Hessischer Städteatlas

Lieferung I,3

Butzbach

Textheft

Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann

Bearbeiter: Ursula Braasch-Schwersmann, Holger Th. Gräf und Ulrich Ritzerfeld

Marburg 2005 Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde Ansicht Butzbachs 1633, Federzeichnung von Valentin Wagner, Graphische Sammlung Albertina Wien D 561, Inv. 3400r und 3401r Siegel der Stadt , 14./15. Jh., Umschrift: + SIGILLVM VNIVERSI(TATIS) OPIDI BVTSBACH, Durchmesser: 54 mm (verkleinert) Stadtarchiv Butzbach

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek über http://dnd.ddb.de abrufbar

Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen

ISBN 3-87707-643-2

© Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2005

Druck: Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss

I. Historischer Abriss 3 1. Anfänge des Ortes, von der ersten urkundli- 1. Anfänge des Ortes, von der ersten chen Erwähnung bis ins frühe 14. Jahrhun- urkundlichen Erwähnung bis ins dert frühe 14. Jahrhundert 3 2. Herausbildung der Stadt und ihre Ohne erkennbare Kontinuität zu einem dem römi- Entwicklung bis zum Siebenjährigen Krieg 5 schen Kastell „Hunnenburg“ zuzuordnenden La- 3. Das 19. und 20. Jahrhundert 15 gerdorf („vicus“) wird Butzbach erstmals im Jahre 4. Jüdische Einwohner in Butzbach im Mittelalter und in der Neuzeit 21 773 in einer Traditionsnachricht des Klosters 5. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis Lorsch erwähnt. Danach schenkte das aus einer zum 20. Jahrhundert 25 vermögenden Grundherrenschicht stammende Ehe- 6. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- paar Thiulf und Libtrude dem kurz zuvor gegrün- struktur in der Neuzeit 26 deten Kloster acht Tagewerk Ackerland und ein 7. Heutige Stadtteile 27 zur Rodung geeignetes Stück Wald von zwei Ta- gewerken in pago Wetdereiba in villa Botisphaden1. Es II. Siedlungstopographische Entwicklung folgten [769-]778, 805/808 und 821 drei weitere vom Mittelalter bis zur Mitte Landschenkungen mit insgesamt elf Hörigen ver- des 19. Jahrhunderts (1858/67) 27 schiedener Grundherren, die ihren Besitzschwer- 1. Von den Anfängen der Siedlung punkt wahrscheinlich im Mittelrheingebiet hatten bis um 1200 27 2 2. 13. und frühes 14. Jahrhundert – und deshalb das Kloster Lorsch förderten . Die Kirche, Markt und Burg 28 frühen Quellen lassen in Butzbach ein seit länge- 3. Von 1321 bis zur Mitte des rem bestehendes Dorf mit grundherrlichen Wirt- 19. Jahrhunderts (1858/67) – schaftshöfen und abhängigen Bauerstellen ver- Stadtwerdung und Stadtentwicklung 29 muten, das nach den damaligen Raumordnungs- kriterien in den Gau Wettereiba eingegliedert war3. III. Siedlungstopographische Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts (1858/67) Offensichtlich bedeutender als der Lorscher bis zum Ende des 20. Jahrhunderts 34 Besitz in Butzbach war der des Klosters Fulda, 1. Die zweite Hälfte des 19. und die erste Hälfte wenngleich die Überlieferungssituation der Früh- des 20. Jahrhunderts (1858/67 bis 1945) 34 zeit hierzu ungünstiger ist4. Nur grob in das 10. Jh. 2. Von 1945 bis 1992 35 lässt sich eine Nachricht einordnen, der zufolge ein unbekannter Schenkgeber umfangreiche Güter mit IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der annähernd 40 Hörigen dem Kloster übertrug und Karten und Hinweise auf ihre Quellen 36 1. Katasterkarte 1858/67, 1:2.500 36 im Gegenzug dessen gesamten Besitz in Butzbach 2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1832/50), zur lebenslangen Nutzung erhielt5. Die Vermutung, 1:25.000 37 dass es sich bei diesem Besitz um ehemaliges b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1985/86), Reichsgut handelt, erhält durch die Lage Butzbachs 1:25.000 38 an der wichtigen Süd-Nord-Verbindung durch die 3. Entwicklungskarte des Ortes vom Mittelalter Wetterau besondere Wahrscheinlichkeit6. Zudem bis 1858/67, 1:2.500 38 wird in dem um 1160 abgeschlossenen Güterver- 4. Entwicklung der Stadt von 1858/67 bis 1992, zeichnis des Mönches Eberhard Besitz der Fuldaer 1:5.000 39 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 40 6. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 40 1 GLÖCKNER, Codex Laureshamensis Nrn. 2992=3744b. V. Gebäudeverzeichnis 41 Vgl. allgemein zum Lorscher Besitz in der Wetterau KROPAT, Reich S. 140-144. 2 GLÖCKNER, Codex Laureshamensis Nrn. 3005=3749a, VI. Literatur 49 2993=3765a und 3007=3767c. 1. Quellen 49 3 Zu Größe und Bedeutung der Wettereiba s. KROPAT, 2. Darstellungen 49 Reich S. 22-34. 4 Zum Besitz des Klosters Fulda in der Wetterau allgemein KROPAT, Reich S. 122-134. 5 DRONKE, Codex Diplomaticus S. 327 Nr. 709; KROPAT, Reich S. 130; SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 37-38; WOLF, Kirchengeschichte S. 25-27. 6 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 37-38.

3 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Propstei Petersberg in Butzbach genannt7. Das auf 1000 Mark als Pfand einsetzte14 . In zwei Schieds- ältere Aufzeichnungen zurückgehende Verzeichnis sprüchen des gleichen Jahres wurde zudem u.a. der nennt eine Reihe weiterer Dörfer in der Wetterau, Umstand verhandelt, dass Ulrich von Hanau durch ohne dass wir genauere Kenntnis über Umfang, eine Brandstiftung in Butzbach von Philipp von Herkunft und Zeitpunkt des Erwerbs besitzen8. In Falkenstein geschädigt worden war15 . Ulrich II. das Bild ursprünglich umfassender fuldischer löste schließlich 1308 mit der Verpfändung seiner Rechte in Butzbach fügen sich spätere Nachrichten Einkünfte in Butzbach an das Zisterzienserkloster über den Zehntbesitz und das Patronatsrecht ein9. Arnsburg eine Übertragung seines Vaters ein, der dem Kloster testamentarisch 400 Mark verfügt Mangels Belegen sind die Umstände nicht ein- 16 deutig rekonstruierbar, unter denen ein Großteil hatte . In einem Schiedsspruch zwischen Philipp dieser Rechte und die Herrschaft über Butzbach an dem Jüngeren von Falkenstein und Ulrich II. von die mächtige Reichsministerialenfamilie von Ha- Hanau im Jahre 1320 ist dann mit der Formulie- gen-Arnsburg gelangte, die sich spätestens seit rung das d[er junge] von Falkinstein sal nehmen die 1166 nach der neuerbauten Burg Münzenberg be- gulde zu Bůdspach, is sy weize oder ander gul[de], wi man sie nennet, alsa, alse sie der von Hainowe dar hat braht der nannte10 . Mit dem unter den ritterlichen Zeugen Übergang an die Herren von Falkenstein angespro- genannten Baldewinus de Buetsbach in einer von chen, der somit zwischen 1308 und 1320 erfolgt Ulrich II. von Münzenberg 1243 ausgestellten Ur- 17 kunde ist ein zur Münzenberger Burgmannschaft sein muss . gehörender Ministeriale aus Butzbach belegt11 . Die Nachrichten über das Dorf Butzbach neh- men erst mit den Auseinandersetzungen um das Nach dem Aussterben der Münzenberger im Erbe der Münzenberger zu. Obwohl davon auszu- Mannesstamm im Jahre 1255 ist der Übergang von gehen ist, dass in vorstädtischer Zeit noch ein Butzbach an die Herren von Hanau und Falken- 12 Großteil der Einwohner in persönlicher Abhängig- stein in den Quellen ebenfalls nicht dokumentiert . keit zu den jeweiligen Herren stand, erlangten eini- Vermutlich wurde die Herrschaft zunächst auch ge Familien bereits im späten 13. Jahrhundert einen hier von den Erben gemeinsam angetreten. Ob- gewissen Wohlstand, der mit einem sozialen Auf- wohl in der Folge ein Großteil der gesamten Erb- stieg verknüpft war18 . Lässt dies allein noch nicht masse an die Herren von Falkenstein fiel, konnten auf bedeutenderen Markthandel in Butzbach die Hanauer in Butzbach offensichtlich alle Mün- schließen, so könnte diese Deutung durch den zenberger Rechte einschließlich des Dorfgerichtes 13 kunstgeschichtlichen Befund eines stattlichen Vor- erwerben . Dies geht aus einer Abmachung mit gängerbaus der heutigen Markuskirche erhärtet den Falkensteinern aus dem Jahre 1304 hervor, in werden. Immerhin soll hier bereits im 13. Jahrhun- der Ulrich von Hanau Nauheim, Rodheim und das dert eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika ge- Dorf Butzbach samt den Einkünften im Wert von standen haben, die der spätgotischen Hallenkirche als Vorgängerbau diente19 . Zudem muss auch der 7 MEYER ZU ERMGASSEN, Codex Eberhardi 1, S. 333 = 1303 erwähnte Gotfridus, plebanus in Butspach, archi- DRONKE, Traditiones S. 60 Kap. 25. Budesbah wurde später über der Zeile nachgetragen. 8 KROPAT, Reich S. 123; WOLF, Kirchengeschichte S. 26. 9 Hierzu WOLF, Kirchengeschichte S. 26f., mit weiterfüh- 14 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 42 = LÖFFLER, Falkenstein, Bd. 2 rendem Literaturhinweis in Anm. 40. Reg. Nr. 491. Vgl. SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 38-39. 10 Über das Geschlecht zuletzt KUCZERA, Grangie S. 22-29, 15 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 43 = LÖFFLER, Falkenstein, und KEUPP, Dienst S. 151-176. Vorstellbar sind sowohl ein Bd. 2 Reg. Nr. 493. Außerdem ebd. Nr. 490. fuldischer Lehnsauftrag (so vermutet KROPAT, Reich 16 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 72. Das Kloster gab die S. 133) als auch eine Ableitung aus eigenem Grundbesitz, Einkünfte nach der Einnahme der 400 Mark 1313 wieder Lehen, Reichsrechten oder der Kirchenvogtei, die in die zurück. REIMER, UB Hanau 2 Nrn. 127, 168. entstehende Herrschaft integriert wurden. Zum Vorgang 17 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 216 = LÖFFLER, Falkenstein, SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 38-40. Bd. 2 Reg. Nr. 698. 11 BAUR, UB Arnsburg Nr. 35. In Butzbach hatte dieser 18 Auf ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis weisen die in vermutlich ein Festes Haus o.ä. Vgl. WOLF, Forschungen der Urkunde von 1320 genannten Leute hin, die Fast- S. 107-108. nachtshühner abzugeben hatten (wie Anm. 17). Ein sozia- 12 Über den Münzenberger Erbfall insgesamt KROPAT, Reich ler und wirtschaftlicher Aufstieg ist dagegen bei den S. 160-173, und KUCZERA, Grangie S. 79-88. Leuten zu vermuten, die den Herkunftsnamen „von Butz- 13 Zu den Herren von Hanau s. SCHWIND, Anfänge S. 20-33, bach“ angenommen haben und in den benachbarten und SPIESS, Dynastie S. 34-42, zu den Herren von Falken- Städten Friedberg und Münzenberg geachtete Stellungen stein und ihrem Umgang mit dem Münzenberger Erbe sie- einnehmen konnten. Vgl. SCHWIND, Geschichte Butzbachs he LÖFFLER, Falkenstein Bd. 1 S. 92-113. Zu den Erbrege- S. 39-41. lungen SPIESS, Familie S. 211-225. Auf das Dorfgericht weist 19 KULTURDENKMÄLER IN HESSEN S. 333-334. Skeptisch zu- der Beiname Cyntgravius in einer Urkunde aus dem Jahre 1320 mindest hinsichtlich einer Datierung vor der Mitte des 13. hin. Vgl. BAUR, UB Arnsburg Nr. 513. Jahrhunderts WOLF, Kirchengeschichte S. 43-47.

4 Hessischer Städteatlas – Butzbach presbiter sedisin Sodele als Butzbacher Pfarrer und dabei vom Stadtherrn eine finanzielle Unterstüt- Erzpriester des wetterauischen Landkapitels in Sö- zung und die Bewohner der umliegenden falken- del hohes Ansehen der Geistlichkeit besessen ha- steinischen Dörfer wurden zu Bauarbeiten heran- ben20 . Insgesamt jedoch besitzen diese Nachrichten gezogen25 . zu wenig Aussagekraft, um eine größere Markt- Die Rechte und Pflichten, die Philipp VII. von siedlung vor der Stadterhebung anzunehmen. Falkenstein-Münzenberg der Stadt in der Urkunde von 1368 verbriefte, lassen einerseits die gewonne- 2. Herausbildung der Stadt und ihre Entwick- ne Bedeutung der Stadt, andererseits ihr Verhältnis lung bis zum Siebenjährigen Krieg zum Stadtherrn erkennen26 . So wurde die jährliche von der Stadt zu leistende Steuer auf 200 Pfund Die Stadterhebung und die frühe Stadtentwicklung Heller Wetterauer Währung festgelegt. Abgesehen Butzbachs sind eng mit den dynastie- und territori- von der Summe, die in Relation zur Größe der alpolitischen Interessen der Falkensteiner verbun- Stadt etwa der Steuerleistung von Friedberg und den. Ihr Bestreben ging in Richtung einer städti- Wetzlar, also Reichsstädten entsprach, ist wichtiger, schen Residenz in der Nähe der Münzenburg, des dass die Stadt die Steuer bei ihren Bürgern selbst Zentrums ihrer militärpolitischen Macht im Nor- eintrieb und dann die Summe geschlossen an den den der Wetterau. 1321 erhielt der Falkensteiner Stadtherrn abführte. Dadurch war eine erhebliche Philipp IV. von Kaiser Ludwig IV. das Recht, sein Selbstständigkeit der Stadt in inneren Angelegenhei- Dorf Butzbach mit Frankfurter Stadtrecht zu be- ten gegeben und nicht zufällig setzt 1372 mit den widmen21 . Diese Stadtrechtsverleihung rückte Steuerlisten die archivalische Überlieferung des Butzbach in eine Oberhofbeziehung zu . städtischen Rechnungswesens ein27 . Auch die Ex- Das dortige Stadtgericht war also die maßgebliche emptionen von stadtherrlichen Amtsträgern und Appellationsinstanz für strittige Butzbacher Rechts- kirchlichen Institutionen konnten relativ gering fälle22 . Mit diesem Eintritt in den Frankfurter Stadt- gehalten werden. Nur vier Falkensteiner Beamte rechtskreis vertiefte sich eine Beziehung zur süd- waren von der Steuerleistung befreit und 1480 lich gelegenen großen Messe- und Handelsstadt, konnte die Stadt durchsetzen, dass die Kugelherren die von der geographischen Nähe, den kulturräum- für ihre durch Schenkung oder Kauf erworbenen lichen Gemeinsamkeiten und der verkehrsmäßigen Güter die ursprünglichen Bedesätze weiter zu zah- Anbindung vorgezeichnet war. len hatten28 . Bald nach der Stadtrechtsverleihung wird der Bau Neben den finanz- und steuertechnischen Pri- der Stadtbefestigung begonnen haben. Bis spätes- vilegien sicherte die Urkunde von 1368 der Stadt tens 1368 war der ca. 1.350 m lange, annähernd auch erhebliche Erleichterungen bei der Kriegsfol- kreisrunde Mauergürtel geschlossen, wenngleich ge und dem Burgenbau zu. Zwar zogen die Falken- bis ins 15. Jh. an den Mauern und Toranlagen wei- steiner immer wieder die Einwohner ihrer Dörfer tergebaut wurde23 . Das südwestliche Viertel der zu Arbeiten an ihrer Butzbacher Burg heran. Die rund 16 ha großen Stadtfläche war für herrschaft- Stadtbewohner blieben aber befreit und waren liche Nutzungen vorgesehen, hier befand sich die später lediglich für die Instandhaltung der äußeren, bereits vorhandene bzw. ebenfalls in der ersten in die Stadtbefestigung integrierten Gebäudemau- Hälfte des 14. Jhs. entstandene Falkensteiner ern zuständig29 . Die Pflicht zur Kriegsfolge wurde Burg24 . Der Mauerbau kostete die Stadtbewohner indes wenig konkret gefasst und die Butzbacher erhebliche Belastungen. Möglicherweise erhielt sie sollten dem Stadtherrn lediglich zu vnßn kriegen getrüwlich behülfen sin30 . Welche Hilfen in welchem Umfang im konkreten Einzelfall geleistet wurden

20 BAUR, Hessische Urkunden 5 Nr. 197, vgl. WOLF, Kir- hing vom jeweiligen Kräfteverhältnis zwischen chengeschichte S. 27. Stadtherren und Stadt ab und natürlich vom Grad 21 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 39-41. Die Urkunde der unmittelbaren Bedrohung für die Stadt selbst. mit Angabe älterer Druckorte bei LÖFFLER, Falkenstein, Im 15. Jh. nahmen die Butzbacher an mehreren Bd. 2 Reg. Nr. 717. Faksimile bei HORST, Geschichte Butzbach S. 46. – Zu den Falkensteinern EIGENBRODT, Diplomatische Geschichte. 22 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 44-45 nennt Belege 25 OTTO, Wehrverfassung S. 56. für die Zeit zwischen 1510 und 1602; TSCHEPE, Gerichts- 26 WENCK, Landesgeschichte 2, Nr. 413. – Wahrscheinlich verfassung S. 107-108, kann weitere Fälle für die Jahre konnte die Stadt auch die politischen Schwierigkeiten des 1482 und 1503 nachweisen und frühere Fälle plausibilisie- Falkensteiners für sich nutzen. Vgl. EBEL, Reichskrieg. ren. 27 OTTO, Bevölkerung S. 1-3. 23 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 8. 28 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 24. 24 KEYSER, Butzbach S. 34; SCHWIND, Geschichte Butzbachs 29 OTTO, Wehrverfassung S. 56. S. 46. 30 Zitiert nach OTTO, Wehrverfassung S. 57.

5 Hessischer Städteatlas – Butzbach kleinen, meist nur wenige Tage dauernden Feld- zurück36 . Das Solms-Licher Viertel konnte dagegen zügen ihrer Stadtherren gegen umliegende Herren 1629 käuflich erworben werden und nach jahr- und Ritter teil, zogen aber auch bis in die Gegend zehntelangen Rechtsstreitigkeiten trat Solms-Braun- von Wiesbaden, Babenhausen und Michelstadt31 . fels 1741 sein Viertel schließlich an als 37 In der Zeit der Falkensteiner wurden auch die alleinigem Stadtherrn ab . Zünfte der Bäcker und Schuhmacher (1405) sowie Die vielfachen Teilungen und Zersplitterungen der Schmiede und Schneider (1406) privilegiert32 . der Stadtherrschaft hatten für Butzbach selbst Der Zunftbrief der Wollenweber, dem wichtigsten keine direkten Folgen, sieht man von der Bautätig- Exportgewerbe in Butzbach, ist nicht überliefert. keit der verschiedenen Stadtherren im südöstlichen Deren Zunfthaus, der „Gießübel“, wird allerdings Bereich der Stadt ab. Entsprechend den Privilegien bereits 1398/99 in den Stadtrechnungen erwähnt33 . und Bestimmungen der Falkensteiner Urkunde von Nach dem Tod des letzten männlichen Falken- 1368 waren die Rechte, Abgaben und Pflichten der steiners am 4. Oktober 1418 trafen die sieben Er- Stadtgemeinde gegenüber den Stadtherren mehr ben im Butzbacher Rathaus zusammen, um am 24. oder weniger konkret definiert und es spielte für Mai 1419 die drei Besitzkomplexe um Butzbach, die Stadt keine Rolle, unter wie vielen Herren diese Lich und Dreieichenhain unter sich zu teilen. Da- Abgaben geteilt wurden. bei fiel Butzbach ungeteilt an Eberhard II. und Die geteilte Stadtherrschaft bot den kommuna- Gottfried VII. von Eppstein, die gemeinsam im len Amtsträgern sogar die Möglichkeit zur Erweite- Schloss (Alter Bau) residierten34 . Konflikte unter rung ihrer Kompetenzen und Freiheiten gegenüber den Eppsteinern und vor allem die Schuldenlast, den herrschaftlichen Beamten. Die städtische Ver- die mit dem Erbe anfiel, zwangen Gottfried X. von waltung und Rechtsprechung lag in den Händen Eppstein-Münzenberg 1464 die Hälfte seiner Stadt- des Rates, der sich in der Regel aus sieben Schöffen herrschaft an Otto von Solms-Braunfels zu ver- (älterer Rat) und sieben Ratmannen zusammen- pfänden35 . Da er das Pfand nicht einlösen konnte, setzte38 . Das Schöffenkollegium war unter dem fiel dieses Viertel der Stadtherrschaft 1478 an Vorsitz des stadtherrschaftlichen Zentgrafen oder Solms-Braunfels. Im gleichen Jahr erwarb Philipp Amtmannes für die städtische Rechtsprechung zu- von Katzenelnbogen ein weiteres Viertel, das nach ständig und hatte die Nieder- und Hochgerichts- dessen Tod im darauffolgenden Jahr an seinen barkeit inne. Die beiden ab 1356 genannten Bür- Schwiegersohn, Landgraf Heinrich III. von Hessen germeister wurden jeweils auf ein Jahr gewählt. kam. Ebenfalls 1479 verkaufte Eppstein-König- Dabei wählten die Schöffen den „älteren“ und die stein die Hälfte seiner Anteile an Solms-Lich, das Ratmannen den „jüngeren“ Bürgermeister. Die verbliebene Viertel ging 1581 als Erbe an Stolberg. Ratsmitglieder ergänzten sich durch Kooptation Nach einem kurmainzischen Intermezzo kaufte auf Lebenszeit, allerdings mussten die Schöffen zu- Ludwig IV. von Hessen-Marburg 1595 diesen An- vor dem jüngeren Rat angehört haben. Die meisten teil, hatte also jetzt mit dem 1567 ererbten hessi- Schöffen waren zunächst jüngere Bürgermeister schen Viertel die Hälfte der Stadtherrschaft inne, bevor sie in das Schöffenkollegium aufrückten und die bei der Teilung des Marburger Erbes 1604 ge- dann gelegentlich zum älteren Bürgermeister ge- schlossen an seinen Darmstädter Neffen fiel. wählt wurden39 . Zwischen 1609 und 1643 diente Butzbach Land- Noch im Laufe des 14. Jhs. scheint sich die graf Philipp III., einem jüngeren Bruder des regie- Position der vom Rat als oberstem Gemeinde- renden Darmstädter Landgrafen, als Residenz. Dies gremium gewählten Bürgermeister gegenüber dem änderte freilich nichts an der Tatsache, dass je ein Schöffenkollegium, dem ein stadtherrlicher Amts- Viertel der Stadtherrschaft bei den Grafen von Solms-Braunfels und Solms-Lich verblieb. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erhielt Darm- 36 SCHMIDT, Grafenverein S. 408-409 und 528 sowie HORST, stadt 1623 das Braunfelser Viertel als kaiserliche Geschichte Butzbachs S. 185. 37 HORST, Geschichte Butzbachs S. 218. Schenkung, gab es aber nach dem Krieg wieder 38 Vgl. SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 48-50; HORST, Geschichte Butzbachs S. 69-70; KEYSER, Städtebuch S. 78; OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 22-23. – TSCHEPE, Ge- 31 OTTO, Wehrverfassung S. 75-76. richtsverfassung S. 22-32, weist nach, dass zwischen 1439 32 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 32. und 1503 gelegentlich auch unter sieben, „vorübergehend 33 OTTO, Wollwebergewerbe S. 98; HORST, Geschichte mindestens acht und möglicherweise sogar bis zu zwölf Butzbachs S. 78. Schöffen nebeneinander“ im Amt seien konnten (ebd., 34 HORST, Geschichte Butzbachs S. 94. S. 32). 35 Zum folgenden HORST, Geschichte Butzbachs S. 98-100, 39 Heincz von Bessingen 1434 „jüngerer“ Bürgermeister, 133-134, 159-160 und 165-166 sowie OTTO, Butzbach im 1446 Schöffe, 1447 „älterer“ Bürgermeister; TSCHEPE, Ge- Mittelalter S. 4-5. richtsverfassung S. 26 und OTTO, Verzeichnis S. 76.

6 Hessischer Städteatlas – Butzbach träger vorstand, gefestigt zu haben. Urkundeten Jahrhunderte immer wieder vertreten45 . Auffallend die Schöffen und Bürgermeister 1356 noch ge- oft sind Mitglieder des Wollenweberhandwerks meinsam, so haben die Bürgermeister das Stadt- unter den Ratmannen und Schöffen vertreten. siegel 1386 in ihrer alleinigen Verfügungsge- Aus diesen Kreisen erwarben zahlreiche Bür- 40 walt . Freilich blieb den stadtherrlichen Beam- gersöhne auch eine akademische Bildung. So zum ten – dem Keller und dem Zentgrafen bzw. Beispiel Heinrich und Wendelin Steinbach – beide Schultheißen oder Amtmann – die formelle Ober- wohl Söhne des als Schöffen 1488 sowie als Bür- aufsicht über die Amtsführung der Bürgermeis- germeister 1467, 1473 und 1480 belegten Henne ter; vor ihnen leisteten die Bürgermeister am von Steinbach –, die sich nach ihrer Zeit am Mar- Ende ihres Amtsjahres einen Rechenschafts- kusstift 1481 an der Universität Tübingen immatri- 41 bericht . Die Besetzung der auf ein Jahr be- kulierten. Wendelin (1454-1519) hatte dann in fristeten (Baumeister des Markusstiftes, Spital- Tübingen ab 1490 mehrfach das Universitätsrekto- meister von St. Wendel, Waldmeister) wie der rat inne46 . Insgesamt studierten zwischen 1372 und ständigen städtischen Dienerposten (Pförtner, 1520 185 Butzbacher meist in Erfurt aber auch in Torwachen, Förster, Hirten, Flurschützen und Bologna, Prag, Wien, Leipzig, Tübingen, Köln und dgl.) erfolgten durch den Rat insgesamt. In- Freiburg47 . dessen vertraten die Bürgermeister alleine bzw. in Begleitung des gelehrten Stadtschreibers die Tatsächlich war das Textilgewerbe – neben Stadt nach außen, sowohl gegenüber dem Stadt- der allgegenwärtigen Landwirtschaft – der füh- herrn als auch gegenüber anderen Städten. rende Erwerbszweig in Butzbach, und aus der daraus entstandenen ökonomischen Elite rekru- So wie die Ratsrechnungen und Protokollbü- tierte sich auch die politische Führungsschicht48 . cher über die rege Tätigkeit des Rates insgesamt Ein Tuchunternehmer namens Bernßhuser, der Auskunft geben, ist die Arbeit des Schöffenge- mehrfach als Schöffe und Bürgermeister amtete, richts, also des „älteren“ Rates, in den Gerichts- besaß mit 5.100 fl. das größte Vermögen, das büchern dokumentiert. In den Jahren 1438 bis zwischen dem 14. und 17. Jh. in den Stadtrech- 1451 wurden im Durchschnitt jährlich etwa 370 nungen verzeichnet wurde49 . Neben dieser Fami- Prozesse verhandelt – vom Hühnerdiebstahl über lie können noch 17 weitere Tuchunternehmer- Zwangsvollstreckung bis hin zur Schlägerei und familien nachgewiesen werden, deren Angehö- 42 Messerstecherei . Ein 1492 erlassenes kaiser- rige alle zur höchsten Vermögensklasse ge- liches Privileg stärkte die Stellung des Stadtge- rechnet werden können und die in den Bür- richts insofern, dass Bürgermeister, Rat und Ein- germeister- bzw. Schöffenlisten auftauchen50 . wohner nicht vor fremde Gerichte gezogen wer- den durften; Fälle, in denen Bürgermeister und Dabei ist stets eine erhebliche sozioökonomi- Rat als Beklagte auftraten, sollten aber vor Rat sche Differenzierung innerhalb der Wollenweber- und Bürgermeister in Frankfurt verhandelt wer- zunft zu bedenken. Ein großer Teil der Weber sank den43 . Der Stadtherrschaft blieb jedoch eine ge- im Laufe des späten Mittelalters und dem 16. Jh. wisse Mitsprache bei der Vollstreckung der Ur- auf den Stand von mehr oder weniger abhängigen teile erhalten. So begnadigte Landgraf Ludwig Lohnarbeitern ab, gleichgültig ob Geselle oder IV. 1602 zwei vom Stadtgericht zum Tode ver- Meister. Von den Zunftmitgliedern im Jahre 1497 urteilte Diebe zum Auspeitschen und Abschnei- waren nur noch 23 selbstständig arbeitende Meister, den des rechten Ohres, ohne dass er das Urteil wovon einige spezielle Textilbearbeitungen betrie- selbst in Frage gestellt hätte44 . ben – wie etwa Färben, Walken, Kämmen – und Trotz des jährlichen Wahlturnus bei den beiden Bürgermeistern ist in diesen höchsten Stadtämtern eine beachtliche personelle Kontinuität festzustel- 45 OTTO, Verzeichnis S. 75-78 verzeichnet die Bürgermeister len. So tauchen bestimmte Personennamen über zwischen 1400 und 1560. mehrere Jahre verteilt drei-, viermal in den Bür- 46 HALLER, Anfänge 1, S. 194; OTTO, Verzeichnis S. 76-77; germeisterlisten auf und bestimmte Familiennamen DERS., Gewerbe S. 447; TSCHEPE, Gerichtsverfassung S. 30. 47 ECK, Studenten S. 8-14 und 21. Dabei gilt zu beachten, – etwa Bernsheuser, Wächtholder oder Armpröster dass die ältesten Matrikeln von Mainz und Trier verloren – sind in den verschiedenen Generationen über sind, also vermutlich von noch mehr Studenten ausgegan- gen werden kann. 48 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 51-53; OTTO, Woll- 40 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 49 mit Belegen. webergewerbe S. 93-94, 97-99; DERS., Butzbach im Mittel- 41 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 23. alter S. 26-27. 42 TSCHEPE, Gerichtsverfassung S. 10 und 53-57. 49 OTTO, Wollwebergewerbe S. 93. 43 KEYSER, Städtebuch S. 78. 50 OTTO, Geschichte des Gewerbes S. 447; DERS., Verzeich- 44 HORST, Geschichte Butzbachs S. 76. nis; TSCHEPE, Gerichtsverfassung S. 27-30.

