Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität Chancen Und Herausforderungen Durch Den Buchdruck Im Zeitalter Der Reformation
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www.ssoar.info Wahrheit - Geschwindigkeit - Pluralität: Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation Lies, Jan Martin (Ed.) Veröffentlichungsversion / Published Version Sammelwerk / collection Die Publikation wurde durch den Open-Access-Publikationsfonds für Monografien der Leibniz-Gemeinschaft gefördert. / The publication was supported by the Open Access Publishing Fund of the Leibniz Association. Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Lies, J. M. (Hrsg.). (2021). Wahrheit - Geschwindigkeit - Pluralität: Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beihefte, 132). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. https://doi.org/10.13109/9783666560378 Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer CC BY-NC-ND Lizenz This document is made available under a CC BY-NC-ND Licence (Namensnennung-Nicht-kommerziell-Keine Bearbeitung) zur (Attribution-Non Comercial-NoDerivatives). For more Information Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu den CC-Lizenzen finden see: Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de Diese Version ist zitierbar unter / This version is citable under: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-71688-2 Jan Martin Lies (Hg.) Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation 2197-1056 978-3-666-56037-8 Inhalt Jan Martin Lies Einleitung....................................................................................... 9 I. Medien revolutionieren die Kommunikation Stephan Füssel Gutenbergs Bedeutung für die Geistes- und Kulturgeschichte der Neuzeit ..................................................................................... 21 Johann Anselm Steiger Augsburger Interim und Bildmedien. Zwei Beispiele aus Lübeck und Celle im religionspolitischen und medienhistorischen Kontext ........ 39 Andrea Hofmann Das gedruckte Lied als Propagandainstrument..................................... 65 Jürgen Wilke Die »Neue Zeitung«. Leistungen und Normen eines vorperiodischen Informationsmediums .............................................. 83 Henning P. Jürgens Predigt und Buchdruck in der Reformationszeit ................................... 109 Bridget Heal Die Druckerpresse und die Macht der Bilder ....................................... 123 Claudine Moulin Aufstieg der Volkssprachen, der Buchdruck und die Macht der Sprache. Eine Fallstudie zur frühen Grammatikschreibung des Deutschen....................................................................................... 145 6 Inhalt Klaus Unterburger Volkssprachliche Übersetzungen der Bibel im 15. und 16. Jahrhundert. Die Entstehung von Interpretationsvarianten der Heiligen Schrift und die Frage des Auslegungsmonopols der Kirche... 163 II. Der Umgang mit Meinungsvielfalt Eike Wolgast Die Edition von Texten Luthers als Argumentationshilfe in den innerlutherischen Kontroversen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts... 183 Martin Hille Antichrist und Jüngster Tag. Welt- und Gegenwartsdeutung im 16. Jahrhundert................................................................................ 209 Christian Volkmar Witt Pluralität durch Aneignung ohne Pluralisierung des Angeeigneten? Beobachtungen zum seelsorgerlichen Grundzug der Theologie Luthers........................................................ 223 Hans-Otto Schneider »Die Wahrheit flieht das Licht nicht!«? Strategien öffentlicher Kommunikation im Umgang mit dem Interim..................................... 241 III. Die Entstehung einer neuen Streitkultur Irene Dingel Von der mittelalterlichen Disputation zum reformatorischen Religionsgespräch. Neu organisiertes Streiten? ..................................... 255 Armin Kohnle Religionsverhandlungen und Buchdruck. Die Vermittlung theologisch-politischer Regelungsversuche des Reiches an die Öffentlichkeit .................................................................................. 269 Jan Martin Lies Lügenprediger. Die Behauptung und Verteidigung einer objektiven Wahrheit......................................................................... 285 Inhalt 7 Hans-Peter Hasse Verbotene Bücher. Zensur im Protestantismus ..................................... 301 Stefan Michel Gottesdienststörungen und Gehorsamsgebot. Zugleich ein Beitrag über reformatorische Uniformität und Pluralität der 1520er Jahre .................................................................................... 315 Markus Müller Einheitswunsch und Ordnungsversuch. Die Expurgation(en) des Mainzer Dompredigers Johann Wild OFM..................................... 331 Abbildungsverzeichnis...................................................................... 