Seite 1 DONAU-BOTE Dienstag, 9. September 2008 Beiträge zur Zeitgeschichte von Dr. Klaus Rose: Die Landtagswahlen der letzten 60 Jahre im Raum

In der Landtagswahl vor exakt dreißig Jahren hoffte die Passauer CSU unter ihrem Kreis- Günther Göhler aus , vorsitzenden und Landrat Baptist Kitzlinger erneut darauf, zusätzlich zu den Direktabgeord- hat sich zurückzuhalten, damit neten Max Gerstl (, Stimmkreis Passau-West) und Hermann Wösner (Passau, der Listenbewerber Passau-Ost, Stimmkreis Passau-Ost) zwei Listenmandate zu erobern. Dieses Kunststück war nämlich Gerhard Waschler, ungefährdet erstmals 1974 gelungen, als nach der Landkreisreform 1972 auch noch die Stimmkreisre- bleibt. form vollzogen worden war. Gebhard Glück aus der Stadt Passau und Klaus Rose aus der Als einzige CSU-Listenabgeord- Stadt Vilshofen waren damals in Niederbayern so bekannt, dass sie mit jeweils circa 30.000 nete saßen also Konrad Kobler Stimmen in das Maximilianeum einzogen – Glück zum zweiten Mal und Rose als Neuling. (1982 bis 1990), Franz Meyer Letzterer hatte in seiner Heimatstadt, die damals nur den alten Stadtbereich sowie das einge- (1990 bis 1998 – beim ersten meindete Aunkirchen umfasste, bei mehreren Dutzend Mitbewerbern als niederbayerische Mal 1990 hatten diesem 22.022 Listenkandidaten 68,3 Prozent aller Zweitstimmen bekommen. Stimmen gereicht) und Gerhard Waschler (1998 bis 2008) im 978 missglückte – mit an- Land und Benedikt Hirschenauer Tod 1964 und Hermann Wösner Landtag. So konnte man sich deren Kandidaten – der aus Passau für den Stimmkreis von 1966 bis 1978. Im Jahr 1966 im Passauer Land aber daran 1erneute Versuch. Weder Passau-Stadt und die war der Stimmkreis Vilshofen- gewöhnen, dass die CSU stets Konrad Kobler aus Ruder- Landtagsdirektsitze für die CSU Landau umgewandelt worden drei Landtagssitze aufzuwei- ting noch Heinz Pollwein aus erobert. Über die SPD-Liste war in den Stimmkreis Vilshofen- sen hatte. Dagegen schaffte es Griesbach kamen zum Zuge. So der Passauer Franz Wilhelm in Griesbach. Der Beutelsbacher Die CSU-Kandidaten 1982 (links Reinhold Hoenicka und Heinz die SPD nur ein einziges Mal, war das vorherige CSU-SPD- den Landtag eingerückt. 1950 Bürgermeister Max Gerstl hatte Pollwein, rechts die beiden Bezirkstagskandidaten Siegfried gleich drei Abgeordnete nach Mandatsverhältnis in Stadt und hatte sich manches verändert. Da sich in letzterem erstmals und Galleitner aus Griesbach und Klaus Huber aus Aicha v. W. – alle München zu schicken. Das war Landkreis Passau von 4:1 zusam- war der Direktabgeordnete für dann bis 1982 behauptet. Über für Passau-West). auch – Zufall? – 1982 der Fall, mengeschrumpft auf 2:1. Geb- Vilshofen-Landau Alfons Gaßner die Liste war von 1954 bis 1958 als mit Anton Hochleitner, Max hard Glück, Passau-Ost, und Max (Bayernpartei, bis 1954) und für auch der Passauer Oberbürger- Neuorientierung Ergebnisse eingefahren, bei- Brandl aus Büchlberg und Man- Gerstl, Passau-West, hatten für Stadt und Landkreis Passau der meister Stefan Billinger (Bayern- ab 1982 spielsweise 1982 Reinhold Hoe- fred Gausmann aus die CSU als Direktbewerber ge- bekannte Landrat Johann Karl partei) Mitglied des Landtags nicka aus , der 11.000 ein Super-Ergebnis erzielt wurde. siegt, aber es gab überhaupt kein (CSU, bis 1958). Wegscheid war gewesen sowie zwischen 1966 Seit dem Jahr 1982 hatte die Stimmen bekam und dabei in Das Gespann Brandl-Gausmann zusätzliches Listenmandat. Den mit den Landkreisen Wolfstein und 1970 der Untergriesbacher CSU in Anbetracht ihres