Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in /Dosse

Quartierskonzept

Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse

Integrierte energetische Quartiersentwicklung Inhaltsverzeichnis „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse 1. Einführung ...... 4 1.1 Anlass der Konzepterarbeitung ...... 4 1.2 Kurzbeschreibung der Röbeler Vorstadt ...... 4 Im Auftrag der 1.3 Zielstellung für das integrierte Quartierskonzept ...... 5 GWV Gebäude- und Wohnungsverwaltung GmbH Markt 9 2. Ausgangsanalyse ...... 9 16909 Wittstock/Dosse 2.1 Einordnung des Quartiers in die Stadtentwicklungspolitik ...... 9 2.2 Städtebauliche Rahmenbedingungen ...... 12 2.2.1 Bauliche Strukturen ...... 12 Oktober 2013 2.2.2 Wohnungsangebot und -nachfrage...... 12

2.2.3 Soziale und demografische Struktur ...... 17

2.2.4 Wohnumfeld und öffentlicher Raum ...... 19

Erstellt von 2.2.5 Verkehr ...... 21 B.B.S.M. Brandenburgische Beratungsgesellschaft 2.2.6 Infrastruktureinrichtungen ...... 23 für Stadterneuerung und Modernisierung mbH 2.2.7 Technische Infrastruktur ...... 25 Behlertstraße 3a, Haus G, 14467 Potsdam 2.3 Wärmeenergieerzeugung und -verteilung ...... 25 2.4 Bewertung der Gebäudestruktur und Ermittlung des tetra ingenieure GmbH Sanierungspotentials ...... 28 Rosa-Luxemburg-Straße 30, 16816 Neuruppin 2.4.1 Analyse des energetischen Zustands des Architekturbüro Abel Gebäudebestands und Ermittlung des Sanierungspotentials .. 31 Röbeler Straße 1B, 16909 Wittstock/Dosse 2.4.2 Analyse der Energieverbräuche nach Gebäudetypen ... 41 2.5 Gesamtenergiebilanz – Ausgangszustand ...... 44 2.5.1 Wärme ...... 44

2.5.2 Elektroenergie ...... 44

2.5.3 Verkehr ...... 45

2.5.4 CO 2-Bilanz ...... 45

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3. SWOT-Analyse zum Quartier Röbeler Vorstadt ...... 47 6.2.3 Handlungsfeld C: Öffentlicher Raum, Wohnumfeld, 3.1 Energetische/technische Betrachtungsweise ...... 47 Mobilität und Verkehr ...... 114 3.2 Städtebauliche Betrachtungsweise ...... 48 6.2.4 Handlungsfeld D: Gestaltung des Generationswechsels 4. Integrierte Leitbilder und Strategien ...... 49 und sozialer Zusammenhalt...... 118 4.1 Ableitung von Handlungsbedarfen und Potenzialen ...... 49 6.2.5 Handlungsfeld E: Öffentlichkeitsarbeit ...... 119 4.2 Leitbilder und Strategien für die Quartiersentwicklung ...... 50 6.3 Kosten- und Finanzierungsplan unter Einbeziehung von 4.3 Mögliche Umsetzungshemmnisse und deren Überwindung in Fördermöglichkeiten ...... 124 Zusammenarbeit mit den wesentlichen Akteuren ...... 52 6.3.1 Kosten- und Finanzierungsplanung zur energetischen Ertüchtigung der Gebäude im Quartier ...... 124 5. Konzept für die energetische Stadtsanierung ...... 54 6.3.2 Kosten- und Finanzierungsplan: Wärmeversorgung und 5.1. Sanierung des Gebäudebestandes, energetische und Wohnwert Einbindung von regenerativen Energien ...... 139 verbessernde Maßnahmen ...... 54 6.3.3 Kosten- und Finanzierungsplan: Umgestaltung der 5.2. Wärmeerzeugung und -verteilung in der Röbeler Vorstadt ..... 70 privaten Freiflächen, öffentlicher Raum und stadttechnische 5.3. Straßenbeleuchtung ...... 87 Netze ...... 141 5.4. Aufwertung privater Freiflächen und öffentlicher Räume ...... 89 6.4 Fazit ...... 143 5.5 Gesamtenergiebilanz – zukünftig (Energie und CO2) ...... 96 5.6 Energieverbrauchsprognose ...... 97 7. Schlussfolgerungen und Empfehlungen ...... 144 7.1 Ausgangspunkt und Ziele des Konzeptes ...... 144 6. Integriertes Handlungs- und Umsetzungskonzept ...... 98 7.2 Entwicklungsperspektiven des Quartiers ...... 144 6.1 Integrierter Umsetzungsansatz ...... 98 7.3 Entwicklungsperspektiven für die Wärmeversorgung ...... 145 6.2 Maßnahmenkatalog mit Berücksichtigung von 7.4 Gesamtenergiebilanz des Quartiers / CO 2-Emissionen ...... 146 Synergieeffekten, Wirkungsanalysen und Bewertung ...... 99 7.5 Umsetzungsschritte ...... 146 6.2.1 Handlungsfeld A: Steigerung der Energieeffizienz von Wohngebäuden im Quartier ...... 101 6.2.2 Handlungsfeld B: Wärmeversorgung und die Einbindung von regenerativen Energien ...... 109

3 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Einführung

1. Einführung Im Sinne eines integrierten Handlungsansatzes sollen die energeti- schen Maßnahmen mit nachfrageorientierten Modernisierungen der

Wohnungsbestände und einer Aufwertung des Wohnumfelds ver- 1.1 Anlass der Konzepterarbeitung bunden werden. Das Konzept dient damit auch als teilräumliche Planung zur Konkretisierung der Stadtumbaustrategie. Die Röbeler Vorstadt ist eines der stabilsten Wohnquartiere in Wittstock/Dosse. Das Quartier erfreut sich bei den Mietern großer Das integrierte energetische Quartierskonzept orientiert auf einen Beliebtheit, hat nahezu keinen Leerstand und wird in seiner städte- stufenweisen Umsetzungsprozess bis etwa 2020/2025. baulichen und sozialen Struktur als zukunftsfähiger Wohnstandort Die Erstellung des Konzeptes wird durch die KfW im Rahmen des beurteilt. Trotzdem besteht in den kommenden Jahren Handlungs- Programms „Energetische Stadtsanierung“ (KfW-Programm Nr. bedarf, um das Quartier sowohl energetisch als auch im Hinblick auf 432) finanziell unterstützt. den Wohnwert aufzuwerten und an veränderte Rahmenbedingun- gen anzupassen. Konkreter Anlass für die Konzepterstellung ist das Auslaufen der 1.2 Kurzbeschreibung der Röbeler Vorstadt Wärmelieferverträge mit dem bisherigen Versorgungsunternehmen Die etwa 800 Meter nordöstlich der Wittstocker Altstadt gelegene zum 31.08.2013. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Röbeler Vorstadt entstand in den 1940er Jahren als Offizierssied- bisherigen Wärmeversorger wird – aufgrund der damit verbundenen lung mit zweigeschossigen Häusern für den nahe gelegenen Flug- hohen Kosten – sowohl von Seiten der Stadt Wittstock als auch der platz Alt-Daber und wurde zu DDR-Zeiten am Rand des Quartiers GWV, der nahezu der gesamte Wohnungsbestand in der Röbeler mit mehreren viergeschossigen Wohnblöcken ergänzt. Insgesamt Vorstadt gehört, abgelehnt. Damit besteht die Notwendigkeit bis handelt es sich um ein städtebaulich homogenes Quartier mit etwa Ende August 2013 eine tragfähige Lösung für die Wärmeversor- 570 Wohneinheiten in 40 Gebäuden. gung des Quartiers zu finden. Die Gebäude wurden nach 1990 in unterschiedlichem Maße teilsa- Im Rahmen des integrierten Konzeptes werden Lösungen erarbei- niert, jedoch besteht weiterer Handlungsbedarf im Hinblick auf tet, wie eine nachhaltige Wärmeversorgung der Röbeler Vorstadt energetische Maßnahmen, eine nachfragegerechte Anpassung des technisch, wirtschaftlich und organisatorisch realisiert werden kann. Wohnungsbestandes sowie die Aufwertung des Wohnumfeldes und Ziel ist eine selbstbestimmte Organisation der Wärmeversorgung der öffentlichen Straßenräume. als Bestandteil der Daseinsvorsorge auf kommunaler Ebene. Ange- Die Wohnungsbestände befinden sich – mit Ausnahme eines strebt wird nicht nur eine ökologisch verträgliche Lösung sondern Wohnblocks aus den 1970er Jahren an der Friedrich-Ludwig-Jahn- ebenso eine für die Verbraucher vor Ort günstige und sozial gerech- Straße – im Eigentum der GWV. Aufgrund seiner Lage, seiner städ- te Preisgestaltung. tebaulichen Qualität und der sozialen Stabilität stellt die Röbeler

4 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Einführung

Vorstadt für die GWV einen wichtigen Kernbestand des Unterneh- Nördlich der Röbeler Vorstadt entstand 2008/2009 auf dem Gelän- mens dar, der langfristig nachhaltig zu entwickeln ist. Die GWV hat de des ehemaligen Freibades ein über das EFRE-Programm geför- daher in den letzten Jahren begonnen, durch den Umbau und die derter Sport-, Spiel- und Freizeitbereich mit Skateranlage. umfassende Sanierung von zwei Wohnblöcken am nördlichen Quar- tiersrand (Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße) sowie hochwertige Gestal- tungen des angrenzenden Wohnumfeldes einen Aufwertungspro- 1.3 Zielstellung für das integrierte Quartierskonzept zess im Quartier einzuleiten. Ziel des integrierten Quartierskonzeptes ist eine ganzheitliche Be- trachtung der künftigen Entwicklung des Wohnquartiers. Die Röbe- ler Vorstadt ist ein Wohngebiet im Wandel. Angesichts der Alters- struktur der Bevölkerung wird in dem Gebiet in den nächsten Jahren ein Generationswechsel zu bewältigen sein. Die damit verbundenen Herausforderungen im Hinblick auf eine weitere städtebauliche Aufwertung und eine Anpassung des Wohnungsbestands an eine veränderte Nachfrage werden im Rahmen des Konzeptes genauer Abb. 1: Bebauung aus den 1940er Jah- Abb. 2: Bestände der Offizierssiedlung untersucht. ren an der Röbeler Straße aus den 1940er Jahren Weiterhin wird modellhaft untersucht, wie die von den Akteuren vor Ort angestrebte Übernahme der Wärmeversorgung technisch, wirt- schaftlich und organisatorisch realisiert werden kann. Grundgedan- ke des Vorhabens ist es, den Anlagenbestand und seinen Betrieb wieder in eigene Verantwortung zu übernehmen. Ziel ist eine selbstbestimmte Organisation der Wärmeversorgung als Bestandteil der Daseinsvorsorge auf kommunaler Ebene. Hierfür soll die Ver- antwortlichkeit zukünftig direkt bei der GWV liegen. Abb. 3: Sanierte Gebäude und aufgewer- Abb. 4: Bebauung aus den 1970er Nachhaltigkeit als übergeordnetes Ziel bei diesem Projekt bedeutet tetes Wohnumfeld an der Friedrich- Jahren an der Friedrich-Ludwig-Jahn- Ludwig-Jahn-Straße Straße – unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung in der Region – eine möglichst regionale Wertschöpfung sowie eine für die

Verbraucher vor Ort günstige Preisgestaltung sowie eine hohe Preisstabilität zu erreichen. Zudem kommt dem Einsatz regenerati- ver und nachhaltiger Energien und einer langfristigen Variabilität der

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Energieträger und der CO 2-Minderung eine hohe Bedeutung zu. tur, insbesondere der Offizierssiedlungen, und den Anforderungen Damit wird ein Beitrag zum kommunalen Klimaschutz geleistet. der Mieter an den Wohnstandort und die künftige Mietenentwick- lung. Das integrierte Konzept verbindet somit, die Neugestaltung der Wärmeversorgung der „Röbeler Vorstadt“ mit einer umfassenden Aufwertung als lebenswertes und zukunftsfähiges Wohnquartier in Auf der Ebene des Quartiers geht es um folgende Aspekte: Wittstock. Dazu sollen energetische und wohnwertverbessernde Maßnahmen im Quartier gemeinsam betrachtet werden. - Handlungsbedarf bei der Aufwertung des Wohnumfeldes und im öffentlichen Straßenraum (Leitbild „Parkstadt Röbeler Für die Erarbeitung des integrierten Quartierskonzeptes wurde eine Vorstadt – Wohnstandort für Generationen“), Vorgehensweise gewählt, die auf drei Ebenen ansetzt und diese in den unterschiedlichen Arbeitsphasen miteinander verbindet: - Stadträumliche Verknüpfung des Quartiers mit dem Natur- raum der Dosse-Niederung (zukünftiger Fuß- und Radweg - dem Quartier mit seinen öffentlichen und halböffentlichen zur Altstadt) Räumen sowie Netzen, - Erneuerung der Straßenbeleuchtung (LED-Technologie), - dem Gebäude, - Anpassung der technischen Infrastruktur an zukünftige Be- - dem technischen System der Wärmeversorgung und Ener- darfe. gieerzeugung.

Auf allen drei Ebenen wurden jeweils die Investitionserfordernisse und wirtschaftlichen Folgen für die GWV und die Stadt sowie die Auf der Ebene des Gebäudes werden im Rahmen des Konzeptes Auswirkungen der Maßnahmen auf die Mietenentwicklung berück- folgende Aspekte berücksichtigt: sichtigt. Alle Vorschläge für die künftige Quartiersentwicklung wer- - Maßnahmen zur energetischen Sanierung der Wohngebäu- den vor dem Hintergrund der künftigen demographischen Entwick- de (bspw. Wärmedämmmaßnahmen, Erneuerung der Wär- lung in Wittstock entwickelt. meverteilung). Die Nachhaltigkeit der energetischen Sanierung der Röbeler Vor- - Maßnahmen zur nachfrageorientierten Modernisierung der stadt kann somit nicht allein aus einer maximalen Verbesserung der Wohnungsbestände (bspw. Erhöhung des Anteils barriere- Energiebilanz abgeleitet werden. Dementsprechend ist die Erarbei- freier Wohnungen). tung des energetischen Quartierskonzepts gekennzeichnet durch einen permanenten Abwägungsprozess zwischen der Wirtschaft- lichkeit von Investitionen, den Zielsetzungen der energetischen Er- tüchtigung von Gebäuden und Quartier, der besonderen Baustruk-

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In Bezug auf das System der Wärmeversorgung und Energieerzeu- gung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

- künftige Sicherstellung der Wärmeversorgung des Quartiers, - nachhaltige Lösungen für die Wärme- und Energieerzeu- gung, bei der künftig unterschiedliche Energieträger flexibel eingesetzt werden können und/oder eine Kombination mit Solaranlagen und/oder Kraft-Wärme-Kälte-Lösungen mög- lich ist,

- Prüfung der Möglichkeiten zur Einbindung innovativer, neuer Lösungen der Energieerzeugung und -speicherung (Wärme- pumpen, saisonale Wärmespeicher).

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Abb. 5: Methodisches Vorgehen bei der Erarbeitung des Integrierten Quartierskonzeptes

8 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2. Ausgangsanalyse Mietwohnquartier für unterschiedliche Nachfragergruppen weiter- entwickelt werden.

Demgegenüber ist die benachbart zur Röbeler Vorstadt gelegene 2.1 Einordnung des Quartiers in die Stadtentwicklungs- Waldrandsiedlung ein Plattenbaugebiet im Umbruch. Ein weiterer politik punktueller Abriss von Wohnungen wird in den nächsten Jahren un- Angesichts der zu erwartenden weiteren demographischen Entwick- vermeidbar sein. Das Gebiet bietet zumeist einfache Mietwohnun- lung der Stadt Wittstock ist es wichtig, die Quartiersentwicklung in gen im unteren bis mittleren Preissegment. der Röbeler Vorstadt im gesamtstädtischen Zusammenhang zu se- Das südlich der Altstadt gelegene zweite Plattenbaugebiet „Bohne- hen und Zielsetzungen sowie Maßnahmenvorschläge für das Quar- kamp“ bildet den Schwerpunkt künftiger Rückbauaktivitäten im tier in den Kontext des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Rahmen des Stadtumbaus. Das Gebiet gilt als einfache Wohnlage sowie der kommunalen Stadtumbaustrategie zu stellen. mit einem preiswerten Mietwohnungsangebot aber einer begrenzten Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2007 (IN- Perspektive als Wohnstandort. SEK 2007) wird die Röbeler Vorstadt als langfristig gesicherter Weiterhin gibt es westlich der Röbeler Vorstadt die so genannte Ro- Stadtbereich eingeordnet. te Mühle Siedlung, ein randstädtisches Wohngebiet des sozialen In dem vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) Wohnungsbaus der Nachwendezeit, mit derzeit weitgehend unkla- sowie auch in der aktuell erfolgenden Fortschreibung des INSEK rer Entwicklungsperspektive. werden folgende Entwicklungsperspektiven und Wechselwirkungen Die Darstellung macht deutlich, dass die Röbeler Vorstadt nach der zwischen den wichtigsten Wohngebieten der Stadt beschrieben: historischen Altstadt die höchste Priorität für die Stadtentwicklung Die historische Altstadt bildet den urbanen Kern in dem sich sowohl als Wohnstandort hat. Dementsprechend sieht die aus dem Inte- der Einzelhandel als auch wichtige öffentliche Einrichtungen kon- grierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) abgeleitete aktuelle zentrieren. Dies ist der Standort für höherwertige v.a. auch eigen- Stadtumbaustrategie aus dem Jahr 2009 eine Konsolidierung bzw. tumsorientierte Wohnangebote. Die GWV als kommunales Woh- weitere Aufwertung der Röbeler Vorstadt vor. Deutlich wird darin, nungsunternehmen engagiert sich seit mehreren Jahren sehr inten- dass die Röbeler Vorstadt aufgrund der vorhandenen städtebauli- siv in der Sanierung von Gebäuden in der Altstadt. Eine Aufgabe, chen Qualität über ein großes Potenzial als zukunftsfähiges Quar- die parallel zur Aufwertung der Röbeler Vorstadt in den kommenden tier mit einem attraktiven Angebot an Mietwohnungen verfügt. Die Jahren fortgeführt werden soll. Attraktivität der Bestände soll durch eine Konzentration von Aufwer- tungsmaßnahmen weiter erhöht werden. Dies betrifft sowohl die Die Röbeler Vorstadt ist nach der historischen Altstadt der zweite Gebäudesanierung als auch die Neugestaltung des öffentlichen wichtige Wohnstandort der Stadt und soll als langfristig attraktives Raums und des Wohnumfeldes. Ein Rückbau von Wohngebäuden

9 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse soll nur in Einzelfällen bei städtebaulich unpassend eingefügten Ob- dem randstädtischen Gebiet auf kurzen Wegen tägliche Erledigun- jekten am Siedlungsrand erfolgen. gen machen, ohne dabei auf das Auto angewiesen zu sein. Es wür- de sich nicht nur der Zugang der Bewohner zu den Einzelhandels- Die Festlegung von Teilen der Röbeler Vorstadt als Bestandteil der angeboten verbessern, sondern auch zu Einrichtungen der sozialen Förderkulisse Stadtumbau Ost sowie als „Konsolidierungsgebiet im und kulturellen Infrastruktur. Aus diesem Grund wird bereits im IN- Sinne der Wohnraumförderung“ erfolgte in Abstimmung mit dem SEK aus dem Jahr 2007 im Zusammenhang mit der Renaturierung Land. In den entsprechenden Gebietskulissen können damit För- des Wasserlaufs ein Fuß- und Radweg ausgehend von den Grün- dermittel aus der Städtebau- und aus der Wohnraumförderung des anlagen am Dosse-Teich in nördlicher Richtung entlang der Dosse Landes eingesetzt werden. Die damit einhergehende mögliche För- mit Zugängen zur Röbeler Vorstadt vorgeschlagen. derung von Instandsetzung und Modernisierung sowie generations- gerechter Anpassungen von Mietwohnungen und des An- und Ein- Die Aussagen und Ergebnisse des integrierten Quartierskonzeptes baus von Aufzügen sichert eine nachhaltige Bewirtschaftung und Röbeler Vorstadt werden eingebunden in den 2013 begonnenen Entwicklung des langfristig zu erhaltenden Wohnungsbestandes im Prozess der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskon- Quartier. Allerdings sind bisher nur Teilbereiche des Quartiers als zeptes. Konsolidierungsgebiet Wohnen ausgewiesen. Insbesondere die für eine Ausstattung mit Aufzügen möglicherweise interessanten vier- geschossigen Bestände an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße sind bisher noch aus der Förderkulisse ausgenommen. Soll eine Aufwer- tung des Quartiers insgesamt erreicht werden, muss auf der Grund- lage dieses integrierten Quartierskonzeptes und der darin veranker- ten Ziele und Maßnahmen über eine Erweiterung der Gebietskulis- sen diskutiert und gegenüber dem Land vertreten werden. Das INSEK empfiehlt darüber hinaus den Neubau von Gehwegen in den Abschnitten, in denen diese bisher fehlen, als Einzelvorhaben im Teilprogramm Aufwertung. Zudem soll die Wohnqualität durch die Schaffung eines Rad- und Fußwegs entlang der Dosse von der Röbeler Vorstadt zur histori- schen Altstadt weiter erhöht werden. Dadurch würde sich die Er- reichbarkeit des historischen Stadtkerns und der dort konzentrierten urbanen Infrastruktur verbessern. So könnten die Bewohner aus

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Abb. 6: Übersichtskarte Wittstock/Dosse Gebietskulissen

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2.2 Städtebauliche Rahmenbedingungen wohner der Röbeler Vorstadt nur an zwei Querrungen nördlich und südlich des Gebietes erlebbar machen.

2.2.1 Bauliche Strukturen 2.2.2 Wohnungsangebot und -nachfrage Insgesamt gibt es in der Röbeler Vorstadt 40 Mehrfamilienhäuser in Zeilenbauweise, die in mehreren Bauphasen errichtet wurden. Insgesamt gibt es in der Röbeler Vorstadt heute 570 Wohneinheiten (WE). Das Wohnungsangebot der GWV in der Röbeler Vorstadt ist Die ursprüngliche Siedlung entstand in den 1940er Jahren als Offi- in den vergangenen Jahren punktuell durch Abriss eines Gebäudes zierssiedlung mit 21 zweigeschossigen Häusern mit maximal zwei sowie Teilrückbau und Stilllegung von Dachgeschossen reduziert Aufgängen pro Haus für den ca. 3 km entfernten, ehemaligen, mili- worden. Insgesamt sind seit 2008 56 WE vom Markt genommen tärisch genutzten Flugplatz Alt-Daber. worden. Das Gebiet gilt als konsolidiert. Von 1954 bis 1974 entstanden an den Rändern der Röbeler Vor- Mit Hilfe von einzelnen Objektsanierungen, bei denen beispielswei- stadt drei- bis viergeschossige Geschoßwohnungsbauten, davon se eine Kernsanierung mit Grundrissänderungen erfolgte und eine die dreigeschossigen in Mauerwerks- und die viergeschossigen in moderne Ausstattung ein- sowie Balkone angebaut wurden, konnte Plattenbauweise. in den vergangenen Jahren die Attraktivität der Siedlung weiter ge- Das städtebaulich homogene Quartier zeichnet sich durch eine steigert werden. Angesichts der im Wesentlichen älteren Bevölke- niedrige Bebauungsdichte beziehungsweise eine lockere Anord- rung im Gebiet besteht allerdings erheblicher Handlungsbedarf zur nung der Wohnungsbauten und einen hohen Freiflächenanteil aus. barrierefreien oder barrierearmen Gestaltung von Wohnungen und Wohnumfeld. Nach Norden wird das Gebiet durch einen Waldstreifen sowie einen dahinter liegenden Sportplatz begrenzt. Im Osten grenzt die Röbe- ler Vorstadt an die plattenbaugeprägte Waldrandsiedlung sowie ei- Durchgeführte Maßnahmen 1993 – 2010 nen sanierungsbedürftigen Einzelhandelskomplex auf Höhe der Jahr Maßnahme Einmündung Karl-Liebknecht-Straße. Beide Wohngebiete sind 1993 - 1999 Energetische Teilsanierung: durch einen baumbewachsenen Grünstreifen und die Röbeler Stra- - alle Gebäude bis auf Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43-51 1995 Haustechnik (Einbau von Erdgaskesseln): ße voneinander getrennt. Im Süden schließt sich an die Röbeler - Clara-Zetkin-Str. 1/3, 2/4, 17 u. 18 Vorstadt eine Gemengelage aus Einfamilienhäusern, einem sanie- - Franz-Mehring-Str. 1, 2, u. 3 rungsbedürftigen Infrastrukturstandort (Jugendklub, GAB, Grund- - Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 3/5, 4, 6/8, 7/9 u. 10 schule) und einem Gewerbebetrieb an. Nach Westen wird das Ge- - Karl-Liebknecht-Str. 1/2, 3/4, 5, 6/7, 8/9, 10/11 u. 12/13 biet durch Kleingärten sowie im Nordwesten ein ungestalteten Ga- - Röbeler Str. 68 u. 70 ragenkomplex begrenzt, die die dahinterliegende Dosse für die Be-

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2008 Energetische Teilsanierung: Die Nettokaltmiete liegt in der Röbeler Vorstadt zwischen 4,00 Eu- - Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43-51 ro/m² und 4,80 Euro/m². 2008/2009 Anbau von Balkonen: - Clara-Zetkin-Str. 17 u. 18 Bisher lag für ALG II-Empfänger im Landkreis Ostprignitz-Ruppin - Franz-Mehring-Str. 1, 2 u. 3 entsprechend den „Richtlinien zur Gewährung von Leistungen für - Röbeler Str. 70 Unterkunft und Heizung nach § 22 Zweites Buch Sozialgesetzbuch 2010 Dachdämmung: (SGB II)“ vom 01.01.2006 die angemessene Kaltmiete in Stadtge- - Karl-Liebknecht-Str. bieten pauschal bei maximal 4,20 Euro/m². Dieser Wert soll in einer

Fortschreibung der Richtlinie für kleine Wohnungen auf 4,27 Eu- Die Röbeler Vorstadt weist einen relativ hohen Differenzierungsgrad ro/m² und für große Wohnungen auf 4,07 Euro/m² angepasst wer- beim Angebot der Wohnungsgrößen auf. Über die Hälfte der Woh- den. Die neuen Werte geben den finanziellen Rahmen für wohn- nungen sind 3-Raumwohnungen mit einer Wohnfläche von rund 55 werterhöhende Maßnahmen innerhalb des Wohnungsbestandes bis 79 m². Rund 40 % der Wohnungen sind 2-Raumwohnungen mit der GWV in der Röbeler Vorstadt vor. einer Wohnfläche von ca. 47 bis 61 m². Der Rest teilt sich in etwa gleich großen Teilen auf 1- und 4-Raumwohnungen mit einer Wohn- Vor dem Hintergrund künftig voraussichtlich zunehmender Anteile fläche von rund 26 bis 37 m² bzw. 77 bis 103 m² auf. Wohnungen von Mietern die auf Leistungen des Landkreises für Unterkunft und mit fünf oder mehr Räumen sind nicht vorhanden. Heizung angewiesen sind, besteht in der Röbeler Vorstadt derzeit nur ein sehr geringer Spielraum für Mieterhöhungen in Folge von Der Wohnungsleerstand im Gebiet ist seit 2007 rückläufig. Von den gebäudebezogenen Aufwertungsmaßnahmen. Dies muss bei der 570 Wohnungen standen Ende 2011 12 Wohnungen oder 2,1 % Konzeption energetischer Maßnahmen berücksichtigt werden. leer, davon entfielen 10 Wohnungen auf den Bestand der GWV und 2 Wohnungen auf den Bestand der WBG. Die Röbeler Vorstadt hat damit eine sehr geringe Leerstandsquote (zum Vergleich: Gesamt- stadt lt. Zensus 2011: 7,8 %). Das Wohngebiet Röbeler Vorstadt stellt sich insgesamt als ausge- sprochen stabiles Wohnquartier dar, in dem mittel- und auch lang- fristig kein weiterer Rückbaubedarf gesehen wird. Einzige Ausnah- me bildet der zu prüfende (Teil-)Rückbau des städtebaulich unzu- reichend eingefügten viergeschossigen Wohnblocks an der Röbeler Straße 72-78.

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Abb. 7: Lageplan

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Entwicklung des Wohnungsbestands und -leerstands in der Röbeler Vorstadt 2007 bis 2011 Bestand 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 31.12.2010 31.12.2011 Entwi cklung 2007 -2011 GWV/WBG Röbeler Vor- Anzahl WE 586 WE 570 WE 570 WE 570 WE 570 WE -16 WE -2,73 % stadt davon leer 36 WE 29 WE 21 WE 21 WE 12 WE -24 WE -66,66 %

Wohnungsbestände, Leerstand und Haushaltsgrößen in der Röbeler Vorstadt (Stand 31.12.2011) Bestand GWV Bestand WBG Bestand privat Bestand gesamt Haus - Ein - Ø HH - WE leer in % WE leer in % WE leer in % WE leer in % halte wohner Größe Röbeler 543 10 1,84 % 27 2 7,41 % 5 0 0,00 % 570 12 2,11 % 558 902 1.62 Vorstadt

Gebäudebestand in der Röbeler Vorstadt (Stand 31.12.2011) Adresse Eigentümer Anzahl WE Wohnfläche in m² Anzahl WE leer Leerstand in % Baujahr Sanierungsstand/ Bemerkungen Röbeler Str. 68 GWV 3 224,33 1 33,33 % 1940 teilsaniert Röbeler Str. 70 GWV 4 269,00 0 0,00 % 1940 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 3-5 GWV 9 534,03 0 0,00 % 1940 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 4 GWV 5 316,34 0 0,00 % 1940 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 6-8 GWV 5 469,55 0 0,00 % 1940 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 7-9 GWV 9 443,68 0 0,00 % 1940 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 10 GWV 5 310,80 0 0,00 % 1940 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 1-3 GWV 7 453,83 0 0,00 % 1940 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 2-4 GWV 9 455,90 0 0,00 % 1940 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 17 GWV 5 335,21 0 0,00 % 1940 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 18 GWV 5 327,84 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 1-2 GWV 8 447,93 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 3-4 GWV 9 508,72 1 11,11 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 5 GWV 5 303,53 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 6-7 GWV 9 502,81 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 8-9 GWV 9 528,74 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 10-11 GWV 7 468,85 0 0,00 % 1940 teilsaniert K.-Liebknecht-Str. 12-13 GWV 8 481,89 0 0,00 % 1940 teilsaniert Franz-Mehring-Str. 1 GWV 5 397,54 0 0,00 % 1940 teilsaniert Franz-Mehring-Str. 2 GWV 4 447,18 0 0,00 % 1940 teilsaniert

15 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Adresse Eigentümer Anzahl WE Wohnfläche in m² Anzahl WE leer Leerstand in % Baujahr Sanierungsstand/ Bemerkungen Franz-Mehring-Str. 3 GWV 4 328,83 0 0,00 % 1940 teilsaniert Röbeler Str. 56-60 GWV 27 1.286,55 0 0,00 % 1962 teilsaniert Röbeler Str. 62-66 GWV 27 1.296,81 0 0,00 % 1960 teilsaniert Röbeler Str. 72-78 GWV 32 1.733,28 2 6,25 % 1974 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 11-15 GWV 18 1.024,18 1 5,55 % 1965 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 17-21 GWV 18 1.028,10 0 0,00 % 1965 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 22-28 GWV 32 1.697,28 0 0,00 % 1969 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 23-31 GWV 40 2.307,60 3 7,50 % 1970 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 30-36 GWV 32 1.697,28 2 6,25 % 1970 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 38-44 GWV 32 1.697,28 0 0,00 % 1971 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 43-51 GWV 24 1.340,00 0 0,00 % 1974 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 46-52 GWV 32 1.638,88 0 0,00 % 1972 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 54-60 GWV 32 1.638,88 0 0,00 % 1974 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 5-7 GWV 7 419,94 0 0,00 % 1958 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 6-8 GWV 12 594,42 0 0,00 % 1954 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 9-11 GWV 10 579,40 0 0,00 % 1959 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 10-12 GWV 10 494,31 0 0,00 % 1954 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 13-15 GWV 12 576,78 0 0,00 % 1960 teilsaniert Clara-Zetkin-Str. 14-16 GWV 12 545,61 0 0,00 % 1960 teilsaniert F.-L.-Jahn-Str. 14-20 WBG 27 1.564,91 2 7,41 % 1967 teilsaniert 570 31.718,02 12 2,11 %

16 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.2.3 Soziale und demografische Struktur baugebieten der Stadt Wittstock/Dosse (insb. Bohnekampsiedlung) weiter erhöhen wird. Problematisch ist dabei, dass nach derzeitiger Ende 2011 lebten 902 Einwohner in der Röbeler Vorstadt. Seit 2007 Rechtslage für die Berechnung der Wohnkosten von ALG II- ist ein Rückgang um 45 Einwohner oder 4,8 % bei einem gleichzei- Empfängern nicht die Bruttowarm- sondern die Nettokaltmiete her- tigen Rückgang des Wohnungsleerstandes um 16 WE zu verzeich- angezogen wird. Der Spielraum für Mieterhöhungen bei wohnwert- nen. erhöhenden Maßnahmen ist damit sehr begrenzt, selbst wenn pa- Im Hinblick auf die Altersstruktur war in den vergangenen Jahren in rallel dazu die Nebenkosten für die Mieter sinken. Rund 30 % der allen Stadtumbaugebieten der Stadt Wittstock eine deutliche Alte- Bewohner befinden sich im Rentenalter. rung erkennbar. Die Bevölkerung im Bereich der Röbeler Vorstadt Die Wohnzufriedenheit der Bewohner ist hoch und das Quartier ist im Durchschnitt allerdings deutlich älter als die der Gesamtstadt. weist eine hohe Mieterbindung auf. Davon zeugen unter anderem So waren von den 902 Einwohnern der Röbeler Vorstadt Ende 2011 langfristige Mietverhältnisses von teilweise mehr als 20 Jahren. Die beispielsweise 279 Einwohner (30,9 %) älter als 64 Jahre. Demge- alteingesessenen Mieter haben oft das Rentenalter erreicht und genüber betrug dieser Anteil in der Gesamtstadt nur 21,9 %. Der neigen im Vergleich zu den jüngeren Bewohnern aufgrund des er- Anteil der Kinder unter 16 Jahren lag in der Röbeler Vorstadt Ende reichten Lebensabschnittes weniger zum Aus- und Fortzug. So sind 2011 mit 77 Kindern nur bei 8,5 %. In der Gesamtstadt lag der An- sie beispielsweise bei ihrer Wohnstandortwahl weniger von der Si- teil der unter 16-Jährigen bei 11,4 %. tuation auf dem Arbeitsmarkt abhängig wie die jungen Bewohner Die Zahlen machen deutlich, dass in der Röbeler Vorstadt in den und Familien, die bei Jobwechsel oder -verlust eher fortziehen. kommenden Jahren ein Generationswechsel ansteht und neue Be- Es kann eingeschätzt werden, dass die Röbeler Vorstadt nach der wohner für das Quartier gewonnen werden müssen. Innenstadt zu den bevorzugten Wohngebieten innerhalb der Kern- Die durchschnittliche Haushaltsgröße betrug Ende 2011 bei 902 stadt zählt. Allerdings bietet das Quartier bisher kaum Angebote für Einwohnern und 558 Haushalten 1,62 Personen je Haushalt. seine älter werdende Bevölkerung. Besonders fehlen Angebote für ein altengerechtes Wohnen sowie sonstige Alltagshilfen für die älte- re Bewohnerschaft (insb. Barrierefreiheit). Die Röbeler Vorstadt ge- Sozialstruktur, Wohnzufriedenheit, Image nießt bei den Bewohnern der Stadt Wittstock ein gutes Image als Hinsichtlich der Sozialstruktur ist der Anteil der ALG II-Empfänger Wohnstandort. Die Röbeler Vorstadt gilt als ruhig, sauber und si- im Quartier im Vergleich zu anderen Wittstocker Wohngebieten bis- cher. Die Bebauungsstruktur zeichnet sich mit zwei bis vier Ge- her mit ca. 11 % (Stand November 2012) eher gering. In der Boh- schoßen im Vergleich zu Großsiedlungen in Plattenbauweise durch nekampsiedlung liegt der Anteil bei 57,8 % sowie in der Waldring- ein angenehmes Maß aus. Als Vorteile der Siedlung werden u. a. siedlung bei 51,4 %. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich der der hohe Grünanteil sowie die Nähe zum Wittstocker Umland und Anteil der ALG II-Empfänger langfristig durch Zuzug aus den Rück- dem Erholungsgebiet Wittstocker Heide empfunden.

17 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Röbeler Vorstadt 2007 bis 2011 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 31.12.2010 31.12.2011 2007 - 2011 Röbeler Vorstadt 947 914 929 908 902 -45 EW -4,75 % Wittstock 15.869 15.630 15.387 15.204 15.000 -869 EW -5,48 % gesamt

Entwicklung der Altersstruktur in der Röbeler Vorstadt 2007 und 2011 2007 0–5 Jahre 6-15 Jahre 16 -24 Jahre 25 -44 Jahre 45 -64 Jahre 65 -74 Jahre 75+ Jahre Röbeler k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. Vorstadt Wittstock 654 4,12 % 1.085 6,84 % 1.908 12,02 % 3.864 24,34 % 4.968 31,30 % 2.089 13,16 % 1.301 8,20 % gesamt

2011 0-5 Jahre 6-15 Jahre 16 -24 Jahre 25 -44 Jahre 45 -64 Jahre 65 -74 Jahre 75+ Jahre Röbeler 36 3,99 % 41 4,55 % 56 6,21 % 178 19,73 % 312 34,59 % 156 17,29 % 123 13,64 % Vorstadt Wittstock 609 4,06 % 1.100 7,33 % 1.231 8,21 % 3.315 22,10 % 5.465 36,45 % 1.689 11,26 % 1.591 10,60 % gesamt

18 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.2.4 Wohnumfeld und öffentlicher Raum oder gestaltete Aufenthaltsbereiche für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen sind kaum vorhanden. Wohnumfeld Die GWV hat in den letzten Jahren damit begonnen das Wohnum- feld der Röbeler Vorstadt, darunter Grünflächen sowie Spiel- und Trockenplätze, neu zu gestalten. Im Zusammenhang mit der Sanie- rung der Wohngebäude an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 43-51 wurde in mehreren Bauabschnitten ein „Wohnpark“ mit aufwändig gestalteter Teichlandschaft mit Wasserlauf und Wasserspielplatz,

Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten und großzügigen Bepflanzungen hergestellt. Abb. 10: Kinderspielplatz Abb. 11: Kinderspielplatz Angesichts der in größeren Bereichen des Quartiers bestehenden Defizite soll die Aufwertung der Freiräume in den kommenden Jah- ren fortgesetzt werden. Daher wird für das Quartier derzeit ein Kon- zept für die Wohnumfeldgestaltung erstellt, damit der jetzige Ein- druck einiger weniger Insellösungen vermieden wird und zugleich eine barrierefreie Zugänglichkeit der Gebäude hergestellt werden kann.

Abb. 8: Blick auf den „Wohnpark“ Abb. 9: Teichlandschaft im „Wohn- park“ Ebenfalls sehr anspruchsvoll neu gestaltet wurde das Wohnumfeld im Bereich der Gebäude Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 23-31 bzw. Clara-Zetkin-Straße 14-18. Hier erfolgte eine Geländemodellierung, der Neubau von Kinderspielplätzen und Sitzmöglichkeiten.

Daneben gibt es große Bereiche, die im Großen und Ganzen Abb. 12: Einfache Rasenflächen I Abb. 13: Einfache Rasenflächen II durchaus einen gepflegten Eindruck machen, wo bisher aber einfa- che Rasenflächen dominieren. Es fehlt sowohl an Großgrün als Die Zufahrten zu den Stellplätzen als auch die Stellplätze auf den auch an sonstigen Pflanzungen, die eine räumliche Gliederung der privaten Freiflächen sind teilweise unbefestigt. Müllstandplätze sind Freiflächen ermöglichen würden. Ausstattungselementen wie Bänke in der Regel befestigt und zum Teil mit Waschbeton eingehaust, aber weder umzäunt, noch mit einer Hecke abgegrenzt.

19 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Es gibt keine Mietergärten, die eine stärkere Bindung und Identifi- zierung der Bewohner mit der wohnungsnahen Umgebung bewirken könnten.

Öffentlicher Raum Der öffentliche Raum beschränkt sich innerhalb des Quartiers auf Abb. 14: Müllstandplatz Abb. 15: Müllstandplatz den Straßenraum. Der Ausbaustandard der Wohnstraßen ist durch Fahrradabstellplätze sind nur teilweise befestigt, viele befinden sich große Unterschiede geprägt und hat kein einheitliches Erschei- unbefestigt auf der Wiese vor den Hauseingängen. Bei den unbe- nungsbild. So gibt es bspw. in der Clara-Zetkin-Straße Kopfstein- festigten Abstellplätzen erschwert die mangelnde Stabilität das Be- pflaster mit einem einseitigen und schmalen Gehweg, der mal ge- laden des Fahrrades beispielsweise mit Gepäck und Kindersitzen. pflastert und mal asphaltiert ist. Die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße Bei allen vorgefundenen Anlagen lässt sich nur das Vorderrad in ei- hat wiederum eine Asphaltdecke und beidseitige Gehwege mit ner Halterung fixieren. Zwar können so platzsparend und sehr güns- wechselnden Belägen. Dieser Zustand verstärkt den negativen Ein- tig viele Fahrräder abgestellt werden. In der Praxis erweisen sich druck eines sanierungsbedürftigen „Flickenteppichs“ und ist dem solche Konstruktionen jedoch häufig als vollkommen untauglich. Sie Image des Quartiers abträglich. Zudem fehlen in aller Regel stra- entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard und sollten bei der ßenbegleitende Bepflanzungen, so dass die Straßenräume einen weiteren Aufwertung der privaten Flächen ertüchtigt werden. eher tristen Eindruck vermitteln. Das Erscheinungsbild des öffentli- chen Raums steht in einem starken Kontrast zu den bereits aufge- werteten Wohnumfeldbereichen. Werden die Maßnahmen zur Auf- wertung des Wohnumfeldes in den nächsten Jahren fortgesetzt, wird der Handlungsbedarf im öffentlichen Raum umso sichtbarer. Zur Nutzbarkeit der Gehwege gehört auch die Berücksichtigung der Anforderungen von in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen. Um die Barrierefreiheit zu gewährleisten, muss das Begegnen von zwei Abb. 16: Befestige Fahrradabstellplätze Abb. 17: Unbefestigte Fahrradabstell- Rollstuhlfahrern möglich sein. Derzeit dürfte dies nicht nur wegen vor den Hauseingängen plätze auf der Wiese vor den Hausein- der oftmals geringen Breite der Gehwege sondern auch aufgrund gängen ihres schlechten baulichen Zustands kaum möglich sein.

