Xylocopa Valga Gerstäcker, 1872 (Hymenoptera, Apidae) Neu in Südwestdeutschland Dr

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Xylocopa Valga Gerstäcker, 1872 (Hymenoptera, Apidae) Neu in Südwestdeutschland Dr ©Ampulex online, Christian Schmid-Egger; download unter http://www.ampulex.de oder www.zobodat.at AMPULEX 4|2012 Schmid-Egger: Xylocopa valga neu in Südwestdeutschland Xylocopa valga Gerstäcker, 1872 (Hymenoptera, Apidae) neu in Südwestdeutschland Dr. Christian Schmid-Egger1, Dieter Doczkal2 1 Fischerstraße 1 | 10317 Berlin | Germany | [email protected] | www.bembix.de 2 Zoologische Staatssammlung München | Münchhausenstraße 21 | 81247 München | Germany | [email protected] Zusammenfassung Die Holzbiene Xylocopa valga wird zum ersten Mal für die Fauna von Baden-Württemberg gemeldet. Ein weiterer Fund liegt aus Sach- sen vor. Die mediterrane Art ist vermutlich expansiv aufgrund der klimatischen Veränderungen. Summary Christian Schmid-Egger, Dieter Doczkal: Xylocopa valga Gerstäcker, 1872 (Hymenoptera, Apidae) new for the fauna of southwest Germany. The Carpenter bee Xylocopa valga is reported in Southwest Germany (Baden-Württemberg) for the first time. Another lo- cations in Germany (Saxony) is discussed. The mediterranean species is expansive probably because of climate changes and reached Germany from the east and from the west now.. Einleitung Bisher galt die Blauschwarze Holzbiene Xylocopa vio­ lacea als der einzige rezente Vertreter der Gattung Xylocopa in Deutschland. Eine weitere Holzbienenart, Xylocopa iris, ist nur durch einen alten Fund aus Südba- den belegt. Ostern 2011 sammelte Christian Schmid- Egger am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg zwei vermeintliche Exemplare von Xylocopa violacea, die ich für DNA-Proben im Rahmen des Projektes Barcoding Fauna Bavarica benötigte. Bei der näheren Bestim- mung wurde festgestellt, dass es sich nicht um Xyloco­ pa violacea, sondern um zwei Männchen von Xylocopa valga handelte. Außerdem wurden im Rahmen des von D. Doczkal und A. Ssymank betriebenen Projekts „Bio- Abb. 1: Fundstelle von Xylocopa valga bei Grenzach- diversität des südwestlichen Dinkelbergrandes und Wyhlen (Foto: D. Doczkal). des Rheintals bei Grenzach-Wyhlen“ zwei Tiere in einer schnellem Flug an der Gehölzkante oberhalb einer Malaisefalle erbeutet. Böschung entlang. Sie kehrten regelmässig wieder, Diese Funde stellen den Erstnachweis der Art für Süd- was auf Patroullien- oder Revierflüge schliessen westdeutschland dar. In Ostdeutschland wurde Xyloco­ lässt. An dieser Stelle konnten noch weitere Tiere pa valga bereits durch einen Totfund (ein überfahrenes beobachtet werden. Tier) durch Franke (2009) gemeldet. Allerdings stuft der • Grenzach-Wyhlen, unmittelbar an der Schweizer Autor diesen Fund als zweifelhaft ein (s.u.). Mit diesen Grenze nahe Basel, Hornfels, SW-exponierte Fels- Tieren liegt somit der erste gesicherte Lebendfund der wand oberhalb Weinberg, 47,555°N 7.638°E, 1 ♂ + Art in Deutschland vor. Da die Art unabhängig vonein- 1 ♀, leg. Doczkal & Ssymank, coll. Doczkal. Die Tiere ander an zwei etwa 60 Kilometer entfernten Fundorten wurden nur in einer Malaisefalle an einer Steilwand nachgewiesen wurde, kann man davon ausgehen, dass gefunden, während aus benachbarten Fallenstand- sie in Südbaden