Frühmittelalterliche Adelsgräber Aus Ergolding
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Frühmittelalterliche Adelsgräber aus Ergolding Ergolding gehört zu jenen Orten im Umfeld der niederbayerischen Hauptstadt Landshut, die fast alljährlich im Fokus der Archäologie stehen, einerseits wegen der regen Bautätigkeit und andererseits wegen der siedlungsgünstigen Lage im Isartal, das seit der frühesten Menschheitsgeschichte Heimat verschiedener Bevölkerungsgruppen war. In letzter Zeit sorgten verschiedene Ausgrabungen in und um Ergolding für Aufsehen. Zu nennen sind hier frühmittelalterliche Siedlungsbefunde, die „Am Bründl“, am „Gänsgraben“ und im Baugebiet „Untere Wiesen“ zutage kamen. Das frühmittelalterliche Ergolding muss besondere zentralörtliche Bedeutung besessen haben, wie sich historisch durch Überlieferungen für die Jahre 822 und 824 belegen lässt. Zu vermuten ist ein Königshof der Karolingerzeit, der auf agilolfingischem Herzogsgut basieren könnte. In dieser Publikation geht es um die Aufdeckung eines bislang nur durch Vorberichte in Insiderkreisen bekannt gewordenen großen bajuwarischen Reihengräberfelds im Neubaugebiet in der Flur „Hagnerleiten“. Dort wurden 446 Bestattungen in mehreren Grabungskampagnen durch die frühere Dienststelle Landshut des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege von 1997 bis 2002 aufgedeckt. Der Bestattungsplatz ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Die Belegung setzt – nach gegenwärtigem Kenntnisstand – erst in der Jüngeren Merowingerzeit ein und endet im frühen 8. Jahrhundert im Horizont der so genannten Adelsgräber, der weniger in den Ortsgräberfeldern als in kleineren Grabgruppen anzutreffen ist. Tendenzen zur Separierung lassen sich auch im Gräberfeld von Ergolding greifen. Neun Kreisgräben und mit ihnen zu rekonstruierende Grabhügel markierten herausragende Bestattungsplätze. Die Grabgruppe im Westen mit 38 Beisetzungen ist deutlich vom eigentlichen Bestattungsplatz separiert. Besonders spektakulär ist die Mehrfachbestattung 244: Hier waren in einer von einem Kreisgraben eingefassten Grabkammer sechs Männer des späten 7. Jahrhunderts gemeinsam beigesetzt worden, von denen die drei unberaubten als gut bewaffnete Adelskrieger zu charakterisieren sind. Hinzu kommt noch im Grab mitgefundener Leichenbrand von drei weiteren Individuen. Ein Unikat im bajuwarischen Herzogtum und im ganzen Merowingerreich stellt der awarische Säbel dar, der am ehesten als Kriegsbeute oder Geschenk zu erklären sein dürfte. In der vergleichbaren dreifachen Männerbestattung 187 fanden sich dagegen keine Waffen. Die Deutung dieser Sitte am Ende der Merowingerzeit ist in der wissenschaftlichen Diskussion: Fassen wir Fehden? Äußern sich Schwert- und Kampfgemeinschaften oder Männerbünde? Fassen wir adlige Lebensweise und –kultur eines Gefolgschaftswesens? Folgten nachrangige Krieger ihrem Herrn mit ins Grab? Ist ein heldenhafter Schlachttod im Grab inszeniert? Sind gar Seuchen verantwortlich zu machen? Hatte man Tote in einemharten Winter aufgebahrt, bis man nach dem Ende der Frostperiode eine gemeinsame Grabgrube anlegen konnte? Wer waren diese Krieger? Stellten sie Warlords in der Region dar oder sind sie Repräsentanten der Staatsmacht im