Matterhorn Trek Das blaue

Wundererleben

So unverrückbar das scheint: Der Klima- wandel lässt eine neue Landschaft entstehen. Auf dem fünftägigen Matterhorn Trek mit ausladendem Schwenk durch den Zermatter Gebirgskessel wird das besonders deutlich. Dazu gehört auch die gele- gentliche Konfrontation mit den unterschiedlichen Seiten der Erschließung. Text und Fotos: Iris Kürschner

ieblich plätschert das Wasser, le- finden sich direkt unter dem Gletscher. In erfahren wir, dass auf der gerade vollzoge- cker schmeckt das Picknick, die ihnen setzt sich Material ab, das immer nen Wanderung über Höhbalmen unter müden Füße baumeln im erfri- wieder ausgespült werden muss. Deshalb den Füßen ein unterirdischer Tunnel ver- Lschenden Nass, die Augen laben kann das Bach-Spa mit Schwallwasser läuft. Er gehört zu einem gigantischen sich an der Gebirgskulisse. Traumhaft – überraschen. „Wer mit Wasserkraft nichts Stollennetz, das sich zwischen dem Mat- ewig wollten wir so sitzen am Arbenbach; zu tun hat, kennt die Gefahr nicht“, sagt tertal und dem Val d’Hérémence mitten die Szene könnte sich aber auch an einem der Hydroguide Florian, der sich als Stu- im Berg erstreckt. Zwischen den Mischa- anderen der Zermatter Gletscherbäche dent im Sommersemester ein kleines Zu- belhörnern, dem Matterhorn und dem zutragen. Nicht überall sieht man Warn- brot verdient und uns an einem strahlen- Mont Gelé sammeln 100 Kilometer Stollen schilder. Deshalb gehen so genannte Hy- den Augustnachmittag überrascht. „Wenn das Wasser aus einem Einzugsgebiet von droguides regelmäßig potenzielle Gefah- der Bach mit 500 Litern pro Sekunde 420 Quadratkilometern. renstellen ab, um ahnungslose Wanderer rinnt, sind es bei Schwallwasser von einer „Wenn ich bei der Patrouille des Glaciers aufzuklären. Einige Wasserfassungen be- zur anderen Sekunde plötzlich 3000 Liter“, schummeln möchte, bräuchte ich nur warnt er. Und im Verlauf des Gesprächs

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Auf dem Höhenweg von Höhbalmen lässt sich ohne allzu viel Rummel das Matterhorn bestaunen. Er führt durch die „uner- schlossene“ Westseite von Zermatt, auf der Seilbahnen fehlen. Rund ums Matterhorn

den unterirdischen Gängen zu folgen und trocken, weil das Wasser dann für die taucht über der Hanglinie ein Fels im würde das weltweit härteste Skibergstei- Stromproduktion in Zermatt genutzt Himmelsblau auf, der mit jedem Höhen- gerrennen locker gewinnen“, schmunzelt wird“, erklärt Imboden. Dann könne man meter wächst, dann einen markanten Heinrich Imboden, mit dem Jeep durch Knick offenbart ... und zu dem wird, was der Betriebsleiter die Gänge fahren Edward Whymper einen „Zuckerhut, des- der Kraftwerksan- Plötzlich ein Fels im und bräuchte bloß sen Spitze schief steht“ nannte. Zu einer lagen von Zermatt. eine Stunde bis ins Zeit, als der Engländer noch nichts von sei- Die Li­nienführung Himmelsblau Val d’Hérémence. nen Bergsteigerambitionen wusste, son- gleiche ein Stück „Plan B“, scherzt er, dern lediglich als Holzstecher im Sommer weit der Stollenführung, weiß er. Auf ei- „falls Zermatt im Winter mal abgeschnit- 1860 nach Zermatt gekommen war, um ein ner Höhe von 2400 Metern zieht die ten sein sollte.“ Buch für den Britischen Alpenverein zu il- Hauptleitung durch den Berg, 24 Kilome- Noch einiges wird uns auf dem Matter- lustrieren. Whymper, der fünf Jahre später ter bis zur Grande Dixence, der mit 285 horn Trek ins Staunen versetzen. Dieser eine Tragödie, aber auch den Run auf das Metern höchsten Gewichtsstaumauer der Weg verbindet vier Hütten im Gebirgskes- Matterhorn auslösen sollte. Ironie des Welt. Sie staut den Lac des Dix mit einem sel von Zermatt. Wir haben ihn etwas mo- Schicksals. Das kleine Plateau­ Schweifinen Wasservolumen von 400 Millionen Kubik- difiziert, sind auf einem Schleichweg, der am Chüeberg blieb ein unbescholtener metern. „Im Winter bleiben die Stollen gleich am Bahnhof beginnt, über den Flecken, der nur darauf zu warten scheint, Chüeberg aufgestiegen. Und plötzlich