20 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Das Regenwasserentwässerungssystem der Straßenverkehrsflä- nem Verbrauch von 320 kWh je Leuchtpunkt (LP). Dieser Wert liegt chen ist ebenfalls stark sanierungsbedürftig. Zudem wird das Re- ca. 40 % über dem von pwc (pricewaterhouse Coopers AG) veröf- genwasser bisher nahezu ungefiltert in die Dosse eingeleitet. fentlichen „Good-practice“-Wert von 270 kWh/LP. Dieses zeigt die Notwendigkeit und das Potential zur Energieeinsparung bei der Straßenbeleuchtung.

Abb. 18: Clara-Zetkin-Straße mit Kopf- Abb. 19: Friedrich-Ludwig-Jahn- steinpflaster Straße mit Asphaltdecke Am westlichen Rand des Quartiers befindet sich hinter einem etwa Abb. 20:Beleuchtungssysteme in der Abb. 21: Beleuchtungssystem in der 50 m breiten Bereich mit Kleingärten der Fluss Dosse. Dieser Natur- Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße Clara- Zetkin-Straße raum ist für die Bewohner des Quartiers bisher nicht erlebbar und schwer zugänglich. Längerfristig vorgesehen ist eine stärkere Ver- 2.2.5 Verkehr knüpfung des Naturraumes der Dosse-Niederung mit dem Wohn- quartier, was eine deutliche Steigerung der Wohnqualität bedeuten Das Quartier wird über die Röbeler Straße (L14) für den Verkehr er- würde. schlossen. Die Anbindung an die Röbeler Straße erfolgt über die zwei in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen Karl-Liebknecht- Straße und Franz-Mehring-Straße. Die interne Erschließung erfolgt Straßenbeleuchtung über die Nord-Süd ausgerichten Straßen Friedrich-Ludwig-Jahn- Straße, Clara-Zetkin-Straße und Röbeler Straße, die zum Teil als Ebenso wie der öffentliche Raum insgesamt ist auch die Straßenbe- Einbahnstraßen ausgewiesen sind. Das Quartier ist als Tempo 30 leuchtung in der Röbeler Vorstadt in einem erneuerungsbedürftigen Zone ausgewiesen. Zustand. Seit Jahrzehnten sind keine Erneuerungen vorgenommen worden, so dass sich manche der vorhandenen Straßenlaternen in einem besorgniserregenden Zustand befinden. Ruhender Verkehr Im Jahr 2012 wurden für die Straßenbeleuchtung des Quartiers Stellplätze sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Es befindet 19.000 kWh elektrischer Strom aufgewendet. Dieses entspricht ei- sich eine größere und typische Garagenanlage aus der Zeit der

21 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

DDR im Nordwesten des Quartiers, die städtebaulich wenig anspre- Größe des Gebietes und der Ausweisung als Tempo 30 Zone auch chend erscheint. Daneben gibt es vereinzelt ausgewiesene Stell- nicht unbedingt notwendig. plätze im Straßenraum oder auf den privaten Flächen. Es wird zum Bisher fehlt eine attraktive Fuß- und Radwegeverbindung entlang Teil wild und ungeordnet geparkt, wodurch das Erscheinungsbild der Dosse zur Innenstadt. Eine solche Verbindung könnte die An- des Quartiers beeinträchtigt wird. Die Zufahrten zu den Stellplätzen bindung der Röbeler Vorstadt an die Innenstadt deutlich verbessern als auch die Stellplätze auf den privaten Freiflächen sind zum Teil und die Attraktivität des Wohngebietes erheblich steigern. unbefestigt.

Abb. 24: Clara-Zetkin-Straße mit einsei- Abb. 25: Röbeler Straße mit einseiti- Abb. 22 Stellplatzsituation in der Röbe- Abb. 23: Unbefestigte Stellplätze tigem Gehweg gem Gehweg ler Straße

Besonders störend wirken Stellplätze, die sich auf privaten Freiflä- chen in den straßenabgewandten Bereichen der Häuser befinden, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) so dass die Grünbereiche nur mit Einschränkung für die Bewohne- rinnen und Bewohner erlebbar sind.

Rad- und Fußverkehr Das Quartier ist fußläufig in 15 bis 20 Minuten von der Innenstadt über die Röbeler Straße zu erreichen. Innerhalb des Quartiers feh- len in Teilabschnitten beidseitige Gehwege entlang der Wohnstra- Abb. 26 :Bushaltestelle in der Röbeler Abb. 27:Fahrplan der Buslinie 740 ßen (bspw. Clara-Zetkin-Straße). Die Barrierefreiheit und der Sanie- Straße (stadteinwärts) rungszustand der Fußwege sind zumeist mangelhaft (s.o.). Radwe- Die nächstgelegene Bushaltestelle befindet sich in der Röbeler ge sind im Gebiet nicht vorhanden, angesichts der überschaubaren Straße im Kreuzungsbereich der Franz-Mehring-Straße. Von hier

22 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse aus verbindet die Buslinie 740 (Stadtlinie) der Ostprignitz-Ruppiner In der Röbeler Straße befindet sich eine ehemalige Kaufhalle und Personennahverkehrsgesellschaft mbH (ORP) die Wittstocker Dienstleistungszentrum aus der DDR-Zeit. Heute gibt es dort noch Kernstadt mit dem Ortsteil Alt Daber. Die Fahrtzeit von der Röbeler einen Geld- und Kontoauszugsautomat der Sparkasse Ostprignitz- Straße bis zur Haltestelle Kettenstraße in der Innenstadt beträgt ca. Ruppin, einen Friseur, einen Imbiss, einen Blumenladen und eine 6 Minuten. Der Bus verkehrt montags bis freitags zwischen 5.35 Uhr Postfiliale. Insgesamt macht der Standort einen verwahrlosten Ein- und 17.15 Uhr nahezu im Stundentakt, an Samstagen sowie Sonn- druck. Das interkommunale Einzelhandelskonzept der Städte und Feiertagen zweimal, bei Bedarf (Rufbus) dreimal, täglich. Wittstock und Pritzwalk sieht hier die Entwicklung eines Nahversor- gungszentrums vor.

2.2.6 Infrastruktureinrichtungen Folgende soziale Infrastruktureinrichtungen befinden sich innerhalb bzw. am Rande des Quartiers: - Freie Landschule Wittstock-VHG (Grundschule), Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße 1,

- Jugendclub C 60, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1, Abb.28: Röbeler Straße 43/45 Abb.29: Röbeler Straße 47 - AWO Seniorentreff, Clara-Zetkin-Straße 7, Weitere Einkaufsmöglichkeiten gibt es mit einem Lebensmittelmarkt - GAB Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung mbH der Marke „Netto Marken-Discount“ in der Röbeler Straße 44 sowie (Gebrauchtwarenbörse), Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1, einem „Aldi“ und einem Getränkemarkt („Getränkeland“) in der Rö- beler Straße 1 bzw. 1a. Gaststätten finden sich in der Röbeler Stra- - Zahnarztpraxis, Clara-Zetkin-Straße 12, ße 54a („Irish Pub“, zurzeit geschlossen) sowie in der Friedrich- - Fußballklub Hansa Wittstock 1919 e. V. (Stadion des Frie- Ludwig-Jahn-Straße 62 („Hansa Klause“). Die nächstgelegene Ärz- dens), Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 62, te befinden sich in der Altstadt sowie im Krankenhaus der Stadt (Meyenburger Chaussee 23), das zu Fuß in etwa 10 bis 15 Minuten In unmittelbarer Nachbarschaft des Quartiers befinden sich weitere zu erreichen ist. Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, des Einzelhandels und der ärztlichen Versorgung. Die Versorgung des Quartiers mit sozialer Infrastruktur, Einzelhan- delseinrichtungen und ärztlicher Versorgung erscheint angemessen, Am Waldring 25 befindet sich die Kita Waldring und Am Waldring 27 müsste aber im Rahmen einer Entwicklung der Siedlung hin zu ei- ist die Waldring-Grundschule untergebracht. nem generationsgerechten Quartier weiter qualifiziert werden.

23 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Abb. 30: Übersichtskarte Daseinsvorsorge

24 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.2.7 Technische Infrastruktur 2.3 Wärmeenergieerzeugung und -verteilung Die Stromversorgung erfolgt durch die E.ON edis AG, die Gasver- Im Jahr 2009 wurde für die Stadt Wittstock/Dosse bereits ein ge- sorgung durch die Erdgas Mark GmbH. samtstädtisches Wärmeversorgungskonzept erarbeitet, in dem in Für die Wasserver- und Abwasserentsorgung ist der Anfang der Varianten technische Lösungen für die zukünftige Energieversor- 1990er Jahre gegründete Wasser- und Abwasserzweckverband gung v. a. in den Quartieren Bohnekampsiedlung, Waldrandsied- Wittstock zuständig. Die Röbeler Vorstadt ist an das Wasserwerk lung und Röbeler Vorstadt untersucht wurden. Wittstock angeschlossen. Die Abwasserbehandlung erfolgt im Klär- Das Konzept sieht im Ergebnis den Erhalt und die Erneuerung der werk Wittstock. Die Trinkwasser- und Abwasserleitungen bestehen Netze in den langfristig zu erhaltenden Quartieren, eine Umstellung seit den 1940er Jahren und sind zu Zeiten der DDR ergänzt wor- der Heizzentralen auf regenerative Energieträger sowie gegebenen- den. Bei einer angenommen durchschnittlichen Lebensdauer der falls einen Zusammenschluss der Teilnetze vor. Wasser- und Abwasserleitungen bzw. Erneuerungszyklen von 30 bis 60 Jahren besteht akuter Sanierungsbedarf. Bisher ist von Sei- ten der Stadt vorgesehen, für 2014 Planungskosten für eine Erneu- Ausgangslage erung der Regenwasserentwässerung in den kommunalen Haushalt Die Wärmeenergie für die nahwärmeversorgten Bereiche des einzustellen. Wohnquartiers „Röbeler Vorstadt“ wird derzeit an einem Standort Ein Problem stellt zudem dar, dass die Leitungen im Zuge der ver- außerhalb der Wohnsiedlung erzeugt („Heizhaus Waldring“). Teile schiedenen Bauphasen des Quartiers z.T. weitgehend ungeordnet dieser Wohnsiedlung sind nicht an das vorhandene Nahwärmenetz in den Wohnhöfen verlegt wurden und nicht wie heute üblich im öf- sondern an das Erdgasnetz angeschlossen und werden über Erd- fentlichen Straßenraum. gasetagenheizungen bzw. gebäudezentrale Erdgaskessel mit Wär- me versorgt. Die Röbeler Vorstadt ist Teil des örtlichen Fernwärmenetzes der Stadt Wittstock/Dosse. Stadt, Wohnungsunternehmen und private Die dezentrale Wärmeerzeugung in den Wohngebäuden erfolgt in Nutzer sind bis zum 31.08.2013 an den bestehenden Versorgungs- Eigenregie der GWV. Die Nahwärmeversorgung erfolgt durch RWE. vertrag mit der RWE Innogy GmbH gebunden. Im Kapitel 2.3 Wär- Der örtliche Betriebsführer ist nach eigener Auskunft die energicos meenergieerzeugung und -verteilung wird ausführlich auf die Fern- GmbH. Die Wärmelieferverträge sind zum Beginn der Heizperiode wärmeversorgung eingegangen. 2013 gekündigt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Neuor- ganisation der Wärmeversorgung zum 01.09.2013.

25 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Abb. 31: Ist-Zustand der Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt in Wittstock

Analyse des vorhandenen Anlagenbestandes Nahwärmeversor- gung Das Wärmenetz „Röbeler Vorstadt“ wurde nach 1990 errichtet. Es liegt zum Bearbeitungszeitpunkt lediglich eine Skizze zum Leitungs- verlauf, der Dimensionierung der Rohrleitungen und der An- schlusswerte der Gebäude vor, die mindestens in Einzelheiten (An- schlüsse Clara-Zetkin-Str. 17,18 und Röbeler Str. 68,70) von der tatsächlichen Realisierung des Wärmenetzes abweicht. Am 29.11.2012 wurde eine Bestandsaufnahme 1 der Hausan- schlussstationen durch tetra ingenieure durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass alle vorhanden Anlagen funktionstüchtig waren. Der technische Zustand der Anlagen war in Einzelheiten verbesse- rungswürdig. Die Nahwärmeerzeugeranlage „Heizhaus Waldring“ wird mit dem Primärenergieträger Erdgas versorgt. Die Erdgasversorgung wird durch die NBB (Netzbetrieb Berlin Brandenburg GmbH) als Netzbe- treiber durchgeführt. Die installierte Leistung im bestehenden Heiz-

haus beträgt derzeit 5,25 MW (Erdgaskessel 1 x 1,53 MW und 2 x Hausanschlussstation Nahwärme konventionell/vorhanden 1,86 MW) und ist für die Wärmeversorgung des Wohngebietes

Hauszentrale Brauchwarmwasserbereitung „Waldring“ und „Röbeler Vorstadt“ ausgelegt. Brauchwarmwassererzeugung Sonderform (Gasdurchlaufer- Wolff und Jagnow haben in „Untersuchungen von Nah- und Fern- hitzer) wärmenetzen 2 umfangreiche Überlegungen zu Einsatzgrenzen und Erdgaskessel/ Gasetagenheizungen

Wärmenetz 1 Protokoll „Bestandsaufnahme Röbeler Vorstadt“, tetra ingenieure GmbH, 29.11.2012 Erdgasnetz 2 Endbericht, Überlegungen zu Einsatzgrenzen und zur Gestaltung

26 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse zur Gestaltung einer zukünftigen Nah- und Fernwärmeversorgung Richtwerte aus der Literatur angestellt. Richtwert für die Wirtschaftlichkeit von FW-Netzen ist nach Prof. Eine erste Einschätzung für die Wirtschaftlichkeit von Wärmenetzen Dr.-Ing. Matthias Koziol eine Wärmebezugsdichte von 500 basiert auf der Ermittlung von Kennzahlen für den Wärmebedarf in MWh/ha Siedlungsfläche *a. Grenzwerte für die Wärmeleistungsliniendich- den versorgten Gebieten. In der Literatur wird mit drei wesentlichen te liegen bei 1,5 MW/km Trassenlänge (Wolff/Jagnow), für die Wärmeab-

Kennzahlen gearbeitet, die auch hier als Basis für eine erste Ein- nahmeliniendichte sollten 1,2 MWh/m Trassenlänge *a überschritten wer- schätzung der Wirtschaftlichkeit dienen sollen. den. Die Daten des vorliegenden Projektes werden mit den diesbe- züglichen Empfehlungen verglichen.

Definitionen: Kennwerte für Wärmenetze Die Wärmeabnahmeliniendichte (Anschlussdichte) ist der auf die Trassenlänge bezogene jährliche Wärmeverbrauch der ange- empfohlener Röbeler Vor- schlossenen Gebäude in MWh/(a*mTrasse). Dieser Wert ist nur bei Mindestwert stadt (Bestand vorhandenen bzw. geplanten Wärmenetzen ermittelbar. Wärmenetz 2012) Die Wärmeleistungsliniendichte ist der auf die Trassenlänge be- 1 Wärmeabnahmeliniendichte 1,2 MWh/m*a 1,9 MWh/m*a zogene Anschlusswert der Gebäude in MW/mTrasse. Dieser Wert 2 Wärmeleistungsliniendichte 1,5 MW/km 1,6 MW/km ist ähnlich wie die Wärmeabnahmeliniendicht nur bei vorhandenen 3 Wärmebezugsdichte 400 MWh/m²a 3 350 MWh/m² bzw. geplanten Wärmenetzen ermittelbar und in der Aussagekraft insofern begrenzt, dass Nutzungen mit untypischen Vollbenut- zungsstunden nicht berücksichtigt werden. Die aussagekräftigen Kennwerte 1 und 2 werden aufgrund der effi- zient durchgeführten Erschließung erreicht. Der Kennwert Nr. 3, die Die Wärmebezugsdichte ist der auf die Siedlungsfläche bezogene Wärmebezugsdichte hingegen unterschreitet den empfohlenen Wärmeverbrauch der Gebäude in MWh/(a*ha). Dieser Wert kann Wert um 12,5%. unabhängig vom Vorhandensein eines Wärmenetzes ermittelt wer- den. Er ist allerdings in seiner Aussagekraft als etwas geringer als Die Auswertung der Kennzahlen führt grundsätzlich zu einer positi- die Wärmeabnahmeliniendichte einzuschätzen, da Spezifika mögli- ven Bewertung für das Nahwärmenetz im Bestand. Die Effizienz cher Trassenverläufe nicht erfasst werden. des Wärmenetzes ist zu sichern. einer zukünftigen Fern- und Nahwärmeversorgung, Untersuchung von Nah- und 3 gemäß Rücksprache mit Prof. Koziol ist der empfohlene Mindestwert auf 80% zu Fernwärmenetzen, Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, Dr.-Ing. Kati Jagnow,15. Mai 2011 reduzieren, wenn mit gemessenen Verbrauchsdaten gearbeitet wird.

27 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.4 Bewertung der Gebäudestruktur und Ermittlung des Sanierungspotentials Die Gebäude des Quartiers wurden gemäß der folgenden Übersicht in vier Gebäudetypen unterteilt. Typ 1: Mauerwerksbau aus den 1930er Jahren Typ 2: Mauerwerksbau aus den 1950er/60er Jahren Typ 3: Geschossbau aus den 1960er Jahren Typ 4: Plattenbau aus den 1970er Jahren

Abb. 32: Unterteilung des Quartiers in Gebäudetypen

28 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Die vier Gebäudetypen unterscheiden sich wie folgt: Typ II:

Typ I:

Abb. 34: Blick von der Clara-Zetkin-Str.

Abb. 33: Karl-Liebknecht-Str. 5 ° zweigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegelein- deckung als Kaltdach,

° zweigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegelein- ° Geschossdecken als Holzbalkendecke, deckung als Kaltdach, ° voll unterkellert,

° Geschossdecken als Holzbalkendecke voll unterkellert, ° die Kellerdecke ist eine Steindecke, ° die Kellerdecke ist eine Steindecke ° nicht ausgebautes Dachgeschoss ,

° das Dachgeschoss ist teilweise ausgebaut ° je Objekt zwischen 5 und 8 Wohnungen ,

° je Objekt zwischen 4 und 7 Wohnungen ° die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung mit- ° die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung er- tels Fernwärme. folgt wohnungsweise überwiegend mit Gas – Etagenheizun- gen.

29 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Typ III: Typ IV:

Abb. 35: Blick von der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. Abb. 36: Blick von der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.

° dreigeschossiger Mauerwerksbau mit Steildach mit Ziegelein- ° 4 -geschossiger Montagebau mit Flachdach als Kaltdach, deckung als Kaltdach, ° Geschossdecken als Handmontagedecken aus Betonelemen- ° Geschossdecken sind Handmontagedecken aus Betonele- ten, menten, ° voll unterkellert, ° voll unterkellert, ° die Innenwände sind teilweise Montagewände ° nicht ausgebautes Dachgeschoss, ° nicht ausgebautes Dachgeschoss ‰ dient in Form eines ° je Objekt zwischen 24 und 36 Wohnungen, Drempels zur Belüftung, ° die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung er- ° die Gebäude 32 Wohnungen, folgt mittels Fernwärme. ° die Beheizung einschließlich der Warmwassererzeugung er- folgt mittels Fernwärme.

30 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.4.1 Analyse des energetischen Zustands des Gebäudebe- erreicht wurde. An sämtlichen mit Ziegeldächern versehenen Ge- stands und Ermittlung des Sanierungspotentials bäuden wurde auf die Anbringung einer Unterspannbahn verzichtet. Das Ziel der folgenden Betrachtung ist es, den Wohngebäudebe- An einigen der in den 1990er Jahren sanierten Gebäude sind be- stand im Quartier Röbeler Vorstadt unter Berücksichtigung der be- reits wieder bauerhaltende und energetische Maßnahmen erforder- reits umgesetzten Sanierungsmaßnahmen genauer zu bewerten lich. und dessen Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Dazu werden die möglichen baulichen und technischen Maßnahmen dargestellt und bewertet. Die Wohnbebauung im Quartier, bestehend aus den vorgenannten Gebäudetypen, wurde bereits teilsaniert. Die Sanierungsmaßnah- men liegen jedoch größtenteils bereits mehr als 15 Jahre zurück und betrafen vor allem den Austausch der Fenster, die Ertüchtigung der Außenfassaden mit den damals oft zur Anwendung kommenden Dämmsystemen aus Polystyrol sowie die Erneuerung der Bä- der/Leitungen und der Elektroinstallation. Die damals verbauten Baustoffe und Dämmstärken entsprechen oft nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Der wärmetechnische Standard geht mit der ENEV 1994 konform. Die Schwachstellen der Kunststofffenster liegen im Wärmeschutz (überwiegend k-Wert 1,8 W/m²K) und in der mangelhaften Bauausführung. Es existieren zahlreiche Undichtheiten im Bereich Anschluss Fenster/Wand oder Tür/Wand.

Zudem fällt auf, dass oft auf die Ertüchtigung der Gebäudesockel Abb. 3737: Betrachtete Gebäude verzichtet wurde und die Heizleitungen unzureichend gedämmt sind. Des Weiteren weisen alle zusätzlich gedämmten Gebäude Im ersten Schritt wurden ausgewählte Gebäude detailliert erfasst. zahlreiche Wärmebrücken auf. Die bereits erfolgten Maßnahmen Neben der augenscheinlichen Betrachtung und der Dokumentation haben zwar schon zu einer Verbesserung geführt, aber nicht alle offensichtlicher Auffälligkeiten an der Gebäudehülle dienten uns Schwachpunkte beseitigt. So sind einige Fassaden nur mit einem vorliegende Verbrauchsdaten als Grundlage für die Bewertung. Wärmedämmputz bekleidet, mit dem aber keine Energieeinsparung

31 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Zur Ermittlung der Energieeinsparpotenziale des Wohngebäudebe- Die Sanierung der Wohnungen erfolgte nicht in einem Zuge son- standes wurden die in vorstehender Abbildung aufgeführten Refe- dern jeweils bei Mieterwechsel. Hierbei werden auch die Wünsche renzgebäude ausgewählt, die beispielhaft für die im Quartier vor- der künftigen Mieter z.B. bei der Farbwahl der Fliesen berücksich- kommenden vier Gebäudetypen sind: tigt. Im unbeheizten Keller sind einfachverglaste Fenster verbaut und weder der Gebäudesockel noch die Kellerdecke gedämmt. Zudem Typ I Gebäude befindet sich hier das Gasbrennwertgerät und der Warmwasser- Röbeler Str. 68 speicher aus dem Jahr 1995.

Abb. 38: Eingangssituation Röbeler Straße 68 Das Gebäude in der Röbeler Str. 68 befindet sich am östlichen Abb. 39: Aufsteigende Feuchtigkeit im Keller Rand des Betrachtungsgebiets und wurde um 1940 als eines der Die Belüftung der Räume erfolgt ausschließlich über die Fenster. ersten Gebäude im Quartier erbaut. Das Gebäude wurde 1999 mit Dadurch ergibt sich in den Räumen ein Widerspruch zwischen dem einer 6 cm starken Außendämmung aus Polystyrol und Zweikam- gewünschten und benötigten Mindestluftwechsel und einem behag- merprofil-Kunststofffenstern mit einem k-Wert von 1,3 W/m²K ver- lichen Raumklima, das häufig zu Gunsten des Nichtlüftens ent- sehen. Zudem wurde das Dach erneuert und der Hausflur saniert schieden wird. Zeichen dafür ist Schimmelpilzbildung in Gebäude- und die oberste Geschossdecke im Jahr 2010 mittels einer 14 cm ecken. starken Mineralwolle ertüchtigt.

32 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Energetische Kennwerte der Bauteile Typ II Gebäude Fenster Fassade Dach/oberste Kellerdecke Clara Zetkin-Str. 5,7 Geschossdecke k-Wert in W/m²K U-Wert in W/m²K 1,3 0, 437 0,228 0,90 10

Karl-Liebknecht-Str. 12 Die Ziegelaußenwände des Gebäudes in der Karl-Liebknecht Str. 12 wurden mit einer 6cm starken Dämmschicht versehen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der Gebäudesockel mit einer Außen- dämmung versehen. Eine Kellerdeckendämmung ist auch hier nicht vorhanden. Im Unterschied zu dem vorgenannten baugleichen Gebäude in der Röbeler Str. existiert hier ein teilweise zu Wohnzwecken ausgebau- tes Dachgeschoss. Die Dämmung des Dachausbaus wurde mittels Steinwolle (200mm Stärke) vorgenommen. Beim nicht ausgebauten Abb. 380: Ansicht von der Clara-Zetkin-Straße Teil des Dachgeschosses wurde die Geschossdecke zu den darun- Das aus den 1950er Jahren stammende Wohngebäude stellt einen ter liegenden Wohnräumen mit ca. 140mm starken Dämmplatten er- Vertreter der Typ 2 Gebäude dar. Bei diesem Gebäude wurden im tüchtigt. Zuge von Gebäudeaufwertungsmaßnahmen Mitte der 1990er Jahre Die Beheizung der Wohnungen in diesem Objekt erfolgt über gas- die Fenster ausgetauscht und lediglich die Giebelflächen mit einer betriebene Etagenheizungen. Der Vorteil dieser Anlagen gegenüber 80 mm starken Dämmung versehen. Der überwiegende Teil der einer Zentralheizung liegt in der guten Abrechenbarkeit. Nachteile Fassade blieb von den Dämmmaßnahmen unberücksichtigt. sind die hohen Aufwendungen für Anschaffung, Betrieb und War- Der Keller bildet wie bei den vorgenannten Gebäuden einen der tungen. Schwachpunkte in puncto Wärmeverluste. Zwar sind die außerhalb Zudem fördern die gegenüber einer Zentralheizung mehrfach not- der Dämmebene geführten Heizleitungen ausreichend gedämmt, wendigen vorhandenen Schornsteine den Eintrag von Kaltluft in das doch geht die Heizenergie über die ungedämmte Kellerdecke und Gebäudeinnere. die lediglich einfachverglasten Fenster verloren. Zudem fehlt auch hier eine wirksame Abdichtung gegen eindringende und aufsteigen-

de Feuchtigkeit am Gebäudesockel sowie eine Sockeldämmung.

33 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Somit ist die Wirkung der an den Giebeln angebrachten Wärme- Typ III Gebäude dämmung reduziert, da ein Kälteeintrag über die ungedämmten Röbeler Str. 56-60 Bauteile möglich ist.

Abb. 391: einfachverglastes Fenster im Kellerbereich Abb. 40: Ansicht von der Röbeler Straße Auf der obersten Geschossdecke wurden 100 mm starke Dämm- Dieses Gebäude fand im vorliegenden Konzept Berücksichtigung, platten aus Polystyrol verlegt. Die zur Beheizung des Gebäudes weil es eine Ausnahme im Quartier darstellt. Bisher blieben die notwendige Wärmeenergie liefert die örtlich anliegende Fernwärme. Fassaden des Gebäudes ungedämmt und wurden lediglich aufge- Energetische Kennwerte der Bauteile wertet bzw. instandgesetzt. Fenster Fassade Giebel Dach/oberste Kellerdecke Die Kunststofffenster weisen das Produktionsdatum 1997 auf. Der

Geschossdecke K-Wert dieser Zweikammerprofilfenster beträgt 1,7W/m²K. Mitte der k-Wert in U-Wert in W/m²K 1990er Jahre wurden zudem die oberste Geschossdecke sowie der W/m²K Zugang zum Dachgeschoss energetisch ertüchtigt. Einen 1,80 1,074 0,289 0,296 1,118 Schwachpunkt bildet die Tür zum Dachboden. Diese weist einen

ungenügenden Wärmeschutz auf (Klimaklasse). Im Keller finden

sich lediglich einfachverglaste und nicht dichtschließende Fenster

und ungedämmte Decken. Angesichts der hier befindlichen Nah-

wärme-Hausanschlussstation sind Wärmeverluste zu erwarten. Die

34 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse stillgelegten Schornsteine führen vom unbeheizten Dachgeschoss Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17-21 bis in den unbeheizten Keller und stellen eine Wärmebrücke dar.

Abb. 4341: Türanschluss Die bauzeitlichen Hauseingangstüren wurden gegen Holztüren mit Abb. 424: Ansicht von der Hofseite Zweischeibenisolierverglasung getauscht. Ein Einspareffekt kann Das Gebäude wurde Mitte der 1990er Jahre mit einer Fassaden- durch diese Investition nicht erzielt werden, da die Türanschlüsse dämmung und Kunststofffenstern (1997 k-Wert 1,7 W/m²) ausge- nicht fachgerecht ausgeführt wurden. stattet. Die Dämmstärke beträgt 60 mm. Somit ergibt sich für die Das Gebäude bietet aufgrund der bisher zurückhaltenden Investiti- Außenwand ein U-Wert in Höhe von 0,446 W/m²K. Die Dämmstär- onen in die Bausubstanz umfängliche Möglichkeiten, neue Ansätze ken entsprachen den damals gültigen Bestimmungen der ENEV in der energetischen Gebäudesanierung, über den Anspruch der 1994, sind jedoch nach heutigen Maßstäben als zu gering einzu- bisherigen energetischen Ertüchtigungen hinaus, umzusetzen. schätzen. Um den Dämmwert auf den Stand ENEV 2009 zu brin- gen, sind Kosten von etwa 95,00 EUR/m² notwendig. Insgesamt Energetische Kennwerte der Bauteile bedeutet dieses einen finanziellen Aufwand in Höhe von ca. 92.100 Fenster Fassade Giebel Dach/oberste Kellerdecke EUR (netto). Im Zuge der Mitte der 1990er Jahre durchgeführten Geschossdecke Dämmmaßnahmen hätte die Montage eines stärkeren Dämmstoffs k-Wert in U-Wert in W/m²K einen Mehraufwand von lediglich ca. 5.000 EUR bedeutet und sich W/m²K mittlerweile schon amortisiert. 1, 60 0,446 0,446 0,296 1,118

35 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Dies zeigt auf, wie wichtig eine zukunftsweisende Sanierung ist und Typ IV Gebäude wie mit den sowieso notwendigen Kosten geplant werden sollte. Röbeler Str. 72 – 78 Die oberste Geschossdecke wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten ebenfalls ertüchtigt. Unberücksichtigt blieben auch hier die Keller- decke, Sockelgeschoss sowie der Zugang zum Dachgeschoss. Das Gebäude weist zahlreiche Wärmebrücken an Balkonen sowie im Traufbereich auf. Im Dachbereich wurde keine Unterspannbahn montiert.

Abb. 46:44 Ansicht von der Röbeler Straße Das in industrieller Bauweise in den 1970er Jahren errichtete Wohngebäude liegt am nordöstlichen Rand des Betrachtungsge- biets und wurde als eines der ersten Gebäude des Quartiers Anfang der 1990er Jahre teilsaniert. Das Gebäude erhielt eine mit 6cm

starken Polystyrol-Platten wärmegedämmte Vorhangfassade. Im Abb. 435: Dach ohne Unterspannbahnen ursprünglichen Zustand wurden Thermofenster in Holzkonstruktion Die Beheizung erfolgt über Fernwärme. Die Warmwasserversor- mit Dreh-Kippflügel-Beschlag eingebaut. Diese wurden inzwischen gung wird über Gasdurchlauferhitzer gewährleistet. durch Kunststofffenster mit Wärmeschutzverglasung ersetzt. Energetische Kennwerte der Bauteile Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten wurde die oberste Geschossde- Fenster Fassade Dach/oberste Kellerdecke cke mit einer zusätzlichen wärmedämmenden Schicht, bestehend Geschossde- aus ca. 20cm Zellulose-Einblasdämmung, eingebracht. Die Keller- cke decke und der Gebäudesockel wurden bisher nicht gedämmt. Wei- k-Wert in W/m²K U-Wert in W/m²K tere Schwachpunkte bilden zudem die zahlreichen Wärmebrücken, 1,7 0,488 0,240 1,118 bestehend aus Eingangstüranlagen und Balkonen, sowie die unzu-

36 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse reichend gedämmten Heizleitungen, die im unbeheizten Keller au- Friedrich-Ludwig-Jahn Str. 23-31 und 30-36 ßerhalb der Dämmebene geführt wurden, sowie die lediglich ein- fachverglasten Fenster im Kellerbereich.

Abb. 48:45 Südseite Die Gebäude liegen am westlichen Rand des Betrachtungsgebiets und stellen ebenfalls Vertreter der Typ IV-Gebäude aus den 1970er Jahren dar. Die Sanierung in der Mitte der 1990er Jahren umfasste Abb.47: Unzureichend gedämmte Leitungen ähnlich wie beim vorgenannten Gebäude in der Röbeler Str. 72 – 78 Die Versorgung mit Wärme für Heizung und Warmwasser erfolgt vor allem die Ertüchtigung der äußeren Gebäudehülle. Die Außen- über die anliegende Fernwärme und eine Anfang der 1990er Jahre wände wurden mit einer 6 cm starken verputzten Polystyroldäm- spezialangefertigte Übergabestation. mung versehen und die bauzeitlichen Fenster gegen Kunststoff- fenster mit einem U-Wert von ca. 1,8 W/m²K getauscht. Derzeit Energetische Kennwerte der Bauteile werden die bisher noch ungedämmten Drempelgeschosse mit einer Fenster Fassade Dach/oberste Kellerdecke Einblasdämmung versehen. Geschossde- cke Die größte Schwachstelle in der Gebäudehülle stellen die unge- k-Wert in W/m²K U-Wert in W/m²K dämmten Kellerdecken, Gebäudesockel und einfachverglasten Kel- 1, 8 0,488 0,2 40 1,118 lerfenster dar. Die im Treppenaufgang befindlichen ungedämmten Dachausstiege und die Balkone und Eingangsbereiche stellen nicht unerhebliche Wärmebrücken dar.

37 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Die zusätzlich gedämmte Fassade weist an einigen Stellen schwar- ze Flecken auf. Hierbei handelt es sich um einen mikrobiellen Be- fall, der durch die deutlich verlängerten Nasszeiten der Fassaden begünstigt wird. Je mehr die Fassaden gedämmt werden, desto mehr wird die Ober- flächentemperatur reduziert. Daraus resultierend wird den Fassa- den in den Übergangsjahreszeiten weniger Wärmeenergie zuge- führt und die Nasszeiten somit verlängert. Dies führt zwangsläufig zur Unterkühlung der Fassaden und zum Tauwasserausfall.

So kann z.B. an Spätherbsttagen an gedämmten Fassaden Reifnässe beobachtet werden, während diese an monolithischen Abb. 49: Stockflecken an der Decke zur Drempelgeschoss Fassaden wegtrocknet. So ergaben Untersuchungen des Fraunhof- Die Beheizung der Gebäude erfolgt über die örtliche Fernwärme. er Instituts für Bauphysik, dass ein monolithisches Ziegelmauerwerk Die Warmwassererzeugung erfolgt über Fernwärme und die Spei- eine jährliche Taupunktunterschreitungsdauer von ca. 120 h auf- cherung in einen zentralen Warmwasserspeicher. Die Verteilung weist, während sich bei einer mit einem WDVS gedämmte Fassade wird über ein zentrales Rohrsystem gewährt. ca. doppelt so viele Taupunktunterschreitungsstunden aufsummie- ren. Im vorliegenden Fall zeigt sich an einigen Fensterstürzen ein mikro- bieller Befall. Dieser wird durch die Dauerkipplüftung von Fenstern in der kühleren Jahreszeit und daraus resultierendem andauerndem Tauwasserausfall im Sturzbereich begünstigt. Energetische Kennwerte der Bauteile Fenster Fassade Dach/oberste Kellerdecke Geschossde- cke Abb. 460: mikrobieller Befall der gedämmten Fassaden k-Wert in W/m²K in W/m²K 1,8 0,488 0,444 1,118 Für die Lüftung gibt es keine Einrichtung. Das gesamte Gebäude einschließlich der WC- Bereiche wird durch Fenster gelüftet.

38 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Zwischenfazit Bauteilen vorgenommen, die sowieso einer Sanierung unterzogen wurden. Darüber hinausgehende, aber kein Neuland mehr darstel- Insgesamt befinden sich die Gebäude in einem guten energetischen lende Bauteile bzw. Technik, wie Luftkollektoren, Erdwärmetau- Zustand auf dem Stand der 1990er Jahre. Die Verbrauchsdaten scher, kontrollierte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind zeigen, dass energetische Maßnahmen nicht akut erforderlich sind. im Quartier quasi nicht vorhanden. Jedoch bieten alle betrachteten Gebäude trotz eines hohen Sanie- rungsstandes immer noch zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung Mit einem herkömmlich sanierten Gebäude ohne weitergehendes des Energieverbrauchs. Konzept werden die Möglichkeiten für weitere Energieeinsparungen nach Umsetzung der geringinvestiven Maßnahmen ausgeschöpft Hervorzuheben sind neben den geringinvestiven Maßnahmen wie sein. Zukünftigen Preissteigerungen bei den Brennstoffen kann die Anpassung der Heizungsparameter, dem Beseitigen der Un- dann nichts mehr entgegengestellt werden. Als Folge daraus stei- dichtigkeiten und der Wärmebrücken an der Gebäudehülle sowie gen die Gesamtmieten. dem Schließen der Dämmlücken von Leitungen und Kellerräumen auch die mittelfristig bis langfristig notwendigen Maßnahmen für die Hinzu kommt, dass ausgelaufene Förderprogramme nicht mehr anstehende zweite Sanierungswelle. aufgelegt werden und Förderungen insgesamt rückläufig sind. Ten- denziell wird es für die Wohnungsunternehmen nicht einfacher, Dar- Das Nutzerverhalten hat großen Einfluss auf den Energieverbrauch. lehen oder gar Zuschüsse für Bauvorhaben zu generieren. So stellen z.B. dauerhaft angekippte Fenster bei gleichzeitigem Be- trieb der Heizung erhebliche vermeidbare Energieverluste dar, die Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, bestehende Förder- sich durch Änderung des Nutzerverhaltens abstellen lassen. Die programme dafür zu nutzen, den verstärkt notwendigen Planungs- beste Außendämmung bringt keine Wirkung, wenn die Wärme bedarf für künftige Bauvorhaben voranzutreiben und übertragbare durch offenstehende Außenbauteile entweichen kann. Zudem küh- zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln, die helfen, Energie im len die Wandflächen stark aus und es besteht die Gefahr der großen Umfang einzusparen. Im Klartext heißt dies, umso zeitnaher Schimmelbildung. in Konzepte und Umsetzungen investiert wird, desto früher werden Finanzmittel durch die Energieeinsparungen frei. Wie in anderen Im Hinblick auf die stetig steigenden Anforderungen der kommen- Branchen bereits üblich, sind eigene Innovationen und Anstrengun- den Energieeinsparverordnungen und die steigenden Energiekos- gen gefordert, um im Wettbewerb mithalten zu können. ten werden umfassendere Gesamtkonzepte notwendig.

Die bisher umgesetzten Sanierungsmaßnahmen betrafen vor allem die Instandhaltung der Gebäude und dienten hauptsächlich dem Zweck der Verschönerung der Immobilie. Verbrauchsverbessernde Maßnahmen standen nicht im Vordergrund und wurden lediglich an

39 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Zusammenfassung der Bestandsanalyse IST -Zustand Gebäudetyp I Gebäudetyp II Gebäudetyp III Gebäudetyp IV Karl-Liebknecht-Str. 1- Clara-Zetkin-Str. 5-16 Röbeler Str. 56, Friedrich- Röbeler Str. Friedrich- Friedrich- Bauteile 13 58, 60, 62, 64, Ludwig-Jahn- 72, 74, 76, Ludwig-Jahn- Ludwig- Clara-Zetkin-Str. 1-4, 66 Str. 78 Str. Jahn-Str. 43, 17-18 11, 13, 15, 17, 22- 32, 34, 36, 45, 49, 51 Franz-Mehring-Str. 1-3 19, 21 38, 40, 42, 44, Röbeler Str. 68, 70 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60 Außenlängs- Ziegelmauerwerk mit 6 Ziegelmauerwerk Betonaußenwände mit 6cm Polystyrol WLG wände cm Styropor WLG 040 ohne Dämmung Ziegelmauer- Ziegelmauer- 040 Außengiebel- Ziegelmauerwerk mit 6 Ziegelmauerwerk mit werk ohne werk mit 6cm Betonaußenwände mit 6cm Polystyrol WLG wände cm Styropor WLG 040 8 cm Styropor WLG Dämmung Polystyrol 040 040 Fenster Kunststofffenster Mitte der 90-ziger Jahre erneuert Außentüren Kunststofftür Mitte der 90-ziger Jahre erneuert Kellerdecke Kellerdecke aus Ziegelsteindecke ungedämmt Kellerdecke aus Fertig- beton mit 8cm Polysty- rol Oberste Ge- Auf Bestandsdecke 14 cm 10cm Mineralwolle 20 cm Zellu- 10 cm bauzeit- 12 cm Poly- schossdecke Dämmung im Jahre 2010 loseeinblas- liche Glaswolle styrol- dämmung Dämmplat- ten Sockeldämmung nicht vorhanden

40 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.4.2 Analyse der Energieverbräuche nach Gebäudetypen 1995 errichteten bzw. vollsanierten Objekten. Musterhaustyp 2 zeigt die statistisch höchsten Abweichungen mit +33 %. Die Gebäude Die Analyse des Energieverbrauchs basiert auf den Fernwärmever- Typ 4 liegen dagegen mit 4 % unter dem als vollsaniert bezeichne- brauchsabrechnungen der Jahre 2004-2009 und im Bereich der ten Gebäudestandard. gasversorgten Gebäude auf den Verbrauchsangaben 2005-2007. Die Verbrauchswerte wurden mit Hilfe der Klimakorrekturfaktoren Statistische Heizenergieverbräuche der Musterhaustypen im Vergleich zu des Deutschen Wetterdienstes normiert. Die jeweiligen Ver- Werten von vollsanierten Gebäuden brauchsanteile für die Warmwasserbereitung wurden mit Hilfe spe- Ge- Energi e- Abwe i- Abweichung Standard - bäude- kennzahl chung zum zum Gebäu- abweichung zifischer Pauschalwerte, bezogen auf die Wohnfläche, berücksich- typ (Median) Gebäude- destandard kWh/m²a tigt. Die Energiekennzahlen liegen zwischen ca. 50 bis 120 kWh/m²a standard „vollsaniert“ kWh/m²a. Es zeigt sich, dass die Energiekennzahlen der Gebäude- „vollsa- % klasse 2 tendenziell am höchsten liegen. niert“ kWh/m²a

Energiekennziffern nach Mustergebäudeklassen Typ 1 80 5 6 14 Typ 2 100 25 33 15 140,0 Typ 3 88 13 17 13 Typ 4 72 -3 - 4 15 120,0 Ge- 80 5 6 16 samt 100,0

80,0 Für die einzelnen Wohngebäude in der Röbeler Vorstadt sowie dif- ferenziert nach Wohnflächen ergeben sich die folgenden Bilder: 60,0

40,0 Energiekennwert nur Heizung in kWh/m²a in Heizung nur Energiekennwert

20,0

0,0 0 1 2 3 4 5 Mustergebäudeklasse Abb. 51 Energiekennzahlen nach Mustergebäudetypen (rot: Medianwerte) Die spezifischen Heizenergieverbräuche insgesamt liegen nur ge- ringfügig über den durchschnittlichen Wärmeverbräuchen von seit

41 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt

140,0

120,0

100,0

80,0

60,0 kWh/(m²a)

40,0

20,0

0,0 Röbeler Str.68 Röbeler Str.70 Röbeler Str.56-60 Röbeler Str.62-66 Röbeler Str.72-78 Clara-Zetkin-Str.17 Clara-Zetkin-Str.18 Clara-Zetkin-Str.1-3 Clara-Zetkin-Str.2-4 Clara-Zetkin-Str.5-7 Clara-Zetkin-Str.6-8 Franz-Mehring-Str.1 Franz-Mehring-Str.2 Franz-Mehring-Str.3 Clara-Zetkin-Str.9-11 Karl-Liebknecht-Str.5 Clara-Zetkin-Str.10-12 Clara-Zetkin-Str.13-15 Clara-Zetkin-Str.14-16 Karl-Liebknecht-Str.1-2 Karl-Liebknecht-Str.3-4 Karl-Liebknecht-Str.6-7 Karl-Liebknecht-Str.8-9 Karl-Liebknecht-Str.10-11 Karl-Liebknecht-Str.12-13 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.4 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.10 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.3-5 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.6-8 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.7-9 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.11-15 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.17-21 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.22-28 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.23-31 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.30-36 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.38-44 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.43-51 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.46-52 Friedrich-Ludwig-Jahn-Str.54-60

Abb. 52: Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt (blau: Fernwärme, rot: Erdgas)

42 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Energiekennzahlen Röbeler Vorstadt

140,0

120,0

100,0

80,0

60,0 kWh/(m²a)

40,0

20,0 Energiekennzahl nur Heizung nur Energiekennzahl

0,0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500 Wohnfläche in m²

A Abb.53: Energiekennzahlen nach Wohnfläche im Gebäude

43 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Mit zunehmender Gebäudegröße zeigt sich eine leicht sinkende 2.5.2 Elektroenergie Tendenz bei den Energiekennzahlen. Straßenbeleuchtung Für die Straßenbeleuchtung wurden 2012 19.000 kWh Elektroener- Energiekennzahlenverteilung gie aufgewendet. 16 Gemeinstromverbrauch Wohnungsbaugesellschaft 14 12 Der jährliche Gemeinstromverbrauch für die Gebäude der GWV be- 10 trägt pro Jahr ca. 55.000 kWh. Darin ist zum überwiegenden Anteil 8 der Hilfsstrom für Pumpen etc. für die Heizungs- und Warmwasser- Anzahl 6 verteilung sowie die Beleuchtung der Hausflure und Hauseingänge 4 enthalten. 2 Stromverbrauch private Haushalte (Kennziffernbasis) 0 Der Stromverbrauch der privaten Haushalte wurde mit dem Bun- 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 desdurchschnitt von 36,4 kWh/m² Wohnfläche angenommen. In der Energiekennzahl nur Heizung (kWh/m²a) Röbeler Vorstadt sind 31.718 m² Wohnfläche vermietet. Damit alle Gebäude Gasversorgte Gebäude Fernwärmeversorgte Gebäude ergibt sich ein jährlicher Stromverbrauch von 1.154.000 kWh für die

Abb. 54: statistische Energiekennzahlenverteilung privaten Haushalte.

