UT Connewitz Programm im Oktober 2014

01.10. Mi 21 Uhr Film: Hannas Reise 02.10. Do 21 Uhr Konzert: Einar Stray Orchestra & support 03.10. Fr 20 Uhr Warschauer Punk Pakt revisited: L`Attentat, Der Schwarze Kanal, Dezerter… 04.10. Sa 21 Uhr Baikaltrain Disco: mit DJ Petrike & DJ Mahalla 06.10. Mo 21 Uhr Film: Hedwig and the Angry Inch 07.10. Di 21 Uhr Film: Hedwig and the Angry Inch 08.10. Mi 21 Uhr Film: Hedwig and the Angry Inch 09.10. Do 20 Uhr GlobaLE zeigt: Süsses Gift – Hilfe als Geschäft 10.10. Fr 21 Uhr Konzert: Boysetsfire Acoustic Show - AUSVERKAUFT 12.10. So 14 Uhr KinderKinoKlub Flimmerstunde zeigt: Mama Muh und die Krähe 13.10. Mo 21 Uhr Film: Velvet Goldmine 14.10. Di 21 Uhr Film: Velvet Goldmine 15.10. Mi 21 Uhr Film: Velvet Goldmine 16.10. Do 20 Uhr GlobaLE zeigt: FREIgestellt 17.10. Fr 21 Uhr Experimentalfilm live vertont: Jozef van Wissem vertont “Partir to Live” 18.10. Sa 21 Uhr Konzert: The Flying Eyes + Lazlo Lee & The Motherless Children 22.10. Mi 21 Uhr Film: Björk: Biophilia live 23.10. Do 21 Uhr Film: Björk: Biophilia live 24.10. Fr 21 Uhr Film: Björk: Biophilia live 25.10. Sa 21 Uhr Konzert: Shit and Shine & The Nest 26.10. So 20 Uhr Konzert: S.U.S.I Chor / [email protected] 31.10. Fr 21 Uhr Konzert: & Hedvig Mollestad Trio

Vorschau:

15.11. Stummfilm live vertont: Franz Reisecker vertont Po Zakonu (UdSSR 1926, R: L. Kuleshov) 24.11. Konzert: A Winged Victory For The Sullen & Moon ate the Dark

Am Mittwoch, 01. Oktober 2014 um 21 Uhr Film: Hannas Reise BRD/ Israel 2013, 100 min. Regie: Julia von Heinz Mit: Karoline Schuch, Doron Amit, Max Mauff u.a.

„Etwas mit Juden kommt halt immer gut. Und behinderte Juden zählen doppelt“, so schnoddrig erklärt die ehrgeizige Studentin Hanna ihrem erfolgreichen Freund, weshalb sie sich überraschend für ein soziales Praktikum in Israel interessiert. Der potenzielle Arbeitgeber erwartet soziale Kompetenz. Prompt lügt Hanna etwas von einem Praktikum vor und hofft, dass Mutter Uta ihr flott eine Bescheinigung dafür ausstellt, immerhin arbeitet sie als Leiterin von Aktion Friedensdienste. Doch Mama macht bei dem Schwindel nicht mit. Die Tochter muss das Praktikum tatsächlich antreten und reist widerwillig in ein Behindertenheim nach Tel Aviv. Mit ihrer pampigen Art macht Hanna sich wenig Freunde. Auf das Treffen mit „ihrer“ Holocaustüberlebenden Gertraud hat Hanna ausgesprochen wenig Lust. Und dem Kollegen Itay zeigt sie mit abfälligen Sprüchen die kalte Schulter. Alsbald allerdings bekommt die glatte Fassade der ach so coolen Karrierefrau erste Risse…(…)

Regisseurin Julia von Heinz, die für ihr Debüt „Was am Ende zählt“ 2007 den Deutschen Filmpreis bekam und voriges Jahr mit „Hanni und Nanni 2“ einen erfolgreichen Ausflug ins Kommerzkino unternahm, erweist sich bei ihrem jüngsten Streich als talentierte Erzählerin, die ohne dramaturgische Hänger eine sympathisch amüsante Culture-Clash-Komödie mit ernsthaftem Hintergrund zu erzählen weiß. Am Donnerstag, 02. Oktober 2014 um 21 Uhr Konzert: EINAR STRAY ORCHESTRA & support