46 DAV 1/2020 Berghaus Trift: Peter Aufdenblatten, der Urgroß- vater der Wirtin Fabienne Biner, erbaute 1887 den damals einzigen Stützpunkt auf dem Weg zum Oberga- belhorn und Zinalrothorn. Von dort lässt sich in Kürze das kleine Hochplateau Schweifinen (u. l.) mit Blick aufs Matterhorn erreichen. Der Theodulgletscher (u. r.) zieht sich immer weiter zurück und hinterlässt Seen am Weg zur Gandegghütte.

DAV 1/2020 47 Viertausender-Schau am Glacier Trail; Tümpel und Wollgrasteppich unterhalb des Schwarzsees; die Gandegghütte gegenüber dem Monte-Rosa-Massiv

Bergfexen eine fulminante Aussicht zu schenken. Ein Hangweg führt uns von dort ins Trifttal hinein zum ersten Etappenziel. Das Berghaus Trift präsentiert sich wie zu Whympers Zeiten, als die überwiegend englischen Herrschaften nicht nur die Gipfel eroberten, sondern auch den Wert von Gebirgsspaziergängen und gesunder Bergluft entdeckten. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie sich mit wallen- den Röcken und Frack zur Teatime auf der Sonnenterrasse des Berghauses niederlie- ßen, wo immer noch blecherne Tische und Klappstühle aus jener Zeit stehen. Man ge- nießt und staunt. Das gleißende Nachmit- tagslicht bündelt sich in den Gletscherber- gen von Strahlhorn, Cima di Jazzi, (Nordend, Dufourspitze) und Lys- kamm. Nicht selten mit musikalischer Untermalung, denn der Hausherr Hugo Biner holt in den Abendstunden gerne sein Alphorn hervor und bläst sphärische Töne in die Gebirgsarena. Weil wir das erste Sonnenlicht auf dem Matterhorn nicht verpassen wollten, stei- gen wir in aller Herrgottsfrühe aus dem Trifttal nach oben. Wie ein roher Dia- mant erhebt es sich über den noch im

