31. Mai 2021

Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der I/2021

Teil I BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 2

INHALT

Vorbemerkungen 3

Gesamtüberblick zur materiellen Einsatzbereitschaft 4 Der Generalinspekteur der Bundeswehr

Initiative Einsatzbereitschaft 2021 (Neuauflage) 7

Erläuterungen und Tendenzen zur materiellen Einsatzbereitschaft aus der Perspektive der Organisationsbereiche der Bundeswehr Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr 8

Inspekteur des Heeres 11

Inspekteur der Luftwaffe 13

Inspekteur der Marine 14

Inspekteur der Streitkräftebasis 16

Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr 17

Inspekteur des Cyber- und Informationsraums 18

Impressum 19

BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 3

Vorbemerkungen

Mit dem vorliegenden Bericht zur „Materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr“ für den Berichtszeitraum November 2020 bis April 2021 wird die etablierte Berichterstattung der vergangenen Jahre fortgesetzt.

Der Bericht umfasst aktuell 71 Hauptwaffensysteme. Im Vergleich zum letzten Bericht ergänzen der Brückenle- gepanzer LEGUAN, der leichte Unterstützungshubschrauber Search & Rescue (H145 LUH SAR) und der Airbus A350 das Bild der materiellen Einsatzbereitschaft.

Bis zum Ende des Jahres 2020 wurden sieben von insgesamt 31 LEGUAN an die Bundeswehr ausgeliefert. Das Pioniersystem sichert die Bewegungsfreiheit der Einsatzkräfte der Bundeswehr und bedeutet bereits für die VJTF 2023 einen Fähigkeitszuwachs. Der Brückenlegepanzer kann ohne Umbau der Verlegeinrichtung sowohl eine 26 Meter lange Brücke als auch zwei 14 Meter lange Brücken transportieren, verlegen und wiederaufneh- men. Alle Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr können die Übergänge des LEGUAN nutzen. Technisch ist der Brückenlegepanzer hoch standardisiert und wartungsarm. Dadurch lassen sich für Nutzung und Betrieb Syner- gieeffekte erzielen und die Robustheit dieser Systemflotte steigern. Der LEGUAN wird bis 2027 den mittler- weile über 40 Jahre alten Brückenlegepanzer BIBER ablösen. Damit erfolgt ein weiterer Modernisierungsschritt in den Fähigkeiten des Heeres.

Der Airbus Helicopters H145 ist die Basis für den neuen H145 LUH SAR der Bundeswehr. In vielen unterschied- lichen Konfigurationen wird er weltweit von Polizei- und Rettungskräften oder auch als Arbeitsgerät zur War- tung von Windkraftanlagen eingesetzt. Die voll digitalisierten Hubschrauber verfügen unter anderem über Hochleistungskameras, leistungsstarke Suchscheinwerfer, Ortungssysteme für Notsender, eine vollwertige me- dizinische Ausrüstung und eine Rettungswinde. Mit dem Airbus A350 haben wir darüber hinaus ein Flugzeug- muster der modernsten Generation in unseren Flugbetrieb eingeführt, was bereits jetzt mit einer hohen Ein- satzbereitschaft überzeugt.

Dieser Bericht gliedert sich unverändert in einen OFFENEN Teil I, der Bewertungen sowie aktuelle Entwicklun- gen voranstellt, und einen GEHEIM eingestuften Teil II. Die sich im Teil II bietende Gesamtschau über die ma- terielle Einsatzbereitschaft und die hohe Detailtiefe der Informationen lassen konkrete Rückschlüsse auf aktu- elle Fähigkeiten der Bundeswehr zu, sodass eine Kenntnisnahme durch Unbefugte die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland schädigen würde. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund einer verschärften sicherheitspolitischen Lage sowie dem deutschen Beitrag zur Sicherheitsvorsorge im Rahmen der Bündnisver- teidigung. Die im Teil II des Berichts enthaltenen Informationen sind aus diesem Grund unverändert in ihrer Gesamtheit GEHEIM einzustufen. Damit wird auch dem Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten Rechnung getragen.

Gemeinsam mit dem zeitgleich erscheinenden 13. Bericht des BMVg zu Rüstungsangelegenheiten (Rüstungsbe- richt) leisten wir unverändert einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung und Transparenz.

BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 4

Der Generalinspekteur der Bundeswehr Gesamtüberblick zur materiellen Einsatzbereitschaft

Die Bundeswehr ist bereit, Beim SPz PUMA haben wir sichtbare Fortschritte erreicht. ihre Aufgaben jederzeit zu erfüllen. Die materielle Einsatzbereitschaft betrug durchschnittlich Seit über einem Jahr unterstützt die Bundeswehr den Bund 54 % und in der Spitze 60 %. Erreicht wurde dies maßgeblich und die Länder bei der Bewältigung der COVID-19-Pande- durch die zwischen Bundeswehr und Industrie geschlossene mie. Derzeit setzen wir im Rahmen der Amtshilfe mehr als Zielvereinbarung, die für 2021 noch erweitert wurde und in 13.000 Soldatinnen und Soldaten in den Gesundheitsämtern, der eine Vielzahl verschiedener Maßnahmen für die Verbes- bei mobilen Impfteams in den Impfzentren und Pflegehei- serung der Einsatzbereitschaft gebündelt ist. men ein. Mit über 7.000 gebilligten Hilfeleistungsanträgen ist es bereits jetzt der umfangreichste und längste Amtshil- Mit der taktischen Nachuntersuchung im Februar 2021 feeinsatz der Bundeswehr. Gleichzeitig werden unverändert wurde der SPz PUMA in der Ausstattung und Konfiguration die Einsatz- und Bündnisverpflichtungen erfüllt und die Vor- für die VJTF 2023 erstmalig unter realen Bedingungen voll- bereitung auf die im kommenden Jahr beginnende Ausbil- umfänglich genutzt und damit seine „taktische Ge- dungs- und Aufstellungsphase für die VJTF 2023 abge- fechtstauglichkeit“ nachgewiesen. In einer mehrtägigen Ge- schlossen. fechtsübung wurden Leistungsvermögen und Betriebsstabi- lität unter Beweis gestellt. Die erfolgreiche Umsetzung des Ein großer Teil der Bundeswehr ist jedoch auch von den Ein- Systems (SysPzGren) VJTF 2023, bestehend schränkungen der COVID-19-Pandemie betroffen. Bezogen aus dem SPz PUMA und dem System „Infanterist der Zu- auf Ausbildung und Übungen bedeutet dies, dass wir die Ein- kunft – erweitertes System“ (IdZ-ES), ist ein Meilenstein im satz- und Laufbahnausbildung priorisieren und alle weiteren Bereich der vernetzten Operationsführung und wird den Ein- Lehrgänge, Übungen und internationalen Übungsbeteiligun- satzwert der deutschen VJTF-Kräfte 2023 nach und nach er- gen abgesagt oder auf das notwendige Minimum begrenzt höhen. haben. In der Folge wurde das Material reduziert eingesetzt und somit geringer beansprucht. Gleichzeitig wurden die Ausschlaggebend für diesen Fortschritt ist die von Beginn an Standzeiten vermehrt zur vorbeugenden Instandhaltung und ausgesprochen pragmatische Zusammenarbeit aller Beteilig- Schadensbehebung genutzt. ten des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), des Heeres und Generell ist festzuhalten, dass die materielle Einsatzbereit- der Industrie. Damit konnten die hohen Anforderungen er- schaft aller 71 Hauptwaffensysteme im Berichtszeitraum füllt werden. Auf Basis des nunmehr erreichten stabilen weiter zugenommen hat. Sie liegt bei durchschnittlich 76 %. technischen und einsatztauglichen Konstruktionsstandes ist Unsere Benchmark von 70 % durchschnittlicher materieller beabsichtigt, die SPz PUMA-Flotte des 1. Loses schrittweise Einsatzbereitschaft übertrafen 44 Hauptwaffensysteme, 11 im Rahmen der „konsolidierten Nachrüstung“ auf einen ein- lagen unter 50 % (davon 7 Altsysteme). Die durchschnittliche heitlichen Konstruktionsstand zu bringen. Das ist mir beson- materielle Einsatzbereitschaft von Kampffahrzeugen liegt ders wichtig. Wir müssen in allen SPz PUMA-Verbänden ei- bei 71 %, für Kampfeinheiten der Marine bei 75 %, für die nen identischen Konstruktionsstand haben. Nur dies schafft Kampf- und Transportflugzeuge bei 64 %, für alle Unterstüt- Vertrauen in das Waffensystem, ermöglicht einen einheitlich zungsfahrzeuge (Logistik, Sanität und CIR) bei 80 % und bei hohen Ausbildungsstand und sichert so die Motivation. den Hubschraubern erstmalig über 40 %. Auch bei der materiellen Einsatzbereitschaft der Hubschrau- Allerdings ist ein Drittel der Systeme nach wie vor durch ber der Bundeswehr sind vereinzelt positive Tendenzen zu sprunghafte Verläufe, hohe Streuung und vor allem durch ei- erkennen. Sie liegt erstmalig im Durchschnitt aller Hub- nen zu geringen verfügbaren Bestand gekennzeichnet. Das schrauber über 40 %. Die Verbesserung der Ersatzteillage, betrifft sowohl die „alten“ zukünftig auszusondernden Sys- die Optimierung der Wartungsintervalle und Vereinheitli- teme (z. B. SEA KING, SEA LYNX) als auch die neuen Waf- chung der Bauzustände sind Maßnahmen, die sich positiv fensysteme wie A400M, NH90 NTH SEA LION. auswirken.

Fokusprojekte des Generalinspekteurs der Bundeswehr Bei den alten Hubschraubern gelingt nur noch unter großen Mein besonderer Fokus galt auch in diesem Berichtszeitraum Anstrengungen ein operativer Flugbetrieb. Eine Neubeschaf- der Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft des fung der Folgemuster ist zwingend erforderlich. Schützenpanzers (SPz) PUMA und der Hubschrauber. In re- gelmäßigen Formaten wurde und werde ich hierzu über die Mit dem Standardisierten Instandhaltungsleistungsvertrag jeweilige Entwicklung unterrichtet. Darüber hinaus haben (SILV) für den NH90 TTH zeigt sich die positive Wirkung die- sich mein Stellvertreter und ich bei den jeweiligen Verbän- ser Bonus-Malus-Regelung durch gestiegene Verfügbarkeit. den und bei der Einsatzprüfung einen unmittelbaren Ein- Beim KH TIGER führen unverändert fehlende Dockkapazitä- druck vom Stand der Einsatzbereitschaft verschafft. BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 5

