Indonesien Regierungsbildung in Indonesien - wie Gewinner der Wahl zu Verlierern werden

POLITISCHER SONDERBERICHT Ergebnisse der Parlamentswahlen

Das indonesische Abgeordnetenhaus ( Dewan Perwakilan Rakyat, DPR ) wurde am 9. April 2009 neu gewählt mit folgenden Ergebnissen:

• Die Demokratische Partei ( PD ) um den Präsidenten (SBY) konnte im Vergleich zur Wahl 2004 ihre Stimmenanzahl verdreifachen und ist damit stärkste Kraft im Parlament (20,85%). • Die ehemals staatstragende Partei Golkar (Partei der funktionellen Gruppen) musste erhebliche Verluste hinnehmen und ist nur noch zweitstärkste Partei in Indonesien (14,45%). • Einen Rückgang der Wählerstimmen erlitt auch die PDI-P (Partei des demokratischen Kampfes), die nur 14,03% der Stimmen auf sich vereinigen konnte. • Die islamischen Parteien PKS (Partei der Sozialen Wohlfahrt), PAN (Partei des Nationalen Mandats), PPP (Nationalen Entwicklungspartei) sowie PKB (Partei des Nationalen Aufbruchs), erhielten nur rund 25% der Stimmen, wobei die PKS mit 7,88% stärkste Partei des islamischen Flügels ist.

Das Wahlergebnis zeigt eindeutig eine Zunahme bei Parteien mit nationaler Ausrichtung, während die Entwicklung der Parteien mit islamischem Hintergrund eher negativ ist. Sie konnten im Vergleich zur letzten Parlamentswahl, bei der sie ca. 38% der Stimmen erhielten, nur noch ein Viertel der Wähler ansprechen.

Koalitionsverhandlungen vor der Präsidentschaftswahl

Trotz dieses eindeutigen Mandats für den nationalen Block, wurde im Vorfeld der Präsidentschaftswahl deutlich, dass die großen Parteien miteinander nicht koalitionsfähig sind. Aufgrund persönlicher Differenzen kam es zwischen dem Präsidenten SBY und seinem Stellvertreter Jusuf Kalla zu einem Bruch. Auf einem Parteitag von Golkar am 23. April 2009 wurde beschlossen, dass eine Koalition mit der Demokratischen Partei nicht weitergeführt werden solle und Jusuf Kalla selbst als Präsidentschaftskandidat antritt. Ebenso scheiterten Koalitionsgespräche mit der PDI-P , die mit , der Tochter des indonesischen Staatsgründers Soekarno, einen erneuten Anlauf zur Präsidentschaftswahl nahm.

Aus diesem Grund war der Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono (SBY) gezwungen, neue Koalitionspartner zu finden. Er begann Koalitionsverhandlungen mit Parteien des islamischen Lagers, wie PKS, PAN, PPP und PKB , die zu einer Zusammenarbeit bereit waren. Entgegen

1 ihrer Hoffnungen den Vizepräsidenten zu stellen, entschied sich SBY für den parteilosen Boediono, dem damaligen Präsidenten der Zentralbank Indonesiens.

Bei den Präsidentschaftswahlen am 8. Juli 2009 setzte sich SBY klar gegen seine Konkurrenten, Jusuf Kalla von Golkar und Megawati Sukarno Putri von der PDI-P durch. Er und sein Vizekandidat wurden am 23. Juli 2009 von der Wahlkommission ( KPU ) amtlich zum Sieger der Wahl ernannt. Er erhielt zusammen mit Boediono 60.80% der Stimmen, während auf das Kandidatenpaar Megawati Sukarnoputri und Prabowo Subianto nur 26.79%, und das Team Jusuf Kalla und Wiranto nur 12.41% entfielen. Sein Erfolg wird auch auf regionaler Ebene deutlich: Das Kandidatenpaar SBY und Boediono erhielten Mehrheiten in 31 der 35 Distrikte und Städte der Provinz Zentral Java. Sie sicherten sich 74% der Stimmen in Papua und über 90% der Stimmen in der ehemaligen Unruheregion Aceh.