7 Hessischer Städteatlas – Butzbach dadurch ihre Selbstständigkeit sicherten. Die eigent- der Regel ein strenges Regiment und waren nach liche Tuchherstellung und vor allem der überregio- ihrer Amtszeit nicht nur gegenüber dem Rat, son- nale Vertrieb in diesem Verlagssystem lag indes in dern auch dem stadtherrlichen Keller zur Rech- den Händen von wohl kaum mehr als einem Dut- nungslegung verpflichtet59 . Bei zunftinternen Pro- zend „Unternehmern“51 . blemen, etwa bei der Preisgestaltung, denen der Rat Das vor allem schwarze und blaue Wolltuch aus nicht beikommen konnte, zögerte dieser nicht, die der Butzbacher Produktion fand im 15. Jh. weite herrschaftlichen Beamten zur Intervention aufzu- Verbreitung, von Ofen und Breslau im Osten bis fordern. nach Straßburg und Bern im Westen und Süden52 . Die zünftische Wirtschaftsverfassung, die Aus- 1374 lässt es sich erstmals in Frankfurt nachweisen bildung einer kleinen ökonomischen und politi- und wird vor allem über die Messen der Mainstadt schen Elite um die Textilunternehmer erweckt den in den europäischen Tuchmarkt gekommen sein. Eindruck eines hohen Maßes an Statik und Stabili- Die Butzbacher Wollweber unterhielten in Frank- tät in der vormodernen Geschichte Butzbachs. In furt sogar eine eigene „Burse“, ein Haus, das wäh- Bezug auf die ökonomischen und verfassungs- rend der Messezeit zugleich als Lager, Kaufhalle mäßigen Strukturen in der Stadt stimmt dies auch und Unterkunft diente53 . In Butzbach selbst ver- weitgehend. Freilich offenbart die nähere Beschäf- fügte das Wollwebergewerbe über ein Zunfthaus, off tigung der Einwohnerschaft selbst ein beachtliches dem kirchhoff gelegen, also in repräsentativer Lage in Maß an Mobilität und Dynamik. Für den Zeitraum nächster Nähe zur Markuskirche und später zum zwischen 1383 und 1495 konnte Otto nachweisen, Kugelherrenhaus54 . Die Bezeichnung des Zunfthau- dass zwischen 18,11% und 28,74% aller Haushal- ses als „Gießübel“55 rührt möglicherweise von einer tungsvorstände nicht in Butzbach geboren, also als alten Wasserstelle bzw. einem Stadtbach her, deren Zuwanderer in die Stadt gekommen waren60 . Wird „Nachfolger“ noch in der Wasserstelle vermutet man Otto heute nicht mehr folgen wollen, wenn er werden kann, die in der Urkatasterkarte bei der von dieser Zahl mit einem Multiplikator „5“ auf Michaelskapelle eingetragen ist56 . Angesichts der eine fremdbürtige Bevölkerung von rund einem engen Beziehungen zwischen Butzbach und Frank- Fünftel hochrechnet – oft kann es sich ja um junge furt ist ein namentlicher Zusammenhang mit der Handwerker gehandelt haben, die in Butzbacher dort ansässigen Familie „Gießübel“ nicht unwahr- Familien eingeheiratet haben – so ist grundsätzlich scheinlich57 . ein beachtliches Potential an Zuwanderern in der Die übrigen 70 Gewerbe und Handwerke, die Stadt anzunehmen. Der größte Teil stammte aus für das 15. Jh. in Butzbach über längere Zeit nach- einem Umkreis von gut 25 km; aber auch aus Köln zuweisen sind, waren in fünf weiteren Zünften und Basel kamen vereinzelte Zuzügler nach Butz- 61 organisiert – die Bäcker, Schuhmacher, Schmiede, bach . Schneider und Metzger – oder gingen unzünftigen Über absolute Zuwandererzahlen lassen sich al- Berufen nach58 . Die Vorsteher, die sogenannten so keine näheren Angaben machen, ebenso wenig „Kerzenmeister“, führten innerhalb ihrer Zunft in ist eine Parallelisierung mit den Schwankungen in der gesamten Bevölkerungszahl möglich. Deutliche Einbrüche lassen sich zwar über die Bedeverzeich- nisse für die 1430er und 1480er Jahre nachweisen 51 OTTO, Wollwebergewerbe S. 103. 52 AMMANN, Hessische Raum S. 70 und Karte 24. und mit Hungersnöten und Seuchenzügen in Ver- 62 53 OTTO, Wollwebergewerbe S. 87-88. bindung bringen . Aber auch hier bleibt die ge- 54 OTTO, Geschichte des Gewerbes S. 449; OTTO, Volks- leben S. 363, 370. – Eine genaue Lokalisierung ist aller- dings nicht möglich. 55 WALLNER, Gissübel S. 23 und 36. 59 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 32-33. 56 Ein wohl bereits im frühen Mittelalter angelegter Stadt- 60 OTTO, Bevölkerung S. 85, Tabelle 3. bach in Speyer trägt ebenfalls diesen Namen; MÜLLER, 61 OTTO, Bevölkerung S. 69-103, hier besonders S. 101-102. Mauern, S.81, 82, Anm. 26, 83. Er wertet die Herkunftsbezeichnungen in den Namen 57 Das Geschlecht der „Gysubel“ ist zwischen 1305 und um der Zuwanderer aus. Allerdings sind hier erhebliche me- 1400 in Frankfurt nachgewiesen, dessen Namen an ihrem thodische Bedenken anzumelden. Zum einen zählt er un- Haus am Kornmarkt bis 1599 haften bleibt; LAU, UB ter Umständen seit mehreren Jahren ansässige Familien, Frankfurt 2, Nrn. 96, 110, 125, 543 und WALLNER, Giss- etwa Bernßhuser, Rympenheimer u.a. (S. 70) zu den Zu- übel S. 36. Das älteste Wappenbuch der Frankfurter Patri- gewanderten. Zum anderen liegt die Feststellung, dass die ziergesellschaft Alten-Limpurg aus dem Jahre 1558 führt städtische Herkunft bei den Zuwanderern mit der Entfer- die Familie noch auf; LERNER, Patriziergesellschaft S. 176. nung von deren Heimatort zu Butzbach zunimmt, wohl an 58 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 31-34. Die Zunft der der Tatsache, dass jemand aus einem Dorf in der Nähe Schmiede umfasste z.B. Kessler, Wagner, Büchsenmacher, von Köln, die Stadt oder das Territorium anstelle eines in Kannengießer, Uhrmacher, Seiler, Eisenkrämer und was Butzbach unbekannten Fleckens angab. sonst „mit dem Hammer arbeitete“. 62 OTTO, Bevölkerung S. 31.

8 Hessischer Städteatlas – Butzbach naue Höhe der Opferzahl ungewiss und die Frage, Im darauffolgenden Jahrhundert lässt sich ein ob sich die Butzbacher Bevölkerung aus eigener stetiges Wachstum beobachten, wenngleich Epi- Kraft erholte oder die Lücken von Zuwanderern demien und die zahlreichen Kriege – besonders um ausgefüllt wurden, kann nicht beantwortet wer- die Mitte des 18. Jhs. – immer wieder für kleinere den63 . Im Laufe des 16. Jhs. setzte ein schubweiser Rückschläge sorgten. 1777/78 hatte die Stadt mit Rückgang der Bevölkerung ein. So erholte sich die 2.221 Einwohnern einen Stand erreicht, den sie Bevölkerung noch relativ rasch von den Pestzügen bestenfalls während ihrer mittelalterlichen Blüte der 1480er und 1490er Jahre. Von einem Tiefst- gekannt hatte. Zum Ende des 18. Jhs. nahm die stand von 367 Haushaltungen 1487 stieg die Zahl Einwohnerzahl wieder ab und war bis 1804 um gut bis 1497 nochmals auf 422 an. Von den Epidemien 7% auf 2.067 zurückgegangen67 . Auch hier spielten der 1530er und 1560er Jahren erfährt man in Butz- Kriege, mehr noch aber wohl die allgemeine wirt- bach nichts. Allerdings starben im Herbst und schaftlichen Krisensituation, die sich aus der Kon- Winter 1574/75 590 Einwohner an der Pest, und tinentalsperre ergaben, eine negative Rolle. die Zahl der Haushalte sank von ohnehin nur noch Die spätmittelalterliche Blüte und überregionale 337 weiter auf 291. Weitere Seuchen, Abwande- Bedeutung Butzbachs wird neben der Verbreitung rung und Hungersnöte führten schließlich bis 1604 seiner Textilprodukte durch nichts besser illustriert zu einem Rückgang auf kaum mehr als 1.000 Ein- werden können als durch die Gründung des Ku- 64 wohner (219 Hausgesessene) . Im Laufe des 16. gelherrenstiftes an der St. Markus Kirche68 . Bereits Jhs., vermutlich beschleunigt in seiner zweiten im Laufe des 14. Jhs. bildete sich eine Chorpries- Hälfte, hatte sich die Butzbacher Einwohnerzahl terschaft, die neben dem eigentlichen Gemeinde- demnach praktisch halbiert. Intensive Zuwanderung pfarrer eine ganze Reihe von Altaristen umfasste, verhalf der Stadt zwar wieder bis weit in den Drei- die die zahlreichen Gedächtnisfeiern und derglei- ßigjährigen Krieg hinein zu einem gewissen Wachs- chen zelebrierten69 . Seit dem 13. Jh. hatte das Ful- tum, wenngleich es zu seuchenbedingten Schwan- daer St. Petersstift die Patronats- und Präsentations- kungen um 1610 und in den frühen 1620er Jahren rechte an der Markuskirche inne, das diese als Le- gekommen sein wird. Gerade in den ersten Kriegs- hen zunächst an die Münzenberger und später an jahren zogen viele Landbewohner nur allzu gerne in die Falkensteiner weitergab. Graf Eberhard III. die Stadt, die unter Landgraf Philipp eine bescheidene von Eppstein-Königstein tauschte 1468 schließlich Blüte erlebte und glichen die Verluste rasch wieder seine Rechte an der Domvikarie zu Mainz gegen aus. Im Pestjahr 1635 starben dann aber schließlich die Pfarrerberufungsrechte in Butzbach ein. Zu- 1.082 Butzbacher. Die Zahl der Haushaltungen ging sammen mit seinen Mitstadtherren und mit päpst- zwar nur von 293 (Okt. 1634) auf 253 (Okt. 1636) licher Bestätigung wurde im gleichen Jahr die Mar- zurück. Man hat aber errechnet, dass diese Zahl nur kuskirche zu einer Kollegiatkirche erhoben und ein noch etwa 530 Einwohnern entsprach, also etwa Bruderhaus eingerichtet70 . Als Vorbild für diese einem Viertel des jahrzehntelangen Höchststandes im Gründung dienten die Häuser der Brüder vom ge- 65 späten 14. und frühen 15. Jh. . Das heißt, viele meinsamen Leben (fratres communis vitae) in Marien- Haushalte bestanden nur noch aus Rumpffamilien, in thal im Rheingau und in Königstein. Bereits im die Zugewanderte einheiraten konnten. Eine Genera- September 1469 wurde Gabriel Biel zum Rektor tion später war dann zumindest der Vorkriegsstand und Propst des Butzbacher Kugelherrenstiftes ge- wieder erreicht – trotz weiterer Drangsale in den wählt71 . Mit der Gründung des Stiftes und der Beru- restlichen Kriegsjahren – und 1677 lebten 371 fung des bereits damals bekannten Gabriel Biel kann „Hausgesessene“ und 79 „junge Mannschaft“ in Butzbach zu jener Gruppe von rheinischen Städten Butzbach, was gut 1.600 Personen entsprochen ha- gezählt werden, die früh von der ursprünglich nie- 66 ben dürfte . derländischen Bewegung der „devotio moderna“ berührt worden waren. Freilich ist der unmittelbare Einfluss des Stiftes auf die Stadtentwicklung nicht messbar. Sicher ist, dass die Stadtherrschaft das 63 Erst eine Auswertung der ab 1560 überlieferten Kirchen- bücher mit den Methoden der historischen Demographie ließe hier genauere Aussagen zu. Allerdings wurde diese 67 HESS, Bevölkerung S. 80. Arbeit bisher noch nicht geleistet – abgesehen von einigen 68 KRÄTZINGER, Versuch S. 55-65; WOLF, Kirchengeschichte kurzen Bemerkungen bei OTTO, Bevölkerung S. 33-34 und S. 23-46. DERS., Mitteilungen. 69 WOLF, Kirchengeschichte S. 38-39. 64 Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, 70 WENCK, Landesgeschichte 2, S. 490, Nr. 451 und S. 72. HELLRIEGEL, Biel S. 73. 65 OTTO, Bevölkerung S. 35. 71 HELLRIEGEL, Biel S. 73 und KÖPF/LORENZ, Biel, mit 66 Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, älterer Literatur zur kirchen- und theologiegeschichtlichen S. 72. Bedeutung Biels.

9 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Stift in der Gründungsurkunde mit Immobilienbe- einem uffruhr der Zünfte und der Gemeinde gegen sitz in der Griedeler Straße ausstattete72 . Diesem den Rat, d.h. gegen die „gesippten“ ratsfähigen Beispiel folgten bald wohlhabende Bürger. Zwi- Familien gekommen. Vielleicht unter dem Druck schen 1476 und 1509 wurden im Kopialbuch des der reformatorischen Unruhe musste der Rat 1525 Stiftes 76 Schenkungen verzeichnet, die sich über dann seiner Kontrolle durch Vertreter der „Unge- die Gemarkung und das gesamte Stadtgebiet ver- sippten“ zustimmen77 . Dies bedeutet freilich nicht, teilten73 . dass der Rat der evangelischen Lehre grundsätzlich Im Laufe der Jahre entwickelte sich ein durch- ablehnend gegenüber gestanden hätte. Er verhielt aus ambivalentes Verhältnis zwischen städtischer sich wohl eher abwartend und war vor allem darauf Elite und Stift. Auf der einen Seite vermachten die bedacht, die genannte Verbindung zwischen der wohlhabenden Bürger Immobilien und Kapitalien Reform der Kirche und sozialen Umbrüchen zu den Kugelherren, und Söhne der führenden Fami- verhindern. lien traten den Fratres bei74 . Andererseits empfan- Offensichtlich genoss der Rockenberger Pfarrer den die Stadtbürger das Stift mit seinem wachsenden Wenix auch Rückhalt bei den stadtherrlichen Be- Wohlstand und überregionaler Bedeutung als Fremd- amten und erhielt die Möglichkeit, vor ihnen und körper in ihrer Stadt. In einer 1478 vom Rat an die zahlreichen Bürgern im landgräflichen Schloss zu Stadtherren gerichteten Beschwerdeschrift wurde predigen78 . Der Landgraf ermahnte den Rat am 30. das in zweierlei Hinsicht deutlich. Zum einen ver- Juli 1528, auf derselbigen secten und winkelprediger zu langten die Stadtväter, dass die Kugelherren für die achten und nur solche Prediger zuzulassen, die von ihnen vermachten Immobilien Bede zahlen sollten, unsern gelerten examinirt und von uns verordnet worden ein Begehren, dem die Stadtherren entsprachen, zum sind79 . Bürgermeister und Rat wandten sich da- anderen hatte das Stift seinen Besitz offensichtlich in raufhin am 18. Aug. 1528 an den katholischen einer Weise befestigt, dass der Wächtergang auf der Grafen von Königstein als dem eigentlichen Inha- Stadtmauer und der Zugang zum Hexenturm ver- ber des Kirchensatzes. Ihm konnte an der Usurpa- baut worden war; hier wurde keine Abhilfe geschaf- tion kirchlicher Entscheidungsbefugnisse durch den fen75 . Landgrafen nicht gelegen sein. Der Rat versäumte Das selbstbewusste Auftreten der Stadtväter aber auch nicht darauf hinzuweisen, dass der meh- gegen das Kugelherrenstift und die aufgesplitterte rerteil unser mitburger an unsers paters und an etzlicher Stadtherrschaft führten offensichtlich auch zu einer seiner mitbruder predig nit gesetiget und darzu keinen gefal- städtischen Reformationsbewegung. Zunächst hatte len gehabt, derhalb bi andere frombden prediger in u.g.h. 80 der aus Butzbach stammende Caspar Wenix, Pfar- von Hessen bane gegangen, daselbst ire predig gehort . In rer in und Sohn des landgräflichen seiner bereits drei Tage später am 21. Aug. 1528 Kellers, 1525 begonnen, im evangelischen Sinne zu erfolgten Antwort pochte der Königsteiner Graf predigen. Da ihm die Kugelherren den Zugang zu auf sein Pfarrerberufungsrecht und forderte den Stift und Kirchenräumen sperrten, predigte er zu- Rat ausdrücklich auf, dem Landgrafen zu antwor- nächst von einem Baum herab in einem Garten vor ten, dass die versehung der pfar und die collegiatstiftung dem Griedeler Tor, etwa dort, wo 1611 der Neue in Butzpach uns allein zustunde, andererseits sollten sie 81 Friedhof eingerichtet wurde, also gewissermaßen in aber auch auf Winkelprediger achten . Mit diesem Sicht- und Hörweite des Stiftes76 . deutlichen Wort war freilich eher die Frontstellung als der Konflikt selbst geklärt. Wie andernorts scheint der reformatorische Aufbruch auch in Butzbach mit sozialen Unruhen Zwar war und blieb Landgraf Philipp profilier- einhergegangen zu sein. Bereits 1513 war es zu ter Gegner aller Sekten und Wiedertäufer, suchte aber trotzdem, reformatorisch gesonnene Prediger in Butzbach zu installieren; etwa 1529 als es galt, 72 HELLRIEGEL, Biel S. 75. die Nachfolge des evangelisch geprägten Stifts- 73 HORST, Geschichte Butzbachs S. 107; HELLRIEGEL, Biel S. 76; KRÄTZINGER, Versuch S. 63-64. 74 1473 vermachte z.B. Wendelin Steinbach, der aus einer be- deutenden Wollunternehmer- und Schöffenfamilie stammte, 77 HORST, Geschichte Butzbachs S. 116; OTTO, Wehrverfas- sein gesamtes Vermögen dem Markusstift und trat selbst sung S. 78. in das Kollegium ein. KRÄTZINGER, Versuch S. 64 und 66; 78 Für Wieseck und Marburg ist ebenfalls bekannt, dass Täu- WOLF, Kirchengeschichte S. 67; MELCHIOR, Familien, Sp. fer auch Zulauf aus den Kreisen der Beamten und des Stadt- 300-302. bürgertums hatten und sich durchaus nicht nur „von den 75 HORST, Geschichte Butzbachs S. 107-109. kleinen Leuten“ rekrutierten; SOHM, Territorium S. 130, 76 Hierzu und zum folgenden DIEHL, Reformationsbuch 143. S. 142-152; HORST, Geschichte Butzbachs S. 126-128. 79 FRANZ, Quellen 4, S. 2. Caspar Wenix war 1513 in Erfurt immatrikuliert, ECK, 80 FRANZ, Quellen 4, S. 3. Studenten S. 14. 81 FRANZ, Quellen 4, S. 3.

10 Hessischer Städteatlas – Butzbach herrn Heinrich Rockenberger zu regeln82 . Dass er einer Vormacht im westlichen Mitteldeutschland in sich hierbei von dem Melsunger Pfarrer und Hof- besonderer Weise spürbar wurde. theologen Johannes Lening beraten ließ, erscheint In fünf Bereichen werden die Ansätze zur Ein- möglich. Lening war der Sohn eines Butzbacher bindung der Stadt in die Zusammenhänge des sich Schultheißen und kannte sich entsprechend seiner entfaltenden Territorialstaats der Landgrafschaft Herkunft bestens unter den führenden Butzbacher deutlich. Bezogen zwischen 1490 und 1521 41 von 83 Familien aus . Allerdings sperrte sich Graf Eber- 51 Butzbacher Studenten die kurmainzische Uni- hard von Königstein bis zu seinem Tod 1535 gegen versität in Erfurt, so zog es zwischen 1536 und 84 die Berufung eines evangelischen Pfarrers . Damit 1561 17 von 22 Studenten nach Marburg an die konnte die evangelische Bewegung aber nicht ver- neugegründete protestantische Landesuniversität89 . hindert werden. Spätestens ab 1532 predigte ein Die moderate Umwandlung des Kugelherrenstifts Stiftsherr evangelisch und 1536 setzte Landgraf in einen Fonds zur Bezahlung der Schulmeister Philipp bei dem Erben des Königsteiners, Ludwig und Unterhaltung des Schulgebäudes auf dem von Stolberg, die Berufung eines evangelischen ehemaligen Stiftsgelände sicherte zwar einerseits 85 Pfarrers durch . Der Stiftspropst Leonard nahm den Bestand einer höheren, auf den Universitätsbe- diesen Pfarrer Stetzenbach sogar in das Stift auf, such vorbereitenden Schulbildung in der Stadt, das sich daraufhin spaltete. Die altkirchlich geson- andererseits erhielten die Stadtherren im Bildungs- nenen Kollegiaten unter der Führung des Hospi- bereich einen wichtigen Ansatzpunkt für ihre Ein- talpredigers Johann von Siegen zelebrierten die flussnahme in der Stadt, indem sie jetzt die Ober- Messe weiterhin nach altem Ritus in dem durch aufsicht über Lehrer und Unterricht übernahmen90 . eine Bretterwand vom Kirchenschiff abgetrennten Als die Ratssippen 1530/31 versuchten, ihre 1525 86 Chor . Aber bereits bis 1539 starben die ursprüng- durchgesetzte Kontrolle duch die „Ungesippten“, lich acht bis zehn Stiftsherren bis auf einen weg Vertreter der Gemeinde also, abzuschütteln, kam und die eifersüchtigen Stadtherren bzw. deren Amts- es erneut zu Konflikten zwischen Bürgerschaft und keller beließen dem letzten Kugelherrn als Ad- Rat. In dem daraufhin 1532 von den Stadtherr- ministrator die Stiftsgüter, die sie sich gegenseitig schaften vermittelten Vergleich wurde bestimmt, 87 missgönnten . Nach dessen Tod 1555 kam es zu dass die Gemeinde 16 Vertrauensleute benennen einem Vergleich zwischen den Stadtherren, von konnte, aus denen die fürstlichen Keller vier aus- dem letztlich die Stadtgemeinde profitierte. Die wählten und gemeinsam mit ihnen das Verwal- Einkünfte aus dem Stiftsgut sollten künftig zur tungs- und Finanzgebaren des Rates kontrollier- Besoldung der Pfarrer, Lehrer und vier Stipendien ten91 . Im Laufe der zahlreichen militärischen Kon- für Butzbacher Studenten genutzt werden. In Form flikte, die sich aus der allgemeinen Unruhe der des sogenannten Kugelhausfonds blieb dieses Ver- Reformationszeit sowie aus der ambitionierten mögen der evangelischen Kirchengemeinde und Politik Philipps des Großmütigen ergaben, griffen 88 der Bürgergemeinde bis in die Gegenwart erhalten . die Landgrafen immer wieder auf die Wehr- und Die wesentlichen Ergebnisse der Reformations- Steuerkraft der Stadt zurück, ohne mit den Mit- zeit deuten letztlich auf eine Stärkung der stadt- stadtherrn Rücksprache zu halten92 . 1578 wurde herrlichen Gewalt und Präsenz in der Stadt hin. schließlich auf Initiative von Landgraf Ludwig IV. Butzbach teilte damit das Schicksal der meisten von Hessen-Marburg eine neue Butzbacher Ge- landständischen Städte im Alten Reich. Für die richtsordnung gedruckt. Sie stellt eine „fast wört- vierherrische Stadt Butzbach ergab sich freilich die liche Wiederholung“93 des im Jahre 1569/70 vom besondere Situation, dass der Aufstieg Hessens zu Frankfurter Stadtadvokaten Dr. Johann Fichard verfassten Solmser Landrechts dar und galt in eini- gen Bereichen bis zur Einführung des Bürgerlichen

82 Anlässlich seiner Beerdigung kam es zu Tumulten, in denen vonseiten der Bürger unter Führung des königstei- nischen Kellers die Stiftsherren der Giftmischerei bezich- tigt wurden. Hierzu KRÄTZINGER, Versuch S. 72-76 und FRANZ, Quellen 2, S. 91-92. 89 ECK, Studenten S. 12-15. 83 HÜTTEROTH, Pfarrer S. 202-204; ECK, Studenten S. 13, 90 FRANZ, Quellen 2, S. 325: Ordnung der Kirchen- und Nr. 156. Schulverhältnisse in Butzbach, 1540 März 6. 84 FRANZ, Quellen 2, S. 143-144 und 189. 91 HORST, Geschichte Butzbachs S. 116. 85 DIEHL, Reformationsbuch S. 146-147; FRANZ, Quellen 2, 92 HORST, Geschichte Butzbachs S. 114, S. 121 zur Sickin- S. 234; HORST, Geschichte S. 127-128. gen-Fehde 1523, S. 123 zum Bauernkrieg 1525, S. 124-125 86 KRÄTZINGER, Versuch S. 80-81. zum württembergischen Feldzug 1534, S. 129-130 zum 87 WOLF, Kirchengeschichte S. 69-70. Schmalkaldischen Krieg 1545-7. 88 KRÄTZINGER, Versuch S. 91-92. 93 WELKOBORSKY, Landrecht S. 5.

11 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Gesetzbuches im Jahre 190094 . Damit wurde dem auf den städtischen Immobilienmarkt erklären99 . römischen Recht gegenüber den traditionellen Wenige Jahre danach begann man 1572 mit einer städtisch-genossenschaftlichen und gewohnheits- Straßenpflasterung auf dem Marktplatz und wenige mäßigen Rechtsvorstellungen zum Durchbruch ver- Monate nach der Pest von 1574/75, die immerhin holfen. 590 Opfer forderte, wurde der alte Marktbrunnen 100 Die Stärkung des territorialherrlichen Zugriffs durch einen neuen ersetzt . Zahlreiche teilweise und die Präsenz der Stadtherrschaft in Butzbach bis heute erhaltene Fachwerkhäuser des 16. Jhs. führte auch zu sozialen Veränderungen, was sich belegen die private Bautätigkeit, teilweise getragen an der Zusammensetzung der Studentenschaft von Neubürgern, die als Landhandwerker in die ablesen lässt. So können für das 15. Jh. unter den freiwerdenden Stellen im städtischen Gewerbe nach- 130 Studenten 37 Personen identifiziert werden, rückten; wie z.B. der aus dem Dorf Schwalbach bei die aus den führenden Tuchmacher- und Bürger- Wetzlar stammende Schuhmacher Steffen Buff, der meisterfamilien stammten95 . Im Laufe des 16. Jhs., Stammvater von Goethes „Lotte“, der 1567 das 101 besonders in seiner zweiten Hälfte, setzt sich dage- repräsentative Haus Griedeler Straße 6 erwarb . gen der Trend durch, dass die Studenten oft aus Schließlich blieben trotz der demographischen landesherrlichen Amtsträgerfamilien stammten, also und wirtschaftlichen Probleme im Tuchgewerbe Söhne der Sekretäre, Räte, Amtmänner, Schulthei- die zentralörtlichen Funktionen der Stadt erhalten ßen, Schulmeister und Keller waren96 . Allerdings oder wurden sogar noch gestärkt. Dabei konnte die kam es durch Konnubium zwischen landesherr- vierherrische Stadtherrschaft durchaus förderlich licher Beamtenschaft und den städtischen Rats- sein und war mit ein Grund dafür, dass zwischen familien zu einer raschen Amalgamierung alter und 1561 und 1590 die Tagungen des Wetterauer Gra- neuer Elite in der Stadt97 . fenvereins insgesamt 26 mal in Butzbach abgehal- Hatte sich die Bevölkerungszahl in Butzbach im ten wurden, während im gleichen Zeitraum Fried- Laufe des 16. Jhs. zwar möglicherweise halbiert, so berg nur neun mal und Frankfurt nur zwei mal 102 war die Stadt aber weder zur Bedeutungslosigkeit Schauplatz eines solchen Grafentages wurden . herabgesunken noch war sie völlig verwahrlost. Im Grafenbündnis von 1565 wurde Butzbach so- Das Gegenteil scheint der Fall gewesen zu sein. So gar als unserer gewissen und bestendigen verwilligten mal- 103 kam es im Laufe des Jahrhunderts zu einer beacht- stadt bezeichnet . lichen Bautätigkeit des Rates und von privater wie Selbstverständlich wirkte sich hierbei auch die stadtherrlicher Seite. 1538 ließ der Rat das städti- verkehrsgünstige Lage, die Butzbach unabhängig sche Badehaus, vermutlich in der Badborngasse von seiner inneren Entwicklung erhalten blieb, gelegen, einer sorgfältigen Sanierung unterziehen; positiv aus. Nicht zufällig werden im Laufe des 16. 1559/60 wurde der Rathausneubau aufgeführt, Jhs. einige der später führenden Herbergen und nachdem der Rat bereits 1524 und 1542 für 50 Gasthöfe in den Quellen greifbar, die von dem bzw. 85 fl. an den Vorgängerbau grenzende Hof- Transitverkehr aber auch von den Abgeordneten reiten erworben hatte 98 . Im Vergleich zu den 884 zu den Grafentagen erheblich profitierten und fl., die der Rat 1560 für das Feldsiechenhaus und deren Wirte bald zu Wohlstand und Ansehen ge- die dazugehörigen sechs Morgen Wiesen und 37 langten: Der Wirt der nicht lokalisierbaren Herber- Morgen Ackerland erhielt, waren das relativ geringe ge „Zum Falkenstein“ machte 1572 eine Stiftung Summen und lassen sich zweifellos mit dem durch zur Krankenspeisung104 ; am Marktplatz lagen die den Bevölkerungsrückgang nachlassenden Druck beiden Gasthöfe „Zum Roten Kreuz“ und „Zum Stern“105 . Diese Entwicklung setzte sich bis in den Dreißigjährigen Krieg fort und fand 1636 – also 94 HORST, Geschichte Butzbachs S. 140 (allerdings mit fal- bereits ein Jahr nach der katastrophalen Pestepi- schem Datum); KEYSER, Städtebuch S. 78; letzte kurze Würdigung des Solmser Landrechts mit der älteren ein- demie – ihren vorläufigen Höhe- und Schluss- schlägigen Literatur SCHMIDT, Grafenverein S.123-124. punkt. In diesem Jahr ließ der landgräfliche Be- 95 Zahlen errechnet nach HEIL, Verzeichnis Sp. 8-10; ECK, reiter Johann Schott den alten „Stern“ niederlegen Studenten S. 8-13; OTTO, Bevölkerung S. 66. – Dabei ist bei einigen Studenten, bei denen Butzbach als Herkunfts- bezeichnung anstelle eines Nachnamens überliefert ist, ein ähnlicher sozialer Hintergrund zu vermuten. 99 HORST, Geschichte Butzbachs S. 152. 96 Vgl. die Anm. bei ECK, Studenten S. 15-17. 100 OTTO, Bevölkerung S. 33; HORST, Geschichte Butzbachs 97 Vgl. die Stammbäume der Echzell und Steitz (Stiez) bei S. 138-139. CLEMM, Beiträge S. 247 bzw. S. 262; ECK, Studenten S. 14- 101 HEIL, Ahnenliste Sp. 108. 19, Nrn. 186, 187, 203, 210, 230, 252, 280 und 297; HEIL, 102 SCHMIDT, Grafenverein S. 85. Verzeichnis Sp. 11-12. 103 Zitiert nach SCHMIDT, Grafenverein S. 85 Anm. 47. 98 Daten und Zahlen nach SCHUNK, Butzbach-Chronik 104 WERNER, Alte Namen S. 33. S. 24-26. 105 HORST, Geschichte Butzbachs S. 141, 192.