Schon das Debütalbum ‘Chiaroscuro‘ von Einar Stray war ein ausladend instrumentiertes Indie-Folk Album, dass den Hörer voll und ganz in Bann zog. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken, Schicht um Schicht entfalteten die Songs des Norwegers ihre Schönheit. Nachdem wir Einar im Winter beim Klanggut mit seinem Kumpel Moddi erleben durften, gibt es nun endlich Neuigkeiten aus Oslo: im September erscheint das neue Album ‘Politricks‘ via Sinnbus in den Läden und da das Ganze schon lange nicht mehr Einars Soloprojekt ist, trägt man der Entwicklung konsequenterweise auch im Namen Rechnung. Willkommen Einar Stray Orchestra ! Was diese so außerordentlich macht, ist ihre Live-Präsenz. Es macht große Freude, dem norwegischen Minatur-Orchester dabei zuzu- schauen, wie sie ihre Musik auf der Bühne verkörpern. Auch wenn der Begriff "Pop" sich schwer mit dem düsteren Sound der Band zusammenbringen lässt, schafft es das EINAR STRAY ORCHESTRA auf seinem neuen Album "Politricks" doch, ihn gekonnt zu übersetzen.

Links: www.einarstray.no www.sinnbus.de

Am Freitag, 03. Oktober 2014 um 20 Uhr naTo, UT Connewitz und Zonic präsentieren: Warschauer Punk Pakt revisited 30 Jahre L´Attentat & "Made in G.D.R."-Record-Rerelease /25 Jahre Der Schwarze Kanal Live: L´Attentat (Leipzig), Der Schwarze Kanal (Leipzig), Dezerter (Warschau/PL), Der Chor (Leipzig) dazwischen: Zonic Zound Zystem präsentiert Ost-(Post)-Punk-Klassiker

1984 war ein eher bitteres Kapitel für Punk in der DDR. Einerseits setzte sich auch im Orwell-Jahr die 1983 angefangene vehemente Punk-Verfolgung durch Stasi und andere Repressionsorgane des Staates fort, die auch in Leipzig diverse Opfer hatte, andererseits riss die erste große Ausreisewelle empfindliche Lücken in die Szene. Aber es gab auch trotzig-rotziges Weitermachen, erste beständige Nischenräume unterm Dach der Kirche und natürlich weiter aufmüpfige Sounds. Mit L´Attentat formierte sich in eben jenem Jahr eine Kult-Band der härteren Gangart, die eine kurze Zwischenstufe als HAU und personelle Querverbindungen zur Leipziger Ur-Punkband Wutanfall hatte. So kompromisslos wie die Klänge, so eindeutig waren die Texte. Gegen System, spießige Gesellschaft und Umweltzerstörung, sowie, um einen berühmten L´Attentat-Slogan aufzugreifen, „Gegen Intoleranz und Faschismus“. Der zierte nicht zuletzt auch die Beilage der einzigen L´Attentat-LP „Made in G.D.R.“, auf der als Band-Symbol zudem das Schwein aus Orwells „Farm der Tiere“ prangte. Pünktlich zum Band-Jubiläum erscheint diese mittlerweile gesuchte LP nun erstmals wieder im Original- Layout in Kooperation der Leipziger Punk-Institutionen Major Label und SM Musik. Zusätzlich gibt es eine Single-Beilage mit Songs aus der Frühphase der Band mit dem ursprünglichen Sänger Bernd Stracke, der zum Zeitpunkt der LP-Aufnahmen bereits direkt aus dem Gefängnis dorthin abgeschoben worden war, wo die Platte erschien. Verurteilt wegen illegaler Kontaktaufnahme mit Westmedien: einem Punk- Fanzine. Diese historische Wiedergutmachung bringt nicht zuletzt auch eine Version des wohl größten lokalen Punk-Hits, das schon von Wutanfall gespielte und immer neu aktualisierte „Leipzig in Trümmern“. Dieses Stück gehörte dann auch zum Repertoire jener Band, die sich nach der Ausreise aller Ur- Mitglieder unter Mitwirkung späterer L´Attentat-Musiker gründete und am 08.10.1989 als erstes Konzert eine Soli-Show für die auf den bisherigen Demos Inhaftierten spielte: Der Schwarze Kanal. Eine Gruppe mit relativ kurzer Lebenszeit und ebenfalls überschaubarer Diskographie, die allerdings ab und an wieder auftaucht, um das Erbe mit angemessener Energie zu pflegen. Zur Rerelease-Party kommt es nun zu einer kleinen Sensation, nämlich der einmaligen Reunion eines Großteils der Ur-Besetzung von L´Attentat, supported von den legitimen Nachfolgern Der Schwarze Kanal. Ein subkulturhistorischer Abend, der zudem vom Leipziger Punk-Chor unterstützt wird, vor allem aber als Special guest eine der legendärsten Punkbands des Undergrounds hinterm Eisernen Vorhang aufbietet. Dezerter aus Warschau, gegründet 1981 als SS20, sind dabei nicht nur in hartem Sound und Anarcho-Ideologie durchaus nahe Ost-Verwandte von L´Attentat, sondern veröffentlichten ebenfalls 1987 eine illegale LP im Westen.

