Erneuerung Wiederaufbau Masterplan Rahmenplan Tou- rismus Leerstand Investoren Vermarktung Immobilie- nentwicklung Stadtmarketing Binnenhafen Entwicklung zertifiziertes Erhaltungsgebiet Erneuerung des Ein- zelhandels IRA Bombing Immobilienentwicklung Stadt- marketing Business Improvement District Öffentlicher Raum Architektur Politisches Zentrum Spinnereien Stad- tentwicklung Immobilienentwicklung Gentrifizierung Kreativsz­ ene Architektur Markthallen Neubau 24 Hour City Wirtschaftliche Einnahmequelle Sanierung von Wohnsiedlungen Leerstand Denkmalschutz Spinnereien Grünfläch­enentwicklung Vorzeigeprojekt Stadtmar- keting Immobilienentwicklung Architektur Lagerräume Altbau Neubau Stadtmarketing Auswirkungen der GroS- sportveranstaltungen Anziehung von Investoren Wirt- schaftliche Einnahmequelle Geschäfts­straSe Wegbezie- hungen Investoren Immobilienentwicklung Kulturzentrum Hafenentwicklung Ar- chitektur Neubau Media City Stadterneu- ÖKONOMIE erung Architektur Brückengestaltung DER STADT- Grün Freiraumentwicklung Universität ERNEUERUNG Entwicklung eines Studentendorfes Nachtökonomie Diese Broschüre ist ein Ergebnis des Seminars "Ökonomie der Stadterneuerung" im Rahmen der Master-Studiengänge Stadt- und Regionalplanung und Urban Design an der TU Berlin. Das Seminar wurde im Sommersemester 2015 als Exkursionsseminar nach Manchester, England, angelegt.

Technische Universität Berlin Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt Intstitut für Stadt- und Regionalplanung Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie Prof. Dr. Dietrich Henckel

Veranstaltungsleitung: Dipl.-Ing. Josiane Meier

Teilnehmende: Adina Felgentreu, Matthias Fischer, Philipp Gärtner, Silvia Groeger, Nina Janssen, Steffen Klotz, Marian Knapschinsky, Jenny Kögler, Niels Kramer, Kathrin Krell, Lukas Mohn, Melanie Montresor Inhalt Vorwort 4

Manchester, England und Stadtplanung 1 — Stadtplanung und -erneuerung in England 6 1 2 — Geschichte 7 3 — Manchester Vision und ökonomische Strategie 8

Centre — Castlefield, Downtown und Northern Quarter 1 — Castlefield 10 2 2 — Downtown 16 3 — Northern Quarter 22

Exkurs — NIGHTTIME ECONOMY: Manchester as 24-Hour City 1 — „Night-Time Economy” und die Planung 26 2 — Kritik an Manchester als 24-Hour City 28 3 — Night-Time Economy auf nationaler Ebene 29

EasT — Ancoats, New Islington 1 — Einleitung 32 3 2 — Ancoats 34 3 — New Islington 36

West — Salford, Greengate, Salford Quays 1 — Einleitung 40 4 2 — Salford Central 41 3 — Greengate 43 4 — Salford Quays 46

Exkurs — Trafford, Manchester United und dessen Bedeutung für 1 — Manchester United als Vorreiter des Modern Football 50 2 — Manchester United als Wirtschaftsunternehmen 51 3 — Die Bedeutung des Vereins für Greater Manchester 51 4 — Manchester Uniteds Bedeutung für Trafford 52 5 — Die Entwicklung des Gewerbeparks Trafford Park 53 6 — Fazit 53

South — 1 — Vorstellung des Stadtteils 54 5 2 — Etappen der Stadterneuerung 54 3 — Ausgewählte Orte im Stadtteil 59

South — Fallowfield 1 — Einleitung 64 6 2 — Geschichte 64 3 — Schul- und Studentenbezirk 64 4 — Fallowfield Heute 65

Fazit 68

7 Exkurs — MANCHESTER REVISITED 1978 — 2015 70

Glossar 102

8 Quellenverzeichnis 106

Abbildungsverzeichnis 110 Manchester, England. Ehemals stolzer Industriestandort, wurde die Stadt vom industriellen Niedergang schwer ge- Vorwort troffen – und wird heute oft als Positivbeispiel der gerade auch im wirtschaftlichen Sinne gelungenen Stadterneue- rung gehandelt. Mit einer Entwicklung wie im Brennglas – vom „Menetekel“ (Gschwind und Henckel 1981) zum „Phoenix aus der Asche“ (Walther 2006) – bietet Man- Josiane Meier chester in besonderer Dichte die Möglichkeit, wirtschaftli- che Dimensionen des Stadtverfalls und der Stadterneue- Fachgebiet Stadt- rung nachzuvollziehen. und Regionalökonomie Grund genug, sich im Rahmen eines Seminars unter dem Titel „Ökonomie der Stadterneuerung“ genauer mit dem Institut für Stadt- und Wandel dieser Stadt auseinanderzusetzen. Die vorliegen- de Broschüre ist Produkt dieses Seminars, welches im Regionalplanung, TU Berlin Sommersemester 2015 im Rahmen der Master-Studien- gänge Stadt- und Regionalplanung sowie Urban Design an der TU Berlin stattfand. Im Sinne der forschenden Leh- re galt es, zunächst vom Schreibtisch aus und anschlie- ßend im Rahmen einer Exkursion nach Manchester und Salford vom 20. bis 25. Juli 2015 einer Reihe von Fragen nachzugehen: Was kennzeichnet den Stadterneuerungs- prozess in Manchester? Welche Akteure, Interessen und Triebkräfte stehen dahinter? Welche Strategien werden verfolgt, welche Instrumente angewandt? Und inwiefern kann die Stadt tatsächlich als Erfolgsmodell gelten?

Noch ein weiterer Grund ermunterte zur Wahl von Man- chester als Ziel: Die Exkursion ordnet sich ein in eine Rei- he stadtforscherischer Erkundungen durch Angehörige der TU Berlin und knüpft daran an. Prof. Dietrich Henckel, Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie, besuchte die Stadt bereits 1978 im Rahmen eines Forschungs- aufenthalts und kehrte danach mehrfach zurück, und Prof. Uwe-Jens Walther, ehemals Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie, der 2005 ebenfalls mit einer Gruppe Studierender anlässlich eines Studienprojektes vor Ort war.

Neben den schriftlichen Berichten erlaubten uns insbe- sondere die während ihrer Aufenthalte entstandenen Fotografien Einblicke in die Vergangenheit. Zahlreiche 1978 und 2005 fotografierte Orte wurden während der Exkursion wieder aufgesucht und dokumentiert. Die aus der Gegenüberstellung 1978-2015 entstandenen Bildpaa- re veranschaulichen auf eindrückliche Weise den tiefgrei- fenden Wandel, den Manchester durchlebte und weiterhin durchlebt. Eine Auswahl der Fotografien und Gegenüber- stellungen findet sich in dieser Broschüre wieder.

Das Exkursionsprogramm wurde im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen und Prozessen der Stadtplanung und -erneuerung in England und Manchester gemeinsam erarbeitet, die einzelnen inhaltlichen Bausteine wurden von den Studierenden vorbereitet. Zur Strukturierung diente eine Einteilung der Stadt in vier Bereiche, deren Erkundung mittels Terminen mit Akteuren vor Ort sowie selbstgeführter Begehungen jeweils ein Teil der Exkursion gewidmet war: das Zentrum mit den Stadtteilen City Centre, Castlefield und Northern 4 Quarter, East Manchester mit Ancoats und New Islington, im Westen Manchesters Schwesterstadt Salford mit den Stadtteilen Chapel Street, Greengate und der MediaCity an den Salford Quays, und schließlich Hulme und Fallow- field im Süden.

Diese vier Stadtbereiche sind gleichzeitig zentrales Glie- derungselement dieser Broschüre. Ihre Lage in der Stadt sowie ihre Entwicklungspfade werden jeweils einleitend skizziert, um daraufhin ausgewählte Brennpunkte der Stadterneuerung mit ihren besonderen Herausforde- rungen, den angesetzten Strategien und involvierten Akteuren genauer zu beleuchten. Darüber hinaus wurde zwei Ansatzpunkten der Stadtentwicklung besondere Aufmerksamkeit – und in dieser Broschüre jeweils ein Exkurs – gewidmet: der Night-Time Economy und dem Fußball. In beiden Fällen handelt es sich um eng mit dem Selbstverständnis Manchesters verbundene Image- und Hoffnungsträger für die Stadterneuerung wie auch die lokale Wirtschaft.

Quer zur Betrachtung anhand der Stadtbereiche wurde eine Reihe wiederkehrender Themenfelder der Stad- terneuerung herausgearbeitet. Diese können anhand entsprechender Schlagworte in der Broschüre verfolgt werden. Von „Anti-Social Behaviour“ bis „Urban Heritage Park“: Der Entschlüsselung zentraler Konzepte und Be- grifflichkeiten, die den Stadterneuerungsdiskurs in Eng- land und Manchester prägen, dient ein umfangreiches Glossar. Das letzte Wort haben die Studierenden. Als Fazit reflektieren sie in kurzen Statements ihre persönli- chen Eindrücke der Stadt, mit deren Wandel sie sich ein Semester lang intensiv auseinandergesetzt haben.

Ein ganz besonderer Dank gilt all jenen, die unser Vorha- ben mit ihrem Wissen, ihrer Zeit und ihren Ideen unter- stützt und uns mit Literaturtipps, Unterlagen, Fotografien, Inputs und Führungen vor Ort lebhafte Einblicke hinter die Kulissen ermöglicht haben: Prof. Dietrich Henckel vom Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie der TU Berlin, Dave Carty, Development Manager der Stadt Manchester im City Centre Growth & Regeneration Team, John Glester, Chairman der Registered Charity Heritage Works, Hayley Fielden, Principal Planning Officer der Stadt Salford, sowie Cath Keane, Principal Regeneration Officer der Stadt Manchester für Hulme Ward und Steffen Abend, National Management Trainee des .

Wir hoffen, Sie mit dieser Broschüre mitnehmen zu kön- nen auf eine kleine Reise nach Manchester – und damit in eine ungemein vielfältige, von anhaltender Verände- rung und fortlaufender Wegesuche geprägten Metropole. In diesem Sinne: anregende Lektüre und viel Freude bei der Erkundung!

Berlin, im Oktober 2015

5 1 — Stadtplanung und -erneuerung Manchester, in England 1 PG — Die Städte Englands stehen vor den enormen England und sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforde- rungen, bedingt durch ihr überwiegend industrielles Erbe Stadtplanung und das Streben nach Wettbewerbsfähigkeit und hoher Lebensqualität. Soweit unterschieden sich die Aufgaben der Stadtplanung und -erneuerung nur unwesentlich von Matthias Fischer denen anderer Europäischer Länder. Philipp Gärtner Beim Blick auf einzelne Projekte der Stadterneuerung wird jedoch schnell sichtbar, dass das englische Pla- Lukas Mohn nungssystem im europäischen Vergleich einige Beson- derheiten aufweist und sich von gängigen Systemen anderer Länder der Europäischen Union unterscheidet. In diesem Abschnitt wird das Planungssystem in Großbritan- Erneuerung — Wiederauf- nien mit Fokus auf die Stadt Manchester näher beleuch- tet. Dabei ist zunächst festzustellen, dass die inhaltliche bau — Masterplan — Rah- und organisatorische Ausgestaltung der britischen Stadt- planung in den vergangenen Jahrzehnten einem intensi- menplan — Tourismus — ven Wandel unterlag. Zwar hat sich die zentralstaatliche Steuerung sämtlicher Aufgaben der Stadtplanung bis Leerstand — Investoren heute generell gehalten. Dennoch erfolgte in den letzten Jahren eine deutliche Stärkung der einzelnen Regio- — Vermarktung nen und Kommunen. Auf lokaler Ebene spielt dabei der private Sektor eine maßgebliche Rolle, wobei die meisten Entwicklungsprojekte von privatrechtlichen Organisati- onen beziehungsweise in Public-Private-Partnerships realisiert werden.

Zentralstaatliche Organisation

Anders als in den meisten kontinentaleuropäischen Län- dern ist die Ausgestaltung der Stadtplanung in England primär Aufgabe nationaler Ministerien. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die britische Regierung ein um- fangreiches Hygiene- und Reformprogramm um, um auf die massiven Probleme der früh eingesetzten Industriali- sierung zu reagieren. Im Jahr 1947 wurde neben anderen sozialstaatlichen Aufgaben auch der Town and Country Planning Act verabschiedet, dessen Umsetzung schon damals als hauptsächlich gesamtstaatliche Aufgabe gesehen wurde (Nadin 2014: 191). Nach umfangreichen Anpassungen und Reformen städtebaulicher Aufgaben und Befugnisse in den folgenden Jahrzehnten, blieb ins- besondere die zentralstaatliche Organisation der städte- baulichen Gesetzgebung bis in die Gegenwart erhalten (Bertram 2011: 234).

Grundsätzlich erlässt die nationale Regierung in ihren da- für zuständigen Ministerien Gesetze und Richtlinien, die die stadtplanerischen Aufgaben für sämtliche Institutionen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene regulieren. Da es in Großbritannien keine geschriebene Verfassung gibt, die wie in anderen europäischen Ländern eine zwi- schenstaatliche Autonomie vorsieht, haben die nationalen Ministerien praktisch freie Hand bei der Ausgestaltung ihrer eigenen Befugnisse beziehungsweise ihres Einflus- 6 ses (Bertram 2011: 221). Die Institutionen und Inhalte räumlicher Planung sind demnach vollständig von den duellen Aufgaben wahrnehmen und Interessen vertreten nationalen Ministerien abhängig. kann. (Nadin 2014: 207)

Die lokale Verwaltung hat die Möglichkeit, neben den Die enge Einbindung privater Investoren wurde bereits nationalen Planungsrichtlinien weitere eigene Auflagen Ende der 1970er Jahre propagiert und während der an die Genehmigung von Projekten in ihren Gebieten zu konservativen Thatcher-Regierung in den 1980er Jahren knüpfen (zum Beispiel Beträge zum Aufbau lokaler Inf- aufgegriffen. Die Regierung führte die damals schlechte rastruktur). Lokale Auflagen müssen sich dabei in jedem soziale Lage vieler Städte auf eine ineffektive Verwal- Fall im Rahmen der nationalen Gesetzgebung bewegen tung zurück. Abhilfe sollten die stärkere Einbindung der und sind dabei selbst nicht rechtlich verbindlich. Die privaten Investoren und damit eine Planung auf Basis regionale Verwaltung muss sicherstellen, dass sämtliche einer liberalen Marktordnung bringen. Die Kompetenzen Auflagen und Regeln vom Projektentwickler eingehalten der Kommunen und deren institutionelle Planung wurde werden. (Nadin 2014: 191) zu dieser Zeit stark eingeschränkt. (Bertram 2011: 220 f; Jessen 2008: 253) Ein Teil der Richtlinien und Auflagen sind jedoch bei der Antragstellung verhandelbar. Sollte der Projektentwickler Seit dem Ende der 1990er Jahre hat sich die Regierung partiell von den Auflagen beziehungsweise Richtlinien in verschiedenen Phasen der politischen Neuausrich- abweichen, hat er die Möglichkeit dies im Genehmi- tung wieder verstärkt auf soziale Intervention auf lokaler gungsverfahren gegenüber dem nationalen Ministerium Ebene konzentriert. Dabei sollen der lokalen Verwaltung zu rechtfertigen. Letztendlich trifft das Ministerium (oder wieder mehr Befugnisse bei der Planung und Umsetzung ermächtigte Vertreter) sämtliche Entscheidungen über von Projekten der Stadterneuerung zugetragen werden. städteplanerische Entwicklungsprojekte. Sehr wichtige Zwei wichtige Werkzeuge in der Stadterneuerung sind in oder kontroverse Vorhaben werden dabei meist vom zu- diesem Zusammenhang die Urban Regeneration Com- ständigen Minister selbst genehmigt. (Nadin 2014: 194) panies (URCs) sowie die Local Strategic Partnerships (LSPs). (Jessen 2008: 154 f.) Auch Dritte haben die Möglichkeit Einfluss auf einzelne Entwicklungsprojekte zu nehmen. Eine Besonderheit des Die URCs sind lokale Entwicklungsgesellschaften, britischen Planungswesens ist es, dass Projekte nach die bauliche Vorhaben der urbanen Regeneration und der ministerialen Entscheidung zur Umsetzung nicht Stadterneuerung vorbereiten und realisieren sollen. Sie mehr ohne weiteres angepasst werden können. Doch im werden auf lokaler Ebene gegründet und sind somit Vorfeld sehen die Planungsrichtlinien meist unterschiedli- keine von der Zentralregierung eingesetzten Institutio- che Anhörungen und Beteiligungsrunden vor. Anders als nen. Dennoch werden sie vollständig von einer von der in Deutschland werden diese Möglichkeiten der Parti- Nationalregierung beauftragten Agentur namens English zipation in der Regel nicht direkt von Bürgern, sondern Partnerships finanziert und sind dadurch vollständig von von Lobbyverbänden beziehungsweise NGOs genutzt. zentralstaatlichen Mitteln abhängig. (ebd.) (Nadin 2014: 194; Nadin 2014: 204) Die LSPs sind freie Partnerschaften verschiedener lokaler Neben der Gesetzgebung nimmt der Staat auch über das Akteure wie der Verwaltung, privater Investoren und Mittel der Finanzierung eine wichtige Rolle bei der Ent- Dritter (Interessengemeinschaften, Verbände etc.). Ihre wicklung lokaler Projekte ein. In den vergangenen Jahren Aufgaben liegen in der Vorbereitung und Koordination gab es eine große Anzahl staatlich initiierter Programme städtebaulicher Projekte. Sie sollen projektübergreifend und Institutionen, die Anreize unter anderem für die gesamtstädtische Visionen und Strategien erarbeiten. innerstädtische Entwicklung geben sollten. Die lokalen In Manchester beispielsweise wurde dazu im Jahr 1999 Verwaltungen sind von diesen staatlichen Mitteln stark „The Manchester Partnership“ gegründet. (ebd.) abhängig. Etwa in Manchester stammen 70 Prozent der Mittel des kommunalen Haushalts von staatlicher Seite Auf städtischer Ebene bildet sich damit für nahezu jedes – ein Umstand der auch kritisiert wird. Wenn die lokale Entwicklungsvorhaben eine neue privatrechtlich organi- Verwaltung keinen Einfluss auf die Verwendung der lokal sierte Partnerschaft. Diese übernehmen teilweise sozial- erwirtschafteten Steuereinnahmen hat, bestehen kaum staatliche Aufgaben, wie die Regulierung und Evaluation Anreize für die Kommunen, wirtschaftliches Wachstum von Projekten. Sie werden deswegen auch als qua- aus eigener Kraft zu generieren. (Jessen 2008: 155f.) si-staatliche Einrichtung bezeichnet.

Lokale Organisation der Stadtplanung 2 — Geschichte Manchesters

Die meisten Stadtentwicklungsprojekte werden auf lokaler LM — Wohl kaum eine andere Stadt ist so eng mit der Ebene in Partnerschaften umgesetzt, wobei sich die lo- Entwicklung der Industrialisierung verbunden wie Man- kale Verwaltung sowie staatliche Institutionen und private chester. Bis heute prägt das industrielle Erbe die Stadt, Akteure zu einem Netzwerk zusammenschließen. Nicht wenngleich die Bedeutung der Industriebauten für Man- selten wird zur Umsetzung eines Projektes eine eigene chester heute eine andere ist. Institution gebildet, in der jeder der Akteure seine indivi- 7 Bereits im 16. Jahrhundert spielte der Handel mit Textilien Seit den 80er Jahren gilt in der britischen Stadtentwick- in Manchester eine wichtige Rolle. Wegbereiter für die lungspolitik der Grundsatz der „marktnahen Stadterneue- Industrialisierung in der Textilverarbeitung waren techni- rung“. Eine der ersten „Urban Development Corporations“ sche Innovationen, die die Produktivität enorm steigerten. der Zentralregierung Thatchers war die 1988 gegründete Ende des 18. Jahrhunderts wurden die ersten wasser- „Central Manchester Development Cooperation“ deren betriebenen Spinnmaschinen in Betrieb genommen. Das Ziel es war ein Netzwerk zwischen öffentlichen und priva- hügelige Umland um Manchester mit zahlreichen Bächen ten Akteuren der Stadtentwicklung zu knüpfen. (Jessen bot hierfür ideale Voraussetzungen. Wenig später setzte 2008: 157) sich die dampfkraftbetriebene Spinnmaschine (Spinning Jenny) durch, die die Produktion um das 30-fache steiger- Galt in den 80er Jahren Manchester noch als Inbegriff der te. 1821 zählte Manchester bereits 66 Textilfabriken (vgl. sterbenden Industriestadt, wird inzwischen von einer „Ur- Vigier 1999: 39 f.). Durch die Mechanisierung der Textil- ban Renaissance“ Manchesters gesprochen. Dank einer herstellung wurde Manchester im Laufe des 19. Jahrhun- wirksamen Stadtentwicklungspolitik ist es gelungen die derts zum industriellen Textilzentrum der Welt (cottono- City zu revitalisieren, Wohnquartiere aufzuwerten und die polis). Gleichzeitig entwickelte sich Manchester zu einem Infrastruktur zu modernisieren. So wurde beispielsweise bedeutenden Umschlag- und Handelsplatz. Aufgrund die Großsiedlung Hulme, die im Rahmen des „Council der hohen Nachfrage nach billigen Arbeitskräften erleb- Housing“ der Nachkriegszeit entstanden war und als te Manchester in der Folgezeit ein rasantes Bevölke- Inbegriff einer verfehlten Stadtentwicklungspolitik gilt, rungswachstum: Zählte Manchester 1773 noch 43.000 komplett abgerissen und mit einer kleinteilig gegliederten Einwohner waren es 1851 bereits 316.000 Einwohner Struktur wiederaufgebaut. (Jessen 2008: 159) (vgl. Walther 2006: 34). Durch den Zuzug der Landbe- völkerung und insbesondere Irischer Migranten stieg die Ein wichtiger Impuls für die Stadterneuerung Manches- Bevölkerungsdichte stark an, infolgedessen sich die hy- ters ging von dem terroristischen Bombenanschlag der gienischen und sozialen Bedingungen der Arbeiterviertel IRA im Sommer 1996 aus. Nach der verheerenden Zer- verschlechterten. Wie katastrophal die Wohnverhältnisse störung des Zentrums beschloss der City Council dessen der Arbeiterschicht Manchester waren geht eindrucksvoll umfassenden Wiederaufbau, der den Auftakt bildete für aus den Schilderungen Friedrich Engels hervor: zahlreiche Aufwertungs- und Umbauprojekten im engeren Citykern. (Jessen 2008: 161) „[…] so müssen wir sagen, daß dreihundertfünfzigtau- send Arbeiter von Manchester und seinen Vorstädten fast Neben Neubauprojekten spielt zunehmend die Urban alle in schlechten, feuchten und schmutzigen Cottages Regeneration eine wichtige Rolle, wie das Beispiel Cast- wohnen, daß die Straßen, die sie einnehmen, meist in lefield zeigt. Die Umgestaltung des einstigen Produktions- dem schlechtesten und unreinsten Zustande sich befin- standortes der frühen Industrialisierung in ein attraktives den […], bloß mit Rücksicht auf den dem Erbauer zuflie- Wohnquartier mit Freizeit- und Kultureinrichtungen ist ßenden Gewinn angelegt worden sind […]“ inzwischen abgeschlossen. Dabei gelang es die In- (Engels 1845: 294) dustriebauten umzunutzen und den öffentlichen Raum aufzuwerten. So rasant der Aufstieg Manchesters zu einer der ersten Global Cities war, so steil war auch der Abstieg im Zuge Steigende Bevölkerungszahlen und eine positive Wirt- der Deindustrialisierung im 20. Jahrhundert. Der Nie- schaftsentwicklung scheinen den Erfolg zahlreicher Stad- dergang des Textilstandortes Manchesters begann mit tumbauprojekte in Manchester zu belegen. In dem einst dem 1. Weltkrieg. Lag der Anteil der Baumwollexporte heruntergekommenen Zentrum leben heute über 15.000 aus Manchester 1913 noch bei 65 %, waren es 1939 nur Menschen. noch 5% (vgl. Walther 2006: 33). Wegen der billigeren Konkurrenz aus Übersee mussten somit zahlreiche Fab- riken ihre Tore schließen, was zur Folge hatte, dass die 3 — Manchester Vision und Arbeitslosigkeit stark anstieg. Zwischen 1961 und 1983 ökonomische Strategie verlor Manchester 150 000 Arbeitsplätze im produzieren- den Gewerbe (vgl. Jessen 2008: 156). So musste 1977 MF — In den vergangenen 25 Jahren hat das City der Betrieb des Hafens wegen mangelnder Nachfrage Council eine zentral führende Rolle bei der Umgestaltung eingestellt werden. der postindustriellen Stadt Manchester eingenommen. In Zusammenarbeit mit der britischen Zentralregierung, Gleichzeitig nahm die Bevölkerung Manchesters seit Akteuren des öffentlichen und privaten Bereiches, Uni- 1920er Jahren kontinuierlich ab: von etwa 800.000 versitäten und anderen Schlüsselinstitutionen wurde Einwohnern vor dem 1. Weltkrieg auf rund 400.000 Ein- eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung der Stadt wohner 1990. Grund für die Bevölkerungsabwanderung erarbeitet. Diese Vision sieht Manchester als eine Stadt, waren in erster Linie der wirtschaftliche Strukturwandel. die im Vergleich zu anderen Weltstädten wettbewerbsfä- Die Folge der Abwanderung war eine zunehmend veröde- hig ist. Eine unternehmerische, kreative und industrielle te Innenstadt. Mitte der 70er Jahre lebten hier nur noch Stadt mit engagierten und gut ausgebildeten Menschen, 400 Menschen (vgl. Griffin 2004: 419). die in wohlhabenden und umwelttechnisch nachhaltigen 8 Wohngebieten leben. Manchester als Stadt, in der die Be- wohner nach ihren Vorstellungen und in einem sicheren reiche, in denen Manchester Erfahrungen auf nationalen Umfeld leben können. (vgl. Carty, Dave: 2015) und internationalen Märkten hat, wie zum Beispiel den Finanz- und Wirtschaftsdienstleistungen, der Gesund- heitswissenschaft, der Biotechnologie, dem Tourismus Die Herausforderungen und der digitalen Industrie.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Stadtentwicklung Wohnungsangebot ist ein hohes Beschäftigungs- und Bildungsniveau für die Schaffung von Wohnangeboten, die den Bewohnern eine Bewohner sowie Sicherheit in der Stadt. Verglichen mit Auswahl an Unterkünften mit hoher Lebensqualität im dem Landesdurchschnitt von 6,5 Prozent Arbeitslosigkeit Quartier als auch für die Stadt bietet. weist Manchester eine Rate von 8,1 Prozent auf. Im Ran- (vgl. Carty, Dave: 2015) king der zehn am meisten benachteiligten Gemeinden in England und Wales belegt Manchester den achten Platz. Auf Basis der nach Postleitzahl organisierten Bereiche Umgestaltungs – und Regenerationsinitiativen befinden sich 212 Wohngebiete Manchesters innerhalb der 5 Prozent am meisten benachteiligten Gebiete Eng- Großräumliche Regenerationsinitiativen waren in den lands, über 25 Prozent der Menschen im Alter unter 20 vergangenen 25 Jahren der Eckpfeiler von Manchesters Jahren leben in Armut. 12 Prozent der sich im arbeitsfä- Stadtentwicklung. Das City Council nahm und nimmt bei higen Alter (16-64 Jahre) befindenden Menschen haben diesen Initiativen eine zentrale Rolle ein. Die Bereitstel- keine Qualifikation, während das Niveau auf Landesebe- lung der notwendigen Rahmenbedingungen zur Umset- ne 10 Prozent beträgt. In den vergangenen zwei Jahren zung der Initiativen verfolgt den partnerschaftlich orien- stieg die Anzahl der Strafdelikte im Großraum Manches- tierten Ansatz. ter um 6 Prozent an. Den größten Anstieg verzeichnete mit 37 Prozent der Bereich von Gewalttaten gegenüber — Formung einer größeren Vision und eines Zusam- Menschen. (vgl. New Economy 2015) menhangs für Orte innerhalb der Stadt, — Identifizierung von Partnern, welche die Vision und Die Schwerpunkte der Entwicklung die Werte teilen, In den letzten 25 Jahren richtete sich die thematische und — Verwendung von wirksamen Investmentanalyse- räumlich-ökonomische Restrukturierung Manchesters auf tools, eine Reihe von übergreifenden Interventionen aus. Diese Entwicklung von gesetzlichen und planerischen Rah- Eingriffe ermöglichten die Transformation der Stadt in menbedingungen, eine als landesweit wahrgenommene Region zur Gene- — Ein unterstützendes Stadtplanungssystem, rierung von Wachstum. In unterschiedlichen Themenfel- — Der Einsatz von Gesetzen zur Erleichterung der dern wurden Schwerpunkte gesetzt, die auch weiterhin Entwicklung, zum Beispiel bezogen auf das Enteig- relevant für die Beibehaltung und Förderung des Wohl- nungsrecht, standes der Region sind. — Der Einsatz von Vermögenswerten wie Land und Geld zur Sicherstellung der maximalen Hebelwirkung Ausbau der Infrastruktur von anderen öffentlichen und privaten Ressourcen, Zur Verbesserung der innerstädtischen, regionalen und — Die Führungsrolle des City Council mit der Zentral- internationalen Erreichbarkeit Manchesters investiert regierung Großbritanniens und wo notwendig gegen- die Stadt in den Ausbau des Flughafens, entwickelt das über Nachbarschaftsgemeinden. Eisenbahnsystem zu einem Knotenpunkt Nordenglands, (vgl. Carty, Dave: 2015) implementiert und erweitert das städtische Light Rail Sys- tem (Straßenbahn) und fördert den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Manchesters Regenerationserfolge

Ausbildungsniveau Die Entwicklungsstrategie des City Council hat in den Zur Förderung nachhaltigen Wachstums werden die vergangenen 25 Jahren zu einem erheblichen Wandel Fähigkeiten der Arbeiter und Angestellten im Sinne der Manchesters beigetragen. Die Einwohnerzahlist zwischen Bedürfnisse der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes weiter 1991 und 2011 um 33 Prozent gestiegen. Im Zeitraum entwickelt. zwischen 1991 und 2013 entstanden 153.631 neue Jobs, was einen Zuwachs der Beschäftigtenzahlen von 67 Pro- Wissensindustrie zent entspricht. Seit 1995 hat sich das Qualifikationsprofil Nutzung der akademischen Ressourcen zur erfolgreichen der in Manchester lebenden Menschen verändert. 37,4 Etablierung von Technologietransfer und Innovation. Prozent der im arbeitsfähigen Alter befindlichen Bevölke- Entwicklung eines strategischen Ansatzes zur Etablierung rung hatten 2013 eine Qualifikation auf Level 4 (Universi- von Einrichtungen, die es ermöglichen zusätzliche Tech- tätsabschluss oder Spezialqualifikation in Fachgebieten) nologien und Fähigkeiten zu transferieren. des englischen Bildungssystems. Im Vergleich lag dieser Anteil 1995 noch bei 17,7 Prozent. Zukunftsindustrien (vgl. Carty, Dave: 2015) Schwerpunktsetzung auf ökonomische Wachstumsbe- 9 Innerhalb der Grenzen des , wurden elf heterogene Stadtteile bzw. Quartiere mit un- Centre — terschiedlichen Entwicklungsgeschichten, Funktionen und Nutzungen erfasst. Zu diesen Stadtteilen und Quartieren Castlefield, gehören unter anderem: Castlefield, das Central Retail District, das NOMA-Quartier, das Civic Quarter und das Downtwown Northern Quarter. Die Entwicklung des Manchester City und Northern Centre wurde maßgeblich durch eine Bombenexplosion 2 im Juni 1996 beeinflusst. Dieses dramatische Ereignis setzte Kräfte und Ressourcen für ein umfangreiches und Quarter zeitlich effizientes fünfjähriges Stadterneuerungspro- gramm frei, welches die Innenstadt neu entwickelte und weitere Perspektiven und Investitionen eröffnete. Matthias Fischer Der Stadtteil Castlefield bildet das historische und touris- Nina Janssen tische Herzstück der Stadt. Er hebt sich zeitlich von dem Stadterneuerungsprogramm nach 1996 ab, da dieser Melanie Montresor Stadtteil – als ein ehemaliger Industriestandort – bereits seit Anfang der 1980er Jahre zum Experimentierfeld im Bereich der Aktivierung von Wohnraum, Schaffung von Arbeitsplätzen und besonders der Förderung des Tou- Immobilienentwicklung rismus wurde. Diese Entwicklung stellte eine besondere Herausforderung dar, da der Stadtteil zuvor als unattraktiv — Stadtmarketing — Bin- galt. Die Aufarbeitung der Geschichte und der Umgang mit dem historischen Erbe der Industrialisierung führten nenhafen — Entwicklung zur Ernennung als Conservation Area und als ersten Urban-Heritage-Park in England, wodurch Castlefield — zertifiziertes Erhal- seither für Besucher und Investoren vermehrt interessant wurde. (vgl. Jessen 2007: 317 f., Manchester City Council tungsgebiet — Erneuerung 2015b). des Einzelhandels — IRA Das Central Retail Gebiet, welches direkt von der Zerstö- rungskraft der Explosion von 1996 betroffen war, fiel in Bombing — Immobilienent- das darauf folgende Stadterneuerungsprogramm. Nörd- lich angrenzend wird seit Anfang des 21. Jahrhunderts als wicklung —Stadtmarketing private Folgeinvestition das neue Stadtquartier „NOMA“ entwickelt. Außerdem wird zur Zeit südlich des Central —Business Improvement Retail Gebietes – im Civic Quarter – der an das Rathaus angrenzende St. Peter´s Square umgebaut. Zusammen District — Öffentlicher bilden das Central Retail Gebiet, NOMA und das Civic Quarter den zentralen politischen, wirtschaftlichen und Raum — Architektur kulturellen Bereich der Stadt und werden in der Gesamt- heit folglich als Downtown von Manchester bezeichnet. — Politisches Zentrum Auch andere Stadtteile profitierten von den externen Effekten der Umgestaltung der Innenstadt: Sie erlebten — Stadtentwicklung — nach 1996 einen Entwicklungsschub. Die Entwicklung des Northern Quarters beispielsweise ist durch einen Immobilienentwicklung — klassischen Gentrifizierungsprozess geprägt und bildet das alternative und kreative Zentrum Manchesters. Gentrifizierung — Kreativ­ 1 — Castlefield szene — Architektur: NJ — Castlefield, ist eines der ältesten Stadtviertel von Markthallen & Neubau Manchester und stark von der industriellen Revolution geprägt. Es konnte mit großem Erfolg nach jahrelangem Niedergang wieder erneuert werden. Anfang der 1990er Jahre war die Einwohnerzahl in Castlefield durch die Deindustrialisierung stark gesunken. Diese Entwicklung war der Ursprung der Regeneration von Städten in Groß- britannien. (vgl. Jessen 2007: 317, vgl. Madgin 2010: 10 30) Es gab drei Schwerpunkte der Erneuerung, die im wirtschaftlichen Bereich verankert wurde. Diese lagen in Im Folgenden wird die Entwicklung Castlefield‘s näher der Verbesserung und Aufwertung von Wohnquartieren, beschrieben, sowie die Bedeutung des Erhaltungsge- dem Entwickeln von Arbeitsplätzen und der Förderung biet, die auch Conservation Area genannt wird, und des des Tourismus im Gebiet. Begleitet wurde dies durch die Urban-Heritage-Park für Manchester. Verbesserung der Infrastruktur, dazu gehört unter ande- rem der Ausbau von Wegbeziehungen. (vgl. Jessen 2008: 90, vgl. Madgin 2008: 34, vgl. Heath et al 1996: 82) Castlefields Entwicklung

Im Ganzen betrachtet ist Castlefield ein Erfolgsmodell, Castlefields Erneuerung hängt mit der Sichtbarmachung welches veranschaulicht, dass ein aufgegebener Stadtteil der Geschichte dieses Ortsteils seit Mitte der 1970er wieder entdeckt und neuintegriert werden kann. Dieser Jahren zusammen. Durch die starke Abwanderung der politische Erfolg, der durch die Nachnutzungen von vor- Textilindustrie aus Castlefield und dem damit verbunde- handenen Bauwerken und der Ansiedelung von Unter- nen Rückgang der Bevölkerung wurden einige Fabriken nehmen und Gastronomien gekennzeichnet ist, ist ein abgerissen. Dabei wurde eine römische Siedlung ent- Gewinn für die Stadt. (vgl. Jessen 2008: 90) Der Stadtteil deckt, die das Interesse der Bevölkerung und der Medien liegt zudem unmittelbar angrenzend an die südwestlich auf Castlefield zog. Vor dem Hintergrund des medialen liegende Innenstadt und spielt dadurch eine strategische Interesses begann der Stadtrat Manchester Potentiale Rolle bei der Verknüpfung weiterer Stadtteile, wie zum im Stadtviertel zu entdecken. (vgl. Heath et al 1996: 81) Beispiel nach Salford.