12 Hessischer Städteatlas – Butzbach und an seiner Stelle das repräsentative, fünfstöckige brechen und 1618 ein altanförmiges Torhaus er- Gasthaus „Zum Goldenen Ritter“ errichten106 . richten, von dem aus man vom Schlosshof in den Den wichtigsten und nachhaltigsten Beitrag zur Lustgarten gelangen konnte. Der Garten selbst war Stadtentwicklung in den Jahren vor dem Dreißig- in frühbarocker Manier mit zahlreichen Spaliergän- jährigen Krieg leistete Landgraf Philipp III., der gen, einer astronomischen Brunnenkunst, Figuren und hier von 1609 bis zu seinem Tod 1643 residierte107 . Pavillons versehen, das meiste freilich – den relativ Bis weit in den Krieg hinein konnte er die Stadt vor bescheidenen Geldmitteln des Landgrafen und den direkten Kriegseinwirkungen weitgehend bewahren Zeitläuften entsprechend – aus bemaltem Holz und sogar noch eine beachtliche Bautätigkeit ent- gefertigt anstatt aus kostspieligem Naturstein oder 114 falten108 . Zwischen 1609 und 1611 ließ er das kö- gar Marmor . nigsteinische Schloss umbauen und durch einen Mitte der 1630er Jahre kam mit den Truppen- neuen Flügel ergänzen. Innenausbau und kleinere verlegungen auch die Pest nach Butzbach. Nach- Umbauten zogen sich praktisch durch seine ganze dem bereits in den ersten Jahrzehnten des Jahr- Regierungszeit109 . Daneben wurde ein Marstall hunderts diese Seuche immer wieder ausgebrochen vermutlich im rechten Winkel zum neuen Schloss- war – 1611 wurde anlässlich einer heftigen Epi- flügel errichtet, der 1818 durch einen Neubau er- demiewelle der Neue Friedhof vor der Stadtmauer, setzt worden ist110 . Ein Ballhaus entstand 1633/34 nördlich der Griedeler Straße angelegt – kam die und diente im oberen Stockwerk zwischen 1664 Seuche im Gefolge der spanischen und kaiserlichen und 1773 als Kanzlei, ab den 1870er Jahren als Truppen nach der Schlacht von Nördlingen kleine Reitbahn und schließlich als Magazin111 . Land- (6. Sept. 1634) mit ganzer Macht in die Stadt. Allei- graf Philipp trieb die Arrondierung seiner Grund- ne zwischen dem 12. und 30. Aug. 1635 forderte stücke in direkter Nähe zum Schloss voran. Bereits sie 864 Opfer. Die 1627 noch erfolgreich prakti- sein Onkel Lgf. Ludwig IV. hatte 1603 das Gelände zierte Isolation der Pestkranken in dem eigens für östlich der Färbgasse, die gemeinen Burgkgraben und diesen Zweck auf dem Neuen Friedhof errichteten Plätze, auch Färbhäuser zwischen sich und den Solm- pestilentz hauß 115 versagte; insgesamt raffte diese sern in zwei gleiche Teile geteilt112 . Landgraf Phi- Welle 1.082 Personen hinweg. Darunter befanden lipp griff in diesem Bemühen über die Stadtmauer sich allerdings auch viele Flüchtlinge aus den um- hinaus und erwarb zwischen 1611 und 1615 für liegenden Ortschaften, so dass die tatsächlichen insgesamt 2.749 fl. Gartengelände hinter dem Verluste unter der Stadtbevölkerung nur schwer zu Schloss und tauschte hier zahlreiche Wiesen und bestimmen sind116 . Nach dem Tod Landgraf Phi- Gärten in demselben Bereich. Bei seinem Tod lipps III. 1643 wurde die Stadt schließlich noch in hinterließ er dann insgesamt 33,5 Morgen, also den Hessenkrieg hineingezogen, zweimal belagert, knapp 8,5 ha Lust- und Baumgarten, wie auch Wiesen beschossen und wechselte zweimal den Besitzer und Hopfengarten hinter seinem Schloss113 . Im Zuge der (1645 und 1646). Anlage seines Lustgartens ließ Landgraf Philipp Zahlenmäßig scheinen die Kriegsverluste be- auch erstmals den alten Stadtmauerbering durch- reits in den 1650er Jahren wieder ausgeglichen ge- wesen zu sein. Exakte quantitative oder qualitative Aussagen zur Bevölkerungsgeschichte sind aller- 106 HEIL, Johann Schott S. 192. dings im Moment nicht möglich. Das Verschwin- 107 DIEHL, Philipp, bes. S. 12-18, 30-36 und 37-52. 108 HORST, Geschichte Butzbachs S. 185-193. den vieler alter Familiennamen und das Auftauchen 109 Vgl. detailliert DIEHL, Bauten S. 7-24. neuer im Laufe des 17. Jhs. weisen aber auf einen 110 DIEHL, Bauten S. 24. – Das Baujahr lässt sich aus der tiefgreifenden Wandel in der Zusammensetzung Literatur nicht erschließen. Als terminus ante quem kann der Einwohnerschaft hin117 . Die existentielle Un- das Titelbild der Gedächtnisschrift für die 1629 verstorbe- ne Landgräfin Anna Margarete dienen, das den Leichen- sicherheit und der rasche „Austausch“ der Familien zug vom Schloss zur St. Markuskirche zeigt und rechts fand seinen zeitgenössischen Niederschlag in der vom Neuen Bau ein langgestrecktes Gebäude zu erkennen 1623 am Haus Griedeler Straße 21 angebrachten gibt, das möglicherweise den Marstall vorstellt. Abbildung bei HORST, Geschichte Butzbachs S. 190. 111 DIEHL, Bauten S. 25. 112 DIEHL, Bauten S. 26. 114 HEIL, Schloßpark S. 166-169. – Die Lage des Portals ist 113 Zitiert nach DIEHL, Bauten S. 26. – Die geschleiften äuße- ungewiss, wahrscheinlich befand es sich wenige Meter ren Wallanlagen stellten die Stadtherren 1532 den Bürgern nördlich des Alten Schlossbaues. Im Zuge von Renovie- für 50 Jahre zur kostenlosen Verfügung. Anschließend rungsarbeiten nach 1991 wurden Teile eines Freskos im musste der sogenannte „Haingrabenzins“ entrichtet wer- Treppenhaus des Butzbacher Schlosses freigelegt, das den den. Offensichtlich gingen aber auch große Teile still- Garten zeigt; WOLF, Kleine Residenz S. 67-68. schweigend in den Besitz der Bürger über, jene Teile, die 115 HORST, Geschichte Butzbachs S. 183. Landgraf Philipp dann zurückkaufen musste. HORST, Ge- 116 HORST, Geschichte Butzbachs S. 195. schichte Butzbachs S. 152. 117 HORST, Geschichte Butzbachs S. 202.

13 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Inschrift: Ein Geschlecht geht ab das ander an / ein jeder pen verbündeter Fürsten gewährleistet. Der Stadt- meint er sei der Hahn / Bald kommt der Tod, Schneid ab rat wusste dies durchaus zu schätzen und verehrte den Kamm / Alsbald vergeht beides / Stamm und Nam. der Landgräfin 1702 ein besonderes Geschenk, weil So erwarb zum Beispiel der aus dem Dorf Leeheim wegen Ihro Hochfürstlichen Durchlaucht wir bey diesen im Hessischen Ried stammende Bäcker Jost Wies Kriegszeiten von vielen Ungemach Liberiret und in Anse- (1611-1681) im Jahre 1671 das Gasthaus „Zum hung des Wittums mit Durchmärschen und dergleichen Goldenen Hirsch“ an der Ecke Marktplatz/Hirsch- verschonet bleiben124 . Nach dem Tod der Landgräfin gasse. Wies hatte ein Jahr nach dem vermutlichen 1709 lebte ihr nachgeborner Sohn mit einem klei- Pesttod des Butzbacher Schöffen und Bäcker- nen Hofstaat noch bis 1741 im Butzbacher meisters Johann Bleichenbach im Jahre 1636 des- Schloss. Während dieser Zeit wurde die sogenannte sen Tochter geheiratet, war im gleichen Jahr als Prinzenmauer („Lustgartenmauer“) um den Schloss- Meister in die Bäckerzunft aufgenommen worden garten gezogen. Bis zu seiner Nutzung als Kaserne und kam rasch zu Wohlstand und Ansehen, was ab 1818/24 diente das Schloss dauerhaft nur noch sich an seinen zahlreichen städtischen und kirch- als Wohnung des landgräflichen Verwalters und lichen Ämtern ablesen lässt118 . eines Gärtners. Bei den in Butzbach stattfindenden Nach dem Krieg kam es nur zögernd zu einem Landtagen wurden hier die landgräflichen Ab- Wiederaufbau119 . Doch auch jetzt wirkte sich die geordneten untergebracht und zahlreiche Festessen 125 verkehrsgünstige Lage positiv aus. Ab 1657 diente veranstaltet . etwa die Posthalterei „Zum Goldenen Hirsch“ Das einzige beachtenswerte kommunale Bau- (Marktplatz 7) als Zwischenstation für die damals unternehmen in dem Jahrhundert nach dem West- eingerichtete regelmäßig verkehrende Fahrpost zwi- fälischen Frieden war der Neubau der Wasserlei- schen Kassel und Frankfurt120 . tung. Butzbach selbst wurde von keinem bedeu- Die schleppende Erholung der Stadt von den tenden Gewässer durchflossen und seit dem Mittel- Kriegsverlusten wurde bis zum Ende des Sieben- alter wurden die Haushalte, Badehäuser und vor jährigen Krieges immer wieder durch Einquartie- allem die zahlreichen Handwerksbetriebe mit Was- rungen, Kontributionszahlungen und militärische ser versorgt, das in unterirdisch verlegten Holz- Ereignisse zurückgeworfen. Dabei war es gleich- röhren von verschiedenen gefassten Quellen und 126 gültig, ob es sich um französische Truppen, das kleineren Bächen am westlich gelegenen Taunus- Reichsheer oder Verbände deutscher Territorialfür- abhang in die Stadt geführt und an verschiedenen sten handelte. Oft blieb den Einwohnern kaum Zapfstellen und Brunnen verteilt wurde, wie z.B. eine Verschnaufpause. Ab dem 26. Sept. 1672 la- am Roßborn und Badborn in den danach be- gen Kaiserliche Truppen unter Montecuccoli für nannten Gassen, am gemeyn born und holzborn an dem 127 acht Tage in den umliegenden Dörfern. Am 29. marckt gelegen . Da die alten Holzröhren offen- Sept. des gleichen Jahres schlug der Kurfürst von sichtlich verrottet waren und es in den übernutzten Brandenburg für vier Tage sein Hauptquartier in Stadtwaldungen bereits in den 1670er Jahren an Butzbach selbst auf. Dreieinhalb bis viertausend geeigneten Stämmen fehlte aus denen man Bronnen- Pferde mussten versorgt werden, so dass der Pfar- Röhren hätte bohren können, ersetzte man die alte rer von Butzbach bezweifelte, das das felt kan wieder Leitung nach und nach durch gebrannte irdene besahmt werden, dan was die Reuter nicht gefüttert, haben Röhren, die man aus Waldernbach (Mengerskir- 128 sie Mutwilliger weise verderbt ohne bestraffung ihrer offici- chen, Westerwald) bezog . rer121 . Im folgenden Jahr lag bereits wieder der Im weiteren Verlauf des 18. Jhs. führten Bevöl- französische General Turenne mit seinen Truppen kerungsvermehrung, steigender Steuerdruck und in Nieder-Weisel im Quartier122 . zunehmende Verschuldung der Stadt zu ernsthaf- Ab 1688 diente Butzbach dann nochmals als ten Konflikten zwischen Rat, Zünften und einzel- fürstliche Residenz, diesmal als Witwensitz der nen Bürgern, die allerdings juristisch ausgetragen Landgräfin Elisabeth Dorothea123 . Dadurch war zumindest ein minimaler Schutz vor Belästigungen durch hessen-darmstädtische Truppen und Trup- 124 Zitiert nach HORST, Geschichte Butzbachs S. 208. 125 DOTTER, Landtag S. 2. 126 Urkundlich werden bornkisten bzw. bornkasten 1467 und 1494 erwähnt; WERNER, Alte Namen S. 16. WERNE R, Alte 118 WOLF, Grabstein S. 28-30. Namen S. 36-37, und BEHRENS, Butzbach S. 15, vermuten, 119 SCHICK, Butzbach nach dem Dreißigjährigen Kriege. dass der Köppelwiesborn auf einen gemauerten römer- 120 BOES, Postwesen S. 29. zeitlichen Brunnen zurückgeht; vgl. auch JOHANN, Hand- 121 OTTO, Montecuccoli S. 57. werk S. 52-53. 122 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 36. 127 WERNER, Alte Namen S. 13, 16, 35 und 57. 123 HORST, Geschichte Butzbachs S. 208. 128 SCHUNK, Wasserleitung S. 45.

14 Hessischer Städteatlas – Butzbach werden konnten. Eine Lösung der Probleme, die in Musterung im Ratshaus sechs Bürgersöhne ein- der Wirtschafts-, Politik-, Rechts- und Sozialverfas- rücken132 . sung begründet lagen, wurde damit aber nicht er- Im Siebenjährigen Krieg litt Butzbach von 1756 129 reicht . bis 1762 unter französischen Einquartierungen. Eine wesentliche Voraussetzung für eine wirk- Das ging besonders zu Lasten der Stadtkasse, die same Bekämpfung der Missstände ergab sich 1741 große Summen für Kontributionsgelder aufbringen mit dem vollständigen Übergang der Stadt an Hes- musste, von denen die Besatzer Proviant- und sen-Darmstadt. Nach jahrzehntelangen Prozessen Quartierkosten bestritten. Trotz einzelner Aus- hatte Graf Friedrich Wilhelm alle braunfelsischen schreitungen gegen die Zivilbevölkerung – bis zu Rechte und Einkünfte in Butzbach an Hessen- 20 Soldaten waren in einem Bürgerhaus unterge- Darmstadt abgetreten130 . Der oberste ständige Ver- bracht –, der Teuerung und auch der Seuchenge- treter des Landgrafen, der Rentmeister, residierte fahr bedeuteten diese Kriege keine existentielle Be- jetzt in dem unmittelbar nach dem vollständigen drohung mehr wie der Dreißigjährige Krieg. Die Übergang der Stadt an die Landgrafschaft errich- Leistungen der Einwohner als Quartiergeber oder teten Rentmeisteramt in der Weiseler Straße/Ecke als Fuhrleute wurden in der Regel sogar bezahlt133 . Roßborngasse. Die streitenden Parteien in der Stadt Besonders die durch den Krieg hervorgerufene konnten nun nicht mehr die Querelen zwischen bzw. verschärfte Finanz- und Wirtschaftsmisere den Stadtherren ausnutzen und mit jahrelangen setzte eine obrigkeitliche Reformpolitik in Gang, Prozessen an „ausländischen“ bzw. Reichsgerichten die – durch die Revolutions- und Napoleonischen alle Veränderungen und Reformvorstöße verhindern, Kriege teils behindert und unterbrochen, teils aber denn Hessen-Darmstadt besaß das ius de non appel- auch beschleunigt bis ins 19. Jh. fortgesetzt – die lando. vollständige Einbindung in den bürokratischen, Zunächst wurde eine wirksame Reformarbeit modernen Staat und die neuzeitlichen überregio- aber durch die kriegerischen Ereignisse noch bis in nalen Wirtschaftszusammenhänge brachte. die Mitte der 1760er Jahre verhindert. Blieb die Stadt während des ersten Schlesischen Krieges 3. Das 19. und 20. Jahrhundert noch von militärischen Aktionen verschont, mussten während des zweiten Krieges Tausende von fran- Die fortschreitende Einbindung Butzbachs in den zösischen und österreichischen Soldaten oft tage- bürokratisch-absolutistischen Territorialstaat der und wochen-, in einigen Fällen monatelang mit Landgrafschaft Hessen-Darmstadt seit dem Sie- Proviant und Quartier versorgt werden. benjährigen Krieg und der Verlust der letzten städ- Die Friedensperiode zwischen dem Dresdener tisch-partikularen Rechtsbestimmungen aus dem Friedensschluss im Dezember 1745 und dem Aus- Stadtrecht von 1578 mit der Einführung des Bür- bruch des Siebenjährigen Krieges nutzte der Darm- gerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900 berechtigen städter Landgraf zur Regelung des Forstwesens. auch im Falle Butzbachs von einem ‚langen 19. Der Stadtwald blieb zwar in städtischem Besitz, Jahrhundert‘ (L. GALL) von der Mitte der 1760er wurde aber der landgräflichen Forstverwaltung in Jahre bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges zu Person eines in Hoch-Weisel residierenden Ober- sprechen, das als Transformationsphase von der försters unterstellt. Er stellte die beiden vom Rat traditionellen alteuropäischen Stadt-, Politik-, Wirt- nur noch vorgeschlagenen Waldförster ein und schafts- und Gesellschaftsordnung hin zur moder- vereidigte sie auf den Landesherrn131 . Den kriege- nen urbanen, industriellen Welt der europäischen rischen Zeitläuften entsprechend war der nächste Nationalstaaten begriffen wird. Schritt zur festeren Einbindung der Stadt in den Die ersten markanten Schritte auf diesem Weg Territorialstaat die Einführung der allgemeinen Mi- waren die beiden landgräflichen Verordnungen zur litärdienstpflicht im Jahre 1751. Konnte die Stadt Reform des Butzbacher Stadtregimentes vom 29. ihren Geld- bzw. Mannschaftsbeitrag zum Landes- März 1765 und 20. Feb. 1778134 . Ausgehend von ausschuss bisher intern selbst regeln, war jetzt je- der enormen, nicht mehr zu bewältigenden städti- der einzelne Butzbacher in sinnfälliger Weise als schen Schuldenlast wurden vor allem die unzäh- Untertan dem Zugriff des Landgrafen ausgeliefert. Bereits im September 1751 mussten nach der 132 HORST, Geschichte Butzbachs S. 227-228. 133 HORST, Geschichte Butzbachs S. 228-231. 129 Zu diesen Problemen HORST, Geschichte Butzbachs S. 134 Hierzu und zum folgenden OTTO, Selbstverwaltung S. 212-217. 381-410. Die Verordnung von 1778 steht im Zusammen- 130 HORST, Geschichte Butzbachs S. 218-220. hang mit den Reformplänen des Ministers Friedrich Carl 131 SCHICK, Geschichte S. 48-52. von Moser. Hierzu SUNDERMANN, Moser.

15 Hessischer Städteatlas – Butzbach ligen traditionellen Schmausereyen und Collationen, die schen Zeit wurden die Lücken durch Militärstraßen die städtischen Amtsträger auf Kosten der Stadt- geschlossen, und wenige Kilometer nördlich von kasse bei allen möglichen Amtshandlungen abhiel- Butzbach trafen die Chausseen von Bremen über ten, durch festgesetzte Geldvergütungen ersetzt135 . Kassel, Gießen und von Köln über Wetzlar zu- Gleichzeitig wurde die Rechnungsprüfung und sammen, um den Verkehr gebündelt durch Butz- -legung der Amtsträger gestrafft und durch landes- bach und Friedberg weiter nach Frankfurt und herrliche Beamte kontrolliert, ggf. bei Säumigkeit Süddeutschland zu leiten140 . An dieser wichtigen sogar mit einer Geldstrafe sanktioniert136 . Die ins- Nord-Süd-Verbindung waren im ersten Drittel des gesamt 85 Paragraphen der Verordnung von 1778 19. Jhs. dann auch die ersten bedeutenden Gast- konkretisierten und verschärften jene 22 von 1765. höfe außerhalb des mittelalterlichen Stadtmauerbe- Besonders die Eintreibung der Bürgermeisterei- und rings entstanden, zunächst in der Weiseler Straße Contributionsrückstände ging aus kommunaler Kom- ab 1801/02 der Frankfurter Hof, direkt gegenüber petenz in die Hände eines fürstlichen Amtssekre- der Hessische Hof 1834 und bereits vor 1831/32 tärs über, der in Form einer ‚Gewinnbeteiligung‘ der Gasthof Zell an der Gießener Straße. Die Bau- aus den eingehenden Steuerrückständen vergütet herren waren der reiche Frankfurter Wirt und wurde137 . Aber selbst städtische Neubauten be- Weinhändler Sarasin, ein Mitglied der wohlhaben- durften jetzt der Genehmigung durch die landgräf- den Butzbacher Gerberfamilie Joutz sowie der aus liche Regierung, die damit aus fiskalischem In- Pommern zugewanderte Zimmermeister Zell141 . 138 teresse die Bauaufsicht übernommen hatte . Die Ebenfalls während der letzten Jahre des Ancien lästigen und aus militärischer Sicht als überflüssig régime setzte auch eine gezielte Förderung des empfundenen, aber für die traditionelle, kommu- Gewerbes und vor allem, unter physiokratischer nale Identität durchaus bedeutsamen Torwachen Planung, der Landwirtschaft ein. Dadurch trat der wurde erheblich reduziert, die von der Bürgerschaft Unterschied zwischen Stadt und Land auch in öko- gezahlten Wachtgelder umgewidmet und zur Re- nomischer Hinsicht immer deutlicher hervor. Wäh- kultivierung des verwahrlosten Stadtwaldes ge- rend 1777 in Butzbach nur noch 17% der Be- nutzt. Der hierin und in allen anderen Bestim- völkerung überwiegend von der Landwirtschaft mungen mehr oder weniger offen hervortretende lebten, waren es in dem südlich gelegenen Dorf Zug zu Versachlichung, Rationalisierung und Büro- Ostheim 88%142 . Die ‚gewerbliche‘ Bevölkerung in kratisierung der städtischen Verwaltung wurde Butzbach bestand zum Großteil freilich aus Hand- selbst in der Neufestlegung des Rechnungsjahres werkern, die im Nebenerwerb auch noch Landwirt- deutlich, das vom 1. Jan. bis 31. Dez. und nicht schaft betrieben. Diese Handwerker arbeiteten aber mehr von Martini zu Martini laufen sollte. durchaus nicht nur für den lokalen Bedarf ihres Letztlich wichtiger als diese obrigkeitlichen Ver- agrarischen Hinterlandes, sondern auch für den ordnungen waren freilich die infrastrukturellen ‚internationalen‘ Markt. Die statistisch-topographi- Veränderungen, für die sie nur den Rahmen ab- sche Beschreibung von J.A. Demian aus dem Jahre steckten, oft der Entwicklung gar nachhinkten. 1825 gibt einen knappen Eindruck des Butzbacher Bedeutsam war hier vor allem der Chausseebau. Gewerbes in dieser Übergangsphase von der tra- Butzbach – an wichtigen Handelswegen von Frank- ditionellen Handwerks- zur modernen Fabrik- furt in Richtung Norden gelegen – konnte in ganz produktion: Die vorzüglichsten Nahrungszweige der Ein- beträchtlichem Umfang von dem während der wohner sind Feld- und Gartenbau, Handwerke und einige zweiten Hälfte des 18. Jhs. erheblich zunehmenden andere Gewerbe. [] ... unter den Professionisten []verdienen Personen- und Güterverkehr auf den neuen Chaus- besonders die 18 Strumpfwirker und 15 Rothgerber genannt seen profitieren. Zwar blieb der Straßenbau in der zu werden [...], wovon mehrere ihr Gewerbe fabrickmäßig Wetterau der allgemeinen Entwicklung hinter zu- treiben. Die letzteren verfertigen aber größtentheils nur rück, zu viele – Pütter-weiß-wie-viele Regierungen139 – behinderten sich hier gegenseitig. Aber die Trasse war sozusagen vorgegeben und ab der Napoleoni- 140 GÖRICH, Chausseebau und WEBER, Landstraßen S. 190- 193. 141 StadtA(rchiv) Butzbach, Abt. X.2 (Beh. Nr. 95). – Sarasin 135 OTTO, Selbstverwaltung v.a. §§ 1, 3-11. entstammte der verzweigten aus Genf eingewanderten 136 OTTO, Selbstverwaltung § 2. Familie, die ab den 1670er Jahren in Frankfurt Gold- und 137 OTTO, Selbstverwaltung S. 393-396, Zitat S. 393. Silberschmiede hervorbrachte und deren Mitglieder später 138 OTTO, Selbstverwaltung S. 398. im Handel mit Edelmetallen, Wein und schließlich im 139 BAGGESEN, Labyrinth S. 233. – Gemäß einer Anekdote Geldgeschäft tätig waren; DIETZ, Handelsgeschichte 4,1, fürchteten die Kuriere von Paris nach Stockholm nur die S. 283 und 4,2, S. 564 und 690; WOLF, Sehenswertes Butz- berüchtigte „Wetterauer Meile“, die bei Regenwetter prak- bach; GILLMANN, Heimatstadt S. 16; JOHANN, Handwerk tisch unpassierbar war. HORST, Geschichte Butzbachs S. 162. S. 244. 142 Zahlen nach HESS, Bevölkerung S. 81.

16 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Oberleder, und blos 2 Gerber machen auch Sohlleder, daher dig unter den Butzbacher Bürgersöhnen weite Ver- die 108 [!] Schuhmacher dieser Stadt ihren Bedarf meist breitung. Entsprechend engagiert und organisiert von Frankfurt beziehen müssen. Die Strumpfmanufaktu- trat das Butzbacher Bürgertum – teilweise von ren, welche wollene Strümpfe, Kappen, Handschuhe, Hosen Weidig-Schülern geführt – während des Vormärz und Leibchen liefern, sind jetzt, nachdem die Aufkäufe und der Revolution von 1848/49 auf. Ab 1844 nach Amerika nicht mehr statt finden, von wenigem Belan- existierte etwa eine städtisch getragene Handwer- ge. Ferner sind in Butzbach 2 Weißgerber, 8 Hutmacher, kerzeichenschule, die noch 1887 bis 1922 vom 2 Färber und mehrere andere Handwerker, dann einige Ortsgewerbeverein mit Unterstützung der Mathil- geschickte Schreiner, welche für die Frankfurter Messen denstiftung weiterbetrieben wurde148 . 1846 wurde arbeiten143 . Das Stadtbild wurde außerdem durch ein Turnerverein gegründet, 1848 entstand ein zahlreiche Töpferbetriebe geprägt, offensichtlich Butzbacher Volksverein, Anfang 1849 eine weitere zum Missfallen einiger Anwohner. Es gereicht ohnehin Fortbildungsschule für Handwerker und eine Klein- nicht zur Zierde der Stadt, dass sich an jedem der drei kinderschule. Ein Arbeiterbildungsverein wirkte so- Thore ein Brennofen befindet, der durch Rauch und Qualm gar mit Unterstützung des republikanisch geson- die ganze Stadt überzieht und die Bewohner belästigt, heißt nenen Bürgermeisters noch nach dem allgemeinen es in einem Beschwerdebrief an den Butzbacher Vereinsverbot von 1850149 . Dabei gehörten die Bürgermeister 144 . Im 19. Jh. gingen diese Töpfe- führenden Köpfe unter den Weidig-Schülern in reien dann zur Produktion der immer beliebter Butzbach durchaus zur wirtschaftlichen Elite in der werdenden Ziegelsteine über, die die traditionelle Stadt, etwa der Kaufmann Carl Flach, Moritz Kuhl, Fachwerkbauweise im Bauwesen bald verdräng- der 1849 das Butzbacher Mathildenstift (Bezirks- ten. sparkasse) vorantrieb und als dessen Rechner bis Die Revolutions- und Napoleonischen Kriege 1875 wirkte, der Schreinermeister Johann Krauß, (Kontinentalsperre), vor allem aber die Konkur- Bürgermeister 1849-1852, sowie der Bäckermeister renz der englischen Textilindustrie machten den Arnold Wendel, 1867/68 Abgeordneter des Nord- Ansätzen zu einer gewerblichen Expansion im deutschen Bundestages in Berlin. Die drei Erst- ersten Drittel des 19. Jhs. zunächst ein Ende. In oft genannten gehörten zu den im Jahre 1849 76 150 weniger als dürftigen Verhältnissen musste ein Höchstbesteuerten in Butzbach . Großteil der Bevölkerung in schlechtbezahlter Erst im Zusammenhang mit der durchgehenden Heimarbeit ein Auskommen finden; Wander- und Inbetriebnahme der Main-Weser-Bahn von Frank- Saisonarbeit sowie Auswanderung nach Übersee furt über Butzbach und Gießen nach Kassel im waren weitere Versuche, die existentielle Unsicher- Jahre 1852 griff eine anhaltende fabrikmäßige Mo- heit zu überwinden. Hierin ist mit ein Grund für dernisierung des Butzbacher Handwerks. Die Zah- das relativ bescheidene Bevölkerungswachstum len der deutschen Eisenbahnstatistik zeigen, dass von 2.221 auf 2.400 zwischen 1777 und 1870 zu neben den Bergbau- und Hüttenprodukten der sehen145 . In den umliegenden Dörfern ging die Leitindustrien auch die Rohstoffe für das traditio- Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. nelle Handwerk und vor allem Agrar- und ver- sogar teilweise erheblich zurück, in Münster fast edelte Agrarprodukte – vor allem Felle, Leder, um die Hälfte (1861: 408 Einw.; 1900: 212)146 . Die Wolle und Holz – einen wichtigen Anteil an den Pauperisierung weiter Teile der Bevölkerung wäh- Transportkapazitäten des Schienenverkehrs auf der rend des Vormärz war in Butzbach besonders aus- Main-Weser-Bahn beanspruchten151 . geprägt. Während das Verhältnis von ‚Besitzenden‘ Betriebs- und sozialgeschichtlich knüpften diese und ‚Besitzlosen‘, also von Tagelöhnern, Dienst- kleinen Fabrikbetriebe praktisch nahtlos an die be- boten, Handwerksgesellen und Lehrlingen sowie stehenden Gewerbebetriebe an. So erwuchsen aus Fabrikarbeitern, sich in Friedberg wie 63:37 ver- dem Meisterbetrieb der alteingesessenen Woll- und hielt, lag es in Butzbach mit 38:62 deutlich unter Strumpfwirkerfamilie Braubach ab 1848 die Fär- dem Durchschnitt des damaligen Kreises Friedberg berei und chemische Reinigungsanstalt in der Färb- 147 mit insgesamt 55:45 . Nicht zufällig fand daher gasse; aus der führenden Gerberfamilie Grüninger auch das Gedankengut von Friedrich Ludwig Wei- gingen die Gründer der 1885 gebauten Leimfabrik in der Hochweiseler Straße (Einhäuser Mühle)

143 DEMIAN, Beschreibung S. 293. Vgl. hierzu auch HORST, Geschichte Butzbachs S. 237-239. 148 KÜLLMAR, Berufliche Schulen S. 11-13. 144 Zit. nach GILLMANN, Fenster S. 122. 149 Zu Weidig in Butzbach und seinen Schülerkreis v.a. HEIL, 145 Vgl. Kap. I.5. Nachleben S. 73-125; D ERS. , Arbeiterführer S. 49-54. 146 Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, S. 73 und Kap. 150 HEIL, Nachleben S. 94-95, 97-99; GRÄSER, Mathildenstift I.5 dieses Heftes. S. 108-109. 147 GRÄSER, Mathildenstift S. 144-145. 151 BRAKE, Eisenbahnen S. 144-145.

