24. November 2019, 17:00 Uhr 25. November 2019, 19:30 Uhr Opernhaus

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24. November 2019, 17:00 Uhr 25. November 2019, 19:30 Uhr Opernhaus 3. SINFONIEKONZERT KLANG RAUSCHMaurice Ravel Claude Debussy Alexander Zemlinsky 24. NOVEMBER 2019, 17:00 UHR 25. NOVEMBER 2019, 19:30 UHR OPERNHAUS Maurice Ravel (1875–1937) Menuet antique (1895/1929) Claude Debussy (1862–1918) La Mer (1903–1905) Drei sinfonische Skizzen für Orchester 1. De l’aube à midi sur la mer (Vom Morgengrauen bis zum Mittag auf dem Meer) 2. Jeux de vagues (Spiel der Wellen) 3. Dialogue du vent et de la mer (Dialog zwischen Wind und Meer) – Pause – Alexander Zemlinsky (1871–1942) Lyrische Sinfonie op. 18 (1922/23) in sieben Gesängen nach Gedichten von Rabindranath Tagore für Orchester, eine Sopran- und eine Baritonstimme 1. Ich bin friedlos, ich bin durstig nach fernen Dingen (Langsam) 2. Mutter, der junge Prinz muss an unsrer Türe vorbeikommen (Lebhaft) 3. Du bist die Abendwolke (Sehr ruhig und mit innigem, ernstem Ausdruck – Adagio) 4. Sprich zu mir Geliebter (Langsam) 5. Befrei mich von den Banden deiner Süße, Lieb! (Feurig und kraftvoll) 6. Vollende denn das letzte Lied (Andante) 7. Friede, mein Herz (Molto Adagio) HANNOVERSCHE ERSTAUFFÜHRUNG Niedersächsisches Staatsorchester Hannover SOLIST*IN Aga Mikolaj (Sopran), Michael Kupfer-Radecky (Bariton) DIRIGENT Jordan de Souza KONZERT AUF EINEN BLICK Um 1900 wurden die Orchesterbesetzungen groß und größer, die Klänge rauschhafter, die Inhalte exotischer. Drei Werke des Fin de Siècle stehen heute auf dem Pro- gramm. Mit Maurice Ravels Menuet antique erklingt ein historischer Tanz, gekleidet in ein klanglich verführerisches Orchestergewand. In Claude Debussys sinfonischen Skiz- zen La Mer verwandelt sich die Natur selbst in Musik: das Orchester murmelt, wogt und rauscht, glitzert, gleißt und blendet, um das Spiel der Wellen und den Dialog von Wind und Meer hörbar zu machen. Die menschliche Liebe fasst Alexander Zemlinsky in seiner Lyrischen Sinfonie in Töne. Betörend expressiv beschwört er den Klangrausch der Jahrhundertwende, mit der Vertonung von Gedichten des Bengalen Rabindranath Tagore, im Wechsel von Männer- und Frauenstimme. Die sieben Orchesterlieder verbinden sich zu einem sinfo- nischen Musikdrama über die Liebe – über Sehnsucht und Traum, Leidenschaft und Überschwang, Trennung und Entsagung bis zur asketisch verklärten Einsamkeit. Interview KLANGWELTEN Dirigent Jordan de Souza im Gespräch mit Dramaturgin Swantje Köhnecke Sie haben auf dem Programm des heutigen Ravel und Debussy werden in der Musik- Konzerts Werke von Maurice Ravel, Claude geschichte als Komponisten des französischen Debussy und Alexander Zemlinsky zusammen- Impressionismus eingeordnet. Finden Sie das gestellt. Was verbindet die drei für Sie? zutreffend? Jordan de Souza Es sind drei Meister, jeder mit Der Begriff „Impressionismus“ ist im Zusam- einem persönlichen Sinn für das Exotische, menhang mit Musik kompliziert und wurde mit außergewöhnlichem handwerklichem zu Beginn sogar gegen Debussy verwendet, Können und grenzenloser Vorstellungskraft. um sich über seine Musik lustig zu machen. Sie sind drei einzigartige Stimmen mit ihren Ich verstehe die oberflächliche Verbindung je eigenen