inzwischen bodenständig geworden orten keine Tiere vorlagen (die umfangreichen Pro- ist. ben - 44 Fallenstandorte, Zeitraum 2008-2011 - sind jedoch erst teilweise bearbeitet.) Bisherige Funde von Xylocopa valga in Deutschland Sachsen • Olbersdorf bei Zittau (50.87 N 14.76 E), 1 ♀, Baden-Württemberg 14.08.2006, leg. Sieber, Totfund am Straßenrand, det. • Kaiserstuhl, Vogtsburg am Badberg, östlich des Franke („ …das Tier ist stark beschädigt und wurde Ortes (48.092 N 7.686 E), zwei ♂♂, 19. April 2011, möglicherweise mit einem Fahrzeug verschleppt… ) leg. Schmid-Egger, Belegtiere in der Zoologischen (Franke 2006). Staatsammlung München. Die Tiere flogen in 43 ©Ampulex online, Christian Schmid-Egger; download unter http://www.ampulex.de oder www.zobodat.at Schmid-Egger: Xylocopa valga neu in Südwestdeutschland AMPULEX 4|2012 Diskussion mig um die Alpen herum nach Norden vorstößt. Dort hat sie mehr oder weniger gleichzeitig Deutschland Xylocopa violacea (Linnaeus, 1758) (Abb. 2 und 3) von zwei Seiten erreicht und besetzt die klassischen Die Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea ist süd- Stellen für neu eingewanderte Arten, Südbaden mit lich der Alpen die häufigste Art der Gattung und war dem Kaiserstuhl im äußersten Südwesen von Deutsch- in Deutschland schon immer bodenständig. Dort hat land sowie Sachsen im Südosten. Ein ähnlicher Fall sich in den letzten Jahren sehr stark nach Norden aus- ist auch bei der Faltenwespe Microdynerus longicollis gebreitet. Sie erreicht inzwischen die Umgebung von Morawitz, 1895, zu beobachten, mit dem Unterschied, Berlin (Saure 2012 in Ampulex 4) sowie Niedersachsen dass diese Art im Südwesten erstmalig in Rheinland- (Thomas & Witt 1995). Diese Ausbreitung wird auf die Pfalz nachgewiesen wurde und hier vermutlich den Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte zurückge- Weg nördlich um die Vogesen über das Nahetal nach führt. Auch in Frankreich erreicht sie den Norden und Westdeutschland nahm. Die südostdeutsche Populati- ist auch aus vielen Orten in Belgien bekannt (Terzo et. on bei Passau dürfte hingegen ebenfalls über das Do- al. 2007). nautal eingewandert sein (Reder 2012, in Ampulex 4). Nun bleibt abzuwarten, ob sich die südbadischen Po- Xylocopa iris (Christ, 1791 pulationen von Xylocopa valga in Deutschland weiter Die zweite deutsche Art, die Kleine Holzbiene Xylo­ nach Norden ausbreiten wird und ob es neue Funde copa iris, wurde in Deutschland bisher nur im Jahr 1957 in Ostdeutschland, zum Beispiel im Raum Passau, gibt. ebenfalls am Kaiserstuhl in Südbaden nachgewiesen. Dort wäre die Art als nächstes zu erwarten, wenn sie Die Art ist auch südlich der Alpen die seltenste der drei von Linz aus donauaufwärts wandert. hier besprochenen Arten. In Frankreich ist sie in ihrer Verbreitung vor allem auf die heissen Lagen entlang Determination der deutschen der Mittelmeerküste beschränkt, allerdings gibt es Arten der Gattung Xylocopa auch sehr vereinzelte Funde aus dem Elsass und aus Mittelfrankreich, nördlich bis Paris (Terzo et al. 2007). In Das Männchen von Xylocopa violacea ist als einzige der Schweiz ist die Art nur aus den warmen Tälern süd- deutsche Holzbienen-Art bereits im Gelände eindeu- lich des Alpenhauptkamms bekannt (Amiet et al. 2007), tig an der rot gefärbten Fühlerspitze zu erkennen. Die