17 Hessischer Städteatlas – Butzbach hervor; aus dem Schuhmacher- bzw. Gerberhand- Alle diese infrastrukturellen Veränderungen wa- werk stammten die Begründer der Schuhfabriken ren mehr oder weniger eng mit der weiteren Indus- Kiefer (gegr. 1890), Joutz (gegr. 1853) und Rumpf trialisierung der Stadt verbunden156 . 1891 nahm die (gegr.1877)152 . Nachdem die Stadt 1850 den Brau- Landmaschinenfabrik des aus Griedel stammenden zwang im städtischen Brauhaus aufgehoben hatte, Schmiedes A.J. Tröster (Hassia) mit 15 Beschäf- entwickelten sich zahlreiche gewerbliche Brauerei- tigten ihre Produktion in der Taunusstraße in un- en, deren bedeutendste vom Metzger und Gastwirt mittelbarer Nähe zur Bahn auf. Die Belegschaft „Zum Goldenen Stern“, Christoph J. Melchior, stieg bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf 1856 begründet wurde und als einzige bis in die über 100. Weit vor der Stadt, an der Neben- Gegenwart in der Licher Brauerei Ihring-Melchior bahnlinie nach Oberkleen gelegen, entstand 1910 fortlebt. eine Lokomotivreparaturwerkstätte, die 1923 in der Der sogenannte „Gründerzeit-Boom“ erfasste Menguin AG aufging und damit als Kristallisa- auch Butzbach. In den späten 1880er Jahren wurde tionskern des großen Industriegebietes im Norden die Ver- und Entsorgung mit Trink- und Brauch- Butzbachs gelten darf. Von den vier vor dem Er- wasser mit Hilfe einer modernen Wasserleitung sten Weltkrieg zur fabrikmäßigen Schuhproduktion und Kanalisation gesichert und die alten Röhren- übergehenden Betrieben war die Firma Jakob 157 leitungen und offenen Straßengossen verschwan- Rumpf und Sohn (Jrus) die bedeutendste . 1892 den153 . Das Vierteljahrhundert bis zum Ausbruch wurde eine neue Werkstatt mit Geschäftslokal in des Ersten Weltkrieges war durch rasante Bautätig- der Weiseler Straße 38 bezogen. Die Zusammenar- keit und Entfaltung moderner Infrastrukturen ge- beit mit der Haftanstalt ab 1896, in der Rumpf kennzeichnet. Dabei ist zu beobachten, dass sich zwei Stanzmaschinen betreiben ließ, erwies sich als wichtige Funktionen damals aus dem mittelalter- Erfolg. 1901 konnte das fünfstöckige, damals mit lichen Stadtkern heraus, in ein gründerzeitliches Abstand modernste Fabrikgebäude in Butzbach in Stadterweiterungsgebiet vor die Tore der Stadt der Ludwigstraße erbaut werden, in dem 1910 rund 158 verlagerten154 . Ende 1888 wurde das neue Postamt 50 Arbeiter beschäftigt waren . Als letzte bedeu- in die Weiseler Straße Nr. 44 verlegt, 1898 nahm tende Fabrikgründung aus dem ortsansässigen das beim ehemaligen Brauhaus in der Wetzlarer traditionellen Handwerk entstand 1907 die „Erste Straße errichtete Elektrizitätswerk seinen Betrieb Wetterauer Nudelfabrik“ des Bäckermeisters Alex- auf und versorgte bis 1916 die Haushalte, Gewer- ander W. Heil am Ostbahnhof, die ab 1910 auch 159 bebetriebe und Straßenbeleuchtung mit Strom. Im Obstkonserven herstellte . Bereits 1898 konnte gleichen Jahr wurde ein städtisches Fernsprechamt eine oberhessische Industrie- und Gewerbeaus- eingerichtet. 1902 bezog die bereits seit 1849 in stellung als Leistungsschau des Butzbacher Gewer- 160 Butzbach bestehende Zweigstelle des Friedberger bes durchgeführt werden . Mathildenstiftes ihr neues Sparkassengebäude in Neben den gewerblichen Betrieben drängten der Bismarckstraße, südlich des Amtsgerichts. Mit auch verschiedene kulturelle Einrichtungen aus der der Eröffnung des Ostbahnhofes in der Griedeler Altstadt. Den Anfang hatte bereits 1856 die Lahn- Straße und der Nebenstrecken nach Lich im Jahre torschule in der Wetzlarer Straße gemacht, ihr 1904 und nach Oberkleen wurde Butzbach darüber folgten 1880 die katholische Kapelle in der Grie- hinaus zum regionalen Bahnknotenpunkt. Zusätz- deler Straße161 , 1898 die alte Turnhalle und die lich überregionale Bedeutung erlangte Butzbach 1902 eingeweihte Realschule in der August-Storch- durch den Bau der 1894 eröffneten Justizvollzugs- Straße. 155 anstalt mit insgesamt 330 Zellen . Dieses damals Hatte man die Toranlagen bereits zwischen rund 300 m nordwestlich der Altstadt auf freier 1810 und 1843 geschleift, so legte man im Zusam- Flur errichtete Gebäude setzte einen wichtigen menhang mit der gründerzeitlichen Bautätigkeit Wachstumsimpuls für die gesamten westlichen außerhalb des Berings an mehreren Stellen die Stadterweiterungsgebiete im Gartenstadtstil. Stadtmauern nieder. Damit schaffte man Durch- brüche bereits vor 1846 im Westen für die Bad- borngasse zum Neuen Weg (Ludwigstraße parallel 152 JOHANN, Handwerk S. 46-48, 121-125. – Mitglieder der Familie Joutz hatten auch als Gastwirte des Hessischen Hofes in der Weiseler Straße ab 1832 erheblichen Wohl- 156 GILLMANN, Industrie S. 18. stand erworben. 157 JOHANN, Handwerk S. 123-125. 153 GILLMANN, Kanalisation S. 184. 158 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 78. 154 Alle folgenden Daten nach SCHUNK, Butzbach-Chronik 159 Vgl. HEIL, Lebenserinnerungen S. 12-17. S. 67-80 sowie aus den ungedruckten Beständen und Bro- 160 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 74. schüren des Museums der Stadt Butzbach. 161 Zur Gründung und Entwicklung der neuzeitlichen katholi- 155 GILLMANN, Gefängnis S. 178. schen Gemeinde FLECK, Geschichte S. 71-101.

18 Hessischer Städteatlas – Butzbach zur Main-Weser-Bahn), 1893 für die Amtsgasse im dann in der Langgasse die vom städtisch verwalte- Süden in den Schlossgartenweg (Wilhelm-Leusch- ten Kugelhausfonds finanzierte Volksschule eröff- ner-Straße) und für die Korngasse im Norden in net, 1856 das Schulgebäude am Kühtrieb (Wetz- die August-Storch-Straße sowie 1883 bzw. 1896 larer Straße) bezogen. In das alte Schulhaus an der wieder im Westen für die Hirsch- und Guldengasse Markuskirche zog die 1849 gegründete Klein- zur Ludwigstraße162 . kinderschule, bevor es 1874 in Privatbesitz gelang- Dass man die Stadtbefestigungen nicht groß- te. Zwei Jahre später trat in der Langgasse die „hö- here Bürgerschule“ ins Leben, von der sich 1889 flächig schleifte, wird neben den hohen Kosten 168 wesentlich dem beträchtlichen Maß an histori- die höhere Töchterschule abspaltete . 1910 wurde schem Bewusstsein der damals Verantwortlichen dann allerdings wieder die Koedukation eingeführt zu danken sein, das einerseits im historistischen und die Mädchen gemeinsam mit den Jungen in Denken der Zeit verankert war, andererseits aber der 1891 zur Realschule erweiterten und 1902 in auch in einem lebendigen kommunalen Geist des ihren Neubau nördlich der Stadt gezogenen städti- kleinstädtischen Bürgertums wurzelte. Auf wissen- schen Bürgerschule unterrichtet. 1924 erfolgte die Ausweitung zur Oberrealschule und ab 1926 schaftlich-publizistischem Felde wurde diese Hal- 169 tung durch die zahlreichen ab 1894 erscheinenden konnte hier das Abitur abgelegt werden . Veröffentlichungen des Butzbacher Realschulleh- Von direkten Kriegseinwirkungen blieb Butz- rers Eduard Otto gefördert163 . Das historische bach während des Ersten Weltkrieges verschont. Bewußtsein fand seinen Niederschlag auch in dem Allerdings mussten über 9.000 Verwundete in der 1894 vom Vorsitzenden des „Volksbildungsver- Kaserne und verschiedenen Nebenstellen gepflegt eins“ angeregten und 1898 gegründeten „Altertü- werden und rund 150 Butzbacher fielen an den mer- und Trachtenmuseum“, das zu den ältesten verschiedenen Fronten170 . Die bereits während des Lokal- und Heimatmuseen in Hessen gehört. Im Ersten Weltkrieges einsetzende Wirtschaftskrise Jahre 1900 nahm der örtliche Geschichtsverein verschärfte sich mit Kriegsende 1918 dramatisch. seine Arbeit auf. Der von November 1918 bis April 1919 wirkende Bezüglich der kulturellen Entwicklung steht der Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) versuchte die Ver- Geschichtsverein indes nur in einer langen Kette teilung von Brennstoffen, Wohnungen und Lebens- von Vereinsgründungen, die im Vormärz mit den mitteln in enger Zusammenarbeit mit den städti- liberalen und republikanischen Vereinen einsetzte schen Behörden zu organisieren und vor allem die Versorgung der in Massen heimkehrenden Front- (u.a. 1838 Männergesangsverein, 1846 Turnerge- 171 meinde, 1848 Volksverein, 1849 Schützengesell- truppen zu regeln . Beim Butzbacher ASR han- schaft, 1850 Arbeiterbildungsverein) und bis zu delte es sich also keineswegs um eine revolutionäre den national-konservativen Gründungen des Kaiser- Organisation, sondern eher um eine lokale Selbst- reiches ging (u.a. 1874 Kriegerverein, 1876 Fecht- hilfeeinrichtung, der auch Mitglieder der DDP klub)164 . angehörten, etwa der Nudelfabrikant Heil. Die Rolle Butzbachs als regionaler Schulort Eine bedeutende Entspannung des Arbeitslo- wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. erheblich senproblems brachte die 1921 erfolgte Verlagerung gesteigert165 . Die ehemalige Stifts- bzw. Latein- der Metallfabrik Menguin, ab 1924 mit der Bamag schule war im 18. Jh. zur Bedeutungslosigkeit her- fusioniert, aus dem französisch besetzten Saarland abgesunken. Besonders in der zweiten Jahrhundert- nach Butzbach. Sie folgte der Lokomotivrepara- hälfte hatte der aufgeklärte professionistische166 Geist turwerkstatt Gebr. Freitag (gegr. 1910) in das neue unter den Butzbacher Bürgern das Interesse an Industriegebiet im Norden der Stadt. Bereits 1919 gelehrter Latinität einschlafen lassen167 . 1835 wurde hatte hier ein aus Ostpreußen zugewanderter Kauf- mann eine „Specialfabrik für elektronische und autogene Schweißungen“ gegründet. Butzbach war damit, mitten in der Nachkriegsdepression, un- 162 GILLMANN, Fenster S. 121. SCHUNK, Butzbach-Chronik versehens zum führenden Standort der metallver- S. 56, S. 71-73; WOLF, Altes und unbekanntes Butzbach arbeitenden Industrie in der gesamten Wetterau S. 24, Nr. 27; S. 28, Nr. 36 und 37; SCHUNK, Butzbach- Chronik S. 72, gibt 1895 als Durchbruchsdatum für die geworden. 1925 waren in diesem Wirtschaftsbe- Hirschgasse an. reich 1.078 Arbeitnehmer aus Butzbach tätig, wei- 163 SCHUNK, OTTO S. 129-132 mit Bibliographie der Arbeiten Ottos zu Butzbach. 164 Alle Daten nach SCHUNK, Butzbach-Chronik. 165 Eine brauchbare neuere Schulgeschichte Butzbachs fehlt. 168 LARRABEE, Mädchenschule S. 21. 166 DIEHL, Butzbacher Lateinschule S. 82-88, hier S. 88. 169 KEYSER, Städtebuch S. 79. 167 Zur aufgeklärten Atmosphäre um 1780 in Butzbach vgl. 170 1200 Jahre Butzbach S. 81. SCHUNK, Johann Michael Lobstein S. 105-107. 171 WAGNER, Arbeiter- und Soldatenräte S. 61-62.

19 Hessischer Städteatlas – Butzbach tere 515 fanden in der lederverarbeitenden Indus- ger zeigten sich zwar schockiert, freilich ohne ak- trie, also besonders in den vier großen Schuh- tiven Widerstand geleistet zu haben178 . 172 fabriken Beschäftigung . In dem doppelt so viele Im Laufe der letzten Kriegsmonate war Butz- Einwohner zählenden Friedberg waren es dagegen bach mehrfach Ziel amerikanischer und briti- nur 433 in der Metall- bzw. 424 in der Lederverar- scher Bombenangriffe. War der erste Angriff am 173 beitung . Es ist auffällig, dass die lederverar- 26. Nov. 1944 noch eher zufällig und planlos ge- beitende Industrie noch aus dem traditionellen wesen – ein Bomber des großen Geschwaders, das ortsansässigen Handwerk im letzten Drittel des 19. Fulda bombardiert hatte, warf seine ‚übriggebliebe- Jhs. hervorgegangen war, während die metallverar- ne‘ Last über der Stadt ab – erfolgten später ge- beitenden Betriebe von außen gegründet wurden, zielte Angriffe auf die Bahn- und Industrieanlagen. entweder von größeren Firmen oder von ortsfrem- Angesichts der Konzentration der Rüstungsgüter- den Unternehmern, die wohl durch die verkehrs- produktion in Butzbacher Betrieben und der Ka- günstige Lage und die relativ niedrigen Löhne nach serne, in der deutsche und ungarische Offiziers- Butzbach gezogen wurden. anwärter ausgebildet wurden, blieben die Angriffe Der offenkundige wirtschaftliche Erfolg in den aber verhältnismäßig selten. Trotzdem waren am 1920er Jahren konnte allerdings nicht die politische Kriegsende 112 Bombentote zu beklagen, zahl- Radikalisierung in der Stadt verhindern. 1929 ge- reiche Wohnhäuser westlich der Bahnlinie und der lang der NSDAP mit mehreren Propagandaveran- südwestliche Teil der Altstadt, die Froschau mit der staltungen der Durchbruch in der Stadt. Nachdem Schuhfabrik Rumpf, waren weitgehend zerstört179 . dann 1930 der ab 1910 in Butzbach wirkende anti- Am 29. März marschierten dann die Amerikaner in semitische Gymnasiallehrer Ferdinand Werner in die Stadt ein180 . die NSDAP eingetreten war, sammelten sich hier Nach dem Krieg nahm die Bevölkerungszahl 174 rasch die extremen, völkisch-nationalen Rechten . Butzbachs durch die Aufnahme von Flüchtlingen Bereits in den Wahlen zum Reichstag im Mai 1928 und Vertriebenen sprunghaft zu. Von den 9.958 erreichten die NSDAP 7% der Butzbacher Stim- Einw. im Jahre 1961 stammten 2.853 aus den ehe- men, 1930 waren es 13,4% und 1932 schließlich maligen deutschen Ostgebieten oder der DDR181 . 37,7%. Im Vergleich zu den 49,1% in Gießen oder Besonders der Zuzug von Sudetendeutschen führte den 42,7% im Kreis Friedberg lag dies noch unter zu einer überproportionalen Zunahme des katholi- 175 dem regionalen Durchschnitt . Aber trotzdem schen Bevölkerungsteiles von rund 690 Köpfen wurde Butzbach ab 1932 von einem NS-Bürger- (9,9%) im Jahre 1938 auf 2.711 (27,3%) 1961182 . Ab meister regiert. Entsprechend reibungslos verlief 1952/53 entstand in der Gutenbergstraße westlich dann ab 31. Jan. 1933 die sogenannte Machter- der Bahnlinie ein neues katholisches Gemeinde- 176 greifung und Gleichschaltung . Die Vorsitzenden zentrum mit Kirche, Kindergarten und Pfarr- der Butzbacher SPD und der KPD verschwanden haus183 . vorübergehend im KZ Osthofen; erste Repressio- nen gegen jüdische Einwohner wurden aktenkun- Viele Flüchtlinge fanden zunächst eine erste dig177 . In der sogenannten Reichskristallnacht wur- Bleibe in der Schrenzer Kaserne (ab 1949) und in den auch in Butzbach jüdische Geschäfte demo- Notunterkünften in der Stresemannstraße184 bevor liert, die Synagoge zerstört und eine jüdische Frau in den 1950er Jahren mit zahlreichen Wohnungs- starb einige Wochen später an den Folgen der er- und Siedlungsneubauten im Westen und Südwesten littenen Misshandlungen. An den Aktionen betei- der Stadt begonnen wurde. Ab 1948 entstand acht ligten sich unter der Führung ziviler SA-Leute auch Kilometer südwestlich von Butzbach die zunächst Butzbacher HJ- und BDM-Angehörige. Viele Bür- nur von Vertriebenen besiedelte und bis zur Einge- meindung selbständige Ortschaft Wiesental185 .

172 Insgesamt waren aber bereits 1923 mit den Einpendlern alleine bei der Menguin AG rd. 250 Arbeitnehmer be- schäftigt; SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 82. 178 HELLRIEGEL, Geschichte S. 39-42; 1200 Jahre Butzbach S. 173 Zahlen alle nach HESS, Bevölkerung S. 167-168. 83. 174 JATHO, Durchsetzung S. 199-201. – Nach den Wahlnie- 179 HEIL, Royal Air Force S. 198-199; 1200 Jahre Butzbach S. derlagen der DNVP war Werner aus dieser Partei bereits 84-86. im August 1928 ausgetreten. 180 HEIL, Butzbach S. 69-72. 175 Zahlen nach SCHUNK, Geschehnisse S. 77; JATHO, Durch- 181 Hess. Gemeindestatistik 1960/61, Heft 1, S. 50-51. setzung S. 192 und EGERER, Entwicklung S. 210. 182 Zahlen berechnet nach Hess. Gemeindestatistik 1960/61, 176 JATHO, Durchsetzung S. 210-211; SCHUNK, Geschehnisse Heft 1, S. 51 und FLECK, Geschichte S. 113. S. 78. 183 FLECK, Geschichte S. 122-124 und 129. 177 WAGNER, Arbeiter- und Soldatenräte S. 62; 1200 Jahre 184 HEIL, Butzbach S. 73. Butzbach S. 82-83. 185 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 88.

20 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Ab 1953/54 nahm die Pintsch-Bamag, vormals mit dem Auftreten der Pest verjagt bzw. getötet Bamag Menguin AG, wieder die Produktion auf, worden sind188 . nachdem die Amerikaner das beschlagnahmte Fir- Die jüdische Gemeinde scheint sich von diesen mengelände zurückgegeben hatten. Mit dem 1953 Angriffen und Verfolgungen bald wieder erholt zu gebauten Autobahnanschluss an die A 5 wurde ein haben. Die Tatsache, dass der Butzbacher Pfarrer wichtiger Impuls für die wirtschaftliche Entfaltung Berthold von Frankfurt 1351 eine jährliche Gülte der Stadt gegeben. Bis in die 1990er Jahre wurden aus einem Haus an der Ecke zur Judengasse an den weite Teile der Gemarkung zwischen Butzbach Kaplan des St. Johannes Altars in der Pfarrkirche und der Autobahn mit mittelständigen Gewerbe- verkaufte, weist einerseits auf die möglichen Besitz- betrieben bebaut. und Nutzungsveränderungen in diesem Bereich in Ab den späten 1960er Jahren gingen viele der Folge des Pogroms hin. Andererseits bestand die alten Industriebetriebe ein und wurden von inter- Judengasse offensichtlich weiter189 . Eine knappe nationalen Gesellschaften übernommen (Färberei Generation später, im Jahre 1384 wurde schließlich Braubach 1968, Pintsch-Bamag 1970, Nudelfabrik ein Anwesen, gelegen an der iuden schole, testamenta- Heil 1978, Rumpf-Jrus 1978, Schuhfabrik Joutz risch vererbt190 . Die genaue Lage der Judenschule, 1985, Tröster-Hassia 1991). des Bethauses, kann nur vermutet werden, scheint Gleichzeitig mit der ökonomischen Krise im aber angesichts der üblichen topographischen Be- sekundären Sektor wurde aber die politisch-ad- funde in der Judengasse – im Falle Butzbachs also ministrative Position der Stadt durch die hessische in der heutigen Hirschgasse – wahrscheinlich. Ob Gebietsreform gestärkt. Zwischen 1970 und 1977 man mit der Erwähnung des Gebäudes gleichzeitig wurden insgesamt 13 umliegende Dörfer einge- die Existenz einer Gemeinde voraussetzen darf, meindet. Zu den rund 9.700 Einwohnern der bleibt freilich offen. Im gleichen Jahr beurkundet Kernstadt kamen im Jahre 1995 14.225 Einw. in allerdings der Butzbacher Jude Gumprecht die den Ortsteilen. Zählt man bis zum Abzug der Be- Rückzahlung etlicher Gelder, die er den Fried- 191 satzungstruppen die rund 2.500 amerikanischen berger Burgmannen geliehen hatte , und bereits Soldaten und Familienangehörigen sowie die ca. 1371/72 hatte die Stadt 24 goldin undir den juden 192 2.400 (1993) nichtamerikanischen ausländischen aufgenommen . Einwohner hinzu, kommt man auf eine Gesamt- In der ersten Hälfte des 15. Jhs. wird die Über- zahl von knapp 29.000186 . lieferung zur Geschichte der Butzbacher Juden Die strukturellen Probleme der Butzbacher dichter. In den 1430er und 1440er Jahren sind Wirtschaft, die sich aus dem Niedergang vieler mindestens fünf geschäftsfähige und fünf weitere 193 großer Industriebetriebe ergaben, wurden in der erwachsene Männer urkundlich belegt . Das späte ersten Hälfte der 1990er Jahre durch den sukzessi- 14. und die erste Hälfte des 15. Jhs. scheint nicht ven Abzug der amerikanischen Garnison weiter nur in Bezug auf die Größe der Gemeinde eine verschärft und leiteten einen Wandel ein, der ge- Blütezeit für die Butzbacher Juden gewesen zu genwärtig noch nicht abgeschlossen ist. sein. Einige der im Geld- und Wechselgeschäft zu Wohlstand gekommenen Juden zogen offensicht- lich um 1400 nach Frankfurt, wie etwa 1404 Kauf- 4. Jüdische Einwohner in Butzbach im mann von Butzbach, der später zum größten jüdi- Mittelalter und in der Neuzeit schen Steuerzahler in Frankfurt wurde194 . Die bei- den Juden Gottschalk und Aron blieben als rege Die Nähe zu Frankfurt und dem mittelrheinischen Geldverleiher in der Stadt tätig. Allein zwischen Raum lässt eine frühe Anwesenheit von Juden in Butzbach vermuten. Die erste sichere urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1332 als der 188 SALFELD, Martyrologium S. 269. Junker Gyss von Molsberg von dem Butzbacher 189 BATTENBERG, Quellen Nr. 93. – Der Pfarrer von Butz- Juden Michel 8½ Mark Pfennige und 1 Schilling bach besaß offensichtlich mehrere Immobilien bzw. Nut- leiht187 . Das Nürnberger Memorbuch erwähnt zungsrechte in der Judengasse; vgl. ebd., Nr. 535. dann 1349 Butzbach neben fünf Dutzend weiteren 190 BATTENBERG, Quellen Nr. 120; BAUR, Hessische Urkunden 1, Nr. 1153, S. 768. Städten, aus denen die Juden im Zusammenhang 191 BATTENBERG, Quellen Nr. 445. 192 HELLRIEGEL, Geschichte S. 29. Aus der Überlieferung geht allerdings nicht deutlich hervor, ob es sich überhaupt um Butzbacher Juden gehandelt hat. Bei den weitgesteck- 186 Hess. Gemeindestatistik 1994, S. 48-49. ten Geschäftsbeziehungen der Butzbacher Tuchhändler 187 AVNERI, Germania Judaica 2,1, S. 148 Anm. 3. HELL- kann dies nicht als sicher vorausgesetzt werden. RIEGEL, Geschichte S. 29, geht noch von einer Ersterwähnung 193 MAIMON, Germania Judaica 3,1, S. 198 und 200. im Zusammenhang mit dem Pogrom von 1349 aus. 194 HELLRIEGEL, Geschichte S. 29.

21 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Juni 1438 und April 1446 wurden 22 Geld- bzw. 1476 in die Hände der Stadtherren und es folgte eine damit zusammenhängende Immobiliengeschäfte erhebliche Abwanderung; wenngleich nichts über Gottschalks gerichtsnotorisch195 . Dabei ging es um eine regelrechte Vertreibung bekannt ist204 . Für die beträchtliche Kreditsummen mit einem Volumen Jahre bis in das frühe 16. Jh. sind zwar noch verein- von bis zu 600 fl.196 . zelte Nachweise zu jüdischen Einwohnern, sogar zu Aus dieser Fülle der gerichtlichen Akten- und jüdischen Handwerkern (Gürtler, Schuster) be- 205 Urkundenüberlieferung gehen wichtige Informa- kannt . Allerdings zogen wohl die meisten fort, u.a. tionen über die Lebensumstände der Juden in nach Friedberg und Frankfurt. Butzbach hervor. Zunächst gilt es festzuhalten, Bis ins frühe 17. Jh. ist nichts näheres über die dass die Juden nicht nur in der Judengasse Immo- Butzbacher Judenschaft bekannt; möglicherweise bilienbesitz hatten und möglicherweise über die kam das Gemeindeleben völlig zum Erliegen. Erst ganze Stadt verteilt wohnten. 1439 erwarb etwa in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zogen wie- Gottschalk für 35 fl. ein in der Badborngasse gele- der einige jüdische Familien nach Butzbach. Für genes Haus197 . Oft blieben die käuflich oder auf 1622 kann anhand des von ihnen gezahlten Wacht- dem Weg der Pfändung erworbenen Immobilien geldes in Höhe von 38 fl. von fünf bis acht jüdi- allerdings nur kurz in jüdischem Besitz. Die im schen Familien in Butzbach ausgegangen wer- August 1443 für eine Schuld von 8 fl. erworbenen den206 . Offensichtlich kamen in den letzten Kriegs- Güter der Familie Fust verkaufte Gottschalk be- jahren und besonders nach dem Friedensschluss reits im Mai 1447 an den Butzbacher Schulmeister weitere Juden vom Land in die entvölkerte Stadt. Johann Spieß weiter198 . Verschiedene Schuldver- 1656 sind zehn Familien nachzuweisen, auch ein schreibungen und Kaufurkunden belegen auch die „Rabbi“ wird erwähnt, der indes wohl nur der Leh- dauerhafte Anwesenheit von Christen unter den rer war, denn die Butzbacher Gemeinde wurde Bewohnern der Judengasse199 . Um ein regelrechtes vom Rabbi in Friedberg mitbetreut. Allerdings war Ghetto mit den bekannten Missständen handelte es die wachsende Gemeinde dem Darmstädter Land- sich also bei der Butzbacher Judengasse wohl grafen und besonders den lutherischen Geistlichen kaum200 . Nach Angaben in den Butzbacher Stadt- ein Dorn im Auge. 1667 wurden die Juden auf rechnungen hatte die Judengasse ab ca. 1400 sogar landgräfliche Anordnung aus der Stadt ausgewie- das erste Straßenpflaster in der Stadt, bevor man sen207 . Die meisten wichen auf die umliegenden um 1430 daranging, den Marktplatz teilweise und Dörfer aus, einige werden wohl auch das Territori- im 16. Jh. dann einige der anderen Gassen zu pflas- um verlassen haben. 1678 zahlte mit Judt Eysenmann tern201 . der Roßkam erstmals wieder ein Jude in Butzbach Neben der Judenschule verfügte die Gemeinde das Rauchgeld. In den folgenden Jahrzehnten fand auch über einen Friedhof, der außer den Butzba- ein steter Zuzug statt, so dass von den 120 Schutz- chern auch den Juden der umliegenden Ortschaften geld zahlenden Juden im gesamten Oberfürstentum diente202 . Der 1476 erstmals erwähnte Bestattungs- Hessen 10 im Amt Butzbach saßen. Bis 1784 stieg 208 platz lag außerhalb der Stadtmauer vor dem Wetzla- diese Zahl auf 13 an . Indes bleibt unsicher, wie rer Tor, etwas nördlich der Judengasse. Ob es sich viele auf den umliegenden Dörfern und wie viele 209 um einen der in diesem Bereich durch Pfandge- tatsächlich in der Stadt selbst wohnten . Die Tat- schäfte in jüdischen Besitz gelangten Gärten han- sache, dass Butzbach bis ins frühe 19. Jh. zwar zu delte, bleibt unsicher203 . dem für ganz Oberhessen zuständige Rabbinat Friedberg gehörte, die Rabbinerwahlen aber in In der zweiten Hälfte des 15. Jhs. kam die Butz- Butzbach stattfanden, unterstreicht die relative Be- bacher Judengemeinde offensichtlich in Schwierig- deutung der dortigen Judengemeinschaft210 . Aller- keiten. Der Friedhof und die Synagoge gerieten vor dings verfügten die Butzbacher Juden im 17., 18.

195 BATTENBERG, Quellen Nrn. 804, 812, 824, 827, 833, 837, 204 MAIMON, Germania Judaica 3,1, S. 199. 851, 853, 872, 875, 885, 887, 893, 897, 900, 904, 906, 916, 205 HELLRIEGEL, Geschichte S. 30. 926, 937. 206 HELLRIEGEL, Geschichte S. 30. 196 BATTENBERG, Quellen Nr. 906. 207 BODENHEIMER, Beitrag S. 21. Aus den anderen hessen- 197 BATTENBERG, Quellen Nrn. 823 und 833. darmstädtischen Städten erfolgte die Vertreibung bereits 198 BATTENBERG, Quellen Nrn. 902 und 937. 1662. In Butzbach sträubten sich die Solmser Mitstadt- 199 BATTENBERG, Quellen Nrn. 890 und 938. herren gegen diesen Schritt. 200 MAIMON, Germania Judaica 3,1, S. 198. 208 MÜLLER, Judenfrage S. 13, Anm. 37 (ansonsten antisemiti- 201 HELLRIEGEL, Geschichte S. 29; HORST, Geschichte S. 59- sche Hetzliteratur). 60; LARRABEE/SCHUNK, Flecken S. 162. 209 COHEN, Landjudenschaft S. 155; HELLRIEGEL, Geschichte 202 MAIMON, Germania Judaica 3,1, S. 199. S. 31. 203 BATTENBERG, Quellen Nrn. 883 und 926. 210 HERRMANN, Friedberger Juden S. 107.