347 Register .......................................................................................... 351 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ............................................ 367 Jan Martin Lies Einleitung Im Jahr 1999 kürte das TIME Magazine Johannes Gutenberg zum »man of the millenium«. Mit dieser Wahl wurde der Verbesserung der Techniken des Buchdrucks durch die Verwendung beweglicher Lettern gehuldigt, die eine notwendige Voraussetzung darstellte für eine als welthistorisch überaus bedeut- sam angesehene Medienevolution. Gerade in Mainz, wo Gutenberg wirkte, liegt es nahe, sich mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und daraus folgenden Veränderungen in Kommunikationsverhalten und Transfor- mationsprozessen zu beschäftigen; dies galt allzumal im Jahr 2018, im Mainzer Themenjahr »Mensch und Kommunikation« sowie »550 Jahre Gutenberg«, um an den Todestag des Erfinders 1468 zu erinnern. Der vorliegende Band dokumentiert die Ergebnisse einer interdisziplinär konzipierten Tagung, die vom 1. bis 3. März 2018 in den Räumen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, stattfand. Die Planungen zu ei- ner Tagung über die »Chancen und Herausforderungen durch den Buchdruck im Zeitalter der Reformation« erwuchsen aus dem an der Mainzer Akademie angesiedelten Forschungs- und Editionsprojekt »Controversia et Confessio. Quellenedition zur Konfessionalisierung und Bekenntnisbildung 1548–1580«. Denn die Edition dokumentiert die unterschiedlichen theologischen Streitig- keiten, die nach dem Augsburger Interim von 1548 und dem als Alternative dazu konzipierten Leipziger Landtagsentwurf (»Leipziger Interim«) aufbrachen und vornehmlich im Medium des Buchdrucks ausgetragen wurden. Das Projekt »Controversia et Confessio« leistet somit wichtige Beiträge zur Aufarbeitung und Analyse eines »öffentlich«, da mit publizistischen Mitteln ausgetragenen Identitätsbildungsprozesses im Kontext der Reformation Wittenberger Prä- gung. Für das 20. und 21. Jahrhundert ist es eine ganz selbstverständliche Fest- stellung, dass der Austausch von Meinungen oder Ansichten eines Mediums bedarf, in dem Informationen geteilt werden können, sei es Sprache, Schrift, Musik usw. Es ist ebenso eine allgemein geteilte Wahrnehmung, dass techni- sche Weiterentwicklungen oder die Erfindung vollkommen neuer Techniken zur Informationsübermittlung den Informationsaustausch befördern. Dadurch angeregt, wurde mit der Tagung der Versuch unternommen, den Beweis zu führen, dass diese Erkenntnis ebenso selbstverständlich für das 16. Jahrhun- dert und die Frühe Neuzeit insgesamt gilt. Veränderte Kommunikationsarten 10 Jan Martin Lies und Kommunikationsformen als Ausgangspunkt von Veränderungsprozes- sen sowie deren Auswirkungen auf soziale Normen und Verhaltensformen im Zeitalter der Reformation dienten dabei als Ausgangspunkt der Analyse. Es galt die Spannung auszuloten, die nicht zuletzt durch Deutungs- und Interpre- tationsvarianten zu den biblischen Büchern entstand, da bislang anerkannte Autoritäten, Glaubensüberzeugungen und Gewissheiten medial infrage gestellt wurden. Um dieser Vielschichtigkeit des Themas Rechnung zu tragen, verfolgte die Tagung einen interdisziplinären Ansatz, der die Geschichtswissenschaft, die Theologie (Kirchengeschichte), die Medienwissenschaft und Buchwissenschaft miteinander ins Gespräch brachte. *** »So das Euangelion und allerley kunst soll bleyben, mus es yhe ynn buecher und schrifft verfasset und angebunden seyn«1. Diese Aussage Martin Luthers verdeutlicht, dass der Reformator eine untrennbare Verbindung zwischen der biblischen Botschaft und dem Medium zu ihrer Verbreitung erkannte2. Die Forschung bestätigte diese von Luther bereits postulierte symbiotische Ver- bindung zwischen dem Buchdruck und der Reformation: »Mit dem Auftreten Martin Luthers veränderte sich im Buchdruck fast alles«3. Diese Feststellung von Hans-Jörg Künast lässt sich aus kommunikationshistorischer Sicht dahinge- hend wenden, dass das Medium Buch in Martin Luther seinen Autor gefunden habe4. Und Bernd Moeller gelangte schließlich zu der These: »The reformation was a book event«5. Die wissenschaftliche Erforschung des Themas »Reformation und Buch- druck« besitzt somit eine lange Tradition6. Doch gerade in den letzten Jahren 1 Martin Luther, An die Ratsherrn aller Städte deutschen Lands (1524), in: WA 15, S. 49,14f. 2 Zu Martin Luther und dem Buchdruck vgl. Holger Flachmann, Martin Luther und das Buch, Tübingen 1996. 3 Hans-Jörg Künast, »Getruckt zu Augspurg«. Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen 1468 und 1555, Tübingen 1997, S. 225. 4 Vgl. Johannes Burkhardt, Das Reformationsjahrhundert. Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution und Institutionenbildung