Dem Fischrückgang Auf Der Spur

Dem Fischrückgang Auf Der Spur

SCHLUSSBERICHT DES PROJEKTS NETZWERK FISCHRÜCKGANG SCHWEIZ – «FISCHNETZ» DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR Januar 2004 Impressum Fischnetz Schlussbericht Herausgeberin Trägerschaft des Projekts «Fischnetz»: Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) Fürstentum Liechtenstein (FL) und alle Kantone: Aargau (AG), Appenzell Innerrhoden (AI), Appenzell Ausserrhoden (AR), Bern (BE), Basel-Landschaft (BL), Basel-Stadt (BS), Freiburg (FR), Genf (GE), Glarus (GL), Graubünden (GR), Jura (JU), Luzern (LU), Neuenburg (NE), Nidwalden (NW), Obwalden (OW), St. Gallen (SG), Schaffhausen (SH), Solothurn (SO), Schwyz (SZ), Thurgau (TG), Tessin (TI), Uri (UR), Waadt (VD), Wallis (VS), Zug (ZG), Zürich (ZH) Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie (SGCI) Schweizerischer Fischerei-Verband (SFV) Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI), Universität Bern Universität Basel © Projekt Fischnetz, 2004 Text Projektleitung Fischnetz Journalistische Bearbeitung Claudia von See, Mannheim Redaktion Monika Meili, EAWAG Karin Scheurer, EAWAG Ori Schipper, EAWAG Patricia Holm, EAWAG und Universität Basel Grafiken Yvonne Lehnhard, EAWAG Illustrationen Karin Seiler, Zürich unter Verwendung von Fotos von Patricia Holm, Patrick Faller, Thomas Wahli, Matthias Escher, Eva Schager, ARA Surental Satz und Layout Peter Nadler, Küsnacht Druck Mattenbach AG, Winterthur Auflage 1000 Exemplare Hinweis Dieser Bericht wird auch in französischer Sprache erscheinen. Bezug EAWAG, Postfach 611, CH-8600 Dübendorf, Tel. +41 1 823 50 32, www.fischnetz.ch BUWAL, Dokumentation, CH-3003 Bern, Fax +41 (0)31 324 02 16, [email protected], www.buwalshop.ch Fischnetz-Schlussbericht Vorwort Vorwort Im Januar 1998 trafen sich die Vertreter von kantonalen fischereibiologischen und ökologischen Fragen Auskunft ge- Fischereibehörden, um die Entwicklung bei den Fischfängen geben. Wichtig sind ebenso der fortzusetzende Dialog mit zu besprechen. In fast allen Kantonen wurden deutlich ab- WissenschafterInnen im In- und Ausland und die Kommuni- nehmende Fangzahlen festgestellt. Völlig unklar war jedoch kation der in Fischnetz erarbeiteten Ergebnisse. der Auslöser für diesen Rückgang. Ideen, wie dass die Kana- lisierung der Flüsse, die unzureichend gereinigten Abwässer Alexander J.B. Zehnder, Direktor EAWAG oder die Chemikalien an allem schuld seien, forderten eine Philippe Roch, Direktor BUWAL Aktion. An die Adresse der anwesenden Vertreter der Bun- desinstitutionen BUWAL und EAWAG wurde die Aufforderung gerichtet, sie sollten sich möglichst rasch des Phänomens annehmen, die Ursachen analysieren und Handlungsvor- schläge entwickeln. EAWAG und BUWAL griffen den Ball auf. Einige Monate später bildete sich der Kern der Projektleitung,und im Dezem- ber wurde das Projekt «Netzwerk Fischrückgang Schweiz», kurz «Fischnetz», ins Leben gerufen. Die Zielsetzung, nämlich die Dokumentation der Situation abnehmender Fischfänge und -bestände sowie der Fisch- gesundheit, die Ursachenanalyse und die Entwicklung von Lösungsvorschlägen, machte gewissermassen einen «Rund- umschlag» erforderlich: den Einbezug vieler Disziplinen, Kenntnisse aus der Praxis, die Beobachtungen der Fischer und Fischerinnen und die Einbindung in das Netzwerk der nationalen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft. Um den möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen, wurden aus einer Vortragsreihe der bernischen Fischereiver- waltung