<<

Masarykova univerzita Filozofická fakulta

Katedra germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Německý jazyk a literatura

Mária Harangozóová

Die deutsche Heldenepik am Beispiel des Hildebrandsliedes und des Nibelungenliedes (Analysen des Inhalts)

Bakalářská diplomová práce

Vedoucí práce: Mgr. Sylvie Stanovská, Dr.

2010

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und mit Hilfe der angegebenen Literatur verfasst habe.

...... Podpis autora práce

1

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Mgr. Sylvie Stanovská, Dr. für ihre Ratschläge, Kritik und Geduld bedanken.

2 Inhalt Einleitung…………………………………………………………………….. ...5

1. Hildebrandslied …………………………………..…………………………. 7 1.1. Herkunft und Geschichte ……………………………………….... 7 1.2. Motive und Reimtechnik ………………………………………… 8 1.3. Wahrheit und Fiktion …………………………………………….. 9 1.4. Das jüngere Hildebrandslied ………………………………………9 1.5. ……………………………..….……………………..10 1.6. Hadubrand ………………………………………………………..11

2. Das ……………………………..………………………....14 2.1. Herkunft des Nibelungenliedes und die Handschriften …...……..14 2.1.1. Die Handschriften ……………………….……………...…... 14 2.1.2. Zur Entstehung des Liedes …………………………………….14 2.1.3. Der Aufbau des Nibelungenliedes nach älteren Fassungen…...……15 2.1.3.1. Kriemhild und Siegfried, Gewinnung der Frauen und Hochzeiten, Streit der Frauen….….….…..…………………………...…….16 2.1.3.2. Der Weg zur Rache Kriemhilds ….…….….….…...... 18 2.1.4. Historischer Hintergrund …………………….….….…...... 20 2.1.5. Reimtechnik und Sprache ……………………….…………… 21

2. 2. Über die mittelalterlichen Traditionen ..………….……………... 21 2.2.1. Die Ritter …………………………..………………………. 21 2.2.2. Der König …………………………..……………………….22 2.2.3 Verlobung und Heiratsfest ……………………..…………….. 23 2.2.4. Bewaffnung, Bote und Geschenke ……………………………. 24

2. 3. Siegfried, der echte Held ………………..….…………...……… 25 2.4. Hagen von Tronje ………………………….…..…….…..……... 27 2. 5. Traum und Falkensymbol .………...…………..…….…………...29 2. 5. 1. Der Traum als rhetorisches Mittel in den alten Sagen ……….…... 29 2. 5. 2. Das Falkensymbol ……………………….………..………… 30

2. 6. „Wie sich die Königinnen überwarfen“ ………………..……...... 31 2. 7. „Wie Rüdeger erschlagen ward“ ...... …..... 33

Nachwort ………..…………………………………..…………..….……….... 36

3. Resume ……………………………………………………………………...38

4. Bibliographie ………….…………………………………..…..….………... 39

5. Verzeichnis der Bilder ……………………………………………..……… 41

3 6. Bilderanlage …………………….……….…...…………………………….. 42

4 Einleitung

Heldendichtung oder Heldenepik existierte in den meisten europäischen Ländern im Mittelalter schon seit dem 4. Jh. Die älteste Heldendichtung entstand als historische Erinnerung der Kriegergesellschaft. Die ersten Lieder, die bisher mündlich tradiert waren, wurden um das 8. Jahrhundert schriftlich festgehalten. Diese Lieder entstanden vor allem auf germanischem oder keltischem Gebiet. Die französische und spanische Heldenepik gehörte zu der frühfeudalistischen Epoche. Sehr bekannte epische Werke aus dieser Zeit sind zum Beispiel das altenglische Beowulf oder die altnordische Liederverfassung „Die Edda“, die für andere Geschichte ein Ausgangspunkt sein soll. Die Liederedda ist kürzer aber geschichtlich geschlossener, sie enthält mythologische Lieder, über die Entstehung der Welt und über germanische Götter und heroische Lieder, über Sigurd, Atli (), Gudrun u. a. Die meisten literarischen Denkmäler aus dem Frühmittelalter sind lateinisch aus der Feder der Mönche in den Klöstern geschrieben. Mann hat etwa „zwanzig Lieder aus verschiedenen langobardischen, angelsächsischen und friesischen Stoffkreisen erschließen wollen: das Nibelungenlied, das Lied über , Ermanarich und die Hunnenschlacht“1. In den ältesten germanisch-heroischen Liedern, wie im Hildebrandslied aus dem 8. Jh. bis zu dem Nibelungenlied aus dem 12. Jh. werden ähnliche Themen gestaltet, wie z. B.: „Besuch bei der Schwester, Kampf zwischen dem Bruder und Schwager, das Problem von Gefolgschaftseid und Sippentreue“2. Die ältesten Lieder wurden in Stabreimen verfasst, die sich mit Laufe der Zeit zu den Endreimen geändert haben. „Der Darstellungsstil nimmt Elemente der antiken Epik auf“3. Mit dem Christentum kamen in die Literatur geistliche Motive, der Stil und die Form änderten sich und aus kürzeren Liedern entstanden längere. Es entstanden sogenannte Kleinepen, wie das jüngere Hildebrandslied. Diese Epen sind aber nicht Bestandteil unserer Untersuchung. Diese Lieder wurden mündlich an den Höfen von den Hofsängern vorgetragen. Karl der Große strebte im 9. Jh. in seiner Kulturpolitik danach, dass die alten Werke geschrieben werden sollen. Diesem Entschluss verdanken wir wohl, dass auch das älteste Hildebrandslied im 9. Jh. im Kloster Fulda niedergeschrieben wurde. Zum germanischen Sagenkreis zählen auch andere epische Werke über Dietrich von Bern, über Siegfried oder das Nibelungenlied, das in späterer Zeit als „Das deutsche Epos“ bezeichnet und mit griechischem

1 Deutsche Literatur in Schlaglichtern 1990, 21. 2 D. Lit. in Schl. 1990, 21-22. 3 D. Lit. in Schl. 1990, 22.

5 Epos Homers verglichen wurde. Mehrere Dichter und Schriftsteller, wie Goethe, Marx, Hebbel, Wagner aus der neueren Zeit erklärten das Nibelungenlied zu dem „deutschen nationalen Epos“. Goethe sagte darüber:“ Die Kenntnis dieses Gedichts gehört zu einer Bildungsstufe der Nation…Jedermann sollte es lesen“4 Die Heldenepen sprechen über die Taten der Ritter, über echte, außerordentliche Helden, mutige und mannhafte Kämpfer. Die Lieder erzählen nicht nur über ihre Lebensschicksale, über Tod und Liebe, sondern es wurde auch ihre Ehre, Treue und Vaterlandsliebe besungen. In der ältesten Epoche sind sie als Ritter mit übermenschlichen Kräften beschrieben, die mit Riesen und Zwergen kämpften. Bei ihren Heldentaten halfen ihnen oft Feen oder Jungfrauen. Neben den „übermenschlichen“ Recken finden wir in diesen Geschichten auch historische Personen wie Odoaker, Theoderich den Große, Attila den Hunne, die Burgunder und andere. Aber im welchen Maße diese historischen Ereignisse der Wahrheit entsprechen, ist eine andere Frage. Im germanischen Bereich entsteht das Heldenlied in der Zeit der Völkerwanderung, deshalb ist es möglich, dass einzelne Geschichten mit mehreren Varianten überlebt haben, z. B. über Siegfried können wir schon in altnordischer Edda lesen, aber auch das Jungsiegfriedsage spricht über ihn. Kriemhild nahm in einer Fassung Rache wegen des Todes ihres Volkes, der Burgunden (Gibichungen), in einer anderen Geschichte wegen des Todes ihres Mannes. Diese Fassungen können auch geographisch geteilt werden. Die germanische Heldenepik gehört zu den schönsten literarischen Denkmälern des Mittelalters. Die „Geschichten“ sind einerseits dichterische Kunstwerke, andererseits haben sie sehr oft eine tiefere Bedeutung. Diese Lieder sind aber vor allem wertvolle Meisterwerke dieser Zeit.

4 Fühmann 1971, 209.

6 1. Hildebrandslied

1.1. Herkunft und Geschichte

Das älteste Hildebrandslied ist das einzige schriftliche Zeugnis des germanischen Heldenliedes in deutscher Sprache. Es ist im 9. Jahrhundert im hessischen, stark niederdeutsch gefärbten Dialekt, wahrscheinlich von zwei Mönchen in Fulda niedergeschrieben worden. Der Text des Hildebrandsliedes befindet sich auf den Seiten eines frühmittelalterlichen Kodexes aus der karolingischen Zeit, auf der Vorderseite des erstes Blattes und der Rückseite des Blattes 76. „Das fehlende Liedende, nur wenige Verse, könnten auf dem später erneuerten Innenblatt des hinteren Deckels gestanden haben“5. Aber diese sind leider nicht bekannt, aus diesem Grunde ist die Geschichte unbeendet. Aus späterer nordischer Version der Sage können wir aber das tragische Ende voraussetzen. Hildebrand ist Waffenmeister Dietrichs von Bern, der mit Theoderich auf der Flucht vor dem Hass Odoakers nach Osten gezogen ist. Nach dreißig Jahren kehrte Hildebrand zurück und begegnete einem jungen Ritter, der die Grenzen mit seinem Heer schützte. Hildebrand, der Ältere und „im Leben erfahrener“[Vers 8] begann zu sprechen und fragte nach dem Sippe, nach dem Namen des jungen Mannes. Er sagte:“ Wenn du mir einen nennst, kenne ich die anderen…Bekannt ist mir die ganze Heldenschar…“[Vers 12/13] Hildebrand fragte nicht nur nach dem Namen des jungen Mannes, weil er schon lange Zeit nicht in diesem Land war und konnte ihn deshalb nicht kennen, sondern auch nach seinen Verwandten. Er ist am Hof gezogen und er kannte die großen Familien im Königsreich, also die Männer, mit denen er als junger Ritter zusammenkämpfte. Der Junge antwortete, dass sein Vater „Hildebrand geheißen habe: ich heiße Hadubrand“[Vers 17]. Hadubrand kennt seinen Vater nicht, weil er noch „das ungeborene Kind“[Vers 21] war als Hildebrand seine Mutter ohne irgendeinen Erben, in einem kleinen Haus hinter sich ließ. „Er ist, glaube ich, nicht mehr am Leben“[Vers 29]. Hier rief Hildebrand aus:“ Ich mache Gott …oben im Himmel zum Zeugen, dass du noch nie mit einem so [nah] verwandten Mann einen Kampf geführt hast“ [Vers 30/32]. Er wollte seinem Sohn einen Ring „aus Freundschaft“[Vers 35] schenken, den er von dem König dem „Hunnen Herrscher“[Vers 35] bekam, aber diese seine Geste wurde missverstanden. Hadubrand glaubte, dass Hildebrand ihn bestechen wollte, deshalb sagte er: “Mit dem Speer sollte man eine Gabe empfangen“[Vers 37]. Er glaubte

5 D. Lit. in Schl. 1990, 22.

7 seinem Vater nicht, weil ihm Seefahrer gesagt haben, dass Hildebrand, Heribrands Sohn, in einem Kampf fiel. Hildebrand versuchte seinen Sohn von dem Kampf abzuraten. Er sah, dass Hadubrand wenige Erfahrung mit Kampf hatte und er wollte ihn keinesfalls erschlagen, deshalb argumentierte er mit seiner dreißigjährigen Geübtheit, mit seinem Leben, das der Tod schon nicht ereilt hat. Aber Hadubrand konnte er nicht überzeugen. Dann kam Hildebrands große Klage, weil er seinen Sohn erschlagen sollte, oder Hadubrand sollte sein Leben beenden. Sie kämpften Speer zu Speer, Schild zu Schild und Schwert zu Schwert „bis ihnen ihre Schilde aus Lindenholz klein wurden.“[Vers 67]

