Franz Brentano Und Carl Menger
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Die philosophisch-psychologischen Grundlagen der Österreichischen Wertlehre: Franz Brentano und Carl Menger Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät III der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorgelegt von Andrea Reimherr aus Veitshöchheim Würzburg 2005 1 Erstgutachter: Prof. Dr. W. Baumgartner Zweitgutachter: Prof. Dr. H.-G. Monissen Tag des Kolloquiums:17.2.2006 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung 6 1. Methode und Wissenschaftstheorie 9 1.1. Brentanos Methode und Wissenschaftstheorie 10 1.1.1. Zeitgeschichtlicher Hintergrund und Quellen 11 1.1.1.1. Die Philosophie im 19. Jahrhundert 11 1.1.1.2. Gibt es eine „Österreichische Philosophie“? 13 1.1.1.3. Die Geschichte der Philosophie 18 1.1.2. Wissenschaftsauffassung 28 1.1.2.1. Die Habilitationsthesen 28 1.1.2.2. Die Psychologie als Wissenschaft 32 1.1.2.3. Psychologie als Basis der Geisteswissenschaften 38 1.1.3. Methode und Theorie 47 1.1.3.1. Induktion 48 1.1.3.2. Gesetze a priori 58 1.1.3.3. Teil-Ganzes-Lehre 59 1.2. Mengers Methode und Wissenschaftstheorie 62 1.2.1.Einflüsse 63 1.2.1.1. Menger und Aristoteles 63 1.2.1.2. Vorläufer der subjektiven Theorie 72 1.2.1.3. Die Historische Schule und der Methodenstreit 78 1.2.2. Wissenschaftstheorie 81 1.2.2.1. Aufgabe und Einteilung der Politischen Ökonomie 81 1.2.2.2. Die theoretischen Wissenschaften 87 1.2.2.3. Das Verhältnis der politischen Ökonomie zu den anderen Wissenschaften 97 1.2.3. Methodische Aspekte und Besonderheiten 107 1.2.3.1. Die Werturteilsfreiheit der Wissenschaften 108 1.2.3.2. Methodologischer Individualismus 110 1.2.3.3. Kausalität und Zeit 111 1.3. Zusammenfassung und Resümee 115 3 2. Werturteile 121 2.1. Werturteile bei Brentano 121 2.1.1. Die drei Klassen der psychischen Phänomene 122 2.1.1.1. Intentionalität 122 2.1.1.2. Evidenz 130 2.1.1.3. Die Analogie zwischen Urteil und Emotion 132 2.1.2. Die dritte Klasse: Lieben und Hassen 136 2.1.2.1. Die Einheit der dritten Klasse 137 2.1.2.2. Lieben – Vorziehen – Wünschen – Wollen 140 2.1.3. Arten von Werturteilen 152 2.1.3.1. Das Werturteil 153 2.1.3.2. Die Freiheit des Willens 157 2.2. Bedürfnisse bei Menger 171 2.2.1. Die „Psychologie“ Mengers 171 2.2.1.1. Die erste (1871) und die zweite (1923) Auflage der Grundsätze der Nationalökonomie 172 2.2.1.2. Methodologische und epistemologische Aspekte der Bedürfnistheorie 178 2.2.1.3. Leben als objektives Moment 182 2.2.2. Das Bedürfnis 186 2.2.2.1. Physiologische und psychologische Bedürfnisse 186 2.2.2.2. Die Erkenntnis der Bedürfnisse 189 2.2.2.3. Die Hierarchie der Bedürfnisse und der Grad ihrer Befriedigung 195 2.2.3. Die Objektseite 205 2.2.3.1. Das Gut 205 2.2.3.2. Die Struktur der Güter 211 2.2.3.3. Innere und äußere Güter 215 2.3. Zusammenfassung und Resümee 217 3. Werte 222 3.1. Werte bei Brentano 222 3.1.1. Die primären Werte 223 3.1.1.1. Allgemeine Merkmale von Brentanos Wertlehre 223 3.1.1.2. Psychische Aktivität als primärer Werte 226 3.1.1.3. Objekte mit primärem Wert 232 3.1.2. Die organische Einheit und das höchste praktische Gut 236 4 3.1.2.1. Die organische Einheit 236 3.1.2.2. Das höchste praktische Gut 240 3.1.2.3. Die Struktur des höchsten praktischen Gutes 242 3.1.3. Das sekundäre Gut 244 3.1.3.1. Mittel-Zweck-Relation und Nützlichkeit 244 3.1.3.2. Die sekundären Werte 247 3.1.3.3. Handlungstheoretische