Hessischer Städteatlas Butzbach
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Hessischer Städteatlas Lieferung I,3 Butzbach Textheft Herausgeberin: Ursula Braasch-Schwersmann Bearbeiter: Ursula Braasch-Schwersmann, Holger Th. Gräf und Ulrich Ritzerfeld Marburg 2005 Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde Ansicht Butzbachs 1633, Federzeichnung von Valentin Wagner, Graphische Sammlung Albertina Wien D 561, Inv. 3400r und 3401r Siegel der Stadt Butzbach, 14./15. Jh., Umschrift: + SIGILLVM VNIVERSI(TATIS) OPIDI BVTSBACH, Durchmesser: 54 mm (verkleinert) Stadtarchiv Butzbach Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek über http://dnd.ddb.de abrufbar Gedruckt aus Mitteln des Landes Hessen ISBN 3-87707-643-2 © Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2005 Druck: Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch Inhalt I. Historischer Abriss I. Historischer Abriss 3 1. Anfänge des Ortes, von der ersten urkundli- 1. Anfänge des Ortes, von der ersten chen Erwähnung bis ins frühe 14. Jahrhun- urkundlichen Erwähnung bis ins dert frühe 14. Jahrhundert 3 2. Herausbildung der Stadt und ihre Ohne erkennbare Kontinuität zu einem dem römi- Entwicklung bis zum Siebenjährigen Krieg 5 schen Kastell „Hunnenburg“ zuzuordnenden La- 3. Das 19. und 20. Jahrhundert 15 gerdorf („vicus“) wird Butzbach erstmals im Jahre 4. Jüdische Einwohner in Butzbach im Mittelalter und in der Neuzeit 21 773 in einer Traditionsnachricht des Klosters 5. Bevölkerungszahlen vom Mittelalter bis Lorsch erwähnt. Danach schenkte das aus einer zum 20. Jahrhundert 25 vermögenden Grundherrenschicht stammende Ehe- 6. Wirtschaft, Gewerbe und Beschäftigungs- paar Thiulf und Libtrude dem kurz zuvor gegrün- struktur in der Neuzeit 26 deten Kloster acht Tagewerk Ackerland und ein 7. Heutige Stadtteile 27 zur Rodung geeignetes Stück Wald von zwei Ta- gewerken in pago Wetdereiba in villa Botisphaden1. Es II. Siedlungstopographische Entwicklung folgten [769-]778, 805/808 und 821 drei weitere vom Mittelalter bis zur Mitte Landschenkungen mit insgesamt elf Hörigen ver- des 19. Jahrhunderts (1858/67) 27 schiedener Grundherren, die ihren Besitzschwer- 1. Von den Anfängen der Siedlung punkt wahrscheinlich im Mittelrheingebiet hatten bis um 1200 27 2 2. 13. und frühes 14. Jahrhundert – und deshalb das Kloster Lorsch förderten . Die Kirche, Markt und Burg 28 frühen Quellen lassen in Butzbach ein seit länge- 3. Von 1321 bis zur Mitte des rem bestehendes Dorf mit grundherrlichen Wirt- 19. Jahrhunderts (1858/67) – schaftshöfen und abhängigen Bauerstellen ver- Stadtwerdung und Stadtentwicklung 29 muten, das nach den damaligen Raumordnungs- kriterien in den Gau Wettereiba eingegliedert war3. III. Siedlungstopographische Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts (1858/67) Offensichtlich bedeutender als der Lorscher bis zum Ende des 20. Jahrhunderts 34 Besitz in Butzbach war der des Klosters Fulda, 1. Die zweite Hälfte des 19. und die erste Hälfte wenngleich die Überlieferungssituation der Früh- des 20. Jahrhunderts (1858/67 bis 1945) 34 zeit hierzu ungünstiger ist4. Nur grob in das 10. Jh. 2. Von 1945 bis 1992 35 lässt sich eine Nachricht einordnen, der zufolge ein unbekannter Schenkgeber umfangreiche Güter mit IV. Erläuterungen