Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 401

Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur: Ein Blick auf die polykulturellen Peripherien

Von Marzena Szmyt

Schlagwörter: Kugelamphorenkulturª/ªBesiedlungsgeschichteª/ªFremdeinflüsseª/ªSozialordnungª/ªTheorie Keywords: Globular Amphora Cultureª/ªHistory of settlementª/ªForeign influencesª/ªSocial orderª/ Theory Mots-clé: Culture des Amphores Globulairesª/ªHistoire de l’occupationª/ªInfluences étrangèresª/ªOrdre socialª/ªThéorie

Einleitung Wenn wir uns mit einer archäologischen Kultur beschäftigen, schließen wir unvermeid- lich einen Kreis ähnlicher oder synchroner Erscheinungen in unsere Betrachtungen ein. Wir befassen uns mit ähnlichen Gegenständen, Relikten von Ritualen, Besiedlungs- und Wirtschaftsformen. Relativ selten erscheint eine archäologische Kultur in unterschied- lichen oder sogar völlig anderen kulturellen Milieus. Das beste Beispiel dafür stellt die Glockenbecherkultur im Endneolithikum dar (neuerdings: Nicolis 2001). Nicht we- niger interessant ist die Kugelamphorenkultur (KAK). Der vorliegende Artikel bietet eine Übersicht über die Situation an der Peripherie dieser Kultureinheit. Diese Studie zu den peripheren Verhaltensmustern innerhalb der KAK verfolgt drei Grundziele: Das erste ist die Veranschaulichung der besonderen Vielfalt jener kulturellen Kontexte, in denen Relikte der KAK auftreten. Das zweite Ziel besteht darin, verschiedene Inter- pretationen der konkreten Quellen (hier: der KAK) abhängig von dem jeweiligen kul- turellen Kontext zu skizzieren. Es ist wichtig zu betonen, dass ähnliche archäologische Quellen unterschiedliche kulturelle Bedeutungen haben können und ihre Ausbreitung in Folge verschiedener soziokultureller Prozesse erfolgt sein kann. Unter diesem Aspekt schließt die vorliegende Arbeit an die endlose Diskussion über den Status und die Be- deutung dessen an, was wir als archäologische Kultur bezeichnen. Das dritte Ziel ist die Untersuchung des Kulturwandels anhand ausgewählter Aspekte von Kulturkon- takten. Die hier vorgeschlagenen Interpretationen entspringen der Überzeugung, dass solche Schlussfolgerungen – allerdings innerhalb angemessener Grenzen – zu den so- ziokulturellen Prozessen auf Grundlage der archäologischen Quellenkategorien mög- lich sind. Ich halte hier die kontextuelle Interpretation von I. Hodder (1986), der die aktive Rolle der materiellen Kultur in den urgeschichtlichen Gesellschaften betont, für die ergiebigste. Die Fundstellen, an denen die KAK auftritt, sind über ein sehr großes Gebiet ver- breitet. Dieses erstreckt sich über weite Areale Mittel- und Osteuropas, von den Ge- bieten zwischen Elbe und Weser im Westen bis zum Dnjepr im Osten, von der Ostsee im Norden etwa dem Karpatenbogen folgend bis zur Moldau, zur oberen Weichsel und zum mittleren Prut im Süden (Abb.ª1). Man unterscheidet drei räumlich getrennte Grup- pen der KAK: eine westliche, eine zentrale und eine östliche. Die westliche Gruppe

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(Priebe 1938; Nagel 1985; Beier 1988; Kirsch 1993; Müller 2001) ist im Elbe-, Oder- und Moldaugebiet verbreitet; die zentrale Gruppe (Wi|laŒski 1966; 1970; 1979; Nosek 1967; Szmyt 1996) konzentriert sich in den Einzugsgebieten von Weichsel, Warthe, Netze und Bug; die östliche Gruppe (Levickij 1929; Sve™nikov 1983; Szmyt 1999) reicht von der Pripe» bis zu den Gebieten von Seret und Prut und vom Bug zum mittleren Dnjepr. Einzelne Funde der KAK überschreiten die skizzierten Grenzen, z.ªB. am oberen Dnjepr (Shmidtª/ªSzmyt 1996), im Einzugsgebiet der mittleren Donau (Stroh 1938; Ruttkay 2001), am Rhein (Eich 1933) oder in Jütland und auf Lolland (Ebbesen 1975; Davidsen 1978). Die größten Konzentrationen von Fundplätzen der KAK finden sich in Kujawien, dem Kerngebiet der zentralen Gruppe, im Mittelelbe-Saale-Gebiet, dem Zentrum der westlichen Gruppe, sowie in Wolhynien und Podolien, dem Zentrum der östlichen Grup- pe. Für die genannten Gebiete wurden in den letzten Jahren regionale Ansätze zur Perio- disierung der KAK und zur absoluten Chronologie erarbeitet (Müller 2001; Szmyt 1996; 1999). Für einige andere Regionen verfügen wir über mehr oder weniger zahlrei- che 14C-Daten (z.ªB. Rassmann 2001; Zápotock4ª/ªDobe™ 2000; Szmyt 2001). Sie zei- gen, dass die KAK maximal den Zeitabschnitt von etwa 3500 bis 2200 v.ªChr. (Kuja- wien) einnimmt, wobei die Hauptstufe der Entwicklung in den meisten Gebieten in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v.ªChr. liegt (Müller 2001, 248ªf.; Szmyt 2000ªa; 2001). In der vorliegenden Arbeit werden einige ausgewählte Gebiete an der Peripherie der KAK untersucht. Die Auswahl erfolgte im Hinblick auf die Rekonstruktions- möglichkeiten der jeweilig vorherrschenden kulturellen Situation und richtete sich nach der Vielfalt der möglichen Interpretationen. Zusätzlich konzentrierte sich das Interes- se auf Gebiete und Probleme, die bislang wenig erforscht wurden. Deswegen wurde, unabhängig vom weiteren Diskussionsbedarf (z.ªB. ‹cibior 1991), auf eine Beschäfti- gung mit der bereits ausführlich behandelten Problematik der Z}ota-Kultur (Krzak 1976) verzichtet.

Das Gebiet an der südöstlichen Ostseeküste (Abb.ª2)

Quellen Die Gebiete an der südöstlichen Küste der Ostsee im heutigen Litauen, Lettland, nörd- lichen Weißrussland und nordwestlichen Russland wurden in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v.ªChr. von den Gesellschaften der Narva-Kultur besiedelt, deren An- fänge in das 4. Jahrtausend v.ªChr. zurückreichen (Loze 1988, 100–105; Rimantienè 1994, 76ªf.). In der hier zu behandelnden Zeit haben wir es mit einer späten Entwick- lungsphase der Narva-Kultur zu tun, die stellenweise mindestens bis etwa 2500 v.ªChr. andauerte (Szmyt 1999, 91). Die Narva-Kultur bildet in dieser Phase eine Reihe räum- lich unterscheidbarer Einheiten (sog. Kulturtypen) aus, die manchmal als selbständige Gruppen behandelt werden (Timofeev 1991; Miklajev 1992). Die Siedlungen der Narva-Kultur lagen hauptsächlich an Flussufern und Küsten. Dank der günstigen Um- weltverhältnisse, die sowohl ergiebigen Fischfang als auch ertragreiches Sammeln ermög- lichten, war eine relative Stabilisierung des Besiedlungsnetzes – zumindest in manchen Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 403

ut, IV obere Elbe,

uppe der KAK, 3 östli-

uppe der KAK, 2 zentrale Gr

II oberer Dnjepr, III zwischen Seret und Pr

eser. – M. 1ª:ª8ª000ª000. eser.

ina bei 5 Smolensk), einzelne Funde der KAK und Elemente der KAK in fremden

™+

1970, verändert. 1 westliche Gr

ski

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| r (Turin

Wi

V mittlere Donau, VI Bodensee, VII W V mittlere Donau,

, 7analysierte Gebiete: I südöstliche Ostseeküste,

horenkultur (KAK). Nach horenkultur (KAK).

Kontexten,6 Einflussrichtungen der KAK

Abb.ª1. Verbreitung der Kugelamp Abb.ª1. Verbreitung che Gruppe der KAK, 4 Gräberfeld der KAK am oberen Dnjep

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Abb.ª2. Kulturelle Situation an der südöstlichen Ostseeküste zu Beginn des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Wi|laŒski 1979; Rimantienè 1994; GumiŒski 1997; Szmyt 1999, ergänzt. 1 Fundstellen der KAK; 2 Kom- plex in 1ventoji; 3 Verbreitung der Narva-Kultur; 4 Verbreitung der Memel-Kultur. – M. 1ª:ª3ª500ª000.ª

Regionen (z.ªB. 1ventoji: Rimantienè 1994) – möglich. Dies zeigt sich in der relativ beständigen Siedlungsform und der langanhaltenden Nutzung solcher Mikroregionen, die reiche Möglichkeiten zum Nahrungserwerb boten. Besonders entwickelt war die Fischerei, wovon die Menge und Vielfalt der erhaltenen Ausrüstung, darunter Netze und Kahnbruchteile, zeugen (Rimantienè 1994; 1996ªa; 1996ªb). Man ging aber auch der Jagd nach (Rimantienè 1992, 108ªf.; Daugnoraª/ªGirininkas 1995; Loze 1998). Andere Wirtschaftsformen waren für die Narva-Kultur von marginaler Bedeutung (Daugnoraª/ªGirininkas 1995, 44ªf.), wobei die zeitliche Einordung (mit Ausnahme des unten behandelten Beispiels aus 1ventoji) zu diskutieren bleibt. Holz- und Bernstein- bearbeitung sind jedenfalls nachgewiesen (z.ªB. Loze 1975; Rimantienè 1994, 91–97; 1996ªa; 1996ªb). Die von der Bevölkerung der Narva-Kultur verwendeten irdenen Ge- fäße zeigen zum größten Teil die für die Waldzone in Osteuropa typischen Merkmale, wie etwa Spitzböden (z.ªB. Rimantienè 1996ªa, Abb.ª46). In diesem Zusammenhang treten an einigen Fundstellen entlang der Küste (insbe- sondere im 1ventoji-Komplex; Rimantienè 1994) am Anfang des 3. Jahrtausends v.ªChr. Verbindungen zur KAK auf. Am umfassensten wurden sie an zwei Fundplätzen er- forscht: 1ventoji 4 und 6 (Abb.ª3). In 1ventoji 4 konnten zwei Kulturschichten unter- schieden werden (Rimantienè 1996ªa), was sich in den letzten Jahren bestätigt hat (Juodagalvisª/ªSimpson 2000, 146–149). Die untere Schicht (Niveau B) erbrachte aus- schließlich Relikte der späten Narva-Kultur, in der oberen Schicht (Niveau A) fanden sich neben solchen auch Reste, die R. Rimantienè als der KAK zugehörig bezeichnet (Rimantienè 1994, 69). Auf Grundlage der Publikationen und der Autopsie eines Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 405

Abb.ª3. Keramikauswahl aus Schicht A von 1ventoji 4 und Grabungsplan (Keramik mit KAK-Elemen- ten schwarz markiert). Nach Rimantienè 1996ªa; 1996ªb. – Keramik 1.4.5.9.11–15 M. 1ª:ª5; 2.3.6–8.10. 16.17 M. 1ª:ª10; Plan M. 1ª:ª1000.

