Erziehung zur Männlichkeit/Weiblichkeit in der Zeit des Nationalsozialismus Einfluss von Parteiorganisationen und Schule sowie Analyse von ausgewählten Schul- und Kinderbüchern und Jugendzeitschriften

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Elisabeth Morales Inarejos-Matscheko Matrikelnummer: 1013827

am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft Begutachterin: Univ.-Doz.in Mag.a Dr.in Gabriele Sorgo

Mürzzuschlag, Oktober 2015

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungskom- mission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.

Elisabeth Morales Inarejos-Matscheko

Mürzzuschlag, Oktober 2015

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Für meinen Papa! In Liebe und Dankbarkeit!

Und für meine Oma! In lieber Erinnerung!

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Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich während meines Studiums und beim

Erstellen dieser Arbeit unterstützt haben.

Einen herzlichen Dank an

Frau Univ.-Doz. Mag.ª Dr. Gabriele Sorgo für die Betreuung der vorliegenden Masterar- beit und an meine Eltern und an meine Kinder Andrés und Enrique, die mir während der gesamten Studienzeit tatkräftig und mit viel Verständnis zur Seite gestanden sind.

Ein weiterer Dank gebührt meinen Studienkolleginnen, die ebenfalls meine Arbeit nach Fehlern korrekturgelesen und Anregungen gegeben haben!

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Abstract

Tausende von Büchern über die grausame Zeit des Nationalsozialismus und über die Er- ziehung der heranwachsenden Jugend wurden bereits publiziert. Die Erziehungsgrund- sätze basierten auf Rasse und militärischer Ausbildung mit dem Ziel, Menschen zu ma- nipulieren, ihr Leben dem Vaterland und dem Führer zu opfern und die Körper der Kna- ben und Mädchen zu stählen. Ziel der Erziehung war es, Knaben zu Soldaten zu erziehen, um das Vaterland zu verteidigen, und Mädchen auf ihre zukünftige Rolle als Mutter, die viele Kinder gebiert, vorzubereiten.

Das Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist die Untersuchung, wie Knaben und Mädchen zu einer bestimmten Art von Männlichkeit und Weiblichkeit durch Parteiorganisationen, Schule, Bücher und Zeitschriften erzogen wurden. Auf welche Art und Weise wurden Buben und Mädchen manipuliert? Welche Tendenzen zeichneten sich ab? Welche typi- schen Charaktereigenschaften sollten Knaben und Mädchen aufweisen? Wie wurden Schulbücher und Stundenpläne geändert, um den nationalsozialistischen Vorstellungen gerecht zu werden? Existierten auch Schul- und Kinderbücher oder Schulen, die nicht unter dem Einfluss der Nazis standen, um eine bestimmte Art von Knaben und Mädchen heranzuerziehen und die nicht die Jugend manipulierten?

Diese Masterarbeit zielt darauf ab, die oben angeführten Fragen zu beantworten, und be- ruht auf einer historischen Diskursanalyse. Aus diesem Grund habe ich diverse Bücher und Texte, die im Internet publiziert wurden, verwendet. Originalquellen wie Zeitschrif- ten, Schulbücher und Kinderbücher befinden sich in der Österreichischen Nationalbibli- othek in Wien und im Ministerium für Bildung und Frauen.

Thousands of books were printed about the cruel time of the National Socialism and the education of the growing youth. The education principles were based on race and military training to manipulate the people to sacrifice their own lives for the and the ‚Führer‘ and to steel the bodies of boys and girls – for the boys with the goal to become a soldier to defend the fatherland and for the girls to give birth to many children.

The purpose of the present master thesis is to investigate how boys and girls were edu- cated to a special type of masculinity and feminity through organizations of the reigning

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political party, schools, books and periodicals. In which manner were boys and girls ma- nipulated? Which tendencies were demonstrated? What typical characteristics should boys and girls exhibit? How were school books and time tables changed to be in ac- cordance with the ideology of the ? Did there also exist books or schools that were not influenced by the Nazis to create a special type of masculinity or feminity and to manipulate the youth?

This master thesis wants to give answers of the cited questions above. The corresponding analysis was carried out on a hermeneutic and literature-based theoretical approach. For that reason I used for my research different books and texts which were published in the internet. Originals sources like periodicals, school books and books for children can be found in the Austrian National Library in Vienna and in the Austrian Federal Ministry of Education and Women's Affairs.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 11 1.1 Bestimmung des Forschungsgegenstandes ...... 11 1.2 Aktueller Forschungsstand ...... 11 1.3 Ziele und methodische Vorgangsweise ...... 12 2 Nationalsozialistische Erziehungstheorien ...... 19 3 Der Begriff der Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus...... 22 4 Erziehung zur Männlichkeit in Parteiorganisationen ...... 23 4.1 Deutsches Jungvolk ...... 25 4.2 Hitlerjugend (HJ) ...... 27 5 Erziehung zur Männlichkeit in der Schule ...... 29 5.1 Lehrpläne und Stundenpläne ...... 32 5.2 Unterrichtsgegenstände ...... 34 5.2.1 Deutsch ...... 35 5.2.2 Geschichte ...... 36 5.2.3 Mathematik ...... 37 5.2.4 Naturwissenschaftliche Unterrichtsgegenstände ...... 37 5.2.5 Leibesübungen ...... 38 5.3 Schulbücher zur NS-Zeit ...... 40 5.3.1 Fibeln und Lesebücher...... 42 5.3.1.1 Lesefibel für kleine Leute ...... 43 5.3.1.2 Roland-Fibel ...... 44 5.3.1.3 Fibel für die deutsche Jugend ...... 44 5.3.1.4 Kinderwelt ...... 45 5.3.1.5 Deutsches Lesebuch für Jungen ...... 46 5.3.1.6 Die Selbstbefreiung des deutschen Geistes ...... 48 5.3.1.7 Kampf um Deutschland ...... 50 5.3.1.8 Lesebuch für die Hauptschulen der Alpenländer ...... 51 5.3.2 Geschichtsbücher ...... 53 5.3.2.1 Vom Bismarckreiche zum Großdeutschen Reiche Adolf Hitlers ..... 53 5.3.2.2 Lehrbuch der Geschichte für Mittel- und Hauptschulen ...... 53

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5.3.2.3 Geschichte als nationalsozialistische Erziehung ...... 54 5.3.3 Rechenbücher zur Zeit des Nationalsozialismus ...... 55 5.3.3.1 Rechenaufgaben aus dem Dienstbereich der Luftwaffe für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht ...... 55 5.3.3.2 Aufgaben aus Arithmetik, Algebra und Analysis für die 6. Klasse der Höheren Schulen ...... 56 5.3.4 Geographiebücher ...... 57 5.3.4.1 Heimat und Welt ...... 57 5.3.5 Biologiebücher ...... 58 5.3.5.1 Lebenskunde. Lehrbuch der Biologie für Höhere Schulen ...... 58 5.3.6 Physikbücher ...... 59 5.3.6.1 Lehrbuch der Theoretischen Physik ...... 59 5.3.7 Chemiebücher ...... 60 5.3.7.1 Lehrbuch der Chemie für höhere Schulen. Oberstufe für Jungen ..... 60 6 Der Begriff der Weiblichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus ...... 61 7 Erziehung zur Weiblichkeit in Parteiorganisationen ...... 65 7.1 Jungmädelbund ...... 65 7.2 Bund Deutscher Mädel (BDM) ...... 66 8 Erziehung zur Weiblichkeit in der Schule...... 68 8.1 Lehrpläne und Stundenpläne ...... 69 8.2 Unterrichtsgegenstände ...... 70 8.2.1 Deutsch ...... 70 8.2.2 Geschichte ...... 70 8.2.3 Mathematik ...... 71 8.2.4 Naturwissenschaftliche Unterrichtsgegenstände ...... 71 8.2.5 Fächer des Frauenschaffens – Haushaltsführung, Heimgestaltung und Kindererziehung ...... 72 8.2.6 Leibesübungen ...... 72 8.3 Schulbücher zur NS-Zeit ...... 73 8.3.1 Fibeln und Lesebücher...... 73 8.3.1.1 Frohes Lesen. Fibel für Stadt und Land ...... 75 8.3.1.2 Kinderwelt ...... 76 8.3.1.3 Die Selbstbefreiung des deutschen Geistes ...... 77

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8.3.1.4 Deutsches Lesebuch für Mädchen...... 77 8.3.2 Biologiebücher ...... 78 8.3.2.1 Lebenskunde. Lehrbuch der Biologie für Höhere Schulen ...... 78 8.3.3 Hauswirtschaftslehrbücher ...... 80 8.3.3.1 Hauswirtschaftslehre der Neuzeit. 1. Teil: Ernährungs- und Kochlehre ...... 80 9 Manipulation und Propaganda in ausgewählten Kinderbüchern und in Jugendzeitschriften ...... 81 9.1 Kinder- und Jugendbücher ...... 82 9.1.1 Kinderbücher. Ein Ratgeber für Eltern, Erzieher und Kinderfreunde ...... 82 9.1.2 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit ...... 83 9.1.2.1 Das Schlaftürlein ...... 83 9.1.2.2 Klein Stöffel und die vier Soldatenpferde: ein Kinderbuch ...... 84 9.1.2.3 Der Hitlerjunge Quex ...... 84 9.1.2.4 Rauhbautz hilft mit siegen! ...... 86 9.1.3 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Weiblichkeit ...... 86 9.1.3.1 Die Bubenprobe: Ein Buch von Kindern ...... 86 9.1.3.2 Moni geht zum Arbeitsdienst ...... 87 9.1.4 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit und Weiblichkeit ...... 90 9.1.4.1 Doktor Kleinermacher führt Dieter in die Welt ...... 90 9.1.4.2 Was Heinz und Helga in Tirol erlebten ...... 91 9.1.4.3 Mädels im Tropenhelm ...... 92 9.1.5 Kinderbücher ohne Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit ...... 93 9.1.5.1 Wichtel Männchen / Guckauf und Purzelheinz...... 93 9.1.5.2 Eine Fahrt ins Blaue, Wochenend im Walde ...... 93 9.1.5.3 Das kleine Mädchen. Geschichte der ganz kleinen Christel ...... 93 9.1.5.4 Willi und Kamilla ...... 94 9.1.5.5 Seht mich an, ich bin die Suse...... 94 9.1.5.6 Aber Klärchen! Entwaffnende Kindergeschichten ...... 94 9.2 Zeitschriften ...... 95 9.2.1 Der Pimpf. Nationalsozialistische Jugendblätter ...... 96

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9.2.2 Die Kameradschaft ...... 100 9.2.3 Wille und Macht. Führerorgan der nationalsozialistischen Jugend ...... 104 9.2.4 Die Mädelschaft. Blätter für Heimabendgestaltung im Bund Deutscher Mädel ...... 106 9.2.5 Hilf Mit! ...... 109 10 Resümee ...... 111 11 Literaturverzeichnis ...... 116 11.1 Primärliteratur: ...... 116 11.2 Sekundärliteratur: ...... 122 11.3 Internetquellen ...... 126 12 Abbildungsverzeichnis ...... 128

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1 Einleitung

1.1 Bestimmung des Forschungsgegenstandes

Über die Periode vor dem Zweiten Weltkrieg und während dieses Krieges existieren un- zählige Publikationen zu diversen Themen. Die Erziehung zur Männlichkeit bzw. Weib- lichkeit durch Parteiorganisationen, durch die Schule und durch Kinderbücher und Ju- gendzeitschriften wurde jedoch bisher nur in Teilaspekten erforscht oder sie stellt nicht das Hauptforschungsziel von wissenschaftlichen Arbeiten dar.

Menschen wurden immer wieder in diversen geschichtlichen Perioden manipuliert mit dem Ziel, das Machtpotenzial bestimmter Parteien ausweiten zu können. Den National- sozialisten gelang diese Manipulation durch die Schule und durch Parteiorganisationen, da die Eltern oft nur noch einen geringen Einfluss auf die Erziehung ihrer Kinder hatten.

1.2 Aktueller Forschungsstand

Studien über die Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit zur Zeit des Nationalso- zialismus zu finden stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus. Eine Arbeit mit ei- nem gleichwertigen Inhalt oder Titel zu meinem Thema konnte, trotz weltweiter Suche über diverse externe Kataloge wie den ‚Karlsruher Virtuellen Katalog‘, nicht ausfindig gemacht werden. Die nachfolgenden Studien haben daher nur Teilgebiete meiner Arbeit zum Inhalt.

Patel beschäftigte sich mit der Erziehung zur Männlichkeit in seiner Abhandlung ‚Erzie- hungsziel: Männlichkeit. Körperbilder und Körperpraxen im Nationalsozialismus und im New Deal in den USA‘, erschienen 2006. Er erwähnt die Wichtigkeit der Körperinsze- nierung und Zurichtung des Körpers für die Politik, wie dies auch zur Zeit des National- sozialismus geschah. Patel legt jedoch sein Hauptaugenmerk auf die Stählung des Kör- pers durch den Arbeitsdienst und nicht auf die Erziehung der Knaben zu Soldaten durch die Schule, Zeitschriften oder Bücher. Allerdings führt er an, dass die jungen Männer im Arbeitsdienst auch exerzieren lernten. Somit wurden Disziplin und Gehorsam ebenfalls anerzogen.

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In der Diplomarbeit ‚Die Schule in der NS-Zeit am Beispiel der Volksschule Noreia‘ aus dem Jahr 2013 erwähnt Tanya Leypold die Wehrhaftigkeit für die Knaben und das zu- künftige Muttersein für Mädchen als Erziehungsziele. Weiters geht sie auf die Umgestal- tung von Lehrplänen ein, um diese Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit erzeugen zu können (vgl. Leypold 2013, S. 21ff.).

In der Staatsbibliothek in Berlin liegt folgende Schrift aus dem Jahr 2013 von Arndt Weinrich auf: ‚Der Weltkrieg als Erzieher: Jugend zwischen Weimarer Republik und Na- tionalsozialismus‘. Zwei Kapitel in dieser Abhandlung beschäftigen sich mit Erziehungs- zielen zur Zeit des Nationalsozialismus – ‚Erziehung zum Soldaten‘ und ‚Erziehung zu Soldatenschwestern‘.

1.3 Ziele und methodische Vorgangsweise

Ziel meiner Arbeit ist es, einen Überblick über die Erziehung zur Männlichkeit und zur Weiblichkeit in der Zeit des Nationalsozialismus unter dem Einfluss von Parteiorganisa- tionen und Schule zu geben. Außerdem soll eine Analyse diverser Druckwerke erfolgen, verbunden mit der Fragestellung: Wie wirkten sich diese auf die Erziehung aus? Schließ- lich prägten sie damit bestimmte Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit.

Diese Arbeit beruht auf einer historischen Diskursanalyse an Hand von begrenztem Ma- terial. Die Diskursanalyse existiert in vielen verschiedenen Varianten, Ausgangspunkt für alle ist jedoch der Philosoph Foucault, der den Diskursbegriff in den 1960er Jahren ent- wickelte (vgl. Strübing 2013, S. 171). Verwendet wird die Diskursanalyse bevorzugt in Geschichtswissenschaften, Politologie, Soziologie und in der Linguistik (vgl. ebd., S. 177). Wenn Diskurse untersucht werden, nimmt dabei die Sprache einen zentralen Stel- lenwert ein (Landwehr 2008, S. 22). Dass Sprache im Hauptinteresse einer historischen Analyse stehen muss, stellt Landwehr in folgender Aussage fest: „Um Geschichte zu be- treiben und etwas über Geschichte zu erfahren, können wir uns einerseits der Hilfe der Sprache bedienen. Andererseits haben wir auch nichts anderes als die Sprache, sind dem- nach von ihren Möglichkeiten abhängig“ (ebd., S. 23).

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Bei der historischen Diskursanalyse kommt es zu einer doppelten Vermittlung von His- torie. Gleichzeitig werden geschichtliche Quellen wie Originale von Büchern untersucht, zum anderen ihre Darstellung beispielsweise in Geschichtsbüchern mitberücksichtigt (vgl. Nonhoff, 2002, S 33f.).

Für meine Recherche beschäftigte ich mich daher mit verschiedenen Büchern, Zeitschrif- ten und Internetquellen. Um Material für meine Arbeit zu beschaffen, wandte ich mich an die Steiermärkische Landesbibliothek, an das Amt des Landesschulrats in der Steier- mark, an das Österreichische Staatsarchiv, an das Ministerium für Bildung und Frauen und an die Österreichische Nationalbibliothek. Die ersten drei Institutionen verfügten über keine für meine Forschung verwertbaren Bücher oder Zeitschriften. Ich wurde dar- über informiert, dass sich die meisten Originale in Archiven in Deutschland befänden und somit für mich unzugänglich seien. Das Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek sowie die Bibliothek des Ministeriums für Bildung und Frauen verfügten jedoch über einzelne Zeitschriften und Bücher, die in dieser Abhandlung analysiert wurden. Bei den recherchierten Schulbüchern handelt es sich um Lehrwerke aus Deutschland und aus Ös- terreich aus dem Zeitraum 1932 bis 1943. Alle von mir recherchierten Kinderbücher er- schienen im Zeitraum von 1932 bis 1945 und die Zeitschriften in der Periode von 1934 bis 1944.

Da es für meine Forschung interessant gewesen wäre, eine Übersicht über verwendete Schulbücher zur Zeit des Nationalsozialismus zu erhalten, dies sich aber schwierig ge- staltete, wandte ich mich diesbezüglich an verschiedene kompetente Persönlichkeiten. Der ehemalige Landesschulinspektor der Steiermark Dr. Robert Hinteregger, der als His- toriker ein ähnliches Thema einst erforscht hatte, teilte mir mit, dass das Amt des Lan- desschulrats in der Steiermark weder über ein Archiv noch über eine Bibliothek verfüge und mir somit nicht als Informationsquelle dienlich sein könne. Der anerkannte steirische Historiker Dr. Werner Tscherne erklärte mir, dass es zur Zeit des Nationalsozialismus keine Auflistungen von Büchern an Schulen gegeben habe, und erteilte mir den Rat- schlag, mich an das Bundesministerium für Bildung und Frauen zu wenden. In der Bibli- othek des Ministeriums fand ich Auszüge aus Gesetzesblättern in einer Sammlung aus

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Erlässen aus den Jahren 1933 bis 1943 mit der Bezeichnung ‚Die Neuordnung des höhe- ren Schulwesens im Dritten Reich‘, bearbeitet von Homeyer im Jahr 1943. Diese Erlässe stellen eine Übersicht über die nach 1933 erlaubten Schulbücher dar.

Da man nicht sofort nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland die Lehrpläne neu gestaltete, mussten die meisten Schulbücher, die 1934 genehmigt worden waren, noch längere Zeit benutzt werden. Eine Ausnahme galt für die Geschichts- und Englischbü- cher, die sehr schnell umgeschrieben wurden. Ab 1934 erfolgte der Geschichtsunterricht hauptsächlich nach dem Lehrbuch ‚Teubners geschichtliches Unterrichtswerk’ oder durch Ergänzungshefte, die von der Schulverwaltungsbehörde genehmigt werden muss- ten (vgl. Homeyer 1943, S. B21ff.). Die Neufassung von Schulbüchern oblag Reichslei- ter Bouhler (vgl. Scholtz 1985, S. 84). Welche Schulbücher letztendlich in welchen Schu- len benutzt wurden, ist in Tabellen ersichtlich, in der die Bücher Bezirken zugeteilt wur- den (vgl. Homeyer 1943, S. B21ff.). Blänsdorf weist jedoch darauf hin, dass bis Ostern 1938 die meisten Schulbücher und Lehrpläne, die zur Zeit der Weimarer Republik galten, modifiziert weiterverwendet wurden (vgl. Blänsdorf 2004, S. 274).

1934 wurden ‚Richtlinien zur Schaffung neuer Lesebücher‘ verabschiedet. Bei Lesebü- chern musste aber meistens nicht viel inhaltlich verändert werden, da bereits vor der Machtübernahme nationalsozialistisches Gedankengut transportiert worden war (vgl. Flessau 1977, S. 98).

Beim Vergleich der von mir erwähnten oder selbst recherchierten Schulbücher lässt sich feststellen, dass nur 7 Bücher, die in meiner Masterarbeit angeführt sind, in den Erlässen der erlaubten Schulbücher zu finden sind. Dabei handelt es sich um das Geographielehr- buch ‚Heimat und Welt‘, ‚Lehrbuch der Chemie‘ von Franck, ‚Lebenskunde. Lehrbuch der Biologie für höhere Schulen‘, ‚Deutsches Lesebuch für Jungen‘, ‚Deutsches Lesebuch für Mädchen‘, ‚Ewiges Deutschland‘ und ‚Hirts Deutsches Lesebuch‘.

Diese Tatsache lässt sich für mich nur teilweise erklären. Das von mir recherchierte Ge- schichtslehrbuch ‚Lehrbuch der Geschichte für Mittel- und Hauptschulen‘ von Jane- schitz-Kriegl stammt aus dem Jahr 1932, also aus der Zeit vor der Machtübernahme Hit- lers. Da es in den Erlässen nicht auffindbar ist und Geschichtsbücher nach 1934 nicht mehr weiterverwendet werden durften, kann daraus geschlossen werden, dass es nicht

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mehr erlaubt war, nach diesem Buch zu unterrichten, obwohl es nationalsozialistische Tendenzen aufweist. Lesen wir doch in diesem Werk, dass Österreich gegen seinen Wil- len von Deutschland getrennt worden sei und Anstrengungen unternommen werden müssten, um Österreich wieder heimzuholen.

Welche Fibeln in den Schulen verwendet werden sollten, darüber geben die Erlässe zu den Lehrbüchern keinen Aufschluss. Stahlmann und Schiedeck erwähnen hinsichtlich der Lehrbücher in Volksschulen in ihrem Buch ‚Erziehung zur Gemeinschaft – Auslese durch Gemeinschaft. Zur Zurichtung des Menschen im Nationalsozialismus‘, dass 1934 ein ein- heitliches Lesebuch für die Volksschulen herausgegeben worden sei (vgl. Stahl- mann/Martin 1991, S. 35).

Warum für die Nationalsozialisten so bedeutende Bücher wie Boulers Lesebuch ‚Kampf um Deutschland‘ oder ‚Die Selbstbefreiung des deutschen Geistes‘ nicht erwähnt werden – dafür habe ich keine Erklärung gefunden. Weiters ist zu bemerken, dass in den Erlässen keine Bestimmungen über Hauswirtschaftslehrbücher zu finden sind.

Wie hoch die Auflagenzahl der Schulbücher war, lässt sich schwer eruieren, da viele Ver- lage nicht mehr existieren. Hilfestellung gaben mir jedoch die Bibliothek für Bildungs- geschichtliche Forschung in Berlin sowie das Institut für Internationale Schulbuchfor- schung in Braunschweig.

Die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Interna- tionale Pädagogische Forschung in Berlin konnte mir die jeweils letzten Auflagen der von mir erforschten Bücher mitteilen, die sich in ihrem Bestand befinden, und stellte mir so- mit die folgenden Informationen zur Verfügung:

 Signatur: NS 5896, Autor: Bouhler, Philipp, Titel: Kampf um Deutschland : ein Le- sebuch für die deutsche Jugend, Ausgabe: 1101. - 1150. Tsd., Erschienen: Berlin : Zentralverl. der NSDAP, Jahr: 1939

 Signatur: NS 5896, Titel: Selbstbefreiung des deutschen Geistes : ein deutsches Le- sebuch für die siebente Klasse der höheren Schulen / bearb. von Friedrich Hackenberg .... Ausgabe: 4., verb. Aufl., Erschienen: Frankfurt a. M. : Diesterweg [u.a.], Jahr: 1944

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 Signatur: NS 8144, Von dem folgenden Titel haben wir eine 2- und eine 5-bändige Ausgabe ohne Auflagebezeichnung: Titel: Deutsches Lesebuch für Jungen / hrsg. von Hans Meinshausen ...Erschienen: Frankfurt am Main : Diesterweg

 Signatur: NS 210-6 , Titel: Heimat und Welt : Teubners erdkundliches Unterrichts- werk für höhere Schulen / in Neubearb. hrsg. von Robert Fox ..., Erschienen: Leipzig [u.a.] : Teubner, Band: 6, Titel: Die Erde als / bearb. von Rudolf Winde ...Ausgabe: 3., durchges. Aufl., Erschienen: Leipzig [u.a.] : Teubner [u.a.], Jahr: 1941.Vom Band 7 und 8 des o.g. Titels gibt es jeweils eine 2. Auflage.  Signatur: NS 5681-4: Titel: Lebenskunde : Lehrbuch der Biologie für höhere Schulen, Erschienen: Erfurt : Stenger, 4. Klassen 6, 7 und 8 der Oberschulen für Jungen. - [1938?]. - 407 S., Ill., graph. Darst.

 Lehrbuch der Chemie für Höhere Schulen. Oberstufe für Jungen: Diesen Titel haben wir nicht im Bestand.

 Signatur: NS 5039-1: Titel: Deutsches Lesebuch für Mädchen / hrsg. von Hedwig Förster. Bearb. von Werner Lauenstein ..., Ausgabe: 5. Aufl., Erschienen: Frankfurt am Main : Diesterweg, 1. 1943. - VIII, 277 S. : Ill.

 Signatur: NS 5032-1: Titel: Deutsches Lesebuch für Mädchen / hrsg. von Hedwig Förster. Bearb. von Werner Lauenstein ..., Ausgabe: 4. Aufl., Erschienen: Frankfurt am Main : Diesterweg, 1. 1942. - VIII, 277 S. : Ill.1

Das Georg-Eckert-Institut − Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung stellte mir Daten für die Auflagenhöhe dieses Lesebuches ‚Kampf um Deutschland‘ zur Verfügung: Kampf um Deutschland − ein Lesebuch für die deutsche Jugend / von Philipp Bouhler. - 1251. - 1300. Tsd.. - Berlin : Zentralverl. der NSDAP, 1941.

1 Auflagenzahlen aus Email vom 5. Jänner 2015, erhalten von der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung in Berlin

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Mittels einer Auswertung der von mir untersuchten Quellen sollen die folgenden For- schungsfragen beantwortet werden:

1. Welche Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit waren zur Zeit des Nationalsozia- lismus vom Staat erwünscht und wie wurden diese durch Schule, Parteiorganisationen und Druckwerke forciert? 2. Welche Charaktereigenschaften sollten Burschen und Mädchen aufweisen? 3. Welche Rollen sollten Buben und Mädchen in ihrem Erwachsenenleben einnehmen und wie wurden sie darauf durch Schule, Parteiorganisationen und durch ausgewählte Kinderbücher und Jugendzeitschriften vorbereitet?

Hypothesen

1. Die Erziehung von Knaben zu zukünftigen Soldaten stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Schulbücher. 2. Die Erziehung von Knaben zu zukünftigen Soldaten stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Kinderbücher. 3. Die Erziehung von Knaben zu zukünftigen Soldaten stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Jugendzeitschriften. 4. Parteiorganisationen erzogen Knaben durch ihre Programme zu Soldaten. 5. Die Erziehung von Mädchen zu zukünftigen Müttern stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Schulbücher. 6. Die Erziehung von Mädchen zu zukünftigen Müttern stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Kinderbücher. 7. Die Erziehung von Mädchen zu zukünftigen Müttern stellte ein zentrales Ziel der Er- ziehung im Nationalsozialismus dar. Aus diesem Grund bediente sich das Regime der Jugendzeitschriften. 8. Parteiorganisationen erzogen Mädchen durch ihre Programme zu Müttern.

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Zur Beantwortung meiner Forschungsfragen und zur Überprüfung meiner Hypothesen ist die Arbeit in verschiedene Kapitel, betreffend Erziehung der Burschen und Erziehung der Mädchen, eingeteilt. Nach der Einleitung widmen sich die ersten drei Passagen dem Bild der Männlichkeit und wie es durch Parteiorganisationen, Unterrichtsfächer und Lehrbü- cher den Jungen vermittelt werden sollte. Die Kapitel fünf bis sieben beschäftigen sich mit der erwünschten Erziehung zur Weiblichkeit.

Das achte Kapitel verweist auf die Manipulation durch Kinder- und Jugendbücher sowie durch Jugendzeitschriften. Den Abschluss dieser Arbeit bildet das Resümee mit einer Conclusio.

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2 Nationalsozialistische Erziehungstheorien

Unter Erziehung wird eigentlich „die planmäßige Einwirkung der älteren Generation auf die Heranwachsenden verstanden. Hitler aber forderte die Umerziehung aller Deutschen, gleich welchen Alters, durch die Organisationen seiner Partei“ (Scholtz 1985, S. 11).

Als Grundlage für die Erziehungstheorien zur Zeit des Nationalsozialismus diente die Rassentheorie, denn es galt, die Jugend zu einer NS-Elite heranzuerziehen (vgl. Kollmann 2006, S. 69). Ziel der Erziehung war zusätzlich die Erziehung zur Gemeinschaft sowie zu Gehorsam. Das Individuum verlor an Bedeutung. Letztlich zählte nur noch die Gemein- schaft, für die sich alle aufopfern sollten (vgl. Tischler 1990, S. 25f.). Tischler spricht dabei von einer lebenslangen Schulung in der Gemeinschaft, die den dauernden Anspruch auf totalitäre Menschenbehandlung stellte und als Kontrollorgan der Bevölkerung diente (vgl. ebd., S. 26).

Kollmann definiert die Erziehungsgrundsätze des Nationalsozialismus als „die Ideologi- sierung und aller Volksgenossen“ (Kollmann 2006, S. 38). Dies sollte durch ständige Wiederholungen der Ideologie in Veranstaltungen der NSDAP und durch den Rundfunk erfolgen. Der Unterricht wurde ebenfalls dafür eingesetzt – sowohl durch die Übertragung von Propagandafilmen und von Reden des Führers – als auch durch die Abhaltung gewisser Rituale beispielsweise durch das Singen des Horst-Wessel-Liedes (vgl. Flesssau 1977, S. 65ff.). Erziehung kann zur Zeit des Nationalsozialismus somit auch mit Menschenverführung gleichgesetzt werden (vgl. Tischer 1990, S. 28).

Der Begriff der ‚Auslese‘ stellte einen anderen wichtigen Aspekt der Erziehung zur Zeit des Nationalsozialismus dar, wobei darunter die biologische Auslese zu verstehen ist, um die arische Rasse zu stärken (vgl. ebd., S. 26f.). Scholtz spricht in seinem Buch ‚Erzie- hung und Unterricht unterm Hakenkreuz‘ von einer ‚Formationserziehung‘, die durch Er- ziehung zu Gehorsam durch Gewöhnung und durch die Freude an körperlicher Betäti- gung geprägt war (vgl. Scholtz 1985, S. 12).

Erziehung beschränkte sich zur Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr nur auf das Kin- des- und Jugendalter, sondern betraf alle Generationen (vgl. Hader 2000, S. 66). Diese

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lebenslange Form der Erziehung sollte die NSDAP mit ihren verschiedenen Einrichtun- gen übernehmen, wobei hier Erziehung mit Kontrolle und Beeinflussung gleichgesetzt werden muss (vgl. Tischler 1990, S. 26). Das Verhältnis Lehrer – Schüler existierte von da an ebenfalls nicht mehr. Nun herrschte die Wechselbeziehung zwischen Hitler und seiner Gefolgschaft (vgl. Assel 1969 zit.n. Kollmann, S. 38). Der pädagogische Bezug zwischen Erzieher und Zögling hatte seine Wertigkeit verloren (vgl. Tischler 1990, S. 27). Er hatte sich in ein politisches Abhängigkeitsverhältnis umgewandelt (vgl. Gramm 1964 zit.n. Tischler 1990, S. 27). Kinder und Jugendliche wurden somit durch staatliche Institutionen wie Schulen zum Nationalsozialismus erzogen (vgl. Kollmann 2006, S. 38f.). Ein bedeutendes Ziel der Erziehung in der Schule stellte die Sicherung der Loyalität zum nationalsozialistischen Staat dar (vgl. Scholtz 1985, S. 45).

