»wattenmeer« Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer Ausgabe 2 | 2013

Goldene Jubiläumsfeier auf Hallig Hooge Zunahme der Löfflerbestände Nationalpark-Haus St. Peter-Ording Editorial 2

EDITORIAL Inhalt Liebe Nachruf Peter Todt 3 Wattenmeerfreunde, Vorstandswahl 3 machen diese für natürliche Bodentierle- Jubiläumsfeier auf Hallig Hooge 4 auch wenn Krabben- und Muschelkutter für bensgemeinschaften unbesiedelbar. Schon Der Seeregenpfeifer 6 viele Menschen zum Bild des Wattenmeers aus diesem Grund muss hinterfragt werden, Wachsende Löfflerbestände 7 gehören, ist diese Nutzung im Nationalpark ob Miesmuschelfischerei mit den Zielen ei- Nationalpark-Haus St. Peter-Ording 8 nicht unbedenklich. Zur Fortentwicklung die- nes Nationalparks im Einklang stehen kann. Neue Stationsleiterin 9 ses Großschutzgebietes gehört es, die Aus- Da die natürlichen Muschelbestände im Uwe Herms zum Weltnaturerbe 10 wirkungen der Fischerei auf die Natur genau überprüften Bereich des schleswig-holstei- Wochenendeseminare der Stiftung 11 zu beobachten und zu bewerten. nischen Wattenmeeres in den vergangenen Neues Infomobil 12 Die zur Krabbenfischerei eingesetzten Jahren um zirka 95 Prozent zurückgegan- Spendenaufruf: Regenbogen für die Arche 12 Grundschleppnetze haben über Jahrzehnte gen sind, konnten die – nach Ansicht der Ausbau Nationalpark-Haus 12 zum Verschwinden vieler bodenlebender Muschelfischer – erforderlichen Mengen Arten und ganzer Lebensgemeinschaften Jungmuscheln zum Besatz der Kulturflä- Titelbild: geführt. Ein großes Problem bei der Krab- chen nicht mehr abgefischt werden. Man Löffler im Flug benfischerei ist der Beifang. Pro Kilogramm behalf sich mit Importen aus dem Ausland. Seit 2000 können die weißen eleganten Löffler als gefischter Krabben werden bis zu neun Ki- Dabei wurde jedoch nicht berücksichtigt, Brutvögel im schleswig-holsteinischen Wattenmeer logramm andere Meeresbewohner (meist dass zusammen mit den nicht heimischen beobachtet werden. Lange Zeit war ihr Brutvorkom- men in Westeuropa auf die Niederlande beschränkt. Jungfische) mitgefangen und dann – in der Muscheln auch zahllose Tiere und Pflan- Von dort aus haben sich die Tiere in den letzten Regel tot – zurück ins Meer geworfen. zen in den Nationalpark gelangen können, zwanzig Jahren erfolgreich wieder ausbreiten können, so dass sie mittlerweile den gesamten Wattenmeer- Die Schutzstation Wattenmeer setzt sich die hier nicht ihren natürlichen Lebensraum raum besiedelt haben. In einigen süd- und osteuro- dafür ein, dass naturverträglicher gefischt haben. Wegen des hohen Risikos für die na- päischen Ländern wie Albanien und Griechenland sind bis zu 80 Zentimeter großen Koloniebrüter durch wird. Erforderlich ist die Einrichtung wei- türlichen Lebewesen des Wattenmeeres ist Trockenlegung ihrer Lebensräume bedroht. terer nutzungsfreier Zonen, aber auch der die Einschleppung fremder Arten verboten. Löffler sind Zugvögel, deren Überwinterungsgebiete bis nach Äthiopien reichen. Einsatz von bodenschonenden Netzen, die Erst aufgrund einer Klage der Schutzstation Fischen eine Fluchtmöglichkeit bieten. wurden daher die Muschelimporte höchst- Impressum & Kontakt Für die Miesmuschelfischerei wurden richterlich untersagt. V. i. S. d. P. : im Nationalpark 2.000 Hektar so genannte Es muss genau überprüft werden, ob Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e. V. Muschelkulturflächen ausgewiesen. Hierher eine Fortsetzung der Miesmuschelfischerei Hafenstr. 3, 25813 Husum bringen die Muschelfischer junge Miesmu- im Nationalpark überhaupt noch akzeptiert [email protected] www.schutzstation-wattenmeer.de scheln und fischen sie nach dem Erreichen werden kann. Wenn ja, kann diese sicher Tel.: 04841 / 6685-46 einer festgeschriebenen Größe wieder her- nur eingeschränkt und auf neuen Wegen Fax: 04841 / 6685-39 aus. 2011 bekamen die Muschelfischer zu- stattfinden. Redaktion: Christof Goetze, Rainer Schulz sätzlich 300 Hektar Nationalparkfläche für Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rainer Borcherding, Sabine Gettner, Silvia Gaus, Klaus Günther, Uwe Herms, den Betrieb von Saatmuschelgewinnungs- Dietrich Richter anlagen zuerkannt. Fotos: Archiv Schutzstation Wattenmeer, H. Bunte, S. Gettner, C. Goetze, K. Günther, Pia Reufsteck/NABU, H. Rittinghaus, Die Muschelkulturflächen blockieren öko- R. Schulz, K. Thiemann, TV News Kontor, K. Seggelke, logisch wichtige Flachwasserbereiche und G. Wagner Wingsfilm Silvia Gaus Comic aus: Hannes Mercker, Pinsel zwischen Ebbe & Flut, Verlag, ISBN 978-3-936017-19-9 Graphik und Gestaltung: Jan Wichmann | jones-design.de

