignissen mit kurzfristig hohen zung, von der Dauer der Exposition, der Konzentration ande- Schwebstoffkonzentrationen (beispielsweise Stauraumspü- rer chemischer Wasserinhaltsstoffe und der Anwesenheit lungen; [30, 34]) konnten negative Auswirkungen bis hin zu von Krankheitserregern abhängig [28]. So müssen kurzfristig letalen Effekten festgestellt werden.

75 Feinsedimente Fischnetz-Schlussbericht

Effekte der Kolmation auf die Fortpflanzung 100

Für den Laichvorgang benötigt die Bachforelle ein gut durch- 80 strömtes, nicht mit Feinsedimenten kolmatiertes Kiesbett, in 60 das die Weibchen im Spätherbst die Laichgruben schlagen

(siehe Anhang «Lebenszyklus Bachforelle»). Während der 40

Inkubationszeit des Laiches bis zur Emergenz der Brütlinge Laicherfolg [%] 20 im Frühjahr müssen eine genügende Sauerstoffversorgung 0 (der Wert dürfte ungefähr demjenigen der Lachse entspre- geringmässig stark chen: Inkubation: 1 mg O2/l; Augenpunktstadium 5 mg O2/l; Kolmation

Schlüpfvorgang: 6–8 mg O2/l) und ein regelmässiger Ab- Experte AExperte B Experte C Durchschnitt transport von Abfallstoffen durch den Wasserdurchfluss im Abb.5.6.5: Resultate der Expertenumfrage zum Zusammenhang zwi- Interstitial gewährleistet sein [13, 35, 36]. Eine erhöhte Ab- schen Kolmation und Laicherfolg. Die Intervalle geben den von den lagerung von Feinsedimenten behindert die Sauerstoffver- Experten geschätzten wahrscheinlichsten Wert und den höchsten sorgung im Interstitial. Zudem sollte der organische Anteil beziehungsweise tiefsten möglichen Wert an. an Feinsedimenten nicht zu hoch sein, um eine Sauerstoff- zehrung im Interstitial zu vermeiden. In der Literatur wird für eine optimale Entwicklung des Laiches in der Gewässer- hang zwischen Kolmation und Verlust von Laichhabitaten sohle ein Feinsedimentanteil (bei einer Korngrösse kleiner beziehungsweise der Beeinträchtigung der Entwicklung des als 0,75 mm) von maximal 10% angegeben (siehe Abbildung Laiches festgestellt werden [5, 29, 37, 38]. 5.6.5b) [11]. In der Alten Aare wurden im Jahr 1988 und Herbst 1989 Der Einfluss der Kolmation auf den Laicherfolg der Bach- Untersuchungen zur Sohlenstruktur durchgeführt [39]. Der forelle beziehungsweise auf die Überlebensrate des Laichs Feinsedimentanteil (Korngrösse kleiner als zwei Millimeter) ist auch Bestandteil des Wahrscheinlichkeitsnetzwerk-Mo- lag oberhalb der Lyssbachmündung bei circa 10%, während dells (siehe Hypothese «verschiedene Faktoren»). Der Laich- unterhalb der Lyssbachmündung ein sehr hoher Feinsedi- erfolg wird im Modell als Anteil der befruchteten und in den mentanteil von 10–30% ausgemacht wurde. Die starke Kol- Kies abgelegten Eier im Vergleich zur total produzierten Ei- mation im unteren Streckenabschnitt wird vor allem mit menge definiert und beträgt laut einer Schätzung von natio- fehlendem Geschiebetrieb begründet. Verlaichungen wurden nalen Experten bei mässiger und starker Kolmation noch nur an wenigen Stellen beobachtet, was sich aber auch mit 80% beziehungsweise 45% (siehe Abbildung 5.6.5). Der An- der Einschätzung deckt, dass die Alte Aare kein Forellen- teil der geschlüpften Brütlinge ergibt die Überlebensrate in gewässer ist [5]. Im Alpenrhein wurden mittels Aussetzen von Prozent der befruchteten und abgelegten Eier. Dieser nimmt Vibertboxen die Reproduktionsverhältnisse bei den Bach- nach Angaben in der Literatur [11] und nach Aussagen von forellen überprüft [29]. Bei den Untersuchungen zeigte sich, Experten bei einem Feinsedimentanteil in der Gewässer- dass ein hoher Feinsedimentanteil (Korngrösse kleiner als sohle von über 10% deutlich ab (siehe Abbildung 5.6.6). 0,63 mm) aus einer erhöhten schwallbedingten Trübefracht Bei den Untersuchungen zum Sömmerlingsbestand in 38 einen Einfluss auf die Anzahl der Larven hatte. In der Allaine schweizerischen Fliessgewässern wurde die Kolmation mit (JU) wird neben den Hauptursachen für geringe Bachforel- der «Stiefelprobe» (Fusstritte in die Gewässersohle) zum Zeitpunkt der Befischungen im Sommer beurteilt [7, 9]. Im ersten Untersuchungsjahr wurde bei 37% der untersuchten 100 Gewässerstellen eine mittlere und bei 12% eine starke Kol- mation festgestellt. Bei 26% der untersuchten Gewässer- 80 stellen war die Gewässersohle gering kolmatiert, 25% zeig- 60 ten keine Kolmatierung. Der Kolmationszustand der bei einer 40 zweiten Erhebung nochmals untersuchten Fliessgewässer war mit den im Vorjahr gemessenen Ergebnissen vergleich- 20 bar. Aufgrund der unterschiedlichen hydrologischen Verhält- Überlebensrate Laich [%] 0 nisse widerspiegelt der Zustand der Gewässersohle im Som- 0102030geringmässig stark Feinsedimente [%] (Kolmation) mer nicht die unmittelbaren Verhältnisse während der Laich- periode. Dennoch konnte ein Zusammenhang zwischen Experte B statistische Anpassung Experte D 95% Vertrauensintervall der starker Kolmation und geringem Sömmerlingsbestand auf- statistischen Anpassung gezeigt werden. Bei einzelnen Untersuchungen in verschie- Abb. 5.6.6: Zusammenhang zwischen Kolmation und Überlebensra- denen Fliessgewässern – Alte Aare (BE); Alpenrhein (SG); te des Bachforellenlaichs aufgrund der Expertenbefragung und Önz (BE); Orbe (VD) – konnte ausserdem ein Zusammen- nach [11].

76 Fischnetz-Schlussbericht Feinsedimente

lenbestände (Wasserqualität und geringe Habitatsqualität) Forschungsbedarf die Kolmation der Gewässersohle als weiterer bedeutender Für eine umfassende Beurteilung der Kolmation der Gewäs- Faktor angesehen [15]. Bei parallelen Untersuchungen in den sersohle in schweizerischen Fliessgewässern fehlen wich- vier Fliessgewässern der Testgebiete: Emme (BE); Liechten- tige, grundlegende Daten. Diese Datenlücke gilt es zu steiner Binnenkanal (Fürstentum Liechtenstein); Necker (SG); schliessen. Die Erhebung der Kolmation ist in vereinfachter Venoge (VD) wurden in den Jahren 2002 und 2003 unter an- Form bereits in der Methode «Äusserer Aspekt» des Modul- derem der Kolmationszustand der Gewässersohle und der Stufen-Konzeptes vorgesehen [42]. Fischnetz empfiehlt, das Sömmerlingsbestand erhoben [40, 41]. Aus den Abschätzun- beim Gewässermonitoring anzuwenden. Für eine detaillierte gen des Wahrscheinlichkeitsnetzwerk geht die Kolmation als Beurteilung der Kolmation wird die von Schälchli, Abegg und einer der vier wichtigsten Faktoren für einen Bestandesrück- Hunzinger im Rahmen von Fischnetz erarbeitete Methode gang im Liechtensteiner Binnenkanal, im Necker und in der empfohlen [10]. Zusätzlich wird eine Bestimmung des orga- Venoge hervor (siehe Hypothese «verschiedene Faktoren»). nischen Anteils im Sediment als sinnvoll erachtet. Eine Kontrolle der Feinsedimenteinträge in kleinere Fliess- 5.6.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen gewässer insbesondere mit landwirtschaftlichem Einzugsge- Mehrere Faktoren (Niederschläge, Versiegelung, Landwirt- biet fehlt. Damit in Zukunft auch in kleinen Fliessgewässern schaft) haben dazu geführt, dass in der Schweiz die Erosion Veränderungen der Schwebstoffkonzentrationen festgestellt von Feinsedimenten in den letzten Jahrzehnten zugenom- werden können, wird es als sinnvoll erachtet, diesen Parame- men hat. Eine deutliche Zunahme der Schwebstoffkonzent- ter in die Routineuntersuchungen der Kantone (beispielswei- rationen ist in den untersuchten Fliessgewässern jedoch se nach Modul-Stufen-Konzept Chemie [43]) aufzunehmen. nicht feststellbar. Die Schwebstoffkonzentrationen in den Mittellandflüssen bewegen sich in einem Bereich, in dem 5.6.6. Literaturnachweis keine direkte Schädigung der Fische zu erwarten sind. Bei [1] Mosimann T, Crole-Rees A, Maillard A, Neyroud J-A, Thöni M, Fliessgewässern mit alpinem Einzugsgebiet können in ein- Musy A & Rohr W (1990) Bodenerosion im schweizerischen Mittel- land. Ausmass und Gegenmassnahmen. Nationales Forschungs- zelnen Jahren die Konzentration und die Dauer des Auftre- programm «Nutzung des Bodens in der Schweiz». Vol. 51, Bern. tens im Sommer kritisch sein. Ein Zusammenhang zwischen pp. 262. den Schwebstoffkonzentrationen und dem Fischfangrück- [2] FAL (2001) Evaluation der Ökomassnahmen. Phosphorbelastung gang ist nicht wahrscheinlich. der Oberflächengewässer durch Bodenerosion. Schriftenreihe FAL. Eine starke Kolmation beziehungsweise erhöhte Fein- Vol. 37. FAL, Zürich-Reckenholz. pp. 152. sedimentanteile der Gewässersohle vermindern den Laich- [3] Alabaster JS & Lloyd R (1980) Finely divided solids. In: Water quality criteria for freshwater fish. Alabaster JS & Lloyd R (eds), Butter- erfolg nachweislich. Aufgrund der fehlenden Datenlage kann worths, London. pp. 20. aber keine Aussage über einen möglichen Einfluss auf den [4] Rubin J-F (1995) Estimating the success of natural spawning of Fischfangrückgang in der Schweiz getroffen werden. salmonids in streams. Journal of Fish Biology 46: 603–22.

[5] Bernet D (2000) Problemfaktoren für die Alte Aare und ihren Fisch- 5.6.5 Massnahmen bestand – Synthesebericht zum Workshop in Lyss vom 9./10. Mai Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und 2000. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin FIWI, Universität Bern, Bern. pp. 32. der Gewässerqualität Zur Verhinderung der Feinsedimenteinträge in die Gewässer [6] Eugster M, Bassi L, Baumann U, Hunziker HR, Keller T, Kindle T, Riederer R, Rüdiger T, Ruhlé C & Zwicker E (2001) Gesundheits- werden Pufferstreifen und eine Verbesserung landwirtschaft- zustand der Fische im Rheintal – Untersuchungen 1997 bis 2000. licher Drainagesysteme empfohlen. Synthesebericht. Arbeitsgruppe Gesundheitszustand der Fische im Rheintal, St. Gallen. pp. 131. Hohe Schwebstoffbelastungen können die Fischgesund- heit beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass Fische solchen [7] Schager E & Peter A (2001) Bachforellensömmerlinge Phase I. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 315. Belastungen ausweichen und unbelastete Gewässer oder [8] Bucher R (2002) Feinsedimente in schweizerischen Fliessgewässern Unterstände aufsuchen können. Aus diesem Grund sind – Einfluss auf Fischbestände. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Massnahmen erforderlich, die die Vernetzung der Fliess- Dübendorf. pp. 76. gewässer wiederherstellen. [9] Schager E & Peter A (2002) Bachforellensömmerlinge. Phase II. Kolmationen haben nachweislich einen Effekt auf Fische. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 218. Grundsätzlich sind deshalb Massnahmen zu propagieren, [10] Schälchli Abegg + Hunzinger (2002) Innere Kolmation – Methoden die zu einer Verhinderung oder Verminderung der Kolmation zur Erkennung und Bewertung. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 19. der Gewässersohle führen (beispielsweise eine Wiederher- stellung der Geschiebedynamik). Gleichzeitig sollten bei der [11] Olsson TI & Persson B-G (1988) Effects of deposited sand on ova survival and alevin emergence in brown trout (Salmo trutta L.). Beurteilung und Bewilligung von neuen baulichen Vorhaben Archiv für Hydrobiologie 113: 621–27. mögliche Veränderungen der Gewässersohle berücksichtigt [12] Waters TF (1995) Sediment in streams. Monograph 7. American werden. Fisheries Society, Bethesda. pp. 251.

77 Feinsedimente Fischnetz-Schlussbericht

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[18] Schädler B (2000) Klimaveränderung und Naturkatastrophen in der [41] Scheurer K (in Vorbereitung) Zwischenbericht zu den Untersuchun- Schweiz. Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasser- gen in den vier Testgebieten Emme, Liechtensteiner Binnenkanal, wirtschaft. KLIWA-Symposium, Karlsruhe. Arbeitskreis KLIWA. Necker und Venoge. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 204–11. [42] BUWAL (1998) Modul-Stufen-Konzept. Mitteilungen zum Gewässer- [19] Summer W, Klaghofer E & Hintersteiner K (1996) Trends in soil ero- schutz 26. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. sion and sediment yield in the alpine basin of the austrian danube. pp. 49. Erosion and Sediment Yield 236: 473–79. [43] BUWAL (2002) Modul Chemie. Chemisch-physikalische Erhebun- [20] SBV (1975) Statistische Erhebungen und Schätzungen über Land- gen. Stufen F & S. Entwurf. Bundesamt für Umwelt, Wald und wirtschaft und Ernährung. Schweizerischer Bauernverband, Brugg. Landschaft, Bern. pp. 43. [21] SBV (1980) Statistische Erhebungen und Schätzungen über Land- wirtschaft und Ernährung. Schweizerischer Bauernverband, Brugg.

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[23] SBV (1990) Statistische Erhebungen und Schätzungen über Land- wirtschaft und Ernährung. Schweizerischer Bauernverband, Brugg.

[24] SBV (1998) Statistische Erhebungen und Schätzungen über Land- wirtschaft und Ernährung. Schweizerischer Bauernverband, Brugg.

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78 Lebensraumvariabilität

Fischregion

Kolmation/ histologische Feinsedimente Konditions- Wertung faktor

Nahrungsangebot Abwasser- belastung

Nahrung für Bachforellen

Sömmerlingskapazität

5.7 Hypothese: Geringere Verfügbarkeit von Fischnahrung führt zum Fischfangrückgang

Zusammenfassung dass der Phosphor-Rückgang eine verminderte Fischpro- Fische und insbesondere Bachforellen fressen, was ihnen duktion zur Folge hatte. angeboten wird. Ihr Mageninhalt spiegelt das jeweilige lo- Die ausgewerteten Fliessgewässerdaten weisen weder auf kale und saisonale Angebot wider, welches hauptsächlich eine Abnahme noch auf eine Qualitätsverschlechterung des aus Insekten, Krebstieren, Spinnentieren, Würmern, ein- Nahrungsangebots für Forellen hin. Die Hypothese, dass geschwemmten Landinsekten und manchmal sogar Jung- eine geringere Verfügbarkeit von Nahrung zu einem Rück- fischen besteht. Während erwachsene Fische durchaus in gang des Fischfangs geführt hat, trifft also für die untersuch- der Lage sind, Wochen bis Monate ohne Nahrung zu über- ten Fliessgewässer nicht zu. Dennoch ist Nahrung ein ent- stehen, sind Jungtiere auf die jeweils geeignete Nahrung an- scheidender Faktor für die Produktivität eines Gewässers gewiesen. Da Nahrungsorganismen in Fliessgewässern nur und ein grösseres Angebot könnte lokal zu höheren Erträgen mit grossem Aufwand erfasst werden können, gibt es leider führen. Massnahmen dürfen aber den Zielen des Gewässer- auch nur wenige Daten zu ihrer langjährigen Entwicklung. schutzes nicht entgegenstehen. Düngung von Gewässern Dort, wo solche vorliegen, handelt es sich zudem vielfach um oder eine «Fütterung» von Fischen kommen daher als Mass- Schätzungen, die sich nur bedingt miteinander vergleichen nahmen nicht in Betracht. Eine Bestockung der Uferzonen, lassen. Hingegen gibt es eine beträchtliche Zahl wissen- Renaturierungen und eine angepasste Bewirtschaftung der schaftlicher Publikationen zu den grundsätzlichen Zusam- Ufervegetation können aber zu einer Verbesserung der Le- menhängen zwischen der Nahrung und den Fischen. In etli- bensbedingungen der Fischnährtiere führen und sind daher chen Seen konnte beispielsweise nachgewiesen werden, zu begrüssen.

Abb. 5.7.1: Die Konzentration der Feinsedimente, die Wasserqualität 5.7.1 Einleitung und Fragestellung und die Lebensraumvariabilität beeinflussen das Nahrungsangebot für Fische [1]. Bachforellen erstreiten sich davon einen je nach Genügend Nahrung ist eine selbstverständliche Voraus- Fischregion grösseren oder kleineren Anteil. setzung für das Wachstum und die Vermehrung von Lebe-

79 Fischnahrung Fischnetz-Schlussbericht

wesen. So ist es folgerichtig, dass mit den abnehmenden Gibt es dokumentierte Fälle, in denen aufgrund von Kon- Phosphatkonzentrationen in Seen und der damit verbunde- kurrenz – beispielsweise durch intensiven Besatz – Wachs- nen – und auch erwünschten – Reduktion der Algenproduk- tums- oder Reproduktionsverminderungen nachgewiesen tion auch das Zooplankton und die Fischbestände abgenom- werden konnten? men haben [2]. In Fliessgewässern sind andere Mechanis- men entscheidend. Die Primärproduktion in den Bächen und Fischnahrung Flüssen wird durch Aufwuchsalgen und Makrophyten ge- Bachforellen sind Nahrungs-Opportunisten [4–6]. Die Zu- währleistet und Phosphor ist meistens nicht limitierend. Zu- sammensetzung der Nahrung variiert entsprechend dem dem stammt ein beträchtlicher Teil der verfügbaren Energie saisonalen und lokalen Angebot und ist abhängig vom Alter aus der Vegetation im Umfeld der Gewässer. Dieses organi- der Fische (siehe Tabelle 5.7.1). Als Nahrung für die Forellen sche Material dient den heterotrophen Organismen in den verfügbar ist insbesondere auch derjenige Teil der Biomasse, Gewässern als Nahrung und wird dabei abgebaut. Bach- der als Drift an der Wasseroberfläche schwimmt [7]. forellen ernähren sich hauptsächlich von Makroinvertebraten Nahrungsmangel kann sich auf das Wachstum, die Ge- (vor allem Insekten, Krebs- und Spinnentiere), die im Gewäs- sundheit und die Reproduktion auswirken. Er trifft Jung- ser leben, von der Ufervegetation herunterfallen oder einge- fische, alte und kranke Fische sowie Laichtiere empfindlicher schwemmt werden. Veränderungen der morphologischen als gesunde Fische mittleren Alters und wirkt sich in ver- und hydrologischen Verhältnisse (Verbauungen, Eindolungen schiedenen Jahreszeiten unterschiedlich stark aus. Gesunde von Zuflüssen, Hochwasser, Schwebstoffe), physikalischen grössere Fische können mehrere Monate ohne oder mit sehr Faktoren (Licht, Temperatur) oder Chemikalien (Nährstoffe, wenig Nahrung überdauern und reagieren daher kaum sicht- Schadstoffe) bewirken entsprechende Veränderungen im bar auf zeitweisen Nahrungsentzug. Hungerperioden wirken Nahrungsangebot für Fische. Im Teilprojekt 01/09 von Fisch- sich aber auf die Fitness der Fische und insbesondere auch netz [3] wurde diesen Zusammenhängen auf den Grund auf die Reproduktionsleistung der Laichtiere aus (siehe gegangen. Folgende Fragen standen dabei im Vordergrund: Anhang «Aussagen der internationalen Experten»). Auf der Welche Veränderungen des Angebotes von Fischnahrung Ebene der Population manifestiert sich ein Nahrungsmangel sind in den vergangenen zehn bis 20 Jahren in schweize- höchstens in Extremfällen und mit Verzögerung, wenn die rischen Gewässern beobachtet worden? Fische zu schwach für die Reproduktion sind. Gibt es dokumentierte Fälle, bei denen Veränderungen des Fischbestandes/Fischfangertrags auf eine Veränderung des 5.7.2. Befunde in der Schweiz Nahrungsangebots zurückgeführt werden können? Ertragsvermögen Gibt es Untersuchungen, bei denen durch gezielte Nah- Beziehungen zwischen dem Nahrungsangebot und den rungszufuhr eine erhöhte Fischproduktion erreicht werden Fischen werden in der Praxis durch Abschätzungen des konnte? Ertragsvermögens der Gewässer gemacht [11]. Damit erhält

Gewässer Langete BE Necker SG Landquart GR [Referenz] [8] [9] [10] Untersuchungsperiode 1982 2./3. Juli 1991 5./6. Juli 1991 5./6. Aug. 1991 8./9. Aug. 1991 25. Okt.– 5. Nov. 1997

Benthos-Organismen total 15 66 49 18 26 95 davon: Nicht-Insekten <1 <1 <1 0 0 0 Fliegen-/Mückenlarven 7 23 29 3 5 37 Eintagsfliegenlarven 1 12 9 8 18 10 Steinfliegenlarven <1 2 <1 1 3 3 Köcherfliegenlarven 5 27 8 6 <1 45 Übrige Insekten 1 1 1 0 <1 0 Aquatische Oberflächendrift 84 3 9 1 5 – Terrestrische Anflugnahrung <1 31 42 80 69 5 Fische und höhere Krebse In der Baden-Württemberg (persönliche Mitteilung K. Wurm, Tübingen) und in der Thur [5] gefunden

Tab. 5.7.1: Zusammensetzung der Nahrung von Bachforellen aus ausgewählten Gewässern in Prozent [3]. Ergebnisse aus Magenuntersuchungen.

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man Hinweise, ob überhaupt genügend Nahrung vorhanden Nährtierbiomasse von 30 g/m2 produzieren müssen. Im Mit- ist, um einen bestimmten Fangertrag zu erhalten. Mit dieser tel müssen für die Produktion von 1 kg Fischbiomasse circa Methode, der so genannten Bonitierung (siehe Kasten), wur- 5 kg Nahrung konsumiert beziehungsweise 10–15 kg Nah- de das mittlere fischereiliche Ertragsvermögen der Fliess- rungsbiomasse produziert werden [3]. Allerdings muss nicht gewässer (Patentgewässer) im Kanton Bern auf jährlich alle Nahrung im Gewässer selbst produziert werden, sondern circa 50 kg/ha geschätzt [12]. Die Maximalwerte in den un- kann auch aus eingeschwemmten Landorganismen beste- tersuchten Gewässern liegen bei circa 100 kg/ha und Jahr. hen (siehe Tabelle 5.7.1). Diese pauschalen Abschätzungen Aus Abbildung 5.7.2 lässt sich mit Hilfe des Bonitätsfak- zeigen die Grössenordnungen der Fischproduktion und ihre tors beziehungsweise der Nährtierdichte abschätzen, dass Abhängigkeit von der Nahrung, sie zeigen aber auch die Un- Gewässerstrecken mit einem mittleren Ertrag von 40 kg /ha sicherheiten solcher Schätzungen. Hinweise auf Nahrungs- pro Jahr einen Bonitätsfaktor von circa 5 aufweisen und eine mangel konnten beim Vergleich der Schätzwerte des Fisch-

Die Bonitierungsmethode nach Vuille [12] Die Bonitierungsmethode erlaubt eine Abschätzung des fischerei- Die Fischereibiologische Zonierung k3 lichen Ertragsvermögens einer Fliessgewässerstrecke aufgrund k3 widerspiegelt die aufgrund von Breite und Gefälle zugeordnete der Wassertemperatur, des Lebensraumes und der Nährtiere. Die Artenzusammensetzung des Fischbestandes. Methode erlaubt eine Anpassung der Bewirtschaftung (Angelfang Forellenregion k3 = 1 1* und Besatz) an die lokalen Gegebenheiten. Vuille schlägt für die Äschenregion k3 = 1,25 0,5* Bonitierung folgende Formel vor: Barbenregion k3 = 1,5 0,25* JHE = 10 · k1 · k2 · RQ · k3 · Bmod Brachsmenregion k3 = 2 0* JHE = Jahres-Hektar-Ertrag Zur Schätzung des Forellenfang-Ertrags allein reduziert sich k3 k1 = Temperaturfaktor in den anderen Regionen entsprechend. Die entsprechenden k2 = Raumfaktor Schätzwerte sind mit * bezeichnet (persönliche Mitteilung Th. Vuille RQ = Korrekturfaktor von k2 bei ungenügender Wasserführung und M. Borsuk). Sie werden in den Modellrechnungen des Wahr- k3 = Fischereibiologische Zonierung scheilichkeitsnetzwerks verwendet (siehe Hypothese «verschie- B = Bonitätsfaktor mod dene Faktoren»).

Der Temperaturfaktor k1 Der Bonitätsfaktor B Bei der Bonitierung wird davon ausgegangen, dass wärmere mod Mit dem Bonitätsfaktor wird der Bestand an Nährtieren charakte- Gewässer auch mehr Ertrag liefern. Negative Effekte werden nicht risiert. Die Fischnährtiere werden mittels 4–8 Surber-Proben à berücksichtigt. 0,05 m2 erfasst und ergeben Bonitätsfaktoren gemäss der unten-

Tk1 = Tmin · (Tmax–Tmin) stehenden Tabelle 5.7.2.

Tk1 = Hilfsgrösse 2 Charakterisierung Nährtierbestand (g/m ) Bonitätsfaktor Bmod Tmin = kleinste mittlere Monatstemperatur arme Gewässer 01,5 0,5 Tmax = grösste mittlere Monatstemperatur 1,531 k1 = 0,75 bei T <25 k1 34,5 1,5 k1 = 1,00 bei T =25–45 k1 4,562 k1 = 1,25 bei T =45–70 k1 68 2,5 k1 = 1,50 bei T =70–80 k1 810 3 k1 = 1,75 bei T >80 k1 1015 3,5 1520 4 Der Raumfaktor k2 und der Korrekturfaktor RQ Der Raumfaktor k2 ist ein Mass für die Ökomorphologie eines mittlere Gewässer 20 25 4,5 Gewässers (Variabilität von Linienführung, Breite, Tiefe, Strömung, 25 30 5 Korngrössen; Qualität und Quantität der Unterstände, Struktur 30 35 5,5 der Ufervegetation; Durchgängigkeitsstörungen, Längsvernet- 35 40 6 zung). Er variiert von 1–4 (1 = sehr gut/natürlich, 4 = sehr 40 45 6,5 schlecht/naturfern). Die Gewässermorphologie wird in der Regel 45 50 7 bei niedrigem Wasserstand bewertet. Falls dies nicht der Fall ist, 50 55 7,5 muss ein zusätzlicher Korrekturfaktor RQ verwendet werden, da- 55 60 8 mit der Raumfaktor nicht zu hoch eingeschätzt wird. reiche Gewässer 6065 8,5 6570 9 RQ = 0,5 bei ungenügender Wasserführung während der 7080 9,5 meisten Zeit des Jahres >80 10 RQ = 0,8 bei ungenügender Wasserführung während der Fortpflanzungszeit Tab. 5.7.2: Bonitätsfaktor. RQ = 0,9 bei ungenügender Wasserführung während ein bis

zwei Monaten ausserhalb der Fortpflanzungszeit Vuille führt noch einige Korrekturfaktoren für Bmod auf, welche den RQ = 1 Wenn die Wasserführung nicht wesentlich beein- Unterschieden in der Qualität und Verfügbarkeit der Nährtiere, der flusst ist. Wasserqualität und den Probenahmefehlern Rechnung tragen.

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140 Untersuchungen und Daten über das Nahrungsangebot für 120 Fische in Fliessgewässern angefragt. Es hat sich bestätigt, 100 dass wenig quantitative Erhebungen vorliegen, die mehrere 80 Jahre umfassen, geschweige denn die ganze Periode von 60 1971 bis heute abdecken. Zudem sind die meisten Unter- 40 suchungen von Makroinvertebraten in Fliessgewässern qua- Ertrag [kg/(ha·Jahr)] 20 litativ oder höchstens semi-quantitativ, indem geschätzte 0 0246810Häufigkeiten angegeben werden. Da diese Häufigkeiten Bonitätsfaktor anhand individueller Skalen für jede Untersuchung separat Bonitätsfaktor Ertrag Mittel definiert wurden, sind sie nur mit Vorbehalten vergleichbar. Abfischung Ertrag Maximal Immerhin geben sie aber Hinweise auf Veränderungen im Abb. 5.7.2: Jährlicher Fischfangertrag in Berner Fliessgewässern Verlauf der untersuchten Jahre. In der Abbildung 5.7.3 sind [12] in Abhängigkeit des Nährtierbestandes (Bonitätsfaktor). die Abundanzen, Taxazahlen, Artenzusammensetzung und Dargestellt sind je die effektiven Fangerträge der Jahre 1991–95 (Mittelwerte und Maximalwerte) und die mit der Bonitierungs- Biomassen der Benthosorganismen der Aare bei Aarburg methode und durch Abfischung geschätzten Erträge von 47 Fliess- dargestellt. Diese Parameter haben sich zwischen 1993 und gewässerstrecken. Geht man nun von einem Nährtierbestand von 1997 nur wenig geändert. Je nachdem aber, ob die Indivi- circa 30 g/m2 aus, so lässt sich aus der Tabelle im Kasten über die Bonitierungsmethode entnehmen, dass dies einem Bonitätsfaktor duen pro Quadratmeter oder die Häufigkeitsstufen dar- von 5 entspricht. Der dazugehörige geschätzte Ertrag von knapp gestellt werden, ergibt sich ein unterschiedliches Bild der 40 kg/ha liegt, wie die Grafik zeigt, höher als der effektive Ertrag zeitlichen Entwicklung. Zum Beispiel hat die Abundanz von von circa 20 kg/ha. 1994–1997 zugenommen, während die Taxazahl und Bio- masse nach einem Zwischenhoch abgenommen haben. Ein fangertrags mit den effektiven Fängen in den Berner Gewäs- ähnliches nicht ganz eindeutiges Bild der Entwicklung gilt für sern nicht gefunden werden. Im Gegenteil: Der potenzielle die übrigen untersuchten Gebiete (siehe Tabelle 5.7.3). Es ist Ertrag wurde nicht einmal erreicht. zu beachten, dass die Streuung der Daten wegen der auf- wändigen Methodik (meist Surber-Proben), der inhomogenen Entwicklung des Nährtierbestandes Substrate des Benthos und vor allem wegen der Saisonalität Baumann hat in seiner Studie [3] die öffentlich zugängliche der Lebenszyklen der Insekten sehr gross ist. Zum Beispiel Literatur gesichtet und die Kantone um Hinweise auf interne können Messungen kurz vor und nach der Emergenz von In-

Abb. 5.7.3: Typische Nährtierdaten am Beispiel der Makro- invertebraten der Aare bei Aarburg (Daten vom 15.3.93) [13] und Daten von 1994–1998 [14] mit den typischen Schwierig- keiten der Vergleichbarkeit und Interpretation verschiedener

xazahl Studien und Parameter. Die Daten von 1993 stammen aus Biomasse Ta Abundanz Häufigkeitsstufen einer anderen Studie als diejenigen ab 1994, sie sind nur 6000 50 bedingt vergleichbar. Die in der Grafik dargestellten Häufig- keitsstufen entsprechen den Summen der Häufigkeitsstufen

] der einzelnen taxonomischen Gruppen. Je nach Art der Dar- 2 5000 2 40 stellung der Nährtiere, als Abundanz (Individuen pro m ), Häufigkeitsstufen (je nach Autor unterschiedlich definierte Häufigkeitsklassen), Taxazahl (Anzahl verschiedener Arten) 4000 oder Biomasse (g Frischgewicht pro m2) erscheint die zeit- 30 liche Entwicklung in einem anderen Licht. Damit ist auch die Beziehung zu anderen Faktoren, wie beispielsweise dem 3000 Fischfang nicht immer die selbe. Biomasse und Taxazahl ], Häufigkeitsstufen [x100] 2 20 haben im Jahr 1995 ihre Maximalwerte und die Abundanz 2000 ist 1997 am höchsten (wenn man die erste Untersuchung von 1993 nicht mit einbezieht). Bei den Abundanzen sind die Zuckmücken und bei den Häufigkeiten die Steinfliegen 10 1000 die dominanten taxonomischen Gruppen. axazahl, Biomasse [g Frischgewicht/m T Abundanz [lnd./m Definition der Häufigkeitsstufen: 0 0 Stufe 1 = 1– 2 Ind./m2 15.3.93 8.3.94 4.4.95 6.3.96 6.3.97 6.5.98 Stufe 2 = 3 –10 Ind./m2 2 übrige Insekten Steinfliegen Stufe 3 = 11– 30 Ind./m übrige Zweiflügler Eintagsfliegen Stufe 4 = 31–100 Ind./m2 Zuckmücken Bachflohkrebse Stufe 5 = 101– 500 Ind./m2 Köcherfliegen übrige Nicht-Insekten Stufe 6 = 501– 2000 Ind./m2 Taxazahl Biomasse Stufe 7 = >2000 Ind./m2

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sektenlarven Schwankungen von tausenden von Individuen mit dem Fischfangrückgang, können aber nicht mit einer pro Quadratmeter (mehreren hundert Prozent) innerhalb von Reduktion der Nährtierproduktion in Verbindung gebracht Tagen bewirken. werden. Dazu fehlen insbesondere genügend lange, konsis- tente Datenreihen zu den Nährtieren, aber auch Informatio- Entwicklung von weiteren Umweltfaktoren nen zu kleinen oligotrophen Bächen, wo eine Limitierung Wie einleitend erwähnt, haben sich in den vergangenen Jahr- durch Phosphor durchaus auftreten könnte. zehnten auch verschiedene Faktoren geändert, die sowohl Eine wichtige Nahrungsquelle für Fische ist der Eintrag die Fische direkt beeinflussen als auch eine indirekte Wir- von Organismen von der Ufervegetation und der näheren kung über Nährtiere ausüben können [15]. Dazu gehören der Umgebung [20]. Dieser Eintrag kann lokal und zu gewissen Lebensraum mit Ufervegetation, Hydrologie und Morpholo- Zeiten – insbesondere nach der Emergenz von Wasserinsek- gie der Gewässer sowie organische Einträge und Nährstoffe. ten im Sommer – ein wesentlicher Anteil der Nahrung sein In der detaillierten Auswertung der NADUF-Daten [16] zeigt (siehe Tabelle 5.7.1). Leider liegen kaum Untersuchungen sich ein unterschiedliches Bild je nach Gewässer und Ein- über die langfristige Entwicklung dieser Nahrungszufuhr vor. zugsgebiet. Die Nitratkonzentrationen haben leicht zuge- Die Veränderungen der Ufervegetation haben schleichend, nommen, bleiben aber mit Ausnahme der Glatt, einem stark parallel zu den morphologischen Störungen der Bachgerinne, belasteten Gewässer in der Agglomeration Zürich, immer und hauptsächlich bereits lange vor dem Beginn des Fisch- noch unter 4 mg/l (NO3–N). Damit liegen die Werte noch fangrückgangs stattgefunden (siehe Hypothese «Lebens- unterhalb der in der Gewässerschutzverordnung [17] ange- raum»). Es lässt sich daher im Nachhinein nicht mehr zeigen, gebenen Grenze von 5,6 mg/l. Die Phosphatkonzentrationen ob eine Abnahme des Eintrags von Landorganismen als Ur-

(PO4–P) haben abgenommen und liegen seit Ende der sache für einen Fischbestandesrückgang verantwortlich ist. 1980er Jahre unterhalb von 0,1 mg/l. Phosphor wird erst Veränderungen des Abflussregimes, besonders im Zu- ab circa 0,0006–0,015 mg/l und Stickstoff erst ab circa sammenhang mit dem Schwall-Sunk-Betrieb von Wasser- 0,05–0,06 mg/l limitierend für das Algenwachstum in Bächen kraftwerken können einen sehr starken Einfluss auf die Nähr- [18]. Diese Grössenordnungen wurden auch experimentell tiere in einem Gewässer ausüben [21]. Sie behindern durch in Düngeversuchen ermittelt [19]. Das heisst, dass in den Trübung die Primärproduktion, schädigen die Organismen untersuchten Gewässern keine Nährstofflimitierung zu er- mechanisch, verstärken periodisch ihre Drift, stören den warten ist. Die Zufuhr von organischem Kohlenstoff hat in natürlichen Temperaturverlauf und verändern die Uferzonen. den meisten Flüssen tendenziell leicht zugenommen. Die Sie sind im Einzelfall zu untersuchen (siehe Hypothese «Fein- Konzentrationen liegen aber unter dem in der Gewässer- sedimente»). schutzverordnung angegebenen Bereich von 1–4 mg/l, was weder zu kritischen Sauerstoffverhältnissen noch zu einem 5.7.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten signifikantem Energie-Eintrag führt. Die Zusammenstellung der in die Studie von Baumann [3] Die in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Ver- einbezogenen Gewässer in Tabelle 5.7.3 zeigt, dass Häufig- änderungen der wichtigen Nährstoffe Phosphat und Nitrat keiten und Taxazahlen der Makroinvertebraten in den ange- und des organischen Kohlenstoffs korrelieren zwar teilweise gebenen Zeiträumen zwischen 1981 und 2001 nicht abge-

Tab. 5.7.3: Aufgrund der Grafiken beur- Gewässer Untersuchungs- Häufigkeit Makro- Taxazahl Fischerträge teilte Entwicklungstrends einiger unter- jahre invertebraten suchter Gewässer [3]. Venoge (VD) 1982–2001 0/+ + ––/0/–/. 0 = unverändert, + = Zunahme (++ = Grande Eau (VD) 1985–2001 0/+ 0/+ ././0/. starke Zunahme), – = Abnahme (–– = starke Abnahme), . = keine Angaben, Sarine (VD) 1985–1998 0 0 ./––/–/. ./. = unterschiedliche Tendenzen bei Torneresse (VD) 1985–1998 0 0 ././–/. verschiedenen Stellen/Zeiträumen. Die Fischerträge wurden von vier verschie- Petite Glâne (VD) 1984–2000 +/++ 0/+ ././0/. denen Autoren untersucht (durch / ab- Orbe (VD) 1984–2000 0 +/++ ––/––/–/. getrennt). (BS) 1980–1996 0 0 ––/––/./. Die meisten Untersuchungen weisen eine gleichbleibende oder leicht steigen- Limmat (ZH) 1990–2000 0 0 – –/././. de Häufigkeit und Taxazahl bei den Aare (AG/BE/SO) 1993–1998 0 0 – –/././. Fischnährtieren aus, während die Fi- scherträge überall entweder gleichblei- Samina (FL) 1981–2000 0 0 ./././. bend oder abnehmend waren. Ein stati- Malbunbach (FL) 1981–2000 0 ./././. stischer Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Nährtiere und dem Fi- Balzner Giessen (FL) 1981–2000 0/– 0 ./././. schertrag besteht in keinem dieser Fälle.

83 Fischnahrung Fischnetz-Schlussbericht

nommen haben, während die Fischerträge in den meisten Betrieb. An solchen Stellen kann sich kaum eine genügende, Fällen zurückgegangen sind. Aufgrund der punktuell, zeit- stabile Biozönose mit Futterorganismen entwickeln. lich beschränkt und meist nur semi-quantitativ erhobenen Die Hypothese, dass eine geringere Verfügbarkeit von Makroinvertebraten-Daten konnte keine statistische Korre- Fischnahrung zu einem Fangrückgang geführt hat, muss auf- lationsanalyse durchgeführt werden. Es ist deshalb für jede grund der vorliegenden Indizien, insbesondere der fehlenden Gewässerstrecke einzeln zu prüfen, ob dieser generelle zeitlichen Korrelation, verworfen werden. Nahrung ist aber Befund gültig ist. ein wesentlicher Faktor für das Wachstum und die Vermeh- rung der Fische und es gibt Regionen, bei denen mehr Nah- 5.7.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen rung zu mehr Produktivität führen würde. In der Literatur sind direkte Einflüsse des Nahrungsangebo- tes auf den Fischbestand beziehungsweise Fischfangertrag 5.7.5 Massnahmen für viele Gewässer dokumentiert. Auch die Ermittlung des Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und potenziellen Fangertrags stützt sich massgeblich auf die der Gewässerqualität Schätzung der Benthosorganismen-Biomasse. Es ist unbe- Viele Faktoren, welche das Nahrungsangebot beeinflussen, stritten, dass die Verfügbarkeit von Nahrung die Fischpro- wirken sich auch direkt auf die Fische aus. Dazu gehören die duktivität eines Gewässers entscheidend prägt und wesent- Morphologie und Hydrologie (siehe Hypothese «Lebens- liche Veränderungen sich auf die Fischbestände auswirken raum»), toxische Substanzen (siehe Hypothese «Chemika- müssen. Aus den untersuchten Daten geht aber hervor, dass lien»), Temperatur (siehe Hypothese «Wassertemperatur»), sich weder die Häufigkeit der Fischnährtiere noch deren das Abflussregime (siehe Hypothese «Winterhochwasser») Artenzusammensetzung in den vergangenen Jahren wesent- oder Feinsedimente (siehe Hypothese «Feinsedimente»). In lich geändert haben. Dennoch nahmen in denselben Gewäs- all diesen Fällen führen Verbesserungen für die Fische gleich- sern die Fischfangerträge ab. zeitig auch zu Verbesserungen für die Nahrungsorganismen. Die zweite wichtige Nahrungsquelle, nämlich Organismen Sie sind also auch aus dieser Sicht zu befürworten. Für die aus der Umgebungsvegetation, ist noch weniger dokumen- Fischnahrung ist eine strukturierte und zweckmässig bewirt- tiert als die der Benthostiere. Bezüglich der zeitlichen Ent- schaftete Uferzone besonders wichtig, weil sie eine wichtige wicklung kann bei der Ufervegetation davon ausgegangen Nahrungsquelle für die Fische darstellt. Massnahmen zur werden, dass die wichtigsten Veränderungen bereits vor direkten Erhöhung des Nahrungsangebotes durch Zugabe 1970/1980, im Zusammenhang mit Meliorationen und Bach- von Nährstoffen, organischem Material oder Fischfutter sind verbauungen stattgefunden haben. Ein ursächlicher Zusam- hingegen mit den Zielsetzungen des Gewässerschutzes menhang mit dem Rückgang des Fischfangertrags ist dem- nicht vereinbar und daher abzulehnen. zufolge höchstens zeitlich verzögert oder lokal zu erwarten. Bei den indirekten Wirkungen stehen die Verminderung Forschungsbedarf des Eintrags von organischen Substanzen und von Nährstof- Die Bonitierungsmethode zur Ermittlung des theoretischen fen zur Diskussion. Diese beeinflussen die Bachforellen über Ertragsvermögens eines Gewässers sollte unter Berück- die Nahrungskette (via Primärproduktion oder heterotrophe sichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und unter Organismen). Der Eintrag von organischen Verunreinigungen Einbezug der terrestrischen Anflugnahrung (allochthoner als auch von Phosphor und Stickstoff hat sich dank einem Biomasse) weiter entwickelt werden. Mehr Wissen über die höheren Anschlussgrad an Kläranlagen und einer Verbesse- Limitierung von Bachforellen an den oberen Grenzen ihrer rung ihrer Reinigungsleistung bereits vor dem Rückgang der Habitate in oligotrophen Bächen und an der Grenze zur Fischfangerträge verkleinert. Inwiefern sich positive Effekte Äschenregion sollte erarbeitet werden. (Verbesserung der Wasserqualität) und negative Auswirkun- gen (weniger Nahrung) im beobachteten Fischfangertrag 5.7.6 Literaturnachweis widerspiegeln, kann im Nachhinein nicht beurteilt werden. [1] Borsuk ME, Reichert P & Burkhardt-Holm P (2002) A Bayesian net- Bei oligotrophen alpinen Bächen könnte die Produktivität work for investigating the decline in fish catch in Switzerland. In: ähnlich wie bei Seen abgenommen haben, während bei nähr- Integrated assessment and decision support. Proceedings of the 1st biennial meeting of the International Environmental Modelling stoffreicheren Mittellandflüssen kaum sichtbare Wirkungen and Software Society. Rizzoli AE & Jakeman AJ (eds), Lugano, zu erwarten sind. Nicht näher untersucht wurde die Wirkung Switzerland. pp. 108–13. von Pestiziden auf die Benthosfauna. Zeitweise zu hohe [2] Müller R & Bia MM (2001) Fische auf Diät: Die Kleinfelchen im Vier- Schadstoffkonzentrationen können die Produktivität der Fut- waldstättersee. Auswirkungen der Re-Oligotrophierung auf die Population der Kleinfelchen und Konsequenzen für die Bewirtschaf- tertiere verringern. Solche Effekte sind aber zeitlich und lokal tung. Mitteilungen zur Fischerei 68. BUWAL, Bern. pp. 39–50. sehr begrenzt und vor allem in landwirtschaftlich genutzten [3] Baumann P (2002) Die Entwicklung des Fischnährtier-Bestandes in Gebieten zu erwarten. Ein weiteres Problem für Fischnähr- schweizerischen Fliessgewässern zwischen 1980 und 2000. Fisch- tiere und Fische sind Flussstrecken mit Schwall-Sunk- netz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 39.

84 Fischnetz-Schlussbericht Fischnahrung

[4] Gerking SD (1994) Feeding ecology of fish, Academic Press, San Diego. pp. 401.

[5] Rey P (1992) Lebensraum und Nahrung der Thurfische. Bericht des Institutes für angewandte Hydrobiologie in Konstanz. Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Thurgau. pp. 147.

[6] Waters TF (1988) Fish production – benthos production relation- ships in trout streams. Polskie Archiwum Hydrobiologii 35: 545–61.

[7] Elliott JM (1967) The food of trout (Salmo trutta) in a dartmoor stream. Journal of Applied Ecology 4: 59–71.

[8] Joosting T (1986) Entwicklung einer Elektrofangmethode zur Ent- nahme von Bodenfaunaproben in Fliessgewässern und nahrungs- ökologische Untersuchungen an Bachforellen (Salmo trutta forma fario L.). Zoologisches Institut, Universität Bern, Bern. pp. 105.

[9] Gisler B (1991) Vergleich des Fressverhaltens von Bachforellen Salmo trutta fario L. mit der Makroinvertebratendrift. Diplomarbeit, EAWAG, Dübendorf. pp. 58.

[10] Bündner Kraftwerke (1999) Umweltverträglichkeitsbericht zur Kon- zessionserneuerung der Kraftwerkstufen Davos-Klosters, Schlappin- Klosters und Klosters-Küblis. Hauptbericht. AG Bündner Kraft- werke, Klosters. pp. 233.

[11] Roth H (1985) Schadenberechnung bei Fischsterben in Fliess- gewässern. Schriftenreihe Fischerei 44. BUWAL, Bern. pp. 3–40.

[12] Vuille T (1997) Ertragsvermögen der Patentgewässer im Kanton Bern. Fischereiinspektorat des Kantons Bern, Bern. pp. 31.

[13] Marrer H (1993) Untersuchungen über Fauna und Flora der Alten Aare. Schlussbericht zur Ursachenfindung des Schwarzforellen- syndroms und Vorschläge für Massnahmen. Schlussbericht. Direktion für Verkehr, Energie und Wasser des Kantons Bern – Gewässerschutzamt des Kantons Bern, Bern. pp. 92.

[14] Aquarius (2000) Abwasser aus der Rauchgasreinigung der KVA Zofingen. Untersuchungen 1998 und Auswertung des Langzeit- Überwachungsprogramms der Periode 1994–1998. Gemeindever- bände Abwasser und Kehricht der Region Zofingen. pp. 44.

[15] Hoyer MV & Cranfield DE, Jr (1991) A phosphorus-fish standing crop relationship for streams? Lake and Reservoir Management 7: 25–32.

[16] Hari R & Zobrist J (2003) Trendanalyse der NADUF-Messresultate 1974 bis 1998. EAWAG, Dübendorf. pp. 201.

[17] Schweizer Bundesrat (1998) Gewässerschutzverordnung vom 28. Oktober 1998 (GschV). SR-Nummer 814.201, Bern. pp. 58.

[18] Uehlinger U & Naegeli MW (1998) Ecosystem metabolism, distur- bance, and stability in a prealpine gravel bed river. Journal of the North American benthological society 17: 165–78.

[19] Deegan LA & Peterson BJ (1992) Whole-river fertilization stimulates fish production in an arctic tundra river. Canadian Journal of Fish- eries and Aquatic Science 49: 1890–901.

[20] Kawaguchi Y & Nakano S (2001) Contribution of terrestrial inverte- brates to the annual resource budget for salmonids in forest and grassland reaches of a headwater stream. Freshwater Biology 46: 303–16.

[21] IRA (2002) Trübung und Schwall im Alpenrhein. Synthesebericht. Internationale Regierungskommission Alpenrhein, Projektgruppe Gewässer- und Fischökologie. pp. 47.

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Überlebensrate Sömmerlinge Sömmerlings- kapazität

Überlebensrate Brütlinge Sömmerlings- dichte

Brütlings- besatz

Sömmerlings- dichte

1 Brütlingseinheit/1 m

5.8 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer zu wenig angepassten fischereilichen Bewirtschaftung

Zusammenfassung Verschiedene molekulargenetische Untersuchungen der Fischbesatz mit Bachforellen erfolgt in den meisten Fliess- Forellenbestände zeigen, dass neben dem Genmaterial der gewässern der Schweiz: nur 324 oder 12% von 2660 Unter- lokal angepassten wilden Forellen auch abweichende Gene suchungsstellen melden keinen Forellenbesatz. Der Besatz der Besatzfische vorkommen. Viele Forellenbestände ent- hat von 1970–1982 von 60 Millionen auf 115 Millionen Brüt- sprechen somit genetisch nicht mehr den früheren Wild- lingseinheiten stetig zugenommen und danach bis 2001 fischen. Wie weit sich dies negativ auf die Vitalität der Be- wieder auf rund 75 Millionen Brütlingseinheiten abgenom- stände auswirkt, ist schwierig festzustellen; grundsätzliche men. Der Besatz von 2001 ist aber immer noch sehr hoch: biologische Überlegungen lassen aber eine negative Wir- im Mittel eine Bachforellen-Brütlingseinheit pro Meter Fliess- kung erwarten. gewässer. Neben dem Besatz gehört auch die Festlegung der Schon- Untersuchungen zur Überlebensrate von Besatzfischen in bestimmungen zu den zentralen Bewirtschaftungsmassnah- der Schweiz und in anderen Ländern zeigen, dass nur ein men. Insbesondere die Erhöhung der Fangmindestmasse geringer Anteil dieser Fische bis zur Fangreife heranwächst kann starke Auswirkungen auf die Fangzahl haben und ist und im Korb der Angler landet. Dies weist auf eine oft über- deshalb, zusammen mit anderen Massnahmen zur Siche- schätzte Wirkung von Besatzmassnahmen hin. rung der Nachhaltigkeit (Schonzeiten, Tagesfangbegrenzun- gen, beschränkte Anglerzahl usw.), sorgfältig abzuwägen. Folgerungen für den Forellenfangrückgang: Aufgrund der Abb. 5.8.1: Der Besatz (je nach Zeitpunkt mit Brütlingen oder mit widersprüchlichen Korrelationen zwischen gesamtschwei- Sömmerlingen) wirkt sich auf die Sömmerlingsdichte aus, die zerischem Forellenbesatz und Fang sowie aufgrund des ihrerseits auch von den jeweiligen Überlebensraten der Brütlinge und der Sömmerlinge sowie von der Sömmerlingskapazität beein- geringen Anteils der Besatzfische, welche die Fanggrösse flusst wird. erreichen, wird angenommen, dass der nach 1982 rück-

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läufige Forellenbesatz keine zentrale, den gesamtschweize- Anpassung und damit zu Fischfang- oder Bestandesrück- rischen Forellenfangrückgang erklärende Bedeutung hat. Es gang? ist aber anzunehmen, dass unangepasste Besatzmassnah- Bewirkten ungeeignete Schonbestimmungen eine Unter- men (falsche Menge, Alter, Genetik usw.) durchaus in der oder Übernutzung der Fischbestände und als Folge davon Lage sind, auf lokaler Ebene zu einem Fischbestandesrück- eine Fischfang- oder Bestandesverminderung? gang beizutragen. Auch eine Überfischung der Fliessgewäs- Als wichtigste Unterlagen zur Beantwortung der Einzelfak- ser wird nicht als zentrale, den Fangrückgang erklärende toren dienten eine Literaturstudie [1] und eine Untersuchung Ursache beurteilt. an der Kleinen Saane [2].

5.8.1 Einleitung und Fragestellung 5.8.2 Befunde in der Schweiz Ein hoher Besatz mit Jungfischen aus naturnahen bis natur- Fischbesatz-Mengen fernen Fischzuchten, zu einem geringen Teil Besatz mit Der Bachforellenbesatz hat von 1970–1982 von 60 Millionen Massfischen und eine oft unkritische Beurteilung der Her- auf 115 Millionen Brütlingseinheiten stetig zugenommen kunft der Elterntiere zeichnen den Bachforellenbesatz in den (Abbildung 5.8.2). Danach ging die Anzahl bis 2001 wieder Fliessgewässern der Schweiz aus. Neben dem Besatz be- auf rund 75 Millionen zurück. Dies entspricht immer noch gut einflussen auch Veränderungen bei den Schonmassnahmen einer Brütlingseinheit pro Laufmeter Gewässer (circa 60 000 den Fang in den Fliessgewässern. Kilometer). Die Trendwende nach 1982 ist das Resultat der Das Überleben der Besatzfische wird durch zahlreiche aufkommenden Zweifel der Bewirtschaftungsverantwort- Faktoren beeinflusst. Dazu gehören einerseits besatztechni- lichen am Erfolg der Jungfischeinsätze [3]. sche Aspekte, wie Alter, Grösse, Menge, Herkunft (Genetik), Den grössten Anteil des Besatzes stellt in allen Jahren die Kondition und Gesundheit der Besatzfische, der Zeitpunkt Altersklasse der Sömmerlinge. Der Jungfischbesatz verteilt des Besatzes und die Aussatzstellen im Gewässer, die sich über die ganze Schweiz: nur 324 Stellen (12%) von ins- Behandlung der Fische während Transport und Aussatz; gesamt 2660 Stellen mit Angaben zum Besatz werden nicht andererseits gehören dazu auch Eigenschaften des Besatz- gelegentlich bis regelmässig mit Jungfischen besetzt [4]. gewässers, wie Habitat und Wasserqualität. Letztere wirken Die Kantone verfolgen im Allgemeinen das Ziel, möglichst sowohl auf die Besatzfische als auch auf die wilden Jung- junge, anpassungsfähige Fische einzusetzen, sofern die fische. hydrologischen Bedingungen nicht – wie beispielsweise in Diese Hypothese soll klären, inwieweit die Auswirkungen alpinen Fliessgewässern – dagegen sprechen. So werden falscher oder übertriebener Bewirtschaftungsmassnahmen vor allem im Mittelland vermehrt junge Fische eingesetzt. zum Fischfangrückgang beigetragen haben. Dabei stellen Ein gewisser Trend lässt sich auch bei der Zunahme des sich folgende Fragen: Besatzes mit anderen Fischarten feststellen: Es werden ver- Führten entweder übertrieben hohe oder aber rückläufige mehrt Fischarten eingesetzt, die entweder in ihrem Bestand Besatzmengen in den vergangenen 20 Jahren zu einem gefährdet sind oder sich gut an die Umweltbedingungen Fischfang- oder Bestandesrückgang? anpassen können [5]. Führte der Besatz mit nicht lokal angepassten Rassen zu einer genetischen Vermischung, zu einer schlechteren Besatz-Konzepte Vor der Durchführung eines Besatzes sollte klar sein, was damit erreicht werden soll und ob die Zielsetzung realistisch 140 und vertretbar ist. In der Literatur sind die folgenden all- 120 gemeinen Ziele und Besatzarten aufgeführt [6, 7], wobei nur 100 die ersten beiden Besatzarten mit dem Nachhaltigkeits- 80 gedanken der Fischereigesetzgebung vereinbar sind: 60 Der Kompensationsbesatz dient im Sinne einer Über- 40 gangslösung dazu, negative Umweltbedingungen (beispiels- Anzahl [Mio. BrE] 20 weise eine mangelhafte Wasserqualität oder ungenügende 0 Habitate) auszugleichen. Er kann nicht zu einem selbsterhal-

1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 tenden Fischbestand führen, solange die grundlegenden Jahr Probleme bestehen. Der Kompensationsbesatz führt dort zu Ältere Sömmerlinge Vorsömmerlinge Brütlinge Dauerlösungen, wo keine Ursachenbekämpfung erfolgt. Das Abb. 5.8.2: Zeitliche Entwicklung des Bachforellenbesatzes in den ist bei sehr vielen Schweizer Fliessgewässern der Fall, und schweizerischen Fliessgewässern. deshalb ist diese Art der Bewirtschaftung weit verbreitet. Angaben in Brütlingseinheiten (BrE); 1 Brütling = 1 BrE, 1 Vor- sömmerling = 5 BrE; 1 Sömmerling = 10 BrE, ältere Fische = 20 BrE. Der Initialbesatz erfolgt nach der Durchführung von Le- (Quelle: Besatzstatistik BUWAL/Sektion Fischerei [5]). bensraumverbesserungen oder zur Wiederbesiedlung nach

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akuten Fischsterben. Das Ziel ist die Wiederherstellung eines am Boden lebende Benthosorganismen aufzunehmen [12]. sich selbst erhaltenden Ökosystems. Die Dauer dieser Be- Deshalb haben sie am Anfang Mühe mit der Aufnahme von satzmassnahme ist deshalb zeitlich beschränkt. Naturfutter und zeigen vorerst kein oder nur ein geringes Der Ertragsbesatz versucht, die natürlichen Schwankun- Wachstum und eine Verschlechterung der Kondition. Dies gen der Fischbestände auszugleichen oder Erträge zu erzie- kann zu einer hohen Sterblichkeit der Besatzfische führen, len, die über dem natürlichen Ertragsvermögen des Gewäs- insbesondere, wenn im Besatzgewässer bereits wilde Jung- sers liegen. Unrealistisch hohe Mengen an eingesetzten fische vorhanden sind und ein Besatz sich unter Umständen Fischen führen im Extremfall zu «put and take»-Fischerei. erübrigt hätte. Ein grosser Teil dieser Probleme fallen weg, Diese Bewirtschaftung führt im besten Fall zu einer vorüber- wenn die Besatzfische naturnah aufgezogen werden, bei- gehenden Erhöhung der Fänge, bringt langfristig aber keine spielsweise in kleinen Aufzuchtbächen oder in vergrabenen Verbesserung des Populationsaufbaus. Brutboxen. Der Attraktivitätsbesatz versucht, die Fischerei attraktiver Die Auswahl der richtigen Besatzstellen ist ein entschei- zu gestalten. Dabei werden leere Nischen ausgefüllt und der dendes Kriterium für die Optimierung eines Besatzprojektes. Fischerei neue Arten zugänglich gemacht. Diese Form des Sie müssen anhand der Habitatspräferenzen der einzelnen Besatzes ist in der Regel nicht vereinbar mit dem fischerei- Fischarten und deren Altersstadien ausgewählt werden. lichen Artenschutz. Gemäss der Untersuchung von Fitch [13] überleben im un- Der Manipulationsbesatz versucht, in ein aquatisches geeigneten Habitat nur 20% der eingesetzten Bachforellen- Ökosystem einzugreifen, um beispielsweise das Nahrungs- sömmerlinge und -jährlinge, im geeigneten Habitat hingegen angebot für andere Fischarten zu steigern (Besatz mit Beute- 48%. Die Überlebensrate von Sömmerlingen ist in schnell fischen) oder zu grosse Bestände bestimmter Arten zu redu- fliessenden Bereichen grösser als in langsam fliessenden zieren (Besatz mit Raubfischen). Beispiele zeigen, dass die [14]. Die eingesetzten Bachforellen unternehmen in der Regel Auswirkungen solcher Massnahmen meist fatal sind. keine grossen Wanderungen, sondern bleiben in der Nähe Der ungeplante, unabsichtliche Besatz entspricht keiner der Besatzstellen [15,16]. Wenn Probleme mit physikalischen Zielsetzung, sondern ist das Resultat unkontrollierbarer Frei- (Wassertemperatur) oder chemischen Parametern vorliegen setzungen durch die Verwendung lebender Köderfische, oder wenn eine Störung im Abflussregime besteht, ist hin- durch Beimischungen bei der Lieferung von Besatzfischen, gegen mit einem erhöhten Abwanderungsverlust zu rechnen. durch Abschwemmungen aus Fischzuchten und durch Frei- Ebenso kann ein natürliches Hochwasser zu einer Verfrach- setzung von Aquarienfischen. Dies kann zu Faunenverfäl- tung frisch eingesetzter Fische führen. schungen führen, die kaum mehr rückgängig zu machen Der Fang, die Haltung, der Transport und das Einsetzen sind. sind Massnahmen, die bei den Besatzfischen zu Stress, zu Die Erstellung eines Besatzkonzeptes erfordert gründliche einer verstärkten Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und zu Kenntnisse über die im Gewässer vorhandenen Arten, den Verlusten führen [1]. Populationsaufbau, die Präferenzen der verschiedenen Leider gibt es in der Literatur keine einheitlichen Richt- Fischarten für bestimmte Habitate und Wasserqualitätspara- linien für die Besatzmengen in unterschiedlichen Gewässer- meter (für die Bachforelle wird auf Elliott [8] sowie Peter und typen. Ist ein Gewässer an der Grenze seiner Aufnahme- Müller [9] verwiesen). Dort, wo diese Daten nicht oder nicht kapazität, bringt der Besatz keine Erhöhung der Fangs [17]. ausreichend vorhanden sind, müssen entsprechende Unter- Bestehen hingegen leere ökologische Nischen, sind hohe suchungen durchgeführt werden. Detaillierte Angaben zur Überlebens- und Rückfangraten durchaus möglich [18, 19]. Fragestellung und zu den einzelnen Schritten bei der Ent- Ein zu dichter Besatz führt zu Stress bei den Fischen, was scheidung für ein Besatzprojekt beschreiben Cowx [10], eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge haben kann [20]. Grös- Laikre et al. [7] und Holzer et al. [1], in gekürzter Form auch sere Mengen von Bachforellensömmerlingen verbesserten das Bewirtschaftungskonzept des Schweizerischen Fische- in der Kleinen Saane die Zahl der juvenilen Fische nur kurz- rei-Verbandes [11]. Daraus geht hervor, dass Massnahmen, fristig [2]. Schon nach einem Jahr, also bis zum Jährling, war die zu einer Verbesserung des Gewässers selbst führen, der Bestand wieder genauso niedrig wie in den nichtbesetz- vorrangig sind. Besatz dient nur als Hilfsmassnahme, wenn ten Gebieten. andere Massnahmen nicht möglich sind oder noch nicht Besatzfische müssen einen optimalen Gesundheitszu- durchgeführt wurden. stand aufweisen, um überleben zu können. Sie müssen auch gesund sein, damit keine Krankheiten in ein Gewässer ein- Aufzucht der Besatzfische und Vorgehen beim Besatz geschleppt werden (siehe Hypothese «Gesundheit»). In Fischzuchten mit intensiven Aufzuchtbedingungen werden gut genährte Besatzfische aufgezogen. Durch die Fütterung Überleben der Besatzfische in den Zuchten sind die Besatzfische jedoch zur Oberfläche Viele Untersuchungen zeigen, dass Besatzfische in Gewäs- hin orientiert und haben nach dem Einsatz Schwierigkeiten, sern mit Wildfischen eine hohe Sterblichkeit aufweisen und