2.5 Gesamtenergiebilanz – Ausgangszustand

2.5.1 Wärme Wärmeenergie wird für die Gebäudeheizung und die Brauchwarm- wasserbereitung genutzt. Es werden klimabereinigt pro Jahr ca. 1.260 MWh Erdgas und 2.294 MWh Fernwärme aufgewendet. Abb. 47 Aufteilung des Elektroenergieverbrauchs in der Röbeler Vorstadt

44 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

2.5.3 Verkehr Des Weiteren kann die Bilanzierung territorial erfolgen. Der verkehrsbedingte Energieverbrauch wird anhand der Erhebung Bei der territorialen Bilanzierung werden nur Emissionen, die im be- Mobilität in Deutschland 2008 des Bundesministeriums für Verkehr, trachteten Quartier entstehen, betrachtet. Bau und Stadtentwicklung kennzahlenbasiert ermittelt. Für größere Oder die Bilanzierung erfolgt übergreifend, dann werden alle Emis- Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern wurde in der Erhebung sionen, die die Einwohner des Quartiers verursachen, bilanziert. ein Wert von 1.585,6 Litern Kraftstoff pro Haushalt ermittelt. Auf der Basis der aktuell vorhandenen 570 Haushalte im Quartier ergibt Ein Beispiel: Territorial werden nur die Fahrzeugleistungen inner- sich ein Kraftstoffverbrauch von ca. 8.850 MWh/a. halb des Innenstadtquartiers betrachtet, übergreifend werden alle Fahrzeugleistungen der Einwohner des Quartiers betrachtet, d.h. Der Verkehrssektor stellt somit den energieintensivsten Bereich dar, auch Pendlerverkehr in andere Orte wird bilanziert. wobei zu beachten ist, dass der Verbrauch im weitaus überwiegen- den Maße außerhalb des Quartiers stattfindet. Die territoriale Bilanzierung sollte nur in Verbindung mit dem Bilanz- kreis Endenergie erfolgen, die übergreifende Bilanzierung dagegen

mit dem LCA-Bilanzkreis.

2.5.4 CO 2-Bilanz Die CO 2-Emissionen wurden anhand von Kennzahlen ermittelt. Da- Es gibt verschiedene Bilanzierungsmethoden für die Kohlendioxid- bei wurde das LCA Modell in Kombination mit der quartiersübergrei- Emissionen, deren Auswahl maßgeblich die Höhe der ausgewiese- fenden Bilanzierung verwendet. nen CO -Emissionen beeinflusst. 2 Für die Bewertung des elektrischen Stroms wurde der bundesweite Diese Bilanzierungsmethoden unterscheiden sich hautsächlich in Strommix zugrunde gelegt. Die regionale Stromproduktion aus den gewählten Bilanzkreisen. Es gibt folgende Varianten: Wind- und Solarenergie (25 Windanlagen-Anlagen mit einer instal- lierten Leistung von 22.950 kW und 124 Fotovoltaik-Anlagen mit ei- Bilanzkreis Endenergie – nur die durch die Umwandlung der End- ner installierten Leistung von 74.107 kW) sowie Biomasse (4 Anla- energie in Nutzenergie entstehenden Emissionen werden betrach- gen mit einer installierten Leistung von 2.151 kW) wird gemäß EEG- tet, d.h. die Verbrennung von Erdgas zur Wärmeerzeugung wird bi- Gesetz in das Netz der öffentlichen Versorgung eingespeist oder di- lanziert, der Verbrauch von Elektroenergie dagegen wird CO 2- rekt an Dritte vermarktet. Sie fließt daher in die Bewertung des bun- bilanztechnisch nicht erfasst, da dabei kein CO 2 freigesetzt wird. desweiten Strommix ein und kann daher, um Doppelzählungen zu Bilanzkreis LCA – die gesamte Lebensdauer (Life-Cycle- vermeiden, nicht als regionaler Mix in die Bilanz einfließen. Assessment) des Energieträgers wird betrachtet, d.h. alle vorgela- gerten Prozessketten der Energiegewinnung und Umwandlung flie- ßen ein.

45 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Ausgangsanalyse

Beim Vergleich dieses spezifischen Wertes mit Werten aus anderen Konzepten ist zu beachten, dass in diese Bilanz durch die Klein-

räumigkeit des Quartiers keine CO 2-Emissionen aus Gewerbe und

Industrie eingeflossen sind und somit die spezifischen CO 2- Emissionen weit unter den Emissionen im Bundesdurchschnitt lie- gen.

Abb. 48: CO 2-Emissionen nach Endenergie

Abb. 49: spezifische CO 2-Emissionen pro Einwohner nach Endenergie

46 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse SWOT-Analyse

3. SWOT-Analyse zum Quartier Röbeler Vorstadt Die Ergebnisse der Ausgangsanalyse für die Röbeler Vorstadt werden im Folgenden in einer Stärken-/Schwächen-Analyse (SWOT) zusam- mengefasst. 3.1 Energetische/technische Betrachtungsweise Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) - vorhandenes Fernwärmenetz - unterschiedliche Arten der Wär- - durch Nutzung des vorhandenen - Anhaltende Unklarheit zu Mög- künftig als Nahwärmenetz um- meerzeugung und -versorgung Leitungsnetzes Möglichkeit des lichkeiten und Konditionen der baubar - strittige Eigentumsverhältnisse Aufbaus eines Nahwärmenetzes Wärmenetzübernahme durch die - teilweise bereits erfolgte energe- Wärmenetz und Erzeugungsan- für die Röbeler Vorstadt mit neu- GWV tische Sanierung von Gebäuden lagen er Wärmeenergieerzeugung - fehlende/unzureichende Förder- - Flächenpotentiale für Einsatz - bisher nicht alle Gebäude an - stufenweiser Ausbau und Erwei- instrumente zur Umsetzung des von Solarthermie (Dachflächen, Fernwärme angeschlossen terung des Netzes möglich energetischen Quartierskonzepts Grünflächen, Garagenstandort) - homogene Bevölkerungsstruktur - innovativer Ansatz zur energeti- - notwendige Abstriche bei der - Umsetzung des energetischen (ältere Bewohner) führt zu ho- schen Aufwertung – Chance Umsetzung von aus energeti- Quartierskonzepts durch einen mogenen Verbrauchsstrukturen modellhafter Erprobung und scher Sicht optimalen Lösungen zentralen Eigentümer möglich (Wasser, Energie, Wärme) Förderung neuer Verfahren zum wegen fehlender Finanzierbar- - Innovationsbereitschaft des Ei- - Bewohnerstruktur und Mietni- Einsatz und zur Speicherung re- keit gentümers (GWV) veau begrenzen Investitions- generativer Energien spielräume - durch Einsparungen beim Res- - bestehender Handlungsbedarf sourcenverbrauch Chancen zur bei der energetischen Aufwer- Reduzierung der Mietnebenkos- tung (u.a. Kellerdecken, oberste ten

Geschossdecken, technische - Beitrag zur CO 2-Reduzierung Anlagen) und zum kommunalen Klima- schutz - Investitionspotenzial der GWV

47 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse SWOT-Analyse

3.2 Städtebauliche Betrachtungsweise Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) - städtebaulich weitgehend ho- - größeres randstädtisches Quar- - funktionale Stärkung und bauli- - Anstehender Generationswech- mogenes Stadtquartier mit tier mit Geschosswohnungsbau- che Aufwertung sel angesichts überalterter Be- überwiegend kleinen Mietwoh- ten, das bisher städtebaulich nur - attraktive Wohnungen in ruhiger völkerung nungen mäßig in die Kernstadt integriert Lage tw. bereits mit ansprechen- - bei fehlender Aufwertung Verlust - Einbettung in einen ländlichen, ist dem Wohnumfeld an Attraktivität durch städtebau- naturnahen Kulturraum - Mängel in der Wohnumfeldquali- - bei Gestaltung der Fußwegever- liche Missstände (Gefahr stei- - sozial stabile Mieterschaft tät – bisher nur Insellösungen bei bindung entlang der Dosse gute gender Leerstände / Imagever- - gutes Angebote an Einrichtun- der Aufwertung (u.a. fehlende fußläufige Anbindung an die In- schlechterung) gen der sozialen Infrastruktur Gehwege, teilweise unbefestigte nenstadt - soziale Entmischung, Zunahme für alle Generationen im nähe- Stellplätze für Pkw und Fahrrä- - Etablierung als Wohnstandort für der ALG II-Empfänger ren Umfeld (u. a. zwei Kitas, der) alle Generationen - ohne Zuzug junger Haushalte Grundschule, Jugendclub, Se- - Mängel im öffentlichen Verkehrs- - weitere Aufwertung sowie ziel- weitere Überalterung der Be- niorentreff) raum (z. B. Straßenbelag, feh- gruppengerechter Ausbau vor- wohnerschaft (natürliche Bevöl- - gutes Quartiersimage lende Gehwege, fehlende Barrie- handener Potenziale zur langfris- kerungsverluste und Leerstand - bevorzugte Wohnlage im Rah- refreiheit) tigen Erhaltung der Mieterbin- als Folge) men des stadtumbaubedingten - Erneuerungsbedarf der techni- dung sowie Gewinnung neuer - geringes Mietsteigerungspoten- Umzugsmanagements sche Infrastruktur (u. a. veraltete Nachfragergruppen (junge Fami- tial begrenzt auch das mögliche - nahezu kein Wohnungsleer- Wasser- und Abwasserleitungen) lien) Investitionsvolumen, zusätzliche stand - naturräumliche Qualitäten der - Etablierung eines zukunftsfähi- Risiken durch Gefahr des Miet- - punktuell bereits hochwertige Dosse bisher nicht erlebbar gen, ressourcenschonenden dumpings auf dem gesamtstädti- Neugestaltung des Wohnum- - gestalterisch defizitäre Nutzun- Wohnquartiers schen Wohnungsmarkt felds gen am Quartiersrand (u.a. pro- - Senkung von Betriebskosten - bisher fehlende Förderpriorität in duzierendes Gewerbe, sanie- durch energetische Sanierung – Städtebau- und (teilweise) rungsbedürftige Infrastrukturein- Erhöhung der Attraktivität als Wohnraumförderung richtungen, ungestalteter Gara- Wohnstandort genkomplex) - hoher Altersdurchschnitt der Wohnbevölkerung - fehlendes generationsgerechtes Wohnungsangebot / Wohnumfeld

48 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Integrierte Leitbilder und Strategien

4. Integrierte Leitbilder und Strategien - Innerhalb der Siedlung gibt es Flächenpotenziale, die für rege- nerative Energieanlagen genutzt werden können (Dachflächen,

vorhandener Garagenstandort). 4.1 Ableitung von Handlungsbedarfen und Potenzialen - Der Wohnungsbestand innerhalb der Siedlung ist bereits teil- Die Analyse der Ausgangssituation zeigt, dass das Quartier Röbeler weise saniert. Es können jedoch durch relativ einfache bau- Vorstadt für die Stadt Wittstock – auch vor dem Hintergrund der technische Maßnahmen (insbesondere Dämmung von oberen weiteren demografischen Entwicklung in der Region – ein langfristig Geschoss- und Kellerdecken) noch weitere Energieeinsparpo- erhaltenswertes Wohngebiet ist. Angesichts eines entspannten tenziale erschlossen werden. Wohnungsmarktes und künftig voraussichtlich wieder ansteigender - Aufgrund der bereits erfolgten Teilsanierungen können sich Wohnungsleerstände in der Stadt Wittstock wird dies allerdings nur Maßnahmen im energetischen Bereich vor allem auf verbesser- gelingen, wenn das Quartier langfristig als Wohnstandort für ver- te technische Lösungen der Wärmeenergieerzeugung und - schiedene Mietergruppen und insbesondere auch für junge Familien versorgung sowie der Anpassung der bestehenden Anlagen fo- attraktiv ist. Dazu sind in den nächsten Jahren Maßnahmen not- kussieren, wo auch die größten Einsparpotenziale gesehen wendig, die gebäudebezogene wohnwertverbessernde Schritte so- werden. wie Aufwertungen des Wohnumfeldes und Verbesserungen im energetischen Bereich miteinander verknüpfen. Dabei kann an vielfältige Potenziale der Siedlung angeknüpft wer- Im städtebaulichen Bereich: den: - Die Siedlung weist eine besondere städtebauliche und architek- Im energetischen Bereich tonische Qualität auf und verfügt über einen hohen Freiflächen- anteil, dadurch ist sie bei den Bewohnern beliebt und gesamt- - Die Siedlung verfügt bereits über ein Fernwärmenetz, dass städtisch ein anerkannter Wohnstandort. künftig weiter genutzt werden soll. Da bisher nicht alle Wohn- gebäude an dieses Netz angeschlossen sind, bestehen Poten- - Erste Vorhaben einer nachfrageorientierten Modernisierung der ziale des Netzausbaus. Wohnungsbestände sind bereits erfolgt und werden von den Mietern angenommen und nachgefragt. - Die Nutzung des vorhandenen Netzes ermöglicht eine nah- wärmebasierte Neuorganisation der Wärmeversorgung mit der - Die Aufwertung des Wohnumfelds – insbesondere die Gestal- Chance Leitungsverluste in den Wärmenetzen zu verringern tung von Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten – wurde punktuell und perspektivisch einen flexiblen Einsatz regenerativer Ener- bereits begonnen. Zur Fortsetzung wird derzeit eine Freiraum- gien zu erreichen. planung für das Gebiet erstellt.

49 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Integrierte Leitbilder und Strategien

- Das Quartier weist eine direkte Nähe zur Dosse auf und könnte 4.2 Leitbilder und Strategien für die Quartiersentwick- von einer Renaturierung und der Neuanlage einer Wegeverbin- lung dung entlang der Dosse besonders profitieren. Ziel ist es ein Leitbild für die Röbeler Vorstadt zu definieren, das die vorhandenen Potenziale aufgreift, sich an der energetischen Sanie- Im wohnungswirtschaftlichen Bereich: rung orientiert, sowie künftige Zielgruppen, die für die Röbeler Vor- stadt gewonnen werden sollen, in den Blick nimmt. Vor diesem Hin- - Die vorhandene Wohnungs- und Gebäudestruktur bietet einen tergrund wird vorgeschlagen, die Röbeler Vorstadt entsprechend relativ hohen Differenzierungsgrad beim Angebot von Woh- dem Leitbild nungsgrößen und Wohnungszuschnitten. Damit können sehr unterschiedliche Nachfragegruppen angesprochen werden. „Parkstadt Röbeler Vorstadt – Wohnstandort für alle Generationen“ weiterzuentwickeln. Es ist darauf ausgerichtet, die Angebote für das - Die vorhandenen Wohnungen sind relativ klein, so dass sie Wohnen, soziale Kontakte, die Freizeitgestaltung und die Organisa- auch für Haushalte mit geringer Mietzahlungsfähigkeit sowie tion gegenseitiger Hilfe zu verbessern. Trotz der Umsetzung um- ALG II-Empfänger attraktiv sind. fangreicher Aufwertungsmaßnahmen sollen die Mieten weiterhin - Neben der Innenstadt ist die Röbeler Vorstadt der einzige sozialverträglich gestaltet werden und insbesondere die Wohnne- Mietwohnungsstandort, der gesamtstädtisch nicht in Frage zu benkosten durch Einsparungen im energetischen Bereich stabilisiert stellen ist und auch im Stadtentwicklungskonzept zum großen werden. Teil als Konsolidierungsgebiet Wohnen ausgewiesen ist. Das Leitbild orientiert auf die Umsetzung von Maßnahmen einer - Die GWV als zentraler Wohnungseigentümer im Gebiet ist wirt- familienfreundlichen, generationsgerechten Anpassung von Gebäu- schaftlich in der Lage, Maßnahmen zur energetischen und zur den und Freiflächen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Fami- baulichen Aufwertung des Quartiers umzusetzen und dabei lien, Kinder und Senioren. Dazu gehört u.a. die barrierearme Er- auch in beträchtlicher Höhe Eigenkapital einzusetzen. reichbarkeit möglichst vieler Wohnungen. Die Wohnungsgrundrisse sind bereits heute zweckmäßig, weisen abgeschlossene Räume - Auch wenn derzeit nur geringe Mietsteigerungspotenziale im angemessener Größe auf und tragen insgesamt den heutigen Zuge von Modernisierungen in der Siedlung gesehen werden, Wohnansprüchen Rechnung. Jeder Raum (ausgenommen Flure) ist ist die Ertragssituation angesichts des guten Vermietungsstan- natürlich belichtet und belüftet. Ziel ist es nach und nach alle Woh- des positiv. nungen mit Balkonen auszustatten.

Die Außenanlagen werden generationsgerecht mit Wegen und Sitzmöglichkeiten gestaltet und begrünt. Bei Bedarf werden

50 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Integrierte Leitbilder und Strategien

Spielmöglichkeiten, Wäschetrocken- und Müllplätze sowie woh- len Wärmeversorgungssystems unter Nutzung der Kraft- nungsgebundene Kfz-Stellplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten Wärme-Kopplung angeboten. Erste Maßnahmen in diese Richtung sind von der GWV - Wohnwertverbesserung , Gebäudesanierung u.a. zur Herstel- bereits durch die Einrichtung eines Wohnparks sowie barrierefreier lung von Barrierefreiheit, Schaffung von Balkonen und Freisit- Zugänge aber auch die Schaffung neuer attraktiver Kinderspielplät- zen ze initiiert worden. - energetische Aufwertung der Gebäude , u.a. zusätzliche Däm- Ziel ist weiterhin, dass alle Gebäude soweit energetisch aufgewertet mung dort wo notwendig und sinnvoll (insb. Kellerdecken, obe- werden, dass jeweils ein Optimum zwischen erzielbarer Energieein- re Geschossdecken), Verbesserung der Haustechnik sparung und den dafür notwendigen Investitionen gefunden wird. Das Quartier soll künftig über ein eigenes Nahwärmenetz verfügen, - Aufwertung des Freiraums , u.a. Aufwertung der privaten Frei- bei dem die thermische Energie in einem Blockheizkraftwerk und flächen, Ertüchtigung der öffentlichen Flächen (u. a. Straßen, durch Thermosolarmodule erzeugt wird. Angestrebt wird die Spei- Gehwege, Straßenbeleuchtung) Verbesserung der Durchgrü- cherung von Wärmeüberschüssen in einem in das Nahwärmenetz nung der Siedlung (bspw. Anpflanzungen, Fassadenbegrü- integrierten saisonalen Speicher. Die Wärmeversorgung der einzel- nung), Förderung des Rad- und Fußverkehrs nen Gebäude soll mit einer modernen und energiesparenden Sam- - Verbesserung der infrastrukturellen Angebote , insb. qualitative melheizung (mit möglichst geringer Vorlauftemperatur) sowie einer Verbesserung vorhandener Angebote im Quartier und im unmit- Warmwasserbereitungsanlage mit fortschrittlicher Regelungstechnik telbaren Umfeld erfolgen. - Verbesserung der Anbindung zur Altstadt und der Erlebbarkeit Zudem wird angestrebt, den stadträumlichen Bezug zum histori- der Dosse u.a. Fuß- und Radwegeverbindung entlang der Dos- schen Stadtkern und den dortigen Infrastrukturangeboten zu ver- se bessern. Dazu kann insbesondere eine neue Fuß- und Radwege- verbindung entlang der Dosse beitragen. - Herstellung von Barrierefreiheit im Quartier , um den Anforde- rungen einer älter werdenden Mieterschaft aber auch neu zu Im Einzelnen ergeben sich daraus folgende Strategien für die Quar- gewinnenden jungen Familien gerecht zu werden tiersentwicklung: - Erneuerung und Neuordnung der stadttechnischen Netze, u.a. - Weiterentwicklung der Wärmeversorgung , u.a. Nutzung vor- Wasser, Abwasser, Regenwasser im Zusammenhang mit der handener Fernwärmeleitungen, Etablierung eines Nahwärme- Aufwertung des Freiraums. systems, Integration regenerativer Energien zur Wärmebereit- stellung (hier thermische Solaranlagen), Ausbau eines zentra-

51 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Integrierte Leitbilder und Strategien

4.3 Mögliche Umsetzungshemmnisse und deren Über- vorliegenden energetischen Quartierskonzept – die weitere windung in Zusammenarbeit mit den wesentlichen Aufwertung des Gebäudebestands und des Wohnumfeldes und Akteuren eine energetische Ertüchtigung der Gebäude in der Röbeler Vorstadt. Allerdings sind die Investitionsmittel, die das Unter- Folgende Hemmnisse könnten eine Umsetzung des Konzeptes er- nehmen dafür einsetzen kann, begrenzt. Dies hängt vor allem schweren: damit zusammen, dass das Wohnungsunternehmen auch wei- - Juristische Auseinandersetzungen zur Übernahme der Wärme- terhin den Sanierungsprozess in der Innenstadt unterstützen netze: will. Sanierungen im historischen Bestand erfordern jedoch Die juristischen Auseinandersetzungen mit dem bisherigen häufig Investitionen von mehr als 2.000 Euro pro qm Wohnflä- Wärmeversorger sind auch nach dem Auslaufen der Wärmelie- che. Dies sind Investitionen, die sich allein aus den Mieterlösen ferverträge Ende August 2013 nicht abgeschlossen. Offen ist nicht refinanzieren lassen und den hohen Einsatz von Eigenmit- insbesondere die Frage zu welchen Konditionen die Stadt bzw. teln des Unternehmens erfordern. Dies sind Mittel die z.T. auch die GWV die Wärmeleitungen und technischen Anlagen über- in der Röbeler Vorstadt erwirtschaftet werden müssen. D.h., nehmen kann. das für die Stadt sehr wichtige Engagement des Unternehmens in der historischen Altstadt begrenzt die Investitionsmöglichkei- - Wirtschaftlichkeit energetischer Maßnahmen: ten in der Röbeler Vorstadt. Der Investitionsrahmen in der Rö- Vorgesehen ist in der Röbeler Vorstadt ein Nahwärmenetz auf- beler Vorstadt wird mit etwa 500-600 Euro je qm Wohnfläche zubauen, dass die Einbindung regenerativer Energien und auch angesetzt. Dies bedeutet, dass Maßnahmen im energetischen die saisonale Speicherung von Wärme ermöglicht. Die dafür Bereich jeweils in Bezug auf die entstehenden Kosten und die benötigten technischen Anlagen befinden sich derzeit noch in Amortisationszeiträume abgewogen werden müssen und nicht der Entwicklungsphase und sind dementsprechend teuer. Die das maximal Machbare umgesetzt werden kann. Dem vorlie- GWV könnte zu einem Vorreiter für die Umsetzung einer inno- genden Konzept wurde diese Prämisse zugrunde gelegt. vativen Form der Wärmeerzeugung, Speicherung und Vertei- lung werden. Allerdings sind die Investitionskosten derzeit noch Der begrenzte Investitionsrahmen ergibt sich auch aus einem so hoch, dass eine kurz- und mittelfristige Umsetzung der ent- kaum vorhandenen Mietsteigerungspotential in der Röbeler wickelten Vision ohne den Einsatz von Fördermitteln nicht mög- Vorstadt. Für die Zukunft muss sogar mit eher sinkenden Mie- lich ist. terlösen gerechnet werden, wenn im Zuge des Generations- wechsels im Gebiet der Anteil von Mietern steigt, die auf finan- - Begrenzte Investitionsmöglichkeiten der GWV, um weiteres zielle Unterstützung des Landkreises für die Unterkunft ange- Engagement in der Altstadtsanierung nicht zu gefährden: wiesen sind. Negativ wirkt sich dabei aus, dass für die Berech- Die GWV plant in den kommenden Jahren – ausgehend von nung der Kosten der Unterkunft nicht die Warmmiete angesetzt

52 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Integrierte Leitbilder und Strategien

wird sondern die Kaltmiete. Aufgrund der Investitionen der GWV werden so zwar die Wohnnebenkosten sinken, jedoch kann das Unternehmen für seine Investitionen durch die beste- henden KdU-Obergrenzen keine Mietaufschläge erlangen. Die- se Praxis wirkt für energetische Maßnahmen durchaus investi- tionshemmend.

- Übernahme der Wärmeenergieerzeugung in Eigenregie durch die GWV: Das Wohnungsunternehmen plant, die Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt in Eigenregie zu übernehmen. Für eine hohe Netzeffizienz des Nahwärmenetzes wäre es günstig, punktuell weitere Nutzer an die Nahwärmeversorgung anzu- schließen (bspw. Vereinsgebäude am Sportplatz, Wohnblock der Wohnungsgenossenschaft oder Gewerbebetrieb am Ge- bietsrand). Aufgrund bestehender steuerlicher Regelungen ist dies mit dem Status der GWV jedoch nicht vereinbar. Ähnlich verhält es sich mit der direkten Weitergabe des im BHKW künf- tig erzeugten Stroms an die Mieter der GWV. In beiden Fällen führen die vorhandenen rechtlichen Regelungen zu für ein Wohnungsunternehmen unattraktiven Rahmenbedingungen und stellen Investitionen daher in Frage. Eine Veränderung der gesetzlichen Regelungen für die Stromsteuer und die EEG- Umlage könnte die Wirtschaftlichkeit des BHKW verbessern und eine preiswerte Stromversorgung der Mieter der GWV er- möglichen.

53 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

5. Konzept für die energetische Stadtsanierung Typ 3 113.600 32.000 70% Keine Amortisation Typ 4 72.800 38.800 47% Keine Amortisation 5.1. Sanierung des Gebäudebestandes, energetische und Wohnwert verbessernde Maßnahmen Trotz hoher Energieeinsparungen konnte auf Grundlage der ermit- Für jeden Musterhaustyp wurden energetische Simulationsrech- telten Baukosten und der Energiekosten auf der Basis von Erdga- nungen für mögliche energetische Sanierungen durchgeführt. Dabei seinzelheizungen in keinem Fall eine Amortisation der Gesamt- wurden lediglich Maßnahmen berücksichtigt die notwendig sind, um maßnahme „Wärmedämmung“ innerhalb von 30 Jahren festgestellt den Wärmedurchgang der Außenhülle (U-Wert) auf den Stand der werden. Das heißt, dass eine klassische Wärmedämmung – pau- aktuell gültigen gesetzlichen Anforderungen zu reduzieren. Dies schal angewandt – kaum den erhofften energetischen und wirt- entspricht einer vollständigen Ertüchtigung der Außenhülle über den schaftlichen Effekt hat. Einzelmaßnahmen – wie z.B. die Dämmung bisherigen Ansatz hinaus. Grundlage für die Berechnung waren die von Kellerdecken – können im Zuge ohnehin anfallender Sanie- Klimadaten für die Station Potsdam. Die berechneten Energiever- rungsarbeiten jedoch wirtschaftlich sein. Die Erhöhung des Wohn- bräuche lagen deutlich über den tatsächlichen Verbräuchen. Um die komforts durch wärmegedämmte Bauteile ist ein ebenfalls wichtiger Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf einer möglichst realistischen Bestandteil der Überlegungen. Es ist möglich, dass der erhöhte Basis ausführen zu können, wurden die Nutzungsprofile so ange- Wohnkomfort zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Innenraum- passt, dass der für den Ausgangszustand berechnete Energiever- temperatur führt (siehe nachfolgende Untersuchungen) und damit brauch zu den tatsächlich abgerechneten klimabereinigten Ver- die tatsächlichen Energieeinsparungen in der Praxis nochmals deut- brauchsmengen passt. Diese Nutzungsprofile wurden für die Be- lich geringer sind, als die theoretischen, auf bauphysikalischen rechnung des Sanierungszustandes übernommen. Grundlagen durchgeführten Simulationsrechnungen erwarten las- Die Ergebnisse zur Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungs- sen. Damit würden sich wirtschaftliche Amortisationszeiten noch maßnahmen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: weiter verlängern.

Gebäu- Ausgangs- Sanierungs- Berechnete Wirtschaftliche Im HLH-Magazin Bd. 61 (2010) Nr. 11 veröffentlichten Dr. F. detyp zustand zustand prozentuale Amortisationszeit Schröder, H.J. Engler, T. Boegelein und Ch. Ohlwärter ihre Unter- Endener- Endenergie- Energie- (Nutzungsdauer suchungen zur Rückwirkung des Sanierungszustandes auf das gie- verbrauch einsparung 30 Jahre, Nutzerverhalten: „Durch die neueren Erkenntnisse aus der Analyse verbrauch Heizung Heizung jährliche Ener- spezifischer Energieverbrauchskennzahlen und Wohnungstempera- Heizung [kWh/a] giepreissteige- turen entwickelt sich möglicherweise eine veränderte Gewichtung [kWh/a] rung 5%) der Bedeutung bestimmter Maßnahmen zur Energieeffizienzsteige- Typ 1 50.800 34.500 32% Keine Amortisation rung im Wohnungsbestand. So ist festzuhalten, dass sich die Be- Typ 2 57.800 29.600 49% Keine Amortisation deutung bauphysikalisch wärmetechnischer Sanierungsmaßnah-

54 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung men im Hinblick auf tatsächlich realisierbare Einsparpotentiale wohl rücksichtigt, die zur Verbesserung der Verbrauchssituation nur ei- zunehmend relativiert. Dies ist auch zu sehen vor dem Hintergrund nen geringen Beitrag leisten, aber bei der laufenden Bauwerkser- aufwendiger Energiebedarfsrechnungen und kontinuierlich forcierter haltung in 10 – 15 Jahren berücksichtigt werden müssen. So sollten Baustoffpreise bei Wärmedämmungsmaterialien: Eine Entwicklung, in jedem Fall bei Austausch/Optimierung der Fenster und Türen die durchaus infrage zu stellen ist, wenn es um erreichbare integra- diese den jeweils neusten Standards entsprechen. le Einspareffekte und Amortisierung von Sanierungsinvestitionen im Die Planung und Umsetzung von energetischen Ertüchtigungen Wohnungsbestand insgesamt geht. … An Bedeutung gewinnen sowie wohnwertverbessernden Maßnahmen der Gebäude wird auf- könnten künftig Techniken zur regenerativen Energiegewinnung grund der unterschiedlichen Sanierungsstände und Gebäudebe- sowie angeschlossene Techniken und Verfahren zur Optimierung schaffenheiten in folgende Kategorien unterteilt. von Betriebsführung und Energiespeicherung von Heizungsanla- gen .“ Diese Untersuchungen und auch eigene Berechnungen zur Wirt- Kategorie I: Geringinvestive Maßnahmen schaftlichkeit von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Mus- Kategorie II: Energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso not- tergebäuden zeigen, dass wirtschaftlich erschließbare Einsparpo- wendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessern- tentiale durch Wärmedämmmaßnahmen nur in sehr begrenztem den Maßnahmen Umfang vorhanden sind. Der Schwerpunkt der weiteren energeti- Kategorie III: Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mittelein- schen Betrachtungen wird daher auf der Steigerung der Effizienz satz der Wärmeerzeugung und -verteilung sowie auf der Beseitigung von Schwachstellen liegen. Des Weiteren werden energetische Maß- Kategorie IV: Energetische Maßnahmen nach ENEV 2009 und zur nahmen dann vorgeschlagen, wenn bauerhaltende Maßnahmen Reduzierung der Lüftungswärmeverluste oder wohnwertverbessernde Maßnahmen notwendig sind. Ziel ist Kategorie V: Zukunftsweisendes Wohngebäude bzw . Demonstrati- von einem quantitativen Handeln durch die Erhöhung von Dämm- onsbauvorhaben stärken zu einem qualitativen Handeln durch eine situationsgerech- te energetische Ertüchtigung zu kommen. Baukastenprinzip Kategorisierung von energetischen Maßnahmen Die genannten Kategorien stellen ein Baukastenprinzip dar. Von Kategorie I beginnend, können die Gebäude nach und nach aufge- Zur weiteren Untersuchung der Gebäudetypen wurden die Maß- wertet werden, bis mit Kategorie V der Endzustand erreicht ist. nahmen zur Verbrauchsoptimierung zusammengefasst und in Kate- gorien unterteilt. Dabei wurden auch diejenigen Maßnahmen be-

55 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, eines der W ohngebäude Kategorie V - zukunftsweisende Sanierung Ziel Ziel kurzfristig als Pilotprojekt, wie in Kategorie V beschrieben, umzu- – u- setzen. ä mmung mmung ä Folgendes Schaubild zeigt die Reihenfolge der umzusetzenden Maßnahmen auf. Diese Reihenfolge ist nicht zwingend einzuhalten Austausch 1-fach ver- Austausch glaster Fenster Kellerdeckend mmung bisher unge- mmung bisher mmter Fassaden, Geb Fassaden, mmter ä und stellt lediglich den Idealfall dar. ä desockel und im Zuge von undZuge desockelim Balkonanbauten D d cken ü mml ä

Sollten im Zuge von Mieterwechseln Wohnungen leer stehen, so Optimierung Nutzerschulung, der Beseitgigung der Heizung, D sind die Maßnahmen der höheren Kategorien (bspw. Einbau einer tzliche tzliche 4.Bauabschnitt 4.Bauabschnitt ä mmung mmung ä Luftkollektor Luftkollektor zus Lüftungsanlage, Umbau der Heizflächen) bevorzugt bereits in Teilen D

umzusetzen, da ein Leerzug des Gesamtgebäudes für Sanierungs- Leerrstand bei fortlaufend ftungsanlagen ü arbeiten seitens des Wohnungsunternehmens GWV nicht vorgese- hen ist. Einbau von L Einbau tzliche tzliche ä mmung mmung ä Luftkollektor Luftkollektor zus D 15 Jahre 15 Jahre Modellprojekt Modellprojekt Umsetzungsphase Umsetzungsphase tzliche tzliche ä mmung mmung ä Luftkollektor Luftkollektor zus D tzliche tzliche ä mmung mmung ä 1.Bauabschnitt 1.Bauabschnitt 2.Bauabschnitt 3.Bauabschnitt Luftkollektor Luftkollektor zus D

Kategorie I Kategorie II Kategorie III Kategorie IV Gering- im Zuge von Ma ßnahmen Energetische Ma ßnahmen zur Ert üchtigung b e- investive Geb äude- mit mittlerem reits sanierter Geb äudeteile und zur Reduzierung Ma ßnahmen erhaltenden Mitteleinsatz von L üftungsw ärmeverlusten Ma ßnahmen IST-Zustand IST-Zustand

Bereits sanierter Geb äudebestand auf dem Stand der ENEV 1994

Abb. 50: Schematischer Umsetzungsplan

56 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Kategorie I: Geringinvestive Maßnahmen nach Energieträger von Einsparungen von bis zu 40 EUR/m ausge- gangen. Die unter der Kategorie I zusammengefassten Maßnahmen betref- fen vor allem die Optimierung der bestehenden Heizungsanlagen, Heizkostenersparnis auf 1m Rohr pro Jahr 4 sowie die Nutzerschulung und die Beseitigung von Wärmebrücken Dämmung Keine Schlecht Nach Vorgabe bzw. Dämmlücken bei Leitungsführungen. Oft reichen schon einfa- EnEV che Maßnahmen aus, wie z. B. die Anpassung von Zeitprogrammen Dämmschichtdicke 0 mm 19 mm 38 mm für den Anlagenbetrieb, die korrekte Einstellung von Heizkurven o- der die Anpassung von Pumpenleistungen und ein hydraulischer Längenbezogener 100 W/m 16,3 W/m 11,1 W/m Abgleich der Anlagen. Wärmestrom Bei Begehungen wurde beobachtet, dass sich die Fenster trotz Ersparnis Öl pro Jahr - 78,34 l 83,57 l Heizperiode häufig in Kippstellung befanden. Durch dieses falsche 27,42 Euro 29,25 Euro Nutzerverhalten geht nicht nur Heizwärme verloren, sondern wird Ersparnis Gas pro Jahr - 92,16 m 3 98,32 m 3 auch der Algenbewuchs auf den gedämmten Fassaden und die 36,86 Euro 39,33 Euro Schimmelbildung an sich auskühlenden Gebäudeecken gefördert. Eine kurzfristige Energiesparmaßnahme ist die Umstellung auf Stoßlüftung. Des Weiteren sollte eine Kontrolle der Fenster und Türen erfolgen. Eine stichprobenartige Kontrolle der Eingangstüren und Kellerfens- Langfristig kann für die Be- und Entlüftung, wie unter Kategorie IV ter ergab, dass an diesen Bauteilen zahlreiche Undichtigkeiten vor- aufgeführt, eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung in- handen sind. stalliert werden. Die Sensibilisierung der Nutzer kann hier kurzfristig zu messbaren Erfolgen führen. Erfahrungsgemäß verpufft dieser Ef- fekt jedoch innerhalb weniger Monate wieder. Kategorie I | Kurzfristige und geringinvestive Maßnahmen Bei der Ertüchtigung der obersten Geschossdecken wurde oftmals Schulung Optimie- Leitungsdämmung Beseitigung von Nutzer- rung der Dämmlücken oberste versäumt, die Dachausstiege oder Rohrdurchführungen zu däm- Verhalten Heizungs- Geschossdecke/ men. Unzureichend gedämmte Heizleitungen wie in der Röbeler Str. anlage Treppenaufgang 72 – 78 können ebenfalls erhebliche Energieverlustquellen darstel- Typ IV Gebäude len. Alle Gebäude Röbeler-Str. 72-78 Fr.-L.-Jahn-Str. 17-21 Die Investitionskosten für die Dämmung von Heizungsrohren liegen 4 je nach Aufwand zwischen 10 und 30 Euro pro Meter Rohr. In einer Mediumtemperatur über die gesamte Heizperiode 70°C in der Zeitschrift IKZ-Praxis veröffentlichen Beispielrechnung wird je

57 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Kategorie II: Energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso angenehmeres Wohnklima und reduzieren zum anderen den Wär- notwendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessernden meverbrauch. Im Zuge dieser Maßnahme ist anzuraten, bereits Tei- Maßnahmen le des Luftkollektors (siehe Kategorie IV) umzusetzen.

Bei der Betrachtung von Sanierungsmaßnahmen müssen auch die XPS 19,50 Bereiche der Gebäudehülle berücksichtigt werden, die nicht EPS 30 23,50 zwangsläufig eine Reduzierung der Energieverbräuche zur Folge EPS 20 17,50 EPS 15 13,00 haben, aber dennoch für den Erhalt des Bauwerks von Bedeutung PUR 17,50 sind. So ist festzustellen, dass an fast allen Gebäuden die Feuch- Mineralw olle 4,00 tigkeitssperre am Gebäudesockel verschlissen ist und somit ertüch- Steinw olle 14,00 17,50 tigt werden muss. Es bietet sich an, im Zuge dieser bauerhaltenden Holzw olle Blähton 35,00 Maßnahmen das jeweilige Gebäude ebenfalls energetisch zu er- Schaumglas 25,00 tüchtigen und den Gebäudesockel auch unterhalb der Geländeebe- Kokusfasern 3,00 25,00 ne zu dämmen. Im Rahmen der Schaffung barrierefreier Zugängen Holzfasern Blähperlit 5,00 zu den Gebäuden soll das Niveau einzelner Hofbereiche erhöht Korkplatte 35,00 werden. Damit verbunden ist ebenso die Anbringung von Sockel- Korkschrot 23,00 2,50 dämmungen sinnvoll. Zellulose - Platten Zellulose - Flocken 2,50 Die sowieso notwendigen Instandsetzungsarbeiten oder wohnwert- 0 5 10 15 20 25 30 35 40 verbessernden Maßnahmen mit einer energetischen Aufwertung zu Abbildung 59: Energetische Amortisationszeit der Dämmstoffe 5 in Monaten verbinden, bezeichnet man auch als Kopplungsprinzip.