Der Unterricht in bestimmten Fächern wurde aus diesem Grund drastisch reduziert. All- gemeinbildung sollte aus den Lehrplänen verschwinden, da diese dem Selbstzweck dien- lich sei. Die Erziehung hatte für die Gemeinschaft zu erfolgen. Dies erklärt auch die Er- ziehung der Knaben zu Soldaten und die der Mädchen zu Müttern (vgl. Kollmann 2006, S. 39).

Im Zusammenhang mit der Erziehung von Buben zu Soldaten können zwei verschiedene Typen unterschieden werden: der ewig begeisterte und der politische Soldat. Das Bild des begeisterten Kämpfers wurde dabei von den germanischen Vorfahren übernommen. Er- gänzt durch die weltanschauliche Ausrichtung ergab sich dann der politische Kämpfer, das eigentliche Erziehungsziel der Nationalsozialisten (vgl. Tischler 1990, S. 28).

Eine besondere Form der Erziehung nahmen die von der Hitlerjugend durchgeführten Lagerfahrten für Jungen und Mädchen ein, da die Kinder aus der bekannten Umgebung herausgerissen wurden und ohne andere Einflüsse indoktriniert werden konnten (vgl. Tischler 1990, S. 27). Diese Art der Pädagogik sollte die der Schule zunichte machen. Zwischen der Schule und der Hitlerjugend herrschte ein Spannungsverhältnis. Erziehung sollte nur noch durch die Jugendführer erfolgen (vgl. ebd., S. 27f.).

Ein bedeutendes Ziel der Erziehung in der Hitlerjugend stellte die Vorbereitung auf den Krieg dar. Kinder sollten für das Kriegswesen begeistert und Charaktereigenschaften wie

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Mut, Gehorsam, Treue und Opferbereitschaft gestärkt werden (vgl. Kollmann 2006, S. 14).

Wichtige ‚Pädagogen‘ (eigentlich Ideologen) der NS-Zeit waren Ernst Krieck, Alfred Ro- senberg, Alfred Baeumler, Rudolf Benze und . Krieck wurde vor allem durch von ihm geprägte Begriffe wie Zucht und Menschenformung bekannt. Für ihn rückte die Zusammengehörigkeit von Körper, Geist und Seele in den Vordergrund (vgl. ebd., S. 31). Baeumler hingegen war Professor für Politische Pädagogik an der Uni- versität in Berlin und Mitverantwortlicher für die Vernichtung von Büchern, die nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Weiters war er der Herausgeber der Zeit- schrift ‚Internationale Zeitschrift für Erziehung‘. Bäumlers Erziehungskonzept wollte ei- nen soldatisch deutschen Mann hervorbringen, der kämpferisch aktiv war, ohne sein Han- deln zu reflektieren (vgl. Tischler 1990, S. 33).

Alfred Rosenberg kann als der nationalsozialistische Chefideologe bezeichnet werden (vgl. Böhme 2007, S. 16). Sein Zuständigkeitsbereich war „die Überwachung der gesam- ten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ (Garleff 2008, S. 29). Als Verfechter der Rassenlehre galt Benze. Er war von 1934 bis 1936 als Leiter der NSLB (der Nationalsozialistischen Lehrerbund)-Fachschaft Höhere Schulen tätig und für Fragen bezüglich des Höheren Schulwesens zuständig (vgl. Blänsdorf 2004, S. 284).

Baldur von Schirach hatte als Reichsjugendführer großen Einfluss auf die Erziehung der Jugend (vgl. Hillesheim/Michael 1993, S. 390). Im Jahr 1939 erließ er eine Verordnung, dass die Zugehörigkeit zur HJ (Hitlerjugend) für Mädchen und Knaben von 10 bis 18 Jahren von diesem Zeitpunkt an Pflicht sei. Knaben von 10 bis 14 mussten ihren Dienst im Deutschen Jungvolk (DJ) absolvieren, im Alter von 14 bis 18 gehörten sie der Hitler- jugend (HJ) an. Mädchen von 10 bis 14 waren im Jungmädelbund (JM) und von 14 bis 18 im Bund Deutscher Mädel (BDM) zusammengefasst (vgl. Schmitz-Berning 2000, S. 310). Sein Erziehungsprinzip lautete ‚Selbstführung‘, da Jüngere durch Ältere in den Ju- gendorganisationen geführt wurden. Als Erziehungsziele galten für ihn Kameradschaft, Leistung und Gehorsam (vgl. Kuhlmann 2013, S. 163).

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3 Der Begriff der Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus

„Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ (Hitler 1924, S. 246).

„In unseren Augen, da muss der deutsche Junge der Zukunft schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl! So formulierte der höchste Re- präsentant des nationalsozialistischen Staates sein Männerbild, das dann während zwölf Jahren der faschistischen Herrschaft auch das allgemein gültige war“ (Hollstein 2012, o.S.). Im Zentrum dieser Weltanschauung standen die „klassischen Männlichkeitsquali- täten wie Kraft, Leistung und Disziplin“ (ebd., o.S.). Aus diesem Grund wurde für Hitler das Menschheitsbild durch männliche Kraft und Frauen, die wieder Knaben zur Welt bringen, verkörpert (vgl. Flessau 1977, S. 24). Ein ähnliches Bild beschreibt Hanisch, denn für sie „basierte das NS-Regime auf einer strikten Geschlechterdichotomie: die Frau als ˏewige Mutterʹ, der Mann als ˏewiger Soldatʹ“ (Hanisch 2005, S. 76).

Männlichkeit war zu jener Zeit nicht nur von Kraft und Disziplin geprägt, sondern auch von Kameradschaft, Heldenhaftigkeit und Härte (vgl. Hanisch 2005, S. 74). Diese Ein- stellung „ließ die Pose des Siegers zur zweiten Natur des jungen Mannes werden“ (Ha- nisch 2005, S. 74), denn „die heroische Männlichkeit hatte im Nationalsozialismus ihren unüberbietbaren Höhepunkt erreicht“ (ebd., S. 71).

Mut spielte zur Zeit des Nationalsozialismus eine zentrale Rolle, wenn man als deutscher Mann Anerkennung erfahren wollte. So berichtet Fühmann in dem Buch ‚Meine Schul- zeit im Dritten Reich‘: „(…) aber ich hatte schon gelernt, daß es deutsch war, sich selbst zu überwinden, seine Angst, alles das, was man den »inneren Schweinehund« nannte (…)“ (Fühmann 1982, S. 85).

Was die Zukunft der männlichen Jugend betrifft, lässt sich schon früh eine eindeutige Tendenz erkennen, die von der HJ, der Schule, Jugendbüchern und Spielzeug vorgegeben wurde: Die Burschen sollten wehrtüchtig und kampfbereit sein (vgl. Rademacher 2011, S. 67).

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4 Erziehung zur Männlichkeit in Parteiorganisationen

„Ihr müßt lernen, hart zu sein, Entbehrungen auf euch zu nehmen, ohne jemals zu- sammenzubrechen!“ (Hitler 1934, o.S. zit.n. Klönne 1984, S. 79).

Schon vor dem Jungvolk und der Hitlerjugend existierten Gruppen, in denen sich Kinder und Jugendliche formiert hatten wie z. B. die Bündische Jugend mit der Unterorganisation Jungsturm, um auf den Krieg vorbereitet zu werden (vgl. Köhler 2009, S. 67). So berichtet Wapnewski aus seiner Jugendzeit über diese Organisation: „Im »Jungsturm« ging es za- ckig zu, da wehte ein herber Wind, wir Knäblein mußten wacker exerzieren und eine hölzerne MG-Attrappe schleppen und ich hatte meinen Zug gegen Fliegerbeobachtung und Feindeinsicht von Norden her durchzubringen“ (Wapnewski 1982, S. 91). 1933 wur- den die Bündische Jugend und der Jungsturm in die HJ (Hitlerjugend) überführt (vgl. Köhler 2009, S. 67). Somit änderte sich auch das äußere Erscheinungsbild der Knaben: „Plötzlich hatten wir braune Hemden anstatt blauen und trugen ein schwarzes Halstuch und am Koppel ein Fahrtenmesser“ (ebd., S. 92).

Die Parteiorganisationen hatten die Aufgabe, durch militärische Übungen, Marsch und Lager die Jungen auf ihr Leben als Soldaten vorzubereiten (vgl. Klönne 1984, S. 59). So schreiben Merkel und Dittrich in ihrem Buch ‚Spiel mit dem Reich. Nationalsozialistische Ideologie in Spielzeug und Kinderbüchern‘: „Die paramilitärische Struktur und die In- halte der Jugendorganisationen dienten zur Vorbereitung dieser Generation auf den Krieg. Jene Kinder, die in den dreißiger Jahren durch die HJ erzogen wurden, waren schon als Soldaten für den kommenden Krieg prädestiniert“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 9).

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Wie der perfekte deutsche Junge zu sein hätte, beschreibt der Jungzugführer Siegfried Schubnell in der Zeitschrift ‚Der Pimpf‘ aus dem Jahr 1943 in dem Gedicht ‚Unsre Jun- gen‘:

Abbildung 1: Unsre Jungen. In: Schubnell, Siegfried (1943) In: Der Pimpf, o. Jg., H. 3, S. 16.

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4.1 Deutsches Jungvolk

„Er (Anm.d.Verf.: Der Staat) hat seine Erziehungsarbeit so einzuteilen, daß die jun- gen Körper schon in ihrer frühesten Kindheit zweckentsprechend behandelt werden und die notwendige Stählung für das spätere Leben erhalten“ (Hitler 1924, S. 279).

Junge Burschen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren mussten Dienst im Jungvolk leisten (vgl. Klönne 1984, S. 36). Die Aufnahme in das Deutsche Jungvolk (DJ) erfolgte immer einen Tag vor dem Geburtstag Hitlers, also am 19. April. Nach Beendigung des ersten Jahres als Pimpf musste eine Pimpfenprobe erfolgreich bestanden werden. Zu dieser zählte Sprinten, Schlagballwerfen, die Beteiligung an einer eineinhalbtägigen Fahrt sowie theoretisches Wissen über das DJ und der Text des Horst-Wessel-Liedes (vgl. Focke/Rei- mer 1991, S. 44). Außerdem mussten die Pimpfe die ‚Schwertworte kennen: „Jung- volkjungen sind hart, schweigsam und treu. Jungvolkjungen sind Kameraden. Der Jung- volkjungen Höchstes ist die Ehre“ (ebd., S. 44).

Horst Wessel spielte als Vorbild für die Jugend eine bedeutende Rolle. Nach Angaben von Reitmann, seinem langjährigen Freund, studierte Wessel die Jugendarbeit des öster- reichischen Nationalsozialismus in Wien und ließ diese Eindrücke auch in die SA einflie- ßen, bevor er Sturmführer wurde. Mit listigen Propagandazügen konnte er sehr schnell immer mehr Menschen für seinen Sturmtrupp gewinnen (vgl. Reitmann 1936, S. 25f.). Am 14. Jänner 1930 wurde Wessel laut Reitmann von Kommunisten in seinem Zuhause erschossen (vgl. ebd., S. 35). Von diesem Zeitpunkt an wurde er als Märtyrer und Held der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung verehrt (vgl. ebd., S. 7).

Rühmkorf weiß über seine eigene Aufnahme in das DJ in Reich-Ranickis Buch ‚Meine Schulzeit im Dritten Reich‘ zu berichten: „Wir wurden zwangsläufig in das »Deutsche Jungvolk« (DJ) aufgenommen mit Treuegelöbnissen und Fahneneid in der dörflichen Heldengedenkanlage (»Jungvolkjungen sind hart/schweigsam und treu/Jungvolkjungen sind Kameraden/Der Jungvolkjungen Höchstes ist die Ehre«)“ (Rühmkorf 1982, S. 201).

Bereits Knaben im Alter zwischen 10 und 14 Jahren wurden durch Geländekampfspiele und Geländekenntnisse auf den Krieg vorbereitet. Sie sollten in der Lage sein, mit Karten

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und Kompass zu hantieren, Entfernungen abzuschätzen sowie mit dem Luftgewehr zu schießen (vgl. Klönne 1984, S. 57).

In der Novemberausgabe des Jahres 1943 der Zeitschrift ‚Der Pimpf‘ wird der 14-jährige Bursche bereits als Mann dargestellt, dessen einziger Lebensinhalt der Krieg sein soll:

Abbildung 2: Wer 14 ist, ist schon ein Mann . Der Pimpf (1943). In: Der Pimpf, o. Jg., H11/12, S. 21.

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4.2 Hitlerjugend (HJ)

„So muß die ganze Erziehung darauf eingestellt werden, die freie Zeit des Jungen zu ei- ner nützlichen Ertüchtigung seines Körpers zu verwenden. Er hat kein Recht, in diesen Jahren müßig herumzulungern, Straßen und Kinos unsicher zu machen, sondern soll nach seinem sonstigen Tageswerk den jungen Leib stählen und hart machen“ (Hitler 1924, S. 180).

Mit dem Gesetz über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936 war die Mitgliedschaft bei der HJ Pflicht (vgl. Rademacher 2011, S. 65). „Nach diesem von der Reichsregierung, d. h. praktisch von Hitler erlassenen Gesetz, war für die gesamte (körperliche, geistige u. sittliche) Erziehung der Jugend in Deutschland außerhalb der Schule und Elternhaus al- lein die HJ zuständig“ (Klönne 1984, S. 28). Alle weiteren vorher existierenden nicht nationalsozialistisch gesinnten Jugendorganisationen wurden verboten (vgl. Merkel/Dit- trich 2011, S. 157). Burschen im Alter von 14 bis 18 Jahren hatten somit ihre Verpflich- tungen in der HJ zu erfüllen (vgl. ebd., S. 36).

Über diese Verpflichtungen in der HJ weiß Joachim Fest im Buch von Reich-Ranicki zu erzählen: „Schon wenige Tage später wurden wir in die sogenannte »Pflicht-HJ« über- nommen. Auf dem Hof unserer Schule mußten wir von nun an, Mittwoch für Mittwoch, zusammen mit zwei, drei Dutzend anderen, Exerzierdienst leisten, im Kreis marschieren, auf dem Boden robben oder uns mit vorgehaltenen Armen im Entengang bewegen“ (Fest 1982, S. 189).

Die körperliche Ertüchtigung nahm einen zentralen Stellenwert in der HJ ein. Dies wurde auch folgendermaßen betont: „»Dein Körper gehört der Nation« und »Du hast die Pflicht, gesund zu sein«“ (Klönne 1984, S. 56). Aus diesem Grund wurden in der Hitlerjugend viele sportliche Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen durchgeführt. „Für spezielle Sportarten existierten Motor-, Segelflug und Seesportschulen; die Sondereinheiten der HJ (Marine-, Flieger- und Motor-HJ) garantierten die Verbindung solcher speziellen Sport- arten mit wehrsportlicher Ausbildung“ (ebd., S. 56). Zusätzlich zu diesen gab es noch eine Nachrichteneinheit (vgl. ebd., S. 44).

Die HJ sprach die Jugend dieser Zeit vor allem durch den Aktivismus an. Dieser zeigte sich in Form von Begeisterung für Technik und den Ansporn, körperliche Leistungen zu

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erbringen (vgl. Klönne 1984, S. 77). „Die »Leistungserziehung« der HJ manifestierte sich vor allem in den zahllosen Wettkämpfen der HJ, ihr bezeichnender Ausdruck war das in der HJ enorm ausgebaute System der verschiedensten Leistungsabzeichen“ (ebd., S. 77f.). „Es gehörte zur Methodik der nationalsozialistischen Jugendführung, daß fast alles in Form von Wettkämpfen abgewickelt wurde“ (ebd., S. 129).

Der typische HJ-Junge wird als der „äußerlich aktivierte und leicht aktivierbare, körper- lich leistungsfähige, beruflich tüchtige, an Organisationsdisziplin gewöhnte Junge“ (Klönne 1984, S. 82) beschrieben. Weiters wurde die Erziehung zu selbstbewussten Bur- schen forciert (vgl. ebd., S. 80). Diese Art der Erziehung in der Hitlerjugend diente der Erziehung „zum Militärisch-Zuchtmäßigen“ (ebd., S. 81). Jugendliche konnten in der NS- Zeit Macht ausüben in einer Form, die vorher nicht möglich gewesen wäre (vgl. ebd., S. 87).

Abbildung 3: Aufruf zur Geländeübung . In: https://www.google.at/search?q=hitlerjugend+gel% C3%A4nde% C3%BCbung&client=firefoxa&hs=wJb&rls=org.mozilla:de:offi- cial&channel=nts&tbm=isch&imgil=HQis3L9etgS5jM%253A%253B fjFkqEg2p4j0JM%253B http%25253A%25252F%25252F www.muenster.de%25252F ~gellern%25252Ffirst%25252FG ames.htm &source=iu&pf=m&fir=HQis3L9etgS5jM%253A%252CfjFkqEg2p4j0JM%252C_&usg=__Na99Yv7CsNofUkONX-Wrr_ZcFRE%3D&biw=1600&bih=767&ved=0CDUQy jc&ei=O NsmVP bFENP daPCrgbAM#facrc=_&imgdii=_&im- grc=HQis3L9etgS5jM%253A%3BfjFkqEg2p4j0JM%3Bhttp% 253A%252F%252F www.muenster.de%252F~gellern%252F first%252F 90_863.jpg%3B http%253A%252F% 252F www.muenster.de%252F~gellern%252F first%252FG ames.htm%3B300%3B413 [12.07.2014].

Abbildung 4: Offiziere von morgen. In: www.dhm.de/: Zweiter Weltkrieg [5.10.2014].

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Um die Kinder schon früh auf ihren Einsatz im Krieg vorzubereiten, wurden Gelände- übungen und Lager abgehalten. Die Veranstaltung von Lagern diente dabei zur Erziehung zur Härte (vgl. Klönne 1984, S. 82). Die Hitlerjugend hatte außerdem die Aufgabe, sämt- liche Sportaktivitäten und Pressestimmen in Jugendzeitschriften zu kontrollieren (vgl. ebd., S. 19ff.).

5 Erziehung zur Männlichkeit in der Schule

„Und so wie im allgemeinen die Voraussetzung geistiger Leistungsfähigkeit in der rassischen Qualität des gegebenen Menschenmaterials liegt, so muß auch im Einzel- nen die Erziehung zuallererst die körperliche Gesundheit ins Auge fassen und för- dern; denn in der Masse genommen wird sich ein gesunder, kraftvoller Geist auch nur in einem gesunden und kraftvollen Körper finden“ (Hitler 1924, S. 278).

Am einfachsten gelang die Beeinflussung der Kinder durch die Schule als öffentliche Einrichtung (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 9). Im Jahr 1934 wurde das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (RMfWEV) gegründet, dessen Aufgabe es war, den Schulunterricht bezüglich Inhalt und Anzahl der Stunden der Unterrichtsfä- cher zu ändern (vgl. ebd., S. 99). Hitler war nämlich der Überzeugung, dass das Erzie- hungssystem in der Vergangenheit versagt habe, da es sich zu sehr auf das bloße Vermit- teln von Wissen konzentriert habe (vgl. Hitler 1924, S. 169). So meinte er: „Die deutsche Erziehung vor dem Kriege war mit außerordentlich vielen Schwächen behaftet. Sie war in sehr einseitiger Weise auf die Anzüchtung von reinem ‚Wissen‘ zugeschnitten und weniger auf das ˏKönnenʹ eingestellt. Noch weniger Wert wurde auf die Ausbildung des Charakters des Einzelnen gelegt“ (ebd., S. 169).

Aus diesem Grund sollte in der Zukunft die körperliche Ertüchtigung im Mittelpunkt der erzieherischen Tätigkeiten stehen. So äußerte sich Hitler: „Der völkische Staat hat in die- ser Erkenntnis seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten“ (Hitler 1924, S. 278).

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Hitler weiter: „Die Schule als solche muß in einem völkischen Staat unendlich mehr Zeit frei machen für die körperliche Ertüchtigung (…). Es dürfte kein Tag vergehen, an dem der junge Mensch nicht mindestens vormittags und abends je eine Stunde lang körperlich geschult wird, und zwar in jeder Art von Sport und Turnen. Hierbei darf besonders ein Sport nicht vergessen werden, der in den Augen von gerade sehr vielen ‚Völkischen‘ als roh und unwürdig gilt: das Boxen. (…) Vor allem aber, der junge, gesunde Knabe soll auch Schläge ertragen lernen. Das mag in den Augen unserer heutigen Geisteskämpfer natürlich als wild erscheinen. Doch hat der völkische Staat eben nicht die Aufgabe, eine Kolonie friedsamer Ästheten und körperlicher Degeneraten aufzuzüchten. Nicht im ehr- baren Spießbürger oder der tugendsamen alten Jungfer sieht er sein Menschheitsideal, sondern in der trotzigen Verkörperung männlicher Kraft und in Weibern, die wieder Män- ner zur Welt zu bringen vermögen“ (Hitler 1924, S. 279). Für Hitler bedeutete Erziehung vor allem Drill und Zucht sowie körperliche und seelische Belastbarkeit (vgl. Flessau 1977, S. 23). Die körperlichen Ertüchtigungen sollten auch nach der offiziellen Schulzeit weiter kontrolliert werden. Dies geschah dann durch die verschiedenen Parteiorganisati- onen (vgl. Hitler 1924, S. 281).

Die Schule sollte im Unterricht Hitlers Idealbild von Männlichkeit vermitteln. So meinte er: „In dieser Schule soll der Knabe zum Mann gewandelt werden; und in dieser Schule soll er nicht nur gehorchen lernen, sondern dadurch auch die Voraussetzung zum späteren Befehlen erwerben. Er soll lernen zu schweigen, nicht nur, wenn er mit Recht getadelt wird, sondern soll auch lernen, wenn nötig, Unrecht schweigend zu ertragen“ (Hitler 1924, S. 282). Das Gedankengut des Nationalsozialismus begann sich langsam in der Schule auszubrei- ten. So berichtet z. B. Böll: „(…) im April, Mai, tauchten die ersten Jungvolk- und HJ- Blusen auf, in den oberen Klassen die eine oder andere SA-Uniform“ (Böll 1982, S. 19). Dellin kann sich an das rasche Anwachsen der Mitgliederzahl bei der HJ und beim BDM in seiner Schule erinnern, wenn er schreibt, „ein Volk aus Führern; ab fünfzehn, sechzehn bestand die Oberschulklasse fast nur noch aus Zug- und Fähnleinführern“ (Dellin 1982, S. 171).

Bald wurden auch der Tagesablauf in der Schule sowie der Alltag durch die Nationalso- zialisten geprägt. So erinnert sich Bender im Buch von Reich-Ranicki: „Mitten im Hof

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stand ein Fahnenmast. Da hißten am Morgen uniformierte Jungen die Hakenkreuzfahne und holten sie am Abend ein. Ein Teil der Schüler gehörte dem »Jungvolk« und der »Hit- lerjugend« an; (…) Auf dem Sportplatz hinter dem Schulgebäude vollzogen sie ihre größ- ten Zeremonien. Da gab es Aufmärsche, wenn die Fähnlein oder die Banne zusammen- kamen; Trommeln wurden geschlagen, Fanfaren geblasen, Gedichte und Kantaten rezi- tiert und Sonnwendfeuer abgebrannt. In den Kellerräumen hielten sie ihre Heimabende. Am Wochenende zogen sie aus zu Geländespielen“ (Bender 1982, S. 37).

Die Lehrpersonen vertraten verschiedene Ansichten. Ernst Jandl kann sich im Buch ˏMeine Schulzeit im Dritten Reichʹ erinnern, dass der Direktor seiner Schule der Meinung war, „daß es zum Höchsten gehöre, das einem jungen Mann beschieden sein könne, für Führer und Volk ein Auge zu opfern“ (Jandl 1982, S. 113). Dagegen berichtet Bender, dass die Schüler, um den Lehrer zu grüßen, nicht immer ‚Heil Hitler!‘ rufen mussten, da es nicht von jeder Lehrperson erwünscht war (vgl. Bender 1982, S. 37).

Neben den Regelschulen existierten auch Institutionen, die die Kinder zu zukünftigen Soldaten erzogen und das vorherrschende Erziehungsideal als in die Jahre gekommen betrachteten (vgl. Hanisch 2005, S. 315). „NS-Schulen wie die Napola [Nationalpoliti- sche Lehranstalt] übernahmen die Aufgabe der Familie. Durch den harten Drill sollte das individuelle Ich absterben, um im soldatischen Kollektiv neu zu entstehen und eine ˏzweite Familieʹ zu bilden. (…) Dabei produzierten diese Schulen enorme Versagungs- ängste vor dem Ideal des harten, rücksichtslosen, männlichen Willensmenschen“ (Schnei- der 1996, o.S. zit.n. Hanisch 2005, S. 315).

Adolf-Hitler-Schulen konnten ebenfalls besucht werden. Um dort jedoch aufgenommen zu werden, mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden, wie z. B. die Bewertung des Jun- gen durch die Hitler-Jugend, ein einwandfreier rassischer Nachweis der Vorfahren, Ge- sundheit bzw. Erbgesundheit der Sippe sowie die Parteizugehörigkeit der Eltern (vgl. Die Kameradschaft März 1938, S. 19f).

Nur wenige Schulen blieben von der Propaganda der Nazis verschont. So erzählt Hans Bender in dem Buch ˏMeine Schulzeit im Dritten Reichʹ, dass es in der Klosterschule, die er besuchte, keine Indoktrinationen im Unterricht gab. Manche Lehrer lehrten sogar, unter

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dem Siegel der Verschwiegenheit ihrer Schützlinge, Werke von jüdischen Künstlerinnen und Künstlern (vgl. Bender 1982, S. 33).

„Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das ‚Dritte Reich‘ vom 13. März 1938 wurde das österreichische Schulwesen sofort dem RMfWEV in Berlin unterstellt“ (Zwifelhofer 1993, S. 102).

5.1 Lehrpläne und Stundenpläne

„Treue, Opferwilligkeit, Verschwiegenheit sind Tugenden, die ein großes Volk nötig braucht, und deren Anerziehung und Ausbildung in der Schule gewichtiger ist als manches von dem, was zur Zeit unsere Lehrpläne ausfüllt“ (Hitler 1924, S. 461).

Zu den wichtigsten Unterrichtsfächern gehörten Geschichte, Geographie und Sport, die anderen Unterrichtsgegenstände wurden im Stundenplan drastisch reduziert (vgl. Mer- kel/Dittrich 2011, S. 12). Ein großen Anteil der Unterrichtsstunden, meistens 5 Stunden pro Woche, war dem Sport zugeteilt (vgl. Flessau 1977, S. 20). „Er leistet Wesentliches für ‚das Heranzüchten kerngesunder Körper‘ und die ‚Charaktererziehung‘ des ‚Men- schenmaterials‘, von der sich Hitler eine rassische ‚Elite‘ für seine politischen und mili- tärischen Ambitionen versprach“ (ebd., S. 24).

Aus diesem Grund wurde die Anzahl der Fremdsprachenstunden gekürzt, da laut Hitler nur eine geringe Anzahl der Kinder jemals in ihrem Leben noch Sprachen anwenden wür- den. So äußerte sich Hitler: „Es ist zum Beispiel nicht einzusehen, warum Millionen von Menschen im Laufe der Jahre zwei oder drei fremde Sprachen lernen müssen, die sie dann nur zu einem Bruchteil verwerten können und deshalb auch in der Mehrzahl wieder voll- kommen vergessen; denn von hunderttausend Schülern, die zum Beispiel Französisch lernen, werden kaum zweitausend für diese Kenntnisse später eine ernstliche Verwen- dung haben, während achtundneunzigtausend in ihrem ganzen weiteren Lebenslauf nicht mehr in die Lage kommen, das einst Gelernte praktisch zu verwenden“ (Hitler 1924, S. 285). Die Anzahl der Unterrichtsstunden in Fremdsprachen muss reduziert werden, um mehr Platz für Leibesübungen zu ermöglichen (vgl. ebd., S. 286).

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Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Gewichtung der Unterrichtsfächer waren eindeutig feststellbar. Jungen hatten verstärkt Unterricht in Sport, Mathematik und Wer- ken, Mädchen beschäftigten sich eher mit Hauswirtschaftslehre und Handarbeit, aber auch mit sportlicher Betätigung (vgl. Rademacher 2011, S. 63). Rademacher stellt dazu weiters fest, dass durch diese geschlechtsspezifischen Differenzen Jungen und Mädchen auf ihre zukünftigen Rollen im späteren Leben vorbereitet wurden“ (vgl. ebd., S. 63).

Der Lehrinhalt war zur Zeit des Nationalsozialismus extrem einseitig aufgebaut. So schreiben Merkel und Dittrich: „Deutschland war das Zentrum allen Wissens – deutsche Geschichte, deutsche Dichtung, deutsche Landeskunde, deutsches Brauchtum, deutsche Persönlichkeiten füllten die Köpfe der Kinder“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 12). Für Hitler war es wichtig, dass der Lehrstoff so aufgebaut war, dass, wenn die Kinder die Schule verlassen, sie ‚ganze‘ Deutsche seien (vgl. Hitler 1924). Der Lehrplan in der Adolf-Hitler- Schule setzte sich deshalb aus einer gemeinsamen Förderung von Körper, Seele und Geist zusammen (vgl. Die Kameradschaft März 1938, S. 19–20).

Viele Schüler empfanden den immer größer werdenden Einfluss des Nationalsozialismus auf das Schulsystem als Erleichterung. Lehrpläne wurden vereinfacht, denn Turnen und körperliche Ertüchtigung waren nun wichtiger als Latein oder Griechisch und außerdem wurde die Schulpflicht um ein Jahr verkürzt (vgl. Krüger 1982, S. 44).

Die Erziehung zur Männlichkeit wurde z. B. durch die Novellierungen des Lehrplans für Hauptschulen im Jahr 1935 gefördert, da nun ein Großteil des Geographieunterrichtes der Wehrgeographie gewidmet wurde (vgl. Battista 1935, S. 14). Weiters heißt es im neuen Lehrplan: „Die Erziehung der Knaben wird, wie immer sie in die Organisation der Haupt- schule eingegliedert sind, auch auf die Förderung des Wehrgedankens, namentlich durch die vormilitärischen Übungen Rücksicht nehmen“ (Battista 1935, S. 15f.).

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5.2 Unterrichtsgegenstände

„So hat der völkische Staat in seiner Erziehungsarbeit neben der körperlichen gerade auf die charakterliche Ausbildung höchsten Wert zu legen. Zahlreiche moralische Gebrechen, die unser heutiger Volkskörper in sich trägt, können durch eine so einge- stellte Erziehung wenn schon nicht ganz beseitigt, so doch sehr gemildert werden. Von höchster Wichtigkeit ist die Ausbildung der Willens- und Entschlußkraft sowie die Pflege der Verantwortungsfreudigkeit“ (Hitler 1924, S. 283).

In den Unterrichtsfächern wurde bevorzugt nationalsozialistisches Gedankengut gelehrt. „Erbbiologie, Rassenlehre und Volkskunde traten neben militärisch instruiertem Sport- unterricht in den Vordergrund des Unterrichtsgeschehens und verdrängten die übrigen Fächer“ (Hohmann 1991, S. 16).