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3 Nachrichten

Vorstandswahl

Auf der Mitgliederversammlung der Schutzstation Wattenmeer am Vorsitzer 21. 3. 13 wurde auch der Vorstand Johann Waller der Vereinigung gewählt. Im Fol- genden stellen wir seine ehren- Studium Lehramt, danach amtlichen Mitglieder vor: Zivildienst bei der Schutzstation. Derzeit Stellvertretender Vorsitzer als Konrektor an einer Ansgar Diederichs Gemeinschaftsschule in Burg/Dithmarschen tätig. Peter Todt, 2005 auf Trischen Diplomarbeit Biologie mit (Foto: Pia Reufsteck/NABU) Im Verein zuständig für die Aufenthalt in Westerhever, Leitung des Vorstandes sowie Bil- danach Vogelwart auf der dungsthemen. Im Gedenken an Insel Trischen. Seit 2001 in einem Planungs- und Peter Todt Forschungsbüro in Husum Warmherzig, hilfsbereit und kämpferisch. tätig. Leitung der Arbeitsgrup- Schatzmeister Das waren für diejenigen, die Peter Todt nä- pe Marine Säugetiere. Martin Knop her kannten, seine herausragenden Charak- Im Verein zuständig für Naturschutz- tereigenschaften. Anfang Mai ist der ehema- Ingenieurstudium der und Umweltthemen sowie Vertretung lige ehrenamtliche Stationsbeauftragte der Elektrotechnik, arbeitet des Vorsitzers. Schutzstation Wattenmeer für Friedrichs­ im technischen Bereich koog im Alter von 75 Jahren gestorben. einer Rundfunkanstalt Dem Erhalt der Natur hatte Peter seine in Kiel. Andrea Budde-Niekiel ganze Kraft gewidmet. Über 20 Jahre lang Im Verein zuständig für von 1978 – 1999 wurde die Insel Trischen, Arbeitet nach dem Studium organisatorische Fragen die er hauptamtlich für den NABU betreute, der Ökotrophologie mit in der Verwaltung, für die technische in einem Atemzug mit seinem Namen ge- Mikroorganismen, die Ausstattung der Stationen sowie für die nannt. u.a. zur Herstellung von Finanzen. Als langjähriges Mitglied kümmerte er Milchprodukten einge- sich zusätzlich ehrenamtlich um die Schutz- setzt werden. station-Freiwilligen in Friedrichskoog. Peter Im Verein als Stationsbeauf- Todt und seine Frau Carmen hatten immer tragte für Föhr zuständig und Unterstüt- Christian Hertz-Kleptow ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der zung der Vorstandsarbeit. Zivildienstleistender bei zumeist jungen Menschen. Dabei musste der Schutzstation er selber schwere Schicksalsschläge hin- 2003/2004 auf Hooge, nehmen. 2003 verstarb seine Frau und im Knut Hellinger danach Studium der gleichen Jahr brannte auch noch ihr Haus in Biologie/Environmental Buchholz nieder. Als Kämpfernatur lebte Pe- Selbstständiger Architekt mit Management und freibe- ter in einem Wohnwagen neben der Ruine eigenem Planungsbüro rufliche Tätigkeit als Biologe. und baute sein Heim wieder auf. bis 2010 mit Schwer- Im Verein zuständig für Naturschutzthe- Peter Todt wird uns unvergesslich blei- punkt ökologisches men und als Ansprechpartner für alle ben. Sein Vermächtnis wirkt weiter: Schon Bauen, Holztafelbau, Teilnehmer an den Freiwilligendiensten zu Lebzeiten hatte er sein Friedrichskooger danach Beratung und sowie die Stammtische. Haus per Mietkauf der Schutzstation als Hausverwaltung. Mitarbeiter-Unterkunft überlassen. Im Verein zuständig für alle baulichen Fragen rund um die Stations- und Danke, Peter! Seminarhäuser.

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50 Jahre Schutzstation Wattenmeer 4

Goldenes Jubiläum Schon zu den Ringelganstagen mit Ringelganseinlage: war das Festzelt gut gefüllt Offizielle Feier auf Hallig Hooge

Bandleader Friedel Hillebrecht wollte sich am 18. 4. 13 einen kurzen Eindruck von seinem nächsten Auftrittsort ver- schaffen und klickte sich bis zur Webcam von Hallig Hooge durch. Von seinem gemütlichen Sessel aus konnte er fünf Personen beobachten, die vergeblich versuchten, bei Wind- stärke sieben ein 400-Personen-Festzelt vor dem Seminar- haus der Schutzstation aufzubauen. „Nach zwei Stunden habe ich den Fernseher eingeschaltet“, sagt Hillebrecht schmunzelnd. Kein Wunder, sondern die harte Arbeit von Hausleiter Michael Klisch und seinem Team sorgte schließ- lich dafür, dass zwei Tage später die Gäste von Ringelgans- tagen und offizieller Jubiläumsfeier der Schutzstation Wat- tenmeer dennoch ein Dach über dem Kopf hatten. Auch das Wetter spielte am 20. 4. 13 mit und der Hooger Freiwillige als „Nummern-Boys“ Harry Diedrichsen konnte sich über eine in der Sonne leucht- Vor der N3-Kamera: ende Goldene Ringelgansfeder freuen. Eine verdiente Aus- Johannes Gallon und Mareike Berghald zeichnung für seine jahrelange Tätigkeit als ehrenamtlicher Nationalparkwart, überreicht durch Umweltstaatssekretär Dr. Ulf Kämpfer. Nach der Eröffnung der Ringelganstage konnten die über 350 Gäste fast nahtlos weiterfeiern. Auch Umweltstaatsse- kretär Kämpfer blieb zum Goldenen Jubiläum der Schutzsta- tion Wattenmeer auf der Hallig und würdigte die Verdienste der Vereinigung:

„Ihr beharrliches Engagement hat wesentlich zur Auszeichnung des Watten- Geschenk zum Goldenen; meeres als Weltnaturerbe beigetragen.“ Preisträger Harry Diedrichsen mit Nationalparkchef Dr. Detlef Staatssekretär Dr. Ulf Kämpfer Hansen (Mitte), Johann Wal Stets kurzweilig blieb es dank der Moderation von Prof. Dr. ler und Harald Förster (SW)- Hans-Peter Ziemek. Er entlockte seinen Gästen in den grün gestreiften Strandkörben immer wieder spannende Anekdo- ten aus fünf Schutzstations-Jahrzehnten. So berichteten die beiden Vorsitzenden von Schutzstation und Jordsand, Jo- hann Waller und Eckart Schrey über ihre Pflichten als unfrei- willige Brandganseltern. Beiden war zur gleichen Zeit in den 1970er Jahren bei den Vereinen: Waller als Zivi auf Hooge, Schrey als junger Forscher auf Norderoog. Möglicherweise wurde bereits hier der Grundstein für die geplante engere Zusammenarbeit beider Organisationen gelegt. Mit seiner Band freejomavo sorgte Friedel Hillebrecht für den gelungenen Abschluss der Jubiläumsfeier. Bis in den

frühen Morgen hielten sie die Tanzwütigen auf Trab, die nicht Urgesteine: mit dem Sonderschiff zum Festland zurück mussten. Gert Oetken, Günther Helm, Uwe Dulz mit Moderator - Hans-Peter Ziemek (2. v.r.) Friesenpracht dank Fest tagstracht (Katja Just) 5 50 Jahre Schutzstation Wattenmeer

Gottesdienst mit Ringelganseinlage

Der Sonntagmorgen nach der Jubiläumsfeier war auf der Hal- lig sonnig, aber kühl. Wäre die Kirchentür trotzdem offen ge- blieben, hätten die Ringelgänse mit ihrem artgerechten Ge- schnatter den Gottesdienst mit Ringelganseinlage begleitet. Trotzdem waren die gefiederten Halliggäste in der Predigt von Pastor Witte stets präsent und so wurde die Gemeinde mit der Schöpfungsgeschichte aus dem ersten Buch Mose auf Gottes schöne Natur eingestimmt und an unsere Ver- antwortung für ihren Schutz und Erhalt verpflichtet. Nach- denklich, aber auch freudig sang dann die Gemeinde – zu der an diesem Morgen auch viele Mitglieder, Mitarbeiter und Jubiläumsgäste der Schutzstation gehörten – zum Schluss „In Himmelsräumen“ nach der Melodie „Über den Wolken“ von Reinhard Mey.

Dietrich Richter

Freiwillige als „Nummern-Boys“ Jubiläum hält ihn auf Trab: 1  Wind Nord/Ost, Fenne Null-Drei. bis hierher hör ich das Geschnatter. Hausleiter Michael Klisch Wie ein Pfeil zieh 'n sie vorbei ganz hoch über unserem Gatter. Und das nasse Gras, das bebt, wie ein Schleier staubt der Regen. Auch die letzte Wildgans schwebt Refrain: der Sonne entgegen. In Himmelsräumen Refrain: In Himmelsräumen ... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein! Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, 2  Blick' den Gänsen lange nach, blieben darunter verborgen. Und dann sehe sie die Höhen erklimmen, wurde, was uns groß und wichtig erscheint, bis die Körper nach und nach plötzlich nichtig und klein. ganz im Regengrau verschwimmen. Meine Augen haben schon jeden winz' gen Punkt verloren. Nur von fern' hör ich ein' Ton, leis' erreicht er meine Ohren. Refrain: In Himmelsräumen ... Geschenk zum Goldenen; Nationalparkchef Dr. Detlef 3  Dann ist alles still, ich geh'. Hansen (Mitte), Johann Wal Regen durchdringt meine Jacke. - Irgend jemand kocht Kaffee ler und Harald Förster (SW) Johann Waller und Eckart Schrey in der Schutten-Schutz-Baracke. beim Brandgansgeplauder Auf den Wegen liegen sie, Gänse-Köttel, haufenweise, von dem lieben Federvieh. Wäre so gern mit auf der Reise! Refrain: In Himmelsräumen ...

4  Ein Zuhause, das ist gut. Nur: Vertrautes darf nicht lähmen. Hab' ja Aufgaben und Mut, noch ganz viel zu unternehmen. Werde rasch das Fliegen lern' . Ungewohntes wird nicht schrecken. Folge meinem eignen Stern, werd' das Leben neu entdecken. In Himmelsräumen Refrain: In Himmelsräumen ... nach Reinhard Mey zur Melodie „Über den Wolken“ Gefeiert wurde bis zum Morgengrauen Friesenpracht dank Fest- tagstracht (Katja Just) Tiere 6