Als Folge des Kopplungsprinzips teilen sich die Vollkosten der Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung in ohnehin ent- Da bei der Umsetzung von Dämmmaßnahmen mit einem hohen stehende Kosten der Instandsetzung und energiebedingte Mehrkos- Mitteleinsatz von ca. 90 EUR pro Quadratmeter zu dämmender ten auf. Somit reduziert sich der finanzielle Aufwand für die energe- Fassade zu rechnen ist, könnte die Ertüchtigung dieser Fassaden tische Ertüchtigung und die Amortisationszeit verkürzt sich. auch im Zuge von gebäudeerhaltenden Maßnahmen erfolgen, also wenn beispielsweise eine Fassadenerneuerung oder Dacharbeiten Zusätzlich bietet es sich an, beim geplanten Anbau der Balkone die betreffenden Fassaden energetisch zu ertüchtigen, da z.B. Gerüst- 5 Dem Energieaufwand zur Herstellung eines Dämmmaterials steht dessen Dämmfähigkeit arbeiten sowieso erforderlich sind. im Laufe der Nutzungszeit gegenüber. In Anlehnung an "Wärmedämmstoffe im Vergleich", 2000, S. 79 Die Ertüchtigung der bisher nicht gedämmten Fassaden zählt eben- falls zur Kategorie II. Diese Maßnahmen bewirken zum einen ein

58 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung eine Gerüststellung notwendig machen. Somit kann die Restle- Kategorie III: Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mitte- bensdauer der Bestandsfassaden ausgenutzt werden. Bei der An- leinsatz bringung der Dämmung ist zu beachten, dass die Fensteranschlüs- Bei den hier aufgeführten Maßnahmen handelt es sich um Energie- se in die Dämmung integriert werden. einsparpotentiale, die teilweise aufgrund bisheriger Versäumnisse Bei der Wahl der Dämmmaterialien sollte zukünftig auf den Primär- bei den schon vorgenommenen Sanierungen nicht zum Tragen ka- energieinhalt (PEI) geachtet werden. Für die Herstellung eines Kilo- men. Die Kellerdecken blieben bisher meist ohne Wärmedämmung. gramms Polystyrol werden ungefähr fünf Kilogramm Erdöl benötigt. Die Dämmung der Kellerdecken stellt eine Maßnahme dar, die so- Die ökologisch bessere Wahl stellen Zellulose-Dämmstoffe oder wohl Wärmeenergie einspart als auch wohnwertverbessernde Ef- Mineralwolle dar. fekte aufweist. In einigen Bereichen der Kellerdecken wird die An- bringung der Dämmebene jedoch aufgrund der zahlreich geführten

Leitungen aufwendig und stellte bisher ein Hemmnis für die Durch- Kategorie II | energetische Maßnahmen im Zuge von sowieso kur z- führung dar. fristig notwendigen bauerhaltenden und wohnwertverbessernden Maßnahmen Doch gibt es auch hier Möglichkeiten für die preiswerte Anbringung Dämmung Gebäu- Fassadendämmung Fassadendämmung von Dämmmaterialien. Je nach Situation können entweder Dämm- desockel im Zuge von im Zuge von Balkon- von bisher unge- streifen als Abstandshalter an der Decke befestigt und darauf dann Abdichtungsarbeiten anbauten dämmten Fassaden die Dämmplatte geklebt werden. Noch einfacher ist es, die Dämm- Clara-Zetkin-Str. 5-16 K.-Liebknecht-Str. 1- Clara-Zetkin-Str. 5-16 platten bis an die gedämmten Rohrleitungen heranzuführen und in 13 die verbleibenden Zwischenräume sowie zwischen Rohr und Decke Röbeler-Str. 56-58, Clara-Zetkin-Str. 1-18 Friedrich- Ludwig- Mineralwolle einzubringen. Die Kellerdeckendämmung wirkt sich 62-66 Jahn-Str. 11, 13, 15, auch auf die Luftfeuchtigkeit im Keller aus. Eine indirekte Beheizung 17, 19, 21 der Kellerräume vom Wohnraum her findet nicht mehr statt. Fr.-L.-Jahn-Str. Fr.-L-Jahn-Str. 1-10, Röbeler-Str. 56, 58, Dadurch sinkt die mittlere Temperatur des Kellers. Sind im Keller 11/13/15, 17/19/21 11/13/15, 17/19/21 60, 62, 64, 66 bereits Feuchtebelastungen vorhanden, so werden diese jetzt ver- Röbeler-Str. 56, 58, 60, 62, 64, 66 stärkt und es kommt zu Schimmelbildungen. Um diesem vorzubeu- gen, sollten vor der Anbringung der Deckendämmung unbedingt die Abdichtungs- und Dämmarbeiten am Gebäudesockel (Kategorie II) abgeschlossen sein. Weitere optimierbare Bauteile stellen die einfachverglasten Fenster im Kellerbereich sowie die Zugänge zu den unbeheizten Kaltdä-

59 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung chern dar. So verfügen die Zugangstüren zu den unbeheizten Kategorie IV: Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung be- Dachgeschossen oftmals nur über unzureichende Wärmedämmei- reits sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüf- genschaften. tungswärmeverlusten Die Kategorie IV umschreibt Maßnahmen an bereits ertüchtigten Bauteilen, die notwendig wären, um diese Bauteile an die heutigen Kategorie III | Energetische Ertüchtigungen mit mittlerem Mittelei n- 6 Anforderungen der Energieeinsparverordnung ENEV 2009 anzu- satz passen und zum Stand der Technik zählende Gebäudetechnik. Einbau von Kellerde- Austausch von ein- Austausch der Dach- ckendämmung fachverglasten Fens- bodentüren Hierzu zählen die zusätzliche Ertüchtigung der bestehenden Ge- tern im Keller bäudeaußenhüllen, sowie der Einbau von Zu- und Abluftanlagen mit K.-Liebknecht-Str. 1- Clara-Zetkin-Str. 5,7 Fr.-L.-Jahn-Str. 17, Wärmerückgewinnung. 13 19, 21 Die bereits erfolgten Ertüchtigungen der Gebäudeaußenhüllen, so Clara-Zetkin-Str. 1-12, K.-Liebknecht-Str. 12 Röbeler Str. 58 ergaben die vorgenannten Untersuchungen, entsprachen zumeist 14, 16-18 der ENEV 1994 Ertüchtigungsmaßnahmen sollten möglichst zu- Fr.-Mehring-Str. 1-3 kunftsweisend erfolgen, damit weitere Energiepreissteigerungen Röbeler Str. 56, 58, Fr.-L.-Jahn-Str. 23, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 25, 27, 29, 31 den Gebäudeeigentümer nicht zu erneuten Maßnahmen zwingen. 72, 74 ,76, 78 Wichtige Bestandteile zukünftiger Planungen sind die Berücksichti- Fr.-L.-Jahn-Str. 11, Röbeler Str. 68, 72, gung der Gesamtkosten (Lebenszykluskosten wie Unterhaltungs- 13, 15, 17, 19, 21-29, 74, 76, 78 und Rückbaukosten) sowie der Nachhaltigkeitsaspekt, da zukünfti- 30-32, 32, 34, 36, 38, ge Förderungen voraussichtlich verstärkt darauf abzielen werden. 40, 42 ,44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60 Eine Lösung zur Optimierung bereits veralteter/undichter Fenster ist die Aufdoppelung der bestehenden Fenster mittels preiswerten neuen Fenstern. Das somit geschaffene Kastenfenster hat mehrere

Vorteile:

• zwei „schlechte“ Fenster ergeben ein „gutes“ • geringere Anschaffungskosten als z.B. dreifachverglaste Fens- 6 Ergebnisse der Inaugenscheinnahme | Zeitraum Oktober 2012 - Juli 2013 – ggf. weisen weitere Gebäude gleiche Mängel auf ter • besserer Schallschutz • Vermeidung von Wärmebrücken

60 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Ein Luftkollektor ist eine Art von Solarkollektor, bei dem jedoch Luft das zu erhitzende Medium darstellt. Die in den Luftkollektor ein- strömende Außenluft wird über die von der Sonne eingestrahlte Wärmeenergie erwärmt und am obersten Punkt abgesaugt. Somit lassen sich in den Übergangsjahreszeiten ca. 10 K W ärmezugewinn erzeugen. In den Sommermonaten kann die erzeugte Wärme auch über Wärmetauscher zur Warmwasserproduktion verwendet wer- den und die benötigte Frischluft über einen Bypass (Außenluftturm) bezogen werden. Abb. 510: Beispiel eines aufgedoppelten Fensters | Kunststoff Fenster + Holz-Alu-Fenster Blech Luftschicht Sind die Außenbauteile optimiert und die Transmissionswärmever- luste reduziert, dann stellt der Einbau einer kontrollierten Lüftungs- anlage mit Wärmerückgewinnung eine weitere Möglichk eit zur Energieeinsparung dar. Kunststoff- welle Nachträglich gedämmte Gebäude haben sehr geringe Wärmever- luste über die Gebäudehülle, dadurch vergrößert sich der prozentu- ale Anteil der Lüftungswärmeverluste auf bis zu 45 %. In Wohnräumen wird ein Mindestluftwechsel von 0,5/h (DIN 4108-2 von 2011) gefordert. Oftmals ist es aber den Bewohnern praktisch gar nicht möglich bzw. zuzumuten, die Räume ausreichend stoßzu- lüften, um das hygienisch und bauphysikalisch notwendige Mini- mum an Lüftung zu gewährleisten. Die kontrollierte Wohnraumlüf- tung mit Wärmerückgewinnung senkt die Energiekosten um bis zu 20 %. Abb. 52: Luftkollektor an der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ Wismar 7 Als Nebeneffekt lässt sich hierdurch der mikrobielle Befall der Fas- saden eindämmen. Der Wirkungsgrad einer Lüftungsanlage lässt 7 Quelle: http://www.dbu.de/media/261010021024sop0.pdf | abgerufen am sich durch die Hinzunahme eines Luftkollektors, Erdkollektors oder 12.08.2013 eines Zwischenklimahofs erhöhen.

61 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Eine Vorkonditionierung mittels Erdkollektors bietet zudem die Mög- Kategorie I V | Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung bereits lichkeit der Klimatisierung der Innenräume im Sommer. Die durch sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüftungswärme- 8 einen Erdkollektor strömende Zuluft wird im Winter vorgewärmt und verlusten im Sommer gekühlt. Aufdoppelung der Zusätzliche Einbau von Reduzierung der bestehenden Dämmung be- Lüftungsanla- Wärmebrücken Bei Verzicht auf eine kontrollierte Abluftanlage lassen sich das Nut- Fenster reits gedämm- gen mit Wär- z.B. durch Bal- zerverhalten und die damit verbunden Lüftungswärmeverluste auch ter Fassaden merückgewin- konerneuerung über Fensterkontakte regeln. Diese stoppen bei geöffnetem bzw. nung bzw. Dämmung gekipptem Fenster den Heizwasserdurchfluss durch die Heizkörper . Betrifft sämtliche Gebäude, sämtliche Typ IV Gebäude Bei den bereits vorhandenen Balkonen stellt die Balkonplatte, die da die Kunststoff- da bisher nur da nach Opti- Fr.-Mehring-Str. die Dämmschicht durchstößt, eine extreme Wärmebrücke dar. Die fenster Fenster mit 6-8cm Po- mierung der 1-3 große Oberfläche und der sehr gut wärmeleitende Stahlbeton des einen k-Wert von lystyrol ertüch- Fassaden die Balkons führen die Wärme aus dem Innenraum wie eine Kühlrippe ø 1,7 W/m²K auf- tigt Lüftungswär- an die Außenluft ab. Es folgt eine starke lokale Abkühlung der Ge- weisen. meverluste ei- Röbeler Str. 68, schossdecke. Die Gefahr von Feuchteschäden ist nicht zu vernach- ne der größten 70 lässigen. Ideal sind in diesem Fall der Abbruch der vorhandenen Verlustquellen Balkone und die ungestörte Verlegung der Dämmung. In diesem darstellt Fall wären dann neue Balkone als vorgestellte und selbsttragende Konstruktionen erforderlich. Kategorie V: Zukunftsweisende energetische Sanierungen mit Ist es aus baukonstruktiven oder wirtschaftlichen Gründen nicht Förderschwerpunkt (bspw. Demonstrationsbauvorhaben) möglich, die Balkone abzubrechen, besteht eine weitere Möglichkeit Die Möglichkeiten der zukunftsweisenden Modernisierungen der den Wärmebrückeneffekt zu reduzieren, indem die Balkonplatte von Wohngebäude im Quartier sollen unter Kategorie V aufgeführt wer- oben und unten mit Dämmstoff eingepackt wird. Wegen des schon den. beschriebenen Kühlrippeneffekts einer auskragenden Balkonplatte wird sich die Wärmebrückenreduzierung durch diese Maßnahme Keines der bisher betrachteten Gebäude wurde zukunftsweisend nur begrenzt umsetzen lassen. saniert. Einige bieten aber aufgrund Ihrer Beschaffenheit erhebli- ches Potential, dahingehend betrachtet zu werden und als De-

8 Ergebnisse der Inaugenscheinnahme | Zeitraum Oktober 2012 - Juli 2013 – ggf. weisen weitere Gebäude gleiche Mängel auf

62 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung monstrationsbauvorhaben Umsetzung zu finden. Zu nennen sind • Nachtkühlung hier vor allem die DDR-Typenbauten der Gebäudetypen III und IV, • Tageslichtlenkung da diese im östlichen Teil der Bundesrepublik meist hundertfach • Fassadenbegrünung gebaut wurden und modellhafte Sanierungen auch auf andere ver- • Upcycling statt Downcycling (Form des Recyclings bei der es gleichbare Gebäude übertragen werden können. zu einer stofflichen Aufwertung kommt) • usw. An diesen Gebäuden gibt es unter anderem Optimierungsbedarf beim A/V-Verhältnis oder bei der energetischen Ertüchtigung der Die Sanierung dieser Typenbauten sollte die Grundlage für Sanie- Außenbauteile und es bedarf einer intelligenten Symbiose von High- rungen weiterer Wohngebäude dieses Typs schaffen, da viele die- tech mit Lösungen, die schon seit Jahrhunderten bekannt sind. Wie ser Gebäude mittelfristig bis langfristig einer erneuten energeti- z.B. die Fassadenbegrünung, deren Verdunstungskälte das Gebäu- schen Sanierung bedürfen. de im Sommerfall kühlt. Die Ziele einer umfassenden Sanierung sollten einem ganzheitli- Wird diese Begrünung durch gesammelte Niederschläge bewässert, chen Planungsansatz folgen: ergeben sich Synergieeffekte bei Energieeinsparung, Verbesserung • Verbesserung des A/V Verhältnisses durch die Schaffung einer des Mikroklimas und beim Schutz der Wasserressourcen. Jede vorgelagerten Klimazone mit barrierefreier Erschließung Pflanze, jeder Baum transpiriert und stellt eine natürliche Klimaan- • Verbesserung der Wärmedämmung lage dar. • Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten Weitere Aspekte der energetischen Sanierung sollten die Nutzung • Schaffung von neuen interessanten halböffentlichen Räumen erneuerbarer Energien, die Erstellung von ganzheitlichen Energie- • Absenkung des Primärenergiebedarfs und der Betriebskosten konzepten und die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des • Wärmerückgewinnung und passive/aktive Sonnennutzung Gebäudes sein. • Optimierung der Technik und Einbau einer kontrollieren Lüf- tungsanlage. Beispiele hierfür sind:

• Nutzung eines Lufterdwärmetauschers zur Vorkonditionierung Im Folgenden wird eine Möglichkeit zur Umsetzung eines ganzheit- von Luft per Erdwärmesonde oder Brunnen lichen Sanierungsansatzes von der architektonischen Aufwertung, • Geothermienutzung Umnutzung und energetischen Ertüchtigung des Gebäudes skiz- • passive Solarenergienutzung ziert. Der Zugang zum Gebäude erfolgt mittels eines einzigen mittig • Ausnutzung der Speicherfähigkeit von Materialien angeordneten Aufzuges. • Flächenheizsysteme, wie Betonkerntemperierung Die Zuwegung zu den einzelnen Wohneinheiten erfolgt über Lau- • adiabate Kühlung bengänge, die zudem als Vorgärten/Erweiterungsflächen und halb- • freie Lüftung

63 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

öffentliche Räumen dienen können. Der energetische Mehrwert liegt darin, dass dieser neugeschaffene transparente Anbau als unbe- heizter Klimahof dient. Hier werden solare Energiegewinne erzeugt und dem Gebäude bei Bedarf zur Belüftung zugeführt. Unterstüt- zend zum Klimahof könnten Luftkollektoren und Erdwärmetauscher zum Einsatz kommen sowie die Abwärme des Gebäudes g enutzt werden.

Abb. 54 Energieflüsse im Gebäude Abb. 55 Energieflüsse im Gebäude am Sommertag am Wintertag

Fazit: Sanierung des Gebäudebestands Die vorgenannten Maßnahmenkategorien stellen einen möglichen Weg dar, die Gebäude weitergehend zu ertüchtigen. Sollten zukünf- tig Dämmmaßnahmen und energetische Ertüchtigungen an den Gebäuden notwendig sein, so sollten diese nicht nur den bestehen- den Normen und Vorschriften entsprechend, sondern darüber hin- aus und zukunftsweisend ausgeführt werden. Die bisher erfolgten

Sanierungen entsprachen den zum Umsetzungszeitpunkt gültigen Abb. 53 Assoziation – Mietergärten auf den Geschossen als Zuwegung Vorschriften. Doch bereits zum jetzigen Zeitpunkt zeigen sich Not- wendigkeiten, Nachbesserungen vorzunehmen. Um dies zu verdeutlichen, sind in der folgenden Tabelle die zur Er- füllung der EnEV 2009 notwendigen Ertüchtigungen am Bauwerk aufgezeigt.

64 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der thermischen Hülle nach EnEV 2009 Zusammenfa s- Gebäudetyp I Gebäudetyp II Gebäudetyp III Gebäudetyp IV sung Ertüchti- gung der Ther- Karl-Liebknecht-Str. 1- Clara-Zetkin-Str. 5-16 Röbeler Str. 56, Friedrich- Röbeler Str. Friedrich- Friedrich- mischen Hülle 13 58, 60, 62, 64, Ludwig-Jahn- 72, 74, 76, Ludwig-Jahn- Ludwig- um mindestens Clara-Zetkin-Str. 1-4, 66 Str. 78 Str. Jahn-Str. 43, die Anforderungen 17-18 11, 13, 15, 17, 22- 32, 34, 36, 45, 49, 51 der EnEV 2009 zu Franz-Mehring-Str. 1- 19, 21 38, 40, 42, 44, erfüllen 3 46, 48, 50, 52, Röbeler Str. 68, 70 54, 56, 58, 60 Außenlängswände Zusätzliche Dämmung Zusätzliche Zusätzliche Dämmung mindestens 12 cm Zusätzliche Zusätzliche Dämmung mit mindestens 6 cm WLG 040 Dämmung mit keine Dämmung mit 8 keine 8 cm WLG Außengiebelwän- WLG 040 keine 14 cm WLG 040 cm WLG 040 040 de Fenster keine Außentüren keine Kellerdecke Mindestens 6cm Mi- Mindestens 8cm Mineralwolleplatten Kellerdecke neralwolleplatten aus Fertig- beton mit 8cm Polysty- rol Oberste Ge- keine keine keine 10 cm Mineral- keine schossdecke wolle Sockeldämmung Mindestens 8 cm Dämmung bis ca. 20 cm un- Mindestens 10cm Dämmung bis ca. 20 cm unter Geländeniveau ter Geländeniveau

65 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Die im Quartier vorkommenden Gebäude sind trotz ihrer verschie- Umsetzungsmaßnahmen 1. Bauabschnitt denen Typologien, ihres unterschiedlichen Baualters und der unter- schiedlichen Gebäudeausrichtungen nicht unterschiedlich behandelt worden. Die vorgenommenen Maßnahmen ähneln sich sehr. Die bisher durchgeführten Maßnahmen trugen sicher zu erhebli- chen Energieeinsparungen bei, jedoch wird es mit jeder gedämmten Fassade und jedem neuen Fenster schwieriger, weitere große Ein- spareffekte zu erzielen. Umso wichtiger ist es, bei der zweiten anstehenden Sanierungswel- le neben den vorgenannten Maßnahmen auch jedes Gebäude se- parat zu betrachten und dem Standort und der Situation angepasste Konzepte zu entwickeln. Ein in Nord-Süd-Richtung ausgerichteter Bau bedarf einer anderen Herangehensweise als ein Ost-West ausgerichteter. Demnach sind die unter den Kategorien I-V genann- ten Maßnahmen richtungsweisend, aber bedürfen einer weiterge- henden individuellen Planung. Es liegt im Sinne der Wohnungsunternehmen, Sanierungsvorhaben weiter als bisher zu denken. In der Gebäudesanierung und Gebäu- deplanung stellen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Erstellung von Energiekonzepten und Lebenszyklusanalysen sowie diverse energetische Simulationen immer wichtiger werdende Instrumente dar, da das noch nicht ausgeschöpfte Energieeinsparpotential nicht Abb. 56: 1.Bauabschnitt ohne diesen Aufwand zu ermitteln bzw. vollumfänglich zu erschlie- Der Umsetzungsplan für das Gesamtquartier sieht eine Umsetzung ßen ist. innerhalb der nächsten 10- 15 Jahre vor. Die Umsetzung erfolgt in Nicht zuletzt spielt auch die Akzeptanz beim Nutzer eine nicht un- Bauabschnitten. Der 1. Bauabschnitt ist für die Jahre 2013/14 ge- bedeutende Rolle bei der Umsetzung von Maßnahmen, denn oft- plant. In folgender Übersicht wird aufgezeigt, wie sich die Maßnah- mals hilft die Identifikation mit dem Bauwerk das Nutzerverhalten menkategorien im 1. Bauabschnitt umsetzen ließen. Demnach sind positiv zu beeinflussen. zahlreiche energetische Maßnahmen der Kategorien I-IV im Zuge der demnächst anstehenden Arbeiten möglich.

66 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept energetische Stadtsanierung

Da das Wohnungsunternehmen GWV einen vollständigen Leerzug lichst wenig einschränkt. Demnach ist es sinnvoll, bei einem anste- der Gebäude für Baumaßnahmen nicht vorgesehen hat, ist es un- henden Mieterwechsel die Wohnung neben der normalen Instand- umgänglich eine Sanierung anzustreben, die den Bewohner mög- setzung auch energetisch zu ertüchtigen.

Kategorie I Kategorie II Kategorie III Kategorie IV Kategorie V Fassa- Einbau dendäm- Teilmaßnah- Luftkollektor einer kontrol- Zuordnung von mung un- Dämmung Ertüchti- me Erdkollek- im Zuge der lierten Lüftung Maßnahmen im Beseitigung gedämm- im Zuge von Dämmung der Keller- gung tor im Zuge Fassaden- - bei Leer- 1.BA zu Kate- Nutzer von Dämm- Heizungs- ter Fas- Balkon- Gebäude- decken- der Keller- der Erdarbei- dämmarbei- stand einer gorien schulung lücken anpassung saden anbauten sockel dämmung fenster ten ten Wohnung Karl- Liebknecht-Str. Testanlage 12-13 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 Clara-Zetkin- Testanlage Str. 17 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 Clara-Zetkin- Testanlage Str. 1/ 3 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016

Röbeler Str. 68 2014 2014 2014 2014 2015 Clara- Zetkin- Testanlage Str. 5/ 7 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 Clara- Zetkin- Testanlage Str. 9/ 11 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 Clara- Zetkin- Testanlage Testanlage Str. 13/ 15 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 2016 Röbeler Str. Testanlage 56/ 58/ 60 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 ab 2015 Röbeler Str. Testanlage 62/ 64/ 66 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2016 ab 2015

67 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Fördermöglichkeiten von Umsetzungsmaßnahmen im Rahmen richten wird. Der zuvor unter Kategorie V genannte Klimahof stellt der energetischen Gebäudesanierung im Wohnungsbau einen solchen innovativen Ansatz zur Heizungsunterstützung dar und kann ebenfalls als Tragkonstruktion für Solarthermie und Pho- Die aufgeführten Maßnahmen können über die Investitionsbank des tovoltaik dienen. Als zusätzliches Plus beherbergt der neu geschaf- Landes Brandenburg (ILB) gefördert werden, wenn sie der Moder- fene überdachte Hof einen Aufzug dessen Schacht auch als Solar- nisierung und Instandsetzung zur generationengerechten Anpas- kamin (Klimatisierung) fungiert und eine barrierefreie Erschließung sung von Gebäuden mit mindestens drei Mietwohnungen dienen. sowie halböffentliche Räume schafft. Diese Kopplung von wohn- Die ILB fördert die Maßnahmen mit zinsverbilligten Darlehen. Die wertverbessernden mit energetischen bzw. technischen Maßnah- Darlehen betragen 40 Prozent der anerkannten Baukosten bei ma- men ist zukunftsweisend und könnte sich als Modellprojekt im ximal 650 EUR pro Quadratmeter Wohnfläche und je Wohnung Rahmen der BMU- oder EU-Förderung anbieten. höchstens 100 Quadratmeter. Die Fördersumme erhöht sich um 70 EUR pro qm-Wohnfläche, wenn die Maßnahmen einen Beitrag zur Stadterneuerung und Imageverbesserung von Wohnquartieren leis- Energiespar -Contracting ESC ten (besonders energieeffizient, barrierefrei, familiengerecht usw.). Um die Energiesparziele der Bundesregierung zu erreichen, sind Zudem fördert die ILB die Herstellung des barrierefreien und gene- umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an Bestandsgebäuden not- rationsgerechten Zugangs zu Wohnungen und Mietwohngebäuden wendig. Jedoch stehen den Kommunen und Wohnungsunterneh- mit zinsfreien Darlehen. Die KfW bietet ebenfalls zinsgünstige Dar- men hierfür immer weniger Mittel zur Verfügung. lehen zur Umsetzung der vorgenannten Maßnahmen. Die Pro- gramme hierfür lauten 151 Energieeffizient Sanieren und 271 Er- Umfangreiche und zukunftsweisende Sanierungen werden aufgrund neuerbare Energien Premium. Eine Zuschussförderung gewährt die klammer Kassen oft gar nicht erst in Erwägung gezogen und eine Kreditanstalt für Wiederaufbau für die Baubegleitung. anstehende Sanierung lediglich nach geltenden Bestimmungen umgesetzt. Umso wichtiger ist die Suche nach geeigneten Instru- Von der Städtebauförderung abgesehen, bieten in der aktuellen menten zur Finanzierung der notwendigen zukunftsweisenden Förderlandschaft eigentlich nur noch Innovations-, Demonstrativ-, energetischen Sanierungen. Ein Ansatzpunkt kann das Energie- oder Modellvorhaben die Möglichkeit, Zuschüsse zu generieren. Ein spar- Contracting sein. mögliches Förderprogramm hierfür stellt das BMU- Umweltinnovationsprogramm dar. Wie funktioniert Energiespar-Contracting (ESC)? Der Energiespar- Contractor erstellt zunächst ein Angebot, in dem er eine prozentuale Möglicherweise ergeben sich in der kommenden Förderperiode Energieeinsparung bzw. eine jährliche Kostenersparnis garantiert. EFRE zusätzliche Möglichkeiten der Zuschussförderung, da der Nimmt der Contractingnehmer das Angebot an, plant, baut, finan- Punkt Energieeffiziente Stadt auch weiterhin ein Förderschwerpunkt ziert und betreibt der Energiespar-Contractor alle Maßnahmen, die sein wird. Wobei sich der Fokus auf innovative Gebäudetechnik zur Erreichung der Energieeinsparung erforderlich sind. Als Gegen-

68 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung leistung erhält das Contracting-Unternehmen einen Teil der einge- Einsatzbereiche in denen Contracting-Modelle bereits verbreitet sparten Energiekosten, bis seine Aufwendungen für Finanzierung, sind, sind bspw. die Straßenbeleuchtung oder aber auch die ener- Planung, Controlling und Risiko bei Vertragsende abgegolten sind. getische Ertüchtigung von Gebäuden. Dabei kann die Finanzierung sowohl durch den Energiespar- Contractor erfolgen, als auch durch den Auftraggeber mit Hilfe eines Baukostenzuschusses in beliebiger Höhe. Der Bund, die Länder und Kommunen können die Energiekosten in ihren Liegenschaften durch die Nutzung des ESC um bis zu 30% senken 9, haben den Vorteil keine eigenen Finanzmittel einsetzen zu müssen und sind von den Planungs- und Betriebsaufgaben entbun- den. Diese klassischen Energie-Contracting-Modelle reichen in der Re- gel nicht dafür aus, um umfangreiche energetische Ertüchtigungen zu refinanzieren. Die Ausweitung des klassischen ESC zu einem Modell inklusive einer umfangreichen baulichen Sanierung von Ge- bäuden nennt man ESC plus. Ziel ist die Erreichung größerer Ein- sparungen und der Abbau des Sanierungsstaus bei kommunalen Gebäuden. Beim Modell ESC light werden Energieeinsparungen lediglich über die vorgenannten gering- oder nichtinvestiven Maßnahmen (Nutzer- verhalten, Anlagenoptimierung etc.) generiert. Sollte die Kommune über keine Mittel oder freies Personal verfügen, ein eigenes Ener- giemanagement zu stellen, so kann dieses über externes Personal erfolgen. Die Vergütung erfolgt hier erfolgsabhängig.

9 Energiespar-Contracting Leitfaden, Hessisches Umweltministerium 2012

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5.2. Wärmeerzeugung und -verteilung in der Röbeler Vorstadt Das Konzept für den zukunftsorientierten Umbau der Wärmeversor- gung im Quartier gliedert sich in mehrere Phasen, deren Realisie- rung jeweils nach einer Monitoringphase bei Eintreten der erforder- lichen Randbedingungen erfolgt.

Abbildung 66: Energiezukunftsstrategie für die Röbeler Vorstadt

70 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Zielkonzept Die Zukunftsvision für die Röbeler Vorstadt sieht wie folgt aus: Das Nahwärmenetz wird erhalten und schrittweise ausgebaut. Ziel ist es, langfristig ca. 80% des Gesamtwärmebedarfes im Quartier durch solarthermische Wärmeerzeugung zu decken. Auf den Dachflächen der Wohngebäude und den neu errichteten Carports am bisherigen Garagenstandort werden solarthermische Anlagen installiert, die die erzeugte Wärme in das Wärmenetz einspeisen. Sommerliche Über- schusswärme wird mittels eines saisonalen Speichers für die Nut- zung in den Übergangs- und Wintermonate bereitgestellt. Bis zur Erreichung dieses Ziels wird die solarthermische Erzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Biomasseanlagen.(z.B. Bio- gasnutzung oder Kleinstanlage zur Nutzung der lokalen Biomasse- abfälle aus Haushalten und Pflege der Grünflächen) 10 ergänzt. Da- zu wird das Nahwärmenetz modernisiert. Brauchwarmwasserbereitung (hauszentral bzw. Pufferspeicher mit Frischwasserstationen in den Wohnungen) Energieeffiziente Hausanschlussstation Solarthermische Anlage EE -Erzeuger (Biomasse) KWK -Anlage saisonaler Wärmespeicher Wärmenetz Erdgasnetz Solarnetz

Abb. 57: Zukunftsvision der Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt in Wittstock

10 Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde durch die GWV beauftragt.

71 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Wärmenetze sind für die Energiewende eine wesentliche Voraus- des saisonalen Speichers wird durch Be- und Entladetemperaturen setzung. Sie fungieren als Sammelbecken für Energieeinträge aus bestimmt. den verschiedensten Quellen. Erst durch diese neue Sammelfunkti- Eine Absenkung der Nahwärmenetztemperaturen setzt Anpassun- on der Wärmenetze können zeitlich schwankende bzw. periodisch gen in der Gebäudetechnik voraus. Die in den Gebäuden heute auftretende Energieangebote effizient genutzt werden. vorhandenen Systeme zur Heizung und Brauchwarmwasserberei- Eine technische Grundvoraussetzung ist es, Möglichkeiten der Re- tung wurden für Nahwärmenetztemperaturen von 90 °C im Vorlauf gelung zu entwickeln, die das komplexe hydraulische Zusammen- und ca. 70-65 °C im Rücklauf (Winterbetrieb) ausgelegt. Geringere wirken von mehreren Wärmeerzeugern an verschiedenen Standor- Heizungsvorlauftemperaturen erfordern größere Heizflächen, um an ten (z.B. Solaranlagen auf unterschiedlichen Gebäuden) und den kalten Tagen (Auslegungstemperatur -14 °C) ausreichend Wärme in Wärmeabnehmern in den Wärmenetzen koordinieren. Ein erster den Wohnungen bereitstellen zu können. Durch die bei der bauzeit- Schritt ist hierbei der Einsatz intelligenter hauseigener Regelungen, lichen Planung der Heizkörper eingerechneten Sicherheitszuschlä- die die Wärmeverteilung im Gebäude optimieren. Solche Stationen ge ergibt sich bereits zum Zeitpunkt der Konzepterstellung in vielen werden bereits am Markt angeboten und sind vor allem für die Ein- Gebäuden die auch praktisch umgesetzte Möglichkeit, das Gebäu- bindung von Solarenergie konzipiert worden. Zur Einbindung der deheiznetz mit geringeren Temperaturen zu betreiben. Durch Maß- Solarenergie in Nahwärmenetze wurde im Rahmen der Konzeptbe- nahmen zur Verringerung des Heizenergiebedarfs (Wärmedäm- arbeitung eine Modifizierung dieser Stationen entwickelt, deren Auf- mung – siehe Kapitel zur Gebäudesanierung) sind weitere Poten- bau und Funktionsweise nachfolgend erläutert wird. Im speziellen ziale zur Temperaturabsenkung vorhanden. Zur Untersuchung die- Fall dieses Quartieres kann ein Teil der vorhandenen Nahwärmelei- ser komplexen Zusammenhänge wurden umfangreiche Gebäu- tung zu einem separaten Solarnetz umfunktioniert werden. Durch desimulationen durchgeführt, deren Ergebnisse nachfolgend erläu- dieses Solarnetz kann die Wärme aus fünf zunächst prädestinierten tert werden 11. Wohnblöcken (gelbe Punkte in der vorangegangenen Übersicht) di- Die Simulation der Gebäudeheiznetze wurde mit Hilfe des Pro- rekt zur Erzeugerzentrale geführt und dort in das Nahwärmenetz gramms mh-software, Softwarestand 04.04.2013, (mh-software eingebunden werden. Dadurch verringern sich die Anforderungen GmbH) ausgeführt. mh-software ist ein Rechentool, das Heizlastbe- an eine übergeordnete Regelung signifikant. Für die Erweiterung rechnungen, Rohrnetzauslegungen und Heizkörperauslegungen der Solaranlagen in Bereichen ohne Solarnetz steigen die Rege- ermöglicht. lungsanforderungen. 11 Die Temperaturen im Nahwärmenetz sind so weit wie möglich zu Gebäudesanierungsvarianten zur Rücklauftemperatursenkung, Zusammenhänge zwischen baulicher und anlagentechnischer Gebäudesanierung mit dem Ziel der senken, um die Wärmeverluste zu minimieren und erneuerbare Senkung der Rücklauftemperaturen im Gebäudeheiznetz, Projekt 13-17, 09/2013 Energien, die mit unterschiedlichen bzw. schwankenden Tempera- tetra ingenieure GmbH turen dargeboten werden, effizient einzubinden. Auch die Effizienz

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Die Berechnungen wurden zunächst für die vier Mustergebäudety- zentral bereitet, ist sicherzustellen, dass das Wasser mindestens pen durchgeführt. Für ein angestrebtes Temperaturniveau im Ge- zeitweise auf 60 °C erhitzt wird und sich im Rohrleitungssystem bäudeheiznetz von 55 °C im Vorlauf und 40 °C im Rücklauf reichen maximal um 5 K abkühlt. Durch den Einsatz von Speicherladesys- die Reserven der vorhandenen Heizflächen in den meisten Räumen temen statt einfacher Speicher, kann das Temperaturregime des aus, vorausgesetzt, es erfolgt eine energetische Sanierung der Nahwärmenetzes optimiert werden. Eine Alternative sind Woh- Fassaden, Kellerdecken und obersten Geschossdecken auf das Ni- nungsfrischwasserstationen. In diesen Stationen wird das Wasser veau der heutigen Energieeinsparverordnung (EnEV2009). Ledig- erst in der Wohnung auf 45° C erwärmt. Die Gefahr der Legionel- lich Heizkörper in Räumen, die aufgrund ihrer Lage und Nutzung ei- lenbildung besteht aufgrund des Durchflusssystems nicht. Die Vor- ne erhöhte Heizlast haben, unterschreiten die Auslegungswerte. lauftemperatur im Gebäudeheiznetz kann auf ca. 53 °C gesenkt Dazu gehören insbesondere Heizkörper in den Bädern im Erdge- werden. Für die Einrichtung dieser Stationen sind umfangreiche Ar- schoss und in der obersten Etage. beiten am Gebäudenetz erforderlich. Werden alle Heizkörper, die rechnerisch unterhalb der Normleistung Nach Abschluss der Umstellungen aller Gebäude auf das geringere liegen ausgetauscht, ergeben sich für die verschiedenen Muster- Temperaturniveau können die Temperaturen im Nahwärmenetz ab- haustypen folgende überschlägig ermittelte Kosten: gesenkt werden, so dass die optimale Nutzung von Solarthermie ggf. auch unter Nutzung von Wärmepumpen möglich wird. Mu sterhau s- Kostenschätzung für Maßnahmen zur Erre i- typ chung des Zieltemperaturniveaus pro Gebäude (Anpassung Heizflächen) Technischer Lösungsansatz zur Einbindung von Solarenergie 1 13.000 €brutto Das nachfolgende Schaltbild zeigt eine für den hier in Rede stehen- 2 6.700 €brutto den Anwendungsfall technisch machbare Lösung, die durch die Fa. 3 480 €brutto tetra Ingenieure GmbH entwickelt wurde. 4 52.000 €brutto

Alternativ zum einfachen Austausch von Heizkörpern ist der Einbau von Fußbodenheizungen zu sehen. Diese Möglichkeit wurde im Rahmen der Steuerungsrunden von der Wohnungsgesellschaft als unerwünscht eingestuft. Neben den Heizflächen sind die Temperaturanforderungen für die Brauchwarmwasserbereitung ein limitierender Faktor für das Tem- peraturregime im Nahwärmenetz. Wird das Brauchwarmwasser

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Abb. 58: Technisches Wärmeversorgungskonzept in der Röbeler Vorstadt

74 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Es wird der Grundsatz „Verbrauch vor Speicherung und Kurzzeit- die Wohnblöcke in der Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße Nr. 22 - 28, pufferung vor saisonaler Speicherung“ technisch umgesetzt. Die 30 - 36, 38 - 44, 46 - 52 und 54 - 60. Am nordwestlichen Rand der Brauchwarmwasserbereitung im Gebäude, auf dem eine Solaranla- Siedlung bietet sich dazu eine derzeit unbebaute Fläche zur Errich- ge installiert ist, wird vorrangig direkt mit Solarenergie (in der Zeich- tung einer neuen Heizzentrale an. nung mit der Ziffer 2 bezeichnet) gespeist. Ergänzend wird Wärme Folgende Grundsätze an die Versorgung des Standortes mit Wär- für die Brauchwarmwasserbereitung aus dem Nahwärmenetz bezo- meenergie wurden entwickelt: gen, wenn die solarthermischen Erträge nicht zur Deckung des Be- darfs ausreichen. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über das • Herstellung eines eigenständigen Nahwärmenetzes in der Nahwärmenetz. Röbeler Vorstadt für die Wärmeversorgung; • Errichtung eines gasbefeuerten Heizkessels zur Sicherung Überschüssige Solarwärme wird über einen Wärmetauscher (3) in der Mittel- und Spitzenlast; das Solarnetz und in das Nahwärmenetz übertragen. • Anschluss aller Wohngebäude der Röbeler Vorstadt an das Im Speicher erfolgt eine Kurzzeit-Speicherung von Solarenergie. Nahwärmenetz; Diese Wärme reicht bilanziell im Sommer nahezu aus, um die • Wärmeerzeugung durch Solarthermie, schrittweise steigende Wärme für die gesamte Brauchwarmwasserbereitung im Nahwär- solarthermische Wärmeerzeugung und Einspeisung von so- menetz zu decken. Ergänzend wird über die Wärmeerzeugungs- larthermisch erzeugter Wärme in das Nahwärmenetz Ver- zentrale Wärme bereitgestellt. Nach Erweiterung der Solaranlagen brauch von Solarwärme hat Vorrang vor einer Speicherung; über die 5 benannten Gebäude hinaus, wird die über den zeitlichen • Absenkung der Wärmenetztemperaturen durch geeignet e Bedarf hinaus verfügbare Solarwärme saisonal gespeichert. gebäudetechnische Maßnahmen; Bei unzureichender Solardeckung wird der Wärmebedarf vorrangig • Saisonale Speicherung von Solarenergie in einem Wärme- z.B. mittels Wärmepumpe dem Saisonal- Speicher entnommen und speicher und Wärmenutzung mittels Wärmepumpe; in die Solartrasse eingespeist. Dies sichert eine anteilmäßige De- • Schrittweise Realisierung des Vorhabens in Abhängigkeit ckung des Wärmebedarfs durch Solarenergie. von den Rahmenbedingungen.

