Universität der Künste Institut für Kunst im Kontext

Die Farben der DDR Mode und Farben in einem ideologischen System

Masterarbeit am Institut für Kunst im Kontext

vorgelegt von Susann Bartsch

Matrikelnummer: 351547

Betreuer: Prof. Dr. Michael Fehr

Berlin, Juni 2009 Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis...... 2 Abstract ...... 3

Einleitung ...... 4 1. Wirtschaftspolitische Situation in der DDR der 1970er und 1980er Jahre ...... 6 1.1 Zentralplanwirtschaft in der DDR...... 7 1.2 Ideologie und ökonomische Zwänge...... 8 2. Strukturen der staatlichen Textil- und Modeindustrie...... 9 2.1 Das Deutsche Modeinstitut ...... 10 2.2 Das Amt für Industrielle Formgestaltung (AIF) ...... 12 2.3 Die Handelsorganisation und die Konfektion ...... 12 2.4 Der Exquisit...... 13 3. Individuelle Strategien ...... 14 3.1 Boutiquen ...... 14 3.2 Der Schwarzmarkt...... 15 4. Mode im Kontext des sozialistischen Systems ...... 17 4.1 Kleidung als Ideologieträger ...... 19 4.2 Die Pionierkleidung...... 19 4.3 Die FDJ-Kleidung ...... 21 4.4 Die Jeans ...... 22 5. Internationale Farbtendenzgestaltung ...... 23 5.1 Analysen der Mode- und Farbtendenz der 1980er Jahre der DDR ...... 25 5.2 Das Jahr 1980...... 25 5.3 Das Jahr 1983...... 30 5.4 Das Jahr 1986...... 37 5.5 Das Jahr 1989...... 47 5.6 Konzeption und Realität...... 60 6. Vergleich des internationalen Trend mit den DDR-Modefarben...... 61 7. Farbe in der medialen Repräsentation...... 64 7.1 Farbtendenz und ihre Umsetzung...... 67 7.2 Das Jahr 1983...... 67 7.3 Das Jahr 1986...... 69 7. Fazit...... 70 Abkürzungen ...... 75 Abbildungsverzeichnis...... 76 Quellen: ...... 78 1. Archivunterlagen der Stiftung Stadtmuseum ...... 78 2. Zeitschriften ...... 80 3. Internetverzeichnis ...... 81 4. Filmquellen: ...... 81 5. Sekundärliteratur ...... 81 Selbstständigkeitserklärung...... 83

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Abstract

„Die Farben der DDR“ Mode und Farben in einem ideologischen System

Dass in der DDR eine bestimmte Farbigkeit vorherrschte wird immer wieder behauptet. Die Arbeit untersucht die Farbkonzeption und –gebung der Textil- und Modeindustrie innerhalb des sozialistischen Wirtschaftssystems der DDR in den 1980er Jahren, welchen gesellschaftlichen Einflüssen sie unterlag oder inwieweit sie ideologisch gesteuert wurde? Anhand von Objekt- und Bildquellen wird demonstriert, dass es eine unverwechselbare Farbigkeit der DDR- Mode gab, die sich verallgemeinern lässt. Dabei stützt sich die Arbeit im Wesentlichen auf Archivmaterial des Modeinstitutes der DDR, welches sich heute komplett in der Modesammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin befindet. Anhand von Kollektionsbeschreibungen, Trendfarbkarten, textilen Beispielen der DDR-Textilindustrie und einschlägigen Dokumenten wird untersucht, welche Farbgebung im genannten Zeitraum geplant und tatsächlich produziert wurde. Der Mangel an Individualität und die Bedürfnissituation der DDR-Bevölkerung hatte ungeheure Auswirkungen auf die Kreativität und Produktivität der Menschen. Sie schufen eine Alternative zum staatlichen Angebot und verweigerten sich den offiziellen Vorgaben. Mit ästhetischen Modeabbildungen der langlebigen und zeitlosen Kollektionen in dem Modemagazin „Sibylle“ wurde den Menschen ein fortschrittliches Lebensgefühl vermittelt, welches sie mehr zu sich selbst brachte als zu konsumorientierten Verhalten. Zwar unterlag die Farbigkeit allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen, die sich aus der Bewirtschaftung, den begrenzten Ressourcen und den Fünfjahrplänen ergaben, dennoch sind die Modekollektionen der DDR international vergleichbar. In Zukunft könnten die Forschungsergebnisse der Farbigkeiten der DDR-Mode in ihrem wirtschaftspolitischen Bezugsrahmen mehr in den Bereich der Kulturgeschichte und -soziologie Eingang finden, um zu verdeutlichen, dass die Bekleidungskultur der DDR ein Gegenmodell zur derzeitigen Modeindustrie war.

Einleitung

Seit 1990 werden wiederholt Sätze formuliert, die betonen, wie „grau die neuen Länder gewesen seien …!“ oder dass die DDR-Mode ein Niemandsland gewesen sei. Einschätzungen wie diese lassen erkennen, dass im Hinblick auf die DDR eine Farbgebung wahrgenommen wurde, die sowohl in öffentlichen wie in privaten Bereichen erfahrbar war und sich nicht zuletzt an Textilien und damit der Mode erkennen ließ. Zugleich wird damit impliziert, dass das DDR-Modedesign als solches unverkennbar war oder dass es eine Farbgebung gab, die die DDR-Mode von textilen Produkten anderer Länder unterscheidbar machte. Die Hauptthese der Arbeit ist, dass in der ästhetischen Gestaltung der Mode der DDR jegliche Farben zum Einsatz kamen. Gegenstand der Objekt- und Bildanalyse ist demzufolge die Frage nach der konkreten theoretischen und umgesetzten Farbgebung der Mode der DDR. Über verschiedene Beschreibungsverfahren soll untersucht werden, ob es eine spezifische Farbigkeit der DDR gab, welchen gesellschaftlichen Einflüssen sie unterlag oder ob sie und wenn, inwieweit sie von ideologischen Interessen geprägt wurde. Die Schwierigkeit dieser kultursoziologischen Untersuchung liegt darin, dass es zum heutigen Zeitpunkt keine DDR-typische Modeindustrie mehr gibt und darüber hinaus auch darin, dass nur sehr wenige Recherchen zu dieser Fragestellung vorliegen. Da die Mode einen nonverbalen Informationsträger darstellt, sind die primären Datenquellen die konkreten Farb- bzw. Objektbeschreibungen, die als Basis bestimmter Informationen angesehen werden müssen. Ausgangspunkt für meine Recherche ist die Rekonstruktion der Farbgestaltung von Bekleidung unter den Rahmenbedingungen des sozialistischen Wirtschaftssystems der DDR in den 1980er Jahren. Sie lassen sich einerseits durch die zunehmende Demokratisierung der Mode und andererseits durch das Festhalten an kollektiven Ansprüchen seitens der SED-Führung charakterisieren. Die Wirtschaftsweise der ehemals sozialistischen Länder war idealerweise darauf ausgerichtet, die Produktion wirtschaftlicher Güter vom Widerspruch von Kapital und Lohnarbeit zu befreien. Dabei war das Handeln und Planen allzeit im Interesse des Gemeinwohls zu verstehen. Diesem Anspruch nach sollte auch in der DDR ökonomisch effektiver und mit weniger Reibungsverlusten gearbeitet werden. Die Konsumbedürfnisse der Bevölkerung sollten befriedigt und gleichzeitig die sozialen Sicherheiten in den Bereichen Arbeit, Bildung, Gesundheit und Alltagsversorgung garantiert werden. Diese Arbeit zielt nicht auf einen Vergleich zwischen kapitalistisch oder sozialistisch geprägten Kulturen. Die Recherche konzentriert sich vielmehr in den ersten beiden Bereichen auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den wirtschaftlichen Zielsetzungen, Verfahrensweisen und Handelsstrukturen der DDR, innerhalb derer sich die Mode als sozialistische Bekleidungskultur entwickeln sollte. Dabei beginnt die Betrachtung der wirtschaftlichen Gegebenheiten bereits im Jahrzehnt zuvor, um die Lockerungen der 80er Jahre deutlich genauer heraus stellen zu können. Dass Kleidung nonverbal Informationen zur ökonomischen Situation oder Aussagen zu gesellschaftlichen Inhalten vermittelt, sind Aspekte, die die Grundlage für den dritten Bereich meiner Recherchearbeit bilden. Hier wird Bekleidung mit symbolisch besetzten Werten dargestellt. Als Weiteres beschäftigt sich die Untersuchung mit der primären Fragestellung, ob sich diese von vielen Menschen als 'typisch DDR' wahrgenommene Farbgebung objektivieren lässt. Dies erfolgt anhand der visuellen Rekonstruktion der Farben der einzelnen Modelinien der DDR in den 1980er Jahren in Form von Beschreibungen und mit Hilfe von mir hergestellten Farbkarten. Sie geben zum heutigen Zeitpunkt die

4 Möglichkeit des Sichtbarmachens der Farbwerte, da es schwierig ist Kolorierungen ausschließlich im sprachlichen Medium darzustellen. Die methodische Schwierigkeit dieser Zusammenstellung besteht insbesondere in der altersbedingten Veränderung der Farben der Textilien. Da die Textilherstellung der DDR nahezu 20 Jahre zurück liegt, besteht die Möglichkeit, dass die Beschaffenheit der Textilien je nach Lagerung von Farbverlusten betroffen ist. Die Sättigung der Farbtöne ist demzufolge heute nicht mehr ablesbar, und dies kann zu Verfälschungen der visuellen Rekonstruktion führen. Die Farbkarten werden nach Jahrgängen der Trendfarbkarten geordnet. Ergänzt wird diese Zusammenstellung durch eine Sammlung textiler Flächengebilde, die haptisch und visuell verdeutlichen, mit welchen Fasern und welchem Textildesign Bekleidung hergestellt wurde. Als weitere Referenz dient eine kleine Sammlung von originalen Kleidungsstücken aus Privatbesitz, die belegen, was auf der Strasse tatsächlich zu sehen war. Im letzten Abschnitt der Arbeit wird ein kurzer Einblick über Printmedien gegeben, die in der DDR die sozialistische Bekleidungskultur sowohl in farbigen als auch in Schwarz/Weißabbildungen repräsentierten. Hier fungieren Abbildungen aus der Modezeitschrift „Sibylle“ als wichtige Quelle. Mit Hilfe einer fotografischen Gegenüberstellung wird versucht, sowohl die farbliche Trendsetzung durch das Modeinstitut als auch deren farbliche Umsetzung in Mode über die Abbildungen zu vergleichen. Die Recherchearbeit gibt in ihrer Gesamtheit einen Überblick darüber, welche Bedeutung die Farbgestaltung modischer Kleidung in einem sozialistischen System hatte und welche Rolle dabei die vorhandenen wirtschaftlichen Ressourcen spielten. Als Hauptquelle für die Untersuchung dienen Jahrespläne, Richtlinien, Protokolle und Reiseberichte, Tendenzfarbkarten, grafische Entwürfe, textile Mustercoupons, Bilddokumente und Zeitschriften des Modeinstitutes der DDR, welches noch heute seinen Sitz in Berlin hat. Diese Unterlagen weisen auf Grund des damaligen Kontexts sprachliche Besonderheiten auf, die von mir weitestgehend beibehalten wurden. Beispiele hierfür sind politische Begriffe wie 'Volkseigener Betrieb' oder 'Nichtsozialistisches Ausland', produktbezogene Bezeichnungen wie 'Nicki' oder 'Trikotagen' oder Materialbegriffe wie 'Dederon' oder 'Wolpryla'. Andere Quellen waren die Objektsammlung Kleidungsstücke des Deutschen Historischen Museums und die des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen der Modesammlung der Stiftung Stadtmuseum Frau Hoffmann und Frau Remus bedanken, deren Hilfestellung weit über die übliche Betreuung hinaus gingen. Ihnen verdanke ich es, dass alle wichtigen Unterlagen in meine Hände gelangten und in Gesprächen mir die Geschichte der Mode in Farbe erschien. Weiterhin danke ich Frau Bartsch, einer ehemaligen Mitarbeiterin des Modeinstitutes der DDR für hilfreiche Informationen am Telefon, der Textilwerkstatt des Theaters Zwickau, die mir unzählige Stoffmuster aus der DDR-Textilherstellung zu Verfügung stellten, meiner früheren Professorin Frau Großmann-Pally, die als Grafikerin für das Modeinstitut tätig war und mir ihre Sammlung der „Sibylle“ schenkte, meinen Freundinnen und Freunden, die fleißig gelesen und hinterfragt haben und meinem betreuenden Prof. Dr. Michael Fehr, der mir mit Anregungen und Hinweisen zur Seite stand. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, meiner Mutter, die mir aus ihrem Besitz Kleidungsstücke aus den 1980er Jahren schenkte, meinen Tanten, die nach Geweben aus DDR-Produktion suchten, und in tiefer Verbundenheit meinem Vater, der den Abschluss dieser Arbeit leider nicht mehr miterleben konnte.

5 1. Wirtschaftspolitische Situation in der DDR der 1970er und 1980er Jahre

Der noch in den 1970er Jahren vom damaligen Staatssekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, formulierte Grundsatz, dass „die Hauptaufgabe […] in der weiteren Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes und des Wachstums der Arbeitsproduktivität“1 bestehe, führte bereits zum Ende der 1970er Jahre zu unübersehbaren ökonomischen Schwierigkeiten, die darin bestanden, dass die Staatausgaben höher waren, als die Einnahmen. Dennoch, um die Vorzüge des Sozialismus sichtbar zu machen, sollte insbesondere in den sozialen Bereichen, und nicht nur allein im persönlichen Konsum, der Wohlstand wachsen. Eine planmäßige Erhöhung der Einkommen und der damit verbundene Konsumanteil sollten zur proportionalen Steigerung der Produktion führen. Hierdurch sollten der Dienstleistungsbereich, der Bildungsbereich, die Kindergärten und das Gesundheitswesen ausgebaut werden. Waren die späten 1970er Jahre demzufolge von etlichen positiven Veränderungen geprägt, die sich beispielsweise im Wohnungsbereich, in steigenden Einkommensverhältnissen, in Arbeitszeitverkürzungen, Urlaubsverlängerungen und Rentenerhöhungen widerspiegelten, standen diese für den Staat zu Beginn der 1980er Jahre in keinem Verhältnis zu den aufzubringenden Kosten, die für diese Sozialleistungen notwendig waren. Subventionen des Staates für stabile Preise und eine garantierte Versorgung der Grundbedürfnisse in Form von Mieten, Strom- und Wasserpreisen ließen ein Missverhältnis entstehen, welches kaum noch auszugleichen war. Zu dieser innenpolitischen Lage kam die erschwerende Situation, dass Preiserhöhungen für Erdöl und andere Rohstoffe auf dem Weltmarkt stattfanden und die Sowjetunion zusätzlich Eröl- und Erdgaslieferungen reduzierte. Die zunehmende Veralterung der Produktionsanlagen in den jeweiligen Betrieben und Kombinaten wirkte sich ebenso unmittelbar auf die Wirtschaftsproduktion aus. Neben diesen ökonomischen Problemen kam es zunehmend zu Kritik gegenüber dem politischen System seitens vieler Künstler, der Friedensbewegung und anderer Oppositioneller.2 Dieser Stimmungswandel wurde jedoch auf dem X. Parteitag der SED 1981 kaum reflektiert, sondern vielmehr wurde der bisherige Kurs der Einheit der Wirtschafts- und Sozialpolitik, der Friedenspolitik, das Bündnis mit der Sowjetunion und die führende Rolle der SED bestätigt. Es war eine Situation entstanden, die einer schweren Schuldenkrise entsprach. Dennoch wurde aus Befürchtung vor einer unkontrollierbaren Destabilisierung an den unökonomischen Sozialleistungen und den Subventionierungen der Grundbedürfnisse festgehalten. Milliardenkredite aus der Bundesrepublik entschärften für einige Jahre die Situation und führten dazu, dass 1986 der letzte Parteitag in dieser Art ohne wesentliche Vorschläge für einen Kurswechsel stattfinden konnte. Die erwirtschafteten Leistungen blieben bei weitem hinter den zu erwartenden Wachstumsankündigungen des bestehenden Fünfjahrplanes zurück und brachten wirtschaftliche Instabilitäten mit sich, die sich in fehlenden Anlagen oder Materialien, in mangelnder Vorproduktionen knapper Rohstoffe, Produktionsausfällen (die Ursache lag in den veralteten Industrienanlagen) nachlassender Arbeitsdisziplin und sinkenden Exportzahlen äußerten.3

1 Dokumente zur Geschichte der SED, Bd. 3: 1971-1986, Berlin 1986, S. 24. 2 Vgl. Wolle, Stefan, Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989, Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1999, S. 51.

6 1.1 Zentralplanwirtschaft in der DDR

„Die planmäßige, rationelle Gestaltung der Warenzirkulation trägt wesentlich zur Effektivität des sozialistischen Reproduktionsprozesses und zur Erreichung eines hohen volkswirtschaftlichen Wachstumstempos bei.“4 Mit diesem Ansatz wollte die DDR-Führung die wirtschaftliche Situation gestalten und Erfolg versprechend vorantreiben. Die zentrale Planwirtschaft der DDR beruhte im Wesentlichen auf zwei Merkmalen: dem sozialistischen Eigentum an Produktionsmitteln in allen Wirtschaftsbereichen und der zentralen staatlichen Planung durch die führende Partei. Damit wurden Planung, Lenkung und Kontrolle der Produktion, der Verteilung und der Verwendung der Güter durch ein zentrales Organ übernommen. Jegliche Befugnisse lagen nicht bei den einzelnen Unternehmen, sondern befanden sich bei den jeweiligen Ministerien und deren untergeordneten Fachministerien, die der SED unterstellt waren. Die Wirtschaftsführung hatte zur Entlastung der zentralen Planung die Betriebe und Kombinate in zwei Gruppen eingeteilt. Diese Zuordnung erfolgte insbesondere nach der gesamtwirtschaftlichen und der regionalen Bedeutung zur Erfüllung der Staatspläne. Die erste Gruppe bestand aus jenen Einrichtungen, die von großer Wichtigkeit bei der Erreichung der Hauptziele der Wirtschaftspläne waren, zum Beispiel die Steigerung des Exports und des Absatzes auf dem Binnenmarkt. Alle Betriebe und Kombinate dieser Gruppe, deren Absatzgebiet sowohl innerhalb der DDR als auch den Auslandsmarkt umfasste, unterstanden direkt den Industrie- und Fachministerien in Berlin. Sie umfassten hauptsächlich Betriebe, die hohe Staatseinnahmen zu erwirtschaften versprachen, zum Beispiel aus dem Bergbau, dem Schwermaschinenbau, der Elektrotechnik und der Chemie. Zur zweiten Gruppe gehörten die bezirks- und örtlich geleiteten Industriebetriebe, welche in der gleichen Region ihren Sitz hatten. Dazu zählten unter anderem die Leichtindustrie und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Wohnungsbau und das Dienstleistungsgewerbe. Diese Einrichtungen wurden über die bestehenden Bezirke und die Stadt- und Landkreise durch die zuständigen Ministerien angeleitet.5 Über den Ministerrat der DDR und den Generalsekretär der SED wurden die zentralen Beschlüsse und Maßnahmen zur Innen- und Außenpolitik getroffen und bildeten verbindliche Handlungsanweisungen für alle Staatsorgane, Volkseigenen Betriebe, Kombinate und Produktionsgenossenschaften. Volkseigene Betriebe und Kombinate waren die wichtigsten Warenproduzenten der sozialistischen Wirtschaft. Sie verfolgten das Ziel, weltmarktfähige Erzeugnisse mit hohem Gebrauchswert und hoher Rentabilität für die eigene Wirtschaft als auch für den Export zu erzeugen. Alle volkseigenen Betriebe hatten die Aufgabe, eigenverantwortlich Perspektivpläne bzw. Jahrespläne über einen zeitlichen Rahmen von fünf Jahren zu erstellen. Darin enthalten waren sowohl eine Bestandsaufnahme und eine Prognose für die zukünftige Entwicklung des Betriebes im Kontext der regionalen als auch der internationalen wirtschaftlichen Situation.

3 Eberhard Kuhrt in Verbindung mit Hansjörg F. Buck und Gunter Holzweißig, Die wirtschaftliche und ökologische Situation der DDR in den 1980er Jahren, Opladen 1996. 4 Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin 1969, S. 446. 5 Vgl. Kuhrt, Opladen 1996, S. 24. 7 1.2 Ideologie und ökonomische Zwänge

Die Entspannungspolitik der 1970er Jahre und die damit verbundene de facto Anerkennung der DDR seitens der BRD machte den Aufbau finanzieller Beziehungen möglich. Durch kreditfinanzierte Westimporte beispielsweise von Industrieanlagen sollten die binnenwirtschaftliche Produktion gesteigert und sie in den folgenden Jahren zurückgezahlt werden. Die Strategie der 1970er Jahre führte zeitweilig zu einer gewissen Öffnung und Erleichterung insbesondere für junge Menschen. Weltoffenheit, gesellschaftlicher Fortschritt und Toleranz wurden verbreitet. Erich Honecker betonte „dass die jungen Menschen nicht so sehr nach Äußerlichkeiten, sondern in erster Linie nach ihrer politischen Grundhaltung und ihren Leistungen für den gesellschaftlichen Fortschritt, nach ihrem Charakter und ihrem Verhalten, also nach ihren inneren Werten beurteilt werden sollen“.6 1971 wurden beispielsweise erstmalig eine begrenzte Stückzahl „Blue Jeans“ der Firma Levis, die bisher als westliches, dekadentes Symbol bekannt waren, in den CENTRUM - Warenhäusern zu bezahlbaren Preisen angeboten. In einem Bericht des damals zuständigen Politbüromitgliedes Werner Jarowinsky hieß es: „In den ersten vier Verkaufstagen (bis einschließlich 30.11.1971) wurden in der Hauptstadt 120.000 Stück verkauft und in 18 Objekten des Bezirkes Potsdam in 50 Verkaufseinrichtungen 22.000 Stück und in 18 Objekten des Bezirkes Frankfurt (Verkaufsbeginn 14.00Uhr) 4.600 Stück, insgesamt also fast 150.000 Stück.“7 Die später in den Handel kommenden ersten Jeans der volkseigenen Produktion (Marke:„Wisent“ und „Boxer“) und zusätzliche Hosen aus anderen sozialistischen Ländern, sollten jedoch den besonderen Status des amerikanischen Originals nie erreichen. Dennoch erzielten sie auf der ideologischen Ebene eine weit reichende Veränderung, die für viele junge Menschen weniger Diskriminierung bedeutete. Bisher waren diese blauen Arbeitshosen nach staatlicher Bewertung ein zu beseitigendes Objekt und Symbol einer aufsässigen Jugend. Nun kleideten sich ebenfalls FDJ-Funktionäre mit diesem Kleidungsstück. Die im Jahr 1977 bereits bestehende wirtschaftliche Krisensituation sollte unter anderem durch eine Erhöhung der Preise entschärft werden. Mit den erhofften Mehreinnahmen wollte die Staatsführung entstandene Differenzen ausgleichen. Der Versuch, Preissteigerungen im textilen Bereich einzuführen, brachte Unruhe und löste bei der Bevölkerung Unsicherheiten aus, die sich darin äußerten, dass so genannte Hamstereinkäufe stattfanden. Ausgewählte Artikel waren ausverkauft. Beispielsweise in Dresden: „Im Angebot befindet sich gegenwärtig noch ein Design Bettwäsche. Bettwäsche weiß ist ausverkauft. Bettlaken werden täglich durchschnittlich 400 Stück verkauft, bei einer geplanten Halbjahresmenge von 9.000 Stück. Spitzenforderungen von einzelnen Kunden liegen bei 8 Bettwäschegarnituren und 30 Bettlaken.“8 Steigende Weltmarktpreise für Rohstoffe, Warenmangel innerhalb des Binnenmarktes und deutliche Unzufriedenheiten der Bevölkerung bestimmten die damalige Wirtschaftssituation.

6 Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989, Osnabrück 2008. 7 SAPMO-BArch, ZPA, DY 30/31970/1, Büro Jarowinsky, Information Werner Jarowinsky an Erich Honecker über den Verkauf von Jeanshosen, o.D. Bl. 2. 8 SAPMO-BArch, ZPA, DY 31870/2, Büro Jarowinsky, Information zu ausgewählten Preisproblemen und Abkauftendenzen, 22.9.1977, Bl. 1. 8 Um massenhaften Einkäufen einerseits entgegenzuwirken und andererseits die Erhöhung der Preise erfolgreich durchzusetzen, folgte 1978 der Beschluss zur Versorgung der Bevölkerung mit Exquisit- und Delikaterzeugnissen. Das Sortiment dieser Läden bestand aus importierten Waren des Nichtsozialistischen Auslands und besonderen einheimischen Produkten zu stark erhöhten Preisen im Vergleich zum üblichen DDR- Warenangebot. Der Exquisit(laden) war den modischen Artikeln der Kleidungs-, Schmuck- und Schuhindustrie vorbehalten und die Delikatläden ausschließlich für die Lebensmittelversorgung. Trotz Mangel an modischen Artikeln, gestiegener Reklamationen wegen Qualitätsmängeln und enormen Preissteigerungen sollte die Bevölkerung zum Kauf animiert werden. Die in den 1980er Jahren gesunkenen Erträge und Gebrauchswerte im Bereich der Textilien sollten durch umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen, durch innere wirtschaftsorganisatorische Prozesse, durch Forschung und den Einsatz neuer Technologien wieder gesteigert werden. Letztendlich war die Idee der Staatsführung, mit Krediten moderne Technologien zu importieren, um mit deren Hilfe Produkte für den Weltmarkt herstellen und dann die Schulden begleichen zu können, nicht aufgegangen. Die Schuldenlast bewegte sich 1980 auf einem Niveau von 28 Milliarden Valutamark.9 Bereits 1982 mussten neue Kredite aufgenommen werden, um die Zinsen zu begleichen. In den 1980er Jahren war die wirtschaftliche Situation nicht nur im textilen Bereich durch veraltete Technologien und die damit verbundenen hohen Produktionskosten sowie durch eine uneffektive Nutzung von Ressourcen und Arbeitskraft gekennzeichnet. Der enorme bürokratische Aufwand und die damit verbundene Langwierigkeit von Entscheidungsprozessen erschwerten notwendige Anpassungen an modische Neuheiten und neu entstandene wirtschaftliche Situationen. Dies führte zu Wachstumseinbrüchen und Mangelerscheinungen im Warenangebot und der Unmöglichkeit der Bedarfssituation der Bevölkerung gerecht werden. Der Konsum und Verbrauch der DDR-Bevölkerung waren schneller als die erwirtschafteten Leistungen gestiegen. Die Einkommensentwicklung konnte dem Angebot im Handel nicht folgen. Die Ost-Mark verlor somit ihren finanziellen Anreiz, da es wenige Möglichkeiten gab diese zu verwerten bzw. für Waren auszugeben.10 „Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung haben so hohe Einkommen und Spareinlagen, dass sie sich praktisch alles leisten können, das heißt bis zur Zweit– und Drittausstattung mit technischen Konsumgütern, PKW, Pelzen, Schmuck usw. Etwa 50 Prozent sind so situiert, dass sie auch im Delikat und Exquisit kaufen können und ihre Ansprüche im Wesentlichen befriedigt werden, wenngleich die gewünschte Bedarfsdeckung wegen Mangels an Gütern und Diensten nicht vorhanden ist.“11

2. Strukturen der staatlichen Textil- und Modeindustrie

Zu Beginn der 1980er Jahre sollte eine neue tief greifende Umstellung in Bezug zur Antizipation von Mode stattfinden. Die Zeit der strengen Kleidervorschriften sollte beendet sein und neue Freiheiten zur Selbstdarstellung und Individualität Raum bekommen.

9 Kuhrt, Opladen 1996, S. 57. 10 Ebenda, S. 115. 11 Ebenda, S. 115. 9 Dieser neuen Idee war eine Zeit vorausgegangen, deren oberstes Ziel es war, mit Hilfe der Bekleidungskultur zur Entwicklung einer sozialistischen Persönlichkeit beizutragen. Mode war in den ersten Jahren nach der DDR- Gründung eine rein kapitalistische Erscheinung, von der sich abgegrenzt werden sollte. Wie oben skizziert, wurde auch die Modeindustrie mit der Zielsetzung zentral gesteuert, eine funktionale, praktische und dauerhafte Mode zu gestalten. Dies galt ebenso für die Textilindustrie. Die wirtschaftliche Situation der Textilindustrie zu dieser Zeit war durch gravierende Ungleichheiten zwischen der Warenproduktion und der abgesetzten Ware gekennzeichnet. Dies traf insbesondere für die Betriebe zu, die Trikotagen, technische Textilien und Dekorationsstoffe produzierten. Unzureichende Materialqualitäten und ein ungenügendes Tempo innerhalb der Erzeugnisentwicklung waren Probleme, die wirtschaftsorganisatorische Maßnahmen nach sich zogen.12 Im Jahre 1982 wurden folgende Ziele auf einer Ausstellung für materialökonomische Maßnahmen in der Leichtindustrie formuliert:13

- Senkung des Importaufwandes von Rohstoffen und Material - Verbesserung der Materialökonomie - Erhaltung bzw. Steigerung des Gebrauchswertes und der modischen Attraktivität - Erfüllung und Übererfüllung der Exportziele durch Rentabilität und Steigerung des Exportvolumens - Gewährleistung der stabilen Versorgung der Bevölkerung.