22 Hessischer Städteatlas – Butzbach und frühen 19. Jh. weder über eine Synagoge noch weicht deutlich von dem für Hessen insgesamt über einen eigenen Friedhof. Möglicherweise be- festzustellenden Befund ab, der durch eine relative statteten sie ihre Toten in Hoch-Weisel oder sogar Abnahme des jüdischen Bevölkerungsanteils von 2, in Friedberg211 . 7% (1852) über 2,38% (1900) auf 1,61% (1933) 218 Aus unbekannten Gründen nahm die jüdische charakterisiert ist . Für Butzbach sind die Anteile Bevölkerung seit dem späten 18. Jh. ab, 1830 lebte ca. 2,33% (1861), 4,87% (1890) und 2,43% (1933). nur noch ein Jude in Butzbach. Die relativ liberale In der Hauptsache verdienten die Haushaltsvor- Politik der Butzbacher Stadtväter und vor allem der stände ihr Auskommen als Viehhändler (6), Kauf- zunehmende Antisemitismus auf dem Land von leute und Ladenbesitzer (17) aber auch als Metzger Seiten der verarmten bäuerlichen Bevölkerung (4), Uhrmacher (1) und Schuhmacher (1) sowie als führte aber ab den 1830er Jahren zu einem raschen Arzt (1) und Papierfabrikant (1)219 . Der weitaus Ansteigen der jüdischen Bevölkerung in der Stadt. größte Teil von ihnen wohnte in der Butzbacher Bis 1848 lebten wieder fünf jüdische Familien in Altstadt, einige wohlhabende Kaufleute hatten Butzbach. Mit großherzoglicher Genehmigung und gründerzeitliche Häuser in der Taunusstraße, sowie wohlwollender Unterstützung des Magistrats grün- entlang der drei Ausfallstraßen (Griedeler, Wetzla- dete diese kleine Gruppe am 3. November 1848 rer und Weiseler Straße) bezogen. 1926 konnte der eine eigene Gemeinde212 . Damals wurde wahr- bereits 1881 geäußerte Wunsch nach einer eigenen scheinlich der erstmals 1887 urkundlich erwähnte Synagoge verwirklicht werden und unter starker An- Betsaal im 1838 neueingezogenen ersten Stockwerk teilnahme der hiesigen Bevölkerung und äußerst zahlreicher des Rathauses eingerichtet213 . Ganz im Sinne der auswärtiger Gäste vollzog sich die Einweihung der neuen spätaufklärerischen Assimilationspolitik boten die Synagoge der israelitischen Gemeinde220 . Stadtväter der jungen Gemeinde an, ihre Toten auf Unmittelbar nach der Machtergreifung durch dem christlichen Friedhof vor dem Griedeler Tor die Nazis wurden auch die Butzbacher Juden Op- zu bestatten. Indes wurde schließlich ein eigener fer des nationalsozialistischen Terrors221 . Die jüdi- jüdischer Friedhof auf einem östlich angrenzenden schen Geschäfte wurden boykottiert, einzelne 214 Grundstück eingerichtet . Gemeindemitglieder verhaftet und in das Lager in Bis zum Ende des 19. Jhs. nahm die jüdische Osthofen gesperrt. Bis 1938 waren rund 90 Juden Bevölkerung in Butzbach weiter zu und erreichte aus Butzbach abgewandert, teilweise nach Übersee, 1890 mit 122 Personen ihren vorläufigen Höchst- und die Gemeinde war auf 47 Personen zusam- stand. Bis 1905 ist dann ein Rückgang auf 95 zu mengeschrumpft. In der „Reichskristallnacht“ vom verzeichnen215 . Ein Zusammenhang mit dem Aus- 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge greifen der antisemitischen „Böckelbewegung“ abgebrannt, die Thorarollen, Gesangbücher und während der 1880er Jahre in Oberhessen mag hier- Kultgegenstände auf die Straße geworfen222 . Nach bei eine Rolle gespielt haben, wenngleich sich der dem 10. November wurden die meisten der ver- organisierte Antisemitismus erst mit der 1914 ge- bliebenen jüdischen Männer verhaftet und später in gründeten Deutschvölkischen Partei des 1910 nach verschiedenen Vernichtungslagern umgebracht oder Butzbach gekommenen Oberrealschullehrers Fer- starben dort an den Folgen der KZ-Haftbe- dinand Werner (1876-1961) in der Stadt etablier- dingungen. Außer der Synagoge wurden auch ei- te216 . nige Geschäfte und Wohnungen der Juden ge- Nach dem Ersten Weltkrieg setzte wieder ein plündert und demoliert, die Bewohner teilweise beträchtlicher Zuzug von Juden aus den Dörfern zusammengeschlagen. Am 14. Dez. 1938 unter- der näheren und weiteren Umgebung ein. Bis schrieben zwei Vorstände der Butzbacher Ge- 1932/33 ist ein kontinuierliches Wachstum der Ge- meinde im KZ Buchenwald den Vertrag über den meinde auf 139 Personen zu beobachten, die sich Verkauf des Synagogengrundstückes. Noch bis in auf ca. 40 Familien verteilten217 . Diese Entwicklung den Herbst 1941 gelang vereinzelt die Flucht ins

211 HELLRIEGEL, Geschichte S. 38; ARNSBERG, Gemeinden 1, 218 SCHMELZ, Bevölkerung S. 44. S. 106.; WOLF, Begleitheft S. 26. 219 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 107; HELLRIEGEL, Ge- 212 WOLF, Begleitheft S. 33. schichte S. 45-55. 213 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 107; HELLRIEGEL, Ge- 220 Butzbacher Zeitung vom 10. Aug. 1926; zit. nach HELL- schichte S. 35; ALTARAS, Synagogen S. 183-184. RIEGEL, Geschichte S. 35. – SCHUNK, Butzbach-Chronik 214 HELLRIEGEL, Geschichte S. 38; WOLF, Begleitheft S. 33. S. 83 datieren die Einweihung ohne Beleg auf den 10. 215 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. März 1926; WOLF, Begleitheft S. 41 ebenfalls ohne Beleg 216 MACK, Böckel S. 401; RUPPIN, Juden S. 31-32; JATHO, Wer- auf den 21. Aug. 1926. ner S. 63-64. 221 Zum folgenden HELLRIEGEL, Geschichte S. 39-42. 217 HELLRIEGEL, Geschichte S. 40. 222 Vgl. die Zeitzeugenberichte in WOLF, Begleitheft S. 77-82.

23 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Ausland, aber am 8. Sept. 1942 deportierte man die etwa 20 in Butzbach verbliebenen Juden. Insge- samt wurden während des Dritten Reiches mindes- tens 51 jüdische Bürger aus Butzbach ermordet. Lediglich die freireligiöse Tochter eines jüdischen Papierfabrikanten lebte noch 1946 in Butzbach. Sie wanderte später in die USA aus. 1987 lebten in Butzbach 11 Bürger jüdischen Glaubens223 .

223 Hessische Gemeindestatistik 1, 1990, S. 53.

24 Hessischer Städteatlas – Butzbach

5. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis Jüdische Einwohner in Butzbach zum 20. Jahrhundert 1349 Ersterwähnung242 1384 besteht eine jüdische Gemeinde243 1383 403 steuer- und dienstpflichtige 1622 entrichten 5-8 Familien Wachgeld244 Haushaltsvorstände224 1653 30-40 Juden in 7 Familien245 1408 372 steuer- und dienstpflichtige 1656 10 Familien (meist zugezogene Landjuden) Haushaltsvorstände und ein „Rabbi“ (Lehrer)246 1433 431 steuer- und dienstpflichtige 1667 Vertreibung Haushaltsvorstände 1678 1 Jude zahlt „Rauchgeld“247 1458 387 steuer- und dienstpflichtige 1770 1 Jude248 Haushaltsvorstände 1830 keine Juden in Butzbach249 1462 1.810 Einwohner225 1848 27 Juden250 1483 373 steuer- und dienstpflichtige 1861 56 Juden251 Haushaltsvorstände226 1868 14 Familienväter252 1498 407 steuer- und dienstpflichtige 1890 122 Juden253 Haushaltsvorstände227 1905 94 Juden254 1575 291 steuer- und dienstpflichtige 1932/33 139 Juden255 Haushaltsvorstände228 1938 47 Juden256 1604 219 Hausgesessene229 1942 17 Juden257 1634 293 steuer- und dienstpflichtige 1987 11 Juden258 Haushaltsvorstände230 1636 530 Einwohner231 Entwicklung der Einwohnerzahlen nach Ortsteilen 232 1677 371 Hausegessene, 79 junge Mannschaft Einwohner 1828259 1900 1950260 1977261 1995262 1777/78 2.221 Einwohner233 1806 1.855 Einwohner234 Butzbach 2.246 3.940 8.640 10.450 9.705 1822 2.191 Einwohner Bodenrod 170 137 184 213 299 1843 2.404 Einwohner Ebersgöns 665 653 716 1870 2.400 Einwohner Griedel 692 825 1.342 1.751 1.561 1890 2.507 Einwohner Hausen-Oes 181 93 184 243 302 1900 3.393 Einwohner Hoch-Weisel 643 648 1.167 1.158 1.421 1912 4.579 Einwohner Kirch-Göns 482 622 1.404 1.361 1.396 1926 5.285 Einwohner Maibach 296 171 265 308 361 1933 5.712 Einwohner Nieder-Weisel 1.596 1.387 2.456 2.532 3.337 1939 6.954 Einwohner Ostheim 476 461 891 868 948 1946 8.019 Einwohner Philippseck 1.361 1.299 1950 8.640 Einwohner235 Ph.-Fauerbach 578 547 903 773 758 1961 9.938 Einwohner236 , darunter 2.015 Vertriebene Ph.-Münster 285 212 459 588 541 und 838 Deutsche aus der DDR237 Pohlgöns 364 581 1.186 1.232 1.286 1969 10.763 Einwohner238 1977 10.450 Einwohner239 242 AVNERI, Germania Judaica 2,1, S. 148. 1987 9.088 Einwohner240 243 HELLRIEGEL, Geschichte S. 29. 1995 9.705 Einwohner241 244 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. 245 HELLRIEGEL, Geschichte S. 30. 246 HORST, Geschichte S. 209. 247 HELLRIEGEL, Geschichte S. 31. 248 Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, 224 Die folgenden Zahlen aus OTTO, Bevölkerung S. 29, Tab. 1. S. 73. 225 OTTO, Bevölkerung S. 37. 249 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. 226 OTTO, Bevölkerung S. 29, Tab. 1. 250 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. 227 OTTO, Bevölkerung S. 29, Tab. 1. 251 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. 228 OTTO, Bevölkerung S. 33. 252 HELLRIEGEL, Geschichte S. 35. 229 Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, 253 KEYSER, Städtebuch S. 79 S. 72. 254 ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 106. 230 OTTO, Bevölkerung S. 35. 255 HELLRIEGEL, Geschichte S. 40. Das detaillierte Verzeich- 231 OTTO, Bevölkerung S. 35. nis der jüdischen Bürger nach 1933 nennt 153 Namen; 232 Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen 3, ebd. S. 45-55. S. 72. 256 HELLRIEGEL, Geschichte S. 40. 233 HESS, Bevölkerung S. 80. 257 Am 8. September wurden die letzten Juden aus Butzbach 234 Alle folgenden Zahlen aus KEYSER, Städtebuch S. 77. deportiert; HELLRIEGEL, Geschichte S. 42 spricht von 235 Hess. Gemeindestatistik 1, S. 50. „etwa 20 in Butzbach verbliebenen Juden“; die Butzbach- 236 Hess. Gemeindestatistik 1, S. 50. Chronik S. 87 nennt 17; ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 107 237 Hess. Gemeindestatistik, 1, S. 292. nennt „18 Personen“. 238 Frdl. Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Butzbach vom 258 Hessische Gemeindestatistik 1, 1990, S. 53. 13. Aug. 1996. 259 NORDMANN, Landkreis S. 17. 239 Hessen. Gemeinden S. 464. 260 Hess. Gemeindestatistik 1, S. 50, 56, 266. 240 Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung 8, S. 14. 261 Hessen. Gemeinden S. 464. 241 Frdl. Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Butzbach vom 262 Frdl. Mitteilung des Einwohnermeldeamtes Butzbach vom 13. Aug. 1996. 13. Aug. 1996.

25 Hessischer Städteatlas – Butzbach

6. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- struktur in der Neuzeit

Einwohner, Beschäftigte und deren Tätigkeitsbereiche Einwohner, Beschäftigte und deren nach den Moserschen Tabellen 1777/78263 Tätigkeitsbereiche 1987267 Von 2.221 Einwohnern (Erwerbstätige plus deren Familienan- Von 9.088 Einwohnern (Bevölkerung am Ort mit Haupt- gehörige und Dienstboten) lebten: wohnung) waren: 377 (17,0%) von der Landwirtschaft, 3.725 (41,0%) Erwerbstätige, 1.736 (78,2%) vom Handwerk, produzierendem 1.228 (13,5%) Schüler und Studierende und Gewerbe, Handel oder Dienstleistung und 285 (3,1%) Erwerbslose. 108 (4,9%) waren erwerbslos, bzw. nicht zuzuordnen. Tätigkeitsbereiche (auch außerhalb von Butzbach) Einwohner, Beschäftigte und deren Die 3.725 Erwerbstätigen verteilten sich auf folgende Wirt- Tätigkeitsbereiche 1861264 schaftsbereiche: 1.300 (34,9%) produzierendes Gewerbe, Von 2.614 Einwohnern (Erwerbstätige plus deren Familienan- 809 (21,7%) Handel, Verkehr, gehörige und Dienstboten) lebten: Nachrichtenübermittlung, 86 (3,3%) von der Landwirtschaft, 20 (0,5%) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, 1.574 (60,2%) vom Handwerk oder produzierendem 1.596 (42,8%) übrige Wirtschaftsbereiche. Gewerbe, 327 (12,5%) vom Handel, Verkehr oder Gliederung nach Stellung im Beruf 1987 Gaststättenbetrieb und 627 (24,0%) von Dienstleistungen bzw. waren nicht Von 3.725 Erwerbstätigen waren: zuzuordnen. 2.056 (55,2%) Beamte, Richter, Soldaten, Angestellte, kaufmännisch und technisch Auszubildende, Einwohner, Beschäftigte und deren 1.316 (35,3%) Arbeiter, gewerblich Auszubildende und Tätigkeitsbereiche 1925265 353 (9,5%) Selbständige, mithelfende Familienangehörige. Von 5.285 Einwohnern (Erwerbstätige plus deren Familienan- gehörige und Dienstboten) lebten: Erwerbszweige, Zahlen der Arbeitsstätten und Beschäf- 176 (3,3%) von der Landwirtschaft, tigten (Ortseinwohner plus Einpendler !) 2.402 (45,4%) vom Handwerk oder produzierendem in Butzbach 1987268 Gewerbe, 875 (16,6%) vom Handel, Verkehr oder Erwerbszweige Arbeitsstätten Beschäftigte Gaststättenbetrieb und 1.832 (34,7%) von Dienstleistungen bzw. waren nicht Handel 199 (35,8%) 923 (15,4%) zuzuordnen. Dienstleistungen 184 (33,1%) 847 (14,1%) Verarbeitendes Gewerbe 62 (11,6%) 2.015 (33,6%) Einwohner, Beschäftigte und deren Baugewerbe 25 (4,5%) 572 (9,5%) 266 Tätigkeitsbereiche 1961 Gebietskörperschaften/ Von 9.938 Einwohnern (Bevölkerung am Ort mit Sozialversicherung 25 (4,5%) 1.265 (21,1%) Hauptwohnung) waren: Verkehr und 4.867 (49,0%) Erwerbstätige; davon arbeiteten Nachrichtenübermittlung 23 (4,1%) 134 (2,2%) 71 (1,5%) in der Land- und Forstwirtschaft, Kreditinstitute/ 2.694 (55,4%) im Handwerk oder prod. Gewerbe, Versicherungsgewerbe 28 (5,0%) 158 (2,6%) 677 (14,0%) im Handel, Verkehr, Kredit- und Organisationen Versicherungswesen und ohne Erwerbszwecke 10 (1,8%) 81 (1,4%) 1.425 (29,3%) im Dienstleistungsgewerbe. Energie- und Wasserversorgung, Bergbau - - Gliederung nach Stellung im Beruf 1961 Gesamtzahl 556 5.995 Von 4.867 Erwerbstätigen waren: 1.717 (35,3%) Beamte und Angestellte, 2.292 (47,1%) Arbeiter, 594 (12,2%) Selbstständige, mithelfende Familienangehörige und 264 (5,4%) Lehrlinge.

263 Nach HESS, Bevölkerung S. 80-81. 264 Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Hessen 3, 1863, nach HESS, Bevölkerung S. 80-81. 265 Nach HESS, Bevölkerung S. 80f. 266 Arbeitstabellen zur Volkszählung vom 6. Juni 1961 im 267 Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung S. 14-19. StadtA Butzbach. 268 Ausgewählte Strukturdaten über Arbeitsstätten S. 52-53.

26 Hessischer Städteatlas – Butzbach

7. Heutige Stadtteile269 II. Siedlungstopographische Entwicklung vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (1858/67) Gemeindeteile Einwohnerzahlen Zeitpunkt der 1977 Eingemeindung 1. Von den Anfängen der Siedlung Butzbach 10.450 1977 bis um 1200 Bodenrod 213 1. Feb. 1972 Ebersgöns 653 1. Jan. 1977 Für eine genaue Beschreibung der siedlungstopo- Griedel 1.498 1. Aug. 1972 Hausen-Oes 243 1. Aug. 1972 graphischen Entwicklung Butzbachs von den An- Hoch-Weisel 1.158 31. Dez. 1970 fängen der Siedlung bis ins 14. Jh. fehlt es an den Kirch-Göns 1.361 1. Aug. 1972 nötigen gesicherten bau- bzw. gebäudegeschichtli- Maibach 308 1. Aug. 1972 chen Daten und Befunden. Lediglich der in Resten Nieder-Weisel 2.532 31. Dez. 1970 vorhandene romanische Vorgängerbau der heuti- Ostheim 868 31. Dez. 1970 Philippseck 1.361 1. Feb. 1972 gen St. Markuskirche aus dem frühen 13. Jahrhun- Ph.-Fauerbach 773 31. Dez. 1970 dert, der Kern des Fachwerkhauses Korngasse 6 Ph.-Münster 588 31. Dez. 1970 von 1366 sowie die Stadtbefestigung selbst, zwi- Pohlgöns 1.232 31. Dez. 1970 schen 1321 und 1368 erbaut, sind einigermaßen Gesamt 23.238 sicher datier- und lokalisierbar und damit für die Beschreibung der siedlungstopographischen Ent- wicklung nutzbar270 . Das Fehlen von schriftlichen Quellen und die wenigen archäologischen Befunde verlangen daher eine Interpretation des Stadt- grundrisses als historische Quelle mit allen dabei angezeigten Vorbehalten271 . Das heutige Stadtgebiet Butzbachs liegt am Nordrand der Wetterau, dem mit fruchtbaren Löß- böden ausgestatteten Altsiedelland zwischen Main, Taunus und Vogelsberg. In sanfter Osthanglage erstreckt sich das Gebiet der ummauerten Altstadt auf etwa 195 bis 203 m ü. NN, gut zwei Kilometer westlich des Verlaufs der Wetter. Das Stadtgebiet selbst wurde von keinem größeren natürlichen Ge- wässer durchflossen. Allerdings entwässerten drei Bäche von West nach Ost die Hänge des Schren- zers (Heidelbeerberg) – die Kleine Bach, Schor- bach und Reiserbach – und durchflossen auf ihrem Weg zur Wetter die städtische Gemarkung. Wichtige Fernstraßen berührten den Butzba- cher Raum seit frühester Zeit. Die Römer bauten eine Straße von Friedberg, deren nahezu gerader Verlauf – die Trasse der heutigen B 6 zwischen Nieder-Weisel bis zur Großen Wendelstraße – den äußersten Wallring der mittelalterlichen Stadt schnitt und bei dem ca. 1,3 km nordwestlich gelegenen römischen Kleinkastell Degerfeld auf den Limes

270 DEHIO, Hessen S. 125-128; LARRABEE/SCHUNK, Fach- werkhaus S. 148. – Mögliche siedlungstopographische Im- pulse des vermuteten, in spätkarolingischer Zeit (9./10. Jh.) entstandenen Vorgängerbaus der St. Wendelinkirche in der Gabelung zwischen der Weiseler Straße und der Trasse der Römerstraße sind nicht verifizierbar; Wendelinskapelle S. 19-28. 269 Hessen. Gemeinden S. 464. 271 KEYSER, Stadtgrundriß; DERS., Gestaltung Butzbachs S. 31.

27 Hessischer Städteatlas – Butzbach traf272 . Gut 500 m nordwestlich der heutigen Alt- archäologische und schriftliche Quellenbefund in stadt, westlich von dieser Römerstraße, lag das das Bild der frühen Siedlungsentwicklung ein, das Kastell „Hunnenburg“, das mit der dazugehörigen sich aus der Interpretation des Stadtgrundrisses Siedlung (vicus) wohl zwischen dem Ende des ergibt. Hier scheint der gebogene Verlauf der Ka- ersten und der Mitte des dritten Jhs. der römischen sernenstraße (westl. Arm der ehemaligen Schloß- Militär- und Zivilbevölkerung diente und mit der gasse) zu einem abseits gelegenen Hof geführt zu Aufgabe des Limes geräumt worden ist273 . Eine haben und bei dem unregelmäßigen Gebäudekom- Kontinuität zwischen dieser römischen und der plex zwischen Gulden-, Zwerg- und Roßborngasse, frühmittelalterlichen Vorgängersiedlung des späte- dem Feuerbacher Hof, handelt es sich möglicher- ren Butzbach kann bisher nicht nachgewiesen wer- weise ebenfalls um einen einzeln gelegenen Hof aus den und scheint angesichts der räumlichen Ent- der Zeit vor der Stadtwerdung278 . fernung und den Ortsnamen nach eher unwahr- 274 scheinlich . Einige archäologische Funde, die 2. 13. und frühes 14. Jahrhundert – während Bauarbeiten im Bereich der heutigen Ku- Kirche, Markt und Burg gelherrengasse und Korngasse, in der Markuskirche sowie an der Gemarkungsgrenze nach Griedel ge- Bereits ein gutes Jahrhundert vor der Erhebung zur macht wurden, lassen auf eine kontinuierliche Be- Stadt und dem Bau der Stadtmauer erlebte das Dorf 275 siedlung seit spätestens dem 5./6. Jh. schließen . Butzbach ein erhebliches Wachstum. Die Eck- Die Funde, meist Keramik, aus Notgrabungen punkte im geographisch-topographischen wie im ohne regelrechte Befundsicherung weisen auf zu- übertragenen Sinne stellen hierbei die St. Markuskir- nächst vereinzelte Höfe hin, die sich im Bereich che im Nordosten, der Marktplatz im Westen und westlich der Markuskirche zu einem Weiler ver- die Burg im Südosten dar. Offensichtlich hatte die dichteten, der sich bis ins 13. Jh. zu einem beacht- Entfaltung der Siedlung den Bau einer neuen Kirche lichen Dorf auswuchs. Dieses Dorf nahm an- anstelle einer wahrscheinlich bestehenden Kapelle nähernd die Kernfläche des nördlichen Altstadt- nötig gemacht. Es handelt sich dabei um den um drittels und, nach Süden über die Griedeler Straße 1200 errichteten romanischen Vorgängerbau, der als ausgreifend, die Bereiche um die beiden Arme der aufgehendes Mauerwerk noch im Mittelschiff des Schlossgasse (heute Schlossstr./ Kasernenstr.) ein. heutigen Baus teilweise erhalten ist. Ein romanischer Diese aus den freilich unzureichenden archäolo- Gewölbeschlussstein mit Osterlamm – heute in der gischen Funden hergeleiteten Vermutungen decken Südfassade des Chores vermauert – und der romani- sich einerseits mit den Befunden, die sich aus den sche Taufstein – heute im Treppenhaus des Rathau- ersten schriftlichen Belegen ergeben. So sind einer- ses aufgestellt – gehörten zu diesem Sakralbau279 . seits 773 und 821 Schenkungen von mehreren verschiedenen Hofstellen/Hufen in „Bodisphaden“ Zum ältesten Burgbau fehlen direkte Hinweise in an das Kloster Lorsch überliefert276 . Andererseits den Schriftquellen bis 1310280 . Allerdings war Butz- stammte der spätere Fuldaer Besitz in Butzbach bach bereits 1243 Sitz einer Ritterfamilie281 . Kann möglicherweise aus altem Reichsgut, was wiederum damit zwar die Existenz einer vor 1310 entstandenen auf die Existenz eines karolingischen Fronhofes an Burg plausibel gemacht werden, müssen Aussagen der besonders zur Zeit der Sachsenkriege erheblich zur genauen Lage, Größe und Aussehen dieser Anla- an strategischer Bedeutung gewonnenen Weinstra- ge spekulativ bleiben. Erst im landgräflichen Salbuch ße schließen lässt277 . Schließlich passt sich dieser von 1572 wird ein Burggraben undt Bergk in der Statt, in mitten der vier hern behausung gelegen, welches ein alter waßer- graben und bergk darin gelegen erwähnt282 . Offensichtlich handelte es sich also um eine kleine, mehr oder weni- 272 Vgl. die beiden Umlandkarten 1832/50 und 1985/86 sowie die Skizzen in HORST, Geschichte Butzbachs S. 20- ger runde Anlage, in den Dimensionen vielleicht 23 und BEHRENS, Butzbach S. 8. vergleichbar mit den Motten der Röder Burg bei 273 MÜLLER, Kastell Butzbach S. 5-64; JORNS, Lagerdorf S. 12-29; zusammenfassend BAATZ, Kastell Hunnenburg S. 1-16. 278 KEYSER, Gestaltung Butzbachs S. 32 und 34. 274 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 35. 279 ADAMY, Kunstdenkmäler S. 22-23 und S. 42; HORST, 275 SCHUNK, Keramik S. 18-20; SCHWIND, Geschichte Butz- Geschichte Butzbachs Abb. S. 43 und 44. Zu den Datie- bachs S. 35, setzt den Siedlungsbeginn ebenfalls in das rungsvorschlägen kritisch WOLF, Kirchengeschichte S. 43- 5./6. Jahrhundert; zuletzt SCHUNK , Siedlungen S. 152-155; 47. Fundberichte S. 498. 280 BAUR, UB Arnsburg, Nr. 393 („retro castrum ....“). 276 GLÖCKNER, Codex Laureshamensis Nrn. 2992=3744b, 281 BAUR, UB Arnsburg, Nr. 35; SCHWIND, Geschichte Butz- 3005=3749a, 2993=3765a und 3007=3767c. bachs S. 40. Dieser war wohl eher Burgmann auf der Burg 277 DRONKE, Codex Diplomaticus S. 327 Nr. 709; KROPAT, Münzenberg. Vgl. WOLF, Forschungen S. 107f. und oben Reich S. 130; SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 37-38; Kap. I. 1 Historischer Abriss bis 1321. WOLF, Kirchengeschichte S. 25-27. 282 SCHUNK, Funde S. 59.

28 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Roßberg (Ø ca. 50 m) oder der Anlage in Bommers- 3. Von 1321 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts heim (Ø ca. 35 m), vielleicht sogar mit der Burg in (1858/67) – Stadtwerdung und Dorfelden (Ø 50-58 m), deren 20 m breiter Wasser- Stadtentwicklung graben aber von der Nidder versorgt wurde und da- mit wohl deutlich größer war283 . Nimmt man die Der Bau der Stadtmauer, der bald nach 1321 be- knappe Beschreibung von 1572, den Grabungsbe- gonnen und vor 1368 im wesentlichen zum Ab- fund während der Ausschachtungsarbeiten für den schluss gebracht worden ist, stellt für die sied- Museumsneubau284 und die Größe vergleichbarer lungstopographische Entwicklung der Stadt bis Anlagen zusammen, liegt der Schluss nahe, in der von weit in das 19. Jh. hinein den wichtigsten Ein- der gedeckten Reitbahn (Ballhaus) nach Süden verlau- schnitt dar. Der ca. 1.350 m lange, annähernd kreis- fenden, eigentümlich gekrümmten Parzellengrenze runde Bering umschloss ein Areal von etwa 13 ha. die westliche Begrenzung dieser ersten Burganlage zu Durch die Stadtmauer wurde auch die weitere sehen. Entwicklung der Straßen und Gassen bestimmt. Die günstige Lage Butzbachs, der Bau der ro- Als beim Baubeginn der Stadtmauer vorhanden, manischen Kirche und der Burg im 13. Jh. und können die Wetzlarer, Griedeler und Weiseler Gas- nicht zuletzt die Tatsache, dass bereits während des se gelten, die mit drei Doppeltoranlagen die 13. und frühen 14. Jhs. zahlreiche Einwohner Hauptzugänge zur Stadt bildeten. Von diesen drei Butzbachs als Schöffen und Bürger in Münzenberg Hauptstraßen zweigten meist im mehr oder weni- und Friedberg genannt werden, weisen auf eine ger rechten Winkel elf größere Gassen ab – die Funktion und einen gewissen Wohlstand hin, die Teichgasse289 , die Schloßgasse 290 , die Schulgasse291 , nicht nur aus der agrarischen Wirtschaft des Dor- die Färbgasse292 und die Korngasse293 von der fes herrührten, sondern einen frühen Marktverkehr Griedeler Gasse aus; die Neugasse294 von der vermuten lassen285 . Schon vor der Verleihung der Wetzlarer Gasse aus, die Guldengasse295 , die Roß- städtischen Privilegien 1321 bzw. 1368286 war wohl borngasse296 , die Badborngasse297 und die Martel- der rechteckige Marktplatz an dem Kreuzungs- gasse298 von der Weiseler Gasse aus; sowie schließ- punkt der Straßen von Friedberg nach Münzenberg lich die Juden-(Hirsch-)gasse299 und die Lang- bzw. Wetzlar entstanden. Die relativ regelmäßige gasse300 vom Marktplatz aus. Wahrscheinlich wurde Einteilung der annähernd gleich großen Parzellen die Neugasse nach dem verheerenden Stadtbrand und der Bebauung um den Marktplatz zeugen von von 1603, der an die 100 Bew an Heusern und einer planvollen Anlage287 . Möglicherweise ragten Scheuren in Asche legete in der heutigen Form die Vorgängerbauten der heutigen Gebäude weiter bebaut. Auffallend sind mehrere gleichförmige in den Marktplatz hinein, der seinen heutigen Häuser mit Zwerchhäusern zur Straße hin. Dabei Grundriss und vor allem die relativ geschlossenen verschwand die Mauergasse und wurde teilweise als Gebäudefronten erst ab dem späten 14. Jh. erhielt, Hoffläche der neuen Häuser und die Schwibbögen als anstelle der Grubenhäuser und gotischen Stän- derhäuser die erste Generation der Rähmbauten aufgeschlagen wurde288 . 289 Ersterwähnt 1381; WERNER, Alte Namen S. 71. 290 Wohl schon im 13. Jh. bebaut; Verbindungsweg zwischen Burg und Kirche. Möglicherweise verlief die Trasse ur- sprünglich rund acht Meter östlich der heutigen Straße; SCHUNK, Straße S. 65; 1456 erstmals als Burggasse belegt; WERNER, Alte Namen S. 18. 291 Dabei handelt es sich um eine neuzeitliche Benennung, im Mittelalter zum Kirchplatz bzw. -hof gehörig. 283 MEIBORG, Röder Burg; PETRASCH/RITTERSHOFER, Bom- 292 Ersterwähnt 1470; WERNER, Alte Namen S. 23. mersheim und HERRMANN, Dorfelden. 293 Ersterwähnt 1397; WERNER, Alte Namen S. 40. 284 SCHUNK, Funde S. 59. 294 Ersterwähnt 1742; WERNER, Alte Namen S. 49. 285 BAUR, UB Arnsburg, Nrn. 352, 390, 393, 394, 513; 295 Ersterwähnt 1672; WERNER, Alte Namen S. 30. – Der SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 39-40. Anlage und Bebauung nach reicht sie aber wohl auch in 286 1368 verlieh Philipp VII. von Falkenstein der Stadt nach das 14. Jh. zurück. Sie ist als Mittelachse des gesamten Be- dem Bau der Stadtmauer wichtige Privilegien; HORST, Ge- reiches zwischen Hirsch-(Juden-) und Roßborngasse zu schichte Butzbachs S. 67-68. sehen; KEYSER, Gestaltung Butzbachs S. 34. 287 Die große Parzelle des Rathauses am Nordrand des Marktes 296 Ersterwähnt 1350/1380; WERNER, Alte Namen S. 57. entstand erst im 16. Jh., als im Zusammenhang mit dem Rat- 297 Ersterwähnt 1367; WERNER, Alte Namen S. 13. hausneubau zwei Nachbargrundstücke vom Magistrat ange- 298 Ersterwähnt 1422; WERNER, Alte Namen S. 46. kauft wurden; HORST, Geschichte Butzbachs S. 134-136. 299 Ersterwähnt 1351; OTTO, Bevölkerung S. 24 Anm. 2. Der 288 LARRABEE/SCHUNK, Flecken S. 163 weisen auf Reste von Name Hirschgasse bürgerte sich nach dem Gasthaus Senkgruben, Kellern und Fundamenten vor der heutigen „Zum Goldenen Hirsch“ wohl schon im 17. Jh. ein; Gebäudefront hin, die im Zusammenhang mit Ausschach- WERNER, Alte Namen S. 33. tungsarbeiten entdeckt worden sind. 300 Ersterwähnt 1422; WERNER, Alte Namen S. 41-43.