11 12 Abb. 2.1: Canalsystem Zuvor wurde dieses Stadtviertel als „verlassene Einöde im Herzen der Stadt“ (Jessen 2007: 317) beschrieben. Die hohe Arbeitslosenquote und der weitere Abbau von Stellen in Manchester waren mit der Auslöser für eine langfristige Erneuerungsidee im sozialen und wirtschaftli- chen Bereich. (vgl. Madgin 2010: 34)

Es wurde ein City Center Local Plan für Manchester, mit dem Schwerpunkt der Tourismusförderung und Freizeit- gestaltung, erstellt. Als erste Aufgabe in Castlefield sah dieser vor, ein kleines lokales Museum einzurichten. Da- raus entwickelte sich das Museum of Science & Industry, dass seit 1983 in den Gebäuden der ehemaligen London & North Western Railway Company untergebracht ist. Das Museum of Science & Industry erstreckt sich mitt- lerweile über fünf Gebäude. Das dazugehörige Great Western Warehouse beinhaltet unter anderem den ersten Bahnsteig weltweit und ist daher ein geschichtsträchtiges Gebäude. Diese Thematik wird später noch einmal aufge- griffen. (vgl. Heath et al 1996: 81)

Zwischen Ende der 1970er Jahre und den 1990er Jahre wurde Castlefield zur Werkstatt des Wandels. Die vor- handenen Bauwerke bekamen eine neue Funktion. (vgl. Madgin 2010: 30) Im Vorfeld gab es zwischen Wissen- schaftlern lange Diskussionen über den wirtschaftlichen Nutzen dieser Bauwerke. Schlussendlich wurden die Bauwerke aus der Zeit der industriellen Revolution als be- sonders erhaltenswert eingestuft und blieben bestehen. (vgl. Madgin 2010: 30)

Seit 1979 ist das industrielle Erbe Castlefield‘s als Erhal- tungsgebiet „Buildings of special architectural or historic interest“ ausgewiesen. (Jessen 2007: 317) Eine weitere ganz besondere Auszeichnung für Manchester war der Urban-Heritage-Park im Jahre 1982. Dieser war der erste seiner Art in ganz England. (vgl. Jessen 2007: 317) Zu dem Erhaltungsgebietgehört die Erhaltung von indust- riellen Bauwerken. Das betrifft die künstlich angelegten Kanäle, die Warenhäuser, die Brücken und die Viadukte sowie die neue Eisenbahnstrecke nach Liverpool. Die Castlefield Conservation Area Map soll einen Überblick über die Größe dieses Areals und den geschützten Be- stand geben. Vertieft wird es weiter unter Urban Heritage Park & Conservation Area (S. 16). Abb. 2.2: Grocers Warehouse

Der erste künstliche Kanal war 1765 der Bridgewa- ter Kanal. Dieser wurde gebaut, um Kohle leichter ins Stadtzentrum transportieren zu können. Davon inspiriert entstanden weitere Kanäle. Der Rochdale Kanal wurde 1805 gebaut und bietet unter anderem auch ein Becken, das zum Ein- und Ausladen von Waren genutzt wurde. Vor allem Kartoffeln wurden zum naheliegenden Kartof- felmarkt verladen. Aus diesem Grund heißt die ehemalige Ausladestation noch immer Potato Wharf. Castlefield war also in erster Linie ein Umschlagsort für Waren und ein Produktionsstandort. Heute befinden sich an der Potato Wharf einige Unternehmen und ein Hostel. Die Umge- bung an der Ausladestation wird auch speziell für Veran- staltungen oder sportliche Aktivitäten genutzt. (vgl. Heath et al 1996: 80; Visit Manchester o.J; vgl. Jessen 2008: 91) Abb. 2.2.1: Grocers Warehouse — Taylor et al 2002 13 Nur zehn Jahre nach dem Bau des Bridgewater Kanals wurde das Grocers Warehouse am Rochdale Kanal errichtet. Mitte der 1960er Jahre wurde dieses Gebäude allerdings abgerissen. Heute erinnert nur noch ein rot angemaltes Zahnrad an die Existenz dieses Bauwer- kes. Das Zahnrad ist ein Symbol für den ersten Aufzug durch Wasserkraft, der half, schwere Waren von oder auf Schiffe zu laden. Dieser Aufzug befand sich im und nicht am Gebäude, daher mussten die Schiffe in das Gebäude fahren. Das sichere Ein- und Ausladen erfolgte durch die bis heute erhaltene Schleuse direkt vor dem Gebäude. (vgl. Taylor et al 2002: 10)

Im Jahr 1830 verändert sich mit dem Bau der ersten Abb. 2.3: Lower Campfield Market Bahnstrecke zwischen Liverpool und Manchester die Bedeutung der künstlichen Kanäle für die Wirtschaft. Es entstand ein Wettbewerb um den Transport der Waren, den die London & North Western Railway Company für sich entschied. Das Great Western Warehouse gehörte damals zur London & North Western Railway Company. Dieses Bauwerk wurde als Lagerraum genutzt und war direkt mit Gleisen an die Liverpool Road Station angebun- den. Im Great Western Warehouse ist bis heute einer der ältesten Bahnsteige erhalten. Zurzeit wird das Gebäude vom Museum of Science & Industry genutzt. (vgl. MOSI 2015)

Ebenfalls vom Museum of Science & Industry genutzt wird der Lower Campfield Market und zwar als Ausstel- lungsraum der „Air and Space Gallery“. Bekannt gewor- den ist der Lower Campfield Market für den zum Potato Wharf dazugehörigen Kartoffelmarkt. Es gibt auch noch ein Upper Campfield Market, der jedoch als langfristig schwer zu vermieten gilt, deshalb wird es zwischenzeitlich als Events Halle genutzt. (vgl. Manchester City Council 2015b)

Insgesamt wurden im Auftrag des Stadtrat Manchester die Wegbeziehungen zwischen den einzelnen Stadtteilen verbessert. Sinnbild dafür, ist die geschwungene alumini- umfarbende Brücke, die viele Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit nutzen oder zu freizeitorientierten Zwecken be- gehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Minimierung des motorisierten Verkehrs im Zentrum von Castlefield aufgrund der umlaufenden Ringstraße. (vgl. Jessen 2007: 318)

Wie schon erwähnt war das Mamucium eine frühere römi- sche Siedlung in der Mitte des heutigen Castlefield. Diese Ausgrabungsstätte wurde 1987 zur besseren Sichtbarma- chung im Auftrag der Greater Manchester Archaelogical Unit für die Touristen in Ansätzen rekonstruiert. So sieht man heute einige Grundmauern und ein Eingangstor. Der Standort dieser Siedlung liegt etwas erhöht und ist nicht weit vom damals einzigen Fluss Irwell entfernt. Das Abb. 2.4: Bridge Mamucium ist Teil des Urban-Heritage-Parks. (vgl. Heath et al 1996: 80, The Wharf, Castlefield, o.J.)

Der heutige Gastronomiebetrieb „Jackson‘s Wharf“ spielt eine wesentliche Rolle in Bezug auf die Partizipation in 14 Castlefield. Ursprünglich gehörte es zum Ausladeensem- ble am Rochdale Kanal. Hintergrund ist, dass der Gastro- nomiebetrieb in den Jahren 1998 bis 2005 aufgrund der langsamen Annahme des Gebietes finanzielle Probleme hatte. Peel Holdings, der auch das Trafford Centre und die Media City mit plante, wollte „The Wharf“ abreißen und einen Wohnkomplex bauen. Gegen dieses Vorhaben protestierten die Anwohner, da es als Risiko zur Aner- kennung als Weltkulturerbe galt. 2008 wurde der einge- reichte Entwurf vom Planungsausschuss abgelehnt. Bis 2011 reichte Peel Holding weitere Entwürfe ein, die alle abgelehnt wurden. Danach verkaufte Peel Holding die Fläche an den Aktivisten Pat Karney. Der sagte dazu: „In this historic and much-loved area of Manchester, this is a victory for local residents and councillors and a victory for Manchester.“ (The Wharf, Castlefield) Unterstützt wurde Abb. 2.5: Mamucium der Protest auch von prominenter Seite, wie unter ande- rem von den Sängern Mike Harding und Jason Orange sowie dem Olympiaschwimmer James Hickman. (vgl. The Wharf, Castlefield, o.J.)

Nachdem die Textilindustrie abgewandert war, begann in Castlefield der Verfall der Gebäude. (vgl. Madgin 2010: 34) Heute sind kaum leerstehende Gebäude zu sehen, im Gegenteil, Castlefield scheint als Wohn- und Arbeitsraum sehr beliebt zu sein. Die letzte größere Brachfläche befin- det sich im Süden an der Great Jackson Street und wird zurzeit neu gestaltet. Im 19. Jahrhundert diente dieses Areal als Wohngebiet für die Arbeiter der Textilmühlen und der Färbereien. Das Gebiet war bis in die 1950er Jahre stark verdichtet. Danach wurde die Bebauung Abb. 2.6: The Wharf immer durchlässiger. Die Planungsphase für das Neubau- projekt „The Great Jackson Street“ wurde im Jahre 2007 begonnen. Besonders an der Planung ist die Integration der unterschiedlichen Dichten und Höhen, in Anspielung an die frühere dortige Bebauung. Die unterschiedlichen Höhen spielen auch eine Rolle in Bezug auf die Lichtver- hältnisse im Areal. Schwerpunkt ist hierbei die Schaffung von öffentlichen Räumen, die durch Blickachsen mit den anderen Stadtteilen verbunden werden sollen. Das Hauptziel des Stadtrats von Manchester ist die Etablie- rung von wissensorientierten Unternehmen und der Mi- xed-Used- Gesellschaft in diesem Areal. (vgl. Manchester City Council 2015c)

Akteure und finanzielle Aspekte

Der Manchester City Center Local Plan von 1982 sieht den Schwerpunkt auf touristischen Merkmalen, wie zum Beispiel in Museen und der Sichtbarmachung der Ge- schichte in der Stadt (vgl. Heath et al 1996: 82; Jessen 2007: 317)

In den ersten fünf Jahren wurde vieles durch den English Tourist Board (ETB) finanziell gefördert. Des Weiteren gibt es eine daraus entstandene Initiative, die Strategic Development Initiative (SDI), die insbesondere Stadtteile und Gemeinden in Manchester und dem Umland finan- ziell unterstützt. Dazu gehören neben Castlefield auch Trafford und Salford. Die Koordination der einzelnen Pro- jekte war eine Zusammenarbeit zwischen dem Manches- ter City Council, der Central Manchester Development 15 Corporation, den Partnerships der ETB Development Castlefield Schlussbetrachtung Group und dem North- West Tourist Board. Die Koope- rationsteilnehmer der Gemeinden Salford und Trafford Abschließend ist zu sagen, dass Castlefield in vielerlei werden in diesem Abschnitt nicht näher betrachtet. Bei Hinsicht einen Vorreiter im Bereich der Stadterneuerung der Verteilung der Gelder wurde ein großer Teil in infra- in der Welt darstellt. Es zeigt, ein Stadtviertel, welches strukturelle Projekte investiert. Dazu zählen zum Beispiel Anfang der 1970er Jahre noch unbewohnt war, in die der Ausbau von Brücken, Kanälen und Wegebeziehun- Stadt wiederintegrierbar ist. Mittlerweile gehört es zu gen innerhalb Casltefield‘s und zu den umliegenden den beliebtesten Wohn-, Arbeits- und Aufenthaltsvierteln Stadtteilen. Ab 1988 übernimmt die Central Manchester von Manchester. Es gibt ein ausgeprägtes Angebot an Development Corporation (CMDC) die Planung. Abgese- sportlichen Aktivitäten, sowohl Indoor als auch Outdoor. hen von der Tourismus- und Freizeitförderung rücken nun Die neu geschaffenen und ausgebauten Wegebeziehun- auch Themen wie die Integration von Wohnraum und die gen unterstützen den Outdoor-Sport und das Flanieren Schaffung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund. (vgl. am Kanal. Ebenfalls besonders am Kanal, aber auch an Heath et al 1996: 83 f.) Ebenfalls 1988 wurde der The- vielen anderen Ecken in Castlefield, ist das hohe Angebot menschwerpunkt Tourismus auch in das Action for Citys an Restaurants, Bars und Tanzlokalen. Dadurch sind die Programm integriert (vgl. Jessen 2007: 318; Heath et al Straßen, auch am Abend und in der Nacht, lebendig. Die 1996: 83 f.) In dieser Phase der Planung kommen neue besondere Beleuchtung der historischen Bauwerke und Akteure, wie zum Beispiel Urban Splash, die den Schwer- der Straßenbeleuchtung unterstützen diese Lebensqua- punkt auf die Wiedernutzung von Bauwerken legten, lität in Castlefield. Dies zieht Menschen aus ganz Man- hinzu (vgl. Jessen 2007: 318). chester, der Umgebung und Touristen an, um gemeinsa- me Abende und Tagesausflüge zu erleben. Ein Highlight ist hierbei der Besuch im Museum of Science & Industry, Urban Heritage Park & Conservation Area indem die Geschichte der Stadt dargestellt wird. Für weitere Informationen gibt es an bestimmten Orten des Im Jahre 1979 wurde Castlefield vom City Council als Stadtviertels Informationstafeln. Diese sind auch auf den Conservation Area ausgewiesen. 1985 wurde dieser Grünflächen, wie dem Mamucium und weiteren Aufent- Bereich sogar noch einmal vergrößert und bildete damit haltsorten am Kanal zu finden. Dort ist ebenfalls Raum das größte Erhaltungsgebiet der Stadt. (vgl. Heath et al zur Erholung und Ruhe innerhalb der Stadt. 1996: 82 f.) Dieses Erhaltungsgebiet bezieht sich auf den Schutz von industriellen Bauwerken in Castlefield. Das al- lererste Industriedenkmal in Castlefield war die Liverpool 2 — Downtown Road, die seit 1977 den Grade I Status hat. Die oben beschriebenen Bauwerke der zur Conservation Area MM — Manchesters Downtown bildet den wirtschaftli- gehören allesamt dem Grade II Status an, der ihnen ab chen, kulturellen und politischen Mittelpunkt des Stadt- 1973 verliehen wurde. (vgl. Madgin 2010: 33; Manchester zentrums, welches in den letzten Jahrzehnten einer City Council 2015a) intensiven städtebaulichen Neugestaltung unterzogen wurde. Unter Downtown werden die Stadtteilgebiete bzw. Englands Urban-Heritage-Park existiert seit 1983 in Cast- Quartiere Central Retail District, NOMA sowie Civic Quar- lefield. Die Stadt hatte ihn selbst eingerichtet, um Flächen ter zusammengefasst. für die Erholung und den Schutz des industriellen Erbes zu erhalten. Das Schutzgebiet ist jedoch kein abgeschlos- senes und unveränderliches Gebiet. Es bietet nach wie Central Retail District und NOMA vor Raum für Investitionen. Im Vordergrund stehen jedoch Konzepte, die die wirtschaftlichen und touristischen Das Central Retail Gebiet wird eingegrenzt durch den Aspekte vereinen. Dazu gehören unter anderem das Fluss Irwell im Westen, Bridge Street und Balton Street Pflanzen von Bäumen und die Schaffung von Fußgän- im Süden, Picadilly Gardens, dem Northern Quarter im gerwegen und -überführungen. (vgl. Jessen 2007: 317; Osten und sowie Victoria Station Heath et al 1996: 83) Ein historisch wichtiger und eben- im Norden. Zusammen mit dem nördlich angrenzenden falls touristischer Aspekt ist die Integration des Mamuci- NOMA-Quartier zwischen Victoria Station und Northern ums in den Urban Heritage Park. Geografisch betrachtet Quarter bilden sie den Northern Gateway. In das Central bildet dies die Mitte von Castlefield. Das historische Erbe Retail Gebiet fallen unter anderem folgende Gebäude wird als wichtige Einnahmequelle der Stadt betrachtet. und öffentliche Räume: Hierbei spielt die Darstellung des Images und die Aufbe- reitung der Informationen für Touristen eine große Rolle. Gebäude (Madgin 2010: 32) Laut dem Manchester City Council — Arndale Shoppingcenter (Neubau) liegt der Schwerpunkt auf den industriellen Innovationen — Marks & Spencer Store und Themen, die dem Transport zugeordnet werden. (vgl. (Neubau, großflächiges Geschäft) Manchester City Council 2015b) — Corn Exchange (Grade II Gebäude und Umnutzung zum Shopping Center, zur Zeit im Umbau mit Umnutzung) 16 — The Printworks Am 15. Juni 1996, einem Samstag, explodierte eine (historisches Druckereigebäude, Bombe in einem Van, der auf der Corporation Street ge- Umnutzung zum Entertainment Complex) parkt wurde. Die nordirische Irish Republican Army (IRA), — und Besucherzentrum eine Terrorgruppe, welche die Unabhängigkeit von ganz — Gebäude Irland gegenüber Großbritannien fordert, zeigte sich für (Neubau, Nationales Fußballmuseum) den Anschlag verantwortlich (vgl. Planet Wissen 2015). Sie warnten eine Stunde vor der Explosion, sodass der Plätze und Gärten Innenstadtbereich rechtzeitig evakuiert werden konnte. — Exchange Square Trotzdem zerstörte die Bombe Gebäudeteile und Fassa- — Cathedral Gardens den rund um die Corporation Street zum Teil irreparabel. Es wurde geschätzt, dass ca. 49.000 qm Einzelhandels- fläche und 50.0000 qm Büroflächen zerstört wurden und

17 ein Schaden von ca. £500 Millionen entstand. Besonders der Marks & Spencer Store und das Arndale Shopping Centre auf der Corporation Street waren schwer betrof- fen. (vgl. Williams 1999: 490)

Unmittelbar nach dem Bombenanschlag der IRA und der weitreichenden Verwüstung des Haupteinkaufviertels von Manchester wurde durch die Regierung eine Task Force aus öffentlichen und privaten Spezialisten, die Manches- ter Millennium Limited (MML), implementiert. Die Aufgabe der Task Force bestand sowohl darin, das Programm zur Erneuerung der Innenstadt zu entwickeln und die Umset- zung zu überwachen, als auch die nötigen öffentlichen und privaten Ressourcen zu sichern. (vgl. Williams 1999: 492) In diesem Sinne war die MML unter anderem dafür zuständig, die nötigen Fördergelder einzuholen und die Verhandlungen zwischen den Eigentümern und dem City Council zu führen (vgl. TU Berlin 2006: 110). Das Pro- gramm beinhaltete die Wiederherstellung des Arndale Shoppingcenters und des Corn Exchange Gebäudes, eine strukturelle Verbesserung des Printworks-Gebäu- Abb. 2.8: Corn Exchange des, den Neubau des Marks & Spencer Stores inklusive einer neuen Brücke zum Arndale Shoppingcenter und die Modernisierung des öffentlichen Raumes auf dem Exch- ange Square sowie in der New Cathedral Street. (vgl. Manchester City Council 2015h).

The Printworks wurde ursprünglich bis 1985 als Drucke- reistandort der Kemsley Newspapers Limited genutzt, welche die Sunday Times druckte. Anschließend stand es bis zum Bombenanschlag leer. Im Zuge der Exchange Square-Entwicklung wurde das Gebäude renoviert und im Jahr 2000 als Entertainment-Komplex mit Restaurants, Bars und einem Kino wiedereröffnet. Der Komplex dient - neben dem Corn Exchange - als eines der Einzelpro- jekte, um Investitionen in Kultur und Freizeitangebote zu stärken (vgl. Williams 1999: 498). Laut dem Report der Stadtverwaltung von 2014 zur Umsetzung des Leitbildes „Manchester as a 24-Hour City“, ist „The Printworks“ einer der Orte, an dem die Entwicklung zur 24-Stunden Stadt sichtbar ist (vgl. Manchester City Council 2014d: 17).

Auch der öffentliche Nahverkehr wird im Zuge der Stad- terneuerung des Stadtzentrums anhand einer £165 Milli- onen hohen Investition in eine neue Tram-Linie durch das Stadtzentrum gestärkt (Second City Crossing). Die neue Linie führt u.a. durch die im Central District und am Rand Abb. 2.9: Printworks von Innen zum NOMA liegenden Victoria Station, welche im Zuge des Stadterneuerungsprogramms und des Second City Crossings für ca. £44 Millionen ausgebaut wird. Noch im Jahr 2015 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden. (vgl. Metrolink 2015, Manchester City Council 2015h).

Mit Hilfe von Fördergeldern der EU und zentralstaatlichen Mitteln wurde und wird die Umgestaltung der Innenstadt fortlaufend angegangen. Das gesamte Zentrum soll zu ei- nem attraktiven Shopping- und Freizeitzentrum entwickelt werden und private Investitionen aktivieren (vgl. TU Berlin 2006: 110). In diesem Sinne wurde ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Die EDWA 18 Abb. 2.10: Victoria Station Erweiterung Inc. gewann den Wettbewerb und wurde beauftragt, den Masterplan zu entwickeln. Die Begründung lag darin, dass der Entwurf die sichtbare Struktur der Innenstadt respektiere, die wesentlichen Landmarks der Innenstadt durch Sichtachsen, wichtige Straßen und Plätze mit dem Fokus auf die Fußgänger und den öffentlichen Nah- verkehr miteinander verbinde und z.B. die Kathedrale sowie den Fluss Irwell mit einbezöge. Zudem biete der Entwurf Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft, indem der Fokus auf den Stärken der Innenstadt läge, um Schwächen der historisch gewachsenen Struktur zu überkommen. (vgl. Williams 1999: 494 f.)

Eines der Ziele des Masterplans war die Entwicklung ei- nes Millennium Quarters, welches die historische Kathe- drale mit Besucherzentrum, das URBIS Centre (National Football Museum), die Cathedral Gardens, Cetham`s School of Music sowie den Exchange Square als Ein- zelprojekte beinhaltete. Es wurde geplant das Areal zu einem grünen und nahezu verkehrsfreien Besucherzen- trum mit einer Verbindung durch einen öffentlichen Platz zum Haupteinkaufsviertel zu entwickeln. (vgl. Williams 1999: 499) Abb. 2.12: URBIS Centre und im Hintergrund The Printworks — Josiane Meier

Abb. 2.11: Manchesters Kathedrale Abb. 2.13: Cetham`s School of Music 19 Der Exchange Square ist der zentrale öffentliche Platz des Central Retail Gebietes. Er wird unter anderem ge- fasst durch das Arndale Shoppingcenter, das Corn Exch- ange Gebäude, The Printworks und zudem gelangt der Fußgänger von ihm aus direkt zur Manchester Cathedral. Er dient somit als Verbindung zwischen dem historischen Manchester - mit seiner Kathedrale sowie Cetham´s School of Music - und dem belebten Einkaufsviertel der Stadt. Zukünftig wird auf dem Platz zudem die neue Tram-Linie halten. Das stufenartige, fußgängerfreundliche Design des Platzes ist Ergebnis einer Ausschreibung, dessen Auswahl auf den Entwurf von Martha Schwartz aus den USA fiel und später um stählerne Windmühlen ergänzt wurde, die auf das industrielle Erbe der Stadt verweisen sollen. (vgl. CABE 2011)

Nördlich des Central Retail Gebietes entsteht als Folg- einvestition des Stadterneuerungsprogramms durch das Instrument der Public Private Partnership (PPP) zur Zeit NOMA, ein modernes und nachhaltiges Stadtquartier. Der Name NOMA steht hierbei für „North Manchester“. Abb. 2.14: Exchange Square Design und die stählernen Windmühlen im Der private Investor, die Co-operative Group, besitzt Hintergrund zusammen mit Hermes Real Estate die Grundstücke auf dem ca. 8 ha großen Gebiet, welches sich, wie eine Überlagerung von Kartenmaterialien ergab, vor Beginn der Bauarbeiten größtenteils aus Parkflächen zusammen- setzte. (vgl. NOMA-Manchester 2015) Die Co-operative Group investierte bereits £130 Millionen in ihren Hauptsitz im NOMA-Quartier, das 2013 fertig gestellt wurde und welches 3.500 Arbeitsplätze schuf, sowie Investitionen anderer Unternehmen nach sich zog. Das moderne Gebäude am Angel Square ist zudem durch BREAAM (Ranking-System für nachhaltiges Design) mit einem Score von 95.16 % ausgezeichnet worden – der höchs- ten bis dato vergeben Bewertung durch BREAAM. (vgl. NOMA o.A.: 16)

Neben der Immobilie des Hauptsitzes der Co-Operative Group ist ebenfalls der fertig gestellt worden, auf dem sich besagter Hauptsitz befindet. Die öffentlichen Räume Angel Square und Listed Square, der sich südlich im Gebiet befindet, wurden bzw. werden mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Ent- Abb. 2.15: One Angel Square und Angel Square wicklung (EFRE) umgesetzt. Die Umsetzung des Listed Square soll voraussichtlich 2015 beendet werden. (vgl. NOMA 2014: 29 f.)

Nicht nur Neubautätigkeiten prägen das Bild des NO- MA-Quartiers, sondern auch Bestandsgebäude wurden mit einbezogen: Das im Jahr 1909 fertiggestellte Hano- ver Gebäude beispielsweise ist auf der Denkmalliste als „Grade II Building“ gelistet. Das historische Gebäude wird derzeit renoviert und modernisiert und soll nach Fer- tigstellung einen Mix aus „heritage character“ und „stun- ning contemporary design“ (NOMA o.A.: 44) bieten. (vgl. Abb. 2.16: Förderung des Angel Square NOMA o.A.: 44, 49 f.) durch die Europäische Union

20 Das Business Improvement District „Heart of Manchester“

Neben der städtebaulichen Ebene, wird derzeit auch auf ökonomischer Ebene am Erfolg des Stadtzentrums als zentrales Einkaufsviertel mit Hilfe eines Business Improvement Districts (BID) gearbeitet. Ein BID ist ein festgelegter Bereich der Stadt, innerhalb dessen Einzel- handelsgeschäfte und Unternehmen zusammenarbeiten und gemeinsam in beispielsweise Serviceangebote oder Events investieren. Im Jahr 2013 wurden 380 Gewerbe in Manchesters City Center anhand einer Mehrheitsent- scheidung der Geschäfte Teil des Business Improvement Districts „Heart of Manchester“. (vgl. Heart of Manchester 2015: 4, 24, Manchester City Council 2015f)

Das BID ist für fünf Jahre ausgelegt und basiert auf einem Businessplan. Die investierten 5 Millionen Pfund Ster- ling fließen hauptsächlich in öffentliche Veranstaltungen, Promotion und Dienstleistungsangebote für die Kunden. Das BID wird geleitet von einem Vorsitz sowie einem Aus- schuss aus acht Repräsentanten der Gewerbebetreiben- den, zwei Repräsentanten des City Council und einem Repräsentanten der Verkehrsinfrastruktur. Außerdem sitzen im Ausschuss noch drei weitere Repräsentanten, welche selbst nicht Mitglieder des BID sind. (vgl. Heart of Manchester 2015: 4, 24) Die Investitionen für das BID kommen von den Geschäften selbst und werden durch den City Council prozentual zum Umsatz der Geschäfte erhoben und an die Verwaltung des Heart of Manchester BIDs weitergegeben (Manchester City Council 2015f).

Civic Quarter

Das Civic Quarter erstreckt sich von der Peter Street und Deansgate im Südwesten bis zur Mosley Street im Osten und der Balton Street im Norden sowie entlang der Mos- ley Street über die Princess Street in nördliche Richtung. Das Civic Quarter beherbergt unter anderem das Rat- haus (Town Hall), die Zentralbibliothek (Central Library), die Portico-Bibliothek und -Galerie und andere wichtige kulturelle und öffentliche Einrichtungen und konzentriert sich um den St. Peter´s Square.