Weitere Koalitionsverhandlungen

Der Wahlsieg des Präsidenten führte zu innerparteilichen Diskussionen bei den Verlierern der Wahlen, der Partei Golkar und der PDI-P -Partei. Bei beiden Parteien stand die Frage im Vordergrund, ob es besser wäre in die Opposition zu gehen oder sich an der Regierung zu beteiligen.

Diese Problematik wurde deutlich für die Partei Golkar nach dem Rücktritt des gescheiterten Präsidentschaftskandidaten und Parteivorsitzenden Jusuf Kalla. Es kam zu einer internen Zersplitterung in verschiedene Fraktionen mit folgenden Vertretern: Yuddy Chrisnandi, ein Mitglied des jungen Parteiflügels, der die Partei in der Opposition reformieren will, der Geschäftsmagnat Aburizal Bakrie, der die Partei in die Koalition führen will, und Surya Paloh, der als Besitzer eines führenden Nachrichtensenders eine vermittelnde Haltung einnahm. Ein weiterer Kandidat war auch Tommy Suharto, der Sohn des ehemaligen Präsidenten Soeharto. Aburizal Bakrie gewann auf einem Sonderparteitag von Golkar am 8. Oktober 2009 die Stichwahl knapp vor seinem Rivalen Surya Paloh. Eine Rolle spielte dabei auch die versprochene, großzügige finanzielle Unterstützung für die Partei, die angeblich 500 Milliarden Rupiah (=50 Millionen USD) umfassen soll. Mit dem neu gewählten Parteivorsitzenden entschied sich Golkar der neuen Regierung von Susilo Bambang Yudhoyono als Koalitionspartner beizutreten.

Interne Rivalitäten gab es auch in der Partei PDI-P . So ist Taufik Kiemas, der Ehrenvorsitzende der PDI-P und Ehemann der Parteivorsitzenden Megawati Sukarnoputri, eher dazu geneigt, seine Partei in eine Koalition mit der Präsidentschaftspartei zu führen. Dies wird jedoch von seiner Ehefrau strikt abgelehnt. Aufgrund geschickter Lobbyarbeit verstand es die Führungsspitze der Demokratischen Partei den Parteiflügel um Taufik Kiemas an sich zu binden. Mit Hilfe der Abgeordneten der Demokratischen Partei wurde er schließlich am 3. Oktober 2009 als Sprecher des indonesischen Volkskongresses ( MPR ) gewählt. Dieser taktische Schachzug die PDI-P in die große Koalition zu integrieren, führte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg. Die Parteivorsitzende bestand weiterhin auf einer Oppositionsrolle der PDI-P und Susilo Bambang Yudhoyono wartete vergeblich auf eine Vorschlagsliste für mögliche Ministerkandidaten dieser Partei. Trotz dieses Rückschlags kann die Wahl von Taufik Kiemas als ein weiterer Schritt gewertet werden, einen größtmöglichen Konsens zwischen allen Parteien bei der Regierungsbildung herbeizuführen. Kiemas selbst bezeichnet die PDI-P als einen „strategischen Partner der Regierung“ und nicht als Opposition, da dies in einem Präsidialsystem nicht möglich sei.

Die schon vor der Präsidentschaftswahl vereinbarte Koalition mit den islamisch orientierten Gruppierungen hielt trotz kritischer Bemerkungen der jeweiligen Parteivorsitzenden stand und der Präsident versprach, mögliche Irritationen bei den Partnern durch zusätzliche Ministerposten zu kompensieren.

2 Mehrheitsverhältnisse im neuen Parlament

Die langwierigen Koalitionsverhandlungen mit führenden Parteien im Parlament zeigen jetzt ihre Auswirkungen. Die Regierungspartei erreicht mit der nun erweiterten Koalition von islamischen Parteien und Golkar eine Mehrheit von über 70% der Sitze. Bei einer Gesamtanzahl von 560 zu vergebenden Sitzen sind 255 Abgeordnete von der Demokratischen Partei und Golkar . Dazu kommen noch 168 Abgeordnete der islamisch orientierten Parteien. Die Anzahl der Sitze für die Opposition ist dagegen nur sehr gering. Die Parteien PDI-P , Gerindra (Partei der Nationalen Bewegung) und Hanura (Partei des Nationalen Bewusstseins) verfügen zusammen nur über 137 Parlamentarier.