ten dagegen zu einem Inspektionsstau. Die bereits eingelei- Folge eine signifikante und nachhaltige Steigerung der ma- teten Maßnahmen zur Verbesserung des Inspektionssys- teriellen Einsatzbereitschaft erreicht. tems, der Erhöhung der militärischen Wartungskapazitäten und der stärkere Rückgriff auf den bedarfsorientierten „On- 32 Systeme in der Wachstums- bis Sättigungsphase: site-Support“ der Industrie in der Truppe, wurden daher um KPz , GTK BOXER, TPz FUCHS, , eine zusätzliche Zielvereinbarung mit der Industrie erweitert. PzH 2000, MARS, KEILER, DACHS, EUROFIGHTER, HE- Auch wenn sich der NH90 NTH SEA LION derzeit in zahlrei- RON TP, PATRIOT, leFlaSys, A320 Familie, A340/A350 chen taktischen Einsatzprüfungen bewährt, so ist die mate- Familie, GLOBAL 5000/6000, Fregatten, EGV, rielle Einsatzbereitschaft des Hubschraubers noch sehr stark ENOK/WOLF SSA, EAGLE IV/V, DINGO, DURO/YAK, eingeschränkt. So wirken sich hier beispielweise die unzu- MULTI FSA 15t, TEP 90, MSE Rettungsstation, San-Kfz reichende Verfügbarkeit von waffensystem- bzw. missions- EAGLE IV BAT, San-Kfz FUCHS, San-Kfz BOXER, SAT- spezifischem Material und die noch nicht eingespielten Ver- COM-Bodenstation, Verlegefähige Netze, TPz FUCHS fahren und Prozesse negativ aus. CIR, EAGLE CIR, DINGO CIR. Dieses Cluster liegt leicht verbessert bei einer verlässlichen Initiative Einsatzbereitschaft geht weiter. hohen materiellen Einsatzbereitschaft von durchschnittlich Mit der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 haben wir im letz- 77 %. Aufgrund etablierter Verfahren und Prozesse ist die ten Jahr einen besonderen Fokus auf die Verbesserung der materielle Einsatzbereitschaft der „stabilen“ Waffensysteme materiellen Einsatzbereitschaft gelegt. Die Ergebnisse haben hoch. Das Alter, die Größe jeder Flotte, die spezifische Nut- gezeigt, dass es sich lohnt, immer wieder gezielt Projekte, zung der Waffensysteme, die Verfügbarkeit logistischer Da- Verfahren und Prozesse zu untersuchen und Impulse zur ten und Dokumentationen sowie ihre Versorgungsreife im Verbesserung zu setzen. System Bundeswehr sind dafür entscheidend. In dieser Phase geht es um die stetige Optimierung der Schnittstelle Den zusätzlichen Gestaltungswillen und die Kreativität aus zwischen den Streitkräften und der Industrie, um die recht- dieser Initiative werden wir in diesem Jahr weiter nutzen. Ge- zeitige Einführung eines erforderlichen Obsoleszenzmana- meinsam mit allen Beteiligten hat die Bundesministerin der gements und um das ständige überwachen der Ersatzteil- Verteidigung die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 neu lage. Je geringer die Typenvielfalt innerhalb einer Flotte ist, aufgelegt und diese vorrangig auf die Streitkräfte fokussiert. desto besser ist dies für die Robustheit des logistischen Sys- Die folgenden Kapitel greifen dies im Detail auf. tems und seiner Kapazitäten. Ein Grund, warum Hubschrau- ber wie der KH TIGER noch nicht in diese Phase übernom- Ausgewählte Analyse im Produktlebenszyklus men wurden, ist die über Jahre hinweg gewachsene zu große Die Hauptwaffensysteme der Bundeswehr sind eine Mi- Typenvielfalt, baumusterspezifische Ersatzteile, eigene Son- schung aus fabrikneuen, im Einsatz etablierten und langlebi- derwerkzeugsätze, die wiederum individuell erforderliche gen Systemen. Diese wiederum befinden sich in drei unter- Ausbildung und Zertifizierung für Besatzungen und Techni- schiedlichen Phasen ihres Produktlebenszyklus. Der Erhalt ker erfordern. der materiellen Einsatzbereitschaft ist damit eine Dauerauf- gabe über den gesamten „Lebenszyklus“. 25 Systeme in der Sättigungs- bis Degenerationsphase: SPz MARDER, Amphibie, Bergepanzer, TORNADO, 14 Systeme in der Einführungs- bis Wachstumsphase: C-160, CH53, A310, COUGAR, Korvette, Minenab- SPz PUMA, A400M, U212A, KH TIGER, NH90 TTH, wehreinheiten, Flottendienstboot, Tender, Betriebs- NH90 NTH SEA LION, H145M LUH SOF, H145M LUH stoffversorger, P-3C ORION, SEA KING, SEA LYNX, SAR, GFB LEGUAN, MANTIS, GTF ZLK 5t und 15t sowie LKW mil gl 5t, 7t, 10t sowie 15t MULTI, Einsatzlazarett, UTF 5t und 15t. Rettungszentrum, Rettungsstation, Luftlanderettungs- Die materielle Einsatzbereitschaft dieses Clusters konnte zentrum, Luftlanderettungszentrum (leicht). sich um sechs Prozentpunkte auf 85 % im Durchschnitt aller Die durchschnittliche materielle Einsatzbereitschaft dieses 14 Systeme verbessern. Jedoch besteht eine drastische Clusters hat sich im Berichtszeitraum um weitere vier Pro- Schwankungsbreite bei den einzelnen Systemen. Auf der ei- zentpunkte auf 65 % verringert, bei 9 Systemen liegt sie un- nen Seite der NH90 NTH SEA LION (bei 20 %), der in kleine- ter 50 %. Die Altsysteme kennzeichnet eine zunehmende An- rer Stückzahl in die Truppe ausgeliefert wird. Auf der ande- zahl an technischen Defekten, Obsoleszenz von Systemkom- ren Seite die marktverfügbaren Lkw über 90 %), die schnell ponenten sowie mangelnde Ersatzteilbestände. Der Weiter- und in hohen Stückzahlen in die Truppe zulaufen (2020: betrieb der jeweiligen Flotte ist aufgrund fehlender Nachfol- mehr als 2.000 Lkw). Der Schwerpunkt in dieser Phase ist die gesysteme notwendig. Dieser gelingt oftmals nur unter ho- verzugslose und vollumfängliche Integration der neuen hem Aufwand, da personelle wie materielle Kapazitäten we- Waffensysteme für Ausbildung, Übung und alle Einsatzsze- der in der Bundeswehr noch in der Industrie in ausreichen- narien. Dies kann nur in einer Kooperation zwischen dem dem Maße vorhanden sind. Zur Ersatzteilgewinnung dienen BAAINBw, der Industrie und anderen Dienstleistern (z. B. bereits ausgesonderte Systeme („Kannibalisierung“). Ferner HIL GmbH) mit dem Nutzer (MilOrgBer) gelingen. Erst mit werden Besatzungen und Techniker werden über ihre ge- einer hinreichenden Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Sonder- plante Verwendungsdauer verlängert. Zur Steigerung der werkzeugsätzen und vollständigen technischen Dokumenta- materiellen Einsatzbereitschaft ist die planbare, qualitative tionen kann die Bundeswehr ihre eigenen Kapazitäten zur und quantitative Einführung der Nachfolgesysteme ent- Systembetreuung ausbilden und ihr logistisches System aus- scheidend. In den nächsten Jahren es daher gelingen, bauen. Die Nutzungserfahrungen sind für die erfolgreiche die hohe Anzahl der in Nutzung befindlichen Altsysteme Einführung und erforderliche Robustheit der Systeme ent- deutlich zu reduzieren. scheidend. Die Truppe und ihre Logistik müssen vom ersten Tag an mit den Systemen arbeiten können. So wird in der BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 6

Delta zwischen Gesamtbestand und verfügbaren Bestand ­ GTK BOXER: 63 von 319 (Delta: 20 %). Beim GTK BO- Der Grad der materiellen Einsatzbereitschaft eines Waffen- XER wirken sich die zahlreich durchgeführten Maßnah- systems wird im Verhältnis zum verfügbaren Bestand ermit- men, wie bspw. der Ausbau des Ersatzteilvorrats, der telt. Zu ihm gehören alle Hauptwaffensysteme, die für Ein- Aufbau eines Reparaturkreislaufs für hochwertige Kom- satz, einsatzgleiche Verpflichtungen, Übung und Ausbildung ponenten und die Qualifizierung des eigenen Instand- in der Truppe nutzbar sind. Für diese Systeme haben die In- haltungspersonals positiv aus. spekteure der militärischen Organisationsbereiche die sog. „Betriebs- und Versorgungsverantwortung“. Entsprechend Unsere Erfahrungen bestätigen, dass erhebliche Fort- unseres Anspruchs sollten davon mindestens 70 % einsatz- schritte in der Verbesserung der materiellen Einsatzbereit- bereit sein. Die verbleibenden Systeme in Bezug zum Ge- schaft immer dann erzielt wurden, wenn wir uns näher an samtbestand befinden sich vor allem in langfristigen Werks- marktverfügbaren und bereits erprobten Serienprodukten instandsetzungen, Umrüstungen oder Konstruktionsstan- orientieren und wenn wir bereits mit den Bereichen Aus- danpassungen. Dieser Anteil nimmt in den vergangenen Be- rüstung und Streitkräfte im Sinne einer Systemfamilie noch richtszeiträumen kontinuierlich zu und liegt derzeit bei rund intensiver zusammenarbeiten. einem Drittel des Gesamtbestandes. Die Vereinheitlichung der Flotte, umfangreiche Umrüstungen und zusätzliche Ausblick des Generalinspekteurs der Bundeswehr technische Neuerungen, um Obsoleszenzen vorzubeugen, Die im Durchschnitt leicht gestiegenen Einsatzbereitschafts- führen in der Summe zu einem in den nächsten Jahren deut- werte des Materials beziehen sich auf den Verfügungsbe- lich reduzierten verfügbaren Bestand. stand. Es ist nicht möglich, daraus einen unmittelbaren Rückschluss auf die tatsächlichen Ausbildungs- und Beispiele hierfür sind: Übungsmöglichkeiten sowie auf die Einsatzbereitschaft ge- ­ A400M: 16 von 36 Systemen (Delta: 44 %). Die Ausliefe- samter Truppenteile und Fähigkeiten zu ziehen. Wir erfüllen rungen erfolgten mit zahlreichen technischen Mängeln, mit dem Gerät unter hohem Aufwand und mit langen Koor- die zusätzliche Kontrollen / Inspektionen erfordern. dinierungsvorläufen unsere Aufträge. In der Breite der nicht Zudem führen fehlende Ersatzteile und Wartungskapa- für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen vorgesehe- zitäten zum Stau bei erforderlichen Inspektionen, so- nen Truppenteile ist es daher unverändert mein Ziel, die Ver- dass zahlreiche A400M auf Abruf in die Instandsetzung fügbarkeit des Materials zu steigern, um verlässliche Aus- warten. Im Rahmen der Initiative Einsatzbereitschaft bildungs- und Übungsplanung zu ermöglichen und letzt- haben wir dies aufgegriffen und arbeiten mit Hochdruck endlich die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nachhaltig an einer Lösung. im Ganzen zu steigern. ­ KPz Leopard 2: 107 von 266 (Delta: 40 %). Die System- flotte umfasst mittlerweile sechs unterschiedliche Ty- Aktuell steht die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte vor fol- pen, da für einheitliche Umrüstungen in den vorherigen genden Herausforderungen: Mit einem reduzierten verfüg- Jahren schlicht die finanziellen Mittel fehlten. Aktuell baren Bestand bei gleichzeitigem Ausbildungs- und Übungs- stehen daher zahlreiche Umrüstungen der Bestandsty- stau müssen wir durch die COVID-19-Pandemie gelangen. pen, die Reduzierung auf vier Typen und die Einführung Spätestens im Herbst werden wir beginnen, diesen sukzes- des Typs A7V an. Die „Verfügbarkeitsdelle“ ist bis zum sive durch die Wiederaufnahme der Lehrgangsausbildung an Ende des Jahres 2025 unvermeidlich; an dessen Ende den Truppenschulen und die Durchführung zurückgestellter haben wir einen Gesamtbestand von 328 Systemen. Übungen zur Erreichung des vorgesehenen Ausbildungsni- veaus von Einheiten und Verbänden abzubauen. Hierfür be- Ich möchte verhindern, dass bei einzelnen Waffensyste- nötigen wir mehr als 12 Monate, um das Vor-Corona Niveau men nahezu jedes zweite Einzelsystem statt in der Truppe zu erreichen. Eine intensivere Nutzung des vorhandenen Ma- für Ausbildung und Übung in Umrüstungsmaßnahmen terials, mit resultierenden Einschränkungen der Einsatzbe- oder aufwendigen Instandsetzungen bei der Industrie reitschaft wird unvermeidlich sein. steht. Einsatzbereitschaft ist der Maßstab, an dem die Bundeswehr Aber es gibt auch positive Beispiele mit einer hohen, ver- gemessen wird. Die gleichrangige Aufgabe Landes- und lässlichen Verfügbarkeit in der Truppe: Bündnisverteidigung und die Erfahrungen aus Beteiligungen ­ EAGLE: 143 von 599 (Delta: 24 %). Das System ist ein- an NATO-Bereitschaftskräften zeigen: Einsatzbereitschaft in satz- und versorgungsreif und vollständig in das logisti- Kontingenten zu denken und in Prozentzahlen materiellen sche System der Bundeswehr integriert. So gelingt ein Bestands einzelner Waffensysteme zu messen ist nicht hin- frühzeitiges Obsoleszenzmanagement, die ständige An- reichend. Die Benchmark für Einsatzbereitschaft ist die Be- passung der Ersatzteilbevorratung und ermöglicht da- fähigung zur Auftragserfüllung. Daher habe ich beauftragt, mit der Truppe eine verlässliche Ausbildungs- und das derzeitige Berichtswesen weiterzuentwickeln. Übungsplanung.