Herzogtum der Bajuwaren gewesen? Die skizzierten Fragen zielen auch in die landesgeschichtliche Perspektive und machen klar, welch wichtiges Quellenmaterial hier ans Licht gekommen ist. Die herausgehobene, gesellschaftliche Stellung der Ergoldinger wird auch beim Männergrab 71 deutlich, das durch die Beigabe von Bronzebecken und Sattel auffällt. Trense und Sattel sind auch aus den Gräbern 222 und 345 zu nennen. Aus Grab 344 stammt Goldgewebe. Dank der Verve des Hauptautors Dr. Hubert Koch, der auch andere Wissenschaftler mit ins Boot geholt hat, werden hier vielschichtige Aspekte in der Auswertungsarbeit der Gräberfunde deutlich. Wir wünschen dem gut illustrierten Buch, das eine spannende Spurensuche nach der Ergoldinger Vergangenheit darlegt, viel Erfolg! Vorwort des Buches „Frühmittelalterliche Adelsgräber aus Ergolding“ von Hubert Koch, erhältlich beim Markt Ergolding zum Preis von 29,80 € Geländedenkmäler in unserem Gemeindegebiet: 1.Vorgeschichtlicher Ringwall 1500 m ostsüdöstlich der Pfarrkirche Ergolding In der Isartalniederung liegt unweit des ehemaligen Flußufers und jetzigen Stausees eine rundliche Ringwallanlage von etwa 3 ha Fläche, die „Schwedenschanz“ Schwedenschanz (Geländedenkmal Nr. 1) 2.Ehemaliger Niederungsburgstall 200 m südsüdwestlich der Pfarrkirche Ergolding Der Hof auf Fl. Nr. 45 (Waslmaierhof Hs. Nr. 40) steht auf einer annähernd quadratischen Erhebung von 70 m Seitenlänge, die auf der Nordwest- und Südwestseite von einer deutlich erkennbaren Grabmulde umgeben ist, die man auf den anderen Seiten aber nur noch schwach erkennen kann. 3.Grabhügel zwischen Käufelkofen und Grandsberg Unbestimmte Nachrichten über Grabhügel bei Käufelkofen, bzw. zwischen Käufelkofen und Grandsberg, können sich auf zwei oder drei grabhügelartige Lößbuckel beziehen, die in starker Hanglage im kleinen Waldstück zwischen den beiden genannten Gemeindeteilen liegen. Wegen der ausgeprägten Hanglage muss die Ansprache der Gebilde als Grabhügel vorerst zweifelhaft bleiben. Funde liegen nicht vor. 4.Einzelner Grabhügel 850 m ostnordöstlich von Kottingrohr 500 m nach Westen abgesetzt von der Grabhügelreihung entlang des Bierweges auf einer Kammlinie im Waldgebiet Taxau liegt auf einem nach Westen abfallendem Geländerücken ein gut erhaltener isolierter Grabhügel von 18 m Durchmesser und 0,7 m Höhe. Über seinem Ostfuß läuft eine schwache Grabenrinne. Funde liegen nicht vor. 5.Frühmittelalterlicher Ringwall 450 m nordwestlich der Kirche Oberglaim Die Befestigung liegt auf einem sich nach vorn etwas verbreiternden Plateauausläufer, der im Südwesten zum etwa 60 m tiefen Feldbachtal, im Nordwesten und Südosten zu kräftig eingeschnittenen, kurzen Nebentälern abfällt. Im Nordosten geringfügiger Anstieg zum Hinterland. Der Innenraum von etwa bohnenförmiger Gestalt und 145 m größter Breite, bzw. 88 m größter Tiefe neigt sich von Nordost nach Südwest um etwa 10 m. Die eigentliche Bewehrung war auf allen Seiten, also auch in den Hängen ringförmig ausgebaut. Infolge feldwirtschaftlicher Nutzung ist die wichtigste, zur Höhe sichernde Seite Nordost bis auf geringfügige Spuren eines Grabens nivelliert … 6.Einzelner Grabhügel 800 m südwestlich von Oberwaltenkofen Auf der bewaldeten Kammlinie auf der 1000 m weiter westlich ein großes Grabhügelfeld im Bibbachholz liegt, befindet sich zwischen zwei Waldwegen ein etwas unebenmäßiger Grabhügel von 7 m Durchmesser und 0,5 m Höhe. 7.Eingeebneter Grabhügel 100 m östlich von Öd Nach einer topographischen Skizze befand sich auf der Geländekuppe bei Öd unmittelbar östlich des vorbeiführenden Weges ein inzwischen durch den Ackerbau eingeebneter einzelner Grabhügel. Funde von hier sind nicht bekannt. 