Das Umsetzen dieser Zielstellung wird unter Berücksichtigung der erforderlichen Investitionen mittel- und langfristig bezahlbare und von der allgemeinen Energiekostenentwicklung abgekoppelte Ener- giepreise ermöglichen Fünf der Gebäude im Quartier, eignen sich aufgrund ihrer Lage und die Konstruktion der Dächer (Flachdächer mit einer näherungsweisen Ost-West-Ausrichtung) für die Installati- on von Thermosolaranlagen besonders eignen. Es handelt sich um

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Zur Einschätzung der Machbarkeit dieses Konzeptes wurden fol- Markt verfügbarer Techniken (Solarkollektoren, Hausstatio- gende vorbereitende Untersuchungen durchgeführt: nen, saisonale Speicher, Fotovoltaik-Module) 1. Durchführung einer thermohydraulischer Netzsimulationen 12 : Es lagen zum Untersuchungszeitpunkt Skizzen über den Ergebnisse der thermohydraulischen Netzsimulation Trassenverlauf, die Nennweiten der Rohrleitungen und die Lage der Hausanschlüsse vor. Die auf dieser Basis durchge- Die Verlagerung des Erzeugerstandortes und die geplante Nah- führten Berechnungen führten zu dem Ergebnis, dass das wärmenetzerweiterung und -verdichtung stellen einen wesentlichen vorhandene Nahwärmenetz für eine Verlegung des Erzeuger- und komplexen Eingriff in das bestehende Wärmeversorgungssys- standortes und den Anschluss weiterer Wärmeabnehmer tem dar. Das erfordert die Untersuchung und Simulation der verän- grundsätzlich technisch und hydraulisch geeignet ist. Es wur- derten hydraulischen Bedingungen im Nahwärmenetz, die wie folgt den notwendige Verstärkungen und Änderungen der Trasse durchgeführt wurden: und die daraus resultierenden Kosten ermittelt. Variante 1: 2. Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung von Solar- Betrachtung des Bestandsnetzes mit den bisher angeschlossenen kollektoranlagen: Im Ergebnis dieser Untersuchung wurde Verbrauchern festgestellt, dass die Dächer der o.g. fünf Wohnblöcke in der Variante 2: Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22-28, 30-36, 38-44, 46-52 und zusätzliche Einbindung aller bisher nicht angeschlossenen Gebäu- 54-60 für die Installation von Solaranlagen geeignet sind. de im Quartier, insbesondere Erschließung der Unteroffizierssied- Nach dieser Untersuchung können unter Beachtung der jewei- lung, bei unverändertem Standort der Wärmeerzeugungsanlage ligen Randbedingungen auf jedem Block ca. 200 m 2 Solarflä- Variante 3: chen installiert werden. 13 wie Variante 2, aber mit neuem Standort der Wärmeerzeugungsan- 3. Projektierung einer technischen Gesamtlösung für das Ziel- lage in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Dabei werden zwei Vari- konzept unter Nutzung der zum Bearbeitungszeitpunkt am anten der Netzeinbindung betrachtet: Variante 3.1: einfache Netzeinbindung zwischen Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 12 Bericht sisHYD-Untersuchung zum Nahwärmenetz in der Röbeler Vorstadt, 17 – 21 und 23 – 31 Wittstock, 12-44, 2012, tetra ingenieure GmbH 13 Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung von Solarkollektoranlagen; Variante 3.2: Dipl.-Ing. Andreas Pöschk, Ingenieurbüro für Bau- und Tragwerksplanung, Vermaschung des Netzes durch eine zusätzliche Netzeinbindung zu 22.02.2013 3.1 an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 43 – 51.

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und 65 °C Rücklauftemperatur sowie einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 80 %. Ergebnisse der thermohydraulischen Netzsimulation Variante Einspeis e- Abnahm e- Wärmeverlust - Netz - leistung leistung kW leistung schlechtpunkt kW bezogen auf die Einspeiseleis- tung % F.-L.-Jahn-Str. 1 1.055 999 5,3 54 - 60 2 1.662 1.576 5,2 F.-L.-Jahn-Str. 10

3.1 1.659 1.576 5,1 F.-L.-Jahn-Str. 10

3.2 1.661 1.576 5,2 F.-L.-Jahn-Str. 10

Aus den vorliegenden Berechnungen lassen sich folgende Ergeb- nisse ableiten: Variante 1:

Das vorhandene Bestandsnetz, ein erdverlegtes Kunststoffmantel- Abb. 69: Variante 3.1. Abb. 59: Variante 3.2. rohrsystem, ist großzügig dimensioniert und weist unter den hier getroffenen Annahmen keine besonderen Schwachstellen auf. Die Betriebsparameter des Bestandsnetzes (insbesondere Tempe- Variante 2: raturen, Temperaturdifferenzen, Drücke, Druckdifferenzen, Gleich- Die Wärmeabnahme steigt durch die zusätzlichen Abnehmer von zeitigkeitsfaktor) mussten auf Grund nicht verfügbarer Informationen ca. 1.000 kW auf ca. 1.600 kW. Das Nahwärmenetz weist an zwei aus den verfügbaren technischen Informationen zum Netz und all- Stellen eine leichte Unterdimensionierung auf. Aufgrund der insge- gemeinen Grundsätzen der Nahwärmenetzdimensionierung für die samt großzügigen Netzdimensionierung sind jedoch keine Verstär- Berechnung festgelegt werden. kungsmaßnahmen erforderlich. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Variante 3.1: Sie gelten für ein Temperaturregime mit 90 °C Vorlauftemperatur Es wird eine zusätzliche Versorgungstrasse vom Erzeugerstandort bis zu dem möglichen Einbindepunkt in Nennweite DN 100 gelegt.

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Variante 3.2: Ergebnisse der Prüfung statischer Voraussetzungen zur Errichtung Es wird zusätzlich eine zweite Verbindung in Nennweite DN 65 zum von Solarkollektoranlagen Netz am Gebäude F.-L.-J.-Str. 43 - 51 hergestellt. Dadurch kann Für geplante Errichtung von Solarmodulen zur solarthermischen der Anschluss der Hauptversorgungstrasse DN 125 an einem Netz- Energiegewinnung auf den Gebäudedächern der 5 Wohnblöcke in teil mit Nennweite DN 80 erfolgen und so ca. 25 m kürzer gebaut der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22 – 60 wurden Bauobjektbegut- werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Vermaschung des Netzes, achtungen in statisch-konstruktiver Hinsicht für die Anordnung einer wodurch die Versorgungssicherheit erhöht werden kann. Nachteilig Solarkollektoranlage durch das Ingenieurbüro iap durchgeführt. Ziel sind damit verbundene höheren Kosten. dieser Begutachtungen war die Eignungsprüfung der Gebäude für die entstehende Lastaufnahme. Fazit Es handelt sich um vollunterkellerte 4-geschossige Wohnungsbau- ten vom Typ IW 75 P. Bei diesen 5 Blöcken gibt es zwei Arten der Das vorhandene Nahwärmenetz ist für eine Verlegung des Erzeu- Dachausbildung. Während die drei Blöcke Nr. 22 - 44 ein Sattel- gerstandortes und den Anschluss weiterer Wärmeabnehmer tech- dach mit geringer Neigung haben, besitzen die beiden Blöcke Nr. nisch und hydraulisch geeignet. Trotz der höheren Kosten ist die 46 – 60 ein leicht nach innen geneigtes Flachdach mit einem Nei- Variante 3.2 wegen ihrer technischen Vorteile die Vorzugsvariante. gungswinkel von 5°.

Die Auslegung der Dächer erfolgte für eine gleichmäßig verteilte Nutzlast von 75 kg/m 2, es sind keine Lastreserven vorhanden. Ziel ist die Nutzung möglichst der gesamten Dachfläche für die so- larthermische Energiegewinnung. Als Produkt der Planung werden Thermosolarmodule der Firma Junkers vom Typ FKT-1 verwendet. Es können zwei Reihen mit je 41 Kollektoren und einer Kollektor- bruttofläche von insgesamt 196,8 m 2 bei einem Neigungswinkel von 30° aufgestellt werden. Der Platzbedarf einer Kollektorreihe beträgt A = 47,97 x 1,75 = 83,95 m 2. Die geringe Höhe der Drempel (0,90 m bzw. 1,30 m) erschwert die Begehbarkeit dieses Dachbereiches und damit die Montage der Stützkonstruktion.

78 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Zur Aufstellung der Solarkollektoren ist eine gesonderte Stahlunter- konstruktion mit 16 Aufständerungspunkten erforderlich. Der erfor- derliche Stahlbedarf wurde mit ca. 6.500 kg (grob geschätzt) ange- geben.

Einsatz von Thermosolarfeldern und erzielbarer Energiegewinn Es wird vorgesehen, je Block zwei Reihen mit je 40 Flachkollekt- oren, insgesamt je 192 m 2 Kollektorfläche (Brutto), zu installieren. Für fünf Blöcke ergibt das eine Kollektorfläche von 960 m 2. Die im Rahmen der Statik-Prüfung genannten 41 Solarkollektoren je Reihe sind rechnerisch möglich, jedoch mit dem hier betrachteten Produkt (Flachkollektoren des Typs FKC-2S der Fa. Junkers) tech- nisch nur als Kombination verschiedener Modulverschaltungen möglich. Eine solche Lösung ist im Rahmen der Planung zu be- trachten.

Abb. 601: Beispielausführung von Dachsolarkollektoranlagen auf Wohnhäusern (Fotos Fa. Bosch-Junkers)

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In Mitteleuropa ist zur Erzielung des maximalen über das Jahr be- Solarwärmestationen trachteten Energieertrages eine Ausrichtung der Module nach Sü- Die Übertragung der mit Hilfe der Kollektoren gewonnenen Solar- den mit einem Anstellwinkel zur Horizontalen von 30° bis 35° ideal energie zu den Verbrauchern (Brauchwarmwasserbereitung BWW Vorgesehen ist die Aufstellung der Kollektoren mit einem Anstell- und die Solartrasse bzw. das Nahwärmenetz) erfordert speziell da- winkel von 30°. Die Gebäude haben eine Abweichung von der idea- für konzipierte Hausanschlussstationen und ein dazugehöriges Re- len Südrichtung von ca. Azimut 14°. Diese geringe Abweichung von gelsystem. der idealen Südausrichtung hat keine Auswirkung auf den solaren Energieertrag, es wird der jährlich mögliche maximale Energieertrag Das hier in der konzeptionellen Betrachtung verwendete Produkt gewonnen. Unter vergleichbaren Bedingungen liegt dieser Wert et- „Juri SolarWärmemanager“ ist eine Neuentwicklung der Fa. Para- was über 400 kWh/m 2a. Für die zu installierende Kollektorfläche ist bel Energiesysteme GmbH aus Potsdam. Dieses Konzept verbindet damit ein jährlicher Energieertrag von ca. 77 MWh/a pro Block, bzw. die fossil betriebene Heizung (bzw. Fernwärme) mit erneuerbaren von ca. 384 MWh/a für alle fünf Wohnblöcke zu erwarten. Energiequellen. Der Juri SolarwärmeManager übernimmt dabei das komplette Wärmeenergiemanagement im Gebäude und ist Solar-,

Hausanschluss- und Regelungsstation in einem. Er stimmt die Be- Stromversorgung von Pumpen der Solarwärmestationen mittels reitstellung von Energie auf den Verbrauch ab. Dabei wird die zur Photovoltaik Verfügung stehende Solarwärme immer vorrangig genutzt. Vorangehend wurde dargestellt, dass der je Dach verfügbare Platz Durch eine kaskadenförmige Schaltung wird sichergestellt, dass die für die Aufstellung von Thermosolarmodulen nicht vollständig aus- anfallende Solarwärme in der Reihenfolge: Brauchwarmwasserer- genutzt wird. Alternativ zur angesprochenen Sonderlösung für die zeugung (BWW) und Einspeisung in das Solarnetz mit Kurzzeit- Modulverschaltung können auf der je Zeile noch freien Stellfläche speicherung genutzt wird. Das nachfolgende R&I-Schaltbild zeigt jeweils zwei Photovoltaikmodule mit den Abmessungen 0,99 x 1,66 eine auf den hier in Rede stehenden Anwendungsfall technisch m (z.B. Fa. Aleo Solar) installiert werden. Pro Wohnblock erhält machbare Lösung, die durch die Fa. Parabel Energiesysteme man damit 6,56 m 2 Photovoltaik-Fläche und kann damit ca. 600 GmbH entwickelt wurde und die die vorstehend genannten Grunds- kWh/a zur Deckung des Strombedarfes der Pumpen in der jeweili- ätze realisiert werden. Die im Schaltbild grau hinterlegten Teile, da- gen Solarwärmestation beitragen. Um eine vollständige und anfor- runter „Schichten-Puffer-Speicher“, „Wärmepumpe“ und „Netztren- derungsgerechte Deckung des Strombedarfes der Pumpen sicher- nung“, sind optionale Bestandteile, über deren Realisierung im zustellen, ist eine netzgekoppelte Ausführung der Photovoltaik- Rahmen der Ausführungsplanung zu entscheiden ist. Die Festle- Anlage zu konzipieren. gung des tatsächlich einzusetzenden Produktes zur Erfüllung der oben beschriebenen Anforderungen obliegt der Planung.

80 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Abb. 612: JuriSolarwärmeManager von Parabel Energiesysteme GmbH

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Saisonale Speicherung von Solarenergie 6°C und 23°C. Es ist damit wesentlich höher als im Eisspeicher, dessen Temperatur im Bereich um 0°C liegt. Durch diese hohe Die Nutzung und saisonale Speicherung der Solarenergie ist ein Quelltemperatur des eTanks arbeitet die Wärmepumpe (WP) Beitrag zum Klimaschutz, da der CO 2-Ausstoß nachhaltig gesenkt wesentlich effizienter als beim Eisspeicher. So erreicht die WP wird. In Deutschland wurde bisher eine Anzahl von Pilotanlagen überdurchschnittlich gute Systemjahresarbeitszahlen (SJAZ) saisonaler Speicher errichtet. Es handelt sich um die Bauarten: von 6 bis 8. Die SJAZ ist das Verhältnis der gewonnenen Nut- • Heißwasser-Wärme-Speicher zenergie Q Nutz zu dem für den Betrieb der WP und weiterer im • Kies-Wasser-Wärmespeicher „System“ liegender Verbraucher erforderlichen Energieaufwand • Erdsonden-Wärmespeicher E a innerhalb eines Jahres. SJAZ = Q Nutz / E a. • Aquifer-Wärmespeicher Das Gesamtsystem in der Zielvision besteht aus Solar-Kollektoren

als Wärmequelle, dem eTank als saisonalem Wärme-Speicher, ei- Bei diesen vier Speicherarten mit geschlossener Bauart wird die nem Schichtenspeicher zur Kurzeitspeicherung und einer Wärme- sensible (fühlbare) Wärme des Speichermaterials zur Wärmespei- pumpe zur Entladung des eTanks (siehe nachfolgende Abbildung). cherung ausgenutzt. Der Heißwasser-Wärmespeicher besitzt unter Hohe Temperaturen werden direkt dem Heizsystem zugeführt oder den genannten Bauarten mit 60 – 80 kW/m 3 die höchste Energie- im Schichtenspeicher (Kurzzeitspeicher) gepuffert. Bei ausreichen- dichte. Die Speicherkapazität hängt von der Speichergröße, der der Beladung des Schichtenspeichers wird die Solarwärme im e- Energiedichte des Speichermaterials und der Bauausführung ab. Tank (Langzeitspeicher) gespeichert, bzw. über die Wärmepumpe Größe und Bauausführung bestimmen auch primär die Investitions- dem Heizsystem zugeführt. kosten. Die bisher realisierten Pilotanlagen sind individuell ange- passte Einzelstücke, die ohne Förderung nicht wirtschaftlich zu er- Speichermedium des eTanks ist Erdreich. In einer Grube mit ca. 1,5 richten und zu betreiben sind. Neben den vier o.g. Bauarten gibt es m Tiefe werden beständige Polyethylen-Leitungen schichtweise ver- weitere Bauarten, darunter die legt und mit Erdreich überdeckt. Der gesamte Speicher ist seitlich und nach oben hin wärmeisoliert, nach unten hin ist er offen. Ab ei- • Phasenwechsel-Speicher (z.B. Eisspeicher, Paraffinspeicher) nem bestimmten Temperaturniveau nimmt auch die unter dem e- bei denen die Latentwärme beim Phasenwechsel zur Energie- Tank befindliche Erde Wärme auf und erweitert so die Speicher- speicherung ausgenutzt wird und Kapazität. • eTanks, deren Kapazität durch das dynamische Potential der Der eTank kann nach oben hin begeh- und befahrbar ausgeführt Energieeinlagerung und -entnahme in, bzw. aus dem Erdreich werden. Nachfolgende Grafik veranschaulicht das Prinzip des e- bestimmt wird (offene Bauart). Die Entnahme der gespeicherten Tanks bei der Nachrüstung im Gebäudebestand. Wärmeenergie aus dem Speicher erfolgt mittels einer Wärme- pumpe. Das Temperaturniveau im eTank schwankt zwischen

82 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Wärmepumpen Um saisonale Wärmespeicher effizient zu nutzen, ist der Einsatz von Wärmepumpen sinnvoll. Eine Wärmepumpe ist eine Maschine, die Wärmenergie aus einer Quelle mit niedrigerer Temperatur (hier der saisonale Speicher mit 6…23°C) aufnimmt und als Nutzwärme mit höherer Temperatur dem Wärmenetz (40…50°C) bereitstellt. Der verwendete Prozess ist im Prinzip die Umkehrung eines Wär- me-Kraft-Prozesses. Wärmepumpen unterscheidet man hinsichtlich ihres Antriebspro- zesses in Kompressionsmaschinen (elektrisch oder erdgasbetrie- ben), Adsorptions- und Absorptionsmaschinen (Nutzung chemisch- physikalischer Vorgänge) und Sonderformen (Peltier- oder Magne- tokalorische Maschinen).

Bei Annahme einer mittleren Quelltemperatur von 15 °C im eTank Abb. 623: eTank neben dem Gebäude bei der Sanierung von Wohngebäuden und einer Vorlaufwärme von 50 °C im Heizkreis könnte rechnerisch der Betriebspunkt W15W50 bei der Auswahl der Wärmepumpe zu- Die Speicherkapazität eines eTanks beträgt ca. 0,57 kWh/m 3K (ab- grunde gelegt werden. hängig von der Bodenklasse). Das beschriebene Gesamtsystem Neben einer hohen Quelltemperatur ist eine niedrige Temperatur kann deutlich über 70 % (bis 80 %) des solarthermischen Ertrages der Wärmesenke wichtig. Daher sollte die Vorlauftemperatur der 11 2 nutzbar machen . Das sind ca. 730 (bis zu 830) kWh/a m . Auf Heizung möglichst niedrig gehalten werden und 50°C nicht über- Grund der o. g. Vorteile wird im Konzept der Wärmeerzeugung und schreiten. -verteilung der Röbeler Vorstadt der Einsatz eines eTanks vorge- Die Auswahl und Auslegung der Wärmepumpen kann erst im Rah- schlagen. Die Entscheidung über Realisierung und Typ des Saiso- men der Planung erfolgen. nalspeichers ist jedoch erst im Rahmen der Ausführungsplanung zu fällen. Die Realisierung ist jedoch erst im letzten Schritt, in der Zielphase, vorgesehen. Bis dahin wird erwartet, dass mehr Erfah- Wärmeerzeugung rungen und vor allem wirtschaftlich optimierte Konzepte vorliegen werden. Grundlage für die zu treffenden Auswahl und Dimensionierung der Wärmeerzeugungsanlage ist der Wärmebedarf und dessen wirt-

83 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung schaftliche Erzeugung für die Röbeler Vorstadt bei Anschluss aller Gebäude. Es lagen Verbrauchsdaten für alle Gebäude des Quartiers vor, je- doch gab es in der Regel keine Angaben zur Heizlast der Gebäude. Die Heizlast ist unter Berücksichtigung der für die Brauchwarmwas- serbereitung erforderlichen Leistung maßgebend für die Auslegung der Wärmeerzeugungsanlage. Sie wird durch Berechnung nach der DIN Norm 12831 bestimmt. Für die fernwärmeseitig bereits ange- bundenen Gebäude liegen Anschlusswerte aus den bisherigen Wärmelieferverträgen vor. Diese erscheinen jedoch, gemessen an den gemessenen Verbrauchswerten, hoch angesetzt zu sein. Alter- nativ wurden Erfahrungswerte der tetra ingenieure, Werte in Anleh- nung an die VDI 2067, überschlägige Berechnungen nach DIN 12831 und Ergebnisse aus Gebäudesimulationsrechnungen mit dem Programm EPASS Helena (für die Mustergebäude) gegenüber Abb. 634: Anschlusswerte Wärme Röbeler Vorstadt nach Ausbaustand und Be- gestellt. rechnungsmethodik

Je nach dem Nahwärmeerschließungsgrad und der energetischen Für die Musterhaustypen im Quartier wurden diese Berechnungen Sanierung ergeben sich unterschiedliche Anschlussleistungen für auf der Basis der vom Architekturbüro Abel ermittelten Bauteilei- das Quartier. Die Berechnungsergebnisse sind in der nachfolgen- genschaften und –flächen durchgeführt 14 . Die Berechnungsergeb- den Grafik zusammengefasst. nisse ordnen sich in den Bereich der überschlägig ermittelten Werte Die Schwankungsbreite zwischen den einzelnen Berechnungsme- ein. Mit der beabsichtigten Sanierung der Gebäude, die auch teil- thoden ist erheblich, wobei die Werte aus den Wärmelieferverträgen weise energetische Verbesserungsmaßnahmen enthält, verändern die höchsten Ergebnisse zeigen. Es ist jedoch zu beachten, dass sich die Werte je nach Sanierungsumfang – wie in der letzten Säu- das Verbrauchsverhalten der Nutzer auf alle angewandt Berech- lengruppe dargestellt. nungsmethoden Einfluss hat und damit bei sehr sparsamem Nut- zerverhalten die Anschlussleistungen zu klein gewählt werden 14 Gebäudesanierungsvarianten zur Rücklauftemperatursenkung, Zusammenhänge könnten. Berechnungen als Planungsgrundlage sind nach DIN zwischen baulicher und anlagentechnischer Gebäudesanierung mit dem Ziel der 12831 auszuführen. Senkung der Rücklauftemperaturen im Gebäudeheiznetz, tetra ingenieure, 09/2013

84 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

In der Konzeptphase wird (im Gegensatz zur Planung) von der höchsten ermittelten Leistung ausgegangen. Dieser konservative Ansatz führt in dieser Phase dazu, dass die Anlagen eher zu groß dimensioniert werden. Damit wird die Wirtschaftlichkeit der Anlagen möglichst nicht überschätzt. Es ist ersichtlich, dass die für den aktuellen Bestand ermittelte An- schlussleistung von 1.880 kW für nahezu alle Erschließungsvorha- ben und Berechnungsmethoden ausreichend ist. Aus den Jahresverbrauchsdaten für Wärme und Erdgas wurden monatliche Wärmeverbräuche ermittelt. Basis ist die Abschätzung des Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung und die Klimakor- rektur der Heizenergieverbräuche anhand der monatlichen Grad- tagszahlen 15 , die über einen langjährigen Zeitraum ermittelt wur- 16 den . Abb. 645: Prinzipdarstellung des jahreszeitlich unterschiedlichen Wärmever- In der nachstehenden Grafik ist die jahreszeitliche Schwankung des brauchs Wärmebedarfs ersichtlich. In den Sommermonaten Juli und August wird die niedrigste Wärmelast im Nahwärmenetz benötigt. Sie ent- Für die Dimensionierung und Auswahl von Wärmeerzeugungsanla- spricht dem Bedarf der Brauchwarmwasserbereitung und den Netz- gen wird daraus die geordnete Jahresdauerlinie erzeugt. Die Mo- verlusten. Die höchste, bereitzustellende Wärmelast wird im Winter natsdurchschnittswerte der Wärmeleistung werden der Größe nach bei Auslegungstemperaturen (- 14 °C) der Gebäudeheizungen be- sortiert aufgetragen. nötigt.

15 Gradtagszahl: Zusammenhang zwischen der Raumtemperatur und der Außen- lufttemperatur 16 Gradtagszahlen herausgegeben vom Institut Wohnen und Umwelt GmbH, Darm- stadt , www.iwu.de/datei/Gradtagszahlen_Deutschland.xls ,

85 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Tabelle enthält eine zusammenfassende Darstellung der Wärme- mengen. Wärmebedarf, Wärmeerzeugung MWh 4.100 davon anteiliger Verbrauch für BWW MWh 500 Nutzwärmeerzeugung durch Solarthermie MWh 385 Erforderliche Bedarfsabdeckung durch Zusatzheizung MWh 3.715

Unter der Prämisse „Zentrale Wärmeversorgung mit Nahwärme- netz“ wird folgender Lösungsvorschlag unterbreitet:

Abb. 656: Geordnete Jahresdauerlinie Wärme für die Röbeler Vorstadt (mit Net- zerweiterung) • Errichtung einer Erdgas-Heizkesselanlage, (Wärmegrundlas- Die ganzjährig benötigte Wärmeleistung beträgt ca. 175 kW ein- terzeugung, Stromfremdbezug) als Zweikesselanlage mit ei- schließlich der Netzverluste. Es ist zu beachten, dass es sich hier- ner installierten Gesamtleistung von 2,5 MW; bei um einen Durchschnittswert handelt. Die reale Leistungsanfor- • Kombination der Heizkesselanlage mit einer Kraft-W ärme- derung schwankt gerade im Sommer durch den unregelmäßigen Kopplungsanlage (KWK) im wärmegeführten Betriebsregime, Warmwasserbedarf. sofern die solarthermische Anlage aus Finanzierungsgründen Diese immer benötigte Leistung wird in den Sommermonaten von zu einem späteren Zeitpunkt (in 8 bis 10 Jahren) errichtet den Solaranlagen auf den ersten 5 Gebäuden nahezu abgedeckt. werden soll/muss und noch kein saisonaler Speicher vorge- Ein darüber hinaus zu erzeugender Anteil von Solarwärme, der sai- sehen wird. Die KWK-Anlage wird wärmegeführt auf ca. 400 sonal gespeichert werden könnte, würde die Installation weiterer kW th ausgelegt. Daraus ergeben sich ca. 6.300 Vollbenut- Thermosolarfelder voraussetzen. So könnten Absorber (preisgüns- zungsstunden für das Blockheizkraftwerk; tiger, aber mit geringerem Wirkungsgrad als Kollektoren) auf • Errichtung einer solarthermischen Anlage auf den Dächern Wohnblöcken, die keine Südausrichtung besitzen, installiert wer- der Wohnblöcke Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 22 bis 60 mit den. Denkbar wäre es auch, die Freiflächen zwischen dem nord- separatem Solarnetz (Umwidmung eines Trassenabschnittes westlichen Rand der Röbeler Vorstadt und der Dosse oder die Dä- des jetzigen Nahwärmenetzes im Rahmen der Standortsver- cher der dort vorhandenen Garagen zu nutzen. Dabei ist jedoch zu legung der Heizzentrale. prüfen, inwieweit dies mit dem integrierten Stadtentwicklungskon- zept INSEK der Stadt Wittstock zusammenpasst. Die nachfolgende

86 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Dabei ist zu beachten, dass Wärmeerzeugungen aus einer KWK- 5.3. Straßenbeleuchtung Anlage und die solarthermische Nutzungen in den Sommermona- Der Vergleich des tatsächlichen Energieverbrauchs mit dem im Ka- ten in der Grundlast konkurrieren, solange keine saisonale Speiche- pitel 2.2.4 benannten „Good-practice“-Wert impliziert die Annahme, rung erfolgt. Daher kann eine KWK-Anlage oder die Solarthermie dass mindestens 15 % Energieeinsparung möglich sind. erst bei Vorhandensein eines saisonalen Speichers energetisch wirtschaftlich betrieben werden. Energieeinsparungen können durch organisatorische oder investive Maßnahmen erzielt werden. Zu den organisatorischen Maßnahmen

gehören z.B. die Veränderung der Beleuchtungszeiten und der Be- leuchtungsstärke, ggf. ist auch die zeitweise Anschaltung einzelner Leuchten möglich. Investive Maßnahmen bestehen im einfachsten Fall aus dem Aus- tausch ineffizienter Leuchtmittel (Quecksilber-Hochdrucklampen HQL 250). Die noch vorhandenen ineffizienten Lampen sollten ge- gen Natriumdampflampen getauscht werden. Dieses Leuchtmittel ist aufgrund seiner hohen Systemlichtausbeute (lm/W ) optimal und zurzeit konkurrenzlos. Hervorzuheben ist hier vor allem die tubulare Bauform (HST) mit dem klaren Glaskolben. Die Ersparnis läge dann jährlich bei etwa 18 EUR/Lampe. In der Röbeler Vorstadt wurde dieser Austausch schon an der überwiegenden Zahl der Leucht- punkte vorgenommen. Die Erschließung weiterer Einsparpotenziale ist durch die Erneue- rung der Straßenbeleuchtung, verbunden mit dem Einsatz moder- ner LED-Technik, möglich. Je nach Ausgangszustand können ca. 50 % der Energie eingespart werden. Bei Einsatz neuer Leuchten ist eine Berechnung zur Absicherung der Beleuchtungsanforderun- gen, verbunden mit wirtschaftlichen Mastabständen, Masthöhen und Lichtpunktanzahlen unbedingt zu empfehlen. Bei notwendigen Veränderungen der Maststandorte und der damit erforderlichen neuen elektrotechnischen Anbindung reduzieren sich die Investiti- onskosten, wenn gleichzeitig eine ohnehin geplante Tief- oder Stra-

87 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

ßenbaumaßnahme durchgeführt wird. Die absolute Höhe der Ener- Die Steuerung der Beleuchtung lässt sich mittels ansteuerbaren gieeinsparung relativiert sich, sofern die derzeitige Beleuchtung Controllern und dort hinterlegten Zeitprogrammen oder auch manu- nicht normgerecht ausgeführt ist. Z.B. sollten fehlende Lichtpunkte ell sowie helligkeitsgeführt regeln. So bietet gerade eine Stadt wie ergänzt werden. Wittstock großes Einsparpotential, da hier mitternachts mit geringe- rem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist, als zu normalen Verkehrs- Betrachtet man die Sanierung der Straßenbeleuchtung als eine zeiten. Maßnahme, die aufgrund des Verschleißes der Anlagen zum ge- wählten Zeitpunkt ohnehin erforderlich ist, amortisieren sich die hö- In Pilotprojekten, die zusammen mit dem Fraunhofer Institut FEP heren Investitionskosten für LED-Leuchten schon nach etwa 8 Jah- durchgeführt wurden, wurden Einsparungen von bis zu 67% reali- ren alleine durch den geringeren Stromverbrauch bei höherer Licht- siert. Bei einer durchschnittlichen Kleinstadt ließen sich ca. 50% qualität. Einsparungen gegenüber einer nicht reduzierten Anlage erzielen. Eine weitere Möglichkeit, um mit bestehenden Anlagen Strom zu Der Hersteller bietet seinen Kunden ein Mietkaufmodell an. Das be- sparen, bietet die Firma KD-Elektronik aus Zerbst in Sachsen- deutet, dass lediglich die aus der Verbrauchsreduzierung frei wer- Anhalt an. Bestehende Gasentladungslampen wie z.B. Natrium- denden finanziellen Mittel zur Abzahlung der Anlagen herangezo- dampf- oder Leuchtstofflampen werden durch Erhöhung der Fre- gen werden (siehe Energiespar-Contracting ESC). quenz der Versorgungsspannung gedimmt. Hier wird die vorhande- ne Netzspannung gleichgerichtet, in einem Zwischenkreis gepuffert und mittels eines Wechselrichters in Wechselspannung umgewan- delt. Die Ausgangsfrequenz dieser so erzeugten Wechselspannung kann variiert werden. Sind die Leuchten mit konventionellen Vorschaltge- räten im Leuchtenkopf ausgestattet, erhöht sich mit steigender Fre- quenz deren Impedanz und es sinken die Strom- und die Leis- tungsaufnahme der Straßenbeleuchtung. Die Straßenbeleuchtung wird also durch Frequenzerhöhung gedimmt und nicht durch Span- nungsabsenkung. Im Gegenteil: Aufgrund dieses Verfahrens kann die Spannung sogar leicht erhöht werden, weil sie geregelt ist. So kann in gewissem Maß den Verlusten langer Kabeltrassen entge- gengewirkt werden.

88 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

5.4. Aufwertung privater Freiflächen und öffentlicher Straße und Röbeler Straße sollen über Terrassen ebenerdige Räume Zugänge von der Hofseite erhalten. Die Freiflächen der Höfe sind dafür auf ungefähr das Niveau der Erdgeschossfußböden der

Wohngebäude anzuheben. Die Geländemodellierung dient auch der Wohnhofgestaltung räumlichen Gliederung des Wohnumfeldes und der gestalterischen Die Wohnhöfe der Röbeler Vorstadt sind durch einen weitgehend Verbesserung. Die Terrassen werden durch einen hausbezogenen öffentlichen Charakter gekennzeichnet. Durch Hecken und Zäune Weg erschlossen und durch eine Bepflanzung vom Rest der Höfe abgeschlossene Bereiche stellen die Ausnahme dar. Ein Großteil abgegrenzt. Zur Durchwegung der Höfe wird ein jeweils von den der Gebäude verfügt zudem nur über einen Vordereingang. Eine Häusern und Terrassen wegschwingender Weg mit einer neuen direkte Erreichbarkeit der Höfe ist somit nicht aus allen Gebäude Durchgrünung und kleineren Sitz- und Spielbereichen angelegt. gewährleistet. Folgende Karte zeigt die Vision für das In den weiteren Bauabschnitten sollen, soweit möglich, ebenfalls Betrachtungsgebiet mit den neun dafür vorgesehenen ebenerdige Terrassen an den Erdgeschosswohnungen bzw. wenn Bauabschnitten. In den ersten zwei Bauabschnitten wurden bereits nicht möglich alternativ Balkone angebracht werden. Zur besseren auf zwei der nördlichen Wohnhöfe aufwendige Maßnahmen für die Trennung der öffentlichen und privaten Bereichen sollen die Höfe Verbesserung des Wohnumfeldes durchgeführt. Die weiteren Höfe jeweils mit einer Bepflanzung von den Straßen abgetrennt werden. werden bislang vorrangig als PKW-Stellplatz und Wäscheplatz aber Jeder Hof erhält Spiel- und Sitzbereiche sowie eine Durchgrünung. kaum als Wohnumfeld genutzt.

Die Neugestaltung der Wohnhöfe soll in vier weiteren

Bauabschnitten erfolgen. Der Bauabschnitt 3 umfasst die Höfe zwischen Clara-Zetkin-Straße und Röbeler Straße. De r Bauabschnitt 4 umfasst die Höfe zwischen Clara-Zetkin-Straße und Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Die Bauabschnitte 5a und 5b umfassen die Höfe südlich der Karl-Liebknecht-Straße und im südlichen Bereich westlich der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Der Bauabschnitt 6 umfasst die Höfe im nördlichen Bereich westlich der

Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße.

Die Umsetzung für den Bauabschnitt 3 ist ab 2014 geplant. Alle Erdgeschosswohnungen in den Höfen zwischen Clara-Zetkin-

89 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Abb. 66: Übersicht über die geplanten Aufwertungsmaßnahmen unterteilt in Bauabschnitte

90 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Abb. 678: Neugestaltung des Hofbereichs Röbeler Str. Clara-Zetkin-Str.

91 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Abb. 7968: Schnitt | Neugestaltung des Hofbereichs Röbeler Str. / Clara-Zetkin-Str.

92 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Naherholungspark an der Dosse Franz-Mehring-Straße entwickeln. Durch diese beidseitige Wegeanbindung entsteht ein Rundweg der durch das Wohnquartier Westlich wird die Röbeler Vorstadt durch die Dosse begrenzt. Der und entlang der Dosse führen wird. Fluss ist bisher für die Bewohner des Quartiers aber nicht erlebbar, da der Zugang durch eine Kleingartenanlage versperrt ist. Die Nach dem Erwerb der restlichen Flächen der Kleingartenanlage Parzellen reichen vom rückwärtigen Erschließungsweg westlich der sollen in der zweiten Phase die komplette Fläche der Öffentlichkeit Friedrich-Ludwig-Jahn Straße bis fast an das Flußuf er. zugänglich gemacht und in einem naturnahem parkähnlichen Insbesondere an den Randbereichen wurde bei einer Vielzahl der Charakter mit Durchwegungen, Sitz- und Spielbereichen wird ein Gärten die Nutzung bereits vor Jahren aufgeben. In einem ersten Naherholungsraum gestaltet werden. Durch die Anlage von zwei Schritt beginnt die GWV in Zusammenarbeit mit der Stadt Wittstock Retentionsbecken soll das in der Röbeler Vorstadt und in Teilen der diese brachgefallenen Flächen zu erwerben. Die noch angrenzenden Quartiere anfallende Regenwasser aus dem bewirtschafteten Gärten werden in Abhängigkeit von ihrer Straßenraum gesammelt und gereinigt werden. Verfügbarkeit in Zukunft ebenfalls erworben. Dazu will die Stadt in In Abhängigkeit von der Flächenverfügbarkeit ist langfristig die Zukunft für ungenutzte Gärten von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch Erweiterung des Naherholungsparkes nach Norden und nach machen. Süden angestrebt. Dies kann aber nur in enger Abstimmung mit den Als langfristiges Ziel wird so eine freie und öffentliche Eigentümern erfolgen. Dies betrifft im Norden den Rückbau des Zugänglichkeit von dem Wohngebiet an die Dosse geschaffen. Garagenkomplexes. Im Süden ist aus städtebaulicher Sicht die Durch die Neugestaltung der Flächen in einem naturnahem innerstädtische Verlegung des Gewerbebetriebes langfristig parkähnlichen Charakter mit Durchwegungen, Sitz- und sinnvoll. Spielbereichen wird ein Naherholungsraum für die Bewohner der

Röbeler Vorstadt im direkten Wohnumfeld entstehen. Aufgrund der nicht sofort zur Verfügung stehenden Gesamtfläche muss die Fuß- und Radweg entlang der Dosse bis in Altstadt Umsetzung stufenweise erfolgen. Nach dem Erwerb der Für den Bereich der Dosse vom an der Altstadt geleg enen brachliegenden Gärten auf der Nord- und Südseite de r Dosseteich bis zum Stadtwald nördlich der Röbeler Vorstadt wird Kleingartenanlage sollen in der ersten Phase zwei aus dem Quartier zur ökologischen Aufwertung des Flusses vom Wasser- und kommende Grünachsen bis an die Dosse parkartig neu gestaltet Bodenverband Dosse-Jäglitz eine Renaturierung vorbereitet. werden. Über einen Weg entlang des Ufers sollen diese Derzeit findet das Planfeststellungsverfahren statt. Durch die miteinander verbunden werden. Renaturierung sollen die Gewässerqualität verbessert und einzelne Die südliche Achse wird sich aus dem parallel zur Karl-Liebknecht- Altarme wieder an den Fluss angebunden werden. Im Zuge der Straße vorhandenem Fuß- und Radweg und die nördliche aus der Maßnahmen wird der vorhandene die Dosse begleitende breite Grünzug aufgewertet. Im Bereich des geplanten

93 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Naherholungsparkes an der Röbeler Vorstadt sind vor allem Straßensanierung uferbegleitende Pflanzmaßnahmen geplant. Die Straßen sowie die nur teilweise vorhandenen Fußwege weisen Als Maßnahme der GWV und der Stadt Wittstock soll als Ergänzung einen überwiegend sanierungsbedürftigen baulichen Zustand auf. der Renaturierungsmaßnahmen die Verlängerung des Uf erweges Stellplätze finden sich in allen Straßenräumen verhältnismäßig vom geplanten Naherholungspark an der Röbeler Vorstadt bis in die wenige. In der Karl-Liebknecht-Straße beispielsweise sind Altstadt erfolgen. Nach Norden soll der Weg bis in das städtische überhaupt keine Stellplätze vorhanden. Diese befinden sich bislang Naherholungsgebiet Stadtwald weiter geführt werden. Durch diesen größtenteils auf den Wohnhöfen. Gleiches trifft aus historischen neuen durchgehenden Dosseweg können bislang nicht nutzbare Gründen für einen Großteil der Medientrassen zu. Diese liegen nur innerstädtische Erholungspotentiale erschlossen werden. Die Fuß- vereinzelt in den Straßenräumen. Gehwege sind ebenf alls nur und Radwegverbindung wird mehrere Quartiere untereinander teilweise vorhanden. Sie weisen einen ähnlichen baulichen sowie mit der Altstadt und dem städtischen Naherholungsgebiet Zustand, wie die Straßen auf. Die ehemals straßenbegleitenden Stadtwald besser verbinden. Baumreihen bzw. Alleen sind nur noch rudimentär vorhanden. Insbesondere die Röbeler Vorstadt wird von dieser attraktiven Fast das komplette Straßensystem ist aufgrund des neuen Fuß- und Radwegverbindung in die Altstadt profitieren. Dazu Sanierungsstaues zu erneuern. Das Erschließungssystem soll ist ergänzend zum geplanten Dosseweg eine neue Brücke über den dabei in seiner Grundstruktur bestehen bleiben. Für die Stellplätze Fluss geplant. Diese wird als Endpunkt der südlichen Grünachse und die Medientrassen ist abschnittsweise eine Verlegung von den die einzelnen Wohnhöfe an den Dosseweg anbinden. Durch diese Höfen in die Straßenräume geplant. Die straßenbegleitenden neue Verbindung wird ein Erreichen der Altstadt auf kurzem Weg Fußwege und Bäume sind ebenfalls zu erneuern bzw. neu und ohne die Querung einer Straße möglich sein. anzulegen. Die Umsetzung der Maßnahme ist vom Erwerb von weiteren Die vorhandenen Straßenflurstücke befinden sich im Eigentum der Flächen entlang der Dosse durch die Stadt Wittstock abhängig. Die Stadt Wittstock. Bestandteil der Straßenflurstücke sind neben den vom Wasser- und Bodenverband Dosse-Jäglitz beanspruchten Straßen mit den integrierten Stellplätzen auch die Gehwege und die Flächen für die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der straßenbegleitenden Bäume. Durch die geplante Verlegung der Gewässergüte können nicht für den Dosseweg herangezogen Stellplätze in den Straßenraum erfolgt eine Verbreiterung des werden. Die Vereinbarkeit beider Maßnahmen wurde vom Wasser- öffentlichen Raumes. Zur Umsetzung der Maßnahme sind die und Bodenverband Dosse-Jäglitz bestätigt. städtischen Flurstücke an die Neuplanung der Straßen anzupassen. Für die Karl-Liebknecht-Straße und die Franz-Mehring-Straße ist jeweils der Ausbau als Sammelstraße vorgesehen. Der

Straßenquerschnitt ist in einer Breite von 5,50 m bis 6,00 m mit

94 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung beidseitigen Stellplätzen in Senkrechtaufstellung und begleitenden Bürgersteigen geplant.