Sitzverteilung im ind. Parlament 148 DP Golkar 107 PDI-P 94 PKS 57 PAN 46 37 PPP 28 26 17 PKB Gerindra Hanura

Trotz dieser ungleichen Mehrheitsverhältnisse von Regierung und Opposition scheint das neue Parlament qualitativ besser für die zukünftigen Aufgaben gerüstet zu sein. Nach einer statistischen Auswertung sind immerhin 64% der Abgeordneten jünger als 50 Jahre, und 91% haben einen Universitätsabschluss, wobei ein großer Anteil der Parlamentarier im privaten Sektor arbeitet. Eine weitere, erfreuliche Tatsache ist, dass der Anteil der Parlamentarierinnen deutlich gestiegen ist. Im neuen Parlament sind immerhin 18% Frauen vertreten, eine Steigerung um 7% im Vergleich zum Frauenanteil der vergangenen Legislaturperiode. Aufgrund des bei den Parlamentswahlen eingeführten Mehrheitswahlrechtes, bei dem ein Abgeordneter direkt von der Bevölkerung eines Wahldistriktes gewählt wird, setzt sich das Parlament überwiegend aus Neuankömmlingen zusammen. Nur ca. 30% der Abgeordneten aus der vorangegangenen Legislaturperiode wurden wieder gewählt. Diese Entwicklung wird von vielen politischen Beobachtern nicht zuletzt aufgrund der unzureichenden Leistungen in der vergangenen Legislaturperiode als positiv bewertet. Die Befürchtung, dass nur Filmstars und Prominente in das Abgeordnetenhaus einziehen, hat sich nicht bewahrheitet. Ihr Anteil beträgt nur unter 5%.

Das neue Kabinett des Präsidenten

Die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen spiegeln sich auch in der Kabinettsbildung des Präsidenten wider. Die Minister wurden nur zwei Tage nach der Amtseinführung des Präsidenten und seines Stellvertreters am 22. Oktober 2009 öffentlich vereidigt. Die Vorschläge für die Kabinettsbildung wurden durch eine Kommission unter Hatta Rajasa, dem damaligen Leiter des Präsidentschaftsamtes, erstellt. Insgesamt waren 34 Ministerposten und drei Positionen, die einer ministerialen Tätigkeit entsprechen, zu vergeben. Die Zusammensetzung der Minister sollte aufgrund einer Mischung aus politischen Notwendigkeiten, dem Wunsch nach beruflicher Expertise und regionalen Überlegungen erfolgen, bei dem auch die verschiedenen ethnischen Gruppen Indonesien zu berücksichtigen waren.

3 Der tatsächliche parteipolitische Hintergrund der gewählten Minister ist aus der untenstehenden Graphik ersichtlich. Danach erhielt die Demokratische Partei sechs Ministerien, die PKS vier Ministerien, PAN drei Ministerien, PPP zwei Ministerien, und die PKB zwei Ministerien. Da die Partei Golkar als zweitstärkste Gruppierung im Parlament erst nach der Präsidentschaftswahl mit SBY koalierte, wurden ihr nur drei Ministerposten zugestanden. Mit dieser Verteilung erhielten die nationalen Parteien insgesamt neun Ministerien, die Parteien mit islamischen Hintergrund dagegen elf Minister. Der Präsident billigte der letztgenannten Gruppe weitaus mehr Ministerposten zu, als ihnen prozentual nach den Ergebnissen der Parlamentswahl zustand.

Verteilung der Minister

6 DP 4 PKS 3 Golkar 3 PPP 2 PAN 2 PKB 12 Experten 2 Militär

Neben den 20 Ministerposten, die durch Parteipolitiker besetzt wurden, sind auch zwölf Minister parteilose Experten. Sie wurden aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Militär rekrutiert. Die Minister kommen überwiegend aus Java, daneben wurden aber auch bewusst Gouverneure aus West-Sumatra (Gamawan Fauzi, Innenminister/parteilos), aus Sulawesi (Dr. Fadel Muhammad, Minister für Meeresangelegenheiten und Fischerei/ Golkar ), aus Papua (Freddy Numberi, Verkehrsminister/ PD ), sowie aus Kalimantan (Gusti Muhammad Hatta, Umweltminister/parteilos) ernannt.