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mit der Zeit den Wildfischen im Wettbewerb um Laichplätze, der Zuchtanlage zurechtkommen. Durch eine gezielte Selek- Futterquellen, Unterstände und Fortpflanzungspartner unter- tion und eine verbesserte Arbeitsweise sind dabei erstaun- liegen [1, 21]. In stark vom Menschen beeinflussten Gewäs- liche Fortschritte erzielt worden. Unter anderem war dazu sern mit deutlich geschwächten Wildpopulationen kann die- auch die Verwendung von Zuchtstämmen, die optimal an se Konkurrenz jedoch gering sein. die Bedingungen der Fischzucht angepasst sind, notwendig. Die Überlebensraten von Besatzfischen hängen insbeson- Diese Entwicklung ist zur Produktion von Speisefischen dere vom Zeitpunkt des Besatzes ab. Viele Untersuchungen durchaus sinnvoll. Besatzfische, die in den Wildgewässern zeigen, dass bei einem Besatz im Frühjahr mehr Fische über- überleben sollen, haben hingegen anderen Ansprüchen zu leben als bei einem Besatz im Herbst [1]. Der ideale Zeitpunkt genügen. Sie sind durch Feinde, Konkurrenten, Hochwasser, liegt aus ökologischer Sicht kurz nach den Frühjahrshoch- Temperaturschwankungen und ein wechselndes Nahrungs- wassern. Als Hauptgrund werden bessere Verhältnisse be- angebot ganz anderen Anforderungen ausgesetzt. züglich der Menge und Art des Nahrungsangebotes ange- Aufzuchtbäche und das Einsetzen von Brutboxen sind geben. alternative Aufzuchtmöglichkeiten, die der natürlichen Ver- mehrung am nächsten kommen. Als arbeitsaufwändige Me- Genetische Aspekte beim Fischbesatz thoden eignen sie sich besonders gut für die Besatzfisch- Bei Bachforellenpopulationen wird vielerorts eine Verände- aufzucht durch Fischereiorganisationen. Die Anzahl solcher rung der genetischen Struktur aufgrund von Besatzmass- Aufzuchtbäche ist aber so zu beschränken, dass auch der nahmen festgestellt: Im Douro-System (Spanien) beispiels- Naturverlaichung genügend Raum erhalten bleibt. weise beträgt die Introgression (Vermischungsanteil) 25% Wichtig ist die Schnittstelle zwischen genetischen Aspek- [22], in Südfrankreich 0–77% [23] und auf der Insel Funen ten und Fischzucht: Alle im Bereich der Jungfischzucht Täti- (Dänemark) 8–42% [24]. Auch in Österreich sind viele Popu- gen (Kantone, Fischereivereine, private Fischzüchter) be- lationen durch Besatzfisch-Gene beeinflusst [25]. einflussen die Besatzfische und können dadurch zu einem In der Schweiz untersuchten Largiadèr [26], Baumann [27] Verlust genetisch angepasster Lokalrassen und somit zum und Wirthner [28] insgesamt 73 Bachforellenpopulationen Rückgang von Fischpopulationen beitragen. Dabei ist der und stellten fest, dass ein Grossteil der ursprünglichen Lo- Begriff der effektiven Populationsgrösse als ein Mass für die kalrassen durch Besatz mit Zuchtforellen beeinflusst wurde. genetische Variabilität, welche auf die nächste Generation Fumagalli [29] fand bei seinen Untersuchungen am Grenz- übertragen wird, besonders hervorzuheben. Über die not- gewässer Doubs, in dem zu der aus dem Mittelmeerraum wendige Laichtierzahl, den Einfluss des Geschlechterver- stammenden Lokalrasse jahrelang Forellen aus dem atlan- hältnisses, die Auswirkungen auf die Wildfischpopulation tischen Raum zugefügt wurden, einen vom Lebensraum und die zur Berechnung nötigen Parameter geben Largiadèr abhängigen Vermischungsanteil: In den beiden morpholo- & Hefti [30] detailliert Auskunft. Sie zeigen zudem, dass zu gisch guten Abschnitten trugen 2–4% der Forellen geneti- grosse Besatzmengen zu einer Verschlechterung der gene- sche Spuren der Besatzfische. In vier weiteren Abschnitten tischen Variabilität der gesamten Wildfischpopulation führen mit starken Abflussschwankungen (Schwall-Sunk-Betrieb können. eines Kraftwerks) und entsprechend schlechter Naturver- laichung überlebten Besatzfische erfolgreicher, wie der Ver- Schonbestimmungen und Überfischungsproblematik mischungsanteil von 11–36% zeigt. Die Festlegung von Schonmassnahmen wird vom Gesetzge- Aufgrund der massiven Besatzmassnahmen sind unter ber verlangt, um eine Übernutzung zu verhindern. Oft werden den Forellen Mitteleuropas kaum noch reine Wildfischpopu- von Pächtern oder Anglervereinigungen auch interne Schon- lationen zu finden. Wenn somit für die künstliche Reproduk- massnahmen eingeführt, dies allerdings oft ohne umfassen- tion Elterntiere aus den Gewässern abgefischt und gestreift de und fachkundige Vorabklärungen. Die möglichen weit- werden, bleibt unbekannt, inwiefern es sich aus genetischer gehenden Auswirkungen werden nachfolgend an Beispielen Sicht noch um ursprüngliche oder um bereits durchmischte zum Fangmindestmass dargestellt. Bestände handelt. Immerhin wird dabei aber – im Vergleich Im Jahr 1988 hat das Heraufsetzen des Forellenfangmas- etwa zur Eigewinnung von Laichtieren aus einer Fischzucht – ses um nur 3 cm in der oberen Areuse (NE) zu einem Fang- die genetische Ähnlichkeit mit der Wildpopulation am besten rückgang von 61% und einem Rückgang des Fanggewich- erhalten. Gemäss dem 1991 revidierten Bundesgesetz über tes von 45% geführt (Abbildung 5.8.3). Bei einer Erhöhung die Fischerei darf deshalb nur noch für das Einzugsgebiet des Fangmindestmasses um 5 cm im Unterlauf der Areuse spezifisches Besatzmaterial verwendet werden. war die Reduktion mit 83% der Fänge respektive 71% des Fanggewichtes noch bedeutender. Das Beispiel zeigt, dass Rolle der Fischzuchten die Erhöhung der Fangmindestmasse starke Auswirkungen Seit mehr als 100 Jahren bemühen sich die Züchter, Fische auf des Fangniveau haben kann und deshalb zusammen zu produzieren, die besonders gut mit den Verhältnissen in mit anderen Massnahmen zur Sicherung der Nachhaltigkeit

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100 1988 «Dokumentation Fischrückgang») deutet nicht auf eine ge- nerelle Überfischung hin. Dies lässt sich für die lokale Ebene 27110 Stück; 4365 kg – bei einem aus fischereiunabhängigen Gründen stark ein- 10 680 Stück; 2403 kg gebrochenen Bestand und unverändert hohem Befischungs- 10 druck – nicht völlig ausschliessen. Das Untersuchungsgebiet 8731 Stück; 1574 kg

Forellenfang Saane [2] zeigt aber, dass nicht einmal ein totales Fangver-

[Anzahl in Tausend] 1454 Stück; 451 kg bot in einer solchen Situation zur Erholung des betroffenen

1 Forellenbestandes geführt hat. Eine Überfischung würde 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 auch dem Nachhaltigkeitsgrundsatz widersprechen, der als Zeit [Jahr] Maxime im Bundesgesetz über die Fischerei verankert und Haute-Areuse Basse-Areuse 5-Jahres-Mittel auch im Ethik-Kodex des Schweizerischen Fischerei-Ver- bandes [33] und in dessen Richtlinie zur fischereilichen Be- Abb. 5.8.3: Zeitreihe der Forellenfänge in der oberen Areuse, wo im Jahr 1988 das Fangmindestmass von 23 auf 26 cm erhöht wurde, wirtschaftung der Fliessgewässer [11] festgelegt ist. sowie in der unteren Areuse (von 23 auf 28 cm erhöht). Die Zahlen- angaben zeigen die 5-Jahres-Mittel von Fang und Ertrag direkt vor 5.8.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten und nach der Veränderung des Fangmindestmasses (Berechnung des Ertrags: vor 1988 Stückgewichte von 161 g und 225 g entspre- Der gesamtschweizerische Forellenfang ist in den Jahren chend den gefangenen Fischgrössen für die beiden Flussabschnit- 1973–1985 trotz einer gleichzeitigen Verdoppelung des Fo- te, ab 1988 Stückgewichte von 225 g und 310 g, beides gemäss rellenbesatzes gesunken (Abbildung 5.8.4). Von 1985–2001 einer kantonalen Untersuchung der Längenstruktur der gefangenen Fische in der oberen (Haute) und unteren (Basse) Areuse im Jahr sind Fang und Besatz gleichzeitig gesunken. Die Korrelation 1995). zwischen Fang und Besatz ist widersprüchlich und lässt ver- muten, dass Fang und Besatz sich grossteils unabhängig voneinander entwickelt haben. Dies bedeutet, dass weder (wie beispielsweise Schonzeiten, Tagesfangbegrenzung, be- auf eine schädliche Wirkung des Besatzes auf den Fang schränkte Anglerzahl) sorgfältig abzuwägen ist. (Jahre 1973–85) noch auf einen Fangrückgang wegen rück- Der Befund in der Areuse wird in vermindertem Ausmass läufigen Besatzanstrengungen geschlossen werden kann durch eine Untersuchung in der Kleinen Saane [2] bestätigt. (1985–2001). Nach dem starken Fangrückgang von 1985–1989 erfolgte in Der Vergleich zwischen Fang und Besatz in den einzelnen diesem Gewässer eine gewisse Stabilisierung der Forellen- Fangstrecken zeigt, dass der Einheitsfang pro Hektar und fänge. Die Erhöhung des Fangmindestmasses 1995 ver- Ausflug («catch per unit effort», CPUE) negativ mit regelmäs- ursachte dann vom ersten Jahr an wieder eine deutliche sigem Besatz korreliert [4]. Auch dieses Resultat lässt nicht Fangverminderung. Ein Vergleich des Mittelwertes der Jahre auf eine klare ursächliche Beziehung schliessen: Einerseits 1991–1994 (Fangmindestmass 22 cm) mit dem Mittelwert ist nicht auszuschliessen, dass Besatz sich – entgegen der der Jahre 1995–2000 (Fangmindestmass 24 cm) zeigt, dass Erwartung der Bewirtschafter – negativ auf den CPUE aus- der Forellenfang um 33% und das Gewicht um 16% zurück- wirkt; andererseits erfolgen regelmässige Besatzmassnah- gingen. Mit der Einführung eines Fangfensters und dem men wohl eher in jenen Gewässerstrecken, wo Lebensraum- damit verbundenen Schutz der Forellen zwischen 32 und defizite vorherrschen und die Fischbestände (und als Folge 45 cm zeichnete sich ein weiterer markanter Fangrückgang davon auch der Fang) entsprechend reduziert sind. ab. Die Versuchsdauer lässt aber noch keine endgültige Be- urteilung zu. Mit den Schonbestimmungen soll eine Überfischung 1300 und dadurch ein sich auf den Fang zurückschlagender Be- 1100 1985 standesrückgang verhindert werden. Symptome von Über- 1973 900 fischung sind in den Weltmeeren weit verbreitet (beispiels- weise [31]). Auch für Süsswasser stellt sich im Zusammen- 700 Forellenfang

hang mit einbrechenden Beständen die Frage nach einer [Anzahl in Tausend] 500 Überfischung als mögliche Ursache. Dies wurde beispiels- 2001 300 weise von Post et al. [32] für die kanadischen Zanderbestän- 50 60 7080 90100 110 120 de als Folge einer auf das Fünffache angestiegenen Angler- Besatz [Mio. BrE] dichte bestätigt. Der in Hypothese «Befischungsintensität» Abb. 5.8.4: Beziehung zwischen gesamtschweizerischem Forellen- gezeigte Rückgang der verkauften Angelpatente an den fang und Forellenbesatz in den Jahren 1973–2001. Der Besatz wird Schweizer Fliessgewässern lässt eher auf eine abnehmende in Brütlingseinheiten (BrE, Abbildung 5.8.2) angegeben und mit dem Fang nach drei Jahren in Beziehung gesetzt. Die Fangjahre 1973, Befischungsintensität schliessen, und auch das relativ ge- 1985 und 2001 sind hervorgehoben. (Quelle: Fang- und Besatz- ringe Gesamtgewicht der geangelten Fische (siehe Kapitel statistik BUWAL/Sektion Fischerei).

91 fischereiliche Bewirtschaftung Fischnetz-Schlussbericht

Auch Besatzfische mit falscher genetischer Herkunft kön- vereinen bekannt. Entsprechende Unterlagen wurden vom nen nicht als generell dominierender Faktor für den Rück- BUWAL betreffend Erfolgskontrolle [21] und genetischen gang der Fischfänge verantwortlich gemacht werden. Der Aspekten [30] veröffentlicht. Der Schweizerische Fischerei- Kanton Bern beispielsweise befolgt bei der Fischzucht die Verband hat Richtlinien für die Bewirtschaftung der Fliess- Regeln zum Erhalt der lokalen Forellenrassen bereits seit gewässer in Absprache mit dem Projekt Fischnetz erstellt 40–50 Jahren (C. Küng, mündliche Mitteilung); dennoch sind [11]. Weiter verlangt die Fischereigesetzgebung die Berück- die Fänge in vielen Fliessgewässern eingebrochen. sichtigung des Nachhaltigkeitsprinzips. Die unklaren ursächlichen Beziehungen lassen insgesamt Als Massnahmen kann deshalb folgendes festgehalten aber den Schluss zu, dass die Wirkung des Besatzes nicht werden: jene durchschlagende positive Wirkung hat, wie dies in der Die Erhaltung und Verbesserung des Lebensraumes unter- Regel von den Bewirtschaftern erwartet wird. stützt die Fischbestände nachhaltiger als Fischbesatz und ist deshalb prioritär anzustreben. Aus praktischen Gründen 5.8.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen ist dabei in vielen Fällen nur ein schrittweises Vorgehen mög- Aus den vorangegangenen Ausführungen lassen sich fol- lich. gende Schlussfolgerungen ziehen: Beim Besatz geht es eher darum, die vorhandenen Kennt- Ein zunehmender Besatz mit Jungfischen in der Zeit von nisse und bekannten Empfehlungen konsequent umzuset- 1970–1982 führte auf gesamtschweizerischer Ebene nicht zen, als neue Massnahmen vorzuschlagen. Zum Stand der zu entsprechend mehr Fang. Diese Feststellung und der ge- Erkenntnis gehört insbesondere, dass Besatz nur im Rahmen ringe Anteil der Besatzfische, welche in Besatzexperimenten von klaren Besatzkonzepten, zu welchen auch eine Erfolgs- die Fanggrösse erreichen, lassen annehmen, dass auch für kontrolle gehört, vorgenommen werden soll. Auch sollen Be- die Jahre 1982–1998, die sich gesamtschweizerisch durch satzfische nur dort ausgesetzt werden, wo vorgängig fest- einen abnehmenden Besatz auszeichnen, kein wesentlicher gestellt wurde, dass natürlich aufgekommene Jungfische Einfluss des Besatzes auf den Fang besteht. Generell wird weitgehend fehlen. Weiter gehört dazu, dass anstelle von die mögliche positive Wirkung des Jungfischbesatzes ver- intensiver Besatzfischzucht in Trögen und Teichen eine mutlich stark überschätzt. naturnahe Besatzfischzucht angestrebt wird, bei welcher Falsche Besatzmassnahmen (wie beispielsweise übertrie- Brutmaterial von wilden Muttertieren gewonnen und im glei- bene Mengen, falsches Fischalter, ungeeignete Herkunft der chen Einzugsgebiet in Aufzuchtbächen und Brutboxen auf- Fische, falsche Besatzkonzepte) sind aber auf lokaler Ebene gezogen wird. durchaus in der Lage, den Wildfischbeständen zu schaden Die Vorsichtsmassnahmen bezüglich Verbreitung der und zu einem Bestandes- und folglich zu einem Fangrück- Krankheit PKD werden in der Hypothese «Gesundheit» be- gang beizutragen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn handelt. Lokalrassen mit genetisch ungeeignetem Besatzmaterial ge- mischt werden und diese Besatzfische sich mit den Wild- Forschungsbedarf fischen fortpflanzen. Zusätzliche Anstrengungen sind notwendig, um Besatzmass- Verstärkte Schonmassnahmen, insbesondere eine Erhö- nahmen wissenschaftlich zu begleiten, den Besatzerfolg hung der Fangmindestmasse, verändern die Fangmenge durch Erfolgskontrollen zu überprüfen und die Bewirtschaf- abrupt. Sie führen aber nicht zum festgestellten chronischen tungsverantwortlichen über das Verhalten, die Überlebens- Fangrückgang, vielmehr sollten sie zu einem stabilisierten, raten und die Bedeutung der genetischen Herkunft der Be- die Nachhaltigkeit besser berücksichtigenden Gesamtfang satzfische weiterzubilden. führen. Eine Überfischung der Fliessgewässer kann aufgrund der 5.8.6 Literaturnachweis

Fischereivorschriften, so wie sie in der Schweiz für die meis- Nebst der im Text erwähnten Literatur enthält das Fischnetz-Teilprojekt ten Gewässer vorliegen, nicht als Ursache für den gesamt- 00/15 von Holzer et al (2003) eine sehr grosse Zahl zusätzlicher Literatur- schweizerischen Rückgang der Forellenfänge angenommen hinweise zur fischereilichen Bewirtschaftung. werden oder höchstens für lokal stark eingebrochene Be- [1] Holzer G, Peter A, Renz H & Staub E (2003) Fischereiliche Bewirt- stände von Bedeutung sein. schaftung heute – vom klassischen Fischbesatz zum ökologischen Fischereimanagement. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 95. 5.8.5 Massnahmen [2] FFSP (2003) Zwischenbericht über die Untersuchung der Kleinen Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und Saane. Kantonaler Fischereiverband, Freiburg. pp. 89. der Gewässerqualität [3] Staub E (1989). Gesteigerte Jungfischeinsätze in Fliessgewässer Bei der fischereilichen Bewirtschaftung sind sehr viele Mass- brachten nicht den erhofften Erfolg. Der Fischwirt 39: 81–86. nahmen einzuhalten. Ein grosser Teil der nachfolgenden Vor- [4] Staub E, Blardone M, Droz M, Hertig A, Meier E, Soller E, Steiner schläge ist den Bewirtschaftern von Kantonen und Angel- P & Zulliger D (2003) Angelfang, Forellenbestand und Einfluss-

92 Fischnetz-Schlussbericht fischereiliche Bewirtschaftung

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93

Anzahl Patente

Anzahl Angelausflüge Befischungsintensität

Fischentnahme durch Angler

Dichte der adulten Fische

5.9 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer geringeren Befischungsintensität

Zusammenfassung den festgestellten Fangrückgang; vielmehr ist die Verschie- Die Befischungsintensität und deren räumlich-zeitliche Ver- bung von Fliessgewässer- zu Seepatenten ein Indiz für einen teilung beeinflussen den Fang massgeblich. So geht der verminderten Fangerfolg an den Fliessgewässern. Fang in der Regel nach einer Verschärfung der Schonvor- Eine repräsentative Befragung der Angler zur Befischung schriften zurück, an Grenzgewässern mit unterschiedlichen der Fliessgewässer ergab, dass die Anzahl der Angelaus- Befischungsvorschriften wird unterschiedlich viel gefangen, flüge pro Patent um 20% von durchschnittlich 27 Ausflügen und an Sonn- und Feiertagen steigen die Fangzahlen, weil um 1980 auf 22 im Jahr 2000 zurückging. Dieser Hinweis auf mehr Menschen angeln gehen. einen Rückgang der Befischungsintensität wird ergänzt Zwischen 1980 und 2000 nahm die Anzahl der verkauften durch Hinweise auf eine Verringerung des Fischbestandes Angel-Jahrespatente für Fliessgewässer um 23% und die zwischen 1980 und 2000: Die erfolgreichen Angelausflüge der für See und Fluss gültigen Kombipatente um 46% ab. Die nahmen von 87% auf 49% ab, und die Anzahl der gefange- Anzahl der verkauften Seepatente stieg hingegen um 26%. nen Fische pro Ausflug sank in der gleichen Zeitspanne von Die Veränderung bei den Jahrespatenten zeigt sich in ähn- 49 auf 25 Fische pro Jahr. lichem Umfang auch bei den Monats- und Tagespatenten. Es ist nicht genau quantifizierbar, zu welchen Teilen der Aus der verringerten Befischungsintensität an Fliessgewäs- Fangrückgang den Ursachen Rückgang der Befischungs- sern lässt sich aber nicht folgern, diese sei die Ursache für intensität und Rückgang des Fischbestandes zugeordnet werden kann. Für beide Ursachen gibt es Indizien, wobei die- Abb. 5.9.1: Die Fischentnahme durch Angler hängt einerseits von jenigen für die Ursache Bestandesrückgang überwiegen. der Grösse des Fischbestandes ab, andererseits aber auch von der Um künftig Fangstatistiken besser auswerten zu können, Befischungsintensität, die wiederum von der Anzahl Fischer (oder gelöster Patente) und der Anzahl unternommener Angelausflüge sollten sowohl die erfolgreichen als auch die erfolglosen Aus- bestimmt wird. flüge an den verschiedenen Fangstrecken erfasst und aus-

95 Befischungsintensität Fischnetz-Schlussbericht

gewertet werden. Für eine überkantonale Auswertung wäre durch eine geringere Befischungsintensität erklärt werden eine zwischen den Kantonen harmonisierte Datenablage hilf- kann. Unterhypothese 1 wird durch Beobachtungen gestützt, reich. wonach Veränderungen bei Schonbestimmungen (siehe Hy- pothese «fischereiliche Bewirtschaftung», Abbildung 5.8.3), 5.9.1 Einleitung und Fragestellung Befischungsaufwand und Anglerverhalten die zeitlichen und Diese Hypothese geht davon aus, dass der Forellenfang- örtlichen Veränderungen der Fänge teilweise erklären. Der rückgang durch eine Verringerung der Befischungsintensität Fangverlauf am französisch-schweizerischen Doubs ist ein verursacht wurde. Die Befischungsintensität wird als Anzahl Beispiel dafür, wie eine unterschiedliche Laufdauer der Pa- der erfolgreichen Angelausflüge an die Gewässer erfasst. Sie tente (Jahrespatente im Kanton Neuenburg beziehungswei- wird durch die Patentzahl beeinflusst, welche wiederum von se Ferienpatente im Sommerhalbjahr auf der französischen fischrelevanten Faktoren (zum Beispiel Fischdichte, Anteil Seite) den saisonalen Verlauf des Angelfangs beeinflusst der erfolglosen Angelausflüge) wie auch von fischunabhän- (Abbildung 5.9.2). Ein Beispiel für das Anglerverhalten ist gigen Grössen (zum Beispiel Freizeitverhalten) abhängig ist. die Verteilung des Fangs auf die einzelnen Wochentage. Da Diese Hypothese kann in eine vom Bestand unabhängige an Wochenenden eine grössere Anzahl Angelausflüge und Unterhypothese 1 und in eine vom Bestand abhängige Un- damit eine höhere Befischungsintensität erfolgt, beträgt bei- terhypothese 2 unterteilt werden: spielsweise im Kanton Freiburg der Fang im Jahr 2001 am 1. Die Befischungsintensität nimmt ab, jedoch nicht wegen Sonntag 155% des durchschnittlichen Fangs an Werktagen eines reduzierten Fischbestandes. Andere Gründe können [1]. beispielsweise ein Mangel an Zeit zum Fischen trotz gelös- tem Patent, die Nichterneuerung des Patents wegen ge- Veränderungen bei der Anzahl gelöster änderten Freizeitaktivitäten oder wegen eines angehobenen Angelbewilligungen Patentpreises sein. Als Folge davon sinken die Anzahl der Um Veränderungen bei der Anzahl der gelösten Angelbewil- Angelausflüge pro Patent und die Zahl der gelösten Patente. ligungen (Patente) auszuleuchten, wurden gesamtschweize- Weniger gelöste Patente beziehungsweise ein Rückgang der rische Zeitreihen zusammengetragen [2]. Dabei zeigte sich Ausflüge pro Patent reduzieren den Gesamtfang (Jahres- ein komplexes Bild, denn die Angelbewilligungen werden fang), selbst wenn der Fischbestand effektiv unverändert in den einzelnen Kantonen unterschiedlich erteilt (Patent- geblieben ist. Der Fang während eines einzelnen Angelaus- und Pachtsystem), und sie unterscheiden sich auch in ihrer flugs («catch per unit effort», CPUE) bleibt bei konstanter Laufdauer (Tages- bis Jahrespatente). Weiter umfasst der Fischbestandesdichte unverändert oder steigt eher an, da räumliche Geltungsbereich mindestens drei Kategorien (nur der insgesamt abschöpfbare Fangertrag sich auf weniger Fliessgewässer, nur See, Kombipatente für Fliessgewässer Fischer aufteilt. Die Unterhypothese 1 behandelt somit die und See). Insgesamt wird deutlich, dass die Jahrespatente bestandesunabhängigen Veränderungen; sie gilt auch für für Fliessgewässer und See (–46%) sowie diejenigen nur für den Fall umgekehrter Vorzeichen (eine Zunahme der Befi- Fliessgewässer (–23%) im Zeitraum von 1980–2000 stark schungsintensität erhöht den Fang). abgenommen haben (Abbildung 5.9.3). Bei den Jahres- 2. Wenn der Fischbestand aus irgendwelchen Gründen ein- patenten für Seen ist hingegen eine Zunahme zu verzeichnen bricht, sind weniger fangbare Fische verfügbar. Dadurch (+26%). Die Tagespatente, welche quantitativ weniger be- sinken der CPUE und der Anteil der erfolgreichen Ausflüge. deutend sind, zeigen die gleiche Entwicklung (–41% bei Folglich geht auch der Gesamtfang zurück. Die Reaktion Fliessgewässer und See, –40% nur für Fliessgewässer so- der Angler kann überproportional zum rückläufigen Fisch- wie +69% bei Seen); dies gilt auch für die Monatspatente bestand sein, wenn eine geringere Fangaussicht dazu führt, dass die Anzahl der Angelausflüge pro Patent oder die Zahl 30 der gelösten Patente rascher sinkt als der Fischbestand. 25 Sie kann auch unterproportional sein, wenn die Angler den schweiz. Strecke 20 Befischungsaufwand erhöhen. Die Unterhypothese 2 ist be- 15 standesabhängig; sie gilt auch für den Fall umgekehrter Vor- 10 zeichen (höherer Fischbestand führt zu mehr Fang). 5 franz. Strecke

Forellenfang [Anzahl/ha] Forellenfang 0 5.9.2 Befunde in der Schweiz März April Mai Juni Juli Aug. Sept.

Während die anderen Hypothesen von Fischnetz sich damit Abb. 5.9.2: Saisonaler Verlauf der Forellenfänge in den Fliess- beschäftigen, welche Ursachen für eine verringerte Dichte wasserstrecken des Doubs (Punkte = Mittelwerte 1995–2001; der Forellenbestände in Frage kommen, geht Unterhypo- Balken = Streuungsbereich gemäss Standardabweichung). Der Doubs wird im schweizerischen Kanton Neuenburg vorwiegend these 1 davon aus, dass es gar keinen Fischbestandesrück- mit Jahrespatenten und in Frankreich vorwiegend mit kurzfristigen gang gibt und dass der festgestellte Fangrückgang allein Ferienpatenten befischt.

96 Fischnetz-Schlussbericht Befischungsintensität

50 15 Relevant bezüglich der Befischungsintensität ist ein Rück-

40 12 gang der Anzahl der Angelausflüge pro Patent von durch-

30 9 schnittlich 27 Ausflügen um 1980 auf heute 22 Ausflüge, was einer Abnahme von 20% entspricht. Während im Jahr 1980 20 6

agespatente noch 66% der Patentnehmer 20 und mehr Angelausflüge pro T Jahrespatente 10 3 [Anzahl in Tausend]

[Anzahl in Tausend] Jahr unternahmen, gingen im Jahr 2000 nur noch 48% der 0 0 Angler so häufig zum Fischen. 1980 2000 1980 2000 Jahrespatente Tagespatente Wenig Veränderung ergab sich bei der Dauer der Angel-

See + Fliessgewässer Fliessgewässer See ausflüge: Mehrheitlich hielten sich die Fischer während der ganzen Beobachtungsperiode drei bis fünf Stunden am Abb. 5.9.3: Veränderung bei der Anzahl der Angelbewilligungen (Patente), die von den Kantonen in den Jahren 1980 und 2000 ver- Gewässer auf; insgesamt hat sich die aktuelle Aufenthalts- kauft wurden, getrennt nach der Laufdauer (Jahres- und Tages- dauer gegenüber 1980 nur unbedeutend verändert (4% Ab- patente) und dem räumlichen Geltungsbereich (nur Fliessgewässer, nahme). nur See, Fliessgewässer und See; Quelle: Guthruf [2]). Rund 78% der Befragten berichteten, sie seien bei ihren Angelausflügen im Jahr 1980 meistens erfolgreich gewesen, (wegen der komplexen Datenbasis gibt es hierzu keine Zah- für das Jahr 2000 melden dies noch 24% der Angler; im Ge- lenangaben). Die Veränderungen zeigen aber grosse regio- genzug erhöhte sich der Anteil der Angler, die fast nie Fang- nale Unterschiede: Bei den Kantonen beziehungsweise Kon- erfolg haben, von 2% auf 15% (Abbildung 5.9.4). Werden die kordaten mit separaten Fliessgewässerpatenten ergeben Anteile der Angler in den verschiedenen Erfolgskategorien sich im Zeitraum von 1991–2000 signifikante Abnahmen bei insgesamt betrachtet, ergibt sich ein Rückgang beim Anteil den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Genf, Jura, St.Gallen, der erfolgreichen Ausflüge von 87% auf 49%. Entsprechend Solothurn, Schwyz, Thurgau, Waadt und Linthkanal-Konkor- sagten 81% der Befragten, sie hätten 1980 mehr Fische ge- dat, hingegen Zunahmen bei den Kantonen Neuenburg und fangen, und 55% berichten, dass die Fische früher grösser Zürich sowie Entwicklungen ohne Tendenz bei Appenzell- gewesen wären. Bezüglich des Jahresfangs melden 68% der Ausserrhoden, Nidwalden und Zug. Für Fliessgewässe/See- Angler für 1980 einen Fang von mindestens 30 Fischen, im patente zeigen sich Abnahmen bei den Kantonen Appenzell- Jahr 2000 waren dies nur noch 29% der Fischer. Während Innerrhoden, Bern, Glarus, Graubünden, Tessin, Waadt und 1980 im Mittel 49 Fische pro Jahrespatent gefangen wurden, Wallis, Zunahmen fehlen, und trendlos ist Uri. waren es um 2000 nur noch 25 Fische. Damit stellt sich die Frage, ob nicht der rückläufige Verkauf Insgesamt zeigen die obigen Resultate, dass die Zahl der von Fliessgewässerpatenten zu einer derartigen Verringe- Ausflüge durch verändertes Anglerverhalten um 20% zu- rung der Befischungsintensität an Fliessgewässern geführt rückgegangen ist – doch dieser Rückgang kann die viel grös- hat, dass damit der beobachtete gesamtschweizerische sere Abnahme beim Jahresfang (–49%) höchstens teilweise Fangrückgang weitgehend erklärt werden kann. Die Paralle- erklären. Eine vollständige Erklärung ist nur möglich, wenn lität zwischen rückläufigen Fängen und Patentzahlen lässt ein Fischbestandesrückgang angenommen wird. Bezüglich aber noch keinen Schluss zu, da der Beginn der Ursachen- einer Extrapolation der Ergebnisse auf die ganze Schweiz ist kette noch nicht geklärt ist. Allerdings deutet der Wechsel allerdings Zurückhaltung zu üben, da die Umfrage aus tech- der Angler von Fliessgewässer- zu Seepatenten eher darauf nischen Gründen auf Angler aus fünf Kantonen beschränkt hin, dass ein Bestandesrückgang an den Fliessgewässern zu vermindertem Fangerfolg und einem entsprechenden Exo- 80 60 dus der Fliessgewässerpatentnehmer geführt hat. Jahresfang 60 45 Veränderungen beim Anglerverhalten und beim 40 30 Fangerfolg a) Umfrage bei den Anglern 20 15

Eine schriftliche Befragung von 990 Anglern erfasste sowohl Anteil der Angler [%] 0 0 Fischfang [Anzahl/Jahr] die Situation im Jahr 2000 als auch die Erinnerung der Be- 1980 1990 2000 fragten an die Verhältnisse in den Bezugsjahren 1980 und fast nie erfolgreich >30 Fische/Jahr 1990 (hier werden die Vergleiche aber auf 1980 und 2000 meistens erfolgreich beschränkt) [3]. Befragt wurden Angler aus den Kantonen Abb. 5.9.4: Veränderung des Fangerfolges der Angler an Fliess- Aargau, Bern, Luzern, St.Gallen und Uri. Die Aussagen zum gewässern gemäss einer Umfrage bei 990 Anglern. Der Anteil der Fangerfolg beziehen sich auf alle Fischarten, die in Fliess- «meist» und «fast nie» erfolgreichen Angler sowie der Anteil der Angler mit «über 30 Fischen pro Jahr» werden in Prozent angege- gewässern gefangen wurden, sowie auf jene 57% der Be- ben. Der mittlere Fang in Anzahl Fische pro Jahr ist rechts abzu- fragten, welche den Fragebogen beantwortet haben. lesen (Quelle: Mosler et al. [3]).

97 Befischungsintensität Fischnetz-Schlussbericht

80 Fische pro Angler und Jahr) als auch beim Anteil der Patent- erneuerer (um 50% schwankend) die tiefsten Werte zeigt. 70 Der Jahresfang je Patent der Patenterneuerer ist in den Kan- 60 tonen Bern, St.Gallen, Uri und Tessin jeweils etwa doppelt

Patente [%] so hoch wie derjenige der Aussteiger, die das Patent nicht er- 50 neuern (beispielsweise 31 gegenüber 15 Fischen pro Patent Anteil der erneuerten 40 und Jahr im Kanton Tessin). Der CPUE der beiden Gruppen 1991 19931995 1997 1999 ist aber weitgehend identisch – Aussteiger sind aufgrund UR TI BE SG der verfügbaren Daten nicht unbedingt schlechtere Angler,

Abb. 5.9.5: Anteil der Angler, die aufgrund einer individuellen Patent- sondern solche mit wesentlich weniger erfolgreichen Angel- nummer identifizierbar sind und innerhalb eines gleitenden Dreijah- ausflügen (beispielsweise 16 gegenüber 10 Ausflügen pro resfensters, das über die Beobachtungsperiode verschoben wird, Patent und Jahr im Kanton Tessin). Auch die Einsteiger immer das Patent erneuert haben (Quelle: Suter und Marrer [6, 7]; bei SG, nur Daten von Alpenrhein; bei TI kurze Zeitreihe wegen spä- unterscheiden sich von den Patenterneuerern weniger durch ter Einführung der detaillierten Fangstatistik). einen tieferen CPUE sondern eher durch die deutlich gerin- gere Anzahl der erfolgreichen Ausflüge pro Jahr. Vermutlich ist der Anteil der (nicht erfassten) erfolglosen Ausflüge bei war und da ein verzerrtes Erinnerungsvermögen der Befrag- den Aus- und Einsteigern aber grösser als bei den Patent- ten zur Situation im Jahr 1980 oder ein selektiver Rücklauf erneuerern. der Antworten nicht völlig ausgeschlossen werden kann. An- Die mittlere Anzahl der Ausflüge pro Angler und Jahr geht dererseits ist zu bemerken, dass der Fangrückgang gemäss leicht zurück in den Kantonen Freiburg, Uri und Tessin, sind Umfrage gut mit dem gesamtschweizerischen Forellenfang- jedoch konstant im Kanton Bern [6, 7]. Im Jahr 2000 tätigten rückgang übereinstimmt (siehe Kapitel »Dokumentation die Angler in Bern, Freiburg und Uri rund 7,5 Ausflüge pro Fischrückgang») und dass für das Jahr 2000 der Anteil der Jahr, in den Jahren davor lautete die Reihenfolge bei der erfolglosen Angelausflüge gut mit den Werten in den Fliess- Ausflugszahl immer: Uri vor Freiburg vor Bern. Der Kanton gewässern der Kantone Tessin (Abbildung 5.9.6) und Tessin kennt neben den erfolgreichen Ausflügen pro Angler Graubünden (47% [4, 5]) übereinstimmt. und Jahr auch die Zahl der erfolglosen Ausflüge. Während von insgesamt 17 Ausflügen pro Patent im Jahr 1997 noch b) Auswertung von individuellen Angler-Fangstatistiken 69% erfolgreich waren, sank dieser Anteil bis zum Jahr 2000 Um Veränderungen bei den Anglern zu untersuchen, wurden auf 56% (Abbildung 5.9.6). Vermutlich reagiert der Anteil die digitalisiert vorliegenden, individuellen Anglerfangstatis- erfolgloser Ausflüge sehr sensitiv auf Veränderungen bei der tiken der Kantone Bern, Freiburg, St.Gallen (nur Daten vom Bestandesdichte der Fische. Auch der Anteil der Patente, Alpenrhein), Uri und Tessin untersucht [6, 7]. Als einziger welche während das ganzen Jahres erfolglos waren, stieg Kanton kennt der Tessin seit mehreren Jahren auch den An- an, wodurch der Anteil der erfolgreichen Patente von 93% im teil der nicht erfolgreichen Angelausflüge; seit 2002 erfasst Jahr 1997 auf 88% im Jahr 2000 zurückging. auch Graubünden diese Daten [4, 5]. Nachfolgend wird oft der Tagesfang pro erfolgreichem Angelausflug (CPUE) ver- 5.9.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten wendet. Wenn es darum geht, Trends zu erfassen, eignet Vom Kanton Bern liegen Fangdaten seit 1989 vor. An diesem sich dieser standardisierte Wert besser als der Jahresfang, Datensatz versuchten Kirchhofer und Staub [9] zu klären, wie der stark durch die Befischungsintensität (Anzahl der Pa- weit die Fänge durch Veränderungen im Bestand und in der tente und Ausflüge pro Patent und Jahr) beeinflusst wird. Der Befischungsintensität beeinflusst werden (vgl. Unterhypo- CPUE wird in Fischereikreisen allgemein als Index für den Fischbestand verwendet, obwohl die Beziehung zwischen CPUE und Dichte des Fischbestandes durch verschiedene 100 erfolgreiche Patente zusätzliche Faktoren beeinflusst wird [8]. 90 Der Anteil der Patenterneuerer, welche ihr Patent jedes 80 Jahr erneuern, ist in den verschiedenen Kantonen unter- 70 schiedlich hoch und entwickelt sich auch unterschiedlich erfolgreiche Ausflüge Anteil Patente/

agesausflüge [%] 60

(Abbildung 5.9.5) [6, 7]. Dabei kann der Anteil der Patent- T erneuerer als Messgrösse für die Zufriedenheit interpretiert 50 1997 19981999 2000 werden, denn der Jahresfang je Patent ist im Kanton Uri, wo 75% der Angler ihr Patent regelmässig erneuern, mit Abb. 5.9.6: Entwicklung des relativen Anteils der Patente mit min- destens einem Fang pro Jahr (erfolgreiche Patente) und der Angel- 25 bis 34 Fischen pro Angler und Jahr am grössten, während ausflüge mit mindestens einem Fang (erfolgreiche Ausflüge) im der Alpenrhein (St.Gallen) sowohl beim Fang (sechs bis elf Kanton Tessin (Quelle: Suter und Marrer [6, 7]).

98 Fischnetz-Schlussbericht Befischungsintensität

2,5 Kirel (im Berner Oberland) und La Suze (im Berner Jura) wird die Frage weiter ausgeleuchtet. Beide Gewässer zeigen

2,0 einen starken Fangrückgang (Kirel: rund 140 gefangene Fo- rellen pro Hektar im Jahr 1989 und 70 im Jahr 2000; La Suze:

CPUE 400 Forellen pro Hektar im Jahr 1989 und 200 im Jahr 2000) 1,5 aber geringe Veränderungen beim CPUE (Kirel: 2,4 Forellen [Anzahl Fische/ pro Ausflug im Jahr 1989 und 2,3 im Jahr 2000; La Suze: 2,0 erfolgreicherTagesausflug] 1,0 Forellen pro Ausflug im Jahr 1989 und 2,1 im Jahr 2000). Da 1989 1991 1993 1995 1997 1999 Jahr die Bestandesdichte möglicherweise abgenommen hat, Abb. 5.9.7: Zeitliche Entwicklung des CPUE (Bachforellenfang pro ohne dass sich dies beim CPUE bemerkbar macht, wird erfolgreichem Angelausflug) in den Jahren 1989–2000. Dargestellt anstelle des CPUE der Anteil der Erfolgsfischer (definiert als sind für 50 Fangabschnitte der Median (dicker Strich: gleich viele Fischer mit einem CPUE von vier bis sechs Forellen pro Aus- Abschnittwerte liegen ober- und unterhalb dieses Wertes) und der Interquartilbereich (Box: enthält 50% aller Werte). flug) bezüglich allen Fischen untersucht. Wie Abbildung 5.9.8 zeigt, besteht eine enge Beziehung zwischen dem Jahres- fang (und der stark damit korrelierten Anzahl Ausflüge) und thesen 1 und 2 in der Einleitung). Zwischen dem Bestand und dem Anteil der Erfolgsfischer. Dies lässt sich folgender- der Befischungsintensität ist eine Abhängigkeit zu vermu- massen interpretieren: Die Angler haben Informationen zum ten, ohne dass aber bekannt ist, was zuerst war: Haben die Fischbestand und zur Wahrscheinlichkeit des Fangerfolgs in Angler wegen tatsächlich oder bloss vermutlich schlechtem den einzelnen Fangstrecken, beispielsweise aufgrund des Fischbestand weniger häufig gefischt? Oder sind die Fänge Anteils der Erfolgsfischer in der laufenden Fangsaison. In zurückgegangen, weil weniger Angelpatente verkauft und Jahren mit einem vermutlich hohen Fischbestand oder güns- weniger Ausflüge pro Angelpatent unternommen wurden? tiger Fangerfolgsaussicht gibt es – unabhängig von der fest- Der CPUE liegt im Kanton Bern, als gemittelter Wert (Median) gestellten langfristigen Abnahme der Anzahl Patente – mehr über die 50 erfassten Fliessgewässerfangabschnitte, zwi- Angelausflüge an die betreffende Strecke. Die Ursachen- schen 1,8 und 1,95 (Abbildung 5.9.7). Ein gleich bleibender kette, welche letztlich zum Jahresfang führt, beginnt somit CPUE deutet aber nicht darauf hin, dass der Fischbestand zumindest teilweise bei der Fischbestandesdichte. Weitere kleiner geworden ist, sofern der CPUE tatsächlich ein ge- Beobachtungen bestätigen, dass die Angler auf guten und eigneter Indikator für die Fischbestandesdichte ist. Hingegen besteht eine enge Beziehung zwischen der Anzahl Angel- ausflüge pro Jahr und dem Jahresfang – Zeitreihen dieser 150 Kirel 1989 beiden Parameter zeigen weitgehend parallel verlaufende 120 Kurven [6, 7]. 90 Hinweise auf einen fehlenden Bestandesrückgang wider-

[Anzahl/ha·Jahr] 2000 sprechen der Folgerung von Escher und Büttner [10], die aus 60 ng

den rückläufigen Forellenfängen schlossen, dass die Bach- fa

er 30 forellenbestandesdichte im Kanton Bern stark abgenommen ngl habe und dass die zurückgegangene Anzahl Angelausflüge A 0 051015 20 25 30 zusätzlich zu einer Herabsetzung der Fangzahlen geführt Anteil Erfolgsfischer [%] habe. Eine Auflösung bringt allenfalls die «Kuchenvertei- lungs-These». Diese geht davon aus, dass aus einem Ge- 600 La Suze wässer eine bestimmte Fischzahl nachhaltig (also im Rah- 450 men der durch geeignete Schonmassnahmen geregelten 1989

Nutzung) abgeschöpft werden kann. Dieser Fang wird bei 300 mittlerem bis starkem Befischungsdruck immer abge- [Anzahl/(ha·Jahr)]

ng 2000

schöpft. Geht die Patentzahl zurück, wird der frühere Fang fa 150 von Anglern, welche kein Patent mehr lösten, durch die ver- er ngl bleibenden Angler kompensiert. Die Auflösung des Konflikts A 0 051015 20 25 würde also lauten: Eigentlich wäre der CPUE wegen redu- Anteil Erfolgsfischer [%] ziertem Fischbestand nach unten gegangen; wegen der ab- Abb. 5.9.8: Beziehung zwischen Forellenfang der Angler und dem nehmenden Anglerzahl verteilte sich der abschöpfbare Fang Anteil der «Erfolgsfischer» (mit CPUE von vier bis sechs Fischen pro aber auf eine kleinere Anzahl Angler und führte bei den ver- Anglerausflug) an allen Anglerausflügen in den beiden Fangstrecken Kirel und La Suze. Die zeitliche Entwicklung wird mit den Verbin- bleibenden Anglern, trotz abnehmendem Bestand, nicht dungslinien dargestellt, wobei die Jahre für Beginn und Ende der zu einem rückläufigen CPUE. Am Beispiel der beiden Flüsse Zeitreihe beschriftet sind.

99 Befischungsintensität Fischnetz-Schlussbericht

schlechten Fangerfolg reagieren: Friedl [11] stellt fest, dass Gewässer/Sektor, Fischart (jeder Fisch einzeln erfasst), die Patentzahlen nach mehreren Jahren Zeitverzug auf die Fischlänge, Angelstunden (Uhrzeit beim Verlassen des Ge- sinkenden Forellenfänge reagieren; auch Guthruf [2] äussert wässers eintragen). Werden alle diese Einträge vorgenom- sich zur Zeitverzögerung zwischen Fangrückgang und Re- men, werden auch die nicht erfolgreichen Ausflüge mit- aktion bei den Patenten, und Hertig [12] macht die gleichen erfasst (trifft zurzeit nur für TI und GR zu). Beobachtungen am Linthkanal. Für gesamtschweizerische Untersuchungen, die neben dem bereits früher jeweils erfassten Kantonstotal der Fänge 5.9.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen pro Fischart auch die pro Fangstrecke regionalisierten Fänge Die Patentzahlen sind in den meisten Kantonen und damit auswerten sollen, wäre es hilfreich, wenn sich die Kantone auch in der gesamten Schweiz stark rückläufig. In geringe- auf eine harmonisierte Datenerfassung und -ablage einigen. rem Ausmass ist auch die Anzahl der Ausflüge pro Patent Sowohl der CPUE als auch der Jahresfang pro Patent in zurückgegangen, wie die Selbsteinschätzung von befragten einem bestimmten Gewässer weisen rechtsschiefe Vertei- Anglern und die in einigen Kantonen vorhandene, detaillierte lungen auf (ein kleiner Anteil der Fischer fängt über 50% Erfassung der Angelfänge zeigt. Die heutige Befischungs- des Jahresertrages). Für Vergleiche der Fänge zwischen ver- intensität ist somit deutlich kleiner als früher. schiedenen Jahren oder Gewässern innerhalb des gleichen Es ist nicht genau quantifizierbar, wie weit der Rückgang Kantons oder zwischen verschiedenen Kantonen sind die der Befischungsintensität die Ursache für einen Fangrück- üblichen Mittelwertangaben (arithmetische Mittel, Median) gang (Ursache Befischungsrückgang) und die Folge eines wenig aussagekräftig. Es sollten deshalb geeignetere Kenn- Bestandesrückgangs ist (Ursache Bestandesrückgang). Für zahlen zur Beschreibung von «Mittel» und Streuung der beide Ursachen gibt es Hinweise, wobei diejenigen für die Fangdaten geprüft werden. Ursache Bestandesrückgang überwiegen. Für die Ursache Befischungsrückgang spricht die stark 5.9.6 Literaturnachweis zurückgegangene Anzahl Patente und Angelausflüge, die [1] FFSP (2002) Bewirtschaftungsstatistik 2001 – Besatz- und Ertrags- enge Korrelation zwischen Anzahl Angelausflüge und Jahres- auswertungen der freiburgischen Patentgewässer. Fédération Fribourgeoise des Sociétés de Pêche, Freiburg. pp. 95. fang sowie der in vielen Fangstrecken kaum rückläufige CPUE, der auf eine unveränderte Fischbestandesdichte hin- [2] Guthruf J (2003) Faktenbericht Anglerzahlen in der Schweiz. Mit- teilungen zur Fischerei Nr. 76. BUWAL, Bern. pp. 69. weist (CPUE bezieht sich allerdings nicht auf alle, sondern [3] Mosler H-J, Soligo O, Bänteli M & Mosler-Berger C (2002) Angel- nur auf die erfolgreichen Ausflüge). fischer über sich selbst: Verhalten, Bedürfnisse, Zufriedenheit – Für die Ursache Bestandesrückgang spricht die gute 1980 bis 2000. Fischnetz-Publikation. BUWAL, EAWAG, Dübendorf. Übereinstimmung zwischen einem hohen Anteil von Anglern, pp. 117. die in einer bestimmten Fangstrecke vier bis sechs Forellen [4] Michel M (2003) Fischfangstatistik 2002. Amt für Jagd und Fischerei Graubünden. pro Ausflug fangen und einer grossen Anzahl Ausflüge an http://www.jagd-fischerei.gr.ch/news/fischerei_2003.pdf (16.04.03). diese Strecke. Dies zeigt, dass die Angler auf den Fisch- [5] Michel M (2003) Einblick in die Bündner Fangstatistik 2002. Teile 1, bestand reagieren. Ebenfalls für einen Bestandesrückgang 2, 3 und 4. Amt für Jagd und Fischerei Graubünden. sprechen die früher grösseren Jahresfänge und der heute http://www.jagd-fischerei.gr.ch/news/fischfangstatistik_2003_1.pdf (16.04.03). höhere Anteil erfolgloser Angelausflüge [3], weiter zu er- [6] Suter HP & Marrer H (2003) Eckdaten Anglerfang. Detailauswertung wähnen ist der Wechsel der Angler von Fliessgewässer- zu der Angler – Tagesfänge in Schweizer Fliessgewässern. BUWAL, Seepatenten [2] sowie der Rückgang des Anteils der erfolg- Bern. pp. 53. reichen Angelausflüge am Total aller Ausflüge (nur Daten im [7] Suter HP & Marrer H (2003) Eckdaten Anglerfang. Grafiken zum Kanton Tessin [6, 7]). Bericht – Tagesfänge in Schweizer Fliessgewässern. BUWAL, Bern. pp. 93. Aussteiger sind aufgrund der verfügbaren Daten nicht wesentlich schlechtere Angler als Patenterneuerer, aber sie [8] Hilborn R & Walters C (1992) Quantitative fish stock assessment: choice, dynamics and uncertainty. Chapman and Hall, New York. weisen weniger erfolgreiche Ausflüge aus [6, 7]. Da Ent- pp. 570. täuschung über schlechten Fang der mit Abstand häufigste [9] Kirchhofer A & Staub E (2003) Weniger Fische oder weniger Grund für den Ausstieg ist und Zeitmangel nur sekundär Fischer? Zur Beziehung zwischen Fischfang und Fischbestand. wirkt [3], haben Aussteiger vermutlich auch besonders viele BUWAL, Bern. pp. 15. erfolglose Ausflüge. Dies erklärt den Weg von schlechtem [10] Escher M & Büttner S (2001) 10 Jahre Fangstatistik im Kanton Bern. Fischereiinspektorat Bern, Bern. pp. 61. Bestand zu rückläufigen Patentzahlen. [11] Friedl C (1999) Fischfangrückgang in schweizerischen Fliessgewäs- sern. Mitteilungen zur Fischerei Nr. 63. BUWAL, Bern. pp. 32. 5.9.5 Massnahmen [12] Hertig A (2002) Erfolgskontrolle zum Synthesebericht Kormoran und Die kantonalen Fangstatistiken sollen der Empfehlung von Fische: Testgebiet Linthkanal. BUWAL, Bern. pp. 34. Friedl [11] entsprechen und folgende Parameter erfassen: Datum (Eintrag bei Ankunft am Gewässer, inklusive Uhrzeit),

100 Fisch fressende Vögel

Vogelprädation

Dichte der Dichte der Jungfische adulten Fische

5.10 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer gesteigerten Fischentnahme durch Fisch fressende Vögel

Zusammenfassung Fischentnahme durch Kormorane und Gänsesäger betrug Kormoran und Gänsesäger, in einem geringeren Ausmass 1980 rund 1% des Angelertrags und stieg bis 2001 auf 10%. auch der Graureiher, gelten in Fischereikreisen als Vogel- Dies ist einerseits auf einen reduzierten Angelfang und an- arten, welche die Fischbestände beeinflussen. Die Bestände dererseits auf eine erhöhte Entnahme durch die Vögel zu- dieser drei Vogelarten haben in der Schweiz in den vergan- rückzuführen. Die Reduktion bei den Anglerfängen (minus genen 20 bis 30 Jahren deutlich zugenommen, wobei heute 160 000 kg zwischen 1980 und 2000) ist wesentlich grös- der Kormoran mit 5000 bis 6000 überwinternden Vögeln ser als die gestiegene Fischentnahme durch die Vögel (plus deutlich häufiger als der Gänsesäger (4000 Überwinterer) 6000 kg). Wird der obige Vergleich zwischen Fischentnahme und der Graureiher (1500 Überwinterer) vorkommt. Im Som- durch Angler und durch Vögel nicht mit dem Fischgewicht, mer ist hingegen der Gänsesäger mit seinen bis zu 870 Brut- sondern mit den Stückzahlen der Fische durchgeführt, er- paaren bedeutender als der Kormoran mit weniger als 200 geben sich andere Werte, da die Vögel kleinere Fische er- nichtbrütenden Vögeln und wenigen Brutpaaren. beuten als die Angler: Die Vögel entnahmen im Jahr 1980 In rund 22% von 1850 untersuchten Kormoranmägen wur- rund 3% Fische im Vergleich zur Fangzahl der Angler, im Jahr den Forellen gefunden, beim Gänsesäger in 70% von 98 un- 2001 waren es 27%. tersuchten Mägen. Die auf das ganze Jahr hochgerechnete Trotz dieser im Vergleich zu den Angelfischern recht hohen Fischentnahme in den vergangenen zwei Jahrzehnten wird aus der nicht flächendeckenden räumlichen Verbreitung von Abb. 5.10.1: Zusammenspiel wichtiger Faktoren für die Fisch- Kormoran und Gänsesäger in der Schweiz gefolgert, dass entnahme durch Fisch fressende Vogelarten (oder Vogelprädation). keiner dieser beiden Prädatoren als Faktor für den in der Das Ausmass der Vogelprädation hängt einerseits von der Grösse des Fischbestandes, andererseits von der Anzahl der Fisch fressen- gesamten Schweiz festgestellten Forellenfangrückgang in den Vögel ab. Frage kommt. Die Gesamtprädation durch Kormoran und

101 Fisch fressende Vögel Fischnetz-Schlussbericht

Gänsesäger, die in vielen Gewässern gleichzeitig vorkom- Aare (von Aare Rhein alle anderen Niederried (Klingnau) (ganze Länge) Flüsse men, ist jedoch als relevant und von lokaler Bedeutung zu bis Aarau) beurteilen. 1000

800 5.10.1 Einleitung und Fragestellung Es ist denkbar, dass der Fischfangrückgang die Folge einer 600

Nutzungskonkurrenz zwischen Angelfischerei und einer zu- [Anzahl] 400 nehmenden Anzahl Fisch fressender Vögel ist. Diese Kon- 200

kurrenz trifft zu, wenn der nachhaltig abschöpfbare Fang- Überwinternde Kormorane 0 ertrag in den vergangenen Jahren zu einem geringeren Teil 7080 90 00 70 80 90 00 70 80 90 00 70 80 90 00 von Anglern und zu einem grösseren Teil von Fisch fressen- Jahr (Mitte Januar) den Vögeln abgeschöpft wurde. Es könnte dabei sogar eine Abb. 5.10.3: Entwicklung des Winterbestandes des Kormorans an Überfischungssituation entstehen, weil die Gesamtnutzung den Fliessgewässern, Schlafplätze an Fliessgewässern und Fluss- staus (Quelle: Schweizerische Vogelwarte Sempach). über die Schwelle der Nachhaltigkeit ansteigt. Die Prädation durch Vögel wirkt sich vor allem auf juve- nile Forellen aus (siehe Hypothese «verschiedene Faktoren», Vogelwarte Sempach erfasst. Die Verlaufskurven für die aus- Abbildung 5.13.5). Nachfolgend konzentrieren sich die Ab- schliesslich Fisch fressenden Vogelarten Kormoran und klärungen vorwiegend auf Gänsesäger (Mergus merganser) Gänsesäger und für den sich teilweise von Fischen ernähren- und Kormorane (Phalacrocorax carbo sinensis). den Graureiher (Ardea cinerea) zeigen unterschiedliche Ent- Diese Hypothese soll abklären, inwieweit Fisch fressende wicklungen (Abbildung 5.10.2). Die Bestände von Gänse- Vögel zum Fischfangrückgang beigetragen haben. Dabei säger und Graureiher nahmen vorwiegend in der Dekade von stellen sich folgende Teilfragen: 1970 bis 1980 zu. Beim Kormoran lag das grösste Wachstum Wie haben sich die Bestände der überwinternden, über- in der Dekade von 1980 bis 1990, ein Maximum von über sommernden und brütenden Fisch fressenden Vögel in den 8000 Vögeln lag im Winter 1991/92 und anschliessend folg- letzten 20 bis 30 Jahren verändert? te ein Rückgang auf 5000 bis 6000 Vögel. Inwiefern stimmt das Beutespektrum der Fisch fressenden Für die Diskussion des Forellenfangrückgangs interessie- Vögel mit demjenigen der Angler bezüglich Arten und Grös- ren primär jene Vögel, welche sich an den Fliessgewässern senklassen überein? aufhalten. Für die Kormorane lässt sich diese Zahl ab- Lässt sich die Entnahmemenge durch die Vögel erfassen, schätzen, wenn nur die Schlafplätze an Fliessgewässern zur Entnahme durch die Angler in Beziehung setzen und be- und Flussstaus betrachtet werden (Abbildung 5.10.3). Die züglich ihrer Relevanz für die Fischbestände abschätzen? winterlichen Kormoran-Bestandesmaxima waren Anfang der 1990er Jahre zu beobachten, anschliessend ging die Vogel- 5.10.2 Befunde in der Schweiz präsenz stark zurück, um gegen Schluss der Zeitreihen wie- Entwicklung der Fisch fressenden Wasservögel der leicht zuzunehmen. Während der Zeit der Maxima betrug Die Winterbestände der Wasservögel werden in der Schweiz die Anzahl dieser «Fliessgewässer-Kormorane» jeweils über jährlich Mitte Januar unter der Leitung der Schweizerischen 2000, heute um 1000 Vögel. Bezogen auf die Gesamtzahl der Überwinterer (Seen und Flüsse) lag der Anteil der «Fliess- gewässer-Kormorane» um das Jahr 1970 im Bereich von 10 0%, er stieg dann bis zum Winter 1990/91 auf 30% und sank

8 danach auf den heutigen Wert von rund 20%. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Anzahl Kormorane während 6 der 1980er Jahre an den Fliessgewässern rascher zugenom- men hat als der Gesamtbestand. 4 Für die Gänsesäger wurde die Winterpräsenz an den 2 Fliessgewässern durch eine Auswertung abgeschätzt, bei Vögel [Anzahl in Tausend] welcher die ornithologischen Zählstrecken an den Fliess- 0 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 gewässern und Flussstaus betrachtet wurden (Abbildung Jahr 5.10.4). Die Gänsesägerpräsenz zeigt im Winter einen seit Kormoran Graureiher Gänsesäger Mitte der 1970er Jahre zunehmenden Bestand. Die aktuellen Abb. 5.10.2: Entwicklung des Winterbestandes (Gesamtzahl für Winterzahlen liegen bei rund 400 Gänsesägern bei der Zäh- Seen und Fliessgewässer) der drei massgeblichen Fisch fressenden lung Mitte November und bei 1000 Vögeln bei der Januar- Vögel Kormoran, Gänsesäger und Graureiher in der Schweiz. Zäh- lungen Mitte Januar entlang den Gewässern, für Kormoran an den zählung. Kleinere Fliessgewässer wurden bei der Winter- Schlafplätzen (Quelle: Schweizerische Vogelwarte Sempach). zählung allerdings nicht erfasst, weshalb der Winterbestand

102 Fischnetz-Schlussbericht Fisch fressende Vögel

1800 500 Paare um 1996 zugenommen. Ein anderes Mass für die 1600 Zunahme ist die Anzahl Atlasquadrate mit Bruten im Brut- 1400 1200 vogelatlas: 49 Quadrate mit brütenden Vögeln in den Jahren 1000 1972–1976 und 78 solcher Quadrate für 1993–1996. Die 800 Besiedelung dehnte sich dabei von den Seen auch auf ver- 600 schiedene Fliessgewässer aus. Die Untersuchung zum Brut- 400 Gänsesäger [Anzahl] 200 bestand von Keller [3] schätzt den Brutbestand auf 620–870 0 Paare, wovon 490–670 am Genfersee vorkommen. Weiter 19701975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Jahr zeigt diese Studie, dass die Gänsesäger vor allem an den Gänsesäger Mitte Jan. Gänsesäger Mitte Nov. Seen und an den grossen Fliessgewässern zu finden sind – insbesondere an der Aare und deren Staustufen. Abb. 5.10.4: Entwicklung des Winterbestandes des Gänsesägers an den Fliessgewässern (Zählstrecken an Fliessgewässern und Flussstaus) um Mitte November und Mitte Januar (Quelle: Schwei- Beutespektrum der Fisch fressenden Vögel zerische Vogelwarte Sempach). Die Kenntnisse über die Nahrung des Kormorans an Fliess- gewässern basieren auf Untersuchungen an 1850 Mägen nicht vollständig bekannt ist; die nicht erfasste Anzahl Gän- von Kormoranen, die an Fliessgewässern erlegt wurden. sesäger dürfte gemäss Keller [1] aber meist klein sein. Diese Mägen enthielten insgesamt 2790 makroskopisch Für die Sommerbestände liegen keine mit der Wintersitua- identifizierbare Fische [5]: Werden die Zahlen pro Fischart tion vergleichbaren synchronen Bestandeszählungen vor. miteinander verglichen, kommt der Stichling am häufigsten Für den Kormoran wurden aber unsynchronisierte ornitho- vor, und war in einigen Mägen mit über hundert Exemplaren logische Beobachtungen ausgewertet [2]; sie zeigen in den vertreten. Die Bachforelle, deren Anteil 15% aller Fische er- vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl übersom- reichte, war die am zweithäufigsten gefundene Fischart. Im mernder Kormorane, die sich zu einem grossen Teil im Be- Zusammenhang mit der Nahrungswahl interessiert aber we- reich des Naturschutzgebiets «Les Grangettes» am Genfer- niger, welche Fischart welchen Anteil bezüglich der 2790 see aufhalten (Abbildung 5.10.5). Die aktuelle Anzahl identifizierten Fische erreicht, sondern vielmehr der Anteil übersommernder Kormorane liegt bei 200 Vögeln. Seit dem der Mägen mit einer bestimmten Fischart («Menüwahl» der Sommer 2001 besteht am Neuenburgersee ein kleiner Brut- Kormorane). Die im Zusammenhang mit den Angelfängen bestand des Kormorans. besonders interessierenden Forellen waren in 22% der Kor- Zur Sommersituation beim Gänsesäger liegen detaillierte moranmägen vorhanden (Abbildung 5.10.6). Dabei kamen Daten aus dem Jahr 1998 vor [3]: Im Juli 1998 waren rund Forellen mit Längen von 15–20 cm am häufigsten vor; be- 1100 Gänsesäger an den Seen und 200 Vögel an den Fliess- züglich der entnommenen Fischbiomasse dominierte jedoch gewässern anwesend; etwa die Hälfte dieses Bestandes die nur etwa halb so häufige Längenklasse 25–30 cm. waren Jungvögel. Zur zeitlichen Entwicklung der Gänse- Über die Nahrung des Gänsesägers liegen weniger detail- sägerbestände bestehen keine präzisen Angaben. Gemäss lierte Kenntnisse vor, da nur 98 Mägen mit insgesamt 130 Schweizer Brutvogelatlas [4] hat der Brutbestand des Gän- Fischen untersucht wurden. Auch stammten 88% dieser sesägers von 140 Paaren Mitte der 1960er Jahre auf 450 bis Gänsesägermägen von bloss drei Gewässern, nämlich Töss

300 30 Genfersee Anzahl 250 übrige CH Gewicht

200 20

150

100 10 Anteil [%] Kormorane [Anzahl] 50

0 0 <5 5–10 10–15 15–20 20–25 25–30 30– 35 35–40 >40

1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Längenklasse [cm] Jahr Abb. 5.10.6: Längenverteilung der 369 Forellen, die in Mägen von Abb. 5.10.5: Entwicklung des Sommerbestandes des Kormorans in Kormoranen festgestellt wurden und deren Länge gemessen wer- der Schweiz, dargestellt als Summe der Kormorane in den einzel- den konnte (Quelle: Sammlung der kantonalen Daten bei BUWAL, nen Kilometerquadraten während der Zeit vom 16. Mai bis 14. Juni Sektion Fischerei). Das Gewicht pro Längenklasse wurde aufgrund (Quelle: modifiziert nach Burkhardt et al. [2], V. Keller, persönliche der Anzahl der Forellen pro Klasse und des geschätzten Durch- Mitteilung). schnittsgewichtes eines Fisches aus der Klassenmitte berechnet.