die dabei aufgestellten Hypothesen als inhaltliche Grundlage für die Konzeption eines Untersuchungsplans herangezogen. Für die Beantwortung der dort zusammen- gestellten Fragen wurde über 5 Jahre und mit mehr als 70 Projekten zusammengearbeitet. Die in dieser Zeit geführten intensiven und problemlösungsorientierten Diskussionen in der Projektleitung und mit den TeilprojektleiterInnen waren die Basis der Schlussfolgerungen und bilden gleichzeitig einen Pfeiler des Erfolges dieses inter- und transdisziplinären Projektes: Es wurde auf diese Art ein Netzwerk geschaffen, das Vertrauen und Akzeptanz zwischen allen Beteiligten mit zum Teil doch recht unterschiedlichen Interessen zustande brachte und sicher das Projektende von Fischnetz über- dauern wird. Wie geht es nach Fischnetz weiter? Dank der Unterstützung von Kantonen, dem SFV, dem BUWAL und der EAWAG wird das entstandene Netzwerk in der Fischereiberatung FIBER und dem Projekt «Optimie- rung der Fischfänge und Gewässerqualität» weiter ausge- baut und gepflegt. Um der Umsetzung von Massnahmen den Weg zu ebnen, werden durch die genannten Projekte Aus- und Weiterbildungskurse und Beratungen bei der Umset- zung gewährleistet, aber auch zu grundlegenden fisch- und Fischnetz-Schlussbericht Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Motivation und Ausgangslage 1 5.12 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat eines veränderten Abflussregimes und einer veränderten Geschiebeführung 117 2. Ziele und Struktur von Fischnetz 3 5.13 Hypothese: Verschiedene, regional unter- 2.1 Ziele 3 schiedliche Faktoren sind Ursache für den Rückgang von Fischbeständen und Fischfang 123 2.2 Projektorganisation, Vernetzung 3 5.14 Synthese: Abschliessende Bewertung 133 2.3 Finanzen 4 6. Empfehlungen für Massnahmen 135 3. Aktivitäten im Projekt Fischnetz 7 6.1 Massnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität und des Fischfangertrags 135 6.2 Forschungsbedarf 137 4. Dokumentation Fischrückgang 9 4.1 Entwicklung der Forellenfänge 9 6.3 Aus- und Weiterbildung 137 4.2 Entwicklung der Forellenbestände 11 6.4 Ausblick 137 4.3 Literaturnachweis 11 7. Anhang 139 7.1 Abkürzungsverzeichnis, Glossar 139 5. Ursachenanalyse 13 5.1 Hypothese: Die Fische leiden an einer 7.2 Grafische Darstellung der Forellenfänge Fortpflanzungsschwäche 15 und -bestände 143 5.2 Hypothese: Den Fischbeständen fehlen 7.3 Lebenszyklus der Bachforelle – genügend nachwachsende Fische 25 ökologische Bedürfnisse der verschiedenen Entwicklungsstadien 146 5.3 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat 7.4 Methodenkatalog 148 a) einer Beeinträchtigung der Gesundheit der 7.5 Liste der Teil- und Kontaktprojekte 149 Fische und somit ihrer Fitness, b) von Gesundheitsschäden, welche zum 7.6 Pressespiegel 2000–2003 153 vorzeitigen Tod von Fischen führen 33 7.7 Publikationen Fischnetz 157 5.4 Hypothese: Die Belastung der Gewässer durch Chemikalien ist Ursache für beeinträchtigte 7.8 Vorträge 2000–2003 162 Fischgesundheit und den Fischfangrückgang 45 7.9 Verdankung 165 5.5 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das 7.10 Aussagen der internationalen Experten 166 Resultat einer ungenügenden morphologischen Qualität der Gewässer 61 7.11 Porträts 176 5.6 Hypothese: Ein erhöhter Feinsedimentanteil ist 7.12 Adressliste 178 verantwortlich für den Fischfangrückgang 71 5.7 Hypothese: Geringere Verfügbarkeit von Fischnahrung führt zum Fischfangrückgang 79 5.8 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer zu wenig angepassten