Aspekte 250 3.2. Werte bei Menger 252 3.2.1. Wert 252 3.2.1.1. Vom Bedürfnis zum Wert 253 3.2.1.2. Primäre Werte 257 3.2.1.3. Der Wert der letzten Einheit 259 3.2.2. Der ökonomische Wertbegriff 264 3.2.2.1. Grenzwert bei Menger, Jevons und Walras 264 3.2.2.2. Die Messbarkeit des Wertes 267 3.2.2.3. Das Weber-Fechnersche Gesetz 272 3.2.3. Mengers Wertbegriff als Grundlage einer ökonomischen Theorie 274 3.2.3.1. Tauschwert, Gebrauchwert und Tausch 276 3.2.3.2. Der Preis 280 3.2.3.3. Ware und Geld 282 3.3. Zusammenfassung und Resümee 285 Schlussbetrachtung 289 Literaturverzeichnis 296 5 Einleitung Die augenfälligste Gemeinsamkeit zwischen Brentano und Menger ist, dass sie zur selben Zeit am selben Ort lebten und arbeiteten: in Wien in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Beide gelten als Begründer einer spezifischen Richtung ihrer Disziplin: Brentano als Vater der „Österreichischen Philosophie“, Menger als Vater der „Austrian Economics“. Allein aus dieser Begrifflichkeit ergibt sich die Frage nach Parallelen dieser beiden „Väter“. In der Literatur wird diese Frage ansatzweise von verschiedenen Autoren aufgearbeitet, beispielsweise von Barry Smith, Birger Priddat, David Gordon, Reinhard Fabian und Peter Simons. 1 Einen direkten Vergleich zwischen Brentano und Menger mit dem Schwerpunkt auf der „österreichischen Wertlehre“ gibt es bislang aber nicht. Diese Lücke möchte ich mit meiner Arbeit schließen. 2 Ich möchte in dieser Arbeit folgendes zeigen: Es gibt Parallelen zwischen Brentano und Menger bezüglich der Methode und Wissenschaftstheorie einerseits und bezüglich der Wertlehre andererseits. Dies ist auf die Orientierung an Aristoteles und die Weiterentwicklung aristotelischer Ansätze zurückzuführen. Das Phänomen des Wertes ist eine zentrale Thematik, sowohl des philosophischen als auch des ökonomischen Ansatzes. Die „Österreichische Wertlehre“ ist ein eigenständiger Begriff, der eine spezifische Weise meint, den Wertbegriff zu erfassen, nämlich subjektiv, ohne subjektivistisch zu sein. Charakteristisch ist hierbei, dass das wertende Subjekt der Ausgangspunkt der Untersuchung ist und dass dieser Ansatz auf bestimmten Annahmen über die richtige Methode der Forschung und die Ontologie beruht. Damit ist auch eine spezifische Auffassung der Aufgabe und Einteilung der Wissenschaft verbunden. Aus diesem Grund möchte ich im erstem Teil (Punkt 1.1. und 1.2.) der Arbeit diese Methode und Wissenschaftstheorie untersuchen und erörtern, welchen Einfluss die Quellen sowie kulturspezifische Gegebenheiten auf Brentano und Menger hatten. 1 Smith (1986); Priddat (1991); Gordon (1993); Fabian/Simons (1986). 2 Ich beschränke mich auf die Gründungsväter und behandle die zweite Generation, bei der die gegenseitige Inspiration offensichtlich ist und von den Autoren selbst thematisiert wird, nur ganz am Rande. Diese Verflechtungen sind schon relativ gut aufgearbeitet worden (s.o.) und würden den Rahmen der Untersuchung sprengen. 6 Hierbei kommt dem Begriff der „Österreichischen Philosophie“ und parallel dazu der „Austrian Economics“ eine tragende Rolle zu. Die Klärung dieser Begrifflichkeiten ist bei Brentano und bei Menger untrennbar mit einem Abriss der Quellen und des Historischen Kontextes verbunden. Vor allem in der Auseinandersetzung mit Aristoteles entwickeln Brentano und Menger ihr methodisches Grundkonzept, das sich bei Brentano in den Habilitationsthesen verdichtet, bei Menger im Rahmen des Methodenstreits mit der Historischen Schule der Nationalökonomie formuliert wird. Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei, dass beide eine grundlegende Neufundierung der Philosophie bzw. Nationalökonomie anstreben, die frappante Ähnlichkeit besitzt. Diese Ähnlichkeit besteht in der wissenschaftlichen Fundierung der Ethik bzw. der Nationalökonomie auf psychischen Phänomenen und führt dazu, dass die Psychologie als Grundlagenwissenschaft angesehen wird. Auch dies soll im ersten Kapitel der Arbeit gezeigt werden. Diese Herangehensweise soll es ermöglichen, die spezifischen Eigenheiten und Parallelen von Brentanos und Mengers Methode und Wissenschaftsbegriff vor dem historischen Hintergrund zu reflektieren und es soll zeigen, inwieweit sie auf parallele Argumentationsmuster zurückgreifen. Dies führt allerdings mit sich, dass bei der Erörterung der methodischen Grundannahmen Themengebiete angerissen werden, die erst später im Rahmen der dezidierten Analyse der Wertproblematik in angemessener Breite ausgeführt werden. An diesen Stellen gibt es die entsprechenden Querverweise. Die enge Verbindung der Wertlehre mit den grundlegenden methodischen Annahmen führt zu einer perspektivischen Sichtweise, bei der sich die unterschiedlichen Facetten des Wertbegriffs entfalten. Die Annäherung an den Wertbegriff über die Methode hat den Vorteil, dass die wichtigsten epistemologischen und ontologischen Grundannahmen, die ihren direkten Ausdruck in der Werttheorie finden, im Vorfeld geklärt werden können, so dass im zweiten und dritten Kapitel der Wertbegriff selbst analysiert werden kann. Hier bietet es sich an, zwischen den psychischen Phänomenen, also dem Akt des Wertens und der sich daraus ergebenden Lehre vom Wert, zu unterscheiden. Die Werttheorie ist sowohl bei Brentano als auch bei Menger von der Auseinandersetzung mit Aristoteles geprägt. Die ökonomische und die ethische Werttheorie finden hier einen fruchtbaren Ansatz, der sich dadurch auszeichnet, dass die ethische und ökonomische Wertlehre auf eine allgemeine Theorie des Wertens zurückgeführt wird. Im Akt des Wertens ist implizit die Frage nach der psychologischen Dimension enthalten. Die Werttheorie kann als Metatheorie verstanden 7 werden, deren primäres Ziel es ist, zu klären was „Wert“ hat, oder anders formuliert was „gut“ ist. Den Ausgangspunkt für die Untersuchung des Wertbegriffes bietet die a) Begriffsanalyse des Aristoteles und b) die Aristotelesinterpretation von Oskar Kraus. a) Aristoteles untersucht in der Nicomachischen Ethik die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „gut“. Er unterscheidet zwischen dem, was „gut“ in sich selbst ist, und dem, was „gut“ für etwas anderes ist: „es gibt ein zweifaches Gutes, eines schlechthin und eines beziehungsweise oder für den oder jenen [...]“ 3. Ersteres ist das wahrhaft Gute, Liebenswerte bzw. der primäre Wert. Es ist das, „wonach alles strebt“ 4 und was die Handlung grundlegend motiviert: „Wenn es nun ein Ziel des Handelns gibt, das wir seiner selbst wegen wollen, und das andere nur um seinetwillen, und wenn wir nicht alles wegen eines anderen uns zum Zwecke setzen [...] so muß ein solches Ziel offenbar das Gute und das Beste sein.“ 5 Das primär Gute ist abstrakt, z.B. Erkenntnis, Wissen, Gerechtigkeit, Liebe und besitzt eine eigene Werthaftigkeit. Der sekundäre Wert ist das Mittel zu einem höheren Zweck.