103 Fisch fressende Vögel Fischnetz-Schlussbericht

40 Die Bedeutung der Gänsesägerprädation für die Fisch- Anzahl Gewicht bestände und Möglichkeiten zur Vogelabwehr wurden im 30 Kanton Waadt an Vallorbe, Orbe, Broye und Venoge unter- sucht [10, 11]; weiter laufen Untersuchungen an der Schüss 20 (BE) [12] und an der Kleinen Saane (FR) [13]. Die bisherigen Anteil [%] Untersuchungen waren bezüglich Umfang und Beobach- 10 tungsdauer aber nicht ausreichend, um die Bedeutung der Gänsesägerprädation für die Fischbestände zu quantifizie- 0 <6 6–10 11–15 16–20 21–25 26–30 >30 ren. Nutzbar sind aber die Angaben zum Mageninhalt erleg- Längenklasse [cm] ter Vögel (siehe oben) und Informationen zum Verhalten der

Abb. 5.10.7: Längenverteilung der 42 Forellen, die in Mägen von Gänsesäger. So wurde im Gebiet Bielersee-Schüss festge- Gänsesägern festgestellt wurden und deren Länge gemessen stellt, dass sich die Gänsesäger im Sommer vorwiegend am werden konnte. Das Gewicht pro Längenklasse wurde aufgrund der Bielersee aufhalten, zu Beginn des Winters an die untere Anzahl der Forellen pro Klasse und des Durchschnittsgewichtes eines Fisches aus der Klassenmitte berechnet. (Quelle: Sammlung Schüss einfliegen und im Laufe des Winters die Fressplätze der kantonalen Daten bei BUWAL, Sektion Fischerei). zunehmend flussaufwärts verlegen, was als fortschreitende Abschöpfung der Nahrungsbasis interpretiert wird (C. Küng, mündliche Mitteilung). (ZH), Sihl (ZH) und Thur (SG). Analog zu den obigen Daten In Ermangelung schweizerischer Ergebnisse muss bezüg- bei den Kormoranmägen wurden 56% der insgesamt 130 lich der Gänsesäger mehr auf Kenntnisse aus der Literatur identifizierbaren Fische als Forellen bestimmt, und in 70% zurückgegriffen werden. Diese zeigen: der Gänsesägermägen waren Forellen vorhanden. Kleine Eine Bevorzugung bestimmter Fischarten wird nicht fest- Forellen mit Längen von 6–10 cm kamen am häufigsten vor gestellt; ein hoher Anteil der Salmoniden ist jedoch auffällig (Abbildung 5.10.7); bezüglich der entnommenen Fischbio- und ergibt sich aufgrund der häufigen Futteraufnahme an masse wächst aber die Bedeutung mit zunehmender Fisch- Salmonidengewässern ([14] mit Übersicht zu Nahrungswahl grösse und erreicht bei den Forellen von 26–30 cm das und Beutefischgrössen). Maximum. Die Fischentnahme aus den beiden englischen Gewässern River Hodder und Upper Wyne, die während der drei Brut- Geschätzte Entnahme durch Fisch fressende jahre 1996–98 untersucht wurden [15], betrug für das erste Wasservögel und Bedeutung der Prädation durch Vögel Gewässer 18–20 kg Fische/ha bei einer Vogeldichte von im Vergleich zum Angelfang 0,2 adulten und 0,7 jungen Gänsesägern/km und für das Die Bedeutung der Kormoranprädation wurde in verschie- zweite Gewässer 8–33 kg Fische/ha bei einer Vogeldichte denen Studien [6–9] detailliert untersucht. Diese Arbeiten von 0,3–0,9 adulten und 0,5–1,6 jungen Gänsesägern/km. weisen darauf hin, dass Äschenbestände durch Kormorane Neu an ein Gewässer einfliegende Gänsesäger bevor- teilweise stark genutzt werden und dass Veränderungen be- zugen Flussabschnitte, an denen bereits Vögel fischen [16], züglich Altersstruktur und Fischdichte die Folge sind. was zu hohem lokalem Frassdruck führt.

Parameter Einheit Kormoran, Winter Kormoran, Sommer Gänsesäger, Winter Gänsesäger, Sommer 1980 2001 1980 2001 1980 2001 1980 2001 Ausgangsdaten: Vögel in der ganzen Schweiz Stück 1 500 5 500 0 170 4 000 4 000 1 000 1 300 Vögel an Fliessgewässern Stück 0 1 100 0 30 200 600 150 200 Aufenthaltsdauer Tage 150 180 150 150 100 100 Tagesfutterbedarf kg 0,5 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 Anteil Mägen mit Forellen % 22 22 70 70 70 70 Forellen pro Magen Stück 1,6 1,6 1,3 1,3 1,3 1,3 Berechnungen (gerundet): entnommene Fischmenge1 kg 0 82 500 0 2 200 9 000 27 000 4 500 6 000 entnommene Forellenmenge 2 kg 0 4 300 0 140 2 000 6 100 1 000 1 300 entnommene Forellenzahl 3 Stück 0 58 100 0 1 900 27 300 81 900 13 700 18 200

1 Produkt aus Vogelzahl, Aufenthaltsdauer und Tagesfutterbedarf 2 Produkt aus entnommener Forellenzahl und mittlerem Stückgewicht von 74 g für Kormorane resp. 46 g für Gänsesäger 3 Produkt aus Vogelzahl, Aufenthaltsdauer, Anteil Mägen mit Forellen und Forellenzahl pro Magen

Tab. 5.10.1: Berechnung der von Kormoranen und Gänsesägern während des Sommer- und Winterhalbjahres aus Fliessgewässern entnomme- nen Forellen (Bach-/Fluss-/See-/Regenbogenforellen) in den Jahren 1980 und 2001.

104 Fischnetz-Schlussbericht Fisch fressende Vögel

Parameter Einheit Angelfang Kormorane Gänsesäger Verhältnis Vogelnut- zung zu Angelnutzung 1980 2001 1980 2001 1980 2001 1980 2001

Total genutzte Forellen1 Stück 1 500 000 600 000 0 60 000 41 000 100 100 genutzte Forellenbiomasse 2 kg 208 000 120 000 0 4 440 3 000 7 400 Vogelfang/Angelfang % 327 Vogelertrag/Angelertrag % 110

1 Zahlen gemäss Fangstatistik BUWAL, ergänzt mit 200 000 Stück für GR und andere nicht erfasste Gewässer 2 bei Annahme von 200 g Stückgewicht pro Forelle im Anglerfang

Tab. 5.10.2: Vergleich der durch Angelfischerei, Kormorane und Gänsesäger um 1980 und 2001 entnommenen Forellen (Bach-/Fluss-/See-/Re- genbogenforellen), Daten gemäss Tab. 5.10.1.

Gewässer mit vielfältiger Lebensraumstruktur und ent- ressant geworden wären, ist nicht bekannt. Relevant ist aber sprechend gutem Unterstandsangebot für Fische werden oft der Hinweis auf das Wahrscheinlichkeitsnetzwerk (siehe als weniger empfindlich gegenüber dem Einflug von Gänse- Hypothese «verschiedene Faktoren»), wo aufgrund einer sägern dargestellt, doch basieren solche Aussagen bloss auf Literaturauswertung davon ausgegangen wird, dass für die intuitiven Annahmen und nicht auf Untersuchungsresultaten von den Vögeln entnommenen Fischgrössen keine kompen- [17]. satorischen Mechanismen wirksam sind, das heisst, dass die Eine genaue Quantifizierung der Prädation durch Kormo- von Vögeln entnommenen Fische nicht ohnehin wegen einer rane und Gänsesäger ist nicht möglich, da die Informationen zu hohen Dichte hätten sterben müssen. über die Vogelpräsenz unvollständig sind, die Informationen zum Mageninhalt nicht aus systematisch erhobenen Stich- 5.10.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten proben stammen und weitere Unzulänglichkeiten bestehen. Der gesamtschweizerische Kormoranbestand und auch der Trotzdem muss versucht werden, eine grobe Abschätzung Anteil der Kormoranschlafplätze an Fliessgewässern erlebte der gesamten Prädation durch die Vögel durchzuführen. Dies seine quantitativ grössten Zunahmen in den 1980er Jahren, wird in Tabelle 5.10.1 versucht, indem die gezeigten Zahlen was mit dem Forellenfang- respektive Forellenbestandes- zur Winter- und Sommerpräsenz sowie der tägliche Nah- rückgang zeitlich gut übereinstimmt. Insbesondere auf loka- rungsbedarf und die Zusammensetzung des Futters mitei- ler Ebene besteht bei verschiedenen Untersuchungsgebie- nander kombiniert werden, je getrennt für den Winter und ten eine räumliche Übereinstimmung zwischen Spitzen- den Sommer. Es resultiert eine geschätzte, in Stück und Ge- werten bei der Anzahl der einfliegenden Vögel und dem wicht angegebene Forellenentnahme durch die Vögel. Dabei Fischfangrückgang [6–9]. Es muss aber festgehalten wer- ist die Stückzahl eher unterschätzt, da die verwendete An- den, dass für eine saubere Beweisführung eines ursächlichen zahl Forellen pro Magen (1,6 bei den Kormoranen und 1,3 bei Zusammenhanges auch eine Kontrollgruppe gehört (Ab- den Gänsesägern) zwar den gefundenen Werten entspricht, schnitt ohne Kormoraneinflug innerhalb des Bereichs mit aber der untersuchte Mageninhalt in der Regel nicht einer Einflug) und dass dies bei den verschiedenen erwähnten vollen Tagesration entspricht. Die berechnete Forellenpräda- Felduntersuchungen aus versuchstechnischen Gründen je- tion durch Vögel lässt sich mit den Angelfängen vergleichen weils nicht möglich war. (Tabelle 5.10.2): Die Fischentnahme durch Vögel betrug im Beim Gänsesäger fehlt eine zeitliche Übereinstimmung Jahr 1980 bezogen auf das Fischgewicht rund 1%, bis zum zwischen der Zunahme der gesamtschweizerischen Über- Jahr 2001 stieg dieser Anteil auf 10%. Dies ist einerseits auf winterungszahlen in den 1970er Jahren und dem erst später den reduzierten Angelfang und andererseits auf die erhöhte auftretenden Fischfangrückgang. Auch bei dieser Vogelart Entnahme durch Vögel zurückzuführen. Die Reduktion bei werden vorhandene Daten aus ornithologischer und fische- den Anglern (minus 160 000 kg zwischen 1980 und 2000) ist reilicher Sicht oft unterschiedlich beurteilt. Nach Phasen mit wesentlich grösser als die angestiegene Fischentnahme lokalen Konzentrationen von Gänsesägern beobachtet die durch die Vögel (plus 6000 kg). Wird der obige Vergleich zwi- Fischerei oft stark reduzierte Fischbestände und stellt einen schen einer Fischentnahme durch Angler und durch Vögel monokausalen ursächlichen Zusammenhang zwischen Prä- nicht mit dem Fischgewicht, sondern mit den Stückzahlen dation und Fischdichte her (beispielsweise [18]). Ornitholo- der Forellen durchgeführt, ergeben sich andere Werte, da die gische Publikationen weisen dagegen eher darauf hin, dass Vögel kleinere Fische erbeuten als die Angler: Die Vögel ent- Gänsesäger bei einem Rückgang von Fischbeständen nur nahmen im Jahr 1980 rund 3% Forellen im Vergleich zur als zusätzlicher Faktor beteiligt sind (beispielsweise [19]). Fangzahl der Angler, im Jahr 2001 waren es 27%. Inwiefern Bezüglich der Graureiher wurde in der Schweiz bereits vor die kleineren, von den Vögeln konsumierten Fische bis zu rund 20 Jahren von der Kontaktgruppe Graureiher [20] fest- jenem Alter überlebt hätten, in welchem sie für Angler inte- gestellt, dass bis zu einer mittleren Vogeldichte von 0,4 Grau-

105 Fisch fressende Vögel Fischnetz-Schlussbericht

reihern pro Kilometer Gewässer keine Verbindung zwischen 5.10.5 Massnahmen Fischbestand und Vogelpräsenz statistisch nachgewiesen Managementmassnahmen für Fische und werden kann. Ist die Vogeldichte allerdings derart hoch, dass Fisch fressende Vögel die Verletzungsquote bei den 20 bis 30 Zentimeter langen Empfehlungen für Abwehrmassnahmen gegen Fisch fres- Fischen auf über 10% ansteigt, gelten Wirkungen auf den sende Vögel haben sich in der Vergangenheit als schwierig Fischbestand als akzeptiert, und entsprechend sind Ab- erwiesen: Einerseits sind verschiedene Interessengruppen schüsse gemäss den Empfehlungen der Kontaktgruppe betroffen (Fischerei, Vogelschutz, Naturschutz) und anderer- Graureiher [20] möglich. Diese früheren Befunde in der seits wird die Anzahl Fisch fressender Vögel in der Schweiz Schweiz werden durch neuere Untersuchungen im Ausland zu einem Grossteil durch Populationsentwicklungen im bestätigt: Zum Beispiel stellten Klinger und Lubieniecki [21] Ausland vorgegeben. Da es sich bei den Fisch fressenden bei drei untersuchten Forellengewässern mit Graureiherdich- Vögeln um ein bekanntes, auch ausserhalb von Fischnetz ten von 0,02 bis 0,33 Vögeln pro Kilometer fest, dass kein Zu- in Bearbeitung stehendes Thema handelt, gibt es zum Ma- sammenhang zwischen der Prädation durch Graureiher und nagement des Konflikts zwischen Kormoran und Fischern der Bachforellendichte nachgewiesen werden kann. bereits verschiedene Vorschläge [22, 23]. Ergänzend kann Folgendes empfohlen werden: 5.10.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen Die Abwehr von Kormoranen gemäss dem Massnahmen- Innerhalb der verschiedenen potenziellen Ursachen für einen plan von 1995 sollte in Bezug auf den Winterbestand [22] Fischfangrückgang zeichnen sich die Fisch fressenden Vögel konsequent angewendet werden. Gleiches gilt für den Mass- dadurch aus, dass sie für AnglerInnen besonders gut wahr- nahmenplan für den Sommer, der in einer vom BUWAL ge- nehmbar sind und seit einigen Jahren an vielen Gewässern leiteten Arbeitsgruppe ausgearbeitet und der Öffentlichkeit scheinbar oder tatsächlich häufiger vorkommen. Zusätzlich zugänglich gemacht werden soll [23]. zum Kormoran ist besonders der Gänsesäger oft Diskus- Der Gänsesäger sollte weder durch Nisthilfen (Fässer) sionsobjekt. gefördert, noch sollte in Veröffentlichungen auf solche Detaillierte Angaben zu den vom Kormoran genutzten Ge- Bestandesstützungen hingewiesen werden (beispielsweise wässern gibt es nicht, aber als Problemgewässer werden Zeichnung eines Fasses als «nichoir pour harle bièvre» in vorwiegend grössere Fliessgewässer genannt. Wenn aber [24]). Bezüglich der Abwehr der Gänsesäger konnten in der der Vogeleinflug nicht auf alle Fliessgewässer homogen ver- Schweiz bisher noch keine optimalen Lösungsansätze ge- teilt ist, lässt sich einerseits ableiten, dass der Kormoran eher funden werden. Vergrämungsexperimente in Bayern waren nicht als flächendeckender Faktor für den gesamtschweize- aber erfolgreich und führten zu einem signifikanten Anstieg rischen Forellenfangrückgang in Frage kommt. Andererseits der Äschenbestandes in der Vergrämungsstrecke, während zeigen aber die in Tabelle 5.10.2 zusammengestellten Forel- die Referenzstrecken ohne Vergrämung keinen solchen An- lenbiomassen und Forellenzahlen, dass die Entnahme durch stieg zeigten [25]. Kormorane und Gänsesäger insgesamt auf ein Niveau an- gewachsen ist, dem eine lokale Bedeutung zugesprochen Forschungsbedarf werden kann. Die Bedeutung der Fisch fressenden Vögel kann nur dann Der Gänsesäger kann sich als Brutvogel und auch als abgeschätzt werden, wenn auch an denjenigen Gewässer- Überwinterer an Forellengewässern aufhalten und dort einen strecken, die bisher von der Schweizerischen Vogelwarte bedeutenden lokalen Faktor für den Fischbestand darstellen. Sempach nicht erfasst wurden, die Kormorane, Gänsesäger An schmäleren Gewässern (unter 4 m Breite) genügt ein und Graureiher gezählt werden. Ob dies durch eine Ergän- einziger Gänsesäger pro Kilometer, um innerhalb von zwei zung der Vogelwarte-Zählstrecken oder durch Zählungen in Wochen einen Hektarertrag von 10 kg zu entnehmen. Die speziellen fischereilichen Monitoringstrecken erfolgen sollte, räumlich-zeitlichen Informationen zum Gänsesägervorkom- ist abzuklären. men und die Nutzungsmengen lassen darauf schliessen, Da der Gänsesäger mehr Biomasse als der Kormoran aus dass die Fischprädation des Gänsesägers als lokal be- den Gewässern entnimmt, sollte ihm künftig mehr Beach- deutender, jedoch nicht als flächendeckender Faktor für den tung geschenkt werden und die Datenbasis (insbesondere Forellenfangrückgang in der Schweiz in Frage kommt. bezüglich Nahrungswahl) verbessert werden. Weder die zeitlich-räumliche Dynamik der Graureiher, noch die Futterzusammensetzung (viel andere Nahrung 5.10.6 Literaturnachweis neben Fischen), noch die Anzahl überwinternder oder brü- [1] Keller V (1997) Zusammenstellung einiger Grundlagen zum Bestand tender Vögel lassen den Graureiher als zentrale Ursache für und zur Biologie des Gänsesägers in der Schweiz. Interner Bericht. Vogelwarte Sempach, Sempach. pp. 9. den weitgehend flächendeckenden Fischfang- respektive [2] Burkhardt M, Keller V, Kestenholz M & Schifferli L (2002) Der Kor- Fischbestandesrückgang in der Schweiz in Erscheinung moran in der Schweiz. Faktenblatt Kormoran. Vogelwarte Sempach, treten. Sempach.

106 Fischnetz-Schlussbericht Fisch fressende Vögel

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[7] Hertig A (2002) Erfolgskontrolle zum Synthesebericht Kormoran und Fische: Testgebiet Linthkanal. BUWAL, Bern. pp. 34.

[8] Hertig A (2002) Erfolgskontrolle zum Synthesebericht Kormoran und Fische, Testgebiet Hochrhein: Effizienz der Kormoranabwehr und Bestandesveränderungen bei der Äschenpopulation. Schluss- bericht. BUWAL, Bern. pp. 1–30.

[9] Staub E, Suter F & Sennrich E (2002) Kormoraneinflug und Fisch- bestand: Schlussbericht zum Untersuchungsgebiet Reuss Rotkreuz- Sins. BUWAL, Bern. pp. 1–21.

[10] Glauser M & Montmollin B (1998) Essai d’effarouchement des Harles bièvres sur l’Orbe et la Broye (VD). Rapport interne. biol conseils, Yverdon. pp. 8.

[11] Zufferey M (1998) Description et analyse de l’occupation de quel- ques cours d’eau vaudois par le harle bièvre (Mergus merganser L.) et étude de son comportement. Travail de diplôme. IZEA, Univer- sität Lausanne, Lausanne. pp. 96.

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[13] FFSP (2003) Zwischenbericht über die Untersuchung der Kleinen Saane. Fédération Fribourgeoise des Sociétés de Pêche, Fribourg. pp. 89.

[14] Kalbe L (1990) Der Gänsesäger. Neue Brehm Bücherei. Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt. pp. 137.

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[16] Wood CC (1984) Food-searching behaviour of the common mer- ganser (Mergus merganser). II: Choice of foraging location. Cana- dian Journal of Zoology 63: 1271–79.

[17] McNair JN (1984) The effects of refuges on predator-prey interac- tions: a reconsideration. Theoretical Population Biology 29: 38–63.

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[19] Bauer U & Zintl H (1995) Brutbiologie und Entwicklung der Brut- population des Gänsesägers Mergus merganser in Bayern seit 1970. Ornithologischer Anzeiger 34: 1–38.

[20] Kontaktgruppe Graureiher (1984) Graureiher und Fischerei (Kurz- fassung). Schriftenreihe Umwelt Nr. 42. BUWAL, Bern. pp. 17.

[21] Klinger H & Lubieniecki B (1995) Untersuchungen zum Einfluss des Graureihers auf die Bachforellenbestände in drei Mittelgebirgs- bächen in Nordrhein-Westfalen. Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, NRW. pp. 1–48.

[22] Pedroli JC & Zaugg C (1995) Kormoran und Fische: Synthese- bericht. Schriftenreihe Umwelt Nr. 242. BUWAL, Bern. pp. 94.

107

PKD-Auftreten

Konditions- faktor

Wachstumsrate

Lebensraum- PKD- variabilität Mortalität

Temperatur- faktor

hohe Temperatur Sömmerlings- kapazität Nahrung für Bachforellen Flussbreite

5.11 Hypothese: Veränderungen der Wassertemperatur haben zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fischfangertrages geführt

Zusammenfassung Die Lebensräume der Forellen verschoben sich dabei um Bachforellen bevorzugen kühle Fliessgewässer und wachsen 100–200 m in höhere Regionen. Die klimatisch verursachte am besten bei etwa 13 °C. Wassertemperaturen über 25 °C Erwärmung betrifft vor allem die erste Jahreshälfte. Andere ertragen die Forellen nur eine kurze Zeit. Eier benötigen für Veränderungen der Wassertemperatur, wie die Abkühlung ihre Entwicklung eine Wärmemenge von 420 Gradtagen, was von Flüssen und Bächen durch die Einleitung von kaltem bei einer Wassertemperatur von knapp 5 °C etwa 90 Tagen Wasser aus Speicherseen, durch Wärmepumpen oder durch entspricht. Eine Erwärmung um 1 °C verkürzt diese Entwick- Stossbelastungen bei Schwallbetrieb, sind lokale, für ein be- lungszeit um einen Fünftel. Die Wassertemperatur wirkt sich stimmtes Gewässer spezifische Phänomene. auf Fische aber auch indirekt über das Nahrungsangebot, Die Hypothese, dass Veränderungen der Wassertempe- Krankheitserreger und chemische Vorgänge aus. Kritisch ratur zu einem Rückgang der Fischpopulationen und -fänge können bereits Temperaturen über 15 °C sein, da sie zum geführt haben, hat sich bei warmen Mittellandflüssen mit Ausbruch der häufig tödlich verlaufenden proliferativen Nie- mehrwöchigen Perioden über 15 °C bestätigt. Bei kühleren renkrankheit («proliferative kidney disease», PKD) führen. Fliessgewässern muss diese Hypothese hingegen verworfen In den vergangenen 25 Jahren wurden die Fliessgewässer werden, da die positiven Effekte einer Erwärmung durchaus als Folge des Klimawandels um 0,4 °C bis 1,6 °C erwärmt. überwiegen können. Wichtigste, aber erst langfristig wirk- same Massnahme zum Erhalt der Fischpopulationen ist die

Abb. 5.11.1: Höhere Temperaturen beschleunigen die Entwicklung Bekämpfung der globalen Klimaerwärmung. Kurzfristige, nur des Laichs und die Wachstumsrate der Fische. Fliessgewässer die Symptome lindernde Massnahmen können das Erhalten mit höheren Temperaturen haben im Allgemeinen eine grössere und Schaffen kühlerer Bachabschnitte und – damit die Fische Sömmerlingskapazität. Im Sommer kann eine längere Warmwasser- periode jedoch zu einer hohen Sterblichkeit bei mit der Nieren- diese Stellen auch erreichen können – die Beseitigung von krankheit PKD befallenen Fischen führen. Wanderhindernissen in den Gewässern sein.

109 Wassertemperatur Fischnetz-Schlussbericht

5.11.1 Einleitung und Fragestellung Zeitraum der Erwärmung im Frühjahr ein. Die mittlere Jahres-

Sollte es zutreffen, dass Veränderungen der Wassertempera- temperatur TS, die Amplitude A und die Lage M des Tem- tur zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fisch- peraturmaximums im Kalenderjahr ermittelten wir durch die fangertrages geführt haben, so müsste sich die Temperatur Anpassung einer Sinus-Kurve an die Messdaten [3]. in den schweizerischen Fliessgewässern in den vergangenen T =T + A sin {2πt⁄ +(M–P⁄ )} Jahrzehnten parallel zu den Fischpopulationen und den t s P 4 t=Zeit [d] Fangerträgen verändert haben. Diese Veränderungen müss- Tt =Wassertemperatur zur Zeit t [°C] Ts = 12-Monatsmittelwert, mit der Sinus-Regressionskurve berechnet [°C] ten zudem so gross sein, dass sie sichtbare Effekte auf der A=Amplitude der Sinuskurve [°C] Ebene der Fischbestände zur Folge haben. Auf die Spur P=Periodenlänge von P (12 Monate = 365,25 d) M=Zeitpunkt des Temperaturmaximums [d] P solcher Veränderungen kann man auch kommen, wenn man (M– ⁄4)=Startpunkt der Sinuskurve, ϕ [d] wichtige Ursachen wie beispielsweise den Klimawandel un- tersucht. Zur Abklärung der Frage, ob Temperaturveränderungen zum Die Temperatur in Fliessgewässern unterliegt jahreszeit- Fischfangrückgang beigetragen haben, wurden folgende lichen Schwankungen und variiert ausserdem von Jahr zu Teilfragen untersucht: Jahr und von Gewässer zu Gewässer sehr stark. Im Jahres- Wie hat sich die Wassertemperatur der Fliessgewässer in verlauf kann sie mehr als 25 °C und im Tagesverlauf um meh- der Schweiz in den letzten 20 bis 30 Jahren entwickelt? rere Grad schwanken, je nach klimatischen Bedingungen Welche direkten und indirekten Wirkungen übt die Was- und Wetter. Für Fische sind neben den Tages- oder Jahres- sertemperatur auf die Fische und ihre Bestände aus? mittelwerten vor allem auch die Extremwerte an heissen Gibt es Hinweise, dass eine veränderte Wassertemperatur Sommernachmittagen und Abweichungen von der Norm in zum Rückgang der Forellenbestände und des Fischfang- kritischen Phasen der Entwicklung entscheidend. Fische ertrags geführt haben könnte? reagieren artspezifisch und je nach Entwicklungsstadium, Alter und übrigen Umweltbedingungen unterschiedlich auf 5.11.2 Befunde in der Schweiz die Temperatur. Die Wassertemperaturen der mittleren und Entwicklung der Temperatur in den vergangenen grösseren Schweizer Fliessgewässer sind in den vergange- Jahrzehnten nen Jahrzehnten signifikant gestiegen [1], während andere Die Fliessgewässertemperatur ist eine Funktion von Zu- chemische und physikalische Fliessgewässerparameter ab- flüssen (inklusive des Grundwassers), langwelliger Ein- und genommen haben oder mehr oder weniger unverändert Ausstrahlung, kurzwelliger Solarstrahlung (Wasser und geblieben sind [2] (siehe auch Hypothese «Chemikalien»). Sediment), Verdunstung und Kondensation, Konvektion Insbesondere der Abfluss weist in diesem Zeitraum keinen (Wärmeaustausch mit der Luft), Niederschlag, Dissipation signifikanten Trend auf. In unsere detaillierten Analysen der (Reibungswärme), Wärmeaustausch mit dem Sediment so- Temperaturverläufe bezogen wir neben den mittleren Jahres- wie chemischen und biologischen Prozessen [4]. Bei steilen temperaturen auch die Sommer- und Winterwerte sowie den Bergbächen kann die dissipative Energie den Hauptteil aus-

13 Limmat (Baden) Aare (Brugg) 12 Rhone (Chancy)

11 Broye Aare (Bern)

10 Thur Abb. 5.11.2: Entwicklung der 12-Monats- C]

° mittelwerte der Wassertemperatur TS 9 Ticino einiger typischer Fliessgewässer in der Schweiz (Daten des Bundesamts für Emme 8 Wasser und Geologie, Bern). Der Anstieg Rhein (vor Bodensee) der Temperatur verläuft bei praktisch allen 7 Linth (Mollis) Flüssen gleich. 1987/88 steigt die Tempe- assertemperatur [ ratur verstärkt an. Ausnahmen bilden die W Rhone (Sion) vom Betrieb hydraulischer Kraftwerke 6 Reuss (Seedorf) stark beeinflussten Gewässer, wie zum Aare (Brienzwiler) Beispiel die Lonza. Für die Wirkung auf 5 die Fische ist entscheidend, von welchem Lonza Temperaturniveau ausgegangen wird. Eine 4 Erwärmung der Aare bei Brienzwiler dürfte sich positiv auswirken, während es den 3 69 73 77 81 85 89 93 97 01 Bachforellen in der Limmat zunehmend zu Jahre warm wird.

110 Fischnetz-Schlussbericht Wassertemperatur

machen, während bei flachen Gewässern die Konvektion Temperaturerhöhung in der ganzen Schweiz zu beobachten sowie die lang- und kurzwelligen Strahlungen die grössten ist, dass sich auch die Lufttemperatur analog verhält [7, 8] Energieflüsse verursachen. Die in der Schweiz überdurch- und dass keine vergleichbaren Trends bei den Abflüssen schnittliche Zunahme der Lufttemperaturen durch die Klima- feststellbar sind (Abbildung 5.11.3), sind starke Indizien veränderung [5] kann also eine wichtige Ursache für Tempe- dafür, dass die beobachtete mittlere Erwärmung der Flüsse raturveränderungen auch in Fliessgewässern sein. Das Aus- direkt auf die Erwärmung der Atmosphäre und die Verände- mass des vermuteten Temperaturanstiegs wurde durch die rung der Einstrahlung zurückzuführen ist und nicht durch Analyse von Messreihen der Landeshydrologie an 27 Flüssen Änderungen des Wasserregimes verursacht wurde. Dass der überprüft. Zur Lage der Messstationen und weiteren Auswer- Abfluss ebenfalls einen Einfluss hat, zeigen die Perioden, tungen siehe [1]. Für die langfristigen Verläufe wurden auf der in denen die Korrelation der Wasser- mit der Lufttemperatur Basis von Tagesmittelwerten mit Intervallen von zwei Mo- schwach ist, wie beispielsweise Ende der 1970er und in den naten gleitende Sinusmittelwerte über jeweils zwölf Monate 1990er Jahren. Schlechtwetterperioden mit hohen Nieder- berechnet und dargestellt (Abbildung 5.11.2). schlägen und Abflüssen wirken sich im Sommerhalbjahr ab- Die Temperaturverläufe der meisten untersuchten Fliess- kühlend und in Trockenperioden erwärmend aus. Der nieder- gewässer zeigen einen Trend zu höheren Temperaturen. Dies schlagsarme Hitzesommer 2003 hat uns dies drastisch vor gilt sowohl für die wärmeren Mittellandflüsse als auch für die Augen geführt. kühleren Bäche in den Voralpen und Alpen. Ein Anstieg von Der beobachtete Temperaturanstieg betrifft nicht gleich- bis zu 1 °C erfolgte sprunghaft in den Jahren 1987 und 1988, mässig das ganze Jahr, sondern nur die Monate Januar bis während die beiden Jahrzehnte vorher und nachher ohne August. Im Herbst erfolgte praktisch keine Veränderung. Der signifikanten Trend verliefen. Dieser Temperatursprung könn- Jahres-Temperaturverlauf wurde also insgesamt gegenüber te mit der gleichzeitig beobachteten Änderung des NAO- den 1970er und 1980er Jahren um 0.5–1.5 °C nach oben und Index (NAO = North Atlantic Oscillation, ein Mass für die bei um fünf bis zwölf Tage nach vorne verschoben (Abbildung uns auf das Klima einwirkenden Luftdruckverhältnisse im 5.11.4). Diese Verschiebung beträgt im Frühjahr bis zu 14 Nordatlantik) zusammenhängen [6]. Die Tatsachen, dass die Tage.

Q Aare Q Emme 20

476 18 Optimaler Bereich 16 für Bachforellen

426 16 /s] /s] 3 3 C]

376 14 ° 12 326 12 276 10 8

Q Aare [m Q Aare 226 8 Q Emme [m

176 6 emperatur [ T 4 14 11,6 0 C] 13 10,6 ° C] 12 9,6 ° Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

11 8,6 Aare Brugg Emme Emmenmatt Luft Zürich 10 7,6 1988–2002 1988–2002 1988–2002 1978–1987 1978–1987 1978–1987 9 6,6 assertemperatur [ 8 5,6 Lufttemperatur [

W Abb. 5.11.4: Schematische Darstellung der Veränderung der Was- 7 4,6 ser- und der Lufttemperaturen anhand der Perioden 1978–1987 69 73 77 81 85 89 93 97 01 Jahre und 1988–2002. Die an die Tagesmitteltemperaturen angepassten Sinuskurven zeigen, dass sich die Temperaturkurven nach vorne Ts Aare Brugg TLs Luft Zürich Ts Emme Emmenmatt Mittelwert (Sommermaxima fünf bis sechs Tage früher) und oben (Jahresmit- teltemperaturen 0,7–1 °C höher) verschoben haben. Ts = 12-Monats- Abb. 5.11.3: Oben: Entwicklung der 12-Monatsmittelwerte des mittelwert, mit der Sinus-Regressionsfunktion berechnet [°C], Abflusses Q der Aare bei Brugg und der Emme bei Emmenmatt. A=Amplitude der Sinuskurve [°C], M = Zeitpunkt des Temperatur- Unten: Entwicklung der Wassertemperatur TS der Aare bei Brugg maximums [Tag ab Jahresbeginn]. und der Emme bei Emmenmatt sowie der Lufttemperatur TLS der Aare Brugg 1978–87 Ts = 11,0 A = 7,5 M = 218 Station SMA Zürich. Die Skalen sind so angepasst, dass die Mittel- 1988–02 Ts = 12,0 A = 7,4 M = 213 werte (eingezeichnete Linien) der Abflüsse und der Temperaturen Differenz Ts = 1,0 A = –0,1 M = –5 von Aare und der Luft übereinander liegen. Während die Tempe- raturen vor 1987/88 meist unterhalb der Mittelwerte liegen, sind sie Emme Emmenmatt 1978–87 Ts = 7,7 A = 5,6 M = 21 von 1989 an vorwiegend darüber. Die Abflüsse verlaufen trotz der 1988–02 Ts = 8,4 A = 6,0 M = 208 sehr unterschiedlichen Grösse (Mittelwerte über 25 Jahre: Aare Differenz Tsv= 0,7 A = 0,4 M = –6 3 3 334 m /s, Emme 12 m /s) parallel, aber nicht korreliert mit den Was- Luft Zürich 1978–87 Ts = 8,5 A = 9,2 M = 203 sertemperaturen. Sie widerspiegeln Wetterverhältnisse, welche 1988–02 Ts = 9,6 A = 8,9 M = 198 nicht mit dem grossen Trend des Klimawandels einhergehen. Differenz Ts = 1,1 A = –0,3 M = –5

111 Wassertemperatur Fischnetz-Schlussbericht

Wirkungen der Temperatur auf die Fische Entwicklungsdauer von Eiern anhand der Temperatur zu Die Temperatur beeinflusst Fische im positiven Sinne direkt berechnen [15, 16]. Für die Bachforelle wird mit etwa 420 durch eine Förderung der Entwicklung und des Wachstums Tagesgraden bis zum Schlupf gerechnet. Gleiche Grössen- sowie negativ durch eine Beeinträchtigung der Gesundheit ordnungen wurden auch experimentell für Bachforelleneier bis hin zu tödlichen Effekten. Indirekte Wirkungen erfolgen in Schweizer Gewässern gefunden [17]. Die für die verschie- über die Nahrung (Wachstum der Futterorganismen), Krank- denen Lebensstadien optimalen und kritischen Temperatur- heitserreger (Wachstum, Vermehrung), chemische Prozesse bereiche sind in Tabelle 5.11.1 zusammengestellt. (Sauerstoffgehalt, Schadstoffe) und Interaktionen mit an- Die meist experimentell ermittelten Werte gelten für spe- deren Arten (Konkurrenzsituationen und Räuber-Beute-Be- zifische Entwicklungsstadien, die in bestimmten Perioden im ziehungen). Eine Vielzahl von Arbeiten befasst sich mit den Jahr auftreten. Die Ergebnisse sind daher nur bedingt auf vielfältigen Anforderungen der Bachforellen an ihre Lebens- die saisonalen Temperaturverläufe in natürlichen Gewässern räume, insbesondere mit der Temperatur [9–12]. Eine quan- übertragbar. Es wurde deshalb anhand gemessener Tempe- titative Beziehung zwischen der Wassertemperatur und der raturen in Bachforellengewässern der Schweiz ein für Bach- Produktivität ganzer Fischbestände hat Vuille [13] in seiner forellen optimaler Jahresverlauf der Temperatur (Mittelwert Bonitierungsmethode für die Ermittlung des fischereilichen und Toleranzbereich) entworfen. Dabei sind die Unterschiede Ertragsvermögens eines Gewässers beschrieben (siehe der Optima lokal angepasster Populationen nicht berücksich- Hypothese «Fischnahrung»). Diese Beziehung wird in den tigt. Dieser Temperaturbereich dient als Massstab zur Beur- Modellrechnungen vom Wahrscheinlichkeitsnetzwerk ver- teilung von Temperaturveränderungen (Abbildung 5.11.5). wendet (siehe Hypothese «verschiedene Faktoren»). Bei Salmoniden sind die Eier besonders temperaturemp- findlich und es wird angenommen, dass diese Empfindlich- Wachstum und Entwicklung keit für ihre eingeschränkte geografische Verbreitung aus- Für Organismen gilt die Reaktionsgeschwindigkeits-Tem- schlaggebend ist [27, 28]. Die optimale Temperatur für die peratur-Regel, eine Faustregel, die besagt, dass sich die Entwicklung der befruchteten Bachforelleneier liegt bei etwa Geschwindigkeit biochemischer Reaktionen bei einer Tem- 5°C. Unter 1 und über 9 °C wird eine erhöhte Mortalität peraturerhöhung um 10 °C verdoppelt. Bei Fischen kann die beobachtet [15], Temperaturen über 12 °C gelten als tödlich Entwicklungsrate abhängig von Akklimatisierung und Ge- [23]. Der Toleranzbereich für Embryonen (bis Schlupf) liegt netik sogar um den Faktor 2,5 bis 5 beschleunigt werden, bei etwa 4–13 °C [15, 23]. wenn die Temperatur um 10 °C ansteigt [14]. Verschiedene Temperaturkritische Prozesse wurden auch für den eigent- Autoren haben Modelle entworfen, um beispielsweise die lichen Fortpflanzungsakt (Laichen und Befruchten) identi-

Referenz Laich EierEmbryonen Sömmerlinge Juvenile Adulte PKD optimal letal optimal optimal letal optimal letal

Elliott [18–20] 0–13 24,8 4–19 0–4 (13–14)

Varley [21] <7, >12 19–30 Reichenbach-Klinke [22] 0,5–9 4–6 >12,5 12,4 10–17,6 >28,3 Jungwirth & Winkler [23] 4–12 (7) >12 4–13 Humpesch [15] 1–9 (5) >15 4–11,5 Crisp [16] 0–15,5 3,6–19,5 21–30 4–19 (1–11) (13,1)

Bjorn & Reiser [24] 7–13 27–30 Alabaster & Lloyd [25] 1–8 23–27 (2–6)

Schmeing-Engberding [26] 6–14 6–14 A. Peter (mündliche Mit- 2,5–13 teilung) siehe Hypothese >8, «Fischgesundheit» >15*

* PKD Infektion tritt bei Temperaturen über 8 °C auf und die Krankheit bricht aus, wenn die Wassertemperatur während zwei bis vier Wochen über 15 °C liegt. Tab. 5.11.1: Optimale und kritische Temperaturbereiche für verschiedene Lebensstadien der Bachforellen (in °C). Die Werte in Klammern schränken die optimalen Bereiche enger ein.

112 Fischnetz-Schlussbericht Wassertemperatur

26 Broye, Payerne 1985 24 Abb. 5.11.5: Temperaturbereich Broye, Payerne 1995 22 eines typischen Bachforellengewäs- sers der Schweiz im Jahresverlauf. 20 Emme, Emmenmatt 1985 Der Mittelwert und die Streuungs- 18 Emme, Emmenmatt 1995 bereiche (±95 Prozent) wurden an- hand der Tagesmitteltemperaturen 16 Lonza, Blatten 1987 C]

° von 28 Fliessgewässern mit Bach- 14 Lonza, Blatten 1995 forellen im Jahr 2002 ermittelt. Die 95%-Grenzen entsprechen der 12 Mittelwert Streuung der einbezogenen Gewäs- emperatur [

T 10 ser. Exemplarisch sind die Tempera- 95% Vertrauensintervall turen der Broye, der Lonza und der 8 Emme eingetragen. Bei der Broye 6 sind eher negative Folgen der Er- letal Adulte wärmung zu erwarten, bis hin zu 4 Grenze PKD letalen Effekten. In der Emme könn- 2 te PKD ausbrechen, aber bei der letal Eier Lonza wird die Eientwicklung dank 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. der wärmeren Winter beschleunigt.

fiziert. So liegt das Optimum der Reproduktion zwischen gangenen Jahren der Tod zahlreicher Forellen sowohl in der 1 und 10 °C [19], 0,5–13 °C werden als ideal für das Laich- Schweiz als auch im süddeutschen Raum zuzuschreiben geschäft angesehen [22, 24]. Ein Temperaturanstieg verkürzt [31, 32]. demnach das für die Fortpflanzung optimale Temperatur- fenster, was eine Verringerung der Reproduktionsrate zur Verkleinerung der Lebensräume Folge haben könnte. Eine Temperaturerhöhung in den tieferen Regionen des Mit- Adulte Bachforellen bevorzugen einen Temperaturbereich tellandes mit wärmeren Flüssen führt zu vermehrtem Tem- zwischen 4 und 19 °C [16], die Nahrungsaufnahme und das peraturstress für die Bachforellen und damit zu Nachteilen Wachstum werden unterhalb [19], beziehungsweise ober- gegenüber den Äschen. Damit verschiebt sich die Bachforel- halb dieser Temperaturen praktisch eingestellt [28]. Maxi- len-Region in höhere Lagen (Abbildung 5.11.6). Keleher und male Wachstumsraten liegen zwischen 13 und 14 °C [18]. Ein verstärktes Wachstum ist insbesondere für die Fortpflanzung von Vorteil, da grössere Weibchen grössere und zahlreichere 22 Eier produzieren [29]. 20 18 16 Fischgesundheit C]

° 14 Die Temperatur beeinflusst auch alle Prozesse, die im Zusam- 12 menhang mit toxisch wirkenden Chemikalien stehen. Vitello- 10 genin wird beispielsweise durch Estrogen zehnmal stärker 8 emperatur [ T und beträchtlich schneller induziert, wenn die Temperatur 6 von 9 auf 15 °C steigt [30]. Die Nierenkrankheit PKD wird 4 durch einen einzelligen Parasiten hervorgerufen (siehe Hypo- 2 these «Gesundheit»), der erst oberhalb von 8 °C den Fisch in- 0 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 fizieren kann. Der klinische Krankheitsausbruch wurde für die Höhe über Meer [m] Regenbogenforelle bei 15 °C nachgewiesen, wenn die Tiere Ts 78–87 Sommer 78–87 Winter 78–87 1978–87 während zwei bis vier Wochen dieser Temperatur ausgesetzt Ts 88–02 Sommer 88–02 Winter 88–02 1988–02 waren. Mit dem Temperaturanstieg liegen verschiedene vor- Abb. 5.11.6: Abhängigkeit der Wassertemperatur von der Höhe über alpine Gewässer neuerdings im kritischen Bereich für PKD. dem Meeresspiegel. Für die Berechnungen wurden die mittleren Ebenso ist bekannt, dass die Furunkulose, eine bakterielle Temperaturen (TS) sowie die Sommer- und Winterwerte von 27 Flüs- sen in Beziehung zur mittleren Höhe ihres Einzugsgebietes (von Forellenkrankheit mit hoher Mortalitätsrate, erst oberhalb der Messstation bis zur Quellregion oder bis zum nächsten See) von 14 °C ausbricht. Diese Krankheit wird jedoch bei Frei- gesetzt. Die Berechnungen erfolgten mit der Sinus-Regression pro landfischen nur selten beschrieben (siehe Hypothese «Ge- Periode. Die Sommertemperaturen wurden als TS+A und die Winter- sundheit»). Darüber hinaus ist das Schwarzforellensyndrom temperaturen als TS–A berechnet (A = Amplitude). Um in einem Ge- wässerabschnitt mit gleicher Temperatur (beispielsweise 18 °C im zu erwähnen, welches vor allem in den Sommermonaten Sommer) verbleiben zu können, müsste eine Forelle rund 200 Meter beobachtet werden kann. Diesem Syndrom ist in den ver- flussaufwärts ziehen.

113 Wassertemperatur Fischnetz-Schlussbericht

Rahel [33] haben geschätzt, dass ein Anstieg der mittleren 5.11.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten Juli-Temperaturen von 19 °C um 1 °C in den Rocky Mountains Die Daten über Forellenfänge sind von unterschiedlicher die geografische Zone der Salmoniden-Habitate um 17 Pro- Qualität und beziehen sich auf Gewässerstrecken, die nur zent verkleinern würde. Der mittlere Temperaturanstieg von bedingt mit den Einzugsgebieten identisch sind, deren Tem- circa 1 °C in der Schweiz bedeutet, dass die Fischpopula- peraturveränderungen gemessen wurden. Es muss daher tionen gleiche Temperaturbedingungen in rund 100–200 m von Fall zu Fall geprüft werden, ob die Wassertemperaturen höheren Regionen der Fliessgewässer aufsuchen müssen. für die entsprechenden Fangstrecken überhaupt repräsen- Eine solche Verschiebung wird jedoch durch natürliche und tativ sind. Es wird angenommen, dass bei bisher kalten künstliche Wanderhindernisse erschwert oder gar unmöglich Bächen ein geringerer Rückgang oder sogar eine Zunahme gemacht. Diese theoretisch begründeten Effekte sind bisher festgestellt werden kann, während bei wärmeren Bächen noch nicht konkret beobachtet worden; einerseits, weil lang- tendenziell eher ein Rückgang erwartet wird. Die vorhande- fristig keine entsprechenden Untersuchungen gemacht wur- nen Daten (Tabelle 5.11.2) zeigen, dass in allen Gewässern den, und andererseits, weil angesichts des vielerorts statt- die Temperatur zugenommen hat, während in den zuge- findenden Besatzes auch die Fangzahlen nur bedingt solche ordneten Fangstrecken für die Entwicklung des Fischfang- Rückschlüsse zulassen. ertrages keine konsistenten Daten vorliegen.

Gewässer Mess- Einzug- 1978–1987 1988–2002 dM 9°C Mittlerer Mittlerer Fang station gebiet Abfluss 2000–2001 78–02 [m ü.M.] [m ü.M.] Ts A M Ts A M [d] [d] [m3/s] [N/km] [N/ha] Aare Brugg 332 654 11,0 7, 5 218 12,0 7, 4 213 –5,5 –14 334 11 1 Emme Emmenmatt 638 1069 7,7 5,6 214 8,4 6,0 208 –6,3 –14 12 162 57 Aare Brügg Äegerten 428 437 10,9 7, 4 225 12,0 7, 5 219 –6,1 –15 256 19 3 Broye Payerne 441 717 9,9 7,7 208 10,9 7, 9 203 –5,0 –13 9 70 61 Aare Hagneck 437 1011 10,9 6,0 224 11,7 6,2 218 –6,3 –14 – – – Aare Bern Schönau 502 803 10,1 6,0 225 10,9 6,1 219 –6,1 –14 126 18 4 Aare Thun 548 571 10,2 5,8 228 10,9 6,1 222 –6,1 –13 115 59 12 Aare Brienzwiler 570 2140 5,7 1,9 214 5,8 2,0 214 0,6 – 36 – – Birs Münchenstein 268 762 10,3 5,6 209 11,1 5,7 204 –4,9 –13 17 98 43 Rhein Rheinfelden 262 645 11,3 7, 4 219 12,2 7, 6 213 –6,1 –13 1089 8 1 Rhein Rekingen 323 628 10,8 7, 8 221 11,8 8,1 215 –5,8 –13 465 8 1 Thur Andelfingen 356 778 9,9 7, 4 208 10,7 7, 5 204 –4,8 –11 50 15 3 Rhein Diepoldsau 410 1732 7, 5 4,2 211 8,0 4,4 207 –3,8 –12 245 41 17 Limmat Baden 332 541 11,4 8,0 221 12,4 8,2 216 –5,3 –13 104 26 – Linth Weesen 419 608 9,7 5,6 229 10,5 5,9 223 –5,8 –14 54 – – Linth Mollis 436 1730 7, 1 3,2 215 7, 4 3,2 211 –3,7 –11 33 73 36 Reuss Melling 345 738 10,9 7, 4 217 11,7 7,7 212 –4,4 –10 144 4 – Kleine Emme Littau 431 1050 8,4 7, 2 211 9,0 7, 2 206 –5,2 –10 16 29 19 Reuss Luzern 432 455 10,8 6,8 221 11,9 7, 4 217 –4,9 –13 112 568 103 Reuss Seedorf 438 2012 6,3 3,2 211 6,6 3,5 207 –3,6 –18 44 67 59 Rhône Chancy 336 1701 10,8 6,4 222 11,6 6,6 216 –5,6 –14 368 – – Arve Genève 380 1834 7, 9 3,8 206 8,4 3,7 201 –4,4 –13 81 87 13 Rhône Porte du Scex 377 2099 6,8 2,9 198 7, 3 2,9 196 –2,7 –15 192 32 21 Rhône Sion 484 2295 6,7 2,6 191 7, 0 2,6 191 –0,3 –13 108 206 44 Ticino Riazzino 200 1649 8,4 4,2 210 9,1 4,6 208 –2,4 –12 68 269 61

Tab. 5.11.2: Temperaturveränderung ausgewählter Gewässer und Fischfangerträge. TS = 12-Monats-Mittelwerte der Temperatur, A = Amplitude, M = Zeitpunkt des Temperaturmaximums (Tag 200 entspricht dem 19. Juli), dM = Differenz des Zeitpunkts des Temperaturmaximums, d = Tage, 9°C = Verschiebung des Zeitpunkts des Erreichens von 9 °C, N = Zahl der gefangenen Forellen. Die grau hinterlegten Felder weisen auf Som- mertemperaturen (Summe von TS +A) hin, die ausserhalb des für Bachforellen optimalen Bereichs (also über 19 °C) liegen. Bei Aare, Rhein und Reuss ist dies zum Teil ab der Periode 1988–2002 der Fall.

114 Fischnetz-Schlussbericht Wassertemperatur

Die genauere Analyse eines einzelnen Gewässers, der Fall zu Fall untersucht werden müssen. Zudem kann ein noch Emme, zeigt exemplarisch, dass die Fischfangerträge je unkritischer, aber bereits erhöhter Temperaturstress die nach Gewässerabschnitt stark unterschiedlich sind (Abbil- Sensitivität der Fische gegenüber anderen Stressfaktoren dung 5.11.7). Der Maximalertrag 2002 von 31 kg/ha wurde erhöhen. Die beobachteten Fangzahlen sind allerdings zu- aus dem Abschnitt bei Burgdorf (535 bis 643 m über Meer, wenig vollständig und werden durch andere Faktoren wie mittlere Jahrestemperatur 9 °C) gefischt. Sowohl oberhalb beispielsweise Besatz zu stark beeinflusst, um diese Befun- als auch unterhalb waren die Fangerträge geringer. Ob dies de zu belegen. kausal mit der Temperatur verbunden ist und für die ganze Die Hypothese, dass Veränderungen der Wassertempe- Schweiz gilt, lässt sich aufgrund der vorliegenden Daten ratur zu einem Rückgang der Fischpopulationen und -fänge nicht nachweisen. Einerseits sind die Fangdaten nicht unbe- geführt haben, scheint plausibel für Bäche, die bereits mitt- dingt repräsentativ für die Fischbestände und andererseits lere Jahrestemperaturen von über 9 °C hatten, sie trifft aber liegen zuwenig quantitative Angaben zur zeitlichen Entwick- kaum für kältere Bäche in höheren Regionen (oberhalb von lung vor. Immerhin ist für die Fischereifachleute die Tempe- 600 Metern über dem Meeresspiegel) zu. Dort könnten sich ratur ein wichtiger Faktor für die Bestimmung des theore- in den vergangenen Jahrzehnten bessere Bedingungen für tischen Fangertrags eines Gewässers [13]. Dabei wird der Bachforellen ergeben haben. Ob die Populationen diese Ertrag höher geschätzt, je höher die Temperatur innerhalb auch tatsächlich nutzen können, ist angesichts der Wander- des optimalen Bereiches von 4–19 °C ist. hindernisse in den Gewässern zu hinterfragen.

5.11.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen 5.11.5. Massnahmen Die beobachtete Erwärmung der Fliessgewässer bewirkt Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und eine Verschiebung der Habitate mit vergleichbaren Tempera- Gewässerqualität turen in höhere Lagen, beziehungsweise eine Verringerung Massnahmen gegen die Erwärmung sind auf globaler Ebene der unteren Ausbreitungsmöglichkeiten für Bachforellen zu- bei der Bekämpfung der Ursachen der Klimaerwärmung zu gunsten der Äschen und Barben. Temperaturen über 12 °C treffen; diese wirken aber bestenfalls nur sehr langfristig. sind für Eier, über 15 °C für die PKD-Entwicklung und über Kurzfristig und lokal können bereits durch die Erhaltung und 25 °C für alle Bachforellen kritisch. In bereits relativ warmen Schaffung von kühleren Bachabschnitten, die Gewährleis- Mittellandflüssen ist daher mit einer Abnahme des Forellen- tung von genügend Restwasser und die Förderung der ertrags und einer Zunahme von Fischkrankheiten zu rechnen, Durchgängigkeit der Gewässer die Symptome gemildert und während in ehemals kühleren Bächen durchaus positive merkliche Verbesserungen für Fische geschaffen werden. Effekte überwiegen können. Die generelle Erwärmung im Zu- Um den Erfolg solcher Massnahmen zu prüfen, sollte sammenhang mit geringen Restwassermengen (nach Was- gezielt auf die Verbreitung der Fischarten in den Randberei- serentzug zur Bewässerung oder Stromproduktion) kann chen der Forellenregionen geachtet und ein Besatz an diesen zusätzlich zu kritischen lokalen Situationen führen, die von Stellen zumindest für eine gewisse Zeit unterlassen werden. Die Verbreitung der PKD sollte ebenfalls weiter beobachtet werden. Dabei muss selbstverständlich auch die Wasser- 35 temperatur erfasst werden. 1000 30 800 25 Forschungsbedarf 600 20 Das Verständnis der Beziehungen zwischen experimentell 15 400 ermittelten physiologischen Wirkungen der Temperatur und 10 deren Folgen für natürliche Fischpopulationen sollte ge- mittl. Fang [kg/ha]

Höhe über Meer [m] 200 5 fördert werden. Feldbeobachtungen über die Randzonen der

0 0 im Juli] Datum Maximum [Tag Ausbreitung einzelner Fischarten könnten wertvolle Hinwei- 0203040510 06070 Distanz ab Quellregion [km] se auf limitierende Bedingungen für diese Arten liefern. Höhe über Meer Sommer-T Datum Maximum Jahresmittel-T Bachforellen-Fang 5.11.6 Literaturnachweis [1] Jakob A, Liechti P & Schädler B (1996) Temperatur in Schweizer Abb. 5.11.7: Höhenprofil der Emme, Verlauf der Wassertemperatur Gewässern – Quo vadis? Gas Wasser Abwasser 4/96: 288–94. (Jahresmittelwert und Zeitpunkt des Sommermaximums) und des Fischfangertrags 2002. Die Wassertemperatur nimmt von der Quelle [2] Hari R & Zobrist J (2003) Trendanalyse der NADUF-Messresultate (Bärselbach) zur Mündung (Kantonsgrenze SO) von 6,5 °C auf 9,8 °C 1974 bis 1998. EAWAG, Dübendorf. pp. 201. zu, während das Sommermaximum an der wärmsten Stelle bereits [3] Güttinger H (1980) Die Anwendung einer Fourier-Transformation am 19. Juli und zuoberst erst am 26. Juli auftritt. Die mittlere Som- zum Ausgleich von Saisonschwankungen bei der physikalisch-che- mertemperatur erreicht im untersten Bereich der Emme Werte über mischen Charakterisierung von Fliessgewässern. Schweizerische 15 °C. Zeitschrift für Hydrologie 42: 309–21.

115 Wassertemperatur Fischnetz-Schlussbericht

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116 Lebensraumvariabilität

Abwasser- Winterhochwasser belastung Laicherfolg

Kolmation/ Feinsedimente

Überlebensrate Inkubation

Fischbrutdichte

5.12 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat eines veränderten Abflussregimes und einer veränderten Geschiebeführung

Zusammenfassung Für die Mehrheit der analysierten Einzugsgebiete ergibt Diese Hypothese beschäftigt sich mit der Frage, ob die Win- sich kein genereller Zusammenhang zwischen Hydrologie terhochwasser mit Geschiebeführung in den vergangenen und Bachforellenfang. Lokal (dort, wo die Häufigkeit der Win- Jahrzehnten zugenommen haben. Der Einfluss von Winter- terhochwasser tatsächlich zugenommen hat) ist jedoch eine hochwasser auf die Bachforelle – insbesondere in Hinblick Beeinflussung der Fangzahlen durch zunehmende Winter- auf die Inkubationsstadien – wird diskutiert. 41 Einzugs- hochwasser möglich. Für Fliessgewässerstrecken mit einem gebiete von Gewässern in der Schweiz wurden in Bezug deutlichen Schwallregime sind nachteilige Auswirkungen auf auf unterschiedliche Parameter zur Häufigkeit von Hoch- die natürliche Fortpflanzung der Bachforelle zu erwarten. wasser und Veränderungen des Abflussregimes analysiert. Diese Hypothese kann in mittelländischen und jurassi- Zunehmende Winterhochwasser (bedeutende Veränderung schen Einzugsgebieten eine Rolle spielen, daher ist sie nicht im Abflussverhalten) liessen sich in 35% der untersuchten grundsätzlich zu verwerfen. Eine zentrale Bedeutung bezüg- mittelländischen-jurassischen Fliessgewässer für die Zeit- lich Fangrückgang kommt dem zunehmenden Winterhoch- spanne von 1961–2000 nachweisen. Durch diese Winter- wasser allerdings nicht zu. hochwasser werden inkubierte Bachforelleneier allerdings nicht wesentlich beeinträchtigt, da die Deckschicht des 5.12.1 Einleitung und Fragestellung Flussbettes nicht aufgebrochen wird. Das Abflussregime wird entscheidend durch menschliche Aktivitäten im Einzugsgebiet beeinflusst. Der Bau eines Stau- Abb. 5.12.1: Verknüpfung der für Winterhochwasser wichtigen Fak- dammes oder die Ausleitung von grösseren Wassermengen toren. Grössere Lebensraumvariabilität vermindert die negativen wirkt sich stets auch auf den Abfluss aus. Ganz besonders Auswirkungen von Winterhochwasser, die die Fischbrutdichte durch Auswaschen der inkubierten Eier reduzieren können, und zu erhöh- wichtig sind saisonale Veränderungen im Abflussregime ten Feinsedimentkonzentrationen beitragen. beispielsweise unterhalb von grossen Stauseen. Kommen in

117 Winterhochwasser Fischnetz-Schlussbericht

einem Einzugsgebiet solche hochgelegenen Speicherseen und der Abfluss erreicht seine Spitze langsamer. Auch die vor, ist mit massiven Veränderungen des Abflussregimes zu Niedrigwassersituation stellt sich mit einer wesentlichen rechnen. Zeitverzögerung ein. Neben den Eingriffen des Menschen in das Einzugsgebiet Schwallbetrieb bewirkt in der Mehrzahl der untersuchten hängt das Abflussregime hauptsächlich von der Nieder- Gewässer eine Verminderung und eine veränderte Zusam- schlagsmenge ab. Klimaprognosen sagen generell eine mensetzung des Makrozoobenthos- und Fischbestandes [5]. Verschiebung der Hochwasser vom Sommer auf das Winter- Da in der Schweiz circa 25 Prozent der mittleren und grös- halbjahr voraus. Besonders im Alpenvorland der Nord- seren hydroelektrischen Kraftwerke schwallartige Abfluss- schweiz sind winterliche Hochwasser häufiger zu erwarten schwankungen erzeugen, ist mit wesentlichen Einflüssen auf (Monate Dezember bis Februar) [1, 2]. Ausserdem ist mit das Inkubationsstadium der Bachforelle zu rechnen. einer bis zu zwei Wochen früheren Abschmelzung der In der Schweiz liegen an mehreren Messstellen Abfluss- Schneedecke zu rechnen. Für das Sommerhalbjahr hin- daten über lange Zeitreihen vor. In den Jahren 2002 und 2003 gegen sagen die Klimaprognosen niedrigere Abflüsse vor- wurden diese Daten im Rahmen einer Diplomarbeit am Geo- aus. grafischen Institut der Universität Bern analysiert [6]. Ein verändertes Abflussregime wirkt sich vielfältig aus. Bachbreiten, Wassertiefen, Substratzusammensetzung, Un- Die Auswirkung von Winterhochwasser auf terstandsangebot, Fliessgeschwindigkeit und Wassertem- Bachforellen peraturen verändern sich. Ganz allgemein erhöhen zusätz- Hochwasser im Winter können nachteilige Auswirkungen auf liche Hochwasser den Stress auf die Individuen – beispiels- die folgenden Fischstadien haben (angeordnet nach abneh- weise durch das Auswaschen der Eier und das Verdriften mender Priorität): grösserer Fische. Ein gut strukturierter Lebensraum kann Auf die im Interstitial inkubierten Eier: Die Bachforelle legt diesen Stress verringern [3]. Ausgehend von den Klima- ihre Eier 7–25 cm tief in Clustern in den Kies ab [7]. Während prognosen und den damit möglichen Veränderungen der der Inkubationszeit sind die Eier relativ gut gegen äussere Fliessgewässerhydrologie stehen im Zusammenhang mit Einflüsse geschützt. Geschiebeumlagerungen stellen jedoch Bachforellen drei Fragen im Vordergrund: eine wesentliche Gefahr für die Eier dar. In der Literatur Haben die Winterhochwasser in den letzten Jahren zu- werden allerdings unterschiedliche Überlebensraten bei Ge- genommen? schiebebewegungen genannt: Die Angaben schwanken zwi- Hat sich der Reproduktionserfolg der Bachforelle dadurch schen 10 und 90%. Die Mortalität nimmt mit zunehmender verändert? Eingrabungstiefe ab. Crisp [8] zeigte, dass 15 cm tief einge- Treten im Sommer vermehrt Niedrigwasser auf? grabene Eier durch Hochwasser, wie sie jährlich mehrmals In engem Zusammenhang mit der ersten Frage steht die auftreten, nur unwesentlich ausgewaschen werden. Ein star- Geschiebeführung. Zunehmende Hochwasser können mit kes, nur etwa alle 10–20 Jahre vorkommendes Hochwasser erhöhter Geschiebeführung verbunden sein. Es sind Auswir- wäscht praktisch alle in einer Tiefe von 10 cm eingegrabenen kungen auf das Interstitial und damit nachteilige Folgen für Eier aus. Bei einer Eingrabungstiefe von 15 cm beträgt die die Inkubationsphase der Bachforelle zu erwarten. Es stellt Auswaschrate über 40%. Massa [9] wies nach, dass bereits sich auch die Frage, inwiefern andere Stadien der Bachforel- relativ kleine Hochwasserführungen die Eier schädigen kön- le durch Winterhochwasser betroffen sind. Die Problematik nen. Lapointe et al. [10] gehen hingegen für ein häufig auf- der Niedrigwasser im Sommer kann in dieser Hypothese tretendes Frühlingshochwasser lediglich von einer Mortalität nicht beantwortet werden, da in keinem Teilprojekt von von 5% aus. Fischnetz entsprechende Analysen durchgeführt wurden. Auf die bereits geschlüpften, aber sich immer noch im Eine weitere interessante Frage ist, wie schnell die Ab- Interstitial befindenden Dottersackbrütlinge: Geschlüpfte flusskurve nach einem Hochwasser wieder auf einen niedri- Brütlinge bleiben vorerst für weitere fünf bis sechs Wochen gen Basisabfluss zurückgeht. Da diese Frage jedoch eng mit im Interstitial (weitere 408 Tagesgrade) [11]. Während dieser der Verbauung eines Gewässers zusammenhängt, wird sie in Zeit sind sie durch Hochwasser weniger gefährdet, weil sie der Hypothese «Lebensraum» aufgenommen. Generell lässt nach dem Ausschlüpfen noch weiter ins Kiesbett eindringen. sich sagen, dass grössere Veränderungen im Abflussverhal- Nach Verlassen des Kieslückensystems ist die Gefahr einer ten (Drainagen, Flussverbauungen und Urbanisierungen) zu Verdriftung bei Hochwasser wieder deutlich erhöht, da die einer Verminderung der Aufenthaltszeit des Wassers im Ein- Brütlinge hohen Fliessgeschwindigkeiten noch nicht wider- zugsgebiet führen [4]. Es kann davon ausgegangen werden, stehen können. Diese ersten Wochen nach der Emergenz dass in einem stark verbauten Einzugsgebiet bei Regen- werden als die kritische Periode mit einer hohen Sterblichkeit ereignissen die Abflussspitze rapide ansteigt und ebenso der Brütlinge eingestuft [11]. rasch wieder abfällt. In einem wenig verbauten Einzugsge- Auf die juvenilen Fische, die sich im Winter tagsüber eben- biet verhält sich das umgebende Land wie ein Schwamm, falls im Kieslückensystem des Bachbettes aufhalten [12].