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schafe lümmeln sich im Gelände. Die Im Gepäck steckt das Taschenbuch „Ab- Matterhorn-Nordwand wird immer präg- sturz des Himmels“, mit dem Reinhold nanter, je weiter man ins Zmutt-Tal vor- Messner die packendste Schilderung des dringt. Vielleicht kreisen die Gedanken Ereignisses gelungen ist. Der Krimi für um den verhängnisvollen 14. Juli 1865, als Matterhorn-Junkies. Am Arbenbach woll- die Erstbesteiger, darunter Whymper, te ich eigentlich darin schmökern, nun oberhalb der so genannten Schulter in die aber fesseln uns die Eingeweide der Land- Nordwand auswichen, um eine Steilstufe schaft. Wir erfahren, dass das Stollensys- zu umgehen, und dann im Abstieg vier tem auf der Westseite des Doms am Hoh- Bergsteiger in den Abgrund stürzten. Die berg beginnt, wo auch der Europaweg Überreste von Hudson, Hadow und Croz durchführt. Von 35 Gletschern wird das ruhen auf dem Zermatter Wasser zu über 75 Wasser- Friedhof, Lord Douglas fassungen und fünf Pump- wurde nie gefunden. Das Auf Augenhöhe stationen geliefert. Zwei ominöse Seil liegt in einer mit dem davon, die Pumpstationen kalten Schatten liegenden Raureifwiesen Glasvitrine des Alpinen Zmutt und Stafel, liegen von Höhbalmen. Ein magischer Augen- Museums „Zermatlantis“. Weltstar uns zu Füßen. Man sieht blick, wenn die Spitze rot erglüht, das Ein Unfall, Sabotage oder von ihnen nur wenig. Rund Licht den Berg langsam hinunterwandert Mord? Das englische Volk war dermaßen 95 Prozent der Anlagen befinden sich un- und ihn zum Glitzern bringt. Man fühlt entsetzt, dass Queen Victoria gar mit dem terirdisch, so Heinrich Imboden. Selbst sich auf Augenhöhe mit dem felsigen Gedanken rang, diesen grausamen Berg­ der Stausee an der Pumpstation Zmutt Weltstar und das wird für eine ganze Wei- sport zu verbieten. mit einem Fassungsvolumen von rund le auch nicht abreißen. Beschaulich folgt 850.000 Kubikmetern verbirgt sich ganz der Pfad der Höhenlinie. Schwarznasen-

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(hotel-basecamp.ch). Jedem der Zimmer hat der Patron Richard Lehner eine eigene Berggeschichte aus seinem reichen Fundus als Bergführer und Rettungsspezialist gewidmet. Etappen-Unterkünfte: Berghaus Trift (2337 m), zermatt.net/trift; Hotel Schwarzsee (2583 m), schwarzsee-zermatt.ch; Gandegghütte­ (3030 m) gandegghuette.ch; Mountain Lodge Ze Seewjinu (2296 m), zeseewjinu.ch Karte: Wanderkarte Zermatt, 1:25.000, im Tourismusbüro von Zermatt erhältlich.