Klangwelten, und alle drei eröffnen zum Impressionismus in der Kunst, weil ihre uns das Reich der Träume mit Klarheit. Neuartigkeit vergleichbar ist: zum ersten Mal ein Monet-Gemälde zu sehen oder Debussys Das Menuet antique von Ravel ist ein frühes revolutionäre Partituren wie Prélude à l’après- Klavierwerk, das erst 30 Jahre später von ihm midi d’un faune oder La Mer zu erleben. Aber selbst orchestriert wurde. Es füllt die alte ich betrachte Ravel eher als Illusionisten und Form mit neuer Farbe. Wie würden Sie diese Debussy eher als Symbolisten. Ravel zeichnet Beziehung beschreiben? klare Linien, sein Werk gleich dem Blick in Ravel hat eine einzigartige Fähigkeit, alte die Werkstatt eines Uhrmachers. Debussy Formen mit neuem Leben zu füllen. Wie hingegen beschreibt eine poetische Welt mit bei vielen Komponisten vor ihm gehörte das Schatten und Geheimnissen, kontrastiert mit intensive Studium der Alten Musik zu seiner Träumen und Sonnenlicht. Beide Komponis- Entwicklung – obwohl die Ergebnisse nie aka- ten gehen weit über die engen Grenzen des demisch wirkten. Ravel schließt diese Formen „Impressionismus“ hinaus. für uns auf, erschafft Reflexionen und -Um formungen voller Fantasie und Zauber. Durch Debussy selbst wollte seine Musik nicht in technische Mittel wie modale Harmonik und die Kategorie irgendeines „-ismus“ gepresst alten Tanzformen bekommt seine Musik eine wissen. Jenseits der Schubladen: Wie würden archaische, zeitlose Qualität, die vertraut und Sie die Verbindung von Kunst und Natur in zugleich bemerkenswert unverbraucht wirkt. diesem Werk beschreiben? 5 3. Sinfoniekonzert Debussy fordert die Vorstellungskraft auf mit ihrem berauschenden Fin-de-Siècle-Klang eine neue Art und Weise heraus und eröffnet geradezu altmodisch. Auch steht sie bis heute der geheimnisvollen Verbindung von Natur im Schatten von Mahlers Lied von der Erde. und Musik neue Dimensionen. Er schrieb Zemlinsky lebte in nahezu jeder Hinsicht im La Mer auf der Höhe seiner Schaffenskraft, Schatten von Gustav Mahler! Er hatte sogar und der Debussysche Geist ist durch und eine romantische Beziehung zu Alma Schind- durch fließend und raffiniert und entdeckt ler, bevor sie Mahlers Frau wurde. Beide neue Möglichkeiten für das Orchester. waren führende Dirigenten ihrer Zeit, doch Zemlinsky musste Wien in Richtung Prag Wenn Sie die Orchestration, die Klangfarben verlassen, um dort erfolgreich zu werden. von Debussy und Zemlinsky vergleichen, wo Mahlers Lied von der Erde war definitiv eine sehen Sie die Unterschiede? Inspiration für Zemlinskys Lyrische Sinfonie, Alle drei Komponisten sind sehr fantasie- aber jenseits der oberflächlichen Ähnlich- volle und erfahrene Orchestratoren, aber keiten – eine exotische Dichtung als sinfoni- Debussy und Ravel vertreten die Transparenz sches Werk mit zwei Vokalsolisten zu verto- und Reinheit des französischen Klangideals, nen – fällt es doch schwer, eine Verbindung während Zemlinsky eher in der Wagnerschen zu finden. Zemlinskys durchkomponierte Tradition steht. Er mischt neue Farben im Or- „Via crucis“ ist eher eine Fusion von Oper chester und verdichtet die Partitur zu einem und Sinfonie, die durch das Liebesdrama ein Dickicht voller Kontrapunkte, die alle nach komplexes inneres Leben entwickelt. Keines