Erbkrank Oder Erziehbar? Jugendhilfe Zwischen Zuwendung Und Vernichtung in Der Fürsorgeerziehung in Westfalen 1933-1945
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Kuhlmann, Carola Erbkrank oder erziehbar? Jugendhilfe zwischen Zuwendung und Vernichtung in der Fürsorgeerziehung in Westfalen 1933-1945 Weinheim ; München : Juventa Verlag 1989, 290 S. - (Beiträge zur Geschichte der Sozialpädagogik) - (Zugl. Kurzfassung von: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1989) Empfohlene Zitierung/ Suggested Citation: Kuhlmann, Carola: Erbkrank oder erziehbar? Jugendhilfe zwischen Zuwendung und Vernichtung in der Fürsorgeerziehung in Westfalen 1933-1945. Weinheim ; München : Juventa Verlag 1989, 290 S. - (Beiträge zur Geschichte der Sozialpädagogik) - (Zugl. Kurzfassung von: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1989) - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-152062 Nutzungsbedingungen Terms of use Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und We grant a non-exclusive, non-transferable, individual and limited right to beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. 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Jugendhilfe als Vorsorge und Aussonderung in der Fürsorgeerziehung in Westfalen von 1933-1945 Juventa Verlag Weinheim und München 1989 Über die Autorin: Carola Kuhlmann, Jg. 1959, Dipl.-Päd., ist seit 1984 Mitarbeiterin des Instituts für Sozialpädagogik der Universität Münster und arbeitete in verschiedenen Projekten zur historischen Forschung im Bereich der Sozialpädagogik. Der vorliegende Band ist die gekürzte und überarbeitete Fassung ihrer Dissertation, die 1989 an der philosophischen Fakultät der Universität Münster eingereicht wurde. CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kuhlmann, Carola: Erbkrank oder erziehbar? : Jugendhilfe als Vorsorge und Aussonderung in der Fürsorgeerziehung in Westfalen von 1933 1945 / Carola Kuhlmann. - Weinheim ; München : Juventa- Verl., 1989 (Beiträge zur Geschichte der Sozialpädagogik) ISBN 3-7799-0782-8 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche- rung und Verarbeitung in elekronischen Systemen. © 1989 Juventa Verlag Weinheim und München Umschlaggestaltung: Atelier Warminski, 6470 Büdingen 8 Umschlagabbildung: Zögling in der Fürsorgeerziehungsanstalt Schweicheln bei Herford in den 30er Jahren (Ha Schweicheln) Computersatz: Martin Wißkirchen, Stephan Kibben, Münster Printed in Germany ISBN 3-7799-0782-8 WIDMUNG Im Mai 1987 war ich in Auschwitz. Ich stand in der Gaskammer, sah über mir die Einwurfluken für das Zyklon B und war unfähig, mir die dort geschehenen Massenmorde vorzustellen. Die 48jährige Eliese Dreyer wurde in den Gas- kammern von Auschwitz umgebracht, mit ihr mindestens zwölf Kinder aus dem jüdischen Waisenhaus in Paderborn, dessen Leiterin sie war. Als ich im Informationsbüro der Gedenkstätte Auschwitz ihren Namen angab, wurde für mich aus den meterlangen Reihen von Karteischränken eine Karteikarte her- ausgezogen, auf der neben Name und Geburtsdatum die Nummer des Trans- portes des Reichssicherheitshauptamtes, das Datum der Abfahrt in Berlin und das Datum ihrer Ankunft in Auschwitz vermerkt war. Ein zweiter Blick in die Transportlisten gab Aufschluß darüber, daß der gesamte "Transport" wahr- scheinlich am 3.3.1943 in die Gaskammern geführt worden war. Im Frühjahr 1988 lernte ich Paul Wulf kennen. Er hatte in Münster eine Aus- stellung über Rassenhygiene im Nationalsozialismus organisiert. Ich hatte ihn schon vorher oft in verschiedenen Archiven Münsters vor einem Berg Akten gesehen. Während der Ausstellung erfuhr ich, daß Herr Wulf als Jugendlicher in der westfälischen Heilanstalt Niedermarsberg zwangssterilisiert worden war. Sein Antrag auf Entschädigung wurde nach 1945 mit der Begründung abgelehnt, bei ihm habe eine "unvorhersehbare Spätentwicklung" stattge- funden. Eliese Dreyer, Paul Wulf und allen namenlosen Opfern ist meine Arbeit ge- widmet. 