Der Präsident setzte bei der Ministerauswahl überwiegend auf neue, noch relativ unbekannte Gesichter. Er setzte solche Minister ein, von denen er eine besondere Integrität und Loyalität zu seinen Entscheidungen erwarten kann. Die Kernministerien wurden folgenderweise besetzt:

• Das erfolgreiche Wirtschaftsteam im Kabinett kann seine Arbeit weiter fortsetzen. So wurden mit der Finanzministerin Frau Sri Mulyani Indrawati (parteilos) und der Handelsministerin Dr. Pangestu (parteilos) Experten ernannt, die zusammen mit dem anerkannten ehemaligen Präsidenten der Indonesischen Zentralbank und Vizepräsidenten Boediono schon früher gut kooperierten. Ein weiterer Fachmann in seinem Bereich ist der Industrieminister Mohamad S. Hidayat ( Golkar ), der als Leiter der indonesischen Industrie und Handelskammer eine gute Reputation hat. Von den genannten Persönlichkeiten wird erwartet, die positive wirtschaftliche Entwicklung Indonesiens weiter zu unterstützen und somit stabile Rahmenbedingungen zu schaffen. Der ehemalige Leiter des Präsidentschaftsamtes, Hatta Rajasa ( PAN ), soll dazu beitragen, die politischen Strategien des Wirtschaftsteams so eng wie möglich mit dem Präsidenten abzustimmen. Herr Rajasa gilt als rechte Hand des Präsidenten und hat große Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung, weniger dagegen in wirtschaftlichen Fragen

• Der koordinierende Minister für die Bereiche Politik, Recht und Sicherheit ist der ehemalige Stabschef der indonesischen Streitkräfte, Generalleutnant a.D. Djoko Suyanto. Er gilt aufgrund des gemeinsamen Ausbildungsganges als persönlicher Vertrauter von SBY und soll nun ein Team koordinieren, das überwiegend durch parteilose Experten und

4 Parteipolitiker besetzt ist. Beispiele dafür sind die Ernennung des neuen Innenministers, Gamawan Fauzi (parteilos), zu dem auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gute Kontakte unterhält. Als ehemaliger Gouverneur von West Sumatra hat er große Verdienste um die Bekämpfung der Korruption und die Einführung einer transparenten Demokratie. Beweggründe dafür sind moralisch-religiöse Grundüberzeugungen aus dem Islam, die aber auch dazu führten, dass verschiedene islamisch-orientierte Verordnungen während seiner Regierungszeit als Gouverneur von West-Sumatra eingesetzt wurden. Ausgewiesener Fachmann in seinem Bereich ist auch Dr. Natalegawa (parteilos) als neuer Außenminister, der zuvor indonesischer Botschafter bei den Vereinten Nationen war. Er gilt als Schüler des bekannten Vorgängers Hassan Wirajuda, der durch seine Außenpolitik Indonesien zu einem geachteten Partner in der Welt gemacht hat. Der Verteidigungsminister Prof. Yusgiantoro (parteilos) und der Justizminister Patrialis Akbar (PAN) sind dagegen in ihrem Fachbereich noch relativ neu. Prof. Yusgiantoro war in der vergangenen Legislaturperiode Minister für Energie und Bergbau und wird sich sicherlich in seinem neuen Fachbereich noch einarbeiten müssen. Dem Rechtsexperten Patrialis Akbar wird nachgesagt, dass seiner Ansicht nach keine Widersprüche zwischen der Einführung von Sharia-Recht und der indonesischen Verfassung bestehen. Dies sind sicherlich etwas zweifelhafte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit und seinen Anspruch, das Justizwesen innerhalb der ersten hundert Tage seiner Amtszeit zu reformieren. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Versprechen eingelöst werden kann.