Der Rahmenplan „St. Peter´s Square Framework“, wel- cher Entwicklungsziele für den Town Hall Komplex, die Zentralbibliothek, andere Gebäude rund um den St. Pe- ters Square und diesen selbst umfasst, deckt somit einen Abb. 2.17: St. Peter´s Square heute essentiellen Teil des Civic Quarters ab. Der Rahmenplan sieht den Neubau von Gebäuden und die Umstrukturie- rung bestehender Gebäude sowie des St. Peter’s Square vor. Die Neugestaltung des St. Peter’s Square bildet mit dem Town Hall Complex das öffentliche Kernstück des Ci- vic Quarters. Ziel ist es, der Innenstadt eine attraktive und bürgerfreundliche Mitte zu geben. Der Platz ist Standort des Cenotaph-Denkmals, dem St. Peter’s Kreuz und der Peace Gardens. Durch die Befahrung des Platzes durch den Individualverkehr ergab sich vor Beginn der Bau- arbeiten für Fußgänger ein unsicheres Umfeld, sodass 21 der Platz vom Individualverkehr befreit wurde. Auch das 3 — Northern Quarter Cenotaph-Denkmal mit dem St. Peters Kreuz erlangte durch Verkehrserweiterungen über die Jahrzehnte eine MF — Das Northern Quarter ist Teil des Manchester City unattraktive Insellage und erhielt bereits einen neuen re- Centres. Das Quartier hat eine Größe von etwa 0,3 km2 präsentativen Standort vor der Ost-Fassade des Rathau- und wird begrenzt durch Shudehill und High Street im ses. (Ian Simpson Architects 2012: 4-9) Der Platz gehört Westen, Swan Street im Norden, den Rochdale Canal außerdem zur Umsetzung der bereits erwähnten neuen im Osten und Picadilly im Süden. (vgl. Taylor und Holder Tramlinie (Second City Crossing) durch das Stadtzent- 2008: 1) rum. Im Zuge dessen werden eine zweite Straßenbahnli- nie sowie ein neuer Umsteigepunkt integriert. Ist der Platz Über die letzten 2,5 Jahrhunderte hinweg unterlag der fertig gestellt, soll ein großzügiger Fußgängerbereich Bereich einem ständigen Wandel, der auch heute noch - ergänzt mit Sitzelementen unter lockeren, charakteristi- sichtbar ist. (vgl. ebd.) Daran erinnern die Straßennamen schen Bäumen - für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. und vor allem das Nebeneinander von unterschiedlichen (vgl. Latz + Partner 2015) historischen Gebäuden, wie zum Beispiel den aus Back- stein errichteten Handwerkerhäusern, den Lagerhäusern und Markthallen. Die Deindustrialisierung hinterließ auch Downtown Schlussbetrachtung im Northern Quarter Spuren. In den 1950er Jahren war das Stadtbild Manchesters und auch das des Northern Die rasante Entwicklung des Downtown-Gebietes der Quarters geprägt vom nicht mehr genutzten industriellen letzten Jahrzehnte ist auf den Bombenanschlag von 1996 Erbe – von Kanälen, der Eisenbahninfrastruktur, Lager- zurückzuführen. Durch das dramatische Ereignis wurden häusern, Bürogebäuden und Textilfabriken. (vgl. ebd.: 9) neue Bündnisse geschlossen und deren Kräfte gebün- Einen weiteren Rückschlag erhielt das Quartier durch die delt. Die öffentliche Hand, private Investoren und Eigentü- Eröffnung des Arndale Shopping Centre im Jahr 1980. mer arbeiteten in gegenseitigem Interesse Hand in Hand (vgl. ebd.: 69) Damals eines der größten Einkaufszentren zur Wiederherstellung der Innenstadt. Zudem ergaben von Europa. Das hatte zur Folge, dass nahezu 25 Pro- sich Fördermöglichkeiten durch den Staat und die EU, zent der Einzelhändler im Northern Quarter, überwiegend welche finanzielle Ressourcen freisetzte und die Repara- in der Oldham Street, nicht mehr überlebensfähig waren, tur sowie Neugestaltung öffentlicher Räume ermöglichte. weil die Kunden in das Arndale Centre gingen. (vgl. ebd.) Die externen Effekte der öffentlichen Investitionen hatten wiederum neue private Investitionen zur Folge, welche die Stadterneuerung des Downtown-Gebietes weiter Northern Quarter – Revitalisierung vorantreibt. Zusammenfassend muss die städtebauliche Zerstörung des Bombenanschlags – trotz der psychi- Die ersten Versuche das Northern Quarter in seinem schen Wunden – als genutzte Chance betrachtet werden, Bestand zu erhalten und zu revitalisieren, wurden im Jahr die Innenstadt neu zu Denken. 1987 durch die Stadtverwaltung, in Form der Ausweisung

22 der Entwicklungsbereiche Smithfield und Stevenson Pla- Neubauprojekte zu integrieren oder neue Nutzungen für ce unternommen. (vgl. Taylor und Holder 2008: 1) Durch erhaltene Gebäude zu finden. Auf einige Bespiele wird im das Programm konnten einige bedeutende historische Folgenden eingegangen. Gebäude gerettet werden, jedoch waren viele individuelle Gebäude durch jahrelange Vernachlässigung weiterhin erheblich in ihrer baulichen Substanz geschädigt. (vgl. Smithfield Market ebd.: 2) Eine weitere Untersuchung zur Stadterneuerung des Northern Quarters im Jahr 1993 sah die Kreativindus- Smithfield Market ist ein ehemaliges Marktgelände, trie als bedeutenden Faktor für die Entwicklung des Ge- welches in seiner größten Ausdehnung den Bereich bietes. (vgl. ebd.: 2) Initiiert durch das English Heritage, zwischen Swan Street (Nord) und Thomas Street (Süd) wurden die noch stehenden Gebäude katalogisiert. Die sowie Oak Street (Ost) und Shudehill (West) eine Fläche Ergebnisse mündeten in den „The Shudehill and Northern von 4,5 ha einnimmt. Die Anfänge des Marktes datieren Quarter of Manchester: ‘An Outgrowth of Accident’ and auf das Jahr 1820, in dem sich östlich von Shudehill ein ‘Built According to a Plan’ Architectural Investigation Kartoffelmarkt angesiedelt hatte. In den folgenden Jahren Report”. (vgl. ebd.: 1 f) Ziel der Untersuchung ist es, mit wurde der Marktbereich um die Angebote von Obst- und dem Ergebnis das Bewusstsein für die historische Bedeu- Gemüsehandel, Agrarerzeugnissen, Fleisch und Fisch tung der Gebäude und der Struktur zu schärfen, um eine sowie einer von der italienischen Gemeinde gegründeten Entscheidungsgrundlage für den zukünftigen Umgang zu Eisfabrik erweitert. Der offizielle Bennenung in Smithfield schaffen. (vgl. ebd.: 2) Teilerfolge konnten bereits ver- Market erfolgte im Jahr 1822 (vgl. Sutherland 2007) Die bucht werden. Eine Flächensanierung in Form von Abriss Ausweitung des Marktgeländes vollzog sich bis zum Jahr und Errichtung komplett neuer Quartiere fand bisher nicht 1897. Das Angebot des Marktes ging über den Verkauf statt. Vielmehr wird versucht, bestehende Strukturen in von Waren und Dienstleistung hinaus, auch Unterhaltung

Abb. 2.18: Manchester City Centre und Verortung Northern Quarter — English Heritage 2008 23 wurde geboten. Smithfield Market am Standort Northern Quarter wurde im Jahr 1973 geschlossen und in den Stadtteil Openshaw verlagert. Dies hatte zur Folge, dass die lokale Wirtschaft am Standort zusammenbrach, mit dem der Niedergang des Quartiers in den 1970er Jahren einherging. (vgl. ebd.) Heute sind auf dem ehemaligen Gelände des Smithfield Market neue Nutzungen angesie- delt. Es befinden sich hier Appartementhäuser und Lofts, die in die verbliebene Struktur der Markthalle integriert wurden.

Centre for Chinese Contemporary Art

Das Zentrum für chinesisch zeitgenössische Kunst wurde im Jahr 1986 gegründet. Finanzielle Unterstüt- zung wurde sowohl vom Stadtrat von Manchester als Abb. 2.19: Integration der Außenmauern auch vom Kunstrat Englands geleistet. Neben festen und der ehemaligen Fischgroßhandelshalle in Appartementhäuser temporären Ausstellungen bietet das Zentrum Raum für Workshops und soziale Arbeit für alle Altersklassen an. Es besteht eine Kooperation mit der Salford University. (vgl. CFCCA 2015) Das Centre ist ein Beispiel für Nut- zungen im Northern Quarter, welche durch eher private und in den Anfängen staatlich nicht geförderte Initiativen entstanden sind. Die spätere finanzielle Förderung zeigt, dass kulturelle Nutzungen eine Bedeutung für die Ent- wicklung des Quartiers haben.

Craft and Design Centre

Das heutige Craft und Design Centre wurde 1873 als Fischmarkthalle im viktorianischen Stil gebaut. Seit 1982 ist es in öffentlichem Besitz. Es wird heute als Standort für Kreativstudios und den Verkauf von Produkten des Kunsthandwerks genutzt. Alles was dort verkauft wird, ist auf den zwei Etagen geschaffen worden. Zwischenzeit- lich stand die Markthalle leer und verfiel langsam, aber genau durch diese Mischung aus neuen, sanierten und

24 Abb. 2.20: Centre for Chinese Contemporary Art alten Bauwerken bekommt das Northern Quarter seinen Shaby-Chic-Charakter. Begonnen hat das Craft and De- sign Centre mit einer non-profit-Ausstellung, der Künst- lerorganisation des MCDC,(Manchester Craft and Design Centre) die bis heute, mittlerweile kostenpflichtige Aus- stellungen, inszenieren. (Craft and Design Centre o.J., vgl. Reise Know-How 2015: 18) Seit Juli 2012 existiert das Craft and Design Centre dreißig Jahre. Nach wie vor fördert es die junge Kunstszene und bietet ihnen durch die Nutzung der Studios eine Plattform zur Selbstinsze- nierung. (vgl. Mule 2012)

Ökonomische Instrumente der Revitalisierung des Abb. 2.21: Craft and Design Centre Northern Quarters

Um das Northern Quarter in der heutigen Struktur zu erhalten, sind Flächensanierungen wie in anderen Stadt- teilen nicht umsetzbar. Die Herausforderung bestand vor allem darin, den Einzelhandel wiederzubeleben und ungenutzte Immobilien vor weiterem Verfall zu schützen. Eines der angewendeten Instrumente ist die „Compul- sory Purchase Order (CPO)“. Dieses seit 2002 geltende Gesetzt ermöglicht es, Flächen und Gebäude zu enteig- nen und somit in öffentlichen Besitz zu überführen. Die öffentliche Hand bekommt Zugriff auf die Immobilie und kann diese entwickeln. Ein Anwendungsbeispiel sind die Markthallen des Smithfield Market. (vgl. Manchester City Council 2003)

Ein weiteres Instrument zur Revitalisierung des Northern Quarter ist das Single Regeneration Budget (SRB). Es handelt sich dabei um einen Finanzierungsfond, der im Northern Quarter vor allem Bildungsprojekte, Kin- dertagesstätten, Sportprojekte und die Schaffung von Abb. 2.22: Street Art Northern Quarter Arbeitsplätzen fördert. Der Förderzeitraum betrug sechs Jahre und endete im Jahr 2002. Im Anschluss erfolgte die Finanzierung durch private Investoren. Das Investitions- volumen im Northern Quarter betrug £34 Millionen. (vgl. Manchester City Council 2015d)

Northern Quarter Schlussbetrachtung

Nach wie vor vermittelt das Straßenbild im Northern Quarter den Eindruck eines sich im Wandel befindenden Quartiers. Neben immer noch leer stehenden Gebäuden haben sich in den Ladengeschäften Galerien, Kunsthänd- ler, Bars und Modeboutiquen niedergelassen. Der öffent- liche Raum selbst wird durch Street Art inszeniert. Durch diese Art von Nutzungen kann das Northern Quarter in seiner historischen Identität erhalten werden, weil nicht die angestrebte Nutzung die Art und Bauweise der Ge- bäude bestimmt, sondern die passenden Nutzungen für die bestehenden Gebäude gefunden werden.

25 Wer denkt, London sei für die Kreativindustrie „the place to be“ in England, über den lacht die einflussreiche Exkurs britische Modezeitschrift i-D Magazine. London mag die größten Galerien haben, die größten Clubs und De- Night-Time signagenturen, doch für freischaffende Kreative biete Manchester die besseren Möglichkeiten, weil die Lebens- Economy: haltungskosten geringer und die Vernetzung untereinan- der besser sei. (vgl. Gush 2015) Und Manchester hat ein Manchester as blühendes Nachtleben, nicht erst seit sich die Städte aktiv um die Förderung der sogenannten „Night-Time Eco- 24-Hour City nomy“ bemühen und unter ihnen ein Wettbewerb darum entbrannt ist.

Ende der 1970er Jahren, als in Manchester Musikbands wie Joy Division, The Smiths und das auf elektronische Kathrin Krell Tanzmusik spezialisierte Label „Factory Records“ ent- standen, war sein Stadtzentrum noch von Abwanderung und leeren Industrie- und Lagerhallen geprägt. Unter dem Namen „Madchester“ entwickelte sich damals eine fa- cettenreiche alternative Musikszene, welche maßgeblich zur Entstehung der Rave- und House-Kultur in Europa 24 Hour City — Wirt- beitrug. Früher als anderswo kam hier in den 1980er und -90er Jahren eine Clubkultur auf, welche redundant gewordene Industriebauten umnutzte. Legendär war ins- schaftliche Einnahme- besondere der am Rochdale Kanal, in einer ehemaligen Lagerhalle eingerichtete Club „Haçienda“. Aber auch das „Gay Village“ rund um die ebenfalls mit Lagerhallen ge- quelle säumte Canal Street entstand in dieser Zeit. Das Nacht- leben entwickelte sich damals trotz – nicht wegen – der Planung, die noch rigide Nutzungszonen und eine sehr strenge Lizenzierungspraxis für den Alkoholausschank und die Öffnungszeiten kannte (vgl. Heath 1997: 197).

1 — „Night-Time Economy” und die Planung

Während der 1980er Jahre wurden die nachts leeren und deshalb zunehmend als gefährlich wahrgenommenen Stadtzentren Englands zu einem Thema für die Stadtpla- nung. Grund für die nächtliche Leere war nicht nur die durch Abwanderung und Suburbanisierung verursachte Perforation der postindustriellen Innenstädte, sondern auch die monofunktional geplanten Zentren: Büros und Geschäfte belebten diese nur von „Nine-to-Five“. Eine Studie des Think Tanks Comedia Consultancy identifizier- te 1991 den Mangel an möglichen Nachtaktivitäten, die geringe Interaktion von den für England typischen Pubs mit der Straße, fußgängerfeindliche öffentliche Räume, sowie eine schlechte Versorgung mit öffentlichem Ver- kehr als Hauptproblem (vgl. Heath 1997: 195). Durch eine gemischte Nutzung versprach man sich ein vielfäl- tiges Klientel, was zu besserer sozialer Kontrolle führen sollte. Sicherere Innenstädte waren also ursprünglich das Hauptziel des „24-Hour City“ Konzepts (siehe Tab.1), welches 1993 – auf Initiative der Stadt Manchester – erst- mals auf einer Konferenz diskutiert wurde (vgl. ebd.).

Die Initiativen, mit denen die 24-Hour City umgesetzt werden sollte, hat Tim Heath (1997: 199) in Tabelle 2 26 aufgeführt. Interessant ist, dass der öffentliche Verkehr, die fußgängerfreundliche Gestaltung des öffentlichen 46). Nach einer Schätzung von 2003 wurden in der Folge Raumes oder das Wohnen in dieser Tabelle, welche 12.000 neue Jobs für Service- und Sicherheitspersonal die Strategien verschiedener lokaler Behörden aufzeigt, geschaffen (vgl. House of Commons, zitiert in Roberts nicht auftauchen. Die Hauptanstrengungen der Städte und Eldridge 2009: 58). sind in die Veränderung des Lizensierungssystems für die Öffnungszeiten und den Alkoholausschank für Pubs Heute gibt es in Manchesters Innenstadt rund 830 Betrie- geflossen. Hier mussten sie sich das Recht erarbeiten, be, die zum Night-Time Economy Sektor gezählt werden. Lizenzen autonom, ohne Vorgaben der Zentralregierung Dazu zählen Pubs/Bars/Clubs, Kinos, Restaurants und in London vergeben zu dürfen. Definitiv haben sie dieses Take-aways, nachts geöffnete Supermärkte, aber auch Recht erst seit dem Inkrafttreten eines neuen Pub Licen- Hotels. Insbesondere die Zahl der Restaurants und cing Acts im Jahr 2005. Take-aways hat sich seit 2005, der Einführung des neuen Licencing Acts, fast verdoppelt. 150.000 Menschen besu- Doch bereits im September 1993 wurde in Manchester im chen schätzungsweise das Stadtzentrum pro Wochenen- Zusammenhang mit der Olympiabewerbung ein Pilotpro- de und die jährlichen Hotelübernachtungen steigen stetig. jekt mit verlängerten Öffnungszeiten durchgeführt. Pubs 2011 waren es 7,5 Millionen, was £2,2 Millarden generier- und Bars waren während dieser Zeit bis Mitternacht (statt te. (vgl. Manchester City Council 2014d: 15 f.) bis 23:00 Uhr) geöffnet und Clubs bis 04:00 Uhr morgens (vgl. Heath 1997: 199). Dieses Festival – „More Hours in Eine tatsächliche 24-Stunden Lizenz besitzen allerdings the Day Campaign“ genannt – wird allgemein als Durch- nur 38 dieser Betriebe, davon sind 24 Hotels. Die meis- bruch für das 24-Hour City Konzept in England gesehen, ten Bars und Clubs schließen in der Woche noch immer denn die anschließende Auswertung durch die Stadtver- um 23:00/ 24:00 Uhr und am Wochenende um 02:00 Uhr waltung war ausgesprochen positiv. Obwohl mehr Leute (Bars) bzw. 04:00 Uhr (Clubs). (vgl. ebd.) Man sollte den die Innenstadt besuchten, sank während des Festivals die Ausdruck „24-Hour City“ also nicht allzu wörtlich nehmen. Kriminalität um 43 Prozent, wie die Greater Manchester Police feststellte. (vgl. ebd.) Taxifirmen meldeten gleich- Gesteuert wird die Night-Time Economy in Manches- zeitig mehr Umsatz und weniger aggressive Kunden (vgl. ter durch eine Partnerschaft namens „City Center and ebd: 200). Im Jahr darauf stieg die Zahl der Bewerbungen Night-Time Economy Steering Group“. In ihr vertreten an Manchesters Universitäten um 30 Prozent und 40 Pro- sind neben dem City Council und der Lizenzierungsbe- zent der New Yorker gaben in einer Umfrage Manchester hörde auch die Greater Manchester Police, Vertreter des als liebstes Reiseziel an (vgl. Roberts und Eldridge 2009: Stadtmarketings, die „CityCo Business Crime Reduction

Tab. E1.1: Gründe für die Einführung eines 24-Hour City Konzepts. Vergleich der Gründe verschiedener nordenglischer Städte — Stickland in Heath 1997:197

Tab. E1.2: Initiativen zur Umsetzung des 24-Hour City Konzepts — Heath 1997:199 27 Partnership“ und das „Pub und Club Network“ (vgl. ebd.: 18). Strategien zur Förderung der Night-Time Economy sind: Liberalisierung der Lizenzierung, Organisation und Förderung von Festivals und Straßenevents, CCTV1 zur 1 CCTV – Closed Circuit Television, zu deutsch Videoüberwachungs- Förderung der (gefühlten) Sicherheit und Taximarshalls, anlage welche für Ordnung an den Taxiständen sorgen, weil zu Stoßzeiten lange Schlangen entstehen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist nachts schlecht ausgebaut. Zwar erkennt die Stadt Manchester die Wichtigkeit eines ÖV-Netzes, jedoch sitzt die Dachorganisation der Transportunter- nehmen (TfGM) nicht in der „Steering Group“. Während der Nullerjahre verfügte die Polizei außerdem über eine spezialisierte Einheit, das City-Safe-Team, welches über ein eigens eingerichtetes Funknetz mit Türstehern, Taxi- fahrern, Parkwächtern und anderen nachts Arbeitenden in Verbindung stand (vgl. Roberts und Eldridge 2009: 165). 2010/ 11 fiel dieses jedoch Sparmaßnahmen zum Opfer (vgl. Manchester City Council 2014d: 16). Ein eigentliches planerisches Leitbild zur Förderung der Night-Time Eco- nomy gibt es nicht.

Als positive Auswirkung der nun seit bald 20 Jahren propagierten „24-Hour City“ wird neben steigender Tou- risten- und Beschäftigtenzahlen auch der Wiederanstieg der Wohnbevölkerung im Stadtzentrum gewertet. Mit 156 Prozent ist hier die Wohnbevölkerung zwischen 2001 und 2011 etwa acht Mal so schnell gewachsen wie im Rest der Stadt. Besonders daran ist der hohe Anteil junger Menschen: 48 Prozent der Einwohner sind zwischen 18 und 24 Jahren alt. (vgl. ebd.)

2 — Kritik an Manchester als 24-Hour City

Im Sommer 2014 startete die Greater Manchster Police (GMP) eine Schlammschlacht gegen das 24-Hour City Konzept, welche bis nach London durch die Presse ging. Polizeivorstand Ian Hanson behauptete gegenüber dem Guardian: „I personally would not now go into Manchester city centre after midnight because it is now too dange- rous a place and I do not believe that we can guarantee individuals‘ safety.“ (Townsend 2014). Als Grund für seine Beunruhigung gab er „Horden Betrunkener“ an, gegen die seine Leute „eine verlorene Schlacht“ kämpften (ebd.). Der tatsächliche Grund für seine Aussage dürfte jedoch eine Kürzung des Polizei-Budgets um £66 Millionen sein (vgl. ebd.). In einem anderen Zeitungsbericht in derselben 2 ATCM – Association of Town and City Management Woche fordern „Polizei-Bosse“, ein Ende des vor zehn Jahren eingeführten „24-hour Drinking“, wenn sie nicht 3 GDP – Gross Domestic Product, zu mehr Unterstützung von Seiten der Politik bekämen (vgl. deutsch Bruttoinlandsprodukt Scheerhout 2014). Diese neusten Aussagen von Vertre- tern der Greater Manchester Police stehen in starkem Kontrast zu den positiven Feststellungen der gleichen Institution aus den 1990er Jahren, nämlich dass die Kri- minalität dank längeren Öffnungszeiten stark zurückging.

Ein daraufhin angefertigter Untersuchungsbericht des Manchester City Councils bestätigt zwar, dass die Po- lizeinotrufe nach Mitternacht insbesondere im Zentrum 28 steigen und dass sich die Zeit der meisten Notrufe in den letzten zehn Jahren bis in die Morgenstunden verschoben 3 — Night-Time Economy haben. Tatsächlich haben die Gewaltverbrechen im Stadt- auf nationaler Ebene zentrum seit 2011/ 12 jedoch um 8,2 Prozent abgenom- men (vgl. Manchester City Council 2014d: 17). Es wird geschätzt, dass die Night-Time Economy etwa 4 Prozent des Britischen GDP3 ausmacht und rund £70 Neben den anfänglich positiven Erfahrungen mit den Millionen Einnahmen generiert. Über 1,3 Million Men- 24-Hour Citys ist heute die Assoziation mit „Binge-Drin- schen waren in Großbritannien 2010 in Hotels, Pubs, king“ und „Anti-Social Behaviour“ weit verbreitet. Das Bars, Clubs und Restaurants beschäftigt und die Zahlen bedeutet, dass Leute, die Ausgehen als Komasäufer steigen stetig. (vgl. Farell 2015) Allein zwischen 1995 und wahrgenommenen werden, die das Gesundheitssystem 2001 wurde ein Anstieg der Beschäftigten in diesem Sek- belasten, Lärm machen, Müll hinterlassen und die öffent- tor um 19 Prozent beobachtet (vgl. Roberts und Eldridge liche Infrastruktur beschädigen. Nicht nur in den Medien, 2009:58). Seit 2015 hat die britische Night-Time Economy sondern auch in der Fachliteratur wird die Night-Time ihren eigenen Branchenverband, die „Night Time Indust- Economy in dieser Weise vermehrt als problematisch ries Association“ (Farell 2015). beschrieben (vgl. van Liempt et al. 2014: 413).

Ein weiterer Kritikpunkt, der dem Night-Time Economy Konzept angelastet wird, ist eine kulturelle Verarmung des Nachtlebens, eine so genannte „McDonaldisation“, wo große Ketten ganze Stadtgebiete dominieren und eine Art „clone towns“ erzeugen (vgl. van Liempt et al. 2014: 412; Roberts und Eldridge 2009:45 ff.). Neuste Zahlen zeigen sogar einen Rückgang der Clubs: 2005 gab es in der UK noch 3.144 Nachtclubs, 2015 sind es nur noch 1.733 (vgl. Haslam 2015). Neben einem veränderten Aus- gehverhalten – weil Clubbing Mainstream und deshalb langweilig geworden ist – führt der ehemalige Haçien- da-Betreiber und Journalist Dave Haslam dies auf das Abschaffen der Sperrstunde in den Pubs und Bars zurück (vgl. ebd.), die Gäste ziehen nicht mehr weiter.

Schließlich wird auf die Verdrängung gewisser sozialer Gruppen hingewiesen. Das Nachtleben sei zugeschnitten für männliche weiße Mittelschicht-Jugendliche. Wegen seiner einseitigen Ausrichtung auf den Alkoholkonsum sei es für ältere Menschen, Frauen, Menschen mit anderem ethnischen Hintergrund oder alkoholabstinente Moslems wenig attraktiv (vgl. van Liempt et al. 2014: 412; Roberts und Eldridge 2009: 206). Verdrängung wird aber auch zwischen Nutzungen beobachtet, so steht das Nachtle- ben immer wieder in Konflikt mit dem Wohnen.

Um dem schlechten Image der Night-Time Economy ent- gegenzuwirken hat die ACTM2, ein Verband zur Förde- rung der Innenstadtentwickung, das Lable „Purple Flag“ geschaffen. Die Purple Flag wird seit 2009 an Stadtzent- ren vergeben, deren Nachtleben gewisse nationale Stan- dards erfüllt, was die Sauberkeit und Sicherheit betrifft. Manchester war als „Pathfinder“ an der Entwicklung der Purple Flag Standards beteiligt und besaß dieses Lable in den Anfangsjahren noch (vgl. ATCM o.J.; BBC News 2010). Für das Jahr 2015 wurde es ihr nicht verliehen (vgl. ATCM 2015b).

29 Trinkspiel in der Ping Pong Bar 2022. Macht dem Klischee «Binge-Drinking Britain» alle Ehre (oben)

Neue Jobs dank Night-Time Economy. Die Türsteher mit ihren reflektierenden Westen prägen nachts das Stadtbild. (rechts und unten)

Bei Nacht ist die Versorgung mit öffentlichem Verkehr besonders schlecht. Taxis sind oft die einzige Möglichkeit sich fortzubewegen (hier im Northern Quarter). Zu gewissen Uhrzeiten bilden sich lange Schlangen an den «Taxi Ranks» und es kommt zu Schlägereien. Von der Stadt angestellte «Taxi Marshalls» sollen für Sicherheit sorgen und so Taxihalter dazu motivieren, nachts zu arbeiten. (oben und rechts)

Wie ein Gemälde von Edward Hopper. Musiker am Piccadilly Garden verwandelt die Straße Sams- tagnacht zu einer filmreifen Kulisse. (unten)

30 Open 24 Hours: Dieses Spiellokal an der Withworth Street ist in der 24-Hour City Manchester eine Ausnahme. Nur 38 der rund 830 Betriebe welche zum Night-Time Economy Sektor gezählt werden besitzen eine 24-Stunden Lizenz. (links)

Manchesters Gay Village, Branding für ein Stadtviertel. Der «Gay Index» ist laut Richard Florida ein sicheres Maß für die Offenheit und Vielfältigkeit eines Stadtviertels und deshalb ein Anzeichen Kreativität. (rechts)

The Printworks, neben dem Arndale Sho- pingcenter. Eine Art «Mall» zum Ausgehen, Beispiel für die «McDonaldisation» des Nachtlebens; Große Ketten sorgen für ein standardisiertes und vorhersehbares Ausge- herlebnis. (oben)

Alleys, schmale Gasse, quasi die Rückseite eines Häuserblocks mit Einrichtungen für die Ver- und Entsorgung. Nachts schlecht be- leuchtet, sorgen für eine typische Atmosphäre. (links)

Die Deansgate Locks, eine in den letzen zehn Jahren neu entstandene Ausgehmeile. (rechts)

Belebte Straßen dank Schlangen vor den Clubs. Typische Straßenszene am Samstag- nacht im Northern Quarter.

Unten Party oben Wohnen. Die City Center Ward hat mit 48% 18–24 jährigen einen sehr hohen Anteil junger Menschen an der Wohn- bevölkerung. Alle Fotos: Kathrin Krell 31 1 — Einleitung

East — Das 4.000 ha große Gebiet East Manchesters umfasst die Viertel Ancoats, New Islington, Miles Platting, Holt ANCOATS Town, Beswick, Newton Hath, Clayton, Openshaw und Gorton. Teile dieser industriellen Vororte wurden Ende der New Islington 1990er Jahre als eines der physisch wie sozial herun- tergekommensten Gebiete Englands identifiziert. Unter dem Label New East Manchester wird die Gegend nun Silvia Groeger neu entwickelt und macht den Schwerpunkt der Stad- terneuerung Manchesters aus. Kern dieser Entwicklung Steffen Klotz ist die Sanierung der historischen Struktur Ancoats und das benachbarte, kahlschlagsanierte New Islington (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Diese beiden Gebiete 3 schließen nordöstlich an das City Centre an und haben Sanierung von Wohn- bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhundert eine gemeinsa- me Entwicklung durchlaufen. Im Zuge sehr gegensätzli- siedlungen — Leerstand cher Erneuerungs- und Entwicklungsstrategien geben sie heute jedoch ein Bild ab, das unterschiedlicher nicht sein — Denkmalschutz — könnte. Spinnereien — Grünfläch­ New East Manchester Company enentwicklung — Vorzeige- Da das Gebiet East Manchester so groß ist, umfasst es projekt — Stadtmarketing mehrere sehr heterogene Teilprojekte zur Stadterneu- erung. 1999 gründete sich die New East Manchester Company (NEMC) als externe Organisation, die für die Koordination dieser Projekte verantwortlich ist. Im Auftrag und unter der Kontrolle des Manchester City Councils bündelt dieser Akteur die baulich-räumlichen, sozialen, und wirtschaftlichen Maßnahmen des Stadtumbaus. Sie wird über English Partnerships, die zentralstaatliche Agentur für Stadtumbau mit zusätzlichen Fördermitteln ausgestattet. Die NEMC setzt sich wiederum aus der Northwest Regional Development Agency (NWDA) und den „Communities“ zusammen. (vgl. Manchester City Council 2015d)

Oberste Priorität hatte 1999 die Entwicklung des New East Manchester Strategic Regeneration Framework. Die- se städtebauliche Leitlinie wurde auf der Grundlage ein- gehender Beratung mit Anwohnern und Interessengrup- pen entwickelt und bietet eine strategische Plattform. Ein jährlicher Durchführungsplan umreißt die Einzelheiten der Programme und Ziele (vgl. ebd.). Konkrete Projekte sind zum Beispiel die Einführung des technologieorientierten Gewerbeparks (Central Parc) mit eigenem Stadtbahnan- schluss, Strategien zur behutsamen Quartierserneuerung mit enger Bewohnerkooperation und die Koordinierung von Programmen für arbeitslose Jugendliche (vgl. Jessen und Walther 2008: 161 f.). Die Erneuerung von Ancoats und New Islington als weitere Schwerpunkte werden in den Punkten 2 und 3 genauer beleuchtet.

Jüngste Stadterneuerungsprojekte

Die aktuellen Entwicklungen in den Planungen für East Manchester sind im Kontext der gescheiterten Bewer- 32 bung Manchesters für die Olympischen Spiele 2000 und die Teilrealisierung der Planungen für die Commonwealth neuen sozialen und öffentlichen Einrichtungen und Räu- Games zu sehen. Ein Erbe dieser Projekte ist das heutige me in Ancoats und New Islington, beginnen die Investiti- Etihad Stadion im Stadtteil Bradford, der Sitz des Vereins onsaktivitäten der ADUG in oben genannten Quartieren. Manchester City (vgl. Jupp 2014c). 2014 schlossen das Sie forcieren schließlich eine Weiterentwicklung des Manchester City Council und die Abu Dhabi United Group gesamten Areals bis hin zum (vgl. Cross for Development and Investment (ADUG) eine gemein- 2014). Wohnraum soll vor allem für ‚Young Professionals‘ same Absichtserklärung über die Entwicklung von 6.000 zwischen 25 und 39 Jahren geschaffen werden, um Folg- neuen Wohnungen in East Manchester in den nächsten einvestitionen in East Manchester anzuregen (vgl. Jupp zehn Jahren. Dazu wurde ein gemeinsames Unterneh- 2014c). men, Manchester Life, gegründet. Die ADUG ist ein Pri- vate-Equity-Unternehmen des Scheichs der Vereinigten Arabischen Emirate, das sich 2008 zur Übernahme des Historische Entwicklung Fußballvereins Manchester City formte. (vgl. Jupp 2014a) Ancoats entstand im frühen 18. Jahrhundert und gilt als Das Vorhaben ist in das übergeordnete Ziel der Stadt der erste industrielle Vorort der Welt. Zu den mills – Fa- eingebettet, bis 2027 10.000 neue Wohnungen zu schaf- brikgebäude, die ihre industrielle Fortschrittlichkeit durch fen. Die Investitionssumme der ADUG beträgt 1 Milliarde die Kombination von neuester Spinnereitechnik mit Pfund und soll im Verlauf der folgenden zehn Jahre eine Dampfmaschinen erlangten – entstanden Wohneinheiten weitere Milliarde Pfund zusätzlicher Investitionen ande- und später öffentliche Funktionen, wie Kirchen, Pubs und rer Akteure nach sich ziehen (vgl. Cross 2014). ADUG Schulen, sowie an die Textilindustrie gekoppelte Unter- entwickelte in den ersten Jahren nach der Übernahme nehmen, wie Bekleidungsfabriken. Das Viertel entwickelte von Manchester City den Etihad Sports Campus und die sich von Südwesten entlang, der für den Transport der Football Academy mit einem erweiterten Sportangebot. Rohstoffe und Endprodukte angelegten Kanäle. Die Das Projekt befindet sich noch immer in Umsetzung (vgl. typische kleinteilige, orthogonale Parzellierung war ein Jupp 2014a). Über die bereits umgesetzte Verkehrsinfra- Ausdruck der Boden- und Gebäudespekulationen, die die struktur (insbesondere eines neuen Metrolinks zwischen Back-to-Back Reihenhäuser hervorbrachte (vgl. ABPT Innenstadt, New Islington und Etihad Campus) und die 2007). Die Great Ancoats Street, die das Gebiet im Süden

33 begrenzt, wurde von Friedrich Engels exemplarisch als Arbeiterstraße beschrieben. In Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) beklagte er die „überwiegende Zahl der ruinösen Häuser“ (Blakeley 2012) der Arbeiter. „Cottonopolis“, als das Manchester bekannt wurde, war die „shock city“ der industriellen Revolution (vgl. ebd.). Noch Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in Ancoats 13.000 Menschen unter beengtesten Verhältnissen (vgl. Jessen und Walther 2008: 162).