8.Einzelner Grabhügel 400 m östlich von Unterwaltenkofen Auf der exponierten Geländekuppe liegt 60 m vom östlichen Waldrand entfernt der inzwischen durch Ackerbau weitgehend eingeebnete Rest eines einst ansehnlichen Grabhügels aus lehmigem Kies. Funde von hier sind nicht bekannt. 9.Einzelner Grabhügel 500 m nordnordwestlich von Unterwaltenkofen Etwas außerhalb einer bewaldeten Geländekuppe liegt am Osthang an einer Waldecke ein ansehnlicher Grabhügel aus kiesigem Lehm von 20 m Durchmesser und 1,8 und 2.0 m Höhe. Funde liegen nicht vor. 10.Einzelner Grabhügel 450 m östlich von Weihern Auf der Kuppe des Etzberges lag westlich des Weges ein ansehnlicher Grabügel, der im Ackergelände inzwischen weitgehend eingeebnet ist. Funde von hier sind nicht bekannt. Anmerkungen: Niederungsburgstall = eine Burg in der Niederung mit einem Wassergraben umgeben. Die Grabhügel stammen aus der Bronze- oder Hallstattzeit (1500 – 1000 v. Chr.). Genaueres kann man nicht sagen, weil keine Funde bekannt sind. Quelle: Heimatbuch des Marktes Ergolding, November 1999 Das Heimatbuch des Marktes Ergolding ist beim Markt Ergolding für 13,00 € erhältlich. Ergolding als Herzogs- bzw. Königsgut Schon zur Römerzeit begannen nördlich der Donau die Wanderzüge der landsuchenden germanischen Stämme, die dann im 4. und 5. Jahrhundert zu der großen Völkerwanderung führten. Der Druck dieser südwärts strebenden Völkergruppen auf die Nordgrenze des römischen Imperiums entlang Donau, Limes und Rheim verstärkte sich immer mehr, die Überfälle auf römische Grenzposten und die Einbrüche in die römischen Verteidigungslinien wurden immer häufiger und heftiger. Um das Jahr 400 hatten die Germanen längst große Strecken des Limes durchbrochen und waren bis zu den Alpen vorgestoßen, so dass die Römer gezwungen wurden, ihre nördlich der Alpen gelegenen Provinzen aufzugeben und zu räumen. Der Donauraum war nun dem Einzug und Durchzug der wandernden Volksstämme freigegeben. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts drangen die Bajuwaren in den Raum zwischen Lech, Donau, Enns und Alpen vor. Sie kamen weder in einem einzigen Wanderungsschub noch stellten sie ein einheitliches Volk dar. Durch Verschmelzung mit der noch vorhandenen kelto-romanischen Restbevölkerung bildeten sie ab 550 n. Chr. Den Stamm der Bayern. Die eingewanderten germanischen Volksgruppen mieden größere Siedlungen und errichteten ihre aus Holz gebauten Gehöfte an den vom Hochwasser geschützten Randgebieten der fruchtbaren Flusstäler. Die kleinen Siedlungen wurden nach dem Grund- oder Sippenherrn benannt, an dessen Namen die Nachsilbe „-ing“ angehängt wurde. So finden wir heute die „-ing“-Orte, die auf die Landnahmezeit zurückgehen, vor allem entlang der großen Flüsse. In Ergolding siedelten nach S. Huber, Altdorf, und J. Pollinger, Landshut, die