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Teiles der Funde meine ich jedoch, dass wir es hier in Wirklichkeit mit vermischten Funden zu tun haben, in denen ein Anteil an KAK zu finden ist. Die Merkmale der späten Narva-Kultur sind aber eindeutig ausgeprägt. Die KAK-Elemente werden z.ªB. durch völlig fremde Gefäßformen mit flachem Boden und Ziermustern (Abb.ª3) und durch Gesteinsmagerung repräsentiert. Aus Niveau B stammen allerdings Keramikfrag- mente sowohl mit Muschel- als auch mit Gesteinsmagerung (Rimantienè 1996ªa, 76). Die Gefäße aus Niveau A sind jedoch härter gebrannt als die Keramik der Narva-Kultur aus Niveau B (Rimantienè 1996ªa). In Schicht A wurden darüber hinaus Rinderknochen und landwirtschaftliche Geräte gefunden: ein Fragment eines Hakenpfluges und ein Modell (?) eines Joches (Rimantienè 1996ªa). Zusätzlich wurden in dem Pollendia- gramm, das Schicht A entspricht, die ersten Weizenpollen in diesem Gebiet identifi- ziert (Rimantienè 1996ªa, 75). Die zahlreichen Überreste von Holzkonstruktionen scheinen zu Schicht B, d.ªh. zur Besiedlung der Narva-Kultur, zu gehören. Aus Schicht A stammen hingegen mehr Bernsteinfunde als aus der „Narva-Schicht“ (Rimantienè 1996ªa, 55). Die 14C-Daten aus der oberen Schicht belegen den Zeitraum 2820–2660 v.ªChr.

In 1ventoji 6 wurde eine Kulturschicht mit Relikten der Holzbebauung und mit Funden verschiedener Kulturen erfasst (Rimantienè 1996ªb). In den Publikationen fin- den sich drei Gruppen von Gefäßen: erstens Gefäße der späten Narva-Kultur, zwei- tens typische Keramikformen und Verzierungen der KAK und drittens eine gemisch- te Gefäßgruppe (Rimantienè 1996ªb, 143–168). Unter diesen „hybriden“ Gefäßen fehlen grundsätzlich die typischen Formen der KAK, obwohl sie sich auch von der Keramik der Narva-Kultur unterscheiden. Hinsichtlich der Härte liegen sie zwischen den Gefäßen der Narva-Kultur und der KAK. Bei den zahlreichen Bernsteinartefakten (fast 200 Stück) handelt es sich u.ªa. um trapezförmige und ovale Gehänge, Scheiben, sowie röhrenförmige und runde Perlen mit V-förmiger Öffnung (Rimantienè 1996ªb, 135–142). Weiterhin fanden sich drei Hakenpflüge (?) aus Holz. Auch Kulturpflanzen wurden identifiziert (Rimantienèª/ªÈesnys 1990, 342; Daugnoraª/ªGirininkas 1995, 44; Rimantienè 1996ªb, 113). Diese Beobachtung konnte in den neuesten Untersuchun- gen bestätigt werden (Juodagalvisª/ªSimpson 2000, 143). Der Fundplatz ist über 14C- Daten in die Zeit von 2760–2570 v.ªChr. datiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden besprochenen Fundstellen zur Entdeckung dreier Quellenklassen beigetragen haben: erstens einer der Narva-Kul- tur ganz fremden Keramik, zweitens der nach ihrer Tradition hergestellten Keramik und drittens der gemischten Keramik. Diese letzte Quellenkategorie sowie ihre strati- grafische Lage verweisen auf den Mischcharakter der behandelten Funde. Zu betonen bleibt, dass an diesen Fundstellen die ältesten Nachweise für Agrarwirtschaft in der Narva-Ökumene (Pflanzenbau und Tierzucht) zum Vorschein kamen.

Für die von mir vorgeschlagene Interpretation sind folgende zusätzliche Beobach- tungen von großer Bedeutung: (a) die räumlichen Beziehungen der beiden Gruppen (Narva-Kultur und KAK); (b) die Möglichkeit, dass die im Narva-Kontext registrier- ten Merkmale auf eine der lokalen Gruppen der KAK zurückzuführen sind; und (c) die Bernsteinnutzung. Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 407 ad a: An der südöstlichen Ostseeküste sind keine „reinen“ Fundstellen der KAK bekannt. Dabei handelt es sich v.ªa. um Steinkistengräber, die sich in dieser Rich- tung bis zur Masurischen Seenplatte (Abb.ª2) und zum Einzugsgebiet des mitt- leren Narew (Nosek 1967) finden. Funde aus steinlosen Gräbern oder aus Grä- bern mit einzelnen Steinen in der Füllung (Charniauski 1996) stammen dagegen aus dem Einzugsgebiet der Memel. Hinzuzufügen bleibt, dass es an der südöst- lichen Ostseeküste auch keine Einzelfunde der KAK, z.ªB. in Form der cha- rakteristischen Flintbeile und Flintmeißel, gibt. ad b: Die Merkmale jener Funde aus 1ventoji, die man auf die KAK beziehen kann, wei- sen die größten Gemeinsamkeiten mit der mittleren Gruppe der KAK auf, und hier besonders mit der sog. Warmiaª(Ermland)-Masuren-Gruppe (Wi|laŒski 1966; Nosek 1967). Es gibt keinerlei Anzeichen für Kontakte zwischen den Bevölke- rungen der Ostseeküste und der östlichen Gruppe der KAK (Szmyt 1999, 135). ad c: Die Anfänge der Bernsteingewinnung in der südöstlichen baltischen Küstenregion, die auch heute noch reich an Bernstein ist, sind mit der Narva-Kultur verbun- den (Loze 1975). Auch in der KAK, insbesondere in der zentralen Gruppe, kommt Bernstein relativ häufig in Gräbern vor (Mazurowski 1983). Ein Typ von Bernsteinobjekten tritt in beiden Kulturen auf, nämlich die Perlen mit V-förmiger Öffnung. Nach dem aktuellen Kenntnisstand wurde dieser Perlentyp von den Narva-Gesellschaften im Mittelneolithikum ab etwa 3600 v.ªChr. angefertigt (Loze 1988, 45ªf.; 100–102 Abb.ª42,3–4). Die spätneolithische Bevölkerung Zentral- und Westeuropas übernahm diese Perlen von Gesellschaften aus der südöstlichen bal- tischen Küstenregion: von der KAK, der Schnurkeramik-, Z}ota- und Glocken- becherkultur (Czebreszukª/ªMakarowicz 1993; Czebreszuk 2003). In der KAK sind Bernsteinperlen dieses Typs aus Grabinventaren der zentralen Gruppe bekannt (Mazurowski 1983, 55–65). Innerhalb der westlichen Gruppe kennen wir sie nur aus einem Grab (Beier 1988, Taf.ª16,6); und in der östlichen KAK gibt es keinen Nachweis mehr (Szmyt 1999, 135). Komplexe, die mit Hilfe der Radiokarbon-Me- thode datiert wurden (Chodzie¿ 3, Skoczka, BraŒsk-Chojewo), zeigen, dass sol- che Bernsteinperlen zu den Grabbeigaben der KAK-Population aus der Zeit um 3000–2700 B.ªC. gehören (Szmyt 1999, 135).

Interpretation Die folgende Interpretation ist ein Rekonstruktionsversuch der soziokulturellen Pro- zesse auf der Basis der oben behandelten Quellen. Dem hier betrachteten Fall könnten folgende Sozialphänomene zu Grunde liegen: Migration (oder eher Migrationen) und die sie begleitenden Assimilationen (als eine Folge der Migrationen) und Akkulturati- on. Jeder dieser vieldeutigen Begriffe wird im hier behandelten Zusammenhang unter Berufung auf entsprechende Typologien (z.ªB. Rouse 1986; Kristiansen 1989; Antho- ny 1997) näher bestimmt. Am Anfang dieses Prozesses tritt die KAK in den Gebieten der Masurischen Seen- platte und in den anliegenden Territorien (Einzugsgebiet des Flusses Narew) auf. Eine präzise zeitliche Bestimmung dieser Entwicklung ist noch nicht möglich, es kommt

GERMANIA 81, 2003 408 Marzena Szmyt jedoch spätestens in den Jahren 3000–2900 v.ªChr. dazu. Die Ankömmlinge treffen hier auf eine Bevölkerung, deren Versorgung auf der Jagd, dem Sammeln und der Fischerei beruhte. Die Masurische Seenplatte wird zu einem dauerhaft genutzten Gebiet der KAK, worauf die zahlreichen Steinkistengräber hinweisen. Diese Bevölkerung knüpft Kontakte zur Narva-Kultur, die u.ªa. Bernstein verarbeitet. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, dass in der KAK-Gesellschaft ab dem Beginn des 3. Jahrtausends v.ªChr. Bernsteinprodukte erscheinen, darunter auch Perlen mit V-förmiger Durchlochung, deren Ursprünge in der Narva-Kultur liegen. Das Interesse der KAK-Bevölkerung für Bernstein ist sowohl in dem behandelten Gebiet als auch in anderen Regionen (hauptsächlich im Einzugs- gebiet der Weichsel) dauerhaft. Die Bernsteinwaren (Perlen, Gehänge, Scheiben) spie- len eine besondere Rolle in der sozialen und rituellen Symbolik; sie werden u.ªa. beson- deren Verstorbenen als Auszeichnung in das Grab gelegt. Der ständige sozial und rituell motivierte Bedarf fördert institutionalisierte Beziehungen zwischen den beiden Gesell- schaften. Aus der KAK nehmen daran kleine Menschengruppen teil, die in das Gebiet der Narva-Kultur einwandern. Diese Verlagerungen entsprechen dem „interareal movement“ (Rouse 1986, 9), sie umfassen jedoch nur wenige Personen („select movement“ nach Kristiansen 1989, 219) und können noch dazu zyklisch – in Form von „circular migration“ (Anthony 1997, 26) – erfolgen. Auch Heiratskontakte sind nicht auszuschließen. Auf jeden Fall begründet die KAK-Bevölkerung hier kein eigenes Besiedlungsnetz, sondern schließt sich den Ge- sellschaften der Narva-Kultur an und lässt sich unter ihnen nieder. Auf die direkten Kontakte verweisen die verschiedenen Kulturtraditionen und die sie verbindende Ke- ramik an denselben Fundorten. Die KAK-Bevölkerung verfügt über Haustiere und Ackerfrüchte, die als Gaben oder Tauschgüter im Handel dienen. Die Anwesenheit ei- ner zahlenmäßig so geringen Gruppe (vielleicht nur einzelner Personen), die jedoch so- zial und wirtschaftlich völlig andere Verhaltensweisen repräsentieren, hat bedeutende und wohl auch langfristige Konsequenzen für die bis dahin im Gleichgewicht geblie- bene Gesellschaft der späten Narva-Kultur, die die ökologischen Nischen an den Kü- sten jahrhundertelang optimal genutzt hatte. Obwohl eine Assimilation der einzelnen Vertreter der KAK nicht auszuschließen ist, treten innerhalb der Gesellschaften der Narva-Kultur Zeichen der Akkulturation auf, die in diesem Fall auf einer langsamen Rezeption der fremden Kulturmuster beruhen. Sie zeigt sich in neuen Technologien (Land- und Viehwirtschaft) und in der Modifikation der Keramikherstellung. Es gibt allerdings keinerlei Zeichen von Veränderungen im Bereich der sozialen Strukturen. Die von Ritualen geprägte soziale Organisation der KAK ist womöglich für die Nar- va-Gesellschaften als Vorbild zu kompliziert oder zu wenig attraktiv. Wesentlich einfa- cher erfolgt die Rezeption von Vorbildern aus der Schnurkeramikkultur, was die Bildung der Pamariu-Kultur (Rzucewo-Kultur, Haffküstenkultur), die ost- und mittel- europäische Merkmale vereint, spätestens im 2. Viertel des 3. Jahrtausends v.ªChr. zur Folge hat. Obwohl hier auch KAK-Elemente sichtbar sind, stammen die größeren Ein- flüsse zweifellos aus der Schnurkeramikkultur (vgl. allerdings die Zweifel von J. Mach- nik [1997]). Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 409

Das Gebiet am oberen Dnjepr (Abb.ª4)