Die wohl älteste Quelle zum Vorkommen und Der Seeregenpfeifer Verhalten des Seeregenpfeifers ist die „Ge- naue Beschreibung der wunderbaren Insel (Charadrius alexandrinus) Nordmarsch“, die Lorenz Lorenzen schon 1749 verfasste. Wunderschön hierbei die Schilderung des Verleitens: Während der Brutzeit sind die Männchen an der Den zuvor beschriebenen schwarzen Kopfzeichnung erkennbar Sandregenpfeifern… „… folgen andere kleine Vögel von grauer Farbe, welche Moschen heißen, solche machen ihre Nester so wohl in den Kamppen*, als in den Sicken**, und wicht von 45 – 50 g innerhalb von vier Tagen sonst hin und wieder auf dem Lande. nur drei Eier, allerdings mit einem Gewicht Sie haben 3 kleine bunte Eyer in ihrem von je 10 g. Eine enorme physiologische Nest. Wenn man diesen Vögeln, son- Leistung, in so kurzer Zeit eine solche Menge derlich wenn sie brüten, etwas nahe an von Nährstoffen zu mobilisieren. Das außer- ihre Nester kömmt, gewöhnliche Brutverhalten zählt auch zu den so heben sie ein Gründen, warum Seeregenpfeifer seit Jahr- jämmerlich Geschrey Der Seeregenpfeifer ist ein in vieler Hin- zehnten immer seltener werden. an, klappen mit ihren sicht außergewöhnlicher Küstenvogel. Im Ge- Nachdem in den 1970er Jahren im Watten- Flügeln, und legen gensatz zu den meisten anderen Watvögeln meer noch etwa 1200 Paare lebten, ist ihr Be- sich auf dem Felde sind die Geschlechter im Brutkleid gut unter- stand seither auf etwa 200 Paare gesunken. nieder, als wenn sie itzt sterben wolten, scheidbar. Hierdurch sieht man leicht, dass Seeregenpfeifer brüten gern auf hohen oder schon todt wären, aus Liebe zu tagsüber meist die Weibchen, abends und Sandbänken, Strandwällen und Nehrungs- ihrer Brut: gehet man aber hin, und will nachts hingegen die Männchen brüten. haken mit Übergang zu sandigem Watt. Die- sie greifen, so fliegen sie davon.“ Obwohl nur 7 g schwer, sind die Jungvögel se sind heute allerdings oft bebaut oder als beim Schlüpfen besonders weit entwickelt. Badestrände genutzt. Nach alten Quellen  Von den Eltern werden sie nicht gefüttert, besiedelten Seeregenpfeifer auch sandige * Muschelschillflächen sondern nur auf insektenreiche Flächen oder Vorlandkanten, wie auf Hallig Langeneß (sie- ** Salzwiesenkolke hohe Watten geführt, wo sie dann selber Nah- he Kasten) oder Pellworm. rung suchen. Heute sind Salzwiesen hingegen meist Erkauft ist diese Selbstständigkeit mit au- durch schlickige Lahnungsfelder oder Stein- ßergewöhnlich großen Eiern und einer langen kanten abgegrenzt. Zwergseeschwalben Brutdauer. Während die anderen heimischen können trotzdem auf Halligen brüten, weil Auch der Klimawandel trifft den Seere- Watvögel 4 Eier pro Gelege produzieren, le- sie die Jungen aus der Luft mit Fischchen genpfeifer stärker als andere Arten. Mit der gen die Seeregenpfeifer bei einem Körperge- versorgen. Für kleine Regenpfeifer wäre das extrem langen Brutdauer von 30 Tagen ist nahrungsreiche Watt hin- die Wahrscheinlichkeit eines Gelegeverlusts gegen durch Steinkanten durch die immer häufigeren Frühjahrs- und und Igelpackungen uner- Sommerfluten höher als bei Arten, deren reichbar. Junge eher schlüpfen. Ebenso wirkt sich das feuchtere Juniwetter stärker aus. Ist es nass und kalt, können die Jungen nur unter den El- tern Wärme suchend verhungern oder in der Kälte fressend erfrieren. Jungvögel anderer Arten werden hingegen immer noch von ei- nem Elternteil gefüttert, während sie der an- dere wärmt. Kaum größer als der sprießende Queller – ein junger Seeregenpfeifer (Szene aus der neuen St. Peter-Ordinger Film-DVD, siehe S. 9)

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7 Tiere

Löfflerbestand im Einen großen Einfluss auf den Bestand der Seeregenpfeifer hat offenbar auch der Fuchs. Wattenmeer nimmt Dieser war in den 60er Jahren etwa auf Eider- stedt eine Seltenheit. Heute ist er im entwäs- weiter zu serten Binnenland mit einem hohen Bisambe- Gute und schlechte Nachrichten gibt stand als Nahrung und ohne die Tollwut als es von den Löfflern im Wattenmeer. Regulativ so häufig wie nie zuvor. Einerseits brüten so viele Tiere wie noch nie zuvor, andererseits musste erstmals eine Kolonie hohe Verluste an Eiern und Kü- ken hinnehmen.

Mittagsschlaf im Vorland von Die weißen Ibisvögel mit dem langen St. Peter-Ording löffelförmigen Schnabel brüten in diesem Jahr wieder in Kolonien im Nationalpark In Folge sind in den letzten 30 Jahren in schleswig-holsteinisches Wattenmeer. den Eiderstedter Salzwiesen nicht nur alle „Mit 179 Brutpaaren wurde ein neuer Seeschwalben- oder Lachmöwenkolonien Höchstbestand erreicht. In den beiden verschwunden, sondern vor Westerhever und Vorjahren waren es jeweils nur 130 Paare. (bis auf einen kleinen Rest) vor St. Peter-Or- Damit setzen die Löffler ihre sehr erfolg- ding auch die 200 Paare der Seeregenpfeifer. reiche Ansiedlung seit dem Jahr 2000 bei