• Ministerien, die dem Bereich Gesellschaft und Erziehung zuzuordnen sind, wurden frühzeitig von Vertretern der islamischen Parteien reklamiert. Insbesondere die Partei PKS forderte zu Beginn der Koalitionsverhandlungen, dass das Bildungsministerium durch einen ihrer Vertreter besetzt werden solle. Dieser Wunsch wurde vom Präsidenten allerdings nicht erfüllt. Trotzdem erhält diese Partei die Führungsposition in wichtigen Ministerien, wie dem Sozialministerium unter dem neuen Minister Salim Segaf Al Jufri (PKS ) und dem Ministerium für Kommunikation und Informatik mit dem ehemaligen Parteivorsitzenden der PKS , Tifatul Sembiring, als Leiter. Das Bildungsministerium wird dem eher moderaten Elektroingenieur, Prof. Muhammad Nuh (parteilos), zur Leitung übergeben. Prof. Nuh ist auch als islamischer Gelehrter bekannt. Der neue Minister im Religionsministerium wird Suryadharma Ali (PPP), der in der vergangenen Legislaturperiode das Genossenschaftsministerium geleitet hat. Laut Zeitungsberichten soll Suryadharma Ali enge Beziehungen zu radikalen islamischen Gruppen haben, beispielsweise zur FPI ( Front Pembela Islam ), eine Gruppe von fanatischen Moslems, die für ihre gewaltsamen Angriffe gegen Minderheiten bekannt sind. Die genannten Ministerien werden zumindest teilweise unter dem bewährten Politiker der Partei Golkar , Dr. Agung Laksono, koordiniert (Koordinationsministerium für Soziale Wohlfahrt). Agung Laksono ist ein enger Vertrauter des Präsidenten und war in der vorangegangenen Legislaturperiode Sprecher des indonesischen Parlaments. Obwohl er bei den Parlamentswahlen nicht als Abgeordneter wiedergewählt wurde, erhält er nun diese wichtige Aufgabe. Politisches Kalkül bei der Auswahl von Agung Laksono

Weitere Positionen im Kabinett wurden ebenfalls Persönlichkeiten mit parteipolitischem Hintergrund übertragen. Sie haben allerdings nur unzureichende Qualifikationen für ihre neuen Aufgaben. Dabei bestehen folgende Ausnahmen:

• Die Gesundheitsministerin, Dr. Endang Rahayu Sedyaningsih (parteilos), die an der Harvard Universität Medizin studierte und im Forschungsbereich des Ministeriums tätig war. • Der Gouverneur von /Sulawesi, Fadel Muhammad, der in seiner Amtszeit die Entwicklung seine Region entscheidend vorangetrieben hat und als Hoffnungsträger der Partei Golkar gilt. Ihm wurde jetzt das Ministerium für Meeresangelegenheiten und Fischerei übertragen. • Der parteilose Dr. Kuntoro Mangkusubroto, der als Leiter der Stabsstelle des Präsidenten für die Ausarbeitung von Strategien und Programmen für das Präsidentschaftsamt

5 zuständig ist. Diese Besetzung zeigt die Problematik des Parteienproporzes bei der Auswahl der Minister auf. Kuntoro, der sehr erfolgreich den Wiederaufbau in der Provinz Aceh leitete, war aufgrund seiner Ausbildung und Managementerfahrung für verschiedene Positionen im Gespräch, beispielsweise für das Bergbauministerium oder Bappenas . Aufgrund parteipolitischer Rücksichtsnahmen bleibt er aber in der Rolle eines Programmschreibers im Hintergrund.

Der neue Umweltminister, Gusti Muhammad Hatta (parteilos), ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt und war selbst den Mitarbeitern im Umweltministerium nicht bekannt. Gusti M. Hatta war in seiner vorherigen Tätigkeit Vizerektor an der Universität Lambung Mangkurat in Banjarmasin/Kalimantan und leitete dort eine Forschungsabteilung für Waldschutz. Seine Ernennung erfolgte wahrscheinlich aufgrund von regionalen Überlegungen bei der Auswahl der Minister. Er löst damit Rachmat Witoelar als Umweltminister ab, der unbestreitbare Erfolge in den Bereichen internationalen Klimaschutz und Erarbeitung verschärfter gesetzlicher Auflagen im Umweltschutz hat. Rachmat Witoelar ist nun Leiter des Nationalrates zu Fragen des Klimawandels ( National Council on Climate Change ), der auf Veranlassung des Präsidenten geschaffen wurde.