Zur Erfüllung dieser Eckpunkte war es notwendig, dass die Textilindustrie eng mit dem Modeinstitut der DDR zusammen arbeitete, dessen Analysen und Forschungsergebnisse wichtige Grundlagen für die zukünftige Bedarfssituation darstellten. Die Bedeutung dieses Institutes lag vor allen Dingen darin, dass von hier aus die Modeentwicklung zentral gesteuert werden sollte - es handelte sich um das „Modezentrum“ der DDR. Im ersten Halbjahr des Jahres 1982 waren die Wareneinnahmen nur langsam gestiegen, der gesamte Bereich der Textilbekleidung hatte ein Minus von 3% (ca. 186 Mio. Mark14) im Verhältnis zum Vorjahr zu verzeichnen. Bei der Damen- und Herrenoberbekleidung (DOB und HOB) wurden wesentliche Strukturprobleme registriert, die sich auf Material und Gestaltung bezogen und zu rückläufigen Verkaufszahlen führten. Insgesamt war zu beobachten, dass die Käufer und Käuferinnen kritischer in ihrem Einkaufsverhalten geworden waren. Somit war zukünftig damit zu rechnen, dass die Farbe und modische Aktualität entscheidende Faktoren waren, die die Verbraucherwünsche noch stärker beeinflussten.

2.1 Das Deutsche Modeinstitut

1952 wurde das Institut für Bekleidungskultur gegründet, welches dem Ministerium für Leichtindustrie unterstand. 1972 wurde es zum Modeinstitut der Deutschen Demokratischen Republik umbenannt. Es hatte neben der ästhetischen Aufgabenstellung den gesellschaftspolitischen Auftrag, eine Mode für die sozialistische Gesellschaft bzw. für die sozialistische Persönlichkeit zu entwickeln, deren Vielfalt und Umfang der ökonomischen Situation und den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst sein sollte. Bekleidung wurde als

12 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 13 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-23 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 14 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5 1982, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 10 ein Mittel zur Befriedigung materieller und kultureller Bedürfnisse angesehen, was bedeutete, dass nicht die Modebranche die Nachfrage vorantrieb, sondern dass die Entwicklung der Bekleidung durch die Lebenssituationen und Bedürfnisbefriedigungen in der DDR bestimmt wurden. In den 1980er Jahren folgte das Modeinstitut folgenden zentralen Aufgaben:15

- Erarbeitung der Hauptlinien der Mode- und Erzeugnisentwicklung auf Grundlage internationaler und nationaler Analysen sowie gesellschaftlicher Zusammenhänge, - Musterung von Garnen und Zwirnen, Geweben, Konfektionen, Ober -und Untertrikotagen, Schuhen, Lederwaren, Handschuhen und modischem Zubehör, - Erarbeitung komplexer Orientierungen für Mode- und Gestaltungskonzeptionen unter Beachtung der volkswirtschaftlichen Bedingungen und Erfordernisse als Ideenvorlauf, - Durchführung von Entwicklungsexperimenten und Erarbeitung von komplexen Trendkollektionen mit einer hohen Umsetzbarkeit, - Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen und einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit, - Vertretung der DDR durch Spezialistengruppen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) sowie Informations- und Dokumentationsarbeit auf dem Gebiet der Bekleidung international und national.16

Im Rahmen dieser Vorgaben erstellte das Modeinstitut Modeanleitungen inklusive Schnittunterlagen für die Industrie und den Handel, die ein Zusammenwirken von Ökonomie und Kultur in der Konfektion verdeutlichte. Mit Berücksichtigung der internationalen Modeentwicklung wurden in einem zeitlichen Vorlauf von zwei Jahren Impulse für die saisonale Farbgestaltung der Frühjahr/Sommer- und der Herbst/Winterkollektionen für Damen-, Herren-, Jugend- und Kindermode konzipiert. Die erarbeiteten Entwürfe und Gestaltungskonzeptionen der empfohlenen Trends wurden mit einem einjährigen Vorlauf in der hauseigenen Werkstatt umgesetzt und auf Modenschauen oder Messen präsentiert. Einige Wochen später fanden die Zusammentreffen zwischen Handel und Modeinstitut statt, wo die Entwurfsvorlagen mit der Industrie besprochen wurden. Zu diesem Termin fuhren die Gestalterinnen und Gestalter nach Berlin und präsentierten die Stoffe, aus denen die neuen Kollektionen erstellt werden sollten. Bereits hier ergaben sich erste Konfliktsituationen, da die textile Flächenware und die daraus zu produzierende Produktmenge vorgeschrieben wurden. Die Industrie stand unter einem enormen Kostendruck, so dass in der Regel die Entwürfe selten 1:1 übernommen werden konnten. Anschließend erfolgte die Hauptarbeit des Modeinstitutes im Handel, wo Modeberatungen für Werbefachleute stattfanden und die Herausgabe der Informationsbroschüre „die mode“ organisiert wurde. Die gesamte Konzeption bewegte sich in einem Spannungsverhältnis zwischen den Kundenwünschen, den zentralen Planungsvorgaben, den unzureichenden materiellen und technischen Ressourcen der Industrie und den anspruchsvollen Trendtendenzen der Modedesignerinnen und Modedesigner des Modeinstitutes.

15 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 27-27 1981, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 16 Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 11

Abb. 1: Informationsbroschüre des Modeinstitutes der DDR „Die Mode“ 1983/1984

2.2 Das Amt für Industrielle Formgestaltung (AIF)

1972 wurde das Amt für Industrielle Formgestaltung gegründet. Es war bis 1990 eine Einrichtung für die Planung, Leitung und Überwachung der industriellen Formgestaltung in der DDR und stellte ein Organ des Ministerrates dar. Es hatte 1989 ca. 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und zählte zu den weltweit größten öffentlichen Designinstitutionen. Dabei war die Fachabteilung „Bekleidung“ unter anderem für die textilen Flächen und die Konfektion zuständig. Hier wurde im Gegensatz zum Modeinstitut der DDR projektbezogen und konzeptionell gearbeitet. Es wurden Stoffe entwickelt, Kollektionen für Damen und Herren erstellt oder Designaufgaben im Bereich der Lederwaren umgesetzt. Von hier aus wurde zum Beispiel 1988 im Rahmen der Jugendmode ein Jeansprogramm entwickelt. Dazu wurden Entwürfe kreiert, die mitunter als direkte Konkurrenz zu denen des Modeinstitutes standen. Vordergründig ging es jedoch um die Verbesserung der Jeansqualitäten, die bis zu dem Zeitpunkt noch mit 20% synthetischen Anteilen versetzt wurden.

2.3 Die Handelsorganisation und die Konfektion

Im Oktober 1948 wurde die Deutsche Handelsorganisation (HO) gegründet. Hier gab es in den Anfangsjahren der DDR rationierte besondere Waren ohne die Abgabe von Lebensmittel- bzw. Textilmarken. Die Preispolitik war frei gestaltet, orientierte sich an den Preisen des Schwarzmarktes, war jedoch nicht frei verhandelbar. Mit der Errichtung der HO sollte die überschüssige Kaufkraft abgeschöpft und die zusätzlich gewonnen Einnahmen für Investitionen in der Industrie oder für Subventionen des Grundbedarfs verwendet werden. Dieses Verfahren war in sich widersprüchlich, da es nur wenige Menschen bzw. Berufgruppen gab, die zu dieser Zeit über die nötigen finanziellen Mittel verfügten. 1958 wurde die Rationierung aufgehoben und die HO bekam einen neuen Charakter, der einem staatlichen Einzelhandelssektor entsprach. Die HO wurde somit zu einer Konkurrenz für den privaten Einzelhandel und der Konsumgenossenschaft. In den 1980er Jahren waren längst die Kollektionen mit besonderen Details in kleinen Stückzahlen verschwunden, da die Textilindustrie das Ziel verfolgte, auf rationelle Art und Weise massenhaft Bekleidung zu

12 produzieren, die die Werte des Sozialismus präsentieren sollten. Großserien und Standards führten zu Einschränkungen der Variantenvielfalt und hinterließen ein vordergründig einheitliches Bild. Da sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzte, dass die Jugend eine wichtige Verbrauchergruppe darstellte, die entsprechend erzieherisch beeinflusst werden sollte, wurden ab 1968 die ersten Jugendmodezentren eingerichtet, die unter dem Label „Sonnidee“ vertrieben wurde.17 Die Arbeit des Modeinstitutes wurde anhand der vorhandenen Produkte im Handel gemessen und geriet auf Grund des nicht bedarfsgerechten Warenangebotes, auch bei den Jugendlichen stets in Misskredit. Die verkrustete Strukturen in der Textilindustrie und die mehr als zehn Entscheidungsebenen, die eine Kollektion zu durchlaufen hatte, führten dazu, dass die ursprüngliche Designideen auf der Strasse nicht wieder zu erkennen waren und in der Regel nichts mehr mit den Bedürfnissen der Käufer und Käuferinnen zu tun hatten. Im staatlichen Handel fanden die Kunden und Kundinnen lediglich Kollektionen, an denen jegliche aufwendige Details und teilweise auch deren Farbempfehlungen wegrationalisiert worden waren.

2.4 Der Exquisit

1970 wurde das volkseigene Produktions- und Handelsunternehmen "Exquisit" gegründet, welches formal der HO unterstellt blieb und die Bevölkerung mit Bekleidungserzeugnissen mit hohem Gebrauchswert und moderner Gestaltung im oberen Preissegment versorgen sollte. Es sollte ein Gegenmodell zum Intershop darstellen und wurde dazu mit Sonderkonditionen ausgestattet. Es wurden Devisen bereitgestellt für Importe von Stoffen aus nichtsozialistischen Ländern sowie Maschinen und sogar Ladeneinrichtungen. Mit den Exquisitläden, die keinerlei Konkurrenz hatten, sollte der kulturelle Anschluss an das Weltniveau verdeutlicht werden. Parallel zu dieser qualitativen Entwicklung wurde diskutiert, inwieweit modische Erzeugnisse im Sozialismus und die damit verbundene Preispolitik zueinander stehen. Denn die neuen Entwicklungen hochmodischer Waren und die damit verbundenen Preise widersprachen dem generellen Ziel der sozialistischen Konsumpolitik, die gesamte Bevölkerung gleichmäßig zum Wohlstand zu führen. 1988 gab es insgesamt 300 Exquisitläden, die 25% des gesamten Bekleidungsumsatzes des DDR-Binnenhandels erwirtschafteten.18 Auf Grund der hohen Umsätze hatte der Exquisithandel einerseits eine Sonderstellung und konnte etliche Modegestalter der Industrie abwerben, andererseits wurde insbesondere die Orientierung an westlichen Trends wiederholt kritisiert. Die „Exquisit“-Kollektionen entstanden im Team von Mode -und Textilgestaltern unter der Führung von Artur Winter. Sie waren variantenreich und durch klassische Modeideen gekennzeichnet.19 Anfänglich gab es von einem Entwurf nicht mehr als 30 bis 50 hochwertige, teure Modelle im Exquisit. Bereits in den 1980er Jahren wurden jedoch häufig ca. 500 bis 1000 Modelle von einem Entwurf produziert. Zusätzlich wurden die „Exquisit“-Kollektionen mit importierten Ensembles aus Italien, Österreich oder der BRD ergänzt. 20 Die überdurchschnittlich teuren Bekleidungsartikel (eine Hose kostete zum Beispiel zwischen 170 und 200 Ost- Mark) konnten sich meist nur Personen der oberen Einkommensklassen oder Schwarzmarkthändler leisten. Das

17 Vgl. Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989, Osnabrück 2008, S. 59-60. 18 Merkel, Ina, Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR, Alltag und Kultur, Bd. 6, Köln, Weimar, Wien 1999, S. 263. 19 Melis, Berlin 1998, S. 60. 20 Ebenda, S. 60. 13 verdeutlicht, dass sich entgegen der ursprünglichen Idee eine Ausdifferenzierung der Lebensqualität einzelner Bevölkerungsschichten nach dem jeweiligen Einkommen entwickelt hatte. Trotz der hohen Preise erfreuten sich die Exquisitläden größter Beliebtheit bei der Bevölkerung der DDR. Vermutlich lag dies daran, dass die gehobene Qualität und die bürgerliche Verkaufskultur in den Einrichtungen den Menschen das Gefühl des Besonderen gab.21 Um Exportaufträge zu bekommen, wurden auf der Leipziger Messe die jeweiligen Trendkollektionen von „Exquisit“ einem internationalen Fachpublikum präsentiert und standen den internationalen Maßstäben in nichts nach. Dennoch waren diese außergewöhnlichen Kollektionen nicht für das Angebot der HO vorgesehen, da die Konfektionierung der Modelle zu aufwendig und zu teuer war. „Exquisit“ erwirtschaftete durch den Absatz seiner Waren Mitte der 1980er Jahre einen Jahresumsatz von ca. 3 Milliarden Ost-Mark- das entsprach 30% des gesamten Bekleidungsangebotes der DDR.22

3. Individuelle Strategien

Ab den 1980er Jahren wurde der geringe Anteil an privater Wirtschaft neben den staatlichen Einrichtungen weitestgehend geduldet, was ein Beispiel für die Lockerung in den wirtschaftlichen Strukturierungen darstellte. Die Jahrzehnte davor waren noch davon geprägt, dass jegliche Privatunternehmen in die staatliche Volkswirtschaft integriert wurden und damit nicht nur der staatlichen Kontrolle unterlagen, sondern sich auch dem Rhythmus des Fünfjahrplanes anpassen mussten. Der Einzelhandel bot die Möglichkeit innerhalb des privaten Sektors Kleidung zum Verkauf anzubieten, die von Einzelpersonen entworfen und produziert wurden. In der Regel hoben sie sich durch besondere Materialien und in der Gestaltung von den standardisierten Kollektionen ab. Zu ihnen gehörten die privaten Boutiquen und junge Kreative die eine Alternative darstellten.23

3.1 Boutiquen

Neben den staatlichen Einrichtungen, die die Bevölkerung mit standardisierter Konfektionsware versorgte, entstanden in den frühen Jahren der DDR ab 1958 in einigen Großstädten (zum Beispiel Berlin und Leipzig) erste staatlich eingerichtete Modeboutiquen, in denen unter anderem selbst geschneiderte Modelle in vielfältigen Farben und feinster Schnittgestaltung hohen Absatz fanden. Die Läden führten Mode in ausgewählten Materialien und guter Qualität. Modellkleider und Unikate bestimmten das besondere Sortiment, welches mit hohen Preisen versehen war. „…das reinseidene Nachmittagskleid aus Polen neben dem seegrünen Leinenkleid vom VEB Kunst und Mode. In den Vitrinen hing der holländische Mohairmantel neben dem geradezu mondänen Nachmittagsmantel mit großem Pelzbesatz vom VEB Elegant Berlin … Lederne Westen und kirschrote Wäsche, goldene Abendpantoffeln und Petticoats aus Batist und Perlon…“24

21 Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999,S. 263. 22 Melis, Berlin, 1998, S. 60. 23 Vgl. Pelka, Osnabrück, 2008. S. 275 ff. 24 Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999. 14 1980 wurde in Berlin die erste private Modeboutique eröffnet, die auf eigener Entwurfsarbeit und der eigenen Herstellung basierte. Hier entstanden moderne und raffinierte Modelle aus Materialien, die direkt bei den Textilherstellern bestellt wurden und nie im Handel zu finden waren. Sie wurden „gefärbt, gepresst, gequetscht, und es entstanden Kollektionen, die nirgendwo in der Republik zu kaufen waren.“25 Kulturell betrachtet, wurden das gesonderte Angebot und die Accessoires als enorme Bereicherung der Bekleidungspalette angenommen. Allerdings konnten auch hier nur Personen einkaufen, die ein hohes Einkommen hatten; oder zu einem späteren Zeitpunkt, als sich die wirtschaftliche Situation sich derartig entwickelt hatte, dass die Bevölkerung gern ihr erspartes Geld zur Bedürfnisbefriedigung ausgab.

3.2 Der Schwarzmarkt

Da zwischen dem Angebot an modischer Kleidung und der Nachfrage eine deutliche Lücke klaffte, entwickelte sich als Alternative zu den bisher erwähnten Einrichtungen zunehmend das selbständige Produzieren von Kleidungsstücken. Wer nicht Anstehen oder einfach anders aussehen wollte, begann sich seine Bekleidung selbst herzustellen. In der Regel hatten viele Frauen umfangreiche nähtechnische Erfahrungen, die hier genutzt wurden. In dieser Situation wurde in kleinen Schneidereien Gekauftes umgearbeitet, aus gesammelten Kleidungsstücken Neues kreiert oder vom Entwurf über einen Schnitt bis hin zur Fertigung alles selbst durchgeführt. Insbesondere für junge kreative Menschen in den Großstädten bedeutete dies eine Möglichkeit, auf ihre Art und Weise gegen die Planwirtschaft mit ihren Vorschriften und dem wenig bedarfsgerechten Angebot vorzugehen. Die Jugendlichen strebten danach, sich ihre Zugehörigkeiten und Identitäten selbst zu kreieren, egal ob künstlerische Boheme, Hip Hopper oder Punk. Diese Entwicklung auf der Straße setzte die Modeindustrie in den 1980er Jahren stark unter Druck. Für Andere stellte diese Möglichkeit eine Grundlage für eine alternative Existenz dar. Mit individuellem Gestaltungswillen erstellten DDR-Bürgerinnen und Bürger in der Freizeit zu Hause in ihren Produktionsstätten, die oftmals nur aus Küche oder Zimmer bestanden, komplette Kollektionen. Meterweise wurden Baumwollstoffe, Bettlaken, Unterwäsche, Berufsbekleidung (zum Beispiel: OP-Kleidung, Kochkleidung, Fleischerhemden) in den damaligen DDR-Trendfarben Rosa, Lila, Flieder oder Schwarz eingefärbt und anschließend in hohen Stückzahlen be- oder verarbeitet. Nickis (T-Shirts), Kleider und Jacken aus mehreren Lagen Windelstoff wurden massenhaft genäht, um der hohen Nachfrage nachkommen zu können. Die Ware wurde auf Wochenmärkten oder Schwarzmärkten am Strand (zum Beispiel in Warnemünde) für hohe Preise vielfach verkauft und war sehr begehrt. Diese schöpferische Entfaltung hatte einen ganz besonderen kulturellen Wert, da sie einerseits als Ausgleich zum Arbeitsleben diente und andererseits die Warenvielfalt im Land mit gestaltete. Die Produktion außerhalb der regulären Textilindustrie hatte an wirtschaftlicher Bedeutung zugenommen. „Fast 50% der Obertrikotagen von Mädchen und Jungen und ca. 30% der Damenoberbekleidung (Kleider, Röcke und Kostüme sogar 40%) wurden auf diese Weise produziert.“26

25 Pelka, Osnabrück, 2008, S. 278. 26 Vgl. Merkel, Köln Weimar, Wien, 1999. 15 Auf diese Art und Weise verdienten sich die Hobbyschneiderinnen an einem Wochenende den monatlichen Lohn eines Universitätsdozenten.27 Besonders in Berlin etablierten sich in den 1980er Jahren nonkonforme Künstler- und Künstlerinnengruppen mit eigenen modischen Umsetzungen, die auf Modenschauen und Fotoinszenierungen präsentiert wurden. Für diesen Zweck wurden unter anderem aufwendige, bunte und unifarbene Kostüme genäht, die zu einem späteren Zeitpunkt auf der Bühne mit ironischen Anspielungen auf die DDR-Modeproduktion vorgestellt wurden. Eine der ersten freien Künstlergruppen war „Chick, Charmant und Dauerhaft“, die erstmalig 1983 ihre Kreationen in einer öffentlichen Einrichtung vorstellte. Aus dieser Gruppe entwickelte sich 1986 das Modetheater „Allerleihrauh“, welches bevorzugt Seide, Pelze, Federn, Schrauben, Nieten und schwarzes bzw. dunkles Leder für ihre Kunstwerke verarbeitete. Letzteres wurde zum Markenzeichen der ersten Produktionen, deren Kleider zu Unikaten besonderer Art wurden.

Abb. 2: Modenschaumodelle des Modetheaters „Allerleihrauh“

„Vier Wochen, bis zahllose verschiedenfarbige Lederrechtecke zu einem Schuppenmantel zusammengenäht sind, bis eine Schnallenjacke richtig verschnürt ist. Ebenso lange dauert es, bis das Material für entsprechende Accessoires beisammen ist: Gürtelschlösser, Federbesatz, Stahlarmierungen – wenn es mal kein Stahlband gibt, kaufen sie Maßbänder und schleifen sie so lange, bis kein Zentimeter mehr zu erkennen ist.“28 Finanziert wurden die kostenintensiven Produkte durch aufwendige Lohnarbeiten, indem man etwa für Rockmusiker die Bühnenbekleidung herstellte.29 Anhand dieser Darstellung wird deutlich wie komplex das Vertriebssystem von modischen Artikeln in der DDR war und welche Kreativität der Mangel an moderner Kleidung hervorbrachte.30

27 Vgl. Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999. 28 Pelka, Osnabrück, 2008, S. 277. 29 Vgl. Fernsehdokumentation bei Phönix von Holly Tischmann und Sabine Michel, 2008. 30 Vgl. Paul Kaiser, Claudia Petzold, Boheme und Diktatur in der DDR, Gruppen Konflikte Quartiere 1970-1989, Berlin, 1997, S.62/63, S. 370 ff. 16 4. Mode im Kontext des sozialistischen Systems

In allen Kulturkreisen spielte die Bekleidung seit je her eine besondere Rolle. Nicht nur kulturelle Zugehörigkeit und ökonomische Position werden über die Kleidung ablesbar, sondern im Sozialismus sollte sie zusätzlich auch Werte der Gesellschaft transportieren: „Die Mode hat eine große politische, ökonomische und kulturelle Bedeutung. Es ist unsere Aufgabe, unsere Mode so zu gestalten und ihr einen solchen Inhalt zu geben, dass sie mithilft, das Grundgesetz des Sozialismus zu verwirklichen.“31 Unter Berücksichtigung dieser Aspekte hatten die Modeschaffenden des Modeinstitutes der DDR den inhaltlichen Auftrag, die Verbraucherwünsche in eine Richtung zu lenken, die sich auf realisierbare Umsetzungen konzentrieren sollten. Andererseits sollte Mode als ein Beweis der Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaft dienen, und man sah in der Forderung nach zweckmäßiger und schöner Kleidung in höchster Qualität und hoher Anzahl das erstrebenswerte Lebensniveau der werktätigen Bevölkerung. Die Mode sollte den Menschen in den Mittelpunkt stellen, der neuen Stellung der Werktätigen entsprechen und seine ästhetische und weltanschauliche Auffassung widerspiegeln und fördern. Auf dieser Grundlage von Ansprüchen an die Bekleidung entstanden die Grundkonzeptionen und die künstlerische Gestaltung der Modelinien der DDR, dessen modisches Niveau so angehoben werden sollte, dass internationale Anerkennung und Exportmöglichkeiten gegeben waren. Dabei waren Spezialisierung, Standardisierung und Kooperation die Voraussetzung für einen rationellen Materialverbrauch und Produktionsprozess. In der DDR standen sich dabei zwei wesentliche Aspekte widersprüchlich gegenüber: Einerseits das Bedürfnis nach Mode, welches befriedigt werden sollte, und andererseits die Idee, dass langlebige Kleidung das Kaufverhalten so beeinflussen kann, dass die Werktätigen erst wieder neue Ware kaufen, wenn das Kleidungsstück unbrauchbar geworden war. Schnelle und häufige modische Wechsel waren in der Planung der Textilindustrie nicht vorgesehen und hatten den Ruf reiner Verschwendung oder eines überflüssigen Verbrauchs von Ressourcen, die bekanntlich knapp waren. Erschwerend wirkte sich die Situation aus, dass die Textilmaschinen nicht dem neusten technischen Stand entsprachen. Dennoch sollte die Kleidung sowohl ästhetischen wie symbolischen Wert ausdrücken, da sich die DDR-Mode anders als die des westlichen Gesellschaftsmodells präsentieren sollte. In diesen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wurde versucht, einen spezifischen sozialistischen Ausdruck in die Kleidung der DDR zu integrieren. Mode sollte nicht nur durch schnelle Wechsel charakterisiert werden, sondern eine Art geschmackvolle Bekleidungskultur bestätigen, in der Kleidung nicht nur modisch, sondern zeitgemäß war. Es würde nicht nur die gesellschaftliche Situation Auswirkungen auf die Mode haben, sondern ebenso einen rückwirkenden Einfluss auf die innere Haltung der Menschen nehmen. Was bedeutete, dass die Menschen mehr Augenmerk auf die inneren Werte eines Menschen legen sollten. Für die Menschen sollte weniger entscheidend sein, wie sie aussahen, sondern was sie konnten und leisteten.32 Der zeitgemäßen Kleidung wurden dafür eine unterstützende Rolle zugeteilt. Sie sollte die Menschen zu weniger Konsumverhalten anregen. Es ging um den Versuch Mode und sozialistische Ideale miteinander zu verbinden.

31 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 32 Vgl. Melis, Berlin, 1998, S. 51. 17 Die Mode sollte dabei nicht nur als äußere Hülle dienen, sondern sie hatte eine gesellschaftliche Funktion im Sinne der Partei zu erfüllen. „Eine neue Form der Selbstdarstellung neuer Menschen sollte anbrechen.“33 1963 hieß es dazu in einer Studie des Institutes für Markforschung: „Die politische Bedeutung des Modeschaffens liegt in der Aufgabe begründet, die Vorzüge unserer sozialistischen Gesellschaft im Wettstreit mit dem Kapitalismus klar hervortreten zu lassen. Denn als sichtbarer Bestandteil unseres Versorgungsniveaus und Lebensstandards ist die Bekleidung, einschließlich ihrer modischen Gestaltung, auch international gesehen ein Gradmesser für die politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der DDR. Die kulturelle Bedeutung des Modeschaffens liegt darin begründet, dass auch in der Bekleidung unserer Menschen ihre ästhetischen Anschauungen, ihr guter Geschmack, Lebensfreude, Optimismus und Selbstbewusstsein zum Ausdruck kommen und diese Seite des kulturellen Lebensniveaus mit der Mode gefördert und beeinflusst werden kann. Die ökonomische Bedeutung der Mode liegt in der Möglichkeit, als Massenerscheinung auftretend, den Bedarf auf Musterungsschwerpunkte, auf die Nutzung des eigenen Rohstoffaufkommens, auf die optimale Sortimentsbreiten und Artikelanzahl zu lenken. Damit bieten sich günstige Voraussetzungen für die Großserienfertigung, die Standardisierung und Rationalisierung der Produktion.“34 Bekleidung sollte für alle Werktätigen bestimmt und leistbar sein. Sie war als Zeichen des Wohlstands und als ein Anzeichen für die Attraktivität der sozialistischen Gesellschaftsordnung zu verstehen. Auf der Grundlage, dass Mode in der DDR sowohl ökonomische, ideologische und soziologischen Momenten gerecht werden musste und die Hauptzielgruppe in der werktätigen Bevölkerung bestand, die sich lediglich praktisch kleiden sollte, waren die Bedürfnisse der Menschen klar und eindeutig umschrieben. Für die Modelinien bedeutete dies konkret, dass es keine starken Abwandlungen in der Gestaltung geben sollte, sondern dass sich die Modelle kontinuierlich weiterentwickelten und in folgende Warengruppen klassifiziert wurden:

In Spitzenerzeugnisse (z.B. Einzelmodelle), die den höchsten Ansprüchen gerecht werden sollten, für die höchstmögliche Preise verlangt wurden. Die hochmodischen Erzeugnisse, die mit einem Preisaufschlag bis zu 20% belegt werden durften und das normale standardisierte Massensortiment.