Hitler legte auch großen Wert darauf, den Kindern Nationalstolz beizubringen. So meinte er: „Aus der Unzahl all der großen Namen der deutschen Geschichte aber sind die größten herauszugreifen und der Jugend in so eindringlicher Weise vorzuführen, daß sie zu Säulen eines unerschütterlichen Nationalgefühles werden“ (Hitler 1924, S. 290).

Bei den Unterrichtsmethoden fällt auf, dass Lehrer dazu angehalten wurden, im Zuge von Wettbewerben die Jungen auf ihren Einsatz im Krieg vorzubereiten. Dazu diente die Her- stellung von Kriegsspielzeug und Plakaten. Ein großer Teil der Lehrerschaft war Mit- glied der NSDAP. Diese Tatsache ist auch eindeutig in den Unterrichtsmaterialien dieser Zeit erkennbar (vgl. Hohmann 1991, S. 39).

Viele Lehrkräfte gehörten dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) an, der 1929 gegründet worden war. Zu seinen Hauptaufgaben zählten „die Ausschaltung der alten Lehrerverbände, Ausscheidung oppositioneller Lehrer, Überführung der Verbandvermö- gen und die organisatorische Vereinheitlichung der verbliebenen Lehrkräfte“ (Has- berg/Seidenfuß 2005, S. 123).

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5.2.1 Deutsch

Der Deutschunterricht eignete sich hervorragend dazu, den Kindern und Jugendlichen die nationalsozialistische Doktrin näher zu bringen (vgl. Hohmann 1991, S. 82). Ziel war es, den Stolz der Kinder auf das deutsche Volk und auf die Nation zu richten. Zentrale The- men waren hierbei Heimat, Kriegshelden, Stamm, Volk und Führer (vgl. Flessau 1977, S. 58). Ebenso galt es, bei den Kindern Bewusstsein für ihr Deutschtum zu schaffen. Für Jungen hieß dies, dass sie selbstsicher, wehrhaft und tatbereit auftreten sollten (vgl. ebd., S. 73). Sich deutsch zu fühlen „lässt sich in der Terminologie der Zeit benennen mit Treue, Opfermut, Gehorsam, Kampfbereitschaft, Nationalstolz, Familiensinn. Es spricht sich vor allem aus in den vom Nationalsozialismus favorisierten – literarisch meist min- derwertigen – nationalbewußten Dichtungen“ (ebd., S. 75). Lesebücher mussten deshalb auch umgeändert werden, um der faschistischen Ideologie zu entsprechen (vgl. Hohmann 1991, S. 34). Dabei wurden Lesewerke einfach durch faschistische Texte ergänzt. Die Schulbibliotheken wurden somit zu einem Umschlageplatz der Propaganda (vgl. ebd., S. 40). Das Bouhler-Lesebuch z. B. war ein Muss für jede Schulbibliothek. Dieses Werk erzählt die Geschichte der faschistischen Bewegung (vgl. ebd., S. 70).

Bücher wurden zur Zeit des Nationalsozialismus streng auf ihren Inhalt überprüft und Werke vieler Schriftsteller wurden verboten. Andere Autoren/Autorinnen hingegen wur- den vom Regime engagiert, leicht lesbare Literatur zu verfassen, die die Ideologie des Nationalsozialismus transportieren sollten (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 10). Nur die Texte ausgewählter Schriftsteller/Schriftstellerinnen wurden deshalb in den Lesebüchern und Fibeln gedruckt. Zu diesen zählten z. B. Hans Baumann, Arthur Dinter, Baldur von Schirach, Heinrich Anacker, Agnes Miegel und Ina Seidel (vgl. Hohmann 1991, S. 50).

Einen wichtigen Bestandteil des Deutschunterrichts nahmen Sagen und Mythen ein, ganz besonders Helden- und Volkssagen. Diese wurden zur Propagierung nationalsozialisti- schen Gedankengutes verwendet. So schreibt Flessau in seinem Buch ‚Schule der Dikta- tur. Lehrpläne und Schulbücher des Nationalsozialismus‘, dass diese Mythen und Sagen die Tugenden des arischen Menschen repräsentierten, nämlich „Entschlossenheit, Mut, Härte, Ausdauer und andere vermeintliche oder tatsächliche Mannestugenden“ (Flessau 1977, S. 46).

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Die Nationalsozialisten nutzten dabei die Begeisterung der Jugendlichen für Abenteuer und Heldentum (vgl. ebd., S. 46).

Die Volkskunde spielte ebenfalls eine zentrale Rolle im Deutschunterricht. Sie wurde den Schülern/Schülerinnen mit Hilfe von „Redensarten und Sprichwörtern, Volkssagen, Mär- chen und Schwänken, sowie Volksspiel und Volkslied, Landsknecht- und Soldatenlied“ (Hohmann 1991, S. 51) nähergebracht.

Das gewünschte Bild von Männlichkeit zeigt sich deutlich in vielen Werken. Manche Texte, die im Deutschunterricht gelesen wurden, weisen Knaben darauf hin, dass sie echte Kerle sein und sich nicht nach einem angenehmen Leben sehnen sollten, sondern nach bitterem Kampf, um z. B. das Eiserne Kreuz zu erlangen (vgl. Hohmann 1991, S. 40). Auch „die kriegsverherrlichende Literatur eines Wehner («Verdun»), Beumelburg («Der Soldat von 1917») und Kullak («Horst Wessel») sollte mithelfen, jene «ganzen Kerle» zu erziehen“ (ebd., S. 55). Bei der Auswahl der gelesenen Dichter wurde ebenfalls großer Wert darauf gelegt, dass deren Texte nicht nur die Weltanschauung jener Zeit wiederga- ben, sondern auch dass jegliche Gefühlsregungen, die zur Verweichlichung führen könn- ten, fehlten (vgl. ebd., S. 49). Auch Bilder, die in Lesebüchern für Jungen zu finden wa- ren, zeigen oft Kriegsgeschehnisse. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die Kamerad- schaft gelegt (vgl. ebd., S. 71).

5.2.2 Geschichte

„Besonders muß eine Änderung der bisherigen Unterrichtsmethode im Geschichtsun- terricht vorgenommen werden. Es dürfte wohl kaum ein Volk mehr an Geschichte lernen als das deutsche; es wird aber kaum ein Volk geben, das sie schlechter anwen- det als das unsere“ (Hitler 1924, S. 286).

Der Geschichtsunterricht verfolgte das Ziel, Jungen auf soldatisches Handeln und auf den Krieg vorzubereiten (vgl. Flessau 1977, S. 60f.) Dabei wurde vielfach auf die Überlegen- heit der nordischen Rasse verwiesen (vgl. Hohmann 1991, S. 16). Der Geschichtsunter- richt sollte außerdem die Begeisterung der Jungen und Mädchen für den Führer wecken,

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sowie der Vermittlung des Ruhms und der Taten des Führers dienen (vgl. Flessau 1977, S. 46). Des Weiteren sollte er den Kindern zeigen, dass Deutschland ungerechterweise eine Vormachtstellung in der Welt verweigert worden sei, obwohl es den anderen Län- dern überlegen gewesen sei. Dadurch sollte der Nationalstolz der Jungen geweckt wer- den, um ihre Bereitschaft für den Krieg zu stärken (vgl. ebd., S. 78). Hierfür bediente man sich auch bestimmter Persönlichkeiten, die als Helden dargestellt wurden wie zum Bei- spiel Hindenburg, Andreas Hofer, Maria Theresia, Friedrich der Große oder Ordensritter. In diesem Katalog der Persönlichkeiten durfte natürlich auch selbst nicht fehlen (vgl. ebd., S. 80).

5.2.3 Mathematik

Mechanik, Wärmelehre, Magnetismus und Themen in Bezug auf das Fliegen stellten ei- nen Großteil des Mathematikunterrichtes dar (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 140). Zusätz- lich setzte man auch auf Berechnungen, um für den NS-Staat unnötige Ausgaben sparen zu können. Als deutliches Beispiel hierfür kann auf Kalkulationen verwiesen werden, wie viel Geld ein Mensch mit einer Beeinträchtigung dem Staat im Jahr koste (vgl. Hoh- mann 1991, S. 16).

5.2.4 Naturwissenschaftliche Unterrichtsgegenstände

Vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer sollten dafür genutzt werden, Jungen auf militärische Auseinandersetzungen vorzubereiten (vgl. Flessau 1977, S. 140).

Merkel und Dittrich berichten, dass statt Geografie Geopolitik im Vordergrund gestanden sei (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 105). „Die politische Erdkunde bot viel Raum für ide- ologische Erziehung, die mit dem Thema ˏLebensraumʹ oder konkreter ˏVolk ohne Raumʹ über ˏRassenkundeʹ zu einer ˏWehrgeografieʹ kam, durch die eine kriegerische Erweite- rung gedanklich vorgezeichnet und begründet wurde“ (ebd., S. 105). Die Kinder sollten jene Gebiete der Erde kennen lernen, die für die Kolonialpolitik von Bedeutung waren. Somit wurden die Knaben indirekt auf Eroberung und Krieg vorbereitet (vgl. Flessau

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1977, S. 63). „Faßt man zusammen, so sind es besonders vier Themenbereiche, die sich der Erdkundeunterricht vorzunehmen hat: einmal der rassenkundlich-rassistische, dann der germanisch-arisch-völkische, weiter der wehrpolitische und wehrgeographische, schließlich der im weiten Sinne kolonialistische“ (ebd., S. 83).

Im Biologieunterricht setzten sich Lehrer/Lehrerinnen und Schüler/Schülerinnen ver- stärkt mit der Rassenlehre auseinander. Es gab sogar Exkursionen in Anstalten von Men- schen mit einer Beeinträchtigung. Diese Lehrausgänge sollten dazu dienen, die Schü- ler/Schülerinnen für die Euthanasie von ˏnutzlosenʹ Menschen überzeugen zu können (vgl. Bender 1982, S. 38).

Der Physikunterricht lehrte die Knaben Wesentliches über Flugzeuge und Waffen, was oft mit dem Chemieunterricht und der Lehre über Kampfstoffe verbunden wurde (vgl. Hohmann 1991, S. 16). Der Chemieunterricht selbst war von Wehrkunde bestimmt (vgl. Flessau 1977, S. 89).

5.2.5 Leibesübungen

„Dieses Selbstvertrauen aber muß schon von Kindheit auf dem jungen Volksgenossen anerzogen werden. Seine gesamte Erziehung und Ausbildung muß darauf angelegt werden, ihm die Überzeugung zu geben, anderen unbedingt überlegen zu sein. Er muß in seiner körperlichen Kraft und Gewandtheit den Glauben an die Unbesiegbar- keit seines ganzen Volkstums wiedergewinnen“ (Hitler 1924).

„Der Sport nahm als Mittel zur Realisation der (…) Erziehungsziele einen ganz wichtigen Platz ein“ (Klönne 1984, S. 78). Schülern, die dabei keine guten Leistungen erzielten, wurde z. B. der Besuch einer höheren Schule nicht gestattet (vgl. Hohmann 1991, S. 16). Durch den Sportunterricht sollten makellose Körper heranerzogen werden, die bereits heerfähig waren.

Knaben mussten somit später als Soldaten nur noch lernen zu ertragen und zu gehorchen, damit sie sich zu richtigen Männern entwickeln konnten (vgl. Flessau 1977, S. 25). Des- halb sahen Novellierungen des Lehrplans für Hauptschulen aus dem Jahr 1935 für die

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Knaben auch vormilitärische Ausbildung vor (vgl. Battista 1935, S. 66). Die Charakter- eigenschaften des männlichen Sportlers werden somit charakterisiert als dynamisch, er- folgsorientiert, selbstdiszipliniert und risikofreudig (vgl. Hainisch 2005, S. 388).

Hainisch ist der Meinung, dass der Sportunterricht zur Zeit des Nationalsozialismus zur „Vorbereitung und Abwehr des Krieges, Aggressionsaufbau und Aggressionsabbau zu- gleich“ (Hanisch 2005, S. 387) diente. Einen besonderen Stellenwert hatte deshalb wohl auch im Sportunterricht das Boxen (vgl. Flessau 1977, S. 24).

Abbildung 5: Turnunterricht in der Fibel "Wir fangen an" In: https://www.google.at/search?q=%E2%80%9EWir+fangen+an%E2%80%9C&client=firefox-a&rls=org.mozilla:de:official&chan- nel=nts&biw=1600&bih=767&source=lnm s&tbm=isch&sa=X &ei=F9wmV LmH NIPPaPPcgfAG &ved=0CAYQ_AUoAQ#facrc=_&imgdii=_&im grc=s6c NQp2NbARObM%253A%3Bcu1zl1byxNWSXM%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.zeitlupe.co.at%252F drittesreich%252F 320fangenan2.jpg%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.zeitlupe.co.at%252F werbung%252Fpropaganda2.html%3B320%3B215 [12.07.2014].

Viele Schüler sahen dem Turnunterricht mit Angst entgegen. So berichtet der Schriftstel- ler Martin Gregor Dellin, dass für ihn der Unterricht zur Folter wurde: „ Die Schule hat mir mein Gefühl für das Körperliche, die Lust, jung zu sein, auf eine Weise vergällt, daß ich in alle Gegenideale flüchtete (…) und in die tiefe Verachtung alles dessen, was die Zeit – und ich mit ihr – als starkmachend und stählend pries“ (Dellin 1982, S. 167).

Leibesübungen wurden jedoch nicht nur durch die Schule gefördert, sondern, wie bereits oben erwähnt, auch durch die Parteiorganisationen (vgl. Lenz 1982, S. 158).

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5.3 Schulbücher zur NS-Zeit

„Erstens soll das jugendliche Gehirn im allgemeinen nicht mit Dingen belastet wer- den, die es zu fünfundneunzig Prozent nicht braucht und daher auch wieder vergißt“ (Hitler 1943, o.S.).

Das Dritte Reich versuchte mit Hilfe von Schulbüchern seine Ideologien zu verbreiten und Kinder und Jugendliche in ihren Denkweisen zu beeinflussen. Flessau weist jedoch darauf hin, dass auch Schulbücher existierten, die kein oder nur sehr wenig nationalsozi- alistisches Gedankengut transportierten. Warum diese zur Verwendung genehmigt wur- den, ist laut Flessau noch unklar. Es wird vermutet, dass teilweise Beamte des zuständigen Ministeriums Bücher freigaben, die nicht den nationalsozialistischen Ideologien entspra- chen, weil sie von einem christlichen und humanistischen Weltbild geprägt waren. In Fi- beln und Lesebüchern findet sich jedoch vermehrt nationalsozialistischer Inhalt, vor al- lem durch die Publikation von germanischen Sagen und mittelhochdeutschen Epen. Stell- ten diese doch gewünschten Charaktereigenschaften des Ariers in den Vordergrund: Wa- gemut, Treue, Ehre und Kampfbereitschaft. Dies war jedoch keine Neuerfindung der Na- zis. Bereits in Schulbüchern des 19. Jahrhunderts lassen sich ähnliche Ansätze erkennen. Aus diesem Grund mussten nach Hitlers Machtergreifung 1933 nicht sofort alle Schulbü- cher umgeändert werden. Daher erschienen die ‚Richtlinien zur Schaffung neuer Lesebü- cher‘ in Deutschland erst im Jahr 1934 (vgl. Flessau 1977, S. 97f.).

Laut Marcel Reich-Ranicki bemerkte man zu Beginn der Machtübernahme noch keine großen Veränderungen bezüglich der Schulbücher, nur dass manche im Lesebuch ge- druckten Gedichte, z. B. von Heine, nicht mehr besprochen wurden (vgl. Reich-Ranicki 1982, S. 53).

Mit der fortschreitenden Machtposition der Nationalsozialisten änderte sich jedoch die Funktion der Schulbücher grundlegend. „In den Schulbüchern ging es (…) nicht mehr um Bildung und Wissen, sondern um die Vermittlung der nationalsozialistischen Ideologie – das Schulbuch wurde zum Werkzeug der Machthaber“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 99). Hierbei spielte das Soldatentum eine zentrale Rolle: „Schon ab 1939 nahm der Tod (der männlichen Bevölkerung) und der Opfergedanke (bei der weiblichen Bevölkerung) auch

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in den Schulbüchern einen immer größeren Stellenwert ein: Briefe und Gedichte gefalle- ner Soldaten an die Mutter wurden gedruckt, Bilder von Heldenfriedhöfen und vieles mehr – als wolle man die Jugendlichen an die Gegenwart des Todes gewöhnen“ (Rade- macher 2011, S. 68).

Üblicherweise unterlag die Überprüfung, ob Schulbücher zulässig waren, Reichsleiter Philipp Bouhler, dem Chef der ‚Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des nationalsozialistischen Schrifttums‘ (vgl. Kollmann 2006, S. 18).

„Gezielt weckte das Regime bei Kindern und Jugendlichen die Begeisterung für das Flie- gen“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 137). In Schulbüchern, Zeitschriften und auch mit kleinen Geschenken durch das Winterhilfswerk wurde immer wieder auf die Faszination des Flie- gens hingewiesen. Viele hegten daher bereits in früher Kindheit den Wunsch, Pilot zu werden (vgl. (ebd., S. 137). Im Schulbuch ˏDas zweite Schuljahr in seinem gesamten Unterrichtʹ nimmt ebenfalls das Fliegen einen zentralen Stellenwert ein (vgl. Merkel/Dit- trich 2011, S. 138). Der Abschnitt „Ein Flieger möchte ich werden! suggeriert den Zweit- klässlern ein klares Ziel. Berühmte Flieger (z. B. Hermann Göring) und Kampfflugzeug- typen werden vorgestellt, Bastelanleitungen für Papierflieger gegeben, das Kampflied der Flieger gesungen oder Wörter aus der Wortfamilie ˏFliegenʹ gesucht“ (ebd., S. 138).

In den folgenden Kapiteln wird eine Analyse von diversen Schulbüchern bezüglich der Thematik Erziehung zur Männlichkeit durchgeführt. Dabei sollen die Fragen beleuchtet werden, ob in allen recherchierten Schulbüchern Verweise auf die von den Nationalsozi- alisten gewünschten Charaktereigenschaften der Jungen und Männer zu finden seien und ob das Hauptziel der Erziehung das Heranbilden zukünftiger Soldaten sei. Diese Analyse konnte nur bei begrenztem Material durchgeführt werden, da ausschließlich ein geringer Bestand in Bibliotheken zur Verfügung stand.

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5.3.1 Fibeln und Lesebücher

Laut Merkel und Dittrich waren die Fibeln die ersten Schulbücher, die inhaltlich modifi- ziert wurden (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 99). Die Richtlinien zur Schaffung neuer Le- sebücher wurden im Jahr 1934 erstellt (vgl. Flessau 1977, S. 98). Verlage, die Lesebücher herausgaben, mussten sich an diesen vorgegebenen Richtlinien der Nationalsozialisten orientieren (vgl. Hohmann 1991, S. 70).

Als zentrale Themen in den Lesebüchern können Soldatentum, Heldentum, Kamerad- schaft und Führertum angegeben werden (vgl. Hohmann 1991, S. 52). Die „Bücher strotzten vor soldatischen Erzählungen, mythischen Überhöhungen der Kämpfer des Ers- ten Weltkrieges und der »Kampfzeit«“ (ebd., S. 52). In Schul- und Lesebüchern finden sich ebenfalls unzählige Texte, die den Kindern Vorbilder präsentierten, an denen sie sich orientieren sollten. Dabei handelte es sich oft um bekannte Nazigrößen, Sportler und um Offiziere der Wehrmacht (vgl. Wilcke 2005, S. 42).

Flessau vertritt die Ansicht, dass in den Geschichten der Lesebücher sehr deutlich die Tugenden eines arisch-deutschen Mannes definiert werden: kriegerisch, wagemutig, treu, ehrbewusst und heldenhaft musste er sein (vgl. Flessau 1977, S. 97). Aus diesem Grund handeln die meisten Beiträge von Ehre, Rache, Tapferkeit, Mut, Härte, Heldentum und Heldentod (vgl. ebd., S. 103). Fibeln bedienten sich deshalb gerne altnordischer Sagen sowie verschiedener Epen und Gedichte aus dem Mittelalter. Zentrale Themen sind hier- bei ebenso Kampf, Eroberung, Mut, Ehre und Treue (vgl. ebd., S. 101). Den bedeutend- sten Stellenwert nahm laut Flessau hierbei die Heldenhaftigkeit ein: „Heldenhaftigkeit steht im nationalsozialistischen Tugendkatalog an erster Stelle; der heroische Mensch ist Inbegriff germanisch-arischen Wesens“ (Flessau 1977, S. 105).

Gedichte und andere lyrische Werke wurden ebenfalls mit Vorliebe in den Lesebüchern und Fibeln abgedruckt, denn „kriegerisches Gedankengut, in Dichtung gekleidet, konnte in sublimer Form den Wehrwillen stärken, die ‚Vaterlandsliebe‘ vertiefen und, in Kriegs- zeiten, die Funktion von Durchhalteappellen übernehmen“ (ebd., S. 119).

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5.3.1.1 Lesefibel für kleine Leute

Diese Lesefibel wurde 1943 von der Gauwaltung des NSLB (des Nationalsozialistischen Lehrerbundes) in Kärnten herausgegeben. Zu Beginn werden den Kindern auf 81 Seiten die Buchstaben nahegebracht. Diesen Kapiteln folgen Geschichten verschiedener The- menkreise. In einer dieser Darstellungen erzählt ein Vater vom Führer und dessen Liebe zur Jugend, eine andere handelt vom Geburtstag des Führers (vgl. Linder/Kaufmann 1943, S. 3ff.).

Abbildung 6: Buben als zukünftige Soldaten . In: Linder, Gottfried/Kaufmann, Gustav (1943): Lesefibel für kleine Leute. Graz: Leykam Schulbuchverlag. S. 161.

Abbildung 7: Aufgaben des Mädchens. In: Linder, Gottfried/Kaufmann, Gustav (1943): Lesefibel für kleine Leute. Graz: Leykam Schulbuchverlag. S. 4.

Wie in vielen anderen Lesefibeln soll bei den Jungen die Begeisterung für das Soldaten- tum geweckt werden. Auf zwei Seiten wird beschrieben, wie die Soldaten durch das Dorf ziehen, weil sie an die Front müssen. Während Mütter um ihre Kinder weinen, werden die Emotionen der Knaben folgendermaßen beschrieben: „Alle Buben aber haben leuch- tende Augen. Sie wollen alle des Führers Soldaten werden“ (Linder/Kaufmann 1943, S. 141). Weitere Bezüge zu einer Erziehung zur Männlichkeit sind in dieser Fibel nicht er- kennbar. Themen der Weiblichkeit werden im Text überhaupt nicht erwähnt, nur auf Bil- dern lassen sich Tendenzen erkennen. Buben sind meistens in spielender Tätigkeit abge- bildet, während Mädchen auf die Geschwister aufpassen oder bei der Feldarbeit helfen.

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5.3.1.2 Roland-Fibel Die Darstellungen der Roland-Fibel zeigen laut Merkel und Dittrich spielende Kinder, Frauen in ihrer Mutterrolle, Tiere o- der auch Kobolde. Ebenso werden marschierende Jungen der Hitler-Jugend sowie ein idealisiertes Bild eines Mädchens aus dem BDM gezeigt (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 101). „Die Kinder werden mit ihrer Rolle innerhalb der Gesellschaft spie- lerisch vertraut gemacht, indem man HJ und BDM in die idyl- lische Kinderwelt integrierte. Uniform und stramme Haltung formten die Kinder zu zukünftigen Soldaten, die schließlich die von der NS-Politik propagierten Eigenschaften wie Tapferkeit und Liebe zum Vaterland verkörpern sollten“ (ebd., S. 101).

Abbildung 8: Roland-Fibel. In: https://www.google.at/search?q=Roland-Fibel&client=firefox-a&rls=org.m ozilla:de:official&chan- nel=nts&biw=1600&bih=767&tbm=isch&source=lnm s&sa=X &ei=4N0mV LKMFcfkao6QgZAN&ved=0CAYQ _AUoAQ#facrc=_&imgdii=_&imgrc=p0wE tpR0PtcIWM%253A%3B pPmcmB3Cw2znzM%3Bhttp%253A%252F%252F www.detlef-heinsohn.de%252Fschule-fibeln166a.JPG%3Bhttp%253A% 252F%252F www.detlef-heinsohn.de%252Ffibeln-1945.htm%3B351% 3B428 [16.08.2041].

5.3.1.3 Fibel für die deutsche Jugend Diese Fibel enthält einen Teil, der dem Erlernen der Buch- staben gewidmet ist, sowie einen Textteil mit Abbildungen. Neu zu lernende Buchstaben werden hierbei mit einem Be- griff aus der NS–Zeit verbunden, wie z. B. S mit Soldat, U mit Uniform, F mit Flagge (vgl. HS Gramastetten 2010, o. S.) Merkel und Dittrich merken außerdem an, dass die Bil- der dieser Fibel Geschehnisse aus dem Alltag zeigen (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 103.). Auf einer Abbildung z. B. „hissen Mädchen des BDM [Bund deutscher Mädel] und Jungen der HJ eine Hakenkreuzfahne“ (ebd., S. 103).

Abbildung 9: Fibel für die deutsche Jugend . In: http://ooe.mo10.museumonline.at/index3f9b.html?PHP- SESSID=532a0dc30a9738d56606fa599f6a3bb6&module =object01&lang=de [03.02.2014].

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5.3.1.4 Kinderwelt

Bereits das Titelbild dieser Lesefibel von Franz Brauner aus dem Jahr 1941 zeigt, wie der deutsche Junge zu sein habe. Ein Bub sitzt auf einem Schaukelpferd, das Gewehr auf dem Rücken und ein Schwert in der Hand. Zu seinen Füßen stehen zwei Soldatenfiguren, eine davon trägt eine Fahne mit dem Hakenkreuz. Auch die folgenden 108 Seiten nehmen immer wieder auf das gewünschte Bild von Männlichkeit Bezug. So sieht man auf Seite 10, wenn der Buchstabe ‚R‘ gelehrt wird, Hitlerjungen mit einer Fahne trommelnd mar- schieren, auf Seite 18 die Soldaten Hitlers und Kinder, die diese mit gestreckten Arm grüßen. Dazu heißt es im Buch: „SA marschiert mit festem Schritt und Tritt. Das sind lauter treue Soldaten Adolf Hitlers. Das Heldenmal soll an die toten Soldaten erinnern“ (Brauner 1941, S. 18).

Auch die Pimpfe stehen im Blickpunkt. Sie marschieren mit Trommeln im Regen und singen. Mädchen, die diese beobachten, empfinden zuerst Mitleid mit ihnen, sehen dann aber diese lachend marschieren, weil die Jungen so tapfer sind (vgl. Brauner 1941, S. 25). Auch dem Weihnachtsfest ist eine Seite gewidmet. Die beiden Jungen erhalten als Ge- schenke ein Schaukelpferd, einen Helm und ein Schwert sowie Soldatenfiguren mit Ge- wehren und der Fahne mit dem Hakenkreuz, ein Flugzeug, eine Kanone und einen Panzer (vgl. ebd., S. 29).

Soldaten und Pferde werden in dieser Fibel immer wieder erwähnt. Eine Geschichte han- delt vom Spielen und auch hier beschäftigen sich die Jungen damit, sich als Soldaten zu verkleiden und auf Steckenpferden zu reiten (vgl. ebd., S. 48).

Heldentum spielte für die Erziehung zur Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus eine zentrale Rolle. Deshalb widmet Brauner den gefallenen Helden eine eigene Seite und schreibt: „Heil! Die Soldaten kommen! Wie stramm sie marschieren! Und die Musik spielt auch. Alle Leute bleiben stehen. Wir grüßen die Fahne der Wehrmacht. Sie mar- schieren zum Denkmal der toten Helden. Es soll uns immer an die gefallenen Soldaten erinnern. Sie waren tapfere Krieger und haben ihr Blut und Leben für Deutschland gege- ben“ (ebd., S. 55).

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Dem Geburtstag des Führers sind zwei Seiten gewidmet. Auf einem Bild sind abermals Jungen in Uniform mit Trommel und Fahne zu sehen. Als Text darunter ist vermerkt: „Für Adolf Hitler kämpfen wir, mit Adolf Hitler siegen wir!“ (Brauner 1941, S. 62f.).

Die Themen ‚Fliegen‘ und ‚Waffen‘ dürfen natürlich in diesem Lesebuch nicht fehlen. Die Piloten, die Kunststücke mit ihren Fliegern darbieten, werden angehimmelt. Der Traum eines jeden Jungen sei es, einmal selbst Pilot zu werden. Gleich im Anschluss zu diesem Text folgt eine Geschichte über eine Alarmübung. Diese wird verharmlost darge- stellt, wenn es heißt: „Den Kindern hat die Übung recht gut gefallen, und sie sprechen noch lange davon. Besonders Hansl weiß viel zu berichten von allerlei Flugzeugen, von Fliegerbomben, Brandbomben und Gasbomben“ (Brauner 1941, S, 81f.).

Auf das Soldatentum wird noch in einer anderen Geschichte eingegangen, die von einem verwundeten Soldaten handelt, dem sein treuer Hund Verbandszeug und Wasser bringt und ihm somit das Leben rettet (vgl. ebd., S. 87f.).

Den Abschluss dieses Buches bilden das Lied der Deutschen (die damalige deutsche Na- tionalhymne), das Horst-Wessel-Lied, der Deutsche Gruß sowie die Aussage Hitlers: „Deutscher Knabe, vergiß nicht, daß du ein Deutscher bist!“ (ebd., S. 91).

5.3.1.5 Deutsches Lesebuch für Jungen

Dieses Lesebuch (Herausgeber waren Stadtschulrat Meinshausen in Berlin und Ober- schulrat Leip in Darmstadt) liegt in fünf Bänden in der Bibliothek des Bundesministeri- ums für Bildung und Frauen in Wien auf. Schon bei der Betrachtung der Inhaltsverzeich- nisse werden deutliche Tendenzen einer Erziehung zur Männlichkeit sichtbar.

Der erste Band stammt aus dem Jahr 1939. Im Inhaltsverzeichnis des Buches finden wir Kapitelüberschriften wie ‚Tapfere Jugend‘ und ‚Kühne deutsche Männer und Frauen‘, die auf die gewünschten Charaktereigenschaften verweisen. Einen weiteren großen Teil dieses Buches nehmen Märchen und Sagen sowie Erzählungen aus dem Ersten Weltkrieg und die Verherrlichung der nationalsozialistischen Bewegung ein (vgl. Mainshausen/Leip 1939, S. Vff.). Heldentum und Mut spielen in den Geschichten im Kapitel ‚Tapfere Ju- gend‘ wie ‚Der kleine Held’ oder ‚Eine tollkühne Kletterei‘ eine bedeutende Rolle. In der

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Erzählung ‚Der kleine Held‘ lesen wir von einem Jungen, der einer Gänseherde gegen- übersteht und furchterfüllt nach Hause läuft. Dieses Verhalten wird vom Vater getadelt und bei seiner nächsten Begegnung mit diesen Tieren handelt er mutiger. „Ich traute dem väterlichen Rat und ging dem Ungeheuer zwar mit geschlossenen Augen, aber tapfer mit dem Stocke um mich schlagend, entgegen. Und siehe, jetzt bekam der Gänserich Furcht und zog sich laut schnatternd in den Haufen der auch davonlaufenden Gänse zurück“ (von Siemens 1939, S. 153). Das Kapitel ‚Kühne deutsche Männer und Frauen‘ ist vor allem Anekdoten um Friedrich den Großen und Bismarck gewidmet (vgl. Mainshausen/Leip 1939, S. 205ff.). Als weiteres Vorbild wird zwei Mal Albert Leo Schlageter mit seinen Heldentaten erwähnt (vgl. ebd., S. VIIf.). Schlageter wurde als Widerstandskämpfer ver- ehrt, da er sich der französischen und belgischen Ruhrbesetzung im Jahr 1923 widersetzte und nach der Sprengung einer Eisenbahnbrücke zum Tod verurteilt wurde (vgl. Hürter 2007, o.S.). Weitere Themen, die auf das gewünschte Bild von Männlichkeit verweisen, sind Kameradschaft, Kampf, Sieg, Vaterlandsliebe und Soldatentum. So trägt z. B. ein Kapitel die Überschrift ‚Soldat sein heißt hart sein‘ (vgl. ebd., S. 257ff.).