118 Fischnetz-Schlussbericht Winterhochwasser

Auf laichreife Tiere, die zu ihren Laichplätzen aufwandern nanz der Hochwasser (Verlagerung der Hochwasser in den (homing): Forellen wandern nachts bei niedrigen bis mittleren Winter), Parameter 8: Veränderung der Dauerkurve, Parame- Abflüssen mit Geschwindigkeiten von bis zu 2 km/h [13] und ter 9: Dominanz hoher Monatsmittel. Abbildung 5.12.2 gibt werden durch Hochwasser verdriftet [14]. einen Überblick über die Lage der von Santschi untersuch- Grundsätzlich können sehr hohe Hochwasser auch grös- ten Einzugsgebiete. sere juvenile Bachforellen schädigen. In der Regel sind aber Drei dieser 41 Einzugsgebiete wurden zusätzlich von diese Altersstadien in der Lage, während des Hochwassers Fischnetz untersucht: Necker, Emme und Venoge. In diesen in geschützten Habitaten zu überleben. Jensen & Johnsen Testgebieten wurde durch Berechnungen und direkte Be- [15] stellten fest, dass die Mortalitätsraten älterer Fische (1+ obachtungen festgestellt, bei welchen Abflüssen das Ge- und mehr) durch Hochwasser nicht signifikant beeinflusst schiebe in Bewegung kommt. Es wurden zwei unterschied- wurden. liche Abflüsse berücksichtigt, Q0 (Abfluss, bei dem der

Hochwasserereignisse können die mittlere Breite, Tiefe, Geschiebetransport einsetzen kann) und QD (Abfluss, bei Substratzusammensetzung und Fliessgeschwindigkeit ver- dem die Deckschicht aufgerissen wird). ändern. Diese Hypothese steht daher mit der Hypothese «Lebensraum» in enger Verbindung. Alpine Einzugsgebiete Kommt es bei Hochwasser zu Geschiebeführung, kann Folgende zehn alpine Einzugsgebiete wurden von Santschi sich dies auf die Dichte und Biomasse der Benthosorganis- [6] untersucht: Lonza (Blatten), Rosegbach (Pontresina), men (Hypothese «Fischnahrung») auswirken. Drance de Bagne (Le Châble), Simme (Oberried), Hinterrhein Hochwasserführung mobilisiert Feinsedimente (Hypo- (Hinterrhein), Lütschine (Gsteig), Inn (St. Moritz), Reuss (An- these «Feinsedimente»). Eine Hochwasserzunahme im Vor- dermatt), Allenbach (Adelboden), (Chur). frühling kann sich negativ auf frühe Besätze von Brütlingen Nur eines (Drance de Bagne) der untersuchten Einzugs- auswirken (Hypothese «fischereiliche Bewirtschaftung»). gebiete zeigt – bedingt durch den Bau eines Kraftwerkes – eine Änderung im Abflussverhalten. 5.12.2 Befunde in der Schweiz In der Diplomarbeit von Santschi [6] galt es abzuklären, ob in Mittelländische und jurassische Einzugsgebiete den 41 untersuchten Einzugsgebieten in den vergangenen Folgende 24 mittelländische und jurassische Einzugsgebiete Jahren häufiger Winterhochwasser auftraten. Drei verschie- wurden von Santschi [6] untersucht: Grande Eau (Aigle), dene Zeitspannen wurden berücksichtigt: kurzfristig von Minster (Euthal), Muota (Ingenbohl), Sitter (Appenzell), Thur 1981–2000, mittelfristig von 1961–2000 sowie langfristig (Stein), Emme (Eggiswil), Emme (Emmenmatt), Necker von 1941–2000. Es wurden zehn alpine Regimetypen, 24 mit- (Mogelsberg), Sense (Thörishaus), Urnäsch (Hundwil), Glatt telländische-jurassische sowie sieben südalpine Regime- (Herisau), Goldach (Goldach), Steinach (Steinach), Aach typen untersucht. Neun Parameter zur Charakterisierung von (Salmsach), Bibere (Kerzers), Langeten (Huttwil), Murg (Wän- Hochwasserereignissen wurden ausgewählt. Parameter 1–4: gi), Töss (Neftenbach), (Liestal), Mentue (Yverdon), Häufigkeit von sehr hohen, hohen, mittleren und niedrigen Areuse (St.-Sulpice), Bied de Locle (La Rançonnière), Suze Hochwassern, Parameter 5: Höhe der Hochwasser, Parame- (Sonceboz), Venoge (Ecublens). ter 6: Stärke der Abflussschwankungen, Parameter 7: Domi- 17 Einzugsgebiete (der oben erwähnten 24 Gebiete) wur- den für die Zeitperiode 1961–2000 analysiert, für sechs Ein- zugsgebiete (35% der Fälle) kann als Gesamturteil eine bedeutende Veränderung des Abflussverhaltens beobach- Anthropogene Beeinflussung nicht bis gering tet werden (Zunahme der Winterhochwasser). Für die kurz- mittel fristige Zeitspanne (1981–2000) hat sich im Vergleich zu der stark Periode 1961–2000 das Abflussverhalten nicht verändert. Vergleichend wird festgestellt, dass sich in Süddeutsch- land in den vergangenen 25 bis 40 Jahren der winterliche Abfluss ebenfalls veränderte. Caspary [16] wies in seinen Untersuchungen in Süddeutschland seit Mitte der 1970er Jahre regional eine Zunahme von Extremhochwasser in den Wintermonaten Dezember bis Februar nach. Die Analysen zum Geschiebetransport in den Testgebieten

50 km von Necker, Emme und Venoge zeigten, dass der Abfluss QD (ein die Deckschicht aufreissendes Hochwasser) erst bei Abb. 5.12.2: Lage der untersuchten Einzugsgebiete. Die anthropo- gene Beeinflussung bezieht sich auf die Nutzung von Wasserkraft. hohen Hochwasserführungen (Faktor 10–15 des mittleren Aus: Santschi [6] Abflusses) und vermehrt im Sommerhalbjahr eintritt.

119 Winterhochwasser Fischnetz-Schlussbericht

Südalpine Einzugsgebiete den. Der Vergleich basiert somit auf ungleichen Zeitreihen. Folgende sieben südalpinen Einzugsgebiete wurden von Bei den sieben untersuchten Einzugsgebieten des mittel- Santschi [6] untersucht: Calancasca (Buseno), Ticino (Piot- ländischen und jurassischen Regimes (Grande Eau, Sitter, ta), Riale de Roggiasca (Roveredo), Traversagna (Arbedo), Goldach, Steinach, Aach, Murg, Areuse) ergaben sich keine Breggia (Chiasso), Cassarate (Pregassona), Laveggio (Mend- klaren Resultate. Vier der fünf Einzugsgebiete ohne Verände- risio). rungen der Abflusscharakteristik zeigen einen Fangrückgang. Die südalpinen Einzugsgebiete weisen in den Perioden Die Steinach weist sowohl beim Abflussregime wie bei den 1941–2000 (nur ein Einzugsgebiet analysiert) und 1961– Fischfängen keine Veränderungen auf. Zwei Einzugsgebiete 2000 (zwei Einzugsgebiete analysiert) keinen Trend zu mehr (Murg und Areuse), deren Abflusscharakteristik sich so geän- Hochwasser auf. Kurzfristig (1981–2000) weisen drei von dert hat, dass nachteilige Auswirkungen auf die Inkubations- sieben untersuchten Einzugsgebieten für einen Parameter phase möglich sind, weisen einen Fangrückgang auf. (Höhe der Hochwasser) Veränderungen auf. Zusammenfas- Aus den Veränderungen der Fangkurve und des Abfluss- send kann jedoch bei den südalpinen Regimetypen mit den verhaltens lassen sich grundsätzlich keine klaren Schlüsse zur Verfügung stehenden Daten nicht von einer wirklichen ziehen, da die Resultate widersprüchlich sind. Es dominiert Zunahme des Winterhochwassers ausgegangen werden. der Fall abnehmende Fänge bei unveränderter Hydrologie. Zudem sind die beiden Zeitperioden nur schlecht vergleich- Zusammenfassende Bewertung bar, da Fangdaten für die Jahre 1961–1981 meistens fehlen. Bei den mittelländischen-jurassischen Fliessgewässern las- Es kann davon ausgegangen werden, dass die veränderte sen sich in den vergangenen 60, vor allem aber in den Hydrologie in einzelnen Flussabschnitten zum Fangrückgang zurückliegenden 40 Jahren Signale für eine Veränderung im beiträgt, in anderen Strecken ist sie jedoch nicht massgeb- winterlichen Abflussverhalten feststellen. Es besteht zu- lich am Fangrückgang beteiligt. Zu den alpinen und süd- dem eine Übereinstimmung mit Untersuchungen aus Süd- alpinen Flüssen sind keine Aussagen möglich. deutschland. Eindeutige Ursachen lassen sich jedoch den Werden lediglich die hydrologischen Ergebnisse inter- Signalen nicht zuordnen. pretiert, zeigt sich, dass in einigen mittelländischen-jurassi- Es kann davon ausgegangen werden, dass in einigen mit- schen Einzugsgebieten eine Veränderung im Abflussverhal- telländischen-jurassischen Fliessgewässern vermehrt Win- ten beobachtet wird. Höhere Hochwasser im Winterhalbjahr terhochwasser auftreten. Die sehr hohen (1800% des mittle- und häufigere mittlere und niedrige Hochwasser im Winter ren Abflusses als Schwelle) und hohen (1200%) Hochwasser sind wahrscheinlich. Ob dies eine veränderte Geschiebe- haben jedoch in den vergangenen 40 Jahren kaum zugenom- führung bewirkt, ist nicht erwiesen. Es ist jedoch davon aus- men [6]. Die mittleren (800%) und niedrigen Hochwasser zugehen, dass sich in einigen dieser Gewässer in den ver- (400%) sind jedoch in dieser Zeitperiode vermehrt zu be- gangenen Jahren die Abflusscharakteristik veränderte – obachten. Allerdings vermögen diese mittleren und kleineren somit kann für diese Fliessgewässer von einer veränderten Hochwasser die Deckschicht des Flussbettes nicht aufzu- Geschiebeführung ausgegangen werden. reissen und ihre Auswirkung auf die Inkubation ist somit von untergeordneter Bedeutung. 5.12.4 Schlussfolgerungen und offene Fragen Das Abflussregime der mittelländischen-jurassichen Fliess- Die untersuchten Testgebiete gewässer hat sich in den vergangenen Jahren in einigen Ge- Von den untersuchten Testgebieten ergibt sich für die Emme wässern und in einem geringen Ausmass verändert. Da eini- (Emmenmatt) ein Trendsignal. Daraus lässt sich ableiten, ge Autoren den Einfluss mittlerer und niedriger Hochwasser dass die Höhe der Winterhochwasser und die Häufigkeit der nur als wenig schädlich für die Inkubationsphase einstufen [7, mittleren und niedrigen Hochwasser zugenommen haben. 10, 17], scheint das veränderte Abflussregime keine zentrale Ein gewisser nachteiliger Effekt auf die Inkubationsphase Bedeutung zu haben. Nur im Falle extremer Winterhoch- der Bachforelle kann daher nicht ausgeschlossen werden. wasser ist ein deutliches Schädigungspotenzial vorhanden. Eine entscheidende Bedeutung kommt dieser Zunahme von Hohe und extrem hohe Hochwasser mit Aufreissen der Deck- Hochwasserereignissen jedoch nicht zu, da mittlere und schicht treten jedoch im Winterhalbjahr weniger häufig auf niedrige Hochwasser auf die Inkubationsphase keinen gros- als im Sommerhalbjahr. Es ist möglich, dass diese Hypo- sen Einfluss haben. these regional für einzelne Einzugsgebiete zutrifft (beispiels- weise Murg, Areuse oder Emme). Als Hauptgrund für den 5.12.3 Zusammenhänge mit beobachteten Effekten Fangrückgang kommt diese Hypothese jedoch in den mit- Aus Gründen der Datenverfügbarkeit mussten für den Ver- telländischen-jurassichen Fliessgewässern nicht in Frage. gleich zwischen Hydrologie und Fischfang hauptsächlich die Für alpine und südalpine Regimetypen sind keine zuneh- hydrologischen Parameter der Zeitspanne 1961–2000 mit menden Hochwasser registriert. Als problematisch wird die den Fangstatistiken der Jahre 1981–2000 verglichen wer- Situation für die natürliche Reproduktion in Strecken mit aus-

120 Fischnetz-Schlussbericht Winterhochwasser

gesprochenem Schwallbetrieb eingeschätzt (beispielsweise sagen über den Effekt Geschiebe führender Hochwasser auf Alpenrhein, Rhone etc.). die Inkubationsstadien der Bachforelle. In der Schweiz wur- Ein positiver Einfluss der Hochwasser auf die natürliche den bisher keine Forschungsarbeiten in diesem Zusammen- Reproduktion darf vor allem im Spätherbst, bevor die Eier in hang durchgeführt. Besonders hilfreich wäre eine Unter- den Kies inkubiert werden, nicht unbeachtet bleiben. Hoch- suchung zur Beziehung zwischen der Mortalitätsrate und der wasser mit Geschiebeführung reinigen das Bachbett und Inkubationstiefe der Eier. entfernen die problematischen Feinsedimente. Vorkommen von Niedrigwasser im Sommer: Bisher fehlen Analysen zu der Niedrigwassersituation im Sommer. Eine Schwall-Sunk Dokumentation über die Dauer der Hochwasser sowie ihre In der Schweiz erzeugen circa 25% der mittleren und grös- Auswirkungen auf Temperatur und Fische wäre sehr hilf- seren hydroelektrischen Kraftwerke schwallartige Abfluss- reich. schwankungen [5]. Die täglich auftretenden Abflussspitzen sind als eine unnatürliche Störung zu interpretieren. Öko- 5.12.6 Literaturnachweis logische Strukturen und Funktionen sind daher in vielen [1] Bader S & Kunz P (1998) Klimarisiken – Herausforderung für die Schwallstrecken beeinträchtigt. Die von Baumann und Klaus Schweiz. Wissenschaftlicher Schlussbericht NFP 31, Zürich. pp. 307. [5] diskutierten Fallbeispiele verdeutlichen, dass die natür- [2] Schädler B (2000) Klimaveränderung und Naturkatastrophen in der liche Entwicklung der Eier während der Inkubation durch die Schweiz. Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasser- wirtschaft. KLIWA-Symposium, Karlsruhe. Arbeitskreis KLIWA. Auswirkungen des Schwalls stark beeinträchtigt ist. Das pp. 204–11.

Abdriften der Bachforellenbrütlinge ist vor allem durch das [3] Pearsons TN, Li HW & Lamberti GA (1992) Influence of habitat Schwall-Sunk-Verhältnis beeinflusst. Ein Verhältnis von 10:1 complexity on resistance to flooding and resilience of stream fish wirkt sich wesentlich stärker aus als ein Verhältnis von 6:1. assemblages. Transactions of the American Fisheries Society 121: 427–36. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Schwall- [4] Milly PCD & Wetherald RT (2002) Macroscale water fluxes. 3. Effects betrieb in den letzten 20 Jahren in einigen Gewässern zuge- of land processes on variability of monthly river discharge. Water nommen hat. In Schwallstrecken muss mit einer nachteiligen Resources Research 38 (11): art.no.1235.

Auswirkung auf die Fangerträge gerechnet werden. Einen [5] Baumann P & Klaus I (2003) Gewässerökologische Auswirkungen regionalen Bezug zum Fischfang herzustellen, ist jedoch mit des Schwallbetriebes. Mitteilungen zur Fischerei 75. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. pp. 112. den vorhandenen Statistiken in der Regel nicht möglich. [6] Santschi D (2003) Zeitliche Veränderung der winterlichen Abfluss- charakteristik schweizerischer Fliessgewässer. Diplomarbeit. Geo- 5.12.5 Massnahmen grafisches Institut, Universität Bern, Bern. pp. 109.

Massnahmen zur Verbesserung der Fangerträge und [7] Crisp DT (2000) Trout and salmon: ecology, conservation and reha- der Gewässerqualität bilitation. Blackwell Science, Oxford. pp. 212. Verbesserung des Lebensraumes: In Fliessgewässern mit [8] Crisp DT (1989) Use of artificial eggs in studies of washout depth schlechter Habitatqualität werden Fische durch zusätzliche and drift distance for salmonid eggs. Hydrobiologia 178: 155–63. Stressoren (vermehrte Winterhochwasser) nachteilig be- [9] Massa F (2000) Sédiments, physico-chimie du compartiment inter- einflusst. Ein vielfältiger Lebensraum mit gut strukturierten stitiel et développement embryo-larvaire de la truite commune (Salmo trutta): Etude en milieu naturel anthropisé et en conditions Habitaten und einer ausreichenden Vernetzung ermöglicht contrôlées. Institut national agronomique, Université Paris Grignon, es Fischen, Schutzhabitate aufzusuchen. Dynamische Ge- Paris. pp. 174. wässerstrukturen werden durch Revitalisierungen erreicht. [10] Lapointe M, Eaton B, Driscoll S & Latulippe C (2000) Modeling the Fliessgewässer mit ungenügender Qualität des Lebensrau- probability of salmonid egg packet scour due to floods. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Science 57: 1120–30. mes und häufigem Auftreten von Winterhochwasser sollten [11] Elliott JM (1994) Quantitative ecology and the brown trout. Oxford bevorzugt revitalisiert werden. University Press, Oxford. pp. 286. Wasserrückhalt: Einsatz von geeigneten Massnahmen im [12] Heggenes J, Krog OMW, Lindas OR, Dokk JG & Bremnes T (1993) Einzugsgebiet (angepasste Landnutzung, Reduzierung von Homeostatic behavioural responses in a changing environment: Bodenversiegelungen, Erhöhung des Schwammeffektes der Brown trout (Salmo trutta) become nocturnal during winter. Journal of Animal Ecology 62: 295–308. Landschaft). Schwalldämpfende Massnahmen in Schwallstrecken: [13] LeCren ED (1985) The biology of the sea trout. Atlantic Salmon Trust, Pitlochry. pp. 44. Dämpfung des Schwallbetriebes durch grossräumige Rück- [14] Ovidio M, Baras E, Goffaux D, Birtles C & Philippart JD (1998) haltemöglichkeiten, optimierte Steuerung, Verbesserung der Environmental unpredictability rules the autumn migration of brown Habitatqualität in Schwallstrecken. trout (Salmo trutta L.) in the Belgian Ardennes. Hydrobiologia 372: 263–74.

Forschungsbedarf [15] Jensen AJ & Johnsen BO (1999) The functional relationship be- tween peak spring floods and survival and growth of juvenile Atlantic Auswirkungen von Geschiebe führenden Hochwasser- salmon (Salmo salar) and brown trout (Salmo trutta). Functional ereignissen im Winter: Es bestehen widersprüchliche Aus- Ecology 13: 778–85.

121 Winterhochwasser Fischnetz-Schlussbericht

[16] Caspary HJ (2001) Zusammenhang zwischen der Verschärfung des Hochwasserrisikos in Südwestdeutschland seit Mitte der siebziger Jahre und einem veränderten Winterklima. GAIA 10: 286–93.

[17] Cattanéo F, Lamouroux N, Breil P & Capra H (2002) The influence of hydrological and biotic processes on brown trout (Salmo trutta) population dynamics. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences 59: 12–22.

122 Fruchtbarkeit Laicherfolg Flussbreite Überlebensrate Inkubation PKD Vorkommen Überlebensrate Brütlinge hohe Temperatur PKD Auftreten Lebensraumvariabilität PKD Mortalität Nahrungsangebot Sömmerlingskapazität Abwasserbelastung Körpergrösse der Weibchen Temperaturfaktor Konditionsfaktor Fischregion Wachstumsrate Kolmation Geschlechtsreife Brütlingsbesatz Nahrung für Bachforellen Sömmerlingsbesatz Fischfressende Vögel Zu- und Auswanderung Sömmerlingsdichte Fischentnahme durch Angler Überlebensrate Sömmerlinge Winterhochwasser Überlebensrate adulter Fische «natürliche» Mortalität Vogelprädation Wegschwemmen der Eier histologische Wertung Fischbrutdichte Dichte der adulten Fische Dichte der abgelegten Eier Überlebensrate Jungfische Dichte der Jungfische

5.13 Hypothese: Verschiedene, regional unterschiedliche Faktoren sind Ursache für den Rückgang von Fischbeständen und Fischfang

Zusammenfassung morphologie, die Krankheit PKD, die Temperaturerhöhung Das Beispiel der Testgebiete von Fischnetz zeigt, dass je- und die Belastung durch Chemikalien als hauptsächliche Ur- weils mehrere, in den verschiedenen Fliessgewässern unter- sachen für einen Forellenfangrückgang auf nationaler Ebene. schiedliche Faktoren für den Fischfangrückgang verantwort- lich gemacht werden können. Mit Hilfe von zwei in ihrem 5.13.1 Einleitung Ansatz unterschiedlichen Methoden («weight of evidence»- Die vorangegangenen Hypothesen betreffen einzelne Ein- Analyse und Wahrscheinlichkeitsnetzwerk) konnten unwahr- flussfaktoren oder intermediäre Effekte (wie Gesundheit und scheinliche Faktoren für das jeweilige Testgewässer elimi- Fortpflanzungsschwäche). Dabei zeigte sich, dass die einzel- niert beziehungsweise die verschiedenen Faktoren nach nen Hypothesen mehr oder weniger stark für die untersuch- ihrer Bedeutung gewichtet werden. Die auf dem Wahrschein- ten Phänomene verantwortlich sind. In dieser abschliessen- lichkeitsnetzwerk beruhenden Auswertungen zeigen, dass den Hypothese gilt es abzuklären, ob das Zusammenwirken neben der Befischungsintensität schlechte Lebensraumbe- mehrerer Faktoren mit möglicherweise regional unterschied- dingungen, PKD, eine Kolmation der Gewässersohle, unge- lichem Schwerpunkt für den Forellenfangrückgang verant- nügende Nahrung und die Abwasserbelastung bedeutende wortlich gemacht werden kann. Zur Beantwortung dieser Faktoren für die Fischbestandesdichte darstellen. Frage wurden mehrere Ansätze verfolgt. Die Beurteilung Die anlässlich zweier Expertenhearings befragten interna- und Gewichtung der verschiedenen Hypothesen wurde mit tionalen und nationalen Experten beurteilen Faktoren wie die zwei in ihrem Ansatz unterschiedlichen Methoden («weight of Bewirtschaftung, die Befischungsintensität, die Gewässer- evidence»-Analyse und Wahrscheinlichkeitsnetzwerk) vor- genommen.

Abb. 5.13.1: Zusammenwirken der von Fischnetz untersuchten Ein- Zur Ergänzung fanden am Ende von Fischnetz je eine flussfaktoren, denen Fischpopulationen unterworfen sind. nationale und internationale Expertenbefragung statt. Bei

123 verschiedene Faktoren Fischnetz-Schlussbericht

diesen Veranstaltungen waren die vorhandenen Resultate zu Diskussionsgruppen zusammen. Wichtig ist, dass in beiden bewerten und die Bedeutung der verschiedenen Einfluss- Expertenhearings betont wurde, dass aus Sicht der Experten faktoren einzuschätzen. Im nationalen Expertenhearing wur- alle wesentlichen Faktoren im Projekt Fischnetz berücksich- den zusätzlich in Gruppenarbeiten Massnahmenvorschläge tigt worden sind. Weiterhin wurde die Projektdauer von fünf erarbeitet. Jahren als zu kurz erachtet, da sorgfältige experimentelle Das internationale Expertenhearing fand mit 16 internatio- und beobachtende Abklärungen in Feld und Labor einen - nalen Experten am 21./22. August 2003 an der EAWAG in längeren Zeitraum beanspruchen, um zu aussagekräftigen Kastanienbaum statt (siehe Anhang «Aussagen der interna- Resultaten zu führen. tionalen Experten»). Anhand der vorgelegten Ergebnisse sind für die Experten schweizweit Faktoren wie die Krankheit 5.13.2 Die Testgebiete PKD, ungenügende Gewässermorphologie, unangepasste Eine Beurteilung und Gewichtung der verschiedenen Hypo- Bewirtschaftung und veränderte Befischungsintensität für thesen wird erleichtert, wenn Studien vorliegen, in denen einen Fischfangrückgang verantwortlich. Nach Meinung der im gleichen Untersuchungszeitraum am selben Gewässer Experten sind die verbleibenden Hypothesen zumindest gezielt verschiedene Parameter zur Beantwortung unserer regional oder lokal von Bedeutung. Den Faktoren Fortpflan- Forschungsfragen erhoben wurden. Im Rahmen von Fisch- zungsschwäche, Fischgesundheit, Chemikalien, Fischnah- netz wurde deshalb das Teilprojekt «Testgebiete» durch- rung und Fisch fressende Vögel wurde eine lokale Bedeutung geführt, dessen Ergebnisse unter anderem für die Beantwor- beigemessen. tung dieser Hypothese herangezogen werden. Das nationale Expertenhearing wurde am 9. September Ziel des Teilprojekts Testgebiete war, mit umfassenden 2003 in Olten mit TeilprojektleiterInnen und nationalen Ex- Untersuchungen relevanter Parameter an vier ausgewählten perten durchgeführt. Für die befragten Experten waren auf Fliessgewässern innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren der nationalen Ebene die ungenügenden Lebensräume, die die für einen Fangrückgang in Frage kommenden Faktoren angestiegene Wassertemperatur, die Krankheit PKD und einzugrenzen. Neben der Erfassung von Bestand, Gesund- die Belastung durch Chemikalien die wahrscheinlichsten heit und Fortpflanzung der Bachforellen wurden ökomorpho- Ursachen für den Forellenfangrückgang. Auf der regionalen logische Erhebungen an den Gewässern durchgeführt und Ebene wurden ausserdem die zu geringe Zahl nachwachsen- die Wasserqualität auf verschiedene chemisch-physikali- der Fische, die verschlechterte allgemeine Fischgesundheit, sche Parameter hin untersucht. Für die Auswahl der Test- die Belastung durch Feinsedimente, die Bewirtschaftung (in- gewässer war die Dokumentation eines Fangrückgangs bei klusive Besatz und Befischungsintensität), die Fisch fressen- den Bachforellen ein wichtiges Kriterium. Zudem musste bei den Vögel und zunehmende Winterhochwasser als Faktoren den betroffenen Fischereivereinen die Bereitschaft bestehen, angesehen, die sich nachteilig auf die Fangerträge ausge- im Untersuchungszeitraum auf einen Besatz zu verzichten, wirkt haben. um Erkenntnisse über das natürliche Reproduktionspoten- Die unterschiedliche Bewertung der Bedeutung einzelner zial der Bachforellen zu erhalten. Für die Untersuchungen Faktoren hängt sicherlich sowohl mit dem unterschiedlichen wurden aus einer Reihe von möglichen Fliessgewässern die Kenntnisstand der beiden Expertengremien als auch mit vier Testgewässer Emme (BE), Liechtensteiner Binnenkanal spezifischen Meinungsbildungsprozessen in den jeweiligen (Fürstentum Liechtenstein), Necker (SG) und die Venoge (VD) ausgewählt (Abbildung 5.13.2). Die Untersuchungen erfolg- ten in jeweils drei Teststrecken im Ober-, Mittel- und Unter- Necker Liechtensteiner Emme Binnenkanal lauf der Gewässer [1, 2]. 123 km2 Venoge 963 km2 138 km2 Da dieses Teilprojekt noch nicht abgeschlossen ist, liegen 231 km2 die Resultate nicht vollständig vor. Einige Parameter konnten bislang noch nicht, einige weitere aufgrund der unwägbaren Bedingungen in Feldprojekten (beispielsweise durch hoch- wasserbedingte Ausfälle von Abfischungen) gar nicht erho- ben werden. Eine statistische Auswertung der Resultate wur- de noch nicht durchgeführt.

5.13.3 Beurteilung der Resultate der Testgebiete anhand der «weight of evidence»-Analyse Für die Ursachenanalyse wurde in einem ersten Ansatz 50 km eine qualitative Beurteilung, die so genannte «weight of evi-

Abb. 5.13.2: Die vier ausgewählten Fliessgewässer für das Teilpro- dence»-Analyse (WOE) oder «retrospektive Risiko-Abschät- jekt «Testgebiete» mit der Angabe der Grösse ihrer Einzugsgebiete. zung», gewählt.

124 Fischnetz-Schlussbericht verschiedene Faktoren

Die WOE-Analyse versucht, mit einer transparenten, sys- wahrscheinliche oder sehr wahrscheinliche Ursachen von tematischen und logischen Herangehensweise die verschie- Intermediäreffekten oder eines geringen Fischbestandes denen Parameter in einem Untersuchungsgebiet möglichst bewertet. Diese Beurteilung kann aber nur eine Aussage objektiv zu beurteilen. Basierend auf epidemiologischen Zu- zur Bedeutung des einzelnen Faktors treffen, aber nicht als sammenhängen werden dabei anhand von sieben Fragen Gewichtung der verschiedenen Parameter im Bezug auf den (modifiziert nach Forbes und Calow [3]) die verschiedenen Effekt verstanden werden. Mit der WOE-Analyse werden Einflussfaktoren beurteilt: additive Effekte nicht berücksichtigt, und es kann keine Aus- 1. Ist der angenommene Kausalzusammenhang logisch und sage zu nicht untersuchten Parametern gemacht werden. wissenschaftlich korrekt? Bei der Interpretation des Fischbestandes dürfen die natür- 2. Ist oder war die Fischpopulation dem zu beurteilenden licherweise zu erwartenden Bachforellenbestände in einer Parameter ausgesetzt? bestimmten Fischregion sowie Konkurrenz zwischen ver- 3. Gibt es eine zeitliche oder örtliche Korrelation zwischen schiedenen Fischarten nicht ausser Acht gelassen werden. dem Auftreten des Parameters und dem festgestellten Effekt in der Fischpopulation? 4. Überschreitet der erhobene Parameter einen bestimmten Plausibel? Schwellenwert oder ein Qualitätsziel? (Frage 1) 5. Löst der gemessene Parameter einen spezifischen Effekt

im Fisch oder in der Fischpopulation aus? unwahr- Nein Ja 6. Zeigten Resultate aus kontrollierten Feld- und/oder Labor- scheinlich studien ähnliche Effekte? Exposition? 7. Konnte in Feldstudien bei der Entfernung des Parameters (Frage 2) eine Verbesserung in der Fischpopulation festgestellt wer- den? unwahr- keine Nein Ja keine Daten Die Fragen 2, 3, 4 und 5 beziehen sich auf die in einem spe- scheinlich Angaben zifischen Fliessgewässer untersuchte Fischpopulation. Für die Beantwortung der Fragen 1, 6 und 7 können Resultate Korrelation? (Frage 3) aus anderen Studien oder aus der Literatur herbeigezogen werden. Ein Entscheidungsbaum hilft bei der Beurteilung der verschiedenen Parameter (Abbildung 5.13.3). In Abhängig- unwahr- Nein Ja oder keine Daten scheinlich keit von den eigenen Untersuchungsergebnissen und den (wenn keine Daten, Schlussfolgerungen Erkenntnissen aus anderen Forschungsprojekten können die abgeschwächt zu «nicht auszuschliessen») Faktoren als «sehr wahrscheinlich», «wahrscheinlich», «mög- lich», «unwahrscheinlich» oder «weiss nicht» klassiert wer- Schwellenwert? den. «Unwahrscheinliche» Faktoren können als Ursachen für (Frage 4) eine bestimmte Beeinträchtigung verworfen werden. Liegen für einen bestimmten Parameter nicht genügend Informatio- unwahr- nen vor, wird er als «möglicher» Faktor beibehalten. scheinlich Nein Ja oder keine Daten

Resultate der WOE-Analyse in den Testgebieten Spezifität? (Frage 5) Innerhalb des Projektes Testgebiete sind insgesamt 17 Para- meter als Primärursachen untersucht oder Ergebnisse dazu aus anderen Studien zusammengetragen worden (Tabelle sehr wahr- scheinlich Ja Nein oder keine Daten 5.13.1). Ebenfalls erhobene Parameter zum Bestand der Sömmerlinge, zur Forellengesundheit und zur Fortpflanzung Experiment? werden nicht der WOE-Analyse unterzogen, da sie Inter- (Frage 6, 7) mediäreffekte darstellen. Weil sie jedoch einen direkteren Bezug zu den ursächlichen Faktoren haben als Fang oder sehr wahr- Populationsgrösse, werden sie in der Tabelle 5.13.1 mit einer scheinlich Ja, für beide JaNein keine Daten allgemeinen Bewertung ebenfalls aufgeführt. Wie die Zusammenstellung der Resultate der WOE-Ana- wahr- unwahr- nicht aus- scheinlich scheinlich zuschliessen lyse zeigt, können für die jeweiligen Teststrecken viele Para- Abb. 5.13.3: Entscheidungsbaum als Fliessdiagramm zur Einengung meter als unwahrscheinlich verworfen werden. Die verblei- der möglichen verursachenden Faktoren im Fischnetz. 1–7 bezieht benden Parameter wurden als nicht auszuschliessende, sich auf die im Text aufgeführten Fragen.

125 verschiedene Faktoren Fischnetz-Schlussbericht

Parameter Primärer Effekt Emme LBK Necker Venoge 111122223333

Fortpflanzung Bestand 0+ Bestand Effekte Gesundheit

PKD/Wassertemperatur Fischbestand

NH4 Fischgesundheit NO2 Fischgesundheit Pestizide Chemi- Fischgesundheit Flammschutzmittel kalien Fischgesundheit Estrogen-Äquivalente Fortpflanzung % Abwasser Fischgesundheit Legende: Morphologie Lebens- Fischbestand keine Angaben raum Konnektivität Fischbestand schlecht Feinsediment Fortpflanzung mässig Primärursachen Fischnahrung Fischgesundheit gut Besatz Fischbestand unwahrscheinlich Befischungsintensität Fischbestand nicht aus- Fisch fressende Vögel Fischbestand zuschliessen Wassertemperatur Fortpflanzung wahrscheinlich Winterhochwasser Fortpflanzung sehr wahrscheinlich

Tab. 5.13.1: Zusammenfassung der anhand der WOE-Analyse erstellten Syntheseresultate für die Testgebiete, wobei nur die Primärursachen einer WOE-Analyse unterzogen wurden. Die aufgeführten Intermediäreffekte können durch die aufgeführten und untersuchten Primärursachen bedingt sein; zusätzliche Faktoren können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Stelle 3 entspricht der oberen Teststrecke (Referenz- strecke) im jeweiligen Gewässer; Stelle 2 steht für die mittlere und 1 für die untere Teststrecke im Fliessverlauf [2]. Die Bestandesangaben beziehen sich auf Bachforellen.

Der Intermediäreffekt Fortpflanzung wird in den Testge- Binnenkanal und im Necker eine Verschlechterung im Fliess- bietsuntersuchungen durch die Überlebensrate der Eier bei verlauf festgestellt. Während sich die Verschlechterung der In-situ-Erbrütungsversuchen («early life stage»-Test [ELS]) Fischgesundheit an der mittleren Stelle des Liechtensteiner beschrieben (siehe Hypothese «Fortpflanzung»). Eine Über- Binnenkanals mit einer höheren chemischen Belastung be- lebensrate von >80% wird dabei als sehr gut angesehen. Da gründen lässt, sind für die Verschlechterung im Fliessverlauf sich die Eier an der relativ unbelasteten Referenzstelle sehr des Neckers aus den vorliegenden Daten keine Gründe er- gut entwickelten, kann die Eiqualität als sehr gut angenom- kennbar. men werden. Die geringe Überlebensrate in einzelnen Test- An Stellen, wo die Krankheit PKD auftritt, konnte keine Ver- strecken muss deshalb mit anderen Ursachen begründet schlechterung der Fischgesundheit im Fliessverlauf festge- werden. Eine geringe Wasserqualität als Ursache ist für den stellt werden, obwohl dies von der chemischen Belastung Necker wenig wahrscheinlich, in der Venoge kann dieser her zu erwarten wäre. Es ist denkbar, dass bereits ge- Faktor als Ursache für die schlechte Entwicklung nicht aus- schwächte Tiere durch eine zusätzliche PKD-Infektion als geschlossen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Lage erste sterben und deshalb keine Tiere mit leicht- bis mittel- der Probenahmestellen der chemischen Parameter und der gradigen Veränderungen im Gewässer verbleiben. Bei den Fortpflanzung im Unterlauf der Emme können diese nicht Untersuchungen zur PKD bestätigte sich auch der Einfluss direkt miteinander verglichen werden. Mögliche weitere Ein- erhöhter Temperaturen (>15 °C) auf den klinischen Ausbruch flussfaktoren wie eine Kolmation der Gewässersohle oder der PKD (siehe Hypothese «Fischgesundheit»). In den Test- mechanische Störungen durch Winterhochwasser können strecken mit positiven PKD-Befunden, nämlich in der Emme die Laichentwicklung stören, ihr Einfluss kann aber mit dem (Mittel- und Unterlauf) und in der Venoge liegt die Tempera- eingesetzten ELS-Test nicht gemessen werden. Die Ursache tur mindestens zwei Wochen lang über dem kritischen Wert für die geringen Überlebensraten der Eier in den ELS-Tests in von 15 °C. Frühere Untersuchungen an den Fischen im Emme und Necker bleibt deshalb unklar. Rheintal [4] wiesen die Präsenz des PKD-Erregers im LBK Die Untersuchungsergebnisse zur Fischgesundheit an- nach. Aufgrund der durchwegs tiefen Temperaturen im LBK hand von histologischen Leberindices zeigen an allen Test- konnten aber keine Forellen mit klinischen PKD-Symptomen strecken der vier Fliessgewässer eine leichte Veränderung gefunden werden. Der klinische Ausbruch der PKD gilt nach gegenüber dem Normalzustand. Diese leichten Veränderun- der WOE-Analyse als sehr wahrscheinlicher Faktor für die gen der Leber deuten auf eine Grundbelastung hin, die durch geringe Fischdichte in der Emme und in der Venoge. chemische Verschmutzung bedingt sein könnte (siehe Hypo- Als wahrscheinliche Faktoren für den Forellenfangrück- these «Gesundheit»). Ausserdem wurde im Liechtensteiner gang werden nach dem WOE-Ansatz auch die Kolmation (für

126 Fischnetz-Schlussbericht verschiedene Faktoren

LBK und Venoge, jeweils im Mittel- und Unterlauf) und die schlüpfen Brütlinge, die nach einer bestimmten Zeit aus dem schwach ausgeprägte Habitatsstruktur (Emme und LBK) Kiesbett emergieren. Die Brütlinge, die den ersten Sommer klassiert. Daneben können die chemische Verschmutzung überleben, werden im Herbst als Sömmerlinge bezeichnet, durch verschiedene Stoffe, die Bewirtschaftung wie Fang die überlebenden Sömmerlinge werden im folgenden Früh- und Besatz, eine eingeschränkte Konnektivität, fehlende ling zu Jungfischen. Die Jungfische wachsen innerhalb von Nahrung sowie das hydrologische Regime als Ursachen zwei bis drei Jahren zu adulten und geschlechtsreifen nicht ausgeschlossen werden. Die Vogelprädation darf trotz Fischen heran. Der Übergang von einem Lebensstadium fehlender Daten als mögliche Ursache nicht ausser Acht ge- zum nächsten wird durch eine spezifische Überlebensrate lassen werden. Verschiedene bekannte, aber auch viele un- beschrieben. Der Übergang von den Brütlingen zu den Söm- bekannte Faktoren können demnach Ursache der geringen merlingen hängt stark von der Populationsdichte der Brüt- Fisch- beziehungsweise Sömmerlingsbestände sein. linge ab, die ihre Territorien festlegen und Nahrung benötigen [6]. Schlussfolgerungen Im Wahrscheinlichkeitsnetzwerk werden nun, um die zahl- Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Fangrück- reichen Einflussfaktoren auf die Population zu berücksich- gang in den einzelnen Fliessgewässern durch mehrere Fak- tigen, die verschiedenen Lebensstadien einer Population toren bedingt ist und die möglichen Ursachen für jedes zueinander und mit äusseren Indikatoren wie Lebensraum- Fliessgewässer getrennt untersucht werden müssen. Spe- qualität und anthropogener Beeinflussung in Beziehung ziell im Necker können die geringen Bachforellenbestände im gesetzt. Diese Methode macht es möglich, den Einfluss ver- Unterlauf mit den vorliegenden Untersuchungsergebnissen schiedener Faktoren auf eine einheitliche Art und Weise zu nicht zufrieden stellend beantwortet werden. bewerten. Diese Beziehungen zwischen Populations- und Umweltfaktoren werden in zwei Schritten hergestellt: 5.13.4 Beurteilung der Resultate aus den Testgebieten Als erstes wurde ein qualitatives, ausdifferenziertes Inter- mit Hilfe des Wahrscheinlichkeitsnetzwerkes aktions-Diagramm (Abbildung 5.13.5) entworfen, das die Methode Ursache-Wirkungs-Beziehungen grafisch darstellt. Diese Mit dem Ansatz des Wahrscheinlichkeitsnetzwerkes wurde Arbeit fand in enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaft- versucht, die relative Bedeutung der verschiedenen mög- lerInnen statt, die in den Fischnetz-Teilprojekten die mass- lichen Stressfaktoren abzuschätzen. Neben den komplexen geblichen Beziehungen untersuchten. Wechselbeziehungen zwischen biotischen und abiotischen In einem zweiten Schritt wurden anhand von Resulta- Faktoren, die die Fischpopulationen kontrollieren, existieren ten aus den Fischnetz-Teilprojekten, anderen Studien oder auch dichteabhängige Regelmechanismen innerhalb der Expertenbefragungen die qualitativen Beziehungen im Dia- Population. gramm mathematisch beschrieben und durch Wahrschein- Der Kern des Wahrscheinlichkeitsnetzwerks ist ein dyna- lichkeiten ausgedrückt. Das so geknüpfte Wahrscheinlich- misches Modell vom Lebenszyklus der Bachforellen, das keitsnetzwerk kann damit den Einfluss jedes einzelnen auf dem Populationsmodell von Lee und Rieman basiert [5]. Faktors auf die Populationsparameter vermitteln. Fehlendes Dieses stellt die Übergänge von einem Lebensstadium zum Wissen, unbekannte Prozesse oder natürliche Variabilitäten nächsten dar (Abbildung 5.13.4): Die adulten Bachforellen resultieren jedoch, wie bei allen Modellen, in wissenschaft- legen ihre Eier ins Kiesbett ab. Aus den überlebenden Eiern lichen Unsicherheiten. Die im Wahrscheinlichkeitsnetzwerk

Überlebensrate Überlebensrate Überlebensrate Inkubation Brütlinge Sömmerlinge

Eier Fischbrut Sömmerlinge (Alter 0+)

Fruchtbarkeit Jungfische Laicherfolg (Alter 1+)

Adulte Überlebensrate Überlebensrate Jungfische (Alter a+9) Adulte Jungfische (Alter 2+ ) Abb. 5.13.4: Dynamisches Modell des Lebenszyklus der Bachforelle. Die Über- Adulte Geschlechts- Jungfische (Alter a+1) reife (Alter a–1) gänge zwischen den Lebensstadien sind durch Überlebensraten beschrieben. Jung- fische erreichen bei Geschlechtsreife das Adulte Alter a, und werden von da an zu den adul- (Alter a) ten Fischen gerechnet.

127 verschiedene Faktoren Fischnetz-Schlussbericht

Kolmation hohe PKD- Abwasser- Temperatur- Flussbreite Lebensraum- Nahrungs- Fischregion Feinsedimente Temperatur Vorkommen belastung faktor variabilität angebot

PKD- Sömmerlings- Nahrung für Auftreten kapazität Bachforellen

PKD- Konditions- histologische Mortalität faktor Wertung

Frucht- Körpergrösse Wachstums- «natürliche» barkeit der Weibchen rate Mortalität

Über- Über- lebensrate lebensrate Überlebensrate Geschlechts- Inkubation Brütlinge Sömmerlinge reife

Laich- Über- Überleben erfolg lebensrate adulter Fische Jungfische

Dichte der Dichte Fisch- Dichte der abgelegten Fischbrut- Sömmerlings- der adulten entnahme Jungfische Eier dichte dichte Fische durch Angler

Weg- schwemmen Vogel- der Eier prädation

Fisch Winter- Brütlings- Sömmerlings- fressende Ein- und Aus- hochwasser besatz besatz Vögel wanderung

Abb. 5.13.5: Das Wahrscheinlichkeitsnetzwerk: mit Hilfe von Input-Parametern (als helle Rechtecke dargestellt) werden die verschiedenen Einflüsse (als graue Rechtecke dargestellt) auf die Bachforellenpopulation simuliert und die Dichten verschiedener Lebensstadien (Output- parameter; als dunkle Rechtecke dargestellt) an einem bestimmten Standort berechnet.

beschriebenen Beziehungen widerspiegeln daher den ak- der Erhebungen in den Testgebieten [8] herangezogen wer- tuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand [7]. den. Bei den untersuchten Gewässern wurden die Bedin- Das entwickelte Wahrscheinlichkeitsnetzwerk lässt Vo- gungen der einzelnen Teststrecken anhand von historischen raussagen über die Dichte der einzelnen Lebensstadien einer Daten und aktuellen Lebensraumaufnahmen abgeschätzt. Bachforellenpopulation an einem bestimmten Ort zu. Die je- Anschliessend wurden Modellvorhersagen zu den Dichten weils berechnete Dichte ist ein langjähriger Mittelwert und juveniler und adulter Bachforellen gemacht und mit den be- kann während eines bestimmten Jahres stark davon ab- obachteten Mittelwerten von drei Abfischungen im Frühling, weichen. Das Modell beinhaltet aber auch Voraussagen zur Sommer und Herbst 2002 verglichen. Variabilität über mehrere Jahre hinweg. So wird beispiels- Für juvenile Bachforellen zeigen die Resultate eine ange- weise der Input-Parameter «Fischentnahme durch Angler» messene Übereinstimmung zwischen Vorhersage und Be- anhand von historischen Daten berechnet. Vorhersagen zu obachtung (Abbildung 5.13.6a). Die Unsicherheit bei Modell- zukünftigen Fängen an verschiedenen Stellen sind nicht vorhersagen kann vereinzelt recht gross sein und stellt eine möglich, da die Beziehungen zwischen der Anzahl der Kombination der Variabilität der verschiedenen im Modell Patente, dem totalen Angleraufwand, der Fischdichte und enthaltenen Beziehungen dar [7]. Die Vorhersagen für die den Fangzahlen nicht bekannt sind (siehe Hypothese «Be- Stellen im Mittel- (2) und Oberlauf (3) aller vier untersuchten fischungsintensität»). Flüsse liegen nahe bei den beobachteten Werten. Im Ober- lauf der Venoge besteht allerdings eine grosse Ungewissheit Anwendung in den Testgebieten der Modellvorhersagen. Diese ist vor allem auf das Vorhan- Bevor das Modell zur Beurteilung von Ursachen oder Bewirt- densein von PKD zurückzuführen (Tabelle 5.13.2) und darauf, schaftungsmassnahmen herangezogen werden kann, müs- dass die für PKD kritischen Wassertemperaturen von 15 °C sen die Modellvorhersagen mit den gemessenen Daten ver- nicht jedes Jahr zwei Wochen lang überschritten werden. Der glichen werden. Dazu können zum Beispiel die Resultate beobachtete Wert von 1445 Individuen/ha liegt innerhalb der

128 Fischnetz-Schlussbericht verschiedene Faktoren

3500 1000 a b 3000 Vorhersage Vorhersage Beobachtung 800 Beobachtung 2500

2000 600

1500 400 Adulte [Ind./ha] 1000 200 500 Dichte Dichte Juvenile [Ind./ha] 0 0 LBK 1 LBK 2 LBK 3 LBK 1 LBK 2 LBK 3 enoge 1 enoge 2 enoge 3 enoge 1 enoge 2 enoge 3 Emme 1 Emme 2 Emme 3 Emme 1 Emme 2 Emme 3 Necker 1 Necker 2 Necker 3 Necker 1 Necker 2 Necker 3 V V V V V V Standort Standort Abb. 5.13.6a und b: Vergleich von Modellvorhersagen und beobachtete Mittelwerte der Dichten für (a) juvenile und (b) adulte Bachforellen in den Testgebieten. Die senkrechten Linien stellen den 80%-Vertrauensbereich der Vorhersagen beziehungsweise den untersten und obersten Wert von drei Abfischungen im Jahr 2002 dar. Bei den zwei Stellen im Unterlauf der Emme sind keine Daten zur Dichte der juvenilen Bach- forellen vorhanden. Die Zahlen hinter den Gewässernamen stehen für Ober- (1), Mittel- (2) und Unterlauf (3) der Teststrecken.

Modellunsicherheit. Die Modellvorhersagen für die Dichte aufgrund der im Modell berücksichtigten Faktoren zu ver- der Jungfische überschritten jedoch die tatsächlich fest- muten ist. Zwar wurden Faktoren wie Flussbreite, Abwasser- gestellten Werte an den meisten Stellen im Unterlauf der einlauf, Wassertemperatur, Lebensraumqualität und biologi- Gewässer. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die sche Fischregionen ins Modell integriert. Es ist aber möglich, Unterläufe weniger gut für Bachforellen geeignet sind, als es dass vernachlässigte Effekte (wie beispielsweise eine Ent-

Standort Kolmation %-Anteil PKD Lebens- Fischregion Winter- Angelfang/ha Abwasser raumindex hochwasser (1996–2000)

Emme 1: gering 10–30 Ja 0,20 Äsche 0,22 38 Bätterkinden Emme 2: gering <10 Ja 0,20 Bachforelle 0,22 55 Burgdorf Emme 3: gering <10 Nein 0,60 Bachforelle 0,22 76 Bumbach LBK 1: stark <10 k.D. 0,20 Bachforelle 0,18 5 Schaan LBK 2: stark <10 Nein 0,20 Bachforelle 0,18 0 Triesen LBK 3: mittel <10 Nein 0,90 Bachforelle 0,18 0 Balzers Necker 1: mittel <10 Nein 0,70 Äsche 0,18 28 Letzi Necker 2: mittel <10 Nein 0,80 Bachforelle 0,18 90 Aachsäge Necker 3: gering <10 Nein 1,00 Bachforelle 0,18 9 Hemberg Venoge 1: stark 10–30 Ja 0,60 Barben 0,27 150 Ecublens Venoge 2: stark 10–30 Ja 0,80 Barben 0,27 150 Bussigny Venoge 3: mittel <10 Ja 1,00 Bachforelle 0,27 170 Montricher

Tab. 5.13.2: Werte von wichtigen im Modell verwendeten Stressfaktoren. Die Werte für Kolmation (Hypothese «Feinsedimente») und Abwasser- belastung (Hypothese «Chemikalien») sind in drei Stufen unterteilt. Das Auftreten der klinischen Form der PKD (Hypothese «Gesundheit») wird dokumentiert (k.D.: keine Daten). Der Lebensraumindex (Hypothese «Lebensraum») reicht von 0 (sehr schlechte Bedingungen) bis 1 (optimale, naturnahe Lebensraumverhältnisse). Die Fischregion beschreibt, welche Fische im jeweiligen Gewässer hauptsächlich vorkommen. Winter- hochwasser (Hypothese «Winterhochwasser») gibt die jährliche Wahrscheinlichkeit an, dass die inkubierten Eier weggeschwemmt werden. Der Angelfang (Hypothese «Befischungsintensität») bezieht sich auf die Anzahl der pro Jahr entnommenen Bachforellen. Grau unterlegte Felder zeigen limitierende Bedingungen für die Bachforellenbestände an.

129 verschiedene Faktoren Fischnetz-Schlussbericht

nahme durch Vögel oder die Abwanderung von Fischen) im Fliessgewässerabschnitt (mittlere Teststrecke des Neckers) Unterlauf einen grösseren Einfluss haben als im Oberlauf genauer untersucht. Diese Teststrecke wurde vom Modell am oder dass noch unbekannte Wechselbeziehungen zwischen besten vorausgesagt (Abbildung 5.13.6a und b) und ist rela- den Faktoren vorliegen. tiv naturnah (Tabelle 5.13.2). Es wurden Modellvorhersagen Für adulte Fische gibt es nur geringe Übereinstimmungen für verschiedene Situationen gemacht, in welchen die Po- zwischen Vorhersagen und Beobachtungen (Abbildung pulation je einem Stressfaktor einzeln ausgesetzt war. Damit 5.13.6b). So wird beispielsweise der Oberlauf des Liechten- konnte beispielsweise der relative Einfluss auf die Dichte steiner Binnenkanals (LBK) in Bezug auf die adulten Fische adulter Fische ermittelt werden (Abbildung 5.13.7a und b). überbewertet, was für juvenile Fische nicht der Fall war. Die Unter der Voraussetzung, dass der durchschnittliche Ang- Vermutung liegt nahe, dass ein Einflussfaktor, der den Verlust lerfang 90 Fische/(ha ·Jahr) beträgt und die Population ent- adulter Fische bewirkt, vernachlässigt wurde. Dies könnte weder hoher Kolmation, PKD, ungenügender Nahrung oder die Entnahme durch Fisch fressende Vögel sein, übermäs- schlechten Lebensraumbedingungen ausgesetzt ist, würde sige Anglerfänge oder Emigration. Entsprechende Verluste ein ernst zu nehmender Rückgang erfolgen (Abbildung könnten auch für die Überbewertung im Oberlauf des 5.13.7a). Eine Erhöhung des Abwassereinlaufes könnte Neckers verantwortlich sein. ebenfalls zu einem markanten Rückgang führen. Wie jedoch Da nur Daten aus dem Jahr 2002 zur Verfügung standen, die Abweichungen zeigen, ist die Unsicherheit dieser Voraus- ist es schwierig herauszufinden, ob die Unstimmigkeiten sage sehr hoch, da der Einfluss der Abwasserbelastung auf zwischen Vorhersagen und Beobachtungen auf Schwach- die Population nicht bekannt ist. Eine Verdoppelung der Häu- stellen im Modell oder auf die natürliche Variabilität zurück- figkeit von Winterhochwasser würde geringe, jedoch nicht zuführen sind. Das Modell wird mit den direkten Beziehun- ernsthafte Fischrückgänge zur Folge haben, da der Lebens- gen zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren auf die raum an dieser Stelle eine hohe Qualität aufweist. Geringe verschiedenen Lebensstadien gebildet und wird angewen- Temperaturerhöhungen hätten keinen signifikanten Einfluss det, um die adulte Bachforellendichte vorherzusagen. Um auf die Dichte (nicht in Abbildung 5.13.7 gezeigt). die mittlere Dichte genauer zu ermitteln, sind Daten über Falls der jährliche Anglerfang wie im Unterlauf auf mehrere Jahren nötig. Das Modell scheint jedoch die Unter- 30 Fische/(ha·Jahr) reduziert würde, könnte die Population schiede in der Populationsdichte an den verschiedenen Stel- PKD-Infektionen und ein ungenügendes Nahrungsangebot len aufgrund der für die Teststrecken spezifischen Faktoren aushalten (Abbildung 5.13.7b). Diese Stressfaktoren hätten recht gut zu beschreiben. Als nächster Schritt wurde daher weniger starke Rückgänge zur Folge als bei höherem Be- die relative Bedeutung der verschiedenen Faktoren ermittelt. fischungsdruck. Andererseits könnten eine hohe Kolmation, Dies erfolgte wiederum anhand der Resultate der Testgebie- ein erhöhter Abwassereinlauf und eine Verschlechterung der te, um nachfolgend die Resultate auf andere Bachforellen- Lebensraumqualität immer noch zu markanten Rückgängen populationen in der Schweiz anzuwenden. in der Individuenzahl führen.

Gewichtung von Faktoren Kausale Beurteilung Die kausale Beurteilung der für den Populationsrückgang Um den relativen Einfluss eines jeden Stressfaktors für verantwortlichen Faktoren wurde beispielhaft an einem die einzelnen Teststrecken abschätzen zu können (kausale

300 400 a b

300 200

200 Adulte [Ind./ha] 100 Adulte [Ind./ha] 100 Dichte Dichte

0 0 Referenz- Kolma- hoher PKD wenig geringe häufige Referenz- Kolma- hoher PKD wenig geringe häufige zustand tion Abwasser- Nahrung Habitats- Hoch- zustand tion Abwasser- Nahrung Habitats- Hoch- anteil qualität wasser anteil qualität wasser Stressfaktor Stressfaktor

Abb. 5.13.7a und b: Vorhergesagte Wirkungen einzelner Stressfaktoren auf den Fischbestand in der mittleren Teststrecke im Necker. Darge- stellt ist als Referenzzustand die Dichte der adulten Bachforellenpopulation unter den vorherrschenden Bedingungen (Tabelle 5.13.2) sowie unter erhöhtem Stress, der für jeden Stressfaktor im Modell wie folgt simuliert wurde: dritte (höchste) Stufe für Kolmation und Abwasser- belastung; PKD positiv; die Hälfte der verfügbaren Nahrung; Lebensraumindex von 0,2 und doppelt so viele Winterhochwasser wie normaler- weise. Bei (a) höherer Befischungsintensität, 90 Fische/(ha und Jahr), wirken sich einzelne Stressfaktoren stärker aus als bei (b) geringerer Befischungsintensität, 30 Fische/(ha und Jahr). Die senkrechten Linien stellen den 80%-Vertrauensbereich der Vorhersagen dar.

130 Fischnetz-Schlussbericht verschiedene Faktoren

Gewichtung), wurde er als prozentualer Anteil hinsichtlich Kolmation und PKD in der Venoge durch den Besatz abge- seiner Bedeutung für den Bestandesrückgang ausgedrückt. schwächt zu werden. Die Abwasserbelastung dürfte in drei Die kausale Gewichtung ergibt sich aus dem Verhältnis einer Teststrecken ein wichtiger Stressfaktor sein. Dabei muss Bestandesreduktion durch einen bestimmten Stressfaktor allerdings berücksichtigt werden, dass im Unterlauf der (unter der Voraussetzung, dass alle anderen Stressfaktoren Emme die Probenahmestellen für Chemie und Bestand an eliminiert sind) zu einer Bestandesreduktion durch alle am unterschiedlichen Standorten waren und deshalb nicht mit- Standort vorhandenen Stressfaktoren. Die Grösse des Wer- einander verglichen werden können. tes ist abhängig von den an einem Standort vorherrschenden Parametern (Breite, Temperatur, Fischregion etc.), aus die- Wirkung von Massnahmen sem Grund können die resultierenden Werte der verschie- Fast alle Populationen in den Testgebieten werden durch denen Teststrecken nicht miteinander verglichen werden. mindestens einen Stressfaktor beeinträchtigt (Tabelle Aufgrund fehlender Daten wurden die Fischnahrung, die 5.13.2). Um die Wirkung von Massnahmen abzuwägen, Entnahme durch Vögel sowie Hochwasser nicht in die Aus- wurden Modellvoraussagen erstellt, die die Entfernung des wertung einbezogen. bedeutendsten Stressors an jeder Untersuchungsstelle an- Die Resultate zeigen eine unterschiedliche relative Ge- nahmen (Tabelle 5.13.3). Es muss jedoch angenommen wer- wichtung der verschiedenen Faktoren in den einzelnen Test- den, dass PKD nicht einfach eliminiert werden kann, wenn sie strecken (Abbildung 5.13.8): Das Habitat ist bereits bei einer einmal in einer Population vorhanden ist. Daher wurde die geringen Veränderung ein wichtiger kausaler Faktor. Kolma- Entfernung von PKD nicht als Option in die Modellvoraus- tion und PKD sind, wenn sie auftreten, ebenfalls sehr be- sagen einbezogen. Ausserdem wurde im Modell davon aus- deutende Faktoren. Allerdings scheinen die beiden Faktoren gegangen, dass die Wiederherstellung des Habitats nur zu

Kausale Gewichtung Standort Massnahmen Ort 0% 20% 40% 60% 80% 100%

Emme 1: Emme 1: Verringern des Verbesserung des Bätterkinden Bätterkinden Abwasseranteils Habitats Lebensraumindex 0,8 Emme 2: Burgdorf Emme 2: Verbesserung des – Emme 3: Burgdorf Habitats Bumbach Lebensraumindex 0,8 LBK 1: Schaan Emme 3: – – Bumbach LBK 2: Triesen LBK 1: Verringern der Verbesserung des LBK 3: Schaan Kolmation Habitats Balzers Lebensraumindex 0,8 Necker 1: Letzi LBK 2: Verringern der Verbesserung des Triesen Kolmation Habitats Necker 2: Lebensraumindex 0,8 Aachsäge

Necker 3: LBK 3: Verringern der – Hemberg Balzers Kolmation Venoge 1: Necker 1: Verringern der – Ecublens Letzi Kolmation Venoge 2: Bussigny Necker 2: Verringern der – Aachsäge Kolmation Venoge 3: Montricher Necker 3: – – KolmationAbwasser PKD Habitat Hemberg Venoge 1: Verringern der Verringern des Abb. 5.13.8: Die geschätzte kausale Gewichtung der vier wichtig- Ecublens Kolmation Abwasseranteils sten Stressfaktoren für Unter- (1), Mittel- (2) und Oberlauf (3) der jeweiligen Teststrecken. Die kausale Gewichtung ergibt sich aus Venoge 2: Verringern der Verringern des dem Verhältnis einer Bestandesreduktion durch einen bestimmten Bussigny Kolmation Abwasseranteils Stressfaktor (unter der Voraussetzung, dass alle anderen Stress- Venoge 3: Verringern der – faktoren eliminiert sind) zu einer Bestandesreduktion durch alle Montricher Kolmation am Standort vorhandenen Stressfaktoren. Wird kein Balken in der Abbildung gezeigt, fehlt der entsprechende Faktor an diesem Ort. Tab. 5.13.3: Vorschläge für Massnahmen an den einzelnen Test- Die Unsicherheit wird in der Abbildung nicht gezeigt, kann aber gebietsstandorten. Bemühungen, das Habitat zu verbessern führen gerade für Abwasser bedeutend sein, da dessen Wirkung auf die selten zu naturnahen (Lebensraumindex 1,0), sondern eher zu Fischpopulation nicht abzuschätzen ist. wenig beeinträchtigten Zuständen (Lebensraumindex 0,8).