Die bisher aufgezählten wirtschaftlichen Strukturmaßnahmen wirkten sich auf den gesamten Handlungsspielraum der Modeindustrie aus und konnten den zunehmenden differenzierten Wünschen der Menschen und den unterschiedlichen Milieus nur noch bedingt nachkommen. In den 1980er Jahren hatte sich das Bild einer sozialistischen Einheitsmode mit Leitbildcharakter bereits lange überlebt. Dennoch bekamen etliche modische Umsetzungen des Modeinstitutes Auszeichnungen und positive Bewertungen auf internationalen Modenschauen. Die DDR-Mode befand sich in einer widersprüchlichen Situation, denn Anschluss an das Weltniveau zu finden, setzte voraus, dass die Gesamtheit der internationalen Trends Berücksichtigung in den Empfehlungen fanden,

33 Dietrich Mühlberg, Haute Couture für alle? Über Mode und Kulturverständnis, in: Dorothea Melis, Sibylle. Modefotografien aus drei Jahrzehnten DDR, Berlin 1998. S. 8. 34 Merkel, Köln, Weimar, Wien, 1999, S. 253. 18 und dass Forderungen nach modischen Neuheiten nicht mehr als westliche Orientierung kritisiert oder als dekadent verdammt wurde.

4.1 Kleidung als Ideologieträger

Dazu zählte es auch, dass weniger an bestimmten Grundsätzen festgehalten werden sollte. Dennoch, die Interessen der Menschen und insbesondere der Jugend sollten idealerweise mit denen der Regierung übereinstimmen. Die Identität der Menschen sollte nicht nur über den Weg der Kleidung entstehen, sondern staatlicherseits vorgegeben werden. Dieses Interesse sollte unter anderem mit einer einheitlichen Gestaltung der Pionierkleidung oder des FDJ-Hemdes durchgesetzt werden. Andere spezifische Farbgebungen konnten bei der Berufsbekleidung und besonders bei berufsspezifischen Uniformen beobachtet werden. Zum Beispiel das Grün der Uniformen der Volkspolizei und der Forstwirtschaft, dem Dunkelblau bei der Post oder der Bahn, sowie dem Steingrau der Uniformen der Nationalen Volksarmee oder des Zolls. Diese hatten jedoch weniger das Ziel der erzieherischen Einflussnahme wie es bei der Pionierkleidung der Fall war.

4.2 Die Pionierkleidung

Das Modeinstitut der DDR hatte nicht nur die Aufgabe, die Mode für den alltäglichen Bedarf zu entwerfen, sondern es erhielt in den 1960er Jahren auch den Auftrag die Kleidung für die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ neu zu überdenken. Diese ideologisch begründete Kleiderordnung, die von den Pionieren zu vielen Anlässen getragen werden sollte, wurde durch die SED und deren Medien mit folgenden Erwartungen besetzt: „Sie bemühen sich und bekunden es durch ihre Kleidung, nach sich selbst gegebenen Geboten und Gesetzen zu lernen, zu handeln und zu leben.“35

Abb. 3: Entwürfe der Pionierkleidung 1967

35 Zeitungsartikel aus „Die Einheit“ von 1967 zur Pionierkleidung, Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Stiftung Stadtmuseum Berlin. 19 Die Idee einer traditionellen Kleiderordnung setzte besonders in den ersten Jahren nach DDR-Gründung geschlechterspezifische Maßstäbe, die für Mädchen dunkelblaue Röcke und für Jungs dunkelblaue lange oder kurze Hosen vorschrieben. Dazu wurden weiße Hemden bzw. Blusen getragen. Akzente wurde mit dem blauen oder roten Halstuch geschaffen, welches den kräftigsten Ausdruck in der Farbgestaltung darstellte. Komplettiert wurden die Outfits durch türkisfarbene Blousons und einem tropenblauen Käppi, welches mit dem Metallabzeichen der Pionierorganisation versehen war. Zu dieser Grundkleidung gehörte eine Aufbaukleidung, die aus einer bordeauxfarbenen Freizeitbluse für Mädchen und einem farbigen Hemd für die Knaben und blauen Shorts bestand. Hinzu kam ein brauner Ledergürtel. Grundbedingung der gesamten Konzeption war, dass hochwertige Materialien eingesetzt wurden, die pflegeleicht und farbecht sein sollten, damit eine Arbeitserleichterung für die Mütter gegeben war oder die jungen Menschen ihre Kleidung selbst pflegen konnten. So wurden bügelfreie veredelte Baumwollmaterialien für die Umsetzung verwendet. Die Kleidung sollte sich untereinander variieren lassen und für jede Witterung praktisch sein. 1973 erging seitens des Zentralrates der FDJ eine weitere Anfrage an das Modeinstitut, welches zusätzliche Teile einer Pionierkleidung entwerfen und umsetzen sollte. Dabei dachte man an eine Verbandskleidung mit Mehrzweckcharakter in Form von Kutten.

Abb. 4 Grund – und Aufbaukleidung der Pioniere

Diese wurden aus 100% Dederon in den Farben Marine und Sand für die Jungs konzipiert und in Gelb und Rot für die Mädchen. In der repräsentativen Gestaltung waren die Kutten klassisch und mit sportlichen Details und mit einem ausknöpfbaren Futter versehen. Das beschichtete Grundmaterial wurde vom „Volkseigenen Betrieb Greika“ eingefärbt und die Herstellung erfolgte über den „Volkseigenen Betrieb Modische Bekleidung Saalfeld“ und dem „VE PHU Exquisit Weimar“. Das Futter bestehend aus Plaid, Wirkvlies oder Steppfutter und wurde vom „Volkseigenen Betrieb Modedruck Gera“ eingefärbt. 1984 erklärt sich das Modeinstitut ein weiteres Mal bereit die Gestaltung der Pionierkleidung in Farbe, Form und Fläche zu überarbeiten. Dabei blieb die Grundstruktur der Organisationskleidung mit langlebigem Charakter bis zum Ende der DDR erhalten (Kutte, Rock, Hose, Hemd, Bluse, Halstuch, Käppi). Veränderungen sollten lediglich an den Kragenformen erfolgen und die Kutte bzw. der Anorak sollten mit neuen Schnittformen

20 auftreten. In dieser Umsetzungsarbeit wurde die Idee eines Nickis (T-Shirt) geboren, welches die Kleidung modernisieren sollte. Es wurde in den Farben Weiß, Rot, Gelb und Türkis aus Baumwollmaterial hergestellt. Dazu entstanden bunte textile Gürtel als modisches Beiwerk für Rock und Hose. Die Kutten wurden ab jetzt von Anoraks für den Winter und ungefütterte Windjacken für die wärmeren Jahreszeiten abgelöst. In ihrer Gestaltung waren sie für Jungen und Mädchen identisch. Die farbliche Auswahl bestand in rot und grau. Als die modernisierte Pionierkleidung 1986 in den Handel kam, war sie schnell ausverkauft, da die festgelegten Preise sehr niedrig waren. Neben der Pionierkleidung wurde ebenso eine Kleidung für die Freie Deutsche Jugend gewünscht.

4.3 Die FDJ-Kleidung

In den 1960er Jahren sollte eine repräsentative Bekleidung mit Mehrzweckcharakter für die Freie Deutsche Jugend-Delegation für die Weltfestspiele und für andere Anlässe entwickelt werden. Die Kleidung sollte den kulturpolitischen Grundsätzen entsprechen und dazu beitragen, dass Ansehen der DDR zu festigen. Es entstand das blaue FDJ-Hemd aus Baumwolle oder einer Chemiefaser. Historisch gesehen war das Blau allerdings bereits viele Jahre zuvor eine festgelegte Komponente. Die Sozialdemokraten Österreichs und Deutschlands hatten sich nach dem ersten Weltkrieg, als sich Organisationen und Verbände begannen zu uniformieren, das Blauhemd für ihre Jugendorganisation „Die Falken“ gesichert. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Blauhemd von den Mitgliedern getragen, bald jedoch wurde es nur noch mit der FDJ in Verbindung gebracht, auch dann noch als die Freie Deutsche Jugend in der Bundesrepublik 1951 verboten worden war und das Hemd als verfassungsfeindliche Symbolik verstanden wurde.36 In der DDR gehörte es zum wesentlichsten äußeren Merkmal der Jugendorganisation und wurde mit dunklen Hosen und Röcken und orangefarbenen oder dunkelblauen Anoraks aus hochwertigen synthetischen Fasern kombiniert. Der Spielmannszug der Freien Deutschen Jugend wurde mit elfenbeinfarbenen Jacken und verschiedenfarbigen Koppeln ausgestattet, und für Aussteller der „Messe der Meister von Morgen“ (MMM) wurden zweiteilige aus gelbem Leinengewebe bestehende Arbeitsanzüge konzipiert. Die Kleiderordnung der Musikcorps, dessen Jacken aus Baumwollpopeline oder Polyester salopp und schlicht gestaltet waren, besaßen zwei aufgesetzte Taschen und waren mit silbernen Druckknöpfen verschließbar. Dadurch bekam das Erscheinungsbild seinen sportlichen Ausdruck, der durch Schulterklappen und breite Bündchen eine zusätzliche Betonung fand. Die spitze Ausschnittgestaltung brachte sowohl die FDJ- als auch die Pionierbluse gut zur Geltung. Einen farblichen Kontrast bildeten die dunkelblauen leicht ausgestellten Röcke oder Hosen mit aufgesetzten Taschen. Die Mädchen trugen weiße Kunstlederstiefel dazu und die Jungs Mokassins aus glattem Rindsleder in gleicher farblicher Gestaltung wie die Jacken.

36 Vgl. Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke wie Hose? Die Kleiderordnung der SED-Diktatur. Heft 61, Berlin 2008, S. 10-11.

21

Abb. 5: Anoraks der FDJ, Kleidung des Spielmannzuges und des Musikcorps in den 1960iger Jahren

4.4 Die Jeans

Neben dem bereits erwähnten Kleidungsteilen, die in der Regel zu bestimmten Anlässen getragen werden sollten und symbolisch Werte vermittelten, darf die Jeans nicht unerwähnt bleiben. Die Akzeptanz dieses Kleidungsstückes hatte die Jugend in den 1970er Jahren in der DDR einen langen Kampf gekostet, denn jegliche Individualisierungsprozesse waren unerwünscht. Noch zu jener Zeit war die Jeans aus Sicht der staatlichen Instanz ein Symbol des Westens und unzähligen Trägern und Trägerinnen wurden wegen ihr diskriminiert. „Ich meine, Jeans sind eine Einstellung und keine Hosen.“37 So tönte es 1973/74 in einem Stück von etlichen Theaterbühnen. Ulrich Plenzdorf machte auf eine provozierende Art und Weise die Jeansbegeisterung zum Thema und zeigte welchen Wert die Hose nicht nur für die Jugend der DDR hatte. Sie stand für Abgrenzung von der vorherigen Generation und deren konservativen Angepassten und war ein Zeichen für Freiheit, Ausscheren und Aufbrechen. Gemeint war aber nicht die Jeans aus DDR-Produktion, sondern eine echte Bluejeans 501 der Marke Levis aus Denim mit engen röhrenförmigen Beinen, einem Knopfverschluss und rot bedrucktem „Two Horse Patch“. Diese Ablehnung traf die Entscheidungsträger heftig. Ein Produkt aus dem konkurrierenden kapitalistischen Ausland sollte die erzieherischen Bestrebungen der sozialistischen Gesellschaft zu Nichte machen? Für die jungen Menschen war es unverständlich, warum das Tragen einer Jeans den Vorstellungen einer Gesellschaft widersprach, stand sie doch für einen modernen Lebensentwurf, der Arbeit und Freizeit nicht mehr trennte. Weil die Hose aus dem Arbeitermilieu kam, bot sie letztendlich zu wenig Angriffsfläche und so wurden 1978 eine Million dunkelblaue Denimhosen mit Reißverschluss vom Außenhandelsministerium in die Jugendmodegeschäfte der DDR importiert. Mit dieser einmaligen Aktion sollten, neben den Einnahmen, die Bedürfnisse der Jugend zunehmend in den Mittelpunkt gestellt werden. 1979 war immer noch die Hälfte der Jugendlichen nicht zufrieden mit Jeans die aus der eigenen Textilproduktion stammten.38

37 Michael Rauhut, Michael Kochan, Bye Bye, Lübben City, Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR, Berlin 2009. 22 Weil das Verhältnis zwischen Staat und Jugend durch den Wunsch nach Jeans stark beeinflusst war, sollte eine befriedigende Jeansmode für die Jugend geschaffen werden. Zum Beginn der 1980 er Jahre war für die Industrie das Jeansprogramm maßgebend, welches auf Grundlage von Rechercheergebnissen der Jugendforschung durch die Marktforschungsinstitute erstellt wurde. In diesem Zusammenhang wurden hohe Investitionen getätigt, um moderne Technologien, zur Herstellung von unterschiedlichen Jeansqualitäten z.B. für Stonewashedjeans, einsetzen zu können. Es wurden Druckereien mit neuen Rotationsdruckmaschinen ausgestattet oder Textilbetriebe für die Herstellung von Jeansgeweben umgerüstet, beispielsweise in Templin, Zwickau oder Güstrow. In Rostock wurde eine komplett neue Produktionsstätte in Betrieb genommen oder neue Farbanlagen importiert, die es ab jetzt ermöglichten, dass die Jeans aus eigener Produktion indigoblau eingefärbt werden konnten. Jeans der eigenen Produktion präsentierten sich in den 1980 er Jahren unter den Namen: Wisent, Boxer, Käfer, El Pico oder Shanty. 39 Letztlich hatte sich bis zum Ende der DDR die Jeans zu einer Hose entwickelt, die nicht zwangsläufig mit einer Protesthaltung der Jugend in Verbindung gebracht werden musste. Vielmehr hatte sie eine Bedeutung im Sinne von Weltoffenheit, Modernität und Lässigkeit bekommen.

Abb. 6: „Shanty“ Jeans der 1980er Jahre

5. Internationale Farbtendenzgestaltung

1963 fanden in Italien die 'Internationalen Tage der Farbe' statt, die unzählige Farbspezialisten aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und der Technik vereinte. Hier kam es noch im gleichen Jahr zur Gründung einer internationalen Kommission der Farbe im Textil- und Modebereich. Periodisch entstand in Zusammenarbeit mit allen interessierten Fachleuten aus der Mode eine „vorzeitige Synthese der Farben für den Textil- und Modebereich […], die für die Industrie und den Handel bestimmt sind.“40 Die Fachkommission „Intercolor“ wollte keine Skalen für Farben herausgeben, sondern die Tendenzen koordinieren, um somit Grundlagen und Orientierung zu geben für die international zahlreichen Branchen der

38 Vgl. ZIJ: Jugend und Mode, Forschungsbericht 1979, S. 41, BArch: DC 4/652. 39 Vgl. Menzel, Rebecca, Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose, Berlin 2004. 40 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Intercolor-Geschichte; Stiftung Stadtmuseum Berlin. 23 Textilindustrie. Notwendig war dies insbesondere für den internationalen Handel. Die Exportaktivitäten der einzelnen Länder konnten nur auf Grundlage abgestimmter Farbgebungen Erfolg versprechend sein.

Abb. 7: Internationale Kommission für Mode- und Textilfarben „Intercolor“

Das erste Treffen der Untersuchungskommission fand im September 1963 in Paris statt, wo verschiedene Beschlüsse und Arbeitspläne verfasst wurden, um eine Normierung und Koordinierung der Farben im Textil- und Modebereich auf Weltebene zu erreichen. Seit „Intercolor“ 1965 die Farbtendenzen des Frühling/Sommers 1967 unter der Bezeichnung: „Coloris Choc“ beschlossen hatte, war dieser Begriff zu einem weit verbreiteten Ausdruck zur Bezeichnung von lebhaften und sehr leuchtenden Farben geworden. Die weit reichende Wirkung führte unter anderem dazu, dass im August 1972 auf der Generalversammlung beschlossen wurde, die Kommission unabhängig vom Internationalen Zentrum der Farbe Paris zu machen, in das sie bis zu diesem Zeitpunkt integriert war. Unter Berücksichtigung der vorher gegangenen Farbtrends innerhalb der Textilindustrie wurde durch alle beteiligten Länder für die Folgesaisons eine internationale Farbkarte erstellt. Durch die Präsentation der einzelnen länderbezogenen Farbkarten konnten Richtungen und Tendenzen beobachtet werden, die anschließend in die Intercolor-Farbkarte einflossen. Vereinzelte Abweichungen in den Farbnuancen und Kombinationsmöglichkeiten wurden im Nachhinein von den jeweiligen Ländern verändert. 1974 trat die DDR, vertreten durch das Mode-Institut, der nichtstaatlichen Kommission bei und übernahm die Aufgabe, die regionale Farbskala der DDR zu erstellen, Referenzmuster vorzustellen und Informationsschriften in Paris zu übergeben. Zum Abschluss der Treffen fand ein kostenloser Austausch der länderbezogenen Farbkarten zwischen allen Mitgliedern der Organisation statt (Mitglieder waren 1982: Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, CSSR, DDR, BRD, Frankreich, Belgien, Niederlande, Finnland, Großbritannien, Schweiz, Österreich, Spanien, Italien, Japan, China ab 1984). So entstanden international abgestimmte Tendenzfarbkarten für einen Vorlaufzeitraum von ca. achtzehn Monaten sowie die Farbkarten der achtzehn Mitgliedsländer für den gleichen Zeitraum. Die entstandenen Dokumentationen ermöglichten eine gezielte Auswertung und spezifische Markvorbereitung der einzelnen Länder. Alle sich daraus ergebenden Informationen, die für die textile Umsetzung notwendig erschienen, wurden anschließend direkt an die Textilbetriebe und –kombinate weitergeleitet. Auf diesen Anleitungsveranstaltungen des Modeinstitutes der DDR wurde das Dokumentationsmaterial von der Tagung „Intercolor“ detailliert erläutert und ausgewertet. Zu dessen Beurteilung gehörte zusätzlich die Analyse der Farbkarten anderer Länder zum

24 Beispiel von Frankreich, der BRD oder Österreich. Letzteres war von besonderer Bedeutung, weil dessen Ergebnisse ein rechtzeitiges Reagieren auf den Exportmarkt ermöglichte.

5.1 Analysen der Mode- und Farbtendenz der 1980er Jahre der DDR

Die 1980er Jahre waren von einer Veränderung des Bekleidungsverhaltens und durch eine zunehmende Demokratisierung der Mode gekennzeichnet. „Die Modelinie der DDR ist eine Grundkonzeption und Anleitung zum Handeln. Sie umfasst die Gestaltung für alle Textilien des gesamten Bekleidungssektors und die Bekleidung selbst in Material, Farbe und Form. Sie stellt den Rahmen dar, in dem sich die Musterung der Industrie zu bewegen hat.“41 Die Musterungsrichtlinien für den textilen Industriezweig entstanden zwei Jahre vor dem Saisonbeginn inklusive der Analyse und Vorbereitung der Farbtendenzen. Aufbauend auf den gewonnen Farbinformationen durch die Tagung „Intercolor“ wurden gestalterische und farbliche Ideen für Stoffe entworfen, deren Farblinien zwei Monate später von einer Fachkommission bestätigt wurden. Zu einem späteren Zeitpunkt erhielt die Industrie alle Hauptinformationen über Farbe und Design der notwendigen Gewebe. Um die gewünschten Flächen herstellen zu können, wurden Forderungsprogramme seitens der Textilindustrie an die Chemiefaserstoffhersteller gerichtet. 1980 lautete eine Forderung zum Beispiel: die Erweiterung der Farbpalette von 5 auf 11 Farben und Reduzierung der Farbpartiegrößen von 20 t auf 10t.42

5.2 Das Jahr 1980

Die entsprechenden Textilhersteller produzierten die Flächengewebe und reichten vorerst eine geringe Menge ihrer Stoffcoupons zur Produktion einer Musterkollektion an das Modeinstitut der DDR weiter.

Abb. 8: Musterkarte der Firma Malitex Hohenstein von 1984

Dort wurden die entsprechende Modelinie und eine Anleitungskollektion erstellt, die zu jeder Saison durch die Verwendung geschmackvoller Farbzusammenstellungen die Kollektionen in Proportion und Schnittführung und

41 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4 1962, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 42 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 26-23 1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 25 liebevollen Detaillösungen unterstrichen. Berücksichtigt wurden dabei die politischen, künstlerischen, kulturerzieherischen und technisch-ökonomischen Faktoren.

Zu Beginn der 1980er Jahre konnten zunehmend sportliche Tendenzen beobachtet werden. Die Klassik erlebte ein Comeback und vereinte sportliche Elemente in Form, Trageweise und Verarbeitungen.43 Leichte, bequeme Parkas oder Blousons wurden gewünscht, die ebenso in ihrer Farbegestaltung der Saison Frühjahr/ Sommer 1980 entsprachen. Das Farbprogramm des Modeinstitutes sah hierfür Farbtöne mittlerer Helligkeit vor. Charakteristische naturhafte, neutrale Farben mit einer großen Allgemeingültigkeit, in die nahezu alle Materialqualitäten einfärbbar waren. Bei der Damenkleidung prägten drei Hauptrichtungen das Bild: fein nuancierte Natur- und Neutralfarben, die im Vordergrund standen sowie Intensivfarben in mittlerer Helligkeit und modebestimmte Farben in betont kühlen zarten Tönen. Die klassisch elegante, romantische Damenkleidung betonte Taille, Brust und Hüfte unter anderem durch Farbkontraste mit differenzierten Farbflächen größerer und kleinerer Varianten (zum Beispiel eingearbeitete Blenden) oder sie wurde durch eine Ton-in-Ton- Verbindung zwischen Naturtönen und Neutralfarben erzielt. Besonders im Bereich des Sportlichen entstanden kontrastreiche klare Farbkombinationen zwischen den Intensivfarben wie Blau, Zinnober oder Dotter mit Neutraltönen wie Weiß oder Schwarz. Kokos wurde in dieser sportlich-funktionalen Richtung mit Lehm, Dotter oder Zinnober kombiniert. Die unkonventionelle Kleidungsserie wurde unterstrichen durch vielfarbige Kombinationen zum Beispiel zwischen Blaugrau und Eisvogel oder Blaugrau und Reh. Die Programmfarbe Kokos wurde zu den Farben Lavendel, Parma, Nebel oder Echse gestellt.44

Bei den Herren bestand die Frühjahr/Sommerkollektion sowohl aus einer eleganten wie sportlichen Richtung und enthielt langlebige Basisteile und hochmodische Kleidungskomplexe mit zurückhaltenden Details, die untereinander leicht kombinierfähig waren. Die klassische Richtung gemixt mit Sportlichkeit überzeugte nicht nur durch farbige Materialeinsätze, sondern auch durch eine verfeinerte Schnittgestaltung. Qualitativ hochwertige Materialien mit feinfädigem Charakter, einer gewissen Leichtigkeit und Weichheit dominierten die Reihe. Dabei fanden stumpfe und glänzende Oberflächen zusammen, sowie helle und mittlere Naturtöne sowie dunkle und warme Nuancen. Klassische Formen bestimmten in der sportlichen Richtung den ländlichen Eindruck, welcher durch den Einsatz grober Materialien mit entsprechender Optik verstärkt wurde.

43 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 26-32 1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 44 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die DOB und JOM, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 26 Naturhafte Farben in Kombination mit kontrastreichen Akzenten deuten auf einen unkonventionellen Umgang in der Farbgestaltung. Das Farbprogramm empfahl als sportlich-ländliche Farbgestaltung die Basisfarbe: Hase, welche mit den Farben Echse, Weiß, Feh oder Blaugrau verbunden werden konnte. Für den sportlich-eleganten Eindruck sollte die Programmfarbe Pergament mit den Farben Havanna, Zimt, Nebel, Lehm oder Schwarz kombiniert werden. Den besonderen klassischen Gestaltungsausdruck fanden die Gestalter und Gestalterinnen in der Farbe Blaugrau, die mit den Kombinierfarben Himmel, Steppe, Feh oder Pergament verknüpft wurde.45 Die Kinderkollektion der Saison, welche sportlich und fantasievoll erschien, enthielt vier Arbeitsthemen: Olympiade, Marine, Robinson und Provinzial. Die sportliche Olympiadeserie war durch intensive Farben wie Gelb, Grün, Rot oder Blau betont, die untereinander starke Farbkontraste bildeten. Hingegen die Marinelinie durch Blau-Weiß, Rot-Weiß oder Grau-Weiß Kontraste bestimmt war, die mit Pastelltönen zusammengestellt wurden. Alle Robinsonmodelle kennzeichneten eine klare, sachliche Form und Schnittgestaltung. Erdtöne wie Heu oder Gelb-Orange fanden mit Rottönen zusammen und betonten dadurch zusätzlich die ländlichen Einflüsse. Romantisch sind die Outfits des Provinzial-Themas gestaltet. Liebevolle Details in pastellenen und kontrastreichen Farbigkeiten bestimmten die Entwürfe. Intensive Farben wurden mit Pastelltönen oder Weiß gruppiert. Der Farbton Heu war im Farbprogramm der einheitliche, sportliche Ton für die Mädchen und Jungs, der mit den Kolorits: Tundra, Kristall, Blattgrün, Schwarz oder Weiß vereinbar war. Ultramarin sollte mit Mandarine, Zitrone, Blattgrün, Zinnober oder Weiß verbunden werden. Für die sehr fantasievollen bzw. romantischen Kleidungsteile für Mädchen war die Farbe Naturweiß gruppiert mit Farben wie Phlox, Nebel, Himmel, Kristall oder Absinth.46 Die Tendenzfarben für die Farbgestaltung der Damenoberbekleidung (DOB) des zweiten Halbjahres 1980 wirkten im Gegensatz zur vorherigen Saison zurückhaltender und gedämpfter, sie besaßen jedoch eine besondere Farbtiefe. Die Herbst/ Wintersaison 1980 erschien in typisch warmen Grün-, Braun- oder Rotnuancen, die ergänzt wurden durch kühle Blau-Rosè-Nuancen. Sortiert nach Farbrichtung und Helligkeit dominieren in der Gesamtheit die Farbtöne mittlerer Helligkeit. Ergänzt wurde die Palette durch Grau und Schwarz. Den Farbreihen wurden Aktivfarben zugeordnet, die folgerichtig Akzente setzten, zum Beispiel in der Druck- und Buntmusterung der textilen Flächen. Die DOB- Farbtendenzen sahen die Grünreihe vor, zu deren Farben das lichte mit Grünanteilen durchsetzte Grau zählte, sowie der Pappelton, der Tang -ein tiefes Olive, die

45 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die HOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 46 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 1.1980 für die KOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 27 Binse -ein verwittertes Grün und die Farbe Lehm, welches einem grünanteiligen Gelbbraun entsprach. Dazu wurden die Aktivfarben Dotter - ein warmes Sonnengelb und Farn - ein weiches Blattgrün gestellt. Die kühle Blau-Rosè-Reihe kennzeichnete das Rosenquarz, die Farbe: Maus -ein violettstichiges Mittelblau, die Blautanne -ein tiefes Blaugrün sowie Marineblau. Als Aktivfarbe wurde das strahlende Mittelblau - die Lagune gewählt. Eine durch warme Töne dominierte Folge war die Braunreihe. In ihr befanden sich die Farben: Pfirsich -ein warmes braunanteiliges Apricot, Karamell, Kokos -ein helles warmes Beige, Mokka und Adler -ein violettstichiges Dunkelgrau. Die Aktivfarbe Ocean -ein mittleres Keramikblau war als Kombinationsfarbe vorgeschlagen worden. Fuchs-ein mittleres Kupferrot, Zimt, Rot, Aubergine - ein tiefes Violett, Schwarz und Burgunder -ein warmes, tiefes Rot kennzeichneten die Rotreihe dieser Kollektion.47 Bei den Herren wurden für das 2.Halbjahr des Jahres 1980 verstärkt warme Grün- und Braunnuancen empfohlen. Vervollkommnet wurde die Palette durch kühle Grau- und Blau-Grünfarbigkeiten. Die den Tendenzfarben zugeordnete Grünreihe bestand aus der Farbe Erdnuss, einem lichten Sandton sowie den Kolorierungen Lehm, Tundra, Binse und Tang. Dotter und Zimt stellten hierzu die Farbnuancen dar, die zur Akzentuierung dienten. Zur Blau-Grünreihe zählten die Farben: Blaugrau -ein rauchiges Blau, die Blautanne - ein tiefes Blaugrün, die Echse -ein mittleres Graugrün sowie Marine. Die Töne Wolke, welches einem wässrigen Blau entsprach, Lagune und Schwarz bilden die dazugehörigen Akzentuierungsmöglichkeiten. Kennzeichnend für die Graureihe sind die Farben Feh, Maus, Adler und Schwarz, welche mit den Aktivfarben Wolke, Lagune oder Schwarz kombiniert werden konnten. Kokos, Gobi -ein warmes Gelbbraun, Kakao -ein tiefes Rotbraun, Karamell, Mokka -ein warmes Dunkelbraun bilden die Braunreihe, die durch Fuchs und Echse beleben und erfrischen konnten. Die Hemdfarben der Vorsaison (Pergament, Steppe, Weiß, Rosenquarz, Echse, Blaugrau, Maus und Schwarz) blieben bestehen und wurden durch die Effektfarben Wolke und Binse ergänzt.48 Für die Junioren- und Mädchenkleidung der Herbst/Wintersaison empfahlen die Designerinnen und Designer gedämpfte und tiefe Kolorierungen in warmen Grün-, Braun -und Rotnuancen. Dabei gestaltete sich die Rotreihe durch folkloristische Einflüsse bei der Mädchenmode, die sich in bunten Drucken zeigten. Kühle blaue Farbigkeiten vervollständigten die Farbpalette und waren entscheidend für die Jeansbekleidung dieser Zielgruppe. Besondere Farbklänge entstanden durch die zusätzlichen integrierten Grau- und Schwarztöne.