1.2. Motive und Reimtechnik

Das Lied ist in der Form eines Dialoges geschrieben. Es ist ein Dialog zwischen Vater und Sohn, die einander nie gesehen haben. Das Hildebrandslied umfasst zwei große Themen: zu erst Konflikt zwischen Sippenverwandschaft und Vaterliebe, Unterschiede zwischen Generationen und zweitens Ehre eines Kriegers. Das Lied spricht über Pflicht eines Ritters und über die Beziehungen in den Familien, und sucht Antwort auf die Frage, welche wichtiger und grundlegender ist. Das Lied enthält geistliche Motive: zuerst wurde aus Überraschung und Freude gerufen: „ich mache Gott…oben im Himmel zum Zeugen“ [Vers 30] und auf zweites Mal aus Klage. Hildebrand war am Anfang froh, dass er endlich seinen Sohn kennen lernte, der noch nicht am Leben war, als er aus dem Land weggehen musste. Hier hoffte er noch, dass dieses Treffen glücklich enden kann. Er dankte dem Gott für seine Güte, dankte ihm, dass Hadubrand lebt und gesund ist und wahrscheinlich war er auch sehr stolz auf seinen Sohn, weil er eine so hohe Funktion, wie die Beschirmung des Landes, übernommen hat. Das zweite Mal ruft er in seiner Klage über das Schicksal: „Weh nun, waltender Gott…Unheil geschieht“[Vers 49]. Der zweite Aufschrei umfasst schon kein Glück mehr, sondern Angst und Schmerz. Hildebrand vergegenwärtigte sich, dass der Kampf unumgänglich ist. Es ist eine „Steigerung durch das Bewusstsein der Tragik“6. Er klagte über sein Leid, er wollte nicht mit seinem Sohn kämpfen, aber auch nicht wieder wegziehen. Sein Stolz erlaubte es ihm nicht. Er musste seine Ehre bewahren. Das Lied ist in alliterierenden Versen, „in germanischen Stabreimversen abgefasst: der gleichklingende Anlaut bindet zwei Halbzeilen (Anvers und Abvers) zu einer vierhebigen Langzeile, in der Verteilung der Stäbe im Anvers freic ist, während der Abvers nur auf der

6 D. Lit. in Schl. 1990, 23.

8 ersten Hebung den Stab trägt. Die rhythmische Füllung ist frei und von großem Ausdrucksreichtum.“7

1.3. Wahrheit und Fiktion

Historisch nachweislich ist, dass Odoaker im 5. Jh. in dem römischen Reich lebte. Über seine Herkunft gibt es mehrere Annahmen: möglicherweise wuchs er am Hof auf und war Sohn des hunnischen Beamten Edecon und einer Skirin. Nachdem er den jungen Herrscher, den letzten legitimierten Kaiser, Romulus Augustulus erschlagen hatte, wurde er in den Augen des Volkes König, aber den Titel des Kaisers hat er nicht angenommen. Durch Verträge und Kriege konnte er sein Reich in großem Maße ausdehnen, er eroberte Sizilien, Dalmatien bis zum Reich der Rugier in Noricum. Mit dem ostgotischen König Theoderich dem Großen schließ er im Jahr 493 einen Friedensvertrag. Ein paar Tage später wurde er von Theoderich in Ravenna, wahrscheinlich wegen persönlichen Konflikten, ermordet. Im Hildebrandslied vorkommende Geschichte, ist also in historischer Hinsicht nicht entsprechend. Hier musste Theoderich vor Odoakers Hass mit seiner ganzen Truppe wegziehen und bei Hunnen einen Zufluchtsort finden. In vielen Sagen wurde Theoderich mit Dietrich von Bern verglichen. Auch in unserer deutschen Übersetzung des Hildebrandliedes ist „Theotrihhe“ im Vers 19 als Dietrich übersetzt. Um Dietrich von Bern existiert ein Sagenkreis, der mit Hildebrandslied anfängt und im Nibelungenlied weitergeht.

1.4. Das jüngere Hildebrandslied

Im 15. Jahrhundert ist das schon fast vergessene Lied wieder aufgetaucht und bearbeitet worden. Bis 17. Jh. gehörte es zu den beliebtesten Gesängen der deutschen Literatur. Der Stoff des Liedes ist ähnelt dem ältesten Lied, obwohl das Leben der Helden viel positiver endete. Herzog Amelung (Dietrich gemeint) schickte Hildebrand zurück in seine Heimat, die er 32 Jahre nicht besuchte. „Wenn das sei, sprach Herzog Amelung, so möge er den jungen Herzog Alebrant, der die Grenze bewache, und alle Fremden anrenne, von ihm grüssen und ihm sagen, er, Alebrant, möge ihn, Hildebrand, freundlichst reiten lassen“8. Als Hildebrand in seinem Gegner seinen Sohn erkannt, küsste er ihn auf die Lippen und sie gingen zusammen im Frieden zum Hof, wo sich alle zu Tisch setzten. Hildebrand traf auch seine lange nicht gesehene Frau.

7 D. Lit. in Schl. 1990, 23. 8 http://www.zeno.org/Goetzinger-1885/A/Hildebrandslied [15. 4. 2010.]

9 1.5. Hildebrand

Hildebrand war ein anerkannter Kämpfer, Waffenmeister von Dietrich von Bern, ein treuer Mann seines Volkes. Er war tapfer und mannhaft, gewandt und erfolgreich im Kampf, gegenüber seinem Land und seinem Herr ergeben. Er verließ alles, was er liebte und kannte, er lies hinter sich seine Familie, Bekannte und Freunde. Am wichtigsten war für ihn die Pflicht. Dank seiner standhafter Arbeit und seiner Selbstaufopferung kämpfte er sich hoch, bis zur Stelle eines Befehlshabers. Er zog „sechzig Sommer und Winter außerhalb des Heimatlands umher“[Vers 50] und nahm Teil an vielen Kämpfen mit „seinem Gefolgsleuten“[Vers 19]. Er war ein erfahrener Mann, ein erprobter Kämpfer, der an der Spitze eines erfolgreichen und starken Heers stand. Wenn er keine andere Möglichkeit hat und muss mit einem Freund oder Verwandten kämpfen, macht er es. „Er war stets an der Spitze der Heerschar, ihm war stets der Kampf sehr lieb“[Vers 27]. Hildebrand liebte die Herausforderungen, er suchte die gefährlichen Situationen aus, immer stand er zwischen den ersten, die in den Kampf gingen. Er war immer fertig, mit jemandem seine Kraft auszuprobieren und er wich nie vor den Schwierigkeiten zurück. Hadubrand sagte ihm „Du bist, alter Hunne, unmäßig schlau…immer noch vollführst du Listen“ [Vers 39/41]. Eine solche Beleidigung konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Hildebrand war stolz, er war geschätzt zwischen seinen Leuten, sein Wort war immer glaubwürdig. Er durfte nicht von einem jungen Mann wie Hadubrand, der wenig erfahren und unbekannt war, sich schmähen lassen. In diesem Moment zählte nicht mehr, dass Hadubrand sein Sohn war, dass sie aus einem Blut und Fleisch waren, im Vordergrund stand seine Kriegerehre, die er bewahren musste. Bis diesen Zeitpunkt war der Kampf noch vermeidbar, der Tod seines Gegners war aber unvermeidlich. Seinen guten Namen konnte nicht beflecken lassen. Hildebrand war in einer weiteren Dimension Vater und Gemahl, ein Mann, der irgendwann eine Familie, eine junge Frau hatte, die er verlassen musste. Nach dreißig Jahren kehrte er endlich nach Hause. Er war begeistert, glücklich, neugierig und voller Erwartung. In seinem Heimatland hatte er einen Sohn, den er noch nie gesehen hat, er wusste über ihn nichts, ob er lebt oder nicht mehr. Er enthielt darüber wahrscheinlich keine Informationen. Umso größer war am Anfang seine Freude, als er seinen Sohn endlich erkannte. Er dankte Gott für seine Güte und wollte seinem Sohn ein Geschenk, einen goldenen Ring „aus einem Kaisermedaillon“ geben, „den ihm der König gegeben hatte“[Vers 34]. Dieser Ring war ein Symbol der Macht, es symbolisierte seine Erfolge, die er bei Hunnen erringen hatte. Mit

10 diesem Ring wollte er die Sympathie des jungen Kriegers gewinnen. Hildebrand hatte Gewissenbisse, weil er seinen Sohn nicht aufwachsen sah und weil er ohne Vater groß werden musste. Er möchte ihm gern sein Erbe weitergeben und seine Kenntnisse mit ihm teilen. Hier vor allem können wir an die Kunst des Gefechtes, der Selbstverteidigung, an die Kontakte am Hof und an sein Eigentum denken. Hildebrand floh vor den Feinden aus dem Land, er verlor wahrscheinlich sein Landbesitz und all sein Vermögen, wie es im Mittelalter und in aller Phasen der Geschichte üblich war. Dann kam seine große Klage. Hildebrand ist stolz auf Hadubrand, weil er ihn nicht kaufen konnte und so wurde er seines Vaters würdig. Trotzdem musste er mit ihm kämpfen. Diese hoffnungslose Situation musste er beklagen. Er sah an ihm, dass Hadubrand „einen guten Herrn“[Vers 47] hatte, und dass er „in dessen Reich noch kein Verbannter geworden“[Vers 48] ist. Er kämpfte mit ihm und seinem Heer sehr ungern. Einem Vater ist nicht vorausbestimmt, seinen eigenen und einzigen Sohn zu töten, und die Söhne dürfen auch nicht ihre Väter ermorden. Hildebrand wusste, dass er besser im Kampf ist und dass er alle Listen und fast alle Typen des Kampfes kennt. Er sah nur kleine oder gar keine Schanze seiner Niederlage und für seinen Sohn dieses Kampf zu überleben. Trotzdem provozierte er ihn mit folgenden Worten: „Doch kannst du nun leicht, wenn dir dein Mut ausreicht, …die Rüstung erlangen, die Beute Rauben, wenn du darauf irgendein Recht hast.“[Vers 55-57] Die Rüstung und Schwerte wurden wie üblich von Vater auf den Sohn weitergeerbt, oder wie es bei den Feinden üblich war, behielt die Beute der Gewinner. Hildebrand ist in diesem Land geboren, er hatte Recht, zurückzukehren und in diesem seinem Recht war er gekränkt. Ein junger Mann hielt ihn auf, ein Mann, der ohne die Hilfe seines Vaters viel erreichte und seinen Platz im Leben fand: sein Sohn Hadubrand.

1.6. Hadubrand

An den Grenzen lagerten die Krieger Hadubrands und beschützten das Land vor den Feinden und Fremden. Plötzlich kam ein großes und mächtiges Heer, das zurückkehren möchte. Hadubrand, Sohn eines großen Kriegers, musste sich vor dieses Heer stellen und sich nach dem Vorhaben erkundigen. Er war ein hitzköpfiger junger Mann, der anderen nachweisen möchte, dass er dessen würdig ist, an dieser Stelle zu stehen. Als ihm Hildebrand den goldenen Ring anbot, betrachtete er diesen als Bestechungsgeld, das er nicht annehmen durfte. Er musste auf seinen guten Namen und auf

11 den Namen seines Geschlechts aufpassen. Seine eigene Kriegerehre wurde gefährdet. Er musste hart arbeiten, bis er seine Position aufbaute. Wenn er sich bestechen lässt, würde er sich selbst und auch die Ehre seines Vaters beflecken. Als ihm Hildebrand sagte, dass sie Verwandten, gar Vater und Sohn sind, glaubte er ihm nicht. Er dachte, dass sein Vater schon in einem Kampf gestorben ist, wie es für den großen Krieger galt, und dass der Alte dummes Zeug redete. Er glaubte, dass es nur ein billiger Trick ist und Hildebrand will ihn nur in Sicherheit wiegen. Er stellte sich als ein Freund vor und wenn er in eine günstige Situation kommt, versucht er ihn zu erschlagen. Eine solche Beleidigung musste er mit Speer vergelten. Hadubrand war ein junger Mann, der ohne Vater erzogen wurde, lebte mit seiner Mutter „im kleinen Haus“[Vers 21], hilflos und ohne irgendeine positive Aussicht auf seine Zukunft. Sein Vater war „Odoaker unmäßig feind“[Vers 25], deshalb war auch er in diesem Land nicht ganz gleichwertig, bis er selbst seine Vertraulichkeit und Rechte erstritt. Er musste seine Position fest halten und ein solches Ereignis gefährdete ihn. Sein Mut und seine Kraft waren in Zweifel gestellt. Hildebrand forderte den Jungen zum Kampf auf, damit er seine Kraft und sein Wissen beweisen konnte. Das Angebot, dass er auch Hildebrands Rüstung und Brünnen gewinnen kann, war sehr verlockend. Ein solches Angebot konnte man nicht ablehnen. Ein Sieg über einen alten und erfahrenen Krieger würde ihn in ein gutes Licht stellen. Sein ganzes Leben verfolgte ihn die Frage nach seiner Identität. Wer ist er und wer war sein Vater? Sind die Behauptungen über Hildebrand wahr? Ist er seines Vaters würdig? Diese und ähnliche Fragen können ihn beschäftigt haben. Er wollte die Legende seines Vaters weiter geben und sein Dasein bewahren auch wenn die Person Hildebrandes „zu einem Idol gewachsen ist“. Für Hadubrand blieb nichts als Gedanken an seinen Vater, auf dem er stark hängte. Er könnte sich seinen Vater so vorstellen: ein starker Mann, der sich immer ehrlich benahm und immer als erster in die Schlacht lief, er besiegte schon alle seine Feinde oder ist im Feld gefallen. Diesem Vorbild wollte er folgen. Mit dem Tod seines Vaters hat er sich schon abgefunden. Mit Hildebrands Tod erklärte er, dass er nie zurückkehrte und mit ihm den Kontakt nie aufnehmen versuchte. Als Hildebrand sich als sein Vater vorstellte, konnte Hadubrand nichts anderes glauben, nur das, dass ein Lügner vor ihm steht, der den Namen seines Vaters beschmutzen will. Deshalb wollte er diesen Mann erschlagen. Der Gedanke, dass sein Vater noch lebt, war für ihn nicht real. Er konnte glauben, wenn sein Vater noch gelebt hätte, hätte er mit ihm Kontakt aufgenommen. Vor ihm steht also ein Fremder, ein

