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15 / 16 SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Samstag 16.1.2016 Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz 20.00 Uhr Sonntag 17.1.2016 Evangelische Akademie Tutzing 18.00 Uhr 2. Kammerkonzert mit Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks 15 / 16 BETTINA FAISS Klarinette MARIJE GREVINK Violine UTA ZENKE-VOGELMANN Violoncello DINA UGORSKAJA Klavier ÜBERTRAGUNG DES KONZERTMITSCHNITTS AUS MÜNCHEN Donnerstag, 4. Februar 2016, ab 20.03 Uhr auf BR-KLASSIK 4 Programm Franz Schubert Klaviertrio Es-Dur, D 897 (»Notturno«) • Adagio Hans Gál Serenade für Klarinette, Violine und Violoncello, op. 93 • Cantabile. Moderato – Con anima • Burletta. Vivace ma non troppo presto – Trio • Intermezzo. Andantino – • Giocoso. Allegro molto moderato Carl Frühling Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier a-Moll, op. 40 • Mäßig schnell • Anmutig bewegt • Andante • Allegro vivace Pause Alban Berg Adagio (2. Satz) aus dem »Kammerkonzert« für Violine, Klavier und 13 Bläser Bearbeitung für Violine, Klarinette und Klavier von Alban Berg Ludwig van Beethoven Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier B-Dur, op. 11 (»Gassenhauer-Trio«) • Allegro con brio • Adagio • Tema: Pria ch’io l’impegno. Allegretto – Variationen I–IX – Allegro 5 Programm Wien, Wien, nur du allein Auf den Spuren von Beethoven, Schubert, Carl Frühling, Hans Gál und Alban Berg durch die österreichische Hauptstadt Judith Kemp »Ich versichere sie, daß hier ein Herrlicher ort ist – und für mein Metier der beste ort von der Welt. – das wird ihnen Jederman sagen.« Was Wolf- gang Amadeus Mozart 1781 in einem Brief an seinen Vater über Wien bemerkte, gilt bis heute. Nirgendwo sonst hat die Klassische Musik einen vergleichbaren Stellenwert, nirgendwo sonst stolpert man an jeder Ecke buchstäblich über Musikalisches. Bedeutende Heimstätten der Tonkunst schmücken die prachtvolle Ringstraße und ihre Umgebung, angefangen bei der Wiener Staatsoper, vor der Tag für Tag ungezählte Mozart-Verschnitte in Rokoko-Kostüm und Zopfperücke Klassikfreunde zum Konzertbesuch animieren. Als besondere Kuriosität wartet die unterirdische Opernpas- sage mit einer »Opern-Toilette« auf, in der sich der Besucher zu den Klän- gen Klassischer Musik Erleichterung verschaffen darf. Über den Klassik- Walk of Fame geht es die Ringstraße in süd- östlicher Richtung hin- unter zum Musikver- ein, Heimat der Wiener Philharmoniker, des wohl berühmtesten Or- chesters der Welt, und weiter zum Wiener Kon- zerthaus – von gegen- über grüßt das hero- ische Beethoven-Denk- mal von Caspar von Zumbusch – hinein in den Stadtpark mit Kur- Das Beethoven-Denkmal von Caspar von Zumbusch in Wien, fertiggestellt 1880 (Farbpostkarte von 1912) 6 Zum Programm Die neuen Beethoven- und Schubert-Grabmäler auf dem Zentralfriedhof in Wien salon, Schubert- und Johann-Strauß-Denkmal. Von dort führt der Weg südlich in den 3. Bezirk, wo die Universität für Musik und darstellende Kunst und das Arnold Schönberg Center zum Besuch einladen, nord- westlich läuft man zurück in die Innenstadt mit Konservatorium, Haus der Musik, Musikalienhandlungen, nach Komponisten benannten Straßen, ehemaligen Wohnorten und Gedenkstätten der großen Tonschöpfer. Allein vier Gedenkstätten sind Ludwig van Beethoven (1770–1827) ge- widmet, wobei damit nur ein kleiner Teil der etwa 30 Domizile, in denen sich der Komponist während seiner Wiener Jahre von 1792 bis 1827 auf- hielt, bezeichnet ist – bis heute sind nicht alle seine Wohnungen bekannt. Unklar ist z. B. auch, wo Beethoven in den Jahren 1797/1798 lebte, zu jener Zeit also, da er sein Opus 11, das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier in B-Dur schrieb. Stellen wir uns darum ein beliebiges klassizi- stisches Gebäude in der Wiener Innenstadt vor, hinter dessen geöffnetem Fenster im, sagen wir, dritten Stock der Komponist über seiner Partitur sitzt. Den ganzen Tag schon hat er eine Melodie im Kopf – es ist nicht mal seine eigene –, und eben klingt sie wieder von der Straße zu ihm herauf: »Pria ch’io l’impegno« (zu Deutsch »Bevor ich ans Werk geh’«), der Dauer- brenner aus Joseph Weigls komischer Oper L’amor marinaro (Der Korsar oder Die Liebe unter den Seeleuten), seit der Uraufführung 1797 in ganz Wien gesungen und gepfiffen. Beethoven ist nicht der einzige, der anhaltend von diesem »Ohrwurm« verfolgt wird, auch seine Komponistenkollegen Johann Nepomuk Hummel und später Niccolò Paganini haben das Thema 7 Zum Programm Ludwig van Beethoven, Gemälde von Willibrord Joseph Mähler (um 1815) aufgegriffen. Die größte Berühmtheit aber erlangte die Melodie durch Beethovens Bearbeitung im letzten Satz seines B-Dur-Trios, die dem Stück seinen Beinamen Gassenhauer-Trio einbrachte. Während das Streichquartett, damals noch nicht durch Beethoven, wohl aber durch