Eine Kooperation von naTo, UT, Zonic, Major Label & SM Musik Gefördert vom Polnischen Institut Leipzig

Am Samstag, 04. Oktober 2014 um 21 Uhr BAIKALTRAIN DISCO mit DJ Petrike & DJ Mahalla

Springt mit auf! Mit Baikaltrain-Disco geht es im Temporausch ab in den wilden Osten! Vollgepackt mit einem Mix bester Tanzmusik brausen wir wieder pfeilschnell von der Donau bis zum Don. Die beiden Lokführer lassen explosiven Karpaten-Ska, krachende Balkan-Rhythmen, pulsierende Gypsy-Sounds und bulgarischen Hirten-Reggae durch die Abteile schmettern, bis alle Fahrgäste Arm in Arm Hora tanzen und auf die Verbrüderung trinken. Immer schneller geht es mit DJ Petrike und DJ Mahalla rasant durch die tiefen Schluchten und endlosen Felder zwischen Dupnitsa und Dneprodserschynsk, durch ein Meer von leuchtenden Sonnenblumen, und angefeuert mit ansteckenden Tanzrhythmen, schärfer als jede Paprika! Mit den Händen in der Luft, Schweißperlen auf der Stirn und viel ansteckender Lebensfreude im Herzen erleben alle eine furiose Fahrt voller Turbulenzen. Der Baikaltrain ist nicht mehr zu bremsen! Živeli!

Links: www.bakaltrain.com

Am Montag, 06. bis Mittwoch, 08. Oktober 2014 um jeweils 21 Uhr Glitter, Glam & Cosmogony: Hedwig and the Angry Inch USA 2001, 89 min, OmU R.: John Cameron Mitchell Mit: John Cameron Mitchell , Miriam Sho, Michael Pitt

Nachdem der Jüngling Hansel sich in einen US-Soldaten verliebt hat, beschließt er, sich in eine Frau (eben Hedwig) zu verwandeln, um der Mauerhaft der DDR zu entkommen und mit dem Geliebten zu fliehen. Doch die Geschlechtsoperation läuft katastrophal schief: Das Messer des Chirurgen erweist sich als so stumpf wie das Leben, dem Hansel entrinnen will. Was bleibt, ist der titelgebende "angry inch" - ein "zorniger Zentimeter", der Hedwig daran erinnert, dass sie vielleicht niemals ganz zu einer Seite gehören wird. Hedwig and the Angry Inch steht in der Tradition der "Rocky Horror Picture Show" und wurde von Hedwig/Hansel-Darsteller und Regisseur John Cameron Mitchell ("Shortbus") zunächst als Broadway- Musical konzipiert.