12 Lügner und ein unehrlicher Mann, dem er nicht glauben konnte und deshalb wurde er zu seinem Feind.

13 2. Das Nibelungenlied

2.1. Herkunft des Nibelungenliedes und die Handschriften

2.1.1. Die Handschriften

Das Nibelungenlied entstand am Ende des 12. Jhs. Es wurde von einem unbekannten Verfasser gedichtet. Es existieren mehrere Variationen der Geschichte, die sich voneinander mehr oder weniger unterscheiden. Die Originalhandschrift ist verloren, aber „erhalten sind 10 mehr oder minder vollständige Handschriften und etwa 22 Bruchstücke“9. Neun von Handschriften und 2 von 22 Handschriftsfragmenten enthalten auch die Klage oder einen Teil davon. Die älteste und vollständigste ist voraussichtlich die Handschrift C. Andere wichtige Handschriften sind die Münchener Handschrift A, die mit 60 Strophen kürzer als die St. Gallener Handschrift B ist. Diese wiederum ist um 60 Strophen kürzer, als die Handschrift C aus dem Donaugebiet. Diese Handschriften erzählen über dieselbe Geschichte, nur die einzelnen Kapitel entstehen aus abweichender Anzahl der Strophen. Die Handschriften „verteilen sich wie folgt auf die Jahrhunderte: 13. Jahrhundert – zehn Hss.; 14. Jh. – dreizehn Hss.; 15. Jh. – sieben Hss.; 16. Jh. – zwei Hss.“10 Zwischen diesen Bearbeitungen ist ein sehr enger räumlicher und zeitlicher Zusammenhang hergestellt. Voraussichtlich ist eine Originalhandschrift entstanden, die ein Werk eines Mannes ist, das wir als „große buchepische Dichtung“11 charakterisieren können.

2.1.2. Zur Entstehung des Liedes

Als Grundlage der Nibelungensage können wir eine fränkische Sage aus dem 6./7. Jh. betrachten. Von dieser fränkischen Sage gehen die frühesten nordischen und angelsächsischen Sagen aus dem 8./9. Jahrhundert aus. Diese Variante wurde in verschiedenen Richtungen auf dem süd – und nordgermanischen Gebiet weiterentwickelt. Aus den süddeutschen Spielmannsliedern entstand das heute bekannte Nibelungenlied und aus den norddeutschen Spielmannsliedern im 12./13. Jh. das Dänische Lied und die Thidrekssage um 1250.12 Der Dichter des Nibelungenliedes ist nicht bekannt, wir wissen nicht, ob diese Sagenstoffe von Norden nach Süden oder umgekehrt kursierten. Tatsache ist, dass die

9 Verfasslexikon 1943, 513. 10 Göhler 1989, 177. 11 Göhler 1989, 181. 12 Nach Ottfried Ehrismann 1975, 169.

14 Geschichte über Siegfried, Kriemhild, Hagen und über Burgunden auch in älteren Sagen und Liedern existierten, deshalb können wir einen starken Zusammenhang zwischen diesen Sagenstoffen voraussetzen. Das Thema und der Text des Liedes wurden mehrmals bearbeitet, die einzelnen Verfasser formulierten den Text nach ihren Willen so, dass das Thema, das sehr populär war, auch die Fehler der Gesellschaft und Gegenwartsprobleme zu bezeichnen versuchte. Wir können sagen, dass es ein „beweglicher“ Text ist, der in verschiedenen Formen zum Teil beträchtliche Unterschiede aufwies und bis heute überlebt hat. Das entscheidende Lied wurde um 13. Jh. in der Umgebung von Passau gefunden. Der Verfasser des Liedes hat diese Geschichte meisterhaft nacherzählt, die verschiedenen Stoffe schmiedete er so zusammen, dass zum Schluss eine interessante und gut aufgebaute Geschichte entstanden ist. Wir können hier meisterhafte Charakterisierungen der Personen und Beschreibungen der ritterlichen Taten, wie der Turniere und der Kämpfe finden. Er verwendete Motive und Methoden aus dem Minnesang, wendete Elemente aus dem heute bekannten höfischen Roman an, wahrscheinlich war er auch ein Vorbote der späteren höfischen Dichtung und er beeinflusste entscheidend die heutige deutsche Literatur.

2.1.3. Der Aufbau des Nibelungenliedes nach älteren Fassungen:

Das Nibelungenlied enthält 39 sogenannte Aventiure, die zwei große Themen oder Ereignisse zusammenfassen. Als Grundgeschichte des Liedes sind zwei Sagen zu nennen, die im 5. – 6. Jh. entstanden sind. Zuerst die Brünhildesage13, in der wir über besondere Taten aus Siegfrieds Jugend lesen können. Die Sage enthält auch Sigurd/Siegfried Werbung um Gudrun/Kriemhild und wie Gunnar/Gunther Brynhild zu seiner Frau gewinnt. Der Streit der Frauen hatte ähnliche Folge wie in dem Nibelungenlied. Brynhild erfährt die Wirklichkeit ihrer Niederlage, sie fühlt sich beleidigt und will von Gunnar Sigurds Tod. Hier tötete Sigurd nicht Högni/Hagen, sondern sein Bruder Guttorm. Högni sagt Gudrun, was geschehen ist. Brynhild ist froh, aber dann erkennt sie, dass Sigurd nur im Wissen Gunnars handelte. Der Schuldige ist also ihr Gemahl, König Gunnar. Die Sage bricht hier ab, der größte Teil der Fassung ist verloren. Als Fortsetzung der Brünhildesage gilt der Burgundenepos, bekannt ist auch unter dem Titel, „Das Ende der Gibichungen“: Die Brüder Gunnar und Högni wurden von hunnischem Herrscher, von Atli, eingeladen. Gunnar ist Besitzer des Nibelungenhortes. „Högni stellt fest, dass die Schwester Gudrun, die Gemahlin Atlis,“ sie vor der Gefahr warnt. Sie ritten zu Atli,

13 Nach dem Verfasslexikon 1943, 529.

15 wo Gunnar gefesselt und Högni überwältigt wird. Gunnar könnte sich retten, wenn er den Hort den Hunnen übergeben würde, aber er macht es nicht. Die Brüder wurden getötet, dann folgt Gudruns Rache. Sie tötet ihre Söhne und bringt Atli ihre Herzen zum Essen. „Sie tötete Atli, dann zündete sie die Halle Atlis an und findet so selbst den Tod“.14 In einer anderen Sage können wir lesen, dass Siegfried schon in Isenstein war und er lernte Brünhild kennen. Siegfried hat eine schöne Jungfrau gerettet, die er nach ihrer Heimat nahm. Diese Jungfrau war Brünhild. Sie haben sich verlobt, aber Siegfried vergaß seine Eide und begann um Kriemhild zu werben. In dem Nibelungenlied finden wir darüber Anspielungen. Brünhild kannte Siegfried, deshalb begrüßte sie ihn zuerst. Sie wusste, dass er übermenschlich stark ist, und wahrscheinlich dachte sie auch, dass Siegfried sie zur Frau nehmen könnte. Da er sich als Vasall, Unfreier vorstellte, verlor er alle seine Rechte um Brünhild zu werben. Es konnte seine Absicht sein, sich unter Lügen zu verstecken und Gunthers Weg zu ihr zu erleichtern.

2.1.3.1. Kriemhild und Siegfried, Gewinnung der Frauen und Hochzeiten, Streit der Frauen:

Uns sind in alten Mären Wunder viel gesagt von Helden, reich an Ehren, von Kühnheit unverzagt, von Freude und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen, von kühner Recken mögt ihr nun Wunder hören sagen.15

In ersten zwei Aventiuren lernen wir Kriemhild und Siegfried zusammen mit anderen wichtigen Personen kennen. Die Kämpfe, der Verrat und Schmerzen wurden verwiesen, die später im Lied seine Bedeutungen erreichen. Im burgundischen Land lebte ein „edles Mägdelein“, die Schwester der Burgundenkönige Gunther, Gernot und Giselher. Sie träumte über einen Falken, den zwei Adler zerfleischt haben und deswegen wurde ein großes Leid ihr und dem Land verursacht. Siegfried von Xanten war übermenschlich stark und in vielen Ländern durch seine Taten bekannt. Einmal gab er den Ausschlag, dass er die schöne Kriemhild zur Frau nehmen möchte und deshalb fuhr nach Burgundenland, um Kriemhild Hand zu werben. In dritter Aventiure hören wir zu erst über seinen Sieg über den Drachen, über den Zwerg Alberich und über seinen Hort, den er besiegt hat. Aber die Zeit, in der es geschehen ist, wird in dieser

14 Verfasslexikon 1943, 529. 15 Genzmer 1999, Vers 1.

16 Erzählung nicht näher gebracht. Er lebte ein Jahr lang am Hof mit den Burgunden, aber Kriemhild begegnete er nicht. Er bot seine Hilfe im Kampf gegen Sachsen an, wo er Lüdeger von Sachsen und Lüdegast von Dänemark niederwarf und in die Gefangenschaft nahm. Aus diesem Grund wurde ein großes Fest am Hof veranstaltet und Siegfried begegnete endlich seiner Liebe, Kriemhild und bekam den ersten Kuss von ihr als Danksagung für seine Hilfe. Gunther entschiedet sich in VI. Aventiure, dass er die isländische Königin, Brünhild für sich gewann, die sich mit ihrer Kraft und ihrer Schönheit auszeichnet. Er brauchte aber wieder Siegfrieds Hilfe. Gunther versprach ihm als Endpreis für seine Leistungen Kriemhilds Hand. Nach Isenstein fuhren nur vier Männer auf kleinem Schiff, Gunther, Hagen, Dankwart und Siegfried, der als Lehmann Gunthers sich vorstellte. Siegfried führte Gunther, mit Hilfe seiner Tarnkappe, durch die Proben und besiegte die Königin. Dank seinen Lügen und auch seinen Gefolgen aus Nibelungenland konnten sie gesund und mit Brünhild nach Worms zurückfahren. In Worms wurde doppelte Hochzeit gefeiert, die sieben Tage lang dauerte. Gunther brauchte an dem zweiten Tag seiner Ehe wieder Siegfrieds Hilfe, weil ihn in der Brautnacht Brünhild fesselte und an einen Handnagel hängte. Siegfried mit Hilfe seiner Tarnkappe wand sie nochmals über. Siegfried nahm ihren Ring und ihren Gürtel an, die er später Kriemhild schenkte. Brünhild verlor mit ihrer Jungfräulichkeit auch ihre übermenschliche Kraft. Danach fuhren Kriemhild und Siegfried endlich nach Xanten, wo sie zehn Jahre lang in großer Liebe und Frieden lebten. Brünhild konnte sich aber nicht mit ihrer Niederlage versöhnen, sie sah es als eine Ungerechtigkeit nach diesem Geschehen. Sie glaubte, dass Siegfried ein Lehmann Gunthers ist und konnte sich nicht vorstellen, wie Gunther Kriemhild einem Unfreien zur Frau geben konnte. Diese Gedanken beschäftigten sie zehn Jahre lang. Dann gelang es ihr Gunther zu überzeugen, sie in Worms einzuladen. Der Höhepunkt des ganzen Liedes entstand in dem Streit der Frauen über den Rang ihres Mannes. Brünhild erfuhr die Wahrheit über ihre Besiegung, die der Ring und der Gürtel bescheinigen. Sie wollte Gerechtigkeit, sie wollte Siegfrieds Tod. Hagen als treuer Lehmann ermordete im Wissen Gunthers Siegfried. Er erfuhr von Kriemhild Siegfrieds Geheimnis über seine Verletzbarkeit und anlässlich einer Jagd endete er Siegfrieds Leben. Nach der Beerdigung Siegfrieds kamen Sigmund und viele seine Männer wieder nach Xanten, aber Kriemhild blieb mit ihren Recken bei ihren Verwandten. Mit diesem Ereignis endete die erste Hälfte des Liedes. Brünhild als bedeutende Person fiel aus der Geschichte aus. Die heroischen Taten Siegfrieds, und die märchenhaften Geschichten endeten in dem ersten Teil, nur in einzelnen Aventiuren kamen noch fabelhafte Motive vor. „Das Land der

17 Nibelungen mutiert zu dem realen Land Norwegen“16. Die Liebe war zwischen Kriemhild und Siegfried ähnlich wie in dem höfischen Roman, ihre Liebe war rein, wahr und führte auch durch den Tod. Die Werbung Siegfrieds ist eine schöne Minnewerbung um die Dame, die er aus seinem ganzen Herz liebt. Wir können auch einige Motive aus dem Minnesang hier finden, wie z. B. den Falken. Die echten Gefühle wechseln später die Beziehungen aus dem politischen Gesichtspunkt und aus eigenen Interessen. Der erste Teil ist viel lebendiger als der zweite und enthält mehrere Erlebnisse.