47 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für DOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 48 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für HOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 28 Die Rotreihe dieser Tendenzfarbkarte bestand aus den Farben: Maus, Rot-ein strahlendes Mittelrot, Burgunder -ein warmes tiefes Rot, Phlox -ein intensives Rosè und einem tiefen Aubergine. Kombiniert werden sollten diese Nuancen mit Krokus -einem aufgehellten Violett und einem fluorisierenden Pink- der Alpenrose. Feh, Lehm, Tang und Farn bildeten die Grünreihe, welche mit Rot seine Ergänzung fand. Signifikant für die Braunreihe standen das Zimt -ein rotes Zimtbraun, Steppe -ein mittleres Graubraun, Mokka und Schwarz. Dotter und Farn stellten die dazugehörigen Aktivfarben dar. In der Blaureihe befanden sich das Naturweiß, das Puder -ein zartes Beige, Planet -ein kühles abgemischtes Mittelblau, Kosmos -ein Jeansblau und die Farbe Ocean. Für die Bekleidung der Junioren dieser Saison hatten die Farbtöne Phlox, Krokus und Alpenrose keine Gültigkeit.49

Abb. 9: Farbkonzeption Herbst/Winter 1980 für Damen

Bereits im Jahre 1980 konnte beobachtet werden, dass ein Trend zur anspruchsvollen verhaltenen Farbigkeit bestand, besonders bei der sportlichen Freizeitmode und der klassischen Tagesbekleidung. Dieser sollte sich in den Folgejahren in der DOB fortsetzen. Die Herrenkleidung (HOB) setzte ihre tiefe warme Farbgestaltung mit starker Ausdruckskraft fort und fand ihren Schwerpunkt bei den warmen Braun- und Rottönen. Die intensiven und leuchtenden Farben blieben als Effekte wichtig.

49 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 2.1980 für KOB, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 29 5.3 Das Jahr 1983

Im ersten Halbjahr des Jahres 1982 bestand im Bereich der Freizeitkleidung sowie bei den sportlich orientierten Erzeugnissen ein Nachholbedarf, denn die Bevölkerung forderte zunehmend mehr Sportsortimente und es war damit zu rechnen, dass Farbe und modische Aktualität die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten zukünftig stärker beeinflussten.50 Für die Frühjahr/Sommerkollektion des Jahres 1983 stellten sich die Mode- und Farbtendenzen für die Frauen und Mädchen folgendermaßen vor:

Das Gestaltungskonzept sah für die Saison vier Richtungen (funktionale, traditionelle, regionale, experimentelle) und drei Themenschwerpunkte vor: Aktion - das erste Thema war charakterisiert durch eine funktionale Gestaltungsrichtung mit Einzelteilen der experimentellen und regionalen Richtung, wofür die wichtigsten Farben Naturweiß sowie das reine Weiß und leuchtende Komplementärfarben vorgesehen waren. Das Thema Klassik, welches seine Inspiration bei der klassischen Mode Italiens fand, prägte die traditionelle Gestaltungsrichtung mit klaren Formen, bestehend aus Einzelteilen der anderen Richtungen. Ziel war es, die einzelnen Teile untereinander unkompliziert kombinieren zu können. Unterschiedliche Stilrichtungen, an eine ländliche Arbeitskleidung angelehnt, wurden durch reiche barocke Formen im Thema Romantik interpretiert, die untermalt werden sollte mit einer hellen, lichten Farbigkeit. Dunkle- und neutrale Töne fanden ebenfalls ihre Anwendung. Der Farbtrend hatte für diese Zielgruppe leuchtend synthetisch wirkende Farben wie Lachs, Veilchen - ein lichtes Lila, Lupine - ein sonniges Gelb, Gladiole - ein aufgehelltes Altrosa, Hibiskus oder die Farbigkeit einer Heckenrose vorgesehen. Die neutralen Farbtöne stellten das Steingrau, das Regenblau - ein grün schimmerndes Blaugrau, Graphit -ein dunkles Grau, Pflaume, Perle - ein zartes Creme, Haselnuss, Sand, Grau sowie Rosenholz - ein Rosè schimmerndes Lila dar. Dazu gestellt sollten klassische Farben wie Weiß, Schwarz, Marine oder Rot wichtige Betonungen setzen.51

50 Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 28-5, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 51 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO `83, ML 24/83 und ML 7/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 30

Abb. 10: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1983 für Damen und Mädchen

Die Auswahl des Herrentrends der Frühjahr/Sommerkollektion sah einerseits sportliche Tages- und Festkleidung vor und zum anderen klassische Tages- und Festkleidung. Dabei fanden Themen wie Natur, welches einen hohen Anteil an funktionaler Kleidung beinhaltete, Technik, Airport und City ihre gestalterischen Ausdrucksformen. Das Thema Natur gestaltete sich farblich so, dass neben den kühleren Steinfarben wärmere Ockertöne von Gelb über Braunolive, Sand bis Zimt befürwortet wurden. Akzentuierende Töne entsprachen einem gebrannten Braun, Grasgrün und Schwarz. Bevorzugte Materialien dieser Richtung sollten Leinen, Denim, Garbadine oder Popeline sein. Für das Technik-Thema, das ein sehr sportliches Motiv präsentierte, kamen schimmernde und glänzende Materialien zum Einsatz sowie geradlinige und geometrische Schnittführungen. Die Outfits hatten ihre Inspiration in der speziellen und traditionellen Kleidung des Rugby, Jogging oder in der Motorradkleidung. Auf Grund der hohen Sportlichkeit hatte man ein recht kühles Farbprogramm für die Bekleidung konzipiert und wählte kalte Metalltöne wie Shetland - ein ausgewaschenes helles Jeansblau, Graphit, Grau, Graugrün und Graubraun für die visuelle Gestaltung. Mit ihnen sollten sich lebhafte, fast grelle Betonungsfarben verbinden, wie beispielsweise Messing, Rot, Türkis oder Violett. Für diesen sportlichen Ausdruck wählten die Designer synthetisch wirkende Materialien, zum Beispiel beschichtete Stoffe, gechinzte Baumwolle, Folie, Leder oder Kunstleder. Für Vielfältigkeit, ein zwangloses Kombinieren und einer Klassik ganz besonderer Art stand das Thema Airport. Amerikanische Spielfilme der 1930er Jahre und der Collegestil gaben vielfältige Anregungen für die Umsetzung dieser Herrenserie.

31 Die Grau-Blau Palette sollte an dieser Stelle zur Anwendung kommen, als auch Weiß bis Braun über Graugrüntöne und lichte Gewürzkolorierungen. Akzente sollten Rost und Senfgelb setzen. Hinter dem Schwerpunkt City versteckte sich eine anspruchsvolle Anzugklassik mit modernen Umsetzungen sowohl von Blazern als auch Hemden und Mänteln, die sich in einer verhaltenen Farbigkeit ähnlich wie beim Thema Airport zeigten. Für die Jungenbekleidung, die ein dynamisches flexibles Bild von Kombinationsmode mit starker Aussagefähigkeit aufzeigte, hieß das, dass leichte und schwere Sortimente gemixt werden durften. Sie stellte eine unbekümmerte, vielseitige Kleidung mit Mehrzweckcharakter dar und beinhaltete eine sportliche sowie eine phantasievolle Richtung. Die Modethemen hießen bei dieser Linie Aktion und Jeans-College als klassischer Part für junge Leute und die ländliche Folklore. In dieser Boy-Modekollektion wurden moderne Umsetzungen mit experimentellen Details kreiert dessen Anregungen aus dem Industriedesign oder aus Japan stammten. Aktion kennzeichnete eine sportlich betonte Tageskleidung mit funktionalem Charakter und wurde extra unterteilt in die Unterbereiche Natur und Technik.

Abb.: 11 Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1983 für Herren und Jungen

Mit Berücksichtigung der aktiven, jugendlichen Menschen wurde eine Tages-Wetter- Wegebekleidung gestaltet, die in den Basisfarben Regenblau, Honig oder Steingrün denkbar waren. Aktive frische Farben wie Weiß, Veilchen, Türkis, Waldmeister, Gladiole oder Schwarz konnten Betonungen hervorbringen, die auf eine dynamisierende Ausstrahlung der Outfits abzielte. Diese sollten ebenso die synthetisch wirkenden Farben und Metalltöne unterstützen. Im Thema Technik wurden die Basisfarben Jeansblau und Steingrün zusätzlich eingebracht.

32 Eine strenge sachliche Auffassung mit einer klaren geraden Silhouette kennzeichnete die Thematik Jeans-College, deren Motive in der amerikanischen Schul- und Freizeitkleidung entdeckt worden waren und als legere sportliche Basiskleidung vorgestellt wurde. Traditionelle Farben wie Jeans-Indigo-Blau, Weiß, Graphit, Schwedenblau in verwaschenen Ausdruck, Platane und Haselnuss bestimmten das Bild. Zuordnung fanden Gladiole und Hibiskus sowohl Waldmeister und Karamell. Leichte Kamm- und Streichgarne, Feinrippcord und Baumwollmaterialien wurden für diese Modelle verwendet. Durch vereinzelte eingesetzte klare Farbtöne gelang es den verhaltenen Ausdruck im Thema ländliche Folklore aufzuhellen. Bedruckte und einfarbige Baumwolle und Baumwollmischungen, Spitze und Seidenmischungen fanden Anwendung. Tendenziell sollte das Bild der Herren- und Jugendoberbekleidung farbiger erscheinen als in der vorherigen Saison. Neutrale Kolorits wie Sand, Regenblau, Naturweiß, Shetland, Pflaumenblau, Graphit, Grau, Rosenholz, Graubraun, Haselnuss, Marine standen neben den leuchtenden Farbigkeiten wie: Türkis, Schwedenblau, Hibiskus und Honig.52 Noch farbenfreudiger sollte es bei der Kinderbekleidung aussehen. Die Kollektion gestaltete sich als Freizeitmode und war in differenzierte Bereiche, wie Baltic, Country und Action aufgeteilt. Baltic stand für ein sehr sommerliches Motiv, welches Kleidungsteile sowohl sportlicher als auch romantischer Art und Weise präsentierte. Hierbei durften pastellartige sanfte Töne mit Weiß oder intensiven Kontrastfarben kombiniert werden: zum Beispiel: Tagetes, Lupine, Türkis, Heckenrose, Regen- und Pflaumenblau. Rundstrick, Sommerkammgarne, leichte Baumwollen oder auch Folien wurden für die Umsetzung als Materialität eingesetzt. Die Tages- und Freizeitkleidung des Motivs Country bestach durch die verwendeten Naturnuancen und neutrale Basisfarben (Haselnuss, Sand und Marine). Kontraste wurden durch den Einsatz von Hibiskus, Tagetes und Regenblau erreicht. In dieser Serie wurden insbesondere Jeansstoffe, Baumwollmischgewebe, Cord oder Malimorippstoffe empfohlen. Aktion stand für den sehr aktiven und sportlichen Ausdruck der Kinderkollektion. In ihr verbanden sich kühle kontrastreiche Farbkombinationen zwischen Rot, Türkis, Lupine als aktive Farben mit neutralen Tönen wie Grau, Sand oder Pflaumenblau.53

52 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO`83, ML 24/83 und ML 8/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 53 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, DISPO`83, ML 24/83 und ML 10/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 33

Abb. 12: Modethema Aktion – Natur für Damen, Herren und junge Leute, Frühjahr/Sommer 1983

In der zweiten Hälfte des Jahres 1983 wurde die Herbst/Winterkollektion für Damen mit den Schwerpunkten Aktion, Country und Klassik angeboten. Aktion vertrat die lässige Sportlichkeit und zeigte sich funktional und modern. Anregungen hierfür waren in der Pilotenkleidung oder in der Arbeitskleidung entdeckt worden. Typisch waren geometrische und farbige Flächen, die den Modellen den besonderen Reiz gaben. Kühle Metalltöne standen neben aktiven Akzentfarben. Bei der Richtung Country gestaltete sich ein Mix zwischen der herben und der femininen Klassik. Romantische und ländliche Elemente charakterisierten diese Outfits und waren von besonderer Feinheit. Warme Naturtöne wie Braun, Erdnuss, Mocca, Kamel, Thymian und Weiß bestimmten den Ausdruck.

Klassik -die dritte Richtung hatte ihre geometrischen Gestaltungslösungen durch die italienische Mode der 1920er bis 1950er Jahre erfahren. Sie entsprachen dem englisch- irischen Kleidungsstil aus der damaligen Zeit. Ausgewogenheit zwischen Langlebigkeit, Aktualität und Komfort über maskuline, sportliche bis elegante Umsetzungen in Form und Material waren die besonderen Markierungen dieser Kollektionsteile. Das Farbdesign teilte sich in drei grundlegende Gruppen: in tiefe dunkle Farben, wie Marine, Mocca, Schwarz, Taxus in sanfte helle Töne und neblige Farben, wie Kamel, Rosenholz, Wermut, Erdnuss und in leuchtende tiefe und mittlere Töne, wie Heidelbeere, Toscana, Kirsche, Lagune, Pflaumenblau, Himbeere. Angelehnt an den Kleidungsstil wurden vorrangig klassische Materialien wie Streich- und Kammgarne, Jerseys, Großrundgestricke, Webpelze und Viskose angewandt.54

54 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 34 Die Männerbekleidung für die Saison war in die identischen Richtungen eingeteilt wie die Damenmode, wobei im Motiv Aktion Bezüge zur Sportkleidung des Wintersports oder der Pilotenkleidung zu entdecken waren. Die Geometrie und die Farbflächen spielten eine besondere Rolle und sie betonten die Funktion und Attraktivität der einzelnen Outfits. Der farbliche Ausdruck wurde zum einen durch kühle Metallnuancen wie beispielsweise durch Graphit, Stahl, Marine, Schwarz oder Weiß erlangt und fanden entsprechende Betonungen durch die Effektfarben Türkis, Blau, Ocker und Rot. Ein ungezwungenes Kombinieren zwischen klassischen und sportlichen Modellen ermöglichte die Richtung Country. In ihr fanden Kord, Leder, PVC-Folien, Baumwolle, Hemdenflanelle und Webpelze in unterschiedlichen Farbigkeiten ihre Anwendung. Zum Einsatz kamen tiefe, warme, satte und erdige Töne, zum Beispiel Taxus, Graubraun, Rehbraun, Marine und Kamel. Farbliche Akzentuierungen wurden mittels Kirsche, Eberesche, Goldocker, Curry oder Rot erreicht. Die Richtung Klassik unterstützte ebenfalls die Aktualität und Langlebigkeit in der Ausstrahlung der Modelle. Neutrale sanfte Töne wie Graphit, Graubraun, Rosenholz, Kamel und Schwarz kombiniert mit Kirsche als Akzentuierung bestimmten die entworfenen Trends. Aktion, Junge Klassik und Country sind die für die Linie der Jugendoberbekleidung entworfenen Schwerpunkte im zweiten Halbjahr des Jahrs 1983. Im Bereich Aktion zeigten sich sportliche Modelle mit deutlich funktionalem Charakter, inspiriert durch Wintersport- und Moto-Crossbekleidung. Der Entwurf sah für diese Modelle kontrastreiche Töne vor zum Beispiel Weiß, Schwarz und Naturtöne. Aktive Farben wie Rot, Blau, Ocker oder Violett vervollständigten das Erscheinungsbild. Für junge Menschen wurden in diesem Fall bevorzugt Baumwolle, Kord oder beschichtete Materialien angewendet. Vitale und funktionale Allzweckkleidung in schwarzer, weißer, roter oder blauer Farbpräsenz beinhalteten das Motiv Country der Jugendoberbekleidung und legere, sportliche Jeansmodelle bildeten die Basis der Richtung Junge Klassik. Schwarz oder Blau mit der Effektfarbe Braunorange, Türkis und Effektfarbe Violett, Ocker und die Effektfarbe Rot miteinander kombiniert, sollten die Trendsetzung visuell unterstützen. Materialien wie beispielsweise Popeline, Köper, Jeans, Kord und schwere Hemdstoffe wurden für die Realisierung empfohlen.55

55 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 35

Abb. 13: Farbkonzeption Herbst/Winter 1983 für Kinder

Die Herbst/Wintersaison der Kindermode 1983 bestimmte ähnlich wie die bisherigen Zielgruppentrends die Richtungen Aktion und Country. Das erste Thema verdeutlichte die sportliche Dynamik mit funktionalen Elementen. Die angebotenen Farben erschienen einerseits als Aktivfarben in Einzeltönung und andererseits in Kombination, zum Beispiel Rot zu Honig, Thymian zu Rot, Blaunuancen zu Gelb. Andererseits fanden Naturtöne und Basisfarben zusammen: beispielsweise bildeten Honig und Himbeere einen Kontrast zu den Basisfarben Mocca, Kamel, Eberesche, Taxus, Grau und Graubraun. Im Country -Thema zeigte man rustikal-sportliche und folkloristisch-romantische Grundelemente bei denen auf Farbkontraste verzichtet wurde. Naturhafte Farbigkeiten wie Erdnuss, Flanell, Mocca, Eberesche, Thymian, Marine und Himbeere wurden eingeplant. Bevorzugt sollten Stoffe mit wolliger Oberfläche zum Beispiel Voltex, Cord, Baumwollmischungen oder Jeans vernäht werden.56

Abb. 14: Modethema Klassik DOB; Modethema: Aktion für HOB und KOB, Herbst/Winter 1983

56 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 26/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 36 5.4 Das Jahr 1986

Im Jahre 1985 bestand trotz Erhöhung des Warenfonds keine stabile Versorgung im Bekleidungssektor. Einerseits konnten zwar Mengensteigerungen bei den Exquisit- und Jugendmodeerzeugnissen beobachtet werden, andererseits waren jedoch die Anteile des Verkaufs im allgemeinen Fachhandel gesunken. Speziell im allgemeinen Fachhandel waren gesonderte Versorgungsprobleme aufgetreten, die laut Modeinstitut behoben werden mussten.57 Festgestellt worden war, dass zwischen Angebot und Nachfrage, hauptsächlich in den Sortimenten: Kleider, Blusen und Röcke, enorme Differenzen bestanden, deren Ursachen in einer unbefriedigenden Materialqualität und einer nicht ansprechenden Gestaltung der Kleidungstücke lagen. Demgegenüber befanden sich importierte Produkte, die im Verhältnis sehr viel stimulierender wirkten und die Maßstäbe bei den Verbraucherinnen deutlich höher ansetzen ließen. Für die Gestaltung des Angebotes der Folgejahre wurde auf Grund dessen modischer Kleidung in neuen Silhouetten befriedigen zu können, wurden neue Zielsetzungen für die Angebotsprofilierung auch in Bezug auf die Farben formuliert. Durch die Entwicklung von innerbetrieblichen und übergreifenden Flächengebildeprogrammen sollte die konsequente Einhaltung der Modefarben und deren Kombinierfähigkeit gesichert sein. Die Programme waren so zu verstehen, dass auf Grundlage weniger Farben die Verbindung von Design, differenzierten Strukturen, Materialcharakteren und Gewichten auch die Qualifizierung im Umgang mit Farbe gesichert werden konnte. Konkret bedeutete dies: eine höhere Flexibilität der Organisation von Farbe, die konsequente Einhaltung der festgelegten Farben in allen Kombinationen und die Konzentration auf wenige Modefarben je Modethema.58

Für die Frühjahr/Sommerkollektion 1986 riet das Modeinstitut den Frauen und Mädchen zu folgender Farbkonzeption: Inspiriert durch die Werke der Impressionisten sollten frische, transparente, heitere und leuchtende Sommerfarben zur Geltung kommen. Umrahmt von den Basisfarben entstand ein Farbbild, welches die Menschen positiv ansprach. Das farbige Erscheinungsbild wurde in vier Gruppen vorgestellt: In der ersten senkrechten Farbreihe auf der Farbkarte befanden sich so genannte Papierfarben, die den hellen, lichten Naturtönen entsprachen. Zu ihnen zählte unter anderem Alabaster, Bindfaden, Marmor oder Hortensie. Aquarellfarben befanden sich in der zweiten senkrechten Reihe und zeigten etwas von der hellen frischen Transparenz der Aquarellfarben. Sie sollten ohne Kontrasteinwirkungen nebeneinander stehen. Vertreten waren Hyazinthe, Apfelblüte, Narzisse, Kamille, Pistazie oder Kolibri. Die dritte senkrechte Reihe entsprach den Tuschfarben, sie zeigte spannungsvolle Farben, die lebhaft und satt wirkten. Zum Beispiel Flieder - ein kräftiges Lila, Kamelie - ein dunkles Rot, Grüntürkis, Seegrün - ein sattes frisches Grün, Elektrablau oder Kornblume. Tiefe, fast schwarze Farben von Himbeere über Moor bis Horizont - so

57 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR. ML 26a/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 58 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 26a/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 37 genannte Tintenfarben- befanden sich in der vierten senkrechten Reihe. Sie schenkten den anderen Farben ihre Leuchtkraft, da sie sich wie ein Schatten darstellten.59

Abb. 15: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1986 für Damen und Mädchen

Die Kollektionskonzeption mit ihren Themen Dynamik, Basis und Impuls sah für die Damen 1986 folgende Gestaltung vor: Dem ersten Schwerpunkt entsprechend sollte die sportlich betonte Tages- und Freizeitkleidung recht dynamisch wirken. Mittels Anregungen aus der Uniformenwelt und der Arbeits- und Berufsbekleidung wurden großzügige, bequeme Designs mit Betonung der funktionalen Details entwickelt. Besonders in diesem Sortiment sollten Tintenfarben wie Papierfarben Anwendung finden. Tuschefarben konnten als erfrischende Akzentuierungen genutzt werden. In einem ersten Bestandteil des Themas Basis fand eine jugendliche, progressive, aus der Klassik abgeleitete Tageskleidung für Damen ihre modische Gültigkeit. Ihr Ausdruck war leger, sportlich bis klassisch. Großzügige Flächengestaltungen und sparsame Details präsentieren sich und machten ein spielerisches Kombinieren von Einzelteilen in unterschiedlichen Längen und Weiten möglich. Dadurch entstanden vielfältige Material- und Farbkontraste. Kühle Papierfarben und zarte Pastelle als Akzente befanden sich neben leuchtenden Aquarellen und Tuschfarben. Der zweite Teil des Basis-Themas bot eine anspruchsvolle und zeitlose klassische Tages- und Festkleidung an. Die Outfits erschienen klassisch-elegant und feminin. Weiche, großflächige fließende Modelle mit ausgewogenen Details bestimmten das Bild. Bevorzugt

59 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 22/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 38 kamen warme Papierfarben, zarte Pastelle und Naturweiß zum Einsatz. Impuls versprach eine unkonventionelle fantasievolle Tages-, Freizeit- und Festbekleidung, die durch die traditionelle Kleidung Spaniens oder Kubas angeregt worden war. Ihre Erscheinung war heiter, romantisch und sommerlich, jung, ungewöhnlich und kontrastreich. Dekonstruiert wirkende Formen in artfremden Materialien bestimmten den Eindruck dieser Modelle. Die junge kontrastreiche Richtung mischte extrem Weites mit körperbetont Engem in gegensätzliche Materialien. Dabei fanden Tuschefarben in warmen oder kühlen Kolorierungen mit Aquarellen und Tintenfarben als Effekte ihren farbigen Auftritt.60 Die Männermode 1986 wirkte in dieser Saison in ihrer Farbgebung verhaltener durch die Verbindung mit Grau oder Schwarz. Die intensiven und klaren Farben wurden nur sparsam eingesetzt, so dass der Gesamteindruck der Farbpalette für das erste Halbjahr 1986 zurückhaltender und dezenter erschien als in der vorherigen Saison. Mit Dynamik wurde ein Thema präsentiert, welches sehr attraktive, sportlich betonte Tages- und Freizeitkleidung mit Mehrzweckcharakter versprach. Anregungsquellen hierfür stellten Uniformen, Expeditionskleidung und die asiatische Kleidermode der 1950er Jahre dar. Ihre Erscheinung wirkte betont sportlich und funktional. Großzügige, bequeme Outfits mit Betonung der funktionalen Details, unterschiedlichen Silhouetten und Weiten in differenzierten Materialien. Bevorzugte Farbtöne verliefen von Weiß zu dunklen Tintenfarben. Intensive Tuschfarben wurden gezielt als Effekte eingesetzt. Im ersten Teil des Themas Basis zeigten sich jugendlich progressive aus der Klassik abgeleitete Tageskleidungsteile, deren Idee durch die 1920/30er Jahre und 1940/50er Jahre angeregt worden waren. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Tennis-, Polo-, Klub- und Regattamode gelegt. Durch sparsame Details und großzügige Flächen hinterließen sie einen klassisch, sportlich herben und saloppen Ausdruck. Ein neues Kombinieren von Einzelteilen wurde durch Farb- und Materialkontraste erleichtert. In dieser Linie wurden dunkle Papierfarben und helle Tintenfarben angewandt. Der weitere Basis-Teil wurde wie bei den Damen durch ausdrucksvolle und zeitlose, klassische Tages- und Festkleidung bestimmt. Ihr Ausdruck war klassisch-elegant und salopp. Das Design gestaltete sich großzügig, weich und bequem mit sparsamen Details in feinen Materialqualitäten. Letztere wurden für Anzüge und Anzugkombinationen angeboten. Die Farbpalette zeigte sich geprägt von hellen Papierfarben und Aquarellfarben, die als Effekte eingesetzt wurden.61 Eine sportlich betonte Allzweckkleidung unterbreitete das Thema Dynamik für das Frühjahr und den Sommer der Jugendmode. Voluminöse Silhouetten und funktionelle Detaillösungen hatten ihre Inspiration in den Kleidungsstücken der Piloten, Fallschirmspringer, Fischer und Segler gefunden und Basisfarben in Naturnuancen und

60 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 61 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86,ML 24/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 39 Naturtönen in Verbindung mit aktiven Farben beherrschten das äußere Erscheinungsbild der Reihe. Ein weiteres Thema der Jugendbekleidung war die Junge Klassik. Sie vertrat die klassische Richtung in der Kollektion. Jeans standen im Mittelpunkt und zeigten eine bequeme, großflächige Gestaltung mit Verfremdung bekannter konventioneller Kleidung durch überzeichnende Formen und den Einsatz untypischer Flächen und klassischer Designs in neuen Farbigkeiten. Präsentiert wurden die Modelle in den Basisfarben in Richtung Grau und Indigo-Blau, die neben einer sehr farbaktiven Richtung standen. Impuls hieß das Motiv, welches expressiv und experimentell in Erscheinung trat. Dies gelang durch eine besondere Formsprache und starke Farbkontraste, wobei zwei Richtungen verfolgt wurden: zum einen die herbe geometrische Richtung und zum anderen die lyrische, feminine Richtung, welche in der abstrakten Kunst, im Graffiti oder in neuen Tanzrichtungen ihren Ursprung hatten. Intensive Farben standen im Kontrast zu Schwarz.62 Bei der Kinderkleidung der Saison waren im Thema Dynamik fröhlich wirkende, sportlich betonte Tages- und Freizeitkleidungsstücke entstanden. Sie wirkten betont sportlich und progressiv durch unterschiedliche Längenkombinationen und neue Farbzusammenstellungen. Ansprechende Akzente bildeten Details als Musterungen oder Druckmotive. Für die Umsetzung wurden intensive Tuschefarben wie Kamelie, Elektrablau oder Kornblume verwendet sowie zarte Aquarelle wie Kamille, Hyazinthe oder Kolibri zu Schwarz oder viel Weiß gesetzt. Das Arbeitsthema Basis beinhaltete Tageskleidung mit Mehrzweckcharakter, die abgeleitet worden waren von klassischen Gestaltungsformen und ihre Inspiration in Expeditionskleidung und Uniformen der Marine und Sportflieger hatten. Sie waren klassisch-sportlich und funktional im Erscheinungsbild. Neutrale Papierfarben wie beispielsweise wie Erdnuss oder Hortensie wurden ergänzt durch intensive Tuschefarben wie Fanal oder Grüntürkis und viel Weiß. Fast ländlich erschien die unkonventionelle fantasievolle Tages- und Freizeitbekleidung des Themas Impuls. Die Bilder Renoirs und der Wäschestil bildeten die Anregungsquelle dieser Kleidungsteile und ließen sie frisch, romantisch sommerlich erscheinen. Leichte luftige und transparente Materialien und eine lichte Farbigkeit unterstützten die Wirkung und verwiesen auf liebevolle Details in Form von Schleifen und Rüschen. Passend zu dieser Aussage wurden zarte Aquarellfarben wie Pistazie oder Bergsee und viel Weiß empfohlen.63