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BMVg Initiative Einsatzbereitschaft 2021 (Neuauflage)

Einsatzbereitschaft steht an oberster Stelle und ist die we- An diesen Erfolg wird nun mit der Initiative Einsatzbereit- sentliche Zielgröße für das Gesamtsystem Bundeswehr. Sie schaft 2021 angeknüpft. Insgesamt 16 Maßnahmen aus den ist der Maßstab, an dem sich die Bundeswehr messen lassen Organisationsbereichen und dem BMVg wurden in die Initi- muss und geht über den rein materiellen Aspekt hinaus. ative aufgenommen. Bei der Entwicklung und Auswahl der Maßnahmen waren ihr unmittelbarer Nutzen für die Erhö- Mit der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 wurden als zu- hung der Einsatzbereitschaft und die Fokussierung auf die sätzliche Anstrengung eine Reihe konkreter Maßnahmen zur Streitkräfte die entscheidenden Kriterien. Ihr bisheriger Cha- sichtbaren Verbesserung der Einsatzbereitschaft erfolgreich rakter als zeitlich begrenzte Schwerpunktsetzung und als umgesetzt. Die Mischung aus Verfahrens-, Verwaltungs- und Versuchsraum für neue Lösungswege soll erhalten bleiben. operativen Maßnahmen hat in ihrer gemeinsamen Entfal- Was sich als gut und zielführend herausstellt, wird anschlie- tung den Weg für Neues eröffnet. Verbesserungen bei aus- ßend weiterverfolgt. Die Initiative unterteilt sich dazu in die gewählten Fokusprojekten und in der Optimierung des Be- 9 Fokusprojekte der Organisationsbereiche (Schwerpunkt- schaffungsprozesses konnten, insbesondere dort erzielt projekte der Inspekteure und Präsidentinnen), 3 flankie- werden, wo Nutzungs- und Betriebsverantwortung näher rende Maßnahmen (Analyse von Prozessen und unterstüt- zusammengeführt wurden. zende Projekte) sowie 2 übergreifende Maßnahmen und 2 Restmaßnahmen aus 2020.

Maßnahmen

Fokusprojekte Flankierende Maßnahmen Umfassende Maßnahmen und Rest- maßnahmen 2020

­ Einsatzbereitschaft der VJTF-Bri- ­ Verbesserung der Datenlage im ­ Identifikation wesentlicher admi- gade: Fokus auf Material, logisti- logistischen System der Bundes- nistrativer Hemmnisse sche Ressourcen und Prozesse wehr ­ Digitalisierung einer Einsatzlie- ­ Erhöhung der durchschnittlich ­ Optimierung der Datenpflege in genschaft der Luftwaffe einsatzbereiten Hubschrauber SASPF für das Bauzustandsma- H145M LUH SOF nagement der Landsysteme Restmaßnahmen aus 2020 ­ Verbesserung der kurzfristigen ­ Erhöhung der Mobilität der ­ Beschaffung von sanitätsspezifi- Verfügbarkeit von Ersatzteilen in Truppe durch zusätzliche Be- schen Material und Dienstleistun- der Instandhaltung von Schiffen schaffung militärischer Gelände- gen und Booten wagen („Jeeps“) ­ Beschaffungen für Bundeswehr- ­ Stärkung der Instandsetzungsfä- krankenhäuser über einen Klinik- higkeit am Standort Kiel verbund oder eine Einkaufsge- ­ Verbesserung der Einsatzbereit- meinschaft schaft des Straßentankwagen 8x8 FSA EK ­ Verbesserung der Einsatzbereit- schaft bei den Luftverlegbaren (LSE) und modularen (MSE) Sani- tätseinrichtungen ­ Erhöhung der Einsatzbereitschaft bei TPz CIR (PEILER) und DINGO CIR (EMU) ­ Instandsetzung von Handwaffen durch HIL GmbH in einem Pilot- vorhaben ­ Stärkung Contractor-Lösung für Sanitätseinrichtungen im Einsatz über Rahmenvertrag

Die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 verfolgt auch in die- Der Großteil der Maßnahmen befindet sich aktuell noch in sem Jahr den dualen Ansatz einer möglichst schnellen Er- der Projektierung und geht bis Sommer in die Umsetzungs- folgskontrolle und Nachjustierung einerseits, aber auch die phase. Im kommenden Bericht zur Materiellen Einsatzbe- mittel- bis langfristige Stärkung der Einsatzbereitschaft reitschaft wird zu ersten Ergebnissen der Initiative Einsatz- durch nachhaltige Modifikation von Prozessen andererseits. bereitschaft 2021 berichtet werden können. BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 8

Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr Zur Lage und Perspektive der Einsatzreife der Hauptwaffensysteme

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und von Instandsetzungsdurchlaufzeiten aus. Die positiven Aus- Nutzung der Bundeswehr, BAAINBw, hat die zentrale Ver- wirkungen einer verbesserten Ersatzteilbevorratung auf die antwortung für die Deckung des waffensystembezogenen materielle Einsatzbereitschaft lassen sich am Beispiel SPz Sachbedarfs der Streitkräfte. Die bedarfs- und forderungsge- PUMA gut nachvollziehen. Das Vorhandensein von Ersatz- rechte Ausstattung der Bundeswehr mit moderner Technik, teilen, Hochwertkomponenten eingeschlossen, ermöglichte leistungsfähigem und sicherem waffensystembezogenen neben ausreichend vorhandenen Instandsetzungskapazitä- Sachgütern sowie waffensystembezogenen Dienstleistun- ten eine deutliche Erhöhung der materiellen Einsatzbereit- gen ist wirtschaftlich sowie im rechtlichen Regelungsrahmen schaft für dieses Waffensystem. zu erbringen. Dabei nutzt das BAAINBw alle drei Beschaf- fungswege des Ausrüstungs- und Nutzungsmanagements Bei Systemen in der Einführungs- bis Wachstumsphase gilt (EinkaufBw, komplexe Dienstleistung (KDL) und Rüstungs- es, frühzeitig im Lebenszyklus vor dem Hintergrund einer Er- prozess nach CPM). Die Ausgabemittel für die Materialerhal- höhung der materiellen Basis die Typenvielfalt des jeweiligen tung betrugen im Jahr 2020 insgesamt 4,012 Mrd. Euro. Über Systems zu reduzieren und die Flotte dahingehend zu über- den EinkaufBw wurden dabei 508.000 Beschaffungsvor- prüfen. Bei den Systemen Transporthubschrauber NH90 gänge mit 50 % des Beschaffungsvolumens im Titel Materi- TTH und Kampfhubschrauber (KH) TIGER laufen derzeit alerhaltung umgesetzt. verschiedene Maßnahmen. Im Projekt NH90 TTH wurde der Vertrag „IOC-TTH-Rebuild“ im Januar 2021 über die Umrüs- Die Präsidentin BAAINBw hat die Materialverantwortung für tung von 6 Luftfahrzeugen auf die Konfiguration FOC MR 1 die Einsatzreife über derzeit 1.490 CPM-Projekte. Die Pro- geschlossen. 33 KH TIGER werden im Rahmen des „AS- jektleiterin bzw. der Projektleiter (PL) nimmt in diesem Rah- GARD-33“-Vertrages durch die Industrie umgerüstet und er- men die produktbezogenen Aufgaben der bzw. des Material- halten dadurch eine verbesserte Beschussfestigkeit und eine verantwortlichen für die Einsatzreife zum einen bei der Her- Einrüstung modernisierter Kommunikationsmittel. Die bei- stellung der Einsatzreife im Zuge der Realisierung sowie zum spielhaft skizzierten Maßnahmen dienen dazu, die Bauzu- anderen bei Erhalt und Wiederherstellung der Einsatzreife stände der jeweiligen Systeme zu vereinheitlichen. Eine Ver- im Rahmen der Nutzungssteuerung wahr. Einsatzreife be- einheitlichung des definierten Konstruktionsstandes wird deutet die sichere Verwendbarkeit eines Produkts im Rah- unter anderem auch beim GTK BOXER durch die Umrüstung men des vorgesehenen Verwendungszwecks einschließlich von insgesamt 272 Fahrzeugen (1. Los) der Version A1 auf die seiner Versorgungsreife oder die vertraglich zugesicherte Version A2 durch die Industrie mit geplantem Abschluss im Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Dienstleistung. Mai 2024 durchgeführt.

Zu der in diesem Bericht dargestellten materiellen Einsatz- Systeme in der Sättigungs- bis Degenerationsphase sind bereitschaft aller 71 Hauptsysteme der Bundeswehr schaffen technisch bedingt bzw. systemimmanent verstärkt von Ob- die Herstellung und der Erhalt der materiellen Einsatzreife soleszenz betroffen. Notwendige Maßnahmen im Zuge einer somit die produktbezogenen Voraussetzungen. Obsoleszenz führen neben einer Kostensteigerung in der Nutzungsphase stets zu einer zeitlichen Verzögerung in der Materielle Einsatzbereitschaft im Berichtszeitraum Instandhaltung und somit zum Abfall der materiellen Ein- Während des Berichtszeitraumes konnte die Einsatzbereit- satzbereitschaft für solche Systeme. Um proaktiv dem nega- schaft im Mittel trotz andauernder Auswirkungen der CO- tiven Einfluss zunehmender Obsoleszenz auf den Erhalt von VID-19-Pandemie erneut leicht verbessert werden. Fähigkeiten entgegenzuwirken, sind diese Systeme zur Si- cherstellung des Fähigkeitserhalts zeitgerecht durch ein ent- Herausforderungen bestehen weiterhin bei Systemen in sprechendes Nachfolgesystem zu ersetzen. Als Beispiel für der Einführungs- bis Wachstumsphase sowie bei Systemen ein Nachfolgesystem ist das neu in diesem Bericht aufge- in der Sättigungs- bis Degenerationsphase. nommene System Gefechtsfeldbrücke (GFB) LEGUAN zu nennen. Zeitgleich ist oftmals die Nutzungsdauer des von Bei Systemen, welche sich in der Einführungs- bis Wachs- Obsoleszenz betroffenen Systems bis Fertigstellung und tumsphase befinden, treffen weiterhin geplante und unge- Auslieferung des Nachfolgesystems zu verlängern (SPz plante Instandhaltungsmaßnahmen auf durch Produktion MARDER, PiPz Dachs, CH-53). Erschwerend kommen häufig und Umrüstung ausgelastete personelle und in Teilen auch Kapazitätsengpässe der Industrie hinzu. Gründe dafür sind begrenzend wirkende infrastrukturelle Industriekapazitäten zeitgleich stattfindende Maßnahmen zur Obsoleszenzbesei- (KH TIGER). Herausfordernd wirkt sich in diesem Zusam- tigung, der aufgrund des Alters der Systeme erhöhte In- menhang ebenfalls die Produktion und damit einhergehend standhaltungsaufwand sowie durch Produktion eines Nach- der Aufbau einer entsprechenden Umlaufreserve von Hoch- folgesystems ausgelastete Industriekapazitäten. Letzten En- wertkomponenten als Voraussetzung für eine Minimierung des erfährt der damit einhergehende, verminderte Verfü- BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 9