131 verschiedene Faktoren Fischnetz-Schlussbericht

1000 einer Verbesserung (Index 0,8), aber nicht zu naturnahen heutige Bedingungen verbesserte Bedingungen Zuständen führt (Index 1,0). Andere für den jeweiligen Ort 800 typische Bedingungen wie Wassertemperatur, Flussbreite, Fischregion und Häufigkeit von Hochwasser wurden beibe- 600 halten. Die aktuellen Besatzzahlen und Anglerfänge wurden 400 ebenfalls beibehalten. 200

Die Resultate zeigen, dass an einigen der untersuchten Dichte Adulte [Ind./ha] Stellen signifikante Verbesserungen erwartet werden können 0 (Abbildung 5.13.9). Die Populationen im Mittel- und Unterlauf LBK 1 LBK 2 LBK 3 enoge 1 enoge 2 enoge 3 Emme 1 Emme 2 Emme 3 Necker 1 Necker 2 Necker 3 des LBK beispielsweise würden von einer Verbesserung des V V V Standort Lebensraums und einem Verringern der Kolmation sehr pro- Abb. 5.13.9: Die vorhergesagte Wirkung von Massnahmen bei einer fitieren. Die Population im Mittellauf des Neckers würde bei Elimination der hauptsächlichen Stressfaktoren an jedem Standort einem Verringern der Kolmation ebenfalls profitieren. Die (Tabelle 5.13.3). Die senkrechten Linien stellen den 90%-Vertrauens- Dichte der adulten Fische von Populationen anderer Gewäs- bereich der Dichte der adulten Bachforellenpopulation dar. ser hingegen würde sich nicht substanziell erhöhen, auch wenn die entscheidenden Stressfaktoren entfernt würden. Die mittlere und die untere Stelle der Emme sind beispiels- mation, Abwassereinlauf, PKD und schlechte Lebensräume weise stark durch die Anwesenheit der PKD beeinträchtigt. sind weit verbreitete Probleme. Die Reaktion einer Popula- Beim Unterlauf des Necker und bei beiden Stellen im Unter- tion auf die Einführung oder Entfernung eines bestimmten lauf der Venoge können keine hohen Bachforellendichten Stressfaktors hängt jedoch weitgehend von den vorherr- erwartet werden, da diese Stellen als Äschen- und Barben- schenden Bedingungen ab, einschliesslich der Anwesenheit regionen klassifiziert sind. Die am höchsten gelegene Stelle anderer Stressoren. Das in dieser Studie entwickelte Wahr- im Oberlauf der Venoge zeigt unter den Bedingungen «ge- scheinlichkeitsnetzwerkmodell kann dazu benutzt werden, ringe Kolmation» eine vorhergesagte Populationsdichte, die die ortspezifischen Einschätzungen zu ermitteln. sehr nahe bei der aktuell beobachteten Dichte liegt (Ab- bildung 5.13.6b). Die Vermutung liegt nahe, dass die vor- 5.13.5 Literaturnachweis gefundenen Kolmationsbedingungen möglicherweise doch [1] Ochsenbein U (2003) Das Teilprojekt Testgebiete. fischnetz-info 11: weniger gravierend sind als in Tabelle 5.13.2 für diese spe- 6–8. zifischen Gewässer angenommen wurde, was die Unter- [2] Scheurer K (in Vorbereitung) Zwischenbericht zu den Untersuchun- schiede zwischen den Vorhersagen und den Beobachtungen gen in den vier Testgebieten Emme, Liechtensteiner Binnenkanal, Necker und Venoge. EAWAG, Dübendorf. im ursprünglichen Vergleich (Abbildung 5.13.6b) erklären [3] Forbes VE & Calow P (2002) Applying weight of evidence in retro- würde. Die Anwesenheit von PKD an diesen Stellen limitiert spective ecological risk assessment when quantitative data are die Population nicht ernsthaft, da die Wassertemperaturen limited. Human and Ecological Risk Assessment 8: 1625–39. nicht sehr hoch sind. Andere Stellen in Oberläufen haben bei- [4] Bassi L, Baumann U, Eugster M, Hunziker HR, Keller T, Kindle T, nahe optimale Bedingungen, so dass weitere Verbesserun- Riederer R, Rüdiger T, Ruhlé C & Zwicker E (2001) Gesundheits- zustand der Fische im Rheintal – Untersuchungen 1997 bis 2000. gen kaum möglich sind. Synthesebericht. Arbeitsgruppe Gesundheitszustand der Fische im Rheintal, St. Gallen. pp. 131.

Schlussfolgerungen und Bedeutung für andere [5] Lee DC & Rieman BE (1997) Population viability assessment of Standorte salmonids by using probabilistic networks. North American Journal of Fisheries Management 17: 1144–57. Zahlreiche Populationen in den Testgebieten sind mehr als [6] Ricker WE (1954) Stock and recruitment. Journal of the Fisheries einem Stressfaktor ausgesetzt. Die kausale Beurteilung Research Board of Canada 11: 559–623. zeigte jedoch, dass in den meisten Fällen bei relativ hohen [7] Borsuk ME, Reichert P & Burkhardt-Holm P (in Vorbereitung) A Fängen durch Angler bereits die Anwesenheit eines Stress- probability network model for assessing the decline of brown trout faktors die Populationsdichte ernsthaft reduzieren kann (Ab- in Swiss rivers. bildung 5.13.7). Dies bedeutet, dass bei Anwesenheit von [8] Schager E (2003) Zwischenbericht Testgebiete – Fischbestand & mehreren Faktoren alle entfernt werden müssen, damit eine Lebensraum. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 74. signifikante Erholung der Population erreicht werden kann. Diese Annahme wird von der vorhergesagten Reaktion der Populationen auf erfolgte Massnahmen bestätigt (Abbildung 5.13.9); die Standorte mit PKD zeigten keine Verbesserung bei der geschätzten Populationsdichte. Die beobachteten Bedingungen in den Testgebieten sind für das gesamte schweizerische Mittelland zutreffend. Kol-

132 Fischnetz-Schlussbericht Synthese

5.14 Synthese: Abschliessende Bewertung peratur von 15 °C überleben. Steigt die Wassertemperatur jedoch zwei bis vier Wochen lang über den Wert von 15 °C, Unter Berücksichtigung aller in den vorangegangenen Ka- bewirkt dies eine hohe Mortalität bei den Forellen. piteln aufgeführten Faktoren kommt Fischnetz zum Schluss: Die meisten der beobachteten Effekte sind unspezifischer Der Fangrückgang bei den Bachforellen ist auf eine gerin- Natur, und ihr Auftreten lässt meist keine direkte Schlussfol- gere Befischung (Befischungsaufwand, Fangmindestmasse), gerung auf die Ursache zu. Eine Ausnahme von dieser Regel einen veränderten Besatz (Besatzmenge, Besatzalter, Zeit- ist (neben PKD), die Induktion des Eidotterproteins Vitelloge- punkt des Besatzes) und einen Bestandesrückgang zurück- nin in männlichen Fischen, das spezifischer Biomarker für die zuführen. Exposition gegenüber estrogenaktiven Substanzen ist. Der Bestandesrückgang wird von Fischnetz in vielen Fäl- Regional betrachtet lässt sich die Bedeutung der unter- len auf die generell schlechte Situation der Lebensräume suchten Einflussfaktoren konkreter beschreiben: Integrative und auf die Krankheit PKD zurückgeführt. Sehr häufig sind Synthesen wurden mit dem WOE-Ansatz, dem Wahrschein- die Lebensräume schlecht, weil sie entweder nicht genügend lichkeitsnetzwerk-Modell und der statistischen Datenanalyse Habitate bieten (Laichgebiete, Ruhe- und Schutzzonen für vorgenommen. Dabei zeigte sich für die untersuchten Test- die unterschiedlichen Lebensstadien) oder weil sie schlecht gebiete (Emme, Venoge, Necker, Liechtensteiner Binnen- miteinander vernetzt sind. Schlechte Lebensraumqualität kanal), dass die schlechte Habitatstruktur und die Kolmation kann sowohl die Morphologie (beispielsweise fehlende Un- wesentliche negative Einflussfaktoren sind. PKD, die feh- terstände durch Verbauungen oder eine unzureichende Ufer- lende oder unzureichende Vernetzung und die chemische vegetation) als auch die Wasserqualität (chemische Ver- Verschmutzung haben sich als weitere mögliche Ursachen schmutzung) betreffen. herauskristallisiert. Besonders im Zusammenwirken mit einer Bei der Ursachenanalyse hat sich gezeigt, dass keiner intensiven Befischung können sie zu markanten Reduktionen der untersuchten Einzelfaktoren für den Fischfangrückgang bei den Beständen und Fängen führen. allein verantwortlich gemacht werden kann. Aufgrund der Die analytisch-chemischen Studien sowie Untersuchun- in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Resultate gen zur Fischgesundheit, zur Reproduktion und zu den Fän- wurde eine Gewichtung der Faktoren gegeneinander vorge- gen und Beständen ermöglichen bisher erst ansatzweise nommen. Die Faktoren wurden auch daraufhin untersucht, eine Abschätzung der Bedeutung von Chemikalieneinträgen. ob sie von regionaler (das gesamte Einzugsgebiet umfassen- Unterhalb des Einlaufs bestimmter Kläranlagen, in Gebieten der), lokaler (im Umkreis circa 10 km um ein Gewässer) und mit diffuser Verschmutzung (beispielsweise in grösseren zeitlich begrenzter Bedeutung für den Bestandesrückgang Siedlungsflächen) oder in landwirtschaftlich stark genutzten sind. Gebieten wurden Effekte bei den Fischen festgestellt. Da Viele der heute beobachteten Veränderungen sind nicht solche Effekte jedoch auch an Untersuchungsstellen ohne erst in den vergangenen 20 Jahren entstanden, sondern sind bekannte Belastungen auftraten (wenn auch in der Regel langfristige Trends, die schon lange im System wirken, sich weniger häufig und/oder schwer) und zudem in vielen Stu- aber erst nach und nach sichtbar auf den Bestand und den dien gute Referenzstellen fehlten, kann eine Aussage bezüg- Fang auswirken. Zu diesen Faktoren zählen beispielsweise lich der Bedeutung chemischer Verschmutzungen nur mit die Gewässerverbauung und der damit verbundene Verlust Vorbehalt formuliert werden. Der Gewässerbelastung kommt an zusammenhängenden Lebensräumen sowie die langfristi- lokal und regional eine Rolle als Mitverursacher für niedrige gen Veränderungen der Wasserqualität. Fischbestände und gesundheitliche Beeinträchtigungen zu. Die zeitliche Korrelation zwischen dem Fischfangrückgang Aus der Bearbeitung der Hypothesen sind zudem grosse und dem (verstärkten) Auftreten von Stressfaktoren in den Unterschiede in der fischereilichen Bewirtschaftung und in vergangenen Jahrzehnten ist meist schwierig zu erfassen, da der Bedeutung Fisch fressender Vögel (Kormoran, Gänse- (a) die Fangdaten unterschiedlich weit zurückreichen, (b) die säger) im Hinblick auf ihre regionale und lokale Auswirkung Erhebungsmethoden heterogen sind und (c) zu den meisten deutlich geworden. Bei anderen möglichen Einflussfaktoren Stressoren keine guten, weit zurückreichenden Daten vorlie- (beispielsweise der Kolmation) ist die Datenlage unzurei- gen. Die Datenmenge und -qualität zu den meisten Einfluss- chend, so dass eine Bewertung nur beschränkt möglich ist. faktoren ist für eine statistische Auswertung ungenügend. Weitere Faktoren – wie beispielsweise die Geschiebe führen- Ausnahmen sind die Temperatur- und die Abflussdaten von den Hochwasser – haben sich unserer Kenntnis nach nur in NADUF und BWG. einzelnen Regionen oder an wenigen Stellen verändert, so Eine grosse Bedeutung für den Bestandesrückgang dass damit nicht der Fischfangrückgang in den vielen ver- kommt der kombinierten Wirkung von Einflussfaktoren zu. schiedenen Gewässern der gesamten Schweiz erklärt wer- Solche können über rein additive Effekte hinausgehen. Ein den kann. Beispiel dafür ist die Krankheit PKD. In Gewässern mit PKD- Saisonale Unterschiede bei den Einflussfaktoren sind be- Erregern können Bachforellen unterhalb einer Wassertem- deutsam und müssen für die Interpretation berücksichtigt

133 Synthese Fischnetz-Schlussbericht

werden. So waren histologische Organveränderungen bei Forellen aus Mittellandflüssen in der Regel im Herbst aus- geprägter als im Frühjahr. Ausserdem treten beispielsweise Gänsesäger im Sommer vor allem am Bielersee, zu Beginn des Winters jedoch an der unteren Schüss als Prädatoren in Erscheinung.

134 Fischnetz-Schlussbericht Massnahmen

6. Empfehlungen für Massnahmen

6.1 Massnahmen zur Verbesserung und bezüglich der Vernetzung Defizite aufweisen. Bei Fliess- der Gewässerqualität und des gewässern mit bekanntermassen guter Fischartenzusam- Fischfangertrags mensetzung (beispielsweise Seeausläufe) kann in der Regel auf eine Erhebung der Fischartenzusammensetzung ver- Neben den Massnahmen, die sich spezifisch für einzelne zichtet werden. Ziel dieser Massnahme ist, die geografische Faktoren ergeben, gibt es solche, die übergreifend zu einer Ausbreitung von Fischpopulationen zu unterstützen, die den Verbesserung der Fischbestände, Fangerträge und der Ge- Lebensräumen angemessen sind. Durch die Vernetzung wässerqualität führen. An dieser Stelle werden Massnahmen werden Schutz,- Ruhe-, Laich- und/oder Rückzugshabitate zusammengefasst, die generell zur Behebung oder Eindäm- eröffnet, die Durchwanderbarkeit gewährleistet und die ge- mung der Wirkungen von Stressfaktoren führen und sich auf netische Vielfalt gefördert. Darüber hinaus wird auf diese die prioritären Ursachen beziehen (ungenügende morpho- Weise der Geschiebetransport sichergestellt und der Tiefen- logische Qualität der Gewässer und des Wassers, Bewirt- erosion entgegengewirkt. Adressaten: Kantone, Gemeinden, schaftung, PKD). Ausserdem soll dargestellt werden, wie BUWAL, BWG. sich diese Massnahmen nicht nur auf den ursprünglichen Als zweite Massnahme empfiehlt Fischnetz die Erhöhung Stressfaktor, sondern auch positiv auf weitere Parameter der strukturellen Vielfalt bei Fliessgewässern, die bereits im Ökosystem auswirken können. In einigen Fällen können vernetzt sind. Ziel ist es, mehr qualitativ hochwertige und keine Massnahmen empfohlen werden, weil entweder ein vielfältige Lebensräume für die verschiedenen Arten und entsprechender Eingriff ins ökologische Gleichgewicht nicht Lebensstadien der Fische mit ihren unterschiedlichen An- gerechtfertigt erscheint (Fisch fressende Vögel) oder keine sprüchen zu schaffen. Anzustreben ist beispielsweise, aus- Lösung bekannt ist (PKD kann heute nicht therapiert wer- gewogenere Wechsel zwischen langsam und schnell flies- den), empfohlen werden vorbeugende Massnahmen. senden Abschnitten zu schaffen und Totholz sowie andere Grundsätzlich sind nur wenige Massnahmen in allen Situa- Unterstände im Gewässer zu belassen oder einzubringen. tionen vorbehaltlos zu empfehlen. In den meisten Fällen Adressaten: Kantone, Gemeinden, BUWAL, BWG. müssen die lokalen Gegebenheiten entscheidend für die vor- Als weitere Massnahme empfiehlt Fischnetz die Wieder- zunehmenden Massnahmen sein. Wichtig ist also die Er- herstellung des Uferbereichs als Strukturelement. Dadurch arbeitung und Umsetzung lokal angepasster Strategien mit wird auch eine Verbesserung/Gewährleistung des Nahrungs- einer angemessenen Erfolgskontrolle. angebotes erreicht. Ein gut strukturierter Uferbereich vermin- Die aufgeführten Massnahmen sind unterschiedlich effi- dert Einträge der Abschwemmungen von Feinsedimenten zient und greifen auf verschiedenen Ebenen an. Massnah- und insbesondere auch von Stoffen aus der Landwirtschaft men an der Quelle der Verursachung sind am wirkungsvolls- (beispielsweise Pestizide, Gülle). Die durch Vegetation er- ten, aber auch besonders schwierig durchzusetzen. Häufig zielte Beschattung des Gewässers und/oder seiner Rand- ist ein langwieriger Vorlauf notwendig – beispielsweise bei bereiche schützt vor einer zusätzlichen Erwärmung des Was- Gesetzesänderungen oder bei einem Verbot von Stoffen. Un- sers durch die Sonneneinstrahlung. Adressaten: Kantone, terstützend wirken Massnahmen, die das Umweltbewusst- Gemeinden, BUWAL, BWG, Landwirtschaft, Anrainer. sein der beteiligten Bevölkerungsgruppen stärken und so Schliesslich ist in vielen Fliessgewässern die Verbesse- dazu führen, dass bestimmte Eingriffe oder Veränderungen rung des Abflussregimes zu empfehlen. Ziel dieser Mass- auch unterstützt werden. Symptombekämpfungsmassnah- nahme ist, den Geschiebehaushalt und den Wasserrückhalt men oder so genannte «end of pipe»-Massnahmen bringen zu verbessern und die negativen Auswirkungen von Wasser- oft eine rasche Verbesserung der Situation, sind allerdings kraftwerken (ungenügende Restwassermengen, Schwall- von begrenztem Erfolg, so lange die Ursachen für die Ver- Sunk-Betrieb, Stauraumspülungen) abzufangen. Diese Ziele änderungen nicht aufgedeckt und eliminiert sind. Sie kön- können durch eine optimierte Steuerung der Wasserent- nen hilfreich zur Überbrückung sein, bis Massnahmen zur nahme und -rückgabe in Restwasserstrecken, angepasste Ursachenbekämpfung in Kraft treten oder wirksam werden. Rückhaltemöglichkeiten, eine Reduzierung der Bodenver- siegelung sowie durch die Revitalisierung von Strecken mit 6.1.1 Verbesserung der Lebensräume häufigen Winterhochwassern erreicht werden. Adressaten: Vernetzung über den Längsverlauf des Gewässers und mit Kantone, Gemeinden, Landwirtschaft, Kraftwerksbetreiber. den Seitengewässern: Dies ist die prioritäre Massnahme bei Fliessgewässern mit gutem Potenzial (nach Modul-Stufen- 6.1.2 Verbesserung der Wasserqualität Konzept Stufe F). Das sind Fliessgewässer, die bezüglich Ziel ist, eine Qualität des Oberflächenwassers zu gewährleis- der Zusammensetzung ihrer Fischarten als naturnah gelten ten, die weder eine akute Bedrohung des Lebens der Fische

135 Massnahmen Fischnetz-Schlussbericht

und anderer Organismen ist, noch mittel- oder langfristig bestände nicht durch Besatzfische unnötig zu stören. Adres- eine negative Auswirkung auf ihre Fitness hat. saten: Kantone, Fischereiorganisationen. Verschiedene Massnahmen werden von Fischnetz dazu Abstimmung der Befischung auf die spezifische Produk- empfohlen: tivität eines Gewässers und auf die aktuellen Fischbestände Priorität hat die Festlegung und Einhaltung von Qualitäts- im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Adressaten: standards für alle relevanten Stoffe, die das aquatische Öko- Kantone, Fischereiorganisationen. system und die Fische beeinträchtigen können. Einträge von Umsetzung der neuen Bewirtschaftungsrichtlinien des Stoffen in die Gewässer in schädlichen Konzentrationen Schweizerischen Fischerei-Verbands zur Förderung der müssen vermieden werden (Vorsorgeprinzip). Adressaten: Fischbestände. Damit die vorhandenen Empfehlungen zur Bundesbehörden der Schweiz. Anwendung gebracht werden, sind entsprechende Kurse in Bessere Überwachung (Risikoabschätzung!) und konse- der Ausbildung der Angler erforderlich. Adressaten: Kantone, quenter Vollzug des Gewässerschutzgesetzes in landwirt- Fischereiorganisationen. schaftlich genutzten Gebieten mit einem Ackerbauanteil von mehr als 10%. Ziel ist die Verringerung der Belastungen mit 6.1.4 Verbesserte Überwachung Pestiziden und anderen Schadstoffen. Eine Vergrösserung Empfohlen wird ein Umweltmonitoring, um die langfristige der Biolandbaufläche ist anzustreben. Die Überprüfung und Entwicklung der Gewässerqualität zu verfolgen und notfalls gegebenenfalls die Optimierung landwirtschaftlicher Drai- rechtzeitig Massnahmen zur Verbesserung der Situation zu nagesysteme und das Anlegen von Uferrandstreifen helfen, ergreifen. Abschwemmungen und damit verbundene Immissionen zu Prioritär sind Verbesserungen bei den Erhebungen zum reduzieren und Spitzen zu dämpfen, sowie einen optimalen Fang und zur Befischungsintensität (erfassen aller Ausflüge, Wasserrückhalt zu fördern. Optimale Drainagesysteme ge- inklusive der erfolglosen, zur Beurteilung des Fangerfolges währleisten mehr Wasser im Fliessgewässer in Trockenperio- CPUE) und die Vereinheitlichung und Koordination der kanto- den. Die Einhaltung von Massnahmen guter landwirtschaft- nalen Fangstatistiken. Adressaten: Kantone, BUWAL, Fische- licher Praxis (beispielsweise fachgerechte Entsorgung von reiorganisationen. Rückständen) ist ebenfalls zu überprüfen und auch umzuset- Bestandeserhebungen der Fische (Alter, Grösse, Gewicht, zen. Adressaten: Bund, kantonale und lokale Behörden, Ab- Fischart, äussere Verletzungen, Deformationen, PKD). Mit wasserverbände, Landwirtschaftsverbände, landwirtschaft- dem Modul-Stufen-Konzept Fische kann eine erste Ein- liche Schulen. schätzung getroffen werden, für quantitative Erhebungen Ersatz von schwer abbaubaren Stoffen durch biologisch müssen jedoch zusätzliche, methodisch verlässliche Be- vollständig abbaubare Substanzen, vor allem bei Massen- fischungen durchgeführt werden. Es wird empfohlen, ein chemikalien, die in Haushaltsprodukten (Wasch- und Reini- Langzeitmonitoring zur Beobachtung der Fischbestände gungsmittel, Kosmetika etc.) verwendet werden. Adressaten: an ausgewählten Referenzstrecken durchzuführen. Die geo- KonsumentInnen, Hersteller und Händler solcher Produkte. grafische Verbreitung der Arten und deren Veränderung (be- Optimierung, gegebenenfalls Sanierung kritischer ARA sonders die Ausdehnung der Bachforellen-Regionen) sollte und Verringerung der Auswirkung von Regenentlastungen in untersucht werden. Adressaten: Kantone, Bund. die Vorfluter (Erhöhung des Schlammalters, Brechen von Erhebung des ökomorphologischen Zustandes der Fliess- Konzentrationsspitzen, Verringerung der Konzentrationen gewässer (nach Stufe F des Modul-Stufen-Konzeptes) sowie toxischer N-Verbindungen). Adressaten: ARA-Betreiber, der Kolmation. Priorisierung der zu erfolgenden Massnah- ARA-Verbände, Kantone. men. Adressaten: Kantone. Fischnetz empfiehlt umfassende Erfolgskontrollen: 6.1.3 Optimierung der Bewirtschaftung Erfolgskontrolle bei allen durchgeführten Massnahmen PKD: Es dürfen keine Fische aus PKD-positiven Gewäs- durch Dokumentation der relevanten Parameter (beispiels- sern in PKD-freie oder unbestimmte Gewässer eingesetzt weise Gewässerzustand, Wasserqualität, Fischbestände und werden. Dazu ist der Stand der PKD-Verbreitung regelmäs- -fänge etc.). Erforderlich dafür sind entsprechende Konzepte sig zu erfassen. Ziel ist es, einer weiteren Verbreitung der und geeignete Indikatoren. Derartige Indikatoren werden zur Krankheit entgegenzuwirken. Adressaten: Kantone und Zeit im Rhone-Thur-Projekt erarbeitet und stehen ab 2005 BVET. zur Verfügung (www.rhone-thur.eawag.ch). Adressaten: Kan- Besatz zur Stützung von Fischbeständen nur im Rahmen tone. von Besatzkonzepten und mit Brutmaterial von Elterntieren Dokumentation von Beispielen für Lebensraumaufwertun- aus dem gleichen Einzugsgebiet. Vor dem Besatz soll durch gen. Adressaten: Kantone, BUWAL, Forschung. Beobachtung oder punktuelle Elektrobefischungen geklärt werden, ob naturverlaichte Jungfische im Gewässer vor- kommen. Ziel ist es, die natürlich nachwachsenden Fisch-

136 Fischnetz-Schlussbericht Massnahmen

6.2 Forschungsbedarf Weiterbildungsthemen sind: Ausbildung in der Anwendung von Methoden (beispiels- Notwendig sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen weise Messung der Kolmation, Erhebung der Fang- und Po- zu grundlegenden Fragen der Fischbiologie, insbesondere pulationsdaten, Richtlinien Besatz, Modul-Stufen-Konzept, der Gesundheit, der Genetik, der Reproduktion und der öko- siehe auch «Methodenkatalog» im Anhang). logischen Zusammenhänge. Dies ist in erster Linie Aufgabe Ausbildung bei der Umsetzung der Massnahmen (bei- der Forschungseinrichtungen. Fischnetz erachtet folgende spielsweise Umsetzung der rechtlichen Grundlagen). Untersuchungen als besonders wichtig: Untersuchungen zu Wirkungen von gewässerrelevanten Chemikalien auf Fische (Risikobeurteilung): Die Beurteilung muss über die heute vorgeschriebene Praxis (OECD-Richt- 6.4 Ausblick linien, DIN-Normen) hinaus vor allem um Szenarien erweitert werden, die die Fischgesundheit, die Artenzusammenset- Nach Abschluss des Projektes Fischnetz sind verschiedene zung und den Bestandesaufbau langfristig und nachhaltig Arbeiten zu beenden, Aktivitäten weiterzuführen, das auf- beeinträchtigen können. Dazu gehören zum Beispiel Wirkun- gebaute Netzwerk ist zu verankern und die erarbeiteten gen auf Hormon-, Immun- und Nervensystem, Belastungen Resultate sind weiterzugeben, ein Archiv ist zu betreuen und auch durch niedrige Konzentrationen, Mischungseffekte und die Umsetzung der Massnahmen ist zu begleiten. Durch die diskontinuierliche Belastungen sowie die Berücksichtigung Unterstützung aller am Fischnetz beteiligten Institutionen der fehlenden Kenntnisse zur Extrapolierbarkeit zwischen wurden neue Anlaufstellen geschaffen, in denen diese Auf- den Arten und vom Individuum auf die Population und aufs gaben angesiedelt werden: Ökosystem (siehe dazu Hypothesen «Fortpflanzung», «Ge- sundheit», «Chemikalien» und «Fischnahrung»). a) Projekt «Optimierung der Fischfangerträge und der Erweiterung der Wissensbasis zum Gesundheitsstatus Gewässerqualität» der Fische sowie zu Ausmass, Verbreitung und zeitlicher Ent- Dieses dreijährige Projekt wird durch alle Kantone, Fürsten- wicklung von Fischkrankheiten. Im Speziellen sind weiter- tum Liechtenstein und die EAWAG finanziert. Seine Aufgabe gehende Untersuchungen zur PKD, insbesondere zu Fragen ist, die nach 2003 zu Ende gehenden Forschungsarbeiten der Mortalität, der Resistenzbildung und der Auswirkung von Fischnetz (Teilprojekte 00/05, 00/06, 00/16, 00/21, auf den Nachwuchserfolg von Bachforellenpopulationen in 00/23, 00/24, 01/01, 01/02, 01/08, 01/19, 01/23, 01/30, unterschiedlichen Gewässern erforderlich, um die Rolle der 02/04, 02/06) zu koordinieren, die Kommunikation der Resul- PKD im Fischrückgang besser zu verstehen und gegebenen- tate national und international sicherzustellen und die Kan- falls geeignete Vorbeugemassnahmen zu entwickeln (siehe tone bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen Hypothese «Gesundheit»). und bei den Erfolgskontrollen zu unterstützen. Bessere Dokumentation und Erforschung des Themas Schwall-Sunk und deren Wirkung auf die Fische. b) Fischereiberatung EAWAG, BUWAL und SFV haben beschlossen, eine Fische- reiberatung (FIBER) zu institutionalisieren, um die während des Projektes Fischnetz vielfach geschätzte Informations- 6.3 Aus- und Weiterbildung plattform für Anliegen in den Bereichen Fische und Gewäs- ser weiterführen zu können. Es ist zu betonen, dass die empfohlenen Massnahmen nur Angel- und Berufsfischer/-innen, Interessierte und Fach- dann fachgerecht geplant und umgesetzt werden können, personen in der Schweiz erhalten mit dieser neuen Dienst- wenn genügend und gut ausgebildetes Personal für die leistung die Möglichkeit, über wissenschaftliche Erkennt- Planung und den Vollzug in den zuständigen Behörden zur nisse in verständlich aufbereiteter Form informiert zu werden Verfügung steht. und Beratung bei praktischen Fragen der Bewirtschaftung Für die Aus- und Weiterbildung von Fachleuten sind in und Gewässerökologie zu erhalten. Im Sinne einer Dreh- einem ersten Schritt die Bedürfnisse abzuklären und die scheibenfunktion soll die FIBER die weitreichenden Netz- bestehenden Aus- und Weiterbildungsangebote zu prüfen. werke nutzen, um rasch Informationen und Meinungen aus Hier können die bereits etablierten Angebote von BUWAL, benachbarten Fachgebieten beziehungsweise Organisatio- EAWAG und der Schweizerischen Vereinigung der Fischerei- nen und Institutionen einzuholen. Mit einer am Zielpublikum aufseher (SVFA) herangezogen werden. Zusätzlich sollten orientierten Informations- und Öffentlichkeitsarbeit soll die neue Kurse den Bedürfnissen entsprechend initiiert wer- FIBER überdies eine wesentliche Komponente in der Umset- den. Adressaten: Kantone, Bund, Fischereiorganisationen, zung des Leistungsauftrages von EAWAG (Brückenbildung Fischereiberatung. zwischen Wissenschaft und Praxis) und BUWAL (Information

137 Massnahmen Fischnetz-Schlussbericht

der Öffentlichkeit über den Zustand der Fischgewässer) übernehmen. Die strategische Lenkung der FIBER wurde einer Len- kungsgruppe übertragen, in welcher EAWAG, BUWAL, SFV und SFVA mit je einer Person vertreten sind. Finanziert wird die FIBER gemeinsam von EAWAG, BUWAL und SFV. Die Aufgabenteilung und die Zuständigkeiten der genann- ten Stellen und der weiteren Institutionen im Bereich der Fisch- und Fischereibiologie sowie des Gewässerschutzes werden nach dem Abschluss von Fischnetz festgelegt.

138 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Abkürzungen

7. Anhang

7.1 Abkürzungsverzeichnis, Glossar etc. et cetera EU Europäische Union 7.1.1 Abkürzungsverzeichnis 0+-, 1+- etc. Ein 0+-Fisch ist ein Fisch in seinem ersten Lebens- FFSP Fédération fribourgeoise des sociétés de pêche jahr, ein 1+-Fisch demzufolge ein Fisch in seinem FI Fischereiinspektorat zweiten Lebensjahr etc. Als Stichdatum für die Altersangabe wird jeweils der 1. Januar genommen. FIBER Fischereiberatung FIWI Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern AG Kanton Aargau FJV Fischerei- und Jagdverwaltung Abb. Abbildung FL Fürstentum Liechtenstein AI Kanton Appenzell Innerrhoden FN Fischnetz AR Kanton Appenzell Ausserrhoden FR Kanton Freiburg ARA Abwasserreinigungsanlage FS Feinsedimente franz. französisch BE Kanton Bern BFS Bundesamt für Statistik g Gramm BL Kanton Basel-Land GE Kanton Genf BrE Brütlingseinheit GIS Geografisches Informationssystem BS Kanton Basel-Stadt GL Kanton Glarus BUWAL Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft GR Kanton Graubünden BVET Bundesamt für Veterinärwesen GSA Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft des BWG Bundesamt für Wasser und Geologie Kantons Bern GSchV Gewässerschutzverordnung cm Zentimeter

CPUE Catch per unit effort ha Hektare Cu Kupfer

IHC Immunhistochemie DEET N,N–diethyl–m–toluamide Ind./ha Individuen pro Hektare DEP Deponien DIN Deutsches Institut für Normung e.V. JU Kanton Jura dipl. diplomiert DUE Diffuse Umwelteinträge Kap. Kapitel kg Kilogramm E1 Estron (Östron) km Kilometer E2 Estradiol (Östradiol) Kt. Kanton E3 Estriol (Östriol) KVA Kehrichtverbrennungsanlage EAWAG Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz LBK Liechtensteiner Binnenkanal EC Effektkonzentration LC Letale Konzentration EDTA Ethylendiamintetraessigsäure LHG Landeshydrologie und -geologie EE2 synthetisches Ethinylestradiol LOEC Lowest effect concentration EGW Einwohnergleichwerte LU Kanton Luzern eidg. eidgenössisch ELISA Enzyme-linked immunosorbent assay m Meter ELS Early life stage m2 Quadratmeter EP Einzelprobe mg Milligramm EQS Environmental Quality Standard mm Millimeter EROD Ethoxyresorufin-O-Deethylase µg/kg Mikrogramm pro Kilogramm et al. et alii (und andere) µg/l Mikrogramm pro Liter

139 Anhang: Abkürzungen Fischnetz-Schlussbericht

NADUF Nationale Daueruntersuchung der schweizerischen UNEP United nations environment programme Fliessgewässer UR Kanton Uri NAO North atlantic oscillation UV Ultraviolett NE Kanton Neuenburg VD Kanton Waadt ng Nanogramm

NO2–N Nitrit-Stickstoff VC Variationskoeffizient NO3–N Nitrat-Stickstoff vgl. vergleiche NP Nonylphenol VHS Virale hämorrhagische Septikämie (eine NP1EO/NP2EO Nonylphenolmono- und -diethoxylat Viruserkrankung der Forellen) NW Kanton Nidwalden vPvB very pesistent, very bioaccumulating (sehr langsam abbaubare und stark bioakkumulierende Stoffe) VS Kanton Wallis O2/l Sauerstoffgehalt pro Liter VTG Vitellogenin OECD Organisation for economic co-operation and development OW Kanton Obwalden WOE-Analyse «Weight of evidence»-Analyse

PBT Persistant, bioaccumulative, toxic (persistente, ZG Kanton Zug bioakkumulierende und toxische Stoffe ZH Kanton Zürich PCB Polychlorierte Biphenyle PFOS Perfluorooctylsulfonsäure pH-Wert Mass für den Säuregehalt einer Lösung PKD Proliferative kidney disease PNEC Predicted no effect concentration 7.1.2 Glossar PO4–P Phosphat-Phosphor A Abundanzen Anzahl Individuen pro Flächeneinheit (Besiedlungs- Q182 Der Abfluss (Q) in einem Vorfluter, der an 182 Tagen im Jahr erreicht oder überschritten wird. dichte). Adaptationsfähigkeit (Physiologische oder genetische) Anpas- Q347 Der Abfluss (Q) in einem Vorfluter, der an 347 Tagen im Jahr erreicht oder überschritten wird. sungsfähigkeit des Fisches an variable Umweltbedingungen. Adulter Fisch Fisch nach Erreichen der Geschlechtsreife.

SBN Schweizerischer Bund für Naturschutz Agrarchemikalien Sammelbezeichnung für Dünger, Herbizide, Fungizide und Insektizide. SBV Schweizerischer Bauernverband Anflugnahrung Insekten, die nicht im Wasser leben oder im Wasser schriftl. schriftlich geboren sind und zufällig ins Gewässer gelangen. schweiz. schweizerisch Atlasquadrate des Vogelverbreitungsatlas Die Information zur SFV Schweizerischer Fischerei-Verband geografischen Verbreitung der Vögel in der Schweiz im Vogel- SG Kanton St. Gallen verbreitungsatlas: für jedes Quadrat mit 5 km Seitenlänge wird das Vorkommen oder Fehlen einer Vogelart dargestellt. SGCI Schweizerische Gesellschaft für chemische Industrie Aufweitung Eine flussbauliche Massnahme zur Verbesserung des Lebensraumes, indem ein kanalisiertes Gewässer über eine SH Kanton Schaffhausen längere Strecke aufgeweitet wird. Eine Aufweitung kann ein- SMA Schweizerische Meteorologische Anstalt (heute seitig oder an beiden Ufern durchgeführt werden. MeteoSchweiz AG) Augenpunktstadium Stadium der Eientwicklung. SNF Schweizerischer Nationalfonds

SO Kanton Solothurn B SR Systematische Sammlung des Bundesrechts Benthische Makroinvertebraten Auf und im Flusssediment SS Schwebstoffe lebende grössere (von Auge sichtbare) wirbellose Tiere. SVFA Schweizerische Vereinigung der Fischereiaufseher Biozide Wirkstoffe zur Bekämpfung unerwünschter Organismen. Ausgenommen sind jene Wirkstoffe, die in der Landwirtschaft SZ Kanton Schwyz oder Medizin eingesetzt werden. Brutboxen beispielsweise «Vibertboxen»: Mit Kies gefüllte, perfo- tTonnen rierte Plastikboxen, mit denen befruchtete Eier in der Gewässer- Tab. Tabelle sohle exponiert werden können. Die Sterberate wird erfasst, die überlebenden Brütlinge können die Boxen durch die Schlitze TG Kanton Thurgau verlassen. TI Kanton Tessin Brütlingseinheiten (BrE) Damit der Besatzwert von Brütlingen bis TP Teilprojekt Jährlingen miteinander verglichen werden kann, wird die Zahl

140 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Glossar

der Besatzfische in Brütlingseinheiten (BrE) angegeben. Dabei G wird die Sterblichkeit vom Brütling bis zum effektiven Besatz- Gameten Keimzellen. alter berücksichtigt: 1 Brütling = 1 BrE, 1 Vorsömmerling = 5 BrE; 1 Sömmerling = 10 BrE, ältere Fische = 20 BrE. Geografisches Informationssystem (GIS) Mit Hilfe dieses Sys- tems lassen sich raumbezogene Daten in ihren komplexen C Zusammenhängen analysieren und darstellen. Cluster Haufen, Gruppe Grenzwert Die Konzentration eines Stoffes, die nicht überschritten Catch per unit effort (CPUE) CPUE ist der Angelfang, welcher auf werden darf. einen bestimmten vergleichbaren Fangaufwand standardisiert H wird, beispielsweise Fang pro Stunde Angelausflug oder pro erfolgreichem Angelausflug oder bezogen auf alle (erfolgreiche Hauptkomponentenanalyse Statistische Analyse, um eine Vielzahl und erfolglose) Anglerausflüge. Der CPUE wird verwendet, von Variablen auf einige wenige Komponenten zu reduzieren. um Informationen über die Fischbestandesdichte zu erhalten Ziel ist, die Variablen zu finden, die am stärksten zur Varianz und dabei die Wirkung von grossen Veränderungen bei der beitragen. Befischungsintensität auszuschalten. Hefetest Ein molekularbiologisches In-vitro-Testsystem, das mittels Cypriniden Familie der Cyprinidae (Karpfenfische). Farbreaktion eine estrogene Aktivität anzeigt. Hintergrundlast Der durch natürliche Vorgänge verursachte Anteil D eines Stoffes in der Umwelt. Drehkrankheit Eine durch die Myxosporidienart Myxosoma Hypophyse Hirnanhangsdrüse. cerebralis ausgelöste Krankheit bei Fischen. Hypothalamus Unter dem Thalamus liegender Teil des Zwischen- hirns, Bildung und Abgabe vieler Hormone.

E I Effektkonzentration EC50 Der EC50-Wert beschreibt diejenige Konzentration eines Stoffes, die in 50% der Fälle einen Effekt Inkubation Entwicklung der im Kies abgelegten Eier. hervorruft. Inkubationsversuch Experimentelles Inkubieren von Fischeiern in Ei-Exposition Das künstliche Aussetzen von Eiern, meist in Brut- der Kiessohle. boxen. Intersex Geschlechtsausprägung mit männlichen und weiblichen Eingedolt/ausgedolt Verrohrte/aus der Verrohrung herausgeholte Merkmalen im selben Tier. Bei Fischen meist das Auftreten von Fliessgewässerabschnitte. Hoden, die auch Eizellen enthalten. Einwohnergleichwert (EGW) Der Einwohnergleichwert gibt die Interstitial Porenraum im Kies der Gewässersohle. durchschnittliche Menge pro Einwohner an Schmutzstoffen und Abwasser an. Abwasserlasten von Betrieben werden auch auf Introgression Gene (Erbeinheiten), die in einer ersten Lokalpopu- Einwohnergleichwerte umgerechnet. lation vorkommen und dort ein bestimmtes Merkmal bewirken, gelangen in den Genpool einer anderen Lokalpopulation, in Elektrofischerei Das Fangen von Fischen mittels elektrischem welcher dieses Merkmal vorher nicht vorhanden war. Strom. In der Regel wird dazu Gleichstrom verwendet. Die Fische werden durch den Strom betäubt und erholen sich anschliessend wieder. J Emergenz Zeitraum, in dem die Brütlinge das Kiesbett verlassen. Juveniler Fisch Jungfisch vor Erreichen der Geschlechtsreife. Endokrine Disruptoren Substanzen natürlicher oder synthetischer Art, die in das Hormongeschehen eingreifen. K «Environmental quality standard»-Wert (EQS-Wert) Konzentra- tion eines Stoffes in einem Gewässer, der bei einem guten Kohlenwaschwasser Bei der Aufbereitung von Kohle entstandenes chemischen Zustand des Gewässers unterschritten sein muss. Abwasser, das mit Kohlesuspensionen und gelösten Bestand- teilen verunreinigt ist. Estradiol = Östradiol (weibliches Geschlechtshormon). Kolmation Sohlenverdichtung durch abgelagerte Feinsedimente im Estrogen = Östrogen (weibliches Geschlechtshormon). Porenraum der Gewässersohle. Exposition Belastung eines Organismus durch Stoffe. Wichtig sind Dauer, Intervalle und Konzentration der Belastung. L Laichfischfänge Laichreife Tiere werden gefangen, um durch F Manipulation Eier und Spermien zu erhalten. Feinsedimente Je nach Autor kleine Partikel mit einem Korndurch- Längsvernetzung Oft auch als longitudinale Vernetzung bezeichnet. messer von <0,75, 2 bzw. 5 mm. Vernetzung der Gewässer in der Längsrichtung, flussaufwärts Fekundität Individuelle Fruchtbarkeit, Zahl der Nachkommen pro wie -abwärts. Die Längsvernetzung beinhaltet den Transport Individuum. von Geschiebe und Energie nach unten. Zudem ermöglicht eine gute Längsvernetzung die Ausbreitung von Tieren in Fliess- Fertilisation Befruchtung. richtung wie auch flussaufwärts. Zur Längsvernetzung gehört Flussstau Durch ein Wasserkraftwerk und das zugehörige Wehr auch die Vernetzung zwischen dem Hauptfluss und den Seiten- gestauter Flussabschnitt, der sehr träge fliesst und einen gewässern. seeähnlichen Charakter aufweist. Letale Konzentration LC50 Der LEC50-Wert beschreibt diejenige Furunkulose Eine durch das Bakterium Aeromonas salmonicida Konzentration eines Stoffes, die für 50% der Organismen ausgelöste Krankheit der Forellen. tödlich (letal) wirkt.

141 Anhang: Glossar Fischnetz-Schlussbericht

Lowest observed effect concentration (LOEC) Niedrigste Kon- Perfluorooctylsulfonsäure (PFOS) Eine sowohl fett- als auch zentration, bei der ein Effekt gemessen wurde. wasserabstossend wirkende Substanz, die z.B. als Textilschutz verwendet wird. M Proliferative Nierenerkrankung (PKD) Durch Tetracapsuloides Makrozoobenthos Tierwelt der Gewässersohle, die für das blosse bryosalmonae ausgelöste Nierenerkrankung der Salmoniden. Auge sichtbar ist. Predicted no effect concentration (PNEC) Dieser Wert berechnet Massfischbesatz Fische, die in der Fischzucht bis über die Grösse sich aus der tiefsten bekannten Effektkonzentration, dividiert des Mindestfangmasses aufgezogen und dann eingesetzt durch einen Sicherheitsfaktor. Der PNEC ist die höchste für die werden. Umwelt vermutlich unschädliche Stoffkonzentration. Meliorationen Güterzusammenlegungen in ländlichen Gebieten. Poikilotherm Wechselwarm. Metapopulation Eine Population, die aus mehreren Subpopulatio- Polychlorierte Biphenyle (PCB) Toxische, hochgradig persistente nen besteht. und bioakkumulierende Stoffe, die bis circa 1970 in vielen Meteorwasser Wasser aus Niederschlägen (Regen, Schnee, Hagel, Elektrogeräten eingesetzt wurden. Tau, Nebel, Reif). Es kann mehr oder weniger verschmutzt sein. Prädatoren Hier: Raubfische und Fisch fressende Vögel. Mischproben Mischung von über mehrere Stunden, Tage oder Prävalenz Häufigkeit einer Krankheit/Zahl der Fälle in einer Popu- Wochen gesammelten Wasserproben. lation. Mischverfahren Die Ableitung des Meteorwassers erfolgt gemein- Punktquellen Gezielte Einleitung von Abwasser o.ä. mittels einzel- sam mit dem Schmutzwasser im gleichen Kanal. ner Einleitungsrohre. Modul-Stufen-Konzept Modulartiges Konzept für die Bewertung Put and take-Fischerei Einsatz von Massfischen, die sofort nach der Fliessgewässer in der Schweiz. dem Einsatz wieder gefangen werden können. Monitoring, aktives und passives Überwachung durch regelmäs- sige, methodisch genau festgelegte Untersuchungen. Aktives Monitoring: Organismen werden an den interessierenden Stellen R künstlich ausgesetzt und später gemäss Untersuchungsschema Regenentlastung Bei Mischsystemen kann bei Starkregen die dem Gewässer wieder entnommen und untersucht. Passives Kläranlage manchmal nicht mehr die gesamte Abwassermenge Monitoring: Organismen kommen an den interessierenden Stel- aufnehmen. Ein Teil der Abwassermenge wird deshalb in len natürlicherweise vor und werden gemäss Untersuchungs- Regenrückhaltebecken zurückbehalten oder über die Regen- schema dem Gewässer entnommen und untersucht. entlastungen direkt dem Vorfluter zugeführt. Multivariate Analyse Statistische Analyse eines Parameters in Respiratorischer Stress Reaktion des Körpers und insbesondere Abhängigkeit mehrerer Variablen. der Atmungsorgane auf erhöhte Schadstoffeinwirkungen mit verminderter Sauerstoffaufnahme.

N Restwasserdotationen Verbleibende Wasserführung nach einer Wasserausleitung. NADUF Nationale Daueruntersuchung der schweizerischen Fliess- gewässer. Ein 1972 gestartetes Projekt zur kontinuierlichen und Richtwert Anzustrebende Konzentration im Auslauf der ARA im lückenlosen Erfassung physikalischer und chemischer Parame- langfristigen Mittel. ter. Riffles Flach überströmte Gewässerbereiche. Naturverlaichung Jungfische, die von wilden, sich natürlich fort- Rogner Laichreifer, weiblicher Fisch. pflanzenden Elterntieren stammen und die ohne Fortpflanzungs- hilfen im Gewässer aufgewachsen sind. S Normalwert Wert, der in den meisten Individuen einer untersuchten Gruppe gemessen wird. Salmoniden Familie der Salmonidae (Lachse). North atlantic oscillation (NAO) Mass für die bei uns auf das Schwall-Sunk-Betrieb Rasche Veränderung von Abfluss und Klima einwirkenden Luftdruckverhältnisse im Nordatlantik. Wasserstand in einem Fliessgewässer, weil Wasserkraftwerke zu bestimmten Tageszeiten besonders viel Wasser aus Stau- seen abarbeiten und während Tageszeiten mit geringer Energie- O nachfrage und folglich tiefen Energieverkaufspreisen den Turbinenbetrieb wieder zurückfahren. Die hohe Wasserführung Ortho-Phosphatkonzentrationen Als Nährstoff verfügbare wasser- während des Turbinebetriebs wird als «Schwall», die tiefe lösliche Form des Phosphors. während der übrigen Zeit als «Sunk» bezeichnet. Overload-Effekte Toxische Effekte, die auf eine Überlastung des Schwarzforellensyndrom Tödlich verlaufende Krankheit von Organismus bei der Umsetzung oder Ausscheidung von Stoffen Bachforellen, die sich durch schwarze Verfärbung und Lethargie zurückzuführen sind. der Tiere äussert. Vor rund zehn Jahren wurde diese Krankheit Ovotestis Hoden, in denen auch Eizellen angelegt sind. von Fischern und Flussbewirtschaftern erstmals in der Traun und später auch in anderen Flüssen des Salzkammergutes bemerkt. Inzwischen ist das rätselhafte Bachforellensterben P auch in der Schweiz und in Deutschland (Bayern) aufgetreten. http://www.fischerweb.ch/bachforellensterben.htm Patent- und Pachtsystem Einige Kantone vergeben die Fischerei- bewilligung in Form von Patenten, andere in Form von Pachten, Schwebstoffe (SS) Kleine ungelöste Partikel (>0,45 µm), die bei wieder andere kennen beide Systeme. Beim Patentsystem kauft einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit mit dem Wasser der Angler ein Patent und darf in allen Patentgewässern fischen mitgetragen werden. (oft umfassen diese den ganzen Kanton). Beim Pachtsystem Sexsteroide Geschlechtshormone. mietet eine Pächtergemeinschaft einen Abschnitt eines Fliess- gewässers, das dann nur von diesen Pächtern befischt werden Sinusmittelwerte Durch statistische Anpassung einer Sinuskurve darf. an sinusförmig verlaufende Messwerte berechneter Mittelwert.

142 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Forellenfänge und -bestände

Der Sinusmittelwert entspricht der Lage der Achse der Sinus- V kurve. VALIMAR-Studie Eine in Deutschland zwischen 1995 und 1999 Sohlstufen Querbauwerke in einem Fliessgewässer, beispielsweise durchgeführte Studie, die Biomarkerantworten in Bachforellen Blockrampen oder quer eingebaute Holzbalken. aus zwei unterschiedlich kontaminierten Fliessgewässern untersuchte. Sömmerling (0+) Ein Fisch, der einen Sommer alt ist (beispielsweise eine Forelle in ihrem ersten Lebensjahr im Monat September). Variationskoeffizient (VC) Statistisches Mass für die Beurteilung der Variabilität eines Parameters. Bei Fliessgewässern oft für die Surber-Proben Mit dem so genannten «Surber Sampler» auf einer Breite und Tiefe verwendet, die anhand von Querprofilen Fläche von 0,05 m2 gesammelte Lebewesen. aufgenommen werden. Vergrämungsexperimente Durch menschliche Präsenz, Abschüsse T von Einzelvögeln usw. wird auf einfliegende Fisch fressende Vögel Einfluss genommen, damit diese einen Gewässerabschnitt Tagesgrade Die Wärme, die ein Organismus für die Entwicklung nicht mehr aufsuchen. benötigt. Die physiologische Zeit wird in Tagesgraden angege- ben. Ein Bachforellenei benötigt von der Befruchtung bis zum Vibertboxen Auch «Brutboxen». Schlüpfen circa 420 Tagesgrade. Bei einer Temperatur von 5 °C Vitellogenin (VTG) Ein Dotterprotein, das eigentlich nur in weib- sind dafür also 84 Tage nötig. lichen Fischen vorkommt. Sein Auftreten in männlichen Fischen Tracer Modellverbindungen, die eingesetzt werden, um beispiels- wird als Hinweis für das Vorhandensein hormonaktiver Sub- weise die Wasseraufenthaltszeit in einer Abwasserreinigungs- stanzen gewertet. anlage oder den Abwasseranteil in einem Vorfluter zu bestim- Vorfluter Gewässer, in das Abwasser eingeleitet wird. men. Trennverfahren Meteorwasser und Schmutzwasser werden in ge- trennten Kanälen abgeleitet. Z Zoobenthos Tiere, die im Bereich des See- oder Flussgrundes leben. U Univariate Analyse Statistische Analyse eines Parameters in Abhängigkeit einer einzigen Variablen.

7.2 Grafische Darstellung der Forellenfänge und -bestände

Kartendaten: Vektor200 © Bundesamt für Landestopographie (DV002233)

A1: Rezenter Forellenfang der Angler in der Schweiz (n = 416 Fangstrecken) dargestellt als mittlerer längenspezifischer Fang [Forellen pro km und Jahr] der Jahre 2000–01; die Abgrenzungen der einzelnen Fangabschnitte werden mit schwarzen Punkten symbolisiert (Darstellung BUWAL).

143 Anhang: Forellenfänge und -bestände Fischnetz-Schlussbericht

A2: Veränderung des längenspezifischen Forellenfangs der Angler in der Schweiz in den Jahren 1990–1999 (n = 305 Fangstrecken). Dar- gestellt ist das Ausmass der Veränderung (Forellen pro km und Jahr) anhand der Steigung der linearen Regression für die Fänge zwischen 1990 und 1999. Die Veränderung ist in 5 Klassen eingeteilt, wobei die grünen Farbtöne auf eine positive Entwicklung hinweisen (Darstellung BUWAL).

A3: Veränderung des längenspezifischen Forellenfangs der Angler in der Schweiz in den Jahren 1980–1989 (n = 145 Fangstrecken). Dar- gestellt ist das Ausmass der Veränderung [Forellen pro km und Jahr] anhand der Steigung der linearen Regression für die Fänge zwischen 1980 und 1989; die Veränderung ist in 5 Klassen eingeteilt, wobei die grünen Farbtöne auf eine positive Entwicklung hinweisen (Darstellung BUWAL).

144 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Forellenfänge und -bestände

A4: Jährliche prozentuale Veränderung des Forellenfangs der Angler in der Schweiz in den Jahren 1990–1999 im Vergleich zum Fangniveau der gleichen Dekade (n = 305 Fangstrecken) (als % pro Jahr). Die Veränderung ist in 6 Klassen eingeteilt, wobei die grünen Farbtöne auf eine positive Entwicklung hinweisen (Darstellung BUWAL).

A5: Jährliche prozentuale Veränderung des Forellenfangs der Angler in der Schweiz in den Jahren 1980–1989 im Vergleich zum Fangniveau der gleichen Dekade (n = 145 Fangstrecken) (als % pro Jahr). Die Veränderung ist in 6 Klassen eingeteilt, wobei die grünen Farbtöne auf eine positive Entwicklung hinweisen (Darstellung BUWAL).

145 Anhang: Lebenszyklus der Bachforelle Fischnetz-Schlussbericht

A6: Bestandesdichte der Bachforelle aufgrund von Elektroabfischungen in den Jahren 1991–2001. Angabe als Anzahl Bachforellen pro Hek- tare (Total aller erfassten Längenklassen, n = 2491 Probenahmestellen; Quelle: Centre Suisse de Cartographie de la Faune sowie BUWAL, Sek- tion Fischerei).

7.3 Lebenszyklus der Bachforelle – ökologische Bedürfnisse der verschiedenen Entwicklungsstadien

Bachforellen stellen in ihrem Lebenszyklus unterschiedliche Ansprü- dokumentiert. Die höchsten Laichplatzdichten wurden in Riffles und che an ihren Lebensraum. Je nach Entwicklungsstadium halten sich Glides festgestellt. Die Dichte der Fische in tieferen Bereichen war die Fische in verschiedenen Kompartimenten ihres Habitats auf. Um höher bei heterogenen hydraulischen Verhältnissen mit verschiede- ihren Lebenszyklus durchlaufen zu können, ist das Vorhandensein, nen Mesohabitattypen und Riffleflächen im angrenzenden Gewässer- die Zugänglichkeit und die Funktionsfähigkeit dieser verschiedenen bereich. Teillebensräume von besonderer Bedeutung. Damit Populationen Bachforellenweibchen schlagen zur Eiablage eine Laichgrube in natürlich gedeihen können, müssen die Habitatansprüche sämtlicher das Sohlsubstrat. Die Tiefe des Eingrabens ist eine Funktion der Kör- Altersstadien befriedigt werden. perlänge und wird in der Literatur mit durchschnittlich 15 cm angege- ben [4]. Die bevorzugte Korngrösse des Substrats ist in verschiede- Laichwanderung nen Arbeiten mit Bereichen von 6 bis 76 mm [5] oder 8 bis 128 mm [6] Adulte Bachforellen wandern zur Laichzeit (Oktober bis Dezember) angegeben. flussaufwärts, um in geeigneten Habitaten im Oberlauf der Haupt- gewässer und vor allem in den Seitenbächen abzulaichen [2]. Der Be- ginn der Laichzeit wird bei den Salmoniden durch die Tageslänge gesteuert. Die Wanderungsaktivität wird ausserdem durch Wasser- temperatur, Sauerstoffkonzentration und Trübung beeinflusst. Während natürliche Wanderhindernisse die natürliche Verbreitung einer Fischart prägen, stellen künstliche Barrieren oft einen wesent- lichen Eingriff in die Biologie und Ökologie der Fischarten dar. Die feh- lende Vernetzung im Hauptgewässer sowie zu den Seitenbächen kann auf längere Sicht ein massives Problem für den Fortbestand einer Population bedeuten.

Laichplatz Ein geeigneter Laichplatz zeichnet sich durch bestimmte Schlüssel- faktoren wie Strukturvielfalt, Wasserqualität und Temperatur aus. Fischunterstände sind besonders zwischen dem Eintreffen an den Laichplätzen und dem Ablaichvorgang wichtig. Die Bedeutung der Abb. 7.3.1: Schematisierter Lebenszyklus der Bachforelle (abge- Diversität der hydrodynamischen Bedingungen ist bei Baran et al. [3] ändert nach Bloesch [1]).

146 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Lebenszyklus der Bachforelle

Die beobachteten Wassertiefen und Fliessgeschwindigkeiten am Das Einsetzen der Geschlechtsreife ist von populationsdynami- Laichplatz liegen zwischen 6 und 82 cm/s bzw. rund 11 bis 80 cm/s schen Parametern gesteuert. Als Faustregel kann angenommen wer- [6]. Für das Ablaichen wird für die Bachforelle ein optimaler Tempera- den, dass die Männchen mit zwei Jahren, die Weibchen dagegen mit turbereich zwischen 1–13 °C genannt [7, 8]. drei Jahren die Geschlechtsreife erreichen.

Inkubation und Emergenz Literaturnachweis Die erfolgreiche Entwicklung der Embryonen im Kies steht in engem [1] Bloesch J (1997) Revitalisierung der Fliessgewässer im Einzugs- Zusammenhang mit bestimmten chemisch/physikalischen Parame- gebiet des Vierwaldstättersees. Mitteilungen der Naturforschenden tern (Wassertemperatur, Sauerstoffsättigung, pH-Wert), mechani- Gesellschaft Luzern 35: 9–28. schen Einwirkungen auf das Laichsubstrat (Hochwasser) und der Sedimentation der Gewässersohle. [2] Bagliniere JL & Maisse G (2002) The biology of brown trout, Salmo Feinsedimentakkumulationen vermindern die Durchströmung des trutta L., in the Scorff River, Brittany: a synthesis of studies from interstitialen Porenraumes und somit die Sauerstoffzufuhr sowie den 1972 to 1997. Productions Animales 15: 319–31. Abtransport von Stoffwechselprodukten. Die Embryonalentwicklung [3] Baran P, Delacoste M & Lascaux JM (1997) Variability of mesohabi- wird dadurch beeinträchtigt. Turnpenny [9] dokumentierte, dass der tat used by brown trout populations in the French central Pyrenees. Schlüpferfolg sowie die Larvengrösse stark abhängig von der Sub- Transactions of the American Fisheries Society 126: 747–57. stratdurchlässigkeit und dem Anteil des gelösten Sauerstoffs waren. [4] Crisp D & Carling P (1989) Observations on siting, dimensions and Subletale Effekte wie verzögerte Schlupfzeit, kleinere Larven oder structure of salmonid redds. Journal of Fish Biology 34: 119–34. geringere Dottersackverwertungsraten sind auch bei Massa et al. [10] als Folgen von temporärerem bzw. kontinuierlichem Sauerstoffman- [5] Bottom DL, Howell PJ & Rodgers JD (1985) The effects of stream gel angeführt. alterations on salmon and trout habitat in Oregon. Oregon Depart- ment of Fish and Wildlife, Portland. pp. 69.

Emergenz [6] Armstrong JD, Kemp PS, Kennedy GJA, Ladle M & Milner NJ (2003) Das Schlüpfen der Larven erfolgt je nach Temperatur im März oder Habitat requirements of Atlantic salmon and brown trout in rivers April. Anfänglich halten sich die Larven bis zum fortgeschrittenen and streams. Fisheries Research 62: 143–70. Abbau des Dottersacks im Kiesbett auf. Danach emergieren sie und [7] Elliott JM (1981) Some aspects of thermal stress on freshwater beginnen mit der Nahrungsaufnahme. Feinsedimentablagerungen im teleosts. In: Stress and fish. Pickering AD (ed), Academic Press, Sohlsubstrat können durch Verstopfen des Porenraumes die Emer- London. pp. 209–45. genz behindern. [8] Bjornn TC & Reiser DW (1991) Habitat requirements of salmonids in streams. In: Influences of forest and rangeland management on Brütling salmonid fishes and their habitats. Meehan WR (ed), American Fish- Ist die kritische Entwicklungszeit im Kies gut überstanden und die eries Society, Bethesda, Maryland. pp. 83–138. Emergenz gelungen, setzt mit der Nahrungsaufnahme auch das Ter- [9] Turnpenny A & Williams R (1980) Effects of sedimentation on the ritorialverhalten ein. Das Aggressionspotenzial sowie die Territoriums- gravels of an industrial river system. Journal of Fish Biology 17: grösse sind von verschiedenen Faktoren wie Lichtintensität, Strö- 681–93. mungsgeschwindigkeit, Temperatur und der Verfügbarkeit von Futter beeinflusst. Heterogene Bachbettstrukturen erhöhen die visuelle Iso- [10] Massa F (2000) Sédiments, physico-chimie du compartiment inter- lation und dämpfen das Aggressionsverhalten [11, 12]. Frisch emer- stitiel et développement embryo-larvaire de la truite commune gierte Bachforellen benötigen Substrate mit Korngrössen zwischen (Salmo trutta): Etude en milieu naturel anthropisé et en conditions Erbse und Baumnuss. contrôlées. Institut national agronomique, Université Paris Grignon, Paris. pp. 174. Juvenile, subadulte und adulte Bachforellen [11] Kalleberg H (1958) Observations in a stream tank of territoriality and Beim weiteren Heranwachsen der Fische vergrössert sich deren Ter- competition in juvenile salmon and trout (Salmo salar L. and S. trutta ritoriumssanspruch und die Unterstandsfläche wird zum limitierenden L.). Institute of Freshwater Research, Drottingholm. Faktor. Fische benötigen Unterstände als Ruhe- und Versteckplätze, [12] Imre I, Grant JWA & Keeley ER (2002) The effect of visual isolation sie gewähren erhöhte visuelle Isolation, Strömungsschutz sowie redu- on territory size and population density of juvenile rainbow trout zierte Lichtverhältnisse [13]. (Oncorhynchus mykiss). Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Junge Bachforellen halten sich vor allem in schnell fliessenden, gut Sciences 59: 303–09. strukturierten Fliessgewässern auf, die auch im Sommer kühl bleiben. [13] Bovee KD (1982) A guide to stream habitat analysis using the in- Die bevorzugten Fliessgeschwindigkeiten liegen bei <20 cm/s [14]. stream flow incremental methodology. Office of Biological Services, Die Jungfische sind anfänglich eng mit dem Substrat verbunden, Fish and Wildlife Service, US Department of the Interior, Washington eine heterogene Kornzusammensetzung mit geringem Feinsedimen- DC. pp. 248. tanteil ist als geeignet einzustufen. Baran et al. [3] fanden die jungen Bachforellen in Riffles und Glides, während die adulten Tiere die tie- [14] Maki-Petays A, Muotka T & Huusko A (1999) Densities of juvenile fen Stellen bevorzugten. Die räumliche Segregation wird als Strategie brown trout (Salmo trutta) in two subarctic rivers: assessing the pre- zur Konkurrenzvermeidung interpretiert [15]. dictive capability of habitat preference indices. Canadian Journal of Juvenile Bachforellen tolerieren einen weiten Temperaturbereich Fisheries and Aquatic Science 56: 1420–27. (0–27 °C), Werte >20 °C wirken sich jedoch nachteilig aus. Frost und [15] Bachman RA (1984) Foraging behavior of free-ranging wild and Brown [16] stellten fest, dass die Nahrungsaufnahme unter- und ober- hatchery brown trout in a stream. Transactions of the American halb einem Bereich von 10–19 °C stark abnimmt. Das Wachstums- Fisheries Society 113: 1–32. optimum für juvenile Bachforellen wird mit 12 °C angegeben. [16] Frost WE & Brown ME (1967) The Trout. Collins, London. pp. 286. Die Wassertemperatur wirkt sich einerseits direkt auf die Wachs- tumsrate der Fische aus, andererseits bestimmt sie den Sauerstoff- bedarf der Fische und auch die mögliche Sauerstoffsättigung des Wassers. Der optimale Temperaturbereich wird in der Literatur zwi- schen 4–19 °C angegeben [7]. Bei kälteren Temperaturen werden Nahrungsaufnahme und Wachstum gestoppt, bei wärmeren Tempe- raturen ist der Fisch zunehmend gestresst.