2.1.3.2. Der Weg zur Rache Kriemhilds:

Nach Siegfrieds Tod lebte Kriemhild in großer Trauer und dachte unaufhörlich an Rache. Sie lehnte die Möglichkeit ab, Siegfried durch ihren Sohn und durch die Nibelungen zu rächen, als sie in Worms zu bleiben entschied. Wenn der hunnische Herrscher Etzel sie zur Frau bat, entstand eine günstige Situation ihre Rache überzuführen. Ihr Leid erhöhte Hagen auch mit Beraubung des Nibelungenhortes, den er im Rhein versenkte. „Etzel wirbt durch Rüdeger von Bechlaren um Kriemhild“17. Nach einer langen Bitte wurde Kriemhild mit der Ehe einverstanden und zog nach Hunnenland. Ihre Reise führte durch Donaugebiet, „über Passau bis Traismauer am Eingang des Tulner Feldes“18. Nach der Hochzeit in Wien vergehen viele Jahre, bis Kriemhild Etzel überzeugt, Boten nach Worms zu schicken und die Burgunden zu ihnen einzuladen. Nur Hagen war wieder gegen diese Reise, er mutmaßte, dass Kriemhild nicht ihre Liebe vergessen kann und auch ihr Verlangen kann nichts erlöschen. Schließlich entschieden sie sich zur Fahrt. Ihr Begleiter wurde Hagen, der am Hof Etzel gewachsen ist, und deshalb kennt er alle Wege des Hunnenlands. An der Donau stellte der Fluss ein Hindernis vor ihnen. Hier traf Hagen zwei Feen, die ihnen ein schlimmes Ende bei Hunnen voraussagten, aber diese Warnung hatte schon keinen Einfluss auf ihren Ausgang. Hagen tötete den Fährmann, der sie über die Donau nicht hinüberführen wollte und dann zerschlug er das Schiff. Seine Tat erklärte er so, dass niemand nach Worms zurückehren wurde. Wegen der Ermordung des Fährmanns hatten sie Konflikte mit Baiern, die seinen Tod rächen konnten, aber sie fanden selbst den Tod in diesem Kampf. In Passau warnte sie auch Eckewart, Etzels Kämmerer, aber sie gingen weiter, nichts konnte sie zurückweisen. In Bechlaren blieben sie ein Paar Tage bei Rüdeger und auf die Anregung Hagens wurde die Tochter Rüdegers mit dem jüngsten Königssohn, Giselher verlobt.

16 Knapp 2005, 154. 17 Verfasslexikon 1943, 523. 18 Verfasslexikon 1943. 523.

18 Dietrich von Bern warnte sie als letzter, aber die Burgunden, hier schon Nibelungen genannt, wollten nicht zurückkehren, ihre Ehre stand schon in der Frage, sie möchten die Hunnen nicht enttäuschen. Kriemhilds Pläne scheiterten, weil niemand genug Mut hatte, gegen Hagen zu kämpfen und ihre Recken verstanden nicht, warum sie Siegfrieds Tod rächen mussten. Nach mehreren Konflikten zwischen Hunnen und Nibelungen und nach der Versuchung Hagen zu ermorden, brach der Kampf zwischen Burgunden und Kriemhilds Mannen aus. Im Kampf hat Hagen Etzels einzigen Sohn, den er vorher zu den Burgunden geschickt hatte, erschlagen. Die besten Kämpfer Etzels sind im Feld gefallen, wie Iring und seine Männer und auch Rüdeger wegen seinem Eid, den er Kriemhild versprochen hat. Kriemhild ließ den Saal mit vielen Toten so entzündet, dass dort auch ihre lebendigen Verwandten sterben. Schließlich blieb am Leben nur Gunther und Hagen, die im Kampf mit Dietrich und Hildebrand in Gefangenschaft kamen. Kriemhild stand vor dem gefesselten Hagen und fragte nach dem Hort, den sie gehörte. Hagen wollte sie nichts verraten, bis sein König lebte. Für Kriemhild war es kein Problem mehr, sie wurde vor dem Hass blind und ließ Gunther erschlagen. Dann sagte Hagen:“ den weiß nun niemand als Gott und ich allein. Dir Teufelin soll er immer wohl verborgen sein“19. Als Kriemhild sah, dass sie keine Schanze hat, den Hort zurückzubekommen, erschlug sie Hagen mit eigenen Händen. Hildebrand, aus dem Zorn wegen solcher Taten, erschlug Kriemhild und Dietrich mit Etzel begonnen zu klagen und zu weinen.

Ich sage euch nicht weiter von der großen Not – Die da erschlagen waren, die lasset liegen tot –, was das Geschick den Hunnen fürderhin beschied. Hier hat die Mär ein Ende. Das ist der Nibelunge Lied.20

Die Hauptfiguren des zweiten Teiles sind vor allem Kriemhild mit ihrer Rache und Hagen, der Opfer einer Frau und des Nibelungenhorts wurde. Sie beide wollen den Hort besitzen. Kriemhilds Wesenart charakterisiert ein Fall, sie beginnt als eine edle Minnedame, dann wird sie Herrscherin in Xanten und schließlich wird sie eine Rächerin, eine Frau mit einem großen Schmerz, mit einem Leid in ihrem Herzen. Das Wesen der Personen ändert sich mit ihren Rollen im Lied. Hagens Charakter wird vor allem durch den Hort beeinflusst, ihn locken der Reichtum und die Macht an, die er dank seiner Position erreicht hat. Er hat eine

19 Genzmer 1999, Vers 2442 20 Genzmer 1999, Vers 2451.

19 außergewöhnliche Position: seine Ratschläge beachten alle und er kann die Richtung der Ereignissen in gewissen Maße bestimmen. Er ist eine negative Figur, die alles schlechte an sich nimmt, aber er bleibt bis zu seinem Tod seinem Herrn treu. Der Lauf der Zeit spielt gar keine Rolle, „die Figuren sind nicht den Gesetzen der Zeit unterworfen“21. Die Geschichte spielte im Verlauf zirka vierzig Jahre, aber Giselher blieb bis zu seinem Tod ein Kind, Kriemhild verlor ihre Schönheit nicht und das Leid der Frauen blieb mit dem Laufe der Zeit unveränderlich stark. In dem zweiten Teil geht es nicht mehr um Minneliebe und über höfische Taten, sondern über heroische Taten und über den Verfall der Burgunden, wegen der Liebe einer Frau. Die Geschichte wird wenig lebendig erzählt, der Mythos und die zauberhafte Welt spielt hier gar keine Rolle mehr und die Geschichte dreht sich um ein einziges Thema: Kriemhilds Rache, die das Leben vieler guten Menschen gekostet hat.

2.1.4. Historischer Hintergrund22

Der Dichter war des „deutschen nationalen Epos“ voraussichtlich selbst ein Ritter, der nicht mehr die ideale Welt vorzustellen versuchte, wie in der Artussage, sondern wollte die Fehler und Unvollkommenheiten seiner Ära, und der feudalen Gesellschaft zeigen. Seine Sprache und Ortskenntnisse lassen vermuten, dass er aus Österreich stammte, seine Gönner waren die Städte der Hof am Wien und der Bischofsbesitz von Passau. Historisch ist belegt, dass im 5. Jh. die ostgermanischen Burgunder unter König Gundahar ein Reich am Rhein gegründet hatten, dessen Mittelpunkt Worms bildete. Im Jahre 437 wurde dieses Reich von den Hunnen vernichtet und der König mit dem größten Teil seines Volkes getötet. Die Überlebende zogen nach Südfrankreich, wo ein burgundisches Gesetzbuch verfasst wurde, das den einzigen burgundischen König, einen Gislaharius erwähnt. Attila war ein hunnischer Herrscher, der um 434 mit seinem Bruder Bleda herrschte und um 444 als Alleinherrscher bis zu seinem Tod in heutigen Ungarn war. Attila starb 453 in seiner Brautnacht an der Seite einer germanischen Frau, Ildico, an einem Blutsturz. Dieser ungewöhnliche Tod beschäftigte die Phantasie vielen Forscher und Historiken. Manche glaubten, dass ihn seine Frau ermordet hatte.

21 Göhler 1989, 41. 22 Kramer 1982, 396 – 398.

20 Siegfried, der Drachentöter wurde mit Victor von Xanten identifiziert, der Schutzpatron des dortigen Domes ist und meistens als Drachenkämpfer darstellt wird. Eine weitere historische Person ist noch Bischof Pilgrim von Passau, der am Ende des 10. Jh. lebte.

2.1.5. Reimtechnik und Sprache23

Das Nibelungenlied ist das älteste der erhaltenen strophischen Epen des deutschen Mittelalters. Seine Strophen gliedern sich in vier Langreihen, die aus einem Anvers und aus einem Abvers bestehen. Die Schlüsse der Langreihen sind paarig gereimt (a: a; b: b). Die Reimtechnik des Liedes ist rein, „wie in der streng höfischen Epik“. „Für die sprachliche Füllung gilt die Regel: die vier Anverse bestehen aus weiblichen schwerklingenden Dreihebern“. Die ersten drei Abverse bestehen aus männlichen Dreihebern und der vierte Abvers aus männlichen Vierhebern. Der letzte Abvers ist meistens einsilbig. Es ist mit einer breiten Skala Adjektive geschmückt. Die Charakterisierungen der Personen erzählen über verschiedene und veränderliche Persönlichkeiten. Es wurden Metaphern, Vergleiche und viele Symbole verwendet: z. B. „kam die Minnigliche, wie der Morgenrot“24. „Sie schwebten wie die Vögel vor ihm auf der Flut“25; „wie der lichte Vollmond aufs Gras die Blumen streut…“26

2.2. Über die mittelalterlichen Traditionen

2.2.1. Die Ritter

In der feudalistischen Gesellschaft mussten die Ritter keine produktive Arbeit leisten, wie Leute aus niederen Schichten und sie waren nicht rechtlich abhängig von anderen Herren. Sie mussten für ihren König Hilfsleistungen und militärische Dienste fordern. Sie übten sich im Waffenhandwerk, gehorchten dem Appell ihres Herrn und folgten ihm bei seinen Unternehmungen, sie erfüllten Ehrendienste. Ein Ritter erhielt „als Gegenleistung von seinem Herrn einen ertragabwerfenden Besitz, das Lehen, das er verlieren konnte, wenn er Rat und Hilfe verweigerte“27. „Der Adel wurde verpflichtet, keine Gewalt gegen kirchliche Personen

23 Verfasslexikon 1943, 544. 24 Genzmer 1999, Vers 287. 25 Genzmer 1999, Vers 1578. 26 Genzmer 1999, Vers 1686. 27 Kramer 1982, 392.