Der zweite Band dieses Lesebuches, das mir bei meiner Recherche zur Verfügung stand, stammt aus dem Jahr 1940. Zentrale Themen stellen Handwerkskunst, Brauchtum, Kampf, Sieg sowie Götter- und Heldensagen dar. Ein eigenes Kapitel ist der Jugend ge- widmet, in dem Geschichten über Kameradschaft und Treue im Mittelpunkt stehen. Der Tod wird in diesem Buch auch sehr oft erwähnt (vgl. Mainshausen/Leip 1940a, S. Vff.).

Im dritten Band mit demselben Erscheinungsjahr stehen Abenteuer, Naturgewalten, Rit- tertum und der Weltkrieg im Mittelpunkt. Das letzte Kapitel ist der nationalsozialistischen Bewegung gewidmet. Hierbei wird unter anderem wieder auf den Heldenmut Schlageters verwiesen (vgl. Mainshausen/Leip 1940b, S. Vff.). Mut und Soldatentum verweisen auf die Erziehung zur Männlichkeit. So erzählt z. B. Gonz in seiner Geschichte ‚Der erste Tag als Soldat‘, wie sich Jungen aus einem Dorf gemeinsam auf den Weg machen, weil sie einen Stellungsbefehl erhalten haben. In der Kaserne erscheint ihnen zu Beginn noch alles fremd, danach aber schreibt Gonz über einen rekrutierten Jungen: „Alles Fremde wich. Er fühlte sich geborgen in der zwingenden, unerbittlich klaren und harten Welt des Soldaten“ (Gonz 1940b, S. 279ff.).

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Im vierten Band des Lesebuches für Jungen aus dem Jahr 1943 lassen sich ebenfalls ein- deutige Tendenzen des gewünschten Bildes von Männlichkeit erkennen. So handeln die Kapitel von Soldaten und bekannten Feldherren wie Prinz Eugen oder Hindenburg. Wei- ters berichten die Geschichten über die Situation im Schützengraben und an der Front sowie vom Soldatentod (vgl. Mainshausen/Leip 1943, S. V). Auf die Liebe zum Vater- land nimmt Fler in seinem Gedicht ‚Im Schützengraben‘ Bezug: „Wir mögen in Lumpen hungern durch Frost und Feindesland, nur du, du sollst nicht hungern, mein Volk und Vaterland“ (Fler 1943, S. 43). Weitere Themen sind der ‚Kampf um die Scholle‘, Ehre und Manneswürde, denen eigene Kapitel gewidmet sind (vgl. Mainshausen/Leip 1943, S. Vff.).

Der fünfte Band aus dem Jahr 1942 widmet sich hauptsächlich dem Reich selbst mit sei- nen Städten, Regionen und Arbeitsgemeinschaften sowie Deutschen, die in anderen Tei- len der Erde leben. Das Kapitel ‚Heldentum des Volkes‘ bezieht sich sehr deutlich auf die Erziehung zur Männlichkeit. Zentrale Themen sind in diesem Abschnitt Soldatentum, Kameradschaft und Soldatentod (vgl. Mainshausen/Leip 1943,S. Vff.).

5.3.1.6 Die Selbstbefreiung des deutschen Geistes

Dieses Unterrichtswerk gilt als Fortsetzung der Lesebücher für Jungen von Meinhausen und der Lesebücher der Mädchen von Förster, die in der vorliegenden Arbeit ebenfalls untersucht werden (vgl. Hackenberg/Schwarz 1940, o. S.). Die Kapitel dieses Lesebuches für die siebente Klasse, verfasst von Friedrich Hackenberg und Bernhard Schwarz aus dem Jahr 1940, sind nach diversen Autoren und ihren Werken unterteilt, so sind z. B. Luther, Logau, Lessing, Klopstock, Herder, Goethe, Schiller, Kleist, Grimm, Arndt und Humboldt zu finden.

Die ausgewählten Texte von Luther verweisen dabei auf Antisemitismus wie Geiz und Neid der Juden (vgl. ebd., S. 22). Friedrich Logaus ‚Deutsche Sprüche‘ handeln von Stärke, Einigkeit, Mut, Furcht, Wahrheit und Freiheit (vgl. ebd., S. 46f.). Ein Abschnitt ist den nordischen Liedern Herders und der Wirkung der Dichtkunst bei den nordischen Völkern gewidmet (vgl. ebd., S. 122f.).

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Ein Gedicht über Krieg und Tod von Schiller ist in einem anderen Kapitel zu finden (Ha- ckenberg/Schwarz 1940, S. 181ff.). Weitere Kriegsgedichte und Kriegslieder von Hein- rich von Kleist sollten für den Krieg begeistern. Es heißt z. B. darin: „ Zu den Waffen! Zu den Waffen! Was die Hände blindlings raffen! Mit dem Spieße, mit dem Stab, Strömt ins Tal der Schlacht hinab!“ (ebd., S. 233).

Auch von Jakob und Wilhelm Grimm sind Sagen und Märchen abgedruckt. Die wichtigen Attribute der Deutschen Jugend wie Mut und Stärke werden darin jedoch nicht erwähnt (vgl. ebd., S. 238ff.).

Von Wilhelm von Humboldt können Auszüge aus Briefen nachgelesen werden. So schreibt er z. B. an Karoline von Humboldt im Jahr 1813, dass man bereit sein müsse, Opfer zu bringen, um die wahre Freiheit Deutschlands zu erlangen (Hackenberg/Schwarz 1940, S. 242ff.).

Friedrich Ludwig Jahn widmet sich der deutschen Volkserziehung zur Aufrechterhaltung der deutschen Rasse. Hierbei verweist er auf die Wichtigkeit der Leibesübungen, um zu Stärke und Ausdauer zu gelangen, denn nur durch diese Eigenschaften sind Siege mög- lich. Sportliche Betätigung sollte zur Verteidigung des Vaterlandes dienen und auch zu einer wiedergewonnenen Männlichkeit führen (vgl. Hackenberg/Schwarz 1940, S. 270ff.).

Das letzte Kapitel dieses Buches ist einzelnen Texten von Ernst Moritz Arndt gewidmet. Er beschäftigt sich mit den Themen der Deutschheit, der Rassenreinheit, der wehrhaften Erziehung im Volksstaat sowie der Treue. Der deutsche Mann wird als mutig und arbeit- sam beschrieben. So ist auf Seite 280 nachzulesen: „Nein, wir zittern und zagen nicht, weder vor Mühe noch vor Gefahr; wir kennen die eine Würde des Mannes: sie heißt Mut und Arbeit und immer Mut und Arbeit“ (ebd., S. 280).

Ähnlich wie bei Jahn greift auch Arndt das Thema der Leibesübungen auf. Er ist von der Wichtigkeit dieser sportlichen Betätigungen überzeugt, um wehrhaft zu sein sowie um ein kräftiges, schönes Geschlecht heranerziehen zu können. Nur so würden Stolz und Würde nach der Verweichlichung der Menschen in vergangenen Tagen wiederkehren. So verweist er auf den hohen Stellenwert des Turnplatzes, um aus diesen ‚Halbmenschen‘

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wieder richtige Jungen zu machen (vgl. ebd., S. 295f.). Die Liebe und Treue zum Vater- land wird ebenfalls thematisiert. So schreibt Arndt: „… das ist die höchste Religion, das Vaterland lieber zu haben als Herren und Fürsten, als Väter und Mütter, als Weiber und Kinder“ (Hackenberg/Schwarz 1940, S, 297). Den Abschluss dieses Kapitels bildet ein Gedicht über Treue, in dem es heißt: „Denn Treue steht zuerst, zuletzt im Himmel und auf Erden. Wer ganz die Seele dreingesetzt, dem wird die Krone werden“ (ebd., S. 302).

5.3.1.7 Kampf um Deutschland

Bei diesem Werk handelt es sich um ein Lesebuch für die deutsche Jugend von Philipp Bouhler aus dem Jahr 1939, in dem er die Geschichte der NASDAP aufarbeitet. Schon im Vorwort geht er auf die wichtige Charaktereigenschaft des Pflichtbewusstseins ein: „Möge das Buch dazu beitragen, die deutschen Jungen und Mädel anzuspornen zu treuer Pflichterfüllung und sie zu festigen im fanatischen Glauben an Volk und Reich und an den Führer, dessen Erbe sie einst zu bewahren haben“ (Bouhler 1939, o. S.).

Das Buch richtet sein Hauptaugenmerk auf das Judentum und den Marxismus, die unter verschiedenen Aspekten als Feinde angeprangert werden (vgl. Bouhler 1939, S. 14ff).

Auf das ideologische Bild der Männlichkeit des Nationalsozialismus wird durch Erzäh- lungen über Soldaten während des Ersten Weltkrieges verwiesen. Diese werden als tap- fere Helden, die unvergesslich bleiben, beschrieben (vgl. ebd., S. 18). Für den Krieg und das Soldatentum will Bouler ebenfalls in seinem Kapitel ‚Adolf Hitler‘ begeistern, wenn er über die Jugendjahre des Führers schreibt: „(…) und verstehen seine (Anm. d. Verf.: Hitlers) Freude an Kriegsgeschichten und Soldatenspiel“ (Bouhler 1939, S. 27).

Auf Adolf Hitlers Zeit als Freiwilliger in der bayrischen Armee wird genauso eingegan- gen: „Mut, kaltblütige Unerschrockenheit, Pflichttreue bis zum äußersten und ein rück- sichtsloser Einsatz der eigenen Person ist es vor allem, was den Soldaten Adolf Hitler auszeichnet“ (ebd., S. 29). Von seinem Volk erwartete er ebenfalls diese absolute Treue, die für ihn eine Selbstverständlichkeit war. Wer dem Führer untreu wurde, war in seinen Augen ehrlos (vgl. ebd., S. 42).

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Hitlers Mut und sein Kampfgeist stehen in diesem Lesebuch wiederholt im Mittelpunkt. So schreibt Bouler auf Seite 47: „Überhaupt war Adolf Hitler persönlich wie späterhin so auch in den frühen Kampftagen stets im Mittelpunkt der Gefahr zu finden“ (ebd., S. 47). Auch von den Mitgliedern der Partei wurde dies vorausgesetzt. Sie sollten ganze Kerle sein, Schneid haben, Einsatzbereitschaft zeigen und auch ihre Fäuste einsetzen (vgl. Bouhler 1939, S. 49). Männer mussten hart, kantig, stur und eigenwillig sein. Nur so waren sie für den Aufbau der Partei brauchbar (vgl. ebd., S. 73).

Auf das für Hitler so wichtige und von der Jugend erwartete Opfertum geht Bouhler im 4. Kapitel ein, in dem gefallene Mitglieder der NSDAP als Märtyrer verehrt werden (vgl. ebd., S. 71f.).

Die heranwachsende Jugend wird erst gegen Ende des Buches erwähnt. So ist Bouhler der Meinung, dass ein durchtrainiertes, starkes, treues und anständiges Geschlecht nun heranerzogen werden kann (vgl. Bouhler 1939, S. 99).

Der Inhalt von Bouhlers Lesebuch ist geprägt durch eine Verherrlichung Hitlers. Immer wieder schwärmt er von Hitlers Tapferkeit, seinem Mut, seiner Klugheit und seiner Volksnähe. Hitler mit seinen Eigenschaften sollte der Jugend als Vorbild dienen. In Be- zug auf Männlichkeit erwartete er von den Jungen Treue, Tapferkeit, Pflichtbewusstsein und Unerschrockenheit.

5.3.1.8 Lesebuch für die Hauptschulen der Alpenländer

Dieses Lesebuch, herausgegeben von den Landesvereinen von Steiermark und Kärnten der österreichischen Hauptschullehrerschaft, erschien 1938 in seiner 3. Auflage. Zu Be- ginn dieses Buches ist das Horst-Wessel-Lied abgedruckt.

Was die Erziehung zur Männlichkeit betrifft, ist das fünfte Kapitel von besonderem Inte- resse. Darin findet sich z. B. die Sage von Siegfried dem Drachentöter, die auf das von den Nationalsozialisten gewünschte Bild von einem Mann als Held verweist (vgl. Herzog 1938, S. 197).

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Auf Seite 222 sind Kriegsbriefe aus dem Ersten Weltkrieg aus dem Buch ‚Kriegsbriefe gefallener Studenten‘ von Philipp Witkop abgedruckt. Ein Brief beschreibt den Abschied eines Jungen von seiner Mutter. Er weiß, dass er nicht mehr aus dem Krieg nach Hause zurückkommen wird, er ermahnt aber die Mutter, nicht um ihn zu trauern, denn er sei seiner Heimat und Hitler treu bis in den Tod (vgl. Witkop 1938, S. 222).

Nicht nur auf das Thema der Treue wird in diesem Kapitel hingewiesen, sondern auch auf die Kameradschaft. Ein Beispiel stellt Ludwig Uhland mit seinem Gedicht ‚Der gute Kamerad‘ auf Seite 223 dar:

„Ich hatt einen Kameraden, eine besseren find’st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen, gilt’s mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen, er liegt mir vor den Füßen, als wär er ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad‘. Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew’gen Leben mein guter Kamerad!“

Von einem toten Kameraden, der für Hitler ‚sein Leben opferte‘, handelt auch ein Text von Wilhelm Fanderl. Darin erzählt er von einem Überfall auf den Jungvolkführer Wer- ner Gerhardt. Die Schilderung seines Krankenhausaufenthaltes macht seinen Heldenmut deutlich. Er will sich seine Schmerzen nicht anmerken lassen, damit sich seine Mutter keine Sorgen macht, und meint zu ihr: „Mama, nicht weinen, ich weiß, daß ich für Hitler sterben muß“ (Fanderl 1938, S. 227). Die Mutter wird als starke Frau beschrieben, die nicht möchte, dass um ihren Sohn geweint wird, und entspricht somit dem gewünschten Bild der deutschen Frau (vgl. ebd., S. 230).

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5.3.2 Geschichtsbücher

5.3.2.1 Vom Bismarckreiche zum Großdeutschen Reiche Adolf Hitlers

Das im Jahr 1941 erschienene Lehrbuch für Volksschulen beschäftigte sich vorwiegend mit dem Ersten Weltkrieg und der Zeit danach bis zur Entstehung des Großdeutschen Volksreiches. Soldatentum. Kampf, Kameradschaft und Heldentum stehen deshalb im Fokus und verweisen somit eindeutig auf das gewünschte Männerbild als Soldat (vgl. Jaeschke/Lorenz 1941, S. 1ff.).

Ein den Pimpfen gewidmetes Kapitel betont ebenfalls die gewünschten Tugenden wie Ehrlichkeit, Mut und Härte (vgl. ebd., S. 49). So schreiben Jaeschke und Lorenz über den Appell vor dem Stammführer: „Pimpfe haben zwar nie Angst, aber nun sind sie doch ziemlich aufgeregt“ (ebd., S. 48).

Die als Märtyrer und Vorbilder verehrten Horst Wessel und Albert Leo Schlageter werden ebenso erwähnt. So erzählt der Absatz ‚Ein deutscher Held stirbt‘ von der Hinrichtung Schlageters in Paris, nachdem er eine Eisenbahnbrücke in die Luft gesprengt hatte, damit keine Kohle mehr vom Ruhrgebiet nach Frankreich transportiert werden konnte (vgl. Jaeschke/Lorenz 1941, S. 32f.). Desgleichen ist die Ermordung Horst Wessels ein Thema dieses Lehrbuches (vgl. ebd., S. 41).

Auf den 80 Seiten wird fast ausschließlich über Kampf, Krieg, Sieg, Soldaten, Panzer, Fallschirmjäger und Infanterie berichtet. Frauen und Frauenthemen kommen in diesem Buch nur in dem Kapitel ‚Eine Heldin der Heimat‘ vor, in dem auf den Opfermut der deutschen Frauen und Mütter hingewiesen wird.

5.3.2.2 Lehrbuch der Geschichte für Mittel- und Hauptschulen

Dieses 1932 von Janeschitz-Kriegl verfasste Lehrbuch für die vierten Klassen der öster- reichischen Mittel- und Hauptschulen beschäftigt sich auf 134 Seiten vor allem mit der Zeit seit dem 17. Jahrhundert und mit der österreichischen Bürgerkunde. Hitler oder na-

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tionalsozialistische Bestrebungen werden in diesem Schulbuch nicht erwähnt. Ein um- fangreiches Kapitel widmet sich jedoch dem Ersten Weltkrieg und dem Frieden von Ver- sailles, der die Deutschen, wie im Buch beschrieben ist, zu Unrecht als alleinige Verur- sacher des Krieges hinstellt. Außerdem wird wiederholt auf die ungerecht hohen Repara- tionszahlungen verwiesen und dass Österreich von seinem Mutterland getrennt wurde (vgl. Janeschitz-Kriegl 1932, S. 1ff.). Janeschitz-Kriegl erweckt gegen Ende dieses Ka- pitels Hoffnungen auf eine baldige Heimkehr zum Mutterland, wenn schreibt: „Und so wahr wir an den Sieg des Rechtes glauben, wird auch der Tag kommen, an dem Österreich heimkehrt ins Deutsche Reich, von dem es gegen seinen Willen ferngehalten wird“ (ebd., S. 93).

Tendenzen eines gewünschten Bildes von Männlichkeit lassen sich in diesem Buch nicht erkennen. Obwohl sehr viel über Kriege berichtet wird, gibt es keine konkreten Hinweise auf die Verherrlichung des Soldatentums oder auch auf bevorzugte Charaktereigenschaf- ten von Männern oder Frauen.

5.3.2.3 Geschichte als nationalsozialistische Erziehung

Bei diesem Buch handelt es sich nicht um ein Schulbuch, sondern um ein Lehrbuch, das Anregungen für einen Geschichtsunterricht als nationalsozialistische Erziehung geben sollte. So wird z. B. beim Aufbau des Unterrichts auf die Verwendung von Märchen, Helden- und Göttersagen aufgrund ihres heroischen Charakters hingewiesen. Diese Art der Erziehung sollte den tatbereiten Willen stärken „durch die begeisternde Größe der Vorkämpfer, ihres Opfermutes, ihrer Kühnheit, ihrer Taten, ihres Sieges oder Untergan- ges“ (Klagges 1939, S. 111). Außerdem könne somit der Geschichtsunterricht schon viel früher angesetzt werden, da diese Geschichten von Kampf, Tapferkeit, Treue und Helden schon von kleinen Kindern verstanden werden (vgl. ebd., S. 178f.). Märchen dienten so- mit dazu, „den Kampfwillen zu stärken und anzufeuern“ (Klagges 1939, S. 181). Klagges verweist jedoch auch darauf, dass nicht alle Märchen für eine nationalsozialistische Er- ziehung geeignet seien. Nur jene sollten verwendet werden, die die Kinder zu Stärke und Treue erziehen könnten (vgl. Klagges 1939, S. 181).

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Älteren Schülerinnen und Schülern sollten Sagen nähergebracht werden, da diese von Heldentum und Kampfeswillen handeln. Besondere Bedeutung kommt der Nibelungen- sage zu, die auf die gewünschten Charaktereigenschaften der deutschen Jungen, auf Treue und Opferbereitschaft, dargestellt durch Siegfried und dessen Tod, verweist (vgl. ebd., S. 185).

Nach diesen Märchen- und Sagenstunden sollte bei den Kindern ab dem 4. Schuljahr all- mählich ein Geschichtsbewusstsein geweckt werden. Diese Stärkung eines einheitlichen deutschen Geschichtsbewusstseins stand im Mittelpunkt der Erziehung (vgl. ebd., S. 194). So schreibt Klagges am Ende dieses Buches: „Begeisterung ist das Wort, das groß und beherrschend über dem ersten Geschichtsunterricht der deutschen Jugend stehen soll, Begeisterung für den Heldenmut, für die Kraft und die Treue, mit der arisch-deutsche Geschlechter das Schicksal ihres Volkes und der Welt gestalten, Begeisterung für die erfolgsgekrönten Sieger, Begeisterung aber auch für alle, die tapfer kämpfend untergin- gen“ (Klagges 1939, S. 445).

5.3.3 Rechenbücher zur Zeit des Nationalsozialismus

5.3.3.1 Rechenaufgaben aus dem Dienstbereich der Luftwaffe für den mathemati- schen und naturwissenschaftlichen Unterricht

Das Mathematikbuch ‚Rechenaufgaben aus dem Dienstbereich der Luftwaffe für den ma- thematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht‘ widmete sich vor allem dem Flie- gen (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 140). „Von Grundrechenarten über Gleichungen bis hin zur Lehre von Winkeln, Flächen- oder Kreisberechnung, über Raumlehre zu Mecha- nik, Wärmelehre, Magnetismus und Elektrizitätslehre erstreckt sich das Aufgabenspekt- rum (…) So lauten einige Fragestellungen: Welche Strecke kann ein Flieger mit einem bestimmten Gewicht zurücklegen? Wie lange benötigt ein Flugzeug für die gleiche Stre- cke bei Südwind? Wie weit fliegt eine Bombe? Wie berechnet man den Einschlagswinkel eines Geschosses?“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 140).

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5.3.3.2 Aufgaben aus Arithmetik, Algebra und Analysis für die 6. Klasse der Hö- heren Schulen

In diesem Rechenbuch von Theodor Konrad aus dem Jahr 1941 findet man nur wenige Themen, die der Ideologie des Nationalsozialismus entsprechen oder auf Erziehung zur Männlichkeit mit Hilfe eines Schulbuches hinweisen. Nur auf die Themen der Rassen- kunde und auf die Vorbereitung auf einen Krieg wird in manchen Textbeispielen einge- gangen.

Das Buch hat auf 118 Seiten Themen wie Potenzen, Logarithmen, Reihen, Zinsrechnun- gen, Statistik, Rentenberechnungen und Grundlagen der Differentialrechnung zum Inhalt (vgl. Konrath 1941, S. 1). Ein Unterkapitel ist der Sippenforschung gewidmet, auf anti- semitische Themen verweist das Kapitel der Statistik (vgl. ebd., S. 72ff). Einige Rech- nungen beschäftigen sich mit dem Flugverkehr und der Berechnung von Geschwindig- keiten und mit der Kraftmaschinenindustrie. So heißt es z. B. auf Seite 113 in einer Text- aufgabe: „Am 19. März 1939 durchflog ein neuer Junkers-Bomber mit 2 t Nutzlast die 1000 km lange Meßstrecke Dessau − Zugspitze und zurück in 116 Minuten. Wie groß ist der dabei in Stundenkilometern aufgestellte Geschwindigkeitsrekord?“ (Konrath 1941, S. 113). Auf für Mädchen − nach der Vorstellung der Nationalsozialisten − interessante Themen wird in diesem Buch nicht eingegangen, Mädchen werden auch nur sehr selten in dem Buch erwähnt. Dass Jungen zu dieser Zeit einen bedeutenderen Stellenwert als Mädchen hatten, geht aus einigen Textrechnungen hervor. Knaben werden dabei weit häufiger erwähnt, z. B. wenn von einem Geschenk zur Geburt eines Jungen gesprochen wird: „Ein Knabe erhielt bei seiner Geburt ein Patengeschenk von 3000 RM, das zu 4 ½ % angelegt ist (…)“ (ebd., S. 99).

Der Bevölkerungspolitik ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Hierbei wird auf die Wichtig- keit einer wachsenden Bevölkerung hingewiesen. So heißt es in einer Textaufgabe auf Seite 82: „Wieviel Kinder müßten zur Erhaltung des Bevölkerungsstandes (…) auf eine Ehe durchschnittlich entfallen, wenn 18 % der Kinder vor Erreichung des Heiratsalters sterben und 75 % der restlichen Volksgruppe heiratet?“ (ebd., S. 82).

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Dieses Mathematikbuch enthält, insgesamt betrachtet, nur wenige Rechnungen, die auf nationalsozialistischen Inhalt oder auf eine Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblich- keit hinweisen. Die meisten Rechnungen hätten wahrscheinlich auch in anderen Rechen- büchern in einer anderen Zeit abgedruckt werden können.

5.3.4 Geographiebücher

5.3.4.1 Heimat und Welt

Die ersten 144 Seiten dieses Lehrbuches der Geographie widmen sich den verschiedenen Landschaften Deutschlands – dem Norddeutschen Tiefland, den Mittelgebirgslandschaf- ten, Süddeutschland und schließlich den Alpen und dem Alpenvorland. Ein ‚Blick auf Deutschland‘ zu Beginn des Buches verweist auf die großen Taten des Führers, der Volk- genossen wieder in die Heimat zurückgeholt hat und die modernste Straße der Welt bauen ließ (vgl. For/Griep 1940, S. 1ff.). In dieser Einleitung wird ebenfalls auf vorhandene Rohstoffe und auf frühere Kolonien verwiesen, die Deutschland nach dem Frieden von Versailles abtreten musste. Untypischer Weise für ein Geographielehrbuch wird auch auf das Heer verwiesen, das Hitler wieder aufbaute: „ ist jetzt wieder wehrhaft und stark; denn der Führer gab dem deutschen Volke die Waffen wieder und schuf unser stol- zes Heer, die gewaltige Luftwaffe und die Flotte“ (ebd., S. 8).

Da das Bauerntum in der NS-Zeit hochgeschätzt wurde, erzählt ein Kapitel in diesem Buch vom harten Leben der Bauern und deren Bedeutung für das Reich. Hitlers Eintreten für den Bauernstand, der oft durch Missernten gefährdet war, wird ebenfalls näher be- schrieben: „Da griff sofort nach der Machtergreifung die Regierung Adolf Hitlers ein. Sie sichert dem Bauern eine Bezahlung für sein Getreide und Vieh, die die schwere Arbeit auch lohnt. Sie schützt ihm aber auch seinen Besitz“ (ebd. 1940, S. 18).

Der letzte Teil dieses Lehrbuches ist der Gestalt der Erde, dem Himmel und dem Wetter gewidmet. In diesem Zusammenhang werden auch die Himmelsrichtungen erklärt und wie man diese mit Hilfe eines Kompasses und der Sterne bestimmen kann (vgl. ebd., S. 194ff.).

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Ein Bezug zur Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit kann in diesem Buch nicht hergestellt werden, sieht man von der kurzen Erwähnung des stolzen, starken Heeres zu Beginn dieses Lehrbuches ab.

5.3.5 Biologiebücher

5.3.5.1 Lebenskunde. Lehrbuch der Biologie für Höhere Schulen

Die verschiedenen Bände des Lehrbuches ‚Lebenskunde‘ von Erich Meyer und Karl Zim- mermann wurden für den Biologieunterricht in Höheren Schulen verwendet. In den ersten beiden Bänden lassen sich keine Spuren nationalsozialistischer Ideen erkennen, sieht man von vererbungstechnischen Versuchen mit Bohnen und gekreuzten Löwenmaulblumen im Arbeitsheft ab, die bereits auf das für die NS-Zeit so wichtige Thema der Vererbungs- lehre hinweisen (vgl. Meyer/Zimmermann 1941a, S. 15f.). Das im zweiten Band enthal- tene Arbeitsheft muntert die Kinder dazu auf, ihre Sippentafel zu gestalten (vgl. Meyer/Zimmer 1941b, S. 31f.).

Band drei und vier dieses Lehrbuches für Biologie, vor allem der dritte Band, beschäfti- gen sich vermehrt mit nationalsozialistischem Gedankengut in erster Linie mit der Ver- erbungs- und Rassenkunde. So wird z. B. im dritten Band darauf verwiesen, dass die Rassen, die in nördlichen Gebieten leben, mutiger und tüchtiger seien sowie höhere geis- tige Fähigkeiten entwickeln müssten als andere (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 25).

Bei der näheren Beschreibung der nordischen Rasse werden neben den äußeren Erschei- nungsformen wie helle Haut, blondes Haar, großer Körperbau und blaue Augen auch die Charaktereigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, Einsatzbereitschaft, Bescheidenheit, Tapferkeit, Kühnheit und ein hohes Maß an Leidensfähigkeit aufgezählt, Eigenschaften, die die Nationalsozialisten auch von ‚ihrem Bild von Männlichkeit‘ erwarteten (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 30ff.). Ebenso wird der Gedanke der Kameradschaft auf Seite 35 aufgegriffen, wenn es heißt: „Keiner von ihnen konnte als einzelnes Wesen den Lebenskampf bestehen, sondern jedem war seine Selbsterhaltung und die Entfaltung sei- nes Wesens nur in der naturgegebenen Gemeinschaft des Volkes möglich“ (ebd., S. 35).

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Im dritten Band dieses Lehrbuches beschreiben Meyer und Zimmermann, wie der junge Mensch der nordischen Rasse zu sein habe. Man erkenne diesen nicht nur durch sein äußeres Erscheinungsbild, „sondern vor allem an seinem Leistungswillen, an seiner Op- ferfreudigkeit, seinem Idealismus und seiner Einsatzbereitschaft“ (Meyer/Zimmermann 1942, S. 42). Um diesen Idealen nahezukommen, wird auf die Bedeutung eines gesunden Körpers verwiesen. So sollte die Muskulatur durch sportliche Betätigung gestärkt und auf Alkohol und Tabak, welche als Volksfeinde dargestellt werden, verzichtet werden (vgl. Meyer/Zimmer 1942, S. 85ff.).

Auf den vorherrschenden Krieg und dessen Gefahren weist das Kapitel „Halte Lunge und Herz gesund“ (Meyer/Zimmermann 1942, S. 143ff.) hin. So erfahren die Jugendlichen Wissenswertes über Kampfstoffe und deren Schädigung sowie über die Gefahren der Er- krankung in großen Höhen bei Flugzeugführern und Soldaten der Fliegergruppe. An- schließend wird der Fliegerberuf erklärt, der eine vollständige körperliche Gesundheit erfordert. Diese könne auch nicht durch Begeisterung und Neigung ersetzt werden (vgl. ebd., S. 145).

5.3.6 Physikbücher

5.3.6.1 Lehrbuch der Theoretischen Physik

Dieses Buch, verfasst von Georg Joos, dem Chef-Physiker des Zeiss-Werks in Jena, ist in seiner fünften Auflage im Jahr 1943 erschienen. Für welchen Schultyp oder für welche Schulstufe dieses Buch verwendet wurde, ist nicht ersichtlich. Es setzt jedoch für manche Kapitel fortgeschrittene mathematische Kenntnisse wie Integralrechnen voraus. Aus der Komplexität der Aufgabenstellungen im Buch kann aber daraus geschlossen werden, dass dieses Buch für Studenten oder als Nachschlagewerk gedacht war (vgl. Joos 1943, S. 1ff.).

Das 730 Seiten umfassende Lehrwerk ist in verschiedene Bücher unterteilt. Die Inhalte umfassen mathematische Hilfsmittel, Mechanik, Kontinuumstheorie der elektromagneti- schen und der optischen Erscheinungen, Elektrizitätslehre, Theorie der Wärme, Aufbau der Atome und Moleküle, sowie ausgewählte technische Gebiete (vgl. ebd., S. 1ff.).