gungsbestand per se eine erhöhte Nutzungsintensität. Wer- gesamten Geschäftsbereich BMVg 13.071 nutzbare Rahmen- den die Systeme darüber hinaus verstärkt durch Übung, Aus- vereinbarungen, wobei 41 % des Beschaffungsvolumens bildung, einsatzgleiche Verpflichtungen und Einsätze ge- über Abrufe aus Rahmenvereinbarungen umgesetzt werden. nutzt, potenziert sich dieser Effekt. Im Ergebnis entstehen Für die Waffensysteme SPz PUMA und SPz MARDER wur- übermäßig hohe negative Rückkopplungen auf die materi- den Abschlüsse von Rahmenvereinbarungen bis zum Ende elle Einsatzbereitschaft der Systeme in dieser Lebenszyklus- des 1. Quartals 2021 vorbereitet. Die Vereinbarungen für das phase (z.B. SPz MARDER, TORNADO, CH-53). Waffensystem SPz PUMA umfassen Ersatzteile für Fahrzeug und Waffenanlage MK30. Die Vereinbarungen für den SPz Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist daher zur Bereit- MARDER beinhalten etwa 900 verschiedene Ersatzteile für stellung der jeweiligen Fähigkeit ein entsprechender Ablöse- die planmäßige Instandsetzung und zur Schadabstellung, zeitpunkt durch ein jeweiliges Nachfolgesystem einzuplanen um die langfristige Versorgungssicherheit bis zum avisierten und mit ausreichenden finanziellen Mitteln zu hinterlegen. Nutzungsdauerende zu gewährleisten. Mit zunehmender Verzögerung des Ablösezeitpunktes er- höht sich der Finanzmittelbedarf für die Materialerhaltung Maßnahmen zur Steigerung und führt dadurch unter Umständen zur Verdrängung ande- der materiellen Einsatzbereitschaft rer, auch investiver Maßnahmen. 30-Tage-Ersatzteile-/Austauschteile-Einsatzvorrat Der Aufbau des 30-Tage Einsatzvorrates an Ersatz- und Aus- Initiative Einsatzbereitschaft tauschteilen (30-Tage-ET/AT-Vorrat), als zusätzlicher Puffer Mit der Initiative Einsatzbereitschaft wurden erfolgreich Im- zur Stärkung der materiellen Durchhaltefähigkeit unserer pulse für eine Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft Streitkräfte sowie zur Stärkung des verfügbaren Bestandes, der Bundeswehr gesetzt. Die Umsetzung erfolgte in insge- schreitet kontinuierlich voran. Für den gemäß Fähigkeitspro- samt 24 Maßnahmen, in denen das BAAINBw erheblich bei- fil der Bundeswehr vorgesehen ersten Zwischenschritt, des- getragen hat. Beispielhaft sei hier die zweckgebundene Voll- sen Kern die Kräfte der Very High Readiness Joint Task Force ausgabe der zugewiesenen Finanzmittel bis Ende November (VJTF) der NRF 2022-2024 sind, können durch zusätzliche 2020 für den Bereich der Materialerhaltung genannt. Die Beschaffungen sowie das Heranziehen verfügbarer Bestände Vollausgabe im Bereich der Materialerhaltung wurde aus dem Logistischen System der Bundeswehr aktuell bereits schließlich mit 3,965 Mrd. € trotz der Pandemie-bedingten ca. 85 % der definierten Artikel für den Einsatzvorrat zur Ver- Einschränkungen durch intensive Anstrengungen aller Mit- fügung gestellt werden. Nach den bisherigen Erkenntnissen arbeiterinnen und Mitarbeiter des BAAINBw mit einem Er- ist das Ziel, bis Ende des Jahres 2022 den Aufbau mit rund füllungsgrad von 99% erreicht. Anknüpfend an die positiven 34.000 identifizierten Artikeln für das Kräftedispositiv VJTF Ergebnisse der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 für die ma- 2023 abgeschlossen zu haben, weitgehend erreichbar. terielle Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme, wird die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 mit teils neuen Projek- Die Prozesse für die Verteilung der Ersatzteile auf die Ver- ten fortgesetzt. Das neue Projekt des BAAINBw, "Instand- sorgungseinrichtungen der militärischen Organisationsbe- setzung von Handwaffen durch die HIL GmbH in einem Pi- reiche haben begonnen. So werden zum Beispiel im Heer seit lotvorhaben", untersucht dabei Optimierungspotentiale in Anfang Februar 2021 die Lager der Versorgungskompanien Bezug auf die Instandsetzung und anschließende Technische auf das Produktspektrum für NRF 2022-2024 angepasst. Ak- Materialprüfung (TMP) von Handwaffen. Derzeit nicht aus- tuell wird auf Bedarfsanpassungen reagiert, welche sich auf- reichende Ressourcen in den Streitkräften und der Industrie grund verdichtender Informationen (bspw. zum vorgesehe- für Instandsetzung und Materialprüfung reduzieren den der nen Produktspektrum oder durch verbesserte Bedarfsprog- Truppe zur Verfügung stehenden Bestand an Handwaffen. nosen) oder im Zuge des angesprochenen Verteilungspro- Die Kapazitäten der vollständig bundeseigenen Inhousege- zesses ergeben. Das besondere Augenmerk liegt auf den Be- sellschaft HIL GmbH in ihren ortsfesten Instandhaltungs- schaffungsvorgängen der noch fehlenden Artikel. werken sollen optimiert genutzt werden, indem die Instand- setzung der Handwaffen qualitativ auf das Niveau einer In- Die Planungen für die Bedarfsermittlung der nächsten je- dustrieinstandsetzung angehoben und die Abnahme analog weils Ende 2027 bzw. 2031 zu erreichenden Zwischen- zur Technischen Materialprüfung inkludiert wird. Ziel ist es, schritte des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr wurden durch den Bestand an ausgabebereiten Handwaffen in der das BAAINBw in Zusammenarbeit mit den Organisationsbe- Zentrallogistik zu erhöhen und den Streitkräften mehr ein- reichen der Bundeswehr und dem Logistikkommando der satzbereite Handwaffen zur Verfügung zu stellen. Bundeswehr erstellt. Aufbauend auf den Erfahrungen mit NRF 2022-2024 soll frühzeitig eine bestmögliche Beschaf- Management Bestellanforderungen (BANF) fungs- und Haushaltsplanung sichergestellt werden. Im Berichtszeitraum erwies sich die BANF-Bearbeitung trotz des Fortbestandes von Zusatzaufgaben durch die Beschaf- Die übergreifende waffensystemspezifische Ersatzteillage ist fungen von Sachgütern zur Bekämpfung der COVID-19- weiterhin differenziert. Neben Ersatzteilen von marktverfüg- Pandemie als sehr robust, 1.478.916 BANF-Positionen wur- baren oder marktnahen Produkten wie beispielsweise bei den abgearbeitet. Bei der Bearbeitung von BANF für Ersatz- den ungeschützten/geschützten Transportfahrzeugen teile wurden im Rahmen der AG Umsetzung der Beschaf- kommt es bei waffensystemspezifischen Artikeln weiterhin fungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung des zu Verzögerungen aufgrund von limitierten Lieferzeiten und Beschaffungswesens (AG Umsetzung BeschO) Optimie- Lieferraten der Industrie. Beispielhaft zu nennen sind an die- rungsansätze, wie die Ausplanung des strategischen Bereichs ser Stelle die Getriebebox oder das Mastvisier des KH TIGER. von Materialsegmenten zu Einkaufssegmenten, vertieft. Da- Dieser Umstand zeigt ebenfalls die Notwendigkeit, den La- neben wird der Abschluss von mehrjährigen Bündelungsrah- gerbestand an Ersatzteilen zu erhöhen, als auch die dazu er- menvereinbarungen forciert, um die materielle Einsatzbe- reitschaft zu stabilisieren. Insgesamt existieren derzeit im BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 10

forderlichen Haushaltsmittel zur kontinuierlichen Anpas- Durchlaufzeiten. Flankierend soll sich die Überprüfung und sung des Artikelspektrums, wie beispielsweise beim SPz Optimierung der jeweiligen Inspektionsintervalle erhöhend PUMA, zu hinterlegen. auf die materielle Einsatzbereitschaft auswirken. Weitere zu- sätzliche Maßnahmen, wie die Erhöhung der industriellen Sonderwerkzeugsätze Instandsetzungskapazitäten in der Truppe, On Site Support Die Beschaffung von Sonderwerkzeugsätzen (SdWzS) wurde KH TIGER, zeigen positive Wirkung in der Verfügbarkeit der waffensystemspezifisch sowie nach Dringlichkeit des Be- Systeme. Das Deutsch-Französische Heeresfliegerausbil- darfs in Teilpakete unterteilt. Für besonders dringliche Be- dungszentrum TIGER konnte hierdurch sein Jahresflugstun- darfe wurde der Vorschlag des BAAINBw, die Projektablauf- denprogramm erfüllen. prozesse zu beschleunigen, für die nächsten zwei Jahre auf- gegriffen. So werden beispielsweise eine Auswahl an SdWzS Ein solches Bündel aus mehreren Maßnahmen zeigt auch be- für die Systeme Panzerhaubitze (PzH) 2000 oder FENNEK reits beim SPz PUMA deutliche Wirkung. Neben der Pro- beschafft. Für die Führungskomponente FENNEK werden 34 zessoptimierung und Qualitätsverbesserung in der (Bau- SdWzS mit Zulauf in 2022 und für die PzH 2000 4 SdWzS mit gruppen-) Instandsetzung sind Anpassungen bei präventiven Zulauf im Jahr 2022 beschafft. Weiterhin ist für die PzH 2000 Instandhaltungsmaßnahmen sowie die Verfügbarkeit von ein weiterer Zulauf von 2 SdWzS im Jahr 2023 vorgesehen. technischer Infrastruktur und Instandsetzungspersonal maßgeblich für eine Erhöhung der materiellen Einsatzbereit- Allgemein besteht weiterhin ein Bedarf an SdWzS überall da, schaft. Die durch intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten wo in Zeiten knapper Haushaltsmittel nur ein Minimum des (BMVg/BAAINBw, Nutzer, Industrie) erreichten Teilerfolge eigentlichen Bedarfs beschafft wurde. Aktuell orientiert sich und Fortschritte auf allen Ebenen zeigen, dass der einge- der Bedarf an Material am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. schlagene Weg richtig und zielführend ist. Diesen Kurs gilt es Für weitere Beschaffungen bringt sich das BAAINBw im nun unvermindert fortzusetzen. Sinne einer effizienten Bedarfsdeckung in die derzeit fortge- führten Abstimmungen zur Verstetigung der Bedarfe an Die spezifische und fokussierte Projektüberwachung für Bei- SdWzS ein. Sonderanfertigungen im Werkzeugsatz stellen träge zur NRF 2022-2024 schreitet voran. Rund 200 VJTF- sich ferner als Herausforderung dar und verzögern die Aus- relevante Projekte werden engmaschig mit dem Ziel der zeit- lieferung eines kompletten Satzes. gerechten Realisierung überwacht. Die Bedarfe der militäri- schen Organisationsbereiche (milOrgBer) sind weitestge- Anpassung von Prozessen und Vorgaben hend entschieden und fixiert. Damit kommt es nun darauf an, Weiterhin wird an der Minimierung von Stillstandszeiten in diese Planung unverändert zu materialisieren sowie die Ver- der Instandhaltung sowie einem gesteigerten Durchlauf tragsschlüsse und die Leistungserbringung bei der Realisie- bei Inspektionen gearbeitet. Erste Verbesserungen bei den rung dieser Projekte planmäßig zu erreichen. Durchlaufzeiten, beispielsweise im Zuge des Standardisier- ten Instandhaltungsleistungsvertrags (SILV) NH90, sind zu Neben einer quantitativ und qualitativ leistungsfähigen In- verstetigen. Ursächlich für eine noch eingeschränkte Wir- dustrie kommt der Bereitstellung von auskömmlichen fi- kungsentfaltung ist die hohe Anzahl der Systeme im Inspek- nanziellen Mitteln und dem Vorhandensein des benötigten tionsstau. Insbesondere bei den Drehflüglern NH90 TTH o- Personals als Voraussetzung für zeitgerechte Vertragsab- der KH TIGER erhöhen die noch nicht ausreichend vorhan- schlüsse daher auch in 2021 eine herausgehobene Bedeu- denen Ersatzteile bzw. Instandhaltungskapazitäten die tung zu.