21 und Güter, gegen wehrlose Menschen, Reisende und Frauen anzuwenden“28. Sie durften an besonderen Feiertagen keine Gewaltakte verüben. Sie waren Schützer der ritterlichen Moral, sie sollten in dem Kampf Recht verteidigen und die Schwachen beschützen. Aber manchmal folgten sie nicht diesen ungeschriebenen Regeln und gingen nach ihren Herzen und nach ihrem Zorn. In dem Lied ist es für Hagen typisch, dass er wehrlose Menschen tötete, wie den Fährmann[25. Aventiure] und die Königin Kriemhild nicht schätzte[29. Aventiure], er handelte aus eigenem Willen und aus Hochmut. Er war ein guter Mann seines Herrn, er war zuverlässig und ohne das Wissen seines Herrn tat er nichts. Er tötete Siegfried nur mit der Zustimmung des Königs. Die adligen Ritter waren Vasallen des Königs und sie mussten jedes Mal, wenn sie dazu aufgefordert wurden, am Hof erscheinen und dem König Dienste leisten. In den Augen Brünhilds war Siegfried ein Vasall, ein Niedriger und ein Unfreier, der „nach ihrer Ansicht zins – und gehorsampflichtig ist“29. Deshalb verstand sie nicht, wie Gunther seine Schwester zu einem unwürdigen Mann zur Frau nehmen konnte und warum er für sie keine Dienste leistete. Deshalb musste auch Hagen nach seinem Willen zu Hunnen fahren, das war seine Pflicht, den König zu begleiten. Aber dort benahm er sich schon ritterlich, niemanden lies er in Zweifel mit Rücksicht auf seine Kraft und auf seine Erfahrungen in den Kämpfen. Die Ritter standen auch im Dienst der Damen, sie mussten ihre Ehre und Treue schützen. Diese nützten auch die Königinnen aus, um ihre Rache überzuführen. Deshalb mussten Freunde gegen einander kämpfen und gute und ehrliche Männer sterben. Wegen Frauen wurden viele Kriegszüge in der Geschichte durchgeführt.

2.2.2. Der König

In den Augen des Volkes wurde der König „als ein geheiligte Person“ geschätzt, der „die Inkarnation der göttlichen Ordnung, des Friedens und der Gerechtigkeit“30 war und niemand durfte ihn beschädigen. Der König war von seinen Vasallen abhängig, die Ruhe und das Wohlbehagen des Landes lagen an der Zusammenarbeit mit seinen Herren, die auch seiner Ratgeber waren. Manchmal waren die Vasallen des Königs mächtiger als der König selbst und der König brauchte von ihnen oft Hilfe und Kriegerdienste, damit sein Königreich nicht in Gefahr kam. Der König nahm selbst in dem Krieg Teil und kämpfte bis zur Sieg, oder bis zu seinem Tod.

28 Kramer 1982, 387. 29 Kramer 1982, 386. 30 Kramer 1982, 388.

22 In dem Nibelungenlied ist Etzel ein Idealtyp des Königs, seine Gegenwart charakterisierte Frieden und Reichtum. Jeder, wenn in seinem Name und Befehl handelte, war im ganzen Reich unter seinem Schutz. „Seine Macht äußert sich auch darum, dass an seinem Hof Geiselkinder leben“31. Ein solcher war auch Hagen, der sich als junger Mann bei König Etzel aufhielt. Dagegen steht Gunther, der seinem Königtum nicht gerecht ist. Er hat die Liebe einer Frau mit dem Betrug und mit der Ausrede gewonnen und er konnte auch sein Schicksal nicht beeinflussen. Einem König gehörte eine andere Handhabung, wie z. B. einem einfachen Ritter. Nach der Gefangenschaft dürfte König Gunther keine Fessel tragen, wie ein armer Hund, ihn wurde noch in einer solchen Situation ein außerordentlicher Umgang gebührt. Dank seiner Schwester wurde er von seinem Privileg entrechtet und er musste aus dem Willen einer Frau sterben.

2.2.3. Verlobung und Heiratsfest32

Die adligen Frauen lebten mit den Königinnen oft getrennt von anderen, sie hatten am Hof einen eigenen Teil, wo sie weit von anderen lebten. Sie bauten eine selbstständige Gesellschaft untereinander aus. Deshalb sah niemand Kriemhild vor Siegfried und deshalb bekam er den ersten Kuss von ihr. Siegfried musste auch ein ganzes Jahr warten, bis er Kriemhild endlich begegnete. Die Damen lebten zurückgezogen, nur selten feierten sie zusammen mit den Adligen, meistens nur bei außerordentlichen Situationen, wie z. B. der Sieg über die Sachsen oder wegen des Hochzeitfests. Die Eheschließung der Frauen führte man durch Kauf und Vertrag durch, aus der Liebe heirateten sie nur sehr selten. Hauptsächlich war die politische Stabilisierung und Verstärkung des Landes. Vor den Augen stand immer ein guter Kauf, die Vision ein neues Territorium zu gewinnen und einem Krieg vorzugehen. Die Güte des Landes stand immer an der ersten Stelle und die Gefühle spielten in der Eheschließung gar keine Rolle. So konnte Gunther seine Schwester Siegfried versprechen, so musste Gunther Brünhildes Hand gewinnen, aber ihre Liebe erhielt er nicht. Und deshalb schickte Etzel Bote zur Kriemhild, die zuerst mit Gunther und mit anderen Männern sprechen mussten und erst dann durfte Kriemhild dazu etwas sagen. Siegfrieds Kaufpreis war seine Hilfe, Brünhild für Gunther zu überwältigen. Auch hier standen an erster Stelle Gunthers eigene Interessen.

31 Kramer 1982, 389. 32 Nach Kramer 1982.

23 Kriemhild blieb bei ihrer Familie als Witwe und ihre Verwandten erreichten so über sie wieder Macht. Sie wird wieder Mitglied dieser Gesellschaft und alles was sie geerbt hat, kam in die familiäre Kasse. Deshalb musste Rüdeger seine Botschaft zuerst mit Gunther und seinem Brüder mitteilen und er durfte nur mit ihren Einverstanden Kriemhild besuchen und um ihre Zustimmung bitten. Die Angehörigen der Familie wollten die Handlungen unter ihrer Kontrolle haben. So erhielten die Burgunder Zustimmung den Nibelungenhort nach Worms zu holen. Die Verlobung wurde oft durch einen Brautkuss oder Umarmung besiegelt und durch Eid und Handschlag gefestigt, gleich wie bei Giselher und Rüdegers Tochter. Die Eheschließung folgte meistens unmittelbar der Verlobung, „aber bereits die Verlobte wird als Ehefrau bezeichnet, und sie verwitwet beim Tod des Bräutigams“33.

2.2.4. Bewaffnung, Bote und Geschenke

Die Ausrüstung in dem Mittelalter war sehr wichtig für die Ritter. Eine vollständige und schöne Bewaffnung war ein Symbol für die Herkunft, es wies auf die politische Situation und Güte des Ritters hin. Die Ausrüstung war ein unerlässliches Zubehör, je schöner und glänzender sie war, desto mehr anerkannte Position gewann man in der Gesellschaft. Siegfried lies vor seiner Reise zu Burgunden die beste Kleidung für ihn und für seine Gefährten nähen. Die prächtige Kleidung und die schönsten Pferde zeigten seine adlige Herkunft, deshalb konnte man voraussetzen, dass er ein adliger Mann, gar ein Königs Sohn ist. Hagen sagte, als er sie erblickte: „So schön sind ihre Rosse, ihre Kleider sind so gut. Woher sie auch geritten, sie haben einen hohen Mut.“34 Der erste Eindruck beeinflusste die weiteren Ereignisse. Gunther brauchte auch „die besten Gewande, die man jemals fand“35 zu seiner Reise nach Isenstein, weil Brünhild sehr anspruchsvoll war und sie wollten nicht Schande machen. Sie baten um Kriemhilds Hilfe, glanzvolle Kleidung zu rüsten, die aus den Seiden und Gold von Marokko und Libia gerüstet wurde und mit Edelsteinen geschmückt wurde. Als die Waffen fertig waren, konnten sie sich auf dem Weg machen. Prächtige und reiche Kleider wurden auch für die Boten vorbereitet. Sie mussten zeigen, dass ihr Land reich ist, und dass sie von ihrem Herrn alles, was sie brauchen, auch bekommen. An den Höfen tradierte seit dem frühen Feudalismus die Überlieferung der

33 Kramer 1982, 394. 34 Genzmer 1999, Vers 88. 35 Genzmer 1999, Vers 357.

24 Schenkung. Alle, die irgendeinen Dienst erfüllten, sollten reich belohnt werden. Sie haben Gold, Schmuck, Waffen und Pferde bekommen, wenn sie ihre Botschaft erfolgreich durchgeführt hatten. Die Menge der Geschenke hängte von der Großartigkeit des Herrschers ab. Die Boten hatten verantwortungsvolle Aufgaben, Nachrichten und Bestellungen weiterzugeben, trotzdem gehörte diese Aufgabe nicht zu beliebten Tätigkeiten. Hagen hielt dieses Amt für sich nicht würdig, für ihn war es demütigend. Deshalb hat er diese Funktion auf Siegfried abgeschoben, als sie von Isenstein zurückkehrten. Er hatte auch wenig Lust dieses Amt an sich zu nehmen, aber die Gedanken an Kriemhild haben ihn durch dieses Hindernis geholfen. Boten wurden noch mit der Kriegserklärung von Sachsen geschickt, wegen Atlis Werbung um Kriemhild und sie wurden mit den Einladungen zu den Feiertagen abgeordnet.

2.3. Siegfried, der echte Held

Der junge Drachentöter, Siegfried, wurde durch seine Taten weltbekannt. Als junger Mann ritt er allein nach Nibelungenland und erschlug in einem Kampf die Königssöhne, Schilbung und Nibelung. Sie besaßen einen großen Hort, den sie nicht zwischen sich verteilen konnten. Siegfried sollte ihnen gerechterweise den Hort teilen, aber dann versuchten ihn die beiden Männer zu erschlagen. Siegfried war aber stärker und mit Vaters Schwert, das Balmung hießt, besiegte er sie und noch „siebenhundert Recken bezwang aus Nibelungenland“36. Diese sah Alberich, „der kräftige Zwerg“37 und wollte seine Herren rächen, aber gegen Siegfried hatte er keine Schanze. Siegfried gewann von ihm auch seine magische Tarnkappe, die ihm später gut diente. Alberich wurde sein Kämmerer unter Nibelungen. Siegfried wurde Besitzer des Nibelungenhortes und des ganzen Landes der Nibelungen. Aber er wollte nicht herrschen, sonder neue Abenteuer suchen, seine Kraft erproben und der Liebe begegnen. Er bewegte sich zwischen der zauberhaften und realen Welt. Er war ein mächtiger Königssohn aus den Niederlanden. In seinem Land ist er viel geschätzt. Er war stark, mutig und anspruchslos, und wenn er den Thron bekam, wurde aus ihm ein gerechter König. Er war klug, hatte gute Aussichten und gab guten, durchdachten Rat in allen Situationen. Deshalb wurde seine Reise nach Burgundenland in seiner Heimat viel beklagt. Seine Eltern versuchten ihn abzuraten, aber Siegfried ist entschlossen, um seine

36 Genzmer 1999, Vers 98. 37 Genzmer 1999, Vers 101.

25 Liebe zu werben. Dazu bekam er von seinen Eltern alles, was er wollte, damit seine Reise erfolgreich endete. Er versuchte seine Liebe nicht durch einen Kampf oder Verkauf zu gewinnen. Er wusste, dass ein Kampf viel Trauer mitbringt, und dass man die Liebe nicht kaufen kann. Er wollte seiner Dame dienen und sie glücklich machen. Siegfried war sehr tapfer und gescheit, deshalb fragte ihn König Gunther, was er zu der Kriegserklärung der Sachsen sagt. Gunther hatte, im Gegensatz zu Siegfried, keine Erfahrungen im Kampf, in seinem Land führte er noch keinen Krieg. Siegfrieds Vorschlag: mit wenigen Recken zu den Feinden zu reiten und sie dort zu erschlagen, erfreute ihn sehr. Sie erschlugen die Sachsen und Dänen leicht und nahmen die zwei Könige in die Gefangenschaft. Ihr schneller Angriff überraschten sie die Sachsen und in diesem Chaos, das entstanden ist, überwältigten sie diese mühelos. Siegfrieds Klugheit nutzte Gunther auch bei seiner Reise nach Isenstein aus. Der Lohn für seine Hilfe war für Siegfried mehr als verlockend. Wenn sie Brünhild besiegen, erreicht er sein Ziel und die schöne Kriemhild wird seine Frau sein. Für sie machte er auch unehrliche, einem Ritter unwürdige Sachen. Er half Gunther die Königin mit Listen und Betrug zu besiegen und das nicht nur einmal. Er war sehr zuverlässig und dies nützte Gunther mehrmals aus. Seine Hilfe wurde für Gunther selbstverständlich und unerheblich. Siegfried hielt sich an seinem Eid und half Gunther immer wenn er es brauchte, aber diese Leistung endete mit den Eheschließungen. Für ihn war es vor Fremden nicht entwürdigend, sich als ein Unfreier des Königs vorzustellen und das Pferd zu satteln. Seine Taten gehörten zu seinem perfekten Plan. Für ihn waren die Macht und der Rang nicht hauptsächlich, wenn er so seine Minne erreicht. Kriemhild, die schöne Minnedame, wurde seine Frau und sie lebten glücklich in Xanten. Ein ganzes Jahr wartete er, bis er seiner Liebe endlich begegnete. Ein ganzes Jahr lebte er unglücklich und wartete auf seine Gelegenheit. Er war der glücklichste Mann in ganzem Burgundenland, als er Kriemhilds Hand halten durfte, als er von ihr einen Kuss bekam und sah, dass Kriemhild ihn auch liebt. Sie hatten einen Sohn, der Gunther hieß, und machten sich keine Sorgen wegen ihrer Zukunft, bis sie die Einladung von Burgunden bekamen. Siegfried sagte, als ein ehrlicher Mann und Gemahl, seiner Frau alle seine Geheimnisse. Er erzählte ihr, wie er Brünhild überwältigte, wie und wann er ihren Gürtel und ihren Ring abnahm. Er erzählte über seinen Kampf mit dem Drachen und wie er im Blut des Drachens badete und unverletzbar wurde. Nur eine einzige Stelle war an seinem Körper verwundbar, und zwar dort, wo auf seine Schulter ein kleines Linderblatt gefallen ist. Dieses Geständnis verursachte schließlich sein Ende. Er hatte in der Nacht, als er Brünhild besiegte, ihren Gürtel und ihren Ring