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Adolf Hitler oder der Nationalsozialismus werden im Buch nicht erwähnt, sein Inhalt hat auch keinen Bezug auf die Erziehung zur Männlichkeit. Auch die sonst typischen Themen wie die Bedeutung der Physik für Flugzeuge, Waffen oder Soldatentum sind nicht zu finden.

5.3.7 Chemiebücher

5.3.7.1 Lehrbuch der Chemie für höhere Schulen. Oberstufe für Jungen

Bereits im ersten Kapitel dieses Buches aus dem Jahr 1941 von Franck stehen die Bestre- bungen des Nationalsozialismus im Vordergrund. Als Aufgabe des Chemieunterrichtes wird angegeben, selbst Rohstoffe herzustellen, die im Reich nicht vorhanden waren, um in diesem Bereich Unabhängigkeit von anderen Ländern zu erlangen. So wird darauf ver- wiesen, dass Hitler die Forderung gestellt habe, „uns zur Sicherung unserer Ehre und unseres Lebens in allen jenen Stoffen vom Ausland unabhängig zu machen, die durch deutsche Tätigkeit selbst beschafft werden können“ (Franck 1941, S. 1). So handelt dieses Lehrbuch auf 255 Seiten sehr detailliert von anorganischer und organischer Chemie.

Ein eigenes Kapitel mit acht Seiten ist der Wehrchemie gewidmet. Dadurch lässt sich ein eindeutiger Bezug auf die Vorbereitung der Jungen auf das Soldatentum herstellen. Die- ser Abschnitt des Buches verweist auch auf die Wichtigkeit des zivilen Luftschutzes und soll Verhaltens- sowie Vorgehensweisen bei feindlichen Luftangriffen aufzeigen. Schieß- stoffe wie Schwarzpulver und rauchschwaches Pulver und Sprengstoffe sowie deren Zu- sammensetzung und Verwendung werden in diesem Abschnitt besprochen. Ebenfalls werden die Angriffsmittel des Feindes z. B. Sprengbomben, Splitter- und Brandbomben und erstickende, reizende und ätzende Kampfstoffe erklärt. Den Abschluss dieses Kapi- tels bildet die Einführung in diverse Schutzmittel. Dabei wird z. B. auf den Umgang mit Bomben vorbereitet, um diese unschädlich zu machen (vgl. Franck 1941, S. 241ff.): „Den Inhalt einer Phosphorbombe kann man durch Wasser nur vorübergehend löschen, da der Phosphor sich wieder entzündet, wenn die Flüssigkeit verdunstet ist. Er muss also schnell aus dem Raum entfernt werden und auf einem freien Platz durch Verbrennen unschädlich gemacht werden“ (ebd., S. 246).

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6 Der Begriff der Weiblichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus

„Analog der Erziehung des Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptge- wicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte. Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein“ (Hitler 1924, S. 282).

Abbildung 10: Die deutsche Frau als Mutter. In: www.zeitklicks.de [05.10.2014].

Mädchen hatten sich zur Zeit des Nationalsozialismus auf ihre zukünftige Rolle als Mut- ter vorzubereiten. Es galt, „artgerechte deutsche Mädchen zu erziehen, die als zukünftige Hausfrauen und Mütter oder in den weiblichen Berufen dem Volke verantwortungsfreu- dig ihren Beitrag zu seiner Lebenserhaltung“ (Hohmann 1991, S. 67) leisten sollten.

Das Frauenbild der damaligen Zeit war vor allem biologisch ausgerichtet: „Die Frauen, so heißt es in einer Untersuchung von 1979, seien im Nationalsozialismus vollständig als »Gebärmaschinen« funktionalisiert worden, die »patriarchalisch-autoritäre Ideologie« habe ihnen keinen Spielraum« gelassen“ (Bajohr 1979, S. 235). Zusätzlich zu ihrer Rolle als Mutter sollte sie auch noch als Vertraute dem Ehemann zur Seite stehen: „Die Frauen

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wurden gesehen „als Schicksalsgefährtin des Mannes, als Mutter einer gesunden Familie, (…) Hüterin des Heimes, der Kinder und von Sitte und Kultur“ (Rüdiger 1984 zit. n. Rademacher 2011, S. 66).

Zwei sehr differente Frauenbilder existierten nebeneinander: „das sportliche, tapfere, selbständige und kameradschaftliche Mädel und das häusliche, unmündige, mütterliche, züchtige und duldende Mädchen“ (Rademacher 2011, S. 68). Die Erziehungsziele waren divergent. Auf der einen Seite wurde auf körperliche Betätigungen großer Wert gelegt, sportliche Frauen jedoch als unweiblich angesehen. Einerseits sollten Mädchen für ihre Aufgaben als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden, andererseits mussten sie nach Kriegsbeginn in Fabriken mitarbeiten. Deshalb entstand ein neuer Typ von Frau, der der Kameradin (vgl. Rademacher 2011, S. 67). Auf dieses veränderte Frauenbild verweist auch Hohmann, wenn er schreibt, dass zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus als Idealbild der Frau das Wunschbild der Hausfrau und Mutter vorherrschte. Später, wäh- rend des Krieges, änderte sich dieses jedoch, da Frauen nun in den Berufen der Männer arbeiten mussten (vgl. Hohmann 1991, S. 5).

Frauen wurde zur Zeit des Nationalsozialismus laut Rademacher weit weniger Beachtung als Männern geschenkt. Dies galt noch weiter verschärft für berühmte Frauen, da diese nicht in das gewünschte Bild der Frau dieser Zeit passten (vgl. Rademacher 2011, S. 68). So schreibt auch Frevert, dass Frauen „in dieser männerdominierten Welt nur Leerstellen füllten“ (Frevert 1979, S. 220 zit. n. Hanisch 2005, S. 71). Wilcke stellt weiters fest, dass der Platz der Frauen am Herd und an der Wiege sei (vgl. Wilcke 2005, S. 42).

Bestimmte Charaktereigenschaften wurden natürlich auch bei Mädchen vorausgesetzt. Flessau vermerkt dazu: „Das deutsche Mädchen (…) sollte im NS-Staat Geduld, Ver- zichtsbereitschaft, Selbstaufopferung und rollenkonforme Mütterlichkeit entwickeln und zeigen“ (Flessau 1977 zit. n. Hohmann 1991, S. 22). Außerdem sollten sie sich in Härte und Verschwiegenheit üben und lernen, Gefühle zu unterdrücken. Jede Art von Selbst- verwirklichung wurde ihnen untersagt, da sich ihre Aufgaben nur um Familie und Haus- halt drehten (Flessau 1977, S. 25).

Im Zusammenhang mit dem Frauenbild zur Zeit des Nationalsozialismus macht Dachs wiederholt auf die Verschiedenheit der Geschlechter aufmerksam. Diese Thematik war

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bereits während der pädagogischen Reformphase 1919 diskutiert worden und wurde von den Nationalsozialisten erneut aufgegriffen. Entwicklungen aus Amerika, die darauf ab- zielten, Männer und Frauen gleichzustellen, wurden massiv abgelehnt, da sie eine ‚Ent- fraulichung der Frau‘ hervorbrächten (vgl. Dachs 1985, S. 85f.). Rosenberg verurteilte die Frauenrechtlerinnen und warf ihnen vor, dass sie sich von den Männern aushalten ließen, und war somit der Meinung, dass sich Frauen von der Frauenemanzipation eman- zipieren sollten (vgl. Schmidlechner 1990, S. 441). Es herrschte ebenfalls die Vorstellung, Frauen sollten sich nur in bestimmten Berufskreisen bewegen, um nicht zu Mannweibern zu werden, deren Weiblichkeit auf der Strecke bliebe. Wenn Frauen einen Beruf ausüben wollten, dann sollte sich dieser mit den Prinzipien der Mütterlichkeit (Erziehung) und Pflege decken. Die Aufgabentrennung sei etwas ganz Natürliches und müsse beibehalten werden (vgl. Dachs 1985, S. 85f.). Auf diese Bereiche eingeschränkt, sollten Frauen zur Anspruchslosigkeit erzogen werden. Mode oder Kosmetik wurde keine Bedeutung zuge- messen – wichtiger war es, mit den begrenzten Mitteln haushalten zu können (vgl. Schmidlechner 1990, S. 443).

Viele Frauen, besonders Lehrerinnen, wurden aus ihren Dienstverhältnissen entlassen. Ziel war es, sie wieder an ihre Aufgaben als Mutter zu erinnern. Zu diesen Aufgaben gehörte ebenfalls der Pflegebereich. Frauen sollten sich unterordnen, dienen und ihre Pflicht erfüllen (vgl. Dachs 1985, S. 85f.).

Der Abbau der Frauen im Berufsleben verstärkte sich 1933 durch die ‚Doppelverdiener- Verordnung‘ bei der Frauen, die mit einem Bundesangestellten verheiratet waren und ebenfalls im Bundesdienst arbeiteten, entlassen wurden. Eine weitere Schikane stellte das ‚Lehrerinnen-Zölibat‘ dar. Erst nachdem eine Frau 15 Jahre im Lehrberuf tätig war, durfte sie heiraten. Bei Zuwiderhandeln wurde sie gekündigt (vgl. Dachs 1985, S. 92).

Nach nationalsozialistischer Vorstellung standen für die Frauen nur wenige Arbeitsberei- che zur Auswahl, da die Überzeugung vorherrschte, Frauen fehle es am logischen und technischen Denken und sie besäßen einen geringeren Intellekt als Männer. Fließbandar- beit würde sich dafür besonders gut eignen. Dies wurde ab Kriegsbeginn ausgenutzt, da Frauen von da an vermehrt in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Waren früher Frauen aus ihren Arbeitsplätzen entfernt worden, so verpflichtete man sie später dazu, die

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Arbeit der Männer, die in den Krieg eingerückt waren, zu übernehmen (vgl. Schmidlech- ner 1990, S. 446ff.).

Die Mädchenerziehung sollte ebenfalls auf die Eigenart der Geschlechter Rücksicht neh- men. So wurden zur NS-Zeit Mädchen und Knaben getrennt voneinander unterrichtet. Im Deutschunterricht der Mädchen sollte besonders auf große Frauengestalten wie Maria Theresia hingewiesen werden (vgl. Dachs 1985, S. 91).

Dachs beschreibt das Frauenbild der damaligen Zeit als „defensiv und konservativ“ (Dachs 1985, S. 95). Frauen sollten keine Möglichkeit haben, am politischen Geschehen teilzunehmen, da ihre Aufgaben in Ehe und Familie lägen (vgl. Schmidlechner 1990, S. 441). Dieser Mutterkult wurde verstärkt durch die Einführung des Muttertags und durch das Mutterkreuz, ein Abzeichen für kinderreiche Mütter. Frauen, die den Vorstellungen der Nationalsozialisten nicht entsprachen (etwa Roma-Frauen und Behinderte), wurden unter anderem durch Zwangssterilisation am Kindergebären gehindert (vgl. Schmidlech- ner 1990, S. 442).

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7 Erziehung zur Weiblichkeit in Parteiorganisationen

„Mit dieser Zukunft unlösbar verbunden sehe ich das deutsche Mädchen, die deut- sche Frau, die deutsche Mutter, und so treten wir auch dem Mädchen, der Frau, der Mutter entgegen“ (Hitler 1943, o.S.).

„Während das nationalsozialistische Erziehungsprogramm bei der männlichen Jugend schon bald sehr gut durchorganisiert war, sah das Programm für die ˏMädelerziehungʹ relativ unpräzise aus, vor allem, weil ein einheitliches Erziehungsziel für die weibliche Jugend offenbar nicht stringent durchzuhalten war“ (Rademacher 2011, S. 67). Festzu- halten ist jedoch, dass Mädchen in den Parteiorganisationen militärisch ausgebildet wur- den und gleich wie Jungen exerzieren und marschieren mussten (vgl. Klönne 1984, S. 57).

7.1 Jungmädelbund

„Wir wollen einst ein Reich sehen, und ihr müßt euch dafür schon erziehen in einer Organisation!“ (Hitler 1943, o. S.).

Von 10 bis 14 Jahren mussten die Mädchen ihren Dienst beim Jungmädelbund absolvieren (vgl. Klönne 1984, S. 36). Dieser bestand aus Heim- und Sportnachmittagen, Fahrten, Lager und Gruppenappellen. Die Leibeserzie- hung stand hier jedoch im Mittelpunkt. So war es auch das Ziel, das Leistungsabzeichen der Jungmädel zu erlan- gen, bevor das Jungmädel in den Bund Deutscher Mädel übernommen wurde. Als voraussetzende Charaktereigen- schaften wurden Mut und Geschicklichkeit verlangt. Das Leistungsabzeichen bestand aber nicht nur aus diversen sportlichen Leistungen. Das Jungmädel musste zusätzlich Wissen über den Führer, die Hitlerjugend und das

Abbildung 11: Jungmädel. In: www.annefrankguide.net [05.10.2014]. Deutschtum nachweisen (vgl. Zentner 1965, S. 352).

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7.2 Bund Deutscher Mädel (BDM)

Nach der Zeit als Jungmädel wurden die Mädchen sofort in den Bund Deutscher Mädel übernommen. Die deutsche Publizistin Carola Stern war zur Zeit des Nationalsozialismus als Jungmädelgruppenführerin tätig. So berichtet sie im Buch von Reich-Ranicki, dass eine ihrer Aufgaben „die feierliche Überführung der Vierzehnjährigen in den BDM [dar- stellte]“ (Stern, 1982, S. 152). Alle Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren waren somit Mitglieder im Bund Deutscher Mädel (vgl. Klönne 1984, S. 36). Dieser war 1930 gegrün- det worden und umfasste diverse Freizeitangebote, Singen, Basteln, politische Schulung und Sport. Das Frauenbild, das durch diese Erziehung erzielt werden sollte, war das der körperlich gesunden und vitalen Mutter (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 168). Zu den Auf- gaben des BDM zählte die Kontrolle der weiblichen Jugend sowie deren Vorbereitung auf die Rolle der idealen Hausfrau und Mutter (vgl. Rademacher 2011, S. 66).

Das Hauptaugenmerk der Tätigkeiten des BDM wurde, ähnlich wie bei den Jungen, auf die sportlichen Betätigungen gelegt. So schreibt Klönne: „Nach den Anweisungen Schirachs sollten zwei Drittel der BDM-Dienstzeit der Leibesertüchtigung, ein Drittel der weltanschaulichen Schulung dienen“ (Klönne 1984, S. 57).

Weitere Erziehungsziele des BDM waren die Erziehung zu Selbständigkeit und Selbst- bewusstsein. Diese widersprechen jedoch dem gewünschten Bild der Ehefrau, da sich Frauen, laut Rademacher, sobald sie heiraten, in die Abhängigkeit ihres Mannes begeben (vgl. Rademacher 2011, S. 69).

Ab 1938 mussten alle Frauen und Mädchen unter 25 Jahren ein einjähriges soziales Pflichtjahr absolvieren, das z. B. bei hauswirtschaftlicher Arbeit oder am Land beim Ern- teeinsatz geleistet werden konnte (vgl. Rademacher 2011, S. 65). Bezüglich weiterer Be- rufsbildung setzte sich der BDM dafür ein, dass Mädchen eine Beschäftigung im Pflege- bereich auswählen sollten, um somit auch im Krieg einsetzbar zu sein (vgl. ebd., S. 64).

Nach Kriegsausbruch engagierten sich die Mitglieder des BDM für die Versorgung von verwundeten Soldaten, waren im Nachrichtendienst tätig und kümmerten sich um die Durchführung von Lagern für die jungen Mädchen. Weiters beschäftigten sie sich mit

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verschiedenen Arten von Handarbeiten, um die Soldaten und Bedürftigen mit Kleidungs- stücken zu versorgen (vgl. Rademacher 2011, S. 66).

Da beim Bund Deutscher Mädel das Singen von großer Bedeutung war, gab Baldur von Schirach 1934 das BDM-Liederbuch heraus. Mädchen und Frauen oder ihre Aufgaben für das Regime werden aber in diesen Liedern nicht erwähnt. Sie handeln von Kamera- den, Soldaten, Männern und natürlich vom Führer (vgl. Hohmann 1991, S. 23).

Der BDM wurde auch in Lesebüchern propagiert. So enthält z. B. das «Deutsche Lese- buch für Volksschulen» eine Abbildung eines Mädchens in BDM-Uniform (vgl. ebd., S. 73).

Abbildung 12: Bund Deutscher Mädel. In: https://www.google.at/search?q=BDM +Bild&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0CBsQsARqFQ oTCPv8rOzv w8gCFYkDGgodJSgG rA&biw=1585&bih=759 [15.10.2015].

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8 Erziehung zur Weiblichkeit in der Schule

„Was weiter notwendig ist, ist eine Änderung unserer Erziehung: Wir leiden heute an einer Überbildung. Man schätzt nur das Wissen. Die Neunmalweisen aber sind Feinde der Tat. Was wir brauchen, ist Instinkt und Wille“ (Hitler 1943, o. S.).

Aufgabe der Schulen war es, Menschen heranzuerziehen, die problemlos zu manipulieren waren (vgl. Hohmann 1991, S. 16). „Durch den Griff nach Schulen, Bildung und Freizeit gewann der Nationalsozialismus die Vorherrschaft über die Erziehung der Kinder und Jugendlichen“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 9).

Zur Zeit des Nationalsozialismus stand die Erziehung der Mädchen zur Ehefrau und Mutter im Vordergrund. Da für diese Aufgaben ein Universitätsstu- dium nicht nötig war, wurde jungen Frauen der Zugang zur Hochschule er- schwert. Die Folge davon war ein im- mer niedriger werdendes Bildungsni- veau für Frauen und Mädchen (vgl. Ra- demacher 2011, S. 64). So schreibt auch Hohmann: „In der Vorstellungs- welt der Faschisten hatten Frauen (…) kein Recht, in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft hervorzutreten“ (Hoh- mann 1991, S. 17). Ihre Aufgaben wa- ren mit denen als Hausfrau und Mutter begrenzt. Nur einem geringen Prozent- satz an Mädchen war es somit gestattet, die Hochschulreife zu erlangen (vgl. Hohmann 1991, S. 17).

Abbildung 13: Die Frau als Mutter. In: https://www.google.at/search?q=m%C3%A4dchen+gedenke,+da% C3%9F +du&client=firefoxa&rls=org.mozilla:de:official&channel=nts&biw=1600&bih=767&source=lnms&tbm =isch&sa=X&ei=ZEmVPCrCsvUarL5gZgC&ved=0CA YQ_AUoAQ#rls=org.mozilla:de:official&chan- nel=nts&tbm=isch&q=m%C3%A4dchen+zur+ns+zeit&facrc=_&im gdii=_&imgrc =87N6OjXJe-7GrM%253A%3B Pllk5P wFsxAUqM%3Bhttp%253A%252F%252Fsunday-news.wider-des-vergessens.de%252F wp-content%252Fuploads%252F2012%252F09%252FPlakat-Mutterschaft-NS- Zeit.jpg%3Bhttp%253A%252F%252F sunday-news.wider-des-vergessens.de%252F%253Fp% 253D7048%3B340%3B 488 [22.08.2014].

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8.1 Lehrpläne und Stundenpläne

„Der völkische Staat wird den allgemeinen wissenschaftlichen Unterricht auf eine ge- kürzte, das Wesentliche umschließende Form zu bringen haben (…) Es genügt, wenn der einzelne Mensch ein allgemeines, in groben Zügen gehaltenes Wissen als Grund- lage erhält“ (Hitler 1943, o.S.).

In den Stundenplänen lassen sich nach Hohmann eindeutige Unterschiede zwischen Kna- ben und Mädchen erkennen. Bei den Burschen wurde mehr Wert auf Unterricht in Tur- nen, Zeichnen und Rechnen gelegt, während sich Mädchen verstärkt mit Handarbeiten und hauswirtschaftlichen Gegenständen beschäftigten (vgl. Hohmann 1991, S. 67). Eine Analyse der Stundenpläne im Buch ‚Schule und Unterricht im Dritten Reich‘ ergab je- doch ein sehr ausgeglichenes Bild bei der Verteilung der Unterrichtsstunden für Knaben und Mädchen (vgl. Diethmar 1989, S. XVI ff.).

Flessau ist jedoch der Ansicht, dass gleich wie bei den Knaben die körperliche Ausbil- dung im Vordergrund stand, gefolgt von geistiger Bildung.

Hitler war der Überzeugung, dass das Ziel der weiblichen Erziehung nur die zukünftige Mutter sein konnte (vgl. Flessau 1977, S. 25). Seine Ideen von Erziehung wurden schließ- lich auch in den Lehrplänen der Volksschulen, Realschulen und höheren Schulen über- nommen (vgl. Flessau 1977, S. 26). Dem Lehrplan der Mädchenoberschule ging es z. B. darum, „das überlieferte Bild der Frau und Mutter zu verwirklichen“ (Flessau 1977, S. 93).

Dies kam auch im novellierten Lehrplan für Hauptschulen aus dem Jahr 1935 zum Aus- druck, wenn es heißt, dass „bei den Mädchen opferbereite Hingabe und dienende Liebe Leitmotive der gesamten Erziehung sein sollen“ (Battista 1935, S. 16). Im Naturkunde- unterricht sollten die Mädchen ebenfalls in Tätigkeiten der Hausfrauen belehrt werden (vgl. Battista 1935, S. 34).

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8.2 Unterrichtsgegenstände

Mädchen und Frauen nahmen im patriarchalischen System des Nationalsozialismus nur eine untergeordnete Rolle ein. Dies wurde auch in den Unterrichtsfächern deutlich, die die Mädchen immer mehr auf ihr Dasein als Hausfrau und Mutter vorbereiteten (vgl. Fri- cke-Finkelburg, S. 31ff.).

8.2.1 Deutsch

Der Deutschunterricht stand zur NS-Zeit im Mittelpunkt des Lehrgeschehens (vgl. Dith- mar 1989, S. 22). Als zentrale Themen können „Blutsgemeinschaft, Schicksals- und Kampfgemeinschaft, Arbeitsgemeinschaft und Gesinnungsgemeinschaft“ genannt wer- den (Dithmar 1989, S. 25).

Buben und Mädchen wurde unterschiedliche Literatur in der Schule nähergebracht, da man der Überzeugung war, dass „die seelische Eigenart der Jungen und Mädchen zu be- rücksichtigen sei“ (Hohmann 1991, S. 54). Das «Deutsche Lesebuch für höhere Schulen» gab es deshalb in einer Ausgabe für die Knaben und in einer anderen für die Mädchen (vgl. Hohmann 1991, S. 67).

Die Verfasser/Verfasserinnen von literarischen Werken stellten die deutsche Frau als „«Bewahrerin des Ahnenerbes», als «Hüterin des Lebens» und – vor allem – als «Mut- ter»“ dar (ebd., S. 53). Ausgaben von Schulbüchern für Mädchen zeigten auch gerne Bil- der von Müttern, umringt von vielen Kindern (vgl. ebd., S. 79).

8.2.2 Geschichte

Der Geschichteunterricht widmete sich vor allem den Themen Erster Weltkrieg und der Zeit danach sowie der Heimatkunde. Dabei standen natürlich Soldatentum und erwartete männliche Charaktereigenschaften im Vordergrund. Bei den Mädchen war es lediglich wichtig, wie bei den Jungen, die Gefühle von Ehre und Macht sowie Vaterlandsliebe zu

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wecken. Ein weiteres Ziel war es, die Begriffe Familie, Vater, Mutter und Kind hervor- zuheben (vgl. Gies 1989, S. 55ff.).

8.2.3 Mathematik

Neben Deutsch hatte der Mathematikunterricht für Mädchen und für Jungen einen sehr hohen Prozentanteil des Gesamtunterrichts. Als zentrale Themen der Mathematikbücher können Antisemitismus, Ausgrenzung von Menschen mit einer Beeinträchtigung und Wehrmathematik genannt werden (vgl. Mehrtens 1989, S. 210ff.).

Auf Erziehung zur Weiblichkeit im Mathematikunterricht kann indirekt im Buch ‚Auf- gaben aus Arithmetik, Algebra und Analysis für die 6. Klasse der Höheren Schulen‘ hin- gewiesen werden. Wie bereits im Kapitel 3.3.2.1 erwähnt, beschäftigt sich dieses Buch ausführlich mit der Bevölkerungspolitik und der geringer werdenden Bevölkerungszahl des deutschen Volkes. Um dieser entgegenzusteuern, mussten die Mädchen in Zukunft Kinder gebären. Diese Forderung deckt sich wieder mit dem Bild der Mutter und Haus- frau.

8.2.4 Naturwissenschaftliche Unterrichtsgegenstände

In der Oberschule hatten Knaben mehr Unterrichtsstunden in Physik als Mädchen (vgl. Dithmar 1989, S. XVIff.). Dieser Unterricht war hauptsächlich auf Erziehung zur Wehr- haftigkeit ausgelegt. In den Physikbüchern finden sich als Lehrstoff Motorkunde, Flug- zeuge, Schiff und Nachrichtenwesen (vgl. Willer 1989, S. 196f.). Themen zur Erziehung zur Weiblichkeit ließen sich in meinen Recherchen nicht finden.

Der Chemieunterricht in Gegensatz dazu wurde für Mädchen sehr stark mit Hauswirt- schaftslehre gleichgestellt, denn hier „lernt (…) das Mädchen, wie es als künftige Mutter und Hausfrau mit geringen Mitteln das Leben in Friedens- und Kriegszeiten meistern kann" (Höhere Schule o.J. zit. n. Flessau 1977, S. 89).

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Heimatkunde, Vererbungslehre und Rassenkunde waren die zentralen Themen des Bio- logieunterrichts. Eine Steigerung der Geburtenzahlen spielte hierbei eine wichtige Rolle. (vgl. Scherf 1989, S. 217ff). Die Erziehung der Mädchen war somit auch im Biologieun- terricht auf ihre zukünftigen Aufgaben als Mütter ausgerichtet (vgl. Benze 1935 zit. n. Scherf 1989, S. 228).

8.2.5 Fächer des Frauenschaffens – Haushaltsführung, Heimgestaltung und Kin- dererziehung

Mädchen sollten durch diese Unterrichtsgegenstände auf ihre künftigen Aufgaben als Mutter und Hausfrau in der patriarchalischen Welt des Nationalsozialismus vorbereitet werden. Sie wurden dazu angehalten, Kleidung herzustellen, um sie Hilfsorganisationen wie dem Winterhilfswerk zu Verfügung zu stellen. Im Fach Hauswirtschaft sollten die Mädchen die Zusammenhänge von Haus- und Volkswirtschaft erlernen. Einen weiteren Teil dieser Gegenstände stellte das Pflegen und Erziehen dar. Schwerpunkte lagen dabei im Bewusstsein von Gesundheit, in der Rassenlehre und in der Säuglingspflege. Zusätz- lich mussten Mädchen in Höheren Schulen ‚Dienst’ leisten, z. B. wurde Wäsche für kin- derreiche Familien genäht, um Praxis im Haushalt, im Umgang mit Kindern und bei der Arbeit am Land zu erwerben (vgl. Flessau 1977, S. 91ff.). Kochen und die Gestaltung von Haus und Garten waren, wie auch im Hauswirtschaftslehrbuch ‚Hauswirtschaftslehre der Neuzeit. 1. Teil: Ernährungs- und Kochlehre‘ im Kapitel 6.3.2.1 ersichtlich, ebenfalls Bestandteile dieses Unterrichtsfaches.

8.2.6 Leibesübungen

Turnen zählte für Hitler zu den wichtigsten Unterrichtsfächern. Ging es ihm bei den Jun- gen um die Wehrtüchtigkeit, so sollten die Mädchen einen gesunden, starken Körper be- sitzen, um bestmöglich auf ihre Mutterschaft vorbereitet zu sein (vgl. Heymen/Pfis- ter/Wolff-Brembach 1989, S. 163).

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8.3 Schulbücher zur NS-Zeit

Bereits zu Beginn der 30-er Jahre wurde der Inhalt von Schulbüchern und Fibeln den Ideologien des NS-Regimes angepasst und humanistische Elemente wurden entfernt (vgl. Hohmann 1991, S. 5). „Was nicht in Einklang mit der faschistischen Weltanschauung war, kam weder im Lesebuch noch im Unterricht zur Sprache“ (Hohmann 1991, S. 5).

In diesem Abschnitt erfolgt eine Analyse von diversen Schulbüchern in Bezug auf Erzie- hung zur Weiblichkeit. Wesentlich waren die Fragen, ob in allen recherchierten Schulbü- chern Verweise zu den von den Nationalsozialisten gewünschten Charaktereigenschaften der Mädchen und Frauen zu finden seien und ob das Hauptziel der Erziehung das Heran- bilden zukünftiger Mütter sei.

8.3.1 Fibeln und Lesebücher

Auf den ersten Seiten der Lesebücher findet sich sehr häufig ein Foto Hitlers (vgl. Hoh- mann 1991, S. 71).

In den Geschichten der Fibeln wurde das erwünschte Verhalten von Mädchen propagiert. So schreibt Flessau, dass es sich bei dem Mädchen um ein enthaltendes, geduldiges We- sen handle, das bereit sei zu verzichten und sich um Haus und Kinder kümmere (vgl. Flessau 1977, S. 97). Auch Hohmann weiß über die gewünschten Charaktereigenschaften der Mädel zu berichten. So schreibt er, dass einige Texte in Fibeln Heldenmut, Fleiß und Zuverlässigkeit der Mädchen z. B. beim Ernteeinsatz oder beim Sammeln für das Win- terhilfswerk schildern (vgl. Hohmann 1991, S. 104). Die Lesebücher der Grundschule stellten Mädchen oft auch als Arbeitskraft im Haus dar (vgl. ebd., S. 6).

In Lesebüchern der Mittelschule der damaligen Zeit finden sich Liedertexte von Heinrich Anacker und Reinhold Braun, die ebenfalls die Eigenschaften eines deutschen Mädchens beschreiben. Dieses sollte stark, pflichtbewusst, treu und opfervoll sein (vgl. ebd., S. 26).

Interessanterweise werden laut Hohmann in den Fibeln die Mädchen eher durch ihre Stärke als durch ihre mütterlichen Eigenschaften charakterisiert. In Lesebüchern wurden z. B. die Jungmädel oft als opferbereit und weniger als zukünftige tüchtige Hausfrauen

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und Mütter dargestellt. Persönliche Themen wie Liebe oder Freundschaften werden nur sehr selten aufgegriffen (vgl. Hohmann 1991, S. 6). Das Dasein der Mädchen „spielt sich stets mit Blick auf gesellschaftliche Nützlichkeit und die Treue gegenüber dem Regime ab“ (ebd., S. 6). Kontakte zu Jungen spielen in den Lesebüchern der Mädchen keine Rolle − eine seltsame Tatsache, wenn doch Mädchen auf ihre Aufgaben als zukünftige Mütter vorbereitet werden sollten (vgl. ebd., S. 6).

Das Lesebuch «Ewiges Deutschland» bringt im Gegensatz dazu Darstellungen von Frauen als fürsorgliche Mütter (vgl. Hohmann 1991, S, 73). Auch Bilder in Lesebüchern für die Mittel- und Oberschulen stellen vermehrt die Frauen als Hausfrau dar (vgl. ebd., S. 82).

