Ein Dorf Sieht Schwarz – Filmbegleitmaterial
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Stab u d Besetzu g Origi altitel: Bienven e à Marly-Gomont. Regie: J lien Rambaldi. Drehbuch: J lien Rambaldi, Benoît Graffin & Kamini Zantoko. Kamera: Yannick Ressigeac. Sch itt: Stephane Pereira. Sze e bild: Alain Veissier. Kostümbild: Emman elle Yo chnovski. Maske bild: Françoise Q ilichini (Maq illage), Antonella Prestigiacomo (Coiff re). Musik: Emman el Rambaldi. Darsteller: Marc Zinga (Seyolo), Aïssa Maïga (Anne), Bayron Lebli (Kamini als Kind), Médina Diarra (Sivi als Kind), Jean-Benoît Uge x (Der Bürgermeister), R f s (Jean), Jonathan Lambert (Lavigne) [in der Reihenfolge der Titelseq enz], Kamini Zantoko (Stimme von Kamini als Er- wachsener) .a. Ki ostart: 20.04.2017 (DE). Verleih: Prokino Filmverleih (DE). Lä ge: 93:47 Min. (24 fps). FSK: ohne Altersbeschränk ng. Auszeich u ge : P blik mspreis St ttgart bei den 33. Französischen Filmtagen Tübingen/St ttgart. IKF-Empfehlu g: Klassen: Sek I (ab Klasse 9) Sek II Fächer: Französisch, Sozialk nde/Politik, Sozialwesen Pädagogik, Psychologie, Ethik, Religion Themen: Migration, Integration, Stereotype, Vor rteile, Fremdenfeindlichkeit, Rassism s, M ltik lt relle Gesellschaft, C lt re-Clash-Komödien Kurzi halt Frankreich 1975: Seyolo Zantoko ist Arzt nd stammt a s dem Kongo. Als er einen Job in einem kleinen Kaff nördlich von Paris angeboten bekommt, beschließt er, mit seiner Familie mz ziehen. Sie erwarten Pariser Stadtleben, treffen aber a f Dorfbewohner, die z m ersten Mal in ihrem Leben einem afrikanischen Arzt begegnen nd alles t n, m den „Exoten“ das Leben schwer z machen. Aber wer m tig seine Heimat verlassen hat nd einen Ne anfang in einem fremden Land wagt, lässt sich so leicht nicht nterkriegen... (Q elle: Presseheft) I haltsverzeich is Einleit ng …...………………………………………………………………………………………….. 3 Thematische Aspekte …...………………………………………………………………………………………….. 4 Filmische Gestalt ng …...………………………………………………………………………………………….. 8 Exemplarische Analyse …...………………………………………………………………………………………….. 13 A swahlfilmographie …...………………………………………………………………………………………….. 15 Literat rhinweise …...………………………………………………………………………………………….. 16 Webtipps …...………………………………………………………………………………………….. 18 Lehrplanbezüge …...………………………………………………………………………………………….. 19 Arbeitsblätter …...………………………………………………………………………………………….. 20 Instit t für Kino nd Filmk lt r e.V. (IKF): Film-Heft z „Ein Dorf sieht schwarz“ © 2017 2 Ei leitu g Obwohl die Geschichte von EIN DORF SIEHT SCHWARZ in der Vergangenheit spielt, ist der Film brandakt ell. Denn die Frage der Einwander ng nd die damit verb ndenen Hera sforder ngen spalten E ropa nd die e ropäischen Nationen. A f Gr nd seiner zahlreichen für den Unterricht relevanten Aspekte nd seiner h morvollen Erzählweise ist der Film daher sehr g t für den Einsatz im Bild ngsbereich geeignet. Er erzählt von Gründen für Migration, den Schwierigkeiten bei der Integration nd von negativen Reaktionen a f Einwander ng. Die C lt re-Clash-Komödie w rde im November 2016 mit dem P blik mspreis St ttgart bei den 33. Französischen Filmtagen Tübingen/St ttgart a sgezeichnet nd eröffnete im März 2017 das 8. Kirchliche Filmfestival Recklingha sen. „Dieser Film basiert a f einer wahren Geschichte“ (Texteinblend ng z Beginn des Films) Die Idee z m Film nd das Originaldrehb ch stammen von dem französischen M siker nd Komiker/Comedian Kamini Zantoko, dem Sohn des im Film porträtierten Arztes Seyolo Zantoko. 