Quellen Im Gegensatz zu den südöstlichen Ostseeküsten haben wir es im Inneren der Wald- zone Osteuropas mit einer Besiedlung durch die KAK zu tun. Ihre Relikte beschrän- ken sich auf eine Fundstelle im Ort Turin™+ina im Einzugsgebiet des oberen Dnjepr (Abb.ª4), nahe dem heutigen Smolensk (1midt 1992; Shmidtª/ªSzmyt 1996). Hier wur- den vier Objekte der KAK entdeckt, von denen zwei höchstwahrscheinlich zerstörte Gräber sind (Objekt I und II). Bei Objekt III handelt es sich um eine begleitende Grube oder ein weiteres Grab und bei Objekt IV um ein Pfostenloch. In diesen Objekten wurden Tierknochen (von Schwein und Rind), Gefäße, zwei Flintbeile und eine Flint- pfeilspitze gefunden (Abb.ª5). Auf dem Boden eines Gefäßes fanden sich Abdrücke von Getreidekörnern (Schmidtª/ªSzmyt 1996, 80 Abb.ª4). Sowohl die Keramik (Abb.ª5,3–6) als auch die Flintbeile (Abb.ª5,1) entsprechen völlig den Formen der KAK, gleichzeitig unterscheiden sie sich wesentlich von den Erzeugnissen der anderen Gesellschaften in der osteuropäischen Waldzone. Auch der Grabtyp (steinlose Gräber oder Gräber mit einzelnen Steinen in der Verfüllung; Abb.ª5) begegnet uns in der KAK, ähnlich wie die Anlage von kleinen, aus zwei bis drei Gräbern bestehenden Gräberfeldern (Szmyt 2002). Einzig der Pfeilspitzentyp (Abb.ª5,2) ist in der KAK fremd, in der Waldzone allerdings bekannt (Szmyt 1999, 141). Die Chronologie der Fundstelle kann man durch 14C-Da- ten aus Tierknochen von Objekt III bestimmen, die jedoch wenig präzise sind (Gd- 10082: 4000ª±ª80 B.ªP., 2630–2400 B.ªC.), was Schwierigkeiten bei der Interpretation be- reitet. Der wahrscheinlichste Zeitansatz kann auf etwa 2500 v.ªChr., frühestens auf 2630 v.ªChr. festgelegt werden. Die zur Fundstelle Turin™+ina am nächsten gelegenen KAK-Besiedlungsschwer- punkte liegen ca.ª500ªkm entfernt in Wolhynien und an der mittleren Memel. In den dazwischen liegenden Gebieten fehlen sichere Fundstellen; nur seltene Einzelfunde von Flintbeilen, die denen der KAK typologisch nahe stehen, und eine Fundnotiz über ein vermutliches Grab sind bekannt (Szmyt 1999 Abb.ª3 Katalog 1B und 1D). An den Fun- den aus Turin™+ina finden sich Merkmale der KAK sowohl von der mittleren Memel wie auch aus Wolhynien. Wir haben also keine Möglichkeit, den Fundort konkret mit einer der genannten Regionen zu verbinden. Wann und in welcher der lokalen Gesellschaften am oberen Dnjepr die KAK-An- siedler erstmals auftreten, ist ebenfalls nur schwer festzulegen. In Frage kommen fol- gende Kulturgruppen: Usvjaty (Miklajev 1992), Ober-Dnjepr (Kale+yc 1997), Desna (Smirnov 1991) und Mittel-Dnjepr (Artemenko 1987). Höchstwahrscheinlich gab es am Anfang des 3. Jahrtausends v.ªChr. noch Gruppen der Ober-Dnjepr-Kultur und der Desna-Kultur, deren Abgrenzung im Übrigen umstritten ist. Bei der Nahrungsbe- schaffung setzen sich die mesolithischen Wirtschaftsweisen (Jägerei, Fischfang, Sam- meln) fort, einziges neolithisches Kennzeichen ist die Keramik. In beiden Fällen fehlt es an einer Möglichkeit zur chronologischen Präzisierung. Insbesondere kann derzeit nicht näher bestimmt werden, ob diese Gesellschaften am oberen Dnjepr noch im zwei- ten Viertel des 3. Jahrtausends v.ªChr. existierten. Das Ende der Ober-Dnjepr-Kultur

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Abb.ª4. Kulturelle Situation am oberen Dnjepr um die Mitte des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Artem- enko 1987; O™ibkina 1996; Szmyt 1999, ergänzt. 1 Fundstelle der KAK in Turin™+ina; 2 Verbreitung der Usvjaty-Kultur; 3 Verbreitung der Ober-Dnjepr- und Desna-Kultur; 4 Verbreitung der Mittel-Dnjepr- Kultur. – M. 1ª:ª3ª500ª000. wird zwar etwa in die Mitte des 3. Jahrtausends v.ªChr. datiert (Kale+yc 1997, 171– 175), dies gründet sich aber ausschließlich auf typologischen Überlegungen. Die Radio- karbondaten der Usvjaty-Kultur verweisen auf den Zeitraum von 3900–2570 v.ªChr. (Miklajev 1992; Szmyt 1999, 92). Auf Schwierigkeiten stoßen wir bei dem Versuch, das Auftreten der Mittel-Dnjepr-Kultur zeitlich zu bestimmen. Ihre Anfänge am mitt- leren Dnjepr sollen in den Zeitabschnitt 2700–2650 v.ªChr. fallen (Szmyt 1999, 97), wie die Datierungen der Gräber mit Elementen der Mittel-Dnjepr-Kultur in den Gebieten zwischen oberem Bug und oberer Weichsel (vgl. Machnik 1999) zeigen. Eine vollkom- men offene Frage ist allerdings die Chronologie im Norden. Insofern ist es von Bedeu- tung, dass die Mittel-Dnjepr-Kultur in den weiten Kreis der Schnurkeramikkultur eingeschlossen ist und auch gewisse Elemente der KAK in ihr sichtbar sind (Kryvalt- sevich 1999; Szmyt 1999, 136–139).

Interpretation Die behandelten Funde dokumentieren meiner Meinung nach einen der seltenen Fäl- le von weitreichender Migration („full scale movement“ nach Kristiansen 1989, 219). Die spärlichen Nachweise deuten auf eine kleine eingewanderte Gruppe. Zumindest scheint ihre Größe aber lange genug für ein Überleben fern der Heimat ausgereicht Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 411

Abb.ª5. Turin™+ina, obl. Smolensk. Plan des Grabes I und Artefakte aus dem Grab. 1–2 Flint; 3–6 Kera- mik. Nach Shmidtª/ªSzmyt 1996. – 1–6 M. 1ª:ª3; Plan M. 1ª:ª25. zu haben, um ein Gräberfeld anzulegen. Die Migranten übertragen die gesamte Struk- tur der für die KAK typischen Merkmale inklusive entwickelter Agrartechnologien (sowohl Tierzucht als auch Pflanzenbau) über eine weite Entfernung in das Innere der Waldzone. Ohne die Kenntnis weiterer Fundstellen, die Turin™+ina mit den anderen von der KAK-Bevölkerung besiedelten Gegenden verbinden, können die Herkunftsgebiete der Migranten unmöglich identifiziert werden. Ab dem Beginn des 3. Jahrtausends v.ªChr. wird die kulturelle Lage in Wolhynien, seit dieser Zeit ein Zentrum der KAK, immer komplizierter. Dies ist v.ªa. bedingt durch den doppelten Druck, dem die KAK-Ge- sellschaften nun ausgesetzt sind: vom Westen und Südwesten seitens der Karpaten- Schnurkeramikkultur und vom Osten und Südosten seitens der Gesellschaften der Grubengrabkultur (s.ªu.). In diesen Veränderungsprozessen ist vielleicht der Grund für die Migration in ein Rückzugsgebiet weit im Norden zu suchen. Die Anwesenheit der Siedler der KAK im Inneren der Waldzone hatte direkte Kon- takte mit der lokalen, sicherlich noch postmesolithischen Bevölkerung zur Folge. De- ren Hinterlassenschaften sind spärlich und beschränken sich im Grunde auf die in Turin™+ina gefundene Pfeilspitze des Waldtyps. Dieser Fund könnte – zumindest teil- weise – auf einen kriegerischen Charakter dieser Beziehungen hinweisen.

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Die Entstehung der Mittel-Dnjepr-Kultur zeigt deutlich die Konsequenzen der An- wesenheit der KAK-Bevölkerung in der Waldzone. Die Genese dieser neuen Kultur ist mindestens teilweise mit einer Akkulturation der lokalen Gesellschaften verbunden. Eine überragende Rolle spielt bei diesem Prozess die Schnurkeramikkultur. Unabhän- gig davon trägt die Mittel-Dnjepr-Kultur auch Zeichen der KAK. Diese Gesellschaft der Waldzone hat deutliche Verbindungen zum mitteleuropäischen Gebiet.

Das Gebiet zwischen Seret und Dnjestr (Abb.ª6)

Quellen Im Prut-Seret-Gebiet liegt eine der Siedlungskonzentrationen der östlichen KAK-Grup- pe (Abb.ª6), die sog. Seret-Untergruppe (Szmyt 1999, 42–44). Ihr Zentrum befindet sich im westlichen Teil des Einzugsgebietes des Seret (Szmyt 1999, Abb.ª2–3). Funde der KAK wurden hier an mehreren Fundstellen vor allem sepulkralen Charakters festge- stellt (Cucoº 1985; Szmyt 1999, Katalog 1A; Dumitroaia 2000, 68–81; Mihåilescu- B‘rliba 2001). Die Gräber weisen meistens die Form von Steinplattenkisten auf, die gewöhnlich eine Bestattung enthalten; allerdings sind auch Objekte mit vier bis sechs Individuen bekannt (Szmyt 1999, Katalog 1A). Die Grabbeigaben zeigen sowohl die typischen Merkmale der östlichen Gruppe als auch jene der gesamten KAK (z.ªB. Müller 2001, 370–381; Szmyt 2002). Es handelt sich hauptsächlich um Gefäße, Flint-

Abb.ª6. Kulturelle Situation zwischen Seret und Dnjestr um die Mitte des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Derga+ev 1998; Szmyt 1999. 1 Fundstellen der KAK; 2 Fundstellen der Grubengrabkultur; 3 Gräber der Grubengrabkultur mit Merkmalen der KAK: a Corpaci; b Ocniœa; c Marcule’ti; d–e Camenca; f Orhei; 4 Siedlungsgebiete der KAK; 5 Siedlungsgebiete der Grubengrabkultur. – M. 1ª:ª3ª500ª000. Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 413

Abb.ª7. Gräber der Grubengrabkultur mit KAK-Merkmalen: 1 Corpaci; 2 Ocniœa. Nach Jarovoj 1985, Manzuraª/ªKlo+koª/ªSavva 1992. – 1 M. 1ª:ª4; 2 M. 1ª:ª3; Grabpläne M. 1ª:ª60. beile und -meißel, kleine Feuersteinartefakte, Knochenartefakte und Tierknochen. Au- ßer den Einzelgräbern wurde auch ein Gräberfeld mit vier Bestattungen untersucht, die von einem Ritualobjekt mit Tiergrab begleitet wurden (Dolheºtii Mari: Dinu 1960). Neben den Gräbern wurden in dem behandelten Gebiet auch einzelne Fragmente von KAK-Keramik und Flintbeile, die man hypothetisch mit dieser Kultur verbinden kann, gefunden. Die materielle Kultur und das Ritual der KAK im Prut-Seret-Gebiet zeigen Ähnlichkeiten vor allem mit der Podolien-Untergruppe und in gewissem Maße auch mit der Wolhynien-Untergruppe, die beide zur östlichen Gruppe der KAK gehören (Szmyt 1999, 44). Es existieren wenige Informationen über die absolute Chronologie der Seret-Untergruppe, doch kann man davon ausgehen, dass ihre Anfänge mindestens in das Jahr 3000 v.ªChr. zurückreichen (Mihåilescu-B‘rlibaª/ªSzmyt 2003). Das Gebiet zwischen Dnjestr und Prut wurde von Gesellschaften besiedelt, die zu der aus der Steppenzone stammenden Grubengrabkultur gehören (Derga+ev 1998). Diese Bevölkerung führte ein mobiles Leben, das mit einem saisonalen Weidewechsel der Tierherden verbunden war. Es wäre zu früh, sie als Nomadengesellschaft zu bezeich- nen (vgl. die Diskussion in: Ko|koª/ªKlochko 1994). Sichtbare Denkmäler dieser Wan- derungen sind Tausende von Hügelgräbern, die in den Steppen zwischen Kaspischem