Abb. 71: Variante 2 Umgestaltung des Straßenraums zwischen Karl-Liebknecht- Str. und Clara-Zetkin-Str., Parken in Längsaufstellung

Der Clara-Zetkin-Straße kommt als zentraler historischer Achse des Abb. 690: Bestandsituation Straßenraum zwischen Karl-Liebknecht-Str. und Clara- Zetkin-Str. Quartiers eine besondere Rolle im städtebaulichen Gefüge zu. Für die Straße ist der Ausbau als Wohnstraße vorgesehen. Aufgrund ihrer besonderen städtebaulichen Bedeutung ist für die Straße ein Querschnitt in einer Breite von 6,00 m, beidseitigen Stellplätzen in Senkrechtaufstellung und begleitenden Bürgersteigen geplant. Für die Friedrich-Ludwig-Jahn Straße ist jeweils der Ausbau als Wohnstraße vorgesehen. Der Straßenquerschnitt ist in einer Breite von 4,75 m, beidseitigen Stellplätzen in Längsaufstellung und begleitenden Bürgersteigen geplant. Für die „kleine“ Röbeler Straße ist der Ausbau als Wohnstraße vorgesehen. Der Straßenquerschnitt ist in einer Breite von 4,75 m, einseitigen Stellplätzen in Senkrechtaufstellung und einseitigem Abb. 701: Variante 1 Umgestaltung des Straßenraums zwischen Karl-Liebknecht-Str. Bürgersteig geplant. und Clara-Zetkin-Str., Parken in Queraufstellung

95 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

Stellplätze 5.5 Gesamtenergiebilanz – zukünftig (Energie und CO2) Der Gebäudebestand der GWV in der Röbeler Vorstadt umfasst 40 In der zukünftigen Energiebilanz für das Quartier spielt nach dem Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 540 Wohneinheiten. Insgesamt heutigen Stand der Technik der Verkehr weiterhin die entscheiden- gibt es auf den öffentlichen Flächen und den privaten Flächen der de Rolle. GWV ein Angebot von ca. 470 Stellplätzen. Zusätzlich gibt es ca. 30 Der Wärmeverbrauch der Gebäude wird mittelfristig durch Optimie- Stellplätze am Stadion und ca. 230 Garagen. Die Belegungszahl rungsmaßnahmen um 10 % gesenkt. Der Elektroenergieverbrauch der Garagen ist nicht bekannt. Im Eigentum der Stadt Wittstock der Straßenbeleuchtung und der Gemeinstromverbrauch werden befindet sich ca. die Hälfte des Garagenbestandes. Für den durch Einsatz effizienter Techniken um ca. 50 % gemindert, gegen- gesamten Garagenkomplex ist langfristig ein Rückbau geplant. über dem heutigen Ausgangszustand. Im Bereich der W ärmever- Diese Garagenstellplätze sind somit in der langfristigen Bilanz nicht sorgung wird zukünftig der Hauptteil der benötigten Wärme durch zu berücksichtigen. Solarenergie gedeckt. Beim Stellplatzbedarf wird von der GWV von einem Die CO -Emissionen werden um ca. 21 % gegenüber dem Aus- Stellplatzschlüssel von einem Stellplatz je Wohneinheit 2 gangszustand gemindert. ausgegangen. Demzufolge wird mit einem Bedarf von 540 Stellplätzen gerechnet. Diese sollen sich nach der Sanierung der Straßen weitestgehend im öffentlichen Raum befinden. Im Bereich der Karl-Liebknecht-Straße, der Franz-Mehring-Straße, der Clara- Zetkin-Straße und der Röbeler Straße können wohnungsnah in den Straßen ausreichend Stellplätze in Senkrechtaufstellung angeboten werden. Im Bereich der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße können hingegen auch nach der Sanierung nicht ausreichend Stellplätze im öffentlichen Raum geschaffen werden, da hier aufgrund der beengten Platzverhältnisse die Stellplätze nur in Längsaufstellung errichtet werden können. Um die Höfe westlich der Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße von Stellplätzen frei zu halten soll der Parkplatz am Stadion auf ca. 60 Stellplätze erweitert werden. Die Errichtung weiterer Stellplätze in ausreichender Zahl ist erst nach einem Erwerb von Teilen der westlich der Friedrich-Ludwig-Jahn-

Straße angrenzenden Kleingärten möglich. Abb. 723: Gesamtenergiebilanz Vision

96 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Konzept für die energetische Sanierung

5.6 Energieverbrauchsprognose Der Wärmeverbrauch der Gebäude wird mittelfristig durch Optimie- rungsmaßnahmen um 10% gesenkt. Die bisher erdgasversorgten Gebäude werden an das Nahwärmenetz angeschlossen und mit hocheffizienten Hausstationen ausgerüstet. Schrittweise erfolgt der Ausbau der Solarthermie, die in der Optimierungsphase II durch saisonale Speicherung ergänzt wird. Dadurch gelingt es, dass zu- künftig der Hauptteil (80 %) der benötigten Wärme durch Solar- energie gedeckt wird.

Abb. 734: CO 2-Bilanz Vision- absolut

Abb. 86: Energieverbrauchsprognose Bereich Wärmeversorgung

Abb. 745: CO 2-Bilanz Vision- spezifisch

97 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6. Integriertes Handlungs- und Umsetzungskonzept Gebäudeausrüstung / Infrastruktur, Freiraumplanung und Stadtpla- nung, bei Planung und Betrieb der Gebäude, die zukünftigen Anfor-

derungen nicht mehr zu erfüllen sein werden. Wesentlicher Inhalt des Quartierskonzeptes für die Röbeler Vorstadt Erkennbare, messbare und langfristige Erfolge beim Klimaschutz und Ergebnis des Kooperationsprozesses der kommunalen Akteure und bei der Energieeinsparung im Gebäudesektor beruhen auf ei- ist die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen bezüglich der nem ganzheitlichen Ansatz. Vorbildliche Sanierungskonzepte und energetischen Sanierung der Gebäudebestände sowie zur Wärme- Pilotprojekte können nur optimal umgesetzt werden, wenn dies die versorgung und die Identifikation von konkreten Schlüsselprojekten Bebauungspläne, Gestaltungsatzungen und städtebauliche Verträ- und Maßnahmen. ge zulassen.

Die Aufgabenstellung des klimagerechten Umbaus ist höchst kom- 6.1 Integrierter Umsetzungsansatz plex und bedingt ökologische, ökonomische und soziale Anforde- Es besteht aufgrund des Umsetzungswillens und der Einigkeit unter rungen mit einem Gestaltungsanspruch zu verbinden. den örtlichen Akteuren die Möglichkeit, die Röbeler Vorstadt als Die scheinbar einfache Antwort, den Energieverbrauch des einzel- modellhaftes Projekt zu entwickeln, das eine Vorbildrolle im Land nen Gebäudes durch Dämmen, eine neue Heizungsanlage und auf Brandenburg übernehmen kann. Es werden Wege des zukünftigen dem Dach gewonnene Solarenergie zu reduzieren, wird der beste- Umgangs mit bereits teilsanierten Gebäudebeständen in struktur- henden Herausforderung nicht gerecht. Nur durch die Berücksichti- schwächeren Gegenden aufgezeigt, die derzeit einen sehr geringen gung des Gesamtquartiers können nachhaltige Ergebnisse erzielt Leerstand aufweisen. Dies zeigt auch den Willen der Akteure, sich werden. Es können hierbei Synergieeffekte und lokale Energieres- nicht mit dem zufrieden zu geben, was bisher gut läuft, sondern sourcen genutzt werden, die bei der Betrachtung eines einzelnen auch das Bemühen, den Bewohnern - derzeit und zukünftig - das Gebäudes keine Berücksichtigung fänden. Wohnen in diesem Quartier so angenehm wie möglich zu gestalten, den Wohnwert zu steigern und den künftigen Energiepreisentwick- lungen etwas entgegen zu setzen. Ziel ist der langfristige Erhalt des Quartiers. Die Entscheidung für Investitionen in der Röbeler Vor- stadt hat direkten Einfluss auf den Fortbestand anderer Gebäude- bestände in der Stadt Wittstock, die aus städtebaulichen Gründen in ihrer Nachhaltigkeit weniger positiv zu bewerten sind. Die vorgehende Betrachtung zeigt auf, dass ohne ein synergeti- sches Zusammenspiel von Architektur, Bautechnik, technischer

98 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Folgende Handlungsfelder lassen sich aus dem vorliegenden Quar- 6.2 Maßnahmenkatalog mit Berücksichtigung von Sy- tierskonzept ableiten: nergieeffekten, Wirkungsanalysen und Bewertung Handlungsfelder Röbeler Vorstadt in Wittstock Den oben formulierten Handlungsfeldern wurden Maßnahmen zu- geordnet, die der quartiersbezogenen energiepolitischen Zielstel- A Energieeffizienz von Wohngebäuden im Quartier lung Rechnung tragen. Ausschlaggebend für die Auswahl war es, B Wärmeversorgung und die Einbindung von regenerat i- solche Maßnahmen zu identifizieren, die in der nächsten Zeit Mittel- ven Energien punkt des Interesses werden oder bereits sind. Sei es durch die C Öffentlicher Raum, Wohnumfeld, Mobilität und Verkehr aufgeworfene Frage nach der zukünftigen Ausrichtung der Wärme- D Gestaltung des Generationswechsels und sozialer Z u- versorgung oder zeitnah geplanten Aufwertungsmaßnahmen am sammenhalt Gebäudebestand bzw. die Verbrauchsoptimierung von bereits sa- E Öffentlichkeitsarbeit nierten Gebäuden. Das bedeutet auch, dass es sich bei den Maß- nahmen um ein ausgewogenes Verhältnis von investiven und ge- ringinvestiven Maßnahmen handelt. Es geht vornehmlich nicht um eine isolierte Betrachtung der einzel- nen Handlungsfelder, sondern vielmehr darum, wie sich die aus Da die Umsetzung des energetischen Quartierskonzepts einen diesen Handlungsfeldern ergebenden Maßnahmen in tragfähige langjährigen Prozess darstellt, werden zukünftig erneute inhaltliche, Umsetzungsstrategien für ein langfristig wirksames Quartierskon- verwaltungsinterne und politische Abstimmungs- und Anpassungs- zept überführen lassen. prozesse erforderlich sein, die eventuell zu einer anderen Gewich- tung der aufgeführten Maßnahmen führen. Dieser Prozess sollte im Zudem lassen sich durch die Anwendung geeigneter Maßnahmen Rahmen eines Monitorings begleitet werden. auch weitere Engagements im Hinblick auf eine zunehmende Sa- nierungstätigkeit und den Einsatz von erneuerbaren Energien stimu- Im Vordergrund des Maßnahmenkataloges stehen die prioritären lieren sowie infrastrukturelle Rahmenbedingungen schaffen, die Maßnahmen. Sie werden tabellarisch ausführlich in Maßnahmeblät- überregionale Vorzeigewirkungen haben. tern dargestellt und nach den folgenden Aspekten und Kriterien schlaglichtartig beleuchtet und bewertet. Dabei spiegelt die Reihen-

folge nicht die Priorität wider. Kurzbeschreibung Hier werden stichpunktartig die wesentlichen Inhalte der Maßnah- men sowie teilweise verschiedene Beispiele zur Umsetzung aufge- führt.

99 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Wirkung quantifizierbare Aussagen jedoch nicht möglich. Bei anderen Maß- nahmen z.B. Modellprojekte der energetischen Gebäudesanierung Die Wirkung umschreibt die inhaltliche Kernbotschaft der jeweiligen ist erst bei einer konkreteren Ausgestaltung der Maßnahme ein Ein- Maßnahme. Die Maßnahmen lassen sich allgemein in solche unter- sparpotenzial zu benennen. Die Gewichtung der Maßnahmen er- gliedern, die der Erschließung direkter Energieeinsparpotenziale folgt daher mittels einer qualitativen Einschätzung niedrig, mittel und dienen und solche, die eine Wissens- und Bewusstseinsbildung för- hoch. Investive Maßnahmen besitzen in der Regel ein hohes Ener- dern und motivierenden Charakter haben. Als dritte Gruppe sind gieeinsparpotenzial. solche Maßnahmen zu nennen, die (infra-)strukturellen bzw. organi- satorischen Charakter besitzen und teilweise grundlegende Voraus- Aufwand setzung für die Umsetzung des Konzeptes bilden. Die Ausführungen hierzu beziehen sich allgemein auf den finanziel- Zielgruppe len, personellen sowie zeitlichen und organisatorischen Aufwand der Maßnahmen für das Wohnungsunternehmen bzw. den Haupt- Mit der Zielgruppe werden diejenigen Personengruppen und Institu- verantwortlichen. Es handelt sich dabei um grobe Ersteinschätzun- tionen benannt, an die sich die Maßnahme richtet und die von der gen. Für konkrete Aussagen sind weitergehende Untersuchungen Umsetzung profitieren. In einigen Fällen entspricht die Zielgruppe bzw. eine Konkretisierung der Maßnahmen notwendig. Zur Finan- den Akteuren. zierung für einige Maßnahmen im Bereich Energieeinsparung und Unterstützende Maßnahmen Klimaschutz stehen öffentliche Förderprogramme zur Verfügung. Viele Maßnahmen können ihre volle Wirkung erst im koordinierten Hemmnisse Zusammenspiel mit anderen Aktivitäten entfalten. Zum Beispiel Je größer der personelle und finanzielle Aufwand für die Umsetzung hängt der Energieverbrauch eines Gebäudes nicht nur von den bau- einer Maßnahme ist, desto größer sind natürlicherweise auch die lichen Voraussetzungen, sondern wesentlich auch vom Ver- Hemmnisse. Darüber hinaus gibt es aber auch gesellschaftliche o- brauchsverhalten der Nutzer ab. Die energetische Sanierung von der psychologische Aspekte bzw. Vorbehalte, die die Durchführung Wohngebäuden sollte daher möglichst auch mit einer Schulung der von Maßnahmen erschweren können. Bewohner und Hausmeister einhergehen. Hauptverantwortliche/Akteure Energieeinsparpotenzial Wichtig für die Realisierung von Maßnahmen ist die Benennung von Besondere Priorität insbesondere im Hinblick auf die im Leitbild der Hauptverantwortlichen. Ihnen obliegt die Initiierung und Koordinie- Bundesregierung formulierten quantitativen Energiesparziele für die rung der jeweiligen Maßnahmen. Die den einzelnen Maßnahmen Kommunen kommt dem Energieeinsparpotenzial der Maßnahmen zugeordneten Hauptverantwortlichen besitzen in der Regel bereits zu. Für etliche Maßnahmen wie z.B. Schulungen und pädagogische spezifische Erfahrungen, von denen alle Beteiligten profitieren kön- Angebote, strukturelle Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit sind

100 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept nen. Neben der Kommune werden weitere spezifische Akteure be- Oft belastet eine hohe "zweite Miete" das Budget der Bewohner und nannt, die maßgeblich an der Umsetzung beteiligt sind. beeinträchtigt die Vermietbarkeit des Bestandes der Wohnungsun- ternehmen. Stark gestiegene Betriebskosten sind zum sozialen, be- Erforderliche Handlungsschritte triebswirtschaftlichen und wohnungswirtschaftlichen Problem ge- Die Darstellung erforderlicher Handlungsschritte soll als Anregung worden. Um dem Trend der immer höher werdenden Nebenkosten für die spätere Projektsteuerung dienen und das Kriterium Aufwand entgegenzuwirken, stehen den Wohnungsunternehmen folgende weiterführend ergänzen. Möglichkeiten zur Verfügung:

Priorität Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäude

Die Einstufung der Priorität erfolgt mittels der Skalierung niedrig, Sanierung und Modernisierung mittel und hoch. Maßnahmen mit hohem Energieeinsparpotenzial technische Gebäudeausrüstung werden in der Regel mit hoher Priorität eingestuft. Dies gilt auch für solche Maßnahmen, die die strukturelle und organisatorische Vertragsmanagement zur Optimierung von Aufwand und Kosten Grundlage für die Umsetzung der Maßnahmen bilden bzw. einen Maßnahmen zur Beeinflussung des Nutzungs- und Verbrauchs- gewissen Motivationseffekt haben wie z.B. der Aufbau gemeinsa- verhaltens der Bewohner mer Strukturen und die Etablierung eines koordinierenden Ener- giemanagers. verbrauchsabhängige Messung und Abrechnung, Information, aktive Belegungspolitik. Umsetzungszeitraum

Benannt wird der Zeitraum der Maßnahmenumsetzung. Unterteilt in kurzfristig, mittelfristig und langfristig. Folgende Maßnahmen können eine Stärkung der Akzeptanz von Betriebskosten beim Mieter bewirken:

Information und Service 6.2.1 Handlungsfeld A: Steigerung der Energieeffizienz von Wohngebäuden im Quartier integriertes Betriebskosten-Controlling Das Handlungsfeld A thematisiert jene Bereiche, die im direkten Betriebskosten-Management und Betriebskosten- Einflussbereich des Wohnungsunternehmens GWV liegen, da sich Benchmarking. im Betrachtungsgebiet hauptsächlich Wohngebäude der GWV be- finden. Hierdurch ist die Möglichkeit zur direkten kommunalen Ein- In diesem Handlungsfeld werden solche Maßnahmen vorgeschla- flussnahme eingeschränkt. gen, die sich mit gezielter Information, Beratung und Kooperation

101 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept verschiedener Akteursgruppen befassen und auf finanzielle Anreize lung sowie dem Anstoß von Energieeffizienzmaßnahmen auch über und Qualitätssicherung abzielen. heute aktuelle Anforderungen hinausgehend. Im Vordergrund steht dabei die effiziente Energienutzung in Privat- haushalten sowie die energetische Modernisierung von Wohnge- Maßnahmen Handlungsfeld A bäuden mit geringem finanziellem Aufwand oder als Modellbauvor- A1 Verbraucherberatung Energieeinsparung haben. A2 Energiemanager In einem ersten Schritt sollte der Fokus zunächst auf die Beeinflus- A3 Geringinvestive Maßnahmen zur Steigerung der Energieef- sung des Verbraucherverhaltens sowie auf geringinvestive Maß- fizienz nahmen gelegt werden. Große Effizienzsteigerungspotenziale lie- A4 Energetische Maßnahmen in Kombination mit wohnwert- gen vor allen Dingen in der Anlagentechnik von Gebäuden, die häu- verbessernden und bauerhaltenden Maßnahmen fig durch kleine Investitionen und ohne bauliche Änderungen zu er- A5 Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bei teilsa- reichen sind. nierten Gebäuden Diese geringinvestiven Maßnahmen eignen sich daher besonders A6 Qualifizierung der Handwerker für das Wohnungsunternehmen. Sie erhöhen die Effizienz von A7 zukunftsweisende Sanierung oder Umsetzung von Modell- haustechnischen Anlagen trotz des bereits hohen Sanierungsstan- und Demonstrationsbauvorhaben des der Wohnungsbestände und stellen ein noch zu erschließendes

Energieeinsparpotenzial dar. Um effiziente und nachhaltige Techno- logien fachgerecht umsetzen und die Verbraucher adäquat beraten Die Maßnahmen A1, A2, A3, A4, A5 und A7 werden als prioritär zu können, ist eine regelmäßige Qualifizierung im Handwerk not- eingestuft. wendig. Vielen handwerklichen Betrieben und ausführenden Bau- firmen fehlt bisher das notwendige technische Know-How, so dass die errechneten Energiebedarfswerte teilweise nicht erreicht wer- den.

Bei den Typ IV- Gebäuden in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. emp- fiehlt sich die Umsetzung als Modellbauvorhaben über die gesetzli- chen Bestimmungen hinaus. Die vorgeschlagenen Maßnahmen dienen vor allem der Sensibili- sierung der Akteure, der zielgruppenspezifischen Wissensvermitt-

102 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Verbraucherberatung Energieei n- Energieeinsparpotenzia l (niedrig -mittel -hoch) Energieeffizienz im sparung Niedrig bis mittel, je nach Änderung des Nutzerverhaltens und der Inves- Wohngebäudebestand titionstätigkeit z.B. in energiesparsamere Haushaltsgeräte

A1 Aufwand Kurzbeschreibung geringer Aufwand Die Beeinflussung des Nutzerverhaltens ist eine wesentliche Stell- Öffentlichkeitsarbeit schraube zur Energieeinsparung in Mietwohnungen. Das Nutzerverhal- Finanzierung ten hat einen erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch eines Ge- Wohnungsunternehmen evtl. Kommune, bäudes. Bis zu 15% des Stromverbrauchs und bis zu 25% des Wärme- Aktion „Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte“ im energieverbrauchs können selbst bei sanierten Wohngebäuden durch Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltmi- Änderung des Nutzerverhaltens eingespart werden . Hierzu ist es not- nisteriums wendig, den Bürgern dieses Potential anhand von Beispielen aufzuzei- Vor-Ort-Beratung, Förderprogramm des BMWi gen oder mittels Wettbewerben bzw. Präsenten nahezubringen. KfW "Sonderfonds Energieeffizienz in KMU" So bietet das Wohnungsunternehmen WBC Calau seinen Mietern z.B. Energieberatungen der Verbraucherzentralen werden gefördert eine kostenlose Energiesparberatung mit Monitoring, eine Energiespar- durch das BMWI box mit LED-Leuchte, Bewegungsmelder, 2 Wassersparern, einem Hemmnisse Wohnklima Messgerät (Luftfeuchte- und Temperaturmesser) mit opti- Finanzieller Aufwand scher und akustischer Alarmfunktion und Energiesparlampen im Wert Hauptverantwortliche/Akteure von 50 EUR an. Ziel dieser Maßnahme ist die Sensibilisierung der Mieter Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen im Umgang mit Strom, Wasser und Wärmeenergie. Akteure: Kommune, Wohnungsunternehmen, Energieversorger, Verbraucher Wirkung Erforderliche Handlungsschritte Öffentlichkeitsarbeit: Information und Motivation zu nachhaltigen Entwicklung organisatorischer Grundlagen und Zuständigkeiten Konsum- und Nutzerverhalten Vor-Ort-Besuche, Informationsveranstaltungen, Energiesprechstun- Energieeinsparung und Energieeffizienz de Zielgruppe Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kur z- Bürger, Wohnungsunternehmen mittel-hoch fristig, mittelfristig, langfristig) Unterstützende Maßnahmen Mittelfristig fortlaufend Energiemanager Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Regionaler Energieförderpreis/Stromsparwettbewerb

103 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Energiemanager Finanzierung CO2-Einsparung bei Haushaltsmittel und Fördergelder kommunalen Ge- Hemmnisse bäuden, Straßenbe- Finanzierung der neuen Personalstelle leuchtung, Ampeln Hauptverantwortliche/Akteure A2 Hauptverantwortliche: Stadt Wittstock Kurzbeschreibung Akteure: siehe Zielgruppe Der regionale Energiemanager berät die Kommune und die Gebäudeei- Erforderliche Handlungsschritte gentümer in Fragen der Energieeinsparung und Energieeffizienz insbe- Abstimmung der Aufgabengebiete bzw. der Stellenbeschreibung sondere im Gebäudemanagement sowie bei der technischen und förder- Ausschreibung und Bewerbungsverfahren rechtlichen Umsetzung. Er setzt die Maßnahmen des Energiekonzeptes Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- in Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren um. hoch tig, mittelfristig, langfristig) Er koordiniert alle energierelevanten Aktivitäten, die auch außerhalb des kurzfristig Handlungsfeldes der kommunalen Liegenschaften liegen können, z.B. Energiesprechstunde, Erstberatungen für private Haushalte und Woh- nungsunternehmen, Thermografie-Aktionen etc.

Wirkung Energiemanagement Energieeinsparung und Energieeffizienz Öffentlichkeitsarbeit Zielgruppe Wohnungsunternehmen, private Eigentümer, Kommune Unterstützende Maßnahmen Einbeziehung der Hausmeister ‰ Bildung eines Kompetenzteams Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) hoch, da der Energiemanager direkten Einfluss auf die Ausführung der einzelnen Maßnahmen ausübt und darüber hinaus eigenständig weitere Projekte zur Energieeinsparung und Energieeffizienz vorschlägt und umsetzt. Aufwand zunächst hoher Koordinationsaufwand Sicherung der Finanzierung der neuen Personalstelle

104 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Umsetzun g geringinvestiver Ma ß- Hemmnisse Energieeffizienz im nahmen am Bauwerk zur Steigerung es gibt keine Förderprogramme für gering investive Maßnahmen Wohngebäudebestand Hauptverantwortliche/Akteure der Energieeffizienz A3 Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen Kurzbeschreibung Akteure: Wohnungsunternehmen, Stadtwerke, Fachplaner, Handwerker Erhebliches Einsparpotential lässt sich in den Wohngebäuden auch über Erforderliche Handlungsschritte geringe Investitionen in das Bauwerk generieren. Bestandsaufnahme Zu den prioritären Maßnahmen zählt die Anpassung der Heiztechnik mit- Prior ität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- tels Einstellung von Heizkurven und anderen Einstellgrößen, die Anpas- hoch tig, mittelfristig, langfristig) sung der Anschlusswerte der Heizzentrale an den tatsächlichen Bedarf, Kurzfristig - fortlaufend den hydraulischen Abgleich der Anlage, die Voreinstellung der Thermos- tatventile, den Einbau von Hocheffizienzpumpen, den Einbau automati- scher Zirkulationsventile, den Einbau frei programmierbarer Regelungen mit Fernüberwachung und die Verbesserung der Dämmung von Armatu- ren und Leitungen. Zudem kann durch die Abdichtung undichter Fenster und Türen Energie eingespart werden. Wirkung Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis) Zielgruppe Wohnungsunternehmen Unterstützende Maßnahmen Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Verbraucherberatung Energieeinsparung Ene rgieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Mittel-hoch, 70% des Energiebedarfs bezieht sich auf den Wärmebedarf – hier bieten sich daher hohe Einsparpotenziale Aufwand geringer Personal- und Kostenaufwand Finanzierung Gebäudeeigentümer

105 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Energetische Maßnahmen in Kombin a- Hemmnisse Energieeffizienz im tion mit wohnwertverbessernden und Finanzierung Wohngebäudebestand bauerhaltenden Maßnahmen Hauptverantwortliche/Akteure A4 Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen Kurzbeschreibung Akteure: Wohnungsunternehmen, Fachplaner, Handwerker Um das Quartier auch langfristig für Mieter attraktiv zu gestalten, sind Erforderliche Handlungsschritte wohnwertverbessernde Maßnahmen vorgesehen. Diese umfassen den Öffentlichkeitsarbeit Anbau von Balkonen, die Schaffung von hofseitigen, ebenerdigen Zu- Bestandsaufnahme ‰ Konzept ‰ Wirtschaftlichkeitsberechnung gängen für einen Teil der Wohnungen sowie die Verbesserung der Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Dämmeigenschaften von bisher ungedämmt gebliebenen Außenwän- hoch tig, mittelfristig, langfristig) den. Zudem sind aufgrund verschlissener Gebäudeabdichtungen Ab- mittelfristig - fortlaufend dichtungsarbeiten am Gebäudesockel notwendig. Im Zuge dieser Arbei- ten bieten sich energetische Ertüchtigungen wie die Dämmung des Ge- bäudesockels sowie die Aufdoppelung der vom Balkonanbau betroffe- nen Fassaden an.

Wirkung Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis) Kosteneffizientes Bauen Zielgruppe Wohnungsunternehmen Unterst ützende Maßnahmen Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Beratung Energieeinsparung Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Mittel, da bei den bereits teilsanierten Gebäuden große Teile der Au- ßenhülle bereits ertüchtigt wurden Auf wand geringer Personal- und Kostenaufwand Finanzierung Gebäudeeigentümer, über das KfW Programm 151 Energieeffizient Sa- nieren

106 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Maßnahmen am Bauwerk zur Steig e- Finanzierung Energieeffizienz im rung der Energieeffizienz bei teilsa- Gebäudeeigentümer, über das KfW Programm 151 Energieeffizient Sa- nieren Wohngebäudebestand nierten Gebäuden Hemmnisse A5 Finanzierung Kurzbeschreibung Hauptverantwortliche/Akteure Bei den bisher vorgenommenen Sanierungen handelt es sich oft um Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen Maßnahmen, die mehr als 15 Jahre zurück liegen und nicht die allum- Akteure: Wohnungsunternehmen, Fachplaner, Handwerker fassende Sanierung als Ziel hatten. So wurden Baumaterialien einge- Erforderliche Handlungsschritte setzt, die heute keinen ausreichenden Dämmwert bzw. U-Wert aufwei- Öffentlichkeitsarbeit sen oder es blieben entscheidende Bauteile wie z.B. oberste Geschoss- Bestandsaufnahme ‰ Konzept ‰ Wirtschaftlichkeitsberechnung decken, Kellerdecken, Sockelbereiche unberücksichtigt. Hier empfiehlt Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- sich, aufgrund der nicht unerheblichen Restnutzungsdauer der verbau- hoch tig, mittelfristig, langfristig) ten Materialien und auch hinsichtlich der bereits investierten Summen, mittelfristig - fortlaufend keine Vollsanierung vorzunehmen, sondern lediglich Wärmeverlustquel- len aufzudecken und zu ertüchtigen. Hierzu zählen Maßnahmen wie der Austausch von einfachverglasten Fenstern sowie den in der Heinrich- Heine-Str. 33-43 vorzufindenden Verbundfenstern, die Reduzierung von Wärmebrücken durch z.B. die Anbringung von Dämmkeilen, die Däm- mung von Kellerdecken, Hausfluren, Sockelbereichen u.ä.

Wirkung Energieeinsparung und Energieeffizienz (Kostenersparnis) Zielgruppe Wohnungsunternehmen Unterstützende Maßnahmen Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Beratung Energieeinsparung Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Mittel, da bei den bereits teilsanierten Gebäuden große Teile der Au- ßenhülle bereits ertüchtigt wurden Aufwand geringer Personal- und Kostenaufwand

107 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld A Modell - und Demonstrationsprojekte Zielgruppe Energieeffizienz im der energetischen Gebäudesanie- Wohnungsunternehmen Wohngebäudebestand Unterstützende Maßnahmen rung A7 Bildung eines Energiebeirates

Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Kurzbeschreibung Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Modell- und Demonstrationsprojekte bei Wohngebäuden aus DDR- hoch Produktion oder anderweitige Typenbauten haben Vorbildwirkung für Aufwand andere Wohnungsunternehmen. Oftmals finden Sanierungen von Ty- Erhöhter Planungsaufwand penbauten aufgrund fehlender Beispiele für zukunftsweisende Sanierun- Hohe Anfangsinvestition gen nach dem Ansatz einer herkömmlichen Sanierung statt. Das große Finanzierung Potential der meisten Typenbauten ist der gute Zustand der Grundsub- Eigenmittel der Wohnungsunternehmen stanz, da die Bauteile bei der industriellen Fertigung vor dem Einbau in- KfW-Darlehen tensiv geprüft wurden, die Typenbauten aufgrund ihrer wirtschaftlichen DBU Zuschussförderung (max. 330.000,00EUR) Zuschnitte preiswert zu sanieren sind und zweckmäßige Grundrisse bie- BMU-Umweltinnovationsprogramm ten. Im Rahmen eines Modellbauvorhabens lässt sich aufzeigen, wie Hemmnisse leicht sich ein solches Typengebäude mit den heutigen Ansprüchen an finanzieller Aufwand ein energiesparendes Gebäude verknüpfen lässt. Jedoch wird sich die Erstellung des Prototyps aufgrund des hohen Planungsaufwands ohne Hauptverantwortliche/Akteure Fördergeldakquise nicht wirtschaftlich darstellen lassen. Daraus folgen- Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen de weitere Umsetzungen auch im eigenen Bestand sind aufgrund der Akteure: Wohnungsunternehmen, evtl. Energieversorger, Fachpla- bereits getätigten Investitionen in kostenintensive Planungen/Gutachten ner und Handwerker und der zu erwartenden Energieeinsparungen als ökonomisch sinnvoll Erforderliche Handlungsschritte zu erachten. In der Röbeler Vorstadt bieten sich vor allem die Gebäude Auswahl geeigneter Liegenschaften des Typs IV zur Umsetzung als Modellbauvorhaben an. Die Umsetzung Erstellung eines Sanierungskonzeptes eines solchen Projekts hat, so zeigen bereits gebaute Beispiele, auch Monitoring weitere positive Begleiteffekte wie einen Architekturtourismus und Archi- Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- tekturpreise zur Folge. hoch tig, mittelfristig, langfristig) Mittelfristig – langfristig Wirkung Erschließung großer energetischer Einsparpotenziale Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorrei- terrolle

108 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Die Maßnahme A6 ist als nicht prioritär eingestuft worden. Sie wird 6.2.2 Handlungsfeld B: Wärmeversorgung und die Einbin- im Folgenden kurz umrissen. dung von regenerativen Energien

Maßnahmen Handlungsfeld B A6 Qualifizierung der Handwerker B1 Grundsicherung der Wärmeversorgung Durch die Einführung der Energieeinsparverordnung, die eine B2 Optimierung der Wärmeversorgung nachweisliche Abstimmung zwischen den Gewerken fordert, be- steht ein hoher Bedarf an zusätzlicher Qualifikation im Bausektor. B3 Umsetzung Zielkonzept Wärmeversorgung Um effiziente und nachhaltige Technologien fachgerecht umsetzen und die Verbraucher adäquat beraten zu können, ist daher eine re- gelmäßige Qualifizierung im Handwerk notwendig. Untersuchungen haben ergeben, dass in vielen Fällen die errechneten Energiebe- darfswerte aufgrund von Bau- und Ausführungsmängeln nicht er- reicht werden. In Kooperation mit der Industrie- und Handelskam- mer sowie mit der Handwerkskammer sollten daher Schulungskurse für bauausführende Firmen zu den erhöhten Anforderungen an die Ausführungsqualität entsprechend der Energieeinsparverordnung (EnEV Neubau und Sanierung) angeboten werden.

109 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld B Grundsicherung der Wärmeversorgung Hemmnisse Wärmeversorgung rechtlich zu klärende Situation und die Einbindung finanzieller Aufwand von regenerativen Hauptverantwortliche/Akteure Energien B1 Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock Kurzbeschreibung Erforderliche Handlungsschritte Die Wärmeversorgung erfolgt zum Zeitpunkt der Konzeptbearbeitung Absicherung der aktuellen Situation über einzelne Erdgasanlagen und interimsweise über eine Heizzentrale Festlegung der Organisationsform der zukünftigen Wärmeversor- „Am Waldring“. Diese Interimslösung ist rechtlich abzusichern, die Orga- gung nisationsform der Wärmeversorgung ist zu klären. Unternehmensgründung Die Planung und die Errichtung einer neuen Heizzentrale sowie der not- Beauftragung der Planung wendigen wärmenetzverstärkenden Maßnahmen sind durchzuführen. Grundstückserwerb für die neue Heizzentrale Verstärkung Wärmenetz Wirkung Errichtung Heizzentrale Sicherung der Wärmeversorgung Priorität (niedrig -mi ttel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorrei- hoch tig, mittelfristig, langfristig) terrolle kurzfristig Zielgruppe Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) - Aufwand Rechtsberatung Unternehmensgründung Planung der technischen Anlagen Investitionen in die technischen Anlagen Finanzierung Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesell- schaft KfW-Darlehen Zuschuss nach KWK-Gesetz

110 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld B Optimierung der Wärmeversorgung I Hemmnisse Wärmeversorgung Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen nur mit einer zu- und die Einbindung sätzlichen Förderung möglich von regenerativen finanzieller Aufwand Energien B2 Hauptverantwortliche/Akteure Kurzbeschreibung Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock Errichtung der neuen Erzeugerzentrale F.-L.-Jahn-Straße Erforderliche Handlungsschritte Umbau und Verdichtung Wärmenetz Beauftragung Planung Wärmenetzumbau, Wärmeerzeugerzentrale, Senkung der Systemtemperaturen BHKW und Solaranlagen Errichtung 5 Solaranlagen, alternativ: Errichtung BHKW und Demonstra- Beauftragung der Planung Umrüstung der Gebäude auf Fernwärme tionssolaranlage mit Messprogramm mit niedrigen Systemtemperaturen (Veränderungen Heizungstech- nik: Heizkörpertausch, Verteilnetzanpassungen, Speicherladesys- Wirkung teme, Umstellung Warmwasserbereitung)) Verringerung der Wärmegestehungskosten Durchführung der Erschließungs-, Errichtungs- und Umrüstungs- Senkung der Wärmenetzverluste maßnahmen Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorrei- Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- terrolle hoch tig, mittelfristig, langfristig) Zielgruppe mittelfristig Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Mittel Aufwand Planung der technischen Anlagen Investitionen Finanzierung Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesell- schaft KfW-Darlehen Zuschüsse nach KWK-Gesetz

111 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld B Optimierung der Wärmeversorgung II finanzieller Aufwand Wärmeversorgung Hauptverantwortliche/Akteure und die Einbindung Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock von regenerativen Erforderliche Handlungsschritte Energien B3 Beauftragung der Planung Netzerweiterung und Erschließung Un- Kurzbeschre ibung teroffizierssiedlung Erweiterung Wärmenetz – Erschließung Unteroffizierssiedlung Beauftragung Planung Solaranlagen und saisonale Speicher Senkung der Systemtemperaturen Durchführung der Erschließungs-, Errichtungs- und Umrüstungs- Ausbau Solaranlagen maßnahmen Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Wirkung hoch tig, mittelfristig, langfristig) Verringerung der Wärmegestehungskosten mittelfristig Senkung der Wärmenetzverluste Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorrei- terrolle Zielgruppe Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Mittel Aufwand Planung der technischen Anlagen Investitionen Finanzierung Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesell- schaft KfW-Darlehen Zuschüsse nach KWK-Gesetz Hemmnisse Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen nur mit einer zu- sätzlichen Förderung möglich

112 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld B Umsetzung Zielkonzept Wärmeversorgung Hauptverantwortliche/Akteure Wärmeversorgung Hauptverantwortliche: Wohnungsunternehmen, Stadt Wittstock und die Einbindung Erforderliche Handlungsschritte von regenerativen Beauftragung der Planung Solaranlagen, Wärmepumpen und Spei- Energien B4 cher Kurzbeschreibung Durchführung der Investitionen Erweiterung Solaranlagen Priorität (niedrig -mittel -hoch ) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- weitere Senkung der Systemtemperaturen hoch tig, mittelfristig, langfristig) Errichtung weiterer saisonaler Wärmespeicher langfristig Einbindung von Wärmepumpen Wirkung Verringerung der Wärmegestehungskosten Senkung der Wärmenetzverluste Öffentlichkeitsarbeit: Wohnungsbauunternehmen übernimmt Vorrei- terrolle Zielgruppe Wohnungsunternehmen bzw. Wärmeversorger Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Hoch Aufwand Planung der technischen Anlagen Investitionen Finanzierun g Eigenmittel der Wohnungsunternehmen/ Wärmeversorgungsgesell- schaft KfW-Darlehen sonstige Zuschussprogramme Hemmnisse Nachweis der Wirtschaftlichkeit für Solaranlagen und saisonale Speicherung nur mit einer zusätzlichen Förderung möglich finanzieller Aufwand

113 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6.2.3 Handlungsfeld C: Öffentlicher Raum, Wohnumfeld, Mo- bilität und Verkehr In diesem Handlungsfeld werden solche Maßnahmen vorgeschla- gen, die die Nutzbarkeit und Aufenthaltsqualität der Freiräume in der Röbeler Vorstadt erhöhen.

Maßnahmen Handlungsfeld C C1 Aufwertung öffentlicher Räume C2 Neugestaltung der privaten Freiflächen Verbindung der Altstadt mit dem Quartier über einen Weg C3 an der Dosse

114 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Hauptverantwortliche/Akte ure Handlungsfeld C Wohnumfeldgestaltung Hauptverantwortlich: GWV Öffentlicher Raum, Erforderliche Handlungsschritte Wohnumfeld, Mo- Beantragung Wohnraumförderung bilität und Verkehr Konkretisierung der Planung C1 Durchführung der Investitionen Kurzbeschreibung Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Die Außenanlagen werden generationsgerecht mit Wegen und Sitzmög- hoch tig, mittelfristig, langfristig) lichkeiten gestaltet und begrünt. Bei Bedarf werden Spielmöglichkeiten, Kurzfristig, mittelfristig Wäschetrocken- und Müllplätze sowie wohnungsgebundene Kfz- Stellplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten angeboten. Erste Maßnah- men in diese Richtung sind von der GWV bereits durch die Einrichtung eines Wohnparks sowie barrierefreier Zugänge aber auch die Schaffung neuer attraktiver Kinderspielplätze initiiert worden. Wirkung Erhöhung der Attraktivität und Nutzbarkeit der Freiräume für unter- schiedliche Altersgruppen Schaffung barrierefreier Zugänge zu Wohngebäuden Zielgruppe Mieter Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpot enzial (niedrig -mittel -hoch) Niedrig Aufwand Planung Investitionen Finanzierung Eigenmittel der GWV Wohnraumförderung des Landes Hemmnisse Neuordnung der stadttechnischen Netze muss zeitgleich erfolgen finanzieller Aufwand

115 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld C Neu gestaltung öffentlicher Raum Abstimmung der geplanten Maßnahmen mit den Medienträgern Öffentlicher Raum, Konkretisierung der Planung Wohnumfeld, Mo- Durchführung der Investitionen bilität und Verkehr Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- C2 hoch tig, mittelfristig, langfristig) Kurzfristig, mittelfristig Kurzbeschreibung Sanierung und Aufwertung der Straßen, Gehwege und Straßenbeleuch- tung sowie Neuordnung des ruhenden Verkehrs

Wirkung Erhöhung der Attraktivität der Räume für Bewohner und Besucher Verbesserung des Mikroklimas durch Neupflanzung von Großgrün Ordnung des ruhenden Verkehr Zielgruppe Mieter Unterstützende Maßnahmen

Energieeinsparpotenzial (niedrig -mi ttel -hoch) Mittel (Straßenbeleuchtung) Aufwand Planung Investitionen Finanzierung Eigenmittel der GWV Städtebauförderung Hemmnisse Neuordnung der stadttechnischen Netze muss zeitgleich erfolgen finanzieller Aufwand Hauptverantwortliche/Akteure Hauptverantwortliche: GWV, Stadt Erforderliche Handlungsschritte Klärung der Bereitstellung von Städtebaufördermitteln

116 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld C Verbindung des Quartier s mit der Altstadt Investitionen Öffentlicher Raum, über einen Weg an der Dosse Finanzierung Wohnumfeld, Mo- Eigenmittel der GWV bilität und Verkehr Wohnraumförderung des Landes C3 Hemmnisse Kurzbeschreibung finanzieller Aufwand Die Dosse ist für die Bewohner des Quartiers bisher nicht erlebbar, da Verfügbarbarkeit der Flächen der Zugang durch eine Kleingartenanlage versperrt ist. Angestrebt wird Hauptverantwortliche/Akteure eine öffentliche Zugänglichkeit der Dosse und die Schaffung einer Hauptverantwortlich: Stadt Fußwegeverbindung von der Röbeler Vorstadt zur historischen Altstadt. Erforderliche Handlungsschritte Durch die Neugestaltung der Flächen in einem naturnahem Erwerb aufgegebener Gartenparzellen und Garagen parkähnlichen Charakter mit Sitz- und Spielbereichen entsteht ein Konkretisierung der Planung Naherholungsraum der die Attraktivität des Wohngebietes deutlich Generierung von Fördermittel erhöht. Durchführung der Investitionen Der Garagenstandort soll langfristig umgestaltet werden, dort neu zu er- Priorität (niedri g-mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- richtende Carports könnten als Trägerkonstruktion für Solarpanele die- mittel tig, mittelfristig, langfristig) nen. Mittelfristig bis langfristig Wirkung Erhöhung der Attraktivität des Wohngebiets Beitrag zu einer Stadt der kurzen Wege und zur Steigerung des Fuß- und Radverkehrs Beseitigung eines städtebaulichen Missstandes am jetzigen Gara- genstandort Zielgruppe Mieter und Besucher Unterstützende Maßnahmen Einbindung in das Projekt „Schaugarten ländlicher Raum“ Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Niedrig – weniger Autoverkehr, Generierung von Flächen für eine Ein- ordnung von Solaranlagen (jetziger Garagenstandort) Aufwand Planung

117 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6.2.4 Handlungsfeld D: Gestaltung des Generationswechsels Wichtig ist weiterhin im Rahmen der Umsetzung des Quartierskon- und sozialer Zusammenhalt zeptes eine offensive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dafür sollte das o.g. Leitbild stärker vermarktet und für die Etablierung eines Das Handlungsfeld D stellt einen Querschnittbereich dar, der bei al- positiven Bilds von der Röbeler Vorstadt genutzt werden. Das Leit- len Maßnahmen mit zu berücksichtigen ist. Aufgrund der besonde- bild orientiert auf ein familienfreundliches, generationsgerechtes ren Bedeutung für die nachhaltige Quartiersentwicklung wird er hier Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität für Familien, Kinder und Se- besonders hervorgehoben. nioren. So müssen bei allen geplanten Umsetzungsschritten des energeti- Sinnvoll kann es sein, im Rahmen einer Befragung der Bewohner, schen Quartierskonzeptes immer die künftigen Zielgruppen, die für deren Wohnwünschen und -zufriedenheit von Zeit zu Zeit genauer die Röbeler Vorstadt gewonnen werden sollen, in den Blick ge- zu erfassen. Dies kann auch ein wichtiger Baustein für das weitere nommen werden. Entsprechend dem Leitbild „Parkstadt Röbeler Monitoring der Entwicklung der Siedlung sein. Befragungen haben Vorstadt – Wohnstandort für alle Generationen“ sind die Vorschläge aber immer auch einen aktivierenden Part. Indem sie die Bewohner zur Weiterentwicklung des Wohnungsangebotes und zur Aufwer- dazu anregen sich mit ihrem Quartier auseinanderzusetzen leisten tung des Wohnumfeldes bereits darauf ausgerichtet sowohl für älte- sie auch einen Beitrag zur Stärkung des Quartiersimages. re Menschen als auch für junge Familien günstige Rahmenbedin- gungen zu schaffen (insb. Barrierefreiheit, attraktivere Gestaltung des Wohnumfeldes). Trotz der Umsetzung umfangreicher Aufwer- tungsmaßnahmen sollen die Mieten weiterhin sozialverträglich ge- staltet werden und insbesondere die Wohnnebenkosten durch Ein- sparungen im energetischen Bereich gesenkt werden. Da davon auszugehen ist, dass zuziehende Haushalte in die Röbe- ler Vorstadt eher jung und sozial schwächer aufgestellt sein werden (vgl. Kap. 2.1 und 2.2), könnten mit einem fortschreitenden Genera- tionswechsel soziale Spannungen zwischen älteren, seit vielen Jah- ren ansässigen Mietern und jungen, neu zuziehenden Haushalten entstehen. Es wird daher empfohlen diesen Prozess eng zu beglei- ten und dafür auch personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um bspw. soziale Kontakte im Quartier zu stärken und die Organi- sation gegenseitiger Hilfen zu verbessern.