Am Donnerstag, 09. Oktober 2014 um 20 Uhr GlobaLE zeigt: Süßes Gift – Hilfe als Geschäft Dokumentarfilm, Regie: Peter Heller, BRD 2012, 89 min., Deutsch/OmU

Hilft Entwicklungshilfe der Entwicklung? An finanzieller Unterstützung aus dem Norden hat es bisher nicht gefehlt, um Afrika auf die Beine zu helfen - rund eine halbe Billion US-Dollar wurde in den vergangenen 45 Jahren geschickt, das gleicht vier "Marshall-Plänen". Die EU rühmt sich der größte Geber der Welt von Entwicklungshilfe zu sein, während ihre Mitgliedsstaaten ebenso wie nichtstaatliche Hilfsorganisationen in afrikanischen Staaten um die ansehnlichsten Projekte wetteifern. Nur ist das Ergebnis bedrückend: der Anteil des subsaharischen Afrikas am Welthandel - von den Ölexporten abgesehen - ist gesunken, die Staatsschulden und die Armut sind gewachsen. Und dennoch sehen viele in den reichen Ländern noch immer in mehr Entwicklungshilfe ihr Rezept zur Abhilfe von Afrikas Misere.

Eine kleine aber wachsende Zahl unabhängiger Afrikaner plädiert für eine radikale Abkehr und die Einstellung solcher "Hilfe". Solange die inneren Strukturen der Empfängerländer nicht reformiert sind, ergibt auch eine andere, bessere Entwicklungshilfe, wie sie von nationalen Gebern und internationalen Finanzorganisationen in schöner Regelmäßigkeit angeboten wird, wenig Sinn. Deswegen wettern sie gegen die westliche "Hilfsindustrie", die kein Interesse daran hat, wirkliche Lösungen zu fördern, da sie von den afrikanischen Problemen lebe.

Im Anschluss Diskussion mit Gästen.

Link zum Veranstalter: www.globale-leipzig.de

Am Freitag, 10.Oktober 2014 um 20 Uhr Konzert: An Evolution of Volume - BOYSETSFIRE & Matze Rossi +++ S O L D O U T+++ A U S V E R K A U F T++++

Von Leise nach Laut - ein außergwöhnliches Klangkonzept - zum 20-jährigen Bandjubiläum haben Boysetsfire Besonderes vor: "An evolution of volume" nennt die Band das besondere Konzept des Abends: Beginnend mit sanften, akustischen Tönen wird sich die Lautstärke über den Abend immer weiter unerbittlich steigern und schließlich in einer brachialen und voll-elektronischen Welle über dem Publikum zusammenschlagen. Dabei werden Boysetsfire sich im Laufe des Konzerts durch ein Set aus emotional aufgeladenen Songs spielen, bestehend aus einigen lange nicht gespielten Klassikern bis hin zu den leidenschaftlichen, fast schon manischen Tracks ihres neusten Studioalbums "While A Nation Sleeps" (2013 über End Hit Records). Passend zum Konzept wird Matze Rossi den Abend mit einem Akustikset eröffnen und das Publikum auf den aufwühlenden Abend einstimmen.

Der VORVERKAUF ist beendet, das Konzert ist komplett ausverkauft!

Link: http://boysetsfire.org

Am Sonntag, 12.10. 2014 um 14 Uhr KinderKinoKlub Flimmerstunde zeigt: Mama Muh und die Krähe Schweden/ Dänemark 2009, 75 min., empfohlen ab 5 Jahren Regie: Igor Veyshtagin An einem heißen Sommertag trifft Mama Muh auf Krah, einen Krähenmann, der traurig ist, weil er seine Geburtstagsparty plant, aber eigentlich gar keine Freunde hat. Mama Muh versucht, ihn aufzuheitern. Mama Muh möchte vieles lernen, was die Menschen können: schwimmen, Rad fahren, angeln, auf Bäume klettern, tanzen und schaukeln. Krah findet das alles etwas sonderbar, spart nicht mit kritischen Kommentaren und stellt diese seltsame Freundschaft zu der etwas verrückten Kuh immer wieder in Frage. Mama Muh dagegen lässt sich nicht beirren und bleibt selbst dann gut gelaunt, wenn mal etwas schief geht…

