SMART-CITIES- INITIATIVE

DES KLIMA- UND ENERGIEFONDS OF THE Austrian CLIMATE AND ENERGY FUND

VISIONEN, PROJEKTE UND ERGEBNISSE 2014 – 2017 VISIONS, PROJECTS AND RESULTS 2014 – 2017

#3 2017

WWW.SMARTCITIES.AT Smart-Cities-Initiative

Editorial

Smart Cities verfolgen das Ziel einer nachhal- Um diese Entwicklung zu unterstützen, hat tigeren urbanen Entwicklung und betrachten der Klima- und Energiefonds bereits 2010 mit dabei stets das Gesamtsystem. Nicht der großem Erfolg die Smart-Cities-Initiative ins kurzfristige Erfolg ist entscheidend, sondern Leben gerufen. Einige der bislang (Stand Ende die langfristige Wirkung. Um eine Stadt mit 2017) knapp 100 umgesetzten Projekte wur- Zukunft zu schaffen. Mit mehr Wohnqualität. den bereits in den ersten beiden Smart Cities- Mit mehr öffentlichem und weniger Indivi- Broschüren des Klima- und Energiefonds dualverkehr, einem reduzierten Energiever- vorgestellt. Die vorliegende dritte Ausgabe

brauch und geringeren CO2-Emissionen. fokussiert nun auf die Einstiegs- und Um- setzungsprojekte der Jahre 2014 bis 2017, das Umsetzungsprojekt „Smart City Rheintal“ sowie die Leitprojekte „Smart Future Graz“ und „Smart City Demo Aspern“. Und damit neben den Hard Facts auch die handelnden Personen nicht zu kurz kommen, haben wir 15 besonders spannenden Projekten einen persönlichen Besuch abgestattet.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektü- re sowie faszinierende Ein- und Ausblicke! Inhalt Das Team des Klima- und Energiefonds 2 Editorial 4 Interview Theresia Vogel 9 10 Jahre Klima- und Energiefonds @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at 10 Smart Cities-Tour 14-89 Projekte 90 Smart Cities Award 92 Projekttabelle Call 1 bis 8

2 Smart Cities 2017 Smart-Cities-Initiative

Contents 2 Editorial 4 Interview Theresia Vogel 9 10 Years of Climate and Energy Fund 10 Smart Cities-Tour 14-89 Projects

Smart Cities pursues the goal of sustainable 90 Smart Cities Award urban development, always giving attention 92 Project table Call 1 to 8 to the entire system. What is critical is not short-term success, but long-term effectiveness. To create a city with a future. With better quality of life. With more public and less private transport, reduced energy consumption, and lower CO2 emissions.

To support this development, the Climate and Energy Fund created the Smart Cities To make sure we could give appropriate initiative back in 2010. Some of the almost recognition not only to the hard facts but 100 projects (as of the end of 2017) that have also to those involved in implementation, we been implemented were introduced in the paid personal visits to 15 especially exciting Climate and Energy Fund’s first two Smart projects. Cities brochures. This third edition focuses on the introductory and implementation projects We hope you will find it interesting to read from the years 2014-2017, the “Smart City and will enjoy these fascinating insights and Rheintal” implementation project, and the prospects! lead projects “Smart Future Graz” and “Smart City Demo Aspern”. The Climate and Energy Fund team

Smart Cities 2017 3 q Foto: Klima- und Energiefonds/ Andreas Scheiblecker Smart-Cities-Initiative

„Eine erfolgreiche Energiewende kann nur über Städte führen“

Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, über Ziele und Erfolge der Smart-Cities-Initiative.

Der Klima- und Energiefonds war 2010 der Orientierung europaweit erste Fördergeber in Sachen der Programmstrategie Smart City. Frau Vogel, welches Ziel stand an der Europäischen Forschungsstrategie zu Beginn der Smart-Cities-Initiative im für Smart Cities (Anm.: „European Research Jahr 2010 im Fokus? Strategy“) erfolgt. Die Vision des Klima- und Wir haben von Anfang an nach Möglichkeiten Energiefonds ist die erstmalige Umsetzung gesucht, um österreichische Unternehmen einer „Smart City“ oder einer „Smart Urban und Städte für die Beteiligung an den „Euro- Region“. Ein Stadtteil, ein Quartier oder pean Industrial Initiatives“ im Rahmen des eine urbane Region in Österreich soll durch „SET-Plans“ (Anm.: Europäischer Strategie- den Einsatz intelligenter grüner Technologien plan für Energietechnologie) best-möglich zu einer „Zero Emission City“ oder „Urban aufzustellen. In diesem Sinne ist auch die Region“ werden, in der Nachhaltigkeit

Die Smart-Cities-Initiative des Klima- und Energiefonds eine Zeitreise - A TIME TRAVEL 2010 2011

In enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation Als Ergebnis des ersten Calls begannen 18 Städte und Technologie startete der Klima- und Energiefonds europaweit als ers- und urbane Regionen mit ersten Schritten in ter Fördergeber seine Smart-Cities-Initiative. Ziel des Förderprogramms Richtung Smart City – Smart Cities-Visionen und ist es, große Demonstrations- und Pilotprojekte zu initiieren, in denen Roadmaps entstanden. bestehende beziehungsweise bereits weitgehend ausgereifte Technologien und Systeme zu innovativen Gesamtsystemen kombiniert werden. The initial call for proposals resulted in 18 towns and urban regions taking their first steps towards In close consultation with the Austrian Ministry of Transport, Innova- Smart City status, by developing and visualising tion and Technology, the Climate and Energy Fund launched its Smart their strategies and roadmaps. Cities Initiative – the first funding body in Europe to do so. The aim of this funding programme is to initiate large-scale demonstration and pilot projects, in which existing and/or well-advanced technologies and systems are linked together to form innovative integrated systems.

4 Smart Cities 2017 Smart-Cities-Initiative

gelebt wird. Das gute Leben mit gutem Einige davon führen schon für Gewissen. sich selbst genommen zu mehr Lebensqualität, oft Sind Städte der Schlüssel zur Energiewende? entsteht die Wir- 92 Schon heute lebt weltweit mehr als jeder zweite kung jedoch nur in Mensch in Städten und in Europa sind es laut einer Kombination. Mit aktuellen UN-Studie sogar schon drei von vier – der Begrünung PROJEKTE Tendenz steigend! Vor diesem Hintergrund kann von Straßenzügen eine erfolgreiche Energiewende nur über Städte und Hausdä- PROJECTS führen. Ziel muss es sein, unsere urbanen Regi- chern wirkt man Bislang wurden 92 Einzelprojekte unter- onen in Zukunft funktionaler, klimabewusster, beispielsweise stützt, davon 71 Einstiegsprojekte und energieeffizienter und ressourcenschonender zu urbanen Hitze­ 21 Umsetzungsprojekte gestalten. Nur so werden wir die Lebensqualität inseln entgegen By the end of 2017, 92 individual verbessern und ein gemeinschaftliches Miteinan- und lassen sich die projects will have been sponsored: der in den Städten ermöglichen können. Energiekosten für 71 introductory projects and 21 implementation Kühlung reduzieren. projects. Wie smart müssen Städte in Zukunft sein, um von Man schafft damit aber ihren BewohnerInnen als lebenswert empfunden auch Erholungsräume und in zu werden? Kombination mit Urban-Garde- Das lässt sich pauschal so nicht sagen. In jedem ning-Initiativen kann es sogar gelingen, Fall müssen in vielen Bereichen Verbesserungen lokal Obst und Gemüse zu erzeugen. Damit wäre her, und dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. auch schon ein erster Schritt hin in Richtung

Die Smart-Cities-Initiative des Klima- und Energiefonds eine Zeitreise - A TIME TRAVEL 2012 2013

Im April wurden die Projekte des zweiten Calls in Graz, , Villach, Im vierten Call überzeugten die Seestadt Aspern, Weiz-Gleisdorf, Hartberg und Rheintal präsentiert. Zeitgleich attestierte Hartberg und Regau – bis zu 7,5 Mio. Euro fließen das Fraunhofer-Institut Österreich eine zentrale Vorreiterrolle bei Smart seit dem Frühjahr 2014 in diese Projekte. Cities-Technologien. Start der dritten Ausschreibung. In the fourth round, it was Seestadt Aspern, In April, the projects from the second cycle of proposals were presented: Hartberg and Regau which were selected – these in Graz, Salzburg, Villach, Weiz-Gleisdorf, Hartberg and Rheintal. projects have now received up to EUR 7.5 million At the same time, the Fraunhofer Institute in assumed a central since spring 2014. pioneering role in Smart Cities technologies. The third call for proposals was launched.

Smart Cities 2017 5 Smart-Cities-Initiative

einer Stadt der kurzen Wege gemacht, der einer Parkanlage oder bei der Neugestaltung durch Initiativen, die sich um eine erhöhte eines Bahnhofs –, stellt man sicher, dass die Nutzungsmischung im Stadtteil bemühen, neuen Einrichtungen auch akzeptiert und weiter verstärkt werden könnte. bestmöglich genutzt werden.

Gesetzte Maßnahmen Richtung Smart Das Smart Cities-Programm hat sich seit City dürfen also nicht nur für sich 2010 inhaltlich weiterentwickelt. Reagiert alleine betrachtet werden? man damit auf neue Themen, oder will man Richtig! Es muss immer die so auch neue Zielgruppen erschließen? Stadt oder der Stadtteil in Beides! Wir wollen einerseits natürlich auf 68,9 seiner Gesamtheit gesehen die Herausforderungen der Zeit reagieren und werden, es geht nicht um Lösungen anstoßen, bevor Probleme entste- Mio. Euro losgelöste Einzelaktivi- hen. Durch die inhaltliche Weiterentwicklung täten. Möglichkeiten, konnten wir aber immer wieder auch neue für mehr Lebensqua- Zielgruppen für das Konzept Smart City im Auf diesen Betrag summieren sich die Gesamtprojektkosten der Calls 1 bis 8. lität zu sorgen, gibt es Sinne des Klima- und Energiefonds sensi- Der Anteil der Fördersumme an den Projekt- dann zur Genüge und bilisieren und „ins Programm holen“. Im gesamtkosten liegt bei 57,5 Prozent. wenn die BewohnerIn- Sinne der Kontinuität haben wir jedoch zum This is the sum of total project costs from nen in die Planungspro- Beispiel die Handlungsfelder beibehalten. the first eight calls for proposals. zesse einbezogen werden Die Unternehmen brauchen diese Kontinuität The funding provided amounts – ganz egal, ob beim und Planungssicherheit, Smart City-Projekte to 57.5 % of total Umbau eines Wohnhauses, haben mehrjährige Vorlaufzeiten. project costs.

2014 2015

In der fünften Ausschreibung lagen Mit dem 6. Call wurden thematische Schwerpunkte (Smarte Modernisierungen die Schwerpunkte auf der smarten im (öko-)sozialen Wohnbau, Smarte Industriestandorte und Gewerbegebiete Modernisierung im sozialen Wohnbau sowie themenoffene Projekteinreichungen innovativer Konsortien) für innovative und auf intelligenten städtisch Smart Cities-Einstiegsprojekte, die Vorarbeiten für nachfolgende Demoprojekte industrialisierten Regionen. leisten sollen, ausgeschrieben. Im selben Jahr wurden im Zuge des 7. Calls erstmalig das intelligente Einsetzen sowie die Kombination von technischen In the fifth cycle of proposals the priority UND sozialen Innovationen adressiert. areas were smart modernisation in social housing and intelligent urban For the sixth call for proposals, priority themes were specified (smart moderni- industrialised regions. sation in (eco-)social housing, smart industrial sites and commercial districts, and open-topic project submissions from innovative consortia) for introductory Smart Cities projects which would prepare the ground for later demonstration projects. In the same year, the seventh round of proposals addressed the intel- ligent application and integration of technical and social innovations. 6 Smart Cities 2017 27 Smart-Cities-Initiative PROJEKTE sen. Nicht falsch verstehen, technologische Lösun- gen sind gut und richtig und haben in der Vergan- PROJECTS genheit auch schon sehr viel Positives bewirkt. Sie stellen ein notwendiges Backbone dar. Wenn wir sie aber mithilfe von innovativen Die mit Abstand meisten Projekte wurden Praktiken und Herangehens­weisen bisher in der Steiermark (27 Projekte) und verstärkt in die raum- bezie- in Wien (22) unterstützt. hungsweise stadtplanerischen A large majority of the projects Prozesse einbinden, können supported so far have been in wir ihre Potenziale noch viel (27) and Vienna (22). besser nützen und damit ihre Wirkung deutlich erhöhen. Die Ener- 13,7 giewende ist ein Warum bekamen beginnend mit 2013 auch gesellschaftliches Mio. Euro soziale Innovationen im Programm immer Projekt und stärkeres Gewicht? betrifft jeden Weil viele Potenziale ungenützt bleiben, wenn wir von uns. Auch die meisten Förderungen flossen in uns ausschließlich auf technologische Lösungen die Steiermark. Bislang waren es konzentrieren und die Menschen außer Acht las- 13,7 Mio. Euro, dahinter folgt Wien mit 9,7 Mio. Euro. Styria received the largest amount of funding, amounting to EUR 13.7 million so far, followed by Vienna with EUR 9.7 million.

2016 2017

Der Fokus der achten Ausschreibung wurde explizit auf innovative Start des 9. Smart Cities-Calls mit Fokus auf Lösungen im Bereich dezentraler urbaner Energieproduktion, kleinen Städten und konkreten Umsetzungs­ -speicherung und -versorgung gelegt. Insgesamt 14 Projekte wurden aktivitäten. genehmigt. Launch of the ninth round of submissions for The focus of the eighth cycle was explicitly on innovative solutions Smart Cities funding, with the focus on small in the area of decentralised urban production, storage and supply of towns and practical implementation activities. energy. A total of 14 projects were approved.

Smart Cities 2017 7 Smart-Cities-Initiative

In den vergangenen Jahren sind in den Projekten zahlreiche Innovationen entstanden und umgesetzt worden. Wären diese in Quantität und 39,6 Qualität auch ohne die Förderungen des Klima- und Energiefonds möglich gewesen? Mio. Euro Definitiv nein! Zwar wären manche Projekte wohl auch ohne unsere Förderungen zustande gekom- men, in diesen Fällen aber praktisch immer ohne den innovativen Charakter und in einem deutlich Diese Fördersumme wurde bis Ende 2017 in kleineren Maßstab. In den bisher abgeschlossenen den acht abgeschlossenen Ausschreibungen acht Ausschreibungen wurden Förderungen von ausgeschüttet. knapp 40 Millionen Euro genehmigt, mit denen This is the amount of funding distributed 39 Städte beziehungsweise 92 Einzelprojekte to the eight completed tenders by the end of 2017. unterstützt werden. Das sind Zahlen und Fakten, Akteure oder die sich auch international mehr als sehen las- Player kennen­ sen können und Österreichs Vorreiterrolle in den zulernen, mit Bereichen Energie und Klimaschutz entscheidend denen sich über das mitgeprägt haben. Projekt hinaus weiter an Lösungen für unterschiedlichste Probleme arbeiten Haben die Projektpartner auch über die Innovatio- lässt. Die Projektpartner bestätigen uns, dass sie nen hinaus etwas von ihren Bemühungen? Sprich, von der vernetzten und starken Smart Cities- gibt es auch positive Langzeiteffekte? Community aus Wissenschaft, Wirtschaft und Stadtplanung und Stadtentwicklung sind Prozesse, Stadt profitieren – diese Wirkung hält oft weit über in die viele Partner aus Verwaltung, betrieblich und die Projektlaufzeit hinaus. Und die beteiligten privat eingebunden sind und sich vernetzen. Ein Unternehmen können natürlich damit punkten, Smart Cities-Projekt gemeinsam umzusetzen, ist dass ihre Produkte und Lösungen auch interna- damit eine Chance, zum Teil noch wenig begangene tional gut sichtbar werden, und sie profitieren oder neue Wege zu beschreiten, aber auch neue dadurch im Export.

The English-language version of the interview can be found on: @ www.smartcities.at

8 Smart Cities 2017 10 Jahre Klima- und Energiefonds

Über uns – zehn Jahre Klima- und Energiefonds

Es ist eine Jahrhundertaufgabe für Österreich, maximalen Klimaschutz mit der Sicherung des Wirtschaftsstandortes zu vereinen. Um dieser Herausforderung mit geeigneten Werkzeugen zu begegnen, gründete die Bundesregierung vor zehn Jahren den Klima- und Energiefonds. An der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft versteht sich dieser als One-Stop-Shop10 für eine innovative Energiewende. In enger Abstimmung mit und dotiert aus Mitteln des Ministeriums für Land- und Forst- wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie des Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie wickelt er vielfältige Programme und Initiativen ab und entwickelt Strategien und Förderprogramme für eine nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems. Mit Erfolg: Bis Ende 2016 hat der Klima- und Energiefonds mit einem 10 Förderbudget von 1,1 Mrd. Euro mehr als 110.000 Projekte gefördert. JAHRE Weitere Informationen zu zehn Jahren Klimafonds: KLIMA- UND www.klimafonds.gv.at ENERGIEFONDS

KURS RICHTUNG ZUKUNFT 2013 2014 2015 2016 About us – ten years 2017 10 JAHRE KLIMA- UND The Climate and Energy Fund ENERGIEFONDS

Klima- und Energiefonds Jahresbericht 2016 It is the task of the century for Austria – combining maximum climate protection with securing the country’s role as a business hub. To provide suitable tools to meet these challenges, the federal government ten years ago founded the Climate and Energy Fund. At the confluence of policy, economics, research and civil society, this fund is intended to provide one-stop shopping for an innovative energy revolution.

With close cooperation and funding from the Ministries of Agriculture and Forestry, Envi- ronment and Water Management, and Transport, Innovation, and Technology, it operates a wide range of programmes and initiatives and develops strategies and funding programmes to sustainably transform our energy and mobility system. And it has been successful: By the end of 2016, the Climate and Energy Fund had used its funding budget of EUR 1.1 billion to support more than 110,000 projects.

More information about the ten years of the Climate and Energy Fund can be found at: www.klimafonds.gv.at

Smart Cities 2017 9 Smart cities-tour

Neun Bundesländer, zehn Tage, 15 Highlights: Im Rahmen einer großen Österreich-Tour haben wir im Spätsommer 2017 besonders interessante Smart Cities-Projekte besucht und mit Verantwortlichen über ihre Ziele, Ergebnisse, Ansätze und Konzepte gesprochen.

Wenn der Feldkircher Stadtbaumeis- In Ollersdorf in der Golf- und Thermenre- ter DI Gabor Mödlagl in der Vorarlberger gion Stegersbach ist die Situation ähnlich – 30.000-EinwohnerInnen-Stadt durch und doch ganz anders, wenn Bürgermeister „sein“ Montforthaus führt, wird schnell Bernd Strobl und Projektleiter Ing. Andreas klar: Hier ist den Stadtvätern Großartiges Schneemann die vielen Photovoltaik-Anla- gelungen. Über Jahre hinweg haben sie das gen im Ort zeigen und ihr Projekt „Urbane Ziel eines nachhaltigen Leuchtturmprojekts Speichercluster Südburgenland“ erklären. verfolgt und schlussendlich als Teil des vom Sie sind stolz auf das Demovorhaben, das Klima- und Energiefonds geförderten Smart Innovation in die Region bringt und zu einer City-Projekts „Smart City Rheintal“ auch kleinen Revolution am Energiemarkt führen umgesetzt. könnte. p Fotos: Klima- und Energiefonds/ 10 Smart Cities 2017 Hans Ringhofer SMART CITies-TOUR

Kleine Revolutionen kündigen sich aber auch Unser Fazit: Wo ein Wille, da ein Weg. Und: in Innsbruck, Hallein und Korneuburg an. Auch Nur gemeinsam ist die Vision einer Smart City dort wird an innovativen Lösungen für die auch in der Realität umsetzbar. Nur gemeinsam Zukunft geforscht. Ebenso in Judenburg, Graz, lassen sich die Ziele auch erreichen, und nur Klagenfurt, Linz und Feldbach, davon konn- gemeinsam können die vielen Projekte tat- ten wir uns im Spätsommer 2017 im Rahmen sächlich zu einer smarteren Zukunft für unsere einer großen Österreich-Reise überzeugen. In Städte führen und einen Umdenkprozess in zehn Tagen haben wir 15 besonders interessan- Gang bringen. ten Smart Cities-Projekten in diesen urbanen Ballungszentren einen Besuch abgestattet und vor Ort mit ExpertInnen über den innovativen Charakter ihrer Vorhaben gesprochen: über Summary Nine Austrian states, ten days, 15 projects: in our grand gesetzte Ziele, erreichte Ergebnisse und über tour of Austria, we visited some particularly interesting Zukunftsperspektiven. Smart City projects in Feldkirch, Bregenz, Innsbruck, Hallein, Judenburg, Graz, Frohnleiten, Feldbach, Linz, Klagenfurt, Ollersdorf, Korneuburg and Vienna. Wir haben aber auch versucht, dabei selbst Visiting these towns gave us the opportunity to discuss the innovative character möglichst vorbildlich unterwegs zu sein, und of their projects with local experts and project teams. We talked about the goals die mehr als 1.700 Kilometer lange Reise daher that had been set, the results achieved, and future prospects, extending beyond weitgehend mit Elektroauto, Zug und anderen the projects themselves. To set a good example during our travels, we complet- öffentlichen Verkehrsmitteln bestritten. ed the route, more than 1,700 kilometres in total, using mainly electric vehicles, rail and other public transport. Our conclusion? Where there’s a will, there’s a way. But it’s only by working together that we can succeed in making our Smart City vision a reality.

SMARTwas? smartwas_ Lena und Markus auf Spurensuche … unterwegs in Österreich Was bedeutet eigentlich „Smart City“? Um das herauszufin- den, haben sich Lena (22) und Markus (19) spannende Smart Cities-Projekte in ganz Österreich angesehen!

Ziel: Das Thema „Smart City“, die dahinterliegenden Ideen und Anliegen auch für junge Menschen greifbar und ver- ständlich zu machen. Dazu besuchten die beiden insgesamt neun Klimafonds-Projekte und stellten die Fragen, die sie aus ihrer jugendlichen Perspektive interessieren!

Ihre Eindrücke und die für sie relevantesten Aspekte zeigen Lena und Markus mit Fotos, Kurzstatements, Fragen und Co. auf Instagram #smartwas und Facebook. In dieser Broschüre findet sich eine Auswahl dieser Beiträge. smartwas_Auf geht‘s: wir sind unterwegs in Österreich zu vielen smarten Projekten... smartwas_#unterwegs Alle Postings und Fotos: www.instagram.com/smartwas_ #smartwas und www.facebook.com/smartwaslenaundmarkus

Smart Cities 2017 11 SMART CITies-TOUR

ORTE & Projekte Von West nach Ost – Seite / Projekt 16 Rheintal: Smart City einmal quer durch 18 Smart Water Control 19 Innsbruck: Smart City Campagne-Areal 22 hallein: Wohnen findet Stadt – Einstiegsprojekt Österreich 59, 65 23 hallein: Wohnen findet Stadt – Umsetzungsprojekt 24 Salzburg: Smarte Stadtteilsanierung Goethesiedlung 25 Salzburg: Zero Carbon Refurbishment 26 Zell am See: Sonnengarten Limberg Start unserer großen Österreich-Tour war in mit dem 27 Salzburg: Grüne Stadtoasen Projekt „Smart City Rheintal“. Danach ging es ostwärts: Über Inns- 62 69 30 linz: Soziale Innovationen in Smart Cities bruck und Hallein landeten wir in Linz und danach in Klagenfurt. 31 linz: Future District Heating In der Steiermark machten wir in Feldbach, Frohnleiten, Judenburg 34 Klagenfurt: Smarte Abwärmenutzung 64 und Graz Station und im beim überregionalen Projekt 74, 75, 76 35 Klagenfurt: Smart Living in Harbach 31 30 38 Judenburg: Smart City „Urbane Speichercluster Südburgenland“, ehe unsere Rundfahrt in 76, 77, 78, 89 39 Frohnleiten: Smart City Korneuburg und Wien ihren krönenden Abschluss fand. 40 Feldbach: Smart City 66 41 leoben: Smart Exergy 67 73, 80-88 Alle in dieser Broschüre beschriebenen Projekte sind auf der gegen- 68 42 leoben Ost: LearningLab 79 57 43 Weiz: Smart Urban Industry überliegenden Seite mit ihrem Projektnamen nach Bundesländern 45 Graz: Smart Future (von West nach Ost) gelistet. Zur leichteren Orientierung: Die in 63 46 Graz: Smart Food Grid Orange gehaltenen Projekte haben wir im Rahmen unserer Öster- 47 Graz: Living Green City Waagner-Biro 48 Graz: Jacky_Cool_Check reich-Tour besucht, die in Violett angeführten Projekte wurden von 24, 25 49 Graz: Arbeiten und Wohnen in Reininghaus der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP besucht. 50 Graz Süd: Reuse- & Upcycling-Zentrum 22, 23 58 51 Graz: Smarte Modernisierung Terrassenhaussiedlung 41, 42 52 Graz: SmartAIRea Flughafen 39 56 53 Graz: ICT4SmartHeating 16 43 56 Südburgenland: Urbane Speichercluster 38 57 Eisenstadt: Multifunktionale Energienetzwerke 27 58 Pinkafeld: Empower Citizens 47-53 62 Korneuburg: Way2Smart 40 46 63 Ebreichsdorf: Smart City 64 Tulln: Smart IndustryHUB 26 66 St. Pölten: Smart & GreenLivingLab 67 Neulengbach: Smarte Speicherstadt 19 68 Schwechat: Green Smart City 45 69 Industriebrachen-Erkundungsservice für Stadtteile 35 73 Wien: Smart Cities Demo Aspern 74 Wien: Mischung: Possible! 34 75 Wien: Mischung: Nordbahnhof 76 Wien: Make your City Smart Aspern 77 Wien: Smarter Citizens Building Prototype Tour 78 Wien: BuildyourCity2gether Aspern Smart City-Tour Projekte 79 Belegschaftsbasiertes Geschäftsmodell Summary From west to east – a journey through Austria PV- & E-Mobilitätsinfrastruktur Our grand tour of Austria began in Vorarlberg with the 80 Wien: Smart Block Step II Regionen smartwas_ “Smart City Rheintal” demo project. Then we headed east, through Inns- 81 Wien: Pocket Mannerhatten – Teilen und Tauschen 82 Wien: Smart City im Gemeindebau bruck and Hallein, to Linz and then on to Klagenfurt. In Styria, we stopped 83 Wien: Smartes Wohnen für Generationen in Feldbach, Frohnleiten, Judenburg and Graz, and in Burgenland we visited 84 Wien: Nutzung von Abwärmepotenzialen the interregional “Südburgenland urban storage clusters” before the tour’s 85 Wien: Biotope City grand finale in Korneuburg and Vienna. All the projects described in this 86 Wien: Urban Cool Down 87 Wien: Smartes Leben am Wasser brochure are listed on the opposite page by project name, grouped by federal 88 Wien: Greening Aspang state (from west to east). For easier orientation, the projects we visited on our 89 Wien: Grüne Zukunftsschulen Austria tour are listed in orange, and those visited by JUMP (Jugend-Umwelt- Plattform, or “Youth environment platform”) are in purple.

12 Smart Cities 2017 SMART CITies-TOUR

59, 65

62 69

64 74, 75, 76 31 30 76, 77, 78, 89

66 67 73, 80-88 68 79 57

63

24, 25

22, 23 58 41, 42

39 56 16 43 38 27

47-53 40 46 26

19 45 35 34

Smart City-Tour Projekte

Regionen smartwas_

Smart Cities 2017 13 Reise – Vorarlberg

RLBER RA G O V p Montforthaus Feldkirch, Foto: Jürgen Zacharias REISE- Smart City? Smart Rheintal!

TAG Das Rheintal ist so etwas wie die wirtschaftliche und G gesellschaftliche Aorta Vorarlbergs und damit auch Aus- VO R RARLBE gangspunkt der meisten Smart City-Bemühungen im Bundesland. Wir haben uns zwei Aktivitäten in Feldkirch und Hard genauer angesehen.

Am Anfang war in Feldkirch nur von einer Sanierung des alten Montforthau- ses die Rede. Das war 2002 und zwei Jahre später auch schon wieder Schnee q Möglichst grün ans Ziel: Wo immer möglich, waren von gestern. Zu teuer wäre das Ganze gekommen, sagt Stadtbaumeister DI wir bei der An- und Abreise zu den Standorten auf der Gabor Mödlagl, und zu viele Kompromisse hätte man eingehen müssen. Also Schiene unterwegs. Foto: Jürgen Zacharias ging es zurück an den Start und eine Vision nahm Formen an, die sich heute in der mächtigen Glas- und Steinkonstruktion des neuen Montforthauses widerspiegelt. Darin zu sehen ist ein architektonisches Vorzeigeprojekt, das der Feldkircher Altstadt ein neues Gesicht gibt. Darin zu sehen ist aber auch eine durchdachte Gesamtkonstruktion, die in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt und ein wesentlicher Pfeiler des vom Klima- und Energiefonds geförderten und Ende 2015 abgeschlossenen Demonstrations- projekts „Smart City Rheintal“ (siehe auch Seite 16) ist.

14 Smart Cities 2017 Reise – Vorarlberg

Projektleiter Christian Eugster von der Vor- se Passivhausqualität verwirklicht, wie arlberger Kraftwerke AG: „Die Energiebran- Ing. Tobias Forer-Pernthaler, Projektent- che ist seit Jahren im Umbruch, das Verhalten wickler beim verantwortlichen Unterneh- und die Bedürfnisse der KundInnen ändern men i+R Wohnbau, erklärt. „Die Themen sich, neue Themen kommen auf und darauf Energie und Mobilität waren uns von müssen wir als Energieversorger reagieren. Anfang an wichtig. Im Smart City-Projekt Das Smart City-Projekt bot dafür ideale Mög- konnten wir dann unsere Ansätze überprü- lichkeiten, auch weil wir dabei mit PartnerIn- fen, uns austauschen und unsere geplan- nen zusammenarbeiten konnten, mit denen ten Ansätze auch erweitern.“ Eine konkret wir sonst nie im Boot sitzen, uns austauschen durch „Smart City Rheintal“ initiierte und wie im Fall Montforthaus nachhaltige Maßnahme war die Integration eines E- Prozesse wissenschaftlich begleiten und Carsharing-Fahrzeugs der Genossenschaft pushen konnten.“ Caruso inklusive Stellplatz und Ladestati- on. Caruso-Mitgründer Christian Steger- Zurück zum Kultur- und Kongresshaus in Vonmetz ist mit der Lösung allerdings Feldkirch, bei dem bereits beim Bau auf nicht rundum zufrieden: „Die Einbindung Nachhaltigkeit geachtet wurde. So wurden ist gut und richtig, allerdings relativ spät bevorzugt regionale Materialien verwendet, passiert. Es war daher nicht mehr möglich, Kühlen und Heizen funktionieren mit Grund- Carsharing im Stellplatzkonzept oder in wasser und die perfekte Anbindung an öffent- den Kaufverträgen zu berücksichtigen, da liche Verkehrsmittel garantiert eine CO - müssen wir in Zukunft schneller sein.“ p Montforthaus Feldkirch, Foto: Jürgen Zacharias 2 arme An- und Abreise. In der Gastronomie Trotzdem laufe der Betrieb zufrieden-

spielen regionale Produkte eine wesentliche stellend und auch Projektleiter Christian p Das Montforthaus (ganz oben und Rolle, eine PV-Anlage wandelt Sonnenstrah- Eugster bilanziert positiv: „Wir konnten Mitte) ist optisch wie technisch hervor- ragend gelöst. In Hard ermöglicht eine len in Energie um, die Personenlifte erzeugen im Zuge von ‚Smart City Rheintal‘ vieles neue Buslinie eine direkte Verbindung beim Abwärtsfahren Strom und vor dem Haus lernen, konkret umsetzen und zukünftige vom neu gestalteten Ortsteil „In der Wirke“ zum nahegelegenen Bahnhof. und in der Tiefgarage stehen E-Fahrrad- und Projekte anstoßen.“ Fotos: Jürgen Zacharias E-Auto-Tankstellen. Übersichtlich und in Echtzeit dargestellt werden viele der Energie- parameter auf einem Monitor im Foyer, der Summary On the first day of our tour of Austria, we observed two Gabor Mödlagl eine Herzensangelegenheit activities related to the “Smart City Rheintal” demo war. „Es ging dabei um Bewusstseinsbil- project, which was completed in 2015. In Feldkirch, municipal architect Gabor dung“, erklärt der Stadtbaumeister. „Mit der Mödlagl gave us an inside view of the new Montforthaus, which was constructed Anzeige verdeutlichen wir, dass jede/r Besu- using local materials wherever possible, where groundwater is used for cooling cherIn AkteurIn in unserer Energielandschaft and heating, public transport connections are perfect, and the passenger lifts ist und selbst Maßnahmen setzen kann, um generate power during downward travel. Energie und Ressourcen einzusparen.“ At In der Wirke in Hard, the aim was optimally sustainable redevelopment of the old Wolff textiles factory site, on which apartments, office and business Weniger um Bewusstseinsbildung als viel- areas, the market town’s new event centre, and an intergenerational centre mehr um das Miteinander von Generationen, were created using low-energy or passive-house standards. Participation in this von Wohnen und Arbeit, von öffentlichen und Smart City project allowed some newly conceived approaches to be evaluated persönlichen Räumen ging es einige Kilome- and expanded, according to engineer Tobias Forer-Pernthaler, a project ter weiter nördlich in Hard in der Siedlung developer at i+R Wohnbau, which was responsible for the project. One measure „In der Wirke“, das ebenfalls ein Teil von that was specifically initiated through “Smart City Rheintal” was the integration „Smart City Rheintal“ war. Im Konzept für die of a shared e-car from Caruso, a car-sharing cooperative, including a parking Nachnutzung des ehemaligen Wolff-Areals spot and recharging station, as Caruso co-founder Christian Steger-Vonmetz wurden Wohnungen, Büro- und Geschäfts- explains. Project manager Christian Eugster expressed satisfaction with the flächen, das neue Veranstaltungszentrum der project’s progress: “We learned a lot, achieved a lot, and generated ideas for Marktgemeinde Hard und ein Haus der Gene- future projects.” rationen in Niedrigstenergie- beziehungswei-

Smart Cities 2017 15 Projekt – Vorarlberg

Rheintal Smart City Rheintal

Im Vorarlberger Rheintal konnte bei diesem Demoprojekt

Projektstart: 07.2012 gleich eine ganze Reihe von Smart Cities-Ansätzen Projektende: 12.2015 Förderung: 1.313.000 Euro entwickelt und umgesetzt werden. Foto: Klima- und Energiefonds/Hans Ringhofer q

In „Smart City Rheintal“ wurden zahlreiche Darüber hinaus wurde ein nachhaltiges smarte Elemente für zwei emissionsfreie Mobilitätskonzept realisiert: Die Zahl der Stadt- und Ortsteile im Rheintal entwickelt privaten Stellplätze wurde auf ein Mindest- und realisiert: In Hard konnte die Revita- maß reduziert und eine Bewirtschaftung der lisierung des brach liegenden Industriege- öffentlichen Stellplätze ermöglicht, es wur- biets „In der Wirke“ mit einer nachhaltigen den mehr Fahrradabstellflächen und eine E- Energieversorgung und energieeffizienten Ladeinfrastruktur geschaffen, und eine neue Technologien unterstützt werden. Buslinie ermöglicht eine direkte Verbindung zum nahegelegenen Bahnhof. In Zusam- Durch die Sanierung bestehender Bau- menarbeit mit Caruso konnte zudem ein substanz wurde der Primärenergiebedarf Elektro-Carsharing-Modell ausgearbeitet reduziert, dank des Vor-Ort-Recyclings und und etabliert werden. In Feldkirch wiederum Wiedereinbaus von Abbruchmaterial konn- wurde am Eingang zur historischen Altstadt ten unter dem Strich rund 400 Lkw-Fahrten ein hocheffizientes, emissionsfreies Kon- eingespart werden. „In der Wirke“ wurden gresszentrum errichtet, in dem im Rahmen außerdem sechs Eigentumswohnungen mit der Realisierung ein Green-Meeting-Kon- „Smart Home“-Applikationen ausgestattet, zept samt integrierten Mobilitätslösungen p Nachhaltig leben, arbeiten und die einerseits durch die intelligente Vernet- umgesetzt wurde. Damit entstand ein auto- wohnen: Der Ortsteil „In der Wirke“ zung von Haustechnik einen höheren Wohn- freier Zugang zur Altstadt, der nun durch den umfasst neben einem modernen Ver- anstaltungssaal auch ein Pflegeheim, komfort ermöglichen und andererseits das Einsatz von Beteiligungsprozessen auf breite einen Kindergarten, Wohnungen, Bewusstsein für Energieeffizienz fördern. Akzeptanz in der Bevölkerung stößt. Büro- und Geschäftsflächen und einen Stellplatz für ein Elektro- Carsharing-Auto von Caruso. Alle Fotos: Jürgen Zacharias Ein Vorzeigeprojekt für ganz Vorarlberg

Summary In “Smart City Rheintal”, smart elements for two emissions-free districts in the Rhine Valley were developed and implemented: in Hard, the revitalization of an unused indus- trial area was supported with, among other things, a sustainable supply of @ Aktuelle Infos zu den Projekten: electricity and, in collaboration with Caruso, an electric car-sharing model www.smartcities.at was prepared and established. In Feldkirch, a green meeting concept and mobility solutions were implemented in a newly-built convention centre.