zum Kartenwerk, Aufbau der annähernd 40 Hörigen dem Kloster übertrug und Karten und Hinweise auf ihre Quellen 36 1. Katasterkarte 1858/67, 1:2.500 36 im Gegenzug dessen gesamten Besitz in Butzbach 2. a) Umlandkarte 19. Jahrhundert (1832/50), zur lebenslangen Nutzung erhielt5. Die Vermutung, 1:25.000 37 dass es sich bei diesem Besitz um ehemaliges b) Umlandkarte 20. Jahrhundert (1985/86), Reichsgut handelt, erhält durch die Lage Butzbachs 1:25.000 38 an der wichtigen Süd-Nord-Verbindung durch die 3. Entwicklungskarte des Ortes vom Mittelalter Wetterau besondere Wahrscheinlichkeit6. Zudem bis 1858/67, 1:2.500 38 wird in dem um 1160 abgeschlossenen Güterver- 4. Entwicklung der Stadt von 1858/67 bis 1992, zeichnis des Mönches Eberhard Besitz der Fuldaer 1:5.000 39 5. Stadtkarte 1992, 1:5.000 40 6. Übersichtskarte Hessen, 1:750.000 Legende zur Katasterkarte, 1:2.500 40 1 GLÖCKNER, Codex Laureshamensis Nrn. 2992=3744b. V. Gebäudeverzeichnis 41 Vgl. allgemein zum Lorscher Besitz in der Wetterau KROPAT, Reich S. 140-144. 2 GLÖCKNER, Codex Laureshamensis Nrn. 3005=3749a, VI. Literatur 49 2993=3765a und 3007=3767c. 1. Quellen 49 3 Zu Größe und Bedeutung der Wettereiba s. KROPAT, 2. Darstellungen 49 Reich S. 22-34. 4 Zum Besitz des Klosters Fulda in der Wetterau allgemein KROPAT, Reich S. 122-134. 5 DRONKE, Codex Diplomaticus S. 327 Nr. 709; KROPAT, Reich S. 130; SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 37-38; WOLF, Kirchengeschichte S. 25-27. 6 SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 37-38. 3 Hessischer Städteatlas – Butzbach Propstei Petersberg in Butzbach genannt7. Das auf 1000 Mark als Pfand einsetzte14 . In zwei Schieds- ältere Aufzeichnungen zurückgehende Verzeichnis sprüchen des gleichen Jahres wurde zudem u.a. der nennt eine Reihe weiterer Dörfer in der Wetterau, Umstand verhandelt, dass Ulrich von Hanau durch ohne dass wir genauere Kenntnis über Umfang, eine Brandstiftung in Butzbach von Philipp von Herkunft und Zeitpunkt des Erwerbs besitzen8. In Falkenstein geschädigt worden war15 . Ulrich II. das Bild ursprünglich umfassender fuldischer löste schließlich 1308 mit der Verpfändung seiner Rechte in Butzbach fügen sich spätere Nachrichten Einkünfte in Butzbach an das Zisterzienserkloster über den Zehntbesitz und das Patronatsrecht ein9. Arnsburg eine Übertragung seines Vaters ein, der dem Kloster testamentarisch 400 Mark verfügt Mangels Belegen sind die Umstände nicht ein- 16 deutig rekonstruierbar, unter denen ein Großteil hatte . In einem Schiedsspruch zwischen Philipp dieser Rechte und die Herrschaft über Butzbach an dem Jüngeren von Falkenstein und Ulrich II. von die mächtige Reichsministerialenfamilie von Ha- Hanau im Jahre 1320 ist dann mit der Formulie- gen-Arnsburg gelangte, die sich spätestens seit rung das d[er junge] von Falkinstein sal nehmen die 1166 nach der neuerbauten Burg Münzenberg be- gulde zu Bůdspach, is sy weize oder ander gul[de], wi man sie nennet, alsa, alse sie der von Hainowe dar hat braht der nannte10 . Mit dem unter den ritterlichen Zeugen Übergang an die Herren von Falkenstein angespro- genannten Baldewinus de Buetsbach in einer von chen, der somit zwischen 1308 und 1320 erfolgt Ulrich II. von Münzenberg 1243 ausgestellten Ur- 17 kunde ist ein zur Münzenberger