Diplomarbeit Gwerful Mechain
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Gwerful Mechain: die Dichterin und ihr Werk im Kontext der literarischen Produktion und der gesellschaftlichen Wertvorstellungen des 15. Jahrhunderts“ Verfasserin Katharina Krischak, BA angestrebter akademischer Grad Magistra (Mag.) Wien, 2012 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 057 327 Studienrichtung lt. Studienblatt: Individuelles Diplomstudium Keltologie Betreuer: Ass.-Prof. Priv. Doz. Mag. Dr. Stefan Schumacher 1 MEINER FAMILIE Meinen Eltern, die meine Interessen früh geweckt und stets gefördert haben, meinen Großeltern, für ihre laufende Unterstützung, und meiner Schwester, auf die ich einfach immer zählen kann. 2 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 6 2. Die Dichterin: Gwerful Ferch Hywel Fychan ........................................................................ 8 3. Die Gedichte ......................................................................................................................... 11 3.1. Quellen und Überlieferung ............................................................................................ 11 3.2. Gedichtform und Metrik ................................................................................................ 18 3.3. Editionen und Übersetzungen ........................................................................................ 23 4. Körper und Körperlichkeit in den Werken Gwerful Mechains ............................................ 26 4.1. Der Frauenkörper und weibliche Sexualität: die theoretischen Schriften des Mittelalters und die Gwaith Gwerful Mechain im Vergleich .................................................................. 26 4.1.1. Der Frauenkörper in den medizinischen Texten der frühen Neuzeit ...................... 30 4.1.2. Weibliche Schönheit und die schöne Waliserin des ausgehenden Mittelalters ...... 33 4.1.3. Das schöne Geschlecht? .......................................................................................... 35 4.1.3.1. Das Gedicht Cywydd y Cedor .......................................................................... 40 4.1.3.2. Die Vulva als Gegenstand der europäischen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit ............................................................................................................... 44 4.1.3.3. Die Darstellung der weiblichen Genitalien in der Kunst um 1500 .................. 48 4.2. Der männliche Körper und männliche Sexualität in den Werken Gwerful Mechains .. 51 4.3 Ausgewählte Beispiele aus den „canu maswedd“ Gwerful Mechains ........................... 56 4.3.1. Cywydd y Cedor ...................................................................................................... 56 4.3.2. Ymddiddan rhwng Dafydd Llwyd a Gwerful Mechain ........................................... 60 4.3.3. Dafydd Llwyd yn Ateb Gwerful Mechain ................................................................ 62 5. Gwerful Mechains Bild der Frau und ihre Stellung in Ehe und Beziehung ......................... 63 5.1. Häusliche Gewalt ........................................................................................................... 66 5.2. Das Motiv der Eifersucht ............................................................................................... 69 5.3. Ehe und Ehebruch in den cywyddau über Anni Goch ................................................... 71 6. Religiöse Lyrik ..................................................................................................................... 87 6.1. Das Gedicht Dioddefaint Crist ...................................................................................... 87 6.2. Das Gedicht Angau a Barn ............................................................................................ 94 7. Englynion Brud .................................................................................................................. 102 8. Varia ................................................................................................................................... 105 4 8.1. Gwlychu Pais ............................................................................................................... 105 8.2. I’w Morwyn wrth Gachu .............................................................................................. 107 9. Conclusio ............................................................................................................................ 110 11. Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 112 Abstract .................................................................................................................................. 