Iris Kürschner Oberwalliser Südtäler Wanderungen und Geschichten Literatur: zwischen Simplon, Zermatt und Turtmanntal Eine genaue Wegbeschreibung der Route und zahlreiche Hintergrundgeschichten finden sich im Buch „Oberwalliser Südtäler“ von Iris Kürschner, Rotpunktverlag, 2020. Weitere Infos: zermatt-matterhorn-trek.ch, Rotpunktverlag. zermatt.ch DER MATTERHORN TREK Routenverlauf: Charakter: Überwiegend Bergpfade, mal steil und steinig, mal 1. Tag: Zermatt (1616 m) – Berghaus Trift (2337 m). Ein stiller Weg in ausgetreten und bequem, aber immer bestens markiert. Selbst einen wilden Talschluss. Unterwegs lädt die Höhenterrasse von der Glacier Trail zur Gandegghütte führt kaum noch über Eis (das Schweifinen zur Panoramapause ein. 5,8 km, 2 ½ Std., kurze Stück kann eisfrei umgangen werden), so dass die Anforde- T3 (SAC-Wanderskala), o 904 Hm, a 179 Hm rungen im roten Bereich (mittel) bleiben. Zweite und dritte Etappe 2. Tag: Berghaus Trift (2337 m) – Hotel Schwarzsee (2583 m). Der lassen sich – bei entsprechender Akklimatisation – auch viel­leicht schönste Weg, das Matterhorn zu bestaunen. Über zusammenlegen. Höhbalmen ins Zmutt-Tal, um schließlich zum legendenumrankten Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Ende September, dann haben auch Schwarzsee aufzusteigen. 12,7 km, 4 ¾ Std., T2/T3, o 842 Hm, a 597 Hm die meisten Etappenunterkünfte geöffnet. 3. Tag: Hotel Schwarzsee (2583 m) – Gandegghütte (3030 m). Anreise: Mit dem Zug ins autofreie Zermatt. Wer sein Auto Führte der Trail vor wenigen Jahren noch unbedingt bis zum „Vorort“ Täsch bringen möchte, auf den warten über Gletscher, berührt er heute Seen. Die Etappe zeigt saftige Parkgebühren. Shuttlezüge verkehren im 20-Minuten-Takt. besonders krass die Folgen der Klimaerwärmung. 7,3 km, 3 Std., Besonderes: „Zermatlantis“, das Matterhorn Museum am Kirch- T3, o 615 Hm, a 173 Hm platz im Dorfzentrum von Zermatt, präsentiert anschaulich die touristische Entwicklung des einstigen Bergbauerndorfes. Im Zen- 4. Tag: Gandegghütte (3030 m) – Mountain Lodge Ze Seewjinu, trum des Interesses steht die Tragödie am Matterhorn: das geris- 2296 m. Von den Lichenbrettern zu den Hexenkesseln und sene Seil, die Kleidungsstücke der abgestürzten Erstbesteiger. Teufelsmühlen. Und was hat es mit der verschwundenen Alp auf Geöffnet Juli bis Sept. täglich 11 bis 18 Uhr, im Juni 14 bis 18 Uhr. sich? Der Hinterlassenschaft des Gornergletschers auf der Spur. 14,2 km, 5 ½ Std., T1/T2/T3, 512 Hm, 1240 Hm Unterkünfte: Hotels in Zermatt sind teuer. Eine günstige Alterna- o a tive sind das Hotel Bahnhof, eines der ältesten Bergsteigerhotels 5. Tag: Mountain Lodge Ze Seewjinu (2296 m) – Zermatt (1616 m). von Zermatt, das neben Doppel- und Mehrbettzimmern auch eine Die Seeperlen von Zermatt horten sich im Findeltal. Man könnte Selbstversorgerküche hat (hotelbahnhofzermatt.com) oder die noch mehr mitnehmen als nur den Grün- und den Grindjisee, Jugendherberge (youthhostel.ch). Etwas abseits vom Rummel aber es sind mit die schillerndsten auf dem Weg nach Zermatt. und mit Matterhornblick empfiehlt sich das Hotel Basecamp 8 km, 3 ¼ Std., T1/T2/T3, o 94 Hm, a 778 Hm gut in der Falte des Zmutt-Tals. Vielleicht wüste. Der Weg windet sich im Auf und Ab ben Infotafeln einen interessanten Ein- wird er eines Tages Trinkwasserreservoir durch Moränenschutt. Man wandert hier blick in die Naturphänomene und die Ak- sein, prognostiziert der Betriebsleiter die quasi direkt unter der Schrecken einflö- tivität der Gletscher. Einen besonderen Zukunft der Stauseen in der fortschrei- ßenden Matterhorn-Ostwand und kann Platz hat die Gandegghütte, sie thront auf tenden Klimaerwärmung. gut den Aberglauben der Einheimischen einem Felskamm, der schroff nach Osten Die Landschaftsveränderung durch die von damals nachvollziehen. „Sie sprachen abbricht und eine spektakuläre Schau in Klimaerwärmung erleben wir anderntags von einer in Trümmern liegenden Stadt die Gletscherarena zwischen Monte Rosa auf der Etappe vom Schwarzsee zur Gan- auf dem Gipfel, die von Geistern bewohnt und ermöglicht. Ein Privileg, den degghütte besonders krass: Glacier Trail werde“, schreibt Whymper. „Lachte man, Apéro auf der zur Lounge aufgehübschten dürfte der Pfad bald nicht mehr heißen, so schüttelten sie ernst mit dem Kopf, zeig- Terrasse der Hütte im Rund von 29 Vier- denn die Gletscher haben sich in wenigen ten auf die Türme und Mauern, die man ja tausendern genießen zu können! Jahren so weit zurückgezogen, dass nur mit Augen sehe, und warnten vor der Be- Am nächsten Morgen nehmen wir tal- noch eine kurze Variante das Eis berührt. steigung, weil die wütenden Teufel von ih- wärts den mit „Säumerweg“ markierten Stattdessen glitzern nun Seen, erobern ren uneinnehmbaren Höhen Felsen auf Pfad. Er führt über Gletscherschliff und Heilpflanzen wie die Schwarze Edelraute den Frevler schleudern würden.“ Wenn Blockfelder durch die so genannten Li- (Genepy) und Blumenkissen die Gesteins- Wolken aufziehen, wirkt die Mondland- chenbretter. Nicht, dass die Säumer hier schaft von Furgg- und Theodulgletscher ihre Toten aufgebahrt hätten. Hinter der sicher noch gespenstischer. Unterwegs ge-