fischerei- lichen Bewirtschaftung 87 5.9 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer geringeren Befischungsintensität 95 5.10 Hypothese: Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer gesteigerten Fischentnahme durch Fisch fressende Vögel 101 5.11 Hypothese: Veränderungen der Wasser- temperatur haben zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fischfangertrages geführt 109 Fischnetz-Schlussbericht Motivation und Ausganslage 1. Motivation und Ausgangslage Der Fischfang ist in der Schweiz seit den 1980er Jahren Darüber hinaus ist die Erhaltung oder Wiederherstellung zurückgegangen. Eine Umfrage bei den Fischereiinspektora- einer guten Wasserqualität aus verschiedenen umweltpoli- ten zu möglichen Veränderungen der Fischbestände unter- tischen Gründen von grosser Bedeutung: Die Gewässer sind stützte diese Beobachtung in 20 der 26 Kantone (Abbildung Lebensraum für eine grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen 1.1, [1]). Im Fischverbreitungsatlas von 1990, der Daten zum und stehen in intensiver Wechselbeziehung mit ihrer ober- Forellenbestand der 1980er Jahre umfasst, wurde der Be- und unterirdischen Umgebung. Fliessgewässer werden aus stand noch als mittel bis gut eingeschätzt [2]. Darüber hinaus diesem Grund als das ökologische Rückgrat unserer Land- mehrten sich Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Ge- schaft bezeichnet. Eine schlechte Wasserqualität hat zur sundheit frei lebender Fische aus verschiedenen Einzugs- Folge, dass die Fliessgewässer ihre ökologischen Funk- gebieten. Vor allem bei Bachforellen wurden häufig Krank- tionen nur teilweise wahrnehmen können. Zudem können heiten und Organveränderungen festgestellt [3–6]. die erst teilweise bekannten, sehr verschiedenartigen Belas- Aus dieser Situation entstand aus gesundheits-, fischerei- tungen zu additiven oder synergistischen Wirkungen führen, und umweltpolitischer Perspektive Handlungsbedarf. Ge- die für Wasserlebewesen und den Menschen als Wasserkon- sundheitspolitisch ist zu beachten, dass ein grosser Teil der sumenten schädlich sind. Gesetzlich ist deshalb ein ökolo- Bevölkerung Wasser aus Uferfiltrat trinkt, das aus Ober- gisch guter Zustand der Gewässer als Schutzziel festgelegt; flächengewässern stammt. Der Fisch ist als sensitiver und Störungen in Fischbeständen und bei der Fischgesundheit früh reagierender Bioindikator für die Wasserqualität in Pra- zeigen an, dass dieses Ziel nicht erreicht wird. Daraus leitet xis und Wissenschaft akzeptiert und sein Einsatz für ent- sich Handlungsbedarf zur Erforschung der Ursachen und sprechende Abklärungen hat sich deshalb angeboten [7]. Entwicklung von Massnahmen zur Verbesserung der Was-

View Full Text

Details

  • File Type
    pdf
  • Upload Time
    -
  • Content Languages
    English
  • Upload User
    Anonymous/Not logged-in
  • File Pages
    184 Page
  • File Size
    -

Download

Channel Download Status
Express Download Enable

Copyright

We respect the copyrights and intellectual property rights of all users. All uploaded documents are either original works of the uploader or authorized works of the rightful owners.

  • Not to be reproduced or distributed without explicit permission.
  • Not used for commercial purposes outside of approved use cases.
  • Not used to infringe on the rights of the original creators.
  • If you believe any content infringes your copyright, please contact us immediately.

Support

For help with questions, suggestions, or problems, please contact us