Dass vor St. Peter überhaupt noch Tiere zu uns im Wattenmeer fort“, berichtet Diplom- Im Wattenmeer werden Löffler-Küken beobachten sind, liegt nicht an einem guten Biologe Klaus Günther von der Schutzstation hauptsächlich mit Garnelen großgezogen. Bruterfolg (dieser ist seit Jahren praktisch Wattenmeer in Husum, der das Löffler-Bruter- Null), sondern daran, dass sie bis knapp 20 folgsmonitoring im Auftrag der Nationalpark- Schlechte Nachrichten gab es allerdings Jahre alt werden können. verwaltung durchführt. von der vierten und bisher größten Kolonie Nachdem Seeregenpfeifer auch im hollän- 2012 war es nicht so gut für die Löffler auf Hallig Oland. Bis jetzt wurden alle Löffler- dischen und niedersächsischen Wattenmeer gelaufen. Eine Dürre in Nordwestafrika und Küken von einem Beutegreifer, vermutlich fast komplett verschwunden sind, scheint ihr Spanien hatte dafür gesorgt, dass die Vögel einem Fuchs, gefressen. Es ist fraglich, ob Bestand im Wattenmeer zurzeit fast nur noch auf ihrem Zug von den Überwinterungsge- einige der dort 57 Brutpaare aus den ver- von speziell gemanagten Flächen im Beltring- bieten in Westafrika nach Norden weniger bliebenen oder neuen Gelegen überhaupt harder Koog erhalten zu werden. Allerdings zu fressen vorfanden und etliche das Wat- Nachwuchs großziehen können. „Das hat birgt eine derartige Konzentration an einem tenmeer erst nach der Brutzeit oder gar nicht es in den letzten 14 Jahren so noch nicht Ort die Gefahr, dass lokale Einflüsse gleich mehr erreichten. Dadurch stagnierte erstmals gegeben“, sagt Vogelexperte Günther. Erst- den gesamten Bestand gefährden. der Bestand und der übliche jährliche Zu- mals sei es zu erheblicher Prädation bei den In St. Peter-Ording versuchen wir daher, die wachs um über 20 Prozent fiel aus. Löfflern auf Hallig Oland gekommen. „Trotz letzten Brutpaare auf den Stränden mit flexib- Auch zu Beginn dieses Frühjahrs sah es des Lorendammes, der die Hallig mit dem len Brutgebieten vor Störungen zu schützen. nicht gut für die Löffler aus. Der sehr lange Festland verbindet, haben die Vögel bisher Aktuelle Beobachtungen aus dem Beltring- und kalte Winter führte dazu, dass sich der erfolgreich auf Oland brüten können und harder Koog zugewanderter Tiere zeigen, Brutbeginn um mindestens drei Wochen ge- ebenfalls maßgeblich zum Bestandsanstieg dass die Strände für die Regenpfeifer durch- genüber normalen Jahren verzögerte. Einige der letzten Jahre beigetragen“, so Günther aus noch attraktiv sind. Und vielleicht wirkt früh im Februar und März ins Wattenmeer zu- weiter. Nun befindet sich die größte Kolonie demnächst tatsächlich auch ein groß ange- rückgekehrte Altvögel starben sogar aufgrund mit 75 Brutpaaren auf der Insel Trischen im legtes Säugerjagdprogramm auf , von Kälte und Nahrungsmangel. Dennoch Dithmarscher Wattenmeer. Hier gibt es keine so dass dann auch dort wieder nennenswerte gab es in den drei Kolonien auf Föhr, Hallig Säugetiere als Beutegreifer und die Löffler Bruterfolge zu erzielen wären. Südfall und auf der Insel Trischen einen guten können ihre Jungen, welche sie vor allem mit Bruterfolg. Fast 200 Jungvögel werden dort Garnelen füttern, erfolgreich großziehen. Rainer Schulz ab Mitte Juni flügge und etliche weitere Gele- ge werden zur Zeit noch bebrütet.

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Aus den Stationen 8

Nationalpark-Haus St. Peter-Ording Am 21. Mai eröffnete Staatssekretär Ulf Kämpfer das neue Nationalpark-Haus. Mit der Ausstellung verändert sich die Arbeit der Station von Grund auf.

Eröffnung mit Bürgermeister und Kurdirektor Rainer Balsmeier, Neue Stationsleitung Harald Förster, Johnny Waller, Staatssekretär Ulf Kämpfer, Mit dem Ausstellungsbetrieb und dem größe- Sabine Gettner und Gerd Meurs ren Team wachsen auch die Aufgaben für die von der Nationalparkverwaltung Stationsleitung enorm. In der Planungsgrup- pe herrschte daher schnell Einigkeit, dass das Nationalpark-Haus eine hauptamtliche Leitung braucht. Diese Funktion übernimmt nun Sabine Gettner (siehe Interview rechts). Nach 20 Jahren anfangs ehrenamtlicher „SB“-Tätigkeit will sich Rainer Schulz stärker auf die Station Westerhever sowie die Öffent- Neuartiges Ausstellungskonzept (siehe Fotos unten) – von Sturmfluten über lichkeitsarbeit für den Verein konzentrieren. Das Nationalpark-Haus wurde in enger Ko- Eiswinter bis hin zu brütenden Regenpfeifern, operation von Schutzstation Wattenmeer, Na- balzenden Kreuzkröten oder den eindrucks- Kooperation mit dem Hotel „Aalernhüs“ tionalparkverwaltung und Tourismuszentrale vollen Gänse- und Watvogelschwärmen wäh- Eine weitere Aufgabe der Stationsleiterin ist geplant. rend der Zug- und Mauserzeit. Zugleich gibt die Kooperation mit dem neuen Hotel „Aa- Hieraus entstand die Idee, die Ausstellung einer der Filme auch interessante Einblicke lernhüs“. Die Eignerfamilie Gerlach hatte nicht nur im Gebäude der „Dünen-Therme“ in die Betreuungsarbeit der Station mit Vogel- anlässlich der Eröffnung des Hotels im letz- einzurichten, sondern sogar einen gemeinsa- zählungen, dem Aufbau flexibler Brutgebiete ten September den Erlös einer Tombola auf men Eingangsbereich zu gestalten. oder der Wattkartierung. 2.500 € aufgestockt und für unsere Vereinsar- Damit können jetzt alle Besucher des beit gespendet. Bades bereits einen ersten Blick in die Aus- Ein größeres Team stellung werfen. Der Zugang zu Exponaten, Da die Ausstellung im Sommer täglich von 10 Aquarien und Nationalpark-Kino kostet dann bis 18 Uhr geöffnet ist und an Tagen mit vie- allerdings Eintritt (4 €/Erw. mit Kurkarte, len Besuchern oft zu zweit betreut wird, muss 1,50 €/Ki.). Dies ist für die Schutzstation eine auch das Freiwilligenteam größer werden. ungewohnte Situation. Jedoch muss sich die Statt bislang 3 gibt es künftig 5 oder 6 ganz- Ausstellung, abgesehen von einem Zuschuss jährig besetzte FÖJ- und BFD-Stellen. Hinzu aus den Geldern, die der Nationalparkverwal- kommen wie bisher bis zu 3 weitere Sommer- tung aus der Strandbeparkung zufließen, wirt- kräfte. Da die alten Unterkünfte relativ beengt schaftlich selber tragen. sind, steht im Sommer auch der Umzug in ein Um den Besuchern auf knapp 200 Quadrat- größeres Haus an. metern außergewöhnliche Erlebnisse bieten zu können, umfasst die Ausstellung nicht nur ein Landschaftsmodell, eine Strandfundeecke und einen großen zentralen Spiel- und Expe- rimentierbereich, sondern insgesamt auch 11 Aquarien und den Kinoraum. Hier werden Bilder aus den Filmen stündlich vier verschiedene Filme gezeigt, im Nationalpark-Haus (Fotos: G. Wagner von denen zwei extra innerhalb des letzten wingsfilm, TV News Jahres in St. Peter-Ording für das National- Kontor) park-Haus gedreht wurden. Diese zeigen den Gästen gerade jene Dinge, die man im normalen Urlaub kaum zu sehen bekommt