GERMANIA 81, 2003 414 Marzena Szmyt und Schwarzem Meer sowie in den südlichen Teilen der Waldsteppe verteilt sind (Arte- menko u.ªa. 1985, Karte 8). Die Gräber enthalten meist nur eine Bestattung und besit- zen zum überwiegenden Teil keine Beigaben. Nur vereinzelt hat man Gefäße und sel- ten andere Artefakte gefunden. Die Lagerplätze oder saisonalen Siedlungen dieser Bevölkerung sind nicht identifiziert, dauerhafte Siedlungen gab es in der Steppe nur an ausgewählten Orten (1apo™nikova 1985, 350). Von der Besiedlung der Grubengrab- kultur zeugen die Hügelgräber, die hauptsächlich an den Talrändern von Prut und Reut errichtet wurden. Im westlichen Bereich der Grubengrabkultur unterscheidet man zwi- schen einer älteren sog. Dnjestr-Gruppe und einer jüngeren Bud*ak-Gruppe (Jarovoj 1985; Derga+ev 1986). Die absolute Chronologie ist unklar. Nur auf der Grundlage indirekter Schlussfolgerungen kann der Besiedlungsbeginn der Grubengrabkultur in der Waldsteppe am Dnjestr in die Jahre zwischen 2700 und 2550 v.ªChr. datiert werden (Szmyt 1999, 183). Die Gebiete zwischen Prut und Seret wurden also von der KAK besiedelt, die Ter- ritorien östlich des Prut wurden hingegen von der Bevölkerung der Grubengrabkultur genutzt (Abb.ª6). Die Fundübersichten aus den genannten Gebieten zeigen, dass die beiden Kulturen wahrscheinlich – zumindest teilweise – gleichzeitig waren; die Grenz- linie lief entlang von Prut und mittlerem Dnjestr. Die wenigen Hügelgräber westlich des Prut erschienen dort höchstwahrscheinlich erst nach dem Untergang der KAK. Die Gesellschaften dieser beiden Kulturen unterschieden sich in vielen Bereichen, dennoch gibt es verbindende Traditionen. Es handelt sich dabei um Gräber, die alle rituellen Grundregeln der Grubengrabkultur respektieren, mit einer Ausnahme: die Bei- gaben der Verstorbenen tragen Merkmale der KAK. Meistens sind es Gefäße, wie z.ªB. im Camenca-Kurgan 445ª/ª7, Corpaci-Kurgan 2ª/ª7 (Abb.ª7,1), Mãrcule’ti-Kurgan 3, Ocniœa-Kurgan 3ª/ª14 (Abb.ª7,2) oder Orhei-Kurgan 1ª/ª3 (Szmyt 1999, 152–159; 2000ªb), seltener vereinzelte Flintbeile, ähnlich dem Typ der KAK, wie z.ªB. im Camenca-Kurgan 444ª/ª3 (Szmyt 1999, 161). Diese Gräber liegen im Gebiet zwischen Prut und Dnjestr. Entsprechende Funde kennen wir auch aus anderen Teilen des Grenzraumes der KAK und der Grubengrabkultur, z.ªB. in den Gebieten des mittleren Dnjepr (z.ªB. Losjatyn; Szmyt 1999, 182ªf.; 2000ªb, 443–445). Die in diesen Gräbern entdeckte Keramik zeigt Formen oder Verzierungen, die von den Mustern der Grubengrabkultur völlig abwei- chen. Zum größten Teil fehlt es jedoch an Information über technologische Merkmale der Keramik, weshalb ich diesen Aspekt nicht weiter behandle. Ein Teil dieser Gefäße stimmt mit den Merkmalen der KAK völlig überein, d.ªh. die Form der Gefäße und die Ornamente sind aus Fundstellen dieser Kultur bekannt (z.ªB. Mãrcule’ti, Ocniœa). Die übrigen Exemplare zeigen gewisse Formveränderungen gegenüber Gefäßen der KAK bei gleichzeitiger Beibehaltung von Originalornamenten (z.ªB. Camenca, Corpaci, Orhei).

Interpretation Die vorgeschlagene Interpretation weist in folgende Richtung: Wir besitzen Informa- tionen, die zum einen auf die gleichzeitige Besiedlung von KAK und Grubengrabkultur entlang einer Grenze hinweisen, die etwa dem Verlauf des Prut entspricht; zum ande- Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 415 ren auf Komplexe östlich des Prut, die beide Kulturtraditionen verbinden. Den histo- rischen Prozess können wir nur teilweise rekonstruieren. Die Gesellschaften der östlichen Gruppe der KAK weiten ihr Siedlungsgebiet lang- sam aus, überschreiten den mittleren Dnjestr und wenden sich von Podolien nach Sü- den in die Seret-Prut-Gebiete. Höchstwahrscheinlich stößt die Bevölkerung der KAK hier auf die bereits stark diversifizierten Gesellschaften der späten Tripolje-Kultur (Szmyt 1999, 195; 2002). Die Beziehungen zwischen ihnen sind so wenig erforscht, dass es noch unmöglich ist, den Charakter der Kontakte zu bestimmen. Westlich des Prut etabliert sich eine ziemlich beständige Besiedlung der KAK, die aufgrund ihrer Cha- rakteristika als Seret-Untergruppe bezeichnet wird. Die Bevölkerung der KAK steht dabei in dauerhaftem Kontakt zu verwandten Gruppen, die sowohl die Gebiete in Podolien als auch im weiter nördlich gelegenen Wolhynien bewohnen. Ungefähr in die gleiche Zeit fällt die Expansion der Grubengrabkultur, die wahrscheinlich um 2700 (oder 2650?)–2600 v.ªChr. den Dnjepr in der Steppenzone überschreitet (Nikolova 1999, Taf.ª1) und in einem ziemlich schnellen Tempo die Gebiete nordwestlich des Schwar- zen Meeres erreicht. Später (um 2600–2550 v.ªChr.?) dringt sie auch in die Waldsteppen- zone vor und kommt bis zur Linie des mittleren Dnjepr und mittleren Dnjestr. Sie be- gegnet hier direkt der KAK-Bevölkerung, wovon die gemischten Quellenkomplexe zeugen. Wenn man allerdings beachtet, dass nur 1ª% der bislang untersuchten Gräber der Grubengrabkultur aus dem Dnjestr-Gebiet auch Funde der KAK ergab (Berech- nungen auf Grundlage der Daten in Jarovoj 1985 und Derga+ev 1986), zeigen diese Kontakte nur ein beschränktes Ausmaß. In gewissen Situationen konnten sie die Form von Heiratsbeziehungen oder Gabenaustausch annehmen, was die Repliken von Gefä- ßen der KAK oder Beile des KAK-Typs in den Grubengräbern zeigen. Es handelt sich hier um sog. „intermarriage migration“, also kleine Verlagerungen. Die übrigen Kom- plexe mit Umbildungen in den Formen der KAK könnten Nachahmungen fremder Vor- bilder darstellen. Bei der jetzigen Quellenlage ist es schwierig, die Rolle der Kontakte zwischen den beiden Gesellschaften zu beurteilen. Eine Tatsache ist allerdings, dass etwa zur glei- chen Zeit die Grenze durchbrochen wird, die bis dahin die Gruppen der KAK in Podolien und Wolhynien von der im Westen angrenzenden Schnurkeramikkultur trenn- te. Infolge der vielseitigen kulturell-sozialen Veränderungen, darunter auch der weit- reichenden Migrationen mancher Gruppen der KAK (s.ªo.), löst sich die Besiedlung der KAK im Rahmen der östlichen Gruppe auf und geht zum Schluss, nach 2400–2350 v.ªChr., ganz unter.

Das Gebiet an der oberen Elbe (Abb.ª8)

Quellen Die Besiedlung Nord- und Mittelböhmens zu Beginn des 3. Jahrtausends v.ªChr. wird von der [ivná+-Kultur dominiert, die vor allem durch befestigte Höhensiedlungen be- kannt ist (Abb.ª8). Sie gilt als eine aus der klassischen Phase der Badener Kultur erwach- sene Einheit (Pleslová 1978ªa, 253ªf.). Es ist nur ein einziges 14C-Datum aus Stehel+eves-

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Abb.ª8. Kulturelle Situation an der oberen Elbe am Anfang des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Ehrichª/ ªPleslová-1tiková 1968, Dobe™ 1997/98, Prost7edník 1996, Zápotock4 2000, ergänzt. 1 Fundstellen der KAK; 2 Fundstellen der [ivná+-Kultur; 3 Fundstellen der [ivná+-Kultur mit KAK-Merkmalen; 4 Fundstellen der Chamer Kultur; 5 Fundstellen der Chamer Kultur mit KAK-Merkmalen. – M. 1ª:ª1ª500ª000.

Homolka bekannt (Pleslová-1tiková 1995, 161). Die relativchronologischen Bestim- mungen reichen frühestens von der Wende des 4. Jahrtausends bis in die Mitte des 3. Jahrtausends v.ªChr. (Matuschik 1992, Taf.ªG). Von den zwei Hauptphasen dieser Kultur besitzt die ältere sog. Proto-[ivná+-Stufe etliche Badener Merkmale, von de- nen ein Teil auch in der sog. klassischen Phase ([ivná+-Stufe) sichtbar ist. Der jüngere Abschnitt der klassischen Phase ist wiederum durch exogene Elemente aus der KAK und Vu+edol- Kultur gekennzeichnet (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 183–185; Pleslová 1978ªa, 254). Die Frage einer eventuell jüngsten dritten Stufe der [ivná+-Kultur bleibt weiterhin ungeklärt (Neustupn4 1978; Pleslová 1978ªa, 254 Anm.ª12; Zápotock4 1994, 43). Die Verbreitung umfasst hauptsächlich die Gebiete des mittleren und oberen Böh- mischen Beckens und im geringeren Maße auch seinen östlichen Teil (Pleslová 1978ªa, 253; Vokolekª/ªZápotock4 1990, 44–46). Auf ca. 30ª% aller Fundstellen der [ivná+-Kultur, darunter in über der Hälfte der Höhensiedlungen, wurden auch Funde der KAK gemacht (Abb.ª9; Daten nach: Ples- lová-1tiková 1995, 163; Katalog der Funde in: Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968; Zápotock4 2000). Dies gilt vor allem für das mittlere Tschechien, im nordwestlichen Tschechien überwiegen „reine“ Fundstellen der KAK (Abb.ª8; letzte Zusammenfassung: Zápotock4ª/ªDobe™ 2000, 19). In [ivná+-Siedlungen kommt KAK-Keramik gewöhn- lich nur in geringen Mengen vor (Pleslová-1tiková 1995, 163). Man findet sie Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 417

Abb.ª9. Auswahl an Keramik mit KAK-Merkmalen aus Fundstellen der [ivná+-Kultur: 1–10 Stehel- +eves-Homolka; 11–12 Klu+ov; 13–14 Kutná Hora-Dänemark. Nach Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, Pleslová-1tiková 1981, Zápotock4ª/ªZápotocká 1991. – Keramik 1–9.11–13 M. 1ª:ª2; 10.14 M. 1ª:ª3.