16 Smart Cities 2017 Reise - TIROL

TIROL

p Innsbruck, Foto: Jürgen Zacharias REISE- Next stop: Innsbruck Innsbruck liegt gleich mit zwei Projekten auf unserer TAG Reiseroute: Wir haben die Gelegenheit genutzt, uns über den Status quo im „Smart Cities Campagne-Areal“ zu TIROL informieren und mit Prof. Robert Sitzenfrei über „Smart Water Control“ zu sprechen.

Tag zwei unserer Österreich-Reise führt uns Beim „Campagnereiter-Areal“ geht nach Innsbruck. Genauer: in den Osten der es aber nicht nur um die Schaffung Stadt, auf das sogenannte „Campagnereiter- von dringend benötigten Wohnungen, Areal“ in der Reichenau. Dort fiel bereits 2002 sondern auch um die Realisierung eines der Startschuss für eines der größten Stadtent- Best-Practice-Beispiels für nachhal- wicklungsprojekte in der Geschichte der Tiroler tigen und kostengünstigen Wohn- Landeshauptstadt. Damals wurde der vor Ort raum im Passivhausstandard. Dazu wurde beheimatete Pferdesportverein nach Igls begleitend das Smart City-Projekt „Smart City p Ein Teil des Projektteams von „Smart Cities Campagne-Areal“. abgesiedelt und die rund acht Hektar große Campagne-Areal Innsbruck“ (siehe auch Seite v.l.n.r.: Hannes Gstrein, DI Martin Franzmair und DIin Sabrina Hechen- Fläche zu so etwas wie einer „stillen Aktie“ für 19) aufgesetzt. Hannes Gstrein, Bereichsleiter berger. Foto: Jürgen Zacharias Ein Vorzeigeprojekt für ganz Vorarlberg die Errichtung neuer Wohnungen. Eineinhalb Energieeffizienz bei der IIG: „Wir wollen unse- Jahrzehnte später ist es nun so weit, der ren Auftrag, zukunftsfähig zu bauen, in Zukunft Baubeginn für Herbst 2018 geplant. DI Martin weiter forcieren, was gut mit den Zielen der Franzmair verantwortet als Projektleiter des Smart-Cities-Initiative des Klima- und Energie- Geschäftsbereichs Technik der Innsbrucker fonds harmoniert. Durch das Projekt haben wir Immobiliengesellschaft (IIG) das in einem nun die notwendige Zeit und die Ressourcen, um kooperativen Planungsverfahren entwickelte intelligente Lösungen in den Bereichen Energie, Vorhaben: „Stufenweise werden in vier nachhaltige Verkehrserschließung und Mobili- Baustufen neue Sportstätten und rund 1.100 tätsangebote sowie Ver- und Entsorgungsstruk- Wohnungen errichtet.“ turen zu entwickeln und zu prüfen.“ >>> Smart Cities 2017 17 Reise – Tirol

Das erarbeitete Know-how soll in Zukunft aber men erfassen und steuern auch bei anderen Bauvorhaben Anwendung wir hier am Campus im finden. „Wir wollen aus dem Projekt heraus kleinen Maßstab. Damit Schubladenlösungen entwickeln, mit denen wir wollen wir weiterfüh- leistbares und nachhaltiges Wohnen im Passiv- rende Entwicklungspo- hausstandard auch anderswo leichter umsetzen tenziale erkennen und können“, so Hannes Gstrein abschließend. die benötigte Hard- und Software sowie Über- Um die Entwicklung von Schubladenlösungen tragungstechniken von geht es langfristig auch Dr. Robert Sitzenfrei kabelgebunden bis hin vom Institut für Infrastruktur der Uni Inns- zu Funk etablieren. bruck. Als Projektleiter verantwortet er das Klimafonds-Einführungsprojekt „Smart Water Sie schaffen also ein Mini-System, das in Control“. Mit seinen KollegInnen Dr.in Carolina weiterer Folge auch großflächig zum Einsatz Kinzel und Dr. Michael Mair erklärt er uns am kommen soll? Dach eines Universitätsgebäudes die Funkti- Das wäre das Ziel! Diese Blickrichtung hat uns onalität eines dort aufgebauten Messsensors aber erst der Klima- und Energiefonds mit seiner als Teil eines engmaschigen Messnetzes, der Förderung ermöglicht. Wir hätten ein Versuchs- Regenmenge, Windstärke und -richtung, Luft- system hier am Campus aufgebaut und haben mit feuchtigkeit und Temperatur erfasst. den entsprechenden Arbeiten auch bereits begon- nen, die Smart-Cities-Initiative ermöglichte uns Herr Dr. Sitzenfrei, was machen Sie mit den aber den Schritt mit Blickrichtung einer konkreten gesammelten Daten? Umsetzung im größeren Maßstab, was ursprüng- Wir haben hier am Campus und in der Umge- lich kein Thema gewesen wäre. Ziel des Projekts bung rund 30 Sensoren installiert, mit denen ist es daher nun auch, eine Smart Water Commu- p Das Projektteam von Smart Water Control (v.l.n.r.: Dr. Michael wir auch die Bodenfeuchtigkeit und die Wasser- nity aufzubauen, interessierte Akteure für eine Mair, Prof. Robert Sitzenfrei und Zu- und Abflussmengen in den Gebäuden Adaption in einem größeren Maßstab zu finden Dr.in Carolina Kinzel) demonstrierte die Funktionsweise einiger Mess- messen. Damit wollen wir den Wasserkreislauf und im Rahmen eines Folgeprojekts umzusetzen. sensoren am Universitätscampus. möglichst detailliert in Echtzeit abbilden, für Fotos: Jürgen Zacharias mehr Bewusstseinsbildung sorgen und eine optimale Steuerung des Kreislaufs ermöglichen. Im Energiesektor geht die Entwicklung aktuell in Summary Innsbruck has two ongoing projects, putting it very much Richtung „smart metering“ und Echtzeit-Moni- on our itinerary. The “Smart Cities Campagne-Areal” toring und früher oder später wird dieser Ansatz project is based on the urban development project at the Campagnereiter auch im Bereich Trink-, Regen- und Abwasser site in Innsbruck’s Reichenau district, involving the construction of 1,100 Thema. Dazu möchten wir in dieser Sondierung apartments in seven stages. The project aims to provide a best-practice die technologischen Vorarbeiten leisten, aber example of sustainable, affordable homes built to passive-house standards, as auch gesellschaftliche Barrieren und rechtliche Martin Franzmair, project manager for the technology division of Innsbrucker Rahmenbedingungen ausloten. Immobiliengesellschaft (IIG), and Hannes Gstrein, head of the company’s energy efficiency division, explained to us. That is why the “Smart City Campagne-Areal Auf welche Teilaspekte konzentriert sich das Innsbruck” was added to the Smart Cities project. Projekt? Next, we met with Professor Robert Sitzenfrei of the University of Innsbruck’s Primär haben wir derzeit die Wasserversor- Institute of Infrastructure, who is in charge of “Smart Water Control” for the gung im Fokus. Dort wollen wir die Effizienz Smart Cities project. Using a tightly-meshed network of sensors that collect erhöhen, für mehr Bewusstseinsbildung data on rainfall, wind strength and direction, humidity, and temperature, sorgen und außerdem dabei helfen, Störfälle he hopes to design a more sustainable water system. In our interview he wie Rohrbrüche zuverlässig zu erkennen und explained in detail how the support of the Climate and Energy Fund had dementsprechend in weiterer Folge automati- allowed the project a broader perspective: “Otherwise, we would have set up an siert darauf zu reagieren. Interessant sind aber experimental system here on campus. The Smart Cities initiative allowed us to auch die Bereiche Regenwasserbehandlung und work on a larger scale, with a view to practical implementation.” Schmutzwasserabfuhr. Alle Aspekte zusam-

18 Smart Cities 2017 Projekt – Tirol

Smart City Campagne-Areal Innsbruck Innsbruck

Projektstart: 06.2017 Das Neubaugebiet Campagne Reichenau in Innsbruck Projektende: 05.2020 (geplant) soll in den kommenden Jahren zu einer „Zero Emission Förderung: 978.000 Euro Urban Region“ entwickelt werden.

CAMPAGNE IM AUFTRAG VON Wohnraum in Innsbruck ist aufgrund Passiv­hausstandard entstehen. Die STÄDTEBAULICHES LEITPROJEKT – CAMPAGNE-REICHENAU, INNSBRUCK IIG, INNSBRUCKER IMMOBILIEN GESELLSCHAFT

0.1 LEItPROJEKt «SYnthESE» – ÜBERSIChtSPLan – 1:2000 der geografischen Lage der Stadt Optimierung der Gebäudehüllen steht Plandarstellungen außerhalb der Grundgrenzen verstehen sich als wünschenswerte Entwicklungen; im Rahmen angemessener Verfahren zu prüfen. begrenzt. Die Nachfrage nach günsti- dabei ebenso im Fokus wie die intel- 0m 100m 200m gen Wohnungen steigt allerdings seit ligente Stadtplanung sowie Ver- und Jahren und daher wird nun im Gebiet Entsorgungsstrukturen im Smart City- Campagne Reichenau mit rund 84.000 Gebiet. Dabei kann auf Erfahrungen und Quadratmetern Grundstücksfläche eines Strukturen aus dem „EU-FP7-Sinfonia“ der größten Stadtentwicklungsgebiete und Vorprojekten der Partner aufgebaut 13

8 Österreichs mit rund 1.100 Wohnungen beziehungsweise an diese angeknüpft (davon ein Großteil gefördert), Sport- werden. > www.sinfonia-smartcities.eu plätzen und einem Vereinshaus voll- 4

23 ständig neu errichtet. Ziel ist die langfristige nachhaltige Quartiersentwicklung zur „Zero Im Rahmen des Umsetzungsprojek- Emission Urban Region“ sowie die tes soll ein Best-Practice-Beispiel Eingliederung in den Energieplan

ARGE RÜDIGER LAINER + PARTNER UND SPATH ARQUITECTOS, WIEN LEITPROJEKT, DOSSIER THEMENPLÄNE – 31.08.2016 für die Schaffung von nachhaltigem „Innsbruck 2050“ und „Tirol 2050 ARGE FUTURAFROSCH GMBH UND MET ARCHITEKTUR GMBH, ZÜRICH Stand 07.11.16, 12.28h, KG AUBÖCK UND KARASC, LANDSCAPE ARCHITECTS, WIEN FORMat a3 – SEItE 4 / 23

Synthese 06.10.2016 und kostengünstigem Wohnraum im energieautonom“. 1:2000 SIT_Leitprojekt-Baufelder, Weissplan - 1:2000

Arge Futurafrosch GmbH und Met Architektur GmbH p Am Campagne-Reichenau-ArealCRI: Campagne Reichenau, Innsbruck - A rinbeitss tInnsbruckand Leitprojekt - 06.10.16 (links oben) sollen in den kommenden Jahren Wohnungen, Sportplätze und ein Vereinsheim neu entstehen. Nachhaltiger & kostengünstiger Foto: Jürgen Zacharias, Modell-Foto: IIG Plan und Hintergrundbild: Freiluft Wohnzimmer Wohnraum bogenfeld ARCHITEKTUR

Summary In Innsbruck’s Campagne Reichenau area, one of Aus- tria’s largest urban development areas is being built, including athletic fields, a clubhouse, and 1,100 apartments. Within the frame- work of the project, best-practice examples are being developed for creating @ Aktuelle Infos zu den Projekten: inexpensive and sustainable residences with a passive-house standard. The www.smartcities.at focus is on optimising building envelopes, on intelligent urban planning, and supply and waste management structures.

Smart Cities 2017 19 Reise – Salzburg

LZBURG SA Hallein schafft REISE- Win-Win-Situation TAG Im Zuge einer umfangreichen Sanierung und Nachver- dichtung soll in der Halleiner Burgfriedsiedlung ein nach- G SA UR haltiger Siedlungsverbund errichtet werden. Wir haben LZB einen Blick in die Pläne geworfen.

Geld und Material waren knapp, als man sich in den 1940er- und 1950er-Jah- ren an den Bau der Burgfriedsiedlung in Hallein machte. An Nachhaltigkeit wurde damals natürlich nicht gedacht, das Ziel war einzig und allein, Wohn- raum zu schaffen, und das möglichst schnell und kostengünstig. Heute, sie- ben Jahrzehnte später, sind die Auswirkungen dieser Philosophie in der süd- östlich des Stadtzentrums gelegenen Siedlung zwar auf den ersten Blick nicht sichtbar, für die BewohnerInnen aber in jedem Fall spürbar. Trotz diverser Verbesserungsmaßnahmen und Teilsanierungen lässt die Wärmedämmung zu wünschen übrig, viele BewohnerInnen kämpfen mit Schimmelbildungen in den Wohnräumen, und der Lärm des Verkehrs auf der vorbeiführenden Salzachtal Straße und der querenden Döttlstraße ist nicht zu überhören.

Geht es nach Projektleiter Paul Schweizer und dem restlichen Projekt- team, sollen diese Probleme aber bald der Vergangenheit angehören. Im Zuge einer ganzheitlichen Sanierung will der Architekt die Siedlung aus der p Mit dem Zug ging es nach Hallein, wo uns ein Teil des Projektteams (oben rechts, v.l.n.r.: Architekt Paul Schwei- Nachkriegszeit ins Hier und Jetzt holen und in einen nachhaltigen Bau mit zer, Mag.a Sabine Gadocha und DI Markus Leeb) begrüßte. Vorbild­wirkung verwandeln. „Da Hallein rasch wächst, werden wir parallel Foto: Jürgen Zacharias verträgliche Nachverdichtungen realisieren.“ Alleine durch den Ausbau der

20 Smart Cities 2017 Reise – Salzburg

Dachgeschosse könnten in der Burgfried- physik Smart Building siedlung in den kommenden Jahren bis zu an der Fachhochschu- 150 neue Wohnungen entstehen. le Salzburg: „An den Außenwänden werden Ein Fürsprecher des Vorhabens ist auch direkt auf den Putz in Bürgermeister Gerhard Anzengruber, dem eine erste Aufbauschicht der Sanierungsbedarf der in Gemeindebesitz Heizungsrohre verlegt, befindlichen Wohnsiedlung natürlich nicht die an die Fernwär- verborgen geblieben ist und der sich in me beziehungsweise Hallein mit einem raschen Bevölkerungs- Wärmepumpe angeschlossen werden. Zur wachstum konfrontiert sieht. „Die Einwoh- Dämmung wird anschließend Mineralwolle nerInnenzahl steigt bis 2030 von aktuell oder Zellulose aufgebracht, die sichtbare rund 21.000 auf bis zu 27.000“, erklärt er Außenhaut bildet ein strukturiertes Absor- bei unserem Besuch. „Daraus ergibt sich berelement zur Lärmreduktion.“ ein Bedarf von 130 bis 150 neuen Wohnun- gen pro Jahr. Alleine mit Neubauten ist das Folge davon ist ein deutlicher Komfortge- unmöglich zu schaffen.“ winn für die BewohnerInnen. Wichtig für Bürgermeister Gerhard Anzengruber: Durch In dem im Sommer 2016 abgeschlossenen die geplanten Maßnahmen steigt die Qua- und ebenfalls vom Klima- und Energie- lität der Wohnungen. Die im Vergleich zu p Hallein ist aktuell eine der fonds geförderten Sondierungsprojekt jetzt höheren Mietpreise können aber durch am schnellsten wachsenden „Wohnen findet Stadt!“ wurden daher die niedrigere Betriebskosten abgefedert wer- Städte Österreichs. Bürgermeister Gerhard Anzengruber (Bild Mitte) Potenziale für Nachverdichtungen in der den, woraus sich eine Win-Win-Situation schätzt den Bedarf an neuem Gemeinde erhoben. Mag.a Sabine Gadocha, für Stadt und BewohnerInnen ergibt. Dazu Wohnraum auf 130 bis 150 Woh- nungen pro Jahr. Ein Teil davon Researcher im Research Studio iSPACE: „Die kommen positive Effekte für die Umwelt: könnte durch die Nachverdichtung Untersuchung zeigt ein Nachverdichtungs- Unter dem Strich sinken der Energiebedarf in der Burgfriedsiedlung realisiert werden, das Projektteam (Bild un- potenzial von rund 330.000 Quadratmeter und die CO2-Emissionen der beiden Gebäu- ten) arbeitet an der Realisierung. Fotos: Jürgen Zacharias Bruttogeschossfläche.“ In weiterer Folge de im deutlich zweistelligen Prozentbereich. beschäftigte sich die Sondierung (siehe auch „Und das, obwohl wir schlussendlich 44 Seite 22 & 23) mit smarten Modernisie- statt bisher 30 Wohnungen haben werden“, rungsmaßnahmen in der Burgfriedsiedlung. so Paul Schweizer abschließend. Ergebnis waren konkrete Handlungs- empfehlungen für ein nachfolgendes Umsetzungsprojekt, das mit gleichem Summary The “Wohnen findet Stadt!” (Living in the city) exploratory study, Namen „Wohnen findet Stadt“ die Be- which was completed in 2016, investigated potential areas for standssanierung und Nachverdichtung redensification. According to Sabine Gadocha, researcher at the Research Studio iSPACE, von vorerst zwei Wohnobjekten in der “The investigation reveals a potential for redensification of about 330,000 square metres Siedlung zum Ziel hat. of gross floor area.” The study also considered smart modernisation strategies for the Burgfried residential estate. This resulted in specific recommendations for a subsequent „Wir wollen dabei die in der Sondie- implementation project under the same title (“Wohnen findet Stadt”) aiming initially to rung erarbeiteten Grundlagen kon- renovate and redensify two residential buildings in the area, as project manager Paul kretisieren“, sagt Paul Schweizer. Um Schweizer and Mayor Gerhard Anzengruber explained. die Belastung für die BewohnerInnen “Here we are aiming to implement the principles which resulted from the exploratory der betroffenen 30 Wohnungen (im project,” said Paul Schweizer. In order to minimise stress for the residents of the 30 Zuge der Nachverdichtung entstehen affected apartments, particular attention will be given to the façade, which will have 14 neue Wohnungen, saniert wird in a multi-functional construction design. Markus Leeb, head of the faculty for Integral bewohntem Zustand) möglichst gering Construction Physics for Smart Building at the Salzburg University of Applied Sciences, zu halten, steht dabei vor allem die says, “Heating pipes will first be laid directly onto the rendered surface of the external Fassade im Fokus, die multifunktional walls and then connected to the district heating system or the heat pump. They will then gestaltet werden soll. DI Markus Leeb, be covered with mineral wool or cellulose, and the visible outer skin will form a structural Fachbereichsleiter Integrale Bau- absorption element that reduces noise.”

Smart Cities 2017 21 Projekt – Salzburg

Hallein Wohnen findet Stadt in Hallein

Sondierungsprojekt Projektstart: 05.2015 Das Demovorhaben „Wohnen findet Stadt!“ setzt direkt auf den Projektende: 05.2016 Förderung: 108.000 Euro Ergebnissen des gleichnamigen Sondierungsprojekts auf. Demonstrationsprojekt Projektstart: 10.2016 Ziel ist die nachhaltige Bestandssanierung und Nachverdichtung Projektende: 10.2019 (geplant) Förderung: 830.000 Euro von zwei rund 70 Jahre alten Demonstrationsgebäuden in der Burgfriedsiedlung in Hallein.

der multidimensionalen Betrachtung, die sowohl bauliche als auch soziale Aspekte, Energiesysteme, Mobilitätsangebote und die Infrastrukturversorgung einschloss. Außerdem wurde ein Prototyp für eine Multi­funktionsfassade entwickelt, die parallel Dämm-, Heiz- und Schallschutz- funktionen übernimmt und deren Wirk- samkeit in einem dreidimensionalen Modell nachgewiesen wurde.

Ebenfalls Ergebnis ist eine Übersicht des Nachverdichtungspotenzials in der Stadt, das im Wohnbauland bei 329.419 Quadrat- metern Bruttogeschossfläche (BGF) liegt, in dem sich theoretisch bis zu 2.945 Wohnein- p Im Rahmen des Demonstrations- Das im Mai 2015 gestartete Sondierungspro- heiten verteilt auf 776 Parzellen realisieren projekts sollen die in der Sondierung erarbeiteten Grundlagen in der jekt „Wohnen findet Stadt!“ verfolgte einen ließen. Alleine in der Burgfriedsiedlung liegt Burgfriedsiedlung praktisch integrativen Ansatz zur Sanierung, Moder- das Nachverdichtungspotenzial den Berech- umgesetzt und evaluiert werden. Fotos: Paul Schweizer • Architekt nisierung und Nachverdichtung von Gebäu- nungen zufolge in einer Größenordnung von den und Gebäudeverbünden im sozialen und 15.000 Quadratmetern. Außerdem wurden kommunalen Wohnbau. Sondierungsgebiet die konkreten Energiekennzahlen aller war die Burgfriedsiedlung in Hallein, die mit Gebäude in der Burgfriedsiedlung ermittelt, ihrer hohen Verkehrsbelastung und offenen gesammelt und gemeinsam mit Indikatoren Bebauungsstruktur als Beispielprojekt für zu Standortqualität zu sogenannten Gebäu- eine Vielzahl ähnlicher Bestandsstrukturen dedatenblättern gebündelt, die nun eine in ganz Österreich dienen kann. wichtige Entscheidungsgrundlage etwa für weitere Sanierungsmaßnahmen bilden. Ergebnis der Sondierung war unter anderem eine Variantenstudie zur Sanierung und zu Auf die Ergebnisse der Sondierung auf- Nachverdichtungsmöglichkeiten sowie zu bauend startete am 15. Oktober 2016 das einer angepassten Energieversorgung im bis 2019 geplante Demonstrationsprojekt Untersuchungsgebiet unter Berücksichti- „Wohnen findet Stadt!“. Ziel ist der Ein- gung der Bedürfnisse von BewohnerInnen, satz, die Überprüfung und Adaptierung der Schallschutz und systemübergreifender erarbeiteten Grundlagen anhand von zwei Energieeffizienz. Die Innovation bestand in Demonstrationsgebäuden in der Burgfried-

22 Smart Cities 2017 Projekt – Salzburg siedlung in Form einer Bestandssanierung ihre Bedürfnisse und Wünsche schon im (30 Wohnungen) und Nachverdichtung Sondierungsprojekt mithilfe eines Frage- (14 Wohnungen) durch eine eingeschossi- bogens erhoben, unabhängige Experten ge Aufstockung. Dabei kommt auch die im standen zudem für Informationsgespräche Sondierungsprojekt angedachte multifunk- zur Verfügung, in BewohnerInnenver- tionale Fassade zum Einsatz, die in einem sammlungen wurde die weitere Vorgangs- ersten Schritt bei einer Demonstrations- weise vorgestellt. In der Umsetzung soll wohnung im Erdgeschoss des Objekts in die Miteinbeziehung der BewohnerInnen der Salzachtal Straße aufgebaut und über fortgesetzt werden. Eine Infobox, die 2018 die Wintermonate auf ihre Funktionalität errichtet wird, ist als zentrale Anlaufstel- überprüft wird. Abhängig von den Ergebnis- le für BewohnerInnen und Interessierte sen wird die Fassade bei Bedarf adaptiert, geplant, dort wird der Projektfortschritt do- anschließend kommt sie bei beiden Objek- kumentiert und ein persönlicher Austausch ten (das zweite Gebäude befindet sich in der untereinander sowie mit den am Projekt Döttlstraße) zum Einsatz. Beteiligten ermöglicht.

Neben Energiefragen (ein Objekt wird an die Begleitend wird außerdem ein Video Fernwärme angeschlossen, das zweite Ob- gedreht, das veranschaulichen soll, wie jekt aus Forschungsgründen und auch, um BewohnerInnenversammlungen funktio- eine mögliche Kühlfunktion der Fassade zu nieren, welche Herausforderungen dabei zu analysieren, mit Wasserpumpe und Tiefen- bewältigen waren und wie diese überwun- sondern ausgestattet) sollen im Demons­ den werden konnten, um damit Partizi- trationsprojekt auch Mobilitätsfragen gelöst pationsprozesse bei anderen Vorhaben zu p Auf den beiden unteren Bildern ist eines der Gebäude zu sehen (gelb), werden. Mit einer Schallverbauung will man erleichtern. Unabhängig davon läuft parallel das Teil des Demonstrationsprojekts „Wohnen findet Stadt!“ ist. die Aufenthaltsqualität in den vorhandenen zum Projekt ein Monitoringprozess, der alle Fotos: Paul Schweizer • Architekt Freiräumen verbessern. Da die Sanierung Vorhaben auf ihre Funktionalität hin über- in bewohntem Zustand durchgeführt wird, prüfen und wichtige Ergebnisse für ähnliche erhofft man sich zudem verwertbare Rück- Nachverdichtungs- und Sanierungsvorha- schlüsse zu Vorgangsweise und Verträglich- ben im Bundesland und in ganz Österreich keit der Maßnahmen. liefern soll.

Um die BewohnerInnen möglichst stark Weg von der Einzelmaßnahme – in den Prozess miteinzubeziehen, wurden hin zum Gebäudeverband

Summary The planned “Wohnen findet Stadt!” ‘(Living in the city) demo project builds directly on the results of the exploratory study under the same name. Its objective is the sustainable renovation and redensification of two demonstration buildings on the Burgfried residential estate in Hallein, both of them @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at around 70 years old. The result of the exploratory project begun in May 2015 was, among other things, a comparison study of the options for renovation and redensification and an adapted power supply in the area analysed. A prototype was also developed for a multi- function façade that insulates, heats, and reduces noise and whose effectiveness was verified using a three-dimensional model. Based on these findings, the “Wohnen findet Stadt!” demonstration project began on 15 October 2016 and is expected to run until 2019. Its objective is the application, evalu- ation, and adaptation of the principles already devised, working on two demonstration buildings in the Burgfried residential estate, which are being renovated (30 apartments) and redensified (14 apartments). This work will include the multi-functional façade that was conceptualised during the exploratory study.

Smart Cities 2017 23 Projekt – Salzburg

Salzburg Smarte Stadtteilsanierung Itzling-Goethesiedlung

Projektstart: 09.2015 Projektende: 12.2016 In diesem Sondierungsprojekt wurde die Machbarkeit einer Förderung: 195.000 Euro „energetisch ambitionierten und sozial nachhaltigen Quar- tiersentwicklung“ in der Salzburger Goethesiedlung überprüft.

Die Stadt Salzburg hat sich in ihrem Smart gung bis hin zur CO2-Neutralität durch- City-Masterplan ambitionierte klima- und gespielt und entsprechende Simulationen energiepolitische Ziele gesetzt. Die ge- erstellt. Ergebnis und Schlussfolgerung war plante Sanierung der Goethesiedlung (bei neben einer Dokumentation des gegen- der Errichtung in den 1970er-Jahren eines wärtigen Zustands der Siedlung und der der größten Wohnbauprojekte der Stadt wirtschaftlichen, rechtlichen und instituti- Salzburg) stellt bei der Zielerreichung eine onellen Rahmenbedingungen vor allem ein Schlüsselmaßnahme dar. Ziel des Sondie- Siedlungsleitbild, das den Konsens der in- rungsprojekts SmartItzGoes (kurz für Smar- volvierten AkteurInnen zu den Sanierungs- te Stadtteilsanierung Itzling-Goethesied- zielen umfasst. Außerdem wurden meh- lung) war es daher, die Machbarkeit einer rere qualitativ und quantitativ definierte energetisch sehr ambitionierten und sozial Szenarien zur zukünftigen Entwicklung der p Die Goethesiedlung zählt zu den dichtestverbauten Wohnsiedlungen nachhaltigen Sanierung in der aus den Goethesiedlung dargestellt und die techni- der Stadt Salzburg: Auf etwa 13 Hektar leben hier 2.500 BewohnerInnen. 1970er-Jahren stammenden Wohnsiedlung sche Machbarkeit, soziale Verträglichkeit Foto oben: salzburgwiki.at, Fuchs 2010 zu überprüfen. Dazu wurden verschiedene und Wirtschaftlichkeit des Vorzugsszenari- Foto unten: SIR Szenarien zu Sanierung und Energieversor- os nachgewiesen.

Energetisch ambitioniert & sozial nachhaltig

Summary The planned renovation of the Goethesiedlung is a key measure for Salzburg’s development into a smart city. The goal of the “SmartItzGoes” exploratory study was therefore to evaluate the feasibility of ambitious, socially sustainable renovation of a housing estate that was originally built in the 1970s. p Foto: Klima- und Energiefonds/Hans Ringhofer To this end, various rehabilitation and power supply scenarios were run through and corresponding simulations prepared.

24 Smart Cities 2017 Projekt – Salzburg

Salzburg Smarte Stadtteilsanierung Zero Carbon Refurbishment

Itzling-Goethesiedlung Das Projekt beschäftigte sich mit der Konzeption

gesamtheitlicher Sanierungs- und Nachverdichtungs- Projektstart: 09.2016 Projektende: 08.2017 maßnahmen für eine Salzburger Wohnhausanlage. Förderung: 132.000 Euro

Eine aus den 1980er-Jahren stammen- de Wohnhausanlage in der Friedrich- Inhauser-Straße im Salzburger Stadtteil Aigen soll in den kommenden Jahren saniert werden. Die dafür geeigneten Sanierungs- und Nachverdichtungs- maßnahmen standen im Mittelpunkt des Projekts „Zero Carbon Refurbish- ment“ (kurz ZeCaRe).

Ziel war die Konzeption der Wei- terentwicklung der Anlage zu einer

CO2-Siedlung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Faktoren und der Frei- raumgestaltung in einem kooperativen Planungsprozess. Durch die Einbindung der BewohnerInnen wurden die Qualität und der Nutzen des Vorhabens für alle Beteiligten erhöht.

Außerdem entstanden im Rahmen des Projekts Mobilitätskonzepte, um den sogenannten Stellplatzschlüssel trotz p Die Wohnhausanlage in der Salzburger Nachverdichtung zu senken und neben Wichtig war den Projektinitiatoren Friedrich-Inhauser-Straße soll nach Möglichkeit

zu einer CO2-Siedlung weiterentwickelt werden. dem Komfortgewinn und der Frei- außerdem die Multiplizierbarkeit des Luftbild modifiziert, Foto: Google Maps raumaufwertung das Wohnen für die Vorhabens über das aktuelle Projekt BewohnerInnen leistbarer zu machen. hinaus, finden sich im Bundesland und Begleitet wurde das Vorhaben von einer im gesamten Bundesgebiet doch viele sozialwissenschaftlichen Studie. ähnliche Wohnanlagen.

Summary The “Zero Carbon Refurbishment” project (or ZeCaRe Nachhaltigkeit for short) was set up for the overall renovation and redensification of a Salzburg housing complex that was originally built in weiter denken! the 1980s. The goal was to develop a concept to transform the complex into a carbon-neutral community, taking into account economic factors and the design of the open space. The residents were included in the planning and the project was accompanied by a social science study. @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at

Smart Cities 2017 25 Projekt – SALZBURG

Sonnengarten Limberg Zell am See Zell am See

Projektstart: 05.2017 Projektende: 04.2020 (geplant) Mit dem Smart City-Demoprojekt „Sonnengarten Limberg“ Förderung: 588.000 Euro soll in einem gesamtintegrativen Prozess ein Siedlungsgebiet in Zell am See nachhaltig entwickelt und errichtet werden.

Die Gemeinde Zell am See möchte mit dem aufgewertet werden. Es handelt sich dabei Schlüsselprojekt „Sonnengarten Limberg“ um ein integratives Bauprojekt mit Fokus einen Schritt in Richtung Smart City ma- auf Energie, Barrierefreiheit, Mobilität und chen. Aufbauend auf bereits erfolgte Vor- soziale Aspekte. Aufbauend auf der Sied- arbeiten (es wurden beispielsweise bereits lungsentwicklung sollen neue Schwerpunk- Voruntersuchungen zu den Themen Bar- te in diesen Bereichen gesetzt werden. Der rierefreiheit, Energieeffizienz, Freiraum- bereits modellhaft begonnene Prozess wird gestaltung und Mobilität angestellt) soll damit fortgeführt und dokumentiert. In mit der Errichtung einer Zero-Emission- Kooperation und im Austausch mit anderen p Spatenstich: Im Ortsteil Zellermoos Siedlung mit rund 180 Wohnungen, einem Städten soll im Rahmen des Projekts außer- entsteht in den kommenden Jahren eine neue Siedlung mit rund 180 Kindergarten, einem Nahversorger sowie dem ein Leitfaden für Kleinstädte erarbeitet Wohnungen. Mehrzweckräumen der Ortsteil Zellermoos werden. Foto: SIR/Strassl

Eine Zero-Emission-Siedlung errichten

Modell, Foto: Sonnengarten Limberg, Zell am See q

smartwas_ #Sonnengarten Limberg

Summary Zell am See is taking a step towards becoming a Smart City with its “Limberg sun garden” demo project. The upgrade of the Zellermoos district is to include the construction of around Work in progress: hier sind die Bauarbeiten 180 apartments, a kindergarten, a local store, and multi-purpose rooms. The voll im Gange für einen smarten Wohnkomplex! construction project is an integrative one that focuses on energy, accessibility, #barrierefrei #oberirdischautofrei mobility, and social concerns. In cooperation and exchange with other munici- #sonnengartenlimberg #smartwas palities, the project aims to develop guidelines for small towns.

26 Smart Cities 2017 Projekt – Salzburg

Integrierte Analyse und Bewer- tung von grünen Stadtoasen

Projektstart: 04.2017 Das Projekt will die Vorteile von Grünflächen für Stadtklima und Projektende: 03.2018 Förderung: 142.000 Euro (geplant) -ökologie aufzeigen. Ein Gespräch mit Projektleiter Florian Albrecht vom Interfakultären Fachbereich für Geoinformatik der Uni Salzburg.

Herr Albrecht, welchen Ansatz verfolgt das Projekt „Integrierte Analyse und Bewertung smartwas_ von grünen Stadtoasen“, kurz grünOase? #GrünOase Salzburg Durch das anhaltende Städtewachstum gehen immer mehr öffentliche und private Grünräu- Was wünschen sich Menschen von me verloren. Diese wirken sich aber sowohl auf einem Park? Wir haben Fr. Osberger die Lebensqualität als auch auf das Mikroklima gefragt, die das beim Projekt #grünoase positiv aus. Daher ist der Erhalt bestehender erforscht: u.a. Bäume für Schatten, freie und die Schaffung neuer Grün- und Freizeit- Grasflächen und Beleuchtung. #picknick flächen ein wichtiger Aspekt einer nachhal- #spielwiese #grünflächen #smartwas tigen Stadtentwicklung. Um diesen Aspekt zu verdeutlichen, wollen wir mit dem Projekt den Wert von Grünräumen besser erklären. Dazu wollen wir auch herausfinden, was sich die Leute von einem Park wünschen, um Grünräu- me in Zukunft besser an die Bedürfnisse ihrer Die Planung von Parkanlagen BesucherInnen anpassen zu können. erleichtern Dabei konzentriert man sich auf zwei Park­ anlagen in Salzburg. terInnen des Stadtgartenamts und Organisa- Genau. Hauptkriterium für uns war, dass es in tionen, die in Parks und deren Nachbarschaft den Parks das Potenzial zu Veränderungen und aktiv sind. Verbesserungen gibt. Das ist beim Lehener Park und beim Preuschenpark der Fall. Welche Ergebnisse erwarten Sie? Hauptziel ist die Entwicklung eines Leitfadens, Wie geht man vor? der zeigen soll, wie man Daten für die Planung Am Anfang stand die Sammlung quantitativer von Parks erhebt und damit eine Grundlage für Daten. Dies umfasst beispielsweise diverse die konkrete Planung schafft. Summary Luft- und Satellitenbilder, aus denen Grün- The English-language flächen und Bäume zum Teil automatisiert Werden die Ergebnisse auch auf andere Parks version of the interview extrahiert werden können. Danach haben wir übertragbar sein? can be found on the Smart Cities website: Interviews mit Menschen in den Parks geführt, Wir haben unsere Methoden so ausgerichtet, www.smartcities.at in denen wir die Attraktivität der jeweiligen dass sie auch in anderen Parks und Städten Parks abgefragt und qualitative Daten erhoben anwendbar sind. Die Ergebnisse selbst sind haben. Der nächste Schritt ist nun, die Ergeb- für Parkanlagen, die im Wechselspiel mit ihrer nisse aus den Bildauswertungen gemeinsam Umgebung funktionieren, stets individuell. mit jenen aus den Umfragen in bestehende Die Verwendung einer vergleichbaren Da- Planungsabläufe zu integrieren. Dafür führen tengrundlage erleichtert es aber, Parallelen wir Interviews mit PlanerInnen, mit Vertre- zwischen Parks zu ziehen.