6 Inhaltsverzeichnis 0. Einleitung 10 0.1. Vorbemerkung 10 0.2. Sozialpädagogische Geschichtsforschung: Hilfe oder Kontrolle? . 12 0.2.1. Erkenntnisinteresse einer erziehungswissenschaftlich orientierten Sozialpäd- agogik 12 0.2.2. Forschungsstand und Untersuchungsrahmen 15 0.3. Die Fürsorgeerziehung im 20. Jahrhundert- Vorbeugungs- oder Verwahrungsmaßnahme? 19 0.4. Gliederung der Arbeit 23 1. Ausgangslage 1929-1933: Die Krise der Fürsorgeerziehung ... 26 1.1. Die wirtschaftliche Krise und staatliche Sparpolitik 1929 bis 1932 26 1.2. Die politische Kritik und die pädagogische Krise der Fürsorgeer- ziehung: Anstaltsrevolten 30 1.2.1. Die Reaktion der Öffentlichkeit und der Verantwortlichen 36 1.2.2. Die Konzepte: Vorbeugende Fürsorgeerziehung und Bewahrung 40 1.3. Das Kompromißkonzept der Notverordnung: "unten angesetzt" und "oben abgeschnitten" 47 2. Machtergreifung und Machtsicherung 1933 - 1936: Das Versa- gen der Verbände und Behörden der Jugendhilfe 51 2.1. Die Jugendbehörden Westfalens 52 2.1.1. Fürsorgeerziehungsbehörde und Landesjugendamt 52 2.1.2. Die städtischen Jugendämter 55 2.2. Konfessionelle Anstalten und Verbände: Loyal zum neuen Staat . 58 2.2.1. Die Reaktion in den konfessionellen Fürsorgeerziehungsanstalten 58 2.2.2. Überregionale Fachverbände und -Zeitschriften 59 2.2.3. Die "Umgestaltung" von Verbänden und Zeitschriften 64 2.3. Die Einigung über das "kommende Reichsjugendgesetz": Vom Wohl zum Wert des Kindes 72 3. Sozialer Rassismus in Theorie und Praxis der Fürsorgeerzie- hung 78 3.1. Erbkrank 78 3.1.1. Verwahrlosung als ererbte Krankheit 78 3.1.2. "Ist Fürsorgeerziehung Minderwertigenfürsorge oder volksauibauende Erzie- hungsarbeit?" 82 3.2. Die sozialen Ursachen bei der Anordnung der Fürsorgeerziehung . 88 3.2.1. Eltern gefährden ihre Kinder: objektive Verwahrlosung 90 3.2.2. Subjektive Verwahrlosung der Jungen: Diebstahlsdelikte 95 7 3.2.3. Das Phänomen der sexuellen Verwahrlosung 95 3.2.4. Erweiterung des Verwahrlosungsbegriffes 99 3.2.5. Proletarische Verhältnisse aus Sicht bürgerlicher Frauen 103 3.3.... oder erziehbar ? 105 3.3.1. Erziehungsziele: Zucht und Ordnung 105 3.3.2. Erziehungsmittel: Strafen und Belohnen 114 3.3.3. Erziehbare und unerziehbare Kinder 118 3.4. Beobachten und Aussondern: "Scheidung der erbgesunden Er- folgsfälle von den erbgeschädigten Nichterfolgsfällen" 128 4. Sterilisation und Bewahrung für Unerziehbare in der Fürsorge- erziehung 132 4.1. Zwangssterilisationen von Fürsorgezöglingen 132 4.1.1. Reaktionen der Betroffenen 135 4.1.2. Die Haltung der Fachöffentlichkeit 138 4.1.3. Medizinische Interpretation sozialer Auffälligkeit 141 4.2. Die Bewahrung für die schwer- und unerziehbaren Fürsorgezög- linge 143 5. Aufrüstung und Machtkämpfe 1936-1939: Auseinandersetzun- gen zwischen NSV und konfessionellen Verbänden 149 5.1. Durchsetzungsversuche der NSV in den Jugendbehörden in West- falen 151 5.1.1. NSV und Jugendamt 152 5.1.2. Die Reaktion der konfessionellen Jugendhilfsorganisationen 155 5.1.3. Die Haltung des Landesjugendamtes zur NSV und zur Entkonfessionalisie¬ rung 157 5.2. Vorstöße in Richtung einer nicht-konfessionell bestimmten Für- sorgeerziehung 161 5.2.1. Das Landesaufnahmeheim der Provinz Westfalen in Dorsten 162 5.2.2. Versuchte Übernahme der Schweichelner und Wettringer Anstalten durch die Provinz 169 6. Förderung der Erziehbaren durch die NSV-Jugendhilfe (Vor- sorge) und die NSV-Jugendheimstätten (Auslese) 172 6.1. Das Konzept der NSV: Familienhilfe, vorbeugende Jugendbetreu- ung und kurzfristige Heimerziehung 172 6.1.1. Familienhilfe: Unterstützung und Beratung 172 6.1.2. Heimerziehung zur Führung der "wertvollen" Jugend 178 6.2. Jugendheimstätten für "Erbgesunde" 183 7. Kriegsbeginn und Mobilisierung der "inneren Front" 1939- 1943: Massnahmen gegen Jugendverwahrlosung und Einführung der Jugendschutzlager 190 7.1. Maßnahmen gegen Jugendverwahrlosung 191 7.1.1. Jugendverwahrlosung im Krieg 192 7.1.2. Sexuelle Verwahrlosung und Soldatensexualität 193 7.1.3. Gegenmaßnahmen der Behörden 198 7.2. Einführung der Jugendschutzlager