Bis in das 19. Jahrhundert dominierte die Textilindustrie. Aus dieser Zeit stammen die meisten der großen Ziegel- bauten. Im 20. Jahrhundert siedelte sich die Zeitungsin- dustrie an, wie das denkmalgeschützte Glasgebäude des Daily Express heute noch bezeugt. In den 1950er Jahren fiel das Quartier der wirtschaftlichen Krise zum Opfer und verfiel dramatisch. Die meisten der back-to-back Arbei- terhäuser wurden in den 1960er Jahren – im Zuge der Massenumsiedlungen in den Norden und Osten der Stadt – abgerissen. Bis 1980 wurden alle Betriebe geschlossen (vgl. Jessen und Walther 2008: 162) und die gesamte Gegend zählte mit ihrer hoher Kriminalitäts- und Arbeits- losenrate zu den am stärksten vernachlässigten Orten Großbritanniens. (vgl. Manchester City Council 2014a)

Im Gegensatz dazu wurde das sogenannte Cardroom Estate östlich des Kanals in den 1970er Jahren kahl- schlagsaniert und mit einer aufgelockerten, zweigeschos- sigen Reihenhausbebauung (Council Housing) verse- hen. Sie war bereits in den 1990er Jahren von massivem Verfall geprägt und markierte den Stadtteil als sozialen Brennpunkt. Instandsetzungen durch die öffentliche Hand oder privatwirtschaftliche Akteure blieben aus und führten zu verstärkter Abwanderung (vgl. Jessen und Walther 2008: 162) und damit bis Ende der 1990er Jahre zu über 50 Prozent Wohnungsleerstand (vgl. SUNN 2011: 2). Eine Untersuchung zu Beginn der Gebietssanierung im Jahr 2001 ergab, dass zwei Drittel der Bewohner ohne berufliche Qualifikation und weniger als 40 Prozent ‚öko- nomisch aktiv‘ waren (vgl. Beckett 2007).

Heute umfasst der Begriff Ancoats nur etwa die Hälfte des historischen Ancoats, das Gebiet nordwestlich des Ka- nals, in dem die historische Bausubstanz nicht vollständig verschwunden ist. Das Cardroom Estate südöstlich des Kanals wird seit der Jahrtausendwende unter dem Begriff New Islington geführt.

2 — Ancoats

Ancoats Urban Village and Public Realm Scheme

Mit der Schließung des Express Buildings 1989 gelangte das geringe Investment und die hohe Arbeitslosenrate in den Fokus der Öffentlichkeit und das Interesse an dem Erhalt des Viertels wurde eingeleitet. In dieser Zeit wurden 13 Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, davon Abb. 3.1: The Express Building (schwarz im Hintergrund) sieben Grade II gelistet. Als erste Etappe der aktiven — Josiane Meier 34 Stadterneuerung gilt die Gründung des gemeinnützi- Abb. 3.2: St. Peter‘s Square als Teil der Public Realm Strategy — Kathrin Krell

gen, non-profit Unternehmens Ancoats Urban Village Heute sind die meisten der denkmalgeschützten mills Company (AUVC) im Jahr 1996. Partner wurde der renoviert und zu Wohn- und Geschäftshäusern konver- Ancoats Building Preservation Trust, der über die wich- tiert worden. Es entstanden 1.800 neue Wohneinheiten, tigsten Industriedenkmale der Stadt verfügte. Ziel war 60.000 m2 Geschäftsfläche und 1.900 neue Arbeitsplätze die Wiederbelebung und Umgestaltung des Quartiers zu (vgl. ebd.). Neben den Konversionsprojekten befinden einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort, mit Mischnut- sich auch einige Neubauvorhaben in Ancoats, wie der zung, belebter Erdgeschosszone und hoher Dichte. Dabei Sarah Point, der durch seine häufigen Baustopps und sollten das noch erhaltene bauliche, wie städtebauliche Bauträger-Wechsel im Zuge der Finanzkrise bekannt ge- kulturelle Erbe bewahrt bleiben – die wuchtigen mills und worden ist (vgl. Webartikel in Manchester Evening News, das orthogonale Straßenraster (vgl. Jessen und Walther North West Place, Homes and Communities Agency). 2008: 162). Außerdem findet sich auch eines der ältesten Sozialwoh- nungsbauprojekte des Landes in Ancoats. Das Grade II Um Investoren zu überzeugen ging die AUVC mit der gelistete Gebäude Victoria Square wurde 1839 vom City Aufwertung des öffentlichen Raumes in Vorleistung. Die Council errichtet und beherbergt heute von der gemein- Public Realm Strategy beinhaltete sowohl eine Denkmal- nützigen Organisation Northwards Housing betriebenes, bewertung als auch einen Vorschlag zur Verbesserung altersgerechtes Wohnen. (vgl. Municipal Dreams in des dysfunktionalen, über-komplexen Einbahnstraßen- Housing 2014) systems, ohne dabei den historischen Charakter des Quartiers zu verändern. Die Gestaltung der Straßen, des zentralen Platzes und der Freiräume am Kanal wurde Ancoats Building Preservation Trust vom Landschaftsarchitekturbüro Camlins ausgeführt. Zwölf von insgesamt 65 Millionen Pfund öffentlicher Die Stiftung Ancoats Building Preservation Trust (ABPT) Gelder wurden in den öffentlichen Raum investiert, der wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, historische Gebäu- tatsächlich die Attraktivität des Quartiers für Investoren de in Ancoats zu regenerieren, deren Sanierungskosten erhöhte. Zusätzlich stellten sogenannte „oven ready sites“ unökonomisch für den privaten Sektor wären. Diese (SUNN 2011: 6) die Basisinfrastrukturen zur Verfügung: Art von Stiftungen leisten in ganz Großbritannien den übergabefertige Rohbauten und klare Planungsvorgaben. Großteil der Arbeit zur Erhaltung denkmalgeschützter Bis 2011 wurden 330 Millionen Pfund privat, also fünfmal Gebäude. Sie können im Gegensatz zum öffentlichen so viel wie öffentlich, investiert. (vgl. ebd.) Sektor Gelder vom Heritage Lottery Fund beantragen. Der ABPT operiert als Projektentwickler und beantrag- 35 te insgesamt 14 Millionen Pfund vom English Heritage die Gestaltung von flexiblen Innenräumen für einen nach- Fund, sowie der EU und der NWDA, die auch als Schutz- träglich zu findenden Entwickler, der eine breite Wohn-, patronin der Projekte fungierte (siehe S. 33). Heute ist der Kommerz- und Kulturnutzung etablieren sollte. 2004 ABPT Teil der nationalen Stiftung Heritage Works, die mit wurde dafür von der AUVC und der NWDA ein Wettbe- lokalen Preservation Trusts kooperiert. Die sanierten Ge- werb ausgeschrieben. Der Gewinner Inpartnership Burrel bäude befinden sich in der Hand der Stiftung (vgl. ABPT: Company wollte 130 Wohnungen, ein Hotel und verschie- 2007; Glester: 2015). dene alternative Wohn-Arbeit-Typologien etablieren, trat dann aber zurück. Ein anderer Entwickler wurde nicht ge- Das erste Projekt, das von ABPT ausgeführt wurde, ist funden, sodass der große Gebäudekomplex mit seinem die Sanierung der St. Peter‘s Church, die sich heute am Kanalbecken im Innenhof heute leer steht. (vgl. ebd.) zentralen Platz befindet und als Landmark und Symbol für die Erneuerung Ancoats steht. Zunächst wurden erste Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, um dann 3 —New Islington Fördergelder von zwei Millionen Pfund für die vollständige Sanierung zu beantragen. Sie wird heute zeitweise als Veranstaltungsort genutzt. Die Sanierung der Murrays‘ Millennium Communities Programme Mills ist das zweite und letzte Projekt der Stiftung. 1798 errichtet, ist das Gebäude heute die weltweit älteste noch Mit der Jahrtausendwende wurde das zehn Hektar große bestehende dampfbetriebene urbane Baumwollspinnerei Cardroom Estate als eins von sieben, von der englischen und steht auf der britischen Tentativliste. Auf Grund ihrer Regierung initiierten Millennium Communities Pro- Größe, die es erlaubte 1.300 Arbeiter zu beschäftigen, gramme Projekten, in New Islington transformiert. Ziel war sie schon im 18. Jahrhundert ein touristischer Anzie- des Millennium Programms ist es, Pilotprojekte mit Mo- hungspunkt (vgl. ebd). dellcharakter zu entwickeln, die sich einem strengen Kri- terienkatalog nachhaltiger Grundprinzipien unterwerfen. Da der ABPT aus fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern Sie werden diesbezüglich von der nationalen Regierung, bestand, die ihre persönlichen Interessen und Kontak- vertreten durch English Partnerships, kontrolliert und te einbrachten, wurde parallel zu den Bauarbeiten das finanziell unterstützt. New Islington markiert in dem Kon- Bildungsprojekt Skills, Schools and Stories zur Integration text das erste Wohnungsneubauprojekt Manchesters, das der Bevölkerung durchgeführt. Es wurden Führungen wieder auf soziale Mischung abzielt und innerstädtischen durch das Gebäude und Informationsstunden in Schul- Wohnraum auch für Familien schafft. Auch die Berück- klassen abgehalten. Die Restaurierung beinhaltete auch sichtigung ökologischer Belange in der Quartiersentwick-

36 Abb. 3.3: Murray‘s Mills — Kathrin Krell lung taucht hier das erste Mal wieder auf. Urban Splash waren unter anderem eine Änderung des Konzepts von als Projektentwicklungsagentur wurde in New Islington ab ausschließlich mehrgeschossigem Wohnungsbau hin zu 2001 zum ersten Mal treuhänderisch für die Regierung einem typologischen Mix mit diversen Reihenhaustypolo- tätig und agiert seitdem als landesweites Projektentwick- gien (vgl. ebd.). lungs- und Betreiberunternehmen. (vgl. ebd.) Auch der Name New Islington ist ein Ergebnis des Betei- Die Investitionssumme aus öffentlicher Hand (EU, Herita- ligungsprozess. Während die Entwicklungsgesellschaft ge Lottery Fund, Millennium Programme) für die bereits Urban Splash vor allem mit international anmutenden fertiggestellten und im Bau befindlichen Projekte im Brandings aufwartete, entschied sich die damalige Be- öffentlichen Raum sowie für Kultur- und soziale Einrich- wohnerschaft für New Islington. Der Name wird auf einen tungen beträgt 40 Millionen Pfund. Sie soll Privatinvesti- historischen Straßenname und die Bezeichnung eines tionen in Höhe von 300 Millionen Pfund stimulieren (vgl. öffentlichen Schwimmbades sowie weitere ehemalige Jessen und Walther 2008: 162 ff.). Der Plan sah vor, bis Einrichtungen vor Ort zurückgeführt. (vgl. ebd.) 2010 1.400 neue Wohnungen zu schaffen unter beson- derem Fokus auf nachhaltigen Städtebau in ökologischer 2003 begann die Umsetzung des New Islington Mas- und sozialer sowie funktionaler und gestalterischer Hin- terplans von Architekt Will Alsop mit der Sanierung der sicht (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Kanalufer, dem Anlegen des zentralen Parks Cotton Fields und damit einhergehend die großflächige Dekon- taminierung des Bodens, was einen Großteil des öffent- Imagetransformation lichen Budgets aufbrauchte (vgl. SUNN 2011: 3). Öffent- licher Raum und soziale Infrastruktur setzten die Basis Das Quartier sollte mit dem neuen Konzept von seinem für die noch zu erwartende Entwicklung der insgesamt schlechten Image befreit und als Ort mit eigener Identität 1.400 Wohneinheiten. Starke Durchmischung sollte über neben Ancoats entwickelt werden (vgl. Beckett 2007). Eigentumswohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen Grundprinzip für New Islingtons Neuentwicklung waren mit Fokus ‚Junge Familie‘ und geförderten Wohnungsbau, eine Requalifizierung des öffentlichen Raums als Kern- der sich insbesondere an die zuvor ansässigen Anwoh- punkt für die Imagetransformation und soziale Stabilisie- ner richtet, erreicht werden. Weniger als 10 Prozent der rung. In jahrelangen Konsultationen wurden Konzepte Wohnbebauung sind als geförderter Wohnungsbau im zur Integration der ortsansässigen, ‚sozial benachteiligten Osten des Gebiets vorgesehen. Die neu entwickelten, Communities‘ und neuen, wohlhabenderen Bewohnern öffentlichen Freiräume und Einrichtungen werden sich erarbeitet (vgl. ebd.). Ergebnisse dieser Bürgerbeteiligung am westlichen Ende des Gebiets befinden (vgl. Beckett 2007).

Abb. 3.4: Cotton Field Park mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen New Islingtons — Kathrin Krell 37 Abb. 3.5: The Chips und die Einhausung des Ancoats Dispensary Trust — Josiane Meier

Nachdem der Abschluss des Projektes ursprünglich für noch immer abzuwarten, da Chips ohne Nachbarschaft 2010 geplant war, verzögert sich die Fertigstellung des an einer fertig gestalteten „kind of high street“ (ebd.) Projekts noch weiter ins Ungewisse. Grund dafür ist steht. unter anderem die Wirtschaftskrise von 2008. Erst mit der Fertigstellung von The Guts (siehe folgende Seite) im Das zweite prominente Gebäude New Islingtons ist der Jahr 2012 konnte die Stadt ihr Versprechen aus dem Jahr Islington Square im Osten des Sanierungsgebiets. Der 2000 einlösen, wonach alle ehemaligen Bewohner in das Gebäudekomplex besteht aus 23 Einzelhäusern für Gebiet zurückkehren können. (vgl. Wainwright 2012) soziales Wohnen. Nach außen versucht der introvertierte Bau ähnlich wie das Chips-Building über eine expressive Fassade das neue Image der Gegend zu betonen. Der Umsetzung des Masterplans New Islington Bau wurde von FAT Architekten realisiert und war mit sei- ner Fertigstellung 2006 das erste bewohnbare Gebäude Das neue Image New Islingtons hat 2009 mit dem des neuen New Islington Masterplans (vgl. Sudjic 2006). Gebäude Chips eine öffentlich wirksame Markierung im Nach anfänglichen Lobeshymnen (vgl. ebd.) auf die gute Stadtraum bekommen. Das Projekt des Architekten Will Struktur und mutige Form wurde er in den Medien auf- Alsop ist ein neun-geschossiger Solitärbau mit einer grund der minderwertigen Bauausführung stark kritisiert Mischnutzung aus Wohnen, Kultur, Gastronomie, Ge- (vgl. Burdett 2015). Anfang 2015 wurden zahlreiche Män- meinschaftsräumen, Gewerbe und sozialer Infrastruktur. gel von undichten Dächern, über nicht mehr begehbare Das Gebäude besteht aus drei bunten, lose übereinander Balkone bis hin zu nicht richtig schließenden und verrot- gestapelten Riegeln, die in Form und Arrangement von tenden Türen und Fenstern aufgedeckt. Das ausführen- Chips (Pommes Frites) inspiriert sind (vgl. aLL Design de Bauunternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 2015). Die 142 Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen als Konkurs angemeldet und die Haftung für die Baumängel Miet- und Kaufobjekte sind mittlerweile alle bewohnt (vgl. ist ungewiss (vgl. ebd.). Bayley 2009). Nach drei Jahren Bautätigkeit und einem Jahr vorausgegangener Planung betragen die Baukosten Islington Square und das Chips-Building waren lange für Chips 20 Millionen Pfund bei einer Bruttogeschoss- Zeit die einzigen realisierten Bauten im Randgebiet des fläche von 16.200 m² (vgl. Moore 2009). Über gastrono- neuen New Islington, getrennt durch einen neu gestal- mische Angebote und offene Werkstätten vor allem im teten Park und viele abgezäunte Entwicklungsflächen. Erdgeschoss, versucht das Gebäude sich deutlich mit Eine Situation, die noch immer kaum verändert ist. Neue der Nachbarschaft zu verbinden (vgl. ebd.). Nach sechs Bauprojekte in der Umgebung des Islington Squares 38 Jahren des Bestehens bleibt das Eintreten dieses Effekts können allerdings als Indikator für eine Wiederaufnahme des Projekts gewertet werden. Erstes Anzeichen war The Guts, eine Reihenhausbebauung mit insgesamt 18 Einheiten für soziales Wohnen aus dem Jahr 2012 von Mæ Architekten. Besonders die architektonische Qualität sowie die Einlösung des Versprechens von Wohnraum für die ehemalige Bewohnerschaft fanden positive Resonanz (vgl. Wainwright 2012). Der Guardian sieht in den neuen Reihenhäusern eine Neuinterpretation der ursprünglich vorgefundenen Back-to-Back-Typologie (vgl. ebd.). Kürzungen in der Umsetzung des Masterplans haben dazu geführt, dass die Vorgärten nun nicht an einen neuen Kanal und Shared Space, sondern an reguläre Erschließungsstraßen grenzen (vgl. Wainwright 2012). Entwickler Great Places kann mit The Guts Wohnraum für Abb. 3.6: The Guts — Kathrin Krell 1000 Pfund/m² zur Verfügung stellen. Alle Häuser werden in einer nicht ganz unumstrittenen 50 Prozent Miteigentü- merschaft (vgl. Peaker 2013) angeboten (vgl. Woodman 2012).

Die konsequente Imagetransformation New Islingtons sieht eine komplette Neubebauung des Areals vor. Einzi- ges Relikt der Vergangenheit ist das Anchoats Dispens- ary, ein altes Krankenhausgebäude aus dem Jahr 1874. Das Gebäude ist Grade II denkmalgeschützt, war aber bis März 2015 zum Abriss freigegeben, um eine konse- quente Umsetzung des Masterplans zu ermöglichen. Seit dem Bekanntwerden der Abrisspläne in 2011 hat sich die Bürgerinitiative Ancoats Dispensary Trust gegründet, um für den Erhalt des historisch und identifikatorisch wertvol- len Gebäudes zu kämpfen (vgl. Ancoats Dispensary Trust 2015). Über eine Crowdfunding-Kampagne gelang es dem Trust 55.000 Pfund zu sammeln, die unbedingt not- wendig waren um weitere 770.000 Pfund vom Heritage Lottery Fund freizusetzen. Damit ist seit März 2015 das Abb. 3.7: Zentraler Boulevard New Islingtons — Josiane Meier Bestehen des Gebäudes gesichert, aber die Zukunft noch nicht abschließend geklärt. Pläne des Trusts sehen vor, ein Communitiy Center mit Fokus auf Bildung und Kultur einzurichten. Die Kosten dafür werden auf drei bis vier Millionen Pfund geschätzt und sollen zumindest teilwei- se über Spenden zusammenkommen (vgl. Glendinning 2015).

Nach dem Stillstand der Entwicklungen in New Islington steht nun mit der eingangs erwähnten ADUG und der Gründung von Manchester Life ein Großinvestor für wei- tere 830 Wohnungen für Ancoats Urban Village und New Islington. Darüber sollen die begonnen Projekte wieder aufgenommen und die Entwicklung insbesondere von New Islington vorangetrieben werden (vgl. Cross 2014).

39 1 — Einleitung

West — Salford (the city of Salford) ist seit 1926 eine selbstständi- ge Stadt mit eigener Regierung (Salford City Council), die Salford gleichzeitig Teil der Metropolregion Greater Manchester ist. Darüber hinaus ist sie die größte Siedlung in dem Greengate nach ihr benannten Metropolitan Borough City of Salford, dem noch weitere Bezirke wie z.B. Eccles, Irlam, Pendle- Salford Quays ton und Worsley angehören (SCC 2014b). Salford grenzt im Westen direkt an die Innenstadt Manchesters an, ist etwa 21 km² groß und hat ca. 73.000 Einwohner. Philipp Gärtner Vom Dorf und mittelalterlichen Handelsstandort am Ufer Marian Knapschinsky des Flusses Irwell wuchs Salford während der Anfänge der Industrialisierung stetig an. Am Ende des 18. Jahr- Lukas Mohn hunderts waren viele der bald schon 7.000 Einwohner vor allem im Textilsektor tätig. Stoffe und Seide wurden verarbeitet; Färben, Walken und Bleichen galten als die Hauptaktivitäten in den Fabriken und Manufakturen. Die 4 Immobilienentwicklung Entwicklung zu einer der wichtigsten „Baumwollstäd- te” Englands sowie der Bau der Salford Docks im 19. — Architektur: Lager- Jahrhundert sicherten der Stadt lange Zeit den Wohl- stand (SCC 2013b). Weitere Bereiche, in denen Salford räume, Altbau & Neu- Schwerpunkte setzte, waren das Brauereiwesen, sowie Bildung und Forschung: Ende des 19. Jahrhunderts bau — Geschäfts­straße wurde das Royal Technical College eröffnet und Pionier- leistungen auf dem Feld der Radiographie geleistet (SCC — Wegbeziehungen — 2014c). Immobilienentwicklung Neben dem Fortschritt waren aber auch die negativen Effekte der industriellen Revolution in Salford zu spüren. — Kulturzentrum —Hafen- Der Bau massenhafter Fabriken für die Textilproduktion brachte viele negative Effekte für die Stadt und deren entwicklung — Architektur: Einwohner mit sich. Wie auch in Manchester gab es hier unzählige und große Areale geprägt von Wohnnutzung Neubau, Media City mit schlechter Qualität. Die Lebensbedingungen in den Häusern des viktorianischen Zeitalters waren aufgrund von Enge, Dreck, zu wenig Licht und Luft und Nahrungs- mittelengpässen unzumutbar und gesundheitlich schäd- lich (SCC 2014c).

Mit der sinkenden Bedeutung der zuvor beschriebenen Industriezweige ab den 1960er Jahren, die gleichzeitig den Beginn der Deindustrialisierung in England einläu- teten (Wood et al. 2010: 122), verbesserte sich Salfords Situation nicht. Wirtschaftlicher Niedergang und Arbeits- losigkeit auf der einen und der damit verbundene Verfall der Gebäudesubstanz auf der anderen Seite führten zur Abwertung der Stadt.

Das Geschehen in der Zeit nach der Deindustrialisierung ist kaum öffentlich dokumentiert. Fakt ist, dass Salford eine gewisse Zeit benötigte, um gewisse Umstrukturie- rungsmaßnahmen und eine Neuausrichtung der Stad- tentwicklungspolitik anzugehen. Dies geht daraus hervor, dass die meisten größeren Pläne und Projekte zur Stad- terneuerung erst im neuen Jahrtausend aufgestellt bzw. umgesetzt wurden (z.B. Karte mit „Regneration Schemes in Salford, SCC 2011; Exchange Greengate Development Framework von 2005, SCC 2014: 6; Start der Entwicklung 40 der Chapel Street 2007 und die Eröffnung der MediaCity UK mit dem neuesten Standort der BBC im Jahr 2011, im Rahmen der Exkursion besichtigt wurde, sollen nach- SCC 2014). folgend Strategien und Planungsansätze des Masterplans Salford Central erläutert werden. In den folgenden Kapiteln werden drei Gebiete Salfords hinsichtlich ihrer Entwicklung sowie aktueller und künfti- Durch den wirtschaftlichen Niedergang in Folge der Dein- ger Projekte untersucht und vorgestellt. Alle drei Stadtteile dustrialisierung hatte Salford mit einem starken Bevölke- unterscheiden sich im Stand der Entwicklungen vonein- rungsrückgang zu kämpfen. Zudem war die Stadt Salford ander und stellen somit eine interessante und weitgefä- von Armut und Arbeitslosigkeit stark betroffen, infolge cherte Übersicht zur Stadterneuerung in Salford dar. derer das Zentrum Salfords zunehmend an Attraktivität einbüßte. Salford ist durch viele un- bzw. untergenutzte Flächen gekennzeichnet (SCC 2009:7). Insbesonde- 2 — Salford Central re Brachen, die als Parkplätze genutzt werden stellen ein erhebliches Problem dar. Durch die Nähe zu dem In mitten von Salford befindet sich das Entwicklungsge- Bürostandort in Spinningfields nutzen vor allem Pend- biet Salford Central, das 18 Hektar umfasst. Herzstück ler die Parkplätze in Salford. Da die Einkünfte aus den des Masterplan ist die Chapel Street Area, benannt Parkgebühren derart lukrativ sind haben die Eigentümer nach der Hauptverkehrsader, die Salford mit Manchester oftmals kein Interesse die Grundstücke zu entwickeln, verbindet. Nachdem erste Bemühungen 2004 das Gebiet was zu einer städtebaulich unbefriedigenden Situation aufgrund unzureichender Investitionen (critical mass of führte. Dadurch ergab sich das Handlungserfordernis das development) wieder zu beleben fehlschlugen, lies der Zentrum Salford zu erneuern. Anstatt punktuell einzelne Stadtrat (City Council) einen umfassenden Masterplan Maßnahmen durchzuführen, sollte ein Masterplan, der für das Gebiet erarbeiten, der derzeit implementiert wird das gesamte Zentrum umfasst, eine langfristige Entwick- und voraussichtlich 2018 abgeschlossen sein soll (Muse lung gewährleisten (Fielden 2015). Developments 2015). Anhand der Chapel Street Area, die

41 Da der Council mangels ausreichendem Budget dies Herzstück des Masterplans ist die Aufwertung der Chapel nicht alleine bewältigen konnte, wurde von Anfang an Street, die im Jahr 2012 erneuert wurde. Die Fertigstel- eine Zusammenarbeit mit privaten Investoren angestrebt. lung der Chapel Street war gleichzeitig die Initialzündung Hierfür wurde eigens die Salford Central Urban Regene- für die weitere Entwicklung des Gebiets. Ziel war es, ration Company gegründet. Gemäß den Vorgaben der insbesondere die Straße für den Fußgänger- und Fahr- nationalen Stadtpolitik ist die Gründung einer Gesellschaft radverkehr attraktiver zu machen. Da die Chapel Street Voraussetzung für die Bewilligung von Fördermitteln. Zu für Fußgänger bisher eine schier unüberwindbare Barri- den Aufgaben von Regeneration Companies gehören die ere darstellte, sollen Fußgängerüberwege eine bessere Planung, Vorbereitung, Finanzierung sowie die Durchfüh- Querung ermöglichen. Daneben wurde eine Busspur re- rung des Vorhabens. Nach Beendigung des Stadtumbaus alisiert, um den ÖPNV zu stärken. Gleichzeitig wurde die wird die Gesellschaft wieder aufgelöst. (Jessen 2008:155) Straße von sechs Spuren auf zwei Spuren zurückgebaut und verkehrsberuhigt. Zu dem integrierten Verkehrskon- Bereits 2006 unterzeichnete die Stadt Salford einen zept gehört neben der Verbesserung des Straßenver- Vertrag mit dem English Cities Fund (ECF). ECF ist eine kehrs die Aufwertung des Bahnhofs, der von überregiona- staatliche Institution, die mit dem Ziel private Investitionen ler Bedeutung ist. Neue Bahnsteige und eine Ausweitung im Rahmen von Stadternerungsmaßnahmen den Weg des Nahverkehrsangebotes sollen die Leistungsfähigkeit zu bereiten, gegründet wurde. Das Investitionsvolumen des Bahnhofs erhöhen und somit insbesondere die An- betrug 100 Mio. Pfund. bindung an Manchester verbessern. (Fielden 2015)

Zu den Besonderheiten der Vereinbarung mit den Inves- Trotz oder eben gerade wegen der Nähe zu Manchester toren gehört, dass ab einem festgelegten Wert der Ge- versucht Salford die Kreativwirtschaft anzulocken. Unter winn aus den privaten Investitionen auf ein Treuhandkon- anderem sieht der Masterplan vor, den Standort Islington to eingezahlt werden. Aus diesem Topf werden wiederum Mills zu stärken, um so zu einem Zentrum für die Kreati- weitere Investitionen getätigt, insbesondere dort, wo die vindustrie zu werden (SCC 2009:33). Da der Ort bereits Entwicklung hinterherhinkt. Diese Methode wurde erst- von Künstlern als Arbeitsraum genutzt wird, bieten sich mals im Zuge der Entwicklung der Olympischen Spiele in hier Anknüpfungspunkte. Ziel ist es, dass nicht nur mehr London erprobt und soll nun auch in Salford angewendet Kreative nach Salford ziehen, sondern dass durch kultu- werden mit dem Ziel weniger attraktive Standorte mit relle Veranstaltungen und Aktivitäten Salford insgesamt den Gewinnen aus lukrativen Standorten zu entwickeln. an Attraktivität gewinnt. (Fielden 2015) Bei der Erstellung des Masterplans wurde Wert darauf Public private partnerships (PPP) spielen bei der gelegt die lokale Bevölkerung zu informieren und zu Finanzierung des Stadtumbaus von Salford Central eine konsultieren. 350 öffentliche Sitzungen (public consulta- überaus wichtige Rolle, da der überwiegende Teil des tions) wurden durchgeführt um einerseits das Verfahren Investitionen von privaten Investoren getragen wird. transparent zu gestalten und andererseits die Anwohner Insgesamt läuft sich das Investitionsvolumen von Central für die Umsetzung des Masterplans zu gewinnen. Inwie- Salford auf 650 Mio. Pfund, dem lediglich 12 Mio. Pfund weit die Bürger tatsächlichen Gestaltungsspielraum beim an öffentlichen Geldern gegenüberstehen. Nach eigenen Planungsverfahren hatten oder lediglich nur informiert Angaben des Salford City Council beträgt das Verhältnis wurden ist nicht klar. von privaten und öffentlichen Investitionen 150:1. Bemer- kenswert ist, dass sich auch bei Infrastrukturmaßnahmen Wie auch bei vergleichbaren Planungsvorhaben in Investoren beteiligen. So wurde etwa bei der Finanzie- Deutschland, wurde mit dem Masterplan ein Leitbild ver- rung einer Straßenbaumaßnahme im Rahmen des Pro- abschiedet, das die groben städtebaulichen Ziele festlegt. jektes New Bailey von privater Hand knapp die Hälfte der Diese Ziele wurden von der Stadt wie folgt umschrieben: Kosten übernommen. (Fielden 2015) „Central Salford will be transformed. A beautiful, vibrant Ein weiteres wichtiges Instrument was bei der Implemen- new urban centre with striking economic opportunity is tierung des Masterplans zum Tragen kommt ist die com- waiting to be born out of its fine heritage and the unveiling pulsory purchase order (CPO). Dadurch kann die Stadt of its many natural assets.“ Salford als federführende Akteurin die Entwicklung steu- ern, indem Privateigentümer von Grundstücken verpflich- „The city’s elegant but underused buildings and its vacant tet werden ihr Grundstück zu einem marktgängigen Preis but potent spaces will be filled with places to live, work, an die Stadt zu veräußern, sofern sie sich nicht selbst shop and enjoy life.“ dazu bereiterklären die Entwicklung des Grundstücks gemäß des Masterplans selbst durchzuführen. Dies ist „The restored health of Central Salford will flow across the vor allem bei den Flächen, die momentan als Parkplätze entire urban area, stretching out to benefit all of Salford’s genutzt werden ein effektives Mittel, um zu verhindern, communities.“ (SCC 2009:4) dass der Status Quo erhalten bleibt. Mit der CPO ist die Stadt dazu in der Lage, eine zügige Entwicklung voranzu- Eine Mischnutzung aus Wohnen und Arbeiten soll eine treiben. Der Grunderwerb im Rahmen der CPO ist jedoch sozial und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung gewähr- 42 zeitlich begrenzt. Nach drei Jahren läuft die CPO aus. leisten. Langfristiges Ziel ist es ein familienfreundliches Quartier zu schaffen. Dass dies ansatzweise gelingt chiger Stellplatzanlagen und wies auch darüber hinaus zeigte die Befragung der Bewohner von Chapel Street eine große Anzahl von Nutzungen auf, die im Niedriglohn- South. Die einst heruntergekommene Großwohnsiedlung sektor anzusiedeln waren. erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und weist kei- nen Leerstand mehr auf (Fielden 2015). Mittels landmark Nach Jahren des Abwartens, in denen die Situation nicht buildings, die über Salford hinaus Ausstrahlung haben, aktiv behandelt wurde, wurde schließlich ab den 1990er soll das Gebiet insgesamt architektonisch aufgewertet Jahren der Drang nach einer geplanten und strukturierten werden. Neben Neubauvorhaben wird aber auch das Po- Stadterneuerung spürbar. Mit dem neuen Jahrtausend tenzial des teils historisch wertvollen Bestandes hervor- wurden zwar noch keine Pläne in Taten umgesetzt, gehoben. (SCC 2009:4) jedoch zumindest Planungsprogramme aufgestellt (SCC 2014: 6). Dies kann als Auftakt zur Aufwertung der Regi- Darüber hinaus werden aber auch die Hindernisse und on gedeutet werden. Hürden bei der Umsetzung des Masterplans identifiziert. Neben der fragmentierten Eigentümerstruktur gilt die Bodenspekulation im Planungsgebiet als problematisch. Von der Theorie... (SCC 2009:7) Nach vorläufigen Planungsprogrammen von 2005 und 2007 (“Exchange Greengate Development Framework” Fazit und “Greengate Planning Guidance”) hat die Regierung Salfords im Jahr 2014 eine “Regeneration Strategy” Nach Jahrzehnten des Niedergangs hat Salford mit dem erstellen lassen, welche die erstgenannten ersetzen bzw. Umbau des Zentrums die Chance wieder einen attrakti- weiterentwickeln sollte (SCC 2014: 6). Diese Strategie ven Stadtkern zu bekommen. Die Entwicklung rund um verfolgt das Ziel, ein für alle an der Entwicklung betei- die Chapel Street ist ein Indiz für die dynamische Stad- ligten Akteure verlässliches Leitdokument darzustellen, tentwicklung in der Region Manchester. Bemerkenswert das eine geordnete Entwicklung des Areals unterstützt. ist aus deutscher Sicht, dass dem privaten Sektor bei Innerhalb der Strategie werden Probleme und Potenziale der Finanzierung eine überaus große Rolle zukommt. des Gebiets genannt und verschiedene Ziele und kurz-, In Zeiten von knappen öffentlichen Haushaltsbudgets mittel-, und langfristige (Bau-)Maßnahmen zur Umset- können somit auch umfangreiche Planungsvorhaben wie zung vorgestellt. das Beispiel Salford Central zeigt, durchgeführt werden. Dadurch ergibt sich jedoch auch eine Abhängigkeit von Hauptziele bestehen u.a. darin, die Verbindungsfunktion Partikularinteressen. Zudem besteht die Gefahr, dass ge- des Quartiers herauszustellen, es durch eine gezielte samtstädtische Interessen zu Lasten der privatwirtschaft- Mischnutzung zu stärken und so insgesamt ein „robust, lichen Interessen gehen. Ob die ehrgeizigen Ziele das deliverable, sustainable quarter“ zu schaffen. Darüber Zentrum Salfords wieder in ein attraktives und lebendiges hinaus stellt die Strategie Chancen vor, die eine positive Quartier zu verwandeln erreicht werden können, wird erst Entwicklung des Quartiers fördern, unter der Vorausset- abschließend in einigen Jahren zu bewerten sein. zung einer gezielten Nutzung dieser. Andererseits liegen gewisse Restriktionen und Probleme vor, die beachtet und bestmöglich gedämmt werden müssen (SCC 2014: 3 — Greengate 8f)