Aufmerksamkeit streben. Debussy lichtet die seiner Werke umfasst ein so weites Spektrum Masse des vollen Orchesters, versucht Farben an Emotionen, von ekstatischer Erregung bis zu isolieren und einen reinen Klang zu finden, zu tiefer Ruhe. einen reichen, aber schmalen Klang. Zemlins- kys Musik verkörpert stärker eine emotionale Wie würden Sie jemandem die Lyrische Sinfonie Vielfalt, überbordend vor Inspiration und mu- beschreiben, der Zemlinskys Musik noch nie sikalischen Ideen. Deshalb sind seine Partitu- gehört hat? ren dichter und benötigen besondere Sorgfalt, „Indischer Exotismus trifft auf wienerische um Transparenz zu erhalten. Ich glaube, dass Opulenz“ – diese Beschreibung habe ich mal uns Debussy in vielerlei Hinsicht lehrt, wie ein gehört, und sie trifft es ganz gut. Zemlinsky Werk wie die Lyrische Sinfonie von Zemlinsky wurde vom bengalischen Dichter Tagore zu hören ist: indem man die Kräfte mit Linea- inspiriert, und von all den Facetten dieser rität und Nuance ausbalanciert. Wenn Zem- wundervollen Dichtung sind es die Sinnlich- linsky das Ende einer Tradition repräsentiert, keit und erotische Mystik, die die orchestrale steht Debussy für den Anfang der Modernität. Palette der Lyrischen Sinfonie bestimmen. Zemlinsky findet eine intensive Intimität in Als Zemlinsky 1922/23 die Lyrische Sinfonie diesem Werk, in dem „Momente zu Stunden schrieb, wirkte sie auf die Zeitgenoss*innen werden und Stunden zu Momenten“ (Tagore). 6 Man hat viel zu sehr das Schreiben im Auge, man macht Musik für das Papier, dabei ist sie für die Ohren bestimmt! Claude Debussy Maurice Ravel 3. Sinfoniekonzert MAURICE RAVEL * 7. März 1875 in Ciboure † 28. Dezember 1937 in Paris Menuet antique ENTSTEHUNG als Klavierwerk im November 1895, Orchestration 1929 URAUFFÜHRUNG Klavierfassung: nach einer Aufführung im privaten Rahmen im Januar 1898 Uraufführung am 18. April 1898 durch Ricardo Viñes in der Salle Érard in Paris; Orchesterfassung: 11. Januar 1930 in den Concerts Lamoureux unter der Leitung von Maurice Ravel BESETZUNG 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott – 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba – Pauken – Harfe – Streicher DAUER ca. 7 Minuten 9 3. Sinfoniekonzert ANTIK UND MODERN Debussy, Ravel und das Menuet antique Maurice Ravel und Claude Debussy, diese gnole, Debussy in Ibéria, dem Mittelsatz seiner beiden Komponisten stehen nicht nur heute Images für Orchester. Beide hatten eine große gemeinsam in einer Konzerthälfte auf dem Affinität zur Musik von Modest Mussorgski – Programm. Sie werden auch in der Musikge- Debussy studierte die Partitur Boris Godunow schichtsschreibung gern in einem Atemzug und begleitete die Proben der Erstaufführung genannt: als die beiden Komponisten, die die in Paris; Ravel orchestrierte die Bilder einer französische Musik zu Beginn des 20. Jahr- Ausstellung und erstellte zusammen mit Igor hunderts neu belebt und emanzipiert haben. Strawinsky eine Bearbeitung von Mussorgskis Emanzipiert von der allgegenwärtigen deut- unvollendeter Oper Chowanschtschina. schen (Wagner!) und italienischen Übermacht Ihre literarischen Vorlieben waren so über- in Opernhäusern und Konzertsälen. einstimmend, dass 1913 sie unabhängig Auf
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