147 Anhang: Methodenkatalog Fischnetz-Schlussbericht

7.4 Methodenkatalog

Hypothese Parameter Methode Referenz

Fortpflanzung Vitellogenin (VTG) [1, 2, 3] Fortpflanzung «early life stage»-Test (ELST) aktives Monitoring [4] Bolliger Laichboxen [5] Veco-Siebschalen [6] schwimmende Kanadierboxen [7] Vibertboxen [8] Oberflächliche Inkubatoren [9] passives Monitoring [10]

Fortpflanzung Ovotestis [11, 12] nachwachsende Fische Fischbestand elektrische Abfischungen [13] 0+-Fischdichte nachwachsende Fische Populationsabschätzungen Microfish [14] Gesundheit PKD Histopathologie [15] Gesundheit EROD Fluorometrischer Enzym-assay [16] Gesundheit Histologie Histologie [17] Gesundheit Fultons Konditionsindex Gewicht·100/Länge3 [18] Gesundheit Organindices (GSI, HSI) Organgewicht·100/Fischgewicht [4] Chemikalien allg. Parameter Modul-Stufen-Konzept Chemie [19] Chemikalien Endokrin wirksame Substanzen Hefetest (YES-Assay) [20, 21] Chemikalien Ökotoxikologie Modul-Stufen-Konzept [22] Lebensraum Ökomorphologie Modul-Stufen-Konzept Ökomorphologie, Stufe F [23–27] Feinsedimente innere Kolmation Beobachtung [28] Fischnahrung Ertragsvermögen Bonitierungsmethode [29] fischereiliche Bewirtschaftung Besatz Richtlinien SFV [30] Besatzpapier Holzer [31]

Wassertemperatur Temperatur Fourier-Transformation [32]

Literaturnachweis [8] Vibert R (1949) Du repeuplement en truites et saumons par enfou- sissement de boîtes d’alevinage garnies d’oeufs dans les graviers. [1] Specker JL & Anderson TR (1994) Developing an ELISA for a model Bulletin français pisciculture 153: 125–50. protein – vitellogenin. In: Biochemistry and molecular biology of fishes. Hochachka PW & Mommsen TP (eds), Elsevier Science, [9] Greenberg LA (1992) Field survival of brown trout eggs in a perfo- Amsterdam. pp. 567–87. rated incubation container. North American Journal of Fisheries [2] Sherry J, Gamble A, Fielden M, Hodson P, Burnison B & Solomon K Management 12: 833–35. (1999) An ELISA for brown trout (Salmo trutta) vitellogenin and its [10] Rubin J-F (1995) Estimating the success of natural spawning of use in bioassays for environmental estrogens. The Science of the salmonids in streams. Journal of Fish Biology 46: 603–22. Total Environment 225: 13–31. [11] Faller P, Kobler B, Peter A, Sumpter JP & Burkhardt-Holm P (2003) [3] Fenske M, van Aerle R, Brack S, Tyler CR & Segner H (2001) Stress status of gudgeon (Gobio gobio) from rivers in Switzerland Development and validation of a homologous zebrafish (Danio rerio with and without input of sewage treatment plant effluent. Environ- Hamilton-Buchanan) vitellogenin enzyme-linked immunosorbent mental Toxicology and Chemistry 22: 2063–72. assay (ELISA) and its application for studies on estrogenic chemi- cals. Comparative Biochemistry and Physiology 129: 217–32. [12] Bernet D, Wahli T & Segner H (2003) Ovotestis in Rotaugen (Rutilus rutilus) schweizerischer Gewässer. Zentrum für Fisch- und Wildtier- [4] Bernet D (in Vorbereitung) Effektstudie. Zentrum für Fisch- und medizin FIWI, Bern. pp. 18. Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. [5] Escher M (1999) Einfluss von Abwassereinleitungen von Kläranlagen [13] De Lury DB (1947) On the estimation of biological populations. Bio- auf Fischbestände und Bachforelleneier. BUWAL. Mitteilungen zur metrics 3: 145–66. Fischerei. Vol. 61, Bern. pp. 201. [14] Van Deventer JS & Platts WB (1986). Microfish 3.0 Software pack- [6] Guthruf-Seiler J & Guthruf-Seiler K (2000) Aktives Monitoring mit age. American Fisheries Society, Computer Users Section, Seattle, Fischeiern. Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft des Kan- WA. tons Bern, Bern. pp. 27. [15] Clifton-Hadley RS, Bucke D & Richards RH (1987) A study of the [7] Schmidt-Posthaus H, Bernet D, Wahli T & Burkhardt-Holm P (in Vor- sequential clinical and pathological changes during proliferative kid- bereitung) Effects of waste and river water on hatching success and ney disease in rainbow trout, Salmo gairdneri Richardson. Journal embryo viability of brown trout (Salmo trutta). of Fish Diseases 10: 335–52.

148 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Teil- und Kontaktprojekte

[16] Burke MD & Mayer RT (1974) Ethoxyresorufin: direct fluorometric [24] Bisson PA, Nielsen JL, Palmason RA & Grove LE (1981) A system assay of microsomal O-dealkylation which is preferntially inducible of naming habitat types in small streams, with examples of habitat by 3-methylcholanthrene. Drug Metabolism and Disposition 2: utilisation by salmonids during low streamflow. Aquisition and utili- 583–88. sation of aquatic habitat inventory information. Proceedings of a Symposium held 28–30 October 1981, Portland, Oregon. pp. 62–73. [17] Bernet D, Schmidt H, Meier W, Burkhardt-Holm P & Wahli T (1999) Histopathology in fish: Proposal for a method to assess aquatic pol- [25] Fehr R (1987) Einfache Bestimmung der Korngrössenverteilung von lution. Journal of Fish Diseases 22: 25–34. Geschiebematerial mit Hilfe der Linienzahlanalyse. Schweizer Inge- nieur und Architekt 38: 1104–09. [18] Bagenal TB (1978) Methods for the assessment of fish production in fresh waters. Blackwell Scientific publications, Oxford, London. [26] Richtlinien für die ökologische Untersuchung und Bewertung von pp. 365. Fliessgewässern (1995).

[19] BUWAL (2003) Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der [27] Schager E & Peter A (2001) Bachforellensömmerlinge Phase I. Fliessgewässer in der Schweiz. Modul Chemie. Chemisch-physika- Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 315. lische Erhebungen. Stufen F & S. Entwurf. Bundesamt für Umwelt, [28] Schälchli Abegg + Hunzinger (2002) Innere Kolmation – Methoden Wald und Landschaft, Bern. pp. 43. zur Erkennung und Bewertung. Fischnetz-Publikation. EAWAG, [20] Routledge EJ & Sumpter JP (1996) Estrogenic activity of surfactants Dübendorf. pp. 19. and some of their degradation products assessed using a recombi- [29] Vuille T (1997) Ertragsvermögen der Patentgewässer im Kanton nant yeast screen. Environmental Toxicology and Chemistry 15: Bern. Fischereiinspektorat des Kantons Bern, Bern. pp. 31. 241–48. [30] Schweizerischer Fischereiverband (2003). Richtlinie des Schweize- [21] Rutishauser BV, Pesonen M, Escher BI, Ackermann GE, Aerni H-R, rischen Fischerei-Verbandes (SFV) zur fischereilichen Bewirtschaf- Suter MJ-F & Eggen RIL (in press) Comparative analysis of estro- tung der Fliessgewässer. Schweizerischer Fischerei-Verband. pp. 13. genic activity in sewage treatment plant effluents involving three in vitro assays and chemical analysis of steroids. Environmental [31] Holzer G, Peter A, Renz H & Staub E (2003) Fischereiliche Bewirt- Science and Technology. schaftung heute – vom klassischen Fischbesatz zum ökologischen Fischereimanagement. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. [22] Schweigert N, Eggen RIL, Escher B, Burkhardt-Holm P & Behra R pp. 95. (2002) Ecotoxicological assessment of surface waters: A modular [32] Güttinger H (1980) Die Anwendung einer Fourier-Transformation approach integrating in vitro methods. ALTEX 19: 30–36. zum Ausgleich von Saisonschwankungen bei der physikalisch- [23] BUWAL (1998) Ökomorphologie Stufe F (flächendeckend). Bundes- chemischen Charakterisierung von Fliessgewässern. Schweizerische amt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. pp. 43. Zeitschrift für Hydrologie 42: 309–21.

7.5 Liste der Teil- und Kontaktprojekte

TP-Nr. Teilprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

99/01 Auftreten der proliferativen Nierenerkrankung bei Thomas Wahli FIWI, Universität Bern PH Bachforellen Matthias Escher Aqua-Sana

99/02 Einfluss verschiedener Gewässeranteile der Langeten Heike Schmidt-Posthaus FIWI, Universität Bern Oc 99/03 Pathologische Effekte von geklärtem Abwasser der Dani Bernet FIWI, Universität Bern PH ARA Lyss auf Bachforellen

99/04 Bewertung der Wasserqualität der Emme Thomas Wahli FIWI, Universität Bern Oc 99/05 Schwermetallspezifische Zellveränderungen Patricia Holm FIWI, Universität Bern PH IKAÖ

99/06 Hautveränderungen durch beeinträchtigte Wasser- Patricia Holm FIWI, Universität Bern PH qualität IKAÖ

99/07 Wirkung von ARA- und Langetenwasser auf Haut- Patricia Holm FIWI, Universität Bern PH kulturen IKAÖ

99/08 Nonylphenol in seiner Wirkung auf Hautkulturen der Patricia Holm FIWI, Universität Bern PH Forelle IKAÖ

99/10 Vorhandensein von Vitellogenin und histologischen Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei PH Leberveränderungen in männlichen Bachforellen Patricia Holm IKAÖ Thomas Wahli FIWI, Universität Bern

99/11 Gonadenveränderungen (Ovotestis) in männlichen Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei PH Bachforellen Patricia Holm IKAÖ Thomas Wahli FIWI, Universität Bern

99/12 Schwebstofftoxizität in der Langete Ueli Ochsenbein GSA Kt. BE Oc Martin Sägesser

99/13 Chemische Analyse von Schwebstoffextrakten Stefan Schürch ARS, Universität Bern Oc Martin Sägesser GSA Kt. BE

149 Anhang: Teil- und Kontaktprojekte Fischnetz-Schlussbericht

TP-Nr. Teilprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

99/15 COMmunity Programme of Research on Environmental Marc Suter EAWAG WG, AP Hormones and ENdocrine Disruptors COMPREHEND Armin Peter

99/16 Biomonitoring in Fliessgewässern des Kantons Bern Ueli Ochsenbein GSA Kt. BE Oc Martin Sägesser

99/17 Gesundheitszustand der Fische im Rheintal: Michael Eugster Amt für Umweltschutz Kt. SG Stb Untersuchungen 1999 Roland Riederer Jagd- und Fischereiverwaltung Kt. SG

99/18 Ökotoxikologische Untersuchungen von gereinigtem Pius Stadelmann Amt für Umweltschutz Kt. LU AP Klärwasser in Bezug auf hormonell aktive Substanzen Robert Lovas Universität Konstanz an den Beispielen ARA Surental und ARA Rontal Dani Dietrich

99/19 Abklärung des Einflusses von Kläranlagen-Einleitungen Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb auf Fischbestände Matthias Escher Aqua-Sana

99/20 Hormonaktive Stoffe im Abwasser (HORSA) Walter Giger EAWAG WG Margaret Schlumpf Institut für Pharmakologie, Peter Schmid Universität Zürich EMPA

99/22 Quantifizierung des Rückgangs der Anglerfänge in der Claudia Friedl BUWAL, Sektion Fischerei Stb Schweiz

99/24 Erfassung des anthropogenen Stoffwechsels im Ein- Anton Candinas Institut für Umweltschutz und Oc zugsgebiet ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen Jean-Daniel Berset Landwirtschaft, FAL (SEA) Thomas Kupper Georges Chassot

99/25 Langzeitwirkung von Nonylphenol auf Regenbogen- Gaby Ackermann EAWAG Gü, Stb forellen

99/26 Entwicklung von In-vitro-Testsystemen mit Fisch- Karl Fent Fachhochschule beider Basel, zelllinien Institut für Umwelttechnik, Muttenz

99/31 Von Anglern und Kormoranen entnommene Fischbio- Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb masse im Testgebiet Reuss

99/32 Analyse d’organochlorés dans les poissons et les Joseph Tarradellas EPFL loutres Luiz F. de Alencastro

99/33 Analyse de substances à effets endocriniens dans Joseph Tarradellas EPFL l’environnement aquatique Luiz F. de Alencastro Kirstin Becker van Slooten

99/35 Nachweis des Bachforellenrückganges durch quantita- Josef Muggli Fischerei- und Jagdverwaltung AP tive Abfischungen in der Wigger Armin Peter Kt. LU EAWAG

99/36 Östrogensensitive Reaktion in Bachforellen im Bereich Pius Stadelmann Amt für Umweltschutz Kt. LU PH der Kläranlagen Eschenbach/Inwil (LU) und Mittleres Robert Lovas Sektion Jagd und Fischerei Teufental (AG) Minder Kt. AG

99/37 Einfluss der Kläranlageneinleitungen der ARA Rain und Pius Stadelmann Amt für Umweltschutz Kt. LU AP, Stb Hochdorf auf die Fischbestände und die Entwicklung Robert Lovas Jagd- und Fischereiverwaltung von Forelleneiern in der Ron Kt. LU

99/38 Pestizide in Oberflächengewässern Stephan Müller EAWAG PH, Oc 99/39 Quantifizierung der Pharmakaeinträge in den Greifen- Stephan Müller EAWAG PH see

00/01 Detailauswertung Fangstatistik Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb 00/02 Verbreitung von PKD in der Schweiz (und Auswirkung Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb, PH auf die Fischbestände) Thomas Wahli FIWI, Universität Bern Matthias Escher Aqua-Sana

00/03 Vergleich von aktuellen mit früheren quantitativen Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb Abfischungen

00/04 Umfrage zum Anglerverhalten Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb Hans-Joachim Mosler Universität Zürich

150 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Teil- und Kontaktprojekte

TP-Nr. Teilprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

00/05 Testgebiete: Fortpflanzungsschwäche von Bachforellen Oliver Körner EAWAG PH 00/06 Testgebiete: Fischgesundheit Helmut Segner FIWI, Universität Bern HS 00/09 Synthese «Alte Aare» Ueli Ochsenbein GSA Kt. BE Oc 00/10 Synthese und Schlussbericht Fischnetz Patricia Holm EAWAG PH, PL 00/11 Ovotestis bei Rotaugen Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei HS, Stb Thomas Wahli FIWI, Universität Bern

00/12 Quantitative Erhebungen an 0+ Fischen (Sömmerlings- Armin Peter EAWAG AP, PH jagd) Eva Schager

00/14 Einfluss von Hochwasser und Geschiebehaushalt auf Armin Peter EAWAG AP, Stb den Fortpflanzungserfolg der Bachforelle (Vorstudie) Matthias Escher Aqua-Sana

00/15 Faktenpapier Besatz Heinz Renz FV Fribourg Re, AP, Stb Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Georg Holzer

00/16 Testgebiete (Koordination und Synthese) Patricia Holm EAWAG PH, AP, Oc 00/17 Einfluss des Filterwaschwassers der KVA Niederurnen Patricia Holm EAWAG PH auf die Fische im Linthkanal Daniel Dietrich Universität Konstanz

00/18 Klärung des Zusammenhangs zwischen Fischfang- Hans-Joachim Mosler Universität Zürich Stb, PH erträgen und Grösse der Fischpopulationen in den schweizerischen Fliessgewässern

00/19 Auswirkungen der ARA Surental auf die Reproduktions- Patricia Holm EAWAG PH fähigkeit des Gründlings (Gobio gobio)

00/21 SEA II: Beobachtung des Stoffwechsels der Antropo- Joseph Taradellas EPFL WG, Oc sphäre im Einzugsgebiet ausgewählter Abwasser- Thomas Kupper reinigungsanlagen

00/22 Untersuchungen der Äschenpopulation im Inn GR Marco Lanfranchi Amt für Umweltschutz Kt. GR PH Guido Ackermann Jagd- und Fischereiinspektorat Kt. GR

00/23 Einfluss struktureller Verbesserungen eines Birs- Marin Huser Amt für Umweltschutz und AP Abschnittes auf die Zusammensetzung der Fischfauna Energie

00/24 Kleine Saane Heinz Renz FV Fribourg Re, HS 01/01 Untersuchungen Kt. Jura Ami Lièvre Fédération Cantonale des Stb pêcheurs jurassiens

01/02 Wahrscheinlichkeitsnetzwerk Peter Reichert EAWAG PH Mark Borsuk

01/03 Umweltrelevante Stoffe aus Abwasserreinigungs- Beat Baumgartner Amt für Umwelt Kt. TG WG anlagen im Einzugsgebiet der Murg Marc Suter EAWAG

01/04 Resistenz-Entwicklung von Bachforellen gegen die Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb, HS Krankheit PKD Matthias Escher Aqua-Sana

01/05 PKD-Workshop Patricia Holm EAWAG PH 01/07 Untersuchung Feinsedimenteintrag in Schweizer Patricia Holm EAWAG Bu Fliessgewässern Roman Bucher

01/08 Einfluss und Veränderung Temperatur (Literatur- Herbert Güttinger EAWAG Gü recherche) Renat Hari

01/09 Untersuchung Nährtierabundanz Herbert Güttinger EAWAG Gü, PH Peter Baumann Limnex

01/10 Diplomarbeit Hydrologie Rolf Weingartner Geografisches Institut, AP Delia Santschi Universität Bern

01/11 Methode Kolmation Ueli Schälchli Schälchli, Abegg & Hunzinger AP 01/12 Nachuntersuchung Sömmerlinge Eva Schager EAWAG AP 01/14 Daten und Literaturzusammenstellung chem. Stoff- Walter Giger EAWAG WG, PH gruppen (Immissionsstudie) Adrian Strehler

151 Anhang: Teil- und Kontaktprojekte Fischnetz-Schlussbericht

TP-Nr. Teilprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

01/15 Testgebiete: Analyse Chemie Walter Giger EAWAG WG, Oc Paul Hartmann

01/16 Testgebiete: Lebensraumcharakterisierung Eva Schager EAWAG AP 01/19 Effektstudie Dani Bernet FIWI, Universität Bern HS 01/22 PKD - Nachweis mittels PCR Carla Schubiger FIWI, Universität Bern HS 01/23 Schwarze Forellen Schaffhausen/Bern Matthias Escher Aqua-Sana PH Jakob Walter Fischereiaufseher Kt. SH

01/26 Emme: Qualität Oberflächen- und Grundwasser Ueli Ochsenbein GSA Kt. BE Oc 01/30 NFP 50: Endocrine disruption in Switzerland: Assess- Patricia Holm EAWAG PH, HS, AP ment of fish exposure and effects (SAFE)

01/33 Temperaturstress für Bachforellen Rudolf Müller EAWAG PH, HS 01/34 Untersuchungen zur Fischbiologie und zur Fauna der Pius Stadelmann Amt für Umweltschutz Kt. LU PH wirbellosen Kleintiere in der Ron LU, ober- und unter- Robert Lovas Jagd- und Fischereiverwaltung halb der ARA Hochdorf Kt. LU

02/01 Synthese Ökotox Adrian Strehler EAWAG PH Nathalie Chèvre

02/02 Synthese Langete Ueli Ochsenbein GSA Kt. Bern Oc Heike Schmidt-Posthaus FIWI, Universität Bern

02/03 GIS-Auswertung Erich Staub BUWAL, Sektion Fischerei Stb Sabine Zeller BUWAL

02/04 PKD Lebenserwartung A. Bolliger FV Aargau PH Matthias Escher Aqua-Sana

02/05 Synthese Sömmerlinge Eva Schager EAWAG AP 02/06 Bedeutung verschiedener Einflussfaktoren auf Patricia Holm EAWAG PH Vorkommen und Ausbruch von PKD Thomas Wahli FIWI, Universität Bern

TP-Nr. Kontaktprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

99/14 Dosage des hormones contraceptives et de prévention Sophal Khim-Heang Service du chimiste cantonal WG des troubles de la ménopause dans les eaux Claude Corvi de Genève Olivier Zali

99/28 Cytotoxizität und Induktion von Cytochrom P450 in Detlev Jung EAWAG HS Fischzellen als Biomarker für Schadstoffbelastung

99/29 Dem Rückgang der Bachforelle auf der Spur Daniel Dietrich Universität Konstanz PH 99/30 Grossversuch zur Strukturverbesserung von Alpenrhein- Georg Willy Büro Renat AG Stb zuflüssen und Bächen im Alpenrheintal mittels Totholz Peter Rey Büro Hydra

99/34 Métaux et micropolluants organiques dans les matières Jean-Philippe Houriet BUWAL en suspension et sédiments superficiels des grands Janusz Dominik Université de Genève cours d’eau suisses

00/20 Die Äschenpopulation im Linthkanal: Untersuchungen Andreas Hertig Universität Zürich Stb zur Reproduktionsbiologie mit besonderer Berücksich- tigung der Lebensraumnutzung der Äschenlarven

00/26 COST-Aktion 626 «European Aquatic Modelling Armin Peter EAWAG AP Network»

00/27 Abbau eines antimikrobiellen Wirkstoffes in Seen und Stephan Müller EAWAG WG Flüssen

00/28 Mikroverunreinigungen in kommunalen Abwässern Adriano Joss EAWAG WG 01/24 KVA Kleine Saane Daniel Bernet FIWI, Universität Bern Re Andreas Zurwerra PRONAT Conseil SA

01/25 Revitalisierung Rhone-Thur Armin Peter EAWAG AP 01/27 Modul-Stufen-Konzept Fische Armin Peter EAWAG AP, Stb Erich Staub BUWAL

152 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Pressespiegel

TP-Nr. Kontaktprojekte TeilprojektleiterIn Institution PL-Coach

01/28 Rückgang der Nasen (Chondrostoma nasus) im Kanton Arthur Kirchhofer Wasser Fisch Natur Re Freiburg

01/29 Trübung und Schwall Alpenrhein Theodor Kindle Amt für Umweltschutz Fürsten- Bu tum Liechtenstein Christian Ruhlé Jagd- und Fischereiverwaltung Kt. SG

01/31 Modul-Stufen-Konzept Ökotoxikologie Rik Eggen EAWAG PH 01/32 Strassen- und Dachabwasser Ueli Ochsenbein GSA Kt. BE Oc Peter Kaufmann HTA Burgdorf Markus Boller EAWAG

01/35 Fischatlas Daniel Hefti BUWAL PH 01/36 Ökosystem Brienzersee Markus Zeh GSA Kt. BE Oc 01/37 Gonadenveränderungen bei Felchen aus dem Thuner- Matthias Escher Aqua-Sana Oc see

PL-Coach AP Armin Peter; Bu Roman Bucher; Do Peter Dollenmeier; Gü Herbert Güttinger; HS Helmut Segner; KS Karin Scheurer; PH Patricia Holm; PL ganze Projektleitung; Oc Ueli Ochsenbein; Re Heinz Renz; Stb Erich Staub; WG Walter Giger

7.6Pressespiegel 2000–2003

Themen Datum Zeitschrift Auflage

Forelle und «Roi du Doubs» darben 03.01.00 Berner Zeitung 134 649 Dramatischer Rückgang der Forellenfänge 05.01.00 Neue Zürcher Zeitung 166 525 Das Fischen macht nicht mehr allen Fischern Freude 11.01.00 Anzeiger aus dem Bezirk 18 583 Bachforellen kämpfen ums Überleben 17.01.00 Zuger Presse 7 000 Drastischer Rückgang des Forellenfangs in Flüssen 17.01.00 Thuner Tagblatt 19 094 Wo sind die Bachforellen? 20.01.00 Entlebucher Anzeiger 8 311 Es gibt immer weniger Fische 26.01.00 Zofinger Tagblatt 17 024 Warum gibt es immer weniger Fische? 27.01.00 Luzerner Rundschau 63 694 Unfreiwillige «Pille» für Fische 11.02.00 Der Bund 66 055 Wo sind all die Fische geblieben? 09.03.00 Linth Zeitung 9 823 Wo sind all die Fische geblieben? 10.03.00 Zürichsee-Zeitung 41 658 Eine gemeinsame Sprache gefunden 11.03.00 Oberländisches Volksblatt 11 453 Nur die dort oben wollen es nicht wahrhaben 11.03.00 Oberländisches Volksblatt 11 453

Nur die dort oben wollen es nicht wahrhaben 11.03.00 Berner Oberländer 20 073

Viermal mehr Fisch 22.04.00 Der Bund 66 055 Maschenkontrolle beim «fischnetz» Mai 00 Petri Heil 2 686 Ein Netz zur Rettung des Fisches 06.05.00 Zürichsee-Zeitung 19 619 Keine Entscheide auf Grund von Spekulationen 10.05.00 Tages-Anzeiger 283 139 Schweizer Fische unter Stress 10.05.00 Tages-Anzeiger 283 139 Weniger Fische im Netz 11.05.00 St. Galler Tagblatt 115 616 Forellen als Bio-Indikatoren 25.05.00 Aarauer Nachrichten 31 163 Wir haben als erste den Fischrückgang thematisiert 26.05.00 Neue Mittelland Zeitung 82 738 Forellen sind gute Bio-Indikatoren 26.05.00 Neue Mittelland Zeitung 82 738 Dem Fischrückgang auf der Spur 31.05.00 Neue Zürcher Zeitung 166 525 St. Galler Fischnetz Juni 00 Petri Heil 2 686 Noch mehr Stress für Einheimische 22.06.00 St. Galler Tagblatt 115 616

153 Anhang: Pressespiegel Fischnetz-Schlussbericht

Themen Datum Zeitschrift Auflage

Auch den Berner Fischen geht es schlecht 23.06.00 Der Bund 66 055 Exoten gefährden heimische Fische 27.07.00 Tages-Anzeiger 279 912 Es sollen wieder mehr Forellen herumschwimmen 18.08.00 St. Galler Bauer 10 939 Bäche und Flüsse für Fische ungesund 08.09.00 Rheintaler Weekend 33 000 Aufwendige Suche nach Ursachen 07.09.00 Rheintaler Boote 20 607 Den Fischen gehts an die Nieren 08.09.00 Werdenberger & Obertoggenburger 10 210 Problem geortet: Wasserqualität 14.09.00 St. Galler-Oberland Nachrichten 25 612 Es braucht Sofortmassnahmen 27.09.00 Rheintalische Volkszeitung 6 100 Wasserqualität: Es kann nicht länger gewartet werden 27.09.00 Der Rheintaler 13 042 In keinem Bächlein helle… 03. und Anzeiger St. Gallen/Appenzell/ 159 000 04.10.00 Liechtenstein Ursachen werden untersucht 13.11.00 Langenthaler Tagblatt 5 717 CH Regenbogenforelle bedrängt einheimische Kollegin 28.11.00 Umwelt 65 000 EAWAG: Projekte zum Querdenken Jan. 01 Geschäftsbericht 2000 ETH-Rat 3 000 Bericht für dieses Quartal versprochen 09.01.01 Der Rheintaler 13 042 Der Fisch – wie lässt er sich als Indikator für die Qualität... Jan. 01 Gaia 2 000 Vorwort März 01 Gas-Wasser-Abwasser 3 500 Fischer-Post für Bundespräsident März 01 Petri Heil 11 663 Unbequemer König März 01 Petri Heil 11 663 Das Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» 16.03.01 Natur und Mensch 6 000 Schwere Zeiten für einheimische Fische 21.03.01 Neue Zürcher Zeitung 169 118 Wir können nicht jede offene Frage klären 22.03.01 Tages Anzeiger 279 912 Alerte, les truites deviennent steriles 08.04.01 Dimanche 80 000 Bund erforscht Fischkrankheiten in der Birs 21.04.01 Basler Zeitung 115 409 ARA Birsfelden setzt Fischen zu 21.04.01 Basellandschaftliche Zeitung 25 663 «fischnetz»: Sportfischer Umfrage Mai 01 Petri Heil 11 663 Seuchengefahr Mai 01 Petri Heil 11 663 Immer weniger Forellen in Schweizer Gewässern 04.05.01 Andelfinger Zeitung 5 996 Immer weniger Forellen in Schweizer Gewässern 04.05.01 Neues Bülacher Tagblatt 5 664 Die Forellen haben kranke Lebern und Nieren 04.05.01 Berner Zeitung 175 000 Immer weniger Forellen 04.05.01 Rheintalische Volkszeitung 8 606 Immer weniger Forellen 04.05.01 Walliser Bote 27 262 Immer weniger Forellen in der Schweiz 05.05.01 Appenzeller Volksfreund 5 485 Rätselkrankheit der Fische im Rheintal 05.05.01 Appenzeller Volksfreund 5 485 Immer weniger Forellen in Schweizer Gewässern 05.05. 01 Engadiner Post 8 016 Viele Fragen sind noch offen 05.05.01 Der Landbote 45 021 Trotz «Fischnetz» viele offene Fragen 05.05.01 St. Galler Tagblatt 110 463 Immer weniger Forellen in Schweizer Gewässern 05.05.01 Weinländer Zeitung 2 960 Rückgang der Forellenbestände 08.05.01 Neue Zürcher Zeitung 169 118 Viele Fragen sind noch offen 08.05.01 Weinländer Zeitung 2 960 Ära Tanner endet Juni 01 Petri Heil 11 663 Forellenrückgang in Schweizer Gewässern 12.06.01 Wasser-Boden-Luft 6 000 Kleine Bäche sind die besten Kinderstuben 02.07.01 Jagd und Natur 9 391 Felchen im Thunersee massiv geschädigt 24.07.01 Der Bund 68 175 Ein Parasit geht den Fischen an die Nieren 27.07.01 Basler Zeitung 115 409

154 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Pressespiegel

Themen Datum Zeitschrift Auflage

Fish and Fishing: a symbiotic relationship Aug.01 Swiss News 12 500 Warum gibt s im Oberengadiner Inn immer wieder tote Fische? 20.09.01 Engadiner Post 8 016 Parasit geht Fischen an die Nieren 27.09.01 Neue Mittelland Zeitung 82 738 Ricerca sulle cause della moria di pesci nell Engadina alta 27.09.01 Il Grigione Italiano 3 300 Ein Parasit geht den Fischen an die Nieren 29.09.01 Neue Luzerner Zeitung 133 476 Den Fischen in Bächen und Flüssen unter die Flossen greifen 05.10.01 Umwelt 65 000 Wenig Hormone fliessen in die Murg 05.10.01 Thurgauer Zeitung 42 000 Rätselhafte Missbildungen 14.11.01 Tages-Anzeiger 279 912 Warum es den Fischen nicht mehr wohl ist 15.11.01 Basler Zeitung 115 409 Forellen-Bewirtschaftung Dez. 01 Petri Heil 11 663 Netzwerk Fischrückgang Schweiz 11.12.01 Anthos 3 500 Renaturierung, das Buwal-Heilmittel gegen die Proliferative Jan. 02 Petri Heil 11 663 Nierenkrankheit PKD? Forellen und Äschen im Oberengadin Jan. 02 Petri Heil 11 663 Fischbestand stark zurückgegangen 05.02.02 Linth Zeitung 10 272 Wenn Fische Medikamente nehmen 07.02.02 Sonntag 84 366 Mit «Fischnetz» auf Forschungstour 12.02.02 Berner Zeitung 175 000 Explosives auf dem Grund 14.02.02 WoZ 14 498 Mais pourquoi le poisson ne mord-il plus à l’hameçon? 02.03.02 Le Temps 52 432 Der Fisch ist ein Frühwarnorganismus 18.03.02 Berner Zeitung 175 000 Fisch ist ein Frühwarnorganismus 19.03.02 Thuner Tagblatt 19 097 Wenn die Natur falsch schaltet 21.03.02 Berner Zeitung 175 000 Fischkrankheiten: Verrät der Necker mehr? 28.03.02 St. Galler Tagblatt 110 463 Der Necker wird gründlich untersucht 28.03.02 Appenzeller Zeitung 17 033 Perspektiven März 02 Petri Heil 11 663 Projekt «Fischnetz»: Die Spannung steigt März 02 Wasser-Boden-Luft 5 600 Dem Fischrückgang auf die Spur kommen 02.04.02 Sarganserländer 10 835 FJS: Publikumswirksamer SFV-Auftritt April 02 Petri Heil 11 663 Da soll einer die Welt verstehen... April 02 Petri Heil 11 663 Standortbestimmung & Stossrichtung April 02 Petri Heil 11 663 Die Kleine Saane Mai 02 Petri Heil 11 663 Fischnetz und seine Hypothesen Mai 02 Petri Heil 11 663 Den Kunden zum Verbündeten machen Mai 02 Petri Heil 11 663 Kinderstube in Gefahr Juni 02 Petri Heil 11 663 1. Basler Fischereitag Juni 02 Petri Heil 11 663 Es reicht nicht mehr, ein Patent zu haben Juni 02 Petri Heil 11 663 Fischnetz muss weiter bestehen! Juli 02 Petri Heil 11 663 Herbstexkursion 27.08.02 Der Toggenburger 4 857 Umwelteinflüsse setzen den Bachforellen zu 16.09.02 Neue Zürcher Zeitung 169 623 Leser berichten 19.09.02 St. Galler Tagblatt 52 432 Dem Fischrückgang auf der Spur Sept. 02 Umwelt 6 500 Die PKD muss Schuld sein am Forellenrückgang Sept. 02 Petri Heil 11 663 Les poissons se font rares en Suisse. A qui la faute? 01.10.02 Le Temps 52 432 Bewirtschaften wir falsch? Okt. 02 Petri Heil 11 663 Der stille Kampf ums Überleben 15.11.02 Sarganserländer 10 835

155 Anhang: Pressespiegel Fischnetz-Schlussbericht

Themen Datum Zeitschrift Auflage

Von der Schwierigkeit, Fische zu zählen 16.11.02 Kleiner Bund 68 212 Fische in Not Nov. 02 Hotspot 3 400 GL-Sitzung mit «Vollpackung» Dez. 02 Petri Heil 11 663 Ehrenrettung für Regenbogenforelle 23.01.03 St. Galler-Oberland-Nachrichten 24 997 Ehrenrettung für Regenbogenforelle 30.01.03 Bodensee Nachrichten 18 583 Schaffhauser Highlights Jan. 03 Petri Heil 11 828 Zusammenarbeit statt Konfrontation Jan. 03 Petri Heil 11 828 Wie halten Sies mit dem Fischessen 15.02.03 Basler Magazin 250 000 Präsidialer «Hirtenbrief» Feb. 03 Petri Heil 11 828 Rückgang der Fischbestände «dank Pharamcocktail» 04.04.03 Zolliker Bote 7242 Was ist mit den Fischen los 17.04.03 St. Galler Tagblatt 5912 Was ist mit den Fischen los 22.04.03 St. Galler Tagblatt 5912 FKZ-Vortragsabend: Forellenschwund April 03 Petri Heil 11 828 Die Berner Fischer bleiben am Ball April 03 Petri Heil 11 828 Drastisch weniger Forellen 06.05.03 Solothurner Tagblatt 12000 Rückgang der Forelle bleibt rätselhaft 22.05.03 Schaffhauser Nachrichten Auch reden ist manchmal Gold Mai 03 Petri Heil 11 828 Sorgen am Necker Mai 03 Petri Heil 11 828 Bedrohte Fischwelt 05.06.03 Natürlich 79 988 Was den Bach runtergeht, kostet viel 20.06.03 Wasser-Boden-Luft 5 400 Blumen für den SFV Juni 03 Petri Heil 11 828 Ökologie-Ordinaria und Medizin-Professoren 05.07.03 Artinside 180 000 Ökologie-Ordinaria und Medizin-Professoren 05.07.03 Basler Zeitung 109 095 VSA-Fachtagung «Regenwasserentsorgung» 08.07.03 Gas-Wasser-Abwasser 3 366 Den Forellen gehts an die Nieren 14.07.03 Der Bund 68 212 Schönheit aus der Tiefe 17.07.03 Schweizer Familie 155 724 Die Effekte sind unerwünscht 24.07.03 Tages-Anzeiger SFV-Strukturen – ein Auslaufmodell Juli 03 Petri Heil 11 828 Das Netz wird enger Juli 03 Petri Heil 11 828 Ein guter Fang 13.08.03 annabelle 100 015 Vorsicht an Flüssen und Bächen 14.08.03 Berner Oberländer 21 642 Vorsicht an Flüssen und Bächen 14.08.03 Berner Zeitung 86 429 Vorsicht an Flüssen und Bächen 14.08.03 Solothurner Tagblatt 2 350 Vorsicht an Flüssen und Bächen 14.08.03 Thuner Tagblatt 22 734 Auch Fische möchten Fairness 01.09.03 Berner Zeitung 19 300 Projekt Fischnetz 03.09.03 Appenzeller Zeitung 16 913 Das Projekt Fischnetz auf der Zielgeraden 09.09.03 Thurgauer Zeitung 42 042 Dinosaurier, das Klima und vor allem das Wasser 26.09.03 Schaffhauser Nachrichten Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Appenzeller Zeitung 16 872 Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Der Rheintaler 12 968 Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Der Toggenburger 5 041 Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Ostschweizer Tagblatt 9 020 Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 St. Galler Tagblatt 5 912 Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Tagblatt Ausgabe für den Kt. Thurgau 14 746

156 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Publikationen

Themen Datum Zeitschrift Auflage

Mehr zum Projekt «Fischnetz» 22.10.03 Wiler Zeitung 15 859 Fische und sauberes Wasser 29.10.03 St. Galler Tagblatt 30 043 Heinz Renz – Experte und Brückenbauer Okt. 03 Petri Heil 11 828 Schweiz. Fischereiverband Okt. 03 Petri Heil 11 828 Des heissen Sommers lange Schatten Okt. 03 Petri Heil 11 828 Damit den Berner Fischern die Fische nicht ausgehen Okt. 03 Petri Heil 11 828 Wieso immer weniger Fische 01.11.03 St. Galler Tagblatt 110 502 Lebewesen faszinieren mich 03.11.03 Basellandschaftliche Zeitung 24 535 SFV-Präsident Wider: «Auf gehts!» Dez. 03 Petri Heil 11 828

7.7 Publikationen Fischnetz Alpenrhein, Fachgruppe Gewässer- und Fischökologie, Zürich, Inns- bruck und Wien. pp. 47.

Aufstellung von Publikationen aus den Fischnetz-Teilprojekten sowie von Bachmann HJ, Berset JD, Candinas T, Chassot GM, Herren D & Kupper Literatur, die für das Projekt Fischnetz von Bedeutung ist. T (1999) Beobachtung des Stoffwechsels der Anthroposphäre im Einzugsgebiet ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen (SEA). Eid- Ackermann G (2001) Assessment of environmental compounds with genössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau und estrogenic activity in juvenile rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) Institut für Umweltschutz und Landwirtschaft IUL, Bern. pp. 172. and in rainbow trout gonad cell line RTG-2. Dissertation No. 13 968, Bassi L, Baumann U, Eugster M, Hunziker HR, Keller T, Kindle T, Riede- ETH Zürich, Zürich. pp. 145. rer R, Rüdiger T, Ruhlé C & Zwicker E (2001) Gesundheitszustand Ahel M, Giger W, Molnar E & Ibric S (2000) Determination of nonylphenol der Fische im Rheintal – Untersuchungen 1997 bis 2000. Synthese- ethoxylates and their lipophilic metabolites in sewage effluents by bericht. Arbeitsgruppe Gesundheitszustand der Fische im Rheintal, normal-phase high-performance liquid chromatography and fluores- St. Gallen. pp. 131. cence detection. Croatica Chimica Acta 73: 209–27. Baudepartement des Kantons Aargau (2000) Chemische und fischerei- Ahel M, Molnar E, Ibric S & Giger W (2000) Estrogenic metabolites of biologische Untersuchungen im Bereich der ARA Mittleres Wynental alkylphenol polyethoxylates in secondary sewage effluents and in Teufenthal. Abteilung Umweltschutz, Aarau. pp. 5. rivers. Water Science and Technology 42: 15–22. Baumann P (2002) Die Entwicklung des Fischnährtier-Bestandes in Aqua-Sana (2001) Bericht über Versuchsphase 1 betreffend Abklärungen schweizerischen Fliessgewässern zwischen 1980 und 2000. Fisch- zur Immunitätsbildung bei Bachforellen gegenüber der Krankheit netz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 39. PKD. Aqua-Sana, Ulmiz. pp. 9. Becker A, Rey P & Willi G (2002) Grossversuch Totholz. Schlussbericht Aqua-Sana (2001) Berichte über chemisch-analytische Untersuchungen Untersuchungen 1999–2001. Internationale Regierungskommis- und Bestimmung der Östrogenizität an der Ron (ober- und unterhalb sion Alpenrhein – Projektgruppe Gewässer- und Fischökologie, der Kläranlagen Rain und Hochdorf). Anhang zum Bericht: Fisch- Konstanz. pp. 134. biologische Untersuchungen in der Ron. Im Auftrag des Amtes für Benguerel-dit Perroud R (1998) Bachforellen im Langzeitmonitoring: Umweltschutz des Kantons Luzern. pp. 52. Einfluss beeinträchtigter Wasserqualität auf die Ultrastruktur der Aqua-Sana (2001) Fischereibiologische Untersuchungen im Bereich der Epidermis. Diplomarbeit. Zoologisches Institut, Universität Bern, ARA Eschenbach-Inwil. Aqua-Sana, Ulmiz. pp. 27. Bern. pp.57.

Aqua-Sana (2001) Fischereibiologische Untersuchungen in der Ron Bernet D, Schmidt H, Meier W, Burkhardt-Holm P & Wahli T (1999) (ober- und unterhalb der Kläranlagen Rain und Hochdorf). Bericht Histopathology in fish: Proposal for a method to assess aquatic mit Anhang. Im Auftrag des Amtes für Umweltschutz des Kantons pollution. Journal of Fish Diseases 22: 25–34. Luzern. pp. 23. Bernet D & Holm P (2000) Äschensterben im Inn (Kanton Graubünden). Aqua-Sana (2001) Synthesebericht über die chemischen und biologi- Situationsanalyse. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Univer- schen Untersuchungen in den Vorflutern der ARA Mittleres Wynen- sität Bern, Bern & EAWAG, Dübendorf. pp. 27. tal (AG) und der ARA Eschenbach-Inwil (LU). Aqua-Sana, Ulmiz. Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2000) Effects of pp. 16. waste water on fish health: An integrated approach to biomarker Aqua-Sana (2001) Übersicht über des Schwarzforellensyndrom in den responses in brown trout (Salmo trutta L.). Journal of Aquatic Kantonen BE, SH, TG und ZH und Projektentwurf. Aqua-Sana, Ecosystem Stress and Recovery 8: 143–51. Ulmiz. pp. 14. Bernet D (2000) Einfluss von Kläranlagen auf den Gesundheitszustand Aqua-Sana (2002) Bericht über Versuchsphase 2 zur PKD-Immunitäts- von Bachforellen. Synthesebericht. Zentrum für Fisch- und Wildtier- bildung bei Bachforellen: Altersklasse Sömmerlinge und Jährlinge. medizin, Universität Bern, Bern. pp. 23. Aqua-Sana, Ulmiz. pp. 11. Bernet D & Wahli T (2000) Ovotestis bei Rotaugen (Rutilus rutilus) in Aqua-Sana (2002) Zwischenbericht «Projekt Schwarze Forellen». Aqua- schweizerischen Gewässern. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedi- Sana, Ulmiz. pp. 7. zin, Universität Bern, Bern. pp. 7.

ARGE Trübung Alpenrhein (2001) Trübung und Schwall Alpenrhein. Kurz- Bernet D (2000) Problemfaktoren für die Alte Aare und ihren Fisch- fassung Synthesebericht. Internationale Regierungskommission bestand – Synthesebericht zum Workshop in Lyss vom 9./10. Mai

157 Anhang: Publikationen Fischnetz-Schlussbericht

2000. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern, Bucher R (2002) Feinsedimente in schweizerischen Fliessgewässern – Bern. pp. 32. Einfluss auf Fischbestände. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Düben- dorf. pp. 76. Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2001) Auswirkung von geklärtem Abwasser auf infektiöse Krankheiten bei der Bach- Bucher R (2002) Kinderstube in Gefahr. Petri Heil 6: 52–55. forelle (Salmo trutta L.). Fischökologie 12: 1–16. Bundi U, Peter A, Frutiger A, Hütte M, Liechti P & Sieber U (2000) Scien- Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2001) Effluent from tific base and modular concept for comprehensive assessment of a sewage treatment works causes changes in serum chemistry of streams in Switzerland. Hydrobiologia 422/423: 477–87. brown trout (Salmo trutta L.). Ecotoxicology and Environmental Burkhardt-Holm P (1997) Gesucht: Indikatoren für die Qualität von Safety 48: 140–47. Fliessgewässern. Ein Beispiel zur Schaffung von Synergien zwi- Bernet D & Wahli T (2001) Gesundheitszustand der Bachforellen in der schen Forschung und Lehre. GAIA 6: 311–15. Saane. Bericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Burkhardt-Holm P, Escher M & Meier W (1997) Waste water manage- Bern, Bern. pp. 12. ment plant effluents cause cellular alterations in the skin of brown Bernet D & Wahli T (2002) Expositionsversuch von Bachforellenbrütlin- trout Salmo trutta. Journal of Fish Biology 50: 744–58. gen im Emmewasser und Grundwasser in der Brutanlage Burgdorf. Burkhardt-Holm P, Bernet D & Hogstrand C (1999) Increase of metal- Schlussbericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität lothionein-positive chloride cells in the gills of brown trout and Bern & Amt für Gewässer- und Bodenschutzlabor Kt. Bern. pp. 22. rainbow trout after exposure to sewage treatment plant effluents. Bernet D (2003) Biomonitoring in Fliessgewässern des Kantons Bern. Histochemical Journal 31: 339–46. Synthesebericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Univer- Burkhardt-Holm P & Wahli T (1999) Liver of several male brown trout sität Bern, Bern. pp. 83. caught in Swiss rivers express vitellogenin and show histological Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2003) Histological alterations. International Conference on Environmental Endocrine alterations in skin, gill, liver and kidney of brown trout induced by Disrupting Chemicals, Monte Verità, Ascona (CH). EAWAG, ETH, effluents of a sewage treatment work. Journal of Aquatic Ecosystem Dow Chemicals. Stress and Recovery. Burkhardt-Holm P, Ochsenbein A, Pugovkin D & Wahli T (1999) Unter- Bernet D, Wahli T & Segner H (2003) Ovotesis in Rotaugen (Rutilus suchung männlicher Bachforellen auf das Vorhandensein von rutilus) schweizerischer Gewässer. Bericht II. Zentrum für Fisch- und Vitellogenin (östrogensensitive Reaktion) sowie von histologischen Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. pp. 9. Veränderungen der Leber, Teil A: Vitellogenin-Untersuchung. Zent- rum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. pp. 34. Bernet D, Wahli T & Segner H (2003) Ovotestis in Rotaugen (Rutilus rutilus) schweizerischer Gewässer. Zentrum für Fisch- und Wildtier- Burkhardt-Holm P, Ochsenbein A, Pugovkin D & Wahli T (1999) Unter- medizin, Universität Bern, Bern. pp. 18. suchung männlicher Bachforellen auf das Vorhandensein von Vitellogenin (östrogensensitive Reaktion) sowie von histologischen Bernet D, Schmidt H, Wahli T & Burkhardt-Holm P (2004) Evaluation of Veränderungen der Leber, Teil B: Untersuchung von histologischen two monitoring approaches to assess effects of waste water dis- Veränderungen in der Leber. Zentrum für Fisch- und Wildtier- posal on histological alterations in fish. Hydrobiologia: accepted. medizin, Universität Bern, Bern. pp. 13.

Bernet D (in Vorbereitung) Effektstudie. Zentrum für Fisch- und Wildtier- Burkhardt-Holm P (2000) Der Fischfangrückgang in den schweizerischen medizin, Universität Bern, Bern. Fliessgewässern: Auslöser des Projektes «Fischnetz» und Konse- Borsuk ME, Reichert P & Burkhardt-Holm P (2002) A Bayesian network quenzen für die Forschung. In: Jubiläumsschrift 100 Jahre Sport- for investigating the decline in fish catch in Switzerland. In: Inte- fischer-Verein, Bern. pp. 109–13. grated assessment and decision support. Proceedings of the Burkhardt-Holm P & Bloesch J (2000) Fish as bioindicators for pollutants 1st biennial meeting of the International Environmental Modelling in the river Danube: An approach. 33. Conference, Int. Association and Software Society. Rizzoli AE & Jakeman AJ (eds), Lugano, for Danube research, Osijek, Croatia. Faculty for Education, Josip Switzerland. pp. 108–13. Juraj Strossmayer University of Osijek and Croatian Ecological Society. pp. 375–82. Borsuk ME, Reichert P & Holm P (2002) Ein Wahrscheinlichkeitsnetzwerk zur Unterstützung der Ursachensuche für den Fischfangrückgang in Burkhardt-Holm P & Studer C (2000) Hormonaktive Stoffe im Abwasser. schweizerischen Fliessgewässern. In: EAWAG Jahresbericht 2002. Sind Fische und andere wasserlebende Tiere bedroht? Gas, Wasser, EAWAG, Dübendorf. pp. 58–59. Abwasser 7: 504–09.

Brüschweiler BJ, Würgler FE & Fent K (1996) Inhibition of cytochrome Burkhardt-Holm P, Wahli T & Meier W (2000) Nonylphenol affects the P4501A by organotins in fish hepatoma cells Plhc-1. Environmental granulation pattern of epidermal mucous cells in rainbow trout, Toxicology and Chemistry 15: 728–35. Oncorhynchus mykiss. Ecotoxicology and Environmental Safety 46: 34–40. Brüschweiler BJ, Würgler FE & Fent K (1995) Cytotoxicity in vitro of organotin compounds to fish hepatoma cells PLHC-1 (Poeciliopsis Burkhardt-Holm P (2002) Decline in fish catches in Switzerland: the lucida). Aquatic Toxicol. 32: 143–60. project Fishnet evaluate the causes. In: Challenges in Environmental Risk Assessment and Modelling: Linking Basic and Applied Bucheli TD, Müller SR, Vögelin A & Schwarzenbach RP (1998) Bitumi- Research, Society of Environmental Toxicology and Chemistry nous roof sealing membranes as major sources of the herbicide (SETAC), Vienna, Austria. p. 59. (R,S)-Mecoprob in roof runoff waters: Potential Contamination of groundwater and surface waters. Environmental Science and Tech- Burkhardt-Holm P, Peter A & Segner H (2002) Decline of fish catch in nology 32: 3465–71. Switzerland. Project Fishnet: A balance between analysis and syn- thesis. Aquatic Sciences 64: 36–54. Bucheli TD, Müller SR, Heberle S & Schwarzenbach RP (1998) Occurence and behaviour of pesticides in rainwater, roof runoff and Burkhardt-Holm P (2002) Proliferative kidney disease: Why is it of inter- artificial stormwater infiltration. Environmental Science and Tech- est for the Swiss project «fishnet»? Journal of Fish Diseases 25: nology 32: 3457–64. 441–42.

Bucheli TD, Müller SR, Vögelin A, Gerecke A & Schwarzenbach RP Burkhardt-Holm P, Ochsenbein A, Pugovkin D, Girling P & Wahli T (under (1998) Pestizideinsatz im Materialschutz – eine Gefahr für Grund- revision) Immunhistochemical detection of vitellogenin and liver und Oberflächengewässer? In: EAWAG Jahresbericht 1998. condition of brown trout (Salmo trutta f.): A first survey in Switzer- EAWAG, Dübendorf. pp. 27–28. land. Journal of Fish Biology.

158 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Publikationen

BUWAL (1999) Stoffe mit endokriner Wirkung in der Umwelt. Schriften- Escher M, Wahli T, Büttner S, Meier W & Burkhardt-Holm P (1999) The reihe Umwelt Nr. 308. Bundesamt für Umwelt, Wald und Land- effect of sewage plant effluent on brown trout (Salmo trutta fario). schaft, Bern. pp. 257. Aquatic Sciences 61: 93–110.

Chèvre N (2003) Synthese Ökotox: Risk assessment of 6 different sub- Escher M (1999). Einfluss von Abwassereinleitungen von Kläranlagen auf stances occurring in the Swiss rivers. EAWAG, Dübendorf. pp. 29. Fischbestände und Bachforelleneier. Mitteilungen zur Fischerei Nr. 61, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. pp. 201. de Kinkelin P, Gay M & Forman S (2002) The persistence of infectivity of Tetracapsula bryosalmonae-infected water for rainbow trout, Escher M (2000) Fischereibiologische Untersuchungen im Bereich der Oncorhynchus mykiss (Walbaum). Journal of Fish Diseases 25: ARA Teufenthal. Im Auftrag desFinanzdepartementes des Kantons 477–82. Aargau. pp. 15.

Degiorgi F, Périat G, Decourcière H, Vergon J-P & Lièvre A (2003) Escher M, Lovas R & Stadelmann P (2002) Fischbiologische Unter- Recherche des causes de régression des potentiels piscicoles de suchungen in der Ron: oberhalb und unterhalb der Kläranlagen Rain l’Allaine. Etude du fonctionnement écologique du cours d’eau. und Hochdorf. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Fédération cantonale des pêcheurs jurassiens, Bureau Teleos, Luzern 37: 167–202. Besançon. pp. 225. Escher M (2003) Zweiter Zwischenbericht: Projekt «schwarze Forellen» Dietrich D, Knoll S, Schmid T & Rumpf S (1997) Zusammenhang von Schaffhausen/Bern. Fischnetz-Publikation. Aqua-Sana, Ulmiz & Umweltschadstoffen und Schädigungen von Salmoniden im Liech- EAWAG, Dübendorf. pp. 9. tensteiner-, Werdenberger- und Rheintaler Binnenkanal. Ämter für Umweltschutz Fürstentum Liechtenstein und Kanton St. Gallen, Faller P (2001) Bewertung des Gesundheitszustandes von Gründlingen EUREGIO, Konstanz. pp. 50. (Gobio gobio) unter dem Einfluss der Abwasserreinigungsanlage Surental. Diplomarbeit. Universität Zürich, Zürich,. pp. 104. Dietrich D (2000) Untersuchungsbericht zur Vitellogeninbestimmung im Blutserum von 20 Bachforellen ober- und unterhalb der ARA Faller P, Kobler B, Peter A & Burkhardt-Holm P (2001) Effects of effluents Eschenbach-Inwil. Im Auftrag des Amtes für Umweltschutz des from a Swiss sewage treatment plant on health parameters in gud- Kantons Luzern. pp. 5. geon (Gobio gobio). 10th international conference on diseases in fish and shellfish, European Association of Fish Pathologists, Dublin. Dietrich D (2000) Untersuchungsbericht zur Vitellogeninbestimmung pp. 36. im Blutserum von 20 Bachforellen ober- und unterhalb der ARA Teufenthal. Im Auftrag des Finanzdepartementes des Kantons Aar- Faller P, Kobler B, Peter A, Sumpter JP & Burkhardt-Holm P (2003) gau. pp. 6. Stress status of gudgeon (Gobio gobio) from rivers in Switzerland with and without input of sewage treatment plant effluent. Environ- Dietrich D & Heussner A (2001) Untersuchungen der Biozönose im Linth- mental Toxicology and Chemistry 22: 2063–72. kanal im Bereich der Salzwassereinleitung der KVA Niederurnen. Bericht. EUREGIO, Konstanz. pp. 13. Fässler P (1999) Spurenanalytische Methode zum gemeinsamen Nach- weis von sauren und neutralen Pharmaka und Pestiziden in natür- Durrer S (1999) Untersuchung der estrogenen Aktivität in Proben aus lichen Gewässern und Kläranlagenabläufen. Diplomarbeit. ETH Vor- und Nachklärbecken einiger Kläranlagen in der Schweiz. Zürich, Zürich. pp. 31. Diplomarbeit. Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Uni- versität Zürich, Zürich. pp. 83. Feist SW, Peeler EJ, Gardiner R, Smith E & Longshaw M (2002) Prolife- rative kidney disease and renal myxosporidiosis in juvenile salmo- Eggen RIL (2001) Moderne biologische Analyse. Gas Wasser Abwasser nids from rivers in England and Wales. Journal of Fish Diseases 25: 3: 167–71. 451–58. Eggen RIL & Segner H (2003) The potential of mechanism-based bio- Fent K & Hunn J (1996) Cytotoxicity of organic environmental chemicals analytical tools in ecotoxicological exposure and effect assessment. to fish liver cells (PLHC-1). Marine Environmental Research 42: Analytical and Bioanalytical Chemistry 377: 386–96. 377–82. Eggen RIL, Behra R, Burkhardt-Holm P, Escher BI & Schweigert N (in press) Current and future problems in ecotoxicology: The need for Fent K (1998) Ökotoxikologie. Umweltchemie, Toxikologie, Ökologie. molecular approaches towards a mechanistic understanding of the Thieme, Stuttgart. pp. 288. underlying processes. Environmental Science & Technology. Friedl C (1999) Fischfangrückgang in schweizerischen Fliessgewässern. El-Matbouli M & Hoffmann RW (2002) Influence of water quality on the Mitteilungen zur Fischerei Nr. 63. Bundesamt für Umwelt, Wald und outbreak of proliferative kidney disease – field studies and exposure Landschaft, Bern. pp. 32. experiments. Journal of Fish Diseases 25: 459–67. Gerecke A, Müller S, Singer H, Schärer M, Schwarzenbach R, Sägesser EMPA (2000) Charakterisierung organischer Stoffe die allenfalls Forellen M, Ochsenbein U & Popow G (2001) Pestizide in Oberflächen- schaden. Eidg. Materialprüfungsanstalt, Dübendorf. pp. 15. gewässern. Gas Wasser Abwasser 3: 173–81.

Enz CA (2000) Population dynamics of whitefish (Coregonus suidteri Gerecke A (2001) Phenylurea herbicides in the aquatic environment – Fatio) in artificially oxygenated Lake Hallwil, with special emphasis sources and elimination processes. Dissertation No. 14 111, ETH on larval mortality and sustainable management. Dissertation ETH Zürich, Zürich. pp. 89. Zürich, Zürich. pp. 177. Gerecke A, Schärer M, Singer H, Müller S, Schwarzenbach R, Sägesser Escher BI, Behra R, Eggen RIL & Fent K (1997) Molecular Mechanisms in M, Ochsenbein U & Popow G (2002) Sources of pesticides in Ecotoxicology: An Interplay between Environmental Chemistry and surface waters in Switzerland: Pesticide load through waste water Biology. Chimia 51: 915–21. treatment plants – current situation and reduction potential. Chemosphere 48: 307–15. Escher M, Schmidt H, Büttner S, Wahli T, Meier W & Burkhardt-Holm P (1996) Gesundheitsgefährdung von Bachforellen unterhalb einer Götz C, Chèvre N, Singer H & Müller S (2003) Emme, Necker, Liechten- Kläranlage. Tagung der Fachgruppe «Fischkrankheiten» in Verbin- steiner Binnenkanal, Venoge: Gebietscharakterisierung, Pestizid- dung mit der EAFP/deutsche Sektion, Königswartha (D). Verlag der messungen, Toxizitätsabschätzung. Fischnetz-Publikation. EAWAG, deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. pp. 161–66. Dübendorf. pp. 23.

Escher M (1997) Abklärungen zum Einfluss von Abwasser aus einem Guthruf J & Guthruf-Seiler K (2001) Untersuchung der Biozönose im ARA-Auslauf auf den Gesundheitszustand von Bachforellen (Salmo Linthkanal im Bereich der Salzwassereinleitung der KVA Nieder- trutta fario). Inaugural Dissertation, Veterinär – Medizinische Fakul- urnen. Aktives Monitoring von Fischeiern. Aquatica, Oberwichtracht. tät, Universität Bern, Bern. pp. 25. pp. 24.

159 Anhang: Publikationen Fischnetz-Schlussbericht

Guthruf-Seiler J & Guthruf-Seiler K (2000) Aktives Monitoring mit Fisch- zyklischen Moschus-Verbindungen im Rohabwasser, im gereinigten eiern. Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft des Kantons Abwasser und im Klärschlamm. Teile 1–4. EPFL, Lausanne. pp. 193. Bern, Bern. pp. 27. Küttel S, Peter A & Wüest A (2002) Temperaturpräferenzen und -limiten Gysin C (2000) Assessing androgenic activity of androgen receptor von Fischarten Schweizerischer Fliessgewässer. EAWAG, Kasta- agonists and samples from Swiss sewage treatment plants using nienbaum. pp. 36. androgen-sensitive human breast cancer cell-line MCF7-AR1. Lamche G, Meier W, Suter M & Burkhardt-Holm P (1998) Primary culture Diplomarbeit. Abteilung für Umweltnaturwissenschaften, ETH of dispersed epidermal cells of rainbow trout Oncorhynchus mykiss Zürich, Zürich. pp. 62. Walbaum. Cellular and Molecular Life Sciences 54: 1042–51. Hari R, Guettinger H, Holm P & Livingstone D (submitted) Increased Lamche G (1999) Fish epidermis in vitro: techniques for cell and tissue stream water temperature and massive decline of freshwater fish culture and use of the systems for ecotoxicological studies. Disser- catch. tation. Zoolgisches Institut, Universität Bern, Bern, pp. 118. Hartmann PC (in Vorbereitung) Polybrominated diphenyl ether flame Lamche G & Burkhardt-Holm P (2000) Changes in apoptotic rate and retardants: Analytical methods and preliminary results in fish from cell viability in three fish epidermis cultures after exposure to Swiss rivers. Dübendorf, EAWAG. pp. 11. nonylphenol and to a waste water sample containing small concen- Heberle S & Müller S (1997) Vorkommen von Pestiziden in Fliessgewäs- trations of nonylphenol. Biomarkers 5: 205–18. sern im Kanton St. Gallen. Bericht. EAWAG, Dübendorf. pp. 7. Lamche G, Meier W & Burkhardt-Holm P (2000) Die Fischepidermis als Hertig A (2001) Einfluss von Wasserführung und Morphologie des Linth- Modell für ökotoxikologische Studien. In: 6., 7., 8. Österreichischer kanals auf das Lebensraumangebot für Äschenlarven. Wasser Ener- internationaler Kongress über Ersatz- und Ergänzungsmethoden gie Luft 5/6: 149. zu Tierversuchen in der biomedizinischen Forschung. Schöffl H, Spielmann H & Tritthart HA (eds), Springer Verlag, Linz, Austria. Hitzfeld B, Dietrich D & Prietz A (2000) Gesundheitszustand der Fische pp. 221–27. im Rheintal, Expositionsversuche 1999. EUREGIO, Konstanz. pp. 12. Lamche G & Burkhardt-Holm P (2000) Nonylphenol provokes a vesicula- tion of the Golgi apparatus in three fish epidermis cultures. Ecotoxi- Hollert H, Pawlowski S & Braunbeck T (2000) Ökotoxikologische Belas- cology and Environmental Safety 47: 137–48. tung von Abwasserproben aus dem Kanton Bern/Schweiz. Zoologi- sches Institut der Universität Heidelberg, Heidelberg. pp. 80. Lascombe I, Beffa D, Rüegg U, Tarradellas J & Wahli W (2000) Estro- genic activity assessment of environmental chemicals using in vitro Holm P (2001) Der Fisch – wie lässt er sich als Indikator für die Qualität assays: Identification of two new estrogenic compounds. Environ- seiner Umwelt einsetzen? GAIA 10: 6–15. mental Health Perspectives 108: 621–29. Holm P (2001) Fische – Indikatoren und Gewinner. EAWAG News 51: Lièvre A, Degiorgi F, Eloy A-E, Vergon J-P, Consuegra D & Périat G 23–25. (2001) Etude des causes de diminution des populations de poissons Holm P, Bucher R, Dietrich D, Guthruf J & Wahli T (2001) Untersuchung dans les cours d’eau jurassiens. Rapport intermédiaire. Fédération der Biozönose im Linthkanal im Bereich der Salzwassereinleitung cantonale des pêcheurs jurassiens, Office fédéral de l’environne- der KVA Niederurnen. Schlussbericht. EAWAG, Dübendorf. pp. 41. ment, des fôrets et du paysage (OFEFP). pp. 157.