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Inspekteur des Heeres Materielle Einsatzbereitschaft Heer

Das Heer verantwortet im Rahmen der Meldung materielle len im Zuge der Instandhaltung durch die HIL GmbH ermög- Einsatzbereitschaft insgesamt 16 Waffensysteme, davon lichen. Das Heer unterstützt aktiv die Pilotierung der Maß- dreizehn Landsysteme und drei fliegende Systeme. Der Brü- nahmen seit 2020 mit dem SPz MARDER und seit März 2021 ckenlegepanzer LEGUAN (GFB LEGUAN) und der leichte zusätzlich mit der PzH 2000. Erste Erkenntnisse zeigen, dass Unterstützungshubschrauber Search & Rescue (H145M LUH die subsidiäre Ersatzteilbeschaffung für den SPz MARDER SAR) wurden mit diesem Berichtsdurchgang erstmalig als die bestehende Ersatzteilproblematik abmildert. Durch die berichtsrelevante Waffensysteme aufgenommen. zusätzliche Pilotierung der PzH 2000 erfolgt eine Konsolidie- rung dieser Maßnahme als eine weitere Voraussetzung für Insgesamt befindet sich die materielle Einsatzbereitschaft die geplante Umsetzung auf weitere Systeme. der genutzten Waffensysteme weiterhin auf einem ausrei- chenden Niveau, um aktuelle Einsätze und einsatzgleiche Beim SPz PUMA konnte die positive Entwicklung bei der Verpflichtungen durch materielle Schwerpunktbildung ohne Einsatzbereitschaft weiter fortgesetzt werden. Neben dem Einschränkungen sicherstellen zu können. Die Durchführung erfolgreichen Abschluss der Taktischen Untersuchung des von Ausbildungen und Übungen unterliegt unverändert ei- „Systems Panzergrenadier“ (SPz PUMA im Konstruktions- nem erheblichen Organisations- und Koordinationsaufwand stand (K-Stand) VJTF und das erweiterte System Infanterist sowie teilweisen Einschränkungen. der Zukunft im K-Stand VJTF) wurde die „Zielvereinbarung SPz PUMA“ für 2021 fortgeschrieben, um die Maßnahmen Über den Berichtszeitraum konnte die materielle Einsatzbe- zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft bei diesem System reitschaft der betrachteten Systeme weiter verbessert wer- weiter in enger Zusammenarbeit mit der Industrie, dem Bun- den. desministerium der Verteidigung (BMVg), dem BAAINBw, dem Heer sowie der HIL GmbH voranzutreiben. Die Maß- Während des Berichtszeitraums galt es vor allem, die Steige- nahmenpakete sollen sich u.a. in einer weiteren Steigerung rungen der materiellen Einsatzbereitschaft des Vorberichts- der Einsatzbereitschaft des Systems im zweiten Halbjahr zeitraums zu konsolidieren. Die erneuten Einschränkungen 2021 auswirken. Darüber hinaus erfolgt seit März 2021 die bei Ausbildung und Übung aufgrund der COVID-19-Pande- Technisch-Logistische Einsatzprüfung (TLEP) des SPz PUMA mie sowie die priorisierte Bereitstellung von Personal für im K-Stand VJTF, die bis September 2021 abzuschließen ist. Amtshilfegesuche verringerten störungsbedingte Ausfälle, Mit einem ersten Zwischenbericht zur Jahresmitte 2021 soll verlängerten den Zeitraum für konsolidierende Instandhal- die Versorgbarkeit des Systems im Einsatz im Rahmen der tungsmaßnahmen und ermöglichten bei einem Großteil der NATO Response Force (NRF (L)), der Eingreiftruppe der Systeme eine zusätzliche Stärkung des verfügbaren Bestan- NATO, 2022 bis 2024 bewertet werden. des und damit der Einsatzbereitschaft. Grenzen zeigen sich jedoch unabhängig von der COVID-19-Pandemie unverän- Bei den Hubschraubern des Heeres konnte die Einsatzbereit- dert in der unzureichenden Lieferung und Bevorratung von schaft des NH90 TTH leicht gesteigert werden. Beim NH90 Ersatzteilen, der Instandsetzung von Baugruppen und in den TTH sind die Häufung von zeitintensiven Störbehebungen verfügbaren Instandhaltungsressourcen. Die laufenden Um- sowie Lieferverzögerungen der Industrie von bis zu sechs rüstmaßnahmen reduzieren bei einigen Systemen zusätzlich Monaten unverändert die zentrale Herausforderung. Die den verfügbaren Bestand (Bsp. Modernisierung/Umrüstung Nachwirkungen des „Lockdowns“ im Rahmen der COVID- Kampfpanzer (KPz) LEOPARD 2, GTK BOXER, Einrüstung 19-Pandemie aus dem Jahr 2020 erhöhen die Verzögerungen des Battle-Management-Systems). Mit Wegfall der COVID- zusätzlich. Aufgrund der Harmonisierung der unterschiedli- 19-Einschränkungen bei Ausbildung und Übung ist ein Rück- chen Bauzustände der Flotte über umfangreiche Umrüst- gang der materiellen Einsatzbereitschaft aufgrund der inten- maßnahmen (sogenannte Retrofit-Programme) sind weiter- siveren Nutzung zu erwarten. hin bis mindestens 2023 Einschränkungen bei der Anzahl operationell einsetzbarer Systeme festzustellen. Bei den im Bei den Landsystemen des Heeres führen neben fehlenden April 2020 im Rahmen des „Standardisierten Instandhal- Ersatzteilen u.a. Personaldefizite und Mangel an Sonder- tungsleistungsvertrags“ (SILV) angelaufenen Inspektionen werkzeugsätzen zu Verzögerungen bei der Instandsetzung NH90 konnten drei von sechs fertiggestellte Systeme inner- von Landsystemen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie gab halb der vereinbarten Durchlaufzeiten abgeschlossen und es einzelne lokale Einschränkungen der Instandsetzungsleis- damit eine deutliche Verbesserung der Leistungserbringung tungen. Diese konnten aufgrund ausreichender anderweiti- der Industrie festgestellt werden. Mit dem 3. Quartal 2020 ger Kapazitäten weitgehend kompensiert werden. stellten sich Verzögerungen von 2 bis 14 Wochen ein, die vor allem auf fehlende Ersatzteile zurückzuführen sind. Zur Ver- Die durch das Heer im Rahmen der Initiative Einsatzbereit- besserung der Situation wird derzeit mit der Industrie an ei- schaft 2020 angestoßene Maßnahme – Dezentrale Beschaf- nem neuen, leistungsbasierten Ersatz- und Austauschteillie- fung von Ersatzteilen durch die HIL GmbH - soll die schnelle fervertrag gearbeitet, der sich ab 2023 auswirken soll. und bedarfsgerechte Bereitstellung von kritischen Ersatztei- BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 12

Die Einsatzbereitschaft des KH TIGER bewegte sich im Be- Die durchschnittlich höhere materielle Einsatzbereitschaft richtszeitraum weiterhin auf einem unbefriedigenden Ni- bei einsatzgleichen Verpflichtungen (NRF, Enhanced For- veau. Der Stau an Hauptinspektionen bei einer großen An- ward Presence (eFP)) sowie bei den Auslandseinsätzen wird zahl an Luftfahrzeugen aufgrund fehlender Dockkapazitäten durch eine priorisierte Bereitstellung von Instandsetzungs- beeinträchtigt unverändert die Einsatzbereitschaft bei die- kapazitäten und Ersatzteilen sichergestellt. sem System. Die eingeleiteten Maßnahmen zum Abbau des Inspektionsstaus beginnen frühestens 2022 zu wirken. Mit Vor diesem Hintergrund ist der durch das BMVg angewie- der Beseitigung des Staus ist aber nicht vor Ende 2024 zu sene Aufbau eines 30-Tage-Einsatzvorrates für Ersatzteile – rechnen. zunächst im Schwerpunkt ausgerichtet auf NRF (L) 2022- 2024 – für die Sicherstellung der materiellen Durchhaltefä- Zur Stärkung der Eigenbefähigung ist eine weitere War- higkeit von besonderer Bedeutung. tungsstaffel für den KH TIGER im Aufwuchs. Zusätzlich wurde für den KH TIGER während des Berichtzeitraums eine Mit Blick auf die Herausforderungen des Heeres im Rahmen multilaterale Zielvereinbarung zwischen dem BMVg, der In- des Kräftebeitrages zur NRF (L) 2022-2024 konzentriert das dustrie und dem Heer nach dem Vorbild der „Zielvereinba- Heer seine Anstrengungen im Rahmen der Initiative Einsatz- rung SPz PUMA“ erarbeitet. Ziel ist es, in Jahresschritten bis bereitschaft 2021 auf die Einsatzbereitschaft dieser Brigade 2025 eine deutliche Erhöhung der materiellen Einsatzbe- in einem erweiterten Ansatz mit Fokus auf fähigkeitsbestim- reitschaft zu erreichen. mendes Material, logistische Ressourcen und Steuerprozesse des Heeres. Dabei werden u.a. der Aufwuchs mit einsatzbe- Der H 145M LUH SAR ist ein neues System des Heeres und reitem Material im Zeitrahmen und die Bündelung der lau- wird an drei Standorten in Deutschland im Rahmen von fenden Maßnahmen zur Nutzungssteuerung im Heer be- Such- und Rettungsmaßnahmen auch im zivilen Umfeld ein- trachtet. gesetzt. Das System zeigt eine hohe Stabilität und Einsatzbe- reitschaft. Durch die geringe Systemanzahl können hier al- Die Aktivitäten zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft des SPz lerdings einzelne technische Störungen, wie im Februar PUMA aus der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 werden da- 2021, schnell zu einer signifikanten Verringerung der Ein- bei fortgesetzt und gehen in dieser neuen Maßnahme unter satzbereitschaft der Flotte führen. Mit der Auslieferung der der Schwerpunktbetrachtung NRF (L) 2022-2024 auf. beiden ausstehenden Luftfahrzeuge noch im ersten Halbjahr 2021 wird die Ausfallkompensation verbessert. Die nachhaltige Steigerung der materiellen Einsatzbereit- schaft im Heer braucht unverändert Die Vertrags- und Liefertreue der Industrie bleibt unverän- ­ einsatzreife, d.h. zuverlässige, gefechtstaugliche und dert eine Herausforderung nicht nur für die Beschaffung von versorgbare Systeme, Ersatzteilen, sondern auch bei Dienstleistungen aus Instand- ­ einen ausreichenden materiellen Handlungsspiel- haltungs- und Wartungsverträgen sowie bei Umrüstungen. raum, Ressourcenkonflikte zwischen Instandhaltungs- und Um- ­ eine durchhaltefähige Logistik mit hoher Eigenbefähi- rüstungsmaßnahmen und konkreten einsatzbezogenen Be- gung, einschl. entsprechender Ersatzteilbevorratung darfen sind daher nicht immer vermeidbar. Das betrifft z. B. und die Umrüstung des Raketenwerfers MARS I auf MARS II und ­ eine verlässliche, leistungsfähige Industrie als Part- die Bereitstellung von Ersatzteilen für die NRF (L) 2022-2024 ner. oder auch für den NH90 im Rahmen des Einsatzes Resolute Support in Afghanistan seit Ende 2020 bei gleichzeitig lau- fenden Umrüstmaßnahmen.