Smart Cities 2017 27 Reise – Oberösterreich

TERR ÖS EIC R H p E Fotos: Klima- und Energiefonds/Hans Ringhofer B O In Linz beginnt‘s ... REISE- Soziale Innovationen kommen in Smart Cities-Projekten bislang viel zu kurz, meint Dozent Dietmar Kanatschnig TAG H und will das nun mit dem Linzer Projekt „SINN Cities“ O C B I ändern. E RE RÖSTER Weg mit den Autos und her mit dem pulsierenden Stadtleben! Die Bewoh- nerInnen der belgischen Stadt Gent verwandeln jedes Jahr im Sommer viele Straßen in lebendige Begegnungszonen. Dort, wo sonst der Verkehr fließt (oder stockt – je nach Sichtweise), wird drei Monate lang auf den Straßen gegrillt und gekocht. Es werden Schaukeln und Rutschen aufgestellt, dazu Pflanzen und sogar kleine Bäume. Food Trucks machen Station und Lichter- ketten sorgen auch abends für Atmosphäre. „Living Street“ nennt sich diese bemerkenswerte Initiative, die Jahr für Jahr mehr Zuspruch findet ndu die auch Eingang in das Linzer Smart City-Projekt „SINN Cities“ (kurz für „Sozi- ale Innovationen in Smart Cities“, siehe auch Seite 30) fand.

Projektleiter Dozent Dietmar Kanatschnig und das Projektteam haben dafür in ganz Europa umsetzungsorientierte soziale Innovationen wie „Living Street“ aufgespürt. Das Ergebnis ist ein „Ideenspeicher“ mit 60 internatio- nalen Best-Practice-Beispielen, die das Potenzial haben, unser Energiesys- p Unterwegs: Linz ist für unseren tem nachhaltiger zu gestalten. Ergänzt werden diese von 20 weiteren sozialen „rasenden Reporter“ Jürgen Zacharias Innovationen, die vom Projektteam – dem auch die NGOs Klimabündnis, in jedem Fall eine Reise wert. In der Stahlstadt könnten schon bald einige Global 2000 und Südwind angehörten – in Workshops entwickelt wurden. soziale Innovationen umgesetzt werden. Fotos: Jürgen Zacharias

28 Smart Cities 2017 Reise – Oberösterreich

Wie helfen Initiativen wie „Living Street“ Richtung viel bewirken.“ Ähnlich sieht das beim Energiesparen, Herr Kanatschnig? Mag.a Ulrike Singer, stellvertretende Regio- „Technologische Innovationen wie sparsa- nalstellenleiterin von Klimabündnis Oberös- mere Verkehrstechnologien sind wichtig, aber terreich: „Wenn durch soziale Innovationen nicht ausreichend. Mehr als die Hälfte der Energien und Ressourcen gespart werden, dadurch ermöglichten Ressourceneinsparung wirkt sich das auch auf den Klimaschutz geht verloren, weil es keinen adäquaten Um- positiv aus. Insofern war es naheliegend, dass gang der Gesellschaft mit diesen Technologi- wir soziale Innovationen mitentwickeln und en gibt. Erst mithilfe von neuen, innovativen diesen Aspekt auch auf der Messe verstärkt sozialen Praktiken lassen sich technologische betonen wollen.“ Für Johannes Wahlmüller, Innovationen nachhaltig in unseren Lebens- Klimasprecher von Global 2000, sind einige weisen verankern. Zudem haben soziale Inno- der erarbeiteten sozialen Innovationen sogar vationen das Potenzial, auch darüber hinaus in die NGO-Arbeit überführbar: „Absolut. Mit nachhaltig zu wirken.“ diesen Beispielen können wir Menschen und Institutionen noch mehr Wege in Richtung Inwiefern? einer klimaschonenderen Zukunft aufzeigen.“ „Beispielsweise werden bei ,Living Street‘ interessierten Menschen alternative Mobili- Ab wann das Projekt ein Erfolg wäre, fragen tätsformen zur Verfügung gestellt. Die Folge wir Dietmar Kanatschnig abschließend. „Ein ist ein verändertes Mobilitätsverhalten. Die Erfolg ist es jetzt schon“, sagt er. „Wir spüren p Besprechung des Projektteams: Wolfgang Pfoser-Almer (mit Rücken Initiative zeigt damit Wege auf, wie Maßnah- von den Betreibern sozialer Innovationen in zur Kamera), Dr. Gerhard Utri (Stadt men zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der ganz Europa großes Interesse an unserem Linz), Projektleiter Dozent Dietmar Kanatschnig, Mag.a Ulrike Singer & Stadt umgesetzt werden können, und das ver- Projekt. Unabhängig davon würden wir uns Lic. Stefan Robbrecht-Roller. gleichsweise günstig. Technologische Innova- aber natürlich wünschen, dass es auf Basis Fotos:Jürgen Zacharias tionen sind meist teuer, soziale Innovationen der gesammelten Innovationen zu möglichst benötigen neben engagierten Menschen und vielen konkreten Umsetzungen kommt.“ einer guten Idee oft nur eine kleine Anschub- finanzierung von ein paar hundert Euro, um in Gang zu kommen.“ Summary Social innovations have so far received too little atten- tion amongst Smart Cities projects. That’s what project Neben den sozialen Innovationen spielte 2017 manager Dietmar Kanatschnig thinks, which is why he has been tracking im Projekt auch die Nachhaltigkeitsmesse down implementation-oriented social innovations all over Europe in his “SINN „WearFair +mehr“ (Organisator ist ein Ver- Cities” introductory project. The result is an “ideas warehouse” with 60 inter- ein, der von den drei zuvor genannten NGOs national best-practice examples which have the potential to shape our power getragen wird) in der Linzer Tabakfabrik eine system in a more sustainable way. These ideas are complemented by 20 more entscheidende Rolle. Ursprünglich als reine social innovations that were developed in workshops by the project team, Modemesse konzipiert, deckt sie mittlerweile which included the NGOs Climate Alliance, Global 2000, and Südwind. sämtliche Konsumbereiche ab. „Nun richten In addition to social innovations, the “WearFair +more” sustainability show wir den Fokus verstärkt auf Unternehmen, die (organised by an association funded by the three NGOs mentioned above), held soziale Innovationen leben. Damit wollen wir in Linz’s Tabakfabrik, played a decisive role in the project. Conceptualised as niederschwellige Smart Cities-Technologien purely a fashion exhibition, it has developed to cover all consumer areas, with sichtbarmachen“, sagt Wolfgang Pfoser- a special focus on companies that actively practise social innovation, as Wolf- Almer, Geschäftsführer der Messe. Dieser gang Pfoser-Almer, the exhibition’s CEO, explains. This approach conforms Ansatz ist auch ganz im Sinne der beteilig- completely to the spirit of the participating NGOs, say Stefan Robbrecht-Roll- ten NGOs, wie Lic. Stefan Robbrecht-Roller, er, Südwind’s regional manager for , and Ulrike Singer, deputy Regionalstellenleiter von Südwind Oberöster- manager for Climate Alliance’s Upper Austria office. Johannes Wahlmüller, reich, erklärt: „Wir setzen uns seit Jahren für climate spokesman for Global 2000, thinks a few of the social innovations are Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen even transferable to NGO work: “This allows us to highlight even more paths und eine nachhaltige globale Entwicklung ein. to a more environmentally friendly future.” Soziale Innovationen können auch in diese

Smart Cities 2017 29 projekt – Oberösterreich

Linz SINN Cities

In diesem Einstiegsprojekt wurden neue Wege für eine erfolgreiche

Projektstart: 10.2016 Umsetzung und Implementierung von Smart Cities-Technologien Projektende: 09. 2017 Förderung: 160.000 Euro in unseren Alltag recherchiert, entwickelt und analysiert.

Durchschnittliche Rebound-Effekte in Höhe Nicht mehr gesellschaftlich „zuständige“ von 50 bis 60 Prozent sowie Energiearmut, Institutionen wie Stadtverwaltungen reali- von der fünf Prozent der österreichischen sieren etwas „für“ die Betroffenen, sondern Bevölkerung betroffen sind, zeigen, dass Ideen von Individuen oder Organisationen durch technologische Innovationen alleine werden „von unten“ an Verwaltungen oder eine nachhaltige Entwicklung des Energiesys- Unternehmen herangetragen und gemein- tems nicht erreicht werden kann. Das Projekt sam umgesetzt. „SINN Cities“ (kurz für „Soziale Innovationen in Smart Cities“) konzentrierte sich daher auf Da „Bottom-up“-Initiativen meist unterfi- soziale Innovationen, um dadurch neue und nanziert beziehungsweise von öffentlichen innovative Smart Cities-Technologien effizi- Förderungen abhängig sind, wurden die re- enter in unseren Alltag zu integrieren. cherchierten Innovationen auch mit alter- nativen Finanzierungsmodellen hinterlegt. Europaweit wurden dazu Vorbilder für soziale Außerdem wurden in Workshops mit Teil- Innovationen recherchiert und nach inhalt- nehmerInnen aus Politik, Stadtverwaltun- lichen Gesichtspunkten drei großen Inno- gen, Unternehmen, Zivilgesellschaft, NGOs vationsfeldern (u. a. Soziale Innovationen und der Wissenschaft gemeinsam Ansätze zur Verstärkung erwünschter Wirkungen und Ideen für weitere soziale Innovationen technologischer Innovationen in Bezug auf entwickelt. Die gesammelten Beispiele nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen) sollen nun in Österreich und europaweit zugeordnet. Dabei zeigte sich, dass soziale Learnings und Kontakte bei der Umsetzung Innovationen zu neuen Governance-Modellen sozialer Innovationen vermitteln, eine Be- p Fotos: www.livingstreet.org führen, in deren Rahmen das Verhältnis von wusstseinsbildung für das Thema schaffen „Top-down“ und „Bottom-up“ neu justiert und Vorlage zu konkreten Realisierungen beziehungsweise die Zivilgesellschaft stärker sein. Ergebnis ist der Endbericht, in dem aktiviert und eingebunden wird als bisher. alle 80 sozialen Innovationen ausführlich Mit den beschrieben werden. Menschen statt für die Menschen Zum Abschluss wurde Anfang Oktober 2017 eine soziale Innovation durch Sichtbarma- chen von Smart Cities-Technologien und Summary The “SINN Cities” project concentrates on using social -Lösungen im Rahmen der Produkt- und innovations to integrate new, innovative Smart Cities Informationsmesse „WearFair +mehr“ (mit technologies more efficiently into our everyday lives. Throughout Europe, models rund 13.000 BesucherInnen) in der Lin- for social innovation were researched and workshops held. In these workshops, zer Tabakfabrik als konkretes Fallbeispiel experts in the project team helped to develop further social innovations. The ex- umgesetzt. amples collected (listed in the final report) are now to form a template for specific implementation projects. The culmination came at the beginning of October 2017, when a social innovation project showed Smart Cities technologies and solutions at the “WearFair +more” product and information exhibition.

30 Smart Cities 2017 projekt – Oberösterreich

Linz FutureDHSystem Linz

In dieser Sondierung wurde ein Großwärmespeicher zur Reduktion

der CO2-Emissionen und zur Optimierung der Nutzung von indus- Projektstart: 04.2016 Projektende: 03.2017 trieller Abwärme im Fernwärmenetz der Linz AG analysiert. Förderung: 187.000 Euro

Die Integration von industrieller Ab- Finanzierungskonzepte des Großwär- wärme in städtische Fernwärmesysteme mespeichers geprüft, organisatorische ist ein wesentlicher Baustein für eine und betriebswirtschaftliche Aspekte zukunftsfähige, CO2-arme Wärmever- behandelt und sozioökonomische Effek- sorgung in einem smarten Ballungs- te (Akzeptanz) analysiert. Dabei zeigte raum. Linz weist diesbezüglich noch sich, dass der im System betrachtete große Potenziale auf, die Großwärmespeicher kurzfristig materi- das Sondierungsprojekt altechnisch noch nicht realisiert werden „FutureDHSystem Linz“ kann, seine Einbindung netztechnisch im Detail aufzeigte. aber machbar ist. In diesem Fall

Im Rahmen des könnten die CO2-Emissionen im Projektes wurde Fernwärmenetz der Linz AG um mehrdimensional 42 Prozent reduziert werden. vorgegangen: Betriebswirtschaftlich stel- Signifikante len Unsicherheiten am Energiemarkt Abwärmepo- (Strom- und Gaspreise) ein wesent- tenziale wurden liches Risiko dar, wenngleich der erfasst und deren volkswirtschaftliche Nutzen eines Integration unter Großwärmespeichers aufgrund der vorrangiger Beach- Investitionstätigkeit und lang- tung der Einbindung fristigen Primärener- eines saisonalen Groß- gieeinsparung als wärmespeichers im deutlich positiv Fernwärmesystem beurteilt werden simuliert. Darü- kann. ber hinaus wur- p Das Fernwärmesystem von Linz den innovative (v.o.n.u.: Fernheizkraftwerk Linz-Mitte, Fernwärmeleitung, zweite Kraftwerkslinie im Fernheizkraftwerk Linz-Mitte) soll in Zukunft p Fernwärmenetz im Stadtgebiet Linz, noch effektiver gestaltet werden. Abb.: Bescheid Stadt Linz, 2016 Alle Fotos: Linz AG

Summary Linz still has great potential for integrating indus- trial waste heat into its district heating systems. The “FutureDHSystem Linz” exploratory study documented significant waste Abwärmepotenziale heat potential and simulated its integration. Priority was given to including nutzbar machen! a seasonal large heat accumulator. The study also evaluated financing con- cepts for the large heat accumulator, addressed administrative and business concerns, and analysed socio-economic effects. @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at

Smart Cities 2017 31 Reise – Kärnten

NTE ÄR N K p Foto: Jürgen Zacharias Smart Lindwurm REISE- Nach Stationen in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Ober- österreich führt uns Tag 5 unserer Österreich-Reise nach TAG Kärnten. In Klagenfurt gibt es gleich zwei interessante Projektbeispiele. N KÄRNTE DI Christian Probst, so viel ist schnell klar, ist ein Mann mit Visionen. Enthu- siastisch erzählt der Servicebereichsleiter der Abteilung Technik und Bau der Diakonie de la Tour vom geplanten Stadtentwicklungsvorhaben in Klagenfurt Harbach. Er spricht von sozialer Durchmischung und hoher Lebensqualität. Die Stadtentwicklung in Harbach ist für Klagenfurt ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Projektleiter Von betreuten Wohneinheiten, SozialraumkoordinatorInnen und von der Wolfgang Hafner: „Die dort geplanten Smart Cities- Maßnahmen werden Strahlkraft weit über Klagenfurt Zukunft der Pflege, die in der Kärntner Landeshauptstadt mit der Umsetzung hinaus besitzen.“ des Smart City-Vorzeigeprojekts schon bald Realität werden soll. q Foto: Jürgen Zacharias

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, derzeit ist im Stadtentwicklungsgebiet Harbach nicht mehr als grüne Wiese zu sehen. Sondiert wurde im Osten der Stadt trotzdem schon einiges, beginnend mit dem Ende Juni 2017 abgeschlos- senen Projekt „Smarte Abwärmenutzung in Klagenfurt“ (kurz SAKS, siehe auch Seite 34). Vordergründig beschäftigte sich das Projekt mit der Erhebung von Abwärmepotenzialen von Industrie- und Gewerbebetrieben sowie Heiz- kraftwerken im Großraum Klagenfurt, wie Projektleiter Dr. Wolfgang Hafner, Leiter der Abteilung Umweltschutz in Klagenfurt, erklärt. Untersucht wurde aber auch, wie und wo sich diese Potenziale nutzen und speichern lassen. Die Idee einer wärmegetriebenen Kühlung steht laut DI Heinz Koch von den Stadtwerken Klagenfurt unmittelbar vor der Umsetzung. „Wir konzipieren gerade eine Fernkälteversorgung für das Landeskrankenhaus Klagenfurt,

32 Smart Cities 2017 Reise – Kärnten

bei dem wir anfallende Sommerabwärme ten Wohnraums für alle Generationen und zum Betrieb einer Absorptions-Kälteanlage eine gute Nachbarschaft zu engagieren.“ verwenden. Auch eine größere Ausführung, Besonders gut aufgenommen wurde dabei die den nördlichen Teil des Stadtzentrums die Idee eines/r Sozialraumkoordinators/in. einschließt, ist denkbar.“ Diese Person soll – per Definition – Kon- takte zwischen BürgerInnen, Behörden und Teil des Projekts SAKS waren außerdem Über- Fachdiensten herstellen, bei der Entwick- legungen zur smarten Nutzung von Abwärme, lung stadtteilbezogener Konzepte unter- p Foto: Klima- und Energiefonds/ Wärmespeicher und Wärmesystem für das stützen und bürgerschaftliches Engage- Hans Ringhofer geplante Stadtentwicklungsvorhaben in Har- ment fördern, womit sich der Bogen dieses bach. Dort sollen in den kommenden Jahren Reiseberichts zurück zu Christian Probst rund 900 Wohneinheiten entstehen und bis schließt: „Die Diakonie ist in Besitz des zu 3.000 BewohnerInnen möglichst nach Klosters Harbach und damit direkter Nach- Smart City-Kriterien leben. Wolfgang Hafner: bar des Areals, auf dem die Stadtentwick- „Das in SAKS erarbeitete Energiekonzept auf lung geplant ist. Für uns als sozialer Träger Basis einer Niedertemperatur-Wärmever- ist das eine große Chance, dort kleine sorgung findet dabei Berücksichtigung.“ Um Wohngruppen einzurichten, Angebote wie die Anlage auch unabhängig davon möglichst teil- und vollbetreutes Wohnen anzubieten p Ein Teil des Projektteams – im Bild oben v.l.n.r.: Gabriele Hagendorfer- nachhaltig und zukunftsfit zu gestalten, und uns damit ein Stück weg von der rein Jauk und Julia Gasser-Krause und wurde außerdem das Projekt „Smart Living in institutionellen Betreuung zu bewegen.“ vom Alternsforschungszentrum IARA der FH (vordere Reihe), Christian Klagenfurt Harbach“ (kurz SLiKH, siehe auch Probst (Diakonie de la Tour), Wolfgang Seite 35) ins Leben gerufen, für das ebenfalls Das mag visionär klingen, passt aber gut Hafner (Projektleiter) und Heinz Koch (Stadtwerke Klagenfurt). Wolfgang Hafner als Projektleiter fungiert: ins Bild des gesamten Vorhabens, das laut Foto: Jürgen Zacharias „Ziel ist die Entwicklung einer Smart City- Wolfgang Hafner ein „Jahrhundertprojekt“ Machbarkeitsstudie für Harbach.“ Dabei sind für die Stadt ist: „Die in Harbach geplanten Fassaden- und Dachbegrünungen ebenso Smart City-Maßnahmen werden Strahlkraft Thema wie die Freiraumgestaltung, „Smart weit über Klagenfurt hinaus besitzen.“ Home“-Applikationen, die Kühlung der Gebäude mithilfe von Grundwasser und ein nachhaltiges Mobilitätskonzept. Summary We stopped in Klagenfurt to check out the progress of two exploratory studies, both focusing on the urban Neben den technischen Aspekten fokussiert development area of Harbach. The project manager and head of the department das Projekt ganz stark auch den sozialen of environmental protection in Klagenfurt, Wolfgang Hafner, explained the ob- Bereich. Die Fachhochschule Kärnten hat jectives and approaches used during the exploratory study “Smarte Abwärme- daher bereits zahlreiche Workshops und nutzung in Klagenfurt” (“Klagenfurt smart waste heat utilisation”), which ended Diskussionsrunden mit InteressentInnen und in June 2017; this examined the potential of waste heat from industrial and zukünftigen BewohnerInnen durchgeführt. commercial businesses and cogeneration plants in the greater Klagenfurt area. Dr.in Gabriele Hagendorfer-Jauk vom Alterns- One part of the project focused on considering smart utilisation of waste heat, forschungszentrum IARA der FH: „Wir wollen heat accumulators, and heating systems for the planned urban development möglichst genau identifizieren, was sich die in Harbach, where in the coming years around 900 housing units are to be built Menschen von dem geplanten Wohnquar- and up to 3,000 residents will live in conditions as close to Smart City criteria as tier erwarten, und ihnen die Möglichkeit possible. To this end, a further project, “Smart Living in Klagenfurt Harbach”, geben, selbst mitzugestalten und ihre Ideen was begun; in addition to technical questions, it gives close attention to social einzubringen. Auf diese Weise können wir aspects, as explained by Gabriele Hagendorfer-Jauk of the Institute for Applied auch Einblick gewinnen, ob die angedachten Research on Ageing at the University of Applied Sciences and Chris- technischen Lösungen überhaupt akzeptiert tian Probst, head of service for Diakonie de la Tour’s Mechanics and Construc- werden. Dies kann auch Anreiz dafür sein, sich tion division. langfristig für die Gestaltung eines lebenswer-

Smart Cities 2017 33 projekt – Kärnten

Klagenfurt Smarte Abwärmenutzung durch Kühlung und Speicherung

Projektstart: 03.2016 Projektende: 06.2017 Förderung: 147.000 Euro Im Sondierungsprojekt wurden die Abwärmepotenziale von Industrie- und Gewerbebetrieben sowie Heizkraftwerken im Großraum Klagenfurt bewertet und Möglichkeiten zu deren Nutzung für Kühlung und Speicherung analysiert.

Gewerbebetrieben erhoben. Dabei erwiesen sich zwei große Blockheizkraftwerke in der Stadt beziehungsweise im direkten Umland als geeignet.

Danach wurden Möglichkeiten zur Langzeit- speicherung analysiert und vier Standorte evaluiert. Große Aussicht auf Realisierung hat das ausgearbeitete Konzept zur wärmegetrie- benen Kühlung für das Klinikum Klagenfurt mit 6 MW Kühlleistung. Im Anschluss an das Projekt erfolgt die Detailprüfung, ob die Kälte vor Ort erzeugt oder durch ein Fernkältenetz p Klagenfurt will in Zukunft die Abwärmepotenziale von Industrie- Die Sondierungsstudie „Smarte Abwär- geliefert werden soll. Im Speziellen wurde bei und Gewerbebetrieben besser nutzbar machen. menutzung durch Kühlung und Speiche- „SAKS Klagenfurt“ außerdem die „smarte“ Foto: StadtPresse Klagenfurt/Horst rung Klagenfurt“ (kurz SAKS) beschäftigte Nutzung von Abwärme, Wärmespeicher und sich mit der vermehrten Nutzung von im Wärmesysteme am konkreten Bauprojekt in Großraum Klagenfurt vorhandenen Abwär- Klagenfurt Harbach behandelt. Das daraus mepotenzialen aus erneuerbaren Energien entwickelte Energiekonzept auf Basis einer mittels Langzeitspeicherung und Kühlung Niedertemperatur-Wärmeversorgung fand in mit thermischen Antrieben (Sorptionsküh- weiterer Folge auch Eingang in das ebenfalls lung). Dabei wurden in einem ersten Schritt vom Klima- und Energiefonds geförderte Pro- die Abwärmepotenziale von Industrie- und jekt „Smart Living in Klagenfurt Harbach“.

Wärmepotenziale Summary “SAKS Klagenfurt” assessed the waste heat potential of erkennen industrial and commercial enterprises and cogeneration plants in the greater Klagenfurt area and analysed the opportunities to use that und nutzen potential for cooling and heat storage. The smart use of waste heat, heat accu- mulators, and heating systems was dealt with in a specific construction project in Klagenfurt Harbach, from which an energy concept was developed, based on a @ Aktuelle Infos zu den Projekten: low-temperature heat supply. This concept was absorbed into the “Smart Living www.smartcities.at in Klagenfurt Harbach” project, which is supported by the Climate and Energy Fund.

34 Smart Cities 2017 projekt – Kärnten

Smart Living in Klagenfurt Klagenfurt Harbach

Projektstart: 02.2017 Hauptziel des Sondierungsprojektes ist die Erstellung Projektende: 01.2018 (geplant) einer Smart City-Machbarkeitsstudie für das Förderung: 198.000 Euro Stadtentwicklungsgebiet Klagenfurt Harbach.

p Smart City Klagenfurt Harbach, Abb.: Architekt Wetscho

Die Kärntner Landeshauptstadt Klagen- Diese Machbarkeitsstudie soll einerseits furt will ihre Treibhausgas-Emissionen Leitlinien für smarte Siedlungsgebiete bis 2050 um 90 Prozent reduzieren und als Vorgabe für die Detailplanungen in sich zu einer Smart City entwickeln. den genannten Bereichen umfassen. Erreicht werden soll dieses Ziel durch Andererseits sollen sich daraus auch die Umsetzung eines breiten Maßnah- Empfehlungen für Wohnbauförderung menbündels, das auch die Realisierung und für den Gesetzgeber ableiten lassen, p Im geplanten neuen Siedlungsgebiet Klagen- furt Harbach werden 900 Wohnungen für bis zu des neuen Siedlungsgebiets Klagenfurt um gegebenenfalls Anpassungen vor- 3.000 BewohnerInnen errichtet. Der Baubeginn ist für Herbst 2018 geplant. Harbach einschließt, wo in Zukunft bis nehmen, Hindernisse bei der Umset- Lageplan Neues Wohnen Harbach 2020 zu 3.000 BewohnerInnen leben sollen. zung frühzeitig aus dem Weg räumen Abb.: Architekt Wetscho Die Errichtung der rund 900 wohnbau- oder zusätzliche Anreize liefern zu geförderten Wohneinheiten wird in können. Die ersten Ergebnisse aus der zwölf Bauabschnitten erfolgen. Machbarkeitsstudie fließen bereits in die Detailplanung für die erste Baustufe Im Rahmen des Sondierungsprojekts (Baubeginn Frühjahr 2018) ein. „Smart Living in Klagenfurt Harbach“ wird neben den technologischen Aspek- ten für die Gebäude, den „Smart Home“- Eine Smart City- Applikationen und dem nachhaltigen Machbarkeitsstudie entwickeln Mobilitätskonzept auch großes Augen- merk auf die Grün- und Freiraumgestal- tung, die soziale Durchmischung und Summary The main goal of the “Smart Living in Klagenfurt Harbach” die Schaffung von sozialen Angeboten exploratory study is the creation of a smart city feasibility study gelegt. Ziel ist die Erstellung einer Smart for the Klagenfurt Harbach urban development area in preparation for implementa- City-Machbarkeitsstudie zur Vorberei- tion projects. In addition to technological concerns regarding the buildings, the smart tung konkreter Umsetzungsprojekte. home applications, and the sustainable mobility concept, great attention is given to landscaping and open space design, social mix, and the creation of social amenities.

Smart Cities 2017 35 Reise – Steiermark

IERMARK TE S In Blickrichtung Smart City REISE- Feldbach, Frohnleiten und Judenburg haben erste Schritte in Richtung Smart City gemacht. Geht es nach TAG den Bürgermeistern der drei Städte, sollen möglichst K bald weitere folgen. S R TEI RMA E Auf den ersten Blick haben Johannes Wagner, Hannes Dolleschall und Josef Ober nur eines gemeinsam: Jeder von ihnen ist Bürgermeister einer steiri- schen Kleinstadt. Ein zweiter Blick zeigt dann eine weitere Gemeinsamkeit: Wagner, Dolleschall und Ober verbindet nämlich auch ihre in die Zukunft gerichtete Blickweise. In ihren Kommunen haben sie Smart Cities-Einstiegs- projekte angestrengt, unterstützt und forciert und alle drei verfolgen das Ziel einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Stadtzukunft – auch wenn die Wege dorthin sehr unterschiedlich sind.

In Frohnleiten konzentrierten sich Bürgermeister Johannes Wagner und das Projektteam in der Sondierung „Smart City Frohnleiten“ (siehe auch Seite 39) vor allem auf Energie- und Mobilitätsfragen. Die Untersuchung zeigte große Ausbaupotenziale für das vorhandene Fernwärmenetz im geplanten neu- en Stadtteil Frohnleiten West, aber auch Nachholbedarf beim öffentlichen Verkehr, den man nun im Zuge des laufenden Bahnhofumbaus zumindest p Judenburg bemüht sich auch über das Projekt hinaus teilweise aufarbeiten möchte. „Wir haben durch das Projekt – das es in der um eine nachhaltige Ausrichtung, beispielsweise mit der Form ohne Förderung des Klima- und Energiefonds ganz sicher nicht gegeben Errichtung großflächiger Photovoltaik-Anlagen. Im Bild Projektleiter DI Josef Bärnthaler (links) und hätte – einen guten Überblick über den Ist-Zustand, Stärken, Schwächen Helfried Kreiter, Leiter des Umweltreferats. und darauf aufbauend Verbesserungsmöglichkeiten in Richtung Smart City Foto: Jürgen Zacharias bekommen“, sagt Johannes Wagner. „Aufgabe wird es nun sein, diese Grund- lagen gezielt zur Umsetzung zu bringen. Der Weg zur Smart City ist jedenfalls eingeschlagen, die Richtung stimmt.“

36 Smart Cities 2017 Reise – Steiermark

Die Richtung stimmt auch 50 Kilometer klärt. „Für jedes Gebäude gibt es nun konkrete weiter westlich in Judenburg. Dort wurde im Maßnahmenempfehlungen mit einer Kosten- Einstiegsprojekt „Smart City Judenburg“ schätzung und den zu erwartenden Verbesse- (siehe auch Seite 38) das Nutzungspotenzial rungen, die als wichtige Informationsgrund- von industrieller Energie lokaler Betriebe wie lage bei Sanierungen dienen sollen.“ DI Peter Stahl Judenburg und die möglichst vollstän- Köhldorfer von der Abteilung Bau im Stadtamt dige Versorgung der Stadt Judenburg durch Feldbach: „Wir können dadurch auf einen Blick die zusätzliche Einbindung von regionaler abschätzen, welche Maßnahmen dringend regenerativer Energie untersucht. DI Josef umgesetzt werden müssen, was sie kosten und Bärnthaler, Geschäftsführer der am Projekt welche Wirkung sich damit erzielen lässt.“ beteiligten Energieagentur Obersteiermark GmbH: „Wir haben uns dabei vor allem auf die Sehr zur Freude von Bürgermeister Josef sonst kaum beachtete Niedertemperaturab- Ober wurde außerdem ein Low-Cost-Ener- wärme des industriellen Abwassers konzen- giemonitoringsystem für die gemeindeeige- triert, die wir mithilfe von Wärmepumpen in nen Gebäude in der Feldbacher Innenstadt den Unternehmen auf eine für Privathaus- umgesetzt. „Die entsprechenden Grundlagen halte nutzbare Temperatur anheben und haben wir im Projekt erarbeitet“, sagt Karl ins Fernwärmenetz einspeisen wollen.“ Die Puchas. „Aktuell erheben wir gerade, welche Einbindung eines ersten größeren Betriebes der rund 580 bis 600 Zähler in den Gebäu- sei laut Josef Bärnthaler schon in Kürze zu den – die Palette reicht vom Wasserzähler erwarten, bis es so weit ist, müssten aber noch bis hin zum Stromzähler – relevant sind, um „einige Gespräche geführt werden“. aussagekräftige Ergebnisse über den laufen-

den Energie- und Ressourcenverbrauch zu p DI Peter Köhldorfer (links) von der Helfried Kreiter, Leiter des Umweltreferats, erhalten.“ Das System soll dann dabei helfen, Abteilung Bau im Stadtamt Feldbach und Projektleiter Ing. Karl Puchas ergänzt: „Mit ,Smart City Judenburg‘ machen die Effizienz der Gebäude zu verbessern, den erarbeiteten in „Smart City Feldbach“ wir einen großen Schritt in Richtung unseres Ressourcenverbrauch der Stadt zu reduzie- ein Konzept zur Sanierung gemeinde­ eigener Gebäude. großen Ziels, den Energieverbrauch der Stadt ren und damit weitere Schritte in die smarte Fotos: Jürgen Zacharias bis 2050 komplett mit regionalen regenerati- Zukunft Feldbachs zu setzen. ven Energieträgern zu decken.“ Werden alle im Projekt erhobenen Potenziale etwa auch im Photovoltaik-, Wasser- und Windkraftbereich Summary Johannes Wagner, Hannes Dolleschall and Josef Ober erschlossen, könnten 100 Prozent des benötig- are mayors of Styrian towns. Another thing that all three ten Stroms (aktuell 35 Prozent) und zumindest have in common is their forward-looking attitude. They have put great effort into 62 Prozent des Heizwärmebedarfs in Juden- supporting and pushing forward Smart City introductory projects. burg entsprechend abgedeckt werden. Weitere In Frohnleiten, Mayor Johannes Wagner and the “Smart City Frohnleiten” Umsetzungen dahingehend seien daher in Pla- exploratory study team focused primarily on questions of energy and mobility. nung, wie Bürgermeister Hannes Dolleschall Analysis revealed potential for expansion of the district heating network and room während eines kurzen Gesprächs am Fuße des for improvement in the public transport system. Judenburger Sternenturms erklärt: „Wir haben In Judenburg, the “Smart City Judenburg” introductory project analysed the viel Zeit und Geld in das Projekt investiert. Es potential for optimising the use of industrial energy from local enterprises and wäre schade, wenn wir jetzt nicht versuchen the additional integration of regional renewable energy, as explained by Helfried würden, möglichst viel rauszuholen.“ Kreiter, head of the environmental department, and Josef Bärnthaler, CEO of Energieagentur Obersteiermark GmbH, which is involved in the project. Mayor Mittendrin in der Umsetzung von Projekt- Hannes Dolleschall says that specific implementation plans are under way. ergebnissen befindet man sich bereits in Feldbach is already in the middle of implementation. The “Smart City Feldbach” Feldbach. Dort wurde in „Smart City Feldbach“ project prepared a holistic concept for rehabilitating nine buildings belonging (siehe auch Seite 40) ein umfassendes und to the municipality, as explained by project manager Karl Puchas, CEO of LEA ganzheitliches Konzept zur Sanierung von GmbH, and Peter Köhldorfer of the Feldbach municipal construction department. neun gemeindeeigenen Gebäuden im Stadt- Mayor Josef Ober is happy that a low-cost energy monitoring system has been gebiet erarbeitet, wie Projektleiter Ing. Karl implemented for the municipality’s buildings in Feldbach’s town centre. Puchas, Geschäftsführer der LEA GmbH, er-

Smart Cities 2017 37 Projekt – Steiermark

Judenburg Smart City Judenburg

Ziel des Einstiegsprojekts „Smart City Judenburg“ war die

Projektstart: 04.2016 Erarbeitung eines Umsetzungsplans für eine verstärkte Projektende: 03.2017 Förderung: 185.000 Euro energetische Kopplung zwischen Stadt und Industrie.

In einem ersten Schritt wurden in „Smart City Judenburg“ die für die Stadt nutzba- ren Potenziale an industrieller Energie und regional verfügbarer regenerativer Energie in @ Aktuelle Infos zu den Projekten: verschiedenen Szenarien in einem Simulati- www.smartcities.at onsmodell ermittelt. Im Vergleich zum Stand der Technik, der die Integration von industri- eller Abwärme als größtenteils problematisch und mit hohem Aufwand verbunden ansieht und andere industrielle Energieträger wie

temperierte Abwässer und Abfall vernach- p Judenburg-Vogelperspektive; Foto: Heinz Mitteregger lässigt, wurde im Projekt industrielle Energie als integrierter Energieträger zum Erreichen pen bei den Industriebetrieben ist, um das des Ziels einer regionalen und regenerativen Abwasserpotenzial auf eine nutzbare Tem- Vollversorgung der Stadt Judenburg gesehen. peratur zu bringen und ins Fernwärmenetz Industrielle einspeisen zu können. Diesbezüglich befindet Energie hat Den Untersuchungen zufolge hat industrielle man sich in Kooperation mit einem Industrie­ Energie das Potenzial, einen wesentlichen unternehmen auch bereits kurz vor einer Potenzial! Beitrag zur Energieversorgung der Stadt zu möglichen Umsetzung. Weitere Handlungs- leisten. Im Zusammenspiel mit regionaler, empfehlungen betreffen die Installation von erneuerbarer Energie sind Versorgungsgrade Photovoltaik-Anlagen, die Installation von für Strom von 100 Prozent und für Wärme von Wärmetauschern bei den Industriebetrieben, bis zu 62 Prozent erreichbar. um die Abwärme des Rauchgases zu nützen und die Umstellung von fossilen auf biogene Ergebnis von „Smart City Judenburg“ sind Heizungsanlagen in Eigenheimen in Stadt- sechs Handlungsempfehlungen, wobei die bereichen, die nicht mit Fernwärme versorgt wichtigste die Installation von Wärmepum- werden können.