Das Kriegswesen spielte nicht nur in Lesebüchern für Jungen eine wichtige Rolle, son- dern auch in den Mädchenausgaben. So wird die Frau gerne als Soldatenmutter und Rüs- tungsarbeiterin dargestellt. „Ein normales häusliches oder berufliches Leben billigten ihr Schulbuchautoren und -verlage fast nie zu“ (Hohmann 1991, S. 53). Laut Hohmann han- deln deshalb manche Texte in Lesebüchern von Müttern, die mit dem Tod ihres Sohnes konfrontiert sind. Dabei werden verschiedene Darstellungsweisen gewählt – Mütter, die hoffen, dass der Sohn wenigstens den erwünschten Heldentod sterben durfte, oder Mütter, die den Tod ihres Sohnes als vom Schicksal bestimmt sehen (vgl. Hohmann 1991, S. 92).

Zum Thema Soldatentum finden sich ebenfalls in Hirts Deutschem Lesebuch Texte über die ‚Frontschwestern‘, die als Sanitätsschwestern im Ersten Weltkrieg arbeiteten. Hel- denmut und Treue der Frauen gegenüber dem Vaterland werden dabei hervorgehoben (vgl. ebd., S, 97).

Als angesehene Autorin, deren Texte in Lesebüchern und Fibeln gerne veröffentlicht wur- den, galt Josefa Berens-Totenohl. Sie widmete sich vor allem Heimatgeschichten und dem Thema der Familien- und Ahnenkunde (vgl. ebd., S. 51).

Abschließend kann festgehalten werden, dass faschistische Lesebücher die Frau gerne als Kampfgenossin, Weggefährtin oder heldische Mutter zeigten (vgl. Hohmann 1991, S. 83). Abbildungen von Mädchen finden sich nur selten in Lesebüchern und wenn, dann zeigen die Fotos blonde, sportliche Mädchen. Jedoch überwiegt auch in Lesebuchausga- ben für Mädchen die Darstellung von Jungen als Kämpfer (vgl. Hohmann 1991, S. 73).

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8.3.1.1 Frohes Lesen. Fibel für Stadt und Land

Dieses Erstlesebuch bringt Ausschnitte aus Märchen und kurze Textpassagen. Ein Teil ist auch dem Erlernen der Buchstaben gewidmet.

„In der Fibel Frohes Lesen (…) spendet eine Familie Kleidung, die Tochter Ursel hinge- gen ˏ14 Talerʹ in die rote Sammelbüchse, die sie in der Hand schwenkt“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 11). Diese Spenden wurden für das Winterhilfswerk gesammelt (vgl. (Mer- kel/Dittrich 2011, S. 10). Hierbei wird indirekt auf die Erziehung zur hingewiesen.

Abbildung 14: Fibel Frohes Lesen. In: Merkel, Kerstin/Dittrich, Constance (2011): Einführung. In: Spiel mit dem Reich. Nationalsozialistische Ideologie in Spielzeug und Kinderbüchern. Wiesbaden: Harrassowitz GmbH & Co. KG. S. 9-15.

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8.3.1.2 Kinderwelt

Wie bereits im Kapitel über Erziehung zur Männlichkeit mit Hilfe von Lesebüchern an- geführt, wird auf der Titelseite dieses Buches nicht nur der typisch deutsche Junge dar- gestellt, sondern auch Mädchen, wie sie erwünscht waren. So sieht man sie mit blonden Haaren und mit einer Puppe und einem Hund spielen.

Mädchen und deren Erziehung zur Weiblichkeit spielen in diesem Lesebuch jedoch keine so wichtige Rolle wie die der Jungen. Auf Seite 4 liest man z. B. über ein Mädchen, das der Mutter in der Küche hilft. Der Text über das Weihnachtsfest auf Seite 29 erzählt von einem Mädel, das eine Puppe mit einem Kinderwagen erhält (vgl. Brauner 1941, S. 4ff.). Der Fleiß der Mädchen wird in einem Text über das Sammeln für das Winterhilfswerk erwähnt (vgl. Brauner 1941, S. 33).

Ein deutlicher Hinweis auf das Bild der Weiblichkeit als Mutter und Hausfrau lässt sich aus einer Geschichte über das Spielen herauslesen. Hierbei beschäftigen sich die Mäd- chen mit ihren Puppen, nähen für diese auch Kleider oder sie kochen und backen in ihrer Puppenküche (vgl. ebd., S. 48).

Ein Abschnitt ist den Heimabenden der Jungmädel gewidmet. Mit Begeisterung wird ge- schildert, wie interessant und lustig diese doch ablaufen. Ein Mädchen, das noch zu klein ist, um ein Jungmädel zu sein, meint, als es mit ihrer Schwester nach Hause geht: „Wenn ich einmal Jungmädel bin, will ich keinen Heimabend versäumen“ (Brauner 1941, S. 77f.). Diese geschilderte Freude soll die Begeisterung der Mädchen für das Vaterland wecken.

Auf der letzten Seiten dieser Fibel hält der Führer nicht nur einen Appell an die Jungen, sondern auch an die Mädchen. So sagt er: „Deutsches Mädchen, gedenke, daß du eine deutsche Mutter werden sollst!“ (ebd., S. 104).

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8.3.1.3 Die Selbstbefreiung des deutschen Geistes

In diesem Lesebuch für die siebente Klasse widmet Friedrich Ludwig Jahn einen Absatz der ‚Huldigung des weiblichen Geschlechts‘. Darin heißt es, dass Frauen mit ihrem Ver- stand nur zwischen gut und schlecht unterscheiden können und dazu dienen, Freude und Frohsinn zu verbreiten (vgl. Hackenberg/Schwarz 1940, S. 276). Weitere Hinweise auf Mädchen oder Frauen erfolgen in diesem Buch nicht.

8.3.1.4 Deutsches Lesebuch für Mädchen

Als Verfasserin des Deutschen Lesebuchs für Mädchen in 5 Bänden ist Oberschulrätin Hedwig Förster in Königsberg genannt. Gleich wie die Bände des Deutschen Lesebuchs für Jungen sind diese Bücher Bestandteil der Bibliothek des Unterrichtsministeriums.

Der erste Band hat Geschichten zu den Themen ‚Elternhaus‘, ‚Heimat‘ und ‚Kindsein‘ zum Inhalt (vgl. Förster 1940a, S. Vf.). Auf die Erziehung zur Weiblichkeit weist die Geschichte ‚Junges Muttersein‘ hin, in der geschildert wird, wie die Puppen von ihren ‚Müttern‘ versorgt werden (vgl. Schieber 1940, S. 49f.). In weiteren Kapiteln finden wir Sagen und Geschichten über den Ersten Weltkrieg und den Kampf ums neue Reich, in denen die Tapferkeit eine bedeutende Rolle spielt (vgl. Förster 1940a, S. VIff.). Eine dieser Geschichten (‚Das Mädchen von Lüneburg‘) handelt von einem tapferen Mäd- chen, das eine Stadt vor den Franzosen rettet (vgl. Schäfer 1940, S. 184). In allen anderen Beiträgen erscheinen Männer oder Knaben als Helden. Der Inhalt dieses Buches verweist damit nur wenig auf eine Erziehung zum gewünschten Bild der Weiblichkeit. Auffällig ist das divergente Mädchenbild, das in diesem Lesebuch dargestellt wird. Das Mädchen, das seine Puppen hütet, und das Mädchen, das durch einen Kugelhagel geht, um Soldaten mit Patronen zu versorgen, um die eigene Stadt zu retten.

Der Fokus des zweiten, 1943 erschienenen Bandes liegt auf Götter- und Heldensagen. Den Hauptteil davon nimmt die Nibelungensage ein. Weiters findet man darin Geschich- ten von arbeitenden Menschen und von bedeutenden deutschen Taten. Frauen werden in diesem Band nur am Rande erwähnt, etwa in der Darstellung der Soldatenmutter, die

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entweder dem Sohn etwas zu essen bringen will oder über den Tod der Söhne trauert (vgl. Förster 1943a, S. VIII).

Der im Jahr 1940 erschienene dritte Band des Lesebuchs bringt Beiträge über Tiere und Pflanzen, Deutsche in anderen Ländern der Erde und den Ersten Weltkrieg. Frauen wer- den nur in der Islandsaga ‚Ann, die große Mutter‘ und ‚Mütter und Söhne‘ erwähnt. Ein weiterer Beitrag erzählt von einer Arbeiterin in einer Munitionsfabrik (vgl. Förster 1940b, S. Vff.).

Im vierten Band, erschienen 1943, lassen sich keine Tendenzen zu einer Erziehung zur Weiblichkeit feststellen. Der Inhalt ist unterteilt in die Themen ‚Kampf um den Lebens- raum‘, ‚Ehre und Würde‘, ‚Feldherren und Soldaten’ und ‚Dem Denken an die Ahnen‘ (vgl. Förster 1943b, S. Vff.).

Der fünfte Band erwähnt nur vereinzelt Frauen in Geschichten und berichtet über das Schaffen der Landfrau und der Fabriksarbeiterin und über die erste deutsche Ärztin. Ein weiteres Thema stellt die Frau als Soldatenmutter dar (vgl. Förster 1939, S. Vff.). So schreibt Bertram in seinem Gedicht ‚Freu dich, jungschöne Mutter‘, dass sich die Mutter über die Geburt eines Knaben freuen und später nicht über dessen Tod trauern soll‘ (vgl. Bertram 1939, S. 246).

8.3.2 Biologiebücher

8.3.2.1 Lebenskunde. Lehrbuch der Biologie für Höhere Schulen

Wie bereits im Kapitel ‚Erziehung zur Männlichkeit mit Hilfe von Schulbüchern‘ ange- führt, enthalten die Bände dieses Lehrbuches vor allem die Themen Vererbungslehre und Rassenkunde. Auf die Erziehung der Mädchen als zukünftige Mütter weisen die Kapitel drei, vier und fünf des dritten Bandes hin, die sich vermehrt mit Fruchtbarkeit, Blutrein- heit und Ursachen des Geburtenrückganges beschäftigen. Der Kinderreichtum berühmter Persönlichkeiten wird propagiert, sowie dessen Bedeutung für eine gesicherte Zukunft des deutschen Volkes (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 160ff.). Auf Seite 168 ist nach-

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zulesen: „Kinderreiche Familien haben auch ganz andere Aussichten, einem Volk bedeu- tende Männer zu schenken, als kinderarme. Wie viele große deutsche Männer wären nicht geboren worden, wenn die Familie, der sie entstammten, kinderarm gewesen wären“ (Meyer/Zimmermann 1942, S. 168). Weitere Vorteile des Mutterseins seien die Möglich- keit, stolz auf die eigenen Kinder sein zu können bzw. dass man im Alter nicht alleine sei. Für die Geburt mehrerer Kinder spreche außerdem, dass es für ein Kind wichtig sei, Geschwister zu haben, denn nur so könne es tief verwurzelte Kameradschaften lernen (vgl. ebd., S. 168).

Auf den nachfolgenden Seiten wird die Wichtigkeit der Blutreinheit erklärt, um keine geringer wertigen Kinder oder Rassenmischungen zu zeugen. In diesem Zusammenhang wird besonders auf die Minderwertigkeit der Juden und Zigeuner verwiesen. Deshalb geht das nächste Kapitel auf den „biologischen Notstand des deutschen Volkes [ein]“ (ebd., S. 177). Der Geburtenrückgang und dessen dramatische Folgen werden auf 15 Seiten aus- führlich beschrieben. So sind Meyer und Zimmermann der Ansicht, dass der Geburten- rückgang die Wehrhaftigkeit eines Volkes erschüttern würde und die ältere Generation von der jüngeren nicht mehr erhalten werden könne (vgl. ebd., S. 184f.).

Um den Geburtenrückgang zu verringern, wurden durch die Nationalsozialisten Maßnah- men zur Geburtenzunahme gesetzt, die Frauen dazu motivieren sollten, mehr Kinder zu gebären. So wurden Ehestandsdarlehen, eine Kinderbeihilfe sowie Steuernachlässe ge- währt (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 201). Um den Mädchen das Muttersein noch schmackhafter zu machen, verweisen die beiden Autoren auf die große Ehre, die der kin- derreichen Mutter zuteil werde, etwa durch die Auszeichnung mit dem Ehrenkreuz und dem Ehrenbuch (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 204).

Der letzte Absatz dieses Kapitels soll Angst schüren, wenn noch einmal darauf verwiesen wird, dass durch einen Geburtenrückgang das deutsche Volk seine Jugend und sein Leben verlieren würde (vgl. Meyer/Zimmermann 1942, S. 204).

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8.3.3 Hauswirtschaftslehrbücher

8.3.3.1 Hauswirtschaftslehre der Neuzeit. 1. Teil: Ernährungs- und Kochlehre

Dieses Buch von Eugenie Erlewein diente als „Wegweiser zur Ausbildung und Weiter- bildung für das gesamte Wirken und Schaffen im Deutschen Haushalt“ (Erlewein 1940, o. S.). Den Großteil des Buches bilden Rezepte für Speisen und Getränke (vgl. ebd., S. 402ff.). Elf Seiten sind der richtigen Ernährung bei Krankheiten gewidmet (vgl. ebd., S. 597 ff.). Nicht nur das Kochen war als zentrale Aufgabe der Frau gedacht, sondern auch die richtige Gestaltung des Heimes. So wird in diesem Buch ebenfalls darauf Wert gelegt, welcher Tisch, welches Geschirr und welche Dekoration für welchen Anlass angemessen seien und wie serviert werden sollte (vgl. Erlewein 1940, S. 609ff.). Außerdem wird auf eine Zusammenstellung eines gesunden Speiseplanes verwiesen (vgl. ebd., S. 623ff.). Ein weiteres Kapitel dieses Buches handelt vom Anlegen eines Vorrates. Wie konnten Le- bensmittel haltbar gemacht werden und welche Geräte und Behälter waren dafür notwen- dig? (vgl. ebd., S. 631ff.). Außerdem beschäftigt sich dieses Buch mit dem richtigen Schlachten von Tieren und deren Verarbeitung (vgl. Erlewein 1940, S. 696ff.).

Die richtige Gestaltung und Betreuung eines Gartens nimmt ein weiteres umfangreiches Kapitel ein. Verschiedene Arbeitstechniken und Geräte werden erklärt und auch auf die fachgerechte Haltung von Kleintieren wird eingegangen (vgl. Erlewein 1940, S. 711ff.).

Dieses Hauswirtschaftslehrbuch widerspiegelt eindeutig das gewünschte Bild der deut- schen Frau als Hausfrau. Die Inhalte beschränken sich nur auf Kochen und Heimgestal- tung.

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9 Manipulation und Propaganda in ausgewählten Kinderbüchern und in Jugendzeitschriften

„Bei meinem aufmerksamen Verfolgen aller politischen Vorgänge hatte mich schon immer die Tätigkeit der Propaganda außerordentlich interessiert“ (Hitler 1924, S. 131).

„Von besonderer Bedeutung in der Kindheit war jene Propaganda, die als solche nicht wahrgenommen wurde, weil sie ohne kritische Reflexion direkt ins Unterbewusstsein drang. Es waren die kleinen Dinge des Alltags – Schul- und Kinderbücher, Anstecknadeln und Kartenspiele, die subtil und unauffällig politische Ideen in die Köpfe und Herzen der Wehrlosesten, der Kinder, pflanzten“ (Merkel/Dittrich 2011, S. 9).

Wie bereits in vorhergehenden Kapiteln angeführt, war nur jene Literatur erlaubt, die die Ideologie des Nationalsozialismus wiedergab (vgl. Merkel/Dittrich 2011, S. 143). Diese Bücher handelten meist von HJ und BDM, von Treue, Unterwerfung und Heldenmut (vgl. ebd., S. 143). Knaben wurden deshalb gerne als Helden und Mädchen als Mütter darge- stellt (vgl. ebd., S. 151). In der Jugendliteratur dieser Zeit finden sich keine weiblichen Heldinnen, da dieses Bild nicht dem der Frau zur Zeit des Nationalsozialismus entsprach. Weiblichen Protagonistinnen blieb die Rolle der pflegenden, fürsorgenden Frau, deren Ziel es war, zu heiraten und Kinder zu gebären (vgl. Rademacher 2011, S. 68).

Auf die Kampfbegeisterung verweisen diverse Geschichten und Gedichte. Hierbei spiel- ten Symbole wie Trommeln, Fahnen und Schwerter eine bedeutende Rolle (vgl. Wilcke 2005, S. 41).

Die Jugendzeitschriften wurden schon bald nach der Machtergreifung ausschließlich von der HJ kontrolliert, später auch die Jugendbücher. So erschienen an Zeitschriften ‚Der Pimpf‘, ‚Die Hitlerjugend‘ und danach ‚Junge Welt‘, ‚Das Deutsche Mädel‘ und ‚Wille und Macht‘ (vgl. Klönne 1984, S. 63-64).

Dieses Kapitel soll anhand einiger ausgewählter Kinderbücher und Zeitschriften eine Ein- sicht in die Erziehung zur Männlichkeit und Weiblichkeit zur Zeit des Nationalsozialis- mus geben.

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9.1 Kinder- und Jugendbücher

Natürlich wurde auch die Kinder- und Jugendliteratur der Doktrin der Nationalsozialisten angepasst. Für Mädchen und Jungen gab es ganz scharfe Trennlinien zwischen den je- weils für sie geeigneten Themen in der Jugendliteratur. Während sich Bücher für Jungen bevorzugt mit der Reichsmarine oder der Reichswehr beschäftigten, lasen Mädchen Werke wie ‚Rösel, das große Mädel‘ (vgl. Hohmann 1991, S. 55).

Die in dieser Arbeit untersuchten Zeitschriften, Kinder- und Jugendbücher sind mit Aus- nahme des Buches ‚Moni geht zum Arbeitsdienst‘ Bestandteil des Archivs der Österrei- chischen Nationalbibliothek in Wien. Nicht alle von mir recherchierten Bücher enthielten Hinweise zur Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit bzw. Bezüge zum National- sozialismus.

9.1.1 Kinderbücher. Ein Ratgeber für Eltern, Erzieher und Kinderfreunde

Wie bereits in der Überschrift zu erkennen ist, handelt es sich bei diesem Druckwerk nicht um ein Kinderbuch, sondern um einen Ratgeber, der von Theo Goerlitz verfasste wurde, um Erziehungsberechtigten die Auswahl von Büchern für Kinder zu erleichtern. Auf 21 Seiten gibt er z. B. einen kurzen Einblick in verschiedene empfehlenswerte Märchen, Sagen und Geschichten über Wunder. Die Märchen der Gebrüder Grimm und die deut- schen Sagen stehen hier im Mittelpunkt (vgl. Goerlitz 1936, S. 19ff.). Goerlitz vermerkt in diesem Kapitel, dass die heroischen Sagen keinesfalls nur für Buben gedacht sind, son- dern auch die Mädchen für diese begeistert werden sollten. In diesem Zusammenhang verweist er auf heldenhafte Frauen wie die Schlachtjungfrauen Wotans. Treue und Hel- dentum stehen dabei im Fokus (vgl. ebd., S. 27).

Ein eigenes Kapitel widmet sich Geschichten von Abenteuern und Heldentum. Dabei handelt es sich hier laut Goerlitz um Knabengeschichten. Der Verfasser führt als mögli- che Lesewerke erneut Sagen an und verweist dabei beispielsweise auf die Nibelungen und auf die antike Sagenwelt (vgl. ebd., S. 58f.). Ebenfalls erwähnt werden die Bücher ‚Lederstrumpf‘, diverse Indianergeschichten und Don Quijote (vgl. Goerlitz 1936, S. 62ff.).

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Das Kapitel ‚Die Stille Welt‘ gibt Ratschläge für Mädchenbücher. Wie das Bild der Weib- lichkeit zu sein hatte, beschreibt Goerlitz sehr ausführlich: „Immer noch tragen die Frauen genug des Weichen, des Stillen und Zarten in sich, immer noch besiegen sie damit die Härte der männlichen Welt – und diese Weichheit und Stille zeigt sich schon in den klei- nen und kleinsten Mädchen, in deren Seelen das Künftige, Weibheit und Mutterschaft, die Fähigkeit des Tragens, des Erduldens als fruchtbarer Kern beschlossen liegen“ (Goe- rlitz 1936, S. 79). Als empfehlenswerte Bücher werden z. B. ‚Nesthäkchen und ihre Pup- pen‘, ‚Knuddelmuddel, Plaudereien von Kindern, Tieren und Puppen‘ oder ‚Keines zu klein, Helfer zu sein‘ angeführt (vgl. ebd., S. 79ff.).

Im letzten Kapitel erfolgen Empfehlungen für Bücher zu den Themen Kinderspiele und Basteleien. Bereits zu Beginn verweist Goerlitz auf den Begriff der Männlichkeit, wenn er schreibt: „Jeder richtige Junge, der kräftige Arme hat und einen regsamen Geist, wird früher oder später das Verlangen haben, mit den eigenen Kräften etwas hervorzubringen, ein erstes ‚Handwerk‘, mit dem er seiner erwachenden Männlichkeit ein Denkmal setzt“ (Goerlitz 1936, S. 92). Bücher, die beschreiben, wie Segelflieger gebastelt werden, dürfen in diesem Kapitel ebenfalls nicht fehlen (vgl. ebd., S. 94).

9.1.2 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit

9.1.2.1 Das Schlaftürlein

Wie Kinder einschlafen und sich ihre Träume aussuchen können, erzählt Paul Alverde in dem Buch ‚Das Schlaftürlein‘. Auf die Erziehung zur Männlichkeit weist in diesem Werk hin, dass sich die Jungen Träume von Soldaten aussuchen. So schreibt der Verfasser: „Da gibt es welche, aus denen kommen Soldaten hervorgestiegen, ganze Regimenter, die fech- ten und trommeln und blasen und marschieren hin und her. Auch Reitersmänner und Tanks und Artillerie haben sie dabei, und schöne schneidige Hauptleute, die sitzen auf scheckigen Pferden. Die sind für tapfere Buben“ (Alverde 1938, S. 6).

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9.1.2.2 Klein Stöffel und die vier Soldatenpferde: ein Kinderbuch

Joachim von der Goltz erzählt in diesem Buch die Geschichte vom vierjährigen Stöffel und dessen Begeisterung für das Soldatentum und für Pferde. Auf dem Gehöft seiner El- tern haben sich vorübergehend Soldaten, darunter auch sein späterer Freund Franz, auf ihrem Weg zur Front einquartiert. Der kleine Bub ist von dieser Tatsache hellauf begeis- tert und so schreibt Goltz: „Fortan dachte Stöffel an nichts anderes mehr als an Soldaten. Und er wurde Freund mit ihnen und sang ihre Lieder mit und aß mit ihnen an der Feld- küche“ (Goltz 1940, S. 8). Der Junge wird in dem Buch von den Soldaten auch in seinem Wunsch, selbst ein Soldat zu werden, bestärkt, wenn sie zu ihm sagen „Das gibt einmal einen kräftigen Soldaten“ (Goltz 1940, S. 9). Als die Soldaten das Gehöft der Eltern ver- lassen, ist Stöffel sehr traurig, bringt seine Spielzeugpferde in den Stall, wo vorher die Pferde der Soldaten gestanden sind. Einmal schläft er im Stall ein und im Traum macht er sich auf die Suche nach seinen Freunden, den Soldaten, die er im Traum auch wieder- findet (vgl. ebd., S. 9ff.).

In diesem Buch wird das Bild der Männlichkeit in Verbindung mit dem Soldatentum sehr stark propagiert und auch auf emotionale Weise versucht, die Kinder zu beeinflussen, wenn es heißt „Ich hab so Heimweh nach dem Franz und den Pferden“ (ebd., S. 15).

9.1.2.3 Der Hitlerjunge Quex

Dieses Jugendbuch, 1932 von Karl Aloys Schenzinger verfasst, erzählt die Geschichte des Jungen Heini. Die Zeit, in der die Handlung dieses Buches angesiedelt ist, ist geprägt von Jugendgruppen verschiedener politischer Richtungen, die um neue Mitglieder wer- ben. Heini schließt sich zunächst den Marxisten an, interessiert sich jedoch rasch für die Hitlerjugend und wird dort Mitglied, da er von den Ansichten dieser Organisation und ihrer Kameradschaft begeistert ist (vgl. Schenzinger 1932, S. 5ff.). So schreibt Schenzin- ger auf Seite 252 über die gewünschten Charaktereigenschaften der Burschen: „Wir brau- chen Jungens, die wissen, was Kameradschaft ist, die Ehrgefühl im Leibe haben, die treu zu unserer Sache stehen und die den Teufel nicht fürchten“ (ebd., S. 252).

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Heinis gewalttätiger Vater ist damit nicht einverstanden, da er eher mit dem Kommunis- mus sympathisiert, und stellt sich auf die Seite des Jugendlichen Stoffel, eines Anführers einer marxistischen Jugendbande. Diese Gruppe will Heini wieder zurückgewinnen. Als er von einem geplanten Attentat auf ein Zeltlager der Hitlerjugend erfährt, warnt Heini seine Freunde bei der HJ und wird dadurch zum Helden. Andererseits schwören die kom- munistischen Jugendlichen bittere Rache. Da Heinis Mutter Angst hat, dass ihr Sohn von den Kommunisten getötet werden könnte, öffnet sie in der Nacht den Gashahn mit der Absicht, sich und ihren Sohn zu töten. Heini überlebt, seine Mutter stirbt. Als er im Kran- kenhaus wieder zu sich kommt, denkt er zuerst an seine Kameraden bei der HJ, erst dann an die Mutter (vgl. Schenzinger 1932, S. 101ff.). Dadurch wird eindeutig ersichtlich, dass die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend und die Kameraden über alles gestellt wurden. Auf Seite 135 ist über Heini zu lesen: „Ich habe gar nicht zuerst an sie gedacht, fiel es ihm plötzlich schwer auf das Herz, ich habe an ganz andere Dinge gedacht – an meine Freunde habe ich zuerst gedacht (ebd., S. 135).

Heini kann nach seinem Krankenhausaufenthalt nicht zu seinem Vater zurückkehren, da- her wohnt er bei verschiedenen Mitgliedern der Nationalsozialisten und wird für diverse Botengänge eingesetzt. Da er sehr schnell läuft und quirlig ist, wird er mit Quecksilber verglichen und erhält den Spitznamen Quex. Durch seine Begeisterung für die Fahne und den Führer wird Heini schließlich zum Kameradschaftsführer ernannt. Eines Nachts, als er nach einer Probe für ein Theaterstück, das den Zweck hatte, neue Mitglieder zu werben, Freunde nach Hause begleitet, wird er niedergeschlagen und stirbt wenige Tage später (vgl. ebd., 163ff.).

Dieses Jugendbuch geht eindeutig auf die gewünschten Charaktereigenschaften von Jun- gen ein. So schreibt z. B. Schenzinger: „Ein Junge kann heulen, solang er mag. Ein Hit- lerjunge heult nicht“ (Schenzinger 1932, S. 155). Unerschrockenheit, Mut und Treue wur- den ebenso vorausgesetzt. So werden die Hitlerjungen von Schenzinger folgendermaßen beschrieben: „Unerschrocken tragen sie ihre Uniform, gehen mitten in der Nacht durch die engsten Teile der Stadt nach Hause, wo hundert von Gegnern auf einen von ihnen kommt, wo in jeder Toreinfahrt verdächtige Gestalten sich ducken. Sie kennen keine Furcht, würden sich wehren, wenn sie könnten“ (ebd., S.161). Bei Heimabenden und An-

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sprachen des Führers wird ebenfalls das Thema der Courage angesprochen (vgl. Schen- zinger 1932, S. 228). Treue bedeutete für die Nationalsozialisten Treue bis in den Tod. So schreibt Schenzinger: „Schon zwei Jungens aus ihren Reihen hatten in diesem Jahre ihre Treue mit dem Leben besiegelt“ (Schenzinger 1932, S. 224).

Das Buch propagiert in äußerst mitreißender Art die Ideen des Nationalsozialismus, in- dem diese Ideologie ihre Mitglieder als die Guten und die Kommunisten als die Bösen hinstellt. In dem Leser/der Leserin werden rasch Sympathien für den Jungen geweckt. Das erwünschte Bild von Männlichkeit lässt sich deutlich durch wiederkehrende Be- schreibungen erkennen. Mut, Treue und Kameradschaft stehen dabei im Vordergrund.

9.1.2.4 Rauhbautz hilft mit siegen!

In diesem von Arthur-Heinz Lehmann im Jahr 1942 verfassten Jugendbuch schildert der Autor auf 78 Seiten auf humorvolle Weise seine Erlebnisse als Soldat mit seinem Pferd Rauhbautz im Krieg. Das Soldatenleben und Pferde stehen im Mittelpunkt der Erzählun- gen. Das Soldatenleben wird mit seinen positiven und negativen Seiten dargestellt, trotz- dem überwiegt das Positive. Die für Männlichkeit in der NS-Zeit wichtigen Charakterei- genschaften wie Mut, Stärke und Tapferkeit werden nur gestreift, da die Pferde in diesem Buch die Hauptakteure sind. Das einzige immer wiederkehrende Thema, das mit Männ- lichkeit im Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden kann, ist das der Kame- radschaft. So schreibt Lehmann auf Seite 53: „Die Nachricht, in welch kameradschaftli- cher Weise unser Chef Hugo unterstützt hatte, ging rasch von vorn nach hinten durch die ganze Batterie“ (Lehmann 1942, S. 53).

9.1.3 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Weiblichkeit

9.1.3.1 Die Bubenprobe: Ein Buch von Kindern

Das Buch ‚Die Bubenprobe: ein Buch von Kindern‘ handelt vom Mädchen Ria und ihren Geschwistern. Das Bild von Weiblichkeit findet sich in vielen Passagen dieses Werkes, wenn etwa erzählt wird, dass Ria stricken oder sticken muss. Bedeutsam erscheint das

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vierte Kapitel mit der Bezeichnung die ‚Buben-Probe‘. Ria wünscht sich in diesem Ab- schnitt, ein Junge zu sein, da ihr das ‚Mädelsein‘ verhasst ist. So erzählt Ria ihrem Bruder Walter: „Ich bin so unglücklich, daß ich ein Mädel bin. Ich mag nicht mit Puppen spielen ˗ und Handarbeiten machen hass‘ ich. Ich möchte viel lieber immer in Hosen herumren- nen, wie ihr auf Bäume klettern und Fußball spielen. Aber man läßt mich ja nicht. Immer heißt es: du bist doch ein Mädel!“ (Von Bronneck 1937, S. 46).

9.1.3.2 Moni geht zum Arbeitsdienst

Vroni Rothmayer beschreibt in diesem Buch die Geschichte eines Mädchens namens Moni, das als Arbeitsmaid ihren Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend absolviert. Bereits auf der zweiten Seite werden die Leserinnen an ihre Pflicht erinnert, Dienst für das Vaterland zu leisten. Auch auf die wichtige Charaktereigenschaft der Stärke wird auf Seite 2 verwiesen, wenn es heißt: „Will mir etwa gar eine Träne in die Augen steigen? Ich schäme mich meiner Weichheit und reiße mich zusammen“ (Rothmayer 1943, S. 2). Das zentrale Thema der Kameradschaft wird bereits wenig später angesprochen, wenn immer mehr Mädchen in den Zug einsteigen, der sie zu ihrem Arbeitsdienst bringen soll. Aus wildfremden Mädchen werden sofort Kameradinnen und Freundinnen (vgl. ebd., S. 8). Die Kameradschaft rückt auch später noch einmal ins Zentrum, wenn es in einer Text- stelle heißt: „Der deutsche Mensch erlebt wie kein anderer Natur, Kunst, Freundschaft, Liebe, Kameradschaft“ (ebd., S. 22).