Am Montag, 13. bis Mittwoch, 15. Oktober 2014 um jeweils 21 Uhr Glitter, Glam & Cosmogony: Velvet Goldmine Großbritannien 1998, 123 min., OmU R.: Todd Haynes Mit: Jonathan Rhys-Meyers, Ewan McGregor, Christian Bale

1971: Brian Slade ist der unangefochtene König des Glam Rock. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere inszeniert er seine eigene Ermordung und verschwindet spurlos. 10 Jahre später erhält der Journalist Arthur den Auftrag, zum Jahrestag des spektakulären Skandals über das einstige Idol zu berichten. Er befragt Brians Ex-Frau, die Arthur auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt.

Produziert von REM-Frontmann Michael Stipe schreibt Todd Haynes nicht nur seinen (unautorisierten) Beitrag über David Bowies Biografie. Er wirft zugleich einen faszinierend, vibrierenden Blick in die Welt des Popbusiness der frühen Siebziger, als Verkleidung und Provokation alles war und deren Protagonisten die Sinnfrage nach sexueller Identität täglich neu stellten.

Am Donnerstag, 16. Oktober 2014 um 20 Uhr GlobaLE zeigt: FREIgestellt (Die Zukunft der Arbeit in Zeiten des Überflusses) Teilanimierter Dokumentarfilm BRD 2012, 90 min. Regie: Claus Strigel

Seit der Vertreibung aus dem Paradies arbeitet die Menschheit daran, den paradiesischen Urzustand eines Überflusses ohne Arbeit zu erreichen. Heute, zu Beginn der postindustriellen Ära, droht diese Vision zunehmend Wirklichkeit zu werden. Eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit auszugehen droht treibt seltsame Blüten. Während sich die Einen auf den Ruinen vergangener Industrialisierung Kletterkurse gönnen, müssen Andere in strafvollzugsähnlichen Maßnahmen das Arbeiten ohne Arbeit trainieren. Der Film begibt sich auf die Reise in eine Zukunft, die schon längst begonnen hat: das Ende der Arbeitsgesellschaft. Doch jedes Ende ist auch Ausgangspunkt für Ideen, Visionen und reale Modellversuche.

Im Anschluss Diskussion mit Gästen.

Link zum Veranstalter: www.globale-leipzig.de

Am Freitag, 17. Oktober 2014 um 21 Uhr Stummfilm live vertont: JOZEF VAN WISSEM vertont PARTIR TO LIVE Chi 2013, 72 min, R.: Domingo García-Huidobro

Van Wissems Instrument ist gleichzeitig altertümlich wie ungewöhnlich: die 24-saitige Laute. Sein Spiel des barocken Geräts gründet auf repetitiven Kompositionstechniken und zyklischen Melodien - mal minimalistisch gezupft mal avantgardistisch mit Bottleneneck auf dem Griffbrett. Das Resultat wirkt merkwürdig aus der Zeit gefallen, zwischen den Genres pendelnd: nicht Barock und nicht Industrial, weder Neue Musik noch Improvisation. Zuletzt war van Wissem durch die Verbindung seiner Musik mit Filmwerken mehrfach in Erscheinung getreten, so gewann er etwa im letzten Jahr für den Score zu Jim Jarmushs lakonischer Vampirromanze "Only Lovers Left Alive" den Soundtrack Award in Cannes.

Live und erstmals in Deutschland spielt van Wissem nun seine Komposition für "Partir to live". Gedreht wurde der Experimentalstreifen von Domingo García-Huidobro, dem Gitarristen der chilenischen Krautrock Aficionados Föllakzoid. In loser Erzählhaltung folgt der Film einem Anhänger paranormaler Erfahrungen, seine unheimliche Pilgerschaft in der kargen chilenischen Landschaft genauso aufzeichnend wie die dunklen Schlupfwinkel seiner Seele ausleuchtend. Hochspannungskabel, Wälder, zerstörte Kirchen bilden den Hintergrund einer wüsten Realität. Als der Tramp versucht, vergangene Erlebnisse zu erinnern, wird klar, dass er Zukunft und Vergangenheit in seiner Wahrnehmung nicht mehr unterscheiden kann.