Die Greengate Area stellt den historischen Kern der City Die Inhalte der obenbeschriebenen Regeneration Stra- of Salford dar, der sich im Westen direkt an die City of tegy für das Greengate Areal lassen sich laut ihrer eige- Manchester angrenzt. Ursprünglich benannt nach der nen Aussagen mit weiteren Regeneration-Programmen Hauptstraße, die im historisch-mittelalterlichen Salford der Stadt Salfords vereinbaren. Gemeint ist hierbei z.B. durch den Stadtkern zum Fluss Irwell verlief (Jupp 2014b: der „City Plan 2013 to 2016“, der von dem Bürgermeister o.S), handelt es sich heute um ein etwa 13 Hektar großes der Stadt in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und Gebiet, das von Chapel Street (Südosten), dem Fluss Ir- externen Experten aufgestellt wurde und prioritäre Maß- well (Nordosten), dem Blackfriars Road (Südwesten) und nahmen für den Zeitraum von 2013-2016 enthält (SCC dem Trinity Way (Nordwesten) umschlossen ist und als 2013). Schlüsselareal im Zusammenhang der Stadterneuerungs- projekte gilt (Salford City Council (SCC) 2014: 3). ...mit Public-Private-Partnerschaft-Projekten in die Noch in den 30er Jahren als Slum deklariert, diente das Praxis… Areal in den folgenden Jahrzehnten der Beherbergung großflächiger Industrie- und Produktionsstätten. Die 70er Zukünftige Bauvorhaben werden nicht allein von der und 80er Jahre brachten jedoch – wie allgemeingültig öffentlichen Hand Salfords geplant, durchgeführt und für Manchester und Salford und bereits in Kapitel 1.2 (S. finanziert. Wie vermehrt im Immobilien- und Stadtentwick- 7 f) beschrieben – den wirtschaftlichen Niedergang des lungssektor in Manchester und England allgemein üblich, Stadtteils mit sich. Dies spiegelte sich auch in der Physis werden die Pläne und Maßnahmen in Partnerschaft mit dessen nieder: Greengate wurde zur Herberge großflä- dem Privatsektor durchgeführt. Schätzungen der Regie- 43 rung Salfords zufolge können bei erfolgreicher koopera- tiver Umsetzung der Pläne Investitionen getätigt werden, die über 400.000.0000 £ generieren und mehr als 5.000 neue Arbeitsplätze schaffen (SCC 2015: o.S.). Weitere Schätzungen gehen von der Schaffung von mehr als 1800 neuen Wohneinheiten aus (SCC 2014: 22)

…Greengate Embankment

Ein Beispiel, das die Arbeits- und Wirkungsweise der Ko- operation von Privatunternehmen und der Stadt darstellt, ist das „Greengate Embankment“. Hierbei entwickelt die Stadt Salford gemeinsam mit den Unternehmen Ask Development und dem derzeitigen Landbesitzer, der Network Rail, seit einigen Jahren den Teil des Greengate Areals, der die direkte Verknüpfung zu Manchesters Zen- trum und somit einen strategisch besonders wertvollen Wirtschaftsstandort darstellt. (Ask 2015: o.S.).

Als erster Abschnitt wird das sogenannte „Exchange“ Areal entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine Büro- und mischgenutzte Fläche auf der ehemaligen Gleis- und Bahnhofsanlage der Exchange Station, in unmittelbarer Nähe der Manchester Cathedral. Ein Vorhaben, des- sen Bau bereits beschlossen ist, ist der „101 Embank- ment“-Gebäudekoomplex, der im Sommer 2016 bezugs- fertig sein soll. Ask Development arbeitet dabei wiederum mit weiteren Joint-Venture Partnern zusammen.

Auf besagtem Areal unmittelbar neben dem River Irwell sollen zwei neue 10-geschossige Gebäude entstehen, die in erster Linie Platz für Büros, aber auch für hoch- wertigen Einzelhandel, ein Hotel sowie Wohnraum bieten und Platz für über 450 Pkw-Stellplätze vorweisen können (Ask Development Internetauftritt). Ein Käufer ist bereits gefunden: Tristan Capital Partners – so heißt es – zahlen 20.000.000 £ für den Erwerb eines Teils der Anlage. Das Geld, das Network Rail dabei zukommt, soll in den Aus- bau des Schienennetzes fließen und so nachhaltig der Gesellschaft zu Gute kommen (Jupp 2014b: o.S.).

“The Embankment development will deliver Grade A spa- ce to the Manchester office market and create a corpo- rate centre with Salford at a time when there is little new Abb. 4.1: Baustelle im Exchange Areal supply coming on-stream and as the momentum in the U.K. economic recovery lifts tenant demand.” Peter Mather of Tristan (in Manchester Evening News, 2014)

…von Wünschen und Wirklichkeit…

Das Vorhaben scheint auf den ersten Klick bzw. den ers- ten virtuellen Blick auf diverse Internetpräsenzen realis- tisch und erfolgsversprechend zu sein. Eine Besichtigung vor Ort macht jedoch deutlich, dass Pläne noch lange nicht Realität sind. Wo 2016 die ersten Bewohner und Arbeitnehmer einziehen und arbeiten sollen, befindet sich Abb. 4.2: Unsortierte Nutzungsmischung 2015 nicht mehr als einige Zäune und ein Baugerüst. Es 44 ist noch nichts zu sehen von Prestige- und Luxusgebäu- den. Embankment wird es 2016 wohl noch nicht geben Konzept erfolgreich umgesetzt zu sein und Zuspruch zu (vgl. Abb. 4.1). finden. Allerdings stellt das Gebäude eine Insel im Meer von Parkplätzen dar. In unmittelbarer Umgebung befinden Doch nicht nur im Exchange Areal scheint die Umsetzung sich mehrere privat betriebene Stellplatzanlagen, die – der Planungen noch Zeit zu benötigen. Momentan befin- wie in einem Gespräch mit einem Platzwart und auch im det sich offenbar die gesamte Greengate Gegend im Um- Vortrag von Hayley Fielden (Principal Planning Officer bruch und eine eindeutige Struktur des Stadtteils ist noch des Salford City Councils – sollte schon von Lukas er- nicht erkennbar. Das Areal stellt ein Konglomerat dar aus wähnt werden) deutlich wurde – bereits seit vielen Jahren einzelnen, modernen Neubauten, Überbleibseln industri- unverändert existieren, sich gut rentieren und vor allem eller Produktionsstätten, die vorrangig von Künstlern und von Angestellten in der Umgebung genutzt werden. Kreativen genutzt werden sowie einer großen Anzahl von freien Flächen und ca. zehn großen Parkplatzanlagen Es gib neben den Public-Private-Partnership Projekten, (SCC 2014: 5) (vgl. Abb. 4.2). die sich meist in erster Linie mit dem Bau von Gebäuden befassen, auch Projekte zur Gestaltung des öffentlichen Es wird deutlich, dass das Gebiet verschiedenen Chan- Raums. Als Beispiel dafür soll der bereits realisierte cen und Einschränkungen unterlegen ist, die den Stadter- Greengate Square genannt werden, der 2009 geplant neuerungsprozess stark beeinflussen. Noch immer leidet und 2013 eingeweiht wurde. Finanziert wurde das Projekt und profitiert das Gebiet gleichzeitig von seiner Lage: von der Regierung Salfords, der Home and Communi- Die Bahngleise und der Fluss sowie die großen Straßen ties Agency, der North West Regional Development haben eine zerschneidende Wirkung und separieren die Agency und dem Europäischen Fonds für regiona- Greengate Area von anderen Stadtteilen Manchesters le Entwicklung (EFRE). Auf dem 1,2 Hektar großen (vor allem von der City). Hinzukommt der Fakt, dass Grundstück, das früher den Victoria Busbahnhof beher- Manchester auf der anderen Seite des Flusses sich mit bergt hat, findet sich nun eine Parkfläche, die mit einem dem Rücken zum Wasser und somit mit dem Rücken zu Amphitheater, Springbrunnen, Lichtstrahler und Sitzmöbel Salford entwickelt hat (SCC 2014: 12f.). Dies verstärkt die ausgestattet ist. Der Greengate Square ist nach Einschät- Trennung der Stadtteile obwohl die eigentliche Entfer- zungen der -….. zu einem einladenden Ort für Events, nung verschwindend gering ist. Märkte und Konzerte geworden (Bainbritch 2013: o.S.). Weitere öffentliche Räume, deren Planung bereits 2009 Wie bereits angedeutet, sollte die Lage Greengates begannen, sind der “Urban Cove” und “Greengate Link”. aber auch als Vorteil bzw. Chance interpretiert werden. Der Urban Cove - als Besucherattraktion beschrieben – Die die unmittelbare Nähe zur Chapel Street sowie zur soll die natürliche Wasserkante mit gigantischen Was- Fußgänger- und Einkaufszone des Stadkerns und zu serskulpturen und einer neuen Fußgängerbrücke über anderen Landmarks kann mit entsprechenden baulichen den Fluss stärken. Der Greengate Link soll eine Fußwe- Verbindungen effektiv genutzt werden. Die Cathedral of geverbindung über und unter dem noch existierenden Manchester - ein touristischer Hochpunkt – ist, wie bereits Viadukt darstellen und mit Bepflanzung und Lichtinstalla- erwähnt, nur ein paar Gehminuten entfernt. Auch andere tionen Aufenthaltsqualität schaffen (SCC 2015: o.S.). Die historische Bauwerke (Brücken und Gebäude) und die in- beiden letzteren Projekte sind bislang noch nicht umge- teressante Schienenarchitektur befinden sich in geringer setzt und befinden sich auch noch nicht im Bau. Entfernung und geben dem Quartier seinen individuellen Charakter. Darüber hinaus soll auch die gute Anbindung Greengate ist ein Beispiel für einen Stadtteil, der sich an den ÖPNV erwähnt werden, die eine wichtige Voraus- mitten in der Transformation befindet. Es herrscht ein setzung für die nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung Nebeneinander an Projekten, die lediglich auf dem Papier eines Gebiets ausschlaggebend sein kann. existieren, die bereits beschlossen oder teilweise um- gesetzt wurden und einigen bereits realisierten Bauvor- Ein weiterer Vorteil ist, dass theoretisch genügend freie haben. Andererseits wird das Erbe der unstrukturierten Flächen oder gering bebaute Flächen für die Neubebau- Deindustrialisierungsphase noch immer in Gestalt von ung zur Verfügung stehen. Ein Beispielprojekt, das auf ungenutzten Flächen und der überproportional großen einer früheren Brachfläche entstanden ist, sind die Abito Anzahl an Parkplätzen deutlich. In den nächsten Jahren Apartments (links auf Abb. 4.4). Das von bdp Architects bzw. Jahrzehnten wird sich zeigen, wie Greengate sich entworfene und bereits 2007 fertiggestellte Wohngebäude weiterentwickelt, ob die starke Partnerschaft zwischen befindet sich direkt an der Ecke Greengate/ Gravel Lane Stadt und Wirtschaftunternehmen andauert und ob es im Herzen der Greengate Area. Neben dem Auftragge- eine 1A-Lage für Unternehmen werden und den „Man- ber, dem Vermögensverwalter Infinity Lltd waren an der chester Office Market“ bereichern kann. Entwicklung die beiden Unternehmen Ask Development und Abito beteiligt. Die Stadt war hierbei nicht involviert. “Salford City Council has played a crucial role in brin- Abito Apartments werden beschrieben als kleine, effizien- ging this major investment to the city. The development te „Mikro-Wohnungen“, die vor allem auf die Bedürfnisse is further evidence that Salford is becoming an extre- und Mittel von young professionals und Graduierenden mely attractive city for investors from around the world” ausgerichtet sind (Architonic.com o.J.). Laut der Urteile in Salfords Bürgermeister Ian Stewart (in Manchester Eve- verschiedenen Internetforen (z.B. architecturetoday.co.uk ning News, 2014) 2007, worldarchitecturenews.com 2007) scheint das 45 4 — Salford Quays ersten neuen Nutzungen an. Hierzu gehörten auf Pier 5 und 6 unter anderem das Copthorne Hotel, ein Multiplex Bei den Salford Quays handelt es sich um ein altes Cinema, erste Wohngebäude und Büros. Für die Infra- Hafengelände, durch das Manchester im späten 19. strukturmaßnahmen wurden insgesamt über 35 Million Jahrhundert an internationale Seewege angeschlossen Pfund investiert. Im Endeffekt wurden hierdurch über wurde. Ein neuer Schiffkanal, der bis zur Westküste tausend neue Jobs geschaffen. (Salford City Council, reichte, wurde ausgehoben um 1894 Großbritanniens 2008: 5) drittgrößter Hafen zu eröffnen. In den 1970er verlor der Hafen schließlich, bedingt durch die zunehmende Glo- In den späten 1980er Jahren entschied sich die Stadtver- balisierung und der damit verbundenen Umstellung auf waltung dazu, das Entwicklungskonzept für die Salford Container-Großhäfen an Bedeutung. Es kam zu grund- Quays anzupassen. In Zukunft wollte man sich stärker legenden strukturellen Problemen, da tausende Arbeiter auf den Aufbau kultureller und touristischer Potentiale ihren Arbeitsplatz in den Werften und den umliegenden sowie neuer Freizeitangebote konzentrieren. Das beinhal- Gewerben verloren. Schließlich wurde der Hafen 1982 tete auch einen größeren Anteil gewerblicher Bebauung endgültig geschlossen. (Hindle et al. 2012: 1) und eine intensivere verkehrliche Erschließung, etwa durch die Anbindung an die Metro. Insgesamt sollte das Quartier durch qualitativ hochwertige Landschafts- und Städtebauliche Grundlagen zur Entwicklung Gebäudearchitektur an Attraktivität gewinnen. (Salford City Council, 2008: 6) Noch bevor die letzte Werft 1982 endgültig geschlossen wurde, beschloss die Stadtverwaltung, ein umfangreiches Der Erhalt alter Gebäude spielte bei der Stadterneuerung Programm zur städtebaulichen Gestaltung des Hafenge- keine Rolle. Es wurde zwar darauf geachtet, den Cha- ländes aufzulegen. Sie deklarierte das Gebiet rund um rakter des ehemaligen Hafengeländes im Rahmen der den alten Hafen zu einer Gewerbezone und startete mit Außenanlagen, Freiflächen und Landschaft beizubehalten der Ansiedlung erster Unternehmen unter einem Pla- (Salford City Council, 2008: 4), jedoch wurde fast kein nungshorizont von zehn Jahren. (Salford City Council Gebäude aus der Zeit vor 1980 erhalten (Hindle, et al., 2008: 8) Es stellte sich jedoch nicht der erwartete Wachs- 2012: 5) tumseffekt ein und man befürchtete, kaum weitere private Investitionen anlocken zu können (Hindle et al. 2012: 1). In den Achtziger Jahren gewannen Architekturwettbewer- be an Bedeutung. Auch in Salford wurden zu dieser Zeit Die Stadtverwaltung beschloss aufgrund des wirtschaftli- mehrere Projekte auf diese Weise ausgeschrieben. Im chen Drucks eine Überarbeitung des Gewerbekonzepts. Ergebnis entstanden beispielsweise das Regatta House Im Ergebnis wurde ein Entwicklungskonzept erarbeitet, am Pier 5 sowie das Quay House (heutiges Anchorage) das vorsah, das Gebiet mithilfe öffentlicher und privater am Ontario Basin. (Salford City Council, 2008: 7) Mittel zu entwickeln. Im Fokus des Konzeptes standen klar ökologische und ökonomische Ziele. Durch die Viele der Gebäude wurden zu Beginn der 1990er Jahre Schaffung moderner Infrastrukturen sollten mittelfristig Ar- fertig gestellt oder befanden sich bereits in fortgeschrit- beitsplätze und eine verbesserte Lebensqualität geschaf- tener Planung. Eine wirtschaftliche Rezession in den fen werden. Die Stadtverwaltung hat dazu gemeinsam darauffolgenden Jahren sorgte anschließend für hohen mit dem Umweltministerium und in Einbeziehung euro- Leerstand bei den fertiggestellten Gebäuden. Bauvorha- päischer Mittel rund 35 Millionen Pfund investiert. (Sal- ben, die noch nicht übergeben waren oder sich noch in ford City Council 2008: 4) Im Sinne der damals aktiven der Planung befanden, wurden zunächst auf Eis gelegt. Thatcher-Regierung sollten auch in Salford hauptsächlich Eine Entspannung kam erst wieder Ende der 1990er Jah- Public-Private-Partnerships eingesetzt werden. Diese re. (Hindle, et al., 2012) haben in dieser ersten Phase bis 1990 circa 250 Millionen Pfund privater Investitionen angeregt (ebd.). The Lowry – Ein Kulturzentrum als Leuchtturmprojekt Im nächsten Schritt wurde ein Masterplan erarbeitet, der konkrete Maßnahmen enthielt. Das Gebiet sollte schritt- Das Salford Center for Performing Arts sollte die Krönung weise „zurückerobert“ werden, indem Wasserkanten und der Salford Quays als Leuchtturmregion werden. Bereits Kanäle erneuert werden sollten, die sich in eine qualitativ 1989 begann die Konzeption eines Kulturzentrums. Eine hochwertige Landschaft einbetten sollten. Außerdem war unabhängige Machbarkeitsstudie analysierte den Markt- geplant, die Zugänglichkeit durch eine intensive Er- bedarf an kulturellen Einrichtungen für das Einzugsgebiet, schließung mit neuen Brücken, Kanälen und Straßen zu deren Ergebnisse den strategischen Grundstein der Pla- verbessern. Von Beginn an sollte die Nutzung gleicher- nung lieferten. Die Studie beleuchtete, welche konkreten maßen auf Gewerbe, Wohnen und Freizeit verteilt sein. Potentiale für Theater, Galerien, Gewerbeflächen und so Die Umsetzung des ersten Masterplans begann 1985 und weiter vor Ort bestanden. In einem weiteren Gutachten wurde durch ein intensives Projektmanagement begleitet. wurde empfohlen, die Gebäude auf der Spitze des Pier (Salford City Council, 2008: 5) 8 und somit auf einem der prominentesten Plätze der Quays zu errichten. (Salford City Council, 2008: 8) 46 Zwischen 1986 und 1990 siedelten sich schließlich die Im Jahr 1991 wurde nach einer Ausschreibung ein denen sich die meisten in der Greater-Manchester-Regi- britisches Architekturbüro James Stirling and Michael on befinden. Insgesamt zieht das Lowry jährlich 820.000 Wilford mit der Masterplanung beauftragt. Die Erstellung Besucher an und trägt mit 29 Millionen Pfund jährlich zur des Masterplans wurde in den Folgejahren unter Einbe- nationalen Wertschöpfung bei. Die Studie hat weiterhin ziehung diverser Verbände aus Kultur, Wirtschaft und ermittelt, dass das Lowry durch seine Ausstrahlungskraft Bürgerschaft weiterentwickelt. (Lowry 2015) rund 1,4 Mrd. Pfund privater Investitionen in der Um- gebung angeregt hat. Damit wurde Salford die größte Die Finanzierung sollte zunächst aus britischen und Wachstumsregion in Greater Manchester. Eine beson- europäischen sowie aus privaten Mitteln erfolgen. Nach dere Rolle spielen dabei auch die öffentlichen Gelder, dem sich die Stadtverwaltung um nationale Mittel bewor- die einen Anteil von 11,8 Prozent an der Gesamtinves- ben hatte, beschloss die British Millennium Commission tition hatten. Für vergleichbare Projekte ist dies deutlich im Jahr das Projekt mit insgesamt 64 Millionen Pfund zu unter dem Durchschnitt. Dadurch erreicht das Projekt unterstützen. (ebd.) Weitere Finanzierungen kamen vom einen überdurchschnittlich hohen Return on Investment Heritage Lottery Fund in Höhe von 11 Millionen Pfund von 16,26 Pfund je investiertem Pfund aus öffentlichen sowie vom Arts Council in Höhe von 52 Millionen Pfund. Mitteln. (Manchester‘s Commission for the New Economy, 2013) Mit deren erfolgreicher Finanzierung übergab die Stadt das Projekt an den eigens dafür eingerichteten Lowry Trust. Neben dem Gebäude wurden auch das Lowry Pla- Strategische Manifestierung durch die „Media City“ za, die Lowry Footbridge, das Lowry Outlet Center sowie das Digital World Centre umgesetzt. Das Lowry eröffnete Die MediaCityUK ist ein seit 2007 neu entstandener planmäßig am 28. 4. 2000. (Salford City Council, 2008: 8) Stadtteil auf dem Gelände der Salford Quays und bietet unterschiedlichen Unternehmen und Einrichtungen der Einer Studie zufolge hat das Lowry einen positiven Effekt Medianbranche Büro- und Arbeitsflächen. auf die wirtschaftliche Entwicklung der Umgebung und damit seine Aufgabe als Leuchtturm-Projekt erfüllt. Die Die ersten konkreten Pläne für die MediaCity entstanden Studie zeigt, dass allein durch das Lowry 553 neue Ar- 2006 und sahen eine umfassende Entwicklung des nord- beitsplätze (direkt und indirekt) geschaffen wurden, von westlichen Bereiches der Salford Quays vor. Auslöser

47 Abb. 4.3: The Lowry — Josiane Meier

war eine Ankündigung der öffentliche Radio- und Fern- unterstützen. (Breen, 2004) Mittlerweile haben sich laut sehanstalt BBC aus dem Jahre 2004, die vorsah, große Betreiber über 200 Gewerbe- und weitere Einrichtungen Teile des Unternehmens von London nach Nordengland in der Media City angesiedelt. Die wichtigsten sind neben zu verlegen. Die BBC reagierte damit auf einen Bericht der BBC: ITV Granada, Satellite Information Services und in dem die „London-fixierte“ Ausrichtung der Programme die University of Salford. (Peel Land and Property Group, kritisiert wurde. (British Broadcasting Corporation, 2007) 2015)

Die BBC hatte zunächst vier mögliche Standorte im Auge, Verschiedene Untersuchungen zum Umzug der BBC davon zwei in Manchester und zwei in Salford. Bei der haben sich mit der Effektivität im Hinblick auf die selbst Standortwahl wurde unter anderem berücksichtigt, dass gesetzten Zeile aber auch auf die ökonomischen Auswir- das bestehende BBC-Büro in Manchester ohnehin hätte kungen in der Region beschäftigt. Grundsätzlich waren umgehend renoviert werden müssen. (ebd.) die Ergebnisse positiv. Der Umzug konnte sowohl zeitlich als auch finanziell im geplanten Rahmen stattfinden. Da- Dieser Chance entgegenblickend, bildete sich eine bei hat der Umzug insgesamt 224 Millionen Pfund gekos- Partnerschaft aus der Northwest Regional Development tet. Insgesamt wurden fast 2.300 Arbeitsplätze in Salford Agency, der Salford Urban Regeneration Company sowie geschaffen. Während der Großteil aus London oder dem dem Salford City Council. Diese erarbeiteten gemeinsam alten Standort in Manchester verlagert wurde, sind jedoch mit den Grundstücksbesitzern sowie dem Immobilienent- fast 600 komplett neue Stellen entstanden. (vgl. British wickler Peel Group das umfassende Konzept der Media- Broadcasting Corporation, 2013 & House of Commons - CityUK. (Peel Land and Property Group, 2013) Committee of Public Accounts, 2013)

Das Konzept sah vor, dass die Peel Group die komplette Durch die Ansiedlung der Medienunternehmen wuchs Infrastruktur inklusive der Gebäude, Studios und Einrich- auch die Anzahl der Wohnungen rapide an. Jüngsten Me- tungen bereitstellt und an die BBC verleast. Im Rahmen dienberichten zufolge siedeln sich immer weitere Unter- dieses Konzeptes sollen sich auch andere Unternehmen nehmen in den Quays an. Der Wert der Immobilien steigt in der MediaCity ansiedeln und von der branchenspezi- dadurch so stark, wie in keiner anderen Stadt Großbritan- fischen Infrastruktur profitieren. Dazu wurde unter Fe- niens. Dabei sind Gewerbeimmobilen genauso betroffen derführung der BBC der sogenannte Media Trade Group wie Wohnimmobilien. (Keeling, 2014) PACT verabschiedet, der unabhängige Produktionsfirmen unterstützen und so die lokale Wirtschaft stärken sollte. Der alte Standort der BBC auf der Oxford Road in Man- Zusätzlich hat die BBC ein Besucher- und Bildungs- chester wurde geschlossen. Das Gebäude wurde nach zentrum eingerichtet und sich mit der Stadtverwaltung dem Umzug 2011 abgerissen und das Gelände zu einem 48 darauf verständigt, den Aufbau einer Medienakademie zu privat bewirtschafteten Parkplatz umfunktioniert. Der Abb. 4.4: MediaCityUK — Josiane Meier

Eigentümer des Grundstückes hat um Juli 2015 angekün- digt, noch im selben Jahr ein Bauvorhaben mit verschie- denen Gewerbeflächen, Läden, einem Hotel und hoch- wertigen Wohnungen umzusetzen. Der Parkplatzbetreiber äußerte darüber großes Bedauern, da dies einer seiner rentabelsten Parkplatzflächen in Manchester war. (Rucki, 2015)

Fazit

Die Salfors Quays sind ein beeindruckendes Beispiel für ein städtebauliches Transformationsprojekt. Eine langfris- tige Planung und beharrliche Verfolgung der Vision eines vielfältig genutzten Quartiers führten zum großen Erfolg. Die gezielte Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Akteuren hat über viele Jahre und Etappen hinweg zu der Entstehung eines konsistenten städti- schen Raumes bewirkt. So hat etwa das Lowry Projekt seine Aufgabe als Leuchtturm erfüllt und laut Studien der Betreiber viele private Investitionen in der Umgebung begünstigt.

Dennoch zeigt sich auch in Salford, wie stark die Stadt- planung und -erneuerung von der wirtschaftlichen Kon- junktur abhängt. In guten Zeiten werden unzählige Projek- te parallel entwickelt und während der Rezession herrscht Stillstand. Insgesamt bleiben die Salford Quays als gutes Beispiel einer schnellen und wirtschaftlich erfolgreichen Entwicklung einer alten Industrielandschaft in Erinnerung.

49 Manchester United ist einer der erfolgreichsten und zugleich traditionsreichsten Fußballvereine der Welt. Exkurs Die Bedeutung des Vereins für die Region Manchester geht jedoch über den sportlich-kulturellen Aspekt hin- Trafford, aus. Durch den hohen Bekanntheitsgrad und das stetige Wachstum gewinnt er zunehmend auch wirtschaftlich an Manchester Bedeutung. Letzterer Aspekt wird im folgenden Abschnitt United näher untersucht.

und dessen 1 — Manchester United als Bedeutung für Vorreiter des Modern Football Im Jahr 1878 gegründet, konnte Manchester United als Greater einer der bekanntesten Fußballvereine Englands beson- ders ab den ausgehenden 1980er-Jahren national und Manchester international große sportliche Erfolge feiern. (vgl. Man- chester United o.J.a) In genau diesem Zeitraum durch- lief auch der englische Fußball eine Entwicklung hin zu Niels Kramer dem, was heute als Modern Football bezeichnet wird: Angetrieben durch den erwachenden Pay-TV-Markt (vgl. Zimmer 2000: 441) wurde der Fußball zu einem globalen Wirtschaftsfaktor; Gehälter und Werbeeinnahmen stiegen Stadtmarketing — Auswir- in bis dato ungeahnte Höhen und die steigende Nach- frage nach Merchandise-Artikeln stellte eine neue Ver- kungen der Großsportver- marktungsmöglichkeit dar. Der Verein Manchester United hatte durch den sportlichen Erfolg das Glück, genau zu anstaltungen — Anziehung dieser Zeit große Popularität bei Fans und Sponsoren zu genießen und vor diesem Hintergrund die richtigen von Investoren — Wirt- Weichen Richtung Zukunft zu stellen. Einen bedeutenden Meilenstein stellte hier vor allem der Börsengang im Jahr schaftliche Einnahmequelle 1991 dar, in dessen Zuge der Fußballverein die Gesell- schaftsform wechselte – vom eingetragenen Verein zur Aktiengesellschaft. (vgl. Porter 2008: 2)

Durch diesen Schritt veränderten sich vor allem die Politik und die lokale Identität des Vereins, welcher nun wie ein modernes Wirtschaftsunternehmen geführt wurde. So suchte das Management ständig nach Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Situation des Vereins und entdeckte die ausländischen Märkte für sich. Unter dem Motto Go East absolvierte Manchester United bereits in den 1990er-Jahren in der Saisonvorbereitung Freund- schaftsspiele in Asien und verkaufte dort gleichzeitig die internationalen Rechte für die Übertragung seiner engli- schen Ligaspiele. (vgl. Aumüller 2008)

Zum Vorteil geriet Manchester United dabei die Tatsache, dass man in David Beckham, der in den Jugendmann- schaften des Vereins ausgebildet wurde, den ersten Fußballer unter Vertrag hatte, der wie ein Popstar verehrt wurde. Beckham löste in Asien eine wahre Hysterie aus. So hat eine japanische Verehrerin nach der Fußball-Welt- meisterschaft 2002, die in Japan und Südkorea statt- gefunden hatte, alle Hotels der englischen Mannschaft besucht „und in Beckhams vermeintlichen Zimmern die Pissoirs und Klosetts fotografiert.“ (Kirschneck 2015) Auch aufgrund dieses Hypes verpflichtete ihn im Sommer 2003 der spanische Verein Real Madrid, der wiederrum in Beckhams erstem Vertragsjahr eine Million Trikots mit 50 seinem Namen verkaufen konnte. (vgl. ebd.) Beckham Abb. E2.1: Das Stadion Old Trafford — Heimspielstätte von Manchester United

war nun „nicht mehr in erster Linie Fußballer, sondern nach Asien und gewannen dort mit AirAsia und Tourism Investitionsobjekt.“ (ebd.) Malaysia neue strategische Partner, die den Verein als Sponsoren unterstützen und dabei halfen die Krise zu überwinden. (vgl. Whitehead 2006) 2 — Manchester United als Wirtschaftsunternehmen Insgesamt hat der Fußballverein heute acht Sponsoren, von welchen kein einziger aus der Region Manchester Auch ohne David Beckham konnte Manchester Uni- kommt und nur einer (AON) aus England. Die restlichen ted sein sportliches und finanzielles Niveau halten und Sponsoren haben ihren Hauptsitz in den USA (Chevrolet, verbessern. Längst hatte der Fußballverein Strukturen Bulova), Japan (Epson), Deutschland (DHL), Russland geschaffen, die ihn unabhängig von einzelnen Persönlich- (Aeroflot), Thailand (Singha) und Chile (Casillero des keiten machten. So war es möglich, den Jahresumsatz Diablo). (vgl. Manchester United o.J.b) Diese globale innerhalb der Jahre 2005 bis 2014 von 243 Millionen Euro Attraktivität des Vereins für Sponsoren ist auf seine Po- auf 518 Millionen Euro zu steigern. (vgl. statista 2015) pularität zurückzuführen, die sich der Verein auch in einer Zu verdanken ist dieser Anstieg den stetig steigenden Studie hat bestätigen lassen. Demnach seien weltweit Einnahmen durch TV-Gelder und Sponsoren. 659 Millionen Menschen Fans von Manchester United. (vgl. Handout Manchester United 2015). Dieser anhaltende finanzielle Erfolg ermöglichte Man- chester United nicht nur die wiederholte Verpflichtung von neuen Starspielern, sondern machte den Verein auch 3 — Die Bedeutung des Vereins für Investoren interessant. Nachdem eine Übernahme für Greater Manchester durch den Medienmogul Rupert Murdoch im Jahr 1998 noch gescheitert war, erwarb im Jahr 2005 schließlich Die Region und die Stadt Manchester profitieren auf der US-amerikanische Unternehmer Malcom Glazer zweierlei Weise von der Popularität des Vereins. Zualler- die Mehrheitsanteile am Klub. Innerhalb kürzester Zeit erst im Bereich des Tourismus. Deutlich wird dies in einer gelangten er und seine Familie für ca. 790 Pfund Sterling Aussage der Greater Manchester Strategy for the Visitor in den Besitz von rund 97,3 Prozent der Klubanteile. (vgl. Economy 2014 – 2020. In Bezug auf die Qualität der tou- BBC 2005) ristischen Attraktionen Manchesters steht dort:

Dass der Verein für den US-Amerikaner nicht nur eine „Our attractions are good and have great content but in teure Form des Freizeitvertreibs darstellt (wie es dem global terms they are not strong enough (apart from the russischen Besitzer vom FC Chelsea London, Roman global brand profile of Manchester United).” Abramowitsch, nachgesagt wird), zeigt die Tatsache, dass (Marketing Manchester o.J.a: 2009) Glazer das für den Kauf aufgenommene Darlehen nach der Übernahme auf den Klubs überschrieb. (vgl. ebd.) Die Zahlen einer Studie von Cambridge Econometrics Dies trieb zunächst die ohnehin schon hohen Schulden Limited untermauern diese Aussage. Demnach besucht des Vereins in die Höhe. Doch die Geschäftsführer von jeder achte aus dem Ausland kommende Tourist ein Manchester United lösten dieses Problem wie ein mo- Heimspiel von Manchester United. (vgl. Cambridge Eco- dernes Wirtschaftsunternehmen: Sie nutzen die Kontakte nometrics Limited 2013: 9) Darüber hinaus ist auch das 51 vereinseigene Museum als städtische Attraktion zu be- Beim erwähnten Stadtrivalen Manchester City bleibt zeichnen. Mit rund 300.000 Besuchern pro Jahr rangiert allerdings festzuhalten, dass der Aufstieg des Vereins zu es innerhalb der Top 10 der meistbesuchten Attraktionen einem der erfolgreichsten Fußballsklubs Europas höchst- in Greater Manchester (s. Abb. E.2). wahrscheinlich auf die Popularität Manchester Uniteds in Asien zurückzuführen ist. So ist zu vermuten, dass vor Beim britischen Fußballmuseum, das in dieser Rangliste allem die Assoziation Manchesters mit Manchester United sogar noch vor dem Museum von Manchester United sowie attraktivem und erfolgreichem Fußball den Scheich liegt, besteht darüber hinaus ein indirekter Bezug zum Mansur Bin Sajid al-Nahajan im Jahr 2008 dazu bewegte, Verein. Für viele jener ausländischen Touristen, die ein den Verein Manchester City über sein Investmentunter- Fußballspiel und das Museum von Manchester United nehmen Abu Dhabi United Group zu kaufen. (vgl. Gro- besuchen, dürfte auch das Fußballmuseum ein attrakti- ßekathöfer; Pfeil 2008) Als Mitglied der Herrscherfamilie ves Ziel darstellen. Abu Dhabis sorgte er anschließend dafür, dass die Airline Etihad Airways, die ebenfalls von der Herrscherfamilie Welche Bedeutung Manchester United für den Tourismus Abu Dhabis geführt wird, Hauptsponsor von Manches- in Manchester hat, zeigt ebenfalls der Fakt, dass der ter City wurde. (vgl. Taylor 2008) Während der Verein Verein nach der Verpflichtung des japanischen Starspie- vorher innerhalb des englischen Fußballs wenige Erfolge lers Shinji Kagawa aufgrund der gestiegenen Nachfrage vorweisen konnte und in den Jahren 1996 bis 2000 gar drei japanisch sprechende Tourguides für Stadionführun- nur in der zweiten Liga Englands spielte, konnten dank gen und das Museum einstellen musste. (Input Educa- der Sponsorengelder Starspieler verpflichtet und bis dato tion Session bei Manchester United am 24.07.2015, in ungeahnte sportliche Erfolge gefeiert werden. Old-Trafford) Auch für die Stadt ergab das Engagement der Abu Ein weiteres Feld, auf dem die Stadt durch den Verein Dhabi United Group positive Rückkopplungen. So sorgte profitiert, sind ausländische Investitionen. Wie bereits die Verbindung zwischen der Abu Dhabi United Group, erwähnt, begann Manchester United als einer der ersten Etihad Airways und Manchester City auch dafür, dass die europäischen Vereine damit, in der Saisonvorbereitung Stadt Manchester als Sitz der Europazentrale der Airline Testspiele in Asien zu absolvieren, um sich dort zu ver- ausgewählt wurde, wodurch wiederum 100 neue Arbeits- markten und Sponsoren zu gewinnen. Im Sommer 2012 plätze in Manchester entstanden sind (vgl. Manchester etwa verhandelten während eines Testspiels zwischen Evening News 2012a). Darüber hinaus investiert die Abu dem chinesischen Verein Shanghai Shenhua und Man- Dhabi United Group auch in den Bau von 6.000 Wohnun- chester United Vertreter der Manchester-China-Han- gen im Umfeld des Stadions von Manchester City. (vgl. delsmission und der britischen Wirtschaftsförderung mit BBC 2014) chinesischen Vertretern aus Wirtschaft, Tourismus und Medien. (vgl. Coleman 2012; Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Die bereits erwähnte Studie von Cam- 4 — Manchester Uniteds Bedeutung bridge Econometrics Limited hält in diesem Kontext und für Trafford auch mit Blick auf Manchester Uniteds Stadtrivalen Man- chester City fest: Obwohl Manchester United den Namen der Stadt Man- chester trägt, ist die eigentliche Heimat des Vereins „The awareness of these football clubs (and the success die Stadt Trafford. Trafford wiederrum zählt zur Region that they have had) around the world has proved import- Greater Manchester und liegt südwestlich in unmittelbarer ant in getting Greater Manchester recognition as a po- Nähe zur Stadtgrenze Manchesters. Der Name Trafford tential location for investment, as well as giving a certain geht zurück auf die normannische Adelsfamilie de Traf- aura of success to the worldwide image of the region.” ford, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Groß- (Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) teils des damals agrarisch geprägten Landes gehörte. (vgl. Trafford Council o.J.)

Manchester United hat eine große Bedeutung für Trafford. So engagiert sich der Verein zusammen mit seinen Spon- soren für die Stadt. (vgl. Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Im Detail erstreckt sich dieses Engagement unter anderem auf sozial benachteiligte Stadtteile. Eines der Projekte trägt den Namen Kickz und zielt besonders auf junge Einwohner Traffords ab. Durch die Teilnahme an wöchentlichen Sitzungen soll dies dabei helfen, die Kriminalität und unsoziales Verhalten in der Stadt einzu- dämmen. (vgl. Trafford Partnership 2014)

Doch die Bedeutung des Vereins für Trafford hat natürlich Abb. E2.2: Top 10 der Besucherattraktionen in Greater Manchester im auch eine wirtschaftliche Komponente. Neben der bereits Jahr 2013 — Eigene Darstellung nach Manchester Evening News 52 erwähnten touristischen Bedeutung, von der die ganze Region Manchester profitiert, ist Manchester United auf men mit dem benachbarten Salford in das Programm lokaler Ebene auch ein bedeutender Arbeitgeber: 675 aufgenommen wurde. Die finanzielle Minderbelastung Menschen werden ständig vom Verein beschäftigt. An ermöglichte im Trafford Park den Abriss bestehender Ge- Spieltagen kann diese Zahl auf bis zu 1.300 steigen. (vgl. bäude und den Bau moderner Büro- und Fertigungskom- Handout Manchester United 2015). plexe. Dieses Vorgehen erwies sich schnell als Erfolg: Auf der einen Seite konnten bestehende Unternehmen Nach Maßstäben der europäischen Kommission ist expandieren, auf der anderen Seite siedelten sich auch Manchester United mit dieser Beschäftigtenzahl als neue Firmen im Trafford Park an. (vgl. mosi 2001; The Großunternehmen zu definieren (vgl. Hauptverband der National Archives o.J.b; The Guardian 2015) Deutschen Bauindustrie o.J.). Diese Ausmaße und das kontinuierliche wirtschaftliche Wachstum des Vereins Ab dem Jahr 1987 bewarb zusätzlich die Trafford Park ziehen als Folge auch einen gestiegenen Raumbedarf Development Corporation das Gewerbegebiet, was nach sich. Eine Erweiterung des vereinseigenen Stadions ebenfalls Investitionen durch Unternehmen und positi- in Form eines Ausbaus der Südtribüne ist jedoch nicht ve Beschäftigungseffekte nach sich zog. Große Firmen möglich, da sich in unmittelbarer Nähe eine Eisenbahn- wie Nuttall Packaging, Ricoman LED, Kellog’s und DHL linie und 50 Wohnhäuser befinden. Manchester United siedelten sich im Gewerbepark an. So konnte die Be- beschränkte sich daher bisher auf den Kauf von ande- schäftigungszahl bis zum Jahr 2012 auf 56.000 gesteigert ren Grundstücken in der Nachbarschaft des Stadions. werden. Heute gilt Trafford im Allgemeinen und der Traf- So kaufte der Verein im Oktober 2011 für acht Millionen ford Park im Speziellen wieder als populärer Standort für Pfund Sterling Grundstücke im Bereich des Trafford Unternehmen. (vgl. St Antony‘s Centre o.J.; The Guardian Parks. (vgl. Ruddick 2012) 2015)

5 — Die Entwicklung des 6 — Fazit Gewerbeparks Trafford Park Manchester United ist nicht nur ein erfolgreicher Fußball- Beim Trafford Park handelt es sich um den ersten Ge- verein, sondern hat sich in den vergangenen dreißig Jah- werbepark der Welt, welcher im Jahr 1896 eröffnet wurde ren auch zu einem wirtschaftlichen Global Player entwi- (vgl. mosi 2001). Zu dieser Zeit gewannen neben der ckelt. Bei vielen Fans und Fußballromantikern stößt diese Baumwollindustrie auch andere Produktionsbereiche für Entwicklung jedoch auf Ablehnung. (vgl. Porter 2008: 5f.) Manchester zunehmend an Bedeutung. Die Nähe zum Manchester Ship Canal suchend, siedelten sich im Traf- Für die Stadt Manchester ist diese Entwicklung jedoch ford Park unter andrem Stahlgießereien, Keksfabriken, positiv zu bewerten. So kann der Verein als wichtigster Öl-Raffinerien und Autohersteller an. So eröffnete dort im Botschafter Manchesters im Ausland bezeichnet werden. Jahr 1911 beispielsweise das erste Werk des US-ame- Hierdurch werden nicht nur viele Touristen in die Stadt rikanischen Autoherstellers Ford, wodurch auch die gelockt, sondern auch ausländische Investitionen direkt innovativen Fertigungsmethoden des Konzerns Einzug in oder indirekt angestoßen. So wird der Verein auf seinen England hielten. Durch letztere gelang Ford im Jahr 1920 Reisen nach Asien beispielsweise regelmäßig von heimi- die Herstellung von 26.000 Autos im Trafford Park. (vgl. schen Wirtschaftsdelegationen begleitet. (vgl. Coleman The Guardian 2015) 2012; Cambridge Econometrics Limited 2013: 9)

Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erreichte die Beschäf- Parallel zu Manchester Uniteds sportlichem und wirt- tigung im Gewerbepark ihren Höhepunkt: 75.000 Men- schaftlichem Aufschwung begann auch die Stadt Man- schen arbeiteten zu dieser Zeit dort. Auch nach dem chester sich vom wirtschaftlichen Strukturwandel und Zweiten Weltkrieg setzte sich der Erfolg des Parks dem Verlust der Arbeitsplätze in der Textil- und Schwe- zunächst fort. Ab den 1960er-Jahren begann rezessions- rindustrie zu erholen. Ein zumindest indirekter Zusam- bedingt jedoch der Niedergang. Massenentlassungen menhang zwischen dem Aufschwung von Manchester waren die Folge. Zu Beginn der 1980er-Jahre sank die United und jenem der Stadt Manchester ist zu vermuten, Beschäftigung daher auf noch 25.000 Menschen. (vgl. so dass Manchester United abschließend als Katalysator ebd. und mosi 2001) für städtische Entwicklungen und als wichtiger Baustein innerhalb der Stadterneuerung Manchesters bezeichnet Vor dem Hintergrund dieses drastischen Niedergangs werden kann. kontaktierte im Jahr 1979 die Regierung Großbritanniens den Stadtrat von Trafford und bot die Aufnahme in das Enterprise Zones Experiment an. Die Regierung Großbri- tanniens wollte im Rahmen dieses Programms heraus- finden, ob durch die Befreiung von bestimmten steuer- lichen und administrativen Bürden ein wirtschaftliches Wachstum in bestimmten Gebieten herbeigeführt werden könnte. In der lokalen Bevölkerung fand das Programm großen Zuspruch, so dass im Jahr 1981 Trafford zusam- 53 1 — Vorstellung des Stadtteils

South — AF — Südlich und direkt an die Innenstadt der City of Manchester angrenzend, erstreckt sich der Stadtteil Hul- Hulme me. Jener von der Innenstadt durch die Stadtautobahn getrennt, hat eine Ausdehnung von etwa sechs km2 und mit dem Stand von 2012 17.030 Einwohner (vgl. MCC Adina Felgentreu 2014a: 4). Einzuordnen als Wohnvorort ist dieser in nur zehn Gehminuten von der Innenstadt erreichbar. Hulme Jennifer Kögler wird im Osten eingefasst durch den Stadtteil Ardwick und im Süden durch den Stadtteil Moss Side. Im Westen und Nordwesten folgen die zu Greater Manchester gehören- den Gemeinden Trafford und Salford. (vgl. Kreutz 1999: Stadterneuerung — Archi- 13; Dean 1996: 104; Dettmer und Kreutz 1998: 104) tektur: Brückengestaltung Die den Stadtteil zerschneidende Princess Road be- kommt durch die (siehe S. 61) eine — Grün- / Freiraument- Verknüpfung. Sie ist eine der Hauptverkehrsstraßen Man- chesters und dient als Verbindung in das und aus dem wicklung — Universität Stadtzentrum, zur Stadtautobahn und zum Flughafen. Die nördliche Grenze des Stadtteils zur Innenstadt wird ver- stärkt durch die Stadtautobahn – dem Mancunian Way. Weitere Hauptverkehrsstraßen, wie die Oxford Road oder die Stretford Road, begrenzen und durchziehen den Stadtteil Hulme. Deutlich wird zwar eine gute verkehrliche 5 Erschließung, jedoch auch eine hierdurch entstehende Barrierewirkung und negative Prägung für den Stadtteil. (vgl. MCC o.J.: 1 f.)

Derzeit ist Hulme ein sehr beliebtes Viertel für junge Men- schen und Studenten sowie für Familien. Dies lässt sich auf die vergleichsweise günstigen Mietpreise sowie auf die Lage zurückführen. Mit Etablierung der Birley Fields (siehe S. 62) – als Erweiterung der Manchester Metro- politan University – ist mit einer weiteren Erhöhung des Anteils an Studenten zu rechnen (vgl. MCC 2011/12: 9 f.; MCC 2014c: 4). Hieran anknüpfend sind heute prägend für den Stadtteil die verschiedenen Bildungs- und For- schungseinrichtungen der Universitäten von Manchester. Die University of Manchester, die Manchester Metropoli- tan University sowie der Manchester Science Park liegen innerhalb des Stadtteils und bieten nicht nur verschie- dene Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, sie sind zudem ein wichtiger Arbeitgeber innerhalb Manchesters. (MCC o.J.: 3)

2 — Etappen der Stadterneuerung

AF — In seiner bewegten Geschichte ist der Stadtteil Hulme zunächst von der industriellen Revolution, die für den Stadtteil einen rapiden Bevölkerungsanstieg sowie eine extrem dichte Bebauung bedeutete, gekennzeichnet. Aufgrund dessen zur Clearance Area erklärt und fast voll- ständig abgetragen, wurde Hulme Ende der 1960er/ An- fang der 1970er Jahre Schauplatz eines Experimentier- feldes neuester Bautechnik, die sich jedoch bereits kurze Zeit nach der Fertigstellung als völlig unpassend und mangelhaft erwies. Als Nährboden für urbane Probleme und als Ort des Scheiterns des Städtebaus der Moderne 54 erlangte der Stadtteil Hulme englandweite Berühmtheit. Darauf reagierend erfolgte in den 1990er Jahren die zwei- der Druck zur Schaffung von städtischem Wohnraum für te Flächensanierung, dessen Leitbild sich wieder mehr an die durch die veränderten Produktionsbedingungen die- der traditionellen englischen Bauweise orientierte. Dies ser Zeit entstandene Arbeiterklasse in hohem Maße stieg. einführend, werden im Folgenden die einzelnen Etap- Wenn noch um 1821 eine recht überschaubare Anzahl pen der Stadterneuerung ausführlicher betrachtet. Der von 4.500 Menschen im Stadtteil Hulme lebte, so waren Abschluss findet sich in einer aktuellen Betrachtung des es 30 Jahre später bereits 53.000 Menschen. Weitere 50 Stadtteils. Diese erfolgt – vor allem gestützt durch den Jahre vergingen und eine Bevölkerungszahl von 130.000 dritten Abschnitt dieses Beitrages – anhand der Vorstel- wurde im Stadtteil Hulme verzeichnet. (vgl. MacDonald; lung verschiedener Stationen innerhalb des Stadtteils. MCC 2004: 70; Kreutz 1999: 17, 23 f.)

Für die Schaffung der benötigten Arbeiterwohnungen bot Viktorianische Bebauung – Hulme zur Zeit der Indust- sich Hulme aufgrund der Nähe zu den Produktionsstätten rialisierung – im Zusammenhang zu sehen mit der wenig ausgebau- ten Verkehrsinfrastruktur und der geringen Mobilität der Die Landschaft des heutigen Hulme, die um 1800 noch Arbeiterklasse – besonders an. Hinzu kam, dass die dort überwiegend durch Wiesen und Felder dominiert wurde, errichteten Wohnbauten zu einem großen Teil im Besitz änderte sich zur Zeit der Industrialisierung schlagartig. der Fabrikeigentümer waren, die dort kapitalorientiert und Nur etwas mehr als ein halbes Jahrzehnt verging bis die oftmals nicht durch professionelle Hand Wohnraum für Gemarkung des Stadtteils einer fast vollständigen Be- ihre Arbeiter errichten ließen. Die hinzutretenden Arbeits- bauung zugeführt war. Die Zahl der Fabriken nahe des und Produktionsstätten innerhalb des Stadtteils wirkten Stadtteils – später entstanden zudem auch Arbeits- und sich zusätzlich auf die Attraktivität des Stadtteils als Produktionsstätten innerhalb – stieg zur Zeit der Industria- ein dem Arbeitsplatz nahegelegener Wohnort aus. (vgl. lisierung rapide an. Immer mehr Arbeitsplätze entstanden. Kreutz 1999: 17 ff., 23 f.) Dies lockte zunehmend Menschen in die Stadt, so dass

55 Es fehlten Reglementierungen zur Landnutzung und Bau- ausführung. Dies und die reine Kapitalorientierung der Bauherren führten dazu, dass Hulme zu einem extrem dicht bebauten Stadtteil wurde. Zum Teil kam es durch Überbelegung und private Viehhaltung noch zu einer Verstärkung der prekären Situation. Um 1923 lag die durchschnittliche Dichte Manchesters bei 34 Einwohner je Acre (ein ac entspricht 4,047 m2). In Hulme waren es jedoch bereits 136 beziehungsweise 196 Einwohner je Acre im nordöstlichsten Bereich des Stadtteils. Die für den viktorianischen Städtebau typische Bebauung der Reihenhäuser (terraced houses) sowie die eng aneinan- der gedrängte back-to-back-Bebauung, als spezielle Form der Reihenhäuser, entstanden zu dieser Zeit. (vgl. ebd: 18, 24; Dettmer und Kreutz 1998: 133; MacDonald; MCC 2004: 70)

Das Stadtbild wurde neben der Wohnbebauung für die Arbeiterklasse geprägt durch eine Mischung aus Lager- hallen der industriellen Arbeitsstätten sowie den Läden und Werkstätten des Kleinhandwerks und Gewerbes (vgl. Kreutz 1999: 23).

Die beschriebene Nähe zur Industrie, die unverträgliche Mischnutzung, die extrem hohe Dichte und die baulichen Missstände der Arbeiterwohnungen schufen in Hulme eine mangelhafte Lebensqualität; verstärkend wirkten die prekären hygienischen Zustände, die sich unter anderem bemessen lassen anhand einer schlechten Luft-, Be- lichtungs- und Wasserqualität und des niedrigen sanitä- ren Standards. Trotzdem ist der Stadtteil zu dieser Zeit ebenso ein mischgenutzter und sehr lebendiger Stadtteil. Viele Geschäfte, Pubs, aber auch Kirchen, Schulen und das Rathaus belebten entlang der Stretford Road den Stadtteil. (vgl. ebd.: 18 ff., 23 ff., 29; Dettmer und Kreutz 1998: 133 f.)

Erste Flächensanierung

Durch die schlechten hygienischen Zustände in den Arbeiterquartieren – so auch in Hulme – wuchs die Angst vor Seuchen und Epidemien. Hierauf reagierend folgten verschiedene Gesetzgebungen zum Wohnungsbau. Zu- nächst wurde der Schwerpunkt auf die gesundheitlichen und hygienischen Zustände dieser Stadtquartiere gelegt. Des Weiteren wurde der Abriss von der den Standards nicht entsprechender und unbewohnbarer Bausubstanz 1 Beides sind Städte außerhalb der City of Manchester. Ausgehend von nach Aufforderung durch die Kommune ermöglicht. Zum Manchester befinden sich Knutsford Ende des 19. Jahrhunderts wurde der kommunale Woh- im Südwesten und Langley (bei nungsbau eingeführt, welcher erstmals den Eingriff der Rochdale) im Nordosten. Kommune in den vormals rein gewinnorientierten privaten Wohnungsbau ermöglichte. (vgl. auch vertiefend Kreutz: 2 Prägend sind hierfür die „Street in the Sky“ (Kreutz 1999: 48). Jene 1999: 21 f., 26, 81) Fußwege auf den Dächern der Gebäude sollten einer von der Stra- Eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten bremsten die ße unabhängigen Fortbewegung dienen. Anwendung dieser Abrissanordnung zunächst, so dass erst der Housing Act im Jahr 1930 den entscheidenden Anreiz gab. Mithilfe dessen wurde im Zusammenhang mit dem Programm zur Slum Clearance von 1868 die 56 Bereitstellung staatlicher Subventionen für die Flächensa- nierung dicht bebauter Arbeiterviertel mit nicht haltbaren getroffene Entscheidung. Ein weiterer Push-Faktor für die Wohnbedingungen ermöglicht. Nachdem Hulme bereits Ausführung der Neubebauung in Form einer industriell 1868 für eine Flächensanierung vorgesehen wurde, vorgefertigten Baukonstruktion war das staatliche Sub- jedoch keine diesbezüglichen Unternehmungen erfolg- ventionsprogramm für Hochhausvorhaben nach System- ten, wurde der Stadtteil 1934 erneut zur Clearance Area bauweise. (vgl. Kreutz 1999: 41 f.; Dean 1996: 100) erklärt. Bereits begonnen, stoppte und verzögerte der Zweite Weltkrieg sowie dessen Folgen, aber auch fehlen- Von 1967 bis 1972 entstand das nach Kreutz (1999: 43) de öffentliche Mittel und Bürgerproteste, die Wiederauf- zu damaliger Zeit größte Bauvorhaben Europas, wel- nahme und Vollendung der Abrissarbeiten bis in 1950er ches aus den fünf geplanten Bauabschnitten bestand bzw. die 1960er Jahre. (vgl. auch vertiefend Kreutz 1999: und 5.500 Wohneinheiten entstehen ließ. 3.000 dieser 22 f., 27 f., 36; MacDonald; MCC 2004: 70) Wohneinheiten wurden über Laubengänge erschlossen und große undefinierte Frei- und Grünflächen prägten die Im Zuge dessen wurden offiziell 70.000 Wohnungen für Zwischenräume. Die Pläne für die neue Bebauung orien- unbewohnbar erklärt. Hiervon wurden bis 1964 22.000 tierten sich an einer räumlichen Trennung von Bürgersteig Wohnungen abgerissen; weitere 16.000 Wohnungen und Fahrbahn2 sowie der industrialisierten Bauweise. (vgl. sollten folgen. Enteignungsmaßnahmen (Compulsory Kreutz 1999: 43; Hulme Regeneration Limited 1994) Purchase Order) vereinfachten den flächenhaften Abriss. Bis zum Ende der 1960er Jahre war die einst prägende Herzstück des neuen Hulme wurden die Crescents, viktorianische Bebauung fast vollständig verschwunden, vier überdimensionierte, langgestreckte und geboge- ohne den historischen und erhaltenswerten Strukturen ne Baukörper mit sechs Geschossen, die knapp 1.000 Bedeutung beizumessen und ebenso – wie zu damali- Wohneinheiten beinhalteten. Erbaut wurden sie von ger Zeit auch üblich – ohne eine Bürgerbeteiligung. (vgl. 1968 bis 1971. Ihre Architekten – Hugh Wilson und Lewis Kreutz 1999: 39 f.) Wolmersley – waren Vertreter einer modernen Architektur und ließen sich von dem gregorianischen Royal Cresent Zunächst sah der Stadtentwicklungsplan aus dem Jahr in Bath und jenem in London inspirieren. Benannt ha- 1945 (City of Manchester Plan 1945), auf welchem ben sie die einzelnen Baukörper der Cresents nach den die Umsiedlung der in Hulme ansässigen Bevölkerung bekannten englischen Architekten Robert Adam, Charles basierte, eine sich an der traditionellen Bauform, den ter- Barry, William Kent und John Nash. (vgl. auch vertiefend raced houses und einer geringeren Dichte orientierende Kreutz 1999: 43 ff., Dean 1996: 100) Neubebauung des Gebietes vor. Die ehemaligen Bewoh- ner wurden zum einen in Neubaugebiete am Stadtrand Von Anfang an problematisch war die fehlende langjäh- – wie Wythenshawe – und zum anderen in die Peripherie rige Erfahrung mit dieser vermeintlich innovativen Bau- – zum Beispiel nach Knutsford oder Langley1 – umgesie- technik, welche in ihrem Ursprung für südfranzösische delt. An die Stelle des Stadtentwicklungsplanes trat im Klimaverhältnisse entwickelt worden war. Dies zeigte sich Jahr 1961 der Development Plan, welcher der Stadt eine bereits während der Bauphase anhand einer unzurei- zusätzliche Planungsautorität und erweiterte Kontrollmög- chenden Kenntnis lokaler Bauunternehmen im Umgang lichkeiten zusprach. (vgl. ebd.: 36 ff.; MacDonald; MCC mit elementaren Bauteilen. Tatsächlich ermöglichte die in- 2004: 70) dustriell vorgefertigte Bauweise zunächst eine Zeit- sowie Kosteneinsparung gegenüber sonst üblichen Bauweisen. Eine weitere Neuerung war die Möglichkeit des Bauens in Städtebau der Moderne – die Crescents größeren Maßstäben. (vgl. Kreutz 1999: 42; Dean 1996: 100) Die Bekanntgabe des Abrisses der viktorianischen Be- bauung erfolgte im Jahr 1962. Im Zeitrahmen der 1960er Handfeste Kritik an der verwendeten Bauweise ließ nicht und 1970er Jahre entstanden anschließend auf den zuvor lange auf sich warten und kippte die anfängliche Eupho- leergeräumten Flächen fünf Nachbarschaftseinheiten, rie. Die Kritik galt vor allem der nicht maßstabsgerechten welche dem sozialen Wohnungsbau dienten. Eigentü- Ausführung sowie der Baumängel, welche zunehmend merin der Flächen war die Stadt Manchester. Die Ver- hervortraten. Hierzu zählten unter anderem eine anhal- antwortung der Planung lag in selbiger Hand. (vgl. Dean tende Feuchtigkeit der Bausubstanz, Schädlingsbefall 1996: 100; Kreutz 1999: 40 f.) und eine nicht ausreichend ausgeführte Dämmung und Isolierung, so dass die Heizkosten besonders im Zuge Als die Abrissarbeiten des ursprünglichen Hulme noch der Ölkrise enorm in die Höhe stiegen. (vgl. MacDonald; nicht vollständig abgeschlossen waren, wurde bereits MCC 2004: 70 f.; Dean 1996: 100; Kreutz 1999: 53 f.) mit dem Aufbau der innovativen Großstrukturen begon- nen. Ursache hierfür war die durch die umfangreichen Im Jahr 1975 ergab eine Umfrage unter den Bewohnern Abrissarbeiten in der gesamten Stadt hervorgerufene der Crescents, dass 96,3 Prozent jene verlassen wollten. Wohnungsnot, so dass in möglichst kurzer Zeit die Brach- Zudem erwiesen sich die überdimensionierten Baukörper flächen in Hulme wieder genutzt und einer preisgünsti- als familienunfreundlich. Familien, sowie jene Bewohner, gen Bebauung zugeführt werden sollten. Der extreme die es sich leisten konnten, verließen den Stadtteil, so Zeitdruck und die zu dieser Zeit vorherrschenden städ- dass sich die Sozialstruktur allmählich auf einkommens- tebaulichen Ideale sind maßgebliche Parameter für die schwächere Haushalte selektierte. Allmählich entwickelte 57 sich im Wirkungskreis der Crescents eine „marginale City Challenge aufgefordert. Dieser Aufforderung kam sie Gesellschaft“ (Dean 1996: 103). Einhergehend mit einer auch nach. Mit Aufnahme des Stadtteils in das Förderpro- zunehmenden Kriminalität, einer wachsenden Dro- gramm wurde ab 1992 und für einen Zeitraum von fünf genszene, Hausbesetzungen und einer abnehmenden Jahren eine Summe von 37,5 Millionen Pfund für Erneu- Polizeipräsenz, verweigerten Versicherungen zum Teil erungs- und Aufbauarbeiten bereitgestellt. Die Intention ihren Schutz. Ein positiver Effekt der Niedrigmieten war der City Challenge war es, eine finanzielle Unterstützung jedoch die Etablierung eines kreativen Milieus. (vgl. Dean für Public-Private-Partnerships zu geben, die sich die 1996: 102 f.; MacDonald, MCC 2014c: 70 f.) Stadterneuerung innerstädtischer Quartiere als Ziel setz- ten. Die Hulme Regeneration Limited (HRL) wurde als Nichtsdestotrotz wurde der Stadtteil bereits kurz nach Trägerorganisation, unter Beteiligung der Stadt Manches- der Fertigstellung des sozusagen neuen und innovati- ter sowie einem großen lokalen Bauunternehmen (AMEC ven Hulme das traurige Erkennungsmerkmal und der plc), um Wissen und Expertise aus dem privaten Sektor Inbegriff des Scheiterns der städtebaulichen Ideale der einzubringen, gegründet. Aufgabe der HRL war die Zu- Moderne. Dies galt insbesondere für die vier, zentral sammenführung und Koordinierung öffentlicher, privater in Hulme zu verortenden Crescents, deren Abriss das und freiwilliger Akteure sowie die Aufwertung des Stadt- Hulme People´s Rights Centre bereits Ende der 1970er teils, verbunden mit unter anderem der Bekämpfung von Jahre forderte und dessen Image sich in den 1980er Kriminalität und Vandalismus oder einer unterstützenden Jahren stetig verschlechterte. Als Hauptursache dessen Tätigkeit bezüglich der Arbeitsplatzschaffung, Ausbildung kann der Zeitdruck, einhergehend mit der ausgebliebenen und Freizeitbeschäftigung für die lokale Bevölkerung. Hinterfragung des als innovativ angesehenen Vorhabens Neben den beiden Hauptakteuren waren weitere Vertreter sowie einer nicht erfolgten Partizipation benannt werden. der Wohnungsbaugesellschaften, privater Unternehmen Als Resultat wurde Anfang der 1990er Jahre ein erneuter oder auch gewählte Vertreter der ansässigen Bevölke- Abrisswille bekanntgegeben. (vgl. Dean 1996: 103 ff., rung beteiligt. Darüber hinaus wurde das Verwaltungsko- Kreutz 1999: 54 f.) mitee HulmeSub eingesetzt und mit zusätzlichen Ent- scheidungskompetenzen ausgestattet. (vgl. Kreutz 1999: 62; MacDonald, MCC 2004: 71) Zweite Flächensanierung 1991 erfolgte die Skizzierung der Zukunftsvorstellungen Die Großwohnsiedlung Hulme „galt als Inbegriff des hinsichtlich der Entwicklung des wiederum neuen Hulme Scheiterns des Council Housing der Nachkriegszeit“ in Form des Masterplan Hulme. Die physische Gestaltung (Jessen und Walther 2008: 159). Der Stadtteil war wurde zusätzlich gelenkt durch The Guide to Develop- Anfang der 1990er Jahre geprägt durch eine einseitige ment in Hulme aus dem Jahr 1994. Dieses Planwerk und einkommensschwache Bevölkerungsstruktur, einem wurde zusammen mit der Bevölkerung entwickelt und englandweit bekannten Negativimage sowie einem äu- enthält keine parzellenscharfe Planung. Lediglich gro- ßerst schlechten baulichen Zustand. Daraufhin wurde der be Flächen- und Nutzungszuweisungen sind enthalten. Stadtteil im Jahr 1991 erneut Teil eines – diesmal eines Durch die HRL wurde zudem der Slogan Creating a NEW der umfangreichsten – Stadterneuerungsprogrammes, Hulme eingeführt, um das schlechte Image des Stadtteils welches unter anderem einen erneuten Abriss großer abzuschütteln und ökonomisches Kapital zu generieren. Teile des Gebietes nach sich zog. Ziel hierbei war das Aufgrund der günstigen Lage erhielt der Stadtteil auch in Schaffen neuer Häuser, von Schulen, die Ansiedlung der gesamtstädtischen Planung mit dem Slogan Man- von Geschäften und Firmen sowie des Einzelhandels. chester – making it happen eine große Bedeutung. (vgl. Keine drei Jahrzehnte diente die Großwohnsiedlung dem MacDonald, MCC 2004: 71; Kreutz 1999: 63 ff.) Wohnen, als das Gebiet wieder durch eine Kahlschlagsa- nierung überformt wurde. Aus den vormals riesigen Bau- Das Förderprogramm City Challenge fand im Jahr körpern wurden kleinteilige und gegliederte Strukturen 1997 seinen Abschluss. Aufgaben der Stadterneuerung mit sozialer Mischung. Auch Straßen, Parks und Plätze übernahm fortan die Moss Side and Hulme Partnership wurden neu angelegt. (vgl. ebd.) (MSHP). Mit dem Ziel der Fortführung der ökonomischen Weiterentwicklung und Stärkung der Wettbewerbsfähig- Zunächst wurde für den Stadtteil Hulme ein behutsamer keit beaufsichtigte die Nachfolgeorganisation verschiede- Umgang mit dem Bestand angestrebt. Dies verdeutlicht ne laufende Förderprogramme. Während die MSHP tätig die aus einer partnerschaftlichen Initiative – bestehend war, wurden insgesamt 400 Millionen Pfund, zusammen- aus dem englischen Umweltministerium, der Stadt Man- gesetzt aus öffentlichen und privaten Mitteln, im Stadtteil chester sowie den Bewohnern des Stadtteils – hervorge- investiert. (vgl. MacDonald 2004: 71; MCC 2015i) gangene Hulme Study Ende der 1980er Jahre. Im Jahr 1991 wurde der Stadtteil Hulme jedoch in das Erneue- Zwar begann der Abriss einzelner Gebäude bereits in den rungsprogramm City Challenge aufgenommen und vorige 1980er Jahren, doch reichte dieser bis in die 1990er Jah- Überlegungen traten in den Hintergrund. (vgl. Kreutz re (vgl. Dean 1996: 106). Zwischen 1992 und 1997, im 1999: 57 f.; Dean 1996: 106) Zuge der City Challenge, wurde eine Fläche von rund 50 ha geräumt und neubebaut. Hierunter befanden sich auch Die Stadt Manchester wurde durch die Zentralregierung die berühmt berüchtigten Crescents, welche nach einer 58 aus London zur Teilnahme am Wettbewerb bezüglich der Lebensdauer von nicht einmal 30 Jahren als nicht mehr erhaltenswert eingeschätzt wurden. 3.000 neue Wohnein- Positionierung (englisch auch Growth, Reform und Place) heiten, Büros und gemeinnützige Einrichtungen entstan- zugrunde liegen, können dem Hulme Ward Plan 2014-15 den. (vgl. MacDonald, MCC 2004: 71, Kreutz 1999: 66) entnommen werden. Als den drei Schwerpunktthemen zugeordnete Maßnahmenpakete werden die Verbesse- rung der Umwelt, das Reduzieren von Arbeitslosigkeit, Der Stadtteil heute die Unterstützung von jungen, aber auch von alten und benachteiligten Bewohnern sowie von Familien benannt. Im Zuge der Neubebauung fand eine Berücksichtigung Weiterhin nehmen die Sicherheit im Quartier, das bürger- und Wiederherstellung der viktorianischen Straßen- liche Engagement und die Unterstützung bereits ange- führung statt. Zudem orientierten sich die Planungen stoßener Stadterneuerungsmaßnahmen (z.B. Birley Field der baulichen Anlagen an der traditionellen englischen Campus) einen hohen Stellenwert im Aktionsplan ein. Bauform und eine kleinere Maßstäblichkeit fand An- Als die Maßnahmen konkretisierendes Dokument kann wendung. Maximal vier Geschosse an Hauptstraßen des Weiteren der Hulme Ward Action Plan 2014-15, mit und maximal drei Geschossen an Wohnstraßen wurden detaillierten Angaben zur Maßnahme, der Leitung sowie vorgesehen. Die bauliche Dichte wurde im Vergleich zu dem zeitlichen Horizont, herangezogen werden. So fällt jener im Bereich der Crescents vervierfacht – auf rund 80 unter das Maßnahmenpaket zur Versebesserung der Um- WE/ha – und entlang der Stretford Road wird wieder eine welt im Stadtteil zum Beispiel die Erstellung einer Green Funktionsmischung angeregt. Eine weitere Änderung ist Strategy. Diese Maßnahme, welche übergeordnet dem die klare Abgrenzung zwischen verschiedenstufigen Frei- Schwerpunkt Place zugeordnet ist, soll durch das MCC und Grünräumen sowie der Erhöhung der Freiraumquali- Central Regeneration Team geführt werden. Als beispiel- tät. (vgl. Kreutz 1999: 67 ff.) Als gelungenes Beispiel kann haftes, dieser Strategie dienendes Projekt ist neben den der Hulme Park (siehe S. 60 f.) aufgeführt werden. Birely Fields auch das Hulme Community Garden Centre benannt. (vgl. MCC o.J.a: 1 ff.; MCC o.J.b: 2 ff.) Der Wohnungsbestand besteht heute zum größten Teil aus Geschosswohnungen (70,9 Prozent), der traditio- nellen englischen Wohnform der Reihenhäuser (18,1 3 — Ausgewählte Orte im Stadtteil Prozent) sowie Doppelhäusern (8,1 Prozent). Hiervon sind 42,8 Prozent privat vermietet, 38,1 Prozent stellen Sozialwohnungen dar und 19,1 Prozent werden durch die Hulme Park Eigentümer selbst genutzt. (vgl. MMC 2014: 4) AF — Der gut vier ha große Hulme Park als Teil der Die bauliche und gleichzeitig quantitative Stadterneue- Stadterneuerung des gleichnamigen Stadtteils wurde rung ist nahezu abgeschlossen, dennoch greifen wei- vom Manchester City Council, in Zusammenarbeit mit der terhin verschiedene Maßnahmen der Stadterneuerung. Hulme Regeneration Limited und der Moss Side and Hul- Sie lassen sich als Maßnahmen der qualitativen Aufwer- me Partnership beauftragt, ab 1999 geplant und in zwei tung und Weiterentwicklung des Stadtteils beschreiben. Phasen errichtet. Zuerst erfolgte der Bau der Infrastruk- Schwerpunkte für die Entwicklung des Stadtteils Hulme, tur, in der zweiten Phase die Detailarbeit. Der im März denen die drei Eckpfeiler Wachstum, Verbesserung und 2001 fertiggestellte Park kostete 2,67 Millionen Pfund. Im Norden wird er durch den Mancunian Way und im Süden durch die Stretford Road begrenzt. Zentrale, den Park