Da eine richtige deutsche Frau auch sportlich sein musste, treten die Maiden in ihrem Arbeitslager jeden Morgen außer am Sonntag zum Frühsport an. Nach dem Frühstück, dem Bettmachen und dem morgendlichen Singen hat ein Teil der Mädchen Hausdienst und die anderen Außendienst. Beim Hausdienst müssen die Maiden typische ‚weibliche‘ Arbeiten wie Kochen, Waschen, Bügeln und Reinigen ausführen, während der Außen- dienst bei Bauern verrichtet wird. Abends sitzen die Mädchen beisammen und flicken Kleider, beschäftigten sich mit Handarbeiten und Basteleien, singen und tanzen Volks- tänze (vgl. Rothmayer 1943, S. 31ff.).

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Abbildung 15: Maiden beim Sticken und Nähen. In:

Rothmayer, Vroni (1943): Moni geht zum Arbeitsdienst. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und V olk. S. 39.

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Auch der Außendienst auf Bauernhöfen sollte auf typisch weibliche Arbeiten vorbereiten: Spinnen, Stricken, Kinderbetreuung, Kochen und Backen stehen an der Tagesordnung so wie noch zusätzlich Arbeiten im Stall und am Feld (vgl. Rothmayer 1943, S. 47ff.).

Abbildung 16: Eine Arbeitsmaid kümmert sich um das Kind einer Bauernfamilie. In:

Rothmayer, Vroni (1943): Moni geht zum Arbeitsdienst. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und V olk. S. 87.

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In der Ideologie des Nationalsozialismus wird die Frau als zukünftige Mutter dargestellt, die dem Führer viele Jungen zur Welt bringt. In diesem Buch verweist auch Rothmayer auf das Thema der Mütterlichkeit. Das Glück einer Bäuerin über ihr jüngstes Kind wird sehr ergreifend geschildert, indem es heißt:“ Wenn sie ihr Jüngstes füttert, ist ein Leuch- ten in ihren Augen, wie wenn sie sehr glücklich wäre. Und ist sie nicht reich? Eine Mutter kann nie arm sein“ (Rothmayer 1943, S. 85.).

Im letzten Kapitel wird schließlich noch die Opferbereitschaft angesprochen, die von ei- ner deutschen Frau erwartet wurde. So schreibt Rothmayer über die Zeit des Krieges: „Die Zeit findet uns stark und zu Opfern bereit“ (Rothmayer 1943, S. 111).

9.1.4 Kinderbücher mit Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit und Weiblichkeit

9.1.4.1 Doktor Kleinermacher führt Dieter in die Welt

Herbert Paatz schrieb diese Fantasiegeschichte im Jahr 1938. Der Junge Dieter möchte zusammen mit seiner Freundin Traute Abenteuer und Heldentaten erleben und dafür die Welt bereisen. Als sie feststellen, dass sie dafür Geld benötigen, wenden sie sich an Dok- tor Kleinermacher, mit der Bitte, ihnen zu helfen. Der Doktor erzählt den Kindern, dass es in Deutschland viel interessantere Abenteuer zu erleben gäbe als in anderen Ländern dieser Welt, wie zum Beispiel in einem Wassertropfen. Mit Hilfe eines Zaubertrankes werden der Doktor, Dieter und Traute verkleinert und lernen das Leben in einem Wasser- tropfen, in einem Bienenkorb, unter der Erde, im Meer und bei den Ameisen, Schnecken und Spinnen kennen.

Die nationalsozialistische Absicht der Erziehung zur Männlichkeit und Weiblichkeit trifft man bei den immer wiederkehrenden Themen von Heldentum und Mut an. So ist z. B. nachzulesen, dass Dieter und seine Freundin Traute Helden sein wollen, solange sie noch Kinder sind oder dass Dieter von Heldentaten träumt und keine Furcht kennt (Paatz 1938, S. 9 ff.). Dieter muss auch immer wieder in gefährlichen Situationen kämpfen, z. B. im Wassertropfen gegen ein Wechseltierchen, das seine Freundin Traute umschlingt (vgl. ebd., S. 33). Traute bewundert im Gegenzug stets den Mut ihres Freundes und meint, dass Dieter „mutiger sei als 10 Erwachsene“ (Paatz 1938, S. 11).

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Traute wird ebenfalls in der erwünschten Rolle als zukünftige Hausfrau und Mutter dar- gestellt. So antwortet sie Dieter auf die Frage, was sie einmal werden möchte, dass sie kochen, nähen lernen und heiraten will (vgl. Paatz 1938, S. 7).

Dass die Frau dem Mann untergeordnet war und sich seinen Wünschen beugen musste, wird ebenfalls angesprochen, wenn Traute denkt: „Aber dem Mann, der einen später hei- raten will, muß man überallhin folgen!“ (ebd., S. 17).

9.1.4.2 Was Heinz und Helga in Tirol erlebten

Vera von Grimm erzählt in diesem Kinderbuch die Geschichte von Heinz und Helga, die zusammen mit ihren Eltern und deren Freunden ihren Urlaub in Tirol am Achensee ver- bringen. Mehrmals wird in diesem Buch darauf verwiesen, wie typische Mädchen oder Jungen in dieser Zeit zu sein hatten. Bereits am Beginn des Buches unterhalten sich die Geschwister darüber, mit welcher Be- geisterung sie sich sportlichen Betäti- gungen widmen und dass sie sich auf das Sportfest der Hitlerjugend freuen (vgl. Von Grimm 1940, S. 7). Bei der näheren Beschreibung der Familie wird die Mutter der beiden Kinder als „zarte, blonde Frau, vortreffliche Hausfrau und als bester Kamerad ihres Mannes“ beschrieben (ebd., S. 8). Heinz und Helga werden als Kinder mit sauber gewaschenen Händen, blon- den, sauber gezogenen Scheiteln und mit Uniformen bekleidet dargestellt (vgl. Von Grimm 1940, S. 8).

Abbildung 17: Das typisch deutsche Mädchen . In: Von Grimm, Vera (1940): Was Heinz und Helga in Tirol erlebten. Innsbruck: NS-Gauverlag.S. 17.

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Auch die Inhaber der Pension, wo die Familie Urlaub macht, entsprechen dem gewünsch- ten Bild von Männlichkeit und Weiblichkeit zur NS-Zeit. Die Frau als Hausfrau und Wir- tin, die sich um die Sauberkeit im Haus kümmert, und ihr Mann, der fleißig im Wald und auf dem Feld arbeitet (vgl. Von Grimm 1940, S. 15).

Auf die Rollenaufteilung der Kinder wird auf Seite 18 hingewiesen. Helga hilft der Mut- ter, die Koffer auszupacken, während Heinz darüber nachdenkt, welche Abenteuer und Heldentaten er im Urlaub erleben wird (vgl. ebd., S. 18).

Mut gilt als charakteristische Tugend für das männliche Geschlecht. So hat auch Heinz eine Mutprobe zu bestehen, als er mit dem Jungen der Gastfamilie über die Dachrinne rutscht, um als Kamerad anerkannt zu werden. Während die Mutter über das Verhalten von Heinz entsetzt ist, freut sich der Vater, einen so mutigen Jungen zu haben (vgl. ebd., S. 19).

9.1.4.3 Mädels im Tropenhelm

Dieses Kinderbuch von Louise Diel handelt von dem Mädchen Reserl, das mit seinen Eltern und Geschwistern in der Kolonie Deutschost auf dem afrikanischen Kontinent lebt. In verschiedenen Kapiteln wird das ‚deutsche‘ Leben in dieser Kolonie beschrieben, Rei- sen zu Freunden am Kilimandscharo, Reserls Geburtstag und der Besuch von Freunden aus Deutschland.

Hauptaugenmerk wird in diesem Buch auf den Kolonialismus sowie auf ‚Blut und Boden‘ gelegt. Außerdem verweist das Werk wiederholt auf die Überlegenheit der Deutschen gegenüber den ‚Negern‘.

In Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit lassen sich nur wenige Hin- weise finden. Auf Seite 24 wird die Frau, die ihre Pflichten in Haus, Hof und Garten erfüllt, als tüchtig beschrieben, (vgl. Diel 1942, S. 24). Im letzten Kapitel des Buches, als Reserl schließlich heiratet, ermahnt sie ihr Vater, dass sie ihrem zukünftigen Mann das Gefühl geben müsse, seine erste Assistentin zu sein (vgl. ebd., S. 266).

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Auf das Bild von Männlichkeit deuten Geschichten über den Onkel aus dem Ersten Welt- krieg hin, der damals tapfer mitkämpfte (vgl. Diel 1942, S. 46). Großen Raum in diesem Buch nimmt die Jagd ein. Wiederholt werden Abenteuer auf Safaris oder die Begeiste- rung der Jungen für die Jagd geschildert. So freut sich z. B. Fridolin darauf, mit Gewehr bewaffnet, den Onkel bei der Elefantenjagd zu begleiten (vgl. Diel 1942, S. 44ff.).

9.1.5 Kinderbücher ohne Bezug auf Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblich- keit

9.1.5.1 Wichtel Männchen / Guckauf und Purzelheinz

Bücher über Wichtel, Heinzelmännchen und Zwerge waren zur Zeit des Nationalsozia- lismus sehr beliebte Kinderbücher. Auch Goerlitz empfiehlt in seinem Ratgeber im Ka- pitel über Bilderbücher Werke über diese Gestalten (vgl. Goerlitz 1936, S. 9ff.).

9.1.5.2 Eine Fahrt ins Blaue, Wochenend im Walde

Diese beiden Kinderbücher des Autors Adolf Holst erzählen die Geschichten des Jungen Pips, der Bekanntschaft mit Wichteln, Engeln, Tieren, einem Schneemann und anderen Wesen macht.

9.1.5.3 Das kleine Mädchen. Geschichte der ganz kleinen Christel

Dieses Kinderbuch wurde 1934 von Helene Pages geschrieben und erzählt die Geschichte eines Mädchens mit dem Namen Christel. Da ihre Mutter nach der Geburt gestorben ist und der Vater mit dem Kind überfordert ist, wird das Mädchen von ihren Großeltern auf- genommen. Auf 91 Seiten wird geschildert, wie das Mädchen heranwächst, bis es in die Schule kommt.

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9.1.5.4 Willi und Kamilla

Marianne Bruns verfasste 1943 dieses Kinderbuch, das die Geschichte des kleinen Willi erzählt. Als sein Vater arbeitslos wird und die Familie in eine kleinere Wohnung umzie- hen muss, läuft Willi, nachdem er ein Stück der Tapete in seinem alten Kinderzimmer heruntergerissen hat, aus Angst vor seinem Vater davon. Er versteckt sich im Auto einer Frau, die ihn dann bei sich über die Nacht aufnimmt. Am nächsten Tag will Willi noch einmal die alte Wohnung sehen und lernt dort die gehbehinderte Kamilla kennen und eine Freundschaft zwischen den beiden Kindern entsteht. Danach bringt die Frau Willi zu sei- nen Eltern zurück (vgl. Bruns 1943, S. 1ff.).

9.1.5.5 Seht mich an, ich bin die Suse

In diesem 30 Seiten umfassenden Büchlein von Lene Brandts, erschienen 1943 im Wi- king Verlag in Berlin, gibt es keinen einzigen Verweis auf Hitler oder die NS-Zeit. Die Gedichte handeln von dem Mädchen Suse, Tieren, dem Wetter, der großen Stadt und der Eisenbahn (vgl. Brandts 1943, S. 1ff.).

9.1.5.6 Aber Klärchen! Entwaffnende Kindergeschichten

In 40 kurzen, heiteren Bildergeschichten werden Erlebnisse aus dem Leben von Klärchen erzählt. Gestaltet wurde dieses Buch von M. Bertina im Jahr 1941. Erziehung zur Männ- lichkeit oder Weiblichkeit kann in diesem Buch nicht festgestellt werden, im Gegenteil. Das Buch schildert Streiche dieses Mädchens und respektloses Verhalten Erwachsenen gegenüber, also unerwünschtes Benehmen von Kindern, wie die anschließende Ge- schichte verdeutlicht:

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Abbildung 18: Geschichte - Bittre Pillen . In: Bertina, M. (1941): Aber Klärchen! Entwaffnende Kindergeschichten. München: Heimeran Verlag. S. 14.

9.2 Zeitschriften

Schruttke unterscheidet bei den Jugendzeitschriften Blätter, die vor der Machergreifung und andere, die danach gedruckt wurden. Außerdem können diese Zeitschriften alters- und geschlechtsspezifisch zugeordnet werden (vgl. Schruttke 1939, S. 40). Die meisten Jugendzeitschriften erschienen ein- bis zwei Mal im Monat (vgl. ebd., S. 13). Laut Schruttke „fiel der größte Teil aller für die Jugend bestimmten Publikationen in den Kom- petenzbereich der Hitler-Jugend“ (ebd., S. 13). Wann diese Zeitschriften das erste Mal publiziert wurden, lässt sich meistens problemlos feststellen, wie lange sie jedoch im Um- lauf waren, ist schwer zu bestimmen (vgl. ebd., S. 39). Typische Themen in den abge- druckten Artikeln waren Leistung, Disziplin, Gehorsam und Soldatentum (vgl. ebd., S.

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58). Durch Zeitschriften, vor allem Schülerzeitschriften wie ‚Hilf mit‘, die vom NS-Lehr- erbund herausgegeben wurden, konnten Jugendliche mit der Hetzpropaganda erreicht werden (vgl. Ottweiler 1979 zit.n. Scholtz S. 62).

9.2.1 Der Pimpf. Nationalsozialistische Jugendblätter

Durch die Jugendzeitschrift ‚Der Pimpf‘ wurde Knaben besonders aussagekräftig vermittelt, wel- ches Bild von Männlichkeit sich die Nationalsozialisten vorstell- ten. An erster Stelle stand in die- sen Schriften die Aufgabe, die Jungen auf den Krieg und somit auf ihren Einsatz als Soldaten vorzubereiten. Ein sehr beliebtes Mittel dafür stellten Gelände- spiele dar. In dem Artikel ‚Kampf um die Kramerschlucht‘ in der Ausgabe Juli 1942 der Zeitschrift ‚Der Pimpf‘ wird dies näher beschrieben: „In einer tie- fen Kiesgrube wurde das Lager aufgeschlagen, diese Grube wie-

Abbildung 19: Titelblatt - Der Pimpf 1942 . In: Der Pimpf (1942), o. Jg., H. 8, S. 2. derum lag in einer Schlucht, die vom dichtem Gebüsch umgeben war. Der Feind konnte also keine Einsicht haben, das war wichtig, sonst hätte er bald gewusst, von wo aus geführt wurde“ (Risch 1942, S. 11).

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Eine andere Gruppe der Pimpfe hatte jedoch die Aufgabe, den Standort des Lagers der anderen ausfindig zu machen, um ihnen ihre Fahne zu rauben (vgl. Risch 1942, S. 13). „Der Feind hatte schon gar nicht mehr an einen Angriff geglaubt und war gerade zu einer Beratung zusammengetreten, als die Massen aus Seppls Haufen mit wildem Gebrüll zu stürmen begannen (…) Die Gegner (…) müssen, wenn sie ihre Fahne wieder haben wol- len, mit den Jungen von Dieters Fähnlein einen neuen Kampf aufnehmen“ (ebd. 1942, S. 13).

Abbildung 20: Kampf um die Kramerschlucht. In: Risch, Walter (1942): „Kam pf um die Kramerschlucht“. In: Der Pim pf. Nationalsozialistische Jugendblätter, o. Jg., H. 7, S. 10-13. Ziel dieser Geländespiele war es, den Jungen das Auskundschaften von sicheren Stand- orten für Lagerplätze sowie die Spähtätigkeiten beizubringen (vgl. Risch 1942, S. 11). Nicht nur durch Geländespiele wurden die Jungen auf den Krieg vorbereitet, sondern auch in Kletterlehrgängen. Dabei wurden sie aber nicht nur in Klettern als zukünftige Gebirgs- jäger unterwiesen, auch das Bestimmen der Himmelsrichtungen mit einem Kompass spielte eine wichtige Rolle (vgl. Der Pimpf März 1943, S. 3). Dass die Geländespiele schon als Vorbereitung auf den Einsatz als Soldaten galten und nicht mit einem Spiel verwechselt werden sollten, zeigt sehr eindrucksvoll der Artikel ‚Der Ernst im Spiel‘ aus

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dem Jahr 1943: „(…) was sich auch spielerisch zeigt, ist letzten Endes nur eine Offenba- rung der soldatischen Tugenden, die jeder deutsche Junge in sich hat“ (Der Pimpf April 1943, S. 5).

Für Wehrtätigkeit und Kampfbereitschaft spielte Mut eine zentrale Rolle, der bei jedem ‚richtigen‘ deutschen Jungen als Eigenschaft vorhanden sein musste. Für die Nationalso- zialisten war der ideale Begriff von Mut zwischen Tollkühnheit und Feigheit angesiedelt. Demnach werden mutige Knaben in der Augustausgabe des Jahres 1942 folgendermaßen beschrieben: „Wir wollen den mutigen Jungen, der keine Angst hat, der auch wagt, ohne zu wissen, ob er gewinnt, bei dem aber Einsatz und Gewinn in gutem Verhältnis zueinan- der stehen“ (Der Pimpf August 1942, S. 2). Zusätzlich unterschieden die Nationalsozia- listen, was ihre Vorstellung von Mut betraf, zwischen dem körperlichen und dem geisti- gen Mut (vgl. ebd., S. 2).

Für den körperlichen Mut war körperliche Ertüchtigung durch Sport wichtig. Dieses Thema wird auch immer wieder in verschiedenen Artikeln dieser Zeitschrift aufgegriffen. So schreibt z. B. der Gefreite Hellmut Pröbsting in der Ausgabe vom Juli/August 1944, wie viel Spaß doch Sport machen könne und wie wichtig er selbst im Krieg sei (vgl. Pröbsting 1944, S. 7). Auch bei der Ausbildung zum Pimpfen-Führer sei Sportlichkeit unerlässlich: „Der Sport ist ein wesentlicher Teil der Führerausbildung. Der Pimpfenfüh- rer soll körperlich und geistig gesund und in seinem ganzen Tun immer natürlich sein“ (Der Pimpf November 1942, S. 1).

Auch Werbeeinschaltungen in der Zeitschrift ‚Der Pimpf‘ berei- teten die Knaben auf ihre Tätig- keiten als Soldaten vor. So finden sich z. B. in der Ausgabe vom Oktober 1942 hauptsächlich Wer- bungen von diversen Waffenfir- men (vgl. Der Pimpf Oktober 1942, S. 20).

Abbildung 21: Werbung für Waffen. In: Der Pimpf (1942): ‚Werbung‘. In: der P impf, o. Jg., H. 10, S. 20-21.

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Das Bild von Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus war auch geprägt durch Ka- meradschaft. Es wird jedoch streng zwischen Freundschaft und Kameradschaft unter- schieden. So heißt es in einem Artikel aus dem Jahr 1943: „Freunde zu haben ist sehr schön, aber Kameraden zu haben ist unvergleichlich mehr, weil Freundschaften zerbre- chen können, die Kameradschaft aber ewig besteht, weil sie ein Gesetz ist, nach dem die Jungen von heute leben“ (Der Pimpf Februar 1943, S. 7).

Als unverzichtbare Charaktereigenschaft der Jugend wird die Treue in einigen Artikeln hervorgehoben. So steht z. B. in der Aprilausgabe des Jahres 1943 geschrieben: „(…) denn von allen Tugenden nimmt die Treue den höchsten Platz ein, die Treue zu sich selbst, die Treue zu ihrem Volk und mit der Treue zugleich die Liebe zum Führer“ (Der Pimpf April 1943, S. 4).

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Abbildung 22: Treue. In: Der Pimpf (1943): ‚Unser Leben ist Treue‘. In: Der Pimpf, o. Jg.. H . 4, S. 4.

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Auch der Tod wird in der Zeitschrift ‚Der Pimpf‘ nicht ausgespart. So findet sich z. B. folgendes Gedicht in der Ausgabe von Mai/Juni 1944:

ABSCHIED

Nun liegst du stumm vor uns auf goldner Ähren Feld, Ein schmaler Streifen roten Bluts rinnt aus der Wunde, Die dir das Leben nahm. Aus deinem Munde Ertönt kein Lachen mehr und kein Befehl. Dein starres Aug‘ mahnt uns: Du warst ein Held!

Noch gestern bist in unsern Reihen du marschiert; Nie hattest du den Glauben an den Sieg verloren, Und Todesmut ward oft durch dich geboren, Nur durch dein tapfres Vorbild ganz allein, In manchem, den du hast zum Kampf geführt.

Du gingst im Leben uns voran und auch im Tod. Nun betten wir am Abend dich in braune Erde. Und wie mit stiller, mahnender Gebärde Schmückt nun ein schlichtes Birkenkreuz dein Grab Ganz fern im Osten glüht schon junges Morgenrot.

(Brettschneider 1944, S. 10).

Das vorherrschende Bild von Männlichkeit wird somit in der Jugendzeitschrift ‚Der Pimpf‘ eindeutig von Soldatentum, Mut, Treue zum Vaterland und Kameradschaft be- herrscht.

9.2.2 Die Kameradschaft

Die Zeitschrift ‚Die Kameradschaft. Blätter für Heimabendgestaltung in der Hitlerjugend‘ wurde für Schulungen bei Heimabenden in der Hitler-Jugend, die von HJ-Führern abge- halten wurden, verwendet und widmete sich verschiedenen Themen wie dem Bauerntum, historischen Persönlichkeiten, die den Nationalsozialisten relevant erschienen wie Prinz Eugen oder Bismarck, dem Anschluss Österreichs an Deutschland, dem Führer, dem Volk und der Reinerhaltung des Blutes und dem zu knappen Lebensraum.

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Einige Ausgaben dieser Zeitschrift existieren auch als ‚Ausgabe B‘ und waren für 17- und 18-jährige bestimmt (Die Kameradschaft September 1938, S. 2).

In einer Sonderausgabe der Zeitschrift ‚Die Kameradschaft‘ aus dem Jahr 1938 werden genaue Bestimmungen für die Durchführung von Heimabenden sowie für das Erreichen des HJ-Leistungsabzeichens gegeben. Um dieses Abzeichen zu erlangen, sind Prüfungen aus verschiedensten Sportarten, Völkerkunde, Geschichte und über das Leben des Führers abzulegen (vgl. Die Kameradschaft Sonderausgabe 1938, S. 51)

Abbildung 23: Geländesport. In: Die Kameradschaft (1938): ‚Das HJ-Leistungsabzeichen‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., O. A., S. 51-52.

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Da für Hitler die Jugend „hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, schnell wie die Wind- hunde“ (Wapnewski 1982, S. 96) sein sollte, mussten die meisten Prüfungen in sportli- chen Betätigungen abgelegt werden, die in drei Sparten aufgeteilt waren: Leibesübungen (100-Meter-Lauf, 3000-Meter-Lauf, Weitsprung, Keulenweitwerfen, Kugelstoßen, Klimmziehen, Schwimmen oder 20 Kilometer Radfahren), Marsch- und Zielübungen (Keulen-Zielwerfen, Kleinkaliberschießen für die HJ, Marschübungen) und Geländesport (Geländekunde, Kartenkunde, Sinnesschärfung, Entfernungsschätzen, Meldewesen, Tar- nung, Geländeausnutzung) (vgl. Die Kameradschaft Sonderausgabe 1938, S. 51). Die Prüfungen über Geländesport und über die weltanschaulichen Fragen setzten sich z. B. wie folgt zusammen:

Abbildung 24: Weltanschauliche Fragen . In: Die Kameradschaft (1938): ‚Das HJ-Leistungsabzeichen‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., O . A., S. 51-52.

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Eine weitere Sonderausgabe dieser Zeitschrift aus dem Jahr 1936 ist dem Reichsjugend- führer Baldur von Schirach gewidmet. Der Großteil dieser Ausgabe beschäftigt sich mit der Idee und Gestaltung der HJ. Auch hier lassen sich eindeutig Hinweise auf das Bild der Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus erkennen: „Wer die Uniform dieses Jugendbundes anzog, (…) solle sich vom ersten Augenblick als junger Soldat, als Kämp- fer für eine Idee (…) betrachten“ (Die Kameradschaft Sonderausgabe 1936, S. 9).

Im Jahr 1939 erschien eine Sonderausgabe mit dem Namen ‚Lagerschulung‘. Körperliche Gesundheit, um leistungsfähig zu sein, stand dabei im Vordergrund. „Gesund sein, heißt Mut und Lebensfreude zu haben, heißt alles hassen, was muffig und faul ist, heißt die Sonne lieben und den Kampf“ (Die Kameradschaft Sonderausgabe Mai 1939, S. 2). Be- reits zu Beginn dieser Ausgabe werden die Jungen mit dem Kampf konfrontiert, indem auf die Natur verwiesen wird, in der der Stärkere gewinnt und der Schwächere vernichtet wird (ebd., S. 11). In dieser Sonderausgabe steht der Körper im Zentrum, der der Nation im Kampf dienen soll. So handeln die verschiedenen Kapitel über die Wichtigkeit der Leibesübungen, die Gefahren von Alkohol und Nikotin und Kampf (ebd., S, 14). Die alte Überlieferung, ‚Wer nicht Alkohol trinkt und raucht, ist kein Mann‘ wird deshalb hart ins Visier genommen. Die Juden werden beschuldigt, durch Alkohol und Nikotin das deut- sche Volk schwächen zu wollen, die Hitler-Jugend wisse sich davon zu befreien, um wieder ‚männlich zu wirken‘. So heißt es im Kapitel fünf ‚Der blaue Dunst der Männ- lichkeit‘: „Die Hitler-Jugend hat aber diese jüdische Mache und diese gesellschaftliche Moral erkannt und macht sich davon frei. Wir brauchen keine Zigaretten, um unsere Männlichkeit zu beweisen. Wir wissen, daß sie Gift für uns sind. Unser Ideal der Männ- lichkeit erweist sich im Ertragen von Härten, im mutigen Einsatz, im Kampf, beim Sport, beim Dienst, auf Fahrt und im Lager“ (Die Kameradschaft Sonderausgabe Mai 1939, S, 21).

In diesem Absatz finden sich noch weitere Hinweise auf das Ideal der Männlichkeit zur Zeit des Nationalsozialismus. Kämpferische und soldatische Fähigkeiten werden mit dem Begriff ‚ein echter Kerl zu sein‘ in Verbindung gesetzt. Außerdem wird noch auf die große Bedeutung des Stolzes des deutschen Mannes hingewiesen: „Der Stolz des deut- schen Menschen ist seine Männlichkeit, sein Mut und seine Einsatzbereitschaft“ (ebd., S.

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21). Weiters wird Männlichkeit in enge Verbindung mit Sport gebracht, wenn es in die- sem Kapitel heißt: „Unsere Männlichkeit zeigt sich im Ring bei Boxen oder auf der Sprungschanze oder auf dem Sportplatz“ (Die Kameradschaft Sonderausgabe für die Sommerlager Mai 1939, S, 21).

In der Aprilausgabe des Jahres 1939 wird auf die Pflicht, sich gesund zu erhalten, hinge- wiesen, damit sich Knaben zu echten Kerlen entwickeln können. Diese bedeutet vor al- lem, körperlich in Form zu sein, um Kräfte und Leistungen steigern zu können (vgl. Die Kameradschaft April 1939, S. 17).

In einigen Ausgaben der Zeitschrift ‚Die Kameradschaft‘ spielt auch das Jugendschutz- gesetz eine bedeutende Rolle. Dieses wurde in Bezug auf Kinderarbeit und Arbeitsstun- den verändert, damit die Kinder und Jugendlichen mehr Zeit für ihre Tätigkeiten in natio- nalsozialistischen Organisationen hatten. So konnte die Beeinflussung und staatspoliti- sche Erziehung sichergestellt werden (vgl. Die Kameradschaft Oktober 1938, S, 5).

9.2.3 Wille und Macht. Führerorgan der nationalsozialistischen Jugend

Die Zeitschrift ‚Wille und Macht. Führerorgan der nationalsozialistischen Jugend‘ er- schien halbmonatlich. Schrutte zufolge wandte sich diese Zeitschrift vor allem an die Führungsebene der Hitlerjugend. Deshalb wurde auf den erzieherischen Charakter großer Wert gelegt (vgl. Schruttke 1997, S. 76).

Die Ausgaben des Jahres 1934 befassen sich hauptsächlich mit geschichtlichen und poli- tischen Fakten. Ein immer wiederkehrendes Thema stellt z. B. der Frieden von Versailles dar. Im Vergleich zu anderen Zeitschriften finden wir in diesen Ausgaben, bis auf Wer- beinserate, nur wenige Bilder.

In den Bereichen Politik und Geschichte stellen natürlich diverse kriegerische Auseinan- dersetzungen das Hauptthema dar. Die Zeitschriften enthalten ebenfalls zahlreiche Inter- views mit Obergebietsführern, Gauleitern etc., die von der deutschen Jugend und deren Erziehung bzw. Aktivitäten handeln.

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In einigen Ausgaben finden sich Artikel, die deutlich auf das gewünschte Bild von Männ- lichkeit hinweisen. So heißt es z. B. in der August-Ausgabe aus dem Jahr 1934: „Die Ehre des freien Mannes ist sein höchstes Gut“ (Hagen 1934, S. 5). Auf die deutschen Tugenden verweist auch Koepp im Artikel ‚Nordische und nomadische Kampfesweise‘, wenn er schreibt: „Durch die Tugenden der Ehre, der Unerschrockenheit, der Opferwilligkeit, der Willensstärke und der Treue gegen sich selbst und die Gemeinschaft wurde der neue deut- sche Idealismus wieder aufgebaut“ (Koepp 1934, S. 23). Köllreutter setzt die gewünsch- ten Charaktereigenschaften in der Hitlerjugend mit denen der Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gleich. So meint er in seinem Artikel ‚Der Neubau des Reiches‘, dass von den Männern an der Front Tapferkeit, Kameradschaftlichkeit, Treue und Gehorsam verlangt werden und sich die Kinder und Jugendlichen auch an diesen Werten orientieren müssten (vgl. Köllreuter 1934, S. 38).

Ein deutlicher Hinweis auf die Erziehung zur Weiblichkeit lässt sich im Artikel ‚Die Stellung der germanischen Frau‘ erkennen. Erna Bohlmann betont darin, es sei wichtig, dass die Hauptaufgaben der Frauen bei Haus und Familie liegen müssten (Bohlmann 1934, S. 23). Weiters schreibt sie „(…) können wir nicht darauf verzichten, wieder zu einem Frauentum zu gelangen, wie es der Krieg schon vielfach zeigte, das auch heldisch ist und das alle seine angeborenen Kräfte erkennt und als Ergänzung zur Mannesleistung unter dem gleichen hohen Gesetz der Ehre und der Volksgemeinschaft wirken kann“ (ebd., S. 23).

Die Vorbereitung der Jungen auf ihr Leben als Soldaten wird in der Novemberausgabe aus dem Jahr 1934 in einem Beitrag von Baldur von Schirach deutlich. In einem seiner Gedichte heißt es:

Ihr sollt brennen! Nicht wie Asketen, die in Gebeten sich bekennen,

nein! Wie Soldaten, die tief in Gräben, Gebete leben Durch ihre Taten! (Von Schirach 1934, S.1).

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9.2.4 Die Mädelschaft. Blätter für Heimabendgestaltung im Bund Deutscher Mä- del

Diese Zeitschrift ist das Gegenstück zur Zeitschrift ‚Die Kameradschaft‘. Sie richtete sich an Führerinnen des BDM und bot Anregungen und Anleitungen für die Gestaltung von Heimabenden. Lieder und Tänze spielten dabei eine bedeutende Rolle (vgl. Die Mädel- schaft Juni 1935, S. 1ff).

