Der Fall Brender Und Die Aufsicht Über Den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk Karlsruher Dialog Zum Informationsrecht Band 1
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Karlsruher Dialog zum Informationsrecht Karlsruher Institut für Technologie Band 1 Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft ZAR Indra Spiecker gen. Döhmann (Hrsg.) Prof. Dr. iur. Indra Spiecker gen. Döhmann, LL.M. (Georgetown), ist Direktorin des Instituts für Informations- und Wirtschaftsrecht am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der „Karlsruher Dialog zum Informationsrecht“ ist eine Vortragsreihe des Instituts für Informations- und Wirtschaftsrecht am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Diese richtet sich an Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis gleichermaßen. Sie bietet ein Forum für den Austausch über aktuelle recht- Christian Kirchberg liche Problemstellungen, aber auch Grundsatzfragen aus allen Bereichen des Informationsrechts. Mit der gleichnamigen Schriftenreihe wird den Vortragenden Gelegenheit gegeben, ihren Vortrag und die Erkenntnisse der anschließenden Diskussion Der Fall Brender und in einer erweiterten Fassung zu veröffentlichen. die Aufsicht über den Der Autor öffentlich-rechtlichen Rundfunk Prof. Dr. jur. Christian Kirchberg ist Rechtsanwalt in Karlsruhe und Honorarprofessor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Verwaltungsrat des ZDF hat 2009 eine Vertragsverlängerung des Chef- redakteurs abgelehnt. Aufgrund des dadurch ausgelösten Streits über die Staatsfreiheit des Rundfunks und die vom Bundesverfassungsgericht ge- forderte Vertretung der „maßgeblichen gesellschaftlichen Kräfte” in den Rundfunkgremien wird der ZDF-Staatsvertrag nun vom höchsten deutschen Gericht überprüft. Die Schrift beleuchtet die rechtlichen Hintergründe und stellt diese angesichts der Konvergenz der Medien zur Disposition. ISBN 978-3-86644-840-7 ISSN 2194-2390 ISBN 978-3-86644-840-7 9 783866 448407 Christian Kirchberg Der Fall Brender und die Aufsicht über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Karlsruher Dialog zum Informationsrecht Band 1 Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft Indra Spiecker gen. Döhmann (Hrsg.) Der Fall Brender und die Aufsicht über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von Christian Kirchberg Impressum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) KIT Scientific Publishing Straße am Forum 2 D-76131 Karlsruhe www.ksp.kit.edu KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft Diese Veröffentlichung ist im Internet unter folgender Creative Commons-Lizenz publiziert: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/ KIT Scientific Publishing 2012 Print on Demand ISSN 2194-2390 ISBN 978-3-86644-840-7 KARLSRUHER DIALOG ZUM INFORMATIONSRECHT Seit Juni 2009 gibt es den „Karlsruher Dialog zum Informationsrecht“ des Lehr- stuhls für Öffentliches Recht, insbesondere Öffentliches Informations-, Telekom- munikations- und Datenschutzrecht am Institut für Informations- und Wirtschafts- recht des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Die Vortragsreihe richtet sich an Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis gleicherma- ßen. Sie bietet ein Forum für den Austausch über aktuelle rechtliche Problemstel- lungen, aber auch Grundsatzfragen aus allen Bereichen des Informationsrechts. Behandelt werden daher Einzelfragen aus Spezialgebieten wie Verbraucherinfor- mationsrecht, Telekommunikationsrecht, Datenschutzrecht oder Medienrecht. Da- rüber hinaus versteht die Reihe sich aber auch als ein Forum für abstrakte Themen wie die rechtliche Gestaltung der Informationsordnung, Rationalitätsfragen oder Entscheidungsverhalten. Intra- und Interdisziplinarität sind daher selbstverständ- lich. In diesem Sinne bietet der „Karlsruher Dialog zum Informationsrecht“ Juris- ten aller Fächer, aber auch Vertretern interessierter Nachbarwissenschaften wie Informatik, Verhaltenswissenschaft oder Ökonomie eine Gelegenheit zum offenen, intensiven und übergreifenden Diskurs. Die Vorträge finden mehrmals während des Semesters statt, in der Regel jeweils Dienstag, 18 Uhr 30, in Karlsruhe. Ins Leben gerufen hat die Vortragsreihe Prof. Dr. Indra Spiecker genannt Döhmann, LL.M., mit Unterstützung ihres Kollegen Prof. Dr. Thomas Dreier, M.C.L. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insb. Öffentliches Informations-, Datenschutz- und Telekommunikations- recht am Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht. Dieses Institut macht den Kern des Zentrums für Angewandte Rechtswissenschaften aus und ist beheimatet am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Zusammenschluss von Univer- sität Karlsruhe und Forschungszentrum Karlsruhe GmbH. Es befasst sich aus öf- fentlich-rechtlicher wie privatrechtlicher Sicht mit allen Rechtsfragen rund um die Informationsgesellschaft. Mit der Schriftenreihe wird den Vortragenden beim „Karlsruher Dialog zum In- formationsrecht“ Gelegenheit gegeben, ihren Vortrag und die Erkenntnisse der anschließenden Diskussion zu veröffentlichen, ohne den räumlichen, zeitlichen und inhaltlichen Zwängen einer Zeitschrift, eines Archivbeitrags oder eines Sammel- bandes genügen zu müssen. Karlsruhe, im März 2012 Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann VORWORT Mit dem Beitrag „Der Fall Brender und die Aufsicht über den öffentlich- rechtlichen Rundfunk“ des Verfassungs- und Verwaltungsrechtlers Prof. Dr. Chris- tian Kirchberg wird ein hochaktuelles und politisch wie rechtspolitisch brisantes Thema aus dem Medienrecht in die Vortragsreihe des „Karlsruher Dialogs zum Informationsrecht“ eingeführt, das wieder einmal das Bundesverfassungsgericht zu einer Entscheidung über die inhaltliche und institutionelle Absicherung der Rund- funkfreiheit zwingt. Ende 2009 lehnte der Verwaltungsrat des ZDF in einer Mehrheitsentscheidung die Vertragsverlängerung des bisherigen Chefredakteurs ab. Diese Entscheidung wurde häufig in besonderer Weise auf das Einwirken des damaligen hessischen Minister- präsidenten zurückgeführt. Gegen diese Entscheidung richtete sich ein bis dato unbekannter Protest der Politik, der Medien und sogar von 35 deutschen Staats- rechtslehrern, die sich mit einem offenen Brief in überregionalen Tageszeitungen zu Wort meldeten und unzulässige und unerwünschte Einflussnahme der Politik auf den staatlichen Rundfunk geißelten. Mit dem Vorgang wurde eine weitere Diskussion über die Staatsfreiheit des Rund- funks ausgelöst. Diese zielt zum einen auf die Auseinandersetzung mit inhaltlichen Freiheitskonzepten. Sie problematisiert aber angesichts der konkreten Vorgänge speziell die institutionelle Absicherung der Rundfunkfreiheit ein weiteres Mal. Deren faktische Defizite sind offenbar geworden; inwieweit eine rechtliche Rege- lung sicherstellen kann, dass tatsächlich die „Vertretung von maßgeblichen gesell- schaftlichen Kräften“ in den Rundfunkgremien selbst erfolgt und direkter und indi- rekter unerwünschter Einflussnahme von außen entzogen ist, bleibt ein Kernprob- lem einer binnenpluralistisch aufgestellten Kontrolle und Lenkung des staatlichen Rundfunks. Damit ist gleichzeitig das weite Feld jeglicher staatlicher Rundfunkre- gulierung und des gebotenen wie zulässigen wie unverzichtbaren Einwirkung von Staat, Politik und Gesellschaft eröffnet. Der Beitrag von Christian Kirchberg beleuchtet die Hintergründe dieser Problema- tik anhand der bisherigen verfassungsgerichtlichen Vorgaben, stellt diese aber gleichzeitig unter Berücksichtigung der sich aus der Konvergenz der Medien erge- benden Konsequenzen zur Disposition. Karlsruhe, im März 2012 Indra Spiecker gen. Döhmann DER FALL BRENDER UND DIE AUFSICHT ÜBER DEN ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN RUNDFUNK Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht PROF. DR. CHRISTIAN KIRCHBERG, KARLSRUHE I. Ein beispielloser Vorgang – 35 deutsche StaatsrechtslehrerInnen protestieren in einer großformatigen Anzeige in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« vom 22.11.20091 öffentlich gegen die vom seinerzeitigen hessischen Ministerprä- sidenten Koch organisierte Verweigerung des Einvernehmens des ZDF- Verwaltungsrats zu der von Intendant Schächter vorgeschlagenen Vertragsverlän- gerung von Chefredakteur Nikolaus Brender. Es gehe, so die Staatsrechtslehrer, »… um den offenkundigen Versuch, einen unabhängigen Journalisten zu verdrän- gen und den Einfluss der Parteienpolitik zu stärken«. Damit würde die Angelegen- heit zu einem Fall für das Verfassungsrecht und »deshalb mischen wir uns ein« – so heißt es weiter. Verfassungsrechtsfall – wieso? Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes garantiert die Staatsfreiheit oder, besser, die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Frage, ob mit dieser Staatsferne die nach dem ZDF-Staatsvertrag vorgesehene Sitz- bzw. Stimmenverteilung zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Vertretern im ZDF-Fernsehrat und in dessen Verwaltungsrat vereinbar ist, hat durch die Koch’sche Initiative eine überaus aktuelle Brisanz erhalten. Dementsprechend heißt es in dem offenen Brief der 35 deutschen Staatsrechtslehrer: Sollte sich herausstellen, dass letztlich ein Ministerpräsident als Meinungsführer stark genug ist, um einen bestimmten Chefredakteur zu verhindern, so würde dies einen praktischen Beleg dafür liefern, dass die zum Teil geäußerten verfas- sungsrechtlichen Bedenken gegenüber der Zusammensetzung des Gremiums nicht unbegründet sind. Der ausdrückliche Appell »an die Vernunft und die Sachkompetenz aller Vertreter im Verwaltungsrat« und die Aufforderung, »sich nicht an der beabsichtigten staat- lichen Einflussnahme auf die Wahl des Chefredakteurs« zu beteiligen, hat nichts gefruchtet. Nur wenige Tage nach Erscheinen des offenen Briefes lehnte der Ver- waltungsrat des ZDF mit 7:7 Stimmen die Herstellung des Einvernehmens zu der von Intendant Schächter