9. Schwierige Rückkehr Nach Österreich
9. Schwierige Rückkehr nach Österreich (Aus: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Österreicher im Exil. Mexiko 1938–1947. Eine Dokumentation, Einleitung, Auswahl und Bearbeitung: Christian Kloyber, Marcus G. Patka, Wien 2002, S. 551–578) Zu diesem Kapitel ist die Quellenlage dürftig, was vor allem daran liegt, dass nur eine Handvoll Menschen aus Mexiko nach Österreich zurückkehrte. Daher wurde auf den um- fangreichen Nachlass von Bruno Frei im DÖW zurückgegriffen, anhand dessen sich die großen Schwierigkeiten der Remigration eindrucksvoll darstellen lassen. Selbst für jeman- den, der begierig darauf war, nach Wien zurückzukehren, wurde die Abwicklung der Rei- seformalitäten ein „Amtsweg“ ohne Ende, der noch dazu nur in brieflicher Form stattfin- den konnte. Bruno Freis weitere Erlebnisse während der Heimreise können in seiner Auto- biografie nachgelesen werden. Zum Vergleich sei auch auf die Biografien von Walter Janka, Ludwig Renn, Lenka Reinerová und Alexander Abusch verwiesen.142 Die Rückkehr ins vom Krieg zerstörte Europa führte in eine ungewisse und entbeh- rungsreiche Zukunft. Vor allem die Juden wollten nicht in die Städte zurück, aus denen sie Jahre zuvor vertrieben und von wo aus Teile ihrer Familien in die Konzentrationslager ab- transportiert worden waren. Viele hatten sich inzwischen eine solide Existenz aufgebaut, hatten Geschäfte gegründet und sich nach all den Jahren in ihrer neuen Heimat Mexiko, die sie so freundlich aufgenommen hatte, gut eingelebt. Im Endeffekt waren es daher nur die politischen Exilanten, insbesondere die Kommu- nisten, die darauf brannten, ins zerstörte Europa zurückzukehren, um ihren Beitrag zum Wiederaufbau zu leisten. Der Sieg der Roten Armee über den Nationalsozialismus wurde von ihnen als Beweis für die Überlegenheit des Sowjetsystems angesehen, nun sollte end- lich das sozialistische Zeitalter anbrechen.
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