GERMANIA 81, 2003 418 Marzena Szmyt sowohl in der sog. Kulturschicht als auch – was von besonderer Bedeutung ist – in den Gruben und Wohngebäuden der [ivná+-Kultur (z.ªB. Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968; Pleinerováª/ªZápotock4 1999, 286). Der Anteil der Funde ist jedoch nicht einheit- lich: es gibt sowohl [ivná+-Siedlungen mit sehr deutlicher (z.ªB. Praha-Sárka – 1estákova skála; Pleslová-1tiková 1978ªa, 253) als auch solche mit schwacher KAK-Kompo- nente (z.ªB. Praha-Bohnice – Zámka, B7ezno, Kutná Hora-Dänemark; Pleslová-1ti- ková 1978ªa, 253; Zápotock4ª/ªZápotocká 1991; Pleinerováª/ªZápotock4 1999, 286; Zápotock4 2000, Taf.ª43,5–6) sowie Fundstellen ohne Funde der KAK (z.ªB. Praha- Vy™ehrad: Zápotock4 2000, Taf.ª25). Meistens wird dieser Sachverhalt chronologisch interpretiert (z.ªB. Pleslová-1tiková 1995, 163), was jedoch in Anbetracht der früh auftretenden KAK-Elemente im [ivná+-Milieu (s.ªu.) trügerisch sein kann. Trotz der großen Anzahl an Fundstellen der [ivná+-Kultur muss sich eine ausführ- liche Analyse der Verbindungen mit der KAK auf einige besser publizierte Höhen- siedlungen (z.ªB. Zápotock4ª/ªZápotocká 1991), vor allem auf die Fundstelle Stehel- +eves-Homolka (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968) beschränken. Auf der Grundlage der zugänglichen Daten kann man zwei Varianten der im [ivná+-Kontext anwesenden KAK-Merkmale unterscheiden (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 165ªf.). Die erste, die weiter verbreitet ist, wird von den Funden in Homolka repräsentiert ( Ehrichª/ Pleslová-1tiková 1968; Pleslová-1tiková 1981; 1995), die zweite hingegen von den Funden in Klu+ov (Pleslová-1tiková 1981, 165–169). Die „Homolka-Variante“ be- steht vor allem aus Verzierungstypen (Abb.ª9,1–10), die für die westliche KAK-Grup- pe besonders in Sachsen (Weber 1964) typisch sind, im nördlichen Mittelelbe-Saale- Gebiet jedoch wesentlich seltener auftreten (Beier 1988) und in Mähren und Schlesien völlig fehlen. Außer auf den eponymen Fundstellen wurden entsprechende Funde an anderen Fundorten der [ivná+-Kultur gemacht, z.ªB. in Kutná Hora-Cimburk (Zápo- tock4 2000, Taf.ª43,5–6), Praha-1árka (Stock4 1926, Taf.ª86) oder [ivná+ (Stock4 1926, Taf.ª85). Die „Klu+ov-Variante“ (Abb.ª9,11–12.14) wird hingegen durch entwickelte Schnurelemente charakterisiert, die vor allem aus der mittleren Gruppe und auch aus der sog. gemischten Zone zwischen der westlichen und mittleren Gruppe (Wi|laŒski 1966, 87), besonders aus Schlesien (Wojciechowski 1967; Hendel 1993; Pogorzelski 1997) und Mähren (z.ªB. Pe™ka 1998), bekannt sind. Keramik mit diesen Merkmalen findet man auch auf anderen Fundstellen der [ivná+-Kultur, z.ªB. in Bylany-Okrouhlik (Pleslová-1tiková 1981, 169 Anm.ª11), Praha-Bohnice (Hájekª/ªVl+ek 1956, Abb.ª3,7) oder Praha-Zlíchov (Hájekª/ªVl+ek 1956, Abb.ª3,5). Die beiden unterschiedlichen Ver- zierungsvarianten werden als Zeichen von zwei Einflußrichtungen der KAK-Gesell- schaft auf das [ivná+-Milieu interpretiert (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 165ªf.). Die erste Welle kam von Nordwesten aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet, die zweite von Nordosten aus Schlesien. Nach den Bestimmungen von E. Pleslová-1tiková (1981, 165–169) fällt das Auftreten der KAK-Komponenten in der westlichen „Homolka-Va- riante“ an den [ivná+-Fundstellen in die Phasen Ib–IIb, in der „Klu+ov-Variante“ („Schlesienvariante“) schon in die Anfänge der Phase Ia. Eine genauere Bestimmung der absoluten Chronologie ist auf Grundlage der 14C-Daten aus der sog. Hütte X in Homolka möglich, die mit der Phase IIa verbunden wird: ca. 2930–2690 v.ªChr. (GrN- 4065: 4260ª±ª70 B.ªP.; Pleslová-1tiková 1995, 161). Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 419

In Homolka tritt die KAK-Keramik in Befunden an der Wende der Phasen Ibª/ªIIa und in Phase IIa auf (Pleslová-1tiková 1995, 166). Nach Meinung von E. Pleslová- 1tiková (1981, 162; 1995, 167) charakterisiert ein besonders hoher Anteil der exoge- nen KAK- und Vu+edol-Keramik manche der größten und gleichzeitig am reichsten ausgestatteten Objekte in Homolka (Hütten B, I, R). Die Überprüfung dieser Darstel- lung auf Grundlage der in der Monografie (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, Tab.ªA und B) enthaltenen Daten ergibt ein etwas anderes Resultat: Wenn sich die größte Kon- zentration der KAK-Keramik tatsächlich in der Hütte B befindet und die kleinere in der Hütte R, dann wurde in der Hütte I nur wenig KAK-Keramik gefunden. Die petrologischen Analysen der Keramik zeigen, dass zumindest ein Teil der Keramik mit Merkmalen der KAK andere technologische Merkmale (z.ªB. starke Glimmermagerung: Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 78) als die reine [ivná+-Keramik aufweist (Valen- tine 1968, 474; vgl. jedoch auch eine andere Meinung: Hanyk47ª/ªMary™kaª/ªBuch- valdek 1997). Aber Verzierungen der KAK finden sich auch in der typischen [ivná+- Kultur (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 78). Im Böhmischen Becken wurden auch „eigenständige“ Fundstellen der KAK un- tersucht. Sowohl Gräber (vgl. Katalog Dobe™ 1997ª/ª98) als auch kleine Siedlungen oder Lagerplätze, deren Zahl in den letzten Jahren systematisch zugenommen hat, sind bekannt (z.ªB. Bene™ª/ªDobe™ 1992; Dobe™ 1993; 1995; Zápotock4ª/ªDobe™ 2000). Es ist symptomatisch, dass an diesen Stellen u.ªa. zwei verschiedene Merkmalstruk- turen der Keramikverzierung registriert wurden. Sie stimmen mit den oben in Bezug auf die [ivná+-Kultur als „Homolka-“ und „Klu+ov-Variante“ definierten Gruppen überein. Für die „Homolka-Variante“ sind z.ªB. folgende Fundstellen typisch: B ì™ice, Bl™any, Kostelec oder Lovosice (Dobe™ 1997ª/ª98; Zápotock4ª/ªDobe™ 2000). Für das Siedlungsobjekt in Lovosice verfügen wir über 14C-Daten von Holzkohle (Zápo- tock4ª/ªDobe™ 2000, 139: Bln-4165: 4520ª±ª80 B.ªP., 3360–3090 v.ªChr.), die jedoch höchstwahrscheinlich einen Altholzeffekt aufweisen. Den anderen Typ repräsentie- ren z.ªB. Fundstellen in Mu*sk4-Klamorna, Ohrada oder Tetin (Hájekª/ªVl+ek 1956, Abb.ª2; 3,6; Stock4 1926, Taf.ª84). Die behandelten Quellen werden als Anzeichen für einen Zustrom der KAK-Gesellschaft in das Böhmische Becken aus zwei verschie- denen Richtungen, Nordwesten und Nordosten, interpretiert (Neustupn4 1978, 264). An keinem dieser Fundorte kommen beide Verzierungsstrukturen gleichzeitig vor. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, daran zu erinnern, dass ein weiter östlich gefundener Einzelfund der KAK aus Baierdorf – „Am Koran“, VB Hollabrunn, in Niederösterreich Merkmale von beiden hier besprochenen Varianten besitzt (Ruttkay 2001, 70 Abb.ª9). Die Publikation der reichen Funde aus der Siedlung der KAK in Lovosice erbrachte neue Grundlagen für die behandelte Problematik: Es gibt Anzeichen für eine Adap- tion von Keramikformen und Verzierungen der [ivná+-Kultur, die auch in der Cha- mer Kultur vorkommen, durch die KAK-Gesellschaften (Zápotock4ª/ªDobe™ 2000, Abb.ª12,2). Die Entdeckungen aus Rietzmeck (Weber 1966) und Großobringen (Wal- ter 1991) weisen hingegen auf einen Bedarf an Diskussion über die Einwirkungen der Proto-[ivná+- und [ivná+-Stufe auf die kulturelle Entwicklung im Mittelelbe- Saale-Gebiet, darunter auch auf die KAK, hin. Weitere Anzeichen dieses Einflusses

GERMANIA 81, 2003 420 Marzena Szmyt kann man in Form von bestimmten Merkmalen, die man früher allgemein auf den Kreis der Badener Kultur bezog, sogar in Kujawien finden (Szmyt 1996, 257–262).

Interpretation Die relativ häufig in den Siedlungen und Befunden der [ivná+-Kultur gefundene KAK- Keramik trug dazu bei, dass die Frage der gegenseitigen Beziehungen dieser Kulturen seit geraumer Zeit untersucht wird (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 165–167; Neu- stupn4 1982, 280ªf.). Lange bildete die Überzeugung, dass nur Gräber als selbständige KAK-Fundstellen im Böhmischen Becken aufträten und „reine“ Siedlungen oder La- gerplätze dieser Kultur fehlten, die Grundlage für die vorgelegten Hypothesen (z.ªB. Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 167; Neustupn4 1978, 266; 1982, 281). Man mach- te auch darauf aufmerksam, dass ein Teil der Keramik mit Ornamenten der KAK auf besondere Weise hergestellt wurde, ein anderer Teil jedoch die Normen der [ivná+- Kultur respektierte (Ehrichª/ªPleslová-1tiková 1968, 78; Neustupn4 1982, 280ªf.). Insgesamt schien sich die Vorstellung von einer Koexistenz der beiden Kulturen und von ihrem „friedlichen Zusammenleben“ zu bestätigen (Pleslová-1tiková 1995, 163). Dieses Bild beruhte auf der Anwesenheit kleiner Gruppen der KAK-Bevölkerung inner- halb der Siedlung der [ivná+-Gesellschaft (Homolka: max. 62 Häuser in Phase IIa; Pleslová-1tiková 1995, 167). Diese Symbiose soll wirtschaftliche Grundlagen gehabt haben (Pleslová-1tiková 1981, 165). Die Ergebnisse der neueren Untersuchungen verändern dieses Bild. Einerseits fehlt es weiterhin an einer präzisen zeitlichen Einordnung der behandelten Funde, anderer- seits ist klar, dass ein eigenes Besiedlungsnetz der KAK, bestehend aus Siedlungs- und Bestattungsplätzen, im Gebiet der Bilina und Eger – jedoch nicht im Zentrum der [ivná+-Ökumene – bestand. Im Moldaugebiet kommen Spuren der KAK zwar in den- selben Regionen, aber an verschiedenen Fundstellen wie die Funde der [ivná+-Kultur vor, in den Gebieten an der Elbe oberhalb der Moldaumündung treten hingegen beide Formen gemeinsam an denselben Plätzen auf. Die angesprochenen Interpretationen verändern das Gesamtbild nicht grundlegend, sie machen es nur komplizierter. Die Besiedlungsdaten und die Keramiktechnologie zeigen, dass es in dem analysierten Gebiet keine Möglichkeiten von „face to face“- Kontakten zwischen den Gesellschaften der beiden Kulturen gab. Der Effekt dieser Kontakte war die Bildung eines Austauschnetzes für Kulturinformationen. Die hier vertretene Hypothese der „migrations by infiltration“ von E. Neustupn4 zeichnet folgende Situation auf: „A migrating population settled down as a minority in villages of the local communities without disrupting the network of relations with their rela- tives living with other local communities of the same region. Thus, they could retain their social and cultural identity for several generations at least“ (Neustupn4 1982, 290). Wir wollen jedoch darauf aufmerksam machen, dass in den vollständig unter- suchten Gebäudebefunden der [ivná+-Kultur nur ein geringer Prozentsatz an KAK- Keramik vorkommt. Aus diesem Grund lässt sich schwerlich behaupten, dass die Objekte ausschließlich von den Ansiedlern aus der KAK bewohnt waren. Die An- nahme von zahlenmäßig beschränkten Bevölkerungsbewegungen – in diesem Fall von Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 421

„small-scale intraareal migration“, hauptsächlich in Form von Heiratsbeziehungen u.ªä. – könnte das behandelte Beispiel angemessener erklären. Doch im Gegensatz zur oben beschriebenen Situation im oberen Dnjepr-Gebiet und an der oberen Elbe gewannen diese Kontakte einen stabilen Charakter, wovon eine gleichbleibende Häufigkeit der materiellen Spuren zeugt.