26 mitgenommen. Später schenkte er den Gürtel und das Ring seiner Gemahlin, weil sie alles untereinander geteilt haben. Siegfried fuhr mit Tausend seiner Recken nach Burgundenland, wo sie würdig begrüßt wurden. Er sah gern seine Freunde wieder und war froh, dass er wieder hier sein konnte. Mit dem Streit der Frauen wurde sein Name befleckt und seine Ehre angetastet. Gunther, der schuld daran war, hat sich für ihn nicht eingesetzt. Die zanksüchtige Brünhild war mit der Bestrafung Kriemhilds nicht zufrieden. Sie glaubte ihrem Mann nicht mehr und sie fühlte, dass ihre Besiegung eine große List war. Hagen, der treue Dienstmann, bot seine Hilfe an. Er erfuhr durch Listen Siegfrieds Geheimnis. Kriemhild wusste, dass etwas gegen Siegfried vorbereitet ist und versuchte Siegfried von der Jagd abzuraten. Siegfried war mutig und kraftvoll, wahrscheinlich glaubte er nicht, dass jemand seinen verletzlichen Punkt kennt, also ging er auf die Jagd. Er genoss die Jagd und wetteiferte mit anderen. Er war sehr vertrauensvoll und so konnte er sich nicht vorstellen, dass seine Freunde und Kampfgefährten eine solche verschlagene Tat vorbereiten können. Er lies seinen Schwert und Waffe am Feld liegen, er befürchtete keine List. Es war sein großer Fehler, dass er ihnen vertraute. Er war immer freundlich und ohne Hintergedanken. Seine Naivität beendete sein Leben. Er starb keines Heldentodes, wie er für ihn würdig wäre, sondern wie ein unfreier Mann, dem seine Ehre „gestohlen wurde“. Er war ein großer Held und ein starker Krieger. Seine Liebe war rein und änderte sich mit der Zeit nicht. Einen solchen Verrat verdiente er von Gunther nicht. Gunther wäre ohne Siegfrieds Hilfe nicht mehr am Leben. Statt Siegfried zu danken, erlaubte er ihn zu ermorden.

2.4. Hagen von Tronje

Hagens Charakter ist der wandlungsreichste in diesem Epos. Seine Figur handelte immer in den Interessen des Landes, aber vor allem in seinen eigenen Interessen. Am Gunthers Hof war er ein geschätzter Ritter, ein guter und weitschauender Ratgeber, der einen großen Anteil am Leben des Hofes nahm. Er hatte eine gute Position neben dem König. Er war erfahren im Krieg und hat viele Länder kennengelernt. Er ist am Hof Etzel aufgewachsen, wo er viele Freunde hatte. Er erzählte über Siegfrieds Taten und riet, dass die Burgunden ihn freundlich empfangen und irgendeinen Kampf mit ihm vermeiden sollten. Er erkannt Siegfrieds Ziel und machte alles, damit Siegfried am Hof bleibt und den Burgunden dient. Er

27 nutzte seine Kraft für das Wohl seines Landes aus. Hagen riet auch, Kriemhild zur Fest einzuladen, weil er wusste, dass es für Siegfried eine große Ehre sein wurde. Nach Siegfrieds Empfang änderte sich sein Charakter. Es wuchs in ihm Neid und Eifersucht. Sein Wort wurde nicht mehr vorrangig. Seine Kraft war neben Siegfrieds nichts und das störte ihn. Siegfried wurde sein Rivale, aber diese Rivalität war nur einseitig. Er wollte seine Macht und seinen Einfluss wiederbekommen, deshalb ermordete er ihn nach seiner Rückkehr. Hagen wollte die Brünhilds schlichten und nutzte sehr gern diese Möglichkeit in seinem Interesse aus. Er stellte eine Falle für ihn auf, in der Kriemhild ihm ungewollt „half“. Er hatte Zweifel, dass sein Plan schließlich misslingt. Er versuchte mit ihm nicht zu kämpfen, weil er wusste, dass er keine Schanze gegen Siegfried im Kampf hätte. Er verwendete Betrug und er überzeugte Kriemhild, Siegfrieds Geheimnis zu verraten. Als er schon wusste, wo er ihn stechen muss, überfällt er ihn arglistig und mit einem Stich tötete er den wehrlosen Mann. Zum Nibelungenhort hatte Hagen vom Anfang an eine besondere Beziehung. Er sprach darüber mit strahlenden Augen und tief in seinem Herzen sehnte er sich nach dem Hort. Bei erster Gelegenheit versuchte es zu rauben. Er riet Gunther, dass er den Hort nach Worms nehmen soll, wo Kriemhild nach ihrer Einsicht es verteilen könne. Aber Hagen wollte noch mehr. Er überzeugte Gunther, dass sie den Hort von Kriemhild übernehmen sollen. Hagen wurde Gunthers Kämmerer und so wurde er für den Hort verantwortlich. Der Hort der Nibelungen wurde im Rhein versunken, damit ihn niemand besitzen kann. Das Versteck kannte nur Hagen aber er hatte diesen Platz nie verraten. Er versteckte es für sich selbst und lieber starb er, als dass es jemand besitzt. Der große Schatz änderte sein Wesen. Er wurde habsüchtig und glaubte, dass er der mächtigste und stärkste in der Welt ist. Sein Charakter wendete sich zum Teuflischeren. Hagen glaubte, dass er alles ohne Bestrafung machen kann. Er wurde der stärkste und erfahrenste unter anderen und er fühlte sich allmächtig. Aber er hatte gar keinen Einfluss an Gunther, als er nach Hunnenland fahren wollte. Er wollte nicht zu Etzel fahren, weil er ein schlimmes Ereignis erwartete. Gunther nahm zum zweiten Mal seinen Rat nicht ernst. Er fuhr aber zu Hunnen, weil er es für seine Pflicht hielt. Er blieb bis zu seinem Tod seinem Herrn treu. Auf der Reise traf er zwei Feen, die ihm eine schlimme Zukunft vorhersagen, dass niemand nach Worms zurückkehren wird. Er fand den Fährmann, der sie nicht über die Donau überfahren wollte. Er versuchte den Fährmann mit Lügen zu überzeugen. Er wurde immer zorniger und schließlich erschlug er den wehrlosen Fährmann. Später lügte er seinem

28 König. Er leugnete, dass er den Ferge tötete. Eine solche Tat ist eines ehrlichen Ritters nicht würdig. Es war wieder eine unhöfische Tat, für die er sich schämen sollte. Hagen zeigte seine große Kraft auch darin, wie er alle Begleiter des Königs über die Donau mühelos übersetzte. Dann mit der Zerschlagung des Schiffes bereitete er ihnen ein schlimmes Schicksal. Die Konflikte löste er mit Hilfe vom Kampf. Er war ein kluger Ratgeber. Er schlug vor, dass Giselher, der jüngste Königssohn, die Tochter Rüdegers zu Frau nehmen könnte. Rüdeger von Bechlaren war machtvoll und einflussreich, er hatte viele Freunde und keine Feinde. Er war unter den Rittern geschätzt. Hagens Rat betraf also nicht Giselhers Güte, sondern er hoffte im Rüdeger ein gewaltiger Verbündeter zu finden. Er versuchte irgendeine Hoffnung für sich zu sichern. Aber dieser Plan funktionierte nicht, weil Rüdeger Kriemhild Eid versprochen hat. In Etzel könnte er noch Hilfe finden, aber dann ermordete er seinen Sohn. Mit dieser Tat siegelte er ihre Zukunft. Er verlor damit ihre letzte Zuflucht bei Hunnen. Hagen hat eine einflussreiche Königin beleidigt und das musste er mit seinem Leben bezahlen. Kriemhild wollte, dass Hagen mit ihr nach Xanten fuhr. Er gehörte unter ihre lieben Recken, deshalb verriet sie ihm Siegfrieds verletzbaren Punkt. Sie vertraute ihm. Dann konnte sie ihn nicht mehr sehen und wollte seinen Tod. In Burgundenland durfte ihn aber niemand ohne Strafe ermorden, weil er seine Tat mit Wissen des Königs gemacht hat. Er steht also unter dem Königsschutz. Obwohl alle von seiner Missetat wussten, konnten sie es nicht beweisen. Er fuhr also gerecht mit Befürchtung zu Hunnen. Dort stand er nicht mehr unter dem Schutz seines Landes und hatte nicht viele Recken mit. Er wählte die besten und stärksten aus, die mit ihm fahren sollten. Die burgundischen Recken kämpften tapfer bis zu ihren Tod und sie tan wohl und ritterlich, wenn sie ihn nicht für ihre Leben opferten. Hagen wurde schuld auch an Änderung Kriemhilds Beschaffenheit. Der Fall ihrer Rolle ist Konsequenz Hagens Tates. Er wurde Opfer einer Rächerin, die ihre Liebe rächen wollte. Er auch ist Opfer seiner Raubgier und seines Neids, den er nicht erlöschen konnte.

2.5. Traum und Falkensymbol

2.5.1. Der Traum als rhetorisches Mittel in den alten Sagen

Die Träume haben in der Literatur wichtige Funktion. Sie sagen uns wichtige Ereignisse vorher, sie fesseln und erhöhen unsere Aufmerksamkeit und mit ihren Wesen schmücken sie die Werke. Das Motiv des Traums wurde nicht nur in deutscher mittelalterlicher Dichtung sondern auch in anderen Ländern und anderen Zeitepochen

29 verwendet, z. B. in dem russischen Epos, im Igorlied oder in der ungarischen Sage über die Herkunft der Hunnen. Jaroslavna, die Gemahlin Igors, hatte in einer schlimmen Nacht einen Albtraum, den ihr das schlimmes Schicksal der Ruß vorhersagte, in dem sie ihre Liebe verliert. Sie erzählte ihren Traum dem Fürsten, der sehr erschrocken ist und versuchte diesem Traum keine Bedeutung zu geben. In ihrem Traum kamen auch verschiedene Vogelmotive vor. In dem Nibelungenlied träumte Kriemhild als ein kleines Mädchen über einen edlen Falken, den sie sehr liebte und der viel Glück in ihr Leben bringen sollte. Aber dann kamen zwei Aaren und sie zerkrallten diesen wilden und schönen Falken. Als sie es sah, fühlte sie ein großes Leid. Sie fragte ihre Mutter, Ute, nach der Bedeutung des Traums und diese erklärte ihn folgendermaßen: „Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann. Ihn wolle Gott behüten; sonst ist es bald um ihm getan“38. Als Kriemhild es hörte, erschreckte sie darüber sehr und entschied sich, ohne männliche Liebe zu leben. Dieser Falke wurde Siegfried, den Kriemhilds Schönheit nach Worms lockte. Sie lebten zehn schöne Jahre zusammen, aber dann kamen die zwei Aaren, Gunther und Hagen, und verursachten dem Land ein großes Leid. Nicht nur Kriemhild empfand dieses Leid, sonder auch zwei große Völker. Im ungarischen Sagenkreis finden wir auch ein wichtiges Ereignis, das mit dem Traum einer Dame zusammenhängt. Emese, die Mutter aller Madjaren, träumte über einen Habicht, der sie befruchtete. Ihr ist ein Sohn geboren, den sie Álmos („Traum“ oder „ der im Traum begegnete“) benannte. Wegen dieses Ereignisses wurde der Habicht der Totemvogel des Geschlechts der Árpaden.