62 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, ML 23/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 63 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, ML 23/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 40

Abb. 16: Modethema Impuls für Damen und junge Menschen, Frühjahr/Sommer 1986

Ohne den Gesamtklang des Vorjahres zu zerstören, wurde im Herbst/Winter 1986 bei den Damen und jungen Mädchen mehr Farbigkeit präsentiert. Das Gesamtbild tendierte zu einer mittleren Farbwirkung ohne grelle Effekte und Unstimmigkeiten, dabei blieben Ton in Ton Schattierungen oder subtile Komplementäranordnungen vorrangig. Warme Ocker-, Kamel- und Brauntöne lösten die hellen kühlen Naturfarben des Jahres 1985 ab. Die Farbtendenzkarte dieser Saison gestaltete sich durch vier Reihen: eine Violett-Rot- Reihe, eine Blaureihe, eine Grünreihe und eine Braun-Gelb-Reihe. Darin befanden sich in der ersten und zweiten waagerechten Reihe dunkelbunte Töne mit annähernd gleicher Farbtiefe und in der dritten und vierten Reihe verhaltene Mitteltöne mit Farben annähernd gleicher Farbhöhe. Die fünfte und sechste Reihe wurde durch Aquarellfarben bestimmt, die die hellsten Farben dieses Farbspiegels enthielten. In der siebten Reihe befanden sich Farben gleicher Intensität und Leuchtkraft. Als interessante Richtungen wurden natürlich wirkende Gelb-Braunnuancen für die klassische Tageskleidung empfohlen und dunkelbunte Töne konnten untereinander kombiniert als festliche Drucke zum Einsatz kommen. Die winterlichen Aquarellfarben bildeten den Ausgangspunkt für eine elegante Klassik. Das unkonventionelle Zusammenstellen klarer Aktivfarben zu dunkelbunten Tönen oder zu winterlichen Aquarellfarbtönen sollte den jugendlichen Ausdruck der Linie verstärkten. Eine aktive Farbigkeit sollte in der Wintersaison eine wichtige Rolle spielen.64 Die Frauen sollten für die Wintersaison 1986 mit sportlich funktioneller oder dezent sportlicher Mehrzweckmode in bequemen Schnitten und großzügigen sachlichen Formen ausgestattet werden. Pelzimitate bestimmten unter anderem das Thema Dynamik- worin intensive Grün - und Blautöne vertreten waren, die mit Pink- und Violettnuancen vollendet wurden. Regenkleidung aus wasserabweisenden Materialien in kräftigen Neonfarben und Thermokleidung mit großflächigen Steppungen oder in Form von Ornamenten besteppt zeigten sportlich wirkende körpernahe Jacken in weicher, heller,

64 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 42/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 41 natürlicher Farbigkeit. Für das zur Kollektion gehörende Thema Basis wurden zwei Richtungen entworfen: die sportliche und die feminin anspruchsvolle. Die erstgenannte Richtung zeigte winterliche Basiskleidung – natürlich, jung, praktisch und leger in der Ausstrahlung. Trotz der sportlichen Betonung war es gelungen eine qualitative Verbindung zwischen Natürlichkeit, Fantasie und einer gewissen Derbheit und der Farbaussage zu erreichen. Dabei gestalteten sich die Farbentwürfe der Plaidkarojacken in Schwarz, Ocker oder Grau und die sportlichen Blazer und klassischen Mäntel in Shetlandtönen. Leuchtende Flausche wurden für klassisch komfortable Mäntel in legeren Weiten verwendet. Ausschlaggebend waren die geraden, flächigen Silhouetten, gepolsterte Schultern und einfache dekorative Details. Die zweite Richtung des Themas bezog sich auf die städtische Klassik, deren Modelle in ihrer sachlichen Formsprache elegant wirkten und zugleich eine gewisse Jugendlichkeit und Lässigkeit mitbrachten. Mäntel wurden zu weit schwingenden Röcken oder Hosen getragen in Kombination mit sportlich femininen Blusen mit Raffungen. Dazu angeboten wurden weiche Materialien wie winterliche Jerseys, bedruckte Crepes, Kammgarne, synthetische Seiden und Flanelle. Die Farben verliefen von Naturweiß über Moor und Beton zu den farbigen Effekten für die Unis und den Druck. Eine besondere Linie dieser Kollektion war der Festkomplex, der eine kombinierfähige Festbekleidung beinhaltete. Bei diesen Modellen war das Material in seiner Farbgestaltung und seinen Erscheinungen das dominierende und weniger die Form der Kleidungsteile. Schwarze Festtagskleider mit interessanten Details, raffinierten Schnittlösungen und dekorativen Ausschnittvarianten wurden dargeboten in differenzierten Jerseyqualitäten, Crepe oder Spitze. Die entworfenen langen Abendkleider aus synthetischen Seiden zeigten sich in leuchtenden Rottönen und belebten das gesamte Erscheinen des Komplexes.65 Die Männer wurden modebewusster und bekamen eine Kollektion in selbstbewusster Sportlichkeit mit vielfachen Ausdrucksmöglichkeiten. Es gab zwei bestimmende Richtungen: von einer anspruchsvollen, eleganten Klassik bis zu einer sportlich legeren Klassik vertreten durch das Thema: Basis. Das Dynamik -Motiv verdeutlichte sportlich, funktionale Kleidung, welche ihre Inspiration in den 1950er/60er Jahren entdeckt hatte. Als wichtiges Gestaltungsmittel wurden vitale neue Farbausdrücke in neuen Kombinationen dargelegt. Die Farb- und Flächengebilde fanden eine neue Art und Weise in ihrer Anwendung. Wiederkehrende Grundformen wurden in Farbe, Design und Material neu variiert und individuell kombiniert. Zum Beispiel wurde mit Kontrasten gespielt - glatte Materialien standen neben Kunstpelzen oder große Oberteile in Verbindung mit schmalen Keilhosenformen fanden einen betont jungen Ausdruck. Synthetische Farbigkeiten in Blau -und Graunuancen ergänzt durch Violett -und Pinktöne bestimmten das Erscheinungsbild. Zugeordnet zur Tageskleidung wurden die Regen - bzw.

65 Unterlagen der Modeinstitutes der DDR, ML 42/86, ML 46/86, ML 38/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 42 Wetterkleidungsstücken, deren Idee durch die Wintersportmode und die Kleidung der Kosmonauten entstand. Baumwollsortimente in kräftigen Farben und körpernahe Anzüge aus beschichteten Geweben oder Folien charakterisierten die Modelle. Wie in der ersten Gruppe zeigten sich synthetische Farben neben kühlen Rot -und Violetttönen sowie Grün, Blau und Dunkelblau. In diesem Thema befanden sich ebenfalls glänzende Bekleidungsteile mit Mehrzweckcharakter inspiriert durch den Futurismus und die Technik in Pastelltönen, in Weiß, Grau, Schwarz und Effektfarben wie Rotviolett oder Malve, die ebenso eine wichtige Rolle bei den Accessoires spielten. Den umfangreichsten Anteil des Basis-Angebotes bildeten die sportliche und elegante Klassik. Die erste Richtung beinhaltete sportive Tageskleidung in drei Gruppen: die Strukturierten, dazu gehörte die legere und bequeme Tageskleidung mit Mehrzweckcharakter in Hemdformen aus differenzierten Materialien zum Beispiel mit Filzoptik, aus Kord oder Hemdenflanell. Vorherrschende Farbigkeit bestand aus hellen Naturtönen wie Wollweiß und Braunnuancen zu warmen Ocker- und Ingwergelbtönen. Grafische Akzente wurden mit Mokka, Grau oder Schwarz gesetzt. Eine zweite Gruppe bestand aus rustikalen Tweeds mit kombinierfähigen Einzelteilen und sportlich, klassischen Elementen. Jene Modelle bestanden aus Streichgarngeweben, Tweed, gerauter Baumwolle oder Gestricken in Shetlandfarben, welche durch Kristallgrün und Horizont vervollständigt wurden. Die letzte Gruppe bestand aus einfarbigen Bekleidungsteilen in unterschiedlichen Sortimenten, zum Beispiel klassische Mantelformen wie Ulster, Trench- oder Dufflecoat. Verwendet wurden hierfür kräftige Mitteltöne wie Muskat, Zimt, Herbstaster, Grüntöne oder Rotbuche. Mit Ocker wurden Effekte gesetzt. Das anspruchsvolle Basis-Thema der Herrenkollektion beinhaltete zwei Gruppen, worin sich die klassische Bekleidung in feinem Ausdruck und in eleganten Formen durch Ensembles dargestellte. Unkonventionelle, anspruchsvolle, moderne Klassik in sachlicher Form mit femininen Einflüssen gestalteten die Gruppe der feinen Tweedigen. Feiner Fischgrat, Glenchecks oder Streichgarne in Tweed waren die Materialien aus denen die Modelle gefertigt waren. Ihre Farbpräsenz lebte durch eine frische Farbigkeit und farbige Tweedeffekte in Wollweiß, Beton, Grau, Mokka, Aubergine oder Marine. In der Gruppe die Festlichen wurden klassische Grundformen durch Farbe und Material neu interpretiert und trugen zu einem besonderen Ausdruck bei. Festliche Einzelteile in verhaltenen Tönen wie Schwarz, Dunkelgrün oder Dunkelblau kombiniert mit konventionellen Teilen aus synthetischen Seiden in den Farben Rot, Violett oder Blau schenkten den Outfits ein modernes Äußeres und eine gewisse Dynamik. Die Jugendmode umfasste das zweite Halbjahr 1986 drei Einheiten, an denen die Gestalter und Gestalterinnen gearbeitet hatten.

43 Dynamik umfasste winterliche Mehrzweckkleidung in voluminösen Silhouetten mit funktionalen Details in wasserabweisenden bzw. Steppmaterialien. Ihre Inspirationsquelle war die Wintersportkleidung der 1950er Jahre und die Arktis. Winterliche Pastelle, Naturtöne Weiß und Grau bestimmten das farbliche Erscheinungsbild. Die Junge Klassik hatte ihre Aktualität insbesondere den neuen Farben und der Gestaltung zu verdanken. Besonders innerhalb der Straßenmode war ein Zusammenspiel zwischen Kontrast und Harmonie gelungen, an denen witzige Details platziert waren und betont weite im Kontrast zu schmalen Silhouetten getragen wurden. Es wurden untypische Materialien miteinander gemixt und durch die eingesetzten Farben miteinander verbunden. Unis in klaren Farben standen Naturtönen gegenüber und zeigten Streifen, Karos oder neue Drucke in mittlerer intensiver Farbigkeit. Im Thema Impuls wurde mutig experimentiert. Diese sehr mobile Richtung war gekennzeichnet durch grafische dekorative Designs, einem Spiel zwischen Harmonie und Disharmonie und sie zeigte Kontraste in der Form und leuchtenden Farben. Die Ideenfindung gelang durch Filme, dem Karneval, der modernen Kunst oder durch Computerdesign. Die Farbe gewann durch die Stellung der einzelnen Nuancierungen zu Schwarz, durch Schwarz- Weißkontraste oder durch das Zusammenstellen von Farbe zu Farbe ihren Ausdruck. Für die saisonale Kinderkollektion 1986 ließen sich die Gestalter und Gestalterinnen durch Wintersport-, Kosmonauten-, Sportflieger- und Expeditionskleidung inspirieren und entwickelten für das Thema Dynamik eine sportlich betonte, winterliche Tages-, Freizeit- und Wetterkleidung für Jungen und Mädchen. Im Ausdruck sachlich, funktional oder experimentell in bequemer Weite oder körpernah traten die Modelle aus Jaquardgestricken oder Trikotagen auf. Dabei besaßen sie eine Farbigkeit aus Pastelltönen wie Schilf, Malve, Horizont, Hortensie und Weiß, wozu sich die Intensivfarben Meer, Pappel, Signal, Ingwer, Horizont oder Schwarz stellten. Unter dem Thema Basis befanden sich sportliche Tagesbekleidungsoutfits, die durch untereinander austauschbare Einzelteile in klassischen Formen gekennzeichnet waren. Ausgangspunkt dafür waren die Arbeitskleidung technischer Berufsgruppen, Auto- und Motorradsportkleidung oder der Country- und Collegestil. Kantig wirkende Formen in derben, lässigen, sportiven Ausdruck in verhaltenen, neutralen Tönen, die in Zusammenhang mit Aktivfarben wie Kakhi, Beige, Indigo, Moor, Muskat, Meer, Smaragd, Ingwer oder Signalrot auftraten.66

66 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 38/86, ML 42/86, ML 46/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 44

Abb. 17: Modethema Dynamik für Damen, Herbst/Winter 1986

Im Jahr 1986 wurden für die Entwicklung der neuen Modekonzeption 1989 grundlegende Orientierungen in Bezug auf die volkswirtschaftlichen Anforderungen und Zielsetzungen gegeben. Die höhere Veredelung der Rohstoffe, Materialien und Erzeugnisse blieb ein bestimmender Faktor für die Produktion und Umsetzung. Dabei sollten höhere Ansprüche an die Gebrauchswerte, volle Bedarfsgerechtigkeit und sinkende Herstellungskosten berücksichtigt werden. Auf Grund des steigenden internationalen Niveaus und der Positionierung der Produkte auf dem Weltmarkt mussten grundlegende Aufgabenstellungen gelöst werden: „Der differenziert steigende Bedarf der Bevölkerung an Konsumgütern der Leichtindustrie ist bei einem weiter wachsenden Anteil hochwertiger, modisch-aktueller Erzeugnisse planmäßig zu decken, die Lieferung von Erzeugnissen der Leichtindustrie in die UdSSR auf Grundlage des langfristigen Aufkommens 1986-90 wesentlich zu erhöhen, entsprechend den Möglichkeiten auf den kapitalistischen Märkten ist der NSW -Export (nichtsozialistischer Wirtschaftsbereich = kapitalistisch)67, insbesondere in konvertierbare Devisen, zielgerichtet nach Märkten und effektiven Warenstrukturen, zu entwickeln. Die NSW -Importe und uneffektive Industriekooperation bzw. Lohnveredelung sind weiter abzubauen, die planmäßige Zulieferung von Erzeugnissen der Leichtindustrie für andere Bereiche der Volkswirtschaft, die Versorgung mit Arbeits-, Arbeitsschutz- und Hygienekleidung sowie für die Landesverteidigung ist stabil zu gewährleisten.“68 Die Abteilung Forschung des Modeinstitutes erarbeitete diese Richtlinien als Grundlage zur Erreichung der Zielstellungen für die kommenden Jahre und verwies darauf, dass mit einer Vervollkommnung der Produktionsstruktur Spitzenerzeugnisse mit internationalem Höchststand hergestellt werden konnten, so dass zum einen die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung gedeckt und zum anderen im Rahmen der außenwirtschaftlichen Aufgaben die Valutaeinnahmen erhöht werden konnten. Diese neu entwickelten Erzeugnisse verteilten sich prozentual folgendermaßen auf die Gesamtproduktion:

▪ für die Bevölkerungsversorgung: 42-48%, ▪ für Export ins kapitalistische Ausland: 52-55% ▪ für den Export ins sozialistische Ausland: 32-35%.69

67 Anmerkung der Verfasserin. 68 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR ML 1/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 69 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR ML 1/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 45 Zunehmend wurde darauf verwiesen, dass der Modemarkt schneller und mit qualitativ hochwertigen Erzeugnissen mit modischer Aktualität auszustatten war, was für die Produktion bedeutete, dass unter anderem die Bedingungen für ein schnelles Reagieren auf die veränderten Wünsche der Menschen geschaffen werden mussten. Darunter fielen zusätzlich die Notwendigkeit nach einer höheren Flexibilität im Einsatz von Grundmaterialien und technischen Ausrüstungen, die Verkürzung von Zykluszeiten, die Verbesserung der Verarbeitungsqualität, einen stärkeren Übergang von der auftragsorientierten zur angebotsorientierten Erzeugnisentwicklung und eine höhere Veredelung der Produkte. All diese Maßnahmen sollten insbesondere auf die Jugendmodeproduktion Einfluss nehmen, da besonders diese Zielgruppe unzufrieden war mit dem momentanen Angebot an jugendtypischen Modeerzeugnissen. 70 Grundvoraussetzung dafür waren die Optimierung von Optik und Haptik der saisonspezifischen textilen Flächen. Hochwertige Kammgarne, Streichgarn und Wollqualitäten sollten entwickelt werden und der Einsatz von synthetischen Seiden aus eigener Produktion, von beschichteten textilen Flächengebilden und differenzierter Baumwollmischungen verstärkt werden.71

Abb. 18: Farbtendenzen des Modeinstitutes der DDR in Fasern für 1989

Auffällig an dieser Zusammenstellung war, dass es neuerdings eine Wendung in der Erzeugnisentwicklung gab, die sich zunehmend von der auftragsorientierten zur angebotsorientierten entwickelte. Die gestalterische und konstruktive Umsetzung der Modethemen in ausgewählten Bedarfskomplexen und die Sicherung der Komplettier- und Kombinierbarkeit innerhalb jener Bedarfsgruppen waren wesentlicher Bestandteil für die Zufriedenstellung der jeweiligen differenzierten Wünsche. Neu war die Entwicklung kundenspezifischer Kollektionen in hohem Preisniveau für den Export und die verbesserte Ausstattung der Erzeugnisse mit Accessoires.72

70 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 71 Ebenda. 72 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 18/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 46 5.5 Das Jahr 1989

Mit den wirtschaftlichen Zielen und Bedingungen und unter Berücksichtigung der internationalen Trendentwicklungen sollte die neue Herrenkollektion für das Jahr 1989 analysiert und entworfen werden. Der internationale Trend beschrieb die Entwicklungen des Mannes dahingehend, dass Mann wieder Mann sein durfte: traditionsbewusst, erfolgversprechend, gepflegt und individuell. Die Mode zeigte sich auf den internationalen Laufstegen eindeutig maskulin. Was aber nicht bedeutete, dass sich von den normalen klassischen Formen verabschiedet wurde. Ob Sportswear oder Klassik, die Elemente beider Stile verschmolzen miteinander und fanden ihren lässigen Ausdruck durch eine andauernde Qualität und einem perfektem Zusammenspiel von Farbgebung und Designierung, Materialeinsatz und Schnittgestaltung. Mit jenem Qualitätsdenken zeigte sich ein neuer Trend zur gepflegten und edler wirkenden Mode, die gleichzeitig vernünftig als auch zeitlos wirkte. Unter Verwendung von vielfältigen Flächengebilden sollten die Modelle der neuen Herrenkollektion aufwendig gestaltet werden. Dabei spielten besonders die Kontraste eine wesentliche Rolle. Streng zu lässig, traditionell zu supermodern, locker zu dicht, bewegt zu glatt, simpel zu raffiniert oder natürlich zu synthetisch. Ein weiterer Schwerpunkt lag, laut Material zur internationalen Auswertung zu Kollektionsentwicklung für Gestalter73, in der Farb- und Flächengestaltung der Kollektionen.

Die Farbtendenz des Modeinstitutes der Frühjahr/Sommerkollektion des Jahres 1989 für Damen, Herren und junge Menschen ergab in der senkrechten Anordnung auf der Farbkarte fünf Farbreihen gleicher Intensität, die sich in zwei Hauptgruppen einteilen ließen - in Neutralfarben und dynamische Farben. Bei den Neutralfarben befanden sich in der ersten Farbreihe helle, kreidige und sandige Töne, die wie von der Sonne ausgeblichen wirkten. Die zweite Reihe entsprach kühlen, lichten und transparenten Farbigkeiten, die zum einen viel Weiß beinhalteten und zum anderen grau nuanciert erschienen und mit diesem Ausdruck an etwas Atmosphärisches erinnerten. Die dritte Reihe zeigte dunkle, schattige Farben einschließlich Schwarz. Sie standen als Kontrast neben den Neutralfarben. Die Positionierung der Neutralfarben verstärkte den Hell- Dunkelkontrast und die Farbzusammenstellungen wirkten weniger laut, sondern elegant und harmonisch oder sachlich und sportlich. Die dynamische Farbgruppe unterteilte sich in vier Farbreihen, deren Farbgruppen an expressive Töne erinnerten, die unkompliziert und natürlich wirkten. Das Farbdesign der Jugendmode blieb in seiner Zusammenstellung dynamisch und klar. Ein Konzentrat aus dem Gesamtfarbspiegel wurde erstellt, welches drei differenzierte Farbthemen deutlich herausstellte. Erstens: eine klare, lichte, frisch wirkende Farbreihe unterschiedlicher Blau- und Grüntöne, die als Ausgangspunkt für die sportlich dynamischen Themen dienten. Zweitens: helle, lichte, kreidige Basistöne, die im Mittelpunkt standen. Einerseits konnten die warmen bzw. kalten Nuancen dieser Farbgruppe miteinander kombiniert werden, zum anderen konnten die warmen mit den

73 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR: ML 21/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 47 kühlen Tönen zu harmonischen Farbklängen nebeneinander stehen. Schwarz und Weiß gaben diesem diffizilen Farbzusammenspiel mehr Festigkeit und Kontur. Drittens: konnten Rottöne unterschiedlicher Intensität mit dunklen, grauen oder grauvioletten Farbigkeiten zu einem verhaltenen Farbklang vereint werden. Von den Tendenzfarben der Oberbekleidung der Kinderkollektion ließen sich eindeutige Farbgruppen ableiten, sowohl waagerecht als auch senkrecht. In der Senkrechten der Farbkarte befanden sich die Farbtöne einer Farbgruppe von hellen, lichten bis zu frischen, sommerlichen, kindgerechten Farbklängen und die Waagerechte enthielt Farbgruppen, die nach gleicher Intensität geordnet waren. Die drei oberen Reihen stellten die lichten und hell erscheinen Neutralfarben dar, die fünfte und siebente Reihe die frischen, kindgemäßen Farben. Einerseits gesättigte und leuchtende Töne, andererseits helle, lichte Nuancen. Dazwischen in der sechsten Reihe lagen die tiefsten Töne der Farbkarte. Die Farbkombinationen frischer, kindgerechter Akzente erfolgte in der Anwendung durch eine Ton in Ton Zusammenstellung.74

Abb. 19: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Damen und Herren

Anhand der Trendbeobachtungen und der Farbidee entwarfen die Designer und Designerinnen des Modeinstitutes der DDR die aktuelle Modelinie der Herren für die Frühjahr/Sommersaison des Jahres 1989. Bequem, funktional und vielfältig, elegant und maskulin, lässig und schlicht waren die Erscheinungsbilder der Modelle. Klassik und Sportswear gingen ineinander über, so dass Anzüge spielerisch neben Blousons, Parkas, Pullovern und Jeans erschienen. Die Modelle zeigten eine deutliche Schulterbetonung, eine bequeme Oberweite und eine markante

74 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 19/89, ML 20/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 48 Taillierung. Bestimmende Themen waren Sommertag, Nordkap, City und Premiere. Die erstgenannte Richtung führte eine Freizeit- und Tageskleidung für Herren in einem lässigen, sommerlichen Ausdruck. Bevorzugt für diesen Bedarfskomplex wurden Sand- und Dünenfarben oder Weiß zu hellen Pastelltönen, wie Malachit, Schilf, Grapefruit oder Lachs gestellt. Großzügige Oberweiten, bequeme Oberärmelgestaltungen, enge Trikotagen und Bermudas aus Baumwolle, Leinen oder Nadelstreifenmaterial dominierten das Motiv. Die Oberteile aus Maschenware innerhalb dieser Richtung zeigten sich in kühlen, lichten Blau- Grüntönen im Kontrast zu warmen sonnigen Gelb -Orangetönen in jugendlicher vitaler Fassung. Spezielle feine Tageskleidung beinhaltete das Thema Nordkap, deren Bekleidungsteile sportlich elegant, bequem und lässig wirkten. Zwischen Funktionellem und Elegantem entstand eine Verbindung, die eine qualitätsbetonte Sportlichkeit präsentierte. Anregung hatten die Modelle im Marine- und Klubstil, in der Tennis- und Segelkleidung und der Sportbekleidung der 1920er Jahre gefunden. Ihre Farbgestaltung sah Enzian, Nachtblau, Weiß, Sand und kräftige klare Sommerfarben wie Rot, Grün, Blau, Gelb und Violett vor. Das Material entsprach einem Gewebe in Baumwoll- oder Leinenoptik und beschichteten Flächen oder leichten Tuchen. Besondere Merkmale zeigten sich in einer lässigen Kragengestaltung, Doppelverschlüssen; Kapuzen und farbigen Abfütterungen. Das Thema City wies eine klassische, unkonventionelle, expressive, jugendliche Tageskleidung mit extremen Proportionen auf. Die Farbpalette bestand aus warmen und kühlen Kolorierungen, Schwarz stand zu Blau und Rottönen, zu Grün oder Aprikose. Dieser Kollektionsteil bestach durch seine sparsame Detailgestaltung und ließ das Material an sich wirken. Sakkos und Hemden in V-Silhouette, Bundfaltenhosen mit verstellbaren Riegelverschlüssen und konischen oder geraden Beinverläufen bestimmten die wesentlichen Gestaltungsschwerpunkte. Eine zusätzliche Richtung innerhalb dieses Themas war die klassisch Sportliche. Aus der Motor- und Flugsportkleidung der 1930er Jahre waren moderne kurze Blousons mit breiten Schultern und schmalen Taillen entstanden, die mit sportiven Details wie Gummizügen, großen Taschen oder Gürteln versehen wurden. Weite Hosen, Stepperein, Kurzarmhemden mit Schulterklappen sind einige konkrete Beispiele aus der Richtung. Bevorzugt wurden warme und kühle Farbigkeiten, Sand und Brauntöne. Warmes Grün und Rot wurden hauptsächlich für Accessoires eingesetzt. Eine dritte Richtung dieser Linie enthielt klassisch, korrekte, elegante und komfortable Tageskleidung für Männer. Langgestreckte Anzüge mit bequemen Hosen hatten ihren Ursprung in der englischen Männermode der Jahrhundertwende und in der Klassik der 1940 er Jahre. Leicht, sommerliches Kolorit und Neutralfarben in Leinentönen mit braunem Ocker und roten Effekten bestimmten die Outfits. Zum Thema Premiere war eine Festtagskleidung für Damen und Heeren gestaltet worden. Sie wirkte elegant, festlich und sommerlich leicht. Kammgarnmischgewebe mit

49 Glanzeffekten, synthetische Seiden, Cordstoffe, Unis mit Strukturen, Damast- und Jaquarddesign und feine Rippgestricke fanden ihren Einsatz in Weiß, Naturweiß, Neutralfarben und wenig Schwarz. Für Trikotagen waren die Farben Gold zu Violett, Grau und Hellgrün vorgesehen. Bei den Damen zeigten sich schmale, figurbetonte Kleider aus Maschenstoffen mit querbetonten Ausschnitten und Schlitzen und bei den Herren dominierten Smokingvarianten, Cardigans (kragenlose Jacke), neue Spenzerformen(knappes Trachtenjäckchen) und Westen.75 Bei den Frauen sah die Gestaltungstendenz für die Frühjahr/Sommerkollektion 1989 folgendermaßen aus: Die Modelinie sollte in der Gesamtheit differenzierter, vielseitiger, fantasievoller erscheinen und dennoch in bereits bewährten traditionellen Formen ihren Ausdruck finden. Die zeitgemäße Umsetzung in traditionellen Formen sollte unterstützt werden durch moderne Materialien und eine perfekte Schnittführung. Funktion und Komfort waren Charakteristiken dieser fein verarbeiteten Tageskleidung. Inhaltlich war sie identisch mit der Herrenkollektion in vier Themen unterteilt: Sommertag entsprach einer hochsommerlich, sachlich, jugendlichen Freizeit -und Tageskleidung, bei der schmale Formen zu schwingenden Weiten und schlichten Details standen. Pastelle Grün- und Gelbtöne sowie Weiß kennzeichneten die Modelle in ihrer tendenziellen Farbgestaltung. Bevorzuge Materialien waren Leinen, Baumwolle und Frottierqualitäten. Für die vorgesehenen Oberteile aus Strickwaren waren kühle, lichte Blau -und Grüntöne zu warmen, sonnigen Gelb -Orangetönen geplant. Eine sportliche Betonung der Modelle gelang durch den Einsatz von Schwarz, von Naturtönen und Pastelltönen. Bewegte textile Oberflächen wie Crash, Crincle (Knitterstoffe) oder Baumwollmaterialien betonten die leichte, sportliche Kleidung mit viel Bewegungsfreiheit durch seine besondere Materialität, die kontrastreich untereinander kombiniert werden konnte. Fantasievoll, klassisch und sportlich waren die Modelle des Themas Nordkap, welche aus der Marine - und Klubmode der 1920 er Jahre entstanden waren. Enzian, Nachtblau, Weiß, Sand und kräftige klare Sommerfarben wie Rot, Grün, Blau und Gelb beherrschten das farbliche Stimmungsbild. Baumwollgewebe, Maschenstoffe und beschichtete textile Flächengebilde für Wettermäntel und –jacken kamen zum Einsatz. Passend zu diesem Bedarfskomplex wurden Oberteile entworfen, die leger, elegant und bequem geschnitten waren. Ihre besondere Farbgestaltung fanden die Kleidungsteile in Marine, Weiß, Beige und Rot als Effektfarbe, wozu intensive Farben wie sattes Violett, Rot, Grün, Gelb oder ein mittleres Blau ihren Platz fanden. Viele Materialkombinationen erschienen mit legeren Oberteilen, welche durch hohe Rippabschlüsse gekennzeichnet waren und mit körpernahen Hosen kombiniert wurden. City stand für eine sachlich, elegante, komfortable und junge Richtung, die ihren Ausdruck in einer sachlich, strengen Gestaltung mit perfekter Passform fand. Naturtöne, Schwarz, Grau, Rosè und Gelb waren die Farberscheinungen dieser Kollektionsteile, die sowohl in synthetischen Seiden als

75 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 50 auch in Baumwolle und Kammgarnmischgeweben verarbeitet wurden. Sportlich ausdrucksvoll, von klassisch bis feminin waren die Oberteile, die in Nachtblau, Weiß und Naturtönen oder Hell- und Dunkelkontrasten wie Schwarz - Weiß bzw. Weiß -Grau-Violett erschienen. Dezente Glanzeffekte mittels Viskoseseiden oder Chintzstoff schufen Lichteffekte. Der Einsatz von Flachstrickgeweben ermöglichte ein drunter und drüber anziehen und führte zu lang gestreckten Silhouetten. Die Tageskleidung für die Damen war raffiniert, feminin und dezent im Design. Ihre Farbigkeit fand sie in Gelb, Grau Wollweiß und Violettnuancen. Schmale Formen, schwingende Röcke, großzügige Ausschnittvarianten, raffinierte Teilungsnähte, Plissierungen, Rüschen und Reihungen waren typische Details, die aus Baumwollmischgeweben, einer lockeren Maschenware oder synthetischen Seiden kreiert wurden. Die festliche Kleidung für Frauen aus dem Themenbereich Premiere fand ihre Basis in der traditionellen Festkleidung. Ihr differenzierter Materialeinsatz und deren Kombinationen schufen einen besonderen Ausdruck. Spitzenröcke und -kleider wurden mit Jacken und Mänteln zusammen geführt und bestimmten das Bild einer femininen, sommerlich, festlichen Kleidung.76

Abb. 20: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Kinder

Für die Kinder führte das Kollektionskonzept bewährte Saisonsortimente mit einer hohen Funktionalität, ungewöhnlichen Kombinationen, neuen Farbigkeiten in klaren Kontrasten mit originellen Drucken und Mustermixen weiter. Es teilte sich auf in drei Bereiche: Sommertag, Tempo und Skandinavien.