Bei Heimabenden wurden Mädchen bereits auf ihre spätere Rolle als Gefährtin des Man- nes vorbereitet. Dies geschah z. B. durch Erzählen von Märchen oder Vorlesen von Ge- schichten (vgl. Die Mädelschaft Juni 1937, S. 38).

Auf einige Tugenden wurde zur Zeit des Nationalsozialismus besonderer Wert gelegt: Ehre nahm eine bedeutende Position für jeden Deutschen und für jede Deutsche ein. Des- halb widmete sich die Augustausgabe des Jahres 1937 den Themen Charakter und Ehre, die den Mädchen mit Hilfe von Geschichten und Zitaten nähergebracht wurden (vgl. Bez- ler 1937, S. 2). Auch der Fleiß der Mädchen war sehr gefragt. Er wird in diversen Artikeln hervorgehoben wie im Artikel ‚Jungmädel helfen‘ aus dem Jahr 1937, in dem es im Zu- sammenhang mit der Sammeltätigkeit der Mädchen für das Winterhilfswerk heißt: „Viele Kilometer müssen wir heute schon gelaufen sein, von Straße zu Straße, von Haus zu Haus. Treppen hinauf und hinunter, in Keller und auf Böden… Aber müde werden wir nicht“ (Die Mädelschaft April 1937, S. 26). Kameradschaft und Pflichterfüllung waren nicht nur Tugenden, die von den Knaben verlangt wurden, sondern auch von den Mädchen. So heißt es in einem Kapitel über Wandern und Fahrten mit dem BDM in der Ausgabe dieser Zeitschrift aus dem Jahre 1936: „Fahrten bedeuten Einsatz und Kameradschaft. (…) Da- rum darf kein Mädel mit auf unsere Fahrt, das nicht um diese Verpflichtung zu äußerster Zucht und Disziplin weiß, das nicht freudig bereit ist, diese Forderung auch stündlich und täglich zu leben“ (Die Mädelschaft Mai 1936, S. 6). Von einem deutschen Mädchen wurde auch die Eigenschaft der Fröhlichkeit erwartet. Aus diesem Grund trug die Sep- tember-Ausgabe des Jahres 1936 den Titel: ‘Wie einer lacht, so ist er‘ und enthält zahl- reiche Geschichten und Gedichte zu diesem Thema (vgl. Die Mädelschaft September 1936, o.S.). Auf der letzten Seite der Zeitschrift findet sich außerdem der Spruch: „Deutsch werden, das heißt treu, gut, stark und fröhlich sein“ (Fock 1936, S. 32).

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Nicht nur Knaben sollten körperlich fit sein, sondern auch die Mädchen. Aus diesem Grund gab es auch bei Fahrten und Zeltlagern Sporteinheiten (vgl. Die Mädelschaft Juni 1937, S. 21ff).

Welches Frauenbild galt in der Zeit des Nationalsozialismus als Vorbild? Welche Funk- tionen sollte danach eine deutsche Frau erfüllen? Die Juni-Ausgabe des Jahres 1935 wid- met sich auf 72 Seiten dem Thema ‚Die Deutsche Frau‘. Es werden verschiedene Frau- enbilder aus diversen Epochen durchleuchtet wie z. B. die Frau als Hexe, als Rittersfrau, als Bauersfrau oder die Frau im Weltkrieg (vgl. Die Mädelschaft Juni 1935, S.1ff).

Bereits das erste Bild nach der Titelseite zeigt die typische Vorstellung der deutschen Frau als Mutter.

Abbildung 25: Die deutsche Frau. In: Die Mädelschaft (1935) : ‚Die deutsche Frau‘. In: D ie Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S. 1- 73.

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Um die Frau als stolze, verantwortliche Persönlichkeit darzustellen, wird auf Brunhild, Kriemhild und Gudrun aus dem Nibelungenlied zurückgegriffen. Gleichzeitig erfolgt der Hinweis, dass der „Wirkungsbereich der germanischen Frau das Haus ist“ (Die Mädel- schaft Juni 1935, S. 5). Stolz, Tugend, Wissen und künstlerisches Können wurden an der deutschen Rittersfrau geschätzt (vgl. ebd., S. 26).

Über das in der Vorstellung der Nationalsozialisten beschmutzte Bild der Frau als Hexe wird ausführlich auf sieben Seiten berichtet (vgl. ebd., S. 38).

Die Oktober-Ausgabe des Jahres 1935 steht im Zeichen der Familie. Dabei richtete sich der Fokus auf die Frau als Mutter, Gemahlin und Hausfrau. Auf ihr ruhe die Verantwor- tung des körperlichen Wohlergehens ihres Mannes und ihrer Kinder und sie müsse Teil- nahme an deren Leben zeigen (vgl. Weiß 1935, S. 12). Weiters wird die Frau als Kampfgefährtin des Mannes, als seine Gehilfin und beste Freundin geschildert (vgl. Die Mädelschaft Juni 1935, S. 7).

Sehr klare Hinweise auf das gewünschte Bild der Frau zur Zeit des Nationalsozialismus gibt die Novemberausgabe des Jahres 1937 ‚Frauen gestalten und erziehen‘. Die Frau sollte als Künstlerin und Erzieherin zu Hause wirken, da sie das Gefühl von Schönheit, Wärme und Echtheit in sich trage (Bezler 1937, S. 6). Die Gefühlsbetontheit der Frau betont auch Hitler: „Mann und Frau repräsentieren zwei ganz verschiedene Wesenseigen- schaften. Im Mann ist vorherrschend der Verstand, stabiler aber ist das bei der Frau her- vortretende Gefühl“ (Hitler 1937, S. 7).

Für Hitler war es ein wichtiges Anliegen, dass Frauen viele Kinder zur Welt brachten. Davon handelt ein Artikel über das Naturgesetz, dass Leben Leben zeugen will. Hierbei wird auch auf die Pflicht, Nachkommen zu zeugen, hingewiesen (vgl. Die Mädelschaft Mai 1937, S. 24).

Über die besondere Beziehung zwischen Mutter und Kind und über das Mutterglück be- richtet der Artikel ‚Jede Mutter ist glücklich über das Geborene‘ des Augustjahrganges 1936. „Jede Mutter ist glücklich über das Geborene (…) Dazu kommt, daß sie nun ein Wesen hat, das sie ohne Grenzen lieben kann“ (Behrens-Totenohl 1936, S. 8).

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Das Thema ‚Kind und Ehe‘ beleuchten ein Gedicht, Zitate von berühmten Persönlichkei- ten und ein Märchen. Dabei steht die Erhaltung der Blutsgemeinschaft im Vordergrund (vgl. Die Mädelschaft Juni 1935, S. 56).

Die Erziehungsziele von Buben und Mädchen lassen sich sehr gut an einem Goethe Zitat ablesen, das in der Oktoberausgabe des Jahres 1937 abgedruckt wurde: „Man erziehe die Knaben zu Dienern am Staat und die Mädchen zu Müttern, so wird es überall wohlstehen“ (Bezler 1937, S. 3).

9.2.5 Hilf Mit!

Hilf Mit! war eine Schülerzeitschrift des Nationalsozialistischen Lehrerbundes, die 10 Pfennig kostete (vgl. Schruttke 1997, S. 90f.). Da diese Zeitschrift nicht in der Österrei- chischen Nationalbibliothek verfügbar war, musste ich mich bei meiner Recherche zu diesem Blatt auf eine Internetquelle stützen.

Die Oktoberausgabe aus dem Jahr 1935 beschäftigt sich auf 32 Seiten mit Bauernschaft, Erntedank, Soldatentum, Mädchen auf Lagerfahrt, der Ausstellung ‚Olympia und Schule‘, einem Selbstverteidigungskurs, einem Rätselteil und Briefen von Schulkindern über das Winterhilfswerk. Auf Krieg und Soldaten, eines der wichtigsten Themen bei der Erziehung zur Männlichkeit, wird in dieser Ausgabe z. B. in den Artikeln über ‚Kampf und Untergang eines mittelalterlichen Bauernfreistaates‘ und ‚Krieger, Landsknechte, Soldaten‘ eingegangen (vgl. Hilf Mit! 1935, Heft 1, S. 1ff.).

Dem Sport bzw. den Olympischen Spielen widmen sich zwei Seiten, die von einer Aus- stellung berichten, in der Zeichnungen von Schülern gezeigt werden (vgl. Hilf Mit! 1935, Heft 1, S. 18f.). Der Verfasser dieses Artikels ist der Überzeugung, dass sich hier eine Jugend offenbart, „die innerlich wie körperlich höchsten Zielen zustrebt und sie erreichen wird“ (ebd., S. 19).

In dem Artikel ‚Leben im Lager‘ wird der Ablauf eines einwöchigen Lagers erzählt. Sport, Küchendienst und Singen stehen dabei im Mittelpunkt der Erzählungen. Auf die Wichtigkeit der Kameradschaft und der Treue wird ebenfalls verwiesen (vgl. W. 1935, S. 12f.).

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Im Heft Nummer 3 des Jahres 1935 werden ebenfalls typische Themen, die der Erziehung zur Männlichkeit dienten, aufgegriffen. So zeigt bereits das Titelblatt Burschen der Hit- lerjugend, die sich im Winter im eiskalten Wasser eines Baches waschen, um sich abzu- härten (vgl. Hilf Mit! 1935, Heft 3, o.S.). Das Thema der Kameradschaft wird in dem Beitrag ‚Schar 5 erobert ein Dorf‘ aufgegriffen (vgl. ebd., S. 68).

Als sportlicher Bericht wurde in dieser Ausgabe das Eiskunstlaufen im Artikel ‚Künstler auf dem Eise‘ ausgewählt (vgl. ebd., S. 86).

Natürlich darf auch in dieser Ausgabe kein das Soldatentum verherrlichender Bericht feh- len. Dieser zeigt sich in Form einer Ausschreibung zu einem Wettbewerb der Deutschen Jugend mit dem Namen ‚Volksgemeinschaft – Wehrgemeinschaft‘, der die Begeisterung der Jungen für das Heer wecken soll (vgl. ebd., S. 90f.).

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10 Resümee

„Wir wollen ein hartes Geschlecht heranziehen, das stark ist, zuverlässig, treu, gehor- sam und anständig, so dass wir uns unseres Volkes vor der Geschichte nicht zu schä- men brauchen“ (Hitler 1943, o.S.).

Bei einem Rückblick auf die Erziehung der Knaben und Mädchen zur Zeit des National- sozialismus lassen sich eindeutige Tendenzen der gewünschten Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit erkennen. Bereits im Kleinkindalter wird die Erziehung der Buben zu zukünftigen Soldaten und der Mädchen zu Müttern ersichtlich. Wie umfangreich diese Propagandainstrumente der Erziehung waren, wurde in meiner Arbeit durch die Analyse einzelner Schul- und Kinderbücher und Zeitschriften und durch den Einfluss der Partei- organisationen erforscht.

In Bezug auf die erste aufgestellte Hypothese lässt sich feststellen, dass sich das Regime der Schulbücher bediente, um Knaben zu zukünftigen Soldaten zu erziehen und um sie auf den Krieg vorzubereiten. Hauptsächlich wird dies in den analysierten Fibeln, Lesebü- chern, Geschichts-, Biologie- und Chemiebüchern ersichtlich. So stellen in den ausge- wählten Schulbüchern Soldatentum, Krieg, Kameradschaft, Pflichtbewusstsein, Tapfer- keit und Heldentum zentrale Themen dar. Das recherchierte Geschichtslehrbuch ‚Lehr- buch der Geschichte für Mittel- und Hauptschulen‘ von Janeschitz-Kriegl aus dem Jahr 1932 weist bereits vor der Machtübernahme Hitlers auf die Bedeutung von Soldatentum und Krieg hin. Daraus lässt sich schließen, dass es für die Nationalsozialisten einfach war, an diese Themen anzuknüpfen, da eine Verherrlichung des Soldatentums bereits vorher stattgefunden hatte. Jedoch ließen sich nicht in allen Schulbüchern für Knaben Tendenzen zur Erziehung zur Männlichkeit erkennen. Rechenbücher enthielten sachbedingt nur teil- weise Rechnungen, die auf Krieg und Soldatentum hinwiesen. In den recherchierten Geo- graphie- und Physikbüchern konnte kein Bezug zur Erziehung zur Männlichkeit gefunden werden.

Ähnlich wie bei den Schulbüchern ließen sich nicht in allen Kinderbüchern Tendenzen zu einer Erziehung zur Männlichkeit erkennen. Die Mehrheit der recherchierten Bücher handelt jedoch von Soldatentum, Krieg und Kampf. Das wichtigstes Buch ‚Hitlerjunge

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Quex‘, galt als Pflichtlektüre. Somit kann die Hypothese 2 als belegt angesehen werden, da sich das Regime gezielt der Kinderbücher bediente, um Kinder und Jugendliche zu beeinflussen und um sie zum gewünschten Bild von Männlichkeit hin zu erziehen. Bei der Erziehung setzte man oft Manipulation ein. Kinder schlüpfen eben gerne in die Rolle der Hauptpersonen in den Büchern oder schlagen sich auf die Seite der Helden. Besonders deutlich kommt das Spielen mit den Emotionen der Kinder in den Büchern ‚Klein Stöffel und die vier Soldatenpferde‘ und im Werk ‚Der Hitlerjunge Quex‘ zum Ausdruck.

Bei der Überprüfung der 3. Hypothese, dass sich das Regime der Jugendzeitschriften be- diente, um die Knaben zu zukünftigen Soldaten zu erziehen, fällt auf, dass Kampf und Vorbereitung auf das Kriegsgeschehen durch Lagerfahrten einen zentralen Stellenwert in den Berichten dieser Jugendzeitschriften einnahmen. Als Beispiel dient hier der Artikel ‚Kampf um die Kramerschlucht‘ in ‚Der Pimpf‘. Somit bestätigt sich die von mir aufge- stellte 3. Hypothese.

Die vierte Hypothese sollte die Rolle von Parteiorganisationen bei der Erziehung der Kna- ben zu zukünftigen Soldaten, was dem Bild der Männlichkeit zur NS-Zeit entsprach, be- leuchten. Die Recherchen konnten auch diese Hypothese verifizieren, da die Parteiorga- nisationen die Aufgabe hatten, durch militärische Übungen, Marsch und Lager die Jungen auf ihr Leben als zukünftige Soldaten vorzubereiten.

Bei näherer Betrachtung der fünften Hypothese lässt sich feststellen, dass in den Lesebü- chern und Fibeln die gewünschten Charaktereigenschaften wie Geduld, Fleiß und Zuver- lässigkeit der Mädchen propagiert wurden. Weiters fallen Appelle an die Mädchen auf, Kinder zu gebären, wie z. B. im Lesebuch ‚Kinderwelt‘. Biologiebücher sollten ebenfalls Mädchen auf ihr Muttersein vorbereiten, jedoch vermehrt in der Absicht, dass sie den Bestand des deutschen Volkes absichern müssten, um dem Geburtenrückgang entgegen- zuwirken. Nach der Analyse ausgewählter Schulbücher kann darauf geschlossen werden, dass Mädchen durch Schulbücher auf ihre zukünftige Rolle als Mutter vorbereitet werden sollten. Die Erziehung der Knaben zu Soldaten scheint jedoch einen wichtigeren Stellen- wert eingenommen zu haben, da Mädchen und ihre Erziehung weniger oft in Schulbü- chern erwähnt werden, als die der Knaben.

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Die sechste Hypothese sollte den Einfluss von Kinderbüchern auf die Erziehung der Mäd- chen zu zukünftigen Müttern aufzeigen. Wie sie auf ihre späteren Aufgaben als Hausfrau und Mutter hingeführt werden sollten, ist sehr deutlich im Buch ‚Moni geht zum Arbeits- dienst‘ nachzulesen. Der Außendienst auf Bauernhöfen sollte dabei auf typisch weibliche Arbeiten vorbereiten, zu denen auch die Kinderbetreuung zählte. Somit lässt sich auch diese Hypothese bestätigen. Ähnlich wie bei den Schulbüchern ist jedoch festzuhalten, dass Mädchen viel weniger in Büchern eine Rolle spielten als Jungen.

Bei der Überprüfung der siebenten Hypothese lässt sich eine eindeutige Tendenz zur Er- ziehung der Mädchen zu zukünftigen Müttern durch Jugendzeitschriften feststellen. Vor allem in der Zeitschrift ‚Die Mädelschaft‘ wird wiederholt auf das Thema Mutterschaft hingewiesen. So steht z. B. die Oktober-Ausgabe des Jahres 1935 im Zeichen der Familie mit dem Fokus auf die Frau als Mutter, Gemahlin und Hausfrau. Die Hypothese kann somit als verifiziert betrachtet werden.

Die letzte Hypothese beschäftigte sich mit dem Einfluss von Parteiprogrammen zur Er- ziehung der Mädchen zu späteren Müttern. Beim Jungmädelbund und beim Bund Deut- scher Mädel nahm sportliche Betätigung einen zentralen Stellenwert ein. Ziel dabei war die körperlich gesunde Mutter, die viele Kinder gebären kann. Lagerfahrten und Heim- abende galten ebenfalls der Vorbereitung der Mädchen auf das Muttersein. Durch meine Recherchen zeigt sich auch die achte Hypothese als bestätigt.

Innerhalb der vorliegenden Arbeit wurde versucht, die Erziehung zur Männlichkeit und Weiblichkeit mit Hilfe von Schul- und Kinderbüchern, Zeitschriften und Parteiorganisa- tionen zur Zeit des Nationalsozialismus aufzuzeigen und zu analysieren.

Um einen Einblick in die Erziehungstheorien der NS-Zeit zu erhalten, wurden zu Beginn der Arbeit deren Ziele erörtert. Rasse, Auslese, Gemeinschaft sowie Erziehung der Kna- ben zu Soldaten und Erziehung der Mädchen zu Müttern standen dabei im Mittelpunkt.

Für einen besseren Überblick über die Thematik Erziehung zur Männlichkeit und Weib- lichkeit wurde diese Arbeit in zwei große Kapitel unterteilt. Diese erklären einleitend jeweils den Begriff der Männlichkeit sowie der Weiblichkeit, bevor auf Parteiorganisati- onen und das Schulwesen eingegangen wurde.

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Im schulischen Bereich waren die Kinder und Jugendlichen eine leichte Beute für die Erziehungsvorstellungen der Nationalsozialisten. Lehr- und Stundenpläne wurden umge- staltet und auch Schulbücher modifiziert, um das nationalsozialistische Gedankengut zu transportieren.

Der nächste Abschnitt widmete sich ausgewählten Kinderbüchern. Diese wurden unter- teilt in Bücher, die zur Männlichkeit erzogen, Werke, die zur Weiblichkeit erzogen, Bü- cher, die zur Männlichkeit und Weiblichkeit erzogen, sowie in Bücher, in denen sich keine Tendenzen zu einer Erziehung zur Männlichkeit oder Weiblichkeit finden ließen.

Im letzten Abschnitt wurden Zeitschriften auf ihre Erziehung zur Männlichkeit und Weib- lichkeit analysiert.

Kinder konnten von den Nationalsozialisten und ihrer Propaganda leicht erreicht werden. Dies beweist die Analyse der Kinderbücher, die die Kinder emotional binden wollten, damit sie sich auf die Seite der Nationalsozialisten stellten.

Bei der Analyse verschiedener Schul- und Kinderbücher, der Zeitschriften und der Wer- tung des Einflusses von Parteiorganisationen ließen sich eindeutige Tendenzen zu einer Erziehung der Knaben zu Soldaten und der Mädchen zu Müttern erkennen. Die Erziehung der Knaben zu Soldaten kam jedoch deutlicher zum Vorschein, da sie viel öfter erwähnt oder in Bildern dargestellt wurde.

Kinder und Jugendliche wurden jahrelang einer Gehirnwäsche unterzogen, um die Erzie- hungsziele der Nationalsozialisten zu erfüllen. Wenn ein kritischer Blick auf diese Fest- stellung geworfen wird, dann ist darüber nachzudenken, wie Kinder und Jugendliche auch heute noch beeinflusst werden, um sie in bestimmte Richtungen zu drängen. Medien und Wirtschaft spielen dabei eine entscheidende Rolle. Ziele sind Konsumismus und noch immer die Übernahme von bestimmten erwünschten Rollen in der Gesellschaft, die in den Medien vorgelebt werden. Wie sieht die Rolle einer Frau in dieser Gesellschaft aus und wann gilt eine Frau z. B. als weiblich oder unweiblich? Mädchen sollten zur NS-Zeit sportlich sein. Dies wurde jedoch in der damaligen Zeit als unweiblich angesehen. Heute haben es Frauen schwer, nicht als unweiblich dargestellt zu werden, wenn sie z. B. eine Führungsposition innehaben.

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Es stellt sich auch die Frage, inwiefern sich Inhalte von Kinderbüchern oder der Umgang mit Spielzeug verändert haben. Bei Recherchen im Internet zu Empfehlungen für Bücher für Knaben und Mädchen werden nach wie vor für Knaben Abenteuergeschichten und für Mädchen Näh- und Bastelbücher oder Puppengeschichten vorgeschlagen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Spielsachen. Auf der Suche nach Spielzeug für Jungen erscheinen Hel- denfiguren wie Spider-Man und Spielzeugwaffen, bei den Mädchen Puppen und Spiel- zeughaushaltsgeräte. Bei der Analyse von Spielzeug dürfen Videospiele nicht außer Acht gelassen werden, die Gewalt und Krieg verherrlichen. Kann daraus geschlossen werden, dass Jungen noch immer zu Tapferkeit, Stärke und Mut erzogen werden und Mädchen zu den sozialen Wesen, die sich um Haushalt und Familien kümmern sollen?

Bezüglich Schule und Unterricht stellt sich die Frage: Wer beeinflusst heutzutage die Heranwachsenden? Kinder und Jugendliche werden bereits sehr früh im Unterricht mit Bildungsstandardisierungen, Kompetenzen und schließlich später mit Pisa konfrontiert. In welche Richtung werden Kinder hier gedrängt? Werden Kinder heute zu autonomen, selbst denkenden Menschen erzogen oder wieder manipuliert? Inwiefern werden Schulen von Wirtschaftsinteressen gelenkt? Fragen über Fragen, die interessant wären, näher er- forscht zu werden.

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11 Literaturverzeichnis

11.1 Primärliteratur:

Alverde, Paul (1938): Das Schlaftürlein. München: Albert Langen – Georg Müller.

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Der Pimpf (1943): ,Kameraden und Freunde‘. In: Der Pimpf, o. Jg., H. 2, S. 7. Der Pimpf (1943): ‚Gebirgsjäger von morgen‘. In: Der Pimpf, o. Jg., H. 3, S. 2−3.

Der Pimpf (1943): ‚Der Ernst im Spiel‘. In: Der Pimpf, o. Jg., H. 4, S. 5. Der Pimpf (1943): ‚Unser Leben ist Treue‘. In: Der Pimpf, o. Jg.. H. 4, S. 4.

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Die Kameradschaft (1938): ‚Kameraden!‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 1, S. 2.

Die Kameradschaft (1938): ‚Jugendschutz ist Volksschutz‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 10, S, 4−5.

Die Kameradschaft Sonderausgabe (1939): ‚Ihr habt die Pflicht, gesund zu sein‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 4, S. 17.

Die Kameradschaft (1939): ‚Kameraden!‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 5., S. 2.

Die Kameradschaft (1939): ‚Nur gesunde Völker werden leben‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 5, S. 11.

Die Kameradschaft (1939): ‚Du gehörst nicht dir, sondern der Nation‘. In: Die Kamerad- schaft, o. Jg., H. 5, S, 14−16.

Die Kameradschaft Sonderausgabe (1939): ,Der blaue Dunst der Männlichkeit‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., H. 5, S. 20–23.

Die Mädelschaft (1935): ‚Die deutsche Frau‘. In: Die Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S. 1−73.

Die Mädelschaft (1935): ‚Die deutsche Frau, Berichte und Geschichten über die Frauen der Vorzeit‘. In: Die Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S. 5.

Die Mädelschaft (1935): ‚Kampfgefährtin des Mannes‘. In: Die Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S.7.

Die Mädelschaft (1935): ‚Das Hohelied der deutschen Rittersfrau‘. In: Die Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S. 26.

117

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127

12 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Unsre Jungen. In: Schubnell, Siegfried (1943) In: Der Pimpf, o. Jg., H. 3, S. 16...... 24

Abbildung 2: Wer 14 ist, ist schon ein Mann. In: Der Pimpf (1943). In: Der Pimpf, o. Jg., H11/12, S. 21...... 26

Abbildung 3: Aufruf zur Geländeübung. In: https://www.google.at/search?q=hitlerjugend+gel%C3%A4nde%C3%BCbung&client=firefoxa&hs=wJb&rls=org.mozilla:de:official&chann el=nts&tbm=isch&imgil=HQis3L9etgS5jM%253A%253BfjFkqEg2p4j0JM%253Bhttp%25253A%25252F%25252Fwww.muenster.de%252 52F~gellern%25252Ffirst%25252FGames.htm&source=iu&pf=m&fir=HQis3L9etgS5jM%253A%252CfjFkqEg2p4j0JM%252C_&usg=__ Na99Yv7CsNofUkONX- Wrr_ZcFRE%3D&biw=1600&bih=767&ved=0CDUQyjc&ei=ONsmVPbFENPdaPCrgbAM#facrc=_&imgdii=_&imgrc=HQis3L9etgS5jM %253A%3BfjFkqEg2p4j0JM%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.muenster.de%252F~gellern%252Ffirst%252F90_863.jpg%3Bhttp%253A %252F%252Fwww.muenster.de%252F~gellern%252Ffirst%252FGames.htm%3B300%3B413 [12.07.2014]...... 28

Abbildung 4: Offiziere von morgen. In: www.dhm.de/: Zweiter Weltkrieg [5.10.2014]...... 28

Abbildung 5: Turnunterricht in der Fibel "Wir fangen an" In: https://www.google.at/search?q=%E2%80%9EWir+fangen+an%E2%80%9C&client=firefox- a&rls=org.mozilla:de:official&channel=nts&biw=1600&bih=767&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=F9wmVLmHNIPPaPPcgfAG&ved= 0CAYQ_AUoAQ#facrc=_&imgdii=_&imgrc=s6cNQp2NbARObM%253A%3Bcu1zl1byxNWSXM%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.zei tlupe.co.at%252Fdrittesreich%252F320fangenan2.jpg%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.zeitlupe.co.at%252Fwerbung%252Fpropaganda2. html%3B320%3B215 [12.07.2014]...... 39

Abbildung 6: Buben als zukünftige Soldaten. In: Linder, Gottfried/Kaufmann, Gustav (1943): Lesefibel für kleine Leute. Graz: Leykam Schulbuchverlag, S. 161...... 43

Abbildung 7: Aufgaben des Mädchens. In: Linder, Gottfried/Kaufmann, Gustav (1943): Lesefibel für kleine Leute. Graz: Leykam Schulbuchverlag, S. 4...... 43

Abbildung 8: Roland-Fibel. In: https://www.google.at/search?q=Roland-Fibel&client=firefox- a&rls=org.mozilla:de:official&channel=nts&biw=1600&bih=767&tbm=isch&source=lnms&sa=X&ei=4N0mVLKMFcfkao6QgZAN&ved= 0CAYQ_AUoAQ#facrc=_&imgdii=_&imgrc=p0wEtpR0PtcIWM%253A%3BpPmcmB3Cw2znzM%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.detl ef-heinsohn.de%252Fschule-fibeln166a.JPG%3Bhttp%253A%252F%252Fwww.detlef-heinsohn.de%252Ffibeln-1945.htm%3B351%3B428 [16.08.2041]...... 44

Abbildung 9: Fibel für die deutsche Jugend. In: http://ooe.mo10.museumonline.at/index3f9b.html?PHPSESSID=532a0dc30a9738d56606fa599f6a3bb6&module=object01&lang=de [03.02.2014]...... 44

Abbildung 10: Die deutsche Frau als Mutter. In: www.zeitklicks.de [05.10.2014]...... 61

Abbildung 11: Jungmädel. In: www.annefrankguide.net [05.10.2014]...... 65

Abbildung 12: Bund Deutscher Mädel. In: https://www.google.at/search?q=BDM+Bild&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0CBsQsARqFQoTCPv8rOzvw8gCFYkDGgodJ SgGrA&biw=1585&bih=759 [15.10.2015]...... 67

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Abbildung 13: Die Frau als Mutter. In: https://www.google.at/search?q=m%C3%A4dchen+gedenke,+da%C3%9F+du&client=firefoxa&rls=org.mozilla:de:official&channel=nts&b iw=1600&bih=767&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=ZEmVPCrCsvUarL5gZgC&ved=0CAYQ_AUoAQ#rls=org.mozilla:de:official&ch annel=nts&tbm=isch&q=m%C3%A4dchen+zur+ns+zeit&facrc=_&imgdii=_&imgrc=87N6OjXJe- 7GrM%253A%3BPllk5PwFsxAUqM%3Bhttp%253A%252F%252Fsunday-news.wider-des-vergessens.de%252Fwp- content%252Fuploads%252F2012%252F09%252FPlakat-Mutterschaft-NS-Zeit.jpg%3Bhttp%253A%252F%252Fsunday-news.wider-des- vergessens.de%252F%253Fp%253D7048%3B340%3B488 [22.08.2014]...... 68

Abbildung 14: Fibel Frohes Lesen. In: Merkel, Kerstin/Dittrich, Constance (2011): Einführung. In: Spiel mit dem Reich. Nationalsozialistische Ideologie in Spielzeug und Kinderbüchern. Wiesbaden: Harrassowitz GmbH & Co. KG, S. 9-15...... 75

Abbildung 15: Maiden beim Sticken und Nähen. In: Rothmayer, Vroni (1943): Moni geht zum Arbeitsdienst. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk, S. 39...... 88

Abbildung 16: Eine Arbeitsmaid kümmert sich um das Kind einer Bauernfamilie. In: Rothmayer, Vroni (1943): Moni geht zum Arbeitsdienst. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk, S. 87...... 89

Abbildung 17: Das typisch deutsche Mädchen. In: Von Grimm, Vera (1940): Was Heinz und Helga in Tirol erlebten. Innsbruck: NS-Gauverlag, S. 17...... 91

Abbildung 18: Geschichte - Bittre Pillen. In: Bertina, M. (1941): Aber Klärchen! Entwaffnende Kindergeschichten. München: Heimeran Verlag, S. 14...... 95

Abbildung 19: Titelblatt - Der Pimpf 1942. In: Der Pimpf (1942), o. Jg., H. 8, S. 2. ... 96

Abbildung 20: Kampf um die Kramerschlucht. In: Risch, Walter (1942): „Kampf um die Kramerschlucht“. In: Der Pimpf. Nationalsozialistische Jugendblätter, o. Jg., H. 7, S. 10-13...... 97

Abbildung 21: Werbung für Waffen. In: Der Pimpf (1942): ‚Werbung‘. In: der Pimpf, o. Jg., H. 10, S. 20-21...... 98

Abbildung 22: Treue. In: Der Pimpf (1943): ‚Unser Leben ist Treue‘. In: Der Pimpf, o. Jg.. H. 4, S. 4...... 99

Abbildung 23: Geländesport. In: Die Kameradschaft (1938): ‚Das HJ- Leistungsabzeichen‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., O. A., S. 51-52...... 101

Abbildung 24: Weltanschauliche Fragen. In: Die Kameradschaft (1938): ‚Das HJ- Leistungsabzeichen‘. In: Die Kameradschaft, o. Jg., O. A., S. 51-52...... 102

Abbildung 25: Die deutsche Frau. In: Die Mädelschaft (1935): ‚Die deutsche Frau‘. In: Die Mädelschaft, o. Jg., H. 6, S. 1- 73...... 107

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