Bewertung

Die Darstellung der gesamten Regierungsbildung in Indonesien zeigt, dass der nationale Block mit der Demokratischen Partei, Golkar , und PDI-P als eindeutige Gewinner der Wahl hervorgehen. Durch Koalitionsverhandlungen mit den Verlierern der Wahlen, den islamischen Parteien, hat dieser Block jedoch erheblich an Einfluss verloren. Dies liegt nicht an dem besonderen Verhandlungsgeschick der islamischen Gruppierungen, sondern an der Zersplitterung des nationalen Flügels, die schon vor der Präsidentschaftswahl deutlich wurde. Das Ausscheren des ehemaligen Vizepräsidenten, Jusuf Kalla, aus dem Koalitionsverbund mit der Demokratischen Partei verursachte eine erhebliche Schwächung dieses Lagers und schadete seiner Partei erheblich. Ähnliches gilt für Megawati Sukarnoputri, die Vorsitzende der Partei PDI-P , die nach ihrer Niederlage bei der Präsidentschaftswahl nicht bereit war, sich für die Belange der Demokratischen Partei zu öffnen. Aufgrund dieser Ausgangslage war SBY trotz ideologischer Differenzen gezwungen, eine Koalition mit dem islamischen Lager zu schließen. Die Bemühungen des Präsidenten nachträglich weitere Partner in seine „Allparteienkoalition“ einzuschließen, kann demzufolge als ein Versuch gewertet werden, die Konsequenzen dieser einseitigen Orientierung auf den islamischen Block zu abzumildern.

Diese Bemühungen nationale Kräfte in der Regierungsbildung zu stärken, werden auch in der Auswahl der Minister deutlich. Fast alle Schlüsselministerien, insbesondere die einflussreichen Koordinationsministerien, werden durch parteilose Experten oder enge Vertraute des Präsidenten besetzt. Politiker aus den islamischen Koalitionsparteien erhielten dagegen Positionen in weniger bedeutsamen Fach- und Staatsministerien. Dies gilt besonders für die Weiterführung der erfolgreichen Wirtschaftspolitik sowie für die Bereiche Politik, Recht und Sicherheit. Der Sektor Gesellschaft und Erziehung wurde vielfach islamisch-orientierten Persönlichkeiten überlassen. Die Auswahl des bewährten Golkar -Politikers Agung Laksono als Koordinationsminister für Soziale Wohlfahrt stellt ein Bindeglied zur Politik von SBY dar.

Die Besetzung der meisten Ministerposten durch Parteipolitiker führt aber auch zu erhöhten Problemen. Kritisiert werden ihre geringen Qualifikationen, die eine Leitung der jeweiligen Ministerien erschweren. Aus diesem Grund beabsichtigt nun der Präsident den jeweiligen Ministern Stellvertreter zur Verfügung zu stellen, die die fachliche Arbeit leisten sollen. Das neue Kabinett wird dadurch auch nach indonesischen Verhältnissen als aufgebläht und überfrachtet empfunden.

6 Neues Kabinett der Republik Indonesien (2009 – 2014)

Position Name Ehemalige Position Hintergrund Koordinierende Minister Koordinierender Minister für Generalleutnant Ehemalige Stabschef der die Bereiche Recht, Politik der Luftwaffe a.D. indonesischen Streitkräfte (2004- Militär und Sicherheit Djoko Suyanto 2007) Koordinierender Ehemaliger Verkehrsminster (2004- Hatta Rajasa PAN Wirtschaftsminister 2007), Staatssekretär (2007-2009) Ehemaliger Sprecher des Koordinierender Minister für Agung Laksono indonesischen Parlaments (2004- Golkar soziale Wohlfahrt 2009) Vorsitzender des Generalleutnant Vorsitzender der Staatskanzlei (2004- Militär Präsidentschaftsamts a.D. Sudi Silalahi 2009) Fachminister Marty Indonesischer Botschafter bei den Au βenminister Experte Natalegawa Vereinten Nationen Gouverneur von West-Sumatra (2005- Innenminister Gamawan Fauzi Experte 2010) Purnomo Minister für Energie und Bergbau Verteidigungsminister Experte Yusgiantoro (2004-2009) Minister für Justiz und Abgeordneter des indonesischen Patrialis Akbar PAN Menschenrechte Parlaments und Dozentin Mari Elka Handelsministerin Handelsministerin (2004-2009) Experte Pangestu Mohamad Vorsitzender der indonesischen Industrieminister Sulaeman Golkar Industrie- und Handelskammer Hidayat Minister für Energie und Darwin Zahedy Wirtschaftsexperte der PD PD Bergbau Saleh Ehemalige Staatsministerin für Nationale Entwicklungsplanung (2004- Sri Mulyani Finanzministerin 2005), Finanzministerin (2005-2009), Experte Indrawati amtierende koordinierende Wirtschaftsministerin (2008-2009) Minister für Forstwirtschaft Wirtschaftsexperte der PAN PAN Abgeordneter des indonesischen Landwirtschaftsminister Suswono PKS Parlaments Leitung einer Abteilung im Endang Rahayu Gesundheitsministerin Gesundheitsministerium/ Forschung Experte Sedyaningsih und Entwicklung Minister für Bauwesen Djoko Kirmanto Minister für Bauwesen (2004-2009) Experte Salim Segaf Al Dozent an der Universität UIN Syarif Sozialminister PKS Jufri Hidayatullah Minister für Information und Bildungsminister Mohammad Nuh Experte Kommunikation (2004-2009) Staatsminister für Genossenschaften Minister für religiöse Suryadharma Ali und kleine und mittlere Unternehmen PPP Angelegenheiten (2004-2009)