76 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 51 Sommertag stand für eine leichte Freizeit- und Wetterkleidung für alle Altersgruppen, die sportlich und funktional wirkte. Ihre Farbgestaltung entsprach frischen, leuchtenden Tönen wie Blau, Rot, Grün, Gelb und Weiß. Besonders einprägsam waren die Baumwolldrucke in Form von Zahlen, Schriftzügen oder Buchstaben, die sich auf Single-Jerseys, auf Synthetics oder Folien befanden. In der Kollektion befanden sich variable Einzelteile beispielsweise sommerliche Blousons, Parkas; Kutten; Latzhosen, Polo- und Sweatshirts, Miniröcke und Hängekleider. Mit der Richtung Tempo waren Outfits entstanden, die einer Schul-und Tageskleidung für Jungen und Mädchen entsprachen. Der Hauptanteil der Richtung war für die Jahreszeiten Frühjahr und Sommer geplant und beinhaltete eine klassische und eine Jeans-Richtung. Die Klassische Tageskleidung der 1950er/60er Jahre und der Marinekleidung gaben Anregungen für einen klassisch, strengen bis fantasievollen, modernen unkonventionellen Bekleidungsstil. Die Modelle erschienen in tiefem Marineton und Weiß. Leuchtendes Rot kam als Effektfarbe für Akzentuierungen zum Einsatz. Schmale taillierte Oberteile, schwingende Rockformen, schmale leichte Hosen und schmale kurze Kleider in klaren Farbkontrasten bestimmten das Bild dieser Linie. Im Gegensatz dazu war die Jeansrichtung deutlich lockerer und unbekümmerter. Angeregt von Rock-Pop- und Filmszenen waren unkompliziert zu kombinierende Jeansteile entwickelt worden, die in Denim-Blau zu Gelb und Rot standen und durch Effekte in leuchtenden Grünvarianten auftraten. Jeansqualitäten in Unis oder Streifen kombiniert mit Maschenware in Ringel oder Jacquardmusterung zeigten sich in hautengen Röhrenhosen, farbigen Aufdrucken oder farbigen Revers. Romantisch, herb und sommerlich präsentierte sich das Thema Skandinavien. Inspiriert durch die bäuerliche Kleidung Nord- und Mitteleuropas waren Rüschenröcke, Stufenröcke und füllige Hosen für Jungen aus leichten Kammgrangeweben, Viskose, Leinen und Materialien mit Knittereffekten entstanden. Zarte Pastelltöne, gemischte Blau–, Grün und Violetttöne, Beige oder Braunnuancen prägten diese Outfits bei den Kindern.77 Die Jugendmode des ersten Halbjahres war bestimmt durch Mehrzweckkleidung aus variablen Einzelteilen, die experimentierfreudig, kontrastreich und extrem wirkten. Es wurde sich auf wenige Farben konzentriert und diese in Kontrasten untereinander kombiniert. Themen wie Atmosphäre, Rallye, Fitness, Erfolg, Fan und Flirt kennzeichneten das Konzept der Frühjahr/Sommersaison 1989. Eine hochsommerliche, sportliche und funktionelle Kollektion stellte das Motiv Atmosphäre dar. Neue Pastelltöne mit Perlmuttglanz, Lachs, Lavendel, Malachit, Hellgrau zu Weiß sowie transparente oder fluoreszierenden Farben deuteten auf ein sehr sanftes sphärisches Thema hin. Es konzentrierte sich alles auf die Kontraste, die visuell durch den Einsatz von glänzenden Synthetics zu stumpfen trockenen Viskose- und

77 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 52 Baumwollqualitäten erreicht wurden oder durch das Mischen von Popeline, leichten Singlejerseys, beschichteten oder gelackten Kettgewirken, Folien, gechintzten oder gecrashten Polyamiden oder Polyesterseiden. Overalls mit Schulterbetonung und großen Taschen, Parkas, weite Blousons in detailarmer Gestaltung aus transparenten Materialien waren konkrete Umsetzungen dieses Themas. Die Rallye -Richtung hatte ihren Ursprung in der Motorrad- und Autosportkleidung und war charakterisiert durch klare intensive Farben wie Pink, Grün, Azurblau oder Sonnengelb, die miteinander zu Weiß und Grau sowie zu kräftigen Pastellnuancen standen. Mit Maschenstoffen, Jerseys, Viskosestoffen in Glanzoptik oder aus derber Popeline waren elastische, eng anliegende Anzüge in intensiven Farben sowie große weite Sweatshirts und Sweatshirtkleider in Kittel- oder Hemdform entstanden. Hosen mit vielen Reißverschlüssen, Verriegelungen und anderen Details verzierten die Modelle und betonten die Dynamik und Sportlichkeit.

Abb. 21: Farbkonzeption Frühjahr/Sommer 1989 für Jugendliche

Fitness entsprach dem sommerlich, sportlich, jungen Thema, worin klare intensive Farben mit Weiß, Marine oder neuen Pastellfarben standen. Unter regenfester Wetterkleidung, Blousons oder Parkas mit Gürteln befanden sich schmale Anzüge. Großzügige Ausschnitte und sparsame Einzelheiten dominierten den Gesamteindruck. Für die Gruppe Erfolg wurden sachlich, klassisch, unkonventionelle bis sportive Outfits kreiert, die insbesondere durch eine intensive dunkle Farbigkeit gekennzeichnet waren. Die Jeans bekamen eine neue Aussagekraft durch helle Pastelltöne oder dunkle Naturfarben. Bevorzugte Stoffe waren Denim, derbe Baumwollmaterialien, Popeline, Flachgestricke, Spitzen oder Thermostoffe. Wurde für das Thema Fan eine fantasievolle, hochwertig, festliche Aussage in Schwarz-Weiß getroffen, entwarfen die Designer und Designerinnen für den Themenkomplex Flirt hochsommerlich, festliche, ungezwungene

53 Kleidungsteile, die in intensiven Farbigkeiten mit Weiß, kühlen Pastelltönen mit Weiß oder mit allen Farbigkeiten der bereits genannten Modethemen kombiniert wurden. Typisch für die Themen waren die kontrastreichen Kombinationen zwischen den unterschiedlichen textilen Oberflächen oder lagen im Zusammenfügen der Volumen.78

1988 erstellte die Fachtagung für Farbe und Design des Modeinstitutes Gestaltungsschwerpunkte für die textilen Flächengebilde und hielt fest, dass sich der Trend zu einem edlen und qualitativen Stil fortsetzte. In der textilen Gestaltung arbeitete man mit Stoffthemen, um diese überschaubar darstellen und mit Hilfe von Designthemen (Musterungen) beschreiben zu können. Dabei griffen Stoff- und Designthemen und die Farbgestaltung ineinander, besonders bei den Druck- und Buntmusterungen. Stoffthemen waren unter anderem für die Herbst/Winterkollektion 1989: die Wolligen/Velourigen, die Glatten/Künstlichen und die Effektreichen. Die entsprechenden Designthemen, welche sich nach Kontrasten darlegten, hießen: Technik - klar, spannend; Tradition - klassisch, symmetrisch und Natur- ursprünglich, lebendig. In der Farbgestaltung zeigten sich viele farbintensive Töne, die sowohl dem klassischen als auch dem modernen avantgardistischem Stil gerecht wurden. Die textile Gestaltung enthielt auf Grund der Vielfalt drei Farbrichtungen, die zum Einen ausdrucksvolle kühle und warme Rot- und Violettnuancen bis hin zu warmen Brauntönen enthielt, die in schattierten Farbabstufungen in der ersten Reihe untereinander zu entdecken waren. Eine zweite Farbrichtung bildeten die Grün- bis Gelbtöne. Die zugeordneten Neutralfarben bildeten die mittlere senkrechte Reihe, wo sich die farbintensiven Töne befanden sowie die verhaltenen, tiefen und dunklen Nuancen und die getönten neutralen Basisfarben. In der dritten Reihe standen die kühlen und warmen Blautöne bis zu den grauanteiligen Nuancen, einschließlich der Farbe Anthrazit. In Bezug auf die Damen- und Mädchenbekleidung bedeutete dies den Einsatz von textilen Flächen in Rottönen, die in warmen und kühlen Nuancierungen bis zu Goldocker und Braun auftauchten. Kühle Blautöne einschließlich Blaugrün und gelbstichiges Grün sind weitere Farbklänge der Palette der Saison, deren Kombinationen vorrangig innerhalb einer Farbfamilie stattfanden oder helle und intensive Töne mit dunklen oder gemischten Farben zu einander gestellt wurden. Die farbintensiven Töne wurden weiterhin kombiniert mit Anthrazit oder den Basisfarben. Als Akzent konnten die hellen, leuchtenden pastelligen Farben aus der vorangegangenen Frühjahr/Sommerkollektion benutzt werden. Wird der Gesamtfarbspiegel nach Farbsättigung und -intensität sowie Helligkeit systematisiert, ergeben sich fünf Farbgruppen: die Gruppe der dynamischen Farben mit hohem Sättigungsgrad, zum Beispiel Rotbuche, Granat, Enzian oder Planet, die

78 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 54 tiefdunklen Töne als Weiterführung der „Schattenfarben“ wie Marone, Holunder oder Schwarztulpe. Drittens, die zurückhaltenden Mischfarben mittlerer Helligkeit für einen ausgedehnten Anwendungsbereich wie beispielsweise Stein, Kokos, Sandel, Herbstaster oder Horizont. Lichte transparente Basisfarben, bekannt aus der vorherigen Saison waren: Naturweiß, Ton, Muschel oder Saphir als Viertes und in der letzten Gruppe die frischen intensiven Töne für die Betonungen, zum Beispiel: Weide, Bernstein, Himbeere oder Rittersporn. Für die Männer- und Jungenbekleidung sollten vermehrt intensive Farben für Trikotagen, den Freizeitbereich und als Akzentuierung in der Buntmusterung zum Einsatz kommen. Basisfarben in hellen und dunklen Varianten, bewegten sich innerhalb einer Farbreihe zwischen wärmeren und kälteren Nuancen. Die Basisfarben wurden mit starken Aktivfarben binnen einer Farbrichtung zusammengestellt. Die Farbgestaltung der textilen Flächengebilde der Kinderkollektion wurde aus den leuchtend frischen Farben des Sommers 1989 weitergeführt und wirkte besonders dynamisch durch Drucke und Buntmusterungen. Der Kinderoberbekleidungsfarbspiegel wurde nach drei stark voneinander sich abgrenzenden Farbgruppen erstellt in dessen Mittelpunkt eine Reihe leuchtender, frischer Farben stand. Hier befanden sich die intensivsten Töne der gesamten Farbpalette, einschließlich des Tons Forsythie. Neben diesen Farben befand sich eine Gruppe heller Basisfarben, die sich etwas bunter als in der vorherigen Saison zeigte und eine Gruppe warmer brauner Töne und eine kühlere von Blau bis Grau bestimmte Einheit. Aus leuchtenden, satten bis hin zu dunklen tiefen Tönen bestand die dritte Gruppe. Sie enthielt die tiefen Rot - und Brauntöne, die kühlen und wärmeren Blau bis Violettnuancen und Anthrazit.79

Abb. 22: Modethema Sommertag für Junge Leute und Kinder, Frühjahr/Sommer 1989

Das Gestaltungskonzept der Damenoberbekleidung der Herbst/Wintersaison 1989 lebte von einer Vielzahl von Richtungen und Eindrücken der klassischen, sportlich -femininen Variationen. Traditionelle Formen wurden zeitgemäß umgesetzt und fanden Verbindungen zwischen romantisch und modern. Entlehnungen an vergangene

79 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin.

55 Jahrzehnte mit High-Tech-Aspekten, Eleganz und Sportlichkeit sowie individueller Lässigkeit betonten den Ausdruck einer neuen modischen Vielfalt. Die Modeentwicklung führte zu einem edlen und qualitativen Stil mit zunehmendem Anspruch an schmückende Details, Effekten und Accessoires. Die Sortimente waren untereinander kombinierbar und zeigten eine Tendenz zu einer differenzierten körpernahen Silhouette. Es entstanden legere, bequeme Modelle, bei denen Taille und Schulter betont wurden. Die entworfenen Modethemen hießen Kontrast, Rhythmus, Harmonie und Brillanz. An Sportswear angelehnt und mit klassischen Elementen verbunden, funktionell und bequem präsentierte sich Kontrast für die tendenzielle Damenbekleidung. Basis waren die Flug- und Motorradsportbekleidung, Skikleidung der 1930er und 1950er Jahre sowie das Design mittelamerikanischer, indigener Völker und das der asiatischen Kleidung. Favorisierte Farben stellten Weiß, Natur, Schwarz, Oliv, Weide, Billard und Schwarzbraun dar sowie die mit aktivem Kolorit wie Blau, Blaugrün bis Erbsengrün akzentuierten Töne. Trikotagen wie beispielsweise lange, schmale Pullover oder Minikleider dieses Arbeitsthemas präsentierten sich in den Basisfarben: Schwarz- Weiß und in verschiedenen Grün- und Blautönen. Violett und Altmessing fanden gestalterische Verwendung für starke Effekte und Kontraste. In sportlichen Jacken und Mänteln, Hosenanzügen, schwingenden Röcken oder zweiteiligen Kleidern kamen Materialien wie Baumwollmischgewebe, Streichgarnqualitäten, Kord, Jerseys, Leder, Pelze und Synthetics mit folkloristischen Designs zur Anwendung. Rhythmus zeigte eine junge, progressive, kokette Tageskleidung, deren Inspiration in der Couturemode der 1960er/70er Jahre zu finden war. Textile Flächen in Wollweiß, in Pastell, in lichtem Braun oder Ocker, kühlem Rot oder dunklem Braun aus Streichgarn- und Jerseyqualitäten oder Cord bestimmten das visuelle Erscheinungsbild des Sortiments. Formenspiele mit ruhiger, zurückhaltender Gestaltung in kniekurzen Mänteln mit dekorativen Kragenlösungen, schwingende A-Silhouetten und schmale körpernahe Teile im Empirestil dominierten diese Tageskleidung. Aus der traditionellen Klassik der 1930er und 1940er Jahre und angeregt durch Kollektionen von asiatischen Designern entwarfen die Gestalter und Gestalterinnen des Modeinstitutes der DDR die Richtung Harmonie. Die Tageskleidung entsprach einer klassisch, eleganten, anspruchsvollen und war durch moderne Sportkleidung und Interpretationen der Romantik beeinflusst. Sie zeigte sich in Blau- und Brauntönen, Schwarz, wenig Wollweiß und in kühlem Rot. Kammgarne, Streichgarne, Jersey, Pelze, Velours, Seiden oder Leder wurden für die Umsetzung von Kostümen mit kurzen Röcken, schmalen Hosenanzügen, Kombinationen aus langen schmalen Jacken zu schmalen Strickoberteilen und Pantalons/Leggins eingeplant.

56 Repräsentative Festtagskleidung in elegantem, festlichem Ausdruck bestimmte die Richtung Brillanz, die in Rot, Grün, Blau, Gold oder Schwarz erschien. Verwendet wurden synthetische Seiden, Lurex, Spitzen und reich ornamentale Jacquards. Kleider und Blusen mit dekorativen Ärmelvarianten, Jacken in kurzen, kastigen Formen, welche mit schmalen Hosen getragen werden konnten, vervollständigten das Thema. Komplettiert wurde es erst durch die entworfenen Trikotagen, die vorrangig in Schwarz mit Gold entstanden waren. Deren Effekte wurden mit leuchtendem Blau, Grün oder Violett gesetzt. Glatte, seidige, matt glänzende Materialien mit Metalleffekten, Spitzen oder Gestricken bestimmten die Modelle in ihrer Materialität.80 Bei den Herren wurde eine Tendenz zum kreativeren Umgang mit differenzierten Stilen, wie beispielsweise Klassik und Sportswear, beobachtet. Aus diesem Grund wurden lässige, funktionale und kombinierbare Bekleidungsstücke mit elegantem Erscheinungsbild und verhaltenem Usedlook mit funktionellen Gestaltungsdetails entworfen. Die Modethemen waren wie bei den Frauen unterteilt. Die Flug- und Motorsportkleidung der 1930er Jahre sowie Wintersportkleidung waren die Grundlage für die Entwürfe für das Kontrast-Thema bei den Männern. In Schwarz, Grau, Braun, Grün oder Wollweiß entstanden sportive, bequeme Kleidungsstücke mit klassischen Elementen. Aktuelle Formen waren Funktionsjacken in bequemer Weite mit sportlichen Besonderheiten, längere Blousons, legere Sakkovarianten in gemäßigter Y-Silhouette oder Westover mit kleinen ethnischen Motiven und auf gestickten Labeln. Dabei kamen Materialien wie Baumwolle, Kord in unterschiedlichen Rippbreiten, Streichgarne, Pelze oder synthetische Fasern zur Verwendung. In der Richtung Rhythmus befand sich eine junge, progressive, klassische Tageskleidung für die Herren, die in Braun- und Blautönen oder in Pastell entstanden waren. Neue Silhouetten und Proportionen wurden deutlich. Hoch gesetzte Taillen, kurze steigende oder fallende Reverse; Hosen mit geraden oder konisch verlaufenden Schnittführungen aus Baumwolle, feinfädigen Kamm- oder Streichgarnen visualisierten die Modelle. Inspiration für das Motiv Harmonie war die Klassik der 1930er bis 1950er Jahre, deren Einfluss sich auf die neuen Umsetzungen einer klassisch, eleganten, anspruchsvollen Bekleidung auswirkte. Ihr Farbdesign gestaltete sich in kühlen und warmen Blau- und Brauntönen auch mit grauanteiligen Nuancierungen. Schwarz, Wollweiß oder kühles Rot wurden für die Akzentsetzung eingesetzt. Elegant, festlich, ausdrucksvoll und jung zeigte sich das Thema Brillanz. Anzüge, Kombinationen und Hemden in bekannten Silhouetten und Formen mit sparsamen Details erschienen in dunklen ausgewogenen Farbnuancen, wie dunklem Blau und Grün oder in Anthrazit. Verwendung fanden synthetische Seiden, glatte und gemusterte Samte oder matt glänzende, klein strukturierte Kammgarngewebe.81

80 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 81 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 57 Die Gestaltungstendenzen für die saisonale Jugendmode 1989 konzentrierten sich zunehmend auf die Farben und Materialien. Die Jugendmode sollte unverwechselbar sein und einer Mode zum Abgrenzen entsprechen. Mehr und mehr gingen die Anregungen von neuen textilen Flächen und deren Design aus. Es gab Jeanswear - und Sportswearsortimente, die von betonten Schultern mit Polsterungen, durch differenzierte Silhouetten und Längen oder enge Taillen charakterisiert waren. Vertreten waren drei Modethemen: Funktion, Produkt und Technik. Im ersten Bereich wurden, angeregt durch Uniformen und Sport- und Berufsbekleidung, zwei Angebotsprogramme mit nahezu zeitlosem Ausdruck entwickelt. Erstens das Programm Winterthermos, welches betont sportliche, robuste, herbe und funktionale Kleidung in vorwiegend kühlen Grün- und Blautönen enthielt. Wollige, warme textile Streich -und Kammgarnflächen, Baumwolle, Cord, Plüsche oder Pelze bestimmten die Materialität der geräumigen Parkas und Jacken, der Fliegerhosen, der Stepp- und Miniröcke, der voluminösen Pullover und Minikleider, die mit grobem Schuhwerk kombiniert werden konnten. Das zweite Programm, der Trachten Jeans, beinhaltete neue ungezwungene Formen der Jeanswear, die sich mit Elementen des Trachtenstils verbanden. Jeansstoffe, derbe Baumwollstrukturen oder Baumwollcrash in Indigo und anderen Blaunuancen kamen durch Auswaschungen gestalterisch zur Geltung. Von Parkas bis Sakkos, Windbreaker und knapp taillierte Jacken, Reverse mit Trachtendetails, bis Hosenträger oder Volantblusen reichte die Vielfalt der Detaillösungen. Im Modethema Produkt, deren Ursprung in Stilrichtungen der 1920/30er und 1950er Jahre lag, wurden traditionelle Erzeugnisse der Maßschneiderei mit unkonventionellen Technologien hergestellt und in zwei Programmen angeboten: Erstens: Winter-Streichgarn, im Ausdruck sportlich, sachlich bis klassisch. Deren Farbigkeiten kennzeichneten Schwarz und Grau sowie aktive Rot- Gelbtöne oder Orange- bis Pinktönen. Hauptsächlich wurden für die Modelle voluminöse Loden, Streichgarnmischgewebe oder Flauschqualitäten verwendet. Black Denim, das zweite Programm, fand seine Kennzeichnung in den klassischen Kleidungsteilen sowie traditionellen Jeansformen mit neuen Details und interessanten Abfütterungen, die untereinander leger kombinierbar waren. Robuste Details, großzügige Mäntel, lässige Parkas, Kittelhemden, schmale und weite Westen in Schwarz mit Graunuancen bestimmten dieses Angebot. Das Thema Technik war geprägt durch Elemente des Umgangs mit moderner Technik, sowie durch Bekleidung des Ski- und Einskunstlaufens. Es führte zwei Angebotsprogramme, die Winter-Kombinationen und Batik. Zum Erstgenannten zählten derbe Strickblousons und winterliche Außentrikotagen, die zusammen mit Einzelteilen, wie schmalen Kleidern oder schmalen und weiten Röcken getragen wurden. Senf- und Goldtöne zu Schwarz unterstützen den sportlichen Ausdruck mit femininem Touch. Im Batik-Programm befanden sich junge, ungewöhnliche und festliche Stücke, die unter anderem in Kupfer- und Senftönen zu Schwarz mit

58 Batikeffekten entworfen worden waren. Kleidungsstücke in stark körperbetonten Silhouetten, beispielsweise schmale Miniröcke oder schwingende Glockenröcke oder lässig Hemdjacken prägten diese Richtung.82 Modisch aktuell war die Kindermode für die zweite Hälfte des Jahres 1989 durch die bewährten Grundformen, interessante Details, Accessoires und deren Farbigkeit. Letzteres betonte vor allen Dingen das Sportswearprogramm der Kinderbekleidung. Die Farben standen in gleichem Grad zueinander bis hin zu starken Gegenpolen. Die empfohlenen Silhouetten gewährleisteten Bequemlichkeit, Funktionalität und gaben Bewegungsfreiheiten. Bildnerische Arbeitsthemen der Saison hießen Tempo und Skandinavien. Im Thema Tempo befand sich Wintersport- und Tageskleidung für alle Altersgruppen, die sachlich, sportlich und funktional auftrat in klaren, intensiven Farben gleicher Tonwerte oder in Hell/Dunkelfarbrichtungen. Effekte wurden durch Neonfarben gesetzt. Bevorzugte Materialien waren synthetische Fasern glänzend oder matt, gesteppte Thermostoffe, Baumwollgewebe und Baumwollmischgewebe. Sie fanden Anwendung in Anoraks, Schnee- und Pistenanzügen, Jeanskleidung, Thermomänteln und Parkern, Blazern oder Kastenjacken, Hosen in Karotten- und Röhrenformen und sportlichen Kleidern. Für Skandinavien, der Tages- und Freizeitkleidung, entstand ein romantischer, herber, rustikaler, betont herbstlicher und winterlicher Ausdruck. Quellen für diese Anregungen gaben Skandinavien, Lappland oder das irische Hochland, an denen sich die Farbgebungen orientierten, die von frostigem Pastell über herbe Naturtöne von Wollweiß bis Rost oder Marine verliefen. Spielerisch wurden Einzelteile in unterschiedlichen Materialien, Längen und Volumen miteinander kombiniert. Dabei kamen gewaschener Cord, Buntgewebe, geschmirgelte Baumwollmischgewebe, Hemdenflanelle und Thermostoffe zum Einsatz.83

Abb. 23: Modethemen Brillanz und Rhythmus der Damenmode Herbst/Winter 1989

82 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 83 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 59 5.6 Konzeption und Realität

Die beschriebenen Konzeptionen für Farbe und Design der 1980er Jahre wurden laut Unterlagen des Modeinstitutes der DDR in die Textilbetriebe zur Umsetzung weitergeleitet. Hier entstanden aus den eingefärbten textilen Naturfasern oder Chemiefasern in der festgelegten Farbgebung der saisonalen Farbtendenzkarte textile Flächen, wie Strickgewirke oder gewebte Flächen. Die erstellten farbigen Flächengebilde wurden im nächsten Schritt in die weiterverarbeitende Bekleidungsproduktion gegeben und sollten zu den Kollektionen verarbeitet werden, wie sie die Konzeptionen des Modeinstitutes der DDR vorgesehen hatten. Heute stellt sich die Frage, wieso der Eindruck entstand, dass die Farben vordergründig dunkel oder grau nuanciert in Erinnerung geblieben sind? Die Frage ist aus der heutigen Sicht schwer zu beantworten. Denn laut den vorhandenen produzierten Stoffmustern, die in großen Stückzahlen in den Unterlagen des Modeinstitutes der DDR vorzufinden sind, ist es eine Überraschung, wie vielfältig und farbenreich die textilen Angebote waren. Besonders im Bereich der kräftigen, klaren Töne und im unbunten Bereich war es gut gelungen, die Farbnuancen herzustellen. Teilweise kam es zu minimalen Abweichungen im Bereich der Feinnuancierungen. Obwohl ein qualitativ hohes Niveau in der chemischen Textilfaserindustrie zu verzeichnen war, gab es dennoch Grenzen bei der Herstellung farbiger Gewebe und Mischgewebe. Ursachen dafür lagen weniger bei den Einfärbungen durch Pigmente, da diese durch die VEB in Bitterfeld und Wolfen gewährleistet worden waren, sondern vor allem in der Herstellung der Chemiefasern. Die chemischen Verbindungen ließen es teilweise nur begrenzt zu, dass die gewünschten Farbtöne entstanden. Minimale Abweichungen mussten akzeptiert werden. Und doch war es so, dass die Menschen mit den im Handel vorzufindenden Sortimenten in den 1980er Jahren nicht zufrieden waren. Dies lag weniger an den Farben als an anderen Faktoren, die an dieser Stelle erwähnt werden sollen. Die starke Konzentration auf den Export in die damalige Sowjetunion und das westliche Ausland spielten eine wesentliche Rolle. Ca. 80% der Bekleidungsproduktion waren davon betroffen. 84 Dies bedeutete, dass im Binnenhandel nur noch Restsortimente oder weniger gut verkäufliche Exportware vorzufinden waren. Gleichzeitig waren die viel verbreiteten mangelnden Materialqualitäten und das wegrationalisierte Design Gründe, die ihre Auswirkungen auf die Verkaufssituation und das Erscheinungsbild auf der Strasse hatten. Ein anderer Aspekt, der nicht vergessen werden darf, waren die regionalen Angebotssituationen. Großstädte, Kleinstädte und Dörfer unterschieden sich erheblich in ihrem Angebot textiler Flächenware und Kleidungssortimenten. In der Untersuchung der Farbwahrnehmung anhand der ausgeführten Modekollektionen muss ebenfalls auf die differente Zielgruppengestaltung hingewiesen werden. Im Vergleich zu den Frauen und Kindern war die Bekleidung der Männer in großem Maße in gedeckten Farben zu beobachten. Auf Grund des klassischen, seriösen Erscheinungsbildes wurden im Herrenbekleidungsbereich hauptsächlich abgedunkelte Farben im Anzug- und Jackenbereich angeboten. Hemden und Trikotagen waren dagegen in frischen Farbtönen zu sehen. Für die Darstellung der Kollektionen in den Printmedien der DDR mussten zum größten Teil Schwarz-Weiß- Fotografien verwendet werden, so dass Textilien als farblos wahrgenommen werden mussten. Aus ökonomischen Gründen waren in den Modemagazinen wenige Farbabbildungen zu sehen.