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Im Grünsee spiegeln sich Dent Blanche, Obergabelhorn, Luxusresort passiert man die Hauskapel- nur noch eine Pfütze fest. Dafür rauscht Wellenkuppe und Zinalrothorn. le der Seiler-Dynastie. Die Hoteliersfami- es mächtig an der kleinen Schwemmebe- lie begründete mit Alexander Seiler den ne nebenan. Da strömt das Wasser vom Betten-Aufstieg Zermatts und ließ auch Findelngletscher herunter. Es spült Zer- das 1884 eröffnete Grandhotel Riffelalp matt einen ordentlichen Batzen Geld in bauen. Hinzu kam im Juli 1899 die Rif­ die Gemeindekasse, an die vier Millionen Bezeichnung stecken keine Leichen, son- felalptram, bis heu- Franken Wasserzins.­­ dern das keltische Wort „likkan“ für te die kürzeste und Doch schon seit Jah- Steinplatte. Fragmente des alten Saum­ höchste Tram Euro- Ein harter ren geht es mit den pfades zum Theodulpass, vertikal aufge- pas. Ihrer Trasse fol- Kampf um das Strompreisen bach­ richtete Steinplatten, haben sich ab- gen wir auf waldiger ab, der europäische schnittsweise noch erhalten können. Und Flaniermeile zum „blaue Gold“ Markt wird mit doch, diese wichtige Verkehrsroute wurde nahen Bahnhof Rif- Billig­strom über- dereinst von nicht immer friedlich ge- felalp. Möglicherweise als Kontrastpunkt schwemmt. Deshalb können die heimi- sonnenen Kriegerscharen genutzt, die mit setzte man jenseits der Gleise den „Weg schen Stromkonzerne, die einen Teil ihrer blutigen Auseinandersetzungen dem Na- der Stille“. Er führt durch lichten Arven- Produktion auf dem freien Markt verkau- men alle Ehre erwiesen. Kaum jemand und Lärchenwald zur Grünseehütte, die fen müssen, nicht mehr kostendeckend begegnet uns, weil jeder mit der Seilbahn seit der Übernahme durch Kurt Lauber, arbeiten. Der Kampf um das „blaue Gold“, fährt. Von der Siedlung Furi fädeln wir den berühmtesten Matterhorn-Hütten- das harte Ringen um Millionen lehrt Be- uns in den Gletschergartenweg ein. Info- wirt, Mountain Lodge Ze Seewjinu heißt. scheidenheit nicht. Wann die nächsten tafeln weisen auf Besonderheiten hin, wie Über zwanzig Jahre bewirtschaftete der Generationen ihr blaues Wunder erleben, auf die verschwundene Alp im Boden – Bergführer die Hörnlihütte, seine Ge- wenn kein Gletscherwasser mehr fließt? vom Gletscher zermalmt, der eine bizarre schichten hielt er im Buch „Der Wächter Noch verhallt das wohl gehütet in den Landschaft hinterließ. Eine Hängebrücke des “ fest. Verträumt liegt der Walliser Viertausendern. überwindet einen engen Schlund. Jenseits Grünsee ein paar Gehminuten ent- halten wir uns Richtung Gornerglet- fernt. In seinem Wasser spiegeln sich Iris Kürschner, Fotojournalistin schertor und steigen auf aussichtsrei- die Gletscherberge Dent Blanche, und Alpinautorin (powerpress.ch), war überrascht, dass es selbst in chem Pfad zur Riffelalp auf. Kurz vor dem Obergabelhorn, Wellenkuppe und Zi- Zermatt immer noch auch stille nalrothorn. Noch, denn die Kuhle hält Wege gibt.

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