Ebenfalls empfohlen wird ein verstärktes Summary The objective of the “Smart City Judenburg” introduc- Marketing, um die Stadtgemeinde Judenburg tory project was to create an implementation plan for als moderne, zukunftsgerichtete Energiestadt increasing the energy link between industry and the municipality in Judenburg. zu positionieren und damit Bewusstseins- An initial step involved determining the usable industrial energy available to bildung bei der Bevölkerung zu betreiben. the municipality and the renewable energy available in the region, after which Außerdem wird die Gründung einer Gesell- these values were compared to consumption potential. The result was six schaft zur Umsetzung innovativer integ- recommendations for utilising this potential, the most important being the rierter Energieprojekte empfohlen. Durch installation of heat pumps in industrial enterprises in order to bring the low- eine bewusste Schwerpunktsetzung könnte temperature wastewater potential to a usable temperature and feed it into the diese Gesellschaft auch Projekte mit längeren district heating network. Amortisationszeiten realisieren.

38 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Smart City Frohnleiten Frohnleiten

Frohnleiten will in Richtung Smart City gehen: Mit der

Sondierung setzte die Gemeinde nun einen ersten Schritt Projektstart: 03.2016 Projektende: 02.2017 zur Entwicklung eines smarten Leitbilds. Förderung: 199.000 Euro

Die 7.000-EinwohnerInnen-Stadt Frohn- und Mobilitätsansätze zur integrativen Ent- leiten will sich in den kommenden Jahren wicklung von Stadtgebieten. Diese sollen im zur Smart City entwickeln – einer Gemeinde Anschluss an das Projekt auch bei der Erstel- mit hoher Standortqualität für Gewerbe und lung eines „Smart City-Leitbilds“ Berück- Industrie, hohen Ansprüchen an Klimaschutz sichtigung finden und als wichtiger Leitfaden und Umweltstandards sowie neuartigen Mo- für nachfolgende Umsetzungen dienen. bilitätslösungen. Nachholbedarf wurde in der Sondierung vor Das Sondierungsprojekt „Smart City Frohn- allem im Bereich der Mobilität erkannt, die leiten“ hatte als erste Maßnahme dahinge- Teilnahme Frohnleitens am überregionalen hend Ansätze zur Erhöhung der Standortat- Anrufsammeltaxi-System GUSTmobil und traktivität sowie der Lebensqualität für die die Einrichtung einer Elektro-Ladestation BewohnerInnen bei gleichzeitiger Emissions- vor dem Rathaus sind als erste Konsequenzen reduktion und geringerem Ressourcenauf- dahingehend zu verstehen. In der Sondierung wand zum Ziel. Ergebnisse des stark partizi- wurden außerdem Maßnahmen für ein auf den patorischen Prozesses (sowohl BürgerInnen Bahnhofsumbau abgestimmtes Mobilitäts- als auch die regionalen Unternehmen wurden system mit Fokus auf mehr Raum für Fußgän- miteinbezogen und befragt) sind Energie- gerInnen und RadfahrerInnen entwickelt. Die Mobilitätssituation verbessern

p Foto: Klima- und Energiefonds/Hans Ringhofer

Summary The objective of the project was to explore possible measures to make the industrial town of Frohnleiten p Frohnleiten will sich in Zukunft nachhaltiger ausrichten – das Smart City-Projekt ist als erster Schritt in diese Richtung zu more attractive while at the same time reducing emissions and increasing verstehen. Foto: Marion Schneider & Christoph Aistleitner the quality of life for residents. The project consortium saw the Smart City approach very much as a participatory process and it has resulted in energy and mobility strategies for integrative development of urban districts. These measures will serve as important guidelines for subsequent implementation projects and later be considered in drawing up a “Smart City Model”.

Smart Cities 2017 39 Projekt – Steiermark

Feldbach Smart City Feldbach

Feldbach plant die nachhaltige Sanierung von neun gemeindeei-

Projektstart: 05.2016 genen Gebäuden – das Smart City-Einstiegsprojekt erarbeitete das Projektende: 04.2017 Förderung: 196.000 Euro dafür notwendige wissenschaftliche und technische Know-how.

Die Sanierung von kommunalen Wohnge- Eine besondere Herausforderung betreffend bäuden ist gerade für eine kleine Gemeinde die Sanierung der Gemeinde-Wohngebäude meist eine große Herausforderung. Die sind die Betriebskosten: Für die Stadt- erforderlichen substanzerhaltenden Maß- gemeinde Feldbach besteht derzeit kein nahmen auch noch mit ökologisch wert- finanzieller Anreiz zur Optimierung der vollen Maßnahmen zu kombinieren und die Energiekosten in den Wohngebäuden, da die soziale Komponente sowie das Wohnumfeld Betriebskosten von den MieterInnen direkt mit zu berücksichtigen, ist aus Kostengrün- mit dem Energieversorgungsunternehmen den selten zu realisieren. Die Sondierung abgerechnet werden. In den Prozess wurden „Smart City Feldbach“ suchte trotzdem in Form von Informationsveranstaltungen nach umfassenden Low-Cost-Lösungswe- auch die BewohnerInnen miteinbezogen. gen für nachhaltige Sanierungen vor allem Besonders erfolgreich aus Sicht des Projekt- auf wissenschaftlicher und technischer teams waren die sogenannten „Gartenbe- Ebene. Dabei konzentrierte man sich auf gehungen“, bei denen externe ExpertInnen neun Gebäude im Gemeindeeigentum in der mit den MieterInnen über ihre Bedürfnisse Feldbacher Innenstadt, die in den kommen- und Wünsche sprachen und diese zusam- den Jahren saniert werden sollen. menfassten.

Hauptergebnis sind umfassende energie- Mit Low-Cost-Ansatz technische Analysen und ein Optimie- rungs- und Sanierungskonzept der neun Energie sparen untersuchten Gebäude im Stadtkern, die den Ist-Zustand (Energieträger, Wärme- p Im Projekt wurde u. a. ein Optimie- Parallel thematisierte man auch Verkehrs- verbrauch, …) abbilden, aber auch konkrete rungs- und Sanierungskonzept für neun Gebäude im Besitz der Gemeinde und Mobilitätsthemen, außerdem dachte Verbesserungsmöglichkeiten inklusive Feldbach erarbeitet. Die Bilder zeigen zwei der neun Gebäude, im Hinter- man neue Finanzierungs- und Betreiber- einer Kostenschätzung, einer wahrscheinli- grund ist der markante Turm der modelle an, die eine Kostenentlastung auf chen Amortisationszeit und des potenziel- Leonhardskirche zu sehen. Fotos: Andrea Jeindl Seiten der Stadtgemeinde ohne finanzielle len Einsparpotenzials darstellen. Außerdem Mehrbelastung der BewohnerInnen ermög- wurde ein Energie-Monitoringsystem ange- lichen sollen. dacht und geplant, das dabei helfen soll, die Energieeffizienz der Gebäude zu verbessern; Summary Feldbach is planning the sustainable renovation of nine dieses ist mittlerweile bereits in konkreter municipal buildings – and the “Smart City Feldbach” in- Umsetzung. Anhand der erhobenen Daten troductory project looked for low-cost solutions, especially at the scientific and sollen in Zukunft Low-Cost-Maßnahmen technical level. At the same time, attention was given to traffic and mobility (wie beispielsweise ein Abgleich der Hy- issues, and new financing and operator models were conceptualised – models draulik bei Heizungsanlagen) in Richtung that allowed the municipality to reduce costs without increasing the financial Energieoptimierung leichter realisiert burden on residents. The primary result was a set of comprehensive energy werden können. analyses and an optimisation and renovation concept for the target buildings in the city centre.

40 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Smart Exergy Leoben Leoben

Eine Exergieanalyse der steirischen Industriestadt

Leoben zeigte bislang ungenutzte Energiepotenziale Projektstart: 07.2015 Projektende: 09.2016 und deren Nutzungsmöglichkeiten auf. Förderung: 196.000 Euro

Im urbanen Bereich werden die sich bietenden Möglichkeiten zur effizienteren Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen durch vorhandene Industrie- und Gewerbebetriebe (Photovoltaik, Abwärme, …) noch viel zu selten berücksich- tigt. Somit bleiben viele Potenziale ungenutzt.

Im Projekt „Smart Exergy Leoben“ wurde daher in der obersteirischen Stadt (28.000 EinwohnerInnen) sondiert, welche Primär- energieeinsparungen durch die smarte Nut- zung bestehender Ressourcen erzielt werden können. Zu diesem Zweck wurde erstmals mithilfe eines sogenannten Zellenmodells eine Exergieanalyse des gesamten Energie- p Die steirische 28.000-EinwohnerInnen-Stadt Leoben will ihren Primärenergiebedarf systems einer österreichischen Stadt erstellt. in den kommenden Jahren reduzieren. Foto: Tobias B. Köhler, Wikimedia Commons

Resultat davon ist ein exergieoptimiertes Ener- der Einbindung von GIS-Daten des PV-Katas­ giesystem für Leoben, das drei untergeordnete ters die für Leoben optimale Integration von Energieszenarien abbildet. Im ersten Szenario Photovoltaik-Anlagen ermittelt. wurde untersucht, welche Abwärmepotenziale in Leoben für Fernwärmezwecke zur Verfügung Im dritten Szenario wurde schließlich Was ist ei- stehen. Dabei könnte das integrierte Hütten- eine Power-to-Gas-Anlage für die gentlich Exergie? werk Donawitz zusätzlich industrielle Abwär- Kläranlage Leoben (an deren In einer Energieform gibt es me in das Fernwärmenetz einspeisen (das Netz Standort eine kommerzielle Bio- Energieanteile, die umwandelbar wäre dafür ausreichend dimensioniert) und gasanlage für die Verwertung sind, und solche, die nicht umwan- exergetisch weniger sinnvolle Gasheizungen von Klärschlamm und bioge- delbar sind. Die umwandelbaren Teile im Stadtgebiet ersetzen. Im zweiten Szenario nen Abfällen angeschlossen ist) werden Exergie genannt, die nicht um- wurde durch Lastflussrechnungen und mithilfe dimensioniert und modelliert. wandelbaren Teile Anergie. Beide Teile zusammen sind konstant. Die Exergie kann in Anergie umgewandelt Summary The “Smart Exergy Leoben” project explored the potential werden, umgekehrt geht das for primary energy savings through smart utilisation of allerdings nicht. existing resources in the Upper Styrian industrial town of Leoben. The result is an “exergy-optimised” energy system for Leoben that includes three subor- dinate energy scenarios. Analysis was also made of the waste heat potential available for district heating purposes. The project also investigated the optimal integration of photovoltaic systems, and dimensions and models for a power-to- Lokale Ressourcen gas system for the Leoben wastewater treatment plant. effektiver nutzen

Smart Cities 2017 41 Projekt – Steiermark

Leoben LearningLabLeobenOst

Leoben schuf die Voraussetzungen zur Zusammenführung von

Projektstart: 07.2015 drei bislang getrennten Siedlungsteilen zum Stadtteil Leoben-Ost Projektende: 08.2016 Förderung: 126.000 Euro und zur verstärkten Miteinbeziehung von BürgerInnen.

Mit dem Sondierungsprojekt „LearningLab- Zusätzlich wurde eine energetische Be- LeobenOst“ wurde ein Beitrag zum über- standsaufnahme der Gebäude gemacht geordneten städtebaulichen Ziel geleistet, sowie ein Mobilitätskonzept entwickelt. ein gemeinsames Stadtteilzentrum für die drei bislang getrennten Siedlungsgebiete Gemeinsam mit den Projektpartnern hat die in Leoben-Ost zu schaffen. Dabei wur- Stadt Leoben außerdem ein Geschäftsmo- de großer Wert auf die Einbindung aller dell für ein „Learning Lab“, eine virtuelle Akteure (insbesondere der BewohnerInnen) Beteiligungsplattform, entworfen. Damit gelegt, um letztendlich die Attraktivität von soll es den BürgerInnen der Stadt ermög- Lebens- und Wohnräumen zu steigern. licht werden, sich zielgerichtet in Projek- te und Diskussionen einzubringen, um Aufbauend auf einer kritischen Bedürfnisse besser erkennen und abfragen Analyse der städtebaulichen, zu können. energietechnischen und mobi- litätsspezifischen Strukturen, Im Anschluss an das Projekt wurde diese unter Berücksichtigung geplan- Plattform auch in die Tat umgesetzt, unter ter Neubaumaßnahmen und www.lust-auf-leoben.at bietet sie die Mög- von Mobilitäts- und Energie­ lichkeit, Informationen über Projekte und konzepten sowie sozialräu- Vorhaben abzurufen, Ideen zu bestimmten mlicher Analysen wurde als Projekten einzubringen sowie eingebrach- weiteres Ergebnis ein Entwick- te Vorschläge zu kommentieren und zu lungskonzept für den Stadtteil bewerten. Die auf der Beteiligungsplattform ausgearbeitet. eingebrachten Vorschläge und Ideen kön- nen wiederum in den Räumlichkeiten eines neu eingerichteten City Labs (Stadtlabor) in Eine virtuelle der Sauraugasse 4 diskutiert und visualisiert Beteiligungsplattform entwickeln werden. p Die Attraktivität der Lebens- und Wohnräume soll auch mithilfe der BewohnerInnen (die in den Prozess Summary The “LearningLabLeobenOst” exploratory study made a stark miteinbezogen wurden) verbessert werden. contribution to the broad-based urban development Alle Fotos: Stadtgemeinde Leoben objective to create a shared district centre for the three previously separate residential areas in Leoben-Ost, the eastern part of the town. The project prepared a development concept for the district, made an inventory of the energy available in the buildings, and devised a mobility concept. Working with the project partners, the town of Leoben also developed a business model for a “learning lab”, a virtual participation platform. This platform is designed to allow residents to participate in projects and discussions in a targeted manner so that their needs can be better identified and investigated.

42 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Smart Urban Industry Weiz Weiz

Die Stadt Weiz will in Zukunft bestehende und neue

Industriegebiete enger und nachhaltiger mit dem Projektstart: 10.2015 Projektende: 03.2017 umgebenden Stadtgebiet vernetzen. Förderung: 197.000 Euro

p Im Rahmen des Projekts fand auch eine Erhebung des regio- nalen Güter- und Materialflusses statt, die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Foto: Innovationszentrum W.E.I.Z. t Blick auf die südliche Ausdehnung von Weiz. Foto: Stadtgemeinde Weiz, H. Polt, Fotobearbeitung: Ingenieurbüro DI Johann Rauer

Für die oststeirische Stadt Weiz eröffnen sich ten Individualverkehr und fanden auch bereits durch die Gemeindestrukturreform und die bei der Planung der Ortsdurchfahrt Teil 2 Stadt und damit verbundene Verdreifachung der Fläche Berücksichtigung. Darüber hinaus lieferte das Industriegebiete auf rund 17,5 Quadratkilometer neue Möglich- Projekt konkrete Maßnahmen und Vorschläge keiten für die künftige Stadtentwicklung und für die Entwicklung smarter Mobilitätsan- besser Betriebsansiedelungen. Um diese Potenziale sätze, die ressourceneffiziente Erschließung möglichst nachhaltig nutzen zu können, des neuen Industriegebiets „Weiz-Süd“ (die vernetzen wurden im Sondierungsprojekt „Smart Urban Betrachtung erfolgte allerdings immer im Ge- Industry“ notwendige Grundlagen erarbeitet. samtkontext) und den systemübergreifenden Energieaustausch. Mit Stand Oktober 2017 war Im Fokus stand dabei die Vernetzung beste- unter anderem die Realisierung eines modula- @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at hender und neuer Industriegebiete mit dem ren Bauprojekts in Planung, auch die Vernet- umgebenden Stadtgebiet sowohl in Bezug auf zung der bestehenden Mobilitätsangebote und Energie als auch auf Raum und Mobilität unter -knoten war Thema. Miteinbeziehung möglichst vieler lokaler Akteure und Anspruchsgruppen. Teil des Pro- Summary In future, Weiz aspires to network its industrial area more jekts war auch eine groß angelegte Befragung closely and sustainably with the surrounding urban area von knapp 4.700 in der Stadt Weiz tätigen – and the exploratory study carried out essential preparatory work for this. The ArbeitnehmerInnen (von 310 unterschiedli- primary focus was on energy, spaces and mobility, and as many local stakeholders chen Betrieben). and interest groups as possible were involved in the process. The project’s findings reveal major opportunities for public transport and include, among other things, Die Ergebnisse zeigen große Chancen für den specific measures and proposals for creating smart mobility solutions and develop- öffentlichen Verkehr und den unmotorisier- ing a new resource-efficient industrial area, “Weiz-Süd” on the town’s south side.

Smart Cities 2017 43 Reise – Graz

GRAZ

REISE- Smart City Graz: Die Saat, TAG die langsam aufgeht

GRAZ In Graz wird ein ehemaliges Industriegebiet westlich des Bahnhofs zur Smart City weiterentwickelt. Weithin sicht- bares Zeichen dafür ist der 60 Meter hohe Science Tower.

Der Stadtteil hinter dem Grazer Haupt- len und Heizen. Besonders stolz ist Mario AnrainerInnen für Energie- und Mobili- bahnhof an der Grenze der Bezirke Lend J. Müller auf die weltgrößte Energie- tätsthemen zu interessieren“, sagt Mag.a und Eggenberg hat nicht unbedingt den Glasinstallation im Science Tower: „Die Barbara Hammerl, Geschäftsführerin des besten Ruf. In den kommenden Jahren bionische Technologie mit integrierten StadtLABORs. „Erstmals überhaupt wur- soll sich das aber ändern. Die steirische Grätzelzellen erzeugt aus Sonnenlicht de in Graz bei einem derartigen Bauvor- Landeshauptstadt zieht dort, wo früher elektrischen Strom – als Vorbild dient haben von Beginn an ein Stadtteilma- Eisenbahnwagons und schwere Maschi- die Photosynthese der Pflanzen.“ nagement eingesetzt. Unsere Arbeit hat nen gebaut wurden, mit der „Smart City mit dazu beigetragen, dass die Akzeptanz Graz Mitte“ (siehe auch Seite 45) ein Die Vorfreude auf die Eröffnung ist auch für die Entwicklung des neuen Stadtteils neues, smartes Viertel hoch und entwi- bei DI Kai-Uwe Hoffer von der Stadtbau- mittlerweile sehr hoch ist.“ ckelt das Gebiet zu einem Vorzeigebezirk direktion Graz, dem Projektleiter von weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die „Smart Future Graz“, groß: „Der Bau- Summary In Graz, a former Grundlagen dafür wurden im Leitprojekt start wirkte wie eine Initialzündung für industrial area west „Smart Future Graz“ (auch bekannt als das Projekt. Mit jedem Meter, den der of the train station is being developed Smart City Project Graz) gelegt. Turm gewachsen ist, wurde offensicht- into a Smart City, in the flagship project licher, dass die Saat aufgeht.“ Wie das “Smart Future Graz”. A symbol of this Erster Bote des neuen Stadtteils ist Projekt weiter wachsen wird? Kai-Uwe progress that can be seen from a long way der rund 60 Meter hohe Science Tow- Hoffer lächelt: „2025 sollen hier mehr away is the 60-metre-high Science Tower, er. DI Dr. Mario J. Müller ist Prokurist als 5.000 Menschen wohnen, arbeiten which is expected to produce more energy des ausführenden Unternehmens SFL und einkaufen. Hier, wo wir jetzt sitzen, than it needs. Project manager Kai-Uwe Technologies und sieht in dem Bau ein wird schon im Herbst 2019 eine Schule Hoffer of Graz’s city planning department „Leuchtturmprojekt mit unglaublicher ihren Betrieb aufnehmen.“ says, “By 2025 at the latest, more than Strahlkraft“: „Das Gebäude wird mit in- 5,000 people will live, work, and shop novativsten Solar- und Energieeffizienz- „Hier“, das ist ein Platz mit Sitzgele- here.” The district management authority, Lösungen ausgestattet und mehr Energie genheiten und Hochbeeten vor einem known as “vor.ort”, was also part of the produzieren, als es selbst benötigt“, sagt Container schräg gegenüber dem Science project. “We are a point of contact and er. Die Rede ist von vertikalen Photo- Tower, dem „Hauptquartier“ des lokalen information hub for people here, and we voltaik-Anlagen und Windturbinen am Stadtteilmanagements „vor.ort“. „Wir try to interest the residents in energy and Dach, von Liften, die Strom erzeugen, sind Anlauf- und Informationsstelle für mobility issues,” says Barbara Hammerl, und einer Geothermie-Anlage zum Küh- die Menschen hier und versuchen die CEO of StadtLABOR (“City Lab”).

44 Smart Cities 2017 Smart Future Graz

In Graz entsteht die In Graz the “Smart City „Smart City Graz Mitte“ Graz Mitte” (Graz Smart - im Vorfeld wurde das City Centre) is taking erste österreichische shape, and here the first Smart City-Leitprojekt Austrian Smart City lead umgesetzt. project has already been completed.

Das Umfeld der Waagner-Biro- The area around Waagner-Biro- Straße im Zentrum von Graz wird Straße in Graz’s city centre will zu einem nachhaltigen Wohn- und be developed into a sustainable Arbeitsquartier mit hoher Lebens- residential and working district qualität entwickelt – der „Smart with a high quality of life – “Smart City Graz Mitte“. Die Schwerpunk- City Graz Mitte”. The focus of the te des begleitenden Leitprojekts parallel lead project, “Smart Future „Smart Future Graz“ lagen neben Graz”, was on researching and der Erforschung und Planung eines planning a local power network for lokalen Energienetzes für Wärme, heating, the development and trial der Entwicklung und Erprobung von of new photovoltaic technologies, neuen Photovoltaik-Technologien, an innovative mobility concept einem innovativen Mobilitäts- with 50 measures for reducing the konzept mit 50 Maßnahmen zur use of private motorised transport, Reduktion des motorisierten Indi- p Klima-und Energiefonds/APA-Fotoservice/Buchacher and two other areas: first, as much vidualverkehrs auf zwei weiteren citizen participation as possible, Bereichen: Erstens einer möglichst hohen BürgerInnenbe- so that the ideas and wishes of current and future residents teilung, um Ideen und Wünsche der AnrainerInnen und zu- could be taken into account, and second, the use of “Grätzel künftigen BewohnerInnen berücksichtigen zu können, und cells”. These dye-sensitised solar cells are a colourful new zweitens auf der „Grätzelzelle“. Diese färbig-transparente form of transparent glass technology that converts light, neue Glastechnologie wandelt (Sonnen-)Licht in elektri- especially sunlight, into electrical energy. They are to be sche Energie um und soll gleich auf mehreren Gebäuden im installed on several buildings in the new district. neuen Stadtteil zum Einsatz kommen. The technology is being applied on a large scale for the first Erstmals in großem Maßstab verbaut wird die Technologie time on the roof of the Science Tower, which is around 60 am Dach des rund 60 Meter hohen Science Towers, der das metres high and forms the technological centre of the new technologische Zentrum des neuen Stadtteils bildet. Dort district. That is where this “energy glass” is to be put to a soll das „Energieglas“ seine Eigenschaften im Praxistest practical test before the district’s other buildings and faci- unter Beweis stellen, bevor dann rund um den Turm in den lities surrounding the tower are constructed over the next kommenden Jahren die weiteren Gebäude und Einrichtun- few years. Active district management, an interdisciplinary gen des neuen Stadtteils entstehen. Die Akzeptanz für die panel of experts, and opportunities for information and im Turm und im Stadtteil umgesetzten Innovationen und participation ensured that the tower and the innovations Technologien stellten ein aktives Stadtteilmanagement, and technologies implemented in the district were well- Informations- und Partizipationsangebote sowie eine inter- received. disziplinäre ExpertInnenplattform sicher.

Projektstart: 07.2012 www.smartcitygraz.at Projektende: 06.2017 Förderung: 4.192.000 Euro http://info.science-tower.at

Smart Cities 2017 45 Projekt – Steiermark

Graz Smart Food Grid Graz

Die Smart City Graz wird zur Smart Urban Region weitergedacht.

Projektstart: 02.2017 Ziel ist die Entwicklung konkreter Umsetzungsideen für eine Projektende: 01.2018 (geplant) Förderung: 179.000 Euro nachhaltige und regionale Versorgung mit Lebensmitteln.

Regional produzieren und regional konsu- der Lebensmittelnachfrage der Stadt sollen mieren ist sehr energie- und ressourcen- aus einem Umkreis von 30 Kilometern um schonend und damit eine der effektivsten Graz kommen. Zusätzlich wird die Möglich- Klimaschutzstrategien. Lokal einkaufen keit sondiert, den Anteil biozertifizierter ist daher bei verantwortungsbewussten Frischeprodukte auf 30 Prozent zu steigern. KonsumentInnen längst selbstverständ- Außerdem gilt es den Handlungsbedarf im lich, lassen sich so doch – vergleichsweise Sinne von F&E zur Verwirklichung eines einfach – große Mengen Treibhausgas- urbanen Smart Food Grid zu formulieren. Emissionen einsparen, kurzkettige und Gewünscht ist daher, dass diese Empfeh- ausfallsichere Versorgungsnetze schaffen lungen alle Handlungsfelder des Lebens- und Beschäftigung sowie Wertschöpfung in mittelsystems umfassen, wovon nicht ländlichen Regionen generieren. In Smart nur Klima und Umwelt, sondern auch die Cities-Projekten wurde dieser Aspekt bis- regionale Wirtschaft entscheidend profitie- lang allerdings nicht thematisiert. ren würden.

Das Sondierungsprojekt „Smart Food Grid Graz“ denkt die Systemgrenzen einer Smart smartwas_ City weiter und will nun Lösungsansätze #SMART Food Grid Graz entwickeln, wie der Grazer Ballungsraum bis zum Jahr 2030 zu einem Smart Food Grid entwickelt werden kann. Aufbauend auf bestehenden Konzepten und Projekten wird p Das Projektteam hat klare Vorstel- nach der Methode eines erprobten Stake- lungen, wie die ambitionierte Zielset- holder-Ansatzes unter Einbindung aller zung erreicht werden soll. Fotos: M.Terler, FH Joanneum relevanten Akteure eine Roadmap für die nachhaltige Versorgung der Smart City Graz mit Nahrung erstellt. Zumindest 30 Prozent

Regionaler – umweltschonender – nachhaltiger!

Summary The “Smart Food Grid Graz” exploratory study is in- #smartfoodgrid - ich mach mit! Kernöl, tended to develop ways to supply at least 30% of Graz’s Äpfel, Kürbis - aber auch noch ganz viel food demand from regional production. During the project, a specific schedule mehr - wird rund um Graz angebaut. integrating all relevant players will be prepared with the aim of developing the Deshalb gar nicht so schwer und super Graz metropolitan area into a forward-looking smart food grid by 2030. The gut: #lebensmittelohnejetlag #30regional! concept of a Graz smart city will thus be expanded to a smart urban region. #smartwas ? Mahlzeit!

46 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Living Green City Graz

Im Fokus dieses Projekts stand die kooperative

Entwicklung eines lebenswerten und grünen Projektstart: 03.2016 Projektende: 02.2017 Stadtteils in Graz Waagner-Biro. Förderung: 198.000 Euro

t Foto links: Daniel Derndorfer LGC Foto rechts: Nana Pötsch LGC Für einen grüneren Stadtteil Im Stadtteil Waagner-Biro wird die Smart plinäre Prozess fand unter Berücksichtigung City-Strategie der Stadt Graz erstmalig um- (jahres)zeitlicher, räumlicher, technischer, gesetzt. Das einjährige Sondierungsprojekt wirtschaftlicher, sozial-gesellschaftlicher „Living Green City - Waagner Biro Graz“ und philosophischer Gesichtspunkte statt ergänzte diese mit kluger grüner Infra- und konzentrierte sich auf Bestandsflächen struktur, außerdem sollten Planungs- sowie und -gebäude sowie zukünftig geplante Entwicklungsprozesse kooperativ und auf Bauvorhaben und -flächen. Dabei wurden Augenhöhe etabliert werden. Um BürgerIn- frühzeitig alle relevanten Stakeholder in nen, InvestorInnen, Vereine und Unterneh- den Prozess miteinbezogen, um unter- men bestmöglich in den Planungsprozess schiedliche Bedürfnisse, Interessen und einzubinden, wurden neben zahlreichen Ressourcen sicht- und nutzbar zu machen Gesprächen, Stakeholder-Events und einer und aufeinander abzustimmen. Somit Open Summer School auch eine Workshop­ konnten Lösungen auf Ebene der „Hard- reihe und ein Green Living Lab vor Ort ware“ (baulich-technisch-infrastrukturell) etabliert. ebenso vorgeschlagen werden wie auf Ebene der „Software“ (Transformationsprozesse, Übergeordnetes Ziel war die Entwicklung Kommunikation, kooperative Entwick- eines lebendigen grünen Stadtteils, dabei lungsplanung), die nun zur optimierten und standen Grün- und Freiflächen sowie die mehrdimensionalen Ausgestaltung neuer Potenziale an Fassaden, Dach- und versie- und vorhandener Grünflächen und -räume gelten Flächen im Fokus. Dieser interdiszi- Berücksichtigung finden sollen.

Summary The focus of this exploratory study was on the cooperative p In interdisziplinären Treffen und unter development of a livable and green city area around Waagner- Miteinbeziehung aller relevanten Stakehol- Biro in Graz. Special attention was paid to landscaping and open areas and the potential der konnten Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil Graz Waagner-Biro for façades, roofs, and sealed surfaces. This interdisciplinary process was conducted erarbeitet werden. under consideration of seasonal, spatial, technical, economic, social and societal, and Fotos von oben nach unten: Andreas Goritschnig LGC philosophical concerns, concentrating on existing spaces and buildings as well as Klima- und Energiefonds, Daniela Kain construction projects and spaces that are planned for the future. Andreas Goritschnig LGC

Smart Cities 2017 47 Projekt – Steiermark

Graz Jacky cool check Graz

Um der steigenden Hitzebelastung in Städten zu begegnen,

Projektstart: 09.2016 wurde die konkrete Kühlwirkung potenzieller Gegenmaßnahmen Projektende: 08.2017 Förderung: 196.000 Euro im Grazer Stadtteil Jakomini errechnet.

Der Klimawandel, die zuneh- der Berechnungen standen Kühleffekte und

mende Verbauung und die die damit erreichbare CO2-Einsparung durch Reduktion von Grünflächen Dach- und Fassadenbegrünungen, Wasser- führen zu einer zunehmenden flächen, reflektierende Dachfarben, die Art Hitzebelastung in Städten. der Bebauung und die Wiederbepflanzung Davon betroffen ist auch der von Flächen, die derzeit brach liegen. Wür- Grazer Stadtteil Jakomini de man zum Beispiel alle Dachflächen mit („Jacky“), in dem von 2004 bis einem Material abdecken, das 70 Prozent der 2011 die bebaute Fläche um drei Sonneneinstrahlung reflektiert, würde das die Prozent gestiegen ist, während Zahl der Tage, an denen es mehr als 25 Grad die Grünfläche im gleichen im Stadtteil hat, um durchschnittlich fünf bis Ausmaß abgenommen hat. Das zehn Tage pro Jahr reduzieren. Ein ähnlicher Sondierungsprojekt „Jacky_ Effekt wäre auch durch die Begrünung der ge- cool_check“ hatte daher zum samten vorhandenen Dachflächen darstellbar, Ziel, die lokal erreichbaren tatsächlich sind baulich bedingt aber nur elf Kühlpotenziale mithilfe von Prozent der Dachflächen im Bezirk begrünbar. p Die Grafik zeigt das Mittel der Wirkungsmodellen darzu- Sommertage pro Jahr mit mehr als stellen sowie technische, stadtplanerische Die Berechnungen zeigen aber auch, welche 25°C im Bezirk Jakomini basierend auf den Klimadaten von 1981 bis 2010. und soziale Maßnahmen gegen städtische Maßnahmen und deren Kombinationen im Quelle: ZAMG Wärmeinseln (Urban Heat Islands – UHI) kleinräumigen Klima einer Stadt oder eines vor Ort zu erarbeiten. Damit konnten bereits Bezirkes am besten wirken und daher am bekannte Gegenmaßnahmen zur Reduktion meisten Potenzial zur Umsetzung besitzen. der zunehmenden Hitzebelastung mit Daten Auf der planerischen und legistischen Ebene zur Veranschaulichung und Darstellung der erfolgt dann die Abstimmung der verschie- konkreten Kühlwirkung belegt werden. denen Szenarien mit der Stadtentwicklung, das heißt die Abstimmung mit übergeord- neten Konzepten der Stadt für den Ausbau Graz cooler machen von Grün- und Freiflächen. Das sich daraus Auf der technischen Ebene wurden der Status ergebende „realistische Kühlungspoten- quo und die faktisch machbaren Reduktionen zial“ wird in einem weiteren Schritt an die städtischer Wärmeinseln durch Wirkungsbe- verschiedenen Stakeholder-Gruppen des rechnungen in mehreren Handlungsfeldern Testbezirks (AnrainerInnen, Gewerbetrei- Aktuelle Infos zu den Projekten: @ und Kühlungsszenarien erhoben. Im Fokus bende, ...) kommuniziert. www.smartcities.at

Summary Climate change is leading to greater heat stress in cities. In principle, countermeasures are known, but in many cases there is insufficient data to visualise and present their specific cooling effects. The “Jacky_cool_check” exploratory study there- fore compiled technical, urban planning, and social measures to counter urban heat islands in Graz’s residential and commercial Jakomini district (“Jacky”) and used impact models to calculate locally achievable cooling potentials.

48 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Arbeiten und Wohnen in Graz Graz-Reininghaus In diesem Sondierungsvorhaben wurde ein Demonstrationsprojekt Projektstart: 09.2015 Projektende: 08.2016 in Graz-Reininghaus vorbereitet, das beispielhaft die Kooperation Förderung: 149.000 Euro von Industrie- und Gewerbebetrieben mit Wohngebieten umsetzt.

Die De-Industrialisierung in Europas Städten schreitet seit den 1970er-Jahren zügig voran, immer öfter wandern Produktionsbetriebe ab oder werden aus den urbanen Agglomeratio- nen vertrieben. Um diesem Trend entgegen- zuwirken, entsteht in Graz in den nächsten 15 bis 20 Jahren im unmittelbaren Umfeld zahlreicher produzierender und Handels­ unternehmen auf dem ehemaligen Industrie- standort Reininghaus ein neuer Stadtteil, die „Smart City Graz Reininghaus“. p Graz-Reininghaus Blick Süd, Foto: Martin Grabner Durch die Nähe der Betriebe zum zukünftigen und Güter) sowie Kommunikation und Infor- Wohn- und Mischnutzungsgebiet ergeben mation (integrierte Stakeholder-Beteiligung) sich Konfliktpotentiale, aber auch mögliche erarbeitet werden, die bei der Bebauung und Synergieeffekte in Bezug auf Energiesysteme, Planung des Stadtteils nun Berücksichtigung Verkehr, Wohnqualität oder integrierte Quar- finden. Dabei erwies sich die Vorgangsweise, tiersgestaltung. Vor diesem Hintergrund war alle relevanten Akteure (städtische Verwal- es Ziel der Sondierung, ein Demonstrations- tung, AnrainerInnen, InvestorInnen und projekt im Stadtteil vorzubereiten, in dem ein PlanerInnen, …) frühzeitig in den Prozess Nebeneinander und Miteinander von Indus- einzubinden, um möglichst viele Kriterien trie- und Gewerbebetrieben sowie Bewohne- einer Smart City durch sektorübergreifende rInnen auch langfristig möglich ist. Lösungsszenarien zu realisieren, als richtig. Integrative Planungsprozesse sind bei ähnlich Als Ergebnis konnten außerdem konkrete gelagerten Projekten daher dringend zu emp- p Arbeiten und Wohnen in Reininghaus, Lösungsansätze (Demobausteine) in den Be- fehlen. Workshop mit gewerblichen AnrainerIn- nen. Fotos: TU Graz reichen Energie (effiziente Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und Speichertech- niken), Gebäude (Nachverdichtung, gebäude- Sektorübergreifende Lösungen integriertes Grün) und Mobilität (Personen vorantreiben

Summary In this exploratory study, a demonstration project was set up in Graz-Reininghaus as an example of cooperation between industrial and commercial enterprises on the one hand and residential areas on the other, to counteract increasing de-industrialisation. In order to address potential conflicts early on and to apply cross-sector solutions to maximise the number of “smart city” criteria fulfilled, all relevant stakeholders (local administration, residents, investors and planners, etc.) were involved in the process from the start.