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Inspekteur der Luftwaffe Materielle Einsatzbereitschaft Luftwaffe

In allen Einsatzgebieten stellt die Luftwaffe wie bisher eine zügig zu realisieren, um die materielle Einsatzbereitschaft weit überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft für ihre flie- A400M nachhaltig zu verbessern. genden und bodengebundenen Waffensysteme sicher. Auch für den Ausbildungs- und Übungsbetrieb konnte die materi- Beim Klarstand des Alt-Waffensystems CH-53 ist keine elle Einsatzbereitschaft erneut deutlich gesteigert oder sta- deutliche Trendwende zu erwarten. Das steht einer spürba- bilisiert werden. Die mit der Initiative Einsatzbereitschaft ren Steigerung der Flugstunden aber nicht entgegen. Nach verbundenen Anstrengungen haben sich ausgezahlt. vielen Jahren hoher Einsatzbelastung müssen wir insbeson- dere wieder in die Ausbildung der jüngeren Besatzungen in- Beim EUROFIGHTER ist die Luftwaffe mittlerweile so weit, vestieren. Eine erhöhte industrielle Unterstützung und eine dass das erreichte Niveau von rund 70 Prozent weiter ver- verbesserte Ersatzteillage sind dafür zentral. Der Aufbau zu- stetigt und in einzelnen Wochen sogar die 75 Prozent- sätzlicher industrieller Kapazitäten in DIEPHOLZ ist ein Marke übersprungen wurde. Die ergriffenen Maßnahmen wesentlicher Baustein, der die hochbelasteten militäri- zeigen nachhaltig Wirkung: Seit 2019 hat sich die Anzahl der schen Kapazitäten verstärkt. Darüber hinaus muss auch die EUROFIGHTER, die wegen fehlender Ersatzteile nicht ein- im Februar 2020 durch die Luftwaffe beantragte Personalun- setzbar waren, halbiert. Trotz Einschränkungen in Folge der terstützung an den Standorten LAUPHEIM und SCHÖNE- COVID-19-Pandemie gelang es, die Flugstunden in 2020 im WALDE zügig ausgebaut werden. Vergleich zum Vorjahr um fast sechs Prozent zu steigern und bisher in 2021 die vorgesehenen Flugstundenziele sogar zu Die materielle Einsatzbereitschaft des TORNADO kann in- überfliegen. Dabei hat sich der EUROFIGHTER erneut im Air folge seines Alters und der immer herausfordernderen Ver- Policing Baltikum bewährt. sorgung nur noch mit hohem Aufwand sichergestellt wer- den. Auch hier ist die Abstützung auf industrielle Kapazitäten Das Ziel der Initiative Einsatzbereitschaft mit jährlich 15.000 eine wesentliche Säule. So erwarten wir vom Zwei-Schicht- Flugstunden behält die Luftwaffe damit auch 2021 fest im System in der Instandhaltung bei der Industrie eine weitere Blick. Hauptaugenmerk bleibt darüber hinaus die Verbesse- Reduzierung der Durchlaufzeiten, die sich positiv auf die rung der Einsatzfähigkeit, um das Waffensystem unter allen Verfügbarkeit von Luftfahrzeugen in den Einsatzverbänden Bedrohungsszenarien uneingeschränkt einsetzen zu können. auswirkt.

Auch der A400M hat in der COVID-19-Pandemie einmal Unser jüngstes Waffensystem im Einsatz ist der Leichte mehr seine besondere Leistungsfähigkeit unter Beweis ge- Mehrzweckhubschrauber zur Unterstützung der Spezial- stellt. Im Berichtszeitraum waren bis zu zehn A400M ein- kräfte (H145M LUH SOF). Er überzeugt mit hohen Klarstand- satzbereit. In den Fähigkeiten sind wir deutlich vorangekom- raten zwischen 70 und 85 Prozent. Ab Ende März wurden men, der A400M wird immer stärker das Rückgrat für das drei dieser Hubschrauber mit A400M nach Afrika verlegt. Um gesamte Spektrum des strategischen Lufttransports. Re- mit Blick auf diesen Einsatz klare Zeichen zu setzen, liegt gelmäßige Versorgungsflüge in die Einsatzgebiete der Bun- auf dem LUH SOF ein neuer Fokus im Rahmen der Initiative deswehr, auch unter Nutzung unbefestigter Pisten in Afrika, Einsatzbereitschaft 2021. gehören ebenso zum Einsatzspektrum wie die Luftbetan- kung aus JORDANIEN heraus oder Hilfs- und Evakuierungs- Die materielle Einsatzbereitschaft der bodengebundenen flüge im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Die Systeme PATRIOT, MANTIS und Leichtes Flugabwehr Sys- Einsatzaufträge für A400M werden weiter spürbar zuneh- tem liegt weiterhin auf hohem Niveau. Gleichwohl gilt es, die men. Das gilt umso mehr, da das Waffensystem C-160 anstehenden Obsoleszenzbeseitigungen und Produktände- TRANSALL zum Jahresende 2021 ausgephast wird. rungen konsequent voranzutreiben. Sie helfen, die Waffen- systeme solange in Betrieb zu halten, bis sie durch Nachfol- Jedoch verursacht die weiterhin unbefriedigende technische gesysteme abgelöst werden können. Produktreife bei A400M einen Instandhaltungsaufwand, der deutlich über die eigenen Kapazitäten hinausgeht. Hier gilt Die Luftwaffe zieht für die Initiative Einsatzbereitschaft und es, die von der Luftwaffe geforderte Industrieunterstützung das bisher erreichte Niveau der materiellen Einsatzbereit- schaft eine positive Bilanz.

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Inspekteur der Marine Materielle Einsatzbereitschaft Marine

Die Marine leistet ihren aktiven Beitrag zum übergreifenden sind wesentliche Schritte zur überfälligen Ausgestaltung ei- Aufgabenspektrum der Bundeswehr in der Dimension See in ner bedrohungsgerechten Flotte. Gleichermaßen bedarf es enger Integration mit den Dimensionen Luft und Land: für des dringenden Fähigkeitserhalts der Bestandseinheiten (z.B. die Landes- und Bündnisverteidigung, für das internationale der Klassen F123 und F124, Minenabwehreinheiten) den „Ar- Krisenmanagement, für den Heimatschutz inklusive nationa- beitspferden“, die die Beschickung der laufenden Einsätze, ler Krisen- und Risikovorsorge sowie bei der internationalen, einsatzgleichen Verpflichtungen sowie prioritären Vorhaben humanitären Not- und Katastrophenhilfe. Ergänzend wirkt sicherstellen. die Marine in spezifischen Teilaufgaben wie der Kontrolle über Seegebiete, Schützen von Seeverkehrswegen und sie Nur in einem konzertierten Zusammenwirken der Partner trägt, zusammen mit anderen Behörden, zur Sicherheit im Industrie-BAAINBw-Marine kann es gelingen, die Projekte deutschen Seeverkehrsraum bei. Sie stellt Deutschland da- im Neubau und der Instandsetzung mit dem erforderlichen mit die maritimen Fähigkeiten bereit, um konventionellen Ergebnis aus Zeit, Finanzen und Qualität zu einem bedarfs- und asymmetrischen Bedrohungen auf und von See aus zu gerechten Abschluss zu bringen und damit die Einsatzbe- begegnen. Ihre Kernfähigkeit ist dabei der Kampf gegen geg- reitschaft der Streitkräfte nachhaltig positiv zu beeinflus- nerische Streitkräfte. sen.

Die Marine verantwortet im Rahmen der Meldung materielle Die Erprobung und Validierung geänderter Prozessabläufe Einsatzbereitschaft insgesamt 12 Klassen von Hauptwaffen- von Instandhaltungsvorhaben der Marine, die der Agenda systemen, davon acht schwimmende und vier fliegende Sys- Nutzung und der AG Umsetzung BeschO folgend, für ein Pi- teme. Sämtliche Fähigkeitsträger der Marine mit Ausnahme lotprojekt neu geregelt wurden, konnte im Berichtszeitraum der Fregatte F125 und des NH90 SEA LION sind einsatzreife im Rahmen der Zwischeninstandsetzung Fregatte SCHLES- Systeme. WIG-HOLSTEIN fortgesetzt werden. Nach Abschluss des Instandhaltungsvorhabens und Auswertung der Abschluss- Die vielfältigen Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtun- berichte sollen im zweiten Quartal 2021 die Erfahrungen in gen sowie Missionen, Übungen und weitere zahlreiche Auf- die Festlegung optimierter Prozesse einfließen. gaben im zurückliegenden Berichtszeitraum mussten ohne Reserven mit der bisher kleinsten Flotte bewältigt werden. Die Zuarbeit der Marine zu den Zielen der Initiative Einsatz- Unverändert führte diese Belastung zu einer verstärkten Ab- bereitschaft 2020 wurde im Berichtszeitraum weiter intensi- nutzung oberhalb des ursprünglich technisch ausgelegten viert. Die bereits seit über zwei Jahren etablierte und nun Nutzungsprofils von zunehmend überalterten schwimmen- auch im Prozess für alle Teilstreitkräfte institutionalisierte den und fliegenden Fähigkeitsträgern. Unterstützung des BAAINBw mit Bearbeitung von projekt- bezogenen Themenpaketen aus dem BAAINBw wurde fort- Dies schränkt zusammen mit den begrenzten Instandset- geführt. Durch diese Unterstützung konnten zahlreiche Pro- zungskapazitäten sowie dem häufig nicht fristgerechten Be- jekte zielgerichtet weiterverfolgt werden, für die die organi- ginn und Abschluss von Instandsetzungen den materiellen satorischen Grundlagen bzw. personelle Kapazitäten im und damit operationellen Spielraum der Marine weiterhin BAAINBw nicht im ausreichenden Maße vorliegen. Ergän- stark ein. zend zur personellen Unterstützung des BAAINBw, insbe- sondere des Marinearsenals (MArs), zur Beschleunigung ma- Die bereits im letzten Bericht adressierte Zunahme von ritimer Projekte und der Instandhaltungsvorhaben hat die Rüge- und Klageverfahren durch Werften bei der Vergabe Marine zur Unterstützung der Großprojekte „K130 Ergän- von Aufträgen zu Instandsetzungen schwimmender Einhei- zungsbeschaffung“ und „Fähigkeitserhalt seegestützte sig- ten stellt auch fortgesetzt eine kritische Belastung für die In- nalerfassende Aufklärung FD424“ Personal temporär zum standsetzungs- und Einsatzplanung dar. Die Gestellung ein- BAAINBw abgestellt und die Projekte unterstützt. satzbereiter Kräfte und der Erhalt einer hohen materiellen Einsatzbereitschaft muss mit einem ganzheitlichen Ansatz Mit dem Maßnahmenprojekt – Sofortinstandsetzung der über alle Organisationsbereiche auch durch die Verwal- Marine - der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 wurde in ei- tungsprozesse mit uneingeschränkter Priorität versehen nem kooperativen Ansatz von Marine und Marinearsenal ein werden. Pilotprojekt zur Beschleunigung der Sofortinstandsetzung für die Marine in ROSTOCK-WARNEMÜNDE (1. Korvetten- Der anhaltend hohe Modernisierungsdruck für die Bestands- geschwader) begonnen. einheiten muss im Gleichklang zur Ausprägung neuer Fähig- keitsträger bleiben. Wichtige Zukunftsprojekte wie die Das Projekt ist planmäßig angelaufen und hat durch integra- Klasse F126 und die Ergänzungsbeschaffung K130 (Boote 6- tive Zusammenarbeit der Systemunterstützungsgruppe des 10), sowie die Erneuerung im Bereich der Unterstützungsein- 1. Korvettengeschwaders mit Werkstätten des MArs eine heiten durch Betriebsstoffversorger und Flottendienstboote Verkürzung der Prozesse zur anlassbezogenen Instandhal- tung am Standort ROSTOCK-WARNEMÜNDE aufgezeigt. BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 15

