Altersarbeit Ist Auch Quartierarbeit
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97 August 2018 1 Alter und Gesellschaft Altersarbeit 1 Politik Stärkung des Milizsystems 5 Politik Gemeinden und ihre Mitgliedschaften 6 Gesundheit Pilzkontrollen und -kontrollstellen 7 Politik Gebietsreform im Kanton Graubünden 8 Gemeindevorsitzende a. D. Erstes Ehemaligentreffen 10 Neustrukturierung Asylbereich Auswirkungen im Kanton Thurgau 13 News vom VTG Wechsel in der Geschäftsleitung 14 Inländervorrang light Einführung der Stellenmeldepflicht 15 Im Übrigen Agenda Das gibt‘s nur bei uns! 16 KOMMENTAR Beim Schlagwort «demographische Herausforderung» denkt man sofort an die Betreuung oder Pflege von Hoch altrigen. Doch auch die Zahl der frisch Pensionierten nimmt zu. Wer heute Altersarbeit ist auch pensioniert wird, ist in der Regel topfit, sucht nicht den Ruhestand, sondern neue Quartierarbeit Herausforderungen. Viele wollen sich für eine gemeinnützige Aufgabe engagieren. Freiwillige schätzen den Einsatz im ei Die Stadt Frauenfeld definiert im aktuellen Alterskonzept griffige genen Quartier, in vertrauter Umgebung. Massnahmen für ein zufriedenes Älterwerden. Neben guter ambulanter Mit einer organisierten Nachbarschafts Gesundheitsversorgung wird der Fokus auf das soziale Miteinander hilfe werden Schwellen abgebaut und der gesetzt. Die Bevölkerung wird mittels partizipativen Ansätzen fürs Austausch zwischen den Generationen gefördert. Die gegenseitige Hilfe in der Alter sensibilisiert, damit generationenübergreifende Hilfe etwa in den Nachbarschaft und die Unterstützung von Wohnquartieren möglich wird. Wie können Gemeinden solche Prozesse betreuenden Angehörigen sind wichtige initiieren? Was und wen braucht es dafür? Faktoren, damit ältere Menschen lange zufrieden zuhause leben können. Das kostet nicht viel, ist aber für die Betroffe nen sehr viel wert. Elsbeth Aepli Stettler, Stadträtin Frauenfeld [email protected] Alter und Gesellschaft ...weiter auf Seiten 2 und 3 Alter und Gesellschaft Altersarbeit Frau Brunner ist schon mehrmals über eine sensgemeinschaft Wohnen, die zusammen mit 2 Teppichfalte in ihrer Wohnung gestolpert. einer Baugenossenschaft eine Generationen- Einmal hat sie sich dabei sogar leicht verletzt. wohnsiedlung realisieren wird. Ein junger, handwerklich begabter Nachbar Quartierbevölkerung ab. Dabei fällt auf, dass wird von der organisierten Nachbarschafts- Vernetzt mit Organisationen Wohnen, Begegnungsort und Nachbarschafts- hilfe aufgeboten und spannt den Teppich mit Parallel zu den entstandenen Teilprojekten ini- hilfe immer zentrale Themen sind. wenigen Handgriffen wieder. Dank dem Quar- tiierte die Stadt Frauenfeld einen Vernetzungs- tiertreffpunkt kommt Herr Rohner endlich wie- prozess mit Organisationen und Institutionen Achtsamkeit in der Quartier- oder der einmal aus seinen vier Wänden heraus. in der Altersarbeit. Die Spitex kann nun bei Gemeindearbeit Mit einem zufriedenen Lächeln sitzt er einmal Bedarf die Nachbarschaftshilfe aufbieten. Die Was gilt es für Gemeinden grundsätzlich zu pro Woche mit Gleichgesinnten am Jasstisch. Pro Senectute erhält auf Wunsch Unterstüt- beachten, die mit einem ähnlichen Ansatz un- Die Talentbörse macht es möglich, dass sich zung bei ihren Geburtstagsbesuchen und der terwegs sind? Der Schlussbericht von AWIQ rüstige Ältere regelmässig für ein Urban-Ping Sozialdienst des Spitals könnte die Nachbar- beschreibt folgendes: Pong-Spiel treffen. Sie nutzen abends öffent- schaftshilfe als Begleitmassnahme bei einem – Faktor Zeit: Die Entwicklung der Projekte liche Ping Pong-Tische mit viel Spass und Spitalaustritt beiziehen. Im Begegnungsort und der Angebote braucht Zeit. Dennoch bleiben dadurch in Bewegung. Selbstverständ- haben schon die KESB, die Polizei und weitere dürfen Prozesse nicht zum Stehen kommen. liche Geschichten würde man meinen, aber vor Fachstellen Vorträge gehalten. Sichtbare Fortschritte motivieren zum Einführung der organisierten Nachbarschafts- Weitermachen. hilfe, der Talentbörse und des Quartiertreff- Nachhaltiger Effekt dank der – Faktor Vertrauen: Eine Kultur des «Hilfe punkts im Frauenfelder Quartier Kurzdorf gab Gemeinde annehmen» setzt nicht nur die Bekanntheit es solche Begegnungen nur selten. Solche Resultate sind nur möglich, wenn der Angebote, sondern auch Vertrauen Freiwillige früh einbezogen werden. Sie müs- voraus. Die Offenheit, Hilfe zu sehen und Alterskonzept weist den Weg sen spüren, dass ihre Bedürfnisse erkannt diese anzunehmen, entwickelt sich langsam. Gemäss einem japanischen Sprichwort ist die und ernstgenommen werden. Zusätzlich hilft – Einbettung in politisches Geschehen: Ein grösste Kulturleistung eines Volkes, wenn die es, wenn sie die Rahmenbedingungen und Quartier- oder Gemeindeprojekt soll ins betagten Menschen zufrieden sind. Die Stadt die gesteckten Ziele