Smart Cities 2017 49 Projekt – Steiermark

Graz Smart UP Graz

Das Projekt soll die Grundlagen zur Entwicklung eines

Projektstart: 05.2017 Grazer Stadtquartiers zu einem Reuse- & Upcycling- Projektende: 04.2018 (geplant) Förderung: 200.000 Euro Zentrum erarbeiten.

Das von der Stadt Graz im Stadtentwicklungs- konzept 4.0 definierte Smart City-Zielgebiet „Graz Süd“ wird in den kommenden Jahren zu einem attraktiven Lebensraum aufgewer- tet. In „Smart UP Graz“ werden daher nun die Voraussetzungen erarbeitet, um die vorhan- denen Potenziale (Gewerbestruktur, Nähe zum Stadtzentrum und zum Fernwärmewerk Puchstraße, …) nutzbar zu machen. Rund um die bereits bestehende Halle der ÖKO-Service Beschäftigungsgesellschaft m.b.H. wird ein Reuse- & Upcycling-District entwickelt und durch eine intelligente Vernetzung der beste- henden Objekte mit unterschiedlicher Nutzung wird außerdem ein Ressourcen- und Energie- verbund etabliert.

Der Ausbau des bestehenden Reparatur- und Reuse-Betriebes zu einer vertikalen, gläsernen Upcycling-Fabrik, die Ansiedelung von Büros, eines (Reparatur-)Cafés, von Upcycling-Shops und einer Kinderbetreuungsstätte sollen das p Die Idee einer vertikalen, gläsernen Upcycling-Fabrik würde eine deutliche Aufwertung für das Quartier bedeuten. Abb.: AEE INTEC Quartier auf sozialer, ökologischer und ener- getischer Ebene aufwerten. Ziel ist es, dadurch in Zukunft auch weitere Unternehmen im Ein neuer Reuse- & Upcycling- Bereich Ressourceneffizienz anzulocken und das Quartier zu einem neuen Stadtteilzentrum District für die Stadt Graz zu machen, in dem Ressourcen- und Energieef- fizienz gelebt und zur Schau gestellt wird.

Summary “Smart UP” aims to improve the usability of existing Idealerweise bilden die gewonnenen Erkennt- potential (commercial structure, proximity to the city nisse aus der Sondierung die Basis für eine spä- centre, etc.) in the Smart City target area of “Graz South”. To this end, a reuse ter geplante Umsetzung und liefern allgemein and upcycling district is to be developed around the existing ÖKO-Service gültige Erkenntnisse für die Transformation Beschäftigungsgesellschaft m.b.H. depot, and a resource and energy network von innerstädtischen Industrie- und Gewerbe- will be established. The establishment of offices, a repair café, upcycling betrieben in Richtung energie- und ressourcen- shops, and a childcare facility is intended to increase the social, ecological, schonender „Innovation Districts“. and energy quality of the district and reshape it to form a new district centre.

50 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

Smarte Modernisierung Graz Terrassenhaussiedlung

Projektstart: 03.2017 Die Sondierung prüft Möglichkeiten zur smarten Modernisierung Projektende: 02.2018 (geplant) im Sinne einer energetisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Förderung: 187.000 Euro Ausrichtung der Terrassenhaussiedlung­ in Graz-St. Peter.

Die Terrassenhaussiedlung in Graz-St. entwickeln. Die Studie konzentriert Peter ist die größte zusammenhängende sich dabei auf die Bereiche Gebäude und und international bekannteste Wohn- Energie, Grün- und Freiraum, urbane siedlung der Steiermark. Gleichzeitig ist Mobilität sowie Information und Kom- sie die größte EigentümerInnen-Verwal- munikation. Ziel ist die Entwicklung tungseinheit Österreichs mit über 500 einer allgemeinen Entscheidungshilfe Wohnungen und mehr als 1.000 Einwoh- zur Abschätzung der Modernisierungs- nerInnen. Nach mehr als 40-jähriger möglichkeiten von partizipativ entwor- Nutzung der Siedlung stellt sich nun die fenen Bestandswohngebäuden. Frage einer smarten Modernisierung im Sinne einer energetisch, ökologisch und Die Entwicklung des Leitfadens wird am sozial nachhaltigen Ausrichtung. Beispiel der Siedlung (die Entwicklungs- und Testfeld gleichermaßen ist) exem- Das Projekt SONTE (kurz für Sondie- plarisch aufgezeigt und zur Übertragung rungsstudie Terrassenhaussiedlung auf weitere Wohngebäude erweitert. Der Graz) soll Antworten hierauf liefern und Fokus in der Bearbeitung liegt auf einem gemeinsam mit den BewohnerInnen umfassenden, ganzheitlichen Ansatz, einen Leitfaden für den Umgang mit der der sowohl energetische, ökologische Siedlung für die kommenden 40 Jahre als auch soziale Aspekte beinhaltet.

Energetische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen

Summary The split-level housing area in Graz-St. Peter is the largest contiguous residential area in Styria, and now, after more than 40 years of use, it is to undergo smart modernisation to p Die BewohnerInnen wurden in die give it a sustainable ecological, social, and energy orientation. The “SONTE” Weiterentwicklung des sozialen Wohnbaus project will involve collaboration with residents to agree guidelines for the stark miteinbezogen. Alle Fotos: Institut für Wohnbauforschung development of the residential area over the next 40 years. The primary focus is on buildings and energy, open space and landscaping, urban mobility, and information and communication. @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at

Smart Cities 2017 51 Projekt – Steiermark

Graz SmartAIRea Graz

Flughafenumfeld, Stadt, Stadtregion, Umlandgemeinden und

Projektstart: 10.2016 die dort lebenden BürgerInnen werden in Graz erstmals in Projektende: 11.2017 Förderung: 194.000 Euro einem Projekt ganzheitlich betrachtet.

t Der Flughafen Graz ist der nach Passagieraufkommen (931.000 Personen im Jahr 2015) viertgrößte österreichische Flughafen. Fotomontage: Nutzung Freizeitpark, ©Projektteam SmartAIRea Graz

Das Flughafenumfeld neu denken

Das Sondierungsprojekt „SmartAIRea Neben ökonomischer, ökologischer und Graz“ hat versucht, erstmalig ein Um- sozialer Nachhaltigkeit stand dabei die setzungskonzept, einen Denkansatz und maßstabsübergreifende Ausformulierung einen „Werkzeugkasten“ für ein smartes der gestalterischen Nachhaltigkeit im Flughafenumfeld für die Stadt Graz und Vordergrund. Diese stellt die Basis für eine die Umlandgemeinden sowie in weiterer menschenorientierte und qualitätsvolle Folge auch für andere Städte zu erarbeiten. Raumorganisation dar. Eines der entwickelten „Werkzeuge“ ist das p Zur Veranschaulichung und als Gesprächsbasis entwickelte interaktive Modell. Dieses steht für jeden Die thematisch behandelten Schwerpunk- das Projektteam ein digitales Standard-Webbrowser zur Verfügung. So- te – Gebäude- und Raumorganisation, sowie analoges Modell des Grazer Flughafenareals. mit können die unterschiedlichen Entwick- nachhaltige Entwicklung und Energiever- Fotos: Sanela Pansinger lungsvarianten breitenwirksam vermittelt sorgung, Qualität des Lebens, Verringerung beziehungsweise in Bürgerbeteiligungspro- des Lärms, wirtschaftliches Gleichgewicht zessen eingesetzt werden und zugleich die und Good Governance – sind wichtig, um Bewusstseinsbildung für das große Ent- das bisher vorwiegend für Gewerbe und In- wicklungspotenzial des Flughafengebietes dustrie genutzte Flughafenumfeld in einen unterstützen. transparenten, vernetzten, steuerbaren und resilienten Ort umwandeln zu können. Die „SmartAIRea“ ist somit ein „Integrator“, Summary The “SmartAIRea Graz” exploratory study developed an der weitere Zersiedelungen verhindert, initial implementation plan, a conceptual approach, and Landschafts-, Grün- und Freiräume sichert, a “toolbox” for a smart airport environment (SmartAIRea) for the city of Graz and eine geeignete Nutzungsmischung an sinn- the surrounding communities, and subsequently for other cities. In addition to vollen Standorten vorantreibt und damit ecological and social sustainability, the focus was on formulating sustainable einen Beitrag zur qualitativen Stadt- und design principles for use in projects of varying scales. Regionalentwicklung leistet.

52 Smart Cities 2017 Projekt – Steiermark

ICT4SmartHeating Graz Graz

Das Sondierungsprojekt untersuchte im Rahmen eines

Pilotversuchs in Graz eine mögliche Reduktion des Wärme- Projektstart: 10.2015 Projektende: 12.2016 verbrauchs durch den Einsatz innovativer IKT-Lösungen. Förderung: 200.000 Euro

Smart Cities umfassen gemeinhin viele tungs- und Implementie- Maßnahmen zur Senkung des Ressour- rungsstrategie entwickelt. cenaufwands und zur Minimierung von

CO2-Emissionen. Dazu gehört unter Die Sondierung zeigte, dass anderem auch die Reduktion des Wär- der Einsatz von innovativen meverbrauchs in Bestandsquartieren. IKT-Lösungen zur Reduk- In den Überlegungen wird meist davon tion des Wärmeverbrauchs ausgegangen, dass dafür eine Sanierung insbesondere in Gebäuden der Gebäudehülle oder andere bauliche mit schlechter thermischer Maßnahmen notwendig sind. Inter- Qualität der Gebäudehülle nationale F&E-Projekte zeigen aller- und flinken Heizungssyste- dings, dass auch durch den Einsatz von men sowohl energetisch wie innovativen IKT-Lösungen der Wärme- wirtschaftlich sinnvoll ist. verbrauch deutlich gesenkt und dadurch der Heizkostenaufwand um 20 bis 40 Das ausgearbeitete Umsetzungskon- Prozent reduziert werden kann. zept basiert primär auf Open-Source- Ansätzen und gewährleistet dadurch Im Sondierungsprojekt „ICT4Smart­ ein herstellerunabhängiges System mit Heating Graz“ wurde daher untersucht, speziellem Fokus auf Privacy und Se- ob sich dieser Forschungsstand auch im curity. Mit Stand Oktober 2017 kam das Rahmen eines Pilotversuchs in der Stadt Konzept laut Angaben des Projektteams Graz abbilden lässt und welcher F&E-Be- noch nicht zur Anwendung. Die Reali- darf im Falle einer Umsetzung notwendig sierung eines (Sub-)Projektvorhabens, p Insbesondere in Gebäuden mit schlechter wäre. Außerdem wurde die technische bei dem es um den Einsatz von Smart- thermischer Qualität der Gebäudehüllen können IKT-Lösungen den Wärmeverbrauch deutlich und wirtschaftliche Machbarkeit insbe- Heating-Lösungen bei Endkunden reduzieren. sondere für Siedlungsgebiete mit einem (Haushalten) unter Verwendung einer Foto oben: RioPatuca Images/fotolia.de, Foto unten: DOC RABE Media/fotolia.de hohen Anteil an sozialem Wohnbau Open-Source-IoT*-Plattform geht, untersucht und die für einen Einsatz in war zu diesem Zeitpunkt allerdings in * IoT = Internet of Things Pilotquartieren notwendige Verbrei- Planung.

Summary As part of a pilot experiment in Graz, the introductory Mit IKT project evaluated the potential for reduced heating consumption through the use of innovative IT solutions, and assessed what Ressourcen schonen further R&D would be necessary if this were to be implemented. The project also examined the technical and commercial feasibility, especially for residential areas with a high proportion of social housing, and developed a strategy for @ Aktuelle Infos zu den Projekten: implementation and dissemination in pilot areas. www.smartcities.at

Smart Cities 2017 53 Reise – Burgenland

ENLAN RG D U p Bei einem Rundgang durch die Gemeinde B werden viele Energiepotenziale sichtbar. Auch am Dach der Aufbahrungshalle (rechts im Bild) wird in Kürze eine Photovoltaik-Anlage installiert. REISE- Burgenland: Foto: Jürgen Zacharias TAG Innovation leben D Im Südburgenland kündigt sich eine kleine Revolution an: B N U LA Im Verbund wollen Gemeinden, Unternehmen und RGEN Private auch kleinste Potenziale an Energieflexibilitäten nutzbar machen.

Wenn man mit Bürgermeister Bernd Strobl durch die Straßen der südburgen- q Unsere Gesprächspartner: Unternehmer Wolfgang ländischen Gemeinde Ollersdorf geht, könnte man meinen, die ganze Welt Ivancsics, Bürgermeister Bernd Strobl und Projektleiter Andreas Schneemann (v.l.n.r.). Foto: Jürgen Zacharias sei schon bald Mitglied im geplanten Energiespeichercluster. „Die Bewohne- rInnen des Hauses da vorne mit der Photovoltaik-Anlage am Dach sind mit dabei“, sagt er und deutet Richtung Ortsausfahrt. Die Familie im Haus gegen- über ist ebenfalls mit von der Partie, jene da vorne sowieso. Dazu kommen viele weitere, eine Handvoll lokaler Unternehmen und die Gemeinde selbst mit ihren Solarzellen auf Schule, Feuerwehrhaus und Kindergarten. Am Dach der Aufbahrungshalle soll in Kürze eine weitere Anlage in Betrieb gehen. Sie wird die Kirche mit Sonnenstrom versorgen und dem Projekt damit auch zu ein wenig Unterstützung „von oben“ verhelfen.

Was sie hier in Ollersdorf in der Golf- und Thermenregion Stegersbach im Verbund mit sieben anderen Gemeinden (Stegersbach, Rauchwart, Bocks-

54 Smart Cities 2017 Reise – Burgenland

dorf, Litzelsdorf, Olbendorf, Kukmirn und Für viele Leute hier ist es daher völlig Burgauberg-Neudauberg) sowie in Oberwart logisch, sich in einer derartigen Initiative mithilfe einer Förderung des Klima- und zu engagieren. Für die Gemeinde ist es eine Energiefonds im Projekt „Urbaner Speicher- große Chance, Innovation in die Region cluster Südburgenland“ planen (siehe auch zu bekommen.“ Andreas Schneemann Seite 56), ist nichts weniger als eine kleine ergänzt: „Außerdem können wir hier im Revolution am Energiesektor. Projektleiter Kleinen testen und das System optimieren, Ing. Andreas Schneemann, Geschäftsführer damit es in weiterer Folge auch für größe- der Firma Energie Kompass GmbH: „Wenn re Gemeinden und Quartiere interessant man von Energieflexibilitäten spricht, ist wird.“ meist nur von den großen Potenzialen die Rede. Wir wollen aber auch die Flexibilitäten Am Ende unseres Rundgangs kommen wir in Einfamilienhäusern, klein- und mittel- mit Unternehmer Wolfgang Ivancsics ins ständischen Unternehmen und Gemeinden in Gespräch. Der Burgenländer führt im Ort das Energiesystem integrieren, in dem wir sie einen Betrieb für Keramik und Ofenbau, ist in Cluster bündeln.“ zudem Bundesinnungsmeister der Hafner, Platten- und Fliesenleger und Keramiker. Vereinfacht gesagt geht es darum, produzier- Er relativiert den eingangs vermittelten te, aber aktuell nicht benötigte Energie (etwa Eindruck: „Wir werden mit diesem Projekt aus einer Photovoltaik-Anlage) in einem vermutlich nicht die Welt retten, etwas Batterie-, Wärme- oder mobilen Speicher im bewegen können wir aber in jedem Fall!“ p Auch Unternehmer Bernhard Strobl Haus vorzuhalten und verfügbare Überschüs- Er selbst ist vom Gelingen jedenfalls vollauf (2. von links) will Energieüberschüsse se in einem Quartierspeicher zu sammeln. überzeugt und engagiert sich ebenso wie der aus der Photovoltaik-Anlage seiner Tischlerei anderen Cluster-Teilneh- NutzerInnen profitieren von dieser Einspei- Bürgermeister auch privat im Projekt. „Hier merInnen zur Verfügung stellen. sung durch eine Gutschrift, die beispielsweise kennt jeder jeden“, sagt Bernd Strobl, „da Fotos: Jürgen Zacharias dazu verwendet werden kann, das eigene kann ich die Leute nicht für den Cluster be- E-Auto an einer in den Cluster eingebette- geistern und dann selbst nicht dabei sein.“ ten Ladestation aufzuladen. Da sich unter dem Strich Einspeisung und Bezug kaum die Waage halten werden, ergeben sich für die Summary The planned “Urbane Speichercluster Südburgenland” Cluster-TeilnehmerInnen am Ende jedes (“Südburgenland urban storage cluster”) took us to the Verrechnungszeitraums Gutschriften oder golf and thermal bath region of Stegersbach. There, municipalities, companies, Forderungen. Den Praxistest soll ein Living- and private individuals have banded together to make use of even the smallest Lab-Testbetrieb in der Golf- und Thermenre- potential for energy flexibility, as Ollersdorf Mayor Bernd Strobl and project gion Stegersbach ermöglichen, parallel dazu manager Andreas Schneemann explained. Simply put, the objective is to capture wird ein zweiter Cluster im Stadtgebiet von energy that has been produced but is not currently needed (such as from a Oberwart realisiert. photovoltaic system) in a battery, heat accumulator, or mobile storage in a building and to collect available excess in a district accumulator. Users benefit Warum das Vorhaben im Südburgenland from this feed-in through credits that can be used to charge their electric cars umgesetzt wird und nicht in einer Metropol- at a charging station embedded in the cluster, for instance. The practical test is region, wo Flexibilitäten leichter erschließbar intended to allow living-lab test operations in the Stegersbach golf and thermal wären? „Weil hier die Bereitschaft, mitzu- bath region; at the same time, a second cluster will be established in the machen, größer ist“, sagt Bürgermeister Oberwart district. Strobl. „Wir haben in den vergangenen Jahren Interest in participating in the cluster is running high in the community. zwei BürgerInnen-Beteiligungsmodelle für Entrepreneur Wolfgang Ivancsics is one of those who want to contribute. Photovoltaik-Anlagen erfolgreich umgesetzt, “We probably won’t save the world with this project, but we can set something in aktuell läuft das dritte Projekt. Dadurch haben motion at any rate!” he says. wir Interesse für die Thematik wecken können.

Smart Cities 2017 55 Projekt – Burgenland

Oberwart - Urbane Speichercluster Stegersbach Südburgenland

Projektstart: 09.2017 Projektende: 08.2020 (geplant) In der Golf- und Thermenregion Stegersbach und der Förderung: 826.000 Euro Stadt Oberwart wird ein Living-Lab-Testbetrieb eines clusterbasierten Energie-Managementsystems umgesetzt.

Ausmaß vorhandenen kleinstrukturierten Flexibilitäten in Clustern gebündelt werden müssen, um die Potenziale auch abrufen zu können.

Im Rahmen des Projekts „Urbane Speicher- cluster Südburgenland“ wird auf „Loadshift Oberwart“ aufgebaut und in Kombination mit innovativen Tarifmodellen die Realisie- rung eines Living-Lab-Testbetriebs eines clusterbasierten gebäude-, nutzerInnen-, quartierspeicher- und ladestationenüber- greifenden Energie-Managementsystems

p Am Projekt sind insgesamt neun Ge- geplant. Das System soll die Nutzung meinden im Südburgenland (Ollersdorf, Im KleinstkundInnensegment liegen aktuell regional vorhandener Energieflexibilitäten Stegersbach, Rauchwart, Bocksdorf, Litzelsdorf, Olbendorf, Kukmirn, Ober- noch große ungenutzte Potenziale an Ener- im Klein- und Kleinstverbrauchersegment wart und Burgauberg-Neudauberg) mit gieflexibilitäten. Um diese für die Zukunft ermöglichen. Das Hauptaugenmerk liegt knapp 20.000 EinwohnerInnen beteiligt. Foto: Tourismusverband der Golf- und nutzbar zu machen, wurde im ebenfalls vom dabei auf der Implementierung von elekt- Thermenregion Stegersbach Klima- und Energiefonds geförderten Smart rischen und thermischen Speicheranlagen. City-Projekt „Loadshift Oberwart“ (Start: Zudem sollen innovative Tarif- und Bürge- 09/2014, Ende: 08/2017) bereits an der rInnenbeteiligungsmodelle entwickelt und Entwicklung eines übergeordneten Energie- realisiert werden. Das Testgebiet umfasst die Managementsystems gearbeitet. Das Vor- Golf- und Thermenregion Stegersbach sowie haben hat gezeigt, dass die in einem großen die Stadt Oberwart.

Kleinstrukturierte Energieflexibilitäten nutzbar machen

Summary The “Urbane Speichercluster Südburgenland” (“Südburgenland urban storage cluster”) project involves the implementation of living-lab test @ Aktuelle Infos zu den Projekten: operation for a cluster-based energy management system that encompasses buildings, users, www.smartcities.at district storage facilities, and charging stations, in combination with innovative charging models in the Stegersbach golf and thermal bath region and the town of Oberwart. The system aims to allow small and very small consumers to take advantage of any energy flexibility available in the region. The primary focus is on the implementation of electrical and thermal storage systems. Innovative charging and resident participation models are also to be developed and implemented.

56 Smart Cities 2017 Projekt – Burgenland

Eisenstadt Multifunktionale Energie-Netzwerke Eisenstadt

Projektstart: 03.2017 Das bestehende Energie- und Mobilitätssystem eines Projektende: 02.2018 (geplant) Förderung: 186.000 Euro Industrie- und Gewerbegebietes soll in „IrON Eisenstadt“ nachhaltig verbessert und zukunftsfit gemacht werden.

Im Rahmen des Smart City-Einstiegspro- Ziel ist es, sowohl den Energiebedarf als jekts „IrON Eisenstadt“ (kurz für „Inves- auch die Verbrauchsstruktur des Eisenstäd- tigation of Renewable Options and Net- ter Energie-, Mobilitäts- und Kommunika- works“) werden Szenarien und Methoden tionssystems intelligent zu optimieren. Ein entwickelt und analysiert, um die Rolle während des Projekts erarbeitetes Leitbild eines Industrie- und Gewerbegebiets als wird aktuelle Werte und Benchmarks für nachhaltig agierende Technologiedreh- die Energieeffizienz, den Anteil erneuer- scheibe zu stärken. In dem südlich des barer Energien und die Mobilitätssituati- Stadtzentrums gelegenen Gebiet befinden on sowie Szenarien für wünschenswerte p Auch die Fachhochschule Burgen- land am Campus Eisenstadt ist Teil des sich unter anderem das Technologie- Zustände in diesen Bereichen definieren. Projektgebiets. zentrum Eisenstadt, die FH Burgenland Weitere geplante Ergebnisse sind Arbeits-, Foto: FH Burgenland am Campus Eisenstadt, verschiedene Zeit-, Kosten- und Finanzierungspläne zur Einzelhandels-Großmärkte, ein Industrie- anschließenden Umsetzung der beschrie- betrieb sowie diverse weitere gewerbliche benen Maßnahmen. Außerdem soll das Einrichtungen. Aufgrund seiner Lage und grundlegende wissenschaftliche, technische seiner Zusammensetzung bildet es ein und wirtschaftliche Wissen energetisches, verkehrs- sowie kommuni- (empirische Erfahrun- kationstechnisches Zentrum der Stadt und gen bestehen aktuell nur smartwas_ damit einen idealen Verknüpfungs- bezie- für Teilaspekte) sowie die #IRONEisenstadt hungsweise Ausgangspunkt für intelligente notwendigen Fertigkeiten Maßnahmen in den Bereichen Transport erarbeitet und kombiniert (Mobilität), Energie und IKT, die flächende- werden, um einen TEC-HUB ckend in Richtung der umliegenden Stadt für Eisenstadt entwickeln erweitert werden sollen. und umsetzen zu können.

Einen TEC-HUB entwickeln und umsetzen

Summary The “IrON Eisenstadt” smart city project is exploring scenarios and methods for strengthening the role of an industrial and commercial area in Eisenstadt as a sustainably functioning TEC HUB ist KEINE neue Musikrichtung, technology hub. This aim is intelligent optimisation of both energy demand sondern ein Ziel: der Gewerbepark da drüben and energy consumption structures within the existing energy, mobility, and wird mit smarten Ideen für Transport - Energy communications system in the regional capital, and to develop a model for ideal - Communication zur #technologiedrehscheibe conditions in these areas. #smartwas #ironeisenstadt

Smart Cities 2017 57 Projekt – Burgenland

Pinkafeld Empower Citizens

In Pinkafeld sollen die Lebensqualität und die ökosoziale Nach-

Projektstart: 05.2017 haltigkeit im Wohnbau durch eine smarte Wohnbaumodernisie- Projektende: 05.2020 (geplant) Förderung: 865.000 Euro rung mit Fokus auf technische Innovationen gesteigert werden.

Im Demoprojekt „Empower Citizens“ soll Dazu wird ein Living-Lab geschaffen, die mithilfe von technischen Innovationen wie angestrebte Modernisierung wird an- beispielsweise einem Low-cost Energie- schließend in vier bereits festgelegten management, neuartigen Gebäude- und Sanierungsvorhaben umgesetzt. Dabei soll Energietechnologien, aber auch neuen durch Maßnahmen und Aktivitäten wie Finanzierungs- und Geschäftsmodellen eine Urban Gardening, Kabaretts, Volksfeste, p Das Projektteam von „Empower partizipative Modernisierung im ökosozi- Gemeinschaftshöfe, Gemeinschaftsgärten, Citizens“ beim Kick-off-Meeting. alen Wohnbau in der südburgenländischen Gemeinschaftsgeräte, Autopool, Jugend­ Foto: TBH Ingenieur GmbH Kleinstadt Pinkafeld ermöglicht werden. räume, Bewegungs- und Begegnungszonen Dabei geht es neben einer verbesserten (in Überlegung sind auch noch viele andere) Energieeffizienz auch um einen höheren eine aktive Sozialraumbeeinflussung NutzerInnenkomfort. Gemeinsam mit den stattfinden, ohne dass die BewohnerInnen BewohnerInnen sollen zudem weitere Zu- bevormundet werden. satznutzen erarbeitet werden (z. B. Sicher- heit, Ambient Assistant Living, …). Ergebnisse des Projekts sollen neben der Entwicklung realistischer Lösungsansätze zur Modernisierung des sozialen Wohnbaus in Kleinstädten und deren Umsetzung auch fundierte Aussagen über Potenzial und Nutzbarkeit der aktiven Sozialraumbeein- flussung zur Modernisierung im ökosozialen Wohnbau sein. Zudem sollen Barrieren sowie Erfolgsfaktoren identifiziert und ein Konzept zur eigenständigen Weiterführung nach Projektende entwickelt werden. p Foto: TBH Ingenieur GmbH

Low-cost Energiemanagement

Summary The “Empower Citizens” project in the South Burgenland community of Pinkafeld aims to empower technical @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at innovation and investment, and sustainable change in user behaviour in the urban area. By involving residents and target groups that are sceptical towards socio- ecological issues and problems, the project aims to develop realistic approaches to modernising social housing in small towns. This input is to be used to develop well-founded statements about the potential and usability of factors actively influencing the social environment.

58 Smart Cities 2017 Smart Cities spielerisch erobern

Der Klima- und Energiefonds hat mit „Play the City – Change the Game“ ein Angebot zur spielerischen Vermittlung moderner Nachhaltigkeits- strategien entwickelt, das nun österreichweit einsetzbar ist und als Highlight eine Reise durch ganz Europa zu bieten hat.

Wohin entwickelt sich unsere urbane Gesell- schaft? Wie lassen sich in einer zukunftswei- senden Stadtentwicklung die immer drängen- deren Fragestellungen zu Verkehr, Energie, Sozialem und Wohnen unter einen Hut brin- gen? Und welche Strategien braucht es darüber hinaus, um unsere Ballungszentren nachhal- tiger und lebenswerter zu machen? Der Klima- und Energiefonds hat nach Formaten gesucht, um auf spielerische Art und Weise einen Bezug zu modernen Nachhaltigkeitsstrategien herzustellen. Ergebnis ist das Angebot „Play the City – Change the Game“, ein Pool unter- schiedlicher Brett-, Wissens- und Planspiele zum Thema intelligente Stadtentwicklung.

p Foto: Klima- und Energiefonds Im Zentrum steht das exklusiv mit und für den Klima- und Energiefonds entwickelte Städte- spiel „Smart City Hopping“. Dieser Fixstarter jedes Einsatzes von „Play the City – Change Summary The Climate and Energy Fund was looking for formats the Game“ schickt Kinder, Jugendliche oder that established a link with modern sustainability Erwachsene auf eine Reise durch zwölf euro- strategies in a playful manner. The result is “Play the City – Change the Game” päische Smart Cities. Die Spielenden stellen – a pool of board games, knowledge games and simulation games based on ihr Wissen zu Wien, Reykjavik, Amsterdam, intelligent urban development. Barcelona, Hamburg, Salzburg, Genua und At the heart of these is “Smart City Hopping”, a game developed exclusively for weiteren besonders nachhaltigen und lebens- and in cooperation with the Climate and Energy Fund. This is the starting point werten europäischen Städten unter Beweis for every version of “Play the City – Change the Game”, and sends children, und sammeln landestypische Souvenirs. young people, and adults on a journey through twelve European Smart Cities. The players demonstrate their knowledge of Vienna, Reykjavik, Amsterdam, Der Klima- und Energiefonds bietet „Play Barcelona, Hamburg, Salzburg, Genoa and other particularly sustainable, the City – Change the Game“ als flexibles, liveable European cities and collect souvenirs from each country. vierstündiges Vermittlungsformat im Rah- The Climate and Energy Fund offers “Play the City – Change the Game” as a men einer Kooperation an. Weitere Informa- flexible, four-hour educational format (within the framework of a cooperation). tionen unter: More information is available at: www.smartcities.at/service/spieleformat www.smartcities.at/service/spieleformat

Smart Cities 2017 59 Reise – Niederösterreich

p Foto: Jürgen Zacharias ÖS ER TER ED R I E N I Korneuburg investiert C H in seine Zukunft REISE- N I TAG E Korneuburg will ab 2036 energieautonom und CO2-neutral D sein – eine wichtige Rolle bei der Erreichung dieser Ziele E H R C spielt das Umsetzungsvorhaben „Way2Smart Korneuburg“. Ö I STERRE

Wenn man vom Bahnhof über den Doktor-Max-Burckhard-Ring und die Sto- ckerauerstraße in die Leobendorferstraße biegt, deutet wenig darauf hin, dass Korneuburg nur ein Stück entfernt an seiner Zukunft arbeitet. Die Vorzeichen verdichten sich auch 200 Meter weiter an der Ecke zur Kreuzensteinerstraße nicht, und doch will die Stadtgemeinde genau hier, in den beiden Gemeindebau- ten mit den Hausnummern Hans Mühl-Gasse 2 und 4, das Smart City-Projekt „Way2Smart Korneuburg“ realisieren. Die im Projekt geplante nachhaltige Sanierung und Nachverdichtung der beiden Gemeindebauten stellt eine große Herausforderung dar, soll aber nur eine Etappe in Richtung eines noch ambitio- nierteren Zieles sein: Bis 2036 und damit pünktlich bis zu den Feierlichkeiten zu

900 Jahre Stadterhebung will Korneuburg energieautonom und CO2-neutral sein. p V.l.n.r.: DI Dr. Bernhard Lipp (IBO), Elisabeth „Den Weg dahin kann man sich wie den Bau eines großen Puzzles vorstellen, Kerschbaum (IBO), Lisa-Marie Papacek (mög- liche zukünftige Bewohnerin), Helene Fuchs- bei dem viele Steine gefunden und passend eingefügt werden müssen, damit Moser (Vizebürgermeisterin Korneuburg) das Bild Formen annimmt“, erklärt Vizebürgermeisterin Helene Fuchs-Moser Foto: Jürgen Zacharias bei einem Gespräch im Hof der beiden Gemeindebauten. Aktuell stehe man bei diesem Vorhaben noch am Anfang. Mit dem in Passivhausstandard ausgeführ- ten Justizzentrum, dem mit Fokus auf FußgängerInnen und RadfahrerInnen

60 Smart Cities 2017 Reise – Niederösterreich

umgebauten Bahnhof und einigen weiteren Systems ist geplant. „Außerdem wollen wir Maßnahmen liegen aber immerhin schon die Abfahrtszeiten des Busses an der nebenan einige Teile auf dem Tisch. Und mit „Way2­ gelegenen Haltestelle deutlich sichtbarer Smart Korneuburg“ (siehe auch Seite 62) wird machen, um den Umstieg auf öffentliche das Bild laut der Politikerin „sicher weiter an Verkehrsmittel zu erleichtern“, sagt Elisabeth Kontur gewinnen“. Kerschbaum vom Österreichischen Insti- tut für Bauen und Ökologie (IBO), bei dem Das vom Klima- und Energiefonds geför- die Projektleitung liegt. Greift das Konzept, derte Umsetzungsprojekt startete bereits im könnten in Korneuburg schon bald weitere Jahr 2015, als mit den Planungen begonnen Mobilitätsknoten entstehen. wurde. Der Beginn der Sanierung der rund 25 Gemeindewohnungen und die Nachverdich- Mittel- bis langfristig großes Potenzial für tung mit 25 weiteren Wohnungen beginnt im die Stadt hat auch ein weiterer Aspekt des Frühsommer 2018. Dabei werden die Gebäude Projekts, den DI Dr. Bernhard Lipp, Geschäfts- mit einer Photovoltaik-Anlage und Erdwär- führer des IBO, erklärt: „Wir erfassen parallel mepumpe ausgestattet, die Sanierungsfälle zu zur Sanierung und Nachverdichtung auf einer Energieplus-Gebäuden entwickelt. Dies soll Energieautonomieplattform die aktuellen p Im Zuge des Projekts soll auch zu mehr Wohnkomfort führen, der den energetischen Standards aller Gebäude im auch ein Mobilitätsknoten erreicht aktuellen, aber auch zukünftigen MieterInnen gesamten Stadtgebiet. Ausgehend von diesem werden, der den BewohnerInnen den Umstieg auf öffentliche ERÖSTE wie Lisa-Marie Papacek zugute kommen wird. Ist-Zustand lassen sich dann weitere konkrete Verkehrsmittel (Bild oben: Blick D R Die Korneuburgerin steht seit einigen Monaten Sanierungs- und Verbesserungsmaßnahmen vom Bahnhof in Richtung Stadt- IE R zentrum) erleichtern soll. E auf der Liste für eine Gemeindewohnung und planen, für die das Vorhaben in der Kreu- Fotos: Jürgen Zacharias N I C würde lieber heute als morgen in die Kreuzen- zensteinerstraße natürlich Vorbildcharakter

H steinerstraße übersiedeln: „Nach allem, was ich hat.“ Und spätestens damit würden dann auch REISE- bis jetzt gesehen habe, wird es dort tolle Woh- wieder einige weitere Puzzlestücke fertig ge- nungen mit vielen Gemeinschaftsräumen und stellt sein, um Schritt für Schritt das Bild einer N einem attraktiv gestalteten Garten zu einem energieautonomen und CO2-neutralen Zukunft I TAG E leistbaren Preis geben. Wenn dort auch noch in Korneuburg Realität werden zu lassen. D auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, umso besser.“ E H R IC Korneuburg aspires to be self-sufficient in energy ÖS E Die Schwierigkeit für die Gemeinde liegt in der Summary TERR Finanzierung. Der Grat zwischen zu hohen and carbon-neutral by 2036. “The path towards Kosten und leistbaren Mieten sei ein sehr that goal can be imagined as putting together a large puzzle, where many schmaler, wie Helene Fuchs-Moser erklärt: „Wir pieces must be found and fitted together so that the picture takes shape,” says müssen die Maßnahmen so planen, dass die Deputy Mayor Helene Fuchs-Moser. She says that this process is in its early MieterInnen keine nennenswerten Mehrbelas- stages, adding that some steps have already been taken, and the “Way2Smart tungen stemmen müssen; wir reden schließlich Korneuburg” implementation project will “make the picture clearer”. immer noch von sozialem Wohnbau.“ Zwar In two municipal buildings, around 25 apartments will be renovated and werden aufgrund der im Vergleich zu einer another 25 redensified. The buildings will be equipped with a photovoltaic herkömmlichen Sanierung höheren Baukosten system and a geothermal heat pump, transforming renovation cases into voraussichtlich die Mieten steigen, gleichzeitig energy surplus buildings. For the community, the difficulty is financing. The allerdings die Betriebskosten sinken, was sich line between excessive costs and reasonable rents “tends to be a very fine unter dem Strich die Waage halten sollte. one”, says Helene Fuchs-Moser. One important puzzle piece in this project and for Korneuburg’s long-term Ein wichtiger Puzzleteil im Projekt und zur goals is the establishment of a mobility hub in the grounds, says Elisabeth Erreichung der langfristigen Ziele Korneu- Kerschbaum of the Austrian Institute for Healthy and Ecological Building burgs ist auch die Einrichtung eines Mobili- (Institut für Bauen und Ökologie, or IBO). There is another factor associated tätsknotens direkt am Gelände. Ein Lastenrad with realising great mid- to long-term potential, as Bernhard Lipp, IBO’s CEO, soll dort für Einkäufe zur Verfügung stehen, explains: “At the same time as renovating and redensifying, we are gathering auch die Einbindung eines E-Carsharing- data on the current energy standards of all buildings in the entire urban area Fahrzeugs und eines Anrufsammeltaxi- on an energy autonomy platform.”