Die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme zur Entlastung des durch den technisch bedingten Ausfall eines Seefernaufklä- MArs zugunsten der planmäßigen Instandsetzungen muss rers, der aufgrund der geringen Gesamtverfügbarkeit des auch zukünftig durch Abschluss von Rahmenverträgen zum Systems nicht ad hoc kompensiert werden konnte. Weitere Leistungsabruf bei industriellen Partnern unterstützt wer- Einschränkungen konnten durch kurzfristige Umplanungen den. Zusätzlich kann durch Steigerung der Fähigkeiten des vermieden werden. So führte ein technischer Defekt auf dem marineeigenen Personals mittels Industrieausbildung zur Minenjagdboot BAD BEVENSEN dazu, dass die Einsatzaus- Durchführung von komplexen Instandhaltungsmaßnahmen bildung und Vorbereitung der Einheit zur Teilnahme an der eine positive Auswirkung auf die materielle Einsatzbereit- Standing NATO Mine Countermeasure Group 1 (SNMCMG schaft erreicht werden. 1) nicht wie geplant durchgeführt und rechtzeitig abgeschos- sen werden konnte. Die Teilnahme an der SNMCMG 1 wird Im Rahmen der Initiative Einsatzbereitschaft 2021 wird die nun durch das Minenjagdboot SULZBACH-ROSENBERG si- Marine mit den zwei Maßnahmenprojekten „Verbesserung chergestellt. der kurzfristigen Verfügbarkeit von Ersatz- und Austausch- teilen (ET/AT) in der Instandhaltung von Schiffen und Boo- Insgesamt resultieren die häufigen Verlängerungen von ten der Marine“ und „Stärkung der Instandsetzungsbefähi- planmäßigen Instandhaltungsvorhaben/Werftliegezeiten, gung am Standort Kiel“ zentrale Elemente der planmäßigen aus einen altersbedingten hohen Instandhaltungsbedarf Instandsetzung und der Sofortinstandsetzung der Schiffe sowie auch durch Rügeverfahren, in einer damit verbunde- und Boote stärken. nen ungeplanten überproportionalen Nutzung der Einhei- ten. Dieses macht fast tägliche Umplanungsaktivitäten in Im Berichtszeitraum konnte die Marine die Prioritäten und den Einsatzflottillen erforderlich, die sich unweigerlich zu Zielvorgaben BMVg bzgl. Einsätzen und einsatzgleichen Ver- Lasten der Besatzungen und ihrer Motivation auswirken. pflichtungen weitestgehend erfüllen. Eine temporäre Ein- schränkung ergab sich dennoch bei EU NAVFOR MED IRINI

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Inspekteur der Streitkräftebasis Materielle Einsatzbereitschaft SKB

Auftrag der Streitkräftebasis (SKB) ist es, der Bundeswehr zur nicht auszuschließen, dass bei Wiederaufnahme eines voll- Erfüllung ihrer Aufgaben essentiell benötigte Unterstüt- umfänglichen Ausbildungs- und Übungsbetriebes – insbe- zungsleistungen nach Qualität, Umfang und Zeit dem Bedarf sondere um entstandenen Ausbildungs- und Übungsstau entsprechend bereitzustellen. Eine Voraussetzung zur Er- abzubauen – die materielle Einsatzbereitschaft zumindest bringung dieser Leistung ist eine in Qualität und Quantität anteilig wieder sinken wird. Die Auswirkungen von spezifi- angemessene materielle Ausstattung unter anderem mit Un- schen Faktoren, bspw. eingeschränkte Verfügbarkeit des lo- terstützungsfahrzeugen (geschützt/ungeschützt) sowie de- gistischen Fachpersonals, längere Lieferzeiten für Ersatzteile ren Verfügbarkeit für die Auftragserfüllung. Die materielle sowie zunächst prognostizierte geringere Instandhaltungs- Einsatzbereitschaft der Systeme der SKB hat daher unmittel- kapazitäten bei der Industrie, haben sich nach derzeitigen Er- bare Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft und Auf- kenntnissen weniger nachteilig ausgewirkt als befürchtet. tragserfüllung der gesamten Streitkräfte. Positiv ausgewirkt hat sich zudem, dass der Ausfall von Aus- bildungen und Übungen genutzt wurde, um die verfügbaren Unverändert ist ein Teil des modernen und hochwertigen militärischen Instandsetzungskapazitäten der SKB verstärkt Materials der Streitkräfte in den mandatierten Einsätzen, wie zum Einsatz zu bringen. Es ist als Erfolg zu bewerten, dass z.B. MINUSMA in MALI und auch bei Resolute Support in trotz der Vielfältigkeit der gestiegenen Anforderungen und AFGHANISTAN gebunden. Darüber hinaus ist ein Teil des der unvorhergesehenen krisenhaften Begleiterscheinungen Hochwert- bzw. des moderneren, fähigkeitsbestimmenden der COVID-19-Pandemie die materielle Einsatzbereitschaft Gerätes in einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden. Aktu- im Berichtszeitraum weiter gesteigert wurde und die beste- ell betrifft dies die bis 31. Mai 2021 laufende Stand-By-Ver- henden Aufträge durch die SKB sichergestellt werden konn- pflichtung ALLIED HAND. Die materielle Ausstattung der ten. Damit wurden eigene Prognosen zum Teil übertroffen. Verbände und Einheiten zur Beteiligung an dem Kräftedis- positiv NRF 2022-2024 ist parallel dazu im 1. Halbjahr 2021 Im Rahmen der durch die Bundesministerin der Verteidigung abzuschließen, um so die Voraussetzungen für eine konse- angewiesenen Initiative Einsatzbereitschaft wurde durch die quente vorbereitende Ausbildung zu schaffen. Das Kräftedis- SKB das Projekt Trägerfahrzeug Truppenentstrahlungs-, - positiv NRF 2022-2024 bindet die unterschiedlichen Kräfte entgiftungs-, -entseuchungsplatz 90 (TEP90) bearbeitet. Die und Mittel der SKB auch zahlenmäßig in einem erheblichen dabei initiierten Maßnahmen haben die erhoffte Wirkung er- Umfang. Die SKB ist mit allen Fähigkeiten gefordert und mit zielt, so dass sich die materielle Einsatzbereitschaft dieses einem Großteil der Verbände und Dienststellen beteiligt. Systems deutlich über 75 % stabilisiert hat. Im Rahmen der beauftragten Fortsetzung der Initiative Einsatzbereitschaft Absicht des Inspekteurs der Streitkräftebasis (InspSKB) ist in 2021 wurde durch InspSKB als Projekt zur Erhöhung der es, das erforderliche Gerät den Verbänden und Einheiten der materiellen Einsatzbereitschaft der Straßentankwagen STW SKB schnellstmöglich einsatzfähig verfügbar zu machen, um 8x8 mit Fahrzeugschutzausstattung (FSA) identifiziert. Dies so die Ausbildung, die Zertifizierung sowie die Gestellung der trägt insbesondere auch der geforderten Einsatzbereitschaft Kräfte im Rahmen NRF 2022-2024 sicherstellen zu können. des Systems im Rahmen des Kräftedispositives NRF 2022- 2024 Rechnung. Absicht ist es, die materielle Einsatzbereit- Es ist im Berichtszeitraum gelungen, die materielle Einsatz- schaft des STW 8x8 FSA durch Schwerpunktsetzung in den bereitschaft über alle Systeme hinweg nochmals auf nun Planungskategorien Personal, Material und Ausbildung zu durchschnittlich 80 % zu steigern, auch wenn dies unverän- steigern und die materielle Durchhaltefähigkeit für die NRF dert mit großem Aufwand - sowohl personell als auch mate- 2022-2024 zu gewährleisten. riell – verbunden war und unter den einschränkenden Rah- menbedingungen der COVID-19-Pandemie geleistet wer- Herauszustellen ist zudem die positive Entwicklung des Ge- den musste. Auf die materielle Einsatzbereitschaft hat sich samtbestandes bei den durch die SKB verantworteten Syste- die COVID-19-Pandemie bisher ohne gravierende negative men. Dieser erhöhte sich um knapp 5 %-Punkte. Dies wird Effekte ausgewirkt. In vielen Fällen sind Übungen sowie sich positiv auf die materielle Einsatzbereitschaft auswirken, Truppen- und lehrgangsgebundene Ausbildungen gescho- so dass auch die Aufstellung des Beitrages der SKB zum Kräf- ben, in reduzierter oder geänderter Form durchgeführt wor- tedispositiv NRF 2022-2024 planmäßig erfolgen kann. Auf- den oder sind gar ganz entfallen. Dies führte grundsätzlich grund der weiterhin eingeschränkten Ausbildungs- und zu einem niedrigeren Nutzungsprofil der Systeme, wenn- Übungstätigkeit und trotz einer durchhaltefähig gestalteten gleich aufgrund der erforderlichen Schutzmaßnahmen beim Auflockerung u.a. des logistischen Fachpersonals wird eine Personentransport bzw. in den zentralen Ausbildungsein- Stabilisierung der materiellen Einsatzbereitschaft auf dem richtungen der SKB der Fahrzeugeinsatz zum Teil intensiviert jetzt erreichten guten Niveau prognostiziert. Die Einsatzauf- werden musste. gaben und die dazu erforderliche einsatzvorbereitende Aus- bildung der SKB können jederzeit uneingeschränkt und voll- Das insgesamt niedrigere Nutzungsprofil der Systeme in den umfänglich sichergestellt werden. zurückliegenden Monaten hat anteilig zur Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft beigetragen. Es ist daher BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 17

Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Materielle Einsatzbereitschaft SanDstBw

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr (SanDstBw) ist zentraler SanDstBw ab dem zweiten Halbjahr 2021 wesentliche neue Leistungserbringer im System Gesundheitsversorgung der Teilaufgaben selbst übernehmen. Bundeswehr mit enger Einbindung in den zivilen Gesund- heitssektor. Er ist im täglichen Dienstbetrieb im Inland und Mit der Verlagerung von strategischen und operativen Auf- parallel dazu auch in unterschiedlichen Einsatzszenaren gaben ist eine Fokussierung des OrgBer AIN auf seine Kern- gleichermaßen gefordert. Die COVID-19-Pandemie hat da- aufgabe der Rüstung unter Nutzung aller drei Beschaffungs- bei nochmals deutlich die existenzielle Notwendigkeit zum wege des Ausrüstungs- und Nutzungsmanagements (Ein- engen Schulterschluss und der partnerschaftlichen Zusam- kaufBw, KDL und CPM) beabsichtigt. Angesichts des gegen- menarbeit mit den zivilen Einrichtungen und Institutionen in wärtigen Zustands der komplexen Haupteinsatzsysteme der Gesundheitsversorgung Deutschlands aufgezeigt. Dabei der Modularen Sanitätseinrichtungen (MSE) und Luftver- hat sich ein ressortgemeinsames Vorgehen mit dem Bundes- legbaren Sanitätseinrichtungen (LSE) ist die erforderliche ministerium für Gesundheit (BMG) als zielführend erwiesen. Regeneration zielgerichtet voranzutreiben.