2006 landete Kamini mit seinem Rap „Marly-Gomont" über das Dorf seiner Kindheit einen viralen Hit. Der Song w rde bisher von über 3,9 Millionen Menschen a f Yo T be a fger fen (Stand: 20. April 2017).1 Ei e Culture Clash-Kömodie EIN DORF SIEHT SCHWARZ reiht sich ein in die Gr ppe der sog. C lt re-Clash-Komödien, die in den letzten Jahren vermehrt im Kino z sehen sind (siehe nten: A swahlfilmographie). In diesen Filmen treffen Menschen verschiedener Herk nft, Ha tfarbe, K lt r nd/oder Religion a feinander. C lt re-Clash-Komödien setzen nicht a f Anklage oder Mitleid als dominante Erzählstrategie (vgl. Hickethier 1995, S. 40). Der „Z sammenstoß“ (engl. clash) wird mit dem Mittel der Übertreib ng erzählt, m die Lächerlichkeit von Vor rteilen de tlich z machen. Manche dieser Filme zeigen Menschen mit nterschiedlichem Migrationshintergr nd, die sich d rch ein Ereignis (Liebe, Hochzeit, Arbeit etc.) begegnen. So ließ z m Beispiel Philippe de Cha veron in MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER (2014) den sehr konservativen Vater a f seine vier sehr nterschiedlichen Schwiegersöhnen treffen: einen jüdischen Geschäftsmann, einen algerisch-m slimischen Rechtsanwalt, einen chinesisch stämmigen Banker nd einen afrikanischen Scha spieler. Andere Filme erzählen von Menschen, die a f der S che nach einem besseren Leben in einem anderen Land ne anfangen. Ein besonders erfolgreiches Beispiel für diesen Typ s war ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2011) von Yasemin nd Nesrin Samdereli, die – a tobiografisch gefärbt – von einer türkischen Familie in De tschland erzählen. A ffällig ist, dass diese Komödien oft erfolgreicher an der Kinokasse sind als Filme, die von Problemen nd Konflikten beim A feinandertreffen der K lt ren erzählen. Vielleicht ist das so, weil wir nach Feierabend nicht mit Problemen behelligt werden wollen? Oder weil wir a f der Leinwand lieber ein Happy End in Form einer geglückten Integration als deren Scheitern sehen möchten? Die heitere Form des Erzählens sollte kein Selbstzweck sein. Mit Kn t Hickethier ist z fragen, ob die Erzählform das Thema bloß „ nterhaltsamer“ nd „kons mierbarer“ macht – oder ob es einer C lt re-Clash-Komödie gelingt „die Z scha er z irritieren, sie im – vielleicht doch z beq emen – bloßen Z scha en a fz rütteln“ (Hickethier 1995, S. 40). 1 https://www.yo t be.com/watch?v=GGPXjiwlWZc Instit t für Kino nd Filmk lt r e.V. (IKF): Film-Heft z „Ein Dorf sieht schwarz“ © 2017 3 Erfolgreiche „Culture-Clash“-Komödie i Deutschla d (Quelle: FFA) 2 Monsie r Cla de nd seine Töchter Kinostart: 24.7.2014 3.868.725 Bes cher Türkisch für Anfänger Kinostart: 15.3.2012 2.390.245 Bes cher Almanya – Willkommen in De tschland Kinostart: 10.3.2011 1.485.699 Bes cher Thematische Aspekte Culture Clash: Aller A fa g ist schwer J'viens d' n village pa mé dans l'Aisne, en Picardie, Facilement , 95 % de vaches, 7 % d'habitants, et parmi e x, Une se le famille de noirs, fallait q 'ce soit la mienne, p tain n vrai ca chemar. [Kamini Zantoko: Marly-Gomont] Seyolo Zantoko zieht in den 1970er Jahren mit seiner Familie in die Picardie, eine ländlich geprägte Region im Norden Frankreichs. Besonders für Seyolos Fra Anne nd die beiden Kinder Sivi nd Kamini ist der Anfang