Holzer G, Peter A, Renz H & Staub E (2003) Fischereiliche Bewirtschaf- Lièvre A (2003) Maturité sexuelle et croissance de la truite commune tung heute – vom klassischen Fischbesatz zum ökologischen (Salmo trutta L.) dans le canton du Jura. Office des eaux et de la Fischereimanagement. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. protection de la nature du canton du Jura, Delemont. pp. 61. pp. 95. Longshaw M, Le Deuff R-M, Harris AF & Feist SW (2002) Development Kloas W, Schrag B, Ehnes C & Segner H (2000) Binding of xenobiotics to of proliferative kidney disease in rainbow trout, Oncorhynchus hepatic estrogen receptor and plasma sex steroid binding protein in mykiss (Walbaum), following short-term exposure to Tetracapsula the teleost fish, the common carp (Cyprinus carpio). General and bryosalmonae infected bryozoans. Journal of Fish Diseases 25: Comparative Endocrinology 119: 287–99. 443–49.

Knuesel R, Segner H & Wahli T (2003) A survey of viral diseases in Lusser M (2000) Assessing androgenic activity of environmental chemi- farmed and feral salmonids in Switzerland. Journal of Fish Diseases cals and Swiss waste water samples using the A-SCREEN assay. 26: 167–82. Diplomarbeit. Abteilung für Umweltnaturwissenschaften, ETH Zürich, Zürich. Krieger H & Dietrich D (1999) SWTP effluents: embryotoxicity in zebrafish and xenopus embryos and salmonid E-receptor binding activity. 9th Madigou T, Le Goff P, Salbert G, Cravedi JP, Segner H, Pakdel F & Val- annual Meeting of SETAC Europe 1999: Quality of Live and Environ- otaire Y (2001) Estrogenic potency of nonylphenol and its metabo- ment in cultered Landscapes, Leipzig. lites: effects of estrogen receptor conformation and transcriptional activity and long-term effects on sexual reversion and gonadal Krieger H (1999) Untersuchungen zu endokrinen und hepatotoxischen structure in rainbow trout (Oncorhynchus mykiss). Aquatic Toxicolo- Wirkungen in Salmoniden und Stoffen in Kläranlagenausläufen des gy 53: 173–86. Kantons Luzern. Diplomarbeit. AG Umwelttoxikologie, Universität Konstanz, Konstanz. pp. 65. Morris DC, Morris DJ & Adams A (2002) Development of improved PCR to prevent false positives and false negatives in the detection of Kupper T & Tarradellas J (2001) Jahresbericht 2001 des Projektes Be- Tetracapsula bryosalmonae, the causative agent of proliferative kid- obachtung des Stoffwechsels der Anthroposphäre im Einzugsgebiet ney disease. Journal of Fish Diseases 25: 483–90. asugewählter Abwasserreinigungsanlagen (SEA). EPFL, Lausanne. pp. 7. Morris DC, Morris DJ & Adams A (2002) Molecular evidence of release of Tetracapsula bryosalmonae, the causative organism of proliferative Kupper T, Becker van Slooten K, Cloup C & Tarradellas J (2002) Organi- kidney disease from infected salmonids into the environment. Jour- sche Schadstoffe im Klärschlamm – Quellen, Verbleib, Risiken für nal of Fish Diseases 25: 501–04. die Umwelt. Jahresbericht 2002, Verband Schweizerischer Abwas- ser- und Gewässerschutzfachleute. Mosler H-J, Soligo O, Bänteli M & Mosler-Berger C (2002) Angelfischer über sich selbst: Verhalten, Bedürfnisse, Zufriedenheit – 1980 bis Kupper T, Berset JD, Brändli R, Etter-Holzer R, L.F. DA, Grandjean D & J. 2000. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 117. T (2003) Schlussbericht von Teilprojekt 3 des Projektes SEA (Be- obachtung des Stoffwechsels der Anthroposphäre im Einzugsgebiet Müller SR, Ber M, Ulrich MM, Bucheli TD & Schwarzenbach RP (1997) ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen): Metaboliten von poly- Atrazine and its primary metabolites in Swiss lakes: Input character-

160 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Publikationen

istics and long term behaviour in the water column. Environmental Schmidt H, Escher M, Wahli T, Meier W & Burkhardt-Holm P (1996) Science and Technology 31: 2104–13. Belastung von Fliessgewässern und Auswirkungen auf die Fisch- population am Beispiel der Langeten. Tagung der Fachgruppe Müller D (2000) Toxizität von Fliessgewässer-Sedimenten – Untersuchun- «Fischkrankheiten» in Verbindung mit der EAFP/deutsche Sektion, gen von Sedimentextrakten mittels Gaschromatographie/Massen- Königswartha (D). Verlag der deutschen Veterinärmedizinischen spektrometrie und bioassay-dirigierter Fraktionierung. Diplomarbeit. Gesellschaft e.V., pp. 155–60. Universität Bern, Bern. pp. 112. Schmidt H, Bernet D, Wahli T, Meier W & Burkhardt-Holm P (1999) Ochsenbein U (2003) Deformierte Geschlechtsorgane bei Thunersee- Active biomonitoring with brown trout and rainbow trout in diluted felchen. GSA-Informationsbulletin 1. sewage plant effluents. Journal of Fish Biology 54: 585–96. Ochsenbein U (2003) Noch nicht am Ziel – Eine GSA-Studie zum Ge- Schmidt-Posthaus H, Bernet D & Wahli T (2000) Biomonitoring in Fliess- wässerzustand im Kanton Bern dokumentiert die Qualitätsdefizite. gewässern des Kantons Bern; Teilprojekt Passives Monitoring an GSA-Informationsbulletin 2. Bachforellen. Schlussbericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedi- Oellers S, Singer HP, Faesserl P & Müller S (2001) Simultaneous quantifi- zin, Uni Bern, Bern. pp. 53. cation of neutral and acidic pharmaceuticlas and pesticides at the Schmidt-Posthaus H, Burkhardt-Holm P, Knüsel R, Wahli T & Segner H low-ng/l level in surface and waste water. Journal of Chromatogra- (2001) Investigation of distribution and prevalence of PKD in Swiss phy A 911: 225–34. feral and farmed brown trout. 10th international conference on dis- Okamura B & Wood TS (2002) Bryozoans as hosts for Tetracapsula eases in fish and shellfish,. European Association of Fish Patholo- bryosalmonae, the PKX organism. Journal of Fish Diseases 25: gists, Dublin. 469–75. Schmidt-Posthaus H, Bernet D, Wahli T, Meier W & Burkhardt-Holm P Peter A (2001) Das Modul-Stufen-Konzept. Grundlagen für die Bewer- (2001) Morphological organ alterations and infectious diseases in tung von Fliessgewässern. EAWAG News 51: 7–9. brown trout (Salmo trutta) and rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) exposed to polluted river water. Diseases of Aquatic Organisms 44: Pickering ADC (2000) Community programme of research on environ- 161–70. mental hormones and endocrine disrupters (COMPREHEND): Year I Annual Report. NERC Institute of Freshwater Ecology, Windermere Schmidt-Posthaus H (2003) Problem Fischrückgang Langeten. Synthe- UK. pp. 12. sebericht. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. pp. 94. Pickering ADC (2002) Community programme of research on environ- mental hormones and endocrine disrupters (COMPREHEND). Year 3 Schubiger C, Segner H & Wahli T (2003) PKD: Die proliferative Nieren- Annual Report. Centre for Ecology and Hydrology, Windermere UK. erkrankung bei Fischen. Schweizer Archiv für Tierheilkunde 145: Pickering AD (2002) Community programme of research on environmen- 471–81. tal hormones and endocrine disrupters (COMPREHEND). Final Re- Schwärzel Klingenstein J, Lüthi B & Weiss T (1999) Angeln in der port. Centre for Ecology and Hydrology, Windermere UK. pp. 98. Schweiz. Schweizerischer Fischereiverband (SFV) & European Pronat (2002) Biomonitoring dans la Sarine. Early-life test avec des oeufs Anglers Alliance (EAA), Klosters. pp. 45. de truite. Atteintes aux organes des poissons (résumé). Pronat, Büro Schweigert N, Eggen RIL, Escher BI, Burkhardt-Holm P & Behra R für Umweltfragen, Schmitten. pp. 19. (2001) Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der Fliess- Radvanszky A, Rémy C, Rimml B & Wiesmann M (2000) Nonylphenol in gewässer in der Schweiz – Vorschläge zur Vorgehensweise im der Schweiz – Eine Abschätzung der Belastungssituation und der Modul Ökotoxikologie. Bericht. EAWAG, Dübendorf. pp. 29. ökologischen Wirkungen. Interfakultäre Koordinationsstelle für All- Schweigert N, Behra R, Eggen R, Escher B & Holm P (2001) Wie können gemeine Ökologie, Universität Bern, Bern. pp. 57. Schadstoffeinflüsse in Fliessgewässern nachgewiesen werden? Renz H, Küng C & Wicky J-D (2002) Besatz mit markierten Forellen. EAWAG News 51d: 10–12. Besatzversuche in der Sense. Technische Kommission des VFFV. Schweigert N, Eggen RIL, Escher B, Burkhardt-Holm P & Behra R (2002) pp. 5. Ecotoxicological assessment of surface waters: A modular approach Renz H (2002) Bewirtschaften wir falsch? Petri Heil 10: 56–57. integrating in vitro methods. ALTEX 19: 30–36.

Renz H (2002) Fangen wir zu viel oder zu wenig? Petri Heil 11: 14–15. Segner H, Behrens A, Joyce EM, Schirmer K & Bols NC (2000) Transient induction of 7-ethoxyresorufin-O-deethylase (EROD) activity by Renz H (2002) Fischnetz und seine Hypothesen. Petri Heil 5: 55–55. medium change in the rainbow trout liver cell line, RTL-W1. Marine Sägesser M & Ochsenbein U (2000) Biomonitoring organischer Schad- Environmental Research 50: 489–93. stoffe. Gewässer- und Bodenschutzlabor des Kantons Bern, Bern. Segner H (2003) Need for establishing integrated monitoring pro- pp. 18. grammes to endocrine-active compounds. Pure and Applied Chem- Santschi D (2003) Zeitliche Veränderung der winterlichen Abfluss- istry 75: in press. charakteristik schweizerischer Fliessgewässer. Diplomarbeit. Geo- Sigmaplan (2002) Veränderungen im Ökosystem Brienzersee – System- grafisches Institut, Universität Bern, Bern. pp. 109. analyse. Teilbericht. Sigmaplan AG, Bern. pp. 33. Schager E & Peter A (2001) Bachforellensömmerlinge. Phase I. Singer H, Müller S, Tixier C & Pillonel L (2002) Triclosan – Occurrence Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 315. and fate of a widely used biocide in the aquatic environment: Field Schager E & Peter A (2002) Bachforellensömmerlinge. Phase II. measurements in waste water treatment plants, surface waters and Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. pp. 218. lake sediments. Environmental Science and Technology 36: 4998–5004. Schager E & Peter A (2003) Synthesebericht Sömmerlingsstudie. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Kastanienbaum. Stadelmann P, Lovas R & Butscher E (2002) 20 Jahre Sanierung und Überwachung des Baldeggersees. Mitteilungen der Naturforschen- Schälchli Abegg + Hunzinger (2002) Innere Kolmation – Methoden zur den Gesellschaft Luzern 37: 115–64. Erkennung und Bewertung. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Düben- dorf. pp. 19. Staub E (2001) Einfluss des Kormorans auf Anglerfang und Fisch- bestand. Wasser Energie Luft 1/2: 17–18. Scheurer K (in Vorbereitung) Zwischenbericht zu den Untersuchungen in den vier Testgebieten Emme, Liechtensteiner Binnenkanal, Necker Stoffel MH, Wahli T, Friess AE & Burkhardt-Holm P (2000) Exposure of und Venoge. EAWAG, Dübendorf. rainbow trout (Oncorhynchus mykiss) to nonylphenol is associated

161 Anhang: Vorträge Fischnetz-Schlussbericht

with an increased chloride cell fractional surface area. Schweiz- 7.8Vorträge 2000–2003 erisches Archiv für Tierheilkunde 142: 263–67.

Strehler A (2003) Arealstatistik und Agrarstatistik der Testgebiete von R. Bucher Fischnetz. Fischnetz-Publikation. EAWAG, Dübendorf. pp. 17. 19.04.02: 4. Fachseminar Fischnetz, Fribourg: Feinsedimente in Fliessgewässern - Einfluss auf den Fischrückgang. Strehler A & Scheurer K (2003) Synthese Ökotox. Abschätzung der Kon- zentration östrogener Stoffe in Fliessgewässern. Fischnetz-Publika- P. Dollenmeier tion. EAWAG, Dübendorf. pp. 18. 22.03.01: Jahrestagung Cercl’eau (Gewässerschutzfachleute): Sturm A, Cravedi JP, Perdu E, Baradat M & Segner H (2001) Effects of Toxikologische Bedeutung von Mikroverunreinigungen. prochloraz and nonylphenol diethoxylate on hepatic biotransforma- tion enzymes in trout: a comparative in vitro/in vivo-assessment W. Giger using cultured hepatocytes. Aquatic Toxicology 53: 229–45. 12.04.00: ANALYTICA 2000, München, D: Trace determination of Suter M (2001) COMPREHEND. 3rd annual report. EAWAG, Dübendorf. nonylphenolic environmental pollutants: From nonionic surfactants pp. 27. to endocrine disruptors. 05.05.00: 2. Fachseminar Fischnetz, EAWAG, Dübendorf: Erste Suter MJ-F, Aerni HR, Kobler B, Faller P, Ruthishauser BV, Wettstein FE, Ergebnisse des EU-Projektes COMPREHEND. Burkhardt-Holm P, Fischer R, Giger W, Hungerbühler A, Peter A, 29.06.00: Gordon Research Conference on Environmental Sciences: Schönenberger R & Eggen RIL (2002) The combination of biological Water – Environmental Pressures and Chemical Pathways: From the and chemical analysis for the determination of estrogenicity in Swiss Molecular to Ecosystem Scale, New Hampton, USA: From surfac- wastewater treatment plant effluents. Jahresbericht. Kompetenz- tants and optical brighteners to concrete admixtures, high-produc- zentrum für analytische Chemie (CEAC), ETH, Zürich. pp. 14–18. tion volume chemicals and antibiotics: Process-oriented field studies Suter MJ-F, Aerni H-R, Kobler B, Rutishauser B, Wettstein F, Fischer R, at the interface between anthroposphere and geosphere. Holm P, Hungerbühler A, Marzuela MD, R. S, Eggen RIL, Giger W & 18.07.00: F. Wettstein, M. Ahel, W. Giger. Analytical Workshop on Peter A (2002) Wie wirkt die Pille auf den Fisch. EAWAG News 53d: Endocrine Disrupters, TU Dresden, D: Surfactant-derived alkylphe- 24–25. nolic compounds in sewage effluents, sewage sludges, river waters Tixier C, Singer HP, Canonica S & Müller SR (2002) Phototransformation and lake sediments. of triclosan in surface waters: a relevant elimination process for this 15.11.00: MUT 2000, Messe Basel: Analytik, Herkunft und Verhalten widely used biocide-laboratory studies, field measurements and von organischen Wasserverunreinigungen im Abwasser und in Klär- modeling. Environmental Science and Technology 36: 3482–89. anlagen.

Wahli T, Meier W, Segner H & Burkhardt-Holm P (1998) Immunohisto- H. Güttinger chemical detection of vitellogenin in male brown trout of Swiss rivers. Histochemical Journal 30: 753–58. 9.05.03: 5. Fachseminar Fischnetz: Die Abschlussphase des Projekts Fischnetz. Wahli T & Meier W (1998) Projekt St. Gallen/Fürstentum Liechtenstein. Schlussbericht. Schlussbericht. Zentrum für Fisch- und Wildtier- P. Holm medizin, Universität Bern, Bern. 27.01.00: CGE (Compagnie Générale des Eaux, France), EAWAG, Wahli T (1999) Bericht Projekt Emme. Zentrum für Fisch- und Wildtier- Dübendorf: Projekt Fischnetz. medizin, Universität Bern, Bern. pp. 5. 10.02.00: Verleihung des Umweltforschungspreises der Universität Bern: Der Fisch – ein geeigneter Indikator für die Qualität seiner Wahli T & Girling P (2000) Gesundheitszustand der Fische im Rheintal – Umwelt? Expositionsversuche 1999 – Histologische Untersuchung von 28.02.00: International Transdisciplinarity Conference, SPPU, Zürich: Kieme, Leber und Niere. Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern, Bern. pp. 24. Fishnet – a transdisciplinary project on the decline of fish popula- tions in Swiss river systems. Wahli T & Escher M (2000) Verbreitung der proliferativen Nierenkrankheit 08.04.00: Delegiertenversammlung Fischereiverband St. Gallen: (PKD) in der Schweiz. Petri Heil 51: 23–25. Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» – ein Beitrag zur Lösung Wahli T, Knuesel R, Bernet D, Segner H, Pugovkin D, Burkhardt-Holm P, praktischer Probleme? Escher M & Schmidt-Posthaus H (2002) Proliferative kidney disease 05.05.00: 2. Fachseminar Fischnetz, EAWAG, Dübendorf: Wie weiter in Switzerland: current state of knowledge. Journal of Fish Diseases mit den Hypothesen zum Fischrückgang? 25: 491–500. 13.05.00: Globe Jahrestagung, Worblaufen: Das Projekt Fischnetz – eine Chance zur Erkennung und Beseitigung von Gefahrenpoten- Zaugg B, Stucki P, Pedroli J-C & Kirchhofer A (2003) Fauna Helvetica. zialen in schweizerischen Fliessgewässern. Pisces Atlas. Centre suisse de cartographie de la faune (CSCF/ SZKF), Bern. pp. 233. 01.09.00: Eidg. Fortbildungskurs der Fischereiaufseherinnen und -aufseher, Jongny: Das Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» – Zennegg M, Schmid P, Gujer E & Kuchen A (2002) Levels in biotic com- Ziele, Chancen und Hindernisse (d, f, i). partments. PCDD, PCDF, and dioxin-like PCB in fish from Swiss Beratende Kommission der EAWAG, Vortrag vor Kommunikations- lakes. Organohalogen Compounds 58: 489–92. beauftragten der ETH. Zennegg M, Kohler M, Gerecke AC & Schmid P (2003) Polybrominated 04.09.00: IAD, 33rd Conference, Osijek, Croatia: Fish as bioindicators diphenyl ethers in whitefish from Swiss lakes and farmed rainbow for pollutants in the River Danube: An approach. trout. Chemosphere 51: 545–53. 20.09.00: EAWAG Infotag, Dübendorf: Fische – Indikatoren und Gewinner. Zika U & Peter A (2002) The introduction of woody debris into a channel- 02.11.00: Mini-Symposium Conservation Biology, Zoologisches ized stream: effect on trout populations and habitat. River Research and Applications 18: 355–66. Institut, Universität Bern: Ursachenforschung als Voraussetzung für einen erfolgreichen Schutz der Fische in der Schweiz. Zürcher M, Schumann P & Burkhardt-Holm P (1998) Vorfluter unter die 15.11.00: Konferenz der Vorsteher der Umweltschutz-Amtsstellen, Lupe genommen. Wasser Energie Luft 90: 121–24. Porrentruy: Finanzierung Projekt Fischnetz. 17.11.00: Hochrhein Fachtagung, Int. Arbeitsgemeinschaft Renatu- rierung des Hochrheins, Rheinfelden: Das Projekt «Netzwerk Fisch- rückgang Schweiz» – mögliche Ursachen und Massnahmen gegen den Fischrückgang.

162 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Vorträge

17./18.11.00: Jagddirektoren-Tagung, Zug: Fischnetz. 24.03.03: Hauptversammlungen der Vereinigung Bernischer 19.01.01: Mitgliederversammlung Verband Schweizer Abwasser- Fischenzenbesitzer, Fraubrunnen: Was bringt das Fischnetz? und Gewässerschutzfachleute VSA, Zürich: Suche nach den 29.04.03: Von Welten und Worten: Zum Verhältnis von Wissenschaft Ursachen des Fischrückgangs in der Schweiz. und Öffentlichkeit, ETH Zürich: Alarm! Alarm! Wie kommt es zum 19.04.01: Delegiertenversammlung Kantonaler Fischereiverband Forellenrückgang in der Schweiz? Beispiel eines kontextorientierten Baselland KFVBL, Münchenstein: Projekt Fischnetz: Ziele und Forschungsprojekts. bisherige Erkenntnisse. 03.05.03: SFV-Delegiertenversammlung, Solothurn: Fischnetz auf 26.04.01: Kolloquium in Allgemeiner Ökologie, Universität Bern: Das der Zielgeraden. Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» – Erste Erfahrungen 13.05.03: Umweltbiotechnologie, Fachhochschule Wädenswil: Das ausgewählte Projekte – Konsequenzen für Massnahmen in Sicht? Projekt Fischnetz. 03.05.01: 3. Fachseminar Fischnetz, Winterthur: Fortschritte im 10.07.03: IWMC (International Water Management Course), EAWAG, Fischnetz: Was sind unsere prioritären Untersuchungsfragen in Kastanienbaum: Casual attribution of aquatic ecosystem degrada- diesem Jahr? tion: A case study in assessment of fish catch decline in Switzerland. 17.05.01: Séminaires CREM-GPMVR, Sion: Wasserqualität bewerten 11.09.03: WWF Bodensee/Thurgau, Weinfelden: Immer weniger – was kann das Projekt Fischnetz dazu beitragen? Fische im Netz. 18.05.01: Amt für industrielle Betriebe, Liestal: «Fischnetz». 21.–23.09.03: Achte deutschsprachige SETAC-Tagung, Heidelberg, 22.06.01: Information day on the joint dedicated call on the endo- D: 5 Jahre Projekt Fischnetz. crine disrupters, European Commission, Research Directorate- General, Brussels, B: Assessment of endocrine disruption in U. Ochsenbein Switzerland. 21.02. + 13.04.00: VSA-Tagung, Engelberg: Der regionale Ent- 02.07.01: International Workshop on PKD in Fish, EAWAG, Kasta- wässerungsplan (REP) als Bestandteil der wasserwirtschaftlichen nienbaum: The proliferative kidney disease: Why is it of interest for Planung: Neue Wege für die Önz. the Swiss project «Fischnetz»? 05.05.00: 2. Fachseminar Fischnetz, EAWAG, Dübendorf: Erste 31.08.01: Amt für industrielle Betriebe, Basel: Projekt Fischnetz – Teilsynthese des Projektes Biomonitoring in Fliessgewässern des Ziele und Vorgehensweise. Kantons Bern. 07.09.01: Sitzung der Arbeitsgruppe «Endokrine Effekte», BUWAL, 09.05.00: Workshop Alte Aare/Fischnetz und Kanton Bern, Lyss: Bern: Felchen im Thunersee: Gonadenveränderungen. Ergebnisse Biomonitoring Kanton Bern in Bezug auf die Alte Aare/ 11.09.01: European Association of Fish Pathologists, EAFP, ARA Lyss. 10th international conference, Dublin, Ireland: Effects of effluents 19.10.00: IKAÖ, Universität Bern, Ausbildungswoche für Studie- from a sewage treatment plant on health parameters in gudgeon rende zum Thema Alte Aare: Synthese Alte Aare – Wissenschaftliche (Gobio gobio). Erkenntnisse und Handlungsoptionen (basierend auf dem Workshop 14.09.01: Präsentation für Nationalrat J. Randegger, EAWAG, Alte Aare vom 9./10. Mai 2000 in Lyss). Dübendorf: Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» Fischnetz. 25.11.00: BKFV Bernisch Kantonaler Fischerei-Verband, Präsiden- 16.10.01: Einführungsblock in Allgemeiner Ökologie «Mensch – tenkonferenz 2000, Grosshöchstetten: Fischnetz und Brienzersee. Wasser – Landschaft», Universität Bern: Die Fische verschwinden! 19.01.01: 217. Mitgliederversammlung VSA, Tagung: Mikroverunrei- Das Projekt Fischnetz reagiert mit Fakten, Fragen, Forderungen. nigungen – brauchen wir neue Kläranlagen? Zürich: Macht das 18.10.01: Präsentation für Bundesrätin R. Dreifuss, EAWAG, Düben- Abwasser aus Kläranlagen die Fische krank? – Ergebnisse einer dorf: Vorstellung des Projektes «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» Untersuchung im Kanton Bern. Fischnetz. 16.03.01: 22. Generalversammlung, KBKV Kantonal-Bernischer 02.11.01: Präsentation für VertreterInnen der Hochschule für Gestal- Klärwärter-Verein, Belp: Macht das Abwasser unsere Fische krank? tung und Kunst: Vorstellung des Projektes «Netzwerk Fischrückgang 14.11.01: HTA Burgdorf, Veranstaltungsreihe «Life Sciences», Schweiz» Fischnetz. Burgdorf: Gewässerschutz ist und bleibt eine ständige Herausforde- 14.03.02: Besuch des Präsidiums des Deutschen Bundesamts für rung. Naturschutz, EAWAG, Kastanienbaum: «Fischnetz» - ein integrierter 01.12.01: Workshop, enviro01, Treffen Schweizer Umweltstudieren- Ansatz zur Erforschung des Rückgangs des Fischertrages. der, Kandersteg: Rückgang der Bachforellen, Ursachen und Rück- 17.03.02: Generalversammlung des Schweizerischen Berufsfischer- schlüsse. verbands, Leissigen/BE: Fischnetz – «Netzwerk Fischrückgang 11.12.01: Verein bernischer Regierungsstatthalter, Aussprache BVE, Schweiz». Bern: Veränderungen an den Geschlechtsorganen bei den Felchen 19.04.02: 4. Fachseminar Fischnetz, Fribourg: Fischnetz – Projekte im Thunersee. und Prioritäten im letzten Drittel. 11.04.02: Ausbildungsnachmittag mit StudentInnen der HTA Burg- 14.05.02: SETAC Europe, 12th Annual Meeting, Wien, A.: Decline in dorf, Lyss: Ökologie Alte Aare – Einführung in die Problematik Alte fish catches in Switzerland: The project Fishnet evaluate the causes. Aare. 25.05.02: Generalversammlung des International Wildlife Manage- 04.11.02: Lions Club Bern-Grauholz: Gewässerschutz im Kanton ment Consortiums (IWMC-CH), Bern: Fischnetz. Bern – Erreichte Ziele und neue Herausforderungen. 04.06.02: Biochemisches Institut, Universität Fribourg: Endocrine 16.11.02: Präsidentenkonferenz des Bernisch-Kantonalen Fischerei- disruption in native fish – A possible cause for the fish decline in Verbandes, Bern: Bilden die Munitionsaltlasten im Thunersee eine Switzerland. Gefahr für Fische und Menschen? 15.06.02: Symposium «Bachforellensterben in Bayern» des Bayeri- 17.12.02: Aussprache USDEL (Umweltschutzdelegation des Regie- schen Landesamts für Wasserwirtschaft, Wielenbach, D: Das Projekt rungsrates), BUWAL, Bern: Veränderungen im Ökosystem Brienzer- Fischnetz in der Schweiz. see. 10.01.03: EAWAG, Dübendorf: Decline of fish catch – Identification 24.03.03: Hochschule für Landwirtschaft, Zollikofen, AR05 Agrar- of causes. ökologie 2: Landwirtschaft und Emissionen: Gewässerschutz im 08.03.03: Bernisch-kantonaler Fischerei-Verband, EAWAG, Düben- Kanton Bern – Welche Ziele wurden erreicht? Was sind die neuen dorf: Fischnetz – aktueller Stand der Erkenntnis. Herausforderungen? 13.03.03: Generalversammlung des Aargauischen Fischereiverban- 12.04.03: Kantonale Jagd-, Fischerei- und Naturschutzaufsicht, des AFV, Wildegg: Fischnetz auf der Zielgeraden. Bern: Veränderungen im Ökosystem Brienzersee; Beobachtungen – 20.03.03: MGU (Mensch – Gesellschaft – Umwelt), Universität Basel: Ergebnisse – Ausblick. Fischrückgang in der Schweiz – Das Projekt Fischnetz auf der Suche 09.05.03: 5. Fachseminar Fischnetz: Das Teilprojekt Testgebiete. nach den Ursachen.

163 Anhang: Vorträge Fischnetz-Schlussbericht

02.09.03: Buwal, Bern: Was passiert im Brienzersee? – Informatio- biased-indices as assessment tools. Quebec, Canada: Fish assess- nen über den Stand der Arbeiten am Projekt «Veränderungen im ment of Switzerland for single and multiple species assemblages. Ökosystem Brienzersee». 10.09.03: Besuch IHE Delft: Overview of running waters in Switzer- land – motivations for rehabilitation in Switzerland. A. Peter 29.09.03: A. Peter, F. Kienast, S. Nutter. Lowland River Rehabilitation 05.05.00: 2. Fachseminar Fischnetz, EAWAG, Dübendorf: Profitieren Symposium, Wageningen: The Rhone-Thur River project: A compre- Fische von Gewässerrevitalisierungen? hensive river rehabilitation project in Switzerland. 18.07.00: EISORS Congress, Toulouse, F. 11.11.03: SAC Uto, Zürich: Die Gewässer der Alpen: kostbar, 11.–15.9.00: Peak-Kurs A12/00: Elektrofischen für Ausbildner. gewaltig und nützlich. 20.09.00: EAWAG, Dübendorf: Das Modul-Stufen-Konzept. 11.11.03: A. Wüest, A. Peter. SAC Uto, Zürich: Jahresversammlung 22.09.00: SGHL + EAWAG Tagung Ökostrom – ökologische und Gewässer der Alpen – kostbar, gewaltig und nützlich. ökonomische Aufwertung der Wasserkraft, ETZ Zürich: Die Fall- studie Bleniotal: Einführung und Systemübersicht. H. Renz 08.–10.11.00: R. Müller, A. Peter: Kurs an der EAWAG Kastanien- 19.04.02: 4. Fachseminar Fischnetz, Fribourg: Kleine Saane – baum: Fische in Schweizer Gewässern – Die Fischfauna unserer Bestandesaufbau, Besatz und Naturverlaichung. Fliessgewässer und Seen. Arten, Lebensweisen und Lebensräume. 15.–17.11.00: R. Müller, A. Peter: Kurs in Epalinges: Les poissons H. Segner dans les lacs et cours d’eau suisses – La faune piscicole de nos 22.03.01: Jahrestagung Cerc l’eau, Dübendorf: Die Toxikologie von cours d’eau et de nos lacs: les espèces, l’écologie et les habitat. Stoffgemischen. 23.01.01: Vortragsreihe Raumplanungsamt Luzern: Die Bedeutung 03.05.01: 3. Fachseminar Fischnetz, Winterthur: Die proliferative vielfältiger Lebensräume – Hochwasserschutz und integraler Gewäs- Nierenerkrankung der Forelle. Die Situation in der Schweiz. serschutz. 07.–11.08.01: 11th PRIMO (Pollutant Responses in Aquatic Organ- 07.03.01: Fischereiverband Kanton Zürich FKZ, Dübendorf: Revitali- isms) Conference, Plymouth: Embryotoxicity of PAHs to fish. sierung von Fliessgewässern – eine Chance für unsere Fische? 03.05.01: 3. Fachseminar Fischnetz, Winterthur: Übersicht über die E. Staub natürliche Fortpflanzung der Bachforelle in ausgewählten Fliessge- 29.05.01: Fischereiverwaltertag, Weinfelden: PKD und Auswirkungen wässern. auf Besatzaktivitäten. 30.05.01: Eidg. Fischereiverwaltertagung, Weinfelden: Modul- 27.10.01: Fischereifachtagung des Kant. Fischereiverbandes Basel- Stufen-Konzept: Aufbau, Stand Modul Fische. Land, Liestal: ARA und angrenzende Probleme. 26.–30.06.01: 4th Conference on Fish Telemetry in Europe, Trond- heim, N: Post-spawning migration behavior of the nase (Chondros- M. Suter toma nasus) in the Thur River. 22.03.01: Jahrestagung Cercl’eau, Dübendorf: Natürliche und 15.04.02: Einführungsveranstaltung zur Thur Fallstudie Umwelt- synthetische östrogene Substanzen in der aquatischen Umwelt. naturwissenschaften, ETH, Zürich: Das Rhoneprojekt der EAWAG/ 24.–27.06.01: Plenary Lecture, Massa 2001, Marina di Campo, I: WSL im Thurtal. LC/MS for fate and behavior studies on anthropogenic chemicals. 23.07.02: International Congress on the Biology of Fish, Vancouver, 19.09.01: EAWAG Infotag Risikofaktoren im Wasser, Dübendorf: Wie Canada: River fragmentation and connectivity problems in Swiss wirkt die Pille auf den Fisch? rivers. 31.10.01: Novaquatis meeting, Zürich: Die Pille für den Fisch. 20.08.02: 4th Bioengineering Symposium, 132nd meeting of the 30.11.01: M. J.-F. Suter, R.I.L Eggen, R. Fischer, W. Giger, B. Kobler, American Fisheries Society, Baltimore, USA: Is local widening of a M.D. Marazuela, A. Peter, B.V. Rutishauser, R. Schönenberger, F. riverbed an appropriate tool for river rehabilitation? Experiences from Wettstein. Annual meeting of the Center for Xenobiotic and Environ- Switzerland. mental Risk Research, Zürich: Endocrine disruption in Swiss surface 28.08.02: FischereiaufseherInnen-Kurs 2002, Altdorf: Methode zur waters; results from the EU-project COMPREHEND. Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässer: Modul Fische, 07.03.02: Vivendi Water 2002, Paris, F: Pharmaceuticals in the Stufe F. aquatic environment – A Swiss perspective. 07.12.02: Symposium Totholz und Schwemmgut, ETH, Zürich: 08.03.02: COMPREHEND end-user workshop 2002, Paris, F: How Fische lieben Totholz. and what can we measure? 17.01.03: 33. Delegiertenversammlung des Fischereiverbandes des 19.04.02: 4. Fachseminar Fischnetz, Fribourg: Hormonaktive Kantons Thurgau, Ermatingen: Radiotelemetrische Untersuchungen Verbindungen in schweizerischen Gewässern – Ergebnisse des der Nase (Chondrostoma nasus) in der Thur. EU-Projekts COMPREHEND. 28.03.03: Exkursion, IECEF, Environmental Future of Aquatic Eco- 14.06.02: EAWAG Umweltnaturwissenschaftliches Seminar, Düben- system, Kastanienbaum: Running waters in Switzerland: Status and dorf: Assessment of estrogenic activities in various WWTP effluents. problems. 09.–11.04.03: M.J.-F Suter, R.I.L. Eggen, B.V. Rutishauser, R. Schö- 14.04.03: Populations Genetics Seminar, Universität Bern: Brown nenberger, A.C. Vögeli: CREDO cluster meeting, London, UK: trout and bullhead: Habitat characterization and mechanisms of Bioassay-directed fractionation: Problems solved and lessons to be dispersal. learned. 09.05.03: A. Peter, E. Schager. 5. Fachseminar Fischnetz: Was 09.10.03: M.J.-F. Suter, A.C. Alder, W. Giger, E.M. Golet, C.S. brauchen junge Bachforellen? McArdell, E. Molnar, V.J. Nesatyy, R. Schönenberger: Fall Meeting 09.05.03: E. Schager, A. Peter. 5. Fachseminar Fischnetz: Bach- of the Swiss Chemical Society, Division of Analytical Chemistry: forellennachwuchs in Schweizer Fliessgewässern: Resultate der Modern analytical tools for environmental risk assessment. Sömmerlingstudie. 22.05.03: Thur-Tagung 2003, Zuzwil: Die Fische der Thur – was brauchen sie? 09.07.03: A. Peter, S. Nutter. International Water Management Course, EAWAG Kastanienbaum: River restoration and flood pro- tection. 11.08.03: 133rd Annual Meeting of the American Fisheries Society, AFS Symosium 35: Worldwide decline in fish assemblages: Fish

164 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Verdankungen

7.9Verdankung Christophe, Noël François, Ochsenbein Ueli, Öhring Niels, Okamura Beth, Pattay Denis, Perfetta Jean, Périat Guy, Peter Armin, Peter Dina, Das Projekt Fischnetz «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» wurde von Peter Myriam, Pfluger Paul, Pfund Max, Pillonel Laurent, Pitsch Pio, sehr vielen Personen und Institutionen ausserordentlich engagiert Plagellat Cécile, Polli Timon, Polli Bruno, Prietz Anke, Pokorini-Aebi getragen und unterstützt. Sie haben in Teilprojekten, an Experten- Berta, Pugovkin D., Ramoni Michel, Ramseier Jürg, Rappo Andreas, Hearings, in Workshops, bei Feld-, Labor- und Büroarbeiten mitge- Regard Ernest, Reichert Peter, Renz Heinz †, Reutimann Helga, Rey wirkt, sie haben uns Daten und Dokumente zur Verfügung gestellt, uns Peter, Reymond Olivier, Riechsteiner Anton, Riederer Roland, Ried- mit ihrem Experten-Wissen unterstützt, sie haben uns durch ihr Inte- weg Benjamin, Riget Hans, Rindlisbacher Kurt, Roch Philippe, Roos resse motiviert und uns finanziert. Ihnen allen gehört unser herzlicher Maria, Rova Mario, Rüdiger Thomas, Ruh Eva, Ruhlé Christian, Rumpf Dank. Silke, Sägesser Martin, Sahan Emel, Santschi Delia, Savary Philippe, Scarselli Mirica, Schachner Oskar, Schäffer Erwin, Schager Eva, Beteiligte Personen Schälchli Ueli, Schär René, Scheurer Karin, Schipper Ori, Schlumpf Ackermann Gabriele, Ackermann Guido, Adams Alexandra, Alder Margret, Schmid Peter, Schmid Sebastian, Schmid Tobias, Schmidt- Alfredo, Altermatt René, Amiet Philippe, Amiet Thomas, Amrein Phi- Posthaus Heike, Schmitt Michel, Schmutz Alain, Schmutz Daniel, lipp, Bader Jean-Claude, Baici Federico, Bänteli M., Basset Marlyse, Schönenberger Peter, Schubiger Carla, Schürch Stefan, Schurter Bassi Luciano, Baumann Kurt, Baumann Peter, Baumann Urs †, Michael, Schwaiger Julia, Schweigert Nina, Schweizer Steffen, Segner Baumgartner Beat, Becker van Slooten Kristin, Behra Renata, Benge- Helmut, Seiler Ernst, Seiler Karin, Seletto Alain, Siber Rosi, Sicher rel René, Bernard Marc, Bernegger Jean-Claude, Bernet Daniel, Ber- Philipp, Sigrist Charles, Singer Heinz, Soller Eric, Sonderegger Da- set Jean-Daniel, Bia Mampasi Mbwenemo, Biedermann Roger, Bieri niela, Stähli Hans, Staub Erich, Stadelmann Pius, Staudenmann Hans, Peter, Bill Roland, Blardone Marie, Boller Markus, Bolliger Adolf, Bor- Stöckli Arno, Steiner Pascale, Stössel Alfred, Straub Max, Straw- suk Mark, Bossy Pierre Alain, Brechbühl Yves, Breitenstein Martina, czynski Andrés, Strehler Adrian, Streit Daniel, Stucki Thomas, Suter Brosi Georg, Bucher Louis, Bucher Roman, Buchli Chasper, Bühl- Fritz, Suter Glenn, Suter Hans-Peter, Suter Marc, Tanner Hans Peter, mann Benno, Bundi Ulrich, Burki Richard, Burri Judith, Büsser Peter, Tanner Kurt, Tarradellas Joseph, Tauxe Annick, Tavel Philippe, Ternes Butscher Ernst, Büttiker Bernard, Candinas T., Cavallini Laurent, Thomas, Theodorou Cristian, Tixier Céline, Trolliet Jean-Michel, Cavin Alexandre, Capt Simon, Chassot G.M., Chèvre Rossi Nathalie, Tschan Marcel, Uetz Daniel, Uhlig Yvonne, Uhlmann Viviane, Ulmann Comte Bernard, Corvi Claude, Crespi Cornelia, Däppen Alfred, de Peter, Veethak Dick, Vermeirssen Etienne, Vioget Philippe, Virdis Alencastro Luiz Felippe, de Kinkelin Pierre, Derungs Gaby, Dettling Philippe, Vogt Marcus, Voser Peter, Vuille Thomas, Hr. Wächli, Hr. Franz Josef, Diethelm Karlheinz, Dietrich Daniel, Dinkel Christian, Dol- Wälchli, Wahli Thomas, Wallimann Erwin, Walter Jakob, Walther Hans, lenmeier Peter, Dombrowski Klaus, Droz Marcel, Ducret Raymond, Wasem Hansruedi, Weber Christine, Weber Hans Ruedi, Weber Ro- Dutruy Charles, Hr. Eberhardt, Eggen Rik, Ehmann Heinz, Ehrbar land, Wegmüller Andreas, Weingartner Rolf, Weiss Steven, Wettstein Ernst, Eigenmann Kaspar, Elliott John Malcolm, El-Matbouli Mansour, Felix, Wicky Jean-Daniel, Widmer Werner, Willy Georg, Winecki Co- Eloy Anne-Emeline, Escher Beate, Escher Matthias, Eugster Michael, lette, Wisson Claude, Wüest Johny, Wurm Karl, Würsten Martin, Wyss Faden Markus, Faller Patrick, Fausch Kurt, Fehr Fredi, Feist Steve, Jean-François, Wyss Willy, Zali Olivier, Zeh Markus, Zehnder Alexan- Fent Karl, Fernex Jean, Fiaux Jean-Jacques, Fiechter Arthur, Fisch der, Zeller Sabine, Zeller Urs, Zemp Monika, Zieri Hansruedi, Zimmer- Alfred, Fischer Patrick, Flück Markus, Flück Martin, Frauenlob Lau- li Simone, Zimmermann Patricia, Zölch Elisabeth, Zopfi Daniel, Zuber- rence, Frey Silvia, Friedl Claudia, Friedli Peter, Fries Otto, Frutiger bühler Nora, Zulliger Debbie, Zurwerra Andreas, Zwicker Elmar. Andreas, Gabaz Pascal, Gaille Thierry, Gammeter Sonja, Gerber Si- mon, Gerdeaux Daniel, Gerecke Andreas, Germann Brigitte, Germann Beteiligte Institutionen Thomas, Gerster Stefan, Ghisi Marc, Giesy John P., Giger Walter, Abteilung Wasserbau Tiefbauamt BL, Amt für Fischerei und Jagd ZG, Gilgen René, Götz Christian, Gouskov Alexandre, Grandjean Domi- Amt für Jagd und Fischerei GR, Amt für Gewässerschutz und Abfall- nique, Grieder Ernst, Grob Ernst, Gruber Heidi, Grünenfelder Markus, wirtschaft BE, Amt für Lebensmittelkontrolle SG, Amt für Umwelt- Gubler Paul, Güdel Paul, Guthruf Joachim, Gutmann Ulrich, Güttinger schutz AG, Amt für Umweltschutz und Energie BL, Amt für Umwelt Herbert, Häberli Rainer, Hari Renata, Hartmann Paul, Hauser Rudolf, und Energie BS, Amt für Umweltschutz GL, Amt für Umwelt GR, Amt Hediger Regula, Hefti Daniel, Heggenes Jan, Heinrich Andrea, Heise für Umweltschutz Liechtenstein, Amt für Umweltschutz LU, Amt für Hanspeter, Herrmann Walter, Hertig Andreas, Herzog Peter, Heussner Umweltschutz SG, Amt für Umweltschutz SZ, Amt für Umwelt TG, Alexandra, Hitzfeld Bettina, Holm Patricia, Holzer Georg, Hörger Co- Aquatica GmbH, Aqua-Sana, ARA Lyss, Aquaplus, Aquarius, Baudi- rinne, Houriet Jean-Philippe, Huber Gysi Martin, Hugentobler Max, rektion AG, Bayrisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Abteilung Huldi Walter, Hungerbühler Andreas, Hunziker Hans Rudolf, Hürli- Landschaft und Wasser, BGF (Büro für Gewässer- und Fischerei- mann Joachim, Huser Marin, Husi Meinrad, Iseli Hansueli, Iten Miriam, fragen), BUWAL Abt. Gewässerschutz und Fischerei, Pressedienst, Jacquemettaz Luc, Jakob Adrian, Janusz Dominik, Jenny Anton, BVET (Bundesamt für Veterinärwesen), BWG (Bundesamt für Wasser Johnson Andrew, Joosting Titus, Jordan Pierre, Joris Caroline, Joss und Geologie), Centre de la conservation de la faune et de la nature Adriano, Jung Detlev, Jungo Jean-Claude, Jungwirth Mathis, Jürgens VD, Ciba Spezialitätenchemie, Consult AG, CSCF (Centre Suisse de Monika, Kälin Josef, Känel Angela, Kaufmann Peter, Keiser Yvonne, la Cartographie de la Faune), Dienststelle Gewässer und Fischerei Keller Thomas, Keller Verena, Kernen Hansrudolf, Khim-Heang So- OW, EAWAG Buchhaltung, Personaldienst, Technischer Dienst, Infor- phal, Knutti Andreas, Kreyenbühl Josef, Kilchör Pierre, Kindle Theo- matik, EMPA, EPFL, EW Thun, Fachstelle Jagd und Fischerei SO, dor, Kirchhofer Arthur, Klucker Anton, Knispel Sandra, Knörr Jürg, Fanggruppe der Technischen Kommission des Kantonalen Fischerei- Knörzer Beate, Knüsel Ralf, Kobler Bernd, Koch Marcus, Kohler Mar- verbandes FR, Fischerei-Aufsicht BS, Fischerei-Inspektorat BE, tin, Körner Oliver, Krämer Augustin, Kramer Beat, Krebs Beat, Krieger Fischerei- und Jagdverwaltung LU, Fischerei- und Jagdverwaltung Heiko, Krummen Alfred, Kugler Michael, Küng Christoph, Kupper SZ, Fischereiverwaltung UR, Fischpächter der Ron, Fischerei-Pacht- Thomas, Küttel Stefan, Landolt Peter, Lanfranchi Marco, Lang Claude, vereinigung Bern und Umgebung, Fischereiverband AG, Fischerei- Lang Gilbert, Largiader Carlo, Läuffer Ernst, Lehnhard Yvonne, Leib- verband JU, Fischereiverein Aaretal, Fischereiverein an der Emme, fried Stefanie, Leoni Giorgio, Lermurier Serge, Lièvre Ami, Livingstone Fischereiverein Liechtenstein, Fischereiverein Oberemmental, Fische- David, Longshaw Matt, Lovas Robert, Maggio Claudio, Mändli Hans- reiverein Neckertal, Fischereiverein Trutta, Fischuntersuchungsstelle ruedi, Marcuzzi Armando, Marrer Heinz, Marti Jakob, Maurer Thomas, FIWI, FORNAT, Freiburgische Elektrizitätswerke (FEW), FV Fipa (LU), Mayer Bruno, McGinnis Dan, Meier Bruno, Meier Edith, Meier Simon, Gewässer- und Bodenschutzlabor Bern, Geografisches Institut der Meier Walo, Meili Monika, Menoud Guy, Meyer Kurt, Michel Fritz, Universität Bern, GIS Koordinationsstelle SO, Histologisches Labor Minder Hans, Molnar Eva, Moosmann Lorenz, Morard Daniel, Morris Institut für Tierpathologie Universität Bern, Hochschulstiftung der David J., Moser Alfred, Mosimann Corinne, Mosler Hans-Joachim, Bürgergemeinde Bern, HTA Burgdorf, Infodienst Wildbiologie & Öko- Mosler-Berger Christa, Muggli Josef, Müller Matthias, Müller Rudolf, logie, Hydra, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Univer- Müller Stephan, Müller Ueli, Nadler Peter, Negele Rolf Dieter, Noël sität Zürich, Institut für Umweltschutz und Landwirtschaft Liebefeld,

165 Anhang: Expertenaussagen Fischnetz-Schlussbericht

Interessensgemeinschaft Lebensbereich Gewässer, Interfakultäre when sewage effluent would be highly diluted, all the fish populations Koordinationsstelle für allgemeine Ökologie der Universität Bern, will be of good status. A single example of a poor fish population up- Jagd- und Fischereiverwaltung AG, Jagd- und Fischereiverwaltung stream/disconnected from sewage effluent would therefore disprove AI, Jagd- und Fischereiverwaltung BL, Jagd- und Fischereiverwaltung the chemical only hypothesis. Marc Suter used the temporal change GL, Jagd- und Fischereiverwaltung SG, Jagd- und Fischereiverwal- in fish population decline (accelerated decline in 1980’s in Venoge) tung TG, Kantonaler Fischereiverband FR (FFSP), Kantonale Fisch- to demonstrate that this decline cannot be due to steroid estrogen zuchtanstalt SH, Kantonales Laboratorium LU, Klärwärter der ARA contamination (whose concentrations would have declined rather Eschenbach-Inwil, Hochdorf, Rain, Surental und Rontal, Kunden- than increased over this period). Overall this vigorous refutation of dienst-Account MeteoSwiss, KW Hagneck, Limnex, Localnet AG, hypotheses approach did not come over strongly during the Fischnetz Office des eaux et de la protection de la nature JU, Ökotoxikologie presentations. The exceptions I noted appeared to be a refutation of Universität Konstanz, Psychologisches Institut der Universität Zürich, temperature changes, food supply and reproductive failure as the pri- Rätia Energie, Renat AG, Schälchli, Abegg und Hunzinger, Schweize- mary causes. rischer Fischerei-Verband, Schweizerischer Nationalfonds (SNF), Sei- ler AG, Service cantonal de la protection de l’environnement VS, Ser- The Fischnetz program has the great merit of having considered all the vice cantonal d’hydrobiologie GE, Service de la faune NE, Service de possible explanations for the decline in the fish populations of Swiss la pêche FR, Service des eaux, sols et assainissement VD, Service rivers simultaneously, thus making it possible to attempt an all-round du chimiste cantonal GE, Servizio cantonale della caccia e pesca TI, approach to the problem. Tauchgruppe Kantonspolizei SG, TeilnehmerInnen des Diskussions- The starting point is the observation of a reduction in declared trout forums mit Fischereifachleuten in Olten vom 21. November 2000, Teil- catches. This decline has been of the order of 50% over 30 years, nehmerInnen des nationalen PKD-Diskussionsforums in Olten vom and it could have several potential causes that are listed in the hy- 20. Februar 2001, TeilnehmerInnen des internationalen PKD-Forums potheses. Nothing has been left out and this list is exhaustive. These in Kastanienbaum vom 2./3. Juli 2001, TeilnehmerInnen des inter- hypotheses are not all independent of each other, and this is only to nationalen Expertenhearings in Kastanienbaum vom 21./22. August be expected. I think that we should stress the fact that ecosystems 2003, TeilnehmerInnen des nationalen Expertenhearings in Olten vom are undergoing a multifactor «global change» and that there may be 15. September 2003, Tierspital Bern, Treetron, Universität Genf, Was- synergisms between causes that mean that the global impact is serfahrverein Bern-Neubrück, «Wasser, Fisch, Natur», Wasser- und greater than the sum of the separate impacts. This point is to some Energiewirtschaftsamt BE, Wasserversorgung der Stadt Zürich, Wol- extent included in hypothesis «multiple causes». fermann-Nägeli-Stiftung, Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin Uni- After the 2 days we had identified the local, regional and national versität Bern. levels and I think that it is very important to distinguish between these different levels. When we look at the votes of the experts, we can see that only hypotheses 10a and 6 emerge at the national level. The de- terioration of the physical attributes of the rivers is indeed the result of a national policy. Similarly, the management of fisheries also has a 7.10 Aussagen der internationalen Experten clear nation-wide component. I think that the problem has to be tackled at the regional or local General comments level, i.e. at the level of the watershed or a given section of the river. From Fischnetz it becomes clear how much we rely on anglers, rather than scientists to assess the environmental health of our freshwater Because of the fragmentary nature of the data and the relative poor system. Switzerland is fortunate in having anglers willing to cooperate quality of some of the data, it would be better to consider the Fisch- with personal record keeping. Clearly the Fischnetz team have gone netz project as an extensive base-line study and to formulate a num- to great lengths to examine and interpret these angler’s data, and it is ber of follow-up in-depth studies. through no fault of their own that the data ara not quite perfect in demonstrating a population decline. My own opinion would tend to Determining the causes of biological impairments is an extremely agree with Erich Staub that there has indeed been some decline. difficult task in both conceptual and practical terms. The EAWAG The scientists began by tabulating all the possible mechanisms, Fishnet team are to be commended for their approach of framing which could be responsible for reductions in Brown trout populations alternative hypotheses, organizing the information relevant to each, in Switzerland. This was exactly the right way to start the project, and and developing an integrative model to elucidate the relationships it is to the scientists’ credit that none of the international experts could among hypothetical causal networks. offer any new or alternative hypotheses. To study these hypotheses four test catchments were examined The question to be answered was: Which is the cause(s) for the (Necker, Venoge, Emme, LBK). I assume, but was not entirely certain decline of fish catch in managed regions of Switzerland since 1980? that populations had indeed gone down in these catchments. I pre- To be noted is that this decline largely reflects decline in brown trout sumed that experiments on these catchments/reaches would be catches, as the more important sport fishing species. We all agreed designed to vigorously reject or support each individual hypothesis. that more than one cause is highly likely to be involved. Unfortunate- Alternatively the available data could be marshalled to support or ly there is, however, a general lack of data, except for some hypothe- reject each individual hypothesis. However, as described some hy- ses. Several of the suggested hypotheses are of course also inter- potheses are difficult to test having multiple causes and would have related. to be redefined to test, for example Excessive fish removal is due to anglers, Excessive fish removal is due to cormorants etc. Whilst it is It is unclear to me, based on the information presented in the briefing possible that all of the hypotheses could play some contributory role document and that presented at the meeting in Kastanienbaum, via some specific local effects, it should have been possible to dem- whether there has been any decline in the standing stock or actual onstrate that most of the hypotheses could not be the sole reason for catch per unit effort. It seems that there has been a decrease in the brown trout decline in Switzerland. If we assume that the fish decline number of fish caught that is commensurate with the number of data are of good quality, then the Fischnetz scientists would appear anglers. If this is the case, then all of the hypotheses of what has to have two leads: caused the decline that has not occurred become moot. I would base A) That fish decline has geographical differences. a test of this hypothesis on the electro-fishing data for both standing B) That fish decline accelerated in the 1980’s–90. stock and population demography to assess this hypothesis. Thus, for example, if we rely on geographical differences in fish pop- ulation, the chemical only hypothesis would say that in all reaches, far The decline in catch is most likely due to some combination of upstream of sewage outfalls (perhaps physically disconnected), or reduced angling and reduced fish abundance. Reduced angling is due

166 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Expertenaussagen

to a 30–50% decrease in license sales for streams, and a decrease gramme team. The importance of the project nationally is clear. The in catch per trip. This reduced angling is likely caused by a younger approach taken to involve stakeholders in the early decision making generation fishing less in streams and more in lakes. Of the electro- process and to keep them informed throughout is commendable and fishing data available, there appear to have been declines at least at provides an excellent model for others contemplating a large-scale some sites (These data should have been available in the report). multidisciplinary project. Without a doubt the quality and quantity of These declines demand explanation. salmonid stocks will improve over the coming years provided the key factors identified by the Fishnet programme can be implemented. This The first question is: Is there a decline in fish populations in the first may have been a national programme but I believe there are many place? positive lessons applicable for investigations further afield. I look for- The presented data on fish catch, which show a clear decline in the ward to see how the next phase of activities unfold. last 20–30 years, do not in themselves prove that there is a corre- sponding decline in fish populations. More objective data, such as I would like to make several general statements about the hypothesis electrofishing data should be used wherever possible. In the absence of fish declines. First, realize that throughout the meeting, and up into of such data for the past, it is difficult to decide whether or to what the hypothesis ranking, different «experts» were responding to a dif- extent the brown trout population has reduced. It seems very likely ferent question. That is, some were responding directly to the ques- though that there is a real decline in trout populations, which has also tion of whether this and that hypothesis was responsible for the been observed in many other European countries, over the last cen- alleged «catch declines» or for presumed «population declines». Sec- tury or so. As Malcolm Elliot pointed out, this may well have started ond, whereas I was among those who did not want to dismiss the much before the decline in fish catch became apparent in the 80s, be- «interest» or the presumption that the declining fish catch reflects cause the population in the early part of the 20th century was proba- some deleterious factors other than declining license sales, I fully bly much greater than that needed for satisfactory angling success, realize that from a dry scientific point of view, you really have no data so a population reduction would not lead to problems for the anglers to dismiss that this was the one and only cause of the documented until it drops below a certain level. decline in catch. However, I strongly feel that you should not let this Stocking further confuses the questions. If successful it may halt distract you from the opportunities that Fischnetz and subsequent or reverse a population decline, but, as has been demonstrated by projects can create in providing a forum and mechanism for a badly several examples, it often causes more problems than it solves and needed management reform that can benefit the angling community may even lead to a reduction in numbers (Ricker curve). while also indirectly promoting a more sustainable, holistic and con- My comments on the hypotheses are therefore based on my belief servation oriented management of aquatic environments. Further- that brown trout populations in Switzerland were higher in the past more, you should realize that the fish catch data is just one very syn- than they are today, but that the population decline actually started thesized view of a complex thing, and can not really reflect the large long before 1980. amounts of «qualitative» changes in the fisheries that most probably have taken place in the last 20 years (changes in the percentage of Obwohl wir anlässlich des Expertentreffens schon sehr viel darüber wild fish available, the size-structure of the population, potential gesprochen haben, möchte ich hier den Punkt des Fischrückgangs growth rates, and the indirect effects on the entire aquatic and ripar- nochmals kurz aufrollen. ian community). Als aussen stehender Experte ist man schon etwas erstaunt, auf welch schwachen Füssen das ganze Projekt abgestützt ist. Für mich The fishnet project is a multi-disciplinary approach to elucidate the ist es aufgrund der Datenlage nach wie vor nicht eindeutig, dass es decline of brown trout in Swiss rivers and streams. In general, the in der Schweiz in den letzten Jahren zu einem Fischrückgang ge- approach taken by the Swiss colleagues to figure the reason for such kommen ist bzw. dass der aufgrund der Fangstatistik vermutete an extremely complex topic seems to be appropriate. However, it Fischrückgang nicht allein auf eine Abnahme der Anzahl der Fischer should be noted that the time scale of 5 years was rather short to zurückzuführen ist. Aufgrund dieser doch etwas unbefriedigenden tackle problems, which were caused decades before. Ausgangslage ergeben sich für mich einige unmittelbare Konsequen- It seems to me crucial that in addition to angler catch proving of fish zen für die Ausarbeitung des Schlussberichts: decline should also be based on real population data, which can be Die Darstellung der Ergebnisse zum Fischrückgang ist transpa- achieved by electro fishing. In that context I think that the influence of renter zu gestalten, insbesondere ist besser zwischen (bewiesenen) stocking for the fish population has to be better investigated. Other- Fällen und (daraus abgeleiteten) Vermutungen zu unterscheiden. Im wise in my mind all strategies and activities to improve the situation weiteren sollte vermieden werden, zu stark vom Einzelfall auf das cannot be assessed properly. To date, a profound evaluation whether Ganze zu schliessen. there is a local, regional or national decline of brown trout population Die Hypothesen basieren alle auf dem nicht bewiesenen Fischrück- is extremely difficult and is scientifically not finally proven. The latter gang. Deshalb bin ich nach wie vor der Auffassung (wie in Kastanien- statement does not mean that there is no fish decline at all, there are baum bereits angeregt), dass es besser wäre, die Hypothesen so zu just no final proofs. formulieren, dass sie als Risikofaktoren für einen aktuellen und/oder zukünftigen Fischrückgang angesehen werden. So ist z.B. die «poor Recommendations for the future morphological quality of the streams» vor allem ein hoher Risikofak- Looking to the future it is clear that the anglers are a key resource as tor, der das Überleben der Fischpopulationen heute und in Zukunft guardians of Switzerland’s freshwater environment. Good communi- stark gefährdet. cations with angling societies and more detailed note taking would Damit Sie mich richtig verstehen: ich finde das Projekt «Fischnetz» keep Switzerland in a strong position in protecting its natural re- sehr wichtig, auch wenn die Datenlage noch zu wünschen übrig lässt. sources. Als integrierendes Projekt betrachtet es die Fliessgewässer aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, etwas, das sonst doch eher ver- This work should be continued in test fishing areas so as to turn them nachlässigt wird. Wie spannend solche integrierenden Projekte sind, into demonstration areas. Some sectors of the Venoge should be zeigten ja schon die vielen interessanten Gespräche und Diskussio- restored. The impact of this restoration on fish populations should be nen in Kastanienbaum. determined. The use of scientific fish catches to monitor some populations over Project Fishnet has been a highly successful programme of research, the long term seems to me to be essential. Switzerland belongs to monitoring and assessment aimed at improving the status of fish an international organization, the ILTER (http://www.wsl.ch/forest/ stocks and aquatic environment quality throughout Switzerland. I risks/riskshome-en.ehtml). If this is not already the case, could it be have been pleased to play a small part in this programme concerning possible to include «fish populations in rivers» in the scope of the fish health and and wish to acknowledge the commitment of the pro- ILTER?