Das Gebiet an der mittleren Donau (Abb.ª10)

Quellen Westböhmen und die Regionen an der mittleren Donau bis hin zur Schwäbischen Alb sowie deren nördliches Vorfeld wurden in dem hier behandelten Zeitabschnitt von der Bevölkerung der Chamer Kultur besiedelt. Auch von dieser Kultur (zur allgemeinen Charakteristik: Hundt 1951; Burger 1988; Matuschik 1996; 1999; Gohlisch 2000), die im Nordosten an die [ivná+-Kultur grenzte, wurden vor allem die Höhensiedlungen in den letzten Jahren intensiv erforscht (z.ªB. Moddermann 1977; 1986; Burger 1988; Matuschik 1996; Hoppe 1997; Graser 1999; Ottaway 1999; Gohlisch 2000). In der Entwicklung der Chamer Kultur unterschied man drei (Burger 1988, 135ªf.) oder vier Phasen (Inventargruppen A–D; Matuschik 1992). Die neuesten Beobachtungen (Gohlisch 2000) weisen eher auf eine Dreiteilung hin (ältere, mittlere und jüngere Pha- se). Im Gegensatz zur [ivná+-Kultur ist die absolute Chronologie der Chamer Kultur, die sich auf zahlreichen 14C-Daten gründet (siehe Übersicht in: Ottaway 1999; Goh- lisch 2000), sehr präzise. Man nimmt zur Zeit an, dass sie sich zwischen dem 31. Jahr- hundert v.ªChr. und der Wende des 28.ª/ª27. Jahrhunderts v.ªChr. entwickelte (Gohlisch 2000, 207ªf.). Einflüsse der KAK in der Chamer Kultur werden grundsätzlich in der jüngeren Phase ihrer Entwicklung nachgewiesen (jüngere Phase nach Burger 1988, 189; Inventargruppen C und D nach Matuschik 1992; jüngere Phase nach Gohlisch 2000). Man sollte unterstreichen, dass die von der KAK und Chamer Kultur besiedel- ten Gebiete sich nur in der Region der oberen Eger berühren (Pleinerª/ªRybová 1978, Karte 2). An den übrigen Verbreitungsgrenzen der Chamer Kultur waren sie durch Gebiete getrennt, die von der Bevölkerung der [ivná+-Kultur bewohnt waren (Abb.ª10). Die nördliche Besiedlungsgrenze der Chamer Bevölkerung bildet der Fluss Berounka. Im Vergleich zur [ivná+-Kultur ist die KAK-Komponente, wiederum ausschließ- lich in Form von Keramik, an den Fundstellen der Chamer Kultur weniger deutlich. Während wir es im vorhergehenden Fall mit einer bestimmten Kombination von KAK- Merkmalen zu tun hatten, sind in der Chamer Kultur nur einzelne Gefäße oder sogar nur einzelne Ornamente nachzuweisen. Zudem bestehen räumliche Unterschiede in der Häufigkeit der behandelten Elemente. Z.ªB. finden sich entsprechende Spuren sehr häufig und deutlich in der Westböhmischen Gruppe (Pleslová-1tiková 1969, 22ªf.; Ba™taª/ ªBa™tová 1989). Nach den allgemeinen Daten (z.ªB. Prost7ednik 1996, Abb.ª4; 1997, Abb.ª1) wurden KAK-Merkmale hier an 35ª% der Fundstellen der Chamer Kultur fest- gestellt (Abb.ª10), jedoch wurde nur ein Teil davon publiziert, wie z.ªB. Bzí, Vlkov- Babina, Skupe+-Vinice und 1»áhlavice-Lopata (Jílková 1957; Ma™ek 1962; Pleslová- 1tiková 1969; Pleslová 1978ªb; Prost7ednik 1996; 1997). Besser bekannte Beispiele

GERMANIA 81, 2003 422 Marzena Szmyt

Abb.ª10. Kulturelle Situation zwischen mittlerer Donau und oberer Elbe am Anfang des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Burger 1988; Prost7edník 1996, ergänzt. 1 Fundstellen der Chamer Kultur; 2 Fundstellen der Chamer Kultur mit KAK-Merkmalen. – M. 1ª:ª2ª000ª000.

(z.ªB. Bzí: Jílková 1957, Abb.ª7; 10) wiederholen teilweise die aus den Siedlungen der [ivná+-Kultur bekannten KAK-Merkmale (die sog. Homolka-Variante; Abb.ª11,1–6). In den übrigen Gruppen (Donaugruppe, Nordostalpine Region) sind die Elemente, die man mit der KAK verbinden kann, weniger deutlich und besitzen auch einen an- deren Charakter als die bisher besprochenen. Bislang fehlen sie nur aus der Fränki- schen Alb-Ries-Gruppe. In der Donaugruppe (Abb.ª11,7–11) kann man solche Funde z.ªB. in Aldersbach, Mintraching, Riekofen-Kellnerfeld und Hadersbach finden (Burger 1988, Abb.ª79,20; Matuschik 1992, Taf.ªF,10; 1996, Taf.ª31,3; 135,25; 240,13; Graser 1999, Abb.ª5). Hier trifft man auch Gefäße an, die sich von der Chamer Keramik nicht nur in der Verzierung, sondern auch in der Technologie unterscheiden, wie z.ªB. in Hadersbach (Abb.ª11,8): Die Scherbe „ist organisch gemagert, von grauer Farbe und weist eine auffallend dünne Wandung auf“ (Graser 1999, 53). Organische Magerung ist in der KAK-Keramik sehr selten, auch wenn die Verzierung für die westliche Gruppe der KAK typisch ist (z.ªB. Beier 1988, Taf.ª2,1; 3,2; 12,4) und die Technik der In- krustation mit einer weißen Masse in allen Gruppen dieser Kultur häufig vorkommt (vgl. Szmyt 1996, 26ªf.; 1999, 18–20; Lehmann 2000). Organische Magerung wurde auch in der Keramik der Chamer Kultur nachgewiesen, z.ªB. auf dem Galgenberg (Chapmanª/ ªGiles 1999, Taf.ª3.1). Die Keramikscherbe von Hadersbach tritt in einem Kontext mit reich schnurverzierter Keramik auf, die jedoch keine deutlichen KAK-Merkmale auf- Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 423

Abb.ª11. Auswahl an Keramik mit KAK-Merkmalen aus Fundstellen der Chamer Kultur: 1–5 Bzí; 6 Skup- e+; 7, 11 Aldersbach; 8 Hadersbach; 9–10 Riekofen. Nach Jílková 1957; 1aldová 1960; Burger 1988; Matuschik 1992; Graser 1999. – Keramik 1–5.7.8.11 M. 1ª:ª2; 6 o.ªM.; 9–10 M. 1ª:ª3. weist (Graser 1999, Abb.ª4). Fragmente von KAK-Keramik wurden auch im Zusam- menhang mit der Chamer Kultur in Oberösterreich gefunden (Wimsbach-Neydharting „Stadl-Paura“: Burger 1988, 106). Im Allgemeinen kann man sagen, dass die hier ge- nannten Funde in der Regel an die westliche Gruppe der KAK anknüpfen, jedoch in einer anderen Art als die Funde der Westböhmischen Gruppe aus Tschechien, d.ªh. ohne die dort später sichtbare Vermittlung durch die [ivná+-Kultur. An die [ivná+-Variante erinnert nur eine Keramikscherbe aus Riekofen (Abb.ª11,10; Burger 1988, Taf.ª87,11). Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Chamer Kultur auf zwei Wegen in Kontakt mit KAK-Merkmalen kam: über die [ivná+-Kultur (mit vielen anderen Elementen) in Westböhmen und möglicherweise auch direkt aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet in die Donaugebiete. Auf die zweite Möglichkeit weisen auch Funde aus den weiter westlich liegenden Regionen, nämlich aus der in Oberschwaben verbreiteten sog. Goldberg III- Gruppe, die übrigens in vielerlei Hinsicht der Chamer Kultur nahe ist (vgl. die Dis- kussion zu Verbindungen der beiden Einheiten: Burger 1988, 133ªf.; Matuschik 1999, 87–89; Schlichtherle 1999). Dabei handelt es sich um zwei Keramikscherben, die aus der alten Grabung auf dem Goldberg in Riesburg-Goldburghausen stammen (Stroh 1938). Eine Scherbe weist eine Verzierung auf, die im Mittelelbe-Saale-Gebiet für die ältere und mittlere Phase der KAK typisch ist (Inventargruppen A und SB nach Mül- ler 2001). Die Dünnschliffuntersuchung ergab, dass diese Scherben aus lokalen Roh-

GERMANIA 81, 2003 424 Marzena Szmyt stoffen hergestellt wurden (Stroh 1938, 220). Neue Ausgrabungen auf Fundplätzen der Goldberg III-Gruppe (Schlichtherle 1999) haben keine so deutlichen Nachwei- se der KAK erbracht.

Interpretation Für die hier vorgeschlagene Interpretation gibt es vier Schlüsselbeobachtungen: die chronologische Konvergenz der Chamer Kultur und der KAK, die Trennung ihrer Ver- breitungsgebiete, der begrenzte Anteil von KAK-Merkmalen in der Chamer Kultur (hauptsächlich einzelne Motive der Keramikverzierung) und eine besondere Rolle der [ivná+-Kultur bei der Vermittlung von Kontakten zwischen den beiden genannten Ein- heiten. Die Verbreitung der KAK-Elemente in der Chamer Kultur (besonders in der westböhmischen Gruppe) scheint vor allem ein Beispiel für Diffusion von Kultur- erscheinungen zu sein; ein direkter Kulturkontakt zweier Gesellschaften ist dabei nicht unbedingt notwendig (Perry 2000, 676). In diesem konkreten Fall könnte die Diffusi- on den Charakter einer Übertragung von Kulturideen aus einer Menschengruppe auf eine andere durch Vermittlung einer dritten besitzen. Diese dritte Gruppe bildet die Bevölkerung der [ivná+-Kultur, die sowohl mit der KAK als auch mit der Chamer Kultur direkt eng verbunden ist. In der [ivná+-Kultur sind die Kontakte zur KAK- Bevölkerung in der ganzen kulturellen Struktur stabil verankert. In der westböhmischen Gruppe der Chamer Kultur hingegen sind die materiellen Merkmale, die man mit der KAK verbinden kann, ein Teil eines breiten Spektrums an Entlehnungen aus der [ivná+- Kultur. Man könnte wahrscheinlich für das Donaugebiet andere Mechanismen der Verbrei- tung von KAK-Merkmalen annehmen, darunter auch die Möglichkeit von direkten Kontakten mit Vertretern der westlichen KAK-Gruppe. Der derzeitige Wissensstand erlaubt jedoch keine weiteren Hypothesen.