29 Hessischer Städteatlas – Butzbach als Scheunen und Wirtschaftsgebäude genutzt, von meist rundem bzw. halbrundem Grundriss verse- denen noch einige heute erhalten sind301 . hen. Der wohl größte und wichtigste Turm war der Alle Gassen, abgesehen von der kleineren Mau- heute noch erhaltene sog. „Hexenturm“, der 1427 312 kelgasse und Teichgasse, trafen im mehr oder min- erstmals als diepthorne erwähnt wird . Seine Bauart der rechten Winkel auf die Stadtmauer bzw. auf die und konstruktive Einbeziehung in die Stadtmauer hinter der Stadtmauer parallel verlaufende „Gasse sprechen aber für eine gleichzeitige, also vor 1368, 313 hinter der Stadtmauer“ (heute Amtsgasse, Mauer- erfolgte Errichtung . Südlich des Griedeler Tores, straße und Krachbaumgasse)302 . Im Schlossbereich dort wo der um 1818 errichtete Stallbau der Kaser- im Südosten und dem Stiftsbezirk verschwand ne die Flucht der Stadtmauer schnitt, ist ein Turm 314 diese durchgehende Mauergasse bereits im 15. und mit viereckigem Grundriss zu vermuten . Dass 16. Jh.303 . Ihre Reste sind wohl in der Teichgasse die beiden mächtigen runden Ecktürme des Schlos- und in dem ihr gegenüberliegenden Gassenstumpf ses ursprünglich Mauertürme waren, oder wie zu erkennen304 . Adamy annahm, sogar zwei Tortürme darstellten, ist nach heutigem Kenntnisstand auszuschließen315 . Die drei Haupttore entstanden im Zusammen- Wahrscheinlich entstand hier zunächst im späten hang mit dem Bau der Stadtmauer vor 1368, auch 14. Jh. der älteste Burgbau, der jener „Kemenate wenn sie erst später erweitert und mit Vortoren mit dem Schiefersteindach und dem daranstehen- versehen worden sind. Das Griedeler Tor, erstmals den Turm“ entspricht, die in der Eppsteiner Tei- 1373 erwähnt305 , erhielt vor 1466 ein Vortor, das lungsurkunde von 1435 genannt wird316 . Die bei- man ab diesem Jahr auf einem sechs Fuß breiten den Geschütztürme oder Rondelle stammen der Holzgang erreichen konnte. In dieser Form blieb Bauweise nach dann erst aus der zweiten Hälfte des die Toranlage bis zu ihrem Abriss 1826/43 erhal- 15. Jhs. und werden frühestens in einer Urkunde ten, wie in einer Zeichnung aus dem 19. Jh. festge- von 1479 genannt317 . Der zwischen den übrigen halten wird306 . Die jeweiligen Torwächter oder Türmen und Toren eingehaltene Abstand von ca. Pförtner wohnten in den Tortürmen und amteten 80 bis 120 m lässt allerdings vermuten, dass sich im in den kleinen, zwischen inneren und äußeren To- Bereich des Alten Baues ein Mauerturm befunden ren gelegenen „Porthuschen“307 . In Größe und hat, der dann im Zuge des Schlossbaues abgerissen Aussehen vergleichbar waren wohl auch das 1348 bzw. mit verbaut wurde. Weniger problematisch ersterwähnte Wetzlarer308 und das 1356 erster- lässt sich der Turm an der Südwestecke des Solm- wähnte Weiseler Tor309 . Vor dem Wetzlarer Tor ser Schlosses (Amtshaus) als Mauerturm identifi- befand sich ein, der Bauart nach zu schließen, aus zieren, der konstruktiv in die Mauer einbezogen ist. dem späten 15. oder 16. Jh. stammendes Boll- Die Südfassade dieses Gebäudes ist im übrigen in werk310 . Vom Weiseler Tor aus zogen sich rechts ihren Dimensionen und im Grundriss noch deut- und links der Straße zwei Zwingermauern bis zum lich als Stadtmauer mit den charakteristischen Hospital St. Wendelin bzw. dem äußeren Wall- Schwibbögen zu erkennen318 . Die Größe und Bau- ring311 . art ist mit jenen des Diebs-(Hexen-)turmes ver- Abgesehen von den drei Tortürmen war die gleichbar. In die westliche Stadtmauer zwischen Butzbacher Stadtmauer mit wahrscheinlich neun Weiseler und Wetzlarer Tor waren drei weitere weiteren Türmen bzw. Halbschalentürmen mit Türme einbezogen. Dies war zunächst der nach der Badborngasse benannte Badturm, der kurz vor

301 HORST, Geschichte, Butzbachs S. 158-159; WEIDE, Gang S. 188; Zitat nach DIEHL, Landgraf Philipp S. 7. 312 WERNER, Alte Namen S. 20. 302 WERNER, Alte Namen S. 47. 313 ADAMY, Kunstdenkmäler S. 52-53 Beschreibung mit 303 Vgl. die Streitigkeiten zwischen Stadt und Stift über die Abbildung, Grundriss und Durchschnitt des Turmes. Zugänglichkeit der Stadtmauer; HORST, Geschichte Butz- 314 Dieser Turm ist in der wenig bekannten Ansicht Butz- bachs S. 107-109; WOLF, Kirchengeschichte S. 65; WER- bachs von Nordosten von Valentin Wagner aus dem Jahre NER, Flurnamen. 1633 zu erkennen. Wien, Albertina, Inv. Nr. 3400r und 304 Vgl. die Planskizze StadtA Butzbach Abt. XII,2, Konv. 3401r; GRÄF, Wagner Nr. 57. 177, Fasc. 4 vom April 1845. 315 ADAMY, Kunstdenkmäler S. 46 hatte in völliger Verken- 305 WERNER, Alte Namen S. 29. nung des Befundes den im Kasernenbau im Kern erhalte- 306 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 9-10 mit Abb. 4. nen Schloss- bzw. Burgbau übersehen. Vgl. dazu detailliert 307 WERNER, Alte Namen S. 29. DIEHL, Landgraf Philipp S. 5-16. 308 WERNER, Alte Namen S. 76. 316 Zitat nach WOLF, Landgrafenschloß S. 58. 309 WERNER, Alte Namen S. 75. 317 WOLF, Landgrafenschloß S. 60. 310 Vgl. den Stich von DILICH aus dem Jahre 1605, Chronica, 318 Vgl. den Grundriss des Schlosses und des Turmes bei vor S. 67; auch abgedruckt bei HORST, Geschichte Butz- ADAMY, Kunstdenkmäler S. 43. – OTTO, Wehrverfassung bachs S. 160. S. 59 sieht diesen Turm allerdings erst im Zusammenhang 311 Vgl. die Beschreibung bei WERNER, Flurnamen. mit der 1603 dort angelegten Pforte entstehen.

30 Hessischer Städteatlas – Butzbach

1890 abgerissen wurde319 . Am Ende der Roßborn- Zwinger.325 Ob sich vom Euresturm bis zum Weise- gasse stand der wohl im Zusammenhang mit der ler Tor ein Zwinger mit zugehöriger Mauer befand, Stadtmauer entstandene und 1891/92 abgerissenen ist weder aus der Katasterkarte noch aus der Karte Eures-(Eulen-)turm. Die Zeuner’sche Stadtansicht von 1840 zu entnehmen. Die Ansichten des 17. und verschiedene Fotografien zeigen ihn in ähn- Jhs. sind in diesem Bereich besonders ungenau. licher Größe wie den Diebsturm, also rund 20 m Merian und Meisner lassen die Stadtmauer sogar hoch und 6 m im Durchmesser320 . Schließlich lag vom Badturm aus weiter nach Süden verlaufen und am Ende der Juden-(Hirsch-)gasse noch ein kleiner das Hospital mit umfassen326 . Dies ist auszuschlie- halbrunder Turm, der allerdings kaum über die ßen und die Einfassungsmauer des Hospitals setzte Mauerkrone reichte und in den Stadtansichten von vielmehr an der Mauer an, die sich beiderseits der Dilich und Merian dann auch überhaupt nicht dar- Griedeler Straße vom gleichnamigen Tor bis zum gestellt wird. Im Zuge eines Mauerdurchbruches äußersten Wall zog327 . Der letzte in Butzbach resi- im Jahre 1895 verschwand dieser Turm321 . Ähnlich dierende Prinz, Heinrich von Hessen-Darmstadt, wird man sich auch den Turm am nördlichen Ende ein jüngerer Bruder des regierenden Landgrafen der Korngasse vorstellen dürfen, der 1893 zusam- Ernst-Ludwig, ließ zwischen seiner Rückkehr aus men mit der Stadtmauer in diesem Bereich nieder- dem Spanischen Erbfolgekrieg 1710 und seinem gelegt worden ist322 . Tod 1741 den gesamten Schlossgarten zwischen In einem Abstand von ca. acht bis zehn, im der Griedeler Straße, entlang der Großen Wendel- Norden und Nordwesten möglicherweise von mehr gasse und dem Schlossgartenweg mit der Lustgar- als 50 m zog sich vor der Stadtmauer eine Zwin- ten- oder nach ihm benannten Prinzenmauer um- 328 germauer hin. Sie wurde im wesentlichen wohl im geben . zweiten und dritten Jahrzehnt des 15. Jhs. errich- Auf der Strecke zwischen der Griedeler Straße tet323 . Aus den Stadtrechnungen geht hervor, dass und dem Schlossgartenweg folgte die Prinzenmau- die Zwingermauer ebenfalls mit kleinen halbrun- er dem Verlauf des äußersten Wallringes, der wohl den Türmchen versehen war, wie eines noch in der im ersten Viertel des 15. Jhs. erbaut und 1532 be- Karte der südlichen Stadthälfte von 1840 direkt reits wieder geschleift worden war329 . Zwei weitere östlich neben dem Weiseler Tor im Grundriss zu Wälle mit teilweise wassergefüllten Gräben verlie- erkennen ist324 . Während sich der Verlauf der fen vor der Stadtmauer bzw. der Zwingermauer. Zwingermauer vom Weiseler Tor über das Grie- Der erste Graben wurde wahrscheinlich vor 1600 deler Tor bis zum Diebsturm anhand überlieferter teilweise trockengelegt, der mittlere Graben kurz Pläne und Berichte gut nachvollziehen lässt, ist nach dem Dreißigjährigen Krieg zugeschüttet. Al- man für den übrigen Bereich auf die wenig genauen lerdings sammelte sich in Teilen der Gräben Ober- Stadtansichten und die Interpretation des Kataster- flächenwasser und an der westlichen Seite der Stadt planes von 1858/67 angewiesen. Vermutlich ver- diente der vor dem Euresturm gelegene Stadtgra- sprang die Zwingermauer auf der Höhe des Diebs- ben noch bis ins 19. Jh. als Schlittschuhbahn330 . turmes bis zum Kirchgäßchen und folgte diesem Ebenso wurden ab 1624 bis ins 19. Jh. Lohgruben Weg westlich bis zum Kühtrieb und dem Wetzlarer betrieben, die über den im südlichen Stadtgraben Tor. Vom Wetzlarer Tor aus umschloss die Mauer fließenden Waschbach entwässert wurden331 . über das Bollwerk bis knapp vor den Euresturm den Außerhalb des Mauerberings befand sich wäh- auf der Flurkarte noch entsprechend bezeichneten rend des Mittelalters zunächst nur das in den 1370er Jahren eingerichtete St. Wendel Hospital,

319 Ersterwähnung unbekannt, wahrscheinlich vor 1368 er- 325 Vgl. die Stadtansicht von DILICH, Chronica, vor S. 67 mit baut; OTTO, Wehrverfassung S. 59; OTTO, Butzbach im Bollwerk und südlich anschließender Zwingermauer. Mittelalter S. 8. 326 MERIAN, Topographia, nach S. 26 und MEISNER, Schatz- 320 Vgl. die Zeuner-Vedute von um 1830 abgedruckt in HORST, kästlein, Bd. 5, Nr. 8. Geschichte Butzbachs S. 145; die Fotografien bei 327 Vgl. die Gemarkungskarte von um 1700, HStAD P1, Nr. GILLMANN, Fenster S. 122; GILLMANN, Euresturm S. 142- 1942/2, teilweise abgedruckt bei WOLF, Kirchengeschichte 143. S. 51. 321 MERIAN, Topographia, nach S. 26; Fotografien von vor 328 Diese Mauer ist noch in dem Braubach-Karte von 1833 1895 bei GILLMANN, Fenster S. 123; SCHUNK, Butzbach- eingezeichnet. Vgl. GILLMANN, Heimatstadt S. 23 die Chronik S. 73. Fotografie von 1941; 1200-Jahre Butzbach S. 69. 322 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 72. 329 OTTO, Wehrverfassung S. 62-63; HORST, Geschichte 323 ADAMY, Kunstdenkmäler S. 51 und 54; OTTO, Wehrver- Butzbachs S. 162; WERNER, Alte Namen S. 28-29 und 31; fassung S. 59-60. WEIDE, Gang S. 188; Adamy, Kunstdenkmäler S. 52. 324 Grundriss des Schloßgartens aufgenommen 1840, Hessi- 330 StadtA Butzbach, Vortrag O. WEIDE vom 8. Juli 1929 sches Staatsarchiv Darmstadt (abgek. HStAD) Karten, Nr. (masch. Ms), S. 4. 484; Ausschnitt abgedruckt bei JOHANN, Handwerk S. 52. 331 WERNER, Alte Namen S. 45; JOHANN, Handwerk S. 153.

31 Hessischer Städteatlas – Butzbach das ein knappes Jahrhundert später vom äußersten ab dem 14. Jh. ein Feldsiechenhaus mit der 1481/ Wallring umschlossen worden ist332 . Erst später 84 gestifteten Heiligkreuzkapelle340 . Beide Einrich- kamen der 1611 angelegte Friedhof nordöstlich des tungen gingen 1560 in Privatbesitz über, waren auf Griedeler Tores und die Ziegelei (1714 erwähnt) der Flurkarte von um 1700 noch zu erkennen, hinzu333 . verfielen aber im Laufe des 18. Jhs. völlig341 . Im frühen 19. Jh. bildeten sich schließlich An- Trotz dieser vereinzelten Gebäude in der Ge- sätze zu kleinen Vorstädten vor dem Wetzlarer und markung blieb der städtische Siedlungsraum bis dem Weiseler Tor. Das Wetzlarer Tor wurde dann weit in das 19. Jh. hinein auf die Fläche innerhalb auch als erstes der mittelalterlichen Befestigungs- des Mauerberings beschränkt. Selbst in dem Gebiet werke mitsamt des vorgelagerten Bollwerks 1810/ zwischen Mauer und äußerer Wallanlage befanden 11 geschleift und durch ein klassizistisches Chaus- sich abgesehen von den genannten Bauwerken nur seetor auf der Höhe des ehemaligen Bollwerks einige Tuchrahmen und Schuppen in den Obst-, (Kühtrieb) ersetzt334 . Auf dem freien Platz nördlich Gemüse- und Wiesengärten342 . des Wetzlarer Tores wurde 1819/23 das städtische Der Mauerring des 14. Jhs. ist also bis in das 19. Brauhaus – bis 1850 herrschte Brauzwang – ver- Jh. hinein die zweifellos wichtigste Grenze der legt, das sich vorher seit dem 15. Jh. in der Färb- städtischen Bau- und Siedlungstätigkeit. Markante 335 gasse befunden hatte . Ebenso richtete man in Veränderungen innerhalb dieses Raumes können diesem Bereich einen großen Viehmarktplatz ein im südöstlich gelegenen Schlossbezirk beobachtet und verfüllte einen bis dahin als Viehtränke und werden, freilich ohne dass sich der siedlungstopo- 336 Löschwasserreservoir genutzten Weiher . Ent- graphische Befund grundsätzlich verändert hätte. sprechend der Bedeutung der Chaussee für den Die wichtigsten Bauten, die hier entstanden, waren Nord-Süd-Verkehr waren Gasthöfe die ersten Ge- der Falkensteiner, der sog. Alte Bau, ab der zweiten bäude in den „Vorstädten“: der Frankfurter Hälfte des 14. Jhs., der neue Bau ab 1609, das (1801/02) und der Hessische Hof (1834) an der Solmser Schloss (Amtsgericht) nach 1481, der Solms- Weiseler Straße und der Gasthof von Gottfried Braunfelser Hof ab dem späten 15. Jh. sowie das 337 Zelle (vor 1832) an der Wetzlarer Straße . Hier Ballhaus (gedeckte Reitbahn) in den Jahren 1633/ stand auch seit 1810/11 das gerade erwähnte 34. Sowohl der Falkensteiner als auch der Solmser Lahntor, an dem die Chausseegelder erhoben wur- Bau nahmen dabei die vorhandene Stadtmauer als den. Aber auch jenseits der äußersten Wallanlage Außenwand an. Im Falle des Falkensteiner Schlos- existierten bereits während des Mittelalters einzelne ses lässt sich zeigen, dass die Schwibbögen ver- Gebäude. Dies waren verschiedene Lohmühlen, mauert wurden und so eine Gesamtstärke der Au- die erstmals 1469, dann wieder 1624/25 ohne ge- ßenwand von neun Fuß erreicht wurde, die im naue Ortsangabe und dann 1710 an der „Kleinen Zuge der Umnutzung als Kaserne 1824 auf drei 338 Bach“ erwähnt werden . Dazu kamen aber auch Fuß verringert worden ist343 . Im Falle des Solmser eine 1485 ersterwähnte Kapelle vor dem Wetzlarer Schlosses ist die mit Schwibbögen versehene Stadt- Tor, die kurz nach der Reformation verfiel sowie mauer in der südlichen Außenwand noch nachzu- die 1438 erwähnte Warte am Griedeler Wald an der vollziehen, ebenso wie die Nutzung des an der 339 nördlichen Gemarkungsgrenze . Gut 200 m süd- Südostecke anschließenden Mauerturmes als Trep- lich der Stadt vor dem Weiseler Tor bestand wohl penturm. Von diesem Turm gelangte man über Holzgalerien, die auf heute noch sichtbaren stei- nernen Konsolen lagerten, in die einzelnen Stock- 332 WOLF, Kirchengeschichte S. 49-53. werke. Um 1588 wurde dann auf der stadtzu- 333 HORST, Geschichte Butzbachs S. 182. gewandten Nordseite des Gebäudes ein eigenes 334 Vgl. die Braubach-Karte von 1833. WOLF, Rekonstruktion 344 S. 47. Das Tor ist im Hintergrund der Zeuner’schen An- Treppenhaus gebaut . Die zahlreichen Neben- schicht des Marktes von 1827 zu erkennen; abgedruckt bei gebäude, nur teilweise und in ihrer Größe und Lage HORST, Geschichte Butzbachs S. 137. nur ungenau auf der Kartenskizze von Landgraf 335 OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 43; WERNER, Alte Na- Moritz aus dem Jahre 1630 erfasst, verschwanden men S. 16 und 25. Vgl. die Kartenskizze von Landgraf Moritz aus dem Jahre 1630, in der ein Brauhof südlich an das Ballhaus (Reithalle) anschließend eingetragen ist; Mur- hardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms. Hass. 107, 340 OTTO, Bevölkerung S. 19. Bl. 2r. 341 WOLF, Kirchengeschichte S. 51 und 53; Wendelinskapelle 336 WEIDE, Gang S. 187. S. 40; LARRABEE/SCHUNK, Feldsiechenhaus S. 193. 337 Vgl. die Braubach-Karte von 1833. 342 OTTO, Wehrverfassung S. 68-70 erwähnt für das 15. Jh. 338 Solms-Braunfels’sches Archiv, Heyl’sches Repertorium von Scharwachen vßwendig der stad an den ramen. 1575, Bll. 176-177; WERNER, Alte Namen S. 13 und S. 45. 343 DIEHL, Landgraf Philipp S. 6. 339 WERNER, Alte Namen S. 30 und 73; OTTO, Butzbach im 344 Vgl. die Grundrisszeichnung und den Aufriss der Westfas- Mittelalter S. 11. sade bei ADAMY , Kunstdenkmäler S. 43-44.

32 Hessischer Städteatlas – Butzbach im Laufe des späten 17. und 18. Jhs. oder wurden benutzten Zwinger und weiter ebenfalls in den schließlich im Zuge des Umbaues zur Kavallerie- Lustgarten gelangte351 . Diese von den Stadtherren kaserne nach 1818 abgerissen oder verbaut345 . angelegten Tore und Pforten waren aber nicht die Ebenso verschwanden die „Zwerchmuren“, die die ersten und einzigen Eingriffe in die städtischen verschiedenen stadtherrschaftlichen Höfe vonein- Verteidigungsanlagen. Bereits im Zuge der Erbau- ander trennten und teilweise wohl auch den Platz ung des erwähnten Viehhofes unter Landgraf der Anfang des 17. Jhs. weitgehend verschwunde- Ludwig IV. wurde höchstwahrscheinlich ein Mau- nen Reste der ursprünglichen Burganlage markier- erturm abgetragen352 . 346 ten . Schließlich wurde auch die Mauer und Die wichtigste topographische Veränderung au- Toranlage niedergelegt, die den Schlossbezirk und ßerhalb des Schlossbezirkes war die teilweise Über- die bürgerlichen Quartiere der Stadt voneinander bauung des Marktplatzes. Im 16. und 17. Jh. ent- trennten. Beide sind noch deutlich auf dem Titel- stand hier zwischen der Griedeler Gasse, Am breiten bild des Gedächtnisbuches für die Landgräfin Stein und Schlossgasse ein geschlossener Gebäude- Anna Margarete von 1629 und der Skizze des Land- komplex, ein Behaußung, welche uffm marck gelegen, grafen Moritz aus dem darauf folgenden Jahr zu darunter die metzger ihr fleisch, item die becker ihr brod feyl 347 erkennen . Lediglich oberhalb des nördlichen [halten] und daruber uff der stuben gemeiner Erbherrn Stallbaues der Kaserne blieb ein Stück dieser Mauer keller und diener ihren [...] Verrichtungen vlegen353 . Eine bis heute erhalten, die allerdings, wie die zuge- später abgerissene herrschaftliche Metzgerschirn mauerten renaissancehaften Tür- und Fensterrah- befand sich noch am Anfang des 19. Jhs. westlich men zeigen, bereits in den unter Landgraf Ludwig des heute noch bestehenden Gebäudekomplexes 354 . IV. von Hessen-Marburg (1567-1604) errichteten Viehhof mit einbezogen waren348 . Wesentliche Veränderungen spielten sich in der Mitte des 19. Jhs. auch im Bereich des ehemaligen Ebenfalls im Bereich der Schlossbauten wurde Stiftes ab. Im Zuge der Errichtung des neuen auch zuerst die Stadtmauer durchbrochen. Bereits Pfarrhauses (1850) und des Brandes der sog. Ku- 1603 legten die Solmser direkt neben ihrem Schloss gelhausscheune (1853) entstanden hier verhältnis- einen Mauerdurchgang an und schlugen eine Brücke mäßig große Freiflächen, die auf der Urkataster- 349 über den Stadtgraben . 1617/18 ließ Landgraf karte (1858/67) deutlich zu erkennen sind355 . Philipp III. wenige Meter nördlich des Alten Baues ebenfalls ein Tor in die Stadtmauer brechen und mit einem repräsentativen Altan versehen, um damit einen adäquaten Zugang in den ab 1611 angelegten Lustgarten zu schaffen350 . Durch den Alten Bau gelangte man durch eine Toreinfahrt vom nördlich gelegenen Schlosshof in den mit verschiedenen Stallungen, Neben- und Wirtschafts- gebäuden bebauten Hinterhof von dem aus man wiederum durch eine kleine Toranlage oder Pforte zunächst in den an dieser Stelle als „Gärtnerhof“

345 WOLF, Landgrafenschloß S. 64; Murhardsche und Lan- desbibliothek Kassel, 2º Ms. Hass. 107, Bl. 1r. 346 Vgl. die Kartenskizze des gesamten Schlossbezirkes von Landgraf Moritz Murhardsche und Landesbibliothek Kas- sel, 2º Ms. Hass. 107, Bl. 2v; die Karte von 1840, HStAD Karten, Nr. 484; Ausschnitt abgedruckt bei JOHANN, Handwerk S. 52; WERNER, Alte Namen S. 78. Der Bau des 351 Vgl. die Skizzen Murhardsche und Landesbibliothek Neuen Schlosses kann als terminus ante quem gesetzt Kassel, 2º Ms. Hass. 107, Bl. 1r und 2v. werden, da hierzu dieser Bereich großflächig planiert und 352 Skizze Murhardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms. der alte Mottengraben verfüllt werden musste; ADAMY, Hass. 107, Bl. 2r. Das Terrain des Viehhofes ist auch noch Kunstdenkmäler S. 54. auf der Braubach-Karte von 1833 als besondere Bereich 347 Titelblatt abgedruckt bei HORST, Geschichte Butzbachs zu erkennen. S. 190; Murhard’sche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms. 353 Zitiert nach WERNER, Alte Namen S. 60 aus dem land- Hass. 107, Bl. 2v. gräflichen Salbuch von 1572. 348 Murhardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms. Hass. 354 Planskizze in HStAD P 11, Nr. 231. 107, Bl. 2r. 355 HORST, Erinnerung; Planskizzen des Stiftsbezirkes StadtA 349 WERNER, Alte Namen S. 68. Butzbach, Abt. XII, 2, Konv. 177, Fasc. 4 vom April 1845 350 DIEHL, Landgraf Philipp S. 27. Der Altan wurde im 19. Jh. und 1851 (von Stockhausen) mit Einzeichnung der abge- im Zuge der Kasernenbauten abgerissen. rissenen bzw. umgebauten Gebäuden.

33 Hessischer Städteatlas – Butzbach

III. Siedlungstopographische Entwicklung von Schrenzer die Taunusstraße angelegt. Laut der der Mitte des 19. des Jahrhunderts (1858/67) Braubach-Karte von 1833 bestand hier noch nicht bis zum Ende des 20. Jahrhunderts einmal ein Feldweg. Auf den zwischen 1858 und 1867 entstandenen Katasterplänen ist diese Straße 1. Die zweite Hälfte des 19. und die erste dann aber bereits eingezeichnet.359 Ab 1893 wurde Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bahnhofstraße schließlich auch in östlicher (1858/67 bis 1945) Richtung verlängert und mit Gründerzeitvillen be- baut. Diese spätere Bismarckstraße galt vor dem Obwohl die Stadttore bereits im Laufe der ersten Ersten Weltkrieg als vornehmste Straße in der Hälfte des 19. Jhs. niedergelegt worden waren und Stadt und durfte von keinen Fuhrwerken befahren sich an der wichtigen Nord-Süd-Chaussee kleine werden360 . Sie führte zunächst bis zur heutigen Vorstädte gebildet hatten, blieb der mittelalterliche Wilhelm-Leuschner-Straße (etwa ehem. Schloß- Stadtgrundriss noch weitgehend unberührt. Zwar gartenweg). Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde wurde die Straße von Butzbach nach Lich 1844 ihre Trasse über den heutigen Schloßgartenweg ebenfalls chaussiert, allerdings blieb sie für die hinaus verlängert – wo eine Doppelhaussiedlung Stadtentwicklung von nachgeordneter Bedeutung356 . entstand – und erst nach dem Zweiten Weltkrieg Eine grundlegende Änderung begann in der Mitte wurde sie bis zur Großen Wendelstraße fortge- des Jahrhunderts. Wesentliche Anstöße gingen setzt361 . Auch westlich der Bahnlinie ging die Be- dabei vom Bau der Main-Weser-Bahn aus, die ab bauung nur stockend voran. Die Eisenbahn alleine 1851 bis Frankfurt und ab 1852 bis Kassel in Be- konnte die wirtschaftliche Entfaltung der Stadt trieb genommen wurde357 . Aus Spargründen wurde offensichtlich nicht in Gang setzen. Erst als mit auf einen Tunnelbau zwischen Butzbach und dem Bau der Wasserleitung und Kanalisation Langgöns verzichtet und die Trasse statt dessen in (1890) sowie der Elektrifizierung (1895/98) weitere einer großzügigen S-Kurve um Butzbach und den infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen wor- nördlich gelegenen Griedeler Markwald herum- den waren, kam es zu einem „gründerzeitlichen“ geführt358 . Bis weit in das 20. Jh. hinein wurde die Bauboom. Die ebenfalls westlich der Bahnlinie siedlungstopographische Entwicklung der Stadt zwischen 1871 und 1883 erbaute Gambrinus-Brauerei von der Führung der Bahntrasse bestimmt. Die auf dem Schrenzer sowie vor allem die 1890/94 Anlage der Straßenzüge in den Stadterweiterungs- errichtete Zellenhaftanstalt mit ihren zahlreichen gebieten folgten teilweise vorhandenen Feldwegen, vorgelagerten Beamtenhäusern bildeten zwei wich- teilweise wurden sie aber auch völlig neu trassiert. tige Eckpunkte der weiteren baulichen Entwick- Dabei wurde der Altstadtkern als Bezugsfläche lung. Wesentliche Bedeutung kam auch dem von durchaus berücksichtigt. Schon in den 1850er Jah- dem Butzbacher Bauunternehmen Gebr. Vogt an- ren wurden die Weichen für eine Ausdehnung der gelegte Villenviertel in der Taunus- und Römer- Stadt in westlicher Richtung gestellt. Zum einen straße zu362 . Die Einfamilienhausanlage atmete sollte natürlich der Bahnhof zum neuen Kern der ganz offensichtlich den Geist der ursprünglich aus Stadt werden, zum anderen war die Entwicklung in England stammenden und in den Jahren vor dem Richtung Osten durch die ausgedehnten Flächen in Ersten Weltkrieg etwa in Hellerau bei Dresden militärischer Nutzung und das Terrain der Markus- umgesetzten Gartenstadtidee363 . Bemerkenswerter- kirche weitgehend blockiert. Am nordwestlichen weise betont der Verfasser einer zeitgenössischen Rand der Altstadt (Kühtrieb) änderte sich zunächst Werbebroschüre die verkehrsgünstige Lage der noch wenig. Die Chaussee nach Gießen und der Stadt. Von Frankfurt könne man bequem nach dem Weg von Espa (Kleeberger Straße) wurden weiter Besuch des Theaters kurz nach 11 Uhr abends mit dem ausgebaut und dienten künftig als Ausfallstraßen in Schnellzug heimkehren [] und in 25 Minute nach der Pro- westlicher und nördlicher Richtung. Im Südwesten entstand dagegen eine völlig neue Straßenachse. Ab den 1850er Jahren führte von der Weiseler Straße 359 Vgl. die Umlandkarte 1:25.000 von 1832/50 und Urkatas- terkarte 1:2.500 von 1858/67. aus die etwa einhundert Meter lange Bahnhofstraße 360 GILLMANN, Butzbach (S. 6). zum 1853 fertiggestellten Stationsgebäude der Main- 361 Vgl. TK 1:25.000, Blatt 5518 Butzbach, Ausgabe 1909/11; Weser-Bahn. Bereits vor 1867 wurde dann in ihrer TK 1:25.000, Blatt 5518 (3222) Butzbach, Ausgabe 1943. direkten Verlängerung bis zum Waldrand am 362 Vgl. die vermutlich von August Storch verfaßte Werbe- broschüre „Butzbach – Gartenstadt und Eigenheim“ von vor 1912, StadtA Butzbach, mit seiner aufschlussreichen Kartenskizze. 363 Die Häuser in Butzbach sind in Grund- und Aufriss ein- 356 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 55. deutig von den Entwürfen von Muthesius, Riemerschmied 357 HOFMANN, Main-Weser-Bahn S. 43 und 45. und Tessenow in Hellerau beeinflußt. Vgl. ARNOLD, Sofa- 358 BRAKE, Eisenbahnen S. 145. kissen, S. 329-348.