118 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6.2.5 Handlungsfeld E: Öffentlichkeitsarbeit können in der weiteren Umsetzung Berücksichtigung finden und Teil des Monitorings sein. Für die Konzeptentwicklung und die Umsetzung innovativer Lösun- gen ist die Akzeptanz und die Mitwirkungsbereitschaft der woh- Die Umsetzung des Quartierskonzeptes ist durch weitere öffentliche nungswirtschaftlichen Akteure, der Energieversorger und weiterer Informationsveranstaltungen zu begleiten. Begleitend dazu können quartiersbezogener Akteure ebenso entscheidend wie die Einbin- Plakataktionen, ein Erlebnispfad oder ein Quartiers-Stammtisch ei- dung der Bevölkerung. Nur mit einer stetigen Einbindung der Öffent- nen wichtigen Beitrag zur Identifikation mit dem Wohngebiet leisten. lichkeit lässt sich Akzeptanz für energetische Maßnahmen und ihre finanziellen Folgen schaffen. Maßnahmen Handlungsfeld E Es gilt, die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, auf die E1 Aufbau gemeinsamer Strukturen zur Ausführung des Kon- Vorteile, die sich durch eine energetische Erneuerung für das Quar- zeptes tier „Röbeler Vorstadt“ und auch darüber hinaus ergeben und E2 Plakatkampagne „Ziele und Maßnahmen des Energiekon- gleichzeitig die Bedenken und Unklarheiten bezüglich der zukünfti- zepts“ E3 Bewohner-Stammtisch gen Wärmeversorgung und der Preisentwicklung auszuräumen. E4 Energieerlebnispfad Zudem bietet sich hierdurch die Möglichkeit, den Nutzern der Wohngebäude aufzuzeigen, welche Maßnahmen bisher schon an den Gebäuden vorgenommen wurden bzw. welche Resultate hier- durch erzielt wurden und welche aus dem Energiekonzept resultie- renden Maßnahmen demnächst umgesetzt werden. Nach Fertigstellung des energetischen Quartierskonzeptes ist daher die Einbindung der Öffentlichkeit in den Prozess der energetischen Stadtsanierung weiter fortzusetzen. Dazu ist das Konzept jeder- mann zugänglich zu machen. Es empfiehlt sich das energetische Quartierskonzept auf der Homepage der Stadt Wittstock zum Down- load zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten die zentralen Ergeb- nisse der Untersuchungen den interessierten Bürgern der Röbeler Vorstadt vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden. Es sollte den Bewohnern die Möglichkeit eingeräumt werden sich aktiv mit eige- nen Ideen und Anregungen in den Prozess der energetischen Stadtsanierung einzubringen. Die Anmerkungen und Informationen

119 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Han dlungsfeld E Aufbau gemeinsamer Strukturen zur Au s- Erforderliche Handlungsschritte Öffentlichkeitsarbeit führung des Konzeptes Definition der Aufgabenbereiche E1 Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Kurzbeschreibung hoch tig, mittelfristig, langfristig) Die Zusammenarbeit der Akteure ist auch nach Abschluss des Erarbei- mittelfristig/Daueraufgabe tungsprozesses des energetischen Quartierskonzeptes „Röbeler Vor- stadt“ wünschenswert und notwendig, um beschlossene Maßnahmen er- folgreich umzusetzen und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Die Aufgaben liegen z.B. in der Mitwirkung an Entscheidungen bei Planung und Umsetzung von Maßnahmen und zusätzlich um Beratung und Öf- fentlichkeitsarbeit bei der Ausführung.

Wirkung Begleitung und Umsetzung

Initiierung weiterer energiepolitischer Aktivitäten Zielgruppe Siehe Akteure Unterstützende Maßnah men Energiemanager

Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Niedrig - kein direktes Energieeinsparpotenzial

Aufwand Tagungsturnus ¾ jährlich Finanzierung Nicht notwendig

Hemmnisse Bereitschaft zur Mitarbeit Hauptverantwortliche/Akteure Stadt Wittstock, Wohnungsunternehmen, Energieversorger

120 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld E Plakataktion „W elche Veränderungen Denkbar ist, die Plakataktion auf weitere Druckerzeugnisse, wie Postkar- Öffentlichkeitsarbeit bringt die Umsetzung des Quartierskon- ten oder Handzettel auszuweiten. E2 zepts für die Mieter“ Wirkung Kurzbeschreibung Sensibilisierung für das Thema Energieeinsparung und Investitio- Mit der Plakataktion wird die Wahrnehmung der bisher umgesetzten und nen in die Gebäude der geplanten energetischen Maßnahmen im Quartier gefördert. Ziel ist Information und Aufklärung es, dass sich die Bewohner/Mieter mit ihrem Quartier als zukunftsfähi- Zielgruppe gen und wohnwerten Stadtteil identifizieren. Unter dem Motto „Wir reduzieren unseren Energieverbrauch durch…“ Einwohner, Touristen werden z.B. die verschiedenen energetischen Maßnahmen an den Ge- Unterstützende Maßnahmen bäuden, den Netzen und zur Reduzierung des motorisierten Verkehrs- Begleitende Öffentlichkeitsarbeit in der Presse, auf der städti- aufkommens dargestellt. An prominenten Stellen im Quartier werden die schen Internetseite u.a. aus dem Konzept resultierenden Maßnahmen und bereits umgesetzte Informationsveranstaltungen Maßnahmen beschrieben. Aufmerksamkeit erwecken vor allem die an- Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) geführten Zahlen. Wer weiß schon wie hoch die zu erreichenden Einspa- rungen durch die Anbringung einer Wärmedämmung sind und welche Niedrig - kein direktes Energieeinsparpotenzial Erträge eine Solarthermieanlage generiert. Aufwand mittlerer personeller und finanzieller Aufwand Finanzierung Eigenmittel Hemmnisse Kostenaufwand Hauptverantwortli che/Akteure Wohnungsunternehmen Erforderliche Handlungsschritte Druck der Plakate und Flyer geeignete Flächen zum Anbringen der Plakate auswählen Plakate anbringen Verteilung der Flyer Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- hoch tig, mittelfristig, langfristig) mittelfristig/Daueraufgabe Begleitend zu den Plakaten sorgt ein Flyer für die notwendigen Informa- tionen zum Konzept.

121 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld E Finanzierung Öffentlichkeitsarbeit Quartiers-Stammtisch Haushaltsmittel E3 im Rahmen der KfW-Förderung des Sanierungsmanagers Kurzbeschreibung Hemmnisse Einrichtung eines Quartiers-Stammtisches. Der Stammtisch soll die Funktioniert nur, wenn es langfristig nicht von der Verwaltung ge- Möglichkeit geben, in regelmäßigen Abständen Informationen zum The- ma Umsetzung des Quartierskonzepts, Energieeinsparung und kom- tragen und organisiert wird mende Sanierungsmaßnahmen an Interessierte weiterzugeben und sich Hauptverantwortliche/Akteure unter einander auszutauschen. Dabei sollen möglichst viele Akteure er- Sanierungsmanager, Stadtverwaltung in der Anlaufphase, enga- reicht aber auch einbezogen werden (Mieter, Wohnungsunternehmen, Stadt etc.). gierte Bürger, Vereine Ziel ist es, Mieter und Wohnungsunternehmen zu vernetzen und über Erforderliche Handlungsschritte künftige Umsetzungen und daraus resultierenden Vorteilen zu informie- Kommunikation der Idee und Aktivierung von Mitwirken- ren den/Organisatoren Wirkung Aufstellung eines Aktivitätenplanes (wie oft, wo, Ideen zu Themen) Vernetzung Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Information, Aufklärung niedrig tig, mittelfristig, langfristig) Sensibilisierung mittelfristig/Daueraufgabe

Zielgrup pe Mieter, Stadtverwaltung, Stadt, Unternehmen, etc. Unterstützende Maßnahmen Maßnahmen zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit Verbrauchsberatung, Energieeinsparung Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Niedrig bis mittel - das Energieeinsparpotenzial ist nicht direkt quantifi- zierbar, allerdings ist davon auszugehen, dass viele wesentliche Maß- nahmen bspw. im Haushaltssektor erst durch Information und die Emp- fehlungen von einer vertrauenswürdigen Beratung umgesetzt werden.

Aufwand geringer personeller und finanzieller Aufwand

122 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Handlungsfeld E Finanzierung Haushaltsmittel, Wohnungsunternehmen Öffentlichkeitsarbeit Energieerlebnispfad E4 Sponsoring durch Unternehmen

Hemmnisse Kurzbeschreibung Finanzierung und Zuständigkeiten Begleitend zur Plakataktion „Wir reduzieren unseren Energieverbrauch durch…“ bietet es sich an, die im Quartier bereits umgesetzten energeti- Hauptverantwortliche/Akteure schen Maßnahmen erlebbar zu machen. Ein Energielehrpfad kann das Wohnungsunternehmen, Stadt Thema Energieeinsparung bzw. energetische Quartiersentwicklung vi- suell verdeutlichen und Einwohner sowie Ausflügler gleichermaßen an- Erforderliche Handlungsschritte regen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Dieser Pfad könn- Entwicklung eines Ausstellungskonzeptes te z.B. dem Regenwasser (bis zur Dosse) oder der Wärmeleitung folgen Erstellen eines Finanzierungskonzeptes und sich den Bogen zum Thema Energieeinsparen sowie Klimaschutz spannen. Beauftragung eines Fachbüros

Wirk ung Priorität (niedrig -mittel -hoch) Umsetzungszeitraum (kurzfri s- Bildung mittel tig, mittelfristig, langfristig) Aufklärung mittelfristig/ Daueraufgabe

Qualifikation

Erhöhung der Akzeptanz für die Umsetzung Zielgruppe Bürger, Mieter Unterstützende Maßnahmen Plakataktion Energieeinsparpotenzial (niedrig -mittel -hoch) Die Maßnahme besitzt kein direktes Einsparpotential.

Aufwa nd Investiver Aufwand für die Einrichtung des Erlebnispfads sowie für die Wartung.

123 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6.3 Kosten- und Finanzierungsplan unter Einbeziehung Maßnahmen der Kategorie I – zeitnah umsetzbare geringinves- von Fördermöglichkeiten tive Maßnahmen 1. Nutzerschulung 6.3.1 Kosten- und Finanzierungsplanung zur energetischen In Einzelfällen ist das mögliche Einsparpotential, wie unter den vor- Ertüchtigung der Gebäude im Quartier genannten Punkten beschrieben, erheblich. Jedoch bleibt der Wär- meverbrauch zumeist, trotz der vorgefundenen Kipplüftung, unter In der vorherigen Betrachtung der vor Ort begutachteten Wohnge- den Durchschnittswerten. Prioritäres Ziel ist es, die Schädigung des bäude in der Röbeler Vorstadt wurden verschiedene energetische Bauwerks durch Fehlnutzung zu verhindern. Die aufzuwendenden Maßnahmen aufgezeigt. Diese variieren im Hinblick auf den Kos- Kosten sind im Einzelnen überschaubar, aber wiederkehrend, da tenaufwand je nach Gebäudezustand zum Teil sehr stark. der Lerneffekt meist nicht lange anhält. Die Beratungsleistung zur Um dennoch Aussagen über eine mögliche Investitionssumme für Umsetzung dieser Maßnahme kann entweder durch einen Mitarbei- die jeweilige Maßnahme treffen zu können, werden im Folgenden ter der Wohnungsunternehmen, über eine neu zu schaffende Stelle die als prioritär und beispielhaft eingestuften Maßnahmen genannt eines Energiemanagers oder durch einen externen Energiespar- und eine Kostenschätzung basierend auf Erfahrungswerten und Contractor erfolgen. Kosten bereits abgerechneter Bauvorhaben (nach BKI 2013) vorge- Nutzerschulung - Anzusetzende Kosten nommen. Die erzielten Einsparungen durch die nachfolgend aufge-

Eigene Kos- Möglichkeit der führten Maßnahmen wurden jeweils vom gleichen Ausgangszu- Verantwortlicher Aufwand ten Förderung stand gerechnet. Die aufgeführten Kosten sind Bruttosummen. Die Einteilung der Kosten- und Finanzierungsplanung erfolgt nach Energiemanager Ausschreibung Bis zu 80.000 Maximal 3 Jahre den oben genannten Kategorien I-V (geringinvestive Maßnahmen – Vertragserstel- EUR Förderhöchstbe- lung trag auf 150.000 Modellbauvorhaben). EUR/Quartier Zuschuss in Höhe von 65 % der för- derfähigen Kosten Contracting Geringer Auf- Wird über keine wand Einsparungen refinanziert Wohnungsun- Eigenes Per- k.A. keine ternehmen sonal

124 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Um durch diese Maßnahme Einsparungen zu generieren ist eine Die Maßnahme ist aufgrund der möglichen Einsparungen bei einem rege Teilnahme der Mieter erforderlich. Jedoch kann im Vorfeld kei- geringen Mitteleinsatz wirtschaftlich darstellbar und rechnet sich wie ne Aussage darüber getroffen werden wie groß das Interesse an In- bei den nachfolgend beispielhaft aufgeführten Gebäuden schät- formationen und Schulungen ist und in welchem Umfang die Vor- zungsweise innerhalb von 4-8 Jahren (ohne Verzinsung, konstante schläge Umsetzung finden. Aus diesem Grund lässt sich eine Wirt- Energiepreise). schaftlichkeit der Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar dar- Kost en und Einsparungen – Schätzung auf Grundlage der uns vorlie- stellen. genden Verbrauchsdaten und Angaben Ver- Objekte brauch Geschätzte Finanzieller Auf- 2. Anpassung der Heizungsanlage (Heizkurven, Anschlus s- 1.Bauabschnitt sreduk- Amortisation 17 wand werte, Verbesserung der Dämmung etc.) tion (ø 6 EUR/m²WF) ‰ Potential 6% - 20% in EUR Diese Maßnahme betrifft vor allem die zentralbeheizten Gebäude Ø 10% in Jahren und umfasst die Anpassung der Heizungsanlage und vor allem die In kWh Karl-Liebknecht-Str. Korrektur von Heizkurven und anderen Einstellgrößen, den hydrau- 2.900 5.900 6 lischen Abgleich der Anlage, den Einbau von Hocheffizienzpumpen, 12-13 Clara-Zetkin-Str. 1-3 und die Verbesserung der Dämmung von Armaturen und Leitungen. 2.700 4.200 8 Diese Maßnahmen sind aufgrund der geringen Investition nicht för- Clara-Zetkin-Str. 5-7 3.100 8.000 4 derfähig. Die Kosten hierfür sind entweder durch den Gebäudeei- Clara-Zetkin-Str. 9-11 3.500 6.000 5 gentümer selbst zu tragen oder über ein Contracting-Modell finan- zierbar. Clara-Zetkin-Str. 13-15 3.500 7.300 5

Anpassung der Heizungsanlage - Anzusetzende Kosten Clara-Zetkin-Str. 17 2.000 4.200 6 Eigene Kos- Möglichkeit der Aufwand Röbeler Str. 56 - 60 7.700 16.500 4 Verantwortlicher ten Förderung Röbeler Str. 62 - 66 7.800 16.400 4 Gebäudeeigen- Ermittlung der 5,00 – Röbeler Str. 68 1.400 3.000 6 tümer Möglichkeiten, 7,00EUR pro - Beauftragung von Betrachtet man lediglich die notwendigen Kosten zur Verbesserung qm Nutzfläche Fachfirmen der Leitungsdämmung, so rechnen sich diese meist schon im ersten Contracting Geringer Aufwand Wird über die - Einsparungen 17 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 refinanziert

125 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Jahr. Jeder Meter ungedämmter Heizleitung bedeutet einen Verlust Kategorie II –Maßnahmen im Zuge von sowieso notwendigen von bis zu 40,00 EUR im Jahr. Dem gegenüber steht eine Investiti- Gebäude erhaltenden- und wohnwertverbessernden Maßnah- on in die Dämmung von 10,00-30,00 EUR/m. men Prioritäre bauerhaltende Maßnahme nach Kategorie II ist laut vor- hergehenden Untersuchungen die Abdichtung und Trockenlegung 3. Beseitigung von Undichtigkeiten an Außentüren und Fen s- der Gebäudesockel, da hierdurch Langzeitschäden am Gebäude tern vermieden werden.. Als Sowieso-Maßnahme wird hier die Däm- ‰ Einsparpotential 1-2% mung der Gebäudesockel empfohlen. Im Rahmen der hofseitigen Offen stehende Türen, schlecht schließende bzw. abdichtende Geländemodellierung ist die Anbringung einer Perimeterdämmung Fenster und Türen zu beheizten Räumen stellen eine vermeidbare ebenfalls kostengünstig möglich. und leicht zu behebende Wärmeverlustquelle dar. In den Wohnge- Zudem können im Zuge der geplanten Balkonanbauten die betref- bäuden sind die Flure zumeist unbeheizt. Über die unzureichend die fenden Fassaden zusätzlich ertüchtigt werden. Eine weitere wohn- Wärme abhaltenden Wohnungstüren kann jedoch Wärmeenergie wertverbessernde Maßnahme ist die Dämmung von bisher unge- verloren gehen. Zudem verlieren Dichtungen oft bereits nach 7-10 dämmt gebliebenen Fassaden. Jahren ihre Elastizität und dichten das Fenster und die Tür nicht mehr vollständig gegen eindringende Feuchtigkeit und kalte Luft ab.

Beseitigung von Undichtigkeiten - Anzusetzende Kosten bei Abdichtungs - und Dränarbeiten im Bereich der Gebä u- Fremdvergabe degründung incl. Sockeldämmung Kosten- Fördermög- ‰ Einsparpotential bis zu 2% Bauteile Aufwand schätzung lichkeit Die Kelleraußenwände in den unbeheizten Kellerräumen der im Ausschreibung von 100-150 Quartier befindlichen Wohngebäude sind zumeist ungedämmt. Das Erneuerung Fens- Handwerksleistun- EUR/ Fens- keine mögliche Einsparpotential kann durch die Anbringung einer Dämm- terdichtungen gen ter schicht jedoch nicht vollumfänglich ausgeschöpft werden, da die in Einbau einer Bo- Ausschreibung von den Kellerräumen befindlichen Fenster aus Mitte der 1990er Jahre 200-500 dendichtung Au- Handwerksleistun- EUR/ Tür keine meist undicht oder lediglich einfachverglast sind. ßentür gen Einbau von Dich- Ausschreibung von 500 tungen in Vollholz- Handwerksleistun- keine EUR/Tür türen gen

126 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Abdichtungs - und Dränarbeiten incl . Sockeldämmung - Anzuse t- Ähnlich stellt es sich auch bei einer gesonderten Betrachtung der zende Kosten bei Fremdvergabe – brutto nach BKI 2013 übrigen Gebäude dar. Möglichkeit Kostenschät- Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- Positionen Aufwand der Förde- zung lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben - Abdichtungs- rung und Dränarbeiten incl. Sockeldämmung Baugrubenherstellung 40 EUR/ m³ Energieef- Finanzieller Aufwand Ver- Geschätzte (Aushub + Wiederverfül- fizient Sa- Objekte des in Euro brauchs- Amortisation 18 lung) nieren 1.Bauab-schnitts reduktion in Jahren KFW Mengenerfas- Gesamt- nur 2% Gesamt- Nur Dränleitung aus Sicker- 75 EUR/ lfm keine In kWh sung, Aus- maß- Däm- samtmaß Däm- schicht mit Noppenbah- nahme mung maß- mung schreibung nen, Filtervlies, Sicker- nahme von Hand- packung um PVC Drän- K.-Liebknecht werksleistun- 24.165 8.910 1.170 (260) (96) leitung mit Geotextil und Str. 12-13 gen Kontrollschacht Clara-Zetkin- Bitumenanstrich incl. 20,00 EUR/ Energieef- 24.165 8.910 850 (360) (132) Str. 1-3 Putzausbesserung m² fizient Sa- Clara-Zetkin- 26.855 9.948 1.580 (158) (59) Perimeterdämmung vor 55 EUR/ m² nieren Str. 5-7 Kellerwand incl. Putz KFW Clara-Zetkin- 30.207 11.242 1.200 (235) (87) und Anstrich Str. 9-11 Clara-Zetkin- 30.207 11.242 1.450 (195) (72) Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass sich die Gesamtmaßnahme Str. 13-15 inklusive Grabenaushub, bituminöser Abdichtung, Dränarbeiten etc. Clara-Zetkin- 17.667 6.402 840 (266) (96) nicht wirtschaftlich darstellen lässt und sich beispielsweise bei dem Str. 17 Wohngebäude in der Clara-Zetkin Straße 5-7 erst in 158 Jahren Röbeler Str. 56 39.270 14.740 3.300 (111) (42) amortisiert. Diese Maßnahmen sind nur zu empfehlen, wenn Feuch- - 60 Röbeler Str. 62 tigkeitsschäden am Sockel den Eigentümer zwingen, Abdichtungs- 39.270 14.740 3.280 112 42 arbeiten vorzunehmen oder sowieso Arbeiten am Gebäudesockel - 66 Röbeler Str. 68 15.615 5.610 595 (330) (119) (z.B. im Rahmen der Geländemodellierung oder der Balkonanbau- ten) geplant sind. 18 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 Betrachtet man dann lediglich die Dämmmaßnahme, so rechnet sich diese Investition an den Typ 3- Gebäuden nach ca. 42 Jahren.

127 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Dämmarbeiten im Zuge von Balkonanbauten ßenordnung von 40 bis 60 Jahren. Eine Finanzierung ist über Mittel ‰ Einsparpotential bis zu 18% der KfW aus dem Programm „Energieeffizient Sanieren“ möglich. Es ist geplant, alle Gebäude mit Balkonen auszustatten. Für die Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- Umsetzung dieser Maßnahme sind Arbeiten an den jeweils dafür lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Dämmung der vorgesehenen Fassaden notwendig (Fenster demontieren, Fenster- Fassaden an denen Balkone montiert werden öffnungen vergrößern usw.). Als Sowieso-Maßnahme ist die zusätz- Objekte des Finanzieller Auf- Verbrauchsreduktion Geschätzte 20 liche Dämmung der bisher nur unzureichend gedämmten Fassaden 1. Bauab- wand in Euro In kWh Amortisation vorgesehen. Die Kosten hierfür betragen je nach Beschaffenheit schnitts In Jahren des Untergrundes und Dämmstärke ca. 80 EUR pro Qm- Karl- Potential 5% Dämmstoff 19 . Als Einzelmaßnahme incl. Gerüststellung, so zeigt die Liebknecht- 19.040,00 82 Str. 12-13 2.930 folgende Berechnung, ist diese Maßnahme nicht wirtschaftlich um- Clara-Zetkin- Potential 5% setzbar. 18.424,00 110 Str. 1-3 2.120 Jedoch ist die Dämmung der bisher nicht gedämmten Fassaden Clara-Zetkin- Potential 12% 18.320,00 18 unbedingt sinnvoll, da die Verbrauchsdaten der betreffenden Ge- Str. 5-7 9.500 bäude (Typ II und Typ III) im Schnitt bei ca. 130kW h/m²NF liegen. Clara-Zetkin- Potential 12% 20.060,00 26 Der Spitzenverbrauch liegt sogar bei ca. 153kWh/m² (Clara-Zetkin- Str. 9-11 7.200 Str. 5/7). Clara-Zetkin- Potential 12% 20.060,00 22 Sollte der Zustand der Fassaden oder der Balkonanbau sowieso ei- Str. 13-15 8.700 Clara-Zetkin- ne Gerüststellung notwendig machen, so ist die Anbringung der Verfügt bereits über Balkone Str. 17 Dämmung als zusätzliche Leistung meist wirtschaftlich. Bei sorgfäl- Röbeler Str. 39.040,00 Potential 18% tiger Planung und fachgerechter Ausführung wird das Wärme- 12 56 - 60 29.760 dämmverbundsystem unter dem Strich nicht mehr Wartung erfor- Röbeler Str. 39.040,00 Potential 18% 12 dern als eine verputzte einschalige Wand. Das Fraunhofer-Institut 62 - 66 29540 für Bauphysik (IBP) veranschlagt die Lebensdauer von Wärme- Röbeler Str. 8.320,00 Potential 5% 70 dämmverbundsystemen nach neuesten Forschungen in einer Grö- 68 1.490

19 Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive 20 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013

128 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Dämmung bisher ungedämmter Fassaden geführten Kosten blieb die Anpassung der Fensterbänke unberück- ‰ Einsparpotential bis zu 43% sichtigt. Auch bei dieser Maßnahme gilt: Sollten Gerüststellungen Einige Außenfassaden der Gebäude im Betrachtungsgebiet erhiel- an den Fassaden zur Instandhaltung notwendig sein, so könnten ten bisher keine zusätzliche Dämmschicht. Dies betrifft zumeist die die Dämmmaßnahmen als Kopplungsmaßnahmen durchgeführt Gebäudekategorie II und die Gebäudekategorie III. Um den Dämm- werden. standard und den Wärmedurchgang sowie die damit verbundene Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- Wohnwertverbesserung zu erreichen, sind Dämmstärken von min- lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Dämmung von destens 140mm besser aber 180mm aufzubringen. Die Kosten hier- bisher ungedämmten Fassaden für liegen in Abhängigkeit des Zustands der Fassaden bei 80-100 Objekte des 1. Finanzieller Auf- Verbrauchsreduktion Geschätzte Bauabschnitts wand In kWh Amortisation 22 21 EUR/m² . In Euro In Jahren K. Liebknecht

Str. 12-13

Dämmarbeiten an bisher ungedämmten Fassaden - anzusetzende Clara-Zetkin-Str. Bereits gedämmt Kosten bei Fremdvergabe – brutto nach BKI 2013 1-3 Möglichkeit Kostenschät- Clara-Zetkin-Str. Potential 35% Positionen Aufwand der Förde- 41.220 14 zung 5-7 27.700 rung Clara-Zetkin-Str. Potential 35% Baugerüst 10 EUR/ m² 45.000 20 9-11 21.000 Wärmedämmver- Mengenerfassung, Energieef- Clara-Zetkin-Str. Potential 35% bundsystem MW Ausschreibung 50 EUR/m² fizient Sa- 45.000 17 13-15 25.400 160mm WLG 035 von Handwerks- nieren Clara-Zetkin-Str. Putz incl. Malerar- leistungen KFW Bereits gedämmt 30 EUR/m² 17 beiten Röbeler Str. 56 - 103.140 Potential 43% 14 60 71.100 In der folgenden Berechnung ist dargestellt, dass sich diese Maß- Röbeler Str. 62 - 103.140 Potential 43% 14 nahme bei allen Gebäuden schon vor Ablauf der für das Wärme- 66 70.600 dämmverbundsystem angegebenen Lebensdauer von 40-60 Jahren durch die zu generierenden Einsparungen refinanziert. Bei den auf- Röbeler Str. 68 Bereits gedämmt

21 Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive 22 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013

129 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Kategorie III – Maßnahmen mit mittlerem Mitteleinsatz Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Kellerdecken- Kellerdeckendämmung dämmung ‰ Einsparpotential bis zu 10% Objekte des 1. Finanzieller Auf- Verbrauchsre- Geschätzte Bauabschnitts wand duktion Amortisation 24 Wie oben beschrieben, blieben die Kellerdecken der im Quartier In Euro in kWh In Jahren befindlichen Wohngebäude bisher größtenteils von Dämmmaß- nahmen unberücksichtigt. Über den Erdgeschossfußboden können Karl-Liebknecht- 10% Str. 12-13 14.769 32 zu einem unbeheizten Kellerraum mehr als 10% der Heizenergie 5.850 verloren gehen. Zudem leiden viele Bewohner der Erdgeschoss- Clara-Zetkin-Str. 10% 14.769 44 wohnungen wegen der fehlenden Kellerdeckendämmung unter ei- 1-3 4.230 ner fehlenden Behaglichkeit und beklagen Fußkälte. Für die Däm- Clara-Zetkin-Str. 9% 19.494 26 mung von Kellerdecken sind laut BKI 2013 Kosten in Höhe von ca. 5-7 7.130 23 54,00 EUR/m² brutto anzusetzen. Ist eine Anbringung unterseitig Clara-Zetkin-Str. 9% 20.520 35 nicht möglich, so ist von deutlich höheren Kosten auszugehen. Wie 9-11 5.410 in der folgenden Auflistung ersichtlich, stellt sich diese Maßnahme Clara-Zetkin-Str. 9% 20.520 29 als wirtschaftlich dar. 13-15 6.530 Clara-Zetkin-Str. 10% Die Maßnahmen können aus dem Programm „Energieeffizient Sa- 9.774 29 nieren“ der KFW per Darlehen gefördert werden. 17 4.180 Röbeler Str. 56 - 7% 30.510 25 60 11.570 Röbeler Str. 62 - 7% 30.510 25 66 11.490

10% Röbeler Str. 68 8.208 35 2.980

23 Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Hauses, jeweils inklusive 24 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013

130 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Austausch einfachverglaster Fenster im Kellerbereich Kategorie IV – Energetische Maßnahmen zur Ertüchtigung be- ‰ Einsparpotential bis zu 3% reits sanierter Gebäudeteile und zur Reduzierung von Lüf- Diese Maßnahme ist ergänzend zur Ertüchtigung des Kellers und tungswärmeverlusten des Gebäudesockels notwendig, um den Wärmeverlust über die Ziel der nachfolgend aufgeführten Maßnahmen ist die energetische Kellerräume insgesamt zu reduzieren. Zudem befinden sich in den Sanierung der Wohngebäude über den bisherigen Ansatz hinaus- Kellerräumen auch die Wärmeübergabestationen und zahlreiche gehend. Zudem sollen noch vorhandene Schwachstellen weitestge- Leitungen. Um die Leitungsverluste insgesamt zu senken, ist es hend erkannt und behoben werden, um das Optimum an Einspa- notwendig, den Kaltlufteintrag über die Fenster zu reduzieren. Der rungen zu generieren. Dieses betrifft Maßnahmen wie die weitere Austausch von 1-Scheiben-Fenstern lohnt sich innerhalb der Le- Dämmung bereits gedämmter Fassaden, die Optimierung bereits bensdauer eines Fensters von 15 bis 20 Jahren. vorhandener Fenster und die Reduzierung vorhandener Wärmebrü- cken. Ziel ist es, die Wohngebäude im Quartier langfristig energe- tisch zu ertüchtigen und kommende Energiepreissteigerungen schon jetzt abzudämpfen. Je früher eine solche Maßnahme umge- setzt wird, umso früher amortisiert sich diese.

Einbau einer kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewi n- nung ‰ Einsparpotential bis zu 20% Als eine Maßnahme der Kategorie IV wird der Einbau einer kontrol- lierten Lüftung angeführt. Der Einbau einer kontrollierten Lüftungs- anlage mit Wärmerückgewinnung stellt eine Möglichkeit zur Ener- gieeinsparung dar, wenn die Transmissionswärmeverluste reduziert bzw. die Außenbauteile bereits optimiert wurden. Die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung senkt die Energiekos- ten um bis zu 20 Prozent. Diese Maßnahme ist im Rahmen des KFW- Programms „Energieeffizient Sanieren“ förderfähig.

131 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- giepreisniveau nicht innerhalb der für solche Anlagen vorgesehenen lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Einbau einer Lebensdauer von 15 Jahren durch daraus resultierende Einsparun- Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gen refinanzieren lassen. Zudem wurde in der Berechnung von ei- Objekte des Finanzieller Aufwand Verbrauchsredukti- Geschätzte nem Bau der Anlage in einem Zuge ausgegangen. Die Etappenwei- 1. Bauab- on in kWh Amortisation 25 se Umsetzung wird sicherlich mit erhöhten Kosten verbunden sein. schnitts Potential 20% In Jahren Die benannten Einsparpotenziale beziehen sich auf den heutigen Karl- Zustand der Gebäude. In Kombination mit weiteren Maßnahmen Liebknecht- 67.000 11.700 (71) könnten die der kontrollierten Wohnraumlüftung zuzuschreibenden Str. 12-13 Energieeinsparungen geringer ausfallen. Aufgrund des bisherigen Clara-Zetkin- Nutzerverhaltens, bei dem augenscheinlich die Mindestluftwechsel- Str. 1-3 69.000 8.500 (102) raten nicht eingehalten werden, kann es durch den Einbau der An- Clara-Zetkin- 80.000 15.800 (47) lagen auch zu einer Erhöhung des Energieverbrauchs kommen. Str. 5-7 Spätestens wenn die Luftdichtheit der Gebäude erhöht wird, z.B. Clara-Zetkin- 80.000 12.000 (62) durch Einsatz verbesserter Fenster, ist ein Lüftungskonzept zu er- Str. 9-11 stellen. Um Bauschäden wie z.B. Schimmelpilzbefall zu vermeiden, Clara-Zetkin- 81.000 14.500 (52) muss ein Mindestluftwechsel garantiert werden, es gibt Gerichtsur- Str. 13-15 teile, die für Mieter unzumutbar erachten, mehrmals täglich Stoßlüf- Clara-Zetkin- 48.000 8.400 (72) tungen durchzuführen. Es bleibt zu prüfen, inwieweit eine Umset- Str. 17 zung in einem Zuge den Mietern zuzumuten ist. Im Gegensatz dazu Röbeler Str. 131.000 33.100 (37) kann die Energieeffizienz unter Zuhilfenahme eines an die Zuluft 56 - 60 gekoppelten Luftkollektors oder Erdregisters erheblich gesteigert Röbeler Str. 131.000 32.800 (37) werden. 62 - 66 Röbeler Str. 45.000 6.000 (95) 68 Dämmung bereits gedämmter Fassaden

‰ Einsparpotential bis zu 5% Wie in der Berechnung aufgeführt, wird sich die Installation einer Die bisher verbaute Wärmedämmung weist Materialstärken von 60 Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bei dem heutigen Ener- – 80 mm auf. Diese Dämmstärken entsprechen nicht mehr den heu- tigen Anforderungen und müssten zur Erfüllung der aktuellen Ener- 25 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 gieeinsparverordnung mindestens verdoppelt werden. Die hierfür laut Baukostenindex von 2013 anzusetzenden Kosten in Höhe von

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ca. 80EUR/m² 26 zzgl. Gerüstkosten lassen sich als Einzelmaßnah- Kosten und Einsparungen bei Fremdvergabe – Schätzung auf Grund- me nicht wirtschaftlich darstellen und verhält sich ähnlich wie unter lage der vorliegenden Verbrauchsdaten und Angaben – Aufdoppelung Kategorie II dargestellt. der Fenster Objekte des 1. Finanzieller Auf- Verbrauchsredukti- Geschätzte Bauabschnitts wand on in kWh Amortisation 27 in Euro 450 Aufdoppelung der Fenster Potential ø 7% In Jahren Eur/m² Fensterflä- ‰ Einsparpotential bis zu 7% che Da die vorhandenen Fenster einen U-Wert aufweisen, der nicht K.-Liebknecht 29.250 4.100 90 mehr den heutigen Anforderungen entspricht, ist eine zusätzliche Str. 12-13 Ertüchtigung mittel- bis langfristig sinnvoll, da die Fensterflächen bei Clara-Zetkin- 29.250 3.000 123 den Wohngebäuden im Quartier einen nicht unbedeutenden Anteil Str. 1-3 an den Fassaden ausmachen (bis zu 17%) und neben den Lüf- Clara-Zetkin- 42.750 5.500 73 tungswärmeverlusten mit die größten Wärmeverlustquellen darstel- Str. 5-7 Clara-Zetkin- len. In die Erstellung der bestehenden Fenster ist bereits Energie 44.550 4.200 99 zur Herstellung geflossen und das Ende der Lebensdauer ist noch Str. 9-11 Clara-Zetkin- nicht erreicht, daher empfiehlt sich der Einbau eines zusätzlichen 45.900 5.100 84 Fensters vor das bestehende. Das somit entstehende Kastenfenster Str. 13-15 Clara-Zetkin- bildet eine Zwischenklimazone, in der sich die darin befindliche Luft 23.400 2.900 101 Str. 17 durch die einstrahlende Sonneinstrahlung erwärmt. Diese Luft kann Röbeler Str. 56 durch gezieltes Öffnen des innenliegenden Fensters zur Temperie- 89.100 11.600 72 - 60 rung der Innenräume genutzt werden und dient somit der Hei- Röbeler Str. 62 zungsunterstützung. 89.100 11.500 72 - 66

Röbeler Str. 68 13.050 2.100 78

26 Preise sind abhängig vom Ist-Zustand des Gebäudes, jeweils inklusive 27 Preisgrundlage ist die Abrechnung Wärmelieferung vom 31.12.2012 Arbeitskosten | Quelle: Baukostenindex 2013

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Kategorie V – Zukunftsweisende energetische Sanierungen im Rahmen eines Modellbauvorhabens Die Umsetzung der unter dem vorgenannten Punkt 5.1 skizzierten Demonstrationsvorhaben auf Grundlage der Typ IV-Gebäude bieten dem Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, zukunftsweisende Sanierungen mit Vorbildcharakter im eigenen Stadtgebiet umzuset- zen. So lässt sich anhand eines Beispiels die Wirkung von tech- nisch und baulich anspruchsvollen Lösungen anhand von Ver- brauchsdaten und Nutzererfahrungen messen bzw. aufzeigen. Im Folgenden einige Bespiele von erfolgreich umgesetzten zu- kunftsweisenden Sanierungen von DDR-Typenbauten. Abb. 768: Blick ins Innere | Bildquelle: www.eternit.de/referenzen/mehrfamilienhaus- erfurt.html Energetische Sanierung und Umbau des ehem. Bettenhauses der Erfurter Frauenklinik zum Wohngebäude Der in den 1970er Jahren erbaute DDR-Typenbau wurde vollstän- dig entkernt, um 3 Geschosse zurückgebaut und es entstanden 30 großzügige barrierefreie Wohnungen im KfW 40-Standard. Die be- stehenden Außenwände wurden vollständig zurückgebaut. Die neuen Außenwände, die großen, einladenden Loggien und ein neu- es zurückgesetztes Staffelgeschoss wurden ökologisch, schnell und wirtschaftlich in moderner Holzrahmenbauweise errichtet. Somit entstand eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle in Holzta- felbauweise. Mit dem Einsatz von Erdwärme durch Wasser-Wasser- Wärmepumpen wurde eine ressourcenschonende, ökologische und Abb. 757: Energetische Sanierung und Umbau des ehem. Bettenhauses der Erfur- ökonomische Wärmeerzeugung gewählt. Jede Wohnung erhielt zu- ter Frauenklinik zum Wohngebäude Bildquelle: www.eternit.de/referenzen/mehrfamilienhaus-erfurt.html dem eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Bau- kosten lagen aufgrund der hochwertigen Ausstattung, des schlech- ten Ursprungszustands (langer Leerstand) und des hohen Rück- bauanteils bei rund 1.250EUR/m².

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Modellhafter Umbau eines in industrieller Bauweise gefertigten Wohngebäudes in Halle-

Abb. 770: Straßenansicht | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt/ Abb. 89: Bestand | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt/

Die ursprünglich immer gleichen Wohnungsgrundrisse des 1971 er- bauten 5-geschossigen Wohngebäudes wurden in 18 verschiedene Wohnungstypen verwandelt. Die ehemals 125 Wohnungen wurden auf 71 reduziert. Hinzu kommen 10 sogenannte Town-Häuser mit separaten Eingängen. Dies wurde durch einen Teilabriss der obe- ren beiden Geschosse des Gebäudes und durch das Hinzufügen eines großzügigen, durchlaufenden Balkons sowie umfangreichen Umbauten innerhalb des Plattenbausystems erreicht. Die ursprüng- lichen elf Treppenhäuser wurden auf sechs Kerne mit Aufzügen re- duziert, indem Wohnungen vergrößert und aus den ursprünglichen Zweispännern Dreispänner gemacht wurden. Durch den Teilrück- bau der oberen beiden Geschosse entstand ein abgetreppter Bau- körper, der große Dachterrassen ermöglicht Die Baukosten lagen bei 711EUR/m². Abb. 781: Rückansicht | Quelle: http://www.heinze.de/architekturobjekt

135 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Kita „Plappersnut“ Wismar armen Lärchenschalung versehen. Die Südfassade mit den baus- eits vorhandenen großen Fensteröffnungen erhielt eine Verschat- tungsanlage die gleichzeitig auch eine der Sonne nachgeführte PV- Anlage ist.