Smart Cities 2017 61 Projekt – Niederösterreich

Korneuburg Way2Smart Korneuburg

Korneuburg will ab dem Jahr 2036 energieautonom und CO2-neutral

Projektstart: 09.2015 sein und mit dem Demoprojekt „Way2Smart Korneuburg“ einen Projektende: 08.2018 (geplant) Förderung: 881.000 Euro ersten Schritt in diese Richtung setzen.

Sozialverträgliches und leistbares Wohnen Um die Bedürfnisse von Alt- und Neumie- steht oft im Widerspruch zu Nachhaltig- terInnen zu erheben, wurde schon früh im keit und hoher Energieeffizienz. Im Projekt Projekt ein intensiver Beteiligungsprozess „Way2Smart Korneuburg“ soll dieser gestartet. Im Rahmen unterschiedlichster Widerspruch aufgehoben und ein De- Veranstaltungen und Formate werden Inte- monstrationsprojekt im sozialen Wohnbau ressentInnen über den aktuellen Stand am geschaffen werden, das Vorbildcharakter für Laufenden gehalten und sollen auch selbst weitere Umsetzungen in Korneuburg und mitgestalten können. Mitsprachemöglich- anderen österreichischen Städten hat. keiten gibt es beispielsweise bei der Größe und Gestaltung der geplanten Freiflächen Dazu werden zwei Wohnbauten mit rund und Gemeinschaftsräume (Aufteilung, Ur- 25 Wohnungen im Gemeindeeigentum auf ban Gardening, ...), aber auch beim Woh- Plusenergiestandard saniert, das Grund- nungsschlüssel und bei der Ausgestaltung stück wird außerdem durch den Auf- und des Mobilitätsknotens. Zubau von 25 weiteren Wohneinheiten verdichtet. Zudem ist es Ziel, die Gebäude An Ergebnissen ist neben den zwei muster- mit energiegewinnenden Flächen und einer haft sanierten Gebäuden und einem leist- p Im Rahmen des Projekts werden Erdwärmepumpe auszustatten sowie einen baren Wohn- und Mobilitätsangebot für zwei Wohnbauten im Gemeindeeigen­ tum saniert und nachverdichtet. Unten Mobilitätsknoten im Bereich der sanier- vornehmlich junge Leute (wobei das Angebot im Bild ist Vizebürgermeisterin Helene Fuchs-Moser im Hof der beiden Gebäu- ten Objekte und einer bereits bestehenden keineswegs auf diese Zielgruppe beschränkt de zu sehen. Bushaltestelle zu schaffen. Dieser soll unter ist) außerdem eine Energieplattform für ganz Fotos: Jürgen Zacharias anderem ein E-Carsharing-Fahrzeug, ein Korneuburg geplant. Diese soll den energe- Lastenfahrrad und eine Anbindung an das tischen Ist-Zustand der Stadt abbilden und regionale Sammeltaxi-System umfassen. damit Verbesserungen hin zu mehr Energie- Über ein Energie-Managementsystem in effizienz und Ressourcenschonung erleich- den Wohnungen soll bei den BewohnerIn- tern und nachhaltiger realisierbar machen. nen Bewusstseinsbildung für Energieeffi- zienz und Ressourcenschonung betrieben Weitere Informationen zum Projekt auch Leistbar & werden, und die gesetzten Einzelmaßnah- auf der Website www.way2smart.at men sollen in trotzdem einer Datenbank so aufbereitet und Summary Korneuburg aspires to be self-sufficient in energy ökoeffizient dokumentiert and carbon-neutral by 2036. The “Way2Smart Korneu- werden, dass sie burg” project aims to take the first few steps in that direction and create a wohnen als Vorbilder und social housing demonstration project that can be used as a model for further Anregungen für developments. To this end, two residential buildings with about 25 apartments vergleichbare in community ownership will be renovated to energy surplus standards. The Projekte zur Ver- site will also be redensified with the construction and extension of 25 further fügung stehen. housing units, and a mobility hub will be created near the renovated proper- ties. Another objective is an energy platform for all of Korneuburg that maps the town’s current energy status and thus facilitates improvements that will lead to greater energy efficiency and resource conservation. 62 Smart Cities 2017 Projekt – Niederösterreich

Smart City Ebreichsdorf Ebreichsdorf

Ziel von „Smart City Ebreichsdorf “ war es, im Zuge des

geplanten Bahnhofsneubaus einen Nachdenkprozess zur smarten Projektstart: 02.2016 Projektende: 03.2017 Entwicklung der Stadtgemeinde Ebreichsdorf anzustoßen. Förderung: 197.000 Euro

In Szenario 4 „Das Bahnhofsquartier als Brücke“ hingegen wird ein neues Bahnhofs- quartier entwickelt. Gleichzeitig werden die Entwicklungsimpulse, die von einem neuen Bahnhof ausgehen, genutzt, um bestehende Strukturen aufzuwerten und mitzuentwickeln. Die Ortsteile Ebreichsdorf und Unterwalters- dorf wachsen räumlich über das neue Gebiet zusammen und werden vernetzt. Der Bahnhof p Foto: Sibylla Zech übernimmt eine zentrale Funktion in einem Ausgangslage für das Sondierungsprojekt gestärkten Zentrengefüge. Smart City Ebreichsdorf (SMCE) ist der zwei- gleisige Ausbau der Pottendorfer Bahnlinie Die Forschungsergebnisse können direkt im p Szenario 1 und die Errichtung eines neuen Bahnhofs Testbed Ebreichsdorf angewendet werden, „auf der grünen Wiese“ zwischen den beiden aber auch als Empfehlung für vergleichbare Ortsteilen Ebreichsdorf und Unterwaltersdorf. Entwicklungsstandorte in Österreich und Handlungs- und Planungsoptionen, wie der international dienen. Die Bevölkerung wurde Wachstumsprozess um den Bahnhof mög- mit unterschiedlichen Formaten sehr nieder- lichst smart gestaltet werden könnte, fehlten schwellig in den Planungsprozess eingebun- allerdings bislang. In einem ersten Schritt den. Die Ergebnisse und die Projektfortschritte stand aber nicht die Suche nach Lösungen wurden in einer eigenen Zeitung dargestellt. im Vordergrund des Sondierungsprojekts, Insgesamt vier Ausgaben (abrufbar über die vielmehr wurde ein Bewusstseinsbildungs- Website www.ebreichsdorf.at/Stadt/Smart_ und Nachdenkprozess für die anstehenden City_Ebreichsdorf wurden im Projektzeitraum Herausforderungen bei der Bevölkerung und an alle Ebreichsdorfer Haushalte verschickt. p Szenario 4 allen Stakeholdern angeregt. Konkret ausgear- Die Entwicklungsoptionen wurden beitet wurden anschließend vier unterschied- in Form von vier unterschiedlichen Szenarien (die jeweils unterschiedliche liche Szenarien, die das Spektrum möglicher Vor- und Nachteile mit sich bringen) Der neue Bahnhof ausgearbeitet. Entwicklungsoptionen abbilden und als Entscheidungsgrundlage für den eigentlichen als Chance Planungsprozess dienen.

In Szenario 1 „Bahnhofsquartier Ebreichsdorf Summary The objective of “Smart City Ebreichsdorf” was to Neu“ wird beispielsweise ein neuer Ortsteil prompt reflection on the smart development of the unmittelbar um den neuen Bahnhofsstand- Ebreichsdorf municipality during the construction of the new train station. ort entwickelt. Dabei wird der Anspruch an Initially the exploratory study focused not on the search for solutions, but on ein „urbanes“, also nutzungsgemischtes stimulating awareness and a process of reflection for the imminent chal- und kompaktes Quartier, verfolgt. Entwick- lenges facing residents and all stakeholders. Only then were various specific lungsimpulse, die durch den neuen Bahnhof scenarios created to present the full spectrum of development options and entstehen, werden ausschließlich auf das neue form a basis for decision-making and the actual planning process. Quartier gelenkt; Bestandsstrukturen spielen eine untergeordnete Rolle. Smart Cities 2017 63 Projekt – Niederösterreich

Tulln IndustryHUB Tulln

Der Industriestandort Tulln wurde im Rahmen der Smart-

Projektstart: 03.2016 Cities-Initiative zur intelligenten und vernetzten Energie- und Projektende: 04.2017 Förderung: 197.000 Euro Mobilitätszelle weiterentwickelt.

Die niederösterreichische Stadt Tulln besitzt Voraussetzungen für Demoprojekte anhand nicht nur als Industriestandort (mit der von technischen Machbarkeitsstudien ge- AGRANA Zucker GmbH hat dort auch ein schaffen. Über die technischen Betrachtun- „Big Player“ einen Standort) eine zentrale gen hinaus wurden unter dem Aspekt einer Bedeutung, sondern auch als Wohnort für „Stadt des Miteinanders“ neue inter- und eine stetig steigende Anzahl an Menschen. transdisziplinäre Ansätze angewandt. Das Spannungsfeld aus Wettbewerbsfähig- keit, Umweltschutz, Energieversorgung und Beispielsweise sei hier ein Workshop mit Lebensqualität zeigt die große Herausforde- BürgerInnen zum Thema „Sharing Econo- rung dieses Projekts, das sich mit der smar- my“, im Zuge dessen Projektideen für eine ten Weiterentwicklung der Tullner Industrie gemeinschaftliche, smarte und effizientere zu einer multifunktionalen und integrativen Ressourcennutzung und Stadtplanung aus- Energie- und Mobilitätszelle beschäftigte. gearbeitet wurden, genannt. Unter Einbezug aller InteressenvertreterInnen wurde ein Im Rahmen der Sondierung wurden bereits Zukunftsszenario entwickelt, welches das erste PV-Anlagen zur betriebsübergreifen- bestehende Energie- und Mobilitätssystem den Energieversorgung umgesetzt sowie (Energiebedarf, Energieverbrauchsstruktur weitere mögliche smarte Energiequellen und Mobilitätsverhalten) hinsichtlich einer analysiert, die Grundlagen für die Etablie- sozialen, ökonomischen und ökologischen rung eines Microgrids erarbeitet, innovative Entwicklung optimiert. p Die Stadt Tulln verfügt bereits jetzt Mobilitätskonzepte entwickelt sowie die über zahlreiche PV-Anlagen (u. a. auf Hallenbad und Kläranlage). Das Pro- jektteam plant nun weitere Schritte. Foto oben/Mitte: Stadtgemeinde Tulln; Foto unten: im-plan-tat Raumpla- nungs-GmbH Eine Stadt des Miteinanders schaffen

Summary The “IndustryHUB Tulln” exploratory study is con- cerned with the smart development of industry in Tulln, aimed at forming a multi-functional, integrative energy and mobility cell. The @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at initial PV systems for cross-business energy supply have already been installed and other potential smart energy sources analysed; the basic principles for establishing a microgrid have been developed, together with innovative mobility concepts, and – based on technical feasibility studies – the conditions are in place for implementation-oriented demo projects.

64 Smart Cities 2017 „Die Welt ist nichts anderes als die Summe aus uns allen.“ (Sophia)

„Ein Elektroauto ist nett, doch es stoppt den Klimawandel ned.“ (Selin & Oliver) „Es ist 21 Uhr am 2. Juni 2050… Was haben SIE Euch erzählt, von den Städten so taghell erleuchtet,

als bräuchte man die Nacht nicht? Oder den praktischen Plastikbeu- teln, die man überall bekam…?“ (Rini)

„Doch plötzlich gehen die Lichter aus; beide blei ben auf der Stelle stecken, während Trump und sein Scheich gerade die letzten Tropfen aus ihren-

„Wir reden heute über Erdöl, um 2050 nicht mehr über Pipelines lecken.“ Erdöl reden zu müssen… „Die Erde ist ein Spielplatz, und wir sind innovative Kinder. Des Rätsels Lösung liegt nicht wie das Die Luft ist gut, der Verkehr ist still; kein Wunder, da bei den guten Preisen jeder mit dem Personenzug fahren Der 2017 erst- Erdöl in der Tiefe, sondern auf der Hand!“

will. Du atmest ein, du atmest aus,2 bleibt du atmest aus.“ ein mals durchgeführte (Bernhard) und jegliche Überdosis und CO Youth Energy Slam­ (YES!) ist (Anna) ein Format des Klima- und Ener- Youth Energy Slam 2017: giefonds und findet im Rahmen des Risikodialogs (einer Initiative von Radio »» 15 PoetInnen Österreich 1 und dem Umweltbundesamt) »» 2 Vorentscheidungen (Wien, Innsbruck) in Kooperation mit der Jugend-Umwelt- »» Finale: 27.09.2017 in Graz Plattform JUMP statt. Jugendliche sind eingeladen, ihre Gedanken zur Energiezukunft in Form eines #youthenergyslam2017 Slams zu performen. p Alle Fotos: Mario Eckelhart (Umweltbundesamt) Smart Cities 2017 65 Projekt – Niederösterreich

St. Pölten Smart & GreenLivingLab St. Pölten

Das St. Pöltner Sondierungsprojekt untersuchte, mit welchen

Projektstart: 09.2016 Grün- und Freiraumgestaltungsmaßnahmen sich die Lebens- Projektende: 08.2017 Förderung: 80.000 Euro qualität erhöhen und gleichzeitig ein Beitrag zur CO2- Reduktion und zu mehr Energieeffizienz erzielen lässt.

Die niederösterreichische Landeshauptstadt die Ideen in der Broschüre St. Pölten machte sich im Projekt „Smart „Grünraumvisionen für den & GreenLivingLab St. Pölten“ auf die Suche urbanen Raum 2030+“. nach Ansätzen und Möglichkeiten für hö- Darüber hinaus stand here Lebensqualität, soziale Innovationen am Ende des Projekts und eine nachhaltigere Stadtentwicklung. die Handlungsempfeh- Im Jänner 2017 startete dazu ein breiter Be- lung, den BürgerInnenbe- p Abschlusspräsentation von „Smart & GreenLivingLab“. teiligungsprozess mit mehr als 100 Bürge- teiligungsprozess fortzuführen, was Foto: Stadt St. Pölten rInnen, die in vier intensiven Visions- und ab 2018 auch realisiert wird: Gemeinsam Arbeitssitzungen viele Ideen und Visionen mit den BürgerInnen sollen die Ideen und für eine Grün- und Freiraumgestaltung Visionen weiter konkretisiert und daraus entwickelten, die sowohl visionär als auch umsetzbare Maßnahmen für eine ökosoziale praktisch umsetzbar sind. Daraus wurde Grün-, Freiraum- und Quartiersgestaltung mithilfe der Living-Lab-Methodik und von abgeleitet werden. einem externen Qualitätssicherungsgremi- um begleitet eine Wohnraum-Vision für das TIPP Jahr 2030 erarbeitet. Dieses Gesamtkon- Begleitend zum Projekt zept beinhaltet Ideen und Vorschläge (u. a. gedrehte Videos sind über die Fassadenbegrünungen, Urban Gardening, Facebook-Seite von Smart Pölten Baumpflanzungen zur natürlichen Kühlung, (www.facebook.com/smartpoelten) autofreie Tage, Carsharing, …) für konkrete abrufbar. Die als Teil des Projekts entwi- Umsetzungen, die einerseits die Lebens- ckelte Broschüre „Grünraumvisionen für qualität in St. Pölten verbessern sollen. den urbanen Raum 2030+“ steht auf der Andererseits sollen sich dadurch aber auch Smart Cities-Website bereit:

Energie- und CO2-Einsparungen reali- www.smartcities.at/assets/Uploads/ sieren lassen. Zusammengefasst wurden 2017-08-23-Broschuere-Visionen- und-Ausblicke-der-Gruen- raumgestaltung.pdf

Ein erster Schritt Summary The “Smart & GreenLivingLab St. Pölten” explora- tory study investigated what sort of open space Richtung design and landscaping measures would enhance quality of life and at the

same time contribute to CO2 reduction and energy efficiency. A range of Smart Pölten measures, including the participation of more than 100 residents, resulted in the development of an overall concept, centred on continuing systematic participation by residents, which will eventually lead to the development of a beacon project for the town of St. Pölten and the entire region.

66 Smart Cities 2017 Projekt – Niederösterreich

Neulengbach Smart & GreenLivingLab St. Pölten Smarte Speicherstadt

Mit der Einrichtung und Verknüpfung unterschiedlicher

Energiespeicher und -flexibilitäten untersucht Neulengbach die Projektstart: 07.2017 Projektende: 06.2018 (geplant) Umsetzbarkeit einer Speicherstadt in einem intelligenten und Förderung: 184.000 Euro vernetzten System.

Im Einstiegsprojekt „Smarte Speicherstadt“ versucht die Stadtgemeinde Neulengbach, sich die stabilisierenden Eigenschaften eines medienübergreifenden Speichersystems zunutze zu machen, um ihr Energiesystem flexibler, effizienter und intelligenter zu gestalten. Lokale und regionale Überschuss- situationen im Energiesystem können so aufgefangen werden. Mithilfe eines Energie- Managementsystems sollen dazu die Ener- gieflüsse sowohl im Strom- als auch im Wärmenetz erfasst und mit der regional er- p Die Stadt Neulengbach ist in den neuerbaren Energiebereitstellung verknüpft schiedener Flexibilitätssysteme und parallele vergangenen Jahren stark gewachsen werden. Für die notwendige Speicherkapa- Betrachtung der Bereiche Strom, Wärme/ und verfügt aktuell über mehr als 8.000 EinwohnerInnen – in den kom- zität von 500 – 1.000 kWh in Neulengbach Kälte und Mobilität sollen die Vorausset- menden Jahren ist mit einem weiteren, wird im Rahmen des Projekts ein Konzept zungen für ein Gesamtsystem untersucht deutlichen Bevölkerungswachstum zu rechnen. entwickelt. Damit sollen pro Jahr Überschüs- und entwickelt werden, in dem erneuerbare Foto: Stadtgemeinde Neulengbach / se von ca. 200.000 kWh aufgenommen und Energiebereitstellung und Verbrauch mitei- ÖBH (österreichisches Bundesheer) dem lokalen Energieverbrauch zugeführt nander harmonieren und ein Ausgleich auf werden. Verteilnetzebene erfolgt. Die Entwicklung zur Nutzung der Burg Neulengbach bietet Ziel ist die Konzeption, Vorbereitung und darüber hinaus die Möglichkeit, an einem Erarbeitung konkreter Umsetzungsmög- in hohem Maße dynamischen und partizi- lichkeiten. Dazu werden die Daten des pativen Prozess einer sozialen Innovation Verbrauchs und der erneuerbaren Energie- anzuknüpfen: Die Burg bietet sich als Ort an, bereitstellung sowie die Möglichkeiten zur um Funktionalitäten auch optisch zusam- Nutzung von Flexibilitäten für Wärme und menzuführen und das Thema „intelligente Strom analysiert. Der Ansatz ist ein ganz- Energienutzung“ zu einem Leitthema für heitlicher: Durch eine Kombination ver- eine geplante Start-up Factory zu machen.

Summary Neulengbach is facing rapid population growth Energieüberschüsse in the coming years and must therefore expand its energy system. In order to make this system more flexible, efficient, nutzbar machen and intelligent, the municipality is using its “Smarte Speicherstadt” (“Smart Storage Town”) exploratory study to try and take advantage of the stabilising characteristics of a cross-media storage system, by using @ Aktuelle Infos zu den Projekten: a holistic approach. The goal is the conceptualisation, preparation, and www.smartcities.at development of practical options for implementation.

Smart Cities 2017 67 Projekt – Niederösterreich

Schwechat Green Smart City Schwechat

Schwechat konzentrierte sich bei seinem Einstieg in

Projektstart: 10.2016 die Smart City-Thematik auf Grün- und Freiräume Projektende: 10.2017 Förderung: 111.000 Euro sowie auf die Entwicklung konkreter Umsetzungsprojekte.

Schwechat gehört mit rund 1.000 Neubürge- Neben Ideen „von außen“ wurden dabei auch rInnen pro Jahr aktuell zu den am schnells- Ideen gemeinsam mit den BewohnerInnen ten wachsenden Städten Österreichs und ist entwickelt, wesentliche Bausteine waren damit besonders gefordert, seine Infrastruk- unter anderem eine Vor-Ort-Analyse und tur dem raschen Wachstum anzupassen und eine Darstellung der Ist-Situation (Klima möglichst nachhaltig auszurichten. Check Schwechat) sowie eine Einschätzung von Problemzonen und die Entwicklung von Vor diesem Hintergrund war das einjähri- Visionen, Zielen und Maßnahmen. Auf dieser ge Sondierungsprojekt „Green Smart City Basis wurden auch konkrete Projektvorha- Schwechat“ als idealer Einstieg in die Smart ben erarbeitet, die nun in der Folge zeitnah City-Thematik gedacht, der Fokus lag vor umgesetzt werden sollen. allem auf den Grün- und Freiräumen der Stadt. Ziel war es, die sogenannte grüne Grüne Infrastruktur wie Bäume, Sträucher, Wasser gezielt zu nutzen, um die Stadt – sowohl Infrastruktur Neubau als auch Altstadt – an den Klima- wandel anzupassen. effizient nutzen

Mittelfristig sind beispielsweise neue Baumpflanzungen in der Wiener Straße und die Neugestaltung des „Grünen Bandes am Freuenfeld“ geplant, kurzfristig soll 2017/2018 der Alanova-Platz „klimawan- delangepasst“ umgestaltet werden. Anstatt einer zu 100 Prozent versiegelten Pkw- Parkplatzfläche ohne Bäume entsteht eine großzügige, unversiegelte Fläche (Stabeli- zer) mit neun Blasenbäumen, Sitzgelegen- heiten, Beleuchtung und Trinkbrunnen. p Mit Bäumen, Sträuchern und anderen Begrünungsmaßnahmen will sich die Stadt Schwechat an den Klima- Summary During this introductory project, Schwechat focused wandel anpassen. Das Projektteam on Smart City issues in its open spaces and green analysierte dafür u. a. auch die aktuel- len Maßnahmen und Problemzonen. areas and on the development of specific implementation projects. “Green City Fotos: Projektteam Schwechat” was an integrative, cross-system approach aimed at preparing specific projects to be implemented and embedded in other plans and concepts. Green infrastructure such as trees and bushes are to be used in a targeted manner to adapt the town to climate change. In addition to ideas “from out- side”, concepts were developed in cooperation with residents.

68 Smart Cities 2017 projekt - Österreich

Industriebrachen- Erkundungsservice für

Projektstart: 09.2016 Smart City-Stadtteile – ENTEKER Projektende: 07.2017 Förderung: 137.000 Euro Im Rahmen dieses Einstiegsprojekts wurden Methoden entwickelt, um mehr Industriebrachen zurück in den Wirtschaftskreislauf zu bringen und zu nutzen.

Für die Smart City ist die Wiedernutzung von oder mündlich befragt. Anhand der 70 voll- Industriebrachflächen essenziell. Tatsächlich ständigen Befragungen zeigte sich, dass großes werden aber viel zu wenige potenzielle Flächen Interesse am Thema Brachflächenrecycling von der Immobilienwirtschaft reaktiviert, da vorhanden ist. Außerdem wurde klar, dass die Kontaminierungsproblematik oft ein un- kleinere Gemeinden nicht genügend zu dem kalkulierbares Risiko für Investoren darstellt. Thema informiert sind. Das Forschungsprojekt „Industriebrachen- Erkundungsservice für Smart City-Stadtteile – In einem weiteren Schritt wurden konkre- ENTEKER“ untersuchte daher die Machbarkeit te Standorte in Schwechat und im Zuge der und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Erkundungsmaßnahmen in einem integra- einen Industriebrachen-Erkundungsservice. tiven Ansatz zusätzlich das Potenzial für die Dazu wurden ein mehrstufiges Bewertungstool Verwendung von geothermischer Energie und drei statistische Modelle entwickelt, um evaluiert. Damit soll die Entwicklung von einerseits interessante Flächen zu identifizie- Brachfläche für Projektentwickler weiter an ren und andererseits die Risiken, die mit einer Attraktivität gewinnen und energetisch noch Erkundung verbunden sind, zu minimieren. nachhaltiger werden.

Die Modelle hatten einen österreichweiten Bislang gab es noch keine vergleichbaren Datensatz als Grundlage, die Bewertung erfolgt Werkzeuge, die auch über einzelne Testflächen über ein aus der Finanzwirtschaft kommendes, hinaus von Nutzen sind und eine beschleunig- mehrstufiges Risikomodell, das sogenannte te Umsetzung von Flächenrecyclingprojekten Predictive-Validity-Framework. Außerdem auf verschiedenen Industriebrachen ermög- wurde eine umfangreiche Stakeholder-Be- lichen. Im Zuge des Projekts zeigten sich vor fragung durchgeführt. Dabei wurden unter allem in kleineren Kommunen Potenziale für anderem 200 Gemeinden kontaktiert und in die entwickelten Bewertungstools. Hinblick auf Industriebrachflächen schriftlich

Summary “ENTEKER Brownfield Investigation Service for Smart City Districts” was a research project that analysed the feasibility and legal framework conditions for a brownfield investigation service. A multi-level evaluation tool and three statistical models were devel- Industriebrachflächen oped. Their purpose was, on the one hand, to identify areas of interest, and on für Smart Cities the other to minimise the hazards involved in investigating them. The models used an Austria-wide data set as its basis, and the evaluation was performed gewinnen using a predictive validity framework. An extensive stakeholder survey encom- passing 200 communities was also carried out.

Smart Cities 2017 69 Reise – Wien

WIEN p Foto: ASCR/Walter Schaub-Walzer Zukunft findet Stadt REISE- Angekommen! In Wien endet unsere große Österreich- Reise: Zum Abschluss besuchen wir die MacherInnen von TAG „Mischung: Nordbahnhof“ und das Team von „Smart Cities Demo Aspern“. WIEN Bis zum Jahr 2025 werden rund 20.000 neue BewohnerInnen das Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs im zweiten Wiener Bezirk mit Leben füllen. Einige Wohn- und Bürogebäude, der Bildungscampus Gertrude-Fröhlich- Sandner, das Pflegewohnhaus Leopoldstadt und der Rudolf-Bednar-Park sind auch schon umgesetzt, der große Rest ist zwischen Erd- und Schotterhaufen aktuell aber bestenfalls zu erahnen. Zwei Baukräne künden zwar schon vom bevorstehenden Aufschwung und von irgendwo auf dem großen Brachland zwischen Leystraße und Schweidlgasse ist auch Arbeitslärm zu hören, noch wachsen dort aber keine Gebäude in den Himmel. Trotzdem bilden sich vor Ort schon erste wirtschaftliche Strukturen: Bernadette Reiter, Martin Croce und Christoph Frank beispielsweise haben im Nordbahnviertel vor wenigen Monaten ihre Unternehmen angesiedelt.

Die drei sind sogenannte MacherInnen und damit Teil von „Mischung: Nordbahnhof“ (siehe auch Seite 74/75). Das vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekt hat sich die Entwicklung einer möglichst hohen Nutzungs- mischung sowie von Räumen und Strukturen für neue Arbeitsformen im neu- p Wo heute noch grüne Felder sind, sollen in Zukunft in der Seestadt Aspern (Bild oben) rund 20.000 Be- en Stadtteil zum Ziel gesetzt. Zentraler Ausgangspunkt für das Vorhaben ist wohnerInnen leben. Ausgehend von der Nordbahnhal- eine bestehende Lagerhalle direkt neben dem denkmalgeschützten Wasser- le soll sich eine möglichst hohe Nutzungsmischung im Nordbahnviertel entwickeln. Fotos: Jürgen Zacharias turm an der Leystraße, die in einen temporären Impulsstandort (Impulslab)

70 Smart Cities 2017 Reise – Wien verwandelt wurde. Neben einem öffentlichen Arbeitsraum und einem Atelier wurden in der neu benannten Nordbahn-Halle Sanitär- und Lagerräume, eine Kantine, ein Projektraum der TU Wien und ein Co-Working-Bereich mit zahlreichen Arbeitsplätzen eingerichtet.

Bernadette und Martin sind FotografInnen und nutzen die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bisweilen sogar als Studio. „Ich habe hier schon mehrfach Fotoshootings gemacht“, sagt Bernadette, „die Arbeitsbedingungen sind perfekt.“ Ideal sind die Voraussetzungen hier auch für Christoph, der den in Hamburg und Singapur entwickelten Elektroscooter „e-floater“ nach Wien bringt und zu diesem Zweck am Vorplatz der Halle einen Container aufgestellt hat. Der bildet seine Basis, von dort aus wird er die Fahrzeuge laden, warten und die Flotte betreiben. „Es gibt in Wien keinen zentraleren Platz, von dem aus das möglich gewesen wäre“, freut sich der Macher, der auch seine unter- nehmerische Zukunft hier im Grätzel sieht. Idealerweise bleiben auch Berna- dette und Martin dem Nordbahnviertel über das Projektende hinaus erhalten – für fünf bis zehn MacherInnen stehen ab 2019 direkt in der Bruno-Marek- Allee, der zukünftigen Geschäftsstraße des Viertels, Flächen in der Erdge- schosszone zur Verfügung.

in Warum der Klima- und Energiefonds eine hohe Nutzungsvielfalt für wichtig p Dr. Silvia Forlati ist Projektleiterin von „Mischung: Nord- bahnhof“: „Ein Stadtteil mit einer guten Nutzungsmischung hält, erklärt Projektleiterin Dr.in Silvia Forlati vom Fachbereich Soziologie ist ein Stadtteil der kurzen Wege.“ Fotos: Jürgen Zacharias der TU Wien. „Ein Stadtteil mit einer guten Nutzungsmischung hat nicht nur langfris- tig Bestand, sondern ist auch ein Stadtteil Summary To conclude our Austria tour, we visited Bernadette der kurzen Wege“, führt die Architektin und Reiter, Martin Croce, and Christoph Frank in Vienna. Wissenschafterin aus. „Das hat Auswir- These three were drivers behind the “Mischung: Nordbahnhof” (“North station kungen auf die Mobilität der Menschen, die mix”) project, the objective of which was to achieve a good mix of uses in the nicht quer durch die Stadt fahren müssen, future North Station district. To this end, work spaces and a co-working area um in die Arbeit zu kommen oder einkaufen were set up in an existing warehouse on the North Station grounds. Using zu gehen, sondern den Weg zu Fuß oder mit this space made it easier for Bernadette, Martin, and Christoph to develop dem Bus zurücklegen können.“ Das spart their one-person and small businesses and shape their professional futures unter dem Strich Zeit und Energie, sorgt aber according to the opportunities the new district provides. “A district with a good auch für weniger Verkehr und reduziert die mix of uses not only remains stable for a long time, but is also characterised by short transit times,” says the project manager, Silvia Forlati of TU Wien’s CO2-Emissionen. Silvia Forlati abschließend:

„Wir bringen mit unserem Ansatz einen sociology faculty. This saves time and energy and reduces CO2 emissions. Prozess in Gang, der in den kommenden The “Smart Cities Demo Aspern” lead project is also concerned with an urban Jahren ordentlich Fahrt aufnehmen und den development area – Seestadt Aspern. Its objective was “the implementation of Wohnbauträgern auch wichtige Rückschlüsse an integrative, cross-system approach in the areas of building, power grid, and auf die Raumbedürfnisse und Einrichtungs- ICT (information and communication technology) on a campus, in a student notwendigkeiten von KleinunternehmerInnen dormitory, and in a residential building,” says the project manager, Oliver Juli erlauben wird.“ of Aspern Smart City Research. Of the 213 households, 111 participated actively in the “living laboratory”. “We analysed what services were accepted, what requirements must be met in order to provide those services, and how communication can be employed to support proper use,” says Susanne Geissler, CEO of SERA energy & resources e.U., who is jointly responsible for the Smart User research area within the project. The fact that these systems pay for themselves is an important discovery for project manager Oliver Juli: “The energy conservation potential is definitely in the double-digit percentage range.” p Foto: Jürgen Zacharias

Smart Cities 2017 71 Reise – Wien

pq Die Seestadt Aspern gilt als eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. „Smart Cities Demo Aspern“- Einige Kilometer weiter östlich beschäftig- Platzierung von Sensoren, tatsächlich zu ei- Projektleiter Oliver Juli (links) und te sich das Leitprojekt „Smart Cities Demo nem energieeffizienteren Nutzungsverhalten DI Dr. Andreas Schuster testen dort unter anderem die Akzeptanz innovati- Aspern“ (siehe auch Seite 73) ebenfalls mit führt. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass ver Technologien. einem Stadtentwicklungsgebiet – der See- die Interfaces der technischen Innovationen Foto links: ASCR/Walter Schaub- Walzer, Fotos rechts und unten: stadt Aspern. Auf einer Fläche, so groß wie intuitiv bedienbar sind. Darüber hinaus wurde Jürgen Zacharias 340 Fußballfelder, entstehen dort bis 2028 deutlich, dass sich nur ein kleiner Teil der Wohnungen für 20.000 Menschen und ebenso BewohnerInnen für die technischen Einzel- viele Arbeitsplätze. Schon jetzt ist ein Viertel heiten des Energiesystems interessiert“, so der Seestadt fertig ausgebaut und es leben Susanne Geissler weiter. „Das Thema gesunde dort mehr als 6.000 Menschen. Projektziel Raumluft ist da schon interessanter und bie- war die „Umsetzung eines integrativen, tet die Chance, damit auch Möglichkeiten zur systemübergreifenden Ansatzes in den Be- Verbesserung der Energieeffizienz zu kom- reichen Gebäude, Stromnetz und IKT (Anm.: munizieren.“ Informations- und Kommunikationstechnik) in einem Wohnhaus, einem Bildungscampus Aktuell noch eine Herausforderung ist die und einem Wohnheim für Studierende“, sagt durch die intelligente Steuerung und Vernet- Projektleiter Oliver Juli von Aspern Smart City zung im Hintergrund anfallende Datenmenge, Research, einem Gemeinschaftsunternehmen wie DI Dr. Andreas Schuster erklärt, der im von Siemens, Wien Energie, Wiener Netze ASCR für den Bereich Forschung verantwort- und der Stadt Wien. lich ist: „Pro Tag sammeln wir rund einein- halb Millionen Datensätze“, sagt er, „nicht Dabei wurde vor allem der Wohnanlage be- alle sind für uns aber tatsächlich von Nut- sondere Aufmerksamkeit zuteil. Grund dafür zen. Unsere Aufgabe ist es, herauszufiltern, sind 111 der insgesamt 213 Haushalte, die als welche Daten wir benötigen und auf welche „lebende Labors“ aktiv am Forschungspro- wir verzichten können, um in Zukunft die jekt teilnahmen und dem Projektteam durch Datenflut einzubremsen, trotzdem größt- die Nutzung einer eigens entwickelten Smart möglichen Erfolg zu erzielen und das System Home Control App wichtige Rückschlüsse zu optimieren.“ Aufbauend auf die im Projekt auf die Akzeptanz der im Gebäude verbauten gesammelten Ergebnisse will die ASCR das innovativen Technologien und ihr Nutzer- System in den kommenden Monaten und verhalten erlaubten. „Wir haben untersucht, Jahren also noch intelligenter machen und die welche Services angenommen werden, welche Möglichkeiten hin zu mehr Energieeffizienz Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen noch deutlicher hervorstreichen. Dass sich und wie die Kommunikation zur richtigen die Systeme auszahlen und unter dem Strich Nutzung erfolgen soll“, erklärt Dr.in Susanne auch im Börsel der BewohnerInnen bemerk- Geissler, Geschäftsführerin von SERA energy bar machen, ist für Projektleiter Oliver Juli & resources e.U. und im Projekt für den aber auch jetzt schon klar. „Das Potenzial Forschungsbereich Smart User mitverant- zur Energieeinsparung liegt in jedem Fall im wortlich. „Eine unserer wichtigsten Schluss- zweistelligen Prozentbereich“, sagt er. „Um- folgerungen ist, dass intelligente Gebäu- gelegt auf den Maßstab der Seestadt oder ganz deautomation unter Beachtung bestimmter Wiens wäre das dann auch volkswirtschaftlich Qualitätskriterien, wie etwa der richtigen interessant.“

72 Smart Cities 2017 Smart Cities Demo Aspern

Die Seestadt Aspern Seestadt Aspern beherbergte mit is home to „Smart Cities Demo one of Austria’s Aspern (SCDA)“ largest Smart City eines der größten projects. Smart City-Projekte Österreichs.