Misser- Ortenburg selbst 74 Prozent der hielt bis 1994. Dann wurde es einzigen Passauer Listensitz hat- und Grafenau in einem neuen Johann Fuchs (NPD). Auch die folgs 1978 darauf geachtet, in Zweitstimmen holte. Im Jahr durch das Gespann Brandl-Gu- te erneut Anton Hochleitner aus Stimmkreis vereint worden, wel- zwei Jahre zwischen 1954 und den beiden Passauer Stimmkrei- 1986 hatte Hermann Bischof drun Peters (Ortenburg) abgelöst, der Stadt Passau (SPD) errungen. cher von Georg Schuster aus Ho- 1956 für Heinrich Rottenberger sen (West und Ost) nur mehr auf aus Dorfbach antreten dürfen. das bis zum Jahr 2003 in den Andere Parteien hatten damals henau 20 Jahre lang vertreten von der SPD Ortenburg sollen einen einzigen Kandidaten zu Später waren es andere Zusatz- Landtag geschickt wurde. 2003 keinerlei Rückhalt. wurde, bis er 1970 von Heinrich erwähnt bleiben, und vor allem setzen und sich im Wahlkampf kandidaten, nämlich Hermann bis 2008 hatten dann der SPD- Schmidhuber abgelöst wurde. die zehn Jahre von Alfons Gerstl auf diesen zu konzentrieren. So Hufnagl aus Kösslarn oder Rein- Abgeordnete Jürgen Dupper aus Demokratischer Von 1954 bis zu seinem Tod aus Vilshofen (SPD) zwischen schaffte es Konrad Kobler doch hard Kinzl aus . der Stadt Passau sowie der Grüne Neuanfang 1946 1965 war dann im Stimmkreis 1962 und 1972. Dass zusätzlich noch, in den Bayerischen Land- Aber alle Konzentration galt den Eike Hallitzky aus der Gemeinde Vilshofen-Landau der Vilshofener zwei Bayernparteivertreter im tag einzuziehen. In Passau-West „wichtigeren“ Listenbewerbern. Schon 1946, bei der ersten Land- Neuburg/Inn die Oppositions- Bankdirektor Ludwig Ramelsber- Landtag über die Liste saßen, konnte der Griesbacher Zahn- So schafften es diese auch in tagswahl nach der Nazi-Diktatur, fahne hochgehalten, während ger für die CSU Direktabgeord- nämlich Anton Freiherr von arzt Heinz Pollwein direkt in den jeder seitherigen Wahl. Aber auf hatten Michael Witzlinger aus Gudrun Peters ihren Wohnsitz neter, während Gaßner in seiner Aretin (Haidenburg) 1950/51 Landtag einrücken, in Passau-Ost das Stimmenpotential durch ei- Karling bei Aidenbach für den von Ortenburg weg verlagert hat- Heimat um Vilsbiburg antrat. Im und Josef Lechner (Karpfham/ war dies bis 1998 Gebhard Glück nen weiteren starken Listenbe- Stimmkreis Vilshofen-Landau so- te. Konrad Kobler wiederum war Passauer Stimmkreis waren Di- Schwaim) 1950 – 1958, rundet geblieben. Die jeweiligen „min- werber wurde bewusst verzichtet. wie Johann Anetseder aus Kell- hin- und hergependelt: 1982 bis rektabgeordnete Prälat Leopold die damaligen Erfolge der Ba- deren“ CSU-Listenkandidaten Das gilt dieses Mal erneut, denn berg für den Stimmkreis Passau- 1990 Listenabgeordneter, 1990 Lerch von 1958 bis zu seinem yernpartei ab. hatten aber trotzdem achtbare der Listenbewerber Passau-West, bis 1998 Direktabgeordneter Passau-West, seit 1998 Direktab- geordneter Passau-Ost, nachdem Franz Meyer auf das West-Ticket gesetzt hatte. Kobler hatte sich die ganze Zeit auf starke Batail- lone verlassen können, auch bei den Passauer Medien, die ihm mit Helmut Preuß sogar einen persönlichen Berichterstatter er- möglichten. Es waren in den letzten 60 Jah- ren also Vertreter/innen von fünf verschiedenen Parteien aus dem Passauer Raum im Landtag ge- wesen. Ob ab 2008 eine neue oder eine in der Versenkung ver- schwundene Partei hinzukommt, liegt in der Hand der Wähler – wie seit 1946, als man im Nach- kriegsbayern mit der Demokratie und damit mit der Machtteilung beginnen konnte.