Das Gebiet am Bodensee (Abb.ª12)

Quellen Jüngste Forschungen in Feuchtbodensiedlungen an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz ergaben neue Resultate auch in der Frage der östlichen und nordöst- lichen Einflüsse im Ostalpenraum (z.ªB. Köningerª/ªLübke 1998; De Capitaniª/ªLeu- zinger 1998; Kolb 1999; Köninger 1999; Leuzinger 1999). Für die hier behandelte Problematik sind die möglichen KAK-Einflüsse in der späten (östlichen) Horgener Kultur von Bedeutung. Die Basisinformationen, die eine Erörterung dieser Problema- tik erlauben, stammen aus zwei stratifizierten Fundstellen mit Resten von Späthorgener Siedlungen: Nußdorf-Strandbad (Köninger 1999) und Sipplingen-Osthafen (Kolb 1997; 1999). In beiden Fällen wurden Gefäße gefunden, die mit hängendem Bogenmuster (auch Halbkreise oder „festons“ genannt) verziert waren. In Nußdorf-Strandbad (Abb.ª13,1–5) stammen die entsprechenden Funde von der Oberfläche. Es handelt sich um Keramikscherben mit einer Verzierung aus eingeritz- Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 425 tem hängendem Bogenmuster. Nach J. Köninger (1999, 20) lassen sich die Oberflächen- funde mehrheitlich der oberen Schicht zuordnen, die Funde des älteren bis mittleren Horgen enthält. Dendrodatierungen setzen für diese Schicht den Zeitraum zwischen 3176 und 3127 v.ªChr. fest. Auch in Sipplingen-Osthafen (Abb.ª13,6) stammen ähnliche Funde aus der Horgener Kulturschicht (Schicht 13A; Kolb 1997, 25; 1999, 16). Hier fanden sich Fragmente ei- nes doppelkonischen, mit halbkreisförmigen (Bogen-)Schnureindruckbändern verzierten Gefäßes, das sich technologisch von der Horgener Keramik unterscheidet. „Neben Ge- fäßform und Verzierung sind Dünnwandigkeit, feine Magerung und qualitätvoll ge- glättete Oberfläche weitere Merkmale, die den Merkmalen geläufiger Horgener Ke- ramik diametral entgegenstehen“ (Kolb 1999, 16). Leider existieren für diese Schicht keine direkten Dendrodaten, aber sie liegt (Kolb 1999, Abb.ª1) zwischen Schicht 11 (mit Dendrodatierungen 3317–3306 v.ªChr.) und Schicht 14 (mit Dendrodatierungen 3101–3060 v.ªChr.). Daher kann man die Horgener Schicht 13A vor 3100 v.ªChr., wahr- scheinlich zwischen 3200 und 3100 v.ªChr. datieren (sog. Spätneolithikum 2b – älteres Sipplingen, datiert 3250–3125 v.ªChr. nach dem Chronologieschema von Hafnerª/ªSuter 1997, Tab.ª2; 3). Sie ist also gleichzeitig mit der Horgener Schicht aus Nußdorf oder ein wenig früher. Bogenverzierungen treten in der Horgener Kultur nur selten auf. Außer den genann- ten wurden einzelne Keramikfragmente mit unterschiedlichen Feston-Motiven in Ritz- technik von anderen Fundstellen publiziert, z.ªB. aus Wangen (Itten 1970, Abb.ª4,1), Feldmeilen-Vorderfeld (Winiger 1981, Taf.ª97,4; 98), Sipplingen (Itten 1970, Abb.ª4,2) und Cham-Bachgraben (Itten 1970, Abb.ª4,4). Die beiden erstgenannten Fundstellen werden in den Zeitraum 3250–3000 v.ªChr. datiert (Hafnerª/ªSuter 1999, 11 Anm.ª24). Die Keramikscherben aus Sipplingen-Osthafen und Nußdorf-Strandbad zeigen je- doch besondere Merkmale. Sie sind in einer nicht nur für die Horgener Kultur, son- dern auch für die Kulturen des Mittelelbe-Saale-Gebiets und für die Schnurkeramik- kultur untypischen Art und Weise hergestellt. Dagegen tritt diese Verzierung oft in Materialien der mittleren KAK-Gruppe auf; man kann sie auch an der Keramik aus der sogenannten Mischzone in Schlesien und in der [ivná+-Kultur als nordöstlichen Einfluss (Variante Klu+ov; s.ªo.) wiederfinden. Obwohl es in der Chamer Kultur noch keine analogen Funde gibt, darf man bei der Suche nach der Genese der behandelten Verzierungen die nordöstlichen, durch Vermittlung der [ivná+-Kultur übertragenen Einwirkungen auf die weit entfernten Territorien am Bodensee nicht unbeachtet las- sen. Auf diese Möglichkeit weisen die in den Feuchtbodensiedlungen der östlichen Schweiz registrierten Funde der ebenso weit entfernten Badener Kultur (Arbon-Blei- che 3: De Capitaniª/ªLeuzinger 1998, 242ªf.; Leuzinger 1999, 10–13) und allgemeine Verbindungen mit den Gebieten an Warthe und Oder hin (Wallhausen-Ziegelhütte: Köningerª/ªLübke 1998, 59ªf.; Köninger 1999, 29 Abb.ª9). An der letzten Fundstelle wurde Keramik mit Abdrücken der sogenannten dreiteiligen Flechtschnur (Terminus von K. Ja¿d¿ewski 1936, 352) entdeckt. Diese Ornamentik stammt aus Großpolen, wo sie in der späten Trichterbecherkultur (sog. LuboŒ-Phase) und auch in der KAK (z.ªB. in Kujawien) verwendet wurde (Szmyt 1996, 242). Die mit einer dreiteiligen Schnur angefertigte Ornamentik kommt auch in der Trichterbecherkultur in Schlesien vor

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Abb.ª12. Ausgewählte Fundstellen im Gebiet zwischen Bodensee und Lech am Ende des 4. Jahrtau- sends v.ªChr. Nach Kolb 1999; Köninger 1999; Leuzinger 1999. 1 Fundstellen der Späthorgener Kultur mit Merkmalen der KAK: a Nußdorf-Strandbad; b Sipplingen-Osthafen; c Wallhausen-Ziegel- hütte (?) bzw. der Badener Kultur: d Arbon-Bleiche 3; 2 Fundstellen der Chamer Kultur; 3 Fundstelle in Goldberg-Goldburghausen. – M. 1ª:ª2ª000ª000.

(Bukowska-Gedigowa 1975, Abb.ª22d; 26p; Wojciechowski 1981, 209–213). Der- zeit ist es schwierig zu sagen, ob die Scherbe aus Wallhausen mit der Trichterbecher- kultur oder mit der KAK zu verbinden ist. Die zweite Möglichkeit ist jedoch ange- sichts der neueren Ausgrabungen im Bodensee-Gebiet ebenso wahrscheinlich.

Interpretation Auch in diesem Fall scheint die Hypothese von der Übertragung gewisser KAK-Ele- mente in das alpine Gebiet durch Vermittlung anderer Kulturgruppen die beste Erklä- rung zu bieten. Der mögliche Diffusionsweg besäße einen Kettencharakter: KAK¡ [ivná+-Kultur ¡ Chamer Kultur ¡ Alpenraum (Bodenseegebiet). Die oben erwähn- ten Anzeichen der weitreichenden Verbindungen (Badener Kultur und Trichterbecher- kulturª/ªKAK aus dem Polnischen Tiefland) machen diese Übertragungsrichtung wahr- scheinlich. Die einzelnen Etappen der Verbreitung von KAK-Merkmalen sind von ihrer Verarmung gekennzeichnet (s.ªo.). Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich auch infolge der in jeder Etappe auftretenden Transformationen ihre kulturelle Bedeutung änderte (vgl. die Auffassung der metonymischen und metaphorischen Transformationen: Leach Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 427

Abb.ª13. Keramik der Horgener Kultur mit eventuellen KAK-Merkmalen: 1–5 Nußdorf-Strandbad; 6 Sip- plingen-Osthafen. Nach Kolb 1999; Köninger 1999. – M. 1ª:ª3.

1976, 17–27). Anders gesagt besaß die konvergente Außenform gewiss eine andere sym- bolische Bedeutung im Ausgangsmilieu (in diesem Beispiel: KAK) als in den Milieus, die sie in den folgenden Übertragungsetappen erreichte ([ivná+-Kultur, Chamer Kul- tur, Horgener Kultur). Die KAK wurde von den drei übrigen Einheiten nämlich nicht so sehr durch die geographische Entfernung als durch die kulturelle Distanz getrennt. Das zeigt sich z.ªB. bei einem Vergleich der Besiedlungsstrukturen, der sozialen Orga- nisation und der Bestattungssitten. Diese Gruppen gehören gleichzeitig zum kulturel- len Verbindungsnetz der Gesellschaften zwischen Karpatenbecken, Ostsee und Alpen. Das Netz von Interaktionen kann als eine lang andauernde Struktur bezeichnet wer- den, die unabhängig von dem veränderlichen Konglomerat ihrer Bestandteile – Kultu- ren oder Gruppen – funktionierte. Die traditionellen Kanäle und Verkehrswege wur- den hier mindestens seit dem Altneolithikum (z.ªB. Verbreitung der Bandkeramikkultur) genutzt. „Eine eindeutige kulturelle Ansprache jener horgenfremden Elemente, die im Be- reich des nördlichen Bodenseeraums vom 32. bis ins 29. Jh. v.ªChr. auftreten, ist […] schwer vorzunehmen. So verbleibt aktuell nur die Möglichkeit, auf Beeinflussungen durch nordöstlich siedelnde Kulturen und Gruppen, wie etwa Cham, Wartberg, Bur- gerroth-Altenburg und Bernburg zu verweisen, ohne dies näher spezifizieren zu kön- nen.“ Dieser Aussage von M. Kolb (1999, 18) kann man auch die KAK hinzufügen.

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Abb.ª14. Kulturelle Situation an der Weser am Anfang des 3. Jahrtausends v.ªChr. Nach Raetzel-Fabi- an 2000. 1 Höhensiedlungen der Wartberg Kultur mit KAK-Merkmalen: a Ammern; b Gudensberg- Güntersberg; c Lohne-Hasenberg; d Wartberg; 2 Gräber der Wartberg-Kultur mit KAK-Merkmalen: e Hiddigsen; f ; g Warburg I; h Wewelsburg; 3 Erdwerk der Wartberg-Kultur mit KAK-Merkma- len: i Gudensberg-Bürgel; 4 andere Fundstellen der Wartberg-Kultur (jüngere Phase); 5 Fundstellen der KAK. – M. 1ª:ª2ª000ª000.

Das Gebiet an der Weser (Abb.ª14)

Quellen Als letztes Gebiet behandle ich in dieser Übersicht Nordhessen und Ostwestfalen. Ab ca. 3500 v.ªChr. bis 2700 v.ªChr. entwickelte sich hier die Wartberg-Kultur (früher sog. Wartberg-Gruppe; allgemeine Charakteristik: Schrickel 1969, Schwellnuss 1979 und Raetzel-Fabian 2000). Das Besiedlungsnetz dieser Bevölkerung bildeten Höhen- und Flachlandsiedlungen, Erdwerke und Galeriegräber mit zahlreichen Bestattungen. Von ihren Fundstellen kennt man Keramik mit KAK-Merkmalen (Abb.ª15). Die damit zusammenhängenden Fragen wurden letztens von D. Raetzel-Fabian (2000; 2001) gründlich untersucht, auf dessen Feststellungen ich mich an dieser Stelle berufe und dessen Interpretationen ich akzeptiere. Im Zusammenhang mit der jüngeren Wartberg-Phase (nach D. Raetzel-Fabian) tritt nur Keramik aus der Westgruppe der KAK auf. Diese erscheint zwar nur in geringer Zahl, jedoch ziemlich regelmäßig, sowohl in Höhensiedlungen (z.ªB. Gudensberg- Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 429

Abb.ª15. Keramik der Wartberg-Kultur mit Merkmalen der KAK: 1–4 Gudensberg-Bürgel; 5–6 Lohne- Hasenberg; 7–8 Gudensberg-Güntersberg; 9 Wartberg; 10 Hiddigsen; 11–14 Warburg I. Nach Gensen 1964; Schrickel 1966; Schwellnuss 1979; Günther 1997. – Keramik 1–8 M. 1ª:ª3; 9 o.ªM.; 10–14 M. 1ª:ª2.