Links: www.jozefvanwissem.com Trailer: https://vimeo.com/76385801

Am Samstag, 18. Oktober 2014 um 21 Uhr Konzert: THE FLYING EYES (us) + LAZLO LEE & THE MOTHERLESS CHILDREN (us)

Mit dem nunmehr vierten Studioalbum, jeder Menge schweißtreibender Konzerte – stilecht im beengten Van angefahren – und Supports für The Black Angels, Dan Auerbauch und The Raveonettes bewegen sich The Flying Eyes irgendwo zwischen viel gelobtem Geheimtipp und heißestem Scheiß der Vintage-/Bluesrock-Szene. Singlenote-Nackenbrecher, die man so oder so ähnlich auch auf Platten aus dem Umfeld der Desert Sessions hört, stehen dabei neben Songs, die ihren Ursprung in der Folk- und Countrytradition haben. Gebündelt findet sich diese Spanne auf der aktuellen Veröffentlichung „Leave It All behind Sessions“ – Spiegel der musikalischen Entwicklung und entstanden innerhalb der letzten fünf Jahre. Gemeinsam ist den Songs der ausdrucksstarke und markante Gesang, die Intensität und Melodie, das reiche Spektrum von sphärischen, düsteren balladesken Passagen und wild-hypnotischen Improvisationen.

In Whiskey getränkte Akkordfolgen, Mississippi-Delta-Blues der 1920er, Stakkatorock und Falsettgesang a la White Stripes – Lazlo Lee & The Motherless Children verbinden rauhe und authentische Riffmusik mit soulvollen Elementen.

Links: http://www.theflyingeyes.com https://soundcloud.com/lazlo-lee

Am Mittwoch, 22. bis Freitag, 24. Oktober 2014 um jeweils 21 Uhr Glitter, Glam & Cosmogony: BJÖRK: BIOPHILIA LIVE (US 2014, 97 min, OV R.: Nick Fenton, Peter Strickland)

Björks einzigartiges Universum hat mit dem Multimedia-Mammutprojekt rund um ihr siebtes Studioalbum Biophilia vor drei Jahren eine neue marktwirtschaftliche und kreative Stufe erreicht. Apps wurden konzipiert, neue Instrumente angefertigt, während der zwei jährigen Welttournee zuckten selbst authentische Blitze über die Bühnen. Im Frühling ging es mit der neuesten App sogar ab ins New Yorker MoMa.

Biophilia Live ist nun die alles andere als schnöde Konzertaufzeichnung, bündelt neben den betörenden Songs, die Extravaganzen der Performance (etwa Gravitationsharfen und singende Tesla-Spulen) und eigens für den Film geschaffene Animationen und Naturaufnahmen.

Links: http://www.biophiliathefilm.com http://vimeo.com/101015345? utm_campaign=bjork_biophilia&utm_medium=calendar&utm_source=biophiliathefilm.com

Am Samstag, 25. Oktober 2014 um 21 Uhr Konzert: SHIT AND SHINE (us/diagonal) + THE NEST (ger/denovali)

Demolition Artist Craig Clouse ist seit runden zehn Jahren Frontmann der britischen Band Todd, die sich lautstark in dem Morast aus Sludge Metal, Fun und dreckigem Rock'n'Roll suhlt. Mit Shit and Shine betritt er ganz andere Territorien: Live-Performances mit zwei bis zwanzig Drummern, Bass, Gitarre, auch mal einfachen Electronics. Mit "Powder Horn" legt er nun ein wandlungsfähiges Album vor, das in den Tiefen von Elektronica, Acid-Disko und House & Techno gräbt.