die Werke Haydns und Mozarts, bereits zur Königsgattung der Kammermusik aufgestiegen war, verband man mit dem Klaviertrio, das lange Zeit eher als Genre für Amateure denn für Profis galt, einen leichten und vergnüglichen Ton. Beethoven entspricht dieser Vorgabe, geht aber dennoch – als größter Zertrümmerer und Neuerer der Musikgeschichte neben Wagner und Schönberg – unkonventionelle Wege. Bereits der Be- ginn des ersten Satzes Allegro con brio gibt Zeugnis seiner schier unbe- grenzten Experimentierfreude. Obwohl die drei Instrumente mit vehe- menter Entschlossenheit unisono einsetzen, bleibt doch ein entscheidender Parameter vollkommen im Dunkeln, nämlich das harmonische Gerüst. Erst nach 19 Takten wird mit dem Einsetzen der Achtelfigur in der Bass- stimme des Klaviers und den abwechselnd von Klarinette und Cello vor- getragenen Melodiestücken die eigentliche Grundtonart B-Dur gefestigt. Eine weitere harmonische Raffinesse leitet den Seitensatz ein, denn auch an dieser Stelle erklingt nicht die zu erwartende Tonart F-Dur, sondern zunächst, wie aus einer anderen Welt stammend, eine eher zaghafte D-Dur- Dreiklangsgeste des Klaviers, die in scharfem, unvermitteltem Kontrast zum Vorhergegangenen steht und erst durch eine Cello-Figur nach F-Dur geleitet wird. Überaus lyrisch ist der zweite Satz (Adagio), eine dreiteilige Liedform mit Coda, in der das Cello zunächst das schwelgerische Thema 8 Zum Programm Franz Schubert, Gemälde Willibrord Joseph Mähler zugeschrieben (um 1827) vorstellt und damit augenscheinlich macht, wie weit sich die Gattung von ihrer ursprünglichen Form aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhun- dert, in der das Cello nur der Verstärkung des Klavierparts diente, fortent- wickelt hatte. »Wer Fuge sagt, sagt Bach…. Mit gleichem Recht könnte man behaupten, wer Variation sagt, sagt Beethoven«, so der Musikforscher und Beethoven-Experte Jürgen Uhde über den Komponisten, der sich wie kaum ein Zweiter mit dieser Gattung beschäftigt hat. Mit insgesamt etwa 80 Variationswerken und Variationssätzen in Sonaten, Symphonien oder Kammermusik nimmt die Form einen bedeutenden Rang in seinem Schaffen ein. Im Trio op. 11 bildet der letzte Satz Allegretto mit seinem »Gassenhauer«-Thema und den neun daraus abgeleiteten Variationen den humoristischen Kehraus. Im gleichen Jahr, da Beethoven sein Gassenhauer-Trio schrieb, erblickte Franz Schubert (1797–1828) im Alsergrund, dem 9. Wiener Gemeinde- bezirk nordwestlich des Zentrums, das Licht der Welt. Wie sein verehrter Zeitgenosse ist auch er im Laufe seines kurzen Lebens häufig innerhalb der Stadtgrenzen umgezogen: Elf verschiedene Wohnungen Schuberts sind bekannt, von denen heute zwei als Gedenkstätten besucht werden kön- nen. Häufig lebte er bei Freunden, bevorzugt bei oder mit seinem Inti- mus, dem Dichter, Lithographen und späteren Schauspieler Franz von Schober. So auch von Herbst 1827 bis August 1828, als die beiden im Haus »Zum blauen Igel« (heute »Moserhof«) in Tuchlauben 14 unweit des Ste- phansdoms, logierten. Zu dieser Zeit entstanden die beiden Klaviertrios 9 Zum Programm Blick in die Tuchlauben mit dem Haus »Zum blauen Igel«, Schuberts Wohnhaus in den Jahren 1827/1828, rechts daneben das alte Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in B-Dur D 898 und Es-Dur D 929 sowie mit großer Wahrscheinlichkeit auch das Adagio in Es-Dur D 897, das möglicherweise zunächst als lang- samer Satz des B-Dur-Trios vorgesehen war. Auffallend ist die besondere Gestaltung der Streicherstimmen, die bis auf wenige Takte beinahe die ganze Zeit parallel geführt werden, zunächst in ruhigen, fließenden Bögen im A-Teil mit seiner meditativen Stimmung, die dem Stück wohl auch seinen späteren Beinamen Notturno einbrachte. Kontrastierend zu diesem geradezu ätherischen Beginn folgt dann ein strahlender B-Teil in E-Dur mit energischen Streicherfiguren über virtuosen Klavierkaskaden, der nach einer leicht variierten Wiederholung des A-Teils noch glanzvoller in C-Dur erklingt, ehe der abschließende A-Teil das Stück sanft zu Ende bringt. Wenige Monate nach der Niederschrift verstarb Schubert am 19. November 1828 nach zweiwöchiger Krankheit und wurde, seinem eigenen Wunsch entsprechend, auf dem Währinger Friedhof im 18. Bezirk unweit des Gra- bes von Ludwig van Beethoven beigesetzt. Seit der Aufhebung der Be- gräbnisstätte 1873 und der Überführung der sterblichen Überreste der beiden Komponisten auf den Zentralfriedhof (siehe Abbildung S. 5), bildet das ehemalige Friedhofsgelände – seit 1925 unter dem Namen Währinger Schubertpark – einen beliebten Erholungsort für die Bewoh- nerinnen und Bewohner des umliegenden Wohnviertels. 10 Zum Programm Mit dem rasanten Wachstum der Wiener Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte sich der allgemeine Platzmangel nicht nur auf den Friedhöfen, sondern auch im Herzen der Stadt immer