Abb. 5.1: Wohnbebauung entlang der Old Birley Street (Ecke Greenheys Lane West) 59 einfassende infrastrukturelle Einrichtungen sind das Zion Arts Centre an der Stretford Road sowie die Grundschule an der Royce Road und das Proctors´ Youth Centre, als betreutes Jugendzentrum. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 86, 89; Landscape Projects o.J.)

Vormals vom viktorianischen Straßennetz durchzogen und dicht bebaut, waren die Flächen des heutigen Parks der Standort für einen Teil der berühmt berüchtigten Cre- scents. Historisch von Interesse ist jene Fläche auf der der erste Rolls Royce Silver Ghost gebaut wurde. Diese wurde im Park durch ein Denkmal gekennzeichnet. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 86)

Zur Gestaltung des Parks wurde ein Wettbewerb ausge- lobt, den das Büro Landscape Projects für sich entschied. Zentraler Gedanke war die Schaffung einer sicheren, attraktiven, multifunktionalen, aber auch mit Verweis auf die bedeutungslosen und undifferenzierten Grün- und Freiflächen zur Zeit der Crescents, strukturierten Grünf- läche, die zudem als Verbindungselement vom Stadtteil in die Innenstadt fungiert. Die Ausgestaltung des Hulme Parks wurde in einem partizipativen Prozess, der anhand von Konsultationen und Workshops abgehalten wurde, zusammen mit den Bewohnern erarbeitet. (vgl. Davey 2002: 115; MacDonald; MCC 2004: 86)

Geöffnet von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang dient der Park somit als offen gestaltete Grünfläche der Erho- lung, der Freizeitbeschäftigung sowie des Austausches der Bewohner. Dies zeigt sich auch an der Gestaltung und Ausstattung der Parkanlage. Sie ist gekennzeich- net durch Kinderspielplätze und multifunktionale Qut- door-Spielflächen, ein Fußball- und Basketballfeld sowie Abb. 5.2: Hulme Park eine Sitzecke, einen Sinnesgarten sowie einen BMX- und Skatepark. Gegenüber dem Zion Art Centre – als Vor- platz des Hulme Parks – wurde ein gepflasterter Platz angelegt. Dieser kann als Marktplatz, für Veranstaltungen oder von ansässigen Tanzgruppen genutzt werden. Ein weiteres Kennzeichen des Parks ist der Einbezug des vorhandenen Straßennetzes, was an der Wegeführung erkennbar ist. So besitzt der Hulme Park zwei Haupt- wegebeziehungen sowie ergänzend verbindende Wege einer zweiten Stufe. Der Active Walk gestaltet sich als Direktverbindung zur Innenstadt; unterstützt durch eine über die Stadtautobahn reichende Fußgängerbrücke. Des Weiteren durchzieht eine kurvige Promenade das Parkgelände und gliedert gleichzeitig die verschiedenen Themenbereiche (Sport, Spiel, Kunst). Als Verbindungs- elemente der thematischen Bereiche dienen Baumgrup- pen und Grünflächen. Auf eine sichere Atmosphäre wurde – mit Verweis auf den Ruf des Stadtteils zur Zeit der Crescents – sehr viel Wert gelegt, so dass die Vermei- dung von dunklen und unsicheren Ecken einen großen Stellenwert hat. Um ein sicheres Gefühl bei den Nutzern zu erreichen, wurden zwei Techniken angewandt: Zum ei- nen ist der Park an keiner Stelle breiter als 70 m, so dass die Überschaubarkeit gewährleistet bleibt. Zum anderen soll durch die benachbarte Wohnbebauung sowie durch die Kreuzung des Parks mit der Royce Road und durch 60 Abb. 5.3: Vorplatz Hulme Park an der Stretfort Road angrenzende Parkflächen ein Gefühl der Belebung und gleichzeitig der Kontrolle und Überwachung erzeugt wer- den. Die Abmessungen des Parks sind klar definiert und durch eine flache Steinmauer sowie unterstützend durch horizontal verlaufende und schräg angebrachte Geländer abgesteckt. Die Zugänglichkeit ist durch verschiedene Eingänge gewährleistet. (vgl. MCC 2015g; Landscape Projects o.J.; MacDonald; MCC 2004: 86; Design Council 2011: 26)

Im Jahr 2000 gewann der Hulme Park den Civic Trust Award. Ergänzend benannte der Design Council ihn in seiner Fallstudienpublikation Design out Crime als ein gelungenes Beispiel für Kriminalitätsprävention im öffentli- chen Raum. (vgl. Landscape Projects o.J.; MacDonald; MCC 2004: 88; Design Council 2011: 26 f.)

Hulme Arch Bridge

JK — Die Hulme Arch Bridge, auch als Stretford Road Bridge bekannt, wurde als Teil der Stadterneuerung des Stadtteils Hulme erbaut. 1992 während der vierten Phase der Hulme City Challange-Initiative in Auftrag gegeben, wurde diese im Jahr 1997 fertiggestellt (vgl. Lee 2009: 1, Structurae 2015). Mit der Errichtung der Bogenbrücke konnte eine Verbindung der östlich und westlich verlau- fenden Stretford wiederhergestellt werden, welche einst durch den Bau der Princess Road 1962 unterbrochen wurde und die Stretford Road teilte. Heute als eines der Wahrzeichen von Hulme bekannt, ermöglicht die Brü- cke nicht nur Fußgängern, sondern auch dem übrigen Abb. 5.4: Arch Bridge Straßenverkehr die Überquerung der Princess Road zu den umliegenden Universitäten und Stadtteilen. (vgl. Lee 2009: 1)

Die Hulme Arch Bridge, welche innerhalb eines Design Wettbewerbes von Ove Arup & Partners und Chris Wil- kinsons Architects geplant wurde, erweist sich heute als eine als gateway funktionierende Bogenbrücke aus einer Beton- und Stahlkonstruktion, welche die von Norden nach Süden verlaufende Princess Road in 25 Meter Höhe mit einer Länge von 52 Metern überspannt. Die Brücke steht für eine gelungene Integration von Architektur und Technik innerhalb des Stadtraumes. (vgl. ebd.)

Birley Fields Campus der Manchester Metropolitan University

AF — Eingefasst durch die Old Birley Street im Westen, die Stretford Road im Norden und die Princess Road im Osten erstreckt sich der Birley Fields Campus der Man- chester Metropolitan University auf einem elf Acre (ein ac entspricht 4,047 m2) großen Areal. (vgl. Peter Brett Associates 2015: 4 f.)

Im Jahr 2009 stellte die Manchester Metropolitan Uni- versity Pläne zur Entwicklung des Geländes vor. Diese Planungen sahen eine Mischnutzung vor. Angesiedelt werden sollten zwei Fakultäten. Zusätzlich war die Schaffung von Studentenwohnungen, eines Gemein- Abb. 5.5/5.6: Studentununterkünfte 61 schaftsplatzes, Parkplätzen und Büros vorgesehen. Im ersten Quartal 2012 begannen die Bauarbeiten auf dem Areal. Der Campus öffnete schlussendlich im September 2014 und beherbergt neben dem Universitätsgebäude (Brooks Building) und den beiden Fakultäten für Bildung und Gesundheit sowie jene für Psychologie und Soziale Arbeit (Education and Health, Psychology and Social Care), Unterkünfte für 1.200 Studenten, ein Parkhaus, ein Zentrum für umweltfreundliche Energie sowie öffentliche Gärten und Anlagen für gemeinschaftliche und sportliche Nutzungen. Die zuvor angestrebte Mischnutzung wurde nicht realisiert. Der Umweltschutz und Nachhaltigkeit- saspekte sind große Themen des neuen Campus. Das Brooks Building wurde mit einem englischen Energiezerti- fikat (BEEAM) ausgezeichnet und innerhalb des Campus besteht die Möglichkeit der eigenen Energiegewinnung und -rückgewinnung. Das Brooks Building beinhaltet ver- schiedene Nutzungen: So finden sich in ihm neben den universitären Einrichtungen auch ein Restaurant, ein Café sowie ein flexibel gestaltbares Foyer. Neben Bereichen, die dem sozialen Lernen dienen, gibt es des Weiteren ein Schauspielstudio. Täglich pendeln rund 6.500 Stu- denten und Arbeitnehmer zum Campus. Mit Abschluss der Arbeiten des 139 Millionen Pfund schweren Stadter- neuerungsprojektes der Universität soll der Campus 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche – nicht nur Abb. 5.7: Universitätsgebäude für Studenten, sondern vor allem auch für die örtliche Ge- meinschaft – zugänglich sein. (vgl. MCC 2014g: 38; Peter Brett Associates 2015: 4 f.; Keane, Abend: 2015)

Hulme High Street

AF — Von der Stretford Road nach Richtung Süden führt die Old Birley Street zur Hulme High Street. Die Sanierungsmaßnahmen der Hulme High Street kosteten insgesamt 280 Millionen Pfund und wurden im Jahr 2007 als Teil der Stadterneuerung des Stadtteil Hulme abge- schlossen. Die Maßnahme dauerte insgesamt zehn Jahre und umfasste nicht nur die Erneuerung von 67.000 m2 Verkaufsfläche und den Bau 550 neuer Wohneinheiten, sondern auch der auf den Abbildungen zu sehende Platz, inklusive der Markthalle sowie die kleinen Verkaufseinhei- ten und ein Freizeitzentrum wurden geschaffen bezie- hungsweise erneuert. Der Hulme High Street Outdoor Market öffnete im Januar 2014 (vgl. MCC o.J.a: 3). Als strategischer Partner unterstützte Muse als Projektent- wickler das Manchester City Council während des City Challenge Programmes und so auch bei der Stadterneu- erungsmaßnahme zur Aufwertung der Hulme High Street. (vgl. Keane, Abend: 2015; Muse o.J.)

Hulme Community Garden Centre

JK — Das Hulme Community Garden Centre ist ein Ge- meinschaftsgarten, der in der Old Birley Street liegt. Er ist der Anlaufpunkt für Bewohner des Stadtteils Hulme und deren Nachbarn, wenn es um die Gestaltung von Gar- ten- und Balkon, das Mitwirken bei Umweltprojekten und 62 Abb. 5.8: Blick entlang der Hulme High Street Richtung Süden Fragen zu Pflanzen und deren Anbau geht. Der Gemein- schaftsgarten kann als eine Art Projekt der Stadterneue- rung von Hulme angesehen werden, da dieser während der Zeit der Stadterneuerung Hulmes von drei Anwohnern im Jahr 1999 gegründet und in Handarbeit mit eigenen Mitteln und der Unterstützung von gespendeten Materiali- en angelegt wurde. Mit dem Gemeinschaftsgarten wurde von Anfang an das Ziel verfolgt, das zersplitterte und sich erneuernde Hulme mit Grünflächen zu versorgen und ein gesundes Leben durch selbständige Gärtnerei und den Anbau von Obst und Gemüse zu fördern. Darüber hinaus sollte dieser eine Anlaufstelle bieten, um etwas über Pflanzen und Natur zu erfahren und in dieser auch Abb. 5.9: Zentraler Platz Hulme High Street tätig zu werden. Die öffentliche Grünfläche, die früher nur aus einer Brachfläche und einem stillgelegten Parkplatz bestand, ist heute zu einer Gemeinschaftsfläche für Gar- tenarbeit mit eigenem Gartencenter herangewachsen und stellt für die Einwohner Hulmes einen neuen Siedlungs- mittelpunkt für Kommunikation und Zusammenarbeit in der Natur dar. (vgl. Hulme Comunity Garden Centre o.J.)

Heute ist der Garten ein fester Bestandteil Hulmes und bietet neben einer großen Pflanzenauswahl zum Kauf verschiedene Veranstaltungen und Projekte an. Beispiels- weise die Grünflächengestaltung von Schulen, die Inte- gration, Förderung und Rehabilitation von Menschen mit Abb. 5.10: Zentraler Platz Hulme Higth Street mit Blick auf die flexiblen Behinderung innerhalb des Gemeinschaftsgartens und Stände (Hulme High Street Outdoor Market) einige Maßnahmen. wie beispielsweise Gartenführungen um das Wissen über den Gartenbau und die Natur zu erweitern (vgl. ebd. und Hulme Comunity Garden Centre o.J.a). Vor allem stehen dabei die Gedanken der lokalen Gemeinschaft, der Nachhaltigkeit, des Recycelns sowie des Schutzes der Umwelt im Vordergrund (vgl. Hulme Comunity Garden Centre o.J.). Das Hulme Community Garden Centre ist eine kleine grüne Oase inmitten von Hulme und täglich für einen Besuch geöffnet.

Abb. 5.11: Eingang Hulme Community Garden Centre

Abb. 5.12: Übersichtsplan 63 1 — Einleitung

South — Südlich von Hulme liegend lässt sich der besonders bei Studenten beliebte und von ihnen bewohnte Stadtteil Fal- Fallowfield lowfield finden, der seine nächtliche Lebendigkeit entlang der Wilmslow Road in zahlreichen Bars, Kneipen und Restaurants präsentiert (vgl. Manchester UK 2013). Der Jennifer Kögler Stadtteil von Manchester grenzt nördlich an die Bezirke Moss Side und Rusholme und südlich an den Stadtteil Withington an. Die Grenze im Osten bildet Levenshulme und im Westen Whalley Range. (vgl. Manchester UK Universität — Entwicklung 2013a) eines Studentendorfes — Die Wilmslow Road, die sich von Norden nach Süden durch Fallowfield zieht, ist die direkte Verkehrsverbindung Nachtökonomie — Erwei­ zur fünf Kilometer nördlich entfernten Innenstadt Man- chesters (vgl. MCC 2011: 6). terung des Einzelhandels 2 — Geschichte

Die ersten urkundlichen Erwähnungen zur Existenz von Fallowfield lassen sich auf das Jahr 1317 als damalig noch Fallawfeld datieren (Cooper 2002: 75). Den heuti- gen Namen Fallowfield erhielt der Bezirk erst viel später. Noch bis in das 19. Jahrhundert war Fallowfield landwirt- schaftlich geprägt und viele bäuerliche Betriebe befanden sich dort. Mit der voranschreitenden Industrialisierung und dem damit einhergehenden Bevölkerungswachstum entwickelte sich Fallowfield auch zu einem Wohnbezirk, da gerade die damalige Middle Class in diesen Rand- 6 bezirk Machesters zog, um dort zu leben. Zu dieser Zeit wurden die ersten bedeutsamen Häuser erbaut, einige von dem bekannten Architekten Alfred Waterhouse, der auch die entwarf. Einhergehend mit der Erschließung über die Wilmslow Road nach Man- chester und dem später erfolgten Eisenbahnanschluss verstädterte sich Fallowfield zunehmend. (vgl. Manches- ter UK 2013) Mit der voranschreitenden Urbanisierung im frühen 20. Jahrhundert verschwanden alle Farmen und Fallowfield wurde zu einem Wohnort (vgl. ebd.). Mit der Errichtung des Fallowfield Campus der University of Man- chester wurde der Stadtteil zu einem Wohn- und Studen- tenbezirk. Seit 1904 gehört der gesamte Stadtteil Fallow- field zur City of Manchester. (vgl. Cooper 2002: 75f.)

3 — Schul- und Studentenbezirk

Neben dem Campus der University of Manchester und dem Holling Campus der Manchester Metropolitan Uni- versity siedelten sich auch einige Schulen in Fallowfield an, darunter die Grammar School in Old Hale Lane, eine der Top Ten Schulen in England oder die Manchester High School for girls (vgl. Manchester UK 2013).

Der Fallowfield Campus der University of Manchester besteht aus einer Reihe von verschiedenen Gebäude- komplexen mit unterschiedlichen Wohneinheiten für Stu- dierende. Neben den Unterkünften zum ausschließlichen 64 Wohnen und Lernen stehen den Studierenden weitere Einrichtungen und Anlagen für die Freizeitgestaltung zur chester UK 2013; MCC 2011: 6). Der Stadtteil zählt zu Verfügung (vgl. The University of Manchester 2015). einem der bekanntesten und anerkanntesten Studenten- orte von Manchester (vgl. The University of Manchester Seit 2013 ist der studentische Lehrbetrieb auf dem 2015). Seine Attraktivität und Lebendigkeit erhält dieser Holling Campus der Manchester Metropolitan University durch die jungen und freizeitorientierten Bewohner und eingestellt und wurde seitdem auf dem neu angelegten Besucher (vgl. MCC 2011: 6). Etwa 39,9 % der Bewohner Birley Campus in Hulme fortgesetzt. Nach dem Umzug Fallowfields sind Schüler und Studenten, im Vergleich der Universität steht das 1960 errichtete Wahrzeichen dazu sind es in ganz England nur 13,4 % der gesamten der Toast-Rack früher als Lehrgebäude genutzt, leer. Bis Einwohner (vgl. ebd.: 7). Dieser hohe Anteil vor allem an heute wird dieses denkmalgeschützte Gebäude zum Studenten und Schülern charakterisiert und prägt den Verkauf angeboten und wartet auf eine neue Funktion. Bezirk und steht zugleich für seine Stärken und Schwä- (vgl. Mckeegan 2013) chen. Besonders die Einzelhandelsversorgung, die relativ eingeschränkt ist - im Vergleich zu seinen Nachbarbezir- ken – weist Schwächen auf, da diese vornehmlich auf die 4 — Fallowfield Heute Gruppe der Studenten und Schüler zugeschnitten ist. (vgl. ebd.: 6) Die in Fallowfield vorherrschende Versorgung Fallowfield hat sich heute zu einem lebendigen Wohn- ist geprägt von unzähligen Restaurants, Kneipen, Cafés, und Studentenbezirk mit vielerlei Angeboten im Freizeits- Bars und Geschäften zur Versorgung von Studenten und ektor und in der Abendgestaltung entwickelt (vgl. Man- Schülern (vgl. The University of Manchester 2015).

65 Der Fallowfield District Centre Action Plan 2010-2020

Der hohe Anteil an Studenten sowie die eingeschränk- te Einzelhandelsversorgung sind zwei von mehreren angesehenen Problemen bzw. Schwächen von Fallow- field (vgl. MCC 2011: 6). Diese sollen mit dem Fallow- field District Centre Action Plan 2010 – 2020, der von der städtischen Regierung beschlossen wurde, beseitigt werden. Der Action Plan benennt darüber hinaus auch die Stärken des Stadtteils, die in einem Zeitraum von zehn Jahren nach bestimmter Zielsetzung verstärkt werden sollen um das Ansehen des Stadtteil längerfristig auf- recht zu erhalten (vgl. ebd.: 4). Demnach soll Fallowfield seine Einzigartigkeit als Zentrum des studentischen und Abb. 6.2: Der „Toast-Rack“ am Abend nächtlichen Lebens weiterhin bewahren und Veränderun- gen hinsichtlich eines attraktiven Stadtteils - nicht nur am Abend - angehen. Dabei sollen Ziele wie beispielsweise eine Verbesserung in der Einzelhandels- und Gastro- nomieversorgung durch die Ansiedlung von neuen und den Bedarf deckenden Geschäften und Lokalen verfolgt werden um einen Anziehungspunkt nicht nur für die lokale Bevölkerung Fallowfields, sondern auch für die direk- ten Nachbarschaftsbezirke zu schaffen. (vgl. ebd.: 2, 7) Weiterhin werden Verbesserungen der Sicherheit bei Tag und Nacht und im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs angestrebt - besonders entlang der Wilmslow Road. Aber auch der Aspekt der Grünflächenversorgung soll genauer betrachtet und angegangen werden, um den Forderun- gen der Bewohner von Fallowfield nach einer dauerhaften Zugänglichkeit von Parkanlagen gerecht zu werden. (vgl. Abb. 6.3: Der „Toast-Rack“ zu Verkaufen ebd.: 2, 10)

Die Verantwortlichen und Träger der Projekte des Dis- trict Centre Action Plans sind vornehmlich die städtische Regierung und das Regeneration Team Manchesters. In Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, wie z.B. The University of Manchester, wollen diese die angestrebten Ziele verwirklichen um Fallowfield zukünftig zu einem be- sonderen und anziehenden Stadtteil zu machen. Sowohl von privater als auch von öffentlicher Seite wird der Plan finanziell unterstützt und gefördert. (vgl. ebd. 17)

Ein besonders hervorzuhebendes Projekt, welches nach dem Ziel des Fallowfield District Action Plans strebt und die Veränderung bzw. Verbesserung der Wohn- und Le- benssituation der derzeitigen und zukünftigen Studenten von Fallowfield verfolgt, ist die Planung und die damit in Verbindung stehende Errichtung eines Studentendorfes innerhalb des Owens Parks auf dem Universitätsgelände von Fallowfield. Mit der Unterstützung eines Investiti- onsunternehmens strebt die University of Manchester an, 3000 moderne und für einen Studenten bezahlbare Wohneinheiten zu schaffen, sowie den dort zukünftig lebenden Studierenden auch den Zugang zu allen neu entstehenden Einrichtungen zu ermöglichen. Die erste Phase der drei angestrebten Bauphasen soll voraussicht- lich am Anfang des Studienjahres 2018/2019 realisiert werden. (vgl. The University of Manchester 2015)

Abb. 6.4/6.5: Fallowfield am Abend — Niels Kramer/Jennifer Kögler 66 67 Das Exkursionsseminar „Ökonomie der Stadterneuerung“ bestand aus drei Vorbereitungsterminen und einer Ex- Fazit kursion von fünf Tagen nach Manchester. Die Teilnehmer haben unter der Koordination von Josiane Meier Aufga- ben in Form von Stadtführungen und spezielle Inputs Nina Janssen verteilt und selbstständig erarbeitet. Jeder Teilnehmer galt durch seine Vorrecherche als Experte auf einen Themen- bereich. Die Entwicklung der einzelnen Stadtviertel wurde in den vorherigen Kapiteln bereits beschrieben. In diesem Fazit soll keine weitere objektive Darstellung stattfinden, sondern eine Sammlung von Meinungen, Beobachtun- gen und Erinnerungen an Manchester entstehen. Dies ist auch der Grund warum keine Bestandsaufnahmen, Analysen oder Vergleiche vor Ort durchgeführt wurden, mit Ausnahme der Fortführung von den Vorher-Nachher Fotos. Die Sammlung an eindrücken erfolgt anhand von drei Fragestellungen, die im Folgenden näher beschrie- ben werden.

Die erste Frage wird an die jeweiligen Experten der Stadtviertel gestellt und lautet; „Was hat euch in eurem eigenen Vortragsthema besonders beeindruckt?“ Aus- Manchester in einem Satz gangspunkt dieser Fragestellung ist, dass es zu jedem der vorgestellten Stadtviertel und Exkurse eine Meinungs- „Manchester ist eine vielseitige und aufsteigende Stadt äußerung geben soll. Die zweite Frage bezieht sich auf im Wandel.“ Melanie die Stadterneuerungsstrategien, sie lautet; „Was ist aus eurer Sicht prägend für die Stadterneuerungsstrategien „Eine Stadt die sich ganz im Sinne des Manchester Kapi- in Manchester?“. Diese Frage wird durch immer wieder talismus ständig neu erfindet und erneuert ohne dabei kommende Schlagwörter, aus den Texten der teilnehmen- von dem baukulturellen Erbe erdrückt zu werden.“ Lukas den Studenten entnommen und in verschiedenen Größen dargestellt, um die Relevanz der Schlagwörter für die „Backsteinromantik trifft ungezügeltes Bauen.“ Niels Exkursionsteilnehmer zu verdeutlichen. Die dritte Frage zielt auf das Bild ab, welches den Exkursionsteilnehmern „Ich will die Nummer 2 – hinter London – in Großbritanni- im Gedächtnis geblieben ist und lautet; „Wie würdet Ihr en werden.“ Adina Manchester in einem Satz beschreiben?“ Die Antworten verdeutlichen die Vielfalt der Eindrücke, die den Exkursi- 7 „Manchester. City of controversies.“ Steffen onsteilnehmern von Manchester geblieben sind.