Güntersberg, Lohne-Hasenberg, Wartberg: Schwellnuss 1979, Taf.ª18,3; 27,14–15; 39,4; Schrickel 1969, Taf.ª16,15; 17,1.3–5; 18,19) als auch in Galerie- (z.ªB. Hiddigsen, We- welsburg?: Schrickel 1966, Taf.ª45,27; Güntherª/ªViets 1992, Abb.ª10,1) und ande- ren Gräbern (z.ªB. Lohra: Schrickel 1966, Taf.ª34.1, neue Zeichnung bei Raetzel-Fa- bian 2001, Abb.ª6,1), aber auch in Erdwerken (z.ªB. Gudensberg-Bürgel: Schwellnuss 1979, Taf.ª36,1–4). Es handelt sich meistens um Keramikscherben mit der für die KAK typischen Ornamentik (Abb.ª15,1–10). Man kann wahrscheinlich zumindest einen Teil der Gefäße mit Schnurornamentik (Abb.ª15,11–14) mit der KAK verbinden (z.ªB. aus Rimbeck oder Warburg I: Schrickel 1966, Taf.ª53,9; Günther 1997, Abb.ª33,16–20). Nur einige der erwähnten Verzierungsmotive besitzen im Mittelelbe-Saale-Gebiet chro- nologischen Wert. Laut der dort gültigen Periodisierung (Müller 2001, 199–217) ent- fallen sie größtenteils auf die Phasen KAK A, KAK B und KAK SA-SB, seltener auf die Phase KAK SB-SC (Lohne-Hasenberg?). Diese Chronologie stimmt mit den 14C-Da- tierungen der Wartberg-Objekte mit KAK-Elementen überein, die in den Zeitraum 3000– 2800 v.ªChr., d.ªh. an den Beginn der jüngeren Phase der Wartberg-Kultur, gehören. Da die Siedlungen der Wartberg-Kultur nicht in ausreichendem Maße erforscht sind, kann der Anteil an Keramik mit KAK-Elementen im Gesamtmaterial nicht abgeschätzt werden. Im Falle der übrigen Fundstellen hingegen haben wir es meist mit Überresten eines Gefäßes (Galeriegräber), seltener mit einer größeren Anzahl (Erdwerk in Bürgel bei Gudensberg: mindestens vier Gefäße) zu tun. In den gut erforschten Galeriegräbern

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(z.ªB. Warburg I) erreicht die Keramik mit KAK-Merkmalen (oder mit hypothetischen KAK-Elementen) einen Anteil von 1ª% der Gesamtzahl (Günther 1997, 30–34). An- gesichts der meist großen Zahl an Bestattungen in den Galeriegräbern (z.ªB. minde- stens 71 Individuen in Warburg; Löwen 1997, 40) weist dies darauf hin, dass nur ein- zelnen Bestattungen entsprechende Gefäße beigegeben wurden. Es ist jedoch unklar, ob es sich um die gesamte Ausstattung oder nur um einen Teil handelt. Wenn man die geringe Zahl an Gefäßen beachtet, scheint die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher. Man kann also annehmen, dass nur Teile der Beigabenausstattung KAK-Merkmale (einzel- ne Gefäße oder Verzierungsmuster) aufweisen. Wenige Gefäßformen lassen sich rekonstruieren (Abb.ª15): Kugelamphoren (sicher in Gudensberg-Bürgel und Gudensberg-Güntersberg, unsicher in Wewelsburg), weit- mündige Amphoren (Lohra) und Schüsseln (Gudensberg-Bürgel). Da sich die Wart- berg- und KAK-Keramik von der Technologie her ähnlich waren (Günther 1997, 30), kann nicht festgestellt werden, ob alle hier genannten Gefäße am Ort hergestellt wur- den oder ob es unter ihnen auch „Importe“, z.ªB. aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet, gibt (Schrickel 1969, 55). Diese Frage erfordert spezielle Untersuchungen (z.ªB. Lehmann 2000).

Interpretation Nach den Arbeiten von D. Raetzel-Fabian fallen die KAK-Spuren in der Wartberg- Kultur nur in einen relativ kurzen Zeithorizont, nämlich ca. 3000–2800 v.ªChr., d.ªh. in den Anfang der jüngeren Wartberg-Phase. In dieser Zeit ereignen sich in der Kultur der Wartberg-Gesellschaft Veränderungen, die ihre ideologischen, sozialen und wirt- schaftlichen Werte betrafen (Raetzel-Fabian 2001). U.ªa. verschwinden die Galerie- gräber mit mehreren Bestattungen und werden von individuellen Einzelgräbern unter Hügeln ersetzt. Auch die materielle Ausrüstung, darunter die Keramik- und Waffen- typen, ändern sich; und die Nutzung der noch zur Zeit der Michelsberger Kultur erbauten Erdwerke endet. Am Schluss dieser Wandlungen steht der Untergang der Wartberg-Kultur, deren Platz die Einzelgrabkultur einnimmt. Diese Kulturveränderung war so tief, dass sie manchmal auch als Revolution bezeichnet wird. Raetzel-Fabian (2000, 327) bemerkt jedoch: „Wenn wir hier einen revolutionären Ablösungsprozess vor uns haben, so ist es eine Revolution auf Raten, die sich kleinräumig differenziert über einen Zeitraum von bis zu zehn Generationen hinzieht.“ Die Ursachen dieser Veränderungen lassen sich nur schwierig feststellen. Einige Au- toren (Raetzel-Fabian 2001, 326, nach: Maise 1998) machen auf die zwischen 2958– 2955 B.ªC. herrschende Klimakrise aufmerksam, die ernsthafte wirtschaftliche und soziale Folgen gehabt haben muss. Jedoch sollte man beachten, dass die Veränderun- gen auch eine Antwort auf die fortschreitende Kulturkrise sein konnten. Der Grund dieser Krise war „die fest institutionalisierte, auf Verehrung gemeinschaftlicher Ahnen basierende Religion“ (Raetzel-Fabian 2001, 327), welche z.ªB. bei der Verwendung von Erdwerken als Ritualplätze die über tausendjährige Tradition der Michelsberger Kultur fortgesetzt hatte. Seit dem Beginn des 3. Jahrtausends v.ªChr. wurden diese Mu- ster langsam anachronistisch, übrigens nicht nur im Falle der Wartberg-Kultur, son- Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur 431 dern auch großräumig, z.ªB. in der Westgruppe der Trichterbecherkultur. Angesichts der von Raetzel-Fabian gesammelten Beobachtungen waren die Teiladaptation der KAK-Merkmale und die Adaptation der dahinter stehenden Ideologie ein Versuch der Erneuerung lokaler Kulturmuster. Man versuchte, ihnen ein neues Leben zu geben, ohne die grundsätzlichen Regeln zu ändern. Deswegen treten die uns interessierenden Spu- ren in dem Gebiet der Wartberg-Kultur ziemlich regelmäßig auf und, was noch bedeu- tender ist, sie sind mit dem Besiedlungsnetz verwoben: KAK-Funde kommen nur in Befunden der Wartberg-Kultur vor, ohne autonome Ansammlungen zu bilden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass wir es in diesem Fall mit direkten Entlehnungen zu tun haben, deren Ausgangspunkt zweifellos das Mittelelbe-Saale-Gebiet war. Dieser Über- tragungstyp könnte von anderen Mechanismen (relativ kurz andauernde Migrationen, ehelicher Austausch, Geschenke) unterstützt worden sein. Auf weite Sicht war dies je- doch kein gelungener Versuch. Als wesentlich attraktiver erwies sich die mit der Einzel- grabkultur verbundene Ideologie, da sie u.ªa. völlig neue soziale Lösungen, z.ªB. die Be- tonung des Individuums, anbot.

Schlussbemerkungen Die Problematik der peripheren Verhaltensweisen der KAK konnte an dieser Stelle nicht erschöpfend behandelt werden. Besondere Bearbeitung würden z.ªB. die Beziehungen zwischen der KAK und der Westgruppe der Trichterbecherkultur (Bakker 1979, 134ªf.), die Elemente der KAK in Jütland (Ebbesen 1975; Davidsen 1978) oder die sog. Z}ota- Kultur (Krzak 1976) verdienen. Die Fallbeispiele wurden nicht nur ausgewählt, um die Vielfalt der Kulturkontexte zu zeigen, in denen entsprechende Relikte vorkommen, sondern auch, um verschiedene Mechanismen ihrer Verbreitung und vor allem die Viel- falt der Kulturkontakte von prähistorischen Gesellschaften darzustellen. Die vorliegende Arbeit ist im Kern den Problemen von Kulturkontakten gewidmet, verbunden mit dem Versuch, sie auf Grundlage der archäologischen Quellen zu erhellen.

Abb.ª16. Interpretation der Fallbeispiele von Kulturkontakten der Kugelamphorenkultur (KAK).

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Die hier aufgestellten Hypothesen beruhen auf anthropologisch bekannten Verhal- tensmustern, darunter vor allem verschiedene Formen von Kontakten (Heiratsbezieh- ungen, „circular movement“, „intraareal movement“, weitreichende Migrationen), und auf den begleitenden Prozessen von Kulturveränderungen, darunter insbesondere Ak- kulturation und Diffusion (Abb.ª16). Es liegt jedoch weder in meiner Absicht, die Dy- namik prähistorischer Gesellschaften in enge Grenzen zu fassen, noch sie auf die Ba- nalität der allgemein bekannten Wahrheiten zu beschränken. Bei der Begründung der einzelnen Interpretationen versuchte ich, ein Maximum an Quellen so zu nutzen, dass die Eigenart jedes Falles bestimmt werden konnte. Eben diese Eigenart, dieser Kon- text nähert uns der Welt an, deren Überreste wir erforschen.

Übersetzung: Kamila Goroncy

Danksagung

Der Artikel ist ein Resultat meiner Zeit als Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg, Deutschland. Ich möchte hier Prof. Dr. Johannes Mül- ler und Dr. Barbara Fritsch für ihre Freundschaft und Hilfe herzlich danken.

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Zusammenfassung: Verbreitung und Kontakte der Kugelamphorenkultur: Ein Blick auf die polykulturellen Peripherien Eine Übersicht über die Situation an der Peripherie der Verbreitung der Kugelamphorenkultur verfolgt drei Grundziele. Erstens die Veranschaulichung der besonderen Vielfalt kultureller Kontexte, in denen Relikte der Kugelamphorenkultur entdeckt wurden. Zweitens eine Skiz- ze verschiedener Interpretationsperspektiven der konkreten Quellen, abhängig vom jeweili- gen kulturellen Kontext. Ähnliche archäologische Quellen können unterschiedliche kultu- relle Bedeutungen besitzen, und ihre Ausbreitung kann eine Folge verschiedener sozio- kultureller Prozesse sein. Drittens soll untersucht werden, wie ausgewählte Aspekte der Kulturkontakte zum Kulturwandel führten. Die hier vorgeschlagenen Interpretationen be- ruhen auf der Überzeugung, dass Erkenntnisse über die soziokulturellen Prozesse auf Grund- lage der archäologischen Quellenkategorien – allerdings innerhalb bestimmter Grenzen – mög- lich sind.

Abstract: Dispersion and Contacts of the Globular Amphora Culture: A Look at the Polycultural Peripheries This survey of the situation on the periphery of the dispersal area of the Globular Amphora Culture has three basic objectives. First, to illustrate the unusual diversity of the cultural contexts in which elements of the Globular Amphora Culture are found. Second, to sketch the various interpretative perspectives of the concrete sources, dependant on the respective cultural context. Similar archaeological sources can have different cultural meanings and their distribution can occur as the consequence of varied sociocultural processes. Third, to in- vestigate the means by which selected aspects of cultural contact can lead to cultural change. The interpretations presented here depend on the conviction that conclusions about socio- cultural processes – given certain specific limitations - can be based on archaeological source categories. C. M.-S.

Résumé: Diffusion et contacts de la Culture des Amphores Globulaires: aperçu sur les périphéries polyculturelles L’élaboration d’une synthèse sur la situation en périphérie de la zone de diffusion de la Culture des Amphores Globulaires poursuit trois objectifs principaux. Le premier est la mise en évidence de la multiplicité particulière des contextes culturels à l’intérieur desquels des vestiges de la Culture des Amphores Globulaires ont été découverts. Le second est l’esquisse des différentes perspectives d’interprétation des sources concrètes, en relation directe avec chacun de ces contextes culturels. Des sources archéologiques semblables peuvent en effet avoir une signification culturelle différente et leur diffusion peut résulter de processus socioculturels distincts. Enfin, il convient de rechercher comment certains aspects des contacts culturels ont

GERMANIA 81, 2003 442 Marzena Szmyt, VerbreitungMarzena und Kontakte Szmyt der Kugelamphorenkultur pu mener à une mutation culturelle. Les interprétations proposées dans cet article reposent sur la conviction qu’il est possible d’obtenir, dans une certaine mesure toutefois, des connais- sances sur les processus socioculturels à partir des sources archéologiques. S. B.

Anschrift der Verfasserin:

Marzena Szmyt Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu Instytut Wschodni ul. 28 Czerwca 1956, nr 198 PL–61485 PoznaŒ E-Mail: [email protected]