Kurzfristige und zeitkritische ressort- und länderübergrei- Der diesem Projekt zugrundeliegende, sehr ambitionierte fende Anfragen zur materiellen und personellen Pande- Arbeits- und Zeitplan zur Neuorganisation der koordinierten miebekämpfung haben aber auch die Grenzen des eigenen Beschaffung von handelsüblichem und marktverfügbarem Systems erkennen lassen. Dem SanDstBw wurde die Not- SanMat erfordert auch über den Berichtszeitraum und die wendigkeit zur Steigerung seiner Resilienz und Durchhalte- Arbeiten der AG Umsetzung BeschO hinaus weitere Harmo- fähigkeit hierbei deutlich aufgezeigt. Als Teil der Initiative nisierungen und die Synchronisation zwischen den beteilig- Einsatzbereitschaft wird konsequent der eingeschlagene ten OrgBer sowie dem BMVg zur schnittstellenarmen Veror- Weg zum schrittweisen Aufbau eines adäquaten Einsatzaus- tung der einzelnen Prozesse und Bearbeitungsschritte. tauschvorrats sanitätsdienstlicher Nichtverbrauchsgüter und eines Einsatzvorrats sanitätsdienstlicher Einzelverbrauchs- Dessen ungeachtet verantwortet der SanDstBw im Rahmen güter fortgesetzt, damit dauerhaft eine gute Gesundheits- der Meldung materielle Einsatzbereitschaft unverändert versorgung gewährleistet werden kann. neun Haupteinsatzsysteme, davon sechs container- und zeltgestützte (MSE), teils luftverlegbare modulare Sanitäts- Dem SanDstBw gelang es im Berichtszeitraum, neben der einrichtungen (LSE) und drei geschützte Patiententransport- dominanten Aufgabe rund um die Pandemiebewältigung, systeme. Die Einsatzbereitschaft von Behandlungseinrich- erneut die Gesundheitsversorgung der Streitkräfte im tungen ist eine wesentliche Zielgröße für den SanDstBw zur Grundbetrieb und in den laufenden Einsätzen und einsatz- Gewährleistung einer resilienten Gesundheitsversorgung gleichen Verpflichtungen auf gleichbleibendem Niveau si- und geht über den rein materiellen Aspekt hinaus. cher zu stellen. Der SanDstBw hat sich neben der Unterstüt- zung der zivilen Gesundheitsversorgung auch im internatio- Die komplexen Haupteinsatzsysteme der MSE und LSE sind nalen Raum sowie insbesondere bei umfassenden Amtshil- nach langjähriger und intensiver Nutzung im Einsatz- und feersuchen der Bundesländer bewährt. Für den SanDstBw Übungsbetrieb überaltert, teilweise ausgedünnt und ent- stellt die COVID-19-Pandemie ein Beispiel für eine beson- sprechen weder qualitativ dem Stand der Technik noch dere Gesundheitslage, de facto ein reales Einsatzszenar dar quantitativ dem Bedarf. Die Aufrechterhaltung ihrer Einsatz- und ist zugleich als sichtbarer Beitrag zur gesamtstaatlichen bereitschaft wird damit immer schwieriger und nähert sich Gesundheitsvorsorge zu werten. kritischen Grenzen. Absehbar ist jedoch die zwingende Nut- zung der Bestandssysteme noch bis mindestens 2030. Ziel Auch abgeleitet aus den Erfahrungen der aktuellen Pande- des durch den SanDstBw in der Initiative Einsatzbereitschaft mie wird die langfristige Steigerung der Durchhalte- und 2021 zu verantwortenden Projekts ist die Etablierung eines Einsatzfähigkeit des SanDstBw konsequent im Rahmen der nachhaltigen und umfassenden Systemmanagements für die Initiative Einsatzbereitschaft bzw. der AG Umsetzung Be- Haupteinsatzsysteme MSE und LSE. Dieses zunächst tempo- schO mit der Verlagerung der Beschaffung von handelsübli- rär zu implementierende Steuerungs- und Koordinierungs- chem und marktverfügbarem Sanitätsmaterial vom OrgBer element ist auf vier Jahre angelegt und soll die Einsatzbereit- Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) zum schaft des SanDstBw durch die zuverlässige Verfügbarkeit OrgBer Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen einsatzreifen und einsatzfähigen Materials der Haupteinsatz- (IUD) umgesetzt. Anknüpfend an den vorhergehenden Be- systeme MSE/LSE des ZSanDstBw signifikant und nachhaltig richt wurde dieses Fokusprojekt der Ministerin dahingehend verbessern. im Rahmen der AG Umsetzung BeschO weiterentwickelt, dass neben den ersten Beschaffungen von Sanitätsmaterial Zusammenfassend ergibt sich gegenüber dem halbjährlichen durch den OrgBer IUD die Implementierung einer digitalen Bericht II/2020 keine signifikante Änderung in der Gesamt- Beschaffungsplattform zum Ende des Berichtszeitraums er- bewertung zur materiellen Einsatzbereitschaft. folgt ist. Damit die Beschaffung und das Management in Zu- sammenarbeit mit dem OrgBer IUD erfolgen kann, muss der BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT I/2021 18

Inspekteur des Cyber- und Informationsraums Materielle Einsatzbereitschaft CIR

Auftrag des OrgBer Cyber- und Informationsraum (CIR) ist TPz Fuchs) mit unterschiedlichen fähigkeitsstiftenden Rüst- es, einen aktiven und sichtbaren Beitrag zur gesamtstaatli- sätzen (z.B. Peiler, Counter-IED, HORNISSE oder HUMMEL) chen Sicherheit und zu militärischen Operationen im Cyber- gebildet sind. Im Rahmen der Instandsetzung bestehen hier und Informationsraum sowie in den Dimensionen Land, Luft, Abhängigkeiten zwischen den Leistungserbringern HIL See und Weltraum zu leisten und die Führungsfähigkeit der GmbH (z.B. verantwortlich für die Instandsetzung des TPz Bundeswehr sicherzustellen. FUCHS) und ziviler Industrie (verantwortlich für die Instand- setzung der fähigkeitsstiftenden Rüstsätze). Zum anderen Der OrgBer CIR: gilt es, bei den Systemen den besonderen Anforderungen ­ betreibt und schützt das IT-System der Bundeswehr, und Bestimmungen in den Bereichen Geheimschutz, Kalib- ­ betreibt Aufklärung, rierung und Abstrahlsicherheit Rechnung zu tragen. Weitere (fernmeldeelektronisch, optronisch und abbildend so- Herausforderungen entstehen durch das hohe Materialalter wie im Informationsumfeld und im Cyberraum), und der dadurch fehlenden bzw. eingeschränkten Beschaf- ­ wirkt im Cyber- und Informationsraum, fungsmöglichkeit von Ersatzteilen, z.B. für die letzten noch (mit Maßnahmen des Elektronischen Kampfes, mit In- in der Bundeswehr verbliebenen DINGO 1 (sechs Träger- formationsoperationen im Informationsumfeld und fahrzeuge mit Rüstsatz „elektronisches minengeschütztes mit Cyberoperationen im Cyberraum), Unterstützungsgerät“ (EMU) in Nutzung seit 2003) oder für ­ stellt die GeoInfo-Unterstützung im gesamten Aufga- den TPz FUCHS A1 (in Nutzung seit Ende 1970er Jahre), und benspektrum der Bw sicher und einzelnen Systemkomponenten. In Konsequenz führen diese ­ wirkt bei der Gewährleistung der gesamtstaatlichen Aspekte zu langen Instandsetzungslaufzeiten. Außerdem ist Cybersicherheit mit und trägt zum gesamtstaatlichen bedingt durch die genannten Materialbindungen teilweise Lagebild bei. eine zentrale Steuerung des noch im Inland verfügbaren Ma- terials notwendig, um Ausbildung und Inübunghaltung si- Die materielle Einsatzbereitschaft der Fähigkeiten CIR ist cherzustellen. Im Berichtszeitraum gab es keine signifikan- damit in hohem Maße systemrelevant. Der OrgBer CIR ver- ten Änderungen bei der materiellen Einsatzbereitschaft der steht sich zudem als Treiber der Digitalisierung in der Bun- fünf Systeme. Die Verfügbarkeit der Systeme schwankte deswehr. aber aufgrund von Modernisierungsarbeiten gerade bei den Systemen SATCOM-Bodenstation und Verlegefähige Im Rahmen dieses Berichtes verantwortet der OrgBer CIR Netze. insgesamt fünf Systeme. Diese Systeme reflektieren exemp- larisch die Herausforderungen des OrgBer CIR zur allgemei- Im Rahmen der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 zur Stei- nen Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft. gerung der materiellen Einsatzbereitschaft wurde durch den OrgBer CIR das System TETRAPOL Bw (TErrestrial Trunked In der Funktion als Truppensteller stellt er mit dem verfüg- RAdio POLice Bundeswehr) gemeldet. TETRAPOL Bw ist ein baren Material die materielle Ausstattung bzw. Ergänzung digitales, zellulares Bündelfunksystem, dass bei Übungen von mandatierten Einsätzen einschließlich eFP und Verstär- und Einsätzen der Bundeswehr für die verschlüsselte kung Air Policing Baltikum sicher. Der Anteil des fähigkeits- Sprachübertragung mobiler Teilnehmer genutzt wird. Es ist stiftenden Materials, welches in der Standdown-Phase von mit eigenen Transportfahrzeugen verlegefähig und kann NRF 2018-2020 gebunden war, ist wieder für den Grundbe- durch den Zusammenschluss mehrerer eigenständiger Funk- trieb verfügbar. Durch den gleichzeitigen Aufbau NRF 2022- räume als zellulares Netz eingesetzt werden. 2024 wird ein nennenswerter Teil dieses Materials allerdings wieder gebunden. Für Übungen werden durch Kräfte des Zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft dieses Systems OrgBer CIR Unterstützungsleistungen mit einer entspre- wurden Maßnahmen zur Industrieinstandsetzung der An- chenden Materialbindung erbracht. Gleiches gilt für die Si- tennenträger priorisiert, um eine Sperrung zu verhindern. cherstellung der Ausbildung und Inübunghaltung des Fach- Diese Maßnahmen greifen, so dass ca. 50 % der Antennen- personals, einschließlich einer eigenen Übungsteilnahme. träger bereits instandgesetzt sind oder sich in der Instand- Mit dem verfügbaren Material und der querschnittlichen ma- setzung befinden. Wegen der Verzögerungen im Nachfolge- teriellen Einsatzbereitschaft der Hauptsysteme konnten die projekt „zellulare Netze verlegefähig (ZNV)“ wurde darüber Aufträge in Einsätzen, Missionen, einsatzgleichen Verpflich- hinaus eine Nutzungsdauerverlängerung für TETRAPOL Bw tungen und Übungen im Berichtszeitraum erfüllt werden. erwirkt, um eine absehbare Fähigkeitslücke im Bereich Kom- Die Unterstützungsleistungen durch den OrgBer CIR wurden munikation zu vermeiden. Damit ist absehbar die Verfügbar- in hoher Qualität erbracht. keit des Systems für die NRF 2022-2024 gegeben.

Insgesamt ist der materielle Spielraum aus verschiedenen Für die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 wurde für den Gründen gering und es sind nahezu keine Reserven verfüg- OrgBer CIR das Projekt „Instandsetzung Peilfähigkeit TPz bar. Hier ist zum einen die Komplexität dieser Systeme zu FUCHS PEILER und DINGO EloKa-Trupp EMU“ ausgewählt. nennen, die stets als Kombination von Mobilitätsträgern (z.B.

IMPRESSUM

Herausgeber: Bundesministerium der Verteidigung Stauffenbergstraße 18 10785 Berlin

Bildnachweis: BMVg und Bundeswehr

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