Das Stadtentwicklungsgebiet The Seestadt Aspern urban Seestadt Aspern ist eine perfek- development area is the te Testumgebung, um innovati- perfect test environment for ve Smart City-Technologien am introducing innovative Smart Markt einzuführen, zu erfor- City technologies to the market schen und zu optimieren. Dazu and researching and optimising wurden in dem dreieinhalbjäh- them. During the three-and- rigen Leitprojekt NutzerInnen a-half years’ duration of the und BewohnerInnen aktiv ein- flagship project, users and p Fotos: ASCR / Walter Schaub-Walzer gebunden, um Rückschlüsse auf residents were actively involved die Funktionalität, Stärken und Schwächen der eingesetzten so that conclusions could be drawn about the functionality, Technologien und Regelungssysteme ziehen zu können. strengths and weaknesses of the technologies and regulating systems used. Weitere zentrale Bestandteile des Projektes betrafen die akti- ve Steuerung eines Niederspannungsnetzes, die intelligente Other central components of the project involved active Verschränkung von Gebäuden und Niederspannungsnetz control of a low-voltage network, intelligent connection of durch innovative Informations- und Kommunikationstech- buildings and the low-voltage network, using innovative nologien sowie die Nutzung von Gebäudeflexibilitäten. Dazu information and communication technologies and wurde in einem ersten Schritt die notwendige Infrastruktur maximising flexible use of buildings. An initial step in einem Testbed bestehend aus drei Baufeldern eingerichtet, involved setting up the necessary infrastructure in a testbed auf denen sich ein Wohngebäude, ein StudentInnenwohn- consisting of three construction sites, where a residential heim und ein Bildungscampus befinden. Außerdem wurden building, a student residence, and an education campus zwölf Netzstationen errichtet, 24 Transformatoren und zahl- are located. Twelve substations were also set up and reiche Sensoren verbaut. 24 transformers and numerous sensors installed.

Mithilfe realer Daten wurde anschließend erforscht, wie Real data were then used to study how buildings can profita- Gebäude Stromreserven, die aktuell nicht benötigt werden, bly offer power reserves they do not currently need, on the am Strommarkt gewinnbringend anbieten können. Das dafür energy market. The intelligent power grid that is necessary notwendige intelligente Stromnetz wurde ebenso wie das for such an undertaking and the “Building Energy Manage- „Building Energy Management System“ auf seine Praxis­ ment System” (which generates forecasts of energy use) tauglichkeit untersucht. Erkenntnisse und Rückschlüsse were evaluated for practicability. The resulting insights wurden bereits während der Projektphase dazu genutzt, die and conclusions were already being used during the project Betriebs- und Regelungsstrategien der Gebäude und Strom- phase to improve operation and regulation strategies for the netze zu verbessern. In weiterer Folge sollen die Ergebnisse buildings and power networks. The aspiration is for the fin- weltweit auf ganze Stadtteile übertragbar sein. dings to be transferable to entire districts all over the world.

Projektstart: 04.2014 Projektende: 09.2017 www.ascr.at Förderung: 3.691.000 Euro

Smart Cities 2017 73 projekt – Wien

Wien Mischung: Possible! & Mischung: Nordbahnhof

Sondierungsprojekt „Mischung: Possible!“ Start: 10.2015 Die im Sondierungsprojekt „Mischung: Possible!“ Ende: 11.2016 Förderung: 162.000 Euro erarbeiteten Grundlagen einer nachhaltigen Demoprojekt „Mischung: Nordbahnhof“ Start: 01.2017 Nutzungsmischung für neue Stadtteile werden nun Ende: 12.2019 (geplant) Förderung: 863.000 Euro im Demoprojekt „Mischung: Nordbahnhof“ in Wien weiterentwickelt und praktisch umgesetzt.

Die Planung und Errichtung neuer Stadtteile wurden verschiedene Entwicklungsmodelle ist ein hochkomplexes Unterfangen mit und Szenarien für künftige Stadtteile zu einer Vielzahl an Beteiligten: Die öffentliche Mischkonstellationen und Impulsszena- Hand hat ihre Vorstellungen, Raumpla- rien zusammengeführt und einige davon nerInnen und ArchitektInnen entwickeln im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof Masterpläne. Bei der Umsetzung sind durchgespielt. GrundstückseigentümerInnen, InvestorIn- nen, Bauträger und Behörden gleicherma- Das von der TU Wien geleitete Umsetzungs- ßen gefordert. Und natürlich sollten auch projekt „Mischung: Nordbahnhof“ setzt nun die Bevölkerung, die NachbarInnen und auf diesen Vorarbeiten auf, begleitet und p Eine bestehende Lagerhalle im künftige NutzerInnen der Gebäude ein- unterstützt die Entwicklung des Nordbahn- Nordbahnviertel wird im Rahmen des Projekts „Mischung: Nordbahnhof“ gebunden werden. In der Baupraxis bleibt hof-Geländes auf allen Ebenen. Dabei kon- vorübergehend neu genutzt. daher von den ursprünglichen Ideen und zentriert sich das Projekt auf die Förderung Foto: Markus Fattinger Architekturfo- tografie Plänen oft nicht viel über. Um ein derartiges einer nachhaltigen Nutzungsmischung und „Downgrading“ zu vermeiden, wurde im die Entwicklung konkreter und gleichzeitig Einstiegsprojekt „Mischung: Possible!“ mit innovativer Strategien und Maßnahmen, um Blick auf drei Wiener Fallbeispiele (Wie- die städtebaulichen Ziele vor Ort umzusetzen nerberg City, Nordbahnhof und Seestadt und eine möglichst hohe urbane Lebensqua- TIPP Aspern) eine Liste von Do‘s and Don‘ts er- lität zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde Im Rahmen von „Mischung: arbeitet, die beschreiben, was in welcher ein vielschichtiges Konzept entwickelt, das Possible!“ ist ein Booklet zum Phase eines Stadtentwicklungspro- eine experimentelle Zusammenarbeit ver- Thema Nutzungsmischung entstanden, jekts zu beachten ist. Darüber hinaus schiedener Akteure vorsieht. das auch Wege zur Umsetzung skizziert. Die Publikation ist über die Smart Cities- Website des Klima- und Energiefonds kostenlos abrufbar: www.smartcities.at/ Ein ganzes Stadtviertel assets/Uploads/Mischung-Possible- Auflage-2.pdf nachhaltig entwickeln

@ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at

74 Smart Cities 2017 projekt – Wien

tp Die Nordbahn-Halle bietet ihren NutzerInnen zahlreiche Möglichkeiten, von offenen Werkstätten bis hin zu einem Co-Working Space. Fotos: Markus Fattinger Architekturfotografie

Zentraler Ausgangspunkt dafür ist die Trans- der Entwicklung des neuen Stadtteils Nord- formation einer bestehenden Lagerhalle in bahnhof zu beteiligen und in weiterer Folge einen urbanen Experimentierort für den neu- in die neu entstandenen Gewerbeflächen im en Stadtteil. In der neu benannten Nordbahn- Nordbahnhofquartier einzuziehen. Halle werden innovative Arbeitsplätze und kulturelle Veranstaltungen angeboten. Ein Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, mit- Co-Working Space, offene Werkstätten und hilfe der gewonnenen Erfahrungen innova- multifunktionale Veranstaltungsräume sollen tive Baumaßnahmen zu ermöglichen, in das nachhaltig neue kreative Nutzungen und an- prozessbegleitende Nutzungsmanagement dere „Nicht-Wohn-Nutzungen“ ins Quartier neue Akteure zu integrieren und die ökologi- bringen. Ausstellungen zeigen neue Mög- sche Nachhaltigkeit zu verbessern. Außerdem lichkeiten der Stadtproduktion. Im Rahmen sollen Placemaking, Verortung, Bewusst- einer Lehrveranstaltung der TU werden die seinsbildung und Sensibilisierung für das Räume der Halle von Studierenden architek- Thema Nutzungsmischung betrieben und der tonisch neu interpretiert und baulich adap- Grad und die Vielfalt der Nutzungsmischung tiert. Zukünftige und bereits vor Ort aktive erhöht werden. MacherInnen und AnbieterInnen haben die Möglichkeit, diese Räume zu nutzen, sich an Summary The principles of sustainable mixed use for new districts were developed in the “Mischung: Possible!” (Mixing possible!) exploratory study, which focused on three Vienna case studies (Wienerberg City, North Station, and Seestadt Aspern). These are now being further developed and implemented in Vienna’s North Station district in the “Mischung: Nordbahnhof” (“North Station mix”) demo project. A central starting point is the transformation of an existing warehouse into an urban experimentation area for the new district: Innovative workplaces, cultural events, a co-working space, open workshops, and multi-functional event spaces are intended to attract new creative uses and other “non-residential uses” to p Das Projektteam von „Mischung: Nordbahnhof“ hat sich the district on a sustainable basis. The overarching objective is to encourage eine möglichst hohe Nutzungsmischung im Stadtteil zum Ziel gesetzt und ist hier mit Theresia Vogel, Geschäftsfüh- innovative construction, integrate new stakeholders into development-related rerin des Klima- und Energiefonds (vierte von rechts), zu management of the area, and enhance ecological sustainability. sehen. Foto: Domenica Friesenecker, TU-Wien, Studentin

Smart Cities 2017 75 Projekt – Wien

Wien Make your city smart

Das in Wien Aspern angesiedelte Projekt erforschte und ent-

Projektstart: 03.2016 wickelte Selbstbauweisen im urbanen Umfeld und will damit Projektende: 08.2017 Förderung: 162.000 Euro Baugemeinschaftsprozesse beschleunigen sowie Smart Citizens mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten einräumen.

PlanerInnen und HandwerkerInnen in smartwas_ Zukunft ermöglichen soll, gemeinsam #makeyourcitysmart und bedürfnisorientiert die Gestaltung ihrer Umwelt anzugehen. Darin werden DIY und selbst entscheiden, wie mei- mögliche Ansätze für den Selbstbau ne Wohnung ausschaut? News: Es ist skizziert, unterschiedliche Bauwei- moeglich #makeyourcitysmart #imagine sen und Materialien thematisiert und #diy #smartwas? Wir haben entdeckt: das Referenzbeispiele für Selbstbauprojekte Projekt „Make your City Smart“ entwickelt aufgezeigt. Ziel ist es, dadurch Bauge- eine Hilfestellung, wie jedeR selbst beim meinschaftsprozesse zu beschleunigen Bauen mitplanen kann: www.smartcities.at/ sowie Handlungsspielräume sichtbar zu stadt-projekte/smart-cities/make-your-city- smart-wien-aspern/#&slider1=4 machen und zu erweitern.

Erstmals vorgestellt wurde der Tool- kit am 20. und 21. Mai 2017 im Rah- men der „Innovations-Kreativitäts- Smart Citizens haben bislang kaum Technologie“-Messe Maker Faire Vienna Möglichkeiten, die smarte Gestaltung in der Wiener MetaStadt. Demnächst ist ihrer Stadt, ihres Stadtteils und ihrer der Toolkit über das Institute for Convi- direkten Wohnumgebung mitzugestal- vial Practices (ICP, TU Wien) zu beziehen ten. Allerdings ist in den vergangenen und in Form eines Planungsanleitungs- Häuser bauen Jahren ein steigender Bedarf nach katalogs zu benützen. findet Stadt Mitbestimmung spürbar. Im einjäh- rigen Sondierungsprojekt „Make your Untersucht wurden übrigens nicht nur city smart – Wien Aspern“ wurde daher traditionelle Selbstbauweisen, sondern ein Toolkit für Selbstbauende entwi- auch technologische Entwicklungen ckelt, der es Bauinitiativen aus Laien, in Richtung Digitalisierung und Auto­ matisierung ähnlich der 2011 vom britischen Architekten Alastair Parvin Summary The “Make your city smart” project, located in Vienna gestarteten Initiative Wikihouse, bei der Aspern, researched and developed a toolkit for do-it- Open-Source-Bauteile für leistbare und yourself builders, which is intended to support construction initiatives by lay nachhaltige Häuser entwickelt werden people, planners, and craftsmen and -women, and help them to shape their und von Interessierten nach eigenen environment together in future, in a way that reflects their own needs. The tool Vorstellungen adaptiert werden können. kit includes sketches of possible approaches for do-it-yourself construction, Eine direkte Konsequenz des Sondie- addresses various construction methods and materials, and offers reference rungsprojekts ist das nachfolgende examples for do-it-yourself projects. In the near future, the tool kit with be Demoprojekt „Smarter Citizens Building available from the Institute for Convivial Practices (ICP, TU Wien) and is to be Tour 2018“ (siehe Seite 77). used as a planning guidance catalogue.

76 Smart Cities 2017 Projekt – Wien

Smarter Citizens Wien Building Tour 2018 Das Wiener Umsetzungsprojekt beschäftigt sich mit der Projektstart: 02.2017 Projektende: 06.2019 (geplant) Entwicklung, dem Bau und der Präsentation eines Förderung: 675.000 Euro mehrgeschossigen, aus Selbstbaumodulen bestehenden, auf- und abbaubaren Holzleichtbau-Prototypen.

Das Demoprojekt „Smarter Citizens Building bauprojekt in Österreich, das sich – ähnlich Tour 2018“ schließt direkt an das ebenfalls wie die Wikihouse-Initiative – als Open Ar- Aktuelle Infos zu den Projekten: vom Klima- und Energiefonds geförderte chitecture versteht. Das bedeutet: Die Gebäu- @ www.smartcities.at Sondierungsprojekt „Make your City smart – depläne sind jederzeit transparent einsehbar, Wien Aspern“ (siehe Seite 74) an. Ziel ist die nützliches Feedback von Interessierten wird Entwicklung eines mehrgeschossigen, aus eingearbeitet und hat das Potenzial, die Bau- Selbstbaumodulen bestehenden, auf- und ab- weise zu beeinflussen und zu verbessern. baubaren Holzleichtbau-Prototypen in ökologi- scher Bauweise mit einer Nutzfläche von rund 100 Quadratmetern. Dieser soll anschließend Wohnkonzept mit Zukunft! im Rahmen der „Smarter Citizens Building Tour 2018“ an vier österreichischen Smart City- Der modulare Aufbau erlaubt unterschiedliche Standorten aufgebaut werden, vor Ort wird Möglichkeiten der Zusammensetzung und be- lokalen Selbstbauinteressierten die einfache schränkt sich weder auf fixe Designvorgaben Handhabbarkeit des Gebäudes demonstriert. noch auf einen Aufbau in ein oder maximal zwei Ge- Der wiederholte Auf- und Abbau während der schossen. Möglich machen smartwas_ Tour erlaubt außerdem Rückschlüsse auf den das innovative Holzbau- #smartcitizensbuilding Reifegrad des Bausystems. In weiterer Folge Detaillösungen, die in soll der Prototyp als erster Baustein für ein dieser Form noch nicht folgendes Leitprojekt dienen, in welchem die umgesetzt beziehungswei- einzelnen Module in Do-it-yourself-Manier se zum Einsatz gekommen in einem speziell dafür konzipierten mehrge- sind, und die Verbindung schossigen Wohnbau oder in der nachhaltigen mit innovativen Spei- Sanierung eines bestehenden Wohngebäudes cherlösungen in massiver zur Anwendung kommen. Es handelt sich bei Bauweise bei großvolumi- dem Gebäude übrigens um das erste Selbst- gen Bauvorhaben.

Summary The “Smarter Citizens Building Tour 2018” demo project picks up right where the “Make your City smart – Wien Aspern” exploratory study, which was also supported by the Climate and Energy Fund, left Hab mich da mal schlau gemacht und bei off. Its objective is the development of a multi-storey, wooden frame, ecological #smartcitizensbuilding angerufen - die bauen building prototype that can be easily set up and broken down and consists of self- nämlich #smarte Häuser... Und zwar mit: Stroh, construction modules. It has a usable floor area of around 100 square metres. This Rohrkolben und Recycling-Stoffen als Wärme- structure will be erected at four Austrian Smart City locations within the framework dämmung! Anschauen kann man die sich dann of the “Smarter Citizens Building Tour 2018”. These demonstrations will show local nächstes Jahr in verschiedenen Städten in ganz do-it-yourself enthusiasts how easy it is to handle the building process. Österreich! #smartwas?

Smart Cities 2017 77 projekt – Wien

Wien BuildyourCity2gether Wien Aspern

Ziel von „BuildYourCity2gether“ ist die Sondierung eines

Projektstart: 03.2017 gemeinschaftlich selbstgebauten, energieeffizienten Projektende: 03.2018 (geplant) Förderung: 123.000 Euro mehrgeschossigen Lowtech-Bauvorhabens.

Im Rahmen des ebenfalls vom Klima- und Stadtoase vienna.transitionBASE in Aspern Energiefonds geförderten Einstiegsprojekts gemeinschaftlich gebaut und evaluiert. Von „Make your City Smart“ wurden architek- 9. Juni bis 7. Juli 2017 wurde bereits erfolg- tonische Grundlagen für kostengünstige reich ein Crowdfunding zur Finanzierung Lowtech-Bauvorhaben im gemeinschaftli- des Prototypen durchgeführt, Infos auf chen Selbstbau erarbeitet. Das Folgeprojekt www.startnext.com/baus. „BuildyourCity2gether“ soll nun auch Fra- gestellungen der Zielgruppen, Finanzierung, Die Ergebnisse aus Recherche und Evalu- Projektsteuerung sowie rechtlicher und ierung fließen in ein Gesamtrealisierungs- sicherheitsrelevanter Aspekte beleuchten. konzept für ein mehrgeschossiges Demo- projekt ein, das entweder im Testgelände Um Fragen zur praktischen Umsetzung zu der Seestadt Aspern oder einem alternati- beantworten, wird ein eingeschossiger Pro- ven Standort errichtet werden soll. Dieses totyp aus nachwachsenden Rohstoffen in- beinhaltet ein technisches und planerisches klusive Vertikal- und Dachgartenelementen Umsetzungskonzept, ein Sicherheitskon- für Gemüseanbau im Selbstbau von Laien zept sowie Businessmodelle und Finanzie- unter Anleitung von ExpertInnen errichtet. rungsstrategien. Dazu wurde in einem ersten Schritt eine 15-köpfige Versuchsbaugruppe aufgebaut, danach wurden vorhandene und fehlende smartwas_ Kompetenzen in der Gruppe eruiert, ein #Buildyourcity2together Schulungsprogramm umgesetzt und zuletzt wird der Prototyp „baus!“ in der Wiener p Im Rahmen des Projekts wurde auch ein Selbstbauhaus aus nachwach- senden Rohstoffen mit integrierten Begrünungselementen auf Dach und Fassade zur Gemüseselbstversorgung Eine Versuchs- errichtet. Alle Fotos: United Creations baugruppe aufbauen

Summary The objective of “BuildYourCity2gether” is to gather in- formation on a collaborative, self-built, energy-efficient, multi-storey, low-tech building project. The legal and planning requirements will also be explained. In order to answer practical implementation questions, a one-storey prototype will be constructed by laymen supervised by experts. A training programme is being implemented and a crowdfunding programme set up for financing. This will be included in an overall implementation concept for a So schaut es aus, wenn ein energieeffizientes multi-storey demo project that will be constructed either on the Seestadt Aspern Haus gemeinsam, kostengünstig und #low- test grounds or at an alternative site. tech gebaut wird! Mehrgeschoss #prototyp inklusive #gemeinschaftsgarten!! #buildyour- city2gether #sonneinseestadt #smartwas?

78 Smart Cities 2017 Projekt – Österreich

power@work

„power@work“ untersucht die praktische Umsetzbarkeit eines

Geschäftsmodells für Photovoltaik-Anlagen in Betrieben im Projektstart: 04.2017 Projektende: 03.2018 (geplant) urbanen Umfeld mit einer Vor-Ort-Nutzung des erzeugten Förderung: 176.000 Euro Stroms für E-Mobilität.

Ziel dieses Sondierungsprojekts ist das Testen der praktischen Umsetzbarkeit eines Ge- schäftsmodells zum Betrieb einer integrierten Photovoltaik- und E-Mobilitäts-Infrastruktur in urbanen Betrieben. Die MitarbeiterInnen organisieren, finanzieren und errichten die Gesamtanlage („Schwarmfinanzierung“), der produzierte Strom wird vorrangig vom Betrieb als Prosumer sowie von der Belegschaft für private Elektrofahrzeuge genutzt. p Foto: arsdigital/fotolia.de Begriffserklärung: Crowdfunding ist eine Form Die Innovation besteht in der Erarbeitung ei- Praxispartner dafür ist das der Finanzierung („funding“) nes neuen Geschäftsmodells für Betriebe und Land Kärnten. Testbed ist ein durch eine Menge („crowd“) von In- deren Belegschaft im urbanen Raum, welches Technikzentrum der Landes- ternetnutzerInnen. Mit dieser Methode das Heben von Potenzialen für erneuerbare verwaltung mit drei Abtei- der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Energien sowie E-Mobilität fördert und somit lungen in Klagenfurt, das mit Produkte, die Umsetzung von Geschäftside- zu positiven Klima- und Luftqualitätseffek- vorhandenen Ladestationen en und vieles andere mit Eigenkapital oder ten führt. Zudem kann sich der Betrieb über für E-Fahrzeuge und ausrei- dem Eigenkapital ähnlichen Mitteln ver- die Belegschaftsbeteiligung als interessanter chend freien Flächen für die sorgen. Kapitalgeber sind eine Vielzahl Arbeitgeber profilieren und die Bindung der Installation von Photovoltaik- von Personen – in der Regel Internet- Belegschaft an den Betrieb erhöhen. Dazu wird Anlagen gute Voraussetzun- nutzerInnen, da zum Crowdfun- die technische Konzeption der Anlage einer gen zur Realisierung bietet. In ding meist im World Wide Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen, recht- weiterer Folge soll das Modell auch Web aufgerufen wird. liche, administrative und nutzerInnenbedingte bei Mittel- und Großbetrieben sowie Barrieren werden in einem Stakeholder-Pro- kommunalen Institutionen mit ähnlichen zess erhoben und Lösungsansätze ermittelt. Voraussetzungen umsetzbar sein.

Schwarmfinanzierung am Arbeitsplatz als neues Geschäftsmodell etablieren!

Summary The goal of the “power@work” exploratory study is to test the practical feasibility of a business model @ Aktuelle Infos zu den Projekten: for operating an integrated photovoltaic and e-mobility infrastructure www.smartcities.at in enterprises within the urban environment. The businesses, acting as “prosumers”, are the primary users of the power generated, and their staff organise, finance, and set up the overall system (crowdfunding). The system is subject to a profitability analysis; legal and administrative issues are considered, together with any points from users, and solutions proposed.

Smart Cities 2017 79 projekt – Wien

Wien Smart Block II Energy

Bei einer Sanierungsrate von derzeit rund ein Prozent ist der Um-

Projektstart: 04.2016 gang mit unsaniertem Bestand ein zu lösendes Problem urbaner Projektende: 06.2017 Förderung: 198.000 Euro Ballungsräume. Das Wiener Sondierungsprojekt setzte in seinen Analysen auf liegenschaftsübergreifende Verfahren im Block.

Der größte Forschungsbedarf besteht in Versorgung des Blocks für sanierte, unsa­ der Reduktion von Energieverbrauch und nierte und derzeit zu sanierende Bestands- q In einem Pilotprojekt am Hernalser

Gürtel konnte der Mehrwert durch CO2-Emissionen sowie in einem geänderten gebäude bei. Förderungen machen die auf liegenschaftsübergreifendes Agieren überprüft werden. Mobilitätsverhalten. Das Projekt „Smart Fernwärme aufbauende Lösung attraktiv, Fotos: SMART BLOCK STEP II Block II Energy“ nahm diese Themen zum im Gegenzug soll die Sanierung angespart Anlass und entwickelte am Beispiel eines werden. Pilotprojekts am Hernalser Gürtel nachhal- tige Lösungen für liegenschaftsübergreifen- Im Zentrum des Projekts stand die Mitein- de Verfahren in den Bereichen Energie und beziehung der LiegenschaftseigentümerIn- Mobilität und prüfte den daraus resultie- nen. Die Hälfte der insgesamt 18 Eigentüme- renden Mehrwert. Brian Cody steuerte das rInnen im Block nahmen infolgedessen auch

Energiekonzept für die nahezu CO2-freie an Workshops teil, in denen Problematiken und Lösungen thematisiert wurden. Zwei Ei- gentümerInnen des Pilotblocks kamen in der Folge in Kontakt, sanieren nun gemeinsam und versorgen ihre Wohnungen mit einer übergreifenden, nachhaltigen Energiean- lage. Die rechtlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsmodelle sowie Beteili- gungs- und Kommunikationsstrukturen wurden anhand dieser beiden Liegenschaf- ten begleitend untersucht. Auch andere EigentümerInnen sind an dieser Lösung interessiert und bleiben im Gespräch.

Liegenschaftsgrenzen überwinden

Im Advisory Board diskutierte das Konsorti- um Ergebnisse und Entwicklungen mit Ver- Summary Given the current renovation rate of around 1%, treterInnen des Zentralverbands Haus und the treatment of existing unrenovated housing is a Eigentum, des Österreichischen Verbands problem for metropolitan areas, since such housing will continue to make up der Immobilienwirtschaft und weiteren the majority of properties. Vienna’s “Smart Block II Energy” exploratory study Akteuren. looks into cross-property processes as a block. In a pilot project on Hernalser Gürtel (major road in Vienna’s Hernals district), sustainable solutions were developed in the areas of energy and mobility and the added value of opera- tions shared between several properties was assessed.

80 Smart Cities 2017 Projekt – WIEN

Pocket Mannerhatten Wien Das Projektteam von „Pocket Mannerhatten“ erforschte

kollaborative Stadtstrukturen und räumliche Strategien des Projektstart: 07.2016 Projektende: 06.2017 Teilens und Tauschens in Wien Ottakring. Förderung: 200.000 Euro

In der dicht verbauten Stadt ist Platz Man- gelware. Umso wichtiger, dass vorhandene Räume (Dächer, Innenhöfe, ...) effizient genutzt werden. Eine innovative und ziel- führende Strategie ist das liegenschaftsüber- greifende Teilen und Tauschen von Räumen in Kombination mit einem „Bonussystem“ sowie Beteiligung der EigentümerInnen und BewohnerInnen: Kleinere Innenhöfe werden als BewohnerInnengärten zusammengelegt, auf verbundenen Dachflächen entstehen liegenschaftsübergreifende Photovoltaik- Anlagen oder es wird die Nutzung einer Gemeinschaftsküche gegen die Nutzung eines E-Carsharing-Pools „getauscht“.

p Möglichkeiten zum Teilen von Im Projekt „Pocket Mannerhatten“ wur- Strategien des Tauschens und Teilens funk- Räumen und Nutzungsrechten de das Prinzip der „Sharing Economy“ auf tionieren können. Außerdem wurden Eigen- gibt es viele: Auf Dachflächen können so beispielsweise öffentli- Gebäude in Wien-Ottakring angewendet. Das tümerInnen in Ottakring identifiziert, die an che Flächen entstehen, auf denen „Bonussystem“ dient als Impuls: Wer teilt, einer möglichen Umsetzung interessiert sind. Gemeinschaftsgärten, Spielplätze, Swimmingpools, Grillplätze etc. bekommt mehr. So sind verschiedene För- Ein weiteres Ergebnis der Sondierung: Ein realisiert werden können. dermöglichkeiten, wie beispielsweise finan- Handbuch, das interessierten Fachleuten und Foto: PMO-Niedworok zielle Zuschüsse oder reduzierte Abgaben, in EigentümerInnen Hintergrundinformationen Verhandlung mit der Stadt. Ein multidiszipli- und Praxis-Tipps zur Verfügung stellt, mit näres Konsortium untersuchte unter anderem denen eigene Sharing-Projekte umgesetzt @ Aktuelle Infos zu den Projekten: mithilfe von Akteurs- und Netzwerk- sowie werden können. www.smartcities.at Wirtschaftlichkeitsanalysen die Rahmenbe- dingungen, unter denen solche räumlichen Weitere Infos: www.pocketmannerhatten.at

Summary In the “Pocket Mannerhatten” project, the “sharing economy” principle was applied to buildings in Vienna’s Ottakring. A multi-disciplinary consortium used, among other things, Gemeinsam nutzen, stakeholder, network and profitability analyses to assess the framework teilen und tauschen conditions under which spatial strategies for exchanging and sharing could work. At the same time, Ottakring proprietors interested in this introductory project were identified and invited to work with the team on a subsequent project on potential implementation.

Smart Cities 2017 81 Projekt – Wien

Wien Smart City im Gemeindebau

Die Sondierung untersuchte die Rahmenbedingungen für

Projektstart: 06.2015 nachhaltige Bestandssanierungen im sozialen Wohnbau und Projektende: 05.2016 Förderung: 193.000 Euro erarbeitete einen smarten Sanierungsprozess für zwei konkret zu sanierende Wohnhausanlagen in Wien.

Während des Projekts wurde im inter- Besonderes Augenmerk wurde da- disziplinären Team besonders auf die her auch auf die Berücksichtigung Komplexheit des Themas und die Rolle rechtlicher und beihilfenrechtlicher der verschiedenen Beteiligten eingegan- Rahmenbedingungen sowie alterna- gen. Innovative technische Lösungs- tiver Geschäftsmodelle gerichtet, um möglichkeiten wurden hinsichtlich die Leistbarkeit der vorgeschlagenen ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen smarten Sanierung für die MieterInnen Umsetzbarkeit bewertet und ein Kriteri- sicherzustellen. enkatalog sowie ein strukturierter Pro- zessablauf entwickelt. Die Möglichkeit, Anhand zweier konkret zu sanierender die erarbeiteten Unterlagen in der tägli- Wohnhausanlagen von Wiener Woh- chen Praxis nutzen zu können und nen in der Krottenbachstraße wurden die generelle Anwendbarkeit smarte Sanierungsmaßnah- bei Wohnhausanlagen Tipp: men diskutiert, fünf Smart p Bestandsaufnahme vor Ort; waren wichtige Ziel- Das in „Smart Cities-Handlungsfelder Interne Workshops zu Wohnumfeld & setzungen. City im Gemeindebau“ definiert und analog Wohnhausanlage; Bildquelle: EIW erarbeitete Prozesshandbuch dazu fünf Smart Cities- steht auf der Smart Cities- Potenzialfelder für Website des Klima- und Ener- smarte Sanierungen giefonds zum Download bereit: mit dazugehörigen www.smartcities.at/assets/ Kriterien erarbeitet. Uploads/SCGemeindebau- Zentrale Ergebnis- Prozesshandbuch.pdf se sind außerdem ein Prozesshandbuch, das auch einen Kriterienkatalog und ein Kommunikationskonzept enthält, ein Maßnahmenhandbuch so- wie ein konkretes Umsetzungskonzept. p Wohnblock von Wiener Wohnen in der Krottenbachstraße, anhand dessen smarte Sanierungsmaßnahmen disku- Summary The study analysed the requirements for sustainable tiert wurden. Foto: Nick Waldhör renovation of existing social housing and developed a smart renovation process for two specific housing complexes belonging to “Wiener Wohnen”, Vienna’s public housing management agency, that are Die Sanierungs- located on Krottenbachstraße in Vienna. Special attention was given to the state aid and legal conditions and to alternative business models that would ensure leistung erhöhen that the proposed smart renovation is affordable for tenants. This resulted in a process manual, a catalogue of criteria, a communication concept and a hand- book showing steps to be taken.

82 Smart Cities 2017 projekt – Wien

Smartes Wohnen Wien für Generationen

Projektstart: 07.2016 Das Wiener Einstiegsprojekt entwickelte gemeinsam mit Projektende: 07.2017 älteren BewohnerInnen Möglichkeiten, sich partizipativ an der Förderung: 159.000 Euro Modernisierung ihrer Wohnsiedlungen zu beteiligen.

Smart Cities sind dann innovativ, wenn BewohnerInnen in Entwicklungsprozesse aktiv eingebunden werden. Das gilt auch für ältere BewohnerInnen, die allerdings in ak- tuellen Prozessen vielfach nur unzureichend berücksichtigt werden.

Das Sondierungsprojekt nahm daher diese Zielgruppe besonders in den Fokus und entwickelte gemeinsam mit älteren Bewoh- nerInnen altersgerechte und multidimen- sional gestaltete Modernisierungskonzepte, die sowohl baulich-planerische und tech- nologiebezogene als auch soziale, nachbar- schaftliche und quartiersbezogene Maßnah- men beinhalten. Dabei wurden explorativ p Diese Wohnhausanlage Methoden der Einbindung älterer Menschen in der Meißauergasse im 22. Wiener Bezirk war Teil in verschiedene altersgerechte Maßnahmen des Testbeds. der Wohnumfeldgestaltung erprobt und eva- t Die BewohnerInnen wurden u. a. im Rahmen von luiert, um erlebte Hürden und Unsicherhei- Workshops in den Prozess ten durch Kommunikation und Partizipation miteingebunden. Fotos: Stadtteilarbeit, abzubauen. Caritas Wien

Konkret dienten zwei Wohnbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren mit vorwiegend Altersgerecht und älteren BewohnerInnen im 19. und 22. Wie- ner Gemeindebezirk als Testbed. Ergebnisse multidimensional modernisieren der Sondierung sind Kataloge zu generatio- nengerechten technologischen, sozialen und baulichen Modernisierungsmaßnahmen, ein Summary The Vienna exploratory study worked with elderly Prozess- und Partizipationsleitfaden für Mo- residents to develop opportunities for active involvement dernisierungsprojekte mit älteren Bewohne- in the modernisation of their residential areas. Two housing complexes in rInnen sowie konkrete Aktionspläne für Um- the 19th and 22nd districts, originally built in the ‘60s and ‘70s and housing setzungsprojekte in den zwei Wohnbauten. predominantly older residents, served as a testbed. The study resulted in catalogues of generation-appropriate technological, social, and structural modernisation measures and specific action plans for implementation projects in the two housing complexes. @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at

Smart Cities 2017 83 projekt – Wien

Wien Abwärmepotenziale nutzbar machen

Projektstart: 06.2015 Projektende: 11.2016 In „HEAT_re_USE.vienna“ wurden Möglichkeiten zur effizienteren Förderung: 177.000 Euro Gestaltung des Wiener Energieversorgungssystems durch die Nutzung von Abwärme aus industriellen und gewerblichen Quellen untersucht.