dort schwer, was der Film a f h morvolle Art z m A sdr ck bringt: Seyolo hatte seiner Fra am Telefon seine Entscheid ng mitgeteilt, mit ihnen in ein kleines Dorf nördlich von Paris z ziehen, Anne jedoch hatte n r „Paris“ verstanden. Umso größer ist ihre Enttä sch ng, als der B s „in the middle of nowhere“ hält nd die Familie im Regen a ssteigen m ss. Nicht n r die Kontrastmontage (Stimm ng, Farben, Wetter) bringt Annes Enttä sch ng w nderbar z m A sdr ck. A ch ihr Gesicht spricht Bände. In der Fremde ist für die Zantokos vieles anders: das Wetter (Regen nd Schnee), die Sprache (Picardisch), die Sitten nd Gebrä che (z.B. das Verhalten im Gottesdienst), die Essgewohnheiten (z.B. die verwendeten Gewürze). Diese k lt relle Differenz zwischen „den“ Einheimischen nd „den“ Fremden n tzt der Film z r Inszenier ng zahlreicher komischer Momente, wenn nterschiedliche Mentalitäten nd Traditionen a feinandertreffen – wie z m Beispiel beim Bes ch des Weihnachtsgottesdienstes, als Seyolos a s Brüssel angereisten Verwandten das Lied „Do ce n it“ (= Stille Nacht) fröhlich nd begeistert mitsingt, während der Rest der Gemeinde – mit wenigen A snahmen – die Fremden irritiert ang ckt. EIN DORF SIEHT SCHWARZ verde tlicht die k lt relle Differenz nter anderem am Beispiel der Sprache: Als Seyolos Fra z m ersten Mal d rchs Dorf spaziert, reagieren Fra en mit dem Kommentar „Verdammmich“. Höflich begrüßt Anne die ihr k rz dara f Entgegenkommenden mit diesem Dialektwort, da sie gla bt, dass es sich m eine Gr ßformel handelt. – Als sie am Markt einka fen will, wird sie vom Händler in „Babysprache“ bedient, da der Händler davon a sgeht, dass sie als Fremde kein Französisch spricht. – In einer späteren Szene wirft sie dem Gegenkandidaten des Bürgermeisters vor, dass sie als A sländerin besser Französisch spreche als die Picardisch sprechenden Einheimischen: „Ihr könnt nicht mal anständig sprechen. Meine Kinder drücken sich besser a s.“3 Fragen nd Anreg ngen: • War m möchten Seyolos Kinder Sivi nd Kamini nicht nach Frankreich ziehen? • Was ist für die Familie Zantoko anders als in Zaire? 2 http://www.ffa.de/filmhitlisten.html 3 Mit diesem Hinweis a f die innerfranzösische Sprachdifferenz verweist der Film nicht n r hier a f die erfolgreiche französische Komödie WILLKOMMEN BEI DEN SCH‘TIS (2008), in der der Protagonist a s Südfrankreich in die Region Nord-Pas-de-Calais strafversetzt wird. Instit t für Kino nd Filmk lt r e.V. (IKF): Film-Heft z „Ein Dorf sieht schwarz“ © 2017 4 Migratio EIN DORF SIEHT SCHWARZ erzählt von einem Menschen, der in der Hoffn ng a f ein besseres Leben seine Heimat verlässt. Hinter der Entscheid ng a sz wandern stecken – so erzählen es viele C lt re-Clash-Filme – immer schwer wiegende Entscheid ngen Einzelner. Mehrfach macht Seyolo de tlich, dass es ihm m eine bessere Z k nft für seine Familie geht. Daher lehnt er z Beginn des Films beim Telefonat während der Diplomfeier das Angebot ab, Leibarzt von Präsident Mob t z werden. Die politische nd ökonomische Lage seines afrikanischen Heimat- lands Zaire ist ihm z nsicher. A sgehend vom Film kann der Charakter der B ndesrep blik als Einwander ngsgesellschaft thematisiert werden. So lebten im Jahr 2015 nach Angaben des Statistischen B ndesamtes4 17,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergr nd in De tschland – das waren mehr als 20 % der Gesamtbevölker ng.