34 Hessischer Städteatlas – Butzbach vinzialhaupt- und Universitätsstadt Gießen gelangen. nächst noch in Barackenbauweise, die neue Schren- Damit wird Butzbach als Wohnort für potentielle zerkaserne nordwestlich der Zellenhaftanstalt368 . Pendler angepriesen, zwar noch nicht für Berufs-, sondern für „Kultur-Pendler“. Wenngleich Aussa- 2. Von 1945 bis 1992 gen über Frequenz und Pendlerzahlen für diese Zeit nicht bekannt sind, diente und dient die Bahn Trotz einzelner Mauerdurchbrüche im Laufe des als wichtiges Verkehrsmittel für Pendler nach Frank- 19. Jhs. und Neubauten im Kasernenbereich blieb 364 furt und Gießen . das Raster der Straßen in der Altstadt bis zum Butzbach wurde aber nicht zur bloßen Schlaf- Zweiten Weltkrieg im wesentlichen unverändert. und Wohnstadt für die Mainmetropole Frankfurt Dies änderte sich teilweise in der Nachkriegszeit. und das Oberhessenzentrum Gießen. Die entspre- Bereits in den ersten Nachkriegsjahren wurden auf chenden Weichenstellungen fanden ebenfalls vor dem durch den großen Luftangriff vom November dem Ersten Weltkrieg mit der Gründung einiger 1944 entstandenen Kahlschlag in der Weiseler Industriebetriebe statt. Einen weiteren Schub in Straße zahlreiche neue Wohn- und Geschäftshäu- der siedlungstopographischen Entfaltung ging mit ser errichtet369 . Im Südosten der Altstadt, in der der Eröffnung der Regionalbahnen nach Lich Froschau, entstanden im Bereich der 1977 in Kon- (1904, weiter bis Grünberg 1909) und Oberkleen kurs gegangenen Schuhfabrik Rumpf schließlich (1910)365 . Gegenüber dem damals entstandenen zwei große 1986 und 1987 eröffnete Passagenkauf- Ostbahnhof an der Griedeler Straße nahm 1907 die häuser, die teilweise über die Badborngasse, Mau- modern ausgestattete Nudel- und ab 1910 auch ergasse und Froschau gebaut wurden370 . Auch im Konservenfabrik Heil die Produktion auf. An der Norden der Stadt verschwanden im Zuge von Nebenbahn nach Oberkleen entstand in der Holz- Neubau- und Sanierungsmaßnahmen zwei Gassen heimer Straße ab 1910 die Lokomotivfabrik der – die Knoblauchgasse, die in Verlängerung der Gebr. Freitag. Die Stadt war damit vor dem Ersten Schulgasse (Kirchplatz) nördlich zur Stadtmauer Weltkrieg zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt führte und die Petersiliengasse, die weiter westlich und Industriestandort in der nördlichen Wetterau von der Stadtmauer mit einem rechten Winkel geworden. ebenfalls auf den Kirchplatz mündete371 . Im Zu- Die durchaus schwungvolle Stadtentwicklung sammenhang mit der Neubebauung dieses Bereichs der beiden Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg mit Mehrfamilienhäusern entstand hier 1985 die setzte sich in den zwanziger Jahren fort. Dabei Kugelherrenstraße, die vom Kirchplatz aus westlich, spielten Impulse von außen eine immer herausra- die Korngasse kreuzend, über die Apothekergasse gendere Rolle. Im Jahre 1919 wurde die Menguin bis zur Wetzlarer Straße führt. Ebenso veränderte AG aus Dillingen im französisch besetzten Saar- sich in den späten 1980er Jahren der Blockinnen- land nach Butzbach verlegt und nördlich der Stadt bereich zwischen Wetzlarer Straße, Hirsch- und Neugasse mit dem Bau eines Zierbrunnens und angesiedelt366 . Mit 2.500 Arbeitnehmern im Jahre 1923 war dieses Werk der Schwerindustrie der einiger Wohnungen. Ähnliche Veränderungen lau- größte Arbeitgeber im weiten Umkreis und Butz- fen gegenwärtig (1997) im Block zwischen Teich- bach wurde rasch zum Ziel zahlreicher Einpendler. und Schlossstraße sowie Griedeler Straße ab. Gleichzeitig setzte die Bebauung mit Ein- und All diese Maßnahmen hängen mit einer tiefgrei- Zweifamilienhäusern verstärkt ein. Besonders zwi- fenden, seit dem Kriegsende laufenden strukturel- schen Solmser- und Taunusstraße im Südosten len Wandlung der Altstadt zusammen. Kennzei- entstanden Reihen- und Siedlungshäuser, ebenso chen davon waren zunächst in den 1950er und wie zwischen der Altstadt und dem nördlich gele- 1960er Jahren das völlige Verschwinden der Land- genen Industriegebiet die sogenannte Schneider wirtschaft und Viehhaltung aus der Altstadt. Ab den 1960er Jahren erfolgte dann der Umzug vieler Siedlung367 . kleinerer Handwerks- und Gewerbebetriebe in die Schließlich wurde Butzbach im Jahre 1934 auch Industriegebiete um die Stadt. Dadurch wurden die wieder Garnisonsstadt, nachdem der Standort 1895 zahlreichen Stallungen, Scheunen, Werkstätten und aufgelöst worden war. Neben den alten Kasernen- Nebengebäude überflüssig und wurden in der Fol- gebäuden im Schlossbereich entstand ab 1934, zu- ge abgerissen oder dem Verfall preisgegeben. Erst

368 GILLMANN, Butzbach S. 60-61. 364 WOLF, Main-Weser-Bahn, Nr. 117. 369 HEIL, Royal Air Force S. 198-200; WAGNER, Vor 40 Jah- 365 WOLF, Main-Weser-Bahn, Nr. 117. ren S. 54-56. 366 Vgl. Umlandkarte 1:25.000 von 1985/86. 370 Karte Siedlungsentwicklung von 1858/67 bis 1992. 367 SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 85. 371 WERNER, Alte Namen S. 40 und 51.

35 Hessischer Städteatlas – Butzbach seit den 1980er Jahren werden sie verstärkt erhalten die Rhein-Main-Metropole gefördert373 . Im Jahre und einer neuen Nutzung – sei es als Wohn- oder 1993 wurde in Butzbach mit 14.761 qm, nach Geschäftsraum – zugeführt. Friedberg und , mit großem Abstand zu Der erwähnte Abzug der Handwerks- und Ge- den anderen Städten und Gemeinden des Wetterau- 374 werbebetriebe aus der Altstadt kam in besonderem Kreises, der meiste Wohnraum genehmigt . Maße dem großen, ab den 1950er Jahren entste- henden Industriegebiet im Osten der Stadt zugute. IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau Der entscheidende Impuls ging hierbei wohl von der Karten und Hinweise auf ihre Quellen dem 1953 eröffneten Anschluss an die bereits 1937 erbauten Autobahn A 5 Frankfurt-Kassel aus. Mitte 1. Katasterkarte 1858/67, 1:2.500 der 1980er Jahre schob sich dieses Gewerbegebiet bis an die Autobahn heran, womit sich die Sied- Die Katasterkarte von Butzbach beruht auf 35 lungsflächen von Butzbach und Griedel annähernd Blättern aus den zwei Bänden „Parzellen Karten berührten372 . In dem ersten großen Stadterwei- der Gemarkung Butzbach von 1858-67“ im Stadt- terungsgebiet westlich der Bahnlinie wurden in den bauamt Butzbach. Diese älteste vollständige, exakt Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nach und vermessene Katasteraufnahme von Butzbach be- nach die noch bestehenden Baulücken geschlossen. steht aus einer Vielzahl von Inselkarten mit Grund- In dem Block zwischen Taunus-, Emil-Vogt- und rissen und Flurnamen. Die in unterschiedlichen Kleebergerstraße und dem Waldgebiet entstand ab Größen im Maßstab 1:250, 1:500 und 1:1.000 1958 ein neues Schulzentrum mit Gymnasium und handgezeichneten Karten enthalten keine Hinweise Kreisberufsschule sowie noch weiter nordwestlich auf ihre geographische Ausrichtung, die Himmels- ein Freischwimmbad. Nördlich von der Kleeber- richtung ist in der Regel nicht vermerkt. Die gerstraße begann 1954 der Bau einer großen Sied- Grundrisse werden in verschiedenartigsten Dre- lung für Zivilangehörige der amerikanischen Streit- hungen wiedergegeben, wobei die günstigste Aus- kräfte, an die sich in den 1960er Jahren schließlich nutzung des Zeichenkartons für den jeweiligen noch das Einfamilienhauswohngebiet Degerfeld als Ausschnitt auf der Arbeitsvorlage entscheidend annähernd eigenständige Siedlung mit Schule und gewesen zu sein scheint. Gemeindezentrum anschloss. Der siedlungsgenetisch Die einzelnen Zeichnungen, die die gesamte eigenständige Charakter der Siedlung Degerfeld Gemarkung von Butzbach, Ortslage der Stadt mit zeigt sich auch im Raster ihrer Straße. Während die umgebender Flur, umfassen, sind in zwei Bänden gesamten westlich der Eisenbahnlinie gelegenen gesammelt. Grundlage für die vorliegende Publika- Stadterweiterungsgebiete – abgesehen von dem tion im Hessischen Städteatlas bilden die Blätter Komplex der Zellenhaftanstalt – von langen ost- Nr. 3-30, 33, 39, 40, 50, 55, 56 und 60. westgerichteten Hauptstraßen und nord-südver- laufenden Nebenstraßen in unregelmäßige recht- Während bei der Erstellung der Gemarkungs- eckige Straßenblöcke eingeteilt wird, sind hier reine karte 1858/67 nie beabsichtigt worden ist, die In- Erschließungsstraßen, teilweise Sackgassen, ange- selkarten zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, legt worden. Im Norden war damit die Siedlungs- sondern lediglich die Unterlagen der Finanzbehör- fläche der Stadt bis auf rund 500 m an das de zur Besteuerung von Grundbesitz ergänzen soll- benachbarte Pohl-Göns herangerückt. ten, führt die Bearbeitung im Städteatlas die Einzel- blätter zu einer Rahmenkarte im Maßstab 1:2.500 Im Südosten der Altstadt zwischen Griedeler zusammen, um den genordeten Grundriss von Straße (B 488) und Hoch Weiseler Straße (K 15) Butzbach in seiner umgebenden Flur wiederzu- hat sich seit den 1950er Jahren ein drittes Straßen- geben. raster ausgebildet, das mit der Großen Wendel- straße, Am Hetgesborn und der Ost- bzw. Süd- Die Kartenvorlagen des 19. Jhs. enthalten keine umgehung drei Hauptstraßen aufweist, die kon- Hinweise auf die Nutzung der einzelnen Parzellen zentrische Kreisausschnitte beschreiben und von durch Kolorit. Um die Katasterkarte dennoch in mehr oder minder radial verlaufenden Nebenstra- Farbe wiederzugeben und alle Flächen nach ihrer ßen geschnitten werden. Das rasche Wachstum der Struktur und Beschaffenheit zu unterscheiden und hier entstehenden Wohn- und Gewerbegebiete ist darzustellen, wurde das „Grundbuch der Gemar- gegenwärtig (1997) noch nicht abgeschlossen und kung Butzbach“ herangezogen, das um 1858 an- wird durch die gute Auto- und Bahnanbindung an gelegt worden und in vier Bänden plus einen Sup-

373 WOLF, Main-Weser-Bahn, Nr. 117. 372 Vgl. Umlandkarte 1:25.000. 374 Hess. Gemeindestatistik 1994, S. 60 und 81.

36 Hessischer Städteatlas – Butzbach plementband im Stadtarchiv Butzbach überliefert gedehnte ebene Flächen, besser erkennbar zu ist. Das Grundbuch liefert unter anderem Angaben machen. Die Zufügung von Isohypsen und Hö- über die Art der Grundstücke, ob es sich um Gär- henpunkten, die in der Überlieferung des 19. Jhs. ten, Äcker, Wiesen oder Grundgüter anderer Art fehlen, erlaubt in mancher Hinsicht Rückschlüsse handelt (siehe hierzu Legende zur Katasterkarte auf die Stadtgeschichte, die ohne Geländekennt- mit Farbsignaturen). Zur Ermittlung der Gebäude- nisse unmöglich blieben. So lässt sich mit Hilfe nutzung, der öffentlichen und der militärisch ge- der Höhenlinien der Gang der Besiedlung ablesen, nutzten Gebäude im Schlossbereich wurden zur Ausdehung der Stadt unbrauchbare Bereiche außerdem das „Brandkataster über Gebäude in der werden erkennbar und können von siedlungsgüns- Gemeinde Butzbach, Orts-Exemplar“ ab 1858 im tigen topographischen Voraussetzungen unterschie- Stadtarchiv Butzbach sowie die „Karte über die Rei- den werden. Die Höhenangaben für Butzbach, tercaserne in Butzbach“ von 1846 und der „Reiter- wiedergegeben in Form von Linien (graphisch caserne in Butzbach mit Umgebung und Neubauten“ geschieden nach Abständen von 1 m, 5 m und 10 (Lageplan von 1852) herangezogen375. Die schriftlich m) und Punkten, entstammen der „Deutschen in den Grundsteuerakten und Flurbüchern von Butz- Grundkarte 1:5.000“ von 1962 und dem Teil- bach aus dem dritten Viertel des 19. Jhs. überlieferten lageplan Nr. 768840, Blatt. Nr. 4.08.21 „Stadt Angaben, ermöglichen es, ein bisher nicht vorlie- Butzbach Entwässerung“ im Maßstab 1:1.000 von gendes farbiges Bild von Butzbach und seiner Ge- 1985 im Katasteramt Friedberg. markung herzustellen, das die Nutzung einer jeden Fläche inner- und außerhalb der Stadt erkennbar 2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1832/50), macht, die nun erstmals vom Betrachter im Zu- 1:25.000 sammenhang abgelesen werden kann. Die farbigen Katasterkarten des Hessischen Städteatlas sind so- Die Grundlage der Ansicht aus dem 19. Jh. bildet mit Quelle und Neuschöpfung zugleich; Quelle die „Karte von dem Grossherzogthume Hessen“376 . aufgrund ihrer Herkunft aus archivalischer Überlie- Militärische Interessen lagen der Schaffung dieser ferung der Gemarkungs- bzw. Parzellenkarten, der detaillierten Übersicht in erster Linie zugrunde. Katasterakten und Flurbücher, Neuschöpfung in- Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. konzen- folge der Umsetzung zu einem bislang nicht vorlie- trierten sich kriegerische Auseinandersetzungen genden Gesamtbild mit vereinheitlichtem Maßstab nicht mehr nur auf einzelne Feldschlachten oder und informationstragender Farbgebung auf vorge- Belagerungen von fortifikatorisch wichtigen Punk- gebenem Grundriss. ten wie Burgen und Festungen, sondern sie wurden Zur Quellenedition gehören auch Übernahme als Flächenkriege geführt, erfassten ganze Land- und Wiedergabe der Flurnamen, die sich in der Ori- schaften und machten so ausgedehnte Gebiete zum ginalüberlieferung der Gemarkungs- bzw. Parzellen- Schauplatz gegnerischer Kämpfe. Die benutzten karten befinden. Die dortigen handschriftlichen Ein- Kartenblätter geben auch kleinere topographische tragungen erscheinen in der Katasterkarte im Druck. Details – Steinbrüche, einzelstehende Gebäude, Unterschieden werden nach Schriftart und -größe etwa das „Pulverhäuschen“ 900 m nördlich der die Bezeichnungen für Flur und Gewann, Platz, Altstadt – plastische Geländedarstellung, klare Orts- Gebäude und Hof, Verkehrsweg und Gewässer grundrisse, deutliches Gewässernetz sowie insbe- (siehe hierzu Legende zur Katasterkarte). Fehlen im sondere das genaue Chausseen-, Straßen- und Wege- Original für die Stadtgeschichte wichtige Angaben, system wieder. Die Karten sind daher eine bedeu- etwa die Bezeichnung von öffentlichen Gebäuden tende Quelle für Landes- und Siedlungsgeschichte (Rathaus, Kirche, Amtshaus u.ä.), werden diese für sowie für die historische Geographie. Zwei Origi- den heutigen Benutzer unverzichtbaren Informatio- nalblätter, Blatt 23 Großenlinden und Blatt 22 nen aus anderen, möglichst zeitnahen Quellen in die Gießen, im Maßstab 1:50.000 wurden für die Wie- bearbeitete Karte übernommen und in Klammern dergabe im Hessischen Städteatlas zu einer Karte ergänzend hinzugesetzt. im Maßstab 1:25.000 zusammenmontiert. Als zusätzliche Interpretationshilfe enthalten alle im Hessischen Städteatlas publizierten Katas- terkarten Höhenlinien – bzw. wo deren Angabe 376 Karte von dem Grossherzogthume Hessen aufgenommen nicht möglich war Höhenpunkte, um die topogra- vom Großherzoglich Hessischen Generalquartiermeister- phischen Gegebenheiten und die Niveauverhält- stab zwischen 1823 und 1840 und 1832-50 vom General- stab bearbeitet und herausgegeben. Die 31 einfarbigen nisse, etwa steile Geländeabbrüche oder aus- Blätter dieses großmaßstäbigen, flächendeckenden Kar- tenwerks sind nachgedruckt vom Hess. Landesvermes- sungsamt Wiesbaden. Zum Kartenwerk BARTH, Karte 375 HStAD P 11 Nr. 365. vom Grossherzogthume Hessen S. 185-192.

37 Hessischer Städteatlas – Butzbach

Die Darstellung im vorliegenden Kartenwerk überregionalen Verkehrsnetzes über die alte Infra- veranschaulicht Butzbachs Lage in einer großflä- struktur gelegt. Der Hauptdurchgang in nordsüd- chigen Feldflur, am Rand der östlich und südlich licher Richtung führt nicht mehr durch Butzbach, sich fortsetzenden, intensiv ackerbaulich genutzten sondern über die rund 1.000 m östlich gelegene Wetterau, während die westlich anschließenden Autobahn A 5 Frankfurt-Kassel. Waldgebiete des Taunus fast die gesamte linke Hälfte der Karte einnehmen. Höhenlinien fehlen; 3. Entwicklungskarte des Ortes vom nur die groben Schraffuren geben einen vagen Ein- Mittelalter bis 1858/67, 1:2.500 druck vom Relief. Noch deutlich hebt sich in dieser Zeit der mittelalterliche Stadtkern von Butzbach Die Karte zur Veranschaulichung der siedlungsto- ab. Stadtmauer sowie die äußerste Wallanlage sind pographischen Entwicklung Butzbachs vom frühen wahrzunehmen. Ebenso klar erkennbar ist aber Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jhs. basiert auf der auch die Überschreitung der Stadtmauer, der bishe- Katasterkarte von 1858/67 im Maßstab 1:2500. Sie rigen städtischen Bebauungsgrenze, und die Aus- soll in größeren Zügen die räumlichen Verände- weitung im Norden entlang der Wetzlarer Straße rungen bis zur endgültigen Überschreitung des mit- und im Süden entlang der Weiseler Straße. Drei telalterlichen Siedlungsraums aufzeigen, der von Chausseen führen von Butzbach weg: nach Nor- der Stadtmauer des 14. Jhs. und dem äußersten den in Richtung Gießen, nach Süden in Richtung Wallring in einen inneren und äußeren Bereich Frankfurt und nach Osten in Richtung Lich. Sonst gegliedert wurde. Sieben Hauptphasen lassen sich sind nur schmale Wege von nachgeordneter Be- im Betrachtungszeitraum unterscheiden, die unter deutung eingezeichnet. Zusammenfassung stadthistorisch prägender Er- Die zwischen 1970 und 1977 eingemeindeten eignisse und Entwicklungen die entscheidenden Stadtteile Pohlgöns, Ebergöns, Hausen, Oes, Nie- räumlichen Entwicklungsschritte wiedergeben und der-Weisel und Griedel lagen Mitte des 19. Jhs. auf dem Kartenblatt in unterschiedlichen Farbstu- 378 noch in freiem Gelände inmitten ihrer weiten, un- fen dargestellt werden . Die Eintragungen er- bebauten Feldfluren. folgten überwiegend auf Grundlage der schrift- lichen Überlieferung und daraus hervorgegangener Literatur. Erst für die Neuzeit lagen, beginnend mit 2. b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1985/86), den Stadtansichten von Dilich um 1600, den 1:25.000 Zeichnungen von Landgraf Moritz und Valentin Wagner sowie den Stichen von Merian um die Der Ausschnitt aus den Topographischen Karten Mitte des 17. Jhs. und schließlich der Braubach- von 1985/86377 will in der Gegenüberstellung zum Karte von 1833, auch graphische bzw. kartogra- gleichen Blattausschnitt von 1832/50 die sied- phische Materialien vor, die zur Bearbeitung ge- lungstopographische Entwicklung des Raumes ver- nutzt werden konnten379 . anschaulichen. Noch immer hebt sich der Altstadt- kern von Butzbach mit seinem unregelmäßigen 6. bis 11. Jahrhundert Verlauf der engen Gassen, dem zentral gelegenen (Farbe: Rotbraun)380 Marktplatz und dem Schloss- bzw. Kasernenbe- Auch wenn erst für das späte 8. Jh. schriftliche reich ab. Allerdings ist dieser Kern längst nicht Zeugnisse über Butzbach vorliegen, ist bereits für mehr allein das herausragende topographische die früheren Jahrhunderte eine Siedlung archäolo- Merkmal der Karte. Daneben fallen die Autobahn gisch nachzuweisen. Die genaue Größe und Lage A 5, die Betriebsflächen der Eisenbahn und die der Siedlung lassen sich nicht mehr rekonstruieren. zahlreichen großen Fabrikhallen auf. Die Übergän- Sie wird aber wohl die mit rotbrauner Farbe ge- ge zu den eingemeindeten Dörfern sind im Falle von Griedel und Ebergöns schmaler geworden. Die alten Verbindungswege zwischen den Orten folgen zwar weiterhin im wesentlichen ihrem alten 378 Siehe oben Kap. II.1.-3. mit ausführlichen Erläuterungen Verlauf, wie ein Vergleich der beiden Kartenbilder zur siedlungstopographischen Entwicklung Butzbachs. zeigt, wurden aber durch Ausbau verbreitert und in 379 DILICH, Chronica, vor S. 67; MERIAN, Topographia, nach Teilen begradigt. Allerdings hat sich ein Teil des S. 26; StadtA Butzbach. Die wenig bekannten und nicht geschlossen publizierten Zeichnungen des Butzbacher Hofmalers Valentin Wagner lagern in den Graphischen Sammlungen Albertina in Wien. Die Zeichnungen Lgf. 377 Topographische Karte 1:25.000, Blatt 5517 Cleeberg, Hess. Moritz' finden sich in der Murhardschen- und Landes- Landesvermessungsamt Wiesbaden, Stand 1985, Ausgabe bibliothek Kassel, 2º Ms. Hass. 107, dazu HANSCHKE, 1987 sowie Blatt 5518, Butzbach, Hess. Landesvermes- Architekturzeichnungen S. 270-271. sungsamt Wiesbaden, Stand 1986, Ausgabe 1988. 380 Siehe dazu Kap. II.1.

38 Hessischer Städteatlas – Butzbach kennzeichnete Fläche westlich der Markuskirche chen des Ortes ab. Südlich der Stadt befand sich eingenommen haben. das vor 1440 eingerichtete Feldsiechenhaus.

12. Jahrhundert 17. Jahrhundert (Farbe: Rosa)381 (Farbe: Oliv)384 Besonders südlich des ursprünglichen Siedlungs- Mit oliver Farbe ist die einzige wesentliche sied- kerns dehnte sich das Dorf Butzbach weiter aus lungstopographische Veränderung des Jahrhunderts und erstreckte sich bis zum späteren Schlossbezirk. des Dreißigjährigen Krieges gekennzeichnet: die Die genaue Größe und exakte Umgrenzung der teilweise Überbauung des ehemals annähernd recht- Siedlung ist nicht bekannt. Ihre vermutete Ausdeh- eckigen Marktplatzes unter anderem durch eine nung ist in rosa Farbe angedeutet. Schirn. Östlich der Stadt entstand im Zusammen- hang mit den großen Pestzügen der ersten beiden Zweite Hälfte 13. / frühes 14. Jahrhundert Jahrzehnte des 17. Jhs. der neue Friedhof. (Farbe: Gelborange)382 Entwicklung bis 1858/67 Bereits im Laufe der zweiten Hälfte des 13. Jhs. 385 bildete sich südwestlich der bestehenden dörflichen (Farbe: Blaugrün) Siedlung eine Art Marktplatz, der nach und nach Ab der zweiten Hälfte des 18., verstärkt in der von Gebäuden umbaut worden ist. Gleichzeitig ent- ersten Hälfte des 19. Jhs. entwickelten sich an den stand weiter südlich eine erste kleine Burganlage, Ausfallstraßen im Süden und Norden vor den die man sich als mottenähnliche Wasserburg vor- Stadttoren kleine Vorstädte. Diese siebte Stufe der zustellen hat. Die wahrscheinliche Ausdehnung ist siedlungstopographischen Entwicklung wird in blau- in gelboranger Farbe wiedergegeben. grüner Farbe wiedergegeben.

14. Jahrhundert 4. Entwicklung der Stadt von 1858/67 bis 1992, (Farbe: Gelb) 1:5.000 Zwischen 1321 und 1368 wurde die zur Stadt er- hobene Siedlung mit einer Mauer umgeben, die nur Bis weit in das 19. Jh. blieb Butzbach im wesent- noch durch drei Tore, dem Griedeler Tor, dem lichen auf den mittelalterlichen Siedlungsraum in- Weiseler Tor und dem Wetzlarer Tor Zugang ge- nerhalb der Mauer beschränkt und hatte nur klei- währte. Besonders der Bereich westlich der Weise- nere vorstädtische Siedlungen vor zwei Stadttoren ler Gasse wurde damals bebaut. Ebenso schloss gebildet. Erst der Eisenbahnbau und die Entfal- man die Lücken zwischen der bestehenden Sied- tung zum wichtigsten Gewerbestandort in der lung und der Stadtmauer. Lediglich im Süden und nördlichen Wetterau brachten ab dem ausgehenden im späteren südöstlichen Schlossbezirk waren um 19. Jh. die entscheidenden Veränderungen und Im- die kleine Burg noch große freie Flächen vorhan- pulse zur Ausdehnung des Siedlungsbereichs, dessen den. Außerhalb der Stadtmauer, südlich an der Wachstum bis zum ausgehenden 20. Jh. noch im- Weiseler Straße gelegen, befand sich der seit 1371 mer nicht abgeschlossen ist. nachweisbare Spitalbezirk. Die damals bebauten Das Atlasblatt zur Verdeutlichung der sied- Flächen sind in gelber Farbe dargestellt. lungstopographischen Vorgänge in Butzbach basiert auf einer Flurkartenmontage des Landesvermes- 15./16. Jahrhundert sungsamtes Wiesbaden 1:5.000 aus dem Jahr 1992. (Farbe: Gelbgrün)383 Sechs Zeitstufen zeigen den Gang der Stadterweite- rung von den 1860er Jahren bis zum Ende des 20. Ab dem 15. Jh. wurde die letzte große Freifläche 386 innerhalb des Mauerberings im Bereich von Färb- Jhs. . Ausgehend vom Zustand des Ortes zur Zeit und Langgasse teilweise bebaut. Ebenso errichtete des Urkatasters 1858/67 (siehe Karteneintrag in vio- man das spätere Solmser Schloss und die Landgra- lett) werden die weiteren Hauptphasen räumlicher fen von Hessen ließen mehrere Wirtschaftsgebäude Ausdehnung in unterschiedlicher Farbgebung dar- errichten. Dieser Bereich ist in gelbgrüner Farbe gestellt, um den Verlauf der Bebauung und die gekennzeichnet und hebt sich durch die größeren schließlich erreichte Besiedlungsdichte mit graphi- Parzellen auch deutlich von den altbebauten Berei- schen Mitteln sichtbar zu machen. Die Eintragungen

381 Siehe dazu Kap. II.1. 384 Siehe dazu Kap. II.3. 382 Siehe dazu Kap. II.2. 385 Siehe dazu Kap. II.3. 383 Siehe dazu Kap. II.3. 386 Vgl. Kap. III.1.-2.

39 Hessischer Städteatlas – Butzbach der Jahre 1909/11387 (rot), 1935/38 (rotorange), hervortreten, in denen aufgrund der Geländesitua- 1954 (orange), 1972 (gelborange) und 1992 (gelb) tion besonders günstige Bedingungen bzw. weniger beziehen sich auf die mit Wohnhäusern bzw. mit geeignete Voraussetzungen für die Siedlungsent- Nutzgebäuden bestandenen Parzellen. Bis zum Jahr wicklung und damit für die Herausbildung von 1992 gebäudefreie Flächen sind in Hellgrau gehalten, Städten herrschten. um sie von den weißen Verkehrsflächen (Straßen Der untere Abschnitt des Atlasblattes enthält und Plätzen) und bebauten Bereichen deutlich zu die Legende zur Katasterkarte von 1858/67 mit unterscheiden. Die Angaben über die Ausdehnung Erläuterungen zu Farben, Signaturen und Beschrif- der Besiedlung wurden zu den gewählten Stichjah- tungen, die in der Darstellung von Butzbach im 19. ren topographischen Karten im Maßstab 1:25.000 Jh. verwandt worden sind. entnommen und in die Basiskarte 1:5.000 im Städte- atlas übertragen. Weiterhin finden sich hier die Nachweise über alle Quellen, auf denen die historische Kataster- karte beruht und die zu ihrer Bearbeitung herange- 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 zogen worden sind. Gesondert werden die An- Die jüngste Darstellung von Butzbach zeigt das gaben über die Herkunft der Höhenlinien und Atlasblatt 1:5.000 aus dem Jahr 1992388 . Bei dieser Höhenpunkte aufgeführt. Karte handelt es sich um eine Montage von Flur- karten aus dem Katasteramt Friedberg. Deutlich hebt sich der runde Altstadtbereich von der jünge- ren Bebauung des 19. und 20. Jhs. ab. Während größere und kleinere Industriebetriebe bevorzugt Standorte entlang der Eisenbahnlinien und mit direktem Anschluss an die Autobahn 5 einnehmen, entwickeln sich im Westen und Südosten reine Wohngebiete, die von der amerikanischen Zivil- siedlung Hunnenburg, der Schrenzer Kaserne so- wie großzügigen Schul- und Sportanlagen unter- brochen werden.

6. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 Legende der Katasterkarte Die Karte 1:750000 zeigt das Bundesland Hessen in seinen seit 1945389 gültigen Grenzen unter Ein- beziehung der räumlichen Übergänge zu den sechs Nachbarländern Nordrhein-Westfalen, Niedersach- sen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die Übersicht veranschaulicht die geographische Lage und Verteilung der Städte Arolsen, Bad Hersfeld, Butzbach, Dieburg, Hom- berg/Ohm, Limburg, Michelstadt und Wetter, die zur ersten Lieferung des Hessischen Städteatlas ge- hören. Die aufgenommenen Flüsse und in Schum- merung angedeuteten Gebirgszüge bieten Orien- tierungshilfen im Raum und lassen jene Gebiete

387 Topographische Karten 1:25.000, Blätter Butzbach 5518 und Cleeberg 5517. 388 Butzbach 1992, 1:5.000, Flurkartenmontage aus Vorlagen 1:5.000, Hess. Landesvermessungsamt Wiesbaden. 389 REULING, Verwaltungs-Einteilung S. 171, 175-176 mit Karte 26b Verwaltungseinteilung 1939 und 1955, Sonder- karte Hessen 1946.

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V. Gebäudeverzeichnis M: Durchmesser ca. 6 m, wenig höher als die Mauerkrone EB: im 14. Jh. Das vorliegende Gebäudeverzeichnis soll dem Benutzer der EW: 1368 (?) Kartenblätter, insbesondere der historischen Entwicklungs- A: vor 1890 karten, und dem Leser der Begleittexte in möglichst knapper LQ: OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 8; OTTO, Wehr- Form die wesentlichen Daten und Fakten zu den für die Stadt- verfassung S. 59 entwicklung wichtigen Bauten erschließen sowie deren Lokali- sierung in den Karten erleichtern. Die einschlägigen Infor- Bahnhof mationen wurden aus den Schriftquellen, den publizierten 1) archäologischen Befunden und der wichtigsten Literatur gezo- AB: Stationshaus gen, ohne dass Vollständigkeit beansprucht werden soll. Es L: Ludwigstraße sind die greifbaren Bauwerke seit der frühesten Besiedlung EB: 1853 aufgenommen sowie die Gebäude des 19. und besonders des LQ: GILLMANN, Ansichten Nr. 11; WOLF, Altes und 20. Jhs., letztere sofern sie zur Erklärung der neuzeitlichen unbekanntes Butzbach S. 19 Siedlungsentwicklung von Bedeutung sind. 2) Ostbahnhof Die Gebäudedaten ordnen sich nach folgenden Kriterien: L: Griedeler Straße AB Andere Bezeichnung EB: 1904 L Lage LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 133 F Funktion Ballhaus M Maße/Bauart L: südlich der Kasernenstraße (ehem. Schloßgasse) EB Erbauung/Anlage F: Reit- und Sporthalle, nach 1818 gedeckte Reitbahn EW Erwähnung der Kavalleriekaserne U Umbau/Renovierung EB: 1633/34 A Abriss/Auflösung LQ: DIEHL, Landgraf Philipp S. 25; WERNER, Alte N Neubau Namen S. 14 LQ Literatur/Quellen Befestigungswerke Die häufigen Namens- und Nutzungsänderungen einzelner → Bollwerk Bauten erforderten eine Kriterieneinteilung in AB (andere → Burgmauer Bezeichnung) und F (Funktion) bei dem jeweiligen Hauptein- → Stadtmauer trag, auf den Querverweise hinführen. → Tore/Pforten → Türme Amtsgericht → Zwingermauer L: Färbgasse, an der südlichen Stadtmauer EW: 1879 Bollwerk LQ: SCHUNK, Zeittafel S. 132 L: vor dem Wetzlarer Tor → Solmser Schloss F: Torsicherung EB: verm. um 1500 Backhaus A: spätestens 1811 fürstliches LQ: Stich von DILICH 1605; WOLF, Sehenswertes L: am Meierhof, nahe des Griedeler Tores Butzbach EW: 1676 LQ: WERNER, Alte Namen S. 13 Brauhaus 1) städtisches L: in der Färbgasse L: unbekannt F: für alle Bürger nutzbares Brauhaus EW: 1344 EW: 1430/81 LQ: BAUR, UB Arnsburg Nr. 717 A: 1818/23 LQ: WERNER, Alte Namen S. 16, 25; GILLMANN, Badehaus/-stube Ansichten Nr. 7; OTTO, Butzbach im Mittelalter jüdisches S. 43 → Mikwe 2) christliches L: an der Chaussee nach Wetzlar, vor der Stadtmauer 1) F: für alle Bürger nutzbares Brauhaus (bis 1850) L: Badborngasse EB: vor 1819 EW: 1367 A: 1850 A: 26. Nov. 1944 (Kriegseinwirkung) U: 1901 LQ: WERNER, Alte Namen S. 13; WAGNER, Vor 40 LQ: GILLMANN, Ansichten Nr. 7 Jahren S. 54-56 → Elektrizitätswerk 2) L: Badborngasse Burg EW: 1407 L: südlich des Ballhauses LQ: WERNER, Alte Namen S. 13 F: Sitz der Dorf- bzw. Stadtherren M: Motte mit ca. 40 m Durchmesser, Badturm Mauer und Wassergraben L: Badborngasse, im westlichen Teil der Stadtmauer EB: vermutlich 2. H. 13. Jh. F: Stadtbefestigung

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EW: 1310 Feuerbacher Hof A: wohl vor 1500 AB: Fauerbacher Hof LQ: BAUR, UB Arnsburg, Nr. 398; HORST, Geschichte L: nördlich der Roßhorngasse Butzbachs S. 47 F: möglicherweise Freihof aus vorstädtischer Zeit EW: 1335 Diebsturm U: 1439/16. Jh. AB: Hexenturm, Monchetorn LQ: WERNER, Alte Namen S. 24; WOLF, Sehenswerte L: nordöstlicher Bereich der Stadtbefestigung Butzbach F: Mauerturm, Kerker M: 20 m hoch, 6 m Durchmesser Forstamt EB: zw. 1321 und 1368 L: Griedeler Gasse 23 EW: 1427 EW: 1823 LQ: OTTO, Butzbach im Mittelater S. 8; WOLF, Butz- LQ: Magistrat, Weidig S. 39 bach; OTTO, Wehrverfassung S. 59; WERNER, Alte Namen S. 20 Frankfurter Hof → Kerker L: vor dem Weiseler Tor, an der Chaussee nach Friedberg Elektrizitätswerk F: vornehmer Gasthof, 1818 bis um 1836 Offiziers- L: vor der Stadtmauer, nördlich der Wetzlarer Gasse kasino F: Generatorenhalle der Stadtwerke EB: 1801/02 EB: 1897 LQ: WOLF, Butzbach; StadtA Butzbach, Abt. X.2 U: 1901, 1904/05 (Beh. Nr. 95) A: 1912/13 LQ: Städtisches Museum Butzbach Friedhof christlicher Eulenturm 1) → Euresturm L: um die St. Markuskirche F: Bestattungsplatz für die christliche Bevölkerung Euresturm und die Kugelherren, im 18. Jh. Bleichplatz AB: Eulenturm EB: um 1200 L: westlicher Teil der Stadtbefestigung EW: 1453 F: Mauerturm A: Anf. 17. Jh. M: 20 m hoch, 6 m Durchmesser LQ: WERNER, Alte Namen S. 39 EB: 14. Jh. → St. Markus A: 1891/92 2) LQ: GILLMANN, Euresturm S. 142-143 L: vor dem Griedeler Tor, an der Chaussee nach Lich F: Bestattungsplatz für die christliche Bevölkerung Evangelische Kirche EB: ab 1611 → St. Markus LQ: GILLMANN, Heimatstadt S. 14; HORST, Geschichte Butzbachs S. 182-183 Falkensteiner Schloss → Leichenhaus → Schloss jüdischer Färberei 1) L: Färbgasse L: vor dem Wetzlarer Tor, etwas nördlich der Juden- F: Hauptgebäude der Firma Braubach gasse EB: 1848 F: Bestattungsplatz für die jüdische Bevölkerung LQ: JOHANN, Handwerk S. 46-47 EW: 1476 A: 2. H. 17. Jh. Farbenfabrik Küchel LQ: MAIMON, Germania Judaica 3,1, S. 199; L: Weseler Straße, südlich der St. Wendelkapelle BATTENBERG, Quellen Nrn. 883, 926 EB: 1857/62 2) LQ: Prospekt des Stadtmuseums Butzbach L: nordöstlich neben dem christlichen Friedhof (2) F: Bestattungsplatz der jüdischen Bevölkerung Fauerbacher Hof EB: 1850 → Feuerbacher Hof A: 1938 (Instandsetzung 1947) LQ: ARNSBERG, Gemeinden 1, S. 108

Feldsiechenhaus Fruchtspeicher L: südlich der Stadt, an der Chaussee nach Friedberg → Solmser Schloss F: Leprosorium EB: 14. Jh. Gartenhaus EW: vor 1440-1560 L: im Lustgarten, nahe der Stadtmauer A: 1560 F: Gärtnerwohnung und Gewächshaus LQ: WOLF, Kirchengemeinde S. 53; M: etwa 16 x 7 m LARRABEE/SCHUNK, Feldsiechenhaus S. 193 EB: 1618 → Heiligkreuzkapelle U: 1621 A: Anf. 19. Jh.

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LQ: DIEHL, Landgraf Philipp S. 30; WOLF, Landgra- Hessischer Hof fenschloß S. 62-63 L: Weiseler Straße 43, an der Chaussee nach Friedberg Gasthof Hirsch F: Gasthof, ab ca. 1836 Offizierskasino → Post EB: 1834 LQ: Wendelinskapelle S. 32 Gasthof Zell L: an der Chaussee nach Gießen Hexenturm EB: vor 1831/32 → Diebsturm LQ: StadtA Butzbach Rechnungsbücher; Auskunft D. WOLF, Stadtmuseum Butzbach Hochzeitshaus → Solms-Braunfelser Hof Gefängnis → Kerker Hospital → Zellenhaftanstalt L: ehem. Tertiarinnenhaus in der Korngasse EB: 1550 Gerberei LQ: DIEHL, Reformationsbuch S. 149 L: im Stadtgraben östlich des Weiseler Tores → Spital F: Gebäude und Gruben für die Lohgerberei EW: 1625 Judenschule A: vor 1900 L: in der Judengasse, nicht näher zu lokalisieren LQ: JOHANN, Handwerk S. 52 F: Bethaus der Judengemeinde EW: 1384, 1466 Gießübel LQ: HELLRIEGEL, Geschichte S. 29. AB: Gießabel, Zunfthaus L: Griedeler Gasse, am Kirchhof, südlich der Markuskirche, genaue Lage unbekannt Kaltes Bad F: Zunfthaus des Wollhandwerks → Mikwe EB: vor 1398/99 EW: 1419, 1454 Kapellen A: 1633 L: vor dem Wetzlarer Tor, nicht näher zu lokalisieren LQ: WERNER, Alte Namen S. 27; HORST, Geschichte EW: 1485 Butzbachs S. 202; OTTO, Geschichte des Gewer- A: im 16. Jh. bes S. 449; WALLNER, Gissübel S. 23 und 36 LQ: OTTO, Butzbach im Mittelalter S. 11 → Heiligkreuzkapelle Graben → Schlosskapelle → Stadtmauer → St. Michael → Wall-, Grabenanlage → St. Wendel

Gräberfeld Kaserne L: westlich vor der Stadt 1) amerikanische EB: 2./3. Jh. L: ehem. Landgrafenschloss A: ca. 300 n. Chr. F: Gebäude der amerikanischen Garnison LQ: HORST, Geschichte Butzbachs S. 27; MÜLLER, EW: 1950/52 Untersuchungen Tf. 25 A: 1991 LQ: WOLF, Landgrafenschloss S. 64-66 Griedeler Tor 2) Infanteriekaserne L: an der Chaussee nach Lich L: im Bereich des Schlosses einschließlich F: Mauerdurchlass bestehender Gebäude M: Doppeltoranlage EW: 1897-1918 und 1935-1945 EB: 1321/68 3) Kavalleriekaserne EW: 1373 L: im Bereich des Schlosses einschließlich U: vor 1466 (Vortor) bestehender Gebäude A: 1826/43 EB: ab 1818 LQ: WERNER, Alte Namen S. 29; OTTO, Butzbach im A: 1896 Mittelalter S. 10 Kastell „Hunnenburg“ Haus Weide L: ca. 500 m nordwestlich der Stadt, L: Färbergasse 5 östlich der Römerstraße F: Wohnhaus des Stadtphysikus F: römisches Militärlager zur Limessicherung EB: 1725 EB: Ende 1. Jh. LQ: WOLF, Sehenswertes Butzbach Nr. 12 A: Mitte 3. Jh. LQ: BAATZ, Kastell Hunnenburg S. 1-16 Heiligkreuzkapelle L: Feldsiechenhaus, Chaussee nach Friedberg Kleinkastell „Degerfeld“ EB: 1481/84 L: ca. 1,5 km nordwestlich der Stadt LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 51, 53 F: römisches Kleinkastell zur Sicherung eines → Feldsiechenhaus Limesüberganges

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EB: Ende 1. Jh. Markuskirche A: Mitte 3. Jh. → St. Markus LQ: BEHRENS, Butzbach S. 8; MÜLLER, Untersuchungen S. 9-10 Mädchenschule L: im Schulhaus vor dem Wetzlarer Tor Kerker F: Realschule für Mädchen → Gefängnis EW: 1889 A: 1910 Kirchen LQ: LARRABEE, Mädchenschule S. 21; SCHUNK, Butz- → St. Gottfried bach-Chronik S. 69, 79 → St. Josef Marstall → St. Markus 1) L: Erdgeschoss des Neuen Schlossflügels Kirchhof F: Pferdestall der Landgrafen → Friedhof (2) M: 40 x 14 m EB: 1609/11, 1617/19 Klöster U: 1818 → Kugelherrenstift LQ: DIEHL, Landgraf Philipp S. 6, 19, 24-25; Mur- → Tertiarinnenhaus hardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms Hass 107, Bl. 1r und 2v Königsteiner Schloss 2) → Schloss AB: Stallhaus L: westlicher Schlossbereich Kugelherrenhaus F: Pferdestall der Kavallerie, Remise → Kugelherrenstift M: 60 x 10 m EB: 1818 Kugelherrenstift U: 1896 AB: Kugelherrenhaus A: 1935 L: Sitz der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ 3) EB: ab 1468/69 AB: Stallbau A: 1555 L: nördlicher Schlossbereich LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 61-67; HELLRIEGEL, F: Büro- und Stallgebäude der Kavallerie Biel S. 76-77, Luftbild gegenüber S. 81 M: 95 x 12 m EB: 1818 Lahntor U: 1897 L: Nordwestlicher Teil der Stadtbefestigung, 4) Neuer Stallbau an der Chaussee nach Wetzlar L: östlich bzw. anstelle der Stadtmauer F: Chausseehaus und Mautstation, EB: zwischen 1833 und 1846 Vortor (bis 1810/11) EB: 1811 Mauern A: 1836 → Stadtmauer LQ: Butzbach Karte von 1833, StadtA Butzbach Mehlwiegehaus Landgrafenschloss L: Griedeler Gasse → Schloss F: Wohnhaus des städtischen Mehlwiegers und Waaghaus Leichenhaus M: 6 x 5,5 m L: auf dem Friedhof in der Griedeler Straße EB: 1699 M: ca. 11 x 10,5 m LQ: HORST, Geschichte Butzbachs S. 216 EB: Ende 18. Jh. NB: Mitte 19. Jh. Metzgerschirn U: 1953 L: am Marktplatz LQ: GILLMANN, Heimatstadt S. 14; HORST, Geschichte EW: Anf. 19. Jh. Butzbachs S. 183 LQ: HStAD P 11, Nr. 231 → Friedhof (1) Michaelskapelle Lohmühle → St. Michael 1) L: „Am kleinen Bach“ (1710) Mikwe EW: 1469, 1624/25, 1710 L: in der Judengasse (heute Hirschgasse), nicht näher LQ: WERNER, Alte Namen S. 13, 45; Solms- zu lokalisieren Braunfels’sches Archiv, Heyl’sches Repertorium F: Ritualbad der Juden von 1575, Bll. 176-177 LQ: Wird bei oder in der Judenschule gewesen sein

Lustgarten Monchetorn → Schlossgarten → Diebsturm

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Mühlen LQ: WOLF, Landgrafenschloß S. 62 → Lohmühle Rathaus Ostbahnhof 1) altes → Bahnhof (2) AB: Spielhaus L: Marktplatz, Ecke Korngasse Pesthaus F: Sitz des Stadtrates, Gefängnis, Arsenal AB: Leichenhaus EB: 14. Jh. L: auf dem Friedhof (2) nördlich der Griedeler Straße EW: 1373, 1441 F: Isolierstation für Pestkranke im Dreißigjährigen U: mehrfach im 14./15. Jh. Krieg, später Leichenhaus A: 1552/54 EB: 1627 N: 1559/60 [→ Rathaus, 2) neues] LQ: HORST, Geschichte Butzbachs S. 183 LQ: WERNER, Alte Namen S. 54, 67; HORST, Ge- schichte des Rathauses S. 66-75 Pfarrhaus 2) neues 1) L: Marktplatz, Ecke Korngasse L: östlich der St. Markus Kirche, Kirchplatz 12 F: Sitz des Stadtrates, Gefängnis, Arsenal, Betraum F: ehemaliges Kugelherrenhaus der jüdischen (1848-1926) und der katholischen M: 17 x 11 m Gemeinde (1878/79-1880) EB: ab 1468/69 M: 12,5 x 28 m U: zwischen 1845 und 1857 EB: 1559/60 LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 61-67; StadtA Butz- U: 1830, 1838, 1958 bach Abt. XII, 2, Konv. 177, Fasz. 4, April 1845 LQ: HORST, Geschichte des Rathauses S. 75-81; HEIL, 2) Rathaus-Bankkalender S. 38-39; FLECK, Ge- L: südöstlich der St. Markus Kirche, Kirchplatz 13 schichte S. 90-91 M: 13,50 x 15 m EB: 1850 Reitbahn AB: offene Reitbahn Pforte L: im ehemaligen Schlosshof 1) F: Reitbahn für die Kavallerie L: beim Solmser Schloss M: 62 x 32 m F: Mauerdurchbruch mit Brücke über den Graben EB: nach 1818 EB: 1603 EW: 1846 A: Anf. 19. Jh. A: 1896/97 LQ: Murhardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º LQ: Lageplan von 1846, HStAD P 11, Nr. 366, Neg. Ms. Hass. 107, Bl. 2v; DIEHL, Landgraf Philipp Archiv 1987, S. 21 S. 27 2) Reiterkaserne L: beim Landgrafenschloss → Marstall F: Mauerdurchbruch mit Brücke über den Graben → Reitbahn EB: 1617/18 → Schloss A: Anf. 19. Jh. Rektoratshaus Post L: nördlich von St. Markus, Kirchplatz 11 1) Alte Post EB: 1709 AB: Gasthaus Hirsch, Gasthaus Goldener Ritter LQ: WOLF, Sehenswertes Butzbach, Nr. 9; MEYRAHN, L: Hirschgasse, Ecke Weiseler Gasse Weidig S. 81 F: Gasthof und Posthalterei der Thurn- und Taxis’schen Post Rentamt, landgräflich-hessisches EB: 1592/1636 AB: Joutz’sches Haus EW: 1592, 1644, 1657 L: Weiseler Straße 5 A: 1857 F: Sitz des obersten hess.-darmstädtischen LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 60; kontrovers Beamten in Butzbach (bis 1819) dazu WOLF in DERS., Sehenswertes Butzbach; M: ca. 12 x 12,5 m HEIL, Johann Schott S. 192; MÜNKLER, Postregal EB: 1741 S. 48; HORST, Geschichte Butzbachs S. 196-198 U: 20. Jh. (Erdgeschoss) 2) Post LQ: HORST, Geschichte Butzbach S. 218; StadtA L: Weiseler Gasse, Ecke Bismarckstraße Butzbach, Abt. XVII, Abschn. 3, Konv. 2, Fasz. 1, F: Sitz des Reichspostamtes alte Nr. 260, neue Nr. 235 EB: 1888 A: 1964 Schloss LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 69 und S. 93 AB: Landgrafenschloss, Reiterkaserne, Kaserne L: südöstlicher Bereich der Altstadt Prinzenmauer F: Sitz der Falkensteiner, Königsteiner, Eppsteiner AB: Lustgartenmauer und hess. Stadtherren L: umschloss den östlich vor der Stadt gelegenen M: ca. 20 x 47 und 52 x 14 m Schlossgarten EB: ab spätem 14. Jh., 1390 (Kemenate), vor 1479 EB: zw. 1710-1741 Geschütztürme, 1609/19 (Neuer Bau) M: gut 1.000 m lang

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U: besonders 1603ff., 1818-24, 1935 5) Weidigschule LQ: WOLF, Landgrafenschloß; DIEHL, Landgraf L: Im Vogelsang Philipp S. 5-24; ADAMY, Kunstdenkmäler S. 46-49 F: Gymnasium → Reiterkaserne EB: 1969/72 → Schlosskapelle LQ: Weidigschule Butzbach S. 24 → Solmser Schloss 6) Schrenzer Schule → Stallbau L: Lachenweg F: Mittelpunktschule Schlossgarten EB: 1959 AB: Lustgarten LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 91 L: östlich und südöstlich vor der Stadtmauer zwi- 7) Berufsschule schen Griedeler Straße und Schloßgartenweg L: Am Schrenzer F: Park- und Gartenanlage der Landgrafen F: Kreisberufsschule für den Kreis Friedberg M: ca. 8,5 ha EB: 1960/61 EB: ab 1611 LQ: KÜLLMAR, Berufliche Schulen S. 89, 94 A: Anf. 19. Jh. LQ: WOLF, Landgrafenschloß S. 62-63; DIEHL, Land- Siechenhaus graf Philipp S. 26-30 → Feldsiechenhaus

Schlosskapelle Solms-Braunfelser-Hof L: im Erdgeschoss des Alten Schlossbaues AB: Hochzeitshaus F: Hofkapelle der Stadtherren L: Färbgasse 16 EB: 1492 F: Sitz des Solms-Braunfelser Amtmannes, heute U: 1609/10 städtisches Museum und Archiv A: 1818/24 EB: ab Ende 15. Jh. LQ: DIEHL, Landgraf Philipp S. 10-11; WOLF, Kir- U: 1988-94 chengeschichte S. 47-49 LQ: WOLF, Rekonstruktion S. 34; WOLF, Museum der Stadt S. 14 Schützenhaus mit Schießwall L: östlich vor der Stadt Solmser Schloss EB: 18. Jh. AB: Fruchtspeicher, Amtsgericht A: 1. H. 19. Jh. L: östlich der Färbgasse an der Stadtmauer LQ: StadtA Butzbach, Auskunft D. Wolf, Stadtmuseum F: Fruchtspeicher (ab 1832), katholischer Betsaal Butzbach; vgl. auch Umlandkarte (1857-1878/79), Amtsgericht (seit 1876) M: 36 x 14 m Schulen EB: ab Mitte 15. Jh. 1) älteste EW: 1481 L: Schulgasse, Kirchplatz 7 U: 1588, 1876 F: städtische, später stiftische Schule bzw. LQ: ADAMY, Kunstdenkmäler S. 43-45; DEHIO , Hessen Lateinschule (ab 1540) S. 127; FLECK, Geschichte S. 84. EB: vor 1460 EW: 1382 (Schulmeister) Spital N: 1470 und 1620 AB: Spital St. Wendel A: 1855 L: an der Chaussee nach Friedberg LQ: DIEHL, Lateinschule; WERNER, Alte Namen S. 39, F: Versorgung Alter, Armer und Kranker 43-44; ECK , Studenten S. 22-23; Festschrift Wei- EW: 1371/72 dig-Gymnasium 1951, S. 3-11 A: 1832/1978 2) alte LQ: Wendelinkapelle S. 32; WOLF, Kirchengeschichte L: an der Langgasse S. 51, 53 F: städtische Volksschule, ab 1873 höhere Bürgerschule Spitalskapelle M: ca. 12 x 21 m → St. Wendel EB: 1835 A: 1970er Jahre Stadtbrauhaus LQ: BINGEL, Schulhaus → Brauhaus 3) neue L: Kühtrieb, Wetzlarer Straße 28/30 Stadtkirche F: Volksschule, später Berufsschule → St. Markus M: 12,5 x 22,5 m EB: 1856 Stadtmauer A: 1961 L: umschloss die Stadt annähernd kreisförmig LQ: Festschift der evangelischen Gemeinde S. 25 F: Stadtbefestigung 4) Weidiggymnasium M: Länge ca. 1320 m, umschloss ein Areal von ca. L: August-Storch-Straße 14,5 ha, drei Tore mit Vortor, neun F: Realschule, Oberrealschule (1926), Halbschalentürme/Türme Gymnasium (1946) EB: 1321-1368 EB: 1902 A: ab 1811, besonders um 1900, heute noch in Teilen LQ: Festschrift Weidig-Gymnasium S. 23 vorhanden

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LQ: ADAMY, Kunstdenkmäler S. 51-54; WERNER, Alte F: Hospitalskapelle Namen S. 78; OTTO, Wehrverfassung S. 59-63 EB: um 1440/1508, ältere Vorgängerbauten → Tore/Pforten EW: ab 1375 → Griedeler Tor LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 49-53; Wendelinska- → Lahntor pelle S. 24-25, 29-30 geht von Vorgängerbau → Weiseler Tor vom Anf. des 14. Jhs. aus; FUNDBERICHTE S. 498 → Wetzlarer Tor nimmt noch ältere Bauten an → Türme → Spital → Badturm → Diebsturm St. Wendelinkapelle → Euresturm → St. Wendel → namenlose Türme (1-4) Süsternhaus Stadtwaage → Tertiarinnenhaus → Mehlwiegehaus Synagoge Stallbau, neuer 1) alte → Kavalleriekaserne L: in der Judengasse, nicht näher zu lokalisieren F: Kultraum der Juden Stationshaus EW: 1384 → Bahnhof (1) A: wahrscheinlich 17. Jh. LQ: HELLRIEGEL, Geschichte S. 29. Stift 2) neue → St. Markus L: im ersten Stock des Rathauses F: Kultraum der Juden St. Gottfried EW: (1848), 1887 L: zwischen Gutenbergstraße und Am Bollwerk LQ: HELLRIEGEL, Geschichte S. 35; WOLF, Vor 50 F: Kirche der kath. Gemeinde Jahren S. 33-35 EB: 1952/53 3) neueste LQ: FLECK, Geschichte S. 124-125 L: in der Wetzlarer Straße F: Kultraum der Juden St. Josef EB: 1926 L: Ecke Griedeler Straße, A: 1938 Straße der deutschen Einheit LQ: HELLRIEGEL, Geschichte S. 35; WOLF, Vor 50 F: Kapelle, ab 1888 Kirche der kath. Gemeinde Jahren S. 56-58 EB: 1880 LQ: FLECK, Geschichte S. 91-94 Tertiarinnenhaus L: zwischen Korngasse und Petersiliengasse St. Katharina EW: 1446 → St. Michael A: 1536 LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 53 St. Markus AB: Kugelherrenstift (seit 1468) Tore/Pforten L: nordöstlicher Teil der Stadt → Griedeler Tor F: Stadt- und Stiftskirche, Stift (1468) → Lahntor EB: um 1200 → Weiseler Tor NB: 1330/40 → Wetzlarer Tor U: um 1500, 1617, 1620/22, 1629 Totenkapelle LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 43-47; ADAMY, → Leichenhaus Kunstdenkmäler S. 31-35; DEHIO, Hessen S. 126 → St. Michael → Kugelherrenstift Türme St. Michael 1) namenloser Turm L: Griedeler Gasse 18 L: am nördlichen Ende der Korngasse F: Gebeinhaus im Untergeschoss, Kapellen M: Durchmesser ca. 6 m, Höhe ca. 20 m St. Michael und St. Katherina im Obergeschoss, EB: 14. Jh. Fruchtspeicher im Dachgeschoss A: 1893 M: ca. 16,5 x 8,5 m LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 71 EB: 1434 (gestiftet 1433) 2) namenloser Turm U: ab der Reformation städtisch genutzt, L: am südlichen Ende der Färbgasse 1907 Stadtmuseum EB: 14. Jh. LQ: WOLF, Kirchengeschichte S. 47; ADAMY, Kunst- U: 2. H. 15. Jh. (Integration in das Solmser Schloss) denkmäler S. 38-40 LQ: ADAMY, Kunstdenkmäler S. 43. 3) namenloser Turm St. Wendel L: am westlichen Ende der Hirschgasse AB: St. Wendelinkapelle (ehem. Judengasse) L: beim Spital, an der Chaussee nach Friedberg EB: 14. Jh.

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A: 1895 LQ: WERNER, Alte Namen S. 77 LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 72; Urkatasterplan 2) 1858-67 L: vor dem Weiseler Tor, an der Chaussee → Badturm nach Friedberg → Diebsturm EB: 1. H. 19. Jh. → Euresturm LQ: JOHANN, Handwerk S. 52, Karte von 1840 4) namenloser Turm 3) L: zw. Griedeler Tor und Schloss L: vor dem Wetzlarer Tor, an der Chaussee nach Gießen Viehhof EW: spätes 18./frühes 19. Jh. L: nördlich des Schlosses LQ: StadtA Butzbach, Auskunft D. Wolf, EB: vor 1604 Stadtmuseum Butzbach LQ: Murhardsche und Landesbibliothek Kassel, 2º Ms. Hass. 107. S. 2r Zunfthaus → Gießübel Wall-, Grabenanlage L: umschließt kreisförmig die Stadt, Zwingermauer ca. 230 m bis 180 m vor der Stadtmauer L: umschloss die Stadt ca. 8 bis 10 m vor der Stadt- F: Schutzfunktion, besonders der Gärten, in denen mauer, größerer Abstand zwischen dem Eures- Tuchrahmen der Tuchmacher aufgestellt waren und Hexenturm M: Wallanlage, z.T. mit wassergefülltem Graben F: zusätzliche Stadtbefestigung EB: 1. Viertel 15. Jh. M: drei Toranlagen, Mauer mit kleinen halbrunden A: teilweise ab 1532, Reste noch im 19. Jh. Türmchen LQ: WERNER, Alte Namen S. 28-29, 75 EB: ca. 1420-30 EW: 1428/29 Warte A: größter Teil bis ins 19. Jh. AB: Stumpfer Turm LQ: ADAMY, Kunstdenkmäler S. 51; WERNER, Alte L: am Griedeler Wald, nördlich der Stadt Namen S. 78; Urkatasterkarte von 1858/67 EW: 1438 N: 1441 A: nach 1650 LQ: WERNER, Alte Namen S. 73

Weiseler Tor L: südlicher Teil der Stadtbefestigung, Tor zur Chaussee nach Friedberg F: Mauerdurchlass M: Doppeltoranlage EB: nach 1321/vor 1348 EW: 1356 U: 1403, vor 1534 Vortor A: 1820/32 LQ: WERNER, Alte Namen S. 75

Wetzlarer Tor L: nordwestlicher Teil der Stadtbefestigung, an der Chaussee nach Wetzlar/Gießen F: Mauerdurchlass M: Doppeltoranlage EB: nach 1321/vor 1348 EW: 1348 A: 1810/11 LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 48; WERNER, Alte Namen S. 76 → Lahntor

Zellenhaftanstalt L: zwischen Kleeberger Straße und Seedammstraße F: Justizvollzugsanstalt M: ca. 110 x 175 m, kreuzförmiges Gebäude EB: 1890/94 U: mehrfach im 20. Jh. LQ: SCHUNK, Butzbach-Chronik S. 72; GILLMANN, Gefängnis S. 178-179

Ziegelei 1) L: vor dem Griedeler Tor, an der Chaussee nach Lich EW: 1714

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VI. Literatur

1. Quellen 2. Darstellungen

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49 Hessischer Städteatlas – Butzbach

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