Abb. 792: Typ KK/KG vor der Sanierung | Bildquelle: IGEL-Planung

Bereits im Jahr 2004 wurde im Rahmen eines Modellbauvorhabens eine Kindertagesstätte in Wismar saniert. Es handelt sich im Ur- sprung um einen Kindergarten des Typs KK/KG 80/180 der mehr als 300mal in den neuen Bundesländern gebaut wurde. Die bestehenden Verbindungsbauten wurden zurückgebaut und der Abb. 803: Südfassade KiTa „Plappersnut“ in Wismar | Bildquelle: IGEL-Planung neu geschaffene etwa 1000qm große Hof mit einer Folienmembran

überdacht. Der neue Hof (Klimahof) selbst ist unbeheizt, wirkt aller- dings als thermische Pufferzone und trägt somit dazu bei, die Transmissions- und Lüftungswärmeverluste zu reduzieren. An kalten Tagen genügt zur Temperierung die Solareinstrahlung durch das Foliendach und die verglasten Stirnseiten völlig. Diese kostenlos eingetragene Wärme wird auch zur Heizungsunterstüt- zung genutzt und den Gruppenräumen über hygrisch gesteuerte Membranen zugeführt. Um Überhitzung zu vermeiden, wurden in den Außenfassaden Oberlichtöffner angeordnet, die sich bei Bedarf öffnen. Zudem bietet der Hof den Kindern einen neuen Spiel- und Erlebnis- bereich der unabhängig der Witterungsverhältnisse vor allem in der Übergangsjahreszeit und im Winter genutzt werden kann. Die Au- Abb. 94: Klimahof der KiTa „Plappersnut“ in Wismar | Bildquelle: IGEL-Planung ßenfassaden wurden zusätzlich gedämmt und mit einer wartungs-

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Neben den Energieeinsparungen und dem Nutzungsgewinn hat es Die Spanne von 540,00 -1.250,00 EUR/m² zwischen den genannten sich gezeigt, dass bei bereits umgesetzten Sanierungen von Kinder- Sanierungskosten ergibt sich aus dem Umfang der durchgeführten tagesstätten im Rahmen von Demonstrationsbauvorhaben aufgrund Maßnahmen und dem zu betreibenden Aufwand und den verschie- der angenehmeren Arbeitsatmosphäre der Krankenstand bei Be- denen Ausgangszuständen. So sind die KiTa in Wismar und das schäftigten und Kindern zurückgegangen ist. Wohngebäude in Halle wie auch die im Quartier Röbeler Vorstadt vorzufindenden Gebäude bereits in den 1990er Jahren teilsaniert Die Baukosten lagen bei 539 EUR/m² und der Endenergieverbrauch worden während das ehemalige Bettenhaus in Erfurt mehrere Jahre ist nach der Sanierung um ca. 70% gesunken. leer stand und sich in einem schlechten Zustand befand. Weitere umgesetzte oder in Umsetzung befindliche Modellbauvo r- haben auf Basis von DDR-Typenbauten Wendet man die Erkenntnisse aus den vorgenannten Zahlen auf ei- Finanzieller Verbrauchs- Gesamt- Förderung nes der Wohngebäude des Typ III oder Typ IV an so ergibt sich fol- Objekt Aufwand für reduktion bausum- gendes Bild: KG 300/400 me Endenergie in EUR Prognose Umsetzung Modellbauvorhaben in Wittstock in EUR/m² In % Objekt Finanzieller Verbrauchs- Gesamtbau- Einsparun- in EUR Aufwand für reduktion summe gen KiTa „Plappers- KG 300/400 Wärme- 539,00 70,00 2,0 Mio. EFRE Mittel nut“ Wismar Endenergie energie

Umbau Betten- in in % in EUR in kWh haus Frauenkli- 1.256,00 80,00 - keine EUR/m²BGF nik zu Wohnun- Typ III 750,00 – 70,00 1,45 Mio. – 115.700 gen Erfurt Beispiel: 850,00 1,64 Mio. Plattenbautrans- 1,35 Mio. „Soziale Röbeler Str. formation | Hal- Stadt“ 711,00 58 7,70Mio le/Saale 650.000EUR 56-60 „Stadtumbau Ost“ Typ IV 750,00- 70,00 1,85 Mio. – 125.700 Beispiel: 850,00 2,09 Mio. Die vorgestellte Auflistung zeigt auf, dass Demonstrationsbauvor- Friedrich- Ludwig- haben meist mit Fördergeldern umgesetzt wurden, aber in der Aus- Jahn- Str. 46 führung nicht unbedingt teurer sind als Standard-Sanierungen. Je- / 48 / 50 / 52 doch sind die erreichten Einsparungen mit 60-80% erheblich. Die aus den Einsparungen frei werdenden finanziellen Mittel können zur Die Senkung des Wärmeenergieverbrauchs ist jedoch nur eine der Finanzierung von Krediten herangezogen werden. positiven Folgen aus der Umsetzung eines Modellprojekts. Weitere

137 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

Aspekte sind die Einsparung von Wasser durch Nutzung von Re- Nicht erneuert werden demgegenüber die in den 1990er Jahren be- genwasser, die Nutzung von selbsterzeugtem Strom und die Ver- reits sanierten Fenster oder Sanitär- und Küchenbereiche. besserung des Gebäudeklimas sowie der Mehrgewinn für das Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wird noch im Jahr 2013 ein Quartier durch die Nutzung zusätzlich gewonnener Flächen (Klima- Förderantrag bei der ILB zur Förderung im Rahmen der Wohnraum- hof) z.B. als Quartierszentrum. förderung des Landes Brandenburg eingereicht. Die Kosten für die- Nach der erfolgreichen Umsetzung der Bauvorhaben sollte ein Mo- sen ersten Bauabschnitt – energetische Maßnahmen und Gebäu- nitoringprozess erfolgen, denn oft zeigen sich nach Umsetzung der desanierung / Wohnwertverbessrung – sind in der folgenden Tabel- Maßnahmen nicht vollumfänglich die erhofften Einsparungen. Mit le zusammengefasst: einer anschließenden Auswertung von relevanten Gebäudedaten Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Wohngebäudemodernisi e- ließen sich noch höhere Einsparungen realisieren. Einer der Haupt- rung von 123 Wohnungen im Bereich Röbeler Straße / Clara- gründe für höhere Verbrauchsdaten als in den vorherigen Berech- Zetkin-Straße nungen simuliert ist der sogenannte „Rebound-Effekt“. Kosten (brutto) Maßnahme Das bedeutet das technische Effizienzsteigerungen das Konsum- In EUR verhalten verändern. So steigt mit zunehmenden Dämmstandards Sanierung / Dämmung Fassaden 1.454.000 auch die Innentemperatur von Gebäuden. Veröffentlichungen geben Kellerdeckendämmung etc. 312.250 diesem mit Effekt 5-30 % zuvor eingesparten Energie an. Sanierung Fenster / Türen 367.100

Erneuerung Heizungsanlagen 85.000 Kostenschätzung für die 1. Realisierungsphase der Wohnge- bäudemodernisierung Erneuerung Elektroinstallation 65.700 Ausgehend von der detaillierten Untersuchung energetischer mögli- Erneuerung Sanitärinstallation 61.200 cher Maßnahmen wurden für einen ersten Bauabschnitt mit 123 Sanierungsmaßnahmen am Dach 122.500 Wohnungen im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße konkrete Sanierungsmaßnahmen geplant. Vorgesehen sind die Sanierung Decken/Fußböden 77.600 Herstellung barrierefreier Zugänge und Terrassen im Erdgeschoss Sonstiges (Baustelleneinrichtung, Nebenkosten etc.) 806.460 durch Geländeanschüttungen, der Anbau von Balkonen und die Neugestaltung des Wohnumfeldes im Blockinnenbereich. Darüber Summe (ohne Wohnumfeld) 3.351.810 sind – soweit erforderlich – wärmetechnische Sanierungen, insbe- sondere zusätzliche Dämmungen an bisher nicht gedämmten Fas- sadenseiten, im Dachbereich und an Kellerdecken vorgesehen.

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6.3.2 Kosten- und Finanzierungsplan: Wärmeversorgung und Die Optimierungsphase II besteht in der Erweiterung des Wärme- Einbindung von regenerativen Energien netzes auf den Bereich der Unteroffizierssiedlung (Karl-Liebknecht- Straße) bei Nachweis der Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme. Wei- Das Konzept basiert auf einer stufenweisen Umsetzung im Bereich terhin soll, entsprechend den Ergebnissen aus dem Monitoringpro- der Wärmeversorgung. Die vier grundsätzlichen Phasen sind die gramm der Optimierungsphase I, mit der Anpassung der sekundär- Grundsicherung (Realisierungsphase 0), die Optimierungsphasen I seitigen Gebäudewärmenetze zur Minimierung der Rücklauftempe- und II (Realisierungsphasen 1 und 2) und die Zielphase (Vision). raturen im Wärmenetze fortgefahren werden. Dazu gehören die Op- Die Grundsicherung umfasst die Errichtung einer temporär genutz- timierung der Warmwasserbereitung und der Einsatz hocheffizienter ten Containerheizzentrale am Standort Waldring zur Absicherung Hausstationen. Der weitere Ausbau der thermosolaren Erzeugung der Wärmeversorgung ab September 2013. auf geeigneten Flächen (weitere Dachflächen, Carports) erfolgt Die Optimierungsphase I besteht in der Errichtung der Wärmeer- nach entsprechenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen mit geeigne- zeugerzentrale am Standort Fr.-L.-Jahn-Straße und der Anpassung ten Techniken (z.B. Absorbern) in Verbindung mit saisonalen Wär- des Wärmenetzes an die veränderten hydraulischen Bedingungen. mespeichern (z.B. eTanks). Weiterhin erfolgen die Verdichtung des Netzes durch Anschluss der In der Zielphase werden die solarthermischen Anlagen auf ihre Gebäude Franz-Mehring-Str. 1-3, Clara-Zetkin-Str. 17 und 18 sowie endgültige Größe erweitert und weitere saisonale Wärmespeicher Kleine Röbeler Str. 68 und 70. Es sollen solarthermische Anlagen errichtet. Die Nahwärmenetztemperaturen werden abgesenkt zunächst auf 5 Wohnblöcken errichtet werden, deren Beitrag zur (Rücklauftemperatur kleiner 40 °C). Die Gebäude werden mit Wär- Wärmeversorgung allen an das Wärmenetz angeschlossenen Ge- mepumpen ausgerüstet, die die weitgehend abgesenkten Wärme- bäuden zu Gute kommt. Dazu wird ein Teil des vorhandenen Wär- netztemperaturen auf die benötigten Temperaturen im Gebäude menetzes, der durch die notwendigen Anpassungsmaßnahmen ent- anheben. Damit kann die Solarenergie optimal genutzt werden. fallen würde, zu einem Solarnetz umgewandelt. Dieses Solarnetz Die Kosten bis einschließlich Realisierungsphase 2 sind in den fol- überträgt die Solarwärme, die nicht direkt in den einzelnen Wohn- genden Tabellen zusammengefasst. blöcken genutzt wird (Verbrauch vor Speicherung), in das Nahwär- menetz. Die Verteilung der Solarwärme in den Wohnblöcken und die Überschusseinspeisung erfolgen mittels spezieller Hausstatio- nen (z.B. LLS Solar – eine Entwicklung von Bosch/Junkers/Parabel). Die Heizungssysteme in den Wohngebäu- den werden einem hydraulischen Abgleich unterzogen. In dieser Phase wird außerdem ein Monitoringprogramm etabliert, um die

Energieflüsse und die eintretenden Effekte zu eruieren.

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Kostschätzung Realisierungsphase 0 – Grundsicherung Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Optimierung – Teilbereich Zwischen Erzeugerzentrale und Wärmenetz Kosten schen- Kosten Zwischen- Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe gastechnische Einbindung (ohne Errichtung 1 0 m 3 Speicher incl. Pl a- Herstellung Gasneuanschluss) 11.000 € nung 33.000 € Befristeter An- BHKW (optional) schluss Hydraulische Einbindung und I n- Kostenansatz 550.000 €(incl. Pla- Heizcontainer betriebnahme 11.000 € nung) am Heizhaus Waldring Nutzung Heizco ntainer - Miete Miete - keine I n- Wärmenetzanpassung und - vestition erweiterung –Standort 1 incl. Pla- 231.000 € 970.200 € Pl anung/Bauüberwachung nung und Genehmigung 4.000 € 26.000 €

Kostenschätzung Realisierungsphase 2 – Optimierung – Teilbereich

Kostenschätzung Realisierungsphase 1 - Optimierung – Teilbereich Einbindung Solarenergie Erzeugerzentrale und Wärmenetz Kosten Zwischen- Kosten Zwischen- Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe Lieferung von 80 Stück Solarmodule Bauwerk Kessel incl. Planung und incl. Zubehör (5 Wohnblöcke) 495.000 € Genehmigung (einfache Variante) 66.000 € Installation von 80 Stück Solarmod u- Bauwerk BHKW (optional) incl. Pl a- len 110.000 € nung und Genehmigung (einfache 33.000 € Variante) Lieferung und Montage der Stahlu n- terkonstruktion incl. Dachdurchörte- Herstellung Infrastruktur (Wasser, 247.500 € Errichtung So- rung und Kraneinsatz Standortverle- Abwasser, Elektroenergie, Um- 26.400 € larfeld Fried- gung Wärme- verlegung von Leitungen, Baufeld- rich-Ludwig- Sola rwärmestation (5 Wohnblöcke) erzeugerzent- vorbereitung) incl. Planung und Ge- Jahn-Straße incl. Planung 489.720 € rale nehmigung Übergeordnete Reg elungstechnik (5 Erdgasanschluss Wohnblöcke) incl. Planung 151.800 € 66.000 € Photovoltaik -Module (Ausnutzung Erdgaskesselanlage 2,5 MW mit P e- restlicher freier Dachflächen zur 12.650 € 1.506.670 ripherie incl. Planung und Genehmi- 514.800 € Stromversorgung der Pumpentech- € gung nik)

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Kostenschätzung Realisierungsphase 2 – Optimierung Teilbereich 6.3.3 Kosten- und Finanzierungsplan: Umgestaltung der pri- Gebäudetechnik vaten Freiflächen, öffentlicher Raum und stadttechni- Kosten Zwischen- sche Netze Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe hydraulischer Erneuerung Heizkörperve ntile Für den ersten Bauabschnitt der Wohngebäudesanierung mit 123 Abgleich/ Sa- Wohnungen im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße nierung Hei- wurden die Kosten für die Wohnumfeldgestaltung sowie die Erneue- zungssystem rung der öffentlichen Straßenräume ermittelt. Vorgesehen sind die hydraulischer Einbau Strangregulie rventile barrierefreie Gestaltung des Wohnumfeldes und Geländeanschüt- Abgleich tungen, um die Erdgeschossbereiche ebenerdig zu erreichen. Zu- Sanierung He i- Austausch Heizkreis - und Zirkulat i- dem soll das Wohnumfeld im Blockinnenbereich durch Pflanzungen zungssystem onspumpen und neue Ausstattungselemente attraktiv gestaltet werden. Im Straßenraum sind die Erneuerung der Fahr- und Fußwege sowie effiziente HA - Austausch der Hausa nschlussstation 74.000 € je die Neugestaltung von Parkplätzen und die Erneuerung der Stra- Stationen gegen eine hocheffiziente Station zur Block (bei Sowieso- Einbindung von Solarenergie und ßenbeleuchtung vorgesehen. Verbunden mit der Neugestaltung des Blocksanie- Wärmepumpen geeignet Wohnumfeldes und der Erneuerung des Straßenraumes ist eine Er- rung) neuerung und Neuordnung der stadttechnischen Netze (Wasser, Abwasser, Regenentwässerung etc.) vorgesehen. Kostenschätzung Realisierungsphase 3 – Vision Endausbau Die Umsetzung zur barrierefreien Gestaltung des Wohnumfeldes ist Kosten Zwischen- Bezeichnung Maßnahme (brutto) summe Bestandteil des Förderantrags bei der ILB im Rahmen der Wohn- Errichtung saisonaler Wärmespe i- Kosten derzeit noch nicht raumförderung des Landes Brandenburg. Für die Erneuerung der cher quantifizierbar Straßenräume ist eine Unterstützung durch Fördermittel aus dem Umstellung Wärme - auf „Kaltnetz“ Programm Stadtumbau Ost Aufwertung vorgesehen. Anstehende Endausbau Erneuerungen von Hauptleitungen (Wasser, Abwasser) sind von Installation Wärmepumpentechnol o- den Medienträgern zu tragen. gie Ausbau Solarerzeugung durch I n- Die Kosten für den ersten Bauabschnitt sind in der folgenden Tabel- stallation von Absorbern le zusammengefasst. Die folgende Tabelle listet die voraussichtli- chen Investitionskosten für notwendige Infrastrukturmaßnahmen in der Röbeler Vorstadt insgesamt auf.

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Kostenschätzung Realisierungsphase 1 – Wohnumfeldgestaltung / ö f- Kostenschätzung Infrastrukturmaßnahmen Röbeler Vorstadt (ge- fentlicher Raum / stadttechnische Netze im Bereich Röbeler Straße samt) / Clara-Zetkin-Straße Investitionsträ- Kosten (brutto) Maßnahme Zwischensum- ger in EUR Kosten (brutto) Maßnahme me (brutto) Trinkwasser Hausa nschlussleitu n- in EUR GWV 125.000 in EUR gen Wohnumfeldgestaltung 1.037.890 1.037.890 Schmutzwasser Hauptkanal WAV Wittstock 436.000 Schmutzwasser Hausa nschlussle i- Erneuerung Straßen / Gehwege / Rege n- GWV 194.000 entwässerung / Straßenbeleuchtung (LED) 653.395 653.395 tungen Deutsche Tel e- Röbeler Straße / C.-Zetkin-Straße Kommunikationskabel 80.000 Erneuerung / Neuordnung Hausanschlüsse kom AG 80.450 Regenentwässerung Energieversorgungskabel E.ON edis AG 0,00 Erneuerung / Neuordnung Trinkwas ser 47.180 373.530 (Hausanschlüsse und Hauptleitungen) Gasleitungen NBB 110.000 Erneuerung / Neuordnung Schmutzwasser 245.900 Summe (ohne Wohnumfeld) 3.849.000 (Hausanschlüsse und Hauptleitungen)

Summe 2.064.815

Die folgende Tabelle listet die voraussichtlichen Investitionskosten für notwendige Infrastrukturmaßnahmen in der Röbeler Vorstadt insgesamt auf. Die Kostenschätzungen wurden vorgenommen durch das SK-Ingenieurbüro Stephan aus Wittstock.

Kostenschätzung Infrastrukturmaßnahmen Röbeler Vorstadt (ge- samt) Investitionsträ- Kosten (brutto) Maßnahme ger in EUR Straßen und Regenentwässerung Stadt Wittstock 2.649.000 Regenwasser Hausa nschlussle i- GWV 208.000 tungen Trinkwasser Hauptleitung WAV Wittstock 47.000

142 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Handlungs- und Umsetzungskonzept

6.4 Fazit Die Errichtung einer solarthermischen Anlage im Bereich der Typ IV-Gebäude sollte laut vorhergehenden Untersuchungen bereits

nach 2-5 Jahren zur Umsetzung kommen und langfristig die Haupt- Aus der zuvor erstellten Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geht her- last der Wärmeversorgung tragen. Nach den Erkenntnissen der vor, dass derzeit eine vollumfängliche Umsetzung der Maßnahmen Wirtschaftlichkeitsberechnung ist die Umsetzung dieser Maßnah- wie unter Punkt 5.1 ff dargestellt nicht zu leisten ist. Demnach sind men nur mit einer Zuschussförderung oder über eine modellhafte gebäudeseitig aufgrund des vorgegebenen Kostenrahmens im Umsetzung einer solarthermischen Anlage inklusive eines Wärme- 1.Bauabschnitt lediglich Aufwertungs- bzw. wohnwertverbessernde speichers als Bestandteil einer zukunftsweisenden Gebäudesanie- Maßnahmen (Balkone, ebenerdige Zugänge) laut der Kategorien II rung oder eines Modellvorhabens in diesem Zeitrahmen denkbar. und III sowie die damit verbundenen Kopplungsmaßnahmen vorge- Sollte keine dieser Förderungen zum Tragen kommen, ist eine Um- sehen. Zudem erfolgen nach der Inbetriebnahme einer Containerlö- setzung der Solarthermie, die Anpassung der Heizflächen sowie die sung für die Wärmeversorgung des Quartiers am 01.09.2013 im Absenkung des Temperaturniveaus auf 40°C eher später im 3. oder Rahmen des 1.Bauabschnitts, die Errichtung einer neuen Heizzent- 4. Bauabschnitt umsetzbar. Die Integration einer Lüftungsanlage mit rale (ggf. BHKW) am Standort Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. sowie die Wärmerückgewinnung ist, wie zuvor aufgezeigt, als Einzelmaß- Verdichtung des Wärmenetzes durch den Anschluss weiterer Ge- nahme ebenfalls nicht wirtschaftlich umsetzbar und mit erheblichen bäude an das Fernwärmenetz und die Verlegung neuer Leitungen Anschaffungskosten verbunden. Zudem ist die Installation einer sol- unterhalb der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Im Zuge dieser Lei- chen Anlage aufgrund der damit verbundenen Lärmemissionen und tungsverlegung ist es sinnvoll, über eine Neugestaltung der Fried- Verunreinigungen nur schwer im vermieteten Zustand umsetzbar. rich-Ludwig-Jahn-Str. in diesem Bereich nachzudenken. Des Weite- Es bietet sich an, die tiefgreifenderen Maßnahmen mit erhöhtem ren erfolgt aufgrund der Anhebung des Erdniveaus im Hofbereich Mittelaufwand zu Testzwecken vereinzelt umzusetzen und aus den der Gebäude des 1.Bauabschnitts die Umverlegung der im betref- Erfahrungen zu lernen. Zu prüfen wäre hierbei, ob die Umsetzung in fenden Erdreich befindlichen Leitungen. Etappen (bei Wohnungsleerstand oder Mieterwechsel) machbar ist An der Durchführung der Kategorie I Maßnahmen, so zeigt die Wirt- oder ob der dafür notwendige Zeitraum als zu lang zu erachten ist schaftlichkeitsuntersuchung, sollte trotz begrenzter finanzieller Mittel und inwiefern die Anlagen auch in Teilen in Betrieb genommen seitens des Wohnungsunternehmens fest gehalten werden. Des werden können. Weiteren ergibt sich daraus, dass Maßnahmen der Kategorien II-IV erst in den folgenden Bauabschnitten zur Umsetzung gebracht wer- den können. Zudem erlauben die begrenzt zur Verfügung stehen- den finanziellen Mittel keine Anwendung der zukunftsweisenden Er- tüchtigungen bei allen der im Quartier befindlichen Gebäude.

143 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen

7. Schlussfolgerungen und Empfehlungen • die Entwicklung von Vorschlägen für eine weitere Aufwertung des Quartiers und der Gebäude, um die Röbeler Vorstadt als 7.1 Ausgangspunkt und Ziele des Konzeptes zukunftsfähiges und lebenswertes Wohnquartier in Wittstock zu sichern, Die Bundesregierung und auch das Land Brandenburg haben sich • ambitionierte Ziele zum Klimaschutz gesetzt. Danach sollen bspw. die Beschreibung von Maßnahmen, um die Gesamtenergiebi- die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40% und bis lanz des Quartiers zu verbessern und CO 2-Emissionen zu ver- 2030 um 55% gegenüber dem Jahr 1990 sinken. Der Anteil erneu- ringern. erbarer Energien am Endenergieverbrauch soll im Jahr 2020 18% erreichen und bis zum Jahr 2030 auf 30% steigen. Um diese Ziele 7.2 Entwicklungsperspektiven des Quartiers zu erreichen, ist die kommunale Ebene in besonderem Maße ge- fragt. Zugleich wird die Umsetzung durch eine ganze Reihe von ge- Die in den 1940er Jahren entstandene und bis in die 1970er Jahre setzlichen Regelungen und Verordnungen flankiert (u.a. das Erneu- erweiterte Röbeler Vorstadt ist ein städtebaulich homogenes Quar- erbare Energien Gesetz (EEG) und die Energieeinsparverordnung tier mit etwa 570 Wohneinheiten in 40 Gebäuden. Die Gebäude- (EnEV)). und Wohnungsverwaltung GmbH Wittstock (GWV) ist Eigentümerin Das Vorliegen einer kommunalen Energiestrategie ist ab 2014 zu- von ca. 510 Wohnungen in der Röbeler Vorstadt. dem Voraussetzung, um weiter an der Städtebauförderung sowie künftig auch an den KfW-Förderungen partizipieren zu können. Im Entsprechend der Stadtumbaustrategie der Stadt Wittstock/D. soll Rahmen der nächsten EU-Strukturfondsperiode von 2014-2019 ist die Röbeler Vorstadt als langfristig stabiler und attraktiver Wohn- die energieeffiziente Stadt ein wichtiges Leitthema. standort für Familien und ältere Menschen entwickelt werden. Die Stadtumbaustrategie definiert die Röbeler Vorstadt – neben der his- Vor diesem Hintergrund hat das energetische Quartierskonzept für torischen Altstadt – als zweiten wichtigen Wohnstandort der Stadt. die Röbeler Vorstadt in Wittstock/D. das Ziel, umsetzungsorientierte Diese Bewertung spiegelt nicht nur die städtebauliche Qualität der Maßnahmen der energetischen Quartierssanierung zu entwickeln Siedlung wider sondern auch die Akzeptanz und Beliebtheit des und mit den beteiligten Akteuren abzustimmen. Konkret heißt dies: Wohnstandortes bei den Bewohnern. Das Wohnquartier ist annä- • die Entwicklung einer Entscheidungsgrundlage für die Neuge- hernd voll vermietet und sozial sehr stabil, weist aber einen hohen staltung der Wärmeversorgung und zur Sicherung langfristig ak- Anteil älterer Mieter auf, so dass in den nächsten Jahren mit Verän- zeptabler Kosten für die Wärmeversorgung im Quartier unter derungsprozessen gerechnet werden muss. Damit verbunden, hat Berücksichtigung regenerativer Energien und einer langfristige die Röbeler Vorstadt langfristig die Aufgabe, Haushalte aus den Variabilität der Energieträger, Rückbauquartieren (Waldring und Bohnekamp) aufzunehmen. Die- sen Haushalten einen zukunftsfähigen, neuen Wohnstandort anbie-

144 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen ten zu können, ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere 7.3 Entwicklungsperspektiven für die Wärmeversorgung Umsetzung des Stadtumbaus in Wittstock/D. Die Röbeler Vorstadt wird aktuell zu einem erheblichen Teil durch Für die Röbeler Vorstadt bedeutet dies, dass eine weitere Aufwer- Fernwärme versorgt. Weitere Gebäude haben Gaseinzel- oder auch tung des Wohnungsbestandes und des Wohnumfeldes, insbeson- Gasetagenheizungen. Das Gebiet wurde bis zum 31.08.2013 durch dere die Anpassung an die Bedürfnisse älterer Menschen aber auch RWE bzw. als örtlichen Betriebsführer die energicos GmbH von ei- an Familien mit Kindern notwendig ist. Zudem sind – trotz in den nem Heizhaus außerhalb des Gebiets mit Fernwärme versorgt. 1990er Jahren erfolgten ersten Sanierungen – weitere energetische Aufgrund der deutlich über dem Durchschnitt des Landes liegenden Anpassungen im Gebäudebestand erforderlich. Die Aufwertungen Fernwärmepreise in Wittstock haben sowohl die Stadt als auch die müssen allerdings maßvoll erfolgen, da der Spielraum für Mietstei- GWV die zum 30.09.2013 ausgelaufenen Lieferverträge gekündigt, gerungen äußerst begrenzt ist. Die in der Röbeler Vorstadt zu erzie- mit dem Ziel die Wärmeversorgung selbst zu übernehmen. Die lenden Miethöhen liegen nach aktueller Einschätzung der die GWV Auseinandersetzung mit dem bisherigen Betreiber über die Überga- bei max. 4,80 Euro/qm Nettokaltmiete (im Vergleich dazu können be der Netze und technischen Anlagen gestaltete sich jedoch in für hochwertig sanierte Objekte in der Innenstadt 5,50-6,00 Euro/qm höchstem Maße kompliziert und konnte trotz intensiven Bemühens erzielt werden). Allerdings wird die Röbeler Vorstadt in den nächs- über einen Zeitraum von deutlich mehr als einem Jahr bis heute ten Jahren zunehmend Mieter aus den Rückbaugebieten aufneh- nicht abschließend geklärt werden. Die Bearbeitung des Quartiers- men müssen. In diesen Gebieten liegt der Anteil von Mietern, die konzeptes war damit über den gesamten Zeitraum mit der Aufgabe Unterstützung bei den Kosten der Unterkunft erhalten, im GWV- verknüpft eine Versorgungssicherheit für die Mieter ab 1.09.2013 Bestand aber bereits heute bei über 50% (in der Röbeler Vorstadt sicherzustellen. Dies ist durch die Installation einer mobilen Contai- derzeit 11%). D.h. bei vielen neu in das Gebiet zuziehenden Mietern nerlösung am bisherigen Standort des Heizhauses gelungen. werden lediglich Nettokaltmieten nach SGB II von 4,06 - 4,27 Eu- ro/qm erzielbar sein. Dies schränkt den Spielraum für besonders Aufgabe des Quartierskonzeptes war es eine neue Lösung für die aufwändige Sanierungen ein, zumal die GWV auch weiterhin das Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt zu entwickeln, die zu- Ziel verfolgt, die kostenintensive Sanierung von Altbauten in der In- kunftsfähig ist, eine hohe Flexibilität bei der Wahl der Energieträger nenstadt fortzuführen. aufweist und die Einbindung regenerativer Energien ermöglicht, bei für die Mieter akzeptablen Preisen. Die Röbeler Vorstadt grenzt unmittelbar an die Dosse-Niederung an. Im Rahmen der Renaturierung der Dosse ist in den nächsten Grundgedanke des entwickelten Konzeptes ist es, das Wärmenetz Jahren geplant, diesen Bereich deutlich aufzuwerten und auch eine in der Röbeler Vorstadt zu erhalten und durch Anschluss weiterer neue Fußwegeverbindung entlang der Dosse zur historischen Alt- Gebäude zu verdichten und zu erweitern. Dazu wurden folgende stadt zu schaffen. Dies bedeutet für die Röbeler Vorstadt eine zu- Ziele für die Wärmeversorgung in der Röbeler Vorstadt entwickelt: sätzliche Stärkung, die die Attraktivität des Quartiers weiter erhöht.

145 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen

• Herstellung eines eigenständigen Nahwärmenetzes und An- Um künftig den CO 2 Ausstoß weiter zu reduzieren sieht das Quar- schluss aller Wohngebäude in der Röbeler Vorstadt; tierskonzept einen Stufenplan vor. Allein durch die Addition von • Schaffung eines neuen Standortes für ein Blockheizkraftwerk zeitnah umsetzbaren geringinvestiven Maßnahmen und die geplan- innerhalb des Gebietes zur Sicherung der Mittel- und Spit- ten Sanierungen im Gebäudebestand kann bereits ein großer Bei- zenlast; trag zur Reduktion der Treibhausgase erreicht werden. • größtmögliche Einspeisung von solarthermisch erzeugter Für eine weitere Reduzierung der Treibhausemissionen sind Inves- Wärme in das Nahwärmenetz; titionen in die Wärmeerzeugung und die Erhöhung des Anteils an • Absenkung der Rücklauftemperatur durch geeignete gebäu- regenerativen Energien notwendig. detechnische Maßnahmen; • Saisonale Speicherung von Solarenergie in einem Wärme- Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen bis zum Jahr 2020 ließen speicher und Wärmenutzung mittels Wärmepumpe. sich die CO2 – Emissionen in der Röbeler Vorstadt um ca. 21 % gegenüber dem Stand 2013 reduzieren. Dies entspricht einem Vorgesehen ist eine schrittweise Realisierung des Vorhabens in CO2-Ausstoß pro Einwohner im Quartier von ca. 3,5 t. Sollten be- Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen. sonders zukunftsweisende Gebäudesanierungen vorgenommen werden, so lassen sich die Emissionen im Gebiet noch weiter ab- senken. 7.4 Gesamtenergiebilanz des Quartiers / CO 2- Emissionen

Das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 die CO2 Emissio- 7.5 Umsetzungsschritte nen gegenüber 1990 um 40% zu reduzieren bedeutet für die Bun- Der Umsetzungsprozess für eine ganzheitliche Aufwertung de Rö- desrepublik insgesamt die CO2 Emissionen pro Einwohner und beler Vorstadt ist sehr komplex, da Maßnahmen der Gebäudesanie- Jahr von 13,06 t im Jahr 1990 auf 7,83 t im Jahr 2020 zu senken. rung und der Wohnumfeldgestaltung verbunden werden mit einer Im Jahr 2012 lag der durchschnittliche Wert in der Bundesrepublik Neuorganisation der Wärmeversorgung und einer Einbindung ener- bei 10,05 t/Jahr. getischer Maßnahmen bspw. zur Speicherung von Wärme. Um eine Eine Analyse der CO2 Emissionen in der Röbeler Vorstadt zeigt, nachhaltige Umsetzung zu erreichen und um auf vorhandenen Sa- dass der heutige Wert mit weniger als 4,5 t/Jahr pro Einwohner be- nierungsstau zu reagieren, sind zudem Neuordnungen der techni- reits deutlich unter diesem Durchschnitt liegt, was aber auch ganz schen Infrastrukturen (Wasser, Abwasser, Regenwasser etc.) und wesentlich auf die Funktion als reines Wohnquartier zurückzuführen eine Sanierung der Straßen im Gebiet erforderlich. Weiterhin sind ist. eine Neugestaltung der Dosse-Niederung und der Wegeverbindung zur Innenstadt geplant.

146 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Ausgehend von den Zielsetzungen werden im energetischen Quar- die Nahwärmetrasse im erforderlichen Maße verstärkt werden, um tierskonzept drei wesentliche Umsetzungszeiträume definiert: das Wohngebiet vom Standort der neuen Heizzentrale versorgen zu können. Die nicht mehr benötigte Nahwärmetrasse in diesem Be- • kurzfristig in den Jahren 2014 und 2015 umsetzbare Maßnah- reich wird gesichert und später als Solartrasse genutzt. men Weiterhin wird eine Absenkung des Temperaturniveaus im Vor- und • mittelfristig in den Jahren 2016 bis etwa 2018 umsetzbare Maß- Rücklauf der Gebäudeheiznetze durch die Verbesserung des hyd- nahmen raulischen Abgleichs innerhalb der vorhandenen Gebäudeinstallati- • nach 2018 umsetzbare Maßnahmen on sowie die Modernisierung der Gebäudeinstallation, dabei insbe- Allerdings ist das Konzept modular aufgebaut, so dass in Abhängig- sondere die Sicherstellung der Rücklauftemperaturbegrenzung vor- keit von den Rahmenbedingungen Maßnahmen auch vorgezogen geschlagen. oder zeitlich gestreckt werden können. Dies betrifft insbesondere Für die Finanzierung dieser Maßnahmen können die KfW- sehr kostenintensive Maßnahmen wie die Einbindung von Wärme- Förderprogramme genutzt werden, darüber hinaus sollten Möglich- speichern, die Errichtung von Thermosolaranlagen oder auch die keiten der Förderung aus EU-Mittel im Rahmen der EU- modellhafte energetische Sanierung von Gebäuden. Die Umset- Strukturfondsperiode 2014-2020 geprüft werden. zung dieser Maßnahmen ist in erheblichem Maße von der Kosten- entwicklung (bspw. bei derzeit noch wenig verbreiteten Wärmespei- Ergänzend dazu wird empfohlen, die Installation von Thermosolar- chern) sowie der Bereitstellung von Fördermitteln abhängig. kollektoren auf den Blöcken der F.-L.-Jahn-Straße zu prüfen (even- tuell in Verbindung mit einer modellhaften energetischen Sanierung der Objekte, siehe unten). Wirtschaftlich ist diese Maßnahme aber Kurzfristig, in den Jahren 2014 und 2015 umsetzbare Maßnah- nur darstellbar, wenn dafür in größerem Umfang Fördermittel ein- men geworben werden können. In einer ersten Umsetzungsphase in den Jahren 2014 und 2015 wird im Ergebnis der Erarbeitung des Quartierskonzeptes die Um- Gebäudebestand: setzung folgender Maßnahmen in der Röbeler Vorstadt empfohlen: In einem ersten Bauabschnitt ist die Sanierung von 123 Wohnungen

im Bereich der Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße geplant. Vor- Wärmeversorgung: gesehen sind die Herstellung barrierefreier Zugänge und Terrassen Vorgeschlagen wird die Errichtung einer neuen Heizzentrale am im Erdgeschoss durch Geländeanschüttungen, der Anbau von Bal- nordwestlichen Rand des Quartiers als Erdgaskessel bzw. alternativ konen und die Neugestaltung des Wohnumfeldes im Blockinnenbe- Blockheizkraftwerk. Dazu muss im Bereich der F.-L.-Jahn-Straße reich. Darüber sind – soweit erforderlich – wärmetechnische Sanie-

147 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen rungen, insbesondere zusätzliche Dämmungen an bisher nicht ge- nahme wäre aber nur bei Bereitstellung von Fördermitteln wirt- dämmten Fassendenseiten, im Dachbereich und an Kellerdecken schaftlich vertretbar. sowie punktuelle Erneuerung von Heizkörpern vorgesehen. Nicht erneuert werden demgegenüber die in den 1990er Jahren bereits sanierten Fenster oder Sanitär- und Küchenbereiche. Weitere Maßnahmen: Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wird noch im Jahr 2013 ein Die Umgestaltung des Wohnhofes im Bereich der Röbeler Straße / Förderantrag bei der ILB zur Förderung im Rahmen der Wohnraum- Clara-Zetkin-Straße mit dem Ziel der gestalterischen Aufwertung förderung des Landes Brandenburg eingereicht. und der Verbesserung der Barrierefreiheit macht die Umverlegung und Neuordnung von Wasser- und Abwasser- sowie Regenentwäs- Darüber hinaus werden im Rahmen des Quartierskonzeptes vielfäl- serungsleitungen erforderlich. Vorgeschlagen wird, die Leitungen in tige kleinteilige, geringinvestive Maßnahmen vorgeschlagen, die bei den Bereich der Straßen (Röbeler Straße / Clara-Zetkin-Straße) zu geringem Kosteneinsatz einen hohen energetischen Effekt erzielen. verlegen und in diesem Zusammenhang auch die ohnehin stark sa- Dazu gehören bspw. Anpassungen von Heizungsparametern, die nierungsbedürftigen Straßenräume mit zu gestalten. Beseitigung von Undichtigkeiten und Kältebrücken in der Gebäude- hülle, das Schließen von Dämmlücken und die regelmäßige War- Für die Umsetzung dieser Maßnahmen wurden bereits intensive tung von Steuerungstechnik aber auch Nutzerschulungen. Bei den Gespräche mit den Medienträgern (Wasser-, Abwasserverband Wohngebäuden bedeutet dies einen finanziellen Aufwand von 5,00 etc.) geführt, damit die Maßnahmen dort in der Investitionsplanung – 7,00 EUR/qm Wohnfläche, der zu Einsparungen von 6-20% der Berücksichtigung finden. Die Neugestaltung des Straßenraumes Wärmeenergie führen kann. Zudem lassen sich durch Nutzerschu- (einschließlich Straßenbeleuchtung) soll möglichst durch Städtebau- lungen und Anreizsysteme für Gebäudenutzer weitere bis zu 15% fördermittel unterstützt werden. Im Förderantrag der Kommune für Wärmenergie einsparen. das Programm Stadtumbau Ost Programmjahr 2014 wurden diese Maßnahmen berücksichtigt. Sofern entsprechende Rahmenbedingungen gegeben sind, sollte ergänzend zu den beschriebenen Maßnahmen die Umsetzung einer modellhaften Sanierung in der L.-Jahn-Straße geprüft werden. Hier Mittelfristig, in den Jahren 2016 und 2018 umsetzbare Maß- könnte anhand eines Modellvorhabens aufgezeigt werden, wie sich nahmen bei einem viergeschossigen Plattenbau innovative Maßnahmen der In der zweiten Umsetzungsphase ab 2016 sollten weitere Gebäude energetischen Sanierung verbinden lassen mit regenerativen Ener- an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Ausgehend von ei- giegewinnen und Wohnwertverbesserungen am Gebäude ( ein- ner erneuten Kosten- und Wirtschaftlichkeitsanalyse wird ein weite- schließlich barrierefreien Zugängen). Eine Umsetzung dieser Maß- rer Ausbau der thermosolaren Energiezeugung vorgeschlagen, der dann allerdings zwingend die Möglichkeit der saisonalen Speiche-

148 Integrierte energetische Quartiersentwicklung „Röbeler Vorstadt“ in Wittstock/Dosse Schlussfolgerungen und Empfehlungen rung von Wärme voraussetzt. Darüber hinaus ist eine gebäudeseiti- ge Anpassung der Wärmenetze in Form von neuen Hausan- schlussstationen zur Minimierung der Rücklauftemperaturen im Wärmenetz vorgesehen. Parallel zum Anschluss weiterer Gebäude an das Nahwärmenetz werden gebäudebezogene Aufwertungsmaßnahmen im selben Be- reich vorgeschlagen, die wiederum energetische Maßnahmen und Maßnahmen zur Wohnwertverbesserung (bspw. Schaffung barriere- freier Wohnungszugänge) verbinden.

Langfristig, nach 2018 umsetzbare Maßnahmen Im Zeitraum nach 2018 soll die Vision zur energetischen Sanierung der Röbeler Vorstadt abgeschlossen werden. Das Wärmenetz soll dann soweit umgebaut sein, dass ein Betrieb im Niedrigtemperatur- bereich (< 40°C) möglich wird. Sämtliche Gebäude der Röbeler Vorstadt sind dann an das Nahwärmenetz angeschlossen. Es wird eine thermosolare Energieversorgung im Quartier von mehr als 80% erreicht, die im Quartier saisonal gespeichert wird. Sofern nicht bereits in einer früheren Umsetzungsphase erfolgt, sind in dieser Phase die Wohngebäude in der Jahnstraße in die Sanie- rung einzubeziehen.

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