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9 Aus den Stationen

Im Arrangement „Wattenmeer hautnah er- leben“ des Hotels wollen wir nun mit Biologen kleinen Gästegruppen besonders eindrucks- volle Naturerlebnisse im Neue Stationsleiterin Nationalpark vor St. Peter- Ording und Westerhever Für das Nationalpark-Haus und das größe- ermöglichen. re Team wurde in St. Peter-Ording eine neue Mehr hierzu unter: hauptamtliche Stationsleitungsstelle geschaf- www.aalernhues.de fen. Sabine Gettner, bisherige Geschäftsfüh- rerin des FÖJ-Wattenmeer, hat diese Position übernommen. DVD mit den Filmen des Nationalpark-Hauses Auf vielfachen Wunsch der Besucher gibt es Du warst fast 10 Jahre Leiterin des FÖJ- die Filme, die wir im Nationalpark-Kino zei- Trägers. Warum wechselst Du nun quasi gen, auf DVD. Diese „die Seite“ und wirst selbst Einsatzstel- ist für 10,– € + Ver- len-Betreuerin? sandkosten auch über Den Wunsch, im neuen Infozentrum in St. die Geschäftsstelle Peter zu arbeiten, hatte ich erstmals 1996, Wird Dir das enge Miteinander verschie- erhältlich. als ich davon im Synthesebericht las. Zum denster Organisationen im Husumer Nati- Wechsel hat mich jetzt vor allem der Reiz onalpark-Haus nicht fehlen? der neuen Aufgabe motiviert: Ein neues Nationalpark-Haus planen, aufbauen und Dafür habe ich jetzt das enge Miteinander konzeptionell weiterentwickeln und vor Ort mit der Nationalparkverwaltung und der Tou- Mehr unter: den Naturschutz im Nationalpark weiter vo- rismuszentrale in St. Peter. Außerdem werde www.nationalparkhaus-spo.de ranbringen. Mit FÖJlerInnen habe ich in St. ich nach bisheriger Planung auch nach dem Rainer Schulz Peter ja glücklicherweise weiterhin zu tun und 30. 11. 13 etwa einen Tag pro Woche in Hu- nach 10 Jahren Betreuung von ganzen FÖJ- sum arbeiten, wodurch ich weiterhin regelmä- Jahrgängen ist es auch schön, mit weniger ßigen Kontakt mit den Husumer KollegInnen Freiwilligen intensiver zusammen zu arbeiten. haben werde – was mich sehr freut.

Beim FÖJ-Träger hast Du im Auf und Ab Die neue Stelle als Stationsleiterin bietet der letzten Jahre umfangreiche Erfahrun- zeitlich viel größere Möglichkeiten als bis- gen gemacht. Welche Möglichkeiten siehst her. Wo willst Du in St. Peter-Ording Deine Du, diese weiterzugeben? Schwerpunkte setzen? Für die Erfahrungs-Weitergabe haben wir Im Moment stehen der Bau und die Organi- bewusst ein ganzes Jahr (von 1.12.12 – sation des Betriebs im Nationalpark-Haus 30.11.13) eingeplant, in dem ich mit meinem einschließlich Werbung für die Ausstellung Nachfolger Ralf Gerhard beim Träger zusam- natürlich noch ganz im Vordergrund. Sobald menarbeite und wir so die jahreszeitlich stark ein wenig Routine einkehrt, möchte ich mich wechselnden Tätigkeiten beim Träger alle stärker damit befassen, die lokalen Akteure einmal gemeinsam durchexerzieren. Im ers- miteinander ins Gespräch zu bringen mit dem ten halben Jahr hat das schon sehr gut funk- Ziel, den (Massen-) Tourismus in St. Peter tioniert und auch nach meinem Ausscheiden (z. B. Kite-Surfer) nachhaltiger zu gestalten. beim Träger werde ich ja nicht aus der Welt Außerdem möchte ich gemeinsam mit dem sein, sondern den KollegInnen bei Fragen mit Team umweltpädagogische Angebote rund Rat zur Seite stehen. um die neue Ausstellung entwickeln. Interes- sant finde ich auch die Idee der Nationalpark- Verwaltung, in St. Peter eine Nationalpark- Jugendgruppe zu gründen.

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Unterstützen 10

Hierzulande wurde der Schriftsteller Uwe Herms zunächst durch die „Brokdorfer Kriegs- fibel“ (1977) bekannt. Die Halbinsel Eider- stedt wurde seine Wahlheimat. 1985 erschien die Erzählung „Das Haus in Eiderstedt“, nach und nach weitere Bücher wie „Das Land zwi- schen den Meeren. Reisen in das unbekann- te Schleswig-Holstein“ und die Erzählungen „Wundertüte eines halben Tages“, sowie „Schrauben, aha“. Aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der Schutzstation Wattenmeer und als Unterstüt- zung der Stiftung schreibt er über seine Sicht auf den Nationalpark und das Weltnaturerbe.