der Gemeinde spüren aktuelle politische Geschehen innerhalb und Frauenfeld setzt im aktuellen Alterskonzept und sie sich von ihr unterstützt und getragen ausserhalb der Gemeinde eingebettet sein. genau da den Hebel an. Neben dem Bestreben, fühlen. Es braucht eine Begleitung durch die – Freiwilligenengagement: Personen müssen die ambulante Gesundheitsversorgung durch Gemeinde, die auch kurze Wege zu Entschei- aktiv gefunden, eingeladen, ermutigt und professionelle Anbieter möglichst abgestimmt dungsträgern ermöglicht und Wertschätzung unterstützt werden. Ein Ressourcen-Check und bedürfnisgerecht bereitzustellen, wird entgegenbringt. Letztlich motivieren sich die hilft, die optimale Ausgangslage für die ebenso stark auf das soziale Miteinander fo- Freiwilligen selbst, indem sie in ihrem Enga- Partizipation in den Projekten zu schaffen. kussiert. Im Quartier und in der Nachbarschaft gement auch einen Mehrwert für sich sehen. – Koordination der Öffentlichkeitsarbeit: sollen das soziale Miteinander gefördert und Einige Personen gaben auf die Frage, was Die Kommunikation muss ihrem Stellenwert die Einwohner mittels partizipativen Ansätzen sie für die Nachbarschaftshilfe motiviert, zur entsprechend ausgestaltet und angesiedelt zum Thema «Alter» sensibilisiert werden. Antwort, dass sie hoffen, im Alter ebenso gut sein. Sie sollte frühzeitig und kontinuierlich umsorgt zu werden. sowie kompetent und wirkungsvoll um- Projekt AWIQ nutzt die Vorteile des gesetzt werden. www.awiq.ch Kleinräumlichen Ein gutes Pilotprojekt kann Vorbild Mit dem Pilotprojekt AWIQ «Älter werden im sein Profit in der Gemeinde Quartier» regt die Stadt Frauenfeld soziokultu- Das Projekt AWIQ im Quartier Kurzdorf hat Insgesamt entfalten Quartierprozesse mit relle Entwicklungen an, die auf Quartierebene erfolgreich gezeigt, dass eine gemeinsame Blick aufs Älterwerden im Quartier dann eine geschehen. Im Fokus stehen ältere Menschen Gestaltung der Zukunft und des Zusammenle- besonders nachhaltige und ausstrahlende und ein partizipativer Ansatz. Freiwillige aus bens auf grosse Nachfrage stösst. Der Leucht- Wirkung, wenn es gelingt, mit ihnen weiter- allen Generationen konnten mobilisiert wer- turm zeigte seine Ausstrahlung und so regen gehende öffentliche Debatten auszulösen. So den, um sich mit ihrem Quartier auseinander- sich auch in anderen Quartieren Initianten, die wird auch ein positives Denken zum Thema zusetzen. Das führte dazu, dass sie sich ver- ähnliches erreichen wollen. In einem Quartier «Älterwerden» entwickelt. Dazu gehören das mehrt mit ihrem Quartier zu identifizieren und wollen engagierte Leute die organisatorische Zusammenleben, das Zusammenwohnen und zu engagieren begannen – was vor allem älte- Struktur der Nachbarschaftshilfe aus dem Pi- das Helfen in der Gemeindegesellschaft. ren Menschen zu Gute kam. Entstanden sind lotprojekt praktisch 1:1 übernehmen. In einem im Quartier Kurzdorf (rund 6‘500 Einwohner) weiteren Quartier holt eine Interessengruppe Urban Kaiser, Leiter Amt für Alter und Gesundheit der Stadt Frauenfeld ein Begegnungsort, eine vernetzte Nachbar- im Rahmen einer Zukunftswerkstatt die Be- [email protected] schaftshilfe, eine Talentbörse und die Interes- dürfnisse, Ideen und Zukunftsvisionen der Alter und Gesellschaft Altersarbeit Die Regio trägt dem wachsenden 3 Anteil von Älteren Rechnung Der demografische Wandel gilt als eine der grossen gesellschaft lichen Herausforderungen unserer Zeit. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten verändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung erheblich, die Menschen werden älter, weniger Kinder werden geboren. Mit einer fortschrittlichen Altersarbeit und einer intensi vierten Kooperation unter den Gemeinden will die Regio Frauenfeld diesen Herausforderungen begegnen. Die Regio Frauenfeld hat sich bereits 2001 in Die Stadt Frauenfeld hat im Dezember im Altersbereich dar sowie die Unterstützung ihren Entwicklungsvorstellungen damit ausei- 2013 mit ihrem Alterskonzept die Basis für und Organisation der Nachbarschaftshilfe und nandergesetzt, dass die Bevölkerung immer eine fortschrittliche altersfreundliche Politik Freiwilligenarbeit. älter wird. Sie hat im Leitsatz «Kultur in ihren geschaffen und mit der Fachstelle «Alter und vielfältigen Erscheinungsformen pflegen» das Generationen» sowie dem Projekt «Älter wer- Grosses Engagement der Ziel formuliert: «Dem wachsenden Anteil älte- den im Quartier» eine Vorreiterrolle übernom- Bevölkerung rer Einwohner ist Rechnung zu tragen». men und Massstäbe gesetzt. Eine zukunftsge- Erfreulich ist, dass die Dynamik und das gros- Auch in den 14 Erfolgsfaktoren, welche richtete Alterspolitik auch in den Gemeinden se Engagement der Zivilbevölkerung auch in für die Regio identifiziert worden sind, wird der Regio zu verankern und die Gemeinden in die Umsetzung mitgenommen