167 Anhang: Expertenaussagen Fischnetz-Schlussbericht

I very much endorse the idea to categorize your catchments/tributar- quires careful design. This may be combined with constructing a ies for major disturbing factors (for example STP influences, PKD free, demonstration stream showing various techniques and practical heavily fished etc.) and to identify a reference situation for each cate- solutions. Involving anglers associations is often very useful. gory. For getting more grip on the possible impact of pollutants it 4. Establish reference sites for monitoring populations over time. A would be useful to include some in vitro and acute in vivo toxicity major problem in the present situation is lack of monitoring data for tests. In this case hazard identification could be made and some fish populations over time. We do not know if there has been a de- direction of which type of compounds might be involved. Personally I cline in fish populations, only in catch. Long time series of (natural) would go for a set of acute toxicity (microtox), genotoxicity (f.e. Muta- population changes are generally very useful. This could be com- tox) and in vitro ER and AH receptor tests to measure estrogenicity bined with 3. and dioxinelike toxicity (f.e. CALUX assays, YES). It would be worth- while to investigate whether total effluent tox testing has been/is AReal electro-fishing data on fish stocks are needed at a set of rep- being conducted in Switzerland. In EU countries this is mandatory. It resentative sites. Long-term funding will be needed. is done and coordinated under the OECD and OSPAR. BTo understand the problem, need to stratisfy (categorize) all stream reaches into those affected by one or two factors only (and sepa- 1. It is important to distinguish decline in catch from decline in stocks. rate each of these groups) versus those clearly affected by multiple EAWAG could provide guidance for the Cantons on this point. (≥3) factors (hypothesis 1) in combination. Need to know length in There are at least three ways to address this issue. each category, by stream size. a) Electrofishing could be used to inventory stocks, but this will C Once the stream segments are categorized, then a few good field take a lot of time and effort. It would be good to have a standard experiments can be conducted to eliminate or reduce these single methodological protocol and sampling design. or two factors at replicate sites vs. controls to determine whether b) Catch per unit effort estimates could be improved by gathering the fish biomass/abundance increases. Such experiments are better data on fishing effort, including reporting fishing trips with no straight forward and require 4–10 years total, but require careful fish caught and time spent fishing in each trip. work to draw useful conclusions. c) Habitat models could be produced that would estimate the D It might be useful to simultaneously measure fish stocks, angler number of trout given influential habitat properties. This may be dif- effort, and catch at series of sites. This would allow understanding ficult given the highly modified habitats in Switzerland, but it would what the catch declines mean, and also enlist the cooperation of be helpful in designing habitat remediation as well as helping to anglers. estimate stocks. 2. While some causes are likely to be acting at numerous locations, it I would suggest that more information on the genetics of your trout is unlikely that the same cause is acting everywhere in Switzerland stocks would be very useful. To what extent do you still have wild and where stocks have declined. Hence, it is important to provide distinct populations in Switzerland? If any are found, then they should guidance to the Cantons on how to determine the cause of stock be protected as possible sources of wild genes. To what extent has declines where declines have been demonstrated. The guidance frequent stocking affected the genetics of the wild populations? How could focus on the most likely causes. That is, how would you variable is the genetics of the stocked fish reared in hatcheries? It is determine that PKD is causing a decline, piscivorous birds, chan- now possible to obtain all the genetic information required by remov- nelization, etc.? ing the adipose fin and preserving it in ethanol. Therefore the more 3. Whether or not there has been a national decline in brown trout reliable anglers could do a lot of the sampling if provided with the stocks since 1980, it is clear that the streams and rivers have not equipment. been well managed for trout production. Hence, good management Four or five streams should be selected as reference streams and practices could be recommended that would be beneficial no mat- electrofished at least once per year, e.g. in August. These reference ter what caused the decline in catch. streams should not be stocked, should be little affected by pollutants, 4. You need to put some thought into causal inference. From our dis- and should be in the upper part of the catchment. They should be cussions, it was clear that you have begun that, and that you are nursery streams for trout and as close to a wild state as possible in planning to somehow weigh the evidence, but it was also clear that Switzerland. Some angling could be allowed as long as the catch was you had not reached any conclusions how to do that. That should known, including fish returned to the stream because they were be- be done a priori rather than ad hoc, and should include a determi- low the size limit. Anglers should be encouraged to watch the elec- nation of how the components of the assessment that are already trofishing and see how many trout live in their stream. Total control of being performed contribute to the conclusions. To my way of think- the stream is important so that it is not modified in any way. Annual ing, the system model is a useful way of addressing the plausibili- sampling should continue for at least 10 years. The reference streams ty of hypotheses and the plausibility of exposure-response relation- should cover as wide a geographical range as possible. They would ships, but is not conclusive in itself. Similarly, correlations do not provide information on long-term variation in trout stocks in the ab- demonstrate causation but they can quantify spatial and temporal sence of perturbations caused by human activities. associations which are useful considerations. A stream restoration project should be performed. It should involve 5. Demonstration cases are useful in confirming hypotheses and the anglers from the start and they may even provide some of the convincing skeptical managers and fishermen. That is, it would be labour! Farmers and landowners along the stream should also be useful to show that trout stocks can be improved by determining involved from the start. Trees (e.g. willows) and shrubs (e.g. hawthorn) the cause of low trout abundance at a location and taking actions should be planted along the banks to stabilise the banks, provide to remediate the cause. shade and a supply of terrestrial food for the trout. The stream should be fenced off against cattle, except for permitted drinking areas. Land Suggested management measures: drains should be filled in so that water is retained in the drainage 1. Improved data collection, routines and quality for catch/effort sta- area, thus reducing high flows in winter and low flows in summer tistics. Better data on effort and similar procedures for all cantons. droughts. The stream should be narrowed to combat bank erosion, 2. Implement projects to evaluate success of stocking, together with and to increase depth and water velocity. Large stones and wooden improved data collection/control routines. Investigate population dams should be added to create a series of pools and riffles, and structuring using genetics, large-scale tagging of stocked fish (fin especially suitable spawning areas. Regular fish samples should be clip), data on stocking of strain, numbers, where, when for all can- taken at least twice a year and the anglers invited to watch the elec- tons/waters. trofishing. The project should last at least 10 years but improvement 3. Select a river/stream for a habitat rehabilitation project to document of the fish stock should occur sooner than this. If the stream is locat- effect on fish, cost-effectiveness, and to demonstrate different ed near one of the reference streams, then the latter could serve as rehabilitation techniques. A study of fish population response re- a control.

168 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Expertenaussagen

PKD appears to be a major problem in some streams. It would be There were some data represented for this. In particular for PKD, this useful to stop all stocking in a badly infected population and see if the may be a likely attribution to local and in some regional decline on a population will eventually recover. A stream would have to be chosen short time scale (season, years). It may be tied in with hypothesis 11 where the trout population was self-contained, i.e. it could not be re- in particular. However, as a more general primary cause I consider this infected by migrants from outside the population. I assume that stock- unlikely. It is more likely to be an observed result of other causes. ing causes constant re-infection of the trout. If stocking ceased, the PKD would continue in the population for some time but, eventually, I think that there was evidence of the fact that some fish, in some only healthy or resistant trout would be left. I do not know how locations were suffering adverse health conditions. While at this time, long this would take but a long-term field experiment would be worth there is no direct evidence for a causal linkage to any specific cause, trying. it seems likely that urbanized and industrialized areas are causing this effect. It is possible that these effects are due to wastewater effluents, Hypothesis – reproductive failure but the link was not demonstrated definitively. There is very little data on this. It may be a likely local proximate cause. There was no evidence that adverse effects on individual fish or On a larger scale it does not seem to be a likely cause per se, but more on fish populations were resulting in effects that would lead to mortal- likely to be tied in with other hypotheses as ultimate causes. ity of adults. If this were the case, one would expect to see changes in population age structures, but this seems not to have been the I saw no evidence to support this hypothesis. However, this does not case. mean that the recruitment could not be increased, especially in some local populations. Disease is likely to have only local effects.

This is unlikely except at the local scale. It obviously depends upon Infectious diseases can affect recruitment and reproductive failure at recruitment and infectious diseases. It will also be affected by poor the local scale and at the catchment scale if the disease is highly con- management at the local scale (increasing minimum size and having tagious and can disperse rapidly. Our Swiss colleagues are the best no bag limit). people to decide if they have a national problem. Reduced fitness and adult mortality could be important at a local Likely on a local level, either because of lack of adequate spawning scale, but I would require more evidence to be convinced that it is grounds/habitats for young fish or because of health impairment an important problem at the catchment or national scale. Unhealthy due to disease or chemicals, but unlikely on a larger scale as there is fish are usually soon to be dead fish and are eliminated by natural normally an overproduction and your studies found plenty of young selection. It is only when they are numerous in wild populations that fish. there is a serious problem. However, stocked fish reared in captivity often show unhealthy symptoms soon after their introduction into the This was discussed in the context of endocrine effects. I agree that wild. the effects are likely to be local. However, I did not feel that sufficient evidence was presented or existing that convinces me that endocrine We saw good evidence that infectious diseases, especially PKD, disrupters have been a significant component likely to cause fish cause high mortalilities, where the conditions are favourable for the decline, principally since the prevalence of the end-point (i.e. intersex) disease. PKD seems to be a serious problem for Switzerland and is is low and since there remains insufficient data that fecundity is ad- another argument against stocking as this may help to transmit the versely affected. disease from one area to another. PKD is at the moment a regional problem, but has the potential to develop into a national one. Hypothesis – insufficient recruitment It is likely that impaired general health as seen for example down- There was no evidence to support this hypothesis. stream of some WWTP leads to death in some or all age classes. This is probably a problem on a local level. This is the most critical biological factor and is probably important at national, catchment and local scales. Good recruitment is essential The importance of PKD to Swiss brown trout stocks is greater than for the success of any trout population, and hence adequate catches at first realised. I agree that the impact of the disease is likely to be a for the angler. Most of the other factors considered under the other significant factor affecting populations at the local and regional levels. hypotheses operate through their reduction of recruits, especially in There was concern that restocking (with fish that may be infected with the egg and the 0+ parr stage. T. bryosalmonae) could result in further spread of the disease. The cur- rent state of knowledge indicates that fish to fish transmission does I would like to only add that there is no real «value» to the proportion not occur and that fish to bryozoan transmission is unlikely. However, of healthy or fecund fish, or the number of summerlings per ha, etc. there remains an element of doubt on this last point. This should not etc. For any such population, but especially stream brown trout, there be a problem since policy should dictate that only healthy fish are is no typical structure to the population, but rather a very wide range used for restocking. This will require monitoring of hatchery stocks. of possibilities dependant on the habitat conditions, but also the man- Furthermore, since naïve fish are very susceptible to PKD, timing of agement regime. A population with few age classes will normally be stocking should be considered carefully to avoid severe disease out- based, for example, on high recruitment numbers, but one with many breaks (I cannot comment further since I am not aware of when re- age classes will not require very high recruitment. The age-size struc- stocking takes place). Certainly, one strategy that could be employed ture of a fish population is one of the first things affected by a partic- is to expose naïve fish to enzootic waters and suppress the disease ular harvest regime. symptoms by maintaining the fish at reduced temperature, thus con- ferring a degree of immunity to the fish, which will be far more likely Hypothesis – impaired health and fitness to survive if placed in PKD enzootic waters. Regarding the future Mortality by PKD is to my opinion amongst the major causes for the investigation of the PKD status and disease dynamics, I strongly rec- national decline in brown trout catches/populations. ommend the application of epidemiological approaches to assess Guidelines for sampling fish for histology and gross pathology have population effects. In the light of current information I also think it been drawn by ICES. In fact, Steve Feist is just finishing a document important to determine from archive material whether the disease has on this and he would be the best person to provide it. Important point in fact been present before 1979. made here is that the number of fish collected directly relates to the As a general point, despite the surveys detecting only very low level of detecting a disease and the statistical power to identify statis- prevalence of fish disease (bacteria and viruses), their impact on pop- tical differences between sites. ulations should not be dismissed since they would generally result in acute disease involving rapid mortality (compared to parasites). Only

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survivors will have been sampled. Serological screening would pro- dosages are below the recommended levels, the trout will be unaffect- vide a more robust assessment of the likely exposure of the popula- ed. I assume that water pollution monitoring in Switzerland will pro- tion as a whole to specific infectious agents compared with looking tect the trout and that extensive fish kills are rare events. I remain for the pathogen. agnostic about the effects of endocrine disruptors. There is some con- There are clearly several important research avenues that need vincing evidence for their effects on estuarine fish, but the evidence to be persued on the Swiss situation and I am aware from yourself for freshwater fish appears to be positive only for cyprinids and tame that some studies are already in progress. Some aspects are already rainbow trout in cages with only the males of the latter being affect- under investigation under the UK «PKD programme» and regular ed. There has been some work in the UK looking for effects on wild communication with this group is recommended. This could provide trout and salmon, especially below sewage treatment plants, but no consensus on general approaches and identify research required to obvious effects have been detected. inform policy (on restocking, likelihood of spread, development of resistance, treatments, vaccines and possible management measures With chemical exposure it is important to differentiate between short dealing with bryozoan hosts etc). term and long term exposure and between different types of chemi- The other hypothesis related mainly to toxicopathic effects of cals, i.e. different modes of effect on fish. chemicals which at the meeting was taken to mean direct cell/tissue Marc Suter showed, why concentrations of several chemicals of injury. The question of immunocompetence was also raised as an concern: pesticides, natural and synthetic estrogens are likely to be approach of use in assessing the biological effects of contaminants. on average similar (natural estrogens) or lower (e.g. EE2, NP and some There is merit in attempting this for target species since such meas- pesticides) now than they were in the eighties. So in general there ures are useful in determining overall health and «fitness» to survive has been an improvement in the water quality over the last couple challenge with infectious disease. Of course, which specific methods of decades. If this was the only factor affecting the fish, one would to use are the biggest problems. I agree that any effects are likely to expect numbers to go up by now (perhaps with a time delay in the be present only at the local level. region of a generation length). Although the general improvement in In my opinion, histopathological effects can give a powerful indi- water quality is encouraging, there are clearly problems on a local cation of a chronic problem. They are successfully used in marine and and/or short term level as demonstrated for example in your report on estuarine environments and will be extended to freshwater. I readily waste water treatment plants. Nitrite in particular looks like it is a prob- acknowledge the fact that using such methods can be problematic, lem in Switzerland. As with many other problems an effect (fish de- but the fact remains that histopathological lesions provide an integra- cline) may only become apparent with a considerable time delay to a tive endpoint of previous exposure. In addition, infectious diseases chemical exposure. For example: it has been observed in many coun- will be detected as well as lesions associated with algal biotoxins and tries that there are more fish with reproductive abnormalities (particu- endocrine disrupters, of course. An essential component in any health larly affecting male fish) downstream of major STPs than upstream, it assessment. has also been demonstrated (see work by John Sumpter’s group) that these individuals are less fertile than normal fish. This doesn’t neces- Commenting only intuitively, from an evolutionary standpoint, that sarily have an effect on the population level though, because it is – at when a natural disease (as opposed to an exotic one) becomes a least theoretically – possible for just one fish to fertilise all the eggs. problem (like PKD) then one must assume that other, most likely an- Such a situation may store up problems for the future as the genetic thropogenic, factors are creating the necessary conditions. In this diversity would decrease and the population might not be able to deal case, too high a density of fish in general, too high a density of intro- as well with other stressors. duced, infected fish, too high a water temperature or other environ- mental stressors, etc. In Austria, for example, many managed popu- Bei der chemischen Verunreinigung ergibt sich – weitgehend unab- lations (i.e. with stocking) are trying to maintain densities that are far hängig von den betrachteten Parametern – eine Gliederung in alpine in excess of what the current (or sometimes even historical) habitat und mittelländische Gewässer (mit den Zwischenstufen Voralpen und conditions could possibly support. Thus, when densities are exces- Jura). Lässt sich beim Fischrückgang (immer unter der Prämisse, dass sively high and artificially maintained, disease is more likely to become er überhaupt existiert) eine solche Gliederung erkennen? a problem, just like in a hatchery setting. A brief review on the application of histopathology to detect biologi- Hypothesis – chemical pollution cal endpoints can be found in the new book «Effects of pollution Chemical pollution involving pesticides or endocrine disruptors has on fish» (Eds Lawrence and Hemingway. Blackwell Publishing). I note only a local impact. Eutrophication data is only available for the major that the biomarkers have been used within Fishnet and their appli- rivers. It would be useful to have this information about streams, which cation could be expanded, but of course this depends on priorities is where most fish breed. and other factors identified by Fishnet would seem to have higher priority! In view of some of the data presented, this may be a likely local cause, considering the number of WWTP and industrial wastes. The data presented did not prove that chemical pollution was re- sponsible for the fish decline in the last two decades. There might be While there was no evidence presented that allowed a causal linkage effects for fish in Swiss streams, but due to improvements of sewage to be established, some concentrations of some chemicals were in treatment plants, the loads of chemical pollutants should not have the range where toxic effects, mostly more chronic effects could be increased within the last 20–30 years. For the known estrogenic occurring. To demonstrate this, one would need to be able to apply effects the main responsible pollutants are natural and synthetic hor- some compound or at least chemical class-specific biomarkers of mones and nonylphenol. The concentration of hormones seems to be exposure or functional responses. There seemed to be little evidence rather stable, whereas nonylphenol concentrations even decreased in that there was any induction of vitellogenin, an indicator of exposure the respective time scale. to estrogenic compounds. However, there are many other possible In order to elucidate the influence of chemicals, first the main mechanisms of action that could lead to compromised fish health and sources for the fish decline should be investigated. Experiments test- ultimately to survivorship or recruitment. ing whole effluent toxicity could for instance prove whether STPs are the main cause for a fish decline. Then, as a next step, the chemical Chemical pollution is likely to have only local effects. or biological ingredients of the treated sewage, which causes the effects, should be identified. This is likely, especially at the local scale. There appears to be a large number of chemicals that can kill fish or impair their performance. I know little about ecotoxicology, but assume that as long as the

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Hypothesis – habitat degradation and lack of connectivity As we saw in the pictures: where the main river has been straight- Reduction in habitat quality appeared to be the most plausible ex- ened and flows now much faster than before, the riverbed has been planation for national decline in brown trout stocks, but the Fisch- eroded until the main river is now a lot lower than the small side netz scientists must examine how to provide good case studies of streams. The height difference gets bigger every year until fish can no selected catchments showing when habitat changes occurred versus longer get up this step, making for example suitable spawning sites reduction in fish stocks. inaccessible. The eroded sediments also collect in other parts of the river where they build up over the years and eventually cause prob- The physical degradation of habitats, without forgetting the eutrophi- lems. cation of the rivers, is one of the hypotheses that seem to me to offer Fragmented populations (caused by loss of connectivity) may be the best explanation for the decline in fish catches. no longer able to deal with other stress because they are inbred or because they cannot naturally recruit/restock after a collapse. To my opinion, poor habitat quality is the major cause for the nation- It would be important to demonstrate either: that trout numbers in al decline in brown trout catches/populations. a defined stretch indeed reduced as a result of changed morpholo- gy/habitat degradation. This would need good data (i.e. electrofishing Considering the data presented and general knowledge, poor mor- or similar) that shows a decline in numbers in the absence of other phological quality of the streams and lack of connectivity is in my possible causes. Such data may not be available and of course I opinion among the three main causes. In particular, in a longer time would not propose to deliberately destroy a habitat just to prove a perspective and considering the current state of many Swiss streams, point, but if there is channelling or the like planned for the future any- this is even the most likely main cause, in my opinion, for decline way, the effects should be monitored. Much better is the suggestion in trout populations. Consequently, habitat rehabilitation also holds from the meeting, to show the reverse, that improving morphology/ the greatest potential as a management tool for increasing trout pop- habitat will increase the number of trout. This also has an advantage ulations again. Furthermore, it is also far more cost-effective than with regards to some of the other possible causes, which would be stocking. There is to some extent a temporal mismatch between habi- difficult or impossible to control: show that numbers increase despite tat degradation (mainly done before 1980) and the recent decline. Al- predation by birds or increasing water temperature etc. and it should though for example population resilience, meta-populations dynam- be easy to convince fisheries managers of the benefits. ics, increase in stocking until around 1980, and continued decrease in connectivity, all may delay the effect of previous habitat degradation, Ich bin der Meinung, dass diese Hypothese ein grundsätzliches, wenn the recent decline in fish catches also suggests additional causes. nicht sogar «das» grundlegende Problem anspricht. Allerdings sollte man die beiden Faktoren «morphological quality» und «connectivity» While there was no specific evidence that changes over the past few besser auseinanderhalten. So ist es aus der Sicht der Ökomorpholo- years would have resulted in reduced fish populations, it is clear that gie doch durchaus möglich, dass ein an sich naturnahes Gewässer the habitat of most Swiss rivers is considerably different than in his- (Stufe 1) durch Verbindungsbrüche aus Sicht der Fischpopulations- torical times and in many cases would be considered to be severely entwicklung problematisch ist. degraded. Although there is no evidence that this was the cause of Interessant wäre es zu wissen, wie stark diese Hypothese (morpho- recent declines, if they have occurred, efforts to improve stream habi- logical quality) mit den anderen Hypothesen korreliert ist. So könnte tat and general morphology would be beneficial to fish populations. man direkte Zusammenhänge (schlechte morphologische Qualität → höhere Fliessgeschwindigkeiten im kanalisierten Fluss und fehlendes I rank habitat degradation and lack of connectivity as a factor that has Nahrungsangebot) vermuten, die ihrerseits wieder andere Hypothe- widespread effects. 44% of the stream length in three cantons are sen beeinflussen. severely impaired or worse. This fragmentation of habitat is likely to have latent effects that become evident only later. Many streams have Clearly very important. Increased habitat quality is likely to lead to barriers that divide them into short segments of only 0,5–10 km, which increased biodiversity – including bryozoans! are likely unable to support a trout population. In addition, many trib- utaries that support spawning are disconnected from main rivers by Channelisation begins to effect a population immediately, no doubt, barriers created by down cutting or culverts. This is the main reason and then, has intermediate AND long term effects, the long-term re- for lack of age-0 fish. sulting from the gradual lowering and further deterioration of the river bed. This appears to be the most critical abiotic factor and is probably Fragmentation is extreme in Central Europe and amelioration at- important at national, catchment and local scales. Habitat quality is tempts should always be undertaken, except when trying to protect the most dominant factor affecting recruitment of young fish, and particular populations from the invasion of exotic species or strains. stream connectivity is essential for the unimpaired movement of all life However, real quantification of how much fragmentation will result in stages, including adults returning to the spawning grounds. Improve- how much fish loss is impossible. ment of habitat and stream connectivity must be an essential part of Instream structure – in most situations, where some other factor is any trout restoration project. It is important to recognise that habitat not severely limiting, placement of instream structures in a typical improvement includes not only the habitat in the stream, but also the brown trout stream in Central Europe (meaning across many different bankside habitat that provides shade and hence lower temperatures, macrohabitats, alpine, lowland, etc.) will increase the carrying capac- shelter for trout under the banks or amongst tree roots, and a food ity of that stretch for adult fish. supply of terrestrial invertebrates that fall into the stream or are You can almost be certain that morphological or instream improve- trapped on the water surface. ments to almost any stream in Switzerland can raise the carrying capacity of adult fish. For 0+ fish, zero or very low velocity habitats are This is likely to have an effect in most areas in Switzerland (or indeed needed, which are also severely limited in most Swiss streams. Europe). As your data shows a large proportion of Swiss rivers and streams have been altered from their natural morphology, reducing the An improvement of fish habitats seems to be essential and the an- diversity of habitats and the connectivity. What confused me at first glers’ behaviour should be included in that process. That is closely with this hypothesis was the mismatch in timescale between the correlated to the morphological conditions of the Swiss rivers. Here- building works, which happened mostly much earlier than the ob- in I see the major challenges for the future. served decline in fish catch since the 80s, but firstly the decline in fish population probably started earlier than the observed decline in catch Hypothesis – sedimentation of fine sediments numbers and secondly building work can have an effect decades While there are reasonably good data for rivers suggesting little later by two mechanisms. change, there are unfortunately no data for (smaller) streams. Such

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streams tend to be particularly important for natural trout recruitment. Based on my experience with mainly oligotrophic trout streams, this Changes may also be subtle and spread out in time, and therefore hypothesis has a potential, because food production in such streams difficult to detect. Also considering habitat degradation, it is likely that tend to be limited by phosphate contents. Concomitant with the de- this hypothesis is relevant on a local scale and perhaps in some cline in fish catches, Swiss waters have experienced a «cultural olig- cases also regional (watershed). otrophication» during the last years, due to the increase in WWTPs. This suggests to me a reduction in food production in streams, simi- While there is no direct evidence to support this hypothesis as a cause lar to the reduction you have observed in lakes. However, I accept the of recent declines, there is evidence that sedimentation has degrad- opinion of other experts at the meeting, that phosphate levels are still ed the environment in many sections of Swiss rivers. Improvements naturally high, and not likely to affect food production. I would just like in stream morphology will improve this situation. to point out that this is certainly not the case in Scandinavia and on the west coast of Canada/USA (see e.g. Stockner, J. 2003. Nutrients This is another important abiotic factor that is closely linked to habi- in salmonid ecosystems: Sustaining production and biodiversity. AFS tat quality. It is probably important at the catchment and local scales. Symposium 34, 285 pp.). It may also be relevant for some of your more Fine sediments can smother trout redds, killing eggs and alevins. The alpine and nutrient poor streams, which also hold good populations organic content of sediments is also important because of the removal of trout. of oxygen during decomposition. Therefore, problems will occur with organic sediments even when the quantity of sediment is not high There was no evidence to support this hypothesis. However, there enough to smother trout redds. Deposition of sediments is clearly might be specific locations where changes in the benthic community linked to altered hydrologic regime. It should be remembered that not might affect standing stocks of fish. all effects are negative. In larger rivers, some invertebrates require a bottom of fine sediments, e.g. burrowing Ephemeroptera such as Reduced food is a factor that I rank among those having widespread Ephemera spp., bivalve molluscs, chironomid larvae and tubificid effects. Terrestrial invertebrate prey provide about 50% of the annual worms. It is important, however, that such a habitat remains stable energy of trout in streams that are less than 5 m wide. Loss of ripari- and is not repeatedly flushed out. an vegetation in most streams in Switzerland due to agriculture and urban development has reduced fish growth, biomass and total This is likely to have a local effect especially on reproduction, but can- abundance. Restoration of this riparian vegetation can occur rapidly, not be extended to the whole country. and therefore increases of fish stocks can occur rapidly (within 4–10 years). Auf lokaler Seite wahrscheinlich; allerdings fehlen uns die Daten weit- gehend, um dies zu belegen. Betroffen sind sicherlich Restwasser- This is likely, especially at the local level where habitat destruction has strecken ohne Schwallbetrieb (hydropeaking). Aufgrund der Verbau- occurred, not only in the stream but also on the bankside with removal ung unserer Gewässer (Kanalisierung → Einengung) ist auf der ande- of vegetation. The latter provides a supply of readily available terres- ren Seite von einer Erhöhung der Fliessgeschwindigkeit auszugehen, trial invertebrates that fall into the stream or are trapped on the water so dass die Wahrscheinlichkeit der Ablagerung eher abnimmt. Die surface. This drift food of terrestrial origin is an important food item, grosse Unbekannte ist die Frage, ob das Sedimentangebot in den especially in the summer months and especially for older trout. In- Einzugsgebieten in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Bei der deed, the reduction of this terrestrial food source will lead to poorer Beantwortung dieser Frage ist zu beachten, dass in Randregionen growth and smaller size at reproduction. In females, this will lead to (höhere Lagen, steile Lagen) eher eine Extensivierung (Grasland, Wei- fewer and smaller eggs and hence smaller alevins and fry with a de, Verbuschung, Wald) stattgefunden hat und die Intensivflächen vor reduced possibility of survival for the latter. The length of the period in allem in flachen Gebieten liegen. Allerdings weiss man z.B. von Mais- which fry have to learn to feed increases with the initial size of the fry. kulturen, dass bereits eine geringe Hangneigung genügt, um Erosion Hence the probability of death is higher for smaller fry compared with zu provozieren. Aufgrund der heute verfügbaren GIS-Dateien liesse larger fry. Growth models can be used to assess if trout growth is at a sich diese Fragestellung sicherlich etwas differenzierter angehen, als maximum and therefore if there is a sufficient food supply. If their es in Kastanienbaum vorgestellt wurde. Evtl. könnten zu diesem Punkt growth is less than maximum, then it is limited by resources, the most auch die Bodenschutzfachstellen einzelner Kantone Informationen obvious being food and space. In modelling the trout populations, re- liefern. member that variability (phenotypic plasticity) may be as important as mean values. For example, it was concluded that mean growth rate, I think you can find relevant references from the Hydrobiology depart- mean weight and mean length were all density-independent because ment at the Boku (or a related department) in Vienna. They are more they could be predicted from a growth model that did not include fish in report form than in internationally published journals, but the infor- density. However, the variation in size around the mean value was mation on such impacts I think is sound. strongly density-dependent so that at low densities there was a large As I tried to mention, but was not well received, is that the problem variation in size whilst at high densities the size variation was reduced is two-fold, in that dams (channel degradation, hydropeaking, etc.) to produce fish of more uniform size (see the book «Quantitative ecol- also DECREASE or even eliminate fine sediments in many river reach- ogy and the brown trout» by J.M. Elliott). es, and this is as big a problem as increases. Sure, the total amount of erosion has increased due to agricultural land practices, but the dis- Likely to be important only locally. If, as has been suggested, re- tribution of these sediments is extremely uneven. They have accumu- oligotrophication leads to a reduction of available food in some areas, lated in some stretches, but are being eliminated in others. Sediments it only means that the artificially increased amounts of the relatively have also accumulated behind dams that eventually must be flushed. recent past are now returned to the natural state, so this should be a You can also find reports from much renaturation work in Austria that good thing, even if it means that trout or other organisms disappear point out, with a positive tone, the accumulation of finer sediments in from places where they shouldn’t have been in the first place. (Of stretches undergoing rehabilitation. course an angler owning the rights to that stretch of river would see it differently). Hypothesis – reduced available food The data presented indicated no changes in benthic fauna. However, This is a very confusing issue. Scientifically, it is impossible to show quantitative estimates of benthic organisms are notoriously difficult that food is limiting without manipulative experiments. What Kurt and temporally and spatially variable, requiring a large amount of data. Fausch was hinting at is that a raise in food levels will support more Also, what is relevant for trout is available food, which to a large biomass in a stream in many cases in Central Europe. I think he is extent is drifting food. It is therefore difficult to measure directly, and correct. But it also matters what kind of food, and for larger fish, this indirect measures such as in other hypotheses may be more relevant. means more fish, and this is more complex as it is mostly habitat

172 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Expertenaussagen

changes that would be necessary to support more complex aquatic this would be easy to implement from a technical point of view, it communities. might be more difficult from a social perspective. I think that fish stocking should be minimised, where possible resources should be Hypothesis – inadequate fisheries management put into stream habitat improvement, especially cover for fish. The fishery management hypothesis (changes in the numbers of peo- ple fishing, in their fishing patterns and the legal fish size thresholds This is the fourth factor ranked to have widespread effects. Stocking decided, for instance) seems to me to offer the best explanation for everywhere in Switzerland is likely to have a depressing effect on wild the decline in fish catches. fish, but this depends on both the fish stocked (from regional hatch- I think that there is more data about fishing in Switzerland than in ery vs. local stocks), and the quality of habitat in which they are other countries. However, this information does not always make it stocked, as well as whether the trout in the hatcheries are reproduc- possible to test some hypotheses, such as changes in fishing pat- ing naturally. Overall, this is a widespread factor, but probably has a terns. We have observed that people have tended to move to the lakes lesser effect than habitat degradation. to fish, and that fewer people are fishing the rivers. The population of people fishing the rivers has also probably changed. This population This has probably had a major effect on fish stocks at all three scales is increasingly urban, and so we have to ask how the geographical through overstocking, especially of 0+ parr, and through changes in location of the fishing effort is changing. Are there not some sectors size limits. Overstocking beyond the dome of the Ricker curve will not near towns where fishing pressure is increasing, perhaps leading to only lead to a decrease in recruit density but also to a more uniform local over-exploitation of the fish populations? What is the actual fish size so that the angler will no longer catch exceptionally large fish. impact of increasing the minimum size at which fish can legally be I also wonder to what extent some of the diseases such as PKD are caught? We have a local example of a considerable reduction in catch due to the introduction of infected fish from hatcheries. In accordance numbers after increasing the legal size, but we have no information with a new Federal Fisheries Law, only stock material specific to the about the wider impact. catchment area may be used. It is not stated when this law became Switzerland has fishing statistics covering 30 years, which is mar- operational, but it is possibly too late! It should also be realised that vellous in itself. there are probably different genetic stocks of brown trout within the However, as we have seen, these statistics cannot be used to same catchment, so that genetic management at the catchment scale answer some questions. The number of fishing days during which no is inadequate. Spawning fish will try to return to their natal stream fish are taken needs to be reported. As in many other European coun- within the catchment. Therefore, stocked fish should be bred from tries, fishing is managed in several ways: fixing the minimum size of adults from the same stream to which they are introduced. It should fish that can legally be taken, daily fish quotas, and stocking meas- also be clear that size limits restrict only the trout removed, not those ures. We never know whether the fishing pressure on a given sector caught, and some of the latter could be damaged or severely stressed is strong or weak. It would be interesting to have some statistics about by the time they are returned to the stream. the pressure on fish stocks sector by sector in order to find out whether fishing could be a factor leading to overexploitation in some We heard a lot about stocking practices and the problems associat- places. Raising the minimum size at which fish can be legally taken ed with that, as well as other suggestions where management could does not seem to constitute a good stock management measure. The be improved in terms of size limits (e.g. introducing upper as well global model must take the consequences of this measure into as lower limits) bag limits etc. A change in recording requirements account, as well as estimating the mortality among the small trout that (unsuccessful trips and, if feasible, duration of trips) would greatly are released. improve the data available from fisheries. It is difficult to say whether the shortcomings in the management are contributing to a decline in To my opinion, inadequate management of fisheries is one of the ma- population or just failing to adequately address the problems that are jor causes for the national decline in brown trout catches/populations. caused by something else. Stocking is presumably done to support a population that is This is one of three causes I consider very likely to explain the ob- deemed to be unsustainable on its own, given the angling pressure served decline in fish catches. Three important aspects are stocking, etc. The questions to be asked are: Is stocking actually successful, i.e. minimum sizes, and sales of fishing licences. Data on stocking indi- are the resulting numbers of adult fish higher than they would have cate a near 30% decline in number of fish stocked since 1980. If man- been without stocking? Could the same effect be achieved better or agers consider stocking to be of any value, which they presumably do, cheaper by other means, such as improving morphology? Is it caus- a near 30% reduction is of course also likely to result in fewer fish. ing other problems, like upsetting the genetic balance, introducing However, a number of recent papers on trout genetics, indicate that diseases etc.? With all these questions the experts seemed to agree results of stocking are highly variable, and it appears to be difficult to that there is a lot of potential to improve trout numbers by improving pinpoint why (e.g. numbers and strain stocked, competitors, natural the environment instead of stocking young fish. recruitment, habitat carrying capacity, hydro-ecological conditions). In Swiss waters there appears to be an acute need for better statistics I did not vote on this issue since inadequate management was decid- on and control with the widespread practice of stocking (numbers, ed by inference, as far as I could see. From the documents provided strains, where, when, success), so that results of stocking can be eval- it seems clear to me that a great deal of thought is given to this as- uated and stocking practices targeted at streams where stocking is pect. The key point is that the genetics of the different populations successful and useful. Unfortunately, there are only scanty genetic need to be established and protected (I think this is the case?) and data on population structuring in Switzerland, but we were informed that there needs to be more emphasis on regular stock assessments that this is now under way. to provide robust data on population status. As indicated by data presented at the hearing, changes in minimum catch size, is bound to have effect on number of trout caught. My un- You can classify the general management scheme in Swiss rivers (a derstanding is that increased minimum sizes have been enforced on minimum size, a liberal bag limit, and heavy stocking) as simply archa- a number of waters since 1980. (It would be an expected management ic with unlimited potential for improvement, to become more econom- measure in response to decreasing catches, in order to protect the ically efficient, ecological sustainable and beneficial to other aspects populations.) In turn this is highly likely to have reduced the number of the aquatic community or long-term evolutionary conservation of of caught fish. It would be interesting to see systematic data on this. particular stocks, and, to promote the interest of anglers in the use and maintenance of quality fisheries. The anglers, can and will turn out Personally, I doubt if recent declines in fish populations have been to be the biggest supporter of stream and fish conservation. This is caused by inappropriate fish management practices. I do, however, where follow-up projects to Fischnetz can be most effective. feel that in general management practices could be improved. While

173 Anhang: Expertenaussagen Fischnetz-Schlussbericht

The management of rivers and streams has a high influence on the fish However there are still two possible scenarios: population. For instance, it might be crucial that stocking facilitates A) «There is plenty of fish in the river»: The number of catchable fish the spread of the PKD disease. (i.e. fish that fulfil the size requirements etc.) in any given area is large It is strongly suggested to extend the round table of all Swiss ex- compared to the number removed by the anglers. The fish removed perts and the anglers to discuss and develop measures for the future. by angling doesn’t significantly change the total number available and The current situation constitutes a wonderful chance to improve the the success of each individual angler depends on his skill and the time biological quality of Swiss streams on a very broad scientific and so- spent, but does not depend on how many other anglers fish in the cial basis. area. In this case, the catch per unit effort (ideally measured as hours spent angling and including unsuccessful trips) is constant (if the Hypothesis – altered anglers’ behaviour (reduced fishing intensity) numbers are large enough to smooth out individual differences) and I think it should be stressed that the analysis of the data presented to the total catch depends mainly on the total time spent. us is too general. We have seen that the analysis of the CPUEs (trips One might think that in this scenario, where there are far more fish during which at least one trout is caught) does not reveal a decline in available than are caught, catch would be independent of population these CPUEs everywhere. numbers, but as Malcolm Elliot described, when measured correctly as catch per hour, catch data and population data are closely corre- To my opinion, altered behaviour of anglers is the fourth major cause lated. This does however not require that scenario B below is the case, for the national decline in brown trout catches/populations. if one imagines that it is a small but constant proportion of fish that goes for the bait. For example if 1in 100 fish passing an angler gets Because the decline in number of caught fish since 1980 appears to caught, this would not significantly reduce the chances of a second be so regular over time (which would not be expected, if ecological angler in the same stretch, but both would be strongly influenced by factors were more important), and because it closely matches the the total number of fish passing them. decline in sales of fishing licences, both in time and magnitude, I con- B) «The number of available fish (the «cake») is divided by the number sider it highly likely that this altered behaviour, i.e. reduced fishing of anglers»: Only when the number caught gets close to the number intensity, is one main reason for the decline in fish catches since 1980. available would one expect to see the opposing theory by which the If CPUE have been the same during this time interval, and the reduc- available fish (the «cake») are distributed among all the anglers in an tion in number of anglers represents a random sample, the decline area, therefore fewer anglers would be expected to get a larger share in fish catch is largely explained by the reduction in number of sold each. The problem is that this scenario, where nearly all the available licences. With respect to CPUE, the data presented at the hearing (adult) fish are caught would probably not be sustainable as there were inconclusive, and also very biased with respect to calculation of would be very few fish that escape the anglers available for reproduc- CPUE (effort data for unsuccessful trips missing, and non-successful tion. So this would lead to a decline of the population and therefore a trips tend to be very frequent in trout fisheries). It is therefore of great reduction of the available fish. As a result of this each angler would importance to implement new routines to improve catch statistics. not get a larger catch despite sharing the available fish with fewer col- leagues. This is the most likely cause of the change in total catch, as represent- Given that the number of anglers and the number of trips is going ed by the records submitted by anglers. down, how do you know where you are? To test which of the scenar- ios is the case one would need to increase the effort to see whether This factor was given a probable marking by the group at the nation- the catch increases proportionally, but this is unlikely to happen. I tend al, catchment and local scales because of the strong correlation be- to agree with the opinion that angling is so inefficient that scenario A tween decreasing numbers of both anglers and fish catches. How- is more likely, but there is a great danger with this assumption – one ever, I suggest that this high rating is misleading because altered only needs to look at the problems with cod and other sea fish… angler behaviour will have little impact on the fish stocks; angling is not an efficient method of catching fish. It is only when commercial Clearly a key factor. fisheries are operating (e.g. gill nets, seine nets) that fishing effort can seriously affect fish stocks. It is my guess that trout stocks in Switzer- Hypothesis – excessive removal by fish-eating birds land have been slowly declining for a long time, at least since 1940, I think it is obvious that fish-eating birds can have a very marked but the anglers’ catches removed only a small proportion of the stock. local impact that compromises the dynamics of a specific fish popu- However, when the declining stock reached a certain threshold, the lation. I have more doubts about the estimated impact at the national effect on anglers’ catches became evident for the first time. level. The data used derive from numbers of birds killed on rivers. The proportion of birds that have eaten trout is estimated and reported The correlation between the number of anglers and the number of without an interval of confidence, and the relative proportions of birds brown trout caught over the last 30 years is easily the most convinc- fishing in rivers and in lakes are not indicated. I think that it would be ing. «Half as many anglers catch half as many fish» seems immediate- useful to revise these calculations before publishing the final report; ly logical but one has to be careful with correlations: otherwise, in view of the data presented, the decline at national level Are fewer fish caught, because there are fewer anglers making could be almost entirely attributable to fish-eating birds, which I do fewer trips or are anglers giving up their hobby because they catch not believe to be the case. I think that it is much more difficult to get fewer fish? (The third possibility statisticians like to point out, that both an accurate picture at the national level. Overall, I think that a lot of are influenced by a common third factor can in my opinion be dis- findings are reported without sufficient statistical analysis of the inter- counted – at least I can’t think of anything that would directly influence val of confidence. the number of fish and the number of people fishing.) The data presented at the meeting showed at least in some cases The estimates presented at the hearing suggest that increased num- that the total number of fish caught went down, but the catch per suc- ber of cormorants in particular, have resulted in an additional load of cessful trip (catch per unit effort) did not. 300–400 000 trout (mostly 15–20 cm length) removed from the rivers. The problem of not recording unsuccessful trips has been noted. If the stocks are already under stress, this additional load is likely to However, if the number of unsuccessful trips was increasing one have an effect on number of fish caught, in particular on a local scale. could reasonably expect that the number of trips with just one fish would also increase and the average catch per successful trip would It is unlikely that fish-eating birds have had a significant effect on fish decrease – this does not seem to be the case. From this I conclude populations, especially since the number of anglers has declined and that anglers are not giving up their hobby because of reduced catch, catch per unit effort has remained about the same as it has been his- but the total catch is reduced, because the total number of angling torically. trips by the angling community is reduced.

174 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Expertenaussagen

Bird predation is a factor likely to have only local effects. exposition, glaciers, groundwater etc. It is likely to be one cause of decline on the local and regional level. This is unlikely except at the local scale. If fish-eating birds such as cormorants, goosanders and herons were having a marked effect on Obviously water temperatures have increased in some Swiss rivers. the trout population, I would expect a closer correlation between bird While this may have restricted brown trout from some reaches of numbers and trout numbers with bird numbers declining with declin- streams that were marginal before, it is unlikely to be the major cause ing trout density. If this has not happened in a locality where the birds of any observed declines or a strong co-factor in most potential ef- are frequently found, then I would conclude that the fish stocks at that fects, except for effects on food supplies and population recruitment. locality are adequate. I rank changes in water temperature as a factor being unlikely to In my opinion, this is likely on a local level, but unlikely nationally. The reduce or having diffuse effects on fish catch. cormorant population especially has increased dramatically in Switzerland since 1980. I would like to know what caused this in- This is likely at the catchment and local scale. The major effect of crease. As has been pointed out in the meeting, the presence of large water temperature below the lethal limit is on the growth of the trout, numbers of cormorants and other fish-eating bird suggests that there especially the juveniles (adults channel more of their energy into re- are actually good numbers of fish available. The birds would otherwise productive products, rather than somatic growth). However, the rela- find it quite easy to move somewhere else. There was a lot of discus- tionships between temperature, daily energy intake, diet (inverte- sion about the figures presented in the report, which suggest that the brates or fish), and initial fry size at emergence from the redd are numbers of trout caught by birds are now similar to the numbers complex. If good temperature data are available and the initial weight caught by anglers. If these estimates are correct, the question of over- of the fry when they emerge from the redd can be estimated, then fishing applies to a similar extent to birds and anglers. According to Malcolm Elliott’s growth model can be used to run different tempera- these figures the total number caught by birds has increased while the ture scenarios and thus predict when temperature changes could be number caught by anglers has decreased – are the birds just catch- harmful. The initial weight of the fry is a crucial factor. Small fry may ing some of the «surplus» left over after the number of anglers has grow at the maximum rate but the trout will always be smaller than reduced? Adding up the numbers caught by birds and anglers still those starting at a larger fry size. Fry size is positively related to egg gives a decrease in catch between 1980 and 2001. size which is positively related to female size. Increase in temperature may favour other fish species such as the bullhead and stoneloach, A straightforward discussion. The importance of predation was clear and may also enhance the growth of food organisms, leading to high- but for this (as for some other hypotheses) there was really insufficient er turnover rates and more food for trout. evidence supporting that fish-eating birds would be a significant fac- tor affecting fish populations over recent years. There is evidence for an increase of temperature, perhaps due to global warming. Locally this has a negative effect where it leads to the Birds are a factor locally, but only a Pan-European regulation of the critical temperature of 25 °C being exceeded. Apart from these lethal population will have any great effect, except where special measures extremes growth rates and therefore size, which is linked to health and are taken in particular stream stretches (like in the Hoch Rhine), but reproductive success is influenced by temperature. Here, it depends most fisheries will not have the resources to chase birds away on a on the actual river or stream. It was shown that Swiss rivers vary in permanent basis, and they only become someone else’s problem any- temperature right across the range tolerable by trout, therefore an in- way. crease by 1–2 °C might be seen as beneficial for trout in cold rivers where the temperature is still below the optimum for growth, while in Hypothesis – increased temperature others it would increase above the optimum temperature, reducing Die Wassertemperaturen haben einen starken direkten oder indirek- growth and sometimes even reaching acutely lethal levels. Climate ten (Krankheiten, Chemie allgemein) Einfluss auf die Fischpopulatio- change models generally assume that in addition to a small increase nen. Ob dies auch einen Einfluss auf den Fischfang hat ist vermutlich in average temperature, weather patterns will tend more to extremes. regional unterschiedlich. Sofern die kälteliebenden Fische in entspre- Therefore the water temperatures may more often reach critical levels chende Gewässer ausweichen können, sind sie in höher gelegenen if only for a short time, than would be expected by the average tem- Gewässern anzutreffen und auch dort zu fangen. Wenn die Öko- perature increase alone. morphologie schlecht ist, wird dieser Prozess erschwert/verzögert/ The connection between water temperatures and PKD is also of verunmöglicht. importance, but only where PKD is present in the first place. Für die Temperatur haben Uferbestockungen mit ihrer Beschattung allenfalls auch einen Einfluss auf das Temperaturverhalten des Ge- Es ist unbestritten, dass bei der Wassertemperatur eine signifikante wässers. Veränderung, ein positiver Trend, vorhanden ist. In bezug auf die Um- Ausserdem möchte ich auf einige methodische Probleme hinwei- setzung dieser Trends auf den Fischrückgang bestehen aber noch sen. Speziell würde ich weniger auf modellierte Sinuskurven basieren einige offene Fragen, auf die ich kurz hinweisen möchte: (höchstens für die Trendanalyse), da es zum Teil sogar zu missver- Die Temperaturanalysen basieren auf grösseren Einzugsgebieten. ständlichen Aussagen kommen kann. Entgegen des Maximums der Offen ist für mich die Frage, ob kleinere Gewässer mit stärkeren Tem- Sinuskurve hat sich das Maximum der gemessenen Temperatur eher peraturanstiegen reagiert haben. Erste Antworten dazu könnte das nach hinten in den August verschoben. Für die Fische sind die effek- erweitere Messnetz des BWG liefern, das auch sehr kleine Einzugs- tiven Werte massgebend und nicht ausgeglichene Regressionswerte. gebiete umfasst. Auswertungen von Stundenwerten könnten weitere Aussagen er- Der Temperaturanstieg von 1–1,5 °C (Jahresmitteltemperatur) er- geben, natürlich aber kaum noch in der Zeit bis zum Ende des Pro- folgte nicht kontinuierlich, sondern lässt sich relativ genau auf die jektes. 2. Hälfte der 1980er Jahre eingrenzen. Besteht aus der Sicht der Fische ein Unterschied zwischen einem abrupten Anstieg der Tempe- Good data were presented on this for rivers in Switzerland, indicating ratur und einer kontinuierlichen Zunahme? Ich kann mir dies allerdings a temperature increase. Data on smaller streams are not available. In- angesichts der Grössenordnung von 1 bis 1,5 °C kaum vorstellen. creased temperatures will e.g. affect growth of trout (which can be Ich habe in Kastanienbaum gelernt, dass sich die Bachforellen in modelled well), extension of the trout zone, and occurrence of PKD einem gewissen Temperaturbereich wohl fühlen. In den meisten Ge- and lethal/sublethal/stress temperatures. The trout zone is likely to wässern bewegt sich der Temperaturanstieg innerhalb dieses Be- expand upstream with improved living conditions, while the lower reichs; heisst dies, dass der Temperaturanstieg keinen direkten Ein- waters are likely to be lost/reduced as living areas for trout. Great fluss ausübt? variation between waters may be expected, depending on watershed,

175 Anhang: Portràts Fischnetz-Schlussbericht

Local effects likely, especially in PKD enzootic waters. 7.11 Porträts

Hypothesis – altered hydrologic regime Good data presented at the hearing did not indicate substantial Lenkungsausschuss changes for rivers in Switzerland. Corresponding data for smaller streams were not available. Tied in with changes in temperatures and Kaspar Eigenmann *1941 land use, it is likely to be one cause of decline on the local level. Studium und Doktorat in physikalischer Chemie an der In a longer time perspective, cultural modification of the rivers must ETH Zürich. Seit 1972 in der Ciba-Geigy. Seit 1990 have changed the hydrological regime. Leiter des Konzernbereiches Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (GSU) der Novartis Gruppe. Vertreter I doubt that altered hydrology has contributed to a recent decline of von Novartis in GSU Angelegenheiten bei der SGCI fish populations, but degradation of habitat has historically probably (Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie) und bei Cefic limited the carrying capacities of many Swiss rivers. (European Chemical Industry Council). Liaison Delegate der Novartis zum World Business Council for Sustainable Development. Mitglied Altered hydrologic regime is a factor potentially having widespread des Verwaltungsrates von ECETOC (European Centre for Ecotoxico- effects, because it is a type of habitat degradation that occurs in logy and Toxicology of Chemicals) und des WEC (World Environ- reaches of many Swiss rivers. It is most likely to reduce egg survival ment Center in New York). through washout or colmation, or reduce survival of newly emerged age-0 alevins. Philippe Roch *1949 Doktorat in Biochemie an der Universität Bern. This is likely at the catchment and local scales, and will obviously 1987–1991 Präsident des World Wide Fund for Nature influence the amount of fine sediments and thus recruitment. A well- (WWF) Schweiz. Seit 1992 Direktor des Bundesamtes managed hydrological regime could be used to remove sediments für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL). Einsatz from spawning gravels prior to spawning, but would be disastrous, if national und international in den Bereichen Biodiver- flow was increased in winter when eggs are in the gravel, and espe- sität, Klima, Abfälle, Chemikalien und Wasser, sowie für die Einfüh- cially in spring when the young fry are just emerging from the redd. rung einer Haftpflicht für Schädigungen der Umwelt. Mitglied des Although the egg depth of 15 cm was quoted as being safe to prevent Verwaltungsrates des Globalen Umweltfonds (GEF), des Instituts der washout, this is an optimistic value for smaller trout, e.g. for the resi- Vereinten Nationen für Ausbildung und Forschung (UNITAR) und dent trout in Wilfin Beck (length 17,5–29 cm), the burial depth was only Mitglied des Stiftungsrates des Réseau universitaire international de about 4 cm compared with about 17,5 cm for the larger sea-trout in Genève (RUIG). the neighbouring Black Brows Beck (see Fig. 6 in Elliott (1984) Jour- nal of Animal Ecology 53: 327–350). Peter Schönenberger *1940 Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften Similarly to the morphological quality of streams, the hydrologic an den Universitäten St. Gallen und Bern. 1971–1992 regime is also likely to have an effect on the local level. High flows at selbständiger Rechtsanwalt in St. Gallen. Seit 1992 time of hatching, which are more likely now due to the straightening Regierungsrat, Vorsteher des Finanzdepartements des of rivers and possibly more extreme weather patterns will damage the Kantons St. Gallen. Landammann bzw. Regierungs- young. präsident 1995/96 und 2002/2003. Mitglied der Christlichdemokrati- schen Volkspartei (CVP). Ich habe in Kastanienbaum etwas den Eindruck gewonnen, dass das Hydropeaking (der Schwallbetrieb von Wasserkraftwerken mit kurz- Werner Widmer *1944 zeitigen Wasserstandsschwankungen) überbewertet wird. Betroffen Berufsschullehrer, 1981–2000 Politik in Legislative und sind vor allem die grossen Gewässer (Alpenrhein, Linth-Limmat, Urner Exekutive der Stadt Schaffhausen, seit 2001 Präsident Reuss, Aare oberhalb Seen, Ticino, Rhone, Saane), wie die Tafel 5.3 des Schweizerischen Fischerei-Verbands mit 35 000 des «Hydrologischen Atlasses der Schweiz» belegt. Im Weiteren ha- Mitgliedern. ben wir festgestellt, dass einer allfälligen Regimeänderung im Bereich März/April grössere Beachtung geschenkt werden sollte. Alexander Zehnder *1946 Hypothesis – multiple causes with regionally different Studium der Naturwissenschaften und Doktorat an der significances ETH Zürich. Seit 1992 Direktor der Eidgenössischen This is obviously a truism, otherwise all but two of the other hypothe- Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und ses would have to be rejected! Gewässerschutz (EAWAG) und Professor für Umwelt- biotechnologie an der ETH Zürich. Entwicklung von I definitely support this one! Most if not all the problems mentioned naturwissenschaftlichen, technologischen und ökonomischen are likely to be found at least at some locations. It is also likely that it is the combination of several stressors that has an effect, when a pop- Konzepten für die nachhaltige Entwicklung, insbesondere in Bezug ulation would be able to deal with one of them on its own. auf Wasser. Mitglied der Russischen, der Königlichen Niederländi- schen und Schweizerischen Akademie der Wissenschaften. This hypothesis was not ranked. We realised that many of the hy- potheses are interlinked and that as the title stood this could not be Elisabeth Zölch *1951 regarded as a stand alone factor. Staatsexamen als Fürsprecherin. 1987–1994 National- rätin, Gründerin und Präsidentin der Parlamentari- Einverstanden, wobei ich «depending on the geographical region in- schen Gruppe für Bildung, Wissenschaft, Forschung volved» durch «depending on the basin or stream involved» ersetzen und Technologie. Seit 1994 Regierungsrätin und Volks- würde. Falls diese Hypothese zutrifft, ist eine rein deterministische Be- wirtschaftsdirektorin des Kantons Bern. Regierungs- trachtung allerdings nicht mehr möglich; hingegen scheint es möglich präsidentin 1997/98 und 2002/2003. Mitglied der Schweizerischen zu sein, aus den Risikofaktoren grundsätzliche Aussagen zum Gefähr- Volkspartei (SVP). dungspotenzial abzuleiten.

176 Fischnetz-Schlussbericht Anhang: Portràts

Projektleitung

Peter Dollenmeier *1952 Herbert Güttinger *1947 Studium der Biochemie und Doktorat in Zellbiologie an der ETH Studium der Biologie an der ETH Zürich, Doktorat an der ETH Zürich. Seit 1983 in Basel bei der Ciba als Toxikologe tätig. Arbeits- Zürich/EAWAG. Forschungsarbeiten in Fliessgewässer-Ökologie, gebiete: Allgemeine Toxikologie, Ökotoxikologie und Risikoanalysen Modellierung und Ökotoxikologie. Seit 1987 Mitglied des Direktions- (Mensch/Umwelt). Im Projekt Fischnetz inhaltliche Arbeiten zu den stabs der EAWAG, tätig in den Bereichen Planung und Wissen- chemischen Einflussfaktoren und zur Ökotoxikologie. schaftsadministration; hauptverantwortlich für die Weiterbildung und das Umweltmanagement. Im Projekt Fischnetz verantwortlich Heinz Renz *1932, † 2003 für die Hypothesen «Fischnahrung» und «Wassertemperatur». Studium der Chemie an der Fachhochschule Winterthur. Von 1957 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996 als Chemiker und später Patricia Holm *1959 als Direktor der Firma Cailler Broc und Dyna in Fribourg tätig. Präsi- Studium der Biologie und Sportwissenschaften und Doktorat an dent des Freiburgischen Fischereiverbandes. Im schweizerischen der Uni Heidelberg. Seit Oktober 2003 Professorin für Ökologie an Fischereiverband als Vizepräsident aktiv. Im Projekt Fischnetz der Uni Basel, tätig im Programm Mensch-Gesellschaft-Umwelt. inhaltliche Arbeit vor allem zur «fischereilichen Bewirtschaftung». Schwerpunkte: Auswirkung von Umwelteinflüssen (u.a. endokrine Disruptoren) auf Fische und andere aquatische Organismen, Bio- Walter Giger *1943 indikatoren, nachhaltige Entwicklung, transdisziplinäre Forschung. Studium der Chemie an der ETH Zürich. Titularprofessor für Um- Projektleiterin im Projekt Fischnetz, neben Koordination und Ma- weltchemie an der ETH Zürich und Honorarprofessor an der Uni- nagement inhaltliche Arbeit vor allem zur «Fortpflanzungsschwäche» versität Karlsruhe. Forschungsschwerpunkte: Entwicklung und und Synthese. Anwendung chemischer Spurenanalytik. Auftreten und Verhalten von chemischen Substanzen in Abwasser und Gewässern. Umwelt- Ueli Ochsenbein *1950 analytische Untersuchungen von neu erkannten Verunreinigungen. Studium und Doktorat am Institut für anorganische und analytische Mitarbeit im Projekt Fischnetz zu Fragen der Gewässerbelastung Chemie der Uni Fribourg. Postdoktorat an der Freshwater Biological durch Chemikalien. Association, Ambleside, England. Seit 1992 Leiter des Gewässer-

Von links nach rechts (hinten): Armin Peter, Marc Suter, Erich Staub Vorne: Ueli Ochsenbein, Heinz Renz, Helmut Segner, Walter Giger, Patricia Holm, Karin Scheurer, Peter Dollenmeier, Herbert Güttinger

177 Anhang: Adressliste Fischnetz-Schlussbericht

und Bodenschutzlabors des Kantons Bern. Schwerpunkte: Über- 7.12 Adressliste wachung der Oberflächengewässer, Untersuchung von Schad- stoffen, Biomonitoring in Fliessgewässern, ganzheitlicher Gewässer- Projektleitung schutz. Im Projekt Fischnetz inhaltliche Arbeit zur Wasserqualität Peter Dollenmeier, Dr., Ciba SC, Postfach R-1045.1.35, 4002 Basel, und chemischen Inhaltsstoffen von Gewässern. 061 636 67 58, [email protected] Walter Giger, Prof. Dr., EAWAG, Postfach 611, 8600 Dübendorf, Armin Peter *1949 01 823 54 75, [email protected] Studium der Biologie und Doktorat an der ETH Zürich. Postdoktorat Herbert Güttinger, Dr., EAWAG, Postfach 611, 8600 Dübendorf, an der University of British Columbia, Vancouver. Seit 1987 Leiter 01 823 50 23, [email protected] der Gruppe Fischökologie beim Prozess angewandte Gewässer- Patricia Holm, Prof. Dr., Universität Basel, Socinstr. 59, Postfach, ökologie EAWAG. Arbeitsgebiete: Fischhabitate, Fischwanderungen, 4002 Basel, 061 273 60 05, [email protected] Fliessgewässerrevitalisierungen. Im Projekt Fischnetz verantwortlich Ueli Ochsenbein, Dr., Gewässer- u. Bodenschutzlabor BE, Schermen- für Hypothesen «nachwachsende Fische», «Lebensraum» und weg 11, 3014 Bern, 031 634 23 90, [email protected] «Winterhochwasser». Armin Peter, Dr., EAWAG, Seestr. 79, 6047 Kastanienbaum, 041 349 21 36, [email protected] Karin Scheurer *1969 Karin Scheurer, EAWAG, Postfach 611, 8600 Dübendorf, Studium der Biologie an der Universität Zürich. Projektarbeit in 01 823 50 63, [email protected] Gewässerökologie bei Beratungsgemeinschaft Ambio Zürich. Helmut Segner, Prof. Dr., Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin 1998–2002 wiss. Mitarbeiterin in der Gruppe Umweltbiotechnologie FIWI, Länggass-Str. 122, 3012 Bern, 031 631 24 41, der Hochschule Wädenswil. Projektarbeit und Unterricht in Abwas- [email protected] ser- und Abfallbehandlung. Seit 2002 im Projekt Fischnetz an der Erich Staub, Dr., BUWAL, Sektion Fischerei, Postfach, 3003 Bern, EAWAG. Koordinations- und Synthesearbeiten und verantwortlich 031 322 93 77, [email protected] für die Hypothese «Feinsedimente». Marc Suter, Dr., EAWAG, Postfach 611, 8600 Dübendorf, 01 823 54 79, [email protected] Helmut Segner *1954 Studium der Biologie und Chemie und Doktorat an der Uni Heidel- Lenkungsausschuss berg. Hochschulassistent am Institut für Tierphysiologie der Univer- Kaspar Eigenmann, Dr., Novartis Internat. AG, WSJ-200.349, 4002 sität Karlsruhe. Leiter der Aquatischen Ökotoxikologie am Umwelt- Basel, 061 324 81 37, [email protected] forschungszentrum Leipzig. Seit 2002 Professur an der Uni Bern Werner Widmer, Zentralpräsident SFV, Bruderhöflistr. 48, und Leiter des Zentrums für Fisch- und Wildtiermedizin mit den 8203 Schaffhausen, 052 625 53 30, [email protected] Schwerpunkten Fischkrankheiten, Fischpathologie, Fischtoxikologie. Philippe Roch, Dr., BUWAL, Postfach, 3003 Bern, 031 322 93 01, Im Projekt Fischnetz inhaltliche Arbeit vor allem zur «Fischgesund- [email protected] heit». Peter Schönenberger, Finanzdep. Kt. SG, Davidstr. 35, 9000 St. Gal- len, 071 229 32 86, [email protected] Erich Staub *1950 Alexander Zehnder, Prof. Dr., EAWAG, Postfach 611, 8600 Düben- Studium der Naturwissenschaften an der ETH Zürich. Doktorat in dorf, 01 823 5001, [email protected] Seenkunde EAWAG. Seit 1981 Mitarbeiter und später Leiter der Elisabeth Zölch, Regierungsrätin, Volkswirtschaftsdirektion, Sektion Fischerei des BUWAL, zuständig für die fischereiliche Münsterplatz 3a, 3011 Bern, 031 633 4845, Bewirtschaftung der Grenzgewässer, Artenschutzaspekte, gesamt- [email protected] schweizerische Datensätze, Weiterbildung der Fischereiaufsicht, Lebensraumverbesserungen und gesetzgeberische Entwicklung. Archive und Informationsstellen Im Projekt Fischnetz: Fang- und Besatzdaten, GIS-Auswertung Archive sowie die Hypothesen «Befischungsintensität», «Fisch fressende Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, FIWI, Universität Bern, Vögel» und «fischereiliche Bewirtschaftung». Länggass-Strasse 122, 3012 Bern, 031 631 24 65, EAWAG-Bibliothek, Überlandstrasse 133, 8600 Dübendorf, Marc Suter *1958 01 823 50 32, [email protected] Studium der Chemie und Doktorat am Institut für organische EAWAG-Bibliothek, Seestrasse 79, 6047 Kastanienbaum, Chemie an der Universität Bern. 1989–1991, Postdoktorat an der 041 349 21 57, [email protected] University of Texas Medical School in Houston, Analytical Chemistry BUWAL-Bibliothek, 3003 Bern, 031 322 93 15, Center, Texas USA. Seit 1991 als Leiter der Abteilung Aquatische [email protected] Umweltanalytik an der EAWAG tätig. Hauptinteresse: effektorien- tierte Umweltanalytik. Im Projekt Fischnetz inhaltliche Arbeit vor Nachfolgeprojekt Fischnetz allem zur Hypothese «Chemikalien». Patricia Holm, Pro. Dr., Universität Basel, Socinstr. 59, Postfach, 4002 Basel, 061 273 60 05, [email protected] Ori Schipper, Dr., [email protected] Sekretariat Fischereiberatung (FIBER) Monika Meili *1961 N.N., EAWAG Kastanienbaum, Seestrasse 79, 6047 Kastanienbaum, Studium der Biologie an der Universität Zürich (Systematische und 041 349 21 11, www.eawag.ch allgemeine Botanik). Seit 2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Fischnetz. Redaktion fischnetz-info, Betreuung der Weiterbildung Fischnetz-Homepage, Organisation von internationalen Experten- Heidi Gruber, EAWAG, Peak-Kurse, Postfach 611, 8600 Dübendorf, meetings, Mitarbeit bei der Redaktion des Schlussberichtes. 01 823 53 93, www.eawag.ch/events/peak/index.html Sekretariat BUWAL, BUWAL, Weiterbildungskurse für Fischerei- Eva Ruh *1959 aufseher, Postfach, 3003 Bern, 031 322 69 69, Kaufmännische Ausbildung. Im Projekt Fischnetz verantwortlich für www.umwelt-schweiz.ch das Projektsekretariat, Finanzverwaltung, Protokollführung bei Philipp Amrein, Schweizerische Vereinigung der Fischereiaufseher Sitzungen sowie Organisation von Fachseminaren und weiteren (SVFA), Ausbildungkurse für Fischereiaufseher, Bahnhofstr. 22, Anlässen. 6002 Luzern, 041 228 61 98, www.fischereiaufseher.ch

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