Ms 92 Richter 2-Druck
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Reiner Zilkenat (Hrsg.) Deutschland im 20. Jahrhundert Aus dem Nachlass von Rolf Richter Deutschland im 20. Jahrhundert 20. im Deutschland 93 93 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 1 Rosa-Luxemburg-Stiftung Manuskripte 93 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 2 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 3 Rosa-Luxemburg-Stiftung REINER ZILKENAT (HRSG.) Deutschland im 20. Jahrhundert Aus dem Nachlass von Rolf Richter Karl Dietz Verlag Berlin 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 4 Rosa-Luxemburg-Stiftung, Reihe: Manuskripte, 93 ISBN 978-3-320-02268-6 Karl Dietz Verlag Berlin GmbH 2011 Satz: Elke Jakubowski Druck und Verarbeitung: MediaService GmbH Druck und Kommunikation Printed in Germany 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 5 Inhalt Reiner Zilkenat Einleitung. Gedanken zum Werk von Rolf Richter 7 Verzeichnis der ursprünglichen Erscheinungsorte 16 Zur Geschichte der Arbeiterbewegung Gänzlich neu die Geschichte der Arbeiterbewegung erforschen 18 Die deutsche Sozialdemokratie in den Jahren von 1925 bis 1928 23 Die Alte Sozialdemokratische Partei Deutschlands (ASPD) 37 Bruch mit dem Stalinismus. Zum Erscheinen der Geschichte der KPD in vier Bänden 43 Zur Geschichtsschreibung über den Faschismus und den antifaschistischen Widerstand On some aspects of recent historiography in the German Democratic Republic about fascist terror and antifascism 47 Zur politischen und geistigen Abrechnung in der DDR mit der faschistischen Judenverfolgung und mit dem Antisemitismus 54 Der italienische Faschismus und der antifaschistische Kampf in Italien in der Geschichtswissenschaft der DDR 67 Über einige Aspekte der Faschismusdiskussion im emigrierten Frankfurter Institut für Sozialforschung 75 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 6 Vergangenheit, die nie vergeht. Bemerkungen zum Historiker-Streit in der BRD über den Faschismus 82 Geschichte der Geschichtswissenschaft marxistisch betrachtet 87 Überlegungen zum Antifaschismus seit 1989 In der Pflicht des Antifaschismus 95 Antifaschismus vor neuen Anforderungen 99 Sechs Jahrzehnte »hilfloser«, »verordneter« und »missbrauchter« Antifaschismus? Antifaschismus als Erfahrungsgeschichte 107 Über Theoretisches und Praktisches im heutigen Antifaschismus 112 Evangelische Kirchen in der DDR Über evangelische Kirchen in der DDR, Religion und Geschichtsschreibung. Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse 146 Versöhnungsarbeit mit Polen. Zu einer vom Vergessen bedrohten Leistung der Evangelischen Kirchen in der DDR 157 Auswahl-Bibliographie Rolf Richter 192 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 7 Einleitung Gedanken zum Werk von Rolf Richter Rolf Richter, geboren am 12. März 1945 in Pirna, verstorben am 21. Mai 2009 in 1 Berlin, wuchs als Kind einer Lehrerfamilie in der Sächsischen Schweiz auf. Es war sein Geschichtslehrer auf der Erweiterten Oberschule, Hugo Jentsch, der nachhaltig sein Interesse für historische Themen weckte, und er blieb mit ihm bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Nach dem Abitur studierte er an der Pädagogischen Hochschule »Friedrich Wilhelm Wander« in Dresden Geschichte und Germanistik, um sich auf den Lehrerberuf vorzubereiten. Seine 1967 vertei- digte, unmittelbar aus den Akten erarbeiteten Diplomarbeit über »Die Alte Sozial- 2 demokratische Partei« (ASP) , hätte auch als Dissertation eingereicht werden kön- nen. 1969 bewarb er sich während seiner Zeit als Wehrdienstleistender bei der Nationalen Volksarmee erfolgreich um eine Aspirantur an der Akademie für Ge- sellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED in Berlin. Wichtigster Bestandteil der Aufnahmeprozedur war die Ausarbeitung einer kleinen, von Ger- hard Lozek begutachteten Studie, die sich kritisch mit den Werken des damals in Marburg lehrenden Historikers und Faschismustheoretikers Ernst Nolte auseinan- dersetzte. Sein zukünftiger wissenschaftlicher wie beruflicher Werdegang war da- mit vorgezeichnet. Rolf Richter, von 1970 bis 1990 am Institut Geschichte der deutschen Arbeiter- bewegung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Berlin tätig, zuletzt als ordentlicher Professor und Direktor dieser wissenschaftlichen Einrichtung, hat eine Vielzahl von Beiträgen in Fachzeitschriften und Sammelbänden publiziert. Neben Studien zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik, der Entwicklung der protestantischen und russisch-orthodoxen Kirchen in der DDR sowie zur Aufschließung und Weiterentwicklung des antifaschistischen Er- bes in sich dramatisch wandelnden gesellschaftlichen und politischen Verhältnis- sen, bilden zahlreiche Aufsätze zur marxistischen sowie zur bürgerlichen und so- zialdemokratischen Faschismusanalyse den Schwerpunkt seiner Publikationsliste. Wichtig ist es hervorzuheben, dass an der Akademie für Gesellschaftswissen- 1 Vgl. die folgenden biographischen Skizzen über Leben und Werk von Rolf Richter: Horst Helas u. Reiner Zil- kenat: Zur Biographie von Rolf Richter, in: Antifaschismus als humanistisches Erbe in Europa. Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Rolf Richter, hrsg. v. Roland Bach u. a., Berlin 1985, S. 9 ff.; Norbert Mad- loch, 15 schwierige Jahre – Gedanken zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Rolf Richter, in: ebenda, S. 13 ff.; Klaus Böttcher: Persönliche Erinnerungen und Anregungen zur antifaschistischen Arbeit der PDS seit 1990 und Dank an einen Weggefährten, in: ebenda, S. 99 ff.; Reiner Zilkenat: In memoriam Prof. Dr. Rolf Richter, in: Rundbrief, Heft 2/2009, S. 41 f. 2 Vgl. Rolf Richter: Die Gründung der Alten Sozialdemokratischen Partei im Jahre 1926, Staatsexamensarbeit, Dresden 1967. 7 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 8 schaften – verglichen mit anderen Partei-Einrichtungen, an denen zur Geschichte der Arbeiterbewegung sowie zur bürgerlichen und sozialdemokratischen Historio- graphie geforscht und gelehrt wurde – eine weniger von dogmatischen Anschau- ungen geprägte und für neue Fragestellungen offenere Atmosphäre vorherrschte. Hierfür trug nicht zuletzt der langjährige Direktor des Instituts, Walter Schmidt, die Verantwortung. Dies wirkte sich überaus produktiv auf die wissenschaftliche Entwicklung Rolf Richters aus. In seinen 1974 und 1980 verteidigten, außerordentlich umfangreichen Disser- tationen A und B hat er die maßgeblichen faschismustheoretischen »Schulen« in den USA und in der Bundesrepublik einer präzisen Analyse und Kritik unterzo- 3 gen. Der Faschismusbegriff eines Ernst Nolte, die von der Modernisierungstheo- rie beeinflussten Studien David Schoenbaums, die auf die Person Hitlers zen- trierte Faschismusinterpretation von Joachim C. Fest – um nur sie an dieser Stelle zu nennen – trafen auf fundierte marxistische Kritik. Rolf Richter ging es aber um mehr. Er fragte danach, erst zögerlich, später im- mer nachdrücklicher, ob es nicht Gemeinsamkeiten mit dem einen oder anderen bürgerlichen oder sozialdemokratischen Forscher geben könnte. Dabei nahm er nicht zuletzt das emigrierte Frankfurter Institut für Sozialforschung und die in seiner Tradition forschenden Gesellschaftswissenschaftler in den Blick, in besonde- rer Weise Franz L. Neumann, und analysierte zum Beispiel mit Interesse die soge- nannte Alltagsgeschichtsschreibung, die um 1980 auch ihren Einzug in die Fa- schismusforschung der Bundesrepublik hielt. In seinen Publikationen bemühte er sich um ein differenziertes Herangehen an die Arbeiten der von ihm analysierten Autoren. Hier wurde nicht vordergründig die Keule mit der Aufschrift »Bürger- liche Ideologie« geschwungen, die alle diejenigen, die keine Marxisten sein woll- ten oder es nicht im Sinne des »Marxismus-Leninismus« waren, unterschiedslos zu treffen hatte. Vor allem wusste Rolf Richter – anders als manche seiner Histo- rikerkollegen in der DDR – zwischen Nicht- und Antikommunisten zu unter- scheiden. Es war der Zeit geschuldet, dass Rolf Richter dabei im Vortrag und in mündlichen Diskussionsbeiträgen sehr viel weitergehen konnte als in seinen Pu- blikationen, in denen er Konzessionen an das vorherrschende, von der politischen Führung der SED weitgehend vorgegebene Geschichtsbild zur Geschichte der Ar- beiterbewegung und des Faschismus praktizieren musste. Aber er versuchte im- mer wieder, Spielräume auszuloten und auszuschreiten, um neue Interpretationen zumindest anzudeuten. Die Begrenztheit, die einem solchen Unterfangen in den Jahren vor 1989 eigen war, ist ihm stets bewusst gewesen. 3 Vgl. Rolf Richter: Historisch-politische Grundprobleme der Faschismusinterpretation der dominierenden bür- gerlichen US-Historiographie (unter besonderer Berücksichtigung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zur bürgerlichen BRD-Historiographie), Phil. Diss. A, Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Berlin 1974; derselbe: Beiträge zur Analyse und Kritik bürgerlicher und anderer nichtmarxistischer Faschismusinterpretationen und -darstellungen, Phil. Diss. B, Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Berlin 1980. 8 2. VERSION_MS 93_D 15.11.2011 14:25 Uhr Seite 9 Alle diese Anstrengungen standen im Zusammenhang mit der Fragestellung, ob und inwieweit die auf dem VII. Kongress der Kommunistischen Internationale und auf der Brüsseler Konferenz der KPD im Jahre 1935 vorgetragenen politisch- strategischen Schlussfolgerungen, die aus der furchtbaren Niederlage der deutschen wie internationalen Arbeiterbewegung von 1933 gezogen worden waren, für die Politik und die Wissenschaft am Ende des 20. Jahrhunderts weiter Bestand haben konnten oder ob sie unter veränderten sozialökonomischen und politischen Rah- menbedingungen hinterfragt, modifiziert,