2.5.2. Das Falkensymbol

In dem Minnesang war das Symbol des Falken sehr beliebt und oft verwendet. Es bezeichnet einen edlen Ritter, der sich immer höfisch benimmt. Er ist treu, edel, schön und adlig. Er singt für die Dame, dient ihr und liebt sie hoffnungslos. Er liebt ihre Schönheit und ihre Position, die die Dame symbolisiert. Seine Liebe bleibt aber unerfüllt. Der Falke als Symbol kommt auch bei anderen Nationen vor. In dem Nibelungenlied übernimmt der Verfasser aus dem Minnesang die schöne Minnewerbung. Siegfrieds Liebe ist rein und edel. Er hat keine böse Absicht mit Kriemhild. Er will nichts von den Burgunden, nur seine Liebe erreichen.

38 Genzmer 1999, Vers 14.

30 2.6. „Wie sich die Königinnen überwarfen“39

Am Hof saßen die zwei Königinnen zusammen beim Fenster und schauten sich die Ritterspiele an, wo ihre Könige tapfer mit anderen kämpften. Sie sind überzeugt, dass ihr Mann der edelste, stärkste und mächtigste ist. Und darüber wollten sie den zweiten umstimmen. Kriemhild fing die Rede an. Sie sagte, dass ihr Mann so mächtig und edel ist, dass er in der Welt herrschen könnte, wenn er es wollte. Er ist stark und alle Menschen ehren ihn. Brünhild antwortete, dass es nicht sein kann, da auch andere Könige in der Welt leben, vor allem ihr Gunther, der der mächtigste und herrlichste an diesem Hof ist. Er steht über anderen. Wer darüber zweifelt, ist ein Feigling. Vor allem Kriemhild, die an ihrem Bruder Zweifel hat. So loben sie ihre Männer weiter, ihre Herrlichkeit und Ehre, denen niemand andere gleichen konnte. Kriemhild war sehr stolz auf Siegfried, sie war froh, dass ein solcher Mann ihr Gemahl ist, der Gunther entspricht. Brünhild konnte es aber nicht ohne Wort lassen. Sie sagte Kriemhild, dass ihr Mann nur ein Niedriger ist und ihr deswegen schadet. Sie sah mit eigenen Augen, als Gunther mit seinen Recken in Isenstein war, wie Siegfried dem König diente und sie hörte mit eigenen Ohren, wie Siegfried sich als Königs Mann bezeichnete. Kriemhild glaubte ihr nicht, sie glaubte nicht, dass ihre Brüder sie einem Unfreien zu Frau gegeben haben. Brünhild sagte noch dazu: “Mich krängt, daß ich so lange keinen Zins von ihm gewann.“40 Der Zorn der Frauen wuchs mit jeder Minute und die Kränkungen konnten nicht ohne Strafe bleiben. Sie wollten zeigen, dass sie ebenbürtig sind. In die Kirche trat als erste immer die Königin, die die höchste Stelle neben dem König im Land hatte. Wenn jemand sie vorfuhr, war das eine große Frechheit. Kriemhild wollte ihre Hochstellung damit zeigen, dass sie mit ihren Damen als erste in die Kirche trat. Es begann eine große Vorbereitung. Die Damen nahmen die schönsten Kleider an und den glänzvollsten Schmuck und gingen mit ihrer Begleitung zur Kirche. Alle, die die Königinnen getrennt kommen sehen, machten sich deshalb große Sorge, sie verstanden die Situation nicht. Brünhild kam als erste an und ihre schönen Kleider verzauberten viele Anwesenden. Dann traf Kriemhild in ihrer ganzen Schönheit ein und alle Anwesenden lobten ihr Gewand. So schöne Bekleidung haben sie noch nie gesehen. Brünhild fülle sich beleidigt über solche Taten. Sie ermahnt Kriemhild, dass sie nicht vor ihr in das

39 Genzmer 1999, 14. Aventiure. 40 Genzmer1999, Vers 838.

31 Münster treten darf. Kriemhild aus Zorn benannte sie als Kebse und verriet ihr, dass ihr Siegfried in Isenstein überwältigt hat und nicht Gunther „minnte“41 sie zuerst. Brünhild konnte es nicht glauben und als Kriemhild in die Kirche eintrat, schrie sie vor Zorn auf und fing wegen ihrer Demütigung an zu weinen. Sie wollte noch mehr wissen und die ganze Wahrheit erfahren. Kriemhild zeigte ihr den goldenen Ring und den Gürtel, die Siegfried von Brünhild „gestohlen“ hat. Brünhild hatte dann keine Zweifel mehr über Kriemhilds Worte. Sie weinte und klagte den Tag, als die Burgunden ihr Königsreich betreten haben. Brünhild ließ den König herbeirufen. Gunther sah seine Gemahlin weinen und fragte nach dem Grund ihres Leids. Brünhild erzählte ihm ihr Trübsal, wie Kriemhild ihre Ehre befleck hat. Gunther ließ also Siegfried, „den Held von Niederland“42 holen. Siegfried sah die beide Frauen weinen und fragte nach dem Geschehen. Gunther erklärte ihm die Situation und wollte von ihm die Wahrheit hören. Siegfried natürlich bekannte sich nicht und er schwörte, dass er eine solche Tat nie gemacht hat. Gunther ließ diese Beschuldigung ab, weil er die ganze Wahrheit bis zur letzten Tat selbst gut kannte. Die Frauen wollen ihre Männer als den einzigen und besten vorstellen, wenn die Männer an der Spitze des Landes stehen, dann können auch sie neben ihnen stehen. Kriemhild sagte aber nur die Wahrheit, ihr Mann war der stärkste, herrlichste und ritterlichste über alle. Brünhild, die zum Mann einen Schwachen hatte, konnte es nicht ohne Wort lassen. Ihr Mann musste noch besser und herrlicher sein, weil er für Brünhild mächtiger vorstellt wurde. Diese List gehörte zum Siegfrieds Plan, wenn sie Brünhild gewinnen möchten. Sie war auch eine mächtige Königin, die ihr Reich und ihre Kraft mit dieser Ehe verloren hat. Ihr blieb nichts, nur das Wissen, dass ihr Mann sie würdig ist. Sie musste ihrem Gemahl als eine gute Frau sein. Brünhild natürlich wollte auch die Wahrheit erfahren, die sie schon voraussetzte. Sie wusste nicht, wie es möglich ist, dass Siegfried Kriemhild zur Frau bekommen hat und sie keine Dienste für sich machten. Aber ein solches Ereignis erwartete sie sicher nicht. Es war für sie ein großer Schock, Enttäuschung und entwürdigend. Kriemhild gewann nichts mit diesem Streit, doch sie verlor mehr als ihre Glaubwürdigkeit. Folgen ihrer Tat sind Siegfrieds Tot, ihre Klage und viele Tränen in den Augen vieler Frauen und Kindern. Der Streit zwischen ihnen begann mit einem ruhigen Gespräch, mit einem Lob ihrer edeln Männer. Das Missverständnis ihrer Gesichtspunkte steigerte, damit die ganze Geschichte ihren Höhepunkt erreichte.

41 Genzmer 1999, Vers 584. 42 Genzmer 1999, Vers 869.

32 2.7. „Wie Rüdeger erschlagen ward“43

Rüdeger war in diesem Epos ein Vorbild des echten Helden. Er war tapfer, klug und freundlich, er schützte die Schwachen und bot Platz für alle, die es brauchten. Er hatte viele Freunde und keine Feinde. Er hielt immer seine Eide, auch wenn er gegen seine Freunde kämpfen musste. Er opferte sich für seinen König und seine Königin. Er lebte in Bechlaren und gehörte zu den Etzels Vasallen. Alle ehrten und preisten ihn. Seinen Tod beklagten nicht nur die Hunnen, sondern auch die Burgunden. Rüdeger war Etzels Bote, als er in seinem Namen um Kriemhild warb, und er sie nach Hunnenland begleitete. Er versprach ihr Eide, dass er sie immer schützen wurde und ihre Beleidigung riech. In seinem Haus bewirtete er sie auf ihre Reise, wie auch später die Burgunden. Rüdeger verlobt seine Tochter mit Giselher und so wurden sie eine Familie, sie schlossen eine edle Freundschaft. Mit Hagen und anderen Ritter tauschten sie Geschenke und sie gingen im Frieden fort. Hagen bekam einen guten Schild, mit dem er aber Hunnen zu erschlagen verweigerte, deshalb bot er es Rüdeger an. Er hat diesen Schild mit Freundschaft angenommen und deshalb wollte er nicht die edlen Ritter Rüdegers erschlagen. Am ganzen Hof wurden die Toten beklagt und beweint. Es hörte Rüdeger und kam er am Hof, wo er zuerst die Situation zu versöhnen versuchte. Er sprach mit Kriemhild, aber sie war vor Zorn blind und wollte nichts über die Beendung des Kampfs hören. Sie war gnadenlos gegen seine Verwandte. Auch Etzel bat ihn um seine Hilfe. „Sie warfen sich beide zu Füßen dem Mann.“44 Sie waren schon machtlos und ratlos gegen die Burgunden, nur Rüdeger konnte ihnen helfen und sie retten. Er sagte dem König, dass er seine Geschenke zurücknehmen kann, die Burg und alle Grundbesitze, die er von ihm bekommen hat. Er bat nur einen, dass er nicht gegen seine Freunde kämpfen müsse. Aber er bat vergeblich. Als Rüdeger sah, dass es keine Schanze gab, sie zu überzeugen, sagte er, dass er wegen solchen Leids sterben muss. Er sagte: “Alle meine Ehre muß ich geben dran, alle Zucht und Treu, die Gott mir gebot.“45 Er hielt sich an seinem Eid, auch wenn er damit sein Wort, das er den Burgunden gegeben hat, brach. Er musste seine Ehre beiseite schieben. Er bat den König, dass er sich um seine Familie kümmert und erklärt ihnen, warum ein guter Mann in diesem sinnlosen Kampf sterben musste.

43 Genzmer 1999, 35. Aventiure. 44 Genzmer 1999, Vers 2220. 45 Genzmer 1999, Vers 2221.

33 Er ging also in schweren Kummer in die Saal, wo die Burgunden tapfer kämpften. Er nahm fünfhundert Recken und noch zwölf Degen mit, die Ruhm erwerben möchten. Giselher sah ihn kommen und freute sich, weil er glaubte, dass ein Freund kam, der ihnen aus dieser Situation hilft. Er hatte einen Augenblick lang wieder Hoffnung, bessere Zukunft zu erreichen, bis sie mit ihm gesprochen haben. Hagen vermutete, dass er nicht aus dem Grund der Hilfe kam, sonder dass er nach dem Willem seines Herren handelte. Giselher und Gernot versuchten ihn widerzuraten. Sie argumentierten mit der Hochzeit, die sie noch feiern mussten, mit der Freundschaft, die sie nicht löschen mochten. Sie zeigten auch ihre Geschenke, mit denen sie ihn nicht erschlagen werden. Schließlich erkannten sie, dass sie ihn nicht überzeugen können. Hagen versuchte die Minute des Friedens zu verlängern und sprach mit ihm über den Schild, den er in Bechlaren bekam. Das war Rüdegers letzte Gabe, die er nicht zurücknehmen wollte. Hagen versprach ihn, dass er ihn in diesem Kampf nicht erschlagen wurde, weil es für ihn nicht würdig wäre, durch eigenen Schild zu sterben. Auch andere Recken meiden den Kampf mit ihm bis in letzte Minute. Der Kampf begann. Gunther, Hagen und Volker wollten Helden sein, deshalb standen sie in erster Reihe. Nur Rüdeger verfehlten sie. Giselher blieb hinten und wartete eine bessere Zukunft. Er konnte nicht glauben, dass alle diese Geschehen wirklich sind. Auch die Recken Rüdegers kämpften tapfer gegen die müden Gäste. Rüdeger zeigte seine Kraft und erschlug viele von Burgunden. Aber sein Tod wartete nicht auf ihn lange. Gernot wollte wegen des Todes vieler seiner Mannen Vergeltung nehmen. Er kämpfte mit Rüdeger und sie erschlugen sich zueinander. Als sie den anderen erblickten, begannen sie zu weinen und zu klagen. Der Kampf endete, in dem Saal herrschte die Stille. Kriemhild fing an zu zweifeln. Sie hörten keine Geräusche der Waffen und sie glaubten, dass Rüdeger mit ihnen Frieden geschlossen hat. Als sie erfuhren, dass Rüdeger mit allen seinen Degen tot ist, begannen sie bei dem ganzen Hof diese Not zu beklagen. „Der Vater aller Tugend fand in Rüdeger den Tod.“46 Rüdeger war das Idealbild eines Ritters. Er erfüllte sein Wort am besten, wie er es konnte. Er war zu allen freundlich und vermeidete den Kampf, wenn es möglich war. Leider konnte er nicht beide seine Eide einhalten. Er konnte nicht beiden Gruppen zusagen. Er musste wählen, aber diese Wahl war sehr schwer. Keine von ihnen konnte richtig sein. Er musste gegen sein Gewissen handeln und die Burgunden verraten. Er war klug und gut, aber es gab keine Zuflucht mehr. Wenn er nichts macht, verliert er seine Ehre. Wenn er sich gegen seinen König wendet, wird

46 Genzmer 1999, Vers 2270.

34 er in diesem Land Feind und so können ihn ermorden. Wenn er in den Kampf geht, erschlägt entweder seine Freunde, oder stirbt selbst, aber seine Ehre bleibt unbefleckt. Meiner Meinung nach, war seine Wahl in dieser Situation die einzig richtige. Er konnte ehrlich, ohne irgendeine Befleckung, wie ein echter Held sterben und so bewahrte er seinen guten Namen.