in Tschechien erreicht sie Mähren und fehlt in Böhmen Weibchen hingegen können nur mit einem Binokular (Straka et al. 2007), in Österreich ist sie auf Niederöster- sicher determiniert werden. Xylocopa iris ist kleiner reich beschränkt (Schwarz et al. 1996). und stärker blauschwarz gefärbt als die beiden ande- ren Arten und lässt sich mit einiger Übung im Gelände Xylocopa valga Gerstäcker, 1872 ansprechen. Die Östliche Holzbiene Xylocopa valga ist südlich der Für weniger geübte Beobachter bestehen nördlich der Alpen stellenweise ebenfalls häufig. Auch von dieser Alpen weitere Verwechslungsmöglichkeiten mit dem Art liegen zerstreute Funde aus Mittel- und Nordfrank- Weibchen der schwarzen Mörtelbiene Megachile (Cha­ reich bis nördlich von Paris vor. Der nördlichste Fund licodoma) parietina (Geoffroy, 1785), mit der Schmarot- westlich von Deutschland stammt aus Belgien und zerhummel Bombus rupestris (Fabricius 1793) oder mit stellt wie der Fund in Sachsen ein stark beschädigtes den schwarz gefärbten Arten der Gattung Andrena. Tier dar, welches vielleicht durch ein Auto verschleppt wurde (Terzo et. al. 2007). Bestimmungsschlüssel für die drei genannten Xyloco­ Im östlichen Mitteleuropa ist die Art ebenfalls expan- pa-Arten finden sich bei Scheuchl (1995), bei Amiet et siv und breitet sich in Österreich seit einigen Jahren al. (2007) sowie bei Terzo et al (2007). Nachfolgend wer- entlang der Donau nach Westen aus. Dort hat sie in- den die wichtigsten Bestimmungsmerkmale in einem zwischen Linz in Oberröstereich erreicht (Fritz Gusen- kurzen Schlüssel angegeben, für die Abbildungen sei leitner, in litt., siehe auch Schwarz et al. 1996). In der auf eine der genannten Quellen verwiesen: Schweiz ist die Art nur aus den warmen Tälern südlich des Alpenhauptkamms bekannt (Amiet et al. 2007). In Tschechien gibt es zwei alte sowie einen neuen Fund aus Böhmen (Veseli nad Luznici. 1996, Straka et al. 2007). Das bisherige Verbreitungsmuster von Xylocopa valga lässt darauf schliessen, dass die Art wie Xylocopa vio­ lacea seit einigen Jahren expansiv ist und zangenför- 44 ©Ampulex online, Christian Schmid-Egger; download unter http://www.ampulex.de oder www.zobodat.at AMPULEX 4|2012 Schmid-Egger: Xylocopa valga neu in Südwestdeutschland Bestimmungsschlüssel für die Männchen Scheuchl, E. (1995): Illustrierte Bestimmungsschlüssel der Gattung Xylocopa: der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band I: Anthophoridae. 158 Seiten. Velden. 1. Kleine Art. 14 – 18 mm. Hinterleib mit Blauglanz. Kopf Schwarz, M., F. Gusenleitner, P. Westrich & H. Dathe von oben: Abstand zwischen Seitenocellus und Auge (1996) Katalog der Bienen Österreichs, Deutschlands deutlich länger als Ocellendurchmesser . iris und der Schweiz (Hymenoptera, Apidae). Entomo­ - Größere Art, 20 – 28 mm. Hinterleib schwarz. Kopf fauna Suppl. 8: 1 – 398. von oben: Abstand zwischen Seitenocellus und Auge Straka, J., P. Bogusch & A. Pridal (2007) Apoidea: Api- kleiner als Ocellendurchmesser. 2 formes (včely). In: Bogusch, P., J. Straka & P. Kment (Hrsg.). Annotated checklist of the Aculeata (Hy- 2. Fühlerglieder 11 und 12 orange. Fühlerglied 13 um- menoptera) of the Czech Republic and Slovakia. gebogen, Fühlerglied 3 fast so lang wie die nächsten
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