84 Melis, Berlin, 1998, S. 58. 60 Eventuell muss das Waschmittel Erwähnung finden, welches die Farbbrillanz beeinträchtigte. Jene, zum Beispiel „Spee“ oder „FeWa“, waren jedoch im heutigen Vergleich eher milde Waschmittel, die nur einen geringen Anteil an Bleichmitteln bzw. Aufhellern beinhalteten und dazu führten, dass die Farben verblichen in Erscheinung traten. Letztendlich ist es aus heutiger Sicht schwierig zu belegen, wie auf der Strasse die Farbwahrnehmung stattfand und von welchen Faktoren des Alltags- bzw. Lebensgefühls sie beeinflusst wurde. Gesammelte Stoffmuster veranschaulichen was die Textilproduktion tatsächlich produziert hatte. Allerdings stellen sie nur einen begrenzten Teil des gesamten farbigen Textilangebotes der DDR dar. Dagegen konnten die Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der DDR als konkrete Anhaltspunkte verstanden werden. An Ihnen ließen sich die Farbtendenzen der 1980er Jahre sehr gut untersuchen und darlegen. Aus diesem Grund bildeten sie die Basis des Untersuchungsmaterials. Um prüfen zu können inwieweit Konzeption und Ausführung übereinstimmten, wurden Farbkarten erstellt. Mit dessen Hilfe war es zum Einen möglich, lückenlos darzulegen welche Farbwerte die Konzeption des Modeinstitutes der DDR für die Umsetzung vorgesehen hatte. Andererseits ermöglichten sie den direkten Vergleich mit den textilen Mustern. Die erstellten Farbkarten stellen ein Dokumentationsmaterial dar und dienen der heutigen Orientierung bei Farbfragestellungen in Bezug auf Textilien und Mode. Die DDR-Farbtendenzen der 1980er Jahre werden nach 30Jahren durch die neu erstellten Farbkarten wieder sichtbar.

Inwieweit ein internationaler Vergleich der Farbkonzepte möglich ist, zeigt das anschließende Kapitel.

Abb. 24: Darstellungen aus dem Magazin „Modische Maschen“ 4/1979, 1/87, 4/85

6. Vergleich des internationalen Trend mit den DDR-Modefarben n dem Beispieljahr 1980 sollen an dieser Stelle die Modefarben der DDR mit den internationalen Farbgebungen systematisch verglichen werden. Grundlage hierfür bilden die Farbkonzeptionen des entsprechenden Jahrganges und die Intercolor- Farbkarte. In den Jahren 1978 und 1979 wurden durch die internationale Studienkommission für Mode- und Textilfarben „Intercolor“ die jeweiligen Ergebnisse für die Saisonhalbjahre 1980 beschrieben und visualisiert. Der Intercolor- Kongress erstellte für das erste Halbjahr, der Frühjahr/Sommersaison, folgende farblichen Grundlagen, die für 61 die weitere Erzeugnisentwicklung in den jeweiligen Ländern entscheidenden Einfluss hatten. Zu erwähnen ist, dass jedes Land die Möglichkeit hatte, die Karte auf Grund eigener länderspezifischer Besonderheiten zu verändern oder zu variieren. In folgenden farblichen Hauptrichtungen stimmten die Mitgliedsländer der Tagung hinsichtlich der zu erwartenden Modeentwicklungen überein: Verhaltende, leicht graustichige Nuancen und ausdrucksstarke, dunkle Farben behielten auch in der Frühjahr/Sommersaison ihre Bedeutung. Daneben standen lebendige, lichte, frische, kräftige Töne, die eine hohe Allgemeingültigkeit besaßen. Diese Tendenzen stimmten einerseits mit der klassisch eleganten Idee überein, andererseits wurde im Farbentwurf die Entwicklung zur unkomplizierten, teilweise grell-attraktiven jungen Mode berücksichtigt. Alle Töne waren untereinander kombinierbar. Die neuen Kombinationen ergaben spannungsvolle Akzentuierungen, die dem Leitthema Konfetti entsprachen. Die geordneten Farbfamilien sollten Gelb mit Orange, Grün mit Schilf, Rot mit Bordeaux, Blau mit Lavendel, Beige mit Braun und Türkis beinhalten. Im Farbcharakter waren drei Schwerpunkte zu erkennen; die kräftigen, frischen Farben deren Anregung aus den Hollywoodfilmen der 1940er Jahre oder aus der Disco stammten, die hellen bis mittleren Farben, die oft grau getönt waren, dessen Inspirationsquelle die Malerei des französischen Impressionisten Cezanne war und die satten, dunklen Töne. Alle können mit Weiß oder Schwarz kombiniert werden. Für das zweite Halbjahr 1980 legte die Tagung folgende Farbtendenzen und Übereinstimmungen fest: in der Damenmode hatte die zunehmende Bedeutung der Eleganz Auswirkungen auf die weitere Farbentwicklung und ließ die allgemeine Farbauffassung anspruchsvoller und raffinierter erscheinen. Neben der eleganten Farbrichtung standen die intensiveren Farbtöne und zusätzlich, je nach länderbezogener Verbraucher- und Zielgruppensituation, die unkomplizierten, breitenwirksamen Kolorits. Die Gesamtkonzeption für die Saison stand unter dem Thema Fresko und beinhaltete „ausgewogene, harmonische Farben einer mittleren Helligkeit bei Einbeziehung heller, lichter sowie neutraler, dunkler Töne.“85 Mittelalterliche Fresken, Gemälde der frühen Renaissance Italiens und die alten holländischen Meister des 17. Jahrhunderts bildeten die Anregungen für die Farblinie. In ihr wurden zwei Farbrichtungen mit je neun Farben in wechselnder Bildabfolge strukturiert. Die einzelnen Farben wurden je nach ihrem Ausdruck harmonisch zueinander gestellt. In der einen Gruppe befanden sich die kühlen Farben, bestehend aus Beige-Grün-Blau-Tönen und die andere Einheit mit den warmen Tönen, wie Rosè, Orange, Zimt, Braun und Grau. Beide Gruppen enthielten als wichtigste Farben die mittleren Farben sowie „helle, volle, sanfte Farben und dunkle Farben als neutrale Basis“.86 Die Farbverbindungen zeigten keine harten Kontraste, sondern erschienen verfeinert, raffiniert mit weichen Übergängen zwischen den Hell- Dunkeltönungen.87 Die Farbtendenzkarte des Modeinstitutes legte im Verhältnis dazu für das erste Halbjahr des Jahres 1980 ihren charakteristischen Farbausdruck durch Farbtöne mittlerer Helligkeit mit naturhafter, neutraler Erscheinung und großer Allgemeingültigkeit fest. Drei Farbrichtungen waren bestimmend: Die Natur- und Neutralfarben- kühle und warme im Vordergrund stehenden feinen Nuancen, Intensivfarben - feine Kolorits von mittlerer Helligkeit und die modebestimmten Farben in zarten betont kühlen Pastellfarbgebungen.

85 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1979 in Paris, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 86 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1979 in Paris, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 87 Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokolle der Tagung Intercolor 1978 und 1979 in Paris, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 62 Kontrastreiche Farbverbindungen und Verbindungen mit Intensivfarben sowie Neutraltönen, wie Weiß, Schwarz und Grau bestimmten einerseits das mögliche Zusammenspiel der Farben. Andererseits waren es die unkonventionellen und vielfarbigen Kombinationen sowie die klassisch, eleganten Ton in Ton Verbindungen zwischen Natur - und Neutralfarben. Im zweiten Halbjahr 1980 wirkten die Farben im Gegensatz zum Vorhalbjahr gedämpfter. Kennzeichnend waren warme Grün-, Braun- und Rotnuancen ergänzt mit kühlen Blau- Rosèkolorierungen. Die Farbtöne mittlerer Helligkeit bestimmten die Farbpalette und wurden durch Grau und Schwarz vervollständigt.

Abb. 25: Intercolortendenzfarbkarte 1980

Abb. 26: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1980

63 Laut der Protokolle des Expertentreffens „Intercolor“ von 1978 und 1979 zeigten die saisonalen Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der DDR in den vorbereiteten Vorschlägen Gleichförmigkeiten in den Haupttendenzen. 88 Unter Berücksichtigung der thematischen Schwerpunktsetzungen mussten für die Frühjahr/Sommertendenz Änderungen bei den Rottönen vorgenommen werden. Klare; leuchtende Rotnuancen sollten eingesetzt und in der Herbst/ Winterfarbgestaltung sollten farbintensive Effektfarben verwendet werden.

In der Gegenüberstellung ergibt sich, dass beide Karten identisch sind, sowohl in ihrem Aufbau als in den Einzelfarben. Beide Farbkarten sind in einer gleichen Reihenfolge und Ordnung gestaltet und zeigen einheitliche Farbigkeiten ohne wesentliche Abweichungen. Aus Sicht der Vertreterin des Modeinstitutes wird abschließend in einem Reisebericht festgehalten, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der länderbezogenen Tendenzfarbkarte und der Intercolor Farbkarte bestanden: „Der Vergleich der DDR-Farbkarte zur vorliegenden Farbkarte von Intercolor zeigt eine weitreichende Übereinstimmung. Sowohl der typische Charakter der Farbgebung als auch der Einzelfarbtöne sind im Wesentlichen enthalten. (…) Hinsichtlich der Besonderheiten einzelner Märkte des NSW ist auf die Bedeutung kräftiger, greller Nuancen zu achten (z.B. bei Orange, Grasgrün, Pinkrosa).“89 Die wesentliche Aufgabe der Treffen der nichtstaatlichen Kommission „Intercolor“ lag folgerichtig darin, die Haupttendenzen zu erarbeiten und sich weniger mit graduellen Unterschieden in den Nuancen einzelner Farben auseinander zu setzen. Interessanterweise geht aus dem Reisebericht vom Treffen am 01.August 1980 hervor, dass auf Grund allgemeiner ökonomischer Situationen in den Ländern die Farben so zu konzipieren seien, dass sie verkaufsfähig sein sollten und Allgemeingültigkeit besaßen. Sie sollten einer langlebigen, kontinuierlichen Modeentwicklung Rechnung tragen. „Es ist zu bemerken, dass mehrere Teilnehmer zu dem Entschluss gekommen sind, aus wirtschaftlichen Gründen ihre Farbkarten im Vergleich zum Vorjahre nur wenig abzuändern.“90 Diese Aussage verdeutlicht unter anderem, dass es offensichtlich auch jenseits der DDR-Grenzen wirtschaftliche Situationen gab, die zu Einschränkungen führten, auf die reagiert werden musste. Leider geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor, welche Länder dies konkret betraf.

7. Farbe in der medialen Repräsentation

In den Medien der DDR konnten zwei wesentliche Richtungen beobachtet werden, die verfolgt wurden, um den Menschen das sozialistische Bekleidungsverhalten näher zu bringen. Zum einen wurde auf die ästhetische Bildung eingegangen, bei der es beispielsweise um eine Stilberatung oder die Zusammenstellung von Farbkombinationen ging. Zum anderen wurde aktiv auf die Bedürfnisbildung der Menschen Einfluss genommen, welche zweckmäßige Kleidung mit langlebigen Eigenschaften wünschen und erwerben sollte.

88 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Information zur Tagung im Februar 1979. 89 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Information zur Tagung vom 26.7.-29.7.1978 in Paris, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 90 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Protokoll der Tagung Intercolor 1980 in Paris, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 64 Zeitweise mussten beispielsweise Chemiefasern für attraktiv erklärt werden, weil die Baumwollpreise weltweit gestiegen waren. Als Folge daraus wurden preiswerte Fasern wie Dederon, Präsent 20, Wolpryla oder Grisuten als alternative hochwertige Materialien mit mehr Qualität und Farbigkeit angepriesen.

Abb. 27: Darstellungen aus dem Magazin „Modische Maschen“ 3/1983, 1/1985

Neben Ausstellungen, Modenschauen auf Messen oder Fernsehbeiträgen waren es vor allen Dingen die Printmedien, die die Idee einer sozialistischen Bekleidungskultur repräsentierten. Modeseiten in Illustrierten (z.B. „Für Dich“) und Zeitungen („Junge Welt“) sowie in Modejournalen wie „Saison“, „Pramo“, „Modische Maschen“ oder der „Sibylle“, gaben modische Tipps oder stellten Schnittmusterbögen zum Vervielfältigen der Modelle bereit. Besonders das letztgenannte Journal war ständig ausverkauft und verfolgte den Anspruch, mittels herausragender Fotografien ein ganz besonderes Lebensgefühl über die bildliche Darstellung von Mode zu vermitteln und war daran interessiert „eigene Vorstellungen von Kunst und Kultur durchzusetzen.“91

Um belegbar zu machen, dass Farbe in der DDR-Mode ein nicht weg zu denkender Faktor war, und um aufzuzeigen, in welchen Farbigkeiten die Modelle tatsächlich realisiert wurden, soll eine der beliebtesten Modezeitschriften der DDR, die „Sibylle“ - Zeitschrift für Mode und Kultur, als Untersuchungsmedium kurz beschrieben werden. Sie beinhaltete neben den Schwarz-Weißfotografien einen großen Anteil an farbigen Abbildungen und ermöglichte so den Vergleich zwischen theoretischer Trendsetzung und Realisierung der Modelinien in den 1980er Jahren. Nicht erst in den 1980er Jahren war die „Sibylle“ eine der Modezeitschriften der DDR, die in ihrer bildlichen Illustration realistische, schöne und schlichte Mode zeigte. Bereits seit 1956 wurde diese intelligente Frauenzeitschrift, herausgegeben vom Deutschen Modeinstitut in Berlin, im Verlag der Frau mit literarisch kühnen Beiträgen, Buchempfehlungen, Reiseberichten, Künstlerinterviews oder Tipps zur Innengestaltung von Wohnungen verlegt. Dieses Journal wollte anders sein als biedere Modemagazine. Es verweigerte sich der Gleichmacherei und bestach durch Schlichtheit und Glamour zugleich.

91 Melis, Berlin, 1998, S. 48. 65 Ziel der Redaktion war es, Schönheit als Bestandteil der Kultur und eines bestimmten Lebensgefühls an Hand der Mode aufzuspüren, widerzuspiegeln und sich dazu zu bekennen. Das Bemühen der Redaktion bestand nicht nur in der Vermittlung von Kultur, sondern galt einer Zeitschrift, wo „aber auch Kultur entstand. Layout, Fotografie, Grafik und das gesamte Konzept waren darauf ausgerichtet, eher Bildung, Haltungen, Auffassungen und menschliche Beziehungen zu vermitteln, als nur konkrete Modeinformationen in den Mittelpunkt zu stellen.“92 Die ehemalige Redakteurin Dorothea Melis sagte im Nachhinein: „Wir hatten nicht den Anspruch, Kunst zu schaffen, wir wollten lediglich den Alltag angenehmer machen und eine unangestrengte Beziehung zu Mode herstellen.“93 Die Redakteurin hatte bereits Ende der 1970er Jahre die Chefredaktion auf Grund der kleinbürgerlichen Kritik der Kontrollorgane an Details verlassen. Oftmals mussten zu dynamische Darstellungen, Rocklängen oder Mundwinkel korrigiert werden. Heiterkeit und Optimismus waren wichtige Grundsätze bei der Darstellung der Modelinien der DDR. Daneben spielten auch die Farben eine wichtige Rolle. Grau und Schwarz waren unerwünschte Farbgebungen. „Lustig bunte Farben und Muster waren gewünscht, um die Anstrengungen des Alltags vergessen zu lassen.94 Es war durch bekannte Fotografen, wie , Ute und Werner Mahler, Sybille Bergemann, , Rudolf Schäfer, Günter Rössler und später durch Steffi Graenitz oder Sven Marquardt gelungen, prägnante, bildhafte Formen zur Vermittlung von Gegenentwürfen, verbunden mit einem spezifischen Lebensgefühl, zur Anschauung zu bringen. Die „Sibylle“ druckte Träume und Sehnsüchte nach Schönheit und Wohlstand im sozialistischen Sinne ab. Mitten in Berlin, in Leipzig oder vor den Kulissen einer Industrieanlage in Bitterfeld standen die Fotomodelle. Durch den Verzicht auf falschen Glanz und auf das kurzlebige Modische zugunsten des Modernen wirkte sie einfach anders. Statt Nobelkollektionen wurden schlichte Industrieanleitungskollektionen visualisiert für Frauen, die selbstbewusst, frei und berufstätig waren. Man versuchte sich von alten Klischees zu lösen und „die Mode entsprechend den gesellschaftlichen Verhältnissen und den angestrebten Idealen von Schönheit und Klugheit erfassbar und vernünftig darzustellen. Dafür gab es keine Vorbilder.“95 Neben den Angebotsmodellen der Konfektionsindustrie wurden in der Zeitschrift Trendmodelle gezeigt, die sich nicht im Handel befanden. Modische Accessoires wurde nicht produziert, so dass die Redakteure zum Komplettieren jegliches Beiwerk, zum Beispiel Tücher, Taschen oder Schmuck, aus Gebrauchtwarenläden organisierten. Dies machte etliche Leserinnen der „Sibylle“ unglücklich so dass es Anregungen zum Selbermachen oder -nähen gab. Es wurden daher eigene alternative Modelle präsentiert, wenn sich Leserinnen und Leser über einen konkreten Mangel beschwert hatten. In einer 'Sibylle' von 1982 war folgendes zu lesen: „Wo gibt es die Modelle? Werte Redaktion, ich finde Ihre Zeitschrift sehr interessant. Darin ist viel junge Mode und weil ich auch noch jung bin, möchte ich mich gern so kleiden. Leider kann ich nicht nähen, darum bin ich von der Jugendmode abhängig. Ich möchte nun von Ihnen wissen, wo und wann es diese Modelle aus der Sybille 4/81 zu kaufen gibt? Kerstin Schulze aus Dessau“.96

92 Ebenda: S. 50. 93 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Susanne Nieder, Welt ohne Minirock, Artikel aus dem Tagesspiegel September 1989, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 94 Melis, Berlin, 1998, S. 51. 95 Ebenda S. 50. 96 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Sybille 1/82, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 66 An den ökonomischen Zwängen innerhalb der textilen Massenproduktion konnte auch die Zeitschrift nichts ändern. Ihre gute Präsentation an vielfarbigen Outfits führte nicht dazu, dass mehr modische Erzeugnisse im HO zu entdecken waren. Dennoch lag in der Anregung zum Selbererstellen der Modelle ein ganz anderer Wert. Menschen wurden indirekt dazu aufgerufen sich von vorgeschriebenen Kleidungsstilen nicht abhängig zu machen und selbst kreativ zu werden. Sie betonte das Individuelle und versuchte mit beigefügten Schnittmusterbögen modische Anregungen zu geben, die sich von der standardisierten Massenproduktion abgehoben haben. Mit diesen Anregungen bildete sie einen Gegenpol zur Haltung der SED-Führung, die Kleidung als etwas Funktionales verstand. Andererseits versuchte „Sibylle“ das Konfektionsangebot so darzustellen, dass es eine Aufwertung erfuhr und dass die Menschen sich vorstellen konnten mit dieser Kleidung gut gekleidet zu sein. Die Modedarstellung der „Sibylle“ war ein Teil des Alltages und nicht die glänzende Oberfläche als Ausdruck von Luxus. Es ging um Selbstvertrauen, Anerkennung und ein erfülltes Lebensgefühl und weniger um Prestige.97 Die Besonderheit der Zeitschrift lag demzufolge nicht nur in den ästhetischen und realistisch wirkenden Abbildungen, die die eigentliche Realität ausblendete, sondern sie boten ebenso die Möglichkeit zur eigenen kreativen Auseinandersetzung und zum Träumen. „Sibylle“ stand zwei Mal vor dem Aus. Erstmalig Mitte der 80er Jahre, weil das Konzept nicht mehr mit den politischen, insbesondere aber den ökonomischen Gegebenheiten übereinstimmte. Und zur Wendezeit ein weiteres Mal, da die gesellschaftlichen Veränderungen eine Marktsituationen geschaffen hatte, die zu neuen Bedingungen und Schwierigkeiten führten. Letztmalig wurde die „Sibylle“ 1995 herausgegeben.98

7.1 Farbtendenz und ihre Umsetzung

In fast 40 Jahren „Sibylle“ waren unzählige farbige Dokumentationen der sozialistischen Entwürfe, als Zeugnis der DDR-Mode, entstanden. In folgendem Vergleich zwischen den Farbkonzeptionen des Modeinstitutes der DDR und der Realisierung der Jahre 1983 und 1986 soll belegt werden, inwieweit es eine farbliche Übereinstimmung zwischen Theorie und Praxis gab. Dazu wurden die Farbtendenzkarten der jeweiligen Jahre mit den Abbildungen der „Sibylle“ -Ausgaben verglichen.

7.2 Das Jahr 1983

In der Farbtendenzkarte 1983 der Frühjahr/Sommerkollektion für Damen und junge Frauen wurden leuchtende, synthetisch wirkende Kolorierungen wie Lachs, Veilchen, Heckenrose, Waldmeister, Schwedenblau, Türkis, Lupine, Tagetes, Gladiole, Honig oder Hibiskus festgehalten. Für neutrale Farbigkeiten standen Steingrün, Regenblau, Graphit, Naturweiß, Pflaume, Perle, Karamell, Haselnuss, Grau, Sand und Rosenholz. Weiß, Schwarz, Marine und Rot entsprachen den klassischen Farben.

97 Vgl. Melis, Berlin1998. 98 Vgl. Unterlagen des Modeinstitutes der DDR zur Sibylle, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 67

Abb. 28: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1983

Für die Modezeitschrift „Sibylle“ wurden modische Erzeugnisse abgelichtet, an denen die empfohlenen Farbgebungen weitestgehend ablesbar sind.

Abb. 29: Darstellungen aus der „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur 1/83

Die Modeabbildungen zeigen eindeutig lebendige, kräftige Farben, die mit dunkleren Tönen kombiniert werden. Als klassische Farbe steht Schwarz neben Heckenrose, Karamell oder Haselnuss und verstärkt mit der Honig- Verbindung den farblichen Kontrast. Waldmeister bildet in diesen Darstellungen eine sehr frische Farbgebung und setzt eine Akzentuierung innerhalb der Kombination.

68 7.3 Das Jahr 1986

Die Kollektionskonzeption des Jahres 1986 hatte für das Frühjahr/Sommerhalbjahr folgende Farbnuancen vorgesehen:

Abb. 30: Farbtendenzkarte des Modeinstitutes der DDR für 1986

Die Farben sind in vier Gruppen eingeteilt worden. In Papierfarben, die in der ersten Senkrechten angeordnet zu sehen sind. Zu ihnen zählte: Naturweiß, Alabaster, Bindfaden, Marmor, Hortensie, Grau und Weiß. In die Aquarellfarben, die sich in der zweiten Senkrechten befinden, hier sieht man Hyazinthe, Apfelblüte, Narzisse, Kamille, Erdnuss, Pistazie, Bergsee und Kolibri. Die Tuschefarben, die in der dritten Senkrechten stehen mit Flieder, Kamelie, Rot, Fanal, Grüntürkis, Seegrün, Elektrablau und Kornblume sowie die Tintenfarben, die in der letzten Senkrechten stehen. Sie heißen Brombeere, Moor, Kork, Tinte, Neptun und Horizont. Auf dieser Grundlage sind beispielsweise folgende Umsetzungen entstanden, die in der Sybille abgebildet wurden.

Abb. 31:Darstellungen in der „Sibylle“ - Zeitschrift für Mode und Kultur, 4/86, 1/86, 5/86

69 Kräftige, frische und sommerliche Farben werden gezeigt und wirken in ihrer Haupttendenz identisch. Helle Farben wie Rot, Gelb und Grün sind deutlich ablesbar. Nur zu sehr geringen Anteilen sind in diesen dokumentarischen Beispielen die dunkleren Farbgebungen wahrzunehmen. Durch den Vergleich weiterer Jahrgänge mit dem Dokumentationsmaterial in Form der Zeitschrift „Sibylle“ kann gesagt werden, dass es in der Mehrheit zu identischen Farbumsetzungen gekommen war. Trotz der vielen farbenfrohen Realisierungen innerhalb der gesamten Farbpalette und deren Präsentation auf differenzierten Ebenen, war es wiederum keine Garantie dafür, dass diese Modelinien in der 1:1 Umsetzung auf den Strassen der DDR sichtbar wurden. Die beschriebenen wirtschaftlichen Faktoren und Strukturmaßnahmen und die Konzentration auf den Export in andere Länder führten zu einer Vernachlässigung des Binnenmarktes an modischen Artikeln und führten zu einer unbefriedigenden Verkaufssituation innerhalb der DDR.