Burgmannschaft sein muss . gehörender Ministeriale aus Butzbach belegt11 . Die Nachrichten über das Dorf Butzbach neh- men erst mit den Auseinandersetzungen um das Nach dem Aussterben der Münzenberger im Erbe der Münzenberger zu. Obwohl davon auszu- Mannesstamm im Jahre 1255 ist der Übergang von gehen ist, dass in vorstädtischer Zeit noch ein Butzbach an die Herren von Hanau und Falken- 12 Großteil der Einwohner in persönlicher Abhängig- stein in den Quellen ebenfalls nicht dokumentiert . keit zu den jeweiligen Herren stand, erlangten eini- Vermutlich wurde die Herrschaft zunächst auch ge Familien bereits im späten 13. Jahrhundert einen hier von den Erben gemeinsam angetreten. Ob- gewissen Wohlstand, der mit einem sozialen Auf- wohl in der Folge ein Großteil der gesamten Erb- stieg verknüpft war18 . Lässt dies allein noch nicht masse an die Herren von Falkenstein fiel, konnten auf bedeutenderen Markthandel in Butzbach die Hanauer in Butzbach offensichtlich alle Mün- schließen, so könnte diese Deutung durch den zenberger Rechte einschließlich des Dorfgerichtes 13 kunstgeschichtlichen Befund eines stattlichen Vor- erwerben . Dies geht aus einer Abmachung mit gängerbaus der heutigen Markuskirche erhärtet den Falkensteinern aus dem Jahre 1304 hervor, in werden. Immerhin soll hier bereits im 13. Jahrhun- der Ulrich von Hanau Nauheim, Rodheim und das dert eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika ge- Dorf Butzbach samt den Einkünften im Wert von standen haben, die der spätgotischen Hallenkirche als Vorgängerbau diente19 . Zudem muss auch der 7 MEYER ZU ERMGASSEN, Codex Eberhardi 1, S. 333 = 1303 erwähnte Gotfridus, plebanus in Butspach, archi- DRONKE, Traditiones S. 60 Kap. 25. Budesbah wurde später über der Zeile nachgetragen. 8 KROPAT, Reich S. 123; WOLF, Kirchengeschichte S. 26. 9 Hierzu WOLF, Kirchengeschichte S. 26f., mit weiterfüh- 14 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 42 = LÖFFLER, Falkenstein, Bd. 2 rendem Literaturhinweis in Anm. 40. Reg. Nr. 491. Vgl. SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 38-39. 10 Über das Geschlecht zuletzt KUCZERA, Grangie S. 22-29, 15 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 43 = LÖFFLER, Falkenstein, und KEUPP, Dienst S. 151-176. Vorstellbar sind sowohl ein Bd. 2 Reg. Nr. 493. Außerdem ebd. Nr. 490. fuldischer Lehnsauftrag (so vermutet KROPAT, Reich 16 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 72. Das Kloster gab die S. 133) als auch eine Ableitung aus eigenem Grundbesitz, Einkünfte nach der Einnahme der 400 Mark 1313 wieder Lehen, Reichsrechten oder der Kirchenvogtei, die in die zurück. REIMER, UB Hanau 2 Nrn. 127, 168. entstehende Herrschaft integriert wurden. Zum Vorgang 17 REIMER, UB Hanau 2 Nr. 216 = LÖFFLER, Falkenstein, SCHWIND, Geschichte Butzbachs S. 38-40. Bd. 2 Reg. Nr. 698. 11 BAUR, UB Arnsburg Nr. 35. In Butzbach hatte dieser 18 Auf ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis weisen die in vermutlich ein Festes Haus o.ä. Vgl. WOLF, Forschungen der Urkunde von 1320 genannten Leute hin, die Fast- S. 107-108. nachtshühner abzugeben hatten (wie Anm. 17). Ein sozia- 12 Über den Münzenberger Erbfall insgesamt KROPAT, Reich ler und wirtschaftlicher Aufstieg ist dagegen bei den S. 160-173, und