„Eine pulsierende Stadt, die sich zunehmend in Richtung Manchester kann anhand dieser Antworten als eine der modernen Großstädte weltweit entwickelt und defini- ökonomisch erfolgreich ausgerichtete Stadt betrachtet tiv einen Städtetrip wert ist.“ Jennifer werden. Besonders auffallend für die Teilnehmer sind die Finanzierungsmethoden durch Public-Privat-Partner- „Manchester als eine gewollte und geplante Stadt, die schaften und die Vermarktung, die zum Großteil von der ihren Niedergang überlebte und sich neu entdeckt hat.“ Stadt übernommen wird. Die Erneuerungsstrategien der Nina Stadt Manchester können anhand der Meinungsäußerun- gen als Erfolg betrachtet werden. „Dornrösschen ist erwacht.“ Silvia

„Ihr habt noch viel zu tun, versucht es ein wenig schöner Was hat euch in eurem eigenen zu machen.“ Matthias Vortragsthema/ Vortragsgebiet besonders beeindruckt? „Manchester ist seit je her ein Musterschüler des briti- schen Kapitalismus, der sich seit kurzem auch Stil und Charakter zulegt.“ Philipp Salford Es war interessant zu sehen, wie widersprüchlich die „Eine feinteilige Collage aus Gegensätzen.“ Kathrin Kommunikation der Projekte nach außen (Werbung, Internetauftritte) und der tatsächliche Entwicklungsstand „Die Stadt ist wie die Menschen: Rauer Kern und hier waren – teilweise stellte ich mir großartige Bauwerke vor, und da schicke, moderne Accessoires. Aber an manchen doch in der Realität wurde noch nichts von den Plänen Ecken kommt immer noch die wilde Seite zum Vor- umgesetzt. Marian 68 schein. Das sollte so bleiben.“ Marian Nighttime Economy Hulme Dass das Thema „Öffentliche-Sicherheit“ der dreh und Ich habe den Stadtteil Hulme bearbeitet. Mich beein- Angelpunkt ist: ursprünglich war es ein Argument für die druckt hat die Geschichte des Stadtteils, weil es zweimal Lockerung von Vorschriften, die das Nachtgeschäft, insb. zum Slum erklärt und (fast) komplett abgeräumt sowie das Geschäft mit Alkohol einschränkten, heute wird die jeweils einer neuen Bebauung zugeführt wurde. Zuerst lockere Lizenzierungspraxis als Grund für einen Anstieg von einer absolut schädlichen Dichte, dann wollte man der Kriminalität betrachtet. In Wirklichkeit hat sich aber „was neues“ ausprobieren – die Cresents kamen – und vor Allem die öffentliche Wahrnehmung von Kriminalität zum Schluss ist man doch wieder bei der traditionellen verändert. Kathrin Bauweise gelandet. Adina

New Islington NOMA, Millenium Quarter & St. Peters Square New Islingtons Neuplanung beeindruckt durch die Dis- Besonders beeindruckend fand ich - im Rahmen der krepanz zwischen glorreichen Beschreibungen der Recherche für das Vortragsthema - das offensichtliche Entwicklungen und dem Eindruck des Scheiterns vor Ort. Marketing, welches betrieben wird um Investoren in neue Spannend ist es nun die zukünftigen Entwicklungen zu bzw. umgestaltete Stadtgebiete zu locken. Vor Ort zeigte beobachten, nachdem ein neuer, starker Investor gefun- sich dann entgegen dem Marketing ein noch ganz ande- den wurde. Steffen res, unfertiges Manchester. Melanie

Northern Quarter Ancoats Ich mag die kulturelle Vielfalt, wie sie in Berlin und beson- Denkmalschutz lebt fast ausschließlich von privatem ders in Neukölln und Kreuzberg erlebbar ist sehr. Einen Engagement. Sogar die vom Land zur Verfügung gestell- ähnlichen Eindruck hatte ich im Northern Quarter auch. ten Gelder für Sanierungsprojekte können nicht von der Matthias öffentlichen Hand, sondern nur von den treuhänderischen Organisationen beschafft werden. Am besten erhalten Salford Quays bleiben also die Gebäude und Stadtviertel, für die sich die Beeindruckend war es, wie ein Leuchtturmprojekt wie das unternehmerisch befähigsten Organisationen einsetzen. Lowry in den Salford Quays in kurzer Zeit zu unheimlich Silvia vielen privaten Investitionen führen konnte und dadurch zum wirtschaftlichen Wachstumsmotor der Region wird. Insgesamt waren die Projekte sehr gut aufbereitet; zu ak- Was ist aus eurer Sicht prägend für tuelleren Vorhaben sind häufig detaillierte und anschauli- die Stadterneuerungsstrategien in che Assessments, Berichte und Evaluationen verfügbar. Manchester? Philipp

Castlefield In Castelfield wurden die ersten künstlichen Kanäle ge- Moderne Ideen baut, die bis heute existieren und das Stadtbild maßgeb- lich mitgestalten. Um diese künstlichen Kanäle wurden Effizienz viele neue Techniken zum Be- und Entladen der Schiffe private Investoren entwickelt. Einige sind bis heute noch besichtbar und ver- deutlichen dadurch die frühere Funktion von Castlefield öffentliches Interesse als lebendiger Umschlagsort für Waren. Nina historisches Erbe Kreativität Fußball und Stadterneuerung An Manchester United hat mich fasziniert, dass man Private-Public-Partnerships den Fußballverein als solchen eigentlich gar nicht mehr erkennt. Stattdessen müsste man wohl eher von einem Neubau Unternehmen sprechen, das Fußball betreibt und diesen auf der ganzen Welt verkauft. Niels ausländische Investoren Greengate Denkmalschutz Besonders beeindruck hat mich die Dynamik mit der Vermarktung das Gebiet rund um die Chapel Street umgestaltet wird. Stadtverwaltung Bemerkenswert dabei ist, dass die öffentliche Hand ver- gleichsweise „billig“ davon kommt, während das Gros von marktorientierte Planung den privaten Investoren getragen wird. Lukas Öffentlichkeitsarbeit Fallowfield Die umliegenden Stadteile (Hulme, Fallowfield) geben im Compulsory Purchase Order Vergleich zum Kern der Stadt einen wirklichen Eindruck in das Leben der Einwohner Manchesters. Jennifer Abriss 69 Diese Aussage trafen Friedemann Gschwind und Prof. Dr. Dietrich Henckel im Jahr 1981 in der Bauwelt (Heft Exkurs 24). Prof. Henckel gründete sie auf die Eindrücke, die er im Rahmen eines längeren Aufenthaltes in der Stadt Manchester gewonnen und auf dutzenden Fotographien dokumentiert hat. So lässt sich der beschriebene Zustand Manchesters Revisited auch heute – fast 40 Jahre später - noch gut nachvollzie- 1978 — 2015 hen. Herr Henckel hat den Teilnehmern des Seminars im Vor- feld der Exkursion freundlicherweise eine Auswahl dieser „Die stolze Fassade Man- - im Jahr 1978 entstandenen - Fotographien zur Verfü- gung gestellt. Ergänzt wurden diese Aufnahmen durch chesters ist zerbrochen. weitere Fotographien Henckels aus dem Jahr 1987. Angetan von dem Gefühl, das die Bilder vermittelten, hat Zwischen viktorianischen die Seminargruppe eine alte Idee von Prof. Dr. Uwe-Jens Walther wieder aufgegriffen: Walther hatte Manchester Ziegelornament der Waren- im Jahr 2005 im Rahmen einer Exkursion mit Studenten besucht und zusammen mit ihnen versucht, die Bilder von häuser – heute unter Denk- Prof. Henckel eins zu eins nachzustellen. malschutz – blinde Fenster, Auch die Teilnehmer des diesjährigen Seminars haben dieses Vorgehen gewählt. Die im Jahr 2015 entstande- vielleicht im Erdgeschoß nen Fotographien vermitteln im Kontrast zu den alten Aufnahmen Henckels dabei ein Gefühl für die zahlreichen ein kümmerlich wirtschaf- Veränderungen, die Manchester in den letzten vier Jahr- zehnten durchlaufen hat. Gleichzeitig zeigen sie auf der tender Betrieb, verlassene anderen Seite auch, dass an vielen Stellen die Zeit fast stehengeblieben zu sein scheint. Die Ergebnisse visua- Fabrikgebäude, überflüssig lisieren demnach gleichzeitig den früheren Zustand, den heutigen Charakter und die Entwicklung, die die Stadt in gewordene Gleisanlagen, den vergangenen vier Jahrzehnten durchlaufen hat. Sie stellen folglich eine ideale Ergänzung zu den textlichen entlang der großen Aus- Beiträgen dar und sollen an dieser Stelle auch der Allge- meinheit zur Verfügung gestellt werden. fallstraßen ausgebrannte Ladenzeilen, durch den ‚Teufelskreis der Armut‘ unbewohnbar gewordene Wohnviertel.“

70 71 Refuge Assurance Company 1978 — Prof. Dietrich Henckel

72 Refuge Assurance Company 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

73 India House 1978 — Prof. Dietrich Henckel

74 India House 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

75 1978 — Prof. Dietrich Henckel

76 2015 — Josiane Meier

77 Central Station 1978 — Prof. Dietrich Henckel

78 Central Station / Gmax 2015 — Josiane Meier

79 1978 — Prof. Dietrich Henckel

80 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

81 Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel

82 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

83 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

84 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

85 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

86 Barton Arcade 2015 — Niels Kramer

87 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

88 Barton Arcade 2015 — Kathrin Krell

89 Arndale Centre 1987 — Prof. Dietrich Henckel

90 Arndale Centre 2015 — Melanie Montresor Alves

91 Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 1987 — Prof. Dietrich Henckel

92 Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 2015 — Niels Kramer

93 Hotel Mercure und Piccadily Gardens 1987 — Prof. Dietrich Henckel

94 Hotel Mercure und Piccadily Gardens 2015 — Niels Kramer

95 China Town 1987 — Prof. Dietrich Henckel

96 China Town 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

97 Victoria Station 1987 — Prof. Dietrich Henckel

98 Victoria Station 2015 — Kathrin Krell

99 Water Street 1987 — Prof. Dietrich Henckel

100 Water Street 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

101 Back-to-back-houses „Back-to-back-houses“ sind eine Bauform des viktoriani- Glossar schen Städtebaus. Zur Zeit der Industrialisierung ist diese Bauform typisch für Wohnquartiere der Arbeiterklasse im Norden Englands. Hierbei liegen die Hausreihen sich mit Kathrin Krell ihren jeweiligen Rückseiten gegenüber. Parallel hierzu reihen sich weitere Häuserreihen bis zur vollständigen Bebauung des Grundstücks. Der Zugang erfolgte über Tunnelgänge und kleine Innenhöfe. Gekennzeichnet 24-Hour City durch eine hohe bauliche Dichte sind Aspekte wie die Stadtplanerisches Konzept, welches verschiedene Strate- einer schlechten Belichtung und Belüftung sowie niedrige gien umfasst um Stadtzentren nachts zu beleben. Insbe- sanitäre Standards prägend.. (vgl. Dettmer undKreutz sondere in Großbritannien war das Konzept eine direkte 1999: Glossar 31; Kreutz 1999: 30 f.) Antwort auf die Suburbanisierung und Abwanderung aufgrund des postindustriellen Strukturwandels. Ziele sind u.a.: Sicherere Innenstädte, ein besseres Image und da- Binge-Drinking mit verbundene Investitionen und ökonomische Regene- Etwa mit Saufgelage, schnelles Trinken alkoholischer Ge- ration (vgl. van Liempt u.a. 2014: 411; Kapitel Night-Time tränke oder Kampftrinken zu übersetzen. Das Wort wird Economy) gern auch gleichgesetzt mit nächtlichem „Anti-Social Behaviour“ unter Alkoholeinfluss im Stadtzentrum (vgl. Roberts & Eldridge 2009:85). Action for Cities Programm Zentralstaatliches Förderprogramm Englands, welches unter anderem den Schwerpunkt Tourismus hat (vgl. Building Research Establishment Environmental As- Jessen 2007: 318). sessment Method (BREEAM) Von einem britischen Forschungsinstitut entwickelte Zer- tifizierungsmethode für Gebäude, bei der deren Einfluss Anti-Social Behaviour durch Bau und Betrieb auf die Umwelt errechnet wird. Je Anti-Social Behaviour Order (ASBO) nachhaltiger dabei die Gebäude sind, desto höher ist der Verhalten, das gegen anerkannte gesellschaftliche Punktestand. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Normen und Werte verstößt und das Zusammenleben in Umweltbelastung und des Klimawandels – beides wichti- einem Quartier stört. Beispiele sind Vandalismus, aggres- ge Themen im Rahmen der Stadtentwicklung und -er- sives Verhalten/Bedrohung, Ruhestörung, das anbringen neuerung – stellt BREAAM ein mögliches Instrument zur von Graffitis, oder das Verschmutzen des öffentlichen Überprüfung der Nachhaltigkeit neuer Projekte dar. (vgl. Raums durch Müll, Hundekot etc. (Cowan 2005: 9) BREAAM 2015) In der „Anti-Social Behaviour Order (ASBO)“ ist geregelt, welche Strafe von der Polizei oder einer anderen Behör- de über Personen älter als 10 Jahre verhängt werden Business Improvement District (BID) kann, die sich asozial verhalten. (ebd.) Die ASBO wurde Räumlich klar definierter Bereich, in dem die Grundei- von der Blair-Regierung 1998 eingeführt. Es wird kritisiert, gentümer und Gewerbetreibende zum eigenen Vorteil dass sie viele kleinere Vergehen kriminalisiert, die vorher versuchen, die Standortqualität durch Maßnahmen zu straffrei waren. verbessern. Jedes Unternehmen im Gebiet bezahlt eine 8 Gebühr (BID Levy, i.d.R. rund 1 Prozent des Umsatzes). So werden Projekte und Maßnahmen finanziert, die der Association of Town and City Management (ATCM) Verbesserung der Standortqualitäten dienen. Verband für Innenstadtentwicklung. Innenstadtentwick- In England und Wales wurden BIDs durch den „Local lung wird in Großbritannien fast immer mit öffentlich/ Government Act 2003“ definiert, rechtlich verankert und privaten Partnerschaften forciert. Der Verband ATCM unterstehen der Aufsicht des Staatssekretariats. BIDs versteht sich als Dachorganisation für öffentliche, priva- können für eine Laufzeit von fünf Jahren beantragt wer- te und „Not for Profit“ Institutionen, die Einfluss auf die den, mit der Option auf einmalige Verlängerung. Voraus- Stadtentwicklung und diesbezüglich auf die politischen setzung für die Verlängerung ist eine erneute Zustimmung Entscheidungsträger nehmen wollen. So vielfältig diese der beteiligten Gebührenzahler zu den zuvor unter ihnen Akteure sein können (von Umweltorganisationen, über ausgehandelten Bedingungen des BIDs. das Stadtmarketing bis zu Sicherheitsbeauftragten), Zurzeit (2015) sind in Großbritannien rund 200 BIDs in so vielfältig sind die Ziele, bei denen der ATMC seine Kraft. (vgl. BritishBIDs 2015) Mitglieder unterstützen will. Die Instrumente, mit denen er hauptsächlich arbeitet, sind Labels (z.B. das „Purple Flag“ Label für vorbildliche Night-Time Economy), Checklis- CCTV ten, Maßnahmenplänen (z.B. „100 Ways to Help the High Englische Abkürzung für „Closed Circuit Television“, zu Street“) und Wissenstransfer (Studien und Konferenzen). Deutsch Videoüberwachungsanlage. 102 (vgl. ATCM 2015a) Central Manchester Development Organisation Listed Buildings (CDMC) Objekte, die aufgrund ihrer architektonischen Qualität Aufgrund politischer Änderungen im Bereich der Kommu- oder ihrer historischen Bedeutung auf einer gesetzlich nalpolitik gründete die Stadt Manchester 1988 die Central festgelegten Liste eingetragen sind. Meistens, aber nicht Manchester Development Corporation (CMDC). Diese ausschließlich, handelt es sich um Einzelgebäude. Parks soll mithilfe des Planungsrechts und der Zusammenarbeit hingegen werden auf einer anderen, nicht gesetzlich von verschiedenen Akteuren sowie der zentralen Re- festgelegten Liste geführt. Gelistete Denkmale bedürfen gierung eine städtische Entwicklung voranbringen. (vgl. für Veränderungen zusätzlich zur Baugenehmigung den Jessen 2008: 90) „Listed Building Consent“ – eine Sonderbewilligung einer dafür zuständigen Behörde. Es gibt drei Kategorien von Listed Buildings. Die bedeu- Clearance Area tendste Kategorie sind „Grade I Buildings“. Sie sind „von Gebiet, das gewisse im „Housing Act 1959“ definierte außergewöhnlichem Interesse“. Die „Grade II* Buildings“ Kriterien erfüllt, welche es für die Wohnnutzung disqua- sind „von besonderer Bedeutung und mehr als besonde- lifizieren. Als Kriterien werden z.B. eine enge, schlechte rem Interesse“. Die letzte Kategorie, die „Grade II Buil- Gebäudeanordnung oder Gefährdung der Gesundheit dings“, sind „von besonderem Interesse“, sie machen den der Bewohner angegeben. Die Einstufung als „Clearan- Großteil (92 %) der Listed Buildings aus. (vgl. Historic ce Area“ erfolgte in der Regel durch einen städtischen England 2015a) Gesundheitsinspektor, ohne Berücksichtigung sozialer Das Listen von Gebäuden wurde während des Zweiten Netzwerke und anderen positiven Qualitäten, welche Weltkrieges eingeführt, um die durch den Feind verur- ein solches Gebiet aber dennoch aufweisen kann. (vgl. sachten Schäden zu beziffern (vgl. Cowan 2005: 221). Cowan 2005: 355)

English Partnerships (EP) Compulsary Purchase English Partnerships (EP) war die zentralstaatliche Compulsary Purchase Order (CPO) Agentur für Stadtumbau seit 1999. Ihre Aufgaben lagen Aus öffentlichem Interesse erzwungener Verkauf von vor allem im Landerwerb, der Zusammenlegung von Land Land oder Privateigentum zu einem festgesetzten Preis und der Betreuung großer Stadtentwicklungsprojekte. Die an die Regierung oder eine Behörde (vgl. Cowan 2005: Agentur arbeitete entweder als selbständiges Organ oder 84). Die Compulsary Purchase Order (CPO) ist eine in Kooperation mit Privatinvestoren. Rechtlich gesehen Verordnung, welche solche Zwangsveräußerungen regelt bestand EP aus zwei unabhängigen Institutionen: Der (vgl. Cowan 2005: 84). „Comission for New Towns“ aus dem Jahr 1961 und der „Urban Regeneration Agency“, die seit 1993 existierte; seit 2008 ersetzt die Agentur „Homes and Communi- Council Housing ties“ English Partnerships. Sie vereint EP mit Teilen des Staatlich subventionierter Wohnungsbau, eingeführt nach „Departments for Communities and Local Government“, dem Ersten Weltkrieg. Die Mittel dafür wurden den Stadt- das English Partnerships ursprünglich ins Leben rief. Der verwaltungen von der Zentralregierung zur Verfügung Minister des „Departments for Communities and Local gestellt. Zwischen den Weltkriegen entstand so eine gro- Government“ bestimmte den Vorstand von EP und war ße Anzahl öffentlich finanzierter Mietwohnungen und die der Repräsentant vor dem Parlament. Kommunen wurde zu den größten Wohnimmobilieneigen- tümern des Vereinigten Königreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das „Council Housing“ jedoch aufgrund English Tourist Board (ETB) der unterprivilegierten Verhältnisse, die dort herrschten, in Eine Körperschaft öffentlichen Rechts – finanziert durch Verruf. das Ministerium für Kultur, Medien und Sport – deren Die Thatcher-Regierung versuchte ab 1979 das Engage- Aufgabe die Förderung des Tourismus ist. ment, der mehrheitlich Labour regierten Städte in den Seine Aufgabe nimmt es wahr, indem es Ministerien, an- Wohnungsbau einzuschränken, indem sie die staatlichen dere öffentliche Körperschaften sowie Quangos in Tou- Mittel – selbst für den Unterhalt – stark kürzte. Gefördert rismusfragen unterstützt. (Parliament 1999)eren Aufgabe wurde nur noch eine andere Art von „Social Housing“, die Förderung des Tourismus(vgl. Heath u.a. 1996: 83). welche durch politisch unabhängige Institutionen, z.B. Housing Trusts, betrieben wurde. Die Städte waren so gezwungen, einen Großteil ihrer Immobilien zu verkaufen. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung Außerdem wurde der Erwerb der Sozialwohnungen durch (EFRE) die Mieter gefördert. (vgl. Allain undBaudelle 2006: 37) Finanzielle Förderung zur Beseitigung von Ungleichhei- ten zwischen verschiedenen Regionen in Europa, zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Conservation Area Zusammenhalts der Europäischen Union (vgl. Bundesmi- Bereich, in dem bedeutende Architektur mit einem his- nisterium für Wirtschaft und Energie 2015). torischen Hintergrund geschützt wird (vgl. Jessen 2007: 317). 103 Grade A Space Millennium Community Programme In einem informellen Klassifizierungssystem für Grund- Nationales Programm zur Förderung von Pilotprojekten stücke die höchste erreichbare Einstufung. In der Regel mit Modellcharakter, die strengen Kriterien nachhaltiger sind die Bodenpreise hier besonders hoch und es werden Grundprinzipien folgen. Finanziert und kontrolliert werden daraus folgend Immobilien mit überdurchschnittlich hohen die Projekte durch „English Partnerships“. Mieten erwartet. (vgl. Day o. J.)

Modern Football Greater Manchester Archaeological Unit (GMAU) Modern Football ist ein schwer zu definierender Begriff, Eine Institution, die sich als Verwalter des archäologi- der viele Veränderungen des sich seit den 1980er-Jahren schen Erbes von Greater Manchester verstehen. Die im Wandel befindlichen Umfelds des Profi-Fußballs ab- Bezirksarchäologen fungieren zudem als Berater für zubilden versucht. Im Kern geht es um die zunehmende lokale Behörden, z.B. für die Unterschutzstellung, und sie Vermarktung und wirtschaftliche Bedeutung des Sports. erstellen Standards für die Dokumentation des archäo- Viele Fußballfans stellen sich dieser Enwicklung entge- logischen Erbes in Entwicklungsgebieten. (vgl. AGMA gen. Sie kritisieren u.a. die abnehmende Mitwirkungs- 2015) möglichkeit in den Vereinen, teure Eintrittspreise, den Ein- bau von VIP-Lounges in den Stadien (unter Wegfall der traditionellen Stehplätze), die wachsende Einflussnahme Home and Communities Agency der Pay-TV-Sender auf die Anstoßzeiten sowie den Kauf Nachfolgeorganisation der English Partnerships (EP). von Fußballvereinen durch ausländische Geschäftsleute und Oligarchen sowie deren fehlende Identifikation mit den traditionellen Werten der Vereine. Vielen Anhängern Lottery Funds wird durch diese Entwicklung der Besuch eines Fußball- In Großbritannien gibt es mehrere Lottery Funds, die spiels ihres Lieblingsvereins unmöglich gemacht, da sie raumwirksame Projekte unterstützen. Es handelt sich bei sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten können oder ihnen um departementunabhängige, öffentliche Institution zu den veränderten Anstoßzeiten berufsbedingt nicht (vgl. Quango), welche die Erträge aus der National Lot- anreisen können. Der Begriff ist unter traditionsbewussten tery für „gute Zwecke“ einsetzt. Der wichtigste von ihnen Fußballfans daher vor allem negativ besetzt. Als Vorzug ist der „Big Lottery Fund“, er schüttet jährlich Erträge von wird hingegen die zunehmende Sicherheit in den Stadien rund £650 Millionen aus. (vgl. Big Lottery Fund 2015) aufgeführt, die den Besuch eines Fußballspiels auch für Für die Stadterneuerung ist außerdem der Heritage Lot- Frauen und Kinder attraktiv macht. tery Fund mit einem Jahresbudget von rund £350 Millio- nen von Bedeutung. (vgl. Heritage Lottery Fund 2015) Night-Time Economy (NTE) Wirtschaftskonzept, das in der Stadtplanung seit den Manchester City Centre Local Plan 1990er Jahren als Möglichkeit diskutiert wird, um die Ein Rahmenplan, der unter anderem die touristischen Po- städtische Wirtschaftsleistung in den postindustriellen tentiale von Manchester beinhaltet und diese auf Grund nordenglischen Städten über Nacht zu „verdoppeln“. ihrer architektonischen und historischen Gegebenheiten Meist ist damit eine Deregulierung und Förderung der bewertet. Er wurde 1982 eingeführt. (vgl. Heath u.a. Alkohol- und Vergnügungsindustrie gemeint. Seinen 1996: 82) Ursprung hat der Ausdruck in der Arbeit von Comedia Consultancy, einer Art ThinkTank, der sich mit der Krea- tiv-Industrie beschäftigt. (vgl. van Liempt u.a. 2014: 412) Manchester Millennium Limited (MML) Es gibt keine strikt definierte Abgrenzung, was zu diesem Die Manchester Millennium Limited (MML) wurde 1996, Wirtschaftszweig gerechnet wird. Zu dem Sektor werden kurz nach dem Bombenanschlag auf das Stadtzentrum Gastronomie- und Unterhaltungsunternehmen gezählt, in Manchester, als eine Task Force aus öffentlichen und aber auch Hotels. Teilweise werden auch andere Bran- privaten Spezialisten durch die Verwaltung implemen- chen in denen nachts gearbeitet wird, wie z.B. Reini- tiert. Die Aufgabe der Task Force bestand darin, das gungsfirmen, mit dazu gerechnet. Programm zur Erneuerung der zerstörten Innenstadt zu entwickeln, die Umsetzung zu überwachen, die Kommuni- kation zwischen den Akteuren zu organisieren, sowie die Northwest Regional Development Agency (NWDA) nötigen öffentlichen und privaten Ressourcen zu sichern. Die private Entwicklungsagentur Northwest Regional (vgl. Williams 1999: 492) Development Agency (NWDA) war für die wirtschaftliche Entwicklung und Regeneration Nordwest-Englands ver- antwortlich. Sie wurde am 31. März 2012 abgeschafft. McDonaldization Die Agentur fungierte als Schnittstelle zwischen den Be- Die Globalisierung der Lifestyles, benannt nach einer glo- dürfnissen von Unternehmen und der Regierungspolitik. bal agierenden Fastfood-Kette (vgl. Cowan 2005: 237). Als solche schuf sie eine investitionsfreundliche Umge- bung durch die direkte Unterstützung von Unternehmen, 104 die Förderung neuer Start-Ups und die Zusammenfüh- rung von Fähigkeiten der Arbeitnehmer mit den Bedürf- Social Housing nissen der Arbeitgeber. Wohnungen für soziale Gruppen der unteren und mitt- Geografisch deckte die Agentur Greater Manchester ab, leren Einkommensschichten, die nicht in der Lage sind einschließlich Manchester und Salford, Greater Liver- sich Wohneigentum zu leisten. Das „Social Housing“ pool, einschließlich Liverpool, Cheshire und Warrington, wird seit den 1980er Jahren (Thatcher-Regierung) fast Cumbria, einschließlich des Lake District und Lancashire, ausschließliche von politisch unabhängigen Institutionen, einschließlich Preston. Der Hauptsitz befand sich in War- z.B. Housing Trusts, und nicht mehr von den Kommunen rington, mit zusätzlichen Büros in Liverpool, Manchester, betrieben (vgl. Allain & Baudelle 2006: 36). Laut der „Nati- Preston und Penrith. onal Housing Federation“ (2015) sind diese sogenannten „Registered Social Landlords“ heute die größten Bereit- steller von Mietwohnungen in Großbritannien. Public Private Partnership (PPP) Zusammenarbeit von Staat und Privatwirtschaft bei einem bestimmten Projekt (Duden 2015). Es werden die beiden Terraced houses Grundtypen Organisations-PPP und Vertrags-PPP unter- Das englische Reihenhaus. Es ist die prägende Bau- und schieden. Bei Erstem wird die Kooperation im Rahmen Wohnform für den Städtebau des 19. Jahrhunderts im einer gemeinsamen Organisation institutionalisiert, bei Vereinigten Königreich. Abstrakt betrachtet, kennzeichnen Zweitem bildet ein Vertrag die Basis der Kooperation. sie sich zumeist durch ein zweigeschossiges Gebäude (Proeller o. J.) mit je zwei Wohnräumen auf jeder Etage. Der straßen- Kritisiert wird an PPPs z.B., dass bei den meisten öffent- seitige Eingang, der entweder in einen Flur oder gleich lich-privaten Partnerschaften der Staat das Hauptrisiko in das straßenseitige Zimmer führt, liegt mit Blick auf den trägt und so öffentliches Kapital dazu benutzt wird, private Grundriss meist seitlich, dem sich ein Zimmer mit einem Stakeholder, die durch ihr Kapital bereits mächtig sind, oder zwei Fenster anschließt. Eine für das industrielle weiter zu ermächtigen (vgl. z.B. Swyngedouw 2005). Nordengland typische und spezielle Variante des Rei- henhauses sind die Back-to-back-houses. (vgl. Kreutz: 1999: 29 f.). Quasi-autonomous Non-governmental Organisation (Quango) Quangos sind Organisationen, auf die eine Regierung Urban-Heritage-Park Aufgaben und diesbezügliche Macht überträgt und die Park, der dem Schutz und der Wiederbelebung eines unabhängig von einzelnen Regierungsdepartementen Areals dient. Der erste Urban-Heritage-Park wurde 1982 sind. Sie operieren wie Nichtregierungsorganisationen, in Manchester gegründet. Beteiligt an dieser Förderung sind aber zum Großteil staatlich finanziert. sind sowohl öffentliche als auch private Investoren. (vgl. „Quango“ ist kein gesetzlich festgelegter Begriff. Das Ca- Jessen 2007: 317; vgl. Heath u.a. 1996: 82) binet Office hat für eine präzisere Abgrenzung den Begriff „Non-Departmental Public Bodies (NDPB)“ eingeführt und führt die Namen sämtlicher Organisation welche darunter fallen in einer Liste auf, die jährlich aktualisiert wird. (vgl. Gay 2010)

Strategic Development Initiative (SDI) Initiative zur wirtschaftlichen Förderung von Entwicklun- gen im Bereich des Tourismus (vgl. Heath u.a. 1996: 83).

Single Regeneration Budget (SRB) Das Ziel des SRB ist die Vereinfachung und das Zusam- menbringen vielfältiger finanzieller Förderinstrumente von unterschiedlichen Regierungsbehörden. Es dient der Bereitstellung finanzieller Ressourcen zur Unterstützung von Regenerationsinitiativen, welche von lokalen Rege- nerationspartnerschaften betrieben werden. Initiativen die gefördert werden, haben hauptsächlich die Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung in jenen Bereichen zum Inhalt, die gegenüber anderen be- nachteiligt sind, sowie die Verminderung der diesbezügli- chen Unterschiede zwischen unterschiedlichen Bevölke- rungsgruppen. (vgl. Bolsover Partnership 2015)

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Abb. 3.3: Murray‘s Mills — Kathrin Krell Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 3.4: Cotton Field Park mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz New Islingtons — Kathrin Krell Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 3.5: The Chips und die Einhausung des Ancoats Dispensary Trust — Josiane Meier Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

Abb. 3.6: The Guts — Kathrin Krell Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 3.7: Zentraler Boulevard New Islingtons — Josiane Meier Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

Abb. 4.1: Baustelle im Exchange Areal — Marian Knapschinsky Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 4.2: Unsortierte Nutzungsmischung — Marian Knapschinsky Barton Arcade 2015 — Niels Kramer

Abb. 4.3: The Lowry — Josiane Meier Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 4.4: MediaCityUK — Josiane Meier Barton Arcade 2015 — Kathrin Krell

Abb. E2.1: Das Stadion Old Trafford – Heimspielstätte von Centre 1987 — Prof. Dietrich Henckel United — Niels Kramer Arndale Centre 2015 — Melanie Montresor Alves Abb. E2.2: Top 10 der Besucherattraktionen in Greater Manchester im Jahr 2013 — Niels Kramer nach Manchester Evening News Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 5.1: Wohnbebauung entlang der Old Birley Street (Ecke Green- Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 2015 — Niels Kramer heys Lane West) — Adina Felgentreu Hotel Mercure und Piccadily Gardens 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 5.2: Hulme Park — Adina Felgentreu Hotel Mercure und Piccadily Gardens 2015 — Niels Kramer Abb. 5.3: Vorplatz Hulme Park an der Stretfort Road — Adina Felgentreu China Town 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 5.4: Arch Bridge — Jenny Kögler China Town 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

Abb. 5.5: Studentununterkünfte — Adina Felgentreu Victoria Station 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 5.6: Studentununterkünfte — Adina Felgentreu Victoria Station 2015 — Kathrin Krell

Abb. 5.7: Universitätsgebäude — Adina Felgentreu Water Street 1987 — Prof. Dietrich Henckel

Abb. 5.8: Blick entlang der Hulme High Street Richtung Süden Water Street 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz — Adina Felgentreu

Abb. 5.9: Zentraler Platz Hulme High Street — Adina Felgentreu

Abb. 5.10: Zentraler Platz Hulme Higth Street mit Blick auf die flexiblen Stände (Hulme High Street Outdoor Market) — Adina Felgentreu

Abb. 5.11: Eingang Hulme Community Garden Centre — Jenny Kögler

Abb. 5.12: Übersichtsplan — Adina Felgentreu

Abb. 6.1: Die Wilmslow Road — MCC 2011: 3

Abb. 6.2: Studentisches Wohngebäude entlang der Old Hall Lane — Niels Kramer

Abb. 6.3: Der „Toast-Rack“ am Abend — Jenny Kögler

Abb. 6.4: Der „Toast-Rack“ zu Verkaufen — Jenny Kögler

Abb. 6.5: Fallowfield am Abend — Niels Kramer

Abb. 6.6: Fallowfield am Abend — Jennifer Kögler

Exkurs —Manchester Revisited 1978 — 2015

Refuge Assurance Company 1978 — Prof. Dietrich Henckel

Refuge Assurance Company 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

India House 1978 — Prof. Dietrich Henckel

India House 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz

1978 — Prof. Dietrich Henckel

2015 — Josiane Meier

Central Station 1978 — Prof. Dietrich Henckel

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Manchester — Berlin — 2015 Erneuerung Wiederaufbau Masterplan Rahmenplan Tou- rismus Leerstand Investoren Vermarktung Immobilie- nentwicklung Stadtmarketing Binnenhafen Entwicklung zertifiziertes Erhaltungsgebiet Erneuerung des Ein- zelhandels IRA Bombing Immobilienentwicklung Stadt- marketing Business Improvement District Öffentlicher Raum Architektur Politisches Zentrum Spinnereien Stad- tentwicklung Immobilienentwicklung Gentrifizierung Kreativsz­ ene Architektur Markthallen Neubau 24 Hour City Wirtschaftliche Einnahmequelle Sanierung von Wohnsiedlungen Leerstand Denkmalschutz Spinnereien Grünfläch­enentwicklung Vorzeigeprojekt Stadtmar- keting Immobilienentwicklung Architektur Lagerräume Altbau Neubau Stadtmarketing Auswirkungen der GroS- sportveranstaltungen Anziehung von Investoren Wirt- schaftliche Einnahmequelle Geschäfts­straSe Wegbezie- hungen Investoren Immobilienentwicklung Kulturzentrum Hafenentwicklung Ar- chitektur Neubau Media City Stadterneu- erung Architektur Brückengestaltung Grün Freiraumentwicklung Universität Entwicklung eines Studentendorfes Nachtökonomie