7 Minister für Fischerei und Fadel Gouverneur von Gorontalo/Sulawesi Golkar maritime Angelegenheiten Muhammad (2006-2009) Minister für Fischerei und maritime Verkehrsminister Freddy Numberi PD Angelegenheiten (2004-2009) Ehemaliger stellvertretender Minister für Arbeit und Muhaimin Vorsitzender des indonesischen PKB Auswanderung Iskandar Parlaments (1999-2004) und (2004- 2009) Minister für Kultur und Minister für Kultur und Tourismus Jero Wacik PD Tourismus (2004-2009) Minister für Information und Tifatul Sembiring Vorsitzender der PKS (2004-2009) PKS Kommunikation Staatsminister Staatsminister für Abgeordneter des indonesischen Genossenschaften, kleine Syarif Hasan PD Parlaments und mittlere Unternehmen Stellvertretender Rektor der Gusti Muhammad Staatsminister für Umwelt Universität Lampung Mangkurat in Experte Hatta Banjarmasin/Kalimäntan Staatsminister für Suharna Mitbegrüder der wissenschaftlichen PKS Forschung und Technologie Surapranata Gesellschaft Miti Staatsminister für Evert Erenst Abgeordneter des indonesischen PD Verwaltungsreform Mangindaan Parlaments Staatsministerin für Linda Agum Vorsitzende des indonesischen Frauenfragen und Experte Gumelar Frauen Kongress Kinderschutz Staatsminister für periphere Helmy Faisal Abgeordneter des indonesischen PKB Regionen Zaini Parlaments Staatsminister für Jugend Andi Sprecher des Präsidenten PD und Sport Mallarangeng Staatsminister für staatliche Mustafa Leiter des indonesischen Buero für Experte Unternehmen Abubakar Logistik (BULOG) Staatsministerin für Nationale Armida Professorin an der Universität Experte Entwicklungsplanung Alisjahbana Padjadjaran (Bappenas) Staatsminister für Suharso Abgeordneter des indonesischen PPP Sozialwohnungsbau Monoarfa Parlaments Nicht-ministerielle Stellen Leiter der Stabsstelle des Kuntoro Leiter der Wiederaufbaubehörde in Experte Präsidenten Mangkusubroto Aceh Vorstandsvorsitzender der Kommisarischer Vorstand der Abteilung für die Gita Wirjawan nationalen Erdölgesellschaft Experte Koordinierung nationalen Pertamina Investitionen Generalleutnant Generalsekretär des Kabinettschef a.D. Syafrie Verteidigungsministeriums (2005- Militär Samsuddin 2009)

General a.D. Ehemaliger Chef der indonesischen Indonesische Leiter des Geheimdienstes Sutanto Nationalpolizei Nationalpolizei

8 HERAUSGEBER : C HRISTIAN J. H EGEMER , L EITER IBZ AUTOR : D R. U LRICH KLINGSHIRN REDAKTION : D R. U LRICH KLINGSHIRN LAZARETTSTR . 33 – 80636 M ÜNCHEN – TEL .: +49 (0)89 1258-369 – F AX : +49 (0)89 1258-359 E-M AIL : KLINGSHIRN @HSS .DE – H OMEPAGE : WWW .HSS .DE ERSTELLT AM : 28. O KTOBER 2009

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