Kakophonie der Extraklasse bieten auch The Nest. BOHREN & DER CLUB OF GORE-Saxophonist Christoph Clöser, DESMOND DENKER-Synthesizerwizard Tycho Schottelius sowie zwei Mitglieder von TANNHÄUSER STERBEN & DAS TOD haben ein experimentelles Klangkonglomerat erschaffen, das von Saxophonlinien gemäßigter Art bis zu freejazzigem Geblase nach Semi-Zufallsprinzip, von leisen Sounds bis zu fiesen Noises, von kaum definierbaren Samples bis zu Sounds mitten aus dem Leben, von fast harmonischen Sprengseln bis zu kakophonen Gebilden, von relaxtem Wabern bis zu hektisch-abgehacktem Akustikmassaker so ziemlich alles bietet, was gängigen Musikschemata völlig entsagt.

Links: http://press.morrmusic.com/distribution/release/press/id/2271 http://denovali.com/thenest/

Am Sonntag, 26. Oktober 2014 um 20 Uhr [email protected] SUSI-Chor unter der Leitung von Ansgar Rettner Special Guests: Der bestaussehendste Chor Leipzigs

Heimat – von den einen verehrt, überhöht, missbraucht oder eifersüchtig vor Fremdem geschützt von den anderen verachtet, ungeliebt, lästig und als Einschränkung empfunden. Der SUSI-Chor stellt seine Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse aus der spannenden Auseinandersetzung mit diesen Gegensätzen und Widersprüchlichkeiten vor. Mit Liedern, Texten und theatralischen Ausflügen abseits von Kitsch, Kommerz und Kalauer.

Heimat, was bist du? Bist Du nur ein Wort? Bist Du ein Ort? Oder ein Gefühl?

Heimat, wer träumt von dir? Für wen bist du der Albtraum? Und was bist du in Wirklichkeit? Eine Sehnsucht? Eine Suche? Ein Leiden? Ein Verlust?

Ein Konzertabend ohne Dirndl und Hirschgeweih, mit Emotionen, trotz Klischees, gegen Ausgrenzung, für Unerschrockene.

Links: www.susi-chor.de bestaussehendsterchor.wordpress.com

Am Freitag, 31. Oktober 2014 um 21 Uhr Konzert: EARTHLESS (us/ teepee) & HEDVIG MOLLESTAD TRIO (no) Earthless - Definition von Powertrio und Jamrock zugleich. Ultralange Improvisationen zwischen Psychrock, Kraut und Stonerdoom. Die Gitarre hinterm Schädel, die Zähne auf den Saiten - gleichzeitig selbstredend - verliert sich Isaiah Mitchell (Nebula) in wahnwitzigen Soli, während Mario Rubacalba und Mike Eginton mit extraterrestrischen Drumlines und stoischer Bassdominanz den background für die errichteten Soundwände liefern, gelegentlich Platz für Effektspielereien schaffen. Die beiden bilden zusammen eine der mit Abstand besten Rock-Rhythmussektionen unserer Zeit, zeigten ihre Improvisationsqualitäten etwa auf dem Roadburn 2012, als sie mit von Dinosaur Jr. spielten. Zusammen mit "From The Ages" wurde der Mitschnitt in diesem Sommer veröffentlicht und verheißt einen Monsterjam ohne Verschnaufpause für den heutigen Abend. Der Bandname verspricht das, was die Songs halten: Jazz. Nur dass in der Besetzung vom Hedvig Molestad Trio Klavier, Saxophon oder Trompete nicht auftauchen. Stattdessen: Gitarre, Schlagzeug, (Kontra-) Bass und Albentitel, die die Melvins beschwören (Blood Witch). Jazz ist hier also in erster Linie Rock und keine Kammermusik. Molestad lässt ihre Gitarre dabei unablässig und vom Overdrive getrieben jaulen, tänzelt die Skalen auf und ab, rifft sich durch die halsbrecherischsten Soli und spielt dennoch geerdet mit dem satten Groove von Schlagzeug und Bass. All das ist nicht weniger jazzig als "Take 5" oder DŸSE.

Links: Facebook: www.facebook.com/earthlessrips Press assets: http://www.odysseybooking.com/bands.php?bandsID=66 https://soundcloud.com/hedvigmollestadtrio