Ganz undiplomatisch Belehrbaren gehörte. te noch die „Vogelkojen“ mit ihren Lockenten gesprochen: Ich fin- Das kaum sicht- und unentrinnbaren Netzen kennengelernt, de es grandios, daß Grandios: bare Bodenleben mit und heutzutage werden mit den „Ringelgans- es das Schutzsystem seinen flüsternden tagen“ die fantastischen Geleitzüge der flie- Nationalpark gibt, daß Weltnaturerbe Akteuren sollte ich genden Majestäten anläßlich ihrer Zwischen- wir andeutungswei- von Uwe Herms mehr als den Bern- landung geehrt. Wir alle sind als Geschöpfe se ein ökologisches stein achten, und die der Halligwelt „Weltnaturerbe“. Grundgesetz zu den- Vielfalt der rennen- Der Ausdruck Weltnaturerbe ist eine Bü- ken angefangen ha- den, stochernden, rokratengeburt, klingt nach Verordnung und ben, daß nicht Krieg gegen Land und Wasser flitzenden, fliegenden und flatternden Gefie- Gesetz. Aber nach Wind und Wetter, Hallig, geführt werden darf, daß nicht nur wir Men- derten sollte ich an ihren Rufen, am Geflöte, Priel und Schlick, nach amphibischem Leben schen keine Folter erleiden sollen, sondern am Geschnatter und Geschrei erkennen und im Watt bei Ebbe und bei Flut klingt der Aus- auch die Natur und ihre Kreaturen nicht. Ich beim Namen nennen können. Mir grauste, druck nicht. finde es grandios, daß es nach viel Mühsal wenn ich im Zivilisationsmüll-Treibsel Kada- Das ist auch weiter nicht schlimm. Denn er staatsrechtliche, vereinsrechtliche, individual- ver mit verdrehtem Hals und abgespreizter enthält etwas Tugendhaftes, etwas Humanes rechtliche Konzepte und Einrichtungen gibt, Schwinge fand. War das der Sturm gewesen? zugunsten der Schöpfung: Er gewährleistet die nicht einfach vergessen und ausgehebelt Oder das scheußlich Schwarze, der „Teer“, werden können – so nachbarschaftlich klein das klumpige Schweröl? Mal fand ich auch unser Areal im Weltmaßstab erscheinen mag, einen Schweinswal mit ausgehackten Augen, nach einem halben Jahrhundert organisierter der Bauch schillernd und gebläht. Anstrengungen. Das große Meer, das da kam und ging und In bescheidenem Maße und großstädtisch seltsame Gaben brachte, Schönheit zeigte ahnungslos bin ich vor Jahrzehnten selber ein und Schauder zeugte, Angst, Ohnmacht: Wattläufer gewesen, ein Meersaum-Kieker, das amphibische Watt, das einen versinken ein Inselfreak zwischen -Listland und der lassen konnte, die See und ihre Nebel -- kei- Wetterkarten-Nase namens Eiderstedt. Habe nen Augenblick traute ich mir die ökologische seltsam naturgläubige Persönlichkeiten ken- Überlebensharmonie mit den Elementen zu. nengelernt, die dem Aerosol der Westwinde Ich gehörte eigentlich nicht in diese Natur. Heilkraft für meine Bronchialbäume zuspra- Umso mehr aber nahm ich Partei mit den Kre- chen und mich zudem das Hinblicken und aturen, deren Welt diese Natur war, die alles Hinhören lehrten. Und bin froh, daß ich zu den das konnten, was mir unmöglich war. Ich hat- Das Weltnaturerbe Wattenmeer vor Eiderstedt

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S R STIFTUNG Wochenendseminar der Stiftung