35 Nachwort

Die Reihe der deutschen Heldenepik fängt mit dem Hildebrandslied an und erreicht ihren Gipfelpunkt in dem Nibelungenlied. In der deutschen Literatur gibt es nicht viele Vertreter der Heldenepik, aber die vorhandenen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Diese Lieder zeichnen sich mit ihren Versstrophen und Reimtechnik aus. Ihre Sprache ist einzigartig und zauberhaft. Sie sind reich mit Adjektiven geschmückt, die die Personen meisterhaft beschreiben. Es ist unglaublich, dass in dem Mittelalter, das sehr oft als finsteres Mittelalter bezeichnet wird, so schöne Lieder entstehen konnten. Diese epischen Lieder zeigen uns die grausame Zeit der Ritter, die grimmigen Situationen zwischen Verwandten und die Beziehungen an den Höfen. Die Verfasser waren wahrscheinlich selbst Ritter und Vasallen eines Herrn. Ihre Werke sind für uns dank den Handschriften erhalten geblieben. Sie wurden in den Klöstern niedergeschrieben und mehrmals umgeschrieben. Die ursprünglichen Handschriften sind meistens verschollen, aber erhalten sind sehr glaubhafte spätere Niederschrieften. Die Lieder waren so populär, dass es mehrere Variationen gab und ihre Thematik wurde auch in der neueren Zeit wiederverwendet: z. B. das Hildebrandslied wurde in 15. Jh. wiedergefunden und bearbeitet, und so entstand das jüngere Hildebrandslied, das schon kein tragisches Ende hat. Das Nibelungenlied hat gegenüber seine Wurzel im Dunkeln versteckt. Seine Figuren sind schon in der Liederedda (aus der 9. Jh.) erwähnt und man findet Geschichten über sie in den verschiedenen Sagenkreisen. Vor diesem Hintergrund wird in ihnen sehr selten über historische Personen berichtet, am meisten spielt die größte Rolle die Fiktion. Die Verfasser hatten die Absicht, die Probleme ihrer Zeit mit ihren Werken teilweise zu erklären. In dem Hildebrandslied geht es um die Konflikte zwischen Verwandten und Sippen, die die größten Unterschiede in der Wahrnehmung des Lebens haben. Der Vater muss aus dem Land wegziehen und lässt zu Hause seinen kleinen Sohn und seine Frau. Nach dreißig Jahren kehrt er zurück und gerät in einen Konflikt mit eigenem Sohn. Das Misstrauen ist aus der Seite des jungen Ritter groß. Es wird viel gesprochen und schließlich kommen sie zum Kampf. Die Beilegung der Fehde war in dem Mittelalter sehr häufig. Die Ritter schützten ihre Kriegerehre, ihre guten Namen und ihre Position am Hof. Sie dürften ihre Beleidigung rächen, die Niedrigen bestrafen und ihre Taten waren immer positiv empfangen, wenn es für

36 das Land Entwicklung und mehr Geld bedeutete. So konnte Hagen den Nibelungenhort rauben und Siegfried ohne Strafe töten. Das Nibelungenlied zeigt uns, wie ein großes Geschlecht verfallen kann, wenn der König seines Landes nicht würdig ist. Wenn der Herrscher seine Gemahlin und einen großen Hort durch Listen erreicht. Wenn der König sein Land nicht festhalten kann, dann verdient er nicht, an der Spitze der Herrschaft zu stehen. Ein großes Problem ist auch der Streit zweier hochgestellter Damen, die sehr mächtig sind und deshalb großen Schaden verursachen können. Wegen dieser Damen müssen treue, edle und echte Helden sterben und viele Frauen ihre Not beklagen. Die Tapferkeit der Ritter kann man nicht bezweifeln, nur die richtige und ritterliche Motivation ihrer Taten, die oft eigenen Interessen dienen. Die Lieder beschreiben sowohl schlechte, als auch gute Ereignisse, wie z.B. die reine Liebe zwischen Kriemhild und Siegfried, oder den edlen Rüdeger. Die guten und schlechten Ereignisse wechseln sich in einzelnen Aventiuren ab. Diese beinhalten einzelne Hinweise auf das Konflikt zwischen den verfeindeten Familienmitgliedern unter den Burgundern. Das tragische Ende ist auch in dem Hildebrandslied, nach den später entstandenen Sagen, vorausgesetzt. Die mittelalterliche Heldenepik ist die Wiege der geschriebenen deutschen Literatur. Die mündlichen Sagen wurden niedergeschrieben, Handschriften wurden bewahrt und so entstanden die heutigen Denkmäler. Ihr lyrischer Aufbau und die seltsame Erzähltechnik der Lieder beeinflussten mehrere große Schriftsteller der neueren Zeit. Nach ihren Verfassern suchten viele Forscher und es entstanden mehrere Variationen, aber die realen Autoren wurden nicht gefunden. Ihre Identität bleibt schon für ewig im Dunkeln, aber ihr Werk zeugt von ihrem außerordentlichen und einzigartigen Talent.

37 3. Resume

The main theme of my bachelor thesis is heroic poem of in the Middle Ages. Namely the Hildebrand and the Nibelung Lied. They are different from other poems of that era because they are dealing with social problems and are not just idealistic works. The first the Hildebrand Lied had been written in the 9th century. Its main theme is the generation problems also problems of the whole German tribe, where the honour of people have to won against everything else. The second one, the Nibelung Lied is saying about the fall of the German nation in the case when the king is not the right one. If his most important benefits are not the same what people needs. The other characters from that poem, Si … and R…on the other side have still noble qualities. I also was focused on heroines of that poem because they semmed to be a second reason of the decline of the nation. And the death of R…symbolized the death of the most important and noble qualities of people. As I was inspired by these masterpieces of German literature, like that were inspired great authors of German literature. Thank to them we know this poems and are examples to all of us.

38 4. Bibliographie

Primäre Literatur:

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasslexikon. 1943: Herausgegeben von Karl Langosch. Dritter Band, Berlin, Walter de Gruyter& Co., 513-560.

Deutsche Literatur in Schlaglichten. 1990: Mannheim/Wien/Zürich. Meyers Lexikonverlag.

Das Nibelungenlied: Neu erzählt von Franz Fühmann 1971: Berlin. Verlag Neues Leben.

EHRISMANN, O. 1975: Das Nibelungenlied in Deutschland. In: Müncher Germanistische Beiträge herausgegeben von Werner Betz und Hermann Kunisch, Band 14, München. Wilhelm Fink Verlag.

GENZMER, F. 1999: Das Nibelungenlied. Stuttgart. Philipp Reclam jun.

GÖHLER, P. 1989: Das Nibelungenlied: Erzählweise, Figuren, Weltanschauung, literaturgeschichtliches Umfeld. Berlin. Akademie-Verlag.

KNAPP, F. P. 2005: Historie und Fiktion in der mittelalterlichen Gattungspoetik II. Zehn neue Studien und ein Vorwort. Heidelberg. Universitätsverlag Winter.

KRAMER, G. 1982: Das Nibelungenlied. Berlin. Verlag der Nation.

MÜLLER, S. 2007: Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie. Zweisprachig. Stuttgart. Philipp Reclam jun.

Sekundäre Literatur:

Deutsche Heldensagen. 1987: Nacherzählt von Gretel und Wolfgang Hecht. Berlin. Verlag Neues Leben. 79-194.

EDDA. 2004: Překlad Ladislav Heger. Praha. Argo.

39 FISCHER, R. 1899: Zu den Kunstformen des mittelalterlichen Epos: Hartmanns "Iwein", das Nibelungenlied, Boccaccios "Filostrato" und Chaucers "Troylus and Cryseyde". Wien. Wilhelm Braumüller. 81-186.

MEINEKE, B. 1987: Chind und Barn im Hildebrandslied vor dem Hintergrund ihrer althochdeutschen Überlieferung, Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht.

MÜLLER, M. H. 2002: Deutsche Geschichte in Schlaglichten, Leipzig. Mannheim. F. A. Brockhaus.

Píseň o Nibelunzích. 1974: Překlad Jindřich Pokorný, Edice: Živá díla minulosti svz. 73 . Praha, Odeon.

Slovo o pluku Igorově. 1977: Praha. Albatros.

Streifzüge durch das Mittelalter: Ein historisches Lesebuch. 1995: Herausgeben von Rainer Beck, C. H. Beck, München. 43-54, 98-99.

Internetquellen:

15. 4. 2010 << http://www.zeno.org/Goetzinger-1885/A/Hildebrandslied >> 15. 4. 2010 << http://homepages.uni-tuebingen.de/henrike.laehnemann/hildebrandslieder.htm >> 15. 4. 2010 << http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/nib/einfuehrung-voetz.html >> 15. 4. 2010 << http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Odoaker.html >> 15. 4. 2010 << http://www.szittya.com/olvasmanyok5.htm >>

Bilderquelle:

15. 4. 2010 << http://www.iereus.wz.cz/clanky/nibelungove.html >> 15. 4. 2010 << http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hildebrandslied1.jpg >> 15. 4. 2010 << http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hildebrandslied2.jpg >> 15. 4. 2010 << http://wapedia.mobi/de/Nibelungensage >> 15. 4. 2010 << http://hu.wikipedia.org/wiki/F%C3%A1jl:Attila.jpg >> 15. 4. 2010 << http://hu.wikipedia.org/wiki/F%C3%A1jl:Atilla_kiraly_szines_eles.jpg >>

40 5. Verzeichnis der Bilder:

Bild 1.: Hildebrandslied Blatt 1 Bild 2.: Hildebrandslied Blatt 2 Bild 3.: Attila der hunnische Herrscher Bild 4.: Kriemhild und Siegfried, Minnezeit in Xanten Bild 5.: Hagens Mord an Siegfried, Fresko in den Nibelungensälen der Münchener Residenz Bild 6.: wie Siegfried ermordet wurde (Bild aus den Handschriften) Bild 7.: Kampf zwischen Nibelungen und Hunnen, Detail eines Freskos in den Nibelungensälen Bild 8.: Vater Rhein mit dem Nibelungenhort (Ludwig Brunow - 1881) Bild 9.: Tamás Tulipán: König Attila

41 6. Bildanlage

Bild 1.: Hildebrandslied Blatt 1 Bild 2.: Hildebrandslied Blatt 2

Bild 3.: Attila der hunnische Herrscher aus Bild 4.: Kriemhild und Siegfried, dem ungarischen Bilderchronik Minnezeit in Xanten

42

B Bild 5.: Hagens Mord an Siegfried, Fresko in den Nibelungensälen der Münchener Residenz

Bild 6.:Darstellung von Siegfrieds Ermordung aus der Handschrift K (1480-90)

43

Bild 7.: Kampf zwischen Nibelungen und Hunnen, Detail eines Freskos in den Nibelungensälen

Bild 8.: Vater Rhein mit dem Bild 9.: Tamás Tulipán: König Attila Nibelungenhort (Ludwig Brunow - 1881)

44