122 Abstract (English) .................................................................................................................. 123 Curriculum Vitae .................................................................................................................... 124 5 1. Einleitung Die Werke Gwerful Mechains aus dem späten 15. Jahrhundert stellen ein überaus interessantes Corpus dar, das erst in den letzten Jahren Eingang in den literaturwissenschaftlichen Diskurs gefunden hat. Gwerful Mechain selbst ist als wohl bedeutendste walisische Dichterin des ausgehenden Mittelalters zu nennen, wie auch Ceridwen LLOYD-MORGAN immer wieder betont, die sich seit den 90er Jahren mit den Gedichten Gwerfuls auseinandersetzt: „Gwerful Mechain is of crucial importance, since she is our earliest example of a woman poet for whom we have a certain and substantial corpus of work. […] [Her work] is virtually unique in pre-modern Welsh in voicing an indubitable female viewpoint“ (LLOYD-MORGAN 1993: 190) Der Autorin, deren Werke etwa zwischen 1462 und 1500 entstanden, werden in den Manuskripten insgesamt 38 Gedichte zugeschrieben, eine Zahl, die erst von walisischen Dichterinnen des 19. Jahrhunderts übertroffen werden kann (LLOYD-MORGAN 1993: 186). Mit Gwerful Mechains Gedichten ist also erstmals in erheblichem Ausmaß Lyrik aus der Feder einer Frau überliefert, die klar in der bardischen Tradition verortet ist, aktiv am literarischen Diskurs ihrer Zeit teilnahm, und deren Werke ein buntes Corpus an religiöser bis profaner Dichtung darstellen. Die in ihren Gedichten behandelten Themen reichen von eschatologischen Überlegungen und prophetischen Visionen über erotisch-obszöne Liebesdiskurse bis hin zur Beschreibung des Alltäglichen und des Banalen, wie etwa des Stuhlgangs einer Bediensteten. Bekannt ist Gwerful Mechain vor allem für die erotischen und bisweilen obszönen Teilbereiche ihrer Dichtung, ihr übriges Schaffen wurde nur wenig rezipiert. Dieser Ruf als Autorin obszöner Literatur ist es auch, der lange eine intensive Auseinandersetzung mit Gwerful Mechains Werken verhindert hat. Als der walisische Wissenschaftler Leslie HARRIES 1933 Gwerfuls Lieder in seiner Masterarbeit zu den Gedichten Huw Cae Llwyds unter dem Titel Gwaith Huw Cae Llwyd ac Eraill aufnahm, bemühte er sich beständig seine Beschäftigung mit dieser Art Dichtung ins rechte Licht zu rücken. So versicherte er seinem Lesepublikum, dass die in den Gedichten vermittelten Werte zwar für das walisische Spätmittelalter typisch gewesen, vor dem Hintergrund der Moralaxiome des 20. Jahrhunderts aber freilich nicht tragbar wären: 6 „Y peth pwysicaf i‟w gofio wrth feirniadu barddoniaeth Gwerful Mechain, yn enwedig ei chaneuon aflendid, yw na dylid ei barnu yng ngoleuni egwyddorion moesol y ganrif hon. Tueddiadau ac egwyddorion ei hoes hi ei hunan a benderfyna safon ei gwaith. Yng ngoleuni yr ugeinfed ganrif nid yw Gwerful Mechain namyn putain, ond yn ei chanrif ei hun yr oedd canu caneuon aflan yn beth cyffredin bron, yn enwedig ar y 1 Cyfandir.“ (HARRIES 1933 zit. nach GRAMICH 2005: 3) Erst mit einer umfangreichen Publikation von Gwerful Mechains Werken im Jahr 2001 durch Nerys Ann HOWELLS wurde schließlich die Scheu vor der Arbeit mit den erotisch-obszönen Gedichten Gwerful Mechains endgültig abgelegt. In der Ausgabe Gwaith Gwerful Mechain ac Eraill, die eine erhebliche Stütze dieser Arbeit ist, wird der Dichterin endlich ihr verdienter Platz unter den Großen der walisischen Cywyddwyr eingeräumt und ihr Werk in seiner Gesamtheit und inhaltlichen Vielfalt präsentiert. Diesem Beispiel folgend beschäftige ich mich in dieser Arbeit mit dem Gesamtwerk Gwerful Mechains, der ersten sicher belegten Dichterin des spätmittelalterlichen Wales, deren weibliche Perspektive auf unterschiedlichste Aspekte des Lebens und der Gesellschaft ihre Werke einzigartig und zum Gegenstand besonderen Interesses machen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit werde ich das Leben und Wirken der Dichterin skizzieren, die Überlieferungsgeschichte ihres Werkes darlegen, die vielfältigen Inhalte ihres Gedichtcorpus zeigen, analysieren und in einen gesamteuropäischen Kontext einzuordnen versuchen, sowie erstmals ausgewählte Gedichte in deutscher Übersetzung präsentieren. Somit versteht sich diese Arbeit also auch als Beitrag zur vermehrten Beschäftigung mit der Gwaith Gwerful Mechain im deutschtsprachigen Raum, außerhalb der Reichweite walisischsprachiger literaturwissenschaftlicher Publikationen. 1 „The most important thing to remember in evaluating the poetry of Gwerful Mechain, especially her pornographic songs, is that she should not be judged in the light of the moral principles of this century. The tendencies and principles of her