Abwärmepotenzial anhand des Ener- gieverbrauchs je Beschäftigtem in der jeweiligen Branche aus der empirischen Literatur geschätzt. Relevante Unter- nehmen sind nicht nur die chemische Industrie, sondern beispielsweise auch Wäschereien und Rechenzentren. Die großen Abwärmequellen und deren Abwärmemenge wurden anhand der Bebauungsstruktur der potenziellen Nachfrage in Karten gegenübergestellt und so die Bereiche mit großen Umset- zungschancen identifiziert. Es gibt viele Ansätze, wie der Verbrauch fossiler Primärenergieträger in Zukunft reduziert werden könnte. Einer davon Die Energieeffizienz betrifft die Nutzung dezentraler Abwär- verbessern mequellen von Industrie-, Gewerbe- und p Diese Grafik veranschaulicht Dienstleistungsbetrieben. Die entspre- Darüber hinaus wurden zwei beispiel- Abwärmepotenziale in Teilen Wiens. chenden Potenziale sind aktuell aller- hafte ökonomisch und ökologisch sinn- Zu sehen sind sowohl Niedertem- peratur-Potenziale (35–100°C) als dings noch sehr unzureichend erfasst. volle Pilotprojekte analysiert. Eines der auch Mitteltemperatur-Potenziale geplanten Pilotprojekte ist die Nutzung (100–500°C). Im Projekt „HEAT_re_USE.vienna“ wur- der Abwärme eines Rechenzentrums für Quelle: AIT Austrian Institute of Technology – Die Abschätzung den daher gewerbliche Abwärmequellen einen benachbarten neuen Wohnbau basiert auf branchenspezifischen gesucht und deren Wärmeüberschuss in Floridsdorf, welches analysiert und Energiekennwerten und Unterneh- mensdaten, Kartengrundlagen: geschätzt. Dazu wurden alle Betriebe hierfür ein Umsetzungskonzept entwi- OGD Wien mit einem Jahresumsatz von mehr als ckelt wurde. 2 Mio. Euro in Wien betrachtet und das Durch die enge Zusammenarbeit des Projektteams mit den für die Umsetzung Summary This exploratory study analysed options for using entscheidenden städtischen Institutionen decentralised sources of waste heat from industrial, (Wien Energie, MA 20) sowie Wohnbau- commercial, and service enterprises. Waste heat sources in Vienna were trägern und die Durchführung von Work- identified, characterised, and evaluated with respect to options for utilisa- shops mit dem potenziellen Abwärme­ tion in the immediate neighbourhood or for feeding into the district heating anbieter und einem Wohnbauträger als network. Pilot projects that make ecological and economic sense were also potenziellem Nachfrager wurde eine identified and a rough concept was developed for the utilisation of waste heat wichtige Basis zur Realisierung gelegt. from a data centre in Floridsdorf, as an implementation model.

84 Smart Cities 2017 projekt – Wien

Biotope City is smart Wien Auf dem Gelände der ehemaligen Coca-Cola-Produktion in

Wien-Favoriten entsteht ein neuer grüner Stadtteil. Projektstart: 09.2016 Projektende: 10.2017 Die Sondierung untersucht, inwieweit die Umsetzung von Förderung: 184.000 Euro Begrünungsmaßnahmen ermöglicht und gefördert werden kann.

Auf den ehemaligen Coca-Cola-Gründen Die Ergebnisse zeigen, direkt beim Wienerberg in Wien-Favoriten dass prinzipiell alle entsteht nach einem interdisziplinären Biotope City-Kriterien kooperativen Entwicklungsverfahren ein zur Entwicklung grüner neuer Stadtteil. Auf 13 Bauplätzen werden Stadtteile umgesetzt rund 900 Wohnungen realisiert, darunter werden können. Im 608 geförderte und 217 besonders kosten- Zuge der Sondierung günstige SMART-Wohnungen. Das Konzept wurden aber auch zahl- für die Wohngebäude sieht unter anderem reiche Kriterien und vor, dass es großzügige individuelle Freiräu- Maßnahmen identifi- me gibt und viele Gemeinschaftsflächen wie ziert, die bislang nicht ein Schwimmbad oder Kinderspielräume zur oder nur eingeschränkt Verfügung stehen. umgesetzt werden können. Das Projekt Grundlage der Planung war das Leitbild zeigte außerdem, dass p Wien wird grüner: In der „Biotope „Biotope City“, das eine ganze Reihe unter- das Konzept der Biotope City“ sind neben 900 neuen Wohnungen schiedlicher Begrünungsmaßnahmen ein- City im Vergleich zu konventionellen auch zahlreiche Begrünungsmaßnah- men geplant. Foto: schreinerkastler.at schließt. Das gesamte Areal der gleichnami- Projekten zu einem anderen sozialräum- gen „Biotope City“ wird naturnah bepflanzt, lichen System führt, mit neuen Anforde- soll Möglichkeiten zum „urban gardening“ rungen für das Quartiersmanagement, die und umfangreiche vertikale Fassadenbegrü- Hausbetreuung, aber auch die (zukünftigen) Aktuelle Infos zu den Projekten: nung bieten. BewohnerInnen und NutzerInnen. @ www.smartcities.at

Das Sondierungsprojekt „Biotope City is smart“ unter der Projektleitung des Ins- tituts für Landschaftsplanung der BOKU Wien untersuchte die Hemmnisse, die sich Mehr Grün in die Stadt holen diesem Leitbild bei der Umsetzung in den Weg stellen, und arbeitete Vorschläge aus, wie sie strukturell beseitigt werden können. Dabei wurde beispielsweise untersucht, wie Summary On the former Coca Cola site right next to the Wiener- Begrünungsmaßnahmen optimiert wer- berg, a new district with around 900 apartments is den können, auch durch den Einsatz neuer being built. The planning model was “Biotope City”, which includes a wide numerischer Berechnungsmethoden zur Ab- range of landscaping measures. The “Biotope City is smart” study analysed schätzung klimatischer Effekte und Kosten the obstacles to the implementation of this model and developed proposals von Begrünung bereits im Entwurfsstadium. for their structural removal. The study also explored ways to optimise landscaping plans.

Smart Cities 2017 85 projekt – Wien

Wien Urban Cool Down

Hitzeperioden stellen große thermische Belastungen für die

Projektstart: 11.2016 Bevölkerung dar: Das Wiener Forschungsprojekt zeigte nun Projektende: 10.2017 Förderung: 190.000 Euro innovative Kühlungsmaßnahmen im öffentlichen Raum für ein „Urban Cool Down“.

„Urban Cool Down“ setzte sich mit und Lösungsansätze zur integrierten integrativen Maßnahmen zur som- Entwicklung, Planung und Aufwertung merlichen Kühlung von wachsenden des öffentlichen Raums im Bearbei- Stadtquartieren auseinander. Bei der tungsgebiet Wien-Währing entwickelt. Entstehung von urbanen Hitzeinseln spielen die Grünräume eine wesentliche In einem weiteren Schritt wurde das Rolle – im Rahmen des Projektes wurden kühle, energieautarke Sommeriglu, das daher im Sommer 2017 stadtklimatische „Parasoleil“, in einem Design-Thin- Effekte von Stadtgrün in Form zahlrei- king-Prozess als Ausstattungselement cher Aktionen für ein Urban Cool Down im öffentlichen Raum für Hitzezeiten untersucht. weiterentwickelt. Befragungen zeigen, dass das Interesse für einen kühlen Unter anderem fanden Hitze-Gesprä- Pavillon groß ist. che, Workshops und Stadtteilspazier- gänge mit AnrainerInnen sowie Experi- Der Anwendungskatalog, der über die mente in Kooperation mit Schulen zur Website www.urbancooldown.at abruf- Veranschaulichung von Kühlmöglich- bar ist, zeigt technisch und sozial mach- keiten statt. Mit Interessierten wurde bare Gestaltungslösungen und Strate- zudem eine Fassadenbegrünung gebaut. gien für Kühlungsmaßnahmen anhand In Geschäften, Parks und Schanigärten aussagekräftiger Visualisierungen. wurden PassantInnen für Kühlungs- möglichkeiten während der Sommer- hitze sensibilisiert, indem Optionen zur Kühlung angeboten und vorgestellt wurden. Außerdem wurden neue Wege p Im Projekt wurden zahlreiche Mög- lichkeiten zur Kühlung aufgezeigt. Im Stadtwirtshaus in Wolkersdorf wurde beispielsweise eine Nebelanlage Abkühlung findet Stadt aufgebaut, im Bild oben ist das ener- gieautarke Sommeriglu „Parasoleil“ zu sehen. Fotos: Mira Kirchner, Summary “Urban Cool Down” considered integrative measures for MK Landschaftsarchitektur e.U. summer cooling in growing urban districts. It investigated the urban climate effects of green spaces, conducting numerous on-site activities. In addition, cooling options were introduced to Vienna districts and subjected to an evaluation process. A roadmap for practical implementation was also prepared. @ Aktuelle Infos zu den Projekten: The applications catalogue, which can be downloaded at www.urbancooldown.at, www.smartcities.at lists technically and socially feasible design solutions and strategies for cooling measures, with detailed visualisations.

86 Smart Cities 2017 projekt – Wien

Smartes Leben am Wasser Wien

Das Bauprojekt Danube Flats im 22. Wiener Gemeindebezirk

verfolgt die Vision einer grünen Stadtoase – das Sondierungs­ Projektstart: 09.2016 Projektende: 09.2017 projekt leistete dafür notwendige Vorarbeiten. Förderung: 117.000 Euro

„Smartes Leben am Wasser“ ist rund um insbesondere auf sozialer Ebene Kosten (In- das Bauvorhaben der Danube Flats angesie- vestitionskosten, soziale und gesellschaft- delt. Am Bauplatz des ehemaligen Cineplexx liche Risiken) minimieren helfen. Die Rede Reichsbrücke entsteht Wiens höchster ist beispielsweise von Info Screens und Info begrünter Wohnturm mit 150 Metern Höhe, Outdoor Screens zur leichteren Vernetzung 520 neuen Wohnungen und einem Terrassen- der BewohnerInnen, Lösungskonzepten für haus. Durch eine partielle Überplattung wer- Dachgärten und optimierten Bepflanzungs- den zudem neue Grün- und Freizeitflächen konzepten etwa für Trogbegrünungen. gestaltet, die durch innovative Freiraumge- staltung mit dem Gebiet bis zur Wasserkante Weitere Informationen unter und darüber hinaus verbunden werden sollen. www.slaw-smartcity.at Außerdem stellt seine stark exponierte Lage (Wind) direkt am Wasser, an der Reichs- brücke und der Donauuferautobahn eine Aufgabe dar, die im Sinne einer innovativen Stadt(teil-)entwicklung gelöst werden soll Rückgewinnung und mit denen sich das Projekt beschäftigte. des Donauufers Der Fokus lag auf der Begrünung des Hoch- hauses selbst, dem Wassermanagement sowie der Grün- und Freiraumgestaltung mit innovativem und multifunktionellem Cha- rakter. Außerdem wurde der Frage nachge- gangen, wie das Wohnen in und rund um das Wohnhochhaus mit Unterstützung digitaler Lösungen optimiert werden kann. Dabei wurden als Ergebnis unter anderem Räume, Verknüpfungen und Prototypen identifiziert, die letztendlich direkt in die Umsetzung übergehen können und unter dem Strich

p Dort, wo früher das Cineplexx Reichsbrücke stand, wird in den Summary The Danube Flats construction project on the site of the kommenden Jahren Wiens höchster former Cineplexx Reichsbrücke in Vienna’s 22nd district begrünter Wohnturm errichtet. Abb.: S+B Plan und Bau GmbH had the image of an urban oasis as its goal – and the “Smartes Leben am Wasser” und Boku Wien (“Smart living on the waterside”) exploratory study did the necessary groundwork. The priorities were adding greenery to the high-rise building itself, water manage- ment, and innovative and multifunctional design for landscaping and open spaces. The project also explored how the quality of life in and around this high-rise apart- ment building could be optimised with the help of digital solutions.

Smart Cities 2017 87 projekt – Wien

Wien Greening Aspang Wien

Die gesamtenergetische Optimierung von Stadtgebieten

Projektstart: 07.2016 stand im Fokus dieses Sondierungsprojekts – Pilotgebiet war Projektende: 10.2017 Förderung: 183.000 Euro die Aspangstraße im 3. Wiener Bezirk.

Das Projektkonsortium von „Greening Vorgärten, Vermeidung der asphaltierten Aspang Wien“ hat in interdisziplinärer Flächen, Außenbeschattungen und Ände- Herangehensweise ein Verfahrensmodell rung der Fassadenmaterialien. (dient zur Festlegung des Ablaufs von Tätigkeiten bei der Projektplanung) zur Als Ergebnis des ersten realistischen Mikroklima-Optimierung und Begrünung Szenarios wurde ein leicht umsetzbares der Aspangstraße inklusive angrenzender Straßenplanungskonzept in Zusammen- Bebauung entwickelt. Dieses Pilotgebiet arbeit mit Kooperationspartnern aus der in Wien am Rand des Stadtentwicklungs- Stadt- und Bezirksverwaltung entwickelt. areals Eurogate ist von sommerlicher Das übertragbare und in seiner Art inno- Überhitzung besonders betroffen. vative Planungsmodell ist auch für andere Standorte mit ähnlichen Rahmenbe- Dabei wurden zwei Planungsszenarien dingungen geeignet, soll der steigenden entwickelt: Das erste Szenario ist die sommerlichen Überhitzung entgegenwir- unter Berücksichtigung von komplexen ken und den Kühlenergiebedarf senken. Rahmenbedingungen, mikroklimatisch, bauphysikalisch, sozialräumlich, recht- lich und bau- und verkehrstechnisch ent- Der Hitze entgegenwirken wickelte, kostengünstigere Variante. Das und den Kühlenergiebedarf zweite Szenario diente nur zum Vergleich, um die Wirkung einer maximalen Stufe senken der mikroklimawirksamen Verbesse- rungsmaßnahmen auf Simulationsebene Die Methodik des Forschungsprojek- p Im Pilotgebiet wurden Innen- und Außenmessungen (zu sehen oben IR- darzustellen und auszuwerten und würde tes umfasste unter anderem Vor-Ort- Bilder von Fassaden mit vorgesetzten einen zu hohen baulichen Aufwand und Messungen in Innen- und Außenräumen Stahlbetonkonstruktionen) durchge- führt. In gemeinsamen Workshops zu hohe Kosten verursachen. Die iden- im Pilotgebiet und dreidimensionale wurden erste Ergebnisse und die tifizierten Verbesserungsmaßnahmen Simulationsmodelle; außerdem bauphy- weitere Vorgangsweise besprochen. Fotos: UrbanTransform + TU Wien beinhalten Begrünungs- und Umgestal- sikalische Berechnungen beziehungs- Forschungsbereich tungsmaßnahmen, wie etwa Baumrei- weise Gesamtgebäudesimulationen. Zum hen, Lowtech-Fassadenbegrünungen, Schluss wurde ein Planungskonzept in Kommunikation mit den BewohnerInnen Summary The “Greening Aspang Wien” exploratory study des Gebiets und in Zusammenarbeit mit developed a process model for landscaping and den entscheidungtragenden Behörden optimisation of the micro-climate in Aspangstraße, including adjacent entwickelt und zur Diskussion gestellt. building development. The objective was the creation of a transferable, innovative planning model that was effective for micro-climates and would counteract increasing overheating during the summer, reducing the amount of energy required for cooling and enhancing the usability of public spaces. The project concluded with the development of a planning concept in @ Aktuelle Infos zu den Projekten: www.smartcities.at discussion with residents and government authorities.

88 Smart Cities 2017 Projekt – Wien

GRÜNEzukunftSCHULEN Wien

Das Wiener Umsetzungsprojekt will neue Lösungsansätze zur

Steigerung der Aufenthaltsqualität in Schulräumen entwickeln Projektstart: 03.2017 Projektende: 02.2020 (geplant) und deren Folgewirkungen untersuchen. Förderung: 563.000 Euro

In „GRÜNEzukunftSCHULEN“ werden Be- Ein weiterer Schwerpunkt im Projekt ist grünungsansätze für Schulen an drei Wiener die Untersuchung und Analyse der sozialen Standorten theoretisch er- und bearbeitet. Aspekte, der Integration der Begrünungen An zwei Standorten (BRG 16 am Schuhmei- und der Grünpflege als Teil einer nachhal- erplatz in Ottakring und BRG 15 Diefenbach tigen Schulkultur sowie des Einflusses von Gymnasium in Rudolfsheim-Fünfhaus) Begrünungen im Klassenzimmer auf die wurden diese auch praktisch umgesetzt. Lehrpersonen und die SchülerInnen. Ergebnis soll – neben der Umsetzung und Der Fokus liegt dabei auf dem Energie- und Evaluierung von Begrünungen im Schul- Wasserverbrauch der Begrünungssyste- neubau – auch ein Leitfaden für Grüne me sowie der Wirkung des Grüns auf das Architektur im Schulbau sein, der die Gebäude, das Raum- und Mikroklima. Planungs- und Bauphase, die Sanierung, die Interessant ist auch der Vergleich von nicht Errichtung, Pflege, langfristige Betreuung belüfteten Räumen im Alt- und Neubau (auch unter Berücksichtigung der Schulfe- sowie den mechanisch belüfteten Räumen rien) von Begrünungselementen an und in p Erste Begrünungsmaßnahmen im Neubau. Dabei soll auch die potenzielle Gebäuden und im Schulfreiraum umfasst. wurden vom Projektteam in Form von Fassadenbegrünungen innen und Gefahr überprüft werden, dass im Neubau Erkenntnisse aus dem Projekt werden für außen bereits umgesetzt. ohne Lüftungsanlage die Luftfeuchtigkeit Schulen in ganz Österreich verfügbar sein. Alle Fotos: TU Wien aufgrund der Begrünungen zu hoch und Auch zusätzliche Unterrichtsmaterialien damit zur Belastung wird. Auch die Fol- und Lessons learnt aus den gewirkungen durch die Befestigung von sozialen Prozessen sollen Begrünungselementen an gedämmten interessierten Schulen Fassaden (Wärmebrücken) werden an den zur Verfügung gestellt smartwas_ Teststandorten untersucht. werden. #GRÜNEzukunftSCHULEN

Die Aufenthaltsqualität in Schulgebäuden verbessern!

Summary In the “GRÜNEzukunftSCHULEN” (green future schools) demo project, “greening” approaches for schools are being developed and modified on a theoretical basis at three Vienna school lo- cations. At two of these locations (BRG 16 at Schuhmeierplatz in Ottakring and BRG 15, Diefenbach Gymnasium, in Rudolfsheim-Fünfhaus), these ideas are also actually being implemented. The focus is on energy and water usage in Wie kommt‘s an? O-Ton der Schülerinnen: maintaining green spaces and the effect of these green areas on the building, zuerst überrascht, dann überzeugt. Natur in der the indoor climate and the micro-climate of the site. In addition to implement- #schulklasse wirkt beruhigend! #gruenewand ing and evaluating green spaces, the result is intended to provide guidelines #pflanzenimklassenzimmer #gutesache for green architecture in school construction. #gruenezukunftschulen #smartwas?

Smart Cities 2017 89 Smart city award

Im Rahmen des Smart City Awards wurden Aktionen oder Interventionen im urbanen, aber auch im virtuellen Raum gesucht.

Der Klima- und Energiefonds hat 2017 erstmals 13 ÖkopionierInnen mit dem Smart City Award ausgezeichnet. Unter dem Motto „Greening the City“ durfte erzählt, gebaut, gesungen und gestaltet werden. Gesucht waren die besten Ideen und kreativsten Umsetzungen, um mehr Grün in die Stadt zu bringen und das schloss neben der analogen Welt auch den digitalen Raum und soziale Netzwerke mit ein. Ihre Aktionen und Interventionen konnten Interessier- te in einem Video auf www.smart-city-award.at vorstellen, anschließend wurden sie von einem Team aus Smart Votern bewertet. Die mit je 500 Euro prämierten Gewinner-Videos sind auf der Website immer noch zu sehen und sollen auch über den Award hinaus zum Mitmachen, Nachmachen und Selbst- initiativ-Werden anregen.

Absoluten Vorbildcharakter hat beispielsweise Theresas Plattform „markta“, die mit dem Slogan „Brutal regional“ wenig Zweifel an ihrem Ziel lässt: Kon- takte zwischen regionalen ErzeugerInnen und städtischen KonsumentInnen herzustellen und den Austausch zwischen Urban Farming und Gardening- p Theresa Imre, Copyright: Anna Zora für markta Projekten zu fördern. „StadtbewohnerInnen können als Alternative zum Obst und Gemüse im Supermarkt über markta direkt klimafreundliche Regional- Lebensmittel beziehen“, sagt die Öko-Pionierin. „Dazu stellen die Lieferan- ten selbst ihre wertvollen Produkte vor und KundInnen erfahren mehr, als auf ein Etikett passt.“ Das Praktischste daran: Der digitale Bauernmarkt ermög- licht in der Stadt eine nachhaltige Versorgung mit gesunden und regional ge- wachsenen Lebensmitteln und hat dabei auch noch rund um die Uhr geöffnet!

Summary In 2017, the Climate and Energy Fund presented the Smart City Award for the first time to 13 eco-pioneers. The slogan “Green- ing the City” provided the theme for participants, whose projects included storytelling, singing, designing and building. Judges were looking for the best ideas and most crea- tive initiatives for bringing more green to the urban environment, and considered not p Lisa – Gemüsegarten über den Dächern Wiens, only analogue projects, but also those in the digital world and social networks. Those Copyright: Lisa interested were invited to present their activities and interventions in the form of videos at www.smart-city-award.at. These entries were then evaluated by a team of “smart voters”. Each prize winner was awarded 500 euros, and the winning videos can still be viewed on the website. We hope this will encourage others to participate, emulate, and start their own initiatives.

90 Smart Cities 2017 Smart city award

Überzeugt hat die Smart Voter auch Karins brachten Behälter“) soll Einkaufende dazu grünes Vorzeigeprojekt: Sie hat Wanderbäu- animieren, ihre eigenen Vorratsdosen oder me auf die Reise geschickt. Mit ihrer Hilfe Stoffsackerl mitzubringen, um Brot, Käse & kommen Pflanzen im Kübel dorthin, wo sie Co. nach Hause zu transportieren. Lisa hat die am dringendsten gebraucht werden – in die Aufkleber selbst entworfen und dann auch oft graue Stadt. AnrainerInnen übernehmen selbst in Geschäften in Niederösterreich dafür mit einer Patenschaft die Hege und Pflege geworben und viele VerkäuferInnen davon von Fichte & Co. und legen damit die Basis für überzeugt, die Botschaft auf Regalen und einen blühenden Großstadtdschungel. Verkaufsvitrinen anzubringen.

Unter den beim Smart City Award eingereich- Ihren eigenen grünen Freiraum schafft sich ten Ideen ist auch Simons Wurmfarm mit Lisa mit einem Gemüsegarten über den Dä- dem Namen „Coffee to Grow“. Die geniale chern Wiens. Sie hat ihre Terrasse im achten Idee dahinter: In umliegenden Kaffeehäusern Wiener Bezirk in eine kleine Rückzugsoase p City Farm Coffee to Grow, wird der Satz oder anderer anfallender Kom- verwandelt. Dazu verwendet sie selbstbe- Foto: Simon, www.cityfarm.wien post für die City Farm Schönbrunn (Wiens wässernde Gartentöpfe sowie Regenspeicher, ersten und größten Children’s Garden mit die den Anbau feinen Gemüses erlauben. Die mehr als 50.000 Gästen pro Jahr) gesammelt. geernteten Sorten Regenwürmer verwandeln dann das organisch nimmt sie als Jause Kostbare in noch wertvolleren Dünger. Dieser in die Arbeit mit. Und Award-Beitrag versteht sich als Musterbei- ihre Nachbarschaft spiel für einen geschlossenen Nährstoffkreis- profitiert von mehr lauf – Führungen inklusive. Grün in der Stadt – ganz dem Motto Stichwort umweltfreundliches Shoppen: „Greening the City“ Ein Smart City Award ging auch an Lisas entsprechend. Initiative, die mit Aufklebern den Verkauf von Plastiksackerln reduzieren möchte. Die Botschaft („Wir befüllen gerne Ihre mitge-

p Verpackungsfrei einkaufen hat sich Lisa zum Ziel gesetzt! Für Geschäfte, die Kunden dies ermöglichen, hat sie ein eigenes Pickerl www.smart-city-award.at entworfen. Copyright: Jakob Vesely

Möchtest auch du Smart Voter werden?

Der Klima- und Energiefonds will sein Smart-Voter-Team weiter ausbauen. Interesse? Dann schicke ein E-Mail mit deinem Namen an [email protected] und sag uns, warum du dabei sein möchtest!

Gudrun P. (45, Wien) ist bereits Teil des Teams und möchte als Smart Voterin „Mut zur Mitgestaltung des eigenen Lebensumfelds machen“, wie sie sagt. „Meine Erfahrungen und Beobachtungen aus der Tätigkeit als Stadtteilmanagerin zeigen, dass oft kleine Dinge und Projekte aus der Bevölkerung schlussendlich Großes für einen p Karin Neckamm (links) mit ihrem Sohn Lenny, Ingrid Gessinger, Fritz Herzog und lebenswerten urbanen Raum bewirken. Smart wird ein Lebensraum Heinfried Gessinger. Im Hintergrund einige Wanderbäume. durch seine NutzerInnen, Vernetzungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Copyright: Nina Holle/oekonews Bevölkerung. In diesem Sinne freue ich mich auf kreative und innovative Beiträge.“

Smart Cities 2017 91 Smart-Cities-Initiative - Projekttabelle

Projekttabelle Call 1 bis 8

Einstiegsprojekt Umsetzungsprojekt

Stadt/Bundesland Projektname Einreicher Projektart Call Amstetten/Niederösterreich Amstetten2020+ Stadtgemeinde Amstetten 1 Bruck a. d. Mur/Steiermark Smart City Bruck Montanuniversität Leoben 1 Mobility and Smart Working Montanuniversität Leoben 3 Technology Bruck an der Mur Deutschlandsberg/Steiermark Smart Satellite City Verein Energieregion Schilcherland 1 Deutschlandsberg Eisenstadt/Burgenland IrON Eisenstadt Forschung Burgenland GmbH 8 Ebreichsdorf/Niederösterreich Smart City Ebreichsdorf Technische Universität Wien Department 6 für Raumplanung Feldbach/Steiermark Smart City Feldbach Stadtgemeinde Feldbach 6 Frohnleiten/Steiermark Smart City Frohnleiten Stadtgemeinde Frohnleiten 6 Gmunden/Oberösterreich Kooperatives Entwicklungskonzept Technologiezentrum Salzkammergut 3 Region Gmunden GmbH Graz/Steiermark I live Graz Vision Stadt Graz, Stadtbaudirektion 1 Smart Future Graz Stadt Graz, Stadtbaudirektion 2 ICT4SmartHeating Graz JOANNEUM RESEARCH Forschungsge- 5 sellschaft mbH Arbeiten und Wohnen in Graz- StadtLABOR GRAZ – Innovationen für 5 Reininghaus (A&W@RH) urbane Lebensqualität Living Green City – Waagner-Biro StadtLABOR GRAZ – Innovationen für 6 Graz urbane Lebensqualität Smarte Modernisierung Terrassen- Institut für Wohnbauforschung 7 haussiedlung Graz Smart UP – Reuse- & Upcycling- BAN Sozialökonomische BetriebsgmbH 7 Zentrum Graz Süd SmartAIRea Flughafen Graz JOANNEUM RESEARCH Forschungsge- 7 sellschaft mbH Reduktion einer städtischen Wär- JOANNEUM RESEARCH Forschungsge- 7 meinsel – Jacky_cool_check Graz sellschaft mbH Smart Food Grid Graz FH JOANNEUM Gesellschaft mbH 8 Güssing/Burgenland Micro Grid Güssing Europäisches Zentrum für Erneuerbare 3 Energie Güssing GmbH Hallein/Salzburg Wohnen findet Stadt – Hallein Paul Schweizer Architekt 5 Wohnen findet Stadt – Hallein Paul Schweizer Architekt 7 Hartberg/Steiermark Città Slow Hartberg Stadtgemeinde Hartberg 1 Smart City Hartberg Stadt Hartberg 2 Hybrid Grids Demo Hartberg Forschung Burgenland GmbH 4

92 Smart Cities 2017 Smart-Cities-Initiative - Projekttabelle

Stadt/Bundesland Projektname Einreicher Projektart Call Innsbruck/Tirol Active Innsbruck Stadt Innsbruck 1 Smart City Campagne-Areal Innsbrucker Immobilien GmbH & CoKG 8 Innsbruck Judenburg/Steiermark Smart City Judenburg FH JOANNEUM Gesellschaft mbH 6 Klagenfurt/Kärnten €CO2 City Klagenfurt Landeshauptstadt Klagenfurt 1 Smarte Abwärmenutzung in Magistrat der Landeshauptstadt Klagen- 6 Klagenfurt furt, Abteilung Umweltschutz Smart Living in Klagenfurt Harbach Magistrat der Landeshauptstadt Klagen- 8 furt, Abteilung Umweltschutz Klosterneuburg/Niederöster- Klosterneuburg Energy Stadtgemeinde Klosterneuburg 1 reich Korneuburg/Niederösterreich Way2smart Korneuburg Österreichisches Institut für Bauen und 5 Ökologie (IBO) GmbH Leoben/Steiermark GreeNet Leoben Green City LAB – Österreichisches Institut 1 für nachhaltige Lebensräume STELA: Smart Tower Enhancement Stadtgemeinde Leoben 3 Leoben Austria Smart Exergy Leoben Energieinstitut an der Johannes Kepler 5 Universität Linz LearningLabLeobenOst Stadtgemeinde Leoben 5 Linz/Oberösterreich Linz2050 AIT Austrian Institute of Technology GmbH 1 – Energy Department Energietransformationen im Wärme- Energieinstitut an der Johannes Kepler 6 system – FutureDHSystem Linz Universität Linz SINN Cities – Soziale Innovationen in Österreichisches Institut für nachhaltige 7 Smart Cities Entwicklung (ÖIN) Marchtrenk/Oberösterreich Smart Marchtrenk Energieinstitut an der Johannes Kepler 1 Universität Linz GmbH Neulengbach/Niederösterreich Smarte Speicherstadt Neulengbach Stadtgemeinde Neulengbach 8 Oberwart/Burgenland LOADSHIFT Oberwart Stadtgemeinde Oberwart 3 Pinkafeld/Burgenland Empower Citizens – smarte Moderni- TBH Ingenieur GmbH 7 sierung im (öko-)sozialen Wohnbau Regau/Oberösterreich Smart Regau Riedenhof Gesellschaft m.b.H. 4 Region Mürztal/Steiermark Smart Mürz StadtLABORGraz 4 Region Oberwart – Stegers- Urbane Speichercluster ENERGIE KOMPASS GmbH 8 bach/Burgenland Südburgenland Region Perchtoldsdorf-Brunn SmartSuburb Perchtoldsdorf und ConPlusUltra GmbH 1 am Gebirge/Niederösterreich Brunn am Gebirge Region Rheintal-Bregenz/Vor- Smart City Rheintal Vorarlberger Elektromobil Planungs- und 1 arlberg Beratungs GmbH SmartCityRheintal Vorarlberger Kraftwerke AG 2 Region Stadt-Umland Süd Wien Smart-Region Stadt-Umland Süd NÖ Energie- und Umweltagentur GmbH 4 (Wiener Neudorf, Mödling, Wien Baden)/Niederösterreich

Smart Cities 2017 93 Smart-Cities-Initiative - Projekttabelle

Stadt/Bundesland Projektname Einreicher Projektart Call Region Weiz-Gleisdorf/Steier- iENERGY Weiz-Gleisdorf Energie Steiermark AG 1 mark iENERGY 2.0 Energie Steiermark AG 2 Salzburg/Salzburg Smart City Salzburg Stadt Salzburg 1 Smart District Gnigl Stadt Salzburg 2 Smart City Salzburg – Stromeffizienz Stadt Salzburg 3 bei öffentlichen Gebäuden Smarte Stadtteilsanierung Itzling- AIT Austrian Institute of Technology GmbH 5 Goethesiedlung in Salzburg Zero Carbon Refurbishment – Inhau- Fachhochschule Salzburg GmbH 7 serstraße Salzburg grünOase Universität Salzburg, Interfakultärer Fach- 8 bereich für Geoinformatik Schwechat/Niederösterreich Green Smart City Schwechat Green City LAB – Österreichisches Institut 7 für nachhaltige Lebensräume St. Pölten/Niederösterreich Smart & GreenLivingLab St. Pölten Stadt St. Pölten 7 Tulln/Niederösterreich IndustryHUB Tulln Stadtgemeinde Tulln 6 Villach/Kärnten VIsion 2050 Stadt Villach 1 VIsion Step I Stadt Villach 2 Weiz/Steiermark Smart Urban Industry Weiz Stadtgemeinde Weiz 5 Wien/Wien smart city Wien DI Thomas Madreiter, Magistrat der Stadt 1 Wien – MA 18 Smart City Vienna – Liesing Mitte Magistrat der Stadt Wien – MA 21B 1 GUGLE Wien Penzing und Alsergrund Universität für Bodenkultur Wien 1 TRANSFORM + ÖIR GmbH 3 IKT-Integration für Gebäude und Siemens AG Österreich 3 Stromnetz Wien-Aspern Smart City Wien Laxenburger Straße ÖBB-Immobilienmanagement GmbH 4 Smart Cities Demo Aspern Aspern Smart City Research GmbH & Co 4 KG Smart City im Gemeindebau Energieinstitut der Wirtschaft GmbH 5 HEAT_re_USE.vienna AIT Austrian Institute of Technology GmbH 5 Nutzungsmischung im verdichteten Technische Universität Wien, Institut für 5 Stadtraum – Mischung: Possible! Architektur und Entwerfen Smart Block Step II BURTSCHER – DURIG ZT GmbH 6 Make your city smart – Wien Aspern Technische Universität Wien, Continuing 6 Education Center BiotopeCity is smart – Coca-Cola Universität für Bodenkultur Wien – De- 7 Areal partment für Raum, Landschaft und Infra- struktur, Institut für Landschaftsplanung Gesamtenergetische Optimierung UrbanTransForm Research Consulting 7 von Stadtgebieten – Greening Aspang e.U. Wien

94 Smart Cities 2017 Smart-Cities-Initiative - Projekttabelle

Stadt/Bundesland Projektname Einreicher Projektart Call Pocket Mannerhatten – Kollaborative tatwort Nachhaltige Projekte GmbH 7 Stadtstrukturen und räumliche Stra- tegien des Teilens und Tauschens Smartes Leben am Wasser – Rückge- S + B Plan und Bau GmbH 7 winnung des Donauufers Wien Smartes Wohnen für Generationen Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not 7 Urban Cool Down – kühle Orte für MK Landschaftsarchitektur, Ingenieurbüro 7 wachsende Stadtquartiere für Landschaftsplanung und Landschafts- architektur BuildyourCity2gether United Creations – In Verbundenheit 8 schöpferisch leben GRÜNEzukunftSCHULEN Technische Universität Wien, Institut für 8 Hochbau und Technologie Smart Citizens Building Prototype Technische Universität Wien, Continuing 8 Development and Demonstration Education Center Tour 2018 Mischung: Nordbahnhof Technische Universität Wien, Institut für 8 Architektur und Entwerfen Wörgl/Tirol Wörgl FIT4SET Stadtgemeinde Wörgl 1 Zell am See/Salzburg Sonnengarten Limberg SIR – Salzburger Institut für Raumordnung 8 und Wohnen Ohne Zuordnung Industriebrachen-Erkundungsservice blp GeoServices gmbh 7 für Smart City-Stadtteile Smart Water Control Universität Innsbruck, Institut für Infra- 8 struktur Belegschaftsbasiertes Geschäfts- JOANNEUM RESEARCH Forschungsge- 8 modell für eine integrierte PV- und sellschaft mbH E-Mobilitäts-Infrastruktur in urbanen Betrieben

Einstiegsprojekt Umsetzungsprojekt

Smart Cities-Einstiegsprojekte dienen in erster Linie dazu, Vorarbeiten für nachfolgende Smart Cities-Demoprojekte im Rahmen der Smart-Cities-Initiative des Klima- und Ener- giefonds zu leisten. Dabei soll die technische Durchführbarkeit von innovativen Ideen und Konzepten im Smart City-Kontext überprüft sowie Forschungsthemen, die sich für eine spätere Umsetzung im urbanen Kontext eignen können, weiterentwickelt werden.

Im Rahmen von Umsetzungs- oder Demoprojekten sollen sichtbare Umsetzungsmaßnah- men in realen urbanen Räumen entstehen, die bestehende bzw. bereits weitgehend aus- gereifte (Einzel-)Technologien und Methoden, (Einzel-)Systeme sowie (Teil-)Prozesse zu interagierenden Gesamtlösungen integrieren. Diese sollen im städtischen Umfeld erprobt, beobachtet und anhand von Zielindikatoren evaluiert werden.

Smart Cities 2017 95 Impressum

Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber Klima- und Energiefonds Gumpendorfer Straße 5/22, 1060 Wien Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Konzept & Redaktion Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at Daniela Kain, Jürgen Zacharias

Grafik & Produktion Stand Projektfabrik Waldhör KG Alle Angaben zu Förderhöhen bzw. zu Projektterminen spiegeln eine www.projektfabrik.at Betrachtung des Stichtages 30. Juni 2017 wider. Wir haben diese Broschüre mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und die Daten überprüft. Rundungs-, Lektorat Susanne Spreitzer Satz- oder Druckfehler können wir dennoch nicht ausschließen. Wir sind Übersetzung Young Translations LLC bemüht, alle Texte geschlechtsneutral zu formulieren.

Druck gugler* print, Melk/Donau www.klimafonds.gv.at Herstellungsort Wien, Oktober 2017 www.smartcities.at