Uwe Herms in seinem Haus in Eiderstedt (Foto: Karen Seggelke) Im vergangenen Herbst bot das erste ge- meinsam von Verein und Stiftung organisier- ten Seminar interessante Einblicke in die Ar- beit unserer Stationen auf den Halligen Hooge Schutz und Schirm durch Menschenhand und Unser Weltnaturerbe hat beides: die exis- und Langeneß (siehe Bericht in der letzten Technik, bewegt die Anwohner und die Anrei- tentiellen Bedrohungskräfte von universeller Ausgabe). Vom 18. – 20. Oktober besuchen senden zu Liebe und Hochachtung, zu Pflege Sintflut und individuellem Tod und jene krea­ wir nun die Station am Leuchtturm Westerhe- und Mühsal für das, was wir als so großartig türlichen Eigenschaften, die kathartisch zu versand. Schwerpunkt dieses Wochenendes und ehrfurchtgebietend anzusehen gelernt heilen und zu beglücken vermögen. sind die gerade aus dem hohen Norden ein- haben. Unser seltsam zerfledderter Küsten- Solche Erfahrungen machen die „Freiwilli- treffenden Nonnen- und Ringelgänse sowie streifen zeigt uns die Übermacht der Natur- gen im ökologischen Jahr“, sie kommen aus Wanderungen zu Nahrungsflächen und Rast- kräfte gestern, heute und morgen, aber auch, allen Gegenden Deutschlands, sie gestalten plätzen arktischer Watvögel. daß die kurze Zeitspanne unserer Eingriffs- damit auf grandiose, auf mutige Art ein unaka- möglichkeiten beinahe ein Nichts ist gegen demisches Privatstudium, das anders prägt die epochalen Wirkungen von Klimawandlung und verbindet, vermutlich ein ganzes Leben und planetarischen Kräften. lang. Tag und Nacht, Sturm und Stille, Sonne Denn keineswegs muß man den Mount und Mond – hier gehören diese Phänomene Everest besteigen, um sich bis ins Äußerste tatsächlich zum Naturerbe, anders als in den zu erschöpfen und mit schlappen Augen den Metropolen, wo man eine „Phänomenta“ zur gestirnten Himmel über uns anzupeilen. Es Belehrung braucht. Jedenfalls habe ich mir ist auch unnötig, als Einhandsegler auf den die wenig besiedelte Halbinsel Eiderstedt Ozeanen Verlorenheitsgefühle zu erzeugen. nach vielen Reisen und Städten als Bleibe der Gipfelstürme, die uns den Atem vom Schlund elementaren Seinserfahrung erkoren, und so reißen, haben wir auch auf Meereshöhe, im ist mir dieses amphibische Wasserland rund Watt bei Ebbe, wo der Plattfisch spaddelt und ums Jahr bei Sturm und Stille, bei Licht und Ausscheidungslava aus den Wattwurmvul- Finsternis, in grünem Weidepelz und unter kanen ihre Häufchen bildet. Wo die Austern- winterweißem Sonnenglast eine beglückende fischer picken und die Seeschwalben flitzen. und zugleich unheimliche Angelegenheit. Und wo die Dichter Theodor Storm und Detlev Denn zum Erbe dieser Natur gehört die von Liliencron hingelauscht haben: „Ans Watt Mahnung, daß alles endlich ist. Erst kürzlich nun fliegt die Möwe …“ oder „Heut bin ich über sah ich einen gestande- Rungholt gefahren …“ haben sie geschrie- Freie Plätze gibt es übrigens auch noch bei nen Eiderstedter schil- ben, haben mir die Einmaligkeit der Erlebnis- den folgenden Wochenenden: dern, wie ihm bei einer Epiphanie seit Kindertagen unvergeßlich ins 5. LandArt-Seminar, 6. – 8. September gewaltigen Sturmflut vor Herz geschrieben. Mit dem Künstler Rüdiger Ziegler gestalten nun schon fünfzig Jahren So finde ich es grandios, daß wir im Sinne wir in der Natur Objekte mit Materialien aus der Deich unter seinen dieser Dichter allesamt zum Weltnaturerbe der Natur und setzen diese wieder den Kräf- Füßen wegzuschwimmen vereint sind. Und zu würdigen wissen, wenn ten von Wind und Wellen aus. begann, mit Kurs auf den neben den Zugvögeln ab und an nach gro- Westerhever – der Leuchtturm im Höllenschlund, und dem ßem Sturm- und Fluttheater Zeugen der Ver- Nationalpark, 27. – 29. September Mann brach die Stimme im gangenheit auftauchen, seien es Mücken im Gemeinsam mit dem ehemaligen Leuchtfeu- Tränenandrang der lange Bernstein, sei es ein alter Brunnenring, seien erwärter „Hein“ Geertsen erkunden wir Leben vergessenen Todesangst. es Spanten untergegangener Küstensegler. und Arbeiten am Turm früher und heute. Mit Mitarbeitern des WSA Tönning können wir voraussichtlich wieder Sonnenauf- und -un- tergänge auf dem Turm erleben.

Stiftungskonto 106176266 schutzstation-wattenmeer.de– NOSPA – BLZ 217 500 00

Mischwatt 12

Mehr Raum in Husum Unser Vermieter hat dem Husumer National- parkhaus einen neuen Etagentrakt spendiert, sodass Weltladen, Kreis- Mobile Umweltbildung Regenbogen für die Arche gruppe des BUND, WWF, dank Ihrer Spenden gesichert Wenn kreative Köpfe eine Ausstellung Verein Jordsand und wir Vor einem Jahr (»wattenmeer« 2/12) stell- planen, dann reicht das Ergebnis für drei uns über neue Räum- ten wir die mobile Umweltbildung der Schutz- Infozentren. Genauso ging es uns auch bei lichkeiten freuen. In einer der nächsten Aus- station Wattenmeer vor und baten um Ihre der Planung der Arche Wattenmeer auf Sylt. gaben werden wir unsere neuen Nachbarn Unterstützung. Dank Ihrer Spenden und einer Bei der bisherigen Ausgestaltung wurde der vorstellen. Förderung durch BINGO! Die Umweltlotterie Schwerpunkt auf robuste Elemente gelegt, konnten wir unser Vorhaben nun in die Tat die auch den harten Einsatz mit Kindergrup- umsetzen und ein neues InfoMobil anschaf- pen längere Zeit überleben. fen. Damit können Martha Muschel und Con- Was bisher noch fehlt, sind technisch aufwän- ny Crab auch in den nächsten Jahren auf digere Module, die sich an Gäste mit einer Schultour gehen und die Menschen werden längeren Aufenthaltsdauer in der Ausstellung auch im Binnenland über das einmalige Welt- wenden. naturerbe Wattenmeer informiert. In Anbetracht der jüngsten frühsommerlichen Regenphasen aus unserer Sicht eine sinnvol- le Überlegung … Auf der Liste unserer Kreati- ven stehen hierzu ein Walkino sowie mehrere Computer-Infostationen und das Modul „Sylt Spendenaktion: im Wandel,“ das die Entwicklung der Insel »Regenbogen für die Arche« über 100 Jahre veranschaulichen soll. Helfen Sie mit ihrer Spende, unsere Für dieses Projekt werden wir auch BINGO – Ausstellung auf Sylt noch attraktiver zu Die Umweltlotterie um Unterstützung bitten. gestalten. Mindestens ein Viertel müssen wir dazu bei- tragen und so wird jeder gespendete Euro Spendenkonto: 6262 voraussichtlich um drei weitere von BINGO Nord-Ostsee-Sparkasse Herzlichen Dank für ergänzt. Ihre Unterstützung! BLZ: 217 500 00 Stichwort: Regenbogen Arche