7. Fazit

Die vorliegende Untersuchung der Farben der DDR am Beispiel der Textilien und der Mode zeigt, dass die zentrale Planwirtschaft des sozialistischen Systems enormen Einfluss auf das gesamte Modeschaffen der DDR hatte. Ihr unterlagen die Steuerung der Rohstoffe für die Textilproduktion, die Gestaltung der textilen Flächen und Bekleidungskollektionen, die Weiterverarbeitung und der Vertrieb der Erzeugnisse. Darüber hinaus flossen alle Forschungsergebnisse der Marktforschungsinstitute in die Entwicklung der Kollektionen ein und standen unter der ständigen Kontrolle der zuständigen Ministerien. Das bedeutete für die künstlerische Arbeit der Designer und Designerinnen, dass durch einen staatskonformen bürokratischen Apparat bewertet und entschieden wurde, welche modische Konzeption akzeptiert oder abgelehnt wurde. In der DDR konzentrierte sich die Entwicklung des staatlichen Modeangebotes von der Entwurfsarbeit bis zur Musterkollektion im Modeinstitut der DDR. „Die Modelinie ist eine Grundkonzeption und Anleitung zum Handeln. Sie umfasst die Gestaltung für alle Textilien des gesamten Bekleidungssektors und die Bekleidung selbst in Material, Farbe und Form.“99 Das Institut war ebenso zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterleitung der notwendigen Informationen zur Produktion des modischen Angebotes an die Textilindustrie. Somit war es sowohl für die ästhetische Bildung der Bevölkerung zuständig als auch für die Erstellung des staatlichen Angebotes, in Form einer sozialistischen Bekleidungskultur. Dieser Aspekt verdeutlicht, dass die Gestaltung der Kollektionen nicht nur an das reine Bedürfnis nach Kleidung geknüpft war, sondern zusätzlich der Ideologie der sozialistischen Gesellschaftsform gerecht werden musste. Die Besonderheit dieses Schaffens lag einerseits in dem Versuch, einen Gegenentwurf zur kapitalistisch bürgerlichen Kultur zum Ausdruck zu bringen und andererseits darin, dass die Mode der Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft untergeordnet war. Das Modeinstitut der DDR schloss sich der offiziellen Linie der SED-Führung an, dass die Mode nicht durch schnelle Wechsel bestimmt werden sollte, die von der Modeindustrie ausgingen, sondern folgte in der Gestaltung der Kollektionen den zeitgemäßen Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten durch langlebige, qualitativ hochwertige Produkte im Sinne der sozialistischen Persönlichkeit. Diese wurde in der DDR folgendermaßen definiert:

99 Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, SM 8-4, Stiftung Stadtmuseum Berlin. 70 „Die sozialistische Persönlichkeit zeichnet sich durch aktive und bewusste Tätigkeit für die Erhaltung des Friedens und den Aufbau des Sozialismus, durch die Aneignung der marxistischen Weltanschauung , durch das Streben nach allseitiger Bildung und hohem fachlichen Wissen und Können, durch die Aneignung und Verwirklichung der Grundsätze der sozialistischen Moral, durch eine optimistische Lebensauffassung, durch schöpferische Selbständigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Neuen aus.“ 100 Die Herstellung der Kleidung für eine sozialistische Persönlichkeit unter den beschriebenen komplexen Anforderungen ergaben Widersprüche zwischen dem Bedürfnis nach Mode einerseits und andererseits der Idee, mit langlebigen Kleidungsstücken positiv auf das Kaufverhalten einwirken zu können. Jahrelang war an den modischen Bedürfnissen der Menschen vorbei produziert worden, so dass in den Verkaufseinrichtungen häufig „Ladenhüter“ erhältlich waren. Das lag im Wesentlichen an der Konzentration auf den Export, an den begrenzten Rohstoffressourcen, teilweise an den technischen Möglichkeiten der Textilindustrie oder an der mangelnden Fachkompetenz für Mode. Neben dieser innenpolitischen Wirtschaftssituation befand sich die DDR in den 1980er Jahren in einer Schuldenkrise, die zu weiteren ökonomischen Zwängen führte, welche weder durch Preiserhöhungen noch durch Normierungen zu regulieren waren. Aufgrund des Festhaltens an den Subventionen für die sozialen Errungenschaften, wie zum Beispiel dem bezahlbaren Wohnraum für alle Werktätigen des Landes, einerseits und andererseits aufgrund der zunehmend konsumorientierten Bedürfnisse der Menschen, die mit dem langsam arbeitenden System der Fünfjahrpläne nicht befriedigt werden konnten, entstand innerhalb des ökonomischen Binnensystems ein starkes Missverhältnis zwischen den erwirtschafteten Einnahmen und dem Verbrauch der DDR.101 Die weltweit hohen Rohstoffpreise erschwerten zusätzlich die Situation und führten dazu dass die DDR–Führung bestrebt war, eigene Rohstoffe der Textilindustrie und anderen Industriezweigen zur Verfügung zu stellen. Ferner wurde der Versuch unternommen, sich auf den internationalen Export, besonders ins westliche Ausland und der Sowjetunion zu konzentrieren. Allerdings brachte auch dies nicht die Lösung aller wirtschaftlichen Probleme dieser Zeit. Mode nach Plan, begrenzte Ressourcen, langsam arbeitende Strukturen und mangelnde Individualität und die unbefriedigte Bedarfssituation der DDR-Bevölkerung führten dazu, dass enorme kreative Potenziale freigesetzt wurden. Junge Menschen kreierten ihre eigenen Modeerzeugnisse und schufen wirtschaftliche Alternativen zu dem bestehenden Angebot der staatlichen Einrichtungen. Sie verkauften ihre Artikel in Boutiquen, auf Wochenmärkten oder auf dem Schwarzmarkt. Ihnen gelang es die zentral gesteuerte Wirtschaftsplanung der Textilindustrie unter Druck zu setzen und sich gleichzeitig von dem normierten Modeangebot der DDR abzugrenzen. Sie gestalteten sich ihre eigenen modischen Identitäten und verweigerten die offiziellen Vorgaben. Offensichtlich spielte die Mode eine zentrale Rolle bei der Konstruktion von Identität. Auf diesen Aspekt reagierte die DDR-Führung durch standardisiertes Design, womit sie die Persönlichkeit eines Menschen in den Vordergrund stellen und auf die innere Haltung der Menschen einwirken wollte. Ein Beispiel dafür liefern die Organisationsbekleidungen der Pioniere und der FDJ. Diese weißen und blau geprägten Kleidungsteile waren gekoppelt an politische Interessen der SED-Führung und sollten gleichzeitig die inneren Werte eines Menschen positiv beeinflussen. Sie waren die konkreten Träger der politischen Botschaften. Auf der anderen Seite gab es das Beispiel, dass die Jugend der DDR in Form der blauen Jeans der DDR-Führung widersprach. Sie lehnte sich gegen die Normierungen und politischen Verknüpfungen auf und erkämpfte sich

100 Kleines Politisches Wörterbuch, Berlin, 1967, S. 489. 101 Kuhrt, Opladen, 1996, S. 12/13. 71 letztlich „ihre Hose“, welche dann in den 1980er Jahren nicht mehr als rebellisches Kleidungsstück des Westens angesehen wurde. Ab dieser Zeit bekam die Modeindustrie den Auftrag, im Interesse der jungen Generation das Jeansblau vielerorts zu produzieren. Die Jeans hatte sich von der politischen Ideologie befreit und es wurde nicht mehr darüber diskutiert, ob „es politisch legitim ist, ob man zum FDJ-Hemd eine Jeans trägt und von welcher Firma die ist.“102 Kann auch das Leitbild der sozialistischen Bekleidungskultur heute nicht mehr rekonstruiert werden, weil das sozialistische Gesellschaftsmodell als Kontext nicht mehr vorhanden ist, so ist es dennoch möglich, die Darstellung von Design oder Funktion nachzuvollziehen. Als Quelle für diese Recherchen dienten verschiedene Untersuchungsmaterialien. Beim Auswerten der staatlichen Berichte, Planungen und Protokolle des Modeinstitutes muss festgestellt werden, dass diese keinen kompletten Überblick über die Gesamtsituation der Mode möglich machen. Sie entsprachen in der Regel den Vorgaben der politischen Führung der DDR und können nur in diesem Kontext bewertet werden. Die Materialien geben zwar nur eine eingeschränkte Realitätsabbildung wieder, andererseits enthalten sie heute wichtige Hinweise über die Bedarfssituation der Bevölkerung. Die Ergebnisse der Forschungsinstitute zwangen die Textilindustrie zu wirtschaftlichen Umstrukturierungen in Richtung bedürfnisorientierter Mode unter Berücksichtigung der eigenen Ressourcen. Am Beispiel Farbe wird dies besonders deutlich in den Bestrebungen Jeansmaterial aus der eigenen Produktion, Indigoblau, einfärben zu können. Für die konkrete Analyse der Farbkonzeptionen der DDR in den 1980er Jahren stellen die Untersuchungsmaterialien indes eine aussagekräftige Quelle dar und bilden die Basis für meine dargelegten Ergebnisse.

Abb. 32: erstellte Farbkarten der Autorin von 1989

102 Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke wie Hose? Die Kleiderordnung der SED-Diktatur, Heft 61, Berlin 2008. 72 Anhand der jeweiligen Kollektionsbeschreibungen der 1980er Jahre und deren Farbkonzeptionen war es möglich, die saisonalen Einzelfarbkarten der Jahrgänge 1980, 1983, 1986 und 1989 zu erstellen, mit denen Vergleiche zwischen Planung und Ausführung möglich wurden. Durch die vorangegangenen Intercolor-Kongresse konnte davon ausgegangen werden, dass die ermittelten Farbtendenzen als internationale Orientierung dienten und tatsächlich umgesetzt wurden. Unter Verwendung gemischter und klarer Acrylfarben entstand eine farbgenaue Duplikation der originalen Einzelfarben des Modeinstitutes der DDR, die als Basis für die textilen Umsetzungen vorgesehen waren. Durch die Verwendung von Acrylfarbe auf Papier wurden die gesamten Farbpaletten der Damen-, Herren-, Jugend- und Kinderkollektionen von mir kopiert und werden dadurch zum heutigen Zeitpunkt jenseits der Archive wieder einsehbar. Die bildlich umgesetzten Farbwerte ermöglichen nach 20 Jahren, der nicht mehr vorhandenen DDR-Textilindustrie, eine eindeutige Vorstellung darüber, wie die Farben der Modekonzeptionen in den 1980er Jahren aussahen. Die neu erstellten Farbkarten wurden nach Jahrgängen systematisiert und geben einen Überblick über die Farbgebung der Textilien der DDR und ermöglichen eine direkte Gegenüberstellung. Sie belegen, dass jegliche Farbnuancen eines Farbkreises103 enthalten waren. Von Weiß über Gelb, Rot, Blau und Schwarz waren alle Farben samt Zwischenfarbstufen vorhanden und fanden ihre Anwendung in der Textilproduktion der DDR. Eine weitere Sammlung vieler verschiedener Textil- bzw. Materialmuster veranschaulicht die farbliche Umsetzung in einer stofflichen Materialität und dient heute als Zeugnis dafür, wie die Theorie in die Praxis umgesetzt wurde. Die Materialsammlung beinhaltet differenzierte Material- und Farbqualitäten, gemustert oder einfarbig. Sie wurden nach Farbgruppen geordnet, da eine datumsgenaue Systematik nach Herstellungszeitraum nicht mehr möglich ist. Mit Gewissheit kann gesagt werden, dass diese vorliegenden Stoffmuster aus der DDR- Textilproduktion stammen und wahrscheinlich in den 1980er Jahren hergestellt und erworben wurden. Die gesammelten Stoffcoupons wurden unter verschiedenen Bedingungen gelagert. Ihre Aufbewahrung erfolgte teilweise lichtgeschützt in Kisten, Schubladen oder in Regalen. Je nach Zusammensetzung und Lagerung sind die Farben in ihrer Intensität erhalten geblieben oder haben auf Grund von Lichteinfluss an Leuchtkraft verloren. Letzteres führt zu Verfälschungen in der Farbdarstellung und muss als verfälschende Faktoren berücksichtigt werden. Als weiterer Anhaltspunkt für die Farbe in der Mode der DDR dient eine kleine Auswahl originaler Kleidungsstücke aus den 1980 er Jahren, die sowohl im Handel erhältlich waren als auch individuell erstellt worden sind. An ihnen ist nicht nur das farbliche Design ablesbar, sondern sie stellen ebenfalls ein Abbild dessen dar, was im staatlichen Handel erhältlich und was an individueller Kreativität innerhalb der DDR vorhanden war. Sie ermöglichen Rückschlüsse über verwendete und vorhandene Materialien und Zutaten sowie über den Geschmack der Trägerin oder des Trägers. Zusätzlich können wir Zuschreibungen über die möglichen symbolischen Werte bzw. Informationen konstruieren, die anhand der Kleidungsstücke ablesbar sind. Anhand originaler „Sibylle“- Zeitschriften der 1980er Jahre wird anschaulich, inwieweit Abbildungen in Printmedien die farbige Mode in der DDR präsentierten. Sie sind aus heutiger Sicht ebenfalls ein Beleg dafür, dass die DDR-Mode keine farblose Mode war. Zu berücksichtigen ist in diesem Falle, dass das fotografische Verfahren zu Farbverfälschungen führt, so dass die Modeabbildungen der „Sibylle“ nicht als 100% aussagekräftiges Material verwendet werden kann.

103 Vgl. Itten, Johannes, Kunst der Farbe, Ravensburg 1987.

73 Dennoch gibt es Auskunft über die farblichen Anwendungen der Materialien innerhalb der jeweiligen Kollektionen und der modischen Accessoires. In der Gesamtheit rekonstruiert die Sammlung mittels verschiedener Objekte das farbige Erscheinungsbild der Textilien und der Bekleidung der DDR. Die Farbgebung der modischen Textilien kann allerdings nicht als Grundlage zur Verallgemeinerung von Farbaussagen dienen. Beispielsweise kann von farblich wahrgenommenen Straßenzügen nicht auf DDR-Design oder die Farbe der DDR- Mode geschlossen werden. Der Eindruck von Mode basiert auf einer subjektiven Wahrnehmung eines Menschen, woraus Zuschreibungen konstruiert werden, die zu stereotypen Aussagen bzw. Wertungen führen. Des Weiteren bleibt zu konstatieren, dass die DDR-Mode, auf Grund ihrer komplexen Anspruchssituation in Bezug auf die politischen Ideale der DDR- Führung eine sehr Besondere war, der es trotz ambivalenter gesellschaftlicher Situationen immer wieder gelang, internationale Anerkennung zu bekommen. In Zukunft könnten die Forschungsergebnisse der Farbigkeiten der DDR-Mode in ihrem wirtschaftspolitischen Bezugsrahmen mehr in den Bereich der Kulturgeschichte und -soziologie Eingang finden, um zu verdeutlichen, dass die Bekleidungskultur der DDR ein Gegenmodell zur derzeitigen Modeindustrie war.

Kunst und Mode hatten in der DDR gesellschaftliche Funktionen!

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Abkürzungen

Gesellschaftspolitische: - DDR- Deutsche Demokratische Republik. - BRD- Bundesrepublik Deutschland. - SED- Sozialistische Einheitspartei Deutschland. - RGW- Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. - NSW- Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet. - VEB- Volkseigener Betrieb. - VBB- Vereinigte Volkseigene Betriebe. - HO- Handelsorganisation. - AIF- Amt für Industrielle Formgestaltung. - FDJ- Freie Deutsche Jugend. - MMM- Messe der Meister von Morgen.

Modebezogene: - ML- Modelinie - DOB- Damenoberbekleidung. - HOB- Herrenoberbekleidung. - JOB- Jugendoberbekleidung. - KOB- Kinderoberbekleidung. - Nicki- T- shirt. - OP-Kleidung- Berufskleidung aus dem Operationsbereich des Krankenhauses.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Seite: 12 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Informationsbroschüre „Die Mode“ 1983/84, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 2: Seite: 16 Quelle: „ Sibylle“ Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR, Hg. Dorothea Melis, Schwarzkopf & Schwarzkopfverlag, Berlin, 1998, S.189-191. Abbildung 3: Seite: 19 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Pionierkleidung 1967, Entwürfe von Leonie Wache, 19/25, 19/23, 19/35, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 4: Seite 20 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Pionierkleidung 1967, H 61/Nr. 130, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 5: Seite 22 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, FDJ-Kleidung zum 20.Jahrestag der DDR 1969, 135/11, 135/9, 135/5, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 6: Seite 23 Quelle: Original „Shanty“ Jeanshose aus den 1980er Jahren, Privatbesitz. Abbildung 7: Seite 24 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Internationale Kommission für Mode und Textilfarbe „Intercolor“, Ort und Zeit unbekannt, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 8: Seite 25 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Textiles Stoffmusterangebot der Firma Malitex Hohenstein 1984, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 9: Seite 29 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Farbtendenzkarte DOB 1.80, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 10: Seite 31 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB 1.83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 11: Seite 32 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte HOB/JOB 1.83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 12: Seite 34 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/83, DISPO`83, Frühjahr/Sommer; Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 13: Seite 36 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte KOB 2.83; Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 14: Seite 36 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 25/83, ML 26/83, ML 28/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 15: Seite 38

76 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+JOM 1.86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 16: Seite 41 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 15/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 17: Seite 45 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 38/86, ML 46/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 18: Seite 46 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 34/89, Farbtendenz 2.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 19: Seite 48 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+HOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 20: Seite 51 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte KOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 21: Seite 53 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte JOB 1.89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 22: Seite 55 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 24/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 23: Seite 59 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, ML 33/89, ML 37/89, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 24: Seite 61 Quelle: Privatbesitz, Strickmagazin „Modische Maschen“ 4/1979, 1/87, 4/85. Abbildung 25: Seite 63 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Intercolorfarbkarte 1.1980, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 26: Seite 63 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Modetendenzfarbkarte des Modeinstitutes der DDR 1.80, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 27: Seite 65 Quelle: Privatbesitz, Strickmagazin „Modische Maschen“ 3/1983, 1/1985. Abbildung 28: Seite 68 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Farbtendenzkarte DOB+JOM 1.83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 29: Seite 68 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur, 1/83, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 30: Seite 69 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR; Farbtendenzkarte DOB 1.86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 31: Seite 69 Quelle: Unterlagen des Modeinstitutes der DDR, Modemagazine „Sibylle“ Zeitschrift für Mode und Kultur, 4/86, 5/86, Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abbildung 32 Seite 72 Quelle: Privatbesitz, neu erstellte Farbkarten des Jahres 1989.

77 Quellen:

1. Archivunterlagen der Stiftung Stadtmuseum Berlin aus dem Archiv des Modeinstitutes der DDR

- Broschüre zur Geschichte des Modeinstitutes der DDR: 30 Jahre Modeinstitut der DDR, Berlin 1982. - Bedeutung der Mode in der DDR, SM 8-4/1962. - Forschungsauftrag des Instituts für Ökonomie und Arbeit, SM 26-19/1980. - Führungsdokument zur weiteren konsequenten Durchführung der Beschlüsse der 11. Tagung des Zentralkomitees der SED, SM 26-19/1980. - Forderungsprogramm der Textilindustrie an Chemiefaserstoffe, SM 26-23/1980. - Vorbereitung einer bedarfsgerechten Produktion und Sortimentsgerechten Versorgung, SM 26-29/1980. - Allgemeine Tendenzen der Bedürfnis- und Bedarfsentwicklung, SM 26-32/1980. - Exportbeschlüsse, SM 26-8/1980. - Anleitungsprojekt 1982, SM 27-31/1981. - Zentrale Aufgaben des Modeinstitutes der DDR, SM 27-27/1981. - Zielsetzungen für die achtziger Jahre, SM 27-22/1981. - Chemiefaserwerbung, SM 27-23/1981. - Gestaltungskonzeption für die Ausstellung über materialökonomische Maßnahmen in der Leichtindustrie, SM 28-23/1982. - Maßnahmen und Forderungen, SM 28-24/1982. - Zusammenarbeit mit anderen Industriebereichen, SM 28-16/1982. - Stellung der Bekleidung im Komplex Befriedigung materieller und geistig-kultureller Bedürfnisse, SM 28-9/1982. - Bedarfsentwicklung des ersten Halbjahres 1982, SM 28-5/1982. - Zuarbeit 2.1., Modeforschung¸ ML 26a/86. - Einschätzung der Bedarfsentwicklung, ML 26a/86. - Bereich Modeforschung, ML 1/89. - Information für Gestalter, erweitertes Material, ML 21/89. - Fachtagung Farbe und Design, ML 34/89. - Intercolor, Reiseberichte 1978 bis 1989. - Berichte zur Pionierkleidung 1967, SM 13-40. - Pionierkleidung, Experimentiermodelle, Ulla Stefke, 1968. - Sonderaufträge Pionierkleidung, 1968. - Farb- und Stoffproben der FDJ und Pionierkleidung 1965. - Aktualisierung Pionierkleidung,1985. - Berichte zur FDJ-Kleidung 1966, 21/0. - Informationsbericht über Auftrag von Teilen einer neuen Pionierkleidung1973, SM 19-7. - Aktualisierung der Pionierkleidung, Einsatz ab 1985.

78 - FDJ-Kleidung zum 20. Jahrestag der DDR 1969. - Bericht zur Sibylle, leider keine Jahresangabe. - Artikel: Abseits von Schock und Klamauk. Twen-Rezeption in der DDR, Hrsg. von Michael Koetzle, München 1995. - Artikel: Sibylle war eben anders, Hrsg. von Ilse Laatz-Krumnow, 1995. - Artikel: Welt ohne Minirock, Hrsg. von Susanna Nieder, 1998. - Artikel: Ernst, Anna Sabine, Mode im Sozialismus, Zur Etablierung eines „sozialistischen Stils“ in der frühen DDR.

Informationsbroschüren zu den Modelinien: - Mode`80, DOB; HOB; KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980. - Mode`80, DOB, HOB, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1980. - Mode`83, HOB und JOB, Frühjahr/Sommer, ML 7/83. - Mode`83, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 8/83. - Mode`83, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 10/83. - Mode`83, DOB und HOB, Herbst/Winter, ML 25/83. - Mode`83, JOB, Herbst/Winter, ML 28/83. - Mode`83, KOB, Herbst/Winter, ML 26/83. - Mode`86, DOB, HOB, JOB, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 15/86. - Mode`86, DOB, HOB, JOB, KOB, Herbst/Winter, ML 46/86. - Mode`86, JOB, Herbst/Winter, ML 47/86. - Mode`89, Gestaltungsschwerpunkte textiler Flächengebilde, Frühjahr/Sommer, ML 18/89. - Mode`89, Orientierungsunterlagen zur Jugendmode, ML 15/89. -Mode`89, Accessoires, ML 16/89. - Mode`89, DOB, HOB, JOB, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 24/89. - Mode`89, DOB, HOB, JOB, KOB, Herbst/Winter, ML 37/89.

Farbkarten: - Farbe`80, DOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980. - Farbe`80, HOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980. - Farbe`80, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1980. - Farbe`80, DOB, Herbst/Winter, ML 2.1980. - Farbe`80, HOB, Herbst/Winter, ML 2.1980. - Farbe`80, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1980. - Farbe`83, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983. - Farbe`83, HOB und JOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983. - Farbe`83, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 1.1983. - Farbe`83, DOB und JOM, Herbst/Winter, ML 2.1983. - Farbe`83, HOB und JOB, Herbst/Winter, ML 2.1983. - Farbe`83, KOB, Herbst/Winter, ML 2.1983. - Farbe`86, HOB und JOJ, Frühjahr/Sommer, ML 24/86.

79 - Farbe`86, DOB und JOM, Frühjahr/Sommer, ML 22/86. - Farbe`86, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 23/86. - Farbe`86, DOB und JOM, Herbst/Winter, ML 42/86. - Farbe`89, DOB, HOB, JOB, Frühjahr/Sommer, ML 20/89. - Farbe`89, KOB, Frühjahr/Sommer, ML 19/89. - Farbe `89, DOB, HOB, JOB, Herbst/Winter, ML 35/89. - Farbe `89, KOB, Herbst/Winter, ML 36/89.

Sibylle-Zeitschriften aus dem Verlag der Frau, Leipzig. 1980: 2/80, 5/80, 6/80. 1981: 1/81, 2/81, 4/81, 5/81, 6/81. 1982: 2/82, 4/82, 5/82, 6/82. 1986: 4/86, 5/86. 1987: 3/87, 6/87. 1988: 2/88, 5/88. 1989: 2/89, 3/89, 4/89.

Bildquellen: Bildquellen Pionierkleidung 1967, Entwürfe von Leonie Wache: 19/20, 19/23, 19/25, 19/27, 19/29, 19/30, 19/31, 19/32, 19/33, 19/34,19/35, 19/36, 19/37. Bildquellen Pionierkleidung 1967, Entwürfe und Stoffproben, Gestaltung Ulla Stefke: 19/3, 19/4, 19/5, 19/6, 19/7, 19/8, 19/9, 19/16. Bildquellen Pionierkleidung 1967: H61/Nr. 127, H61/Nr. 129, H61/Nr. 130, H61/Nr. 131, H61/Nr. 132. Bildquellen Pionierkleidung Entwürfe Sonderaufträge Saison 1968: Nr. 3/1, Juli 1968. Bildquellen Pionierkleidung, Experimentiermodelle, Gestaltung Ulla Stefke: 21/12, 21/13. Bildquellen FDJ und Pionierkleidung 1965, Farb- und Stoffproben: Nr.5, Nr. 6. Bildquellen der FDJ-Kleidung 1969: 135/3, 135/5, 135/9, 135/10, 135/11. Bildquelle der FDJ-Kleidung zum 20.Jahrestag der DDR 1969: H61/186. Bildquellen der FDJ-Kleidung 1965, 1967, Gestaltung Leonie Wache: Nr. 20, Nr. 21.

2. Zeitschriften

- Horch und Guck, Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur, Themenschwerpunkt: Jacke wie Hose? Die Kleiderordnung der SED-Diktatur. Heft 61, Berlin 2008.

80 3. Internetverzeichnis

- http://www.mdr.de/damals/lexikon/1593310.html, 28.01.2009. - http://www.fashionize-me.com/allgemein/mode-in-der-ddr-wie-war-das-damals-eigentlich/, 02.10.2008. - http://alt.berlinbiennale.de/bb3/h01_hub_01.php3?sid=hub_04_01, 2004.

4. Filmquellen:

- „Kann denn Mode rot sein?“ Dokumentation von Petra Brändle, 2002. - „Mit Fantasie gegen den Mangel. Leben im Schatten der Planwirtschaft“ Dokumentation bei Phönix von Holly Tischmann und Sabine Michel, 2008.

5. Sekundärliteratur

- Barthes, Roland, Die Sprache der Mode, Frankfurt/Main, 1985. - Baacke,Dieter, Wechselnde Moden. Stichwörter zur Aneignung eines Mediums durch die Jugend, in: Jugend und Mode. Kleidung als Selbstinszenierung, Hg. von Dieter Baacke u.a., Opladen 1988. - Honecker, Erich, Zur Jugendpolitik der SED, Reden und Aufsätze von 1945 bis zur Gegenwart, 2 Bände, Berlin (Ost) 1977. - Höhne, Günter, Das große Lexikon: DDR-Design, Köln. - Hagen, Christine, Die neue Organisationskleidung für Jung- und Thälmannpioniere. Aufsatz, Berlin, 1986. - Itten, Johannes, Kunst der Farbe, Ravensburg 1987. - Jauer, Marcus, Die Nicki-Pioniere. Aufsatz, Berlin, 2006. - Kuhrt, Eberhard, Die wirtschaftliche und ökologische Situation der DDR in den achtziger Jahren, Hrg. E. Kuhrt in Verbindung mit H. F. Buck und G. Holzweißig, Opladen 1996. - Kaminsky, Annette, Wohlstand, Schönheit, Glück. Kleine Konsumgeschichte der DDR, München 2001. - Kosak,Eva, Kuntzsch, Ingrid, Laatz-Krumnow, Ilse, Jugendlexikon, Kleidung und Mode, Leipzig, 1986. - Paul Kaiser, Claudia Petzold, Boheme und Diktatur in der DDR, Gruppen Konflikte Quartiere 1970-1989, Berlin 1997. - Kleines Politisches Wörterbuch, Berlin, 1967. - Loscheck, Ingrid, Mode-und Kostümlexikon, Stuttgart 1987. - Menzel, Rebecca, Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose, Berlin 2004. - Mühlberg, Dietrich, Auf der Suche nach der „sozialistischen Bekleidungskultur“, Mode und ihre Leitbilder im Osten, in: Künstliche Versuchung. Nylon –Perlon -Dederon. Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Hg. Eva Rommerskirchen, Bonn 1999, S. 140-151. - Melzer, W., Heitmeyer, W., Liegle, L., Zinnecker, J., Osteuropäische Jugend im Wandel, Ergebnisse vergleichender Jugendforschung in der Sowjetunion, Polen, Ungarn und der ehemaligen DDR, Weinheim und München, 1991. - Mänicke-Gyöngyösi, Krisztina und Rytlewski, Ralf, Lebensstile und Kulturmuster in sozialistischen Gesellschaften, Köln 1990. - Merkel, Ina, Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR, Alltag und Kultur, Bd. 6, Köln, Weimar, Wien 1999. 81 - Merkel, Ina, Wir sind doch nicht die Meckerecke der Nation!, Berlin 2000. - Melis, Dorothea, Sibylle. Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR, Berlin, 1998. - Ohse, Marc-Dietrich Jugend nach dem Mauerbau, Anpassung, Protest und Eigensinn der DDR 1961-74, politische Bedeutung der Jugendmode für die SED, Berlin 2003. „Off the Wall“ Fashion from , 1964 to 1980, Bloomsbury, London und Berlin, 2005. - Pfannstiel, Margot, Sibylles Modelexikon. ABC der Mode, Leipzig 1968. - Pelka, Anna, Jugendmode und Politik in der DDR und Polen, Eine vergleichende Analyse 1968-1989, Osnabrück 2008. - Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin 1969. - Politisches Grundwissen, Berlin 1970. - Partei und Jugend, Dokumente marxistisch – leninistischer Jugendpolitik, Zentralrat der FDJ Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1986. - Rauhut Michael, Kochhan Thomas, Bye Bye Lübben City, Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR, Berlin 2009. - Schroeder, Klaus, Der SED-Staat. Geschichte und Struktur der DDR, München 1998. - Wolle, Stefan, Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989, Bonn 1999. - Wensierske Peter, Haase Norbert, Reese Lothar, „VEB Nachwuchs, Jugend in der DDR, Reinbeck bei Hamburg, 1983.

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Selbstständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Zuhilfenahme der angegebenen Hilfsmittel angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen verwendet habe.

Susann Bartsch Berlin, 02. Juni 2009

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